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Walter und Breckle - 1999 - Vegetation und Klimazonen Grundriß der globalen

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<strong>Vegetation</strong>, Böden jnd Klima sind die wichtigsten<br />

Komponenten ökniogischer Systeme. Das Buch stellt eine<br />

kompakte Synthese unseres Wissens über die Ökologie <strong>der</strong><br />

Erde dar <strong>und</strong> Ist damit die Basis für ein Verständnis <strong>der</strong><br />

großen Zusa' ¡menhänge in globaler Sicht.<br />

Das gut ringeführte Buch behandelt im ersten Teil <strong>der</strong><br />

großzügig illustrierten <strong>und</strong> völlig neu bearbeiteten 7. Auflage<br />

die w-.sentlichen Prozesse <strong>und</strong> Vorgänge auf <strong>der</strong> Erdoberfläche,<br />

die zur Ausbildung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sdecke mit ihrer<br />

ausgeprägten Zonierung führen. Im zweiten Teil werden die<br />

einzelnen <strong>Vegetation</strong>szonen als Groß-Ökosysteme<br />

(=Zonobiome <strong>der</strong> Biogeosphäre) konsequent nach bestimmten<br />

Kriterien vergleichend beschrieben. In kurzer, kompakter<br />

Form wird auf die wesentlichen Kennzeichen <strong>und</strong> Strukturen<br />

sov;ie auf Beispiele für Ökosystemprozesse eingegangen.<br />

Die Groß-Ökosysteme sind zugleich auch Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong><br />

Bezugssystem für alle anthropogenen Verän<strong>der</strong>ungen, die<br />

in den letzten Jahrtausenden, vor allem aber im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

die <strong>Vegetation</strong> verän<strong>der</strong>t haben.<br />

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Auflage<br />

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FÜR WISSEN<br />

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Eine Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Verlage<br />

Wilhelm Fink Verlag München<br />

A. Francke Verlag Tübingen <strong>und</strong> Basel<br />

Paul Haupt Verlag Bern • Stuttgart • Wien<br />

Hüthig Fachverlage Heidelberg<br />

Verlag Leske + Budrich GmbH Opladen<br />

Lucius Er Lucius Verlagsgesellschaft Stuttgart<br />

Mohr Siebeck Tübingen<br />

Quelle Er Meyer Verlag Wiebelsheim<br />

Ernst Reinhardt Verlag München <strong>und</strong> Basel<br />

Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart<br />

Ferdinand Schöningh Verlag Pa<strong>der</strong>born • München • .Wien ■Zürich<br />

Eugen Ulmer Verlag Stuttgart<br />

Vandenhoeck Er Ruprecht Göttingen <strong>und</strong> Zürich<br />

WUV Wien


Abb. 1.<br />

Euryops walterorum, eine strauchige Asteracee, zu Ehren von Herrn Heinrich <strong>und</strong> Frau Erna <strong>Walter</strong> benannt.<br />

Ein Endemit des Gamsberg-Gebietes in Namibia (phot. U. KULL, Febr. 1993).


Heinrich <strong>Walter</strong> <strong>und</strong> Siegmar-<strong>Walter</strong> <strong>Breckle</strong><br />

<strong>Vegetation</strong> <strong>und</strong> <strong>Klimazonen</strong><br />

Gr<strong>und</strong>riß <strong>der</strong> <strong>globalen</strong> Ökologie<br />

7., völlig neu bearbeitete <strong>und</strong> erweiterte Auflage<br />

300 Abbildungen <strong>und</strong> 1 Weltkarte <strong>der</strong> Zonobiome<br />

Verlag Eugen Ulmer Stuttgart


Heinrich <strong>Walter</strong>, geb. 1898 in Odessa, Promotion (Dr. phil.) in Jena 1919, Assistent in Heidelberg<br />

1920 bis 1932 (Habilitation 1923), Rockefeller Fellow 1929/30 (USA), Seit 1932 Direktor des Bot.<br />

Institutes in Stuttgart, es folgte Posen <strong>und</strong> ab 1945 Hohenheim. Emer, seit 1966. Mitglied von vier<br />

Wiss. Akademien, Dr. h.c. nat. tech. (Wien), Ehrenmitglied in- <strong>und</strong> ausländischer wiss. Gesellschaften.<br />

Forschungsreisen: Nordamerika 1929/30, 1969; Afrika 1934/35; 1937/38, 1960, 1963,<br />

1975; Vor<strong>der</strong>er Orient 1954/55, Australien/Neuseeland 1958/59; Südamerika 1965/66, 1968. Gastprofessuren:<br />

Ankara 1954/55, Utah (USA) 1969.<br />

Heinrich <strong>Walter</strong> verstarb 91jährigam 15. 10. 1989.<br />

Siegmar-<strong>Walter</strong> <strong>Breckle</strong>, geb. 1938 in Stuttgart, Promotion (Dr.rer.nat.) in Hohenheim 1966,<br />

Dozent an <strong>der</strong> Universität Kabul 1966-1969, Assistent in Bonn 1970-1976 (Habilitation 1976), Privatdozent<br />

1976-1979, seit 1979 Leiter <strong>der</strong> Abteilung Ökologie an <strong>der</strong> Universität Bielefeld. Mitglied<br />

Akad. Wiss. <strong>und</strong> Kunst Peter I. St. Petersburg, Mitglied in zahlreichen in- <strong>und</strong> ausländ, wiss. Gesellschaften.<br />

Forschungsreisen: Spanien 1965, Afghanistan 1966-69, Ceylon 1967, Nepal 1968, Indien<br />

1968, Utah (USA) 1974, Uzbekistan 1975, Afghanistan 1976, Iran 1977, Australien 1981, Tunesien<br />

1985, südliches Afrika 1986, Domin. Rep. 1988, Costa Rica 1990, 1992, 1993 etc., Chile<br />

1990, 1995, Bolivien 1995, Israel 1964, 1971, 1985, 1990 etc., Türkei 1992, Taiwan 1993, Ägypten<br />

1997, Kazakhstan 1994, <strong>1999</strong>, Ecuador <strong>1999</strong>, Gastprofessuren: Kabul (1966-69), Marburg (1978).<br />

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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme<br />

<strong>Vegetation</strong> <strong>und</strong> <strong>Klimazonen</strong> : Gr<strong>und</strong>riß <strong>der</strong> <strong>globalen</strong> Ökologie<br />

<strong>Walter</strong> <strong>und</strong> Siegmar-<strong>Walter</strong> <strong>Breckle</strong> - 7., völlig neu bearbeitet)<br />

Auflage. - Stuttgart : Ulmer, <strong>1999</strong><br />

(UTB für Wissenschaft : Uni-Taschenbücher ; 14)<br />

ISBN 3-8252-0014-0 (UTB)<br />

ISBN 3-8001-2722-9 (Ulmer)<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen<br />

Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig <strong>und</strong> strafbar. Das gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen <strong>und</strong> die Einspeicherung <strong>und</strong> Verarbeitung in<br />

elektronischen Systemen.<br />

© 1970, <strong>1999</strong> Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.<br />

Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart (Hohenheim)<br />

Printed in Germany<br />

Lektorat: Dr. Frie<strong>der</strong>ike Hübner, Dr. Nadja Kneissler<br />

Herstellung: Steffen Meier<br />

Zeichnungen: Helmuth Flubacher, Waiblingen (angefertigi nach Vorlagen <strong>der</strong> Verfasser)<br />

Einbandgestaltung: Alfred Krugmann, Stuttgart<br />

Satz: Irmi Putterer (KL-Grafik), München<br />

Druck: Gutmann, Talheim


Vorwort zur 5. Auflage (gekürzt)<br />

Als dieses Taschenbuch vor über einem Jahrzehnt zum erstenmal<br />

erschien, war es eine kurze Zusammenfassung <strong>der</strong><br />

zweibändigen „<strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Erde" des Verfassers. Aber die<br />

weitere Auswertung <strong>der</strong> über 60jährigen Forschungstätigkeit<br />

auf ökologischem Gebiet führte immer mehr dazu, die<br />

ökologische Betrachtung in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> zu stellen.<br />

1974 erschien die Auswertung <strong>der</strong> sehr reichen russischen<br />

Literatur (W alter: Die <strong>Vegetation</strong> Osteuropas, Nord- <strong>und</strong><br />

Zentralasiens, 452 S., Stuttgart), 1975 die klimatisch-ökologische<br />

Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde (W alter, H arnickell, M u eller-D<br />

om bois: Klimadiagramm-Karten <strong>der</strong> einzelnen Kontinente<br />

<strong>und</strong> die ökologische Klimagliedemng <strong>der</strong> Erde,<br />

Stuttgart) <strong>und</strong> 1976 die Prinzipien <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung mit Beispielen<br />

(W alter: Die ökologischen Systeme <strong>der</strong> Kontinente,<br />

Geo-Biosphäre, 132 S., Stuttgart).<br />

Diese fortschreitend stärkere Betonung <strong>der</strong> ökologischen<br />

Prinzipien spiegelte sich in den weiteren Auflagen des<br />

UTB14 in den Jahren 1972, 1975, 1979 merklich wi<strong>der</strong>.<br />

Die vorliegende 5. Auflage, wohl die letzte, weil vom Verfasser<br />

im 85. Lebensjahr bearbeitet, entspricht in ihrem gedanklichen<br />

Kern bereits einer Kurzfassung des neuen im Erscheinen<br />

begriffenen Werkes „Ökologie <strong>der</strong> Erde“ (UTB<br />

Große Reihe) von H. W alter <strong>und</strong> S.-W. B reckle, dessen<br />

1. Band bereits erschienen ist (Stuttgart 1983) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

2. Band 1984 gedruckt wird. Das soll durch den Untertitel<br />

dieser 5. Auflage betont werden.<br />

Im Gegensatz zu <strong>der</strong> heute vorherrschenden technisch orientierten,<br />

analytischen biologischen Forschung strebt die<br />

Ökologie die Synthese an, das heißt die Darstellung <strong>der</strong><br />

großen Zusammenhänge. Die Ergebnisse <strong>der</strong> analytischen<br />

Forschung sind die einzelnen Bausteine, die man, bildlich<br />

gesprochen, zu einem Bauwerk o<strong>der</strong> Mosaikbild zusammenfügen<br />

muß. Deswegen benötigt <strong>der</strong> Ökologe unbedingt ein


6 Vorwort<br />

umfassendes Wissen. Noch so gute Spezialkenntnisse auf einem<br />

begrenzten Gebiet genügen nicht. Es war deshalb stets<br />

mein Bestreben im Laufe des langen Lebens, nicht ein Son<strong>der</strong>gebiet<br />

sehr gründlich zu erforschen, son<strong>der</strong>n Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> wissenschaftliche Erkenntnisse auf Forschungsreisen<br />

mit meiner Lebensgefährtin <strong>und</strong> Mitarbeiterin Dr. Erna<br />

<strong>Walter</strong> weltweit zu sammeln, alle Florenreiche <strong>und</strong> <strong>Klimazonen</strong><br />

persönlich zu durchforschen, um Vergleichsmöglichkeiten<br />

in globalem Maßstab zu erhalten. Denn die Ökologie<br />

kann nicht aus Büchern o<strong>der</strong> im Laboratorium erlernt <strong>und</strong><br />

verstanden werden, vielmehr gilt <strong>der</strong> Leitsatz:<br />

„Das Laboratorium des Ökologen ist Gottes Natur<br />

Und sein Arbeitsfeld - die ganze Welt."<br />

Auf die deutschen Pflanzennamen <strong>der</strong> im Text lateinisch benannten<br />

Arten <strong>und</strong> auf die Erklärungen <strong>der</strong> verwendeten<br />

Fach-Fremdwörter vor dem Sachregister sei hingewiesen.<br />

Ostern 1983<br />

Heinrich <strong>Walter</strong><br />

Vorwort zur 6. Auflage (gekürzt)<br />

Erfreulicherweise konnte ich auch diese 6. Auflage noch<br />

vorbereiten. Das geschah in meinem 70. Doktor-Jubiläumsjahr,<br />

denn die Promotion erfolgte an <strong>der</strong> Universität Jena am<br />

13. 12. 1919.<br />

Gegenüber <strong>der</strong> stark verän<strong>der</strong>ten 5. Auflage waren nur einige<br />

Verbesserungen notwendig.<br />

Herbst 1989<br />

Heinrich <strong>Walter</strong><br />

Professor Dr. Heinrich <strong>Walter</strong> verstarb am 15.10. 1989 im<br />

Alter von 91 Jahren.<br />

Vorwort zur 7. Auflage<br />

Die 6. Auflage erfreute sich großer Beliebtheit. Aber in den<br />

letzten Jahren wurden eine Fülle neuer Untersuchungsergebnisse<br />

bekannt, die das Bild <strong>der</strong> Speziellen Ökologie unse­


Vorwort 7<br />

res Erdballs verfeinert haben. Eine Neubearbeitung einzelner<br />

Teile <strong>und</strong> wesentliche Ergänzungen in allen Kapiteln<br />

waren deshalb dringend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Die Ökologie fächert immer weiter auf. Der Begriff Ökologie<br />

wird immer unscharfer <strong>und</strong> die Vorsilbe Öko- taucht an Stellen<br />

<strong>und</strong> in Wortverbindungen auf, die mit dem ursprünglichen<br />

wissenschaftlichen Sinn des Wortstammes nichts mehr<br />

zu tun haben, vielmehr fast eine neue Weltanschauung dokumentieren<br />

sollen. Dabei klaffen Worte <strong>und</strong> Taten diametral<br />

auseinan<strong>der</strong>, <strong>und</strong> dies nicht nur bei politischem Reden <strong>und</strong><br />

Handeln. Dies hat <strong>Walter</strong> schon immer angemahnt, <strong>der</strong> Stil<br />

seiner subjektiven Einschätzungen wurde nicht eliminiert.<br />

Die Konferenz von Rio 1992 war sehr bemerkenswert. Die<br />

Auswirkungen auf politisches Handeln sind aber bislang gering.<br />

Hier gilt es aus wissenschaftlicher Sicht Aufklärung zu<br />

leisten <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ökologie<br />

für eine globale Sichtweise aufzubereiten. Dies war das ursprüngliche<br />

Ziel dieses Taschenbuches <strong>und</strong> dies kann es auch<br />

in Zukunft nur sein.<br />

Die umfangreiche, ausführlichere Fassung, die „Ökologie<br />

<strong>der</strong> Erde" mit vier Bänden, ist bereits weitgehend in zweiter<br />

Auflage erschienen. Sie vertieft vieles, was in diesem Band<br />

nur kurz angesprochen werden kann.<br />

An <strong>der</strong> bewährten <strong>Walter</strong>'schen Gesamtkonzeption <strong>und</strong><br />

konsequenten Glie<strong>der</strong>ung ist nicht allzuviel verän<strong>der</strong>t worden,<br />

aber jedes Kapitel ist überarbeitet <strong>und</strong> durch neuere Ergebnisse<br />

ergänzt, manche Schwerpunkte sind nach neueren<br />

Erkenntnissen an<strong>der</strong>s gewichiei worden. Die Lesbarkeit<br />

wurde erleichtert durch eine stärkere Strukturierung des<br />

Textes, durch eine mo<strong>der</strong>nere Gestaltung <strong>und</strong> ein größeres<br />

Format. Viele Abbildungen <strong>und</strong> Tabellen wurden ersetzt, ergänzt<br />

o<strong>der</strong> erneuert. Auf eine reichliche Illustration wurde<br />

Wert gelegt.<br />

Beson<strong>der</strong>er Dank für ständige Hilfe bei den vielen technischen<br />

Arbeiten gebührt Frau Uta <strong>Breckle</strong>, ebenso meiner<br />

Tochter Margit <strong>Breckle</strong>. Dem Verlag sei gedankt für die gute<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> das Verständnis <strong>und</strong> Entgegenkommen<br />

bei den vielen kleinen Wünschen.<br />

Bielefeld, Sommer 1998 S.-W. <strong>Breckle</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort .................................................................................. 5<br />

Inhaltsverzeichnis................................................................. 8<br />

Physikalische Einheiten <strong>und</strong> Umrechnungsfaktoren 13<br />

Abkürzungen <strong>und</strong> Sym bole............................................... 15<br />

Einleitung <strong>und</strong> B em erkungen.................................. 17<br />

1 Die Aufgabe <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ökologie........... 17<br />

2 Zur Bedeutung <strong>der</strong> heutigen Ökologie als<br />

Weltanschauung ........................................................ 19<br />

3 Zur Bedeutung <strong>der</strong> Tropenökologie für Forschung<br />

<strong>und</strong> Lehre .................................................................. 20<br />

4 Zur Bedeutung <strong>der</strong> Systematik <strong>und</strong> Taxonomie für<br />

die Biologie .................................................................... 22<br />

5 Zur Bedeutung <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen Dokumentation<br />

(zum Beispiel in Museen) ........................... 23<br />

6 Zur Bedeutung <strong>der</strong> Exkursionen für den naturwissenschaftlichen<br />

Nachwuchs............................................. 23<br />

Allgemeiner Teil ........................................................... 25<br />

Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen ................................................... 25<br />

1 Der historische Faktor ............................................... 26<br />

2 Koevolution <strong>und</strong> Symbiosen .................................... 30<br />

3 Biodiversität <strong>und</strong> Populationsökologie..................... 31<br />

4 Das Klima <strong>und</strong> seine Darstellung<br />

(Homoklimate sowie Klimadiagrammkarten)........... 35<br />

5 Umwelt <strong>und</strong> Wettbewerb........................................... 41<br />

6 Die ökologischen Faktoren......................................... 49<br />

7 Strahlung, Licht <strong>und</strong> astronomische Gr<strong>und</strong>lagen . . . 51<br />

8 Die Temperatur .......................................................... 55<br />

9 Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> -<br />

poikilohydre <strong>und</strong> homoiohydre Pflanzen <strong>und</strong><br />

Anpassungen an Wassermangel................................ 59<br />

a Der Wasserfaktor ................................................... 59<br />

b Wasserhaushaltstypen <strong>und</strong> Dürreresistenz ........... 61<br />

c Bodenwasser .......................................................... 61<br />

d Wasserzustand <strong>der</strong> Zelle, Hydratur ........................... 62<br />

e Hydratur bei Xerophyten ...................................... 64<br />

f Wasserhaushalt von Ökosystemen ........................ 72<br />

10 Die Halophyten <strong>und</strong> Salzböden, Halobiome ............. 73<br />

11 Mineralstoffversorgung <strong>und</strong> Böden ........................... 82


Inhaltsverzeichnis 9<br />

12 Ökotypen sowie das Gesetz vom Biotopwechsel<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativen Standortskonstanz ........................ 90<br />

13 Azonale <strong>und</strong> Extrazonale <strong>Vegetation</strong> ....................... 91<br />

Fragen......................................................................... 92<br />

Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie ........ 93<br />

1 Geo-Biosphäre <strong>und</strong> Hydro-Biosphäre........................ 93<br />

2 Die Hydro-Biosphäre ................................................. 94<br />

3<br />

4<br />

Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Geo-Biosphäre in Zonobiome...........<br />

Zonoökotone..............................................................<br />

96<br />

98<br />

5 Orobiome .................................................................. 99<br />

6 Pedobiome.................................................................. 101<br />

7 Rangstufen von ökologischen Systemen................... 102<br />

8 Biome ......................................................................... 104<br />

9 Kleine Einheiten des ökologischen Systems;<br />

Biogeozön <strong>und</strong> Synusien........................................... 104<br />

10 Ökosystem-Biologie <strong>und</strong> das Wesen <strong>der</strong> Ökosysteme 108<br />

11 Höchst produktive Ökosysteme ................................ 118<br />

12 Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Stoffkreisläufe verschiedener<br />

Ökosysteme................................................................ 120<br />

13 Die Bedeutung des Feuers für Ökosysteme............... 122<br />

14 Die einzelnen Zonobiome <strong>und</strong> ihre Verbreitung ....<br />

Fragen.........................................................................<br />

124<br />

132<br />

Spezieller T e il................................................................ 133<br />

I Zonobiom des im m ergrünen tropischen Regenwaldes<br />

(ZB des äquatorialen hum iden Tageszeitenklimas)<br />

............................................................ 134<br />

1 Typische Ausbildung des Klimas im ZB 1 ................. 134<br />

2<br />

3<br />

Böden <strong>und</strong> Pedobiome...............................................<br />

<strong>Vegetation</strong> ..................................................................<br />

137<br />

140<br />

a Struktur <strong>der</strong> Baumschicht, Blühperiodik .............<br />

b Mosaikstruktur <strong>der</strong> Bestände ................................<br />

140<br />

145<br />

c Krautschicht............................................................<br />

d Lianen ....................................................................<br />

147<br />

148<br />

e Epiphyten, Hemi-Epiphyten <strong>und</strong> W ürger............. 150<br />

f Epiphylle ................................................................ 154<br />

g Bio-Diversität.......................................................... 155<br />

4 Abweichende <strong>Vegetation</strong>stypen im ZB I um den<br />

Ä quator....................................................................... 159<br />

5 Orobiom I - tropische Gebirge mit Tageszeitenklima<br />

a Waldstufe................................................................<br />

163<br />

163<br />

b Waldgrenze ............................................................ 165<br />

c Alpine S tufe............................................................ 168<br />

6 Die Biogeozöne des Zonobioms I als Ökosysteme . . . 171<br />

7<br />

8<br />

Tierwelt <strong>und</strong> Nahrungsketten im Zonobiom I ...........<br />

Der Mensch im Zonobiom I ......................................<br />

173<br />

174<br />

9 Zonoökoton I/II - Halbimmergrüner W ald...............<br />

Fragen.........................................................................<br />

176<br />

179<br />

II Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden<br />

Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong> (ZB des hum ido-ariden<br />

tropischen Som m erregengebietes)..................... 180<br />

1<br />

2<br />

Allgemeines................................................................<br />

Zonale <strong>Vegetation</strong> .....................................................<br />

180<br />

183<br />

3 Savannen (Bäume <strong>und</strong> Gräser) ................................ 188<br />

4 Parklandschaften ........................................................ 197


10 Inhaltsverzeichnis<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

III<br />

1<br />

2<br />

3<br />

8<br />

9<br />

10<br />

IV<br />

1<br />

2<br />

Beispiele großflächiger Savannengebiete .................<br />

a Llanos am Orinoko.................................................<br />

199<br />

200<br />

b Campos Cerrados................................................... 204<br />

c Das Chaco-Gebiet...................................................<br />

d Savannen <strong>und</strong> Parklandschaften Ostafrikas...........<br />

204<br />

206<br />

e <strong>Vegetation</strong> des australischen ZB 11..........................<br />

Ökosystemforschung .................................................<br />

206<br />

206<br />

a Lamto-Savanne ...................................................... 207<br />

b Nylsvley-Savanne...................................................<br />

c Tierwelt ..................................................................<br />

209<br />

211<br />

Tropische Hydrobiome im ZB 1 <strong>und</strong> ZB 11.................<br />

Mangroven als Halo-Helobiome im ZB 1<strong>und</strong> ZB 11 . .<br />

213<br />

214<br />

Strandformationen - Psammobiome ........................<br />

Orobiom 11 - tropische Gebirge mit einem Jahresgang<br />

219<br />

<strong>der</strong> Temperatur .......................................................... 220<br />

Der Mensch in <strong>der</strong> Savanne......................................<br />

Zonoökoton 11/111........................................................<br />

222<br />

222<br />

a Sahelzone................................................................ 222<br />

b Thar- o<strong>der</strong> Sindwüste.............................................<br />

c Caatinga..................................................................<br />

223<br />

226<br />

d Tropisches Ostafrika ............................................... 226<br />

e SW-Madagaskar..................................................... 228<br />

Fragen......................................................................... 229<br />

Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

(ZB des subtropischen ariden K lim as)............... 230<br />

Klimatische Subzonobiome .......................................<br />

Die Böden <strong>und</strong> ihr Wasserhaushalt ..........................<br />

230<br />

232<br />

Substratabhängige Wüstentypen ..............................<br />

a Steinwüste (Hamada).............................................<br />

235<br />

235<br />

b Kieswüste (Serir bzw. R eg)....................................<br />

c Sandwüsten (Erg bzw. Areg) ................................<br />

236<br />

236<br />

d Trockentäler (Wadis bzw. Oueds) ........................... 237<br />

e Pfannen (Sebkhas, Dayas o<strong>der</strong> Schotts) ................ 238<br />

f Oasen....................................................................... 238<br />

Wasserversorgung <strong>der</strong> Wüstenpflanzen ...................<br />

Ökologische Typen <strong>der</strong> Wüstenpflanzen...................<br />

238<br />

241<br />

Produktivität <strong>der</strong> Wüstenvegetation.......................... 245<br />

Die Wüstenvegetation in den verschiedenen<br />

Florenreichen ............................................................ 247<br />

a Sahara ....................................................................<br />

b Negev <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sinai...............................................<br />

248<br />

249<br />

c Arabische Halbinsel ...............................................<br />

d Sonora.....................................................................<br />

250<br />

250<br />

e Australische W üsten............................................... 251<br />

f Namib <strong>und</strong> Karoo................................................... 253<br />

g Atacama in Nordchile............................................. 262<br />

Orobiom 111 - die Wüstengebirge <strong>der</strong> Subtropen .... 264<br />

Der Mensch in <strong>der</strong> Wüste ......................................... 265<br />

Zonoökoton 111/lV - die Halbwüsten ........................ 266<br />

Fragen......................................................................... 267<br />

Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

(ZB <strong>der</strong> arldo-hum iden Winterregengebiete) . . 268<br />

Allgemeines................................................................<br />

Über die Entstehung des Zonobioms IV <strong>und</strong> die<br />

268<br />

Beziehungen zum Zonobiom V ................................<br />

Das mediterrane Gebiet .............................................<br />

272<br />

274


J<br />

Inhaltsverzeichnis 11<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Sklerophyllie im Wettbewerb...........<br />

Arides mediterranes Subzonobiom............................<br />

279<br />

282<br />

Kalifornien <strong>und</strong> Nachbarregionen ............................ 284<br />

Mittelchilenisches Winterregengebiet mit den<br />

Zonoökotonen............................................................ 289<br />

Das Kapland in Südafrika........................................... 293<br />

SW- <strong>und</strong> S-Australien ............................................... 295<br />

Mediterrane Orobiome............................................... 299<br />

Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Kanarischen Inseln ......... 302<br />

Der Mensch in den Mediterrangebieten................... 309<br />

Fragen......................................................................... 312<br />

Zonobiom <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

(ZB des w arm tem perierten hum iden Klimas) . 313<br />

Allgemeines................................................................ 313<br />

Tertiärwäl<strong>der</strong>, Lauriphyllie <strong>und</strong> Sklerophyllie...........<br />

Humides Subzonobiom an den Ostseiten <strong>der</strong><br />

315<br />

Kontinente ................................................................ 316<br />

Subzonobiom an den Westseiten <strong>der</strong> Kontinente . . . 320<br />

Biome <strong>der</strong> Eucalyptus-Nothofagus-WAisr SE-<br />

Australiens <strong>und</strong> Tasmaniens......................................<br />

Warmtemperierte Biome Neuseelands .....................<br />

321<br />

323<br />

Fragen......................................................................... 324<br />

VI<br />

VII<br />

Zonobiom <strong>der</strong> w interkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

(ZB des gemäßigten nem oralen Klimas) ...........<br />

Laubabwurf als Anpassung an die Winterkälte........<br />

325<br />

325<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Winterkälte für die Arten <strong>der</strong><br />

nemoralen Zone.......................................................... 327<br />

Verbreitung des Zonobioms V I ..................................<br />

Atlantische Heidegebiete ...........................................<br />

329<br />

331<br />

Der Laubwald als Ökosystem.................................... 336<br />

a Allgemeines ............................................................ 336<br />

b Der Buchenwald Im Solling ..................................<br />

c Ökophysiologie <strong>der</strong> Baumschicht ..........................<br />

340<br />

343<br />

d Ökophysiologie <strong>der</strong> Krautschicht (Synusien) .... 350<br />

e Wasserhaushalt .....................................................<br />

f Der lange Kreislauf (Konsumenten) .....................<br />

356<br />

358<br />

g Destruenten ln <strong>der</strong> Streu <strong>und</strong> im Boden............... 364<br />

h Ökosystem Solling ................................................. 365<br />

Orobiom VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald<strong>und</strong><br />

Baumgrenze........................................................<br />

a Höhenstufen ..........................................................<br />

367<br />

368<br />

b Waldgürtel.............................................................. 369<br />

c Alpine <strong>und</strong> Nivale S tu fe......................................... 373<br />

Zonoökoton VI/VII - die Waldsteppe ........................ 382<br />

Fragen......................................................................... 386<br />

Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

(ZB des ariden gemäßigten K lim as)................... 387<br />

Klima........................................................................... 387<br />

Böden <strong>der</strong> Steppenzone Osteuropas.......................... 388<br />

Wiesensteppen auf Mächtiger Schwarzerde <strong>und</strong> die<br />

Fe<strong>der</strong>grassteppen........................................................ 392<br />

Nordamerikanische Prärie ......................................... 395<br />

Ökophysiologie <strong>der</strong> Steppen- <strong>und</strong> Präriearten .........<br />

Asiatische Steppen.....................................................<br />

399<br />

403


12 Inhaltsverzeichnis<br />

7 Tierwelt <strong>der</strong> Steppen ................................................. 404<br />

8<br />

9<br />

Steppen <strong>der</strong> südlichen Erdhalbkugel .......................<br />

Subzonobiom <strong>der</strong> Halbwüsten ..................................<br />

405<br />

409<br />

10 Subzonobiom <strong>der</strong> Mittelasiatischen W üsten............. 412<br />

11 Die Karakum-Sandwüste........................................... 416<br />

12 Orobiom VII (r 111) in Mittelasien.............................. 421<br />

13<br />

14<br />

Subzonobiom <strong>der</strong> Zentralasiatischen W üsten..........<br />

Subzonobiom <strong>der</strong> kalten Hochplateauwüsten von<br />

423<br />

Tibet <strong>und</strong> Pamir (sZB VII, tlX) .................................. 426<br />

15 Der Mensch in <strong>der</strong> Steppe ......................................... 429<br />

16 Zonoökoton VI/VIII - Boreo-nemorale Zone ...........<br />

Fragen.........................................................................<br />

430<br />

432<br />

VIII Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

(ZB des kalt-gemäßigten borealen Klimas) . . . 433<br />

1 Klima <strong>und</strong> Nadelholzarten <strong>der</strong> borealen Zone ........ 433<br />

2 Die ozeanischen Birkenwäl<strong>der</strong> im ZB VIII ............... 436<br />

3 Die europäische boreale Waldzone............................ 437<br />

4<br />

5<br />

Zur Ökologie des Nadelwaldes..................................<br />

Die sibirische Taiga.....................................................<br />

438<br />

443<br />

6 Extrem kontinentale Lärchenwäl<strong>der</strong> Ostsibiriens mit<br />

den Thermokarsterscheinungen................................ 445<br />

7 Orobiom VIII - Gebirgst<strong>und</strong>ra .................................. 452<br />

8 Moortypen <strong>der</strong> borealen Zone (Peinohelobiome) . . . 452<br />

9 Ökologie <strong>der</strong> Hochmoore........................................... 456<br />

10 Die Westsibirische Nie<strong>der</strong>ung, das größte Moorgebiet<br />

<strong>der</strong> Erde....................................................................... 459<br />

11 Der Mensch in <strong>der</strong> Taiga ............................................ 462<br />

12 Zonoökoton VII/IX (Waldt<strong>und</strong>ra) <strong>und</strong> die polare<br />

Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze.............................................<br />

Fragen.........................................................................<br />

462<br />

464<br />

IX Zonobiom <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra (ZB des arktischen Klimas) 465<br />

1<br />

2<br />

Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra ............................<br />

Ökophysiologische Untersuchungen..........................<br />

465<br />

468<br />

3 Tierwelt <strong>der</strong> Arktischen T<strong>und</strong>ra ................................ 469<br />

4 Der Mensch in <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra......................................... 472<br />

5 Arktische Kältewüste <strong>und</strong> die Solifluktion............... 473<br />

6 Antarktis <strong>und</strong> subantarktische Inseln.......................<br />

Fragen.........................................................................<br />

476<br />

477<br />

Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen 478<br />

1 Phytomasse <strong>und</strong> primäre Produktion <strong>der</strong> einzelnen<br />

<strong>Vegetation</strong>szonen <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesamten Biosphäre .... 478<br />

2 Folgerungen aus ökologischer S icht.......................... 482<br />

3 Die Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

4 .......................................................................<br />

Die Übertechnisierung in den Industrielän<strong>der</strong>n ....<br />

483<br />

486<br />

5<br />

6<br />

Nachhaltige Landnutzung .........................................<br />

Großprogramme <strong>und</strong> globale Projekte .....................<br />

491<br />

494<br />

7 Bekenntnisse..............................................................<br />

Fragen.........................................................................<br />

496<br />

499<br />

L iteraturverzeichnis........................................................<br />

Lateinisch-deutsches Verzeichnis <strong>der</strong> Pflanzennamen<br />

500<br />

512<br />

Erklärungen verwendeter Fach-Fremdwörter ......... 517<br />

S achregister...................................................................... 520


Physikalische Einheiten <strong>und</strong><br />

Umrechnungsfaktoren<br />

Basis-Einheiten<br />

Länge<br />

Masse<br />

Zeit<br />

Temperatur<br />

Lichtstärke<br />

Stoffmenge<br />

Meter<br />

Kilogramm<br />

Sek<strong>und</strong>e<br />

Kelvin<br />

Candela<br />

Mol<br />

m<br />

kg<br />

s<br />

K<br />

cd<br />

mol<br />

Weitere Einheiten<br />

Kraft<br />

Newton<br />

1 N = 1 kg • m ■s“^ 0,102 kp<br />

Druck Pascal<br />

1 Pa = 105 Pa = 0,9869 at ^ 750 Torr = 750 mm Hg<br />

Energie Joule<br />

1 J = 1 N-m = 10^ erg<br />

Wärmemenge<br />

1 kcal = 4,187 kJ = 1,163 Wh<br />

1 J = 0,102 kp-m = 2,29-10-^ kcal<br />

= 2,78- 10-’ kWh<br />

Leistung<br />

Watt<br />

1 W = 1 J ■s“' = 1 N • m • s“'<br />

= 0,102 kp • m • s“*= 0,236 cal • s“'<br />

= 0,86 kcal • h“'<br />

Strahlung, Beleuchtungsstärke<br />

Lux<br />

1 Ix = 1 Im • m"' = ca. 10“^ W • m“^<br />

Lichtstrom<br />

Lumen<br />

Lichtstärke<br />

cd • m“^<br />

1 Ix (Rotlicht) = ca. 4 • 10'5 w • m"^<br />

1 Ix (Blaulicht = Weißlicht) = ca. 10'^ W m^^<br />

1 W • m“^ (PhAR) = 3-5 p,Einstein • m“^ ■s“'<br />

1 Einstein = 1 mol Photonen = 75 kcal (blau) = 3 • lO^J<br />

N<br />

Pa<br />

J<br />

W<br />

Ix<br />

Im<br />

Weitere Umrechnungen<br />

1 g TG • m“^ = 10“^ t • ha“'<br />

1 g organische Masse «= 0,45 g C 1,5 g CO2


14 Physikalische Einheiten <strong>und</strong> Umrechnungsfaktoren<br />

Transformationsenergien für Än<strong>der</strong>ungen des Aggregatzustandes von Wasser:<br />

fest


Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

a Jahr<br />

A Oberflächenfluß<br />

A A-Horizont bei Böden (mit überwiegend organischem Anteil)<br />

B B-Horizont bei Böden (Übergangshorizont zwischen organischer Auflage <strong>und</strong><br />

verwittertem Muttergestein)<br />

BHD Brusthöhendurchmesser von Baumstämmen in Zentimeter<br />

BPP Bruttoprimärproduktion<br />

C C-Horizont bei Böden (Unterboden: verwittertes Muttergestein im Bodenprofil)<br />

°C Grad Celsius<br />

cal Kalorie<br />

CAM Diurnaler Säurestoffwechsel bei <strong>der</strong> Photosynthese (Crassulaceen Add Metabolism)<br />

CEC Kationen Austausch Kapazität (Cation Exchange Capacity)<br />

d Tag (24 h)<br />

D Tageslänge<br />

DI Diversitätsindex<br />

E Einstein (Lichtquantenmenge)<br />

E Ost<br />

Ea Aktuelle Evaporation<br />

Ep Potentielle Evaporation<br />

ET Evapotranspiration (Gesamtverdunstung)<br />

EG Erischgewicht<br />

g Gramm<br />

G G-Horizont bei Böden (staunasser, sauerstoffarmer Gley-Horizont)<br />

h St<strong>und</strong>e<br />

ha Hektar (IO“*m^)<br />

I Interzeption<br />

J Joule<br />

K Kelvin<br />

kg Kilogramm<br />

kW Kilowatt<br />

1 Liter<br />

LAI Blattflächenindex (leaf area index)


16 Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

LG Lichtgenuß<br />

Ix Lux<br />

m Meter<br />

M Masse (Stoffproduktion)<br />

mg Milligramm<br />

min Minute<br />

ml Milliliter<br />

mm Millimeter<br />

mNN Meter über Normalnull (Meereshöhe)<br />

mol Mol<br />

p,m Mikrometer<br />

N Newton<br />

N Nie<strong>der</strong>schlag<br />

N Nord<br />

NPP Nettoprimärproduktion<br />

OB Orobiom<br />

p Dampfdruck<br />

Pg Dampfdruck reinen Wassers<br />

P Turgordruck<br />

Pa Pascal (IPa = 10"^bar)<br />

PB Pedobiom<br />

pH negativer dekadischer Logarithmus <strong>der</strong> Wasserstoffionenkonzentration<br />

(Säurestärke)<br />

Ph Photosynthese<br />

PhAR photosynthetisch aktive Strahlung<br />

ppb Teile pro Milliarde (parts per billion)<br />

ppm Teile pro Million (parts per million)<br />

TT* potentieller osmotischer Druck<br />

R Atmung (respiration)<br />

RF Relative Feuchte<br />

RQ Respirationsquotient (Kohlenhydrate = 1, Fette = 0,7)<br />

s Sek<strong>und</strong>e<br />

S Saugspannung<br />

S Süd<br />

sZB Subzonobiom<br />

t Zeit<br />

t Tonne (10^ kg)<br />

T Transpiration<br />

TG Trockengewicht<br />

Torr = mm Hg, veraltetes Druckmaß (750 Torr = lO^Pa)<br />

UV Ultraviolett (kurzwelliges Licht)<br />

W West<br />

WG Wassergehalt<br />

WSD Wassersättigungsdefizit<br />

ZB Zonobiom<br />

ZÖ Zonoökoton<br />

Wasserpotential


Einleitung <strong>und</strong> Bemerkungen<br />

1 Die Aufgabe <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ökologie<br />

Die Ökologie ist eine biologische Wissenschaft <strong>und</strong> damit<br />

ebenso wie das Leben (nach unseren heutigen Kenntnissen)<br />

in unserem Sonnensystem nur auf die Erde beschränkt. Leben<br />

als Ganzes ist mit offenen Kreisläufen <strong>und</strong> Energiedurchfluß<br />

verb<strong>und</strong>en - also einem Aufbau von Stoffen mit<br />

Bindung <strong>der</strong> Sonnenenergie sowie einem Abbau mit Freisetzen<br />

<strong>der</strong> geb<strong>und</strong>enen Energie meist in Form von Wärme.<br />

Die kleinste selbständige Einheit des Lebens ist die Zelle,<br />

mit <strong>der</strong>en Kompartimenten, <strong>der</strong>en Struktur <strong>und</strong> Funktion<br />

sich Molekularbiologie, Biochemie <strong>und</strong> Physiologie befassen.<br />

Dabei spielt die Ultrastrukturforschung mit neuesten<br />

Techniken heute eine große Rolle, ebenso wie die Erfassung<br />

<strong>und</strong> Manipulation des Erbguts.<br />

Die Einzeller bilden vor allem das Studienobjekt <strong>der</strong> Mikrobiologie.<br />

Die nächsthöhere lebende Einheit ist <strong>der</strong> Organismus<br />

mit seinen vielzelligen Geweben <strong>und</strong> Organen. Wir<br />

unterscheiden pflanzliche <strong>und</strong> tierische Organismen, die<br />

morphologisch, anatomisch <strong>und</strong> funktionell sehr verschiedenartig<br />

sind. Mit den ersteren beschäftigt sich die Phytologie<br />

(Botanik), mit den letzteren die Zoologie. Die grünen<br />

Pflanzen sind autotroph <strong>und</strong> aufbauend, die farblosen sowie<br />

die tierischen Organismen heterotroph <strong>und</strong> um- o<strong>der</strong> abbauend.<br />

Fleterotroph sind auch die Pilze, die heute meist als<br />

eigene Organismengruppe angesehen werden <strong>und</strong> mit <strong>der</strong><br />

sich die Mykologie befaßt.<br />

Die ökologischen Faktoren wirken auf unterschiedlichen<br />

Komplexitätsebenen, natürlich auch schon im molekularen<br />

Bereich (Tab. 1). Sie verursachen bestimmte Wirkungen <strong>und</strong><br />

Interaktionen. Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Individuen erfolgt dabei<br />

die Anpassung über Modifikationen, Mutationen <strong>und</strong> Selektion.<br />

Dies ist unter an<strong>der</strong>em das Arbeitsgebiet des Teilbe-


18 Einleitung <strong>und</strong> Bemerkungen<br />

Tab. 1. Die verschiedenen Komplexitätsebenen <strong>und</strong> Beispiele für<br />

Einwirkungen<br />

Komplexitätsebene<br />

Interaktionen <strong>und</strong><br />

Wirkungen in Biomen,<br />

in <strong>der</strong> Biosphäre<br />

(Großökosysteme)<br />

Interaktionen <strong>und</strong><br />

Wirkungen in Ökosystemen<br />

Wirkungen auf<br />

Populationen<br />

Interaktionen mit<br />

intakten, ganzen<br />

Pflanzen, Individuen<br />

Interaktionen mit Zellen<br />

Interaktionen mit<br />

Geweben<br />

Effekte auf<br />

Zeliorganelle<br />

Effekte an<br />

Biomembranen<br />

Bioeffekte an Makromolekülen<br />

Beispiele für Reaktionen, mögliche Wirkungen (zum Beispiel<br />

bei Salzeinwirkung)<br />

Salz- <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Stoffkreisläufe, Stoffbilanzen, Energieflüsse,<br />

Sedimentation, Akkumulation in Erosionsbecken, geomorphologische<br />

Langzeitprozesse<br />

Salz- <strong>und</strong> Mineralstoffkreisläufe, Massengleichgewicht, Akkumulationen,<br />

Stoffbilanzen, Energieausbeute, Artenzusammensetzung<br />

(Frequenz <strong>und</strong> Dominanz)<br />

Reproduktion, Altersverteilung, Konkurrenzkraft, Selektion<br />

Mineralstoffwechsel, Vitalität, Wasserhaushalt, Anpassungen<br />

des Wachstums, <strong>der</strong> Entwicklungsstadien, Hormongleichgewicht<br />

Formative Effekte, verän<strong>der</strong>te Differenzierungen, verfrühte<br />

Seneszenz<br />

Formative Effekte, Defektbildungen, osmotischer Streß,<br />

loneneffekte<br />

Atmung, Photosynthese, Biosynthesen sek<strong>und</strong>ärer Pflanzenstoffe<br />

Permeabilitäts-, Potentialän<strong>der</strong>ungen<br />

Genregulation, Enzymaktivitäten, DNA-Verän<strong>der</strong>ungen<br />

reichs <strong>der</strong> Autökologie. Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Ökosysteme bedeuten<br />

diese Anpassungen <strong>und</strong> sich ständig än<strong>der</strong>nde Populationsstrukturen<br />

eine immer wie<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Dynamik<br />

etwa für Stoffkreisläufe <strong>und</strong> Energieflüsse. Populationen<br />

werden durch die Demökologie erfaßt, die Synökologie<br />

untersucht Lebensgemeinschaften <strong>und</strong> ihre Zusammensetzung<br />

(statische Betrachtung), die Ökosystembiologie<br />

erforscht die Dynamik in Lebensgemeinschaften <strong>und</strong> damit<br />

auch die Eigenschaften, die die Energieflüsse <strong>und</strong> die Stoffkreisläufe<br />

bedingen.<br />

Die höchsten lebenden Einheiten sind die Lebensgemeinschaften<br />

<strong>der</strong> pflanzlichen <strong>und</strong> tierischen Organismen, jeweils<br />

aus Populationen aufgebaut, die zusammen mit den<br />

abiotischen Umweltfaktoren (Klima <strong>und</strong> Boden, vgl.<br />

S. 35, 49) Ökosysteme bilden, die durch einen ständigen<br />

Stoffkreislauf <strong>und</strong> Energiefluß ausgezeichnet sind. Die Untersuchung<br />

dieser Ökosysteme von den kleinsten bis zum


<strong>globalen</strong> - <strong>der</strong> Biosphäre - ist die Aufgabe <strong>der</strong> Ökologie im<br />

weitesten Sinne.<br />

Dieses Taschenbuch gibt eine kurze, verständliche Einführung<br />

in diese globale Ökologie.<br />

W alter, <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> dieses Lehrbuches, hat die Zusammenhänge<br />

zwischen Mensch <strong>und</strong> Biosphäre folgen<strong>der</strong>maßen<br />

ausgedrückt:<br />

„Die Biosphäre bildet die natürliche Welt, in die <strong>der</strong><br />

Mensch hineingestellt ist <strong>und</strong> die er dank seiner geistigen<br />

Fähigkeiten objektiv zu betrachten vermag - wodurch er<br />

sich aber auch über sie hinausheben kann. Einerseits ist<br />

er ein Kind dieser Außenwelt, abhängig von <strong>der</strong> Natur,<br />

an<strong>der</strong>erseits wird er durch seine Innenwelt mit dem Göttlichen<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Nur wenn er sich dieser Bindungen nach unten <strong>und</strong> nach<br />

oben bewußt ist, kann er sich zu einem harmonischen,<br />

weisen Wesen entwickeln, das mit dem Tode seine Vollendung<br />

im Göttlichen findet. Der Mensch ist nicht nur<br />

berufen, die Natur zu nutzen, son<strong>der</strong>n sie auch in ihrem<br />

ökologischen Gleichgewicht zu verstehen, zu erhalten<br />

<strong>und</strong> sie nach Kräften zu bewahren."<br />

Um diese Aufgabe zu erfüllen <strong>und</strong> keinen Raubbau zu betreiben,<br />

<strong>der</strong> letztlich seine eigene Existenz in Frage stellt, muß<br />

<strong>der</strong> Mensch die ökologischen Gesetzmäßigkeiten <strong>der</strong> Natur<br />

erkennen <strong>und</strong> sie berücksichtigen, auch wenn es immer<br />

noch <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> Menschen gibt, die glauben, die Natur<br />

abschaffen zu können <strong>und</strong> ganz auf die Technik zu bauen.<br />

Wir werden uns vor allem mit den natürlichen ökologischen<br />

Verhältnissen beschäftigen, denn es würde den Rahmen<br />

dieser Kurzfassung sprengen, auch noch die sek<strong>und</strong>ären,<br />

durch den Menschen geschaffenen Ökosysteme <strong>und</strong><br />

die verschiedenen Degradationsstadien ausführlich zu behandeln,<br />

zumal die ökologischen Gesetzmäßigkeiten <strong>der</strong> Natur<br />

bei natürlichen Ökosystemen, die also in einem dynamischen<br />

Gleichgewicht sind, am besten erkennbar werden.<br />

Natürliche Ökosysteme sind die Bezugsgröße <strong>der</strong> Nachhaltigkeit.<br />

Sie haben Vorbildfunktion. Sie haben sich in mehr<br />

als jahrmillionenlanger Evolution entwickelt <strong>und</strong> optimiert.<br />

2 Zur Bedeutung <strong>der</strong> heutigen Ökologie<br />

als Weltanschauung<br />

Die Ökologie als Teil <strong>der</strong> Biologie, die Haushaltslehre <strong>der</strong> Natur,<br />

ist, wie H aeckel (1866) es formulierte, die gesamte Wissenschaft<br />

von den Beziehungen des örganismus zur umgebenden<br />

Außenwelt.<br />

Bedeutung <strong>der</strong> heutigen Ökologie als Weltanschauung 19


20 Einleitung <strong>und</strong> Bemerkungen<br />

Umfassen<strong>der</strong> wird die<br />

heutige wissenschaftliche<br />

Ökologie als die<br />

„Wissenschaft von den<br />

Wechselwirkungen <strong>der</strong><br />

Organismen untereinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> mit ihrer Umwelt"<br />

definiert.<br />

_ „Ökologisch ges<strong>und</strong>e<br />

Nahrung", „eine ökologisch<br />

intakte Wiese",<br />

„Öko-Politik", „ein Öko-<br />

Waschmittel", was soll damit<br />

ausgesagt werden:<br />

nichts als Augenwischerei<br />

o<strong>der</strong> gar Volksverdummung.<br />

Wo bleibt <strong>der</strong> „ges<strong>und</strong>e<br />

Menschenverstand",<br />

<strong>der</strong> gegen die<br />

Konsumflut kämpft,<br />

gegen die abstumpfende<br />

Flut an Werbung <strong>und</strong><br />

Lärmberieselung?<br />

Erst in den letzten beiden Jahrzehnten ist die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Ökologie auch in das Bewußtsein <strong>der</strong> Bevölkerung gelangt.<br />

Allerdings wurde sie mit <strong>der</strong> „Grünen Welle" dann<br />

auch vielfach in ihrer Bedeutung völlig verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> mit<br />

<strong>der</strong> Vorsilbe „Öko" wurden Begriffe ergänzt, die mit <strong>der</strong> eigentlichen<br />

wissenschaftlichen Ökologie gar nichts mehr zu<br />

tun haben. Ökologie wurde teilweise als Hellslehre verbrämt.<br />

Dabei gibt es in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ökologie keinen<br />

Wertbegriff: eine Naturkatastrophe ist ökologisch nichts<br />

Schlechtes. Ein Hurrikan, ein Tsunami, ein Eisregen, Verbuschung<br />

<strong>der</strong> Savanne, Steppenbrände, all dies sind natürliche<br />

Prozesse. Sie sind Teil einer natürlichen Dynamik, die allerdings<br />

heute durch den Menschen <strong>und</strong> seine über das Lokale<br />

hinausgehende Beeinflussung <strong>der</strong> Natur über globale Wirkungsmechanismen<br />

erheblich modifiziert sein kann.<br />

Allerdings erhalten diese Prozesse sofort eine Wertkategorie,<br />

wenn sie die Lebensumstände, die Umwelt des Menschen<br />

negativ verän<strong>der</strong>n. Um ökologische Gesetzmäßigkeiten<br />

zu verstehen, sollte man davon zunächst abstrahieren<br />

<strong>und</strong> erst in einem zweiten o<strong>der</strong> dritten Schritt die „humanökologische"<br />

Tragweite erfassen.<br />

Es erscheint heute mehr denn je wichtig, mit klar definierten<br />

Begriffen zu arbeiten, die dann möglichst im gleichen<br />

Sinne von allen Biologen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Naturwissenschaftlern<br />

verwendet werden, sonst sind Mißverständnisse<br />

unvermeidlich. Hierzu leistet das Handbuch <strong>der</strong> Ökologie<br />

(R üttler 1995) einen wichtigen Beitrag.<br />

3 Zur Bedeutung <strong>der</strong> Tropenökologie für<br />

Forschung <strong>und</strong> Lehre<br />

Es gibt keine an<strong>der</strong>e Lebensgemeinschaft auf dem Festland,<br />

die so bunt <strong>und</strong> formenreich mit einer unglaublichen Artenfülle,<br />

mit einer unglaublichen Vielfalt an vernetzten Prozessen<br />

ist, wie <strong>der</strong> tropische Regenwald. Das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert ist<br />

durch eine rasche Beschleunigung <strong>der</strong> Zerstörung dieser<br />

Wäl<strong>der</strong> gekennzeichnet: eintönige Äcker, Viehweiden, Bananen-<br />

o<strong>der</strong> Kaffeeplantagen <strong>und</strong> die sich in die Wä<strong>der</strong><br />

hineinfressenden Siedlungen dokumentieren den Raubbau.<br />

Der Artenreichtum geht in rasantem Tempo verloren. Vieles<br />

wird unerkannt <strong>und</strong> unerforscht für immer verschwinden<br />

o<strong>der</strong> ist schon ausgerottet. Nur langsam setzt sich die Überzeugung<br />

durch, daß die tropischen Wäl<strong>der</strong>, aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

ungeheuren genetischen Potentials, aufgr<strong>und</strong> ihrer <strong>globalen</strong><br />

Bedeutung für Klima <strong>und</strong> Boden, bewahrt werden müssen.


Bedeutung <strong>der</strong> Tropenökologie für Forschung <strong>und</strong> Lehre 21<br />

Die Tropenökologie hielt in Deutschland bislang einen<br />

Dornröschenschlaf, obwohl eigentlich A lexan<strong>der</strong> von H u m ­<br />

boldt die Tropenbiologie (wie es vielleicht besser heißen<br />

müßte) mit fast allen auch heute noch wichtigen Facetten<br />

begründet hat (S challer 1993). In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n (Nie<strong>der</strong>lande,<br />

USA, Frankreich) hat man eher erkannt, daß es<br />

großer wissenschaftlicher Anstrengungen bedarf, den vielfach<br />

größeren Artenreichtum <strong>und</strong> die damit zusammenhängenden<br />

unendlich vielfältigen Wechselwirkungen zu erfassen.<br />

Die Tropenökologie müßte durch eigene Lehrstühle,<br />

durch eigene Forschungszentren (warum gibt es nicht mehrere<br />

Max-Planck-Forschungszentren, zusätzlich zum MPI<br />

für Limnologie in Plön?) wesentlich gestärkt werden. Warum<br />

gibt es nicht wenigstens drei Son<strong>der</strong>forschungsbereiche<br />

<strong>der</strong> Df{i für die drei tropischen Hauptregionen?<br />

Sind viele <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit von Deutschland aus untersuchten<br />

Forschungsthemen in den Tropen tropenökologische<br />

Themen? fragt Schaller (1993) <strong>und</strong> fährt sinngemäß fort:<br />

Diese Frage stellt sich auch deswegen, weil die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Gutachter für tropische Forschungsprojekte zu einem<br />

Forschertyp gehört, <strong>der</strong> naturgemäß wenig Verständnis<br />

<strong>und</strong> Wohlwollen fürs Qualitative in <strong>der</strong> Ökologie, also für<br />

die nicht reaktiven Lebensäußerungen <strong>der</strong> Organismen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en komplexe Vernetzungen hat. „Auf jeden Fall<br />

wird es auch weiterhin nützlich sein, Begriff <strong>und</strong> Betrieb<br />

<strong>der</strong> sogenannten Tropenökologie kritisch im Auge zu behalten,<br />

damit dieses faszinierende Biologische Aufgabengebiet<br />

nicht in falsche Hände kommt".<br />

Ohne eine breite tropenökologische Forschung gibt es auch<br />

keine f<strong>und</strong>ierte Lehre. Wenn es keinen wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs gibt, kann auch wenig verän<strong>der</strong>t werden.<br />

„Stromausfälle in Computerräumen scheinen heute die<br />

schlimmsten Naturkatastrophen zu sein."<br />

Ökologische Gesetzmäßigkeiten lassen sich in Mitteleuropa,<br />

diesem erst seit <strong>der</strong> letzten Eiszeit kümmerlich mit Pflanzenarten<br />

besiedelten Raum, auch erfassen; sie helfen aber<br />

unseren Studenten wenig, wenn diese in die Tropen kommen<br />

<strong>und</strong> dort in <strong>der</strong> „Vielfalt an Arten <strong>und</strong> funktionalen<br />

Wechselwirkungen <strong>der</strong> Grünen Hölle ertrinken" .<br />

Ökologische Gesetzmäßigkeiten sollten heute zur Allgemeinbildung<br />

gehören <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e Tropenökologie ist<br />

ein wichtiges Teilfach, denn es berührt die Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

des Menschen, nicht nur in den Tropen. Diese Erkenntnis<br />

zu gewinnen, die ein sachgerechtes <strong>und</strong> umsichtiges<br />

Handeln möglich macht, erfor<strong>der</strong>t ein entsprechendes Ausbildungssystem.<br />

^ Ein Bruchteil <strong>der</strong> Forschungsgel<strong>der</strong><br />

z. B. für<br />

Kernphysik, Gentechnologie<br />

o<strong>der</strong> für die Antarktisforschung<br />

würde in<br />

Deutschland, heute einem<br />

Entwicklungsland <strong>der</strong> Tropenökologie,<br />

die Situation<br />

verbessern.<br />

^ Ökologie einschließlich<br />

Tropenökologie sollte<br />

Pflichtfach an deutschen<br />

Universitäten nicht nur<br />

für alle Naturwissenschaftler<br />

werden.


22 Einleitung <strong>und</strong> Bemerkungen<br />

L<br />

^ Systematik <strong>und</strong> Taxonomie<br />

sind wesentliche<br />

Gr<strong>und</strong>lagen bei <strong>der</strong> Verständigung<br />

zwischen den<br />

biologischen Disziplinen.<br />

Die Systematik bringt<br />

Ordnung in die Vielfalt.<br />

Sie muß einerseits konservativ<br />

<strong>der</strong> Verständigung<br />

dienen, an<strong>der</strong>erseits progressiv<br />

die Erkenntnisfortschritte<br />

<strong>der</strong> Phylogenetik<br />

auch in <strong>der</strong> Nomenklatur<br />

zum Ausdruck bringen.<br />

Ohne f<strong>und</strong>ierte Systematik<br />

<strong>und</strong> Taxonomie hängt<br />

nicht nur die Ökologie,<br />

son<strong>der</strong>n auch die ganze<br />

Biologie in <strong>der</strong> Luft.<br />

4 Zur Bedeutung <strong>der</strong> Systematik <strong>und</strong> Taxonomie<br />

für die Bioiogie<br />

Die Vernichtung tropischer Ökosysteme vergrößert nicht<br />

nur degradierte Flächen <strong>und</strong> macht sie durch Erosion völlig<br />

unfruchtbar, viel schwerwiegen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Verlust an Artenvielfalt<br />

(B oerboom & WiERSUM 1983). Diese Vernichtung<br />

führt zu einem überproportional großen Verlust an Pflanzen-<br />

<strong>und</strong> Tierarten des Erdballs <strong>und</strong> entsprechend aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmter Lebensgemeinschaften. Der Artenschw<strong>und</strong><br />

durch Urwaldsterben geht um ein Vielfaches<br />

rascher vor sich als etwa das Aussterben <strong>der</strong> Saurier o<strong>der</strong> die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen während <strong>der</strong> Glazialzeiten.<br />

Derzeit sind etwa 1,5 Millionen Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />

beschrieben, also wissenschaftlich dokumentiert. Dies ist<br />

aber, wie man heute annnehmen muß, nur ein Bruchteil<br />

<strong>der</strong> Arten auf dem Erdball. Die Diversität bestimmter Räume<br />

im Vergleich <strong>und</strong> bei Vergleich verschiedener Erfassungsmethoden<br />

läßt sich durch Extrapolation abschätzen, dabei gelangt<br />

man zu Zahlenwerten von fünf bis zehn Millionen Arten.<br />

An<strong>der</strong>e Ansätze, etwa durch Fraktalgeometrie, ergeben<br />

Artenzahlen um etwa 30 Millionen. Die realen Zahlen sind<br />

sehr unsicher abzuschätzen, aber jedes neue Expeditionsmaterial<br />

aus den Tropen erbringt stets eine Fülle neuer Arten.<br />

Die wissenschaftliche Bearbeitung des Materials hinkt oft<br />

Jahre nach. Die Zahl <strong>der</strong> Spezialisten für viele Tiergruppen<br />

ist so gering, daß sie mit <strong>der</strong> Bearbeitung des Materials nicht<br />

nachkommen, bzw. das meiste unbearbeitet liegen bleibt.<br />

Die systematische Zugehörigkeit, die taxonomisch-nomenklatorisch<br />

einwandfreie Benennung, o<strong>der</strong> erst recht die phylogenetischen<br />

Zusammenhänge sind in vielen Tiergruppen<br />

nur ganz grob bekannt. Bei den Höheren Pflanzen sieht <strong>der</strong><br />

Bearbeitungsstand deutlich besser aus, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> doch<br />

geringeren Artenzahlen. Aber bereits bei den Algen <strong>und</strong> erst<br />

recht bei den Pilzen sind noch so viele unbekannte neue Arten<br />

zu erwarten, daß es dringlich geboten wäre, den Unterricht,<br />

also Lehre <strong>und</strong> Forschung, in Systematik an den deutschen<br />

Hochschulen <strong>und</strong> manchen Forschungszentren nicht<br />

nur erheblich zu forcieren, son<strong>der</strong>n ihn wenigstens überhaupt<br />

wie<strong>der</strong> einmal einzuführen. Eigentlich arbeiten alle<br />

Biologen mit Organismen - manche Wissenschaftler, so hat<br />

man den Eindruck, scheinen aber oft gar nicht zu wissen,<br />

mit welchen Organismen sie tatsächlich arbeiten <strong>und</strong> was<br />

phylogenetische Zusammenhänge bedeuten.<br />

Ga m s: „Alle Erkenntnisse <strong>der</strong> verschiedenen Teildisziplinen<br />

<strong>der</strong> Biologie, also möglichst alle Merkmale, sollten letztlich ge-


Bedeutung <strong>der</strong> Exkursionen für den naturwissenschaftlichen Nachwuchs 23<br />

nutzt werden, um zu einer ständigen Verbesserung des natürlichen<br />

Systems <strong>der</strong> Organismen zu kommen" (mündl. Mitt.).<br />

Die Systematik ist die biologische Wissenschaft <strong>der</strong> Zukunft,<br />

es ist allerdings fraglich, ob auch in Deutschland?<br />

Vielleicht hilft die internationale Dachorganisation DIVER-<br />

SITAS, die jetzt sogar in Deutschland ein zentrales Büro <strong>und</strong><br />

Komittee gegründet hat, neben den schon lange eingeführten<br />

Forschungsverb<strong>und</strong>projekten {Weltklima, biogeochemische<br />

Kreisläufe etc.) im Rahmen von „Global Change", die<br />

Lücken zu verkleinern (vgl. S. 495).<br />

5 Zur Bedeutung <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Dokumentation (zum Beispiel in Museen)<br />

Bei <strong>der</strong> systematisch-taxonomischen Bearbeitung <strong>der</strong> Artenvielfalt<br />

kommt <strong>der</strong> Dokumentation eine entscheidende Bedeutung<br />

zu. Typusmaterial, anhand dessen die Artdiagnosen<br />

beschrieben sind, muß als wesentliche Dokumentationsgr<strong>und</strong>lage<br />

in Museen, bzw. in den großen Herbarien, als den<br />

wesentlichen Dokumentationszentren aufbewahrt werden.<br />

Heute lassen sich Kataloge <strong>und</strong> taxonomische Übersichten,<br />

Bestimmungsschlüssel, Arealkarten im Internet hinterlegen,<br />

<strong>und</strong> sie können so allen Nutzern zugänglich gemacht<br />

werden. Aber auch hierfür fehlen ausreichend viele fähige<br />

Nachwuchsbiologen <strong>und</strong> erst recht die politische Einsicht<br />

zur richtigen zukunftsorientierten Prioritätensetzung.<br />

Es gibt noch immer viele Amateurwissenschaftler, die<br />

sich in ihrer Freizeit mit einer bestimmten Organismengruppe<br />

beschäftigen. Viele dieser privaten Sammler besitzen<br />

wertvolle kleine Sammlungen. Die Museen müssen in die<br />

Lage versetzt werden, solches Material als Schenkung o<strong>der</strong><br />

als Nachlaß o<strong>der</strong> auch käuflich zu erwerben. Heute scheitert<br />

dies oft an mangelnden finanziellen, personellen o<strong>der</strong> räumlichen<br />

Resourcen <strong>und</strong> wertvolles, vielleicht unwie<strong>der</strong>bringliches<br />

Material landet auf dem Müll.<br />

^ Museen haben neben<br />

<strong>der</strong> Aufgabe, wissenschaftliche<br />

Sachverhalte,<br />

Prozesse <strong>und</strong> Strukturen<br />

in Ausstellungen <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

eingängig zu<br />

präsentieren, vor allem<br />

die wichtige Aufgabe <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Dokumentation.<br />

6 Zur Bedeutung <strong>der</strong> Exkursionen für den naturwissenschaftlichen<br />

Nachwuchs<br />

Der studentische Nachwuchs kann sich in organismischer<br />

Biologie nur zurecht finden, wenn ihm die Möglichkeiten<br />

im Gelände Organismen in ihrer LFmwelt kennenzulernen<br />

geboten werden. Manche Universitäten verlangen gar keine<br />

Exkursionen mehr.<br />

Offensichtlich gibt es mehr <strong>und</strong> mehr Biologen, die nie das<br />

Glück hatten, an einer guten Großen Exkursion teilzuneh­


24 Einleitung <strong>und</strong> Bemerkungen<br />

^ Exkursionen sind die<br />

intensivste Form des Lernens.<br />

Durch analytisches<br />

Erfassen <strong>und</strong> synthetisches<br />

Verknüpfen von Zusammenhängen<br />

lernt man<br />

richtiges Schauen <strong>und</strong><br />

Verstehen unter Einsatz<br />

aller Sinne.<br />

men <strong>und</strong> zu erkennen, daß dies die intensivste Art des Lernens,<br />

des Erfassens nicht nur biologischer, son<strong>der</strong>n allgemein<br />

wissenschaftlicher Zusammenhänge ist. Nicht nur sehen,<br />

wie vor <strong>der</strong> „Glotze" einem etwas präsentiert wird, son<strong>der</strong>n<br />

zu schauen <strong>und</strong> synthetisch Zusammenhänge zu erfassen,<br />

zum Beispiel über die geologische, die geomorphologische Situation,<br />

die Möglichkeiten <strong>der</strong> Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft im<br />

betrachteten Gebiet, die Pflanzen- <strong>und</strong> Tierwelt <strong>und</strong> ihre<br />

gegenseitige Abhängigkeit, die raum-zeitliche Dynamik <strong>der</strong><br />

Produzenten, <strong>der</strong> Konsumenten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abbauprozesse, die<br />

Phänologie, die historischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Landschaftsentstehung,<br />

die Möglichkeiten <strong>der</strong> nachhaltigen Erhaltung, all<br />

dies kann man, auf einem Hügel stehend, den Studenten erläutern,<br />

aber ob Fakultäten (o<strong>der</strong> Ministerien) dies heute<br />

noch wollen? Biologie ohne gebührenden Anteil an Freilandbiologie<br />

ist eine amputierte Biologie. Bei Exkursionen<br />

steht <strong>der</strong> Teilnehmer mitten im Geschehen. Nur dann kann<br />

er auch möglichen Gefahren begegnen, nur dann sind auch<br />

entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ohne ängstliche Hysterie<br />

(zum Beispiel gegen Zecken) eine selbstverständliche Vorbeugung,<br />

<strong>und</strong> nur dann lernt er auch, sich in <strong>der</strong> Natur naturgerecht<br />

zu bewegen.<br />

Gerade auch für an<strong>der</strong>e Fachrichtungen sind Exkursionen<br />

heute von ausschlaggeben<strong>der</strong> Wichtigkeit. Erfreulicherweise<br />

haben dies manche studentische Fachschaften<br />

schneller erfaßt als mancher mehrfach reformierte <strong>und</strong> sogenannte<br />

mo<strong>der</strong>ne Fächer lehrende Lehrkörper.<br />

FRAGEN<br />

1 Warum sind für alle Biologen Gr<strong>und</strong>lagenkenntnisse in biologischer<br />

Systematik unabdingbar?<br />

2 Wieviele Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten gibt es?<br />

3 Welchen Wert hat eine hohe Biodiversität?<br />

4 Auf welcher Komplexitätsebene in <strong>der</strong> Biologie arbeiten Ökologen?<br />

5 Was ist eine ökologische Katastrophe?<br />

6 Welche Aufgabe haben naturwissenschaftliche Museen?<br />

7 Warum muß Freilandbiologie ein wichtiger Teil in <strong>der</strong> biologischen<br />

Ausbildung sein?<br />

8 Lassen sich Pflanzen <strong>und</strong> Tiere am Computer bestimmen?<br />

9 Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen Phylogenetik, Systematik,<br />

Taxonomie, Nomenklatur?<br />

10 Welcher wesentliche didaktische Unterschied besteht zwischen<br />

einer thematischen Freilandexkursion <strong>und</strong> einer Laborübung?


5^<br />

Allgemeiner Teil:<br />

Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen


26 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

1 Der historische Faktor<br />

^ Plattentektonik: Die<br />

heutige Lage <strong>der</strong> Platten<br />

ist geotektonisch gesehen<br />

nur eine bestimmte<br />

Momentaufnahme. Für<br />

das Verständnis <strong>der</strong> heutigen<br />

Verbreitung <strong>der</strong> Organismen<br />

ist die frühere<br />

Lage <strong>der</strong> Platten zueinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ablauf <strong>der</strong><br />

Evolution eine wichtige<br />

Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Abb. 2.<br />

Übersicht über die wesentlichen<br />

tektonischen Platten <strong>der</strong> Erdkruste.<br />

Angegeben sind ferner die<br />

Bewegungsrichtung <strong>der</strong> Platten,<br />

Gebirgsbildungszonen, Subduktlonszonen<br />

<strong>und</strong> vulkanisch beson<strong>der</strong>s<br />

aktive Gebiete (nach<br />

SchOnwiesb 1994).<br />

Die heutige Geo-Biosphäre ist aufs engste mit <strong>der</strong> Erdgeschichte<br />

verknüpft. Sie ist das Ergebnis einerseits einer langen<br />

Entwicklung des Pflanzen- <strong>und</strong> Tierreichs, an<strong>der</strong>erseits<br />

einer langen geotektonischen Geschichte <strong>der</strong> festen Erdoberfläche.<br />

Deswegen muß man in <strong>der</strong> Ökologie stets die historische<br />

Entwicklung berücksichtigen.<br />

Die Kontinente waren früher in <strong>der</strong> heutigen Form nicht<br />

vorhanden, auch nahmen sie eine an<strong>der</strong>e Lage zu den Polen<br />

<strong>und</strong> dem Äquator ein. Diese WEGENERSche Kontinentalverschiebungstheorie<br />

ist heute fortentwickelt als Theorie <strong>der</strong><br />

Plattentektonik. Die Bewegungen <strong>der</strong> Landmassen werden<br />

durch die Großschollentektonik <strong>und</strong> Konvektionsströmungen<br />

im Erdmantel erklärt.<br />

Die Bewegung <strong>der</strong> Platten von einigen Zentimetern pro<br />

Jahr führt zu sehr langsamen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Platten zueinan<strong>der</strong>.<br />

Die heutige Lage <strong>der</strong> Platten ist in Abb. 2 gezeigt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> magmatischen Aufquellgebiete (zum Beispiel<br />

Öffnung, Erweiterung des Atlantiks) muß es an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle zum „Untertauchen" von Plattenmaterial kommen,<br />

dies erfolgt im Bereich <strong>der</strong> Subduktionszonen. In ihrer<br />

Nähe sind meist beson<strong>der</strong>s aktive vulkanische Gebiete, die<br />

Pazifische<br />

Platte<br />

1 Indo-<br />

'i Australi-<br />

A sehe<br />

\ Platte<br />

Antarktische Platte<br />

Plattenbewegung<br />

■ Gebirgsregion<br />

• •• vulkanisch aktive Regionen<br />

Subduktionszone<br />

ozeanische Rücken


für die Evolutionsvorgänge von Flora <strong>und</strong> Fauna von Bedeutung<br />

sind.<br />

Gegenüber den sich verschiebenden Kontinentplatten erscheint<br />

offenbar das atmosphärische Windsystem mit den<br />

<strong>Klimazonen</strong> ein sehr stabiles System, das in dieser Ausprägung,<br />

zumindest in vergleichbarer Form, wohl weit ins Mesozoikum<br />

zurückreicht. Das Klimasystem als solches erscheint<br />

als <strong>der</strong> mehr stabile, die Kontinente als Lithosphäre<br />

schwimmen unter ihm hindurch <strong>und</strong> sind <strong>der</strong> mehr verän<strong>der</strong>liche<br />

Teil im Gesamtsystem <strong>der</strong> Biosphäre (K rutzsch<br />

1992).<br />

Das Leben begann im Wasser. Die ersten Landpflanzen<br />

sind seit <strong>der</strong> Wende Silur/Devon als Fossilien bekannt. Aus<br />

<strong>der</strong> Tatsache, daß NaCl, Flauptbestandteil des Meersalzes,<br />

von Kormophyten nicht benötigt wird <strong>und</strong> auf alle Pflanzen<br />

mit Ausnahme <strong>der</strong> Halophyten toxisch wirkt, muß man<br />

wohl schließen, daß die Vorfahren <strong>der</strong> Landpflanzen Süßwasseralgen<br />

waren, die vielleicht in Küstenlagunen unter<br />

feucht-tropischem Klima lebten. Die Halophyten unter den<br />

Angiospermen sind junge sek<strong>und</strong>äre Anpassungen an Salzböden<br />

im Küstenbereich o<strong>der</strong> in Salzwüsten.<br />

Die Eroberung des Landes wurde durch große Zellvakuolen<br />

ermöglicht, die in ihrer Gesamtheit, dem Vakuom, ein<br />

inneres wässriges Medium für das Cytoplasma bilden. Um<br />

das Plasma bildet die Zellwand ein wassergesättigtes,<br />

schwammartiges Außenmedium, das die Zelle umhüllt. Zur<br />

Außenwelt hin haben sich die Landpflanzen durch die Ausbildung<br />

einer Cuticula vor dem Austrocknen geschützt. Die<br />

Erfindung <strong>der</strong> Stomata ermöglichte die kontrollierte CO2 -<br />

Aufnahme für die Photosynthese, das Wurzel- <strong>und</strong><br />

Leitungssystem sorgte für den Ausgleich <strong>der</strong> Transpirationsverluste<br />

(W alter 1967) <strong>und</strong> dient gleichzeitig als Transportsystem<br />

für mineralische Nährstoffe,<br />

Durch-die Isolierung <strong>der</strong> Kontinente nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Angiospermen im ausgehendemMîscîzoikirm^schlug ihre<br />

Entwicklung verschiedene Wege ein, was zur Ärisbildung<br />

von sechs Florenreichen führte, die im wesentlichen auch<br />

den Faunenreichen entsprechen (Abb. 3), aber teilweise an<strong>der</strong>s<br />

bezeichnet werden.<br />

Bei <strong>der</strong> phylogenetisch relativ alten Gruppe <strong>der</strong> Nadelhölzer<br />

(Coniferen) zeigt es sich, daß die Podocarpaceen <strong>und</strong><br />

vor allem die Araucarien nur auf <strong>der</strong> Südhemisphäre Vorkommen,<br />

während die große Familie <strong>der</strong> Pinaceen <strong>und</strong> fast<br />

alle Taxodiaceen eine nordhemisphärische Wrbreitung aufweisen,"die<br />

Cupressaceen findet man dagegen über alle<br />

Kontinente verstreut.<br />

Der historische Faktor 27


28 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 3.<br />

Die Florenreiche <strong>der</strong> Erde (in<br />

Großbuchstaben, schwarz) <strong>und</strong><br />

die Faunenregionen (in Kleinbuchstaben,<br />

blau). Übergangsgebiete<br />

zwischen den Tierregionen<br />

sind schraffiert. Eine eigene capensische<br />

Tierregion wird nicht<br />

unterschieden. Auf Neuseeland<br />

<strong>und</strong> Tasmanien kommen sowohl<br />

antarktische als auch paläotropische<br />

bzw. australische Florenelemente<br />

vor (nach <strong>Walter</strong> &<br />

B reckle 1990).<br />

Eine viel stärkere Differenzierung zeigt die Verbreitung<br />

<strong>der</strong> Blütenpflanzen (Angiospermen), des jüngsten Zweiges<br />

des Pflanzenreichs. Ursprüngliche Formen, teilweise Relikte,<br />

findet man vor allem noch in Südostasien. Die ältesten Familien<br />

dieser Pflanzengruppe sind erst aus <strong>der</strong> frühen Kreidezeit<br />

bekannt, aber ihre Hauptentwicklung erfuhren die Blütenpflanzen<br />

im Tertiär, als sich bereits die Gondwana-Landmasse<br />

in die einzelnen Kontjiuente aüfgespallen hatte. Auf <strong>der</strong><br />

Nordhemisphäre war das nur in geringerem Maße <strong>der</strong> Fall,<br />

erst im Pleistozän trat ein^endgültige Trennung zwischen N-<br />

Amerika mit Grönland <strong>und</strong> Euroasien ein. Deshalb sind die<br />

floristischen Unterschiede in diesem Bereich gering, so daß<br />

man diese Kontinente zu einem Florenreich, <strong>der</strong> Holarktis,<br />

zusammenfaßt. Schon sehr viel stärker unterscheiden sich<br />

die tropischen Floren <strong>der</strong> sogenannten Neuen <strong>und</strong> Alten<br />

Welt. Man rechnet sie deshalb zu zwei verschiedenen Florenreichen,<br />

<strong>der</strong> Neotropis einerseits <strong>und</strong> <strong>der</strong> Paläotropis an<strong>der</strong>erseits.<br />

Noch weniger Gemeinsames haben die Floren <strong>der</strong><br />

südlichsten Teile von S-Amerika <strong>und</strong> Afrika sowie des sehr<br />

isoliert liegenden Australiens <strong>und</strong> Neuseelands. Die Differenzierung<br />

führte zur Ausbildung von drei Florenreichen: <strong>der</strong><br />

Antarktis, die die Südspitze S-Amerikas <strong>und</strong> die subantarktischen<br />

Inseln mit umfaßt, <strong>der</strong> Australis, die mit dem Kontinent<br />

Australien räumlich identisch ist, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Capensis,<br />

dem kleinsten, aber beson<strong>der</strong>s artenreichen Florenreich an<br />

<strong>der</strong> äußersten Südwestecke Afrikas (Abb. 3).


Diese sechs Florenreiche sind nicht scharf ahgegrenzt.<br />

Einzelne Florenelemente können aus einem Florenreich<br />

weit in das benachbarte einstrahlen. Auf Neuseeland findet<br />

man sowohl paläotropisch-melanesische Elemente als auch<br />

antarktische, die sich oft mosaikartig durchdringen. Deshalb<br />

ist die Zurechnung dieser Inseln zu einem <strong>der</strong> beiden Florenreiche<br />

eine Ermessensfrage.<br />

Mit den Florenreichen stimmen die Tierregionen <strong>der</strong> Zoologen<br />

weitgehend überein, nur die Capensis zeichnet sich<br />

nicht durch eine beson<strong>der</strong>e Fauna aus.<br />

Die Floren liefern die Bausteine, das heißt die Pflanzenarten<br />

bestimmen den Aufbau <strong>der</strong> Pflanzengemeinschaften,<br />

aus denen sich die <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> einzelnen Gebiete zusammensetzt.<br />

Sind diese Bausteine_yerschieden, so können unter<br />

bestimmten extremen Außenbedingungen trotzdem<br />

ähnliche Lebensformen entstehen, man spricht dann von<br />

Konvergenzen. Diese sind jedoch mehr die Ausnahmen.<br />

Als ein bekanntes Beispiel führen wir die Stammsukkulenten<br />

an, die in den ariden, das heißt trockenen Gebieten<br />

Amerikas überwiegend zur Familie <strong>der</strong> Cactaceen gehören,<br />

in Afrika aber vor allem zur Gattung Euphorbia (Wolfsmilch).<br />

In Australien dagegen gibt es in klimatisch ähnlichen<br />

Trockengebieten überhaupt keine Sukkulenten, obgleich<br />

Australien sonst beson<strong>der</strong>s reich an an<strong>der</strong>en Konvergenzen<br />

ist, die man von den übrigen Kontinenten nicht kennt. Im<br />

gemäßigten Klima Neuseelands fehlen laubwerfende Wäl<strong>der</strong>,<br />

die in <strong>der</strong> Holarktis weit verbreitet sind. Der gesamte<br />

durch die historische Entwicklung bestimmte Genbestand<br />

<strong>der</strong> einzelnen Floren ist begrenzt, so daß sich nicht überall<br />

dieselben Lebensformen ausbildeten. Das gilt in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße für das australische Florenreich, dessen <strong>Vegetation</strong><br />

sich physiognomisch stark von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Kontinente unterscheidet,<br />

auch die ursprüngliche Säugetierfauna ist sehr<br />

eigentümlich.<br />

Starke Spuren durch die mehrfachen Eiszeiten hinterließ<br />

das Pleistozän vor allem auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre. Die Flora<br />

in Europa verarmte. Viele Gattungen starben aus, während<br />

sie in Nordamerika <strong>und</strong> Ostasien heute noch Vorkommen.<br />

Dort war ein N-S-Ausweichen leichter möglich. In Europa<br />

hingegen blockierte <strong>der</strong> W-E-verlaufende Alpenriegel ein<br />

Ausweichen <strong>und</strong> Zurückwan<strong>der</strong>n.<br />

In Teilen <strong>der</strong> Sahara machten sich die Eiszeiten zeitweise<br />

durch Regen, also als Pluvialzeiten, bemerkbar in den Tropen<br />

dagegen eher als Trockenzeiten.<br />

Aus diesem'Gr<strong>und</strong>e muß bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong><br />

von Zonobiomen, die sich über mehrere Florenreiche<br />

Der historische Faktor 29


- A '<br />

1<br />

30 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

_ _ Endemismus auf<br />

Inseln (Prozentsatz ende-<br />

■— misdier Arten):<br />

Hawaii 97,5,')^o, Neuseelarfd<br />

72 % , Fidschi-Inseln<br />

70 % , Juan Fernandez<br />

68 % , Madagaskar 65 %,<br />

Galapagos-Inseln in <strong>der</strong><br />

Trockenstufe 64 % (in <strong>der</strong><br />

feuchten Bergstufe nur<br />

8-27 % <strong>und</strong> im Küstengebiet<br />

12 %), Neukaledonien<br />

60 %, Kanaren<br />

50-55 % , Inseln in Küstennahe<br />

0-12 %.<br />

erstrecken, <strong>der</strong> historische Faktor unbedingt berücksichtigt<br />

werden. Das gilt ganz beson<strong>der</strong>s für das Zonobiom IV mit<br />

Winterregen, das aus Teilgebieten in <strong>der</strong> Holarktis, Neotropis.<br />

Australis <strong>und</strong> Capensis besteht. Es ist zweckmäßig, dieses<br />

in fünf vegetationshistorisch bedingte Biomgruppen zu<br />

glie<strong>der</strong>n (mediterrane, californische, mittelchilenische, australische<br />

uitd capensische), die sich durch den Florenbestand<br />

trotz ähnlicher Lebensformen stark unterscheiden.<br />

Auch die Inseln zeichnen sich infolge ihrer Isolierung<br />

durch einen starken Endemismus aus, das heißt durch viele<br />

Arten, die nur auf ihnen <strong>und</strong> sonst nirgends Vorkommen.<br />

In Prozenten <strong>der</strong> Gesamtflora werden für die einzelnen Inseln<br />

o<strong>der</strong> Inselgruppen nebenstehende Zahlen genannt (siehe<br />

Kasten).<br />

Der Endemismus ist umso ausgeprägter, je weiter die Inseln<br />

vom Festland entfernt <strong>und</strong> je länger sie bereits isoliert<br />

sind, doch spielen auch Meeresströmungen eine Rolle.<br />

2 Koevolution <strong>und</strong> Symbiosen<br />

Die Ausprägung <strong>der</strong> verschiedenen Ökosysteme ist nicht<br />

verständlich ohne die Vorgänge <strong>der</strong> Koevolution im Laufe<br />

<strong>der</strong> historischen Entwicklung. In vielen Ökosystemen ist die<br />

Verzahnung, die gegenseitige Abhängigkeit zwischen bestimmten<br />

Pflanzen <strong>und</strong> Tieren so eng, daß man von einem<br />

obligaten Verhältnis sprechen muß. Nicht selten sind dabei<br />

Vernetzungen zwischen Bestäubern, Herbivoren <strong>und</strong> bestimmten<br />

Pflanzenarten gegeben, die im Jahreslauf wechseln,<br />

was aber nur in einem großflächigen Bestand aufrecht<br />

erhalten werden kann. Im Laufe <strong>der</strong> Evolution sind solche<br />

engen Abhängigkeiten durch gegenseitiges „Aufschaukeln"<br />

zustandegekommen. Dies gilt in gleicher Weise für zahlreiche<br />

Beziehungen zwischen den unterschiedlichsten örganismen.<br />

Ein solches enges Beziehungsgeflecht ist beson<strong>der</strong>s<br />

vielfältig in jenen Ökosystemen, die eine beson<strong>der</strong>s<br />

lange Entwicklungszeit (im <strong>und</strong> seit dem Tertiär) hinter sich<br />

haben. Enge funktionelle Verknüpfungen von örganismen<br />

machen es schwieriger in einer Ökosystemanalyse die funktionalen<br />

Kompartimente noch klar auseinan<strong>der</strong>zuhalten.<br />

Hervorgehoben werden sollen vor allem die verschiedenen<br />

Symbiosen (ein enges Zusammenleben, bei dem sozusagen<br />

zwei Partner gegenseitig aufeinan<strong>der</strong> „parasitieren":<br />

im Gleichgewicht liefert je<strong>der</strong> dem an<strong>der</strong>en etwas Lebensnotwendiges).<br />

Symbiosen, die allgegenwärtig auftreten, sind<br />

zum Beispiel die verschiedenen Mykorrhizaformen, auf die<br />

wir noch genauer hinweisen werden (s. S. 121). Aber auch


die stickstoffbindenden Symbionten, die nicht nur an Leguminosen<br />

in Form von Knöllchen mit Rhizobium, son<strong>der</strong>n<br />

auch an einer Reihe an<strong>der</strong>er Arten auftreten (zum Beispiel<br />

Frankia an Erle), verbessern die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Arten, o<strong>der</strong> die Symbiosen ermöglichen gar erst die Eroberung<br />

bestimmter, eigentlich lebensfeindlicher Räume, wie<br />

im Falle <strong>der</strong> Flechten, die dadurch die dominanten primärproduzierenden<br />

Organismen in <strong>der</strong> Antarktis o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Nivalstufe<br />

<strong>der</strong> Gebirge sind.<br />

Die beson<strong>der</strong>s enge Verzahnung außerordentlich vieler<br />

verschiedener Organismen untereinan<strong>der</strong> führte im Laufe<br />

langer Evolutionszeiten zu einem unglaublich vielfältigen<br />

Beziehungsnetz <strong>und</strong> zu einem Funktionalgeluge im Falle<br />

des tropischen Regenwaldes, das in sich unter den gleichmäßigen<br />

Klimabedingungen am Äquator sehr stabil ist.<br />

Nach einer Zerstörung aber ist dieses rückgekoppelte Netzwerk<br />

in überschaubarer Zeit nicht wie<strong>der</strong> regenerierbar. Der<br />

meist viel artenärmere Sek<strong>und</strong>ärwald weist daher ein sehr<br />

viel weiteres, lockeres funktionales Netzwerk auf.<br />

Biodiversität <strong>und</strong> Populationsökologie 31<br />

3 Biodiversität <strong>und</strong> Populationsökologie<br />

Ein vielfältiges Beziehungsgefüge ist eine typische qualitative<br />

Eigenschaft eines Ökosystems. Die Artenzahl <strong>der</strong> einzelnen<br />

Organismengruppen kann dies nur grob zum Ausdruck<br />

bringen.<br />

Die Biodiversität ist oft ein gutes Maß für die Ursprünglichkeit<br />

<strong>und</strong> Natürlichkeit eines Ökosystems. Unter extremen<br />

ökologischen Bedingungen allerdings kann auch ein<br />

völlig unberührtes Ökosystem artenarm sein, dann, wenn<br />

nur noch beson<strong>der</strong>s angepaßte Spezialisten durchhalten<br />

können.<br />

Bei sehr hoher Diversität ist die Frage nach <strong>der</strong> Regeneration<br />

<strong>der</strong> zahlreichen Arten meist nicht zu beantworten. Die<br />

Schwankungen in den Populationsgrößen <strong>der</strong> vielen beteiligten<br />

Arten (Samenbank -►Keimling ^ Sämling ^ Jungwuchs<br />

->■Adultpflanze; bzw. Ei ->■Larve ->■Puppe ->• Imago<br />

etc.) sind meist nicht erfaßbar, Geburts- <strong>und</strong> Sterberaten nur<br />

für wenige Organismen in ihrem zeitlichen Ablauf bekannt,<br />

noch weniger die Einflußgrößen, die die Populationsgrößen<br />

steuern. Das hängt auch damit zusammen, daß <strong>der</strong> Eintrag<br />

<strong>und</strong> Austrag von Samen (bzw. Diasporen) räumlich <strong>und</strong> zeitlich<br />

sehr variabel sein kann, <strong>und</strong> daß zudem in manchen<br />

Ökosystemen einige Arten eine sehr große Samenbank aufweisen,<br />

die unter verän<strong>der</strong>ten Bedingungen (zum Beispiel<br />

Wiese wird zur umgebrochenen Brachfläche) schnell, noch<br />

^ Biodiversität:<br />

a-Diversität: die Artenzahlen<br />

innerhalb <strong>der</strong> einzelnen<br />

Organismengruppen<br />

o<strong>der</strong> auch die Vielfältigkeit<br />

<strong>der</strong> Taxa.<br />

ß-Diversität: die Vielfältigkeit<br />

<strong>der</strong> Biotope <strong>und</strong> Ökosysteme.


Tod<br />

Abb. 4.<br />

Einzelne Komponenten zur<br />

Regeneration einer Pflanzenart<br />

bzw. <strong>der</strong> Aufrechterhaltung<br />

ihrer Population an einem<br />

bestimmten Standort<br />

(nach B urrows 1990).<br />

_ _ Periodische Ereignisse<br />

sind vorhersagbar, treten<br />

regelmäßig ein.<br />

(-* Winter im ZB VII; die<br />

Tiden an <strong>der</strong> Küste, etc.);<br />

Episodische Ereignisse<br />

sind nicht vorhersagbar,<br />

sie treten in unregelmäßigen,<br />

meist größeren Abständen<br />

auf.<br />

(-* Gewitter im ZB III,<br />

El Niño, Fröste im Kaffeeanbau<br />

Brasiliens, etc.)<br />

nach Jahren, wie<strong>der</strong> aktiviert werden kann. Dies gibt das allgemeine<br />

Schema in Abb. 4 für die Reproduktion bei Pflanzen<br />

wie<strong>der</strong>. Die Samenbank selbst kann bei Biodiversitätsbestimmungen<br />

meist nicht berücksichtigt werden. Allgemein stößt<br />

die Bestimmung <strong>der</strong> Biodiversität oft auf große Schwierigkeiten.<br />

Man kann sie nur für bestimmte Organismengruppen<br />

angeben, <strong>und</strong> es gibt außerdem sehr viele unterschiedliche<br />

Verfahren, Indices etc. ( H u m p h r ie s et al. 1995).<br />

Nicht selten führen bestimmte einschneidende Ereignisse<br />

zu neuen Entwicklungsanstößen von Arten. Die stetige Entwicklung<br />

von Populationen wird also weniger durch periodische<br />

als durch episodische Schadensereignisse (Feuer,<br />

Sturm, Überschwemmung) immer wie<strong>der</strong> unterbrochen<br />

<strong>und</strong> von Neuem angeregt.<br />

Beson<strong>der</strong>s auffällig ist dies im tropischen immergrünen<br />

Regenwald, wo die Bestandesstruktur sehr heterogen ist,<br />

<strong>und</strong> wo durch Astfall o<strong>der</strong> Baumfall immer wie<strong>der</strong> unterschiedlich<br />

große Lücken („gaps"; vgl. Abb. 78, S. 145) gerissen<br />

werden, die rasch von schnellwachsenden Arten gefüllt<br />

werden, wo sich aber die Bestandesarten ebenfalls<br />

verjüngen. Wahrscheinlich sind in viel mehr Ökosystemen,<br />

als wir bisher gedacht haben, solche episodischen Ereignisse<br />

Voraussetzung für ihren langfristigen Erhalt durch sukzessive<br />

Erneuerung ihrer Strukturen. Dies führt dann aber auch<br />

zu einer unterschiedlich langen zyklischen Erneuerung, die


überwiegend stochastisch {zufallsbedingt) <strong>und</strong> weniger de-<br />

"ferministisch ist; einzelne Teile eines Bioms sind jünger, an<strong>der</strong>e<br />

älter; <strong>der</strong> Mosaikcharakter <strong>und</strong> die zeitliche Dynamik<br />

natürlicher Ökosysteme ist schon vor Jahrzehnten von Au-<br />

BREViLLE (1938) gekennzeichnet worden. Esjst ein wichtiges<br />

Prinzip <strong>der</strong> Erhaltung hoher Artenzahlen in einem dynami-<br />

Scbeh'Neben- <strong>und</strong> Miteinan<strong>der</strong>.<br />

Dle’^oßrätim ige Biodiversität <strong>der</strong> einzelnen Regionen<br />

<strong>der</strong> Erde ist von Barthlott et al. (1996) in einer Karte mit<br />

Diversitätsindices zusammengestellt worden. Beispiele für<br />

beson<strong>der</strong>s artenreiche Gebiete auf <strong>der</strong> Erde sind die folgenden<br />

sechs Diversitätszentren (DI =10, über 5000 Pflanzenarten<br />

pro 10 000 km^):<br />

1. ) Chocó-Costa Rica-Zentrum (südliches Zentralamerika,<br />

ZB I)<br />

2. ) Tropisches Ostanden-Zentrum (Kolumbien <strong>und</strong> Ecuador,<br />

ZB I)<br />

3. ) Atlantisches Brasilien-Zentrum (ZB II,V)<br />

4. ) Osthimalaya-Yunnan-Zentrum (ZB II)<br />

5. ) Nordborneo-Zentrum (ZB I),<br />

6. ) Neuguinea-Zentrum (ZB I).<br />

Nahezu so artenreich sind ferner (DI = 9, 4500 bis 5000 Arten<br />

pro 10 000 km^):<br />

die Kapregion in Südafrika (ZB IV), Kamerun-Gabun (ZB<br />

I/ll), Südmexico/Chiapas (ZB II), dann folgen Cuba, Ostafrika,<br />

Madagaskar, Südindien, Südwest- <strong>und</strong> Nordostaustralien<br />

<strong>und</strong> Venezuela/Guayana.<br />

Beson<strong>der</strong>s artenarme Gebiete sind (DI = 1 , unter 100 Gefäßpflanzenarten<br />

pro 10 OOOkm^): Libyische Wüste (ZB III),<br />

Arabische Wüste (ZB III), Wüste Gobi (ZB VII), Teile Zentralaustraliens<br />

(ZB III), Atacama (ZB III), Arktische T<strong>und</strong>ra<br />

in Nordkanada <strong>und</strong> Nordsibirien (ZB IX), Antarktis (ZB IX).<br />

Für die einzelnen Staaten <strong>der</strong> Erde gibt G roombridge<br />

(1992) umfangreiche Übersichten über die Artenzahlen. Die<br />

artenreichsten Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde bezüglich <strong>der</strong> Blütenpflan- j<br />

zen sind in Tab. 2 angegeben sowie <strong>der</strong> Grad an Endemismen,<br />

also an Arten, die in ihrem Vorkommen auf dieses<br />

Land beschränkt sind.<br />

Gerade in den letzten Jahren sind großangelegte nationale<br />

<strong>und</strong> internationale Initiativen gestartet worden zum Erhalt<br />

<strong>der</strong> Biodiversität (Groombridge 1992, Heywood 1995,<br />

W ilson 1992). Man hat erkannt, daß die heutige Aussterberate<br />

von Organismen um ein Vielfaches größer geworden ist<br />

als die natürliche „geologische Aussterberate". Die Konvention<br />

von Rio von 1992 (Biologische Diversitätskonvention)<br />

versucht dem erstmals international entgegenzusteuern.<br />

Biodiversität <strong>und</strong> Populationsökologie 33<br />

_ Es ist eine <strong>der</strong> gut belegten<br />

ökologischen Gesetzmäßigkeiten,<br />

daß die<br />

Zahl <strong>der</strong> Arten pro Fläche<br />

von den Polen zum Äquator<br />

stark zunimmt. Sie gilt<br />

für nahezu alle Gebiete,<br />

Biotoptypen <strong>und</strong> Organis-^<br />

mengruppen.


34 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Tab. 2. Die 25 artenreichsten Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde bezüglichj<br />

ihrer Artenzahl an Blütenpflanzen sowie einigej<br />

europäische Län<strong>der</strong> ,<br />

Land Artenzahl (ca.) Endemismus [<br />

1 Brasilien 55000 7?<br />

2 Kolumbien 35 000 4,3<br />

3 China 30000 55,9<br />

4 Mexico 20-30000 13,9<br />

5 USSR * 22000 7?<br />

6 Indonesien 20000 66,7<br />

7 Venezuela 15-25 000 38,0<br />

8 Ecuador 17-20000 20,7<br />

9 USA 18956 20,7<br />

10 Bolivien 15-18 000 77<br />

11 Australien 15 000 ca. 80<br />

12 Indien 15 000 31,3<br />

13 Peru 13 000 77<br />

14 Südafrika 13 000 ca. 70-80<br />

14 Costa Rica 10-12 500 15,0<br />

15 Malaysia 12 000 77<br />

16 Thailand 12 000 77<br />

17 Zaire 11 000 29,1<br />

18 Papua/Neuguinea 10000 ca. 55<br />

19 Tanzania 10 000 11,2<br />

20 Argentinien 9 000 ca. 25-30<br />

21 Madagaskar 8-10000 68,4<br />

22 Panama 9000 12,7<br />

23 Türkei 8472 30,9<br />

24 Kamerun 8000 1,9<br />

25 Guatemala 8000 13,5<br />

Italien 5463 12,7<br />

Jugoslawien * 5 250 2,6<br />

Spanien 4916 18,6<br />

Griechenland 4900 14,9<br />

Österreich 2 850-3 050 1,2<br />

Schweiz 2 927 0,1<br />

Deutschland 2 600 0,2<br />

Finnland 1040 0,0<br />

Andorra 980 0,0<br />

zum Teil nach G r o o m brid ge 1992;<br />

(* Län<strong>der</strong> im früheren Umfang; ??: keine Daten bekannt)


Das Klima <strong>und</strong> seine Darstellung 35<br />

4 Das Klima <strong>und</strong> seine Darstellung<br />

(Homoklimate sowie Klimadiagrammkarten)<br />

Als Einteilungsprinzip für die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Geo-Biosphäre<br />

in Zonobiome (s. S. 96) verwenden wir das Klima. Auf die<br />

räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Größenordnungen (Frage <strong>der</strong><br />

Skalen, des Maßstabs), die dabei berücksichtigt werden<br />

müssen, kommen wir noch zurück (vgl. S. 102f.)<br />

Wie die beiden Integrationen (vom Wetter zur Witterung,<br />

von <strong>der</strong> Witterung zum Klima) durchzuführen sind, wird in<br />

keiner Klimak<strong>und</strong>e eindeutig angegeben. Für den Ökologen<br />

sind sie aber wichtig. Klimaformeln <strong>und</strong> Indizes sind dafür<br />

unbrauchbar. Ein Weg ist die graphische Darstellung des Klimas,<br />

aus <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> jahreszeitliche Verlauf ersichtlich sein<br />

muß.<br />

Eine solche Darstellung ist das ökologische Klimadiagramm.<br />

Es ist eine bildliche Darstellung des Gesamtklimas<br />

im bodennahen Bereich. Die Darstellung muß übersichtlich<br />

sein, also nur die für Ökosysteme wichtigsten Angaben enthalten.<br />

Das sind die Temperatur- <strong>und</strong> Hydraturverhältnisse<br />

im Laufe eines Jahres. Über 8000 Klimadiagramme von meteorologischen<br />

Stationen <strong>der</strong> ganzen Erde sind bereits im<br />

Klimadiagramm-Weltatlas von W alter & Lieth (1967) enthalten.<br />

Die Erläuterung einiger typischer Diagramme bringt<br />

Abb. 5. Die dort angeführten Klimadiagramme sind Beispiele<br />

für die neun Zonobiome, jeweils von Stationen in geringer<br />

Meereshöhe.<br />

Zusätzlich sind in Abb. 6 Klimadiagramme von Orobiomen<br />

(ÖB) gezeigt: ÖB I mit Tageszeitenklima (Páramo) <strong>und</strong><br />

die weiteren örobiome II-IX. örobiom IX (Wostok) ist mit<br />

einer mittleren Jahrestemperatur von -56 °C wohl eine <strong>der</strong><br />

kältesten Stationen auf <strong>der</strong> Erde, bei <strong>der</strong> es aber noch <strong>Vegetation</strong><br />

gibt, im Gegensatz zu ähnlich kalten antarktischen<br />

Stationen.<br />

Aus den Klimadiagrammen sind nicht nur die Temperatur-<br />

<strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>schlagswerte zu ersehen, auch die Dauer<br />

<strong>und</strong> die Intensität einer relativ humiden <strong>und</strong> relativ ariden<br />

Jahreszeit, ebenso wie die Dauer <strong>und</strong> Intensität eines kalten<br />

Winters <strong>und</strong> die Möglichkeit des Auftretens von Spät- o<strong>der</strong><br />

Frühfrösten.<br />

In einem ariden Gebiet überwiegt in <strong>der</strong> hydrologischen<br />

Wasserbilanz (vgl. S. 72 Wasserhaushaltsgleichung) die Verdunstung.<br />

Es wird sich also im Gegensatz zu einem humiden<br />

Gebiet kein geschlossenes, permanentes Flußsystem ausbilden.<br />

Beckenlandschaften enthalten nur kleine Endseen (vgl.<br />

^ Unter Klima versteht<br />

man den mittleren Verlauf<br />

<strong>der</strong> Witterung (Witterungsfaktoren)<br />

eines Jahres,<br />

also gemittelt über<br />

möglichst viele Jahre.<br />

Unter Witterung (Großwetterlagen)<br />

versteht man<br />

das Zusammenwirken <strong>der</strong><br />

verschiedenen meteorologischen<br />

Faktoren über einen<br />

kürzeren Zeitraum<br />

(Wochen, Monate).<br />

Unter Wetter versteht<br />

man den aktuellen Zustand<br />

<strong>der</strong> meteorologischen<br />

Faktoren.


L L<br />

1<br />

36 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

o o<br />

Yangambi (487 m)<br />

[25] 0<br />

O 0<br />

24,4M 994 gjjg<br />

Bultenzorg (240 m)<br />

Salisbury (1472 m)<br />

300<br />

200<br />

100<br />

80<br />

80<br />

60<br />

60<br />

40<br />

40<br />

20<br />

20<br />

6,7<br />

0,0<br />

0<br />

0<br />

Cairo (20 m)<br />

300<br />

200<br />

100<br />

o<br />

o<br />

Los Angeles (95 m) ^ ^<br />

mm<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Nagasaki (133 m)<br />

15,5° 1967<br />

mm<br />

300<br />

200<br />

100<br />

80<br />

80<br />

60<br />

60<br />

40<br />

40<br />

40<br />

20<br />

20<br />

20<br />

0<br />

0<br />

0<br />

mm<br />

300<br />

200<br />

100 Odessa (70 m)<br />

[11-25]<br />

9,9° 392 7,7° 255<br />

°C<br />

60 30- [-60 30 -<br />

40 20- 40 20 •<br />

20 10 ■20 10-[|<br />

n -5,6 n -13,7<br />

° -25 ° -37><br />

Archangelsk (10 m) Karskije Vorota (Vaigatsch) (11 m)


Abb. 5.<br />

Erläuterung <strong>der</strong> Klimadiagramme mit typischen Beispielen, zugleich Beispiele<br />

für die verschiedenen Zonobiome (s.u.).<br />

Abszisse (horizontale Achse): Auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre Monate von Januar bis<br />

Dezember, auf <strong>der</strong> Südhemisphäre von Juli bis Juni (warme Jahreszeit liegt also<br />

immer in <strong>der</strong> Mitte des Diagramms.<br />

Ordinate (vertikale Achsen): Temperatur in °C, Nie<strong>der</strong>schläge in mm. l Teilstrich<br />

= 10 °C, bzw. 20 mm Nie<strong>der</strong>schlag (Zahlen werden normalerweise weggelassen).<br />

Die Bezeichnungen <strong>und</strong> Zahlenwerte auf den Diagrammen bedeuten:.<br />

O = Station: Q = Höhe über dem Meer: Q = Zahl <strong>der</strong> Beobachtungsjahre (eventuell<br />

erste Zahl für Temperatur <strong>und</strong> zweite Zahl für Nie<strong>der</strong>schläge): Q = mittlere<br />

Jahrestemperatur: 0 = mittlere jährliche Nie<strong>der</strong>schlagsmenge: 0 = mittleres tägliches<br />

Minimum des kältesten Monats: Q = absolutes Minimum (tiefstegemessene<br />

Temperatur): 0 = mittleres tägliches Maximum des wärmsten Monats: 0 = absolutes<br />

Maximum (höchste gemessene Temperatur): ® = mittlere tägliche Temperaturschwankung.<br />

Die Angaben 0, 0 <strong>und</strong> ® werden nur für tropische Stationen<br />

mit Tageszeitenklima eingetragen. 0 = Kurve <strong>der</strong> mittleren Monatstemperaturen:<br />

® = Kurve <strong>der</strong> mittleren monatlichen Nie<strong>der</strong>schläge (l Skalenteil = 20 mm, also<br />

im Verhältnis 10°C = 20 mm): ® = für das betreffende Klimagebiet relative Dürrezeit<br />

(punktiert): © = entsprechend relativ humide Jahreszeit (vertikal schraffiert):<br />

® = mittlere monatliche Nie<strong>der</strong>schläge, die WO mm übersteigen (Maßstab<br />

auf I/IO reduziert, schwarze Fläche = perhumide Jahreszeit: = Nie<strong>der</strong>schlagskurve,<br />

erniedrigt, im Verhältnis I0°C = 30 mm, darüber horizontal gestrichelte<br />

Fläche = relative Trockenzeit (nur bei Steppenstationen): © = Monate mit mittlerem<br />

Tagesminimum unter 0 °C (schwarz) = kalte Jahreszeit: © = Monate mit absolutem<br />

Minimum unter 0 °C (schräg schraffiert), d. h. Spät- o<strong>der</strong> Frühfröste können<br />

auftreten: © = Zahl <strong>der</strong> Tage mit Mitteltemperaturen über +0 °C; ® = Zahl<br />

<strong>der</strong> Tage mit Mitteltemperaturen über +/0 °C (Dauer <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit).<br />

Nicht für alle Stationen liegen sämtliche Daten vor. Wenn sie fehlen, bleiben die<br />

entsprechenden Stellen im Diagramm frei.<br />

Die Diagramme gehören zu folgenden Zonobiomen:.<br />

ZJi T (humides, äquatoriales Tageszeitenklima): Yangambi am mittleren<br />

1 Kongo: Buitenzorg (Bogor) auf Java:.<br />

ZB II (tropisches Sommerregenklima): Salisbury in Simbabwe:.<br />

i<br />

ZB III (subtropisches Wüstenklima): Cairo (Kairo) am unteren Nil:.<br />

1<br />

ZB IV (mediterranes Winterregenklima): Los Angeles in Süd-Kalifornien:.<br />

ZB V<br />

ZB VI<br />

ZB VII<br />

(warmtemperiertes Klima): Nagasaki in Japan:.<br />

(gemäßigtes, nemorales Klima mit kurzer kalter Jahreszeit): Washington<br />

D.C.<br />

(gemäßigtes semiarides Steppenklima mit langer Trockenzeit <strong>und</strong> geringer<br />

Dürre): Odessa am Schwarzen Meer:.<br />

1<br />

ZB Vlla (gemäßigtes arides Halbwüstenklima mit ausgesprochener Dürrezeit)<br />

Achtuba an <strong>der</strong> unteren Wolga:.<br />

1 ZB VII (rill) (Extrem arides Wüstenklima mit kalten Wintern): Nukuss in<br />

.4<br />

Mittelasien:.<br />

ZB VIII<br />

ZB IX<br />

(kaltes, gemäßigtes Klima mit sehr langen Wintern): Archangelsk in<br />

<strong>der</strong> borealen Taigazone:.<br />

(arktisches T<strong>und</strong>renklima mit Julimittel unter +10 °Cj; Karskije<br />

Vorota (Insel Vaigatsch).<br />

Das Klima <strong>und</strong> seine Darstellung 37


38 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Paramo de Mucuchies<br />

(4221 m) 2,8° 682<br />

San Antonio de los Cobres<br />

(3777 m)<br />

[5]<br />

Calama (2260 m)<br />

[2] 13,3° 0<br />

Cedres (1930 m) Hotham Heights (2000 m) Zugspitze (2962 m)<br />

[7] 9,1° 768 [6] 3,8° 1820 [50-40] -5,0° 1350<br />

Pikes Peak, Co. (4301 m)<br />

-7,0° 752<br />

Aishihik (966 m)<br />

[10-15] -3,6° 248<br />

Wostok (3420 m)<br />

-56,0° 100<br />

hnTíÉífínv-<br />

- t TTTTTTTTI<br />

i<br />

Abb. 6. Beispiele von Gebirgsstationen <strong>der</strong> verschiedenen Orobiome: OB I: Páramo de Mucuchies in Venezuela: OB<br />

II: San Antonio de Los Cobres in <strong>der</strong> peruanischen Puna; OB III: Calama in <strong>der</strong> nord-chilenischen Wüstenpuna:<br />

OB IV: Cedres im Libanon; OB V: Hotham Heights in den Snowy Mountains (Australien): OB VI:<br />

Zugspitze in den Nord-Alpen: OB VII: Pikes Peak in den Rocky Mountains über den Great Plains von Nordamerika:<br />

OB VIII: Aishihik in Südalaska: OB IX: Wostok auf <strong>der</strong> Eiskappe <strong>der</strong> Antarktis.


Das Klima <strong>und</strong> seine Darstellung 39<br />

Abb. 7.<br />

Schema des Wasserkreislaufs auf<br />

<strong>der</strong> Erde in humiden <strong>und</strong> ariden<br />

Gebieten, a: arid: E: Evaporation:<br />

ET: Evapotranspiration: h:<br />

humid: nt: marin: P: Nie<strong>der</strong>schlag:<br />

R: ober- <strong>und</strong> unterirdischer<br />

Abfluß (run-off): T: Transpiration.<br />

Abb. 7), die versalzen (Totes Meer, Großer Salzsee in Utah,<br />

Aralsee, Lop-Nor), in hum iden Gebieten haben solche<br />

Beckenlandschaften (zum Beispiel Bodensee) einen Überlauf<br />

<strong>und</strong> sind „randvoll" mit Wasser gefüllt. Der interne<br />

Wasserkreislauf (P -i- ET in Abb. 7) größerer Regionen ist<br />

also, je nachdem, ob diese humid o<strong>der</strong> arid sind, sehr unterschiedlich.<br />

Mit <strong>der</strong> schematischen Darstellung <strong>der</strong> Klimadiagramme<br />

erhalten wir die Gr<strong>und</strong>lage für die Beurteilung des Klimas in<br />

ökologischer Hinsicht. Der Hinweis auf die Aridität bzw. Humidität<br />

<strong>der</strong> Jahreszeiten kommt auf dem Klimadiagramm<br />

durch die Anwendung des Maßstabes 10 °C 4 20 mm Nie<strong>der</strong>schlag<br />

zustande. Die Temperaturkurve ersetzt dabei<br />

annäherungsweise die Kurve <strong>der</strong> potentiellen Evaporation<br />

^'(<strong>der</strong>en Werte meist nicht bekannt sind) <strong>und</strong> kann somit zur<br />

'Darstellung <strong>der</strong> Wasserbilanz im Vergleich mit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagskurve<br />

in Beziehung gesetzt werden. Die vertikale Erstreckung<br />

<strong>der</strong> punktierten Fläche, das heißt <strong>der</strong> Dürrezeit,<br />

ist ein Maß ihrer Intensität, die horizontale Erstreckung ein<br />

Maß ihrer Dauer. Dasselbe gilt auch für die Humiditätsfläche.<br />

Das Verhältnis 10 °C A 20 mm Regen hat Gaussen für<br />

das Mediterrangebiet als beson<strong>der</strong>s gut mit den tatsächlichen<br />

Witterungsbedingungen im Einklang stehend gef<strong>und</strong>en.<br />

Für Steppen- <strong>und</strong> Präriediagramme ist es allerdings<br />

zweckmäßig, außerdem noch den Maßstab 10 °C 4 30 mm<br />

zu verwenden, um eine Trockenzeit zur Darstellung zu bringen,<br />

die weniger extrem ist als die Dürrezeit.<br />

Die im Klimadiagramm angezeigte aride Jahreszeit (Dürrezeit)<br />

ist nur als relativ arid im Vergleich zur humiden Jahreszeit<br />

des betreffenden Klimatypus anzusehen. Denn die<br />

Temperaturkurve, die wir an Stelle <strong>der</strong> Kurve <strong>der</strong> potentiellen<br />

Evaporation benutzen, ist nicht mit dieser identisch, son<strong>der</strong>n<br />

verläuft zu <strong>der</strong>selben nur mehr o<strong>der</strong> weniger parallel.<br />

Sie bleibt hinter <strong>der</strong>selben quantitativ um so mehr zurück, je<br />

ari<strong>der</strong> o<strong>der</strong> auch windreicher (zum Beispiel Patagonien) das


L i<br />

1<br />

40 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

^ Homoklimate auf verschiedenen<br />

Erdteilen sind<br />

gekennzeichnet durch<br />

sehr ähnliche Klimabedingungen,<br />

das heißt sie sind<br />

durch Stationen mit einem<br />

sehr ähnlichen bis<br />

fast identischen Klima<br />

charakterisiert.<br />

Abb. 8.<br />

Homoklimate <strong>der</strong> Stationen<br />

Karachi (Pakistan) <strong>und</strong> Bombay<br />

(Indien) in den an<strong>der</strong>en Kontinenten.<br />

betreffende Klima ist. Genauer konstruierte Hydroklimadiagramme<br />

hat Henning (1994) bzw. Lauer et al. (1996) zusammengestellt.<br />

Absolut genommen ist die aride Jahreszeit<br />

im ökologischen Klimadiagramm um so ari<strong>der</strong>, je größer die<br />

Aridität des Gesamtklimas ist, das heißt eine aride Jahreszeit<br />

zum Beispiel auf dem Klimadiagramm einer Station in <strong>der</strong><br />

Steppe ist nicht so extrem wie die einer Mittelmeerstation<br />

o<strong>der</strong> gar einer in <strong>der</strong> Sahara. Das ist vom ökologischen<br />

Standpunkt günstig, weil die Empfindlichkeit <strong>der</strong> Pflanzen<br />

gegen Trockenheit um so mehr abnimmt, je trockener das<br />

Klima ist, in dem sie beheimatet sind. Für die Arten des tropischen<br />

Regenwaldes ist schon ein nicht perhumi<strong>der</strong> Monat<br />

(weniger als 100 mm Regen) relativ trocken, die an trockenen<br />

Standorten Mitteleuropas wachsenden Xerophyten<br />

würden in den Wüsten eher als Hygrophyten eingestuft<br />

werden. Wir werden bei <strong>der</strong> Besprechnung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sgebiete<br />

die entsprechenden Diagramme beifügen, da wir auf<br />

diese Weise auf lange Tabellen verzichten können.<br />

Die Klimadiagramme sind beson<strong>der</strong>s geeignet, um Homoklimate<br />

herauszufinden, was bei Verwendung von umfangreichen<br />

Klimatabellen äußerst langwierig ist.<br />

Man braucht nur das gegebene Klimadiagramm mit solchen<br />

im Klimadiagramm-Weltatlas aus Gebieten zu vergleichen,<br />

in denen Homoklimate vermutet werden. Abb. 8 zeigt<br />

die Homoklimate von Karachi (Pakistan) aus Zonobiom 111<br />

(leichter Übergang zu ZB 11) <strong>und</strong> von Bombay (sehr typisch<br />

für ZB 11) in an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Erde. Die Kenntnis <strong>der</strong> Ho-<br />

Pakistan bzw. Indien<br />

Afrika<br />

nördlich des Äquators<br />

Afrika<br />

südlich des Äquators<br />

Mittel- <strong>und</strong><br />

Südamerika<br />

Karachi {4 m)<br />

[30-60] 25,2M96<br />

N'Guigmi (303 m)<br />

[10-32] 27,3° 197<br />

Tulear (6 m)<br />

[27-15] 24,2° 344<br />

Guaymas (4 m)<br />

24,5“ 253<br />

Roeburne (13 m)<br />

[11-44] 26,9“ 301<br />

Bombay (11 m)<br />

M a d ag aska r<br />

W est-A ustralien<br />

Ziguinchor (10 m) Mayumba (46 m) Santa Cruz Porilio (28 m) Mapoon (7 m)


moklimate ist für die Neueinführung von Kulturpflanzen in<br />

Gebiete, in denen sie noch nicht bekannt sind, sehr wichtig.<br />

Will man eine rasche Übersicht <strong>der</strong> Klimaglie<strong>der</strong>ung von<br />

ganzen Kontinenten o<strong>der</strong> größeren Teilgebieten erhalten, so<br />

greift man zu Klimadiagrammkarten. Man erhält diese,<br />

wenn man auf großen Wandkarten von einzelnen Kontinenten<br />

die Klimadiagramme aus dem Klimadiagramm-<br />

Weltatlas auf die geographisch richtige Stelle klebt. Die<br />

Übersichtlichkeit wird erhöht, wenn man die Fläche <strong>der</strong><br />

Dürrezeiten rot <strong>und</strong> die <strong>der</strong> humiden Zeiten blau kennzeichnet.<br />

Dann ist die Glie<strong>der</strong>ung mit einem Blick zu übersehen.<br />

Solche Klimadiagrammkarten aller Kontinente im<br />

großen Format (schwarz-weiß) wurden an an<strong>der</strong>er Stelle<br />

veröffentlicht (<strong>Walter</strong> et al. 1975). Hier können wir als Beispiel<br />

nur eine Klimadiagramm-Karte von Afrika auf Abb. 9<br />

in kleinem Format mit nur wenigen Klimadiagrammen<br />

bringen (<strong>der</strong> Weltatlas enthält von Afrika über 1000 Diagramme).<br />

Umwelt <strong>und</strong> Wettbewerb 41<br />

5 Umwelt <strong>und</strong> Wettbewerb<br />

Das Klima eines Standorts bedingt dessen <strong>Vegetation</strong>. Aber<br />

die häufig gemachte Annahme, daß die Verbreitung <strong>der</strong><br />

Pflanzenarten direkt durch die Standortverhältnisse verursacht<br />

wird, ist fast nie richtig. Diese sind nur von indirekter<br />

Bedeutung, indem sie die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Arten<br />

verän<strong>der</strong>n. Nur an den absoluten Verbreitungsgrenzen in<br />

<strong>der</strong> Trocken- <strong>und</strong> Kältewüsle, am Rande <strong>der</strong> Salzwüste, also<br />

dort, wo die Einzelpflanzen isoliert stehen, sind die Standortläktoren<br />

(meistens ein gewisser extremer Faktor) direkt<br />

bestimmend. Sieht man von diesen Ausnahmefällen ab, so<br />

können die Pflanzenarten noch weit außerhalb ihres Areals<br />

wachsen, wenn man sie vor <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Arten schützt. Zum Beispiel verläuft die nordöstliche Verbreitungsgrenze<br />

<strong>der</strong> Buche durch das Weichselgebiet, aber<br />

die Buche wächst noch in den botanischen Gärten von Kiew<br />

<strong>und</strong> Helsinki. Die mediterrane, immergrüne Steineiche<br />

(Quercus Hex) erreicht im südlichen Rhonetal ihre Arealnordgrenze,<br />

kultivierte Bäume halten noch in den Botanischen<br />

Gärten von Bonn, Kopenhagen o<strong>der</strong> Leipzig durch, die<br />

Korkeiche ln Gärten bei Stuttgart <strong>und</strong> Bielefeld.<br />

Die natürliche Verbreitungsgrenze einer Art ist dort erreicht,<br />

wo durch die sich än<strong>der</strong>nden Umweltbedingungen<br />

ihre Wettbewerbsfähigkeit o<strong>der</strong> Konkurrenzkraft so stark<br />

herabgesetzt wird, daß sie von an<strong>der</strong>en Arten verdrängt<br />

werden kann. Sie hängt also vor allem vom Vorhandensein


42 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen


Umwelt <strong>und</strong> Wettbewerb 43<br />

Abb. 9.<br />

Beispiel einer Klimadiagrammkarte<br />

mit nur 66 Stationen. Zonobiome<br />

von Nord nach Süd: IV-<br />

III-II-I-II-III-IV, aber nördlich<br />

vom Äquator ist <strong>der</strong> Osten zu<br />

trocken (Monsun), südlich dagegen<br />

zu feucht (SE-Passat).


44 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

bestimmter Konkurrenten {o<strong>der</strong> einer bestimmten Fauna)<br />

ab. Diese sind für die Buche an <strong>der</strong> Ostgrenze die Hainbuche,<br />

an <strong>der</strong> Nordgrenze die Eiche <strong>und</strong> im Gebirge die Fichte.<br />

Wenn die nordöstliche Buchengrenze einen ähnlichen<br />

Verlauf zeigt wie die Januarisotherme von -2 °C, o<strong>der</strong> die<br />

Nordgrenze des Eichenareals mit <strong>der</strong> Temperaturlinie von<br />

vier Monaten über -I-IO °C, bzw. die nördliche Fichtengrenze<br />

mit <strong>der</strong> Juliisotherme von -tlO °C zusammenfällt, so brauchen<br />

dabei keine direkten kausalen Zusammenhänge zu bestehen.<br />

Man könnte höchstens daraus schließen, daß bei <strong>der</strong><br />

Buche wahrscheinlich <strong>der</strong> nach Osten zunehmend kältere<br />

Winter <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Eiche <strong>und</strong> Fichte <strong>der</strong> nach Norden hin<br />

kürzere Sommer die Wettbewerbsfähigkeit dieser Arten<br />

stark herabsetzt.<br />

Wenn wir als ökologisches Optimum die Bedingungen<br />

bezeichnen, unter denen eine Art in <strong>der</strong> Natur am häufigsten<br />

vorkommt, <strong>und</strong> als physiologisches Optimum die<br />

Bedingungen, unter denen sie im Laboratorium (Klimakammer)<br />

o<strong>der</strong> in Einzelkultur am besten gedeiht, so entsprechen<br />

sich diese Optima oft nicht (Abb. 10).<br />

Aus <strong>der</strong> Verbreitung einer Art kann man somit nicht ihre<br />

physiologischen Ansprüche erkennen. Wenn zum Beispiel<br />

die Kiefer bei uns unter natürlichen Verhältnissen nur an<br />

trockenen Kalkhängen, aber auch auf sehr trockenen, sauren<br />

Sandhängen o<strong>der</strong> gar auf übernäßten sauren Moorböden<br />

anzutreffen ist (vgl. Ökogramm Abb. 11), so kommt es,<br />

weil sie von den für sie günstigeren Standorten durch stärkere<br />

Konkurrenten verdrängt wird. An<strong>der</strong>erseits gibt uns die<br />

Kenntnis <strong>der</strong> in Klimakammern ermittelten physiologischen<br />

Ansprüche einer Art noch nicht die Möglichkeit, ihre Ver-<br />

Physiologisches Optimum<br />

1l<br />

Abb. 10.<br />

Wachstumskurven (graue<br />

Fläche) einer Art ohne (A)<br />

o<strong>der</strong> unter<br />

(B-F) Konkurrenzdruck (blaue<br />

Fläche-). Ordinate: Wachstumsintensität<br />

bzw. Stoffproduktion;<br />

Abszisse: Verän<strong>der</strong>liche<br />

Standortfaktoren.<br />

Ökologisches<br />

Optimum<br />

Ökologisches<br />

Physiologisches Optimum


sehr trocken<br />

trocken<br />

mäßig trocken<br />

mäßig frisch<br />

frisch<br />

mäßig feucht<br />

feucht<br />

mäßig naß<br />

naß<br />

(Pinus)<br />

für Wald zu trocken<br />

Viele Uchtholzarten <strong>und</strong> Sträucher<br />

Quercus petraea, robur o<strong>der</strong> pubescens<br />

Quercus- Arten. Sortus- Arten, Tilia- Arten<br />

Betula pendula<br />

Quercus- Arten<br />

: Tilia cordata<br />

\ Carpinus belulus<br />

Acer-Arten<br />

Fraxinus excelsior<br />

Fagus s y lv a t ic a<br />

Fraxinus excelsior<br />

Acer pseudoplatanus<br />

Ulmus glabra<br />

(Pinus)<br />

Betula pubescens Carpinus betulus Acer pseudoplatanus<br />

Quercus robur<br />

Fraxinus exc.<br />

Ulmus Arten<br />

Betula<br />

pubescens Alnus glutinosa<br />

(Pinus)<br />

o<br />

w o<br />

^<br />

0 B<br />

o<br />

JZ CC<br />

ü »_<br />

's;<br />

0)<br />

-o<br />

m<br />

Umwelt <strong>und</strong> Wettbewerb 45<br />

Abb. 11.<br />

Ökogramm <strong>der</strong> wichtigsten<br />

waldbildenden Baumarten Mitteleuropas<br />

<strong>der</strong> submontanen<br />

Stufe bei gemäßigt-subozeanischem<br />

Klima. Die Schriftgröße<br />

drückt ungefähr den Anteil an<br />

<strong>der</strong> Baumschicht aus, wie er als<br />

Ergebnis des natürlichen Konkurrenzkampfes<br />

zu erwarten<br />

wäre (aus E l l l e n b e r g 1983).<br />

sehr naß<br />

Wasser<br />

für Wald zu naiB<br />

stark sauer sauer mäßig sauer schwach sauer neutral alkalisch<br />

breitung in <strong>der</strong> Natur vorauszusagen o<strong>der</strong> im einzelnen zu<br />

erklären. Ob sie den ihren physiologischen Ansprüchen<br />

nach besiedelbaren Standort einnimmt o<strong>der</strong> nicht, darüber<br />

entscheiden neben dem historischen Faktor eben meist die<br />

Mitbewerber. Im Ökogramm läßt sich für bestimmte ökologische<br />

Faktorenkombinationen darstellen, welche Arten dominant<br />

auftreten <strong>und</strong> wo ihre jeweiligen ökologischen Optima<br />

liegen. In Abb. II ist dies für die mitteleuropäischen<br />

Baumarten gezeigt.<br />

Wettbewerb ist kein direktes Abhängigkeitsverhältnis zwischen<br />

Arten. Man erkennt es daran, daß Pflanzen isoliert stehend<br />

sich üppiger entwickeln als die in einer Pflanzengemeinschaft.<br />

Die Hemmung beim Wettbewerb ist meistens auf<br />

Entzug von Licht durch oberirdische Organe o<strong>der</strong> von Wasser<br />

bzw. von Nährstoffen bei Wurzelkonkurrenz zurückzuführen.<br />

Ob außerdem noch gewisse durch die Pflanzen ausgeschiedene<br />

Hemmstoffe eine wichtige Rolle im Konkurrenzkampf<br />

spielen (Allelopathie), ist unter natürlichen Bedingungen<br />

schwer nachweisbar. Nur in einigen Fällen scheint dies zuzutreffen.<br />

In an<strong>der</strong>en Fällen gibt es wohl auch gegenseitige För<strong>der</strong>ung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch Stoffaustausch über das Pilzhyphengeflecht<br />

im Boden, das die Mykorrhiza verschiedener<br />

Bäume miteinan<strong>der</strong> verbinden <strong>und</strong> Jungen Sämlingen zusätzlich<br />

Nährstoffe zuführen kann (Ammensystem). In Ökosystemen<br />

überwiegen aber die Prozesse <strong>der</strong> Konkurrenz diejenigen<br />

einer solchen Kooperation bei weitem.<br />

^ Von Wettbewerb o<strong>der</strong><br />

Konkurrenz spricht man<br />

ganz allgemein, wenn das<br />

Wachstum o<strong>der</strong> die Entwicklung<br />

einer Art durch<br />

die Anwesenheit an<strong>der</strong>er<br />

Arten ungünstig beeinflußt<br />

wird (ohne daß Parasitismus<br />

vorliegt). Der<br />

Wettbewerb ist überall<br />

wirksam, wo mehrere Arten<br />

dicht beieinan<strong>der</strong> Vorkommen.<br />

Wettbewerb bezieht<br />

sich auf begrenzte<br />

Ressourcen <strong>der</strong> Wurzel<br />

o<strong>der</strong> des Sprosses: Wasser,<br />

Licht, Nährstoffe o<strong>der</strong><br />

Raum.


1<br />

46 Ökologische Gruncilagen<br />

Beim Wettbewerb unterscheidet man zwischen dem intraspezifischen,<br />

<strong>der</strong> sich unter Individuen <strong>der</strong>selben Art<br />

abspielt, <strong>und</strong> dem interspezifischen unter solchen verschiedener<br />

Arten. Der erste för<strong>der</strong>t das Überleben <strong>der</strong> kräftigsten<br />

Individuen <strong>und</strong> dient <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong> Art. Beim interspezifischen<br />

Wettbewerb kann eine Art die Vorherrschaft<br />

erlangen <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>e verdrängen, o<strong>der</strong> es bildet sich ein<br />

Gleichgewicht in Mischbeständen aus, je nach <strong>der</strong> Konkurrenzkraft<br />

<strong>der</strong> einzelnen Partner. Im Gebirge kann man zum<br />

Beispiel an <strong>der</strong> Buchen-Fichtengrenze beobachten, daß an<br />

Südhängen die Buche vorherrscht, an den Nordhängen die<br />

Fichte, während an Ost- <strong>und</strong> Westhängen beide sich mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger die Waage halten <strong>und</strong> Mischbestände bilden.<br />

Diese werden sich auch dann ausbilden, wenn die Sämlinge<br />

einer Art sich unter fremden Arten besser entwickeln als unter<br />

Individuen <strong>der</strong> gleichen Art, was im tropischen Urwald<br />

zuzutreffen scheint, vielleicht, weil <strong>der</strong> Herbivoren- <strong>und</strong> Parasitendruck<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hemmende Faktoren entsprechend<br />

abgestuft sind.<br />

Die Konkurrenzkraft einer Art ist ein sehr kompliziertes<br />

<strong>und</strong> schwer erfaßbares Phänomen insbeson<strong>der</strong>e, wenn man<br />

bedenkt, daß sie sich stark mit dem Entwicklimgsstadium<br />

än<strong>der</strong>n kann. Sie ist am schwächsten bei Keim- <strong>und</strong> Jungpflanzen<br />

<strong>und</strong> nimmt mit dem Alter insbeson<strong>der</strong>e bei Bäumen<br />

zu. Sie gilt immer nur für ganz bestimmte Umweltbedingungen.<br />

Die Gesamtheit aller morphologischen <strong>und</strong><br />

physiologischen Eigenschaften einer Art ist dabei von Bedeutung.<br />

Bienne Arten sind konkurrenzkräftiger als annuelle,<br />

weil sie im zweiten Jahr das Wachstum mit größeren,<br />

während des ersten Jahres aufgespeicherten Reserven beginnen.<br />

Aus demselben Gr<strong>und</strong>e sind vom dritten Jahr ab die<br />

perennen Kräuter den biennen überlegen. Flolzarten tragen<br />

gegenüber perennierenden Kräutern den Sieg davon, wenn<br />

sie nicht in den ersten Lebensjahren unterdrückt werden,<br />

wenn es ihnen also gelingt, verholzte Achsenorgane zu bilden,<br />

die sich über die Krautschicht erheben.<br />

Durch den Wettbewerb kommen an ähnlichen Standorten<br />

in einem begrenzten Gebiet immer wie<strong>der</strong> ähnliche<br />

Kombinationen von Pflanzenarten zustande, die man als<br />

Pflanzengemeinschaften (Phytozönosen) bezeichnet. Als<br />

Beispiel seien in Mitteleuropa genannt: Buchenwäl<strong>der</strong> auf<br />

Kalkböden mit ihrer Krautflora o<strong>der</strong> Auenwäl<strong>der</strong>, bestimmte<br />

Moortypen o<strong>der</strong> Röhrichte etc.<br />

ln einer stabilen Pflanzengemeinschaft befinden sich die<br />

Arten in einem gewissen ökologischen Gleichgewicht untereinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> mit ihrer Umwelt. Sie bilden mit den tieri-


sehen Organismen eine Biozönose. Für dieses Gleichgewicht<br />

sind maßgebend, wenn man von <strong>der</strong> Einwirkung <strong>der</strong> Tiere<br />

absieht:<br />

1. <strong>der</strong> Wettbewerb <strong>der</strong> Arten untereinan<strong>der</strong><br />

2 .<br />

3.<br />

die Abhängigkeit <strong>der</strong> jeweiligen Arten vom Vorhandensein<br />

an<strong>der</strong>er (zum Beispiel Schattenarten)<br />

das Vorkommen von komplementären Arten, die sich<br />

räumlich o<strong>der</strong> zeitlich ergänzen, so daß jede ökologische<br />

Nische ausgefüllt wird.<br />

Die natürliche Gemeinschaft ist somit einigermaßen „abgesättigt"<br />

<strong>und</strong> fremde, eingeschleppte Arten können kaum<br />

eindrlngen, während sie bei gestörtem Gleichgewicht viel<br />

eher die Möglichkeit dazu haben. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e spielt<br />

<strong>der</strong> Ferntransport von Samen für die Verbreitung <strong>der</strong> Pflanzen<br />

nur bei noch nicht besiedelten Flächen eine bedeutsame<br />

Rolle, zum Beispiel bei jungen vulkanischen Inseln.<br />

Das Gleichgewicht einer Pflanzengemeinschaft ist kein<br />

statisches, son<strong>der</strong>n ein dynamisches. Individuen sterben ab,<br />

an<strong>der</strong>e keimen <strong>und</strong> wachsen heran. Dabei findet zwischen<br />

den einzelnen Arten meistens ein ständiger Platzwechsel<br />

Umwelt <strong>und</strong> Wettbewerb 47<br />

Abb. 12.<br />

Schema <strong>der</strong> verschiedenen Phasen<br />

<strong>und</strong> ihrer Übergänge bei Urwäl<strong>der</strong>n,<br />

abgeleitet aus Erhebungen<br />

im Rothwald bei Lunz<br />

am See (Nie<strong>der</strong>österreich, nach<br />

Z u K R iG L et al. 1963). Entsprechend<br />

lassen sich auch die in<br />

Bialowiecz (Ostpolen) feststellbaren<br />

Phasen <strong>und</strong> Mosaikbestände<br />

in ein solches zyklisches Schema<br />

einordnen.<br />

Anfangsphase<br />

bergangswald<br />

Schlusswald


I<br />

48 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 13.<br />

Schema des Sukzessionszyklus<br />

<strong>der</strong> anthropogenen Formationen<br />

in Mitteleuropa, mit Angabe <strong>der</strong><br />

wesentlichen Einflußfaktoren.<br />

Statt. Gerade in unbeeinflußten Beständen, in Mooren,<br />

mehr noch in Urwäl<strong>der</strong>n tritt ein ständig wechselndes Mosaik<br />

verschiedener Entwicklungsphasen nebeneinan<strong>der</strong> auf.<br />

In Urwäl<strong>der</strong>n sind diese Prozesse offenbar sehr langfristige.<br />

Sie führen dazu, daß auf größeren Flächen alle Phasen vertreten<br />

sind. Die dabei unterscheidbaren Phasen stehen in einem<br />

Abhängigkeitsverhältnis <strong>und</strong> können in unterschiedlicher<br />

Weise mit bestimmten Zyklen ineinan<strong>der</strong> übergehen<br />

(vgl. Abb. 12).<br />

Mengenmäßig zeigt die Artenzusammensetzung gewisse<br />

o<strong>der</strong> auch erhebliche Schwankungen. Auch die Artengarnitur<br />

bleibt nicht dieselbe. Erst recht, wenn die Außenbedingungen<br />

von Jahr zu Jahr wechseln, auf Regenjahre Trockenperioden<br />

folgen etc. Dadurch werden bald die einen Arten<br />

im Wettbewerb begünstigt, bald die an<strong>der</strong>en. Än<strong>der</strong>n sich<br />

die Standortsbedingungen dauernd in einer bestimmten<br />

Richtung, zum Beispiel, wenn <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel viele<br />

Jahre hindurch langsam ansteigt, so verän<strong>der</strong>t sich auch die<br />

Artenkombination: Gewisse Arten werden verschwinden.


Die ökologischen Faktoren 49<br />

an<strong>der</strong>e dringen von außen ein, bis schließlich eine neue<br />

Pflanzengemeinschaft entsteht.<br />

Erfolgen die Eingriffe des Menschen lange Zeit hindurch<br />

auf gleiche Weise, so bildet sich ein anthropogen bedingtes<br />

Gleichgewicht aus, <strong>und</strong> es entstehen die Pflanzengemeinschaften,<br />

die man als K u ltu rfo rm a tio n e n bei intensiver<br />

Nutzung o<strong>der</strong> als Halbkulturformationen bei mehr extensiver<br />

Nutzung bezeichnet. Aus ihnen besieht die <strong>Vegetation</strong><br />

<strong>der</strong> von Menschen dichtbesiedelten Gebiete. Die wesentlichen<br />

Kulturformationen werden durch bestimmte Maßnahmen<br />

erhalten, die Sukzessionsfolge kommt bei einem Wechsel<br />

<strong>der</strong> Nutzung immer wie<strong>der</strong> in Gang (vgl. Abb. 13). Die<br />

Abfolge <strong>der</strong> Sukzession ist meist zufallsbedingt, je nachdem<br />

welche Samen (Diasporen) zuerst o<strong>der</strong> in größerer Menge<br />

auf <strong>der</strong> Fläche ankommen <strong>und</strong> wie dann gerade die Keimungsbedingungen<br />

<strong>der</strong> Samen <strong>und</strong> Etablierungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Keimlinge sind.<br />

6 Die ökologischen Faktoren<br />

In einem floristisch einheitlichen Gebiet wird die Glie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> durch die Umwelt, also vor allen Dingen<br />

durch das Klima <strong>und</strong> den Boden bedingt, allerdings vor allem<br />

indirekt gesteuert, wie wir gesehen haben, über eine<br />

Beeinflussung <strong>der</strong> Konkurrenzkraft <strong>der</strong> vorkommenden Arten.<br />

Die einzelnen ökologischen Faktoren ergänzen sich in<br />

ihrer auslesenden Wirkung oft sehr unterschiedlich. Das<br />

Klima übt auf die <strong>Vegetation</strong> einen direkten <strong>und</strong> einen indirekten<br />

Einfluß über den Boden aus. Man kann die gegenseitigen<br />

Beziehungen durch das Schema in Abb. 14 verdeutlichen.<br />

^ Eine zeitliche Aufeinan<strong>der</strong>folge<br />

von Pflanzengemeinschaften<br />

auf einer<br />

bestimmten Fläche wird<br />

als Sukzession bezeichnet.<br />

Gehen die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

auf natürliche Ursachen<br />

zurück <strong>und</strong> von Rohböden<br />

aus, so handelt es<br />

sich um primäre Sukzessionen,<br />

die wegen <strong>der</strong><br />

fehlenden Diasporenbank<br />

meist sehr langsam verlaufen.<br />

Viel häufiger handelt es<br />

sich um sek<strong>und</strong>äre Sukzessionen,<br />

die auf Eingriffe<br />

des Menschen o<strong>der</strong> Katastrophen<br />

(Windbruch,<br />

Überschwemmungen <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e) zurückzuführen<br />

sind <strong>und</strong> rasch ablaufen,<br />

wie zum Beispiel bei <strong>der</strong><br />

Entwässerung von W iesen,<br />

auf Kahlschlägen im<br />

Walde, auf aufgelassenen<br />

Äckern, auf nicht mehr<br />

gemähten Wiesen, Brachflächen<br />

etc.<br />

Abb. 14.<br />

Schema <strong>der</strong> Wechselwirkungen<br />

zwischen verschiedenen Umweltbereichen<br />

<strong>und</strong> den pflanzlichen<br />

Organismen.


\ 1<br />

50 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

^ Ökologische Primärfaktoren:<br />

1. die Wärme-o<strong>der</strong> Temperaturverhältnisse<br />

-<br />

<strong>der</strong> Temperaturfaktor<br />

2. die Wasser- o<strong>der</strong> Hydratu<br />

rverhältnisse -<br />

<strong>der</strong> Wasserfaktor<br />

3. die Lichtintensität <strong>und</strong><br />

die Tageslänge - <strong>der</strong><br />

Lichtfaktor<br />

1. die verschiedenen chemischen<br />

Faktoren<br />

(Nähr- o<strong>der</strong> Giftstoffe)<br />

5. die mechanischen Faktoren<br />

(Wind, Feuer,<br />

Tierverbiß <strong>und</strong> Tritt).<br />

Der Bodentypus <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>stypus werden durch<br />

das Klima geprägt, aber für den ersteren ist das Muttergestein,<br />

für die <strong>Vegetation</strong> die Flora (<strong>und</strong> sek<strong>und</strong>är die Fauna)<br />

nicht ohne Bedeutung. Zwischen Boden <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> bestehen<br />

außerdem so enge Wechselbeziehungen, daß man<br />

fast von einer Einheit sprechen darf. Einen gewissen Einfluß<br />

üben sowohl <strong>der</strong> Boden als auch die <strong>Vegetation</strong> ihrerseits<br />

auf das Klima aus, unmittelbar aber doch nur im Bereich <strong>der</strong><br />

bodennahen Luftschicht, das heißt sie beeinflussen das Mikroklima.<br />

Die Gesamtheit <strong>der</strong> auf die Pflanzen o<strong>der</strong> allgemein<br />

auf einen Organismus wirkenden Faktoren bildet ihre<br />

U m w e lt, wobei man die physikalisch-chemischen Faktoren<br />

(ohne Wettbewerb) als ihren S ta n d o rt bezeichnet,<br />

während die Stelle, an <strong>der</strong> sie wachsen. W u chso rt, B io to p<br />

o<strong>der</strong> Ökotop genannt wird. Die für das Wachstum <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Pflanze maßgebenden Faktoren kann man<br />

in fünf Gruppen von Primärfaktoren einteilen (s. Kasten).<br />

Es ist dabei für die Pflanzen gleichgültig, ob zum Beispiel<br />

die günstigen Wärmeverhältnisse durch das Großklima bedingt<br />

werden o<strong>der</strong> durch den Wuchsort an einem geschützten<br />

Südhang. Ebenso macht es für die Pflanze keinen Unterschied,<br />

ob die notwendige Bodenfeuchtigkeit auf eine<br />

günstige Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung o<strong>der</strong> die geringe Verdunstung<br />

an einem Nordhang o<strong>der</strong> schließlich durch die Bodenstruktur<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wassernähe zustande kommt; die<br />

Hauptsache ist, daß die Pflanze nicht unter Wassermangel<br />

leidet.<br />

Diese fünf Gruppen von Standortfaktoren bedingen in<br />

ihrer wechselseitigen Wirkung die Ausprägung von komplexen<br />

Standortläktoren (Sek<strong>und</strong>ärfaktoren, Komplexfaktoren),<br />

nämlich klimatische, orographische, edaphische (Boden)<br />

<strong>und</strong> biotische, wie dies im Schema (vgl. Abb. 15) mit<br />

einigen wesentlichen Standortparametern dargestellt ist.<br />

Standortfaktoren<br />

Faktorengruppe<br />

Klimatische (Klima)<br />

Orographische (Relief)<br />

Abb. 15.<br />

Schema <strong>der</strong> verschiedenen ökologischen<br />

Faktoren <strong>und</strong> ihrer<br />

Wirkungen auf die Pflanze.<br />

Edaphische (Boden)


7 Strahlung, Licht <strong>und</strong> astronomische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die von <strong>der</strong> Sonne stammende Strahlung, die auf die Erde<br />

fällt, ist Voraussetzung für nahezu alle Lebensvorgänge<br />

(wenn man einmal von dem Son<strong>der</strong>fall <strong>der</strong> „Schwarzen<br />

Raucher" <strong>der</strong> Tiefseegräben absieht). Die einfallende Strahlung<br />

<strong>der</strong> Sonne auf die Erde ist aus geometrischen (Einstrahlungswinkel<br />

auf die Kugel) <strong>und</strong> astronomischen Gründen<br />

(Erdbahn, Erdrotation) von <strong>der</strong> geografischen Breite<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Jahreszeit abhängig, wie dies Abb. 16 zeigt. Diese<br />

extraterrestrische Sonneneinstrahlung erreicht die Erdoberfläche<br />

nur indirekt, da ein Teil <strong>der</strong> Strahlung in <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

absorbiert o<strong>der</strong> gestreut wird. Ein Teil <strong>der</strong> Strahlung<br />

wird reflektiert <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> in den Weltraum zurückgestrahlt.<br />

Die Maxima <strong>der</strong> Einstrahlung übertreffen im polaren<br />

Sommer (Polartag = 24 h) sogar die Werte in den Tropen, sie<br />

weisen einen starken Jahresgang auf, in den Tropen fehlt ein<br />

solcher fast ganz. Über das ganze Jahr hinweg allerdings ist<br />

die Sonneneinstrahlung am Äquator am größten <strong>und</strong> nimmt<br />

zu den Polen kontinuierlich ab. Die Summe <strong>der</strong> sommerli-<br />

Strahlung, Licht <strong>und</strong> astronomische Gr<strong>und</strong>lagen 51<br />

Abb. 16.<br />

Die extraterrestrische Sonneneinstrahlung<br />

auf die Erde im Jahreslauf<br />

in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

geografischen Breite (Zahlenwerte<br />

in I0f> (aus S chOn -<br />

wiESE 1994).


52 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

A b b . 17.<br />

Die extraterrestrische Sonneneinstrahlung<br />

(1), Tageslänge (D)<br />

<strong>und</strong> Sonnenhöhe (H) während<br />

des Sommer- (s) <strong>und</strong> des Winterpunkts<br />

(w) <strong>der</strong> Sonne auf <strong>der</strong><br />

Nordhemisphäre <strong>der</strong> Erde (nach<br />

Schönwiese 1994). r9 0 °<br />

80°<br />

70°<br />

-60° I<br />

0)<br />

=o<br />

50° c<br />

40°<br />

W<br />

-30°<br />

- 20°<br />

- 10°<br />

30° 40° 50° 60°<br />

geografische Breite<br />

70° 80° 90° N<br />

0°<br />

l<br />

eben <strong>und</strong> winterlichen Einstrahlung {Abb. 17) ist am Äquator<br />

am höchsten. Der Sonnenhöchststand (im Zenith) im<br />

Sommer (H^ in Abb. 17) liegt im Bereich des jeweiligen<br />

Wendekreises (ca. 23 1/2°, Solstizien: Sommer- bzw. Winterpunkt).<br />

Umgekehrt erreicht die Tageslänge D im Bereich<br />

des Polarkreises (ca. 66 1/2°) <strong>und</strong> bis zu den Polen den Maximalwert<br />

von 24 h, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Neigung <strong>der</strong> Erdachse<br />

gegen die Erdbahn. Die atmosphärischen Prozesse <strong>und</strong> die<br />

jeweiligen breitenabhängigen Einstrahlungswinkel bedingen<br />

letztlich das, was an <strong>der</strong> Erdoberfläche noch an Strahlung<br />

übrigbleibt (Abb. 18). Sie erklären auch die Abfolge <strong>der</strong><br />

Jahreszeiten in den verschiedenen Breitenlagen <strong>und</strong> die Unterschiede<br />

zwischen Nord- <strong>und</strong> Südhalbkugel. Die nicht<br />

kreisförmige, son<strong>der</strong>n leicht elliptische Umlaufbahn <strong>der</strong><br />

Erde um die Sonne mit einem Sonnenfernen <strong>und</strong> einem<br />

sonnennahen Punkt wirkt sich allerdings kaum merklich auf<br />

die Jahreszeiten aus. Die Jahreszeitenfolge <strong>und</strong> ihre Entstehung<br />

erklärt Abb. 19.<br />

Der Tagesgang <strong>der</strong> Einstrahlung führt zu ständigen Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Lufttemperatur als Resultat <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Komponenten von Ein- <strong>und</strong> Ausstrahlung in <strong>der</strong> Strahlungsbilanz.<br />

Der relative Energieumsatz erreicht sein Maxi-


Strahlung, Licht <strong>und</strong> astronomische Gr<strong>und</strong>lagen 53<br />

mum an Energiegewinn um die Mittagszeit, die Energieverluste<br />

sind unmittelbar nach Sonnenuntergang beson<strong>der</strong>s<br />

groß (Abb. 20).<br />

Von <strong>der</strong> Erde aus gesehen erscheint <strong>der</strong> Tag/Nachtwechsel<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> astronomischen Gegebenheit (Erdbahn<br />

um die Sonne mit 365 1/4 Tagen <strong>und</strong> Neigung <strong>der</strong> Erdachse<br />

mit 24 h Rotation) je nach geografischer Breitenlage<br />

ganz unterschiedlich. Die scheinbare Bahn <strong>der</strong> Sonne am<br />

Firmament (Abb. 21) ist am Äquator fast stets zwölf St<strong>und</strong>en<br />

lang, in mittleren Breitenlagen, zum Beispiel Mainz, ist <strong>der</strong><br />

Unterschied <strong>der</strong> Tageslänge zwischen Sommer <strong>und</strong> Winter<br />

schon beträchtlich <strong>und</strong> am Pol ist es ein halbes Jahr Nacht<br />

<strong>und</strong> ein halbes Jahr Tag (Polarnacht, Polartag).<br />

Genau genommen ist nur am Frühjahrs- <strong>und</strong> Herbstpunkt,<br />

wenn die Sonne über dem Äquator steht, die Tageslänge<br />

zwölf St<strong>und</strong>en lang (Äquinoktien).<br />

Diese kurz besprochenen astronomischen Gegebenheiten<br />

sind Voraussetzungen für das Klimageschehen, das durch erhebliche<br />

Modifizierungen durch die Atmosphäre zur Temperaturverteilung<br />

an <strong>der</strong> Erdoberfläche, zu Luftdruckschwan-<br />

_ Die Sonneneinstrahlung<br />

än<strong>der</strong>t sich an einem<br />

bestimmten Punkt <strong>der</strong><br />

Erde einerseits jahreszeitlich<br />

(-►annuelle Periodik,<br />

Jahresgänge), an<strong>der</strong>erseits<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erdrotation<br />

auch täglich<br />

(-► diurnale Periodik,<br />

Tagesgänge). Auch die<br />

meisten an<strong>der</strong>en ökologischen<br />

Faktoren weisen<br />

daher annuelle <strong>und</strong> diurnale<br />

Rhythmen auf.<br />

kcal cirr^<br />

Wm-2<br />

"Solarkonstante" (extraatmosphärisch)<br />

_____ Absorption Erdoberfläche<br />

......... Reflexion Wolken<br />

_____Reflexion Erdoberfläche<br />

.............. Reflexion Gase<br />

_______Absorption Gase<br />

_______ Absorption Wolken<br />

Abb. 18.<br />

Der Umsatz an Einstrahlungsenerßie<br />

<strong>der</strong> Sonne in<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre <strong>und</strong> an <strong>der</strong><br />

Erdoberfläche <strong>und</strong> die Solarkonstante<br />

in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> geografischen Breite<br />

(aus Schönwiese 1994).


54 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 19.<br />

Schema zur Erklärung <strong>der</strong><br />

Jahreszeiten aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

astronomischen Gegebenheiten<br />

<strong>der</strong> Erdbahn <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erdachsenneigung<br />

gegenüber <strong>der</strong><br />

Umlaufebene (Ekliptik) (Solstiziallinie:<br />

Sommer- bzw.<br />

Winterpunkt: Äquinoktiallinie:<br />

Tag- <strong>und</strong> Nachtgleichen,<br />

Frühlings- bzw. Herbstpunkt)<br />

(aus Schonwiese 1994).<br />

21.Juni<br />

23. September<br />

Abb. 20.<br />

Schema des Tagesgangs <strong>der</strong><br />

Sonneneinstrahlung <strong>und</strong> <strong>der</strong> terrestrischen<br />

Ausstrahlung. Die<br />

Sinus-Kurve entspricht zugleich<br />

dem Temperaturgang an klaren<br />

Tagen (nach Schonwiese 1994).


Äquator<br />

Frankfurt/Main<br />

Pol<br />

kungen, Luftströmungen, <strong>und</strong> damit zu Wetter <strong>und</strong> Witterungserscheinungen<br />

führt. Dies bestimmt auch das Geschehen<br />

im kleinräumigen Bereich, das Mikroklima, etwa im Bereich<br />

eines Blattes. Dabei ist <strong>der</strong> Lichtfaktor allerdings selten<br />

ein Minimumfaktor, <strong>der</strong> vegetationsbestimmend wäre. Unmittelbarer<br />

wirken sich vielmehr an<strong>der</strong>e Faktoren wie Temperatur<br />

<strong>und</strong> Wasser aus.<br />

Abb. 21.<br />

Scheinbare B ahn <strong>der</strong> Sonne am<br />

H im m e l in verschiedenen geograßsehen<br />

Breiten (aus S chOn -<br />

wiESE 1994).<br />

8 Die Temperatur<br />

Neben dem Wasserfaktor (s. Seite 59ff.) spielen die Temperaturverhältnisse<br />

am Standort eine große Rolle. Leben spielt<br />

sich nur in bestimmten Temperaturbereichen ab. Temperaturextreme<br />

werden von den verschiedenen Organismen unterschiedlich<br />

gut toleriert. Die Hitzeresistenzgrenze <strong>der</strong><br />

meisten Pflanzenartcn liegt zwischen 50 <strong>und</strong> 60 °C. Bis zu<br />

einem gewissen Grade können sich Pflanzen durch Strahlungsreflexion,<br />

durch Transpirationskühlung o<strong>der</strong> auch physiologisch<br />

(Hitzeschockproteine) vor Hitzestreß schützen.<br />

Die Kälteresistenzgrenze ist nicht so scharf wie die Hitzeresistenzgrenze.<br />

Neben den abkühltings- o<strong>der</strong> erkältungsempfindlichen<br />

Pflanzen (meist tropischer Herkunft) gibt es<br />

die gefrierempfindlichen (die Eisbildung in den Geweben<br />

vermeiden, zum Beispiel durch Erhöhung <strong>der</strong> Zellsaftkonzentration)<br />

<strong>und</strong> die gefriertoleranten Pflanzen (die statt einer<br />

großen Zentralvakuole oft viele kleine Vakuolen bilden,<br />

in denen Membranschäden durch Eiskristalle klein gehalten<br />

werden).<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Temperatur unterscheiden wir unter den<br />

tierischen Organismen einerseits die Kaltblüter o<strong>der</strong> poikilothermen<br />

Arten, <strong>der</strong>en Körpertemperatur <strong>und</strong> damit auch<br />

die Temperatur des Plasmas von <strong>der</strong> Außentemperatur abhängt<br />

<strong>und</strong> sich mit dieser gleichsinnig än<strong>der</strong>t, an<strong>der</strong>erseits<br />

die Warmblütler o<strong>der</strong> homoiothermen Arten (Abb. 22), die


56 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 22.<br />

Temperaturabhäncjigkeit <strong>der</strong><br />

Dauer <strong>der</strong> Embryonalentwicklung<br />

<strong>der</strong> Wanze Eurygaster<br />

maura (Pentatomidae) (aus<br />

Tischler 1984).<br />

Tage<br />

eine eigene, von <strong>der</strong> Außentemperatur weitgehend unabhängige<br />

<strong>und</strong> ziemlich konstante Körpertemperatur besitzen.<br />

Bei diesen Organismen ist es unsinnig, die Außentemperatur<br />

zu messen, um sie in direkte Beziehung zu dem Ablauf<br />

<strong>der</strong> Lebensfunktionen im Protoplasma zu setzen.<br />

Alle Pflanzen sind poikilotherme Organismen (auch<br />

wenn gelegentlich, wie beim Aronstab <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Araceen,<br />

Blütenkolben Eigenwärme erzeugen können). Die<br />

Temperatur <strong>der</strong> umgebenden Luft gibt deshalb einen Anhaltspunkt<br />

für die maßgebenden Temperaturverhältnisse im<br />

Plasma. Gewisse rein physikalisch bedingte kleinere Abweichungen<br />

kommen namentlich bei starker Strahlung vor. Bei<br />

ökophysiologischen Untersuchungen muß man sie unbedingt<br />

berücksichtigen, schließlich können zum Beispiel die<br />

Chloroplasten o<strong>der</strong> Mitochondrien tagsüber im Blatt oft<br />

über 10 K Übertemperatur gegenüber <strong>der</strong> Umgebungsluft<br />

aufweisen. Bei ökologischen Übersichten wird man sich<br />

meistens damit begnügen, die Lufttemperatur anzugeben.


Bei den meisten poikilothermen Tieren ist die Entwicklung<br />

sehr von <strong>der</strong> Temperatur abhängig, meist aber noch<br />

modifiziert vom Wasserfaktor, zum Beispiel <strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit.<br />

Die Entwicklungsdauer läßt sich dabei oft sehr präzise<br />

durch eine entsprechende mathematische Funktion (in<br />

Abb. 23), zum Beispiel durch eine Hyperbelfunktion angeben.<br />

Das Beispiel in Abb. 23 gibt neben <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Embryonalentwicklung<br />

auch die Mortalität <strong>der</strong> Eier in Abhängigkeit<br />

von Lufttemperatur <strong>und</strong> relativer Feuchte an. Man<br />

erkennt, daß ein bestimmter Temperaturbereich bei relativ<br />

hoher Feuchtigkeit den Optimalbereich darstellt. Dementsprechend<br />

kann man sich leicht vorstellen, wie unterschiedlich,<br />

je nach Außenbedingungen, die Vermehrungsraten,<br />

<strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Einfluß mancher Insektenarten in bestimmten<br />

Biotopen von Jahr zu Jahr sein kann, auch ohne sonstige<br />

biotische Interaktionen.<br />

Gefrieren ist eng gekoppelt mit dem Verhalten des Gewebe-<br />

bzw. Zellwassers in <strong>der</strong> Zelle. Gefrieren <strong>der</strong> Vakuole bedeutet<br />

in aller Regel ein starkes Zerreißen <strong>der</strong> Membranen<br />

<strong>und</strong> damit erhebliche Zellschäden. Dazu kommt die Blockierung<br />

<strong>der</strong> Nachlieferung von Wasser, so daß bei längerer<br />

Frosteinwirkung oft eher ein Vertrocknen <strong>der</strong> Pflanzen auftritt,<br />

als ein echter Gefrierschaden (Frosttrocknis).<br />

Die verschiedenen Zonobiome (Übersicht über die Zonobiome<br />

vgl. S. 97) sind aufgr<strong>und</strong> des Temperaturfaktors gekennzeichnet.<br />

Dabei sind weniger die Mittelwerte <strong>der</strong> Temperatur,<br />

als vielmehr die Extreme von Bedeutung. Und es<br />

kommt darauf an, ob Fröste in einem Gebiet regelmäßig im<br />

Wechsel <strong>der</strong> Jahreszeiten o<strong>der</strong> ob sie episodisch auftreten.<br />

Einmal Frost in 20 Jahren in den Kaffeeanbaugebieten Brasiliens<br />

läßt den Weltmarktpreis des Kaffees steigen.<br />

Die Temperatur 57<br />

Entwicklungsdauer (Tage)<br />

ia -d n pn-i.a q-7 v -s<br />

12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 °C<br />

Abb. 23.<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong><br />

Embryonalentwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Mortalität <strong>der</strong> Eier des Luzerne-<br />

Rüßlers (Hypera postica, Curculionidae)<br />

von <strong>der</strong> Temperatur<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativen Luftfeuchte<br />

(aus Tischler 1984).


58 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

I<br />

□ A<br />

H C<br />

Abb. 24.<br />

Das Auftreten von Frost auf <strong>der</strong><br />

Erde (aus L a r c h e r 1994).<br />

A: frostfreie Gebiete; B: episodische<br />

Fröste bis -10 °C: C: winterkalte<br />

Gebiete mit mittlerem Jahresminimum<br />

zwischen -10 °C<br />

<strong>und</strong> -40 °C: D: mittleres Jahresminimum<br />

unter -40 °C;<br />

E: Polareis <strong>und</strong> Permafrost.<br />

------+5 °C-Minimum-Isotherme;......<br />

-30 °C Minimum-<br />

Isotherme.<br />

I . .■>I D<br />

H E<br />

— + 5”C<br />

...... -30°C<br />

Auf alljährlich wie<strong>der</strong>kehrende Winterkälte bereiten sich<br />

die Pflanzen vor. Die wesentlichen Frostkategorien sind für<br />

die ganze Erde auf Abb. 24 gezeigt. Da Wasser unter 0 °C gefriert<br />

<strong>und</strong> dabei an Volumen zunimmt, hat dies für Lebewesen<br />

ganz beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Die Nullgradgrenze, das<br />

Auftreten von Frost, prägt daher die verschiedenen Biome<br />

ganz entscheidend.<br />

Für die einzelnen Zonobiome gilt: Zonobiom I bis III sind<br />

frostfrei (außer in den höheren Berglagen). Im Zonobiom IV<br />

<strong>und</strong> V können gelegentlich leichte (episodische, zum Teil periodische)<br />

Fröste auftreten. Zonobiom VI weist bereits regelmäßig<br />

einen typischen, wenn auch kurzen <strong>und</strong> wenig strengen<br />

Winter auf. Im Zonobiom VII hingegen sind die Winter,<br />

bei kontinentalem Klima, sehr ausgeprägt <strong>und</strong> teilweise sehr<br />

streng (kalte Halbwüsten <strong>und</strong> Wüsten). Im Zonobiom VIII,<br />

in <strong>der</strong> Taiga, kann <strong>der</strong> Winter bereits mehrere o<strong>der</strong> viele Monate<br />

lang <strong>und</strong> sehr streng sein; die T<strong>und</strong>ra (ZB IX) ist gekennzeichnet<br />

durch den Winter, es ist die bei weitem längste<br />

Jahreszeit im Jahreslauf. Das Auftreten von Frost<br />

bestimmt das Vorkommen unterschiedlich resistenter Pflanzentypen.<br />

In <strong>der</strong> äquatorialen Zone mit Minima nicht unter<br />

+5 °C überwiegen kälteempfindliche Pflanzen. In <strong>der</strong> Zone D


(Abb. 24) hingegen können nur völlig gefrierbeständige<br />

Pflanzen durchhalten, während in Zone C <strong>und</strong> B auch begrenzt<br />

gefriertolerante Pflanzen <strong>und</strong> Bäume Vorkommen,<br />

die zumindest durch Gefrierdepression <strong>und</strong> gute Unterkühlung<br />

geschützt sind.<br />

jlj Nur etwa 30 % <strong>der</strong> Landfläche <strong>der</strong> Erde sind frostfrei, d,<br />

l 42 % dagegen weisen regelmäßig strengen Frost auf mitf j<br />

l/ymittlerem Jahresminimum unter -20 °C.<br />

Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> 59<br />

9 Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> -<br />

poikilohydre <strong>und</strong> homoiohydre Pflanzen<br />

<strong>und</strong> Anpassungen an Wassermangel<br />

a Der Wasserfaktor<br />

Für die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Biosphäre sind von allen Standorto<strong>der</strong><br />

Umweltfaktoren die Wärme- <strong>und</strong> die Wasserverhältnisse<br />

von größter Bedeutung. Licht ist großräumig nirgends<br />

im Minimum, denn die lange Polarnacht trifft die Pflanzen<br />

im Winterruhezustand an.<br />

Die Wärme o<strong>der</strong> Temperatur nimmt ziemlich stetig vom<br />

Äquator zu den Polen ab. Wichtig ist hierbei, wie kurz besprochen,<br />

die Frostgrenze zwischen den tropischen <strong>und</strong><br />

außertropischen Gebieten. Noch viel stärker differenzierend<br />

wirkt <strong>der</strong> Wasserfäktor. Die Nie<strong>der</strong>schläge sind sehr ungleichmäßig<br />

verteilt (Abb. 25). Die Höhe <strong>der</strong> mittleren Jahresnie<strong>der</strong>schläge<br />

schwankt zwischen über 10 000 mm (Assam)<br />

<strong>und</strong> praktisch Null in den extremsten Wüsten.<br />

Abb. 25.<br />

Karte <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schläge.<br />

Die Gebirgsnie<strong>der</strong>schläge wurden<br />

nicht berücksichtigt.<br />

E3uiunler250mm CUzSO-SOO mm IM I5OO-IOOO mm ® 1000-2000 mm ■ ü b e r 2000 n


60 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

I<br />

Abb. 26. Vereinfachte Karte <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szonen (ohne edaphische o<strong>der</strong> anthropogene Abwandlungen):<br />

1 Immergrüne Regenwäl<strong>der</strong>; 2 Halbimmergrüne <strong>und</strong> regengrüne Wäl<strong>der</strong>; 2a Savannen, Grasland, tropische<br />

Gehölzfluren; 3 Heiße Wüsten <strong>und</strong> Halbwüsten (bei 35°N,S in 7a übergehend); 4 Hartlaubgehölze<br />

mit Winterregen; 5 Warmtemperierte Feuchtwäl<strong>der</strong>; 6 Memórale sommergrüne Wäl<strong>der</strong>; 7 Steppen <strong>der</strong><br />

gemäßigten Zonen; 7a Halbwüsten <strong>und</strong> Wüsten mit kalten Wintern; 8 Boreale Nadelwaldzone; 9 T<strong>und</strong>ra;<br />

10 Gebirge.


Die Abb. 26 zeigt zum Vergleich schematisch die hier unterschiedenen<br />

Zonobiome, die im wesentlichen den großen<br />

<strong>Vegetation</strong>szonen entsprechen, für die außer den Verteilungen<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge auch die Temperaturverhältnisse von<br />

beson<strong>der</strong>er Bedeutung sind, was in <strong>der</strong> stärker zonalen Anordnung<br />

parallel zu den Breitengraden zum Ausdruck<br />

kommt.<br />

Aber nicht nur im Großen, son<strong>der</strong>n ebenso im Kleinen<br />

wirkt Temperatur <strong>und</strong> Wasser durch die wechselnde Feuchtigkeit<br />

<strong>der</strong> Biotope auf die Pflanzendecke stark differenzierend.<br />

Überhaupt spielt das Wasser im Leben <strong>der</strong> Pflanze ökologisch<br />

eine ganz beson<strong>der</strong>e Rolle, eine viel größere als bei<br />

den Tieren, weil die Pflanzen ortsgeb<strong>und</strong>en sind. Sowohl auf<br />

<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Zelle sowie <strong>der</strong> Gesamtpflanze als auch auf<br />

<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Ökosysteme läßt sich <strong>der</strong> Wasserhaushalt jeweils<br />

auch quantitativ beschreiben.<br />

b Wasserhaushaltstypen <strong>und</strong> Dürreresistenz<br />

Je nach Wasserangebot am Standort unterscheidet man Hygrophyten,<br />

Mesophyten <strong>und</strong> Xerophyten. Die H y g ro ­<br />

p h yten als Besiedlet gleichmäßig feuchter o<strong>der</strong> nasser Standorte<br />

(wie auch manche schattenliebenden Kräuter im<br />

Walde) haben kaum Wassermangel. Die M e s o p h y te n sind<br />

schon besser an gewisse trockene Zeitperioden angepaßt. Zu<br />

ihnen gehören die meisten Arten <strong>der</strong> gemäßigten Breiten.<br />

Die X e ro p h y te n haben vielerlei Anpassungen an den mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger starken <strong>und</strong> langandauernden Wassermangel<br />

an ihrem Standort entwickelt. Für die Mechanismen <strong>der</strong><br />

Dürreresistenz hat L e v i t t (1972) verschiedene Möglichkeiten<br />

gekennzeichnet: die meisten Pflanzen meiden Dürre<br />

(drought avoidancei durch räumliches o<strong>der</strong> zeitliches Ausweichen;<br />

fiTr eine echte Dürretoleranz (drought tolerance)<br />

braucht es spezielle Anpassungen, wie wir bei einigen Beispielen<br />

von Xerophyten noch sehen werden (s. S. 64f.).<br />

Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> 61<br />

c Bodenwasser<br />

Die Verfügbarkeit von Wasser für die Pflanzen hängt nicht<br />

allein vom Wassergehalt des Bodens ab. Auch die Korngrößenverteilung<br />

<strong>und</strong> damit das Porenvolumen <strong>und</strong> ^die<br />

Größe <strong>der</strong> Kapillarräume im Boden hat großen Einfluß. Maximal<br />

kann ein Boden soviel Wasser aufnehmen, wie das<br />

Porenvolumen umfaßt, allerdings ist dann keine Bodenluft,<br />

also auch kein Sauerstoff mehr im Boden. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Schwerkraft fließt aber ein Teil des Wassers in die Tiefe.<br />

Die Feldkapazität ist stark von <strong>der</strong> Korngrößenverteilung<br />

abhängig, wie Abb. 27 demonstriert.<br />

_ Der Teil des Bodenwassers,<br />

den ein Boden<br />

gegen die Schwerkraft<br />

festhält, wird Feldkapazität<br />

genannt.


62 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 27.<br />

Die Verfügbarkeit des Bodenwassers<br />

in Abhängigkeit vom Wassergehalt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bodenart.<br />

40-<br />

30<br />

« f -<br />

pflanzenverfügbares Wasser<br />

2> 2 0 -<br />

10<br />

Sand sandiger Lehm Schluff toniger<br />

Lehm<br />

Lehm<br />

Bodenart (zunehmen<strong>der</strong> Tonanteil ->)<br />

Ton<br />

_ Die den Pflanzen zur<br />

Verfügung stehende<br />

Wassermenge eines Bodens<br />

liegt zwischen dem<br />

„Permanenten Welkepunkt"<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> „Feldkapazität".<br />

Sie ist bei<br />

Schluffböden am größten.<br />

Darüber hinaus gibt es einen Anteil an Wasser im Boden,<br />

<strong>der</strong> sehr fest durch Absorptionskräfte an den Bodenteilchen<br />

(zum Beispiel elektrostatisch) festgehalten wird, sowie einen<br />

Anteil, <strong>der</strong> durch Kapillarkräfte (Absorptions- <strong>und</strong> Kohäsionskräfte)<br />

in kleinen Poren sehr fest geb<strong>und</strong>en bleibt. Beide<br />

Fraktionen an Wasser sind den Pflanzenwurzeln nicht zugänglich.<br />

Enthält ein Boden nur noch diese l'cstgeb<strong>und</strong>cncn<br />

Anteile an Wasser, so spricht man vom „Permanenten<br />

Welkepunkt".<br />

Bei beson<strong>der</strong>s feinkörnigen Tonböden kann <strong>der</strong> Wassergehalt<br />

fast 2 0 ^ betr^^n, trotzdem ist davon für die Pflanzen<br />

nichtTffiehr verfügbar aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Feinkörnigkeit.<br />

Allerdings ist auch die Verfügbarkeitsgrenze an Wasser nicht<br />

für alle Pflanzen gleich. Xerophyten <strong>und</strong> Halophyten, die<br />

sehr hohe Saugkräfte durch ihre Wurzeln entwickeln können,<br />

sind durchaus in <strong>der</strong> Lage, noch etwas Wasser aufziinehmen,<br />

das heißt <strong>der</strong> Permanente Welkepunkt ist für verschiedene<br />

Pflanzentypen verschieden.<br />

So sind hinsichtlich des Wasserfaktors die Verhältnisse bei<br />

den Pflanzen ähnlich kompliziert wie bei den Tieren in bezug<br />

auf die Temperatur.<br />

d Wasserzustand <strong>der</strong> Zelle, Hydratur<br />

Man muß zwischen wechselfeuchten (poikilohydren) <strong>und</strong><br />

eigenfeuchten (homoiohydren) Pflanzen unterscheiden.


Das Plasma ist nur im stark wasserhaltigen, das heißt gequollenen<br />

o<strong>der</strong> hydratisierten Zustand physiologisch aktiv.<br />

Trocknen die Zellen aus, dann geht das Plasma in einen<br />

latenten Lebenszustand über (das heißt, es weist keine meßbaren<br />

Lebenserscheinungen auf) o<strong>der</strong> es stirbt ab. Die Thermodynamik<br />

<strong>der</strong> Quellkörper lehrt uns, daß <strong>der</strong> Quellungszustand<br />

von <strong>der</strong> relativen Aktivität des Wassers (a) abhängt,<br />

wobei a = p/p^ ist, also <strong>der</strong> relativen Dampfspannung gleichgesetzt<br />

werden kann.<br />

Reines Wasser hat eine Hydratur von 100 %. Die Hydratur<br />

entspricht <strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit (auch in %). Über Salzlösungen<br />

stellt sich ein bestimmter Wasserdampfdruck ein, <strong>der</strong><br />

niedriger ist als <strong>der</strong> über reinem Wasser, dementsprechend<br />

ist die Hydratur niedriger.<br />

Da die Lebensfunktionen in starkem Ausmaß vom Quellungszustand<br />

des Protoplasmas abhängen, ist es wichtig, dessen<br />

Hydratur (bzw. Aktivität des Wassers) zu kennen. Bei<br />

den poikilohydren Pflanzen, zu denen die Nie<strong>der</strong>en Pflanzen<br />

(Bakterien, Algen, Pilze <strong>und</strong> Flechten) gehören, also einzellige<br />

o<strong>der</strong> wenigzeilige Organismen, hängt die Hydratur, soweit<br />

diese Pflanzen außerhalb des Wassers Vorkommen,<br />

ganz von <strong>der</strong> Feuchtigkeit <strong>der</strong> umgebenden Luft ab. Stehen<br />

sie mit Wasser in Berührung o<strong>der</strong> ist die umgebende Luft<br />

dampfgesättigt, so ist das Protoplasma dieser Arten fast maximal<br />

gequollen <strong>und</strong> aktiv. In trockener Luft dagegen tritt<br />

eine starke Entquellung ein, <strong>und</strong> das Plasma geht ohne abzusterben<br />

in den latenten Zustand über. Die Zellen dieser<br />

Organismen haben keine o<strong>der</strong> nur sehr kleine Vakuolen, die<br />

Volumenän<strong>der</strong>ungen des Zellinhalts sind deshalb beim Austrocknen<br />

gering, <strong>und</strong> die Plasmastruktur wird nicht geschädigt.<br />

Die untere Hydraturgrenze (Luftfeuchtigkeit), bei<br />

<strong>der</strong> noch Wachstum nachzuweisen ist, liegt bei den meisten<br />

Bakterien sehr hoch, meist bei 98 bis 94 %; bei den einzelligen"Slgen<br />

<strong>und</strong> Schimmelpilzen sehr verschieden hoch, <strong>und</strong><br />

nur b^ei wenigen sinkt sie bis auf 70 %, einen Wert, <strong>der</strong> dem<br />

absoluten Hydraturminimum aktiver Lebenserscheinungen<br />

entspricht.<br />

Die Produktivität <strong>der</strong> poikilohydren Organismen ist gering,<br />

ihr Anteil an <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>smasse auf dem Lande heute<br />

klein. Man hat sie deshalb bisher wenig beachtet, obgleich<br />

sie an <strong>der</strong> Bodenoberfläche, namentlich in den Wüsten, oft<br />

viel verbreiteter sind, als man annimmt.<br />

Sie dürften vor <strong>der</strong> Eroberung des Landes durch Höhere<br />

Pflanzen bereits auf periodisch befeuchteten Flächen weit<br />

verbreitet gewesen sein, wie heute auf periodisch überschwemmten<br />

Tonflächen in den Wüsten (Takyre, vgl.<br />

Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> 63<br />

^ Die relative Aktivität<br />

des Wassers (a), ausgedrückt<br />

als relative Dampfspannung<br />

gegenüber reinem<br />

Wasser, ausgedrückt<br />

als Prozentwert (% ), bezeichnet<br />

man als Hydratur.


64 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

S. 238). Diese sind für Höhere Pflanzen unbesiedelbar, weil<br />

sie keinen Wurzelraum bieten. Da jedoch von Nie<strong>der</strong>en<br />

Pflanzen fossile Reste nur ausnahmsweise erhalten bleiben,<br />

findet man sie in den ältesten Gesteinen nur relativ selten.<br />

Die homoiohydren Landpflanzen spielen eine viel größere<br />

Rolle. Zu ihnen gehören alle Kormophyten, die sich ursprünglich<br />

aus Grünalgen entwickelt haben. Ihre Zellen<br />

zeichnen sich durch eine große zentrale Vakuole aus. Infolgedessen<br />

grenzt das Plasma direkt an den Zellsaft in <strong>der</strong><br />

Vakuole an, <strong>und</strong> die Hydratur des Plasmas steht mit <strong>der</strong> des<br />

Zellsaftes weitgehend im Gleichgewicht, ist somit nicht direkt<br />

von den Wasserverhältnissen außerhalb <strong>der</strong> Zellen abhängig.<br />

Der Zellsaft <strong>der</strong> Vakuolen stellt bei den Höheren<br />

Pflanzen, wie erwähnt, ein „inneres wässriges Medium" dar,<br />

die Zellwand aus Zellulose ein „äußeres wässriges Medium",<br />

das ihnen im Laufe <strong>der</strong> phylogenetischen Entwicklung den<br />

Übergang vom Leben im Wasser zum Landleben <strong>und</strong> eine<br />

immer bessere Anpassung an aride Verhältnisse ermöglichte.<br />

Solange es den Landpflanzen gelingt, die Konzentration des<br />

Zellsaftes im Vakuom niedrig zu halten, bleibt das Plasma<br />

stark gequollen, das heißt, es besitzt eine hohe Hydratur, unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Feuchtigkeit <strong>der</strong> umgebenden Luft. Das ist<br />

um so eher <strong>der</strong> Fall, je sicherer <strong>der</strong> Wassernachschub aus<br />

dem feuchten Boden durch das Wurzel- <strong>und</strong> Leitungssystem<br />

ist. Bei den Moosen sind diese Einrichtungin nur unvollkommen<br />

entwickelt, sie sind deshalb im allgemeinen an<br />

sehr feuchte Standorte geb<strong>und</strong>en. Auch bei den Farngewächsen<br />

ist das Leitungssystem noch wenig leistungsfähig.<br />

Auch sie meiden deshalb trockene Standorte, abgesehen von<br />

<strong>der</strong> noch stark von Feuchtigkeit abhängigen Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Gametophyten. Soweit Moose <strong>und</strong> einzelne Farne {Ceterach,<br />

Notholaena, Cheilanthes <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) sowie Selaginelia-<br />

Arten in Wüstengebiete vorgedrungen sind, mußten sie sek<br />

u n d är zur poikilohydren Lebensweise übergehen, das<br />

heißt, sie vertragen das Austrocknen während <strong>der</strong> Dürrezeit,<br />

ohne abzusterben („Auferstehungspflanzen"). Sie erlangten<br />

diese Austrocknungsfähigkeit wie<strong>der</strong>, die den Pflanzen mit<br />

stark vakuolisierten Zellen sonst abgeht, durch eine Zellverkleinerung<br />

mit Reduktion <strong>der</strong> Vakuolen, die sich schon bei<br />

geringen Wasserverlusten verfestigen, wodurch eine Deformation<br />

<strong>und</strong> Schädigung des Plasmas beim Austrocknen verhin<strong>der</strong>t<br />

wird.<br />

Lik<br />

e Hydratur bei Xerophyten<br />

Die vollkommenste Anpassung des Wasserhaushalts an das<br />

Landleben ist den Angiospermen gelungen. Sie sind bis in


extreme Wüsten vorgedrtingen. Die Messung ihrer Zellsaftkonzentration<br />

zeigt, daß sie trotzdem fähig sind, eine niedrige<br />

Zellsaftkonzentration <strong>und</strong> damit eine hohe Hydratur des<br />

Plasmas aufrechtzuerhalten, ohne den für die Photosynthese<br />

notwendigen Gaswechsel zu stark zu bremsen. Eine Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Zellsaftkonzentration (= Abnahme des osmotischen<br />

Potentials) <strong>und</strong> damit Entquellung des Plasmas <strong>und</strong><br />

erhöhte osmotische Anpassung durch entsprechende Substanzen<br />

(compatible solutés) ist für Wüstenpflanzen in aller<br />

Regel keine nützliche Anpassung, son<strong>der</strong>n ein Zeichen einer<br />

gestörten Wasserbilanz <strong>und</strong> einer Gefährdung ihrer Existenz.<br />

Für die Kenntnis <strong>der</strong> Wasseraktivität im Plasma, das<br />

heißt dessen Hydratur- <strong>und</strong> Quellungsztistand, genügt die<br />

Messung <strong>der</strong> Außenfaktoren (Nie<strong>der</strong>schläge, Luftfeuchtigkeit,<br />

Bodenwasser etc.) ebensowenig wie die Messung <strong>der</strong><br />

Außentemperatur bei den Warmblütlern.<br />

Nur die Bestimmung <strong>der</strong> Zellsaftkonzentration (des<br />

potentiellen osmotischen Druckes bzw. des osmotischen Potentials),<br />

die in direkter Beziehung zur relativen Dampfspannung<br />

(Hydratur) steht, gibt Auskunft darüber, ob die<br />

Pflanze durch die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Außenbedingungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch eine Dürrezeit, im Hinblick auf den Quellungszustand<br />

des Plasmas betroffen wird o<strong>der</strong> nicht. Die<br />

Messung <strong>der</strong> Saugspannung (des Wasserpotentials) ist dagegen<br />

notwendig, wenn man sich mit <strong>der</strong> Durchströmung<br />

<strong>der</strong> Pflanze von den Wurzeln zu den transpirierenden Organen<br />

beschäftigt. Dies läßt sich am einfachsten durch die<br />

Charakterisierung <strong>der</strong> einzelnen Wi<strong>der</strong>stände in <strong>der</strong> Pflanze<br />

im hydraulischen Durchströmungsmodell (Abb. 28) veranschaulichen.<br />

Einige dieser Durchströmungswi<strong>der</strong>stände sind<br />

konstant, an<strong>der</strong>e mehr o<strong>der</strong> weniger variabel. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> stomatäre Wi<strong>der</strong>stand ist hervorzuheben, da er ja in weiten<br />

Grenzen eine Regulierung <strong>der</strong> Wasserverluste ermöglicht.<br />

Entsprechend dem Ohm'schen Gesetz hängt auch hier<br />

<strong>der</strong> Wasserdurchfluß (Strom) von den Wi<strong>der</strong>ständen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Spannung ab. Die gesamte „Spannung" entspricht <strong>der</strong><br />

Saugkraftdifferenz zwischen Boden <strong>und</strong> Atmosphäre. Diese<br />

Differenz im Wasserpotential ist fast stets sehr groß, selbst in<br />

gemäßigten Klimaten.<br />

Über den Hydraturzustand des Plasmas, von dem <strong>der</strong> Ablauf<br />

aller Lebenserscheinungen abhängt, sagt die Saugspannung<br />

(Wasserpotential) nichts aus. Beide stehen natürlich,<br />

wie die osmotische Zustandsgleichung es beschreibt, in enger<br />

Beziehung.<br />

Man muß zur Standortcharakterisierung zwar die üblichen<br />

Angaben über die Außenfaktoren machen, aber zu-<br />

Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> 65


66 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 28.<br />

Der Wasserstrom durch eine<br />

Pflanze vom Boden in die Atmosphäre<br />

ist mit einem Schema<br />

vergleichbar, das <strong>der</strong> Elektrotechnik<br />

entlehnt ist. Der Strom<br />

(I) wird angetrieben durch die<br />

Spannung (U). hier die Wasserpotentialdifferenz<br />

zwischen Boden<br />

<strong>und</strong> Atmosphäre. Er fließt<br />

gegen die addierbaren Wi<strong>der</strong>stände<br />

(R) in <strong>der</strong> Pflanze, die<br />

teils konstant, teils variabel (Stomawi<strong>der</strong>sland<br />

als Regelungsmöglichkeit<br />

für die Pflanze)<br />

sind. Das Ohmsche Gesetz<br />

(U= R-l) ist anwendbar (nach<br />

H illel 1980).<br />

— m Werte aus älteren Arbeiten,<br />

die Angaben in<br />

atm enthielten, <strong>und</strong> aus<br />

neueren, die Werte in bar<br />

nennen, geben wir jeweils<br />

jetzt einheitlich in MPa an<br />

(1 atm = 1,013 bar; 1 bar<br />

= 750 Torr = 750 mmHg =<br />

10^ Pa = 0,1 MPa; 1 MPa =<br />

10 bar = 10 atm; vgl. Physik.<br />

Einheiten, 5. 13)<br />

sätzlich auf die Zellsaftkonzentration <strong>und</strong> ihre Än<strong>der</strong>ung zur<br />

Charakterisierung <strong>der</strong> Hydratur des Protoplasmas hinweisen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> ariden Gebiete,<br />

in denen <strong>der</strong> Wasserfaktor eine überragende Rolle spielt.<br />

Daher müssen wir die Anpassungen an Dürre genauer<br />

betrachten <strong>und</strong> auf die osmotischen Zustandsgrößen hinweisen.<br />

Untersuchte Arten werden im Experiment als stabile Einheiten<br />

betrachtet, aber sie sind bei längerer Beobachtung<br />

doch sehr verän<strong>der</strong>lich. Jede Pflanze paßt sich dauernd auch<br />

morphologisch an die jeweiligen Umweltbedingungen an.<br />

Das ist notwendig, um zu überleben. Diese Erscheinungen<br />

sind mit Wachstum verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> machen sich erst nach<br />

Wochen o<strong>der</strong> Monaten bemerkbar. Ökologisch sind sie beson<strong>der</strong>s<br />

bedeutsam <strong>und</strong> in ariden Gebieten sehr auffallend,<br />

wenn man eine Pflanze nach einer Regenzeit, also während<br />

<strong>der</strong> Dürrezeit bis zum Beginn <strong>der</strong> nächsten Regenzeit untersucht.<br />

Bei den Anpassungen an Wassermangel sind die verschiedenen<br />

osmotischen Zustandsgrößen <strong>der</strong> Pflanzenteile<br />

zu berücksichtigen:


- Die Saugspannung (S) = - Wasserpotential (),<br />

- <strong>der</strong> potentielle osmotische Druck (tr*) = - osmotisches Potential<br />

($ 5)<br />

- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Turgordruck (P).<br />

Es gelten die Gleichungen; S = tr* - P o<strong>der</strong> d» = (1)^ + p.<br />

Die Zustandsgrößen werden im Druckmaß gemessen (heute<br />

in MPa). S <strong>und</strong> sowie ir* <strong>und</strong> sind numerisch immer<br />

gleich <strong>und</strong> unterscheiden sich nur durch das Vorzeichen (d><br />

<strong>und</strong>


68 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 29.<br />

Verschieden gestaltete Blätter von<br />

Encelia: oben wenig behaarte<br />

hygromorphe Blätter, unten<br />

rechts mesomorphe, unten links<br />

xeromorphe, in <strong>der</strong> Mitte Zweige<br />

mit Endknospen (Blätter alle abgefallen).<br />

TT* beträgt 2,2 bis 2,3 MPa. In <strong>der</strong> Dürrezeit wird die Wasserversorgung<br />

erschwert, wobei tt* auf 2,8 MPa ansteigt;<br />

dies bewirkt auch eine leichte Hydraturabnahme des Protoplasmas<br />

<strong>der</strong> Meristemzellen; die dann vom Meristem neugebildeten<br />

Blätter sind kleiner, mesomorpher sowie stärker behaart<br />

<strong>und</strong> lösen die hygromorphen ab. Bei Fortdauer def<br />

Dürre steigt ir* auf 3,2 MPa <strong>und</strong> die nächsten Blätter sind<br />

noch kleiner, dicklich <strong>und</strong> dicht weiß behaart (Abb. 29), was<br />

eine weitere Transpirationsreduktion ermöglicht. Bei extrem<br />

langer Dürrezeit werden sämtliche Blätter abgeworfen, sobald<br />

4,0 MPa erreicht sind. Es verbleiben nur die Endknospen<br />

mit sich nicht weiter entwickelnden kleinen Blattanlagen.<br />

Die Wasserabgabe <strong>der</strong> Pflanze ist dann so gering, daß<br />

selbst bei minimaler Wasseraufnahme aus dem Boden die<br />

Wasserbilanz ausgeglichen bleibt.<br />

Sobald die nächste Regenzeit einsetzt, sinkt <strong>der</strong> potentielle<br />

osmotische Druck ( tt* ) wie<strong>der</strong> auf den Ausgangswert von<br />

wenig über 2,0 MPa, die Hydratur <strong>der</strong> Meristemzellen steigt<br />

<strong>und</strong> die neugebildeten Blätter werden groß <strong>und</strong> hygromorph;<br />

infolge <strong>der</strong> intensiven Photosynthese setzt ein starkes<br />

Wachstum bei starker Transpiration, aber nach wie vor<br />

ausgeglichener Wasserbilanz ein. Dieser Zyklus wie<strong>der</strong>holt<br />

sich immer wie<strong>der</strong>.<br />

Wie eng die Beziehungen zwischen Wuchsgröße <strong>und</strong> -ir*<br />

(-cbj) sind, zeigt Abb. 30 für Solanum elaeagnifolium. Diese<br />

annuelle Art <strong>der</strong> Sonora-Wüste entwickelt sich auf Lehmboden<br />

nach guten Regen. In kleinen Senken, wo Wasser steht.


Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> 69<br />

Höhe (cm)<br />

(MPa)<br />

Abb. 30.<br />

Beziehungen zvzischen osmotischem<br />

Potential C-tt*) in<br />

0,1 MPa (rechts) <strong>und</strong> dem<br />

Höhenwachstum bei Solanum<br />

elaeagnifolium in cm (links).<br />

A - D Probenentnahme von den<br />

oben angegebenen Pflanzen.<br />

Abb. 31.<br />

Wachstum von Erbsenkeimlingen<br />

bei verschieden hoher, jedoch<br />

konstanter Hydratur bzw. potentiellem<br />

osmotischem Potential


70 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

a b c d e<br />

Abb. 32.<br />

Brasska-Keimlincie in verschieden<br />

feuchtem Sand gewachsen<br />

(5 Tage nach <strong>der</strong> Keimung).<br />

Wassergehalt des Sandes:<br />

a = 15.5 %, h = 6,7 %,<br />

c = 4,3 %, d = 2,5 %,<br />

e = 1,3 % (aus je<strong>der</strong> Gruppe je<br />

3 Keimlinge gezeigt).<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Boden tief durchfeuchtet wird, werden die Pflanzen<br />

60 cm hoch; zum Rand hin wird <strong>der</strong> Boden immer trockener,<br />

<strong>und</strong> entsprechend bleiben die Pflänzchen immer kleiner<br />

bis zu Zwergen von wenig über 1 cm. Die verschiedene Wasserversorgung<br />

wird durch die (h^-Werte angezeigt. Beide<br />

Kurven laufen fast parallel (Abb. 30). Solche Zwergephemeren<br />

sieht man überall nach schlechten Regenzeiten.<br />

Interessant ist, daß die Wurzel auf eine Hydraturabnahme<br />

<strong>der</strong> Meristemzellen an<strong>der</strong>s reagiert als <strong>der</strong> Sproß. Sie wird<br />

dünner, aber länger <strong>und</strong> bildet keine Seitenwurzeln; erst bei<br />

stärkerer Hydraturabnahme erfolgt eine Wachstumshemmung,<br />

die beim Sproß sofort einsetzt (Abb. 31).<br />

Brassica-Keimlinge, die in Sand mit verschiedenem Wassergehalt<br />

aufgezogen wurden, zeigen dieses Verhalten sehr<br />

deutlich (Abb. 32). Auch diese Reaktion erleichtert den<br />

Ephemeren den Ausgleich <strong>der</strong> Wasserbilanz <strong>und</strong> damit das<br />

Überleben: Der kleinere Sproß bedingt eine geringere Was<br />

serabgabe, die Verlängerung <strong>der</strong> Wurzeln ermöglicht ihr das<br />

Erreichen <strong>der</strong> tieferen Bodenschichten, die länger feucht<br />

bleiben, wenn die Regenzeit ungünstig ist.<br />

Beson<strong>der</strong>s eindrucksvoll ist, daß bei Säulenkakteen die<br />

verschiedenen Seiten unterschiedlich reagieren, weil die SW-<br />

Seite am stärksten erwärmt wird <strong>und</strong> am meisten transpiriert,<br />

während das auf <strong>der</strong> NE-Seite am wenigsten <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Abb. 33.<br />

Verteilung des osmotischen Potentials<br />

bzw. des potentiellen osmotischen<br />

Druckes (-ar *) auf<br />

dem Querschnitt von Ferocactus<br />

wislizenii. Isosmosen = Linien<br />

gleichen Druckes (Zellsaftkonzentration,<br />

Zahlen in MPa,<br />

höchster Druck bei * im Südwesten).


Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> 71<br />

Abb. 34.<br />

Ferocactus wislizenn in <strong>der</strong> Sonora-Wüste<br />

nach SW geneigt<br />

(phot. E. <strong>Walter</strong>).<br />

Abb. 35.<br />

Pachycereus pringlei auf <strong>der</strong><br />

SW-Seite mit Blütenknospen<br />

(eine Blüte bereits geöffnet)<br />

(phot. E. <strong>Walter</strong>).<br />

Als Beispiel sei <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Sonora-Wüste verbreitete Ferocactus<br />

wislizenii genannt. Ein Querschnitt zeigt, daß die Isosmosen<br />

(Linien mit gleichem tt* ) die Asymmetrie <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Wasserbeanspruchung deutlich wie<strong>der</strong>geben, tt* ist am<br />

höchsten im SW <strong>und</strong> am niedrigsten im NE, entsprechend ist<br />

die SW-Seite xeromorpher ausgebildet (mit schmäleren,<br />

dichter stehenden Rippen <strong>und</strong> stärkerem Holzkörper, - vgl.<br />

Abb. 33). Auch das Höhenwachstum ist auf <strong>der</strong> SW-Seite reduziert,<br />

so daß sich <strong>der</strong> Kaktus allmählich nach SW neigt<br />

(Abb, 34) <strong>und</strong> im hohen Alter sogar umkippen kann.


72 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Weiter ist auffallend, daß bei den Säulenkakteen die ersten<br />

Blütenknospen auf <strong>der</strong> SW-Sefte gebildet werden <strong>und</strong><br />

auf <strong>der</strong> NE-Seite überhaupt keine (Abb. 35). Man muß daraus<br />

schließen, daß höherer tt*, also niedrigeres osmotisches<br />

Potential, den Übergang vom vegetativen Wachstum zum<br />

generativen för<strong>der</strong>t, was auch bei den Ephemeren <strong>der</strong> Fall<br />

ist; denn Zwergpflanzen mit höherer Zellsaftkonzentratior<br />

blühen immer zuerst. Das bestätigt die Erfahrung <strong>der</strong> Gärtner,<br />

daß bei erschwerter Wasserversorgung die Pflanzen<br />

stärker blühen, während sie bei guter Wasserversorgung<br />

hauptsächlich vegetativ wachsen.<br />

f Wasserhaushalt von Ökosystemen<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für das Überleben in Trockengebieten<br />

ist die Ausbildung eines ausreichend großen Wurzelsystems.<br />

Ist das durchwurzelbare Bodenvolumen groß genug,<br />

so können von den mehrjährigen Pflanzen unter<br />

Umständen mehrere Trockenjahre überstanden werden,<br />

wenn Wasser in tieferen Schichten erreichbar ist. Manche<br />

Pflanzen, die beson<strong>der</strong>s tief wurzeln, scheinen sogar in <strong>der</strong><br />

Lage zu sein, dieses Wasser so zu heben („hydraulic lift"),<br />

daß davon sogar an<strong>der</strong>e Pflanzen profitieren können, wie<br />

Caldwell et al. (1991) zeigen konnten.<br />

Das durchwurzelte Bodenvolumen ist zum Beispiel bei<br />

Ölbäumen umso größer, je trockener das Gebiet ist. In Tu*<br />

nesien machen die Bauern aus Erfahrung heraus die Abstände<br />

zwischen den gepflanzten Bäumen von Norden nach<br />

Süden immer größer.<br />

Allgemein lassen sich die Wasserverhältnisse einer Biogeozönose,<br />

eines bestimmten Gebiets, eines ganzen Landschaftsausschnittes<br />

o<strong>der</strong> eines ganzen Landes mit <strong>der</strong><br />

Wasserhaushaltsgleichung quantifizieren. Danach ist, an<br />

gr<strong>und</strong>wasserfernen Standorten, die Eintragsgröße in das System<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag N.<br />

Wasserhaushaltsgleichung eines Ökosystems:<br />

N = ±5W + (E -I- I -I- T) -t (A + S)<br />

|.<br />

N = Nie<strong>der</strong>schlag E = Evaporation<br />

I = Interzeption T = Transpiration<br />

A = Oberflächenabfluß S = Versickerung<br />

8 W = gespeicherter Wasservorrat im System<br />

Der Austrag kann auf verschiedene Weise erfolgen, einerseits<br />

durch Evaporation E (vom Boden) <strong>und</strong> durch Transpi-


ation T (durch die Pflanzen), dazu kommt die Interzeption<br />

I (oberflächliche Befeuchtung <strong>der</strong> Blätter <strong>und</strong> Verdampfen),<br />

ferner Ist Austrag durch Oberflächenabfluß A <strong>und</strong> durch<br />

Versickerung S in den Boden (unterirdischer Abfluß zum<br />

Gruiidwasser) möglich. Der Boden selbst, bzw. das ganze<br />

Ökosystem, hat einen gewissen Wasservorrat als Speichergröße<br />

8W, die zu (-I-) o<strong>der</strong> abnehmen (-) kann.<br />

Häufig werden E <strong>und</strong> T zusammen (mit I) als Evapotranspiration<br />

(E T ) bezeichnet. Der Überschuß an Wasser, <strong>der</strong><br />

nicht wie<strong>der</strong> durch E T an die Atmosphäre abgegeben wird,<br />

kommt dem Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Speisung benachbarter<br />

Quellen zugute <strong>und</strong> damit schließlich <strong>der</strong> Ausbildung<br />

eines Bach- <strong>und</strong> Flußsystems.<br />

An gr<strong>und</strong>wasserbeeinflußten Standorten kann allochthone<br />

Wasserzufuhr in das System erfolgen, so daß außer dem<br />

Nie<strong>der</strong>schlag auch noch aufsteigendes Wasser dazukommt<br />

<strong>und</strong> die Verlustgröße Sickerwasser sich umkehrt.<br />

In Trockengebieten wird das meiste Wasser durch E T verlorengehen,<br />

eine Speisung des Gr<strong>und</strong>wassers erfolgt nicht<br />

mehr (vgl. S. 39, aride <strong>und</strong> humide Gebiete).<br />

Halophyten <strong>und</strong> Salzböden, Halobiome 73<br />

10 Die Halophyten <strong>und</strong> Salzböden, Halobiome<br />

Eine in vielen Wüsten sehr wichtige Gruppe sind die Salzpflanzen<br />

o<strong>der</strong> Halophyten. Sie sind an das Auftreten von<br />

Salzböden geb<strong>und</strong>en. Viele Halophyten sind sukkulent,<br />

trotzdem dürfen sie nicht mit den echten Sukkulenten zusanimengefaßt<br />

werden. Ihre Sukkulenz ist die Folge einer<br />

starken Kochsalz-, bzw. Chloridspeicherung; aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e ist ihre Zellsaftkonzentration oft sehr hoch <strong>und</strong><br />

kann 5 MPa überschreiten. Einen gewissen Übergang von<br />

den echten Sukkulenten mit niedriger Zellsaftkonzentration<br />

zu den Halophyten mit sehr hoher Zellsaftkonzentration bilden<br />

die Mesembryanthemen (Mittagsblumen), die extrem<br />

sukkulent sein können, oft auch auf nicht salzigen Böden<br />

Vorkommen, aber trotzdem im Zellsaft stets eine gewisse<br />

o<strong>der</strong> auch größere Menge an Chloriden enthalten.<br />

Die Halophyten o<strong>der</strong> Salzpflanzen besiedeln die Salzböden<br />

an den Meeresküsten <strong>und</strong> in den Wüsten. Die Salzböden<br />

dürften erst relativ spät von Pflanzen erobert worden<br />

sein. Denn auf diesen mußten die Landpflanzen nicht nur<br />

das Wasserproblem, son<strong>der</strong>n auch das <strong>der</strong> physiologischen<br />

Wirkung <strong>der</strong> Salze lösen.<br />

Es ist angebracht, bei <strong>der</strong> Definition von den Pflanzen<br />

selbst auszugehen: Echte Halophyten sind Pflanzen, die in<br />

ihren Organen größere Mengen von Salzen anreichern <strong>und</strong><br />

^ Halophyten sind<br />

Pflanzen, die auf salzhaltigen<br />

bis salzreichen Böden<br />

(Halobiomen) wachsen.


74 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 36.<br />

<strong>Vegetation</strong>sprofil am Großen<br />

Salzsee (U tah, U SA) m it A ngabe<br />

<strong>der</strong> Chloridgehalte im Boden<br />

(TG) in den einzelnen <strong>Vegetation</strong>sgürteln<br />

(K earney et al. 1914,<br />

B reckle 1976).<br />

durch diese nicht geschädigt, son<strong>der</strong>n bei nicht extrem hohen<br />

Konzentrationen sogar geför<strong>der</strong>t werden; die entsprechenden<br />

Salze sind meistens NaCl, zuweilen auch N32S04<br />

o<strong>der</strong> organische Na-Salze.<br />

Die Konzentration des Zellsaftes in den Vakuolen kann<br />

nicht niedriger sein als die <strong>der</strong> Bodenlösung, die bei Salzböden<br />

meist sehr hoch ist. Wenn im Zellsaft zusätzlich osmo<br />

tisch wirksame Substanzen gebildet würden, wie zum Beispiel<br />

Zucker, müßte die Hydratur des Plasmas sehr stark<br />

absinken, was ungünstig wäre. Die Lösung des Problems erfolgt<br />

deshalb auf an<strong>der</strong>e Weise; Es werden aus dem Boden so<br />

viele Salze in die Zellen aufgenommen, daß die Konzentration<br />

<strong>der</strong> Bodenlösung äquilibriert wird. Durch diese aufgenommenen<br />

Elektrolyte (Na+, CI“) erfolgt keine Dehydrierung<br />

des Plasmas, son<strong>der</strong>n eher eine zusätzliche<br />

Hydratation, was eine Sukkulenz <strong>der</strong> Organe bedingt. Umgekehrt<br />

werden im Cytoplasma zusätzlich Substanzen synthetisiert,<br />

die dort den osmotischen Ausgleich hersteilen,<br />

aber plasmaverträglich sind („compatible solutes"). Diese<br />

Substanzen können aus recht verschiedenen Stoffklassen<br />

stammen. Oft sind sie typisch für bestimmte Pflanzenfamilien<br />

o<strong>der</strong> Gattungen, also taxonspezifisch ( P o p p 1995).<br />

In größerer Konzentration sind Salze toxisch. Die Halophyten<br />

müssen also salzresistent sein, was jedoch nur bis<br />

zu einem gewissen Grade möglich ist, so daß sehr stark ver*<br />

salzte Böden vegetationslos bleiben (Abb. 36, zum Beispiel<br />

am Salzseeufer).<br />

Aufgr<strong>und</strong> des unterschiedlichen Verhaltens <strong>der</strong> Pflanzen<br />

gegenüber hoher Salzbelastung aus dem Boden, kann man<br />

verschiedene Anpassungstypen unterscheiden. Die Nichthalophyten<br />

(Halophobe) - die Mehrzahl <strong>der</strong> Pflanzen -<br />

gehen wegen fehlen<strong>der</strong> osmotischer Anpassung bei Salzeinwirkung<br />

an Wassermangel ein. Salze sind für salzempfindliche<br />

Arten toxisch. Diese können deshalb nicht auf<br />

Salzböden wachsen. Die fakultativen Halophyten (Pseudo-Halophyten)<br />

sind zu einem gewissen Grade befähigt.<br />

Normale Haloserie am Großen Salzsee/Utah<br />

S a lz s e e n ,$• j<br />

2 0 %<br />

3 % 2 ,5 % 2 ,5 % ' 1,2 % 0 ,8 % 0 ,8 % 0 ,5 %<br />

Salicornia<br />

rubra<br />

Salicornia<br />

utahensis<br />

Allenrolfea<br />

occidentalis<br />

Sarcobatus<br />

vermiculatus<br />

Sarcobatus<br />

+ Atriplex<br />

Atriplex<br />

confertifolia+<br />

A.nutallii<br />

_ zunehmen^troctener<br />

0,4% 0,04%er<br />

Atriplex *<br />

Ceratoides<br />

lanata<br />

Artemisia<br />

tridentata


ihr Aufnahmesystem in <strong>der</strong> Wurzel durch Salzaufnahme osmotisch<br />

zu adaptieren, das Salz aber im Wurzelbereich festzulegen<br />

<strong>und</strong> dadurch den Sproß relativ salzarm zu halten.<br />

Solche salztoleranten Pflanzen halten eine nicht zu hohe<br />

Salzkonzentration aus, entwickeln sich jedoch besser auf<br />

nicht salzigen Böden.<br />

Für alle Halophyten gilt, worauf auch bei den Mangroven<br />

(Seite 218) hingewiesen wird, daß die Wurzeln wie ein<br />

Ultrafilter wirken, also aus <strong>der</strong> salzigen Bodenlösung praktisch<br />

nur fast reines Wasser aufnehmen <strong>und</strong> dieses durch die<br />

Leitbahnen den Blättern zuführen. In den Gefäßen <strong>der</strong> Halophyten<br />

wurden hohe Kohäsionsspannungen nachgewiesen.<br />

Auch bei den Euhalophyten wirkt das Wurzelsystem<br />

wie ein Ultrafilter, das nur wenige Salze in das Leitsystem<br />

durchläßt. Diese Salze reichern sich aber allmählich doch im<br />

Sproßsystem an <strong>und</strong> rufen durch formative Differenzierungsvorgänge<br />

<strong>der</strong>en Halosukkulenz hervor: Blattsukkulenz<br />

(zum Beispiel Suaeda) o<strong>der</strong>/<strong>und</strong> Sproßsukkulenz (zum<br />

Beispiel Salicornia). Die Euhalophyten werden durch eine<br />

gewisse Salzanreicherung im Wachstum stimuliert. Auf gewöhnlichen<br />

Böden, die nur Spuren von NaCl enthalten,<br />

reißen sie diese an sich, so daß ihr Salzgehalt auch dann relativ<br />

hoch ist. Diese Stimulation kommt durch das Chlorid-<br />

Ion zustande, das auf Eiweißkörper quellend wirkt. Die Folge<br />

davon ist eine Hypertrophie <strong>der</strong> Zellen durch starke<br />

Wasseraufnahme, das heißt eine Sukkulenz <strong>der</strong> Organe. Die<br />

Sukkulenz ist um so ausgeprägter, je höher <strong>der</strong> Chloridgehalt<br />

des Zellsaftes ist. Diese Wirkung hat nur das Chlorid-<br />

Ion, nicht dagegen das auf Eiweißstoffe entquellend wirkende<br />

Sulfat-Ion. Es gibt Halophyten, die neben Chloriden auch<br />

größere Mengen an Sulfaten im Zellsaft speichern; diese Halophyten<br />

sind nicht o<strong>der</strong> nur schwach sukkulent. Man muß<br />

also zwischen Chloridhalophyten <strong>und</strong> Sulfathalophyten<br />

unterscheiden. Sie können nebeneinan<strong>der</strong> auf ein <strong>und</strong> demselben<br />

Boden wachsen. Die Salzaufnahme ist meist artspezifisch<br />

(<strong>Breckle</strong> 1976). Bei den Untersuchungen über das Halophytenproblem<br />

genügt es deshalb nicht, die Böden auf<br />

ihren Salzgehalt zu untersuchen; denn für die Pflanze sind<br />

nur die Salze von Bedeutung, mit denen das Plasma in<br />

Berührung kommt. Man muß dabei stets die Konzentration<br />

<strong>und</strong> die Zusammensetzung <strong>der</strong> Salze im Zellsaft kennen.<br />

Wie verschieden die Zusammensetzung des Zellsaftes von<br />

Halophyten <strong>und</strong> Nichthalophyten ist, soll Abb. 37 zeigen.<br />

Auch für die Euhalophyten besteht eine obere Grenze <strong>der</strong><br />

Salzkonzentration im Zellsaft, die von Art zu Art verschie-<br />

Halophyten <strong>und</strong> Salzböden, Halobiome 75


76 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abb. 37.<br />

Konzentration anorganischer<br />

Salze im Zeilsaft <strong>der</strong> transpirierenden<br />

Organe von Halophyten.<br />

Zahlen rechts = Konzentration<br />

MPa entsprechend den Kationen-Equivalenten<br />

als NaCl berechnet.<br />

1-5 Chlorid-Halophyten<br />

(alle halosukkulent bis auf das<br />

absalzende Gras Distichlis):<br />

6-8 Alkali-Halophyten (hohe<br />

Gehalte organischer Anionen, oft<br />

sehr viel Oxalsäure): 9 schwach<br />

halosukkulenter Pseudohalophyt,<br />

oft mit hohem K- statt<br />

Na-Gehalt, ähnlich wie <strong>der</strong><br />

Nichthalophyt 10 (mit sehr<br />

wenig Na) (nach A lbert 1982).<br />

0,5 g - Äquival. 1,5<br />

43<br />

Salicornia rubra<br />

53<br />

Allenrolfea occid.<br />

Suaeda erecta<br />

Distichlis stricta (absaizend)<br />

Halogeton (Anabasis) giomeratus<br />

|1 9<br />

Saisoia kaii<br />

_l 11<br />

Artemisia tridentata<br />

Natrium Kaiium<br />

Chioride Suifate<br />

den ist. Wird diese zu hoch, so kümmern die Pflanzen, was<br />

bei den Chenopodiaceen meistens durch eine Rotfärbun^<br />

(N-haltige Farbstoffe: Betalaine) angezeigt wird, bis sie<br />

schließlich absterben. Es gibt noch eine weitere Gruppe von<br />

Halophyten, in <strong>der</strong>en Zellsaft Na"^ in einer bedeutend höhe-»<br />

ren Äquivalentkonzentration vorkommt, als CI“ <strong>und</strong> S0 4 ^“<br />

zusammengenommen. Es müssen also Na-Ionen durch<br />

Anionen <strong>der</strong> organischen Säuren äquilibriert werden. Nach<br />

dem Absterben dieser Pflanzen werden bei <strong>der</strong> Verwesung<br />

die organischen Säuren zu Kohlensäure abgebaut. Das Natrium<br />

gelangt als NajCOj (Soda) in den Boden, wodurch dieser<br />

alkalisch wird. Wir bezeichnen diese Halophyten als Alkalihalophyten.<br />

Unter den Halophyten gibt es auch mit Salzdrüsen versehene,<br />

meist nicht sukkulente Arten. Diese Rekretohalophyten<br />

sind Arten, die das aufgenommene Salz laufend<br />

wie<strong>der</strong> ausscheiden, wie Limonium, Reaumuria, Frankenia,<br />

Glaux, Spartina <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e halophile Gräser. Salzdrüsen hat<br />

auch ein wichtiger Baum, die Tamariske (Tamarix), die in ariden<br />

Gebieten durch viele Arten vertreten ist. Wenn man die<br />

Zweige dieses Baumes schüttelt, dann fällt Salzstaub von ihnen<br />

ab. Da Tamarix vorwiegend NaCl ausscheidet, überwiegen<br />

im Zellsaft die Sulfate <strong>und</strong> die Blattorgane sind nicht<br />

sukkulent.<br />

Salzausscheidung ist auch durch Einlagerung in isolierte<br />

Blasenhaare (Atriplex etc.) möglich, die einen Überzug bil-


den o<strong>der</strong> auch abgeworfen werden können. Auch durch Abwurf<br />

zum Beispiel salzreicher, alter Blätter ist eine Entledigung<br />

von Salz möglich. Letzteres ist auch bei fakultativen<br />

Halophyten bekannt, zum Beispiel bei Juncus, wo die Blätter<br />

früh vergilben, o<strong>der</strong> bei Rosettenpflanzen {Limonium etc.),<br />

wo laufend neue Blätter gebildet werden. Neben dieser<br />

mehr autökologischen Kennzeichnung <strong>der</strong> Halophyten (vgl.<br />

Abb. 38) wird auch eine verbreitungsökologische Charakterisierung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Halophytentypen verwendet:<br />

obligate Halophyten - fakultative Halophyten - standortsindifferente<br />

Halophyten - Nichthalophyten, die sich natürlich<br />

größerenteils mit <strong>der</strong> autökologischen Typenbildung deckt.<br />

Entlang eines Salzgradienten im Gelände, etwa um einen<br />

Halophyten <strong>und</strong> Salzböden, Halobiome 77<br />

Abb. 38.<br />

Schematische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

verschiedenen Halophytentypen<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Regulation des internen<br />

Salzgehalts<br />

(nach B reckle 1976).


78 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Salzsee herum, treten die Halophyten meist in einer bestimmten<br />

Zonierung auf. Ganz innen überwiegen stammsukkulente<br />

Euhalophyten, nach außen schließen sich blattsukkulente<br />

an, dann gibt es oft eine Zone mit beson<strong>der</strong>s<br />

vielen Rekretohalophyten, weiter außen folgen die Pseudohalophyten<br />

<strong>und</strong> außen dann (ohne Salzbelastung) die<br />

Nichthalophyten. Eine solche Halo-Catena ist in den Gebieten,<br />

wo es floristisch sehr viele verschiedene Halophytenarten<br />

gibt, wie in Zentral- <strong>und</strong> Mittelasien, am besten ausgebildet<br />

(<strong>Breckle</strong> 1986).<br />

Für viele Elalophyten <strong>der</strong> ariden Gebiete ist, wie schon erwähnt,<br />

nicht das Wasser das Problem, weil sie auf nassen<br />

Salzböden <strong>der</strong> Salzpfannen (Hygrohalophyten) wachsen,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Salzhaushalt. Aber es gibt auch solche, die auf<br />

trockenen Salzböden Vorkommen <strong>und</strong> oft unter Wassermangel<br />

leiden, ungeachtet einer starken Salzspeicherung<br />

(Xerohalophyten); zu diesen gehören Atriplex-, Haloxylon-,<br />

Zyßophyllum-Arten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e, bei denen man oft eine präzise<br />

auf die Wasserverfügbarkeit abgestimmte Reduktion <strong>der</strong><br />

transpirierenden Oberfläche während <strong>der</strong> Dürrezeit beobachten<br />

kann; zum Beispiel wirft Zygophyllum dumosum zuerst<br />

die Fie<strong>der</strong>blättchen ab, dann die Blattstiele, an<strong>der</strong>e die jungen<br />

Endsprosse o<strong>der</strong> sogar die grüne Rinde <strong>der</strong> blattlosen<br />

vorjährigen Triebe.<br />

In allen Trockengebieten besteht ständig die Gefahr def<br />

B o d en versalzu n g . Der Eintrag von Regenwasser bedeutet<br />

zwar nur eine geringe Zufuhr an Salz (im Mittel enthält Regenwasser<br />

0,001 % NaCl), doch auf die Dauer akkumuliert<br />

sich eine erhebliche Menge, wenn kein entsprechen<strong>der</strong> Austrag<br />

erfolgt, wie dies in allen ariden Gebieten (definitionsgemäß:<br />

potentielle Verdunstung übertrifft Nie<strong>der</strong>schlag)<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger <strong>der</strong> Fall ist. Aride Gebiete sind dementsprechend<br />

auch geomorphologisch gekennzeichnet (vgl.<br />

Abb. 7, s. S. 39). Sie weisen endorheische Becken auf, <strong>der</strong><br />

Abfluß erreicht in aller Regel nicht das Weltmeer, son<strong>der</strong>n<br />

führt nur in lokale Becken, die die Erosionsbasis darstellen.<br />

Dort wird das Salz des Nie<strong>der</strong>schlagswassers <strong>und</strong> Salz, das<br />

durch Auslaugung <strong>der</strong> umgebenden Gesteine freigesetzt<br />

wird, angereichert (Salzpfannen o<strong>der</strong> Salzseen, zum Beispiel<br />

Totes Meer, Aralsee, Großer Salzsee in Utah etc.).<br />

In allen ariden Gebieten führt Bewässerung (auch<br />

mit einem Bewässerungswasser, das zum Beispiel nur<br />

0,02 % NaCl [= 200 ppm] enthält <strong>und</strong> damit beste Qualität<br />

hat) zur langsamen Versalzung, wenn man nicht dafür sorgt,<br />

daß das angereicherte Salz immer wie<strong>der</strong> aus den Fel<strong>der</strong>n<br />

ausgewaschen wird, so wie <strong>der</strong> Nil in Ägypten mit seinen


jährlichen Überschwemmungen - vor Errichtung des Assuan-Staudammes<br />

- seit Jahrtausenden im Niltal für Entsalzung<br />

gesorgt hat.<br />

In ariden Gebieten ist das <strong>Vegetation</strong>smosaik stark von<br />

den Salzgehalten im Boden beeinflußt. Die verschiedenen<br />

Biome sind dort gekennzeichnet durch ihre Salzbelastung.<br />

Nicht selten findet man ausgeprägte Gradienten zunehmen<strong>der</strong><br />

Salzbelastung (<strong>und</strong> sinken<strong>der</strong> Bodenkorngröße) in Richtung<br />

auf die Beckenlandschaften hin. Ein Beispiel aus dem<br />

Gebiet des Großen Salzsees ist in Abb. 36 angegeben. Weitere<br />

Beispiele hierzu werden bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> ariden<br />

Zonobiome III <strong>und</strong> VII gebracht (s. S. 238 <strong>und</strong> S. 415).<br />

Die langen Dürrezeiten in ariden Gebieten führen dazu,<br />

daß die Flüsse nur periodisch o<strong>der</strong> sogar episodisch fließen.<br />

Da die potentielle Evaporation höher ist als <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schlag,<br />

existieren in ariden Gebieten abflußlose Senken,<br />

in denen alles Wasser verdunstet, das durch die Zuflüsse in<br />

dieselben gelangt. Die im Wasser gelösten Salze reichern<br />

sich, wie schon ausgeführt, im Laufe <strong>der</strong> Zeit immer mehr<br />

an. Es kann eine gesättigte Lösung entstehen <strong>und</strong> das Salz<br />

auskristallisieren. Salzseen o<strong>der</strong> Salzbecken sind Kennzeichen<br />

für aride Klimate. Letztendlich ist auch das Weltmeer<br />

ein Endsee, in den im Laufe <strong>der</strong> Jahrmilliarden alles Lösliche<br />

hineintransportiert wurde. Der größte Teil <strong>der</strong> löslichen Salze<br />

besteht aus NaCl, denn die Hydrocarbonate werden frühzeitig<br />

nach Verlust von COj als CaCO,, die Sulfate etwas später<br />

als Gips (= CaS0 4 ) ausgefällt. Die Kalisalze kristallisieren,<br />

wenn überhaupt, am spätesten aus, so entsteht eine typische<br />

Abfolge dieser Evaporite als Sedimentfolge.<br />

Natrium-Ionen werden durch Verwitterung aus Silikaten<br />

frei, dagegen sind Chlorid-Ionen zwar im Meerwasser in einer<br />

Menge von fast 20 g/Liter (Sulfat nur 2,7 g) enthalten,<br />

aber chlorhaltige Mineralien sind selten. Durch Verwitterung<br />

von Mineralien können somit nur wenig Chlorid-Ionen<br />

frei werden. Trotzdem läßt sich NaCl im Flußwasser<br />

stets nachweisen. Es dürfte auch durch HCl-haltige Exhalationen<br />

<strong>der</strong> Vulkane im Laufe <strong>der</strong> langen Erdgeschichte angereichert<br />

worden sein.<br />

Das NaCl <strong>der</strong> Salzböden ari<strong>der</strong> Gebiete kann verschiedenen<br />

Ursprungs sein:<br />

1. Es handelt sich um Meersalz, das in Gesteinen eingeschlossen<br />

ist, die als Meeressedimente (E v a p o rite ) abgelagert<br />

wurden. Bei <strong>der</strong> Verwitterung dieser Gesteine wird<br />

das Salz vom Regenwasser gelöst <strong>und</strong> in die abflußlosen<br />

Senken transportiert. Stark verbrackt sind deshalb die<br />

Wüsten mit anstehenden Meeressedimentgesteinen (ju­<br />

Halophyten <strong>und</strong> Salzböden, Haiobiome 79


80 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

rassische, kretazische, tertiäre) zum Beispiel die nördliche<br />

Sahara <strong>und</strong> die Ägyptische Wüste, während aride Gebiete<br />

mit anstehenden magmatischen Gesteinen o<strong>der</strong> terrestrischen<br />

Sandsteinen viel weniger Salzböden aufweisen,<br />

2. Verbracht sind ebenfalls die ariden Gebiete, die in jüngster<br />

geologischer Vergangenheit See- o<strong>der</strong> Meeresbecken waren,<br />

die langsam austrockneten, zum Beispiel die Gebiete<br />

um den Great Salt Lake (Utah; Lake Bonneville als glazialer<br />

See), um den Kaspi- <strong>und</strong> Aralsee (Mittelasien), um<br />

den Tuz Gölü (Zentralanatolien), Totes Meer im Nahen<br />

Osten (Lisansee als glazialer See), Lago Enriqulllo (Hispaniola)<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e.<br />

3. Wenn an ariden Meeresküsten eine starke Brandung<br />

herrscht, so wird Meerwasser fein zerstäubt, die Salzwassertröpfchen<br />

trocknen aus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Salzstaub wird viele<br />

Kilometer landeinwärts verweht. Er kommt entwe<strong>der</strong> als<br />

solcher zur Ablagerung o<strong>der</strong> wird dem Boden durch Regen<br />

o<strong>der</strong> Nebel zugeführt. Dieser Vorgang findet auch in<br />

humiden Gebieten statt, aber in diesen wird das abgelagerte<br />

Salz ständig ausgewaschen <strong>und</strong> durch die Flüsse<br />

wie<strong>der</strong> dem Meer zugeführt (zyklisches Salz). In ariden<br />

Gebieten ohne Abfluß reichert sich dagegen das Salz an.<br />

Auf diese Ursache ist die Verbrackung <strong>der</strong> Äußeren Namib<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> ariden Teile W-Australiens zurückzuführen. Sind<br />

in den Senken Salzflächen entstanden, so kann <strong>der</strong> Wind<br />

Salzstaub von diesen weiter verwehen. Aber auch fernab<br />

<strong>der</strong> Küsten bringt Regen (mit 10 bis 20 ppm NaCl) stetig<br />

Spuren von Salz mit sich.<br />

4. Eine Verbrackung kann auch eintreten, wenn mit Salz beladenes<br />

Quellwasser an die Oberfläche tritt, zum Beispiel<br />

in <strong>der</strong> nördlichen Kaspi-Nie<strong>der</strong>ung. In diesem Falle hank<br />

I<br />

■<br />

I<br />

I<br />

Verdunstung des W assers<br />

i i i<br />

I I<br />

* Salzkruste *<br />

Abb. 39.<br />

Bildung einer Salzkruste durch<br />

kapillaren Aufstieg (ausgezogene<br />

Pfeile) des Gr<strong>und</strong>wassers <strong>und</strong><br />

Verdunstung des Wassers (gestrichelte,<br />

farbige Pfeile): Salzanreicherung<br />

an <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />

(nach <strong>Walter</strong> ¡990).<br />

kapillarer Aufstieg des W assers<br />

Gr<strong>und</strong>wasser


delt es sich um Salz von in früheren geologischen Zeiten<br />

ausgetrockneten Meeresbecken (Perm, Muschelkalk), das<br />

in größeren Tiefen Lagerstätten bildet. In ariden Gebieten<br />

sammelt sich dieses Salz an, in humiden Gebieten (Salzquellen<br />

zum Beispiel in Bad Salzuflen, Salzdetfurth, Salzgitter,<br />

Salzburg) wird es wie<strong>der</strong>um rasch zum Meer abgeführt.<br />

In den Wüsten findet nach jedem Regen eine Verlagerung<br />

des Salzes von den höheren Stellen des Reliefs zu den tieferen<br />

statt, so daß die Senken verbracken. Sind die anstehenden<br />

Sedimentgesteine sehr salzhaltig <strong>und</strong> die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

sehr gering, wie zum Beispiel um Kairo-Heluan o<strong>der</strong> im<br />

Zentralen Iran, so kann auch <strong>der</strong> Boden <strong>der</strong> Plateaustandorte<br />

Salz enthalten. In <strong>der</strong> regenlosen Zentralsahara findet keine<br />

Salzverlagerung statt, somit fehlt eine Salzanreicherung<br />

in Senken ganz.<br />

Für die Pflanzen ist nicht <strong>der</strong> Salzgehalt des Bodens auf<br />

das Trockengewicht berechnet von Bedeutung, son<strong>der</strong>n die<br />

Salzkonzentration <strong>der</strong> Bodenlösung in <strong>der</strong> Wurzelregion. In<br />

schwach salzigen Böden, die zugleich trocken sind, ist die<br />

Konzentration oft höher als in stark verbrackten, aber nassen<br />

Böden.<br />

Eine Salzverlagerung wird auch durch Verdunstung von<br />

<strong>der</strong> Bodenoberfläche herbeigeführt, wenn das Gr<strong>und</strong>wasser<br />

weniger als 1 m unter <strong>der</strong> Oberfläche steht, so daß es kapillar<br />

bis zur Bodenoberfläche aufsteigen kann; es bildet sich an <strong>der</strong><br />

Oberfläche eine Salzkruste (Abb. 39), selbst wenn das Gr<strong>und</strong>wasser<br />

nur sehr geringe Salzmengen enthält (Abb. 40). Das<br />

Salz (%)<br />

0 2 10<br />

Halophyten <strong>und</strong> Salzböden, Halobiome 81<br />

NaCl<br />

Abb. 40.<br />

Salzgehalt in verschiedener Bodentiefe<br />

bei einem bewässerten<br />

Beet (links) mit Gr<strong>und</strong>wasseranstieg<br />

<strong>und</strong> einem unbewässerten<br />

Beet im Swakoptal (Namibia).<br />

NaCl = ausgezogene, Na2S04 =<br />

gestrichelte Linie. Die Salze reichern<br />

sich nur an <strong>der</strong> Oberfläche<br />

an (nach <strong>Walter</strong> 1990).


82 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Salzausblühungen<br />

Junge Flußterrasse<br />

Abb. 41.<br />

Salzanreicherung im Swakoptal<br />

(Namibwüste). Die Pfeile geben<br />

Richtung <strong>und</strong> Stärke <strong>der</strong> Wasserströmung<br />

im Boden an, die<br />

gestrichelten Pfeile die Verdunstung,<br />

Die Salzkonzentration<br />

steigt zum Rande des Tales an;<br />

das Salz blüht am Fuße <strong>der</strong> Terrasse<br />

aus, wo <strong>der</strong> Wasserstrom<br />

außört (nach <strong>Walter</strong> 1990).<br />

Für nachhaltige Bewässerungskulturen<br />

in<br />

Trockengebieten gilt, um<br />

die sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />

anreichernden Salze zu<br />

entfernen, generell die<br />

Regel: Keine Bewässerung<br />

ohne Entwässerung.<br />

Salz scheidet sich immer dort aus, wo <strong>der</strong> kapillare Wasserstrom<br />

sein Ende findet; das sind die höchsten Stellen des Mikroreliefs<br />

(Abb. 41).<br />

Das Auftreten einer Salzkruste in den Dürrezeiten behin<strong>der</strong>t<br />

das Wachstum <strong>der</strong> Pflanzen nicht unbedingt, wenn diese<br />

in dem nicht brackigen Gr<strong>und</strong>wasser wurzeln. In <strong>der</strong><br />

Pampa de Tamarugal in <strong>der</strong> Atacama-Wüste wachsen Prosopw-Bäume<br />

in Löchern einer halbmeterdicken Salzkruste nur<br />

deswegen, weil ihre Wurzeln Gr<strong>und</strong>wasserströme mit Süßwasser<br />

erreichen.<br />

Je<strong>der</strong> Acker, <strong>der</strong> in ariden Gebieten bewässert wird, ohne<br />

daß eine gewisse Entwässerung erfolgt, stellt ein abflußloses<br />

Becken dar <strong>und</strong> muß mit <strong>der</strong> Zeit auch dann verbracken,<br />

wenn das zur Bewässerung verwendete Wasser nur sehr<br />

kleine Salzmengen enthält. Auf diese Weise sind weite Kulturflächen<br />

in Mesopotamien <strong>und</strong> im Indusgebiet zur<br />

Salzwüste geworden. Bei den nicht dränierten Baumwollfel<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Gezira im Sudan ist das bis jetzt nicht <strong>der</strong> Fall, weil<br />

das zum Bewässern benutzte Wasser des Blauen Nils beson<strong>der</strong>s<br />

salzarm ist. Kleine Salzmengen werden vom Acker jedesmal<br />

mit <strong>der</strong> geernteten Pflanzenmenge entfernt.<br />

Wo die Regel „keine Bewässerung ohne Entwässerung"<br />

nicht befolgt wird, brechen die Kulturen wegen Versalzung<br />

in wenigen Jahrzehnten zusammen, wie dies viele „kurzlebige"<br />

Entwicklungsprojekte zeigen <strong>und</strong> gezeigt haben.<br />

11 Mineralstoffversorgung <strong>und</strong> Böden<br />

Neben <strong>der</strong> Wirkung von Salz (NaCl) müssen auf Salzstandorten<br />

auch immer die Wirkungen an<strong>der</strong>er Ionen mitbedacht<br />

werden, zum Beispiel Hydrogenkarbonat {Alkaliböden, Sodaböden),<br />

Sulfat, Borat. Aber nicht nur <strong>der</strong> speziellere Fall<br />

<strong>der</strong> Belastung mit Salz (NaCl) im Boden <strong>der</strong> Trockengehiete<br />

führt zur <strong>Vegetation</strong>sdifferenzierung, ganz allgemein stellt<br />

<strong>der</strong> Bodenläktor (also die edaphische Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Mine-


alstoffversorgiing <strong>der</strong> Pflanzen) eine wichtige Voraussetzung<br />

für das Gedeihen <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> damit für die normale<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Ausbildung von Ökosystemen dar<br />

<strong>und</strong> prägt damit den Charakter <strong>der</strong>selben. Nicht nur die Bereitstellung<br />

<strong>der</strong> wesentlichen Nährstoffe für die Pflanzen,<br />

auch die Wasserhaltefähigkeit in Abhängigkeit vom Porenvolumen,<br />

von <strong>der</strong> Korngrößenverteilung <strong>der</strong> Bodenbestandteile,<br />

übt einen großen Einfluß auf das Gedeihen aus, vor allem<br />

dadurch, daß die Wasserverfügbarkeit für die Pflanzen<br />

am Standort sehr unterschiedlich sein kann (vgl. S. 62).<br />

Die notwendigen, also essentiellen Mineralstoffe für<br />

Pflanzen (<strong>und</strong> Tiere) stammen letztlich aus dem Muttergestein,<br />

aus dem durch Verwitterung die einzelnen Mineralien<br />

freigesetzt werden. Durch Vergrößerung <strong>der</strong> Oberflächen<br />

<strong>und</strong> durch Umbau werden die Nährstoffe verfügbar. Im Laufe<br />

<strong>der</strong> Prozesse <strong>der</strong> Bodenbildung (im Wechselspiel mit den<br />

Pflanzen) werden die Stoffkreisläufe im Ökosystem gespeist.<br />

Laufende Verluste durch Austrag ins Gr<strong>und</strong>wasser (vgl.<br />

Abb. 42) o<strong>der</strong> Staubauswehung etc. müssen, durch Nachschub,<br />

im wesentlichen eben durch Verwitterung, ergänzt<br />

werden. Nur dann bleibt das Ökosystem nachhaltig, erhält<br />

sich also über lange Zeit. Das Stoffgleichgewicht im System<br />

Boden/Pflanze wird langfristig durch Einträge <strong>und</strong> Verwitterung<br />

<strong>und</strong> durch die Austräge ausbalanciert (Abb. 42).<br />

Einträge aus<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre<br />

Mineralstoffversorgung <strong>und</strong> Böden 83<br />

System Pflanze-Boden<br />

Blätter<br />

Holz<br />

Streu<br />

o<br />

Unterirdische Biomasse<br />

Zersetzung Aufnahme<br />

Boden j Boden<br />

Nichtaustauschbare --------------- Austauschbare<br />

Fraktionen Verwitterung . Fraktionen<br />

Ober- <strong>und</strong> unterirdischer Abfluß<br />

Auslaugung (run-off, leaching)<br />

Abb. 42.<br />

Das Sysiem Pflanze/Boden mit<br />

<strong>der</strong> engen Verflechtung <strong>der</strong> Kompartimente.


84 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Sediment-Fracht<br />

{t-km-2.a'^)<br />

H i >1000<br />

500-1000<br />

B S a 100-500<br />

I I 0-100<br />

I<br />

1Wüsten<br />

i Inlandeis<br />

Abb. 43.<br />

Globale Übersicht über die Sedimentfrachten<br />

mittelgroßer<br />

Abflußbecken (nach White et al.<br />

1992) .<br />

Aber auch Staubeintrag ist bekannt. So dürfte ein nicht<br />

unerheblicher Teil <strong>der</strong> Nährstoffe des amazonischen Regenwaldes<br />

auch über Ferntransport von Feinstaub (zum Beispiel<br />

aus <strong>der</strong> Sahara) stammen.<br />

Auf dem Erdball spielt sich insgesamt gesehen ständig efn<br />

ganz erheblicher Transport von Feinmaterial ab. Die bei <strong>der</strong><br />

Verwitterung freiwerdenden <strong>und</strong> zerkleinerten Gesteinsteiichen,<br />

Mineralien etc. sedimentieren zeitweise o<strong>der</strong> werden<br />

weiter verfrachtet, bis sie schließlich im Weltmeer landen<br />

o<strong>der</strong> zum Beispiel große Flußdeltas aufbauen. Die Sedimentfracht<br />

(Abb. 43) aus den verschiedenen Gebieten <strong>der</strong><br />

Erde hängt einerseits von <strong>der</strong> Reliefenergie <strong>und</strong> den Höhenunterschieden<br />

ab, an<strong>der</strong>erseits von <strong>der</strong> Struktur des Materials,<br />

so wird <strong>der</strong> leicht erodierende Löß aus China in großen<br />

Mengen verfrachtet (über den Gelben Fluß ins Gelbe Meer).<br />

Die Verfrachtung des durch Verwitterung zerkleinerten<br />

Materials erfolgt entwe<strong>der</strong> durch Wind o<strong>der</strong> durch fließendes<br />

Wasser. Dabei ist die Fließ- bzw. Windgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> die Korngröße <strong>der</strong> zu verfrachtenden Teilchen von<br />

großer Bedeutung. Mit zunehmen<strong>der</strong> Teilchengröße überwiegt<br />

<strong>der</strong> Sedimentationsvorgang immer stärker, <strong>und</strong> er<br />

kann nur noch durch sehr hohe Fließgeschwindigkeiten<br />

überw<strong>und</strong>en werden (Abb. 44).<br />

Durch den Wind werden vor allem Korngrößen um<br />

0,1 mm am Boden entlang bewegt <strong>und</strong> sedimentiert. Diese<br />

haben eine beson<strong>der</strong>s niedrige kritische Schubspannungsge-


Mineralstoffversorgung <strong>und</strong> Böden 85<br />

Abb. 44.<br />

Die Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Partikel- Verfrachtung<br />

durch fließendes Wasser<br />

von <strong>der</strong> Korngröße<br />

(in mm) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fließgeschwindigkeit<br />

des<br />

Wassers (in cm ■sec')<br />

(nach K untze et al.<br />

1994).<br />

Schluff (Löß) Feinsand Grobsand<br />

Abb. 45.<br />

Die Abhängigkeit <strong>der</strong> Partikelverfrachtung<br />

durch Wind von<br />

Korngröße (in mm) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> Bodenteilchen<br />

(in cm-sec'). Korngrößen unter<br />

0,01 mm („Löß") bleiben länger<br />

suspendiert <strong>und</strong> können durch<br />

Ferntransport weit verfrachtet<br />

werden. Feinsand mit Korngrößen<br />

zwischen 0,1 <strong>und</strong> 0,5 mm<br />

wird vor allem durch Saltation<br />

(Dünen, Rippelmarken) am Boden<br />

entlang transportiert (nach<br />

W hite et al. ¡992).


86 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

schwindigkeit (Abb. 45), so daß Saltation (Springen, Hüpfen<br />

<strong>der</strong> Körner) erleichtert ist, was zur Bildung <strong>der</strong> großen<br />

Sanddünen führt.<br />

Generell spielen die Prozesse <strong>der</strong> Erosion <strong>und</strong> <strong>der</strong> Akkumulation<br />

langfristig gesehen eine bedeutende Rolle bei <strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Standortseigenschaften von Ökosystemen,<br />

Auch <strong>der</strong> stark gesteigerte Abtrag von Bodenmaterial auf<br />

Kulturflächen führt zu raschen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> unter<br />

Umständen zu einer Degradierung, die weitere Kulturennicht<br />

zuläßt. Tab. 3 gibt für ein humides Gebiet in den USA<br />

die Abtragungsraten an. Danach ist erkennbar, daß eine geschlossene<br />

<strong>Vegetation</strong>sdecke <strong>der</strong> beste Bodenschutz ist.<br />

Rechnet man die Menge an abgespültem wertvollem Boden<br />

aus, so ergeben sich bei diesem Beispiel für eine nur 1 ha<br />

große Fläche in 10 Jahren 1500 t, die verloren gehen. Etwas<br />

geringer sind die Bodenverluste in Deutschland, da die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

meist weniger stark sind <strong>und</strong> diese hohen Werte<br />

für Hanglagen bestimmt wurden.<br />

Die Mineralienausstattung <strong>und</strong> die durch langfristige Bodenbildung<br />

im System verfügbaren Nährstoffe bestimmen<br />

ganz wesentlich die Produktivität <strong>der</strong> Ökosysteme. Die Muttergesteine<br />

spielen allerdings bei Ökosystemen höheren Al<br />

ters mit reifen, tiefgründigen Böden kaum mehr eine Rolle<br />

(vgl. Schwarzwassergebiete, S. 139), aber auf jüngeren<br />

Standorten kann man sehr wohl die verschiedenen Vegeta^<br />

tionseinheiten (<strong>und</strong> damit Ökosysteme) auf Kalk, auf Kristallin,<br />

auf Gips etc. unterscheiden.<br />

Die Nährstoffe im Boden sind offensichtlich für die Entwicklung<br />

einer hohen Biodiversität nicht verantwortlich. Im<br />

Gegenteil weisen gerade uralte, sehr nährstoffarme Gebiete<br />

(Südwestaustralien, Kapgebiet) mit extrem armen Quarzsanden<br />

oft eine unglaubliche Biodiversität auf; dies wi<strong>der</strong>-<br />

Tab. 3. Abtragung einer Bodenschicht von sandigem<br />

Lehm durch Erosion. Angegeben ist die Zeitdauer<br />

in Jahren zum Abtrag einer 10-cm-Schicht<br />

in den südöstlichen USA bei 10° Hangneigung ^<br />

<strong>Vegetation</strong>sdecke, Nutzung<br />

Zeit (in Jahren)<br />

Natürliche, intakte Laubwaldvegetation 320 000<br />

Dichter Rasen 46 000<br />

Ackerbau mit Fruchtwechsel 60<br />

Baumwollanbau 25<br />

Maisanbau 20<br />

Unbewachsener, nackter Boden 10


Potentielle AK<br />

Mineralstoffversorgung <strong>und</strong> Böden 87<br />

Abb. 45.<br />

Die prozentualen Anteile verschiedener<br />

Kationen an <strong>der</strong> potentiellen<br />

Austauschkapazität<br />

(bezogen auf pH 7=100%) in<br />

Abhängigkeit vom pH-Wert, in<br />

einem Boden mit 20-30 % Ton,<br />

vorwiegend Dreischichtminerale<br />

<strong>und</strong> 2-3 % Humusgehalt (nach<br />

Scheffer & Schachtschabel<br />

1992).<br />

spricht <strong>der</strong> Vermutung von B arthlott et al. (1996) für die<br />

überraschende Artenarmut <strong>der</strong> Llanos in Venezuela <strong>und</strong> Kolumbien.<br />

Die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Nährstoffe ist einerseits von <strong>der</strong> inneren<br />

Oberfläche <strong>der</strong> Bodenmineralien (<strong>und</strong> des Humus)<br />

abhängig, an<strong>der</strong>erseits natürlich von <strong>der</strong> vorhandenen Belegung<br />

<strong>der</strong> an den großen inneren Oberflächen befindlichen<br />

lonenaustauscherplätze. Diese Belegung steht teilweise im<br />

Gleichgewicht mit dem pH-Wert, bei sauren Böden ist ein<br />

zunehmen<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> lonenaustauscherplätze mit Protonen<br />

belegt (Abb. 46). Der Anteil an austauschbaren mineralischen<br />

Nährstoffen (Ca, Mg, K) nimmt dadurch ab. Bei stärker<br />

sauren Böden kommt noch nachteilig hinzu, daß das<br />

dreiwertige AP"^ weitere Plätze blockiert <strong>und</strong> damit, zum<br />

Beispiel bei pH 3 kaum noch Nährstoffkationen in einem<br />

solchen Boden vorhanden sind. In kühlen, feuchten Klimagebieten<br />

tendiert die Bodenbildung zu solchen sauren, nährstoffverarmten<br />

Böden (Taiga, ZB VIII).<br />

In heißen, feuchten Klimaten läuft die Verwitterung des<br />

Muttergesteins <strong>und</strong> die Bildung <strong>und</strong> Umsetzung von Tonmineralien<br />

sehr viel rascher ab (Abb. 47). Während in<br />

gemäßigten Klimabereichen die Tone meist als Dreischichtminerale<br />

im Boden auftreten (<strong>und</strong> damit eine relativ große<br />

Kationenaustauschkapazität bereitstellen), sind tropische<br />

_ In humiden Klimaten<br />

überwiegen im Boden<br />

Auswaschungsprozesse<br />

(- >absteigen<strong>der</strong> Transport),<br />

in ariden Gebieten<br />

überwiegen Akkumulationsvorgänge<br />

(-> aufsteigen<strong>der</strong><br />

Transport).


88 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Feldspäte<br />

Montmorillonit •<br />

Kaolinit<br />

- ► Hydrargillit<br />

(amorphe Gele)<br />

% * * ? M ? * * * * * M I M<br />

Glimmer<br />

I Ausgangsmineralien |<br />

\<br />

teilweise<br />

völlig<br />

Schichtpaket-Trennung<br />

_______________/<br />

teilweise______________ völlig<br />

______Schichtpaket-Abbau______]<br />

Abb. 47.<br />

Die Bildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zerfall von<br />

Tonmineralien. Illit <strong>und</strong> Montmorillonit<br />

sind Dreischicht-Tonmineralien,<br />

Kaolinit ist ein<br />

Zweischicht-Tonmineral (nach<br />

L e r c h 1991).<br />

Böden meist durch das Zweischichttonmineral Kaolinit gekennzeichnet,<br />

das nur 5 bis 10 % an lonenaustauschkapazität<br />

gegenüber Dreischichttonmineralien aufweist. Diese<br />

extreme Kationenarmut ist einer <strong>der</strong> wichtigsten Gründe für<br />

die „ökologische Benachteiligung <strong>der</strong> Tropen" (W eischet<br />

1980).<br />

In Trockengebieten führen die Anreicherungen an <strong>der</strong><br />

Bodenoberfläche o<strong>der</strong> im Boden in bestimmten Bodentiefen<br />

zu Ablagerungen, die sehr fest sein können <strong>und</strong> die als Kalko<strong>der</strong><br />

Gipskrusten o<strong>der</strong> auch als Latente etc. auftreten können.<br />

In humiden Gebieten führen Auswaschungsprozesse<br />

allmählich zu einer Verarmung <strong>und</strong> Versauerung (Podsolierung)<br />

<strong>der</strong> Böden. Beide Vorgänge prägen entscheidend die<br />

Ausbildung <strong>der</strong> einzelnen Ökosysteme in den entsprecheitden<br />

Zonobiomen. Die Haupttypen <strong>der</strong> Böden sind schematisch<br />

im Ökogramm bestimmten Klimafaktoren zugeordnet<br />

(Abb. 48).<br />

Die Unterscheidung zwischen den klimatypischen Ökosystemen<br />

<strong>und</strong> solchen, die stärker durch pedologische Vorgänge<br />

geprägt sind, ist daher meist nur sehr unscharf möglich,<br />

weil bestimmte pedologische Prozesse selbst zonobiomspezifisch<br />

sind. Manche Pedobiome sind daher eigentlich zonobiomspezifische<br />

Biome (zum Beispiel im Zonobiom II, wo<br />

Krustenbildungen, Latente etc. auftreten).<br />

Aus dem Muttergestein erfolgt die Bodenbildung in<br />

Wechselwirkung mit <strong>der</strong> sich entwickelnden <strong>Vegetation</strong>. Die<br />

Bodenbildungsprozesse führen dabei, beeinflußt vom Klima,<br />

zu bestimmten Bodentypen o<strong>der</strong> Gruppen von Böden. Die<br />

Bodengenese ist aber ein sehr langandauern<strong>der</strong> Prozeß.<br />

Schematisch sind einige wichtige Vorgänge in Abb. 49 erläutert.<br />

Man erkennt, daß auch bei den Böden <strong>der</strong> historische<br />

Aspekt bedeutsam ist. Natürliche Ökosysteme schaffen sich<br />

ganz allmählich ihren spezifischen Bodentyp, <strong>der</strong> dann im<br />

Einklang steht mit den langfristigen Klimabedingungen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> zonalen <strong>Vegetation</strong> am Standort.


Mineralstoffversorgung <strong>und</strong> Böden 89<br />

Abb. 48.<br />

Die Hauptgruppen <strong>der</strong> Böden im<br />

Ökogramm von Feuchtigkeit <strong>und</strong><br />

Temperatur.<br />

T<strong>und</strong>raböden<br />

Zunehmende<br />

o<br />

Unreife<br />

Böden<br />

Raumgitter<br />

Schichtgitter<br />

Tonaufbau<br />

Primäre<br />

Mineralien<br />

physikalische<br />

Vera/itterung<br />

Wasser- <strong>und</strong><br />

Salzsprengung<br />

Rohböden/<br />

Skelettböden<br />

Ranker<br />

Rendzina<br />

(auf Kalk)<br />

Tone <strong>und</strong> Basen<br />

Mamada'<br />

Sehr<br />

Reg<br />

Sortierung<br />

nach Korn-<br />

^ große<br />

Erg<br />

Takyr<br />

Shotts<br />

Reife<br />

Böden<br />

hohe Basenabsorption<br />

Basenauswaschung<br />

Sek<strong>und</strong>äre<br />

Mineralien<br />

Tonveriagerung<br />

<strong>und</strong> Tonzerfall<br />

Basen ausgewaschen ^<br />

braune<br />

Waldböden<br />

/ Staunässe<br />

Gleyböden<br />

nicht ausge\ aschen<br />

1<br />

Schwarzerde<br />

Tschernosom<br />

semiarides Klima, verzögerte<br />

Mineraiisierung<br />

organischer Substanzen<br />

Gealterve<br />

Böden<br />

Ortsteine<br />

\<br />

Krustenbildung<br />

Abb. 49.<br />

Schema <strong>der</strong> Genese<br />

von Böden auf<br />

Silikat in Abhängigkeit<br />

von verschiedenen<br />

Einflußfaktoren.


90 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

12 Ökotypen sowie das Gesetz vom Biotopwechsel<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativen Standortskonstanz<br />

Viele Pflanzenarten o<strong>der</strong> Phytozönosen {Pflanzengemeinschaften)<br />

haben eine sehr weite Verbreitung <strong>und</strong> wachsen,<br />

wenn man ihre Areale (Wohnbezirke) auf einer Karte<br />

betrachtet, anscheinend unter ganz verschiedenen Klimabedingungen.<br />

Diese Tatsache kann auf zwei Ursachen beruhen.<br />

1. Die Art als taxonomische Einheit ist ökophysiologisch oft<br />

stark differenziert, zum Beispiel im Hinblick auf ihre Kälte-<br />

o<strong>der</strong> Dürreresistenz o<strong>der</strong> ihren Klimarhythmus. So<br />

kommt die Kiefer, Pinus sylvestris, von Lappland bis Spanien<br />

vor <strong>und</strong> nach Osten bis in die Mongolei, wobei<br />

höchstens ihre Wuchsform taxonomisch unwesentliche<br />

Unterschiede aufweist. Aber die spanische Kiefer kann<br />

nicht in Lappland wachsen, weil sie zu kälteempfindlich<br />

ist, die lappländische nicht in Spanien, weil sie eine lange<br />

Winterruhe braucht. Deswegen muß <strong>der</strong> Forstwirt<br />

stets sehr genau auf die Provenienz (Herkunft) des Saatguts<br />

achten. Die meisten taxonomisch einheitlichen Arten<br />

bestehen aus vielen solchen Ökotypen (Rassen, Varietäten),<br />

o<strong>der</strong> sie sind, wenn die ökophysiologischen<br />

Unterschiede gleitende Übergänge aufweisen, Ökokline.<br />

2. Die zweite Möglichkeit einer weiten Verbreitung berulit<br />

auf einem Biotopwechsel <strong>der</strong> Art o<strong>der</strong> Phytozönose,<br />

wenn sich ihr Areal in ein klimatisch an<strong>der</strong>es Gebiet hinein<br />

erstreckt. Wird zum Beispiel das Klima am Nordrand<br />

des Areals kälter, so findet man die Art nicht mehr in <strong>der</strong><br />

Ebene, son<strong>der</strong>n auf den kleinklimatisch wärmeren Südhängen,<br />

das heißt es tritt ein Biotopwechsel ein, durch<br />

den die Klimaän<strong>der</strong>ung kompensiert wird, so daß die<br />

Standorts- o<strong>der</strong> Umweltbedingungen für die Pflanzen sich<br />

kaum än<strong>der</strong>n, also relativ konstant bleiben. Diese Gesetzmäßigkeit<br />

kann man überall beobachten: Im Südteil des<br />

Areals gehen die Pflanzen immer mehr auf die Nordhänge,<br />

in tiefe feuchte Schluchten o<strong>der</strong> hinauf ins Gebirge.<br />

Wird das Klima feuchter, so suchen die Pflanzen trockene<br />

Kalk- o<strong>der</strong> Sandböden auf. Im trockenen Klima dagegen<br />

findet man sie entsprechend auf schweren, nassen Böden<br />

o<strong>der</strong> auf solchen mit hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand.<br />

Natürlich muß man berücksichtigen, daß auf <strong>der</strong> Südhemisphäre<br />

die Nordhänge warm sind <strong>und</strong> am Äquator die Ost<strong>und</strong><br />

Westhänge. Ebenso weisen in ariden Gebieten die<br />

Sandböden die günstigste Wasserversorgung für die Pflanzen<br />

auf (s. S. 233L).


Azonale <strong>und</strong> Extrazonale <strong>Vegetation</strong> 91<br />

Dies gilt nicht nur für die Wasserverhältnisse in ariden<br />

Gebieten, son<strong>der</strong>n ganz allgemein für alle Faktoren, die<br />

durch das Klima mitbestimmt werden.<br />

Das Gesetz des Biotopwechsels muß auch in den Gebirgen<br />

bei <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Flöhenstufen berücksichtigt werden:<br />

Schon die Unterschiede <strong>der</strong> Höhengrenzen bei verschiedener<br />

Exposition deuten diese Gesetzmäßigkeit an. Viel extremer<br />

sind Son<strong>der</strong>nischen mit intensiver Einstrahlung <strong>und</strong> Kälteabfluß,<br />

die es kleinen Baumbeständen erlauben, über <strong>der</strong><br />

Waldgrenze schon innerhalb <strong>der</strong> alpinen Stufe zu wachsen.<br />

Einzelne Bäume fand man im Westpamir in durchblasenen<br />

Schluchten ohne Kaltluftstau noch bei 4000 m NN, <strong>und</strong><br />

Sträucher in dem wilden Gelände sogar bei 5000 m NN, im<br />

Hindukusch fanden wir in sehr geschützten Nischen an Südflanken<br />

solche auf 5100 m. An<strong>der</strong>erseits fehlt in Kaltluftdolinen<br />

<strong>der</strong> Ostalpen eine Waldvegetation schon bei 1270 m NN,<br />

wobei bei Lunz (Nie<strong>der</strong>österreich) die tiefste Temperatur in<br />

Westeuropa mit -51 °C gemessen wurde.<br />

Auch Bodenfaktoren spielen eine Rolle. Auf schwer verwitterndem<br />

Dolomit findet man Fragmente <strong>der</strong> alpinen <strong>Vegetation</strong><br />

in den Ostalpen inmitten <strong>der</strong> Buchenstufe. Son<strong>der</strong>nischen<br />

sind auch die Lawinenzüge, auf denen die<br />

Konkurrenz <strong>der</strong> Baumarten ausgeschaltet ist, so daß die<br />

Krummholzarten <strong>der</strong> subalpinen Stufe sich in tiefen Lagen<br />

<strong>der</strong> Waldstufe zu behaupten vermögen. Auf solchen Son<strong>der</strong>biotopen<br />

findet man oft Relikte <strong>der</strong> Arten, die früher<br />

unter an<strong>der</strong>en klimatischen Bedingungen eine weitere Ausdehnung<br />

des Areals besaßen. Doch sollten für die Reliktnatur<br />

eines Vorkommens möglichst auch historische Beweise<br />

erbracht werden.<br />

_ _ Gesetz <strong>der</strong> relativen<br />

Standortskonstanz <strong>und</strong><br />

des Biotopwechsels^ Wenn<br />

innerhalb des Verbreitungsgebiets<br />

einer Pflanzenart<br />

o<strong>der</strong> einer Phytozönose<br />

das Klima sich in\<br />

einer bestimmten Richtung<br />

än<strong>der</strong>t, so tritt ein<br />

Biotopwechsel ein, durch<br />

den die Klimaän<strong>der</strong>ung<br />

möglichst kompensiert<br />

wird, das heißt die Standorts-<br />

o<strong>der</strong> Umweltbedingungen<br />

bleiben relativ<br />

konstant.<br />

13 Azonale <strong>und</strong> Extrazonale <strong>Vegetation</strong><br />

Die dem Klima entsprechende zonale <strong>Vegetation</strong> trifft man<br />

nur auf Flächen an, auf denen sich das typische Regionalklima<br />

voll auswirkt. Man nennt solche Biotope E u k lim a to p e<br />

(russ. Plakorflächen). Es sind ebene, leicht erhöhte Flächen<br />

mit tiefgründigen Böden, die we<strong>der</strong> zu durchlässig (wie<br />

Sand) sind noch zur Vernässung durch Wasserstau neigen.<br />

Wenn wir die <strong>Vegetation</strong> auf den Euklimatopen als zonale<br />

<strong>Vegetation</strong> bezeichnen, so handelt es sich nach erfolgtem<br />

Biotopwechsel um eine e x tra zo n a le V e g e ta tio n , für die<br />

nicht mehr das Großklima maßgebend ist, son<strong>der</strong>n die lokalen<br />

Bedingungen. Wenn sich zum Beispiel die Wäl<strong>der</strong> längs<br />

<strong>der</strong> Flüsse als Galeriewäl<strong>der</strong> weit in ein arides Klimagebiet<br />

hinein erstrecken, so sind diese Galeriewäl<strong>der</strong> extrazonal.


92 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

_ _ Ein <strong>Vegetation</strong>smosaik,<br />

das dem einer benachbarten<br />

<strong>Vegetation</strong>szone<br />

entspricht <strong>und</strong> insei- o<strong>der</strong><br />

zungenartig aufgr<strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

günstiger o<strong>der</strong><br />

beson<strong>der</strong>s ungünstiger<br />

(lokal-)klimatischer Bedingungen<br />

auftritt, wird als<br />

extrazonale <strong>Vegetation</strong><br />

bezeichnet.<br />

Bei azonalen Böden<br />

<strong>und</strong> azonaler <strong>Vegetation</strong><br />

wirkt sich die Beschaffenheit<br />

des Substrats stärker<br />

aus als das Klima.<br />

Die extrazonale <strong>Vegetation</strong> kann Auskunft geben über die<br />

zonale <strong>Vegetation</strong> einer humi<strong>der</strong>en o<strong>der</strong> kälteren bzw. einer<br />

ari<strong>der</strong>en o<strong>der</strong> wärmeren Zone, wenn dort die zonale <strong>Vegetation</strong><br />

vernichtet worden ist.<br />

Es ist ein Nachteil aller Arealkarten, daß auf ihnen die zonale<br />

<strong>und</strong> extrazonale Verbreitung nicht geson<strong>der</strong>t zu erkennen<br />

ist. Dadurch entsteht ein falscher Eindruck von den<br />

Klimaansprüchen <strong>der</strong> Pflanzen, zumal gerade die Arealgrenzen<br />

häufig in Beziehung zu Klimalinien gebracht werden.<br />

Der Begriff <strong>der</strong> zonalen <strong>Vegetation</strong> (s. S. 96f.) sollte nur<br />

bei großräumigen Betrachtungen für die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

natürlichen <strong>Vegetation</strong> ganzer Kontinente verwendet werden.<br />

Nur dann macht sich <strong>der</strong> Einfluß des Klimas deutlich<br />

bemerkbar, <strong>und</strong> die lokalen durch Boden, Relief <strong>und</strong> Exposition<br />

bedingten Unterschiede treten in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />

An<strong>der</strong>erseits kann auch unter natürlichen Verhältnissen<br />

die zonale <strong>Vegetation</strong> auch auf großen Flächen weitgehend<br />

fehlen, wenn zum Beispiel das Gr<strong>und</strong>wasser so hoch ist, daß<br />

Sümpfe <strong>und</strong> Moore alles bedecken (W-Sibirien, Sudd-Sümpfe<br />

im Sudan) o<strong>der</strong> in den Alluvionen <strong>der</strong> großen Flüsse.<br />

Auch auf ausgedehnten Lavadecken (Idaho) o<strong>der</strong> auf Salzböden<br />

weiter abflußloser Becken (Aralsee) wächst ein <strong>Vegetation</strong>smosaik,<br />

das <strong>der</strong> zonalen <strong>Vegetation</strong> sehr unähnlich<br />

ist. In diesen Fällen haben wir es mit Pedobiomen, also mit<br />

einer a zo n alen V e g e ta tio n zu tun, die viel stärker durth<br />

die speziellen Bodeneigenschaften beeinflußt wird <strong>und</strong> auf<br />

die das Klima sich nur in schwachem Maße auswirkt.<br />

Dies heißt nicht, daß azonale Biotope weltweit gleich<br />

aussehen würden, auch sie sind vom Klima beeinflußt, wie<br />

die verschiedenen Zonierungen an Meeresküsten zeigen.<br />

FRAGEN<br />

1 Welches sind die ßr<strong>und</strong>legenden ökologischen Faktoren, denen<br />

Lebewesen ausgesetzt sind?<br />

2 Was bedeutet die Aussage: „Stickstoff ist Minimumfaktor"?<br />

3 Bei welchen ökologischen Faktoren ist sowohl zuviel (Maximum)<br />

als auch zuwenig (Minimum) Streß?<br />

4 Was ist ein Halophyt?<br />

5 Warum gibt es endorheische Salzseen?<br />

6 Was besagt das Gesetz vom Biotopwechsel bzw. <strong>der</strong> relativen<br />

Standortskonstanz?<br />

7 Was ist Zonale, Azonale <strong>und</strong> Extrazonale <strong>Vegetation</strong>? .<br />

8 Wo befinden sich auf <strong>der</strong> Erde „hot spots" <strong>der</strong> Biodiversität<br />

<strong>und</strong> wie könnte man dies erklären?<br />

9 Konkurrenz o<strong>der</strong> Koevolution - was ist in Ökosystemen wichtiger?


ökologische Systeme<br />

<strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

1 Geo-Biosphäre <strong>und</strong> Hydro-Biosphäre<br />

Die Biosphäre umfaßt die dünne Schicht an <strong>der</strong> Erdoberfläche,<br />

in <strong>der</strong> sich alle Lebenserscheinungen abspielen, also<br />

auf dem Lande die unterste Schicht <strong>der</strong> A tm o s p h ä re , soweit<br />

sich die lebenden Organismen in ihr dauernd aufhalten<br />

<strong>und</strong> die Pflanzen hineinragen, sowie die durchwurzelte<br />

Schicht <strong>der</strong> L ith o s p h ä re , die als Boden bezeichnet wird.<br />

Daneben finden wir Leben in allen Gewässern bis in die Tiefsee<br />

hinunter. Aber in diesem wässrigen Medium spielt sich<br />

<strong>der</strong> Stoffkreislauf auf an<strong>der</strong>e Weise ab als auf dem Lande,<br />

<strong>und</strong> die Organismen sind so verschieden (zum Beispiel<br />

Plankton), daß die Ökosysteme getrennt behandelt werden<br />

müssen. Wir glie<strong>der</strong>n deshalb die Biosphäre in:<br />

R a u m a u s s c h n itt (S p h ä re )<br />

Raumstruktur<br />

lntejplan_etarischer_R^m___________<br />

Lufthülle<br />

A tm o s p h ä r e<br />

Wissenschaft<br />

Astronomie<br />

Astrophysik<br />

Klimatologie<br />

Meteorologie<br />

Feste Erde<br />

Erdmantel<br />

Erdkern<br />

Boden<br />

B io s p h ä r e<br />

P e d o s p h ä re<br />

L ith o s p h ä re<br />

- Ökologie<br />

I<br />

Ozeane<br />

H y d ro s p h ä re<br />

Zi<br />

Geomorphologie<br />

Glaziologie<br />

Bodenk<strong>und</strong>e<br />

Hydrologie<br />

Ozeanographie<br />

Geochemie<br />

Geologie<br />

Geophysik<br />

Basiswissenschaften;<br />

Geographie • Mathematik • Informatik<br />

Physik • Chemie • Biologie<br />

A b b . 50.<br />

Die einzelnen Raumausschnitte<br />

auf <strong>der</strong> Erde <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> Ökologie im Kontext an<strong>der</strong>er<br />

Wissenschafien.


94 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

1. die Geo-Biosphäre, die terrestrischen Ökosysteme umfassend,<br />

<strong>und</strong><br />

2. die Hydro-Biosphäre mit den aquatischen Ökosystemen,<br />

mit denen sich die Hydrobiologie beschäftigt (bzw. özeanographie).<br />

Zur Erfassung <strong>der</strong> wesentlichen Prozesse in <strong>der</strong> Biosphäre<br />

sind heute zahlreiche Ergebnisse aus an<strong>der</strong>en Wissenschaften<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Die Betrachtung großräumiger ökologischer<br />

Zusammenhänge ist nur durch interdisziplinäre Auswertung<br />

von Ergebnissen möglich, dementsprechend ist die<br />

Ökologie heute eine sehr interdisziplinäre Wissenschaft geworden,<br />

die über den ursprünglichen Bereich in <strong>der</strong> Biologie<br />

hinausgreift, wie dies in Abb. 50 schematisch dargestellt<br />

ist.<br />

2 Die Hydro-Biosphäre<br />

Der Erdball wird zu 71 % von Wasser bedeckt, trotzdem soll<br />

hier in diesem Rahmen die Hydrosphäre nur sehr kurz behandelt<br />

werden.<br />

Tab. 4. Quantitative Angaben zur Hydrosphäre in globaler Sicht<br />

Bereich Fläche Volumen prozentualer prozentualer<br />

(10^ km^) (10*^ km3) Anteil am Ge- Anteil bezosamtwasservo-<br />

gen auf das<br />

lumen <strong>der</strong> Erde Süßwasser<br />

Weltmeer 361,3 338,0 96,5 _<br />

Festland 148,4 47,97 3,5<br />

Gr<strong>und</strong>wasser 134,8 23,4 1,7<br />

davon Süßwasser (134,8) 10,53 0,76 30,1<br />

Bodenfeuchtigkeit 82,0 0,015 0,001 0,05<br />

Polareis, Schnee 16,23 24,064 1,74 68,7<br />

Antarktis 13,98 21,6 1,56 61,7<br />

Grönland 1,80 2,34 0,17 6,68<br />

Gebirge 0,224 0,041 0,003 0,12 "<br />

Permafrost 21,0 0,30 0,022 0,86<br />

Süßwasserseen 1,236 0,091 0,007 0,26<br />

Salzwasserseen 0,822 0,085 0,006 _<br />

Sümpfe, Moore 2,683 0,0115 0,008 0,03<br />

Wasserläufe 0,0021 0,0002 0,006<br />

Wasser <strong>der</strong> Atmosphäre (510) 0,0129 0,001 0,04<br />

Biologisch geb<strong>und</strong>enes Wasser (510) 0,0011 0,0001 0,003<br />

(nach Schönwiese 1994)


Die Hydro-Biosphäre 95<br />

Tab. 5. Quantitative Angaben zur Kryosphäre <strong>und</strong> Chionosphä re<br />

Bereich<br />

Fläche (10^ kmü<br />

Volumen<br />

(10^ kmü<br />

Meeresspiegeläquivalent<br />

(in m)*<br />

Landeis 14,44 32,44 81,2<br />

Antarktis 12,2 29,32 73,3<br />

Grönland 1,7 3,0 7,6<br />

Gletscher 0,54 0,12 0,3<br />

Permafrost (ohne Antarktis)<br />

beständig 7,6 0,03 0,08<br />

maximal 17,3 0,07 0,18<br />

Meereir<br />

arktisch (Winter) 14,0 0,05<br />

(Sommer) 7,0 0,02 -<br />

antarktisch (Winter) 18,4 0,06 -<br />

(Sommer) 3,6 0,02 -<br />

Schnee<br />

Nordhemisphäre (Winter) 46,3 0,002 «<br />

(Sommer) 3,7


96 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

1<br />

3 Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Geo-Biosphäre in Zonobiome<br />

Unser Untersuchungsobjekt ist nur die Geo-Biosphäre, die<br />

den Hauptlebensraum des Menschen bildet <strong>und</strong> uns deshalb<br />

beson<strong>der</strong>s Interessiert (<strong>Walter</strong> 1976). Zu ihrer Unterglie<strong>der</strong>ung<br />

bietet sich als primär unabhängiger Umweltfaktor das<br />

Großklima an. Denn von diesem hängt sowohl die Bodenbildung<br />

als auch die <strong>Vegetation</strong> ab (vgl. S. 35ff.), es ist noch<br />

kaum durch den Menschen verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> läßt sich durch<br />

das immer dichter werdende Netz <strong>der</strong> meteorologischen Stationen<br />

überall einwandfrei erfassen (über die Prinzipien <strong>der</strong><br />

Glie<strong>der</strong>ung vgl. <strong>Walter</strong> 1976).<br />

Das Großklima wird durch die planetaren Luftströmungen<br />

in <strong>der</strong> gesamten Atmosphäre bestimmt. Die Meteorologen<br />

unterscheiden, <strong>der</strong> Klimagenese nach, meist sieben l


F die subpolare Zone (mit schwachen Ostwinden);<br />

G die hochpolare Zone.<br />

Dies ist die Auswirkung des bodennahen, planetarischen<br />

Zirkulationssystems, wie es in Abb. 51 erkennbar ist.<br />

Das Klimasystem <strong>der</strong> Atmosphäre ist vermutlich in seinen<br />

Gr<strong>und</strong>zügen ein sehr stabiles System.<br />

Den Ökologen interessiert vor allem das Klima innerhalb<br />

<strong>der</strong> Geo-Biosphäre. Es kann durch das ökologische Klimadiagramm<br />

gekennzeichnet werden (s. S. 35). Es erweist sich<br />

dabei als zweckmäßig, die sehr große gemäßigte Zone <strong>der</strong><br />

Meteorologen weiter zu unterglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> dieTubpöTäre sowie<br />

hocKpolare zu einer arktischen zusammenzufassen. Es<br />

ergeben sich danri neun ökologische Kltrnäzöhen, die wir im<br />

ökologischen Sinne als Z o n o b io m e (ZB) bezeichnen, denn<br />

unter einem Biom versteht man einen großen, klimatisch<br />

einheitlichen Lebensraum innerhalb <strong>der</strong> Geo-Biosphäre. Als<br />

h um id bezeichnet man ein feuchtes (regenreiches) Klima,<br />

als arid ein trockenes (regenarmes) (vgl. S. 35). Bei Doppelbezeichnungen<br />

bezieht sich die erste auf den Sommer, die<br />

zweite auf den Winter.<br />

Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Geo-Biösphäre in 7 nn^hi---<br />

(P<br />

U !<br />

97<br />

Die n eun Z o n o b io m e (vgl. auch A bb. 26):<br />

ZB I Äquatoriales ZB mit Tageszeitenklima, humides tro-<br />

"pisches ZB<br />

ZB II Tropisches ZB mit Sommerregen, humido-arides tropisches<br />

ZB<br />

ZB III Subtropisches ZB mit Wüstenklima, heiß-arides ZB ;<br />

spärliche Regen<br />

ZB IV ZB mit Sommerdürre <strong>und</strong> Winterregen, arido-humides<br />

(mediterranes) ZB<br />

ZB V Warmtemperiertes, (ozeanisches), humides ZB ;<br />

mild-maritimes ZB<br />

ZB VI Typisch gemäßigtes ZB mit kurzer Frostperiode, nemorales<br />

ZB<br />

ZB VII Arid-gemäßigtes ZB mit kalten Wintern, kontinenta-<br />

' lesZB<br />

ZB VIII Kalt-gemäßigtes ZB mit kühlen Sommern <strong>und</strong> langen<br />

W intern,'boreal^ ZB<br />

ZB IX Arktisches einschließlich antarktisches, mit sehr<br />

kurzen Sommern, polares ZB.<br />

Die Zonobiome sind eindeutig durch Klimadiagrammtypen<br />

definiert (s. S. 36ff.), zudem entsprechen ihnen weitgehend,<br />

wenn auch nicht immer, jeweils bestimmte zonale Boden<strong>und</strong><br />

<strong>Vegetation</strong>stypen, wie es die Übersicht in Tab. 6 zeigt,<br />

wobei betont werden muß, daß viele Übergangsräume<br />

(Ökotone) existieren (s. S. 98).


98 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

Tab. 6. Die Boden- <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong>stypen <strong>der</strong> einzelnen Zonobiome<br />

Zonobiom<br />

(ZB)<br />

Zonale Bodentypen<br />

Zonale <strong>Vegetation</strong>stypen<br />

1 Äquatoriale Braunlehme<br />

(ferrallitische Böden, Latosole)<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

V<br />

VI<br />

VII<br />

Rotlehme, Roterden<br />

(fersiallitische Böden)<br />

Seroseme, Syroseme (Grau- o<strong>der</strong><br />

Roterden, Rohböden, Salzböden)<br />

Mediterrane Braunerden<br />

(fossile Terra rossa)<br />

Gelbe o<strong>der</strong> Rote Waldböden, leicht<br />

podsolig<br />

Wald-Braunerden <strong>und</strong> Graue<br />

Waldböden<br />

Tschernoseme bis Seroseme<br />

(Rohböden)<br />

Immergrüner tropischer Regenwald<br />

ohne Jahreszeitenwechsel<br />

Tropischer laubwerfen<strong>der</strong> Wald o<strong>der</strong><br />

Savannen<br />

Subtropische Wüstenvegetation<br />

(Gesteinslandschaften)<br />

Hartlaubgehölzvegetation (Sklerophylle),<br />

(bodenfrostempfindlich)<br />

Temperierter immergrüner Wald<br />

(Lauriphylle), (frostempfindlich)<br />

Nemoraler winterkahler Laubwald<br />

(frostresistent)<br />

Steppen bis Wüsten mit kaiten<br />

Wintern (frostresistent), kurze, heiße<br />

Sommer<br />

VIII Podsole (Rohhumus-Bleicherden) Boreale Nadelwäl<strong>der</strong> (Taiga),<br />

(sehr frostresistent)<br />

IX<br />

Humusreiche T<strong>und</strong>raböden mit<br />

Solifluktion (Permafrostböden)<br />

T<strong>und</strong>ravegetation (baumfrei)<br />

4 Zonoökotone<br />

— Ökotone sind ökologische<br />

Spannungsräume -<br />

Übergangsbereiche, in denen<br />

ein <strong>Vegetation</strong>styp<br />

durch einen an<strong>der</strong>en abgelöst<br />

wird.<br />

Die <strong>Klimazonen</strong> <strong>und</strong> damit auch die Zonobiome sind gegeneinan<strong>der</strong><br />

nicht scharf abgegrenzt (alle Grenzziehungen sind<br />

künstlich), son<strong>der</strong>n durch oft sehr breite Übergangszonen -<br />

die Zonoökotone (ZÖ) - miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />

Ökotone sind zum Beispiel kleinräumig: ein Wald mit<br />

Waldrand wird durch Wiesen abgelöst, o<strong>der</strong> großräumig<br />

zum Beispiel in Osteuropa: <strong>der</strong> Laubwald geht allmählich in<br />

die Steppe über.<br />

Im Zonoökoton kommen beide Typen nebeneinan<strong>der</strong> unter<br />

gleichen großklimatischen Verhältnissen vor <strong>und</strong> stehen<br />

miteinan<strong>der</strong> in scharfem Wettbewerb. Den Ausschlag für das<br />

Auftreten des einen o<strong>der</strong> des an<strong>der</strong>en <strong>Vegetation</strong>stypus geben<br />

das reliefbedingte Kleinklima o<strong>der</strong> die Böden. Dabei<br />

kommt entwe<strong>der</strong> eine diffuse Durchdringung <strong>der</strong> beiden Typen<br />

o<strong>der</strong> eine mosaikartige Anordnung zustande. Erst ist <strong>der</strong><br />

eine Typus stärker vertreten, dann halten sich beide die<br />

Waage, bis <strong>der</strong> zweite immer mehr überwiegt <strong>und</strong> <strong>der</strong> erste<br />

ganz verschwindet, womit das neue Zonobiom beginnt.<br />

Die Bezeichnung <strong>der</strong> Zonoökotone erfolgt nach den Zonobiomen,<br />

die sie verbinden, z. B. die Zonoökotone:


ZÖ I/II, ZÖ II/III, ZÖ III/IV, ZÖ IV/V etc.<br />

Es können auch Dreieckszonoökotone Vorkommen,<br />

wenn drei Zonobiome aneinan<strong>der</strong> stoßen (zum Beispiel<br />

Pannonische Tiefebene ZÖ VI/VII/IV). Wir behandeln die<br />

wesentlichen Zonoökotone in kurzen eigenen Abschnitten<br />

jeweils am Schluß <strong>der</strong> zugehörigen Zonobiome.<br />

Die geographische Verbreitung <strong>der</strong> einzelnen Zonobiome<br />

<strong>und</strong> Zonoökotone geht aus <strong>der</strong> schematischen Weltkarte<br />

(Abb. 26) bzw. für die einzelnen Kontinente aus Abb. 65 bis<br />

70) hervor.<br />

5 Orobiome<br />

!/= /y /<br />

J- ' i t : UCf 1 . I/ / i O - T '<br />

Die Geo-Biosphäre ist nicht nur in horizontaler Richtung geglie<strong>der</strong>t,<br />

son<strong>der</strong>n durch die Gebirge auch in vertikaler. Sie<br />

muß also dreidimensional betrachtet werden. Die Gebirge<br />

heben sich klimatisch-aus den <strong>Klimazonen</strong> heraus <strong>und</strong> werden<br />

deshalb geson<strong>der</strong>t-vcril 'den Zonobiomen behandelt. Wir<br />

bezeichnen sie als Orobiome (OB).<br />

Charakteristisch ist für alle Orobiome, daß die mittlere<br />

Jahrestemperatur mit <strong>der</strong> Höhe abnirmnt. Diese Abnahme<br />

ist pro 100 m Höhenunterschied etwa ebenso groß wie die<br />

in <strong>der</strong> euro-nordasiatischen Ebene auf einer Entfernung von<br />

100 km in <strong>der</strong> Richtung von Süden nach Norden. Deswegen<br />

sind die Höhenstufen im Gebirge etwa lOOOmal schmaler als<br />

die <strong>Vegetation</strong>szonen in <strong>der</strong> Ebene von Süden nach Norden.<br />

Gewisse Ähnlichkeiten <strong>der</strong> Höhenstufen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szonen<br />

<strong>der</strong> höheren Breiten fallen in Europa <strong>und</strong> Nordamerika<br />

bei flüchtiger Betrachtung auf, aber Unterschiede<br />

sind stets vorhanden. Denn bis auf die Temperaturabnahme<br />

<strong>und</strong> die Verkürzung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit mit <strong>der</strong> Höhe ist das<br />

Gebirgsklima an<strong>der</strong>s als das in <strong>der</strong> Ebene. Zum Beispiel än<strong>der</strong>t<br />

sich die Tageslänge ebenso wie <strong>der</strong> Sonnenstand mit <strong>der</strong><br />

Höhe nicht, dagegen nimmt die Tageslänge im Sommer von<br />

Süd nach Nord zu, während die Höhe des Sonnenstands<br />

mittags abnimmt. Die direkte Sonnenstrahlung verstärkt<br />

sich mit <strong>der</strong> Höhe, die diffuse wird schwächer, in <strong>der</strong> Ebene<br />

ist es in nördlicher Richtung umgekehrt. Die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

nehmen im Gebirge mit <strong>der</strong> Höhe meist sehr rasch zu, im<br />

arktischen Gebiet sind sie dagegen gering.<br />

Außerdem sind die beiden Eianken eines Gebirges fast nie<br />

symmetrisch, son<strong>der</strong>n auch klimatologisch, zum Beispiel<br />

durch Fönwirkung verschieden. Dadurch ist <strong>der</strong> Teinperaturgradient<br />

aus physikalischen Gründen (vgl. Abb. 52) auch<br />

nicht mehr gleich groß, weil sich feuchtadiabatische <strong>und</strong><br />

trockenadiabatische Erwärmung (Abkühlung) energetisch<br />

Orobiome 99<br />

— Orobiome sind Gebirgslebensräume,<br />

die<br />

nach Höhenstufen geglie<strong>der</strong>t<br />

sind. Die einzelnen<br />

Höhenstufen werden<br />

auch als hypsozonale o<strong>der</strong><br />

orozonale <strong>Vegetation</strong> bezeichnet.<br />

Es ist die dritte<br />

Dimension, die sich aus<br />

dem zugehörigen Zonobiom<br />

heraushebt.<br />

^ Höhenstufen im Gebirge<br />

sind nur oberflächlich<br />

gesehen eine kurzgestauchte<br />

Wie<strong>der</strong>holung<br />

<strong>der</strong> planetarischen <strong>Vegetation</strong>szonen<br />

in den Ebenen<br />

zu den Polen hin.


100 ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

unterscheiden. Bei einer Abkühlung <strong>der</strong> Luft durch Hebung<br />

(<strong>und</strong> Volumenausdehnung bei geringer werdendem Luft<br />

druck) wird irgendwann <strong>der</strong> Taupunkt erreicht, dies ist das<br />

Kondensationsniveau, bei dem Wolken entstehen („Wol<br />

kenwald") <strong>und</strong> Feuchtigkeit „ausregnet". Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite des Gebirges, wenn beim Absinken <strong>der</strong> Luft (mit<br />

Druckanstieg) nur noch trockenadiabatische Erwärmung<br />

erfolgt, ist die Luft letztlich bei gleicher Tallage wärmer<br />

<strong>und</strong> trockener geworden: F ö h n w irk u n g (Abb. 52), ver<br />

ursacht durch die freigewordene Kondensationswärme<br />

(2,26 MJ-kg“', vgl. physikalische Größen, S. 13) beim Aufstieg<br />

<strong>der</strong> Luft.<br />

Jedes Gebirge innerhalb eines Zonobioms ist eine ökologische<br />

Einheit mit typischer H ö h e n s tu fe n fo lg e , <strong>der</strong>en Stufen<br />

allgemein als kollin, montan, alpin <strong>und</strong> nival bezeichnet<br />

werden. Sie sind im einzelnen jedoch in Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> Zone, in <strong>der</strong> das Gebirge liegt, sehr verschieden. So haben<br />

zum Beispiel die Höhenstufenfolgen bei den Gebirgen<br />

im Zonobiom I, IV o<strong>der</strong> VI kaum etwas Gemeinsames.<br />

Die weitere Unterteilung <strong>der</strong> Orobiome erfolgt deshalb *<br />

nach den Zonobiomen, zu denen sie gehören. Wir sprechen '<br />

deshalb vom Orobiom I, Orobiom II etc. Außerdem werden<br />

unterschieden uni-, inter- <strong>und</strong> multizonale Orobiome (Gebirge),<br />

je nachdem, ob sie innerhalb eines Zonobioms liegen<br />

o<strong>der</strong> zwischen zwei Zonobiomen o<strong>der</strong> sich durch viele erstrecken,<br />

wie <strong>der</strong> Ural (von IX bis VII) o<strong>der</strong> die Anden (von<br />

ui<br />

Abb. 52.<br />

Schema <strong>der</strong> Föhnwirkung. Auf<br />

<strong>der</strong> Luvseite kommt es zur Hebung<br />

<strong>der</strong> Luftmassen (A), dann<br />

zur Wolkenbildung (B) evtl, mit<br />

Nie<strong>der</strong>schlag. Auf <strong>der</strong> Leeseite<br />

(C) kommt es zu Erwärmung,<br />

Trockenheit <strong>und</strong> Turbulenzen.<br />

Die Erwärmung ist auf den<br />

Unterschied zwischen dem<br />

feuchtadiabatischen Temperaturgradienten<br />

(B) (Kondensationswärme)<br />

bei Hebung <strong>und</strong> dem<br />

trockenadiabatischen Gradienten<br />

(C, A) beim Absinken (mit zusätzlicher<br />

Einstrahlung bei klarer<br />

Luft) zurückzuführen (nach<br />

Schonwiese 1994).


I bis IX). Interzonale Gebirge sind die Alpen, <strong>der</strong> Kaukasus<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Himalaja. Sie sind meist scharfe Klimagrenzen <strong>und</strong><br />

die Höhenstufenfolge am Nord- <strong>und</strong> Südrand muß getrennt<br />

behandelt werden. Bei einem multizonalen Gebirge ist es<br />

notwendig, dasselbe den Zonen entsprechend in einzelne<br />

Abschnitte mit beson<strong>der</strong>en Höhenstufenfolgen zu glie<strong>der</strong>n.<br />

Die Anden sind sowohl multizonal als auch interzonal<br />

(West- <strong>und</strong> Ostabfall verschieden). An<strong>der</strong>s sind auch die<br />

Höhenstufenfolgen bei inneren Gebirgstälern mit geringen<br />

Nie<strong>der</strong>schlägen <strong>und</strong> kontinentalen Verhältnissen (Intragebirgs-Höhenstufenfolgen).<br />

Pedobiome 101<br />

6 Pedobiome<br />

Nicht nur die Orobiome heben sich aus den Zonobiomen<br />

heraus, son<strong>der</strong>n auch bestimmte Flächen mit extremen Böden<br />

Imd einer azonalen <strong>Vegetation</strong> verhalten sich abweichend.<br />

Wir bezeichnet! sie als Pedobiome (PB), das heißt an<br />

bestimmte Böden geb.<strong>und</strong>ene Lebensräume.<br />

Durch den Menschen sind die Böden nur dort stark verän<strong>der</strong>t,<br />

wo eine Bodenerosion, das heißt Abtragung <strong>der</strong> oberen<br />

Bodenschicht o<strong>der</strong> des gesamten Bodens, verursacht<br />

wurde, bzw. wo <strong>der</strong> Boden bearbeitet o<strong>der</strong> überbaut ist. Das<br />

Großklima wirkt sich auf die <strong>Vegetation</strong> unverän<strong>der</strong>t nur<br />

auf den Euklimatopen (russisch als »Plakor« bezeichnet)<br />

aus, also auf ebenen Flächen mit Böden, die nicht zu schwer<br />

<strong>und</strong> nicht zu leicht sind, so daß die Nie<strong>der</strong>schläge nicht<br />

oberflächlich abfließen, son<strong>der</strong>n in den Boden eindringen<br />

<strong>und</strong> von diesem als Haftwasser zurückgehalten werden, das<br />

heißt nicht zu rasch zum Gr<strong>und</strong>wasser absinken, sie stehen<br />

somit <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> voll zur Verfügung. Bei extremen Kalkböden<br />

ist das nicht <strong>der</strong> Fall, sie sind zu trockene <strong>und</strong> zugleich<br />

zu warme Biotope im Vergleich zum Großklima. An<strong>der</strong>erseits<br />

können die Böden schädliche Stoffe enthalten,<br />

wie Salze (NaCl, Na2S0 4 ), o<strong>der</strong> die Böden sind extrem nährstoffarm,<br />

so daß die <strong>Vegetation</strong> ebenfalls von <strong>der</strong> normalen<br />

des Zonobioms abweicht.<br />

Die <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Pedobiome, die weniger durch das<br />

Großklima beeinflußt wird, son<strong>der</strong>n viel stärker durch den<br />

Boden <strong>und</strong> deshalb in fast gleicher Ausbildung auf gleichen<br />

Böden in mehreren Zonen auftreten kann, bezeichnen wir<br />

als.azonale <strong>Vegetation</strong> (s. S. 91f.).<br />

DieTedobiome werden unterteilt nach den Böden, die für<br />

sie typisch sind: Lithobiome (Steinböden), Psammobiome<br />

(Sandböden), Halobiome (Salzböden), Helobiome (Mooro<strong>der</strong><br />

Sumpfböden), Hydrobiome (mit Wasser bedeckte Bö­


102<br />

Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

den), Peinobiome (Mangelböden o<strong>der</strong> nährstoffarme Böden,<br />

von peine, griech. = Hunger, Mangel), Amphibiome (= wechselfeuchte<br />

Böden) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e.<br />

Die Pedobiome können oft riesige Flächen einnehmen,<br />

zum Beispiel das Lithobiom <strong>der</strong> Basaltdecken in Idahc-<br />

(USA), das Psammobiom <strong>der</strong> südlichen Namib, <strong>der</strong> Rub-al-<br />

Khali in Saudi-Arabien o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Karakum-Wüste in Mittelasien<br />

mit 35 0 0 0 km^, das Helobiom des Sudd-Sumpfgebiei«<br />

am Nil (150 000 km^), das Moorgebiet Westsibiriens (übet<br />

1 Million km^, Abb. 279, s. S. 455). Auch ihre Ökologie is:<br />

geson<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Zonobiome zu behandeln.<br />

7 Rangstufen von ökologischen Systemen<br />

Aufgr<strong>und</strong> unserer bisherigen Ausführungen können wir ein<br />

Schema für die Rangstufen sowohl <strong>der</strong> größeren als auch<br />

<strong>der</strong> kleineren ökologischen Einheiten aufstellen (vgl.<br />

Abb. 53). Neben <strong>der</strong> klimatischen Hauptreihe werden dabei<br />

die durch die Gebirge einerseits (OB) <strong>und</strong> die durch spezifische<br />

Bodenbedingungen an<strong>der</strong>erseits (PB) abgewandelien<br />

Biome als entsprechende orographische bzw. pedologischt<br />

Biosphäre<br />

.( X u - e<br />

Örobiome<br />

inter-, multizonale)<br />

Zonobiome |<br />

(nach <strong>Klimazonen</strong> l-IX) I<br />

I<br />

'<br />

Örobiome 1<br />

JZ ■g) (in l-IX) j<br />

c<br />

1<br />

1<br />

£1 0)<br />

Q.<br />

3<br />

(D<br />

Subzono-Biome I<br />

u----------- 1 - ------- - J<br />

Biome<br />

(geographische Einheiten)<br />

Litho-, Psammousw.<br />

-biome<br />

Biome<br />

(Landschaften)<br />

r<br />

Abb. 53.<br />

Schema <strong>der</strong> hierarchischen Glie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> ökologischen Systeme<br />

<strong>der</strong> Geo-Biosphäre.<br />

Synusien<br />

(Teilsysteme)


Rangstufen von ökologischen Systemen 103<br />

Geographie<br />

Meteorologie<br />

Durchmesser<br />

Begriff Beispiel km m Beispiel Begriff<br />

Zone Klimazone 10'' Rossby-Welle Makro a<br />

Makro ß<br />

Meso a<br />

Meso ß<br />

Meso Y<br />

Mikro a<br />

Mikro ß<br />

Standort<br />

Baum<br />

J__ Flugturbulenz Mikro Y<br />

Großraum Mitteleuropa<br />

103<br />

Großlandsctiaft<br />

102<br />

Gebirge<br />

ektrop. Zyklone<br />

tropische Zyklone<br />

Landschaft<br />

Föhn<br />

Stadt 10 Wetterfront*<br />

Gewitter<br />

Gelände Talmulde 1<br />

Gebirgshang<br />

Cumulus-Wolke<br />

0,1 100 Tornado<br />

Hangeinschnitt<br />

Thermik<br />

10<br />

Kleintrombe<br />

0,1<br />

Blatt<br />

Hitzeflimmern<br />

0,01<br />

Grenz- Blattfläche<br />

oben ‘p.e<br />

0.001<br />

•senkrecht zur Strömungsrichtung (parallel wesentlich großräumiger)<br />

Nchenrcüien gekennzeichnet. Dieses hierarchische Schema<br />

<strong>der</strong> Raumeinheiten <strong>der</strong> Ökosysteme wird <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Geo-Biosphäre zugr<strong>und</strong>egelegt.<br />

In diesem Zusammenhang soll hier nochmals an die sehr<br />

unterschiedlichen Skalengrößen erinnert werden, um die<br />

man sich bei <strong>der</strong> Charakterisierung <strong>der</strong> Ökosysteme kümmern<br />

muß. Dies gilt nicht nur für die räumlichen Größenordnungen<br />

<strong>der</strong> Strukturen, son<strong>der</strong>n auch für die zeitlichen<br />

Skalen. Insbeson<strong>der</strong>e atmosphärische bzw. meteorologische<br />

Phänomene sind es, die dabei die Skalengröße bestimmen.<br />

In Abb. 54 sind die hier verwendeten Rangstufen ökologischer<br />

Systeme denen meteorologischer Prozesse gegenübergestellt,<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> riesigen Größenunterschiede läßt sich<br />

ein solcher Vergleich nur im logarithmischen Maßstab darsiellen.<br />

Dies gilt zum zweiten auch für die Zeitskala, in <strong>der</strong><br />

sich bestimmte Phänomene abspielen (vgl. Abb. 55).<br />

Für die Behandlung <strong>der</strong> einzelnen Biome spielen dabei<br />

die bodennahen Luftschichten mit ihrer Dynamik <strong>und</strong> den<br />

aimosphärisch-biosphärischen Wechselwirkungen die ent-<br />

-cheidende Rolle, darauf hat schon 1927 Geiger hingewiesen.<br />

Abb. 54.<br />

Horizontal-räumliche Größen-<br />

Ordnungen in <strong>der</strong> Biologie, Geographie<br />

<strong>und</strong> Meteorologie. Man<br />

beachte den logarithmischen<br />

Maßstab (aus S c h ö n w i e s e<br />

1994).


104 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

Minute St<strong>und</strong>e Tag Monat Jahr Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

1 t *<br />

C O r Q Effekt Q l<br />

Mo<strong>der</strong>nes _ i Kaltzeit taltzei<br />

Welle ' / O '<br />

Optimum I (' Eiszeit")<br />

e k tro p isc h e / phär^omenL Q Sahel:Dürre<br />

global<br />

hemi-<br />

' spärisch<br />

-2000 km -<br />

-1000 km<br />

200 km<br />

2 km<br />

100 m<br />

1tn<br />

Abb. 55.<br />

Atmosphärische <strong>und</strong> klimatologische<br />

Phänomene im Längen-<br />

Zeit-Diagramm. Man beachte<br />

die logarithmischen Achsen (aus<br />

Schonw iese 1994).<br />

V<br />

10® 10® IO-"* 10-3 10-2 10-' 10° 10’ 10=<br />

charakteristische Zeit in Jahren<br />

/<br />

Biome sind Lebens-<br />

,räume, die einer konkreten<br />

einheitlichen Landschaft<br />

entsprechen.x'<br />

8 Biome<br />

Unter Biom (ohne Vorsilbe) verstehen wir die Gr<strong>und</strong>einheit<br />

<strong>der</strong> großen ökologischen Systeme.<br />

Sie sind entwe<strong>der</strong> Untereinheiten von Zonobiomen o<strong>der</strong><br />

gehören zu bestimmten Orobiomen o<strong>der</strong> Pedobiomen, zum<br />

Beispiel ist <strong>der</strong> mitteleuropäische Laubwald ein Biom des<br />

Zonobioms VI, <strong>der</strong> Kilimandscharo ein Biom des Orobioms 1,<br />

die Salt Desert in Utah (USA) ein Biom des Pedo-Halobioms<br />

'VII, etc.<br />

In dieser <strong>globalen</strong> Übersicht werden vorwiegend Biome<br />

als kleinste Einheiten einer Region behandelt.<br />

In <strong>der</strong> anglo-amerikanischen Literatur wird <strong>der</strong> Begrill<br />

„biom" sehr viel breiter <strong>und</strong> weniger scharf definiert gebraucht.<br />

9 Kleine Einheiten des ökologischen Systems:<br />

Biogeozön <strong>und</strong> Synusien<br />

L<br />

Hat man eine globale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesamten Landoberfläche<br />

<strong>der</strong> Erde innerhalb <strong>der</strong> neun Zonobiome in die nächst<br />

kleineren Einheiten (Biome) vorgenommen, dann kann<br />

man diese jeweils dem Kenntnisstand entsprechend in kleinere<br />

Einheiten aufglie<strong>der</strong>n, was in dem Falle, wenn keine<br />

genaueren Unterlagen vorliegen, einfach unterbleibt.


Kleine Einheiten des ökologischen Systems: Biogeozön <strong>und</strong> Synusien 105<br />

Für die Abgrenzung <strong>der</strong> kleinen ökologischen Einheiten<br />

ist es am zweckmäßigsten von <strong>Vegetation</strong>seinheiten auszugehen.<br />

In einem begrenzten, landschaftlich-geographisch<br />

einheitlichem Gebiet, das einem Biom entspricht, sind schon<br />

geringe Unterschiede <strong>der</strong> Wasser- <strong>und</strong> Bodenverhältnisse für<br />

die Ausbildung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Ökosysteme<br />

von Bedeutung. So entsteht das typische Ökosystemmosaik ^<br />

einer Landschaft. Die maßgeblichen Umweltfaktoren, die<br />

ständige jahreszeitliche Verän<strong>der</strong>ungen aufweisen, direkt zu<br />

messen <strong>und</strong> in ihrer Zusammenwirkung zu erfassen, ist<br />

kaum möglich. Dagegen können wir davon ausgehen, daß<br />

die natürliche <strong>Vegetation</strong>, die sich im Gleichgewicht mit ihrer<br />

Umwelt befindet, die Wirkung <strong>der</strong> Umweltfaktoren integrierend<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt. Selbst kleine Unterschiede eines Umweltfaktors<br />

bedingen eine qualitative o<strong>der</strong> zumindest eine<br />

quantitative Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>.<br />

Da sich jedoch heute menschliche Eingriffe fast überall in<br />

stärkerem o<strong>der</strong> schwächerem Maße bemerkbar machen, ist<br />

Vorsicht geboten. Es gilt, durch eine kritische Analyse die<br />

Wirkung von natürlichen <strong>und</strong> anthropogen bedingten Faktoren<br />

sorgfältig auseinan<strong>der</strong> zu halten <strong>und</strong> bei letzteren<br />

auch menschliche Eingriffe in <strong>der</strong> Vergangenheit zu berücksichtigen.<br />

Bei Waldgesellschaften wirken sich menschliche Eingriffe<br />

selbst nach Jahrh<strong>und</strong>erten aus (Kahlschlag, Verjüngungsart,<br />

Beweidung, Streunutzung etc.). Zwar glaubt man häufig,<br />

daß die Krautschicht im Walde für die Beurteilung <strong>der</strong><br />

natürlichen Verhältnisse besser geeignet ist, aber sie hängt<br />

doch in beson<strong>der</strong>s hohem Grade von <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> Struktur <strong>der</strong> Baumschicht ab (Beschattung, höhere<br />

Konkurrenzkraft <strong>der</strong> Baumwurzeln, Laubstreu) <strong>und</strong> wurzelt<br />

weniger tief als die Bäume, so daß für sie nur die oberen Bodenhorizonte<br />

maßgebend sind. Jede Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Baumschicht durch den Menschen wirkt sich auch auf die<br />

Krautschicht aus. Schon die Entfernung von alten hohlen<br />

Bäumen <strong>und</strong> <strong>der</strong> am Boden verwesenden Stämme ist ein<br />

schwerer Eingriff in das Ökosystem.<br />

In den dicht besiedelten Gebieten wird man sich aber damit<br />

abfinden müssen, daß nur menschlich beeinflußte Ökosysteme<br />

vorhanden sind.<br />

Die Stellung <strong>der</strong> Biogeozönose in <strong>der</strong> Größenhierarchie<br />

<strong>der</strong> ökologischen Systeme geht aus Abb. 53 hervor. Assoziationen,<br />

die Gr<strong>und</strong>einheiten <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sk<strong>und</strong>e, lassen<br />

sich nicht immer klar abgrenzen. Es ergibt sich dabei die<br />

Schwierigkeit, daß über die Definition <strong>der</strong> Assoziation keine


LÜlI<br />

106 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

^ Die Gr<strong>und</strong>einheit <strong>der</strong><br />

kleineren Ökosysteme ist<br />

das Biogeozön (Biogeozönose).<br />

Es entspricht einer<br />

konkreten Pflanzengemeinschaft<br />

im Range einer<br />

Assoziation, es ist sozusagen<br />

das begehbare<br />

Ökosystem mit zum Beispiel<br />

20 X 20 m Größe.<br />

_ _ Die Pflanzengemeinschaft<br />

(-» Biogeozön<br />

als reale Raumeinheit) ist<br />

etwas an<strong>der</strong>es als die<br />

Pflanzengesellschaft<br />

(-* theoretisch definiertes<br />

Konstrukt). Assoziation als<br />

syntaxonomische Gr<strong>und</strong>einheit<br />

<strong>der</strong> Pflanzengesellschaften<br />

- es ist ein Typus,<br />

die darüberliegenden<br />

Typuskategorien sind: Allianz,<br />

Ordnung, Klasse.<br />

Einigkeit besteht. Während die einen für die Abgrenzung<br />

<strong>der</strong> Assoziationen hauptsächlich die dominanten Arten beranziehen,<br />

betonen die an<strong>der</strong>en die Bedeutung <strong>der</strong> Charakterarten.<br />

Die einen fassen die Assoziation weiter, die an<strong>der</strong>en<br />

enger. Auf diese strittigen, methodischen Fragen soll<br />

hier ebenso wie auf die verschiedenen synsystematischen<br />

Systeme o<strong>der</strong> gar die sogenannte Sigmasystematik nicht eingegangen<br />

werden (Dierschke 1994).<br />

In einem Ökosystem wird <strong>der</strong> Stoffkreislauf, <strong>der</strong> Energiefluß<br />

<strong>und</strong> die Phytomasse sowie die Produktion vor allem<br />

durch die Dominanten bestimmt, im Walde zum Beispiel<br />

durch die dominierenden Baumarten. Seltene <strong>und</strong> in wenigen<br />

Exemplaren vorkommende Charakterarten haben zwar<br />

für die Erkennung <strong>der</strong> Gemeinschaft einen Indikatorwert,<br />

aber auf das Ökosystem üben sie unter Umständen nicht den<br />

geringsten Einfluß aus. Deshalb muß die Ökosystemforschung<br />

die Übereinstimmung <strong>der</strong> Dominanten innerhalb eines<br />

Ökosystemtypus for<strong>der</strong>n.<br />

Eigentlich hat die Abgrenzung <strong>der</strong> Pflanzengemeinschaften<br />

im Gelände nach gründlicher örientierung über die Vorgeschichte<br />

<strong>der</strong> einzelnen Bestände <strong>und</strong> nach genauer<br />

Durchforschung des gesamten Gebietes sowie unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Standortsverhältnisse <strong>und</strong> des Bodenprofils<br />

bis zur unteren Grenze <strong>der</strong> Durchwurzelung zu erfolgen.<br />

Der Ökologe kann nur reale (in aller Regel heterogene) Bestände<br />

untersuchen <strong>und</strong> nicht die abstrakt definierten Assoziationen<br />

(Pflanzengesellschaften) <strong>der</strong> Pflanzensoziologie.<br />

Das Biogeozön ist zwar die Gr<strong>und</strong>einheit <strong>der</strong> Ökosysteme,<br />

aber nicht die kleinste Einheit. Innerhalb eines Biogeozöns<br />

kann man eine Reihe von Synusien unterscheiden. Es<br />

sind „Arbeitsgemeinschaften" von Arten mit ähnlicher Entwicklung<br />

<strong>und</strong> ähnlichem ökologischen Verhalten. Wir dürfen<br />

jedoch die Synusien nicht als Ökosysteme bezeichnen;<br />

denn es sind nur Teilsysteme, die nicht über einen eigenen<br />

Stoffkreislauf verfügen. Dieser fügt sich vielmehr in den<br />

Stoffkreislauf des gesamten Ökosystems ein, <strong>und</strong> die Produktion<br />

<strong>der</strong> Synusien ist nur ein kleiner Teil <strong>der</strong> Gesamtproduktion<br />

des Ökosystems, er ist jedoch von Bedeutung, weil<br />

<strong>der</strong> Umsatz in den Synusien meist viel rascher verläuft als im<br />

Gesamtökosystem.<br />

Ein typisches Beispiel für Synusien sind die versAiedenerT^Ttenpüppen<br />

mit einem gleichen Entwicklungsrhythmus<br />

urtJpeicheiTAnsprüchen an die Ümweltfaktoren, wie<br />

zum Beispiel die Frühlingsgeophyten '3’es Laubwaldes {Allium<br />

ursmum, Corydalis, Anemone, Ficaria <strong>und</strong>_ääd.ere), diCitlie<br />

Lichtphase am Waldboden vor <strong>der</strong> Belaubung ausnutzen,


Kleine Einheiten des ökologischen Systems: Biogeozön <strong>und</strong> Synusien 107<br />

o<strong>der</strong> die Kräuter, die während <strong>der</strong> Schattenphase im SommffijürcBhafrem'.hzw.<br />

die Kräuter mit immergrünen Blät-<br />

'terhTT ^usien äjjs medefeii .Pflanzen sind die Flechten an<br />

•~3eh Baumstamrnen ö<strong>der</strong> die Moose am Stammgr<strong>und</strong>.<br />

"^^TOScEeihden Biomen einerseits <strong>und</strong> den Biogeozönen<br />

an<strong>der</strong>erseits besteht eine große Kluft, die durch Einheiten<br />

mittlerer Rangordnung ausgefüllt werden muß. Es handelt<br />

sich um Biogeozönkomplexe, die oft mit gewissen Landschaftsformen<br />

zusammenfallen <strong>und</strong> auf einer gemeinsamen<br />

Entstehung beruhen, o<strong>der</strong> die durch dynamische Vorgänge<br />

miteinan<strong>der</strong> in Verbindung stehen. Als Beispiel nennen wir<br />

eine Biogeozönreihe an einem Hang mit lateralem Stofftransport<br />

(oft mit einer Bodencatena, also einer Abfolge bestimmter,<br />

voneinan<strong>der</strong> abhängiger Bodentypen) bzw. gesetzmäßig<br />

angeordnete Biogeozöne in einem Flußtal o<strong>der</strong> in<br />

einem abflußlosen Becken etc. Man kann auch an Biogeozönkomplexe<br />

mit Biogeozönen denken, die zeitlich aufeinan<strong>der</strong><br />

folgen, wie bei einer sek<strong>und</strong>ären Sukzession, bzw. an<br />

Biogeozöne, die nebeneinan<strong>der</strong> zu einer ökologischen Reihe<br />

gehören, die bei einem sich stetig än<strong>der</strong>nden Standortsfaklor<br />

entsteht (sinken<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel o<strong>der</strong> zunehmende<br />

Tiefgründigkeit des Bodens). Die Flächenausdehnung<br />

von solchen Biogeozönkomplexen kann sehr<br />

verschieden sein. Die Bezeichnungen für die einzelnen Typen<br />

divergieren sehr. Wir wollen uns damit begnügen, den<br />

neutralen Ausdruck Biogeozönkomplexe zu verwenden.<br />

Alle ökologischen Einheiten sind real. Ebenso wie ein<br />

Arzt nur reale Menschen untersuchen <strong>und</strong> behandeln kann<br />

<strong>und</strong> nicht Menschentypen, genauso ist auch <strong>der</strong> Ökologe<br />

nur imstande, seine Messungen <strong>und</strong> Studien ausschließlich<br />

an realen Ökosystemen durchzuführen <strong>und</strong> nicht an abstrakten<br />

Einheiten. Nur ausreichend umfangreiche reale Datenerhebungen<br />

können zur Formulierung theoretischer<br />

Modelle dienen. Diese am Schreibtisch auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gemachjen<br />

Erfahrungen entworfene Zusammenfassungen<br />

müssen von bestimmten Voraussetzungen ausgehen. Sie<br />

werden deshalb niemals den realen Ökosystemen ganz entsprechen,<br />

können uns aber durch ihre Übersichtlichkeit <strong>und</strong><br />

in vergleichen<strong>der</strong> Betrachtung das Verständnis <strong>der</strong> Ökosysteme<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> darin ablaufenden Prozesse erleichtern. Sofern<br />

sie auf genügenden Erfahrungen <strong>und</strong> ständigen Evaluierungen<br />

basieren, können sie sogar Prognosen über<br />

zukünftige Entwicklungen ermöglichen (Wissel mündl.<br />

Mitt.). Als beson<strong>der</strong>s geeignet <strong>und</strong> anpassungsfähig an die<br />

maßgeblichen biologischen Sachverhalte haben sich Modelle<br />

auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage gitterbasierter Systeme (zelluläre Auto­


108 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

maten) erwiesen. Dabei werden biologische bzw. ökologische<br />

Regeln formuliert, die jeweils an die realen Sachverhalte<br />

angepaßt werden können.<br />

10 Ökosystembiologie <strong>und</strong> das Wesen <strong>der</strong> Ökosysteme<br />

_ Die Gesamtheit <strong>der</strong><br />

pflanzlichen Trockensubstanz<br />

in einem Biogeozön<br />

ist ihre Phytomasse,<br />

die <strong>der</strong> Tiere ihre Zoomasse.<br />

Zusammen bilden sie<br />

die Biomasse.<br />

Nachdem wir auf die kleinen ökologischen Einheiten hingewiesen<br />

haben, müssen wir die prinzipiellen Strukturen <strong>und</strong><br />

Prozesse in Ökosystemen genauer kennenlernen. Dabei<br />

nimmt man ais Beispiel oft einen einheitlichen Laubwaldbestand<br />

des Zonobioms VI, <strong>der</strong> eine überschaubare Größe hat<br />

<strong>und</strong> gut „begehbar" ist.<br />

Umfaßt <strong>der</strong> Bestand eine ganz bestimmte, begrenzte <strong>und</strong><br />

homogene Gesellschaft, zum Beispiel einen Wald, ein Moor<br />

etc., dann bezeichnet man es zweckmäßigerweise als eine<br />

B iozönose. Eine Einheit von Pflanzen <strong>und</strong> Tieren, unter<br />

Einschluß des durchwurzelten Bodens <strong>und</strong> <strong>der</strong> bodennahen<br />

Luftschicht, in die die Pflanzenorgane hineinragen, nennen<br />

wir B iogeozönose (kurz: Biogeozön). Die Biogeozönose<br />

„Laubwald" beschreibt das statische Bild, die Raumstruktur,<br />

die Organismen. In einer solchen Pflanzengemeinschaft findet<br />

aber ständig ein Stoffkreislauf <strong>und</strong> ein Energiefluß statt.<br />

Die Pflanzen bilden mit den tierischen Organismen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

anorganischen Umwelt zusammen ein dynamisches Gefüge,<br />

ein Ö ko system , das nicht in sich geschlossen ist, weil eine<br />

Energiezufuhr von außen durch die Sonnenbestrahlung <strong>und</strong><br />

eine Stoffzufuhr durch Nie<strong>der</strong>schläge, Gaswechsel, Staubablagerung<br />

etc. stattfindet, zugleich aber auch eine Abgabe <strong>der</strong><br />

Energie in Form von ungeordneter Wärmeenergie <strong>und</strong> von<br />

Stoffen (abfließendes o<strong>der</strong> versickerndes Wasser, durch Gaswechsei<br />

etc.) erfolgt. Das dynamische Bild eines solchen<br />

Raumausschnittes, also die wesentlichen Strukturen <strong>und</strong><br />

Prozesse wird durch die Ö k o s ystem b io lo g ie untersucht.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Rolle, die die einzelnen Gruppen von Organismen<br />

im Ökosystem spielen, unterscheidet man:<br />

1. P ro d u ze n te n : es sind autotrophe Pflanzen, die bei <strong>der</strong><br />

Photosynthese die Lichtenergie als chemische Energie<br />

speichern, indem sie aus CO2 <strong>und</strong> H2O organische Verbindungen<br />

bilden <strong>und</strong> mineralische Nährstoffe <strong>und</strong> Wasser<br />

dem Boden entnehmen.<br />

2. K o n s u m e n te n : es sind heterotrophe tierische Organismen,<br />

die ais Phytophagen die Pflanzen als Nahrung verwenden<br />

<strong>und</strong> einen kleinen Teil <strong>der</strong>selben in tierische<br />

Substanz umbilden. Auch Raubtiere, welche die Phytophagen<br />

fressen (Nahrungskette, Nahrungsnetz) gehören<br />

hierzu.


Ökosystembiologie 109<br />

3. D e s tru e n te n (Mineralisierer): Sie befinden sich zum<br />

größten Teil im Boden (Saprophagen, Bakterien, Pilze)<br />

<strong>und</strong> bauen alle pflanzlichen <strong>und</strong> tierischen Reste im Endeffekt<br />

zu CO2 <strong>und</strong> H2O ab. Sie mineralisieren organisches<br />

Material, wodurch <strong>der</strong> Stoffkreislauf geschlossen wird.<br />

Als einfachstes Ökosystem kann man sich das Wechselspiel<br />

von Produzenten <strong>und</strong> Destruenten (ohne Konsumenten)<br />

vorstellen (Abb. 56). In <strong>der</strong> Tat gibt es sehr viele terrestrische<br />

Ökosysteme, in denen die Konsumenten nur eine<br />

sehr untergeordnete Rolle spielen.<br />

Die jährlich bei <strong>der</strong> Photosynthese <strong>der</strong> Pflanzen insgesamt<br />

erzeugte organische Substanz wird als B ru tto p ro d u k tio n<br />

(BPP) bezeichnet, die nach Abzug <strong>der</strong> von den Pflanzen veratmeten<br />

Menge verbleibende Substanz als N e tto p r o d u k ­<br />

tion (NPP) o<strong>der</strong> Primärproduktion; die von den tierischen<br />

Organismen gebildete Substanz nennt man S e k u n d ä rp ro ­<br />

duktion. Letztere ist sehr viel kleiner. In <strong>der</strong> Regel werden<br />

nur wenige Prozent <strong>der</strong> Primärproduktion von den Konsumenten<br />

verzehrt (Langer Kreislauf, Abb. 56), <strong>der</strong> größte Teil<br />

gelangt in den Boden <strong>und</strong> wird von den Destruenten vollständig<br />

abgebaut (Kurzer Kreislauf, Abb. 56, 57), wobei H2O,<br />

COj <strong>und</strong> mineralische Salze entstehen. Die tote organische<br />

Masse; (Streu) wird zuvor durch Nie<strong>der</strong>e Tiere - die Saprophagen<br />

o<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>fresser - beim Fraßvorgang zerkleinert.<br />

Das aus dem Boden entweichende COj wird als Bodenatmung<br />

bezeichnet. Der K u rz e K re is la u f spielt bei terrestrischen<br />

Ökosystemen quantitativ die Hauptrolle (Abb. 57A).<br />

Der Lange K re is la u f verläuft über die Konsumenten,<br />

also über die Herbivoren o<strong>der</strong> Phytophagen, <strong>und</strong> über die<br />

Zoophagen o<strong>der</strong> Rauborganismen bzw. über die Omnivoren,<br />

die sowohl Pflanzen als auch Tiere fressen. Dazu kommen<br />

Konsumenten 2. o<strong>der</strong> gar 3. Ordnung, <strong>der</strong>en Stoffumsatz<br />

aber verschwindend gering ist (Abb. 57). Auch die Parasiten<br />

<strong>der</strong> Pflanzen müssen wir zu den Konsumenten rechnen.<br />

Abb. 56.<br />

Schema des einfachsten Ökosystems<br />

(links) mit Stoffkreislauf<br />

<strong>und</strong> Energiefluß (E: Energiefluß;<br />

Energie = Fähigkeit Arbeit zu<br />

leisten): R: Respiration,<br />

Atmungsenergie: dasselbe mit<br />

dem Kompartiment <strong>der</strong> Konsumenten<br />

(rechts).


110 ökologische Systeme <strong>und</strong> Qkosystembiologie<br />

C O 2 d e r A t m o s p h ä r e<br />

Sapfop^gen<br />

(Humus) ▼ Wurzeln<br />

Destruenten<br />

Kurzer Kreislauf<br />

cc|<br />

er<br />

' Pärasiten'i ^<br />


Ökosystembiologie 111<br />

(Zoochorie), an<strong>der</strong>erseits jeweils auf Nahriingsketten, die<br />

mit <strong>der</strong> Herbivorie beginnen. Der Lange Kreislauf besteht<br />

aus einer ganzen Reihe von solchen Nahrungsketten, die<br />

man meist genauer als N ahrungsnetze bezeichnen müßte<br />

<strong>und</strong> die trotz aller Fluktuationen dem Ökosystem im Mittel<br />

eine große Stabilität verleihen. Durch Vernichtung <strong>der</strong><br />

Raubtiere o<strong>der</strong> weitergehende Eingriffe stört <strong>der</strong> Mensch gerade<br />

diese Nahrungsketten, wodurch das ganze Ökosystem<br />

in Unordnung gerät o<strong>der</strong> sogar zusammenbricht ( G i g o n<br />

1974), bzw. durch ein an<strong>der</strong>es ersetzt wird.<br />

Es wird auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe <strong>der</strong> Zoo-<br />

Ökologen sein, weniger die quantitativen Verhältnisse <strong>der</strong><br />

sek<strong>und</strong>ären Produktion, als vielmehr die verschiedenen<br />

Nahrungsketten in allen Einzelheiten aufzuklären. Denn die<br />

Phytophagen <strong>und</strong> die Räuber sind oft streng auf bestimmte<br />

Arten spezialisiert, von denen sie sich ernähren. Trotz ihrer<br />

geringen Dichte haben sie große regulatorische Bedeutung.<br />

Dabei spielen eine Fülle verschiedenster Anpassungen eine<br />

Rolle.<br />

Ein weiteres von vielen erstaunlichen Beispielen aus den<br />

Tropen sind die engen Abhängigkeiten zwischen Ameisen<br />

<strong>und</strong> Pflanzen. Einerseits sind es die Blattschnei<strong>der</strong>ameisen,<br />

die Blattstückchen in das Nest eintragen <strong>und</strong> dort darauf Pilze<br />

züchten (also Landwirtschaft treiben), die ihre Hauptnahrungsgr<strong>und</strong>lage<br />

sind. Zu erwähnen ist auch die enge Abhängigkeit<br />

mancher Ameisen von den Cecropia-A.nm (<strong>der</strong><br />

Neotropis) bzw. den Macaranga-Anen (<strong>der</strong> Paläotropis). Die<br />

hohlen Stämme <strong>der</strong> rasch wachsenden Pionierbäume werden<br />

durch von <strong>der</strong> Pflanze vorgebildete Eingangslöcher von<br />

<strong>der</strong> Ameisenkönigin besiedelt. Mit dem Wachstum <strong>der</strong> Jungbäume<br />

wächst <strong>der</strong> Ameisenstaat <strong>und</strong> besiedelt ständig neue<br />

Internodien. An den Blattbasen werden zusätzlich von <strong>der</strong><br />

Pflanze protein- o<strong>der</strong> fettreiche Futterkörperchen gebildet,<br />

die die Ameisen zusätzlich anlocken. Die Investition lohnt<br />

sich für die Pflanzen, denn die Ameisen halten, sozusagen<br />

als Schutzpolizei, die Pflanzen frei von an<strong>der</strong>en Herbivoren.<br />

Wie man daraus erkennt, sind nicht nur die quantitativen<br />

Größen bestimmter Prozesse, son<strong>der</strong>n auch die qualitative<br />

Bedeutung mancher Vorgänge für die Stabilität <strong>der</strong> natürlichen<br />

Ökosysteme durch Vernetzung <strong>der</strong> Prozesse ganz wesentlich.<br />

Parallel zu den Stoffkreisläufen vollzieht sich <strong>der</strong> Energiefluß.<br />

Die Sonnenenergie wird bei <strong>der</strong> Photosynthese <strong>der</strong><br />

Produzenten in chemische Energie umgewandelt, die von<br />

ihnen selbst, von den Konsumenten <strong>und</strong> den Destruenten<br />

für die Unterhaltung <strong>der</strong> Lebensvorgänge verwendet wird.<br />

_ Als ein ausgefallenes<br />

Beispiel soll W i t h e r i n g i a<br />

s o l a n a c e a aus dem tropischen<br />

Regenwald Costa<br />

Ricas erwähnt werden.<br />

Die Beeren enthalten ein<br />

natürliches Abführmittel,<br />

so daß die Vögel in weniger<br />

als zehn Minuten den<br />

Darm entleeren <strong>und</strong> so<br />

die Samen auf den Waldboden<br />

verteilen. Nach<br />

dieser kurzen Darmpassage<br />

sind noch 70 % <strong>der</strong><br />

Samen keimfähig, bei längerdauern<strong>der</strong><br />

Darmpassage<br />

sinkt die Quote auf<br />

20 %.


112 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

_ Bei Raupenepidemien<br />

des Schwammspinners<br />

( L y m a n t r i a d i s p a r ) in<br />

Eichenwäl<strong>der</strong>n kann die<br />

Masse stark ansteigen:<br />

Bei einer Zahl von 10^ bis<br />

10^ Raupen pro Hektar<br />

beträgt ihre Trockenmasse<br />

75-150 kg ■ha"', wobei<br />

1-2 t ■ha"' an trockener<br />

Biattmasse vernichtet <strong>und</strong><br />

500-1000 kg ■ha"' an<br />

Exkrementen ausgeschieden<br />

werden. Dadurch<br />

wird das ganze Ökosystem<br />

aus dem Gleichgewicht<br />

gebracht. Doch gilt<br />

das nur für die forstlichen<br />

gleichaltrigen Monokulturen.<br />

Laubwäl<strong>der</strong> erholen<br />

sich meist wie<strong>der</strong>, Nadelwäl<strong>der</strong><br />

können sogar absterben.<br />

Dabei geht bei <strong>der</strong> Atmung <strong>und</strong> den Gärungen <strong>der</strong> Mikroorganismen<br />

ständig chemische Energie als Wärme verloren,<br />

bis jene schließlich nach völligem Abbau gänzlich verbraucht<br />

ist. Dieser Energiefluß ist auf Abb. 57B dargestellt.<br />

Den Aufbau eines Ökosystems <strong>und</strong> seine Strukturen<br />

kann man immer nur modellhaft darstellen, dazu gibt es<br />

zahlreiche Möglichkeiten <strong>der</strong> Darstellungsform. Ein weiteres<br />

Beispiel ist hierfür in Abb. 58 gezeigt, wo vor allem die funktioneilen<br />

Kompartimente <strong>und</strong> ihre Verknüpfung hervorgehoben<br />

sind.<br />

Für einen Vergleich sind quantitative Angaben <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Ökosysteme hilfreich. Tab. 7 gibt für einen Eichenwald<br />

wesentliche ökosystemare Parameter wie<strong>der</strong>.<br />

Die Phytomasse <strong>der</strong> Waldgemeinschaften ist deswegen so<br />

hoch, weil in den Stämmen tote Holzmasse gespeichert wird<br />

(Kernholz 150 t • ha"'). Aber selbst ohne diese ist die Phytomasse<br />

mehr als lOOOmal höher als die Zoomasse.<br />

Für letztere werden in europäischen Wäl<strong>der</strong>n folgende<br />

Zahlen genannt: Reptilien 1,7 kg-ha“', Vögel 1,3 kg • ha"',<br />

Säugetiere (überwiegend kleine Arten, Nager) 7,4 kg • ha"'.<br />

Viel größer ist die Masse <strong>der</strong> Wirbellosen, vor allem die un-<br />

Z2 Z2<br />

ZI I Z3 4 Albedo<br />

Strahlung<br />

t -y t T<br />

Respi<br />

Respiration<br />

Respiration<br />

Abb. 58. Struktur (s)<br />

\ 0<br />

Vereinfachte schematische Darstellung<br />

<strong>der</strong> Strukturen <strong>und</strong> Pro­<br />

Habitat (H)<br />

Äußere Umwelt (A)<br />

zesse in einem Ökosystem (nach<br />

E l l e n b e r g et al. 1986).<br />

YV4


Ökosystembiologie 113<br />

Tab. 7 Wichtige ökosystemare Parameter eines Eichenwaldes<br />

<strong>der</strong> belgischen Ardennen mit einer<br />

Haselstrauchschicht (Querceto-Coryletum) <strong>und</strong><br />

einer spärlichen Krautschicht<br />

Blattfiächenindex<br />

Baumschicht 3,87<br />

Strauchschicht 1,83<br />

gesamt 5,70<br />

Phytomasse (t ■ha"')<br />

Oberirdische: 260,8<br />

davon Baumblätter 3,5<br />

Zweige <strong>und</strong> Äste 58,3<br />

Stämme 180,2<br />

Strauchschicht 18,1<br />

Krautschicht 0,7<br />

Unterirdische: 55,4<br />

Gesamte Phytomasse: 316,2<br />

Primäre Produktion pro Jahr (t •ha~' ■a“’)<br />

Oberirdische: 15,3<br />

davon Gesamtstreu 6,2<br />

Durch Fraß verloren 0,5<br />

Baumzuwachs 5,9<br />

Strauchzuwachs 2,1<br />

Kräuterzuwachs 0,6<br />

Unterirdische: 2,3<br />

Gesamte Produktion: 17,6<br />

Tote organische Substanz im Boden (t ha~') 122<br />

nach Duvigneaud 1974<br />

terirdische (bis 14 kg • ha~' TG, zu 90 % Dipterenlarven). Zahlen<br />

liegen für einen amerikanischen Laubwald mit Liriodendron<br />

vor (Reichle 1970) als TG (je in kg-ha): Oberirdisch:<br />

Phytophage Arthropoden 2,43, räuberische A. 0,61. In <strong>der</strong><br />

Streu: Größere Wirbellose 8,42, kleinere W. 3,42. Im Boden:<br />

Regenwürmer (Octalasium) 140, kleinere Wirbellose 2,2,<br />

In den Eichenmischwäl<strong>der</strong>n Osteuropas wurde festgestellt,<br />

daß nach Kahlfraß <strong>der</strong> Eichen durch Raupen <strong>der</strong> Holzzuwachs<br />

<strong>der</strong> Eschen <strong>und</strong> Linden durch die besseren Lichtverhältnisse<br />

zunahm <strong>und</strong> eine Überkompensation eintrat. In<br />

den vier Jahren nach <strong>der</strong> Raupenepidemie ergab sich ein<br />

Plus des gesamten Holzzuwachses von 10 %.<br />

Selbst in einem verschiedenaltrigen Kiefernreinbestand<br />

trat nach Befall mit Dendrolimus pini mit <strong>der</strong> Zeit eine Kompensation<br />

durch die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> unterdrückten <strong>und</strong> weniger<br />

befallenen Bäume ein. Der Holzzuwachs im 2. Jahr<br />

verringerte sich auf 76 % <strong>und</strong> im 3. Jahr auf 56 %, aber er<br />

stieg im 4. bzw. 5. Jahr auf 150 % bzw. 194 % an (vgl. Wal-


114 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

_ _ Je höher die Temperatur,<br />

desto höher ist die<br />

Produktivität.<br />

Je höher <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag,<br />

desto höher ist die<br />

Produktivität.<br />

TER & <strong>Breckle</strong> 1991). Auch eine mäßige Beweidung vor<br />

Grasland regt das vegetative Wachstum <strong>der</strong> Gräser so siari<br />

an, daß die gesamte Jahresproduktion unter Berücksichtj.<br />

gung <strong>der</strong> gefressenen Menge zunimmt (vgl. W alter j<br />

B reckle 1991, S. 43). Ähnliches gilt wohl auch für die Stoff<br />

bilanz in tropischen Wäl<strong>der</strong>n, wenn einzelne Bäume durcf,<br />

Blattschnei<strong>der</strong>ameisen fast ganz kahl geschnitten werden.<br />

Für das Ökosystem ist die P rim ä rp ro d u k tio n von be.<br />

son<strong>der</strong>et Bedeutung. Die Höhe <strong>der</strong>selben hängt, wie Pr»,<br />

duktionsanalysen zeigen, weniger von <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong><br />

Photosynthese ab, noch vom Blattflächenindex bzw. von <strong>der</strong><br />

gesamten vorhandenen Blattfläche, son<strong>der</strong>n vor allem vom<br />

A s s im ila th a u s h a lt <strong>der</strong> Produzenten (W alter 1960), dai<br />

heißt von <strong>der</strong> Art, wie die Assimilate im Laufe <strong>der</strong> Vegeta«,<br />

onszeit verwendet werden. Werden sie produktiv eingesetzt<br />

indem dauernd neue assimilierende Blätter zur Ausbildung<br />

kommen, dann nimmt das Wachstum exponentiell zu. Werden<br />

sie unproduktiv für den Aufbau von verholzenden Organen<br />

verwendet, <strong>der</strong>en Nutzen sich erst nach Jahren bemerkbar<br />

macht, dann entspricht dies einer Langzeitstrategie.<br />

Allerdings ist dies sehr unterschiedlich in einzelnen Biotopen<br />

<strong>und</strong> von den jeweiligen Lebensformen abhängig.<br />

Die unterschiedliche Investitionstrategie läßt sich verdeutlichen;<br />

Sät man zum Beispiel einsamige Früchte <strong>der</strong> Bucht {Fcgus<br />

sylvatica, Bucheckern) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sonnenblume (Helianthk,<br />

annuus) unter gleichen Bedingungen in Mitteleuropa in gutem<br />

Boden aus, so produziert <strong>der</strong> Buchcnkcimling im ersten<br />

Jahr nur 1,5 g an Trockensubstanz, die Sonnenblume dagegen,<br />

selbst unter dem für sie nicht günstigen Klima, etwa<br />

800 g. Denn sie bildet fortlaufend neue große assimilierende<br />

Blätter aus, während <strong>der</strong> Buchenkeimling sich mit zwei bb<br />

drei kleinen Blättern begnügt, um dann die Assimilate für<br />

den Aufbau einer langen Primärwurzel <strong>und</strong> eines holzigeit<br />

Stengels zu verwenden. Zwar ist die Intensität <strong>der</strong> Photo<br />

Synthese bei <strong>der</strong> Sonnenblume etwa doppelt so hoch wie be.<br />

<strong>der</strong> Buche, aber das erklärt nicht, die 500mal größere Produktion.<br />

Hier spielt also <strong>der</strong> „Zinseszins"-Effekt <strong>der</strong> Investi<br />

tion in Produktionsorgane („carbon-partitioning") die entscheidende<br />

Rolle. Darin unterscheiden sich die wesentlicher<br />

Lebensformtypen gr<strong>und</strong>legend.<br />

Für die verschiedenen Wäl<strong>der</strong> lassen sich die Zusammenhänge<br />

zwischen <strong>der</strong> N e tto p rim ä rp ro d u k tio n (NPP) <strong>und</strong><br />

den wesentlichen ökologischen Faktoren, wie Temperatur<br />

<strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>schlag, wie in Abb. 59 A <strong>und</strong> B gezeigt, darstellen.


Ökosystembiologie 115<br />

Dies gilt natürlich nur für einen begrenzten Bereich, in<br />

beiden Abhängigkeiten gibt es typische Obergrenzen, wie<br />

die Abb. 59 A <strong>und</strong> B zeigen, dazu kommt, daß die Beziehungen<br />

nicht beson<strong>der</strong>s ausgeprägt sind.<br />

Int <strong>globalen</strong> Maßstab erkennt man im Falle <strong>der</strong> Nettoprimärproduktion<br />

(NPP) die hohe Produktivität <strong>der</strong> warmfeuchten<br />

Zonobiome, bei denen die <strong>Vegetation</strong>speriode<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger ganzjährig sein kann. Je kürzer die<br />

Wachstumszeit <strong>und</strong> je kälter <strong>und</strong> trockener ein Gebiet ist,<br />

desto geringer ist auch die NPP. Der mittlere Wert von 10 bis<br />

15 t • ha"' ■a^' für den mitteleuropäischen Buchenwald ist im<br />

weltweiten Vergleich ein relativ hoher Wert, die meisten<br />

30-1<br />

30<br />

Abb. 59.<br />

Die Nettoprimärproduktion von<br />

Temperatur (°C)<br />

E h l e r s 1996).


A b b . 60. Schem atische D arstellung <strong>der</strong> N etto-P rim ärproduktion<br />

(t-h a ~ '-a -') a u f <strong>der</strong> Erde (aus S c h u l t z 1995, nach L i e t h 1964).


Ökosystembiologie 117<br />

Abb. 61. Grobschematische Darstellung <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Phytomasse (t ■her') auf <strong>der</strong> Erde (aus Schultz 1995,<br />

nach Bazilevich & Rodin 1971}.


118 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

Trockengebiete liegen weit darunter. In den Tropen aller<br />

dings werden bis 25 t • ha^‘ • a"' erreicht (Abb. 60).<br />

Die stehende, oberirdische Phytomasse (Abb. 61) liegt<br />

den Tropen teilweise weit über 500 t • ha“', die unterirdisdi<br />

Phytomasse bringt nochmals weitere 20 bis 30 % dazu '<br />

den humiden gemäßigten Breiten ist die Gesamtphytomai<br />

oft genau so hoch, die unterirdische ist dabei meist sog)<br />

noch deutlich größer als in den Tropen. Die bewaldeten Gt<br />

biete <strong>der</strong> Erde liegen in <strong>der</strong> Regel über 50 t • ha“', in den V,'--<br />

sten <strong>und</strong> Halbwüsten ist allerdings <strong>der</strong> Bestandesvorrai ■<br />

unter 10 t-ha“' (vgl. Abb. 61).<br />

11 Höchst produktive Ökosysteme<br />

Großflächig erreicht die NPP in den heißen Feuchttropei<br />

mittlere Werte bis 25 t • ha '-a ', wie im vorigen Abschni<br />

gezeigt. Durch eine beson<strong>der</strong>s hohe NPP zeichnen sich ab<br />

auch die Pflanzengemeinschaften <strong>der</strong> Hochstauden aus<br />

Ebenso wie die einjährigen Pflanzen bilden die Hochstau<strong>der</strong><br />

während <strong>der</strong> ganzen <strong>Vegetation</strong>szeit vorwiegend assimiüt<br />

rende Blätter <strong>und</strong> erst zum Schluß <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sperf-<br />

Blütenorgane <strong>und</strong> Früchte. Da ihnen jedoch im Gegensa;<br />

zu einem Keimling im Frühjahr beim Austreiben viel größere,<br />

im Jahr vorher angelegte Reserven zur Verfügung Steher<br />

können sie den reich beblätterten Sproß in kürzester Zei'<br />

aufbauen, während <strong>der</strong> Keimling <strong>der</strong> Annuellen dazu eine<br />

lange Anlaufzeit benötigt, bis die Blattfläche ihre maximal<br />

Größe erreicht hat. Deshalb braucht das Sommergetrek:<br />

zur Erzeugung des ersten Viertels des gesamten Trockenertrages<br />

zehn Wochen, für das zweite Viertel noch zwei Wi ­<br />

chen, für die letzte Hälfte jedoch nur eine Woche (entsprechend<br />

<strong>der</strong> üblichen exponentiellen Wachstumskurve).<br />

Demgegenüber können die Hochstauden fast die ganzi<br />

<strong>Vegetation</strong>szeit produktiv nutzen, was die sehr große obe:<br />

irdische Phytomasse <strong>und</strong> die beträchtlichen, im Herbst lütt<br />

nächste Jahr angelegten unterirdischen Reserven erklän.<br />

Tab. 8. Produktionswerte eines Reinbestands (in<br />

t •ha"’ •a“’) <strong>der</strong> adventiven Goldrute Solidago<br />

a ltis s im a in einer Flußaue in Japan;<br />

<strong>Vegetation</strong>szeit von April bis Oktober<br />

L<br />

Zuwachs <strong>der</strong> oberirdischen Teile<br />

Zuwachs <strong>der</strong> Rhizome <strong>und</strong> Wurzeln<br />

Während <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit abgestorbene Teile<br />

Gesamte Produktion<br />

IWAKi et al. 1966, vgl. <strong>Walter</strong> 1979<br />

12,01<br />

2,94<br />

2,83<br />

17,78


Höchst produktive Ökosysteme 119<br />

Abb. 62.<br />

Oberer Kamchatka-Fluß mit<br />

Aue. Unmittelbar am Flußufer<br />

(Grasstreifen) verläuft ein<br />

schmaler Bärenpfad, dahinter<br />

wachsen Hochstauden aus Filipéndula<br />

camtschatica vor dem<br />

Galeriewald aus Salix sachalinensis<br />

mit dürren Stämmen. Auf<br />

<strong>der</strong> Anhöhe stockt Wald aus Betula<br />

ermanii (phot. E. H u l t e n ) .<br />

Eine genaue Produktionsanalyse eines Hochstaudenbesiands<br />

zeigl Tab. 8 . Die NPP konnte durch monatliche Be-<br />

^liminung <strong>der</strong> ober- <strong>und</strong> unterirdischen Phytomasse ermitleli<br />

werden.<br />

Die jälirliche NPP von r<strong>und</strong> 18t- ha“' liegt in <strong>der</strong> gleichen<br />

GröKenordnung wie die eines mitteleuropäischen Eichenmischwaldes<br />

(vgl. S. 336), aber etwas unter <strong>der</strong> eines immergrünen<br />

50jährigen Castanopsis cuspidata-V^a.\áes im<br />

warmtemperierten Klima Japans mit einer NPP von im Mittel<br />

18.3 t ■ha“' • a”' .1<br />

Noch gröKer ist nach Untersuchungen von M orozov &<br />

Bf LAYA (vgl. W alter 1981) die NPP <strong>der</strong> natürlichen RiesenhcH-hstauden<br />

auf den immerfeuchten <strong>und</strong> nährstoffreichen<br />

Böden <strong>der</strong> FluBauen auf Kamtschatka <strong>und</strong> Sachalin.<br />

Kamtschatka gehört zur subarktischen Zone mit niedrigen<br />

Belula ennannii-Wáldem. Die <strong>Vegetation</strong>szeit ist 90 bis<br />

110 Tage (mittlere frostfreie Periode nur 64 Tage), die mittleren<br />

Temperaturen sind im Mai 3,5, Juni 10,6, Juli 14,3,<br />

August 13,3 <strong>und</strong> September 7,2 °C. Die Hochstauden erreichen<br />

eine Höhe von 3,5 m, wobei Filipéndula camtschatica,<br />

.necio cannabifolium <strong>und</strong> Heracleum dulce dominieren<br />

lAhb. 62). Nach K ulten (1932) schlafen in ihnen am Tage<br />

die Bären, die nachts im Fluß die Lachse fangen. Die maximale<br />

stehende Phytomasse erreicht 31 t ha ' (davon sind<br />

lü t • ha ' unterirdisch). Da ein Teil <strong>der</strong> Sprosse während <strong>der</strong><br />

<strong>Vegetation</strong>szeit abstirbt, ist die NPP höher als die maximale<br />

krautige Phytomasse <strong>und</strong> dürfte trotz <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Vegeta­


120 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

tionszeit über 16 bis 20 l-h a ''-a “' betragen. Die Hochstauden<br />

werden als Viehfutter in Form von Silage verwendet.<br />

Auf Südsachalin, das viel südlicher liegt (etwa 45°N), mit einem<br />

wärmeren Klima <strong>und</strong> Mischwäl<strong>der</strong>n aus Laub- <strong>und</strong> Nadelholzarten<br />

wurden noch höhere Werte ermittelt. Die frostfreie<br />

Periode beträgt auf Sachalin 145 bis 155 Tage <strong>und</strong> die<br />

mittlere Temperatur des wärmsten Monats 18 °C. Die Hc'chstauden<br />

werden hier bis zu 4,5 m hoch, ihre Zusammensetzung<br />

ähnelt <strong>der</strong> auf Kamtschatka, doch sind sie heterogener,<br />

da unterschiedliche Arten lokal dominieren. Für Bestände<br />

mit dominieren<strong>der</strong> Filipéndula wird ein Blattflächenindex<br />

von 13 bis 14 angegeben, bei Dominanz von Polygonum suchalinense<br />

sogar 18 bis 21, was nur möglich ist, wenn die Hochstauden<br />

zusätzlich Seitenlicht, zum Beispiel von <strong>der</strong> Flußseite,<br />

erhalten. Das dürfte die enorme jährlich erzeugte<br />

oberirdische Phytomasse erklären, die bei Dominieren von<br />

Polygonum 30 t-ha"‘ (gesamte Phytomasse 70 t-h a '') erreicht.<br />

Die NPP konnte somit kleinflächig den Rekordwert<br />

von über 38 t • ha”' • a”‘ erreichen.<br />

Ob die NPP von hohen PitpyrMS-Beständen in den Tropen<br />

noch höher liegt, ist nicht bekannt. Man muß bedenken,<br />

daß in den Tropen die Atmungsverluste infolge <strong>der</strong> hohen<br />

nächtlichen Temperaturen sehr groß sind, so daß trotz <strong>der</strong><br />

hohen Werte <strong>der</strong> Bruttoproduktion die NPP stark erniedrigt<br />

wird.<br />

'*<br />

Sehr üppige Hochstauden sind auch aus dem westlichen<br />

Kaukasus-Gebirge aus <strong>der</strong> subalpinen Stufe bekannt (W alter<br />

1974) <strong>und</strong> nicht ganz so hohe in den Alpen im Bereich<br />

<strong>der</strong> ebenfalls subalpinen Ainus viridis-Bestände, die indirekt<br />

Luftstickstoff assimilieren, was auch dem Boden zugute<br />

kommt.<br />

Hohe perenne Gräser an feuchten, nährstoffreichen<br />

Standorten erzeugen jährlich ebenfalls eine große Phytomasse,<br />

zum Beispiel werden für die 2,3 m hohen Schilfbestände<br />

(Phragmites) am unteren Amudarja etwa 35 t- ha”' an<br />

Phytomasse (Jahresproduktion 18 t-ha”') angegeben.<br />

12 Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Stoffkreisläufe<br />

verschiedener Ökosysteme<br />

Aquatische Ökosysteme weisen, wenn man von <strong>der</strong> schmalen<br />

Uferzone, dem Litoral absieht, im Wasser schwebende,<br />

autotrophe Algen als Produzenten auf. Sie stellen einen Teil<br />

des Planktons dar. Durch Teilung können sie sich sehr rasch<br />

vermehren. Da sie Licht für die Photosynthese brauchen,<br />

kommen sie nur in den oberen Schichten <strong>der</strong> Gewässer vor.


Sie dienen als Nahrung für die tierischen Organismen des<br />

Mikro- <strong>und</strong> Makroplanktons, diese wie<strong>der</strong>um größeren Tieren<br />

bis hinauf zu den Fischen <strong>und</strong> den im Wasser lebenden<br />

Säugern, aber auch Raubvögeln, die ihre Nahrung aus dem<br />

Wasser holen. Alle toten organischen Abfälle werden von<br />

Destruenten im Wasser o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schlammschicht am<br />

Gr<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Gewässer, im Benthal, mineralisiert.<br />

Die in den Gewässern vorhandene Phytomasse ist klein,<br />

trotzdem ist die Primärproduktion unter Umständen sehr<br />

hoch, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> raschen Vermehrungsrate <strong>der</strong> Algen. Da<br />

diese Primärproduktion den Tieren als Nahrung dient <strong>und</strong><br />

dann zu einem erheblichen Teil in <strong>der</strong>en Körpersubstanz<br />

eingebaut wird (Sek<strong>und</strong>ärproduktion) ist die Zoomasse im<br />

Vergleich zur Phytomasse sehr groß. Ganz an<strong>der</strong>s sind die<br />

Verhältnisse, wie wir gesehen haben, bei terrestrischen Ökosystemen.<br />

Die entsprechenden mittleren Verhältniszahlen<br />

sind im Vergleich in Tab. 9 angegeben.<br />

In terrestrischen Ökosystemen ist viel unproduktive Biomasse<br />

in den Produzenten angehäuft, in aquatischen Ökosystemen<br />

ist Biomasse stärker in Konsumenten akkumuliert.<br />

Auch das Schema des Laubwaldökosystems (Abb. 58) ist<br />

durchaus nicht allgemeingültig. Es kommen verschiedene<br />

Abweichungen vor, so daß ihrer großen Bedeutung wegen<br />

im folgenden noch Beispiele genannt werden müssen.<br />

Fast alle Waldbäume <strong>und</strong> die meisten krautigen Pflanzenarten<br />

(bis auf die Brassicaceen), insbeson<strong>der</strong>e aber die Ericaceen<br />

<strong>und</strong> Örchideen bilden mit Pilzen eine M ykorrhiza, die<br />

funktionell als starke Verlängerung <strong>und</strong> Auffächerung des<br />

Wurzelsystems aufgefaßt werden kann. Die Aufnahme von<br />

mineralischen Nährsalzen aus humusreichen Böden wird<br />

dadurch erleichtert. Die Mykorrhizapilze vermögen auch<br />

mit organischen Stoffen ihre Wirtspflanzen zu versorgen.<br />

Das beweisen Holosaprophyten unter den örchideen (Neottia,<br />

Corallorhiza <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e), Pyrolaceen (Monotropa <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e)<br />

<strong>und</strong> weiteren Familien. Dazu kommen sicher auch<br />

hormonelle Wirkungen. Ob die Mykorrhizapilze den Waldbäumen<br />

<strong>und</strong> den Ericaceen ebenfalls organische Verbindun-<br />

Stoffkreisläufe verschiedener Ökosysteme 121<br />

Tab. 9. Verhältniszahlen von Phytomasse <strong>und</strong> Primärproduktion<br />

terrestrischer <strong>und</strong> aquatischer Ökosysteme<br />

Terrestrische Ökosysteme<br />

Aquatische Ökosysteme<br />

Phytomasse : Primärproduktion<br />

10-20 :1<br />

1 ; 300-400


122 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

gen zuführen, ist wohl noch nicht nachgewiesen, könnte<br />

aber bei Beständen auf extrem armen Sanden mit einer<br />

Rohhumusschicht möglich sein. In diesem Falle wäre <strong>der</strong><br />

kurze Kreislauf noch stärker verkürzt, weil die Streu nicht<br />

mineralisiert zu werden braucht.<br />

Ein beson<strong>der</strong>s merkwürdiger Fall von einem Ökosystem<br />

ohne Produzenten wurde im Dünengebiet <strong>der</strong> Namib Nebelwüste<br />

entdeckt (s. S. 255): Die organische Masse, die eine<br />

Voraussetzung für den Stoffkreislauf ist, wird in dieses fast<br />

vegetationslose Dünengebiet durch den Wind aus den Nachbargebieten<br />

hineingeweht <strong>und</strong> reichert sich auf dem Leehang<br />

<strong>der</strong> Dünen o<strong>der</strong> in Sandmulden an. Sie dient als Nahrung<br />

für die Saprophagen (Käferarten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e), diese<br />

werden von kleinen Räubern (Reptilien <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) gefressen,<br />

die ihrerseits die Nahrung größerer Räuber sind. Auf<br />

diese Weise hat sich ein reiches Tierleben mit sehr merkwürdigen<br />

Anpassungen an das Leben im beweglichen Sande<br />

auch ohne Pflanzen entwickelt, also ein offenes Ökosystem<br />

ohne Produzenten.<br />

13 Die Bedeutung des Feuers für Ökosysteme<br />

Gut gesichert ist die Tatsache, daß das Feuer oft die Destruenten<br />

ersetzen kann <strong>und</strong> eine sehr rasche Mineralisierung,<br />

<strong>der</strong> angereicherten Streu durchführt. Insofern stellt Feuer<br />

auch eine beson<strong>der</strong>e Einwirkung auf den Stoffkreislauf <strong>der</strong><br />

Ökosysteme dar. Natürliche durch Blitzschlag ausgelöste<br />

Brände hat es immer gegeben, schon in den Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Steinkohlenzeit (Karbon). Sie sind für Gebiete mit einer<br />

Dürrezeit, also für alle Graslän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tropen <strong>und</strong> Subtropen,<br />

für die Steppen <strong>der</strong> gemäßigten <strong>und</strong> kalten Regionen,<br />

für die Gehölzfluren <strong>der</strong> Winterregengebiete <strong>und</strong> für sämtliche<br />

Nadelwaldgebiete auch ohne Zutun des Menschen typisch<br />

<strong>und</strong> sogar für die <strong>Vegetation</strong> notwendig, wenn die Destruenten<br />

nicht die gesamte tote Streu zu zersetzen<br />

vermögen. Im Grand Teton' National Park (USA) wurden<br />

lange Zeit alle Brände unterdrückt, die Folge war eine Borkenkäfer-Katastrophe<br />

in den P/nMs-Wäl<strong>der</strong>n, weil sich die<br />

Käfer im angereicherten toten Holz stark vermehren konnten.<br />

Seitdem die natürlichen Feuer nicht mehr gelöscht werden,<br />

bleibt das Gleichgewicht im Ökosystem erhalten. Dabei<br />

treten immer wie<strong>der</strong> größere <strong>und</strong> großflächige Brände unterschiedlichster<br />

Intensität auf, die ein Brandmosaik in <strong>der</strong><br />

Landschaft verursachen. Auch völlig vor Feuer geschützte<br />

Steppen o<strong>der</strong> Prärien (ebenso Graslän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Savannen)<br />

<strong>und</strong> Naturparks degenerieren, wenn sich die Streu ansam­


Bedeutung des Feuers für Ökosysteme 123<br />

Abb. 63.<br />

Macrozamia im Unterwuchs eines<br />

hochwüchsigen Eucalyptuswaldes<br />

nördlich Melbourne<br />

(Australien) mit frischem Austrieb<br />

nach Waldbrand<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

melt, die sonst periodisch bei natürlichen Bränden mineralisiert<br />

wird. In bestimmten australischen Heiden kommt <strong>der</strong><br />

Stoffkreislauf zum Stillstand, wenn die toten organischen<br />

Pflanzenteile nicht mindestens alle 50 Jahre abbrennen,<br />

denn sonst werden die mineralischen Nährstoffe in <strong>der</strong> sich<br />

ansammelnden Streu, in den großen holzigen Früchten <strong>der</strong><br />

Banksia, aber auch in den harten toten Blättern <strong>der</strong> Grasbäume<br />

mehr <strong>und</strong> mehr gespeichert (vgl. S. 298). Viele Eucalyptus-,<br />

Banksia, Grevillea <strong>und</strong> Hakea-Anen in Australien erneuern<br />

sich nur nach Feuerereignissen. Auch viele Annuelle<br />

nutzen nach dem nächsten Regen den offenen, durch Asche<br />

frisch gedüngten Boden <strong>und</strong> keimen. Auch viele Geophyten<br />

treiben plötzlich gleichzeitig aus, <strong>und</strong> aus vielen abgebrannten<br />

Stümpfen entstehen fast synchron neue Sproße<br />

(Abb. 63).<br />

Nach einem Feuer wird <strong>der</strong> Stoffkreislauf durch die<br />

Aschenbestandteile wie<strong>der</strong> angeregt. Ähnlich sind die Verhältnisse<br />

in den großen Protea-Beständen um Kapstadt, im<br />

Fynbos, wo natürlicherweise sogar kürzere Feuerperioden<br />

auftreten, wie zum Beispiel auf den Hängen um Junkershoek,<br />

wo man dieses, untersucht hat. Dort tritt im Mittel alle<br />

zwei bis drei Jahrzehnte, also relativ häufig auch unter natürlichen<br />

Bedingungen ein Feuer auf. In dieser Zeit hat sich<br />

noch nicht so viel Streu <strong>und</strong> Totmasse angesammelt, so daß<br />

die Feuer an vielen Stellen nicht zu heiß <strong>und</strong> daher nicht sehr<br />

verheerend sind. Die Cupressacee Widdringtonia kann sich<br />

dadurch immer wie<strong>der</strong> regenerieren, sie ist nur unter Feuereinwirkung<br />

gegen an<strong>der</strong>e Strauch- <strong>und</strong> Baumarten konkurrenzkräftig<br />

genug. Der Fynbos (Abb. 64) bleibt dadurch ein<br />

artenreiches Mosaik unterschiedlichster Alterssladien.<br />

_ _ Pflanzenarten, die in<br />

einem Ökosystem episodische<br />

Feuer zum Erhalt<br />

bzw. zur Reproduktion<br />

benötigen, bezeichnet<br />

man als obligat pyrochore<br />

Pflanzen. Ihre Reproduktion<br />

ist an Feuerereignisse<br />

geb<strong>und</strong>en.


124 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

Abb. 64.<br />

Proteoi<strong>der</strong> Fynbos bei Junkershoek<br />

(Südafrika) mit Hartlaubgebüsch<br />

verschiedener Proteaceen<br />

<strong>und</strong> Widdringtonia (Cupressaceae),<br />

die sich nur nach Bränden<br />

verjüngen kann<br />

(phot. 5,-Vk B r e c k l e ) .<br />

Feuer ist somit sehr häufig ein wichtiger natürlicher Umweltfaktor<br />

zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts in Ökosystemen.<br />

Für die Jahre 1961 bis 1970 liegt eine genaue Statistik<br />

<strong>der</strong> in USA durch Blitzschlag entstandenen Wald- o<strong>der</strong><br />

Präriebrände vor. Es waren in den pazifischen Staaten 34 976<br />

= 37 % aller Brände, in den Rocky Mountains-Staaten 51 703<br />

= 57 %, in den südöstlichen Staaten 13 733 = 2 %, im humiden<br />

Nordwesten nur 1167= 1 % (Taylor 1973).<br />

Allerdings haben heute die vom Menschen gelegten Feuer<br />

für Brandrodung vor allem in den Tropen <strong>der</strong>art überhand<br />

genommen, daß im Satellitenbild in je<strong>der</strong> Nacht<br />

Tausende von Feuern geortet werden können. Die Rauchpartikel<br />

sind in <strong>der</strong> gesamten Atmosphäre verteilt, sie tragen<br />

damit einen schwer abschätzbaren Anteil zur Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Strahlungsabsorption <strong>und</strong> damit zum Weltklima bei.<br />

14. Die einzelnen Zonobiome <strong>und</strong> ihre Verbreitung<br />

Die Abfolge <strong>der</strong> Zonobiome ordnet sich zu beiden Seiten des<br />

Äquators an, aber nicht ganz symmetrisch, weil die Landmassen<br />

auf <strong>der</strong> Südhalbkugel geringer sind <strong>und</strong> das Klima<br />

ozeanischer aber auch kühler ist. Man beachte dabei, daß<br />

die Zonobiome VI bis IX auf <strong>der</strong> Südhemisphäre kleinräumig<br />

sind. Zonobiom VI <strong>und</strong> Vll sind auf <strong>der</strong> Südhemisphäre<br />

schwach ausgebildet, ZB Vlll fehlt ganz, <strong>und</strong> ZB IX ist nur<br />

durch die subantarktischen Inseln <strong>und</strong> die Südspitze von<br />

Südamerika vertreten, wenn man von <strong>der</strong> vereisten <strong>und</strong> fast<br />

vegetationslosen Antarktis absieht.<br />

Die Abfolge vom Äquator zu den Polen entspricht nicht<br />

immer <strong>der</strong> numerischen Reihenfolge, so ist ZB VII in Eura-


sieii zum Teil zwischen ZB V <strong>und</strong> ZB VI eingeschoben <strong>und</strong><br />

stellt eine sehr trockene Abwandlung dar (Krutzsch, 1992<br />

nennt dies Klimafaziesgebiete), die sogar oft einen Nie<strong>der</strong>schlagsgang<br />

des ZB IV aufweist, aber mit kalten Wintern <strong>und</strong><br />

großer Kontinentalität. Die großen Zonobiome werden auf<br />

Gr<strong>und</strong> von bestimmten Abweichungen meist weiter in Subzonobiome<br />

(sZB) unterteilt.<br />

Vor <strong>der</strong> genaueren Besprechung <strong>der</strong> einzelnen Zonobiome<br />

wird auf den Abb. 65 bis 70 (Seiten 126-131) <strong>der</strong>en Verbreitung<br />

auf den fünf Kontinenten dargestellt. Durch zusätzliche<br />

Signaturen wird auf kleinere Abwandlungen<br />

innerhalb <strong>der</strong> Zonobiome hingewiesen.<br />

Die einzelnen Zonobiome <strong>und</strong> ihre Verbreitung 125


126 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

Abb. 55-70. Ökologische Großglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kontinente (nach W a l t e r et al.<br />

1975). Erläuterung <strong>der</strong> Signaturen: I-IX die entsprechenden Zonobiome<br />

(ZB). Zwischen diesen sind die Zonoökotone (weiße<br />

Flächen) <strong>und</strong> Gebirge (schwarz) dargestellt.<br />

Abweichende Verhältnisse innerhalb <strong>der</strong> einzelnen ZB:<br />

a: für das betreffende ZB relativ arid<br />

h: für das betreffende ZB relativ humid<br />

oc: im außertropischen Gebiet ein ozeanisch (maritim) getöntes Klima<br />

co: entsprechend ein kontinental getöntes Klima<br />

fr: im tropischen Gebiet häufige Fröste, z. B. Ufr in höheren Lagen<br />

wr: für das ZB anomal Winterregen vorherrschend, z. B. Vwr, aber<br />

auch lllwr<br />

sr: entsprechend Sommerregen vorherrschend, z. B. lllsr<br />

sivr.- entsprechend zwei Regenzeiten, z. B. Illswr (o<strong>der</strong> seltene Regen zu<br />

einer beliebigen Jahreszeit)<br />

ep: episodische Regen in extremen Wüsten<br />

nm: nichtmeßbare Nie<strong>der</strong>schläge durch Tau o<strong>der</strong> Nebel in Wüsten<br />

(rill): Regen so gering wie in III, z. B. ¡(rill) = äquatoriale Wüste<br />

(tl): Temperaturkurve wie bei I z. B. (Il(tl) = Tagezeitenklima.<br />

10”<br />

3l □ lll □ IV 3 V I<br />

ü v i l ESvila li3vil(rlll)[Z]vill l l X H Gebirge<br />

Abb. 65. Australien <strong>und</strong> Neuseeland mit den Zonobiomen 1-V


128 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

^^Vl! E3vila iöiJvil(flll)l Ivill B IX Gebirge<br />

Abb. 67. Südamerika mit den Zonobiomen I-VII <strong>und</strong> IX.


Die einzelnen Zonobiome <strong>und</strong> ihre Verbreitung 129<br />

IV-III ) wsr<br />

IV<br />

IV-V<br />

G m D iv B v H v ,<br />

Gvil(rlll)Gvm ■ ix Gebirge<br />

Abb. 68. Afrika mit den Zonobiomen I-V.


iavil IXJVIIa b:JVII(rlll)l__IVIII Ei5]vil(rlll)[I]\ lix I Gebirge<br />

Abb. 69. Europa mit den Zonobiomen IV-IX, dazu Vor<strong>der</strong>asien.<br />

In Westeuropa verlaufen die Zonobiome infolge <strong>der</strong> Einwirkung des Golfstromes mehr von<br />

Norden nach Süden, in Osteuropa läßt sich dagegen die normale West-Ost-Erstreckung erkennen.<br />

Es sind von Norden nach Süden: Das Zonobiom IX (T<strong>und</strong>razone) mit dem Zonn-<br />

Ökoton VIII/IX (Waldt<strong>und</strong>ra), das Zonobiom VIII (boreale Nadelwaldzone), das Zono-Okoton<br />

(VI/VUI mit dem Zonobiom VI, die aber beide nach Osten auskeilen (Mischwald- <strong>und</strong><br />

Laubwaldzone) <strong>und</strong> schließlich das Zonobiom VII (Steppenzone). Die Zonobiome IX, VIII<br />

<strong>und</strong> VII finden ihre unmittelbare Fortsetzung nach Osten in Asien (Abb. 70). Südeuropa<br />

gehört zum Zonobiom IV (mediterranes Hartlaubgebiet), das sich noch schwach im Iran<br />

<strong>und</strong> in Afghanistan bemerkbar macht. Das Zonobiom III fehlt Europa ganz. Nur das Zonoökoton<br />

IV/III nimmt im Südosten von Spanien, dem trockensten Teil von Europa, eine<br />

kleine halbwüstenhafte Fläche ein. In Mitteleuropa wird die Zonierung durch die Alpen<br />

<strong>und</strong> die an<strong>der</strong>en Gebirge stark verän<strong>der</strong>t. Auch die gebirgige Balkanhalbinsel ist kompliziert<br />

geglie<strong>der</strong>t.


G m<br />

G iv m y<br />

G vila lÜvil(-lll)Gvill B i X B Gebirge<br />

den Zonobiom en I-IX (Vor<strong>der</strong>asien s. Abb. 69)<br />

Abb. 70. Asien mit


132 Ökologische Systeme <strong>und</strong> Ökosystembiologie<br />

FRAGEN<br />

Warum ist das meiste Wasser auf <strong>der</strong> Erde Salzwasseri’<br />

II<br />

In wieviel Tagen/Wochen/Jahren wird das Wasser in <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

einmal umgesetzt?<br />

Warum werden die Zonobiome nach Klimatypen <strong>und</strong> nicht<br />

nach Florenregionen o<strong>der</strong> Bodenzonen definiert?<br />

Was ist ein Dreieckszonoökoton?<br />

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Höhcnstufenfolge<br />

<strong>und</strong> Gürtelung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szonen zu den Polen<br />

hin?<br />

Wie unterscheiden sich Pflanzengemeinschaft <strong>und</strong> Pflanzengesellschaft?<br />

Welche Kompartimente muß ein funktionierendes Ökosystem<br />

mindestens aufweisen?<br />

Warum sind neben <strong>der</strong> quantitativen Bedeutung <strong>der</strong> Stoffumsätze<br />

in einem Ökosystem auch qualitative Beziehungen'^<br />

zwischen Organismen in einem Ökosystem für dessen Erhal-:<br />

tung bedeutsam?<br />

'<br />

In welchen Ökosystemen spielt Feuer eine natürliche Rolle als<br />

ökologischer Faktor?<br />

10 Welche gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschiede bestehen zwischen terrestrischen<br />

<strong>und</strong> aquatischen Ökosystemen?<br />

Ist es möglich, daß Konsumenten die Produktion <strong>der</strong> Produzenten<br />

in einem Ökosystem erhöhen können?<br />

12 Wie bestimmen Photosyntheserate, Blattfläche <strong>und</strong> Assimilât-<br />

Verlagerung das Wachstum <strong>und</strong> die Konkurrenzkraft einer<br />

Pflanze?


L<br />

I Zonobiom des immergrünen<br />

tropischen Regenwaldes<br />

(ZB des äquatorialen humiden<br />

Tageszeitenklimas)<br />

1 Typische Ausbildung des Klimas im ZB I<br />

_ _ Das Zonobiom I (<strong>der</strong><br />

tropische Regenwaid)<br />

weist ein ausgesprochenes<br />

Tageszeitenklima auf: Die<br />

Tagesamplituden <strong>der</strong><br />

Temperatur sind wesentlich<br />

größer als die Jahresamplituden<br />

<strong>der</strong> Monatsmittelwerte.<br />

Abb. 71.<br />

Klimadiagramme von Stationen<br />

im tropischen Regenwaldgebiet:<br />

Kongo, Amazonasbecken <strong>und</strong><br />

Neuguinea.<br />

Ein Monat mit weniger als 100 mm Regen gilt in diesem regenreichen<br />

Zonobiom schon als relativ trocken. Nur auf <strong>der</strong><br />

Malayischen Halbinsel <strong>und</strong> in Indonesien findet man größere<br />

Gebiete, die ganzjährig feucht sind; im Amazonasbecken<br />

ist es nur ein Teilgebiet am Rio Negro, in Zentralamerika sind<br />

es wenige kleine, regenzugewandte Berggebiete. Im Kongobecken<br />

machen sich meist zwei regenärmere Zeiten bemerkbar<br />

(Abb. 71).<br />

Auch im südlichen Indien gibt es stets eine o<strong>der</strong> zwei<br />

trockenere Perioden im Jahr. Ein ausgesprochen dauerfeuchtes<br />

Regenwaldklima besitzt Bogor (Buitenzorg) auf<br />

Java (vgl. Abb. 5, s. S. 36).<br />

Die Monatsmittel <strong>der</strong> Temperatur schwanken nur zwi-<br />

Stanleyville (415 m)<br />

25,3° 1842<br />

Uaupes (Säo Gabriel) (83 m)<br />

26,4° 2680<br />

34,4<br />

Suva (6 m)<br />

[33-47]<br />

25,6° 2926<br />

•11,6<br />

21,3


Typische Ausbildung des Klimas im ZB I 135<br />

12. 13. 14. 15. 16. Februar 1930<br />

sehen 24,3 °C (Februar) <strong>und</strong> 25,3 °C (Oktober), <strong>der</strong> mittlere<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schlag beträgt 4370 mm, <strong>der</strong> regenreichste Monat<br />

weist 450 mm Regen auf, <strong>der</strong> regenärmste 230 mm.<br />

Aber die Tagesschwankungen <strong>der</strong> Temperatur können an<br />

sonnigen Tagen über 9 °C erreichen (Tageszeitenklima); an<br />

trüben Tagen sind sie mit nur 2 °C unbedeutend. Dementsprechend<br />

än<strong>der</strong>t sich auch die Luftfeuchtigkeit nur wenig<br />

(Abb. 72).<br />

Frost tritt nie auf, nur in den hohen Gebirgen, aber auch<br />

dort herrscht ein tropisches Tageszeitenklima (vgl. S. 163ff.).<br />

Die Regen fallen meist am Nachmittag als kurze, schwere<br />

Güsse, am Abend scheint die Sonne wie<strong>der</strong>. Ihre Strahlung<br />

ist, wenn sie im Zenit steht, sehr stark. Das hat zur Folge,<br />

daß sich <strong>der</strong> Strahlung direkt ausgesetzte Blätter (im Kronenbereich)<br />

um mehrere Grad (bis 10 °C) über die schon<br />

sehr hohe Lufttemperatur erhitzen. Deshalb treten an <strong>der</strong><br />

Abb. 72.<br />

Tagesgang <strong>der</strong> Witterungsfaktoren<br />

in Bogor (Java) während<br />

<strong>der</strong> Regenzeit (vgl. den sonnigen<br />

12. Februar, an dem die Luftfeuchtigkeit<br />

bis auf fast 30 %<br />

absank, mit dem trüben 14. Februar).<br />

Zahlen bei Regen geben<br />

absolute Regenmengen in mm<br />

an (nach S t ö c k e r , aus W a l t e r<br />

1990).


136 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

L<br />

Abb. 73.<br />

Kurven <strong>der</strong> Sättigungsdeßzile<br />

in mm Hg an <strong>der</strong> Blattoberfläche<br />

bei Übertemperaturen von<br />

5 °C bzw. 10 °C in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Lufttemperatur in<br />

dampfgesättigter Luft (unterste<br />

Zahlenreihe = Sättigungsdruck<br />

in mm Hg).<br />

Blattoberfläche selbst bei dampfgesätligter Luft<br />

hohe Wasserdampfsättigungsdefizite auf (Abb. "'S).<br />

Übertemperaturen von 10 bis 15 °C sind an nicht<br />

beschatteten Coffea-Bläuevn an klaren Tagen in<br />

Kenya gemessen worden. Klare Tage kommen<br />

selbst im dauerfeuchten Bogor (Buitenzorg) nicht<br />

so selten vor (Abb. 72). Dabei sinkt die Luftfeuchtigkeit<br />

auf fast 50 %, <strong>und</strong> die Temperatur steigt auf<br />

über 30 °C, wodurch sich das Sättigungsdefizit bei<br />

um 10 °C überhitzten Blättern auf fast 6 kPa erhöht,<br />

das heißt die Blätter sind selbst in den feuchtesten<br />

Tropen st<strong>und</strong>enweise einer extremen<br />

Trockenheit ausgesetzt. Der Mensch, <strong>der</strong> eine eigene Körpertemperatur<br />

besitzt, empfindet demgegenüber die Luft<br />

dauernd als schwül.<br />

Forscher, die jahrelang im Urwald arbeiteten, betonen,<br />

daß selbst im perhumiden Gebiet auf Borneo Wochen oline<br />

Regen immer wie<strong>der</strong> Vorkommen, die für die Urwaldbäume<br />

eine Trockenperiode bedeuten. Die langjährigen Monatsmittel<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge lassen das nicht erkennen. Dies gilt in<br />

gleichem Maße für Amazonien.<br />

Es ist deshalb verständlich, daß die Blätter hohe Transpirationswi<strong>der</strong>stände<br />

<strong>und</strong> außerdem eine sehr dicke Kutikula<br />

besitzen. Sie sind le<strong>der</strong>ig, aber nicht völlig xeromorph (vgl.<br />

den Gummibaum Ficus elástica, Philodendron, Anthurium <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e); sie können bei Spaltenschluß ihre Transpiration<br />

stark einschränken <strong>und</strong> eine hohe Hydratur des Plasmas<br />

dauernd aufrechterhalten. Sie sind oft lauriphyll, aber nicht<br />

sklerophyll. Die Zellsaftkonzentration beträgt meistens nur<br />

1,0 bis 1,5 MPa. Und es ist bezeichnend, daß manche dieser<br />

Arten als Zimmerpflanzen die trockene Luft in beheizten<br />

Wohnräumen gut aushalten.<br />

An<strong>der</strong>s sind die Bedingungen für die Arten, die im Waldschatten<br />

wachsen. Im Inneren des Regenwaldes ist das Mikroklima<br />

sehr viel ausgeglichener, insbeson<strong>der</strong>e am Boden,<br />

auf den wenig direktes Sonnenlicht fällt. Hier hören die<br />

Temperaturschwankungen fast auf, <strong>und</strong> die Luft ist dauernd<br />

wasserdampfgesättigt. Bei <strong>der</strong> hohen Luftfeuchtigkeit<br />

kommt es selbst bei <strong>der</strong> geringen nächtlichen Abkühlung regelmäßig<br />

zu einem Taunie<strong>der</strong>schlag auf die Baumkronen. Er<br />

tropft ab <strong>und</strong> benetzt die Blätter <strong>der</strong> unteren Schichten.<br />

Wichtig für die Waldpflanzen sind die Lichtverhältnisse.<br />

Durch die unregelmäßige Kontur des Kronendachs <strong>und</strong><br />

durch die stark reflektierenden, le<strong>der</strong>igen Blätter dringt das<br />

Licht zwar tief in das Waldinnere ein, aber am Boden ist die<br />

mittlere Intensität sehr gering. Allerdings spielen die kurz­


zeitigen Sonnenflecken am Boden eine wichtige Rolle für<br />

die Lichtausbeute. Je nach <strong>der</strong> Struktur des Waldes erreichen<br />

im Tagesmittel 0,5 bis 2 % des Tageslichtes (wie bei unseren<br />

Laubwäl<strong>der</strong>n), seltener auch nur 0,1 % die Kraut- <strong>und</strong><br />

Bodenschicht. Rechnet man die zahlreichen Lücken im Bestand,<br />

die eine sehr heterogene Struktur bedingen, mit hinzu,<br />

integriert also die Lichtausbeute auf eine größere Fläche,<br />

so erhält man Werte deutlich über 2 %, es dringt im Mittel<br />

also doch mehr als nur 2 % des Lichtes bis zum Boden<br />

durch. Dies liegt an <strong>der</strong> sehr uneinheitlichen Struktur <strong>der</strong><br />

Bestände. Die Einzelpflanze erhält aber teilweise weniger als<br />

I % Lichtgenuß. Manche <strong>der</strong> sehr zarten Kräuter sind mit<br />

bläulich reflektierenden Unterseiten ausgestattet (s. S. 148).<br />

Böden <strong>und</strong> Pedobiome 137<br />

2 Böden <strong>und</strong> Pedobiome<br />

Wenn wir von den jungen vulkanischen Böden <strong>und</strong> den Alluvionen<br />

absehen, sind die Böden <strong>der</strong> Regenwaldgebiete<br />

meistens sehr alt. Sie reichen oft bis ins Tertiär zurück. Die<br />

Verwitterung dringt bei silikatischen Gesteinen viele Meter<br />

in die Tiefe. Es findet eine Auswaschung <strong>der</strong> Basen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Kieselsäure statt; was verbleibt, sind die Sesquioxide (Al^Oj,<br />

FejOj), das heißt es tritt eine Lateritisierung ein, <strong>und</strong> es bilden<br />

sich rotbraune bis gelbrote Lehme (ferrallitische Böden<br />

o<strong>der</strong> Latosole) ohne sichtbare Glie<strong>der</strong>ung in Horizonte. Vergleicht<br />

man die große Vielfalt <strong>der</strong> Bodentypen, so stellt man<br />

fest, daß etwa 2/3 <strong>der</strong> Böden in den Tropen zu den Oxisolen<br />

<strong>und</strong> Ultisolen gehören, Böden mit nur sehr mäßiger bis sehr<br />

geringer Fruchtbarkeit. Etwa 7 % <strong>der</strong> tropischen Böden sind<br />

quarzsandreiche Schwemmlandterrassen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e stark<br />

verwitterte, ausgelaugte Flächen (Psammente o<strong>der</strong> Spodosole)<br />

mit extremer Nährstoffarmut. Nur auf etwa 20 % <strong>der</strong> tropischen<br />

Böden kann mit den heutigen Verfahren Ackerbau<br />

betrieben werden, es sind die jüngeren vulkanischen Böden<br />

(Alfisole) <strong>und</strong> die reichen Schwemmlandflächen in großen<br />

Flußebenen (Fluvente, Aquepte).<br />

Die Verwesung <strong>der</strong> Streu geht sehr rasch vor sich. Das<br />

Holz wird von Termiten zerstört, die im Urwald nicht auflällen,<br />

weil ihre Bauten unterirdisch sind. Bei <strong>der</strong> Anlage eines<br />

Versuchsgeländes zum Beispiel stieß man im Kongo auf<br />

Schwierigkeiten, weil bis zu 25 % <strong>der</strong> gerodeten Waldfläche<br />

auf Termitenbauten entfielen. Gewöhnlich steht unter einer<br />

ganz dünnen Streu- <strong>und</strong> dunklen Humusschicht (1 bis 3 cm)<br />

sofort <strong>der</strong> rotbraune Boden an. Die typischen Böden findet<br />

man auf leicht geneigtem Gelände, weil sich auf ebenen<br />

Flächen bei den großen Regenmengen Staunässe mit Ver­


138 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

sumpfung bemerkbar macht. Die Böden sind in aller Regel<br />

sehr nährstoffarm <strong>und</strong> sauer (pH = 4,5 bis 5,5). Dies scheint<br />

im Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong> äußerlich so üppigen <strong>Vegetation</strong> zu<br />

stehen. Aber fast <strong>der</strong> gesamte Nährstoffvorrat, den <strong>der</strong> Wald<br />

benötigt, ist in <strong>der</strong> oberirdischen Phytomasse enthalten, fast<br />

nichts im Boden. Jährlich stirbt ein Teil <strong>der</strong> Biomasse ab,<br />

wird rasch mineralisiert, <strong>und</strong> die freigewordenen Nährstoffe<br />

können von den Wurzeln sofort wie<strong>der</strong> aufgenommen werden<br />

(fast stets über Mycorrhiza). Trotz <strong>der</strong> hohen Nie<strong>der</strong>schläge<br />

tritt daher fast kein Verlust an Nährstoffen durch<br />

Auswaschung ein. Dies zeigt sich daran, daß das Wasser in<br />

den Bächen dieser Gebiete eine elektrische Leitfähigkeit aufweist,<br />

die <strong>der</strong> von destilliertem Wasser fast entspricht. Es ist<br />

höchstens durch Humussole leicht braun gefärbt.<br />

Nährstoffe werden sogar schon vor <strong>der</strong> Mineralisierung<br />

<strong>der</strong> Streu wie<strong>der</strong> aufgenommen. Im Tieflandsregenwald bei<br />

Manaus am Amazonas besitzen die Saugwurzeln <strong>der</strong> Bäume<br />

auf sehr armen Sandböden in nur 2 bis 15 cm Tiefe eine Mykorrhiza.<br />

Durch die Pilzhyphen ist diese unmittelbar mit <strong>der</strong><br />

Streuschicht verb<strong>und</strong>en; durch die Pilze können die Bäume<br />

die Nährstoffe in organischer Form direkt aus <strong>der</strong> Streu erhalten<br />

(kurzgeschlossener Kreislauf), ähnlich wie saprophytische<br />

Blütenpflanzen. Eine Auswaschung <strong>der</strong> Nährstoffe<br />

durch den Regen <strong>und</strong> damit Verlust aus dem Ökosystem<br />

wird dadurch verhin<strong>der</strong>t. Die Menge <strong>der</strong> täglich abfallenden<br />

Blätter beträgt 4,5 bis 12,6 g an Trockenmasse pro m^. Der<br />

Blattwechsel bewegt sich zwischen 0,9 <strong>und</strong> 2,2 Jahren.<br />

Infolge des raschen Kreislaufs <strong>der</strong> Stoffe kann <strong>der</strong> Urwald<br />

Jahrtausende auf demselben Boden stocken. Aber sobald er<br />

gerodet <strong>und</strong> alles Holz verbrannt o<strong>der</strong> entfernt wird, findet<br />

eine starke Auswaschung des durch das Feuer plötzlich mineralisierten<br />

gesamten Nährstoffkapitals statt. Nur ein kleiner<br />

Teil wird von den Bodenkolloiden adsorbiert <strong>und</strong> kann<br />

von Kulturpflanzen nur wenige Jahre ausgenutzt werden.<br />

Nach Auflassen <strong>der</strong> Kulturen wächst ein Sek<strong>und</strong>ärwald<br />

heran, <strong>der</strong> jedoch längst nicht die Üppigkeit <strong>und</strong> Vielfalt des<br />

Urwaldes erreicht. Nach dessen erneuter Rodung beim Wan<strong>der</strong>ackerbau<br />

treten wie<strong>der</strong> Verluste an Nährstoffen durch<br />

Auswaschung ein, bis nach mehrmaligen Nutzungen nur<br />

noch <strong>der</strong> Adlerfarn (Pteridium) o<strong>der</strong> Gleichenia-Arten zu gedeihen<br />

vermögen. Werden diese Flächen abgebrannt, so tritt<br />

oft eine Vergrasung durch Alang-Alang-Gras (Imperata) o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e anspruchslose <strong>und</strong> für die Beweidung wertlose Arten<br />

ein.<br />

Das große Nährstoffkapital in <strong>der</strong> Phytomasse des Urwaldes<br />

setzt einerseits voraus, daß es zu einer Zeit angesammelt


wurde, als das Gestein noch nicht so tief verwittert war <strong>und</strong><br />

die Wurzeln <strong>der</strong> Pflanzen noch mit dem Muttergestein in<br />

Berührung standen, an<strong>der</strong>erseits, daß episodische Einträge<br />

von Nährstoffen (zum Beispiel Ferntransport von Saharastaub<br />

nach Südamerika) gänzlich in <strong>der</strong> Biomasse gespeichert<br />

werden. Auf den völlig degradierten Flächen kann<br />

wie<strong>der</strong> Urwald entstehen, wenn durch einsetzende Bodenerosion<br />

<strong>der</strong> ganze Boden bis zum anstehenden Gestein abgetragen<br />

wird, dieses verwittert <strong>und</strong> eine neue Primärsukzession<br />

einsetzt, die natürlich erhebliche Zeit erfor<strong>der</strong>t <strong>und</strong><br />

entsprechende Diasporeneinträge aus <strong>der</strong> Umgebung voraussetzt.<br />

Ist dagegen das Muttergestein von vornherein sehr<br />

nährstoffarm, zum Beispiel, wenn es sich um verwitterte<br />

arme Sandsteine o<strong>der</strong> alluviale Sande handelt, so reichen die<br />

Nährstoffe nur für den Aufbau sehr armer Baum- o<strong>der</strong> Heidebestände<br />

bzw. lichter Savannen aus. Es handelt sich um<br />

Pedobiome, speziell Peinobiome, die sehr weite Flächen bedecken<br />

können. Sie stocken auf Podsolboden mit 20 cm<br />

dicken Rohhumus- (pH = 2,8) <strong>und</strong> Bleichhorizonten o<strong>der</strong><br />

sogar auf Torfböden. Diese sind aus Thailand <strong>und</strong> Indomalaya<br />

bekannt, ebenso wie aus Guayana (Humiria-'Qusch, Eperwfl-Wald)<br />

<strong>und</strong> dem Amazonasgebiet im Einzugsbereich des<br />

Rio Negro, <strong>der</strong> „schwarzes Wasser" (reich an Humussäurekolloiden)<br />

führt. Auch in Afrika werden sie für das Kongobecken<br />

<strong>und</strong> die Heiden auf <strong>der</strong> Insel Mafia angegeben. Am<br />

eingehendsten untersucht wurden die Torfböden jedoch in<br />

NW-Borneo. Man findet dort ausgedehnte (14 600 km^) gewölbte<br />

Waldhochmoore (Helobiome) mit Shorea alba <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e, die gleich hinter <strong>der</strong> Mangrovengrenze beginnen<br />

<strong>und</strong> bis zu 15 m mächtige Torfablagerungen (pH um 4,0)<br />

aufweisen. Auch Heidewäl<strong>der</strong> {Agathis, Dacrydium <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e)<br />

auf Rohhumusböden mit Vaccinium sowie Rhododendron<br />

kommen dort vor. Die Gesamtfläche <strong>der</strong> tropischen Podsolbüden<br />

wird auf sieben Millionen Hektar geschätzt.<br />

Das an<strong>der</strong>e Extrem sind die tropischen Kalkböuen, also<br />

Lithobiome, die mit sehr auffälligen Relieflörmen verb<strong>und</strong>en<br />

sind <strong>und</strong> von Jamaica <strong>und</strong> Cuba beschrieben wurden.<br />

Im feuchten tropischen Klima wird Kalk leicht gelöst. Es bilden<br />

sich Karren, <strong>der</strong> weichere Kalkstein verschwindet <strong>und</strong><br />

nur die härtesten Teile bleiben als messerscharfe Rippen stehen.<br />

Das ganze Gebiet verkarstet <strong>und</strong> wird durch Dohnen,<br />

die als Einbruchtrichter entstehen, r<strong>und</strong> <strong>und</strong> teils bis 150 m<br />

tief sind, in ein Netz von Rücken (die Reste <strong>der</strong> früheren Plateaufläche)<br />

zerlegt. Geht die Erosion noch weiter, wie auf<br />

Kuba, dann bleiben schließlich nur noch einzelne, nicht miteinan<strong>der</strong><br />

verb<strong>und</strong>ene aus den Rücken herausmodellierte<br />

Böden <strong>und</strong> Pedobiome 139


140 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

Abb. 74.<br />

Anzahl <strong>der</strong> Blütenpflanzenfamilien<br />

in den einzelnen Kontinentregionen<br />

(Zahl in je<strong>der</strong> Region)<br />

<strong>und</strong> prozentuale Ähnlichkeit<br />

(Zahl zwischen den Großregionen),<br />

ohne kosmopolitische<br />

Pflanzenfamilien<br />

(nach T e r b o r g h 1991).<br />

Türme o<strong>der</strong> Kegelkarstberge mit fast senkrechten Wänden<br />

stehen, wie die „Mogotes" {Orgelberge) auf Kuba o<strong>der</strong> die<br />

„Moros" in N-Venezuela. Der Boden <strong>der</strong> Dohnen ist mit bauxitischer<br />

Roterde aufgefüllt, auf ihr entwickelt sich ein<br />

feuchter immergrüner Wald. Die Kalkrücken dagegen bilden<br />

einen sehr heterogenen Standort, je nachdem, ob sich alkalischer<br />

Boden (pH = 7,7) in einzelnen Vertiefungen ansammeln<br />

kann o<strong>der</strong> nicht. Deshalb findet man meist eine sehr<br />

interessante Flora mit Vertretern vom Regenwald bis zur<br />

Kakteenwüste. In den genannten Gebieten handelt es sich<br />

um ein Klima mit wenig über 1000 mm Regen. Aus dauerhumiden<br />

tropischen Regenwaldgebieten ist eine Kalksteinvegetation<br />

nicht beschrieben worden.<br />

Auf die Halobiome (Mangroven) kommen wir zurück (s.<br />

S. 214).<br />

3 <strong>Vegetation</strong><br />

a Struktur <strong>der</strong> Baumschicht, Blühperiodik<br />

Das auffallendste Merkmal des tropischen Regenwaldes ist<br />

die große Zahl <strong>der</strong> Holzarten, aus denen sich die Baumschicht<br />

zusammensetzt. Man findet 40, ja sogar über 100 Arten auf


einem Hektar. Aber es gibt auch Wäl<strong>der</strong> mit nur wenigen<br />

Baumarten: In Indomalaya dominieren häufig Dipterocarpaceen<br />

<strong>und</strong> auf Trinidad wird die obere Baumschicht von Mora<br />

excelsa (Fabaceae) gebildet. Die floristischen Unterschiede<br />

zwischen den Wäl<strong>der</strong>n Südamerikas, Afrikas <strong>und</strong> Asiens sind<br />

sehr groß (Abb. 74). Entsprechend verschiedenartig sind<br />

auch die Waldtypen; wir können aber nur die Eigenschaften<br />

besprechen, die allen mehr o<strong>der</strong> weniger gemeinsam sind.<br />

Palmen fehlen den afrikanischen Regenwäl<strong>der</strong>n fast ganz,<br />

sind dagegen in den mittel- <strong>und</strong> südamerikanischen (beson<strong>der</strong>s<br />

an nassen Standorten) häufig. Die Baumschicht erreicht<br />

eine Höhe von 50 bis 55 m, vereinzelt auch 60 m. Zuweilen<br />

unterscheidet man drei Baumschichten, eine obere, mittlere<br />

<strong>und</strong> untere; meist ist aber eine Schichtung nicht erkennbar.<br />

Die obere Baumschicht ist nicht geschlossen; es sind einzelne<br />

Riesen, die über die an<strong>der</strong>en Bäume hinausragen. Erst die<br />

mittlere o<strong>der</strong> untere Schicht bildet ein dichtes Blätterdach; in<br />

diesem Falle ist aus Lichtmangel <strong>der</strong> untere Stammraum<br />

ziemlich frei, so daß eine Fortbewegung leicht möglich ist.<br />

Doch ist <strong>der</strong> Aufbau des Waldes im einzelnen sehr verschieden;<br />

mit Verallgemeinerungen muß man vorsichtig sein. Beispiele<br />

von Profilen <strong>der</strong> Bestandesstruktur sollen dies verdeutlichen<br />

(Abb. 75 bis 77).<br />

Was die Baumform anbelangt, so sind die Stämme im allgemeinen<br />

schlank <strong>und</strong> dünnrindig, die Kronen setzen hoch<br />

an <strong>und</strong> sind relativ klein <strong>und</strong> unregelmäßig im Umriß, was<br />

dem dichten Stand entspricht. Das Alter <strong>der</strong> Bäume ist, da<br />

Jaliresringe meist fehlen, schwer zu bestimmen. Schätzungen<br />

auf Gr<strong>und</strong> von Zuwachsmessungen ergaben<br />

200 bis 250 Jahre für die dicken Altbäume. Die<br />

Wurzeltiefe ist größer, als man annahm. 21 bis<br />

47 % <strong>der</strong> Wurzeln sind in den oberen<br />

1 0 cm, die meisten übrigen<br />

darunter bis 30 cm Tiefe,<br />

aber 5 bis 6 % gehen bis<br />

1,3 bis 2,5 m tief ( H ü t t e l<br />

1975). Die Wurzelmasse<br />

wurde zu 23 bis 25 t • ha“' ermittelt<br />

(nach an<strong>der</strong>er Methode<br />

49 t-ha"’). Die großen<br />

Baumriesen erreichen ihre<br />

Standfestigkeit durch mächtige<br />

Brettwurzeln, die pfeilerförmig<br />

bis zu 9 m am<br />

Stamm hinauf reichen können<br />

<strong>und</strong> bei nur geringer<br />

<strong>Vegetation</strong> 141<br />

Abb. 75.<br />

Regenwaldprofil durch den<br />

Shasha-Schutzwald (Nigeria).<br />

Der dargestellte Waldstreifen ist<br />

61 m lang <strong>und</strong> 7,6 m breit. Alle<br />

über 4,6 m hohen Bäume sind<br />

eingezeichnet (nach R i c h a r d s ,<br />

aus W a l t e r 1973).


142 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

• Epiphyten<br />

I Lianen<br />

Abb. 76.<br />

Schematisches Profil durch den<br />

Dipterocarpaceen-Regenwald auf<br />

Borneo, Länge m, Breite<br />

l O m (nach W a l t e r 1 9 7 3 ) .<br />

Dicke ebensoweit von <strong>der</strong> Stammbasis radial nach außen<br />

laufen; von ihrer Basis entspringen viele vertikal in den Boden<br />

wachsende Wurzeln ( V a r e s c h i 1980),<br />

die bei Bodenauswaschungen zu Stelzwurzeln<br />

werden können.<br />

Die Blätter <strong>der</strong> Bäume sind um so<br />

größer, je feuchter <strong>und</strong> wärmer das<br />

Klima ist, doch sind die dem Licht exponierten<br />

Blätter bei ein <strong>und</strong> <strong>der</strong>selben<br />

Baumart stets viel kleiner. Im ostafhkanischen<br />

Regenwald tritt bei Myrianthus<br />

arboreus zum Beispiel ein Verhältnis von<br />

8:1 (größtes Blatt 48-19 cm, kleinstes<br />

16-7 cm), <strong>und</strong> bei Anthocleista orientalis sogar<br />

28:1 (größtes Blatt 162-38 cm, kleinstes<br />

22 -10 cm) auf. Beides sind Bäume<br />

<strong>der</strong> unteren Baumschicht. Bei Elaeagia auriculata<br />

im Bergwald Costa Ricas, eine Art,<br />

die immer sehr große Blätter aufweist,<br />

sind die Unterschiede aber geringer.<br />

Pandanus<br />

Ein Knospenschutz ist bei Bäumen des<br />

Regenwaldes nicht notwendig. Die jungen<br />

Blattanlagen werden zuweilen durch<br />

Haare, Schleim o<strong>der</strong> saftige Schuppen bzw. von beson<strong>der</strong>s<br />

ausgebildeten Nebenblättern eingehüllt. Obgleich die<br />

Wachstumsbedingungen dauernd günstig sind, erfolgt <strong>der</strong><br />

Sproßzuwachs doch schubweise. Dabei zeigen die ausireibenden<br />

Zweigenden häutig die Erscheinung des Schüttellaubes.<br />

Bei dem raschen Streckungswachstum wird<br />

zunächst kein Stützgewebe ausgebildet, so daß die jungen<br />

Triebe mit den Blättern schlaff herabhängen; sie sind weiß<br />

o<strong>der</strong> leuchtend rot gefärbt <strong>und</strong> ergrünen erst später, wenn<br />

sie erstarken. Die rasche Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Blattspitze<br />

führt bei einigen Arten zur Bildung einer Träufelspitze.<br />

Man findet sie in Ghana bei 90 % <strong>der</strong> Arten im Unterwuchs.<br />

Versuche im Wald zeigten, daß Blätter mit Träufelspitzen in<br />

20 Minuten nach Regen trocken waren, solche ohne aber<br />

nach 90 Minuten noch naß blieben ( L o n g m a n <strong>und</strong> J e n ik<br />

1974).<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Problem ist die Periodizität <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>und</strong> des Wachstums <strong>der</strong> Pflanzen in den immerfeuchten<br />

Tropen ohne Jahresgang <strong>der</strong> Temperatur. Daß eine Periodizität<br />

des Sproßwachstums zu beobachten ist, wurde<br />

bereits erwähnt. Viele Bäume weisen in ihrem Holz<br />

Zuwachsringe auf, meist mehrere pro Jahr, die also keine<br />

Jahresringe sind. Ähnliches gilt auch für die Rhythmik des


Blühens. Bei den stets gleichmäßigen<br />

Außenbedingungen<br />

sind periodische Erscheinungen<br />

meist nicht an eine bestimmte<br />

Jahreszeit geb<strong>und</strong>en.<br />

In Malaysia sollen bei<br />

leuchtem Wetter die alten<br />

Blätter nach dem Austreiben<br />

<strong>der</strong> jungen abfallen, bei<br />

trockenem Wetter fallen sie<br />

vorher. Auf diese Weise sind<br />

laubabvt'erfende Holzarten in<br />

<strong>der</strong> Klimazone mit einer Dürrezeit<br />

entstanden. Es kann sogar<br />

ein Baum eine kurze Zeit<br />

blattlos sein. Dann läßt sich<br />

bei Individuen <strong>der</strong>selben Art<br />

beobachten, daß nebeneinan<strong>der</strong><br />

belaubte <strong>und</strong> unbelaubte<br />

Bäume stehen. Bei an<strong>der</strong>en<br />

verhalten sich sogar die Äste<br />

ein tmd desselben Baumes verschieden,<br />

das heißt sie treiben nicht gleichzeitig<br />

aus. Ähnliches gilt auch für die Blütezeit. Verschiedene<br />

Individuen <strong>der</strong>selben Art o<strong>der</strong> verschiedene Äste<br />

desselben Baumes blühen zu verschiedenen Zeiten. Es handelt<br />

sich somit in allen diesen Fällen um eine autonome Periodizität,<br />

die nicht an die Zwölf-Monate-Pcriodc geb<strong>und</strong>en<br />

ist. Es kommen Perioden von zwei bis vier Monaten, von<br />

neun Monaten, aber auch von 32 Monaten vor. Die Folge<br />

davon ist, daß man im Regenwald keine allgemeine Blütezeit<br />

hat. Es blühen immer nur einzelne Bäume <strong>und</strong> ihre Blüte<br />

fällt im vorherrschenden Grün nur wenig auf, so schön<br />

<strong>und</strong> groß die Blüten auch sein mögen. Man hat europäische<br />

Batimarten (Buche, Eiche, Pappel, Apfel, Birne, Mandel) in<br />

tropischen Gebirgen ohne Jahreszeiten angepflanzt. Die<br />

allgemeine Erfahrung war, daß sie zunächst ihre Jahresperiodizität<br />

des Blattfalls, Austreibens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Blütezeit<br />

beibehielten. Mit <strong>der</strong> Zeit traten Störungen in <strong>der</strong> Blütenstandsentwicklung<br />

auf, die einzelnen Zweige reagierten verschieden,<br />

<strong>und</strong> schließlich konnte man an einem Baum alle<br />

Jahreszeiten sehen, das heißt blattlose Äste, austreibende,<br />

blühende <strong>und</strong> fruchtende.<br />

Mitteleuropäische Arten sind meistens Langtagpflanzen,<br />

das heißt sie kommen nur zur Blüte, wenn sie langen Tagen<br />

(>14 h), wie bei uns im Sommer, ausgesetzt sind. Deshalb<br />

<strong>Vegetation</strong> 143<br />

Abb. 77.<br />

Schematisches Profil durch den<br />

tropischen Berßregenwald in <strong>der</strong><br />

Sierra de Tilaran (Costa Rica)<br />

MS = Mittelschicht, OS = Oberschicht,<br />

US = Unterschicht (aus<br />

S p r e n g e r & B r e c k l e 1997).<br />

^ Die Tropen unterscheiden<br />

sich von den gemäßigten<br />

Breiten durch<br />

die ständig kurzen Tage<br />

mit etwa zwölf St<strong>und</strong>en.


144 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

blühen sie in den Tropen im allgemeinen nicht, doch können<br />

tiefere Temperaturen den Langtag ersetzen:<br />

Primula veris wächst in Indomalaya in 1400 m Höhe nur<br />

vegetativ, in 2400 m Höhe blüht <strong>und</strong> fruchtet sie reichlich.<br />

Fragaria-Arten blühen in tiefen Lagen <strong>der</strong> Tropen nicht,<br />

bilden aber viele Ausläufer; im Gebirge blühen <strong>und</strong> fruchten<br />

sie nur, während die Ausläuferbildung unterdrückt wird<br />

(zum Beispiel in Sri Lanka).<br />

Pyrethmm-PÜSinzungen findet man in Kenya in einer<br />

Höhenlage von 1500 bis 2500 m, weil man die Blüten erntet,<br />

die sich in tieferen Lagen nicht entwickeln. Die endogene<br />

Rhythmik dieser Pflanzen gleicht sich aber sofort tn die<br />

Klimarhythmik an, sobald eine solche vorhanden ist, zürn<br />

Beispiel auch in den feuchten Tropen mit einer nur kurzen,<br />

wenig trockeneren Jahreszeit, was übrigens in vielen Gebieten<br />

<strong>der</strong> Fall ist, so daß meist doch ein Zeitgeber vorhanden<br />

ist. Beim überall in den Tropen kultivierten Mangobaum<br />

sind die einzelnen hellen, austreibenden Zweige in <strong>der</strong> sonst<br />

sehr dunklen Krone beson<strong>der</strong>s auffallend. Sobald aber eine<br />

deutliche Trockenzeit vorhanden ist, paßt sich das Austreiben<br />

<strong>und</strong> die Blüte aller Zweige <strong>und</strong> Bäume an diese an. Der<br />

Teak- o<strong>der</strong> Djattibaum (Tectona grandis) wird im stets feuchten<br />

W-Java niemals kahl, während er in E-Java während <strong>der</strong><br />

Trockenzeit alle Blätter abwirft.<br />

Aber selbst in den feuchten Tropen gibt es Arten wie die<br />

Täubchen-Orchidee (Dendrobium crumenatum), die in einem<br />

größeren Gebiet an ein <strong>und</strong> demselben Tage aufblüht. Sic<br />

bildet die Knospen zwar aus, aber zu <strong>der</strong>en Entfaltung ist<br />

eine plötzliche Abkühlung als Zeitgeber, zum Beispiel nach<br />

beson<strong>der</strong>s starken Gewittern, notwendig. Auch <strong>der</strong> Kaffeebaum<br />

öffnet die Knospen erst nach einer kurzen Dürre.<br />

Bambusarten entwickeln Fortpflanzungsorgane oft nur nach<br />

einem Trockenjahr, dann blühen alle synchron <strong>und</strong> sterben<br />

danach ab. In dem sehr gleichmäßigen Klima sind eben gewisse<br />

Arten sehr empfindlich gegen kleine Witterungsabweichungen.<br />

Eine bei tropischen Baumarten häufige Erscheinung ist<br />

die Kauliflorie, das heißt die Ausbildung <strong>der</strong> Blütenzweige<br />

am alten Holz, zum Beispiel am Stamm. Man findet sie bei<br />

etwa 1000 tropischen Arten. Sie tritt bei Baumarten <strong>der</strong> unteren<br />

Schicht auf <strong>und</strong> zwar bei solchen, die chiropterogam<br />

o<strong>der</strong> chiropterochor sind, das heißt bei denen Fle<strong>der</strong>mäuse<br />

o<strong>der</strong> Flugh<strong>und</strong>e die Bestäuber <strong>der</strong> Blüten o<strong>der</strong> die Ausbreiter<br />

<strong>der</strong> Samen sind. Sie können die kaulifloren Blüten <strong>und</strong><br />

Früchte beson<strong>der</strong>s bequem anfliegen. Kauliflorie kommt<br />

auch bei dem heute mediterran weit verbreiteten Johannis­


<strong>Vegetation</strong> 145<br />

brotbaum (Ceratonia siliqua) <strong>und</strong> dem Judasbaum (Gerds siliquastrum)<br />

vor.<br />

b Mosaikstruktur <strong>der</strong> Bestände<br />

Eine schwierig zu untersuchende Frage ist die Verjüngung<br />

<strong>der</strong> Urwaldbestände. Wenn ein Baumriese umfällt, bildet<br />

sich eine große Lücke im Wald. Fällt ein großer Ast ab, gibt<br />

es eine kleinere Lücke. In diesen Lücken („gaps") entwickeln<br />

sich des öfteren zunächst raschwüchsige Arten des<br />

Sek<strong>und</strong>ärwaldes (Balsabaum = Ochroma laßopus <strong>und</strong> Cecropia<br />

in Zentral- <strong>und</strong> S-Amerika, Musanga <strong>und</strong> Schizolobium in<br />

Afrika, Macaranga in Malaysia). Ochroma bildet Jahrestriebe<br />

von 5,5 m Länge mit leichtem Holz, Musanga von 3,8 m <strong>und</strong><br />

Cedrela von 6,7 m Länge. Diese Bäume werden dann mit <strong>der</strong><br />

Absterben <strong>der</strong> Pioniere, heiße Wettbewerbspbase<br />

<strong>der</strong> Klimaxbäuma<br />

Abb. 78.<br />

Die Bildung eines „gaps“<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> konkurrenzstarke Aufwuchs<br />

bis zum Schließen <strong>der</strong> Lücke<br />

(nach Tom linson & Z im m erm<br />

a n n ¡976).


146 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

^ In tropischen W äl<strong>der</strong>n<br />

findet eine Rotation<br />

o<strong>der</strong> zyklische Verjüngung<br />

<strong>der</strong> Baumarten<br />

statt.<br />

Zeit von den Arten <strong>der</strong> oberen Baumschicht wie<strong>der</strong> verdrängt<br />

(Abb. 78).<br />

Man hat festgestellt, daß unter den Baumarten des Urwalds<br />

oft eigener Nachwuchs fehlt <strong>und</strong> daraus geschlossen,<br />

daß sich <strong>der</strong> Urwald mosaikartig zusammensetzt, das heißt<br />

daß jede Baumart bei <strong>der</strong> Verjüngung durch eine an<strong>der</strong>e ersetzt<br />

wird <strong>und</strong> erst nach mehreren Generationen wie<strong>der</strong> dieselbe<br />

Stelle einnehmen kann. Es findet also ein ständiger<br />

Platzwechsel statt.<br />

Junge Sek<strong>und</strong>ärwald-Phase (lOjährig)<br />

Abb. 79.<br />

Profildiagramme von drei<br />

Transekten des tropischen subalpinen<br />

Eichenwaldes aus <strong>der</strong><br />

Cordillera de Talamanca (Costa<br />

Rica), verschieden alte Sek<strong>und</strong>ärwaldphasen<br />

<strong>und</strong> Primärwaldstruktur<br />

im Vergleich<br />

(nach K a p e l l e 1995).<br />

15 20 25<br />

Distanz (m)


<strong>Vegetation</strong> 147<br />

Etwas Ähnliches hat man auch in ungestörten Primärwäl<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Taiga <strong>und</strong> in Urwaldgebieten in Ostpolen, <strong>und</strong><br />

bei unseren Wiesen <strong>und</strong> Buchenwäl<strong>der</strong>n beobachtet.<br />

Für tropische Wäl<strong>der</strong> hat man versucht das „Rotations”-<br />

Verfahren <strong>der</strong> Arten durch die Herbivorenhypothese von<br />

Janzen (1978) zu erklären. Nur in <strong>der</strong> Nähe von Altbäumen<br />

werden ausreichend viele Samen, Früchte, Jungpllanzen zu<br />

bestimmten Zeiten vorhanden sein, so daß dort die Vermehrung<br />

von Herbivoren, das flächige Auftreten von Parasiten,<br />

die Hemmung durch Mycorrhizapilze o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Faktoren<br />

die Dichte des Jungwuchses erheblich einschränken kann.<br />

Bei Palmen konnte man beobachten, daß das Abfallen <strong>der</strong><br />

bis zu 10 m langen <strong>und</strong> viele Kilogramm schweren Blätter<br />

viele Jungpflanzen erschlägt <strong>und</strong> erdrückt. Durch diese Vorgänge<br />

kommt es zu einer Dichtemin<strong>der</strong>ung an Individuen<br />

<strong>der</strong> Keimlinge <strong>und</strong> Jungpflanzen, die beson<strong>der</strong>s stark in <strong>der</strong><br />

Nähe des Altbaums ist. Nur in einer bestimmten Entfernung<br />

vom Altbaum bildet sich dann unter Umständen ein Dichtemaximum<br />

aus. Dies ist tatsächlich des öfteren gef<strong>und</strong>en<br />

worden.<br />

Für etwas artenärmere montane tropische Eichenwäl<strong>der</strong><br />

in Costa Rica hat K appellb (1995) genaue Untersuchungen<br />

<strong>der</strong> Sukzessionsfolgen durchgeführt. Aus den Transekten in<br />

Abb. 79 läßt sich einerseits die große Heterogenität <strong>der</strong> Bestände<br />

mit ihrer nur sehr <strong>und</strong>eutlichen Schichtung, die unruhige<br />

obere Kronenschicht, aber auch die „Klumpung" bestimmter<br />

Arten (in Abb. 79 Mitte) erkennen, die dann im<br />

weiteren Verlauf aufwachsen, dazu kommen viele kleinere<br />

o<strong>der</strong> größere Lücken im Bestand (gaps). Die Zahl <strong>der</strong> Stämme<br />

pro Hektar (ab 3 cm BHD) verringert sich anfangs nur<br />

wenig. Der Ausdünnungsprozeß während <strong>der</strong> späten Sukzession<br />

ist ein Zeichen beson<strong>der</strong>s großer Konkurrenz,<br />

währenddessen einige Stämme dominant werden, sie konkurrieren<br />

die an<strong>der</strong>en aus.<br />

^ Der zyklische<br />

Platzwechsel <strong>der</strong> Arten<br />

<strong>und</strong> heterogene Mosaikbildung<br />

ist ein allgemein<br />

gültiges Prinzip für alle<br />

artenreichen, ursprünglichen,<br />

sich in einem dynamischen<br />

Gleichgewicht<br />

befindlichen Pflanzengesellschaften.<br />

Dies erklärt,<br />

warum keine <strong>der</strong> Arten<br />

im Wettbewerb zur absoluten<br />

Vorherrschaft gelangt,<br />

son<strong>der</strong>n langfristig<br />

artenreiche Mischbestände<br />

die Regel sind.<br />

c Krautschicht<br />

Etwa 70 % aller im Regenwald vorkommenden Arten sind<br />

Phanerophyten, das heißt Bäume. Sie sind auch mengenmäßig<br />

absolut dominant. Die Strauchschicht <strong>und</strong> Krautschicht<br />

lassen sich schwer trennen, denn die Kräuter können<br />

mehrere Meter hoch werden, wie Bananen, Heliconien,<br />

Scitamineen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Oft fehlt ein Unterwuchs selbst bei<br />

relativ guten Lichtverhältnissen am Boden, was vielleicht<br />

durch die Konkurrenz <strong>der</strong> Baumwurzeln um Stickstoff o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Nährstoffe bedingt wird. Die niedrigen Kräuter müssen<br />

mit wenig Licht auskommen. Sie halten auch als Zim­


1<br />

148 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

merpflanzen unter sehr geringer Beleuchtung aus {Aspidistra,<br />

Chlorophytum, Usambaraveilchen = Saintpaulia).<br />

Merkwürdig ist das häufige Auftreten von samtartig matten<br />

Blättern o<strong>der</strong> von Buntblättrigkeit, wobei weiße o<strong>der</strong><br />

rote Fel<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Metallglanz Vorkommen.<br />

Bei <strong>der</strong> hohen Luftfeuchtigkeit spielt die Guttation eine<br />

große Rolle, entsprechend ist die Hydratur des Plasmas sehr<br />

hoch (Zellsaftkonzentration nur 0,4 bis 0,8 MPa). Bei den<br />

Farnen mit wenig leistungsfähigen Leitbahnen beträgt die<br />

Zellsaftkonzentration 0,8 bis 1,2 MPa, Heterotrophe Blutenpflanzen,<br />

Saprophyten o<strong>der</strong> Parasiten kommen vor, spielen<br />

jedoch nur eine unwesentliche Rolle. Es sind sicher viele<br />

verschiedene Synusien in Abhängigkeit von Licht- <strong>und</strong> Wasserverhältnissen<br />

vorhanden, doch liegen entsprechende Untersuchungen<br />

<strong>der</strong> Verknüpfung <strong>der</strong> Teilsysteme noch kaum<br />

vor. Typische verschiedenartige Synusien bilden die im folgenden<br />

erwähnten Gruppen <strong>und</strong> Lebensformen.<br />

d Lianen<br />

Im dichten tropischen Urwald geht <strong>der</strong> Kampf <strong>der</strong> autotrophen<br />

Pflanzen vor allen Dingen um das Licht. Je höher ein<br />

Baum ist, desto mehr Licht erhalten seine Blätter, desto<br />

höher kann die Produktion an organischer Masse sein. Aber<br />

um zum Licht in <strong>der</strong> Baumschicht zu gelangen, muß<br />

zunächst im Laufe von vielen Jahren ein Stamm ausgebildet<br />

werden, was eine erhebliche Investition von organischer<br />

Substanz voraussetzt. Die Lianen <strong>und</strong> Epiphyten gelangen in<br />

den günstigen Lichtgenuß auf einfachere Weise. Erstere bilden<br />

keinen festen Stamm aus, son<strong>der</strong>n benutzen die Bäume<br />

als Stütze für ihren rasch in die Höhe wachsenden biegsamen<br />

Sproß (Abb. 80). Die Epiphyten hingegen verlegen ihren Keimungsort<br />

von Anfang an auf die oberen Äste <strong>der</strong> Bäume, die<br />

ihnen nur als Unterlage dienen (Abb. 81). Das Festhalten <strong>der</strong><br />

Lianen an den Stützbäumen erfolgt auf verschiedene Weise:<br />

Bei den Spreizklimmern sind es spreizende Zweige, die in das<br />

Zweigsystem hineinwachsen, wobei das Abrutschen durch<br />

Dornen o<strong>der</strong> Stacheln verhin<strong>der</strong>t wird, zum Beispiel bei <strong>der</strong><br />

Kletterpalme Calamus (Rotang), bei Smilax o<strong>der</strong> den Rubus-<br />

Lianen. Die Wurzelkletterer bilden Wurzeln, die in den Rissen<br />

<strong>der</strong> Rinde haften o<strong>der</strong> den Stamm umschlingen (viele<br />

Araceen). Die Windepflanzen besitzen rasch wachsende,<br />

windende Astspitzen mit sehr langen Internodien, an denen<br />

die Blätter zunächst unentwickelt bleiben, während bei den<br />

Rankenpflanzen umgewandelte Blätter o<strong>der</strong> Seitensprosse<br />

als Greiforgane dienen, wobei sie die Fähigkeit haben, auf<br />

Berührungsreize zweckmäßig zu reagieren. Zum Wachsen


<strong>Vegetation</strong> 149<br />

Abb. 80.<br />

Lianen (vielleicht Serjanea polyphylla<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Arten) im<br />

saisonalen Regenwald (im Hintergr<strong>und</strong><br />

Myrcia-Bäume, Myrtaceae,<br />

Capparis <strong>und</strong> Clusia) bei<br />

Arroyo Blanco (Dominik. Rep.)<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

Abb. 81.<br />

Epiphyten auf einem Baumast<br />

im Regenwald, Brasilien. Bromelienrosette<br />

(ganz rechts), herabhängende<br />

Rhipsalis-Arten,<br />

ferner lanzettliche Blätter von<br />

Philodendron cannaefolium<br />

(phot. H . S c h e n c k ) .


150 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

brauchen die Lianen Licht. Sie entwickeln sich deshalb in den<br />

Lichtungen des Waldes <strong>und</strong> wachsen gleichzeitig mit den<br />

Bäumen in die Höhe; dabei erreichen sie mit <strong>der</strong> Zeit das Kronendach.<br />

Die tropischen L ia n e n sind im Gegensatz zu unse<br />

ren langlebig. Ihre Achsenorgane besitzen sek<strong>und</strong>äre:<br />

Dickenwachstum; da sie jedoch biegsam bleiben müssen, um<br />

den Bewegungen <strong>der</strong> Stützbäume zu folgen, wird kein kom<br />

pakter Holzkörper gebildet, son<strong>der</strong>n ein durch Parenchymge<br />

webe <strong>und</strong> breite Markstrahlen in einzelne Stränge zerklüftC'<br />

ter Holzteil (anomales Dickenwachstum). Die Gefäße sind<br />

auf dem Querschnitt sehr groß, daher gut erkennbar. Sie ha<br />

ben keine Querwände, so daß die Krone <strong>der</strong> Liane ungeach'<br />

tet des geringen Durchmessers des biegsamen Stammes doch<br />

mit genügend Wasser versorgt werden kann. Wenn die als<br />

Stütze dienenden Blätter absterben <strong>und</strong> vermo<strong>der</strong>n, bleiben<br />

die Lianen trotzdem am Kronendach an<strong>der</strong>er Bäume befestigt,<br />

<strong>und</strong> die Lianenstämme hängen frei wie Seile herunter.<br />

Oft rutschen sie teilweise ab <strong>und</strong> liegen dann mit dem unteren<br />

Ende in Schlingen am Boden. Die Sproßspitze arbeitet<br />

sich jedoch wie<strong>der</strong> empor. Wie<strong>der</strong>holt sich das mehrmals, so<br />

kann <strong>der</strong> Lianenstamm eine große Länge erreichen. Bei Calamus<br />

wurde eine Gesamtlänge von 240 m gemessen! Beson<strong>der</strong>s<br />

günstig für die Lianenentwicklung sind große Kahlschläge.<br />

Lianen sind deshalb in Sek<strong>und</strong>ärwäl<strong>der</strong>n viel zahlreicher<br />

als in unberührten Urwäl<strong>der</strong>n, bei denen sie mehr die Waldrän<strong>der</strong><br />

überziehen. 90 % aller Lianenarten sind auf die Tropen<br />

beschränkt; in Zentralamerika sind 8 % aller Arten Lianen.<br />

Daß die Lianen hauptsächlich auf die feuchten Tropen<br />

beschränkt sind, dürfte mit <strong>der</strong> Wassernachleitung Zusammenhängen.<br />

Im trockenen Klima entstehen in den Blättern<br />

starke Saugspannungen (tiefe Wasserpotentiale), wodurch<br />

die für die Wasserleitung notwendigen Wasserfäden durch<br />

Überwindung <strong>der</strong> Kohäsion in den weiten Gefäßen reißen.<br />

Auch im gemäßigten Kfima sind die holzigen Lianen am häufigsten<br />

in den feuchten Auewäl<strong>der</strong>n zu finden. Bei uns gibt es<br />

nur wenige holzige Lianen: den Wurzelkletterer Efeu (He<strong>der</strong>á<br />

helix), spreizend <strong>und</strong> rankend die Waldrebe (Clematis vitalba)<br />

<strong>und</strong> die Weinrebe (Vitis silvestris) sowie die windenden Lonicera-Alten.<br />

Die Brombeerarten {Rubus spec.) erheben sich in<br />

Europa nicht hoch über den Boden, während sie in Neuseeland<br />

armdick werden <strong>und</strong> die Baumwipfel erreichen.<br />

e Epiphyten, Hemi-Epiphyten <strong>und</strong> Würger<br />

Für die tropischen Regenwäl<strong>der</strong> gelten die epiphytischen<br />

Farne <strong>und</strong> Blütenpflanzen als beson<strong>der</strong>s charakteristisch.<br />

Aber das gilt nur für die Wäl<strong>der</strong>, in denen benetzendes Was­


ser (Nebel) oft verfügbar ist. Hohe Luftfeuchtigkeit genügt<br />

nicht. Es gibt viele Typen mit interessanten Anpassungen<br />

(Abb. 81). 153 Arten wurden in Liberia ökologisch untersucht<br />

(JOHANNSON 1974).<br />

Die Keimung hoch oben auf den Ästen <strong>der</strong> Bäume schafft<br />

günstige Lichtverhältnisse, aber um so schwieriger wird die<br />

Wasserversorgung; es fehlt das ständige Wasserreservoir des<br />

Bodens, aus dem die Wasseraufnahme erfolgt. Der epiphytische<br />

Standort läßt sich mit einem Felsstandort vergleichen.<br />

Tatsächlich können die Epiphyten meist ebenso gut auf Felsen<br />

wachsen, wenn diese günstige Lichtverhältnisse aufweisen.<br />

Die Wasseraufnahme ist für die Epiphyten nur während<br />

des Regens möglich. Deshalb ist für sie die Benetzungshäuiigkeit<br />

wichtiger als die absolute Regenmenge. Die Regenhäiifigkeit<br />

ist an den Gebirgshängen, wo es durch Aufwinde<br />

zu Steigungsregen kommt, größer als im Flachland; aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e sind montane Wäl<strong>der</strong> meist reicher an Epiphyten,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Nebelwald (s. S. 163f.), in dem es<br />

ständig von den Blättern tropft. Um größere Pausen zwischen<br />

den Regen überstehen zu können, müssen die Epiphyten<br />

entwe<strong>der</strong> vorübergehendes Austrocknen ohne Schaden<br />

ertragen - das ist bei vielen epiphytischen poikilohydren<br />

Farnen <strong>der</strong> Fall, o<strong>der</strong> sie müssen Wasser in ihren Organen<br />

speichern, wie die Sukkulenten <strong>der</strong> Trockengebiete; eine<br />

Reihe von Kakteen ist zum Beispiel zur epiphytischen Lebensweise<br />

übergegangen (Rhipsalis, Phyllocactus, Cereus-Axten).<br />

Ebenso wie die Sukkulenten geben die Epiphyten das<br />

Wasser sehr sparsam ab. Blattknollen als Wasserspeicher besitzen<br />

viele Orchideen, Holzknollen manche Ericaceen, sukkulente<br />

Blätter haben die meisten Orchideen entwickelt,<br />

aber auch Bromeliaceen, Peperomien u. an<strong>der</strong>e. Beson<strong>der</strong>e<br />

Einrichtungen zur raschen Wasseraufnahme während <strong>der</strong><br />

Benetzung durch Regen sind die Luftwurzeln <strong>der</strong> Orchideen<br />

mit dem das Wasser aufsaugenden Velamen sowie die Saugschuppen<br />

<strong>der</strong> Bromeliaceen, die das Wasser aus den durch<br />

die Blattbasen gebildeten, das Regenwasser sammelnden<br />

Trichtern aufnehmen o<strong>der</strong> es kapillar durch die dichte Beschuppung<br />

<strong>der</strong> Blätter festhalten <strong>und</strong> dann einsaugen. Die<br />

Wurzeln sind bei den epiphytiscRen Bromeliaceen nur Haftorgane<br />

<strong>und</strong> fehlen <strong>der</strong> an Bartflechten erinnernden Tillandsia<br />

usneoides sogar ganz. Beson<strong>der</strong>e, zum Teil von Ameisen<br />

bewohnte hohle Organe bilden Myrmecodia-, Hydnophytum-<br />

Lind Dischidia-Alten. Farne, die das Austrocknen nicht vertragen,<br />

können ihren eigenen Boden bilden, indem sie zwischen<br />

den trichterförmig stehenden Blättern (Asplénium<br />

nidus) o<strong>der</strong> mit Hilfe beson<strong>der</strong>er Nischerÿlâtter (Platycerium)<br />

<strong>Vegetation</strong> 151


L<br />

1<br />

152 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

abfallende Streu <strong>und</strong> Detritus ansammeln. Es bildet sich somit<br />

ein humusreicher, wasserhaltiger Boden, in den dir<br />

Wurzeln hineinwachsen. Aber auch bei vielen an<strong>der</strong>en Arten<br />

läßt sich dies beobachten.<br />

Bei dichter Ansiedlung von Epiphyten kann <strong>der</strong> Epi.<br />

phytenhumus viele Tonnen pro Hektar ausmachen. Es entsteht<br />

auf diese Weise ein neues Biotop hoch über dem Erdboden,<br />

das man sogar als ein fast geschlossenes Ökosysteir,<br />

betrachten kann. Erst jetzt versucht man durch Einsatz neuer<br />

Techniken (Seilbahnsystem, Kräne) in <strong>der</strong> Erforschung<br />

dieses Ökosystems die bisherigen ziemlich destruktiven<br />

(Hubschrauber, Ballonnetze etc.) o<strong>der</strong> unzureichenden Methoden<br />

(„canopy walkways", Klettertechniken etc.) zu ergänzen.<br />

Dem Kronendach werden Stickstoff <strong>und</strong> Nährstoffe durd.<br />

abtropfendes Wasser <strong>und</strong> Staub zugeführt. Ameisen können<br />

sich ansiedeln <strong>und</strong> ihre Nester bauen. Sie schleppen Samen<br />

herbei, die keimen <strong>und</strong> zu blühenden Pflanzen auswachsen.<br />

Solche „Blumengärten" werden aus Südamerika geschil<strong>der</strong>t<br />

Sie beherbergen auch eine beson<strong>der</strong>e Fauna <strong>und</strong> Mikroflora:<br />

Moskitolarven, Wasserinsekten <strong>und</strong> Protisten leben in den<br />

Trichtern <strong>der</strong> Bromeliaceen, die oft erhebliche Dimensionen<br />

erreichen (Phytotelmen). Dazu kommt eine enorme Vielfall<br />

an Insektenarten,<br />

Erwähnt sei, daß die Insektivore Nepenthes (Kannenpflanze)<br />

auch epiphytisch wachsen kann, ebenso verschiedene<br />

Utricularia-Anen. Verbreitet werden die Epiphyten durch<br />

Sporen (Farngewächse), durch staubförmige Samen (Orchideen)<br />

o<strong>der</strong> durch Diasporen mit hautrandigen Anhängseln<br />

für die Windverbreitung o<strong>der</strong> durch Beerenfrüchte (Cacteen,<br />

Bromeliaceen), die von Vögeln gefressen werden, so<br />

daß die Samen mit den Exkrementen weit entfernt leichi<br />

auf die Äste <strong>der</strong> Bäume gelangen. Viele Epiphyten können<br />

eine längere Trockenzeit überdauern, zum Beispiel Orchideen,<br />

die ganz einziehen, o<strong>der</strong> dicht beschuppte Tillandsien,<br />

poikilohydre Farne <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Sie kommen auch in den<br />

trockenen tropischen Waldtypen vor. Coutinho fand in Brasilien<br />

bei einigen Epiphyten diurnalen Säurestoffwechsel<br />

(CAM), das heißt die Aufnahme von CO2 in <strong>der</strong> Nacht bei<br />

geöffneten Stomata <strong>und</strong> die Bindung als organische Säure<br />

(meist Malat). Letztere wird dann am Tage abgebaut <strong>und</strong><br />

gleich bei geschlossenen Stomata assimiliert. Es handelt sich<br />

um einen Vorgang, bei dem Wasserverluste durch die Transpiration<br />

am Tage vermieden werden, <strong>der</strong> sich bei Sukkulenten<br />

trockener Gebiete häufig findet. M edina untersuchte in<br />

dieser Beziehung bereits 1974 die Bromeliaceen.


<strong>Vegetation</strong> 153<br />

1<br />

Moose <strong>und</strong> Hymenophyllaceen<br />

(Hautfarne) setzen dauernde<br />

Nässe voraus <strong>und</strong> sind deswegen<br />

die typischen Epiphyten <strong>der</strong><br />

Nebelwäl<strong>der</strong>, ebenso die epiphyllen<br />

Arten (siehe unten).<br />

Eine Zwischenstellung zwischen<br />

Lianen <strong>und</strong> Epiphyten<br />

nehmen die Hemi-Epiphyten<br />

ein, Viele Araceen keimen am<br />

Boden <strong>und</strong> wachsen dann als<br />

Lianen aufwärts, meist als Wurzelkletterer.<br />

Mit <strong>der</strong> Zeit stirbt<br />

<strong>der</strong> untere Teil des Stammes ab,<br />

sie sind dann Epiphyten, die jedoch<br />

durch Luftwurzeln mit<br />

dem Boden in Verbindung stehen<br />

bleiben können. Interessanter<br />

sind die Würgerbäume,<br />

von denen die vielen Würgerleigen<br />

(Ficus-Arten) am bekanntesten<br />

sind. Es gibt jedoch<br />

in vielen verschiedenen Eamilien<br />

solche Würgerbäume, zum<br />

Beispiel die Clusia-Anen (Guttilerae)<br />

in Südamerika, Metrosi<strong>der</strong>os<br />

(Myrtaceae) in Neuseeland<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e mehr. Diese Arten<br />

keimen als Epiphyten in einer<br />

Astgabel <strong>und</strong> bilden zunächst<br />

nur einen kleinen Sproß, aber<br />

eine lange Wurzel, die rasch am Stamm des Tragbaumes abwärts<br />

wächst <strong>und</strong> dabei diesen netzförmig umschlingt. Dabei<br />

bilden sich auch Wurzelverwachsungen (Anastomosen, s.<br />

Ahb. 82). Erst wenn die Wurzel den Boden erreicht, wächst<br />

<strong>der</strong> Sproß heran, zugleich verdicken sich die Wurzeln immer<br />

mehr <strong>und</strong> verhin<strong>der</strong>n das sek<strong>und</strong>äre Dickenwachstum des<br />

Tragbaumes, das heißt <strong>der</strong> Baum wird erwürgt; er stirbt ab<br />

<strong>und</strong> sein Holz vermo<strong>der</strong>t. Das Wurzelnetzwerk des Würgers<br />

schließt sich zu einem richtigem Stamm, <strong>der</strong> eine breite Krone<br />

trägt (Abb. 82). Diese Bäume können riesige Dimensionen<br />

erreichen <strong>und</strong> man sieht es ihnen nicht an, daß sie als<br />

Epiphyten ihr Dasein begannen. Palmen ohne sek<strong>und</strong>äres<br />

Dickenwachstum werden nicht erwürgt <strong>und</strong> bleiben länger<br />

am Leben, bis schließlich die Würgerkrone ihre Blätter zu<br />

sehr beschattet.<br />

Abb. 82.<br />

Luftwurzeln <strong>und</strong> beginnende<br />

Würgersproße von Ficus im<br />

feuchten Monsun-Regenwald in<br />

NE-Indien, nördlich von Siliguri<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .


154 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

f Epiphylle<br />

Die Epiphylle sind Pflanzen, die auf <strong>der</strong> Oberfläche von Blättern<br />

an<strong>der</strong>er Pflanzen wachsen. Dies sind mikroskopischf<br />

Algen, Cyanophyceen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Bakterien; Azotobacter, die<br />

N binden können, Grünalgen, Hefen <strong>und</strong> Pilze, Flechten<br />

<strong>und</strong> Moose, (vor allem Lebermoose, aber auch Laubmoose),<br />

dann Selaginella, ja sogar kleine Samenpflanzen, die auf Blättern<br />

wachsen, kommen vor (Abb. 83).<br />

Epiphylle treten vor allem in den beson<strong>der</strong>s feuchten<br />

Ausprägungen des tropischen Regenwaldes auf. Die Beleuchtung,<br />

die Benetzbarkeit <strong>der</strong> Blätter <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Langlebigkeit<br />

sind gr<strong>und</strong>legend für die Besiedlung <strong>der</strong> Blätter<br />

durch Epiphylle. Die Blätter erleiden dadurch zusätzlicher<br />

Lichtverlust. Manche Epiphylle wachsen aber sogar in dat<br />

Blattgewebe ein.<br />

Abb. 83.<br />

Überzug von Epiphyllen auf einem<br />

großen Blatt von Cyclanthus,<br />

zusammengesetzt aus verschiedenen<br />

Blaualgen,<br />

Grünalgen, Moosen <strong>und</strong> Flechten,<br />

Hymenophyllaceen, Selaginella<br />

<strong>und</strong> sogar mit Angiospermen:<br />

eine Begonie, eine<br />

kriechende Peperomia; im<br />

Primärwald (Reserva Biol. San<br />

Ramón, Costa Rica)<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .


g Biodiversität<br />

Mitteleuropäische Wäl<strong>der</strong> weisen meist nur fünf bis zehn<br />

Baumarten auf, davon sind dann ein bis zwei dominant,<br />

stellen also mehr als 90 % <strong>der</strong> Stämme. Nicht ganz so artenarm<br />

sind entsprechende gemäßigte Wäl<strong>der</strong> in Nordamerika<br />

o<strong>der</strong> Ostasien, aber noch immer kommen pro Hektar nur 15<br />

bis 40 Baumarten zusammen. In den Tropen ist die Artenzahl<br />

ungleich größer. Auf <strong>der</strong> Insel Barro Colorado in Panama<br />

(ein 15 km^ großes Forschungsschutzgebiet) kommen<br />

etwa 1400 Höhere Pflanzen vor, darunter 365 Baumarten.<br />

Im Bergregenwald im Biologischen Reservat nördlich San<br />

Ramón in Costa Rica sind es allein 94 Baumarten pro Hektar<br />

(Brusthöhendurchmesser DBH 10 cm <strong>und</strong> größer), die<br />

sehr verschiedenen Familien angehören (W attenberg &<br />

<strong>Breckle</strong> 1995). Über ein Drittel dieser Arten ist dabei nur<br />

mit einem einzigen Stamm vertreten, das heißt das Minimumareal<br />

zur Erfassung <strong>der</strong> Artengarnitur ist also weit<br />

höher als 1 ha (vgl. Abb. 84); es läßt sich nicht bestimmen.<br />

Von an<strong>der</strong>en Stellen zum Beispiel in Peru (Yanamono-Gebiet)<br />

sind von einem Hektar fast 300 Baumarten beschrieben<br />

worden, dies ,ist bis heute <strong>der</strong> „Diversitätsrekord". Dort sind<br />

63 % <strong>der</strong> Arten nur mit einem einzigen Stamm pro Hektar<br />

vertreten. Allerdings ist die Artengarnitur größerer Flächen<br />

bislang noch kaum bekannt, da es jahrelange Anstrengungen<br />

erfor<strong>der</strong>t, alle Arten zu identifizieren.<br />

Die Tendenz, daß die Zahl <strong>der</strong> Arten pro Fläche zum Äquator<br />

hin zunimmt, gilt nicht nur für Höhere Pflanzen o<strong>der</strong> Bäume,<br />

sie gilt ebenso für Reptilien, Amphibien <strong>und</strong> Vogel, Insekten<br />

<strong>Vegetation</strong> 155<br />

Abb. 84.<br />

Mit <strong>der</strong> Untersuchungsfläche zunehmende<br />

Artenzahl <strong>der</strong> Baumarten<br />

(10 cm DBH) im montanen<br />

Regenwald in <strong>der</strong> Sierra de<br />

Waran (Costa Rica). Ein Minimum-Areal<br />

gibt es nicht. Bei<br />

Vergrößerung <strong>der</strong> Fläche von<br />

1 auf 2 ha kommen 30 neue<br />

Baumarten hinzu (aus W a t t e n -<br />

B E R G & B r e c k l e 1995).


156 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

<strong>Vegetation</strong> 157<br />

Abb. 85.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Brutvogelarten<br />

im nördlichen Amerika in Rasterflächen<br />

von 0,31 Mio km^.<br />

Trotz <strong>der</strong> winzigen Fläche brüten<br />

in Costa Rica mehr Landvogelarten<br />

als in USA <strong>und</strong> Kanada<br />

zusammen, vgl. auch Abb. 86<br />

(nach T e r b o r g h 1991, aus<br />

M a c A r t h u r 1972).<br />

26<br />

50 S4 49<br />

58 68 80<br />

9?.<br />

in<br />

95-<br />

81<br />

26<br />

69 48<br />

80<br />

128<br />

81<br />

18 26^<br />

38 19<br />

100<br />

17<br />

61<br />

45<br />

38<br />

43 I<br />

Artenzahl (Vögel)<br />

r1 5 0 0<br />

Südamerika<br />

Zentralamerika<br />

Abb. 86.<br />

Der Nord-Süd-Gradient <strong>der</strong><br />

Landvogelarten im nördlichen<br />

Amerika (Punktsymbol) <strong>und</strong> im<br />

Vergleich dazu die Landfläche<br />

entlang <strong>der</strong> Breitengrade bis<br />

zum Äquator (nach R e i c h h o l f<br />

1990).<br />

136<br />

142<br />

129<br />

125<br />

124<br />

133<br />

1^50<br />

159<br />

136<br />

139<br />

119<br />

142<br />

186<br />

141<br />

129<br />

500<br />

- 400<br />

134<br />

109<br />

120<br />

■ ' • j — r<br />

300<br />

200<br />

7t<br />

100<br />

70°N 55"N 30°N 20°N<br />

L<br />

^ Bis zu 300 verschiedene<br />

Baumarten kommen<br />

in den Tropen pro<br />

Hektar vor; in ganz Europa<br />

nördlich <strong>der</strong> Alpen bis<br />

zum Ural sind insgesamt<br />

kaum 50 Baumarten<br />

heimisch.<br />

etc. (Ausnahmen: Salaman<strong>der</strong> <strong>und</strong> Blattläuse). Für Vögelh;<br />

M acA rthur auf einer Karte Nord- <strong>und</strong> Mittelamerikas (vg<br />

Abb. 85) den großen Unterschied in den Artenzahlen gezeig:<br />

So hat das kleine Costa Rica mehr brütende Landvogelarte;<br />

als USA <strong>und</strong> Kanada zusammen, obwohl die Landmasse nt<br />

einen winzigen Bruchteil ausmacht (Abb. 8 6 ).<br />

Die größere strukturelle Vielfalt <strong>der</strong> tropischen Reger<br />

Wäl<strong>der</strong>, die engere Vernetzung mit sehr viel mehr unter<br />

schiedlichen Nahrungsquellen, die ganzjährige Aktivität de<br />

Organismen, ihre engere Einnischung <strong>und</strong> Spezialisiertin.<br />

<strong>und</strong> die dadurch mögliche riesige Vielfalt an gegenseitige;!<br />

Abhängigkeiten (Symbiosen) ist eine Erklärungsmöglichke<br />

für die höhere Diversität.<br />

Eine wichtige Tatsache ist die enge funktionale Vernetzung<br />

sehr vieler Organismen. Als noch relativ einfaches Be;<br />

spiel kann die zeitliche Einnischung <strong>der</strong> Blütezeiten voi<br />

Heliconia-Anen über das Jahr hinweg gelten (Abb. 87). Fii<br />

die verschiedenen Kolibri-Arten ist damit fast stets ein;<br />

Nahrungsquelle vorhanden. Allerdings erfor<strong>der</strong>t dieses ents<br />

Geflecht <strong>der</strong> Beziehungen zwischen mehreren Heliconiti<br />

<strong>und</strong> mehreren Kolibris ausreichend große Flächen. Werden<br />

diese zu sehr isoliert, dann bricht an einer Stelle das Beziehungsgefüge<br />

zusammen mit weitreichenden Folgen für die<br />

an<strong>der</strong>en Kolibris <strong>und</strong> wie<strong>der</strong>um für weitere Heliconien.<br />

Während <strong>der</strong> Glaziale waren die Regenwaldgebiete<br />

trockener als heute, die Wüsten feuchter: Pluvialzeiten. In<br />

früheren Epochen war die Ausdehnung <strong>der</strong> amazonischen<br />

Regenwäl<strong>der</strong> wohl eingeschränkt <strong>und</strong> wahrscheinlich in<br />

Rückzugsgebiete zerstückelt. Die heutige Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung<br />

gibt die Karte in Abb. 8 8 wie<strong>der</strong>. Man muß davon<br />

ausgehen, daß die Gebiete, die heute mehr als 3000 mm<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schlag aufweisen, vor etwa 15 000 Jahren<br />

ebenfalls genügend Regen (über 2000 mm) für die Aufrechterhaltung<br />

geschlossener Tropenwäl<strong>der</strong> erhalten haben.<br />

J<br />

J<br />

Blütezeit<br />

1971<br />

1974<br />

_ Die Erhaltung des<br />

funktionalen Netzwerks<br />

mit <strong>der</strong> immensen Vielfalt<br />

tropischer Lebensformen<br />

erfor<strong>der</strong>t ungleich größerflächige<br />

Schutzgebiete<br />

als in den gemäßigten<br />

Breiten.<br />

Abb. 87.<br />

Die Blütezeiten von Heliconien<br />

im Regenwald in Costa Rica sind<br />

über das ganze Jahr verteilt <strong>und</strong><br />

in den einzelnen Jahren ähnlich.<br />

Sie gewährleisten ein ständiges<br />

Nektarangebot an die Kolibris<br />

(nach T e r b o r g h 1991).


158 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

Abb. 88.<br />

Die heutige Verteilung <strong>der</strong><br />

Jahresnie<strong>der</strong>schläge im tropischen<br />

Südamerika. Gebiete mit<br />

mehr als 3000 mm im Jahr haben<br />

wahrscheinlich auch vor<br />

15000 Jahren ebenfalls genügend<br />

Regen erhalten (wenigstens<br />

über 2000 mm), so daß dort geschlossene<br />

Regenwäl<strong>der</strong> überdauert<br />

haben (nach S i m p s o n &<br />

H a p f e r 1978).<br />

I I 1500-2000 t > 4000 mm<br />

2000-3000 mm<br />

Die Korrelation zwischen <strong>der</strong><br />

Verbreitung einstiger Regenwaldrefugien<br />

(vor ca. 10 000<br />

Jahren) <strong>und</strong> dem heutigen Endemismus<br />

bei Schmetterlingen<br />

<strong>und</strong> Vögeln (nach B r o w n &<br />

A s ' S a b e r 1978).<br />

Regenwaldrefugium vor 13-18000 Jahren<br />

; I heutige Endemiezenfren <strong>der</strong> Regenwaldschmetterlinge<br />

I I heutige Endemiezentren <strong>der</strong> Regenwaldvögel


Diese Gebiete decken sich ganz gut mit bestimmten Rückzugsgebieten,<br />

in denen sowohl die Vogelwelt, die Schmetterlingsfauna,<br />

Eidechsen, aber auch Blütenpflanzen beson<strong>der</strong>s<br />

reich an endemischen Arten sind (Abb. 89). Aus diesen<br />

Hinweisen kann man schließen, daß die Regenwäl<strong>der</strong> abwechselnd<br />

schrumpften <strong>und</strong> sich wie<strong>der</strong> ausdehnten <strong>und</strong><br />

daß die Schwerpunkte des Artenreichtums <strong>und</strong> des Endemismus<br />

den Stellen entsprechen, die dauernd von Regenwald<br />

bedeckt waren. Dazwischen waren wahrscheinlich<br />

große Gebiete mit trockenerem, saisonalem Regenwald bedeckt.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>ungen haben sich allerdings sehr langsam<br />

abgespielt, während die heutige anthropogene Zerstörung<br />

mit rasen<strong>der</strong> Geschwindigkeit abläuft, an die sich<br />

die Organismen nicht adaptieren können.<br />

Auch in den afrikanischen Wäl<strong>der</strong>n zum Beispiel in Oberguinea,<br />

Kamerun/Gabun <strong>und</strong> in Ostzaire hat man endemismusreiche<br />

Rückzugsgebiete ausmachen können. Nur dort<br />

sind auch baumartenreiche Wäl<strong>der</strong> bekanntgeworden, bei<br />

denen bis zu 140 Baumarten pro Hektar auftreten, während<br />

in allen ari<strong>der</strong>en Regionen in Afrika die Zahl immer unter<br />

lüü liegt, in Nigeria zum Beispiel 23.<br />

Etwas an<strong>der</strong>s ist die <strong>Vegetation</strong>sgeschichte <strong>der</strong> Malayischen<br />

Regenwäl<strong>der</strong>. Dort war während des Pleistozäns ein<br />

großer Teil des Schelfmeeres mit Regenwald bedeckt. Vermutlich<br />

blieben die heute oberhalb des Meeresspiegels liegenden<br />

perhumiden Regenwäl<strong>der</strong> erhalten, was ihren extremen<br />

Artenreichtum (mit bis 180 Baumarten pro ha) <strong>und</strong><br />

das Fehlen geographisch-geologischer Hinweise auf frühere<br />

Jahreszeitenklimate erklären würde. Am Mt. Kinabalu in<br />

Nordborneo kommen so viele Farnarten vor wie auf dem<br />

ganzen afrikanischen Kontinent.<br />

Abweichende <strong>Vegetation</strong>stypen im ZB I um den Äquator 159<br />

4 Abweichende <strong>Vegetation</strong>stypen im ZB I<br />

um den Äquator<br />

Für das Zonobiom I sind Klimadiagramme mit einem perhumiden<br />

Tageszeitenklima typisch, das zwei äquinoctiale Regenmaxima<br />

aufweist, die mit dem Zenitstand <strong>der</strong> Sonne um<br />

die Mittagszeit zusammenfallen. Ein solches Klima ist jedoch<br />

nicht überall in <strong>der</strong> äquatorialen Zone vorhanden. Gebiete<br />

mit feuchten Monsunwinden (Guinea, Indien, SE-Asien)<br />

weisen nur ein beson<strong>der</strong>s ausgeprägtes Regenmaximum im<br />

Sommer auf, dafür macht sich jedoch eine kurze Trockenzeit<br />

o<strong>der</strong> gar Dürrezeit bemerkbar (Tendenz zu ZB II). Die <strong>Vegetation</strong><br />

besteht noch aus Regenwäl<strong>der</strong>n, doch sind Laubfall<br />

<strong>und</strong> Blüte deutlich an eine bestimmte Jahreszeit geb<strong>und</strong>en.


160 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

A bb. 90.<br />

KUmadiagramme von einem<br />

Nord-Süd-Profit durch Venezuela<br />

(nach W a l t e r & M e d i n a<br />

1971). Von links nach rechts:<br />

vorgelagerte Insel,<br />

Küstenstation, typisches Passatklima<br />

(Regenzeit 7 Monate),<br />

immerfeuchtes Klima im Amazonasbecken.<br />

35,9<br />

31,4<br />

La Orchila (3 m)<br />

1101<br />

Man spricht von S a iso n re g e n w ä ld e rn . An <strong>der</strong> Goldküsudie<br />

vom Monsun nicht getroffen wird, hat man noch zwi<br />

Regenmaxima mit Dürrezeiten dazwischen, ähnlich wie ir,<br />

Ostafrika, wo die Monsunwinde trocken sind <strong>und</strong> <strong>der</strong> Reger<br />

in <strong>der</strong> Zeit dés Windwechsels fällt, wobei eine große <strong>und</strong><br />

eine kleine Regenzeit unterschieden werden. In Somalu<br />

nimmt die Regenmenge so stark ab, daß auf dem Klimadiagramm<br />

zum Teil keine humide Jahreszeit zu erkennen is<strong>und</strong><br />

die <strong>Vegetation</strong> wüstenhaft wird. Es handelt sich um eir<br />

Zonoökoton I/III.<br />

Auch die Passatwinde verän<strong>der</strong>n den Klimacharakter<br />

Der Südostpassat ist feucht <strong>und</strong> erzeugt in SE-Brasilien, au:<br />

E-Madagaskar <strong>und</strong> NE-Australien vom Äquator bis über den<br />

20° S hinaus ein Regenwaldklima mit einem Regenmaximum.<br />

Dagegen bringt <strong>der</strong> NE-Passat im Süden des Karibischen<br />

Meeres nur den Gebirgen bei Windstau Regen. Die<br />

Folge davon ist, daß Venezuela mit den vielen Gebirge<br />

rücken sehr verschiedenartige Klima- <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong>sver<br />

hältnisse aufweist (Abb. 90). Ähnliches gilt für das gebirgigi<br />

Costa Rica. Venezuela liegt zwischen dem Äquator <strong>und</strong><br />

12° N. Es sind alle Höhenstufen vom Meeresniveau bis zum<br />

vergletscherten Pico Bolivar (5007 m) vorhanden. Die nördliche<br />

Hälfte des Landes steht von November bis März unter<br />

<strong>der</strong> Einwirkung des starken Passats, es regnet in den Nie<strong>der</strong>ungen<br />

nur während <strong>der</strong> windstillen sieben Sommermona<br />

te mit aufsteigenden Luftmassen <strong>und</strong> häufigen Gewittern.<br />

Nur im Süden des Landes, im Amazonasbecken, hat kein<br />

Monat unter 200 mm Regen. Die jährlichen Regenmengen<br />

schwanken zwischen 150 mm auf <strong>der</strong> Insel La Orchila <strong>und</strong><br />

über 3500 mm im Süden. In den Gebirgen nehmen auf <strong>der</strong><br />

Luvseite die Nie<strong>der</strong>schläge bis zur Wolkenstufe rasch zu <strong>und</strong><br />

werden darüber wie<strong>der</strong> geringer. Zugleich sinken die Temperaturen<br />

im Mittel um 0,57 K pro 100 m Höhenzunahme.<br />

Die innerandinen Täler, die im Regenschatten liegen, sind<br />

sehr trocken. Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> von N nachS<br />

sowie die Höhenstufen zeigt schematisch Abb. 91.<br />

La Guaira (5 m) Calabozo (100 m)<br />

San Carlos de Rio Negro (110|<br />

?6.2“ 3521


Abweichende <strong>Vegetation</strong>stypen im ZB i um den Äquator 161<br />

Jahrestemperatur<br />

(=Bodentemperatur) Pico Bolivar (5007 m)<br />

Amazonas-<br />

Becken<br />

3500 mm<br />

Immergrüner<br />

Regenwald<br />

In den trockensten Teilen dominiert eine Kakteenhalbvvüste.<br />

Die Sukkulenten speichern so viel Wasser, daß sie<br />

eine Trockenzeit von einem halben Jahr <strong>und</strong> länger leicht<br />

überdauern (Abb. 92). Nehmen die Nie<strong>der</strong>schläge etwas zu,<br />

so finden sich Dornbüsche <strong>und</strong> Erdbromelien ein. Es entstehen<br />

<strong>und</strong>urchdringliche Dickichte, die <strong>der</strong> Caatinga im<br />

Trockengebiet NE-Brasiliens entsprechen. Erreichen die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

500 mm im Jahr, dann herrschen die Dornsträucher<br />

mit Schirmkrone (Prosopis, Acacia) vor. Zu ihnen gesellen<br />

sich Bursera, Guaiacum, Capparis- <strong>und</strong> Croton-Arten sowie<br />

Agave, Fourcroya <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e.<br />

Auch Peireskia guamacho, die baumförmige Cactacee, die<br />

noch richtige Blätter besitzt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stammform <strong>der</strong> Kakteen<br />

wohl nahe steht, kommt in <strong>der</strong> Caatinga vor. Während<br />

<strong>der</strong> Trockenzeit sind diese Gehölze blattlos. Die Kakieenhalbwüste<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Dornbusch werden nur als Ziegenweide<br />

genutzt.<br />

Steigt die Regenmenge weiter an, so nimmt die Zahl <strong>der</strong><br />

verschiedenen Baumarten zu <strong>und</strong> es beginnen richtige laubabwerfende<br />

Wäl<strong>der</strong>, die sehr artenreich sind. Die Baumschicht<br />

wird 10 bis 20 m hoch, nur die Bombacaceen {Ceiba<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e), mit dicken als Wasserspeicher dienenden<br />

Stämmen, <strong>und</strong> die schön blühenden Erythrina-Arten ragen<br />

darüber hinaus. Während <strong>der</strong> Trockenzeit sieht ein solcher<br />

Abb. 91.<br />

Schematische Darstellunjj <strong>der</strong><br />

Veßctationszonen in Venezuela<br />

von Norden nach Süden mit<br />

Angabe <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schläge<br />

in mm <strong>und</strong> <strong>der</strong> Höhenstufen mit<br />

Angabe <strong>der</strong> mittleren Jahrestemperatur<br />

in °C (links).


162 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

Abb. 92.<br />

Kakteen-Dornbusch-Halbwüste<br />

mit Cereiis jamaparu zwischen<br />

Barquisimeto <strong>und</strong> Copeyal<br />

(Venezuela) im Februar<br />

(Trockenzeit) (phot. E. W a l t e r ) .<br />

Wald ähnlich wie bei uns ein Laubwald im Wime,-<br />

aus. Allerdings beginnen einige Baumarten schon in<br />

dieser Jahreszeit zu blühen. Man unterscheidet unter<br />

an<strong>der</strong>em trockene tropische laubabwerfende<br />

Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> feuchte bei einer Nic<strong>der</strong>schlagshöhe bi<br />

zu 2000 mm. Letztere erreichen eine Höhe von über<br />

25 m <strong>und</strong> enthalten forstlich wertvolle Hölzer, wie<br />

Swietenia (Mahagoni), Cedrela <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e.<br />

Die laubabwerfenden Wäl<strong>der</strong> werden für die Anlage<br />

von Kaffeekulturen unter Schattenbäumen gerodet.<br />

Auch Zuckerrohr, Mais, Ananas <strong>und</strong> än<strong>der</strong>t<br />

kann man hier anbauen. Viehweiden lassen sich<br />

nach Aussaat von Panicum maximum anlegen. Die<br />

Wäl<strong>der</strong> sind arm an Lianen, aber Epiphyten (dürreresistente<br />

Farne, Kakteen, Bromeliaceen <strong>und</strong> Orchideen)<br />

sind verbreitet.<br />

In noch regenreicheren Gebieten mit noch kürzerer<br />

Trockenzeit tritt <strong>der</strong> halbimmergrüne Wald<br />

auf, bei dem nur die untere Strauch- <strong>und</strong> Baumschicht<br />

aus immergrünen Arten besteht. Schließlich beginn<strong>der</strong><br />

tropische immergrüne Regenwald (Vareschi 1980).<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit von Venezuela ist, daß im Bereich de-<br />

Llanos des Orinokobeckens, die sich weit nach Kolumbien<br />

hineitt erstrecken, anstelle <strong>der</strong> laubabwerfenden Wäl<strong>der</strong><br />

plötzlich ein Grasland mit eingestreuten kleinen Waldbc<br />

ständen o<strong>der</strong> einzelnen Bäumchen auftritt. Es handelt sich<br />

um Savanne o<strong>der</strong> auch reines Grasland. Klimatisch ist es ein<br />

Gebiet <strong>der</strong> iaubabwerfenden Wäl<strong>der</strong>. Das Gras, das heute ah<br />

Weideland dient, wird zwar regelmäßig abgebrannt, abr<br />

hier kann nicht das Feuer die primäre Ursache für die Waldlosigkeit<br />

sein, vielmehr ist es <strong>der</strong> Boden. Auf die beson<strong>der</strong>en<br />

Bodenverhältnisse in diesem Gebiet kommen wir noch<br />

zurück (s. S. 200f.).<br />

Nicht klimatisch, son<strong>der</strong>n edaphisch (Pedobiome) o<strong>der</strong><br />

durch das Relief sind noch folgende <strong>Vegetation</strong>sformationer<br />

in Venezuela bedingt: Die Mangroven, an <strong>der</strong> Meeresküste<br />

<strong>und</strong> in den Flußmündungsgebieten, die Strand- <strong>und</strong> Dü<br />

nenvegetation, die Süßwassersümpfe <strong>und</strong> die Wasserpflai;<br />

zengesellschaften sowie die Auenwäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> die <strong>Vegetation</strong><br />

trockener flachgründiger Felsböden.<br />

Die laubabwerfenden Wäl<strong>der</strong> sind in Venezuela ein extrazonales,<br />

durch den trockenen Passatwind bedingtes Vorkommen,<br />

das näher im Rahmen des ZB II besprochen wird<br />

Auch die Orobiome müssen getrennt behandelt werden<br />

da die Höhenstufen des Orobioms bestimmte Beson<strong>der</strong>heiten<br />

aufweisen.


Sehr mannigfaltig ist auch das äquatoriale gebirgige Ostafrika.<br />

Hier treten meist zwei ausgeprägte, aber kurze Regenzeiten<br />

auf.<br />

Orobiom I - tropische Gebirge mit Tageszeitenklima 153<br />

5 Orobiom 1- tropische Gebirge mit Tageszeitenklima<br />

a Waldstufe<br />

Aus den Tieflandsregenwäl<strong>der</strong>n erheben sich in vielen tropischen<br />

Gebieten Gebirge o<strong>der</strong> Vulkane. Für Mittelamerika<br />

hat Holdridge et al. (1971) mit einer sehr künstlichen,<br />

»sechseckigen" Klassifikation die <strong>Vegetation</strong>stypen (Formationen)<br />

mit <strong>der</strong> Jahresdurchschnittstemperatur, <strong>der</strong> potentiellen<br />

Jahresevaporation <strong>und</strong> dem Gesamtjahresnie<strong>der</strong>schlag<br />

in Verbindung gebracht. Höhenstufen werden mit Klimagürteln<br />

parallelisiert. Die Klimaperiodizität wird dabei<br />

nicht berücksichtigt. Eine Übertragbarkeit auf an<strong>der</strong>e Gebiete<br />

ist kaum möglich.<br />

Die Gebirge weisen oft sehr verschiedene Höhenstufen<br />

auf. Trifft <strong>der</strong> Passat auf einen Gebirgsrücken, <strong>der</strong> quer zur<br />

Windrichtung steht, so kommt es durch die Abkühlung <strong>der</strong><br />

zum Aufstieg gezwungenen Luftmassen zur Kondensation,<br />

das heißt zur Wolkenbildung <strong>und</strong> zu Steigungsregen. Da die<br />

Stärke des Passatwindes am späten Abend nachläßt, sind die<br />

Nächte <strong>und</strong> die frühen Morgenst<strong>und</strong>en klar; in <strong>der</strong> übrigen<br />

Zeit liegt die Wolkendecke in einer bestimmten Höhe, so daß<br />

diese Höhenstufe am Tage in Nebel gehüllt ist. Zu den Steigimgsregen<br />

kommt hier noch die Kondensation <strong>der</strong> Nebeltröpfchen<br />

an den Zweigen <strong>der</strong> Bäume <strong>und</strong> die fehlende<br />

Transpiration, weil die Atmosphäre wasserdampfgesättigt ist.<br />

Das extrem feuchte <strong>und</strong> infolge <strong>der</strong> Höhenlage auch<br />

kühlere Klima bedingt die Entwicklung von hygrophilen,<br />

tropischen Nehelwäl<strong>der</strong>n, die für alle den Winden ausgesetzten<br />

tropischen Gebirge bezeichnend sind. Die Höhenstulenfolge<br />

wird durch die zunehmende Nie<strong>der</strong>schlagshöhe bestimmt,<br />

während die abnehmende Temperatur sich erst ab<br />

2000 m deutlich bemerkbar macht. In N-Venezuela tritt folgende<br />

Höhenstufenabfolge auf:<br />

• Firnflächen<br />

die klimatische Schneegrenze<br />

• Kältewüste<br />

• alpine Stufe (Páramos)<br />

die Waldgrenze<br />

• hochmontane Wäl<strong>der</strong> mit viel Podocarpus<br />

• Nebelwäl<strong>der</strong><br />

• halbimmergrünc Wäl<strong>der</strong><br />

• laubabwerfende Wäl<strong>der</strong>


164 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

• Dornbusch<br />

• Kakteenhalbwüste.<br />

Der immer tropfnasse kühle Nebelwald unterscheidet sici<br />

vom heißen tropischen Regenwald durch die große Zahl de<br />

Baumfarne <strong>und</strong> die epiphytischen Moose, die von alle;<br />

Ästen herunterhängen ebenso wie durch die Hymenophy!<br />

laceen (Hautfarne), die alle Äste <strong>und</strong> Stämme bedecken. In-,<br />

häufig über <strong>der</strong> Wolkendecke befindlichen, nicht so feuch<br />

ten hochmontanen Wald herrschen mehr die epiphytischr:<br />

Flechten vor.<br />

Durch die Steigungsregen nehmen die Nie<strong>der</strong>schläge ai<br />

den Gebirgshängen, soweit sie nicht im Windschatten lieget<br />

mit <strong>der</strong> Höhe zu. Eine eventuell in den Nie<strong>der</strong>ungen aufttt<br />

tende Trockenzeit wird mit <strong>der</strong> Höhe immer kürzer o<strong>der</strong> vt:<br />

schwindet. Die montanen Wäl<strong>der</strong> sind deshalb beson<strong>der</strong>s üp<br />

pig <strong>und</strong> reich an Epiphyten, die häufig benetzt werden.<br />

Da die Hänge in den Tropen meist sehr steil sind, werde<br />

die Böden gut dräniert <strong>und</strong> die Versumpfungserscheinungc:<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>ungen fehlen. Die Äbnahme <strong>der</strong> TemperaUi:<br />

macht sich zunächst kaum bemerkbar. Schließlich wird di,<br />

W o lk e n s tu fe erreicht, an die die Nebelwäl<strong>der</strong> mit maxinia<br />

1er Feuchtigkeit geb<strong>und</strong>en sind. Sie nehmen keine bestimn;<br />

te Höhenlage ein. Je feuchter die Luft am Gebirgsfuß ist, di<br />

sto niedriger liegt die Wolkendecke; bei einem Klima mr<br />

Regenzeit <strong>und</strong> Trockenzeit ist die Lage <strong>der</strong> Wolken währen;<br />

<strong>der</strong> letzteren höher. Die Nebelwäl<strong>der</strong> können zwischen 100'<br />

<strong>und</strong> 2500 m <strong>und</strong> selbst höher auftreten <strong>und</strong> verschieden;<br />

Temperaturverhältnisse aufweisen, was floristische Untet<br />

schiede bedingt. Äuch die Höhe <strong>der</strong> Baumschicht nimmt k<br />

Gebirge aufwärts ab. Die sehr hoch gelegenen Nebelwäldt<br />

haben windgeformte, niedrige Bäume. Das gemeinsam;<br />

Merkmal aller Nebelwäl<strong>der</strong> ist jedoch <strong>der</strong> Epiphy ten reichtum.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe wird die Zahl <strong>der</strong> wärmtliebenden<br />

epiphytischen Blütenpflanzen geringer, die de<br />

Farne, Lycopodien <strong>und</strong> vor allen Dingen <strong>der</strong> Hymenophyllaceen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Moose größer. In typischen Nebelwäl<strong>der</strong>rl:<br />

hängen die Moose als lange Vorhänge an den Ästen herunter<br />

<strong>und</strong> sind mit Wassertröpfchen bedeckt, die Hymeno-|<br />

phyllaceen hüllen die Stämme <strong>und</strong> Äste mit einem grüne;<br />

Mantel zwischen den aufsteigenden Lianen ein. Sobald dk<br />

Luftfeuchtigkeit wenig unter 100 % fällt, rollen sie sich abe:<br />

zusammen. Der Boden ist oft mit einem leuchtend grüne:<br />

Teppich von Selaginella-Arten bedeckt. Äuch Baumfarne, dt<br />

ein feuchtes, kühles Klima bevorzugen, sind in Nebelwäl<br />

dem häufiger. In vielen tropischen Gebirgen ist die feuchieste<br />

Höhenstufe durch Palmen (S-Ämerika) o<strong>der</strong> dichte Ban;


usbesiände (E-Afrika) gekennzeichnet. Mit <strong>der</strong> Höhe än<strong>der</strong>n<br />

sich auch die Böden: Die roten Lehme <strong>der</strong> unteren Stufe<br />

gehen in mehr gelbliche o<strong>der</strong> braune über; zugleich bildet<br />

sich ein Mullhorizont <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tongehalt nimmt ab. Noch<br />

höher macht sich eine leichte Podsolierung bemerkbar <strong>und</strong><br />

schließlich entstehen richtige Podsole mit Rohhumus <strong>und</strong><br />

Bleichhorizont; in <strong>der</strong> perhumiden Wolkenstufe kann man<br />

Gleyböden finden.<br />

b Waldgrenze<br />

Über <strong>der</strong> Wolkenstufe (meist oberhalb 2500 bis 3000 m)<br />

nehmen die Nie<strong>der</strong>schläge rasch ab. Erstreckt sich <strong>der</strong> Wald<br />

noch höher am Hang aufwärts, so wird das Laub <strong>der</strong> Bäume<br />

kleiner <strong>und</strong> xeromorpher. In Venezuela treten Coniferen,<br />

<strong>und</strong> zwar Podocarpus-Antn auf, die keine Nadeln, son<strong>der</strong>n<br />

harte, schmale, blattförmige Gebilde besitzen. Die Moose<br />

werden durch Bartflechten abgelöst. Schließlich wird die<br />

Waldgrenze erreicht, die in eine Gebüschzone übergeht <strong>und</strong><br />

in den Tropen tiefer liegt als in den Subtropen. Aus den Anden<br />

von Venezuela wird eine Höhenlage von 3100 bis<br />

3250 m NN angegeben, aus Costa Rica 3200 bis 3300 m. Die<br />

Gebiischzone ist schmal, aber auch die Büsche werden weiter<br />

aufwärts niedriger, in Costa Rica wird dann Escallonia,<br />

Weinmannia, Myrrhodendron (strauchige Apiaceen) etc. durch<br />

Bambus {Chusquea-Arten) ersetzt. In Venezuela findet man<br />

die Gebüsche im Schutz von Felsen noch bei 3600 m.<br />

Aus <strong>der</strong> zentralen Kordillere in Costa Rica (Sra. de Talamanca,<br />

die bis auf 3800 m (am Chirripö) aufsteigt, liegen<br />

von Kappelle (1995) sehr genaue Untersuchungen <strong>der</strong> Bergvväl<strong>der</strong><br />

vor. In den meisten Fällen dominieren Eichenarten<br />

(vgl. Abb. 93) <strong>und</strong> Bambus (Chusquea), so daß eine Charakterisierung<br />

nach den dominanten Arten möglich ist. Die Artenvielfalt<br />

nimmt mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe ab, für die verholzten<br />

Arten ergibt sich dabei auch ein erheblicher Wandel<br />

in <strong>der</strong> Bedeutung, so nehmen die Rubiaceen von 2000 m<br />

mit 31 Arten auf zwei Arten in 3200 m ab (Tab. 10).<br />

Die Frage, welche Faktoren für die Baumgrenze in den<br />

Tropen ausschlaggebend sind, ist schwer zu beantworten.<br />

Die ab einer bestimmten Höhe nach oben wie<strong>der</strong> abnehmenden<br />

Nie<strong>der</strong>schläge ließen es möglich erscheinen, daß es<br />

sich um eine Trockengrenze handelt. An<strong>der</strong>erseits könnte es<br />

auch eine Frostgrenze sein, weil etwa in dieser Höhe schon<br />

Fröste auftreten können. Untersuchungen in Venezuela machen<br />

es jedoch wahrscheinlich, daß die Bodentemperatur<br />

von ausschlaggeben<strong>der</strong> Bedeutung ist, wenn auch stets bei<br />

solchen Phänomenen die verschiedensten Faktoren zusam-<br />

Orobiom I - tropische Gebirge mit Tageszeitenklima 165


166 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

Abb. 93.<br />

Schematisches Gebirgsproßl <strong>der</strong><br />

oberen Stufen mit montansubalpinem<br />

tropischem<br />

Eichenwald im Bereich des<br />

Chirripo-Nationalparks (Costa<br />

Rica) auf beiden Gebirgsflanken<br />

(nach K appelle 1995).<br />

menwirken. Das Tageszeitenklima in <strong>der</strong> äquatorialen Zor,<br />

hat zur Folge, daß die Temperaturschwankungen sehr wenL<br />

tief in den Boden eindringen. Bei beschattetem Boden istdit<br />

Temperatur in 30 cm Tiefe das ganze Jahr hindurch konstani<br />

<strong>und</strong> gleich <strong>der</strong> mittleren Jahrestemperatur <strong>der</strong> Luft, welchi.<br />

die Meteorologen auf Gr<strong>und</strong> ihrer Messungen errechnen<br />

Mit einigen Spatenstichen <strong>und</strong> einem Thermometer kaii'<br />

man somit in den Tropen an einer beliebigen Stelle in wenigen<br />

Minuten die Jahrestemperatur bestimmen. In dichte:<br />

Wäl<strong>der</strong>n ist die Temperatur schon gleich unter <strong>der</strong> Oberfläche<br />

konstant. Sie ist für das Wurzelsystem maßgebend<br />

Zwar kennen wir die Temperaturminima für das Wurzelwachstum<br />

<strong>der</strong> tropischen Bäume nicht, aber es ist bekannt<br />

daß die Enzyme, die für die in Wurzeln stattfindenden Stnllwechselprozesse<br />

maßgebend sind, bei tropischen Arten eir<br />

weit über 0 °C liegendes Temperaturminimum besitzen; tro<br />

pische Arten können sich deshalb schon bei Temperaturc:<br />

über dem Gefrierpunkt „erkäiten" <strong>und</strong> sterben langsam al<br />

Cc/'to-Keimlinge wachsen erst bei Temperaturen über 15 °f<br />

Wenn wir annehmen, daß bei den Wurzeln <strong>der</strong> Bäume an<br />

<strong>der</strong> Baumgrenze das Temperaturminimum bei 7 bis 8 °C<br />

liegt, so würde das gerade <strong>der</strong> Bodentemperatur in Venezuela<br />

an <strong>der</strong> Baumgrenze entsprechen. Letztere wird durch typische<br />

tropische Arten gebildet, holarktische Arten fehlt':<br />

vollkommen. Trifft unsere Annahme zu, so wäre damit aut'


Orobiom I - tropische Gebirge mit Tageszeitenklima 167<br />

Tab. 10. Die Pflanzenfamilien mit verholzten Arten, angeordnet nach <strong>der</strong>en<br />

Artenzahl (in Klammern angegeben), aus fünf verschiedenen Höhenlagen<br />

<strong>der</strong> montanen Eichenwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sra. de Talamanca in Costa Rica<br />

2000 m 2300 m 2600 m 2900 m 3200 m<br />

Rubiaceae (31) Lauraceae (20) Ericaceae (14) Ericaceae (9) Asteraceae (11)<br />

Lauraceae (27) Melastomata- Melastomata- Rosaceae (9) Ericaceae (9)<br />

ceae (14)<br />

ceae (114)<br />

Melastomata- Asteraceae (12) Myrsinaceae (11) Poaceae (8) Rosaceae (6)<br />

ceae (27)<br />

Aste ra cea e (15) Myrsinaceae (12) Loranthaceae(9) Asteraceae (6) Clusiaceae (5)<br />

Myrsinaceae Araliaceae (11) Poaceae (9) Clusiaceae (6) Poaceae (5)<br />

(14)<br />

Araliaceae (11) Ericaceae (11) Araliaceae (8) Cunoniaceae (6) Cunoniaceae (3)<br />

Solanaceae (11)<br />

Ericaceae (10)<br />

Rubiaceae (10)<br />

Solanaceae (10)<br />

Asteraceae (8)<br />

Lauraceae (8)<br />

Loranthaceae (6)<br />

Araliaceae (5)<br />

Scrophulariaceae<br />

(3)<br />

Clethraceae (2)<br />

Euphorbiaceae Rosaceae (9) Rosaceae (8) Lauraceae (5) Lauraceae (2)<br />

(9)<br />

Piperaceae (9) Fagaceae (6) Solanaceae (8) Myrsinaceae (5) Loranthaceae (2)<br />

Rosaceae (9) Poaceae (5) Cunoniaceae (7) Solanaceae (5) Melastomataceae<br />

(2)<br />

Loranthaceae Celastraceae (5) Rubiaceae (7) Caprifoliaceae (4) Rubiaceae (2)<br />

(7)<br />

Myrtaceae (7) Cunoniaceae (5) Aquifoliaceae (4) Aquifoliaceae (3)<br />

Poaceae (7) Loranthaceae (5) Caprifoliaceae (4) Fagaceae (3)<br />

Clusiaceae (6) Aquifoliaceae (4) Chioranthaceae<br />

(4)<br />

Melastomataceae<br />

(3)<br />

Moraceae (6) Acanthaceae (3) Fagaceae (4) Rubiaceae (3)<br />

Celastraceae (5) Caprifoliaceae (3) Myrtaceae (4) Clethraceae (2)<br />

Cyatheaceae (5) Chioranthaceae Celastraceae (3) Myrtaceae (2)<br />

Fagaceae (5) Clusiaceae (3) Clethraceae (3) Polygalaceae (2)<br />

Smilacaceae (5) Cyathaeceae (3) Clusiaceae (3) Rhamnaceae (2)<br />

Urticaceae (5) Myrtaceae (3) Loganiaceae (3) Rutaceae (2)<br />

Cunoniaceae (4) Onagraceae (3) Rutaceae (3) Scrophulariaceae<br />

Flacourtiaceae<br />

(4)<br />

Mimosaceae (4)<br />

Theaceae (4)<br />

Rhamnaceae (3)<br />

Rutaceae (3)<br />

Theaceae (3)<br />

Symplocaceae(3)<br />

(2)<br />

Symplocaceae (2)<br />

14 Familien (3)<br />

17 Familien (2)<br />

26 Familien (1)<br />

11 Familien (2) 14 Familien (2)<br />

35 Familien (1) 23 Familien (1) 25 Familien (1) 22 Familien (1)<br />

82 Familien 71 Familien 60 Familien 48 Familien 34 Familien<br />

349 Arten 226 Arten 197 Arten 125 Arten 74 Arten<br />

nach Kappelle 1995


168 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

die höhere Lage <strong>der</strong> Baumgrenze in den Subtropen erklän<br />

Dort tritt schon ein Jahresgang <strong>der</strong> Temperatur auf, so dai<br />

<strong>der</strong> Boden sich während <strong>der</strong> Sommerzeit wesentlich übrdie<br />

Jahrestemperatur erwärmt <strong>und</strong> die Baumarten diest<br />

günstige Jahreszeit, die im Tageszeitenklima fehlt, ausnutzen<br />

können.<br />

c Alpine Stufe<br />

Die alpine Stufe <strong>der</strong> feuchten Tropen wird als Páramo Ix<br />

zeichnet. Sie wird als dauernd feucht-neblig, unwirtlich im,<br />

kalt geschil<strong>der</strong>t. In den Páramos von Venezuela regnet ei<br />

während <strong>der</strong> Passatzeit (November bis März) nur sehr wc<br />

nig. Man kann im Januar eine ganze Woche mit nur wii<br />

kenlosem Himmel erleben. Die Wolkendecke liegt tiefer. Die<br />

St<strong>und</strong>enwerte <strong>der</strong> Temperatur für Tage während <strong>der</strong> Regenzeit<br />

bzw. während <strong>der</strong> Trockenzeit spiegeln die fehlendt<br />

Strahlung, bzw. die starke Strahlung (10. Februar) o<strong>der</strong> starke<br />

Ausstrahlung nachts (12. Februar) wi<strong>der</strong> (Abb. 94). Der<br />

kälteste Tag des Jahres 1967 folgte fast unmittelbar auf <strong>der</strong><br />

wärmsten. Während <strong>der</strong> Trockenzeit erwärmt sich die Lul;<br />

in 3600 m Höhe am Tage meist bis auf 10 °C, während ^<br />

nachts friert. Die Pflanzen sind natürlich viel stärkeren Es<br />

tremen ausgesetzt als das Thermometer in <strong>der</strong> Meßhütle.<br />

Aber dieser ständige Frostwechsel schadet den Pflanzer<br />

L<br />

Abb. 94.<br />

Tagesgang <strong>der</strong> Temperatur in<br />

<strong>der</strong> meteorolcgischen Hütte<br />

(Päramo-Stufe in 3600 m NN)<br />

am 26. Juni sowie 27. Juli<br />

während <strong>der</strong> Regenzeit<br />

(Schwankung nur 1,6 bzw.<br />

2.0 °C) <strong>und</strong> am 10. Februar<br />

(heißester Tag) sowie am 12. Februar<br />

(kältester Tag) während<br />

<strong>der</strong> Trockenzeit mit einer<br />

Schwankung von ¡7,0 bzw.<br />

17.5 ®Ceinem t-Maximum von<br />

14.5 <strong>und</strong> einem t-Minimum von<br />

~7.5 °C. Uhr


nicht, gerade zu dieser Jahreszeit ist die Hauptblüte. Um diese<br />

Zeit erwärmen sich auch die oberen Bodenschichten, in<br />

denen die Paramo-Plianzen wurzeln, am Tag über die Jahrestemperatur.<br />

Felsstandorte scheinen günstiger zu sein als nasse<br />

Böden. Die Jahrestemperatur wurde durch Messungen im<br />

Boden festgestellt: in 3600 m Höhe 5,0 °C (entspricht den<br />

meteorologischen Angaben), in 3950 m 3,9 °C, in 4250 m<br />

2,0 °C <strong>und</strong> im Firnschnee in 4765 m -1,5 bis -3,5 °C.<br />

Mit <strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Temperatur sind die Pflanzen gezwungen,<br />

immer flacher zu wurzeln. Damit wird die Pflanzendecke<br />

immer offener, bis schließlich eine vegetationslose<br />

Stufe unterhalb <strong>der</strong> Firn- <strong>und</strong> Schneezone entsteht. Diese<br />

Stufe <strong>der</strong> Kältewüste mit Frostschuttböden infolge ständiger<br />

Frostwechseltage ist für die tropischen Gebirge bezeichnend.<br />

In höheren Breiten (Alpen) können Pflanzen selbst in <strong>der</strong><br />

Nivalstufe (s. S. 373f.) die günstigste Jahreszeit an nicht von<br />

Schnee bedeckten Stellen zum Wachstum ausnutzen. Der<br />

Boden <strong>der</strong> Páramos ist auch während <strong>der</strong> Trockenzeit<br />

leucht, so daß die <strong>Vegetation</strong> nicht unter Trockenheit leidet<br />

<strong>und</strong> einen hygromorphen Eindruck macht. In Kolumbien<br />

wurden neben Páramos mit Trockenzeit auch dauernd nasse<br />

Böden mit Polsterpflanzen, Zwergbambus, Gräsern <strong>und</strong><br />

.Moosen untersucht.<br />

Der Florenbestand <strong>der</strong> Páramos in S-Amerika, Afrika <strong>und</strong><br />

Indonesien ist sehr verschieden <strong>und</strong> jedes Gebiet besitzt seine<br />

Beson<strong>der</strong>heiten. Auffallend ist jedoch, daß außer den<br />

dem Boden angepreßten Pflanzen auch hohe Pflanzen,<br />

meist Compositen, Vorkommen, mit einem richtigen Stamm<br />

<strong>und</strong> schopfförmig stehenden großen Blättern, die einen<br />

dicken weißen Haarfilz besitzen. In den Anden sind es Espeletien<br />

(27 Arten), in den äquatorialen afrikanischen Gebieten<br />

die Batim-Seueao-Arten (Abb. 95), in Indonesien AnapIwIis-Anen;<br />

neben <strong>der</strong> Schopfbaumform ist auch die<br />

Wollkerzenform von Lupinas <strong>und</strong> Lobelia als spezielle Lebensform<br />

zu nennen. Sehr stark behaart sind auch die vielen<br />

Helichrysum-Arten am Kilimandscharo, am Mt. Kenia o<strong>der</strong><br />

am Mt. Elgon, die bis über 4400 m hinauf Vorkommen. Daß<br />

diese Behaarung <strong>der</strong> Wärmeisolierung <strong>und</strong> damit als Schutz<br />

gegen plötzlich extreme Schwankungen <strong>der</strong> Blattemperatur<br />

dient, scheint wahrscheinlich zu sein. An Strahlungstagen<br />

hat in diesen Höhen <strong>der</strong> Durchzug einer Wolke immer einen<br />

Temperatursturz zur Folge. Die obere, meist sehr scharfe Vegeiationsgrenze<br />

liegt bei etwa 4400 bis 4600 m tmd dürfte<br />

miteiner Jahrestemperatur von etwa -i-l °C zusammenfallen.<br />

In dieser Höhenlage tritt täglich Frost auf.<br />

Beson<strong>der</strong>s merkwürdig ist jedoch, daß in den Anden Ve-<br />

Orobiom I - tropische Gebirge mit Tageszeitenklima 169


170 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

A b b . 95.<br />

Senecio keniodendron im Teleki-<br />

Tal am Mt. Kenya (4200 m NN)<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

nczuclas mitten in <strong>der</strong> alpinen Stufe in einer Höhe von euii<br />

4200 m, also bei einer Jahrestemperatur von 2 °C, kleir<br />

Baumbestände <strong>der</strong> Rosacee Polylepis auftreten. Sie sind sir'<br />

an steile Blockhalden in Ost- o<strong>der</strong> Westexposition gehu'<br />

den, die vor- bzw. nachmittags von <strong>der</strong> Sonne bestrahil wer<br />

den. Die Wurzeltiefe von Polylepis kann f,5 m erreichen.!)»<br />

Erklärung für dieses Auftreten von Bäumen 1000 in übe<br />

<strong>der</strong> Waldgrenze ist, daß Blockhalden beson<strong>der</strong>s giinsiif<br />

Temperaturverhältnisse aufweisen. Bei Einstrahlung ftwärmt<br />

sich die bodennahe Luftschicht über <strong>der</strong> Blockhalc<br />

sehr stark; die kalte Luft in <strong>der</strong> Blockhalde ist spezilis<br />

schwerer <strong>und</strong> dürfte im unteren Teil <strong>der</strong> Blockhalde herauv<br />

fließen, wodurch die warme Luft im oberen Teil herdna<br />

saugt werden müßte. Für diese Erklärung spricht die Tat«<br />

che, daß <strong>der</strong> untere Teil <strong>der</strong> Blockhalde nicht bewaldet uf<br />

oft ganz kahl ist. Genaue Temperaturmessungen an Blivt<br />

halden mexikanischer Gebirge haben das gleiche Phänomr<br />

gezeigt, ln Ecuador treten Polylepis-'Wä\dc\\en oberhalb de<br />

Waldgrenze häufig in Muldenlagen an Berghängen aul.


Etwas weniger humid ist die HöhensUd'enfolge bei den<br />

,i!:ikanischen Vulkanen (Mt. Elgon, Mt. Kenya, Kilimandviiaro).<br />

die sich aus einer Feuchtsavannenzone erheben. Die<br />

" deniemperatur an <strong>der</strong> Waldgrenze (mit Hagenia-, Podocar-<br />

-:,'-Anen) ist ähnlich wie in Venezuela. Vergleichbar zu den<br />

-.■.'..'rgis-Wäldchen Südamerikas gibt es hier einzelne, isolierte<br />

h(x:hreichende Hagenia-Uamc. Auch Hagenia ist eine Rosa-<br />

In <strong>der</strong> unteren alpinen Siul'e spielt Erica arbórea eine<br />

Ciiilse Rolle, darüber Schopl'baum-Senedoneen (Abb. 95)<br />

ind Kerzen-Lobelien. Eingestreut liegen aber auch Moore<br />

■nit staunassen Böden, auf denen Cyperaceen, Alchemilla-Aricp,<br />

Gentianaceen <strong>und</strong> <strong>der</strong> südhemisphärisch verbreitete<br />

.i'vidiche Huperzia saururus (Lycopodiaceae) Vorkommen.<br />

Die Biogeozöne des Zonobioms I als Ökosysteme 171<br />

6 Die Biogeozöne des Zonobioms I als Ökosysteme<br />

Per tropische immergrüne Regenwald gehört zu den komplizienesten<br />

Pflanzengemeinschaften. Die einzelnen Biogeo-<br />

.•■me sind noch weitgehend unbekannt, wahrscheinlich las-<br />

-zn sich viele überhaupt nicht plausibel abgrenzen, ln den<br />

eingehend untersuchten Wäl<strong>der</strong>n NE-Auslraliens ergaben<br />

I8 Bestandsaufnahmen 818 Arten über 45 cm Höhe; davon<br />

»aren 269 Bäume. Der Computer zeigte, daß die 18 Aufthmen<br />

zu sechs floristischen Gruppen gehörten mit je drei<br />

.Aulnahmen. Die Gruppen sind auf klimatische Unterschiede<br />

unickzuführen, doch spielen Wasserverhältnisse, <strong>der</strong> Nährsti’ligehalt<br />

<strong>der</strong> Böden <strong>und</strong> die Höhenlage ebenfalls eine Rol-<br />

\ Bei weiteren 70 Aufnahmen, die über 20 Breitengrade<br />

verstreut waren, wurden nur 24 Lebensform- <strong>und</strong> Strukturmerkmale<br />

berücksichtigt. Computerauswertungen ergaben<br />

eine bereits vorher bekannte Einteilung nach geographischen<br />

Regionen <strong>und</strong> Kombinationen, die sich ganz<br />

^ intinuierlich än<strong>der</strong>n.<br />

Die Schwierigkeit <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung in Ökosysteme ist somit<br />

auKerordentlich groß. Die Üppigkeit <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>und</strong> ihre<br />

she Biodiversität verführt dazu, eine sehr große primäre<br />

Produktion anzunehmen. Die ersten Schätzungen lagen bei<br />

iOOt-ha“' -a"' (TG), waren aber viel zu hoch gegriffen. Man<br />

muB bedenken, daß die Phytomasse im tropischen Urwald<br />

' ch durch einen sehr großen Wassergehalt auszeichnet (bei<br />

krautigen Teilen 75 bis 90 %). Die grünen Blätter können<br />

war das ganze Jahr hindurch COj assimilieren, doch sind<br />

Atmungsverluste nachts infolge <strong>der</strong> hohen Temperatur<br />

TMin<strong>der</strong>s groß. Die Phytomasse an Holz <strong>und</strong> Blättern ist im<br />

tropischen Wald zwei- bis dreimal höher, die Kosten diese<br />

Mawe zu erhallen, die Almungsverluste, sind aber im Holz


172 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaides<br />

viermal, in den Blättern sechsmal höher. Tropenwäl<strong>der</strong> sind<br />

bei den hohen Temperaturen zu stärkeren Stoffwechselum-<br />

Sätzen gezwungen, daher kann auch relativ weniger in die<br />

Produktion von Holz investiert werden.<br />

Von sehr großer Bedeutung lür die Stoflproduktion eines<br />

Biogeozöns ist <strong>der</strong> Blattflächenindex (BFI), das heißt das Verhältnis<br />

<strong>der</strong> gesamten Blattlläche eines Bestandes zu <strong>der</strong> vom<br />

Bestand bedeckten Bodenoberlläche. Er war sehr niedrig an<br />

<strong>der</strong> Elfenbeinküste. Doch kann diese Versuchsparzelle nichi<br />

als repräsentativ gelten. Die Bruttoproduktion ist zwar sehr<br />

hoch; aber durch die Atmung gehen 75 % <strong>der</strong> produzierten<br />

organischen Substanz wie<strong>der</strong> verloren, beim mitteleuropäischen<br />

Buchenwald nur 43 % <strong>der</strong> Bruttoproduktion.<br />

Wir verstehen es deshalb, daß die NPP des tropischen Urwaldes<br />

in diesem Falle nicht höher war als die eines gut bewirtschafteten<br />

Buchenwaldes in Mitteleuropa:<br />

Tropischer Urwald<br />

Buchenwald<br />

13.4 t-h a-‘<br />

13.5 t-ha-‘<br />

^ Tropenwäl<strong>der</strong> haben<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> dauernd hohen<br />

Temperaturen hohe<br />

Umsatzraten. Die sehr<br />

hohe Produktivität wird<br />

durch beson<strong>der</strong>s hohe Atmungsverluste<br />

kompensiert.<br />

Die Holzerträge bei den Forstplantagen in den Tropen erreichen<br />

13t- ha”'. Sie sind nur etwa doppelt so hoch wie bei einem<br />

guten europäischen Buchenwald, was auch auf die<br />

doppelt so lange <strong>Vegetation</strong>szeit zurückzuführen ist.<br />

Ein in Thailand untersuchter Wald bei 2700 mm Regen<br />

<strong>und</strong> einer Jahrestemperatur von 27,2 °C besitzt eine oberirdische<br />

Phytomasse von 325 t-h a”‘, was einer gesamten<br />

Phytomasse von 360 t • ha“' entsprechen dürfte. Sie nahm in<br />

den drei Beobachtungsjahren noch um 5,3 t-h a“' pro Jahr<br />

zu. Es betrugen: BFI = 12,3, Bruttoproduktion = 124 t-ha”',<br />

Atmungsverlust 95 t-ha (= 76 %), somit NPP r<strong>und</strong> 30 t-ha<br />

im Jahr.<br />

Man muß bei Urwäl<strong>der</strong>n drei Phasen unterscheiden, die<br />

ein Kleinmosaik bilden: Eine Jugendphase mit Bestandsverjüngung<br />

<strong>und</strong> positivem Phytomassezuwachs, eine Optimalphase<br />

mit maximaler Phytomasse, die unverän<strong>der</strong>t bleibt,<br />

<strong>und</strong> eine Alterungsphase mit abnehmen<strong>der</strong> Phytomasse.<br />

Der Bestand an <strong>der</strong> Elfenbeinküste war wohl eine lichte Jugendphase.<br />

Aber alle drei Phasen treten normalerweise als<br />

Mosaik gemischt auf.<br />

Man kann nach den vorliegenden Daten für die Optimalphase<br />

eines üppigen troitischen Regenwaldes folgende Angaben<br />

machen:<br />

Gesamte Phytomasse 350 bis 450 t-h a”' <strong>und</strong> bei einem<br />

Blattflächenindex von 12 bis 15 eine Bruttoproduktion von<br />

120 bis 150t- ha”' im Jahr, was einer NPP von 30 bis 35 t - ha '


entsprechen würde, wobei 10 bis 12 t ha“*auf den Streufall<br />

kämen.<br />

Die Bodenatmung entspricht etwa <strong>der</strong> Streumenge, doch<br />

dürfte ein großer Teil <strong>der</strong> NPP bereits über dem Boden mineralisiert<br />

werden (stehende tote Bäume, Epiphyten).<br />

Durch die Streu erhält <strong>der</strong> Boden im Amazonasgebiet jährlich<br />

106 kg-ha"' an Stickstoff zurück, aber nur 2,2 kg - ha”‘<br />

an Phosphor. Die Verarmung <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>ärwäl<strong>der</strong> dürfte<br />

hauptsächlich ein Phosphorproblem sein, zumal P im Boden<br />

rasch an Fe <strong>und</strong> Al geb<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> dann nicht mehr für<br />

die Pflanzen verfügbar ist. Stickstoff wird bei den häufigen<br />

starken Gewittern auch aus <strong>der</strong> Atmosphäre zugeführt.<br />

7 Tierwelt <strong>und</strong> Nahrungsketten im Zonobiom 1<br />

Dazu können hier nur ganz wenige Bemerkungen angeführt<br />

werden. Die organismische Vielfalt <strong>und</strong> die Kenntnislücken<br />

sind zu groß. Die Vernetzung <strong>der</strong> Organismen ist im tropischen<br />

Regenwald sehr eng, auf die dadurch bedingte Sensibilität<br />

gegenüber Eingriffen wurde schon hingewiesen (s.<br />

S. 31).<br />

Für die Tierwelt ist wie auch für viele Pflanzen bezeichnend,<br />

daß <strong>der</strong> Kronenraum ein wichtiger Aktionsraum ist.<br />

Über die Hälfte <strong>der</strong> Säugetiere lebt in den Baumkronen <strong>und</strong><br />

besitzt einen Greifschwanz; sehr groß ist die Zahl <strong>der</strong> Vögel,<br />

wie<strong>der</strong>um mit einem Aktivitätsschwerpunkt im Kronenraum,<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Arten ist bislang nur grob abschätzbar<br />

<strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e die Zahl <strong>der</strong> Wirbellosen über <strong>und</strong> unter<br />

<strong>der</strong> Erde ist bislang eigentlich unbekannt, ebenso wie die<br />

lunktionalen Beziehungen. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für<br />

ökosystemare Prozesse sind die Termiten <strong>und</strong> Ameisen, sie<br />

setzen doch einiges an Biomasse um, aber ihre Zoomasse ist,<br />

trotz ihrer Vielfalt, nicht groß.<br />

Typische Tiere <strong>der</strong> Baumkronen sind in <strong>der</strong> Neotropis die<br />

Faultiere (Cholopus, Bradypus), <strong>der</strong>en Lebensweise eingehend<br />

untersucht wurde (M ontgomery et al. 1975). Die gesamte<br />

Zoomasse <strong>der</strong> Tiere war 23 kg-ha~', die jährlich gefressene<br />

Blattmasse 53 kg-ha“', dies entspricht 0,63 % <strong>der</strong> Blattprodiiktion.<br />

Die Exkremente verwesen langsam <strong>und</strong> stellen<br />

eine Nährstoffreserve im Boden dar.<br />

Die Blattschnei<strong>der</strong>ameisen (Atta) üben durch selektiven<br />

Befall einen beson<strong>der</strong>s starken Einfluß aus (HAtNES 1975). Sie<br />

vergrößern den Lichtgenuß im Bestand bis zu 7 %. Ihr Material<br />

von Baumarten des Sek<strong>und</strong>ärwaldes schleppen sie bis<br />

180 m zum unterirdischen Nest mit einem Durchmesser von<br />

10 m, in dem sie Pilzgärten auf den geschnittenen Blättern<br />

Tierwelt <strong>und</strong> Nahrungsketten im Zonobiom I 173


174 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

anlegen. Die geschnittene Blattfläche kann 4000 erreichen.<br />

Die Pilze liefern den Ameisen die Nahrung. Es sind als.-<br />

perfekte Staaten mit „mikrobiologischer Landwirtschaft".<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Ameisenarten, die auf einem Baum leben,<br />

übertrifft nicht selten die Zahl aller Ameisenarten in einem<br />

Land <strong>der</strong> gemäßigten Breiten Mitteleuropas.<br />

8 Der Mensch im Zonobiom I<br />

Der tropische Regenwald auf armen Böden ist siedlungsfeindlich<br />

<strong>und</strong> wird meist von Menschen gemieden. Er ist ol:<br />

das Refugium von urtümlichen Stämmen. In Afrika sind<br />

die Pygmäen, in Lateinamerika die ursprünglichen Indianerstämme.<br />

Auch in Südostasien leben noch Reste <strong>der</strong> Ureinwohner.<br />

Im Gegensatz dazu sind die früheren Urwaldgebicte<br />

auf nährstoffreichen, jungen vulkanischen Böden heute<br />

dicht besiedeltes Kulturland (Java, Mittelamerika <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e).<br />

Nur dort ist eine einigermaßen nachhaltige Landwinschaft<br />

möglich. Auf allen ärmeren Böden führt die Rodung<br />

zu katastrophalen Nährstoffverlusten. Die „ökologische" Benachteiligung<br />

<strong>der</strong> Tropen (W eischet 1980) kommt hierbei<br />

beson<strong>der</strong>s deutlich zum Ausdruck. Gerodete Flächen sind<br />

nach wenigen Jahren wertlos <strong>und</strong> fallen <strong>der</strong> Erosion zum<br />

Opfer o<strong>der</strong> bedecken sich mit wertlosen Gleichenia- o<strong>der</strong> Impcrato-Dickichten.<br />

Dabei gibt es heute gute Gründe, den wirtschaftlichen<br />

Wert tropischer Regenwäl<strong>der</strong> realistisch abzuschätzen. Auch<br />

Tab. 11. Holzwert vermarktungsfähiger Stämme pro<br />

Hektar auf einer Versuchsfläche in Amazonien<br />

(Regenwald von Misana am Rio Nanay in<br />

Peru) bei irreversibler einmaliger Abhoizung<br />

<strong>und</strong> gegenübergestellt <strong>der</strong> jährliche Ertrag<br />

<strong>und</strong> Marktwert von Früchten, Rohgu nmi,<br />

Harzen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er laufend nutzbarer Produkte<br />

pro Jahr<br />

Einmaliger laufende Nt<br />

Holzwert (pro Jahr!)<br />

Anzahl an Arten 27 12<br />

Holzvolumen (m^) 94 -<br />

Holzwert ($) 1001 -<br />

kg Rohprodukte - 160<br />

Anzahl Früchte - 5500<br />

Marktwert ($) - 698<br />

Peters et al. 1989, Reichholf 1990


Der Mensch im Zonobiom I 175<br />

ohne die völlig unschätzbaren genetischen<br />

Ressourcen einer unglaublichen,<br />

bis heute noch nicht klar erkannten Biodiversität<br />

ist <strong>der</strong> tropische Regenwald<br />

stets viel mehr wert als das darauf stehende<br />

Holz, wie die simple Rechnung in<br />

Tab. 11 zeigt.<br />

Welch unglaublicher Raubbau die Abholzung<br />

darstellt, wird aus diesen Zahlen<br />

deutlich. Dabei ist <strong>der</strong> Verlust an Artenvielfalt<br />

nicht berechenbar, die gewaltige<br />

Fülle an möglichen, vielleicht nutzbaren<br />

sek<strong>und</strong>ären Inhaltsstoffen in solchen<br />

Rechnungen unberücksichtigt.<br />

Die Entwaldung hat die letzten Jahrzehnte<br />

eine unglaubliche Beschleunigung<br />

erfahren. Als Beispiel soll Costa Rica angeführt<br />

werden. Dort stehen zwar heute<br />

2f % <strong>der</strong> Landesffäche unter Schutz (Nationalparks,<br />

Reservate etc.), doch ist <strong>der</strong><br />

Druck auf diese Flächen groß, da kaum<br />

sonst noch Wald mit größeren Holzvorräten<br />

verfügbar ist. Die Waldfläche hat dort<br />

in wenigen Jahrzehnten erschreckend abgenommen<br />

(vgl. Abb. 96). In <strong>der</strong> Dominikanischen Republik<br />

auf Hispaniola ist die Primärwaldfläche in einem halben<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert von über 70 % auf weniger als 6 % gefallen, in<br />

Haiti ist alles abgeholzt.<br />

Die Prognosen für den Erhalt <strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> lassen<br />

Schlimmes befürchten. Von den heute noch bestehenden<br />

etwa sechs Millionen Quadratkilometer an feuchten Tropenwäl<strong>der</strong>n<br />

sind nach heutiger Entwaldungsrate im Jahre 2040<br />

alle abgeholzt, nach an<strong>der</strong>en Prognosen tritt dieser katastrophale<br />

Zustand bereits 2025 ein, da aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Überbevölkerung<br />

<strong>und</strong> Verarmung die Entwaldungsrate noch steigen<br />

wird (s. Abb. 97).<br />

Dies ist nicht nur ein regionales o<strong>der</strong> nationales Problem,<br />

son<strong>der</strong>n ein globales. Auch wenn in den USA o<strong>der</strong> in Mitteleuropa<br />

ebenfalls fast alfe Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Prärien vernichtet sind<br />

<strong>und</strong> durch eintönige Forste o<strong>der</strong> Maisäcker ersetzt sind, so<br />

ist dort die Ausstattung <strong>der</strong> Landschaften <strong>und</strong> das Klima so<br />

günstig, daß man eine leistungsfähige Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />

aufbauen kann <strong>und</strong> auf eine weitgehend nachhaltige<br />

Nutzung hoffen kann.<br />

fn den ökofogisch benachteiligten Tropen sieht dies völlig<br />

an<strong>der</strong>s aus.<br />

A b b . 96.<br />

Die Entwaldung Costa Ricas in<br />

den letzten Jahrzehnten (nach<br />

E llenberg & B e r g e m a n n 1990).


m<br />

176 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

Abb. 97.<br />

Der tropische Regenwald verliert<br />

ständig an Fläche. Die Gerade<br />

zeigt die Prognose bei konstanter<br />

Abholzung, also bei jährlich<br />

gleichbleiben<strong>der</strong> Rodimgsfläche<br />

ab 1990. Die beiden an<strong>der</strong>en<br />

Kurven beruhen auf Hochrechnungen<br />

verschiedener Organisationen<br />

<strong>und</strong> berücksichtigen den<br />

noch ansteigenden Bedarf<br />

LIN = lineare Abnahme,<br />

FOE = Friends of the Earth,<br />

WRI = World Resources Institute<br />

(nach T e r b o r g h 1991).<br />

Regenwaldfläohe in Mio. km^<br />

\\<br />

1<br />

FOE<br />

... \A RI<br />

1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />

Jahr<br />

^ Die enge Kopplung<br />

mit dem <strong>globalen</strong><br />

Kreislauf, die einmalige,<br />

unglaublich hohe Biodiversität<br />

mit ihren entsprechenden<br />

unersetzlichen<br />

genetischen Resourcen,<br />

die sensiblen Böden, die<br />

irreversible Schädigung<br />

<strong>der</strong> Landschaften bei Abholzung<br />

machen eine sofortige,<br />

globale Anstrengung<br />

zur Rettung <strong>der</strong><br />

Regenwäl<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Heute brennen jede Nacht Tausende von Feuern. Noch<br />

hemmt <strong>der</strong> Qualm den Treibhauseffekt. Die Brandrodung<br />

darf so nicht weilergehen. Natürliche Brände kommen ira<br />

ZB I in den Regenwäl<strong>der</strong>n fast nicht vor.<br />

9 Zonoökoton l/ll - Halbimmergrüner Wald<br />

Das Zonoökoton zwischen dem ZB I mit dem immergrünen<br />

Regenwald <strong>und</strong> dem ZB II des tropischen Sommerregengebiets<br />

mit laubabwerfenden Wäl<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> halbimmergrüne<br />

tropische Regenwald, also eine Übergangszone mit diffuser<br />

Mischung <strong>der</strong> beiden <strong>Vegetation</strong>stypen.<br />

Kleinräumig ist dies auch lokal als <strong>Vegetation</strong>smosaik<br />

ausgebildet, manchmal ein Fleckenteppich <strong>der</strong> verschiedensten<br />

<strong>Vegetation</strong>stypen, modifiziert je nach Gr<strong>und</strong>wasser, Bodenstruktur,<br />

Wasser- <strong>und</strong> Nährstoffverfügbarkeit. Auf sehr<br />

armen Sandböden in Venezuela <strong>und</strong> Guayana wächst als Pedobiom<br />

<strong>der</strong> periodisch überflutete Igapo-Wald in Flußnälie.<br />

Höher auf Sandauflagen folgt die Caatinga, die bei mächtigen<br />

Sandauflagen zur niedrigen Caatinga o<strong>der</strong> gar zur kümmerlichen<br />

Bana wird, obwohl die Nie<strong>der</strong>schläge hoch sind<br />

(3300 mm). Der Sandboden weist aber keinerlei Nährstoffe


auf <strong>und</strong> das Wasserspeichervermögen während <strong>der</strong> Trockenzeit<br />

ist sehr gering ist. Großräumiger betrachtet kann man<br />

bei abnehmendem Jahresnie<strong>der</strong>schlag <strong>und</strong> bei einer zunehmenden<br />

Dauer <strong>der</strong> Trockenzeit in Venezuela folgende Reihe<br />

erkennen: immergrüner Regenwald - halbimmergrüner<br />

Wald - laubabwerfen<strong>der</strong> Wald.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> äquatorialen Klimazone ist diese Reihe selten<br />

zu beobachten, da eine solche Abstufung <strong>der</strong> Regenmengen<br />

wie in Venezuela eine Ausnahme bildet. Diese Reihe läßt<br />

sich jedoch allgemein beobachten, wenn man sich vom<br />

Äquator zu den Wendekreisen hin bewegt; denn wir gelangen<br />

dabei immer mehr in die tropische Klimazone <strong>der</strong> zenitalen<br />

Sommerregen, wobei die absolute Regenmenge<br />

ständig abnimmt, die Regenzeit sich verkürzt, die Trockenzeit<br />

sich verlängert. Der Unterschied gegenüber Venezuela<br />

ist, daß dabei <strong>der</strong> Jahresgang <strong>der</strong> Temperatur allmählich erkennbar<br />

<strong>und</strong> immer ausgeprägter wird, wobei die Trockenzeit<br />

die kühle Jahreszeit ist. Da letztere jedoch für die <strong>Vegetation</strong><br />

eine Ruhezeit bedeutet, spielen Temperaturunterschiede<br />

für die <strong>Vegetation</strong> keine wesentliche Rolle.<br />

Zonoökoton l/ll - Halbimmergrüner Wald 177<br />

Abb. 98.<br />

Klimaäiagramme von indischen<br />

Stationen im Gebiet des immergrünen,<br />

des halbimmergrünen,<br />

des feuchten <strong>und</strong> des trockenen<br />

Monsunwaldes.


178 Zonobiom des immergrünen tropischen Regenwaldes<br />

]<br />

Abb. 99.<br />

Die Beziehungen zwischen <strong>der</strong><br />

Waldvegetation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schlagshöhe<br />

(Ordinate) sowie<br />

<strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Dürrezeit in<br />

Monaten (Abszisse) in Indien.<br />

I immergrüner <strong>und</strong> II halbimmergrüner<br />

tropischer Regenwald.<br />

III Monsunwald<br />

(A feuchter, B trockener),<br />

IV Savanne (Dornbuschwald).<br />

V Wüste (nach Waijhr, aus<br />

einer Arbeit im Auftrag <strong>der</strong><br />

UNESCO).<br />

Es wurde bereits erwähnt, daß sich im sehr feuchten tropj.<br />

sehen Gebiet beim Auftreten einer kurzen Trockenzeit dir<br />

endogene Rhythmik <strong>der</strong> Baumarten an die Klimarhythmi.<br />

anpaßt. Der allgemeine Charakter des Waldes än<strong>der</strong>t skr<br />

zwar nicht, aber viele Baumarten verlieren die Blätter euv.<br />

zur gleichen Zeit, bzw. treiben <strong>und</strong> blühen gleichzeitig. Di,<br />

<strong>Vegetation</strong> weist dadurch eine deutlich synchronisierte jahreszeitliche<br />

Aspektfolge auf {Saisonregenwald).<br />

Nimmt die Dauer <strong>der</strong> Trockenzeit weiter zu, dann änden<br />

sich <strong>der</strong> Waldtypus; Die oberste Baumschicht wird von laubwerfenden<br />

Baumarten gebildet; in S-Amerika sind es di,<br />

großen, dickstämmigen Bombacaceen <strong>und</strong> schönblühen<strong>der</strong><br />

Erythrina-Anen, während die unteren Schichten noch immergrün<br />

bleiben. Wir sprechen deshalb vom halbimmergriinen<br />

tropischen Wald.<br />

Verringern sich die Nie<strong>der</strong>schläge <strong>und</strong> verlängert sich die<br />

Trockenzeit noch mehr, dann werfen alle Baumarten die<br />

Blätter ab, so daß <strong>der</strong> Wald kürzere o<strong>der</strong> längere Zeit kahl k,<br />

das heißt es handelt sich um feuchte, bzw. trockene laubwetlende<br />

sommergrüne, tropische Wäl<strong>der</strong>. Dieser scharfe Übirgang<br />

ist vom zentralen Costa Rica zum Nordwesten (Guanacaste)<br />

hin in einer sehr kurzen Entfernun;<br />

verwirklicht.<br />

Die Klimadiagramme für entsprechende<br />

Waldtypen in Indien, wo im Bereich <strong>der</strong> Monsunnie<strong>der</strong>schläge<br />

im Sommer dieser Übergang<br />

sich beson<strong>der</strong>s gut beobachten läßt, zeif<br />

Abb. 98 (s. S. 177).<br />

Es erhebt sich dabei die Frage, was dit<br />

Struktur des Waldes bestimmt, die Höhe de:<br />

Nie<strong>der</strong>schläge o<strong>der</strong> die Dauer <strong>der</strong> Trockenzeii<br />

Das Diagramm Abb. 99 zeigt, daß beides ökologisch<br />

von Bedeutung ist. Man darf nicht ei<br />

nen <strong>der</strong> beiden Faktoren allein berücksichii<br />

gen. Aus dem Verlauf <strong>der</strong> Grenzlinier.i<br />

(Steigung) sieht man, daß bei den feuchterI<br />

Waldtypen die Dauer <strong>der</strong> Dürrezeit wichtige<br />

ist, bei den trockenen Typen dagegen dk<br />

Regenmenge.<br />

In Afrika ist die erwähnte Reihe nicht'<br />

deutlich zu beobachten. Durch die stärkere|<br />

Besiedlung <strong>und</strong> die Ausübung des Wandet<br />

ackerbaus (shifting cullivation) ist gerade di<br />

Gebiet <strong>der</strong> halbimmergrünen Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> de |<br />

feuchten laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> weitgehen;;<br />

gerodet worden. Diese Wäl<strong>der</strong> lassen siej


leichter roden als die Regenwäl<strong>der</strong>, weil man sie auch früher<br />

schon während <strong>der</strong> Trockenzeit abbrennen konnte; die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

sind aber noch so hoch, daß man beim Ackerbau<br />

jährlich mit einer Ernte rechnen kann.<br />

Zonoökoton l/ll - Halbimmergrüner Wald 179<br />

FRAGEN;<br />

1 Warum sind tropische Ökosysteme empfindlicher als solche in<br />

gemäßigten Breiten?<br />

2 Wie kann man Diversität definieren?<br />

3 Wie unterscheiden sich tropische <strong>und</strong> gemäßigte Ökosysteme<br />

hinsichtlich ihrer Strukturen <strong>und</strong> Prozesse?<br />

4 Gibt es am Äquator Wüsten?<br />

5 Was bedingt die Wald- <strong>und</strong> Schneegrenze in tropischen Gebirgen?<br />

6 Warum sind die Bodentemperaturen (in 50 cm Tiefe) in tropischen<br />

Gebirgen konstant?<br />

7 Warum wird die konkurrenzstärkste Art unter natürlichen<br />

Bedingungen nicht dominant?<br />

8 Wie transportieren Pflanzen bei hoher Luftfeuchtigkeit Nährstoffe<br />

in <strong>der</strong> Sproßachse nach oben?<br />

9 Welche funktionalen Vernetzungen stabilisieren das ökologische<br />

Gleichgewicht im tropischen Regenwald?<br />

10 Welche Rolle spielt <strong>der</strong> Boden im tropischen Regenwald?<br />

¡1 Ein Baum wird von Kolibris bestäubt, die Früchte werden<br />

von Fle<strong>der</strong>mäusen verbreitet <strong>und</strong> die Wurzeln nehmen Nährstoffe<br />

über die Mycorrhiza auf. Welche dieser biologischen Interaktionen<br />

ist für den Baum die wichtigste?<br />

17 Wie vollzieht sich <strong>der</strong> Übergang des Klimas <strong>und</strong> <strong>der</strong> Waldtypen<br />

vom Äquator zu den Wendekreisen?


II Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw.<br />

laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

(ZB des humido-ariden tro<br />

pischen Sommerregengebietes)<br />

1 Allgemeines<br />

Das tropische Zonobiom II weist bereits einen deutlicht:<br />

Jahresgang <strong>der</strong> Temperatur auf, wobei in <strong>der</strong> warmen, mri;;<br />

perhumiden Jahreszeit starke zenitale Regen fallen, während<br />

die kühlere Jahreszeit arid ist. Aber wie ZB I ist auc:<br />

ZB II im Tiefland frostfrei.<br />

In Amerika nimmt dieses Zonobiom klimatisch eim<br />

große Fläche südlich vom Amazonasbecken ein, dazu klc!<br />

nere Flächen bis über den 20. Breitengrad hinaus in Mitte'<br />

amerika <strong>und</strong> extrazonale in Venezuela. In Afrika bedeckt da-<br />

ZB II zu beiden Seiten des Äquators riesige Flächen. Auf de:<br />

Südhalbkugel, auf <strong>der</strong> Hochfläche vom Sambesi werden i,<br />

kalten Jahren zum Teil starke Frostschäden beobachte:<br />

durch die die Verbreitung nach Süden begrenzt wird. D:<br />

kalte Hochebene um Johannesburg ist schon vorwiegeit<br />

ein Grasland. In Asien sind Indien <strong>und</strong> SE-Asien die Haup:<br />

Verbreitungsgebiete, während es sich in Australien auf dt<br />

nördlichsten Teil beschränkt (vgl. Abb. 65 bis 70). Dem Iv.<br />

dro-ariden Klima des ZB II entsprechen auf den Euklimat<br />

pen die zonalen Böden. Diese speichern während <strong>der</strong> Ri<br />

genzeit so viel Wasser, daß sie in <strong>der</strong> Dürrezeit nicht gar<br />

austrocknen. Das ist eine Voraussetzung für das Wachstii:<br />

<strong>der</strong> zonalen laubabwerfenden Wäl<strong>der</strong>, die zwar in <strong>der</strong> Di.<br />

rezeit durch den Abwurf des Laubes die Transpirationsverli<br />

ste stark herabsetzen, aber auch während <strong>der</strong> Dürrezeit c;<br />

gewisse Wassermenge aus dem Boden aufnehmen müsst:


Denn selbst die blattlosen Zweige <strong>und</strong> Äste verlieren doch<br />

noch so viel Wasser, daß die im Stamm gespeicherten Wassermengen<br />

nicht für die ganze Dürrezeit ausreichen.<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit des ZB II ist, daß die zonale Waldvegetation<br />

vielerorts fehlt <strong>und</strong> durch den <strong>Vegetation</strong>styp <strong>der</strong> Savannen<br />

ersetzt wird. Die Ursachen dafür sind verschiedener<br />

Art (s. S. 188f.). Eine beson<strong>der</strong>s wichtige ist jedoch das<br />

Vorhandensein von wasser<strong>und</strong>urchlässigen Staukörpern<br />

(Lateritkrusten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) im Boden in verschiedener Tiefenlage.<br />

Ihre Anwesenheit ist zwar bekannt, doch ihre<br />

außerordentlich weite Verbreitung wurde erst von T i n l e y<br />

|1982) auf einem 200 km langen Profil durch sehr genaue<br />

Bodenprofiluntersuchungen in Ostafrika nachgewiesen. Er<br />

stellte die Lage <strong>der</strong> Stauschichten in 7 m tiefen Gruben fest.<br />

Diese wasser<strong>und</strong>urchlässigen Krusten verän<strong>der</strong>n die Wasserbilanz<br />

des Bodens so stark, daß die Ausbildung <strong>der</strong> zonalen<br />

Waldvegetation verhin<strong>der</strong>t wird (Abb. 100). Die Savannen<br />

<strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong> sind meist nicht klimatisch, son<strong>der</strong>n<br />

edaphisch, das heißt durch den Boden bedingt <strong>und</strong> somit<br />

großenteils als Pedobiome zu betrachten.<br />

Die Lateritisierung erfolgt einerseits durch langsame Lösung<br />

<strong>der</strong> Kieselsäure, durch Anhäufung <strong>und</strong> Verbackung<br />

,on r<strong>und</strong>en Pisolithknollen, die oft weitgehend aus Alumi-<br />

Allgemeines 181<br />

_ Das Zonobiom II, das<br />

humido-aride tropische<br />

Zonobiom, ist gekennzeichnet<br />

durch den scharfen<br />

Wechsel von Regen<strong>und</strong><br />

Trockenzeit, Bei kurzer<br />

Trockenzeit treten<br />

iaubwerfende Wäl<strong>der</strong> oft<br />

flächendeckend auf, bei<br />

längerer Trockenzeit<br />

überwiegen Graslän<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Dornsavannen, oft<br />

modifiziert durch spezielle<br />

Bodenverhältnisse.<br />

Trockenwald<br />

Savanne _ Savanne<br />

Savanne<br />

Wald<br />

Mopane-Savanne<br />

■ A A<br />

Savanne<br />

Gehölz<br />

Buschsavanne<br />

Savannenwald<br />

Abb. 100 A-D.<br />

<strong>Vegetation</strong> in Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Stauschicht<br />

(= schwarze Striche) im Boden,<br />

dunkelgrau = wassergesättigter<br />

Boden über Stauschicht.<br />

T = Termitenhaufen, R = Röhricht.<br />

Nähere Erläuterung im<br />

Text (nach T i n l e y aus<br />

W a l t e r / B r e c k l e 1991).


L,<br />

182 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong> Zonale <strong>Vegetation</strong> 183<br />

Abb. 101.<br />

Schema <strong>der</strong> einzelnen Stadien<br />

<strong>und</strong> Prozesse <strong>der</strong> Lateritisierung<br />

im wechsel-feuchten Savannenklima<br />

durch Auslaugungsprozesse<br />

<strong>und</strong> Bildung einer<br />

betonharten Lateritkruste mit<br />

Bodenerosion.<br />

nilim-, Eisen- <strong>und</strong> Manganoxid bestehen können <strong>und</strong> al!<br />

mählich zu einer harten Kruste zementiert werden könnei<br />

an<strong>der</strong>erseits spielen Auslaugungsprozesse <strong>und</strong> Bodeneros<br />

on eine große Rolle (vgl. die einzelnen Stadien in Abb. 101<br />

Es verbleibt eine wellige betonharte Oberfläche, auf dt<br />

kaum Pflanzenwuchs möglich ist (vgl. auch Abb. 107).<br />

Die Auslaugung über lange Zeiten ergibt eine weitf:<br />

edaphische Ursache; die oft sehr große Nährstoffarmut dt<br />

Böden im Bereich des ZB II. Die Landoberfläche in Afrik<br />

aber ebenso in Australien, in Vor<strong>der</strong>indien sowie vor alle;<br />

die brasilianische Platte in Südamerika sind Teile des Gon,<br />

wanaschildes, also des Urfestlandes, das sich vor vielen Jahmillionen<br />

(im Mesozoikum) in die entsprechenden Kon;,<br />

nente aufspaltete. Die Landoberfläche wurde nie vom Mer<br />

überdeckt; die Böden sind uralt <strong>und</strong> ihre Verjüngung dun<br />

Meeressedimente fand niemals statt. Die anstehenden Gt<br />

steine wurden dauernd ausgelaugt <strong>und</strong> abgetragen. Die dt<br />

Boden bildenden Verwitterungsprodukte sind deshalb üh<br />

rall, wo junge vulkanische Gesteine fehlen, an für Pflanzt<br />

wichtigen Nährstoffeieinenten (Phosphor, Spurenelemenit<br />

stark verarmt, so daß sich kein Wald entwickeln kann i-<br />

S. 204, Campos Cerrados).<br />

l ä H<br />

i<br />

iiii<br />

1<br />

t : i<br />

_<br />

■<br />

Auslaugungsprozesse<br />

i- L i 1<br />

Bodenerosic<br />

i i<br />

ill ili ili ilM<br />

Stadium<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 12 h<br />

D Oberboden D Pisolith-Bildung ü Pisolith-Schichten<br />

0 Hydratisierte Pisolithschiohten<br />

DU Massive Lateritschichten (weich, durchlässig)<br />

@ Massive Lateritschichten (zementiert hart, <strong>und</strong>urchlässig)<br />

H Pallide Zone<br />

Q Saprolithische Zone (nicht ausgelaugt, anaerob)<br />

H Bereich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserschwankungen (absinkend)<br />

B Bereich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserschwankungen (stabil)<br />

!Tab. 12. Floristischer Reichtum einiger neotropischer Savannengebiete<br />

Gebiet Fläche (km^) Artenzahl<br />

Bäume <strong>und</strong><br />

Sträucher<br />

Llanos in<br />

Kolumbien<br />

Llanos in<br />

Venezuela<br />

Cerrados in<br />

Brasilien<br />

nach Sarmiento 1996<br />

Artenzahl<br />

Halbsträucher,<br />

Kräuter<br />

Artenzahl<br />

Gräser<br />

gesamte<br />

Artenzahl<br />

150 000 44 174 88 306<br />

250000 43 312 200 555<br />

2 000000 429 181 108 718<br />

Auf großen Verebnungen werden die kaum merklichen<br />

lieferen Reliefteile während <strong>der</strong> Regenzeit überschwemmt,<br />

<strong>und</strong> die Böden sind statmaß. Waldinseln wachsen nur auf<br />

den etwas höheren, nicht überschwemmten Flächen,<br />

während auf den nassen sich ein tropisches Grasland entwickelt.<br />

Es entsteht somit eine mosaikartige Parklandschaft<br />

mit Waldparzellen <strong>und</strong> Grasflächen, die ökologisch keine Savannen<br />

sind. Unter Savannen versteht man eine ökologisch<br />

homogene Pflanzengemeinschaft von zerstreut stehenden<br />

Holzpflanzen inmitten eines relativ trockenen Graslandes (s.<br />

S. 188f.). Viele Geographen fassen allerdings den Savannenbegrilf<br />

weiter.<br />

Man hat es somit im ZB II mit drei <strong>Vegetation</strong>stypen zu<br />

tun; 1. mit zonalen laubabwerfenden Wäl<strong>der</strong>n, 2. mit relativ<br />

trockenen Savannen <strong>und</strong> 3. mit den in <strong>der</strong> Regenzeit nassen<br />

Parklandschaften. Viele Lateritkrusten sind fossil, das heißt,<br />

sie entstanden im Pleistozän, <strong>der</strong> geologischen Periode, die<br />

sich durch mehrere Vergletscherungsperioden auszeichnet.<br />

Diese Eiszeiten wirkten sich in <strong>der</strong> Wüstenzone <strong>der</strong> Sahara<br />

nicht ganz zeitparallel als Pluvialzeiten mit starken Regen<br />

aus, in <strong>der</strong> tropischen Zone dagegen, wie neuere pollenanalyiische<br />

Untersuchungen beweisen, bis in das ZB I als<br />

Trockenperioden, die zur Ausbildung von Lateritkrusten<br />

<strong>und</strong> noch heute vorhandenen Reliktsavannen selbst inmitten<br />

von immergrünen Regenwäl<strong>der</strong>n führten.<br />

Die Artenvielfalt in den Savannen ist wesentlich geringer<br />

als in den tropischen Regenwäl<strong>der</strong>n. Einige Beispiele<br />

neotropischer Gebiete werden in Tab. 12 angegeben.<br />

2 Zonale <strong>Vegetation</strong><br />

Das Zonobiom II kann nach <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Dürreperiode <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schläge in zwei Subzonobiome<br />

_ Im Zonobiom II sind<br />

auf den alten Gondwanaschildflächen<br />

oft Peinobiome<br />

entwickelt: Biome,<br />

die durch die starke Nährstoffarmut<br />

<strong>der</strong> alten Böden<br />

geprägt sind.


184 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

eingeteilt werden, <strong>und</strong> zwar in ein feuchtes <strong>und</strong> in ein<br />

trockenes. Die entsprechenden Klimadiagramme für Indien<br />

wurden auf Abb. 98 gezeigt. Es ist nicht zweckmäßig, für alle<br />

Kontinente bestimmte klimatische Grenzwerte anzugeben,<br />

dazu sind die Verhältnisse im einzelnen zu verschieden.<br />

Dem Klima entsprechend werden auch feuchte <strong>und</strong><br />

trockene zonale tropische laubabwerfende Wäl<strong>der</strong> unterschieden.<br />

Die zonalen Böden sind wohl noch zu wenig untersucht<br />

o<strong>der</strong> die Ergebnisse oft nicht allgemeingültig, um<br />

generelle Unterscheidungsmerkmale für die feuchten <strong>und</strong><br />

trockenen anzugeben. Sie gehören ebenso wie die von ZB:<br />

zur Gruppe <strong>der</strong> rotgefärbten ferrallitischen Böden, doch geh'<br />

die Si0 2 -Auswaschung in diesen Böden, die nur während<br />

<strong>der</strong> warmen Regenzeit naß sind, nicht so weit. Während da-<br />

Verhältnis SiOj/Al^O, bei ZB I unter 1,3 liegt, beträgt es beii:<br />

ZB II 1,7 bis 2. Auch die Sorptionskraft <strong>der</strong> zonalen Böden<br />

ist etwas größer, das heißt sie halten die für die Ernährung<br />

<strong>der</strong> Pflanzen wichtigen Ionen durch Adsorption besser fes:<br />

<strong>und</strong> sind deshalb nicht ganz so nährstoffarm.<br />

Der auffallendste Unterschied <strong>der</strong> zonalen <strong>Vegetation</strong> de-<br />

ZB II gegenüber ZB I ist <strong>der</strong> Laubabwurf, die jahresperiod:-<br />

sche Rhythmik. Es zeigt sich, daß in allen <strong>Klimazonen</strong> von<br />

den Baumarten stets <strong>der</strong> Blattbaufypus ausgebildet wird, de:<br />

die größte Produktion unter den jeweiligen Klimabedingungen<br />

gewährleistet. Die Blattorgane sind immer kurzlebige<br />

Gebilde, denn sie altern sehr rasch, das heißt sie Verlierer<br />

bald die Fähigkeit COj zu assimilieren, was ihre Hauptaul<br />

gäbe ist. Die Ursache dafür ist wahrscheinlich die Anbäi<br />

fting von Ballaststoffen, die im Transpirationsstrom gel(^<br />

dem Blatt zugeführt werden, ebenso wie von Stoffwechse,-<br />

nebenprodukten (Gerbstoffe, Alkaloide, Terpene etc.), di:<br />

allerdings oft auch noch eine abwehrende Rolle gegen Herbivoren<br />

haben können.<br />

Auch die immergrünen Bäume des ZB I werfen die alle<br />

Blätter bald ab, wenn die jungen funktionsfähig gewordt:<br />

sind. Bei einigen Arten hat man sogar im ZB I beobachte;<br />

daß sie in guten Regenjahren immergrün sind, dagegen btii<br />

Auftreten einer ungewöhnlichen Dürrezeit die Blätter berer<br />

vor dem Austreiben <strong>der</strong> Blattknospen verlieren, also eim<br />

kurze Zeit kahl sind. Im ZB II ist eine lange Dürrezeit norma<br />

die Regenzeit dagegen sehr feucht. Entsprechend bilden dt.<br />

Baumarten erst zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit sehr dürreempfin.'<br />

liehe große <strong>und</strong> dünne Blätter aus, für <strong>der</strong>en Aufbau sie<br />

niger Baustoffe pro Blattflächeneinheit benötigen als für d;<br />

dicken le<strong>der</strong>igen Blätter <strong>der</strong> Arten des ZB I. Obgleich die du:<br />

nen Blätter nur während <strong>der</strong> feuchten Jahreszeit CO, assin'


Zonale <strong>Vegetation</strong> 185<br />

lieren, ist doch durch das Einsparen von organischem Material<br />

die Jahresbilanz <strong>der</strong> Produktion günstiger. Für die COj-<br />

Assimilation, also die Produktion organischer Substanz, ist<br />

neben <strong>der</strong> Blattfläche die Assiinilationsintensität ausschlaggebend.<br />

Letztere ist beim dünnen Blatt höher.<br />

Der Wasserhaushalt <strong>der</strong> Bäume des ZB II ist während <strong>der</strong><br />

Regenzeit sehr ausgeglichen. Denn <strong>der</strong> Tagesgang <strong>der</strong> Transpirationskurve<br />

verläuft parallel zur Evaporationskurve <strong>und</strong><br />

weist kaum mittägliche Depressionen auf, die immer ein<br />

Anzeichen von beginnendem Wassermangel sind. Auch die<br />

osmotischen Zellsaftpotentiale <strong>der</strong> Blätter sind bei allen Arten<br />

relativ tief im Bereich von -0,7 bis -1,9 MPa. Zu Beginn<br />

<strong>der</strong> Dürrezeit macht sich eine Zunahme <strong>der</strong> Zuckerkonzentration<br />

in den Zellen <strong>der</strong> Blätter auf das Sechsfache bemerkbar<br />

(absolut um 0,2 MPa). Bald darauf tritt Vergilben o<strong>der</strong><br />

Austrocknen <strong>der</strong> Blätter ein.<br />

Frostschäden wurden an <strong>der</strong> Südgrenze des ZB II im südlichen<br />

Afrika in ungünstigen Jahren beobachtet (Ernst &<br />

Walker 1973). Das Austreiben <strong>der</strong> Jahrestriebe <strong>und</strong> die Entfaltung<br />

<strong>der</strong> Blätter erfolgt erst nach Einsetzen <strong>der</strong> Regen<br />

(Abb. 102). Aber es ist auffallend, daß die Blütenknospen<br />

vieler Baumarten sich vor dem ersten Regen öffnen. Da die<br />

Bliitenblätter nur eine kutikuläre, äußerst geringe Transpiration<br />

besitzen, so ist das mit einem kaum merkbaren Wasserverlust<br />

verb<strong>und</strong>en, dagegen wird die Bestäubung <strong>der</strong><br />

Blüten durch Insekten in dem noch kahlen Wald erleichtert.<br />

Der auslösende Faktor für den Blühbeginn dürfte das Maximum<br />

<strong>der</strong> Temperaturkurve sein, das gegen Ende <strong>der</strong> Dürrezeit,<br />

aber schon vor Beginn des Regens eintritt.<br />

Abb. 102.<br />

2mBeginn <strong>der</strong> Regenzeit ergrünen<strong>der</strong><br />

Colophcspermum mopane-Wald<br />

beim Victoria-Fall<br />

(phot. E . W a l t e r ) .


186 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Die ausgedehntesten Waldbestände des ZB II findet rnain<br />

den wenig besiedelten Teilen Afrikas südlich des Äqua_<br />

tors. Es sind die „Miombo"-Wäl<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Wasserscheide<br />

zwischen Indischem <strong>und</strong> Atlantischem Ozean <strong>und</strong> auf <strong>der</strong><br />

L<strong>und</strong>a-Schwelle südlich vom Kongobecken, wo es in de-<br />

Dürrezeit kein für die Siedlungen notwendiges Trinkwassegibt.<br />

An <strong>der</strong> Trockengrenze des ZB II ist das Auftreten de<br />

Baobabs o<strong>der</strong> Affenbrotbaumes (Adansonia digitata) sehr auffallend,<br />

in dessen unförmigem Stamm, <strong>der</strong> einen Umfan^<br />

von 20 m erreicht (Abb. 103), bis zu 120 000 Liter Wassi-r<br />

gespeichert werden. Man kann deshalb annehmen, daß er<br />

in blattlosem Zustand die Dürrezeit ohne Wasseraufnahrrii<br />

aus dem Boden überdauert. Auch in Südamerika <strong>und</strong> Australien<br />

treten zur selben Familie <strong>der</strong> Bombacaceae gehörende<br />

Flaschenbäume auf.<br />

Über die Produktion findet man einige Angaben bei Can<br />

NBL (1982), vgl. Tab. 13.<br />

Abb. 103.<br />

Sehr großer Baobab (Adansonia<br />

digitata) östlich Tsumeb (Namibia)<br />

(phot. S . - W . B r e c k l e ) .


Zonale <strong>Vegetation</strong> 187<br />

pab. 13. Quantitativer Vergleich zweier Trockenwäl<strong>der</strong><br />

1 Lichter Miombo-Wald in Zaire<br />

(11°37'S, 27°29'E, 1244 m NN)<br />

Baumarten: B r a c h y s t e g i a , P t e r o c a r p u s , M a r q u e s i a etc.<br />

Böden: Latosole<br />

BFI: 3,5<br />

Phytomasse oberirdisch: 144,8 t ha~' (davon Blätter<br />

2,6 t ha"')<br />

Phytomasse unterirdisch: 25,5 t ha”' (geschätzt)<br />

Nettoproduktion: Streufall 4-6 t •ha"' ■a"'<br />

Holzproduktion nicht bestimmt.<br />

2 Trockener Monsunwald in Indien<br />

(24°54'N, 83°E, 140-180 m NN).<br />

Baumarten: A n o g e i s s u s , D i o s p y r o s , B u d e n a n i a , P t e r o c a r p u s<br />

etc.<br />

Boden: Rotbrauner, lessivierter sandiger Lehm<br />

Phytomasse oberirdisch: 66,3 t ■ha"' (davon Blätter 4,7 t ■ha"')<br />

Phytomasse unterirdisch: 20,7 t ■ha"'(geschätzt)<br />

jährliche Nettoproduktion:<br />

Stämme <strong>und</strong> Zweige 4,40 t ■ha"' •a"'<br />

Blätter 4,75 t ■ha"' •a"'<br />

Unterwuchs 0,35 t ■ha"' •a"'<br />

Wurzeln (geschätzt) 3,40 t ■ha ' ■a"'<br />

Medina (1968) hat in Venezuela in einem laubabwerfenden<br />

Wald in 100 m NN (Jahrestemperatur 27,1 °C, Jahresiiie<strong>der</strong>schlag<br />

1334 mm) die Bodenatmung bestimmt. Sie war<br />

während <strong>der</strong> Regenzeit dreimal intensiver als in <strong>der</strong> Dürrezeit.<br />

Sie entsprach einer jährlich abgebauten organischen<br />

Substanzmenge von im Mittel 11,2 t-ha"'. Der jährliche<br />

Sireufall betrug 8,2 t-ha"'. Die Differenz könnte <strong>der</strong> Wurzelatmung<br />

entsprechen.<br />

lii Thailand untersuchten Ogawa et al. (1961):<br />

1. Einen lichten Dipterocarpaceen-Trockenwald in 300 m<br />

Höhe mit licht stehenden etwa 20 m hohen Bäumen <strong>und</strong><br />

einer 20 bis 30 cm hohen Grasschicht.<br />

2. Einen feuchten gemischten laubabwerfenden Wald mit<br />

20 bis 25 m hohen Bäumen <strong>und</strong> spärlichem Graswuchs.<br />

Es wurden folgende Werte für die Phytomasse (t • ha"')<br />

<strong>und</strong> die Primärproduktion (t ha"'-a"') erhalten (BFI =<br />

Blattflächenindex):<br />

Waldtypen<br />

1<br />

2<br />

Phytomasse<br />

65,9<br />

77,0<br />

Produktion<br />

7,8<br />

8,0<br />

BFI<br />

4,3<br />

4,2


L<br />

188 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw, laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Die laubabwerfenden Wäl<strong>der</strong> werden von <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

für den Wan<strong>der</strong>ackerbau (shifting cultivation) jeweils drtbis<br />

fünf Jahre lang genutzt. Auf den aufgelassenen Flächt:<br />

wächst nach 10 bis 20 Jahren ein Sek<strong>und</strong>ärwald heran. Ä:-<br />

ter als 100 Jahre scheinen die Bäume nicht zu werden.<br />

3 Savannen (Bäume <strong>und</strong> Gräser)<br />

Wie erwähnt, versteht man unter Savannen tropische Öko.<br />

Systeme, in denen in einem tropischen Grasland zerstreu'<br />

stehende Holzarten im Wettbewerb mit den Gräsern steht"<br />

(Abb. 104).<br />

Gräser <strong>und</strong> Holzarten sind zwei ökologisch antagonisiisehe<br />

Pflanzentypen, die sich meistens gegenseitig ausschlit<br />

ßen. Nur in den Tropen mit Sommerregen <strong>und</strong> auf tiefgründigen<br />

lehmigen Sanden stehen sie miteinan<strong>der</strong> in einen;<br />

ökologischen Gleichgewicht. Der Antagonismus wird durch<br />

die Verschiedenheit 1. des Wurzelsystems <strong>und</strong> 2. des Wasserhaushalts<br />

bedingt.<br />

1 Die Gräser besitzen ein sehr feinverzweigtes intensives<br />

Wurzelsystem, das ein kleines Bodenvolumen sehr dich;<br />

durchwurzelt. Es ist beson<strong>der</strong>s geeignet für feinsandigt<br />

Böden mit einer genügenden Wasserkapazität in Soramerregengebieten,<br />

in denen <strong>der</strong> Boden während <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit<br />

viel Wasser enthält.<br />

Die Holzarten haben dagegen ein extensives Wurzelsystem.<br />

Die groben Wurzeln streichen sehr weit horizonta,<br />

sowie in die Tiefe <strong>und</strong> durchwurzeln ein großes Boden-<br />

Volumen, aber nicht so dicht. Dieses Wurzelsystem be-<br />

Abb. 104.<br />

Acacia detinens-Savanne in SW-<br />

Afrika, Grasschicht nach <strong>der</strong><br />

Regenzeit bereits trocken (phot.<br />

E . W a l t e r ) . Man hat den Eindruck,<br />

als ob in <strong>der</strong> Ferne ein<br />

Wald wächst, aber es ist immer<br />

dieselbe Savanne.


währt sich beson<strong>der</strong>s in steinigen Böden, in denen das<br />

Wasser unregelmäßig verteilt ist, nicht nur in Sommerregengebieten,<br />

son<strong>der</strong>n auch in Winterregengebieten,<br />

wenn das Wasser versickert <strong>und</strong> im Sommer aus größerer<br />

Bodentiefe durch die Wurzeln aufgenommen werden<br />

muß. In Winterregengebieten spielen die Gräser deshalb<br />

keine Rolle.<br />

2 , Hinsichtlich des Wasserhaushalts zeichnen sich die typischen<br />

Gräser dadurch aus, daß sie bei günstiger Wasserversorgung<br />

sehr stark transpirieren, eine intensive Photosynthèse<br />

besitzen <strong>und</strong> viel organische Masse in kurzer<br />

Zeit produzieren. Wenn nach Abschluß <strong>der</strong> Regenzeit<br />

Wassermangel eintritt, wird die Transpiration nicht abgebremst,<br />

son<strong>der</strong>n sie geht weiter, bis die Blätter <strong>und</strong> meistens<br />

die ganzen oberirdischen Teile vertrocknen. Am<br />

Leben bleiben nur das Wurzelsystem <strong>und</strong> die Sproßvegetationskegel,<br />

wobei <strong>der</strong>en Meristemgewebe geschützt<br />

durch viele Hüllen von trockenen Blattscheiden eine lange<br />

Trockenzeit zu überdauern vermag. Der Boden kann<br />

dabei fast austrocknen. Erst nach den ersten Regen setzt<br />

neues Wachstum ein.<br />

Die Holzpflanzen dagegen, die ein großes Sproßsystem<br />

mit vielen Blättern besitzen, haben einen ausgeglichenen<br />

Wasserhaushalt. Bei den ersten Anzeichen von Wassermangel<br />

werden die Stomata geschlossen <strong>und</strong> damit wird<br />

die Transpiration stark reduziert. Verschärft sich <strong>der</strong> Wassermangel,<br />

so findet ein Blattabwurf statt. Während <strong>der</strong><br />

Trockenzeit bleibt nur das Achsengerüst mit den Knospen<br />

erhalten. Obgleich diese gegen Wasserverluste gut<br />

geschützt sind, haben Messungen doch ergeben, daß<br />

auch blattlose Zweige zwar eine sehr geringe, im Laufe<br />

von St<strong>und</strong>en aber meßbare Wasserabgabe aufweisen. Die<br />

Wasservorräte im Holz reichen nicht aus, um die Wasserverluste<br />

während <strong>der</strong> längeren Trockenzeit auszugleichen,<br />

das heißt die Holzpflanzen sind auch während <strong>der</strong><br />

Trockenzeit darauf angewiesen, eine gewisse, wenn auch<br />

sehr geringe Wassermenge aufzimehmen. Sie vertrocknen<br />

<strong>und</strong> sterben ab, wenn <strong>der</strong> Boden kein aufnehmbares<br />

Wasser enthält.<br />

Berücksichtigt man diese Unterschiede, so kann man das<br />

ökologische Gleichgewicht in <strong>der</strong> Savanne verstehen. Als<br />

Beispiel seien die Verhältnisse in Namibia bei allmählich<br />

zunehmenden Sommernie<strong>der</strong>schlägen in einem Gebiet mit<br />

ausgeglichenem Relief <strong>und</strong> feinsandigen Böden gewählt, die<br />

alles Regenwasser aufnehmen <strong>und</strong> den größten Teil speidiern<br />

(Abb. 105). Es handelt sich um das Zonoökoton II/III,<br />

Savannen (Bäume <strong>und</strong> Gräser) 189


L.<br />

190 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Abb. 105.<br />

Schematische DaTstellunß des<br />

Übergangs vom Grasland<br />

(A <strong>und</strong> B) zur Strauch- (C) <strong>und</strong><br />

zur Baumsavanne (D). Erläuterung<br />

im Text.<br />

\\)%| Al'<br />

,A\i >• , iVl/ \'\l, ,A wui il.l el ,Wz. -W/<br />

ifiW ffiÄ<br />

das heißt um das Übergangsgebiet zwischen dem ZB II unt<br />

den Wüsten mit Sommerregen. Hier treten klimatische Savannen<br />

bei Nie<strong>der</strong>schlägen von 500 bis 300 mm im Jahr au<br />

bei einer etwa acht Monate langen Dürrezeit.<br />

Wenn <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schlag nur 100 mm beträgt (Ai<br />

wird das Wasser nicht sehr tief in den Boden eindringen. Ir<br />

den durchfeuchteten Bodenschichten wurzeln die kleiner<br />

Horstgräser, die alles gespeicherte Wasser verbrauchen titii<br />

dann nach <strong>der</strong> Regenzeit vertrocknen; am Leben bleibt ni:<br />

das Wurzelsystem mit den Sproßvegetationskegeln. Holzpflanzen<br />

können sich nicht halten, weil während <strong>der</strong> Dürre<br />

zeit kein für die Pflanzen aufnehinbares Wasser im Boden


Savannen (Bäume <strong>und</strong> Gräser) 191<br />

vorhanden ist (H a lb w ü s te ). Bei einer Regenmenge von<br />

200 mm sind die Verhältnisse ähnlich (B); <strong>der</strong> Boden wird<br />

tiefer durchfeuchtet, die Horstgräser sind größer, aber auch<br />

sie verbrauchen alles Wasser (G rasland). Erst wenn die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

auf 300 mm ansteigt (C), werden die Gräser<br />

am Ende <strong>der</strong> Regenzeit etwas Wasser im Boden übriglassen;<br />

diese kleine Wassermenge genügt nicht, um die<br />

Grasschicht grün zu erhalten, sie ermöglicht es jedoch kleinen<br />

Holzpflanzen die Dürrezeit zu überstehen, es bildet sich<br />

eine Strauchsavanne. Beträgt <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schlag 400<br />

mm (D), dann sind die am Ende <strong>der</strong> Sommerregenzeit im<br />

Boden verbleibenden Wassermengen größer, so daß sich<br />

einzelne Bäume einstellen <strong>und</strong> eine B a u m savan n e zustande<br />

kommt. Aber auch in dieser sind die Gräser noch <strong>der</strong><br />

überlegene Partner. Von ihnen hängt es ab, wieviel Wasser<br />

für die Holzpflanzen übrig bleibt, wobei dieser Anteil von<br />

Jahr zu Jahr stark schwanken kann.<br />

Erst wenn die Nie<strong>der</strong>schläge so hoch sind, daß die Baumkronen<br />

zusammenrücken <strong>und</strong> durch die Beschattung <strong>der</strong><br />

Grasschicht diese an <strong>der</strong> vollen Entfaltung hin<strong>der</strong>n, kehrt<br />

sich das Wettbewerbsverhältnis um. In den Savannenwäldcrn<br />

o<strong>der</strong> regengrünen tropischen Trockengehölzen werden<br />

die Holzpflanzen zum bestimmenden Wettbewerbspartner,<br />

<strong>und</strong> die Gräser müssen sich an die Lichtverhältnisse am Boden<br />

anpassen.<br />

Dieses labile Wettbewerbsgleichgewicht in <strong>der</strong> Savanne<br />

wird jedoch sehr leicht gestört, wenn <strong>der</strong> Mensch durch Beweidiing<br />

eingreift. Die Gräser werden abgefressen, damit<br />

hören die Wasserverluste durch <strong>der</strong>en Transpiration auf, es<br />

verbleibt nach <strong>der</strong> Regenzeit mehr Wasser im Boden <strong>und</strong><br />

dieses kommt den Holzpflanzen (meist Acacia-Anen) zugute,<br />

die sich üppig entwickeln, reich fruchten. Die Baumkeimlinge<br />

leiden nicht unter <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> Graswurzeln; die<br />

Baumsamen werden mit dem Kot des Viehs, das die Hülsen<br />

frißt, ausgebreitet. Manche Arten bilden zusätzlich Wurzelschößlinge.<br />

Die meist dornigen Sträucher wachsen so dicht<br />

heran, daß eine Verbuschung eintritt, das heißt, die Weide<br />

wird wertlos.<br />

Die Verbuschung ist eine schwere Gefahr in allen nicht<br />

rationell beweideten Gebieten. Deswegen ist <strong>der</strong> Dornbusch<br />

als Ersatzgesellschaft heute weiter verbreitet als die klimatische<br />

Savanne, zum Beispiel auch in den ariden Teilen Indiens,<br />

in N-Venezuela <strong>und</strong> auf den vorgelagerten Inseln {Curaçao<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e). Ist das Gebiet dichter besiedelt <strong>und</strong><br />

werden die Holzpflanzen als Brennholz o<strong>der</strong> für dornige<br />

Umhegung <strong>der</strong> Krale gegen Raubwild verwendet, so ent-


a m<br />

i<br />

192 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

steht meistens eine anthropogene Wüste, die sich ni j<br />

während <strong>der</strong> Regenzeit mit annuellen Gräsern bedeck: ;<br />

Während <strong>der</strong> Trockenzeit hungert das Vieh, denn es hat n;<br />

die strohigen Reste <strong>der</strong> Gräser als schlechtes Futter zur Ver<br />

fügung. Solche Verhältnisse herrschen zum Beispiel ii<br />

Sudan. Natürliche Savannen sind noch aus Mittelargentin,<br />

en mit Prosopis als Holzart bekannt, ebenl'alls bei 400 bi<br />

200 mm Regen.<br />

An<strong>der</strong>s vollzieht sich <strong>der</strong> Übergang aul steinigen Böde:<br />

Auf diesen sind die Holzpflanzen den Gräsern absolut übt:<br />

legen; Gräser fehlen ganz. Mit abnehmenden Nie<strong>der</strong>schla<br />

gen werden die Holzpflanzen immer kleiner <strong>und</strong> rücke<br />

weiter auseinan<strong>der</strong>, weil je<strong>der</strong> Strauch mehr Wurzelraur<br />

benötigt, <strong>und</strong> die Wurzeln flach verlaufen; denn nur dk<br />

oberen Bodenschichten werden befeuchtet.<br />

An <strong>der</strong> Grenze zum ZB III verbleiben nur wenige kleir,<br />

Zwergsträucher mit xerophilen Anpassungen (Zwerp<br />

Strauchhalbwüste).<br />

Beson<strong>der</strong>e Verhältnisse herrschen auf zweistöckigen Bi<br />

den (siehe unten), wie zum Beispiel in Namibia, wo dan:<br />

bei einem Jahresnie<strong>der</strong>schlag von nur 185 mm noch dm<br />

Buschsavanne wächst (Abb, 106).<br />

Bei dieser Regenmenge wäre auf tiefgründigem sandigen-,<br />

Boden reines Grasland zu erwarten; doch zeigt das Boden<br />

profil unter einer 10 bis 20 cm mächtigen Sandschicht anstehenden<br />

Sandstein <strong>der</strong> Fischflußformation, <strong>der</strong> entwe<strong>der</strong><br />

feingeschichtet ist mit kleinen Spalten o<strong>der</strong> grobgebankt mii<br />

größeren Spalten. Die obere Sandschicht hält nicht da'<br />

ganze Regenwasser zurück, ein Teil versickert in die Spalten<br />

des Sandsteins. Die Gräser nutzen das Wasser in <strong>der</strong> Sand-<br />

Schicht aus, die Wurzeln <strong>der</strong> Büsche dringen dagegen in den<br />

tieferen Sandstein ein <strong>und</strong> verbrauchen das in den Spalten<br />

enthaltene Wasser. Die Wasservorräte in den Spalten de',<br />

feinschichtigen Sandsteins reichen nur für den kleinen Rhi-<br />

Catophractes<br />

1 a V<br />

Rhigozum<br />

Rhigozum<br />

Rhigozur<br />

Abb. 106.<br />

Linienprofil (Im breit) durch<br />

eine typische <strong>Vegetation</strong>sfiäche<br />

bei Voigtsgr<strong>und</strong> (Namibia). Gräser<br />

während <strong>der</strong> Trockenzeit<br />

dürr. Darunter Pfianzendecke im<br />

Gr<strong>und</strong>riß (ohne Gräser). Ca Catophractes,<br />

Rh Rhigozum (f abgestorben).<br />

1 -<br />

2 -<br />

3 -<br />

4 -<br />

5<br />

0<br />

tR h<br />

10 m L — vfRh<br />

% t R h<br />

Rh^ R6)<br />

Rt^


i)£)Z«m-Busch. Mit den Wurzeln in den Spalten des großgebankten<br />

Sandsteins kann <strong>der</strong> größere Catophractes-Strauch<br />

gedeihen. Die Verteilung <strong>der</strong> Sträucher spiegelt also die<br />

Struktur des Sandsteins wi<strong>der</strong> <strong>und</strong> findet sich in ähnlicher<br />

Weise dort, wo die deckende Sandschicht fehlt. Zwischen<br />

den Büschen besteht ein Wettbewerb. In größeren Spalten<br />

können beide Arten keimen, aber die größere verdrängt mit<br />

<strong>der</strong> Zeit die kleinere, von <strong>der</strong> nur die toten Reste übrig bleiben.<br />

Ein Wettbewerb zwischen Gräsern <strong>und</strong> den Holzarten<br />

findet in diesem Falle nicht statt.<br />

Im ZÖ II/III treten zonale Savannen anstelle <strong>der</strong> laubabwerfenden<br />

Wäl<strong>der</strong> auf, wenn die Jahresnie<strong>der</strong>schläge für<br />

letztere zu gering sind. Im ZB II dagegen, wo trotz genügend<br />

hoher Nie<strong>der</strong>schläge <strong>der</strong> Boden zu wenig Wasser während<br />

<strong>der</strong> Dürrezeit für das Überleben eines Waldes enthält, breiten<br />

sich zonale Savannen aus. An<strong>der</strong>erseits schließt auch ein<br />

Zuviel an Wasser während <strong>der</strong> Regenzeit, das heißt Staunässe<br />

ein Wachstum <strong>der</strong> Holzpflanzen aus. Es bildet sich dann<br />

ein reines Grasland, das in <strong>der</strong> Dürrezeit austrocknen kann<br />

<strong>und</strong> das für die Parklandschaften typisch ist. In Abb. 100 (A<br />

bis D) ist dies erläutert.<br />

Bei <strong>der</strong> Abb. 100 A handelt es sich um ein leicht hügeliges<br />

Gebiet <strong>der</strong> nördlichen Kalahari mit tiefgründigem Sand.<br />

Das Haftwasser bei Feldkapazität ist relativ gering, so daß ein<br />

großer Teil des Regenwassers versickert <strong>und</strong> das Haftwasser<br />

nur für eine Savannenvegetation ausreicht. Aber stellenweise<br />

sind Lateritkrusten (schwarz) vorhanden, die als Staukörper<br />

ein Versickern des Wassers verhin<strong>der</strong>n. Liegt die Kruste<br />

relativ tief (links), dann kann sich über dem feuchten Sand<br />

ein dichtes Gehölz o<strong>der</strong> ein Trockenwald entwickeln. Bei geringer<br />

Tiefenlage <strong>der</strong> Kruste in einer Nie<strong>der</strong>ung ist <strong>der</strong> Boden<br />

darüber staunaß <strong>und</strong> es wächst nur Gras mit Ausnahme<br />

eines verlassenen Termitenhügels (T), <strong>der</strong> besser dräniert ist<br />

<strong>und</strong> Baumwuchs ermöglicht.<br />

Auf Abb. 100 B ist eine durchgehende Lateritkruste im<br />

Sandboden vorhanden, die links eine Mulde bildet, über <strong>der</strong><br />

sich auch seitlich zufließendes Sickerwasser sammelt. Der<br />

Boden ist gut durchlüftet <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Tiefe feucht, so daß <strong>der</strong><br />

zonale Laubwald günstige Verhältnisse vorfindet; in <strong>der</strong> Mitte<br />

ist eine Nie<strong>der</strong>ung mit Grasland, die während <strong>der</strong> Regenzeit<br />

überschwemmt wird, rechts auf etwas höheren Reliefteilen<br />

mit tonigen, basengesättigten Böden ist das Grasland<br />

mit einigen an schwere Böden angepaßten Holzarten (Mopane,<br />

Balanites, Flötenakazien) durchsetzt.<br />

Im Gegensatz zu Abb. 100 B liegt die durchgehende Kruste<br />

bei Abb. 100 C überall gleich tief <strong>und</strong> <strong>der</strong> darüberliegende<br />

Savannen (Bäume <strong>und</strong> Gräser) 193


194 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Abb. 107.<br />

Durch wie<strong>der</strong>holtes Austrocknen<br />

des B-Horizonts (bei I) <strong>und</strong> Abtragung<br />

des Oberbodens verhärtet<br />

die eisenoxidreiche Schicht<br />

(Plinthit) irreversibel zu „Ironstone“(Latent)<br />

(nach S c h u l t z<br />

1990, aus T h o m a s 1974). Die<br />

harten Lateritkrusten können<br />

Spülflächen „zementieren" <strong>und</strong><br />

tragen so zur Stufenbildung<br />

(bei II) an Berghängen bei<br />

(Tafelbergbildung).<br />

Boden ist in <strong>der</strong> Regenzeit wassergesättigt (schräg schraffien<br />

<strong>und</strong> mit Grasland bewachsen, nur auf kleinen Erhebungen<br />

ist <strong>der</strong> Boden besser dräniert <strong>und</strong> trägt eine Baumsavanr.'<br />

(links) o<strong>der</strong> bei größerem Wurzelraum ein Gehölz. Gañí<br />

rechts ist eine Vertiefung mit offenem Gr<strong>und</strong>wasserspiegt<br />

am Rand des Wasserbeckens entwickelt sich ein Röhricht.<br />

Abb. 100 D zeigt die <strong>Vegetation</strong>sglie<strong>der</strong>ung wie<strong>der</strong> in t:-<br />

nem wenig Wasser haltenden Sandgebiet mit einer Savanne<br />

in <strong>der</strong> die Holzpflanzen während <strong>der</strong> Dürre bis zum Bode:<br />

abtrocknen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Regenzeit wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Siammk<br />

sis o<strong>der</strong> als Wurzelschößlinge austreiben. Dort wo Laterii<br />

krusten in verschiedener Tiefe liegen, entwickelt sich au;<br />

den Erhebungen je nach den Wasserverhältnissen cir<br />

Gehölz o<strong>der</strong> ein Savannenwald bzw. in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>ung ei:<br />

Vley mit Sumpfvegetation, die während <strong>der</strong> Dürrezeit austrocknen<br />

kann. Über seitlich abfließendem Überschußwas<br />

ser am Rande <strong>der</strong> Kruste kann auch etwas Baumwuchs au:<br />

treten. Man erkennt somit, wie je nach Lage <strong>der</strong> Kruste<br />

Wald <strong>und</strong> Savanne abwechseln o<strong>der</strong> bei staunassen Böde:<br />

Parklandschaften entstehen.<br />

Die verhärtete Schicht des B-Horizonts wird an Hängr<br />

nicht selten durch Erosion freigelegt. Sie führt zur Bilduii,<br />

von T afelb erg en . Am Rande dieser Berge führt die Stufenbildung<br />

zu Steilhängen, wie dies in <strong>der</strong> Entwicklung ir<br />

Abb. 107 gezeigt ist.<br />

Auf die durch Nährstoffarmut <strong>der</strong> Böden bedingten Savannen<br />

kommen wir später zurück (s. S. 204).<br />

Es gibt noch weitere Faktoren, die eine Savannenvegetation<br />

begünstigen, wie zum Beispiel F euer (s. S. 122), die<br />

Großwildherden <strong>und</strong> die verschiedenen Eingriffe des Menschen.<br />

Das Feuer ist im Klimagebiet des ZB 11 als ein natür-<br />

Oberboden<br />

Tiefe (r<br />

A-Horizont - o<br />

Gesteinszersatz-<br />

BC-Horizunt<br />

Zone<br />

Ausgangs- „ ,, .<br />

gestein C-Horizont


lieber Faktor lange vor dem Erscheinen des Menschen wirksam<br />

gewesen. Gewitter leiten meistens die Regenzeit ein; da<br />

um diese Zeit viel trockenes Gras vorhanden ist, kann durch<br />

Blitzschlag leicht ein Brand entstehen. Die Häufigkeit solcher<br />

Brände beweisen die vielen Pyrophyten, das heißt<br />

Holzarten, die gegen Feuereinwirkung wi<strong>der</strong>standsfähig<br />

sind. Die Baum- o<strong>der</strong> Strauchartra besitzen oft eine dicke<br />

Borke, die nur angekohlt wirtT<strong>und</strong> das Kambium schützt,<br />

o<strong>der</strong> die Sträucher haben über dem Wurzelhals im Boden<br />

schlafende Knospen, die austreiben, wenn die oberirdischen<br />

Sproßteile verbrennen. Viele Arten haben unterirdische<br />

Speicherorgane, die verliolzen können (Lignotuber) <strong>und</strong><br />

eine rasche Regeneration ermöglichen.<br />

Grasbrände hat schon <strong>der</strong> primitive Mensch <strong>der</strong> Urzeit<br />

angelegt, um sich <strong>und</strong> seine Siedlungsplätze vor <strong>der</strong> Gefahr<br />

überraschen<strong>der</strong> durch Blitzschlag verursachter Feuer zu<br />

schützen. Denn bei dem hohen Wuchs <strong>der</strong> Gräser in den<br />

letichteren Zonen breiten sich die Brände mit großer Geschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> Gewalt aus. Heute ist das Abbrennen<br />

während <strong>der</strong> Trockenzeit zur allgemeinen Unsitte geworden,<br />

um die Jagd auf Großwild zu erleichtern, o<strong>der</strong> um Ungeziefer<br />

(aber auch Schlangen etc.) zu vernichten. Nach einem<br />

Grasbrand treiben die Gräser früher aus, was für die ßeweidung<br />

anfangs günstig ist.<br />

Die Grasbrände können nur in Trockenwäl<strong>der</strong> mit Grasuntcrwuchs<br />

eindringen, aber sie drängen auch den Feuchtwald<br />

am Rande zurück. Vor allem verhin<strong>der</strong>n sie jedoch,<br />

daß <strong>der</strong> Wald verlorengegangenes Gelände wie auch die gerodeten<br />

<strong>und</strong> nachträglich vergrasten Flächen wie<strong>der</strong><br />

zurückerobert.<br />

Auch im Norden Venezuelas spielt neben <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

<strong>und</strong> den Nährstoffverteilungen das Feuer eine<br />

wichtige Rolle beim Gleichgewicht zwischen Byrsonima crasiifolia<br />

(mit sehr niedriger Dichte) <strong>und</strong> den ausdauernden<br />

C4-Gräsern Trachypogon vestitus <strong>und</strong> Axonopus canescens<br />

(Abb. 112). Aber auch zwischen den beiden Gräsern besteht<br />

ein sehr labiles Gleichgewicht, das iNCUAUSit (1995) durch<br />

Verpflanzungsversuche untersucht hat. Nur unter absolutem<br />

Schutz ersetzt Axonopus allmählich Trachypogon.<br />

Ein sehr wesentlicher Faktor für die Savannen ist die B e-<br />

w eidung durch Großwild (A n<strong>der</strong>son et al. 1973). Der<br />

ßaumjungwuchs wird durch Verbiß <strong>und</strong> Tritt vernichtet.<br />

Ganz beson<strong>der</strong>s waldfeindlich sind die Elefanten. Sie reißen<br />

Bäume aus o<strong>der</strong> entrinden die Stämme. Elefantenfährten<br />

lichten den Wald <strong>und</strong> erlauben den Grasbränden, in den<br />

Wald einzudringen. Ein Elefant kann im Mittel vier Bäume<br />

Savannen (Bäume <strong>und</strong> Gräser) 195


196 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

— Alle Eingriffe wie<br />

Brand, Beweidung, Rodungen<br />

im Rahmen des<br />

Wan<strong>der</strong>ackerbaues (shifting<br />

cultivation) o<strong>der</strong><br />

Brennholzgewinnung<br />

richten sich gegen den<br />

Wald,<br />

pro Tag vernichten. Die Baumverluste in Miombo-Wäl<strong>der</strong>erreichen<br />

bis 12,5 % pro Jahr. In den Naturschutzgebietn<br />

nimmt die Zahl <strong>der</strong> Elefanten rasch zu. Der Murchison-Parl<br />

am Albertsee wird durch Elefanten mit <strong>der</strong> Zeit immer mehr<br />

entwaldet. In <strong>der</strong> Serengeti scheint dagegen ein Gleichgt.<br />

wicht zwischen Wildschäden <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong>sregeneratio;<br />

zu bestehen. Es ist auffallend, daß in dem wildreichen Afrika<br />

viele Holzpflanzen <strong>der</strong> Savannen dornig sind, währenc<br />

das im wildarmen Südamerika <strong>und</strong> Australien nicht <strong>der</strong>Fal<br />

ist. Das spricht für eine Auslese von vor Wildverbiß ge.<br />

schützten Arten.<br />

Eine indirekte Beeinflussung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> komn--<br />

durch Wildpfade zustande, die leicht eine Furchenerosior<br />

einleiten. Das gilt vor allem für Nilpferde, die nachts air<br />

dem Wasser die Flußufer hinaufklettern, um auf den Grarflächen<br />

zu weiden.<br />

Durch die Erosionsfurchen kann eine nasse Gnsfläche<br />

dräniert werden, was wie<strong>der</strong>um ein Vordringen <strong>der</strong> Gehöbt<br />

ermöglicht. Eine Zusammenfassung dieser vielfachen Einwirkungen<br />

des Großwildes findet man bei Cumming (1982).<br />

Noch größer ist die Einwirkung des Menschen, sowohl<br />

<strong>der</strong> Tierzüchter als auch <strong>der</strong> Ackerbauern.<br />

Die Beweidung <strong>der</strong> Savannen nördlich vom Äquator begann<br />

mindestens vor 7000 Jahren. Wäl<strong>der</strong> sind in diesem.<br />

Gebiet nur noch in kleinen Resten vorhanden; ein großer<br />

Teil <strong>der</strong> Savannen dürfte deshalb sek<strong>und</strong>ärer Natur sein<br />

(H opkins 1974).<br />

Zusammenfassend werden folgende Savannentypen unterschieden:<br />

1. Fossile Savannen, die unter früher an<strong>der</strong>en Verhältnissen<br />

entstanden, im Bereich des ZB I<br />

2 . Klimatische Savannen im Bereich des ZÖ II/III bei Jahresnie<strong>der</strong>schlägen<br />

unter 500 mm<br />

3. Edaphische Savannen, das heißt durch die Bodeneigenschaften<br />

bedingte Savannen des ZB II<br />

a) Auf Böden, <strong>der</strong>en Wasserbilanz durch Staukörpe:<br />

(Lateritkrusten, Lehmschichten, verdichtete Schluifo<strong>der</strong><br />

Sandschichten) ungünstiger ist als es de:<br />

Regenmenge nach sein sollte<br />

b) Auf Böden, die primär so nährstoffarm sind, dal-<br />

Wäl<strong>der</strong> auf ihnen nicht wachsen könnet, (vgl.<br />

S. 204).<br />

c) Innerhalb von Parklandschaften mit vernässten Böden<br />

während <strong>der</strong> Regenzeit als beson<strong>der</strong>er Typus dei<br />

Palmsavannen (vgl. S. 198).


4. Sek<strong>und</strong>äre Savannen als Folge von Bränden, Einwirkung<br />

von Großwild <strong>und</strong> den verschiedenen Eingriffen<br />

des Menschen.<br />

Um was für einen Savannentypus es sich im Einzelfall handelt,<br />

läßt sich nicht durch Augenschein feststellen, son<strong>der</strong>n<br />

erfor<strong>der</strong>t eine eingehende Untersuchung.<br />

P arklandschaften 197<br />

4 Parklandschaften<br />

Bei sehr ebenem Gelände bilden sich im ZB II meist Parklandschaften<br />

aus. Bedingt wird diese Landschaft durch im<br />

Gelände kaum auffallende Unterschiede des Reliefs, die man<br />

während <strong>der</strong> Dürrezeit nicht wahrnimmt. Bei starken Regenfällen<br />

im Sommer werden alle tieferen Reliefteile überschwemmt,<br />

weil das Wasser erst nach Monaten abfließt.<br />

Diese Biotope werden von Grasland eingenommen; die Böden<br />

sind grau, während auf den höheren nicht überschwemmten<br />

Teilen, auf denen die Gehölze stocken, die Böden<br />

tiefgründige, rote sandige Lehme sind. Das Flußsystem<br />

beginnt hier auf <strong>der</strong> Wasserscheide mit kaum eingesenkten<br />

<strong>und</strong> mit Rasen bewachsenen Streifen, die sich unterwärts<br />

vereinigen <strong>und</strong> allmählich bei stärkerem Gefälle in eingeschnittene<br />

Bach- <strong>und</strong> Flußbetten übergehen (vom Flugzeug<br />

aus gut zu erkennen).<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Ausbildung ist die T e rm ite n -S a v a n n e ,<br />

unter <strong>der</strong> man weite mit Gras bedeckte Senken versteht, aus<br />

denen als Inseln breite, verlassene Termitenhaufen herausragen,<br />

die nicht überschwemmt werden <strong>und</strong> die sich deshalb<br />

mit Baumwuchs bedecken. Es handelt sich um ein Mosaik<br />

von zwei verschiedenen Gesellschaften (Abb. 108), also keine<br />

eigentliche Savanne.<br />

Abb. 108.<br />

„ Termiten-Savanne ", zeitweise<br />

überschwemmtes Grasland mit<br />

Baumwuchs auf alten Termiten ­<br />

haufen in NW-Kenya (phot. E.<br />

W a l t e r ) .


L<br />

1<br />

198 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Die tieferen Senken mit schwarzen Tonen als »Mbuga<br />

bezeichnet, sind ein beson<strong>der</strong>es Amphibiom mit wechst<br />

feuchten Böden <strong>und</strong> einer harten Eisenkonkretionsschich<br />

in 50 cm Tiefe. Da die potentielle Evaporation die übt-<br />

1000 mm betragende Regenmenge bei weitem übertriii;<br />

trocknet <strong>der</strong> Tonboden im August bis Dezember bis zu 50 cit<br />

tief aus <strong>und</strong> wird durch tiefe Spalten in Polygone zerteii-<br />

Solche Biotope sind für Baumarten ungeeignet. Bäuirwachsen<br />

nur dort, wo <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel stets unu-<br />

3 m liegt. In dieser Tiefe befindet sich auch die Lateritkrus;<br />

<strong>und</strong> ebenso tief reichen die Wurzeln <strong>der</strong> Bäume.<br />

Im Gegensatz zu <strong>der</strong> Termiten-Savanne ist die Palrasa<br />

vanne eine homogene Pflanzengemeinschaft. Palmen besir<br />

zen als verholzende Monokotyledonen ein büscheliges Wur<br />

zelsystem aus gleichen, sich kaum verzweigenden Wurzdr<br />

die sich radial weit ausbreiten, so daß die Palmen einzeln ii<br />

Grasland stehen. Sie vertragen eine zeitweise Überschwemmung.<br />

Die Böden <strong>der</strong> Palmsavannen dürften während dr<br />

Dürrezeit weniger stark austrocknen als die <strong>der</strong> reinen Grav<br />

landflächen, doch liegen keine Untersuchungen über dk<br />

Wettbewerbsverhältnisse zwischen Palmen <strong>und</strong> Gräsern vi<br />

(vgl. „Palmares" S. 203).<br />

In sehr offenen Savannen stehen die Bäume weit auseinan<strong>der</strong><br />

als isolierte Einzelbäume. B elsky & Canham (1994'<br />

haben diese Situation mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Baumlücken (gaps) u,<br />

Wäl<strong>der</strong>n verglichen (Abb. 109). Beides sind Beispiele’lü:<br />

Lücken-Parzelle<br />

Abb. 109.<br />

!m Vergleich zwischen Einzelbaum<br />

in <strong>der</strong> Savanne <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Baumfallücke im Regenwald<br />

gibt es bemerkenswerte Parallelen<br />

in <strong>der</strong> Ausprägung des<br />

„Inselbiotops" (nach B e l s k y &<br />

Canham 1994).<br />

Baumbeeinflußte Parzelle


Beispiele großflächiger Savannengebiete 199<br />

Tab. 14. Vergleich einiger Prozesse in Waldlücken eines geschlossenen Waldes<br />

jnd bei Einzelbäumen im Grasland (Idiotop-Vergleich)<br />

Waldlücke (gap)<br />

isolierter Baum in <strong>der</strong><br />

Savanne<br />

Entstehung<br />

Ä^größerung<br />

"verschwinden<br />

meist plötzlich<br />

(episodisches Sturmereignis)<br />

selten durch Astfall o<strong>der</strong><br />

Stammwurf benachbarter<br />

Bäume<br />

meist rasch durch Zuwachsen<br />

durch benachbarte Bäume<br />

langsam (Keimung,<br />

Sämlingsetablierung)<br />

graduell durch Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Krone<br />

unter Umständen sehr plötzlich<br />

durch Absterben des<br />

Baumes<br />

"Zeitdauer kurz (5-30 Jahre) lang (Lebenszeit des Baumes,<br />

meist weit über 50 Jahre)<br />

'"Resourcendynamik<br />

meist nur kurze, zusätzliche<br />

Nährstofffreisetzung<br />

meist ständige Bevorzugung<br />

durch Wild <strong>und</strong> Eintrag von<br />

außen (Detritus)<br />

Sek<strong>und</strong>ärsukzession nur in großen Waldlücken selten erkennbar<br />

Ökologische Wirkung in<br />

die Umgebung<br />

nach Belsky & Canham 1994<br />

kurze Reichweite (5-20 m)<br />

größere Reichweite<br />

(50-100 m)<br />

Idiotope. Die durch einen Baumwurf im Wald beeinflußte<br />

Fläche <strong>und</strong> ihre Dynamik bis zum Kronenschluß <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

die durch den Einzelbaum dominierte Fläche im<br />

Grasland <strong>und</strong> ihre Entwicklung zu einer Baumgruppe o<strong>der</strong><br />

zu baumfreiem Graslaitd werden in Tab. 14 als gegensätzliche<br />

Strukturelemente verglichen.<br />

5 Beispiele großflächiger Savannengebiete<br />

Nicht nur in Afrika nördlich <strong>und</strong> südlich des Äquators, son<strong>der</strong>n<br />

auch in Südamerika sind sehr weite savannenartige Vegelationsformen<br />

am Orinoko, in Zentral- <strong>und</strong> Ostbrasilien<br />

<strong>und</strong> im Chaco-Gebiet verbreitet.<br />

Entlang des Gradienten vom perhumiden tropischen Regenwald<br />

bis zur extrem trocken tropischen Wüste än<strong>der</strong>t<br />

sich <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sbestände gr<strong>und</strong>legend; auch<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> jeweiligen Lebensformen ist sehr unterschiedlich.<br />

Ellenberg (1975) hat dies in einem allgemeinen<br />

Schema (Abb. 110) zusammengestellt, das für die Tieflagen<br />

<strong>der</strong> Anden gilt, aber prinzipiell auch übertragbar ist auf<br />

an<strong>der</strong>e Gebiete mit ähnlichen Gradienten. Im folgenden<br />

werden einige Beispiele großflächiger Savannen herausgegriffen.


200 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

perhumid euhumid subhumid semihumid semiarid<br />

<strong>Vegetation</strong><br />

subarid euarid perarid<br />

mesomorpher schwachxerom. saisonierter halbimmergrüner<br />

immergrüner Tieflands-Tropenwald Tiefl.-Tropenwald<br />

Lebensformen<br />

Bäume weichte<strong>der</strong>blättrig-immergrün |<br />

I----------------------------- ---------------------------- - regengrün<br />

¥<br />

Epiphyten<br />

Lianen<br />

Chamaephyten immergrün<br />

Sträucherweichl.-immergrün<br />

regengrüner extrem xerom. tropische tropsche<br />

Tiefl.Tropenw. Busch-Halbwüste Wüste<br />

hartlaubig-immergrün<br />

hartlaubig-immergrün<br />

regengrün<br />

Hemikryptophyten_ _ Thero- Geophyten<br />

Abb. 110.<br />

Form ationsglie<strong>der</strong>ung u n d L e­<br />

bensform enverteilung ln den<br />

Ticßagen des Ä ndenvorlandes<br />

entlang eines K lim agradienten<br />

(nach E l l e n b e r g 1975).<br />

a Llanos am Orinoko<br />

Die Llanos liegen in Venezuela in 100 in NN in einer Becken<br />

landschaft, die noch im Tertiär ein Meer war. Sie nehmen aul<br />

dem linken Ufer des unteren Orinoko eine Breite von 400 ktr<br />

ein <strong>und</strong> setzen sich noch 1000 km in Columbien fort. Diese<br />

Becken wurde von den Flüssen mit den Verwitterungsprn<br />

dukten <strong>der</strong> Anden zugeschüttet. Das Klima <strong>der</strong> zentralen Lla<br />

nos um Calabozo (s. Diagramm auf Abb. 90) ist für das Zono<br />

biom II sehr typisch: Jahresnie<strong>der</strong>schlag über 1300 mm<br />

Regenzeit sieben Monate, Dürrezeil fünf Monate. Es wäre so<br />

mit ein feuchter laubabwerfen<strong>der</strong> Wald in diesem Gebiet zl<br />

erwarten. Er ist auch in typischer Ausbildung vorhanden,<br />

aber nur in Form von vereinzelten sehr kleinen Wäldchenden<br />

„Matas". Die tiefen Llanos, die an den Fluß grenzen iint<br />

während <strong>der</strong> Regenzeit überschwemmt werden, sind, wie«<br />

ZB II üblich ein reines Grasland (Bäume nur auf den Ufetwällen<br />

als Galeriewald). Sonst ist die Fläche von einem em:<br />

50 cm hohen Grasland bedeckt mit zerstreut stehenden kleinen<br />

Bäumchen (Curatella, Byrsonima, Bowdichia), also eine typische<br />

Savanne. Da diese nicht klimatisch bedingt sein kan:<br />

(dazu sind die Nie<strong>der</strong>schläge zu hoch), kommen nur edaph;-<br />

sehe Ursachen, also die Bodenverhältnisse in Frage.


Beispiele großflächiger Savannengebiete 201<br />

Die oft geäußerte Annahme, daß es sich um eine durch<br />

Feuer aus Wald entstandene anthropogene Savanne handelt,<br />

ist die einfachste, aber auch unkritischste. Die Savanne bestand<br />

schon vor <strong>der</strong> Ankunft <strong>der</strong> Weißen. Die Indianer hatten<br />

sie we<strong>der</strong> als Acker- noch als Weideland genutzt. Brände<br />

kommen in Graslän<strong>der</strong>n durch Blitzschlag immer vor. Sicher<br />

werden die Indianer das trockene Gras öfters angezündet haben,<br />

aber das konnten sie nur, weil natürliches Grasland<br />

schon vorhanden war. Das Feuer hat die Savanne mitgeformt,<br />

indem nur feuerresistente Holzarten im Grasland<br />

<strong>und</strong> am Rande <strong>der</strong> Matas wachsen, jedoch war es nicht die<br />

primäre Ursache für diese riesigen Grasflächen. In den zentralen<br />

Llanos wurde nachgewiesen, daß zu einer Zeit, als das<br />

Gr<strong>und</strong>wasser in <strong>der</strong> Beckenlandschaft noch sehr hoch stand,<br />

eine Lateritkruste entstand, die durch Eisenhydroxid zementiert<br />

wurde. Man bezeichnet sie dort als „Arecife"<br />

(Abb. 111). Sie zieht sich in wechseln<strong>der</strong>, aber geringer Tiefe<br />

(am häufigsten 30 bis 80 cm tief) unter <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />

hin, sinkt selten unter 150 cm, tritt aber auch an die Oberfläche<br />

o<strong>der</strong> wird herauserodierl. Die Undurchlässigkeit <strong>der</strong><br />

Arecife für Wasser stimmt in diesem Falle nicht; denn<br />

während <strong>der</strong> Sommerregenzeit fallen in drei Monaten<br />

750 mm Regen. Diese Mengen kann <strong>der</strong> Boden über <strong>der</strong> Arecile<br />

nicht aufnehmen; es müßte also eine Überschwemmung<br />

<strong>der</strong> tischebenen Fläche eintreten, was nicht <strong>der</strong> Fall ist. Auch<br />

die rote Färbung des Bodens spricht gegen lange Staunässe.<br />

Dafür wurde ein Gr<strong>und</strong>wasseranstieg unter <strong>der</strong> Arecife von<br />

-575 cm bis aut -385 cm, also um fast 2 m, am Endo <strong>der</strong> Regenzeit<br />

festgestellt. Nimmt man ein Porenvolumen <strong>der</strong> alluvialen<br />

Ablagerungen von etwa 50 % an, so würde das bedeuten,<br />

daß etwa 300 mm vom Boden über <strong>der</strong> Arecife<br />

zurückgehalten werden <strong>und</strong> 1000 mm durchsickern. An eiw<br />

~<br />

3'85 m Gr<strong>und</strong>wasser am Ende <strong>der</strong> Regenzeit<br />

^85 m _____ Gr<strong>und</strong>wasser vor Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />

Abb. 111.<br />

Schem a z u r D eutung <strong>der</strong> W asserverhältnisse<br />

ln den Llanos<br />

nördlich vom O rinoko. U nter <strong>der</strong><br />

Arecife ist <strong>der</strong> wechselnde<br />

G r<strong>und</strong>w asserspiegel n u r fü r<br />

Tiefw iirzler erreichbar (nach<br />

<strong>Walter</strong> 1990).


1<br />

1<br />

202 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

ner durch Erosion am Flußufer freigelegten Arecife konir ;<br />

man deutlich erkennen, daß ganz unregelmäßige Gänge ar<br />

einzelnen Stellen durch die harte Kruste hindurchführe!<br />

Die Gräser wurzeln in dem feinkörnigen Boden über <strong>der</strong> Art<br />

cife <strong>und</strong> verbrauchen etwa 300 mm Regenwasser für ihre<br />

Entwicklung. Die Holzpflanzen aber stehen dort, wo ihrear<br />

<strong>der</strong> Arecife-Oberfläche entlang wachsenden Wurzeln einer<br />

Gang durch die Arecife finden <strong>und</strong> durch diesen dann in dk<br />

darunterliegenden feuchten Gesteinsschichten gelangen<br />

Dort steht ihnen Wasser in genügen<strong>der</strong> Menge zur Verfügung.<br />

Sind die Gänge sehr groß o<strong>der</strong> liegen sie dicht beieinan<strong>der</strong>,<br />

so kann darüber eine Baumgruppe wachsen; kleint<br />

Waldbestände findet man dagegen nur dort, wo stellenwciM<br />

die Arecife ganz fehlt o<strong>der</strong> sehr tief liegt, so daß die dem K!<br />

ma entsprechende <strong>Vegetation</strong> sich entwickelt, das heißt ei:<br />

laubwerfen<strong>der</strong> Wald. Man muß somit diese Savanne als eins<br />

stabile, natürliche Pflanzengemeinschaft betrachten, bei <strong>der</strong><br />

die Baumverteilung die Arecife-Struktur wi<strong>der</strong>spiegel;<br />

Dafür sprechen folgende Tatsachen:<br />

1. Dort, wo die Arecife oberflächlich ansteht, fehlt die Gra<<br />

decke, aber vereinzelte Bäumchen in größeren Abstär<br />

den wachsen auf ihr; in diesem Falle müssen die Wune<br />

durch die Arecife in den Boden darunter reichen.<br />

2 . Curatella bleibt während <strong>der</strong> Trockenzeit, im Gegensatz zt<br />

dem sonstigen Verhalten <strong>der</strong> Holzpflanzen in <strong>der</strong> typischen<br />

Savanne grün, ein Zeichen, daß ihre Wasserversorgung<br />

das ganze Jahr gut ist. Transpirationsmessungen ergaben,<br />

daß ein Bäumchen in <strong>der</strong> Dürrczcit etwa 10 Litt;<br />

pro Tag transpiriert; da <strong>der</strong> Boden über <strong>der</strong> Arecife in dieser<br />

Zeit trocken ist, muß das Wasser aus den Bodenschichten<br />

unter <strong>der</strong> Arecife stammen. Dasselbe gilt auch<br />

für die an<strong>der</strong>en Holzarten.<br />

Wo die Wäldchen (Matas) wachsen, fehlt lokal die Areti<br />

fe, so daß die Baumwurzeln ungehin<strong>der</strong>t tief in den Boden<br />

eindringen können.<br />

Den endgültigen Beweis könnten nur Wurzelausgrabur.<br />

gen auf größeren Flächen erbringen, die jedoch sehr<br />

schwierig auszuführen sind. Ein Sprengen <strong>der</strong> Arecife mi:<br />

Dynamit müßte zur Ausbreitung <strong>der</strong> Gehölze führen. Ir<br />

den Savannen <strong>der</strong> Llanos sind leichte Senken eingestreut,<br />

in die das Wasser nach starken Regengüssen<br />

(1961: 38 mm in 20 Minuten) abfließt <strong>und</strong> in denen<br />

graue Tone zur Ablagerung kommen, so daß das Wasser<br />

in den Senken während <strong>der</strong> Regenzeit etwa 30 cm tie:<br />

steht. Gegen Ende <strong>der</strong> Dürrezeit trocknet <strong>der</strong> graue Boden<br />

völlig aus.


Beispiele großflächiger Savannengebiete 203<br />

Diese Wechselfeuchtigkeit halten gewisse Gräser (Leersia.<br />

Oryza, Paspalum <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) gut aus, nicht dagegen die<br />

Baiiniarten, mit Ausnahme <strong>der</strong> Palmen. Es bilden sich dann<br />

die „Palmares", Grasland mit <strong>der</strong> Palme Copernicia tectorum,<br />

also Palmsavannen, die auch im tropischen Ai'rika weit verbreitet<br />

sind. Auch diese Flächen brennen oft ab, aber Palmen<br />

halten das Feuer aus (ebenso wie Baumfarne), denn sie haben<br />

kein Kambium, das beschädigt werden könnte. Die toten,<br />

den Stamm umhüllenden Blätter <strong>der</strong> Palmen verbrennen,<br />

die äußeren Leitbündel verkohlen; diese Kohleschicht<br />

wirkt bei späteren Bränden isolierend. Der von jungen Blättern<br />

umgebene <strong>Vegetation</strong>skegel bleibt erhalten. Fehlen alte<br />

Blätter am Stamme ganz, so ist es ein Zeichen, daß erst vor<br />

kurzem die Palmsavanne abbrannte; umhüllen sie den<br />

Stamm bis zum Boden, so war die Palme noch keinem<br />

Brand ausgesetzt gewesen; ist nur <strong>der</strong> untere Stammteil<br />

kahl, so ist die Palme seit dem letzten Brand eine Reihe von<br />

Jahren in die Höhe gewachsen.<br />

Ein Teil des Wassers muß von den mit Palmen bestandenen<br />

Flächen abfließen; denn sonst würden die Böden verbracken,<br />

da einer Regenmenge von 1300 bis 1500 mm eine<br />

potentielle Evaporation von 2428 mm gegenübersteht, das<br />

heißt die hydrologische Wasserbilanz ist negativ. Bei einer<br />

dauernden Vernässung <strong>der</strong> Böden tritt die Mauritia minor-<br />

Palme auf. Es bilden sich schwarze, saure torfige Böden mit<br />

einigen Gräsern, Rhynchospora, Jussieua, Eriocaulon <strong>und</strong> den<br />

insektivoren Drosera-Arten (Sonnentau) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Auch<br />

diese Flächen sind ebenso wie das bereits erwähnte wechselfeuchte<br />

Grasland eine beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Helobiome<br />

<strong>und</strong> Amphibiome.<br />

Heute wird jährlich abgebrannt, um die Weideflächen zu<br />

verbessern. Dies synchronisiert natürlich die verschiedenen<br />

Grasarten in ihrem Wachstum. Die zeitliche Einnischung <strong>der</strong><br />

Biomassenproduktion ist dann deutlich (vgl. Abb. 112).<br />

Abb. HZ.<br />

Der Jahresrhythmus grüner Biomasse<br />

von sechs dominanten<br />

Grasarten <strong>der</strong> venezolanischen<br />

Llanos nach dem dort üblichen<br />

Brand im März zeigt eine enge<br />

zeitliche Einnischung <strong>der</strong> Grasarten<br />

(schraffiert: Blütezeit)<br />

(nach S a r m i e n t o 1996).<br />

schwarz = Andropogon semiberbis:<br />

schwarz punktiert = Axonopus<br />

canescens: blau = Elyonurus<br />

adustus; blau punktiert =<br />

Leptocoryphium lanatum: blau<br />

gestrichelt = Sporobolus cubensis:<br />

schwarz gestrichelt = Trachypogon<br />

vestitus.


204 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Weiter im Osten gehen die Llanos in eine Ebene überiri:<br />

sandigen Ablagerungen des Orinoko, <strong>der</strong> früher hier na(<br />

Norden umbog <strong>und</strong> durch die Unare-Nie<strong>der</strong>ung ins Karii<br />

sehe Meer mündete.<br />

Die oft ganz weißen Quarzsande sind Verwitterungspre<br />

dukte <strong>der</strong> quarzitischen Sandsteine <strong>der</strong> Guayana-Tafelberg<br />

die denen des brasilianischen Schildes entsprechen un.-<br />

ebenso fast nährstofffrei sind. Ähnliche ausgelaugte Qiiar,<br />

böden kommen auf an<strong>der</strong>en alten Gondwanaflächen eber.<br />

falls vor. Die Savannen, zum Teil auch reine Glasflächen<br />

dürften auf ähnliche Ursachen zurückzuführen sein, wie di<br />

Campos cerrados.<br />

b Campos Cerrados<br />

Es handelt sich bei diesen um eine savannenähnliche Vegt<br />

tation, die eine Fläche von zwei Millionen Quadratkilomeii.<br />

in Zentralbrasilien bedeckt (Eiten 1982). Der Deckungsgn<br />

des 4 bis 9 m hohen Baumbestandes schwankt von 3 % bi<br />

zu 30 %. Das Klima mit Jahresnie<strong>der</strong>schlägen von 1100!<br />

2000 mm zeichnet sich durch eine fünfmonatige Dürrezr<br />

aus. Rawitscher (1948) hat sich als erster mit dem Wasse:<br />

haushalt dieser Savannen befaßt <strong>und</strong> nachgewiesen, daß dt:<br />

tiefgründige Boden schon in 2 m Tiefe dauernd feucht bleibi<br />

so daß die tiefer wurzelnden Holzarten stets genügend Wav<br />

ser zur Verfügung haben, immergrün bleiben <strong>und</strong> aucl<br />

während <strong>der</strong> Dürrezeit stark transpirieren. Nur die Gräx<br />

<strong>und</strong> flachwurzelnden Arten vertrocknen während <strong>der</strong> Dürre<br />

o<strong>der</strong> werfen die Blätter ab. Die Böden sind VerwiUtrungsprodukte<br />

<strong>der</strong> Granite <strong>und</strong> Sandsteine des brasiliai:-<br />

sehen Schildes <strong>und</strong> sehr nährstoffarm vor allem ar<br />

Phosphor, aber auch an Kalium, Zink <strong>und</strong> Bor. Das ergabt:<br />

Kulturen von Baumwolle, Mais <strong>und</strong> Soja mit verschiedener<br />

Düngergaben. Daß nicht <strong>der</strong> Wasserfaktor, son<strong>der</strong>n d;.<br />

Nährstoffarmut die Ausbildung <strong>der</strong> zonalen laubabwerlenden<br />

Wäl<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>t, ergibt die Tatsache, daß in <strong>der</strong> Näht<br />

von Sao Paulo auf Basaltböden ein zonaler halbimmergri.<br />

ner Wald wächst. Die Campos cerrados wurden regelmällu<br />

abgebrannt. Das Vorhandensein vieler Pyrophyten zeigt, da:-<br />

Teuer auch hier ein natürlicher Faktor seit Urzeiten war<br />

Brände verringern die Dichte <strong>der</strong> Bestände, aber sie sina<br />

nicht die eigentliche Ursache für das Fehlen einer geschloisenen<br />

Waldvegetation (Coutinho 1982).<br />

c Das Chaco-Gebiet<br />

Es handelt sich um den westlichsten Teil des ZB 11 in Südamerika<br />

eine riesige Ebene zwischen dem brasilianischr


1<br />

Beispiele großflächiger Savannengebiete 205<br />

Schild im Osten <strong>und</strong> den vorandinen Gebirgsketten im Westen.<br />

Der zentrale Teil dieser Ebene liegt nur etwa 100 m<br />

über dem Meeresspiegel. Die Ebene erstreckt sich von S-Bolivien,<br />

den größten Teil von Paraguay <strong>und</strong> weit nach W-Argentinien<br />

hinein über 1500 km von Norden nach Süden bei<br />

einer mittleren Breite von 750 km (H ueck 1966).<br />

Während <strong>der</strong> starken Sommerregen werden große Teile<br />

<strong>der</strong> Ebene namentlich im östlichen Teil überschwemmt<br />

IJahresnie<strong>der</strong>schlag 900 bis 1200 mm). Es handelt sich um<br />

eine Parklandschaft mit Wald, weiten periodisch überschwemmten<br />

Grasflächen, Palmsavannen o<strong>der</strong> Sümpfen. Im<br />

mittleren Teil treten neben <strong>der</strong> Parklandschaft auch trockene<br />

Savannen auf. Der westliche Teil in Argentinien ist stark<br />

verbuscht, <strong>und</strong> es kommen auch Salzpfannen mit den Halophyten<br />

Allenrolfea <strong>und</strong> Heterostachys vor. Der südliche Chato<br />

leitet zur Pampa über. Das Relief ist sehr flach, im Boden<br />

kommen wasser<strong>und</strong>urchlässige Schichten vor; die <strong>Vegetation</strong><br />

ist vorwiegend eine Prosopis-Savanne mit einer Grasschicht<br />

aus Elionurus muticus <strong>und</strong> Spartina argentinensis. Die<br />

Hauptbaumarten <strong>der</strong> Chaco-Wäl<strong>der</strong> sind stark gerbstoffhaltige<br />

Quebracho-Arten Aspidosperma quebracho-blanco (Schiiwpsis<br />

quebracho-colorado <strong>und</strong> S. balansae <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e). Von<br />

den Palmen ist Trithrinax campestris häufig, während für<br />

feuchte Senken Copernicia alba typisch ist.<br />

Die Säugetierfauna ist nicht zahlreich. Termitenfresser<br />

sind Myrmecophaga tridactyla <strong>und</strong> Tamandúa tetradactyla. Von<br />

Raubtieren sind o<strong>der</strong> waren <strong>der</strong> Jaguar (Leo onca), Puma (Felis<br />

concolor) <strong>und</strong> viele kleinere Arten vertreten. Zahlreich sind<br />

die Nagetiere; auf Bäumen findet man das Faultier Bradypus<br />

boHviensis, drei Affenarten (Cebidea), das Baumstachelschvvein<br />

(Coenda spinosus) <strong>und</strong> die Mustelide Eira barbara,<br />

dazu kommen viele Insectivore o<strong>der</strong> sich von Früchten <strong>und</strong><br />

Blüten ernährende Fle<strong>der</strong>mäuse sowie <strong>der</strong> blutsaugende<br />

Vampir Desmodus rot<strong>und</strong>as.<br />

Von den Vögeln sei <strong>der</strong> große Laufvogel Rhea americana<br />

genannt, die Reptilien sind durch zwei selten gewordene<br />

Kaimanarten, drei Schildkrötenarten, einige Giftschlagen<br />

(insgesamt 25 Schlangenarten) <strong>und</strong> verschiedene Eidechsen<br />

vertreten; von Anuren kennt man bisher 30 Arten. Dazu<br />

kommen zahllose Wirbellose.<br />

Ökosystemforschungen wurden wohl noch nicht in Angrilf<br />

genommen. Die Haupteingriffe des Menschen entstehen<br />

durch Abholzung <strong>und</strong> Beweidung, die zur Verbuschung<br />

lühren kann.<br />

Eine kurze Zusammenfassung mit Literaturangaben liegt<br />

von Bücher (1982) vor.


206 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

d Savannen <strong>und</strong> Parklandschaften Ostafrikas<br />

Dieses am Fuße <strong>der</strong> großen Vulkane liegende Gebiet mi<br />

dem Riesenkrater Ngoro-Ngoro, dem ostafrikanischen Gra<br />

benbruch <strong>und</strong> <strong>der</strong> weiten Serengetifläche ist in weiten Krei<br />

sen bekannt, vor allem durch den Wildreichtum, <strong>der</strong> viel<br />

leicht auch mit den nährstoffreichen vulkanischen Bödei<br />

<strong>und</strong> damit besserem Pflanzenfutter zusammenhängt. Abc<br />

in diesem äquatorialen Gebiet mit Tageszeitenklima <strong>und</strong> ei<br />

nem Monsunklima treten zwei Regenzeiten auf, eine kleine<br />

<strong>und</strong> eine große. Meist sind diese nur durch eine kurze Düt<br />

rezeit getrennt, was hydrologisch günstiger ist. Sie wirkci,<br />

sich ähnlich wie eine Sommerregenzeit aus, so daß man hier<br />

bei Jahresnie<strong>der</strong>schlägen um 800 mm ähnliche Savannen<br />

<strong>und</strong> Parklandschaften antrifft wie im ZB II.<br />

Rodung, jährliche Brände <strong>und</strong> Überweidung haben die<br />

Pflanzendecke stark beeinflußt; infolgedessen sind verschie<br />

dene Degradationsstadien verbreitet. Oft wird von einer<br />

„Obstgartensteppe" gesprochen, die aber eine typische<br />

Baumsavanne ist. Wenn das Klima trockener wird bzw. an<br />

trockenen Felsstandorten treten große Kandelaber-Euphorbien<br />

<strong>und</strong> A/oé-Arten auf.<br />

e <strong>Vegetation</strong> des australischen ZB II<br />

Mit Ausnahme von wenigen kleinen Relikten von laubabwerfenden<br />

Wäl<strong>der</strong>n in NE-Australien mit indomalaiischen<br />

Florenelementen <strong>und</strong> einigen laubabwerfenden Eucalyptuy<br />

Arten in N-Australien, die jedoch fast bedeutungslos sind,<br />

gibt es diesen <strong>Vegetation</strong>stypus nicht. Aber Parklandschalten,<br />

auch mit Palmen, sind im Bereich des ZB II verbreitet,<br />

doch mit immergrünen Eucalyptus-Antn. Etwas südlicher<br />

kommen bei geringeren Jahresnie<strong>der</strong>schlägen Savannen mit<br />

decken<strong>der</strong> Grasschicht aus Heteropogon contortus (ebenfalk<br />

mit immergrünen Eukalypten) vor.<br />

In <strong>der</strong> ausführlichen <strong>Vegetation</strong>smonographie von B ead-<br />

LE (1981) kommt die Bezeichnung „Savanne" nicht vor. Im<br />

Gegensatz dazu rechnen die australischen Forscher Walkfr<br />

Er G ilu so n (1982) zu Savannen alle lichten Wäl<strong>der</strong>, wenn<br />

die Gräser <strong>der</strong> Krautschicht eine Deckung von über 2 % haben,<br />

wozu man die meisten lichten Eucalyptus-Y^alAer rechnen<br />

müßte.<br />

6 Ökosystemforschung<br />

Gräser <strong>und</strong> Bäume sind die Komponenten in <strong>der</strong> Savanni',<br />

Die Artenzahl <strong>der</strong> Gräser ist relativ gering, bedeutsamer ist<br />

ihre Biomasse, bei den Leguminosen ist es umgekehri


Ökosystemforschung 207<br />

Biomasse<br />

Artenzahl<br />

2 7 ,9 %<br />

Abb. 113.<br />

Die relative Biomasse <strong>und</strong> die<br />

prozentualen Artenzahlen <strong>der</strong><br />

wichtigsten Pflanzenfamilien in<br />

<strong>der</strong> afrikanischen Savanne<br />

(nach M ü l l e r 1991).<br />

1 7 ,8 %<br />

16,2 %<br />

5 ,4 %<br />

Commelinaceae | 3 ,8 %<br />

3 ,8 %<br />

25,1 %<br />

(Abb. 113). Dazu kommen dann aber noch zahlreiche weitere<br />

seltenere Arten (etwa 25 %), <strong>der</strong>en Biomasse aber nur<br />

etwa 1,5 % ausmacht.<br />

Zwei Savannenökosysteme, die ökologisch untersucht<br />

wurden, sollen kurz erläutert werden. Eines davon, die<br />

Lamto-Savanne, liegt in Westafrika <strong>und</strong> ist eine Reliktsavanne<br />

im Regenwaldgebiet, das an<strong>der</strong>e, die Nylsvley-Savanne,<br />

liegt in Südafrika. Sie grenzt im Westen an die Kalahari. .<br />

a Lamto-Savanne<br />

Diese Savanne liegt in <strong>der</strong> Guineawaldzone (Gebiet Elfenbeinküste)<br />

bei 5°W <strong>und</strong> 6 °N, also noch im ZB 1. Sie wird<br />

jedes Jahr abgebrannt, so daß <strong>der</strong> an sie angrenzende Regenwald<br />

nicht vorrücken kann, selbst wenn die Bodenverhältnisse<br />

es erlauben würden. Der mittlere Jahresnie<strong>der</strong>sdilag<br />

beträgt 1300 mm. Auf dem Klimadiagramm ist eine


L _ _<br />

208 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw, laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Dürrezeit von nur einem Monat - im August - zu erkenntr<br />

aber <strong>der</strong> Witterungsablauf schwankt von Jahr zu Jahr stan<br />

die Regenmenge liegt im Bereich von 900 bis 1700 mm p:<br />

Jahr. Auf dem höheren Teil des Reliefs wächst eine Baur<br />

o<strong>der</strong> Strauchsavanne auf roten Savannenböden md Lateri;<br />

konkretionen. In tieferen Teilen des Reliefs dagegen wach<br />

sen Palmsavannen auf staunassen Böden.<br />

Die verschiedenen Pflanzengemeinschaften wurden v(j:<br />

M enault & Cesar (1982) untersucht (vgl. Tab. 15).<br />

Mit den Konsumenten <strong>und</strong> Destruenten dieser Savanne<br />

beschäftigte sich Lamotte (1975): Großwild kommt nur spi<br />

radisch vor. Die Zoomasse (je in kg-ha^') <strong>der</strong> Vögel betrag'<br />

0. 2.bis 0,5; die von zwölf Nagetierarten 1,2; die <strong>der</strong> Regen<br />

Würmer 0,4 bis 0,6. Die Masse <strong>der</strong> Termiten (gras-, humus<br />

o<strong>der</strong> holzfressende) konnte ebenso wie die an<strong>der</strong>er Wirbel<br />

loser nicht bestimmt werden.<br />

Die Bodenatmung, die als Maß <strong>der</strong> Mikroorganismenaktivität<br />

dient, wurde mit 8 t COj • ha“' im Jahr ermittelt. Dt:<br />

Versuch, den Energiefluß beim Abbau festzustellen (Lamoi-<br />

TE 1982), ergab folgendes:<br />

1. Durch das Jährliche Feuer wird etwa 1/3 <strong>der</strong> Primärproduktion<br />

mineralisiert.<br />

2. Von den Konsumenten gefressen wird wahrscheinlich<br />

weniger als 1 % <strong>der</strong> Primärproduktion; auch <strong>der</strong> Abbau<br />

<strong>der</strong> Detritusfresser mit <strong>der</strong> Hauptgruppe <strong>der</strong> Regenwürmer<br />

ist wenig wirksam.<br />

3. 80 % <strong>der</strong> Primärproduktion wird durch Mikroorganismen<br />

abgebaut, so daß die Darstellung des Energieflusses als<br />

Pyramide sehr fraglich erscheint. Damit bestätigt sich, daß<br />

Tab. 15 Ökosystemare Kenngrößen (Extremwerte)<br />

einer niedrigen Strauchsavanne (erste Zz.il)<br />

<strong>und</strong> einer dichten Baumsavanne (zweite Zahl)<br />

Zahl <strong>der</strong> Holzpflanzen pro ha<br />

Deckung <strong>der</strong> Holzpflanzen<br />

Blattflächenindex<br />

Phytomasse oberirdisch (t -ha“')<br />

Phytomasse unterirdisch<br />

120<br />

7 %<br />

0,1<br />

7,4<br />

3,6<br />

Nettohoizproduktion (t -ha ' -a“')<br />

dto., oberirdisch<br />

0,12<br />

dto., unterirdisch<br />

0,05<br />

Nettoproduktion <strong>der</strong> Blätter <strong>und</strong> grünen Sprosse 0,43<br />

Nettoproduktion <strong>der</strong> Grasschicht (t-ha ' -a“')<br />

dto., oberirdisch 14,9<br />

dto., unterirdisch 19,0<br />

800<br />

45 %<br />

1,0<br />

54.2<br />

26,6<br />

0,76<br />

0,37<br />

5,53<br />

.4,5<br />

12.2


Ökosystemforschung 209<br />

<strong>der</strong> lange Kreislauf über die Konsumenten quantitativ<br />

fast bedeutungslos ist (s. S. 109f.).<br />

Viele launistische Angaben für die einzelnen in den Savannen<br />

vertretenen Tiergruppen findet man in dem von B ourutRE<br />

(1983; herausgegebenen Band.<br />

b Nylsvlev-Savanne<br />

Die Versuchsfläche liegt nördlich von Johannesburg (etwa<br />

auf dem 24°S) im „Nylsvley Nature Reserve" <strong>und</strong> umfaßt<br />

745 ha; davon sind 130 ha steinige Böden (H untley & M o r­<br />

ris 1978, Huntley & W alker 1982).<br />

Die Klimaverhältnisse gehen aus dem Klimadiagramm in<br />

Abb. 114 hervor. Es handelt sich um ein relativ trockenes<br />

tropisches Klima mit Sommerregen (ZB II), einem Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />

von 610 mm (vereinzelt sogar mit Frösten bis<br />

-6 °C in den Monaten Mai bis September).<br />

Die nährstoffarmen Böden sind sandige Latosole (pH = 4)<br />

<strong>und</strong> durch Verwitterung aus Gesteinen <strong>der</strong> Waterberg-Serie<br />

entstanden (B-Horizont in 30 bis 130 cm Tiefe, sein Tongehalt<br />

6 bis 15 %).<br />

Die <strong>Vegetation</strong> ist eine bis 14 m hohe Burkea africam-Era-<br />

¡¡rostis pu/Zeiis-Baumsavanne. Die laubabwerfenden domi-<br />

Mosdene 1097 m, 609,5 mm<br />

Nylstroom 1143 m, 18,3°<br />

Abb. 114.<br />

Kombiniertes Klimadiagramm<br />

von Mosdene <strong>und</strong> Nylstroom unweit<br />

<strong>der</strong> Versuchsfläche (a = absol.<br />

Maximum, b = mittleres tägliches<br />

Maximum des wärmsten<br />

Monats, c - mittlere tägliche<br />

Temperaturschwankung, d =<br />

aride Jahreszeit, e = mittleres<br />

tägliches Minimum des kältesten<br />

Monats f+ 1,3 °C),<br />

f = Monate mit möglichem Frost,<br />

g = abs. Minimum, p = Regenkurve,<br />

t = Temperaturkurve, w<br />

= humide Jahreszeit (aus W a i ­<br />

t e r 1 9 9 0 , nach H u n t l e y &<br />

M o r r is 1 9 7 8 ).


"1 „if-ti<br />

210 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

nanten Bäume sind außer Burkea, Terminalia sericea sowii<br />

Combretum molk die Sträucher Oehna pulchra <strong>und</strong> Grewiafla.<br />

vescens. Der Kronenschluß beträgt 27,5 % (20 bis 60 %). Aul<br />

den Flächen, die bis vor 50 Jahren von Eingeborenen besiedelt<br />

waren, ist <strong>der</strong> Boden dichter, reicher an N, P sowie K<br />

<strong>und</strong> trägt eine sek<strong>und</strong>äre Acacia tortilis-A. nilotica-Dkhrostachys<br />

cinerea-Domsavanne (Kronenschluß 10 %) mit vorwiegend<br />

Eragrostis lehmanniana in <strong>der</strong> Grasschicht.<br />

Die oberirdische Phytomasse <strong>der</strong> holzigen Produzenten in<br />

<strong>der</strong> Swrfefl-Baumsavanne beträgt 16,3 t ■ha"' <strong>und</strong> zwar<br />

14,9 t-ha"' an Stämmen <strong>und</strong> Ästen 0,3 t-ha"' an Zweigen<br />

<strong>und</strong> 1,1 t-ha"’ an Blättern; dazu kommen 1,9 t-ha“’ an totem<br />

Holz. Der Blattflächenindex ist 0,8.<br />

In <strong>der</strong> Grasschicht spielen die Kräuter keine wesentliche<br />

Rolle. Die Gräser stehen unter den Baumkronen lockerer ah<br />

zwischen den Bäumen. Die Phytomasse <strong>der</strong> Grasschichi<br />

schwankt kleinflächig sehr stark <strong>und</strong> ist auch in den einzelnen<br />

Jahren je nach Regenfall verschieden. Messungen in<br />

den drei Jahren haben Maximalwerte von 235 g-m"^ zwischen<br />

den Bäumen <strong>und</strong> von 62 g - m"^ unter den Kronen ergeben,<br />

die Minimalwerte waren 141 <strong>und</strong> 16 g-m'^.<br />

Für die unterirdische Phytomasse werden 15,5 t-ha'<br />

angegeben; zwischen den Bäumen entfällt davon die Hälfte<br />

auf die Wurzeln <strong>der</strong> Gräser. 75 % <strong>der</strong> Wurzelmasse befinden<br />

sich in den oberen 20 cm des Bodenprofils. Von den Wurzeln<br />

sind im Sommer 13 % <strong>und</strong> im Winter 30 % tot.<br />

Der Streitfall betrug in <strong>der</strong> Burkea-Savanne vom<br />

7.4. 1977 bis zum 14. 11. 1977 insgesamt 160 g-m“^ (davon<br />

waren 84,8 % Blattstreu, 9,4 % Zweige, 5,5 % Früchte <strong>und</strong><br />

Samen, 0,3 % Borke <strong>und</strong> Knospenschuppen). Je 35 % <strong>der</strong><br />

Streu stammten von Burkea <strong>und</strong> Oehna. Die jährliche Streiiproduktion<br />

wird mit 170 g-m “^ angegeben.<br />

Am 18. 10. 1976 betrug die gesamte Streumenge auf dem<br />

Boden 1853 g - m"^ <strong>und</strong> nahm bis zum 12. 7. 1977 auf<br />

1342 g - m"^ ab.<br />

Von Mikroorganismen wurden die üblichen Keimzählungen<br />

auf Platten gemacht, wobei die Zahl <strong>der</strong> Actinomyceten<br />

auffallend hoch war. Die Aktivität <strong>der</strong> Bodenorganismen<br />

wurde durch ATP-Bestimmungen <strong>und</strong> Bodenatmungsmessungen<br />

ermittelt. Gef<strong>und</strong>en wurde eine COj-Tagesausscheidung<br />

von 1866 mg CO^-m"^ in 24 St<strong>und</strong>en (Minimum im<br />

August 226 mg <strong>und</strong> Maximum im Januar 4367 mg).<br />

Weitere ausführliche Angaben zur südafrikanischen Savanne<br />

gibt Huntley & Walker (1982). Die Biomasse in den<br />

verschiedenen Burkea-Savannm ermittelte Rutherford<br />

(1982).


c Tierwelt<br />

Die Fauna <strong>der</strong> ßtir^eu-Baumsavanne <strong>und</strong> die <strong>der</strong> Acacia-<br />

Dornbuschsavanne weist sowohl für die Wirbeltiere als auch<br />

für die Wirbellosen auffallend große Unterschiede auf.<br />

Im gesamten Schutzgebiet kommen iS Amphibienarten<br />

vor (in <strong>der</strong> Nyi-Flußnie<strong>der</strong>ung), im Versuchsgelände sind es<br />

elf Arten; weit vom Wasser entfernt findet man sowohi die<br />

Kröte Bufo garmani, afs auch die Frösche Breviceps mosamhicus<br />

<strong>und</strong> Kassina senegalensis. An Reptilien wurden auf <strong>der</strong> Versuchsfläche<br />

3 Schildkröten-, 19 Eidechsen- <strong>und</strong> 26 Schlangenarten<br />

festgestellt.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Vogelarten im gesamten Schutzgebiet ist 325,<br />

davon 197 ständige. Im Versuchsgebiet sind es 120 Arten<br />

(14 Raubvögel, 71 Insektenfresser, 4 Beerenfresser, 10 Körnertresser<br />

<strong>und</strong> 26 Omnivore), Von den 62 Säugetierarten des<br />

Schutzgebietes wurden 46 auf <strong>der</strong> Versuchsfläche registriert.<br />

Am zahlreichsten sind die Nagetierarten, dazu kommen je<br />

eine Art <strong>der</strong> Stachelschweine, <strong>der</strong> Warzenschweine sowie <strong>der</strong><br />

Schakale <strong>und</strong> zwei Affenarten.<br />

Von den beson<strong>der</strong>s wichtigen Paarhufern seien genannt:<br />

Kudu (Tragelaphus strepsiceros), Impala (Aepyceros melampus),<br />

Deuker (Sylvicapra grimmia) <strong>und</strong> Steinbock (Raphicerus campesiris).<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Individuenzahl bzw. <strong>der</strong> lebenden<br />

Zoomasse ist schwierig <strong>und</strong> gelang nur in wenigen Fällen<br />

annähernd. An Schlangen werden drei Tiere pro Hektar<br />

angegeben, das häufigste Reptil, <strong>der</strong> Gecko (Lygodactylus capensis),<br />

ist mit 195 bis 262 Tieren pro Hektar vertreten, die<br />

gemeine Eidechse (Ichnotropis capensis) mit 7 bis 11 Tieren<br />

pro Hektar.<br />

Die lebende Zoomasse <strong>der</strong> Vögel beträgt auf 100 ha in <strong>der</strong><br />

Burkea-Savaime 40 kg, doch nimmt die Zahl <strong>der</strong> Vögel im<br />

Winter, wenn die Zugvögel das Gebiet verlassen, um 25 bis<br />

50 % ab.<br />

Bei Säugetieren waren die Fangergebnisse so gering <strong>und</strong><br />

schwankend, daß die Angaben wenig besagen. Zum Beispiel<br />

ergaben die monatlichen Fänge bei Dendromys melantois etwa<br />

5 (0 bis 15) Tiere pro ha, für an<strong>der</strong>e Nager nur 2 Tiere pro<br />

Hektar.<br />

Für Paarhufer werden folgende Mittelwerte (Anzahl Tiere<br />

pro 100 ha) angegeben: Impala 13, Kudu 2, Warzensdiwein<br />

1, Deuker 2 <strong>und</strong> Steinbock 1 bis 2 (Riedbock selten).<br />

Der frühere Besitzer von Nylsvley gab an, daß er in den<br />

letzten 40 Jahren das Gebiet nur in den Monaten Januar bis<br />

April beweiden ließ, weil sonst Verluste durch die giftige Art<br />

Ökosystemforschung 211


212 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

—_ Folgende Zahlen bedeuten<br />

die Trockenmasse<br />

in kg ■ha“' für die<br />

ßur/cea-Savanne <strong>und</strong> in<br />

Klammern für die<br />

>Acac/a-Dornsavanne:<br />

Acridoidea 0,76 (2,32),<br />

an<strong>der</strong>e Orthopteren<br />

0,06 (0,02),<br />

Lepidopteren 0,05 (0,03),<br />

Hemipteren 0,08 (0,08),<br />

sonstige 0,05 (0,05),<br />

also insgesamt 1,00<br />

(2,50) kg ha-'.<br />

Dichapetalum cymosum, einem den Euphorbiaceen nahe stehenden<br />

Geophyten eintraten. Die Rin<strong>der</strong>biomasse b trug in<br />

den vier Monaten etwa 150 kg • ha“', doch machte sich 1975<br />

Überweidung bemerkbar, so daß <strong>der</strong> Viehbestand in <strong>der</strong>.<br />

nächsten Jahren auf die Hälfte reduziert wurde.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Wirbellosen ist so groß, so daß nur bestimmte,<br />

für das Ökosystem wichtige Arthropodengcuppen<br />

angegeben sind: Holzfressende Coleopteren, Lepidopteren,<br />

soziale Insekten, Wurzelfresser <strong>und</strong> Spinnen.<br />

Die Zoomasse <strong>der</strong> Wirbellosen als Trockenmasse betrug<br />

auf den Holzpflanzen im Mittel 135 g ■ha“' (Minimum im<br />

August = 60 g • ha“', Maximum im März = 300 g • ha“'). Die<br />

Trockenmasse <strong>der</strong> Insekten in <strong>der</strong> Grasschicht ist größer.<br />

Vereinzelt traten auf <strong>der</strong> Grasart Cenchrus ciliaris Raupenmassen<br />

(Spodoptera exempla) o<strong>der</strong> Käferlarven auf (Astylm<br />

atromaculatus).<br />

Der Dung wird in <strong>der</strong> warmen Jahreszeit zu 77 % an einem<br />

Tage durch Mistkäfer (Coprinae, Aphodiinae) entfernt,<br />

indem sie ihn direkt unter <strong>der</strong> Ablagestelle vergraben,<br />

während die Pillendreher (Pachilomera spp.) ihn über eine<br />

größere Fläche ausbreiten. Diese Koprophagen leiten bereits<br />

zu <strong>der</strong> nächsten Gruppe über.<br />

Zu den Destruenten werden die saprophagen Kleintiere<br />

im Boden <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Streuschicht gerechnet, die tote Pflanzenteile<br />

<strong>und</strong> Tierreste fressen <strong>und</strong> sie gleichzeitig zerkleinern,<br />

sowie die Protozoen, Pilze <strong>und</strong> Bakterien, durch die<br />

schließlich eine vollständige Mineralisation erfolgt.<br />

Die wichtigsten Saprophagen sind die Termiten. Oligochaeten,<br />

Myriapoden <strong>und</strong> Isopoden sind von geringer Bedeutung.<br />

Acariñen <strong>und</strong> Collembolen ernähren sich von<br />

Bakterien <strong>und</strong> Pilzen.<br />

Termiten sind durch 15 Arten vertreten, die häufigsten Arten<br />

sind Aganotermes oryctes, Microtermes albopartitus, Cubitemes<br />

pretorianus <strong>und</strong> Microcerotermesparvum. Von den 15 Arten sind<br />

4 Humusfresser, die übrigen ernähren sich von totem Holz<br />

o<strong>der</strong> Blattstreu. Im Boden fand man unter 1 m^ Fläche im<br />

Mittel 2540 Termiten (Maximum im November 8204, Minimum<br />

im Juli 596).<br />

Die Tierwelt <strong>der</strong> übrigen Savannengebiete in Afrika ist im<br />

Vergleich zu den Savannen <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong>n auf den an<strong>der</strong>en<br />

Erdteilen beson<strong>der</strong>s reich an Großsäugern. Allerdings<br />

muß man davon ausgehen, daß in den an<strong>der</strong>en Kontinenten<br />

die Säugerfauna vor einigen Tausend Jahren ebenfalls<br />

noch erheblich reichhaltiger war.<br />

Bei den größeren Herbivoren lassen sich meist folgende<br />

funktionellen Gruppen unterscheiden:


• Grasfresser (Weidetiere; „grazers")<br />

• I.aubfresser (Strauch- <strong>und</strong> Batimblätter; „browsers")<br />

• Körnerfresser (Samenfresser; „granivores")<br />

• Nektarfresser („nectivores")<br />

• Fruchlfresser („frugivores")<br />

7 Tropische Hydrobiome im ZB I <strong>und</strong> ZB II<br />

Bei <strong>der</strong> relativ geringen potentiellen Verdunstung führen die<br />

hohen Nie<strong>der</strong>schläge in den feuchten Tropen zu großen<br />

Wasserüberschüssen. Als Beispiel sei San Carlos de Rio Negro<br />

in S-Venezuela mit einem Nie<strong>der</strong>schlag von 3521 mm<br />

<strong>und</strong> einer potentiellen Verdunstung von nur 520 mm genannt.<br />

Sofern bei ebenem Gelände <strong>der</strong> Abfluß erschwert ist,<br />

entstehen ausgedehnte Sumpfgebiete.<br />

In Uganda nehmen solche Sumpfgebiete 12 800 km^ ein,<br />

etwa 6 % <strong>der</strong> gesamten Fläche. Die Einzugsgebiete <strong>der</strong> Flußsysteme<br />

sind dort nicht durch Wasserscheiden voneinan<strong>der</strong><br />

getrennt, son<strong>der</strong>n netzartig durch Sümpfe miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />

Auf dem Flug von Livingstone nach Nairobi sieht<br />

man die großen Lukango-Sümpfe <strong>und</strong> weiterhin die um den<br />

Kampolombo- <strong>und</strong> Bangweultt-See. Aber das größte Sumpfgebiet<br />

bildet <strong>der</strong> Weiße Nil im S-Sudan. Mit seinem linken<br />

Nebenfluß, dem Bar-el-Ghasal, füllt er das große auf<br />

400 mNN gelegene Becken mit Wasser aus. Es ist das als<br />

.Sudd" bezeichnete Sumpfgebiet, dessen größte Erstreckung<br />

von Nord nach Süd <strong>und</strong> von West nach Ost 600 km erreicht;<br />

die Gesamtfläche wird auf 150 000 km^ geschätzt; sie<br />

schwankt, je nachdem, ob Hoch- o<strong>der</strong> Niedrigwasser ist.<br />

Durch die Verdunstung im Suddgebiet verliert <strong>der</strong> Nil die<br />

Hälfte seines Wassers. Es handelt sich nicht um eine freie<br />

Wasserfläche mit kleinen, kaum über das Wasser herausragenden<br />

Inseln, son<strong>der</strong>n um einen grünen Teppich aus<br />

Schwingrasen <strong>und</strong> schwimmenden Inseln, die durch an <strong>der</strong><br />

Wasseroberfläche liegende Sprosse des Grases Vossia sowie<br />

Papyrus gebildet werden.<br />

Auch Rasen von schwimmenden Pflanzen, <strong>der</strong> aus Südamerika<br />

eingeschleppten Eichhornia sowie Pistia spielen eine<br />

Rolle. Dazwischen erkennt man vom Flugzeug aus einzelne<br />

freie Wasserlättfe <strong>und</strong> kleinere Wasserflächen. Ein Teil des<br />

Landes taucht bei Niedrigwasser auf <strong>und</strong> bildet ein Grasland<br />

mit <strong>der</strong> hohen Hyparrhenia rufa <strong>und</strong> Setaria incrassata. Die<br />

feuchtesten Teile sind mit Echinochloa-AxXen, Vetiveria <strong>und</strong><br />

Schilf (Phraßmites) bedeckt.<br />

Man nahm früher an, daß das „Große Pantanal" im<br />

Mato Grosso (Brasilien) an <strong>der</strong> Grenze von Bolivien <strong>und</strong> Pa-<br />

Tropische Hydrobiome im ZB I <strong>und</strong> ZB II 213


1<br />

214 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

raguay ein ähnliches großes Sumpfgebiet ist, von dem aus di.,<br />

südlichen Nebenflüsse des Amazonas <strong>und</strong> die rechten Nebenflüsse<br />

des oberen Paraná entspringen, aber dieses Gebir<br />

wird nur während <strong>der</strong> Regenzeit überschwemmt, währenc<br />

<strong>der</strong> Trockenzeit wird es jedoch als Weideland genutzt, wöbe,<br />

viele ringförmige Seen mit Uferwäl<strong>der</strong>n verbleiben.<br />

Sumpfgebiete <strong>und</strong> Wasserbecken sind auch in den übrigen<br />

feuchten Tropen verbreitet. Die Wasservegetation besteht<br />

aus einigen Kosmopoliten <strong>und</strong> pantropischen Arten<br />

mit für jedes Gebiet eigentümlichen floristischen Beson<strong>der</strong>heiten.<br />

8 Mangroven als Halo-Helobiome in ZB I <strong>und</strong> ZB II<br />

^ Bei <strong>der</strong> Mangrove<br />

handelt es sich um eine<br />

azonale <strong>Vegetation</strong>, die<br />

an das Salzwasser im Gezeitenbereich<br />

geb<strong>und</strong>en<br />

ist. Sie wächst stets auf<br />

sehr feinkörnigen Böden,<br />

brandungsgeschützt <strong>und</strong><br />

frostfrei.<br />

^ Man unterscheidet<br />

die artenreichere östliche<br />

Mangrove an den Küsten<br />

des Indischen sowie den<br />

Westküsten des Pazifischen<br />

Ozeans <strong>und</strong> die<br />

artenärmere westliche<br />

Mangrove an den Küsten<br />

Amerikas <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ostküste<br />

des Atlantischen<br />

Ozeans.<br />

Wer sich einer durch Korallenriffe geschützten tropische:<br />

Küste vom Meer aus nähert, dem fallen die Mangroven aul<br />

<strong>der</strong>en Baumkronen bei Hochwasser kaum aus dem Meer<br />

Wasser herausragen. Nur bei Niedrigwasser werden die un<br />

teren Teile <strong>der</strong> Stämme mit den Atemwurzeln bz\\<br />

Stelzwurzeln sichtbar. Diese Wäl<strong>der</strong> wachsen in <strong>der</strong> Gezei<br />

tenzone im Salzwasser, dessen Konzentration etwa 35 g-1<br />

beträgt, was einem potentiellen osmotischen Druck von<br />

2,5 MPa entspricht.<br />

Über 30 Arten holziger Mangroven sind bekannt. Die optimale<br />

Entwicklung erreicht die Mangrove um den Äquator<br />

in Indonesien, Neuguinea <strong>und</strong> auf den Philippinen. Mit zunehmenden<br />

Breitegraden verarmt sie immer mehr, bis<br />

schließlich nur eine Avkmnia-An verbleibt. Die äußersten<br />

Vorposten findet man bei 30°N <strong>und</strong> 33°S (E-Afrika), bei 31<br />

bis 38°S (Australien <strong>und</strong> Neuseeland) <strong>und</strong> bei 29°S in Brasilien<br />

sowie 32°N auf den Bermuda-Inseln. Man erkennt somit,<br />

daß die Mangrove in <strong>der</strong> äquatorialen Zone zwar am<br />

besten entwickelt ist, sich aber durch die tropische <strong>und</strong> subtropische<br />

Zone bis fast an das Winterregengebiet o<strong>der</strong> bis zur<br />

warm-gemäßigten Zone erstreckt (Chapman 1976).<br />

Die wichtigsten Gattungen <strong>der</strong> Mangroven sind Rhhophora<br />

mit Stelzwurzeln (Abb. 115) <strong>und</strong> viviparen Keimlin<br />

gen <strong>und</strong> Avicennia mit dünnen, aus dem Boden herauswachsenden<br />

Atemwurzeln (nicht vivipar). Zur westlichen<br />

Mangrove gehört noch Laguncularia, während Conocarpm<br />

nur bei geringer Salzkonzentration wächst. In <strong>der</strong> östlicheir<br />

Mangrove kommen außerdem Arten <strong>der</strong> Gattungen Briiguiera<br />

<strong>und</strong> Ceriops (beide vivipar <strong>und</strong> mit Kniewurzeln), Souneratia<br />

(nicht vivipar mit dicken Atemwurzeln) vor, dazu Xy<br />

locarpus-, Aegiceras-, Lumnitzera-Anen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Die<br />

einzelnen Mangrovenarten wachsen meistens in deutlichen


Zonen, seltener in Mischbeständen. Die Zonierung<br />

hängt mit den Gezeiten zusammen.<br />

Je näher zum Außenrand <strong>der</strong> Mangroven<br />

eine Art wächst, desto länger <strong>und</strong> desto tiefer<br />

steht sie im Salzwasser (Abb. 116).<br />

Die Gezeiten o<strong>der</strong> Tiden haben an den<br />

einzelnen Küsten einen verschiedenen Tidenhub<br />

(Höhenunterschiede zwischen<br />

Niedrig- <strong>und</strong> Hochwasser); dieser än<strong>der</strong>t<br />

sich periodisch mit dem Mond- <strong>und</strong> dem<br />

Sonnenstand. Er ist am größten jeweils zur<br />

Zeit des Neu- <strong>und</strong> Vollmonds (Springtiden)<br />

<strong>und</strong> am kleinsten dazwischen (Nipptiden).<br />

Am allerhöchsten sind die Springtiden<br />

zweimal im Jahr bei <strong>der</strong> Tag<strong>und</strong>nachtgleiche<br />

(aequinoctiale Springtiden).<br />

Man unterscheidet K ü s te n m a n g ro v e n ,<br />

die an flachen Küsten ohne Wasserzulühr<br />

vom Lande wachsen <strong>und</strong> oft viele Kilometer<br />

breit sind, die F lu ß m ü n d u n g s m a n g ro -<br />

ven, die namentlich im Deltabereich <strong>der</strong><br />

Flüsse sehr ausgedehnt sein können, <strong>und</strong> R iffm a n g ro v e n<br />

auf aus dem Wasser tauchenden toten Korallenriffen, die<br />

eine geringere Rolle spielen. Gut untersucht sind die Salzverhältnisse<br />

bei <strong>der</strong> Küstenmangrove E-Afrikas (Abb. 117).<br />

Die Küste von E-Afrika bei Tanga hat ein relativ trockenes<br />

Monsunklima. Die potentielle Verdunstung dürfte gleich<br />

o<strong>der</strong> höher sein als die Jahresregenmenge. Neben einer kleinen<br />

Trockenzeit ist eine ausgeprägte Dürrezeit vorhanden.<br />

Das hat zur Folge, daß die Salzkonzentration des Bodens im<br />

Gezeitenbereich landeinwärts um so stärker ansteigt, je kürzere<br />

Zeit <strong>der</strong> Boden überschwemmt wird. Am extremsten<br />

sind die Verhältnisse am Innenrand <strong>der</strong> Mangrovenzone, bis<br />

zu dem nur die aequinoctialen Springtiden reichen. Das in<br />

den Boden eindringende Salzwasser wird hier während <strong>der</strong><br />

Dürrezeit durch die Verdunstung stark konzentriert,<br />

während <strong>der</strong> Regenzeit kann dagegen <strong>der</strong> Boden völlig ausgelaugt<br />

werden. Diesen starken Konzentrationsschwankungen<br />

ist keine Pflanzenart gewachsen, so daß diese Flächen<br />

vegetationslos sind. Solche Flächen findet man überall am<br />

Mangroven als Halo-Helobiome in ZB I <strong>und</strong> Zß II 215<br />

Abb. 115.<br />

Innere Mangroven-Zone mit Ceriops<br />

tagal (Rhizophoraceae)<br />

nördlich von Mombasa (Kenya)<br />

(phot. S.W. B r e c k l e ) .<br />

Abb. 116.<br />

Zonation <strong>der</strong> ostafrikanischen<br />

Küstenmangrove (nach <strong>Walter</strong><br />

^ S teiner 1936),<br />

H.W.G. = Hochwassergrenze,<br />

N.W.G. = Niedrigwassergrenze.<br />

<strong>Vegetation</strong>slose<br />

Sandfläche<br />

Avicennia-<br />

Zone<br />

Ceriops-<br />

Z o n e<br />

Rhizophora- Sonneratia-<br />

Zone Zone<br />

Algen <strong>und</strong><br />

Potamog.<br />

_ H . W . G<br />

N . W . G


216 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Abb. 117.<br />

Konzentration des Zellsaftes in<br />

MPa (ßeringste <strong>und</strong> höchste) <strong>der</strong><br />

Blätter von Mangroven-Arten<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bodenlösungen in<br />

verschiedener Tiefe (in cm).<br />

Küstenmangrove E-Afrikas<br />

(ari<strong>der</strong> Typus).<br />

Innenrand <strong>der</strong> Küstenmangroven, wenn das Klima siel<br />

durch eine Dürrezeit auszeichnet. In N-Venezuela treten au:<br />

den offenen Flächen stellenweise kleine Bestände von Säulenkakteen<br />

<strong>und</strong> Opuntien o<strong>der</strong> Bromelien auf, obgleich f'<br />

sich um sehr salzempfindliche Pflanzen handelt. Offenbanehmen<br />

die Bromelien das Wasser durch die Blätter auf iinc<br />

sitzen hier dem Boden ganz locker auf. Die Kakteen dagege:<br />

nehmen das Wasser durch flachstreichende Wurzeln auf. Sie<br />

wachsen hier immer auf kleinen Sandanhäufungen, wurzeln<br />

also in diesen, aus denen das Salz während <strong>der</strong> Regerzeit<br />

ausgewaschen wird. Der darunter liegende Salzbodti:<br />

stört sie also nicht. We<strong>der</strong> die Kakteen noch die Bromelien<br />

enthalten in ihren Geweben Salze; sie sind also keine Halophyten<br />

- wie<strong>der</strong> ein Beispiel dafür, daß man die ökologischen<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> die Bodenverhältnis<br />

se jeweils sehr genau untersuchen muß.<br />

An<strong>der</strong>s liegen die Verhältnisse im stark humiden Gebiel.<br />

Hier werden die freiliegenden Flächen dauernd vom Regen<br />

Wasser ausgelaugt, das heißt die Konzentration des Boden<br />

Wassers muß landeinwärts abnehmen, was auch für die<br />

Flußmündungsmangroven flußaufwärts gilt. Die Mangroven<br />

gehen somit über eine Brackwasserzone mit dem Farn<br />

Acrostichum, <strong>der</strong> Mpa-Palme, Acanthus ilicifolius <strong>und</strong> vielen<br />

an<strong>der</strong>en Arten in die Süßwassergemeinschaften über, ohne<br />

daß sich eine deutliche vegetationslose Zone dazwischen<br />

schiebt (Abb. 116 bis Abb. 118). Obgleich die Mangroven


eine azonale <strong>Vegetation</strong> sind, so wird ihre Zonierung doch<br />

vom Klima bestimmt. Sie ist im humiden ZB I an<strong>der</strong>s als in<br />

einem Klima mit einer ausgesprochenen Dürrezeit<br />

(Abb. 118). ln dieser Hinsicht unterscheidet sich die Zonierung<br />

<strong>der</strong> Mangroven zwischen ZB 1 <strong>und</strong> ZB II o<strong>der</strong> gar ZB III<br />

f<strong>und</strong>amental.<br />

Alle in Salzböden wurzelnden Pflanzen nehmen eine gewisse<br />

Menge an Salzen auf, die im Zellsaft gespeichert werden.<br />

Das gilt auch für die Mangroven mit ihren stark sukkulenten<br />

Blättern, in <strong>der</strong>en Zellsaft die Salzkonzentration etwa<br />

<strong>der</strong> im Boden entspricht; dazu kommen noch die Nichtelektrolyte<br />

in einer bei tropischen Arten üblichen Konzentration.<br />

Die typische Zonierung <strong>und</strong> den potentiellen osmotischen<br />

Druck im Boden sowie in den Blättern <strong>der</strong> Mangroven<br />

zeigt Abb. 117, während das Schema auf Abb. 118 die Unterschiede<br />

zwischen den Mangroven im ariden <strong>und</strong> im humiden<br />

Gebiet hervorhebt.<br />

Die Zonierung kommt durch den Wettbewerb <strong>der</strong> einzelnen<br />

Mangrovenarten zustande, für den in E-Afrika <strong>der</strong> Salzfaktor<br />

ausschlaggebend ist. Avicennia als wettbewerbsschwächste<br />

Art besitzt zugleich die höchste Salzresistenz;<br />

Kümmere.'cemplare dieser Art bilden deshalb die Innengren-<br />

¿e. Sonneratia dürfte die wettbewerbsstärkste Art sein, kann<br />

jedoch eine Zunahme <strong>der</strong> Salzkonzentration über die des<br />

Meerwassers am wenigsten vertragen. Sie kann sich infolgedessen<br />

nur am Außenrand halten. Bei <strong>der</strong> Mangrove dauernd<br />

humi<strong>der</strong> Gebiete ist die Zonierung komplizierter. Avicennia<br />

scheint an Sandboden geb<strong>und</strong>en zu sein, während<br />

ionneratia Schlickboden bevorzugt. Hier dürften die Bodenart<br />

<strong>und</strong> die Durchlüftung, die Überschwemmungsdauer, die<br />

Wasserbewegung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Aussüßung bzw. die<br />

Schwankungen <strong>der</strong> Konzentration von größerer Bedeutung<br />

sein.<br />

Mangroven als Halo-Helobiome in ZB I <strong>und</strong> ZB II 217<br />

Humide Küste<br />

A ride Küste<br />

Abb. 118.<br />

Schema <strong>der</strong> Salzkonzentration<br />

im Boden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mangrovenglie<strong>der</strong>ung<br />

an humiden <strong>und</strong><br />

ariden Küsten.


218 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Ein interessantes Problem ist <strong>der</strong> Salzhaushalt o<br />

Mangroven. Sie können nicht einfach das Meerwasser<br />

solches aufnehmen, denn es würde sich in kürzester Zr<br />

eine gesättigte Salzlösung in den Blättern bilden, da i:<br />

Pflanzen bei <strong>der</strong> Transpiration nur Wasser abgeberi <strong>und</strong> r<br />

Salze Zurückbleiben. Inzwischen ist <strong>der</strong> direkte Nachweis ge<br />

hingen, daß in den Blättern <strong>der</strong> Mangroven Saugl räfte\<br />

3,5 bis 5,5 MPa entstehen, die höher sind als <strong>der</strong> potemie,<br />

osmotische Druck <strong>der</strong> Bodenlösung. Diese Saugkräfte wt;<br />

den durch die Kohäsionsspannung in den Gefäßen aul.di<br />

Wurzeln übertragen, die zugleich einen Ultrafilter darste<br />

len, das heißt praktisch reines Wasser durchlassen <strong>und</strong> dit<br />

ses den Blättern zuführen. Nur eine sehr kleine Salzmem<br />

dringt in die Pflanze ein <strong>und</strong> wird ln den Vakuolen <strong>der</strong> Blai<br />

zellen in gelöster Form gespeichert. Sie ist notwendig, ur<br />

die Saugkräfte zu erzeugen.<br />

Wie die Regulierung <strong>der</strong> Salzkonzentration erfolgt,<br />

noch nicht ganz klar. Ein Überschuß an Salzen ließe sid<br />

beim Abfallen <strong>der</strong> alten Blätter aus <strong>der</strong> Pflanze ausscheide:<br />

Dies ist ein allgemeines Prinzip bei fast allen Arten. Bei A\<br />

cennia ist auch eine Regulierung durch die auf <strong>der</strong> Blai:-<br />

Unterseite befindlichen Salzdrüsen möglich. Die Konzenirjtion<br />

<strong>der</strong> ausgeschiedenen Salzlösung erreicht bei Avicenni<br />

4,1 % <strong>und</strong> ist somit höher als die des Meerwassers. Die augeschiedenen<br />

Salze sind zu 90 % NaCl <strong>und</strong> zu 4 % KCl, vvadem<br />

Verhältnis im Meerwasser entspricht. Die Ausscheidunt<br />

unterbleibt im Dunkeln <strong>und</strong> ist mittags am intensivsten. Sk<br />

erreicht in 24 St<strong>und</strong>en 0,2 bis 0,35 mg pro 10 cm^ Blai;-<br />

fläche. In Trockenzeiten reichert sich das Salz auf <strong>der</strong> Blatt<br />

Unterseite in Form von Kochsalzkristallen an, die bei hoher<br />

Luftfeuchtigkeit in <strong>der</strong> Nacht zerfließen <strong>und</strong> abtropfen.<br />

Es ist interessant, daß die viviparen Keimlinge <strong>der</strong> Rhizophoraceae<br />

fast salzfrei sind <strong>und</strong> einen potentiellen osmotischen<br />

Druck von nur 1,3 bis 1,8 MPa besitzen. Ihnen mut<br />

somit das Wasser durch ein Drüsengewebe im Kotyledonarkörper<br />

zugeführt werden. Sobald die Keimlinge abfallen unc<br />

sich im Salzboden bewurzeln, nimmt <strong>der</strong> Salzgehalt zu uno<br />

<strong>der</strong> potentielle osmotische Druck steigt auf die normaii<br />

Höhe an. Die Keimwurzel scheint zunächst für Salz permeabel<br />

zu sein.<br />

Auch die Funktion <strong>der</strong> Atemwurzeln (Pneumatophoren<br />

konnte aufgeklärt werden. Sie besitzen Lentizellen mit feinen<br />

Öffnungen, die unbenetzbar <strong>und</strong> deshalb zwar für Lull,<br />

nicht jedoch für Wasser durchlässig sind. Wenn die Atemwurzeln<br />

ganz ins Wasser tauchen, wird <strong>der</strong> Sauerstofl in<br />

ihren Interzellularen durch die Atmung verbraucht <strong>und</strong> et


Strandformationen<br />

- Psammobiome 219<br />

entsteht ein Unterdrück, weil das leicht lösliche COj ins<br />

Wasser entweicht. Sobald die Atem wurzeln aus dem Wasser<br />

atiftauchen, tritt ein Druckausgleich ein <strong>und</strong> Luft mit Sauerstolf<br />

wird eingesaugt. Der Oj-Gehalt in den Interzellularen<br />

<strong>der</strong> Atemwurzeln schwankt deshalb periodisch zwischen 10<br />

bis 2 0 %.<br />

Die Mangroven sind zusammen mit ihrer Tierwelt, den<br />

vielen Winkerkrabben <strong>und</strong> mit dem auf die Bäume kriedienden<br />

Mangrovenfisch (Periophthalmus) ein beson<strong>der</strong>s interessantes<br />

Ökosystem, das we<strong>der</strong> zum Meere noch zum<br />

Festland gehört. Durch Holzausbeutung (Köhlerei) <strong>und</strong><br />

Ausweitung <strong>der</strong> Krabbenzucht sind die Mangroven vielerorts<br />

stark gefährdet.<br />

9 Strandformationen - Psammobiome<br />

Die Strandformation <strong>der</strong> tropischen Küsten bietet wenig Beson<strong>der</strong>heiten.<br />

Hinter <strong>der</strong> vegetationslosen, dem Wellenschlag<br />

ausgesetzten Zone folgen auf dem Sande Pflanzen mit<br />

langen Ausläufern, von denen Ipomoea pes-caprae weit verbreitet<br />

ist, ebenso die Halophyten Sesuvium portulacastrum,<br />

Batis maritima <strong>und</strong> Sporobolus virginicus. Landeinwärts, außerhalb<br />

des Salzwassereinflusses, wird <strong>der</strong> Sand in den Tropen<br />

sehr rasch durch Sträucher <strong>und</strong> Bäume festgelegt. Es sind<br />

Arten, <strong>der</strong>en schwimmfähige Früchte im Driftauswurf aller<br />

tropischen Küsten zu finden sind. Terminalia catappa ist ein<br />

typischer Vertreter; auch die Kokospalme könnte man hinztirechnen,<br />

allerdings sind heute die Palmen fast alle gepllanzt.<br />

Barringtonia, Calophyllum, Hibiscus tiliaceus sowie Pandanus<br />

sind für die östlichen Weltmeere typisch, Coccoloba<br />

uvifera (Polygonaceae), Chrysobalanus icaco <strong>und</strong> die giftige<br />

Hippomanc manicinella (Euphorbiaceae) für die westlichen.<br />

Große Dünengebiete fehlen den Tropen. Eine Ausnahme<br />

bildet die Nordküste von Venezuela. Hier wird bei Coro in<br />

einem Halbwüstenklima durch den ständig aus Nordost bis<br />

Ostnordost wehenden Passat viel Sand vom Strande angeweht,<br />

<strong>der</strong> von Prosopis juliflora aufgefangen wird. Es kommt<br />

zur Bildung von Dünen, die in <strong>der</strong> Windrichtung weiterwachsen<br />

<strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> von Prosopis-Büschen bedeckt<br />

werden. Auf diese Weise entsteht eine Reihe von Dünenrücken,<br />

die alle nebeneinan<strong>der</strong> parallel zur Windrichtung<br />

verlaufen <strong>und</strong> eine beträchtliche Höhe erreichen. In einem<br />

Teil des Dünengebietes sind wahrscheinlich infolge von<br />

Holznutzung Wan<strong>der</strong>dünen entstanden (Barchane), die sich<br />

wie<strong>der</strong> zu Dünenrücken zusammenschließen, wobei diese<br />

jedoch senkrecht zur Windrichtung orientiert sind.


220 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

10 Orobiom II - tropische Gebirge<br />

mit einem Jahresgang <strong>der</strong> Temperatur<br />

Während beim Orobiom I eine kurze regenlose Periode<br />

<strong>der</strong> alpinen Stufe die Wasserversorgung <strong>der</strong> Pflanzen nii<br />

nicht beeinflußt, wirkt sich die Dürrezeit des ZB II je na(<br />

<strong>der</strong> Dauer selbst in großen Höhen deutlich aus.<br />

Zwar nimmt in <strong>der</strong> montanen Stufe die Nie<strong>der</strong>schlar<br />

höhe so stark zu <strong>und</strong> die Sonnenscheindauer infolge <strong>der</strong>Bt<br />

wölkung ab, daß ein immergrüner montaner Waid auftn"<br />

<strong>der</strong> aber eine Trockenzeit in <strong>der</strong> kühlen Jahreszeit aufweiauch<br />

wenn sich darüber im Passat- o<strong>der</strong> Monsun gebiet ><br />

gar ein Nebelwald entwickeln kann (Abb. 91, S. 161).<br />

Im Monsungebiet Indiens wirkt sich ein auch kleinert<br />

Gebirge bereits sehr stark auf die Nie<strong>der</strong>schlagshöhe, wer.<br />

ger auf die Verteilung über das Jahr aus (Abb. 119).<br />

Die ganze Höhenstufenfolge des Orobioms II kann ma<br />

am Südhang des östlichen Himalaja, am sehr feuchten Sl:<br />

kim-Profil von Darjeeling nach Norden verfolgen, wobei si.<br />

die Waldstufen nur schwer unterscheiden lassen. Es w:<br />

noch dadurch kompliziert, daß in den höheren Stufen i<br />

paläotropischen Florenelemente immer mehr durch holartische<br />

verdrängt werden.<br />

Am Gebirgsfuß herrscht ein feuchter laubabwerfendt<br />

Wald mit Shorea robusta vor <strong>und</strong> auf nassen Böden ein si<br />

eher mit Bambus sowie Palmen. In etwa 900 m NN beginr<br />

Matheran (810 m)<br />

Mahabaleshwar (138C'<br />

[10-60] , 19.?c;<br />

Abb. 119.<br />

Zunahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

mit <strong>der</strong> Höhe im Monsungebiet<br />

Indiens: Klimadiagramm<br />

von Bombay <strong>und</strong> zwei Stationen<br />

darüber im Gebirge. Bei <strong>der</strong><br />

oberen Station in 1380 m NN<br />

fallen im Juli fast 3000 mm Regen.<br />

Die Dauer <strong>der</strong> Regenzeit ist<br />

jedoch nur um einen Monat verlängert,<br />

obgleich die jährliche<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge 6000 mm<br />

übersteigt.<br />

Bombay (11 m) 26,6°1813<br />

[60]


Orobiom II - tropische Gebirge mit einem Jahresgang <strong>der</strong> Temperatur 221<br />

ein immergrüner tropischer montaner Wald (Schima, Castath^psis)<br />

mit Baumfarnen, wobei im oberen Teil bereits holarktische<br />

Baumgattungen (Quercus, Acer, Juglans), auch Vaccinium<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e vertreten sind.<br />

Darüber kommt ein Nebelwald mit Hymenophyllaceen<br />

<strong>und</strong> Moosen. Je höher man steigt, desto mehr überwiegen<br />

holarktische Gattungen (Betula, Ainus, Prunus, Sorbus <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e).<br />

Die Frostgrenze wird in 1800 bis 2000 m NN erreicht.<br />

ln <strong>der</strong> nächst höheren Stufe findet man viele hohe Rhododendron-<br />

<strong>und</strong> Ar<strong>und</strong>lnaria-Alten, die weiter oben durch<br />

Nadelhölzer {Tsuga, Taxus <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) abgelöst werden.<br />

ln 3000 bis 3 9 0 0 m NN wächst ein Abies densa-Jannenwald<br />

mit Laubhölzern. Die Waldgrenze wird von Abies <strong>und</strong><br />

hmiperus gebildet. Die subalpine Stufe zeichnet sich wie<strong>der</strong><br />

durch hohe Rhododendren aus, die in den alpinen Stufen mit<br />

blütenreichen Matten immer niedriger werden, bis Rhododendron<br />

nivale in 5 4 0 0 m NN nur ein winziges Sträuchlein ist.<br />

Dieses Orobiomsystem <strong>der</strong> Himalajagebirgsketten ist beson<strong>der</strong>s<br />

kompliziert (Troll 1967, M eusel et al. 1971, M iehe<br />

in W.^LTER & <strong>Breckle</strong> 1994).<br />

Ab 5100 m NN treten vorwiegend Halbkugelpolster auf<br />

[Arenaria, Saussurea, Astragalus, Saxifraga <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e); die<br />

Schneegrenze liegt bei 5700 m NN.<br />

ln den Anden sind die Höhenstufenfolgen des West- <strong>und</strong><br />

Oslhanges verschieden, ebenso in den inneren Gebirgstälern.<br />

Eine kurze schematische Übersicht hat E llenberg<br />

(1975) gegeben. Die Hochebene des A ltiplano ist besiedelt<br />

<strong>und</strong> wird von Lamaherden beweidet, ist somit anthropogen<br />

verän<strong>der</strong>t. Dem Klima entsprechend werden am Westhang<br />

die Stufenfolgen nach Süden zu immer xerophytischer. Die<br />

regengrüne.n laubabwerfenden Waldstufen reichen immer<br />

höher hinauf <strong>und</strong> die immergrünen werden hartlaubiger<br />

<strong>und</strong> kleinblättriger.<br />

Das Vorhandensein einer warmen Jahreszeit hat eine Hebung<br />

<strong>der</strong> Waldgrenze bis auf 4 0 0 0 m NN zur Folge; einzelne<br />

fti/vfep/i-Bestände reichen bis auf 4 5 0 0 (4 9 0 0 ) m NN hinauf<br />

vgl. auch S. 1 7 0 ). Anstelle <strong>der</strong> Páramos tritt die Puna,<br />

zunächst die feuchte Puna mit Polsterpflanzen, südlicher die<br />

trockene Puna mit xerophytischen Graspolstern {Festuca orthophylla,<br />

Stipa ichu <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e), bis im Bereich von Orobiom<br />

111 eine Wüstenpuna mit vielen Salaren (Salzpfannen)<br />

vorherrscht (Chong-D iaz 1988). Entsprechend än<strong>der</strong>n sich<br />

die Böden <strong>der</strong> alpinen Stufe in südlicher Richtung von torfigen<br />

Böden zu Kastanienerden <strong>und</strong> Serosemen bis zu Solonez<br />

<strong>und</strong> Solontschak.


222 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Eine sehr genaue ökologische <strong>und</strong> auch mikroklimatisclif<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Puna in NW-Argentinien zwischen 22 br<br />

24 1/2°S liegt von R uthsatz (1977) vor.<br />

11 Der Mensch in <strong>der</strong> Savanne<br />

Großflächig ist die Savanne heute vielerorts durch Rindtweiden<br />

ersetzt worden. Auch schon früher waren Hirter<br />

nomaden in den weiten Savannengebieten unterwegs u:<br />

haben mit ihren ausgedehnten Herden den Wildtieren «.<br />

liebliche Konkurrenz um die Futterquellen gemacht.<br />

In den neotropischen Savannen sind großflächig afrikanische<br />

Gräser eingeführt worden, die die ursprüngliche Artcr,<br />

Vielfalt drastisch vermin<strong>der</strong>t haben. Die Produktivität ist.<br />

lerdings teilweise zum Nutzen weitflächiger Rin<strong>der</strong>weidi<br />

gestiegen (Solbrig et al. 1996).<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> häufigen Gras- <strong>und</strong> Buschbrände, die mei'<br />

kurz vor Beginn <strong>der</strong> Regenzeit absichtlich gelegt werdet<br />

soll das Wachsen neuen Grüns verbessert werden. Überlä;<br />

gere Zeit führt dies aber zu einer immer stärkeren Näh;<br />

Stoffverarmung <strong>der</strong> Böden.<br />

12 Zonoökoton ll/lll<br />

a Sahelzone<br />

Zu diesem Zonoökoton gehören die offenen, klimatische:<br />

Savannen, wovon Namibia bereits besprochen w'urde :■<br />

S. 189f.). Ähnliche Verhältnisse findet man südlich <strong>der</strong> Sa<br />

hara in <strong>der</strong> Sahelzone, die den Übergang zum Somme:<br />

regengebiet des Sudan bildet (ZB II). Aber die Sahelzone h:<br />

durch die zu starke Besiedlung <strong>und</strong> Überweidung als Folgt<br />

<strong>der</strong> für diese Zone typischen <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong>.<br />

Dürrejahre vollkommen degradiert worden. Sie verträgt nu:<br />

eine sehr dünne Besiedlung <strong>und</strong> entsprechend geringe Vieh<br />

zahlen, die durch die wenigen natürlichen Wasserstellen ii<br />

diesem Gebiet früher erzwungen wurde. Im Rahmen de:<br />

Entwicklungshilfe wollte man jedoch das Land erschließe;'<br />

<strong>und</strong> erbohrte viele Brunnen. Dadurch konnten größere Her<br />

den getränkt werden, <strong>und</strong> entsprechend stieg auch die Be<br />

völkerungszahl, solange die Jahresregenmengen über deir.<br />

langjährigen Mittel lagen. Dann folgten jedoch mehrere<br />

Dürrejahre, die zur Katastrophe führten. Wasser für Mer,-<br />

sehen <strong>und</strong> Tiere war vorhanden, aber keine Weide, denn d:.<br />

Gräser verdorrten. Das hungernde Vieh verendete, <strong>und</strong> dit<br />

Menschen mußten fluchtartig das Land verlassen o<strong>der</strong> sir<br />

wurden durch Hilfsmaßnahmen von außen unterstützt.


Doch erlitt die Weide irreparable Schäden <strong>und</strong> wurde zu einer<br />

,man made desert".<br />

Im heutigen Namibia mit einem ähnlichen Klima wirken<br />

sich mehrere Dürrejahre hintereinan<strong>der</strong> ebenfalls verheerend<br />

aus, aber die geringe Zahl <strong>der</strong> Farmer kann diese Jahre<br />

durch rechtzeitige Verringerung <strong>der</strong> Viehbestände <strong>und</strong> kontrollierte<br />

Weideplanung überstehen, <strong>und</strong> die Wirtschaft erholt<br />

sich nach einigen guten Regenjahren rasch wie<strong>der</strong>.<br />

Zonoökoton ll/lll 223<br />

b Thar- o<strong>der</strong> Sindwüste<br />

Ein weiteres Zonoökoton II/III befindet sich im Grenzgebiet<br />

zwischen Indien <strong>und</strong> Pakistan - die Thar- o<strong>der</strong> Sind-Wüste.<br />

Es handelt sich um ein einheitliches arides Gebiet zwischen<br />

dem Aravalli-Gebirge im Osten <strong>und</strong> den Höhen von Baluchistan<br />

im Westen, das auch als »Great Indian Desert« bezeichnet<br />

wird (Abb. 120). Die Aridität nimmt dabei von<br />

Osten nach Westen zu.<br />

Wenn in <strong>der</strong> Literatur oft von einer Saharo-Sindischen<br />

Wüstenzone gesprochen wird, so ist das nicht richtig. Denn<br />

die Sahara gehört zum größten Teil als regenloses Gebiet<br />

o<strong>der</strong> eines mit geringen Winterregen floristisch zur Holarki.is<br />

<strong>und</strong> setzt sich nach Osten in die ägyptisch-arabische Wüste<br />

bis nach Mesopotamien fort. Die Sind-Wüste dagegen ist<br />

<strong>der</strong> letzte trockenste Ausläufer des indischen Monsungebietes<br />

<strong>und</strong> muß floristisch zur Paläotropis gerechnet werden.<br />

Die indische Wüste Thar ist klimatisch schon ein Zonoökoton<br />

II/III, das man mit dem Übergangsgebiet vom Sudan zur<br />

südlichen Sahara, dem „Sahel", vergleichen kann. Beide erhalten<br />

leichte Sommerregen, aber das indische Gebiet liegt<br />

schon nördlich des Wendekreises, die Jahrestemperaturen<br />

sind deshalb um 2 bis 3 °C tiefer als im Sahel <strong>und</strong> Fröste<br />

können in den Monaten Dezember bis Februar auftreten<br />

(Abb. 120). Nur das Gebiet in <strong>der</strong> Indusnie<strong>der</strong>ung erhält im<br />

.Mittel weniger als 100 mm Regen im Jahr, wäre also klimatisch<br />

eine Wüste; doch ist es durch den Indus <strong>und</strong> seine Zullüsse<br />

ein wasserreiches Bewässerungsgebiet.<br />

Die „Great Indian Desert" dagegen ist eine „man made<br />

desert". Das Gebiet war schon vor viertausend Jahren bewohnt,<br />

wurde seit dem Zuge Alexan<strong>der</strong>s des Großen immer<br />

dichter besiedelt <strong>und</strong> ist heute infolge von Überweidung,<br />

Holznutzung <strong>und</strong> teilweiser Beackerung völlig degradiert<br />

(Mann 1977). Von Natur aus war das Gebiet mit 400 bis<br />

150 mm Regen im Jahr eine Prosopis-Savanne auf tiefgründigen<br />

sandigen rötlichbraunen Savannenböden, wie eine<br />

seit mehreren Jahrzehnten geschützte Fläche unweit von<br />

Jodhpur beweist (Rodin et al. 1977).


224 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

km 300<br />

Abb. 120.<br />

Klimadiagrammkarte <strong>der</strong> Sind-<br />

Thar-Wüste. Nordwestlich <strong>der</strong><br />

Linie A-B das extrem aride<br />

Gebiet.<br />

Die Dornsträucher sind dort: Prosopis dneraria, Ziziphit<br />

nummularia, Capparis deddua (= C. aphylla) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Prc


Im Gebiet mit über 250 mm Regen werden die Savannen<br />

beweidet <strong>und</strong> sind infolge zu starker Bestockung mit Vieh<br />

degradiert, wobei die einjährige Grasart Aristida adscensionis<br />

als Weideunkraut überhand nimmt.<br />

Im Bikaner-Distrikt (Abb. 120) sind die Böden sehr sandig.<br />

In <strong>der</strong> Nähe von Ortschaften bilden sich als Folge von<br />

Beweidung bewegliche Barchane, also vegetationslose Dünen,<br />

die den Eindruck einer extremen Wüste machen<br />

lAbb. 121). Tatsächlich ist jedoch <strong>der</strong> Wassergehalt des Sandes<br />

von solchen unbewachsenen Dünen viel höher als <strong>der</strong><br />

von bewachsenen, wie die Daten (Tab. 16) aus einem Gebiet<br />

mit 260 mm Regen im Jahr zeigen.<br />

Dieser Unterschied ist verständlich, weil ein Prosopis-Bestand<br />

im Jahr etwa 220 mm Wasser für die Transpiration<br />

dem Boden entnimmt <strong>und</strong> das oft angepflanzte Gras Pennisitum<br />

typhoides auch etwa 160 bis 180 mm.<br />

Die Bevölkerung nutzt den Wassergehalt im Sand <strong>der</strong><br />

uiibewachsenen Dünen aus, indem sie Wassermelonen in<br />

2 • 2 m Entfernung auspflanzt <strong>und</strong> das Verwehen des Sandes<br />

durch Reisig verhin<strong>der</strong>t. Über die natürliche <strong>Vegetation</strong> des<br />

trockensten Teiles, <strong>der</strong> Sind-Wüste in <strong>der</strong> Indusnie<strong>der</strong>ung<br />

lassen sich keine Angaben machen. Dieses Bewässerungsgebiet<br />

ist dicht besiedelt; Flächen mit natürlicher <strong>Vegetation</strong><br />

gibt es nicht. Durch unrationelle Bewässerung ist <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

stark gestiegen, so daß die feuchten Böden sek<strong>und</strong>är<br />

versalzen. Dadurch sind jährlich 40 000 Hektar an<br />

Kulturland verloren gegangen, wodurch die Steigerung <strong>der</strong><br />

Zonoökoton 225<br />

■ *, J<br />

A b b . 121.<br />

In Bewegung geratenes Sandgebiet<br />

zwischen Jaisatmer <strong>und</strong><br />

Jodhpur mit einzelnen Prosopis-,<br />

Acacia- <strong>und</strong> Calotropis-Sträuchern<br />

(phot. M. R P e t r o v ) .


226 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Tab. 16. Wassergehalt (in mm) des Sandes von unbewachsenen (I) <strong>und</strong> bewach<br />

senen (II) Dünen bei Jaisalmer<br />

März Juni Sept. Januar<br />

Tiefe (in cm) 1 II 1 II 1 II 1<br />

0-105 41 10 33 17 45 10 34 7<br />

0-210 106 39 94 48 120 33 105 28<br />

nach Mann 1976<br />

Nahrungsmittelproduktion stark hinter dem Bevölkerung<br />

Zuwachs zurückbleibt. Eine Wie<strong>der</strong>instandsetzung <strong>der</strong> ver<br />

brackten Böden, z.B. durch Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung ist<br />

dem ebenen Gelände mit sehr großen Kosten verb<strong>und</strong>en,<br />

Natürliche Salzböden sind im Süden <strong>der</strong> Thar-Wüste ar<br />

Golf of Kutch sehr verbreitet. Im Gezeitenbereich wachs.<br />

Mangroven, dahinter folgen Salzmarschen mit Salicory<br />

Suaeda, Atriplex <strong>und</strong> dem Salzgras Urochondra. Im Gebiet dt<br />

Ran of Kutch mit hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand breiten sich la<br />

sterile tonige Salzböden mit wenigen Holzpflanzen an gür<br />

stigen Stellen <strong>und</strong> mit Halophyten (Haloxylon salicornuy.<br />

Aeluropus, Sporobolus) bzw. Cenchrus spp., Cyperus rotuir<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e (Blasco 1977).<br />

c Caatinga<br />

Ökologisch schwierig einzureihen ist die Caatinga NE-Bravliens,<br />

das aride Gebiet, „Polygono da Seca". Es zetchnei si.<br />

durch extreme Nie<strong>der</strong>schlagsschwankungen von Jahr.<br />

Jahr aus. Bei dem trockensten Ort Cabaceiras folgten zur<br />

Beispiel nach den guten Regenjahren 1940 bis 1946 mitNi.,<br />

<strong>der</strong>schlägen von 664 bis 150 mm die Dürreperioden 1948 ';<br />

1958 mit Nie<strong>der</strong>schlägen unter 80 mm (1952 nur 24 mm<br />

1958 nur 22 mm) mit Ausnahme von 1954 mit 170 mm ur<br />

1955 mit 187 mm. Ein solch unzuverlässiges Klima übersii<br />

hen am besten große sukkulente Säulenkakteen <strong>und</strong> gr.<br />

am Boden wachsende stachelige Bromeliaceen sowie .n<br />

Wasser speichernde Flaschenbäume (Ceiba <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) ul<br />

laubabwerfende Sträucher, die lange Zeit blattlos sind. Da<br />

Gebiet läßt sich schwer nutzen <strong>und</strong> ist schwach besiedd<br />

denn die Dürreperioden lassen sich nicht voraussehen u<br />

zwingen die Bevölkerung, das Land zu verlassen. Ähnlic.l'<br />

■Verhältnisse findet man auch in <strong>der</strong> Passatwüste an de<br />

Nordküste Südamerikas im Grenzgebiet yenezuela-Kolut<br />

bien o<strong>der</strong> auf den Galapagosinseln. Auch in diesem Trockci<br />

gebiet kommen Jahre mit sehr hohen Nie<strong>der</strong>schlägen vor<br />

d Tropisches Ostafrika<br />

Schließlich seien noch die ausgedehnten zur Paläotrr.


j;ehörenden ariden Gebiete im tropischen Bereich E-Afrikas<br />

erwähnt sowie ein kleines Gebiet im Regenschatten<br />

zwischen Pare- <strong>und</strong> W-Usambaragebirge mit sehr merkwürdigen<br />

Sukkulenten (Adenia globosa, felsblockähnliche Pyrenaemtha,<br />

Euphorbia tirucalli, Caralluma, Cissus quadrangularis,<br />

Smevieria <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e); bei einer Jahrestemperatur von<br />

28 °C <strong>und</strong> nur 100 bis 200 mm Regen dürfte es das trockenste<br />

Gebiet am Äquator sein. Viel ausgedehnter sind die ariden<br />

Gebiete in N-Kenya, W-Äthiopien, Somalia <strong>und</strong> auf Sokotra<br />

mit dem Adenium socotranum (Apocynaceae), das<br />

unförmige sukkulente Stämme von 2 m Durchmesser besitzt<br />

Zonoökoton I 227<br />

A b b . 122.<br />

Adenium socotranum (Apocynaceae)<br />

mit einem Stammdurchmesser<br />

von 2 m auf West-Sokotra<br />

(phot. F . K o s s m a t ) .


228 Zonobiom <strong>der</strong> Savannen bzw. laubwerfenden Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Graslän<strong>der</strong><br />

Abb. 123.<br />

Charakteristische Lebensformen<br />

<strong>der</strong> Dorn-Sukkulenten-Savanne<br />

(nach T r o l l I960). 1 Dornige<br />

Feinfie<strong>der</strong>laub-Schirmbäume<br />

(Acacia-Typ): 2 Stammsukkulente<br />

Kerzen- o<strong>der</strong> Kandelaberbäume<br />

(Kakteentyp); 3 Sukkulent-<br />

<strong>und</strong> dornblättrige<br />

Schopfpflanzen (Ahe-Typ);<br />

4 Sukkulent- <strong>und</strong> dornblättrige<br />

Schopßäume (Dracaena-Typ);<br />

5 Wasserholzige, tonnenstämmige<br />

Fallaubbäume (Adansonia-<br />

Typ): 6 Sklerophylle Bäume mit<br />

Dornen (Balanites-Typ); 7 FalT<br />

laubbäume mit Xylopodien o<strong>der</strong><br />

Lignotuber; 8 Sklerophylle Büsche<br />

<strong>und</strong> Baumsträucher (Capparis-Typ):<br />

9 Stammsukkulente,<br />

nie<strong>der</strong>e Gewächse (Stapelien-<br />

Typ); dazwischen Gräser.<br />

(Abb. 122) <strong>und</strong> Dracaena cinnabari mit einem Stammdurcl,-<br />

messet von 1,6 m. Die verschiedenen Lebensformen dt<br />

Dornsukkulentensavanne sind in Abb. 123 schematisch wit<br />

<strong>der</strong>gegeben. Die meisten Lebensformen lassen sich als typ,<br />

sehe Anpassung an lange Trockenzeiten verstehen, sie siiiL<br />

aber doch nicht in <strong>der</strong> Lage gewesen, in die eigentlicht:<br />

Wüsten des Zonobioms 111 vorzudringen.<br />

e SW-Madagaskar<br />

Madagaskar mit seiner eigenständigen Flora <strong>und</strong> Fauna<br />

weist an <strong>der</strong> Ostküste Regenwald des Zonobioms I auf m;'<br />

bis zu 2000 mm Regen im Jahr. Der größte Teil <strong>der</strong> Insel ha:<br />

aber ein Sommerregenklima <strong>und</strong> trug laubwerfenden Wald<br />

Auch die Baum- <strong>und</strong> Strauchflora Madagaskars ist insgesamt<br />

sehr einmalig, etwa 94 % <strong>der</strong> Arten sind endemisch<br />

Die Flora Madagaskars war sehr artenreich, heute sind viele<br />

Wäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Savannen abgeholzt. Große Flächen sind degradiert.<br />

Riesige Grasflächen werden jährlich abgebrannt, um<br />

angeblich bessere Weiden für die mindestens 10 Millionen<br />

Zeburin<strong>der</strong> zu bekommen, in den trockenen Teilen werdt-i<br />

Ziegen gehalten.<br />

Die trockenste SW-Ecke von Madagaskar zeichnet skl<br />

neben Baobab-Bäumen durch die nur hier vorkommenden<br />

<strong>und</strong> an Säulenkakteen erinnernde Familie <strong>der</strong> Didiereaceae<br />

(vier Gattungen mit elf Arten) aus. Bei etwa 350 mm Regen<br />

im Jahr, die zudem noch meist sehr unregelmäßig fallen,<br />

entwickelt sich hier eine Dornbusch-Sukkulenten-Halbwüste.<br />

Zahlreiche Sukkulenten aus den Gattungen Euphorbk<br />

Aloe, Kalanchoe, Crassula kommen vor, dazu ilaschenbäiinie<br />

<strong>der</strong> Gattungen Adansonia, Moringa <strong>und</strong> Pachypodium. Än<strong>der</strong>t<br />

Arten sind sehr kleinblättrig, dornig o<strong>der</strong> blattlos. Auch poikilohydre<br />

Gefäßpflanzen <strong>und</strong> Farne kommen vor. Viele Arten<br />

sind endemisch.


Zonoökoton ll/lll 229<br />

fragen<br />

I<br />

j<br />

j<br />

Wie ist die <strong>Vegetation</strong> immergrüner <strong>und</strong> laubwerfen<strong>der</strong><br />

Baumarten beim Übergang von humiden zu semiariden tropischen<br />

Regionen miteinan<strong>der</strong> verzahnt?<br />

Wie unterscheidet sich die Zonierung <strong>der</strong> Mangroven in humiden<br />

<strong>und</strong> ariden Gebieten <strong>und</strong> wie sind die Salinitätsverhältnisse?<br />

Welche Faktoren steuern das Gleichgewicht zwischen Gräsern<br />

<strong>und</strong> Bäumen in <strong>der</strong> Savanne?<br />

4 Welche Savannentypen muß man unterscheiden <strong>und</strong> welche<br />

Standortfaktoren sind dafür maßgebend?<br />

5 Savannen verbuschen bei zu starker Beweidung <strong>und</strong> zu häufiger<br />

Brandrodung. Welcher Konkurrenzmechanismus liegt<br />

dem zugr<strong>und</strong>e?<br />

6 Welche Rolle spielen Krustenbildungen im Boden bei <strong>der</strong><br />

Ausprägung des <strong>Vegetation</strong>smosaiks <strong>und</strong> wie entstehen diese<br />

Krusten?<br />

7 Was ist Laterit?<br />

i<br />

Warum kommen in den Gebieten des Zonobioms II oft sehr<br />

nährstoffarme Quarzsandböden vor?<br />

9 Welches ist bei den Parksavannen <strong>der</strong> ausschlaggebende ökologische<br />

Faktor, die Überschwemmungen während <strong>der</strong> Regenzeit<br />

o<strong>der</strong> die lange Dürre während <strong>der</strong> Trockenzeit?<br />

10 Welches sind die <strong>Vegetation</strong>stypen in den Orobiomen II oberhalb<br />

<strong>der</strong> Waldgrenze?


III Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

(ZB des subtropischen ariden<br />

Klimas)<br />

1 Klimatische Subzonobiome<br />

^ Wüsten sind aride Gebiete.<br />

In diesen ist die potentielle<br />

Evaporation sehr<br />

viel höher als die jährliche<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge. Man<br />

kann semiaride, aride <strong>und</strong><br />

extrem aride Gebiete unterscheiden.<br />

Im Zonobiom III werden<br />

die „heißen Wüsten", im<br />

Zonobiom VII die „winterkalten<br />

Wüsten" zusammengefa<br />

ßt.<br />

Auf die Wüsten entfallen zusammen mehr als 35 % <strong>der</strong> lesten<br />

Erdoberfläche, ln <strong>der</strong> subtropischen Wüstenzone feh'-<br />

eine kalte Winterzeit, die für die ariden Gebiete <strong>der</strong> gemäßigten<br />

Zone bezeichnend ist (vgl. Kap. VII).<br />

Der Begriff Wüste (desert) ist relativ. Für denjenigen, de:<br />

aus dem humiden Osten Nordamerikas kommt, ist <strong>der</strong> Südwesten<br />

des Landes schon eine Wüste, obwohl Tucson (Ari<br />

zona) einen Jahresnie<strong>der</strong>schlag von fast 300 mm hai,<br />

während <strong>der</strong> Ägypter, <strong>der</strong> im trockenen Kairo wohnt, dir<br />

Mittelmeerküste nicht mehr als Wüste betrachtet, obgleicl<br />

die Regenmenge dort kaum 150 mm erreicht.<br />

Im allgemeinen bezeichnet man ein heißes Gebiet ai-<br />

Wüste, wenn <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schlag unter 200 mm <strong>und</strong> dir<br />

potentielle Verdunstung dabei über 2000 mm liegt (Zentral<br />

Sahara bis 5000 mm).<br />

Die spärlichen Nie<strong>der</strong>schläge fallen in ariden Gebieten zu<br />

verschiedenen Jahreszeiten. Dementsprechend wird das Zonobiom<br />

III in folgende Subzonobiome (sZB) unterteilt:<br />

sZB mit zwei Regenzeiten (Sonora-Wüste, Karoo)<br />

sZB mit einer Winterregenzeit (nördliche Sahara, Mohave<br />

Desert, Vor<strong>der</strong>asiatische Wüsten)<br />

sZB mit einer Sommerregenzeit (südliche, Sahara, Innere<br />

Namib, Atacama)<br />

4. sZB mit spärlichen zu je<strong>der</strong> Jahreszeit möglichen Regen<br />

(Zentral-Australien)<br />

sZB <strong>der</strong>Küstenwüsten ohne Regen, aber mit Nebel (nordchilenisch-peruanische<br />

Küstenwüste, Äußere Namib)


Tobruk (46 m)<br />

[7-25]<br />

19,0° 146<br />

Klimatische Subzonobiome 231<br />

A ssuan (111 m) Khartum (379 m)<br />

25,8° 3 [45] 28,5° 163<br />

Tucson (739 m) Oudtshoorn (335 m) Rawlinna (198 m)<br />

[19-14] 18,0° 168<br />

6 . sZB <strong>der</strong> regenlosen vegetationslosen Wüsten (Zentrale<br />

Sahara)<br />

Auf Abb. 124 sind die Klimadiagramme <strong>der</strong> verschiedenen<br />

sZB gezeigt mit Ausnahme von sZB 5, weil die Nebel als Nie<strong>der</strong>schläge<br />

kaum meßbar <strong>und</strong> somit aus den Diagrammen<br />

nicht ersichtlich sind (Abb. 136). Eine sehr wichtige Beson<strong>der</strong>heit<br />

aller ariden Gebiete ist die große Variabilität <strong>der</strong><br />

Regenmenge in den einzelnen Jahren. Die mittleren Werte<br />

besagen deshalb nicht viel. Jahre mit Regen unter dem Mittel<br />

sind am häufigsten; es kommen aber wenige Jahre mit<br />

sehr hohen Nie<strong>der</strong>schlägen vor, welche die Wasserreserven<br />

im Boden für Jahrzehnte wie<strong>der</strong> auffüllen.<br />

Die Variationskurve für Kairo (Winterregengebiet) zeigt<br />

Abb. 125. Eine ähnliche Form hat auch die von Mulka, <strong>der</strong><br />

aridesten Station in Zentralaustralien, nur ist <strong>der</strong> Mittelwert<br />

100 mm <strong>und</strong> die Extremwerte 18 <strong>und</strong> 344 mm, in Swakopmiind<br />

(Äußere Namib): <strong>der</strong> entsprechende Mittelwert ist 15,<br />

Extremwerte Null <strong>und</strong> 140 mm. Es handelt sich also stets<br />

um eine schiefe Häufigkeitsverteilung, sinnvoller wäre daher<br />

die Angabe des Medianwertes.<br />

Die ökologischen Verhältnisse in den einzelnen Jahren<br />

sind so verschieden, daß nur langjährige Beobachtungen ein<br />

richtiges Bild von den Ökosystemen in Wüsten vermitteln.<br />

Icde Wüste muß dabei für sich betrachtet werden, doch wollen<br />

wir zunächst die wenigen Gemeinsamkeiten besprechen.<br />

In allen Wüsten ist die Luft sehr trocken (Ausnahme Nebelwüsten),<br />

entsprechend stark sind die Ein- <strong>und</strong> Ausstrahlung<br />

<strong>und</strong> damit auch die Tagesschwankungen <strong>der</strong> Temperatur.<br />

Nur während <strong>der</strong> meist sehr kurzen Regenzeit sind die<br />

Extreme gemil<strong>der</strong>t.<br />

Abb. 124.<br />

Klimadiagramme von Wüstenstationen.<br />

Oben aus Nordafrika<br />

mit Winterregen, ohne Regen<br />

<strong>und</strong> mit Sommerregen: unten<br />

mit 2 Regenzeiten (Sonora-<br />

Wüste <strong>und</strong> Karroo) <strong>und</strong> zu<br />

je<strong>der</strong> Jahreszeit mögliche Regen<br />

(Rawlinna, Australien). Vgl.<br />

dazu auch Abb. 134.


232 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

Abb. 125.<br />

Variation <strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schläge<br />

bei Kairo in den Jahren 1906<br />

bis ¡953 (aus W a l t e r ¡973).<br />

20 n<br />

■5 15-<br />

-S CO 10-<br />

N<br />

40 50 60<br />

mm pro Jahr<br />

90 10-<br />

2 Die Böden <strong>und</strong> ihr Wasserhaushalt<br />

Von Böden im eigentlichen Sinne kann man in den Wüster<br />

kaum sprechen, denn es sind Rohböden (Syroseme), dieai.<br />

dem Verwitterungsschutt <strong>der</strong> anstehenden Gesteine beste<br />

hen, zum Teil durch Wind o<strong>der</strong> Wasser verän<strong>der</strong>t. Deswegt<br />

sind die Eigenschaften <strong>der</strong> oft lockeren Muttergesteine au'<br />

schlaggebend, das heißt wir können nicht von klimatische:<br />

Böden sprechen. Es gibt auch keine klimatische zonale Vi<br />

getation auf Euklimatopen, son<strong>der</strong>n nur Pedobiome (Lithc<br />

bion-ie, Psammobiome, Halobiome <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e).<br />

Auch die Wasserversorgung <strong>der</strong> Pflanzen hängt vom Sub<br />

strat ab. Für die Pflanzen in ariden Gebieten ist die Nie<strong>der</strong><br />

schlagshöhe nur indirekt von Bedeutung. Ausschlaggeberii,<br />

ist vielmehr die Haftwassermenge im Boden, die ihnen zu<br />

Verfügung steht. Sie bildet nur einen Teil des Wassers, dasa!<br />

Regen auf den Boden fällt, weil ein Teil abfließt <strong>und</strong> ein ar.<br />

<strong>der</strong>er Teil wie<strong>der</strong> verdunstet (Abb. 126). Der Anteil des Hall<br />

Wassers hängt von <strong>der</strong> des Substrats ab. Im humiden Gebit<br />

gelten die Sandböden als trocken, weil sie wenig Haftwasse<br />

Transpiratio<br />

Abb. 126.<br />

Schema des Schicksals <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

in ariden Gebieten.<br />

Für die Pßanzen ist das<br />

Haftwasser von Bedeutung. Das<br />

abfließende Wasser versickert in<br />

den Trocken tälern <strong>und</strong> speist das<br />

Gr<strong>und</strong>wasser, das nur selten von<br />

den Pflanzenwurzeln erreicht<br />

wird.


ziirückhalten, die Tonböden dagegen als feucht. In ariden<br />

Gebieten müssen wir umlernen; dort ist es gerade umgekehrt.<br />

Eine Versickerung in größere Tiefen bis zum Gr<strong>und</strong>wasser<br />

findet bei ebenem Gelände im ariden Gebiet nicht statt.<br />

Es werden nur die oberen Bodenschichten befeuchtet. Dabei<br />

hängt die Tiefe, bis zu <strong>der</strong> das Wasser eindringt, von <strong>der</strong><br />

Feklkapazität des Bodens ab. Nehmen wir an, daß auf einen<br />

trockenen Wüstenboden 50 mm Regen fallen <strong>und</strong> daß er<br />

vollständig in den Boden eindringt. Bei einem sandigen Boden<br />

werden in diesem Falle die oberen 50 cm bis zur Feldkapazität<br />

befeuchtet. Bei einem feinkörnigen tonigen Boden<br />

mit einer fünfmal so hohen Feldkapazität wird das Wasser<br />

nur 10 cm tief eindringen, bei einem Felsboden mit nur kleinen<br />

Spalten dagegen sehr viel tiefer, vielleicht 100 cm<br />

(Abb. 127).<br />

Nach dem Regen setzt die Verdunstung ein. Wenn dabei<br />

beim tonigen Boden die oberen 5 cm austrocknen, so gehen<br />

50 % des eingedrungenen Regenwassers verloren. Der sandige<br />

Boden trocknet weniger stark aus. Aber selbst wenn<br />

auch hierbei die oberen 5 cm ihr Wasser verlieren, so würden<br />

nur 10 % des Wassers verdunsten. Beim Felsboden findet<br />

praktisch überhaupt keine Verdunstung statt, das heißt<br />

alles Wasser wird gespeichert. Daraus folgt, daß im Gegensatz<br />

zu den Verhältnissen im humiden Gebiet die Tonböden<br />

für die Pflanzen im ariden Gebiet die trockensten Standorte<br />

sind, die Sandböden dagegen eine bessere Wasserversorgung<br />

gewährleisten. Zerklüftete Felsböden sind die feuchtesten<br />

Slandorte, sofern <strong>der</strong> Regen in sie ungehin<strong>der</strong>t eindringt<br />

<strong>und</strong> in den Felsspalten so viel Feinerde vorhanden ist, daß<br />

das Wasser gespeichert wird.<br />

Diese Überlegungen werden durch Messungen in <strong>der</strong> Negev-Wüste<br />

bestätigt. Bei gleichem Jahresnie<strong>der</strong>schlag fand<br />

Die Böden <strong>und</strong> ihr Wasserhaushalt 233<br />

tonig sandig steinig<br />

Abb. 127.<br />

Schematische Darstellung <strong>der</strong><br />

Wasserspeicherung (blau) bei<br />

verschiedenen Bodenarten nach<br />

einem Regen von 50 mm in ariden<br />

Gebieten, h-h = untere<br />

Grtnze <strong>der</strong> Bodendurchfeuclttung:<br />

e-e = untere Grenze bis zu<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Boden wie<strong>der</strong> austrocknet.<br />

Der tonige Boden speichert<br />

30 % o<strong>der</strong> weniger, <strong>der</strong> sandige<br />

90 % <strong>und</strong> <strong>der</strong> steinige WO %<br />

(Schrägschraffur).


234 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

1<br />

man eine im Lößboden für Pflanzen ausnutzbare Wasser<br />

menge von 35 mm, an felsigen Standorten mit einem relati-,<br />

beträchtlichen Abfluß 50 mm, Im Sandboden 90 mm <strong>und</strong><br />

Trockentälern mit starkem Zufluß 250 bis 500 mm. Daß di<br />

Sandböden in ariden Gebieten für die Pflanzen günstigesind,<br />

erkennt man daran, daß <strong>der</strong>selbe <strong>Vegetation</strong>stypus aut<br />

Sand bei geringeren Nie<strong>der</strong>schlägen vorkommt als auf tonigen<br />

Böden. Im Sudan findet man die Acacia iorüV/s-Halbwii.<br />

ste auf Sandböden in einer Zone mit 50 bis 250 mm Regen<br />

auf Tonböden dagegen erst bei 400 mm, o<strong>der</strong> die Acacia mc<br />

lifera-Savanne auf Sandböden bei 250 bis 400 mm, auf Tonböden<br />

erst bei 400 bis 600 mm Jahresnie<strong>der</strong>schlag, Im Kur?-<br />

graspräriegebiet <strong>der</strong> Great Plains findet man auf Sandbö<strong>der</strong><br />

in W-Nebraska eine Langgrasprärie, die sonst nur weiter östlich<br />

bei höheren Nie<strong>der</strong>schlägen vorkommt. Die günstigerer<br />

Wasserverhältnisse von Felsböden fallen in ariden Gebieter<br />

oft durch ihren Baumbestand auf inmitten einer niedrige<br />

<strong>Vegetation</strong> auf feinkörnigen Böden.<br />

Wird bei Sandböden o<strong>der</strong> in Felsspalten <strong>der</strong> Boden bizum<br />

Gr<strong>und</strong>wasser durchfeuchtet, dann können die Wurzel<br />

so tief wachsen, daß sie das Gr<strong>und</strong>wasser erreichen: di.<br />

Wasserversorgung <strong>der</strong> Pflanzen ist dann gesichert. Folgendt<br />

Beispiel sei hier erwähnt:<br />

Nördlich von Basrah in Mesopotamien ist in 15 m Tieb<br />

Gr<strong>und</strong>wasser vorhanden, das durch Kiesschichten vom Euphrat<br />

<strong>und</strong> Tigris ständig gespeist wird. Da jedoch di<br />

Regenmenge nur 120 mm im Jahr beträgt, werden nur die<br />

oberen Bodenschichten befeuchtet, die Wurzeln <strong>der</strong> Pllatzen<br />

können das Gr<strong>und</strong>wasser nicht erreichen; <strong>der</strong> Boden bedeckt<br />

sich nach dem im Winter fallenden Regen mit einer<br />

dürftigen ephemeren <strong>Vegetation</strong>. Die einheimische Bevölkerung<br />

hat jedoch Brunnen gegraben <strong>und</strong> benutzt das Wasse:<br />

um Gemüse zu ziehen, wobei die Pflanzen in Furchen gepflanzt<br />

<strong>und</strong> bei Tagesmaxima bis zu 50 °C mehrmals am Tage<br />

bewässert werden. Infolge <strong>der</strong> stärkeren Verdunstung verbrackt<br />

<strong>der</strong> Boden rasch, so daß das Gemüse nur ein Jahr angebaut<br />

werden kann.<br />

Aber zwischen die Gemüsepflanzen werden salztolerair;,<br />

Tawanx-Stecklinge gesteckt, die sich leicht bewurzeln. Wenr<br />

im zweiten Jahr die Furche kein Wasser erhält, so ist <strong>der</strong> Ei ­<br />

den doch durch die starke Bewässerung im vorhergehende<br />

Jahr bis zum Gr<strong>und</strong>wasser durchfeuchtet. Infulgedesscr<br />

wachsen die Wurzeln von Tamarix in den nächsten Jalircr<br />

immer tiefer, bis sie das Gr<strong>und</strong>wasser erreichen. Es en:-<br />

wickeln sich dann Bäume, die alle 25 Jahre für Brennltil.<br />

geschlagen werden, aber wie<strong>der</strong> vom Stumpf als Stockau'-


schlage austreiben. Alles frühere Gemüseland verwandelt<br />

sich auf diese Weise in einen Tamarix-V^a\A. Man kann somit<br />

Wüsten mit Gr<strong>und</strong>wasser in größeren Tiefen aufforsten,<br />

wenn man die ersten Jahre nach dem Pflanzen <strong>der</strong> Bäume<br />

so stark bewässert, daß <strong>der</strong> ganze Boden bis zum Gr<strong>und</strong>wasser<br />

durchfeuchtet wird.<br />

Dieses Beispiel gibt uns die Erklärung dafür, daß Phrealophyten,<br />

die an Gr<strong>und</strong>wasser geb<strong>und</strong>en sind, dieses mit<br />

den Wurzeln erreichen, obgleich darüber viele Meter an<br />

irockenem Boden liegen. Sie können das nur nach sehr günstigen<br />

Regenjahren tun, wenn <strong>der</strong> Boden von <strong>der</strong> Oberfläche<br />

bis zum Gr<strong>und</strong>wasser durchfeuchtet ist, halten sich<br />

dann aber so lange, bis die Holzpflanzen ihre Altersgrenze<br />

erreichen. Es braucht sich dabei nicht immer um Gr<strong>und</strong>wasser<br />

zu handeln. Oft ist es nur Gr<strong>und</strong>feuchtigkeit, das heißt<br />

Haftwasser, das im Boden gespeichert wird. Sobald es tiefer<br />

als 1 m liegt, bleibt es sehr lange erhalten, sofern keine o<strong>der</strong><br />

nur sehr wenige Pflanzen es mit ihren Wurzeln erreichen<br />

<strong>und</strong> verbrauchen.<br />

Sehr häufig <strong>und</strong> vor allem in den Depressionen treten in<br />

den Wüsten Salzböden auf. Wir wollen sie geson<strong>der</strong>t besprechen<br />

(s. S. 238).<br />

3 Substratabhängige Wüstentypen<br />

Die Wüstenbiome kann man nach <strong>der</strong> Bodenbeschaffenheit<br />

in folgende Biogeozönkomplexe unterteilen, die in <strong>der</strong> Sahara<br />

zuerst studiert wurden. Daher wurden meist die dortigen<br />

lokalen Bezeichnungen allgemein übernommen.<br />

a Steinwüste (Hamada)<br />

Wenn das im Laufe <strong>der</strong> geologischen Geschichte entstandene<br />

.\tuttergestein an <strong>der</strong> Oberfläche ansteht, so spricht man<br />

von einer Felswüste. Eine solche ist ziemlich selten anzuireflen,<br />

weil durch die physikalische Verwitterung aride Gebirge<br />

oft fast völlig in ihrem eigenen Grobschutt versunken<br />

sind. Grobgestein ist insbeson<strong>der</strong>e auch auf den Erhebungen<br />

<strong>der</strong> Tafelberge zu finden, von denen alle feinen Verwitterungsprodukte<br />

abgeweht worden sind, wobei durch das<br />

Sandgebläse eine starke Win<strong>der</strong>osion an allen herausragenden<br />

Felsen erfolgt. An <strong>der</strong> Oberfläche reichern sich handgroße<br />

Gesteinsstücke an. Sie bilden ein Steinpflaster. Die<br />

Steine sind oft von dunklem Wüstenlack überzogen. Dies<br />

verleiht <strong>der</strong> Landschaft einen düsteren Eindruck. Unter dem<br />

Steinpflaster kann eine wasserabstoßende Stauberde vorhanden<br />

sein, die bei anstehenden Meeressedimenten reich<br />

Substratabhängige Wüstentypen 235<br />

_ Die verborgenen Wasserreserven<br />

in Wüstenböden<br />

sind größer, als es <strong>der</strong><br />

oberflächliche Beobachter<br />

glaubt.


235 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

A b b . 128.<br />

Großes Fischßiiß-Canyon in <strong>der</strong><br />

Wüste im Süden Namibias<br />

(phot. E. W a l t e r ).<br />

an Gips <strong>und</strong> Salz ist, wodurch Pflanzenwuchs verhinde.r<br />

wird. Die Hamadaflächen sind durch tiefe Erosionstän.<br />

mit steilen, von Schutt überdeckten Hängen zerkliHu<br />

(Abb. 128). In den Felsspalten <strong>und</strong> Felsklüften können si.<br />

einige Pflanzen halten, es sind nicht selten Xerohalophyit:<br />

b Kieswüste (Serir bzw. Reg)<br />

Diese entsteht, wenn das Muttergestein heterogen, zum Bespiel<br />

ein Konglomerat ist. Die leichter verwitternde Kittsuistanz<br />

zerfällt <strong>und</strong> wird durch Wind entfernt. Die harten Kiesel<br />

reichern sich wie<strong>der</strong>um an <strong>der</strong> Oberfläche an. Diese<br />

autochthonen Kieswüsten stehen die allochthonen gegen;<br />

her, bei denen es sich um alluviale Ablagerung früherer Ri<br />

genzeiten handelt, aus denen das feine Material ausgeblastwurde.<br />

Unter <strong>der</strong> durch Wüstenlack dunkel gefärbten Kie'-<br />

schicht kann eine durch Gips verbackene, harte Kruste vorhanden<br />

sein. Die beson<strong>der</strong>s eintönige Kieswüste ist mr<br />

leicht gewellt. Die flachen, breiten Täler sind mit Sand gtfüllt<br />

<strong>und</strong> bieten den Pflanzen eher die Möglichkeii, Füll zl<br />

fassen. Unter diesen findet man Pflanzen des Sandbodenaber<br />

auch Xerohalophyten.<br />

c Sandwüsten (Erg bzw. Areg)<br />

Sie entstehen in den großen Beckenlandschaften, in dene:<br />

<strong>der</strong> von den Erhebungen abgeblasene Sand zur Ablagerui'..<br />

kommt <strong>und</strong> zur Dünenbildung beiträgt. Überwiegt eine<br />

Windrichtung, dann bilden sich Sicheldünen o<strong>der</strong> Barchar.;<br />

aus, die auf <strong>der</strong> Luvseite flach <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Leeseite steil ab-


Substratabhängige<br />

fallen. Sie bewegen sich in <strong>der</strong> Windrichtung fort. Än<strong>der</strong>t<br />

sich die Windrichtung periodisch, so wird nur <strong>der</strong> Kamm <strong>der</strong><br />

Düne jeweils umgebaut, während die Basis festliegt. Die<br />

Sandkörner sind an <strong>der</strong> Oberfläche mit einem Eisenoxidhäuichen<br />

überzogen, wodurch die Dünen in trockenen<br />

heißen Gegenden leuchtend orange o<strong>der</strong> rot gefärbt erscheinen.<br />

In Küstennahe, bei höherer Luftfeuchtigkeit ist die Färbung<br />

dagegen gelbbräunlich.<br />

Bewegliche <strong>und</strong> deshalb vegetationslose Dünen sind<br />

VVasserspeicher, da <strong>der</strong> Regen leicht eindringt <strong>und</strong> nur zum<br />

geringsten Teil verdunstet. Selbst bei nur 100 mm Jahresregenmenge<br />

entsteht ein Gr<strong>und</strong>wasserhorizont, so daß die<br />

Wässergewinnung aus Brunnen möglich ist o<strong>der</strong> das Wasser<br />

im Interdünenbereich austritt.<br />

Ist die Sanddecke nicht sehr mächtig, so kann eine Besiedlung<br />

durch Pflanzen (Nichthalophyten, wie Dünengräser,<br />

Ziziphus <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) erfolgen. Perennierende Arten<br />

o<strong>der</strong> Sträucher dienen dann als Sandfänger. Aus dem um sie<br />

abgelagerten Sand wachsen die Pflanzen wie<strong>der</strong> heraus, so<br />

daß immer neuer Sand angelagert wird. Auf diese Weise bildet<br />

jede Pflanze eine Haufendüne (von mehreren Metern<br />

Hohe), Nebkha genannt. Die ganze Landschaft erhält durch<br />

diese Miniaturdünen ein sehr charakteristisches Gepräge.<br />

d Trockentäler (Wadis bzw. Oueds)<br />

Man nennt diese in S-Afrika Riviere, in Amerika auch Washes<br />

o<strong>der</strong> Arroyos. Sie sind ein wichtiges Landschaftselement<br />

aller Wüsten. Ihre Entstehung ist meistens in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

zu suchen, als die Regenmengen höher waren<br />

iPluvialzeiten). Die Trockentäler beginnen als kaum merkliche<br />

Erosionsrinnen, die sich zu tieferen Gräben o<strong>der</strong> Tälchcn<br />

vereinigen, bis sie oft in tiefe Canyons einmünden. Das<br />

nach einem Regen abfließende Wasser lagert Kies <strong>und</strong> Sand<br />

ab. Die Salze werden teilweise ausgewaschen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Boden<br />

tief durchfeuchtet; es entstehen insbeson<strong>der</strong>e für halophytische<br />

Pflanzen (Tamarix, Nitraria) günstige Wuchsverhältnisse.<br />

In den großen Trockentälern ist das Bett vegetationslos,<br />

weil <strong>der</strong> Boden von den seltenen Wasserfluten umgelagert<br />

wird. Die <strong>Vegetation</strong> beschränkt sich auf die vor den Fluten<br />

geschützten Rän<strong>der</strong> <strong>und</strong> ist um so üppiger, je mehr Wasser<br />

in den alluvialen Ablagerungen gespeichert wird. Oft ist ein<br />

ständiger Gr<strong>und</strong>wasserstrom vorhanden, dann findet man<br />

als extrazonale <strong>Vegetation</strong> dichte nichthalophytische Gehölze,<br />

die oft in einer Reihe stehen. In kleineren Wadis läßt sich<br />

abgehendes Wasser durch Terrassierung auffangen <strong>und</strong> damit<br />

Ackerbau treiben.<br />

Wüstentypen 237


238 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

^ Hamada - Serir - Erg<br />

- Takyr - Sebkha:<br />

dies ist oft eine geomorphoiogische<br />

Abfoige von<br />

Wüstentypen, die in ihrer<br />

Anordnung einer großen<br />

Catena (hier durch Abtragungs-<br />

<strong>und</strong> Abiagerungsprozesse<br />

verb<strong>und</strong>ene<br />

Landschaftsgiie<strong>der</strong>) entspricht<br />

mit einem Substrat,<br />

das <strong>der</strong> Korngröße<br />

nach sortiert ist.<br />

e Pfannen (Sebkhas, Dayas o<strong>der</strong> Schotts)<br />

Es sind dies die kleinen Mulden <strong>und</strong> Senken o<strong>der</strong> ¡>rol-<br />

Depressionen, in denen die vom Wasser <strong>der</strong> Wadis mii^<br />

führten Schluff- o<strong>der</strong> Tonteilchen abgelagert werden. Hab«<br />

diese Pfannen einen unterirdischen Abfluß (in verkarstet<br />

Gebieten), dann tritt keine Verbrackung ein.<br />

Dasselbe gilt für die Takyre, den deltaähnlichen Bildui<br />

gen am Ausgang <strong>der</strong> Täler, von denen ein Teil des Wasv<br />

nach beson<strong>der</strong>s starken Nie<strong>der</strong>schlägen in breiter Fri'<br />

langsam abfließt. Ihre schweren Tonböden sind jediv<br />

ungünstige Standorte; meist dringt das Wasser kaum in dt<br />

Boden ein, <strong>der</strong> nach einer Überschwemmung bald widr<br />

austrocknet. Deshalb wachsen auf den Takyrböden vorv.,<br />

gend nur Algen, Flechten o<strong>der</strong> ephemere Arten.<br />

Findet kein Abfluß statt <strong>und</strong> verdunstet alles Wasser ai.<br />

dem Becken, so ist eine Salzanreicherung die Folge. In -■<br />

eben Salzpfannen, also Halobiomen kommt es auf den ti;<br />

sten Stellen zur Ausbildung von festen Salzschichten. Ai<br />

Rande, wo die Salzkonzentration niedriger ist, stellen si.<br />

Hygrohalophyten ein. Oft ist das Gr<strong>und</strong>wasser weniger salzhaltig<br />

<strong>und</strong> nur an <strong>der</strong> Oberfläche bilden sich Salzkrusin<br />

Wird auf die Oberfläche einer solchen Salzpfanne eine du;<br />

ne Sandschicht lokal abgelagert, so unterbleibt <strong>der</strong> kapilla;<br />

Aufstieg <strong>und</strong> damit die Salzanreicherung. Auf diesen Sar<br />

ablagerungen siedeln sich Pflanzen an, die dann als San<br />

länger dienen, wodurch wie<strong>der</strong>um eine Haufendünen-odr<br />

auch Nebkha-Landschaft um die Pfanne herum entsiehi.<br />

f Oasen<br />

Die mit dichtem Pflanzenwuchs ausgestatteten Stellen indr<br />

Wüste, wo salzarmes Wasser in Form von gewöhnliche:<br />

o<strong>der</strong> artesischen Quellen an die Oberfläche tritt, werden Oasen<br />

genannt. Hier können hygrophile Arten wachsen. Heu<br />

te sind solche Oasen alle dicht besiedelt Die natürliche \i<br />

getation ist durch Kulturpflanzen o<strong>der</strong> Unkräuter ersetzt.<br />

An die Oasen mit starken Quellen schließen sich oft Salzpfannen<br />

(Schotts) an, in denen sich das überschüssige Wasser<br />

ansammelt <strong>und</strong> verdunstet (Südtunesien, Algerien).<br />

4 Wasserversorgung <strong>der</strong> Wüstenpflanzen<br />

Die große Trockenheit <strong>der</strong> ariden Gebiete verleitet Forscher<br />

die die Wüste nicht aus eigener Erfahrung kennen, zu de<br />

Annahme, daß die Wüstenpflanzen beson<strong>der</strong>e physioloitische<br />

Eigenschaften - eine physiologische Dürreresistenz -<br />

besitzen, die es ihnen ermöglicht, unter ariden Verhältnisse'<br />

zu wachsen. Insbeson<strong>der</strong>e werden immer wie<strong>der</strong> die angel-


\h hohen Zellsaftkonzentrationen hervorgehoben, welche<br />

Pflanzen befähigen, selbst aus fast trockenem Boden<br />

Wässer aufzunehmen. Eingehende ökophysiologische Unlersuchtingen<br />

in den letzten Jahrzehnten haben jedoch ge-<br />

,eii:i, daß diese Ansichten nicht richtig sind. Die Wasserver-<br />

. irgtmg <strong>der</strong> Wüstenpflanzen ist nicht so schlecht, wie man<br />

auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Nie<strong>der</strong>schlagshöhe anzunehmen ge-<br />

'i'igt ist. Denn die Nie<strong>der</strong>schläge in Millimeter bedeuten Liirr<br />

Wasser pro Quadratmeter Bodenoberfläche; man muß<br />

.Icshalb für die Beurteilung <strong>der</strong> Wasserversorgung <strong>der</strong> Pflanauch<br />

die transpirierende Oberfläche pro Quadratmeter<br />

Bodenoberfläche berechnen.<br />

Das Landschaftsbild in den Wüsten wird deshalb nicht<br />

von den Pflanzen, son<strong>der</strong>n vom nackten Gestein gesprägt.<br />

Will man die genaue Beziehung zwischen <strong>der</strong> Regenmenge<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sdichte bestimmen, so muß man Pflanzen<br />

gleicher Lebensform vergleichen (zum Beispiel Gräser o<strong>der</strong><br />

Bäume mit ähnlichem Laub) <strong>und</strong> ein Gebiet auswählen, in<br />

dem zwar <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag sich auf relativ kurze Entfernung<br />

än<strong>der</strong>t, aber die Temperaturverhältnisse annähernd gleich<br />

Meiben; es soll sich dabei um Etiklimatope mit ähnlichem<br />

Boden handeln <strong>und</strong> die <strong>Vegetation</strong> darf nicht<br />

dutch menschliche Eingriffe gestört sein.<br />

Geeignete Gebiete sind SW-Afrika mit einer<br />

Grasdecke bei Nie<strong>der</strong>schlägen von 100 bis 500 mm<br />

imJahre <strong>und</strong> SW-Australien mit Eucalyptus-'Wä\-<br />

detn bei Regenmengen von 500 bis 1500 mm. Das<br />

Ergebnis <strong>der</strong> entsprechenden Untersuchungen war<br />

eine lineare Funktion zwischen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagshöhe<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Produktion an Pflanzenmasse, bzw.<br />

<strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> transpirierenden Fläche (Abb. 129).<br />

Sie gilt auch für Kreosotbuschbestände (Larrea divaricata)<br />

in SE-Kalifornien ebenso wie für die ephemere<br />

<strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> ariden Gebiete mit Jahresnie<strong>der</strong>schlägen<br />

bis 100 mm. Nur verbrauchen<br />

zunächst die Graskeimlinge 16 bis 17 mm für den<br />

Keimungsvorgang <strong>und</strong> nutzen das Wasser weniger<br />

Wasserversorgung <strong>der</strong> Wüstenpflanzen 239<br />

t - h a “'<br />

gal aus als die mehrjährigen Gräser, so daß die Gerade flacher<br />

ansteigt.<br />

Je trockener ein Gebiet ist, desto weiter rücken die Pflanzen<br />

auseinan<strong>der</strong>, desto mehr Bodenraum braucht die einzelne<br />

Pflanze für die Wasseraufnahme.<br />

Diese Regel wird in Nordafrika für Ölbaumkulturen bestätigt:<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Bäume pro Hektar wird proportional zur<br />

.\bnahme <strong>der</strong> Regenmenge verringert, bis schließlich nur<br />

mich 25 Bäume je Hektar stehen. Dabei bleibt <strong>der</strong> Ertrag pro<br />

^ So verschiedenartig<br />

die einzelnen Wüsten <strong>der</strong><br />

Erde sind, eines haben<br />

alle gemeinsam: die geringe<br />

Dichte <strong>der</strong> Pflanzendecke.<br />

Abb. 129.<br />

Stoffproduktion (oberirdische<br />

Trockenmasse in t • ha~') des<br />

Graslandes im südwestlichen<br />

Afrika in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

Jahresregenmenge in mm.<br />

100 200 300 400*<br />

mm-a''<br />

500<br />

^ Daraus folgt, daß die<br />

Wasserversorgung in bezug<br />

auf die Einheit <strong>der</strong><br />

transpirierenden Fläche in<br />

ariden <strong>und</strong> humiden Gebieten<br />

(Nie<strong>der</strong>schlag 100<br />

bis 1500 mm pro Jahr)<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger gleich<br />

bleibt.


240 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

_ Die diffuse <strong>Vegetation</strong><br />

mit einer gleichmäßigen<br />

Verteiiung <strong>der</strong> ausdauernden<br />

Pflanzen über<br />

eine fast ebene Fläche<br />

geht in extrem ariden Gebieten<br />

in eine kontrahierte<br />

<strong>Vegetation</strong> über, das<br />

heißt die ausdauernden<br />

Pflanzen wachsen nur<br />

noch in oft kaum merklichen<br />

Erosionsrinnen o<strong>der</strong><br />

Senken, während die<br />

höheren Flächen vegetationslos<br />

bleiben.<br />

1<br />

Baum im wesentlichen gleich, ein Zeichen, daß sich scic'<br />

Wasserversorgung nicht wesentlich än<strong>der</strong>t. Auch für dt<br />

Getreideanbau gilt, daß die Saatdichte mit abnehmendi<br />

Nie<strong>der</strong>schlägen geringer sein muß. Um das Wasser aus i<br />

nem größeren Bodenraum entnehmen zu können, muß c<br />

Pflanze ein größeres Wurzelsystem besitzen.<br />

Das zweite wesentliche Merkmal ist, daß die Pflanzen ir<br />

zunehmen<strong>der</strong> Aridität ihre transpirierende Oberfläche ii:<br />

mer mehr reduzieren, aber das Wurzelsystem stärker er.-<br />

wickeln. Es zeigt sich nämlich, daß bei einer Erhöhung dt<br />

Zellsaftkonzentration das Sproßwachstum sofort stark u<br />

hemmt wird, während das Wurzellängenwachstum anlant<br />

sogar eine För<strong>der</strong>ung erfährt. Während in humiden Gebii<br />

ten <strong>der</strong> größere Teil <strong>der</strong> Phytomasse sich über dem Bodi<br />

befindet, überwiegt in ariden Gebieten <strong>der</strong> unterirdischt<br />

Teil. Dabei dringen die Wurzeln in Trockengebieten oft nich<br />

tiefer in den Boden ein, wie es meist dargeslellt wird, son<br />

dem das Wurzelsystem wird immer flacher, aber viel weil<br />

verzweigter. Denn je spärlicher <strong>der</strong> Regen ist, desto wenige<br />

tief durchfeuchtet er den Boden. Unter <strong>der</strong> oberen wasser<br />

haltigen Bodenschicht ist überhaupt kein Wasser vorhar.<br />

den, das die Pflanzen aufnehmen könnten. Nur bei Pflanzen<br />

die an Gr<strong>und</strong>wasser geb<strong>und</strong>en sind (Phreatophyten) odr<br />

<strong>der</strong>en Wurzeln in Felsspalten eindringen, hat man sehr tiefgehende<br />

Pfahlwurzeln beobachtet. Aber das darf man nich:<br />

verallgemeinern.<br />

Kommen wir in extrem aride Gebiete mit Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

unter 100 mm, so än<strong>der</strong>t sich die Pflanzendecke, die homogene<br />

<strong>Vegetation</strong> fehlt dann. Dies hängt mit <strong>der</strong> Wasserverteilung<br />

im Boden zusammen.<br />

In den extremen Wüsten haben die Böden, mit Ausnahme<br />

von beweglichem Sand, an <strong>der</strong> Oberfläche meistens eine<br />

schwer benetzbare Kruste. Infolgedessen dringt <strong>der</strong> zwar seltene,<br />

aber meist in Güssen fallende Regen kaum in den Boden<br />

ein, son<strong>der</strong>n fließt zum größten Teil oberflächlich ab.<br />

Die sandigen Erosionsrinnen <strong>und</strong> die Senken erhalten deshalb<br />

viel mehr Wasser, als dem Nie<strong>der</strong>schlag entspricht, <strong>und</strong><br />

dieses dringt tief in den Boden ein. Die Pflanzen wurzeln<br />

hier so tief, wie <strong>der</strong> Boden durchfeuchtet wird, oft mehrere<br />

Meter tief. Es kann sich sogar stellenweise in den Tälern<br />

Gr<strong>und</strong>wasser ansammeln. Selbst in <strong>der</strong> Wüste bei Kairo-<br />

Heluan mit 2 5 mm Regen/Jahr ist in allen Tälern eine <strong>Vegetation</strong><br />

vorhanden. Nimmt man an, daß 40 % des Regenwassers<br />

in die tiefen Teile des Reliefs abfließen <strong>und</strong> daß auf die<br />

letzteren nur 2 % <strong>der</strong> gesamten Eläche entfallen, so steht<br />

den Pflanzen bei 25 mm Regen durch Zufluß an diesen


Wuchsorten dieselbe Wassermenge zur Verfügung wie auf<br />

einer Ebene bei einem Nie<strong>der</strong>schlag von 500 mm. Tatsäch-<br />

' :h wurde gemessen, daß die Wasserabgabe <strong>der</strong> Pflanzen-<br />

Jecke an einem solchen Standort bei Heluan durch Transpiration<br />

400 mm beträgt. Die Zellsaftkonzentration <strong>der</strong><br />

Pflanzen steigt auch im regenlosen Sommer nur leicht an,<br />

was ein Zeichen für die gute Wasserversorgung ist. Die sandiiten<br />

Depressionen in <strong>der</strong> Kieswüste an <strong>der</strong> Kairo-Sttez-<br />

Siraße enthalten schon in 75 cm Tiefe ständig 2,4 % Wasser<br />

IWelkepunkt 0 , 8 %), trocknen also niemals aus <strong>und</strong> tragen<br />

eine spärliche ausdauernde <strong>Vegetation</strong>. In einzelnen Erosionsrinnen<br />

können die Wurzeln <strong>der</strong> Pflanzen über 5 m in die<br />

Tiefe gehen. Das hängt von <strong>der</strong> Durchfeuchtung ab. Ungeachtet<br />

<strong>der</strong> hohen Aridität weist die Flora in <strong>der</strong> Umgebung<br />

von Kairo noch 200 Arten auf.<br />

Somit ist die Wasserversorgung <strong>der</strong> Pflanzen in den exireinen<br />

Wüsten ebenfalls nicht so schlecht, wie meistens anüenommen<br />

wird. Wo Pflanzen in <strong>der</strong> Wüste wachsen, ist<br />

wenigstens zu bestimmten Zeiten immer etwas Wasser vorhanden,<br />

selbst wenn <strong>der</strong> Boden oberflächlich noch so<br />

¡rocken aussieht. Die Pflanzen müssen nur die Fähigkeit besitzen,<br />

lange Dürrezeiten durchzuhalten. Das wird vor allem<br />

durch tiefgehende Wurzeln <strong>und</strong> durch beson<strong>der</strong>e morphologische<br />

Anpassungen ermöglicht. Eine wesentliche plasmatische<br />

Dürreresistenz besteht nicht. Die Zellsaftkonzentration<br />

ist im allgemeinen niedrig (die Halophyten ausgenommen).<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> kontrahierten <strong>Vegetation</strong> wird von <strong>der</strong><br />

Berberbevölkerung in S-Tunesien seit <strong>und</strong>enklicher Zeit für<br />

Kulturen bei 200 mm <strong>und</strong> weniger Regen im Jahr verwendet:<br />

Jede kleine Rinne ist mit einem das abfließende Wasser<br />

stauenden Damm versehen <strong>und</strong> in dem vor dem Damm angeschwemmten<br />

feuchten Boden werden Dattelpalmen o<strong>der</strong><br />

Getreide bzw. Ackerbohnen kultiviert.<br />

Einen ähnlichen Ackerbau auf Abfluß („run-off") in vorarabischer<br />

Zeit durch die Nabatäer hat man auch in <strong>der</strong> Negev-Wüste<br />

festgestellt. Die alten Dämme wurden wie<strong>der</strong> erneuert<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> versuchsweise Anbau von verschiedenen<br />

Kulturpflanzen führte zum Erfolg (Evenari at al. 1982).<br />

5 Ökologische Typen <strong>der</strong> Wüstenpflanzen<br />

Man hat alle Pflanzen, die in Trockengebieten waeihsen, als<br />

Xerophyten bezeichnet. Das ist nicht zweckmäßig. Denn in<br />

jedem ariden Gebiet gibt es Standorte, die den Pflanzen eine<br />

dauernd sehr gute Wasserversorgung gewährleisten, zum<br />

Beispiel in den Oasen. An solchen Standorten können Arten<br />

ökologische Typen <strong>der</strong> Wüstenpflanzen 241


242 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

selbst <strong>der</strong> feuchten Tropen wachsen. In <strong>der</strong> regenlosen W;,<br />

bei Assuan kultiviert man auf einer Insel im Nil mit ktiriv<br />

eher Bewässerung zum Beispiel Kokospalmen, Mango, Mj-<br />

Papaya, Bataten, Maniok, Kampferbaum, Mahagoniba ,<br />

Kaffee, Granatapfel <strong>und</strong> viele Arten <strong>der</strong> indischen Mori'<br />

Wäl<strong>der</strong>. In dem dichten Bestand ist das Mikroklima wen:,<br />

arid als in <strong>der</strong> offenen Wüste. Auch unter natürlichen Vi<br />

hältnissen können in gr<strong>und</strong>wasserführenden Trockentä:,<br />

Pflanzen wachsen, die keinem Wassermangel ausgesetzt ■<br />

<strong>und</strong> deshalb keine Anpassungen an die Trockenheit atilv.<br />

sen. Außerdem gibt es in den meisten Wüsten wenigst,<br />

vorübergehend eine kurze feuchte Jahreszeit. Sie fehlt;<br />

<strong>der</strong> Zentralen Sahara, <strong>der</strong> Namib <strong>und</strong> <strong>der</strong>peruanisch-chilt:<br />

sehen Wüste. Arten, die sich in diesen feuchten Perioden er<br />

wickeln (Therophyten, Ephemere) <strong>und</strong> die übrige Zeit<br />

Samen (Therophyten) o<strong>der</strong> im Boden (Geophyten = Eph,<br />

meroide) überdauern, weisen ebenfalls keine beson<strong>der</strong>e<br />

Anpassungen an Wassermangel auf.<br />

Eine Unterscheidung von dürreausweichenden <strong>und</strong> di<br />

reertragenden Arten ist ökologisch unlogisch. Alle ertragt<br />

Dürre, die einen als Samen (Ephemere) o<strong>der</strong> Knollen, bzv<br />

Zwiebeln (Ephemeroiden), die an<strong>der</strong>en im latenten Leber,<br />

zustand wie die poikilohydren niedrigen Pflanzen (Alge:<br />

Flechten), aber auch eine Reihe von Farnen {Cheilanthes.<br />

tholaena, vgl. Abb. 130) o<strong>der</strong> Selaßinella-Arten <strong>und</strong> sogar Bittenpflanzen,<br />

von denen Myrothamnus flabellifolia (Rosales<br />

die bekannteste ist (Abb. 130). Die Sukkulenten <strong>und</strong>Xenphyten<br />

überdauern im reduziert-aktiven Zustand.<br />

Als Xerophyten bezeichnet man die ökologischen Gruppen,<br />

die während <strong>der</strong> Dürrezeit eine gewisse, wenn aucl<br />

Abb. 130.<br />

Myrothamnus flabellifolius<br />

(links) im latenten Lebenszustand<br />

(Zweige zusammengelegt,<br />

Blätter gefaltet) <strong>und</strong> eine Notholaena-Art<br />

(rechts), zwei poikilohydre<br />

Arten auf Glimmerschiefer<br />

am Steilabfall zur Namib-Wüste<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .


ökologische Typen <strong>der</strong> Wüstenpflanzen 243<br />

nimale Wasseraufnahme benötigen, da sie über keine<br />

iH'ii Wasserspeicher verfügen. Es sind drei durch Überce<br />

miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>ene Untergruppen:<br />

Malakophylle Xerophyten, die mehr für semiaride<br />

Gebiete charakteristisch sind. Sie besitzen weiche Blätter,<br />

die bei Trockenheit welken, wobei die Zellsaftkonzentration<br />

sich stark erhöht; bei länger andauern<strong>der</strong> Dürre werlen<br />

sie die Blätter ab, so daß nur die jüngsten Blattanlajjen<br />

in den dicht behaarten Knospen erhalten bleiben.<br />

Typische Beispiele sind viele Labiaten, Compositen <strong>und</strong><br />

Cisirosen ari<strong>der</strong> Gebiete.<br />

Sklerophylle Xerophyten mit kleinen, harten durch<br />

mechanische Gewebe ausgesteiften Blättern. Man findet<br />

sie insbeson<strong>der</strong>e in Gebieten mit einer langen Sommerdürre.<br />

Sie können bei Wassermangel ihre Transpiration<br />

auf ein Minimum reduzieren; die Zellsaftkonzentration<br />

steigt nur unter extremen Verhältnissen an. Beispiele<br />

sind die immergrünen Eichen, <strong>der</strong> Ölbaum Phillyrea <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e.<br />

3. Stenohydre Xerophyten, die bei Wassermangel sofort<br />

ihre Stomata schließen <strong>und</strong> dadurch einen Anstieg <strong>der</strong><br />

Zellsaftkonzentration verhin<strong>der</strong>n; doch kommen dadurch<br />

<strong>der</strong> Gaswechsel <strong>und</strong> somit die Photosynthese zum<br />

Stillstand, das heißt die Pflanzen geraten in einen Hungerzustand.<br />

Bei lange anhalten<strong>der</strong> Dürre vertrocknen die<br />

Blätter dieser Arten nicht, son<strong>der</strong>n sie vergilben <strong>und</strong> fallen<br />

schließlich ab. Als Beispiel können einige nicht sukkulente<br />

Wolfsmilchgewächse dienen, dennocli gehören<br />

die meisten extremen Wüstenpflanzen gerade zu dieser<br />

Gruppe.<br />

Das Überleben wird mit unglaublicher Zähigkeit oft nur als<br />

elende Krüppel erreicht. Pflanzen können dabei sehr alt<br />

werden, oft h<strong>und</strong>ert Jahre <strong>und</strong> mehr. Viele Äste sterben ab,<br />

jbcres genügt, wenn einige überleben, die nach Regen wie<strong>der</strong><br />

weiterwachsen.<br />

Eine Gruppe für sich bilden die Sukkulenten, die Was-<br />

'« speichern <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Dürre dieses Wasser sehr<br />

;iarsam verbrauchen; ihre kleinen Saugwurzeln sterben ab,<br />

’daß während <strong>der</strong> Dürre keinerlei Wasseraufnahme aus<br />

i'm Boden erfolgt. Je nach den Organen, in denen das<br />

'ährend <strong>der</strong> Regenzeit aufgenommene Wasser gespeichert<br />

■ird, unterscheidet man:<br />

Blattsukkulenten (Agave <strong>und</strong> A M o<strong>der</strong> Cotyledon, Crassula,<br />

Sansevieria <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e)<br />

- Stainmsukkulenten (Kakteen, viele Euphorbia-knen,<br />

Stapelien, Kleinia <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e)<br />

_ _ ln den Wüsten kommt<br />

es den Pflanzen weniger<br />

auf eine große Stoffproduktion<br />

an, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

darauf, die Dürrezeiten<br />

überhaupt zu<br />

überleben. Ein Wettbewerb<br />

zwischen den oberirdischen<br />

Teilen besteht<br />

nicht.


244 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

3. W urzelsukkulenten mit nicht sichtbaren unter<br />

sehen Speichern, wie Asparagus-Arien, Packypodium<br />

an<strong>der</strong>e, aber es gibt auch einige Leguminosen mit ri<br />

gen Knollen in den Sandgebieten <strong>der</strong> Kalahari,<br />

Eine genauere Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sukkulenten hat v. Watt<br />

al. (1990) gegeben. Er unterscheidet aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> jahr<br />

zeitlichen Entwicklung die in Tab. 17 angegebenen Typt-:<br />

Die Zellsaftkonzentration aller Sukkulenten ist sehrni<br />

rig <strong>und</strong> steigt auch bei großen Wasserverlusten währtlanger<br />

Trockenzeit nicht an. Denn die Sukkulenten verlier<br />

gleichzeitig organische Verbindungen (Zucker, Säuren<br />

an<strong>der</strong>e) infolge <strong>der</strong> Atmung, so daß <strong>der</strong> Wassergehalt<br />

Trockensubstanz berechnet unverän<strong>der</strong>t bleiben kann.<br />

Sukkulenten vermögen über ein Jahr ohne Wasseraiilna<br />

me am Leben zu bleiben. Bei vielen wurde <strong>der</strong> diurnalc Sa<br />

restoffwechsel (CAM - Crassulacean Add Metaboli^<br />

nachgewiesen, das heißt sie öffnen ihre Stomata nur nad<br />

wenn die Transpirationsverluste gering sind, nehmen C(<br />

auf, wobei diese zur Bildung von organischen Säuren lüi<br />

so daß die Acidität des Zellsaftes stark ansteigt. Am Ta:<br />

werden die Stomata geschlossen <strong>und</strong> bei Licht das nachts ^<br />

b<strong>und</strong>ene COj assimiliert, wodurch <strong>der</strong> Säuregrad wie<strong>der</strong><br />

nimmt. Der notwendige Gaswechsel erfolgt auf diese Wl<br />

unter minimalen Wasserverlusten (Dinger & Patten 1974<br />

Bei den annuellen Sukkulenten sind Sommerannud<br />

überwiegend C4-Pflanzen (zum Beispiel Zygophyllum v<br />

plex), die winterannuellen CAM-Pflanzen (zum Beispiel Of<br />

phytum aquosum).<br />

Tab. 17. Lebensformen <strong>der</strong> Sukkulenten in den Wüsten des südlichen Afrika<br />

Ephemere (Keimung nach jedem Regenereignis möglich)<br />

Annuelle<br />

• Sommerannuelle (Keimung nur bei Sommerregen)<br />

• Winterannuelle (Keimung nur bei Winterregen)<br />

Paucienne (wenige Jahre lebend)<br />

Perenne (Ausdauernde, viele Jahre)<br />

• Geophyten<br />

• Blüten <strong>und</strong> Blätter gleichzeitig<br />

• Blüten <strong>und</strong> Blätter zu verschiedenen Jahreszeiten<br />

• Wurzelsystem ausdauernd<br />

• Oberirdisch nur Blüten<br />

• Oberirdisch persistente Pflanzen<br />

• Außer Keimblättern keine grünen Blätter<br />

• Mit jährlichem Blattwechsel (regengrün)<br />

• Immergrün<br />

verän<strong>der</strong>t nach v. W illert et al. 1990


■'iL' in vielen Wüsten sehr wichtige Gruppe sind die Salzpflanzen<br />

o<strong>der</strong> Halophyten (vgl. S. 73ff.). Sie sind aber<br />

rhr an das Auftreten von Salzböden als an das Klima geinden.<br />

Ihre Verbreitung geht oft weit über Zonobiomgren-<br />

■nhinaus.<br />

6 Produktivität <strong>der</strong> Wüstenvegetation<br />

ts'cnn die Einzelpflanzen in Dürrezeiten ihre transpirierende<br />

<strong>und</strong> zugleich photosynthetisch wirksame Oberfläche einschränken,<br />

nimmt die Produktion ab. Bei lange andauern<strong>der</strong><br />

Dürre kommt sie zum Stillstand. An<strong>der</strong>erseits entwickeln sich<br />

dir Pflanzen in guten Regenjahren zwar üppiger, aber alles zur<br />

Verfügung stehende Wasser können sie doch nicht ausnutzen.<br />

Der Überschuß kommt den Ephemeren zugute, die sich beson<strong>der</strong>s<br />

stark entwickeln <strong>und</strong> gewissermaßen einen <strong>Vegetation</strong>spuffer<br />

darstellen, durch den die großen Schwankungen<br />

<strong>der</strong> Jahresnie<strong>der</strong>schläge ausgeglichen werden.<br />

In schlechten Regenjahren entwickeln sich die Ephemeren<br />

fast nicht o<strong>der</strong> sie sind nur durch Zwergpflanzen vertreten.<br />

Genügt die Reduktion <strong>der</strong> Oberfläche bei den ausdauernden<br />

Arten nicht, um einen Ausgleich ihrer Wasserbilanz<br />

zu erreichen, so sterben große Teile <strong>der</strong> Pflanzen ab, weil <strong>der</strong><br />

maximale rr* überschritten wird. Zum Überleben genügt es,<br />

wenn das Sproßmeristem eines Zweiges am Leben bleibt<br />

<strong>und</strong> nach Regen wie<strong>der</strong> austreibt. Bei allen holzigen Pflanzen<br />

<strong>der</strong> Wüsten sieht man viele tote Äste als Zeichen früherer<br />

Dürrejahre. Eine Vermehrung durch Samen erfolgt auch<br />

nur nach einem guten Regenjahr o<strong>der</strong> wenn mehrere aufeinan<strong>der</strong><br />

folgen, was selten mehr als einmal im Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

<strong>der</strong> Fall ist. Jungwuchs fehlt daher meist ganz. Unter diesen<br />

Umständen ist es kaum möglich, mittlere Werte <strong>der</strong> Produktion<br />

anzugeben.<br />

Der Blattflächenindex <strong>der</strong> ausdauernden Arten liegt<br />

selbst in günstigen Jahren sehr weit unter 1. Nur eine sehr<br />

üppige Ephemerenvegetation kann in guten Jahren eine gewisse<br />

Produktion erzielen.<br />

ln <strong>der</strong> Wüste bei Kairo ist die Produktion <strong>der</strong> ephemeren<br />

<strong>Vegetation</strong> bestimmt worden, <strong>und</strong> zwar nach einem Winterregen<br />

von 23,4 mm, <strong>der</strong> die oberen 25 cm des Bodens<br />

durchfeuchtete. Von dieser Wassermenge gingen 6 8 %<br />

durch Verdunstung unproduktiv verloren; die Transpiration<br />

<strong>der</strong> Ephemeren während <strong>der</strong> Wintermonate entsprach<br />

1,5 mm also 32 % <strong>der</strong> Regenmenge, das sind auf 100 m^<br />

Bodenfläche berechnet 730 kg Wasser. Erzeugt wurden von<br />

den Ephemeren auf <strong>der</strong>selben Fläche 9,834 kg an Frisch-<br />

Produktivität <strong>der</strong> Wüstenvegetation 245


246 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

masse o<strong>der</strong> 0,518 kg an Trockensubstanz. Daraus ergibt<br />

ein Transpirationskoeffizient von 730 ; 0,518 = 1409,<br />

gegenüber den Werten von unseren Feldfrüchten in M;r.<br />

leuropa (400 bis 700) sehr hoch ist. Das ist auf die sehr.<br />

ringe Luftfeuchtigkeit in <strong>der</strong> Wüste zurückzuführen.<br />

Ähnliche Werte erhielt Seely (1978) für annuelle Gr,;<br />

in <strong>der</strong> Namib bei sehr geringen Nie<strong>der</strong>schlägen. Verschv<br />

dend gering ist die Zoomasse in <strong>der</strong> Wüste <strong>und</strong> somit die<br />

k<strong>und</strong>äre Produktion; doch sind die Nahrungsketten als R?<br />

gelkreise für das Ökosystem auch in <strong>der</strong> Wüste nicht ohr<br />

Bedeutung (s. S. 111,112).<br />

Als Beispiel führen wir noch die speziellen Produktions',,<br />

tersuchungen an Agaven <strong>und</strong> Kugelkakteen an. Sie wur,:,<br />

im westlichsten Teil <strong>der</strong> Sonora-Wüste in Kalifornien mit,<br />

ner Sommerdürrezeit durchgeführt,<br />

a) Genaue quantitative Angaben (alles Mittelwerte) mat<br />

N obel (1976) für Agave deserti, die auch in <strong>der</strong> östlichen<br />

nora-Wüste vorkommt. Für Pflanzen mit im Mittel 29 B!<br />

tern wird angegeben: Länge <strong>der</strong> Blätter 30 cm, Fläci<br />

380 cm^, Gewicht eines Blattes frisch 348 g, trocken 47<br />

Stomata, das heißt Spaltöffnungen 30 pro mm^. Zahl d;<br />

Wurzeln pro Pflanze 8 8 , ihre Länge 46 cm, radial ganz flat<br />

streichend, so daß je<strong>der</strong> Regenfall zur Wasseraufnahme gt<br />

nutzt werden kann.<br />

Das Öffnen <strong>der</strong> Stomata erfolgt während <strong>der</strong> Regen/<br />

(November bis Mai) bei einem Bodenwasserpotential vi<br />

-0,01 MPa an 154 bis 175 Tagen. Fällt dieses Potential zu Bt<br />

ginn <strong>der</strong> Dürre auf -0,3 MPa ab, dann findet keine Wassc<br />

aufnahme mehr statt, aber die Stomata öffnen sich nachts;<br />

weiteren acht Tagen. Dann bleiben sie geschlossen; ein die:<br />

naler Säurestoffwechsel (CAM) findet erst wie<strong>der</strong> nach einem<br />

Regenfall statt.<br />

Die Transpirationsverluste betrugen 1975 pro Pflan;<br />

20,3 kg, was auf die durchwurzelte Bodenfläche umgeretr<br />

net einem Regenfall von 26,9 mm entspricht = 35 % dt<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schlagsmenge. Der Transpirationskoeffizier<br />

das heißt das Verhältnis von transpirierter Wassermenge<br />

<strong>der</strong> erzeugten Trockensubstanzmenge (beide in Kilogramir<br />

war 25, also sehr niedrig, was eine außerordentlich spare;<br />

me Wassernutzung bedeutet.<br />

Pro Pflanze wurden 0,8 kg Trockensubstanz im Jahre:<br />

zeugt. Das Wachstum erfolgt also sehr langsam <strong>und</strong> nur i<br />

tere Pflanzen blühen einmal <strong>und</strong> sterben dann ab, weil 2t<br />

Erzeugung des großen Blütenstandes alle Stoff- <strong>und</strong> Wasser<br />

reserven <strong>der</strong> Pflanze verbraucht werden.


Wüstenvegetation<br />

in den verschiedenen Florenreichen 247<br />

Folgende Bestimmungen bestätigen das (Nobel 1977a):<br />

Die blühende alte Aßave hatte 6 8 Blätter, die 4,1 cm dick<br />

«aren, als <strong>der</strong> Blütenstand gerade sichtbar wurde. Nach<br />

Ausbildung des Blütenstandes waren sie zusammenge-<br />


248 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

Richtung entwickelt. Die Wüsten sind nicht nur florisiiverschieden,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Lebensformen braucht<br />

nicht die gleichen zu sein, wenn auch Konvergenzen •<br />

kommen.<br />

a Sahara<br />

Zur Holarktis gehört nur <strong>der</strong> nördliche Teil <strong>der</strong> größten ■.<br />

tropischen Wüste - die nördliche saharo-arabische Wus'<br />

die im Osten direkt in die irano-turanischen <strong>und</strong> zent:<br />

asiatischen Wüsten mit kalten Wintern übergeht. Als Grer..<br />

ze zwischen beiden dient die nördliche Verbreitungsgrcn,<br />

<strong>der</strong> produktiven Dattelkultur. In dieser Wüste sind die Cht<br />

nopodiaceen beson<strong>der</strong>s stark vertreten, was zum Teil mit dt<br />

starken Verbreitung <strong>der</strong> Salzböden zusammenhängt. Sukkt<br />

lente Euphorbia-Arten findet man nur in W-Marokko. Di.<br />

meisten Arten sind xerophytische Zwergsträticher, zum Tti<br />

Rutensträucher. Gräser sind nur durch xeromorphe Former<br />

mit harten Blättern vertreten: Stipa tenadssima <strong>und</strong> Lygew<br />

spartum (Übergangszone), Panicum turgidum, Aristida punger.<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Nach guten Winterregen treten viele ephemert<br />

Arten auf.<br />

In <strong>der</strong> riesigen Sahara ist, zumindest heute, <strong>der</strong> mittler<br />

Teil keine Überlappungszone zwischen den nördlichen Win<br />

terregengebieten am Mittelmeer <strong>und</strong> den südlichen Sun:<br />

merregenregionen, son<strong>der</strong>n dieser zentrale Teil ist eine weit<br />

gehend regenlose Wüste, eine Extremwüste mit sch:<br />

seltenen Regenereignissen. Trotzdem gibt es, wenn auch nur<br />

auf Rinnen <strong>und</strong> Wadis beschränkt, durchaus noch eine,<br />

wenn auch artenarme Flora. Kleine lokal eng begrenzte<br />

Abb. 131.<br />

Extremwüste <strong>der</strong> südägyptischen<br />

Sahara südlich von Aswan<br />

(Ägypten) mit langjährigem,<br />

mittlerem Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />

um 1~2 mm. Blockfel<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Felswüsten (Hamada) mit einzelnen<br />

Sanddünen (Erg) (phot.<br />

S.-W. B r e c k l e ) .


Wüstenvegetation in den verschiedenen Florenreichen 249<br />

nhauer können in einem eng umgrenzten Gebiet plötzlich<br />

.inige Annuelle zum Keimen bringen, insbeson<strong>der</strong>e Zygo-<br />

■:!lumSimplex kommt dann vereinzelt vor.<br />

Die Landschaftsformen werden weitgehend durch die<br />

'logisch vorgegebenen Gesteinsschichten mit ihren spezisehen<br />

Eigenschaften gegenüber <strong>der</strong> physikalischen Verwitterung<br />

bestimmt (vgl. Abb. 131), wobei oft große Blöcke<br />

i'<strong>der</strong> gar kleine Inselberge herausmodelliert werden.<br />

Als Sträucher, die an feuchte Standorte geb<strong>und</strong>en sind,<br />

3ÍS0 kontrahiert in kleinen Rinnen o<strong>der</strong> Wadis auftreten,<br />

wären Tamarix, Nitraria <strong>und</strong> Ziziphus zu nennen. Es sind<br />

whon mehr paläotropische Elemente, wie auch die Acacia-<br />

.trten in den gr<strong>und</strong>wasserführenden Trockentälern.<br />

Zur Paläotropis gehört die südliche Sahara mit dem<br />

Salid, als Übergang zu dem sudanischen Sommerregengebiet.<br />

Hier spielen Gräser {Aristida, Eragrostis, Paniceen)<br />

mit weniger harten Blättern eine viel<br />

grös-sere Rolle. Auch die Sträucher <strong>und</strong> Kräuter<br />

sind zahlreicher (Acacia, Commiphora, Maerua,<br />

Crewia, Calotropis, Crotalaria, Aerva) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e,<br />

die man auch in <strong>der</strong> Wüste Thar o<strong>der</strong> Sind findet<br />

IS. S. 233).<br />

b Negev <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sinai<br />

Sie schließen sich im Osten an die Sahara als<br />

Brücke zu den arabischen Wüsten an. Auf <strong>der</strong> Sinai-Halbinsel<br />

überwiegen Gebirgswüsten, in denen<br />

in den Hochlagen auch schon irano-turanische<br />

Pflanzen Vorkommen.<br />

Der nördliche Sinai <strong>und</strong> Negev ist gekennzeichnet<br />

durch ausgedehnte Sandlei<strong>der</strong>, die nur<br />

bei starker Beweidung bewegliche Sanddünen<br />

auiweisen.<br />

Die Nie<strong>der</strong>schläge weisen von Nord nach Süd<br />

einen sehr starken Gradienten auf, wie die Nie<strong>der</strong>schlagskarte<br />

zeigt (Abb. 132).<br />

Die f'fegevwüste, <strong>der</strong> nordöstliche Teil <strong>der</strong> Sinai-Halbinsel,<br />

leitet über den Grabenbruch <strong>der</strong><br />

.Vawa-Senke, dem Toten Meer <strong>und</strong> dem Jordangraben,<br />

zur jordanischen Wüste über. Ökologische<br />

Forschungen wurden in diesem Gebiet seit mehreren<br />

Jahrzehnten sehr intensiv betrieben. Die<br />

.Negevwüste ist daher eine <strong>der</strong> best erforschten<br />

Wüsten (vgl. W alter & B reckle 1991a).<br />

So klein die Negevwüste flächenmäßig ist, so<br />

groß ist ihre Bedeutung in lloristischer Hinsicht<br />

Abb. 132.<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schläge in Israel.<br />

Man beachte den erheblichen<br />

Gradienten von Süd nach Nord.<br />

35“


250 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

als Übergangsgebiet zwischen verschiedenen Florenregj,<br />

nen. Auf kurze Entfernung treffen hier die mediterrane \<br />

Norden, die irano-turanische <strong>Vegetation</strong> von Nordosten,<br />

saharische von Westen <strong>und</strong> Südwesten <strong>und</strong> die arabisi<br />

Wüstenvegetation von Osten her zusammen. Zudem gibt<br />

sogar noch sudanische Enklaven, vor allem im tiefgelegent<br />

Grabenbruch, zum Beispiel mit Salvadora pérsica, Cordiagh<br />

raf, Maerua crassifolia. Cyperus papyrus kommt noch in dt<br />

Huleh-Sümpfen am oberen Jordan vor, wo gleichzeitig Ky<br />

phaea alba (als holarktische Pflanze) ihren südlichsten Putii<br />

erreicht.<br />

c Arabische Halbinsel<br />

In <strong>der</strong> gleichen Breitenlage wie die Sahara setzt die Aral<br />

sehe Halbinsel den Wüstengürtel nach Osten fort.<br />

Die Nie<strong>der</strong>schläge sind fast auf <strong>der</strong> gesamten Halbins<br />

zwischen 15 <strong>und</strong> 100 mm, an einigen Steilstufen gehen ■<br />

teilweise etwas über 100 mm hinaus <strong>und</strong> an regenreichere<br />

Gebirgslagen oberhalb 2000 m werden 250 bis 650 mm gt<br />

messen. Im Nordjemen ist eine ausgeprägte Höhenstufenfie<br />

ge erkennbar mit einer reichen <strong>Vegetation</strong>, mit immergr;<br />

nem Hartlaubbuschwald, in dem schon zahlreiche tropisd<br />

Gattungen Vorkommen.<br />

Der östliche Teil <strong>der</strong> Halbinsel wird von <strong>der</strong> Rub-al-Kha!:<br />

eingenommen, einem riesigen Sandwüstengebiet. Es tii;<br />

auch hier die gleiche geomorphologisch bedingte Vegeiai;<br />

onsdifferenzierung, wie in <strong>der</strong> Sahara, auf. Die <strong>Vegetation</strong> b<br />

fast ausschließlich kontrahiert, die größeren Wadis sind mi;<br />

Akazienreihen gekennzeichnet, unter die sich auch noch<br />

eine ganze Reihe an<strong>der</strong>er Gehölze mischen können. In den<br />

südlichen Gebieten gibt es schon Übergänge zur Akaziendornsavanne<br />

(ZÖ III/II). Gelegentlich fällt hier Nie<strong>der</strong>schla,<br />

auch schon im Sommer (zum Beispiel in Sana).<br />

d Sonora<br />

In N-Amerika kann man nur die Wüsten in S-Kalifornien<br />

<strong>und</strong> S-Arizona zu den subtropischen Wüsten rechnen, aber<br />

mit holarktischen Florenelementen. Die ariden Gebiete in<br />

N-Arizona, Utah <strong>und</strong> Nevada haben schon sehr kalte Winter<br />

(ZB VII).<br />

Neotropisch sind mehrere Halbwüsten bis Wüstengebiete;<br />

Die Sonora-Wüste (N-Mexiko <strong>und</strong> S-Arizona) liegt zwar in<br />

N-Amerika, aber floristisch gehört sie schon zur Neotropis.<br />

Über diese Wüste (vielleicht besser Halbwüste) liegen ausgedehnte<br />

Untersuchungen vor, die am Desert Laboratory in<br />

Tucson (Arizona) ausgeführt wurden. Die Bestände mit ho-


hcn Kandelaberkakteen werden als „Cacti forest" bezeichnet.<br />

Durch einen blasebalgartigen Mechanismus können<br />

diese Sukkulenten so viel Wasser speichern, daß sie ohne<br />

Wasseraufnahme über ein Jahr durchzuhalten vermögen<br />

.Abb. 33 bis 35). Die Kakteen wurzeln sehr flach. Sobald die<br />

.ibereii Bodenschichten befeuchtet werden, bilden sie innerhalb<br />

von 24 St<strong>und</strong>en feine Saugwurzeln aus <strong>und</strong> füllen ihre<br />

U'asserspeicher auf. Aber außer den sukkulenten Kakteen<br />

<strong>und</strong> hier auch die an<strong>der</strong>en ökologischen Typen vertreten:<br />

Winter- <strong>und</strong> Sommerephemere, poikilohydre Farngewächsc,<br />

malakophylle Halbsträucher (Encelia), sklerophylle Arten,<br />

sienohydre <strong>und</strong> die regengrüne Fouquieria, die nach jedem<br />

stärkeren Regen neue Blätter bildet. Bei Wassermangel verijilben<br />

diese nach kurzer Zeit. Weite trockene Flächen werden<br />

vom Kreosotbusch (Larrea divaricata) bedeckt, <strong>der</strong> beim<br />

Beleuchten <strong>der</strong> Blätter durch Regen nach Kreosot riecht <strong>und</strong><br />

beson<strong>der</strong>s dürreresistent ist. Er ist auch für die Mohave-Wüsie<br />

charakteristisch, die nur Winterregen erhält <strong>und</strong> arm an<br />

Sukkulenten ist.<br />

Eine Lflrrcfl-Wüste zieht sich im Windschatten am Ostfuß<br />

<strong>der</strong> Hochanden über 2000 km von N-Argentinien bis zum<br />

kalten Patagonien hin. Die Flauptart Larrea divaricata dürfte<br />

mit <strong>der</strong> in Arizona identisch sein (Böcher et al. 1972).<br />

e Australische Wüsten<br />

Sehr abweichende Verhältnisse weisen die ariden Gebiete in<br />

<strong>der</strong> Australis auf.<br />

Ganz Zentralauslralien ist arid, aber klimatische Wüsten<br />

lehlen. Wüstencharakter tragen Sanddünengebiete (Gibson<br />

desert, Simpson desert), die aber nicht die klimatisch<br />

trockensten Teile Australiens sind, <strong>und</strong> die „Gibber plains",<br />

kahle, durch starke Überweidung entstandene Flächen mit<br />

Steinpflaster.<br />

Die <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> trockensten Teile mit seltenen Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

zu je<strong>der</strong> Jahreszeit sind <strong>der</strong> „Saltbush" (Atriplex vesicaria)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> „Blue bush" Maireana (Kochia) sedifolia, beides<br />

Chenopodiaceen. Sie kommen in Reinbeständen vor, aber<br />

auch gemischt (Strauch-Halbwüste).<br />

Die Böden unter Atriplex enthalten nur wenig Chlorid,<br />

etwa 0,1 % des Trockengewichtes. Da jedoch die lehmigen<br />

Bilden stark austrocknen, kann die Konzentration hoch<br />

sein. Dem entsprechen die hohen Zellsaftkonzentrationen<br />

von Atriplex (meist 4 bis 5 MPa), wobei <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Chloride<br />

60-70 % erreicht. Atriplex vesicaria ist somit ein Euhalophyt;<br />

das Wachstum wird durch Salz geför<strong>der</strong>t. Eine gewisse<br />

Salzausscheidung ist durch die kurzlebigen <strong>und</strong> immer<br />

Wüstenvegetation in den verschiedenen Florenreichen 251


252 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

wie<strong>der</strong> neu gebildeten Blasenhaare möglich. Dieser Hai<br />

Strauch wird etwa zwölf Jahre alt; er besitzt wie die meisit:<br />

Halophyten schwach sukkulente Blätter <strong>und</strong> ein Wurzek.<br />

Stern, das in etwa 10 bis 20 cm Tiefe sich über einer Kalk<br />

kruste weit seitlich erstreckt. Die Büsche stehen desha.<br />

ziemlich weit auseinan<strong>der</strong>.<br />

Im Gegensatz dazu soll Maireana sedifolia sehr alt werde<br />

<strong>und</strong> ein tiefgehendes Wurzelsystem besitzen, das in dt<br />

Spalten <strong>der</strong> Kalkkruste 3 bis 4 m hinunter, aber auch et«<br />

ebenso weit seitlich reicht. Die Art wächst dort, wo das Rcgenwasser<br />

tiefer einsickert (leichtere o<strong>der</strong> steinige Böde:.<br />

Die Zellsaftkonzentration dieser Art ist nur halb so hoch «<br />

bei Atriplex <strong>und</strong> <strong>der</strong> Chloridanteil ebenfalls viel geringe:<br />

(etwa 20 bis 40 %). Es ist deshalb möglich, daß sie ein ia<br />

kultativer Halophyt ist <strong>und</strong> bei zunehmen<strong>der</strong> Feuchtigker<br />

des Klimas zur Vorherrschaft gelangt.<br />

Im Salzbuschgebiet kommen zerstreut Sanddünen odt:<br />

Sandflächen vor mit günstigeren Wasserverhältnissen; de-<br />

Boden ist frei von Chloriden. Hier wachsen Sträucher (A.<br />

da, Casuarina, Eremophila).<br />

Die baumförmigen Heterodendron- <strong>und</strong> Myoporum-kxh.<br />

zusammen mit Eremophila- <strong>und</strong> Cassia-Arten sind an schluifige<br />

Böden geb<strong>und</strong>en. Die wichtigste Art Zentralaustralie:<br />

ist die als „Mulga" bezeichnete Acada aneura. Sie dominir<br />

auf weiten Flächen, die vom Flugzeug aus wie ein grauc<br />

Meer aussehen. Der Strauch erreicht 4 bis 6 m Höhe <strong>und</strong> besitzt<br />

mit Harz überzogene Phyllodien, die dünn zylindrisci<br />

o<strong>der</strong> etwas abgeflacht sind. Das Wurzelsystem ist stark auc<br />

gebildet <strong>und</strong> dringt durch die harten Bodenschichten ca. 2-<br />

tief ein. Bei <strong>der</strong> Unregelmäßigkeit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge<br />

S. 231) ist die Blüte an keine Jahreszeit geb<strong>und</strong>en, son<strong>der</strong>:<br />

nur an Regen. Nach starken Nie<strong>der</strong>schlägen reifen dit<br />

Früchte <strong>und</strong> Samen. Zugleich entwickelt sich dann am Beden<br />

ein blühen<strong>der</strong> Teppich von weißen, gelben <strong>und</strong> rosafarbigen<br />

Immortellen (Everlastings, Strohblumen), die zu de:<br />

Compositen gehören (siehe Abb. 133).<br />

Acada aneura ist gegen Salz empfindlich, kann aber lange<br />

Dürrezeiten vertragen. An trockenen Standorten stehen dk<br />

Büsche weit voneinan<strong>der</strong> entfernt, während sie in feuchter<br />

Senken ein Dickicht bilden.<br />

Diese Art sowie Rhagodia baccata <strong>und</strong> Acada craspedocoTf<br />

wurden ökophysiologisch untersucht.<br />

Eine weitere wichtige Gruppe sind die Igelgräser (TriodL<br />

Plectrachne), die als „Spinifex-Grasland" zusammengefaP:<br />

werden. Sie besitzen zusammengerollte, ausdauernde iinc<br />

sehr harte Blätter mit Harzüberzug, die in eine scharfe Spii-


Wüstenvegetation in den verschiedenen Florenreichen 253<br />

Abb. 133.<br />

Mulga-<strong>Vegetation</strong> im Inneren<br />

Australiens bei Wiluna nach<br />

Regen. Große Sträucher = Acacia<br />

amura, kleiner Busch = Eremophila<br />

spec., Boden dicht mit<br />

kurzlebigen Immortellen bedeckt,<br />

wie Waitzia aurea <strong>und</strong><br />

weiße Helipterum-Arten (phot.<br />

E . W a l t e r ) .<br />

zeauslaufen, <strong>und</strong> bilden große r<strong>und</strong>e Polster, bei Triodiapun-<br />

,vf/jbis 2 m hohe Halbkugeln. Wir können diese Arten zu<br />

den Sklerophyllen rechnen.<br />

Triodia basedown herrscht auf Sandflächen Im aridesten<br />

Tt'ii von Westaustralien vor. Ihr dichtes Wurzelsystem geht<br />

1 m senkrecht in die Tiefe. Ältere Polster lösen sich in einzelne<br />

Girlanden auf. An<strong>der</strong>e charakteristische Gattungen,<br />

durch viele Arten vertreten, sind Eremophila, Dodonaea, Hakia.<br />

Grevillea <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong><br />

wird durch die Bodenbeschaffenheit <strong>und</strong> durch Schichtfluirn<br />

nach starken Regen bedingt, wodurch ein kompliziertes<br />

<strong>Vegetation</strong>smosaik entsteht.<br />

Die Quartärgeschichte, die Crowley (1994) aus Pollendiagrammen<br />

zahlreicher Seesedimente ableitet,, ergibt am Ende<br />

<strong>der</strong> letzten Glazialzeit für die australischen Wüstengebiete<br />

eine Zunahme <strong>der</strong> Regenmengen <strong>und</strong> eine damit einhergehende<br />

vernngerte Salinität, die vor 5000 Jahren wie<strong>der</strong> zunahm<br />

<strong>und</strong> sich beson<strong>der</strong>s stark nach Ankunft <strong>der</strong> europäischen<br />

Siedler bemerkbar gemacht hat.<br />

f Namib <strong>und</strong> Karoo<br />

Von den südafrikanischen Wüsten sind die Namib <strong>und</strong> die<br />

Karoo ebenfalls paläotropisch. Vereinzelt treten bereits<br />

capensische Florenelemente auf. Die Namib erstreckt sich<br />

entlang <strong>der</strong> Küste von SW-Afrika. Diese nebelreiche Küstennamib<br />

muß man von <strong>der</strong> südlichen Namib im Übergangsbertich<br />

zur Karoo unterscheiden, die als eigentliche Wüste<br />

zwischen dem südlichen Winterregen- <strong>und</strong> dem nordöstli-


254 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

Abb. 134.<br />

Große Karoo bei Laingsburg<br />

(Südafrika) mit sukkulenten Euphorbien,<br />

Rhigozum obovatum,<br />

Rhus burchellii <strong>und</strong> Zwergsträuchern<br />

(phot. E. W a l t e r ) .<br />

Abb. 135.<br />

<strong>Vegetation</strong>sprofil durch ein Tal<br />

<strong>der</strong> Upper Karoo bei Fauresmith<br />

(Südafrika). Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Pflanzendecke bedingt durch<br />

Unterschiede des Bodens. Buschland<br />

mit Olea. Rhus <strong>und</strong> Euclea.<br />

I<br />

Sukkulenten<br />

chen Sommerregenbereich liegt (Jürgens, mündl. Mitt.) ur,<br />

zwei Regenzeiten aufweisen kann.<br />

Die Karoo reicht bis in den Oranje-Freistaat hinein. Di<br />

zwei Regenzeiten pro Jahr begünstigen die Entwicklung u:<br />

zähliger Sukkulenten, an Felsstandorten mit den größere<br />

Euphorbia-, Portulacaria- <strong>und</strong> Cotyledon-ArUcn sowie vieler<br />

kleinen Crassulaccen <strong>und</strong> Mesembryanthemen auf <strong>und</strong> zw.<br />

sehen Quarzitgängen. Die weiten Flächen sind mit Zwer,<br />

sträuchern (hauptsächlich Compositen <strong>und</strong> Fabacecr<br />

bedeckt (Abb. 134). In den Trockentälern findet man Hol/<br />

pflanzen, wie Acacia, Rhus, Euclea, Olea, Diospyros, aber auc<br />

Salix capensis. Im Übergangsgebiet <strong>der</strong> Oberen Karoo wach«<br />

auf tiefgründigen feinkörnigen Böden schon das Graslan,'<br />

des Sommerregengebietes, während man auf den flachgrür<br />

digen Felsflächen noch zahlreiche Karoo-Sukkulente finde: |<br />

(Abb. 135).


Als Beispiel des Zonobioms III <strong>und</strong> des Subzonobioms <strong>der</strong><br />

Ni’belwüsten soll die Namib an <strong>der</strong> Küste Südwestafrikas<br />

uslührlicher besprochen werden, weil sie sich stark von<br />

■iii übrigen Wüsten unterscheidet. Obgleich es sich um eine<br />

v.ibiropische <strong>und</strong> extrem regenlose Wüste handelt, zeichnet<br />

. ih <strong>der</strong> Küstenstreifen durch hohe Luftfeuchtigkeit mit<br />

,;iva 200 Nebeltagen im Jahr <strong>und</strong> geringen Temperatur-<br />

-rhwankungen aus wie in ozeanischen Klimagebieten. Die<br />

Temperaturen sind immer kühl, heiße Tage gibt es nur we-<br />

"ige im Jahr. Diese merkwürdigen Verhältnisse werden<br />

furch den kalten Benguelastrom (Wassertemperatur 12 bis<br />

ió 'C) bedingt. Über ihm lagert eine 600 m hohe kalte Luft-<br />

■chichl mit einer Nebelbank, so daß infolge <strong>der</strong> Inversion die<br />

ivarme Ostströmung den Boden nicht erreicht. Vielmehr<br />

,izi täglich von Südwesten eine Seebrise<br />

,h. die den Nebel <strong>und</strong> die kühle Luft in die<br />

'liste hineinführt ( L o g a n 1960).<br />

Wenn die Inversionsschicht durchbrochen<br />

wird, kommt es zur Gewitterbildung<br />

<strong>und</strong> Regen, was in den wenigsten Jahren<br />

<strong>der</strong> Fall ist. Ausnahmen sind selten, starke<br />

Regen nur ein- bis zweimal im Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

;vie 1934/35 mit 140 mm Regen <strong>und</strong><br />

1975/76 mit über 100 mm. Das langjährige Jahresmittel von<br />

15 mm für Swakopm<strong>und</strong> besagt daher wenig (Abb. 136).<br />

Die Befeuchtung des Bodens durch Tau o<strong>der</strong> Nebel ist minimal,<br />

im Mittel 0,2 mm, maximal 0,7 mm; die Jahressummc<br />

<strong>der</strong> Nebelnie<strong>der</strong>schläge von etwa 40 mm bleibt wirkungslos,<br />

weil die einzelnen Nebelnie<strong>der</strong>schläge wie<strong>der</strong><br />

verdunsten, ohne vom Boden gespeichert zu werden. Sie<br />

kommen nur den poikilohydren Flechten zugute, die bei <strong>der</strong><br />

hohen Luftfeuchtigkeit alle Steine in <strong>der</strong> Nebelzone mit<br />

bunten Farben bedecken, ebenso wie den Fensteralgen, die<br />

nian auf <strong>der</strong> Unterseite von durchsichtigen Quarzkieseln findet,<br />

wo sich die Nebelfeuchtigkeit länger hält. Echte Nebelpflanzen,<br />

wie die Tillandsien in <strong>der</strong> peruanischen Wüste (s.<br />

S. 262), die dem Boden kein Wasser entnehmen, gibt es in<br />

<strong>der</strong> Namib nicht.<br />

Nur dort, wo <strong>der</strong> Treibnebel gegen eine Felswand prallt,<br />

kondensiert Wasser <strong>und</strong> kann tief in die Felsspalten eindringcn.<br />

Dort können Pflanzen (meist Sukkulenten, Abb. 137)<br />

fuß fassen. Das ist bei den Inselbergen <strong>der</strong> Fall, die sich über<br />

die fast ebene Rumpfplattform <strong>der</strong> Namib erheben.<br />

Diese Rumpfebene steigt mit einem Gefälle 1:100 von <strong>der</strong><br />

Küste nach Osten an <strong>und</strong> besitzt bis zum Fuß des Steilabfalls<br />

vomafrikanischen Hochland eine Breite von 100 km. Die<br />

Wüstenvegetation in den verschiedenen Fiorenreichen 255<br />

Swakopm<strong>und</strong> (10 m)<br />

15,3° 15<br />

Abb. 136.<br />

Klimadiagramm von Swakopm<strong>und</strong><br />

in <strong>der</strong> Namib. Fast regenloses<br />

Gebiet, aber mit 200 Nebeltagen<br />

im Jahr.


256 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

Abb. 137.<br />

Zwischen weißen Marmorfelsen<br />

(Witportherge) vorn blühende<br />

Hoodia currorii, hinten links<br />

Aloe asperifolia <strong>und</strong> rechts<br />

Arthraerua fruchtend (phot.<br />

W . G i e s s ) .<br />

Nebel machen sich bis zu einer Tiefe von 50 km bemerkk<br />

Sie enthalten auch von <strong>der</strong> Brandung versprühte Meerwa^<br />

sertröpfchen, die zur Ablagerung kommen, so daß die<br />

den <strong>der</strong> Äußeren Namib verbrackt sind.<br />

Ausdauernde Pflanzen findet man in <strong>der</strong> Namib nur dor<br />

wo <strong>der</strong> Boden in einer Tiefe unter 1 m Wasser enthält. Dii<br />

se Wasservorräte stammen aus guten Regenjahren.<br />

Nach den 140 mm des Jahres 1934 war die Wüste gri.<br />

<strong>und</strong> mit Blüten übersät. Es waren vorwiegend Ephemerer<br />

darunter beson<strong>der</strong>s viele sukkulente Mesembryanthemcr<br />

Diese speiclierten im Sproß soviel Wasser, daß sie nocli k<br />

nächsten Jahr blühten, obgleich die Wurzel <strong>und</strong> die Sproibasis<br />

schon vertrocknet waren. Bei ihnen wird fast <strong>der</strong> gesamte<br />

Vorrat an Assimilaten <strong>und</strong> an Wasser zur Bildung dr<br />

Früchte <strong>und</strong> Samen genutzt (v. Willert et al. 1990). Aue:<br />

von den ausdauernden Arten wachsen in solchen Jahrcr<br />

viele Keimlinge heran, <strong>der</strong>en Wurzeln rasch in die Tiefe vor<br />

dringen <strong>und</strong> die unteren, länger feucht bleibenden Bodtischichten<br />

erreichen. Sie können sich jedoch die nächster<br />

Jahrzehnte nur dort halten, wo im Boden größere Wasservorräte<br />

gespeichert werden.<br />

Nach starken Regen fließt das Wasser in breiten, san<strong>der</strong>füllten<br />

Rinnen, den Rivieren (Wadis) zum Meere, ohne eszi<br />

erreichen. Vielmehr versickert es in mit Schwemmbo<strong>der</strong><br />

ausgefüllten Senken <strong>und</strong> dringt tief in den Boden ein, Nir<br />

die oberen Bodenschichten trocknen bis zu einer Tiefe vi<br />

1 m (bei Sandboden weniger tief) aus. Darunter bleibt da-<br />

Wasser Jahrzehnte erhalten <strong>und</strong> kann von tiefwurzeln<strong>der</strong><br />

Pflanzen ausgenutzt werden. In den Rinnen ist <strong>der</strong> Sane


1<br />

Wüstenvegetation in den verschiedenen Florenreichen 257<br />

diircii das abfließende Regenwasser entsalzt; in die Senken<br />

uird dagegen das Salz hineingeschwemmt. So ergeben sich<br />

zwei verschiedene Standorte - in den kleinen <strong>und</strong> großen<br />

Erosionsrinnen mit nicht halophilen Biogeozönen {Citrullus,<br />

. ’mmiphora, Adenolobus <strong>und</strong>, wo mehr Gr<strong>und</strong>wasser vorhanden<br />

ist, die Sträucher Euclea, Parkinsonia <strong>und</strong> Acacia<br />

spp.i, während sich auf den weiten ebenen Senken halophile<br />

.Arten ansiedeln. Es sind vor allem Arthraerua (Amaranihaccae),<br />

Zycjophyllum stapfii (Zygoph.) <strong>und</strong> Salsola (Chenopodiaceae),<br />

wobei an jede Pflanze Sand angeweht wird, aus<br />

dem sie hinauswächst. Es entstehen niedrige Haufendünen,<br />

die eine typische Nebkha-Landschaft bilden (Abb. 138).<br />

Anznnehmen ist, daß alle Pflanzen im selben Regenjahr<br />

ieimten; sie sind auch ungefähr gleich groß <strong>und</strong> können<br />

dch solange halten, wie die Wasservorräte im Boden reidien:<br />

kommt lange Zeit kein neues Regenjahr, so sterben sie<br />

langsam ab <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dünensand wird verweht. Wenn sie dagegen<br />

rechtzeitig wie<strong>der</strong> guten Regen erhallen, dann wachsen<br />

sie weiter.<br />

Für das Überleben dieser Pflanzen spielt <strong>der</strong> Nebel eine<br />

große Rolle; denn in wassergesättigter Luft können die<br />

Pllanzen COj assimilieren, ohne daß Transpirationsverluste<br />

eintreten. Ihr Wasserverbrauch ist somit gering. Für Arthraerua<br />

wird neuerdings angenommen, daß sie durchaus Nebel-<br />

Icuchtigkeit aus <strong>der</strong> Luft aufnehmen kann (Loris, mündl.<br />

.Min.).<br />

Außer den drei Biogeozönkomplexen mit salzfreiem<br />

Sandboden <strong>und</strong> den verbrackten Senken in Küstennahe<br />

sind noch die Oasen <strong>der</strong> großen Riviertäler (Trockentäler) zu<br />

nennen: Omaruru, Swakop <strong>und</strong> Kuiseb in <strong>der</strong> Zentralen Namib.<br />

Sie entspringen alle auf dem Hochland mit Sommerre-<br />

0<br />

o<br />

Abb. 138.<br />

Arthraerua kubnitziae (Amaranthaceae)<br />

in <strong>der</strong> Namib im<br />

Hinterland von Swakopm<strong>und</strong>.<br />

Im Hintergr<strong>und</strong> sind die sich<br />

auflösenden Nebelschwaden erkennbar<br />

(phot. K . L o r i s ) .


258 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

Abb. 139.<br />

Das trockene Flußbett des Kuiseb<br />

(Wadi, Rivier) bei Gobabeb mit<br />

Baumbestand von Acacia albida,<br />

A. erioloba. Tamarix usneoides<br />

<strong>und</strong> Salvadora pérsica. Im Hintergr<strong>und</strong><br />

die Dünen <strong>der</strong> Sand-<br />

Namib (phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

gen (im Mittel 300 mm) <strong>und</strong> sind zum Teil tief in die \¿-<br />

mibplattform eingeschnitten. Das Flußbett ist mit Sand amgefüllt,<br />

in dem das Wasser nach Regen auf dem Hochla;<br />

versickert <strong>und</strong> nur nach sehr guten Regen bis in das Mu<br />

abfließt. Aber in <strong>der</strong> übrigen Zeit ist doch ein ständige<br />

Gr<strong>und</strong>wasserstrom im Sande vorhanden, so daß man aus<br />

Brunnen Wasser gewinnen kann. Zum Teil ist es durch dii<br />

Zuflüsse aus <strong>der</strong> Namib leicht brackig. Dieses Gr<strong>und</strong>wassr<br />

schafft die Möglichkeit zur Entwicklung von Galeriewäldem<br />

(Abb. 139) aus Acacia albida, A. erioloba, Euclea pseudebeiT.<br />

Salvadora pérsica o<strong>der</strong> an etwas brackigen Stellen Taman--<br />

<strong>und</strong> Lycium-ArUcn. Dort, wo die Holzpflanzen vor den Hoc!:-<br />

fluten geschützt sind, können die Wäl<strong>der</strong> ein hohes Alter erreichen.<br />

Auf dem oft umgelagerten Sand wachsen Ricin:.<br />

Nicotiana glauca, Argemone, Datura <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e, auf Sanddcnen<br />

die dornigen <strong>und</strong> blattlosen Acanthosicyos (Naras-Kürbi<strong>und</strong><br />

Eragrostis spinosa - ein verholztes dorniges Gras; wo das<br />

Gr<strong>und</strong>wasser Tümpel bildet, stehen Phragmites, Diplachr.:<br />

Sporobolus <strong>und</strong> Juncellus.<br />

Alle diese Pflanzen sind reichlich mit Wasser versorgt unc<br />

besitzen eine hohe Produktionskraft. In diesen Oaser<br />

herrscht auch ein reiches Tierleben: Vögel, Nagetiere, Repi<br />

lien, Arthropoden <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e. Früher waren auch Eldar.:<br />

<strong>und</strong> Nashorn vertreten. Sie sind vom Menschen ausgerotu<br />

worden. Nur die Paviane haben sich in den Felsklüften gt<br />

halten.<br />

Arm ist die Fauna <strong>der</strong> Nebkha-Landschaft. Es kommt<br />

vor: Einige Nager, Reptilien <strong>und</strong> Skorpione, als Saprophager<br />

Käferarten, Mehr Arten findet man in den Inselbergen, n;<br />

mentlich, wenn sie weiter landeinwärts liegen <strong>und</strong> sch


■ifters Sommerregen erhalten, so daß zwischen den Felsen<br />

Wasserstellen vorhanden sind <strong>und</strong> in Felsspalten Sträucher<br />

wachsen können. Auch in <strong>der</strong> Sandnamib ist die Fauna viel<br />

artenreicher.<br />

Die gegebene Darstellung bezog sich auf die Äußere Namib.<br />

Sobald man sich weiter als 50 km vom Meere entfernt,<br />

K'ginnt die Innere Namib mit spärlichen Sommerregen <strong>und</strong><br />

wechselndem Graswuchs. Die Wüstenbedingungen sind<br />

nicht so extrem <strong>und</strong> geben dem beweglichen Wild die Möglichkeit,<br />

Nahrung zu finden <strong>und</strong> einzelne Wasserstellen aufrusiichen.<br />

Dieser Teil ist wildreich. Häufig sind: Zebra, Oryx-<br />

.Antilope, Springbock, Hyäne, Schakal sowie Strauße <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e Vögel. Denn dieses unbesiedelte Gebiet ist in <strong>der</strong><br />

Zentralen Namib zum Naturschutzpark erklärt worden; es<br />

wird von <strong>der</strong> Namib Desert Station Gobabeb aus erforscht.<br />

ln <strong>der</strong> Zentralen Namib kommt an <strong>der</strong> Grenze zwischen<br />

.Äußerer <strong>und</strong> Innerer Namib die berühmte Welwitschia mirabilis<br />

in zahlreichen Exemplaren vor. Sie wächst in breiten<br />

<strong>und</strong> sehr flachen Erosionsrinnen mit kaum merklichem Geßlle<br />

(Abb. 140), in denen die spärlichen Sommerregen zusammenfließen<br />

<strong>und</strong> tiefer in den Boden eindringen. Dieses<br />

Wasser nimmt Welwitschia mit ihren sicher weit über 1,5 m<br />

tief reichenden Wurzeln auf. Darunter ist eine harte Kalkkrtiste.<br />

Wenn diese Art den tieferen Erosionsrinnen fehlt, so<br />

ist wohl <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, daß die We/w/Ac/tw-Keimlinge sehr empfindlich<br />

gegen spülendes Wasser <strong>und</strong> gegen Zuschütten mit<br />

Sand sind. Derzeit verjüngt sie sich nur in <strong>der</strong> nördlichen<br />

Namib.<br />

Wüstenvegetation in den verschiedenen Florenreichen 259<br />

t-,<br />

^<br />

Abb. 140.<br />

Welwitschia mirabilis auf <strong>der</strong><br />

Welwitschia-Vlakte zwischen<br />

Khan- <strong>und</strong> Swakop-Rivier<br />

(phot. E r b , 1987).


250 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

Die gleiche Pflanze, die auf Abb. 140 gezeigt ist, wur^:<br />

schon von Schenck 1885 <strong>und</strong> von M oisel 1975 photographiert.<br />

Frau Erb (Swakopm<strong>und</strong>) schreibt dazu: „Es fällt auf<br />

daß auf allen drei Photos nur die We/witec/trapflanzen zu erkennen<br />

sind <strong>und</strong> kein sonstiger Pflanzenwuchs. 1976, ei<br />

Jahr, nachdem Herr M oisel dort photographiert hatte, regnete<br />

es verhältnismäßig gut in diesem Teil <strong>der</strong> Namib <strong>und</strong>^<br />

gab dort reichlich Gras, so daß die Fläche mir aus diese-<br />

Jahr wie ein wogendes Kornfeld in Erinnerung ist mit wei<br />

denden Oryx-Antilopen <strong>und</strong> Springböcken. Seither hatter<br />

wir aber keinen wesentlichen Regen. Anfang <strong>der</strong> Achtziger<br />

Jahre war es dort so trocken, daß die Oryxantilopen dl<br />

Blätter <strong>der</strong> Wc/w/ttc/n'fl-Pflanzen kurz fraßen. Die meisicr<br />

Pflanzen erholten sich wie<strong>der</strong> in den nächsten Jahren. Soiii'<br />

läßt sich erklären, wieso die linke vor<strong>der</strong>e Welwitschia-?ihnze<br />

so klein aussieht, wahrscheinlich wurden ihre Blätu<br />

auch ganz kurz abgefressen. Auch an <strong>der</strong> größeren Pflanz<br />

kann man deutlich erkennen, daß von dem vor<strong>der</strong>en Stüi-<br />

Blatt nur ein schmaler Streifen nachgewachsen ist. ln dr<br />

näheren Umgebung kommen drei jüngere Pflanzen vor. Sii<br />

könnten in <strong>der</strong> guten Regenzeit 1933/34 angefangen hak'<br />

zu wachsen. Nur eine jüngere Pflanze wurde gesehen, ever<br />

tuell aus <strong>der</strong> Regenzeit 1976".<br />

Welwitschia besitzt nur zwei bandförmige Blätter, die vi<br />

einem Meristem am rübenförmigen Stamm dauernd nac'<br />

wachsen <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Spitze vertrocknen, ln guten Regenjah<br />

ren ist <strong>der</strong> lebende Teil ziemlich lang, in schlechten trockiii<br />

die Blätter fast bis zum Meristem ab, so daß die transpiric<br />

rende Fläche stark reduziert wird, wodurch die Transpira;<br />

on fast auf Null sinkt. Die Blätter sind sehr xeromorph gt<br />

baut <strong>und</strong> besitzen eingesenkte Spaltöffnungen. Einz<br />

Altersbestimmung mit <strong>der</strong> C14-Methode ergab beim älteste<br />

gemessenen Exemplar ein Alter von etwa 2000 Jahren.<br />

Die Transpiration <strong>und</strong> Photosynthese wurden von v. W;<br />

LERT et al. (1982) untersucht: Welwitschia ist eine C3-Pflanzi<br />

<strong>der</strong> Wasserverbrauch einer mittelgroßen Pflanze ist etwa ei<br />

Liter pro Tag. Auf die durchwurzelte Fläche berechnet, wu:<br />

de das einer Regenmenge von 2 mm pro Jahr entsprechet<br />

Somit ist die Wasserversorgung selbst in diesem ariden Ge<br />

biet gewährleistet. Bei langer Dürre stirbt die Blattflächel<br />

auf das basale Meristem ab.<br />

Einzigartig sind die beson<strong>der</strong>en Ökosysteme de=" Namit<br />

1. die nahezu vegetationslosen Dünen südlich vom Kuise:<br />

(vgl. Abb. 139), 2. die Guanoinseln, 3. die Paarungspläu<br />

<strong>der</strong> Robben <strong>und</strong> 4. die Lagunen hinter dem Strand, ln de<br />

Dünentälern findet man organischen Detritus aus hereiiiit


wehten Grasresten, eiweißreichen tierischen Resten <strong>und</strong><br />

umijekommenen Insekten (Schmetterlingen). Der Detritus<br />

wird von psammophilen flügellosen Tenebrioniden gefressen,<br />

diese von kleinen Räubern (Spinnen, Solifugen) o<strong>der</strong><br />

von größeren Eidechsen, im Sande lebenden Schlangen <strong>und</strong><br />

Goldmullen (Kühnelt 1975).<br />

Da <strong>der</strong> Sand sich am Tage bis über 60 °C erhitzt, verbergen<br />

sich fast alle Tiere im kühlen Sande <strong>und</strong> kommen erst<br />

nachts heraus. Als Wasserquelle dient <strong>der</strong> Nebel, den sie auf<br />

beson<strong>der</strong>e Weise aufnehmen (Seely & Hamilton 1976, Hamilton<br />

& Seely 1976). Manche Arten weisen kammartige<br />

Fortsätze an den Hinterbeinen auf, mit denen die Nebeliröpfchen<br />

ausgekämmt werden können, an<strong>der</strong>e stellen sich<br />

senkrecht in den Wind <strong>und</strong> saugen die Nebeltröpfchen auf,<br />

die an den Hinterbeinen <strong>und</strong> am Hinterleib kondensieren<br />

<strong>und</strong> dann zum Kopf hin tropfen (Abb. 141). Die Fauna ist<br />

reich an Endemiten.<br />

Die Guanoinseln sind die Nistplätze <strong>der</strong> Kormorane, die<br />

ihre Nahrung in dem fischreichen kalten Meerwasser finden.<br />

Im regenlosen Klima häufen sich die weißen Exkremente<br />

<strong>der</strong> Vögel an <strong>und</strong> verhin<strong>der</strong>n jeden Pflanzenwuchs,<br />

aber sie werden als Guano (Phosphatdünger) abgebaut,<br />

.-.hnliche Verhältnisse herrschen auf den Paarungsplätzen<br />

<strong>der</strong> Robben.<br />

Die Lagunen sind vom Meer durch Sandbarren abgeschnitten,<br />

nur bei Sturm schlagen gelegentlich Wellen über.<br />

Das verdunstete Wasser wird durch Meerwasser ersetzt, das<br />

vom Meer durch den Sand sickert. Es sind deshalb aquatische<br />

Ökosysteme mit sehr hoher Salzkonzentration, auf die<br />

wir nicht näher eingehen.<br />

Wüstenvegetation in den verschiedenen Fiorenreichen 261<br />

A b b . 141.<br />

Ein nebelfangen<strong>der</strong> Tenebrionide<br />

auf Sanddünen am frühen<br />

Morgen (phot. M. Seely).


262 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

Ebenso wie die Namib hat jede Wüste ihre ökologis,<br />

Beson<strong>der</strong>heit <strong>und</strong> muß monographisch behandelt wcr<strong>der</strong><br />

Dazu fehlt hier <strong>der</strong> Raum (vgl, W alter 1973 sowie Waltt;<br />

<strong>Breckle</strong>, Bd. 2).<br />

Abb. 142.<br />

Nalurräumliche Glie<strong>der</strong>ung (A)<br />

<strong>und</strong> Transekt (B) von Nordchile<br />

<strong>und</strong> Region <strong>der</strong> eigentlichen Atacama-Wüste<br />

zwischen Pazifik<br />

<strong>und</strong> Anden (nach W k k e n s<br />

1993).<br />

g Atacama in Nordchile<br />

Die peruanisch-chilenische Küstenwüste ist sehr stark<br />

Teilregionen geglie<strong>der</strong>t (Abb. 142A). In ihrem extrems-<br />

Teil ist sie ebenso regenlos wie die Namib, aber <strong>der</strong> Net.<br />

wirkt sich hier nur im Küstenbereich stärker aus, weil<br />

Küste zum Teil steil ansteigt (vgl. Abb. 142B). Hier kommr<br />

als einzige bekannte echt<br />

Nebelpflanzen unter di<br />

Blütenpflanzen Tillandsi,<br />

(Bromeliaceae) vor, die iwc<br />

das Wasser nicht aus feuck-<br />

Luft aufnehmen können<br />

die Flechten, aber doch<br />

Kondensationströpfchen<br />

Nebel direkt mit beson<strong>der</strong><br />

Schuppen auf den Bläue:<br />

einsaugen. Sie sitzen als Er<br />

phyten auf Säulenkaktcc<br />

o<strong>der</strong> liegen als Rosen<br />

locker auf dem Sandboden<br />

In 600 m Höhe liegt di<br />

in Peru als „Garua" bezei.<br />

ncte Nebeldecke monatcla:<br />

während <strong>der</strong> kühleren Jar<br />

reszeit. Der Boden <strong>der</strong> Hänt<br />

wird so stark benetzt, da.-<br />

sich ein Kräuterteppich, ,<br />

„Loma-<strong>Vegetation</strong>" entwid<br />

eit, die beweidet wird. Hr'<br />

pflanzen fehlen, waren<br />

doch früher Vorhände<br />

Unter angepflanzten Eut<br />

lypten konnten durch à<br />

tropfen des kondensient<br />

Nebels Wassermengen ■,<br />

sammelt werden, die eiik<br />

Nie<strong>der</strong>schlag von 600 itir<br />

entsprachen. In <strong>der</strong> Küster<br />

kordillere selbst in N-Chi<br />

finden sich vereinzelt niäi<br />

tige, bis 8 m hohe Säulenki'


Wüstenvegetation in den verschiedenen Florenreichen 263<br />

la'n (Echinopsis atacamensis), die dicht mit Flechten überzogen<br />

sind, aber nur an den dem Nebel ausgesetzten Hängen,<br />

Weiter südlich bei Fray Jorge kommt sogar ein echter Nebelwald<br />

vor.<br />

ln N-Chile im Gebiet <strong>der</strong> großen Salpeterlager, abgeschirmt<br />

vom Küstennebel durch die Küstenkordillere, ist die<br />

Wüste vegetationslos. Pflanzenbestände <strong>und</strong> Kulturen findet<br />

man nur längs <strong>der</strong> Flußläufe, die von den Schneefel<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Hochanden gespeist werden.<br />

Die inneren Becken liegen in größeren Höhen. Sie sind<br />

aber bis in die Hochlagen <strong>der</strong> Anden <strong>und</strong> nach Südbolivien<br />

hinein gekennzeichnet durch riesige Salzpfannen: Salare, in<br />

denen nicht nur NaCl, son<strong>der</strong>n eine Reihe weiterer Mineralien<br />

(wohl aufgr<strong>und</strong> des überaus aktiven Vulkanismus <strong>und</strong><br />

des ariden Klimas) akkumuliert sind. Die extremen Bedingungen<br />

erlauben nur wenigen Arten ein kümmerliches Auskommen.<br />

Erst oberhalb 3500 m, wo auch schon gelegentliche<br />

Sommerregen auftreten, findet sich eine kümmerliche<br />

Zwergstrauchhalbwüste (mit Baccharis, Fabiana, Parastrephia<br />

etc.), die ab 4100 m in die Büschelgrasgebirgswüste (Ichugras:<br />

Festuca chrysophylla, F, orthophylla, Stipa venusta) übergeht,<br />

in <strong>der</strong> Lama <strong>und</strong> Guanaco, aber auch Nandu weiden.<br />

Für den Westhang <strong>der</strong> Anden in N-Chile gibt Ellenberg<br />

■1975) bis in die montane Stufe eine peraride Vollwüste an,<br />

dann eine subalpine Zwergstrauchhalbwüste <strong>und</strong> über<br />

4500 m NN eine tropisch-alpine Grashalbwüste o<strong>der</strong> „Wüsten-Pitna",<br />

Aber selbst zwischen 5200 <strong>und</strong> 5500 m gibt es<br />

noch etliche Zwergsträucher, zum Beispiel am Vulkan 011ague<br />

(5870 m) <strong>und</strong> im Lavageröll sogar gelegentlich bis 4 m<br />

hohe Gebüsche o<strong>der</strong> Bäumchen von Polylepis tarapacana<br />

üViCKENS 1993). Eine Schneegrenze ist kaum feststellbar<br />

■Abb. 143).<br />

Abb. 142 B.


264 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

Abb. 143.<br />

Im Hochland <strong>der</strong> Anden am<br />

Ostrand <strong>der</strong> Atacama: Vulkan<br />

OUague (5900 m NN). Gebirgsflanke<br />

mit Hochgebirgswüste.<br />

Selbst auf 5800m sind kaum<br />

Schneereste: das Gebiet ist so<br />

trocken, daß eine klimatische<br />

Schneegrenze nicht festlegbar ist<br />

(phot. S.-W. <strong>Breckle</strong>).<br />

8 Orobiom III - die Wüstengebirge <strong>der</strong> Subtropen<br />

In extremen Wüsten enthält die Lull so wenig Wasserdampi,<br />

daß es selbst in großen Höhen zu keinen Steigungsregen<br />

kommt. Im Tibesti-Gebirge (3415 m NN) in <strong>der</strong> Zentraler<br />

Sahara wurden in 2450 m Höhe nur Jahresnie<strong>der</strong>schläge<br />

von 9 bis 190 mm gemessen (vier Jahre) bei häufiger Bewölkung<br />

in den Wintermonaten. Entsprechend bleiben dk<br />

ariden Verhältnisse bis in große Höhen erhalten; doch deutet<br />

das Auftreten einer Reihe mediterraner Elemente etwa'<br />

humi<strong>der</strong>e Verhältnisse an. In Schluchten wurde in 2500bk<br />

3000 m NN Erica arbórea gef<strong>und</strong>en, im Hoggar in 2700 mab<br />

Relikt die dem Ölbaum nahe Verwandte Olea laperrini.<br />

Bei <strong>der</strong> Stufenfolge in <strong>der</strong> weniger ariden Sonora-Wiisiin<br />

S-Arizona findet man über <strong>der</strong> Larrea- o<strong>der</strong> Riesenkak<br />

teenwüste eine Stufe mit Prosopis-Grassavarmen <strong>und</strong> vieler


n l<br />

Blaitsiikkulenten (Agave, Dasylirion, Nolina), dann mehrere<br />

Stufen mit immergrünen Quercus-Krien <strong>und</strong> Arctostaphylos-,<br />

Arbiitiis- sowie Jumperus-Slrauchschicht, worauf Nadelwaldstufen<br />

folgen: Piims pon<strong>der</strong>osa ssp. scopulorum (höher mit Pinus<br />

strobiformis), Pseudotsuga menziesii mit Abies concolor <strong>und</strong><br />

nur auf dem San-Francisco-Peak in N-Arizona an Nordhän-<br />

¡;cn bis fast 3700 m NN Picea engelmannii. Hier nehmen die<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schläge mit <strong>der</strong> Höhe sehr rasch zu.<br />

Dies gilt nicht für die Höhenstufen in den Anden auf <strong>der</strong><br />

,3tacama-Seite (siehe oben).<br />

Der Mensch in <strong>der</strong> Wüste 265<br />

9 Der Mensch in <strong>der</strong> Wüste<br />

Die unwirtlichen Bedingungen lassen es erstaunlich erscheinen,<br />

daß in allen Wüsten Menschen zum Teil schon seit sehr<br />

langen Zeiten leben. Sie haben sich mit ihrer Lebensweise<br />

angepaßt, sie sind fast stets als Nomaden unterwegs, um sich<br />

in einem größeren Raum eine Lebensgr<strong>und</strong>lage zu erhalten<br />

|Abb. 144). Seßhaftigkeit war jeweils nur auf die intensiv<br />

genutzten Oasen beschränkt, diese dienten daher als Basissiationen<br />

für die weiten, meist jahresperiodisch geregelten<br />

Wan<strong>der</strong>ungen. Dabei diente Vieh als Nahrungsreserve (Hirlennomaden<br />

mit Schafen <strong>und</strong> Ziegen) <strong>und</strong> das Kamel als<br />

vielseitiges Transport- <strong>und</strong> Nutztier.<br />

ln den Randbereichen <strong>der</strong> Wüsten, wie auch in den Gebirgen,<br />

war ein einfacher Ackerbau als Regenfeldbau möglich<br />

(rtm-off, lalmi). Bewässerungskulturen wurden nur im<br />

Bereich <strong>der</strong> großen Freindlingsflüsse (Ägypten: Nil; Mesopotamien:<br />

Euphrat <strong>und</strong> Tigris) Gr<strong>und</strong>lage sich entwickeln<strong>der</strong><br />

Frühkulturen.<br />

Abb. 144.<br />

Bediiiiienzelte in <strong>der</strong> siiddgyptischen<br />

Sahara, beim Wadi Aiiaqui,<br />

heute nahe dem Ostnfer des<br />

Nasser-Staiisees des Nils (phot.<br />

S.-W. Brecklf).


266 Zonobiom <strong>der</strong> heißen Wüsten<br />

10 Zonoökoton lll/IV - die Halbwüsten<br />

Dort, wo am Rande <strong>der</strong> Wüsten infolge <strong>der</strong> zunehmende<br />

Winterregen die kontrahierte <strong>Vegetation</strong> in eine diffuse übergeht,<br />

kann man die Grenze zwischen <strong>der</strong> eigentlichen Wüs’<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Halbwüste ziehen. Sie ist jedoch nicht immer schar<br />

markiert. Die Bodenbedeckung in <strong>der</strong> Halbwüste beiräc<br />

etwa 25 % <strong>der</strong> Gesamtfläche. Die floristische Zusammensezung<br />

dieser <strong>Vegetation</strong> ist in den einzelnen Florenreichen genau<br />

so verschieden wie die <strong>der</strong> Wüsten. Nördlich <strong>der</strong> Sahar,<br />

sind die wichtigsten Arten die malakophylle Artemisia hert ■<br />

alba <strong>und</strong> die sklerophyllen Gräser Stipa tenacissima (Hallagrar<br />

<strong>und</strong> Lygeum spartum (Espanogras). Artemisia wächst meist at<br />

schweren Lößböden o<strong>der</strong> lehmigen Böden. In Tunis wurde<br />

in 10 cm Tiefe Kalkausscheidungen festgestellt. In 5 bis lOcir<br />

Tiefe war eine dichte Durchwurzelung vorhanden, wube<br />

einzelne Wurzeln bis 60 cm tief gingen. Stipa wächst mel<br />

auf mit Steinpflaster bedeckten Erhebungen. Ein Bodenprofil<br />

zeigt folgendes: 2 bis 5 cm Steinpflaster, darunter bis 30 cn<br />

lehmiger Boden gut durchwurzelt, worauf ein fest verkriiv...<br />

ter Schotter folgt, <strong>der</strong> für die Wurzeln ein Hin<strong>der</strong>nis zu<br />

scheint, aber wahrscheinlich auch einen Wasserspeicher dar<br />

stellt (viel Kapillarwasser, das von Wurzeln durch enger<br />

Kontakt aufgenommen werden kann). Die büschelig vondr<br />

Horstbasis ausgehenden Wurzeln streichen in 10 bis 20 er<br />

Tiefe weit horizontal, so daß die 0,5 bis 1 m (2 m) voneina.--<br />

<strong>der</strong> entfernt stehenden Horste sich mit ihren Wurzelsystemen<br />

berühren. In beiden Fällen findet man vereinzelte -■<br />

throphytum-Eilanzen dazwischen. Die Böden sind nichi<br />

verbracht, Lygeum spartum dagegen ist für Gipsböden charakteristisch<br />

<strong>und</strong> verträgt auch etwas Salz.<br />

Hallägras-Bestände werden geschnitten <strong>und</strong> liefern Material<br />

für Flechtarbeiten, zur Herstellung von groben Stricket<br />

o<strong>der</strong> zur Papierfabrikation. Stipa tenacissima ist von SE-Spanien<br />

<strong>und</strong> E-Marokko nur bis Horns in Libyen verbreitet: de<br />

natürliche Standort sind lichte Aleppo-Kieferwäl<strong>der</strong>. Artein:<br />

sia herba-alba kommt auch in Vor<strong>der</strong>asien vor; sie hat sii<br />

vielfach auf Kosten des früheren Graslandes infolge '<br />

Überweidung ausgebreitet.<br />

Bei weiterer Zunahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge treten einzt,<br />

stehende Bäume auf, wie Pistacia atlántica im Westen ur<br />

P. mutica im Osten o<strong>der</strong> Juniperus phoenicea. Die lichten Baun,<br />

bestände leiten schließlich zu den Hartlaubgehölzen über.<br />

In Kalifornien tritt in <strong>der</strong> Übergangszone Artemisia calii"<br />

nica auf zusammen mit halbstrauchigen Salvia- <strong>und</strong> Eri:;<br />

num-Arten (Polygonaceae).


In N-Chile findet man in <strong>der</strong> Übergangszone eine Zwergstrauchhalbwüste<br />

mit Compositen (Haplopappus) sowie Säulenkakteen<br />

mit Puya (große Bromeliacee), worauf eine Savanne<br />

mit Acacia caven beginnt: Die Grasschicht wird heute<br />

aus atmuellen europäischen Gräsern gebildet.<br />

In S-Afrika kann man die Renosterformation (Renosterbis<br />

mit Elytropappus rhinocerotis, Asteraceae) als typisch für<br />

las nie<strong>der</strong>schlagsarme Winterregengebiet betrachten. In<br />

.Australien, wo eigentliche Wüsten fehlen, bildet den Übergang<br />

die Mallee-Formation, bestehend aus strauchigen Eu-<br />

„ iTrms-Arten, <strong>der</strong>en Zweige einem unterirdischen, knolligen<br />

Stamm (Lignotuber) entspringen (s. S. 195, 296). Es<br />

kimnen aber auch lichte Eucalyptus-'B^ständt mit Maireana<br />

-i.k’/ife-Unterwuchs auftreten.<br />

Zonoökoton lll/IV - die Halbwüsten 267<br />

FRAGEN<br />

Wie definiert man den Lehensraum Wüste?<br />

Wie wird Aridität <strong>und</strong> Humidität einer Landschaft definiert?<br />

! Welche Wüstentypen muß man unterscheiden?<br />

•I<br />

'<br />

Welche Kriterien sind anwendbar zur Glie<strong>der</strong>ung von Wüsten?<br />

Sind Wüstenpflanzen beson<strong>der</strong>s dürre- o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s hitzeresistent?<br />

6 Sind Wüstenpflanzen überwiegend C3-, C4- o<strong>der</strong> CAM-<br />

Pflanzen?<br />

'<br />

S<br />

^<br />

Warum gibt es in Wüsten viele Halophyten?<br />

Unter welchen Bedingungen sind poikilohydre Höhere Pflanzen<br />

ökologisch im Vorteil?<br />

Wie viele Blätter bildet eine erwachsene Welwitschia-Pflanze?<br />

10 Was versteht man unter kontrahierter <strong>Vegetation</strong>?


IV Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

(ZB <strong>der</strong> arido-humiden Winterregengebiete)<br />

1 Allgemeines<br />

— Die fünf Winterregengebiete<br />

(Abb. 145):<br />

1. das mediterrane (mit<br />

Hartlaubwald, Macchie,<br />

Garrigue, Affodillflur etc.)<br />

2. das kalifornische (mit<br />

Hartlaubwald, Chaparral,<br />

zum Teil Encinal etc.)<br />

3. das chilenische (mit<br />

Matorral, Espinal etc.)<br />

4. das capensische (mit<br />

Fynbos, Renosterbos etc.)<br />

5. das australische (mit<br />

Jarrahwald, Hartlaubbusch<br />

= Mallee etc.).<br />

Es isl zweckmäßig, dieses ZB nach den Florenreichen, dit<br />

starke floristische Unterschiede bedingen, in fünf floristisclv<br />

Biomgruppen zu glie<strong>der</strong>n (die jeweils typische, oft ähiilki<br />

aussehende <strong>Vegetation</strong>seinheiten bilden).<br />

Von diesen ist das mediterrane das größte, denn die Wi:.<br />

terregen reichen vom Atlantischen Ozean bis nach Afghani<br />

stan hinein. Allerdings treten in Anatolien <strong>und</strong> weiter ÏKlieh<br />

bereits heftige Winterfröste auf, so daß man dicte<br />

Gebiete zum ZB VII stellen muß.<br />

Den eigentlich mediterranen Klimagebieten des ZB B<br />

schließen sich meist aride Zonoökotone an, in <strong>der</strong>en auef<br />

noch das Winterregenregime vorherrscht, die Trockenhc'<br />

o<strong>der</strong> die Winterfröste sich aber stärker auswirken (vp<br />

Abb. 145). Doch wird auch dieser Klimatypus ganz allgi<br />

mein als mediterran bezeichnet. Im südlichen Australie<br />

weist <strong>der</strong> Südwesten, aber auch <strong>der</strong> Süden mediterrane<br />

Züge auf, hier sind es zwei getrennte Teilgebiete (Abb. 145i<br />

Die Klimadiagramme für die einzelnen Biomgru])pe‘r<br />

ähneln sich sehr, nur ist die Sommerdürre bald stärker, ba.<br />

schwächer ausgeprägt. Aber auch im westlichen Mittelmcci<br />

gebiet ist die Spanne verschiedener Ausprägungen diese<br />

Klimatyps sehr groß (Abb. 146).<br />

Von den 113 holzigen Gattungen (mit 169 Arten) des Har<br />

laubgebiets in Chile sind nur 13 Gattungen mit den 109 Ga<br />

tungen (mit 272 Arten) in Kalifornien gleich. Australien rar<br />

66 Gattungen (mit 140 Arten) hat gar nur 2 Gattungen nr.<br />

Kalifornien <strong>und</strong> 3 mit Chile gemeinsam.


Allgemeines 269<br />

Die Artenzahl ist insgesamt aber sehr viel höher. Gerade<br />

die teilweise kleinen Gebiete des ZB IV stellen eine gewisse<br />

Ausnahme von <strong>der</strong> Regel dar, daß <strong>der</strong> Artenreichtum von<br />

den Polen zum Äquator zunimmt (vgl. Tab. 18).<br />

Für das entsprechende, aber viel kleinere Gebiet im Kapland<br />

werden etwa 8000 Arten vermutet, für Südwestaustralien<br />

ebenso 8000 Arten, während das weitreichen<strong>der</strong>e <strong>und</strong><br />

reich geglie<strong>der</strong>te Mittelmeergebiet auf etwa 24000 Arten geschätzt<br />

wird.<br />

Die für Winterregengebiete mit nur sporadischen Frösten<br />

typische Hartlaubvegetation des ZB IV erträgt länger Kälte.<br />

Die Wachstumszeit ist das Frühjahr, wenn <strong>der</strong> Boden feucht<br />

ist <strong>und</strong> die Temperaturen ansteigen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Herbst nach den<br />

ersten Regen. Die Winterzeit ist bei Temperaturen um 10 °C<br />

o<strong>der</strong> darunter schon zu kühl für ein gutes Wachstum.<br />

Abb. 145.<br />

Gebiete mit mediterranem Klima,<br />

angeordnet auf vergleichbarer<br />

Breitenlage an <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong><br />

Kontinente. Dunkelgrau: mediterraner<br />

Klimatypus (Zonobiom<br />

IV): hellgrau: aride Gebiete mit<br />

vorwiegend Winterregen (Zö<br />

III/IV: ZÖ III/VII).<br />

(nach <strong>Walter</strong> & B reckle 1991).<br />

Abb. 146.<br />

Klimadiagramme: Messina (Sizilien).<br />

Azrou (montane Stufe. Mittlerer<br />

Atlas, Marokko) <strong>und</strong> Cabo<br />

de Gata (SE-Spanien) = trockenste<br />

Stelle Europas (Wüste).<br />

Messina (60 nrt)<br />

[36-70]<br />

Azrou (1250 m)<br />

[1 2 -2 5 ]<br />

Gata (41 m)<br />

15,0° 837 18,6° 122<br />

'■'1


270 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Tab. 18. Zahl an Gattungen <strong>und</strong> Arten im Zonobiom iv<br />

Kaliforniens <strong>und</strong> Chiles, (Winterregengebiet)<br />

Fläche in knh^<br />

Zahl an Gattungen<br />

Zahl an Arten<br />

(nach A rro yo et al. 1995)<br />

Chile<br />

294600<br />

681<br />

3 385<br />

Kalifornier<br />

278 000<br />

806<br />

4 240<br />

^ In <strong>der</strong> mediterranen<br />

<strong>Vegetation</strong> dominieren<br />

Hartlaubgehölze, die<br />

äußerlich ähnlich sind,<br />

aber in den verschiedenen<br />

Gebieten zu meist völlig<br />

verschiedenen Gattungen<br />

gehören.<br />

Die einzelnen mediterranen Gebiete liegen geographisch<br />

weit voneinan<strong>der</strong> entfernt. Äußerlich sehen sich die Vegeutionseinheiten<br />

<strong>und</strong> die Biotope manchmal frappierend ähnlich.<br />

Diese äußerliche Ähnlichkeit ist vor allem gr(!<br />

zwischen dem Mittelmeergebiet, Kalifornien <strong>und</strong> Chii,<br />

(Äbb, 147), ebenso zwischen dem Kapgebiet <strong>und</strong> Australien<br />

Diese gewisse Zweiteilung hängt nicht zuletzt auch mit di<br />

geologischen Geschichte zusammen. Das Klima als prägen<strong>der</strong><br />

primärer Faktor ist zwar in allen fünf Gebieten ähnliti<br />

aber die Erdgeschichte <strong>der</strong> Gebiete ist sehr unterschiedlich<br />

Australien <strong>und</strong> das Kapgebiet sind Teile <strong>der</strong> alten Goncwanamasse,<br />

sie sind seit Jahrmillionen ausgelaugt, die Ei ­<br />

den sehr nährstoffarm (Äbb. 148). Viel jünger <strong>und</strong> stark vor.<br />

tertiärer Gebirgsbildung geprägt sind die an<strong>der</strong>en drei Gebiete.<br />

Deren Nährstoffausstattung <strong>der</strong> Böden ist bezüglich<br />

des Stickstoffs bis um den Faktor 10, bezüglich des Phosphats<br />

bis über lOOfach besser.<br />

Bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> klimatischen Subzonobiome de;<br />

einzelnen Biomgruppen sollen anschließend auch die Zonoökotone<br />

behandelt werden. Der Übergang kann sich voir<br />

ZB IV zu den ZB V, VI o<strong>der</strong> VII vollziehen.<br />

Das heutige Klima vom ZB IV war nicht immer so. Sowohl<br />

die weite Verbreitung <strong>der</strong> fossilen Böden als auch de:<br />

Entwicklungsrhythmus <strong>der</strong> Flauptvertreter <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Tal-<br />

Californien<br />

Mittelmeergebiet<br />

Abb. 147.<br />

Die fünf Mediterranregionen.<br />

Die Dicke <strong>der</strong> Verbindungslinien<br />

gibt schematisch die Ähnlichkeit<br />

<strong>der</strong> fünf Regionen in Bezug auf<br />

Phylogenie <strong>der</strong> Flora. Phänologie.<br />

Morphologie <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong>stypen<br />

sowie Klima <strong>und</strong><br />

Landnutzungsmuster an (nach<br />

C a s t r i 1981).<br />

Mittelchile<br />

7<br />

Kapgebiet<br />

Süd- <strong>und</strong> Südweji-<br />

Australien


Allgemeines 271<br />

Abb. 148.<br />

Die Phosphat- <strong>und</strong> Slickstoffgehalte<br />

in Böden (Gesamtgehalte<br />

in %) <strong>der</strong> fünf mediterranen<br />

Regionen (nach R<strong>und</strong>el ¡979,<br />

Castri 1981).<br />

Sachen (Fossilien) sprechen dafür, daß im Tertiär das Klima<br />

noch tropisch mit Sommerregen war (vgl. auch S. 272). Erst<br />

kur? vor dem Pleistozän vollzog sich die Verlagerung des Re-<br />

¡jenmaximums auf die Wintermonate. Die Pflanzen mußten<br />

sich anpassen: Es fand eine scharfe Auslese statt, <strong>und</strong> nur die<br />

Arten mit kleinen xeromorphen Blättern, die in <strong>der</strong> vorherijehenden<br />

Klimaepoche an trockenen Standorten wuchsen,<br />

überlebten. Die heutige Reduktion <strong>der</strong> Aktivität im Sommer<br />

wird durch die Dürre aufgezwungen. Sie fehlt, wenn die<br />

Pflanzen genügend Wasser zur Verfügung haben. Die als <strong>Vegetation</strong>spuffer<br />

dienenden Ephemeren <strong>und</strong> Ephemeroiden<br />

beschränken sich in ihrer Entwicklung auf das günstige<br />

Frühjahr o<strong>der</strong> den wie<strong>der</strong> feuchten Herbst.<br />

Die Berücksichtigung dieser historischen Tatsachen erleichtert<br />

das Verständnis für das ökologische Verhalten <strong>der</strong><br />

<strong>Vegetation</strong> (S pecht 1973, A xelrod 1973). Zwischen vielen<br />

Taxa des ZB IV <strong>und</strong> ZB V o<strong>der</strong> ZB II bestehen enge verwandtschaftliche<br />

Beziehungen (zum Beispiel Arten <strong>der</strong> Gattung<br />

Olea, Eucalyptus u. a.). So wächst Quercus balout (= Q. Ilex<br />

s. I.) in Afghanistan bei zusätzlichem Sommerregen, die Encinal-<strong>Vegetation</strong><br />

<strong>der</strong> Gebirge in Arizona mit Sommerregen<br />

entspricht dem Chaparral in Kalifornien mit nur Winterregen.<br />

Viele Probleme des gesamten ZB IV mit zahlreichen Litera-<br />

Uirhinweisen werden in C astri et al. (1981; = Bd. 11, 643 S.<br />

in <strong>der</strong> Reihe „Ecosystems of the World") behandelt. Man<br />

findet darin eine Fülle von wertvollen Angaben, doch eine<br />

Synthese <strong>der</strong> großen Zusammenhänge fehlt. Dies trifft auch


272 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

für die Bände von M iller (1981) <strong>und</strong> Castri E r Mod<br />

(1973) zu, ebenso wie für A rroyo et al. (1995) <strong>und</strong> Da\<br />

R ichardson (1995).<br />

2 Über die Entstehung des Zonobioms IV<br />

<strong>und</strong> die Beziehungen zum Zonobiom V<br />

_ _ Die Bildung des Zonobioms<br />

IV hängt eng mit<br />

Zonobiom V zusammen,<br />

sie erfolgte erst im Laufe<br />

des späten Tertiärs.<br />

In dem Sainmelband C astri & M ooney (1973) werden i .<br />

ben verschiedenen Problemen des ZB IV auch histori'v<br />

Fragen <strong>der</strong> Entstehung dieses ZB IV besprochen, die eng:<br />

denen des ZB V verb<strong>und</strong>en sind. Beide gehen auf ei<br />

gemeinsame Wurzel <strong>der</strong> bis in höhere Breiten reichend!<br />

tropischen <strong>Vegetation</strong> des Tertiärs zurück.<br />

Die weitere Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> bis zur Gegi<br />

wart hat im oben zitierten Band A xelrod für Kalifornien /<br />

sammengefaßt <strong>und</strong> vergleichsweise auf das Mittelmceri'<br />

biet übertragen.<br />

Fossilf<strong>und</strong>e zeigen, daß zu Beginn des Tertiärs im Eo?:<br />

auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre im Bereich des heutigen gemäE:<br />

ten Klimas tropisch immergrüne, aber auch laubabwerfeni<br />

Arten wuchsen, die auf damals tropisches Klima mit auscsprochener<br />

Sommerregenzeit hinweisen. Untersuchung<br />

fossiler Meeresmollusken erlauben den Schluß, daß in Kal<br />

fornien das Temperaturminimum des Oberflächenwass!<br />

des Meeres um diese Zeit vor 50 Millionen Jalrren eiv<br />

25 °C betrug. Im Laufe des Oligozäns <strong>und</strong> Miozäns trat dr<br />

stete Abkühlung des Meeres ein <strong>und</strong> gegen Ende des Teric<br />

im Pliozän lag das Minimum nur noch bei 15 °C. Entspr.<br />

chend wurde auch das Klima auf dem Festland imr,<br />

kühler <strong>und</strong> die Flora an Arten mit hohen Wärmea:<br />

Sprüchen ärmer. Zugleich än<strong>der</strong>te sich in Kalifornien abt<br />

auch die Regenverteilung. Das Sommermaximiim wiird;<br />

weniger ausgeprägt <strong>und</strong> gegen Ende des Miozäns vc<br />

schwand es, im Pliozän machte sich im Sommer bereits tr<br />

flaches Minimum bemerkbar. Während des Pleistozäns nr<br />

den Eiszeiten entstanden an den Westseiten <strong>der</strong> Kontinen:.<br />

die kalten Meeresströmungen <strong>und</strong> zugleich ein Klima nt,<br />

ausgesprochener Sommerdürre <strong>und</strong> Regen nur in den Wi:<br />

termonaten, also <strong>der</strong> Typus des ZB IV.<br />

Während des Tertiärs wölbten sich auch im Westen Note<br />

amerikas vollends die immer höher werdenden Gebirge au:<br />

in Europa die alpidischen Gebirgsketten.<br />

Die Folge davon war, daß in <strong>der</strong> tertiären tropischen Zur<br />

<strong>der</strong> heutigen höheren Breitenlage ari<strong>der</strong>e Klimagebiete ui<br />

aride lokale Standorte in ungünstiger Exposition entstand!”<br />

so daß unter den immergrünen Arten eine Auslese staltia:


in Arien mit dem typischen Le<strong>der</strong>blatt <strong>der</strong> humiden Tropen<br />

häufig als lorbeerblättrige-La tiriphylle bezeichnet, S. 3151.)<br />

,ind in dürreresistentere sklerophylle Arten (Hartlaubarten).<br />

Al'dann im Pleistozän sich das sommerdürre (als mediterran<br />

, izeichnete) Klima auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Kontinente ausbil-<br />

\’ie, gewannen in diesem Klimagebiet die sklerophyllen Arien<br />

die Vorherrschaft <strong>und</strong> die Holzartenflora verarmte,<br />

vährend auf <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Kontinente, die von warmen<br />

Meeresströmungen iimspült wurden, das humide Klima mit<br />

'ommerregen bei etwas tieferen Jahrestemperaturen als Zo-<br />

¡Mihiom V erhalten blieb. An den humiden Ostküsten <strong>der</strong><br />

Kontinente von N- <strong>und</strong> S-Amerika, wie auch SE-Afrikas so-<br />

■ie SE-Asiens <strong>und</strong> E-Australiens vollzieht sich <strong>der</strong> Übergang<br />

s on <strong>der</strong> tropisch humiden zu einer subtropisch humiden <strong>und</strong><br />

A-r warmtemperierten artenreichen Flora mit immergrünen<br />

Lc<strong>der</strong>blättern ganz allmählich.<br />

Die Hartlaubvegetation des ZB IV ist nicht durch Anpassung<br />

an die Sommerdürre entstanden, son<strong>der</strong>n die tertiären<br />

Arten waren bereits an trockene Standorte präadaptiert.<br />

Eine Artenneubildung fand nur in begrenztem Umfange<br />

statt, in Kalifornien zum Beispiel bei <strong>der</strong> Gattung Ceanothus<br />

-:it 40 Arten, Arctostaphylos mit 45 Arten, an<strong>der</strong>e breiteten<br />

sich, wie erwähnt, stark aus, zum Beispiel Adenostoma. Ein<br />

■nehr iedriges Blatt hat Arbutus.<br />

Diese Entwicklungsgeschichte macht auch verständlich,<br />

daß zwischen dem ZB IV <strong>und</strong> ZB V oft dieselben Gattungen,<br />

aber durch vikariierende Arten vertreten sind, zum Beispiel<br />

sklerophylle Quercus-Arten in Kalifornien <strong>und</strong> die immergrünen<br />

Quercus virginiana mit Le<strong>der</strong>blättern im Südosten von<br />

Nordamerika (ZB V). In Australien unterscheiden sich die<br />

Ic<strong>der</strong>blättrigen Eucalyptus-Anen des ZB IV in SW- <strong>und</strong> S-<br />

Aiistralien nur wenig von denen im Sommerregengebiet des<br />

ZBV<strong>der</strong> Ostküste. Dort findet man auf trockenen Kalkböden<br />

ebenso wie im Westen auch eine reiche Proteaceen-Vegeiation,<br />

nur die Arten sind an<strong>der</strong>e. Auch das Vorkommen<br />

<strong>der</strong> fossilen „terra rossa"-Böden im Mittelmeergebiet wird<br />

verständlich. In diesen findet man Relikte <strong>der</strong> tropischen<br />

ßüdenkleintierfauna, die in größeren Tiefen die Sommerdürre<br />

nicht zu spüren bekommt. Die übrige Fauna des ZB IV<br />

bestätigt die hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> gemachten Ausführungen<br />

(Beiträge in Castri & M ooney 1973).<br />

Wie Axelrod betont, deuten auch die Fossilf<strong>und</strong>e in<br />

Norciafrika auf eine ähnliche Geschichte <strong>der</strong> Mittelmeervegctation.<br />

Allerdings sind die Verhältnisse in Europa kompliziener.<br />

Denn seit <strong>der</strong> Postglazialzeit wird das Klima Westeuropas<br />

vom warmen Golfstrom bestimmt.<br />

Entstehung des Zonobioms IV 273


274 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Der kalte Kanarenstrom macht sich erst südlich von li:<br />

ser Inselgruppe bis nach Senegal (Nebelküste) bemerkt--<br />

Das ZB IV erstreckt sich von Westen an den Küsten des ,V<br />

telmeeres entlang, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> weitreichenden Küstenl;-<br />

en, weit nach Osten.<br />

Die letzten Eiszeiten haben sich in Europa beson<strong>der</strong>st<br />

gativ ausgewirkt <strong>und</strong> die Flora praktisch vernichtet. Reswan<strong>der</strong>ten<br />

erst in <strong>der</strong> Postglazialzeit aus den wenigen Re:<br />

gien wie<strong>der</strong> ein. Die Flora blieb arm, so daß es an konii:<br />

ierlichen Fossilf<strong>und</strong>en seit dem Tertiär bis zur Gegenwai<br />

wie in Kalifornien, fehlt. Aber es herrscht die Ansicht s -<br />

daß die Geschichte des ZB IV im wesentlichen überall äh;<br />

lieh verlief, <strong>und</strong> daß es in <strong>der</strong> Tertiärzeit ein dem ZB IV en:<br />

sprechendes Klima mit zonaler Hartlatibvegetation nn<br />

nicht gab, wohl aber die Hartlaubarten auf trockenen lollen<br />

Biotopen.<br />

3 Das mediterrane Gebiet<br />

^ Die Hanglagen wurden<br />

abgeholzt <strong>und</strong> beweidet,<br />

so daß eine starke<br />

Bodenerosion einsetzte<br />

<strong>und</strong> heute nur noch verschiedene<br />

Degradationsstadien<br />

vorhanden sind.<br />

Die Klimaverhältnisse in dieser Zone gehen aus den D;-<br />

grammen (Abb. 146) hervor. Im Winter bringen die Zykinen<br />

Regen, während im Sommer das Azorenhoch heiße ur<br />

trockene Sommer bedingt. Da das Mittelmeergebiet zu de<br />

ältesten Kulturlän<strong>der</strong>n gehört, mußte die zonale Vegetat:<br />

den Kulturen weichen.<br />

Trotzdem kann kein Zweifel daran bestehen, daß die zonale<br />

<strong>Vegetation</strong> ein immergrüner Hartlattbwald mit Quenu.<br />

Hex war. Auf Gr<strong>und</strong> von kleinen Restbeständen kann<br />

folgende Angaben über die ursprünglichen Wäl<strong>der</strong> machet<br />

Steineichenwald: Q uercetum ilicis<br />

Baumschicht: 15 bis 18 m hoch, geschlossen, weitgeheiii:<br />

durch Quercus Hex allein gebildet.<br />

Strauchschicht: 3 bis 5 (bis 12) m hoch,<br />

• Buxus sempervirens,<br />

Viburnum tinus,<br />

Phillyrea media,<br />

Ph. angustifolia,<br />

Pistacia lentiscus,<br />

P. terebinthus,<br />

• Rhamnus alaternus,<br />

• Arbutus unedo,<br />

• Rosa sempervirens u. a.;<br />

als Lianen:<br />

• Smilax,<br />

• Lonicera <strong>und</strong><br />

• Clematis


Das mediterrane Gebiet 275<br />

KrjíUsdiicht: etwa 50 cm, spärlich, aber artenreich<br />

• Rusüis aculeatus,<br />

• Rubia peregrina,<br />

• [sparagus acutifoHus,<br />

• \ipkmum adiantum-nigrum,<br />

• jrex distachya u. a.<br />

M.iosschicht: sehr spärlich.<br />

,'niiT diesen niedrigen Wäl<strong>der</strong>n findet man in Kalkgebieten<br />

:ncist ein Terra rossa-Bodenprofil mit einer Streuschicht, ei-<br />

"cm schwärzlichen Humushorizont <strong>und</strong> darunter einem 1bis<br />

: cm mächtigen, tonigen, plastischen, retten Terra rossa-Hori-<br />

■ini. Bei den Kulturboden fehlen die oberen Horizonte (Ero-<br />

- ml, so daß die Farbe schon an <strong>der</strong> Bodenoberfläche sichtbar<br />

rtird. Es sind meist fossile Böden einer mehr tropischen Klimaperiode.<br />

Heute bilden sich braune Lehme (Zinke 1973).<br />

Die Aspektfolge beginnt im März mit <strong>der</strong> Blüte vieler<br />

Siräiicher. Die Hauptblütezeit, auch für Quercus Hex, ist <strong>der</strong><br />

.Mai: im Juni blühen noch Rosa, Clematis <strong>und</strong> Lonicera. Das<br />

Zusammentreffen <strong>der</strong> höchsten Temperaturen mit <strong>der</strong> größten<br />

Trockenheit bedingt eine relative Ruhezeit. Erst mit den<br />

Herbstregen setzt neues Wachstum ein <strong>und</strong> zuweilen eine<br />

nochmalige Blüte <strong>der</strong> Hartlaubgehölze. Die Steineiche (Querdiexj<br />

ist im westlichen Mittelmeergebiet bis zum Peloponnes<br />

<strong>und</strong> Euböa verbreitet, ganz im Westen kommt auf kalkfreien<br />

Böden außerdem die Korkeiche (Quercus súber) vor<br />

(Abb. 153). Ihr Wachstum wird durch Kultur geför<strong>der</strong>t, vor<br />

allem dadurch, daß man diese Wäl<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> von<br />

konkurrierenden Arten freischlägt.<br />

ln Südosteuropa löst die Kermeseiche (Quercus coccifera)<br />

die vorher genannten Baumarten ab. In Palästina tritt sie als<br />

baumförniige Rasse (Qu. calliprinos) auf (Abb. 152).<br />

In <strong>der</strong> heißen unteren Stufe Spaniens <strong>und</strong> Nordafrikas<br />

wachsen in <strong>der</strong> Baumschicht <strong>der</strong> wilde Ölbaum (Olea Oleaster)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) mit Pistacia<br />

Imtiscus: dazu kommt die einzige europäische Palme<br />

iChamaerops humilis). Interessant sind auf Kreta tertiäre Re-1<br />

likistandorte einer wilden Dattelpalme, die schon Theophrast<br />

erwähnt. Ein großer Bestand wächst vor einer kleinen Lagune<br />

bei Vai (am Kap Si<strong>der</strong>on, NE-Kreta) über Gr<strong>und</strong>wasser.<br />

Quercus Hex zeigt in N-Afrika von Marokko bis Tunesien<br />

eine montane Verbreitung (Abb. 149) über einer eingeschalleten<br />

Nadelwaldstufe mit Tetraclinis (Callitris) <strong>und</strong> Pinus halepensis<br />

(Aleppo-Kiefer). Die SE-Ecke von Spanien mit 130 bis<br />

200 mm Regen weist schon fast wüstenhafte Verhältnisse<br />

auf (Abb. 146, Gata).


276 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Abb. 149.<br />

Quercus ilex-Wald oberhalb voit<br />

Azrou im Mittleren Atlas (Marokko).<br />

Im Unterwuchs Rosa sicuhim,<br />

Lonicera etmsca u. a.<br />

(aus Wa l t e r 1990).<br />

Richtige Quercus ilex-Wäldei sieht man heute nur noch<br />

wenigen Stellen in den Gebirgen N-Afrikas. Sonst werde<br />

sie als Nie<strong>der</strong>wald alle 20 Jahre geschlagen <strong>und</strong> durch St(X'<br />

ausschläge verjüngt. Es entsteht dann ein mannshohes G-<br />

büsch mit lichten Stellen dazwischen, das man Macchit<br />

nennt. Macchien findet man auch an Hängen, wo <strong>der</strong> flacf<br />

gründige Boden keinen hohen Wald aufkommen läßt. Di;<br />

Sklerophyllen, die man nur als Sträucher kennt, können:<br />

günstigen Standorten richtige Bäume bilden, wenn sie er<br />

höheres Alter erreichen; von Quercus Hex sieht man mächi<br />

ge Bäume in alten Gärten o<strong>der</strong> Parkanlagen. Erfolgen dt<br />

Schläge alle 6 bis 8 Jahre <strong>und</strong> werden die Flächen rege<br />

mäßig gebrannt <strong>und</strong> beweidet, dann fehlen höhere Holza:<br />

ten <strong>und</strong> wir erhalten offene Gesellschaften, die man als Garig<br />

u e (o<strong>der</strong> Garrigue, in Griechenland „Phrygana“,<br />

Spanien „Tomillares", in Palästina „Batha") bezeichnet.<br />

Es herrschen oft einzelne Arten vor, wie niedrige Büsch<br />

von Quercus coccifera, Juniperus oxycedrus (im Osten auch Su<br />

copoterium spinosum-Büsche) o<strong>der</strong> Cistus, Rosmarinus, laxe<br />

dula, Thymus u. a. Die günstigsten Verhältnisse für dt<br />

Beweidung bietet die Brachypoditim ramosum-Phlomis lychr.<br />

tes-Gesellschaft in Südfrankreich auf Kalk, fm Frühjahr Ui<br />

ten an nackten Stellen viele Therophyten (Ephemeren) ai<br />

Auch Geophyten (Ephemeroiden) wie Iris, Qrchideen (Sit:<br />

pias, Ophrys) <strong>und</strong> Asphodelus-Arien fehlen nicht. Auf sei<br />

stark durch Feuer <strong>und</strong> Beweidung degradierten Stelle<br />

bleibt schließlich eine fast reine A ffo d ill-F lu r übrig. Dt


Das mediterrane Gebiet 277<br />

Roterde auf kompakten Kalken<br />

degradierte Buschweide<br />

Brand <strong>und</strong> Weide<br />

Reutung u. Weide<br />

(ohne Brand)<br />

Bracfiypodium ramosum (Optimum)<br />

iBfach.ram.-Phlomis lychn.-Assoz.)<br />

Obsrbeweidung. dazu<br />

Brand<br />

Asphodelus cerasifer<br />

Geophyt.-Stadium<br />

umgelagerte steinige Kalkböden<br />

aufgelassene Kulturboden<br />

Therophyten-Stadium<br />

t<br />

Thymus vulgaris-Brachypodium distachyum-<br />

^<br />

I Stadium<br />

Über-<br />

_<br />

beweidung y Beweidung<br />

Brachypodium<br />

ramosum-Stadium<br />

Über-<br />

in^<br />

beweidung'<br />

Euphorbia<br />

Cynareen-St.<br />

Lavandula<br />

latifolia-Stadium<br />

Genista scorpius*<br />

Dornbusch-Stadium<br />

Abb. 150.<br />

Schema <strong>der</strong> Regenerationsstadien<br />

degradierter Weiden o<strong>der</strong><br />

Kulturboden auf Kalkböden im<br />

Languedoc (Südfrankreich) zum<br />

Steineichenwald (Quercetum<br />

ilicis) bzw. bei anhalten<strong>der</strong><br />

Beweidung (<strong>und</strong> Brand) zur<br />

Rosmarinus-Cistus-Garrigue.<br />

Angegeben ist die Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen von <strong>der</strong> Art<br />

<strong>und</strong> Intensität <strong>der</strong> Nutzung<br />

(nach <strong>Walter</strong> & <strong>Breckle</strong> 1991).<br />

A ufgabe<strong>der</strong>\ aber<br />

iBeweidung<br />

Brai<br />

^<br />

traditionelle<br />

Beweidung<br />

r.stus monspeliansis- Juniperus<br />

C.albiduS'Stadium oxycedrus-Stadium<br />

\<br />

^<br />

Brand /<br />

seltener<br />

Quercus coccifera-<br />

Stadium<br />

Brachypodium ramosum<br />

(Optimum)<br />

I Beweidung<br />

I <strong>und</strong> Brand<br />

Rosmarinus-Cislus-Stadium<br />

Quercetum ilicis<br />

(zonale <strong>Vegetation</strong>,<br />

nach großen Zeiträumen)<br />

Quercetum callipnni (zonaler Wald)<br />

Mediterrane Braunerde (Klimax-ßodentyp)<br />

Pistacieto-Quercetum calliprini<br />

(Garrigue mit Qu. calliprinos<br />

<strong>und</strong> Pistacia palaestina)<br />

I<br />

Cistetum (C/sfus-Heide)<br />

f<br />

Poterietum spinosi<br />

(Sarcopoterium sp/nosum-Heide)<br />

f<br />

Hyparrhenietum hirtae<br />

(trockene Hyparrhenia P//ta-Heide)<br />

f<br />

Pioniergesellschaften<br />

t<br />

Terra rossa auf kompaktem<br />

. X<br />

X<br />

G-F<br />

GD 1<br />

GD<br />

G<br />

C<br />

.2<br />

w<br />

Calycotometum villosae<br />

(Calycotome villosa-Helde)<br />

| g<br />

Genisteto-Poterietum spinosae<br />

(Genista acanthoclada <strong>und</strong><br />

Sarcopoterium spinosum-Heide)<br />

| g<br />

o<br />

i r<br />

(trockene Affodillflur)<br />

Asphodelus microcaq:)us,<br />

Poa Pu/bosa-Grasflur<br />

Ru<strong>der</strong>alflur T<br />

(Eryngium, Plantago, Carthamus etc.)<br />

\ g<br />

........ nackter Kalkfels<br />

Abb. 151.<br />

Regressions- <strong>und</strong> Progressionsstadien<br />

(Regeneration) in <strong>der</strong><br />

QueJcus calliprinos-Zone am<br />

Jebel Ansariye in Syrien auf<br />

Kaikfels (nach Nahal 1991).<br />

G = laufende Beweidung:<br />

GD = unterbrochene Beweidung:<br />

F = Abholzung: U = Umbruch<br />

<strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>.


278 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Garigue <strong>und</strong> die offene Affodill-Flur sind im Frühjahr i<br />

Blütenmeer, während sie im Spätsommer stark ausbrenm-<br />

Werden die Kulturen o<strong>der</strong> die Beweidung aufgegeben, -<br />

machen sich Sukzessionen bemerkbar, die in <strong>der</strong> Richiur<br />

zur zonalen <strong>Vegetation</strong> verlaufen, wie es das Schern<br />

(Abb. 150) für S-Frankreich zeigt.<br />

Auf Sandstein- o<strong>der</strong> sauren Kiesböden verläuft die Sukzession<br />

ähnlich, nur haben die einzelnen Stadien eine an<strong>der</strong>e<br />

floristische Zusammensetzung; Charakterarten sind dt<br />

Erdbeerbaum (Arbutus) <strong>und</strong> die Baumheide (Erica arbórea<br />

in N-Spanien mit Quercus súber (Abb. 153).<br />

Im östlichen Mittelmeergebiet übernimmt die baumflirmige<br />

Quercus calliprinos (die mit <strong>der</strong> westmediterranen, niei'<br />

strauchigen Quercus coccifera nahe verwandt ist) die Rolle de:<br />

Quercus Hex <strong>und</strong> stellt den zonalen Waldtyp (Abb. 151, 152.<br />

Die Progressions- <strong>und</strong> Regressionstadien ähneln denen in<br />

westlichen Mittelmeergebiet, meist allerdings dominieren<br />

an<strong>der</strong>e Arten in den jeweils vertretenen Gattungen. Der<br />

vielfältige Einfluß des Menschen führt oft zu einer kaum<br />

mehr nutzbaren dornigen, niedrigwüchsigen Garigue (Baiha)<br />

mit sparrigen, dornigen Zwergsträuchern (vor allem mi:<br />

dem auch feuertoleranten Sarcopoterium) o<strong>der</strong> gar zu gan;<br />

offenen Felsenheiden (Abb. 150), bei denen <strong>der</strong> Boden weiigehend<br />

abgespült ist, so daß vielerorts <strong>der</strong> nackte Fels verbleibt.<br />

Eine Progression (Regeneration) erscheint hier ohnt<br />

entsprechende Maßnahmen fast unmöglich.<br />

Im kontinentalen Mittelmeergebiet S-Anatoliens spiel:<br />

die Kiefer Pinus brutia (nahe P. halepensis) eine größere Rolle.<br />

Oft bildet sie die Baumschicht, während die Hartlaubgewächse<br />

als Macchie in <strong>der</strong> Strauchschicht Vorkommen. Da<br />

Abb. 152.<br />

Hochwüchsige Macchie <strong>und</strong> Gebüschfluren<br />

mit Quercus calliprinos<br />

in Galiläa (Keziv-Park)<br />

mit artenreicher Krautschicht<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .


Bedeutung <strong>der</strong> Sklerophyllie im Wettbewerb 279<br />

Abb. 153.<br />

Korkeichenwald (Quercus suher)<br />

in Südspanien bei Grazalema.<br />

Die Eichen sind frisch entrindet,<br />

die Korkplatten werden gesammelt<br />

<strong>und</strong> zur Verarbeitung dann<br />

abtransportiert. An älteren<br />

Korkeichen kann man etwa alle<br />

10 Jahre Kork gewinnen (phot.<br />

S.-W. <strong>Breckle</strong>).<br />

die Kiefer sich in <strong>der</strong> Macchie aus Lichtmangel nicht regeneriert,<br />

können sich diese Bestände erst nach Waldbränden<br />

verjüngen, was die Gleichaltrigkeit <strong>der</strong> Baumschicht erklärt.<br />

Die im Mittelmeergebiet häufig angepflanzte Pinie (Pinus pim)<br />

hatte ihre natürlichen Standorte wahrscheinlich auf armen<br />

Sandflächen an <strong>der</strong> Küste.<br />

4 Bedeutung <strong>der</strong> Sklerophyllie im Wettbewerb<br />

Wenn man sich für die ökophysiologischen Verhältnisse im<br />

mediterranen Gebiet interessiert, so taucht sofort die Frage<br />

auf, in welchem Ausmaß die Pflanzen von <strong>der</strong> langen Sommerdürre<br />

betroffen werden. Man muß zunächst zwischen<br />

den Sklerophyllen <strong>und</strong> den Malakophyllen, die durch Cistus,<br />

Rosmarinus, Lavandula, Thymus u. a. stark vertreten sind, unterscheiden.<br />

Ferner muß man dabei berücksichtigen, daß die<br />

günstigen Euklimatope heute von Kulturen, zum Beispiel<br />

Wein, eingenommen werden <strong>und</strong> die mediterranen Arten<br />

auf die flachgründigen Standorte zurückgedrängt sind, also<br />

unter relativ ungünstigen Verhältnissen wachsen.<br />

Sofern das anstehende Gestein tief zerklüftet ist, dringen<br />

die reichlichen Winterregen tief ein <strong>und</strong> werden im Boden<br />

gespeichert. In den Felsspalten lassen sich die Wurzeln <strong>der</strong><br />

Holzarten 5 bis 10 m tief verfolgen, bis in Schichten, die<br />

auch im Sommer noch genügend ausnutzbares Wasser enthalten.<br />

Zellsaftuntersuchungen im Laufe <strong>der</strong> ganzen <strong>Vegetation</strong>szeit<br />

ergaben bei den Sklerophyllen, daß <strong>der</strong> potentielle osmotische<br />

Druck während <strong>der</strong> Dürrezeit von etwa 2,1 MPa<br />

um 0,4 bis 0,5 MPa ansteigt, das heißt die Wasserbilanz wird<br />

V .<br />

I Í


280 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze Bedeutung <strong>der</strong> Sklerophyllie im Wettbewerb 281<br />

_ Die Sklerophyllen<br />

sind nur in den Winterregengebieten<br />

sowohl<br />

den nichtsklerophyllen,<br />

eher lauriphyllen immergrünen<br />

Arten, die gegen<br />

Dürre empfindlich sind,<br />

als auch den laubabwerfenden<br />

Bäumen im Wettbewerb<br />

überlegen.<br />

nicht wesentlich gestört <strong>und</strong> die Hydratur des Protoplasi:<br />

wird kaum verringert. Das kann jedoch bei erschvveri<br />

Wasserversorgung nur unter Einschränkung des Gaswe,<br />

sels durch teilweisen Stomataschluß erreicht werden. Tra<br />

spirationsmessungen ergaben, daß an trockenen Standon.<br />

die Wasserabgabe im Sommer etwa drei- bis sechsmal ger<br />

ger ist als an feuchten. An extrem trockenen Standorten<br />

nur kümmerlich wachsenden Exemplaren steigt die Zells.-<br />

konzentration dagegen bis auf 3,0 bis 5,0 MPa an. Man m<br />

aber bedenken, daß auf den Euklimatopen, auf denen df<br />

Wein im Herbst hohe Erträge bringt, die Wasserverhähn:<br />

viel günstiger sind. Eine durch Dürre verursachte Sommeruhe<br />

kam somit bei den ursprünglichen Hartlaubwäldcr<br />

nicht in Frage.<br />

Im Gegensatz zu den hydrostabilen Sklerophyllen sr<br />

die Malakophyllen hydrolabil. Cistus, Thymus <strong>und</strong> Vibum:<br />

tinus zeigen im Sommer Anstiege <strong>der</strong> Zellsaftkonzentrai:<br />

bis auf 4,0 MPa. Zugleich tritt bei ihnen eine starke Redu><br />

tion <strong>der</strong> transpirierenden Fläche ein, indem ein großer T<br />

<strong>der</strong> Blätter abgeworfen wird. Oft verbleiben nur die Kn<br />

pen. Diese Arten wurzeln nicht so tief. Der Lorbeer (Lmr<br />

nobilis), <strong>der</strong> nicht zu den Sklerophyllen gehört, hat im Me.<br />

terrangebiet seinen natürlichen Wuchsort stets im Schallt<br />

o<strong>der</strong> an Nordhängen. Er bildet heute Waldbestände nur.<br />

<strong>der</strong> Nebelstufe <strong>der</strong> Kanaren o<strong>der</strong> eine Macchie im Winit<br />

regengebiet ohne ausgesprochene Sommerdürre (N-Ana'<br />

lien, Katalonien), ebenso verhält sich Prunus laurocerasm.<br />

Die ökologische Bedeutung <strong>der</strong> Sklerophyllie ist wo<br />

darin zu sehen, daß die Hartlaubarten bei guter Wasservt:<br />

sorgung einen regen Gaswechsel betreiben (Zahl <strong>der</strong> Spa;<br />

Öffnungen 400 bis 500 pro mm^), aber bei Wassermant<br />

durch Verschluß <strong>der</strong> Stomata die Wasserverluste stark drtH<br />

sein können. Sie haben dadurch die Fähigkeit, monatelai;<br />

Dürrezeiten unter Aufrechlerhaltung <strong>der</strong> Plasmahydrai'<br />

<strong>und</strong> ohne Verluste an Blattfläche bis zur nächsten Regenzt<br />

zu überdauern, um dann im Herbst sofort wie<strong>der</strong> die Stof-!<br />

Produktion aufnehmen zu können.<br />

Aber die Verhältnisse än<strong>der</strong>n sich sofort, wenn in ck<br />

feuchten Winterregengebieten die Sommer nicht ausgespr,<br />

chen trocken sind o<strong>der</strong> wenn bei typisch mediterranem Kl<br />

ma <strong>der</strong> Standort dauernd feucht ist, zum Beispiel an NorC|<br />

hängen o<strong>der</strong> in Auenwäl<strong>der</strong>n. An ersteren werden dt:<br />

Sklerophyllen zunächst von lorbeerähnlichen immergrüne<br />

Arten <strong>und</strong> dann von laubabwerfenden Bäumen verdräns<br />

An die Stelle von Quercus Hex tritt die sommergrüne Flai<br />

meiche (Qu. pubescens) mit größerem Zuwachs.<br />

In den Auenwäl<strong>der</strong>n des Mittelmeergebietes wachsen<br />

lauhabwerfende Baumarten, wie Populus <strong>und</strong> Alnus-Anen,<br />

"Imus campestris, Platanus orientalis <strong>und</strong> in SW-Anatolien die<br />

•ortiäre Reliktart Liquidambar orientalis. Sobald jedoch die<br />

Flüsse int Sommer versiegen, finden wir keine sommergrünen<br />

Holzarten, son<strong>der</strong>n den immergrünen sklerophyllen<br />

Olean<strong>der</strong> (Nerium Olean<strong>der</strong>).<br />

Genauere Angaben zu 1 liegen nicht vor, doch ist anzunelimen,<br />

daß <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Blattmasse an <strong>der</strong> gesamten<br />

Phytomasse bei den laubabwerfenden Arten günstiger ist als<br />

bei den Sklerophyllen. Hinsichtlich 2 ist das Verhältnis bei<br />

den dünnen sommergrünen Blättern zwei Mal größer als bei<br />

den immergrünen, <strong>und</strong> für 3 zeigen die Messungen, daß die<br />

Intensität <strong>der</strong> Photosynthese bei sommergrünen <strong>und</strong> immergrünen<br />

Blättern, pro Blattflächeneinheit berechnet, keine<br />

großen Unterschiede aufweist. Was 4 anbelangt, so ist das<br />

immergrüne Blatt natürlich günstiger. Zwei Punkte sind somit<br />

zugunsten <strong>der</strong> laubabwerfenden <strong>und</strong> ein Punkt für die<br />

immergrünen Arten.<br />

Genauere Berechnungen ergaben für das feuchte, milde<br />

Klima am Gardasee, wo sowohl Quercus Hex als auch Qu.<br />

pubescens wächst, eine Stoffausbeute in g • g“' Zweiggewicht<br />

von 22,9 für Qu. pubescens gegenüber nur 17,9 für Qu. Hex,<br />

was die Beobachtung <strong>der</strong> größeren Konkurrenzkraft <strong>der</strong><br />

laubabwerfenden Arten unter diesen Klima- <strong>und</strong> Standortsbedingungen<br />

bestätigt. Im selben Klima, aber an steilen<br />

Felswänden, von denen ein großer Teil des Regenwassers<br />

abfließt, so daß <strong>der</strong> Standort im Sommer trocken ist, finden<br />

wir immergrüne Qu. t/ex-Büsche. An solchen Wuchsorten ist<br />

Qu. pubescens nicht konkurrenzfähig.<br />

Dazu kommt, daß an steilen Felshängen Qu. Hex im Winter<br />

vor Kaltluftstau geschützt ist. Denn seine Nordgrenze ist<br />

vor allem durch die Winterkälte bedingt.<br />

Die Sklerophyllie hat natürlich auch Auswirkungen auf<br />

die Bodenbildung, denn <strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong> Blätter mit hohen<br />

Holzanteilen <strong>und</strong> großem Rohfasergehalt verläuft natürlich<br />

langsamer als <strong>der</strong> von malakophyllen Blättern. Die Abbauraten<br />

<strong>der</strong> Blätter sind einerseits abhängig von ihrer mechanischen<br />

Festigkeit, an<strong>der</strong>erseits auch von ihrem Mineralstoffgehalt.<br />

Aschereiche Blätter werden von den<br />

Destruenten im Boden schneller abgebaut.<br />

Im Vergleich mit an<strong>der</strong>en Zonobiomen liegt das Mediterrangebiet<br />

mit den Hartlaubblättern bezüglich <strong>der</strong> Streuprodiiktion<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Akkumulation an Streu (aufgr<strong>und</strong> vermin<strong>der</strong>ter<br />

Abbauraten <strong>der</strong> Destruenten) sozusagen im Mittelfeld<br />

(Abb. 154). Die Streu <strong>der</strong> Nadelhölzer im ZB VIII wird.<br />

^ Die Stoffproduktion<br />

hängt hauptsächlich vom<br />

Assimilathaushalt <strong>der</strong><br />

Pflanzen ab; sie ist um so<br />

größer:<br />

1. je größer <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> Assimilate ist, <strong>der</strong><br />

für die Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> produktiven Blattfläche<br />

verwendet wird,<br />

2. je größer das Verhältnis<br />

Blattfläche/Blatttrockengewicht<br />

ist, das<br />

heißt mit je weniger<br />

Substanz die Blattfläche<br />

aufgebaut wird,<br />

3. je höher die Intensität<br />

<strong>der</strong> Photosynthese ist,<br />

4. je länger die Zeit ist,<br />

während <strong>der</strong> die Blattfläche<br />

COj assimilieren<br />

kann.


282 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Abb. 154.<br />

Streueintraß <strong>und</strong> Streuakkumulation<br />

in verschiedenen Zonobiomen.<br />

Herausgehoben ist das ZB<br />

IV, hier sind einzelne Arten<br />

angegeben (A.f = Adenostoma<br />

fasckulatum: A.g. = Arctostaphylos<br />

glauca: G.v. = Garrya<br />

veatchii: Q.c. = Quercus coccifera:<br />

Q.i. = Qu. Hex: Q.w. = Qu. wislizenii;<br />

S.m. = Salvia mellifera).<br />

Der Bereich einiger an<strong>der</strong>er Zonobiome<br />

ist umgrenzt. K ist die<br />

Abbaurate, wenn man einen<br />

gleichmäßigen negativ exponentiellen<br />

Abbau annimmt (nach<br />

5 6<br />

Streueintrag {t/ha/Jahr)<br />

K = 0,1<br />

natürlich auch aufgr<strong>und</strong> des ungünstigen Klimas mit sehlangen<br />

Wintern, ebenso wie die <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra (ZB IX) not;,<br />

wesentlich langsamer mineralisiert, so daß es dort zu Rohhumusansammlungen<br />

kommt. Im Mittelmeergebiet hält<br />

sich Streueintrag <strong>und</strong> Akkumulation etwa die Waage<br />

während natürlich im ZB I <strong>der</strong> ständige Streueintrag seh:<br />

hoch ist, die Akkumulation aber unbedeutend, dort wird alles<br />

Anfallende laufend umgesetzt (k = 1, Abb. 154).<br />

5 Arides mediterranes Subzonobiom<br />

Kleine aride Gebiete findet man im Ebro-Becken in NE-Spanien<br />

(W alter 1973), wo schon Winterkälte eine Rolle spielt<br />

<strong>und</strong> noch extremer in SE-Spanien (F reitag 1971), dem einzigen<br />

Landzipfel Europas, <strong>der</strong> schon fast zum ZB III gerechnet<br />

werden kann.<br />

Als Beispiel eines größeren Gebietes sei aber Zentralanatolien<br />

erwähnt, das noch ganz dem Winterregengebiet angehört<br />

<strong>und</strong> eine von hohen Randgebirgen umschlossene<br />

zentrale Beckenlandschaft in über 900 m NN darstellt. Die<br />

Gebirge halten einen großen Teil <strong>der</strong> Winternie<strong>der</strong>schläge<br />

ab. Im Mai führt die bereits erhitzte, aber noch feuchte aulsteigende<br />

Luft zu Gewitterbildungen <strong>und</strong> einem Regenmaximiim<br />

(Abb. 155).<br />

Die Gesamtnie<strong>der</strong>schläge liegen unter 350 mm, die Som<br />

merdürre ist sehr ausgeprägt, aber die Monate Dezember bi<<br />

März sind kalt (Minima bis -25 °C), wenn auch von<br />

Tauwetter unterbrochen (ZÖ IV/VII). Unter diesen Verhäh<br />

nissen kann kein Wald wachsen. Die P/««5-Wäl<strong>der</strong> deij<br />

Randgebirge (montan-mediterrane Stufe) gehen über eine


Gebiischzone mit Juniperus, Quercus pubescens, Cistus laurifoli-<br />

;;s. Pyrus elaeagrifolia, Colutea-, Crateagus- <strong>und</strong> Amygdalus<br />

iZwergmandel)-Arten in eine Steppe über. Es ist daher ein<br />

ZÖ IV/VII. Die Steppe ist heute zum größten Teil Ackerland<br />

geworden (Winterweizenanbau als „dry farming"), o<strong>der</strong> sie<br />

wird stark beweidet. Dadurch erfolgt eine Degradation zu einer<br />

Artemisia fragrans-Poa ¿«/¿osfl-Halbwüste mit sehr vielen<br />

Frühlingstherophyten <strong>und</strong> Geophyten.<br />

ln größeren Höhen treten als Dornkugelpolster viele Arten<br />

von Astragalus (Tragacantha) <strong>und</strong> Acantholimon (Plumbaginaceae)<br />

auf, die beson<strong>der</strong>s für die kalten armenisch-iranischen<br />

Hochlän<strong>der</strong> bezeichnend sind.<br />

Ursprünglich herrschte in Zentralanatolien eine krautreiche<br />

Grassteppe (Stipa-Bromus tomentellus-Festuca vallesiaca-<br />

Gesellschaft), die schon an die osteuropäische Steppe (s.<br />

S. 392f.) erinnert, nur daß die Arten mediterrane Elemente<br />

sind. Der Boden weist ein typisches Schwarzerdeprofil auf,<br />

aber mit einem nicht sehr humusreichen A-Horizont (s.<br />

S. 391). Die <strong>Vegetation</strong>szeit in dieser Steppe wird durch die<br />

Winterkälte <strong>und</strong> Sommerdürre auf vier Monate verkürzt.<br />

Sehr wichtig ist dabei das Regenmaximum im Mai.<br />

Die günstigste Jahreszeit ist <strong>der</strong> Frühling. Bereits von Februar<br />

bis März blühen die ersten Geophyten (Crocus, Ornithogalum,<br />

Gagea u. a.). Auf sie folgen, namentlich bei Überweidung,<br />

die vielen kleinen Therophyten, die nur in den<br />

oberen 20 cm wurzeln <strong>und</strong> deswegen bereits bis Juni verschwinden.<br />

Die eigentlichen perennen Steppenarten erreichen<br />

ihr Entwicklungsmaximum im Mai <strong>und</strong> vertrocknen<br />

erst im Juli. Da <strong>der</strong> Boden im Frühjahr genügend Wasser<br />

enthält, ist die Zellsaftkonzentration dieser Arten niedrig<br />

(1,0 bis 1,5 MPa) <strong>und</strong> steigt kurz vor dem Vertrocknen an.<br />

Eine Reihe von Arten, zu denen auch die Dornkugelpolster<br />

gehören, blühen erst während <strong>der</strong> Hauptdürre. Diese Arten<br />

zeichnen sich durch eine tiefgehende Pfahlwurzel aus, so<br />

daß sie aus den tiefen, auch im Sommer noch feuchten Bodenhorizonten<br />

Wasser entnehmen können. Beim Kameldorn<br />

(Alhagi) wurde bei einer 30 Monate alten Pflanze schon<br />

Arides mediterranes Subzonobiom 283<br />

Abb. 155.<br />

Klimadiagramm von Ankara,<br />

arid-mediterran. Homoklimate<br />

sind Eriwan (Hocharmenien)<br />

<strong>und</strong> Taschkent (Mittelasien, etwas<br />

tiefer gelegen <strong>und</strong> wärmer).<br />

Ankara (895 m)<br />

[25]<br />

Eriwan (984 m)<br />

11,7° 341 11,2° 301<br />

Taschkent (479 m)<br />

13,2° 348<br />

[35 - 56]


284 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

eine Wurzeltiefe von 7,65 m gemessen. Die Zellsaftkonzei.<br />

tration liegt ebenfalls unter 1,5 MPa.<br />

Die Randzonen <strong>der</strong> mediterranen Steppengebiete gehören<br />

zu den beson<strong>der</strong>s früh durch den Menschen besiede ■<br />

ten Gegenden <strong>und</strong> sind die Wiege <strong>der</strong> menschlidien Kultur<br />

Das gilt nicht nur für die Hethiter in Anatolien, sondcn<br />

auch für das Gebiet des „Fruchtbaren Halbmonds", das heilr<br />

für die Gebirgshänge, die Mesopotamien von Westen, Norden<br />

<strong>und</strong> Osten umgeben. Hier (Jericho, Beidha, Jarmo) har<br />

man die ältesten Spuren des Getreidebaus gef<strong>und</strong>en, für dt<br />

die Steppe beson<strong>der</strong>s günstig ist. Zugleich war in dieser ein.<br />

Viehhaltung möglich. Der benachbarte Wald diente Jagdzwecken<br />

<strong>und</strong> lieferte Holz. In diesen Ursiedlungsgebietcn<br />

hat <strong>der</strong> Mensch in den verflossenen Jahrtausenden di.<br />

natürliche <strong>Vegetation</strong> beson<strong>der</strong>s gründlich zerstört <strong>und</strong> zum<br />

Teil früher fruchtbare Gebiete in Wüsten umgewandcli.<br />

Durch die einsetzende Bodenerosion sind viele „bad lande<br />

entstanden, in denen je<strong>der</strong> Pflanzenwuchs fehlt.<br />

Auf die sehr verschiedenen Zonoökotone im Norden des<br />

sehr weit sich in West-Ost-Richtung erstreckenden mediterranen<br />

Gebiets kann nicht näher eingegangen werden.<br />

6 Kalifornien <strong>und</strong> Nachbarregionen<br />

Abb. 156.<br />

Klimadiagramme von Stationen<br />

an <strong>der</strong> pazifischen Küste N-<br />

Amerikas (von N nach S) im Gebiet<br />

des Nadelwaldes, <strong>der</strong> Hartlaubvegetation<br />

<strong>und</strong> des<br />

Übergangsgebietes zur Wüste.<br />

Dieses Gebiet wird im Westen von N-Amerika durch die Gebirgsketten<br />

(Kaskaden, Sierra Nevada) auf einen schmalen<br />

Streifen an <strong>der</strong> pazifischen Küste beschränkt. Das Winterregengebiet<br />

erstreckt sich an <strong>der</strong> Westküste von Brit. Kolumbien<br />

bis nach Nie<strong>der</strong>kalifornien, aber im Norden sind die<br />

Nie<strong>der</strong>schläge so hoch <strong>und</strong> die Sommerdürre so kurz, daß es<br />

sich um artenreiche hygrophile bis mesophile Nadelwäl<strong>der</strong><br />

handelt, die schon als Zonoökolon IV/V zu betrachten sind<br />

(Barbour £r Major 1977).<br />

Nur Mittel- <strong>und</strong> S-Kallfornien sind ein Hartlaubgebiet,<br />

während Nie<strong>der</strong>kalifornien schon zu arid ist (Abb. 156, 157),<br />

Vancouver {8 m)<br />

(10-15) 10,0° 1050<br />

Pasadena (263 m)<br />

[37 - 46] Calif. 16,8° 484<br />

San Diego (6 m)<br />

[72 - 97] Calif.<br />

16,4° 259


Das kalifornische Zonobiom IV entspricht <strong>der</strong> eigentlichen<br />

mediterranen kalifornischen Florenprovinz, die sehr artenreich<br />

ist (Tab. 18, S. 270). Da die heutige westamerikanische<br />

Flora noch weitgehend <strong>der</strong> pliozänen ähnelt, also keine Verarmung<br />

im Pleistozän eintrat, sind alle Pflanzengesellschaften<br />

sehr artenreich; Gattungen wie Quercus, Arbutus u. a. sind<br />

durch eine große Zahl von Arten vertreten, dazu kommen<br />

viele Gattungen, die in Europa fehlen, zum Beispiel die wichtige<br />

Gattung Ceanothus (Rhamnaceae) mit 40 Arten; von Arcmtaphylos<br />

sind 45 strauchförmige Arten vorhanden. Eine<br />

Leiiart ist die Rosacee Adenostoma fasciculatum („Chamise")<br />

mit nadelförmigen Blättern. Die Verbreitung dieses Strauches<br />

gibt die Ausdehnung des Hartlaubgebiets wie<strong>der</strong>.<br />

Ökologisch genauer untersucht wurde eine seit 40 Jahren<br />

geschützte Fläche eines Adenostoma-QaaYianaXs bei San Diego<br />

im Gebirge (458 bis 1678 m NN) südlich <strong>der</strong> Mojave-Wüste<br />

von Mooney <strong>und</strong> Parsons (in Castri & Mooney 1973).<br />

Die Kiimadaten <strong>der</strong> Station in 815 m NN sind folgende: Mittlere<br />

Jahrestemperatur 14,3 °C, abs. Maximum 42,5 °C, abs.<br />

Minimum -7,8 °C, Frost kann Vorkommen von<br />

Oktober bis Mai; Jahresregenmenge im Mittel 670<br />

mm vorwiegend im Dezember bis März; Evaporation<br />

1625 mm im Jahr, vorwiegend in den vier<br />

heißen Sommermonaten. Der Boden kann in<br />

schlechten Regenjahren bis 1,2 m tief austrocknen,<br />

darunter ist er immer feucht.<br />

Brände nach Blitzschlag sind häufig, dabei erreicht<br />

die Temperatur <strong>der</strong> Flamme 1100 °C, an <strong>der</strong><br />

Bodenoberfläche 650 °C <strong>und</strong> in 5 cm Tiefe 180 bis<br />

290 °C. Adenostoma treibt zu über 50 % selbst<br />

während <strong>der</strong> Dürrezeit, oft in 10 Tagen nach dem<br />

Brand aus <strong>und</strong> bildet in 30 Tagen 25 cm lange<br />

Triebe. Von Quercus agrifolia <strong>und</strong> Rhus laurina<br />

schlagen alle Pflanzen aus. Adenostoma erreicht die größte<br />

Deckung 22 bis 40 Jahre nach einem Brand, nach 60 Jahren<br />

hört das Wachstum fast auf. Die Verjüngung des Bestandes<br />

erfolgt nach einem neuen Brand. Etwa 50 % <strong>der</strong> Straucharten<br />

verjüngen sich durch Austreiben, die an<strong>der</strong>en durch Samen.<br />

Etwa 20 Jahre nach einem Brand ist <strong>der</strong> Bestand wie<strong>der</strong><br />

geschlossen. In den ersten Jahren nach dem Brand<br />

erfolgt eine starke Bodenerosion an Steilhängen. Die oberirdische<br />

Phytomasse erreicht 50 t- ha“', die unterirdische dürfte<br />

doppelt so groß sein. Die oberirdische Nettoproduktion<br />

beträgt in einem Jahr etwa 1 t-ha“' in jungen Beständen<br />

<strong>und</strong> nimmt mit dem Alter ab. Die Sträucher sind normalerweise<br />

das ganze Jahr photosynthetisch aktiv.<br />

Kalifornien <strong>und</strong> Nachbarregionen 285<br />

^ Das Nord-Süd-Gefälle<br />

bedingt, daß immergrüne<br />

sklerophylle Eichenwäl<strong>der</strong><br />

nur im nördlichen Teil des<br />

kalifornischen Hartlaubgebiets<br />

Vorkommen, zum<br />

Teil sogar gemischt mit<br />

laubabwerfenden Arten,<br />

während im südlichen Teil<br />

eine Gebüschformation<br />

vorherrscht, die als Chaparral<br />

bezeichnet wird.<br />

Sie entspricht <strong>der</strong> mediterranen<br />

Macchie.<br />

Sagehen Creek (1931 m)<br />

116-10] 47° 912 mm<br />

200<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Abb. 157.<br />

Klimadiagramm von Sagehen<br />

Creek auf <strong>der</strong> Passhöhe<br />

(1931 m NN) <strong>der</strong> Sierra Nevada<br />

vor Reno. Die kleine Spitze <strong>der</strong><br />

Regenkurve im August kommt<br />

durch Sommergewitter zustande.<br />

Absolutes Temperaturmaximum<br />

34,4 °C, -minimum -33,9 °C<br />

(aus W I l t e r 1990).


286 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Im Frühjahr entwickelt sich eine sehr reiche Ephemere<br />

<strong>Vegetation</strong>. Einige von diesen Arten keimen nur nach eine<br />

Brand. Adenostoma dominiert an Südhängen, dagegt<br />

wächst in den dichteren Beständen <strong>der</strong> Nordhänge Quedumosa.<br />

Der unmittelbar an das Meer grenzende Küstenstreib<br />

Kaliforniens nördlich des 36. Breitengrades gehört nicht zi<br />

Hartlaubzone, weil die durch den kalten Meeresstrom bt<br />

dingten Nebel die Sommerzeit kühl <strong>und</strong> feucht gestalter<br />

<strong>und</strong> den hygrophilen nördlichen Baumarten das Wachstur<br />

ermöglichen.<br />

Der Chaparral ist im Gegensatz zur Macchie eine natiir<br />

liehe zonale <strong>Vegetation</strong>, die den relativ geringen Wintern:,<br />

<strong>der</strong>schlägen von 500 mm entspricht. Zwar sind auch h;,<br />

Brände sehr häufig; aber diese Brände waren bereits vor di<br />

Eingriffen des Menschen ein natürlicher Faktor. Genaur<br />

Statistiken <strong>der</strong> „National-Forest"-Verwaltung haben gezdg<br />

daß Brände durch Blitzschlag im Chaparral-Gebiet äußere<br />

deutlich häufig entstehen, so daß bei Gewittern ein stän.;<br />

ger Brandwachdienst notwendig ist. Man hat festgestei<br />

daß Brände, die sich etwa alle zwölf Jahre wie<strong>der</strong>holen, dt<br />

Chaparral nicht verän<strong>der</strong>n, da die Sträucher immer wied-,<br />

ausschlagen. Bleiben die Brände sehr lange aus, dann drir.-<br />

gen Arten wie Prunus ilicifolia <strong>und</strong> Rhamnus crocea ein. Fo„<br />

nach einem Brand in zwei Jahren erneut einer, so werde<br />

die Sämlinge <strong>der</strong> Straucharten, die nach Brand nicht au><br />

schlagen, abgetötet <strong>und</strong> damit die Holzpflanzen zurückp<br />

drängt.<br />

Die Wurzelsysteme <strong>der</strong> Hartlaubarten dringen sehr tief;'<br />

den Boden ein, weil dessen oberster Meter im Sommer mei»<br />

ganz austrocknet. Die maximalen Tiefen <strong>der</strong> Wurzeln h<br />

weit in die Felsspalten betragen 4 bis 8,5 m (genauere Angaben<br />

mit Wurzelsystemprofilen findet man bei Kummero<br />

1981). Eine gewisse Wasseraufnahme ist deshalb im Soir.<br />

mer möglich.<br />

Man erkennt das daran, daß nach einem Brand im Hoeb<br />

Sommer die Sträucher sehr bald austreiben; nach dem Velust<br />

<strong>der</strong> transpirierenden Oberfläche genügt schon eine jv<br />

ringe Wasseraufnahme, um die Knospen zum Wachsen r,<br />

bringen. Die Herbstregen wirken sich nicht direkt aus. I-<br />

dauert über einen Monat, bis das Wasser in eine Tiefe vc:<br />

1 m gelangt. Inzwischen fällt die Temperatur so stark, ds<br />

die Sprosse nicht mehr wachsen. Der Höhepunkt <strong>der</strong> E:<br />

Wicklung ist im April, wenn bei guter Wasserversorgung ds<br />

Temperatur ansteigt. Die alten immergrünen Blätter assin'<br />

lieren bis ins Frühjahr hinein. Sie fallen erst im Juni at


wenn die jungen voll funktionsfähig werden. Fast alle Arten<br />

Jes Chaparrals besitzen eine Mykorrhiza. Die Ceanothus-Ar-<br />

¡eii hingegen bilden Knöllchen, die Stickstoff assimilieren.<br />

Eine sehr ausführliche <strong>Vegetation</strong>smonographie mit vielen<br />

Ökologischen Angaben erschien von B arbour & M ajor<br />

|I977).<br />

Immergrüne Eichenhartlaubwäl<strong>der</strong> findet man in N-<br />

,Amerika außerdem als montane Stufe in den Gebirgen Südiind<br />

Mittelarizonas über <strong>der</strong> Kakteenwüste in 1200 bis<br />

1900 m Höhe. Es ist die Encinal-Stufe, die sich auf Gr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> verschiedenen Quercus-Artm in eine untere <strong>und</strong> obere<br />

glie<strong>der</strong>t. Letztere wird von <strong>der</strong> Pinus pon<strong>der</strong>osa-Stuie abjielöst.<br />

Die Chaparral-Arten (Arbutus, Arctostaphylos, Ceano-<br />

:lnis/ kommen als Strauchschicht unter <strong>der</strong> Baumschicht vor.<br />

Obgleich es in Arizona zwei Regenzeiten gibt, erinnert die<br />

<strong>Vegetation</strong> sehr stark an die in Kalifornien, doch sind die<br />

Hartlatibwäl<strong>der</strong> in den Gebirgen viel besser ausgebildet <strong>und</strong><br />

noch urwüchsig. Die Sommergewilter ergänzen die geringen<br />

Winternie<strong>der</strong>schläge. Trotzdem ist die Sommerdürre sehr<br />

ausgeprägt.<br />

Östlich <strong>der</strong> Sierra Nevada, im Staate Nevada, nehmen die<br />

iVinternie<strong>der</strong>schläge bis auf 150 bis 250 mm ab.<br />

Die kalte Jahreszeit dauert in 1300 m Höhe sechs bis sieben<br />

Monate. Das zeigt das Klimadiagramm von Sagehen<br />

Creek (Abb. 157) auf <strong>der</strong> Passhöhe mit noch relativ hohen<br />

Nie<strong>der</strong>schlägen <strong>und</strong> einer Wald- sowie Moorvegetation.<br />

Reno (Abb. 158) liegt bereits im Windschatten. Dort hält<br />

sich nur noch eine Artemisia tridentata-lleAhywüsie, die als<br />

.Sagebrush" bezeichnet wird. Wie stark in diesem Gebiet die<br />

Nic<strong>der</strong>schlagshöhe vom Relief abhängt, geht aus Abb. 159<br />

hervor. Die ArfeniKifl-Halbwüste nimmt riesige Flächen in<br />

Nevada <strong>und</strong> Utah sowie in den angrenzenden Staaten ein.<br />

Sie löst die südliche Coleogyne- <strong>und</strong> Lurrea-Halbwüste in dem<br />

kalten Klima ab. Artemisia bevorzugt die schweren Böden<br />

<strong>der</strong> Beckenlandschaften <strong>und</strong> wird auf den Erhebungen von<br />

dem „Pinyon" abgelöst. Das sind sehr lichte niedrige Pinus<br />

Konophylla- o<strong>der</strong> P. edulis-Jutiiperus-Baumümen, zu denen<br />

einige kälteresistente Chaparral-Arten gehören. In den Ge-<br />

Kalifornien <strong>und</strong> Nachbarregionen 287<br />

Abb. 158.<br />

Klimadiagramme aus dem Sagebrush-Gebiet<br />

(Artemisia tridenlata-Halbwüste):<br />

Reno, Winnemuca<br />

<strong>und</strong> Salt Lake City (bereits<br />

Übergang zu Grasland).<br />

Reno (1340 m) W innem ucca (1306 m)<br />

[60]Nev. 10,3° 180 [6 9-61] Nev. 8,4° 214<br />

Salt Lake City (1300 m)<br />

[1 9 -5 7 ] Utah 10,6° 414


288 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Abb. 159.<br />

Die Abhängigkeit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagshöhe<br />

(oben) vom Relief<br />

(unten), gezeigt an einem W-E-<br />

Profil durch den westlichen Teil<br />

Nordamerikas auf etwa dem<br />

38°N (aus <strong>Walter</strong> I960).<br />

birgen bei etwa 2000 m Höhe beginnen die eigentlichen Nh<br />

delwäl<strong>der</strong> mit Pinus flexilis <strong>und</strong> P. albicaulis, während weiter<br />

im Osten Pinus pon<strong>der</strong>osa auftritt, die höher von Pseudotsm<strong>und</strong><br />

Abies concolor abgelöst wird, wogegen Picea engelmamt:<br />

<strong>und</strong> Abies lasiocarpa die Baumgrenze in über 3000 m Höhl<br />

bilden. Die trockenen Südhänge bleiben oft unbewaldet, so<br />

daß Artemisia bis zur alpinen Stufe hinaufreicht; doch kan:<br />

die Höhenstufenfolge räumlich sehr stark wechseln. Auch<br />

spielt die Espe (Populus tremuloides) mit ausgedehnten Klon<br />

Wurzelschößlingen auf wasserzügigen Böden eine größt<br />

Rolle.<br />

Artemisia tridentata (sagebrush) ist ein 1,5 bis 2 m hohe:<br />

Halbstrauch, <strong>der</strong> 25 bis 50 Jahre alt wird. Die Pfahlwunt!<br />

dringt bis zu 3 m tief in den Boden ein. Von ihr gehen flachtind<br />

weitstreichende Seitenwurzeln ab. Die Wasserversor<br />

gung ist im Frühjahr nach <strong>der</strong> Schneeschmelze gut. Die Zellsaftkonzentration<br />

ist dann mit 1,0 bis 1,5 MPa sehr niedrii;<br />

Sie steigt bald auf 2,0 bis 3,5 MPa an. Bei akutem Wasser<br />

mangel im Sommer kann sie 7,0 MPa erreichen, ln diesen:<br />

Stadium werden, wie bei allen Malakophyllen, die älteren<br />

Blätter abgeworfen.<br />

Die Sagebrush-Halbwüste ist an braune Halbwüstenboden,<br />

die frei von Salzen sind, geb<strong>und</strong>en. Artemisia tridentcit<br />

ist die dominante Art. Als Begleiter findet man häufig <strong>der</strong><br />

Zwergstrauch Chrysothamnus (Asteraceae). Das Gebiet gehör:<br />

zum ariden ZB VII a. In dem ariden Klima sind jedoch die<br />

abflußlosen Senken stets verbrackt. Es handelt sich um Sal.<br />

pfannen <strong>und</strong> Salzseen als Reste sehr viel größerer pleistoza<br />

ner Seen, zum Beispiel des Lake Bonneville, dessen Spiege<br />

310 m über dem des heutigen Großen Salzsees <strong>und</strong> dr<br />

anschließenden sehr ausgedehnten vegetationslosen Sal<br />

wüste in Utah lag. Die Fläche des Lake Bonneville betn:<br />

32 000 km^ bei einer maximalen Länge von 586 km un.<br />

Breite von 233 km. Die heutige Salzwüste erstreckt sich übt<br />

161 km Länge <strong>und</strong> 80 km Breite. Beim Hochstand des WaH<br />

serspiegels von 1906 waren die entsprechenden Zahlen ft,


den Salzsee 120 <strong>und</strong> 56 km. Seine Konturen schwanken<br />

stark, die mittlere Tiefe beträgt wenig über 5 m, <strong>der</strong> Salzgehalt<br />

liegt zwischen 13,7 % <strong>und</strong> 27,7 %. Etwa 80 % <strong>der</strong> Salze<br />

entfallen auf NaCl, die übrigen 20 % auf MgCl2 , Na2 S0 4 ,<br />

K,S0 4 , MgS0 4 u. a. Um die Salzflächen herum treten Halophyten<br />

auf.<br />

Die Halophyten sind mit Ausnahme des absalzenden Grases<br />

(Distichlis) alles Chenopodiaceen. Die Gesamtfläche ist ein<br />

riesiges Halobiom mit Biogeozön- Komplexen. Auch diese<br />

Abfolge entspricht weitgehend <strong>der</strong> Zonierung von Halophytentypen,<br />

wie sie in Zentralasien auftritt.<br />

Das Klima von Utah erinnert an das von Ankara. Das<br />

starke Vorherrschen von Artemisia ist in Anatolien die Folge<br />

von Überweidung; früher waren Gräser (Agropyron-, Stipa<strong>und</strong><br />

Festuca-Arten) verbreitet.<br />

7 Mittelchilenisches Winterregengebiet mit den<br />

Zonoökotonen<br />

Der Staat Chile bildet einen etwa 200 km breiten Streifen,<br />

<strong>der</strong> sich am Westfuß <strong>der</strong> Hochanden von 18 bis 57°S über<br />

4300 km erstreckt <strong>und</strong> alle Übergänge zeigt, von <strong>der</strong> regenlosen<br />

subtropischen Wüste im Norden über ein Hartlaubgebiet<br />

zu den sehr feuchten temperierten <strong>und</strong> subarktischen<br />

Wäl<strong>der</strong>n im Süden. Winterregen herrschen vor (Abb. 160).<br />

Der kalte Humboldtstrom, <strong>der</strong> die ganze Küste bespült, mil<strong>der</strong>t<br />

die Sommerdürre, so daß die Temperaturen gegenüber<br />

Kalifornien niedriger sind; die Jahrestemperatur von Pasadena<br />

auf dem 34° N ist zum Beispiel 16,8 °C, von Santiago<br />

auf dem 33° S dagegen nur 13,9 °C. Einen Vergleich des Klimas<br />

bei<strong>der</strong> Gebiete hat Castri (1973) durchgeführt.<br />

Da Chile zur Neotropis gehört, sind die floristischen Verhältnisse<br />

von denen im Mittelmeergebiet <strong>und</strong> in Kalifornien<br />

völlig verschieden (s. S. 284). Nur die Kulturlandschaft ist<br />

sehr ähnlich. Es werden dieselben Arten angebaut <strong>und</strong> in<br />

den Gärten kultiviert.<br />

Das Hartlaubgebiet nimmt den mittleren Teil von Chile<br />

ein <strong>und</strong> schließt an die ariden Gebiete im Norden an. Es ist<br />

ebenfalls nur in Resten vorhanden.<br />

Es seien genannt die bei Berührung Hautausschlag <strong>und</strong><br />

Fieber erzeugende Lithraea caustica (Anacardiaceae), <strong>der</strong> Seilenrindenbaum<br />

Quillaja saponaria (Rosaceae), Peumus boldus<br />

(Monimiaceae) o<strong>der</strong> die feuchte Schluchten bevorzugenden<br />

Lauraceen Cryptocarya <strong>und</strong> Beilschmiedia. Dazu kommen eine<br />

Reihe strauchiger Arten, ln einem eng begrenzten Gebiet<br />

nordöstlich von Valparaiso wächst die endemische Palme Ju-<br />

Mittelchilenisches Winterregengebiet 289<br />

^ Die Zonierung am<br />

Großen Salzsee in Utah ist<br />

sehr ausgeprägt:<br />

Am inneren Rand wachsen<br />

die Hygrohalophyten<br />

A l l e n r o l f e a <strong>und</strong> S a l i c o r -<br />

n i a , es folgen S u a e d a <strong>und</strong><br />

D i s t i c h l i s ; weitere breite<br />

Zonen werden von dem<br />

an Gr<strong>und</strong>wasser geb<strong>und</strong>enen<br />

S a r c o b a t u s <strong>und</strong> dem<br />

Xero-Halophyten A t r i p l e x<br />

c o n f e r t i f o l i a gebildet,<br />

während gewisse K o c h i a -<br />

Arten <strong>und</strong> C e r a t o i d e s<br />

( E u r o t i a ) l a n a t a schon<br />

zur nicht halophilen A r t e ­<br />

m i s i a t r i d e n t a t a - Z o n e<br />

überleiten<br />

_ Die typische <strong>Vegetation</strong><br />

Mittelchiles stellt ein<br />

10 bis 15 m hohes Gehölz<br />

dar, <strong>der</strong> Matorral, mit<br />

xerophytischen Hartlaubarten.<br />

'


290 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

^1 1<br />

| - t ^<br />

I<br />

Abb. 160.<br />

Klimadiagrammkarte von Chile<br />

mit <strong>Vegetation</strong>szonen (nach<br />

ScH M iTH ü SEN 1956). 1 nördliche<br />

Hochanden, 2 Wiistengebiet<br />

(Atacama s.i.), 3 Zwergstrauch<br />

<strong>und</strong> xerophytisches Strauchgebiet,<br />

4 Hartlaubgebiet (Matorral<br />

<strong>und</strong> Espinal), 5 sommergrüner<br />

Wald, 6 immergrüne Regenwäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> gemäßigten Zone<br />

(Valdivianischer Regenwald),<br />

7 t<strong>und</strong>raähnilche <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong><br />

kalten Zone, 8 subantarktischer<br />

sommergrüner Wald, 9 patagonische<br />

Steppe, 10 südliche<br />

Anden.<br />

0 1 0 3 ■ 5 ■ 7<br />

0 2 ■ 4 ■ 6 ■ s<br />

I 9<br />

I 10<br />

I


Mittelchilenisches Winterregengebiet 291<br />

hit’rt chilensis. An trockenen felsigen Standorten findfi<br />

man Säulenkakteen (Trichocereus) (Abb. 161) <strong>und</strong><br />

die großen Puya-Anen (Bromeliaceae), zusammen<br />

mil den dornigen Rhamnaceen Colletia <strong>und</strong> Trevoa.<br />

Äußerlich sehen die Hartlaubarten Kaliforniens,<br />

Chiles <strong>und</strong> Australiens zwar ähnlich aus, es gibt aber<br />

beträchtliche Unterschiede beispielsweise bei den<br />

Fruchtformen, wie Tab. 19 zeigt. Danach gibt es beson<strong>der</strong>s<br />

viele Arten mit Fruchtfortsätzen, mit Dornen<br />

o<strong>der</strong> Haken in Australien <strong>und</strong> fast die Hälfte <strong>der</strong><br />

.Arten weist kleine Trockenfrüchte auf, während in<br />

Chile <strong>und</strong> Kalifornien auch viele Arten große <strong>und</strong><br />

fleischige Früchte besitzen. Auch die Farbe <strong>der</strong> fleischigen<br />

Früchte unterscheidet sich deutlich, dies läßt<br />

Rückschlüsse auf die fruchtverbreitenden Tiere zu.<br />

Das eigentliche Matorral-Gebiet ist flächenmäßig<br />

sehr klein, denn die Anden fallen auf chilenischer<br />

Seite sehr steil ab. Der 7000 m hohe Aconcagua ist<br />

nur etwa 100 km von <strong>der</strong> Meeresküste entfernt. Im<br />

Gebirge herrschen Schuttgesellschaften vor, die Höhenstufen<br />

sind schwer zu erkennen. Die Hartlaubvegetation geht Landschaft bei Santiago (Chile).<br />

Abb. 161.<br />

nur bis etwa 1500 m hinauf (Abb. 162). Strauchgesellschaften<br />

leiten zur alpinen Stufe über, wobei stellenweise die Na­<br />

Reste <strong>der</strong> Hartlaubvegetation.<br />

Vorne auf felsigem Boden<br />

blühen<strong>der</strong> Trichocereus. Im Tal<br />

delholzart Austrocedrus (Libocedrus) chilensis auftritt. Weit verbreitet<br />

sind alpine Schuttstauer, wie Tropaeolum-Arten, elle mediterrane Arten (Avena<br />

Die Gräser sind adventive annuu<br />

.<br />

Sclüzanthus (eine Solanacee mit zygomorphen Blüten) sowie a.) (phot. E . W a l t e r ) .<br />

Amaryllidaceen (Alstroemeria, Hippeastrum) <strong>und</strong> Calceolaria-Arten.<br />

Für die obere alpine Stufe sind Flachpolsterpflanzen<br />

[Azorella <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Apiaceen) bezeichnend.<br />

Tab. 19. Fruchtformen <strong>der</strong> mediterranen Flora in Mittelchile, Kalifornien <strong>und</strong><br />

Australien sowie prozentuale Verteilung <strong>der</strong> Fruchtfarben <strong>der</strong> fleischigen<br />

Früchte<br />

Chile Kalifornien Australien<br />

Kleine, fleischige Früchte 34,2 % 29,1 % 12,1 %<br />

Kleine, trockene Früchte 19,8 % 43,7 % 45,0 %<br />

Große Früchte (> 15 mm) 14,4 % 5,3 % 0<br />

Anemochore (zum Beispiel geflügelte Früchte) 29,7 % 19,4 % 23,6 %<br />

Sonstige (mit Arillus, Haken, Dornen etc.) 1,8 % 1,5 % 19,3 %<br />

Färbung fleischiger Früchte:<br />

schwarz/violett 48 % 27 %<br />

rot 16 % 43 %<br />

grün 12 % 2 %<br />

sonstige 24 % 28 %<br />

nach Hoffmann & A rmesto 1995


292 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Abb. 162.<br />

West-Ost-Transekt durch Mittel-<br />

Chile mit Angabe <strong>der</strong> wichtigsten<br />

<strong>Vegetation</strong>sformationen bis<br />

zu den Anden (nach R u n d e l<br />

1982).<br />

Die Arten in diesen Höhenstufen des Orobioms, aberauc<br />

südlich <strong>der</strong> Hartlaubzone sind schon antarktische Elemente<br />

zu denen auch die baumförmigen Nothofagus-Arien gehören.<br />

Südlich von Concepcion beginnt bei abnehmen<strong>der</strong> Sommerdürre<br />

<strong>der</strong> in den kühlen Wintermonaten das Laub abwerlende<br />

Wald mit Nothofagus obliqua (Zonoökoton IV/V), <strong>der</strong> noch<br />

weiter südlich bei Nie<strong>der</strong>schlägen über 2000 bis 3000 mm ii,<br />

das ZB V des immergrünen valdivianischen temperierten Regenwalds<br />

übergeht (Q uintanilla 1974). Er steht dem tropischen<br />

an Üppigkeit kaum nach, <strong>und</strong> die stehende Holzmasse<br />

dürfte noch größer sein. Die Holzarten sind zum Teil neotropische<br />

Elemente, auch Bambuseen (Chusquea) spielen eine<br />

große Rolle; zum Teil sind es bereits antarktische Elemente<br />

wie <strong>der</strong> immergrüne Nothofagus dombeyi. Auch sehr altertümliche<br />

Coniferen sind vertreten, insbeson<strong>der</strong>e in montanen<br />

Lagen. Außer Austrocedrus <strong>und</strong> Podocarpus-Arien sind Saxegethea,<br />

Fitzroya, Araucaria araucana (= A. imbricata) unu Pilgerodendron<br />

uviferum zu nennen. Im Unterwuchs kommen zahlreiche<br />

Sträucher vor, so z. B. Weinmannia <strong>und</strong> Caldclmk<br />

(Cunoniac.), Raphithamnus (Verben.), Ugni (Myrt.), CoriarL<br />

u.a. Bei dem sehr feuchten <strong>und</strong> kühlen, jedoch frostfreien<br />

Klima geht dieser immergrüne Wald in den magellauischen<br />

über, <strong>der</strong> sich fast bis zur Südspitze des Kontinents erstreckt<br />

er wird dabei immer artenärmer <strong>und</strong> niedriger, schließlich<br />

nur noch 6 bis 8 m hoch. Alle westlich vorgelagerten Inseln<br />

sind von Polstermooren überzogen (Sphagnum kommt vor,<br />

spielt aber keine Rolle). Diese <strong>Vegetation</strong> steht floristisch <strong>der</strong><br />

auf den antarktischen Inseln nahe. Ähnliche antarktische<br />

Elemente findet man auf Neuseeland wie auch auf den Bergen<br />

Tasmaniens, ein Zeichen, daß diese Gebiete früher über<br />

den Antarktischen Kontinent in direkter Verbindung miteinan<strong>der</strong><br />

standen. Die Moore kann man als antarktische T<strong>und</strong>ra<br />

bezeichnen (ZB IX).


Das Kapland in Südafrika 293<br />

g Das Kapland in Südafrika<br />

Das südafrikanische Winterregengebiet ist auf die äußerste<br />

Südvvestspitze von Afrika beschränkt, umfaßt aber trotzdem<br />

fin ganzes Florenreich - die Capensis. Der Artenreichtum in<br />

diesem kleinen Gebiet ist ganz außergewöhnlich. Allein im<br />

Jonkershoek-Schutzgebiet wurden auf 2000 ha etwa 2000 Arten<br />

festgestellt, ebenso auf <strong>der</strong> 50 km langen Strecke vom Tafelberg<br />

bis zum Kap <strong>der</strong> Guten Hoffnung. Die Gattung Erica<br />

umfaßt 600 Arten, Restio (Restionaceae) 108 Arten, Muraltia<br />

(Polygalaceae) 115 Arten, Cliffortia (Rosaceae) 117 Arten, Prom<br />

etwa 100 Arten. Die Proteaceen spielen unter den Hartlaubgewächsen<br />

eine beson<strong>der</strong>s wichtige Rolle. Diese Familie<br />

¡st sonst nur noch in Australien stark vertreten, aber durch<br />

eine an<strong>der</strong>e Unterfamilie; wenige Gattungen kommen außerdem<br />

noch in Südamerika vor.<br />

Unter unseren Zimmerpflanzen stammen viele vom Kap<br />

(Pelargonium, Zantedeschia = Calla, Amaryllis, Clivia u. a.) Das<br />

Klimadiagramm von Kapstadt entspricht dem von Tanger;<br />

nur sind die Jahresnie<strong>der</strong>schläge um 260 mm niedriger; <strong>der</strong><br />

Sommer jedoch etwas weniger trocken (Abb. 163).<br />

Auch <strong>der</strong> Fynbos weist, wie <strong>der</strong> Matorral, nur eine sehr<br />

kleine Fläche auf. Die einzige Baumart Leucadendron argenteum<br />

(Silberbaum) hat ein sehr kleines Verbreitungsgebiet an<br />

den feuchten Hängen des Tafelberges unter 500 m NN. In<br />

feuchten Schluchten kommen waldartige Bestände vor; es<br />

handelt sich jedoch um die letzten Ausläufer <strong>der</strong> feuchten,<br />

temperierten Wäl<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Südostküste Afrikas (ZB V). Die<br />

Blätter von Protea sind zum Teil sehr groß; sie haben wenig<br />

mechanisches Gewebe, aber eine dicke Kutikula <strong>und</strong> sind<br />

deshalb hart. Die Wasserbilanz <strong>der</strong> Proteaceen-Sträitcher ist,<br />

wie bei allen Hartlaubgewächsen, ausgeglichen, das heißt<br />

die Zellsaftkonzentration zeigt im Laufe des Jahres nur geringe<br />

Schwankungen. Der Boden dürfte auch im Sommer in<br />

Die Hartlaubvegetation<br />

des Kaplandes wird als<br />

Fynbos bezeichnet. Es Ist<br />

ein 1 bis 4 m hohes<br />

macchieähnliches Proteaceengebüsch.<br />

A b b . 163.<br />

Klimadiagramme aus Südafrika:<br />

Typisches Hartlaubgebiet,<br />

feuchtes montanes Klima (nebelreich),<br />

Übergangsgebiet <strong>und</strong><br />

typische Karroo.


294 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

den durchwurzelten tieferen Schichten immer ausnulzban<br />

Wasser enthalten. Die Böden im Kapland sind sauer unc<br />

sehr mineralstoffarm, was den Proteaceen <strong>und</strong> Ericaui<br />

(mit obligater Mycorrhiza) beson<strong>der</strong>s ziisagt.<br />

Der wichtigste ökologische Faktor ist das Feuer. Nach ■. .<br />

nem Brand erscheinen im ersten Jahr unzählige Geophyu<br />

{Gladiolus, Watsonia u. a.), an denen die Kapflora sehr rtii<br />

ist (etwa 350 Arten), dann folgen krautige Arten, zusammer<br />

mit Zwergsträuchern. Nach etwa sieben Jahren sind die Prrteaceen-<br />

Sträucher wie<strong>der</strong> herangewachsen, entwe<strong>der</strong> al-<br />

Stockausschläge o<strong>der</strong> als Sämlinge. Sie können ein holk<br />

Alter erreichen, werden dann aber holzig <strong>und</strong> blühen<br />

schwach, scheinen somit an periodisches Abbrennen angepaßt<br />

zu sein. Auch hier dürfte das Feuer durch Blitzschlag<br />

ein natürlicher Faktor sein. Heute werden die Brände<br />

bewußt o<strong>der</strong> aus Nachlässigkeit durch den Menschen veriitsacht.<br />

Interessant ist, daß die Zwiebelpflanzen nur nach<br />

einem Feuer zur Blüte gelangen, sonst aber vegetativ wachsen.<br />

Eine Düngung durch die Asche spielt dabei keine Rolle,<br />

vielmehr scheint die plötzlich für einige Zeit verringene<br />

Wurzelkonkurrenz <strong>der</strong> abgebrannten Sträucher die ausldsende<br />

Ursache zu sein.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe im Gebirge nehmen die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

namentlich auf den Südosthängen, an denen die<br />

feuchte warme Luft vom Indischen Ozean zum Aufstieg gezwungen<br />

wird, zu. Die Station Tafelberg, die 750 m über<br />

Kapstadt liegt, verzeichnet die dreifache Nie<strong>der</strong>schlagshohe<br />

(Abb. 163). Das Kapland ist ein gebirgiges Land mit einzelnen<br />

Becken zwischen den Gebirgszügen. Auf diesen lagen<br />

sehr oft das „Tafeltuch", das heißt eine Wolkendecke, die<br />

Abb. 164.<br />

Das „Tafeltuch “auf dem Tafelberg<br />

bei Kapstadt. Es entwickelt<br />

sich nicht nur am Tafelberg,<br />

son<strong>der</strong>n auch an an<strong>der</strong>en höheren<br />

Bergrücken an <strong>der</strong> Südküste<br />

Afrikas. Die Nordflanke ist sonnig<br />

<strong>und</strong> die Südflanke ist in<br />

dichte Wolken gehüllt<br />

(phot. S.-W B r e c k l e ).


SW- <strong>und</strong> S-Australien 295<br />

durch warme feuchte Winde vom Indischen Ozean erzeugt<br />

,sird <strong>und</strong> am Südosthang hinaufkriecht, um sich am Nordivesthang<br />

wie<strong>der</strong> aufzulösen (Abb. 164). Sie bildet auf den<br />

Hochflächen <strong>der</strong> Tafelberge einen nässenden Nebel, so daß<br />

,!icse feucht sind <strong>und</strong> zur Verheidting (Restio, Erica) o<strong>der</strong> sogar<br />

zur Vermoorting neigen (Moosmatten mit Drosera- <strong>und</strong><br />

Vtricularia-Arten), ln trockenen Nischen zwischen Felsblöcken<br />

wachsen Sukkulenten (Rochea coccínea ti. a.).<br />

Landeinwärts nehmen die Winternie<strong>der</strong>schläge ab<br />

(Abb. 163), vor allen Dingen im Regenschatten <strong>der</strong> einzelnen<br />

Gebirgszüge. Im Regenschatten tritt zunächst die trockene<br />

Ausbildungsform <strong>der</strong> Kapvegetation, <strong>der</strong> Renosterbos auf,<br />

xmt Elytropappus rhinocerotis (Asteraceae) als <strong>der</strong> dominierenden,<br />

rutenförmigen Stratichart. Es ist dies <strong>der</strong> Übergangsbereich,<br />

das ZÖ IV/III. Dieses wird dann durch die Halbwüstenvegetationstypen<br />

<strong>der</strong> Karoo abgelöst (vgl. S. 254).<br />

Die Hartlaubvegetation des Fynbos hat sich seit <strong>der</strong> Besiedlung<br />

des Kaplandes, also nach 1400 n. Chr., stark ausgebreitet.<br />

Früher zog sich <strong>der</strong> immergrüne temperierte Wald<br />

mit paläotropischen Elementen an <strong>der</strong> ganzen Südostküste<br />

von Afrika bis über die Südspitze von Afrika (Kap Agulhas)<br />

hinaus (ZB V).<br />

9 SW- <strong>und</strong> S-Australien<br />

Fast dieselbe Breitenlage wie Kapstadt nimmt in SW-Australicn<br />

Perth ein. Auch das Klima ist sehr ähnlich (Abb. 165).<br />

Aber nicht nur die Südwestecke dieses Kontinents hat<br />

Winterregen, son<strong>der</strong>n auch das Gebiet um Adelaide in S-<br />

Australien.<br />

Die Hartlaubvegetation zeichnet sich infolge <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

floristischen Verhältnisse (s. S. 251) durch einen an<strong>der</strong>en<br />

Charakter aus als in den übrigen Winterregengebieten<br />

<strong>der</strong> Erde. Dominant ist die Batiml'orm (Eucalyptus-Arten),<br />

die Proteaceen bilden unter diesen die Strauchschicht o<strong>der</strong><br />

Karridale (52 m)<br />

[34-36] 15,4° 1212<br />

Perth (65 m)<br />

[34 - 55] 17,9° 883<br />

^ In Australien tritt das<br />

ZB IV in Südwestaustralien<br />

<strong>und</strong> in Südaustralien<br />

auf. Die Hartlaubvegetation<br />

wird durch E u c a l y p t u s -<br />

wäl<strong>der</strong> (Jarrah) <strong>und</strong> -gebüsche<br />

gebildet (Mallee).<br />

Abb. 165.<br />

Klimadiagramme aus SW-Australien.<br />

Stationen im Karri-<br />

Wald, im Jarrah-Waid uni in<br />

<strong>der</strong> Strauchheide (vgl. auch<br />

Abb. 182, Adelaide).<br />

Geraldton (4 m)<br />

[3 4 - 53] 19'6°475


296 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

^ Ein Lignotuber ist<br />

eine unterirdische Holzknolle<br />

(zwischen 5 cm <strong>und</strong><br />

bis über 2 m im Durchmesser)<br />

mit zahlreichen,<br />

ruhenden Knospen, aus<br />

<strong>der</strong> Stockausschläge möglich<br />

sind.<br />

Abb. 166.<br />

Eucalyptus diversicolor-Wald in<br />

SW-Australien. Unterwuchs<br />

Acacia pulchella <strong>und</strong> Adlerfarn<br />

(Pteridium esculentum) (phot. E.<br />

W a l t e r ) .<br />

herrschen auf den Sandheiden vor. Die Eucalypt\en habe<br />

nicht harte, son<strong>der</strong>n le<strong>der</strong>ige Blätter. In <strong>der</strong> Mallee^\¡yachsen<br />

viele strauchige o<strong>der</strong> niedrige Eucalyptusarten, die einen Lignotuber<br />

bilden.<br />

Lignotuber Werden als Anpassung zum Überdauern ungünstiger<br />

Ereignisse (Feuer, Dürre, Kälte) gedeutet. Sie treten<br />

in allen mediterranen Gebieten <strong>und</strong> auch in an<strong>der</strong>en<br />

Trockenregionen auf. Beson<strong>der</strong>s viele Arten in Australien<br />

haben Lignotuberbildungen. Lignotuberbildung ist eine ge<br />

netisch fixierte Eigenschaft, die allerdings durch die Umwelteinflüsse<br />

stark modifiziert sein kann.<br />

Nicht immer ist die ökologische Bedeutung <strong>der</strong> Lignotuberbildungen<br />

klar. In Kalifornien wächst die lignotuberbildende<br />

Arctostaphylos glandulosa neben <strong>der</strong> lignotuberfreien<br />

Arctostaphylos glauca im gleichen Habitat. Eucalyptus camaldulenesis<br />

weist in Südaustralien keinen Lignotuber auf, die<br />

nördlicher wachsenden sind Ökotypen mit Lignotuber. Zahlreiche<br />

Arten <strong>der</strong> westaustralischen Eucalypten, aber auch<br />

Banksia etc. bilden Lignotuber. In Kalifornien haben Aden:-<br />

Stoma fasciculatum, A. sparsifolium, Ceanothus, Quercus dumosa.<br />

Rhus laurina u. a. einen Lignotuber, in Chile zum Beispiel<br />

Colliguaja odorífera, Quillaja saponaria, Lithraea caustica, Cryptecarya<br />

alba; im Mittelmeergebiet sind Lignotuber-Bildungen<br />

regelmäßig nur von Quercus súber bekannt. In allen Fällci’<br />

spielt die Möglichkeit, daß nach Feuern rasch Stockausschläge<br />

möglich sind, sicher eine wichtige Rolle.<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit von SW-Australien sind die Grasbäutiit<br />

(Xanthorrhoea, Kingia), die Cycadee Macrozamia <strong>und</strong><br />

die Casuarina-Anen. Die Ericaceen sind durch<br />

Epacridaceen ersetzt. Die Böden sind ebenso arm<br />

<strong>und</strong> sauer wie im Kapland. Sie sind quarzreich mil<br />

Eisenkonkretionen, die Lateritkrusten aus einer<br />

früheren Zeit mit tropischem Klima darstellen. Die<br />

Muttergesteine gehören mit zti den ältesten<br />

geologischen Formationen <strong>der</strong> Erde. Ein Anzeichen<br />

<strong>der</strong> Bodenarmut ist die Tatsache, daß in <strong>der</strong> Krautschicht<br />

des Waldes um Perth 47 Drosera-Arten (Sonnentau)<br />

Vorkommen. Auch <strong>der</strong> Adlerfarn ist bc:<br />

genügen<strong>der</strong> Feuchtigkeit weit verbreitet.<br />

Südlich von Perth nehmen die Nie<strong>der</strong>schiäge zu<br />

(bis über 1500 mm), nach Norden <strong>und</strong> landeinwärt'<br />

dagegen ab. Bei je<strong>der</strong> Klimaän<strong>der</strong>ung gelangen an<strong>der</strong>e<br />

Eucalyptus-Arten zur Vorherrschaft. Je feuchter<br />

das Klima ist, desto höher werden die Bäume, desn<br />

größer ist auch die Blattfläche pro Hektar. Durch du<br />

vertikale Stellung <strong>der</strong> Blätter dringt viel Licht in den


Staminraum ein, so daß die Strauchschicht meist gut entivickelt<br />

ist, wenn sie nicht durch die häufigen Brände reduziert<br />

wird.<br />

Für das dem mediterranen vergleichbare Klima mit 625<br />

bis 1250 mm Regen <strong>und</strong> einer Sommerdürre ist <strong>der</strong> „Jarrah"-Wald<br />

bezeichnend, in dem Eucalyptus marginata absolut<br />

vorherrscht. Diese Art wird 200 Jahre alt <strong>und</strong> erreicht<br />

eine Höhe von 15 bis 20 m (maximal 40 m). In dem feuchteren<br />

südlichen Teil findet man den „Karri"-Wald mit Eucalyptus<br />

diversicolor, <strong>der</strong> 60 bis 75 m (maximal 85 m) hoch<br />

wird (Zonoökoton IV/V). Bei einem Kronenschluß von<br />

65 % ist eine Strauchschicht <strong>und</strong> eine dichte Krautschicht,<br />

oft mit bis zu 1,5 m hohen Wedeln des Adlerfarns entwickelt<br />

lAbb. 166).<br />

Die trockenere „Wandoo"-Zone mit Eucalyptus redunca<br />

erhält 500 bis 625 mm Regen. Die Waldungen sind lichter. Sie<br />

liegt etwas mehr im Landesinneren, ist aber heute fast gänzlich<br />

in Schafweiden umgewandelt. Da geeignete einheimische<br />

Gräser fehlen, werden Lolium rigidum mit <strong>der</strong> mediterranen<br />

Kleeart Trifolium subterraneum, die annuell ist, aber die<br />

Früchte im Boden vergräbt, als Stickstofflieferant angesät;<br />

eine vorherige Superphosphatdiingung ist bei <strong>der</strong> Armut <strong>der</strong><br />

Böden unbedingt notwendig. Düngung <strong>und</strong> Aussaat erfolgen<br />

bei <strong>der</strong> großen Ausdehnung <strong>der</strong> Flächen vom Flugzeug aus.<br />

Die artenreiche Mallee mit zahlreichen Sträuchern, auch<br />

vielen Proteaceen <strong>und</strong> einem enormen Artenreichtum an<br />

Kleinsträuchern, Kräutern <strong>und</strong> Geophyten ist fast nur noch<br />

in Schutzgebieten erhalten geblieben (Abb. 167).<br />

ln <strong>der</strong> Zone mit 300 bis 500 mm Regen treten viele locker<br />

stellende Eucalyptus-Anan auf (Zonoökoton IV/III), doch ist<br />

dieses Gebiet heute die Winterweizenzone mit Farmen von<br />

mehreren 100 ha Größe, die bei <strong>der</strong> vollständigen Motori-<br />

SW- <strong>und</strong> S-Australien 297<br />

Abb. 167.<br />

Artenreiche Mallee mit mehreren<br />

Eucalyptus-Arten <strong>und</strong> strauchigen<br />

Proteaceen (Banksia),<br />

Kräutern <strong>und</strong> Geophyten westlich<br />

Raventhorpe, SW-Australien<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .


298 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

sierung <strong>der</strong> Betriebe von zwei bis drei Mann bewirtschaiie<br />

werden. Ein Anbau des Weizens in den feuchteren Zonen iv<br />

infolge des Auftretens von Rostpilzschäden unrentabel.<br />

Sinkt <strong>der</strong> mittlere Jahresnie<strong>der</strong>schlag unter 300 mm, dann<br />

verschwinden die Eucalypten <strong>und</strong> es beginnt die ganz extensiv<br />

beweidete Strauchhalbwüste (s. S. 251). In S-Australier<br />

fehlen die feuchten Winterregengebiete. Die Verhältnisssind<br />

sonst ähnlich wie in SW-Australien, aber komplizierter<br />

weil man Mischbestände aus jeweils mehreren Eucalyptm-<br />

Arten vorfindet. Auch ist das Gebiet gebirgig, was wie<strong>der</strong>umeine<br />

starke Differenzierung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> bedingt.<br />

Außer den beschriebenen Wäl<strong>der</strong>n sind auf weiten<br />

Flächen ‘/j bis 1 m hohe Proteaceen-Heiden verbreitet. Su<br />

wachsen auf so armen Sanden, daß selbst die anspruchsli<br />

sen Eucalyptus-Arten auf ihnen nicht wettbewerbsfähig sind<br />

Es sind Peinohiome. Sie werden auch nicht kultiviert uni<br />

kaum beweidet. Das Merkwürdige ist jedoch, daß <strong>der</strong> Ar<br />

tenreichtum auf diesen armen Sanden beson<strong>der</strong>s groß ist<br />

auf 100 m^ konnten wir 90 Arten zählen, darunter 63 klci<br />

ne Holzarten, meist Proteaceen o<strong>der</strong> Myrtaceen; Ürosera-Kh<br />

ten <strong>und</strong> eine Utricularia mit Knollen fehlten nicht.<br />

Für eine solche Heide mit 450 mm Regen <strong>und</strong> siebt-:<br />

Dürremonaten im Sommer in S-Australien liegen Ergebnisse<br />

aus einer ökophysiologischen Untersuchung vor {SPEnn<br />

1958).<br />

Die Bodentemperaturen in 15 bzw. 30 cm Tiefe schwankt:<br />

zwischen 4,1 <strong>und</strong> 36,0 bzw. 5,8 <strong>und</strong> 29 °C. Von 91 Arten wurden<br />

die Wurzelsysteme ausgegraben. Die dominanten Skleruphyllen<br />

sind <strong>der</strong> strauchförmige Eucalyptus bacteri, 9 Proteaceen,<br />

2 Casuarina-Arten, Xanthorrhoea, Leguminosen u.a.<br />

Die Hauptwachstumszeit ist <strong>der</strong> trockene Sommer, da dt:<br />

Boden in größerer Tiefe feucht bleiht. Die kleineren perennen<br />

Arten (42 %) wurzeln nur in den oberen 30 bis 60 citi:<br />

sie entwickeln sich im Frühjahr. Drosera <strong>und</strong> Orchideen sine<br />

ephemere Arten, denn sie wurzeln nur 5 his 7 cm tief. E'<br />

zeigt sich, daß das Wasser im Sandboden mit einem Wokungspunkt<br />

von 0,7 bis 1 % sehr ungleichmäßig verteilt i'<br />

denn die großen Arten leiten das Regenwasser zum Stamm<br />

Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Heide wird durch die Brände btstimmt.<br />

Nach einem Brand treibt zunächst <strong>der</strong> Grasbau:'<br />

Xanthorrhoea aus; er blüht nur nach einem Feuer. Die Pu -<br />

teacee Banksia verjüngt sich nach dem Brand durch Sämli;:<br />

ge. Ihr Anteil an <strong>der</strong> oberirdischen Phytomasse steigt brzum<br />

15. Jahr auf 50 % an. Die Hauptmasse <strong>der</strong> Trockensub<br />

stanz entfällt bei 25 Jahre alten Exemplaren auf die große<br />

Fruchtstände, die sich erst nach einem Feuer öffnen.


Banksia gehört somit zu den in Australien sehr verbreite-<br />

;i'n Pyrophyten, das heißt Arten, die sich nur nach Brän-<br />

Jcn verjüngen können, weil die holzigen Früchte sich sonst<br />

nicht öffnen. Diese Tatsache spricht dafür, daß auch in Australien<br />

die Brände durch Blitzschlag ein natürlicher Faktor<br />

waren, Heute werden Wald <strong>und</strong> Heide sehr oft gebrannt,<br />

weil die Holzpllanzen keinen Geldwert haben <strong>und</strong> sie die<br />

Beweidung behin<strong>der</strong>n. „Ein Grashalm ist mehr wert als zwei<br />

Bäume" sagt <strong>der</strong> Farmer - wie lange noch?<br />

Zu den Pyrophyten gehören sehr viele Proteaceen <strong>und</strong><br />

Myrtaceen, die Conifere Actinostrobus u. a. Auch Eucalyptus<br />

spp. säen sich nach einem Brand beson<strong>der</strong>s reichlich aus. Bei<br />

einer lange Zeit nicht abgebrannten Heide werden die Nährsiofle<br />

alle festgelegt, <strong>und</strong> zwar in den Früchten <strong>der</strong> Banksia,<br />

in den alten Blättern von Xanthorrhoea <strong>und</strong> in <strong>der</strong> sich anhäufenden<br />

Streu. Ein SOjähriger Bestand degeneriert deshalb.<br />

Erst durch das Feuer tritt eine Mineralisierung <strong>der</strong><br />

Nährstoffe ein, <strong>und</strong> die Sukzession beginnt von neuem.<br />

Die ökophysiologischen Verhältnisse von Eucalyptus margiihUa<br />

entsprechen ziemlich denen <strong>der</strong> Hartlaubhölzer. Die<br />

Wurzeln gehen zum Teil durch die Lateritkruste bis über 2 m<br />

liel. Eine Sommerruhezeit besteht nicht, die Transpiration<br />

wird nur mittags von 10 bis 15 Uhr durch teilweisen Spaltenschluß<br />

eingeschränkt, so daß die Wasserbilanz aufrechterhalicn<br />

werden kann. Die Zellsaflkonzentration betrug im Winter<br />

1,6 MPa <strong>und</strong> dürfte im Sommer nur wenig höher sein.<br />

Nicht nur die Flora <strong>und</strong> damit auch die <strong>Vegetation</strong> von<br />

Australien weicht stark von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Kontinente ab, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Fauna.<br />

Nur in Australien kommen die urtümlichen Säugetiere -<br />

die Kloakentiere (Monotremata) - vor, zu denen das Schnabeltier<br />

(Ornithorhynchus anatinus) gehört, das noch ein bis<br />

drei Eier legt, die vom Muttertier bebrütet werden. Dagegen<br />

brütet <strong>der</strong> Schnabeligel (Tachyglossus = Echidna) nur ein Ei im<br />

Brutbeutel aus <strong>und</strong> leitet zu den Beuteltieren (Marsupialia)<br />

über. Mit wenigen Ausnahmen sind auch diese auf Australien<br />

beschränkt. Unter ihnen sind herbivore <strong>und</strong> carnivore<br />

Vertreter. Die bekannteste Gruppe sind die Känguruhs<br />

tl'lacropodidae) mit dem Großkänguruh (Macropus), das als<br />

weidendes Wild sicher die <strong>Vegetation</strong> mit beeinflußt.<br />

Mediterrane Orobiome 299<br />

10 Mediterrane Orobiome<br />

luden Gebirgen des Mittelmeergebietes müssen wir die humide<br />

Höhenstufenfolge <strong>und</strong> die aride Höhenstufenfolge unterscheiden<br />

(<strong>Walter</strong> 1975):


300 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Abb. 168.<br />

Höhenstufen <strong>der</strong> kristallinen<br />

Hochgebirge <strong>der</strong> Iberischen Halbinsel<br />

auf einem NW-SE-Profil<br />

(nach E r n ) . I Eallaub-Eichenwald<br />

(Queráis robur, Qu.<br />

petraea), 2 Filzeichenwald (Qu.<br />

pyrenaica), 3 Steineichenwald<br />

(Qu. Hex), 4 Buchenwald (Fagus<br />

sylvatica), 5 Birkenwald (Betula<br />

verrucosa), 6 Kiefernwald<br />

(Pinus sylvestris), 7 Laubmischwald<br />

(Queráis, Tilia, Acer),<br />

8 Höhenwald <strong>der</strong> S. Nevada<br />

(Sorbus, Prunus iisw.), 9 Hochalpine<br />

Gras- <strong>und</strong> Kräuterfhir,<br />

10 Zwergstrauchheide (Calhina,<br />

Vaccinium, Juniperus), 11 Ginsterheide<br />

(Cytisus, Genista,<br />

Erica), 12 Dornpolsterstufe,<br />

13 Festuca indigesta-Trockenrasen.<br />

a) Die humide Höhenstufenfolge <strong>der</strong> Gebirge tritt am<br />

Nordrand <strong>der</strong> westlichen, maritimen mediterranen Zone<br />

auf, bei <strong>der</strong> mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe nicht nur die Temperatur<br />

abnimmt, son<strong>der</strong>n zugleich die Dürrezeit verschwindet<br />

In beiden Fällen bilden mehrere dem Zonobiom entsprechende<br />

<strong>Vegetation</strong>seinheiten (hypsozonale o<strong>der</strong> orozonale<br />

<strong>Vegetation</strong>) die Höhenstufenfolge.<br />

Hier folgt auf die immergrüne Hartlaubstufe eine sommergrüne<br />

submediterrane Laubwaldstufe mit Flaumeiche<br />

o<strong>der</strong> Edelkastanie (Castanea) <strong>und</strong> darüber in <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />

sommerlichen Wolkendecke als Nebelwald eine Buchen<br />

(Fagus)- <strong>und</strong> Tannen (Abies)-S\uiii. Die Buche bildet die<br />

Baumgrenze im Apennin; sie kommt noch am Ätna vor <strong>und</strong><br />

in N-Griechenland. In den Seealpen haben wir über <strong>der</strong> Buchenstufe<br />

eine subalpine Fichten (Picea)-Stuie, in den P\-<br />

renäen eine solche mit Pinus sylvestris <strong>und</strong> P. uncinata.<br />

b) die aride Höhenstufenfolge kommt im kontinentalen<br />

Klimabereich mit einer Sommerdürre, die sich bis zur alpinen<br />

Stufe hinauf bemerkbar macht, vor.<br />

Hier fehlt eine Laubwaldstufe; auf die mediterrane Hartlaubstufe<br />

folgen sofort eine Reihe verschiedener Nadelwaldstufen,<br />

zum Beispiel am Südhang des Taurus in .\natolicn<br />

eine obere mediterrane mit Pinus brutia, eine schwach ausgcbildete<br />

montane mit Pinus nigra ssp. pallasiana, eine<br />

hochmontane mit Cedrus libanotica <strong>und</strong> Abies cilicica (feuchten<br />

o<strong>der</strong> Juniperus-Anen (trockener) <strong>und</strong> eine subalpine mit Jr<br />

niperus excelsa <strong>und</strong> J. foetidissima. Aber in <strong>der</strong> regenreichen<br />

Nordostecke des Mittelmeeres mit dem Amanus-Gebirge ist<br />

eine Wolkenstufe mit Fagus orientalis vorhanden. Cedrus libanotica<br />

kommt auch auf Zypern <strong>und</strong> als kleiner Restbestand im<br />

Libanon in 1400 bis 1800 m NN vor. Aul Zypern <strong>und</strong> auf Kreta<br />

wie auch in <strong>der</strong> Cyrenaica tritt in <strong>der</strong> oberen mediterraner.<br />

Stufe die Zypresse (Cupressus sempervirens) immer in ihrer<br />

NW-<br />

■SO


Mediterrane Orobiome 301<br />

Abb. 169.<br />

Dornpolsterstufe mit Erinacea<br />

pungens (Fabaceae) im Bergland<br />

von Teruel (Spanien) am Linares-Paß<br />

(2000 m NN) (phot.<br />

S.-W. B reckie).<br />

natürlichen Form mit horizontalen Ästen auf. Die häufig angepllanzte<br />

säulenförmige Abart ist eine Mutation. Ze<strong>der</strong>n<br />

iCedrus atlantica) bilden auch in den Atlasgebirgen vom östlichen<br />

Hohen Atlas bis zur tunesischen Grenze die hochmonlane<br />

Stufe (> 2300 m NN); doch wechseln die Höhenstufen je<br />

nach dem Verlauf des Gebirgszuges <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hangexposition<br />

sehr stark. Die ebenfalls komplizierten Stufenfolgen <strong>der</strong> spanischen<br />

Gebirge sind auf Abb. 168 dargestellt.<br />

Der Unterschied zwischen ari<strong>der</strong> <strong>und</strong> humi<strong>der</strong> Stufenfolge<br />

ist selbst über <strong>der</strong> Baumgrenze in <strong>der</strong> alpinen Stufe erkennbar.<br />

Während bei <strong>der</strong> humiden Stufenfolge Verhältnisse<br />

wie in den Alpen anzutreffen sind, tritt bei <strong>der</strong> ariden eine<br />

Dornkugelpolsterstufe (Abb. 169) auf, manchmal mit vielen<br />

konvergenten Arten verschiedener Familien, die nur im<br />

blühenden Zustand leicht zu unterscheiden sind; darauf<br />

folgt eine Trockenrasenstufe, <strong>und</strong> nur an feuchtgehaltenen<br />

Stellen durch tauenden Schnee im Sommer findet man hygrophile,<br />

meist endemische Arten arktisch-alpiner Verwandtschaftskreise.<br />

Beson<strong>der</strong>s kompliziert sind die Verzahnungen <strong>der</strong> Mittelmeervegetation<br />

in den Gebirgen SE-Europas, wo Übergänge<br />

/um ZB VI <strong>und</strong> zum Teil Einstrahlungen des ZB VII wirksam<br />

werden. Die submediterranen Laubwäl<strong>der</strong> sind dort durch<br />

Holznutzung, Brandrodung <strong>und</strong> Waldweide fast stets zu einem<br />

sommergrünen Gebüsch, dem S c h ib ljak, degradiert.<br />

N'ach Osten zu treten in den macchienähnlichen Formationen<br />

immer mehr sommergrüne Straucharten hinzu, Vertreter<br />

des osteuropäischen Schibljak aus dem ZÖ IV/VI Bulgariens<br />

<strong>und</strong> Jugoslawiens, so zum Beispiel Ostrya carpinifolia,<br />

Cotinus coggygria, Fraxinus ornus, Pyrus spinosa <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e.


302 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Eine solche gemischte <strong>Vegetation</strong>sformation mit immergrünen<br />

Arten <strong>der</strong> Macchie <strong>und</strong> sommergrünen Arten des<br />

Schibljak nennt man Pseudomacchie.<br />

Eine Übersicht <strong>der</strong> Höhenstufen des Mittelmeerraumes<br />

gibt OZENDA (1975).<br />

Beson<strong>der</strong>s interessante Verhältnisse weisen die Orobiome<br />

Makaronesiens auf, vor allem die Kanaren, die dem NE-Passat<br />

ausgesetzt sind.<br />

11 Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Kanarischen Inseln<br />

Zu Makaronesien werden die Inselgruppen Azoren, Madeira,<br />

Kanaren <strong>und</strong> Kapverden gerechnet. Die drei ersteren<br />

zeichnen sich durch ein Klima mit Winterregen <strong>und</strong> Sommerdürre<br />

aus, gehören somit zum Zonobiom IV, teilweise<br />

mit Anklängen an das Zonobiom V, während das Klima aul<br />

den Kapverden so trocken ist, daß man diese Inselgruppe<br />

südlich vom Wendekreis schon zum Zonoökoton II/III rechnen<br />

muß. Von diesen Inselgruppen sind die Kanaren <strong>und</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e die Inseln Teneriffa <strong>und</strong> Gran Canaria die interessantesten.<br />

Sie sind auch die botanisch am eingehendsten<br />

untersuchten. Seitdem Alexan<strong>der</strong> von Humboldt 179v<br />

seine Reise nach Venezuela auf Teneriffa unterbrach <strong>und</strong> au!<br />

Gr<strong>und</strong> eines kurzen Überblicks fünf Höhenstufen unterschied,<br />

haben sich in <strong>der</strong> Folgezeit zahlreiche Botaniker mi:<br />

<strong>der</strong> Flora dieser Insel beschäftigt.<br />

Die entsprechende Bibliographie führt 1030 Titel an<br />

(SuNDiNG 1973). Oberdörfer (1965), S<strong>und</strong>ing (1972) <strong>und</strong> Rivas-M<br />

artinez (1987) geben pflanzensoziologische Angaben<br />

Ludwig (1984) zur Flora. Ökologische Angaben fnden sich<br />

in Knapp (1973), Voggenreiter (1974), Kunkel (1976, 1987<br />

außerdem zur radiativen Adaptation in Kull (1982), Löse<br />

(1988).<br />

Der Ursprung <strong>der</strong> vulkanischen Inseln reicht bis in die<br />

Kreidezeit zurück. Gran Canaria erhebt sich bis fast 2000 m<br />

über dem Meer, Teneriffa sogar bis etwas über 3700 m. Es<br />

handelt sich um sehr steile Orobiome, die sich von denen<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en des ZB IV dadurch unterscheiden, daß sie sich<br />

direkt aus dem Ozean erheben sowie um den 28. Breitengrad<br />

(Nord) liegen, somit den Passatwinden ausgesetzt sind.<br />

Dadurch weist ihr dem Wind ausgesetzter Nordhang andeu<br />

klimatische Verhältnisse auf, als die im Windschatten liegen<br />

den Südhänge.<br />

Am Nordhang stauen sich die Passatwolken, sie bedinge:.<br />

Steigungsregen mit zusätzlichem Nebelnie<strong>der</strong>schlag, so da.-


Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Kanarischen Inseln 303<br />

Abb. 170.<br />

Lorbeerwald am Nordhang von<br />

Teneriffa von 350 m NN aus gesehen,<br />

links mit deformierten<br />

Baumkronen von Laurus canariensis<br />

(aus W a l t e r 1968).<br />

eine Sommerdürrezeit fehlt. Das warme, feuchte Klima <strong>der</strong><br />

mittleren Lagen entspricht mehr dem des Zonobioms V mit<br />

immergrünen Lorbeerwäl<strong>der</strong>n (Abb. 170). Demgegenüber<br />

ist <strong>der</strong> Südhang namentlich in den unteren Lagen beson<strong>der</strong>s<br />

trocken <strong>und</strong> häufiger den heißen Saharawinden ausgesetzt.<br />

Inlolgedessen findet man auf diesen Inseln Standortsverhältnisse,<br />

die den Zonobiomen III-V entsprechen <strong>und</strong> in<br />

höheren Lagen noch solche unter zunehmen<strong>der</strong> Frosteinwirkting.<br />

Auf Teneriffa ist <strong>der</strong> Pico de Teide oberhalb 3000 m<br />

NNmit alpinen Schuttwüsten bedeckt, die für tropische Gebirge<br />

typisch sind.<br />

Die vulkanischen Inseln wurden zu verschiedenen Zeiten,<br />

vor allem im Tertiär, vom benachbarten Afrika aus mit<br />

Pflan7.en besiedelt, als dort noch immergrüne tertiäre Wäl<strong>der</strong><br />

wuchsen; diese Baumarten blieben auf den feuchten<br />

<strong>und</strong> warmen Nordhängen <strong>der</strong> Inseln bis auf den heutigen<br />

Tag wie in einem lebenden Museum erhalten, während sie<br />

auf dem benachbarten Festland ausstarben.<br />

Es ergeben sich daraus floristische Beziehungen zu heute<br />

weit entfernten Elementen an <strong>der</strong> feuchten Südspitze von<br />

Afrika (Ocotea foetens), zu Indien (Apollonias), zu an<strong>der</strong>en Tropen<br />

(Persea, Visnea - eine Theaceae, Dracaena draco) o<strong>der</strong> zum<br />

feuchten Mittelmeergebiet, wie Laurus azorica, Laurocerasus<br />

iPnmus) lusitanica, Phoenix canariensis. An<strong>der</strong>erseits sind auch<br />

Elemente <strong>der</strong> ariden Gebiete eingewan<strong>der</strong>t, die in tiefen La-


304 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Abb. 171.<br />

Vergleich <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

natürlichen <strong>Vegetation</strong>sglie<strong>der</strong>ung<br />

auf <strong>der</strong> Insel Gran Canaria<br />

(A) mit <strong>der</strong> heutigen durch den<br />

Menschen verän<strong>der</strong>ten (B). Stufen:<br />

l Sukkulenten-Halbwüste<br />

(heute in unteren, flachen Lagen<br />

meist Kulturland), 2 Lorbeerwald<br />

o<strong>der</strong> Myrico-Erketum,<br />

3 Kiefernwald (heute zum Teil<br />

Cistus-Heiden), 4 Ginsterheiden,<br />

5 Cistus-Ginster-Mischbestände<br />

(nach S u N D i N G 1972).<br />

gen <strong>und</strong> an felsigen Standorten geeignete Nischen fanden<br />

(Launaea, Zygophyllum, sukkulente Euphorbia - <strong>und</strong> Kleinia<br />

Arten). Viele Arten sind Endemiten, zum Beispiel die zahl<br />

reichen sukkulenten Crassulaceen, die früher zu Sempeni<br />

vum s. 1. gestellt wurden, heute jedoch als endemischr<br />

Gattungen gelten (Aeonium mit 33 Aren, Aichryson mit 10<br />

Greenovia mit 4, Monanthes mit 15 Arten). Dazu kamen woh<br />

frühestens im Pleistozän eumediterrane Elemente.<br />

Seitdem vor 500 Jahren die Inseln von Spanien besiedel<br />

wurden, brachten die Einwan<strong>der</strong>er weitere mediterrane Ar<br />

ten sowie die Ziegen mit. Die Siedlungen mit den Kultur<br />

flächen breiteten sich immer mehr aus. Dadurch wurde die<br />

ursprüngliche <strong>Vegetation</strong> stark gefährdet. Das gilt insbeson<br />

<strong>der</strong>e für den einzigartigen feuchten immergrünen Lorbeer<br />

wald. Dieser Wald wird <strong>der</strong> wertvollen Hölzer wegen ge<br />

schlagen, seine Streuschicht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Humusboden werden<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Kulturböden abgefahren, wodurch<br />

eine Regeneration des Waldes auf den Schlagflächen unmöglich<br />

ist. Es breiten sich anspruchslosere Holzarten aus<br />

(Erica arbórea, Myricafaya), o<strong>der</strong> es wird mit Pinus <strong>und</strong> sogar<br />

mit Eucalyptus aufgeforstet. Auf Gran Canaria findet man die<br />

Lorbeerwaldreste nur noch auf 2 % <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Fläche (Abb. 171), <strong>und</strong> auf Teneriffa schrumpfen die Wäl<strong>der</strong><br />

auch immer mehr zusammen.<br />

So wie überall auf <strong>der</strong> Welt droht den eindrucksvollsten<br />

Landschaften in neuester Zeit auch diesen schönen Inseln<br />

eine noch größere Gefahr durch den nur auf Profit ausgerichteten<br />

Massentourismus.<br />

Mit den klimatischen Verhältnissen auf Teneriffa hat sich


Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Kanarischen Inseln 305<br />

St. Cruz de Tenerife<br />

La Lagune (547 m)<br />

20,9° 290<br />

16,5° 594<br />

[30] [36]<br />

Izana (2367 m)<br />

[20]<br />

9,3° 369<br />

sehr eingehend Kämmer (1974) beschäftigt, insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Hinblick auf die Bedeutung des durch die Bäume in <strong>der</strong> Wolkenstufe<br />

ausgekämmten Nebelnie<strong>der</strong>schlags. Auf Gr<strong>und</strong> seiner<br />

über mehrere Jahre ausgedehnten Messungen kommt<br />

er zum Ergebnis, daß die in <strong>der</strong> Lorbeerwaldstufe stark erhöhten<br />

Steigungsregen von größerer Bedeutung sind als die<br />

relativ geringen zusätzlichen Nebelnie<strong>der</strong>schläge. Die Angabe<br />

bei SuNDiNG (1972), daß ein im Lorbeerwald an einer offenen<br />

Stelle aufgestellter Regenmesser einen Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />

von 956 mm ergab, während ein an<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> unter<br />

Bäumen das abtropfende Wasser auffing, 3038 mm aufwies,<br />

darf wohl nicht verailgemeinert werden. Kämmer schätzt<br />

den Nebelnie<strong>der</strong>schlag auf etwa 300 mm im Jahr. Für die<br />

Epiphyten kommt es, wie wir aus den Tropen wissen, weniger<br />

auf die Höhe <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge an, son<strong>der</strong>n auf die Häufigkeit<br />

<strong>der</strong> Benetzung <strong>und</strong> bei den epiphytischen Moosen<br />

auch atif die geringe Verdunstung. Die kurze Sonnenscheindauer<br />

<strong>und</strong> infolgedessen hohe Luftfeuchtigkeit in <strong>der</strong> Wolkenstufe,<br />

namentlich im Sommer, ist ebenfalls ein für den<br />

Lorbeerwald wichtiger Faktor.<br />

Über den allgemeinen Klimacharakter auf Teneriffa geben<br />

die Klimadiagramme auf Abb. 172 Auskunft. Das Klima<br />

von Sta. Cruz am Meeresufer entspricht einem Halbwüslenklima.<br />

An <strong>der</strong> Südküste dürfte die Regenmenge im Jahr<br />

100 mm nur wenig überschreiten, so daß man von einem<br />

Wüstenklima sprechen kann. Das Klima von La Laguna<br />

noch unter <strong>der</strong> Wolkenstufe ist dagegen typisch mediterran<br />

<strong>und</strong> frostfrei (Ausnahme 1869). Izana in 2367 m NN an <strong>der</strong><br />

oberen Wolkengrenze erhält wie<strong>der</strong>um etwas geringere Nie<strong>der</strong>schläge,<br />

die in noch größeren Höhen weiter abnehmen.<br />

Die obere Waldgrenze ist ebenso wie ln Mexiko eine<br />

Trockengrenze. Izana hat noch keine kalte Jahreszeit, aber<br />

Fröste können in den Monaten Oktober bis April auftreten<br />

(genauere Angaben bei Kämmer 1982).<br />

Abb. 172.<br />

Klimadiagramme: Sta. Cruz in<br />

Meereshöhe, La Laguna an <strong>der</strong><br />

unteren Wolkenstufengrenze,<br />

Izana an <strong>der</strong> oberen Waldgrenze<br />

(aus W a l t e r 1968).<br />

— m „Man ist erschüttert,<br />

wenn man diese [die Kanaren]<br />

nach 40 Jahren<br />

wie<strong>der</strong> besucht <strong>und</strong> nur<br />

zubetonierte Rummelplätze<br />

mit Autostraßen vorfindet.<br />

Der Naturschutz<br />

wird meist erst wirksam,<br />

wenn es kaum noch etwas<br />

zu schützen gibt. Die heutige<br />

Jugend kennt die stille<br />

<strong>und</strong> doch so erhabene<br />

unberührte Natur nicht<br />

mehr" (<strong>Walter</strong>).


306 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Abb. 173.<br />

<strong>Vegetation</strong>skarte von Teneriffa:<br />

1 Zyßophyllum-Lminea-Wüste,<br />

2 Kleinia-Euphorbia-Stufe <strong>der</strong><br />

Sukkulenten-Halbwüste, 3 Lorbeerwald-<br />

<strong>und</strong> Erica-Stufe im<br />

Norden (Passat-Windseite),<br />

4 Kiefernwald-Ginsterheide-<br />

Stufe, 5 Spartocytisus-Gebirgshalhwüste<br />

(temperiert), 6 Steinschuttstufe<br />

mit Viola <strong>und</strong> Süene,<br />

7 Gebirgswüste mit Kryptogamen<br />

(kalt). A-B Verlauf des<br />

Profils auf Abb. 174.<br />

(aus W a l t e r 1968).<br />

Die Klimadiagramme von Gran Canaria ( S u n d i n g !972|<br />

weisen denselben Klimacharakter auf, die arideste Station<br />

an <strong>der</strong> Südostküste erhält nur 91 mm Regen im ,!ahr, Las<br />

Palmas 174 mm, die Stationen in über 1500 m NN mehr als<br />

900 mm Regen. Die Wolken hüllen hier den niedrigeren<br />

Gipfel oft ein.<br />

Die <strong>Vegetation</strong>sglie<strong>der</strong>ung von Teneriffa geht aus <strong>der</strong><br />

<strong>Vegetation</strong>skarte <strong>und</strong> dem -profil (A bis B) auf Abb. 173<br />

leide<br />

Abb. 174.<br />

NNW-SSE-Profll durch die Insel<br />

Teneriffa (vgl. Abb. 173) mit<br />

Angabe <strong>der</strong> Höhenstufen.<br />

Z = Zygophyllum-Launea-Wüste<br />

bei El Medaño am Meeresufer<br />

(aus W a l t e r 1968).<br />


Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Kanarischen Inseln 307<br />

Abb. 175.<br />

Passatwolke im Kanaren-<br />

Kiefernwald (Pinus canariensis)<br />

auf <strong>der</strong> Nordabdachung Teneriffas<br />

(ca. 1400 m NN)<br />

(p h o t. S.-W. B r e c k l e ).<br />

<strong>und</strong> 174 hervor. Man unterscheidet am Südiifer im Passatsdiatten<br />

ein schmales wüstenhaftes Gebiet mit saharo-arabisdien<br />

Elementen, wie Launaea (Zollikoferia) arborescens, Zygopltyllum<br />

fontanesii (auf Gran Canaria auch Suaeda vermkulata)<br />

u. a.; darüber folgt an den Steilhängen die Halbwüste mit<br />

Sukkulenten, die namentlich am Südhang stark ausgebildet<br />

ist. Die montane Waldstufe besteht in <strong>der</strong> Wolkenstufe aus<br />

den Lorbeerwaldresten <strong>und</strong> darüber aus Pinus canariensis-<br />

Wäl<strong>der</strong>n (Abb. 175), die auf den trockenen Südhängen die<br />

jtanze Waldstufe bilden. Diese dreinadelige Kiefernart ist mit<br />

Pinus bngifolia im Himalaja verwandt.<br />

Der Gipfel des Teide ragt meist ganz über die Wolkendecke<br />

hinaus. Er ist oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze mit strauchförmigen<br />

Ginsterarten {Adenocarpus, Cytisus spp.) bedeckt;<br />

darüber beginnt die alpine Stufe. In ihrem unteren Teil<br />

wachsen noch geschlossene Bestände des weißblühenden<br />

Ginsters (Spartocytisus supranubium), während sich die Pflanzendecke<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe immer mehr auflockert<br />

<strong>und</strong> die Endemiten Sisymbrium bourgaeamim, <strong>der</strong> violettblühende<br />

Cheiranthus scoparius sowie <strong>der</strong> mehrere Meter<br />

hohe Natterkopf (Echium bourgaeanum) mit rötlichen Blütenständen<br />

auftreten.<br />

Über 2600 m NN beginnen die alpinen Schuttfluren, die<br />

durch Solifluktion (frostbedingtes Hangrutschen) an Frostwechseltagen<br />

ständig in Bewegung sind. Hier halten sich<br />

nur einzelne Schuttkriecher wie Nepeta teydea, Viola cheirmthifolia<br />

<strong>und</strong> Silene nocteolens. Über 3300 m NN kommen<br />

nur noch Kryptogamen vor: einige Cyanobakterien (Scytonema),<br />

Moose (Weissia verticillata <strong>und</strong> Frullania nervosa) sowie<br />

Flechten (Cladonia spp. u. a.).


308 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

Die Pflanzengesellschaften auf Gran Canaria sind eini,"<br />

hend von S<strong>und</strong>ing 1972 untersucht worden. Die Höhe::<br />

Stufenglie<strong>der</strong>ung ist dieselbe wie auf Teneriffa. Sie reit:<br />

aber nur bis 2000 m NN, also kaum über die Waldgren/i<br />

Beson<strong>der</strong>s interessant sind die zwei farbigen Übersichiskor<br />

ten, die S<strong>und</strong>ing beifügt: Eine mit <strong>der</strong> heutigen Vegetatinnsglie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> eine zweite mit <strong>der</strong> potentiellen, die mel<br />

das ursprüngliche <strong>Vegetation</strong>sbild wie<strong>der</strong>gibt, so weit mr;<br />

es heute rekonstruieren kann. Durch die Eingriffe des Mn:-<br />

sehen sind zum Teil irreversible Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stan.:<br />

orte eingetreten, zum Beispiel eine starke Bodenerosion ai<br />

entwaldeten Flächen, die sich infolgedessen nicht wiedi<br />

bewalden. Wir bringen diese Karten verkleinert <strong>und</strong> vereinfacht<br />

auf Abb. 171. Auf <strong>der</strong> Karte <strong>der</strong> potentiellen Vegttation<br />

ist die sehr schmale wüstenhafte Zone am Meeroufer<br />

vorwiegend an <strong>der</strong> Süd- <strong>und</strong> Ostküste nicht zu<br />

erkennen. Darüber folgt über die Hälfte <strong>der</strong> gesamten Fläche<br />

einnehmend die Sukkulentenhalbwüstenstufe auf <strong>der</strong> Nordseite<br />

unterhalb von 400 m NN, auf <strong>der</strong> trockeneren Südseite<br />

unterhalb von 800 m NN. Der Rest wird von <strong>der</strong> Waldstufe<br />

eingenommen <strong>und</strong> zwar durch den Pinus canariensis-^aMwald;<br />

nur im unteren Teil dieser Stufe, aber nur in Nordostexposition,<br />

dürfte früher <strong>der</strong> immergrüne Lorbeerwald<br />

im weiteren Sinne (die trockenere Form mit Myrica faya<br />

<strong>und</strong> Erica arbórea einbegriffen) vorgeherrscht haben. Dur<br />

natürliche Bereich <strong>der</strong> Ginsterstufe über <strong>der</strong> Waldgrenze<br />

war nach Ansicht von S<strong>und</strong>ing auf die kleine Gipielfläche<br />

beschränkt.<br />

Wenn man diese Karte mit <strong>der</strong> heutigen <strong>Vegetation</strong> vergleicht<br />

<strong>und</strong> dabei von den Ortschaften mit den kultivierten<br />

Flächen auf den unteren flachen Hängen absieht, so erkennt<br />

man die gewaltige Verän<strong>der</strong>ung: Die wüstenhafte <strong>Vegetation</strong><br />

an den flachen Meeresufern dürfte bald ganz von Hotels<br />

o<strong>der</strong> Ferienhäusern mit Badestränden verdrängt werden.<br />

Die Sukkulentenhalbwüste hat sich auf Kosten <strong>der</strong> Waldstufe<br />

enorm ausgedehnt <strong>und</strong> bedeckt heute 78 % <strong>der</strong> gesamten<br />

Fläche. Im oberen Teil <strong>der</strong> Waldstufe ersetzen vor allein Ginsterheiden<br />

den ehemaligen Wald, die verbliebene Waldfläche<br />

ist sehr zusammengeschrumpft, wobei es heute fast<br />

nur noch Kiefernwäl<strong>der</strong> gibt. Vom früher ausgedehnten immergrünen<br />

Lorbeerwald sind nur noch in einigen Schluchten<br />

auf <strong>der</strong> Nordseite so kleine Reste verblieben, daß sie aul<br />

<strong>der</strong> verkleinerten Karte nur als schwarze Punkte eingetragen<br />

werden konnten.<br />

Eine natürliche <strong>Vegetation</strong> findet man deshalb heute nur<br />

noch an den steilen, oft schwer zugänglichen Felshängen


<strong>der</strong> Sukkulentenhalbwüstenstufe. Diese ist ökologisch beirachtet<br />

eine höchst heterogene Einheit fast mit Mikromosaikstruktur<br />

von trockenen Felsflächen <strong>und</strong> flachgründigen<br />

Böden, über spaltenreiche Felsen <strong>und</strong> Schutthänge, auf denen<br />

tiefwurzelnde Arten relativ gut mit Wasser versorgt<br />

werden, bis zu gr<strong>und</strong>wasserführenden Schluchten o<strong>der</strong> triefend<br />

nassen Felswänden. Deshalb finden hier die verschiedensten<br />

ökologischen Typen geeignete Nischen <strong>und</strong> kommen<br />

oft nebeneinan<strong>der</strong>, aber unter ganz verschiedenen<br />

Bedingungen vor. Das eine Extrem bilden die stammsukkulenten<br />

Euphorbien, die lange Dürrezeiten vertragen, das an<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> zarte Venusfarn (Adiantum capillus-veneris), <strong>der</strong> an<br />

dauernd nassen Felswänden im Schatten vorkommt. Unter<br />

ihm findet man Moospolster, die mit Kalk verkrustet sind,<br />

<strong>der</strong> nach Verdunstung des Wassers übrigbleibt. Auch die geringen<br />

Mengen an NaCl im Wasser können sich anreichern,<br />

so daß sich neben dem Farn sogar eine halophile Art, Samolus<br />

valerandi, einstellt. Selbst kleinflächige soziologische<br />

Bestandsaufnahmen ergeben zufällige Listen mit ganz heterogenen<br />

ökologischen Typen, flachwurzelnde <strong>und</strong> tiefwurzelnde,<br />

sukkulente <strong>und</strong> nicht sukkulente, die an ganz verschiedene<br />

Nischen geb<strong>und</strong>en sind. Annuelle Therophyten<br />

haben keinen Aussagewert; denn sie entwickeln sich<br />

während <strong>der</strong> kurzen Regenzeit, wenn alle Böden feucht<br />

sind, dort, wo sie an einer offenen Stelle vor Konkurrenz geschützt<br />

sind.<br />

Nur eine sorgfältige ökologische Analyse unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Bewurzelung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wasserführung des Bodens<br />

in den verschiedenen Jahreszeiten kann das Vorkommen<br />

bestimmter ökologischer Typen klären. Eine solche<br />

.Vialyse ist sehr langwierig. Sie setzt sehr sorgfältige Beobachtungen<br />

mit gezielten Experimenten im Gelände während<br />

eines langen Zeitraums zu allen Jahreszeiten voraus.<br />

In dieser Flöhenstufe <strong>der</strong> Sukkulentenhalbwüsten wuchsen<br />

auch früher wohl die Palmen (Phoenix canariensis), von<br />

denen wilde Exemplare nicht mehr vorhanden sind. Es ist<br />

die Palme, die man in den Parkanlagen im Bereich des Zonobioms<br />

IV, zum Teil auch ZB V findet. Sie ist ornamentaler<br />

als die verwandte Dattelpalme (Phoenix dactylifera), hat<br />

jedoch ungenießbare Früchte. Sie war sicher an sonnige<br />

Standorte mit leicht erreichbarem Gr<strong>und</strong>wasser geb<strong>und</strong>en,<br />

also in den wasserzügigen Schluchten.<br />

Auch <strong>der</strong> berühmte Drachenbaum <strong>der</strong> Kanaren (Dracaena<br />

dracc) kam wahrscheinlich auf ähnlichen Biotopen vor. Heute<br />

ist er jedoch nur noch angepflanzt in Gärten <strong>und</strong> Parks zu<br />

linden.<br />

Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Kanarischen Inseln 309


310 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

12 Der Mensch in den Mediterrangebieten<br />

Der Einfluß des Menschen ist im europäisch-afrikanischen<br />

Mittelmeerraum schon sehr alt, ausgehend von den frühen<br />

Hochkulturen im Nahen Osten <strong>und</strong> seit Jahrtausenden auch<br />

sehr groß (vgl. Tab. 20). Abholzungen schon vor einigen<br />

Tausend Jahren (etwa durch die Phönizier in Dalmatien) haben<br />

zum großflächigen Verlust <strong>der</strong> ursprünglichen Hartlaubwäl<strong>der</strong><br />

geführt. Eine Regeneration ist aufgr<strong>und</strong> des völlig<br />

erodierten Bodens nicht mehr möglich. Bodenbildung auf •<br />

dem freiliegenden nackten Fels erfor<strong>der</strong>t Jahrtausende. Weidewirtschaft<br />

<strong>und</strong> früher Ackerbau im Orient haben zu einer<br />

starken Selektion <strong>der</strong> Arten geführt. Dornige <strong>und</strong> gütige<br />

Pflanzen haben sich ausgebreitet.<br />

Die Artenvielfalt ist wahrscheinlich durch den Menschei.<br />

zunächst nicht wesentlich verän<strong>der</strong>t worden, manche Arten<br />

wurden eingeführt, zusätzlich geför<strong>der</strong>t, so ist <strong>der</strong> Ölbaum<br />

wahrscheinlich vor etlichen Jahrtausenden aus dem nördlichen<br />

Ostafrika <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Südarabien gekommen; er gilt aber<br />

heute als Charakterbaum <strong>der</strong> eigentlichen Mediterrancis.<br />

Aus <strong>der</strong> Neuen Welt kamen Agaven <strong>und</strong> Opuntien, aus Südafrika<br />

Aloe <strong>und</strong> Crassulaceen, aus Australien Akazien <strong>und</strong><br />

Eucalypten. Die „Eucalyptisierung" Portugals hat dort die<br />

Waldbrandgefahr gefährlich verstärkt.<br />

Für große Teile des Mittelraeergebietes hatten sich im<br />

Laufe <strong>der</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte meist Nutzungsformen herausgebildet,<br />

die ganz gut an die ökologischen Bedingungen angepaßt<br />

waren. Die im westlichen Mittelmeergebiet weitverbreiteten<br />

Kork- <strong>und</strong> Steineichenbestände, in denen Brennholz geschlagen<br />

wurde, in die Weidetiere hineingetrieben wurden<br />

<strong>und</strong> zudem noch Kork geschält wurde, waren recht feuerre-<br />

Tab. 20. Zeitskala zum Einfluß des Menschen in mediterranen Ökosystemen;<br />

die angegebenen Zahlen sind Jahre vor heute<br />

Erstes Auftreten des<br />

Menschen; Jäger/<br />

Sammler, Feuergebrauch<br />

Erstes Auftreten<br />

von Haustieren<br />

Erstes Auftreten<br />

von Landwirtschaft<br />

Mediterraneis Australien Südafrika Chile Kalifornien<br />

400 000 40-70000 500000 11 000 14000<br />

10-6000 150 20000 400 400<br />

10-6000 150 300 1000? 150<br />

Intensivackerbau 2 000 - 1000 50 300 - 200 400 50<br />

nach G roves et al. 1983


istent. Sie waren mit an<strong>der</strong>en kleinflächigen Kulturen<br />

Jurchsetzt, was noch zusätzlichen Feuerschutz bot. Heute<br />

sind viele dieser Kulturflächen verlassen, sie verbuschen,<br />

an<strong>der</strong>e Flächen sind mit schnellwüchsiger Pinus pinea o<strong>der</strong><br />

pims maritima aufgeforstet, womit die Brandgefahr drastisch<br />

zunimmt.<br />

Mit zunehmendem menschlichem Einfluß nimmt die<br />

Bindiversität <strong>und</strong> die Ökosystemdynamik (die Zahl funktioneller<br />

Gruppen, interspezifischer Interaktionen etc.) deutlich<br />

ab, wie das Schema in Abb. 176 zeigt. Allerdings dürfte<br />

Jas reiche Mosaik verschiedenster Nutzungsflächen, das Gemisch<br />

von kleinbäuerlichem Ackerbau, Viehzucht, Nie<strong>der</strong>waldwirtschaft,<br />

Transhtimanz etc. des späten Mittelalters bis<br />

zu Beginn diesen Jahrh<strong>und</strong>erts die höchste Biodiversität gehabt<br />

haben (Blondel &■ A ronson 1995). Auch Macchie, Garigue<br />

<strong>und</strong> Affodill-Felsenheiden sind oft noch sehr artenreich.<br />

Die verstärkte Degradierung <strong>und</strong> Übernutzung, die<br />

Industrialisierung <strong>der</strong> Landwirtschaft hat aber in jüngster<br />

Zeit zumindest bei vielen Organismengruppen <strong>und</strong> in vielen<br />

Landschaften eine erhebliche Verarmung bedingt.<br />

Der Mensch in den Mediterrangebieten 311<br />

Abb. 176.<br />

Biodiversität, Ökosystemdynamik<br />

<strong>und</strong> menschlicher Einfluß<br />

bei mediterranen Formationen


312 Zonobiom <strong>der</strong> Hartlaubgehölze<br />

FRAGEN<br />

1 Wie unterscheiden sich Macchie, Garigue, Batha, Phrva<br />

Pseudomacchie, Schibljak: Matorral, Chaparral, Espif,^j<br />

Fynbos <strong>und</strong> Mallee?<br />

2<br />

3<br />

Was sind mediterrane Homoklimate? Beispiele?<br />

Trotz gleicher Jahresnie<strong>der</strong>schlagsmengen <strong>und</strong> gleicher jg),<br />

resmitteltemperatur unterscheiden sich Sommerregengebiu<br />

(ZB II, Savannen) <strong>und</strong> Winterregengebiete (ZB IV, Hartkuh<br />

wald) erheblich. Warum?<br />

4 Ist ein Lignotuber erblich?<br />

3 Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen Hartlaub (SklerophylHii<br />

<strong>und</strong> Le<strong>der</strong>laub (Lauriphyllie)?<br />

6 Welche Winterregengebiete gehören nicht zum ZB IV? v/ar<br />

9<br />

10<br />

Wie lange dauert es, bis sich auf dem dalmatinischen Karsi<br />

(nacktem Kalkgestein) ein zonaler Hartlaubwald gebüäc<br />

hat? In welchen Phasen könnte sich dies abspielen?<br />

Wo kommen igelartige halbkugelige Dornpolster als orozoncle<br />

<strong>Vegetation</strong>sbestandteile vor?<br />

Warum ist Terra rossa kein zonaler Boden?<br />

Unter welchen Bedingungen haben sommergrüne (zum Beispiel<br />

Quercus pubescens), <strong>und</strong> unter welchen Bedingunßer.<br />

haben immergrüne Eichen (zum Beispiel Qu. Hex, Qu. suheti<br />

einen Konkurrenzvorteil?


V Zonobiom <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

(ZB des warmtemperierten<br />

humiden Klimas)<br />

1 Allgemeines<br />

Dieses Zonobiom läßt sich nicht scharf abgrenzen, es ist eine<br />

Übergangszone zwischen den tropisch-subtropischen <strong>und</strong><br />

den typisch gemäßigten Gebieten. Aber es nimmt doch eine<br />

zu große Fläche ein, um nur als Ökoton behandelt zu werden.<br />

Man kann zwei Subzonobiome unterscheiden:<br />

1. Das sehr humide sZB mit Regen das ganze Jahr hindurch<br />

o<strong>der</strong> mit einem Minimum in <strong>der</strong> kühlen Jahreszeit. Die<br />

Hauptvegetationszeit ist immer feucht <strong>und</strong> wegen <strong>der</strong><br />

hohen Temperatur schwül. Diese Gebiete liegen an den<br />

Ostseiten <strong>der</strong> Kontinente etwa zwischen dem 30. <strong>und</strong><br />

35. Grad auf <strong>der</strong> Süd- <strong>und</strong> Nordhemisphäre <strong>und</strong> stehen<br />

unter <strong>der</strong> Einwirkung von Passat- o<strong>der</strong> Monsunwinden.<br />

Während <strong>der</strong> kühlen Jahreszeit sinken die Temperaturen<br />

schon ziemlich tief, es können Fröste auftreten, aber eine<br />

kalte Jahreszeit mit Temperaturen unter 0 °C fehlt; doch<br />

ist <strong>der</strong> Winter schon eine Ruhezeit für die <strong>Vegetation</strong>.<br />

2. Das an<strong>der</strong>e sZB ist an die Westseiten <strong>der</strong> Kontinente geb<strong>und</strong>en,<br />

etwas weiter polwärts gegenüber dem ersten<br />

sZB verschoben; denn es schließt sich an das feuchte Subzonobiom<br />

des ZB IV an. Auch bei diesem sZB überwiegen<br />

die Winterregen, aber die Sommerdürrezeit fehlt weitgehend.<br />

Beide Subzonobiome sind durch lauriphylle Baumarten<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> großwüchsige Nadelhölzer, jeweils reich an Reliktformen<br />

aus dem Tertiär, gekennzeichnet.<br />

In Nordamerika reicht das sZB mit Winterregen von<br />

N'ordkalifornien bis nach Südkanada im Küstengebiet. Es ist


314 Zonobiom <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 177.<br />

Feuchter, ozeanischer Nadelwald<br />

mit Pseudotsuga menziesii, Tsuga<br />

heterophylla <strong>und</strong> Thuja plicata<br />

am Floh River (Olympic<br />

Nat. Park), (phot. E. W a l t e r )<br />

(vgl. dazu Klimadiagramm Vancouver<br />

Abb. 156).<br />

— Das Zonobiom V ist<br />

ein Übergangszonobiom.<br />

sZB V(sr): auf den Ostseiten<br />

<strong>der</strong> Kontinente Übergang<br />

vom ZB I <strong>und</strong> ZB II<br />

mit Sommerregen zu den<br />

gemäßigten Regionen mit<br />

leichtem Frost;<br />

sZB V(w): auf <strong>der</strong> Westseite<br />

<strong>der</strong> Kontinente Übergang<br />

vom ZB IV mit Winterregen<br />

zum ZB VIII mit<br />

sehr ozeanischer Prägung.<br />

die Zone <strong>der</strong> Sequoia sempervirens-'Wäl<strong>der</strong>, an die sich weiter<br />

nördlich Wäl<strong>der</strong> aus Tsuga heterophylla, Thuja plicata <strong>und</strong><br />

Pseudotsuga menziesii anschließen (Abb. 177). Prunus laur:<br />

cerasus <strong>und</strong> Rhododendron ponticum, aber auch Araucaria excelsa<br />

gedeihen hier üppig in den Gartenanlagen - ein Zeichen<br />

für die milden Winter. Weiter nach Norden sinken die Temperaturen<br />

langsam ab. Das Klima wird immer humi<strong>der</strong>, die<br />

Tages- <strong>und</strong> Jahresschwankungen <strong>der</strong> Temperatur sind gering.<br />

Die maritim getönte <strong>und</strong> frostempfindliche Sitka-Fichte<br />

gelangt zur Vorherrschaft. In dieser meridional verlaufenden<br />

Zone, die sich bis in die Subarktis auf Alaska erstreckt,<br />

lassen sich Abschnitte, die dem ZB VI o<strong>der</strong> ZB VIII entsprechen,<br />

kaum erkennen. Es ist ein extrem h«umides ozeanisches<br />

Ökoton, in dem kein Ackerbau betrieben werden<br />

kann, das deshalb wenig besiedelt ist.<br />

Im Rahmen des Internat. Biol. Progr. (IBP) wurden hier<br />

die wohl ertragreichsten Nadelwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt, vor allem<br />

Douglastannen-Ökosysteme (Pseudotsuga), untersucht. Ein<br />

Sammelband (E dmonds 1982) enthält in elf Beiträgen die<br />

vorläufigen Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeiten aus den Jahren 1971 bis<br />

1978, doch steht eine eigentliche Synthese noch aus. Eine<br />

Übersicht über die Verbreitung <strong>der</strong> immergrünen Wäl<strong>der</strong> hat<br />

K lötzli (1987) gegeben.<br />

In Südchile herrschen ganz analoge Verhältnisse. Das sZB<br />

mit Winterregen, aber ohne Sommerdürrezeit entspricht<br />

dem ebenfalls sehr üppigen valdivianischen immergrünen<br />

Regenwald (s. S. 292). Der südlich anschließende magellanische<br />

Wald mit immergrünen, aber auch laubabwerfenden


\ctlwfaßus-Anen <strong>und</strong> <strong>der</strong> starken Ausbildung von Mooren<br />

bildet die perhumide Übergangszone zur Subantarktis des<br />

Feuerlandes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Inseln.<br />

ln Westeuropa fehlen die frostempfindlichen großen Comieren<br />

<strong>der</strong> pazifischen Küste Nordamerikas vollständig. Sie<br />

dnd während den Eiszeiten des Pleistozäns ausgestorben<br />

iFossilien in <strong>der</strong> Rheinischen Braunkohle). Dem sZB entspricht<br />

am ehesten die nordspanische <strong>und</strong> südwestfranzösische<br />

Küste mit Heideformationen (Les Landes). Die perhtiinide<br />

Übergangszone ist ebenso zersplittert wie das<br />

.u’steuropäische Küstengebiet. Sie verteilt sich auf Wales,<br />

Westschottland, die Inselgruppen mit Island <strong>und</strong> die feuchtesten<br />

Teile <strong>der</strong> norwegischen Westküste mit den Lofoten<br />

<strong>und</strong> reicht bis in die Subarktis. Heidemoore mit Birken <strong>und</strong><br />

Weidenarten sind heute die vorherrschende <strong>Vegetation</strong> (s.<br />

S.330f.).<br />

ln Australien gehört die Südwestspitze zu diesem sZB mit<br />

Winterregen ohne Sommerdürre (Karri-Wald, S. 296f.). Die<br />

beson<strong>der</strong>s perhumide Übergangszone dagegen umfaßt nur<br />

W-Tasmanien mit kleinen Eucalyptus-ArXen <strong>und</strong> Mooren sowie<br />

den Südwesten von <strong>der</strong> neuseeländischen Südinsel mit<br />

<strong>der</strong> vorgelagerten Stewart-Insel. Damit ist <strong>der</strong> Übergang zu<br />

den subantarktischen Inseln gegeben (vgl. S. 323, 476).<br />

Ganz isoliert ist das ebenfalls zu diesem sZB gehörende<br />

Gebiet von Nordanatolien mit kolchischen Wäl<strong>der</strong>n, in denen<br />

Rhododendron ponticum <strong>und</strong> Prunus laurocerasus beheimatet<br />

sind. Es ist ein Ausläufer <strong>der</strong> üppigen Wäl<strong>der</strong> im Kolchisdieii<br />

Dreieck zwischen den kaukasischen Gebirgen <strong>und</strong><br />

dem Schwarzen Meer mit gleichmäßig verteilten Nie<strong>der</strong>sdilägen<br />

bis 4000 mm. In diesem tertiären Reliktw ald ist<br />

<strong>der</strong> immergrüne Unterwuchs erhalten geblieben, aber die<br />

Baumschicht mit den Reliktarten Zelkowa <strong>und</strong> Pterocarya sowie<br />

Dolichos <strong>und</strong> den Lianen (Vitis, Periploca) wirft das Laub<br />

ab. Einzelne Kälteeinbrüche kommen vor, doch sind Citrus-<br />

Kulturen möglich. Ähnlich ist <strong>der</strong> hyrkanische Reliktwald<br />

an <strong>der</strong> Südküste des Kaspischen Meeres ausgebildet mit <strong>der</strong><br />

Rcliktart Parrotia (Hamamelidaceae) <strong>und</strong> Albizzia julibrissin<br />

(Mimosaceae) u. a.<br />

2 Tertiärwäl<strong>der</strong>, Lauriphyllie <strong>und</strong> Sklerophyllie<br />

Wenn die Hartlaubvegetation des ZB IV aus einer lorbeerblättrigen<br />

in geologisch junger Zeit entstanden ist, dann<br />

sollten sich auch noch lorbeerblättrige Reliktarten im Mittelmeergebiet<br />

finden lassen. Laurus nobilis kommt in den nie<strong>der</strong>schlagsreicheren<br />

Gebieten <strong>und</strong> an geschützten Stand­<br />

Tertiärwäl<strong>der</strong>, Lauriphyllie <strong>und</strong> Sklerophyllie 315<br />

1


316 Zonobiom <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

orten vor, insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Westmediterraneis. Auch Arhutus<br />

ist eher lorbeerblättrig als hartblättrig. Lauriphylle Arten<br />

kommen azonal in Schluchtwäl<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> orozonal a|.<br />

Nebelwald vor. Die Sklerophyllen mit verholzten Zelldf.<br />

menten im Blatt (Skiereiden) haben nur an sehr gemäßigtei<br />

Standorten <strong>und</strong> in nahezu dauerhumiden Gebieten die Lauriphyllen<br />

nicht verdrängen können. Als zonale Vegetatin,<br />

kommt <strong>der</strong> Lorbeerwald größerflächig nur in Ostasien unc<br />

in den südöstlichen USA vor. Aber viele <strong>der</strong> immergrünen<br />

gemäßigten Wäl<strong>der</strong> sind heute nur noch in Resten vorhanden,<br />

ihr Artenreichtum (zum Beispiel in China, Korea odt.<br />

Japan, aber auch in den südöstlichen USA) ist bemerkenswert<br />

hoch, ebenso in Südbrasilien.<br />

Als verarmte Restbestände des ZB V werden die oft zu Heiden<br />

degradierten Bestände in Nordportugal angesprochen.<br />

Die euxinischen <strong>und</strong> hyrkanischen Reliktwäl<strong>der</strong> sind<br />

durch ihre Tertiärreliktarten gekennzeichnet, dies gilt ii<br />

größerem Maße noch für die an<strong>der</strong>en ZB V-Regionen, wo<br />

zahlreiche Gattungen mit den tertiären, durch Fossilien belegten<br />

Vertretern nahe verwandt sind.<br />

Die Lorbeerwäl<strong>der</strong>, die heute im wesentlichen als Bestandteile<br />

des sZB V (s) an den Ostküsten <strong>der</strong> Kontinente<br />

noch in nennenswertem Umfang Vorkommen, werden von<br />

Klötzli (1987) als thermophil (20 bis 25 °C Monatsmittel in<br />

<strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>speriode) <strong>und</strong> frostempfindlich (Minima<br />

kaum unter -10 °C) sowie trockenheitsempfindlich (kaum<br />

aride Monate im Jahresgang) eingestuft.<br />

Die Abgrenzung des ZB V gegenüber subtropisch/trupischen<br />

Regenwäl<strong>der</strong>n ist gegeben durch <strong>der</strong>en mehr <strong>und</strong><br />

gleichmäßigere Nie<strong>der</strong>schläge sowie ausgeglichenere Temperaturen,<br />

gegen die Hartlaubwäl<strong>der</strong> durch <strong>der</strong>en geringere<br />

<strong>und</strong> sporadischere Nie<strong>der</strong>schläge (Winter) <strong>und</strong> regelmäßige<br />

Feuer, gegen die sommergrünen Laubwäl<strong>der</strong> durch <strong>der</strong>en<br />

kältere Winter mit Spätfrösten <strong>und</strong> oft trockenere Sommer<br />

3 Humides Subzonobiom an den<br />

Ostseiten <strong>der</strong> Kontinente<br />

,/An den Ostseiten <strong>der</strong> Kontinente haben wir es infolge <strong>der</strong><br />

'Passat- o<strong>der</strong> Monsunwinde mit einer fast kontinuierlichen<br />

Reihe von Zonobiom II über ein humides subtropisches Zonoökoton<br />

II/V zum Zonobiom V <strong>und</strong> über ein Zonoökoton<br />

V/VI zum Zonobiom VI zu tun. Doch reichen auf <strong>der</strong> Südhemisphäre<br />

die Landmassen nicht soweit nach Süden <strong>und</strong> in<br />

Mittel- <strong>und</strong> Nordamerika tritt eine Störung durch das Kari-<br />

''bische Meer ein. Die Abgrenzung <strong>der</strong> genannten Abschnitt


ist schwierig. Man läßt die Tropen dort aufhören, wo Fröste<br />

hch bemerkbar machen o<strong>der</strong> die Jahresmitteltemperatur bei<br />

Frostfreiheit unter 18,3 °C sinkt, so daß tropische Kulturen<br />

wie Kokos, Ananas, Kaffee u. a. nicht mehr rentabel sind<br />

<strong>und</strong> nur Tee, Citrus <strong>und</strong> einzelne Palmen verbleiben.<br />

Im Bereich des Zonobioms V treten schon Fröste auf, aber<br />

die mittleren Tagesminima des kältesten Monats sind noch<br />

über 0 °C, das heißt eine kalte Jahreszeit kommt auf dem<br />

Klimadiagramm nicht vor. Die Jahresmittel liegen etwas<br />

über o<strong>der</strong> unter 15 °C, die Baumarten <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> sind we-<br />

Jgstens zum Teil immergrün, während das im ZÖ V/VI nur<br />

noch für einige Straucharten gilt. Für das ZB VI ist schon<br />

eine kalte Jahreszeit von zwei bis fünf Monaten typisch, die<br />

Holzarten werfen ihr Laub im Herbst ab.<br />

ln Ostasien, das dem ostasiatischen Monsun ausgesetzt ist<br />

<strong>und</strong> deshalb ein ZB II besitzt, nimmt dieses humide sZB des<br />

ZBV einen beson<strong>der</strong>s großen Raum ein. Die Nordgrenze bei<br />

etwa 35°N erreicht noch die Südspitze <strong>der</strong> koreanischen<br />

Halbinsel mit den vielen Inseln, biegt im Japanischen Meer<br />

nach Norden, Insel Ullung-do (vgl. Abb. 178, 179) <strong>und</strong> verläuft<br />

durch den südlichen Teil <strong>der</strong> japanischen Hauptinsel<br />

Hondo. Hier kommen neben immergrünen Fagaceen Cyclobäanopsis,<br />

Quercus <strong>und</strong> Castanopsis die Myrsinacee Ardisia sowie<br />

die Lauracee Machilus u. a. als waldbildende Baumarten<br />

vor. Aber auch die in Norditalien (Insubrien) häufigen Ziersträucher<br />

Aucuba japónica, Euonymus japónica, Ligustrum japonicum<br />

<strong>und</strong> die frostempfindlichen Camellia stammen von da.<br />

Weiter nördlich gewinnen laubabwerfende Baumarten die<br />

Oberhand (N umata et al. 1972), ebenso wie in höheren Lagen<br />

(Abb. 179).<br />

Humides Subzonobiom an den Ostseiten <strong>der</strong> Kontinente 317<br />

Abb. 178.<br />

Lorbeerwaläreste auf <strong>der</strong> Insel<br />

Ullung-do (Süd-Korea) in einzelnen<br />

Tälern, an den oberen<br />

Berghängen übergehend in einen<br />

Buchenwald mit Fagus<br />

multinervis, als Reliktwald<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .


318 Zonobiom <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 179.<br />

Offener, junger Buchenwald auf<br />

oberen Berghängen <strong>der</strong> Insel Ullung-do<br />

(Südkorea) mit zahlreichen<br />

Fagus multinervis-Stämmen.<br />

Im Unterwuchs kommen<br />

noch einzelne immergrüne<br />

Lorbeerwaldarten vor (z. B.<br />

Euonymus japonicus), <strong>und</strong> viele<br />

krautige Arten (vgl. auch<br />

A lbertI997) aus den Gattungen<br />

Helleborus, Hepática, Maianthemum,<br />

aber auch Sasa (phot.<br />

S .-W . B r e c k l e ).<br />

In China weicht die Nordgrenze landeinwärts etwas nad<br />

Süden zurück, soweit sich im Winter die Kälteeinbrüc.,<br />

vom sibirischen Hoch bemerkbar machen. Viel wenige:<br />

scharf ist die Südgrenze gegen die immergrünen tropisd<br />

subtropischen Wäl<strong>der</strong> des südlichen China ausgeprägt. Kanton<br />

gehört noch zum ZB II. Wir bringen hier die Glie<strong>der</strong>unt<br />

nach Ahti & Konen 1974 (Abb. 180). Dort wird auch auf dai<br />

Orobiom in Japan eingegangen.<br />

Im Südosten Nordamerikas ist die Südspitze von Florida<br />

noch subtropisch, aber selbst in Miami <strong>und</strong> Palm Beach<br />

kommen leichte Fröste vor. Die immergrünen Eichenwäl<strong>der</strong><br />

mit Quercus virginiana reichen längs <strong>der</strong> Küste bis North Carolina<br />

hinein. Die Gesamtfläche des ZB V ist nicht sehrgroK<br />

weil im Inland die Kälteeinbrüche bis zum Golf von Mexico<br />

reichen. Außerdem sind auf weitverbreiteten Sandflächet<br />

Psammobiome vorhanden, <strong>und</strong> zwar Kiefernwäl<strong>der</strong> aus<br />

Pinus clausa, P. taeda, P. australis u. a. zum Teil mit immergri:-<br />

nem Unterwuchs. Dazu kommen die ausgedehnten Taxiv,.-<br />

Mm-NyiSfl-Sumpfwäl<strong>der</strong> (Hydrobiome) <strong>und</strong> die immergrünen<br />

Persea-Magnolia-MooTwä\<strong>der</strong> sowie Heidemoore mit <strong>der</strong><br />

Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) als Helobiome. Direkt<br />

an <strong>der</strong> Küste nehmen Salzmarschen (Halobiome) groBe<br />

Flächen ein.<br />

In Südamerika reichen in Ostbrasilien die immergrünen<br />

Wäl<strong>der</strong> von den tropischen zu den subtropischen <strong>und</strong> warnt<br />

temperierten weit nach Süden. Die Tropen hören an <strong>der</strong> Küste<br />

zwischen Porto Alegre <strong>und</strong> Rio Grande auf. Selhsi i:i<br />

Nordargentinien, in Misiones <strong>und</strong> Corrientes spricht man<br />

von subtropischen Wäl<strong>der</strong>n. Längs den großen Flußläiifen<br />

des Paraná <strong>und</strong> Uruguay dringen sie als Galeriewäl<strong>der</strong> in das


Humides Subzonobiom an den Ostselten <strong>der</strong> Kontinente 319<br />

Abb. 180.<br />

Bioklimatische Glie<strong>der</strong>ung von<br />

Ostasien (nach Ahti & Konen<br />

1974). TR = humide Tropen,<br />

STR = humide Subtropen.<br />

M = maritim-warmtemperiertes<br />

ZB V. HT = ZÖ V/VJ <strong>und</strong><br />

T = temperiertes ZB VI. HB =<br />

hemiboreale Mischwaldzone.<br />

SB, MB <strong>und</strong> NB = südliche,<br />

mittlere <strong>und</strong> nördliche, boreale<br />

Zone (= ZB VIII). HA <strong>und</strong><br />

A = hemiarktische <strong>und</strong> arktische<br />

Zone (= ZB IX).


320 Zonobiom <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

Pampagebiet vor. An <strong>der</strong> Küste hört das ZB V bei La Plai:<br />

auf, das ZB VI fehlt.<br />

Auf <strong>der</strong> Hochfläche über 500 m NN ist namentlich in Südbrasilien<br />

das Gebiet <strong>der</strong> Coniferenwäl<strong>der</strong> aus Araucaria arißustifolia<br />

anzutreffen. Diese müßte man auf jeden Fall zum ZB \<br />

rechnen. Im allgemeinen ist gerade in diesem Teil die Waldfläche<br />

durch Rodung stark reduziert. In Afrika, dessen Südostküste<br />

ebenfalls dem SE-Passat ausgesetzt ist <strong>und</strong> durch<br />

den Windstau vor den Drakensbergen sehr starke Nie<strong>der</strong>schläge<br />

erhält, sind immergrüne tropisch-subtropi.sche Wäl<strong>der</strong><br />

in Küstennähe bis East London verbreitet. Den Abschniu<br />

längs <strong>der</strong> Südküste kann man als warm-temperiert bezeichnen.<br />

Früher reichten die Wäl<strong>der</strong> ohne Unterbrechung bis<br />

zum Osthang des Tafelberges bei Kapstadt. Der größte Teil ist<br />

jedoch gerodet o<strong>der</strong> sek<strong>und</strong>är von dem Fynbos des ZB IV eingenommen.<br />

Ein größeres Waldreservat mit alten hohen ?odocarpus-Bämntn<br />

<strong>und</strong> einer großen Zahl von immergrünen<br />

Laubbäumen, unter denen <strong>der</strong> „Stinkboom" (Ocotea foetemi<br />

wertvolles Holz liefert, ist nur bei Knyshna erhalten.<br />

Auf die Verhältnisse in Australien <strong>und</strong> Neuseeland kommen<br />

wir in den nächsten Abschnitten zurück.<br />

Ökologisch ist das ZB V nicht intensiv untersucht worden<br />

<strong>und</strong> über die Ökosysteme lassen sich keine Einzelheiten angeben.<br />

Es ist auch beson<strong>der</strong>s schwierig, denn die meisten<br />

Wäl<strong>der</strong> sind artenreich <strong>und</strong> die Wachstumsbedingungen<br />

günstig. Der entscheidende Faktor ist sicher <strong>der</strong> Wettbewerb,<br />

<strong>und</strong> dieser ist schwer faßbar.<br />

4 Subzonobiom an den Westseiten <strong>der</strong> Kontinente<br />

ln den westlichen USA, in Oregon <strong>und</strong> Washington, handelt<br />

es sich um humide, wenig frostresistente Nadelwäl<strong>der</strong>, die<br />

Bestandeshöhen bis über 100 m erreicht haben. Die Reliktart<br />

Sequoia sempervirens, die teilweise gemischt mit Abtes grandis.<br />

Pseudotsuga menziesii vorkommt, o<strong>der</strong> nördlich davon von<br />

Tsuga heterophylla <strong>und</strong> Thuja plicata abgelöst wird, bildet ein<br />

oberes Kronenstockwerk aus. In <strong>der</strong> unteren Baumschicbi<br />

sind viele Laubhölzer vertreten (Acer macrophyllum, Ainus rubra<br />

etc.). Viele <strong>der</strong> Bäume sind reich mit epiphytischen Farnen,<br />

Moosen <strong>und</strong> Flechten überzogen. Man muß diese Coniferenwäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> warmtemperierten Zone, die fast das ganze<br />

Jahr über photosynthetisch aktiv sind, als tertiär geprägte Reliktwäl<strong>der</strong><br />

auffassen. Sie wurden von den Eiszeiten aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> nord-süd-verlaufenden Gebirge offenbar wenig betroifen.<br />

Weiter südlich sind wohl auch während <strong>der</strong> Eiszeit<br />

größere Refugialgebiete für die <strong>Vegetation</strong> erhalten geblie-


Biome <strong>der</strong> Eucalyptus-Nothofagus-\Nä\<strong>der</strong> SE-Australiens <strong>und</strong> Tasmaniens 321<br />

ben, so daß im Gegensatz zu den west-östlichen<br />

Gebirgsbarrieren in Europa, die Ausbreitung<br />

nach Norden rasch erfolgen konnte.<br />

In Westeuropa fehlt daher eine dem ZB<br />

Ventsprechende <strong>Vegetation</strong>, obwohl das<br />

Klima heute eine solche <strong>Vegetation</strong> zulassen<br />

würde. Reste einiger Reliktarten linden<br />

sich im Gebirge bei Algeciras (Campo de<br />

Gibraltar), wo noch die immergrünen Rhododendron<br />

ponticum ssp. baeticum, Quercus lusitmica<br />

<strong>und</strong> Prunus lusitanica Vorkommen.<br />

Dazu tritt <strong>der</strong> teils epiphytische Farn Daval-<br />

Hacanariensis <strong>und</strong> <strong>der</strong> urtümliche Farn Psilotum<br />

nudum auf.<br />

Im euxinischen Waldgebiet Nordanatoliens<br />

findet man nur laubwerfende Bäume,<br />

im Unterwuchs treten allerdings eine ganze<br />

Reihe immergrüner Arten auf (Prunus laurocerasus,<br />

Ilex, Buxus, Daphne pontica, Vaccinium<br />

arctostaphylos, Ruscus etc.).<br />

Ähnliches gilt für die Kolchis am Ostufer<br />

des Schwarzen Meeres <strong>und</strong> die hyrkanischen<br />

Wäl<strong>der</strong> am Südufer des Kaspischen Meeres.<br />

Im südlichen Chile entspricht <strong>der</strong> Valdivianische Regenvvald<br />

dem ZB V (w). Er ist artenreich <strong>und</strong> seine Üppigkeit erinnert<br />

an tropische Regenwäl<strong>der</strong>. Das Klima ist aber kühl,<br />

iihne Frost <strong>und</strong> daiierhumid. Mehrere Reliktnadelhölzer treten<br />

auf (u. a. Fitzroya cupressoides, Austrocedrus chilensis, Podocarpus<br />

nuhigenus, Dacrydium foncki, Araucaria araucana), allerdings<br />

nie dominant. Waldbildend sind Nothofagus-Arten<br />

(.Äbb. 181); die laubwerfende N. obliqua kann über 40 m<br />

hoch werden, <strong>und</strong> die immergrünen N. dombeyi, Eucryphia<br />

cordifolia <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e erreichen 35 bis 40 m (vgl. S. 292).<br />

Abb. 181.<br />

Nothofagus-Wald mit N. dombeyi<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Nolhofagus-<br />

Arten im Nationalpark Nahuelbuta<br />

mit großen Araukarien<br />

(Araucaria araucana)<br />

( p h o t . J . R e n z ) .<br />

5 Biome <strong>der</strong> E u c a ly p tu s -N o th o fa g u s -\ N ä \ d e r<br />

SE-Australiens <strong>und</strong> Tasmaniens<br />

Die feuchten tropisch-subtropischen immergrünen Wäl<strong>der</strong><br />

an <strong>der</strong> Ostküste Australiens, die sich auf nährstoffreichen<br />

meist vulkanischen Böden bis in das südliche New South<br />

Wales erstrecken, bestehen vorwiegend aus indomalaiischen<br />

Elementen, die <strong>der</strong> Australis fremd sind. Erst im südlichen<br />

Victoria <strong>und</strong> auf Tasmanien herrscht das australische Element<br />

mit <strong>der</strong> Gattung Eucalyptus vor. Zugleich mischen sich<br />

jedoch schon einige bedeutsame antarktische Elemente bei.<br />

Hier im feuchten Klima ohne Kältezeit (Abb. 182) erreichte


322 Zonobiom <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

Adelaide (48 m)<br />

[74 - 92]<br />

17,3“ 534<br />

Melbourne (38 m)<br />

[76]<br />

14,7” 649<br />

Hobart (58 m)<br />

[61 - 88] 12,4” 608<br />

Abb. 182.<br />

Klimadiagramme aus dem Hartlaubgebiet<br />

S-Australiens <strong>und</strong><br />

dem warmtemperierten Gebiet<br />

Viktorias <strong>und</strong> Tasmaniens.<br />

Eucalyptus regnans eine Höhe bis 110 m (ältere Angaben von<br />

145 m sind nicht sicher nachprüfbar). Heule findet man<br />

Baumhöhen zwischen 75 <strong>und</strong> 95 m (Abb. 183). Fast ebenso<br />

hoch werden Eu. gigantea <strong>und</strong> Eu. obliqua. Die wichtigsten<br />

antarktischen Arten sind die immergrüne Nothofagus<br />

cunninghamii <strong>und</strong> <strong>der</strong> Baumfarn Dicksonia antárctica, auf Tasmanien<br />

auch noch eine Reihe an<strong>der</strong>er Arten. Die Zusammensetzung<br />

dieser Wäl<strong>der</strong> hängt von <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong><br />

Waldbrände ab:<br />

1. In den feuchten Teilen des westlichen Tasmaniens, wo<br />

keine Waldbrände entstehen, entwickelt sich eine Baumschicht<br />

aus Nothofagus mit Atherosperma moschata (Monimiaceae)<br />

von 40 m Höhe <strong>und</strong> darunter eine 3 m hohe<br />

Schicht mit dem Baumfarn Dicksonia, <strong>der</strong> noch bei einer<br />

Beleuchtung von 1 % des Tageslichtes wachsen kann, ln<br />

diesen feuchten Wäl<strong>der</strong>n sind Hymenophyllaceen <strong>und</strong><br />

Moose als Epiphyten sehr verbreitet.<br />

2. Wie<strong>der</strong>holen sielt Waldbrände etwa alle 200 bis 350 Jahre,<br />

dann bilden sich Mischwäl<strong>der</strong>, die dreischichtig sind.<br />

Zu den obengenannten zwei Schichten kommt noch eine<br />

75 m (bis 90 m) hohe aus den drei größtoii Eucalyptus-Atten<br />

hinzu. Diese Schicht ist gleichaltrig, ein Zeichen, daß<br />

die Keimung <strong>der</strong> Bäume auf größeren Flächen nach einem<br />

Waldbrand erfolgt. Nach einem solchen Waldbrand<br />

wird zwar die Baumschicht aus Eucalyptus <strong>und</strong> Nothofagiu<br />

vernichtet, aber die Früchte öffnen sich, die unversehrten<br />

Samen fallen aus <strong>und</strong> keimen. Da Eucalyptus rascher<br />

wächst, überholt er Nothofagus, so daß sich zwei Baumschichten<br />

ausbilden. Die Baumfarne verlieren durch<br />

Brand ihre Blätter, aber bilden am Stammgipfel wie<strong>der</strong><br />

neue aus. Eine Verjüngung von Eucalyptus unter Nothojigus<br />

ist wegen Lichtmangel nicht möglich. Sie tritt etv<br />

wie<strong>der</strong> nach einem erneuten Brand ein.<br />

3. Kommen Waldbrände ein- bis zweimal im Jahrh<strong>und</strong>en<br />

vor, dann wird Nothofagus durch an<strong>der</strong>e rascherwüchsii;t<br />

niedrige Baumarten (Poma<strong>der</strong>ris, Olearia, Acacia) ersetzt.


4 , Nach Waldbränden alle 10 bis 20 Jahre<br />

entstehen reine niedrige Eucalyptus-Bestände.<br />

5 . Noch häufigere Brände verursachen<br />

eine Degradation <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong>; es bildet<br />

sich eine offene Moorlandschaft mit<br />

dem „Knopfgras" Mesomelaena sphaerocephala<br />

(Cyperaceae) aus, in <strong>der</strong> Myrtaceen-Büsche<br />

eingestreut sind <strong>und</strong><br />

Drosera sowie Utricularia neben Restionaceen<br />

Vorkommen.<br />

Warmtemperierte Biome Neuseelands 323<br />

6 Warmtemperierte Biome<br />

Neuseelands<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Erwähnung verdienen die<br />

Wäl<strong>der</strong> Neuseelands. Obgleich die beiden<br />

Inseln relativ nahe zum australischen<br />

Kontinent liegen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> geologischen<br />

Vergangenheit wahrscheinlich eine direkte<br />

Verbindung bestand, muß sich diese<br />

gelöst haben, noch ehe sich die Flora <strong>der</strong><br />

Australis entwickelt hatte. Auf Neuseeland gibt es keine einzige<br />

einheimische Eucalyptus- o<strong>der</strong> Acacia-An. Auch die Proteaceen<br />

sind nur durch zwei Arten vertreten.<br />

Im Norden <strong>der</strong> Nordinsel findet man noch subtropische<br />

Wäl<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Conifere Agathis australis <strong>und</strong> Palmen; selbst<br />

Mangroven aus niedrigen Avkenma-Büsch.en wachsen an<br />

<strong>der</strong> Küste. Die Arten <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> sind melanesische Elemente<br />

<strong>der</strong> Paläotropis.<br />

Wäl<strong>der</strong> mit diesem Charakter greifen selbst auf die Südinsel<br />

über, obgleich das Klima dort ausgesprochen gemäßigt<br />

ist, aber nur in niedrigen Lagen ohne kalte Winterzeit. Eine<br />

große Rolle spielen die auf <strong>der</strong> ganzen Südhemisphäre verbreiteten<br />

Coniferengattungen Podocarpus <strong>und</strong> Dacrydium. Zugleich<br />

ist jedoch das antarktische Element mit fünf immergrünen<br />

Nothofagus-Arten in den Wäl<strong>der</strong>n nicht nur auf <strong>der</strong><br />

Südinsel von großer Bedeutung, son<strong>der</strong>n auch auf <strong>der</strong> Nordinsel.<br />

Diese sich gegenseitig ausschließenden Waldtypen sind<br />

mosaikartig angeordnet, ohne daß man die Verbreitung eindeutig<br />

klimatisch o<strong>der</strong> ökologisch erklären kann. Man gewinnt<br />

den Eindruck, daß die Pflanzendecke sich nicht mit <strong>der</strong><br />

heutigen Umwelt im Gleichgewicht befindet, son<strong>der</strong>n daß<br />

historische Faktoren eine sehr große Rolle spielen. Die Nordinsel<br />

wurde vor 1700 Jahren mit einer mächtigen Schicht<br />

von heißer vulkanischer Asche bedeckt. Als Pioniere traten<br />

A b b . 183.<br />

Eucalyptus regnam-Hochwald<br />

bei Healesvüle, nördlich von<br />

Melbourne (Victoria), im Unterwuchs<br />

mit mächtigen Baumfarnen<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .


324 Zonobiom <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

zuerst die durch Vögel verbreiteten Podocarpaceen auf. s<br />

werden langsam durch die Wäl<strong>der</strong> mit tropischen Eleinentt<br />

verdrängt, im Gebirge zum Teil auch durch Nothofagus-Vii].<br />

<strong>der</strong>. Die Südinsel war im Pleistozän von großen Gletscher:<br />

bedeckt, so daß auch dort die Wie<strong>der</strong>besiedlung noch im<br />

Gange ist, zumal Nothofagus sich nur langsam ausbreilet.<br />

Im extrem feuchten südwestlichen Fjordland mit übe-<br />

6000 mm Regen entsprechen die Nothofagus-Vi/älde]: schi ■<br />

ganz den südchilenischen. Eine Beson<strong>der</strong>heit sind hier die an<br />

Lawinen erinnernden W aldsturzstreifen, die jedoch niitu-i<br />

im Wald an Steilhängen beginnen <strong>und</strong> 2 bis 6 m breit sint<br />

Wenn das Gewicht des an Felswänden wachsenden Baumbe-<br />

Standes zu groß wird, erfolgt durch die Schwerkraft eine Abtragung<br />

<strong>der</strong> gesamten <strong>Vegetation</strong>sschicht mit dem Wurzelwerk<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bodenschicht. Der zurückbleibende nackte Fels<br />

wird wie<strong>der</strong> mit Flechten, Moosen <strong>und</strong> Farngewächsen besiedelt,<br />

bis sich Strauchwerk <strong>und</strong> schließlich ein BaumU<br />

stand entwickelt, worauf ein erneuter Absturz erfolgt.<br />

Eine schwere Gefahr für die Wäl<strong>der</strong> auf Neuseeland, wo<br />

ursprünglich außer Fle<strong>der</strong>mäusen keine Säugetierart vorhanden<br />

war, bedeuten die ausgesetzten europäischen Rothirsche,<br />

<strong>der</strong>en Vermehrung sich je<strong>der</strong> Kontrolle entzieh:<br />

<strong>und</strong> die eine Verjüngung <strong>der</strong> oft unzugänglichen Nothofaguy<br />

Wäl<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>n, wodurch im Gebirge sehr große Schäden<br />

durch Bodenerosion <strong>und</strong> Hochwasser entstehen. Ebenso<br />

gefährlich ist das als Pelztier eingeführte australische<br />

Opossum (Kuzu), das sich auf eine Baumart spezialisiert hat<br />

die die Baumgrenze bildet, diese völlig entblättert <strong>und</strong> zum<br />

Absterben bringt, was ebenfalls die Gefahr <strong>der</strong> Bodenerosion<br />

an den Steilhängen mit irreversiblen Schäden erhöht.<br />

Neuseeland ist ein Beispiel dafür, wie g


1<br />

VI Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen<br />

Laubwäl<strong>der</strong> (ZB des gemäßigten<br />

nemoralen Klimas)<br />

lO<br />

B<br />

1 Laubabwurf als Anpassung an die Winterkälte<br />

Eine gemäßigte Klimazone mit einer deutlichen, aber nicht<br />

zu langen kalten Jahreszeit (vgl. Abb. 184) ist nur auf <strong>der</strong><br />

N'ordhemisphäre ausgebildet. Sie fehlt <strong>der</strong> südlichen Halbkugel<br />

mit Ausnahme von bestimmten Gebirgslagen <strong>der</strong> südlichsten<br />

Anden <strong>und</strong> Neuseelands. Wir hatten fakultativ<br />

laubabwerfende Baumarten in den Tropen kennengelernt,<br />

<strong>der</strong>en Blätter bei gestörter Wasserbilanz während einer längeren<br />

Dürrezeit abfallen, wodurch die Wasserverluste <strong>der</strong><br />

Bäume verringert werden (s. S. 161f.).<br />

Der auslösende Faktor, <strong>der</strong> das Vergilben des Laubes im<br />

Herbst, vor den ersten Frösten verursacht, ist meist nicht genauer<br />

bekannt. Es dürfte zum Teil die Verkürzung <strong>der</strong> Tageslänge<br />

sein. Auffallen<strong>der</strong>weise vollzieht sich die Laubverfärbung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Baumarten in einer relativ kurzen<br />

Zeitspanne. Nach dem phänologischen Kalen<strong>der</strong> ist das Vergilben<br />

in Mitteleuropa zwischen dem 10. <strong>und</strong> 20. Oktober<br />

Valence (126 m)<br />

12,3° 904<br />

Lugano (276 m)<br />

12,0° 1725<br />

A b b . 184.<br />

Klimadiagramme aus <strong>der</strong> submediterranen<br />

Zone (noch keine<br />

Kältezeit) (links), aus <strong>der</strong> warmen<br />

<strong>und</strong> feuchten Laubwaldzone<br />

(Mitte) sowie <strong>der</strong> mitteleuropäischen<br />

Buchenwaldzone<br />

(rechts).<br />

Luxembourg (362 m)<br />

9,4° 739<br />

[100]<br />

ITTV<br />

-1,8_<br />

yzzzzzzA-^ 2,0 "mmzzzzz<br />

- 1,8<br />

VZZ77mi-)2.0<br />

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326 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

^ Im Zonobiom VI, dem<br />

Zonobiom <strong>der</strong> gemäßigten<br />

Laubwäl<strong>der</strong>, stellt <strong>der</strong><br />

Blattabwurf eine Anpassung<br />

an eine kalte Jahreszeit<br />

dar. Er ist jedoch<br />

nicht fakultativ, son<strong>der</strong>n<br />

obligat, tritt also auch<br />

dann ein, wenn man die<br />

Baumpflanzen in einem<br />

Gewächshaus vor <strong>der</strong><br />

Winterkälte schützt.<br />

festzustellen, wobei kein scharfer Unterschied zwischen Orten<br />

im Westen <strong>und</strong> im Osten, ebenso nicht zwischen tielen<br />

<strong>und</strong> hohen Gebirgslagen zu erkennen ist. Bäume in <strong>der</strong><br />

Nähe von Straßenlaternen bleiben länger grün.<br />

Das immergrüne Laubblatt ist we<strong>der</strong> resistent gegen Kälte<br />

noch gegen Frosttrocknis, also länger anhaltende Temperaturen<br />

unter 0 °C. Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer) friert<br />

in Mitteleuropa in Gärten <strong>und</strong> Parks bei strenger Kälte immer<br />

wie<strong>der</strong> zurück. Schon bei mäßigem Frost zeigen die<br />

Blätter bei Licht eine COj-Ausscheiduttg, das heißt die Atmung<br />

geht weiter, aber die Photosynthese wird blockien.<br />

Ilex aquifolium (Stechpalme) besitzt eine atlantische Verbreitung.<br />

He<strong>der</strong>á hélix (Efeu) ist eine subatlantische, immergrüne<br />

Art, die die östlichen kontinentalen Gebiete mit kalten Wintern<br />

meidet. Dasselbe gilt für die Ginsterarten Ulex <strong>und</strong> Sarcthamnus.<br />

Die immergrünen Alpenrosen (Rhododendron) <strong>und</strong><br />

die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) halten in Mitteleuropa<br />

nur unter Schneeschutz die Winterkälte aus.<br />

Der Abwurf <strong>der</strong> dünnen, sommergrünen Blätter im Winter<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Knospen vor Wasserverlusten bedeuten<br />

gegenüber dem Erfrieren von dicken immergrünen Blättern<br />

eine Stoffersparnis. Voraussetzung ist allerdings, daß die<br />

im Frühjahr neugebildeten Blätter eine genügend lange <strong>und</strong><br />

warme Sommerzeit von mindestens vier Monaten zur Verfügung<br />

haben, um das Wachstum <strong>und</strong> das Ausreifen <strong>der</strong> verholzenden<br />

Achsenorgane <strong>und</strong> die Anlage von Stoffreserven<br />

für das Fruchten <strong>und</strong> für den Austrieb im nächsten Jahr zu<br />

gewährleisten. Aber auch im blattlosen Zustand verlieren<br />

die Zweige im Winter Wasser <strong>und</strong> zwar bei den verschiedenen<br />

Laubholzarten in verschiedenem Ausmaße. Die mitteleuropäische<br />

Buche meidet deshalb die Zowg: <strong>der</strong> kalten osteuropäischen<br />

Winter. Die Eiche dagegen erreicht sogar den<br />

Ural. Im extrem kontinentalen Sibirien fehlen Laubbäume<br />

bis auf die kleinblättrigen Birken (Betula) <strong>und</strong> Zitterpappel<br />

(Populus trémula) sowie die Eberesche (Sorbus aucuparia) mit<br />

ihren kleinen Fie<strong>der</strong>blättchen.<br />

Sind die Sommer zu kurz <strong>und</strong> zu kühl, so treten an die<br />

Stelle <strong>der</strong> Laubbäume die immergrünen Nadelhölzer. Ihre<br />

xeromorphen Nadeln erlangen im Winter eine höhere Kälteresistenz<br />

<strong>und</strong> sind bei Eintritt <strong>der</strong> warmen Witterung im<br />

Frühjahr wie<strong>der</strong> produktionsfähig. Die kurze <strong>Vegetation</strong>szcit<br />

wird dadurch besser ausgenutzt. Während Laubbäume eine<br />

Dauer <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit mit Tagesmitteln über 10 °C von<br />

mindestens 120 Tagen verlangen, kommen Nadelbäume bereits<br />

mit 30 Tagen aus. Aber auch bei ihnen ist die Resistenz<br />

<strong>der</strong> einzelnen Arten verschieden. Die Eibe (Taxus) geht in


Europa nicht weiter nach Osten als <strong>der</strong> Efeu. Pinus sylvestris<br />

(Kiefer) <strong>und</strong> Picea abies (Fichte) sind sehr resistent. Abies sibirica<br />

<strong>und</strong> Pinus sibirica (P. cembra) halten in Sibirien durch,<br />

aber am weitesten in die kontinentale Arktis (bis 72° 40' N)<br />

stößt <strong>der</strong> sommergrüne Nadelbaum, die Lärche (Larix dahurica)<br />

vor, die im kurzen Sommer eine sehr hohe Produktionskraft<br />

besitzt. Wir sehen somit, daß je nach den äußeren<br />

Verhältnissen <strong>und</strong> nach den ökophysiologischen Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> Arten bald diejenigen mit immergrünen Assimilationsorganen,<br />

bald jene mit kurzlebigen sommergrünen im<br />

Wettbewerb besser abschneiden <strong>und</strong> zur Vorherrschaft gelangen<br />

(vgl. dazu ZB II, S. I84f.).<br />

2 Bedeutung <strong>der</strong> Winterkälte für die Arten<br />

<strong>der</strong> nemoralen Zone<br />

Im Zonobiom VI spielt, wie wir gesehen haben, die Winterkälte,<br />

auch wenn sie meist nur kurz ist, eine wichtige Rolle<br />

bei <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Arten. Die Schäden, die in kalten<br />

Wintern auftreten, können zweierlei Ursachen haben:<br />

1. Es sind direkte Kälteschäden, die mit dem Gefrieren des<br />

Wassers in den Geweben Zusammenhängen; man spricht<br />

dann von Frostschäden.<br />

2. Es tritt ein Vertrocknen <strong>der</strong> oberirdischen Organe ein, die<br />

eine gewisse Transpiration auch bei tiefen Temperaturen<br />

aufweisen <strong>und</strong> die Wasserverluste aus dem gefrorenen<br />

Boden infolge Blockierung <strong>der</strong> Leitbahnen durch Eis<br />

nicht zu decken vermögen. Es handelt sich also in diesem<br />

Fall um F ro sttro cknis.<br />

Gegen die Einwirkung von tiefen Temperaturen gibt es für<br />

die Pflanzen keinen Schutz. Ihre Temperatur gleicht sich <strong>der</strong><br />

jeweiligen Lufttemperatur an. Die einzige Anpassung, um<br />

die Schäden durch tiefe Temperaturen zu verhin<strong>der</strong>n, ist die<br />

Abhärtung. Prüft man die Kälteresistenz von Pflanzenteilen<br />

imSommer, indem man sie im Gefrierschrank verschiedenen<br />

Temperaturen unter 0 °C zum Beispiel zwei St<strong>und</strong>en<br />

aussetzt, so zeigt es sich, daß bereits geringe Frosttemperaturen<br />

genügen, um irreversible Schäden hervorzurufen.<br />

Dieselben Pflanzenteile halten dagegen im Winter die Einwirkung<br />

von viel tieferen Temperaturen ohne Schädigung<br />

aus, weil sie abgehärtet sind. Die A b h ä rtu n g ist ein physiologischer<br />

Vorgang, <strong>der</strong> sich im Herbst vollzieht, wenn die ersten<br />

kalten Nächte beginnen. Er wird im warmen Frühjahr<br />

durch den entgegengesetzten Vorgang <strong>der</strong> E n th ä rtu n g abgelöst.<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Winterkälte für die Arten <strong>der</strong> nemoralen Zone 327


328 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Die Abhärtung ist mit bestimmten physikalisch-chemischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Protoplasma verb<strong>und</strong>en. Die Stabilität<br />

<strong>der</strong> Membranen (zum Beispiel durch zusätzlich!.<br />

Schwefelbrücken (-S-S-)) nimmt zu, ebenso die Viskosita:<br />

des Plasmas. Man erkennt es daran, daß beim Plasmolysicren<br />

an Stelle <strong>der</strong> Konvex- eine Konkavplasmolyse eintriti.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>ung wird durch einen plötzlichen Anstieg <strong>der</strong><br />

Zellsaftkonzentration um bis zu 1 MPa infolge einer Zunahme<br />

<strong>der</strong> Zuckerkonzentration begleitet. Im abgehärteten Zustand<br />

ist das Protoplasma weitgehend inaktiviert. Die Kälteresistenz<br />

kann sich bei den überwinternden Knospen<br />

unserer Laubbäume von -5 °C im Herbst bis auf über -25 h<br />

ja selbst -35 °C im Januar bis Februar erhöhen. Die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Kälteresistenz ist in kalten Wintern größer als in<br />

milden, bei verwandten Arten einer Gattung uni so größer<br />

je weiter eine Art in das kontinentale Gebiet vorstößt.<br />

Die Abhärtung ist ein sehr komplizierter Vorgang, <strong>der</strong> in<br />

mehreren Stufen verläuft. Die erste, die zu einem gewissen<br />

Ruhestand führt, wird im Herbst durch die kürzere Tageslänge<br />

eingeleitet. Eine weitere Abhärtung erfolgt, wenn die<br />

Temperatur auf wenige Grade über 0 °C absinkt. Die stärkste<br />

Abhärtung stellt man bei Arten fest, die schon sehr tiefen<br />

Temperaturen ausgesetzt waren, also nach Auftreten <strong>der</strong> ersten<br />

starken Fröste. Wenn man abgehärtete Pflanzenteile<br />

plötzlich extrem stark abkühlt, so daß eine Verglasung des<br />

Protoplasmas eintritt (ohne Eiskristallbildung), gelingt sogar<br />

ein Einfrieren im flüssigen Stickstoff (bei -190 °C), ja sogar<br />

bei -238 °C. Man muß allerdings die Erwärmung in mehreren<br />

Stufen bis zum Auftauen durchführen, so daß nachträglich<br />

keine plasmaschädigende Eiskristallbildung eintritt.<br />

Dann bleiben die abhärtungsfähigen Arteai <strong>der</strong> kalten <strong>Klimazonen</strong><br />

am Leben. In Ostsibirien um den Kältepol henin:<br />

ist die Waldvegetation normalerweise im Winter Temperaturen<br />

von -60 °C o<strong>der</strong> tiefer ausgesetzt. Tropische Arten <strong>und</strong><br />

selbst die des ZB IV o<strong>der</strong> V lassen sich nicht abhärten.<br />

Die Abhärtung verhin<strong>der</strong>t im allgemeinen Frostschäden<br />

an einheimischen Bäumen selbst in strengen Wintern,<br />

während angepflanzte Exoten aus wärmeren Heimatgebieten<br />

ohne Abhärtungsfähigkeit solche oft erleiden. Frostschäden<br />

treten aber auf, wenn Frühfröste einsetzen, bevor die<br />

Pflanzen abgehärtet sind, o<strong>der</strong> ein Spätfrost eintritt, nachdem<br />

die Enthärtung bereits erfolgte. Häufig sieht man Spätfrostschäden<br />

an jungem ausgetriebenem Laub, das gegen Fröste<br />

sehr empfindlich ist. Auch Kambiumschäden durch Spätfrost<br />

kommen vor, wenn die Bäume bereits „im Saft" sind, das<br />

Plasma sich also schon im aktiven Zustand befindet.


Die Ostgrenze des Buchenareals ist wohl durch häufige<br />

Spätfrostschäden, die die Wettbewerbsfähigkeit min<strong>der</strong>n,<br />

bedingt. Für die Kräuter des Waldes läßt sich ebenfalls eine<br />

Zunahme <strong>der</strong> Kälteresistenz im Winter durch Abhärtung<br />

(csistellen. Sie sind allerdings unter einer Streu- <strong>und</strong><br />

Schneedecke nicht so tiefen Temperaturen ausgesetzt. In<br />

Übereinstimmung damit steigt die Kälteresistenz (zum Beispiel<br />

von Anemone hepática) selbst bei den immergrünen<br />

Blättern nur bis -15 °C, bei den besser geschützten Blütenknospen<br />

bis -10 °C <strong>und</strong> bei den Rhizomen nur bis -7,5 °C.<br />

Schwieriger ist die Feststellung von Schäden durch die<br />

Frosttrocknis. Durch den Abwurf <strong>der</strong> stark transpirierenden<br />

Blätter, den Schutz <strong>der</strong> Knospen durch harte Knospenschuppen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Zweige durch Korkschichten werden<br />

größere Wasserverluste bei Laubbäumen im Winter vermieden.<br />

Trotzdem läßt sich eine gewisse Transpiration <strong>der</strong> unbelaubten<br />

Zweige im Winter nachweisen; sie ist höher als bei<br />

den immergrünen Nadelhölzern, bei den Laubholzarten mit<br />

südlicher Verbreitung höher als bei solchen, die weiter im<br />

Norden verkommen. Diese Transpirationsverluste werden<br />

kritisch, wenn im Frühjahr die Intensität <strong>der</strong> Einstrahlung<br />

zunimmt <strong>und</strong> die Lufttemperatur ansteigt, aber <strong>der</strong> Boden<br />

noch fest gefroren ist. Es kann dann zu einem Vertrocknen<br />

von Knospen <strong>und</strong> Zweigen kommen. Beson<strong>der</strong>s empfindlich<br />

sind in dieser Flinsicht immergrüne Arten, wie die Stechpalme<br />

(Ilex) o<strong>der</strong> Rutensträucher wie die Ginsterarten.<br />

Im allgemeinen treten Frostschäden während <strong>der</strong> kältesten<br />

Jahreszeit ein, Frosttrocknisschäden dagegen in <strong>der</strong><br />

Übergangszeit zum Frühjahr <strong>und</strong> an warmen Südhängen.<br />

.Man darf sie nicht mit Spätfrostschäden verwechseln.<br />

Ausdehnung des Zonobioms VI 329<br />

3 Ausdehnung des Zonobioms VI<br />

Das Klima des ZB VI mit einer warmen <strong>Vegetation</strong>szeit von<br />

vier bis sechs Monaten, in denen genügend Regen fällt <strong>und</strong><br />

einer nicht zu langen <strong>und</strong> nicht extrem kalten Winterzeit<br />

von drei bis vier Monaten ist für die laubabwerfenden<br />

Baumarten <strong>der</strong> gemäßigten Klimazone beson<strong>der</strong>s geeignet.<br />

Diese Bäume meiden die extrem maritimen, wie auch die<br />

extrem kontinentalen Gebiete. Wir sprechen von <strong>der</strong> nemoraien<br />

Zone. Ein solches Klima mit einem Nie<strong>der</strong>schlagsmaximum<br />

im Sommer findet man auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre im<br />

Osten von N-Amerika <strong>und</strong> in E-Asien zwischen den warmtemperierten<br />

<strong>und</strong> den kalten o<strong>der</strong> ariden gemäßigten <strong>Klimazonen</strong>.<br />

In West- <strong>und</strong> Mitteleitropa ist es die Region nördlich<br />

<strong>der</strong> mediterranen Zone, wo unter dem Einfluß des


330 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Golfstromes die Winterregen durch gleichmäßig verleiht<br />

Nie<strong>der</strong>schläge bzw. solche mit Sommermaximum abgeltis:<br />

werden <strong>und</strong> die kalte Jahreszeit relativ kurz ist.<br />

Das mediterrane Winterregengebiet mit einer Hartlaubvegetation<br />

erstreckt sich sehr weit von Westen nach Osten<br />

<strong>und</strong> geht nach Norden in sehr verschiedene <strong>Vegetation</strong>szcnen<br />

über. In dem sehr maritimen Gebiet in Südwest- unc<br />

Südspanien (zum Beispiel bei Gibraltar) findet man nao.<br />

Rhododendron ponticum, im Unterwuchs den Farn Woodward:.<br />

<strong>und</strong> Drosophyllum, Elemente <strong>der</strong> immergrünen warmtemptrierten<br />

Lorbeerwäl<strong>der</strong>. Diese <strong>Vegetation</strong> geht jedoch in Ibt--<br />

rien in die atlantischen Heiden über, die sich im Küstengebiet<br />

bis nach Skandinavien hinein ziehen (Abb. 185). Si.<br />

werden ganz im Norden von Birkenwäl<strong>der</strong>n abgelöst.^ichtige<br />

Lorbeerwäl<strong>der</strong> findet man nur auf <strong>der</strong> feuchten LuvsÄ',<br />

<strong>der</strong> Kanarischen Inseln (Teneriffa) als Nebelwald o<strong>der</strong> in<br />

dem sehr ähnlichen Zonoökoton IV/V in Nordanatolien.<br />

Weiter östlich ist zwischen die mediterrane <strong>und</strong> nemorale<br />

Zone eine submediterrane Zone eingeschaltet. In ihr herrschen<br />

noch Winterregen vor, aber die Sommerdürre ist nicht<br />

mehr ausgeprägt <strong>und</strong> Fröste treten in allen Wintermonau<br />

regelmäßig auf (Abb. 184, Valence).<br />

A b b . 185.<br />

Karte West-Europas mit Angabe<br />

<strong>der</strong> Heidegebiete (aus H ü p p h<br />

1993).


Nordöstlich <strong>der</strong> submediterranen Zone schließt in Süd-<br />

.isteuropa die Steppenzone an, die erst weiter nördlich von<br />

.Väl<strong>der</strong>n verschiedener Art abgelöst wird. In Vor<strong>der</strong>asien<br />

-dtließlich leitet die mediterrane Hartlaubzone zu den meüierranen<br />

Steppen <strong>und</strong> Halbwüsten über.<br />

4 Atlantische Heidegebiete<br />

Die atlantischen Heidegebiete (Abb. 185) sind fast stets Degradationsstadien<br />

von Laubwäl<strong>der</strong>n. Die Vernichtung <strong>der</strong><br />

Wäl<strong>der</strong> in diesem Gebiet reicht in die prähistorische Zeit<br />

zurück; sie ist heute so vollständig, daß man die Heiden lanit<br />

Zeit für die zonale <strong>Vegetation</strong> hielt. Die historische Ent-<br />

.vicklung läßt sich in Pollendiagrammen gut verfolgen (Abb.<br />

186). Einhergehend mit <strong>der</strong> Rodung nahm zunächst die Vermoorung<br />

zu, sehr bald trat Calluna großflächig auf, parallel<br />

mit Holzkohleresten <strong>der</strong> Brandrodungen.<br />

Die Böden in diesem Gebiet sind äußerst arm <strong>und</strong> sauer<br />

<strong>und</strong> man nahm an, daß sie als Folge des humiden Klimas auf<br />

naüirliche Weise ausgelaugt wurden <strong>und</strong> nur eine ärmliche<br />

Heidevegetation tragen können. Aber es gilt in diesem Falle<br />

dasselbe, was wir hinsichtlich des ebenfalls sehr humiden<br />

tropischen Regenwaldes ausführten (s. S. 138). Solange die<br />

latiirliche Waldvegetation nicht angetastet wird, findet eine<br />

Auswaschung <strong>der</strong> Nährstoffe aus dem Biogeozön nicht statt;<br />

Jet Nährstoffvorrat bleibt zum größten Teil in <strong>der</strong> oberirdi-<br />

•chen Phytomasse gespeichert. Sobald jedoch <strong>der</strong> Wald geiiidet<br />

<strong>und</strong> gebrannt wird, geht <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> nunmehr<br />

nineralisierten Nährstoffe verloren <strong>und</strong> es bleibt nur <strong>der</strong><br />

rrnie Boden. Wird die Heidevegetation anschließend ge-<br />

Atlantische Heidegebiete 331<br />

_ ln <strong>der</strong> submediterranen<br />

Zone fehlen die immergrünen<br />

Holzarten bis S<br />

auf B u x u s . Die Baumarten^<br />

wie Flaumeiche ( Q u e r c u s ^ ><br />

p u b e s c e n s ) , Manna-Esche<br />

( F r a x i n u s o r n u s ) , Französi<br />

scher Ahorn ( A c e r m o n - x \ .<br />

s p e s s u l a n u m ) , Hopfenbu- ><br />

che ( O s t r y a c a r p i n i f o l i a )<br />

o<strong>der</strong> die häufig kultivierte<br />

Echte Kastanie ( C a s t a n e a<br />

s a t i v a ) sind alle laubabwerfend,<br />

daher zählt man<br />

diese Zone zur gemäßigten<br />

Laubwaldzone <strong>und</strong><br />

nicht zu <strong>der</strong> mediterranen.<br />

Man kann sie als<br />

Zonoökoton IVA/I bezeichnen.<br />

-yt2onte Baumpollen Calluna Ru<strong>der</strong>al Poac. Cyperac. Sphagnum Holzkohlenstaub<br />

Abb. 186.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Heide im Postglazial,<br />

ablesbar anhand eines<br />

vereinfachten Pollendiagramms<br />

aus dem Hochmoor (aus Hüppe<br />

1993).


332 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 187.<br />

Hypothetisches Schema <strong>der</strong> heutigen<br />

Regenerationsstadien <strong>und</strong><br />

Walddynamik <strong>der</strong> Lüneburger<br />

Heide auf nährstoffarmen<br />

Sanden hei unterschiedlichen<br />

menschlichen Eingriffen (nach<br />

L e u s c h n e r 1993). Durch hohe<br />

Wilddichten gehemmte Prozesse<br />

sind mit gestrichelter Linie gezeichnet,<br />

solche bei fragmentierter<br />

Waldbedeckung punktiert gestrichelt.<br />

nutzt o<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> gebrannt, so kann die hier schon<br />

schwierige Wie<strong>der</strong>bewaldung nicht erfolgen. Man kennt unbesiedelte<br />

sehr extrem ozeanische Klimagebiete mit ähnlichen<br />

Temperaturverhältnissen <strong>und</strong> sogar <strong>der</strong> doppelten bn<br />

vierfachen Nie<strong>der</strong>schlagsmenge an <strong>der</strong> pazifischen Küste<br />

von NW-Nordamerika, im Südwesten von S-Amerika, auf<br />

Tasmanien <strong>und</strong> auf Neuseeland, wo die unberührten Wäl<strong>der</strong><br />

in großer Üppigkeit wachsen <strong>und</strong> keinerlei Anzeichen einer<br />

Degradation durch ein Auswaschen <strong>der</strong> Nährstoffe zeigen.<br />

Wie die ursprünglichen Wäl<strong>der</strong> in W-Europa zusammengesetzt<br />

waren, ist nicht leicht zu sagen. Es dürften Eichen<br />

(Quercus petraea <strong>und</strong> Qu. robur) die Hauptrolle gespielt haben,<br />

im Norden auch Birken (Betula): dazu kam als immergrüne<br />

Art Ilex aquifolium. Die Heide (Calluna) war früher als Unter<br />

wuchs in diesen Wäl<strong>der</strong>n vorhanden <strong>und</strong> bildete nur an<br />

lichten Stellen auf flachgründigen o<strong>der</strong> torfigen Böden<br />

selbständige Gesellschaften. Nach <strong>der</strong> Vernichtung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

hat sie dann Besitz von <strong>der</strong> Gesamtfläche ergriffen. Die<br />

Regeneration <strong>der</strong> Waldformationen nach Aufhören <strong>der</strong> Beweidung<br />

<strong>und</strong> des Plaggenhiebs (dabei werden die oberen<br />

10 cm <strong>der</strong> Rohhumusauflage in viereckigen Stücken abgt-<br />

Corynephorus<br />

nackter Boden<br />

Regeneration<br />

ln kleinen<br />

Baumfalllücken<br />

Aus Stümpfen,<br />

bei selektiver<br />

Forstwirtschaft<br />

I In großen Lücken,<br />

Kahlschlägen.<br />

I Waldbrandflächen


Atlantische Heidegebiete 333<br />

Regeneration<br />

In kleinen<br />

Baumfalllücken<br />

In großen Lücken,<br />

Kahlschlägen,<br />

Waldbrandflächen<br />

Stochen, im Stall als Streu verwendet <strong>und</strong> dann als Stallmist<br />

zur Düngung auf den Acker gebracht) verläuft je nach<br />

Flächenausstattung unterschiedlich. Darauf hat Leuschner<br />

(1993) hingewiesen (Abb. 187) <strong>und</strong> hat die entsprechenden<br />

Verjüngungsstadien mit den ursprünglich vor <strong>der</strong> Heidebildiing<br />

maßgeblichen rekonstruiert (Abb. 188). Angegeben<br />

sind auch die Faktoren, die für die Regeneration <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

auf den Heideflächen <strong>und</strong> umgekehrt zum Erhalt <strong>der</strong> Heide<br />

führen.<br />

Im südlichen Teil dieser Küstenzone spielen Ginsterarten<br />

(Ukx-, Sarothamnus- <strong>und</strong> Genista-knan) die Hauptrolle, dazu<br />

kommen verschiedene Erica-knun. Im mittleren Teil treten<br />

die Ginsterarten mehr zurück; es bleiben Ukx europaeus, Sarothamnus<br />

scoparius tmd Genista anglica als wichtigste Vertreter<br />

übrig; dafür treten mengenmäßig die Ericaceen stärker<br />

hervor, neben Erica cinerea <strong>und</strong> E. tetralix vor allem das Heidekraut<br />

(Calluna vulgaris). Im Norden dominieren Empetrum,<br />

Vaccinium, Phyllodoce <strong>und</strong> Cassiope.<br />

Auf die Ci!//M«fl-Heiden entfallen in Schottland 1/4 bis 1/2<br />

<strong>der</strong> Gesamtfläche; <strong>der</strong> Bodentypus sind Eisenpodsoje mit einem<br />

häufig als Ortstein ausgebildeten harten B-Horizont.<br />

Die Heide wird periodisch abgebrannt. Calluna vulgaris ist die<br />

Abb. 188.<br />

Hypothetisches Schema <strong>der</strong> Regenerationsstadien<br />

<strong>und</strong> Walddynamik<br />

<strong>der</strong> Lüneburger Heide unter<br />

natürlichen Bedingungen vor<br />

<strong>der</strong> Waldzerstörung (ca. 800 v.<br />

ehr.) (nach Leuschner 1993).


334 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

absolut dominierende Art, Es ist ein Zwergstrauch, <strong>der</strong> etwa<br />

50 cm hoch wird, einen dichten Wurzelfilz in den ober«:<br />

10 cm des Bodens bildet, wobei einzelne Wurzeln 75 bi<br />

80 cm tief bis zum Ortstein hinuntergehen. Die sehr kleinei<br />

Blätter von Calluna sitzen dicht an Kurzsprosseii, von dener<br />

ein großer Teil im Herbst abgeworfen wird, wodurch die Gefährdung<br />

durch Frosttrocknis während <strong>der</strong> Kälteperioden<br />

reduziert wird. Die jährliche Streuproduktion in einem dichten<br />

Bestand beträgt 421 kg pro Hektar. Erfolgt das Abbrennen<br />

alle 30 Jahre, so lassen sich drei Phasen (jede lOjährii;<br />

<strong>der</strong> Bestandsentwicklung unterscheiden:<br />

1. die Aufbauphase <strong>der</strong> Zwergstrauchschicht nach dem<br />

Brande; ein Teil <strong>der</strong> Nährstoffe wird in <strong>der</strong> Streu festge<br />

legt,<br />

2. die Reifephase mit zunehmen<strong>der</strong> Streuproduktion, aber<br />

einem sich verringernden Zuwachs <strong>der</strong> Phytomasse,<br />

3. die Degenerationsphase, in <strong>der</strong> die Streuproduktion konstant<br />

bleibt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Streuabbau ansteigt, bis ein Gleichgewichtszustand<br />

erreicht wird. Nach 35 Jahren beträgt<br />

die stehende Phytomasse 24 000 kg pro ha <strong>und</strong> die Streumenge<br />

17 000 kg pro ha.<br />

Meist wartet man die Degenerationsphase nicht ab, son<strong>der</strong>n<br />

brennt bereits nach 8 bis 15 Jahren die Heide nie<strong>der</strong>. In diesem<br />

humiden Gebiet werden die Brände nur durch <strong>der</strong>,<br />

Menschen verursacht. Natürliche Brände durch Blitzschlag<br />

kamen in den ursprünglichen Wäl<strong>der</strong>n kaum vor, deshali<br />

findet ohne menschliche Eingriffe keine Degradation de'<br />

Waldes statt. Von <strong>der</strong> Heide zum Moor gibt es alle Übergänge.<br />

Wir führen vier Stadien einer zunehmenden Vernässung<br />

an, wobei in jedem die Arten nach <strong>der</strong>«c\bnehmenden Menge<br />

genannt werden:<br />

1. Erica cinerea - Calluna vulgaris - Deschampsia flexuosa - Vaccinium<br />

myrtillus,<br />

2. Calluna vulgaris - Erica tetralix - Juncus squarrosus,<br />

3. Erica tetralix - Molinia caerulea - Nardus stricta - Calluna vulgaris<br />

- Narthecium ossifragum,<br />

4. Erica tetralix - Trichophorum caespitosum - Eriophorum vajinatum<br />

- Myrica gak - Carex echinata.<br />

ln Schottland wird die Heide für die Jagd <strong>und</strong> als extensive<br />

Schafweide genutzt, wobei man für ein Schaf 1,2 bis 2,8 ha<br />

an Weidefläche rechnet. Durch die Beweidung <strong>und</strong> durch<br />

den heute aus <strong>der</strong> Atmosphäre kommenden anthropogener<br />

Stickstoffeintrag ist das Wachstum <strong>der</strong> Gräser stärker geför<strong>der</strong>t.<br />

Aber auch schon früher gab es in den Heiden einer


Atlantische Heidegebiete 335<br />

Calluna vulgaris Abb. 189.<br />

Möglicher zyklischer Wechsel in<br />

<strong>der</strong> Dominanz zwischen Calluna<br />

<strong>und</strong> Avenella auf nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Heideflächen (nach<br />

K a k a g m a n n & F a n t a 1993).<br />

Zyklus zwischen einer Calluna- <strong>und</strong> einer Avendla-?hasc<br />

(Vgl, Abb. 189).<br />

In <strong>der</strong> Lüneburger Heide, die auch rein anthropogenen<br />

Ursprungs ist, wurde früher Ackerbau (Buchweizenanbau)<br />

getrieben; dabei wurde die Heide abgeplaggt. Der Plaggenhieb<br />

verhin<strong>der</strong>te die Wie<strong>der</strong>bewaldung. Heute, nachdem die<br />

Heide nicht mehr genutzt wird, bewaldet sie sich durch Anflug<br />

von Birken- <strong>und</strong> Kiefernsamen, es tritt eine Verbuschting<br />

ein, o<strong>der</strong> sie wird systematisch aufgeforstet.<br />

Im extrem maritimen Gebiet spielen außer <strong>der</strong> Heide auch<br />

Deckenmoore eine große Rolle. Das Klima ist sehr ausgeglichen;<br />

auf Irland beträgt zum Beispiel die Temperatur des Januars<br />

3,5 bis 3,7 °C, die des Julimonats 14 bis 16 °C. Frost<br />

kann Vorkommen, aber Schnee liegt nur an 3 bis 10 Tagen im<br />

liihr. Die Nie<strong>der</strong>schläge betragen 350 bis 1000 mm im Jahr<br />

<strong>und</strong> sind sehr regelmäßig verteilt. Sie schwanken auch von<br />

Jahr zu Jahr um höchstens 25 %. Bei <strong>der</strong> starken Bewölkung<br />

beträgt die Sonnenscheindauer nur 31 % <strong>der</strong> maximal möglichen.<br />

Unter diesen Umständen ist die Gefahr <strong>der</strong> Vermoorting<br />

nach einer Waldvernichtung sehr groß. Der Wald<br />

gibt durch die Transpiration <strong>der</strong> Baumschicht mehr Wasser<br />

ab als eine niedrige krautige <strong>Vegetation</strong>. Deshalb kann man<br />

nach einem Kahlschlag im humiden Gebiet einen Anstieg des<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegels feststellen, was das Wachstum von<br />

Turlmoosen begünstigt. Neben Sphagnum-Arten spielt Rhacomitrium<br />

lanuginosum eine große Rolle. In Gebieten mit mehr<br />

als 235 Regentagen können die Moore auch in einem welligen<br />

Gelände die gesamte Fläche überdecken. Solche Deckenmoore<br />

lindet man in W-Irland, Wales <strong>und</strong> Schottland, wo das<br />

gtbßte Moor 2500 km^ umfaßt.


336 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

In Gebieten, die von <strong>der</strong> atlantischen Küste weiter enilernt<br />

sind, ist die Verheidung keine Gefahr, weil alle Heidearten<br />

eine geringe Resistenz gegen Frosttrocknis besitzen,<br />

obgleich die Blätter von Calluna sehr klein sind <strong>und</strong> eint<br />

dicke Kutikula haben; die Spalten liegen in einer mit Haarer<br />

ausgekleideten Rinne. Calluna unterscheidet sich durch du<br />

sehr lockere Struktur des Mesophylls von den eigentlichen<br />

xeromorphen Blättern. Die Transpiration kann bei guter<br />

Wasserversorgung im Sommer relativ lebhaft sein, an schattigen<br />

Standorten kommt sie bei Berechnung auf Frischge-.<br />

wicht <strong>der</strong> von Sauerklee (Oxalis acetosella) gleich; sie kann he,<br />

Wassermangel stark eingeschränkt werden. Doch genügen<br />

diese Eigenschaften nicht, um Wasserverluste bei lang andauernden<br />

Frösten zu verhin<strong>der</strong>n. Selbst im milden Winter<br />

von Heidelberg vertrocknet Calluna ohne Schneeschutz sehr<br />

oft. Auch im Norden trifft man sie nur dort an, wo eint<br />

Schneedecke jedes Jahr vorhanden ist.<br />

Heide kommt im Inland an den Westhängen <strong>der</strong> Mittelgebirge<br />

mit ozeanischem Klima auch inselartig vor (Ardennen,<br />

Hohes Venn, Eifel, Vogesen <strong>und</strong> selbst im Schwarzwalc<br />

am Felflhpro) Sie reicht außerdem als schmaler Streiten bizur<br />

Ostsee.<br />

5 Der Laubwald als Ökosystem<br />

a Allgemeines<br />

Der Laubwald ist eine mehrschichtige Pflanzengemeinschal;<br />

Sie besteht oft aus einer o<strong>der</strong> zwei Baumschichten, einer<br />

Strauchschicht <strong>und</strong> einer Krautschicht. In letzterer findet<br />

man Hemikryptophyten, aber auch viele sich nur im Frühjahr<br />

entwickelnde Geophyten. Für Therpphyten, also einjährige<br />

Pflanzen, sind die Bntwicklungsbedingungen bei den<br />

schlechten Lichtverhältnissen am Waldboden zu ungünstig<br />

Eine Bodenschicht aus Moosen fehlt; sie würde von den abfallenden<br />

Blättern zugedeckt werden. Moose wachsen deshalb<br />

nur auf über die Bodenoberfläche herausragenden<br />

Felsblöcken, Baumstümpfen etc. Diese Pflanzengriippen bilden<br />

Synusien (vgl. S. 106).<br />

Im europäischen Laubwaldgebiet kennen wir aul Eiiklimatopen<br />

keinen Urwaldbestand (vielleicht abgesehen vor<br />

dem Gebiet bei Bialowiez in Ostpolen), wo aber die Buche<br />

schon nicht mehr vorkommt (Abb. 190, 191, 192).<br />

Die Struktur <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> wird in Mitteleuropa völlig<br />

durch die Art <strong>der</strong> Bewirtschaftung bestimmt. Für die Foniwirtschaft<br />

sind die Holzarten von Bedeutung; die Kram<br />

Schicht wird von ihr nur indirekt beeinflußt. Bei <strong>der</strong> Wald-<br />

1


Der Laubw ald als Ökosystem 3 3 7<br />

Abb. 190.<br />

Im Urwald von Bialowiez (Ostpolen).<br />

Ein offener Waläbereich<br />

mit sehr alten Eichen (Quercus<br />

robur) <strong>und</strong> jüngeren Hainbuchen<br />

(Carpinus betulus). Im<br />

Hintergr<strong>und</strong> eine Waldlücke mit<br />

zahlreichem Baumjungwuchs<br />

(phot. 5.-W <strong>Breckle</strong>).<br />

Abb. 191.<br />

Im Urwald von Bialowiez (Ostpolen).<br />

ln einer Waldlücke in einem<br />

Mischwaldbereich wachsen<br />

zahlreiche Eschen, Hainbuchen<br />

<strong>und</strong> Eichen dichtgedrängt hoch<br />

(phot. 5.-W <strong>Breckle</strong>).<br />

Abb. 192.<br />

Im Urwald von Bialowiez<br />

(Weißrußland). Im Winter sind<br />

die dort halbwild „gehaltenen"<br />

Wisente in großen Herden zusammen.<br />

Auf Sammelplätzen ist<br />

die Strauch- <strong>und</strong> Krautschicht<br />

des hochstämmigen, alten Eichenwaldes<br />

erheblich degradiert<br />

(phot. S.-W. B reckle).


338 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 193.<br />

Die Areale <strong>der</strong> Buchenwäl<strong>der</strong><br />

Europas:<br />

1 = Typische, zentraleuropäische<br />

Buchenwäl<strong>der</strong> (Pagion medioeuropaeum):<br />

lA = méridionale<br />

A usprägung: 2a = Baltische <strong>und</strong><br />

2b = Nordfranzösiche/südenglische<br />

Buchenwäl<strong>der</strong>: 3 = Zentralfranzäsische/südatlantische<br />

Buchenwäl<strong>der</strong><br />

(Scillo-Fagion):<br />

4 = Dinarische Buchenwäl<strong>der</strong><br />

(Fagion dinarlcum): 5 = Buchenwäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Karpaten<br />

(Fagion dacicum): 6 = Hyperatlantische<br />

Buchenwäl<strong>der</strong> (Ilici-<br />

Fagion): 7 = Mediterrane Buchenwäl<strong>der</strong><br />

(Geranio-Fagion in<br />

Süditalien <strong>und</strong> Fagion hellenicum<br />

in Griechenland): 8 = Balkanbuchenwäl<strong>der</strong><br />

mit Fagus<br />

moesiaca: 9 = Politische Buchenwäl<strong>der</strong><br />

mit Fagus orientalis<br />

(nach O zEN D A 1994).<br />

weide dagegen ist gerade die Krautschicht dem selektiven<br />

Viehverbiß ausgesetzt, unter dem auch <strong>der</strong> Baumjungwuchs<br />

leidet (Abb. 192). Rationell betriebene Hochwäl<strong>der</strong> kommen<br />

den Urwäl<strong>der</strong>n nahe, unterscheiden sich jedoch wesentlich<br />

durch die geringe Artenzahl <strong>der</strong> Baumschicht, <strong>der</strong>en Gleichaltrigkeit,<br />

das Fehlen von totem am Boden vermo<strong>der</strong>ndem<br />

Holz <strong>und</strong> die homogene Struktur. Urwäl<strong>der</strong> zeigen dagegen<br />

meistens einen mosaikartigen Aufbau (vgl. S. 47f., 145).<br />

Die bewirtschafteten Buchenwäl<strong>der</strong> sind Reinbestände<br />

die nur noch eine Krautschicht haben. Eichenwäl<strong>der</strong> sind<br />

häufig Mischbestände aus verschiedenen Laubholzarten <strong>und</strong><br />

besitzen eine Strauchschicht (Abb. 190, 191). Von den verschiedenen<br />

Laubwaldbiogeozönen wurden u. a. ein westlicher<br />

Mischwald in Belgien, Buchenwäl<strong>der</strong> <strong>und</strong> Fichtenfors:,<br />

im Solling <strong>und</strong> Eichenwäl<strong>der</strong> im Osten an <strong>der</strong> Waldsteppengrenze<br />

genauer untersucht.<br />

Beim Laubwald ist das Kronendach die aktive Schicht, in<br />

<strong>der</strong> die direkte Sonnenstrahlung (auch die diffuse Strahlung)<br />

zum größten Teil in Wärme umgesetzt wird. Nur ein<br />

kleiner Bruchteil des Tageslichtes dringt in den Waldbestand


Im ZB VI Mitteleuropas ist die Buche <strong>der</strong> dominiernde<br />

Waldbaum. Im ZB VI Ostasiens <strong>und</strong> Nordamerikas kommen<br />

■ivar ebenfalls Buchenarten vor, dort ist aber die BaumariiMizahl<br />

um ein Mehrfaches höher, (wie<strong>der</strong>um aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

dazialen Refugialgeschichte, vgl. S. 274), so daß die Zahl <strong>der</strong><br />

Waldiypen viel größer ist (Peters 1997). Dort kommen<br />

Ly/K-Arten oft nur reliktisch auf sehr kleinem Raum vor<br />

i.Abb. 179). Fagus sylvatica weist von allen zwölf Buchenarien<br />

das größte Areal auf <strong>und</strong> bildet eine Reihe verschiedener<br />

Buchenwäl<strong>der</strong> (vgl. Abb. 193), die von Skandinavien bis<br />

Nordspanien, von England bis in die Türkei reichen.<br />

Außer den Buchenwäl<strong>der</strong>n kommen in Mitteleuropa<br />

auch noch einige an<strong>der</strong>e Waldtypen vor, die allerdings häulig<br />

sehr stark vom Menschen beeinflußt sind. Die sehr bodcnsauren<br />

Eichen-Birkenwäl<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die kontinentalen Eichen-Hainbuchenwäl<strong>der</strong><br />

(Abb. 194) können als Beispiel<br />

angeführt werden. Insbeson<strong>der</strong>e aber wurden die Nadelhölzer<br />

durch die Forstwirtschaft im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert sehr<br />

stark geför<strong>der</strong>t, so daß heule Kiefernwäl<strong>der</strong> (Abb. 195), in<br />

die aber wie<strong>der</strong> allmählich Buchen <strong>und</strong> Eichen einwan<strong>der</strong>n,<br />

auf armen Sandböden die Regel sind.<br />

Während man in den Jahren nach 1980 vor allem erhebliches<br />

Absterben <strong>der</strong> Fichtenforste beobachtet hat, im Erzgebirge<br />

<strong>und</strong> in den Sudeten sind auch schon früher ganze Hänge<br />

abgestorben, im Harz später (Abb. 196), wurden vor<br />

allem seit 1990 auch deutliche Schäden an Laubbäumen erkannt.<br />

Die Ursachen dieser Waldschäden sind allerdings sehr<br />

vielschichtig <strong>und</strong> können sicher nicht nur auf die Luftverschmutzung<br />

<strong>und</strong> verän<strong>der</strong>te Einträge von Schadstoffen o<strong>der</strong><br />

übermäßige Stickstofffracht allein zurückgeführt werden.<br />

Der Laubwald als Ökosystem 339<br />

Abb. 194.<br />

Biosphären-Reservat Schorflieide.<br />

Hochstämmiger Eichen-<br />

Hainbuchen wald auf unruhigem<br />

eiszeitlichem Sand- <strong>und</strong><br />

Moränengelände (phot. S.-W.<br />

B r e c k l e ) .


340 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 195.<br />

Offener Kiefernforst mit einwan<strong>der</strong>nden<br />

Birken <strong>und</strong> Eichenwald<br />

in <strong>der</strong> Senne, südlich<br />

Bielefelds, im Augustdorfer Dünenfeld<br />

mit späteiszeitlichen fossilen<br />

Dünen. Die Sämlinge tun<br />

sich anfangs schwer gegen die<br />

Konkurrenz des dichten Avenella<br />

flexuosa-Teppichs (phot. S.-W.<br />

Abb. 196.<br />

Montaner, fast abgestorbener<br />

Fichtenwald im westlichen<br />

Hochharz (höchste Waldschadensklasse).<br />

Im Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Brocken (phot. S.-W <strong>Breckle</strong>).<br />

Auch die zusätzliche Beschleunigung <strong>der</strong> Auswaschung\i''<br />

Nährstoffen aus den Blättern <strong>und</strong> den oberen Bodenschichten<br />

(Kryptopodsolierung) verstärkte die Effekte, ebenso wie<br />

die Bodenermüdung durch waldbaulich einseitige Kulturen.<br />

b Der Buchenwald im Solling<br />

Im Rahmen des IBP (Internationales Biologisches Programm<br />

<strong>und</strong> nachfolgend) wurden von 1966 bis 1986 im Solling dre,<br />

Buchenwald- <strong>und</strong> drei Fichtenforstparzellen mit verschieden<br />

gedüngten Wiesen <strong>und</strong> einem Acker sehr genau uniersticht<br />

<strong>und</strong> verglichen. Auch in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n wurden h<br />

weils charakteristische <strong>Vegetation</strong>stypen über viele Jahn<br />

hinweg erforscht. Als Beispiel für die wesentlichen Strukiu-


Der<br />

Laubw ald als Ökosystem 341<br />

ren <strong>und</strong> Prozesse in einem nemoralen Wald des ZB VI<br />

njhlen wir Ergebnisse aus dem Solling <strong>und</strong> geben gelegentidi<br />

Vergleichszahlen von Untersuchungen eines kontinen-<br />

;jlen Eichenwaldes an <strong>der</strong> Worskla, dem linken Nebenfluß<br />

Jes mittleren Dnjepr (IBP-Projekt <strong>der</strong> damaligen Leningra-<br />

Jer Universität). Bei dem Eichenmischwald handelt es sich<br />

;imeine 1000 ha große Waldfläche für Forstversuche, von<br />

Jet 160 ha ein geschützter urwaldartiger 300jähriger Be-<br />

-<strong>und</strong> sind.<br />

Bei dem Buchenwald im Solling (Ellenberg et al. 1986)<br />

landelt es sich um einen bodensauren Buchenwald (Luzu-<br />

,1-Fagetum) in etwa 500 m NN. Die Böden sind überwiegend<br />

schwach podsolige Braunerden, entstanden aus Lößla-<br />

¿en, die dem Buntsandstein aufliegen.<br />

Das Klima im Sollinghuchenwald ist durch eine hohe<br />

özeanität gekennzeichnet, allerdings gibt es zwischen den<br />

einzelnen Jahren doch bedeutsame Unterschiede. Die mittiTcn<br />

Nie<strong>der</strong>schläge (1967 bis 1981) betragen 1045 mm im<br />

ühr, dies entspricht dem typischen deutschen regenreichen<br />

.Mittelgebirgsklima (Abb. 197). Das trockenste Jahr 1976<br />

rächte aber nur 706 mm, das feuchteste mehr als das Dopneite,<br />

nämlich 1479 (1970). Trockenere Perioden treten im-<br />

:ner wie<strong>der</strong> auf, sie sind aber in Mitteleuropa keiner berimmten<br />

Jahreszeit zuzuordnen. Entsprechend treten zu<br />

tllen Jahreszeiten Tage mit relativ dichter Wolkendecke auf<br />

<strong>und</strong> dementsprechend geringer Einstrahlung. Einige typi-<br />

6.6°C 1045 mm<br />

6,5°C 746 mm<br />

6,3°C 1064 mm<br />

6,0°C 1479 mm |<br />

]lii<br />

1967-81<br />

1968<br />

148 d<br />

1969<br />

145 d -T 130 d<br />

^ 6,9'’C 810 mm ' 6,2°C 9 1 0 mml 6,6°C 1037 mm<br />

i ^ i _ _<br />

1972<br />

111 d<br />

7,1°C 1236 mm<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

- 20<br />

0<br />

Abb. 197.<br />

Klimaätagramm (Mittel <strong>der</strong><br />

Jahre 1967-81) <strong>und</strong> Klimatogramme<br />

von 1968-78 vom Solling.<br />

Unten rechts ist die Zahl<br />

<strong>der</strong> Tage im Jahr mit Temperaturmitteln<br />

über 10 °C angegeben<br />

(aus E l l e n b e r g et al. 1986).


342 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 198.<br />

Tagesgänge <strong>der</strong> Einstrahlung<br />

(Globalstrahlung) im Frühsommer<br />

<strong>und</strong> Sommer 1972 für je<br />

drei heitere <strong>und</strong> bewölkte Tage<br />

(aus E llenberg et al. 1986).<br />

---------- 3. Juli<br />

sehe Tagesgänge <strong>der</strong> Globalstrahlung (Abb. 198) verdeutlichen<br />

dies. Bei wolkenverhangenem Himmel (Abb. 198,<br />

3.7.1972) kann die Globalstrahlung oft kaum 1/10 <strong>der</strong><br />

Strahlung eines heiteren Tages (Abb. 198, 13.7.1972' erreichen.<br />

Dies wirkt sich dann auch als limitiereniier Faktor lür<br />

die Photosynthese <strong>der</strong> Buchen aus.<br />

Die Wetterlagen werden vorwiegend durch West- <strong>und</strong><br />

Südwestwindlagen bestimmt, wie die Windrosen (Abb. 199|<br />

Abb. 199.<br />

Tages- <strong>und</strong> St<strong>und</strong>en-Mittelwerte<br />

<strong>der</strong> prozentualen Häufigkeit vorherrschen<strong>der</strong><br />

Windrichtungen<br />

im Solling (aus Ellenberg et al.<br />

1986).<br />

Tages-<br />

Mittelwerte


Der Laubwald als Ökosystem 343<br />

verdeutlichen. Ostwind tritt gelegentlich bei Hochdruckwetter<br />

im Winter auf, Nordwind gibt es praktisch nicht.<br />

c Ökophysiologie <strong>der</strong> Baumschicht<br />

Ein Baum ist wegen seiner Größe kein günstiges Objekt zum<br />

Experimentieren. Seine Gestalt hängt sehr stark vom Stand<br />

ab. Ein freistehen<strong>der</strong> Baum hat eine kuppelförmige bis kugelige<br />

Krone, während diese im dichten Bestand sehr klein<br />

ist. Da jedoch die Blätter sich in mehreren Schichten anordnen,<br />

sind die äußeren dem vollen Tageslicht ausgesetzt,<br />

während die inneren sich im Schatten entwickeln. Man unterscheidet<br />

deshalb Sonnenblätter <strong>und</strong> Schattenblätter,<br />

die durch Übergänge miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en sind. Die anatomisch-morphologischen<br />

<strong>und</strong> ökophysiologischen Eigenschaften<br />

sind bei beiden verschieden.<br />

Sonnenblätter sind kleiner, dicker, haben eine dichtere<br />

Nervatur <strong>und</strong> mehr Stomata auf <strong>der</strong> Blattunterseite pro<br />

Quadratmillimeter, das heißt sie sind xeromorpher als die<br />

großen <strong>und</strong> dünnen Schattenblätter.<br />

Die Strukturunterschiede werden durch die ungünstigere<br />

Wasserbilanz bei <strong>der</strong> Anlage <strong>der</strong> im nächsten Frühjahr ausireibenden<br />

Knospen infolge <strong>der</strong> stärkeren Transpiration <strong>der</strong><br />

Sonnenzweige gesteuert, die durch die erhöhte Zellsaftkonzentration<br />

angezeigt wird; letztere beträgt zum Beispiel bei<br />

einer Buche für Sonnenblätter 1,6 MPa, für Schattenblätter<br />

1,2 MPa (vgl. dazu S. 67). Unterschiede machen sich ebenfalls<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> C02-Assimilation bemerkbar. Bei<br />

Laborversuchen wurde fcstgcstellt, daß im Dunkeln die<br />

Schattenblätter pro Quadratdezimeter Oberfläche weniger<br />

intensiv atmen als die Sonnenblätter, zum Beispiel scheiden<br />

Schattenblätter <strong>der</strong> Buche nur 0,2 mg CO^ pro dm^ ■h“' aus<br />

gegenüber 1,0 mg <strong>der</strong> Sonnenblätter. Deswegen liegt im<br />

Frühjahr <strong>der</strong> Lichtkompensationspunkt (Atmung = Bruttophotosynthese)<br />

<strong>der</strong> Schattenblätter schon bei 350 Lux, <strong>der</strong><br />

von Sonnenblättern dagegen bei 1000 Lux. Bei steigen<strong>der</strong><br />

Beleuchtung nimmt die Photosynthese proportional mit <strong>der</strong><br />

Lichtintensität zu, bis ein Maximum erreicht wird<br />

(Abb. 200). Dieses liegt bei Schattenblättern <strong>und</strong> Schattenpllanzen<br />

schon bei weniger als 20 % des maximalen Tageslichts,<br />

bei Sonnenblättern dagegen erst bei etwa 40 %.<br />

Schattenblätter nutzen somit geringe Lichtintensitäten besser<br />

aus, Sonnenblätter dagegen die höheren.<br />

Bei den Sonnenblättern hat es merkwürdigerweise den<br />

Anschein, als ob sie das volle Tageslicht nicht genügend ausnutzen.<br />

Doch gelten vorgenannte Zahlen nur für senkrecht<br />

zum Licht orientierte Blätter, während die Sonnenblätter an


344 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 200.<br />

Lichtsättigunijskurven <strong>der</strong> Photosynthese<br />

(unten: ßewichtsbezogen:<br />

oben: blattflächenbezogen)<br />

einiger Arten des Buchenwalds<br />

im Solling: SCH-Bl. = Schattenblätter,<br />

juv. = Jungwuchs (aus<br />

Euenberg et al. 1986).<br />

. Athyrium<br />

Fagus SCH-Bl.<br />

. Oxalis ___ Avenella<br />

Fagus j u v . ___ Luzula<br />

<strong>der</strong> Baumkrone immer ziemlich steil aufgerichtet sind. Dadurch<br />

wird vermieden, daß sie sich in <strong>der</strong> Sonne zu stark<br />

überhitzen, das heißt zu große Wasserverluste erleiden, zugleich<br />

aber wird erreicht, daß mehr Licht durch die äußere<br />

Krone hindurchfällt, was den tiefer stehenden Blättern zugute<br />

kommt. Außerdem werden die morgendlichen (vor.<br />

Osten) <strong>und</strong> die abendlichen (von Westen kommenden) Einstrahlungen<br />

besser ausgeschöpft.


Die im tiefen Schatten stehenden Blätter sind stets senkredit<br />

zum einfallenden Licht orientiert, wodurch selbst bei<br />

einem BFI = 5 o<strong>der</strong> mehr eine im Mittel positive Stoffbilanz<br />

möglich ist.<br />

Eine genaue Produktionsanalyse durch direkte Messun-<br />

;:en <strong>der</strong> C02-Assimilation <strong>der</strong> Buche am Standort wurde von<br />

Schulze (1970) durchgeführt. Ein einzelner Tagesgang ist in<br />

.\bb. 201 gezeigt. Es ließ sich ableiten, daß die Produktion<br />

<strong>der</strong> Sonnen- <strong>und</strong> Schattenblätter pro Trockengewicht während<br />

<strong>der</strong> gesamten <strong>Vegetation</strong>szeit gleich ist, weil die Schatlenblätter<br />

im Herbst länger tätig bleiben (Abb. 202).<br />

Sinkt die Beleuchtung dauernd unter ein bestimmtes<br />

Lichtminimum, so wird die Atmung des Blattes nicht mehr<br />

Der Laubwald als Ökosystem 345<br />

Sonnenblätter stehen<br />

steil aufgerichtet zum<br />

Licht, Schattenblätter dagegen<br />

senkrecht zu den<br />

einfallenden Strahlen.<br />

Abb. 201.<br />

Tagesgtinge wichtiger mikroklimatischer<br />

<strong>und</strong> ökophysiologischer<br />

Parameter von Sonnen<strong>und</strong><br />

Schattenblättern <strong>der</strong> Buche<br />

im Solling an einem Schönwettertag<br />

(aus E llenberg<br />

etal. 1986).


346 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 202.<br />

Jahresgänge <strong>der</strong> Tagesbilanzen<br />

des CO ¡-Gaswechsels <strong>der</strong> Buche<br />

(Fagus sylvatica) <strong>und</strong> Fichte<br />

(Picea abies) (nach Ellenberg et<br />

al. 1986).<br />

durch die Photosynthese kompensiert, es treten Stoffverluste<br />

ein, das Blatt vergilbt <strong>und</strong> wird abgeworfen. Dieses Lichtminimum,<br />

in % des vollen Tageslichts ausgedrückt, ist bei<br />

den einzelnen Baumarten verschieden. Man unterscheidet<br />

Schattenhölzer mit sehr dichter Krone <strong>und</strong> niedrigem Lichtminimum<br />

(bei Buche 1,2%) <strong>und</strong> Lichthölzer mit lichter<br />

Krone <strong>und</strong> hohem Lichtminimum (Birke <strong>und</strong> Espe 11 %).<br />

Dazwischen stehen solche Arten wie Ahorn <strong>und</strong> Eiche.<br />

Dieses Lichtminimum in <strong>der</strong> Baumkrone braucht nicht ge<br />

nau mit dem Lichtminimum zusammenzulallen, das über<br />

schritten werden muß, damit die Baumsämlinge am Wald<br />

boden heranwachsen, aber die Werte gehen doch rjprallel<br />

Buchenkeimlinge kommen mit wenig Licht aus, Birken<br />

keimlinge benötigen mindestens 12 bis 15 % des Tageslichts<br />

Ein Eichenwald reflektiert im beblätterten Zustand 17%,<br />

im blattlosen nur etwa 11 % <strong>der</strong> einfallenden Strahlung,<br />

also bedeutend weniger als bei Wiesen <strong>und</strong> Kulturen<br />

(25 %). ln halber Höhe des Bestandes bzw. am Boden mißt<br />

man im vollbelaubten Zustand bei jungen Beständen nur<br />

1,2 % bzw. 0,6% des Tageslichts, bei sehr alten dagegen<br />

etwa 20 % bzw. 2 %.<br />

Die Lichtverhältnisse sind für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Baumarten von ausschlaggeben<strong>der</strong> Bedeutung. Auf einer<br />

Lichtung können die Lichthölzer in wenigen Jahren heranwachsen.<br />

Unter ihrem Schirm keimen die Schattenhölzer<br />

<strong>und</strong> wachsen langsam immer höher. Ihr Kronendach ist so<br />

dicht, daß die Lichthölzer darunter keinen Stoffgewinn erzielen<br />

<strong>und</strong> sich auch nicht verjüngen. Mit <strong>der</strong> Zeit gelangt


die am meisten Schatten ertragende Art zur Vorherrschaft,<br />

wenn ihr die sonstigen Standortsbedingungen Zusagen.<br />

In Mitteleuropa ist dies die Buche (Pagus sylvativa), sie ist<br />

die Art <strong>der</strong> zonalen Wäl<strong>der</strong>. Nur auf sehr armen Böden o<strong>der</strong><br />

bei hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand, bzw. in den trockensten<br />

Beckenlandschaften ist sie nicht konkurrenzfähig. Im westlichen<br />

Osteuropa ist das Klima für die Buche zu kontinental,<br />

an ihre Stelle tritt dann als Schattenholzart die Hainbuche<br />

iCarpinus betulus), noch östlicher wird sie durch die Eiche ab-<br />

^elöst.<br />

Die mittlere Tagestemperatur ist am Kronendach im Sommer<br />

um 2 °C höher als am Boden, das mittlere Tagesmaximiim<br />

sogar bis zu 11 °C höher, das mittlere Tagesminimum<br />

dagegen um etwa 2 bis 3 °C tiefer. Die mittlere Luftfeuchtigkeit<br />

ist am Boden 98 % <strong>und</strong> sinkt mit <strong>der</strong> Höhe bis auf 77 %<br />

ab. Die Windgeschwindigkeit ist im Walde gering. Da <strong>der</strong><br />

VValdboden vor <strong>der</strong> direkten Strahlung geschützt ist, bleibt es<br />

imWald tagsüber kühler als in offenen Beständen.<br />

Der Laubwald als Ökosystem 347<br />

Sehr wichtig für die Produktivität <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> ist <strong>der</strong><br />

Blattflächenindex (BEI; leaf area Index: LAI), das heißt das<br />

Verhältnis <strong>der</strong> gesamten Blattfläche des Baumbestandes zu<br />

<strong>der</strong> von ihm bedeckten Bodenfläche. Er kann nur ein bestimmtes<br />

Maximum erreichen, weil sonst die unteren beschatteten<br />

Blätter keine positive Stoffbilanz aufweisen würden.<br />

Aber dieses Maximum hängt nicht nur von <strong>der</strong><br />

Tageslichtintensität ab, son<strong>der</strong>n wird kleiner bei mangelhafter<br />

Wasserversorgung <strong>und</strong> bei Nährstoffmangel. Bei reinen<br />

Eichenbeständen ist <strong>der</strong> BEI = 5 bis 6 (in feuchten Jahren<br />

höher), irr frischen Mischbeständen kann er, alle Holzarten,<br />

auch Sträuchen eingeschlossen, 8 überschreiten.<br />

Die Stoffproduktion (in Tonne pro Hektar <strong>und</strong> Jahr) eines<br />

40jährigen Buchenbestands in Dänemark:<br />

Bruttoproduktion <strong>der</strong> assimilierenden Blätter = 23,5<br />

Atmungsverluste<br />

(Blätter 4,6; Stengel 4,5 <strong>und</strong> Wurzeln 0,9) = 10,0<br />

lährliche Produktion<br />

(Blätter 2,7; Stengel 1,0; Streu <strong>und</strong> Wurzeln 0,2) = 3,9<br />

Holzproduktion<br />

(oberirdisch 8,0; unterirdisch 1,6) = 9,6<br />

Von den maximal 8 t/ha an Stammholz sind im Mittel 6 t/ha<br />

forstlich ausnutzbar, was lim’ entspricht. Bei <strong>der</strong> Fichte ist<br />

<strong>der</strong> Holzertrag gewichtsmäßig ebenso groß, aber räumlich<br />

ca. 17 m’.


348 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Produktionskurven des<br />

Buchenwaldes (nach W a l t e r<br />

1990).<br />

Bruttoproduktion<br />

Brutto-Holzproduktion<br />

Primärproduktion<br />

Netto-Hoizproduktion<br />

______von Biättern abgeieitete Assimiiatmenge<br />

^ Für die Phytomasse<br />

des Eichenmischwalds in<br />

Rußland gibt Goryschina<br />

(1974) folgende Werte an:<br />

Oberirdische 306,7 t/ha<br />

(Blätter 3,7, Zweige <strong>und</strong><br />

Äste 71,2 <strong>und</strong> Stämme<br />

230,8); unterirdische<br />

124,9 t/ha; gesamte<br />

431,6 t/ha; dazu Krautschicht<br />

0,7 t/ha.<br />

Wie sich die Produktionszahlen mit dem Alter des Buchenbestandes<br />

än<strong>der</strong>n, zeigt Abb. 203.<br />

Auch die Buchenwaldflächen im Solling erreichen etu<br />

10 t pro ha Jahresproduktion, davon sind etwa 3 t Blätter<br />

auf die Blüten <strong>und</strong> Früchte entfallen von Jahr zu Jahr seh"<br />

wechselnde Anteile (Mastjahre). Die Reisigproduktion umfaßt<br />

etwa 10% <strong>der</strong> Jahresproduktion, die Produktion an<br />

Wurzeln etwa 10 % <strong>der</strong> oberirdischen Produktion.<br />

Die Masse des abgehenden toten Holzes ist kaum geringer<br />

als <strong>der</strong> Holzzuwachs im gleichen Zeitraum, das heißt, daS<br />

<strong>der</strong> Nettophytomassezuwachs hier praktisch„Nuil ist, wie«<br />

bei einem Urwald in <strong>der</strong> Optimalphase sein muß.<br />

Für die Primärproduktion pro Jahr wird 8,9 t/ha, inklusive<br />

Krautschicht 9,6 t/ha angegeben. Die unterirdische Produktion<br />

wurde nicht bestimmt.<br />

Dem semiariden Klima entsprechend ist die Primärpmduktion<br />

etwas niedriger als bei den westlichen Laubwäl<strong>der</strong>n,<br />

Die jährlich gebildete Blattmasse <strong>und</strong> Blattfläche nimmt<br />

in den ersten 20 Jahren rasch zu. Sobald jedoch ein dichter<br />

Kronenschluß erreicht ist, bleiben Blattmasse <strong>und</strong> <strong>der</strong> BFI<br />

nahezu konstant. Das Kronendach wird nur durch <strong>der</strong><br />

Höhenzuwachs <strong>der</strong> Stämme immer mehr über den Erdboden<br />

emporgehoben. Die Blätter mit den abfallenden Zweigen<br />

bilden die Streu <strong>und</strong> mit den absterbenden Wurzeln zusammen<br />

den Gesamtabfall.<br />

Nur die erzeugte Holzmasse wird gespeichert, so daß du<br />

stehende Phytomasse des Waldes bis ins hohe Alter ständi;


Der Laubwald als Ökosystem 349<br />

10000<br />

kg<br />

Buche {Fagus sylvaticä)<br />

A Belgien<br />

■ Dänemark<br />

O Göttinger Wald<br />

• Solling<br />

□ inklusive Wurzeln<br />

A<br />

100<br />

3^ °<br />

I# ▲<br />

jher immer langsamer zunimmt, bei 50jährigen Beständen<br />

’00 l/ha, bei 200jährigen 400 t/ha überschreiten kann.<br />

Für den Eichenwald wurde folgen<strong>der</strong> mittlerer Holzzuivachs<br />

in Abhängigkeit vom Alter des Bestandes (in Klammern)<br />

gef<strong>und</strong>en: 3,8 t/ha (13), 3,6 t/ha (22), 4,3 t/ha (42),<br />

4,7 t/ha (56), 0,4 t/ha (135), 0,0 t/ha (220). Der zunehmen-<br />

Je Stammdurchmesser (BHD: Brusthöhendurchmesser) bejeiiiet<br />

einen entsprechend zunehmenden Holzvorrat im<br />

Stamm. Diese Beziehung ist in Abb. 204 dargestellt.<br />

Auch die Streumenge reichert sich im Walde solange an,<br />

,'is ein Gleichgewicht erreicht ist, das heißt jährlich ebenso<br />

viel von <strong>der</strong> Streu mineralisiert wird, wie neu hinzukommt,<br />

ln <strong>der</strong> Streu wird ein Teil <strong>der</strong> wichtigsten Nährstoffelemente<br />

N, P, K, Ca) festgelegt. Mächtige Rohhumusauflagen sind<br />

Jeshalb ungünstig. Beson<strong>der</strong>s schädlich ist jedoch die Streunutziing:<br />

dabei werden die Nährstoffe ganz entfernt, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Kalk, wodurch die Waldböden rasch verarmen<br />

<strong>und</strong> versauern, so daß die Holzerträge zurückgehen. Stick-<br />

1000-<br />

10-<br />

10 100 1000<br />

Abb. 204.<br />

Die Abhängigkeit <strong>der</strong> oberirdischen<br />

Biomasse (unterirdisch mit<br />

offenen Quadraten gekennzeichnet)<br />

vom Stammdurchmesser<br />

(BHD) bei <strong>der</strong> Buche von verschiedenen<br />

Standorten (nach<br />

Eilenberg et al. 1986).


350 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 205.<br />

Verlauf (in %) des jährlichen<br />

Laubfalls <strong>der</strong> Buche (oben,<br />

196 7-1975) <strong>und</strong> des Nadelfalls<br />

<strong>der</strong> Fichte (unten) (Feinstreu<br />

von drei Fichtenparzellen<br />

1968-1971) im Jahreslauf im<br />

Solling als Kurvenschar dargestellt<br />

(nach E l l e n b e r g et al.<br />

1986).<br />

Stoffverbindungen werden bei <strong>der</strong> Streuzersetzung mineralisiert.<br />

Den Bauinwurzeln steht <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Nährstolle<br />

in <strong>der</strong> unteren sich zersetzenden Humusschicht zur Verfügung;<br />

diese ist deshalb stets sehr dicht durchwurzelt. Das Bodenleben<br />

ist für den Waldbestand neben <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Dagegen ist <strong>der</strong> Anteil de;<br />

tierischen Organismen über dem Boden nur sehr gering:<br />

selbst auf Insektenfraß entfallen normalerweise nur wenige<br />

Prozente (vgl. S. 366).<br />

Der Streitfall selbst erfolgt bei den Laubbäumen sehr periodisch<br />

<strong>und</strong> weist von Jahr zu Jahr nur geri-jge Unterschiede<br />

auf. Über 90 % <strong>der</strong> Blätter <strong>der</strong> Buche fallen im Oktober<br />

(Abb. 205, oben). Bei <strong>der</strong> Fichte hingegen rieseln trockene<br />

o<strong>der</strong> vergilbte Nadeln fast ganzjährig herab, allerdings gibt es<br />

hier, wenig später als beim Laubfall <strong>der</strong> Buche, auch ein<br />

kleines Maximum des Nadelfalls (Abb. 205, unten).<br />

d Ökophysiologie <strong>der</strong> Krautschicht (Synusien)<br />

Das Mikroklima am Waldboden unterscheidet sich sehr stark<br />

von dem an offenen Standorten: Nach <strong>der</strong> Belaubung des<br />

Waldes ist die Beleuchtungsstärke am Waldboden geringer,<br />

die Temperaturverhällnisse sind ausgeglichener, die Feudi<br />

tigkeit <strong>der</strong> Luft sowie <strong>der</strong> oberen Bodenschichten ist grüße<br />

als außerhalb des Waldes. Die Kräuter im Wald sind Schat<br />

tenpflanzen <strong>und</strong> Hygrophyten mit sehr niedriger Zellsaltkonzentration,<br />

also günstiger Hydratur des Plasmas, deshalb<br />

welken sie bei voller Sonne rasch.


Die Lichtverhältnisse am Boden eines Laubwaldes könirn<br />

an klaren Tagen sehr heterogen sein, weil einzelne Sonnenstrahlen,<br />

die durch die Baumkronen fallen, am Boden<br />

Lichtflecken erzeugen. Da die Sonne sich am Himmel beneiît<br />

<strong>und</strong> die Äste <strong>der</strong> Bäume vom Winde hin <strong>und</strong> her gelogen<br />

werden, än<strong>der</strong>n die Lichtflecken innerhalb von Sev<strong>und</strong>en<br />

ihre Lage <strong>und</strong> Intensität.<br />

Wird ein Blatt von einem Lichtfleck getroffen, so kann die<br />

Beleuchtungsstärke auf das über 30fache ansteigen, was für<br />

■;e Photosynthese <strong>der</strong> Kräuter von großer Bedeutung ist.<br />

xswegen werden zur Bestimmung des Lichtgenusses <strong>der</strong><br />

xrautpflanzen in Prozent des vollen Tageslichts die Ver-<br />

¡leichsmessLingen am zweckmäßigsten an hellen, gleichiiäßig<br />

bewölkten Tagen vorgenommen. Aber sie können<br />

unreinen gewissen Anhaltspunkt geben. Besser ist es, wenn<br />

man die Tageslichtsummen für bestimmte Stellen am Wald-<br />

Wen automatisch registriert. Der Lichtgenuß <strong>der</strong> Kraut-<br />

■ihicht vor <strong>der</strong> Belaubung <strong>der</strong> Bäume ist sehr groß, er sinkt<br />

Jann mit <strong>der</strong> Entwicklung des Laubes rasch ab.<br />

Die günstigen Lichtverhältnisse vor <strong>der</strong> Belaubung nüt-<br />

;cn die Frühlingsgeophyten (Galanthus, Leucojum, Scilla,<br />

:l:aria, Corydalis, Anemone u. a.) aus. Es kommt ihnen zuiuie,<br />

daß die wenig geschwächte Sonnenstrahlung die<br />

Streu- <strong>und</strong> Humusschicht, in <strong>der</strong> die Geophyten wurzeln,<br />

■•hon im April auf 25 bis 30 °C erwärmt. Die lufthaltige<br />

Streuschicht hat eine geringe Wärmekapazität <strong>und</strong> infolgedessen<br />

eine sehr gute Temperaturleitfähigkeit. Die Bäume<br />

surzeln in tieferen Schichten, die sich kaum erwärmen, wodurch<br />

die Belaubung verzögert wird.<br />

In <strong>der</strong> kurzen Vorfrühlingszeit blühen <strong>und</strong> fruchten die<br />

I Geophyten <strong>und</strong> füllen ihre Reserven in den unterirdischen<br />

j Speicherorganen wie<strong>der</strong> für das nächste Jahr auf. Wenn die<br />

! Belaubung einsetzt, vergilben die Blätter <strong>der</strong> Geophyten <strong>und</strong><br />

• es setzt eine Ruhepause ein. Aber dieses Vergilben ist nicht<br />

1 nur durch die zunehmende Beschattung bedingt, son<strong>der</strong>n<br />

j rntspricht einem endogenen Entwicklungsrhythmus. Am<br />

I Licht ziehen die Geophyten noch früher ein. Es ist somit<br />

j | fine Pflanzengruppe, die befähigt ist, eine bestehende ökoi<br />

ogische Lücke (Nische) im Entwicklungsablauf <strong>der</strong> Laub-<br />

¡, Wäl<strong>der</strong> auszufüllen.<br />

Die Frühlingsgeophyten werden auch als Ephem eroide<br />

iweichnet; denn sie zeichnen sich durch eine ebenso kurze<br />

<strong>Vegetation</strong>szeit aus wie die annuellen Ephemeren, sind je-<br />

Joch ausdauernde Arten mit unterirdischen Speicherorganen.<br />

Sie verhalten sich ökologisch ähnlich <strong>und</strong> besitzen fast<br />

denselben Entwicklungsrhythmus, bilden somit eine „Ar-<br />

Der Laubwald als Ökosystem 351


352 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong> Der Laubwald als Ökosystem 353<br />

beitsgruppe", die man als Synusie bezeichnet. Synusicn<br />

sind nur Teilsysteme innerhalb bestimmter Ökosysteme. Sie<br />

besitzen keinen eigenen Stoffkreislauf (vgl. S. 106).<br />

Im russischen Eichenmischwald (Goryschina 1974, <strong>Walter</strong><br />

1976) wurden folgende Vertreter von fünf Laubwaldsynusien<br />

unterschieden:<br />

1. Ephemeroide: Scilla sibirka, Ficaria verna, Corydalis solida.<br />

4.<br />

Anemone ranunculoides.<br />

2. Hemi-Ephemeroide: Dentaria bulbifera.<br />

3. Frühsommerarten: Aegopodium podagraria, Pulmonaria obscura,<br />

Asperula (Calium) odorata, Stellaria holostea.<br />

Spätsommerarten: Scrophularia nodosa, Stachys sylvatica.<br />

Campanula trachelium, Dactylis glomerata, Festuca gigantea.<br />

Immergrüne Arten: Asarum europaeum, Carex pilosa.<br />

5.<br />

Die einzelnen Synusien nutzen die verschiedenen Lichtphasen<br />

am Waldboden durch morphologisch/physiologische<br />

Anpassungen. So bildet Aegopodium zuerst kleine Lichtblättcr<br />

aus, dann im Sommer große Schattenblätter <strong>und</strong> schließlich<br />

im Herbst bei tieferen Temperaturen sehr kleine xeroniorphe,<br />

kälteresistente Blätter, die überwintern (Aegopodium hat<br />

keine Winterruhephase). Dasselbe findet auch bei StellarL<br />

<strong>und</strong> Asperula statt, nur bilden sich die verschiedenen Blätter<br />

nacheinan<strong>der</strong> an <strong>der</strong>selben vertikalen Sproßachse.<br />

Sehr verschieden ist bei den einzelnen Synusien <strong>der</strong> Assimilathaushalt,<br />

das heißt die Art, wie sie die Assimilate verwenden:<br />

Scilla verbraucht alle in <strong>der</strong> Zwiebel gespeicherten Assimilate<br />

zum Aufbau des Blütensprosses <strong>und</strong> <strong>der</strong> Blätter; erst<br />

gegen Ende <strong>der</strong> kurzen <strong>Vegetation</strong>szeit werden die neugebildeten<br />

Assimilate in die junge Zwiebel geleitG.für die Verwendung<br />

im nächsten Jahr.<br />

Dentaria dagegen beginnt frühzeitig die Reserven im Rhizom<br />

aufzufüllen <strong>und</strong> braucht deshalb für das Blühen <strong>und</strong><br />

Fruchten mehr Zeit. Aegopodium verbraucht die spärlicher<br />

Reserven, um die Lichtblätter auszubilden, die intensiv COassimilieren<br />

<strong>und</strong> die Reserven schon Anfang Mai auffüller.<br />

<strong>und</strong> zugleich die Assimilate für den Aufbau <strong>der</strong> Schattenblätter<br />

liefern.<br />

Die Spätsommerpflanze Scrophularia hat in <strong>der</strong> großer<br />

Knolle nur wenige Reserven zur Ausbildung <strong>der</strong> ersten Bläiter.<br />

Deren Assimilatausbeute ist im Schatten gering, so daN<br />

es bis zum Herbst dauert, bis <strong>der</strong> Sproß ausgewachsen r:<br />

<strong>und</strong> die Früchte reifen.<br />

Beim Assimilathaushalt von Asarum ist kennzeichnend,<br />

daß die vorjährigen (immergrünen) Blätter gleich nach den'<br />

Winter erneut assimilieren, sie sterben im Laufe des Früh-<br />

„aiimers ab, lange nachdem die Photosynthese <strong>der</strong> jungen<br />

Blätter voll eingesetzt hat.<br />

Die gesamte Phytomasse <strong>der</strong> Krautschicht ist nicht groß,<br />

akr ihre Bedeutung für das Ökosystem besteht darin, daß<br />

de rasch abgebaut wird <strong>und</strong> den Stoffumsatz im gesamten<br />

Ökosystem auf diese Weise för<strong>der</strong>t, während die Laubstreu<br />

>ich langsam zersetzt; die in letzterer enthaltenen Nährstof-<br />

:e stehen erst im nächsten Jahr zur Verfügung.<br />

Die meisten Arten <strong>der</strong> Krautschicht sind Hemikryptophyten,<br />

das heißt ihre Erneuerungsknospen werden an <strong>der</strong><br />

Basis <strong>der</strong> Sprosse angelegt <strong>und</strong> überwintern direkt unter <strong>der</strong><br />

Biidenoberfläche, geschützt durch die im Herbst abgefalleaen<br />

Laubblätter <strong>und</strong> eine eventuelle Schneedecke. Aller-<br />

■■¡ngs sind sehr viele Vertreter clonal gebaut, das heißt sie<br />

vermehren sich auf unterschiedlichste Weise durch Teilung,<br />

also vegetativ. Die Teilung <strong>der</strong> Mutterpflanze, die Bildung<br />

von Ausläufern, Sproß- o<strong>der</strong> Wurzelknollen dient immer<br />

auch dem Erhalt <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> ihrer Verbreitung. Die Vielzahl<br />

an klonalen Typen hat van Groenendael et al. vergleichend<br />

zusammengestellt, dazu sind in Abb. 206 jeweils auch Artkispiele<br />

aus dem mitteleuropäischen Laubwald angeführt.<br />

Die Gesamtbiomasse <strong>der</strong> Krautschicht ist meist sehr gering<br />

(Abb. 207), setzt sich aber rasch um. Dabei reagiert<br />

1 zerfallende<br />

Pfahlwurzel<br />

Ohne Ausbreitung<br />

Trifolium pratense<br />

kurzer hypogeotroper<br />

Sproß im Boden<br />

1<br />

Dactylus glomerata<br />

Wurzelknolien<br />

Ranunculus ficaria<br />

kurzlebiger plagiotroper<br />

sproß im<br />

Boden<br />

rasig, graminoid<br />

Festuca ovina<br />

langlebige<br />

iKnollen<br />

Corydalis cava<br />

kurzlebige<br />

Knollen<br />

Corydalis solida<br />

Zwiebeln<br />

Caltha palustris Ornithogalum gussonei<br />

Wurzeln mit<br />

Adventivknospen<br />

sich ausbreitend<br />

langlebiges oberirdisches<br />

Rhizom<br />

V' t<br />

T j r r r ^ r '<br />

Rumex acetosella Lycopodium annotinum<br />

langlebiger epigeo- langlebiger hypotroper<br />

Sproß im geotroper Sproß im<br />

Boden<br />

Boden<br />

rIM'JLus Aegopodium podagraria<br />

kurzlebiger hypo­<br />

geotroper Sproß<br />

im Boden<br />

kurzlebige plagiotrope<br />

Ausläufer<br />

Fragaria vesca<br />

unterirdische<br />

Sproßknollen<br />

Lycopus europaeus<br />

Asperula odorata<br />

Achselknospen<br />

Dentaria bulbifera<br />

Abb. 206.<br />

Verschiedene klonale Strukturen<br />

mit Angaben zur Ausbreitung<br />

<strong>und</strong> Lebensdauer <strong>der</strong> Verbindungen<br />

(nach V A N G r o e n e n d a e l<br />

etal. 1996).


354 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 207.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> ober- <strong>und</strong><br />

unterirdischen Biomasse <strong>der</strong><br />

Krautschicht im Buchenwald im<br />

Solling im Jahre ¡969 <strong>und</strong><br />

1970. ¡970 begann die <strong>Vegetation</strong>szeit<br />

später <strong>und</strong> das Jahr war<br />

regenreicher (nach E l l e n b e r c et<br />

al. ¡986).<br />

12<br />

k g / h a p - .<br />

r.«<br />

k iif E?<br />

4<br />

P f<br />

t i t« ■jf<br />

Si<br />

1970<br />

M<br />

J<br />

Sproß <strong>und</strong> Wurzel, je nach Wasser- <strong>und</strong> Nährstoffangeboi<br />

nicht jedes Jahr gleich, wie Abb. 207 zeigt. Auch die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Sproße schwankt von Jahr zu Jahr sehr stark (Abb. 208|.<br />

Die Krautschicht kann sich den wechselnden Bedingungen<br />

sehr rasch anpassen.<br />

In Mastjahren, wie 1971, ist aber auch die Zahl <strong>der</strong> Buchenkeimlinge<br />

sehr hoch, geht dann allerdings die nächsten<br />

Jahre sehr stark zurück. Die wenigen (von einer Million<br />

Bucheckern vielleicht 0,1 bis 1 Jungpflanzen), di;^ verbleiben,<br />

reichen aber aus, um eine neue Baumgeneration zu gewährleisten.<br />

Für viele Arten <strong>der</strong> Krautschicht im Walde wurde <strong>der</strong><br />

Lichtgenuß festgestellt. Sie haben ein Lichtgenußmaximum<br />

(L„,ax)' weil man sie nicht im vollen Tageslicht findet,<br />

<strong>und</strong> ein Lichtgenußminimum (L,,,,,,,), denn sie meidende::<br />

tiefsten Waldschatten. Beispiel für die beiden Grenzwerte in<br />

Prozent des Tageslichts sind: Lamium maculatum 67 bis 12“.!<br />

Lathyrus vernus 33 bis 20 %, Geranium robertianum 74 bis 4”l<br />

Prenanthes purpurea 10 bis 5 % (steril bis 3 %).<br />

L„vix wird durch den Wasserhaushalt bestimmt; denn die<br />

hygrophilen Arten verlangen einen feuchten Boden anj<br />

vertragen keine hohen Sättigungsdefizite <strong>der</strong> Luft, wie sie<br />

bei voller Einstrahlung auftreten.<br />

L„,in ist für die Pflanzen eine Hungergrenze. Die Lichtintensität<br />

reicht gerade noch aus, um die für die Entwicklunt


Der Laubwald als Ökosystem 355<br />

notwendige Stoffproduktion zu ermöglichen. Im allgemeinen<br />

beginnt im Wald bei 1 % des Tageslichts <strong>der</strong> tote Waldschatten,<br />

in dem nur die Fruchtkörper <strong>der</strong> heterotrophen<br />

Pilze anzutreffen sind, aber auch Holosaprophyten unter<br />

den Blütenpflanzen, zum Beispiel die Vogelnestorchidee<br />

iNeottia nidus-avis).<br />

Ein weiterer für die Krautschicht sehr wichtiger Faktor ist<br />

die Konkurrenz <strong>der</strong> Baumwurzeln. In den trockenen Waldgebieten<br />

an <strong>der</strong> Grenze zu den Waldsteppen ist <strong>der</strong> Wasser-<br />

[aktor von großer Bedeutung. Die Bäume, <strong>der</strong>en Zellsaftkonzentration<br />

höher ist als die <strong>der</strong> Kräuter, vermögen hohe<br />

Saugspannungen in Saugwurzeln zu entwickeln <strong>und</strong> damit<br />

das Wasser dem Boden besser zu entziehen als die Kräuter.<br />

Die Folge davon ist, daß in solchen Buchenwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Boden<br />

nackt ist (Fagetum nudum). Wenn man dagegen die<br />

Baumwurzeln durchschneidet <strong>und</strong> damit ihre Konkurrenz<br />

ausschaltet, stellen sich Kräuter am Waldboden ein, ein Zeichen,<br />

daß nicht die Lichtverhältnisse <strong>der</strong> begrenzende Faktor<br />

waren, son<strong>der</strong>n das Wasser.<br />

Bei sehr flachgründigen Böden nehmen die Baumwurzeln<br />

auch die Nährstoffe für sich in Anspruch, insbeson<strong>der</strong>e<br />

den Stickstoff. Die Kräuter müssen sich mit dem begnügen,<br />

was die Baumwurzeln übrig lassen. Infolgedessen findet<br />

man in solchen Wäl<strong>der</strong>n nur anspruchslose Kräuter wie<br />

Liizula luzuloides, Avenella flexuosa, Potentilla sterilis, Vaccinium<br />

myrtUlus, u. a.<br />

Abb. 208.<br />

Unterschiedliche Zahl <strong>der</strong><br />

Sprosse einiger Arten des Buchenwalds<br />

in vier aufeinan<strong>der</strong>folgenden<br />

Sommerhalbjahren ab<br />

1968. Avenella wurde 1968<br />

noch nicht gezählt (aus E l l e n ­<br />

b e r g et al 1986).<br />

250<br />

o225<br />

8<br />

¿200<br />

«<br />

"5<br />

0 175-<br />

s '25<br />

9 75<br />

0<br />

1 150-<br />

?100-<br />

50-<br />

25-<br />

. Luzula luzuloides<br />

. Oxalis acetosella<br />

. Avenella flexuosa<br />

. Fagus-Jungwuchs<br />

|- 500<br />

- 450<br />

- 400 §<br />

c<br />

- 350 ^<br />

- 300 -o c D<br />

- 250 1<br />

C<br />

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200 <<br />

C o ><br />

■ 150 s CÖ<br />

N<br />

C2<br />

- 100 I »<br />

CO<br />

- 50<br />

J J A S O N<br />

1968<br />

A M J J A S<br />

1969<br />

J J A S O<br />

1970<br />

A M J J A S O<br />

1971


356 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

e Wasserhaushalt<br />

Die Summe <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge ist im Solling die einzige Eingabegröße<br />

des Wasserumsatzes. Die Abgabe verteilt sich auf<br />

Verdunstung <strong>und</strong> Abfluß, die jeweils aus Teilgrößen bestehen<br />

(Abb. 209). Bei <strong>der</strong> Wasserhaushaltsgleichung (vgl.<br />

S. 72) kann man im Wald auch noch interne Wasserflüsse<br />

berücksichtigen, wie zum Beispiel Kronentrauf <strong>und</strong><br />

Stammablauf, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Buche eine Rolle spielt, bei <strong>der</strong><br />

Fichte aber vernachlässigbar ist (Abb. 210).<br />

Die Interzeption ist <strong>der</strong> Anteil an Wasser, <strong>der</strong> im Bestand<br />

zurückgehalten wird. Im Buchenwald wird <strong>der</strong> Spaziergänger<br />

ab 3 mm Regen richtig naß, im Fichtenwald erst ab etwa<br />

5 mm Nie<strong>der</strong>schlag.<br />

Von den auf den Wald fallenden Nie<strong>der</strong>schlägen werden<br />

von den Kronen <strong>der</strong> Buchen im Mittel 17 % (Sommerhalbjahr,<br />

da sommergrün), von den Fichten etwa 27 % (ganzjährig,<br />

da immergrün) zurückgehalten. Der Rest tropft<br />

entwe<strong>der</strong> durch o<strong>der</strong> läuft an den Stämmen ab. In Trockenjahren<br />

ist die Interzeption deutlich höher als in Naßjahren.<br />

Abb. 209.<br />

Kompartiment-Modell des Wasserhaushalts<br />

im Ökosystem mit<br />

ebener Lage im Solling (As =<br />

unterirdischer Abfluß: E = Evaporation:<br />

I = Interzeption:<br />

N = Nie<strong>der</strong>schlag: Nd = Kronentrauf:<br />

Ns = Stammablauf:<br />

dR = Speichergröße: T = Transpiration).<br />

Die Breite <strong>der</strong> Pfeile<br />

deutet die Größenordnung an<br />

(nach E l l e n b e r g et al. 1986).<br />

-t-Z-dR<br />

Ökosystem-Grenze<br />

Prot Ibasis<br />

L f__<br />

Untergr<strong>und</strong>


Der Laubwald als Ökosystem 357<br />

Abb. 210.<br />

Interzeption, Kronentrauf <strong>und</strong><br />

Stammablauf in den Monaten<br />

voller Belaubung bei Buche <strong>und</strong><br />

Fichte in Abhängigkeit vom<br />

Freilandnie<strong>der</strong>schlag. Bei <strong>der</strong><br />

Fichte ist <strong>der</strong> Stammablauf vernachlässigbar<br />

(nach E l l e n b e r g<br />

etal. ¡986).<br />

Der im Winter am Waldboden angereicherte Schnee taut<br />

imFrühjahr langsam <strong>und</strong> das Schmelzwasser versickert fast<br />

vollständig in die Streuschicht. Die Transpiration <strong>der</strong> Baumschicht<br />

ist so stark, daß im Sommer unter Wald kein Wasser<br />

dem Gr<strong>und</strong>wasser zugeführt wird. Die Wasserabgabe <strong>der</strong><br />

Krautschicht ist fünf- bis sechsmal geringer. Ein gut ausgebildeter<br />

Laubwald im Waldsteppengebiet verbraucht praktisch<br />

alles Wasser, das durch die Nie<strong>der</strong>schläge zugeführt<br />

wird, ein Buchenwald in Mitteleuropa dagegen nur 50 bis<br />

60% <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge, wobei in den Sommermonaten<br />

auch hier kein Überschuß vorhanden ist.


358 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

^ Der Fichtenwald läßt<br />

in nassen Jahren (1970)<br />

bis 880 mm ins Gr<strong>und</strong>wasser<br />

durch, in Trockenjahren<br />

(1971) nur 232 mm.<br />

Die entsprechenden Werte<br />

für den Buchenwald<br />

sind; 1970: 973 mm;<br />

1971: 304 mm. Dies sind<br />

die Werte, die letztlich<br />

zur Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<br />

jeweils beitragen.<br />

Im Solling wurden, entsprechend des in Abb. 209 gezeigten<br />

Wasserumsatzmodells auch die Durchflüsse durch einzelne<br />

Bodenschichten mit Hilfe von Tensiometern (Bodensaugspannung),<br />

Lysimetern (mit Absaugvorrichtungen) <strong>und</strong><br />

mit Tritiumwasser gemessen. Das Infiltrationswasser im Boden,<br />

soweit es nicht von den Pflanzenwurzeln aufgenommen<br />

wird, dringt im Laufe eines Jahres unter Buchen<br />

1,65 m in die Tiefe vor, unter Fichten 1,20 m.<br />

Setzt man die bei <strong>der</strong> Produktion festgelegte chemische<br />

Energie in Relation zu <strong>der</strong> auf einen Hektar Wald eingestrahlten<br />

Energie, so erhält man etwa 2 % für die Bruttoproduktion<br />

<strong>und</strong> 1 % für die primäre Produktion. Ein Drittel<br />

<strong>der</strong> eingestrahlten Energie wird für die Transpiration verbraucht,<br />

insgesamt etwa 80 % für die Verdunstung von Wasser<br />

(Evaporation, Interception), <strong>der</strong> Rest wird in Wärme<br />

umgewandelt.<br />

Die Kopplung <strong>der</strong> C02-Assimilation mit <strong>der</strong> Transpiration,<br />

beide Vorgänge werden ja durch ein <strong>und</strong> dieselben Spalten<br />

reguliert, kann quantitativ mit dem Transpirationskoeffizienten<br />

ausgedrückt werden. Krautige Pflanzen (zum<br />

Beispiel Weizen) verbrauchen 540 kg Wasser, um 1kg Pflanzensubstanz<br />

zu produzieren. Die Buche im Solling hat im<br />

Mittel einen Transpirationskoeffizienten von nur 180, die<br />

Fichte von 220. Auf welche Weise die Buche ihre so beson<strong>der</strong>s<br />

rationelle Leistung vollbringt, läßt sich teilweise aus<br />

den Gaswechselmessungen ablesen (vgl. Abb. 202). Je nach<br />

Beleuchtungsstärke, Luftleuchte <strong>und</strong> COj-Konzentration regulieren<br />

die Blätter die Stomaweite so rasch, daß sie sich je<strong>der</strong><br />

Än<strong>der</strong>ung sofort anpassen. Außerdem ist die Photosynthese<br />

<strong>der</strong> dünnen, also mit wenig Substan"c| gebauten<br />

Schattenblätter <strong>der</strong> Buche im Verhältnis zu ihrem Trockengewicht<br />

ebenso effektiv wie die <strong>der</strong> Sonnenblätter. Infolgedessen<br />

vermag die Buche das Sonnenlicht wesentlich besser<br />

auszunutzen als die Eiche, die nur etwa drei Schichten von<br />

Sonnenblättern ausbildet, während bei <strong>der</strong> Buche zusätzlich<br />

noch drei bis vier Schichten Schattenblätter dazukommen.<br />

Darunter ist wegen des Lichtmangels die Stoffproduktion<br />

<strong>der</strong> Kraut- <strong>und</strong> Moosschicht auf sauren Böden unbedeutend,<br />

während sie in Eichenmischwäl<strong>der</strong>n beträchtlich sein<br />

kann.<br />

Insgesamt ergibt sich, daß im Solling für die Buche kaum<br />

jemals Wassermangel auftritt.<br />

f Der lange Kreislauf (Konsumenten)<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Tiere in einem Ökosystem ist in erster Linie<br />

durch ihre Nahrungsbeziehungen geprägt. Die Mannigfaltii:-


Der Laubwald als Ökosystem 359<br />

N (lII t K c<br />

Ui<br />

3<br />

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(0 i<br />

Abb. 211. Wesentliche Nahrungsbeziehungen im Buchenwald des Solling (aus E l l e n b e r g et al. 1986).<br />

(/)


360 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

E<br />

< Hainsimsen-Buchenwald<br />

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0 lö 0 □<br />

10 E<br />

Ernährung überwiegend Q -phytophag<br />

• -saprophag<br />

x -zoophag<br />

▲ -pantophag<br />

Abb. 212.<br />

Die Individuen-Dichten einzelner<br />

Tiergruppen im Buchenwald<br />

des Solling mit Angabe <strong>der</strong> überwiegenden<br />

Ernährung (logarithmische<br />

Ordinate in Individuen<br />

pro m^: Nematoden <strong>und</strong> Aphidinen<br />

mit ergänzenden Daten)<br />

(nach E l l e n b e r g et al. 1986).<br />

keit <strong>der</strong> Nahrungsketten mit ihren Verflechtungen ist so<br />

groß, daß sie noch für kein Ökosystem vollständig erlaßi<br />

wurden.<br />

Die Pflanzen werden von verschiedenen Parasiten, vorwiegend<br />

Pilzen, <strong>und</strong> einer großen Zahl von Insektenschädlingen<br />

befallen. Ihre einzelnen Organe dienen verschiedenen<br />

Phytophagcn als Nahrung <strong>und</strong> diese bilden ihrerseits die<br />

Nahrung <strong>der</strong> Rauborganismen 1. Ordnung <strong>und</strong> zwar dr<br />

großen (Vögel, Säugetiere) sowie <strong>der</strong> kleinen Räuber unter<br />

den Wirbellosen. Diese werden von Räubern 2. Ordnung gefressen,<br />

zum Beispiel Vögeln o<strong>der</strong> Spitzmäusen, die Raubin-<br />

Sekten fangen. Einige quantitativ bedeutsame Nahrungsbe-


Ziehungen im Buchenwald des Solling sind in Abb. 211 gezeigt.<br />

Allerdings sollte man sich vergegenwärtigen, daß vie-<br />

, <strong>der</strong> angegebenen Beziehungen nicht eindeutig sind, son<strong>der</strong>n<br />

oft nur fakultativ o<strong>der</strong> gar episodisch. Insgesamt lassen<br />

»ich zwei Hauptwege erkennen: eine Phytophagennahrungskette,<br />

die von leben<strong>der</strong> Pflanzensubstanz, haupt-<br />

-zchlich Buchenlaub abhängt <strong>und</strong> eine Saprophagennah-<br />

Mngskette, die von <strong>der</strong> hauptsächlich am Boden lagernden<br />

:,)ten organischen Substanz ausgeht.<br />

Die chemische Energie in <strong>der</strong> Nahrung <strong>der</strong> tierischen Oranismen<br />

wird nur zu einem sehr kleinen Teil in die sekun-<br />

Järe Produktion, das heißt tierische Körpersubstanz umgei'.andelt.<br />

Zum größten Teil wird sie mit den Exkrementen<br />

jusgeschieden o<strong>der</strong> veratmet.<br />

Wenn man die Blätter o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Organe <strong>der</strong> Pflanzen<br />

cenaiier betrachtet, so erkennt man, wie häufig sie beschädigt<br />

sind. Schon allein bei <strong>der</strong> Eiche wird man leicht über<br />

Der Laubwald als Ökosystem 361<br />

A b b . 213.<br />

Die Zoomasse einzelner Tiergruppen<br />

im Buchenwald des<br />

Solling (logarithm. Ordinate in<br />

mgTG pro m^) (nach E l l e n b e r g<br />

etal. 1986).<br />

H a in s im s e n -B u c h e n w a ld


362 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Jugendphase Optimalphase , Altersphase , Zerfallsphase<br />

Bewohner<br />

teilweise<br />

abgestorbener<br />

Wurzelstöcke<br />

Zunehmende Anzahl <strong>der</strong> Käfergilden<br />

Abb. 214.<br />

Die im Laufe des langen natürlichen<br />

Lebenslaufes einer Eiche<br />

auftretenden Käfergemeinschaften<br />

(aus L e i c h t ¡996).<br />

20 Insektenarten finden, die von den Blättern o<strong>der</strong> den<br />

Knospen, <strong>der</strong> Rinde o<strong>der</strong> dem Holz leben; bereits die Zahl<br />

<strong>der</strong> gallenerzeugenden Insekten ist bei <strong>der</strong> Eiche o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Buche sehr groß.<br />

Im Solling hat man in jahrelanger Kleinarbeit versucht,<br />

eine Übersicht über die vorkommenden Tiergruppen <strong>und</strong><br />

ihre Nahrungsgr<strong>und</strong>lage zu erarbeiten. In Abb. 212 sind die<br />

wichtigsten Gruppen nach ihrem zahlenmäßigen Auftreten<br />

an Individuen dargestellt. Es ist verständlich, daß die mikroskopisch<br />

kleinen Gruppen dabei in riesigen Individuenzahlen<br />

auftreten können. In Abb. 213 ist als Bezugssystem die<br />

Biomasse <strong>der</strong> einzelnen Organismengruppen im Flächenbezug<br />

gegenübergestellt. Viele dieser Arten sind Boden- o<strong>der</strong><br />

Altholzbewohner.<br />

Eine Untersuchung von A ltb ä u m e n in Bayern ergab für<br />

die Käferfauna; von etwa 8000 heimischen Käferarten sind<br />

ca. 2000 Altholzbewohner. Dabei än<strong>der</strong>n sich die Käfergemeinschaften<br />

im Laufe des Lebensalters einer Eiche ganz erheblich,<br />

wie dies in Abb. 214 gezeigt ist. Viele dieser Aliholzbewohner<br />

sind Urwaldreliktarten, die früher (vor sechs


,i<strong>der</strong> acht Baumgenerationen, in den Zeiträumen <strong>der</strong> Evolulion<br />

gerechnet vor wenigen Augenblicken), also etwa vor<br />

2000 Jahren weit verbreitet waren <strong>und</strong> heute auf wenige<br />

Standorte zurückgedrängt sind. Damals war wohl Totholz<br />

<strong>und</strong> waren Altbäume die häufigsten organischen Substrate,<br />

demzufolge sich so viele Kleintierarten diesen Lebensraum<br />

erobert haben (Leicht 1996). Die Vielfalt <strong>der</strong> Habitatstrukturen<br />

in einem Altbaum ist in Abb. 215 angegeben. Aber es<br />

gibt kaum mehr Altbäume.<br />

Der Laubwald als Ökosystem 363<br />

i _ Der Erhalt von Altbäumen<br />

<strong>und</strong> historisch alten<br />

Waldbeständen spart viel<br />

Zeit <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>t Abkehr<br />

von unnötigen „Pflegemaßnahmen"<br />

<strong>und</strong> „übertriebener<br />

Baumsanierung".<br />

Verständnis für<br />

natürliche Prozesse, aber<br />

auch vernünftiges Umgehen<br />

mit <strong>der</strong> Natur <strong>und</strong><br />

kein Beharren auf <strong>der</strong><br />

„Verkehrssicherungspflicht"<br />

(Leicht 1996) ist<br />

gefor<strong>der</strong>t.<br />

am Boden liegendes<br />

Totholz<br />

(größere Holzteile)<br />

* Abb. 215.<br />

Übersicht über die an<br />

einem alten Baum bedeutsamen<br />

Habitatstrukturen<br />

im Alt<strong>und</strong><br />

Totholz (aus<br />

Leicht ¡996).


364 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 216.<br />

Schematische Zeichmmgen <strong>der</strong><br />

Humusprofüe im Buchenwald<br />

<strong>und</strong> Fichtenforst des SoUing (aus<br />

Ellenbf.rg et al. ¡986).<br />

30<br />

Ahe<br />

rPS<br />

Blattreste<br />

an<strong>der</strong>e Pflanzenreste<br />

•/.' Wurzeln,Wurzelreste<br />

^ organische<br />

Feinsubstanz<br />

B1<br />

g Destruenten in <strong>der</strong> Streu <strong>und</strong> im Boden<br />

Der größte Teil des jährlichen Abfalls eines Laubwaldes besteht<br />

aus toten, vergilbten Blättern <strong>der</strong> Streuschicht über<br />

dem Boden. Sie wird sofort von Bodenorganismen zerkleinert<br />

<strong>und</strong> dann von Mikroorganismen, Pilzen <strong>und</strong> Bakterien,<br />

befallen <strong>und</strong> abgebaut. Die Kleintierwell <strong>der</strong> Saprophagen<br />

ernährt sich von <strong>der</strong> Streu, durch <strong>der</strong>en Zerkleinerung erleichtert<br />

sie den Mikroorganismen den Zutritt. Neben Insektenlarven<br />

<strong>und</strong> zahllosen an<strong>der</strong>en Arthropoden sind es, wie<br />

oben ausgeführt, vor allem jedoch Regenwürmer, m <strong>der</strong>en<br />

Kolklümpchen die Bakterien eine rege Tätigkeit entfalten.<br />

Genauer, auch quantitativ, wurde die Tätigkeit dieser Tiere<br />

in Laubwaldbeständen untersucht ( E d w a r d s et al. 1970).<br />

Der Laubfall im Herbst ist Ende Oktober, oft innerhalb<br />

weniger Tage, abgeschlossen. Aus <strong>der</strong> Streu werden zunächst<br />

Zucker, organische Säuren <strong>und</strong> Gerbstoffe durch Regen<br />

ausgelaugt.<br />

Der weitere Abbau erfolgt um so rascher, je kleiner das<br />

C/N-Verhältnis <strong>der</strong> Streu ist. Bis zum nächsten Juni verliert<br />

Nadelreste<br />

pilzliche Zersetzung<br />

tierische Zersetzung<br />

仫 große Larvenlosungen<br />

. a ä Mineralboden, Risse<br />

Enchyträenlosungen<br />

j f i alte Wurnnlosungen<br />

Ln “ i j . o -er ^<br />

^ “ » ■<br />

Ahh<br />

Fr %<br />

Ahu<br />

Birkenstreu etwa 4/5 ihres Trockengewichts,<br />

Lindenstreu die Hälfte <strong>und</strong><br />

die schwer zersetzbare Eichenstreu<br />

nur etwa ein Viertel.<br />

Die Mineralisierung <strong>der</strong> Streu ist<br />

keine vollständige, vielmehr bilden<br />

sich auch Humusstoffe, die bei Absättigung<br />

mit Ca den Mull-Horizont<br />

ergeben, <strong>der</strong> reich an Lumbriciden<br />

(Regenwürmern) ist, bei saurer Reaktion<br />

den Mo<strong>der</strong>-Horizont mit Üribatiden<br />

(Hornmilben) <strong>und</strong> Collembolen<br />

(Springschwänzen). Im extremen Fall<br />

bei stark saurer Reaktion entsteht<br />

eine schwer zersetzbare Rohhitmus-<br />

Schicht fast ohne tierische Organismen,<br />

aber reich an Pilzhyphen. Die<br />

Feinstruktur <strong>der</strong> obersten organischen<br />

Humusauflage (H) <strong>und</strong> Streu<br />

(L) läßt Unterschiede zwischen Buchenwald<br />

<strong>und</strong> Fichtenforst im Sollina<br />

deutlich werden (Abb. 216). Im Fichtenhumus<br />

ist das Gefüge lockerer, es<br />

sind weniger Feinwurzeln, Pilzmycelien<br />

<strong>und</strong> Tiere vorhanden. Der<br />

Streuabbau bis zum Fm (dem Vermo<strong>der</strong>ungshorizont<br />

mittlerer Zersei


Der Laubwald als Ökosystem 365<br />

Abb. 217.<br />

Schwankungen des TG (g/ha)<br />

<strong>der</strong> Fruchtkörper von Mycorrhizapilzen<br />

<strong>und</strong> aller Höheren<br />

Pilze zwischen Juni <strong>und</strong> November<br />

im Feuchtjahr 1970 im<br />

Buchenwald des Solling (nach<br />

E l l e n b e r g et al. 1986).<br />

zung) dauert im Buchenwald etwa 41/2, im Fichtenforst<br />

nur 2 1/2 Jahre.<br />

Satchell (aus Duvigneaud 1974) gibt für die einzelnen<br />

Bodenorganismengruppen eines englischen Eichenwalds<br />

auf Kalkboden die Aktivität, das heißt die Atmung in Kilokalorien<br />

pro Quadratmeter <strong>und</strong> Jahr an:<br />

• Wirbellose (Dipteren, Collembolen, Oribatiden, Mollusken,<br />

Enchytraeiden, Lumbriciden, Nematoden, Protozoen)<br />

zusammen 361 kcal pro m^ <strong>und</strong> Jahr.<br />

• Bakterien <strong>und</strong> Actinomyceten: 77 kcal pro m^ <strong>und</strong> Jahr.<br />

• Am bedeutendsten ist die Tätigkeit <strong>der</strong> Pilze: in <strong>der</strong> Streuschicht<br />

543, im Humus 220 <strong>und</strong> in den A- sowie B-Horizonten<br />

380, also zusammen 1143 kcal pro m^ <strong>und</strong> Jahr.<br />

Dabei ist die Masse <strong>der</strong> Mikroorganismen im Vergleich zu<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirbellosen sehr gering.<br />

Das auf dem Boden liegende tote Holz wird zu 90 % durch<br />

Mikroorganismen, vor allem Pilze zerstört. Die Pilze haben<br />

darübcrhinaus ja auch noch eine große Bedeutung als Mytorrhizapartner<br />

für die Bäume. Im Solling sind knapp die<br />

Hälfte <strong>der</strong> Höheren Pilze als Mycorrhizapilze einzustufen.<br />

Das Maximum <strong>der</strong> Fruchtkörperbildung liegt im September<br />

(Abb. 217); bei den an<strong>der</strong>en Pilzen gibt es allerdings auch im<br />

Sommer Fruchtkörperbildungen. Dies wird mit einem unterschiedlichen<br />

Wuchsstoffgleichgewicht zwischen Pilzwurzei<br />

<strong>und</strong> Baum bei <strong>der</strong> Mycorrhizasymbiose erklärt.<br />

h Ökosystem Solling<br />

Abschließend zu <strong>der</strong> etwas ausführlicher dargestellten Erörterung<br />

einiger Phänomene des nemoralen Buchenwalds soll<br />

noch kurz auf einen Vergleich <strong>der</strong> Produktivität <strong>der</strong> ver-


366 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 218.<br />

Jährliche Netloprimärproduktion<br />

auf den im Solling untersuchten<br />

Probeflächen<br />

(Buchenwald, Fichtenforst,<br />

Goldhaferwiese (NPK = vollgedüngt:<br />

PK = ohne Stickstoff:<br />

0 = ohne Düngung), Weidelgrasacker)<br />

angegeben in<br />

1000 MJ pro ha (offene Säulen:<br />

Schätzwerte) (nach E l l e n b e r g et<br />

al. 1986).<br />

Buche Fichte Wiese<br />

3000<br />

Acker<br />

n B4 B3 B1 F3 F1 F2<br />

60i 69j 123j 42j 85j 116j O PK NPK a<br />

I Grobstreu H Ä s t e ”<br />

■ Fein w u rzeln<br />

I I Feinstreu lUüll Derbholz ■ Zuwachs<br />

ilättfir ^ 3<br />

□ Blätter<br />

(Streu) Grobwurzeln<br />

schiedenen untersuchten Flächen <strong>und</strong> auf den Energiedurchfluß<br />

hingewiesen werden. In Abb. 218 ist die jährliche<br />

Nettoprimärproduktion <strong>der</strong> im Solling untersuchten Probeflächen<br />

dargestellt. Erstaunlicherweise ist die Produktivität<br />

<strong>der</strong> gedüngten Wiesen <strong>und</strong> die eines Ackers gleich groß wie<br />

die <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong>. Unter den im Solling gegebenen Klima- <strong>und</strong><br />

Abb. 219.<br />

Energiefluß im Solling-Buchenwald<br />

(z. T. nach Atmungswerten<br />

berechnet (Zahlen in kJ<br />

pro <strong>und</strong> a: in Klammern unter<br />

<strong>der</strong> Annahme, daß 5 % <strong>der</strong><br />

organischen Substanz in Dauerhumus<br />

übergeht: bei den Carnivoren<br />

wird angenommen, daß<br />

sie etwa 10 % <strong>der</strong> saprophagen<br />

uitd herbivoren Tiere fressen)<br />

(nach E l l e n b e r g et al. 1986).


Orobiom VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze 367<br />

Bodenbedingungen haben die verschiedenen Pflanzenbesiände<br />

eine annähernd gleich große Produktivität. Die<br />

Produktivität ist in Abb. 219 ausgedrückt als Maß <strong>der</strong> Energiebindung.<br />

Dieser Durchfluß an Energie durch die wesentlichen<br />

Kompartimente läßt erkennen, daß unter den Heterotrophen<br />

die Zersetzer den größten Energieumsatz haben.<br />

Dies kennzeichnet den kurzen Kreislauf organischer Subsianz,<br />

während durch den langen Kreislauf (über Herbivore<br />

<strong>und</strong> Carnivore) wie auch von an<strong>der</strong>en Landökosysteinen<br />

bekannt, verschwindend wenig umgesetzt wird. Interessanterweise<br />

ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Zoophagen sogar größer als<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Herbivoren; die Nahrungspyramide wird hier durch<br />

einen hohen Anteil saprophager Tiere „verfälscht".<br />

Der Solling als niedriges Mittelgebirge weist in gewisser<br />

Weise auch schon montane Züge auf, die Nie<strong>der</strong>schläge sind<br />

gegenüber dem tiefer liegenden Umland deutlich erhöht,<br />

Bewölkung gibt es häufiger <strong>und</strong> die Temperatur ist etwas erniedrigt.<br />

In den an<strong>der</strong>en Mittelgebirgen <strong>und</strong> erst recht in<br />

den Nordalpen wird aber die dritte Dimension, die orozonale<br />

Abfolge, deutlicher.<br />

6 Orobiom VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die<br />

alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze<br />

Die Alpen trennen Mitteleuropa (ZB VI) von Südeuropa (ZB<br />

IV) wie ein Querriegel ab. Geologisch sind die Alpen gekennzeichnet<br />

durch die „kristallinen" Zentralalpen <strong>und</strong><br />

Abb. 220.<br />

Schema <strong>der</strong> geologischen Situation<br />

<strong>der</strong> Gebirge int mittleren Europa<br />

(aus O zEN D A ¡994).<br />

m Granit <strong>und</strong> Gneis<br />

I Glimmerschiefer<br />

[v] Vulkanite<br />

□ Kalk<br />

B Sandsteine <strong>und</strong> Flysch


368 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

durch Kalkgesteine in den ländlichen Alpenketten sowohl<br />

<strong>der</strong> Nord- wie <strong>der</strong> Südalpen (Abb. 220). Dies hat Auswirkungen<br />

auf die Flora <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong>.<br />

a Höhenstufen<br />

Die Höhenstufen des Orobioms VI sind am Alpennordrand<br />

gut ausgebildet. Mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe sinkt die mittlere<br />

Jahrestemperatur <strong>und</strong> verkürzt sich die <strong>Vegetation</strong>szeit. Die<br />

direkte Sonnenstrahlung nimmt mit <strong>der</strong> Höhe zu, aber die<br />

diffuse wird geringer; infolgedessen werden die VVärmeunterschiede<br />

zwischen S- <strong>und</strong> N-Hang immer schärfer. Durch<br />

den Windstau am Alpennordrand steigen die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

mit <strong>der</strong> Höhe rasch an, zum Beispiel München (569 m NN)<br />

866 mm, Wendelstein (1727 m NN) 2869 mm.<br />

Demnach än<strong>der</strong>t sich die <strong>Vegetation</strong> in den Noid-Alpen:<br />

Stufe<br />

<strong>Vegetation</strong><br />

Nivale<br />

Polsterpflanzen, Moose <strong>und</strong> Flechten<br />

- >Klim atische Schneegrenze bei 2400 m NN<br />

Alpine<br />

Alpine Matten <strong>und</strong> Rasen<br />

Subalpine , J^ummholz <strong>und</strong> Zwergsträucher<br />

-» Waldgrenze bei 1 8 ^ m NN<br />

Hochmontane ' ^ Fichtenwald<br />

Montane<br />

Buchen- <strong>und</strong> Tannenwald<br />

Submontane Buchenwald<br />

Colline<br />

Eichenmischwald<br />

Nivalstufe<br />

Abb. 221.<br />

Die Schwankungen <strong>der</strong> Baum<strong>und</strong><br />

Schneegrenze im Spät- <strong>und</strong><br />

Postglazial in den Schweizer<br />

Zentralalpen (nach O z e n d a<br />

1994). Durch die menschlichen<br />

Aktivitäten ist die aktuelle Waldgrenze<br />

heute tiefer als die potentielle<br />

Waldgrenze, die <strong>der</strong> Baumgrenze<br />

entspricht.


Orobiom VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze 369<br />

Da die Alpen ein interzonales Gebirge sind, haben wir es am<br />

Alpensüdrand mit einer Höhenstufenfolge von Orobiom IV<br />

zu tun <strong>und</strong> die Baumgrenze wird von <strong>der</strong> Buche gebildet.<br />

An<strong>der</strong>s sind auch die Stufenfolgen in den kontinentalen inneralpinen<br />

Tälern; die Laubwaldstufen fehlen, unter <strong>der</strong><br />

Fichtenstufe ist eine Kiefernstufe, über <strong>der</strong> Fichtenstufe folgt<br />

bis zur Waldgrenze eine Lärchen (Larix)-Arven (Pinus_ cembra^-5iU|.e.<br />

Die Waldgrenze i^lV A bb.j^iT fielt Thier ebenso<br />

wie die Schneegrenze ui^'iOÖ bis 6 0 ^ ^ höher infolge <strong>der</strong><br />

stärkeren Einstrahlung bef geringerer Bewölkung. Wir un-<br />

;erscheiden eine helvetische (Nordrand), penninische (Zentralalpen)<br />

<strong>und</strong> insubrische (Südrand) Höhenstufenfolge:<br />

Helvetische<br />

Hnhenstufenfolge<br />

(mitteleuropäisch)<br />

alpine Stufe<br />

Fichtenwald<br />

Buchenwald<br />

Eichenwald<br />

Penninische<br />

(kontinental)<br />

alpine Stufe<br />

Lärchen-Arvenwald<br />

Fichtenwald<br />

Kiefernwald<br />

Insubrische<br />

Höhenstufenfolge<br />

(submediterran)<br />

alpine Stufe<br />

Buchenwald<br />

Flaumeichenwald<br />

Hartlaub (zum Teil)<br />

b Waldgürtel<br />

Die oberste Waldstufe in den Zentralalpen bilden die europäische<br />

Lärche (Larix deddua) <strong>und</strong> die Arve o<strong>der</strong> Zirbe (Pimis<br />

cembra), die mit <strong>der</strong> sibirischen Unterart nahe verwandt<br />

ist. Die Lärche ist dabei die lichtliebende Pionierart, die von<br />

<strong>der</strong> mehr schattenvertragenden fünfnadeligen Arve mit <strong>der</strong><br />

Zeit verdrängt wird. Auf den Lawinenzügen geht die Lärche<br />

bis in tiefe Lagen hinunter.<br />

Über <strong>der</strong> Waldgrenze findet man als Krummholz die<br />

zvveinadelige Legföhre o<strong>der</strong> Latsche (Pinus montana), die an<br />

leuchten Standorten von <strong>der</strong> straüchformigeh~Gfünerl£_('.AZv.-<br />

nui virid^k) abgelöst wird. -----<br />

Über die Ökologie <strong>der</strong> Fichten-Biogeozöne vgl. S. 371, 438f.<br />

Am Nordrand <strong>der</strong> Alpen hat man die für die Fichtenwaldgrenze<br />

(Abb. 222) maßgebenden Ursachen untersucht.<br />

Mit <strong>der</strong> Höhe verkürzt sich die <strong>Vegetation</strong>szeit, die<br />

Sommer werden kühler, die Winter kälter <strong>und</strong> länger. Diese<br />

klimatischen Verän<strong>der</strong>ungen gehen stetig vor sich. Im<br />

Gegensatz dazu bildet die Waldgrenze im Hochgebirge eine<br />

ziemlich scharfe Linie. Die Wuchskraft <strong>der</strong> Bäume läßt plötzlich<br />

nach <strong>und</strong> eine nur sehr schmale Zone mit niedrigen<br />

Krüppelformen (Abb. 223) bildet den Übergang zu <strong>der</strong> waldlosen<br />

alpinen Stufe.<br />

Man hat sich die Frage vorgelegt, ob <strong>der</strong> kurze Sommer<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> lange Winter für das Aufhören des Baumwuchses


370 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Abb. 222.<br />

Die Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze in<br />

Vorarlberg bei Bludenz. Blick<br />

von <strong>der</strong> Saladinaspitze (Freiburger<br />

Hütte) nach Süden auf die<br />

gegenüberliegenden Nordhänge<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

Abb. 223.<br />

Die Fichtenw aldgrenze m it<br />

w indgefegten K rüppelfichten am<br />

Tegelberg bei F üßen (1600 m<br />

N N ) (phot. S.-W . B reckle).<br />

verantwortlich ist. Es zeigte sich, daß beide von Bcdeutuna<br />

sind. Wenn die <strong>Vegetation</strong>szeit unter drei Monaten liegt<br />

können die jungen Nadeln nicht mehr richtig ausreifen: ihre<br />

Cuticula erreicht nicht die endgültige Dicke. Die Folge davon<br />

ist, daß während des langen Winters <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Frühjahr bei schon starker Sonnenstrahlung, aber noch gefrorenem<br />

Boden hohe Wasserverluste eintreten, die durch<br />

das Ansteigen <strong>der</strong> Zellsaftkonzentration bis über 6,5 MPa<br />

angezeigt werden. Schäden durch Frosttrocknis machen sich<br />

bemerkbar <strong>und</strong> die Nadeln fallen ab. Unter einer Schneedecke<br />

tritt das nicht ein; deshalb gehen die im Winter diircli<br />

»Schnee geschützten Krüppelformen noch etwas über die<br />

Waldgrenze hinaus. Durch das Zusammenwirken bei<strong>der</strong><br />

Faktoren, <strong>der</strong> sich verkürzenden Vergetationszeit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

gleichzeitig sich verschärlendenT^fosttroikSisgetatif, kommi


Orobiom VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze 371<br />

Jie scharie Grenze in einer bestimmten Höhenlage zustande.<br />

Die Latschen, die über <strong>der</strong> Fichtenwaldgrenze wachsen, hallen<br />

eine etwas kürzere <strong>Vegetation</strong>szeit aus, aber einige<br />

lOOm höher wie<strong>der</strong>holt sich für sie dasselbe Phänomen, die<br />

Sädeln reifen nicht mehr aus <strong>und</strong> erleiden Schäden durch<br />

Frosttrocknis, die obere Latschengrenze zeichnet sich deshalb<br />

ebenso scharf ab wie die Waldgrenze.<br />

DieJJrsachen <strong>der</strong> polaren F ichtenw aldgrenze (vgl.<br />

S. 462f.) siiid bislang wohl nicht untersucht worden; sie<br />

konnten ähnlicher Natur sein, mit dem Unterschied, daß die<br />

Sonnenstrahlung dort während <strong>der</strong> Polarnacht im Winter<br />

keine Rolle für die Schäden durch Frosttrocknis spielt. An<br />

ihre Stelle dürften die starken <strong>und</strong> kalten austrocknenden<br />

Winde treten. Die Waldgrenze stößt dementsprechend in den<br />

.vindgeschützten Tälern weiter nach Norden vor als auf den<br />

Wasserscheiden. In den Alpen ist es umgekehrt, weh in den<br />

Tälerniiurch Kaltluftseen die jemperaturen tiefere Grade errridten<br />

als auf dem Berggrat, von demjlie Kaltluft abfließt.<br />

'Âp--hôlflftëîl=4içgt~die Waldgrenze in den Zentralalpen<br />

mK 2000 bis 2150^01. Sie wird hier, wie wir erwähnten,<br />

nicht-voTT<strong>der</strong> Fichte gebildet, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> nadelabwer-<br />

:enden_LärkJie^<strong>und</strong> <strong>der</strong> immerigrünen, relativ zartnadeligen<br />

A^lJHier wurden fortlaufende Messungen <strong>der</strong> klimati-<br />

>(fien Faktoren tind <strong>der</strong> Photosynthese im Laufe eines<br />

ynzen Jahres, also auch den ganzen Winter hindurch, ausdührt.<br />

Dadurch läßt sich die Stoffproduktion <strong>der</strong> Lärche<br />

mit <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Arve genau vergleichen. Im kalten Winter<br />

raln die Photosynthese auch bei <strong>der</strong> immergrünen Arve,<br />

aber im Frühjahr werden die Nadeln rasch aktiv, während<br />

die Lärche in dieser Höhe erst Mitte Juni ergrünt <strong>und</strong> bereits<br />

Ende September vergilbt. Während <strong>der</strong> Arve 181 Tage für<br />

die Stoffproduktion zur Verfügung stehen, sind es bei <strong>der</strong><br />

Lärche 107 Tage. Bei jungen Lärchen ist jedoch die Nadelniasse<br />

etwa drei- bis sechsmal größer als bei jungen Arven;<br />

außerdem assimilieren sie trotz <strong>der</strong> kürzeren <strong>Vegetation</strong>szeit<br />

pro Gramm Nadelmasse im Jahr 47 % mehr an CO2 . Deswegen<br />

ist die Gesamtproduktion einer 4jährigen Lärche 4,5mal<br />

<strong>und</strong> die einer 12jährigen 8,5mal größer als die von gleichaltrigen<br />

Arven. Erst vom 25. Jahr ab ist die Nadelmenge <strong>der</strong><br />

Lärchen geringer im Vergleich zu <strong>der</strong> von Arven, so daß sie<br />

imWachstum Zurückbleiben, namentlich auf Rohhumusbödrn.<br />

Mit <strong>der</strong> Zeit setzt sich somit die Arve auch als Schattcnholzart<br />

durch. Das Lärchen-Arven-Verhältnis erinnert<br />

somit an das <strong>der</strong> Kiefer zur Fichte (vgl. S. 438).<br />

Alle Grenzen lagen während <strong>der</strong> Wärmezeit im Postglazial<br />

in den Alpen um bis zu 400 m höher, wie Holzf<strong>und</strong>e in


372 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

— m Unter Aperzeit (lat.<br />

apertus = offen)<br />

versteht man die Zeit<br />

ohne Schneebedeckung.<br />

subfossilen Torflagern in <strong>der</strong> subalpinen Stufe beweisen. Die<br />

Zwergsträuchcr, die unter Schnee überwintern, sind deshalb<br />

zum Teil Überreste <strong>der</strong> früheren Bewaldung. Die Wald- <strong>und</strong><br />

Schneegrenze im Verlaufe des Postglazials ist in Abb. 221<br />

angegeben.<br />

Infolge <strong>der</strong> hohen Nie<strong>der</strong>schläge, die im Winter als<br />

Schnee fallen, ist die Schneedecke in <strong>der</strong> alpinen Stufe sehr<br />

mächtig, so daß für die niedrige alpine <strong>Vegetation</strong> nicht die<br />

Lufttemperatur die Hauptrolle spielt, son<strong>der</strong>n die Aperzeit.<br />

Diese wird sehr stark durch das Relief, die Windrichtung<br />

<strong>und</strong> die Exposition bestimmt: Der Schnee wird in den Mulden<br />

<strong>und</strong> als Wachten auf <strong>der</strong> Leeseite eines Grates abgelagert,<br />

dagegen auf dessen Luvseite abgeweht. Ist die Luvseite<br />

zugleich sonnenseitig, so taut <strong>der</strong> Schnee zusätzlich ab,<br />

so daß <strong>der</strong> Standort das ganze Jahr hindurch aper ist. Don<br />

sind die Pflanzen (Loiseleurietum) extremer Frosttrocknis<br />

wie in <strong>der</strong> Gebirgst<strong>und</strong>ra ausgesetzt <strong>und</strong> ebenso von den<br />

gleichen Flechten begleitet. Auf einem schattenseitigen Luvhang<br />

fehlt die Erwärmung durch die Einstrahlung. Bei starken<br />

Schneeablagerungen am Fuße eines nach Norden exponierten<br />

Hanges wird die Aperzeit auf ein Minimum verkürzt<br />

(Schneetälchen) o<strong>der</strong> fehlt dort, wo <strong>der</strong> Schnee den Sommer<br />

über liegenbleibt, ganz. Dabei kann die Aperzeit je nach<br />

dem Schneefall in den einzelnen Jahren an demselben Standort<br />

bald länger, bald kürzer sein. Mit <strong>der</strong> Höhe nimmt die<br />

Aperzeit im Mittel ab <strong>und</strong> ist, wenn man die klimatische<br />

Schneegrenze erreicht, theoretisch gleich Null. Im Einzelfall<br />

kann sie aber noch hoch über <strong>der</strong> Schneegrenze an Steilwänden<br />

sehr lang sein. Deshalb kommen in den Alpen Blutenpflanzen<br />

in <strong>der</strong> nivalen Stufe, das heißt ülstr <strong>der</strong> klimatischen<br />

Schneegrenze, vor.<br />

Auf jeden Fall zeichnet sich das Mikroklima an Strahlungstagen<br />

selbst in großen Höhen durch günstige Temperaturverhältnisse<br />

aus. Die Temperatur <strong>der</strong> Blätter kann in <strong>der</strong><br />

Sonne bis zu 22 °C über <strong>der</strong> Lufttemperatur liegen. Es gibt<br />

überall warme Nischen, die <strong>der</strong> Bergsteiger kennt, <strong>und</strong> die<br />

insbeson<strong>der</strong>e von den niedrig wachsenden Pflanzen in Bodennähe<br />

ausgenützt werden. Bei trübem Wetter gleicher,<br />

sich die Unterschiede aus.<br />

Aus dem Gesagten geht hervor, daß es in <strong>der</strong> steilen alpinen<br />

Stufe im Hinblick auf die <strong>Vegetation</strong> kein Standardklima<br />

gibt, son<strong>der</strong>n daß eine Aufglie<strong>der</strong>ung in kleinste Kiimaräume<br />

besteht; diese können sich auf kürzeste Entfernung, zum<br />

Beispiel auf <strong>der</strong> Sonnen- <strong>und</strong> Schattenseite eines Felsblockes<br />

scharf unterscheiden. Von überragen<strong>der</strong> Bedeutung ist die<br />

Schneeablagerung im Winter, die man kennen muß, um die


Orobiom VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze 373<br />

Aperzeit beurteilen zu können; sonst bleibt einem die <strong>Vegetation</strong>sglie<strong>der</strong>ung<br />

unverständlich.<br />

Eine große Rolle spielen Temperaturinversionen <strong>und</strong><br />

Kallluftseen, die zu einer Umkehr <strong>der</strong> Stufenfolge führen<br />

(Buchen über Fichten). Selbst im Hochsommer kommen in<br />

Dolinen bei Ausstrahlung Nachtfröste vor, so daß am Boden<br />

<strong>der</strong> Dollne kein Baumwuchs möglich ist.<br />

Die Höhenstufen werden außerdem durch Lawinenzüge<br />

gestört; auf diesen geht die alpine <strong>Vegetation</strong> tief in die<br />

Waldstufe herunter, weil sie dort nicht dem Wettbewerb <strong>der</strong><br />

Waldvegetation ausgesetzt ist. Auch auf schwerverwitterbarcm<br />

Dolomit mit ganz flachgründigen, nährstoffarmen Böden<br />

findet man alpine Exklaven mitten im Wald. Bekannt<br />

sind auch die Reliktstandorte alpiner Arten auf Mooren im<br />

Alpenvorland. An solchen Standorten sind die anspruchslosen,<br />

aber langsamwüchsigen alpinen Arten weniger dem<br />

Wettbewerb an<strong>der</strong>er ausgesetzt.<br />

c Alpine <strong>und</strong> nivale Stufe<br />

Die <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Alpen wurde ökologisch gut untersucht.<br />

Bei den immergrünen Arten läßt sich <strong>der</strong>selbe Jahresgang<br />

<strong>der</strong> Frosthärte mit einer Abhärtung im Spätherbst <strong>und</strong> einer<br />

Enthärtung im Frühjahr beobachten wie bei den Laubwäl<strong>der</strong>n.<br />

Während die Fichtennadeln im Sommer schon durch<br />

Fröste von -7 °C abgetötet werden, halten sie im Winter<br />

noch bei -40 °C aus. Obgleich die alpinen Arten viel höher<br />

hinaufgehen als die Fichte, ist ihre maximale Frosthärte<br />

meist geringer (unter -30 “C), denn sie überwintern unter<br />

Schnee <strong>und</strong> sind deshalb nicht den tiefen Wintertemperaturen<br />

ausgesetzt. Nur bei Loiseleuria, die an windexponierten,<br />

im Winter aperen Standorten wächst, ist die Frostharte<br />

größer. Bei starkem Wind werden meist an solchen Standorten<br />

die tiefsten Temperaturen nicht erreicht, aber die Gefahr<br />

<strong>der</strong> Frosttrocknis ist erhöht. Loiseleuria vertrocknet ungeachtet<br />

ihres xeromorphen Blattbaues im Winter innerhalb<br />

von 15 Tagen, wenn man sie frei aufhängt. Da sie jedoch am<br />

natürlichen aperen Standort dem Boden dicht angepreßt<br />

wächst, taut selbst im Winter bei Sonneneinstrahlung <strong>der</strong><br />

zwischen ihren Sprossen festgehaltene Schnee auf, so daß<br />

zwischendurch eine Wasseraufnahme möglich ist. Die unter<br />

Schnee überwinternden Zwergsträucher sind <strong>der</strong> Frosttrocknis<br />

nicht ausgesetzt.<br />

Im Sommer ist bei den häufigen Nie<strong>der</strong>schlägen die Wasserbilanz<br />

ziemlich ausgeglichen. Einer hohen Evaporation<br />

sind die Pflanzen nur für St<strong>und</strong>en bei starker Einstrahlung<br />

o<strong>der</strong> starkem Wind ausgesetzt. Letzterer ist in Bodennähe


374 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

abgebremst. Die Wasserführung des Bodens ist immer gut,<br />

selbst bei oberflächlich trocken aussehenden Schutthalden<br />

o<strong>der</strong> Felsstandorten. An solchen Standorten haben die<br />

Pflanzen ein ausgedehntes Wurzelsystem o<strong>der</strong> Pfahlwurzeln,<br />

die tief in die feuchten Felsspalten eindringen,<br />

während normalerweise das Wurzelsystem sehr flach in den<br />

oberen Bodenschichten ausgebreitet ist. Die günstige Wasserbilanz<br />

spiegelt sich in den niedrigen Zellsaftkonzentratiunen<br />

von 0,8 bis 1,2 MPa wie<strong>der</strong>. Selbst bei xeromorphen Arten<br />

wie Dryas, Carex firma <strong>und</strong> Androsace helvética erreicht sic •<br />

niemals 2,0 MPa. Es ist vielleicht richtiger, von Peinomorphosen<br />

(s. S. 459) zu reden, verursacht durch N-Mangel, da<br />

die N-Aufnahme bei tiefen Bodentemperaturen erschwert<br />

ist. An stickstoffreichen Standorten, wie Viehlägern, wachsen<br />

üppige hygromorphe Kräuter.<br />

Berechnet man die gesamte Wasserabgabe <strong>der</strong> Pflanzendecke<br />

<strong>der</strong> alpinen Rasengemeinschaften, so kommt man aul<br />

200 mm pro Jahr. Die Verdunstungsgröße hängt vor allem<br />

vom Wind ab, sie wird deshalb durch das Relief bedingt, aber<br />

im umgekehrten Sinne wie die Schneeablagerung.<br />

In <strong>der</strong> alpinen Stufe stellt sich bei <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit<br />

die Frage nach einer ausreichenden Stoffproduktion<br />

ebenso wie in <strong>der</strong> Arktis. Die Tageslänge ist kürzer als in <strong>der</strong><br />

Arktis, dafür ist jedoch die Strahlung stärker <strong>und</strong> die Nachttemperatur<br />

niedriger. Unter günstigen Beleuchtungsverhältnissen<br />

werden 100 bis 300 mg • dm^ an COj pro Tag assimiliert.<br />

Ein Monat mit guter Witterung würde genügen, um<br />

ausreichende Reserven für das nächste Jahr aiizulegen <strong>und</strong><br />

die Samen auszureifen. Da die <strong>Vegetation</strong>szeit drei Monate<br />

dauert, ist eine genügende Produktion auf je<strong>der</strong> Fall gesichert.<br />

Die primäre Produktion <strong>der</strong> Pflanzengemeinschaften<br />

hängt sehr stark von <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sdichte ab.<br />

Es wurden gef<strong>und</strong>en:<br />

bei geschlossenen Matten<br />

bei einem Dryadeto-Firmetum<br />

bei einem Salicetum herbaceae<br />

bei einem Oxyrietum<br />

auf einer Kalkgeröllhalde<br />

50-276 g • m-^<br />

91 g-m~2<br />

85 g-m-2<br />

15g- m"^<br />

1 g • m-2<br />

Die Photosynthese <strong>der</strong> Zwergsträucher ist weniger intensiv<br />

als bei den krautigen Arten; da jedoch ihre Gesamtblattfläche<br />

größer <strong>und</strong> die <strong>Vegetation</strong>szeit in <strong>der</strong> unteren alpinen Stufe<br />

länger ist, kommt eine höhere primäre Produktion zustande.<br />

Die ungünstigsten Verhältnisse findet man bei den<br />

Schneetälchen, das heißt dort, wo im Gebiet <strong>der</strong> Silikatge-


Orobiom<br />

VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze 375<br />

Steine <strong>der</strong> Schnee am Nordhang sehr langsam abtaut <strong>und</strong> die<br />

Fläche nach <strong>und</strong> nach vom Rande her freigibt. Es läßt sich<br />

deshalb auf kleinstem Raum eine Zonation mit abnehmen<strong>der</strong><br />

Aperzeit unterscheiden. Der Boden an solchen Standorten<br />

ist humusreich <strong>und</strong> schwach sauer, immer gut mit<br />

Schmelzwasser durchfeuchtet, aber deswegen auch relativ<br />

kühl. Bei einer Aperzeit von drei Monaten bildet sich ein<br />

normaler Carex curvula-Rasen aus. Verküj^l^iEl^k <strong>Vegetation</strong>szeit<br />

auf zwei Monate, so wird ^ajfx herbctc^\orherrschend,<br />

eine Weidenart, die nur die ^-læJàspitzéh aus dem<br />

Boden herausstreckt, so daß ihre Blätter einen dichten Rasen<br />

bilden. Diese Weide fruchtet allerdings nur, wenn nach<br />

schneearmen Wintern die Aperzeit drei Monate beträgt.<br />

Eine Reihe von sehr kleinen Arten, wie Gnaphalium supinum,<br />

Akhemilla pentaphylla, Arenaria biflora, Soldanella pusilla, Sibhüldiaprocumbens<br />

ti. a., gesellen sich dazu. Bei noch kürzerer<br />

<strong>Vegetation</strong>szeit können Moose wachsen, die keine Blüten<br />

<strong>und</strong> Früchte auszubilden brauchen, <strong>und</strong> zwar vor allem Polytrichum<br />

sexangulare (P. norvegicum). Wird auch für diese grünen<br />

Moose die Aperzeit zu kurz, dann wächst nur noch<br />

Anthelia juratzkana, ein Lebermoos, das wie ein schimmeliger<br />

Überzug aussieht, weil das Moos in Symbiose mit einem Pilz<br />

wächst <strong>und</strong> sich zum Teil saprophytisch ernährt. Nach<br />

schneereichen Wintern apert diese Zone überhaupt nicht<br />

aus.<br />

Auf Firnflächen in <strong>der</strong> nivalen Stufe findet man als letztes<br />

Lebewesen die Alge Chlamydomonas nivalis, welche <strong>der</strong><br />

Sdineeoberfläche einen rosa Schimmer verleiht.<br />

Da in den Alpen in <strong>der</strong> alpinen Stufe rohe Gesteinsböden<br />

vorherrschen, spielt die chemische Zusammensetzung des<br />

Gesteins für die <strong>Vegetation</strong> eine große Rolle, sie bestimmt<br />

die Bodenreaktion. Die floristischen Unterschiede zwischen<br />

den Kalkalpen <strong>und</strong> den Zentralalpen mit silikatischen Gesteinen<br />

sind sehr auffallend. Dementsprechend unterscheidet<br />

man kalkliebende o<strong>der</strong> basophile Arten <strong>und</strong> kalkfliehende<br />

o<strong>der</strong> acidophile Arten. Oft sind es v ik a riie re n d e A rte n ,<br />

wie bei dem bekannten Beispiel <strong>der</strong> Alpenrosen: Rhododendron<br />

hirsutum auf Kalk, Rh. ferrugineum auf Silikatgestein<br />

o<strong>der</strong> saurem Humusboden.<br />

ln den Jahren 1969 bis 1976 wurden Im Rahmen des Internationalen<br />

Biologischen Programms (IBP) auf dem Patscherkofel<br />

bei Innsbruck die Ökosysteme verschiedener<br />

Zwergstrauchheiden auf folgenden drei Probeflächen über<br />

<strong>der</strong> heutigen Waldgrenze sehr detailliert untersucht (L a r ­<br />

cher 1979):


376 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

A Vaccinium-Keidt (1980 m NN), in einer windgeschützten<br />

Mulde mit winterlichem Schneeschutz; Vaccimitn myrtillus<br />

3, V. uliginosum 2, V. vitis-idaea I, Loiseleuria procumbem<br />

I, Calluna vulgaris I, Melampyrum alpestre 1, Moose 1,<br />

Flechten 1.<br />

B Loiseleuria-Ueide (2000 m NN), dichter Bestand, <strong>der</strong> in<br />

windexponierter Lage häufig schneefrei ist: Loiseleuria 5,<br />

Vaccinium uliginosum 1, V. vitis-idaea 1, an<strong>der</strong>e nur +, Flechten<br />

(Cetraria islándica 1, Alectoria ochroleuca I, an<strong>der</strong>e nur +).<br />

C Offener, spalierwüchsiger <strong>und</strong> flechtenreicher Loiseleuria^<br />

Bestand (2175 m NN) in extrem windexponierter Lage:<br />

Loiseleuria 3, dazu kümmerlich Vaccinium uliginosum!, V. vitis-idaea<br />

1, Calluna I, an<strong>der</strong>e -i-, Moose -i-, Flechten (Cetraria<br />

islándica 2, C. cuculata I, Alectoria ochroleuca l, Cladonia rangiferina<br />

1, C. pyxidata I, Thamnolia vermicularis u. a. -I-).<br />

Abb. 224.<br />

Mitte: Phytomasseschichtung <strong>der</strong><br />

Vaccinium- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Loiseleuria-<br />

Heide (links assimilierende Teile,<br />

rechts nichtassimilierende <strong>und</strong><br />

tote Teile). Linke Hälfte: Kummulativer<br />

Blattflächenindex<br />

(LAI, gestrichelt) <strong>und</strong> Abschwächung<br />

des Lichts (PhAR)<br />

im Bestand (nach C e r n u s c a<br />

1976, aus L a r c h e r 1977).<br />

Das Klima ist kalt mit einer Jahrestemperatur wenig über<br />

0 °C, Fröste können in jedem Monat auftreten (abs. Minimum<br />

um -20 °C, doch erreichen die Tagesmaxima in den<br />

Sommermonaten 20 °C). Der Schnee liegt bei Probefläche A<br />

etwa sechs Monate, bei Probefläche B etwa vier bis sechs<br />

Monate, bei Probefläche C dagegen nur stellenweise <strong>und</strong><br />

vorübergehend. Das Mikroklima in den Beständen A <strong>und</strong> B<br />

ist etwas wärmer, während bei C sehr scharfe Temperaturunterschiede<br />

Vorkommen. Die CO^-Assimilationsdauer beträgt<br />

bei den laubabwerfenden Arten etwa 100 Tage, bei den<br />

immergrünen etwa 140 Tage. Abb. 224 zeigt den Au.lbau <strong>der</strong><br />

bedeckt<br />

heiter<br />

G räser


Orobiom V I - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze 377<br />

Tab. ?1. Produktionsökologische Kennwerte alpiner <strong>Vegetation</strong>seinheiten; lebende<br />

stehende Phytomasse, tote Teile <strong>und</strong> Streu in Gramm Trockensubstanz pro<br />

Quadratmeter von <strong>der</strong> Zwergstrauchheide (A), <strong>der</strong> dichten Z.o/se/euna-Heide (B),<br />

<strong>und</strong> r m offenen L o is e le u r ia -B e s ta n ä (C)<br />

Probefläche: A B C<br />

Lebende oberirdische Phytomasse (max.) 983 1105 748<br />

Anhaftende tote Teile 263 123 72<br />

Lebende unterirdische Phytomasse 2443 2200 803<br />

Tote unterirdische Telle 1549 608 56<br />

Gesamte lebende Phytomasse 3426 3305 1551<br />

Zusammen mit toten Teilen 5238 4036 1679<br />

Streu am Boden 819 1080 931<br />

SproßA/Vurzel-Verhältnis 1:2,5 1:2,0 1:1,1<br />

Anteil assim. Teile an lebend. Phytomasse 55 % 68 % -?-<br />

oberirdische Nettoprimärproduktion (t ha~' a“') 4,8 3,2 1,1<br />

Bestände sowie die photosynthetisch aktive Strahlung<br />

(PhAR) in diesen, ebenso den kumulativen Blattflächenindex<br />

(LAI). Weitere Daten zur Produktionsökologie siehe<br />

Tab. 21. Der Wind wird in Zwergstrauchheidebeständen<br />

selbst bei Sturm stark abgebremst, so daß die Luftieuchtigkeit<br />

in denselben hoch bleibt. Der Nie<strong>der</strong>schlag im Gebiet,<br />

beträgt etwa 900 mm im Jahr, wobei je<strong>der</strong> Sommermonat<br />

im Mittel über 100 mm erhält.<br />

Die Böden über schiefrigen Biotitgneisen sind sandige,<br />

saure Eisenpodsole mit mächtiger Rohhumusauflage, die<br />

nur bei Bestand C schwach ausgebildet ist. Sie haben sich<br />

aus früherem Zirbenwaldboden entwickelt. Der Humus wird<br />

sehr langsam mineralisiert (Angebot an Stickstoff etwa 3 bis<br />

4kg/ha, bei C nur ein Drittel davon).<br />

Die Phytomasse dürfte bis auf gewisse Fluktuationen<br />

konstant bleiben, das heißt die Bestände stehen mit ihrer<br />

Umwelt in einem ökologischen Gleichgewicht, wobei eine<br />

Zunahme <strong>der</strong> Phytomasse auch durch Fraß (Wild, Schneehühner,<br />

Arthropoden) <strong>und</strong> durch gewisse Substanzverluste<br />

im Winter (Abfrieren <strong>und</strong> Vertrocknen <strong>der</strong> über den Schnee<br />

herausragenden Teile) verhin<strong>der</strong>t wird.<br />

Das Photosynthesevermögen pro Blattfläche ist bei den<br />

sommergrünen <strong>und</strong> immergrünen Zwergstraucharten<br />

gleich, bei Bezug auf das Trockengewicht <strong>der</strong> Blätter ist es<br />

bei den sommergrünen Zwergsträuchern ähnlich dem <strong>der</strong><br />

weichblättrigen sommergrünen Holzarten, bei den immergrünen<br />

vergleichbar mit dem <strong>der</strong> Nadelholzarten. Das flache<br />

Temperaturoptimum <strong>der</strong> Photosynthese liegt bei den Ericaceen<br />

zwischen 10 °C <strong>und</strong> 30 °C <strong>und</strong> entspricht den an trü-


378 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong> Orobiom VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze 379<br />

ben <strong>und</strong> klaren Tagen üblichen Temperaturen in den Beständen;<br />

das Temperaturminimum <strong>der</strong> COj-Assimilation ist<br />

bei unterkühlten Blättern -5 °C bis -6 °C. Überhitzung <strong>der</strong><br />

Blätter kommt kaum vor, ebenso wie eine Einschränkung<br />

<strong>der</strong> Photosynthese infolge von Wassermangel. Zwar ist die<br />

Wasserversorgung während <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit ausreichend<br />

<strong>und</strong> die gesamte transpirierte Wassermenge entspricht 100<br />

bis 200 mm, aber während Föhnperioden wurde eine Transpirationseinschränkung<br />

beobachtet. Im Winter ist die kutikuläre<br />

Transpiration sehr niedrig.<br />

Hitzeschäden während des Sommers werden höchstens<br />

bei einzelnen Sprossen über locker liegenden Steinen o<strong>der</strong><br />

über vegetationslosen Rohhumusdecken beobachtet. Kälteschäden<br />

im Winter können nur im aperen Zustand eintreten.<br />

Die Abhärtung schützt die Pflanzen vor Frostschäden:<br />

Spätfröste nach <strong>der</strong> Enthärtung können dagegen gefährlich<br />

sein. Schäden durch Frosttrocknis sind schwer iiachzuweisen;<br />

meist werden die Schäden durch das Zusammenwirken<br />

mehrerer Faktoren bewirkt. Völlig frosthart sind die arktisch-alpinen<br />

Arten Loiseleuria procumbens <strong>und</strong> Vaccinium idiginosum.<br />

Die Atmung ist zur Zeit des Hauptwachstums deutlich<br />

überhöht. Um diese Zeit sinkt bei <strong>der</strong> fettspeichernden Loiseleuria<br />

<strong>der</strong> Atmungskoeffizient auf 0,8 bis 0,9 <strong>und</strong> steigt nach<br />

Abschluß des intensiven Wachstums wie<strong>der</strong> auf 1.<br />

Der Wirkungsgrad <strong>der</strong> Nettoprimärproduktion ist während<br />

<strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit bei <strong>der</strong> Zwergstrauchheide 0,9%,<br />

bei <strong>der</strong> dichten Loiseleuria-Heide 0,7 % <strong>und</strong> bei dem offenen<br />

Bestand 0,3 % <strong>der</strong> photosynthetisch aktiven Einstrahlung.<br />

Die Ericaceen speichern neben Stärke reichlich Fett, doch<br />

wird letzteres nur teilweise mobilisiert; <strong>der</strong> größere Teil<br />

bleibt in den abgestorbenen Teilen. Auf die ersten Frostwechseltage<br />

reagieren die Zwergsträucher sofort mit <strong>der</strong><br />

Umwandlung eines großen Teiles <strong>der</strong> Stärke in Zucker, wobei<br />

Loiseleuria sich durch Anthocyan rötlich färbt.<br />

Weitere Untersuchungen wurden in <strong>der</strong> nivalen Stiiic.<br />

also über <strong>der</strong> klimatischen Schneegrenze, am Hohen Nebdkogel<br />

in den Stubaier Alpen unter beson<strong>der</strong>s schwierigen<br />

Verhältnissen durchgeführt ( M o s e r et al. 1977). Eine Versuchshütte<br />

mußte mit einem Hubschrauber abgesetzt <strong>und</strong><br />

sorgfältig isoliert sowie geerdet werden, da sie oft mitten in<br />

den Gewitterwolken stand.<br />

In dieser Stufe gibt es keine geschlossene Pflanzendecke<br />

mehr. Auf <strong>der</strong> 0,5 ha großen Versuchsfläche wurde in<br />

3184 m NN ein flaches Gratstück mit sieben Blütenpflanzen<br />

<strong>und</strong> mehreren Kryptogamenarten, ein Nordhang mit sehr<br />

i<br />

Cerastium uniflorum<br />

Saxifraga bryoiäse<br />

Primula glutinosa<br />

Saxifraga opßBUttifolia<br />

Ranunculus r^BBiaiis<br />

A<br />

Winter<br />

■ ■ vegetative Teile * Xylemreife<br />

Winter<br />

reproduktive Teile: I I Anlage von Blütenknospen<br />

grün überwinternde Pflanzen<br />

blühende Pflanzen<br />

[2 Blütenprimordien O Beginn <strong>der</strong> Vollblüte<br />

I Blütenanlagen ausgebildet 9 Beginn <strong>der</strong> Samenreife<br />

dürftiger <strong>Vegetation</strong> <strong>und</strong> ein Südhang mit elf Phanerogamenarten<br />

auf flachen Stufen ausgesucht.<br />

Die klimatischen Verhältnisse entsprechen keineswegs<br />

denen in <strong>der</strong> Hocharktis, son<strong>der</strong>n im Sommer mehr denen<br />

<strong>der</strong> Páramos in den Tropen. An klaren Tagen beträgt die<br />

Blattemperatur oft über 15 °C, um in <strong>der</strong> Nacht unter Null<br />

zu sinken, ohne daß die Photosynthesetätigkeit darunter leidet.<br />

Der arktische 24stündige Sommertag mit niedrigstehen<strong>der</strong><br />

Sonne zeichnet sich demgegenüber durch eine ziemlich<br />

gleichmäßige Temperatur aus.<br />

Von den drei ausgewählten Standorten hat <strong>der</strong> Südhang<br />

die günstigsten Licht- <strong>und</strong> Temperaturverhältnisse. Die Phänologie<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Arten geht aus Abb. 225 hervor.<br />

Während die Blütezeit bei Saxifraga oppositifolia vorgezogen<br />

ist (Blütenorgane frostresistent), wird sie bei Cerastium unijlcrum<br />

am weitesten hinausgeschoben.<br />

Die Assimilate werden bei Prímula spp. <strong>und</strong> Ranunculus<br />

facialis als Stärke gespeichert, die im Winter in Zucker um-<br />

Scwandelt wird, bei den Saxifraga spp. dagegen als Fett. Die<br />

Verlagerung <strong>der</strong> gespeicherten Vorräte geht aus Abb. 226<br />

hervor. Auffallend ist, daß bei Ranunculus eine vorsorgliche<br />

Verlagerung aus den Blättern in die unterirdischen Speicherorgane<br />

schon bei vorübergehen<strong>der</strong> Wetterverschlechte-<br />

Abb. 225.<br />

Phänologie <strong>der</strong> Nivalpflanzen<br />

(aus M o s e r et al. 1977).


380 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

Stärkespeicherung<br />

Fettspeicherung<br />

■ starke Speicherung ^ mäßige Speicherung<br />

I I Spuren<br />

CH keine Speicherung<br />

Abb. 226.<br />

Energiegeholt von 2 nivalen Arten<br />

<strong>und</strong> Speicherung <strong>der</strong> Reservestoffe<br />

(aus M o s e r et al. 1977).<br />

rung stattfindet, die bei Wetterbesserung wie<strong>der</strong> rückgängig<br />

gemacht wird. Jede Schneebedeckung im Sommer könnte ja<br />

bis zum nächsten Frühjahr dauern. Im allgemeinen beträgt<br />

die <strong>Vegetation</strong>szeit am Südhang etwa drei Monate, aber infolge<br />

<strong>der</strong> oft schlechten Witterung kommen für die Produktion<br />

nur 60 bis 70 (15 bis 100) Tage in Frage. An an<strong>der</strong>en<br />

Standorten kann es Vorkommen, daß die Pflanzen in einem<br />

Jahr überhaupt nicht ausapern.<br />

Die Produktion wird bei Ranunculus ^.acialh zur Hallte<br />

während <strong>der</strong> wenigen hellen <strong>und</strong> warmen Tage erzeugt, die<br />

an<strong>der</strong>e Hälfte während <strong>der</strong> vielen kühlen Tage mi‘ geringer<br />

Beleuchtung infolge von leichter Schneebedeckung o<strong>der</strong><br />

Nebel. Die Photosynthese bei dieser Art ist im Bereich von<br />

-7 bis 38 °C möglich.<br />

Die Assimilationsleistung ist zur Zeit <strong>der</strong> Vollblüte <strong>und</strong><br />

Fruchtbildung am größten. Unter optimalen Bedingungen<br />

erreicht sie bei Ranunculus glacialis bis zu 0,056 g Trockensubstanz<br />

pro dm^ Blattfläche <strong>und</strong> Tag, bei Primula glutinosi<br />

0,063 g; unter ungünstigen Witterungsbedingungen liegen<br />

die Werte bei 0,015 bis 0,020 g. Im Laufe einer Vegetatiomzeit<br />

nahm die Flächenausdehnung von Androsace alpim-<br />

Polstern um 13,5% zu; ihre durchschnittliche Nettoassimilationsrate<br />

während <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit betrug 0,058 g<br />

Trockensubstanz pro dm^ Polsteroberfläche <strong>und</strong> Tag. Infolge<br />

<strong>der</strong> geringen Deckung <strong>der</strong> Pflanzen ist die Primärproduktion


Orobiom VI - die Nordalpen <strong>und</strong> die alpine Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze 381<br />

5 <strong>der</strong> nivalen Stufe äußerst gering. Unter optimalen Bedinungen<br />

kann man bei einer Deckung von 10 % die Produkon<br />

auf 0,66 g pro m^ <strong>und</strong> Tag an Trockensubstanz veran-<br />

.hlagen.<br />

Es sei verwiesen auf die gr<strong>und</strong>legenden klassischen Werxe:<br />

C. ScHROETER „Das Pflanzenleben <strong>der</strong> Alpen" (2. Aufl.,<br />

1288 Seiten, Zürich 1926); J. Braun-B lanquet <strong>und</strong> H. Jenny<br />

.<strong>Vegetation</strong>sglie<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Bodenbildung in <strong>der</strong> alpinen<br />

Stufe <strong>der</strong> Zentralalpen" (Denkschr. Schweiz. Naturf. Ges. 63,<br />

183-349, 1926); H. Gams „Von den Follateres zur Dent de<br />

Mordes" (Beitr. Geobot. Landesaufn. Schweiz 15, 760 Seilen,<br />

1927), E. A ichinger „<strong>Vegetation</strong>sk<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Karawan-<br />

^en" (Pflanzensoz. Bd. 2, 329 Seiten, Jena 1933) <strong>und</strong> R.<br />

StHARFETTER „Das Pflanzenleben <strong>der</strong> Ostalpen" (419 Seiten,<br />

uien 1938).<br />

SCHMID (1961) unterscheidet folgende Höhengürtel, die<br />

den Höhenstufen entsprechen;<br />

1. Quercus pubescens-Gürtt\ (auf Kalk) <strong>und</strong> Quercus robur-Calluna-Gürte\<br />

mit Kastanien (auf saurem Gestein) in <strong>der</strong><br />

heißen Höhenstufe,<br />

.. QMirais-7V//i3-Acer-Laubmischwaldgürtel in <strong>der</strong> warmen<br />

<strong>und</strong> milden Wärmestufe,<br />

3 Fagus-Abies-Gmtel in <strong>der</strong> kühlen Wärmestufe,<br />

4. P/'cea-Nadelwaldgürtel in <strong>der</strong> rauhen <strong>und</strong> unteren kalten<br />

Wärmestufe,<br />

i, Vaccinium uliginosum-Loiseleuria-Günc\, <strong>der</strong> schon ganz<br />

die alpine obere Kältestufc cinnimmt.<br />

Dazu kommen in den kontinentalen inneren Alpentälern<br />

ein PM&ai;7/ij-Steppengürtel mit Pinus sylvestris in den tiefen<br />

Lagen unter dem Pfceu-Gürtel <strong>und</strong> ein Larix-Pinus cembra-<br />

Giirtel über diesem bis zu <strong>der</strong> stark erhöhten Waldgrenze;<br />

die trockenen Föhntäler heben sich außerdem durch das<br />

Auftreten von Pinus sylvestris mit Erica carnea heraus.<br />

Das Netz <strong>der</strong> Wetterstationen ist in den Alpen dichter als<br />

in irgend einem an<strong>der</strong>en Gebirge, wobei auch eine Reihe<br />

hochgelegener Stationen vorhanden sind. Das gab H. Reh<strong>der</strong><br />

die Möglichkeit, eine Klimadiagrammkarte <strong>der</strong> Alpen mit<br />

den Randgebieten zu entwerfen (Flora B, 156, 78-93, 1966).<br />

Ökologisch sehr bedeutsam ist auch die Arbeit von K. F.<br />

Schreiber „Wärmeglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schweiz aufgr<strong>und</strong> von<br />

phänolcgischen Geländeaufnahmen in den Jahren 1969-<br />

1973" (4 Kartenblätter 1:200 000, Eidgen. Drucks. Zentr.<br />

lern, 1977), in <strong>der</strong> 18 Wärmehöhenstufen unterschieden<br />

iverden (drei heiße am Alpensüdrand im Tessin, drei warme,<br />

drei milde, drei kühle, drei rauhe, drei kalte <strong>und</strong> ungeglie­<br />

_ i Von allen Gebirgen<br />

<strong>der</strong> Erde ist keines ökologisch<br />

so eingehend untersucht<br />

worden wie das im<br />

Zentrum des westlichen<br />

Europas gelegene komplizierte<br />

Gebirgssystem <strong>der</strong><br />

Alpen.


382 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>t die alpine <strong>und</strong> nivale); auf einer beigefügten Kant<br />

1:500 000 wurden die Föhngebiete <strong>der</strong> Schweiz herausgehiben,<br />

die eine Verfrühung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sentwicklung bis zu<br />

drei Wochen aufweisen können.<br />

Zahlreich sind die <strong>Vegetation</strong>skarten. Neben vielen speziellen<br />

gibt es auch Übersichtskarten mit den wichtigsten<br />

Höhenstufen. Wir nennen aus den Ostalpen: H. Mayer „Karte<br />

<strong>der</strong> natürlichen Wäl<strong>der</strong> des Ostalpenraums" (Cbl. Ges.<br />

Forstwesen 94, 147-153, Wien 1977) <strong>und</strong> sein Werk „Wäl<strong>der</strong><br />

des Ostalpenraums" (344 S., G. Fischer, Stuttgart 1974):<br />

H. Wagner „Karte (1:1 000 000) <strong>der</strong> natürlichen <strong>Vegetation</strong>"<br />

im Österreich-Atlas (1971); P. Seibert „Übersichtskarte <strong>der</strong><br />

natürlichen <strong>Vegetation</strong>sgebiete von Bayern 1:500 000 mit<br />

Erläuterungen" (Schriftenreihe f. <strong>Vegetation</strong>sk. H. 13, Bad<br />

Godesberg 1968), die den Alpennordrand mit einschließt<br />

<strong>und</strong> zum nächsten Alpenabschnitt überleitet.<br />

Die mittleren Alpen umfaßt die <strong>Vegetation</strong>skarte in vier<br />

Blättern (1:200 000) von E. Schmid mit Erläuterungen (Geobot.<br />

Landesaufnahme Schweiz 39, 52 Seiten, 1961).<br />

Eine beson<strong>der</strong>s große Zahl von ökologischen <strong>Vegetation</strong>skarten<br />

mit sehr eingehenden Erläuterungen im Maßslab<br />

1:100 000 (bis zu 1:10 000) aus den Westalpen, aber auch aus<br />

an<strong>der</strong>en Teilen wird laufend herausgegeben von P. Ozenda in<br />

den „Document de Cartographie Ecologique" (Grenoble).<br />

In dieser Reihe findet man auch die Höhenstufen dargestellt,<br />

die im Süden von <strong>der</strong> Mittelmeerküste aufsteigen, also<br />

schon zum Orobiom IV gehören. Auf dieses einzigartige<br />

große kartographische Werk sei beson<strong>der</strong>s hingewiesen. Die<br />

detaillierten farbigen <strong>Vegetation</strong>skarten geben genaue Auskunft<br />

über die Höhenstufen auch in ihnv; Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> Exposition <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gesteinsart.<br />

In dem Werk von I. Horvat, V. Glavac & H. Eij.enberg,<br />

„<strong>Vegetation</strong> Südosteuropas" (768 Seiten, Stuttgart 1974)<br />

wird die <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Dinarischen Alpen <strong>und</strong> die <strong>der</strong><br />

anschließenden Gebirge <strong>der</strong> Balkanhalbinsel behandelt.<br />

7 Zonoökoton IV/VII - die Waldsteppe<br />

Während die Laubwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> gemäßigten Zone sich auf die<br />

ozeanisch getönten Klimagebiete mit nicht zu scharfen Temperaturextremen<br />

<strong>und</strong> gleichmäßig verteilten Nie<strong>der</strong>schlägen,<br />

meist mit einem Sommermaximum, beschranken,<br />

werden auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre viel ausgedehntere kontinentale<br />

Teile von Grassteppen <strong>und</strong> Wüsten eingenommen,<br />

Im kontinentalen Klima in Europa von West nach Ost<br />

nimmt die Temperaturamplitude zu, die Sommer werden


leißer, aber die Winter in viel höherem Ausmaße kälter, so<br />

jaß die Jahresmitteltemperatur absinkt. Zugleich wird die<br />

jhrliche Nie<strong>der</strong>schlagsmenge geringer, die Sommer werden<br />

inzunehmendem Maße arid.<br />

Das Zonoökoton zwischen den Laubwäl<strong>der</strong>n <strong>und</strong> den<br />

Grassteppen ist in Osteuropa die Waldsteppe. Sie ist keine<br />

•.omogene <strong>Vegetation</strong>sformation wie die klimatische, tropi-<br />

.^he Savanne, son<strong>der</strong>n ein Makromosaik von Laubwaldbe-<br />

•tänden <strong>und</strong> Wiesensteppen. Zuerst überwiegen die ersteren<br />

jnd die Steppen treten inselförmig auf. Je ari<strong>der</strong> jedoch das<br />

Klima wird, desto mehr kehrt sich das Verhältnis um, bis<br />

..hließlich nur kleine Waldinseln in einem Steppenmeer<br />

■ihrig bleiben. In diesem Grenzgebiet mit einem Klima, das<br />

■ve<strong>der</strong> den Wald noch die Grassteppe einseitig begünstigt,<br />

Jbt das Relief o<strong>der</strong> die Bodenart (Abb. 227) den Ausschlag.<br />

Die Wäl<strong>der</strong> findet man auf gut dränierten Standorten, auf<br />

den leichten Erhebungen, an den Hängen <strong>der</strong> Flußtäler, auf<br />

durchlässigen Böden, während die Wiesensteppen die<br />

sdilecht dränierten ebenen Lagen auf relativ schweren Böden<br />

einnehmen. Dies ist in <strong>der</strong> Savanne ähnlich. Es spielt<br />

auch hier <strong>der</strong> Wettbewerb zwischen <strong>der</strong> Grasnarbe <strong>und</strong> den<br />

ßaumsämlingen eine Rolle. Werden die Baumpflanzen bei<br />

Aufforstungsversuchen in den ersten Jahren vor dem Wettbewerb<br />

<strong>der</strong> Gräser geschützt, so können sie in <strong>der</strong> Steppe<br />

wachsen, aber sich nicht auf natürliche Weise verjüngen.<br />

Die Steppen wurden früher durch Grasbrände, die durch<br />

Blitzschlag ausgelöst wurden <strong>und</strong> durch die Beweidung mit<br />

Großwild begünstigt. Über die wirkliche Rolle des Großwilds<br />

unter natürlichen Verhältnissen kann man nur spekulieren.<br />

I II III IV<br />

Zonoökoton IVA/II - die Waldsteppe 383<br />

Abb. 227.<br />

Beziehungen zwischen <strong>Vegetation</strong>,<br />

Boden <strong>und</strong> Relief in <strong>der</strong><br />

Waldsteppe (nach W a l t e r<br />

1990).<br />

1 tiefgründige schlecht dränierte<br />

Schwarzerde mit Wiesensteppe:<br />

2 degradierte Schwarzerde <strong>und</strong><br />

3 dunkelgraue Waldböden (beide<br />

gut dräniert): 4 durchlässige<br />

sandig-lehmige Waldböden:<br />

5 hellgraue Waldböden: 6 Solonez<br />

auf ebenen Terrassen o<strong>der</strong><br />

um abflußlose Senken mit Soda-<br />

Anreicherung: 7 fluvio-glaziale<br />

Sande: 8 Moränen-Ablagerungen<br />

o<strong>der</strong> lößartige Lehme:<br />

9 präglaziale Schichten: 10 Alluvium<br />

in den Flußtälern.<br />

I Eichenwald auf gut entwässerten<br />

Erhebungen o<strong>der</strong> in Hanglage:<br />

II Auenwäl<strong>der</strong> (Eichen<br />

u. a.): III Kiefernwäl<strong>der</strong> auf armen<br />

Sanden mit Sphagnum-<br />

Moor in nasser Senke: IV Kiefern-Eichenwäl<strong>der</strong><br />

auf lehmigen<br />

Böden: V Espenhaine in kleinen<br />

Senken (Pods), in denen im<br />

Frühjahr Wasser steht, das langsam<br />

versickert (Böden im zentralen<br />

Teil ausgelaugt): Va desgl.<br />

aber Weidengebüsch:<br />

VI Schlucht-Eichenwald, am<br />

oberen Rand mit Steppenbusch.<br />

V Va VI<br />

1<br />

5 6 7 9 H 10


384 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong> Zonoökoton IVA/II - die Waldsteppe 385<br />

Abb. 228.<br />

Steppen- <strong>und</strong> Gebüsch- bzw.<br />

Waldparzellen-Mosaik in <strong>der</strong><br />

Dobrudscha (Rumänien). Eine<br />

gewisse Beweidung mit Ziegen<br />

<strong>und</strong> Schafen hält größere Teile<br />

als Steppen <strong>und</strong> artenreiche<br />

Trockenrasen offen. Die Gebüsche<br />

wachsen nur langsam nach<br />

außen weiter, eine Verjüngung<br />

ist auch ohne Beweidung kaum<br />

gegeben (phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

Die Beweidungsdichte durch die Weidetiere des Menschen<br />

(Schafe, Ziegen, Kühe) ist aber sicher viel höher als die des<br />

ursprünglichen Großwilds. Trotzdem dürfte in einigen Regionen<br />

die <strong>Vegetation</strong>sausstattung <strong>und</strong> Mosaikstruktur <strong>der</strong><br />

ursprünglichen sehr ähnlich sein (Abb. 228). Heute ist die<br />

Steppe vielerorts fast völlig in Ackerland umgewandelt worden.<br />

Klimatisch kann man in E-Europa die Waldzone, die<br />

Waldsteppenzone <strong>und</strong> die Steppenzone gut unterscheiden.<br />

Die Klimadiagramme <strong>der</strong> Waldzone zeigen keine Dürrezeit,<br />

bei denen <strong>der</strong> Steppenzone ist dagegen eine Dürrezeit immer<br />

vorhanden. Den Diagrammen <strong>der</strong> Waldsteppenzonc<br />

fehlt zwar eine Dürrezeit, man kann jedoch im Gegensatz<br />

zur Waldzone eine Trockenzeit zur Darstellung bringen<br />

(Abb. 229, S. 388).<br />

Die Grenze zwischen Wald <strong>und</strong> Steppe hat sich in <strong>der</strong><br />

Postglazialzeit verschoben. Im Boden unter den heutigen<br />

Waldbeständen kann man Krotowinen erkennen (Abb. 232,<br />

S. 391), das sind die früheren Baue von Steppennagetieren<br />

(Zieseln), die niemals Wäl<strong>der</strong> bewohnen. Man muß deshalb<br />

annehmen, daß <strong>der</strong> Wald in <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Besiedlung <strong>der</strong><br />

Waldsteppe durch den Menschen im Vorrücken begrillen<br />

war, weil das Klima nach einem Wärmeoptimum etwas<br />

feuchter wurde. Durch die starken Eingriffe des Menschen<br />

lassen sich jedoch Grenzverschiebungen in <strong>der</strong> Folgezeil<br />

nicht mehr feststellen.<br />

Die Ursache für die Ablösung <strong>der</strong> Waldzone im kontinentalen<br />

Gebiet durch die Steppenzone ist <strong>der</strong> Wasserfaktor, ln<br />

<strong>der</strong> Waldsteppe vollzieht sich <strong>der</strong> gesamte Wasserumsatz.fasi<br />

nur in den oberen 2 m des Bodens; ein ÄbsinTceff^n Wasser<br />

zum tiefen Gr<strong>und</strong>wasser findet nicht statt. Der Eichenwald<br />

verbraucht alles Wasser, <strong>der</strong> Boden bleibt in<br />

größerer Tiefe immer trocken. Das ist auf Euklimatopen <strong>der</strong><br />

Fall. An Südhängen mit Abfluß <strong>und</strong> hoher Verdunstung<br />

reicht <strong>der</strong> Wassergehalt des Bodens für Wald nicht mehr aus,<br />

<strong>und</strong> es stellt sich die Steppe ein. Im August <strong>und</strong> September<br />

brennt die Grassteppe aus, weil auch für sie die Wasservorräte<br />

zur Deckung ihrer Transpiration nicht ausreichen.<br />

Für die Graspflanzen bedeutet das jedoch keine Schädigung,<br />

wohl aber für die Bäume, wenn die Blätter vorzeitig vertrocknen<br />

o<strong>der</strong> ganze Äste absterben.<br />

In südöstlicher Richtung nehmen in <strong>der</strong> Waldsteppe die<br />

Sie<strong>der</strong>schläge ab <strong>und</strong> die Temperaturen zu. Dementsprechend<br />

werden die Waldparzellen immer dürftiger <strong>und</strong> ziehen<br />

sich auf die Nordhänge zurück, bis schließlich an <strong>der</strong><br />

Südgrenze <strong>der</strong> Waldsteppe nur noch ein Eichen-Schlehengebüsch<br />

in Schluchten verbleibt.<br />

Der Wettbewerb in <strong>der</strong> Waldsteppe vollzieht sich zwischen<br />

den Gräsern <strong>und</strong> den Baumkeimlingen. C lements <strong>und</strong><br />

Weaver konnten in <strong>der</strong> 1920 zum Teil noch ursprünglichen<br />

Langgrasprärie von Nebraska (Abb. 235, S. 395), die <strong>der</strong><br />

Waldsteppe entspricht, zeigen, daß sich gepflanzte Baumsämlinge<br />

nur halten, wenn man alle Graswurzeln um sie<br />

herum entfernt.<br />

Der Wasserverbrauch <strong>der</strong> Waldbestände nimmt mit dem<br />

.3lter des Bestandes zu. Aufforstungsversuche haben dementsprechend<br />

ergeben, daß junge, künstlich angelegte Forstkulturen<br />

relativ gut wachsen, aber bei älteren werden die<br />

Bäume wipfeldürr, schlagen dann wie<strong>der</strong> von unten aus,<br />

entwickeln sich also als Folge des Wassermangels nicht normal.<br />

Gute Bestände erhält man dagegen, wenn den Bäumen<br />

zusätzlich Gr<strong>und</strong>wasser zur Verfügung steht. Savannenartige<br />

Gemeinschaften fehlen den Waldsteppen, weil die Laubholzarten<br />

sich einzeln nicht gegen den Wettbewerb <strong>der</strong> Gräser<br />

durchsetzen können. Nur niedrige Sträucher (Spiraea,<br />

Caragana, Amygdalus) kommen häufiger vor, aber auch diese<br />

mehr auf steinigen Böden, welche für die Steppengräser mit<br />

dem intensiven Wurzelsystem viel weniger geeignet sind.<br />

Mit <strong>der</strong> Steppenkomponente <strong>der</strong> Waldsteppe - <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Wiesensteppe - befaßt sich das nächste Kapitel<br />

(ZB VII).


386 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong><br />

l'/i<br />

tv .<br />

-Ujly.cnJy'<br />

FRAGEN:<br />

1. Was könnte die Erklärung für die Tatsache sein, daß die Buche<br />

(Fagus sylvatica) eine so breite ökologische Amplitude<br />

aufweist?<br />

2. Ist eine lange Aperzeit in <strong>der</strong> Subnivalstufe für die <strong>Vegetation</strong><br />

för<strong>der</strong>lich o<strong>der</strong> nachteilig?<br />

3. Wie unterscheidet sich die Höhenstufenfolge <strong>der</strong> Nord-, <strong>der</strong><br />

Zentral- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Südalpen?<br />

4. Was sind vikariierende Arten?<br />

5. Für welchen Prozeß wird <strong>der</strong> relativ größte Energieanteil <strong>der</strong><br />

einfallenden Strahlung im Buchenwald im Solling verbraucht?<br />

6. In Seitentälern liegt die alpine Baumgrenze tiefer als am<br />

Hang, in Tälern greift die polare Baumgrenze aber weiter<br />

nach Norden vor! Warum? \ / '<br />

V r V, kvrft<br />

7. Wias sind die wesentlichen ökologischen Unterschiede zwischen<br />

alpiner <strong>und</strong> polarer Baumgrenze?. , ,/<br />

8. Wieviel % <strong>der</strong> Nettoprimärproduktion wird im Buchenwald<br />

von den Herbivoren gefressen?<br />

9. Haben Sonnen- o<strong>der</strong> Schattenblätter <strong>der</strong> Buche einen höheren<br />

Lichtkompensationspunkt?<br />

10. Warum sind klonale Pflanzenarten in <strong>der</strong> Krautschicht des<br />

Buchenwalds im Vorteil?<br />

11. Was könnte <strong>der</strong> ökologische Sinn für das Phänomen <strong>der</strong><br />

Mastjahre vieler Baumarten im ZB VI sein?<br />

12. Welche ökologischen Vorzüge bieten Altbäume <strong>und</strong> Altholi<br />

für einen Wald?<br />

13. Welche Sequenz spricht man mit den Bezeichnungen<br />

Holzacker - Forst - Wald - Urwald an?<br />

14. Wie könnte man erklären, daß die jährliche Energiebindung<br />

eines Ackers, einer Wiese, eines Fichtenforstes <strong>und</strong> eines Buchenwaldes<br />

fast gleich groß ist?<br />

15. Was sind Sclmeetälchen?


VII Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong><br />

kalten Wüsten (ZB des ariden<br />

gemäßigten Klimas)<br />

1 Klima<br />

Dieses kontinentale Zonobiom erstreckt sich in Eurasien von<br />

<strong>der</strong> Donauniündung durch Osteuropa <strong>und</strong> Asien bis fast<br />

zum Gelben Meer. In Nordamerika nimmt es den ganzen<br />

Mittleren Westen von S-Kanada bis zum Golf von Mexiko<br />

ein. Die Aridität ist in den einzelnen Teilen verschieden stark<br />

ausgeprägt.<br />

«<br />

Int ZB VII, <strong>der</strong> Steppen-, Halbwüsten- <strong>und</strong> Wüstenregion<br />

mit kalten Wintern, kann man sechs Subzonobiome unterscheiden:<br />

1. ein semiarides sZB mit kurzer Dürrezeit (Steppen bzw.<br />

Prärien, sZB VII)<br />

2. ein arides sZB mit längerer Dürrezeit <strong>und</strong> Winterregen<br />

(Halbwüste, sZB Vlla(w))<br />

3. ein stark arides sZB [mit dem Klimatypus VII (rill)], das<br />

heißt mit ebenso wenig Regen wie beim Klima <strong>der</strong> subtropischen<br />

Wüsten, aber mit Winterregen (Wüsten)<br />

4. ein arides sZB mit längerer Dürrezeit <strong>und</strong> Sommerregen<br />

(Halbwüste, sZB Vlla(s))<br />

5. ein stark arides sZB, aber mit Sommerregen (Wüste)<br />

6. die kalten Hochplateauwüsten (Tibet <strong>und</strong> Pamir) sZB<br />

Vll(tlX).<br />

Die beiden Halbwüstensubzonobiome sind Ökotone, die<br />

/wischen die Steppen (Abb. 229, Tschaklow) <strong>und</strong> eigentlichen<br />

Wüsten zwischengeschaltet sind. Diese ariden Ökotone<br />

<strong>der</strong> Halbwüsten sind durch den Klimalypus Vlla gekenn-


388 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Uman (216 m)<br />

[30 - 34]<br />

7,0° 463<br />

Tschakalov (114 m)<br />

[30 - 26]<br />

3,8° 385<br />

Astrachan (-14 m)<br />

[35-36) 9,3° 156<br />

Abb. 229.<br />

Klimadiagramme aus <strong>der</strong> Waldsteppenzone<br />

(mit Trockenzeit),<br />

aus <strong>der</strong> Steppenzone (mit Dürrezeit<br />

<strong>und</strong> langer Trockenzeit) <strong>und</strong><br />

aus <strong>der</strong> Halbwüste (mit langer<br />

Sommerdürre).<br />

zeichnet (Abb. 229,j\stfa,Äan). Die Halbwüsten (in Nordamerika<br />

ist es das $agebrusii!^ebiet) sind ari<strong>der</strong> als die Steppen,<br />

aber weniger arT3 als die Wüsten, <strong>und</strong> ihre <strong>Vegetation</strong><br />

trägt Übergangscharakter; dabei hält die ausgeprägte Dürrezeit<br />

etwa vier bis sechs Monate an (Abb. 158).<br />

2 Böden <strong>der</strong> Steppenzone Osteuropas<br />

Die osteuropäische Steppe ist die Wiege <strong>der</strong> Bodentypenlehre,<br />

die von Dokutschajev (1898) <strong>und</strong> Glinka (1914) begründet<br />

wurde. Es gibt kein Gebiet gleicher Fläche, in dein die<br />

parallek_ZOTierürTgA^ Tdima, Bodentvnen <strong>und</strong>-<strong>Vegetation</strong><br />

so deutlich zu efFenrieh ist, wobei allerdings gesagt werden<br />

muß, daTSTvöh <strong>der</strong> natürllch'en <strong>Vegetation</strong> nur sehr geringe<br />

Reste übrig geblieben sind, nie giin>:ijjip V p r a n ^ s e u jjp p für<br />

die Zoni^rung _sjrid das sehr ebene Relki <strong>und</strong>-em Wjeitgchend<br />

einheitliches] Muttergestein (yiß)^ Das Klima änden<br />

sich von NW nach SE stetig; Die Sommertemperaturen <strong>und</strong><br />

die potentielle Evaporation steigen, die Nie<strong>der</strong>schläge nehmen<br />

dagegen ab, das heißt die Aridität wird immer stärker<br />

ausgeprägt. Es tritt also über eine sehr lange Entfernung ein<br />

gleichmäßiger Gradient auf, <strong>der</strong> ideale Transekte ermöglicht<br />

Die Grenze zwischen Waldzone <strong>und</strong> Waldsteppenzone entspricht<br />

<strong>der</strong> Grenze zwischen humidem <strong>und</strong> aridem Gebici,<br />

das heißt nördlich dieser Grenze übertreffen die Jahresnie<strong>der</strong>schläge<br />

den Jahresbetrag <strong>der</strong> potentiellen Evaporation,<br />

südlich davon ist die letztere höher (Abb. 230), so daß sich<br />

in abflußlosen Senken (Pods) Brackböden bilden.<br />

Die Verteilung <strong>der</strong> Bodentypen zeigt stark vereinfacht<br />

Abb. 231. Im humiden Bereich finden wir typische Podsolboden<br />

<strong>und</strong> leicht podsolierte graue Waldböden, im ariden<br />

Bereich Schwarzerden bis zu den ariden Kastanien- <strong>und</strong><br />

Braunerden (Burosem). Die Bodentypen sind an ihren Bodenprofilen<br />

zu erkennen, die schematisch auf Abb. 232 dargestellt<br />

wurden.


Die Schwarzerden (Tschernosem) sind A-C-Böden o<strong>der</strong><br />

Pedocale, das heißt ihnen fehlt ein toniger Anreicherungshorizont<br />

(B). Man unterscheidet die Unterzonen: Nördliche,<br />

Mächtige, Gewöhnliche <strong>und</strong> Südliche Schwarzerde. Der Humushorizont<br />

A glie<strong>der</strong>t sich in den schwarzgefärbten A,, ir<br />

den etwas helleren A^ <strong>und</strong> den schwach durch Humus gefärbten<br />

Löß A3. Darauf folgt C, <strong>der</strong> unverän<strong>der</strong>te Löß mit<br />

prismatischer Struktur. Bei <strong>der</strong> Mächtigen Schwarzerde<br />

reicht <strong>der</strong> Humushorizont bis 170 cm tief, seine Mächtigkeit<br />

nimmt nach Norden <strong>und</strong> Süden ab, <strong>der</strong> Humusgehalt ist bei<br />

<strong>der</strong> Gewöhnlichen Schwarzerde mit 7 bis 8 % am höchsten<br />

(im östlichen Steppengebiet noch höher). Eine Tonverlagerung<br />

findet bei <strong>der</strong> Schwarzerde nicht statt, aber das<br />

Schmelzwasser im Frühjahr wäscht aus den oberen Horizonten<br />

den Kalk (CaCOj) aus, so daß beim Aultropfen von<br />

HCl kein Aufbrausen erfolgt; dieses beginnt erst tiefer, <strong>und</strong><br />

zwar liegt <strong>der</strong> Aufbrausungshorizont um so höher, je ari<strong>der</strong><br />

das Klima ist. Etwas unter dem Aufbrausungshorizont wird<br />

<strong>der</strong> ausgewaschene Kalk ausgefällt, zunächst in Form sehr<br />

feiner Kalkfäden, die an Schimmel erinnern (Pseudomycelien),<br />

weiter südlich auch als weiße Kügelchen (Kalkaugen =<br />

Bjeloglaski) <strong>und</strong> schließlich nur als solche. Außerdem erkennt<br />

man am Profil die Querschnitte von Gängen <strong>der</strong> verlassenen<br />

unterirdischen Zieselbauten (Krotowinen), die mit<br />

eingeschwemmter schwarzer Humuserde ausgefüllt sind.<br />

Alle diese Än<strong>der</strong>ungen vollziehen sich in Übereinstimmung<br />

mit <strong>der</strong> Klimaän<strong>der</strong>ung ganz gleitend von Norden<br />

nach Süden. Sie spiegein die zunehmende Aridität wi<strong>der</strong>.<br />

Böden <strong>der</strong> Steppenzone Osteuropas 389<br />

Abb. 230.<br />

Schematisiertes Klima-, Vegetatioiis-<br />

<strong>und</strong> Bodentransekt durch<br />

die osteuropäische Tiefebene von<br />

NW nach S E (nach S c h e n n i k o v ,<br />

aus W a l t e r 1990). Schwarz =<br />

Humushorizont: farbig =<br />

iiluvialer B-Horizont: <strong>Vegetation</strong>szeit<br />

in <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra = Tagesmittel<br />

über 0 °C, sonst über<br />

10 °C.<br />

1


390 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 231.<br />

Bodentypenkarte des osteuropäischen<br />

Steppengebiets <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

angrenzenden Waidgebiete.<br />

Unter dem Walde in <strong>der</strong> Waldsleppenzone bleiben die<br />

oberen Bodenschichten feuchter; die Streu bildet den Ag-<br />

Horizont, die Durchmischung desselben mit dem mineralischen<br />

Boden ist geringer, <strong>der</strong> Humushorizont ist deshalb<br />

unter dem feuchten Hainbuchen {Carpinus)-'Wald nur hellgrau,<br />

unter dem trockenen Eichenwald dunkelgrau gefärbt:<br />

seine gute krümelige Struktur geht verloren, sie wird plattig;<br />

unter <strong>der</strong> Humusschicht findet man mehlige, gebleichte<br />

Sandkörner <strong>und</strong> darunter einen verdichteten B-Horizont,<br />

alles Anzeichen <strong>der</strong> beginnenden Podsolierung. Diese ist un-<br />

Podsolboden<br />

Graue Waldböden<br />

1 gewöhnliche Schwarzerde 1 I Sanddünen<br />

I H Wiesen <strong>und</strong> Moor llllllllll nördliche Schwarzerde<br />

I I Karbonatverbrackung HHHtl mächtige Schwarzerde<br />

i südliche Schwarzerde<br />

ä Kastanien-Braunerde<br />

Gesteinsböden


50<br />

100<br />

helle dunkle degrad. nördl. mächtige gewöhnliche<br />

«AoE<br />

iw<br />

B2<br />

Ba<br />

Böden <strong>der</strong> Steppenzone Osteuropas 391<br />

südliche Abb. 232.<br />

Schematische Darstellung <strong>der</strong><br />

Ai<br />

Bodenprofile in <strong>der</strong> Waldsteppen-<br />

<strong>und</strong> Steppenzone (westl.<br />

vom Dnjepr) von N nach S. Prozentzahlen<br />

= Humusgehalt des<br />

A,, br = Aiißraiisungshorizont,<br />

geschlängelte Linien = Pseudomycelien<br />

(Kalk), kleine Punkte<br />

= Kalkaugen, große schwarze<br />

Flecken = Krotowinen (alte Zieselbauten),<br />

horizontal gestrichelt<br />

= Plättchenstruktur beim Waldboden.<br />

150<br />

200<br />

ler dem Eichengebüsch (als den letzten Ausläufern des Waldes<br />

gegen die Steppe) bei <strong>der</strong> degradierten Schwarzerde<br />

kaum angedeutet. Gelangt man dann in die feuchteste Ausbildungsform<br />

<strong>der</strong> Wiesensteppen, so findet man unter ihnen<br />

schon die Nördliche Schwarzerde in typischer Ausbildung,<br />

aber mit sehr tiefliegendem Aufbrausungshorizont <strong>und</strong><br />

ohne Kalkausscheidungen (vgl. Abb. 231, 232).<br />

Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> noch verbliebenen Reste <strong>der</strong> natürlichen<br />

<strong>Vegetation</strong> konnte man nachweisen, daß jedem Bodentypus<br />

eine bestimmte Pflanzengemeinschaft zugeordnet ist, wie es<br />

lolgende Übersicht zeigt:<br />

f l e d e r n Bodentyp ist<br />

eine bestimmte Pflanzengemeinschaft<br />

zugeordnet.<br />

Bodentypus<br />

Graue Waldböden<br />

pegradierte Schwarzerde<br />

Nördliche Schwarzerde<br />

Mächtige Schwarzerde<br />

Gewöhnliche Schwarzerde<br />

Südliche Schwarzerde<br />

V e g e ta tio n s e in h e it<br />

Eichen-Hainbuchen- <strong>und</strong><br />

Eichenwald<br />

Eichen-Schlehengebüsch<br />

Feuchte, krautreiche<br />

Wiesensteppe<br />

Typische Wiesensteppe<br />

Krautreiche Fe<strong>der</strong>gras<br />

(Stipa)-Sxeppe<br />

Trockene, krautarme<br />

Si/yPö-Steppe


392 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Diese Zuordnung erlaubt es, auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bodenkarte die<br />

frühere <strong>Vegetation</strong>sglie<strong>der</strong>ung zu rekonstruieren.<br />

3 Wiesensteppen auf Mächtiger Schwarzerde<br />

<strong>und</strong> die Fe<strong>der</strong>grassteppen<br />

Das Wort Steppe stammt von <strong>der</strong> russischen Bezeichnung<br />

„stepj". Man sollte es deshalb nur für Grassteppen <strong>der</strong><br />

gemäßigten Zone verwenden, die den osteuropäischen Steppen<br />

gleichen, wie die Prärie <strong>und</strong> die Pampa, ln den Tropen<br />

gibt es in diesem Sinne keine Steppen, man spricht deshalb<br />

besser vom „tropischen Grasland". Mit dem Begriff Steppe<br />

verbindet man bei uns vielfach die Vorstellung einer öden,<br />

armen <strong>Vegetation</strong>, zum Beispiel, wenn man von einer ,.Versteppung"<br />

<strong>der</strong> Landschaft spricht. Für die nördlichen Varian-<br />

Abb. 233.<br />

Friihüiigsaspekte <strong>der</strong> Wiesensteppe<br />

(nach PoKROvsKAJA, aus<br />

W a l t e r 1968). Vertikalprojektion,<br />

Quadrate in dm. Oben. Anfang<br />

April: Brauner Aspekt mit<br />

lila Pulsatilla patens-Flecken,<br />

Carex humilis stäubt. Mitte -<br />

Ende April: Gelber Adonis vernalis-Aspekt,<br />

zartblaue Hyacinthus<br />

leucophaeus. Unten, Ende<br />

Mai: Blauer Myosotis sylvatica-<br />

Aspekt, weiße Anemone sylvestris,<br />

gelbe Senecio campestris, einige<br />

blühende Stipa.


Wiesensteppen auf Mächtiger Schwarzerde <strong>und</strong> die Fe<strong>der</strong>grassteppen 393<br />

Abb. 234.<br />

Frühsommer-Aspekt (aus W a l ­<br />

t e r & A L E C H I N 1936). Neben<br />

dem Fe<strong>der</strong>gras Stipa joannis<br />

blühen viele Kräuter (über<br />

40 cm hoch sind: Salvia pratensis,<br />

Flypochoeris macúlala. Filipéndula<br />

hexapelaia, Scorzonera<br />

purpurea, Phiomis tuberosa <strong>und</strong><br />

Echium rubrum).<br />

ten <strong>der</strong> osteuropäischen Steppen ist das Gegenteil <strong>der</strong> Fall.<br />

Sie sind heute die fruchtbarsten Teile des Landes mit den besten<br />

Schwarzerdeböden; im natürlichen Zustand übertreffen<br />

sie unsere üppigsten Wiesen an Blütenpracht; nur im Herbst<br />

machen sie einen trockenen Eindruck.<br />

Die Waldsteppe ist ein Makroinosaik von Laubwäl<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Wiesensteppen. Die jahreszeitliche Entwicklung <strong>der</strong><br />

Wiesensteppen ist durch Abb. 233 <strong>und</strong> 234 erläutert <strong>und</strong><br />

wird im folgenden beschrieben.<br />

Nach <strong>der</strong> Schneeschmelze ist <strong>der</strong> Boden in <strong>der</strong> Steppe gut<br />

durchfeuchtet, die Temperaturen steigen an, so daß sich eine<br />

reiche Frühlingsflora entwickelt. Ende April erscheinen die<br />

lila Blüten von Pulsatilla patens, auch Carex humilis beginnt zu<br />

stäuben, dazu kommen Anfang Mai die großen goldenen<br />

Sterne von Adonis vernalis <strong>und</strong> die hellblauen Blütenstände<br />

von Hyacinthus leucophaeus. Mitte Mai ergrünt die Steppe;<br />

zwischen den sprießenden Gräsern stehen Lathyrus pannonicus,<br />

Iris aphylla <strong>und</strong> Anemone sylvestris. Anfang Juni ist das<br />

bunteste Stadium erreicht mit Mengen von blühen<strong>der</strong> Myosotis<br />

sylvatica, Senecio campestris <strong>und</strong> Ranunculus polyanthemus;<br />

gleichzeitig erscheinen die ersten Fe<strong>der</strong>schweife von Stipa joannis.<br />

Im Frühsommer bewegen sich die fe<strong>der</strong>igen langen


394 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Grannen <strong>der</strong> Stipa-Anm wellenförmig im Wind, <strong>und</strong> es<br />

strecken sich die Rispen von Bromus riparius (B. erectus nahestehend);<br />

dazwischen blühen Salvia pratensis <strong>und</strong> Tragopoßcn<br />

pratensis. Gegen Ende Juni färbt sich die Steppe weiß durch<br />

die Blüten von Trifolium montanum, Chrysanthemum leucanthemum,<br />

Filipéndula hexapetala, zu denen Campánula sibirica <strong>und</strong><br />

C. persicifolia, Knautia arvensis <strong>und</strong> Echium rubrum einen Farbenkontrast<br />

bilden. Anfang Juli nähert sich die Farbenpracht<br />

mit <strong>der</strong> rosablühenden Onobrychis arenaria <strong>und</strong> dem<br />

gelben Galium verum ihrem Ende.<br />

Von Mitte Juli an beginnen die Pflanzen zu vertrocknen:<br />

es erscheinen noch die dunkelblauen Rispen von Delphinium<br />

litwinowi <strong>und</strong> später die braunroten Kerzen von Veratrum nigrum.<br />

Ab August sieht die Steppe trocken aus <strong>und</strong> bleibt so,<br />

bis <strong>der</strong> Schnee sie zudeckt.<br />

Diese Beschreibung zeigt, daß die Trock^wgsM*U¿])i<br />

Steppenheiden ln MittefpiiroiSa dip'armTirher¿^trazonaleii'<br />

Außerrpoften dér Wiesensteppe im hum iden I*[li'fjfftfif<br />

trockenem, flachgründigen Standorten'dafstellen. ^ le floristische<br />

Ziisnmingn'SfttTitrir ist sehr ähnlich, nur daß in Mitteleuropa<br />

s^ímediterraí^vElemente hinzukommen, wie<br />

zum BeispieMje Orchidgp ^ i e <strong>der</strong> Steppe fehlen.<br />

Weiter südliAnbeginnen die Fe<strong>der</strong>grassteppen auf Gewöhnlicher<br />

<strong>und</strong> Südlicher Schwarzerde. In ihnen herrschen<br />

verschiedene Stipa-Anen vor. Die weniger dürreresistenten<br />

Kräuter sind bei <strong>der</strong> zunehmenden Trockenheit nicht wettbewerbsfähig<br />

<strong>und</strong> treten immer mehr zurück. Die Dichte <strong>der</strong><br />

Pflanzendecke nimmt ab, so daß <strong>der</strong> Boden zum Teil vom<br />

Moos Tortula (Syntrichia) ruralis <strong>und</strong> <strong>der</strong> Alge Nostoc bedeckt<br />

ist. Im Frühjahr sind die Geophyten (Iris, Gagea, Tulipa) <strong>und</strong><br />

einige Winterannuelle (Draba verna, Holosteum umbellatumj<br />

stärker vertreten. Beson<strong>der</strong>s auffallend ist Paeonia tenuifolia.<br />

Im Sommer treten an<strong>der</strong>e Kräuter {Salvia nutans, S. nemorosa,<br />

Serratula, Jurinea, Phiomis u. a.) auf, im Spätsommer kommen<br />

Apiaceen (Peucedanum, Férula, Seseli, Falcarla) <strong>und</strong> Compositen<br />

(Linosyris) hinzu. Noch südlicher nimmt die<br />

<strong>Vegetation</strong>sdichte weiter ab; neben diJB-tertggrannigen Fe<strong>der</strong>gräsern<br />

spielen das langgrannige Ah'pa capill^ <strong>und</strong> Festuca<br />

sulcata eine größere Rolle ttnd ugte£;€lffl4^utern solche<br />

mit tiefgejjffideisJ’fahlwurzel 0tyngium campe^t?e, Phiomis<br />

pungen^tentaurea} Limonium, Onosma).'<br />

Auf den kastanienfarbigen Böden treten Wermut (Ariern-<br />

„jdcCpSiXim stärker hervor, womit <strong>der</strong> Übergang zur'Wenmii-<br />

Halbwüste eingeleitet wird. Diese ist als Subzonobibm Vlla<br />

wie<strong>der</strong>um zwischengeschaltet zwischen <strong>der</strong> Steppe <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

noch ari<strong>der</strong>en Wüste |VII (-t III)].


4 Nordamerikanischö Prärie<br />

.:\ x<br />

Nordamerikanische Prärie 395<br />

Die Verhältnisse in <strong>der</strong> Prärie entsprechen denen <strong>der</strong> Steppe;<br />

sie sind nur komplizierter. Während sich die Steppe um den<br />

50. Breitengrad von den Ausläufern <strong>der</strong> Karpaten nach<br />

Osten weit über Europa hinaus erstreckt, beginnt die Prärie<br />

in Kanada zwar auch südlich vom 55. Breitengrade, aber die<br />

Zonen verlaufen in N-S-Richtung bis über den 30. Breitengrad<br />

nach Süden <strong>und</strong> gehen in Prosop/s-Savannen über.<br />

Dazu kommt, daß die weite Ebene in N-Amerika langsam<br />

von E nach W bis auf 1500 m NN ansteigt (Abb. 235). Die<br />

Nie<strong>der</strong>schläge nehmen von E nach W ab, die Temperatur jedoch<br />

von N nach S zu. Es ergibt sich dadurch keine so klare<br />

Bodenzonierung, son<strong>der</strong>n mehr eine schachbrettartige Anordnung<br />

<strong>der</strong> Bodentypen (Abb. 237, S. 397).<br />

Abb. 235.<br />

Transekt durch die Prärie Nordamerikas<br />

mit <strong>Vegetation</strong>s- <strong>und</strong><br />

Bodengradient (z. T nach B urrows<br />

1990).<br />

Jahrestemperatur: 8"C<br />

absolutes Minimum: -37°C<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schlag ca: 300 mm<br />

potentielle Evaporation: ++<br />

Jahrestemperatur: 11°C<br />

absolutes Minimum: -34°C<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schlag ca: 700 mm<br />

potentielle Evaporation: +/-<br />

Kurzgras-Prärie<br />

Misch-Prärie<br />

Langgras-Prärie<br />

t I I<br />

') / / '! V.''' / \


396 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Die einzelnen <strong>Vegetation</strong>szonen<br />

wie Langgrasprärie,<br />

Gemischte Prärie<br />

<strong>und</strong> Kurzgrasprärie, folgen<br />

aufeinan<strong>der</strong>, wenn<br />

man von Osten in <strong>der</strong><br />

Richtung <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Aridität nach Westen<br />

geht, aber in je<strong>der</strong> Zone<br />

besteht ein floristisches<br />

Gefälle von Nord nach<br />

Süd.<br />

Abb. 236.<br />

Die Auswirkungen <strong>der</strong> Landnutzung<br />

<strong>der</strong> Prärien auf den Gehalt<br />

an Humus (organ. C) <strong>der</strong> Great<br />

Plains in USA (nach D o n i g i a n<br />

et al. ¡995).<br />

Eine größere Rolle als Stipa spielen Andropoßon-Anm,<br />

also Grassippeii südlicher Abstammung.<br />

Die Übergangszone <strong>der</strong> Waldsteppe ist in N-Amerika<br />

ebenfalls vorhanden mit Wäl<strong>der</strong>n an den Talhängen o<strong>der</strong><br />

auf leichten Böden <strong>und</strong> Grasland auf ebenen Wasserscheiden<br />

mit schweren Böden. Die Langgrasprärie entspricht <strong>der</strong><br />

nördlichen Wiesensteppe auf <strong>der</strong> Mächtigen Schwarzerde,<br />

aber die Prärieböden sind feuchter, <strong>der</strong> Kalk ist ganz ausgewaschen,<br />

ein Aufbrausungshorizont fehlt. Die Frage, weshalb<br />

die Prärie trotzdem baumlos ist, wurde experimentell<br />

durch Auspflanzen von Baumsämlingen mit <strong>und</strong> ohne<br />

Wettbewerb <strong>der</strong> Graswurzeln beantwortet. Das Ergebnis<br />

war, daß Baumwuchs durchaus möglich ist, wenn die Konkurrenz<br />

<strong>der</strong> Gräser ausgeschaltet wird.<br />

Verhin<strong>der</strong>t man die Präriebrände, rückt <strong>der</strong> Waid mit einer<br />

Gebüschzone als Vorhut langsam, etwa 1 m in drei bis<br />

fünf Jahren, gegen die Prärie vor. Aber eine genaue Statistik<br />

ergab für das Jahr 1965, daß im Mittel pro Jahr ein Blitzschlagfeuer<br />

auf je 5000 ha Präriefläche kommt; das Feuer ist<br />

im Präriegebiet somit ein natürlicher Umweltfaktor zugunsten<br />

<strong>der</strong> Gräser. Man muß auch berücksichtigen, daß die<br />

Prärievegetation früher durch die weidenden großen Bisonherden<br />

begünstigt wurde. Dazu kommt noch als ein Naturexperiment<br />

die katastrophale Dürre 1934 bis 1941, <strong>der</strong>en<br />

Auswirkung auf die Prärievegetation noch 1953 zu erkennen<br />

war. Solche periodisch alle Jahrh<strong>und</strong>erte wie<strong>der</strong>keh-<br />

Jahr


ii H s (ZU 7 ^^9 isia 1<br />

rende Dürreperioden sind sicher für die Baumlosigkeit <strong>der</strong><br />

Prärie mit verantwortlich zu machen.<br />

Die Langgrasprärie ist ebenso krautreich wie die Wiesensteppe,<br />

floristisch sogar artenreicher. Während <strong>der</strong> Hauptblüte<br />

im Juni blühen 70 Arten gleichzeitig. Die Hauptgräser<br />

{Andropogon scoparius <strong>und</strong> A. gerardi) haben jedoch ihre Blütezeit<br />

als südliche Elemente mit einer C4-Photosynthese erst<br />

imSpätsommer; bei <strong>der</strong> tiefen Durchfeuchtung <strong>der</strong> Prärieböden<br />

leiden sie in normalen Jahren nicht unter Wassermangel.<br />

Diese Gräser werden 40 bis 100 cm, mit den Blütenständen<br />

1 bis 2 m hoch. In <strong>der</strong> Gemischten Präriezone kommen<br />

nelien den Langgräsern (Andropogon scoparius, Stipa comata)<br />

auch reichlich Kurzgräser (Bouteloua gracilis, Buchloe dactyloides)<br />

vor, die dann in <strong>der</strong> Kurzgrasprärie allein dominieren;<br />

die Kräuter treten ganz zurück, dagegen ist Opuntia polyamtha,<br />

namentlich auf überweideten Flächen häufig (KüchtER<br />

1974). Durch die Beweidung wird überhaupt <strong>der</strong> Charakter<br />

<strong>der</strong> Prärie leicht in <strong>der</strong> Richtung einer scheinbaren<br />

größeren Aridität verän<strong>der</strong>t, das heißt die Langgrasprärie<br />

Abb. 237.<br />

Bodentypenkarte <strong>der</strong> USA (nach<br />

Karte des ÜS-Dept. of Agrk).<br />

1 Podsolboden, 2 graubraune<br />

Waldböden, 3 gelbe <strong>und</strong> rote<br />

Waldböden, 4 Gebirgsböden<br />

(allgemein), 5 Prärieböden,<br />

6 südl. Schwarz- <strong>und</strong> dunkle<br />

Braunerden, 7 nördl. Schwarzerde,<br />

8 Kastanien-Braunerde,<br />

9 nördl. Braunerde, 10 südl.<br />

Braunerde, 11 Grauerde (Serösem),<br />

12 pazifische Talböden.<br />

Braunerde = Burosem. Es entsprechen:<br />

1 <strong>der</strong> Nadelwaldzone,<br />

2 u. 3 <strong>der</strong> Mischwald- <strong>und</strong><br />

Laubwaldzone, 5 <strong>der</strong> Langgrasprärie,<br />

6-10 <strong>der</strong> Gemischten<br />

<strong>und</strong> Kurzgrasprärie, 11 im nördlichen<br />

Teil <strong>der</strong> Wermut(sagebrush)-Halhwüste,<br />

im südlichen<br />

Teil an<strong>der</strong>en Typen.


398 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

wird zur Gemischten Prärie, diese zur Kurzgrasprärie. Die<br />

nach Westen zunehmende Aridität kommt durch die Kalkausscheidungen<br />

am Bodenprofil zum Ausdruck. Die Kalkaugen<br />

treten in <strong>der</strong> Kurzgrasprärie schon in 25 cm Tiefe auf,<br />

<strong>der</strong> Humushorizo'nt ist nur wenig mächtig, die Wurzeltieft<br />

nimmt ab, denn die Wurzeln gehen kaum in den Horizont<br />

mit den Kalkausscheidungen hinein, da dieser die mitilert<br />

Tiefe <strong>der</strong> Bodendurchfeuchtung anzeigt.<br />

Im Rahmen vom US/IBP wurden von French (1979) in<br />

einem Sammelband zehn Beiträge mit ökologischen Untersuchungen<br />

über die Produktion, die Konsumenten <strong>und</strong> Beweidungsprobleme<br />

veröffentlicht.<br />

Die Nettoproduktion beträgt etwa in <strong>der</strong> Kurzgrasprärit<br />

2 t/ha, (Bestand ca. 65 cm hoch) in <strong>der</strong> gemischten 3 t/ha<br />

(Bestand ca. 130 cm hoch) <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Langgrasprärie (Bestand<br />

bis über 160 cm hoch) über 5 t/ha <strong>und</strong> Jahr.<br />

Wie die Steppen Osteuropas sind auch die nordamerikanischen<br />

Prärien unter den Pflug genommen worden. Ursprüngliche<br />

Prärien gibt es kaum noch. Die Beackerung hat<br />

zu einem starken Verlust an Humus geführt, <strong>der</strong> Anteil an<br />

löslichem organischem Kohlenstoff (oC) im Boden hat sich<br />

seit <strong>der</strong> Beackerung halbiert (Abb. 236, S. 396). Nicht nur<br />

die starken, durch den Umbruch <strong>der</strong> Prärie in Ackerland<br />

verursachten Verän<strong>der</strong>ungen im Humusgehalt, auch die<br />

mögliche weitere Entwicklung, die den Erhalt <strong>der</strong> Tragfähigkeit<br />

sichern soll, sind in Abb. 236 gezeigt. Umfangreiche Untersuchungen<br />

dienen dem Ziel die Humusverluste aufziihalten<br />

o<strong>der</strong> gar die Humusgehalte <strong>der</strong> Böden durch<br />

entsprechende Techniken wie<strong>der</strong> zu erhöhen. Dies soll zum<br />

Beispiel durch vermin<strong>der</strong>te Anbauintensität <strong>und</strong> durch<br />

Rückführung von Streu erreicht werden.<br />

Abb. 238.<br />

Inselhafte kleine Haine von<br />

Populus tremuloides <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Gehölzen in den Wasach-<br />

Mountains (Utah) (phot. S.-W.<br />

B r e c k l e ) .


Ökophysiologie <strong>der</strong> Steppen- <strong>und</strong> Präriearten 399<br />

Abb. 239.<br />

Offener Steppenwald mit Pinus<br />

banksiana <strong>und</strong> Popuius tremutoides<br />

im Prinz Albert Pare (Saskatchewan,<br />

Canada) (phot.<br />

S.-W. <strong>Breckle</strong>).<br />

Nach Norden zu im kanadischen Raum als auch in den<br />

Gebirgen zeigen zunehmend größere Waldinseln den Übergang<br />

einer Waldsteppe zu den Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Taiga bzw. <strong>der</strong><br />

Gebirgswäl<strong>der</strong> an. Dabei spielt im nordamerikanischen<br />

Raum Popuius tremuloides eine bedeutende Rolle. Diese Art<br />

ist in <strong>der</strong> Lage durch weitstreichende Wurzelausläufer große<br />

Klone zu bilden. Ganze Wäldchen können so unter Umständen<br />

von einer Pflanze ausgehen (Abb. 238). Auch als Mischwald<br />

mit Kiefern (Pinus banksiana) kommt diese Art häufig<br />

vor (Abb. 239), wird aber dann auch beson<strong>der</strong>s gerne von<br />

Bibern für Dammbaue gefällt.<br />

5 Ökophysiologie <strong>der</strong> Steppen- <strong>und</strong> Präriearten<br />

Die <strong>Vegetation</strong>szeit <strong>der</strong> Steppenpflanzen wird durch den kalten<br />

Winter einerseits sowie die Dürre des Spätsommers <strong>und</strong><br />

Herbstes an<strong>der</strong>erseits begrenzt. Den Pflanzen stehen etwa<br />

\ier Monate mit sehr günstigen Wachstumsbedingungen im<br />

Frühjahr <strong>und</strong> Frühsommer zur Verfügung. Die Arten sind<br />

turn größten Teil Hemikryptophyten <strong>und</strong> müssen in dieser<br />

kurzen Zeit eine große produzierende Blattoberfläche mit<br />

möglichst geringem Materialaufwand atifbauen. Genaue Bestimmungen<br />

<strong>der</strong> Blattflächenindizes liegen nicht vor, sie<br />

dürften jedoch in <strong>der</strong> Wiesensteppe denen des Laubwaldes<br />

mtsprechen. Allerdings schwankt die gesamte Blattfläche je<br />

nach <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagshöhe von Jahr zu Jahr stark. Für die<br />

kratitarme Fe<strong>der</strong>grassteppe wird in feuchten Jahren eine<br />

iberirdische Phytomasse von 4530 bis 6250 kg/ha angegetien<br />

gegenüber 710 bis 2700 kg/ha in trockenen Jahren. Es<br />

inilet also eine Reduktion <strong>der</strong> transpirierenden Blattfläche<br />

_ Produktionsangaben<br />

zu den Steppen:<br />

Wiesensteppen: Phytomasse<br />

23,7 t/ha (unterirdisch<br />

84 %); Jahresproduktion<br />

10,4 t/ha<br />

Fe<strong>der</strong>grassteppen: Phytomasse<br />

20,0 t/ha (unterirdisch<br />

91 %); Jahresproduktion<br />

8,7 t/ha


400 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 240/1.<br />

Jahresgang <strong>der</strong> abiotischen (A,<br />

B) <strong>und</strong> <strong>der</strong> biotischen Größen<br />

(C-H) eines Wiesensteppenökosystems<br />

im Zentralen Schwarzer<strong>der</strong>eservat<br />

im Jahre ¡957. A meteorologische<br />

Faktoren,<br />

B Wassergehalt des Bodens,<br />

C oberirdische Phytomasse.<br />

bei ungünstiger Wasserversorgung statt, <strong>und</strong> das hat eine geringere<br />

Produktion zur Folge. Im Gegensatz dazu bleibt die<br />

unterirdische Phytomasse unverän<strong>der</strong>t. Sie ist im Vergleich<br />

zur oberirdischen viel größer.<br />

Die jährlich absterbende oberirdische Masse bildet an <strong>der</strong><br />

Bodenoberfläche die Streuschicht (Steppenfilz), die in <strong>der</strong><br />

Wiesensteppe 8 bis 10 t/ha erreicht, in <strong>der</strong> trockenen Steppe<br />

nur 3 t/ha. Die absterbende unterirdische Masse wird durch<br />

Bodenorganismen in Humus umgewandelt. Die Streuschichi<br />

unterliegt im Frühjahr <strong>und</strong> Sommer einer starken Zerset-,<br />

zung; sie weist zu Beginn <strong>der</strong> Dürre ein Minimum, zu Beginn<br />

des Winters ein Maximum auf. Die jahreszeitliche Ver-<br />

^ 1<br />

- 9 5 -<br />

D)<br />

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0) > 5 1 0 -<br />

1 6 5 - 0 -<br />

^ A -10-1.<br />

100<br />

....... Rhizom-Gräser<br />

__ Horst-Gräser<br />

____ Kräuter<br />

____Carex spp.<br />

Fabaceae


Ökophysiologie<br />

<strong>der</strong> Steppen- <strong>und</strong> Präriearten 401<br />

Abb. 240/2.<br />

D Phänologie <strong>der</strong> Pflanzen,<br />

E tote oberirdische Pflanzenteile.<br />

F Masse <strong>der</strong> Wirbellosen, G Humusmasse,<br />

H Zahl <strong>der</strong> Nager<br />

(vorherrschende Wirbeltiere)<br />

(aus <strong>Walter</strong> 1990).<br />

Monate<br />

än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Umweltfaktoren <strong>und</strong> <strong>der</strong> biotischen Größen<br />

für das größte Steppenreservat gibt Abb. 240 wie<strong>der</strong>.<br />

Eine zu starke Anreicherung <strong>der</strong> Streu, zum Beispiel in<br />

Schutzgebieten, wirkt sich ungünstig aus. Die Verjüngung<br />

<strong>der</strong> Gräser wird erschwert, in <strong>der</strong> Pflanzendecke entstehen<br />

Lücken, <strong>und</strong> Unkrautpflanzen, wie Artemisia, Centaurea <strong>und</strong><br />

Disteln, stellen sich ein. Für die typische Entfaltung <strong>der</strong><br />

Steppenvegetation ist also eine gewisse Beweidung notwendig,<br />

wie sie in <strong>der</strong> Ursteppe durch Gazellen <strong>und</strong> Saiga-Antilopen,<br />

das Wildpferd <strong>und</strong> den Wildesel sowie vor allem<br />

durch die unzähligen Steppennagetiere (Ziesel u.a.) <strong>und</strong><br />

Heuschrecken erfolgte. Die Baue <strong>der</strong> Steppennager tragen


402 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

neben den Regenwürmern zur guten Durchmischung des<br />

Humus mit dem mineralischen Boden bei. Gelegentliche<br />

natürliche Steppenhrände hatten auch die Vernichtung <strong>der</strong><br />

angereicherten Streu zur Folge. In den Steppenreservaten<br />

hilft man sich, indem man die Flächen alle drei Jahre mäht.<br />

Zwischen den Steppengräsern <strong>und</strong> -kräutern herrscht ein<br />

ähnliches ökologisches Gleichgewicht wie zwischen den<br />

Holzpflanzen <strong>und</strong> den Gräsern in <strong>der</strong> Savanne (s. S. 188).<br />

Alle Gräser haben ein sehr intensives, fein verzweigtes Wiirzelsystem,<br />

die Kräuter dagegen ein extensives, oft mit einer.<br />

tiefgehenden Pfahlwurzel.<br />

Ihrem Wasserhaushalt nach gehören die Steppenkräuter<br />

zur Gruppe <strong>der</strong> malakophyllen Xerophyten. Im Frühjahr ist<br />

die Zellsaftkonzentration sehr niedrig. Vorübergehende<br />

Trockenperioden bewirken ein Welken mit einem steilen<br />

Anstieg <strong>der</strong> Zellsaftkonzentration. Bei den spätblühenden<br />

Arten wird zur Zeit <strong>der</strong> Blüte, wenn die Dürre beginnt, die<br />

Transpiration durch Verdorren <strong>der</strong> Blätter eingeschränkt; die<br />

Blüten <strong>und</strong> die reifen Früchte verbrauchen wenig Wasser<br />

<strong>und</strong> erhalten die Aufbaustoffe aus den vergilbenden Pflanzenteilen.<br />

Sehr typisch für die weiten offenen Steppen sind die<br />

StepB£^äuIsiJ-.^£ri7t,i?iM»r, Falcaría, Seseli, Phiomis, Centaurea u.<br />

ä.j. Bet diesen bleibt <strong>der</strong> versteifte Stengel mit den trockenen<br />

Fruchtständen als ein kugeliges Gebilde erhalten; am Wurzelhals<br />

ist eine schwache Stelle, an <strong>der</strong> <strong>der</strong> Stengel abbricht<br />

<strong>und</strong> vom Wind über die Steppe gerollt wird, wobei ein Ausstreuen<br />

<strong>der</strong> Samen erfolgt; oft verhaken sich die Fruchtstände,<br />

bilden zusammen metergroße Ballen, die in hohen<br />

Sprüngen mit großer Geschwindigkeit über die Steppe dahinjagen.<br />

Bei den Stipa-Anm erfolgt die Regulierung <strong>der</strong> Transpiration<br />

nicht nur durch Stomataschluß, son<strong>der</strong>n außerdem<br />

durch das Einrollen <strong>der</strong> Blätter; dadurch wird die Photosynthese<br />

beeinflußt. Die einzelnen Arten sind an bestimmte<br />

Standortsbedingungen angepaßt, wodurch ihre Verbreitung<br />

festg_<br />

Te Arbeiten beschäftigten sich mit dem Wasserhaushalt<br />

<strong>der</strong> Steppenheide in Mitteleuropa. Bei dieser handelt es sich<br />

um eine extrazonale Reliktvegetation aus einer xerothermen<br />

Periode <strong>der</strong> Postglazialzeit. Die Steppenheide ist an<br />

warme <strong>und</strong> trockene Standorte auf Löß- <strong>und</strong> Kalkhängen<br />

o<strong>der</strong> Sandböden geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> besteht aus malakophyllen<br />

Steppenarten, die sehr hydrolabil sind. Die Trockenheit in<br />

Mitteleuropa wird nicht durch das Klima, son<strong>der</strong>n durch die<br />

geringe Feldkapazität <strong>der</strong> Böden <strong>und</strong> die hohe potentielle


Asiatische<br />

Verdunstung an den südexponierten Hängen bedingt. Die '<br />

lange Dürrezeit des Spätherbstes fehlt, dafür kommen häufiger<br />

kurze Trockenperioden vor, wenn die Nie<strong>der</strong>schläge |<br />

eine Zeitlang ausbleiben.<br />

Steppen 403<br />

6 Asiatische Steppen<br />

Die osteuropäische Steppenzone setzt sich unter Umgehung<br />

des Südurals in dem kontinentaleren Klima Asiens fort; allerdings<br />

wird sie östlich vom Baikalsee durch viele Gebirge<br />

unterbrochen <strong>und</strong> ist mehr auf die Beckenlandschaften <strong>und</strong><br />

breiten Täler beschränkt. Nur in <strong>der</strong> Äußeren Mongolei <strong>und</strong><br />

in <strong>der</strong> Mandschurei ist sie wie<strong>der</strong> als Zone ausgebildet. Die<br />

vvestsibirischen Steppen tragen denselben Charakter wie die<br />

europäischen mit gewissen floristischen Unterschieden.<br />

Häufig tritt Lilium martaßon in <strong>der</strong> Steppe auf <strong>und</strong> Hemerocallis<br />

spp. Die transbaikalischen Steppen besitzen dagegen ein<br />

extrem kontinentales Klima mit sehr schneearmen Wintern<br />

<strong>und</strong> trockenem Frühjahr. Die Frühlingsflora fehlt, stark verireten<br />

ist Filifolium (Tanacetum) sibiricum, das sich im Herbst<br />

leuchtend rot färbt. Auffallend ist auch die starke Beimischung<br />

von alpinen Elementen (Arten <strong>der</strong> Gattungen Leontopodium,<br />

Androsace, Arenaria, Kobresia u. a.), was mit dem<br />

beson<strong>der</strong>s kontinentalen Klima zusammenhängt (W alter<br />

1975 a).<br />

In sehr ebenem Gelände <strong>der</strong> nördlichen sibirisch-kasachischen<br />

Steppe treten zahllose kleine Seen auf als Folge des semiariden<br />

Klimas, so paradox es scheint. Im humiden Klima<br />

fließt jede Senke über, <strong>und</strong> es entwickelt sich ein Flußsystem.<br />

Im semiariden ist das nicht <strong>der</strong> Fall. Jede kleine Senke<br />

hat ihr kleines Einzugsgebiet. Die Senken bilden sich an <strong>der</strong><br />

Stelle, wo nach Regen Lachen stehen, <strong>und</strong> das Wasser langsam<br />

tief in den Boden dringt. Dadurch werden die Bodenteilchen<br />

umgelagert <strong>und</strong> rücken dichter zusammen, das Bodenvolumen<br />

verkleinert sich, die Oberfläche verdichtet sich,<br />

die Senke vertieft sich dadurch. Man sieht solche Seenplatten<br />

in an<strong>der</strong>en semiariden Gebieten vom Flugzeug aus: in N-<br />

Dakota (USA), in <strong>der</strong> Pampa Argentiniens <strong>und</strong> in W-Australien.<br />

Wenn diese Seen einen wenn auch schwachen<br />

unterirdischen Abfluß haben, so bleibt das Wasser süß; verdunstet<br />

dagegen das ganze Wasser, so verbracken sie (Sodaverbrackung<br />

im schwach ariden Gebiet, sonst Chlorid-Sulfat-Verbrackung),<br />

Im östlichen Teil <strong>der</strong> europäischen Steppen, aber auch in<br />

N-Dakota siedeln sich am Rande <strong>der</strong> kleinen meist kreisr<strong>und</strong>en<br />

Seen Espen an {Populus trémula bzw. P. tremuloides). Die


404 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Steppe erscheint mit kleinen Hainen gespickt. Solche Espenhaine<br />

(in Sibirien mit viel Birke) bilden die Waldkomponente<br />

in <strong>der</strong> Waldsteppe dort, wo im kontinentalen Klima die<br />

nemorale Zone auskeilt <strong>und</strong> die Steppe an die boreale Nadelwaldzone<br />

grenzt (also im Zonoökoton VII/VIII), wie es in<br />

Westsibirien <strong>und</strong> im kanadischen Steppengebiet <strong>der</strong> Fall ist.<br />

7 Tierwelt <strong>der</strong> Steppen<br />

Heute kann man die<br />

Tierwelt nur in den wenigen<br />

Steppenreservaten<br />

<strong>und</strong> zum Teil noch in den<br />

sibirischen <strong>und</strong> mongolischen<br />

Steppen studieren,<br />

soweit sie noch von Nomaden<br />

beweidet werden.<br />

Wichtig sind vor allem die<br />

Bodenorganismen, die bei<br />

<strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong><br />

Schwarzerde von großer<br />

Bedeutung sind.<br />

Die Ursteppe war das Reich des G ro ß w ild e s , wie auch die<br />

amerikanische Prärie. Bis ins 18. Jahrh<strong>und</strong>ert war in <strong>der</strong> osteuropäisch-asiatischen<br />

Steppe noch <strong>der</strong> Tarpan (Equusgmelini)<br />

vertreten, das letzte Exemplar wurde 1866 an den zoologischen<br />

Garten in Moskau geliefert. Stärker vertreten waren<br />

die Paarhufer. Es wird angenommen, daß auch <strong>der</strong> Auerochse<br />

(Bos primigenius) ursprünglich die Steppe bevölkerte<br />

<strong>und</strong> sich dann vor den Menschen in die Wäl<strong>der</strong> zurückzog.<br />

Die Antilope (Saiga tatarica) hielt sich länger <strong>und</strong> ist selbst<br />

heute noch an einigen Stellen (Schutzgebiet bei Astrachan<br />

u. a.) vertreten. Hirsche <strong>und</strong> Rehe gab es früher in <strong>der</strong> Waldsteppe,<br />

<strong>und</strong> das Wildschwein (Sus scrofa) hielt sich um Wasserstellen<br />

<strong>und</strong> im Röhricht auf. Leichte Beweidung gehört<br />

zur Erhaltung <strong>der</strong> Steppenvegetation. Aber das Großwild<br />

<strong>und</strong> die Raubtiere sind vom Menschen restlos vernichtet<br />

worden. Geblieben sind die zahlreichen Steppennagetiere.<br />

Hervorzuheben sind vor allem die R e g enw ü rm er: Die<br />

großen (Dendrobaena mariupolensis) durchziehen den Boden<br />

mit ihren Gängen in allen Richtungen bis in große Tiefen; im<br />

oberen Meter wurden 525 Gänge/m^ gezählt, in 8 m Tiefe<br />

noch 110 Gänge/m^. Die kleinen Regenwürmer (Allophora<br />

spp.) beschränken sich mehr auf die oberen Bodenschichten.<br />

Die Regenwürmer durchmischen den Boden <strong>und</strong> reichern<br />

die unteren Schichten mit organischem Material an.<br />

Die Gänge erleichtern den Wurzeln das Eindringen in den<br />

Boden.<br />

An zweiter Stelle sind die A m e is e n zu nennen, die ebenfalls<br />

die Bodendurchmischung för<strong>der</strong>n, an dritter die Nagetie<br />

re mit unterirdischen Bauen. Ihre Tätigkeit ist an jedem<br />

Schwarzerdeprofil durch die Krotowinen zu erkennen, die<br />

Querschnitte <strong>der</strong> verlassenen Gänge, die von oben mit Humusboden<br />

ausgefüllt wurden <strong>und</strong> im Lößboden auf dem<br />

Profil als schwarze Kreise erscheinen. Die von den Nagern<br />

ausgeworfene Erde stammt aus den tieferen Schichten. Es<br />

wurden 175 Haufen/ha gezählt, die 0,5 bis 2 % <strong>der</strong> Fläche<br />

einnahmen. Durch sie entsteht mit <strong>der</strong> Zeit ein Mikrorelief<br />

mit Kleinsukzessionen <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>. Auf diesen Erdhaufen


steppen<br />

siedeln sich häufig Steppensträucher {Caragana frutex, Amygdalus<br />

nana u. a.) an, die hier vor <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> Graswurzeln<br />

geschützt sind. Auch die Nager tragen zur Lockerung<br />

<strong>und</strong> Durchmischung des Bodens bei.<br />

Solange die Steppen nur von den Herden <strong>der</strong> Nomaden,<br />

die ihren Standort dauernd wechselten, leicht beweidet<br />

wurden, wie es noch vor kaum mehr als zwei Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

<strong>der</strong> Fall war, blieb die Steppenvegetation fast unverän<strong>der</strong>t<br />

erhalten. Durch die Umwandlung <strong>der</strong> Steppe in Ackerland<br />

o<strong>der</strong> intensive Viehweiden in den letzten zwei<br />

lahrh<strong>und</strong>erten wurde jedoch das ganze Steppenökosystem<br />

zerstört <strong>und</strong> die Fauna hat schwere Einbußen erlitten. Nur<br />

einige tierische Organismen haben sich an die neuen Verhältnisse<br />

angepaßt. Nager sind für den Ackerbau zur Plage<br />

geworden; in <strong>der</strong> Steppe harmlose Schädlinge gingen auf<br />

Getreide <strong>und</strong> Zuckerrübe über; sie treten heute in Massen<br />

auf <strong>und</strong> müssen mit chemischen Mitteln bekämpft werden.<br />

Durch die Beweidung mit Vieh wird die Pflanzendecke<br />

<strong>der</strong> Steppe degradiert. Eine Regeneration <strong>der</strong> Steppenvegetation<br />

auf geschützten Flächen erfolgt nur langsam. Auf diese<br />

Sek<strong>und</strong>ärsukzessionen können wir hier jedoch nicht eingehen.<br />

<strong>der</strong> südlichen Erdhalbkugel 405<br />

1<br />

8 Steppen <strong>der</strong> südlichen Erdhalbkugel<br />

Im Vergleich zu den Grassteppen <strong>der</strong> nördlichen Hemisphäre<br />

neiin^en die <strong>der</strong> südlichen nur eine relativ kleine Fläche<br />

ein. Da^größte zusammenhängende Gebiet ist die ostargenlinische<br />

Pampa in <strong>der</strong> Provinz Buenos Aires mit Teilen <strong>der</strong><br />

benachbarten Provinzen. Man könnte sie auch als semiaride<br />

Variante des"2onobioms V betrachten mit relativ hohen Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

während <strong>der</strong> heißen Sommerzeit: Die Pampa<br />

liegt zwischen 32 <strong>und</strong> 38° südlicher Breite, dehnt sich über<br />

etwa .‘'00 000 km^ aus <strong>und</strong> grenzt direkt an die Küste des Atlantischen<br />

Ozeans. Sie liegt somit im warmtemperierten Gebiet<br />

<strong>und</strong> entspricht dem südlichsten Teil <strong>der</strong> Prärie in Oklahoma<br />

<strong>und</strong> Texas. Die Nie<strong>der</strong>schläge erreichen im Nordosten<br />

des Pampagebiets 1000 mm <strong>und</strong> sinken im Südwesten an<br />

, <strong>der</strong> Trockengrenze auf 500 mm. Diese Werte erscheinen sehr<br />

hoch, aber man darf nicht vergessen, daß die Temperaturen<br />

<strong>und</strong> somit die potentielle Evaporation ebenfalls hoch sind<br />

(Buenos Aires: mittl. Jahrestemperatur 16,1 °C). Doch galt<br />

das Klima <strong>der</strong> Pampa als humid <strong>und</strong> es wurde immer wie<strong>der</strong><br />

die Frage aufgeworfen, warum die Pampa ein baumloses<br />

Grasland ist. Die einfachste, aber unkritische Annahme ist,<br />

daß es sich um eine anthropogene <strong>Vegetation</strong> handelt, die


406 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

durch die vom Menschen gelegten Brände aus einer frülieren<br />

Waldvegetation hervorgegangen ist.<br />

Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Beurteilung des Klimas<br />

nicht richtig ist. Selbst in den feuchtesten Teilen <strong>der</strong> sehr<br />

ebenen Pampa kann man viele abflußlose, seichte Seen (hier<br />

Lagunen genannt) beobachten <strong>und</strong> außerdem zahllose kleine<br />

Pfannen, die zwar im Frühjahr Wasser enthalten, aber im<br />

Sommer austrocknen. Das Wasser in den Lagunen ist stark<br />

alkalisch, es enthält Soda; um die Pfannen sind Sodaböden<br />

(Solonez) verbreitet mit dem typischen Gras <strong>der</strong> Brackböden<br />

(Distichlis). Dies spricht dafür, daß das Klima semiarid ist,<br />

ähnlich wie in <strong>der</strong> Waldsteppe Osteuropas. Tatsächlich zeigen<br />

die Messungen <strong>der</strong> potentiellen Evaporation, daß die<br />

Verdunstung unmittelbar am Ufer des La Plata gleich <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>schlagshöhe ist, während sie in <strong>der</strong> Pampa die letztere<br />

übertrifft. Die negative Wasserbilanz beträgt in <strong>der</strong> feuchten<br />

Pampa etwa 100 mm <strong>und</strong> in den trockensten Teilen <strong>der</strong><br />

Pampa bis 700 mm. Beson<strong>der</strong>s hoch ist die potentielle Evaporation<br />

in den Monaten Januar bis Februar, die auch ein<br />

Regenminimum aufweisen. In diesen Monaten treten<br />

abends <strong>und</strong> nachts gelegentlich schwere Gewitter auf,<br />

während am Tage die Strahlung sehr intensiv ist. Die im<br />

Frühjahr reichlich mit Wasser versorgte <strong>Vegetation</strong> brenm<br />

im Januar stark aus.<br />

In einem Waldsleppenklima kann man auf gut dränierten<br />

Böden eine Gehölzvegetation erwarten. Solche Gehölzinseln<br />

mit Celtis spinosa kommen in Kiistennähe auf kleinen Erhebungen<br />

mit durchlässigen Kalk- o<strong>der</strong> Sandböden vor,<br />

während die schlecht dränierten Böden eine Grasvegetation<br />

tragen. Auf steinigen Erhebungen wächst Gebüsch (Frangí<br />

1975). Von <strong>der</strong> ursprünglichen Pampavegetation ist fast<br />

nichts übriggeblieben. Auf den beweideten Flächen findet<br />

man europäische Gräser, die weicher sind als die Pampagräser<br />

<strong>und</strong> von europäischen Viehrassen lieber gefressen werden.<br />

Viele gepflanzte exotische Bäume, <strong>der</strong>en Wurzeln vor<br />

<strong>der</strong> Konkurrenz des intensiven Graswurzelsystems geschützt<br />

sind, wachsen überall gut.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> einiger kleiner Reste an unbeweideten Stellen<br />

kann man sagen, daß im feuchten nordöstlichen Teil <strong>der</strong><br />

Pampa eine Stipa-Bothriochloa laguroides-Steppe vorherrschte,<br />

die sich aus etwa 23 Graminiden <strong>und</strong> 46 Kräutern zusammensetzte<br />

(Lewis & Collantes 1975). Das Bodenprofil unter<br />

dieser Pampa hat einen bis 1,5 m mächtigen Humushorizont,<br />

erinnert an die Mächtige Schwarzerde o<strong>der</strong> die Prärieböden,<br />

läßt aber eine starke Wechselfeuchtigkeit erkennen<br />

<strong>und</strong> leitet zu den subtropischen Graslandböden S-Brasiliens


über. Es sind keinerlei Anzeichen einer früheren Bewaldung<br />

zu erkennen. Bei höherem Gr<strong>und</strong>wasserstand findet man<br />

Bestände mit dichten Horsten von Paspalum quadrifarium,<br />

die bei sehr hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand zu den Sodaböden<br />

(pH = 8 bis 9) mit Distichlis überleiten.<br />

Die trockene südwestliche Pampa war früher ein Ttissock-<br />

Grasland mit Stipa brachychaeta <strong>und</strong> St. trichotoma, fast ohne<br />

Kräuter. Unter Tussock versteht man eine Wuchsform <strong>der</strong><br />

Gräser, die auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre fehlt, aber auf <strong>der</strong> Siidhemisphäre<br />

mit den milden Wintern sehr verbreitet ist. Es<br />

<strong>und</strong> büschelförmige Horste, die über 1 m hoch werden können,<br />

aus alten harten Blättern, zwischen denen die jungen<br />

grünen stehen; das Tussock-Grasland hat deshalb stets eine<br />

gelbliche Färbung (Abb. 241). Diese Gräser haben einen geringen<br />

Weidewert <strong>und</strong> man versucht sie deshalb umzupflügen<br />

<strong>und</strong> durch europäische zu ersetzen.<br />

Wenn die Nie<strong>der</strong>schläge im Westen unter 500 mm im<br />

Jahr sinken <strong>und</strong> hauptsächlich im Sommer fallen, wird die<br />

Pampa durch lichte xerophytische Prosopis caldenia-Gehölze<br />

ersetzt. Dabei treten auch anstelle von Lößböden leichte<br />

Sandböden auf. Bei noch geringeren Regenmengen kommt<br />

man in die Prosopis-Savanne (Abb. 242), die sehr an die Acan4-Savanne<br />

in SW-Afrika erinnert (ZÖII/VII). Zugleich beginnen<br />

ausgedehnte Salzböden mit Halophyten. Bei weniger<br />

als 200 mm Regen im Jahr findet man auf steinigen Böden<br />

die Larrea-Halbwüste (s. S. 251, 408) mit vielen Rutensiräuchern,<br />

die zu verschiedenen Familien (Caesalpiniaceae,<br />

Scrophulariaceae, Capparaceae, Asteraceae) gehören. Die<br />

geringe transpirierende Fläche dieser Bestände <strong>und</strong> die<br />

steppen <strong>der</strong> südlichen Erdhalbkugel 407<br />

A b b . 241.<br />

Südliche Tussock-Pampa mit<br />

Stipa brachychaeta (mittlere<br />

Provinz Buenos Aires) (phot.<br />

E. W a l t e r ) .


408 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 242.<br />

Baumsavanne mit Pwsopis caldenia<br />

<strong>und</strong> den Gräsern Stipa<br />

tenuissima <strong>und</strong> S. ßynerioides<br />

zwischen Sta. Rosa <strong>und</strong> Victoria<br />

(Argentinien) (phot. E . W a l t e r ) .<br />

Starke Drosselung <strong>der</strong> Transpiration während <strong>der</strong> halbjährigen<br />

Dürrezeit erlauben es <strong>der</strong> Halbwüstenvegetation, mit<br />

den an ihrem Standort zur Verfügung stehenden Wassermengen<br />

im Boden auszukommen. Diese betragen auf <strong>der</strong><br />

Fläche etwa 50 bis 80 mm, an den Hängen nur 25 bis<br />

55 mm, dagegen in den Tälchen mit Zufluß über 140 mm.<br />

Die Larrea-Halhwüste zieht sich am Ostfuß <strong>der</strong> Andenkette<br />

bis nach Patagonien, wo südlich des 40. Breitengrades<br />

die ständigen stürmischen Westwinde beginnen, die über die<br />

hier niedrigere Andenkette (Paßhöhe etwa 1000 m) herüber<br />

wehen. Aber es sind Fallwinde, die trocken sind. Während<br />

<strong>der</strong> Ostrand des Gebirges noch 4000 mm Regen erhält <strong>und</strong><br />

Nothofagus-Wäl<strong>der</strong> trägt, gehen diese ostwärts in trockene<br />

Austrocedrus-'Wä\<strong>der</strong> <strong>und</strong> dann in ein Gebüsch mit <strong>der</strong> prächtig<br />

rot blühenden Proteacee Embotrium coccineum über, worauf<br />

die Holzpflanzen verschwinden <strong>und</strong> die Patagonische<br />

Steppe beginnt. Nur 100 km von den Anden entfernt betragen<br />

die Nie<strong>der</strong>schläge 300 mm im Jahr <strong>und</strong> sinken weiter<br />

auf 160 mm. Nur <strong>der</strong> Westrand Patagoniens ist eine Steppe,<br />

da wo niedrige Tussock-Gräser (Stipa <strong>und</strong> Festuca) vorherrschen;<br />

sonst ist es richtiger, von <strong>der</strong> p a t a g o n is c h e n Halbw<br />

ü s t e zu sprechen, für die xerophytische Polsterpflanzen,<br />

die wie<strong>der</strong>um ganz verschiedenen Familien angehören<br />

(Asteraceae, Apiaceae, Verbenaceae, Rubiaceae u. a.) bezeichnend<br />

sind (Abb. 243). Oft ist <strong>der</strong> Boden zu 60 bis 70 %<br />

kahl. Die Polsterform ist eine Anpassung an den ständigen<br />

starken Wind (mittlere Windgeschwindigkeit 4 bis 5 m/sec):<br />

innerhalb des Polsters stellt sich im Windschutz ein günstiges<br />

Mikroklima ein (Hager 1987).


Subzonobiom <strong>der</strong> Halbwüsten 409<br />

1<br />

Abb. 243.<br />

Patagonische Halbwüste mit Polstern<br />

von Chuquiraga aurea bei<br />

Manuel Choique, Prov. Rio<br />

Negro (phot. E. W a l t e r ) .<br />

Das patagonische Tussock-Grasland hat viel Ähnlichkeit<br />

mit dem in Otago auf <strong>der</strong> Südinsel von Neuseeland. Auch<br />

dieses liegt südlich 40°S <strong>und</strong> im Windschatten <strong>der</strong> Neuseeländischen<br />

Alpen mit Nie<strong>der</strong>schlägen um 300 mm. Niedrige<br />

Tussock-Gräser (Festuca novae-zelandiae, Poa caespitosa)<br />

herrschen vor. Sie werden in 750 bis 2000 m Höhe, wo <strong>der</strong><br />

Schnee zwei bis drei Monate liegen bleibt, durch 1,5 (bis 2) m<br />

hohe Tussock-Gräser ersetzt (Chionochloa = Danthonia). Zum<br />

Teil hat sich infolge von Bränden <strong>und</strong> Beweidung das Tussock-Grasland<br />

stark auf Kosten <strong>der</strong> früheren Nothofagus-Wa\-<br />

<strong>der</strong> ausgebreitet. Ökophysiologische Untersuchungen sind in<br />

diesen Graslän<strong>der</strong>n bisher nicht durchgeführt worden.<br />

9 Subzonobiom <strong>der</strong> Halbwüsten<br />

Die Halbwüste unterscheidet sich von <strong>der</strong> Wüste durch ihre<br />

diffuse <strong>Vegetation</strong>, aber mit einer geringen Deckung von<br />

etwa 25 %. In <strong>der</strong> Wüste ist die <strong>Vegetation</strong>sdichte noch geringer,<br />

zugleich vollzieht sich dort <strong>der</strong> Übergang zur kontrahierten<br />

<strong>Vegetation</strong>. Die Pflanzendecke <strong>der</strong> Halbwüsten ist<br />

sehr verschiedenartig. In den frostfreien Subtropen o<strong>der</strong><br />

Tropen findet man meist Holzpflanzen <strong>und</strong> Sukkulenten. In<br />

<strong>der</strong> gemäßigten Zone mit kalten Wintern sind es/idagegen<br />

vor allem Halbsträucher, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Gattung Artemi-'-<br />

m. Das ist sowohl in Eurasien als auch in Nordamerika <strong>der</strong><br />

Fall. Eine ganze Reihe weiterer Arten kann solche Halbwüsten<br />

dominieren, etwa die Gattung Atriplex (A. confertifolia in<br />

Utah), aber auch Ceratoides (= Eurotia) im Mittleren Westen


410 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 244.<br />

Zwergstrauchhalhwüste, bedeckt<br />

mit <strong>der</strong> wollig-grauen Ceratoides<br />

lanata im Rush-Valley bei Tooele<br />

(Utah. USA) (phot. S.-'W.<br />

B reckle).<br />

So ( y \ [Ul/<br />

<strong>der</strong> USA C. lanata (Abb. 244), in Zentralasien C. latens <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e Arten. Im windigen Patagonien hatten wir die Polsterpflanzen<br />

als bezeichnendes Element kennengelernt.<br />

Der größeren Aridität <strong>der</strong> Halbwüsten entsprechend sind<br />

verbrachte Böden weit verbreitet. Beson<strong>der</strong>s auffallend ist<br />

das in Osteuropa, wo die weiten Flächen des Faulen Meeres<br />

nördlich <strong>der</strong> Krim im Sommer austrocknen <strong>und</strong> sich mit einer<br />

Salzkruste bedecken, wobei <strong>der</strong> Salzstaub vom Winde<br />

nach Norden verweht <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Zone <strong>der</strong> Südlichen<br />

Schwarzerde <strong>und</strong> <strong>der</strong> K astanienerden abgelagert wird. Diese<br />

Zufuhr von Na-Salzen führt zur Solonzierung <strong>der</strong> Böden.<br />

Das Salz wird durch das Schmelzwasser im Frühjahr aus den<br />

oberen Bodenschichten ausgewaschen, wobei die gebildeten<br />

Humussole (Sodabildung) auch die Sesquioxide (Fe^O,,<br />

AI2O3) mit in die tieferen Bodenschichten nehmen, wo eine<br />

Ausfällung stattfindet <strong>und</strong> ein verdichteter B-Horizont mit<br />

stark alkalischer Reaktion entsteht (Abb. 245). Nach Süden<br />

nimmt die Salzzufuhr ständig zu; aus dem A-Horizont werden<br />

die Humusstoffe ganz ausgelaugt, während <strong>der</strong> stark alkalische<br />

B-Horizont sich immer mehr verdichtet <strong>und</strong> durch<br />

die, bedingt durch den hohen Na-Anteil starke Entquellung<br />

im Sommer <strong>und</strong> starke Quellung während <strong>der</strong> humiden Jahreszeit<br />

eine säulenförmige Struktur annimmt. Dieser Säulensolonez<br />

erinnert in gewisser Hinsicht an die Podsolböden,<br />

die jedoch eine stark saure Reaktion aufweisen, weil bei<br />

ihnen die peptisierende Wirkung durch H-Ionen ausgelöst<br />

wird. Unter dem B-Horizont des Solonezbodens fällt zuerst<br />

das schwerlösliche CaC0 3 aus (Kalkaugen), dann <strong>der</strong> Gips<br />

(CaS0 4 ) als Röhrchen o<strong>der</strong> Drusen, während die leicht löslichen<br />

Salze ins Gr<strong>und</strong>wasser gewaschen werden.


Steigt das Gr<strong>und</strong>wasser an, was zum<br />

Beispiel an <strong>der</strong> Nordküste des Schwarzen<br />

Meeres, die langsam absinkt, <strong>der</strong> Fall<br />

ist, dann bildet sich ein nasser Salzboden,<br />

den man als S o lo n tsch ak bezeichnet.<br />

Das Gr<strong>und</strong>wasser wird kapillar bis<br />

zur Bodenoberfläche heraufgesogen <strong>und</strong><br />

verdunstet. Entsprechend finden wir<br />

über den Gleyhorizonten einen mit<br />

Gipsröhrchen <strong>und</strong> darüber die Humushorizonte<br />

mit einer weißen Salzkruste<br />

an <strong>der</strong> Oberfläche in <strong>der</strong> trockenen Jahreszeit.<br />

Bei <strong>der</strong> hohen Salzkonzentration<br />

kommt es nicht zur Bildung von Humussolen,<br />

denn die Humusstoffe werden<br />

aiisgeflockt.<br />

Auf den Solonezböden treten die<br />

Steppengräser zurück. Neben Artemisia<br />

maritima-salina <strong>und</strong> A. pauciflora stellen<br />

sich Arten <strong>der</strong> Gattungen Camphorosma,<br />

0-<br />

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150- * ■k C3<br />

*<br />

Limonium, Kochia,<br />

Fetrosimonia u. a. ein (in Nordamerika Ceratoides lanata, Atriplex<br />

confertifolia, Kochia spp. u. a.); dazu kommen Bodenflechten<br />

(Aspicilia), Lebermoose (Riccia) sowie (Nostoc).<br />

Auf den kleinen Erhebungen, die nicht versalzt sind, bildet<br />

sich die H a lb w ü s te n -B ra u n e rd e (= B urosem ) aus.<br />

Die oberen Horizonte haben einen Humusgehalt von nur 2<br />

bis 3 % <strong>und</strong> sind braun gefärbt; <strong>der</strong> Aufbrausungshorizont<br />

liegt 25 cm tief, die Deckung <strong>der</strong> Pflanzen ist unter 50 %. Die<br />

<strong>Vegetation</strong> besteht aus Festuca sulcata <strong>und</strong> den niedrigen<br />

Halbsträuchern Pyrethrum achilleifolium, Kochia prostrata <strong>und</strong><br />

Artemisia maritima-incana, die Salzböden meidet. Stipa-Anen<br />

findet man nur vereinzelt, aber im Frühjahr entwickeln sich<br />

viele Ephemeren. In <strong>der</strong> Kaspischen Nie<strong>der</strong>ung bilden beide<br />

Gesellschaften auf Burosem <strong>und</strong> auf Solonezböden oft ein<br />

Mikromosaik, das durch das Mikrorelief verursacht wird,<br />

.kuf dem ganz nassen Solontschak herrschen Salicornia <strong>und</strong><br />

Halocnemum vor, auf weniger nassem Suaeda, Obione, Petrosimonia,<br />

Limonium caspica, Atriplex verrucifera u. a. (vgl. dazu<br />

Levina 1964 <strong>und</strong> <strong>Walter</strong> &- Box 1983).<br />

Der südliche Teil <strong>der</strong> Kaspi-Nie<strong>der</strong>ung wurde nach dem<br />

Rückzug des Meeres im Bereich <strong>der</strong> Deltabildung des Wolga-<br />

Ural-Flußsystems mit alluvialen Sanden bedeckt. Diese waren<br />

ursprünglich mit Artemisia maritima-incana, Agropyron cristatum,<br />

Festuca sulcata, Koeleria glauca ti. a. bewachsen. Durch<br />

die Beweidung wurde die <strong>Vegetation</strong>sdecke zerstört, <strong>der</strong><br />

Sand geriet in Bewegung, so daß große vegetationslose<br />

Subzonobiom <strong>der</strong> Halbwüsten 411<br />

Abb. 245.<br />

Bodenprofile in Osteuropa von<br />

schwach bis stark verbrachten<br />

Böden. 1 schwach solonzierte<br />

Südl. Schwarzerde mit leichter<br />

Verdichtung (A2B), 2 Dunkle<br />

Kastanienbraunerde mit B-Horizont,<br />

3 Helle Kastanienbraunerde<br />

stark solonziert (A humusarm<br />

<strong>und</strong> plattig, B säulenförmig <strong>und</strong><br />

sehr dicht), 4 Typischer Säulen-<br />

Solonezboden, 5 Solonez durch<br />

steigendes Gr<strong>und</strong>wasser verän<strong>der</strong>t,<br />

6 Typischer Solontschak<br />

mit hohem Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong><br />

humusreichem zl,. Kalkaugen<br />

C), Gipsröhrchen bei 2-4 <strong>und</strong><br />

C bei 5-6, Gipsdrusen Cj, Gleyhorizont<br />

(Gr<strong>und</strong>wasser) G, G,<br />

<strong>und</strong> G,


412 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 246.<br />

Asiatische Wüsten <strong>der</strong> gemäßigten<br />

Klimazone (aus W a l t e r<br />

1990). Mittelasiatische Wüsten:<br />

I Irano-Turanische (z. T. fast<br />

subtropisch) <strong>und</strong> II Kasachisch-<br />

Dsungarische. Zentralasiatische<br />

Wüsten: III im engeren Sinne<br />

(heiße Sommer) <strong>und</strong> IV Tibetische<br />

kalte Hochgebirgswüste.<br />

_ Man unterscheidet<br />

die Mittelasiatischen<br />

Wüsten <strong>und</strong> die Zentralasiatischen<br />

(Abb. 246). Die<br />

ersten umfassen das<br />

Irano-Turanische Wüstengebiet,<br />

das den südlichen<br />

Teil <strong>der</strong> Aralo-Kaspischen<br />

Nie<strong>der</strong>ung einnimmt, <strong>und</strong><br />

den südlichen Teil von<br />

Kazakstan mit <strong>der</strong> Dsungarei,<br />

Zu den zentralasiatischen<br />

Wüsten rechnet<br />

man zum Teil die Dsungarei,<br />

die Wüste Gobi,<br />

den westlichen Teil von<br />

Ordos im großen Knie des<br />

Hwang-Ho, Ala-Schan,<br />

Pei-Schan, das Tarim-<br />

Becken (Kaschgarien) mit<br />

<strong>der</strong> Wüste Takla-Makan<br />

sowie das schon höhere<br />

Becken Tsaidam.<br />

Wan<strong>der</strong>dünen (Barchane) entstanden. Läßt die Sandbewegung<br />

nach, so treten als Pioniere Elymus ßiganteus <strong>und</strong> die<br />

Chenopodiacee Agriophyllum arenarium auf, danach Salsola<strong>und</strong><br />

Corispermum-Anen. In den Dünentälern erscheinen Aristida<br />

pennata, Artemisia scoparia u. a. Langsam stellt sich die<br />

zonale <strong>Vegetation</strong> wie<strong>der</strong> ein.<br />

Die Sanddünen, namentlich die vegetationslosen, sind<br />

Wasserspeicher. Unter ihnen ist stets Gr<strong>und</strong>wasser vorhanden,<br />

das in den Dünentälern kleine Süßwasserseen bildet,<br />

um die herum die Ölweide (Elaeagnus angustifolia) sowie<br />

Weiden <strong>und</strong> Pappeln wachsen. Man hat versucht, die Sandflächen<br />

mit Pappeln <strong>und</strong> Weiden (Salix acuminata) aufzuforsten.<br />

Sie gedeihen anfangs gut auf Kosten <strong>der</strong> Wasservorräte<br />

im Boden; aber diese werden im Laufe von vier Jahren<br />

verbraucht, <strong>und</strong> die Kulturen gehen ein.<br />

Die Halbwüste nimmt in Kazakstan große Flächen ein<br />

zwischen den südsibirijdg^SfSmgn im Norden <strong>und</strong> den<br />

Wüsten im Süden^^^B£5iEfikä^it\pricht ihnen die Sagebrtish-Zone<br />

m^^^iemisia tridentäta. y<br />

f -<br />

10 Subzonobiom <strong>der</strong> Mittelasiatischen Wüsten<br />

Dieses Gebiet liegt im Iran nördlich <strong>der</strong> Grenze des Dattelanbaues.<br />

Es ist durch regelmäßige Fröste gekennzeichnet.<br />

Das Tsaidam-Becken (Abb. 247) leitet zu den Hochgebirgswüsten<br />

von Tibet mit Pamir im äußersten Westen über,<br />

Mittelasien erhält noch zyklonale Regen vom Atlantischen<br />

Ozean, die im südlichen Teil als Winterregen fallen, im<br />

nördlichen mehr im Frühjahr <strong>und</strong> Sommer; auf jeden Fall ist<br />

in diesem Teil <strong>der</strong> Boden im Frühjahr nach <strong>der</strong> Schnee­


Subzonobiom <strong>der</strong> Mittelasiatischen Wüsten 413<br />

75 80 85 90 95<br />

schmelze immer feucht. Die Nie<strong>der</strong>schläge nehmen von<br />

Westen nach Osten ab. Floristisch ist das Irano-Turanische<br />

Element stark vertreten. Im Gegensatz dazu stammt in Zentralasien<br />

die Feuchtigkeit von den Ausläufern des ostasiatischen<br />

Sommermonsuns. Der Winter <strong>und</strong> das Frühjahr sind<br />

extrem trocken (vgl. Abb. 248, Denkoi). Die abweichende<br />

Regenverteilung bedingt, daß in <strong>der</strong> Flora ostchinesischmongolische<br />

Elemente vorherrschen.<br />

Von diesen Gebieten ist die <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> Mittelasiatischen<br />

Wüsten in <strong>der</strong> Aralo-Kaspischen Nie<strong>der</strong>ung (früheres<br />

Turkestan) ökologisch am eingehendsten untersucht worden.<br />

Im ganzen Gebiet fallen weniger als 250 mm an Nie<strong>der</strong>schlägen.<br />

Infolge <strong>der</strong> kalten Winter ist die Verdunstung in<br />

dieser Jahreszeit sehr gering. Deshalb erreicht die Jahresverdunstung<br />

des Meerbusens Bogas nur 1100 mm. Die verschiedenen<br />

<strong>Vegetation</strong>stypen werden durch die Böden<br />

geprägt. Dementsprechend werden die folgenden Wüstentypen<br />

(Biogeozänkomplexe) unterschieden.<br />

Abb. 247.<br />

Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> zentralasiatisehen<br />

Wüstengebiete (nach W a l ­<br />

t e r 1990). Die Dsungarei ist ein<br />

Übergangsgebiet zu Mittelasien.<br />

Abb. 248.<br />

Klimadiagramme von Nukuss in<br />

Mittelasien mit Winterregen,<br />

Denkoi in Zentralasien mit Sommerregen<br />

<strong>und</strong> Pamirski Post<br />

(- Murgab) in <strong>der</strong> Kältewüste<br />

(hier nur 264 Tagesmittel über<br />

-10 X ).<br />

N ukuss (66 m)<br />

[1 3 -1 6 ]<br />

10,8° 79<br />

Denkoi (1054 m)<br />

[4]<br />

Pam irski Post (3640 m)<br />

-0,9° 59


414 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Die E p h e m e re n w ü s te findet man auf lößartigen, salzfreien<br />

Böden, die im Frühjahr sehr feucht, aber ab Mai<br />

trocken sind. In <strong>der</strong> kurzen <strong>Vegetation</strong>szeit von Anfang<br />

März bis Mitte Mai entwickeln sich annuelle Arten <strong>und</strong> Geophyten.<br />

Die wichtigsten Arten sind Carex hostii (C. stenophylla)<br />

<strong>und</strong> Poa bulbosa. Stellenweise tritt die 2 m hohe Ferula<br />

foetida auf, die 40 bis 50 annuellen Arten erreichen in 30 bis<br />

45 Tagen die Samenreife. In guten Regenjahren erinnert die<br />

Wüste an eine Wiese <strong>und</strong> erzeugt 0,5 bis 2,5 t/ha an<br />

Trockenmasse; sie kann drei Monate beweidet werden, aber<br />

neun Monate ist sie völlig trocken.<br />

Die G ip sw ü ste ist eine Steinwüste (Hamada) auf den<br />

Hochflächen <strong>der</strong> Tafelberge. Die Böden enthalten bis zu<br />

Abb. 249.<br />

Fast vegetationslose Wüste mit<br />

Pflasterböden über Gipsschichten<br />

in <strong>der</strong> Dasht-e-Margo in Süd-<br />

Afghanistan mit kleinen Stipagrostis-Horsten<br />

<strong>und</strong> Suaeda-<br />

Zwergsträuchern, in <strong>der</strong>en<br />

Windschatten sich etwas Feinmaterial<br />

anreichert (phot. S.-W.<br />

B r e c k l e ) .<br />

Abb. 250.<br />

Sandig-tonige Schwemmfläche<br />

in <strong>der</strong> Halbwüste südlich des<br />

Balchasch-Sees in Kazakhstan<br />

mit dichtem Bewuchs von kräftigen<br />

Saxaul-Sträuchern <strong>und</strong><br />

-Bäumchen (Haloxylon aphyllum)<br />

(phot. S.-VKB r e c k l e ) .


50 % Gips, <strong>der</strong> die Feuchtigkeit speichert. Die Verhältnisse<br />

erinnern an die Sahara. Im Frühjahr entwickeln sich Therophyten,<br />

sonst decken die Gipspflanzen 0,1 % <strong>und</strong> stehen<br />

nur in Erosionsrinnen dichter (Abb. 249). Auch einige Haiophyten<br />

treten auf.<br />

Auf gr<strong>und</strong>wassernahen Böden am Unterlauf <strong>der</strong> Flüsse,<br />

m Depressionen (Schory) o<strong>der</strong> um Salzseen ist eine H a -<br />

lophytenw üste weiter verbreitet. Die meisten Arten sind<br />

Hygrohalophyten (Salicornia, Halocnemum, Haloxylon, Seidlit-<br />

:ia u. a.). (Abb. 250).<br />

Takyre sind scheinbar vegetationslose, tonige ebene<br />

Flächen, die im Frühjahr vom Oberflächenwasser, das von<br />

den Gebirgen abfließt, überflutet werden, aber bald wie<strong>der</strong><br />

aiistrocknen (Abb. 251). In den flachen Lachen, die sich<br />

rasch erwärmen, findet man 92 Cyanophyceen, 38 Chlorophyceen<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Algen; sie erzeugen 0,5 t/ha an<br />

Trockensubstanz mit einem N-Gehalt von 4,5 % (Bindung<br />

des Luftstickstoffs). Auf etwas höheren Flächen siedeln sich<br />

flechten (Diploschistes u. a.), selten auch Moose an. Blütenpllanzen<br />

sind selten.<br />

Sandw üsten spielen eine beson<strong>der</strong>s große Rolle: Kara-<br />

Kum (Schwarzer Sand) zwischen Kaspi <strong>und</strong> Amu-Darja, Kysyl-Kum<br />

(Roter Sand) zwischen Amu- <strong>und</strong> Syr-Darja. Der<br />

Sandboden ermöglicht eine dichtere <strong>Vegetation</strong>. An <strong>der</strong><br />

A'iistenstation Repetek in <strong>der</strong> Karakum-Wüste wurden seit<br />

1912 eingehende ökologische Untersuchungen durchgeführt.<br />

Diese Wüste wird deshalb anschließend genau be-<br />

'prochen.<br />

Subzonobiom <strong>der</strong> Mittelasiatischen Wüsten 415<br />

Abb. 251.<br />

Trockene Takyrfläche, <strong>der</strong> Boden<br />

ist in Polygone aufgespalten. Auf<br />

angewehtem Sande hat sich ein<br />

Tamarix-Strauch angesiedelt<br />

(phot. P. H a n e l t ) .


416 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 252.<br />

Karte <strong>der</strong> Karakum-Wüste (dick<br />

umrandet. KB = Kleiner Balchan<br />

(aus W a l t e r 1976).<br />

11 Die Karakum-Sandwüste<br />

Die Karakum-Wüste nimmt mit einer Fläche von<br />

350 000 km^ den südlichen Teil <strong>der</strong> Turanischen Nie<strong>der</strong>ung<br />

ein zwischen Kaspischem Meer im Westen <strong>und</strong> Amudarja<br />

im Osten, dem 2600 km langen Strom, <strong>der</strong> in 5000 m NN in<br />

den Pamirgebirgen entspringt (Abb. 252).<br />

Die Sandwüste ist ein geographisch gut abgegrenztes<br />

Biom des Subzonobioms <strong>der</strong> gemäßigten Wüsten des Zonobioms<br />

VII. Es handelt sich um ein großes Becken, das durch<br />

den Amudarja seit dem Tertiär mit alluvialen Lockergesteinen<br />

ausgefüllt wurde; letztere erfuhren durch Wind<br />

nachträglich eine Umlagerung. Dabei wurden die Staubteile<br />

im Süden am Kopetdag-Hang als Löß abgelagert, während<br />

die Sande eine Dünenlandschaft bildeten (Abb. 253).<br />

Der Fluß Amudarja mündete ursprünglich ins Kaspische<br />

Meer, wurde jedoch von den Deltaablagerungen <strong>der</strong> von Süden<br />

kommenden Flüsse Murghab <strong>und</strong> Tedshen nach Osten<br />

abgedrängt, so daß er heute zum Aralsee fließt. Aber er ist<br />

auch heute noch für die Karakum bestimmend, weil sein<br />

Wasser durch Infiltration einen Gr<strong>und</strong>wassersee speist, dessen<br />

Spiegel unter <strong>der</strong> ganzen zentralen Karakum mit einer<br />

leichten Neigung zum Kaspischen Meer liegt. Nur stellen-


Die Karakum-Sandwüste 417<br />

Abb. 253.<br />

Wüste Karakum mit leicht gewelltem<br />

Dünenrelief <strong>und</strong> spärlichem<br />

Strauchbewuchs (Haloxylon<br />

persicum u. a.) Boden nur<br />

im Frühjahr mit Ephemeren<br />

<strong>und</strong> Ephemeroiden bedeckt<br />

(phot. P e t r o v ) .<br />

weise tritt Gr<strong>und</strong>wasser an die Oberfläche, was zur Salzpfannenbildung<br />

führt.<br />

Man kann folgende Wasserbilanz für das gesamte Biom aufstellen:<br />

Gr<strong>und</strong>wasserinfiltration vom Amudarja im<br />

Mittel<br />

150m^/sec<br />

Regenwasserversickerung im Barchanengebiet 30 m’/sec<br />

Infiltration vom Murghab <strong>und</strong> Tedshen 21 m^/sec<br />

Unterirdischer Zufluß vom Kopetdag (aus Süden) 20 m^/sec<br />

Versickerung von den Anhöhen <strong>und</strong> Takyren 1 m’/sec<br />

Gesamter Zufluß zum Gr<strong>und</strong>wassersee 222 m’/sec<br />

Dem steht folgende ungefähre Verlustrechnung gegenüber:<br />

Verdunstung von nassen Salzpfannen mit<br />

hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />

165 m’/sec<br />

Gr<strong>und</strong>wasserverluste durch Phreatophyten<br />

(an Gr<strong>und</strong>wasser geb<strong>und</strong>ene Pflanzen) 57 m’/sec<br />

Gesamtverluste<br />

2 2 2 m^/sec<br />

Obgleich sich das Gr<strong>und</strong>wasser langsam von Ost nach West<br />

bewegt, so zeigen die Beobachtungen, daß kein Wasser in<br />

das Kaspische Meer abfließt. Das Gr<strong>und</strong>wasser ist leicht<br />

brackig, doch schwimmen Süßwasserlinsen auf demselben<br />

unter vegetationslosen Dünen. Sie werden durch einsickerndes<br />

Regenwasser gebildet, selbst bei Jahresnie<strong>der</strong>schlägen<br />

um nur 100 mm. An solchen Stellen liefern Brunnen<br />

gutes Trinkwasser.<br />

Das Klima <strong>der</strong> Karakum geht aus dem Klimadiagramm<br />

von Nukuss (Abb. 248) hervor. 50 bis 70 % <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge<br />

fallen im Frühjahr; es ist die günstigste Jahreszeit. Der<br />

Winter ist kalt, doch bleibt keine dauernde Schneedecke liegen.<br />

Im heißen Sommer ist die potentielle Evaporation 1500<br />

bis 2500 mm, also das 10- bis 20fache <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge.


1<br />

418 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

_ Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Böden lassen<br />

sich in <strong>der</strong> Karakum<br />

folgende Biogeozönkomplexe<br />

unterscheiden:<br />

a) Psammophytenkomplex,<br />

<strong>der</strong> über 80 % <strong>der</strong><br />

Fläche einnimmt;<br />

b) Takyrkomplex;<br />

c) Halophytenkomplex.<br />

Im Schutzgebiet bei <strong>der</strong> Wüstenstation Repetek (SE-Karakiim)<br />

wurden langjährige ökologische Untersuchungen<br />

durchgeführt, die wir sehr knapp zusammenfassen. Das Gebiet<br />

ist 34 000 ha groß (14 000 ha vegetationslose Barchanenfel<strong>der</strong>,<br />

18 000 ha bewachsene Dünen <strong>und</strong> 2000 ha Diinentäler).<br />

Charakteristisch für die Sandwüsten sind die<br />

Baumsträucher Haloxylon persicum (weißer Saxaul, sprich<br />

Ssakssa-ul) <strong>und</strong> H. ammodendron = aphyllum (schwarzer Saxaul).<br />

Beim Psammophytenkomplex unterscheidet man:<br />

1. das Biogeozön des Ammodendretum conollyi aristidosum<br />

auf leicht beweglichem Sande mit einer Pioniersynusie<br />

aus Aristida karelinii auf Dünenkämmen <strong>und</strong> den<br />

Sträuchern (Ammodendron conollyi, Callißonum arborescens,<br />

2 .<br />

3.<br />

Eremosparton u. a.) am oberen Hang,<br />

das Biogeozön des Haloxyletum persici caricosum auf unbeweglichem<br />

Sand am unteren Hang <strong>und</strong> auf den Sandflächen<br />

mit den Synusien <strong>der</strong> Frühlings- <strong>und</strong> Sommerephemeren<br />

sowie <strong>der</strong> Ephemeroiden (143 Arten, davon<br />

24 häufige). Dazu kommt<br />

das Biogeozön <strong>der</strong> tiefen Dünentäler mit Gr<strong>und</strong>wasser in<br />

5 bis 8 m Tiefe, das von den Wurzeln des salztoleranten<br />

Haloxylon ammodendron erreicht wird, einem 5 bis 9 m hohen,<br />

gehölzebildenden Baum. Auch hier lassen sich mehrere<br />

Synusien im Unterwuchs unterscheiden (Ephemeren,<br />

Halophyten).<br />

Am verbreitetsten ist das Haloxyletum persici caricosum<br />

(Abb. 253) mit einer offenen 3 bis 5 m hohen Strauchschicht<br />

(100 bis 300 Exemplare/ha, in <strong>der</strong> auch die aphyllen Callißo-<br />

«wm-Arten (Polygonaceae) Vorkommen. Der Altersaufbau<br />

<strong>der</strong> Sträucher ist folgen<strong>der</strong>:<br />

Alter in<br />

Jahren<br />

Exemplare<br />

in %<br />

1 2 3-5 6-10 11-15 16-20 > 2 0 tote<br />

8 3 1 14 2 0 41 1 1 2<br />

Eingehende ökologische Untersuchungen ergaben, daß die<br />

Sträucher das ganze Jahr hindurch aktiv sind, weil die oberen<br />

2 m des Sandes immer aufnehmbares Wasser enthalten.<br />

Das osmotische Potential sinkt während <strong>der</strong> Dürre etwas ab.<br />

die Wasserdefizite sind nie hoch, die sehr intensive Transpiration<br />

wird während <strong>der</strong> Dürre auf die Hälfte o<strong>der</strong> ein Drittel<br />

reduziert, die Photosynthese wird im Sommer nicht<br />

unterbrochen; sie ist bei den Ephemeren mit kurzer <strong>Vegetation</strong>szeit<br />

beson<strong>der</strong>s intensiv.


Beim Ammodendretum auf beweglichem Sand fand man<br />

in den oberen 2 m des Sandes 83 mm an gespeichertem Wasser,<br />

am Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit verblieben noch 34 mm; von<br />

den verlorenen 49 mm wurden 37 mm für die Transpiration<br />

<strong>der</strong> Pflanzen verbraucht, so daß nur 12 mm vom Boden aus<br />

verdunsteten.<br />

Etwas ungünstiger sind die Verhältnisse beim dichter bewachsenen<br />

unbeweglichen Sand: Die Sträucher transpirierten<br />

30 mm (H. persicum allein 16 mm), <strong>der</strong> dichte Carexphysodes-Unterwuchs<br />

17 mm, zusammen 47 mm. Im Boden waren<br />

im Frühjahr 62 mm Wasser gespeichert, im Herbst verblieben<br />

nur 8 mm. Die Wasserabnahme betrug somit 54 mm, davon<br />

gingen durch die Transpiration <strong>der</strong> Pflanzen 47 mm verloren<br />

<strong>und</strong> somit 7 mm durch die Verdunstung vom Boden.<br />

In den tiefen Dünentälern über Gr<strong>und</strong>wasser mit Geholten<br />

betrug die Transpiration insgesamt 149 mm {H. ammoiendron<br />

108 mm, an<strong>der</strong>e Stäucher 30 mm, <strong>der</strong> lichte Carex<br />

physodes-Tep-pich 11 mm). Gespeichert wurden im Boden<br />

nur 76 mm. Wenn man annimmt, daß H. ammodendron die<br />

von ihm transpirierten 108 mm dem Gr<strong>und</strong>wasser entnimmt,<br />

dann werden die 4! mm aller übrigen Arten durch<br />

die Wasservorräte in den oberen 2 m reichlich gedeckt. Bei<br />

Haloxylon ammodendron laufen 14 % <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge am<br />

Stamm ab; in regenreichen Jahren erleichtert das <strong>der</strong> Pfahlwurzel<br />

das Vordringen in größere Tiefen.<br />

Wir sehen somit, daß ungeachtet <strong>der</strong> sehr hohen Transpirationsintensität<br />

<strong>der</strong> Karakum-Sträucher pro Gramm Frischgcwicht<br />

die Gesamttranspiration pro Fläche infolge <strong>der</strong> geringen<br />

gesamten Blattfläche niedrig ist <strong>und</strong> durch die<br />

Nie<strong>der</strong>schläge gedeckt werden kann. Die Hauptanpassung<br />

<strong>der</strong> Pflanzen besteht in <strong>der</strong> Aphyllie <strong>und</strong> dem Abwerfen <strong>der</strong><br />

kleinen Blätter während <strong>der</strong> Dürrezeit, soweit solche im<br />

Frühjahr gebildet werden.<br />

Für die oberirdische Phytomasse wurden festgestellt: auf<br />

noch beweglichem Sande 80 kg/ha (davon 25 % Calligonum<br />

<strong>und</strong> 12 % Aristida), auf bewachsenem Sande 2,4 t/ha (davon<br />

Haloxylon persicum 85 %, Carexphysodes 10 %). Viel größer ist<br />

die unterirdische Phytomasse, die nur in Dünentälern mit<br />

Haloxylon ammodendron bestimmt wurde: oberirdisch<br />

6,4 t/ha (davon Haloxylon 82 %), unterirdisch 19,4 t/ha (davon<br />

Haloxylon 49 %).<br />

Die jährliche Primärproduktion betrug für Haloxylon ammodendron<br />

oberirdisch 1,17 t/ha <strong>und</strong> unterirdisch 2,11 t/ha.<br />

Diese hohe Produktion in Wüsten wird in diesem Falle nur<br />

durch die Wasseraufnahme aus dem Gr<strong>und</strong>wasser ermöglicht.<br />

Die Karakum-Sandwüste 419


420 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Den Takyrbiogeozönkomplex findet man dort, wo abfließendes<br />

Regenwasser auf einer weiten Ebene ausläuft <strong>und</strong><br />

eine Tonschicht ablagert, über <strong>der</strong> es stehen bleibt, bis es verdunstet.<br />

Im Wasser entwickeln sich Algenmassen, vorwiegend<br />

Cyanophyta (auch N-bindende), die nach dem Austrocknen<br />

ein Algenhäutchen hinterlassen. Der Boden erhält Trockenrisse,<br />

die sich beim nächsten Benetzen durch Quellung rasch<br />

schließen. An nur feuchten, aber nicht überschwemmten<br />

Stellen entwickeln sich Flechten, hangaufwärts auch Ephemeren.<br />

Die Phytomasse (zum Teil Primärproduktion) bei diesen<br />

drei Biogeozönen ist: Algen = 0,1 t/ha, Flechten = 0,3 t/ha<br />

<strong>und</strong> Ephemeren = 1,2 bis 1,6 t/ha.<br />

Der Halophytenbiogeozonkomplex tritt dort auf, wo es<br />

infolge eines hohen Gr<strong>und</strong>wasserstandes zur Bildung von<br />

Salzpfannen kommt. Die oft nur aus einer Art bestehenden<br />

Biogeozöne ordnen sich in Kreisen um den zentralen Teil<br />

mit einer Salzkruste. Bei <strong>der</strong> Pionierart H a lo c n e m u m strobilac<br />

e u m wurde eine Phytomasse von 1,76 t/ha (davon Wurzeln<br />

1,04 t/ha) ermittelt <strong>und</strong> eine Jahresproduktion von 0,5 bis<br />

0,7 t/ha.<br />

Im Deltagebiet des Amudarja wuchsen üppige lianenreiche<br />

P o p u l u s - H a l i m o d e n d r o n - A u e n w ä l d e i (mit L o n k e r a , Vitis,<br />

C le m a tis ) <strong>und</strong> weite Schilf ('P/tra^m/fesJ-Bestände, von denen<br />

die oberirdische Phytomasse bzw. Primärproduktion bestimmt<br />

wurden: Auen 77,8 t/ha bzw. 11,4 t/ha, Schilf 35 t/ha<br />

bzw. eine außergewöhnliche Produktion von 18 t/ha. Heute<br />

ist diesen Beständen durch die Austrocknung des Aralsees<br />

das Gr<strong>und</strong>wasscr entzogen (<strong>Breckle</strong> et al. 1997, Klötzli<br />

1997). Diese artenreichen Auenwäl<strong>der</strong> (Tugai-Wäl<strong>der</strong>) sind<br />

daher heute fast völlig vernichtet.<br />

Eine sehr wichtige Rolle spielt die Tierwelt. Die früheren<br />

Herden von Antilopen, Wildpferden <strong>und</strong> -eseln sind heute<br />

durch drei Millionen Karakulschafe ersetzt worden, die die<br />

Sandwüste ganzjährig beweiden <strong>und</strong> Persianerfelle liefern.<br />

Der Viehtritt verhin<strong>der</strong>t das Zuwachsen <strong>der</strong> Sandflächen mit<br />

C a r e x p h y s o d e s <strong>und</strong> dem Moos T o r tu la d e s e r to r u m ; zugleich<br />

werden die Samen <strong>der</strong> Strauchkeimlinge in den Sand hineingetreten,<br />

was das Keimen erleichtert. Auch die vielen Nager<br />

durchwühlen den Boden, ebenso die großen Schildkröten<br />

(100 pro Hektar), die sich zehn Wochen bis vier Monate<br />

im Frühjahr von den Ephemeren ernähren <strong>und</strong> sonst im Boden<br />

schlafen.<br />

Die Zoomasse ist allerdings in den drei Biogeozönen wie<br />

immer nicht groß: Säugetiere 0,3 bis 1,4 kg/ha, Vögel 0,02<br />

bis 0,07 kg/ha, Reptilien 0,21 bis 0,7 kg/ha (ohne Schildkröten),<br />

Wirbellose maximal 15 kg/ha (ober- <strong>und</strong> unterirdisch).


Die Kreisläufe <strong>der</strong> mineralischen Elemente wurden ebenfalls<br />

untersucht, die Destruenten jedoch nur summarisch<br />

berücksichtigt.<br />

Eine ausführlichere Darstellung über die Karakum-Wüste<br />

findet man bei W alter 1976 <strong>und</strong> W alter & Box 1983.<br />

Orobiom VII (rill) in Mittelasien 421<br />

12 Orobiom VII (rill) in Mittelasien<br />

Beson<strong>der</strong>s interessante Verhältnisse weisen die Höhenstufen<br />

von diesem Orobiom in Mittelasien auf, wo es in <strong>der</strong> Klimazone<br />

VII (rill) liegt. Die Gebirge gehören dem Pamiro-Alaischen<br />

<strong>und</strong> dem Tienschan-System an <strong>und</strong> erheben sich bis<br />

über 7000 m NN. Fast Jede Stufenfolge hat hier je nach <strong>der</strong><br />

Auswirkung <strong>der</strong> lokalen Steigungswinde ihre Eigentümlichkeit;<br />

man kann jedoch zwei Haupttypen unterscheiden:<br />

1. aride Stufenfolgen ohne Waldstufe <strong>und</strong> 2. mehr humide<br />

mit ein bis zwei Waldstufen (Stanjukovitsch 1973).<br />

Im Fall des Zentralen Tienschan folgt auf die Halbwüstenstufe<br />

von 2000 m NN an eine Gebirgssteppenstufe bis<br />

2900 m, wobei in <strong>der</strong> subalpinen Stufe (ab 2600 m) sich alpine<br />

Arten beiniischen ( L e o n to p o d iu m a lp in u m , P o ly g o n u m v i-<br />

v ip a ru m , T h a lic tr u m a l p i n u m u. a.). Die Steppenelemente reichen<br />

in die untere alpine Stufe ( K o b r e s i a - P a s e n ) bis 3500 m<br />

NN hinein <strong>und</strong> verschwinden erst über 3500 m. Die<br />

hochmontanen, subalpinen <strong>und</strong> alpinen Stufen gehen vollkommen<br />

gleitend ineinan<strong>der</strong> über. Die Erklärung für diese<br />

merkwürdige Vermischung von Steppen- <strong>und</strong> alpinen Elementen<br />

ist darin zu suchen, daß die Stcppcnpflanze eine<br />

günstige <strong>Vegetation</strong>szeit von vier Monaten benötigt, die im<br />

ariden Gebirgsklima durch die starke Strahlung noch bis<br />

3500 m NN im Sommer gegeben ist. Die übrigen acht Monate<br />

können dürr o<strong>der</strong> aber eben kalt sein. Die alpinen Elemente<br />

kommen mit einer kürzeren <strong>Vegetation</strong>szeit aus,<br />

wachsen jedoch auch bei einer längeren, wenn diese so<br />

feucht ist, daß sie den Wettbewerb mit den Steppenpflanzen<br />

bestehen können (W alter 1975a).<br />

In weniger extremen Fällen treten in <strong>der</strong> subalpinen Stufe<br />

namentlich an Nordhängen J u n i p e r u s - B a u m ü m t n auf, die<br />

in <strong>der</strong> alpinen Stufe Spalierform annehmen.<br />

Beson<strong>der</strong>s interessant sind die humiden Stufen, bei denen<br />

über einer Halbwüste mit xerophilen Baumfluren (P is ta c ia ,<br />

C ra ta egus) <strong>und</strong> Gebirgssteppen eine Laubholzstufe mit Wildobstarten<br />

vorhanden ist ( A m y g d a lu s c o m m u n is , J u g la n s re -<br />

ß ia ,M a lu s s ie v e r s ii m i l großen Früchten, P y r u s - <strong>und</strong> P r u n u s - A r ­<br />

t e n ) . Die Hauptstadt von Kazakhstan, Almaty (früher<br />

Alma-Ata), heißt „Apfel-Vater", weil über ihr im Transili-


422 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 254.<br />

Steppenwald im Transüi-Alatau,<br />

südlich von Almaty (Kazakhstan)<br />

bei Medeo auf ca. 2000 m<br />

NN, ausschließlich mit Picea<br />

schrenkiana (phot. S.-W.<br />

B r e c k l e ) .<br />

Abb. 255.<br />

Steppenwald in den tiefen<br />

Tälern des östlichen Hindukush<br />

(oberes Nuristantal) mit Pinus<br />

gerardiana an den Hängen <strong>und</strong><br />

Auengebüsch auf dem Talboden<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

Alatau die Malus-Stuie so stark ausgebildet ist. Die Bevölkerung<br />

nutzt dies zur Fruchtzeit <strong>und</strong> kocht an Lagerfeuern Apfelmus<br />

<strong>und</strong> -schnitze ein. Über <strong>der</strong> Laubholzstufe folgt eine<br />

Nadelholzstufe (Abb. 254) aus Picea schrenkiana, eventuell<br />

mit Abies semenovii. Darüber schließt die alpine Stufe an.<br />

Ein gebirgiges Land mit ähnlichen <strong>Vegetation</strong>sverhältnissen<br />

ist auch Afghanistan mit dem Hindukusch-Gebirge, wo<br />

allerdings im Osten auch bereits Monsuneinflüsse auftreten<br />

(F reitag 1971b, B reckle 1971, 1973, 1974, 1983). Der Arten-<br />

<strong>und</strong> Endemitenreichtum ist im Flindukusch viel größer<br />

als im Alatau. Als Beispiel eines beson<strong>der</strong>s artenreichen Gebietes<br />

kann Nuristan im Osten Afghanistans angeführt werden<br />

(Abb. 255), wo bereits auch himalayische Florcnelemente<br />

einstrahlen. An<strong>der</strong>erseits reichen die Gipfel des<br />

Flindukusch auf über 7000 m Höhe, oberhalb 5000 m kom-


Subzonobiom <strong>der</strong> Zentralasiatischen Wüsten 423<br />

Abb. 256.<br />

Hochgebirgsgipfel (Kohe-Baba<br />

Tangí, 6800 m NN) im nordöstlichen<br />

Hindukush (Wakhan,<br />

Afghanistan) mit vergletscherten<br />

Flanken <strong>und</strong> hochreichenden<br />

Geröllhalden mit offener alpinnivaler<br />

<strong>Vegetation</strong> bis über<br />

5000 m NN (phot.<br />

S.-W. B r e c k l e ) .<br />

1<br />

men noch etwa 40 Arten Höherer Pflanzen vor (<strong>Breckle</strong><br />

1971, 1973, 1974). Die alpin-nivale Stufe profitiert trotz <strong>der</strong><br />

Sommertrockenheit von den großen Schnee- <strong>und</strong> Eisreserven<br />

<strong>der</strong> Gletscher (Abb. 256).<br />

Als Beispiel für ein nordamerikanisches Orobiom im semiariden<br />

Klimagebiet VII bringen wir die Höhenstufenfolge<br />

<strong>der</strong> Front Range <strong>der</strong> Rocky Mts. bei Colorado Springs: Auf<br />

die Kurzgrasprärie am Fuß des Gebirges in 1500 m NN folgt<br />

zunächst ein Gürtel mit Langgrasprärie, dann eine nur 50 m<br />

breite Höhenstufe aus Laubgebtisch sowie P in u s e d u lis <strong>und</strong><br />

J u n ip e r u s (Pinyon-Sttife), worauf die Waldstufen folgen, in<br />

denen nacheinan<strong>der</strong> P i n u s p o n d e r o s a , P s e u d o ts u g a m e n z ie s ii<br />

<strong>und</strong> P ice a e n g e lm a n n ii die Vorherrschaft erlangen. In 3700 m<br />

NN ist die Waldgrenze erreicht; nach einer schmalen subalpinen<br />

Stufe mit Pfccit-Krüppeln <strong>und</strong> D a s i p h o r a ( P o te n tilla ) f r u -<br />

(icoSit-Gebüsch beginnt die alpine Stufe.<br />

13 Subzonobiom <strong>der</strong> Zentralasiatischen Wüsten<br />

Wie erwähnt, reichen die letzten Ausläufer <strong>der</strong> ostasiatischen<br />

Störungen bis in dieses Gebiet hinein. Die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

fallen deshalb im Sommer <strong>und</strong> nehmen von Osten<br />

(Ordos 250 mm) nach Westen ab (Lop-Nor-Senke 11 mm).<br />

Der Winter <strong>und</strong> das Frühjahr sind trocken, <strong>und</strong> die für Mittelasien<br />

so charakteristischen Frühlingsephemeren fehlen in<br />

Zentralasien ganz. Die Flora ist arm; unter den ostchinesisch-mongolischen<br />

Elementen herrschen strauchförmige<br />

Psammophyten { C a r a g a n a , H e d y s a r u m , A r te m is ia u. a.) vor.<br />

Auch S tip a ist durch zentralasiatische Arten vertreten. Verbreitet<br />

sind <strong>der</strong> Sanddorn ( H i p p o p h a e r h a m n o id e s ) <strong>und</strong> das<br />

große Gras Tschij (L a s ia g r o s tis s p le n d e n s ) . In Auenwäl<strong>der</strong>n fin-


424 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

det man neben P o p u lu s d iv e r s if o lia <strong>und</strong> E la e a g n u s insbeson<strong>der</strong>e<br />

U lm u s p u m i l a . Beispiele für Halophyten sind N itr a r ia schob<br />

e n , Z y g o p h y llu m - , R e a u m u r ia - , K a l i d i u m - <strong>und</strong> L y c iu m - A n e n .<br />

Für den Charakter <strong>der</strong> Wüsten sind <strong>der</strong> geologische Aufbau<br />

<strong>und</strong> die Gesteinsarten von Bedeutung. Die geographische<br />

Lage <strong>der</strong> Wüsten ist aus Abb. 247 zu ersehen.<br />

1. O rdos. Das Gebiet liegt im Knie des Hwang-Ho nördlich<br />

<strong>der</strong> großen chinesischen Mauer, die am Rande des Wan<strong>der</strong>dünengebietes<br />

verläuft. Es schließt sich an das Steppengebiet<br />

<strong>der</strong> Lößebene des oberen Hwang-Ho an, das<br />

heute kultiviert <strong>und</strong> von Erosionsschluchten zerschnitten<br />

ist. Es handelte sich um eine S t i p a - S x e p p e , die sich jedoch<br />

durch das trockene Frühjahr stark von <strong>der</strong> osteuropäischen<br />

unterscheidet. Im eigentlichen Ordos stehen weiche<br />

Sandsteine an, die zur Ausbildung von weiten Sand<strong>und</strong><br />

Dünenflächen führten. Auf diesen ist die A rtem isia<br />

o r d o s i c a - H a l h w ü s t e mit P y c n o s te lm a (Asclepiadaceae) weit<br />

verbreitet (Deckung 30 bis 40 %). Im abflußlosen zentralen<br />

Teil findet man Seen mit Na2 COj <strong>und</strong> NaCl.<br />

2. A la -S c h a n . Es ist eine hauptsächlich aus Sandflächen<br />

mit Barchanen bestehende Wüste; sie schließt sich westlich<br />

vom Hwang-Ho an <strong>und</strong> wird im Süden durch das<br />

Njan-Schan-Gebirge begrenzt. Im Norden grenzt sie beim<br />

Gushun-Nor an die Gobi. Der Nie<strong>der</strong>schlag sinkt in diesem<br />

Gebiet von 219 mm im Osten auf 6 8 mm im Westen,<br />

wobei die potentielle Evaporation von 2400 mm anl<br />

3700 mm ansteigt. Das Regenmaximum ist im August;<br />

die mittlere Temperatur ist 8 °C, die Minima -2S bis<br />

-32 °C. Im Dünengebiet ist Gr<strong>und</strong>wasser vorhanden. Die<br />

Randgebirge erhalten höhere Nie<strong>der</strong>schläge. Über einer<br />

Wüsten- <strong>und</strong> Steppenhöhenstufe beginnen in 1900 bis<br />

2500 m Höhe mesophile Gebüsche mit L o n ic e r a , Rosa,<br />

R h a m n u s , D a s i p h o r a ( P o t e n t i l l a ) f r u t i c o s a u. a.; darüber<br />

wächst bis 3000 m ein Nadelwald mit P ic e a a s p e r a ta , Pinus<br />

ta b u l a e f o r m is <strong>und</strong> J u n ip e r u s r ig id a , worauf subalpine Gebüsche<br />

<strong>und</strong> alpine Matten folgen.<br />

3. B e i-S c h a n . Dieses Gebiet stellt einen alten gehobenen<br />

Block dar zwischen 1000 m bis 2791 mNN, im Westen von<br />

<strong>der</strong> Lop-Nor-Senke <strong>und</strong> Hami begrenzt. Die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

betragen 39 bis 85 mm, die potentielle Evaporation<br />

3000 mm. Die <strong>Vegetation</strong> ist eine niedrige Strauchwüsie<br />

aus zentralasiatischen Arten mit Halophyten. Auf den<br />

höchsten Erhebungen tritt P ic e a a s p e r a ta auf.


4 . Tarim-Becken mit Takla-Makan. Das Becken hat eine<br />

Länge von 1300 km <strong>und</strong> eine Breite von 500 km <strong>und</strong><br />

wird an drei Seiten von hohen, schneebedeckten Gebirgen<br />

umrahmt. Es ist <strong>der</strong> arideste Teil Zenlralasiens mit<br />

heißen Sommern <strong>und</strong> kalten Wintern (Min. -27,6 °C).<br />

Trotzdem ist es reich an Gr<strong>und</strong>wasser, das von den Gebirgsflüssen<br />

gespeist wird. Der 2000 km lange Tarim-Fluß<br />

führt im Mittel 1200 mVsec an Wasser <strong>und</strong> bildet weite<br />

Auen. Im Unterlauf ist er ein nomadisieren<strong>der</strong> Fluß, <strong>der</strong><br />

ständig seinen Lauf verlegt <strong>und</strong> in <strong>der</strong> zentralen Sandwüste<br />

versickert (Abb. 257). Der Lop-Nor ist bald ein<br />

Salzsee von 100 km Durchmesser, bald vollkommen<br />

trocken. Die Sandwüste Takla-Makan ist vegetationslos,<br />

aber in den Dünentälern kann man Wasser durch Graben<br />

erreichen.<br />

5. Tsaidam. Es handelt sich um ein 2700 bis 3000 m hoch<br />

gelegenes Becken, das von allen Seiten von sehr viel<br />

höheren Gebirgen umgeben ist. Der Altyntag trennt es<br />

von <strong>der</strong> Lop-Nor-Senke. Die mittlere Jahrestemperatur<br />

liegt bei 0 °C, das Minimum unter -30 °C. Auch dieses<br />

Becken wird von den Randgebirgen bewässert. Der zentrale<br />

Teil war im Pleistozän ein großer See <strong>und</strong> ist heute<br />

eine vegetationslose Salzwüste. Am Fuß <strong>der</strong> Gebirge findet<br />

man auf Sandböden eine AriewAw-Halbwüste. Tsaidam<br />

bildet den Übergang zum noch höheren Tibet.<br />

6 . Gobi (mongol. = Wüste). Dieses Gebiet erstreckt sich<br />

nördlich von den bisher genannten Wüsten <strong>und</strong> nimmt<br />

den ganzen südlichen Teil <strong>der</strong> Äußeren Mongolei ein.<br />

Von den Wäl<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Steppen im Osten wird es durch<br />

Subzonobiom <strong>der</strong> Zentralasiatischen Wüsten 425<br />

Abb. 257.<br />

Tarim-Becken: Flußversickerungsgebiet<br />

mit Nebkha-Landschaft.<br />

Die Haufendünen bilden<br />

sich um den Strauch Nitraria<br />

schoberi (phot. P e t r o v ).


426 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 258.<br />

Klimaprofil durch Tibet von SW<br />

nach NE <strong>und</strong> die etwas tiefer gelegene<br />

Tsaidam-Wiiste (7 1/2<br />

fach überhöht). Die temperaturbedingte<br />

Baumgrenze ist in Tibet<br />

<strong>und</strong> in Tsaidam nur eine theoretische,<br />

da die Waldgrenze durch<br />

Trockenheit bedingt wird. Wald<br />

findet man nur am Südhang des<br />

Himalaya <strong>und</strong> als schmale<br />

Höhenstufe im Richthofen-<br />

Gebirge (Nanshan) (aus v o n<br />

WlSSMANN 1961).<br />

das Chingan-Gebirge abgetrennt; im Westen stößt es an<br />

die Dsungarei, die bereits Nie<strong>der</strong>schläge durch atlantische<br />

Zyklone erhält <strong>und</strong> deshalb mittelasiatische Züge aufweist.<br />

Im Norden geht die Gobi allmählich in die mongolischen<br />

Shpfl-Steppen mit A n e u r o l e p i d i u m (A g r o p y r o n )-<br />

<strong>und</strong> A r t e m i s i a - A n e n über. In <strong>der</strong> Wüste sind Salz- <strong>und</strong><br />

Gipsböden verbreitet; <strong>der</strong> zentrale Teil ist vegetationslos<br />

<strong>und</strong> von einem Steinpflaster bedeckt, auch sonst ist die<br />

Pflanzendecke spärlich; die Produktion an Trockenmasse<br />

erreicht kaum 100 bis 200 kg/ha, in den nördlichen Steppenteilen<br />

400 bis 500 kg/ha. Auf verbrachten Nie<strong>der</strong>ungen<br />

wachsen N i t r a r i a s ib ir ic a , L a s ia g r o s tis , K a lid iu m u. a.,<br />

auf mit Sand überwehten Flächen <strong>der</strong> Saksaul H aloxylon<br />

a m m o d e n d r o n . Im ganzen westlichen Teil tritt das Gr<strong>und</strong>wasser<br />

nicht an die Oberfläche. Im Osten sind einige Oasen<br />

vorhanden. In die Wüste Gobi reicht von Nordwesten<br />

<strong>der</strong> Gebirgszug Mongolischer Altai hinein, <strong>der</strong> sich in den<br />

Gobi-Altai fortsetzt. In letzterem wird nur eine Steppenhöhenstufe<br />

erreicht; im ersten ist schon eine Nadelwaldstufe,<br />

namentlich in Nordexposition, vorhanden, die aber<br />

mit L a r ix schon einen ganz sibirischen Charakter trägt.<br />

14 Subzonobiom <strong>der</strong> kalten Hochplateauwüsten<br />

von Tibet <strong>und</strong> Pamir (sZB VII, tlX)<br />

Zwischen <strong>der</strong> Gebirgsmauer des Himalaya im Süden <strong>und</strong><br />

dem Kwen-Lun sowie Altyntag im Norden liegt Tibet, die<br />

größte Massenerhebung <strong>der</strong> Erde mit einer mittleren Höhe<br />

von 4200 bis 4800 m NN. Die Hochfläche hat von Ost nach<br />

West eine Länge von 2000 km <strong>und</strong> von Nord nach Süd eine<br />

Breite von 1200 km. Sie besteht aus mit Schutt angefüllten<br />

Dhaulagiri<br />

Klimatische Schneegrenze<br />

Untergrenze <strong>der</strong> subnivalen Stufe<br />

Trockengrenze (Waldsteppengrenze <strong>und</strong> Isohygromene<br />

zwischen 5 <strong>und</strong> 6 humiden Monaten)


___________________Subzonobiom <strong>der</strong> kalten Hochplateauwüsten von Tibet <strong>und</strong> Pamir (sZB VII, tlX) 427<br />

Becken, die durch zahlreiche, nochmals 1000 ni höhere Gebirgszüge<br />

begrenzt werden (Abb. 258). Die abfließenden<br />

Schmelzwässer bilden vernäßte Flächen, Frostschiittsümpfe<br />

mit dem Riedgras K o b r e s ia tib e tic a , zum Teil auch „Salzseen".<br />

Auch Sanddünengebiete gibt es.<br />

Der südliche <strong>und</strong> östliche Teil steht noch unter dem Einfluß<br />

des Monsuns, <strong>und</strong> in den tief eingeschnittenen Tälern,<br />

die den Oberlauf <strong>der</strong> großen süd- <strong>und</strong> ostasiatischen Flußsysteme<br />

bilden, treten südostchinesische <strong>und</strong> himalayische<br />

Waldelemente auf.<br />

Der größere westliche <strong>und</strong> zentrale Teil, die Wüste<br />

Tschangtang (Chang Tan), zeichnet sich durch ein extremes<br />

Klima aus. Die mittlere Jahrestemperatur ist -5 °C, nur <strong>der</strong><br />

Juli hat ein positives Mittel von -1 - 8 °C. Tagesschwankungen<br />

<strong>der</strong> Temperatur von 37 °C kommen vor, die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

übersteigen selten 100 mm. Die arme Flora ist erst nach <strong>der</strong><br />

Eiszeit eingewan<strong>der</strong>t, also sehr jung; es sind zentralasiatische<br />

Elemente ( C e r a to i d e s , K o c h ia , R e a u m u r i a , R h e u m , E p h e d r a ,<br />

T a n a cetu m , M y r k a r i a u. a.).<br />

Das westliche Ende <strong>der</strong> Hochebene, von dem aus die hohen<br />

Gebirgszüge ausgehen, ist <strong>der</strong> P a m ir mit <strong>der</strong> in 3864 m<br />

Höhe liegenden Pamirschen Biologischen Station, an <strong>der</strong><br />

viele russische Forscher ökophysiologische Untersuchungen<br />

durchgeführt haben. Hier fallen im Mittel 6 6 mm an Nie<strong>der</strong>schlägen,<br />

hauptsächlich im Mai bis August. Die Luft ist<br />

trocken, die Sonnenstrahlung entspricht 90 % <strong>der</strong> Solarkonstante,<br />

so daß sich die Bodenoberfläche in den Sommermonaten<br />

auf über 52 °C erwärmt. Nur 10 bis 13 Nächte im<br />

Jahr sind frostfrei (vgl. Abb. 248, Pamirski Post). Eine geschlossene<br />

Schneedecke ist nicht vorhanden. Die Böden sind<br />

so trocken, daß sie nicht gefrieren.<br />

Auf den wüstenhaften Standorten wachsen 10 bis I 5 cm<br />

hohe Zwergsträucher: C e r a to id e s p a p p o s a , A r te m is ia r h o d a n th a ,<br />

T a n a cetu m p a m ir ic u m o<strong>der</strong> S tip a g la r e o s a sowie die Polsterpllanze<br />

A c a n th o lim o n d ia p e n s io id e s . In den Tälern an Bächen<br />

findet man dagegen alpine Wiesen (Abb. 259).<br />

Das Wachstum an den trockenen Standorten ist äußerst<br />

langsam. C e r a to id e s gelangt erst nach 25 Jahren zur Blüte, erreicht<br />

dafür ein Alter von 100 bis 300 Jahren. Die Wurzelsysteme<br />

sind mächtig ausgebildet, <strong>und</strong> ihre Masse ist zehn- bis<br />

zwölfmal größer als die <strong>der</strong> Sproßsysteme. Die meisten Wurzeln<br />

findet man in 0 bis 40 cm Tiefe, also in den Bodenschichten,<br />

die sich im Sommer auf über 10 °C erwärmen.<br />

Seitlich streichen die Wurzeln über 2 m weit. Der Vorrat an<br />

ausnutzbarem Wasser in den oberen 100 cm des skelettrei-


428 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Abb. 259.<br />

Landschaft des Ost-Pamir<br />

(4000 m NN) mit Wüstensteppe<br />

auf Schüttboden: Kleine Horste<br />

sind Stipa ßlareosa, größere<br />

Zwergstrducher Ceratoides papposa<br />

(phot. 1. A. Raikova).<br />

eben Bodens beträgt maximal 26 mm <strong>und</strong> minimal 5 mm.<br />

Das ist sehr wenig, reicht jedoch bei <strong>der</strong> spärlichen <strong>Vegetation</strong><br />

für die intensive Transpiration aus. Die Photosynthese ist<br />

nur in den Vormittagsst<strong>und</strong>en lebhaft. Die Tagesausbeute<br />

wird mit 25 mg pro dm^ Blattfläche angegeben. Die niedrigen<br />

Nachttemperaturen verhin<strong>der</strong>n größere Atmungsverluste.<br />

Drei Biogeozöne wurden untersucht (s. Tab. 22): Eines<br />

mit vorherrschen<strong>der</strong> Ceratoides auf Schüttböden, ein zweites<br />

mehr steppenartiges auf lehmigen Böden mit Artemisia <strong>und</strong><br />

Stipa ßlareosa <strong>und</strong> ein drittes mit den niedrigen krautigen<br />

Polstern auf steinigen Böden mit relativ günstigen Wasserverhältnissen<br />

an Rinnen.<br />

Man erkennt, daß ungeachtet <strong>der</strong> relativ hohen "^ranspirationsintensitäl<br />

<strong>der</strong> Wasserverbrauch <strong>der</strong> Biogeozöne in<br />

Millimeter so klein ist, daß er durch die Nie<strong>der</strong>schläge gedeckt<br />

wird. Nur die krautigen Polsterpflanzen in <strong>der</strong> Nähe<br />

<strong>der</strong> Bachläufe erhalten zusätzliches Wasser durch Zufluß. Im<br />

allgemeinen wird die Hälfte bis ein Drittel <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge<br />

zur Deckung <strong>der</strong> Transpiration <strong>der</strong> Pflanzen verbraucht.<br />

Tab. 22. Phytomasse <strong>und</strong> Wasserverbrauch in Ostpamir<br />

Biogeozöne Wüste Steppe Polsterpflanzen<br />

Deckung <strong>der</strong> Pflanzen in % 5-18 15-20 15-30<br />

Phytomasse in t ha"' 0,14-0,54 0,09-0,48 0,4-0,89<br />

Transpiration (g ■gFG“' •h"') 0,3-0,9 0,1-0,7 0,1-0,19<br />

Wasserverbrauch in mm<br />

während <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit 8-40 6-87 25-446


Kompliziert sind die Verhältnisse bei den Orobiomen,<br />

denn die Höhenstufenglie<strong>der</strong>ung hängt sehr stark von den<br />

Nie<strong>der</strong>schlägen ab. In Gebieten mit unter 100 mm fehlt eine<br />

eigentliche Schneegrenze, weil die geringe Schneemenge<br />

selbst in über 5500 m NN bei <strong>der</strong> starken Strahlung verdunstet.<br />

Bis zur oberen Verbreitungsgrenze des Pflanzenwuchses<br />

bleibt die Wüste erhalten, während sonst in größeren Höhen<br />

alpine Steppen o<strong>der</strong> bei über 500 mm sogar alpine Wiesen<br />

auftreten. In <strong>der</strong> oberen alpinen Stufe spielen meist isoliert<br />

stehende Polsterpflanzen eine bedeutende Rolle.<br />

Der Mensch in <strong>der</strong> Steppe 429<br />

15 Der Mensch in <strong>der</strong> Steppe<br />

Die Steppen bedeckten weite Gebiete <strong>der</strong> Nordhalbkugel. Sie<br />

ernährte unzählige wildlebende Weidetiere, die Büffel in <strong>der</strong><br />

Prärie in Nordamerika, die Wildrin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Wildpferde in<br />

Eurasien <strong>und</strong> wahrscheinlich noch viele an<strong>der</strong>e Herbivore.<br />

ln Zentralasien spielt auch heute noch das Echte Kamel<br />

(zweihöckerig) eine große Rolle. Die nomadisierende Lebensweise<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeiten weiter Wan<strong>der</strong>ungen haben<br />

in früheren Jahrtausenden <strong>und</strong> bis ins Mittelalter dazu<br />

geführt, daß asiatische Reitervölker bis nach Europa vorstoßen<br />

konnten.<br />

Erst in jüngster Zeit wurde die Steppe <strong>und</strong> die Prärie fast<br />

vollständig für den Ackerbau gepflügt. Die Stauberosion<br />

<strong>der</strong> Prärien in den Dreißiger Jahren, in Kasachstan in den<br />

Sechziger Jahren haben zu großen Schäden <strong>und</strong> zu Desertifikation<br />

geführt.<br />

Entscheidend für ein Leben in diesen Gebieten ist die<br />

Verfügbarkeit von Wasser, entwe<strong>der</strong> in natürlichen Quellen<br />

(<strong>und</strong> damit Oasen) o<strong>der</strong> durch Tiefbrunnen, die heute an<br />

vielen Stellen gebohrt sind <strong>und</strong> Zisternen speisen. Darüberhinaus<br />

wird die spärliche <strong>Vegetation</strong> durch Viehherden<br />

(meist viele Schafe mit wenigen Ziegen, aber auch Rin<strong>der</strong>)<br />

genutzt, die große Aktionsräume brauchen. Die Beweidung<br />

<strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> Halbwüsten ist durch Überweidung, Degradierung<br />

<strong>und</strong> Bodenerosion zu einem akuten Problem geworden.<br />

Eine Lösung, die am ehesten Abhilfe verspricht,<br />

wäre <strong>der</strong> Ersatz <strong>der</strong> Haustierherden durch Wildtiere (C a m p­<br />

bell 1985). Die Steppenherbivoren sind hervorragend an<br />

ihre Umwelt angepaßl, sie könnten das Gleichgewicht in<br />

den störanfälligen Ökosystemen wie<strong>der</strong> hersteilen. Auf <strong>der</strong><br />

gleichen Fläche könnten sie, wenn sie sachgemäß gehalten<br />

würden, mehr Fleisch liefern als Hausvieh. Rin<strong>der</strong> sollten<br />

den gemäßigten Breiten Vorbehalten bleiben, auf Flächen,<br />

die auch eine intensive Beweidung vertragen.


w<br />

430 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

16 Zonoökoton Vl/Vlll - Boreo-nemorale Zone<br />

Abb. 260.<br />

<strong>Vegetation</strong>szonen Euro-Sibiriens.<br />

1 Arktische Wüste: 2 T<strong>und</strong>ra:<br />

3 Zwergstrauch- <strong>und</strong> Waldt<strong>und</strong>ra:<br />

4 boreale Nadelwaldzone:<br />

5 Mischwaldzone: 6 Laubwaldzone:<br />

7 kleinblättrige Laubwäl<strong>der</strong>:<br />

8 Waldsteppe: 9 Grassteppe:<br />

10 Halbwüsten <strong>und</strong> Wüsten:<br />

11 Gebirgsnadelwäl<strong>der</strong>: 12 alpine<br />

Zone<br />

Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Zonen erstreckt<br />

sich die boreale Nadelwaldzone mit einem kalten gemäßigten<br />

Klima auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre im nördlichen Eurasien<br />

<strong>und</strong> Nordamerika (durch Meere unterbrochen) um den<br />

ganzen Erdball herum. Im Süden grenzt diese Zone im Bereich<br />

des ozeanischen Klimas an die nemorale Laubwaldzone,<br />

im Bereich des kontinentalen Klimas dagegen an die ariden<br />

Steppen o<strong>der</strong> Halbwüsten (Abb. 260). Die Grenze<br />

zwischen <strong>der</strong> Laubwaldzone <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nadelwaldzone ist<br />

nicht scharf; vielmehr ist hier ein boreo-nemorales Ökoton<br />

VI/VIII eingeschaltet, in dem entwe<strong>der</strong> Mischbestände Vorkommen<br />

von einigen Nadelholzarten (meistens Kiefern) mit<br />

Laubholzarten, o<strong>der</strong> aber eine makromosaikartige Durchmischung<br />

stattfindet mit reinen Laubwäl<strong>der</strong>n an günstigen<br />

Standorten <strong>und</strong> auf besseren Böden <strong>und</strong> reinen Nadelwäl<strong>der</strong>n<br />

auf ungünstigen Standorten mit armen Böden. Im<br />

östlichen Nordamerika sind es verschiedene Pinus-Anen, die<br />

in Mischbeständen Vorkommen; im Gebiet <strong>der</strong> Großen Seen<br />

vor allen Dingen Pinus strobus, aber auch Tsuga camdensis: im<br />

! 7 [ ! □ 9<br />

I 8 ijjiiil 10<br />

I 11<br />

I 12


Südosten Junipems virßiniana. Oftmals sind die Kiefern Pionierholzarten<br />

nach Waldbränden o<strong>der</strong> auf aufgelassenem<br />

Kulturland. Sie wachsen auf armen Böden rascher in die<br />

Höhe als die Laubhölzer <strong>und</strong> bilden deshalb eine obere<br />

Baumschicht. Die Verjüngung <strong>der</strong> Kiefern in solchen Mischbeständen<br />

ist jedoch, wenn <strong>der</strong> Laubholzunterwuchs dicht<br />

ist, schwierig. Die Kiefer hält sich deshalb nur dort, wo Feuer<br />

als immer wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Faktor eine Rolle spielt. Es<br />

konnte nachgewiesen werden, daß Brände in diesen Wäl<strong>der</strong>n<br />

namentlich auf sandigen Böden mit einer im Sommer<br />

trockenen Streuschicht auch ohne Zutun des Menschen<br />

durcli Blitzschlag häufig entstehen, ln Europa sind die Verhältnisse<br />

viel einfacher: Auf den armen lluvioglazialen Sauden,<br />

die sich als breiter Streifen vor den Endmoränen in Mittel-<br />

<strong>und</strong> E-Europa hinziehen, findet man im Gebiet, das<br />

klimatisch noch <strong>der</strong> Laubholzzone angehört, reine Kiefernwäl<strong>der</strong><br />

(Pinetum), die in E-Europa als „Bor" bezeichnet werden,<br />

Auf besseren lehmigen Sandböden treten als untere<br />

Baumschicht Eichen auf; wir erhalten ein Querceto-Pinetum<br />

o<strong>der</strong> „Subor".<br />

Auf lehmigen Böden gesellt sich die Hainbuche (Carpinus<br />

betulus) hinzu, so daß diese Wäl<strong>der</strong>, die man „Sugrudki"<br />

nennt, dreischichtig sind (Carpineto-Querceto-Pinetum).<br />

Auf Löß schließlich haben wir die zonalen Laubwäl<strong>der</strong> mit<br />

Eiche in <strong>der</strong> oberen <strong>und</strong> Carpinus in <strong>der</strong> unteren Baumschicht<br />

(Querceto-Carpinetum), als „Grud" bezeichnet. Ein-<br />

¡¡riffe des Menschen verän<strong>der</strong>n diese Wäl<strong>der</strong> sehr stark:<br />

Waldbrände <strong>und</strong> Brennholzgewinnung durch Schlagen <strong>der</strong><br />

Laubhölzer för<strong>der</strong>n die Kiefer; Nutzung <strong>der</strong> als Bauholz<br />

wertvollen Kiefer führt zu reinen Laubwäl<strong>der</strong>n. Dazu<br />

kommt die Waldweide. In Mitteleuropa sind durch die Forstwirtschaft<br />

selbst in früheren reinen Laubwaldgebieten ausgedehnte<br />

Kiefernforste entstanden, zum Beispiel in <strong>der</strong><br />

Oberrheinischen Tiefebene. Weiter nördlich (in Südskandinavien,<br />

mittl. Osteuropa) spielen die Fichte (Picea abies) <strong>und</strong><br />

die Eiche (Quercus robur) eine größere Rolle, die sich meist<br />

makromosaikartig durchdringen (Klötzli 1975). Da die besseren<br />

Böden (die Eichenwaldstandorte) heute meist kultiviert<br />

werden, ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Fichte an den noch verbliebenen<br />

Wäl<strong>der</strong>n gestiegen; sie wird außerdem durch die<br />

Forstwirtschaft begünstigt. Im eigentlichen Mitteleuropa<br />

sind die Fichtenforste in tiefen Lagen alle künstlich angelegt<br />

worden. Die „Verfichtung" <strong>der</strong> Landschaft hatte immer<br />

mehr zugenommen, denn die Forstwirtschaft wollte höhere<br />

Erträge erzielen. Aber in den letzten beiden Jahrzehnten erkrankten<br />

infolge des „sauren Regens" <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Schad-<br />

n<br />

Zonoökoton VIA/Ill - Boreo-nemorale Zone 431


432 Zonobiom <strong>der</strong> Steppen <strong>und</strong> kalten Wüsten<br />

Stoffeinträge sowie zusätzlicher Bodenverarmung nicht nur<br />

Tannen, son<strong>der</strong>n auch Fichten <strong>und</strong> die Laubbäume immer<br />

mehr.<br />

Die Grenze zwischen <strong>der</strong> boreo-nemoralen <strong>und</strong> <strong>der</strong> eigentlichen<br />

borealen Zone entspricht in Europa <strong>der</strong> nördlichen<br />

Verbreitungsgrenze <strong>der</strong> Eiche. Sie verläuft in Südschweden<br />

am 60. Breitengrad, zieht sich dann enilang <strong>der</strong><br />

Südküste von Finnland hin <strong>und</strong> verläuft von dort zur mittleren<br />

Kama, wo die Steppe an die boreale Zone grenzt.<br />

FRAGEN:<br />

1. Warum sind Grasland <strong>und</strong> Steppe begrifflich <strong>und</strong> inhaltlich<br />

stets auseinan<strong>der</strong>zuhalten?<br />

2. Auf welche Weise wirken sich Sommer- bzw. Winterregenmaxima<br />

auf die <strong>Vegetation</strong> unterschiedlich aus?<br />

3. Wie läßt sich das Wettbewerbsgleichgewicht zwischen Gräsern<br />

(Steppe) <strong>und</strong> Kräutern sowie Zwergsträuchern (Halbwüste)<br />

beschreiben?<br />

4. Weshalb ist nach einer Beackerung <strong>der</strong> Steppe eine Regeneration<br />

fast nicht möglich?<br />

5. Welche wesentlichen Unterschiede weisen die Wüsten des ZB<br />

VII (rill) gegenüber den Wüsten des ZB III auP<br />

6. Warum schiebt sich in <strong>der</strong> Mongolei zwischen die Halbwüsten-/Steppenzone<br />

(ZB VII) nach Norden hin zur Taiga (ZB<br />

VIII) keine Laubwaldzone (ZB VI) dazwischen?


VIII Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

(ZB des kalt-gemäßigten<br />

borealen Klimas)<br />

1 Klima <strong>und</strong> Nadelholzarten <strong>der</strong> borealen Zone<br />

Die eigentliche boreale Zone (Abb. 260) beginnt düJCLJiw das<br />

KlimaJür die HartholzrLaubholzarten zu.inigünstig wird,<br />

das heißt, wo die Sommer zu kurz <strong>und</strong> die Winter zu lang<br />

werden. Im Klimadiagramm erkennt man es daran, daßliie<br />

Dauer <strong>der</strong> Zeit mit Tagesmitteln über 10 °C unter 120 Tage<br />

sinkt <strong>und</strong> die kalte Jahreszeit über sechs Monate dauert<br />

(Abb. 261). Die Nordgrenze <strong>der</strong> borealen Zone gegen die.<br />

Arktis liegt dorblVö etwa nur 30_Tage init Tagesmitteln über<br />

10 °C <strong>und</strong> eine kalte Jahreszeit von acht Monaten lür das<br />

Klima typisch sind.<br />

'Allerdings darf man bei <strong>der</strong> weiten Erstreckung dieser<br />

Zone nicht von einem einheitlichen Klima sprechen, son<strong>der</strong>n<br />

man muß ein mehr kaltozeanisches Klima mit einer relativ<br />

geringen Amplitude <strong>der</strong> Temperaturen <strong>und</strong> ein kaltkontinentales<br />

unterscheiden, bei dem im extremen Fall die<br />

Abb. 261.<br />

KUmadiagramme aus <strong>der</strong> borealen<br />

Zone N-Europas, <strong>der</strong> Mischwaldzone<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> borealen Zone<br />

Sibiriens. Bei horizontalen Strichen<br />

Zahl <strong>der</strong> Tage mit Mittel<br />

über +10 °C (oben) <strong>und</strong> über<br />

-10 °C (unten).<br />

Archangelsk (10 m)<br />

[61 - 24]<br />

0,4“ 466<br />

Moskva (167 m)<br />

[35 - 22]<br />

3,2“ 538<br />

Irkutsk (467 m)<br />

[35 - 33] -1,3“ 369


434 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

_ Das Zonobiom VIII ist<br />

gekennzeichnet durch<br />

lange, kalte Winter <strong>und</strong><br />

kurze Sommer, im Laufe<br />

des Jahres treten extrem<br />

große Temperatufsch ^ n -<br />

-kungerratif. Z B ^ II nTfhmt<br />

in Eurasien riesige Flächen<br />

ein; entsprechend kann<br />

man mehrere Subzonobiome<br />

unterscheiden.<br />

Spanne zwischen dem Temperaturmaximum (+30 °C) <strong>und</strong><br />

-minimum (-70 °C) lOOK erreichen kann. Ebenso än<strong>der</strong>n<br />

sich die Temperaturverhältnisse von N nach S.<br />

Bedingt durch die klimatischen Vorgaben lassen sich folgende<br />

Subzonobiome unterscheiden: Ein nördliches, ein<br />

mittleres, ein südliches (jeweils mit immergrünen Coniferen)<br />

<strong>und</strong> ein extrem kontinentales (mit <strong>der</strong> sommergrünen<br />

L a r i x ) . Davon abgetrennt werden müssen die ozeanische<br />

Ausprägung mit Birken in NW-Europa <strong>und</strong> NE-Asien.<br />

Ähnlich geglie<strong>der</strong>t, aber nicht so ausgedehnt ist die Taiga<br />

in Kanada <strong>und</strong> Alaska (Walker 1998).<br />

Im ozeanischen Bereich spielen Birkenarten Lßcia^eine<br />

wichtige Rolle (A hti & J alas 1968). Die floristiscmZusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Baumschicht ist über die riesigen Entfernungen<br />

hinweg natürlich verschieden. Für die Nadelwäl<strong>der</strong><br />

gilt, daß die Zahl <strong>der</strong> Nadelholzarten in N-Amerika <strong>und</strong> E-<br />

Asien sehr groß ist, im eurosibirischen Raum dagegen sehr<br />

klein. Als Ursache spiegelt sich hier die gleiche <strong>Vegetation</strong>sgeschichte<br />

wi<strong>der</strong> wie schon im ZB VI.<br />

In N-Amerika haben wir sehr viele Arten <strong>der</strong> Gattungen<br />

P in u s , P ic e a , A b ie s , L a r ix , aber auch T s u g a , T h u ja , C h a m a ecyp a -<br />

r is <strong>und</strong> J u n ip e r u s , die jedoch mehr <strong>der</strong> Übergangszone angehören.<br />

Die Arten dieser Gattungen an <strong>der</strong> pazifischen Küste<br />

sind an<strong>der</strong>e als im östlichen Teil. Nur die Schimmelfichte<br />

(P ic e a g la u c a ) geht von Neuf<strong>und</strong>land bis zur Beringstraße. An<br />

<strong>der</strong> Baumgrenze gegen die Arktis wachsen außerdem die<br />

Schwarzfichte (P ic e a m a r ia n a ) , die sonst meist auf armen Böden<br />

auftritt, ebenso wie L a r ix la r ic in a in den kontinentalen<br />

Gebieten. Dazu kommen A b ie s b a ls a m e a <strong>und</strong> T h u ja occidcntalis<br />

, wie auch P i n u s h a n k s i a n a , letztere insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

Brandflächen. Sehr verschiedene Arten findet man in <strong>der</strong><br />

Nadelwaldstufe <strong>der</strong> Gebirge.<br />

Im Gegensatz dazu spielen in <strong>der</strong> borealen Zone Europas<br />

nur die FicSite (P ic e a a b i e s ). <strong>und</strong> die Kiefer ( P in u s s y lv e stris)<br />

jiinelROTe. Erst im östlicEen Teil wird unsere Fichte durch<br />

die nahe verwandte sibirische Art, P ic e a o b o v a ta , abgelöst,<br />

<strong>und</strong> es kommen A b ie s s ib ir ic a . L a r ix s ib ir i c a <strong>und</strong> P in u s sibirica,<br />

eine Unterart <strong>der</strong> Arve ( P in u s c e m b r a ) hinzu. Der Anteil <strong>der</strong><br />

Fichte nimmt ab, im kontinentalen Ostsibirien fehlt sie ganz.<br />

Zugleich tritt dort an die Stelle von L a r i x s ib ir i c a die L.<br />

d a h u r i c a . Allein die Lärchenwäl<strong>der</strong> bedecken in Sibirien<br />

2,5 Milk km^. Im nordjapanischen Raum nimmt die Zahl <strong>der</strong><br />

Nadelholzarten wie<strong>der</strong> stark zu.<br />

Im nordeuropäischen Raum sind die Spuren <strong>der</strong> Eiszeit<br />

allgegenwärtig. Gerade im Gebiet <strong>der</strong> europäischen Taiga


Klima <strong>und</strong> Nadelholzarten <strong>der</strong> borealen Zone 435<br />

Abb. 262.<br />

Spätßlaziak <strong>und</strong> holozäne Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Ostsee. A Baltischer<br />

Eissee mit Süßwasser (vor<br />

10200 Jahren): B Ancylus-See<br />

mit Süßwasser (vor 8000 Jahren);<br />

C Litorina-Meer (vor etwa<br />

5000 Jahren) (aus D i e r s s e n<br />

1996).


436 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Abb. 263.<br />

Bildung von Gewässern nach<br />

Abschmelzen des Toteises im Geschiebe<br />

(links) <strong>und</strong> im Moränenmaterial<br />

(rechts).<br />

abschmelzendes Inlandeis<br />

Tümpel<br />

X Tümpel<br />

(Skandinavien) ist die Umgestaltung <strong>der</strong> Landschaft durch<br />

die großen Inlandseisinassen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Abschmelzen vor<br />

allem an <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Ostsee ablesbar (Abb. 262). Erst<br />

vor wenigen tausend Jahren ist die Ostsee in <strong>der</strong> heutigen<br />

Form entstanden. In den umliegenden Landschaften sind<br />

die glazialen Spuren an <strong>der</strong> Bildung zahlloser Toteisgewässer<br />

(Abb. 263) <strong>und</strong> an den verschiedenen Ablagerungen (Moränen,<br />

Geschiebe etc.) zu erkennen.<br />

2 Die ozeanischen Birkenwäl<strong>der</strong> im ZB VIII<br />

Die starken Unterschiede in <strong>der</strong> Kontinentalität quer durch<br />

die Taigazone Eurasiens machen sich floristisch, wie bereits<br />

besprochen, deutlich bemerkbar. Im ozeanischen Klimabereich<br />

am Atlantik in Norwegen einerseits, am Pazifik in<br />

Kamchatka an<strong>der</strong>erseits, treten lichte Wäl<strong>der</strong> aus Birken<br />

<strong>und</strong> Kiefern auf. In Norwegen fehlt die Fichte fast ganz, eine<br />

Taigazone ist somit eigentlich nicht entwickelt. Die Baumgrenze<br />

wird in Nordskandinavien von Betula tortuosa (mit B.<br />

alba nahe verwandt) gebildet. Betula tortuosa ist nie<strong>der</strong>wüch-


Die<br />

sig mit einem unregelmäßig gekrümmten Stamm („Betrunkene<br />

Bäume").<br />

Ähnlich aussehende lichte Wäl<strong>der</strong> treten in Kamchatka<br />

auf. Dort bildet Betula ermannii, zum Teil mit <strong>der</strong> Krummholzkiefer<br />

Piims pumila, wie<strong>der</strong>um die polare Waldgrenze. In<br />

den Wäl<strong>der</strong>n Kamchatkas dominiert Betula ermannii, die ein<br />

sehr schweres Holz bildet (spezifisches Gewicht >1; daher<br />

<strong>der</strong> Name Steinbirke) <strong>und</strong> die mehrere h<strong>und</strong>ert Jahre alt<br />

werden kann. Ihre Verbreitung ist sehr groß, sie erreicht<br />

auch Japan <strong>und</strong> Korea. Vereinzelt sind noch an<strong>der</strong>e Birken<br />

(B. japónica, B. middendorfii) <strong>und</strong> Larix-Arten beigemischt (L.<br />

ßmelinii, L. kamtschatica, L. cajan<strong>der</strong>ii). Auch die kamchatischen<br />

Wäl<strong>der</strong> gehören im strengen Sinne also nicht zur Taiga.<br />

Nur selten kommen auch Fichtenwäl<strong>der</strong> vor (mit Picea<br />

ajanensis).<br />

europäische boreaie Waidzone 437<br />

3 Die europäische boreaie Waldzone<br />

Typisch für das Zonobiom VIII in N-Europa ist <strong>der</strong> dunkle<br />

Fichtenwald, als Taiga bezeichnet, auf.Podsolfeden mit einer<br />

Kohhümusscfiicht, einem Bleichhorizont <strong>und</strong> einem<br />

verdichteten B-Horizont. Solche Böden bilden sich in <strong>der</strong><br />

humiden horealen Zone auf jedem Mutiergestein aus, aber<br />

um so ausgeprägter, je basenärmer dieses ist. Die Streu <strong>der</strong><br />

Fichte ist schwer zersetzbar <strong>und</strong> liegt über dem A„-Horizont,<br />

<strong>der</strong> aus organischer Masse besteht, die durch die Rhizome<br />

<strong>und</strong> Wurzeln <strong>der</strong> Zwergsträucher sowie Pilzmyzelien verflochten<br />

ist <strong>und</strong> als Rohhumusschicht bezeichnet wird. Sie<br />

läßt sich leicht von dem darunter liegenden A,-Horizont<br />

(humushaltiger Mineralboden) abheben (daher auch Auflagehumus<br />

o<strong>der</strong> Trockentorf genannt). Die im Rohhumus gebildeten<br />

Humussäuren wan<strong>der</strong>n mit dem Regenwasser in<br />

die Tiefe <strong>und</strong> bewirken eine völlige Auslaugung <strong>der</strong> Basen<br />

<strong>und</strong> Sesquioxide (Fe2 0 j, AI2 O3 ), so daß im A2 -Horizom nur<br />

ausgebleichter feiner Quarzsand verbleibt (Bleichhorizont).<br />

An <strong>der</strong> Grenze des nicht ausgelaugten Untergr<strong>und</strong>es werden<br />

die Humussole mit den Sesquioxiden infolge <strong>der</strong> Abnahme<br />

<strong>der</strong> Azidität o<strong>der</strong> durch den Wasserentzug <strong>der</strong> Baumwurzehi<br />

ausgefällt. Es bildet sich <strong>der</strong> B-Horizorrtrtler dunkelbraun<br />

(Humuspodsole) o<strong>der</strong> rostrot (Eisenpodsole) gefärbt ist.<br />

Im Fichtenwald (Piceetum typicum) kann man außer<br />

<strong>der</strong> Baumschicht noch eine Krautschicht <strong>und</strong> eine geschlossene<br />

Moosschicht unterscheiden. In <strong>der</strong> Krautschicht<br />

herrscht die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) vor, in trockenen<br />

Waldtypen auch die Preiselbeere (Vaccinium vitiijdaea)<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> südlichen Zone häufig <strong>der</strong> Sauerklee (Oxalis acejdj<br />

i<br />

' /


438 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

H^.C'< k/'H o<br />

: n -<br />

I<br />

fV-<br />

I<br />

tosella). Sehr charakteristisch sind außerdem Lycopodium annotinum,<br />

Maianthemum bifolium, Linnaea borealis, Listera cordata,<br />

Pyrola (Moneses) uniflora u. a. Bei hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />

nimmt die Rohhumusanreicherung zu, leitet zur<br />

Torfbildung über <strong>und</strong> führt zur Hochmoorbiidung. In <strong>der</strong><br />

Moosschicht herrscht dabei zuerst Polytrichum <strong>und</strong> im späteren<br />

Stadium das Torfmoos (Sphaßnum) vor. Tritt die Vernässung<br />

durch fließendes, sauerstoffreiches Gr<strong>und</strong>wasser ein,<br />

dann gehen die Fichtenwäi<strong>der</strong> in Auenwäl<strong>der</strong> über.<br />

Neben den Fichtenwäl<strong>der</strong>n ist in <strong>der</strong> borealen Zone <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> Kiefernwäl<strong>der</strong> (Pineten) immer sehr groß. Die KieiurJ^Hnus<br />

sy/vesirnj xg-fdrängt-die Fichte an trockenen StandortenäJTie<br />

Krautschicht dieser lichten Wäl<strong>der</strong> wird vofiUem<br />

Heidekraut (Calluna vulßaris) mit Preiselbeere gebildet, in <strong>der</strong><br />

MoSsSffirefit stellen sich viele Flechten (Cladonia, Cetraria) ein<br />

(s. Abb. 268, S. 444); charakteristische Arten <strong>der</strong> Krautschichl<br />

sind Pyrola-Anen, Goodyera repens, Lycopodium complanatum<br />

u. a. Aber die Kiefer ist oft auch an für die Fichte günstigen<br />

Standorten verbreitet, jedoch nur nach Waldbränden, die<br />

auch durch Blitzschlag entstehen können. Auf den Brandflächen<br />

tritt oft eine Massenentwicklung von Molinia caerulea,<br />

Calamaßrostis epigeios o<strong>der</strong> Pteridium aquilinum auf, wobei diese<br />

Reihenfolge einer zunehmenden Trockenheit entspricht.<br />

Von den Baumarten kommen auf solchen Brandflächen<br />

die Birke <strong>und</strong> Espe am raschesten hoch; sie werden dann<br />

durch die Kiefer verdrängt. Unter <strong>der</strong> Kiefer wächst langsam<br />

die Fichte heran. In Nordschweden hält sich das Birkenstadium<br />

150 Jahre, das Kiefernstadium 500 Jahre. Oft tritt ein<br />

neuer Brand auf, bevor das <strong>der</strong> zonalen <strong>Vegetation</strong> entsprechende<br />

Fichtenstadium erreicht ist. Der große Anteil <strong>der</strong><br />

Kiefer ist deshalb verständlich. Die Kiefer fehlt nur an feuchten<br />

Standorten mit geringer Feuergefahr.<br />

Entsprechende Wäl<strong>der</strong> findet man in Nordamerika, nur<br />

sind sie floristisch etwas reicher.<br />

4 Zur Ökologie des Nadelwaldes<br />

Je dichter <strong>der</strong> Bestand ist, desto weniger dringen die Sonnenstrahlen<br />

bis zum Boden durch. Unter einem Fichtenwald<br />

ist deshalb <strong>der</strong> Boden um 2 °C kälter als an offenen Stellen.<br />

Auch die Schneedecke ist weniger mächtig, so daß <strong>der</strong> Beiden<br />

während des langen Winters tiefer gefriert. Die Frosttiefe<br />

betrug im Boden eines dichten Bestandes 85 cm gegenüber<br />

50 cm im gelichteten Bestand, in dem <strong>der</strong> Bodenfrost<br />

Anfang Juni verschwand, während er sich im dichten Bestand<br />

bis Anfang August hielt.


Die Fichte wurzelt sehr flach in den oberen 20 cm <strong>und</strong> bei<br />

hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand noch flacher (Abb. 267). Eine<br />

ständig gute Wasserversorgung bei einem mittleren Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />

ist für eine hohe Produktion <strong>der</strong> Fichtenwäl<strong>der</strong><br />

notwendig. Die tiefer wurzelnde Kiefer ist gegen Bodentrockenheit<br />

nicht so empfindlich. Die gesamte jährliche<br />

Wasserabgabe <strong>der</strong> typischen Fichtenwäl<strong>der</strong> beträgt in <strong>der</strong><br />

nördlichen Taiga etwa 250 mm, in <strong>der</strong> mittleren 350 mm, in<br />

<strong>der</strong> südlichen 450 mm. Die mittlere Produktion an organischer<br />

Masse ist 5,5 t/ha im Jahr, <strong>der</strong> Holzzuwachs 3 t/ha, in<br />

<strong>der</strong> südlichen Taiga dagegen bis 5 t/ha. Der größte jährliche<br />

Zuwachs wird im Norden von Waldbeständen erst im Alter<br />

von 60 Jahren erreicht, im Süden schon im Alter von 30 bis<br />

40 Jahren. Die Phytomasse <strong>der</strong> Baumschicht beträgt bei Kiefernwäl<strong>der</strong>n<br />

maximal 270 t/ha, die des Unterwuchses in alten<br />

Beständen bis zu 20 I7ha. Vergleichbare Angaben aus<br />

einem Kiefernwald Mittelschwedens sind in Abb. 264 zusammengestellt.<br />

Die Masse <strong>der</strong> während des Heranwachsens alter Bestände<br />

gebildeten Streu kann 1000 t/ha überschreiten; sie wird<br />

jedoch nicht aufgespeichert, son<strong>der</strong>n ständig abgebaut, bis<br />

ein Gleichgewicht zwischen Zugang <strong>und</strong> Abgang bei einer<br />

Zur Ökologie des Nadelwaldes 439<br />

o b e rird isc h e<br />

P h y to m a s s e<br />

120<br />

Abb. 264.<br />

Kohlenstoffvorräte (in Kästchen<br />

in ß C • m~^) <strong>und</strong> Kohlenstofjflüsse<br />

(Pfeile in ß C • m~^ • a~‘)<br />

in einem Kiefernwald in Mittelschweden.<br />

Der Mineralboden ist<br />

bis in 30 cm Tiefe einbezoßen.<br />

Pfeile zu den schwarzen Rechtecken:<br />

Atmunßsverluste. Blaue<br />

Linien kennzeichnen den Transport<br />

über abßestorbem Orßanismen<br />

o<strong>der</strong> über Ausscheidunßen.<br />

Werte in Klammern sind unsicher<br />

(aus Die rsse n 1996).


440 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Streuinasse von 50 t/ha erreicht ist. Nur bei <strong>der</strong> Tori'bildung<br />

wird organische Masse gespeichert. Unter solchen ur,günstigen<br />

Verhältnissen ist <strong>der</strong> jährliche Zuwachs an Trockenmasse<br />

<strong>der</strong> Baumschicht oft geringer als <strong>der</strong> <strong>der</strong> übrigen Schichten,<br />

zum Beispiel im krautigen Fichten-Sumpfwald bei <strong>der</strong><br />

Baumschicht 850 kg/ha (insgesamt 1906 kg/ha), im Kiefernhochmoor<br />

bei <strong>der</strong> Baumschicht 104 kg/ha (insgesamt<br />

1780 kg/ha). Der Blattflächenindex ist relativ hoch, da mindestens<br />

zwei Jahrgänge von Nadeln vorhanden sind (bei<br />

Kiefernwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> boreo-nemoralen Zone LAI = 9 bis 10,<br />

bei Fichtenwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Taiga über 11).<br />

Die Nadelbäume besitzen stets eine ektotrophe Mycorrhiza,<br />

wodurch <strong>der</strong> Bereich des Wurzelsystems durch die Pilzhyphen<br />

stark erweitert wird. Auf diese Weise sind die in <strong>der</strong><br />

Rohhumusschicht enthaltenen Nährstoffe für die Bäume<br />

leichter zugänglich. Die Baumwurzelkonkurrenz ist für die<br />

Arten <strong>der</strong> Krautschicht sehr groß. Auf flachgründigen Gralnitböden<br />

können die Kiefern alles Wasser verbrauchen, so<br />

daß die Krautschicht ganz fehlt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Boden nur mit Flech-<br />

_ten bedeckt ist (Abb. 268). Unter diesen Umständen kann<br />

kein Kiefernjungwuchs aufkommen, obgleich die Lichtverhältnisse<br />

günstig sind. Er stellt sich nur dort ein, wo ein alter<br />

Baum abstirbt (Abb. 267, S. 443) <strong>und</strong> die Wurzelkonkurrenz<br />

fehlt. Bei größerer Bodenfeuchtigkeit macht sich die Wurzelkonkurrenz<br />

durch den Wettbewerb um den Stickstoff bemerkbar,<br />

den die Baumwurzeln aufnehmen, so daß sich nur<br />

äußerst anspruchslose Zwergsträucher (Vacciniwn myrlillus)<br />

halten können. Durchschneidet man jedoch die Baumwurzeln,<br />

um <strong>der</strong>en Konkurrenz auszuschalten, so stellen sich bei<br />

unverän<strong>der</strong>ten Lichtverhältnissen anspruchsvollere Arten<br />

ein, wie Oxalis acetosella o<strong>der</strong> sogar die nitrophile Himbeere<br />

(Rubus idaeus), die sonst nur auf Lichtungen auftritt, wo ebenfalls<br />

die Baumwurzelkonkurrenz fehlt. Es ist also oft nicht <strong>der</strong><br />

Lichtfaktor, <strong>der</strong> die Zusammensetzung <strong>der</strong> Krautschicht bestimmt,<br />

son<strong>der</strong>n die Menge <strong>der</strong> für die Kräuter zur Verfügung<br />

stehenden Nährstoffe (vgl. auch S. 46, 88).<br />

Über den Wasserhaushalt eines Fichtenwaldes in Schweden<br />

werden folgende Angaben gemacht:<br />

Von den Nie<strong>der</strong>schlägen geht ein großer Teil durch die<br />

Benetzung <strong>der</strong> Kronen verloren (Interzeption), <strong>und</strong> zwar<br />

sind es etwas über 50 % (bei den weniger dichten osteuropäischen<br />

Beständen sind es nur 30 %). Auch die Moos<strong>und</strong><br />

Streuschicht hält weiteres Wasser zurück, so daß nur<br />

etwa 1/3 <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge den Wurzeln zur Verfügung<br />

steht. Es waren in den Sommermonaten 90 mm, in den<br />

übrigen 202 mm, also zusammen 292 mm. Diese werden


fast restlos durch die Transpiration des 40jährigen Bestandes<br />

verbraucht. An feuchten Standorten werden sogar 378 mm<br />

durch Transpiration an die Atmosphäre abgegeben; aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> muß ein Teil <strong>der</strong> Wasserverfuste durch Entnahme<br />

aus dem Gr<strong>und</strong>wasser gedeckt werden.<br />

Die meisten ökophysiologischen Untersuchungen wurden<br />

in <strong>der</strong> Fichtenstufe <strong>der</strong> Alpen ausgeführt, doch dürften<br />

die Verhältnisse in <strong>der</strong> borealen Zone zumindest teilweise<br />

analog sein.<br />

Die rege Transpiration geht parallel mit einer entsprechend<br />

intensiven Photosynthese. Bei <strong>der</strong> Fichte kann man<br />

Sonnen- <strong>und</strong> Schattennadeln unterscheiden. Die Verhältnisse<br />

erinnern an die <strong>der</strong> Buche. Als Unterschied zu dieser beginnt<br />

die aktive Periode bei <strong>der</strong> immergrünen Fichte im<br />

Frühjahr sehr zeitig <strong>und</strong> geht im Herbst bis zum Auftreten<br />

vereinzelter Fröste weiter. Für den Reingewinn an Trockensubstanz<br />

sind die Jahreszeiten mit niedrigen Nachttemperaturen<br />

<strong>und</strong> somit geringen Atmungsverlusten beson<strong>der</strong>s günstig.<br />

Nach einer Frostnacht wird die Photosynthese<br />

allerdings vorübergehend gehemmt, doch erst nach Beginn<br />

<strong>der</strong> eigentlichen Kälteperiode verfällt die Fichte in eine Dauerruhe<br />

<strong>und</strong> assimiliert selbst an sonnigen Tagen nicht mehr.<br />

Zugleich sinkt aber auch die Atmung auf so niedrige Werte,<br />

daß sie kaum meßbar ist <strong>und</strong> keine wesentlichen Stoffverluste<br />

verursacht. In dieser Zeit verlieren die Nadeln ihre<br />

frische grüne Färbung <strong>und</strong> die Chloropiasten sind unter dem<br />

Mikroskop schwer erkennbar.<br />

Nach einer langen Kälteperiode braucht die Photosynthese<br />

im Frühjahr eine gewisse Anlaufzeit, bis sie wie<strong>der</strong> normal<br />

verläuft. Es muß zunächst <strong>der</strong> photosynthetische Apparat<br />

wie<strong>der</strong> aktiviert werden. Bei den Arven im Gebirge<br />

wurde festgestellt, daß junge Bäumchen unter Schnee mit<br />

grünen Nadeln überwintern <strong>und</strong> dann im Frühjahr bei<br />

höheren Temperaturen sofort mit <strong>der</strong> COj-Assimilation beginnen.<br />

Der Übergang zur Winterruhe ist mit einer Abhärtung<br />

verb<strong>und</strong>en, das heißt mit einer starken Zunahme <strong>der</strong> Frostresistenz<br />

(vgl. S. 326f.), Dieselben Vorgänge wie bei entlaubten<br />

Taubbäumen lassen sich bei den immergrünen Nadelbäumen<br />

<strong>der</strong> borealen Zone beobachten. Die Abhärtung ist<br />

noch viel eindeutiger. Während die Fichtennadeln im nicht<br />

abgehärteten Zustand im Herbst schon durch Fröste von<br />

-7 °C abgetötet werden, halten sie im Winter Temperaturen<br />

von fast -40 °C ohne Schaden aus. Sehr empfindlich schon<br />

gegen leichten Frost sind die ganz jungen Fichtentriebe im<br />

Frühjahr. Sie können durch Spätfröste geschädigt werden.<br />

Zur Ökologie des Nadelwaldes 441


442 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Die Frosthärte <strong>der</strong> Nadeln läßt sich auch künstlich verän<strong>der</strong>n,<br />

<strong>und</strong> zwar die Abhärtung durch Einwirkung tiefer<br />

Temperatur vor allem im Spätherbst <strong>und</strong> Frühjahr, die Enthärtung<br />

durch normale Zimmertemperatur insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Dezember <strong>und</strong> Spätwinter. Die Abhärtung bedingt, daß<br />

Frostschäden bei Nadelhölzern am natürlichen Standort<br />

nicht beobachtet werden, selbst nicht in Sibirien bei Temperaturen<br />

unter -60 °C. Infolge <strong>der</strong> Winterruhe halten die Nadelbäume<br />

auch den polaren Winter bei völliger Dunkelheit<br />

aus. Die Anpassungsfähigkeit ist artspezifisch verschieden,<br />

was in <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> einzelnen Arten zum Ausdruck<br />

kommt. Nur wenige Arten halten die extrem kontinentalen<br />

sibirischen Winter aus, die nadelabwerfende Lärche besser<br />

als die immergrünen Arten. Sicher sind auch innerhalb einer<br />

Art Unterschiede je nach <strong>der</strong> Provenienz vorhanden. Fichten<br />

aus den Alpen werden sich an<strong>der</strong>s verhalten als solche<br />

aus <strong>der</strong> nördlichen borealen Zone, Fichten von <strong>der</strong> oberen<br />

Baumgrenze an<strong>der</strong>s als solche tiefer Lagen. Schon die<br />

Baumform ist verschieden; je extremer die Bedingungen<br />

sind, desto spitzkroniger werden die Bäume, das heißt das<br />

Wachstum <strong>der</strong> Seitenzweige wird stärker gehemmt als das<br />

des Haupttriebes. Auch bei <strong>der</strong> Kiefer läßt sich im polaren<br />

Gebiet dasselbe feststellen.<br />

Ob nun diese Baumform durch Auslese von Mutanten<br />

zustande kommt, die weniger unter Schneebruchgefahr leiden,<br />

ist schwer zu sagen, denn dieselbe Erscheinung wird bei<br />

<strong>der</strong> Tanne in Albanien an <strong>der</strong> unteren, das heißt <strong>der</strong><br />

Trockengrenze beobachtet, wo Schneebruchgefahr nicht besteht;<br />

es scheint vielmehr, daß bei allgemein ungünstigen<br />

Bedingungen die Hemmung <strong>der</strong> Seitenzweige früher eintritt<br />

als beim Haupttrieb (unter ungünstigen Lichtverhältnissen<br />

ist es umgekehrt). In Utah (N-Amerika) besaßen zum. Beispiel<br />

Picea, Abies <strong>und</strong> Pseudotsuga an trockenen Hängen extrem<br />

spitze Kronen, auf dem Talboden dagegen stumpfe bei<br />

gleicher Schneebruchgefahr.<br />

Ein weiteres Phänomen muß hier noch erwähnt werden;<br />

die Regenerationsw ellen. An Nadelwäl<strong>der</strong>n in Japaii hat<br />

Abb. 265.<br />

Schematisches Transekt durch einen<br />

Abies halsamea-Wald (Maine,<br />

NE-USA), <strong>der</strong> eine Regenerationswelle<br />

aufweist, wie dies<br />

auch als Shimagare-Phänomen<br />

(s. Abb. 266) aus Japan bekannt<br />

ist (nach Sprugel 1976, aus<br />

B urrows 1990).<br />


1<br />

Die Sibirische Taiga 443<br />

Abb. 266.<br />

Abies veitchii-Wald am Shimagare-Hang<br />

(Japan. Alpen) mit<br />

einer Absterbewelle. Links beginnt<br />

eine Regenerationswelle<br />

(phot. S.-W. <strong>Breckle</strong>).<br />

man schon lange beobachtet, daß breite Streifen abgestorbener<br />

Bäume allmählich weiter wan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> durch eine neue<br />

Welle von nahezu gleichaltrigem Jungwuchs ersetzt werden.<br />

Dieses sogenannte Shim agare-Phänom en (Abb. 265 <strong>und</strong><br />

266) kommt nur in monospezifischen Wäl<strong>der</strong>n mit einer nahezu<br />

gleichaltrigen Altersstruktur <strong>der</strong> Bäume zustande, die<br />

meist als natürliche Monokultur sehr dicht aufwachsen.<br />

Dieses natürliche W aldsterben setzt nicht nur bestimmte,<br />

wenn auch seltene Ereignisse voraus (Stürme, Feuerstreifen),<br />

die zu einer Synchronisierung <strong>der</strong> Altersjahrgänge beitragen,<br />

son<strong>der</strong>n es ist auch ein Beispiel räumlicher Selbstorganisation,<br />

wobei gleichaltrige Kohorten von Bäumen<br />

synchron absterben <strong>und</strong> Jungwuchs synchron nachfolgt<br />

(Mueller-D ombois 1987, J eltsch 1992).<br />

5 Die Sibirische Taiga<br />

Im ganzen eurasiatischen Taigagebiet<br />

kommt die Kiefer (Pinus sylvestris)<br />

vor, von <strong>der</strong> man viele<br />

Formen unterscheidet. Sie bildet<br />

aber keine zonale <strong>Vegetation</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n füllt nur Lücken aus,<br />

zum Beispiel auf Brandflächen,<br />

auf armen Sandböden <strong>und</strong> auf<br />

Moorböden. Vielmehr tritt oft<br />

dominant Picea obovata auf, die<br />

mit <strong>der</strong> europäischen P. abies<br />

nahe verwandt ist. Zusammen<br />

mit <strong>der</strong> Zirbelkiefer {Pinus sibirica,<br />

Abb. 267.<br />

Kiefern-Fichten-Taiga, südlich<br />

von St. Petersburg, mit großen<br />

Windwürfen <strong>und</strong> dadurch hochstehenden<br />

Wurzeltellern (zum<br />

Größenvergleich: Prof Okmir<br />

Agachanjanz). ln <strong>der</strong> Krautschicht<br />

dominieren Vaccinium-<br />

Arten, tiefere Stellen sind<br />

vermoort, es sind kleine Sphagnum-Senken<br />

(phot. S.-W.<br />

B r e c k l e ) .


444 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Abb. 268.<br />

Trockener Flechten-KiefernwaU<br />

in Mittelnorwegen bei Grimsdalen<br />

(i30 mm Jahresnie<strong>der</strong>schlag).<br />

Die Krautschicht besteht<br />

fast ausschließlich aus einem<br />

dichten bis 25 cm hohen Teppich<br />

aus Strauchflechten (Cetraria,<br />

Cladonia. Alectoria etc.) (phot.<br />

S.-W. B r e c k l e ) .<br />

-w ■^<br />

■•ai -4i fM'<br />

Abb. 269.<br />

Ursprüngliche Kiefern-Birken-<br />

Taiga zwischen Irkutsk <strong>und</strong> Kultuk,<br />

mit Rhododendron dahuricum<br />

<strong>und</strong> Ledum palustre in <strong>der</strong><br />

niedrigen Strauchschicht (phot.<br />

U. Kull).


Extrem kontinentale Lärchenwäl<strong>der</strong> Ostsibiriens 445<br />

nahe mit <strong>der</strong> alpinen P. cembra verwandt) <strong>und</strong> mit Abies sibirica<br />

bildet sie die Dunkle Taiga. Reinbestände von Abies sibirica<br />

kommen aber ebenfalls vor, sie werden als Schwarze<br />

o<strong>der</strong> Finstere Taiga bezeichnet. Umgekehrt tritt im extrem<br />

kontinentalen Ostsibirien Larix gmelinii (= L. dahurica) in<br />

Reinbeständen auf, sie bildet die Lichte Taiga. Alle diese<br />

Taigatypen enthalten in <strong>der</strong> mehr nördlichen Zone auch Larbcsibirica,<br />

die in Westsibirien die polare Baumgrenze bildet,<br />

ln Ostsibirien tritt an ihre Stelle L, gmelinii. Aber auch in <strong>der</strong><br />

Sibirischen Taiga tritt an offenen Stellen immer wie<strong>der</strong> die<br />

Birke auf (Abb. 269). Sie bildet nicht nur Pionierübergangsstadien<br />

auf Brand- o<strong>der</strong> Sturmflächen, son<strong>der</strong>n sie hält sich<br />

auch lange in ungestörten Beständen.<br />

5 Extrem kontinentale Lärchenwäl<strong>der</strong> Ostsibiriens<br />

mit Thermokarsterscheinungen<br />

Die schattigen Nadelwäl<strong>der</strong> W-Sibiriens mit Picea obovata,<br />

Abies sibirica <strong>und</strong> Pinus sibirica (Dunkle Taiga) unterscheiden<br />

sich wesentlich von den sehr hellen Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> nadelwerfenden<br />

Larix gmelinii (Lichte Taiga) in Ostsibirien. Es<br />

handelt sich um ein riesiges Subzonobiom mit extrem kontinentalem<br />

borealem Klima (absolute Temperaturschwankung<br />

im Jahr bis 100 K), das aus den Klimadiagrammen auf<br />

Abb. 270 zu erkennen ist. In Nordamerika ist ein ähnliches<br />

begrenztes, aber etwas weniger extremes Klimagebiet um<br />

Fort Yukon (Alaska) vorhanden (Abb. 282).<br />

Die Nie<strong>der</strong>schläge in diesem Gebiet sind sehr gering (unter<br />

250 mm); das wird jedoch durch die langsam auftauende<br />

obere Bodenschicht kompensiert. Die Wurzeln nehmen<br />

das Schmelzwasser auf, so daß ein Wald wachsen kann. Die<br />

Lärchenwäl<strong>der</strong> haben meistens einen Zwergstrauchunterwuchs<br />

aus Vaccinium uliginosum, Arctous alpina, auf trockenen<br />

Jakutsk (102 m)<br />

[39 - 35]<br />

-10.4“ 187<br />

O im ekon (800 m)<br />

[7-5]<br />

-16,3° 131<br />

^ Bei tiefen Jahresmitteltemperaturen<br />

von<br />

-10 °C ist <strong>der</strong> Boden in<br />

E-Sibirien dauernd bis in<br />

Tiefen von 250 bis 400 m<br />

gefroren: es ist ein Permafrostboden.<br />

In den relativ<br />

warmen Sommern<br />

tauen nur die oberen 10<br />

bis 50 cm auf, bei gut dränierten<br />

Böden höchstens<br />

100 bis 150 cm.<br />

Abb. 270.<br />

Klimadiagramme aus dem extrem<br />

kalt-kontinentalen Gebiet<br />

Ostsibiriens. Oimekon ist <strong>der</strong><br />

Kältepol <strong>der</strong> Nordhemisphäre.


446 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Abb. 271.<br />

Waldt<strong>und</strong>ra im Tscherski-Gebirgsland<br />

(Ostsibirien): Lärchenwald<br />

(Larix dahurica) am<br />

Hang, im Kältetal Moost<strong>und</strong>ra<br />

mit Zwergbirke (Betula exilis)<br />

<strong>und</strong> Rhododendron parvißorum<br />

(phot. V N . P a v l o f ) .<br />

\<br />

Böden Vaccinium vitis-idaea, Dryas crenulata, auf feuchten Böden<br />

Ledum palustre <strong>und</strong> auf sehr trockenen nur eine Bodenschicht<br />

aus Flechten.<br />

Weiter im Norden gehen die lichten Wäl<strong>der</strong> in offene<br />

Baumfluren (Redkolesje) über <strong>und</strong> dann in eine Zwergstraucht<strong>und</strong>ra<br />

mit Betula exilis (kniehoch) <strong>und</strong> Rhododendron<br />

parviflorum (Abb. 271).<br />

Beson<strong>der</strong>s beeindruckend sind hier die Ausmaße <strong>der</strong><br />

Thermokarsterscheinungen im kältesten Teil <strong>der</strong> Nordhalbkugel.<br />

Über den Thermokarst schreibt Frenzel:<br />

„Der Permafrost Sibiriens, vermutlich auch Alaskas, entstand<br />

seit dem frühen Eiszeitalter. Jede Eiszeit trug zu<br />

seiner Ausbreitung bei, in den Warmzeiten wurden hingegen<br />

sein Areal <strong>und</strong> seine Mächtigkeit reduziert. Jedoch<br />

auch die warmzeitlichen Klimate sind in diesen<br />

Landschaften <strong>der</strong> Neubildung des Permafrostes günstig,<br />

wenn auch die Mächtigkeit des jahreszeitlichen Auftaiibodens<br />

größer als während <strong>der</strong> Kalt- o<strong>der</strong> Eiszeit ist;<br />

Vergehen <strong>und</strong> Entstehen des Permafrostes gehen Pfand<br />

in Hand. Diese Prozesse werden beson<strong>der</strong>s auf feinkörnigen<br />

Sedimentgesteinen ökologisch <strong>und</strong> geomorphologisch<br />

wirksam".<br />

Während <strong>der</strong> Eiszeiten wurden auf weiten Flächen <strong>der</strong><br />

damaligen extrem winterkalten Klimazone Löße (als äolisches<br />

Sediment) <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Derivate gebildet. In den heutigen<br />

hochkontinentalen Klimaten <strong>der</strong> borealen Nadelwald-


Zone sind sie bis zu 80 Volumenprozent mit Eis des Permafrostes<br />

erfüllt. Lokale Störungen <strong>der</strong> Strahlungsbilanz<br />

<strong>und</strong> des Wärmeflusses zwischen Atmosphäre <strong>und</strong> Boden,<br />

etwa durch die pro Gebiet ungefähr alle 180 bis 240 Jahre<br />

auftretenden natürlichen Waldbrände, durch Flußerosion<br />

etc., führen zunächst zu einer Mächtigkeitszunahme des<br />

sommerlichen Auftaubodens. Da das Gestein vorher weitaus<br />

an Eis übersättigt gewesen war, kommt es nun auf geneigten<br />

Landoberflächen zum Abgleiten dieser Schicht. Der Boden<br />

wird förmlich aufgezehrt, weshalb in Sibirien von <strong>der</strong> „Jedom"-Serie<br />

(Yedoma) gesprochen wird, also den (russisch)<br />

„zerfressenden" Lockergesteinen. Durch das verstärkte<br />

sommerliche Auftauen des Oberbodens hat sich somit eine<br />

Volumenabnahme ereignet. Sie wird allgemein als Thermokarst<br />

bezeichnet (Abb. 272). Auf horizontalen Flächen<br />

sackt beim Entstehen des Thermokarsts <strong>der</strong> Boden in sich<br />

zusammen: Es entstehen bis mehrere Kilometer große, abflußlose<br />

Senken, die sogenannten „Alasse", in denen durch<br />

Steigen des Gr<strong>und</strong>wassers <strong>der</strong> etwa vorher vorhandene<br />

Wald ertränkt wird (Abb. 273). Diese Erscheinungen sind<br />

schon von den Reisenden, die in <strong>der</strong> Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Sibirien durchstreift hatten, beschrieben worden, ein<br />

klares Zeichen dafür, daß es sich bei <strong>der</strong> Alassbildung um<br />

natürliche Prozesse handelt, <strong>der</strong>en Beginn heute bis an das<br />

Ende des Spätglazials (etwa 12 000 bis 10 000 vor heule)<br />

zurückverfolgt werden kann. Gegenwärtig wird die Alassbildung<br />

durch Rodungen <strong>und</strong> Bautätigkeit verstärkt.<br />

Alasse treten beson<strong>der</strong>s häufig in <strong>der</strong> unter einem hochkontinentalen<br />

Klima stehenden Viljuij-Senke <strong>und</strong> in ihren<br />

Extrem kontinentale Lärchenwäl<strong>der</strong> Ostsibiriens 447<br />

1<br />

Abb. 272.<br />

Durch Thermokarst bedingte<br />

Zerstörung des Larve dahurica-<br />

Waldes am Fluß Aldan. Die<br />

obersten 5-8 m des Bodens, auf<br />

dem Wald steht, tauen auf, <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> wasserübersättigte Schlamm<br />

transportiert die umgestürzten<br />

Bäume zum Fluß (phot. B.<br />

F r e n z e l ) .


448 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Abb. 273.<br />

Ein entstehen<strong>der</strong> Alass in <strong>der</strong><br />

Lärchentaiga Zentraljakutiens.<br />

Durch Auftauen <strong>der</strong> obersten<br />

15-20 m des Permafrostes ist <strong>der</strong><br />

Boden um denselben Betrag eingesunken.<br />

Die Abflußlosigkeit<br />

des Beckens führt zum Ertränken<br />

des Larix dahurica-Waldes<br />

(phot. B. Frenzel).<br />

Abb. 274.<br />

Ein Bulgunnjach in einem von<br />

natürlichen Wiesengesellschaften<br />

eingenommenen Alass Zentraljakutiens.<br />

Die Hänge des bereits<br />

wie<strong>der</strong> zerspaltenen <strong>und</strong> damit<br />

zerfallenden Pingos werden von<br />

einer Grassteppenvegetation eingenommen,<br />

Kuppe noch bewaldet<br />

(phot. B. F r e n z e l ) .<br />

Randgebieten Zentral- <strong>und</strong> Ostjakutiens auf. Sind die Masse<br />

zunächst in <strong>der</strong> Regel in ihrem Zentrum wassererfüllt, so<br />

bieten die steilen, bis 50 m hohen Rän<strong>der</strong> infolge verbesserter<br />

natürlicher Dränage <strong>und</strong> verstärkter Einstrahlung sehr<br />

bunten Steppengesellschaften geeignete Ansatzpunkte (1/3<br />

<strong>der</strong> etwa 900 Arten Höherer Pflanzen Jakutiens gehören in<br />

<strong>der</strong>artige Pflanzengemeinschaften, <strong>der</strong>en Gesamtfläche nur<br />

wenige Prozent des Landes ausmacht).<br />

Geht die Absenkung <strong>der</strong> Böden <strong>der</strong> Alasse langsam vonstatten<br />

<strong>und</strong> sammelt sich nicht zu viel Wasser an, dann treten<br />

dort an die Stelle <strong>der</strong> zu Gr<strong>und</strong>e gegangenen Lärcheno<strong>der</strong><br />

Kiefernwäl<strong>der</strong> natürliche Wiesengesellschaften, die


heute für die dortige Viehzucht bedeutungsvoll sind. Ihre<br />

Artengarnitur verweist oft auf versalzte Standorte.<br />

Alass-Seen können verlanden. Hiermit wird erneut <strong>der</strong><br />

Wärmefluß geän<strong>der</strong>t, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Permafrost breitet sich aus.<br />

Da jetzt aber in den Alassen sehr viel Wasser vorhanden ist,<br />

bilden sich in ihnen große, eiskernerfüllte Hügel, die „Bulgunnjachi"<br />

o<strong>der</strong> Pingos (Abb. 274). Sie wachsen so lange<br />

in die Höhe, bis die sommerliche Einstrahlung das Bestehen<br />

ihrer Eiskerne verhin<strong>der</strong>t, o<strong>der</strong> bis sie infolge ihres Hochwachsens<br />

aufreißen <strong>und</strong> die sommerliche Wärme tief in die<br />

Bulgunnjachi einwirken kann <strong>und</strong> zu ihrem Zerfall führt.<br />

Derartige Hügel haben eine Lebensdauer von einigen Jahrzehnten<br />

bis zu maximal wenigen Jahrtausenden. Stets aber<br />

gilt, daß auch sie zur Erhöhung <strong>der</strong> Biotopmannigfaltigkeit<br />

beitragen, da ihre steilen Hänge oft wegen <strong>der</strong> guten Dränage<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> erhöhten Insolation bunten Steppengesellschaften<br />

reichlich Ansatzpunkte geben.<br />

Das Auftreten von Steppengesellschaften ist in Jakutien<br />

für alle trockenen <strong>und</strong> im Sommer sehr warmen, steilen<br />

Südhänge bezeichnend, zum Beispiel an den zu den großen<br />

Flüssen abfallenden Flanken (Abb. 275 <strong>und</strong> 276).<br />

Ganz allgemein ist das Klima Jakutiens mindestens als semiarid<br />

zu bezeichnen. Das geht deutlich aus dem Klimadiagramm<br />

auf Abb. 270 hervor, das heißt die potentielle Evaporation<br />

ist auch auf Euklimatopen höher als die geringen<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schläge.<br />

In Übereinstimmung damit findet man in den Lärchenwäl<strong>der</strong>n<br />

baumfreie Stellen - die „Tscharany" (Charani) -<br />

auf denen durch die starke Verdunstung eine Salzanreiche-<br />

Extrem kontinentale Lärchenwäl<strong>der</strong> Ostsibiriens 449<br />

_ Das Permafrostgebiet,<br />

in dem alles Leben <strong>der</strong><br />

winterlichen Kälte wegen<br />

so stark reduziert zu sein<br />

scheint, ist voller Dynamik.<br />

Abb. 275.<br />

Gras- <strong>und</strong> Kräutersteppe auf<br />

südexponierten Ufern des Aldan<br />

(Zentraljakutien). Die feinkörnigen<br />

eiszeitlichen Sedimente sind<br />

bis zu 80 Volumprozent mit Eis<br />

des Permafrostes erfüllt, beson<strong>der</strong>s<br />

in den großen polygonalen<br />

Eiskeilsystemen. Beim Anschneiden<br />

durch den Fluß schmilzt<br />

zunächst das reinere Eis <strong>der</strong> Eiskeile.<br />

In ihnen siedelt sich, von<br />

den Hochflächen ausgehend,<br />

wegen <strong>der</strong> jetzt verbesserten<br />

Wasserführung Wald an. Der<br />

trockenere Mineralboden zwischen<br />

den Eiskeilett wird aber<br />

am Oberhang von Grassteppen,<br />

am Mittel- <strong>und</strong> Unterhang von<br />

Kräutersteppen (vgl. Abb. 276)<br />

eingenommen, die auf dem<br />

schmelzenden Untergr<strong>und</strong> abgleiten<br />

(phot. B . F r e n z e i ) .


450 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Abb. 276.<br />

Kräutersteppe auf dem nach Süden<br />

gewandten Hang eines kleinen<br />

Nebentälchens <strong>der</strong> Lena in<br />

<strong>der</strong> alles beherrschenden Pinus<br />

silvestris-Taiga. Die kerzenförmigen<br />

Blutenstände <strong>der</strong> Orostachys<br />

spinulosa (Crassulaceae), dichte<br />

Fruchtstände von Alyssum sp.<br />

(unten rechts) <strong>und</strong> die nicht abgebildete<br />

Ephedra monosperma<br />

charakterisieren den Bestand.<br />

Dieser Steppentyp gedeiht auf<br />

Dauerfrost (phot. B. F r e n z e l ) .<br />

rung stattfindet. Auf solchen verbrackten, solonzierten Böden<br />

wachsen Salzpflanzen, die auch an Meeresküsten Vorkommen,<br />

wie Atriplex litoralis, Spergularia marina <strong>und</strong> Salicornia<br />

europaea, auf nassen Salzböden auch die Gräser<br />

Puccinellia tenuißora <strong>und</strong> Hordeum brevisubulatum (<strong>Walter</strong><br />

1974).<br />

Da im hohen Norden die steilen Südhänge von den<br />

Strahlen <strong>der</strong> tiefstehenden Sonne mittags senkrecht getroffen<br />

werden, können einzelne Steppenarten sogar noch auf<br />

<strong>der</strong> Insel Wrangel (71°N) wachsen (Yurtsev 1981). Folgende<br />

typische Arten werden angeführt: Ephedra monostachya, Stipa<br />

krylovii, Koeleria cristata. Festuca spp. u. a. Gräser, PulsatiUa<br />

spp., Potentilla spp., Astragalus <strong>und</strong> Oxytropis spp., Linum perenne,<br />

Verónica incana, Galium verum, Artemisia frígida, Leontopodium<br />

campestre, Aster alpinus (für sibirische Steppen typisch)<br />

u. a.<br />

Diese Steppeninseln kommen heute extrazonal an warmen<br />

Südhängen vor. Sie sind Relikte von zonalen Steppen<br />

<strong>der</strong> Glazialzeiten, als das Klima noch ausgeprägter kontinental<br />

war. Damals kamen von <strong>der</strong> riesigen Eiskuppe im Sommer<br />

föhnartige sich stark erwärmende Fallwinde, die nach<br />

Osten abgelenkt über die eisfreien periglazialen Flächen<br />

wehten <strong>und</strong> die mächtigen Lößschichten ablagerten. Die<br />

Sommer waren offensichtlich so heiß, daß sich im Löß große<br />

Trockenrisse bildeten, in denen es durch den Permafrost zur<br />

Reifbildung <strong>und</strong> Ausfüllung mit Eis kam (Jedome-Serie).<br />

Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> neueren russischen Untersuchungen muß<br />

man annehmen, daß während <strong>der</strong> Glazialzeit solche periglaziale<br />

Steppen sich zonal über ganz Eurasien <strong>und</strong> Nordameri­


ka zogen <strong>und</strong> eine reiche Steppenfauna ermöglichten mit<br />

Steppennagern, Antilopen, Wildpferden bis zum Wolligen<br />

Nashorn <strong>und</strong> Mammut. Und erst mit dem Auftreten des<br />

Menschen verschwanden die Großsäuger.<br />

Die T<strong>und</strong>ravegetation war wohl nur an moorige <strong>und</strong><br />

sumpfige Stellen um Seen herum, also als Pedobiome an die<br />

tieferen Stellen des Relief geb<strong>und</strong>en. Das häufige Vorkommen<br />

von Ephedra- <strong>und</strong> Artemisia-VoWen in den Pollenspektren<br />

<strong>der</strong> Torfproben aus <strong>der</strong> Glazialzeit beweist, daß ringsherum<br />

Steppen mit diesen Arten wuchsen, Kältesteppen,<br />

wie man sie heute nur an wenigen Stellen, vor allem in Jakutien<br />

findet.<br />

Erst als in <strong>der</strong> Postglazialzeit das Eis abschmolz, <strong>der</strong> Meeresspiegel<br />

anstieg, das Eismeer entstand, die Landverbindung<br />

zwischen Ostasien <strong>und</strong> Alaska unterbrochen wurde,<br />

<strong>der</strong> Golfstrom im Nordatlantik warmes Wasser dem Eismeer<br />

zuführte, än<strong>der</strong>te sich die gesamte Luftzirkulation. Die von<br />

den Aleuten einerseits <strong>und</strong> von Island an<strong>der</strong>erseits westwärts<br />

wan<strong>der</strong>nden Luftfronten gestalteten das Klima <strong>der</strong><br />

nördlichen Breiten um, es wurde humid <strong>und</strong> an den Westflanken<br />

<strong>der</strong> Landmassen stark ozeanisch getönt. Im nördlichen<br />

Teil <strong>der</strong> früheren periglazialen Steppen breitete sich<br />

nun die T<strong>und</strong>ravegetation aus <strong>und</strong> eroberte auch die eisfrei<br />

gewordenen Flächen, ihr folgte von den Refugien ausgehend<br />

die Waldvegetation, bis die T<strong>und</strong>ra- <strong>und</strong> Waldzone die<br />

heutige Lage einnahmen.<br />

Die periglaziale Steppenvegetation zog sich in das aride<br />

Gebiet <strong>der</strong> heutigen kontinentalen Steppen zurück <strong>und</strong> mit<br />

ihr auch die entsprechende Fauna. Aber die Tierarten, die<br />

nicht mit den Verän<strong>der</strong>ungen Schritt halten konnten, vielleicht<br />

auch durch das Auftreten des Menschen, starben aus.<br />

Das waren gerade die größten Formen wie Mammut, Wolliges<br />

Nashorn, Riesenhirsch u.a. (vgl. W alter Er B reckle<br />

1991).<br />

Diese Ausführungen sollen andeuten, daß die heutige zonale<br />

T<strong>und</strong>ravegetation, aber auch die boreale Nadelwaldzone<br />

mit den vielen Mooren-in <strong>der</strong> jetzigen Form junge Neubildungen<br />

sind. Auch Hochmoore hat es früher<br />

wahrscheinlich nicht gegeben. Gewisse Relikte <strong>der</strong> periglazialen<br />

Steppen findet man in Mittelrußland an Kreidefelsen.<br />

Auch Carex humilis mit seinem verstreuten Vorkommen in<br />

den Steppenheiden gilt als periglaziales Relikt. In den Alpenmatten<br />

wachsen viele Arten, die genetisch zu typischen<br />

Steppengattungen gehören, wie Astragalus, Oxytropis, Potentilla,<br />

Pulsatilla, Festuca, Avena s. 1., insbeson<strong>der</strong>e auch Artemisia,<br />

das Edelweiß (Leontopodium) <strong>und</strong> Aster alpinus.<br />

Extrem kontinentale Lärchenwäl<strong>der</strong> Ostsibiriens 451


452 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

7 Orobiom VIII - Gebirgst<strong>und</strong>ra<br />

fJH<br />

, / '<br />

Die Höhenstufenfolge ist in diesen nördlichen Breiten des<br />

ZB VIII sehr kurz. Schon in geringer Höhe ist die Waldgrenze<br />

erreicht, je nach geographischer Lage durch Picea, Pinussibirica<br />

o<strong>der</strong> Larix gebildet. Darüber in <strong>der</strong> alpinen Stufe findet<br />

man jedoch keine typische T<strong>und</strong>ra, son<strong>der</strong>n eine Gebirgst<strong>und</strong>ra<br />

(S t a n j u k o v it s c h 1973).<br />

In den Alpen fällt <strong>der</strong> erste Schnee auf noch nicht gefrorenen<br />

Boden <strong>und</strong> die Temperatur am Boden liegt unter einer<br />

mächtigen Schneedecke den ganzen Winter hindurch<br />

um 0 °C. Die ausdauernden Kräuter sind deshalb we<strong>der</strong> tiefen<br />

Frösten noch einer Frosttrocknis ausgesetzt <strong>und</strong> die <strong>Vegetation</strong><br />

besteht aus dichten Alpenmatten.<br />

An<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Gebirgst<strong>und</strong>ra: Der Schnee fällt auf schon<br />

gefrorenen Boden, die Schneedecke ist dünn <strong>und</strong> wird von<br />

den Gipfeln abgeblasen. Es herrscht Permafrost, den es in<br />

den Alpen nicht gibt. Die Winterstürme sind sehr stark, die<br />

Frostverwitterung ist sehr intensiv; <strong>der</strong> Schutt bewegt sich<br />

langsam abwärts (S o liflu k tio n ), <strong>und</strong> die Feinerde wird ausgeblasen.<br />

Das alles führt dazu, daß die Berggipfel in <strong>der</strong> Gebirgst<strong>und</strong>ra<br />

kahl sind <strong>und</strong> als „G o lzy" bezeichnet werden<br />

(russ. golyj = kahl). Sie sind nur von Flechten <strong>und</strong> wenigen<br />

Moosen bedeckt sowie vereinzelten Zwergsträuchern zwischen<br />

den Felsen. Die Verhältnisse erinnern an die windgefegten<br />

Grate <strong>der</strong> Alpen mit Loiseleuria <strong>und</strong> denselben Flechten<br />

(s. S. 376).<br />

Etwas günstiger sind die Verhältnisse in <strong>der</strong> subalpinen<br />

o<strong>der</strong> „Podgolez"-Stufe, wo <strong>der</strong> abgewehte Schnee sich anreichern<br />

kann. Die Gebirgst<strong>und</strong>ra findet man im kontinentalen<br />

Klimabereich nach Süden bis 50° N, selbst noch im<br />

Altai. Im ozeanischen Gebiet <strong>der</strong> borealen Zone (Skandinavien,<br />

Kamchatka) fehlt die Gebirgst<strong>und</strong>ra, <strong>und</strong> die alpine<br />

Stufe erinnert etwas mehr an die Verhältnisse in den Alpen.<br />

Die Winter sind sehr schneereich. Die Waldgrenze wird von<br />

Birken (Betula spp.) gebildet.<br />

8 Moortypen <strong>der</strong> borealen Zone (Peinohelobiome)<br />

Das Klima <strong>der</strong> borealen Zone,ist humid, das heißt die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

übertreffen die potentielle Evaporation, die Wasserbilanz<br />

ist also positiv. Wenn <strong>der</strong> Abfluß des überschüssigen<br />

Wassers zu den Flüssen erschwert ist, steigt <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegel an <strong>und</strong> es kommt zur Vermoorung. Da<br />

die Böden in <strong>der</strong> borealen Zone arm <strong>und</strong> sauer sind (Podsole),<br />

hat auch das Gr<strong>und</strong>wasser eine saure Reaktion <strong>und</strong> ent-


Moortypen <strong>der</strong> borealen Zone (Peinohelobiome) 453<br />

hält nur wenige mineralische Bestandteile. Meist ist das<br />

Gr<strong>und</strong>wasser durch Humussole braun gefärbt. Nur bei anstehendem<br />

Kalkstein sind die Verhältnisse an<strong>der</strong>s. Da weite<br />

Gebiete <strong>der</strong> borealen Zone sowohl in Eurosibirien als auch<br />

in N-Amerika sehr eben sind, ist <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

hoch. Solange er den größten Teil des Jahres mehr als 50 cm<br />

unter <strong>der</strong> Bodenoberfläche bleibt, ist Baumwuchs möglich,<br />

sonst wird er gehemmt <strong>und</strong> die Wäl<strong>der</strong> gehen in Moore<br />

über.<br />

ln Teilregionen Finnlands entfallen auf die Moore über _ _ Ausgedehnte Flächen<br />

40 %, zum Teil sogar über 60 % <strong>der</strong> Gesamtfläche. Dasselbe sind in <strong>der</strong> borealen Zone<br />

gilt für die boreale Zone E-Europas <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e W-Si- nicht durch die zonale <strong>Vegetation</strong><br />

<strong>der</strong> Nadelwäl<strong>der</strong><br />

biriens, das bis auf die flußnahen Teile ganz von Mooren bedeckt<br />

ist. Ähnliche Verhältnisse finden wir teilweise in eingenommen, son<strong>der</strong>n<br />

durch Moore.<br />

Kamchatka, Alaska sowie Labrador <strong>und</strong> in den Gebieten<br />

südlich <strong>der</strong> Hudson Bay. Es ist deshalb notwendig, im An- /<br />

Schluß an die Nadelwäl<strong>der</strong> auch das PedobiOTo<strong>der</strong>Moore<br />

behandeln. Oft ist die Grenze zwischen Naaeivvala <strong>und</strong><br />

Moor schwer zu ziehen. Die bereits erwähnten Fichtenwäl<strong>der</strong><br />

mit Polytrichum <strong>und</strong> Sphagnum weisen schon starke Torfbildung<br />

auf (Abb. 267, S. 443).<br />

Unter Mooren versteht man im geologischen Sinne eine<br />

Lagerstätte von Torf mit einer Mächtigkeit von mindestens<br />

20 bis 30 cm. Ist die Torfschicht geringer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gehalt an<br />

verbrennbarer Substanz nur 15 bis 30 %, so spricht man von<br />

Anmooren. Im ökologischen Sinne sind Moore bestimmte<br />

Lebensgemeinschaften, die an hohes Gr<strong>und</strong>wasser geb<strong>und</strong>en<br />

sind, unabhängig von <strong>der</strong> Mächtigkeit <strong>der</strong> Torfschicht,<br />

auf <strong>der</strong> sie wachsen. Bei <strong>der</strong> schlechten Durchlüftung des<br />

Bodens wurzeln die Moorpflanzen sehr flach, so daß für sie<br />

nur die Beschaffenheit <strong>der</strong> obersten Torfschichten von Bedeutung<br />

ist.<br />

Es lassen sich folgende Moortypen unterscheiden:<br />

1. Top ogene M o o re , die an einen sehr hohen Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

geb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> deshalb die tiefsten Teile<br />

des Reliefs einnehmen o<strong>der</strong> dort auftreten, wo Quellwasser<br />

austritt. Hierher gehören die Nie<strong>der</strong>moore (engl. Fen)<br />

verschiedenster Art.<br />

2. O m b ro g ene M o o re , die ausschließlich durch das auf die<br />

Oberfläche fallende Nie<strong>der</strong>schlagswasser vernäßt werden<br />

<strong>und</strong> sich über die Umgebung erheben. Es sind Hochmoore<br />

(engl, raised bogs).<br />

3. S oligene M o o re , die ebenfalls durch die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

vernäßt werden, sich jedoch nicht über die Umgebung<br />

erheben <strong>und</strong> zusätzlich von Wasser überrieselt werden,<br />

das von den Hängen bei <strong>der</strong> Schneeschmelze abfließt.<br />

_ ^ Nach Herkunft <strong>und</strong><br />

Beschaffenheit des Wassers<br />

im Moorboden können<br />

topogene, ombrogene<br />

<strong>und</strong> soligene Moore<br />

unterschieden werden.


454 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Die nährstoffarmen,<br />

das heißt oligotrophen<br />

Moore, die man nur im<br />

kühlen bis kalten humiden<br />

Klima findet, sind<br />

Peinohelobiome. Nach<br />

ihrem Aufbau <strong>und</strong> ihrer<br />

Topographie kann man<br />

mehrere an bestimmte<br />

klimatische Verhältnisse<br />

geb<strong>und</strong>ene Typen unterscheiden<br />

(Abb. 277);<br />

Deckenmoore - Hochmoore<br />

- Aapamoore -<br />

Palsenmoore.<br />

Abb. 277.<br />

Verbreitungsgebiet <strong>der</strong> Moortypeit<br />

in N-Eiiropa (nach W a l t e r<br />

¡990). 1 Palsenmoore: 2 Aapamoore:<br />

3 typische Hochmoore:<br />

4 Deckenmoore: 5 Waldhochmoore:<br />

6 Moore <strong>der</strong> Gebirge.<br />

Weiße Flächen <strong>der</strong> südliehen<br />

Gebiete mit vorwiegend topogenen<br />

Mooren.<br />

Das Gr<strong>und</strong>wasser <strong>der</strong> topogenen Moore kann viele mineralische<br />

Stoffe enthalten <strong>und</strong> nährstoffreich sein. Solche Moore<br />

sind deshalb eutroph o<strong>der</strong> minerotroph. Das Regenwasser<br />

ist dagegen sehr rein <strong>und</strong> nährstolTarm; deswegen sind die<br />

ombrogenen Moore oligotroph o<strong>der</strong> ombrotroph. Das Rieselwasser,<br />

das die soligenen Moore erhalten, ist, wenn es<br />

sich nicht nur um Schmelzwasser handelt, wie<strong>der</strong> nährstoffreicher;<br />

diese Moore sind deswegen meist minerotroph,<br />

sonst oligotroph.<br />

In <strong>der</strong> borealen Zone ist das Gr<strong>und</strong>wasser mineralsalzarm,<br />

so daß es schwer ist, zwischen Nie<strong>der</strong>mooren <strong>und</strong><br />

Hochmooren zu unterscheiden; man spricht häufig von mesotrophen<br />

Übergangsmooren. Wenn das Wasser weniger als<br />

1 mg Ca/Liter enthält, dann findet man schon die anspruchslosen<br />

Arten <strong>der</strong> oligotrophen Moore.<br />

Die eutrophen Moore, in denen Seggen {Carex-Avlen) die<br />

Hauptrolle spielen, treten in <strong>der</strong> gemäßigten Zone unabhängig<br />

vom Klima überall auf, wo <strong>der</strong> Boden durch kalkhaltiges,<br />

aber nicht brackiges Gr<strong>und</strong>wasser vernäßt ist. Sie gehören<br />

alle zu den Pedobiomen, <strong>und</strong> zwar den Helobiomen.<br />

l// D e c k e n m o o re . Wir hatten diese für das stark ozeanische<br />

¡Klima <strong>der</strong> atlantischen Heidegebiete auf den Britischen<br />

Inseln <strong>und</strong> an <strong>der</strong> ganzen Westküste Skandinaviens erwähnt<br />

(s. S. 335). Sie überziehen das ganze Terrain.


H o c h m o o re . Sie sind für<br />

die etwas weniger ozeanische<br />

Nordwestecke Mitteleuropas<br />

mit Heidegebieten, die<br />

ganze boreonemorale Zone<br />

<strong>und</strong> den südlichen Teil <strong>der</strong><br />

borealen Zone bezeichnend.<br />

Bei typischer Ausbildung<br />

sind sie baumlos. Wird jedoch<br />

das Klima etwas kontinentaler<br />

<strong>und</strong> trockener, so<br />

findet man auch Kiefern auf<br />

diesen Mooren, man spricht<br />

dann von Waldhochmooren.<br />

Sie ziehen sich an <strong>der</strong> ganzen Südgrenze des borealen<br />

Hochmoorgebietes entlang (Abb. 277, 278). Sie kommen<br />

auch im Nordosten Deutschlands, in Nordpolen <strong>und</strong> vereinzelt<br />

im Voralpenraum vor.<br />

Moortypen <strong>der</strong> borealen Zone (Peinohelobiome) 455<br />

Abb. 278.<br />

Moorseen <strong>und</strong> Taiga wechseln<br />

sich ab, Mittelschweden bei Sunnersta<br />

(phot. S.-W. <strong>Breckle</strong>).<br />

A a p a m o o re o d e r S tra n g m o o re . Man findet sie nördlich<br />

<strong>der</strong> Hochmoorzone in Fennoskandien <strong>und</strong> Westsibirien.<br />

Es sind soligene Moore mit flachem Gefälle. Sie bestehen<br />

aus etwas erhöhten Strängen, die senkrecht zum<br />

Gefälle verlaufen <strong>und</strong> ombrotroph sind; zwischen ihnen<br />

befinden sich langgestreckte vertiefte Stellen, die mit minerotrophem<br />

Wasser gefüllt sind (finnisch „Rimpis",<br />

schwedisch „Flarke"). Das ganze Moor fällt in Stufen ab<br />

<strong>und</strong> erinnert an die Terrassen beim Reisanbau. Bei <strong>der</strong><br />

Aufwölbung <strong>der</strong> Stränge spielt die Schubwirkung <strong>der</strong> Eisdecke<br />

eine Rolle, die die Rimpis im Winter bedeckt <strong>und</strong><br />

sie in horizontaler Richtung ausdehnt (vgl. Abb. 279).<br />

^ Die Hochmoore sind<br />

sowohl in Eurasien als<br />

auch in N-Amerika an ein<br />

ozeanisches Klima geb<strong>und</strong>en,<br />

Aapa- <strong>und</strong> Palsenmoore<br />

sind dagegen zirkumpolar<br />

verbreitet.<br />

Abb. 279.<br />

Endlose Weite des westsibirischen<br />

Moorgebiets. Strangmoore,<br />

am Horizont Mcorseen. Luftbildaufnahme<br />

vom Zeppelin am<br />

17.8. ¡929 (Foto Archiv des<br />

Zeppelin-Museums, Friedrichshafen).


456 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

Abb. 280.<br />

Palsen o<strong>der</strong> Torßügelmoore in<br />

N-Finnland (p h o t. E. W a l t e r ).<br />

4. P a lsenm o o re <strong>der</strong> Torfhügelt<strong>und</strong>ra. Diese treten schon<br />

außerhalb <strong>der</strong> borealen Zone in <strong>der</strong> Waldt<strong>und</strong>ra auf in<br />

Gebieten mit einer mittleren Jahrestemperatur unter<br />

-1 °C. An <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Torfhügel, die 20 bis 35 m lang<br />

<strong>und</strong> 10 bis 15 m breit sein können <strong>und</strong> eine Höhe von 2<br />

bis 3 m (bis 7 m) erreichen, spielt das Bodeneis eine wesentliche<br />

Rolle. Wenn auf leicht erhöhten Stellen weniger<br />

Schnee abgelagert wird, so dringt <strong>der</strong> Frost rascher in<br />

den Torfboden ein. Es bilden sich Eisschichten, <strong>und</strong> diese<br />

ziehen Wasser aus dem nicht gefrorenen, umgebenden<br />

Torfboden an. Die Eislinsen werden dicker <strong>und</strong> heben<br />

den Torf empor. Da im Sommer nicht das ganze Eis<br />

schmilzt, bleibt die Erhebung zum Teil erhalten. Infolgedessen<br />

ist die Schneebedeckung im nächsten Jahr noch<br />

geringer, <strong>der</strong> Boden gefriert noch rascher; die Eismassen<br />

werden von Jahr zu Jahr größer <strong>und</strong> <strong>der</strong> Torfhügel mit<br />

dem Eiskern immer höher. Im Sommer sinkt das Ganze<br />

ein, so daß um den Torfhügel eine grabenartige, mit<br />

Wasser gefüllte Vertiefung entsteht, in <strong>der</strong> die Zwergbirke<br />

(Betula nana) <strong>und</strong> Wollgräser (Eriophorum) wachsen<br />

(Abb. 280).<br />

Die Kuppe <strong>der</strong> Torfhügel (Palsen) kann im Sommer austrocknen,<br />

dann erhält sie Risse (Abb. 280). Sie wird dann<br />

vom Wind erodiert <strong>und</strong> kann ganz abgetragen werden.<br />

Man nimmt an, daß die meisten Palsen subfossile Gebilde<br />

aus einer kälteren Klimaperiode sind <strong>und</strong> sich in Auflösung<br />

befinden. Es handelt sich um Thermokarsterscheinungen<br />

kleineren Ausmaßes.<br />

9 Ökologie <strong>der</strong> Hochmoore<br />

Die wichtigsten Pflanzen, die den Aufbau eines Hochmoores<br />

bewirken, sind die T o rfm o o s e {Sphagnum-Arien). Da sie<br />

zum größten Teil aus großen toten Zellen bestehen, die sich<br />

leicht kapillar mit Wasser füllen, wirken sie bei dem polsterförmigen<br />

Wuchs wie Schwämme <strong>und</strong> halten das Vielfache<br />

ihres Trockengewichts an Wasser fest. Am oberen Ende


wachsen sie in die Höhe, am unteren sterben sie ab <strong>und</strong> vertorfen.<br />

Die Polster werden immer größer, verschmelzen miteinan<strong>der</strong>,<br />

<strong>und</strong> schließlich entsteht ein sich uhrglasförmig<br />

über die Oberfläche wölbendes Hochmoor. Da die Torfmoose<br />

kein Austrocknen vertragen, sind gleichmäßig feuchte<br />

<strong>und</strong> kühle Sommer die Voraussetzung für die Hochmoorbildung.<br />

Torfmoose siedefn sich nur auf armen sauren Böden<br />

an; Podsolboden sind dafür sehr geeignet. Hochmoore gehen<br />

deshalb oft aus vernässenden Nadelwäl<strong>der</strong>n hervor.<br />

Bei einem großen wachsenden Hochmoor unterscheidet<br />

man die sehr nasse <strong>und</strong> wenig gewölbte Hochfläche, das besser<br />

entwässerte <strong>und</strong> relativ steil abfallende Randgehänge<br />

<strong>und</strong> ein das Hochmoor umsäumendes, minerotrophes Moor,<br />

als Lagg bezeichnet. Die Hochfläche ist nicht völlig eben,<br />

son<strong>der</strong>n besteht aus kleinen Erhebungen, den Buften, die<br />

über die Moosfläche herausragen, <strong>und</strong> aus in den Moosteppich<br />

eingesenkten Schlenkert, in denen das Wasser bis<br />

dicht an die Oberfläch-rtteh|i jn ihnerjjwaehsfin hygrophile<br />

Torfmoose sowie Carex limosaßodef 'Scheuchzed^i Wenn sich<br />

mehrere Schlenken vereinigen, bildwrsichH'ft^orseen, Blänken<br />

o<strong>der</strong> Kolke genannt (Abb. 278). Ihre Tiefe ist meistens<br />

nur 1,5 bis 2 m; sie besitzen jedoch keinen festen Boden,<br />

son<strong>der</strong>n sind mit weichem Detritus (Mudden) gefüllt. Das<br />

überschüssige Wasser fließt von <strong>der</strong> Hochfläche in kleinen<br />

Rinnen, den Rüllen, ab.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> auf Hochmooren wachsenden Blütenpflanzen<br />

ist nicht groß, es sind in bezug auf Nährstoffe äußerst<br />

anspruchslose Arten: Eriophorum va^inatum, Trichophorum<br />

caespitosum sowie die Zwergstraucher Ändromeda polifolia,<br />

Vacciuium oxycoaus, V. vitis-idaea, V uUginosum, Calluna vulgaris<br />

<strong>und</strong> Eiu^etrum; im adantischen Gebiet kommen Narthecium,<br />

im Osten Ledurn palustre <strong>und</strong> Chamaedaphne calyeulata, im<br />

Norden Rubiis chamaemorus, Betula nana <strong>und</strong> Scheuchzeria palustris<br />

dazu.<br />

Neben <strong>der</strong> N ährstoffarm ut ist <strong>der</strong> zweite ökologische<br />

Faktor, <strong>der</strong> die Verbreitung <strong>der</strong> Arten bestimmt, das Überwachsen<br />

durch Torfmoose. Das Substrat, auf dem die Blütenpflanzen<br />

keimen, sind die wachsenden lebenden Spitzen<br />

<strong>der</strong> Torfmoose. Je nach Wasserversorgung beträgt das Höhenwachstum<br />

<strong>der</strong> Torfmoose 3,5 bis 10 cm pro Jahr. Um<br />

diesen Betrag müssen die Blütenpflanzen jedes Jahr ihre<br />

Sproßbasis durch Streckung <strong>der</strong> Rhizome o<strong>der</strong> Bildung von<br />

Adventivwurzeln höher legen, sonst werden sie von den<br />

Torfmoosen überwuchert. Sie können dem Überwachsen<br />

um so leichter entgehen, je langsamer die Moose wachsen,<br />

was auf den relativ trockenen Bülten bzw. auf dem gut ent­<br />

Ökologie <strong>der</strong> Hochmoore 457


458 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

wässerten Randgehänge <strong>der</strong> Fall ist. An diesen Stellen iindet<br />

man die meisten Zwergsträucher. Je<strong>der</strong> Bult zeigt eine gewisse<br />

Zonierüng: An <strong>der</strong> Basis wachsen Eriophorum vaginatum<br />

<strong>und</strong> Andromeda, höher Vaccinium oxycoccus, ganz oben an<strong>der</strong>e<br />

Zwergsträucher. Oft ist die Spitze vom Bult so trocken,<br />

daß an Stelle von Sphagnum an<strong>der</strong>e Moose (Polytrichum strictum,<br />

Entodon schreheri) o<strong>der</strong> sogar Flechten {Cladonia-Anen,<br />

Cetraria) gedeihen.<br />

Am schwierigsten haben es die Bäume (Kiefer, Fichte),<br />

die ihre Stammbasis nicht verlegen können <strong>und</strong> auf dem armen<br />

Substrat nur ein geringes Höhenwachstum aufweisen.<br />

Oft ragen aus den Moorbulten nur die obersten Zweigspitzen<br />

heraus. Waldhochmoore findet man deshalb nur dort,<br />

wo infolge des trockenen Klimas das Wachstum <strong>der</strong> Torfmoose<br />

gering ist. Sobald die Moore entwässert werden <strong>und</strong><br />

das Wachstum <strong>der</strong> Torfmoose zum Stillstand kommt, tritt<br />

eine rasche Verheidung ein, das heißt die Zwergsträucher<br />

gelangen zur Vorherrschaft. Bald kommen Baumarten hinzu<br />

wie Birken, Kiefern o<strong>der</strong> Fichten. In diesem Zustand befinden<br />

sich die meisten Moore in Mitteleuropa, verstärkt<br />

wird dieser Effekt noch durch den zusätzlichen Stickstoffeintrag<br />

aus <strong>der</strong> Atmosphäre.<br />

Auffallend ist, daß längs <strong>der</strong> Rüllen o<strong>der</strong> am Rande <strong>der</strong><br />

Kolke oft Arten des minerotrophen Bodens wachsen, obgleich<br />

das Wasser ebenso nährstoffarm ist wie im übrigen<br />

Moor. Es zeigt sich, daß fließendes Wasser o<strong>der</strong> durch Wellen<br />

bewegtes eine günstigere Versorgung mit Nährstoffen ermöglicht<br />

als ruhiges, in dem nur eine Diffusion <strong>der</strong> Nährstoffe<br />

stattfindet. Bei dem hohen Wassergehalt <strong>der</strong><br />

Moorböden erwärmen sie sich sehr langsam. Moore sinT<br />

deshalb kalte Standorte <strong>und</strong> es ist verständlich, daß sich auf<br />

ihnen nordisch-arktische Florenelemente, dmunter viele<br />

R e lik te d e r G la z ia lz e it, halten können; dazu kommt, daß<br />

sie auf den Hochmooren vor <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> raschwüchsigen<br />

anspruchsvollen Arten geschützt sind.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> Drosera-Arten, die ihre Stickstoffversorgung<br />

durch die Verdauung <strong>der</strong> auf den Blättern gefangenen<br />

Insekten ergänzen, sind alle an<strong>der</strong>en Arten xeroipLy^ph<br />

gebaut, obgleich ihnen Wasser im Überfluß zur Verfügung<br />

steht. Man führt das auf eine mangelnde Stickstoffversorgung<br />

zurück. Es hat sich allgemein gezeigt, daß eine „Xeromorphie"<br />

dann zu beobachten ist, wenn das Wachstum <strong>der</strong><br />

Pflanzen gehemmt wird, zum Beispiel durch Wassermangel,<br />

aber auch bei Wasserüberschuß, also Sauerstoffmangel im<br />

Boden, durch tiefe Bodentemperaturen, die die Aufnahme<br />

von Stickstoff erschweren, o<strong>der</strong> durch direkten Stickstoff-


mangel. Die „Xeromorphosen" sind hier also Mangelerscheinungen;<br />

es ist deshalb zweckmäßiger, von P e in o m o rp h o -<br />

sen zu sprechen.<br />

Eine zusammenfassende Darstellung über die Moore in NW-<br />

Europa stammt von Overbeck (1975).<br />

Die Westsibirische Nie<strong>der</strong>ung 459<br />

10 Die Westsibirische Nie<strong>der</strong>ung,<br />

das größte Moorgebiet <strong>der</strong> Erde<br />

Dieses Gebiet mit dem Ob-Irtysch-Becken ist ein Peinohelobiom<br />

von schwer vorstellbar großem Ausmaß. Es erstreckt<br />

sich von <strong>der</strong> Waldt<strong>und</strong>ra im Norden bis zur Steppe im Süden<br />

über 800 km <strong>und</strong> vom Ural im Westen bis zum Jenissej im<br />

Osten über etwa 1800 km.<br />

In diesem Moorgebiet liegen die Siedlungen nur an den<br />

Flüssen, die dem Verkehr dienen. Das eigentliche Moorgebiet<br />

wurde erst von Popov (1971-75) eingehend erforscht.<br />

Als Ursachen <strong>der</strong> Vermoorung kann man die Topographie,<br />

das Klima <strong>und</strong> die hydrologischen Verhältnisse nennen.<br />

Die Moore sind an die Stelle <strong>der</strong> dunklen Taiga getreten.<br />

Das große Becken ist von meso-neozoischen Schichten<br />

unterlagert. Die Eiszeiten im Pleistozän wirkten sich wenig<br />

aus. Es kam zur Ablagerung von alluvialen, zum Teil wasser<strong>und</strong>urchlässigen<br />

Sedimenten, die den Wasserstau för<strong>der</strong>ten.<br />

Auf den vernäßten nährstoffarmen Podsolböden siedeln sich<br />

leicht Torfmoose (Sphagnum-Äxten) an, die die Torfbildung<br />

einleiten. Das Klima ist mit Jahresnie<strong>der</strong>schlägen von<br />

500 mm humid, denn die Evaporation beträgt nur 240 bis<br />

300 mm <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abfluß 127 bis 270 mm. Temperaturmäßig<br />

ist das Klima sehr kontinental; die frostfreie Periode beträgt<br />

174 Tage, trotzdem liegen die Tagesmittel an 100 Tagen über<br />

10 °C. Die Sommer sind also relativ warm <strong>und</strong> infolgedessen<br />

die Pflanzenproduktion <strong>und</strong> <strong>der</strong> Torfzuwachs beträchtlich.<br />

Es kommen sogar kurze heiße Dürreperioden vor, so daß<br />

Waldbrände nicht unbedingt ausgeschlossen sind. Die<br />

Brandflächen vermooren leicht.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung sind jedoch die hydrologischen<br />

Verhältnisse. Die wenig eingeschnittenen Flüsse<br />

mäan<strong>der</strong>n stark, was den Abfluß hemmt. Das Frühlingshochwasser<br />

beginnt am Oberlauf des Ob <strong>und</strong> Irtysch 1,5 Monate<br />

früher als die Schneeschmelze am Unterlauf, also dann,<br />

wenn im Norden die Flüsse noch vom Eis bedeckt sind. Beim<br />

Eisgang entstehen hohe Eisdämme; flußaufwärts von diesen<br />

wird das Wasser zusätzlich gestaut. Da die Quellen des Ob<br />

von den Gletschern des Altai-Gebirges gespeist werden, folgt<br />

40 % <strong>der</strong> Torflager<br />

<strong>der</strong> ganzen Erde befinden<br />

sich in <strong>der</strong> Westsibirischen<br />

Nie<strong>der</strong>ung. Die Moore mit<br />

über 100 000 Moorseen<br />

speichern eine Wassermenge,<br />

die dem zweijährigen<br />

Abfluß des<br />

riesigen Ob-Irtysch-Flußsystems<br />

entsprechen soll.


460 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

^ Die Flüsse Westsibiriens<br />

entwässern also<br />

die Nie<strong>der</strong>ung nicht, son<strong>der</strong>n<br />

im Gegenteil, sie<br />

überstauen sie mit Wasser<br />

<strong>und</strong> för<strong>der</strong>n die Vermoorung.<br />

gleich das Sommerhochwasser, das heißt <strong>der</strong> hohe Wasserstand<br />

<strong>der</strong> Flüsse (12 m über Niedrigwasser) dauert praktisch<br />

den ganzen sibirischen Sommer an. Es werden auch die niedrigen<br />

Wasserscheiden überschwemmt <strong>und</strong> es bildet sich mit<br />

den Moorseen eine einzige große Wasserfläche.<br />

Die Vermooriing begann schon in <strong>der</strong> subarktischen Periode<br />

<strong>der</strong> Postglazialzeit. Den Ausgangspunkt bildeten weite<br />

flache Senken mit mineralsalzarmem Wasser, in ihnen entwickelten<br />

sich Scheuchzeria-Moore mit Eriophorum vaginatum<br />

<strong>und</strong> verschiedenen Sphagnum-Anen. Entsprechende mesotrophe<br />

Scheuchzeria-Torie findet man an <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> ältesten<br />

4 bis 7 m tiefen Torfprofile. Die oligotrophe Phase wird<br />

durch das Auftreten <strong>der</strong> wichtigsten Torfmoosart, Sphagnum<br />

fuscum, angezeigt. Sie beginnt im mittleren Postglazial. Die<br />

Moore wölbten sich empor, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

wurde gehoben. Das führte zur Vernässung <strong>der</strong> benachbarten<br />

Wäl<strong>der</strong>; Sphagnum-Anen siedelten sich unter den absterbenden<br />

Bäumen an, <strong>und</strong> die Moore breiteten sich rasch<br />

in horizontaler Richtung aus. Alle jüngeren Moorprofile,<br />

<strong>und</strong> das ist die Mehrzahl, haben eine Torfmächtigkeit von T<br />

bis 4 m <strong>und</strong> weisen im untersten Horizont immer Torfe mit<br />

viel Kiefernholz <strong>und</strong> Rindenresten auf; gleich danach beginnt<br />

die oligotrophe Phase mit Fuscum-Torf.<br />

Die Moore Westsibiriens sind S tra n g m o o re (Abb. 279)<br />

mit einer mittleren Neigung von nur 0,0008 bis 0,004°. Auf<br />

den mehr o<strong>der</strong> weniger breiten Strängen wachsen Pinus sylvestris<br />

in <strong>der</strong> Kümmerform P. willkommii <strong>und</strong> Ledum palustre<br />

sowie die Zwergsträucher Chamaedaphne calyculata, Andromeda<br />

polifolia, Oxycoccus microcarpus, zerstreut auch Rubus chamaemorus<br />

sowie Drosera rot<strong>und</strong>ifolia. Die Moosschicht besteht<br />

aus Sphagnum fuscum; Flecken mit Flechten (Cladonia spp.,<br />

Cetraria) sind selten.<br />

ln den Schlenken findet man Eriophorum vaginatum mit<br />

Sphagnum balticum o<strong>der</strong> Scheuchzeria, respektive Carex limosa<br />

mit Sphagnum majus, aber auch Rhynchospora alba mit Sphagnum<br />

cuspidatum kommen vor.<br />

Die Strangmoore erleiden auf den vernäßten Wasserscheiden<br />

meist eine Regression, die zur Ausbildung von<br />

Moorseen führt. Das findet insbeson<strong>der</strong>e überall dort statt,<br />

wo die rezenten tektonischen Bewegungen mit einer Senkung<br />

verb<strong>und</strong>en sind. Neuere aero-geologische Vermessungen<br />

ergaben in verschiedenen Gebieten eine Senkung von<br />

0,07 bis 0,25 mm pro Jahr. Das genügt, um das sehr labile<br />

Gleichgewicht zwischen Strängen <strong>und</strong> Schlenken zu stören<br />

<strong>und</strong> zu einer zunehmenden Vernässung zu führen. Dieser


Wasserüberschuß leitet die Regressior.serscheinungen ein.<br />

Er führt zu einer Sauerstoffarinut selbst in den oberen Torfschichten<br />

<strong>und</strong> zur Bildung von Methangas.<br />

Beim Bohren an solchen Stellen verursacht das ausströmende<br />

Methangas Fontänen aus flüssigem Torf. Beim natürlichen<br />

Austritt <strong>der</strong> Gase stirbt die Pflanzendecke ab. Es bilden<br />

sich tote Moorflächen, die zu Moorseen werden. Die<br />

zunächst kleinen Seen vereinigen sich zu größeren, bei denen<br />

<strong>der</strong> Wellenschlag die Torfufer zum Einsturz bringt, so<br />

daß. sich immer größere Wasserflächen bilden. Die Moorseen<br />

<strong>der</strong> verschiedensten Größen bilden alle zusammen mit<br />

den Moorschlenken ein einziges hydrologisches System -<br />

eine ökologische Einheit, die wir, da sie nährstoffarm<br />

(Aschengehalt <strong>der</strong> Torfe nur 2 bis 4 %) <strong>und</strong> naß ist, als<br />

Peinohydrobiom bezeichnen (Abb. 279), vgl. <strong>Walter</strong> (1977).<br />

Stellenweise können die Strangmoore auch austrocknen,<br />

wenn ein solches vernäßtes Gebiet ein eigenes Abflußsystem<br />

ausbildet <strong>und</strong> die Moorbäche sich in den Torf einschneiden,<br />

so daß die Ufer besser dräniert werden. Auf solchen Ufern<br />

kann ein schmaler Waldstreifen entstehen mit Kiefer, Birke<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Zirbe (Pinus cembra ssp. sibirica).<br />

Die hier gegebene Beschreibung <strong>der</strong> Moore gilt für die<br />

Taigazone. Die Torfmächtigkeit nimmt nach Norden wegen<br />

Verkürzung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> geringeren Pflanzenproduktion<br />

ab.<br />

Auch in <strong>der</strong> südlichen Taiga än<strong>der</strong>n sich die Moortypen.<br />

Im Gebiet <strong>der</strong> Waldsteppen, also in Sibirien im Zonoökoton<br />

VII-VIII mit Birken-Espenwäl<strong>der</strong>n, ist <strong>der</strong> Ca-Gehalt des<br />

Gr<strong>und</strong>wassers schon hoch, <strong>und</strong> es herrschen schwachgewölbte<br />

eutrophe Hypnaceen-Moore mit Carex-Arten (Seggen)<br />

vor. Oligotrophe Moore können sich aber auch auf diesen<br />

Waldmoorinseln bilden („Rjamy"). Das Torfwachstum ist<br />

durch die größere Trockenheit des Klimas gehemmt. Im südlichen<br />

Teil gibt es nur noch Nie<strong>der</strong>ungsmoore in den tiefsten<br />

Teilen des Reliefs, vor allem in den breiten Flußtälern. Der<br />

Aschengehalt des Torfs kann sehr hoch (19 %) sein. Oft findet<br />

man typische Bultennie<strong>der</strong>ungsmoore, wobei die Buhen<br />

aus alten Horsten <strong>der</strong> Carex caespitosa <strong>und</strong> C. omskiana bestehen,<br />

Es handelt sich um ein Helobiom.<br />

Noch südlicher in <strong>der</strong> nördlichen Steppenzone ist das Klima<br />

semiarid. In <strong>der</strong> Baraba-Nie<strong>der</strong>ung bildet sich kein<br />

Flußsystem aus, son<strong>der</strong>n es sind wie in <strong>der</strong> Pampa (s.<br />

S. 405)zahllose kleine abflußlose Seen vorhanden, die zum<br />

Teil brackig sind. Um diese herum findet man eutrophe<br />

Moore o<strong>der</strong> sogar Halophytensümpfe mit Salzpflanzen, also<br />

schon Übergänge zu einem Halo-Helobiom.<br />

Die Westsibirische Nie<strong>der</strong>ung 461


462 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

11 Der Mensch in <strong>der</strong> Taiga<br />

Die Eingriffe <strong>und</strong> die<br />

Ausmaße <strong>der</strong> Zerstörung<br />

in <strong>der</strong> Sibirischen Taiga<br />

übertreffen teilweise diejenigen<br />

in den tropischen<br />

Regenwäl<strong>der</strong>n.<br />

Die riesige Weite <strong>der</strong> Taiga hat sie in diesem Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

nicht davor bewahrt, an vielen Stellen zerschnitten, großflächig<br />

sogar zerstört zu werden. Verursacht wird dies durch<br />

großflächige Öl- <strong>und</strong> Gasprospektion, Pipelines <strong>und</strong> Erzgewinnung<br />

<strong>und</strong> die dazu erfor<strong>der</strong>liche flächenintensive Inlrastruktur.<br />

In den vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten war die Sibirische<br />

Taiga ein schwer zugängliches Gebiet. Pelzjäger <strong>und</strong> einzelne<br />

Siedler durchstreiften das Gebiet, das an vielen Stellen<br />

aber auch von ursprünglichen Stämmen kleinräumig in weiten<br />

Abständen besiedelt war.<br />

Diese ursprüngliche Nutzung <strong>der</strong> Taiga als Lebensrauni<br />

durchziehen<strong>der</strong> Nomaden <strong>und</strong> weit verstreuter Einzelsiedlungen<br />

ist in je<strong>der</strong> Hinsicht n a c h h a ltig . An<strong>der</strong>erseits muß<br />

man festhalten, daß viele Großsäuger die ganzen Eiszeiten<br />

überdauerten <strong>und</strong> erst im Spätglazial ausstarben. Vieles<br />

spricht sehr dafür, daß dies bereits ein Effekt des destruktiven<br />

Einflusses des Menschen war.<br />

12 Zonoökoton VIII/IX (Waldt<strong>und</strong>ra) <strong>und</strong> die<br />

polare Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze<br />

Ähnlich wie sich zwischen Wald <strong>und</strong> Steppe als Zonoökoton<br />

VI/VII die Waldsteppe einschiebt, haben wir auch zwischen<br />

<strong>der</strong> borealen Waldzone <strong>und</strong> <strong>der</strong> baumlosen T<strong>und</strong>ra als Zonoökoton<br />

Vfll/IX die W a ld tu n d ra , in <strong>der</strong> Wald <strong>und</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

makromosaikartig verzahnt sind. Zunächst treten im Waldgebiet<br />

einzelne baumlose Flecken auf, meistens auf Erhe-<br />

Abb. 281.<br />

Die arktisch-polare Baumgrenze<br />

mit Betula tortuosa oberhalb des<br />

Torneträsk (ozeanische Ausprägung)<br />

in Nordschweden (phot.<br />

S . - W . B r e c k l e ) .


Zonoökoton VIII/IX (Waldt<strong>und</strong>ra) 463<br />

Abb. 282.<br />

Die arktisch-polare Baumgrenze<br />

mit Larix gmelinii (extrem<br />

kontinentale Ausprägung) in<br />

Nordost-Sibirien, auskeilen<strong>der</strong><br />

Lichtwald im Momatal <strong>der</strong><br />

Tscherski-Kette (phot.<br />

0. A gachanjanz).<br />

Innigen. Sie nehmen nach Norden zu, bis vom Walde nur<br />

einzelne Inseln übrig bleiben, die schließlich nur noch aus<br />

Inischförmigen Krüppeln bestehen. Im Gebirge ist diese<br />

Krüppelzone ganz schmal, hier im flachen Gelände kann sie<br />

sich dagegen über H<strong>und</strong>erte von Kilometern ausdehnen. Die<br />

Baumarten im ozeanischen Gebiet sind Birken (Abb. 281),<br />

im kontinentalsten Bereich Lärchen (Abb. 282), sonst Fichten.<br />

Als Ursachen für das Zustandekommen <strong>der</strong> polaren<br />

Baumgrenze können wir dieselben wie bei <strong>der</strong> alpinen<br />

Waldgrenze annehmen. Die Frosttrocknis wird durch die<br />

Winterstürme erhöht. Der Wald stößt am weitesten an den<br />

Talhängen <strong>der</strong> Flußtäler vor, wo er Wind- <strong>und</strong> Schueeschutz<br />

hat, wo auch die gut dränierten Böden im Sommer tiefer<br />

atiftauen <strong>und</strong> die von Süden kommenden Flüsse wärmeres<br />

Wasser führen. Aber auch die fehlende Verjüngung wird als<br />

Ursache genannt. An <strong>der</strong> nördlichen Verbreitungsgrenze erzeugen<br />

die Bäume nur selten keimfähige Samen. Dazu<br />

kommt, daß die meisten von Tieren gefressen werden. Stürme<br />

können sie (auf <strong>der</strong> Schneefläche gleitend) weit nach<br />

Norden transportieren, wo eine Entwicklung nicht mehr<br />

möglich ist. Auch sind in <strong>der</strong> Waldt<strong>und</strong>ra dichte Flechten<strong>und</strong><br />

Moosdecken vorhanden, die ein ungünstiges Keimbett<br />

darstellen. Sehr groß ist die Bedeutung des Menschen <strong>und</strong><br />

seiner Rentierherden. Neben <strong>der</strong> Beschädigung durch die<br />

Tiere ist namentlich die Holznutzung von Bedeutung, denn<br />

<strong>der</strong> natürliche Zuwachs <strong>der</strong> Holzpflanzen ist äußerst gering.<br />

Meist gelingt es einem Baumsämling nur Fuß zu fassen,<br />

wenn zwei Jahre hintereinan<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s günstige Temperaturverhältnisse<br />

herrschen. Selbst dann ist das weitere<br />

Wachstum äußerst langsam. 20- bis 25jährige Bäumchen


464 Zonobiom <strong>der</strong> Taiga<br />

ragen kaum aus <strong>der</strong> Krautschicht hervor; <strong>der</strong> jährliche<br />

Höhenzuwachs beträgt 1 bis 2 cm. Das Dickenwachsuim <strong>der</strong><br />

Bäume zeigt eine sehr enge Korrelation zu den Julitemperaturen.<br />

Die nördlichsten echten Wäl<strong>der</strong>, eine Taiga mit 2 bis<br />

5 m hohen Bäumen finden sich heute auf <strong>der</strong> Taimyr-Halbinsel,<br />

in Arymas, neben <strong>der</strong> Chatanga-Mündung bei<br />

72°30’N, mit Larixgmelinii. Das Wachstum ist sehr langsam,<br />

zum Beispiel hatte ein 104-jähriger Stamm einen Durchmesser<br />

von 9,5 cm (<strong>Walter</strong> & <strong>Breckle</strong> 1990).<br />

Die offenen Flächen in <strong>der</strong> Waldt<strong>und</strong>ra werden meist von<br />

<strong>der</strong> Zwergstraucht<strong>und</strong>ra eingenommen. Diese bildet zugleich<br />

die südliche Subzone <strong>der</strong> echten T<strong>und</strong>ra (.\bb. 260).<br />

Die Waldgrenze lag während <strong>der</strong> Wärmezeit des Postglazials<br />

bedeutend weiter nördlich. Als Beweis dienen die in <strong>der</strong><br />

heutigen T<strong>und</strong>ra im Torf eingeschlossenen Baumstümpfe.<br />

FRAGEN:<br />

1. Wo gibt es großflächig (zonale) Wäl<strong>der</strong>, in denen Kiefern dominant<br />

sind?<br />

2. Warum sehen manche fast im Wasser stehende Pflanzen<br />

(Calluna im Moor) xeromorph aus?<br />

3. Warum ist auf Permafrostboden Waldwuchs möglich?<br />

4. Was för<strong>der</strong>t den Rückstau <strong>der</strong> sibirischen Flüsse <strong>und</strong> trägt damit<br />

zur Bildung <strong>der</strong> riesigen Hochmoore in Westsibirien bei?<br />

5. Was bedeuten die Begriffe „Helle", „Dunkle", „Finstere<br />

Taiga "?<br />

6. Können Birkenwäl<strong>der</strong> die zonale <strong>Vegetation</strong> bilden? Unter<br />

welchen Bedingungen?<br />

7. Welche ökologischen Bedingungen för<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Taiga eine<br />

„Krautschicht" aus Flechten?


IX Zonobiom <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

(ZB des arktischen Klimas)<br />

1 Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

Das ZB IX umfaßt zwei sehr weit voneinan<strong>der</strong> getrennte<br />

Teilgebiete, die sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sehr unterschiedlichen<br />

Verteilung <strong>der</strong> Land- <strong>und</strong> Ozeanflächen im Norden <strong>und</strong> Süden<br />

<strong>und</strong> in den entsprechenden Breitenlagen stark voneinan<strong>der</strong><br />

unterscheiden. Jeweils von Süd nach Nord nimmt die<br />

Kontinentalität stark ab.<br />

Das größte waldlose T<strong>und</strong>ragebiet nimmt in N-Sibirien<br />

eine Fläche von drei Millionen Quadratkilometern ein. Die<br />

Zahl <strong>der</strong> Tage mit einem Temperaturmittel über 0 “C beträgt<br />

dort 188 bis nur 55. Dies hängt mit dem stets niedrigen Sonnenstand<br />

zusammen. Die geringe Sommerwärme ist zum<br />

Teil aber auch auf den Wärmeverbrauch für das Abtauen des<br />

Schnees <strong>und</strong> das Auftauen des Bodens zurückzuführen. Die<br />

Winter sind im ozeanischen Bereich ziemlich mild, im kontinentalen<br />

extrem kalt (Abb. 283). Doch liegt <strong>der</strong> Kältepol<br />

Abisko (388 m) Chesterfield (4 m)<br />

[17] -1,0° 267 jggj -11,8° 282<br />

Abb. 283.<br />

Klimadiagramme aus <strong>der</strong> Waldt<strong>und</strong>ra<br />

Schwedens (ozeanisch) ,<br />

(links), aus <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra N-Amerikas<br />

(Mitte) <strong>und</strong> aus dem extrem<br />

kontinentalen borealen<br />

Gebiet Alaskas (rechts) (vgl.<br />

dazu Abb. 5, Verchojansk <strong>und</strong><br />

Abb. 270).<br />

Fort Yukon {127 m)<br />

•6,7° 172<br />

[21]


466 Zonobiom <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

^ Das Zonobiom IX umfaßt<br />

die Gebiete um die<br />

Pole <strong>der</strong> Erde. Im Norden<br />

sind es die T<strong>und</strong>rengebiete<br />

<strong>und</strong> die Kältewüsten<br />

nördlich <strong>der</strong> arktischen<br />

Baumgrenze, im Süden<br />

südlich <strong>der</strong> antarktischen<br />

Baumgrenze kommt T<strong>und</strong>ra<br />

nur kleinflächig <strong>und</strong><br />

auf einzelnen Inseln vor.<br />

Die Antarktis selbst ist<br />

von einer riesigen Eiswüste<br />

bedeckt.<br />

bei Oimekon (bei Verchojansk) noch im Waldgebiet, obgleich<br />

dort die mittlere Jahrestemperatur -16,3 °C beträgt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Permafrost tief in den Boden reicht (Abb. 270). Die<br />

Bodengefrornis hat auf die <strong>Vegetation</strong>sverhältnisse keinen<br />

Einfluß. Es kommt nur auf die Mächtigkeit <strong>der</strong> im Sommer<br />

auftauenden oberen Bodenschichten an.<br />

Die V e g e ta tio n s ze it beginnt in <strong>der</strong> südlichen T<strong>und</strong>ra im<br />

Juni <strong>und</strong> endet im September. Von großer Bedeutung ist <strong>der</strong><br />

Wind, auf den die unregelmäßige Ablagerung des Schnees<br />

zurückzuführen ist, die ihrerseits das <strong>Vegetation</strong>smosaik bedingt.<br />

Die Stürme im Winter erreichen 15 bis 30 m pro sec.<br />

Die Nie<strong>der</strong>schläge sind gering, oft sogar unter 20 mm pro<br />

Monat.<br />

Trotzdem ist das Klima bei <strong>der</strong> sehr geringen potentiellen<br />

Verdunstung humid. Das überschüssige Wasser kann infolge<br />

des Permafrostes im Boden nicht einsickern. Die Folge ist<br />

eine starke Versumpfung; doch kommt es zu keiner<br />

nennenswerten Torfbildung, weil die Produktion <strong>der</strong> Pflanzen<br />

zu gering ist. Die Schneehöhe beträgt 20 bis 50 cm, wobei<br />

die Erhebungen freigelegt werden, so daß Schnee- <strong>und</strong><br />

Eisschliff als mechanische Faktoren für die <strong>Vegetation</strong> eine<br />

große Rolle spielen.<br />

Bei dem tiefen Sonnenstand im Sommer werden steile,<br />

steinige Südhänge relativ stark erwärmt. Sie bilden deshalb<br />

häufig richtige „B lu m e n g ä rte n ". Solche Südhänge <strong>und</strong> die<br />

Bach- sowie Flußufer sind die günstigsten Standorte. Flache<br />

Erhebungen mit Steinnetzböden (Polygonböden) werden<br />

nur schwach besiedelt, ebenso leichte Hänge, die <strong>der</strong> Solifluktion<br />

unterliegen. Endlose Flächen sind mit Zwergbirken<br />

<strong>und</strong> -weiden sowie Eriophomm- <strong>und</strong> Carex-Arten bedeckt.<br />

Auf trockenen Böden findet man eine reine Flechtent<strong>und</strong>ra,<br />

auf feuchten spielen Moose eine große Rolle, nicht aber die<br />

Sphagnum-Arten. Die in 2 m Höhe ausgeführten meteorologischen<br />

Messungen <strong>der</strong> Lufttemperatur sind für den niedrigen<br />

Pflanzenteppich nicht maßgebend. Durch die Einstrahlung<br />

kann <strong>der</strong> bodennahe Temperaturgradient beträchtlich sein.<br />

Wenn die Lufttemperatur 0 °C erreicht, ist <strong>der</strong> Boden meist<br />

schon einen halben Meter aufgetaut <strong>und</strong> die <strong>Vegetation</strong>sentwicklung<br />

in vollem Gange. Die Temperatur <strong>der</strong> Pflanzen liegt<br />

am Tage oft 10 “C über <strong>der</strong> Lufttemperatur. Trotzdem reicht<br />

die kurze Sommerzeit häufig nicht für das Ausreifen <strong>der</strong> Samen<br />

aus. Deswegen werden zum Beispiel auf Grönland, bei<br />

<strong>der</strong> Hälfte aller Arten die Blüten im Jahr vorher angelegt, so<br />

daß das Aufblühen sehr früh erfolgen kann. Die Knospen<br />

<strong>und</strong> auch die grünen Blätter überwintern meist unter dem<br />

Schnee, die offenen Blüten sterben dagegen ab.


Beson<strong>der</strong>s interessant sind die a p e rio d is c h e n _ A rte ri,<br />

wie zum Beispiel die kleine BrassTcä^ee üraya humilis. Jhie<br />

Entwicklung wird über mehrere Jahre ausgedehnt <strong>und</strong><br />

während des 'Winters “inem beiiehigen Stadium vorübergehend<br />

unterbrochen. Diese Arten sind somit unabhängig<br />

vom kurzen Sommer <strong>und</strong> blühen entwe<strong>der</strong> zu Beginn<br />

<strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>szeit o<strong>der</strong> später auf, wobei die Knospen<br />

schon zwei Jahre vorher angelegt sein können.<br />

Die Frucht- o<strong>der</strong> Samenverbreitung erfolgt bei 84 % <strong>der</strong><br />

Arten durch den Wind (auf dem Schnee gleitend), bei 10 %<br />

durch das Wasser. Beerenfrüchte kommen nur in <strong>der</strong> Waldt<strong>und</strong>ra<br />

vor. Bei <strong>der</strong> geringen Produktivität in <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra sind<br />

die Samen klein; bei 75 % <strong>der</strong> Arten wiegen sie unter 1 mg.<br />

Die meisten Pflanzen sind Frostkeimer, das heißt sie erlangen<br />

die Keimfähigkeit erst nach <strong>der</strong> Einwirkung <strong>der</strong> tiefen<br />

Wintertemperatur, keimen dann gleich im Frühjahr <strong>und</strong> haben<br />

Zeit, bis zum Herbst gewisse Reserven anzulegen. Vivipar<br />

sind 1,5 % <strong>der</strong> Arten, verschiedene Gräser, aber auch Polygopum-,<br />

Stellaria-, Cerastium-Anen u. a. Bei <strong>der</strong> reichlichen<br />

Samenproduktion werden offene Stellen, zum Beispiel an<br />

<strong>der</strong> unteren Lena, rasch besiedelt. Die meisten Arten sind<br />

Hemikryptophyten <strong>und</strong> Chamaephyten. Einjährige Arten<br />

(Therophyten) sind nur Koenigia islándica, drei Gentiana-Arten,<br />

Montia lamprosperma, zwei Pedicularis-Arten <strong>und</strong> wenige<br />

an<strong>der</strong>e. Die kurze <strong>Vegetation</strong>szeit hier mit niedrigen Temperaturen<br />

ist für die Annuelien nicht günstig (vgl. dagegen die<br />

Wüste). Die meisten Arten haben dicke Wurzeln als Reservespeicher.<br />

Das Alter <strong>der</strong> Einzelpflanze kann selbst bei krautigen<br />

Arten 100 Jahre überschreiten. Bei Zwergsträuchern<br />

liegt es zwischen 40 <strong>und</strong> 200 Jahren.<br />

Eine große Rolle spielt <strong>der</strong> S tic k s to ffh a u s h a lt. Mineralisierung<br />

<strong>und</strong> Stickstoffaufnahme sind aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> niedrigen<br />

Temperaturen sehr gehemmt. Die Leguminosen (Oxytropis,<br />

Hedysarum, Astragalus) besitzen Wurzelknöllchen, die<br />

direkt unter <strong>der</strong> sich erwärmenden Bodenoberfläche liegen.<br />

Wo kein Stickstoff im Boden vorhanden ist, findet man nur<br />

Moose <strong>und</strong> Flechten. Düngung durch tierische Exkremente<br />

ist von Bedeutung. Von Dryas drummondii, die als Pionierart<br />

in Alaska wächst, wird angegeben, daß sie ähnlich wie Ainus<br />

Wurzelknöllchen besitzt. Während des Dryas-Pionierstadiums<br />

erhöht sich <strong>der</strong> Stickstoffgehalt des Bodens von<br />

33 kg/ha bis auf 400 kg/ha.<br />

Von <strong>der</strong> übrigen Arktis abweichende Klimaverhältnisse<br />

findet man in einigen Trogtälern im Inneren von Peary-Land<br />

(N-Grönland) auf dem 80. Breitengrad. Im Sommer fehlen<br />

hier durch die vom Inland wehenden Fallwinde die Nie<strong>der</strong>-<br />

Klima <strong>und</strong> <strong>Vegetation</strong> <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra 467


468 Zonobiom <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

schlage, <strong>und</strong> es herrschen wüstenartige Verhältnisse mit<br />

Salzausblühungen an <strong>der</strong> Bodenoberfläche mit alkalischen<br />

Böden, wo sogar einige Halophyten Vorkommen, Auch<br />

sonst fehlt eine <strong>Vegetation</strong> nicht ganz, weil sich im Winter<br />

Flugschnee von den Bergen ansammelt, <strong>der</strong> im Frühjahr<br />

schmilzt. Das Wasser versickert, da die Böden 1 m tief auftauen.<br />

Entsprechend hat auch Braya purpurascens eine Pfahlwurzel<br />

von über 1 m Länge. Die Zahl <strong>der</strong> frostfreien Tage erreicht<br />

59, die Julitemperatur beträgt 6 °C.<br />

2 Ökophysiologische Untersuchungen<br />

Die Temperatur <strong>der</strong> niedrigen Pflanzen <strong>und</strong> des Bodens ist<br />

während des Polartags bei 24 h lang tiefstehen<strong>der</strong> Sonne<br />

ziemlich gleichmäßig, die Einstrahlungsrichtung wirkt sich<br />

dennoch aus. Die Unterschiede zur Lufttemperatur können<br />

an Schönwettertagen dann sehr deutlich werden (Abb. 284).<br />

Ausreichende Temperaturen stellen für die Pflanzen eine<br />

Voraussetzung für aktive Stoffwechselvorgänge dar.<br />

Die Wasserbilanz <strong>der</strong> arktischen Pflanzen ist ausgeglichen,<br />

ihre Zellsaftkonzentration beträgt 0,7 bis 2,0 MPa.<br />

Wenn die Arten trotzdem im Bau oft xeromorphe Züge auf-<br />

35<br />

Temperatur (°C)<br />

Abb. 284.<br />

Tagesgänge <strong>der</strong> Temperatur an<br />

<strong>der</strong> Bodenoberfläche in einer<br />

Catena vom Carici rupestris-<br />

Dryadetum (CD) zum Salicetum<br />

polaris am 29.8.1990, einem<br />

Schönwettertag am Liefdefjord<br />

in NW-Spitzbergen (90 m NN)<br />

(aus Dierssen 1996).<br />

I CD/Carex nardina-Fazies;<br />

2 CD/Dryas-Fazies: 3 CD/Carex<br />

misandra-Fazies;. 4 Salicetum<br />

polaris.


weisen, so dürfte es sich ebenso wie bei den Hochmoorpflanzen<br />

um durch Stickstoffmangel bedingte, erblich fixierte<br />

Peinomorphosen handeln.<br />

Beson<strong>der</strong>s wichtig ist die Frage <strong>der</strong> Photosynthese <strong>und</strong><br />

damit <strong>der</strong> Stoffproduktion. Die maximale Intensität <strong>der</strong> CO2 -<br />

Assimilation beträgt 12 mg • dm“^ • h~*. An trüben Tagen sinkt<br />

die COj-Aufnahme vorübergehend unter Null. Da sie jedoch<br />

meistens 24 St<strong>und</strong>en hindurch fortgesetzt werden kann, mit<br />

einem Minimum parallel zum Lichtminimum um Mitternacht,<br />

erreicht die Ausbeute an einem Sommertag 100 mg<br />

CO2 • dm“^ = r<strong>und</strong> 60 mg Stärke.<br />

Diese Ausbeuten genügen, um ausreichende Stoffreserven<br />

im Sommer anzulegen. Die primäre Produktion <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>sdecke<br />

in einem Jahr beträgt im subarktischen Gebiet<br />

in SchwedischLappland bei Abisko (<strong>Vegetation</strong>szeit<br />

111 Tage) 2500 kg/ha, in Alaska (<strong>Vegetation</strong>szeit 70 Tage)<br />

830 kg/ha, in <strong>der</strong> Hocharktis (<strong>Vegetation</strong>szeit 60 Tage) nur<br />

30 kg/ha. Die Phytomasse eines arktischen Weidengebüsches<br />

auf Grönland erreicht 5,5 t/ha.<br />

Das „T<strong>und</strong>rabiom" (Zonobiom IX) wurde im Rahmen des<br />

I. B. P. sehr intensiv untersucht (vgl. Buss & Wielgolaski<br />

1973).<br />

3 Tierwelt <strong>der</strong> Arktischen T<strong>und</strong>ra<br />

Die weiten T<strong>und</strong>raflächen Sibiriens sind eines <strong>der</strong> wenigen<br />

Gebiete unserer Erde, in denen man noch ursprüngliche<br />

Tierwelt einigermaßen ungestört durch den Menschen antrifft<br />

<strong>und</strong> somit ihren Einfluß auf die <strong>Vegetation</strong> studieren<br />

kann. Im Winter verlassen die meisten großen Wirbeltiere<br />

die T<strong>und</strong>ra, die Vögel ziehen nach Süden. Nur die Lemminge<br />

<strong>und</strong> Ziesel bleiben in <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra. Polarfuchs <strong>und</strong> Schnee-<br />

Eule ziehen sich aus den nördlichsten, beutearmen Gegenden<br />

zurück.<br />

Die L e m m in g e verfallen nicht in Winterschlaf, legen<br />

auch keine Nahrungsvorräte an, son<strong>der</strong>n bleiben unter dem<br />

harten Panzer <strong>der</strong> Schneedecke aktiv <strong>und</strong> ernähren sich<br />

hauptsächlich von den Erneuerungsknospen <strong>der</strong> Cyperaceen.<br />

Ein Lemming braucht pro Jahr, obgleich er nur 50 g<br />

wiegt, etwa 40 bis 50 kg an frischer Pflanzensubstanz. Er besiedelt<br />

meist gut dränierte Südhänge <strong>und</strong> baut im Winter ein<br />

Nest aus Cyperaceen-Sprossen in <strong>der</strong> Nähe seines Weidegebietes,<br />

das für eine Familie etwa 100 bis 200 m^ groß ist.<br />

Eine ganze Siedlung umfaßt etwa 1 bis 1,5 ha, auf denen 90<br />

bis 94 % <strong>der</strong> Pflanzen abgeweidet werden. Eriophorum angustifolium<br />

gelangt auf solchen Flächen nicht zur Blüte. Ein<br />

Tierwelt <strong>der</strong> Arktischen T<strong>und</strong>ra 469


470 Zonobiom <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

Maximum <strong>der</strong> Lemminge tritt im Mittel alle drei Jahre auf.<br />

Die trockenen Pflanzenteile werden nicht gefressen; sie bilden<br />

im Frühjahr das „Heu" (1 bis 2 t/ha), das zusammengeschwemmt<br />

wird <strong>und</strong> sich zu torfigen Bülten aufhäuft. Nach<br />

Verlassen <strong>der</strong> Winterquartiere legen die Lemminge ihre<br />

Baue auf höher gelegenen Stellen an, wobei sie bis zu<br />

250 kg/ha an Erde herauswerfen.<br />

An solchen gestörten Standorten findet man eine charakteristische<br />

Pflanzengemeinschaft, die eine sek<strong>und</strong>äre Sukzession<br />

einleitet. Dasselbe gilt für die Zieselbaue, vergleichbar<br />

in Mitteleuropa mit einer Maulwurfswiese. Auf diese<br />

Weise wird eine ständige D y n a m ik innerhalb <strong>der</strong> Pflanzendecke<br />

aufrechterhalten. Auch die Scharen von Wasservögeln,<br />

vor allem Gänse, die im Frühjahr kommen, zerstören<br />

die Pflanzendecke zu 50 bis 80 %, indem sie die<br />

jungen Triebe von Oxytropis abbeißen <strong>und</strong> die stärkehaltigen<br />

Rhizome von Eriophorum herausreißen. Auf dem nackten<br />

Boden macht sich die Solifluktion bemerkbar, bis ihn eine<br />

dichte Moosdecke bedeckt.<br />

Die Nist- <strong>und</strong> Sammelplätze <strong>der</strong> Vögel werden stark gedüngt,<br />

so daß sich nitrophile Arten {Rhodiola, Stellaria, Polemonium,<br />

Myosotis, Draba, Papaver u. a.) einstellen.<br />

Zur Tierwelt <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra gehört auch das R e n tie r, das im<br />

Winter nur dann in <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra bleibt, wenn weite apere, das<br />

heißt nicht vom Schnee bedeckte Flächen vorhanden sind.<br />

Im Sommer weiden die Rentiere zerstreut <strong>und</strong> beeinflussen<br />

die <strong>Vegetation</strong> wenig. Wenn sie sich jedoch im Herbst zu<br />

großen Herden sammeln, macht sich <strong>der</strong> Tritt bemerkbar.<br />

Dabei werden die Flechten <strong>und</strong> Zwergsträucher gefressen<br />

<strong>und</strong> zerstört, während sich die Rasengesellschaften mit Deschampsia<br />

<strong>und</strong> Poa ausbreiten. Das Freßverhalten ist allerdings<br />

sehr anpassungsfähig entsprechend des Nahrungsangebots<br />

(Abb. 285).<br />

Die Zahl <strong>der</strong> wilden Rentiere nimmt heute zugunsten <strong>der</strong><br />

domestizierten ab. Die Rentiere sind in <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra das wichtigste<br />

herbivore Tier, in <strong>der</strong> nordamerikanischen T<strong>und</strong>ra ist<br />

es das Karibu (Rangifer caribou), während in <strong>der</strong> eurosibirischen<br />

T<strong>und</strong>ra das eigentliche Rentier (Rangifer tarandus) vorkommt.<br />

Die Wirkung <strong>der</strong> Raubtiere (Polarfuchs, vereinzelt<br />

Bär <strong>und</strong> Luchs) auf die Pflanzenwelt ist gering.<br />

Man weiß heute, daß erst in den letzten 20 000 Jahren<br />

zahlreiche Arten <strong>der</strong> Megafauna ausgestorben sind (Martin<br />

1984, SiMMONS 1996). Man geht sogar davon aus, daß bis zu<br />

200 Gattungen großer Säuger <strong>und</strong> Vögel bis zum Ende <strong>der</strong><br />

letzten Eiszeit verschw<strong>und</strong>en sind. In Nordamerika sind<br />

etwa 2/3 <strong>der</strong> großen Säuger, die noch gegen Ende <strong>der</strong> letz-


Tierwelt <strong>der</strong> Arktischen T<strong>und</strong>ra 471<br />

Verweildauer <strong>der</strong> Rentiere (%/t) Abb. 285.<br />

Jahreszeitliches Freßverhalten<br />

wil<strong>der</strong> Rentiere in <strong>der</strong> Hardangervidda<br />

(nach S kogland 1983)<br />

1 Loiseleurio-Diapension:<br />

2 Cladonio-Juncetum trifidi:<br />

3 Phyllodoco-Vaccinion myrtilli<br />

<strong>und</strong> Potentillo-Polygonion vivipari:<br />

4 Nardo-Caricion gigelowi:<br />

5 Adenostylion alliariae: 6 Canción<br />

nigrae: 7 Ranunculo-Salketum<br />

herbaceae: 8 Cassiopo-Salicetum<br />

herbaceae.<br />

ten Eiszeit nachzuweisen sind (also vor etwa 13 000 Jahren),<br />

ausgestorben. Dazu gehören 3 Elefantenartige, 15 Huftierarten,<br />

zahlreiche große Nagetiere <strong>und</strong> Räuber, 6 Edentatenarten<br />

(Riesenfaultiere, Gürteltier, Ameisenbär etc.). Es gibt<br />

keinerlei Anhaltspunkte für ähnliche Aussterberaten aus<br />

früheren eiszeitlichen Epochen, die als Ursache eiszeitliche<br />

Klimaän<strong>der</strong>ungen annehmen ließen. Vielmehr muß man<br />

davon ausgehen, daß gerade am Ende <strong>der</strong> letzten Eiszeit die<br />

großen Einwan<strong>der</strong>ungswellen <strong>der</strong> Indianer über die Beringstraße<br />

die Hauptursache für diesen Massenexodus waren.<br />

Die Eroberung des Kontinents von Kanada bis Mexiko<br />

kann in 350 bis 500 Jahren stattgef<strong>und</strong>en haben. Innerhalb<br />

einer Zeitspanne von 500 Jahren sind die meisten Arten<br />

auch ausgestorben. Ähnliche Aussterbezeiten sind von Neuseeland,<br />

von Madagaskar, von Java, jeweils nach Ankunft<br />

des Menschen bekannt.<br />

In Eurasien ist die Aussterberate nicht ganz so dramatisch<br />

gewesen. Während in Nordamerika mindestens 24 Gattun­


472 Zonobiom <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

gen verschw<strong>und</strong>en sind, waren es in Eurasien wahrscheinlich<br />

neun Arten, dazu gehören das Mammut (Mammuthus<br />

primigenius), das Woll-Nashorn (Coelodonta antiquitatis), <strong>der</strong><br />

Große Elch (Megaloceros giganteus), <strong>der</strong> Moschus-Ochse (Ovibus<br />

moschatus), <strong>der</strong> Steppen-Bison (Bison priscus), eine Büifelart<br />

(Homoioceros antiquus) sowie drei Carnivoren (Simmons<br />

1996), Moschus-Ochsen hat man heute an einigen Stellen<br />

wie<strong>der</strong> eingebürgert.<br />

Neben den verbesserten Jagdtechniken zur Blütezeit des<br />

prähistorischen Menschen dürften auch die rasche Erwärmung<br />

<strong>und</strong> das Vorrücken <strong>der</strong> Waldvegetation mitverantwortlich<br />

sein für die plötzliche hohe Aussterberate <strong>der</strong> ,Megafauna.<br />

4 Der Mensch in <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

Die jahreszeitlichen Wan<strong>der</strong>züge <strong>der</strong> Rentierherden haben<br />

das Jagdverhalten <strong>der</strong> Menschen <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra nachhaltig geprägt.<br />

Die domestizierten Rentierherden, zum Beispiel bei<br />

den Tungusen, wan<strong>der</strong>n im Sommer aus <strong>der</strong> Taiga in die<br />

T<strong>und</strong>ra <strong>und</strong> im Frühherbst wie<strong>der</strong> zurück in die Taiga. In <strong>der</strong><br />

T<strong>und</strong>ra selbst wohnen verschiedene Eskimostämme, die sich<br />

ganz an die arktischen Verhältnisse angepaßt haben. Dabei<br />

treiben die einzelnen Stämme auch untereinan<strong>der</strong> Handel,<br />

die einen jagen vorwiegend Wale <strong>und</strong> Robben, die an<strong>der</strong>en<br />

sind landeinwärts aktiv als Karibujäger, erbeuten aber auch<br />

Bergschafe, Elche, Biber, Bären, Schneehasen, Enten <strong>und</strong><br />

Gänse. Walfleisch, Walspcck <strong>und</strong> Tran werden dann gegen<br />

Karibufleisch <strong>und</strong> Beeren getauscht (Campbell 1985).<br />

Die Lebensweise <strong>der</strong> Eskimo in Nordalaska <strong>und</strong> vor allem<br />

Ihre Wohnweise in meist kreisr<strong>und</strong>en Hütten ist ein Beispiel<br />

für die mögliche Lebensweise <strong>der</strong> Menschen während <strong>der</strong><br />

Eiszeit in Europa, zum Beispiel zur Magdalenienzeit.<br />

Die Hütten sind halbunterirdisch gebaut, dick mit Grassoden<br />

eingepackt, mit einem Dach aus Walrippen, die mit Tierfellen<br />

abgedeckt sind, so daß eine hervorragende Wärmeisolierung<br />

zustande kommt. Ähnliche Bauweisen kennt man<br />

von zahlreichen Ausgrabungen aus <strong>der</strong> Magdalenienzeit,<br />

mit ersten Nachweisen des Cro Magnon-Menschen schon<br />

30 000 vor heute, mit einer Blütezeit in Südfrankreich (Dordogne)<br />

zwischen 19 000 bis 13 000 Jahren vor heute.<br />

Das Rentier war auch <strong>der</strong> Hauptfleischlieferant des Cro<br />

Magnon-Menschen. Aber auch Reste von Wisenten, Mammute,<br />

Pferden, Wildrin<strong>der</strong> hat man aus den Wohnstätten<br />

ausgegraben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die systematische<br />

Ausbeutung des reichen Wildtierbestandes durch den


Cro Magnon-Menschen forciert wurde. Auf jeden Fall war<br />

diese Form des Nahrungserwerbs, die sich hauptsächlich auf<br />

eine Wildtierart stützte, am Ende des Oberen Pleistozäns bereits<br />

voll ausgebildet. Sie ist noch heute in ähnlicher Weise<br />

bei Stämmen <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra erkennbar, wenn auch heute mit<br />

verbesserten technologischen Methoden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verfügbarkeit<br />

von H<strong>und</strong>en, Booten <strong>und</strong> Schlitten. Doch sowohl die<br />

Steinzeitmenschen in <strong>der</strong> eiszeitlichen T<strong>und</strong>ra Mitteleuropas<br />

als auch die Eskimos verfügten über hochentwickelte technische<br />

Hilfsmittel: wärmeisolierte Hütten, Bekleidung, Fallen<br />

etc. <strong>und</strong> auch bereits einfache Maschinen wie Harpunen<br />

<strong>und</strong> Speerschleu<strong>der</strong>n.<br />

Heute hat die westliche Zivilisation tiefgreifende Verän<strong>der</strong>ungen<br />

verursacht. Alkohol ist ein großes Problem.<br />

Schneemobile ersetzen die H<strong>und</strong>eschlitten, die Jäger benützen<br />

Gewehre. Heute können wenige Eskimos eine ganze<br />

Karibuherde an einem Tag dezimieren. Die Jagd ist so einfach<br />

geworden, daß es nicht mehr darauf ankommt, sämtliche<br />

Teile eines erlegten Tieres zu verwerten; man nimmt nur<br />

noch die besten Stücke. Überzähliges Wild wird verkauft.<br />

5 Arktische Kältewüste <strong>und</strong> die Solifluktion<br />

Arktische Kältewüste <strong>und</strong> die Solifluktion 473<br />

Die Arktische Kältewüste ist das nördlichste <strong>der</strong> drei Subzonobiome<br />

des ZB IX.<br />

Auch hier lassen sich ozeanische <strong>und</strong> kontinentale Gebiete<br />

zusätzlich unterscheiden (Aleksandrova 1971).<br />

In <strong>der</strong> Kältewüste sind Frostwechseltage, an denen die<br />

Temperatur den Nullpunkt zweimal überschreitet, sehr häufig;<br />

dadurch wird die Erscheinung <strong>der</strong> S o liflu k tio n , des Bodenfließens,<br />

hervorgerufen. Schon in <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra selbst, wie<br />

auch in den alpinen <strong>und</strong> nivalen Höhenstufen <strong>der</strong> Gebirge,<br />

entstehen durch lokale Eisbildung mit starker Volumenvergrößerung<br />

unter <strong>der</strong> Pflanzendecke im nassen Boden die<br />

Torihügel- <strong>und</strong> Frostbuckel- o<strong>der</strong> Bultent<strong>und</strong>ra. Selbst an<br />

sehr wenig geneigten Hängen wird <strong>der</strong> Boden abwärts geschoben,<br />

wobei <strong>der</strong> Hang ein Aussehen annimmt, als ob er<br />

mit Viehtreppen bedeckt wäre. Die Frosttreppen sind niedrige<br />

Stufen, die parallel zu den Isohypsen verlaufen. Abb. 286<br />

zeigt den Querschnitt durch eine solche Stufe. Diese Bodenbewegung<br />

wird nach Norden zu immer auffallen<strong>der</strong>.<br />

Dort, wo im Herbst eine nicht gefrorene vernäßte Schicht<br />

zwischen dem Permafrostboden unten <strong>und</strong> einer gefrierenden<br />

Schicht oben zusammengepreßt wird, sprengt sie<br />

stellenweise die obere Gefrierschicht <strong>und</strong> ergießt sich als flüssiger<br />

Lehmbrei über die Pflanzendecke, einen vegetationslo-<br />

^ Von Süden nach Norden<br />

kann man in <strong>der</strong><br />

arktischen T<strong>und</strong>ra drei<br />

Subzonobiome unterscheiden:<br />

1. die Zwergstraucht<strong>und</strong>ra<br />

im Bereich <strong>der</strong><br />

postglazialen Bewaldung,<br />

2. die eigentliche Moos<strong>und</strong><br />

Flechtent<strong>und</strong>ra<br />

<strong>und</strong><br />

3. die Kältewüste, die<br />

dort beginnt, wo <strong>der</strong><br />

Pflanzenwuchs sehr<br />

spärlich wird.


474 Zonobiom <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

Abb. 286.<br />

Erdfließen an einem leichten<br />

Hang in <strong>der</strong> Arktis (Alaska). Die<br />

faserige Torfschicht (F) mit <strong>der</strong><br />

lebenden Pflanzendecke hat sich<br />

um etwa 30 cm von I nach II bewegt<br />

<strong>und</strong> dabei eine Falte gebildet.<br />

in die <strong>der</strong> freie Schlufßoden<br />

(S) zum Teil eingeschlossen ist<br />

(nach <strong>Walter</strong> I960).<br />

Abb. 287.<br />

T<strong>und</strong>ra mit größeren Erdflecken<br />

<strong>und</strong> Blockpolygonen im Sognefjell<br />

(Jotunheimen, Mittelnorwegen)<br />

(phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

Abb. 288.<br />

Fleckent<strong>und</strong>ra mit vertikalem<br />

Schnitt durch einen Flecken. Die<br />

Flecken entstehen durch Hochpressen<br />

des zwischen Permafrostboden<br />

unten <strong>und</strong> gefrieren<strong>der</strong><br />

Schicht oben eingeschlossenen<br />

flüssigen Lehmbreis, <strong>der</strong> sich<br />

dann über die Oberfläche ergießt<br />

<strong>und</strong> einen vegetationslosen<br />

Lehmfleck bildet, <strong>der</strong> einige cm<br />

höher ist (nach <strong>Walter</strong> 1990).


sen Fleck bildend, <strong>der</strong> einige Zentimeter höher ist (Abb. 287<br />

<strong>und</strong> 288). Es entsteht die Fleckent<strong>und</strong>ra (Abb. 290).<br />

Eine Folge des Frostes ist auch die Herausarbeitung <strong>der</strong><br />

Steine aus dem Boden. Abb. 289 erläutert diesen Vorgang:<br />

Beim Gefrieren <strong>der</strong> oberen Bodenschicht saugt diese Wasser<br />

von unten an <strong>und</strong> nimmt an Volumen zu; sie hebt dabei die<br />

Steine mit empor, die in <strong>der</strong> gefrierenden Schicht stecken.<br />

Unter dem Stein bildet sich eine Höhlung, in die feiner Sand<br />

fällt; nach dem Auftauen bleibt deshalb <strong>der</strong> Stein auf einem<br />

gegenüber früher etwas höheren Niveau liegen. Wie<strong>der</strong>holt<br />

sich das vielmals an den Frostwechseltagen, so liegt <strong>der</strong> Stein<br />

schließlich über <strong>der</strong> Bodenoberfläche. Meist geht das Gefrieren<br />

des Bodens von einzelnen Punkten aus, die einen o<strong>der</strong><br />

mehrere Meter auseinan<strong>der</strong>liegen. Dann werden die Steine<br />

nicht nur herausgehoben, son<strong>der</strong>n zugleich zur Seite geschoben.<br />

Im Endresultat bilden sie zwischen den Gefrierzentren<br />

ein Steinnetz, das heißt einen P o lygonboden (Abb. 289).<br />

Die Pflanzen finden vereinzelt Zuflucht zwischen den Steinen<br />

des Polygonbodens, wo die Bewegung am geringsten ist.<br />

Vollzieht sich dieser Vorgang an einem Hang, so werden die<br />

Steine nicht nur gehoben, son<strong>der</strong>n auch hangabwärts geschoben;<br />

es bilden sich dann die Steinströme o<strong>der</strong> Streifenböden.<br />

Diese ständige Bodenbewegung in <strong>der</strong> Arktis läßt die<br />

Pflanzendecke nicht zur Ruhe kommen <strong>und</strong> wirkt sich<br />

ungünstig aus. Man kann dies schon auf Island beobachten<br />

(Lötschert 1974), viel deutlicher auf Spitzbergen.<br />

Die Solifluktion ist von gleicher Bedeutung auch im<br />

Gebirge, <strong>und</strong> zwar in <strong>der</strong> oberen alpinen <strong>und</strong> subnivalen<br />

Arktische Kältewüste <strong>und</strong> die Solifluktion 475<br />

----- GjiO ----<br />

Abb. 289.<br />

Obeti: Schematische Darstellung<br />

<strong>der</strong> Vorgänge beim Gefrieren <strong>und</strong><br />

Auftauen des Bodens, l vor dem<br />

Gefrieren: 2 Boden oben gefroren,<br />

Stein wird angehoben:<br />

3 nach dem Auftauen, <strong>der</strong> Stein<br />

ist bis an die Oberfläche gerückt.<br />

Unten: Steinnetzbildung.<br />

A: bei • Gefrierzentrum: B: Pfeile<br />

zeigen die Richtung, in <strong>der</strong> sich<br />

die Steine bewegen: C: ursprüngliche<br />

Lage <strong>der</strong> Steine im Boden:<br />

D: <strong>der</strong>en endgültige Lage, wenn<br />

sich das Froststeinnetz o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Polygonboden (im Schnitt) gebildet<br />

hat (nach W a l t e r I960).


476 Zonobiom <strong>der</strong> T<strong>und</strong>ra<br />

A bb. 290.<br />

Fleckenhodent<strong>und</strong>ra im Tscherski-Gebirße<br />

(Ostsibirien) in<br />

¡100 m NN. Vorherrschend<br />

Betula exilis <strong>und</strong> Rhododendron<br />

parviflorum. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

Frostflecken (phot.<br />

V N. P a v l o v ) .<br />

Stufe, aber nur lokal <strong>und</strong> nicht über so weite Flächen hinweg<br />

wie in <strong>der</strong> Arktis.<br />

Was die Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> anbelangt, so<br />

sind die floristischen Unterschiede um den ganzen Nordpol<br />

herum relativ gering. Ein großer Prozentsatz <strong>der</strong> wenigen<br />

Arten ist circumpolar verbreitet.<br />

6 Antarktis <strong>und</strong> subantarktische Inseln<br />

Auf dem eisbedeckten antarktischen Kontinent hat man im<br />

Randgebiet nur zwei Blütenpflanzen gef<strong>und</strong>en: Colobanthus<br />

crassifolius (Caryophyllaceae) <strong>und</strong> das Gras Deschampsia antárctica.<br />

Neuerdings wurde Poa pratensis eingeschleppt. Sonst<br />

kommen nur Moose, Flechten <strong>und</strong> Landalgen vor, insgesamt<br />

einige h<strong>und</strong>ert Arten. Sie beschränken sich auf zeitweilig<br />

schneefreie Stellen an <strong>der</strong> Küste (Abb. 291), auf steile Felswände<br />

<strong>und</strong> Geröllhalden, Quantitativ hat ihre Biomasse eine<br />

sehr geringe Bedeutung. In Bodenproben konnte man auch<br />

Bakterien <strong>und</strong> Pilze nachweisen. Für die Tierwelt spielt diese<br />

geringe Phytomasse keine Rolle. Die Pinguine <strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>e<br />

Tiere, die im Küstenbereich <strong>der</strong> Antarktis zeitweilig Vorkommen,<br />

haben ihre Nahrungsgr<strong>und</strong>lage im Meer. Ob cs Invertebraten<br />

gibt, die von den Krustenflechten o<strong>der</strong> den<br />

Gesteinsalgen leben, ist uns nicht bekannt.<br />

Im Meer um die Antarktis herum mit seinen ständigen<br />

Weststürmen sind viele kleine Inseln zerstreut, die meisten<br />

südlich vom 50. Breitengrad. Sie zeichnen sich alle durch<br />

ihre Baumlosigkeit aus, denn die Sommer sind kühl, die Winter<br />

nicht kalt; auf diesen Inseln herrscht fast Isothermie, zum


Beispiel schwanken die Werte <strong>der</strong><br />

Temperatur fast das ganze Jahr hindurch<br />

auf den Macquarie-Inseln<br />

(54°3' S) nur zwischen 2,8 °C <strong>und</strong><br />

7,7 °C. Nieselregen <strong>und</strong> Nebel sind<br />

für die Witterung typisch. Man hat<br />

von einer Windwüste gesprochen;<br />

denn nur im Windschutz ist die <strong>Vegetation</strong><br />

üppiger.<br />

Die häufigste Pflanze auf den<br />

Kerguelen ist die dichte Polster bildende<br />

Azorella selago (Apiaceae).<br />

Den Seeleuten als Frischgemüse gegen<br />

Skorbut diente früher <strong>der</strong> Kerguelen-Kohl, Pringlea antiscorbutica<br />

(Brassicaceae) mit seinen großen Blättern. Acae-<br />

«it-Arten (Rosaceae) sind auf allen Inseln verbreitet. Auch<br />

Tussock-Grasland {Festuca- <strong>und</strong> Pofl-Arten) kommt vor,<br />

außerdem viele Moose, Farne <strong>und</strong> Flechten. Verschiedene<br />

polsterbildende Arten sind für die Subantarktis, wie stets für<br />

sehr windige Standorte, bezeichnend.<br />

Die terrestrischen Verhältnisse auf <strong>der</strong> Antarktis werden bei<br />

FIoldgate 1970 (Vol. 2, Part XII-XIII) mit behandelt.<br />

Antarktis <strong>und</strong> subantarktische insein 477<br />

A b b . 291.<br />

Antarktische Felseiswüste mit<br />

dünnen Flechtenüberzügen auf<br />

den Felsen (Admirality Bay,<br />

King George Island). Auf den<br />

flachen Terrassenbänken sammeln<br />

sich Pinguine zur Brutkolonie<br />

(phot. L. K a p p e n ) .<br />

FRAGEN:<br />

1 . Wie lange muß die <strong>Vegetation</strong>szeit im Jahr sein, damit noch<br />

Phanerogamenvegetation auftritt?<br />

4.<br />

Warum nimmt die Kontinentalität vom 60° zum S0°S stark<br />

zu <strong>und</strong> vom 60° zum 80°N stark ab?<br />

Wie wirkt sich die in <strong>der</strong> Arktis gehemmte Mineralisierung<br />

organischer Substanz für die T<strong>und</strong>ra aus?<br />

Wie unterscheidet sich <strong>der</strong> typische Podsolboden von ZB IX<br />

von dem im ZB VIII?<br />

5. Was ist typisch für eine Windwüste <strong>und</strong> wo kommt sie vor?<br />

6. Was sind die Voraussetzungen für das Auftreten von Solifluktionsprozessen?<br />

7. Wie kann man sich die Entstehung eines Polygonbodens erklären?<br />

8. Welche Höheren Pflanzen umfaßt die Flora <strong>der</strong> Antarktis?


Zusammenfassende Übersicht<br />

<strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

1 Phytomasse <strong>und</strong> primäre Produktion <strong>der</strong> einzelnen<br />

<strong>Vegetation</strong>szonen <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesamten Biosphäre<br />

Die Geo-Biosphäre überzieht als dünne Hülle, als dünnstes<br />

Häutchen, die Erdoberfläche; sie umfaßt die oberste durchwurzelte<br />

Bodenschicht <strong>und</strong> die bodennahe Luftschicht,<br />

soweit die Organismen in diese hineinragen, sowie alle<br />

Gewässer. In ihr vollzieht sich somit auch <strong>der</strong> gesamte<br />

biologische Stoffkreislauf.<br />

Von <strong>der</strong> totalen Biomasse auf dem Lande entfallen über<br />

99 % auf die Phytomasse, so daß wir uns auf die Verteilung<br />

<strong>der</strong>selben bei unseren Betrachtungen beschränken können.<br />

Sie zeigt deutliche Beziehungen zu den Zonobiomen.<br />

Die genaue Bestimmung <strong>der</strong> Phytomasse <strong>und</strong> <strong>der</strong> primären<br />

Produktion stößt auf Schwierigkeiten. 1970 veröffentlichten<br />

Bazilevich et al. Berechnungen unter Auswertung<br />

<strong>der</strong> einschlägigen Literatur für die einzelnen<br />

thermischen Zonen <strong>und</strong> bioklimatischen Gebiete <strong>der</strong> Erde.<br />

Berechnet wurden für die einzelnen Gebiete als Trockenmasse<br />

in Tonnen (t) die mittlere Phytomasse <strong>und</strong> die mittlere<br />

jährliche primäre Produktion pro Hektar (t/ha). Nach<br />

Ausmessung <strong>der</strong> Flächen von den einzelnen Gebieten, wobei<br />

die Fläche von Flüssen, Seen <strong>und</strong> Gletschern sowie Firnflächen<br />

nicht inbegriffen sind, werden außerdem noch die<br />

gesamte Phytomasse <strong>und</strong> die gesamte jährliche primäre Produktion<br />

für die einzelnen Gebiete angegeben. Die Summierung<br />

dieser Zahlen ergibt die Phytomasse <strong>und</strong> die jährliche<br />

Produktion <strong>der</strong> Landoberfläche <strong>der</strong> Erde. Dazu werden in<br />

<strong>der</strong> Tab. 23 auch noch die entsprechenden Angaben für die<br />

Gewässer hinzugefügt. Es handelt sich dabei um potentielle


Tab. 23. Verteilung <strong>der</strong> potentiellen Produktivität <strong>der</strong> Erde<br />

Phytomasse <strong>und</strong> primäre Produktion 479<br />

Klimazone Fläche Phytomasse<br />

Primärproduktion<br />

[10® km^] gesamt mittlere gesamt mittlere<br />

[10® t] [th a-'l [10® t a"'] [t ha''-a''<br />

Polare 8,05 13,8 17,1 1,33 1,6<br />

Boreale 23,20 439 189 15,2 6,5<br />

Gemäßigte<br />

humid 7,39 254 342 9,34 12,8<br />

semiarid 8,10 16,8 20,8 6,64 8,2<br />

arid 7,04 8,24 11,7 1,99 2,8<br />

Subtropische<br />

humid 6,24 228 366 15,9 25,5<br />

semiarid 8,29 81,9 98,7 11,5 13,8<br />

arid 9,73 13,6 13,9 7,14 7,3<br />

Tropische<br />

humid 26,5 1166 440 77,3 29,2<br />

semiarid 16,0 172 107 22,6 14,1<br />

arid 12,8 9,01 7,0 2,62 2,0<br />

Geobiosphäre<br />

Landmasse 133 2400 180 172 12,8<br />

Gletscher 13,9 0 0 0 0<br />

Hydrobiosphäre<br />

Seen/Flüsse 2,0 0,04 0,2 1,0 5,0<br />

Ozeane 361 0,17 0,005 60,0 1,7<br />

nach Bazilevich et al. 1970<br />

Werte, das heißt unter Zugr<strong>und</strong>elegung <strong>der</strong> natürlichen,<br />

durch den Menschen nicht verän<strong>der</strong>ten <strong>Vegetation</strong>.<br />

Bazilevich et al. (1970) unterscheiden fünf thermische<br />

Zonen: 1. polare (arktische), 2. boreale, 3. gemäßigte,<br />

4. subtropische <strong>und</strong> 5. tropische. Die ersten zwei Zonen besitzen<br />

ein humides Klima, bei den drei an<strong>der</strong>en werden jeweils<br />

drei Gebiete unterschieden; ein humides (h), ein semiarides<br />

(s) <strong>und</strong> ein arides (a) (vgl. Abb. 292, Tab. 23). Diese<br />

Glie<strong>der</strong>ung unterscheidet sich von <strong>der</strong> Zonobiomglie<strong>der</strong>ung,<br />

wie folgende Gegenüberstellung zeigt:<br />

Thermische Zonen<br />

<strong>und</strong> Klim agebiete Zonobiom e<br />

Zone 1<br />

ZB IX<br />

Zone 2<br />

ZB VIII<br />

Zone 3 h, s, a ZB VI <strong>und</strong> VII<br />

Zone 4 h, s, a ZB V, IV <strong>und</strong> III (außerhalb <strong>der</strong><br />

Wendekreise)<br />

Zone 5 h, s,a ZB I, II <strong>und</strong> III (innerhalb <strong>der</strong><br />

Wendekreise)


480 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

Abb. 292.<br />

Thermische Zonen <strong>und</strong> bioklimatische<br />

Gebiete nach<br />

Bazilevich et al. (1970)<br />

1 Gletscher <strong>und</strong> Firnflächen;<br />

2 Arktische Zone; 3 Boreale<br />

Zone;<br />

4-6 Gemäßigte Zone: 4 humide<br />

Gebiete, 5 semiaride Gebiete,<br />

6 aride Gebiete;<br />

7-9 Subtropische Zone: 7 humide<br />

Gebiete, 8 semiaride Gebiete,<br />

9 aride Gebiete:<br />

10-12 Tropische Zone: 10 humide<br />

Gebiete: 11 semiaride Gebiete:<br />

12 aride Gebiete.<br />

Vergleicht man die Verhältnisse auf dem Land mit denen in<br />

den Ozeanen, so sieht man, daß die Produktion <strong>der</strong> letzteren<br />

mit 60- 10'^ t nur etwa ein Drittel von <strong>der</strong> auf dem Lande<br />

ausmacht, obgleich ihre Fläche fast dreimal größer ist.<br />

Außerdem fällt auf, daß die Phytomasse in den Ozeanen<br />

verschwindend gering ist, insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die<br />

300mal größere primäre Produktion. Das wird verständlich,<br />

wenn man berücksichtigt, daß die Pflanzen des Planktons<br />

aus einzelligen Organismen bestehen, die dauernd in Teilung<br />

begriffen sind (vgl. S. 121). Demgegenüber beträgt die<br />

primäre Produktion auf dem Lande nur etwa 7 % <strong>der</strong> Phytomasse.<br />

Rechnet man die gesamten aktiven Kohlenstoffvorräte<br />

<strong>der</strong> Erde zusammen, so erhält man etwa 748 Gt C (vor allem<br />

COj) in <strong>der</strong> Atmosphäre, etwa 2000 Gt C in den Landoberflächen<br />

<strong>und</strong> 38000 Gt C sind im Ozean geb<strong>und</strong>en, also etwa<br />

50 mal mehr als in <strong>der</strong> Atmosphäre (Tom Boden, mündl.<br />

Mitt.).<br />

Fragt man nach <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> Konsumenten <strong>und</strong> Destruenten,<br />

so werden für alle Kontinente zusammen nur<br />

20 • 10^ t an Trockenmasse angegeben, also weniger als 1 %<br />

<strong>der</strong> Phytomasse, während man in den Ozeanen mit etwa


3-10'* t rechnet, was das über ISfache <strong>der</strong> dortigen Phytomasse<br />

ausmacht. Im Gegensatz zu den einzelligen Pflanzen<br />

handelt es sich bei den Konsumenten in den Ozeanen auch<br />

um große tierische Organismen, die man für die menschliche<br />

Ernährung ausbeutet.<br />

Wie gering demgegenüber die Zoomasse <strong>der</strong> großen Konsumenten<br />

auf dem Lande ist, haben wir an verschiedenen<br />

Beispielen gezeigt. Die Phytomasse auf dem Lande besteht<br />

vorwiegend aus <strong>der</strong> Holzmasse in den Wäl<strong>der</strong>n, auf die<br />

82 % <strong>der</strong> gesamten Phytomasse auf allen Kontinenten entfallen,<br />

obgleich die Wäl<strong>der</strong> nur 39 % <strong>der</strong> Fläche einnehmen.<br />

Die Hauptmenge <strong>der</strong> Waldphytomasse mit etwa 50 % findet<br />

man in den tropischen Wäl<strong>der</strong>n, etwa 20 % in den borealen<br />

<strong>und</strong> etwa je 15 % in den subtropischen <strong>und</strong> gemäßigten.<br />

Diese Zahlen sollte man auch im Gedächtnis behalten für die<br />

„Global-Change"-Diskussion.<br />

Die Phytomasse <strong>der</strong> Wüsten ist mit 0,8 % sehr gering im<br />

Vergleich zu <strong>der</strong> großen Fläche von 22 %, die sie auf <strong>der</strong> gesamten<br />

Landfläche einnehmen.<br />

Die mittlere Phytomasse in t/ha <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> (humide Gebiete)<br />

steigt bei zunehmend günstigeren Temperaturverhältnissen<br />

von 189 t/ha in <strong>der</strong> borealen Zone ständig bis auf<br />

440 t/ha in den Tropen an. Im Gegensatz dazu ist die mittlere<br />

Phytomasse in den tropischen ariden Gebieten mit 7 t/ha<br />

am geringsten; denn Trockenheit mit dauernd hohen Temperaturen<br />

ist für den Pflanzenwuchs beson<strong>der</strong>s ungünstig.<br />

Betrachtet man die mittlere jährliche primäre Produktion,<br />

so ist sie auf dem Lande mit 12,8 t/ha mehr als siebenmal<br />

so hoch wie in den Ozeanen <strong>und</strong> beträgt etwa das zweieinhalbfache<br />

von <strong>der</strong> in den Seen <strong>und</strong> Flüssen mit ihren<br />

Wasser- <strong>und</strong> Sumpfpflanzenbeständen.<br />

Die primäre Produktion <strong>der</strong> humiden Gebiete pro Hektar<br />

steigt auf dem Lande ebenfalls äquatorwärts, wobei sie sich<br />

von <strong>der</strong> borealen zur gemäßigten Zone <strong>und</strong> von dieser zur<br />

subtropischen jeweils verdoppelt, dann aber weiter zur tropischen<br />

Zone nur noch wenig ansteigt. Die Unterschiede<br />

zwischen den humiden <strong>und</strong> semiariden Gebieten sind nicht<br />

so groß, wie bei den Werten für die Phytomasse, da die Holzmassen<br />

in den Wäl<strong>der</strong>n nicht produzieren <strong>und</strong> es mehr auf<br />

die Blattfläche ankommt (Vergleich Wiese <strong>und</strong> Wald im Solling,<br />

s. S. 366).<br />

Auffallend ist die relativ hohe Produktion in den subtropischen<br />

semiariden <strong>und</strong> ariden Gebieten mit 13,8 bzw.<br />

7,3 t/ha; sie ist auf die oft sehr üppige <strong>und</strong> produktive ephemere<br />

<strong>Vegetation</strong> zurückzuführen, die sich während <strong>der</strong> günstigen<br />

kühleren Jahreszeit entwickeln kann.<br />

Phytomasse <strong>und</strong> primäre Produktion<br />

i _ Die gesamte jährliche<br />

potentielle primäre Produktion<br />

<strong>der</strong> Biosphäre auf<br />

dem Lande, in den Ozeanen<br />

sowie Seen <strong>und</strong> Flüssen<br />

beträgt etwa<br />

233 ■10^ t. Davon entfallen<br />

auf die Landmasse<br />

172 - 1051,<br />

auf die Seen <strong>und</strong> Flüsse<br />

1■1Q51 <strong>und</strong> auf die Ozeane<br />

60 -lO^t.


482 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

Zu etwas an<strong>der</strong>en Werten gelangten Lieth Er Whittaker<br />

(1975). Sie gehen von den <strong>Vegetation</strong>sformationen aus <strong>und</strong><br />

berechnen nicht die potentielle, son<strong>der</strong>n eher die reale Produktion<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> kultivierten Flächen.<br />

Deshalb sind die Werte für die terrestrische Produktion geringer.<br />

Als „genaueste" Zahl gibt Lieth eine primäre Produktion<br />

von 121,7 • 10’ t an Trockenmasse auf einer Landfläche<br />

von 149 • 10'’ km^ an.<br />

Fragt man sich zum Schluß, wie hoch <strong>der</strong> Konsum <strong>der</strong><br />

Menschheit bei einer Bevölkerungszahl von drei Milliarden<br />

mit einer Biomasse von 0,2- 10’ t war, so kann man ihn<br />

etwa gleich <strong>der</strong> damaligen gesamten landwirtschaftlichen<br />

Produktion setzen, auf die 0,7 % <strong>der</strong> primären Produktion<br />

<strong>der</strong> Biosphäre entfielen. Der Energieverbrauch wird mit<br />

2,8 • 10'® cal angegeben, da nur ein Teil <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Nahrung<br />

aufgenommenen Energie ausgenutzt wird. Diese Zahlen erscheinen<br />

nicht hoch, doch dürfte <strong>der</strong> Konsum bei <strong>der</strong> rapiden<br />

Bevölkerungszunahme inzwischen stark angestiegen<br />

2 Folgerungen aus ökologischer Sicht<br />

Die vorangegangenen Kapitel geben in knapper Form einen<br />

Überblick über die großen, natürlichen ökologischen Zusammenhänge<br />

<strong>der</strong> Geo-Biosphäre. Ihre Kenntnis ist die Voraussetzung<br />

für eine richtige Beurteilung <strong>der</strong> Gefahren, die<br />

durch die zunehmenden Eingriffe des Menschen in das Naturgeschehen<br />

entstehen.<br />

Diese sind so mannigfaltig <strong>und</strong> tiefgreifend, daß man sie<br />

im Rahmen dieser Übersicht nicht behandeln kann. Der<br />

Mensch hat sich dank seiner geistigen Fähigkeiten neben <strong>der</strong><br />

natürlichen eine eigene, scheinbar unabhängige Welt<br />

aufgebaut, die einer technisch orientierten Weltwirtschaft.<br />

Durch die fortschreitende Urbanisierung wurde er <strong>der</strong><br />

Natur immer mehr entfremdet. Dabei verliert er den Boden<br />

unter den Füßen, hält alles für technisch machbar <strong>und</strong><br />

glaubt an ein unbegrenztes Wirtschaftswachstum.<br />

Der Club of Rome hat bereits 1972 auf Gr<strong>und</strong> vieler Untersuchungen<br />

auf das Utopische dieser Einstellung hingewiesen<br />

<strong>und</strong> eine wirtschaftliche Krise vorausgesagt, wenn<br />

nicht sofort Gegenmaßnahmen ergriffen würden (vgl. auch<br />

Gruhl 1975). Aber nichts Wesentliches geschah. Die Krise ist<br />

inzwischen eingetreten, lokal schon lange, regional an vielen<br />

Orten. Noch immer wird Ausschau nach den ersten rosa<br />

Streifen am Horizont des Wirtschaftswachstums gehalten.


Zwar ist „Ökologie" in aller M<strong>und</strong>e, aber eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Umstellung <strong>der</strong> Denkweise erfolgt nicht. Die sogenannten<br />

wirtschaftlichen Zwänge haben immer noch Priorität. Die<br />

Zerstörung <strong>der</strong> Umwelt, von <strong>der</strong> die Existenz des Menschen<br />

abhängt, geht auf <strong>der</strong> ganzen Welt nahezu unvermin<strong>der</strong>t<br />

weiter. Man versucht nur, mit kosmetischen Mitteln lokale<br />

Schäden zu vertuschen. Aber es handelt sich um globale<br />

Probleme. Auf die beiden größten Gefahren muß hier kurz<br />

hingewiesen werden:<br />

1. die Bevölkerungsexplosion<br />

2. die Übertechnisierung.<br />

Ausführlicher ist es bereits an an<strong>der</strong>er Stelle geschehen<br />

(<strong>Walter</strong> 1989). Danach muß man die Frage stellen, wie eine<br />

nachhaltige Landnutzung möglich ist, also eine tragfähige<br />

Landnutzung, die für viele Generationen des Menschen<br />

(also für Jahrh<strong>und</strong>erte bis Jahrtausende) die Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

des Menschen erhält.<br />

Die Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n 483<br />

3 Die Bevölkerungsexplosion in den<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

Der Präsident des Club of Rome Aurelio Peccio hat 1981 in<br />

<strong>der</strong> deutschen Ausgabe seiner Schrift „Die Zukunft in unserer<br />

Hand" erneut darauf hingewiesen, daß die Weltbevölkerung<br />

mit einer <strong>der</strong>artigen Geschwindigkeit ansteigt, daß sofort<br />

etwas dagegen geschehen muß. Nach Peccio werden<br />

jede Minute auf <strong>der</strong> Welt 223 Kin<strong>der</strong> geboren, das sind an<br />

einem Tag 321 000 o<strong>der</strong> im Jahr 120 Millionen. Diese Zahl<br />

ist aber <strong>1999</strong> deutlich höher! Allerdings hat sich <strong>der</strong> exponentielle<br />

Anstieg in den letzten Jahren etwas abgeflacht.<br />

Augenblicklich nimmt die Bevölkerung <strong>der</strong> Erde in weniger<br />

als 15 Jahren um eine Milliarde zu. Wenn es gelingen<br />

würde, alle geborenen Kin<strong>der</strong> am Leben zu erhalten, <strong>und</strong><br />

das wird ja angestrebt, dann würde es in kaum 10 Jahren<br />

1,2 Milliarden Kin<strong>der</strong> unter 10 Jahren auf <strong>der</strong> Welt geben.<br />

Diese müßten versorgt <strong>und</strong> geschult werden. Nach weiteren<br />

10 Jahren wäre die Beschaffung von Arbeitsplätzen für sie<br />

notwendig, <strong>und</strong> bald darauf würden sie ihrerseits weitere<br />

Kin<strong>der</strong> in die Welt setzen.<br />

Die Bevölkerungsexplosion erfolgt mit exponentiellem<br />

Zuwachs (Abb. 293). Vor 2000 Jahren gab es schätzungsweise<br />

200 bis 300 Millionen Menschen auf <strong>der</strong> ganzen Erde.<br />

Bis zum Jahre 1800 nahm die Bevölkerung nur langsam zu.<br />

Dann aber begann die starke Zunahme. Malthus hatte<br />

bereits 1798 rechtzeitig auf die Gefahr hingewiesen. Doch<br />

das beginnende Industriezeitalter in Westeuropa brauchte


Abb. 293.<br />

Die Bevölkerungsexplosion auf<br />

<strong>der</strong> Erde (als Atombombenpilz<br />

dargestellt) vom Jahre Null unserer<br />

Zeitrechnung an: Es hat<br />

seit dem Auftreten des Menschen<br />

Millionen von Jahren gedauert,<br />

bis es Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

eine Milliarde Menschen auf <strong>der</strong><br />

Erde gab. Nach weiteren<br />

WO Jahren waren es bereits<br />

2 Milliarden, dann nach weiteren<br />

37 Jahren 3 Milliarden,<br />

aber schon 13 Jahre später<br />

4 Milliarden.<br />

Um das Jahr 2000 muß man<br />

mit etwa 6 Milliarden rechnen<br />

<strong>und</strong> um das Jahr 2030 mit<br />

8-10 Milliarden. Die Zahl um<br />

2100 konnte nicht dargestellt<br />

werden, denn bei Gleichbleiben<br />

<strong>der</strong> Zunahme müßte man die<br />

Breite des Pilzes oben verdoppeln<br />

auf 20 Milliarden. Nach<br />

neueren Berechnungen dürfte<br />

sich die Zahl aber schon ab 2050<br />

bei 11-14 Milliarden einpendeln<br />

( B i r g , mündl. Mitt.), während<br />

auf Europa schon ab 2005 (ohne<br />

Zuwan<strong>der</strong>ungen) eine starke<br />

■Schrumpfung <strong>der</strong> Bevölkerungszahl<br />

zukommt.<br />

Arbeitskräfte. Die Warnung wurde nicht beachtet. Gerade in<br />

diesen Län<strong>der</strong>n, geför<strong>der</strong>t durch die medizinischen Errungenschaften,<br />

wuchs die Bevölkerung in den Städten beson<strong>der</strong>s<br />

stark. Erst als Folge des wachsenden Wohlstandes <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> immer höheren Ansprüche an ein bequemes Leben sank<br />

die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> pro Familie so rasch ab, daß heute die<br />

Bevölkerung in den Industrielän<strong>der</strong>n kaum noch zunimmt.<br />

Aber um so katastrophaler ist die Lage in fast allen an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n. Krankheiten <strong>und</strong> Epidemien wurden auch dort<br />

erfolgreich bekämpft. Die Sterberate sank, kaum jedoch die<br />

Geburtenrate. Als Folge davon nahm <strong>und</strong> nimmt die Bevölkerung<br />

rasant zu <strong>und</strong> das innerhalb weniger Jahrzehnte. Dies<br />

ist im Rahmen <strong>der</strong> Menschheitsentwicklung nur ein Moment.<br />

Wenn durch die heutige katastrophale Lage in diesen<br />

Län<strong>der</strong>n Millionen unterernährt sind o<strong>der</strong> verhungern, so ist<br />

die Bevölkerungsexplosion die direkte Ursache, die man vor<br />

allem bekämpfen muß. Der Hunger ist nur ein Symptom -<br />

die naturgesetzliche Folge, die für alle Lebewesen <strong>der</strong> ökologischen<br />

Systeme gilt, auch für den Menschen, daß keine Art<br />

sich unbegrenzt auf Kosten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Lebewesen vermehren<br />

darf. Keine Entwicklungshilfe kann dieses Gesetz ausschalten.<br />

Der Mensch mit seinem irdischen Leibe, <strong>der</strong> ernährt<br />

werden muß, ist <strong>und</strong> bleibt ein Teil <strong>der</strong> Natur. Deswegen ist<br />

die gutgemeinte Lebensmittelhilfe beson<strong>der</strong>s schädlich, denn<br />

sie heizt die Bevölkerungszunahme noch mehr an, so als<br />

wollte man einen Brand mit Öl löschen.<br />

Ein in Hohenheim ausgebildeter Diplom-Landwirt, <strong>der</strong><br />

später in seinem Heimatland als Hochschulprofessor <strong>der</strong>


Landwirtschaftswissenschaften tätig war, rief in einem<br />

R<strong>und</strong>funkvortrag aus: „Hände weg von den Entwicklungslän<strong>der</strong>n,<br />

sie müssen selbst ihre Ges<strong>und</strong>ung durchführen;<br />

jede Entwicklungshilfe verhin<strong>der</strong>t das".<br />

Bemerkenswert ehrlich ist auch in dieser Hinsicht die<br />

Stellungnahme des Entwicklungsberaters des Weltkirchenrats<br />

Jonathan F reyers auf Gr<strong>und</strong> von seinen Erfahrungen.<br />

Sie löste Empörung in weiten ahnungslosen Kreisen aus.<br />

Denn in einem Zeitungsartikel vertrat er die Ansicht, daß<br />

Lebensmittelsendungen verheerende Schäden verursachen.<br />

Sie würden an die Ärmsten verteilt, die Käufer auf den<br />

Märkten blieben weg, was die Ackerbautreibenden veranlaßte,<br />

sich nicht mehr abzumühen, son<strong>der</strong>n auch Hilfsempfänger<br />

zu werden. Die heimische Produktion breche zusammen<br />

<strong>und</strong> die Zahl <strong>der</strong> Hilfsempfänger stiege immer mehr an<br />

- ein Teufelskreis!<br />

Wenn man die Losung ausgibt „Hilfe zur Selbsthilfe" o<strong>der</strong><br />

„Anregung zur Selbstinitiative", so verkennt man wie<strong>der</strong>um<br />

die Einstellung sowie die Denkweise vieler Einheimischen.<br />

Durch Jahrtausende hindurch wurde ihre Lebensweise<br />

durch strenge Sittengesetze geregelt, <strong>und</strong> diese waren optimal<br />

an die Umwelt, entsprechend <strong>der</strong> Kulturstufe angepaßt,<br />

also nachhaltig. Sonst wäre durch Jahrtausende ein Überleben<br />

nicht möglich gewesen.<br />

Auch die Kolonialherrschaft än<strong>der</strong>te daran wenig, die<br />

Machtkämpfe unter den Stämmen wurden unterb<strong>und</strong>en,<br />

auf noch unbesiedelten Flächen entstanden Farmen o<strong>der</strong><br />

Plantagen mit gewissen Verdienstmöglichkeiten für die Arbeiter.<br />

Eine langsame Einbeziehung in das europäische Wirtschaftssystem<br />

bahnte sich an. Die übereilte Entlassung in die<br />

Unabhängigkeit mit <strong>der</strong> Auflage, unter Einhaltung <strong>der</strong><br />

früheren Kolonialgrenzen Einheitsstaaten nach demokratischen<br />

Regeln zu schaffen, führte überall zu Chaos <strong>und</strong><br />

Stammeskämpfen. Die nicht geschulten Massen konnten<br />

das Überspringen einer im Westen über ein Jahrtausend<br />

dauernden Entwicklung nicht verkraften. Das wäre wohl<br />

auch unseren Vorfahren zu Beginn unserer Zeitrechnung<br />

nicht gelungen. Die den Geschlechtsverkehr <strong>und</strong> die Bevölkerungszahl<br />

regelnden, sehr strengen Sittengesetze wurden<br />

aufgehoben, <strong>der</strong> ungezügelte Vermehrungstrieb setzte ein<br />

<strong>und</strong> damit <strong>der</strong> enorme Anstieg <strong>der</strong> Geburtenzahl. Privateigentum<br />

in unserem Sinne war unbekannt, alles gehörte <strong>der</strong><br />

Großsippe <strong>und</strong> wurde von dieser geregelt; somit fehlte ein<br />

Ansporn zur Eigeninitiative. Die meisten Entwicklungshelfer<br />

kehren tief enttäuscht zurück. Solange man bei einem<br />

Projekt die notwendige Anleitung gibt, wird sehr willig <strong>und</strong><br />

Die Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n 485


486 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

^ Kolonialismus <strong>und</strong><br />

Kommunismus sowie<br />

<strong>der</strong> Kapitalismus mit<br />

dem Dogma des exponentiellen<br />

Wirtschaftswachstums<br />

sind vielleicht nichts<br />

an<strong>der</strong>es als ein „interglazialer<br />

Irrtum" (sinngemäß<br />

liiMC<br />

Mitt,).<br />

eitrig mitgearbeitet. Hört jedoch die Anleitung auf, dann geschieht<br />

in den meisten Fällen nichts mehr, nur die äußere<br />

Fassade wird gewahrt, doch die genügt nicht. „Aber man<br />

muß doch etwas tun, man muß doch den Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

helfen", so wird von denen argumentiert, die nie selber<br />

in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n praktisch arbeiteten. Man darf<br />

jedoch nicht vergessen, daß es sich um souveräne Staaten<br />

handelt, die sehr mißtrauisch sind <strong>und</strong> einschneidende Ratschläge<br />

gleich als Neokolonialismus auslegen. Das gilt beson<strong>der</strong>s<br />

in bezug auf Ratschläge zur Eindämmung <strong>der</strong> Bevölkerungsexplosion.<br />

Solange jedoch dieses Problem nicht<br />

gelöst wird, ist jede Hilfe umsonst o<strong>der</strong> schädlich. Natürlich<br />

ist die Einrichtung von Gewerbebetrieben, SOS-Kin<strong>der</strong>dörfern,<br />

Blindenbetreuung etc. für die dabei erfaßten Menschen<br />

eine Hilfe <strong>und</strong> lobenswert. Sie än<strong>der</strong>t jedoch nichts an<br />

<strong>der</strong> katastrophalen Gesamtlage, die immer schlimmer wird.<br />

Auch wenn (mehr nebenbei) darauf hingewiesen wird, daß<br />

die E n tw ic k lu n g s h ilfe den Zweck mit verfolgt, neue Absatzmärkte<br />

für unsere Industrieprodukte zu erschließen, für<br />

die ein unbegrenzter Bedarf in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n besteht,<br />

so dürfte diese Rechnung nicht aufgehen.<br />

Die Lieferung kann nur auf Kredit erfolgen, mit <strong>der</strong>en<br />

Rückzahlung o<strong>der</strong> Verzinsung kaum zu rechnen ist. Die<br />

Beispiele von rohstoffreichen Län<strong>der</strong>n wie Brasilien <strong>und</strong><br />

Mexiko machen es deutlich. Dazu kommt, daß den Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

eine Wirtschaftsform, Monopolisierung<br />

<strong>und</strong> Globalisierung aufgedrängt wird, von <strong>der</strong> man heute<br />

nicht sagen kann, ob sie dem Menschen eine dauernde Existenz<br />

überhaupt garantiert, o<strong>der</strong> ob sie nicht selbst wie eine<br />

schillernde Seifenblase zerplatzen wird. Alle <strong>der</strong> Natur entfremdeten<br />

Zivilisationen <strong>der</strong> Vergangenheit brachen zusammen<br />

<strong>und</strong> wurden von naturnahen „Barbaren" abgelöst. Allerdings<br />

ist heute die Entfremdung <strong>und</strong> das Problem nicht<br />

mehr nur regional, son<strong>der</strong>n gobal.<br />

4 Die Übertechnisierung in den Industrielän<strong>der</strong>n<br />

Die technische Entwicklung ermöglicht es, den Lebensstandard<br />

in den Industrielän<strong>der</strong>n immer mehr zu heben, was als<br />

großer Fortschritt angesehen wird. Dieser Fortschritt wird<br />

an <strong>der</strong> Höhe des Bruttosozialprodukts (einschließlich zum<br />

Beispiel aller Unfallautoreparaturen) o<strong>der</strong> des mittleren Pro-<br />

Kopf-Einkommens (das zwischen 500 DM Rente <strong>und</strong> Millionenhonoraren<br />

liegt) gemessen.<br />

Angestrebt wird auch eine möglichst starke Arbeitszeitverkürzung<br />

<strong>und</strong> damit Freizeitverlängerung, um allen Men­


sehen die Möglichkeit zur „Selbstverwirklichung" zu geben.<br />

Dieses Ideal ist bereits erreicht, aber nicht in einem Industrieland,<br />

son<strong>der</strong>n bei dem kleinen Inselstaat auf <strong>der</strong> Koralleninsel<br />

Nauru im Pazifischen Ozean (etwa 2“S <strong>und</strong> 164°E).<br />

Dort müßten die glücklichsten Menschen leben. Ihr mittleres<br />

Pro-Kopf-Einkommen übertrifft das <strong>der</strong> reichsten Industrielän<strong>der</strong>.<br />

Die Wochenarbeitsst<strong>und</strong>en sind Null, Freizeit ist<br />

das ganze Jahr (Bericht IWZ vom 8.-14. Januar 1983). Die<br />

Kin<strong>der</strong> werden dort als Rentner geboren.<br />

Die Insel ist 21,4 km^ groß <strong>und</strong> erhebt sich bis zu 60 m<br />

über den Meeresspiegel. Sie wird von 4000 Nauruanern bewohnt.<br />

Auf ihr befinden sich viele Meter mächtige fossile<br />

Guanoablagerungen. Es sind die reinsten Phosphatvorkommen,<br />

die man kennt.<br />

Diese wurden 1900 von <strong>der</strong> deutschen Kolonialverwaltung<br />

entdeckt, die auch mit dem Abbau begann. Nach dem<br />

ersten Weltkrieg setzten Großbritannien, Australien <strong>und</strong><br />

Neuseeland den Abbau abwechselnd in verstärktem Ausmaß<br />

fort. 1968 gelang es dem Nauruaner-Häuptling Hammer<br />

de Roburt, die Selbständigkeit <strong>der</strong> Insel innerhalb des<br />

British Commonwealth durchzusetzen, <strong>und</strong> 1979 wurden<br />

die Phosphatvorkommen Eigentum <strong>der</strong> Nauruaner. Seitdem<br />

braucht kein Nauruaner zu arbeiten. Das besorgen Gastarbeiter<br />

aus Australien, Neuseeland, Hongkong, Taiwan u.a.,<br />

die jedoch nicht die Staatsangehörigkeit erlangen dürfen.<br />

Jährlich werden r<strong>und</strong> zwei Millionen Tonnen Phosphat abgebaut<br />

<strong>und</strong> zum Weltmarktpreis verkauft.<br />

Die Hauptbeschäftigung <strong>der</strong> Nauruaner ist das Schlafen,<br />

das Essen (Körperfülle ist Schönheitsideal) <strong>und</strong> das Sitzen<br />

vor dem Fernsehapparat (am beliebtesten sind Mickymaus-,<br />

Wildwest- <strong>und</strong> australische Werbefilme). Sport ist bei <strong>der</strong><br />

Körperfülle zu anstrengend. Man fährt in mo<strong>der</strong>nsten Automodellen<br />

auf <strong>der</strong> 18 km langen Autostraße um die Insel herum.<br />

Leere Bierdosen verzieren die Landschaft. Ein Hobby ist<br />

<strong>der</strong> Fischfang mit PS-starken Motorbooten. Man erlaubt sich<br />

den Luxus einer defizitären „Air-Nauru" mit sechs Düsenjets,<br />

die von australischen Piloten nach Melbourne, Hongkong,<br />

Manila <strong>und</strong> Samoa geflogen werden, <strong>und</strong> einer luxuriösen<br />

Schiffahrtslinie.<br />

Zur Zukunftssicherung werden zwei Drittel <strong>der</strong> Einnahmen<br />

dem Nauru Royalties Trust überwiesen <strong>und</strong> im Ausland<br />

in Gr<strong>und</strong>stücken, Hotels <strong>und</strong> Geschäftshäusern sicher angelegt.<br />

Das „Nauru House" in Melbourne mit 50 Stockwerken<br />

ist das höchste Geschäftshaus in Australien. Doch es gibt ein<br />

„aber": Nach Schätzungen reichen die Phosphatvorkommen<br />

nur noch wenige Jahre, was nachbleibt ist eine sterile Ko­<br />

Die Übertechnisierung in den Industrielän<strong>der</strong>n 487 1


488 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

rallenlandschaft mit 10 bis 20 m hohen zahnförmigen Felsen.<br />

Auf die Frage, warum nicht sparsamer abgebaut wird,<br />

lautet die Antwort, die Nauruaner unterschieden sich nicht<br />

von <strong>der</strong> übrigen Welt, sie liebten das Geld wie die Europäer<br />

<strong>und</strong> Amerikaner <strong>und</strong> lebten in den Tag hinein, solange sie es<br />

hätten.<br />

So viel an<strong>der</strong>s ist es in den Industrielän<strong>der</strong>n tatsächlich<br />

nicht. Alle Warnungen, daß die Resourcen zu Ende gehen,<br />

haben nichts geän<strong>der</strong>t, man denkt nur bis zum nächsten<br />

Wahltermin <strong>und</strong> schiebt unangenehme Entscheidungen<br />

hinaus, auch die immer drängen<strong>der</strong>en Umweltprobleme.<br />

Es ist kaum zu leugnen, daß die meisten Menschen in den<br />

Industriestaaten die Freizeit selber nicht richtig zu nutzen<br />

wissen. F re izeitg e s ta ltu n g ist durchorganisiert kommerzialisiert.<br />

Freizeitgestaltung ist zu einem lukrativen Gewerbe geworden.<br />

Man denke nur an die vielen Reisebüros <strong>und</strong> die<br />

Massenunterkünfte in den rasch heranwachsenden in- <strong>und</strong><br />

ausländischen „Erholungsorten" mit den Vergnügungslokalen.<br />

Der Feriengast braucht sich um nichts zu kümmern, er<br />

kann alles passiv über sich ergehen lassen <strong>und</strong> muß nur den<br />

Preis dafür bezahlen. In fremden Län<strong>der</strong>n lebt er in einem<br />

Ghetto, möglichst so wie er es gewohnt ist, obgleich das<br />

Elend in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n nicht zu übersehen ist.<br />

Was ist <strong>der</strong> Gewinn dieses Massentourismus? Der Verbraillji<br />

an Photomaterial. Sonst nur ein passives Aufnehmen<br />

<strong>der</strong> durch die Massenmedien manipulierten Informationen.<br />

Er rauscht vorüber <strong>und</strong> kann gar nicht verarbeitet werden.<br />

Dasselbe gilt auch für den Unterricht, sowohl in den Schulen<br />

als auch an den Hochschulen. Die Menge <strong>der</strong> Informationen<br />

wächst ständig, zur kritischen Verarbeitung <strong>der</strong> Probleme<br />

fehlt die Zeit immer mehr.<br />

Das selbständige Denken wird nicht angeregt. Denken,<br />

glauben viele, kann man dem Computer überlassen. Die<br />

Wissenschaft, in Spezialfächer aufgesplittert, droht zu einem<br />

Turm von Babel zu werden. Durch die „Vermassung" ist eine<br />

fruchtbare Diskussion in kleineren Kreisen nicht mehr möglich.<br />

Eine Massenvorlesung ist nicht viel an<strong>der</strong>s als eine<br />

Fernsehdarbietung. Die Hörer lassen alles passiv über sich<br />

ergehen <strong>und</strong> büffeln erst einige Wochen vor <strong>der</strong> Prüfung.<br />

Ein Wissen, das nicht lange anhält. Das Verständnis fehlt.<br />

Man macht auf eine zunehmend feindliche Haltung <strong>der</strong><br />

Menschen gegenüber <strong>der</strong> Technik aufmerksam. Aber richtiger<br />

wäre es, von einer zunehmend menschenfeindlichen<br />

Technisierung zu sprechen. Die Technik, die dem Menschen<br />

helfen sollte, den Lebensablauf zu erleichtern <strong>und</strong> angenehmer<br />

zu gestalten, hat eine Eigendynamik entwickelt <strong>und</strong>


zwingt die Menschenmassen immer mehr in ihren Bann<br />

<strong>und</strong> in ein Abhängigkeitsverhältnis.<br />

Man darf nicht vergessen, daß <strong>der</strong> Zweck <strong>der</strong> Technik von<br />

jeher vor allem <strong>der</strong> Herstellung von Waffen galt. Kriegerische<br />

Handlungen gaben <strong>der</strong> Technik immer die größten Impulse<br />

zur Weiterentwicklung. Neue Erfindungen wurden sofort<br />

für die W a ffe n te c h n ik verwendet. Ohne die zwei<br />

Weltkriege hätte die Technik <strong>und</strong> die Massenfabrikation<br />

ihren heutigen Stand nicht erreicht. Obgleich <strong>der</strong> Vorrat an<br />

Vernichtungswaffen genügt, um die Menschheit zehnmal<br />

auszumerzen, geht die Aufrüstung noch immer weiter <strong>und</strong><br />

ein Ende ist nicht abzusehen. Lei<strong>der</strong> lehrt die Erfahrung, daß<br />

neu entwickelte Waffen meist auch verwendet wurden.<br />

Die Menschenfeindlichkeit <strong>der</strong> Technik kommt auch in<br />

<strong>der</strong> Umweltzerstörung zum Ausdruck. Während weltweit<br />

fast überall jährlich große Waldflächen <strong>der</strong> Technik zum<br />

Opfer fallen, versuchen in Japan umweltbewußte Großkonzerne,<br />

die Waldflächen zu vergrößern: Alle Stahlwerke <strong>der</strong><br />

Nippon Steel Coop., alle Betriebskomplexe <strong>und</strong> Forschungszentren<br />

<strong>der</strong> Honda Motors Co. <strong>und</strong> <strong>der</strong> Topay Industrien, die<br />

Kraftwerke <strong>der</strong> Tokyo Electric Co. <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kansai Electric<br />

Co. u. a. forsten die Flächen um ihre Betriebskomplexe als<br />

Luftfilter <strong>und</strong> Erholungsräume auf. Die einheimischen<br />

Baumarten haben bereits eine Höhe von 10 m erreicht<br />

(M iyawaki 1983). Holz kann man ja in Borneo holen.<br />

Bei uns sind die Betonklötze von asphaltierten Parkplätzen<br />

<strong>und</strong> nackten Rasenflächen umgeben. Der Rest <strong>der</strong> verbliebenen<br />

Umwelt wird vergiftet. Zwar sollen Höchstwerte<br />

für die einzelnen Giftstoffe nicht überschritten werden, aber<br />

ob sie auch bei <strong>der</strong> Summierung vieler Giftstoffe noch Gültigkeit<br />

haben, weiß niemand. Man denke an die Zunahme<br />

<strong>der</strong> Allergien o<strong>der</strong> an die Schadstoff- <strong>und</strong> Schwermetallanreicherungen<br />

in den Kulturböden. Die Schadstoffe waren in<br />

den 70er Jahren endlich selbst in <strong>der</strong> Muttermilch so hoch,<br />

daß man vom Stillen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nur deshalb nicht abgeraten<br />

hat, weil die Ersatzmittel nicht schadstoffärmer waren<br />

bzw. die Vorteile auch bedacht werden mußten. In den 90er<br />

Jahren ist die Belastung <strong>der</strong> Muttermilch allerdings dank<br />

entsprechend bewußter Ernährung <strong>und</strong> niedrigerer Grenzwerte<br />

auf erheblich geringere Werte abgesunken.<br />

Beson<strong>der</strong>s gravierend ist die T ech n isieru n g d e r L a n d ­<br />

w irts c h a ft. Die größeren, weitgehend autarken Bauernhöfe,<br />

die ohne Fremdenergie auskamen, waren die einzigen<br />

Betriebe, die mit <strong>der</strong> Umwelt in einem gewissen harmonischen<br />

Gleichgewicht standen. Sie werden jetzt durch landwirtschaftliche<br />

Fabriken ersetzt mit riesigen schwer zu be­<br />

Die Übertechnisierung in den Industrieiän<strong>der</strong>n 489


490 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

^ Eine neue Bescheidenheit<br />

tut not:<br />

Lieber ärmer <strong>und</strong> ges<strong>und</strong><br />

als reich <strong>und</strong> halb tot.<br />

seitigenden organischen Abfallmassen. Ausgeräumte, eintönige<br />

Landschaften entstanden.<br />

Eine <strong>der</strong> gravierenden Folgen ist <strong>der</strong> seit 1960 auch in<br />

Deutschland stark beschleunigte Rückgang <strong>der</strong> Artenvielfalt.<br />

Die „Roten Listen" zeigen nicht nur eine zunehmende Gefährdung<br />

seltener, meist spezialisierter Arten, son<strong>der</strong>n auch<br />

einen Rückgang von früher weit verbreiteten <strong>und</strong> häufigen<br />

Arten (R uckdeschel 1996). Landwirtschaft, aber auch Forstwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Jagd, Tourismus, Tagebau, Industrie sind die<br />

Hauptverursacher, die vor allem einen starken Rückgang <strong>der</strong><br />

Vielfalt <strong>der</strong> Kleinlebensräume bedingen (vgl. Abb. 211 <strong>und</strong><br />

215).<br />

Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden in den Strudel<br />

<strong>der</strong> Weltwirtschaft hineingezogen, womit die Landwirtschaft<br />

ihre Krisenfestigkeit verliert. Die Technik entzieht dem Menschen<br />

immer mehr die natürliche Lebensgr<strong>und</strong>lage. Deshalb<br />

kann man von den Ökologen nicht erwarten, daß sie <strong>der</strong><br />

Übertechnisierung||fre<strong>und</strong>lich gesonnen sind. Es ist ihre<br />

Pflicht, auf die drohenden Gefahren immer wie<strong>der</strong> hinzuweisen.<br />

Der Mensch kann, wenn er muß, auf vieles verzichten<br />

<strong>und</strong> mit sehr wenig auskommen, aber er braucht reine Luft<br />

zum Atmen, sauberes Wasser zum Trinken <strong>und</strong> eine giftfreie<br />

Nahrung sowie einen natürlichen Einsatz seiner körperlichen<br />

Kräfte.<br />

Was die Technik produziert, sind in <strong>der</strong> Mehrzahl Dinge,<br />

die nicht lebensnotwendig sind <strong>und</strong> nur <strong>der</strong> Bequemlichkeit<br />

o<strong>der</strong> dem Prestige dienen. Die Bedürfnisse werden künstlich<br />

durch eine weltweite P ro p aganda <strong>und</strong> aufdringliche W erbung<br />

geschürt. Je<strong>der</strong> soll alles haben können. Nicht die<br />

Interessen <strong>der</strong> Menschen stehen bei <strong>der</strong> Technik im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n das Profitdenken <strong>und</strong> die rein wirtschaftlichen<br />

Interessen, vor allem <strong>der</strong> Großkonzerne. Immer mehr<br />

wird <strong>der</strong> Mensch durch Rationalisierung (Roboter, Mikroelektronik)<br />

aus dem Produktionsprozeß als Arbeitskraft<br />

hinausgedrängt <strong>und</strong> zum reinen Konsumenten <strong>der</strong> Massenproduktion<br />

degradiert. Wie sollen die Massen Industrieprodukte<br />

kaufen, wenn man ihnen nicht einen Verdienst<br />

garantiert <strong>und</strong> sie arbeitslos werden? Man spricht von wirtschaftlichen<br />

Zwängen des Wettbewerbs - ein Teufelskreis!<br />

Die Menschen sind durch die Technik we<strong>der</strong> glücklicher<br />

noch gesün<strong>der</strong> geworden. Die Zivilisationskrankheiten körperlicher<br />

o<strong>der</strong> psychischer Natur nehmen ständig zu. Wenn<br />

das mittlere Lebensalter ansteigt, so geschieht das durch immer<br />

mehr Arzneimittel, <strong>der</strong>en Kosten ins Unermeßliche<br />

steigen.


W alter äußerte sich dazu folgen<strong>der</strong>maßen: „Wenn man<br />

die acht Jahrzehnte seines eigenen Lebens überschaut <strong>und</strong><br />

ein Urteil über die Segnungen <strong>der</strong> Technik abgeben sollte, so<br />

kann das nur ein sehr Subjektives sein. Nach welchen Kriterien<br />

sollte es geschehen? Auf jeden Fall fehlte <strong>der</strong> Streß.<br />

Auch die Überquerung <strong>der</strong> Weltmeere bei den Forschungsreisen<br />

mit dem Schiff waren eine schöne Erholung vor <strong>und</strong><br />

nach <strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> erlaubten eine langsame Umstellung,<br />

während bei den heutigen Flugreisen das nicht <strong>der</strong> Fall ist;<br />

selbst die Umstellung auf das an<strong>der</strong>e Klima, die an<strong>der</strong>e Umwelt,<br />

die an<strong>der</strong>e Uhrzeit erfolgt zu plötzlich".<br />

Ohne die Technik wäre die „Vermassung" nicht möglich<br />

gewesen. Sie hat jetzt zu <strong>der</strong> wachsenden Zahl <strong>der</strong> Arbeitslosen<br />

geführt, die eine schwere Belastung <strong>der</strong> Zukunft sind.<br />

Dabei ist die Lösung des Problems eine einfache Milchmädchenrechnung,<br />

die nur etwas mehr Solidarität <strong>und</strong> weniger<br />

Egoismus erfor<strong>der</strong>n würde. Schließlich rechnen selbst<br />

die Wirtschaftsoptimisten nicht mehr mit einem Wirtschaftswachstum<br />

wie vor ein bis zwei Jahrzehnten. Auch bei uns<br />

ist die Bevölkerungszahl bereits zu groß.<br />

Nachhaltige Landnutzung 491<br />

5 Nachhaltige Landnutzung<br />

Jedes Lebewesen wird von seiner Umwelt beeinflußt, umgekehrt<br />

beeinflußt jedes Lebewesen aber auch seine Umwelt.<br />

Letzteres wird umso deutlicher je größer die Populationsdichte<br />

einer Art ist.<br />

Abb. 294.<br />

Die Komponenten des „Global<br />

Change“ (nach Vitousek 1994).<br />

Die dicken Pfeile kennzeichnen<br />

starke Effekte.


492 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

^ Nur in den Gebieten,<br />

in denen über viele Generationen<br />

hinweg eine<br />

Nutzung, eine Besiedlung<br />

<strong>und</strong> ein Auskommen im<br />

Einvernehmen mit <strong>der</strong><br />

vorhandenen <strong>Vegetation</strong><br />

<strong>und</strong> Fauna möglich ist,<br />

kann man von einer nachhaltigen<br />

Landnutzung<br />

sprechen. Dies schließt<br />

auch die Erhaltung <strong>der</strong> Ertragsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Böden<br />

über lange Zeiträume mit<br />

ein.<br />

Der Mensch hat inzwischen eine erschreckende Populationsdichte<br />

erreicht. Die Beeinflussung <strong>der</strong> Umwelt steigt<br />

dabei exponentiell mit <strong>der</strong> Bevölkerungsdichte an (vgl.<br />

Abb. 293, 294).<br />

Landnutzung verän<strong>der</strong>t stetslkich die Böden <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t<br />

die Erosion. Die Bodenbildung ist aber ein langwieriger Prozeß.<br />

Bodenerosion vernichtet auf Jahrh<strong>und</strong>erte o<strong>der</strong> Jahrtausende<br />

wertvolle Ressourcen. Dies ist allerdings in den<br />

einzelnen Zonobiomen sehr unterschiedlich.<br />

Eine nachhaltige, tragfähige Landnutzung ist nur zu erreichen,<br />

wenn die Populationsdichte (einschließlich <strong>der</strong><br />

Städte) ein bestimmtes Maß nicht überschreitet <strong>und</strong> wenn<br />

Abb. 295.<br />

Die Konzentration an CO2 in <strong>der</strong><br />

Atmosphäre auf dem Mauna<br />

Loa in Hawaii (A) <strong>und</strong> am Südpol<br />

(B). Die jährlichen Schwingungen<br />

kommen durch die saisonale<br />

Aktivität <strong>der</strong> Landpflanzen<br />

<strong>der</strong> nördlichen Hemisphäre zustande,<br />

die stetige Zunahme<br />

durch die Verfeuerung fossiler<br />

Brennstoffe <strong>und</strong> Abholzung <strong>der</strong><br />

Wäl<strong>der</strong> (nach K e e l i n g & W h o r f<br />

1994).


Nachhaltige Landnutzung 493<br />

sich die Landnutzungsmethoden für Ackerbau, Viehzucht<br />

<strong>und</strong> Forstwirtschaft an natürlichen Prozessen orientieren,<br />

also eine K re is la u fw irts c h a ft konsequent auf allen Ebenen<br />

eingeführt wird. Dies schließt notwendigerweise auch<br />

industrielle Verfahren ein.<br />

Die inzwischen erkennbaren <strong>globalen</strong> Verän<strong>der</strong>ungen<br />

(Global Change) <strong>der</strong>en wesentliche Effekte in Abb. 294 zusammengestellt<br />

sind, umfassen insbeson<strong>der</strong>e auch die Än<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> chemischen Zusammensetzung <strong>der</strong> Atmosphäre.<br />

Die Zunahme an COj <strong>und</strong> auch an<strong>der</strong>er Spurengase<br />

(CH4 , NjO, FCKW, etc.) muß zu einer verän<strong>der</strong>ten Gleichgewichtslage<br />

des Strahlungshaushalts <strong>der</strong> Erde führen. Die saisonalen<br />

Schwankungen durch die Jahreszeiten auf <strong>der</strong><br />

Nordhemisphäre, die die sogenannte Mauna-Loa-Kurve<br />

zeigt, sind schon lange bekannt (Abb. 295), aber die stetige<br />

Zunahme des COj-Gehalts von etwa 280 ppm (in vorindustrieller<br />

Zeit) auf <strong>der</strong>zeit etwa 360 ppm COj ist weltweit<br />

nachweisbar. Daß daneben auch an<strong>der</strong>e globale Stoffkreisläufe<br />

durch die wachsenden anthropogenen Aktivitäten inzwischen<br />

eine Verän<strong>der</strong>ung erfahren, ist bislang weniger zur<br />

Kenntis genommen worden. Abb. 296 stellt die natürliche<br />

N-Bindung <strong>der</strong> durch den Menschen bedingten gegenüber,<br />

die inzwischen mindestens die gleiche Größenordnung erreicht<br />

hat.<br />

G lo b a le N - F ix ie r u n g ( T g p r o J a h r )<br />

N a ü r lic h e N - F ix e r u n g<br />

•<br />

100<br />

50<br />

/<br />

A n t h r o p o g 3ne N - F ix ie ru ig<br />

1 9 2 0 1 9 4 0 1 9 6 0 1 9 8 0 J a h r<br />

Abb. 296.<br />

Der globale N-Haushalt ist<br />

gekennzeichnet durch die weitgehend<br />

konstante natürliche<br />

N-Fixierung (biologische<br />

Stickstoffixierung in terrestrischen<br />

Ökosystemen <strong>und</strong> Bindung<br />

von N in elektrischen Entladungen)<br />

sowie durch die stark gestiegene<br />

anthropogene N-Fixierung<br />

(industrielle Düngerherstellung<br />

z. B. Haber-Bosch-Verfahren,<br />

N-Bindung bei <strong>der</strong> Verbrennung<br />

fossiler Treibstoffe <strong>und</strong> N-Bindung<br />

durch Leguminosen-<br />

Anbau) (nach Vitousek 1994).


494 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

Nachhaltige Nutzung von Wäl<strong>der</strong>n ist in den gemäßigten<br />

Breiten unter klimatischen Bedingungen, die keine beson<strong>der</strong>en<br />

Extreme aul'weisen, für Jahrh<strong>und</strong>erte möglich, aber<br />

selbst in Mitteleuropa gibt es die Probleme <strong>der</strong> Waldschäden.<br />

In wechsell'euchten Gebieten ist die Erosionsrate auf abgeholzten<br />

Flächen ein großes Problem. Die Böden werden<br />

nach <strong>der</strong> Abholzung stark verspült, eine Wie<strong>der</strong>bewaldung<br />

ist dadurch schwieriger. In den tropischen Regenwäl<strong>der</strong>n ist<br />

Holznutzung nach europäischem Muster ökonomisch ein<br />

Unsinn (vgl. S. !74ff.).<br />

Nahezu zwei Drittel <strong>der</strong> urprünglichen Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde<br />

insgesamt sind für immer verloren. Von den 8,08 ■10'* ha, die<br />

vor etwa 8000 Jahren noch von Wald bedeckt waren, sind<br />

heute noch 3,04-10'’ ha übriggeblieben. Zu diesem erschreckenden<br />

Ergebnis kommt die neueste Untersuchung<br />

des WWF (World Wild Life F<strong>und</strong>) über den <strong>globalen</strong> Zustand<br />

<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong>. Der Erhalt des Rests ist keineswegs sicher. Fleutzutage<br />

werden jährlich etwa 17 • IO*" ha Urwäl<strong>der</strong> durch<br />

großangelegte Rodungen, industriellen Holzeinschlag<br />

Straßenbau <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Eingriffe des Menschen zerstört o<strong>der</strong><br />

durch artenarme Holzplantagen mit geringem ökologischem<br />

Wert ersetzt. Besorgniserregend ist vor allem die Tatsache,<br />

daß sich die Vernichtung in den letzten Jahren nicht verringert,<br />

son<strong>der</strong>n beschleunigt hat. Der WWF schlägt daher vor,<br />

ein weltumspannendes Netz von Schutzzonen zu schaffen,<br />

das je 10 % <strong>der</strong> tropischen <strong>und</strong> subtropischen Wäl<strong>der</strong> sowie<br />

<strong>der</strong> gemäßigten <strong>und</strong> borealen Wäl<strong>der</strong> umfassen soll. Allein<br />

für Europa werden 100 Waldgebiete dafür vorgeschlagen.<br />

6 Großprogramme <strong>und</strong> globale Projekte<br />

Daß es eine Reihe von <strong>globalen</strong> Umweltproblemen gibt, zeigen<br />

die stetig steigenden Abkommen <strong>und</strong> Konferenzen zwischen<br />

den verschiedenen Staaten <strong>und</strong> Staatengruppen. Vereinbarungen<br />

zur verstärkten Zusammenarbeit bei <strong>der</strong><br />

Verhütung <strong>der</strong> <strong>globalen</strong> Erwärmung, dem Schutz <strong>der</strong> Ozonschicht,<br />

gegen sauren Regen, bei <strong>der</strong> Reinhaltung von Luft,<br />

Wasser <strong>und</strong> Boden sowie bei <strong>der</strong> Abfallwirtschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>gewinnung von Rohstoffen gibt es immer mehr. Die<br />

Auswirkungen an <strong>der</strong> Basis, also die tatsächlichen Verbesserungen<br />

sind aber bislang nur sehr punktuell (zum Beispiel<br />

bei <strong>der</strong> Wasserqualität des Rheins) erkennbar.<br />

Weniger Geld für Kongresse <strong>und</strong> Tagungen, für politische<br />

Konferenzen <strong>und</strong> Gremien, dafür mehr klare politische Entscheidungen<br />

<strong>und</strong> mehr Geld für Basisforschung (vgl. Kapitel<br />

I) könnte hier bessere Erfolge erzielen.


I<br />

Großprogramme <strong>und</strong> globale Projekte 495<br />

Physikalisches Klimasystem<br />

Atmosphären-PhysikZ-Dynamik<br />

E T<br />

Ozean-Dynamik<br />

Globaler<br />

Wasserhaushalt<br />

TT<br />

1 Terrestrische Energieumsätze,<br />

Wasserhaushalt<br />

Terrestrische<br />

Ökosysteme<br />

T_L<br />

Troposphären-Chemie<br />

Biogeochemische Kreisläufe<br />

1<br />

Boden<br />

1 T re ib h a u s -1 _ _<br />

r gase f<br />

Landnutzung<br />

Klimawandel<br />

/<br />

Schadgase/Treibhausgase<br />

Menschliche<br />

Aktivitäten<br />

Sozialsystem<br />

W irtschaft<br />

Politik<br />

Recht<br />

Die Fülle an Organisationen, an Großprojekten <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>forschungszentren<br />

führt zu einer Flut von neuen<br />

Akronymen, also immer mehr zu einer eigenen Sprache. Einige<br />

wenige sind in Abb. 297, 298 <strong>und</strong> 299 erwähnt, soweit<br />

sie den Anspruch haben auch ökologische Forschungen anzustoßen.<br />

Es ist sicher sinnvoll alle diese Aktivitäten kritisch<br />

zu beobachten <strong>und</strong> mit neuen Ideen zu begleiten (wobei oft<br />

<strong>der</strong> „ges<strong>und</strong>e Menschenverstand" schon sehr hilfreich wäre).<br />

In vielen dieser großen Programme <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>forschungseinrichtungen<br />

geht es um die Erfassung <strong>der</strong><br />

physikalisch-chemischen Dynamik im <strong>globalen</strong> Maßstab<br />

HDGEC<br />

10<br />

SCOPE UNESCO ICSU IGBP-GCTE lUMS<br />

D IVERSITAS<br />

ein internationales Programm <strong>der</strong> Biodiversitäts-Forschung<br />

Ursprung,<br />

Aufrechterhaltung<br />

<strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Biodiversität<br />

- t ^<br />

Systematische<br />

Inventuren <strong>und</strong><br />

Klassifikation<br />

(Taxonomie)<br />

Monitoring <strong>der</strong><br />

Biodiversität<br />

Effekte <strong>der</strong><br />

Biodiversität<br />

auf Funktionen<br />

im Ökosystem<br />

Biodiversität in E . ^ Mikrobielle 1 Limnische<br />

r.-., : Böden <strong>und</strong> | Biodiversität Q 1Biodiversität<br />

Sedimenten ffi<br />

Schutz, Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>und</strong> nachhaltige<br />

Nutzung<br />

<strong>der</strong> Biodiversität<br />

j Marine<br />

' Biodiversitätn<br />

Abb. 297.<br />

Durch globale Modelle lin Rahmen<br />

des IGBP (International<br />

Geosphere-Biosphere Programme)<br />

<strong>und</strong> durch <strong>der</strong>en Verknüpfung<br />

z. B. des physikalischen<br />

Klimasystems, <strong>der</strong> biogeochemischen<br />

Kreisläufe <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

menschlichen Aktivitäten soll<br />

versucht werden, ein besseres<br />

Verständnis <strong>der</strong> Erde als Gesamtsystem<br />

zu erreichen. Dies<br />

könnte dann auch gewisse Prognosen<br />

zukünftiger Entwicklungen<br />

ermöglichen (nach IGBP<br />

1993).<br />

Abb. 298.<br />

Die im Rahmen des internationalen<br />

Forschungsprogramms<br />

DIVERSITAS geplanten Hauptaktivitäten<br />

(numeriert von 1-5)<br />

<strong>und</strong> einige spezielle Untersuchungsziele<br />

(6-10). In <strong>der</strong> obersten<br />

Zeile sind die Trägerorganisationen<br />

genannt (nach<br />

DIVERSITAS 1996).


496 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

Abb. 299.<br />

Die Verknüpfung <strong>der</strong> verschiedenen<br />

internationalen Organisationen<br />

<strong>und</strong> ihrer Programme zur<br />

Erforschung <strong>der</strong> Erde als Gesamtsystem<br />

(nach IGBP 1993).<br />

HDGEC<br />

ICSU<br />

IGBP<br />

IPCC<br />

IOC<br />

ISSC<br />

SCOPE<br />

UNEP<br />

UNESCO<br />

WCRP<br />

WMO<br />

Human Dimensions of Global Environmental Change<br />

International Council of Scientific Unions<br />

International Geosphere-Biosphere Programme<br />

Intergovernmental Panel on Climate Change<br />

Intergovernmental Oceanographic Commission<br />

International Social Science Council<br />

Scientific Committee on Problems of the Environment<br />

United Nations Environment Programme<br />

United Nations Educational, Scientific and Cuiturai Organization<br />

World Climate Research Programme<br />

World Meteorological Organization<br />

(Abb. 297, 299). Die organismische Welt hat man deutlich<br />

vernachlässigt. Ob ein Programm wie DIVERSITAS (vgl.<br />

Abb. 298) die Rückstände aufholen kann, ist fraglich. Auch<br />

sind viele <strong>der</strong> Probleme seit langem gut erkannt, ihre datengenaue<br />

Erfassung ist sicher wichtig, aber nur eine Seite; die<br />

an<strong>der</strong>e Seite ist die Umsetzung in Maßnahmen, die greifen<br />

<strong>und</strong> Abhilfe bewirken können. Dabei klafft bei <strong>der</strong> rasanten<br />

technologischen Entwicklung <strong>der</strong> Industrielän<strong>der</strong> <strong>und</strong> dem<br />

„auf <strong>der</strong> Stelle treten" <strong>und</strong> an „Symptomen kurieren" fast aller<br />

Län<strong>der</strong> eine immer größere Lücke.<br />

7 Bekenntnisse<br />

Wie kann man abhelfen <strong>und</strong> eine Entwicklung zu einer<br />

nachhaltigen Nutzung erreichen, die auch noch den Kindeskin<strong>der</strong>n<br />

ein lebenswertes Leben ermöglicht?<br />

Dies ist kein naturwissenschaftliches Problem, son<strong>der</strong>n<br />

eine Frage des soziologisch-politischen Systems. Und dabei<br />

hat man oft den Eindruck, daß die Masse <strong>der</strong> Bevölkerung


Bekenntnisse 497<br />

nicht gerade als mündige Bürger behandelt wird. Man<br />

scheut sich vor den längst fälligen einschneidenden Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> nimmt dafür lieber ständig „Kredite" im weitesten<br />

Sinne auf Kosten <strong>der</strong> Enkel auf <strong>und</strong> betrachtet den<br />

Staat als Selbstbedienungsladen. Positive Vorbil<strong>der</strong> sind sehr<br />

rar geworden, ebenso wie wegweisende Gerichtsentscheidungen.<br />

Dabei ist Abhilfe nur möglich, wenn alle an einem<br />

Strang ziehen. Abhilfe ist insbeson<strong>der</strong>e auf <strong>der</strong> Ebene des<br />

Einzelnen möglich, nur auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> intakten Familie<br />

können nachhaltige Verhaltensweisen von Generation<br />

zu Generation tradiert werden.<br />

Der Verlust von Wertvorstellungen <strong>und</strong> Tradition führt<br />

aber zu bedenklichen Entwicklungen. In Ungarn, Taiwan<br />

<strong>und</strong> vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n sind für r<strong>und</strong> 90 % <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

Kin<strong>der</strong> die Vorausetzung für ein erfülltes Leben. In<br />

USA (46 %) <strong>und</strong> in Deutschland (49 %) schreiben nur<br />

knapp die Hälfte <strong>der</strong> Erwachsenen Kin<strong>der</strong>n eine sinngebende<br />

Bedeutung zu. Aber diese sogenannte Selbstverwirklichung<br />

des Einzelnen, die übertriebene Liberalisierung <strong>und</strong><br />

grenzenloser Lustgewinn führen zum Chaos.<br />

Dabei hat man gerade in den letzten Jahren im Rahmen<br />

neurophysiologischer Forschungen in den USA zeigen können,<br />

wie enorm groß die Prägbarkeit des menschlichen Gehirns<br />

in den frühen Stadien <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Entfaltung<br />

ist.<br />

Es ist in früherer Zeit völlig klar gewesen, daß <strong>der</strong> Beruf<br />

<strong>der</strong> Mutter in einer intakten Familie <strong>der</strong> beste Garant für<br />

das gcistig-scclischc Gedeihen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> damit für die<br />

Zukunft <strong>der</strong> Menschheit ist. Dies hat man in manchen westlichen<br />

Län<strong>der</strong>n in den letzten Jahrzehnten vergessen. Der<br />

Staat, aber noch viel mehr <strong>der</strong> Einzelne ist gefor<strong>der</strong>t.<br />

Dazu hat W alter in hohem Alter Gedanken formuliert,<br />

die im abschließenden Abschnitt kurz aufgegriffen werden<br />

sollen.<br />

Die Menschlichkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> enge Kontakt <strong>der</strong> Menschen<br />

untereinan<strong>der</strong> geht immer mehr verloren, er beschränkt<br />

sich auf kurze <strong>und</strong> meist nichtssagende Telefongespräche<br />

o<strong>der</strong> gar auf kurze e-mail-Notizen. Der einzelne Mensch<br />

wird zu einer Nummer: zu einer Personalnummer, einer<br />

Steuernummer, einer Krankenkassennummer, vielen K<strong>und</strong>ennummern<br />

etc. Der Name erscheint nur noch auf den<br />

Briefsendungen. Wie lange noch? Was früher den meisten<br />

Menschen noch das Verhältnis zur Natur bedeutete, das<br />

kennt die heutige Jugend in den mit Technik durchsetzten<br />

Landschaften nicht mehr; sie weiß nicht, was man ihr genommen<br />

hat. Denn es kommt nicht auf den materiellen Le­<br />

^ Ob klug o<strong>der</strong> lahm,<br />

ob kraftvoll o<strong>der</strong> schlapp,<br />

ob seelisch belastbar o<strong>der</strong><br />

beeinträchtigt, ob willensstark<br />

o<strong>der</strong> anfällig für<br />

Süchte, Kriminalität <strong>und</strong><br />

seelische Erkrankungen,<br />

ob optimistisch o<strong>der</strong> verzagt,<br />

ob also glücklich<br />

o<strong>der</strong> lebenslang unglücklich<br />

- das hängt weitgehend<br />

davon ab, was das<br />

menschliche Gehirn in seiner<br />

Frühphase an Eindrücken<br />

speichert.


498 Zusammenfassende Übersicht <strong>und</strong> Schlußfolgerungen<br />

bensstandard an, son<strong>der</strong>n auf die Lebensqualität - nicht auf<br />

den äußeren Schein, son<strong>der</strong>n auf das innere Sein.<br />

Lebensstandard <strong>und</strong> Lebensqualität brauchen keine<br />

Gegensätze zu sein. Aber die Erfahrung lehrt, daß je mehr<br />

man Wert auf den äußeren Schein legt, desto mehr verarmt<br />

meist das Innenleben, von dem man deshalb nicht spricht.<br />

Auch äußerlich kommt Lebensqualität zum Ausdruck,<br />

durch eine ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> natürliche Lebensführung, den<br />

sinnvollen Gebrauch seiner Lebenskräfte <strong>und</strong> den Verzicht<br />

auf alle Suchtmittel, die Bevorzugung einer stillen Lebensweise<br />

in Bescheidenheit <strong>und</strong> mit Selbstbeherrschung. Wer<br />

wirklich mit <strong>der</strong> Natur verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> sie in ihrer ganzen<br />

Mannigfaltigkeit <strong>und</strong> gewaltigen Größe kennt, <strong>der</strong> fühlt sich<br />

nicht als Mittelpunkt <strong>der</strong> Schöpfung. Der weiß, daß er nur<br />

ein winziges, momentanes Eiweißklümpchen ist in <strong>der</strong><br />

Unendlichkeit des Alls.<br />

Dazu W alter sinngemäß:<br />

"Dem eröffnet sich nicht nur die Außenwelt, die Thema<br />

dieses Buches ist, zu <strong>der</strong> wir mit unserem Leibe gehören <strong>und</strong><br />

die wir mit unserem Denkvermögen erforschen, son<strong>der</strong>n<br />

auch die an<strong>der</strong>e Seite des Menschen, seine Innenwelt, die<br />

nicht <strong>der</strong> Logik unterliegt, für die von den Philosophen verschiedene<br />

komplizierte Bezeichnungen verwendet werden,<br />

die aber gemeinhin „Seele" genannt wird. Dies läßt sich<br />

nicht in Worte fassen, auch nicht beweisen. Sich dazu zu bekennen,<br />

ist ein Akt <strong>der</strong> freien Entscheidung eines jeden Einzelnen,<br />

ohne die es für den Menschen keine wahre Freiheit<br />

gibt. Erst sie verschafft ihm Unabhängigkeit vom Urteil <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en <strong>und</strong> damit innere Sicherheit, Ruhe <strong>und</strong> Gelassenheit<br />

sowie innere Fröhlichkeit. Es handelt sich dabei nicht<br />

um ein Diesseits o<strong>der</strong> Jenseits. Das Absolute kennt keine<br />

Grenzen. Es ist in uns <strong>und</strong> auch außerhalb von uns. Das ist<br />

die wichtigste Schlußfolgerung für die nach dem Sinn des<br />

Lebens suchende Jugend, das Ergebnis eines langen Lebens,<br />

das <strong>der</strong> Erforschung des Lebendigen auf <strong>der</strong> ganzen Erde gewidmet<br />

war, eines Lebens voller W<strong>und</strong>er, in einer Zeit, die<br />

nicht an W<strong>und</strong>er glaubt <strong>und</strong> die Verbindung mit dem Mittelpunkt<br />

aller Dinge verloren hat. Man muß stets gegen den<br />

verschmutzten Strom schwimmen bis an die reine Quelle,<br />

die aus <strong>der</strong> Tiefe kommt" (vgl. auch W alter: „Bekenntnisse<br />

eines Ökologen").


Bekenntnisse 499<br />

FRAGEN:<br />

1 Was ist eine nachhaltiße, tragfähige Landwirtschaft, was eine<br />

nachhaltige Forstwirtschaft?<br />

2 Wo ist die jährliche Produktivität <strong>der</strong> grünen Produzenten<br />

größer, auf <strong>der</strong> festen Erdoberfläche o<strong>der</strong> im Ozean?<br />

3 Wie unterscheidet sich das Verhältnis Biomasse <strong>der</strong> Produzenten<br />

<strong>und</strong> jährliche Produktivität in marinen <strong>und</strong> in terrestrischen<br />

Ökosystemen?<br />

4 Was ist eine „Rote-Liste-Art"?<br />

5 Warum ist <strong>der</strong> Begriff „Explosion" bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong><br />

Bevölkerungszunahme <strong>der</strong> Menschheit angebracht?<br />

6 Wie unterscheiden sich die minimalen Lebensanfor<strong>der</strong>ungen<br />

eines Menschen vom normalerweise gefor<strong>der</strong>ten Lebensstandard?<br />

Abb. 300.<br />

Symbolische Darstellung von<br />

Jordan Pop-IUer (Mazedonien),<br />

aus UN CCD: „Comics to combat<br />

Desertification ", S. 75: UN CCD,<br />

First Conference of the Parties,<br />

Rome, 29.9.-10.10.1997.


Literaturverzeichnis<br />

Es werden nur einige gr<strong>und</strong>legende, meist neuere Veröffentlichungen genannt.<br />

Für ausführlichere Literaturangaben siehe insbeson<strong>der</strong>e W alter 1973, 1986 sowie W alter fr<br />

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Lateinisch-deutsches Verzeichnis <strong>der</strong> Pflanzennamen<br />

Von den im Text lateinisch genannten Pflanzengattungen (verschiedentlich auch -arten)<br />

sind nur diejenigen aufgeführt, für die es gute deutsche Namen gibt.<br />

Abies = Tanne<br />

- bakamea = Balsamtanne<br />

- concolor = Grautanne<br />

Acacia = Echte Akazie<br />

Acantholimon = Igelpolster<br />

Acer = Ahorn<br />

- mompessulanum = Felsenahorn<br />

Adansonia = Baobab, Affenbrotbaum<br />

Adonis = Adonisröschen<br />

Aeßopodium = Giersch, Geißfuß<br />

Aßropyrum = Quecke<br />

Albizzia julibrissin = Seidenrosenbaum<br />

Adenocarpus = Ginstergattung<br />

Alchemiila = Frauenmantel<br />

Alhaßi = Kameldorn<br />

Ainus = Erle<br />

Amyßdalus = Mandel<br />

Andromeda = Rosmarinheide, Gränke<br />

Andropoßon = Bartgras<br />

Androsace = Mannsschild<br />

Anemone = Windröschen<br />

- hepática siehe Hepática nobilis<br />

Araucaria excelsa = Zimmertanne<br />

Arbutus = Erdbeerbaum<br />

Arctostaphylos = Bärentraube<br />

Arctous = Alpen-Waldrebe, Alpen-Bäremraube<br />

Arenaria = Sandkraut<br />

Arßemone = Mexikanischer Mohn<br />

Artemisia = Wermut, Beifuß<br />

Ar<strong>und</strong>inaria = Zwergbambus<br />

Asarum = Haselwurz<br />

Asparaßus = Spargel<br />

Asperula odorata siehe Galium odoratum<br />

Asphodelus = Affodill<br />

Aspidistra = Schildblume, Schusterpalme<br />

(Zimmerpflanze)<br />

Asplénium = Streifenfarn<br />

- nidus = Nestfarn<br />

Astraßalus = Tragant<br />

Atriplex = Melde<br />

Atropa = Tollkirsche<br />

Avenella (Deschampsia) = Schmiele<br />

Betula = Birke<br />

- nana = Zwergbirke<br />

- ermanii = Steinbirke<br />

- tortuosa = Arktische Moorbirke<br />

Brachypodium = Zwenke-Gras<br />

Brassica = Senfpflanze<br />

Bromus = Trespe<br />

Buxus = Buchsbaum<br />

Calamaßrostis = Reitgras<br />

Calamus = Rotang-Palme<br />

Calceolaria = Pantoffelblume<br />

Calluna = Heidekraut, Besenheide<br />

Camellia = Kamelie<br />

Campanula = Glockenblume


Lateinisch-deutsches Verzeichnis <strong>der</strong> Ptlanzennamen 513<br />

Camphorosma = Kampterkraut<br />

Capparis = Kapernstrauch<br />

Caragana = Erbsenstrauch<br />

Carex = Segge<br />

Carpinus = Hainbuche<br />

Castanea = Echte Kastanie<br />

Casuarina = Känguruhbaum<br />

Cedrus = Ze<strong>der</strong><br />

Ceiba = Kapokbaum<br />

Celtis = Zürgelbaum<br />

Centaurea = Flockenblume<br />

Cephalotaxus = Kopfeibe<br />

Cerastium = Hornkraut<br />

Ceratoides (Eurotia) = Hornmelde<br />

Ceratonia = Johannisbrotbaum, Karube<br />

Cercis = Judasbaum<br />

Ceterach = Milzfarn, Schriftfarn<br />

Cetraria = Isländisches Moos (Flechte)<br />

Chamaecyparis = Scheinzypresse<br />

Chamaerops humilis = Zwergpalme<br />

Cheilanthes = Schuppenfarn<br />

Cheiranthus = Goldlack<br />

Chlorophytum = Graslilie (Zimmerpflanze)<br />

Chrysanthemum = Wucherblume<br />

Cßtus = Zistrose<br />

Citrus = Apfelsine, Zitrone u. a.<br />

Cladonia = Rentierflechte u. a.<br />

Clematis - Waldrebe<br />

Cochlearia = Löffelkraut<br />

Coffea = Kaffeebaum<br />

Colutea = Blasenstrauch<br />

Commiphora = Myrrhenharz-Strauch<br />

Corallorhiza = Korallenwurz<br />

Corispermum = Wanzensame<br />

Corydalis = Lerchensporn<br />

Crassula = Dickblatt<br />

Crataegus = Weißdorn<br />

Crocus = Krokus<br />

Cryptomeria = Sicheltanne<br />

Cupressus = Zypresse<br />

Cytisus = Geißklee-Ginster<br />

Dactylis = Knäuelgras<br />

Datura = Stechapfel<br />

Delphinium = Rittersporn<br />

Dentaria = Zahnwurz<br />

Deschampsia = Schmiele<br />

Distichlis = Salzgras<br />

Draba = Hungerblümchen<br />

Dracaena draco = Drachenbaum<br />

Drosera = Sonnentau<br />

Dryas = Silberwurz<br />

Echium = Natterkopf<br />

Eichhornia = Wasserhyazinthe<br />

Elaeagnus = Ölweide<br />

Empetrum = Krähenbeere<br />

Entodon schreberi = Rotstengelmoos<br />

Ephedra = Meerträubel<br />

Epiphyllum - Weihnachtskaktus<br />

Eragrostis = Liebesgras<br />

Erica arbórea = Baumheide<br />

- cinerea = Grauheide<br />

- tetralix - Moor-, Glockenheidc<br />

Eriophorum = Wollgras<br />

Eryngium = Mannstreu<br />

Erythrina = Korallenstrauch, K.-baum<br />

Eucalyptus = Fieberbaum<br />

Euonymus = Pfaffenkäppchen, -hülchen<br />

Euphorbia = Wolfsmilch<br />

Fagus = Buche<br />

- sylvatica = Rotbuche<br />

Falcaría = Sichclmöhrc<br />

Ferula = Riesenfenchel, Asant<br />

Festuca = Schwingel<br />

Picarla = Scharbockskraut<br />

Ficus = Feigenbaum<br />

- elástica = Gummibaum<br />

Filipéndula = Mädesüß<br />

Fragaria = Erdbeere<br />

Fraxinus = Esche<br />

- ornus = Mannaesche<br />

Gagea = Goldstern<br />

Galanthus = Schneeglöckchen<br />

Galium = Labkraut<br />

- odoratum = Waldmeister<br />

Genista = Ginster<br />

Gentiana = Enzian<br />

Geranium = Storchschnabel<br />

Gleichenia = Tropischer Kletter-Farn


514 Lateinisch-deutsches Verzeichnis <strong>der</strong> Pflanzennamen<br />

Gnaphalium = Ruhrkraut<br />

Goodyera = Netzblatt, Mooswurz<br />

Grevillea = Australische Silbereiche<br />

Hagmia = Wurmbaum<br />

Halocnemum = Wirtelmelde<br />

Haloxylon = Saxaul (saxa-ul) o<strong>der</strong> Saksaul<br />

- aphyllum = Schwarzer Saxaul<br />

- perskum = weißer Saxaul<br />

He<strong>der</strong>á = Eteu<br />

Helichrysum = Strohblume, Immortelle<br />

Hemerocallis = Taglilie, Goldlilie<br />

Hepática nobilis = Leberblümchen<br />

Heracleum = Bärenklau<br />

Hibiscus = Eibisch<br />

Hippeastrum = Ritterstern, „Amaryllis"<br />

Hippophae = Sanddorn<br />

Holosteum = Spurre<br />

Hypericum = Johanniskraut, Hartheu<br />

Ilex aquifolium = Stechpalme<br />

Imperata = Trop. Alang-Gras<br />

Ipomoea = Prachtwinde<br />

Iris = Schwertlilie<br />

Jubaea = Königspalme<br />

Juglans = Walnuß<br />

Juncus = Binse<br />

Juniperus = Wachol<strong>der</strong><br />

- excelsa = Baumwachol<strong>der</strong><br />

- oxycedrus = Ze<strong>der</strong>nwachol<strong>der</strong><br />

Jurinea = Silberscharte<br />

Kobresia = Schuppenried<br />

Kochia - Radmelde<br />

Koeleria = Schillergras<br />

Knautia = Witwenblume<br />

Lamium = Taubnessel<br />

Larix = Lärche<br />

Larrea = Kreosotbusch<br />

Lathyrus = Platterbse<br />

Laurocerasus = Kirschlorbeer<br />

Laurus = Lorbeer<br />

Lavandula = Lavendel<br />

Ledum = Sumpfporst<br />

Leontopodium = Edelweiß<br />

Leucadendron = Silberbaum<br />

Leucojum = Märzbecher, Knotenblume<br />

Ligustrum = Liguster, Rainweide<br />

Lilium martagón = Türkenb<strong>und</strong><br />

Limonium = Strandnelke<br />

Linnaea = Moosglöckchen<br />

Linosyris = Goldaster<br />

Liquidambar = Amberbaum<br />

Listera = Zweiblatt<br />

Loiseleuria = Alpen-Azalee<br />

Lonicera = Geißblatt<br />

Lupinus = Lupine<br />

Luzula - Simse<br />

Lycium = Bocksdorn<br />

Lycopodium = Bärlapp<br />

Lygeum spartum = Espartogras<br />

Maianthemum = Schattenblümchen<br />

Malus = Apfelbaum<br />

Mesembryanthemum = Eiskrautpflanze, Mittagsblume<br />

Monotropa = Fichtenspargel<br />

Molinia = Pfeifengras<br />

Monstera = Fensterblattpflanze<br />

Montia = Quellkraut<br />

Myosotis = Vergißmeinnicht<br />

Myrica = Gagelstrauch<br />

Myricaria = Rispelstaude<br />

Nardus = Borstgras<br />

Narthecium = Beinbrech, Ährenlilie<br />

Neottia = Nestwurz-Orchidee<br />

Nepenthes = Kannenpflanze<br />

Nerium = Olean<strong>der</strong><br />

Nicotiana = Tabak<br />

Mitrarla - Salpeterstrauch<br />

Nothofagus = Südbuche<br />

Notholaena = Serpentin-Farn<br />

Obione = Salzmelde<br />

Ochroma = Balsabaum<br />

Ocotea foetans = Stinkholz<br />

Olea = Ölbaum<br />

Onobrychis = Esparsette<br />

Onosma = Lotwurz


Lateinisch-deutsches Verzeichnis <strong>der</strong> Pflanzennamen 515<br />

Ophrys = Ragwurz-Orchidee<br />

Opuntia = Feigenkaktus<br />

Orostachys = Nabelpflanze<br />

Ornithogalum = Milchstern<br />

Oryza = Reisgras<br />

Ostrya = Hopfenbuche<br />

Oxalis = Sauerklee<br />

Oxycoccus = Moosbeere<br />

Oxytropis - Fahnenwicke<br />

Paeonia = Pfingstrose<br />

Pandanus = Schraubenpalme<br />

Pankum = Hirse<br />

Papaver = Mohn<br />

Pedicularis = Lausekraut<br />

Pelargonium = Zimmergeranium<br />

Periploca = Oriental. Baumschlinge<br />

Peucedanum = Haarstrang<br />

Philodendron, siehe Monstera<br />

Phillyrea = Steinlinde, Lorbeerliguster<br />

Phoenix = Dattelpalme<br />

Phiomis = Brandkraut<br />

Phragmites = Schilf<br />

Phyllocactus = Blattkaktus<br />

Picea = Fichte<br />

Pinus = Kiefer<br />

- canariensis = Kanarenkiefer<br />

- cem bra = Arve, Zirbe<br />

- halepensis = Aleppokiefer<br />

- mugo (= P. Montana) = Legföhre, Latsche<br />

- nigra = Schwarzkiefer<br />

- p in e a = Pinie<br />

- pon<strong>der</strong>osa = Gelbkiefer<br />

- sihirica = Sibirische Arve<br />

- strobus = Weymouths-Kiefer<br />

- sylvestris = Waldkiefer, Forche, Föhre<br />

- uncinata = Hakenkiefer<br />

Pirus (Pyrus) = Birnbaum<br />

Pistacia lentiscus = Mastix-Strauch<br />

- terebinthus = Terpentin-Pistazie<br />

Platanus = Platane<br />

Poa bulbosa = Knolliges Rispengras<br />

Polemonium = Himmelsleiter, Jakobsleiter<br />

Polygonum = Knöterich<br />

Polytrichum = Wi<strong>der</strong>tonmoos<br />

Populus = Pappel<br />

- trémula = Espe, Aspe, Zitterpappel<br />

- tremuloides = Amerikanische Espe<br />

Portulaca = Portulak<br />

Portulacaria = Strauch-Portulak, Speckbaum<br />

Poterium spinosum = Dornige Bibernelle<br />

Potentilla = Fingerkraut<br />

Prenanthes = Hasenlattich<br />

Primula = Schlüsselblume<br />

Prunus = Kirsche, Pflaume<br />

- laurocerasus = Kirschlorbeer<br />

Pseudotsuga = Douglastanne<br />

Pteridium = Adlerfarn<br />

Pterocarya = Flügelnußbaum<br />

Puccinellia = Salzschwaden<br />

Pulmonaria = Lungenkraut<br />

Pulsatilla = Kuhschelle<br />

Pyrola = Wintergrün<br />

Quercus = Eiche<br />

- coccifera = Kermeseiche<br />

- Hex = Steineiche<br />

- petraea = Traubeneiche<br />

- pubescens = Flaumeiche<br />

- robur = Stieleiche<br />

- súber = Korkeiche<br />

Ranunculus = Hahnenfuß<br />

Ribes = Johannisbeere, Stachelbeere<br />

Rieda = Sternlebermoos<br />

Rhacomitrium = Zackenmützenmoos<br />

Rhamnus alaternus = Immergrüner Kreuzdorn<br />

Rheum = Rhabarber<br />

Rhodiola = Rosenwurz<br />

Rhus = Sumach<br />

Rhynchospora = Schnabelried<br />

Rosa sempervirens = Immergrüne Rose<br />

Rosmarinus = Rosmarin<br />

Rubia = Kletten-Krapp<br />

Rubus = Brombeere<br />

- chamaemorus = Moltebeere<br />

- idaeus = Himbeere<br />

Ruscus = Mäusedorn<br />

Saintpaulia = Usambaraveilchen<br />

Salicornia = Queller


516 Lateinisch-deutsches Verzeichnis <strong>der</strong> Pflanzennamen<br />

Salix = Weide<br />

- herbácea = Krautweide<br />

Salvia = Salbei<br />

Samolus = Salzbunge<br />

Sansevieria = Bogenhanf<br />

Sarcopoterium s. Poterium<br />

Sarothamnus = Besenginster<br />

Saussurea = Alpenscharte<br />

Saxifraga = Steinbrech<br />

Scheuchzeria = Blasenbinse<br />

Scilla = Blaustern<br />

Scrophularia = Braunwurz<br />

Sedum = Mauerpfeffer, Fetthenne<br />

Selaginella = Moosfarn<br />

Sempervivum = Hauswurz<br />

Senecio = Greiskraut, Kreuzkraut<br />

Serratula = Scharte<br />

Seseli = Bergfenchel<br />

Sibbaldia = Gelbling<br />

Silene = Leimkraut<br />

Sisymbrium = Rauke<br />

Smilax aspera = Stechwinde<br />

Soldanella = Troddelblume<br />

Solidago = Goldrute<br />

Sorbus = Eberesche<br />

Spartocytisus = Ginsterart<br />

Spergularia = Scliuppenmiere<br />

Sphagnum = Torfmoos<br />

Stachys = Ziest<br />

Statice, siehe Limonium<br />

Stellaria = Sternmiere<br />

Stipa = Fe<strong>der</strong>gras<br />

- capillata = Pfriemgras<br />

Suaeda = Sode<br />

Tamarix = Tamariske<br />

Tanacetum = Rainfarn<br />

Taxodium = Sumpfzypresse<br />

Taxus = Eibe<br />

Terminalia = Gelbholz<br />

Tetraclinis = Sandarakbaum<br />

Thalictrum = Wiesenraute<br />

Thuja = Lebensbaum<br />

Thymus = Thymian<br />

Tortula = Drehzahnmoos<br />

Trichophorum = Haarsimse<br />

Trientalis = Siebenstern<br />

Trifolium = Klee<br />

Tsuga = Hemlocktanne<br />

Tulipa = Tulpe<br />

Ulex = Stechginster<br />

Ulmus = Ulme<br />

Utricularia = Wasserschlauch<br />

Vaccinium myrtillus = Heidelbeere<br />

- oxycoccus = Moosbeere<br />

- uliginosum = Rauschbeere<br />

- vitis-idaea = Preiselbeere<br />

Veratrum = Germer<br />

Verbena = Eisenkraut<br />

Viburnum tinus - Immergrüner Schneeball<br />

Viola = Veilchen<br />

Vitis = Weinrebe<br />

Xanthorrhoea = Grasbaum<br />

Zantedeschia = Zimmer-Calla<br />

Ziziphus = Judasdorn<br />

Zygophyllum = Jochblattpflanze


Erklärungen verwendeter Fach-Fremdwörter<br />

(g = griechische, 1= lateinische, r = russische; Gen. = Genitiv)<br />

a-, an- (g) = verneinende Vorsilbe, ohne<br />

ad- (1) = an, zu<br />

aequus (1) = gleich<br />

aer, Gen. aeros (g) = Luft<br />

aggregätio (1) = Anhäufung<br />

alkäli (arab.) = Pottasche<br />

allelos (g) = wechselseitig<br />

ämorphos (g) = gestaltlos<br />

amphi (g) = rings<br />

anälysis (g) = Auflösung<br />

änemos (g) = Wind<br />

ännuus (1) = einjährig<br />

antagonisma (g) = Wettstreit<br />

änthos (g) = Blüte<br />

änthropos (g) = Mensch<br />

aper, von apertus (1) = offen, unbedeckt<br />

arche (g) = Anfang, Ursprung<br />

äridus (I) = trocken<br />

assimilätio (1) = Angleichung<br />

atmös (g) = Dampf<br />

autös (g) = selbst<br />

bacteria (g) = Stab<br />

bäsis (g) = Gr<strong>und</strong>lage<br />

biennis (1) = zweijährig<br />

bios (g) = Leben<br />

boreas (g) = nördl. Wind<br />

burosem, von buryj (r) = braun <strong>und</strong><br />

semlja (r) = Erde<br />

capfllus (1) = Haar<br />

carpos, siehe karpos<br />

causa (1) = Gr<strong>und</strong><br />

chamai (g) = niedrig<br />

chlorós (g) = grün<br />

chorein (g) = wan<strong>der</strong>n<br />

circum (1) = herum<br />

-cola (1) = bewohnend<br />

con, cum (1) = zusammen<br />

cütis (1) = Haut<br />

de- (1) = von, weg, ab<br />

dendron (g) = Baum<br />

día (g) = mittendurch<br />

dichotomein (g) = zweiteilen<br />

diffüsio (1) = Ausbreitung<br />

dis- (1) = auseinan<strong>der</strong>, un<br />

dissimilátio (1) = Unähnlichmachiing<br />

dissociare (1) = trennen<br />

domináre (1) = herrschen<br />

dynamis (g) = Kraft<br />

eidos, oides (g) = aussehend<br />

endémos (g) = einheimisch<br />

ephémeros (g) = einen Tag während<br />

epi (g) = auf<br />

epigaios (g) = auf <strong>der</strong> Erde<br />

eu (g) = gut, schön<br />

eurys (g) = breit, weit<br />

evaporátio (1) = Verdunstung<br />

e, ex (1) = aus, heraus<br />

exö (g) = außen<br />

extensivus (1) = ausgedehnt<br />

factor (1) = Ursache, Kraft<br />

flos, Gen. floris (1) = Blüte<br />

flüctuus (1) = schwankend<br />

fössilis (1) = ausgegraben<br />

frúctus (1) = Frucht


518 Erklärungen verwendeter Fach-Fremdwörter<br />

fúngus (1) = Pilz<br />

gamos (g) = Ehe<br />

ge, gaia (g) = Erde<br />

génesis (g) = Ursprung<br />

graphein (g) = schreiben<br />

gutta (1) = Tropfen<br />

gymnós (g) = nackt<br />

hals, Gen. halos (g) = Salz<br />

hápax (g) = einmal<br />

harmonía (g) = richtiges Verhältnis<br />

hélos, Gen. háleos (g) = Sumpf<br />

hélios (g) = Sonne<br />

hcmi- (g) = halb<br />

hérba (1) = Gras<br />

heteros (g) = ungleich, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

liólos- (g) = ganz<br />

homoios (g) = gleich<br />

ht'imidus (1) = feucht<br />

humus (1) = Boden<br />

hydor, Gen. hydatos (g) = Wasser<br />

hygrós (g) = feucht<br />

hyper (g) = über<br />

hypo (g) = unter<br />

jedom, von jeda (r) = Speise (Eislöß, <strong>der</strong> von<br />

Sommerwärme „verspeist" wird)<br />

incrustare (1) = mit Schale überziehen<br />

indicáre (1) = anzeigen<br />

Individuum (1) = Unteilbares<br />

inténsus (1) = heftig, angespannt<br />

ínter (1) = zwischen<br />

ión (g) = wan<strong>der</strong>nd<br />

fsos (g) = gleich<br />

karpós (g) = Frucht<br />

kinesis (g) = Verän<strong>der</strong>ung, Bewegung<br />

klimax, Gen. klimatos (g) = Leiter<br />

koinós (g) = gemeinsam<br />

kormós (g) = Sproß<br />

kryos (g) = Frost<br />

lábilis (1) = vergänglich<br />

lamella (1) = Blättchen<br />

laurus (1) = Sieg, Triumph, Lorbeer<br />

leptós (g) = zart<br />

letalis (1) = tödlich<br />

lignum (1) = Holz<br />

Ifmne (g) = See<br />

lithos (g) = Stein<br />

littis, Gen. litoris (1) = Ufer<br />

lógos (g) = Lehre<br />

lysis (g) = Lösung<br />

makros (g) = groß<br />

malakós (g) = weich, schlaff<br />

máximum (1) = Größte<br />

mesos (g) = mäßig<br />

métron (g) = Maß<br />

mikrós (g) = klein<br />

mínimum (1) = Geringstes<br />

molécula (1) = Klümpchen<br />

monos (g) = einzig, allein<br />

morphé (g) = Gestalt<br />

mors, Gen. mortis (1) = Tod<br />

mykes (g) = Pilz<br />

myrmex (g) = Ameise<br />

nekrós (g) = tot<br />

nemoralis (1) = Hain-, Laubwald<br />

nomos (g) = Gesetz<br />

ob- (1) = umgekehrt<br />

oikos, oikia (g) = Haus, Haushalt<br />

olfgos (g) = wenig<br />

opsis (g) = Aussehen<br />

óptimus (1) = Beste<br />

órganon (g) = Werkzeug<br />

órnis, Gen. órnithos (g) = Vogel<br />

oros (g) = Anhöhe, Gebirge<br />

osis (g) = Druck<br />

osmós (g) = Auspressen<br />

oxys (g) = sauer, scharf<br />

palaiós (g) = alt<br />

parásitos (g) = Mitspeisen<strong>der</strong><br />

páthos (g) = Leiden, Krankheit<br />

pédon (g) = Boden<br />

peine (g) = Hunger, Mangel<br />

perénnis (1) = ausdauernd<br />

peri (g) = herum<br />

períodos (g) = Umfang<br />

permeábilis (1) = durchlässig<br />

phagein (g) = essen<br />

phainein (g) = sichtbar machen<br />

phainomai (g) = erscheinen<br />

phanerös (g) = offenbar, deutlich<br />

phasis (g) = Erscheinung<br />

philos (g) = liebend<br />

phobein (g) = fliehen<br />

phóbos (g) = Furcht<br />

phos, Gen. photós (g) = Licht<br />

phykos (g) = Tang<br />

phyllon (g) = Blatt


Erklärungen verwendeter Fach-Fremdwörter 519<br />

physis, Gen. physeos (g) = Natur, Leben<br />

phytón (g) = Pflanze<br />

planktós (g) = umhertreibend, wogend<br />

plasma (g) = Gebilde<br />

plus, Gen. plúris (l) = mehr<br />

podsól, von pod (r) = unten, darunter <strong>und</strong><br />

sola (r) = Asche<br />

poros (g) = Öffnung, Durchgang<br />

póteos (g) = fähig, wirksam<br />

pous, Gen. podós (g) = Fuß<br />

primus (1) = Erste<br />

pro (g) = vor, vorher<br />

próblema (g) = Streitfrage<br />

provem're (1) = hervorgehen<br />

psammos (g) = Sand<br />

pseudés (g) = falsch<br />

psilós (g) = nackt<br />

pteridion (g) = Fe<strong>der</strong>chen<br />

pyr, Gen. pyrós (g) = Feuer<br />

quótiens (1) = wievielmal<br />

reáctio (1) = Gegenwirkung<br />

redúctio (1) = Zurückführung<br />

regeneráre (1) = wie<strong>der</strong>erzeugen<br />

reprodúcere (1) = hervorbringen<br />

resorbére (1) = verschlucken<br />

rhfza (g) = Wurzel<br />

rüdus, gen. rü<strong>der</strong>is (1) = Schutt<br />

saprós (g) = verfault<br />

secrétio (1) = Abson<strong>der</strong>ung<br />

semi- (1) = halb<br />

sflva (1) = Wald<br />

similis (1) = zugleich<br />

sklerós (g) = hart<br />

sócius (1) = gemeinsam, verb<strong>und</strong>en<br />

sólum (1) = Boden<br />

Spectrum (1) = Schemen, Gesicht<br />

spérma, Gen. spermatos (g) = Same<br />

sphaira (g) = Kugel<br />

spiräre (1) = atmen<br />

spontäneus (1) = freiwillig<br />

spóros, sporá (g) = Samen<br />

städium (1) = Zustand<br />

stenós (g) = eng, schmal<br />

stérilis (1) = unfruchtbar<br />

strucu'ira (1) = Bau<br />

sub- (1) = unter-, unterhalb<br />

substratum (1) = Unterlage<br />

sübtilis (1) = fein<br />

succuléntus (1) = saftig<br />

sym-, syn- (g) = zusammen<br />

syrosém, von syroj (r) = roh <strong>und</strong><br />

semljá (r) = Erde<br />

systema (g) = Zusammenstellung<br />

télos (g) = Endzweck, Ziel<br />

temperare (1) = mäßigen<br />

terra (1) = Erde<br />

thällos (g) = Lager<br />

theon'a (g) = Betrachtung<br />

thermos (g) = warm<br />

theros (g) = Sommer<br />

tomé (g) = Spaltung, Schnitt<br />

tonos (g) = Spannung<br />

tópos (g) = Lager, Ort<br />

lótus (1) = ganz<br />

Irans (1) = hinaus, über<br />

trophé (g) = Ernährung<br />

tschernósem, von tschórnyi (r) = schwarz <strong>und</strong><br />

semljá (r) = Erde<br />

tüber (1) = Knolle<br />

tübus (1) = Röhre<br />

türgor (1) = Schwellung<br />

typos (g) = Gepräge<br />

uligo, Gen. uliginis (1) = Sumpf<br />

ültra (1) = jenseits<br />

unifórmis (1) = gleichförmig<br />

usi'on (g) = Verarbeitung<br />

vacuum (1) = Hohlraum<br />

várians (1) = verän<strong>der</strong>lich<br />

vegetáre (1) = beleben<br />

vicárius (1) = stellvertretend<br />

virus (1) = Saft, Gift<br />

vita (1) = Leben<br />

volumen (1) = Inhalt<br />

voráre (1) = verzehren<br />

xerós (g) = trocken<br />

xylon (g) = Holz<br />

zön siehe koinós<br />

zone (g) = Gürtel<br />

zöon (g) = Tier


Register<br />

Aapamoore 454f,<br />

Abfallwirtschaft 494<br />

Abflußbecken 84<br />

Abhärtung 327f., 441f.<br />

Abholzung 211, 310, 494<br />

- Regenwald 174<br />

Abies balsamea-Vlald 442<br />

Abies veitchii-Wald 443<br />

Absorptionskräfte 62<br />

Absterbewelle 443<br />

Acacia amura 252<br />

Acacia detinens-Savanne 188<br />

Acacia meilifera-Savanne<br />

234<br />

Acacia torft'/fs-Halbwüste<br />

234<br />

Acíjcffl-Dornsavanne 212<br />

Ackerbau 48, 310<br />

Aconcagua 291<br />

Adansonia digitata 186<br />

Adenium sokotranum 227<br />

Adenostoma fascicula 285<br />

Admirality Bay 477<br />

Affenbrotbaum 186<br />

Affodill-Flur 268, 276ff„<br />

311<br />

Afghanistan 414, 422f.<br />

Afrika 129<br />

- Klimadiagrammkarte 42<br />

Afrikanische Wäl<strong>der</strong> 158<br />

Agathis australis 323<br />

Agave deserti, Produktivität<br />

246<br />

Ägypten 248<br />

Ägyptisch-arabische Wüste<br />

223<br />

Akkumulation 87<br />

Aktuelle Waldgrenze 368<br />

Alang-Alang-Gras 138<br />

Ala-Schan 412f., 424<br />

Alass 447, 448<br />

Aldan 449<br />

Algeciras 321<br />

Algenmassen 420<br />

Alhagi 283<br />

Alkali-Halophyten 76<br />

Allelopathie 45<br />

Allergien 489<br />

Alma-Ata siehe Almaty<br />

Almaty 42If.<br />

Alpen, Fichtenstufe 441<br />

- Höhenstufen 368f.<br />

Alpenrose 375<br />

Alpine Kältestufe 381<br />

Alpine Rasen 37<br />

Alpine Stufe 368, 373<br />

- Orobiom I 168<br />

Altbäume, Erhalt 362f.<br />

Altersphase 47<br />

- Eiche 362<br />

Alterungsphase 172<br />

Altholzbewohner 362<br />

Altiplano 221, 263<br />

Altyntag 42 5f.<br />

Amanus-Gebirge 300<br />

Amazonas 139<br />

Ameisen 111,404<br />

Ammensystem 45<br />

Amphibien 211<br />

Amphibiom 198<br />

Amudarja 416ff.<br />

- Deltagebiet 420<br />

Anastomosen, Wurzeln 153<br />

Anatolien 278, 282, 300<br />

Ancylus-See 435<br />

Anden 290ff.<br />

- Höhenstufen 221<br />

Andenvorland 200<br />

Anemochore 291<br />

Anfangsphase 47<br />

Annuelle Gräser 246<br />

Annuelle Periodik 53<br />

Annuelle Sukkulenten 244<br />

Anomales Dickenwachstum<br />

150<br />

Anpassung an Winterkälte<br />

325


Anreicherung 401<br />

Antarktis 28, 95, 476f.<br />

Anthelia juratzkana 375<br />

Anthocleista orientalis 142<br />

Anthropogener Einfluß<br />

311<br />

Aperiodische Arten 467<br />

Aperzeit 372<br />

Aphel 54<br />

Aphyllie 419<br />

Aquatische Ökosysteme<br />

1201.<br />

Äquator 159<br />

Äquatorial humides Tageszeitenklima<br />

134<br />

Äquatoriale Klimazone 177<br />

Äquatoriales Zonobiom 97<br />

Äquinoktien 531.<br />

Arabische Halbinsel 250<br />

Aralo-Kaspische Nie<strong>der</strong>ung<br />

413<br />

Aralsee 79, 416<br />

Araucaria angustifolia 320<br />

Aravalli-Gebirge 223<br />

Arawa-Senke 249<br />

Arbeitszeit 486<br />

Ardennen 113<br />

Areal, Buchenwald 338<br />

Arecile 2011.<br />

Areg 236<br />

Argentinien 205, 408<br />

Arid 35, 39, 87, 97, 230<br />

Aride Höhenstulenlolge<br />

300<br />

Aride Küste, Mangrove<br />

217<br />

Arides Klima 230, 387<br />

Arides mediterranes Subzonobiom<br />

282<br />

Arido-humide Winterregengebiete<br />

268<br />

Arktische Kältewüste 4731.<br />

Arktisches Klima 465<br />

Arktisches Zonobiom 97<br />

Arktisch-polare Baumgrenze<br />

456, 462<br />

Artemisia tridentata 288<br />

Artemisia-Halbv/üsle 287<br />

Arten, Chile 270<br />

- Kalilornien 270<br />

-vikariierende 375<br />

Artenarmut 87<br />

Artenneubildung 273<br />

Artenreichste Län<strong>der</strong> 34<br />

Artenreichtum 298<br />

Artenschw<strong>und</strong> 22<br />

Artenviellalt 490<br />

Artenzahlen 22, 207, 269<br />

- Baumarten pro ha 1551.<br />

- Bergwald Costa Rica 167<br />

- einzelne Län<strong>der</strong> 331.<br />

Arthraerua leubnitziae 257<br />

Arymas 464<br />

Asche 123<br />

Asiatische Steppe 403<br />

Asiatische Wüsten 412<br />

Asien 131<br />

Aspektlolge 275<br />

Assimilathaushalt 114, 281,<br />

3511.<br />

Assimilation, Buche 346<br />

- Fichte 346<br />

Assoziation 106<br />

Astronomische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

51<br />

Aswan 248<br />

Atacama 230, 26211., 290<br />

Atemwurzeln, Mangrove<br />

2181.<br />

Äthiopis 28<br />

Atlantische Heidegebiete<br />

331<br />

Atlas 276<br />

Atmosphäre 49, 93<br />

Atmung 110, 378<br />

Atmungsverluste 172<br />

Atriplex vesicaria 251<br />

Atta 173<br />

Register 521<br />

Auenwäl<strong>der</strong> 281, 383<br />

Aulbrausungshorizont<br />

38911.<br />

Aulerstehungspflanzen 64<br />

Aullorstungsversuche,<br />

Waldsteppe 385<br />

Aultreten des Menschen<br />

451<br />

Ausbreitung, klonale<br />

Pflanzen 353<br />

Auslaugungsprozesse 182<br />

Außenwelt 498<br />

Ausstellungen 23<br />

Aussterberaten, Megalauna<br />

4711.<br />

Ausstrahlung 54<br />

Austauschkapazität 87<br />

Australien 230, 253, 2951.,<br />

315<br />

- Einfluß des Menschen<br />

310<br />

- Eucalyptus-Nothofagus-<br />

Wäl<strong>der</strong> 321<br />

- Früchte 291<br />

- Nährstoffe im Boden 271<br />

- Zonobiomglie<strong>der</strong>ung 126<br />

Australis 28, 251<br />

Australische Wüsten 251<br />

Australisches ZB 11 206<br />

Austrocknungslähigkeit 64<br />

Auswaschung von Nährstoffen<br />

87, 138, 340<br />

Autökologie 18<br />

Autotroph 17<br />

Avenella flexuosa, Sproßzahl<br />

355<br />

Avicennia 21411., 2161.,<br />

Azonale <strong>Vegetation</strong> 911.<br />

Azoreila selago A ll<br />

Azorenhoch 274<br />

Bad Lands 284<br />

Bahn <strong>der</strong> Sonne 55<br />

Bakterivore 439


522 Register<br />

Balchasch-See 414<br />

Baña 176<br />

Banksia 123, 299<br />

Baobab-Bäume 186, 228<br />

Baraba-Nie<strong>der</strong>ung 461<br />

Barchane 2191., 412<br />

Basrah 234<br />

Batha 276<br />

Bäume 206<br />

Baumfallücke 198<br />

Baumtarne 164<br />

Baumgrenze (siehe auch<br />

Waldgrenze) 435, 288,<br />

301<br />

- Nordalpen 367, 370<br />

- Orobiom I 16511.<br />

Baumgruppe 199<br />

Baumkrone, Lichtminimum<br />

346<br />

Baumriesen 141<br />

Baumsavanne 1901., 408<br />

Baumschicht 105, 1401.<br />

- Ökophysiologie 343<br />

Baumschwamm 363<br />

Baum-Sewedo-Arten 169<br />

Baumveiiuste 196<br />

Baumwurzelkonkurrenz<br />

355, 440<br />

Beackerung 39611.<br />

Beckenlandschalt 39, 79,<br />

200<br />

Beduinen 265<br />

Bei-Schan 424<br />

Beleuchtungsstärke, Buche<br />

345<br />

Bergregenwald 143, 155<br />

Bescheidenheit 490, 498<br />

Bestandeshöhe 146<br />

Bestands-Nie<strong>der</strong>schlag 357<br />

Betula 434<br />

- ermannii 437<br />

- tortuosa 436, 456<br />

Beuteltiere 299<br />

Bevölkerungsexplosion<br />

48311.<br />

Bewässerung 78, 82,<br />

242<br />

Beweidung 195, 211, 401,<br />

405<br />

Bikaner-Distrikt 225<br />

Biodiversität 3111., 86, 155,<br />

311<br />

- Zonobiom 1 171, 175<br />

Biogeochemische Kreisläule<br />

495<br />

Biogeozön 102, 104, 106<br />

Biogeozönkomplexe 107<br />

Biogeozönose 105, 108<br />

Biomasse 108, 203, 207<br />

- Buche 349<br />

Biome 10211.<br />

Biosphäre 19, 93, 102<br />

Biosphären-Reservat<br />

Schorlheide 339<br />

Biotop 50<br />

Biozönose 108<br />

Birken-Espenwäl<strong>der</strong> 461<br />

Birkenstadium 438<br />

Birkenwald 300<br />

Bison 396<br />

Blänken 457<br />

Blasenhaare 76, 252<br />

Blattabwurl 326<br />

Blattemperatur 136<br />

Blattllächenindex 113,172,<br />

245, 3471., 3761.<br />

- Savanne 208<br />

Blattknollen 151<br />

Blattmasse 348<br />

Blattschnei<strong>der</strong>ameisen 173<br />

Blattsukkulente Euhalophyten<br />

77<br />

Blattsukkulenz 7511., 243<br />

Blitzschlag 122, 294, 2981.,<br />

396<br />

- Grasland 201<br />

- Kalilornien 285<br />

Blocklel<strong>der</strong> 248<br />

Blockpolygone 474<br />

Blue bush 251<br />

Blühperiodik 140<br />

Blumengärten 152<br />

- T<strong>und</strong>ra 466<br />

Blütenknospen 379<br />

Blütenpflanzenlamilien,<br />

Kontinente 140<br />

Blütezeit 143<br />

-Heliconia 157<br />

Boden 49, 611., 8211.<br />

- Osteuropa 388<br />

-Regenwald 137<br />

- Solling 264<br />

- Steppenzone 388<br />

- Wüsten 232<br />

Bodenarmut 296<br />

Bodenatmung 187, 203<br />

- Zonobiom I 173<br />

Bodenbewegung, Arktis<br />

475<br />

Bodenbildung 881., 492<br />

Bodencatena 107<br />

Bodendurchleuchtung 233<br />

Bodenermüdung 340<br />

Bodenerosion 182, 274,<br />

492<br />

Bodengelrornis 466<br />

Bodengenese 89<br />

Boden-Ökogramm 89<br />

Bodenprolil, Steppe 391<br />

Bodenprolile, Osteuropa<br />

411<br />

Bodenschutz 86<br />

B Odentemperatur,<br />

Orobiom I 166<br />

Bodentransekt 389<br />

Bodentypen 98, 38811.<br />

Bodentypenkarte, USA 397<br />

Bodenverluste 86<br />

Bodenversalzung 78


Bodenvolumen 71<br />

Bodenwasser 61f., 400<br />

Bogor (Buitenzorg) 134<br />

Boreale Zone, Klima 433<br />

Boreo-nemorale Zone,<br />

Zonoökoton Vl/Vm 4301.<br />

Borkenkäfer 122<br />

Borneo 139, 1421.<br />

Brackböden 406<br />

Brand (siehe auch Feuer)<br />

122, 2031., 28511., 2981.,<br />

3221.<br />

- Garrigue 277<br />

- Heide 334<br />

- Kapland 294<br />

Brandflächen 438<br />

Brandrodung 124, 176<br />

Brasilianischer Schild 204<br />

Brasilien 149<br />

Brassica 69<br />

Braya humilis 467<br />

Brennholzgewinnung 196<br />

Brettwurzeln 141<br />

Bromeliaceen 151<br />

Brunnen 222<br />

Bruttoproduktion 109, 172,<br />

348<br />

Bruttosozialprodukt 486<br />

Brutvogelarten, Nordamerika<br />

156<br />

Buche 33911., 34311.<br />

- Areal 329, 338<br />

- Assimilation 346<br />

- Beleuchtungsstärke 345<br />

- Biomasse 349<br />

- Holzproduktion 3471.<br />

- Interzeption 357<br />

- Laubfall 350<br />

- Lichtkompensationspunkt<br />

343<br />

- Luftfeuchtigkeit 345<br />

- Photosynthese 345<br />

- Produktionsanalyse 345<br />

- Stammdurchmesser 349<br />

- Stoffproduktion 347<br />

- Temperatur 345<br />

- Transpiration 345<br />

-Wasserhaushalt 356<br />

Buchenwald 300, 318,<br />

- Gr<strong>und</strong>wasser 358<br />

- Krautschicht 3 54<br />

- Nahrungsbeziehungen<br />

359<br />

- Solling 34011., 34411.,<br />

348, 36411.<br />

-Wasserumsatz 358<br />

-Zoomasse 361<br />

Bulgunnjach 4481.<br />

Buhen 457, 461<br />

Bultent<strong>und</strong>ra 473<br />

Sirrkea-Baumsavanne<br />

21011.<br />

Burosem 411<br />

Buschbrände 222<br />

B üschelgrasgebirgswüste<br />

263<br />

C4-Pflanzen 244<br />

Caatinga 161, 176,<br />

226<br />

Cacti forest 251<br />

Cairo, siehe Kairo<br />

Californien, siehe<br />

Kalifornien<br />

Calligonum 418<br />

Calima vulgaris 33111.,<br />

33411.<br />

CaHitna-Heiden 333<br />

CAM, Epiphyten 152<br />

Campo de Gibraltar 321<br />

Campos Cerrados 204<br />

Canada, siehe Kanada<br />

Canopy walkway 152<br />

Capensis 28<br />

Carbon-partitioning 114<br />

Carex curvula-Raseu yi5<br />

Carex physodes 419<br />

Carnivore 439<br />

Register 523<br />

Carpineto-Querceto-<br />

Pinetum 431<br />

Carpinus betulus 347<br />

Castanopsis cuspidata-'Wald<br />

119<br />

Catena 238<br />

Catophractes 192<br />

Cecropia 111<br />

Ceiba 166<br />

Cerastium uniflorum 379<br />

Ceratoides 410<br />

- papposa 427<br />

Ceratonia siliqua 275<br />

Ceriops tagal 215<br />

Ceriops-Zone 215<br />

Cerrados 183<br />

Chaco 204<br />

Chamaerops humilis 275<br />

Chamise 285<br />

Chang Tan 427<br />

Chaparral 268, 28511.,<br />

Charani 449<br />

Chemische Faktoren 50<br />

Chile 263, 267, 271, 28911.,<br />

321<br />

- Einfluß des Menschen<br />

310<br />

- Mittelchile 292<br />

China 318<br />

Chionosphäre 95<br />

Chiropterochor 144<br />

Chiropterogam 144<br />

Chirripo 166<br />

Chlamydomonas nivalis 375<br />

Chlorid 74, 79<br />

Chloridhalophyten 751.<br />

Chloridspeicherung 72<br />

Chlorid-Sulfat-Verbrackung<br />

403<br />

Cistus-Heiden 304<br />

Colline Stufe 368<br />

Colophospermum mopane 185<br />

Columbien, siehe<br />

Kolumbien


524 Register<br />

Compatible solutes 65, 74<br />

Coniferen, siehe auch<br />

Nadelwald 292<br />

Cordillera de Talamanca<br />

146<br />

Costa Rica 143, 146, 154ff.,<br />

165ff.<br />

-Artenzahlen 167<br />

-Entwaldung 175<br />

Crassulacean Add Metabolism<br />

244<br />

Cro Magnon-Mensch 4721.<br />

Cuba 139<br />

Cumulus-Wolke 103<br />

Curatella 202<br />

Dasht-e-Margo 414<br />

Dattelpalme 309<br />

Dayas 238<br />

Deckenmoore 335, 454<br />

Deckungsgrad 204<br />

Degradationsstadien 274<br />

Degradierte Schwarzerde<br />

391<br />

Degradierung 86, 311<br />

Deltagebiet, Amudarja 420<br />

Demökologie 18<br />

Dendrobium crumenatum 144<br />

Dendrolimus pini 113<br />

Desert 230<br />

Destruenten 1091., 212,<br />

364<br />

Deterministisch 33<br />

Diasporen 49<br />

Dicksonia 322<br />

Didiereaceae 228<br />

Dilluse <strong>Vegetation</strong> 240<br />

Dipterocarpaceen-Regenwald<br />

142<br />

Diurnale Periodik 53<br />

DIVERSITAS 23, 495<br />

Diversität 31<br />

Diversitätsindex 33<br />

Diversitätsrekord 155<br />

Diversitätszentrum 33<br />

Dobrudscha 384<br />

Dolmen 140<br />

Dolomit 91<br />

Dominikanische Republik<br />

149, 175<br />

Dornbusch 1611.<br />

Dornbuschwald 178<br />

Dornkugelpolster 283,<br />

30011.<br />

Dornsträucher, Sindwüste<br />

224<br />

Dorn-Sukkulenten-Savanne<br />

228<br />

Douglastanne 314<br />

Dracaena draco 309<br />

Drachenbaum 309<br />

Drakensberge 320<br />

Dreieckszonoökotone 99<br />

Dreischicht-Tonmineral 88<br />

Drosera 296, 458<br />

Dryas drummondii 467<br />

Dsungarei 413<br />

Dünen 226, 237<br />

Dung 212<br />

Dunkle Taiga 445<br />

Durchströmungsmodell 65<br />

Durchwurzelung 71<br />

Dürre 280<br />

Dürrejahre, Sahel 222<br />

Dürreresistenz 61<br />

Dürretoleranz 61<br />

Dürrezeit 1841., 215<br />

- Indien 178<br />

- Zonobiom 11 180<br />

Echinopsis atacamensis 263<br />

Edaphische Faktoren 50<br />

- Savannen 196<br />

Ellekte aul Zellorganelle 18<br />

Eiche, Kälergilden 362<br />

Eichenmischwald 348,<br />

352<br />

- Osteuropa 113<br />

Eichenwald 1121., 346,<br />

349, 383, 431<br />

- Worskla 341<br />

- Costa Rica 147<br />

Eichhornia 213<br />

Einfluß des Menschen,<br />

Zonobiom IV 310<br />

Eingrille des Menschen<br />

105, 30811., 48211.<br />

- Savanne 222<br />

- Steppe 429<br />

- Taiga 462<br />

- T<strong>und</strong>ra 472<br />

-Wüsten 265<br />

Einnischung 156, 203,<br />

Einstrahlung 511., 54<br />

Einwan<strong>der</strong>ungswellen 471<br />

Einzelbäume, Grasland 199<br />

Eis 95<br />

Eisdämme 459<br />

Eislinsen 456<br />

Eiszeiten 29, 183, 274, 434<br />

Ekliptik 54<br />

Ektotrophe Mykorrhiza<br />

440<br />

El Medaño 307<br />

El Nino 104<br />

Elaeagia auriculata 142<br />

Elelanten 1951.<br />

Elytropappus rhinocerotis<br />

267, 295<br />

Embryonalentwicklung 57<br />

Encella farinosa 671.<br />

Encinal 268, 287<br />

Endemismus 30, 34<br />

-Schmetterlinge 158<br />

- tropisches Afrika 159<br />

Endemiten 304, 307<br />

Endorheische Becken 78<br />

Endsee 79<br />

Energieabsorption 53<br />

Energiefluß 1101.<br />

- Solling 366<br />

Energiegewinn 54


Energieumsatz 53<br />

Energieverbrauch 482<br />

Enthärtung 1>27<br />

Entwaldungsrate, Regenwald<br />

175<br />

Entwässerung 82<br />

Entwicklungsdauer 56f.<br />

Entwicklungsgeschichte<br />

273<br />

Entwicklungshilfe 222,<br />

484ff.<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong> 483<br />

Eozän 272<br />

Epacridaceen 296<br />

Ephemere 69, 245, 251,<br />

256, 286<br />

- Garrigue 276<br />

- Sukkulenten 244<br />

- Wüste 242<br />

Ephemeren wüste 414<br />

Ephemeroide 242, 351<br />

Epiphylle 154<br />

Epiphyten 148ff.,164, 305<br />

- CAM 152<br />

Episodische Ereignisse 32,<br />

58<br />

Episodische Feuer 123<br />

Episodisches Sturmereignis<br />

199<br />

Erdachse 53<br />

Erdbahn 53f.<br />

Erde, Nettoprimärproduktion<br />

116<br />

- Phytomasse 117<br />

Erdflecken 474<br />

Erdfließen 474<br />

Erdrotation 51 ff.<br />

Erforschung <strong>der</strong> Erde 496<br />

Erg 236ff., 248<br />

Erholungsorte 488<br />

Encfl-Stufe 306<br />

Erinacea pungens 301<br />

Erosion 85f.<br />

- Tropen 174<br />

Erosionsrate 494<br />

Erosionsrinnen 240, 257ff.<br />

Erste Landpflanzen 27<br />

Eskimo 472f.<br />

Espenhaine 383<br />

Espinal 268, 290ff.<br />

Eucalyptisierung 310<br />

Eucalyptus 295<br />

- marginata 299<br />

- regnans 322f.<br />

Eucalyptus diversicolor-Waid<br />

296<br />

Eucalyptus-Nothofagus-<br />

Wäl<strong>der</strong> 321<br />

Euhalophyten 75ff.,<br />

Euklimatope 91, 101, 232,<br />

279<br />

Europa 130<br />

Europäische Baumarten in<br />

den Tropen 143<br />

Europäische boreale Waldzone<br />

437<br />

Euro-Sibirien, <strong>Vegetation</strong>szonen<br />

430<br />

Eurygaster maura 56<br />

Euryops walterorum 2<br />

Euxinische Reliktwäl<strong>der</strong><br />

316<br />

Euxinischer Wald 321<br />

Evaporation 71, 356<br />

Evaporite 79<br />

Evapotranspiration 39, 72<br />

Exkursionen 23f.<br />

Extraterrestrische Sonneneinstrahlung<br />

51<br />

Extrazonale <strong>Vegetation</strong> 91f.<br />

237<br />

Extrem arid 230, 240<br />

Extrem kontinentale Lärchenwäl<strong>der</strong><br />

445<br />

Extremwüste 248<br />

Fagetum nudum 355<br />

Fagus-Abies-Günel 381<br />

Register 525<br />

Fagus, Jungwuchs 355<br />

-multinervis 317f.<br />

- sylvatica (siehe auch<br />

Buche) 339, 346ff„ 355<br />

- Ökogramm 45<br />

Fakultative Halophyten 74,<br />

77, 252<br />

Fallaub-Eichenwald 300<br />

Faules Meer 410<br />

Faultiere 173<br />

Fauna (siehe auch Tierwelt)<br />

211, 258, 261, 273, 299<br />

Faunenregionen 28<br />

Fe<strong>der</strong>grassteppe 392ff., 399<br />

Feinstreu, Fichte 350<br />

Feldkapazität 61f.<br />

Feldspat 88<br />

Felseiswüste, Antarktis 477<br />

Felswüsten 248<br />

Fen 453<br />

Ferntransport 85<br />

Ferocaäus acantholdes 247<br />

- wisllzenii 69f.<br />

Festuca indigesta-Trockenrasen<br />

300<br />

Fett 378<br />

Fettspeicherung 380<br />

Feuchtadiabatisch 100<br />

Feuchtwäl<strong>der</strong> 60<br />

Feuer, siehe auch Brand<br />

122f„ 138, 176, 194,<br />

201 ff., 208, 298ff., 396,<br />

431<br />

Feuergebrauch 310<br />

Fichte, Assimilation 346<br />

- Feinstreu 350<br />

- Interzeption 357<br />

Fichtenforst, Solling 364ff,<br />

Fichtenforste 339<br />

Fichtenstadium 438<br />

Fichtenstufe <strong>der</strong> Alpen 441<br />

Fichtenwald 339, 357,<br />

437ff.<br />

- Holzzuwachs 439


526 Register<br />

- Produktion 439<br />

- Wasserhaushalt 440<br />

Fichtenwaldgrenze 369f.<br />

-polare 371<br />

Ficus 153<br />

Filzeichenwald 300<br />

Finstere Taiga 445<br />

Firnflächen 375<br />

Fischfluß-Canyon 236<br />

Flarke 455<br />

Flechten 31<br />

Flechten-Kiefernwald 444<br />

Flechtent<strong>und</strong>ra 466, 473<br />

Fleckent<strong>und</strong>ra 474ff.<br />

Fließgeschwindigkeit 85<br />

Florenreiche 27ff.<br />

Florida 318<br />

Flußmündungsmangroven<br />

215<br />

Flußsystem 197<br />

Föhn 103<br />

Föhnwirkung 100<br />

Formationsglie<strong>der</strong>ung 200<br />

Forst 48<br />

Forstwirtschaft 339, 431,<br />

493<br />

- Laubwald 336<br />

- Mitteleuropa 336<br />

Fossile Savannen 196<br />

Fossilf<strong>und</strong>e 272ff.<br />

Freifläche 48<br />

Freilandbiologie 24<br />

Freiland-Nie<strong>der</strong>schlag 357<br />

Freizeitgestaltung 488<br />

Freizeitverlängerung 486<br />

Fremdlingsflüsse 265<br />

Frost, Zonobiom 1 134<br />

Frostbuckelt<strong>und</strong>ra 473<br />

Fröste 317<br />

Frostgrenze, Orobiom 1<br />

165<br />

- Orobiom II 221<br />

Frosthärte 442<br />

Frostkeimer 467<br />

Frostschaden 185, 327f.,<br />

378, 442<br />

Frostschuttböden 169<br />

Frosttrocknis 57f., 326ff.,<br />

334ff„ 463<br />

- Waldgrenze 370ff.<br />

Frostwechseltage 169,<br />

473ff,<br />

Fruchtbarer Halbmond 284<br />

Fruchtfarben 291<br />

Fruchtformen 291<br />

Fruchtfresser 213<br />

Frühlingsaspekte, Wiese<br />

392<br />

Frühlingsephemere 423<br />

Frühlingsflora 393<br />

Frühlingsgeophyten 351<br />

Frühlingspunkt 54<br />

Frühsommerarten 352<br />

Frühsommer-Aspekt 393<br />

Fungivore 439<br />

Funktionale Vernetzung<br />

156f.<br />

Funktionelle Gruppen 212<br />

Furchenerosion 196<br />

Fynbos 123, 268, 293ff„<br />

320<br />

Galeriewald 91, 200, 258<br />

Galiläa 278<br />

Gaps 32, 145<br />

Garigue, siehe Garrigue<br />

Garrigue 268, 276ff., 311<br />

Garúa 262<br />

Gaswechsel 280<br />

Gebirgsprofil, Costa Rica<br />

166<br />

Gebirgsstationen 38<br />

Gebirgst<strong>und</strong>ra, Orobiom<br />

VIII 452<br />

Gebirgswüste 306<br />

Gehölze 196<br />

Gemäßigt nemorales Klima<br />

325<br />

Gemäßigtes Klima 387<br />

Gemischte Prärie 396ff.<br />

Genese von Böden 89<br />

Genetische Resourcen,<br />

Regenwald 176<br />

Geo-Biosphäre 93, 96,<br />

478f.<br />

Geologie, Mitteleuropa 367<br />

Geophyten 276, 283, 294,<br />

351<br />

- Sukkulenten 244<br />

Geosphere-Biosphere-<br />

Programme 495<br />

Geschiebe 436<br />

Gesetz vom Biotopwechsel<br />

90f.<br />

Getreidebau 284<br />

Gewässer 94<br />

Gewitter 103f., 286<br />

Gewöhnliche Schwarzerde<br />

389ff.<br />

Gezeiten 215<br />

Ginster 307, 333<br />

Ginsterheide 300, 304, 308<br />

Ginsterstufe 307f.<br />

Gipskrusten 88<br />

Gipspflanzen 415<br />

Gipswüste 414<br />

Glazial 157<br />

Gleichgewicht 47<br />

Gleichgewichtsphase 145<br />

Gletscher 95<br />

Glimmer 88<br />

Global Change 481, 491ff.<br />

Globale Erwärmung 494<br />

Globale Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />

491<br />

Globale Modelle 495<br />

Globale Projekte 494<br />

Globaler Kreislauf 176<br />

Globaler N-Haushalt 493<br />

Globalstrahlung, Solling<br />

342<br />

Glyko-Halophyten 77


Gobabeb 258<br />

Gobi 42 5f.<br />

Goldhaferwiese 366<br />

Golzy 452<br />

Gondwana 28<br />

Gran Canaria 302ff„ 306ff.<br />

Grand Teton National Park<br />

122<br />

Grasbäume 296<br />

Grasbrände 195<br />

Gräser 189, 206<br />

- annuell 246<br />

Grasfresser 213<br />

Grasland 60, 180f.,193,<br />

197ff„ 200, 239<br />

Grasland <strong>und</strong> Savanne 188,<br />

190ff.<br />

Graspolster 221<br />

Grasschicht 210<br />

Grassteppe 385<br />

Graue Waldböden 391<br />

Great Indian Desert 223<br />

Great Salt Lake, siehe<br />

Großer Salzsee (Utah)<br />

Grönland 95<br />

Großer Salzsee (Utah) 74,<br />

79, 289<br />

Großes Pantanal 213<br />

Großklima 96<br />

Großprogramme 494<br />

Großwild 196, 383, 404<br />

Grud 431<br />

Gr<strong>und</strong>wasser 94, 232ff.<br />

- Neubildung 358<br />

-Regenzeit 201<br />

Gr<strong>und</strong>wasseranstieg 80<br />

Gr<strong>und</strong>wasserinfiltration<br />

417<br />

Gr<strong>und</strong>wasserschwankungen<br />

182<br />

Gr<strong>und</strong>wasserstrom 237<br />

Grüne Welle 20<br />

Guanoinseln 260f.<br />

Guayana 139, 204<br />

Gulf of Kutch 226<br />

Guttation 148<br />

Habitatstrukturen, Altbaum<br />

363<br />

Haftwasser 232ff.<br />

Hagenia-Haine 171<br />

Hainsimsen-Buchenwald<br />

360<br />

Haiti 175<br />

Halbimmergrüner Wald<br />

162, 176<br />

Halbwüste 60, 191, 387,<br />

410<br />

- patagonische 408f.<br />

- Subzonobiom (ZB VII)<br />

409<br />

- Zonoökoton III/IV 266<br />

Halbwüsten-Braunerde 411<br />

Halbwüstenklima 37<br />

-Venezuela 219<br />

Haifagras 266<br />

Halobiome 72, 101, 238,<br />

289<br />

Halo-Catena 78<br />

Halocnemum strobilaceum<br />

420<br />

Halo-Helobiome 214<br />

Halophobe 74<br />

Halophyten 72, 75, 245,<br />

289<br />

- fakultative 252<br />

- Typen 77<br />

- Zonobiom II 219<br />

Halophytenbiogeozön 420<br />

Halophytenkomplex 418<br />

Halophyten wüste 415<br />

Haloserie 74<br />

Halosukkulenz 75<br />

Haloxylon ammodendron<br />

siehe H. aphyllum<br />

- aphyllum 418f.<br />

-persicum 418<br />

Hamada 235, 238, 248, 414<br />

Register 527<br />

Hartlaub 268, 281, 287,<br />

290ff.<br />

Hartlaubarten 273<br />

Hartlaubgebiet 269, 289<br />

Hartlaubgehölze 60, 299<br />

- Zonobiom TV 268<br />

Hartlaubvegetation 273,<br />

295, 315<br />

Hartlaubwald 311<br />

Hartlaubzone 286<br />

Harz 340<br />

Haufendünen 257<br />

Haustiere 310<br />

He<strong>der</strong>á helix 326<br />

Heide 48, 298f,, 316<br />

- Brand 334<br />

- Streuproduktion 334<br />

- Verjüngungsstadien 334<br />

- Zwergstrauchschicht 334<br />

- zyklischer Wechsel 335<br />

Heidegebiete, Böden 331<br />

Heidegebiete, Westeuropa<br />

330<br />

Heidemoore 318<br />

Heidewald 139<br />

Heiße Wüsten 230<br />

Heliconia 156<br />

Helobiome 101, 203<br />

Helvetische Höhenstufenfolge<br />

369<br />

Hemi-Ephemeroide 352<br />

Hemi-Epiphyten 150, 153<br />

Hemikryptophyten 353<br />

Hemmstoffe 45<br />

Herbarien 23<br />

Herbivore 109, 367, 439<br />

Herbivorenhypothese 147<br />

Herbstpunkt 54<br />

Heterotroph 17<br />

Hilfe zur Selbsthilfe 485<br />

Himalaya 221, 426<br />

Hindukush 422<br />

Hispaniola 175<br />

Historische Fragen 272


528 Register<br />

Historischer Faktor 26<br />

Hitzeflimmern 103<br />

Hitzeresistenz 55<br />

Hochanden 263<br />

Hochdruckgebiete 96<br />

Hochgebirgswüste,<br />

tibetische 412<br />

Hochmontane Stufe 368<br />

Hochmoor 451ff.,455ff.<br />

- Bildung 438<br />

- Ökologie 456<br />

-Pollendiagramm 331<br />

Höchst produktive Ökosysteme<br />

118<br />

Hochstauden 118ff.<br />

Hochwasser 214<br />

Höhenstufen 91, 99ff., 381<br />

- Alpen 368, 373<br />

-Anden 221<br />

- Biotopwechsel 91<br />

- Iberien 300<br />

- Kenya 171<br />

- Mittelasien 421<br />

- Rocky Mountains 423<br />

- tropische Gebirge 163<br />

-Venezuela 161ff.<br />

Holarktis 28, 248<br />

holozän 435<br />

Holzeinschlag 494<br />

Holzknollen 151, 296<br />

Holzmasse 348<br />

Holznutzung 463, 494<br />

Holzpflanzen 189<br />

Holzplantagen 494<br />

Holzproduktion, Buche<br />

347f.<br />

Holzwert, Regenwald 174<br />

Holzzuwachs 348<br />

- Fichtenwäl<strong>der</strong> 439<br />

Homoiohydre 59<br />

Homoklimate 35, 40<br />

Hoodia currorii 256<br />

Huleh-Sümpfe 250<br />

Humboldtstrom 289<br />

Humid 35, 39, 87, 97<br />

Humide Küste, Mangrove<br />

217<br />

Humides Subzonobiom 316<br />

Humido-arides tropisches<br />

Sommerregengebiet 180<br />

Humus, Prärie 396, 401<br />

Humusprofile, Solling 364<br />

Hunger 484<br />

Hungergrenze, Licht 354<br />

Hydratation 67<br />

Hydratur 62ff., 65f., 68f.<br />

Hydraturgrenze 63<br />

Hydraulic lift 71<br />

Hydraulisches Durchströmungsmodell<br />

65<br />

Hydrobiome 101<br />

Hydro-Biosphäre 93f., 479<br />

hydrologische Wasserbilanz<br />

203<br />

Hydrosphäre 93f.<br />

Hygrohalophyten 78, 238,<br />

289<br />

Hygromorph 68<br />

Hygrophyten 61<br />

Hyper a postica 57<br />

Hypsozonal 99, 300<br />

Hyrkanische Reliktwäl<strong>der</strong><br />

315f.<br />

Iberische Halbinsel 300<br />

Ichugras 263<br />

Idiotop 199<br />

Igapo-Wald 176<br />

Igelgräser 252<br />

Ilex aquifolium 326<br />

Illit 88<br />

Immergrüne Arten 352<br />

Immergrüne Fagaceen<br />

317<br />

Immergrüne Hartlaubstufe<br />

300<br />

Immergrüne Nadelhölzer<br />

326<br />

Immergrüner Regenwald<br />

162, 290<br />

Immergrüner tropischer<br />

Regenwald 134<br />

Imperata-Grasland 138<br />

Indien 187, 220<br />

-Dürrezeit 178<br />

-<strong>Vegetation</strong> 178<br />

Individuendichten, Tiergruppen<br />

im Solling 360<br />

Indus-Nie<strong>der</strong>ung 223ff.<br />

Industrielän<strong>der</strong> 486<br />

Industrielle Landwirtschaft<br />

311<br />

Industrieprodukte 486<br />

Industriezeitalter 483<br />

Inlandeis 436<br />

Innenwelt 498<br />

Insektivoren 152<br />

Insel Wrangel 450<br />

Inselberge 255<br />

Inselbiotop 198<br />

Inselendemismus 30<br />

Insubrien 317<br />

Insubrische Höhenstufenfolge<br />

369<br />

Intakte Familie 497<br />

Intensivackerbau 310<br />

Interaktionen in Ökosystemen<br />

18<br />

Interaktionen mit Pflanzen<br />

18<br />

Interglazialer Irrtum 486<br />

Internationale Organisationen<br />

496<br />

Interspezifischer Wettbewerb<br />

46<br />

Interzeption 71, 356f.<br />

Interzonal 101<br />

Interzonales Gebirge, Alpen<br />

369<br />

Intraspezifischer Wettbewerb<br />

46<br />

Investitionsstrategie 114


Irano-turanische Wüste<br />

412<br />

Isosmosen 69<br />

Isothermic, Subantarktis<br />

476<br />

Israel 249<br />

Jagdtechnik 472<br />

Jahresgang 51, 53, 400<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schlag 59,<br />

249<br />

- Kairo 232<br />

Jahresrhythmus 203<br />

Jahresringe 142<br />

Jahreszeiten 54<br />

Jaisalmer 226<br />

Jakutien 4481.<br />

Jamaica 139<br />

Janzen-Hypothese 147<br />

Japan 443<br />

Jarrah-Wald 268, 295, 297<br />

Java 135<br />

Jedom 447, 450<br />

Jemen 250<br />

Johannisbrotbaum 275<br />

Jordan 249<br />

Jugendphase 172<br />

- Eiche 362<br />

Juniperus-Baumfluren 421<br />

Käfergilden, Eiche 362<br />

Kaffeekulturen 162<br />

Kahlschlag 48<br />

Kairo 36, 231, 245<br />

- Jahresnie<strong>der</strong>schlag 232<br />

Kakteen 251<br />

Kakteen-Dornbusch 162<br />

Kakteen-Halbwüste 161<br />

Kakteen-Wüste 287<br />

Kalifornien 270f., 284ff.,<br />

291, 313<br />

- Arten 270<br />

- Einfluß des Menschen<br />

310<br />

Kalkaugen 389, 391, 398,<br />

410<br />

Kalkausscheidungen 266<br />

Kalkböden 101<br />

Kalkkrusten 88<br />

Kalte Hochplateauwüsten,<br />

Pamir 426<br />

-Tibet 426<br />

Kalte Wüsten 387<br />

Kälteempfindliche Pflanzen<br />

58<br />

Kältepol 445<br />

Kälteresistenz 55, 327ff.<br />

Kältestufe, alpine 381<br />

Kältewüste 169, 466<br />

Kalt-gemäßigtes Zonobiom<br />

97<br />

Kaltluftseen 373<br />

Kamchatka 437<br />

Kamchatka-Fluß 119<br />

Kamel 265, 429<br />

Kameldorn 283<br />

Kanada 313<br />

Kanaren-Kiefernwald 307<br />

Kanarenstrom 274<br />

Kanarische Inseln 302<br />

Kandelaberkakteen 251<br />

Känguruhs 299<br />

Kannenpflanzen 152<br />

Kaolinit 88<br />

Kapflora 294<br />

Kapgebiet 270f.<br />

Kapillarkräfte 62<br />

Kapitalismus 486<br />

Kapland 293ff.<br />

Kapstadt 294, 320<br />

Kapverden 302<br />

Karakum-Sandwüste 415ff.<br />

Karibu 470<br />

Karibujäger 472<br />

Karoo 230, 253f„ 295<br />

Karri-Wald 297<br />

Kasachstan, siehe<br />

Kazakhstan<br />

Register 529<br />

Kaspi-Nie<strong>der</strong>ung 411<br />

Kaspisches Meer 315<br />

Kastanien-Braunerde 395<br />

Kastanienerden 410<br />

Kationenaustauschkapazität<br />

87<br />

Kauliflorie 144<br />

Kazachisch-dsungarische<br />

Wüste 412<br />

Kazakhstan 412ff.<br />

Kegelkarst 140<br />

Keimling 32<br />

Kenya 170f., 197<br />

Kerguelen 477<br />

Kerguelen-Kohl 477<br />

Kerzenbäume 228<br />

Kiefern 431<br />

Kiefern-Birken-Taiga 444<br />

Kiefern-Fichten-Taiga 443<br />

Kiefernforste 311, 339, 431<br />

Kiefernstadium 438<br />

Kiefernwald 300, 304, 383,<br />

438<br />

- Mittelschweden 439<br />

- Phytomasse 439<br />

Kiefernwald-Ginsterheide-<br />

Stufe 306<br />

Kieswüste 236, 241<br />

Kleinia-Euphorbia-Stuie 306<br />

Kleintrombe 103<br />

Klima 49, 264<br />

- arid 387<br />

- boreale Zone 433<br />

- gemäßigt 387<br />

-T<strong>und</strong>ra 465<br />

- Zonobiom I 134<br />

Klimadiagramm 35ff.<br />

- Abisko 465<br />

- Achtuba 36<br />

- Adelaide 322<br />

- Aishihik 38<br />

- Ankara 283<br />

- Antofagasta 290<br />

- Archangelsk 36, 433


530 Register<br />

- Assuan 231<br />

- Astrachan 388<br />

- Azrou 269<br />

- Badin 224<br />

- Bahawalpur 224<br />

- Barmer 224<br />

-Beigaum 177<br />

-Bidar 177<br />

- Bikaner 224<br />

- Bombay 40, 220<br />

- Buitenzorg 36<br />

- Cairo 36<br />

- Calabozo 160<br />

- Calama 38<br />

- Cal<strong>der</strong>a 290<br />

- Chesterfield 465<br />

- Coquimbo 290<br />

- Denkoi 413<br />

- Eriwan 283<br />

- Evangelistas 290<br />

- Fort Yukon 465<br />

- Gata 269<br />

- Geraldton 295<br />

- Guaymas 40<br />

- Hobart 322<br />

- Hotham Heights 38<br />

- Hy<strong>der</strong>abad 224<br />

- Iquique 290<br />

- Irkutsk 433<br />

- Izana 305<br />

- Jacobabad 224<br />

-Jaipur 177<br />

- Jakutsk 445<br />

- Jodhpur 224<br />

- Kapstadt 293<br />

- Karachi 40, 224<br />

- Karridale 295<br />

- Karskija Vorota 36<br />

- Khanpur 224<br />

-Khartum 231<br />

- La Guaira 160<br />

- La Laguna 305<br />

- La Orchila 160<br />

- Les Cedres 38<br />

- Los Angeles 36<br />

- Lugano 325<br />

- Luxembourg 325<br />

- Mahabaleshwar 220<br />

- Mapoon 40<br />

- Marmagoa 177<br />

- Matheran 220<br />

- Mayumba 40<br />

- Melbourne 322<br />

- Messina 269<br />

- Montagu 293<br />

- Mosdene 209<br />

- Moskva 433<br />

- N'Guigmi 40<br />

- Nagasaki 36<br />

- Nukuss 36,413<br />

- Nylstroom 209<br />

- Odessa 36<br />

- Oimekon 445<br />

- Oudtshoorn 231,293<br />

- Pamirski Post 413<br />

- Paramo de Mucuchies 38<br />

- Pasadena 284<br />

•Perth 295<br />

■Pikes Peak, Co. 38<br />

■Potrerillos 290<br />

■Puerto Aisen 290<br />

■Punta Arenas 290<br />

- Punta Lavapie 290<br />

■Rawlinna 231<br />

■Reno 287<br />

■Roebume 40<br />

■Sagehen Creek 285<br />

■Salisbury 36<br />

■Salt Lake City 287<br />

■San Antonio de los<br />

Cubres 38<br />

■San Carlos de Rio Negro<br />

160<br />

■San Diego 284<br />

■Santa Cruz Porillo 40<br />

■Santiago 290<br />

■Solling 341<br />

• St. Cruz de Teneriffa 305<br />

- Stanleyville 134<br />

- Sukkur 224<br />

-Suva 134<br />

- Swakopm<strong>und</strong> 255<br />

- Tafelberg 293<br />

- Taschkent 283<br />

- Temuco 290<br />

-Tobruk 231<br />

- Tschakalov 388<br />

-Tucson 231<br />

- Tulear 40<br />

- Uaupes 134<br />

- Uman 388<br />

- Valdivia 290<br />

-Valence 325<br />

- Valparaiso 290<br />

- Vancouver 284<br />

- Washington 36<br />

- Winnemucca 287<br />

- Wostok 38<br />

- Yangambi 36<br />

- Ziguinchor 40<br />

- Zugspitze 38<br />

Klimadiagrammkarte,<br />

Afrika 42<br />

- Sindwüste 224<br />

Klimadiagrammkarten 41<br />

Klimarhythmik 144,178<br />

Klimasystem 27, 35, 97<br />

Klimatische Savannen 190,<br />

196<br />

Klimatische Schneegrenze<br />

368, 378<br />

Klimatogramm, Solling 341<br />

Klimatransekt 389<br />

Klimawandel 495<br />

<strong>Klimazonen</strong> 96<br />

Kloakentiere 299<br />

Klonale Pflanzen 353<br />

Klumpung 147<br />

Knöllchenbakterien 31<br />

Knospenschutz 142<br />

Knyshna 320<br />

Koevolution 30


Koh-e-Baba 423<br />

Kohlenstoffvorräte, Erde<br />

480<br />

Kohleschicht 203<br />

Kolchis 32 f<br />

Kolchische Wäl<strong>der</strong> 315<br />

Kolibri-Arten 156<br />

Kolke 457f.<br />

Kolonialgrenzen 485<br />

Kolonialherrschaft 485<br />

Kolonialismus 486<br />

Kolumbien 200f.<br />

Kommunismus 486<br />

Kompartiment-Modell 356<br />

Komplementäre Arten 47<br />

Komplexitätsebenen 18<br />

Kondensation 163<br />

Kondensalionswärme 100<br />

Konkurrenz 41, 45<br />

- Baumwurzeln 355<br />

Konkurrenzdruck 44<br />

Konkurrenzkraft 46, 49<br />

Konsum, Menschheit 482<br />

Konsumenten 108ff.<br />

- Solling 358<br />

Kontinentales Zonobiom<br />

97<br />

Kontinentalplatten 27<br />

Kontinentalverschiebung<br />

26<br />

Kontinente, Großglie<strong>der</strong>ung<br />

126ff.<br />

kontrahierte <strong>Vegetation</strong><br />

240f.<br />

Konvergenzen 29<br />

Kopetdag-Gebirge 416f.<br />

Korallenriffe 214<br />

Korea 317f.<br />

Korkeiche 275<br />

Korkeichenwald 279<br />

Körnerfresser 213<br />

Korngröße 85<br />

Kräutersteppe 449<br />

Krautschicht 105<br />

- Biomasse 354<br />

-Buchenwald 354<br />

- Phytomasse 353<br />

- Regenwald 147<br />

Kredite 497<br />

Kreislaufwirtschaft 493<br />

Kreosotbusch 239, 251<br />

Kronendach 152<br />

- Laubwald 338<br />

Kronenraum 152<br />

Kronentrauf 356f.<br />

Krotowinen 389ff.<br />

Krummholz 369<br />

Kruste 181ff„ 240<br />

Kryosphäre 95<br />

Kryptogamen-Wüste 307<br />

Kryptopodsolierung 340<br />

Kugelkakteen, Produktion<br />

246<br />

Kugelpolster 283<br />

Kuiseb 258ff.<br />

Kulturböden 277<br />

Kulturformationen 49<br />

Kurzer Kreislauf 109f.,<br />

367<br />

Kurzgeschlossener Kreislauf<br />

138<br />

Kurzgrasprärie 396ff.<br />

Küstenkordillere 263<br />

Küstenmangroven 215<br />

Küsten-Matorral 292<br />

Küstenwüsten 230<br />

Kwen-Llun 426<br />

Kyzylkum 415<br />

Lagg 457<br />

Lago Enriquillo 79<br />

Lagunen 261, 406<br />

Lake Bonneville 79, 288<br />

Lalmi 265<br />

Lamaherden 221<br />

Lamto-Savanne 207<br />

Landeis 95<br />

Landnutzung 483, 495<br />

Landnutzungsmethoden<br />

493<br />

Landvogelarten, Nordamerika<br />

157<br />

Landwirtschaft 310f., 489<br />

Langer Kreislauf 109f.<br />

- Solling 358, 367<br />

Langgrasprärie 234, 385,<br />

396f.<br />

Langtagpflanzen 143<br />

Languedoc 277<br />

Lärche 442<br />

Lärchen-Arven-Verhältnis<br />

371<br />

Lärchentaiga 448<br />

Lärchenwäl<strong>der</strong> 445<br />

- extrem kontinental 445<br />

Larix dahurica 327, 446f.<br />

- gmelinii 462<br />

Larix-Pinus cembra-Günel<br />

381<br />

Larrea divaricata 239<br />

Larrea-Halbwüste 407f.<br />

Larrea-Wüste 251<br />

Latente 88f„ 194<br />

Lateritisierung 137, 182<br />

Lateritkruste ISlff., 193,<br />

196, 198<br />

Latschengrenze 371<br />

Laubabwerfende Bäume<br />

280<br />

Laubabwerfende Wäl<strong>der</strong><br />

162, 180, 184<br />

Laubabwurf 184, 325<br />

Laubfall, Buche 350, 364<br />

- Solling 364<br />

Laubfresser 213<br />

Laubholzstufe mit Wildobstarten<br />

421<br />

Laubmischwald 300<br />

Laubmischwaldgürtel 381<br />

Laubwald 325f„ 336ff.<br />

Lauriphylle 98, 273, 280,<br />

315f.


532 Register<br />

Laurus canariensis 303<br />

- nobilis 315<br />

Lawinenzüge 373<br />

Leaf Area Index (siehe auch<br />

Blattflächenindex) 377<br />

Leben 17<br />

Lebensformen, Dornsavanne<br />

228<br />

- Sukkulenten 244<br />

- Verteilung 200<br />

Lebensqualität 498<br />

Lebensstandard 486, 498<br />

Le<strong>der</strong>blätter 273<br />

Leguminosen 206f.<br />

Lehmfleck 474<br />

Lemminge 469<br />

Les Landes 315<br />

Leucadendron argenteum 293<br />

Lianen 148ff., 274<br />

Licht, Hungergrenze 354<br />

Lichtausbeute 137<br />

Lichte Taiga 445<br />

Lichtfaktor 50f., 55<br />

Lichtfleck 350<br />

Lichtgenuß, Krautschicht<br />

351<br />

Lichtgenußmaximum 354<br />

Lichtgenußminimum 354<br />

Lichthölzer 346<br />

Lichtkompensationspunkt,<br />

Buche 343<br />

Lichtmangel 358<br />

Lichtminimum 346<br />

Lichtverhältnisse, Laubwald<br />

351<br />

- Regenwald 136<br />

Lignotuber 195, 296<br />

Liriodendron-'WalA 113<br />

Lisansee 79<br />

Lithobiome 101, 139<br />

Lithosphäre 93<br />

Litorina-Meer 435<br />

Llanos 161, 183<br />

- Orinoko 200<br />

Loiseleuria 372f., 376ff.<br />

Loma-<strong>Vegetation</strong> 262<br />

Lop-Nor 425<br />

Lorbeerwald 303f., 308,<br />

316ff„ 330,<br />

- Zonobiom V 313<br />

Lorbeerwald-Stufe 306<br />

Löß 84, 388, 446, 450<br />

Lücken im Wald (gaps) 32,<br />

145, 198<br />

Luftfeuchtigkeit 135<br />

- Solling 345<br />

Luftwurzeln 15 Iff.<br />

Lüneburger Heide, Regenerationsstadien<br />

332f., 335<br />

Luzula luzuloides, Sproßzahl<br />

355<br />

Lymantria dispar 112<br />

Macaranga 111<br />

Macchie 268, 276, 278,<br />

311<br />

Mächtige Schwarzerde<br />

389ff„<br />

Machtkämpfe 485<br />

Macquarie-Inseln 477<br />

Macrozamia 123<br />

Madagaskar 28, 228<br />

Maireana sedifolia 252<br />

Makaronesien 302<br />

Makromosaik 393<br />

Malakophylle 243, 279f.<br />

Malaysia 143<br />

Mallee 267f„ 295ff.<br />

Mfl/Ms-Stufe 422<br />

Man made desert 223<br />

Mangrove 162, 214, 219<br />

- Ostafrika 216<br />

-Salzhaushalt 218<br />

- Zonobiom H 217<br />

Marktwert, Regenwald 174<br />

Marokko 276<br />

Marsupialia 299<br />

Massenexodus 471<br />

Massentourismus 304, 488<br />

Mastjahre 354<br />

Matas 200ff.<br />

Matorral 268, 289ff.<br />

Mauna Loa, C02-Konzentration<br />

492f.<br />

Mbuga 198<br />

Mechanische Faktoren 50<br />

Mediterran 268ff., 300<br />

Mediterrane Orobiome 300<br />

Mediterranes Zonobiom 97<br />

Mediterrangebiete 271, 274<br />

- Mensch 310<br />

Meereis 95<br />

Meeresbecken 79<br />

Meersalz 79<br />

Megafauna 470<br />

Mensch, Zonobiom I 174<br />

-Mediterrangebieten 310<br />

- Savanne 222<br />

- Steppe 429<br />

- Taiga 462<br />

- T<strong>und</strong>ra 472<br />

-Wüste 265<br />

-Biosphäre 19<br />

- Einfluß <strong>und</strong> Eingriffe<br />

105, 308, 310f.<br />

Menschenfeindlichkeit 489<br />

Menschheit, Konsum 482<br />

Menschheitsentwicklung<br />

484<br />

Menschliche Aktivitäten<br />

495<br />

Mesembryanthemen 256<br />

Mesomorph 68<br />

Mesophyten 61<br />

Meteorologische Phänomene<br />

103<br />

Methangas 461<br />

Mikroklima 49<br />

-Waldboden 350<br />

Mikroturbulenz 104<br />

Mineralisierer 109<br />

Mineralstoffversorgung 82f.


Minimum-Areal 155<br />

Miombo-Wäl<strong>der</strong> 186f., 196<br />

Mischbestände 147<br />

Mittelamerika 127<br />

Mittelasiatische Wüsten<br />

412<br />

Mittelasien, Orobiom VII<br />

(rill) 421<br />

Mittelchile 270, 289, 292<br />

Mitteleuropa, Forstwirtschaft<br />

336<br />

- Geologie 367<br />

Mittelmeergebiet 270, 311<br />

Modell, Wasserhaushalt<br />

356<br />

Modelle 107<br />

Mogotes 140<br />

Mohave 230<br />

Mongolei 413<br />

Monokultur 112<br />

Monopolisierung 486<br />

Monotremata 299<br />

Monsun 317<br />

Monsunklima 206, 215<br />

Monsunwald 153, 177f.,<br />

187<br />

Monsunwinde 316<br />

Montane Stufe 368<br />

Montaner Eichenwald,<br />

Costa Rica 167<br />

Montmorillonit 88<br />

Moorboden 453<br />

Moore 453, 459<br />

- ombrogen 453<br />

- soligen 453<br />

- topogen 453<br />

Moorseen 455, 460<br />

Moortypen 452ff.<br />

Moost<strong>und</strong>ra 446, 473<br />

Mopane-Savanne 181<br />

Moros 140<br />

Mortalität 57<br />

Mosaik 33, 197<br />

Mosaikbestände 47<br />

Mosaikbildung 147<br />

Mosaikstruktur 145<br />

Mucubaji 168<br />

Mulga 252f.<br />

Mulka 231<br />

Multizonal 101<br />

Murchison-Park 196<br />

Murghab 416f.<br />

Museen, Bedeutung 23<br />

Mutter in <strong>der</strong> Familie 497<br />

Muttergestein 49, 88<br />

Mycorrhiza 30, 121, 138<br />

Mycorrhizapilze, Solling<br />

365<br />

Myrianthus arboreus 142<br />

Myrico-Ericetum 304<br />

Myrothamnus flabellifolius<br />

242<br />

Nabatäer 241<br />

Nachhaltige Bewässerungskultur<br />

82<br />

Nachhaltige Landnutzung<br />

483, 491ff„ 496<br />

Nadelholzstufe 422<br />

Nadeln 442<br />

Nadelwald 60, 292<br />

- Ökologie 438<br />

Nadelwaldgürtel 381<br />

Nagetiere 404<br />

Nährstoffarmut 137, 182<br />

-Torfmoose 457<br />

Nährstoffe, Auswaschung<br />

340<br />

Nährstoffkapital 138<br />

Nährstoffvorrat 331<br />

Nahrungsbeziehungen,<br />

Solling 359<br />

Nahrungskette 111<br />

- Zonobiom I 173<br />

Nahrungsnetz 111<br />

Nahrungspyramide 367<br />

Namib 122, 230, 253ff„<br />

256ff„<br />

Register 533<br />

Namibia 80, 192, 223, 236<br />

Natrium 79<br />

Natürliches Gleichgewicht<br />

324<br />

Natürliches Waldsterben<br />

443<br />

Naturschutz 305<br />

N aturwissenschaftliche<br />

Dokumentation 23<br />

Nauru 487<br />

Nazca-Platte 26<br />

Nearktis 28<br />

Nebel 255ff„ 261, 286, 304<br />

Nebelnie<strong>der</strong>schlag 305<br />

Nebelpflanzen 255, 262<br />

Nebelwald 151, 161ff., 164,<br />

300<br />

- Orobiom n 221<br />

Nebkha 237f„ 257f„ 425<br />

Negative Wasserbilanz 406<br />

Negev 233, 241, 249<br />

Nektarangebot 157<br />

Nektarfresser 213<br />

Nemorales Klima 37, 325ff.<br />

Nemorales Zonobiom 97<br />

Neokolonialismus 486<br />

Neotropis 28, 250<br />

Nepenthes 152<br />

N ettoholzproduktion,<br />

Savanne 208<br />

Nettoprimärproduktion<br />

115f„ 366, 377<br />

- Wirkungsgrad 378<br />

Nettoproduktion 109, 285,<br />

398<br />

- Miombo-Wald 187<br />

- Savanne 208<br />

Neuseeland 28, 126, 324<br />

- warmtemperierte Biome<br />

323<br />

Ngoro-Ngoro 206<br />

Nichthalophyten 74, 76f.<br />

Nichtholzprodukte, Regenwald<br />

174


534 Register<br />

Nie<strong>der</strong>kalifornien 284<br />

Nie<strong>der</strong>moore 453<br />

Nie<strong>der</strong>schlag 39, 59, 71,<br />

115, 288<br />

-Südamerika 158<br />

Nie<strong>der</strong>ung, aralo-kaspisch<br />

413<br />

- westsibirisch 459<br />

Nie<strong>der</strong>wald 48<br />

Niedrigwasser 214<br />

Nigeria 141<br />

Nischenblätter 151<br />

Nitraria schoben 425<br />

Nivalpflanzen, Phänologie<br />

379<br />

Nivalstufe 368, 373<br />

- Orobiom 1 169<br />

Nomaden 265, 405<br />

Nordafrika 273<br />

Nordalaska 472<br />

Nordalpen 367<br />

Nordamerika 127<br />

Nordamerikanische Prärie<br />

395<br />

Nordanatolien 315, 321,<br />

330<br />

Nordchile 230, 262<br />

Nördliche Schwarzerde<br />

389ff.<br />

Nordostpassat 160<br />

Norwegen 436, 444<br />

Nothofagus 292, 315, 321ff„<br />

Notogaea 28<br />

Nuristan 422<br />

Nutzung 277<br />

- Taiga 462<br />

Nylsvley-Savanne 209<br />

Oasen 238, 258, 265<br />

Oberflächenabfluß 71<br />

Ob-lrtysch-Becken 459<br />

Obligat pyrochor 123<br />

Obligate Halophyten 77<br />

Obstgartensteppe 206<br />

Offenes Ökosystem ohne<br />

Produzenten 122<br />

Ohmsches Gesetz 66<br />

Oimekon 466<br />

Ökogramm 45, 88<br />

- Böden 89<br />

Ökokline 90<br />

Ökologie 19f„ 93, 482<br />

- Hochmoore 456<br />

- Nadelwald 438<br />

Ökologische Benachteiligung<br />

d. Tropen 88, 174<br />

Ökologische Gesetzmäßigkeiten<br />

20f.<br />

Ökologische Klimadiagramme<br />

35<br />

Ökologische Primärfaktoren<br />

50<br />

Ökologische Typen, Wüstenpflanzen<br />

241<br />

Ökologisches Gleichgewicht<br />

46<br />

Ökologisches Optimum 44<br />

Ökophysiologie, Präriearten<br />

399<br />

- Steppenarten 399<br />

Ökophysiologische Untersuchungen,<br />

T<strong>und</strong>ra 468<br />

Ökosystem 18, 71, 112<br />

Ökosystemare Kennzahlen,<br />

Savanne 208<br />

Ökosystembiologie 18, 93,<br />

108<br />

Ökosysteme, höchst produktive<br />

118<br />

- Solling 365<br />

Ökosystemforschung 205f.<br />

Ökotone 98<br />

Ökotop 50<br />

Ökotypen 90<br />

Ölbaum 275, 310<br />

Olea Oleaster 275<br />

Oligotrophe Moore 461<br />

Ollague 264<br />

Ombrogene Moore 453<br />

Optimalphase 172, 348<br />

-Eiche 362<br />

Optimum 44<br />

Ordos 412f„ 424<br />

Oreale Stufe 368<br />

Oregon 320<br />

Organismische Welt 496<br />

Orgelberge 140<br />

Orinoko 201, 204<br />

Ornithorhynchus anatinus<br />

299<br />

Orobiom 1 163<br />

- Alpine Stufe 168<br />

- Baumgrenze 165<br />

- Bodentemperatur 166<br />

-Frostgrenze 165<br />

-Nivalstufe 169<br />

-Waldgrenze 165<br />

Orobiom 11 220<br />

Orobiom 111, Wüstengebirge<br />

264<br />

Orobiom IV 299ff.<br />

Orobiom VI 367<br />

Orobiom VII (rill) Mittelasien<br />

421<br />

Orobiom VIII, Gebirgst<strong>und</strong>ra<br />

452<br />

Orobiome 38, 99f„ 102<br />

- mediterran 300<br />

Orographische Faktoren 50<br />

Orozonal 99<br />

Orozonale <strong>Vegetation</strong> 300<br />

Osmotische Zustandsgrößen<br />

65ff.<br />

Osmotisches Potential 67ff.<br />

Ostafrika 226<br />

- Parklandschaften 206<br />

- Savannen 206<br />

Ostasien 317<br />

-Bioklima 319<br />

Ostbrasilien 318<br />

Osteuropa 113,384,388<br />

- Böden 388


-Bodenprofile 411<br />

- Eichenmischwald 113<br />

- Steppengebiet 390<br />

Ostpamir, Phytomasse 428<br />

- Polsterpflanzen 428<br />

- Steppe 428<br />

- Wasserverbrauch 428<br />

- Wüste 428<br />

Ostsee 435f.<br />

Ostseiten <strong>der</strong> Kontinente<br />

316<br />

Ostsibirien 445<br />

Oueds 237<br />

Oxalis acetosella, Sproßzahl<br />

355<br />

Ozeane, Phytomasse 480<br />

Ozeanische Birkenwäl<strong>der</strong>,<br />

ZB VIII 436<br />

Ozeanische Rücken 26<br />

Ozeanischer Nadelwald 314<br />

Ozeanisches Zonobiom 97<br />

Ozonschicht 494<br />

Paarhufer 211<br />

Pachycereus pringlei 70<br />

Paläarktis 28<br />

Paläotropis 28, 223, 226,<br />

249<br />

Palmares 198, 203<br />

Palmsavanne 198, 203<br />

Palsenmoore 454ff.<br />

Pamir 427<br />

- kalte Hochplateauwüsten<br />

426<br />

Pamirische Biologische<br />

Station 427<br />

Pamiro-Alai 421<br />

Pampa 205, 405ff.<br />

Pampa de Tamarugal 82<br />

Panama 155<br />

Pantophag 360<br />

Papyrus 120<br />

Paramo 161, 166, 169<br />

-Venezuela 168<br />

Parasiten 109<br />

Parklandschaften 193,<br />

196f„ 205<br />

- Ostafrika 206<br />

Passat 163, 219<br />

Passatklima 160<br />

Passatwind 96, 160, 302,<br />

316<br />

Passatwolke 307<br />

Patagonien 408<br />

Patagonische Halbwüste<br />

408f.<br />

Patagonische Steppe 290<br />

Paucienne, Sukkulenten<br />

244<br />

Pedobiome 92, lOlf., 137,<br />

139, 162, 232<br />

Peinobiome 102, 139, 183,<br />

298<br />

Peinohelobiome 452ff„ 459<br />

Peinomorphosen 459<br />

Peireskia guamacho 161<br />

Pei-Schan 412<br />

Penninische Höhenstufenfolge<br />

369<br />

Perenne, Sukkulenten 244<br />

Periglaziale Steppen 450f.<br />

Periglaziales Relikt 451<br />

Perihel 54<br />

Periodische Ereignisse 32,<br />

58<br />

Periodizität <strong>der</strong> Entwicklung<br />

142<br />

Periophthalmus 219<br />

Permafrost 58, 94, 445f.,<br />

448f„ 466, 473<br />

Permanenter Welkepunkt<br />

62<br />

Perth 296<br />

Peru 155, 230<br />

Pfannen 238<br />

Pflanzengemeinschaft 46f„<br />

106<br />

Pflanzengesellschaft 106<br />

Register 535<br />

Pflanzensoziologie 106<br />

Pflanzenverfügbares Wasser<br />

62<br />

Phänologie, Nivalpflanzen<br />

379<br />

Phänologischer Kalen<strong>der</strong><br />

325<br />

Phasen 47<br />

I<br />

Phoenix canariensis 309<br />

Phosphat 271<br />

Photosynthese, Buche 345<br />

- Solling 344f.<br />

- Welwitschia 260<br />

- Zwergsträucher 374<br />

Photosynthetisch aktive<br />

Strahlung 377<br />

Phreatophyten 235, 240<br />

Phrygana 276<br />

pH-Wert 87<br />

Phyllosphäre 66<br />

Physikalisches Klimasystem<br />

495<br />

Physiologisches Optimum<br />

44<br />

Phytomasse 108, 112f„<br />

118, 121<br />

- alpine Zwergstrauchheide<br />

377<br />

- Biosphäre 478f.<br />

-Erde 117<br />

- Kiefernwäl<strong>der</strong> 439<br />

- Miombo-Wald 187<br />

- Ostpamir 428<br />

- Ozeane 480<br />

- Savanne 208ff.<br />

- Schichtung 376<br />

- Steppe 400<br />

- Zonobiom I 171f.<br />

Phytophag 109, 360<br />

Phytotelmen 152, 363<br />

Phytozönosen 46<br />

Picea abies 346<br />

-schrenkiana 422<br />

Pfcea-Nadelwaldgürtel 381


536 Register<br />

Piceetum typicum 437<br />

Pico Bolivar 161<br />

Pico de Teide 303<br />

Pinetum 431, 438<br />

Pingo 4481.<br />

Pinguine 476<br />

Pinus 422<br />

- canariensis 3071,<br />

Pinus silvestris-TdÁgA 450<br />

Piny on 287<br />

Pionierholzarten 431<br />

Pionierwald 48<br />

Pisolith 1811.<br />

Plaggenhieb 332, 335<br />

Plakorllächen 91, 101<br />

Planetarische Zirkulation<br />

96<br />

Plasma 67<br />

Plattentektonik 26<br />

Platzwechsel 47<br />

Pleistozän 271, 273, 285<br />

Plenterphase 47<br />

Pliozän 272<br />

Pluvialzeiten 157,183,237<br />

Pneumatophoren 218<br />

Pod 383, 390<br />

Podgolez 452<br />

Podsol 98, 390<br />

Podsolierung 881.<br />

Poikilohydre 59, 64, 242,<br />

251<br />

Poikilotherm 56<br />

Polare Fichtenwaldgrenze<br />

371<br />

Polare Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze<br />

462<br />

Polareis 58, 94<br />

Polarnacht 53<br />

Polartag 53, 468<br />

Pollendiagramm 331<br />

Polstermoore 292<br />

Polsterpllanzen, Ostpamir<br />

428<br />

Polygona da Seca 226<br />

Polygonböden 466, 474<br />

Polygonum sachalinense 120<br />

Polylepis 170, 221<br />

Polynesien 28<br />

Polytrichum sexangulare 375<br />

Populationsbiologie 31<br />

Populationsdichte 491<br />

Populus tremuloides 3981.<br />

Porenvolumen 61<br />

Portugal 316<br />

Postglazial 274, 368, 371,<br />

460<br />

-Heide 331<br />

Potentielle Verdunstung 78<br />

Prägbarkeit 497<br />

Prärie, Gemischte 39611.<br />

- Humus 396<br />

- Kurzgras 396<br />

- Langgras 396<br />

- Nordamerikanische 395<br />

- Transekt 395<br />

Präriearten, Ökophysiologie<br />

399<br />

Präriebrände 396<br />

Primäre Sukzession 49<br />

Primärproduktion 1131.,<br />

121, 348, 481<br />

Primärwald 146<br />

Primula glutinosa 379<br />

Pringlea antiscorbutica A ll<br />

Prinz Albert Pare 399<br />

Produktion 113, 118, 374,<br />

377<br />

- Agave 246<br />

- Biosphäre 4781.<br />

- Buchenwald 348<br />

- Fichtenwäl<strong>der</strong> 439<br />

- Kugelkakteen 246<br />

- Landoberlläche 478<br />

- Solling 345<br />

- Steppe 399<br />

- T<strong>und</strong>ra 469<br />

Produktivität 1141., 172,<br />

347<br />

-Erde 479<br />

- Solling 366<br />

- Wüstenvegetation 245<br />

Produzenten 10811.<br />

Propaganda 490<br />

Prosopis 82<br />

Prosopis caldenia-Gehölze<br />

407<br />

Prosopis-Savanne 223, 407<br />

Proteaceengebüsch, Heiden<br />

293, 298<br />

Proteoi<strong>der</strong> Fynbos 124<br />

Provenienz 90<br />

Prunus laurocerasus 326<br />

Psammobiome 101, 318<br />

Psammobiome, Zonobiom II<br />

219<br />

Pseudo-Halophyten 74, 77<br />

Pseudomacchie 302<br />

Pseudomycel 389, 391<br />

Pseudotsuga 314<br />

Pulsatilla-Steppengürtel 381<br />

Puna 221, 222<br />

Pyrochor 123<br />

Pyrophyten 195, 204, 299<br />

Quartärgeschichte 253<br />

Quarzsande 204<br />

Quellkörper 63<br />

Querceto-Carpinetum<br />

431<br />

Querceto-Coryletum 113<br />

Quercetum ilicis 274, 277<br />

Quercus calliprinos 2771.<br />

-ilex 41, 2751., 281<br />

-pubescens 381<br />

-súber 275, 279<br />

-virginiana 318<br />

Raised bogs 453<br />

Ramets 32<br />

Ran ol Kutch 226<br />

Rangiler caribou 470<br />

Rangiler tarandus 470


Rangstufen ökologischer<br />

Systeme 102<br />

Rankenpflanzen 148<br />

Ranunculus glacialis 379f.<br />

Rationalisierung 490<br />

Raubbau 19<br />

-Regenwald 175<br />

Raumeinheiten 103<br />

Redkolesje 446<br />

Reg 236<br />

Regelgröße 67<br />

Regelkreise 110<br />

Regen, Zonobiom I 134f.<br />

Regeneration 31f.<br />

Regeneration, Lüneburger<br />

Heide 332f.<br />

Regenerationsstadien 277<br />

Regenerationswellen 442f.<br />

Regenfeldbau 265<br />

Regenmenge 151<br />

Regenwald 60, 134, 156<br />

-Entwaldung 175<br />

-Profil 141<br />

-Raubbau 175<br />

-Schmetterlinge 158<br />

-Vögel 158<br />

Regenwaldrefugien, Südamerika<br />

158<br />

Regenwürmer 404<br />

Regenzeit 185<br />

Regression 460<br />

Reinhaltung <strong>der</strong> Luft 494<br />

Rekretohalophyten 76f.<br />

Relative Standortskonstanz<br />

90f.<br />

Relikt 91<br />

- periglazial 451<br />

Reliktsavannen 183<br />

Reliktwäl<strong>der</strong> 315<br />

- euxinisch 316<br />

- hyrkanisch 316<br />

Renosterbos 268, 295<br />

Renosterformation 267<br />

Rentier 470ff.<br />

Repetek 416ff.<br />

Reptilien 211<br />

Resourcendynamik 199<br />

Resourcennutzung 491<br />

Respiration 11 Off.<br />

Rhigozum 192<br />

Rhizophora 215f.<br />

Riffmangroven 215<br />

Rimpis 455<br />

Ri vier 256ff.<br />

Rjamy 461<br />

Rocky Mountains, Höhenstufenfolge<br />

423<br />

Rodungsflächen, Regenwald<br />

176<br />

Rohboden 89, 98<br />

Rohhumusauflage 332, 349<br />

Roßbreiten 96<br />

Rossby-Welle 103<br />

Rotation 146f.<br />

Rote Listen 490<br />

Rotlehme 98<br />

Rub-al-Khali 250<br />

Rückgekoppelte Regelkreise<br />

67<br />

Rückkopplung 110<br />

Rüllen 457f.<br />

Run-off 241, 265<br />

Sachalin 120<br />

Sagebrush 287<br />

Sahara 230, 248<br />

Saharastaub 139<br />

Saharo-sindische Wüstenzone<br />

223<br />

Sahel-Dürre 104<br />

Sahelzone 222<br />

Saisonregenwald 160, 178<br />

Salar de Atacama 263<br />

Salare 221<br />

Salix herbácea 375<br />

Salpeter 263<br />

Saltation 85<br />

Saltbush 251<br />

Register<br />

Salzanreicherung 79ff.<br />

Salzausscheidung 76<br />

Salzböden 72, 390<br />

- Sindwüste 226<br />

Salzdrüsen 218<br />

Salzgehalt 80<br />

Salzhaushalt, Mangrove<br />

218<br />

Salzkonzentration, Mangrove<br />

217<br />

- Regulierung 218<br />

Salzkruste 79f.<br />

Salzpfannen 78, 221, 233,<br />

263, 417<br />

Salzpflanzen (siehe auch<br />

Halophyten) 245<br />

Salzseen 78, 288, 415, 427<br />

Salzstaub 79<br />

Salzverlagerung 80<br />

Salzwasser 94<br />

Salzwüste 81, 288<br />

Samen 32<br />

Samenbank 32<br />

Samenverbreitung, T<strong>und</strong>ra<br />

467<br />

Sämlingsetablierung 199<br />

Sammlungen 23<br />

Sandböden 233<br />

Sanddünen 248, 412<br />

Sandfänger 237<br />

Sandgebläse 235<br />

Sand-Namib 258<br />

Sandwüste 236, 250, 415<br />

-Karakum 416<br />

Saprophag 212, 360<br />

Saprophagennahrungskette<br />

361, 364, 367<br />

Saprophyten 121<br />

Saprovore 439<br />

Sarcopoterium 278<br />

Sättigungsdefizit 136<br />

Säugetiere 205, 211<br />

- Zonobiom I 173<br />

Saugschuppen 151


538 Register<br />

Saugspannung 65ff.<br />

Säulenkakteen 69f.<br />

Säulensolonez 410<br />

Saurer Regen 431<br />

Savanne 60, 178ft„ 188ff„<br />

191, 198f„ 201, 207<br />

- Beweidung 195f.<br />

- Campos Cerrados 204<br />

-Neotropen 183<br />

- Ökosysteme 207<br />

- Ostafrika 206<br />

-Pakistan 225<br />

-Zonale 193<br />

Savannenwald 194<br />

Saxifraga bryoides 379<br />

- oppositifolia 379<br />

Schafweide 334<br />

Schattenarten 47<br />

Schattenblätter 343, 345<br />

Schattenhölzer 346<br />

Scheuchzeria-Tori 460<br />

Schibljak 301<br />

Schichtpaketabbau 88<br />

Schirmbäume 228<br />

Schlenken 457, 460<br />

Schlucht-Eichenwald 383<br />

Schlusswald 47<br />

Schmetterlinge, Endemismus<br />

158<br />

Schnabeligel 299<br />

Schnabeltier 299<br />

Schnee 94f.<br />

Schneeablagerung 372<br />

Schneegrenze 368, 372,<br />

378, 426, 429<br />

Schneehöhe 400<br />

Schneeschmelze 393<br />

Schneetälchen 372<br />

Schopfbäume 169, 228<br />

Schopfbaum-Senecioneen<br />

171<br />

Schopfpflanzen 228<br />

Schorfheide 339<br />

Schory 415<br />

Schottland 334<br />

Schotts 238<br />

Schubspannungsgeschwindigkeit<br />

85<br />

Schüttellaub 142<br />

Schuttkriecher 307<br />

Schutzgebiete 157<br />

Schutzzonen 494<br />

Schwammspinner 112<br />

Schwarze Taiga 445<br />

Schwarzer Saksaul 418<br />

Schwarzerde 383, 389f.,<br />

395<br />

-Degradierte 391<br />

- Gewöhnliche 389ff.<br />

- Mächtige 389ff.<br />

- Nördliche 389ff.<br />

- Südliche 389ff.<br />

Schweden 45 5f.<br />

- Kiefernwald 439<br />

Schwemmland 137<br />

Sebkha 238<br />

Sedimentation 84f.<br />

Sedimentfracht 84<br />

Seele 498<br />

Sek<strong>und</strong>äre Savannen 197<br />

Sek<strong>und</strong>äre Sukzession 49,<br />

199<br />

Sek<strong>und</strong>ärproduktion 109<br />

Sek<strong>und</strong>ärwald 138, 146,<br />

173<br />

Selbständiges Denken 488<br />

Selbstinitiative 486<br />

Selbstverwirklichung 487,<br />

497<br />

Semiarid 230<br />

Senecio keniodendron 170<br />

Senken 198, 403<br />

Sequoia sempervirens 320<br />

Serengeti 196<br />

Serir 236, 238<br />

Seßhaftigkeit 265<br />

Shifting cultivation 178,<br />

188, 196<br />

Shimagare-Phänomen<br />

442f.<br />

Shorea rohusta 220<br />

Sibirische Taiga 443, 462<br />

Sierra de Domeyka 263<br />

Sierra de Talamanca 165,<br />

167<br />

Sierra de Tilaran 143<br />

Sierra Nevada 300<br />

Silberbaum 293<br />

Sinai 249<br />

Sindwüste 223ff.<br />

Sittengesetze 485<br />

Skiereiden 316<br />

Sklerophylle 98, 279ff.,<br />

315f.<br />

Sklerophylle Eichenwäl<strong>der</strong><br />

285<br />

Sklerophylle Xerophyten<br />

243<br />

Sodabildung 410<br />

Sodaböden 406<br />

Sodaverbrackung 403<br />

Sokotra 227<br />

Solanum elaeagnifolium 68f.<br />

Solarkonstante 53<br />

Solidago altissima 118<br />

Solifluktion 307, 452, 470,<br />

473ff.<br />

soligene Moore 453<br />

Solling, Buchenwald 340ff.,<br />

344ff„ 348<br />

- Energiefluß 366<br />

- Globalstrahlung 342<br />

- Humusprofile 364<br />

- Konsumenten 358<br />

- langer Kreislauf 358<br />

- Laubfall 364<br />

- Mycorrhizapilze 365<br />

- Nahrungsbeziehungen<br />

359<br />

- Nettoprimärproduktion<br />

366<br />

- Ökosysteme 365


- Photosynthese 344f.<br />

- Produktionsanalyse 345<br />

- Produktivität 366<br />

- Tiergruppen 360<br />

-Wasserhaushalt 356<br />

- Wind 342<br />

- Zoomasse 360<br />

Solonez 89, 411<br />

Solontschak 411<br />

Solonzierung 410<br />

Solstiziallinie 54<br />

Sommerannuelle, Sukkulenten<br />

244<br />

Sommergewitter 285<br />

Sommergrüner Wald 290<br />

Sommerhochwasser 460<br />

Sommerregen 205<br />

Sommerregenklima 37<br />

Sonnenblätter 343, 345<br />

Sonneneinstrahlung 53f.<br />

Sonnenflecken 137<br />

Sonnenhöhe 52<br />

Sonnenscheindauer 52,<br />

135<br />

Sonnenstrahlung 51<br />

Sonneratia 215ff.<br />

Sonora-Wüste 70, 230,<br />

246, 250, 264<br />

Sozialsystem 495<br />

Spanien 301<br />

Spannung 66<br />

Spartocytisus-Gehiigshalhwüste<br />

306<br />

Spätfrost 328f., 378<br />

Spätglazial 368, 435<br />

Spätsommerarten 352<br />

Speicherung, Reserve 380<br />

Sphagnum 456, 459<br />

- fuscum 460<br />

Spinifex-Gras\anà 252<br />

Spitzbergen, Temperatur<br />

468<br />

Spitzkronig 442<br />

Spreizklimmer 148<br />

Sproß/Wurzel-Verhältnis<br />

377<br />

Sproßsukkulenz 75<br />

Sproßzahl 355<br />

Stammablauf 356f.<br />

Stammdurchmesser, Buche<br />

349<br />

Stammeskämpfe 485<br />

Stammsukkulente 29, 228,<br />

243<br />

Stammsukkulente Euhalophyten<br />

77<br />

Standort 50<br />

Standortfaktoren 50<br />

Standortsindifferente Halophyten<br />

77<br />

Stärkespeicherung 380<br />

Staubeintrag 84<br />

Stauberosion 429<br />

Stauschicht 181<br />

Steigungsregen 163f.<br />

Steineichenwald 300<br />

Steinnetzbildung 475<br />

Steinnetzböden 466, 475<br />

Steinpflaster 235, 266<br />

Steinwüste 235<br />

Steinzeitmensch 473<br />

Stenohydre Xerophyten<br />

243<br />

Steppe 60, 384ff„ 387,<br />

392ff„ 405<br />

- asiatische 403<br />

- Ostpamir 428<br />

- periglaziale 450f.<br />

- Tierwelt 404<br />

Steppenarten, Ökophysiologie<br />

399<br />

Steppenböden 395<br />

Steppenbrand 402<br />

Steppenelemente 421<br />

Steppengattungen 451<br />

Steppengebiet, Osteuropa<br />

390<br />

Steppenheide 394<br />

Register 539<br />

- Kalkhänge 402<br />

- Lößhänge 402<br />

Steppenherbivoren 429<br />

Steppeninseln 450<br />

Steppenklima 37<br />

Steppenkräuter 402 '<br />

Steppenläufer 402<br />

Steppenmosaik 384<br />

Steppennager 401<br />

Steppenreservate 404<br />

Steppenvegetation 401<br />

Steppenwald 399, 422<br />

Steppenzone 384<br />

- Böden 388<br />

-Bodenprofil 391<br />

- E-Europa 384<br />

Stickstoff 271<br />

Stickstoff-Biogeochemie<br />

491<br />

Stickstoffhaushalt, T<strong>und</strong>ra<br />

467<br />

Stinkboom 320<br />

Stipa 402<br />

- tenadssima 266<br />

Siipa-Bothriochloa laguroides-<br />

Steppe 406<br />

Stochastisch 33<br />

Stoffkreislauf 11 Off., 120<br />

Stoffproduktion 239, 281<br />

- Buche 347<br />

Stomaweite 358<br />

Stomawi<strong>der</strong>stand 66<br />

Störgröße 67<br />

Strahlung 51<br />

Strandformationen, Zonobiom<br />

II 219<br />

Strangmoore 455, 460f.<br />

Strauchflechten 444<br />

Strauchsavanne 190f.<br />

Strauchschicht, Ökophysiologie<br />

350<br />

Streifenböden 475<br />

Streu 109, 122, 137, 439<br />

-Akkumulation 282,401


540 Register<br />

- alpine Zwergstrauchheide<br />

377<br />

- Mineralisierung 364<br />

- Steppe 401<br />

Streufall 350, 364<br />

Streumenge 349<br />

- Zonobiom I 173<br />

Streuproduktion, Heide<br />

334<br />

Strom 66<br />

Subalpine Stufe 368<br />

Subalpiner Wald 166<br />

Subantarktische Inseln 476<br />

Subantarktischer sommergrüner<br />

Wald 290<br />

Subduktionszone 26<br />

Submediterrane Laubwäl<strong>der</strong><br />

301<br />

Submediterrane Zone<br />

330ff.<br />

- Kiimadiagramme 325<br />

Submontane Stufe 368<br />

Subor 431<br />

Substratabhängige Wüstentypen<br />

235<br />

Subtropisches Klima 230<br />

Subtropisches Zonobiom 97<br />

Subzonobiom, arid 282<br />

- Halbwüsten 409<br />

- humid 316<br />

- mediterran 282<br />

- Westseiten <strong>der</strong> Kontinente<br />

320<br />

- Zentralasiatische Wüsten<br />

423<br />

Subzonobiome 102<br />

Süd- <strong>und</strong> Südwest-Australien<br />

270<br />

Südafrika 267, 293<br />

- Einfluß des Menschen<br />

310<br />

Südamerika 128<br />

Sudan 222<br />

Sudanische Enklaven 250<br />

Süd-Australien 295<br />

Süd-Chile 314<br />

Sudd 213<br />

Südliche Schwarzerde<br />

389ff.<br />

Südost-Australien, Eucalyptus-Nothofagus-V^ä\<strong>der</strong><br />

321<br />

Südostpassat 160<br />

Südpol, C02-Konzentration<br />

492<br />

Südwest-Australien 295<br />

Sugrudki 431<br />

Sukkulenten 151, 161,<br />

243f„ 251, 254, 304<br />

- Lebensformen 244<br />

- Ostafrika 227<br />

Sukkulenten-Halbwüste<br />

304, 306, 308f.<br />

Sukkulenz 72, 74f.<br />

Sukzession 278, 299<br />

Sukzessionszyklus 48f.<br />

Sulfathalophyten 75f.<br />

Sumpfgebiet 213f.<br />

Sumpfwäl<strong>der</strong> 318<br />

Süßwasser 94<br />

Swakopm<strong>und</strong> 231, 257<br />

Symbiosen 30f., 156<br />

Synökologie 18<br />

Synusien 102, 104, 106,<br />

350ff.<br />

Syrien 277<br />

Systematik 22<br />

Tafelberg (Kapstadt) 293f.<br />

Tafelberge 194, 295<br />

Tafeltuch 294<br />

Tag- <strong>und</strong> Nachtgleichen 54<br />

Tagesgang 53<br />

Tageslänge 52f.<br />

Tageszeitenklima 37, 134,<br />

163, 166<br />

Taiga 98, 434, 436f., 443,<br />

455, 461<br />

- Dunkle 445<br />

- Finstere 445<br />

- Lichte 445<br />

- Nutzung 462<br />

- Schwarze 445<br />

- Sibirische 462<br />

Taigazone 37<br />

Taimyr-Halbinsel 464<br />

Takla Makan 412f., 425<br />

Takyr 238, 415, 420<br />

Takyrkomplex 418<br />

Talamanca 146<br />

Tamarix 234<br />

Tarim-Becken 425<br />

Tasmanien 322<br />

- Eucalyptus-Nothofagus-<br />

Wäl<strong>der</strong> 321<br />

Taufall 255<br />

Taurus 300<br />

Taxonomie 22<br />

Taxus 326<br />

Technisierung 488ff.<br />

Tectona grandis 144<br />

Tedshen 416f.<br />

Teide 307<br />

Tektonische Platten 26<br />

Temperatur 55<br />

- Buche 345<br />

- Regenwald 134f.<br />

- Spitzbergen 468<br />

Temperaturabhängigkeit 56<br />

Temperaturfaktor 50<br />

Temperaturgang 54<br />

Temperaturinversion 373<br />

Tenebrioniden 261<br />

Teneriffa 302ff„ 305ff„ 330<br />

Termiten 137, 212<br />

Termitensavanne 197f.<br />

Terra rossa-Böden 98, 273,<br />

275<br />

Terrestrische Ökosysteme<br />

121<br />

Tertiär 271 ff., 274, 303<br />

Tertiärreliktarten 316


Tertiärwäl<strong>der</strong> 315<br />

Teruel 301<br />

Teufelskreis 485<br />

Thailand 187<br />

Tharwüste 223<br />

Theoretische Modelle 107<br />

Thermik 103<br />

Thermische Zonen 479f.<br />

Thermokarst 445ff.,<br />

Therophyten 283<br />

Tibesti-Gebirge 264<br />

Tibet, kalte Hochplateauwüsten<br />

412, 426<br />

Tiefbrunnen 429<br />

Tiefdruckgebiete 96<br />

Tienschan 421<br />

Tierra caliente 161<br />

Tierra fria 161<br />

Tierra helada 161<br />

Tierra templada 161<br />

Tierregionen 29<br />

Tierwelt, Australien 299<br />

- Karakum 420<br />

- Namib 258, 261<br />

-Savanne 21 If.<br />

- Solling 358ff.<br />

- Steppen 404<br />

- T<strong>und</strong>ra 469<br />

Tierwelt, Zonobiom I 173<br />

Tillandsien 262<br />

Tomillares 276<br />

Tonaufbau 89<br />

Tonböden 233<br />

Tonmineralien 88<br />

Tonverlagerung 89, 389<br />

Topogene Moore 453<br />

Torfbildung 438ff.<br />

Torfhügelt<strong>und</strong>ra 456, 473f.<br />

Torfmoose 456f., 479<br />

- Nährstoffarmut 457<br />

Torfzuwachs 459<br />

Tornado 103<br />

Torneträsk 456<br />

Toteis 436<br />

Totes Meer 79, 249<br />

Totholz 363<br />

Tradition 497<br />

Transpiration 39, 71, 232f.,<br />

356f.<br />

- Buche 345<br />

- Welwitschia 260<br />

Transpirationskoeffizient<br />

246f„ 358<br />

Transpirationsverluste<br />

246f., 257<br />

Transpirationswi<strong>der</strong>stand<br />

136<br />

Träufelspitze 142<br />

Treibhauseffekt 176<br />

Treibhausgase 495<br />

Treibnebel 255<br />

Triodia hasedowii 253<br />

Trockenadiabatisch 100<br />

Trockenfrüchte 291<br />

Trockengrenze 165<br />

Trockenrasen 384<br />

Trockenrasenstufe 301<br />

Trockentäler 237, 254, 257<br />

Trockenwald 181, 187,<br />

193, 195<br />

Trockenwiese 394<br />

Tropen 97, 143, 164<br />

Tropenökologie 20f.<br />

Tropische Gebirge 163, 220<br />

Tropische Hydrobiome 213<br />

Tropische Kalkböden 139<br />

Tropische Lebensformen<br />

157<br />

Tropische Podsolboden 139<br />

Tropischer Regenwald 134,<br />

172, 184<br />

-Rodungsflächen 176<br />

Tsaidam-Becken 412f.,<br />

425f.<br />

Tschangtang 427<br />

Tscharany 449<br />

Tschernosom (Tschernosem)<br />

89, 98, 389<br />

Register 541<br />

Tscherski-Gebirge 446, 462<br />

Tucson 250<br />

T<strong>und</strong>ra 60,98,451<br />

- Klima 37, 465<br />

- Mensch 472H.<br />

- Produktion 469<br />

- Stickstoffhaushalt 467<br />

- Tierwelt 469<br />

- <strong>Vegetation</strong> 465f.<br />

Tunesien 241<br />

Turgordruck 67<br />

Turm von Babel 488<br />

Tussock-Grasland 407ff.,<br />

477<br />

Tuz Gölü 79<br />

Übergangsmoore 454<br />

Übergangswald 47<br />

Übergangszonobiom 314<br />

Übernutzung 311<br />

Übertechnisierung 483ff.,<br />

486ff.<br />

Übertemperatur 56<br />

-Blätter 136<br />

Überweidung 206<br />

Uferwäl<strong>der</strong> 214<br />

Uganda 213<br />

Ullung-do 317f.<br />

Umlaufbahn <strong>der</strong> Erde 52<br />

Umsatzraten 172<br />

Umwandlung <strong>der</strong> Steppe<br />

405<br />

Umwelt 41, 50<br />

Umweltbereiche 49<br />

Umweltprobleme, globale<br />

494<br />

Unterirdischer Abfluß 83<br />

Urbanisierung 482<br />

Ursteppe 401<br />

Urwald 48, 348<br />

Urwald von Bialowiez 337<br />

Urwaldreliktarten 362<br />

USA, Bodentypenkarte 397<br />

Utah 288f.


542 Register<br />

Vaccinium-Heide 376<br />

Valdivianischer Regenwald<br />

290, 314, 321<br />

Variabilität <strong>der</strong> Regenmenge<br />

231<br />

<strong>Vegetation</strong> 49<br />

- Alpen 373<br />

- diffus 240<br />

- hypsozonal 300<br />

- kontrahiert 240f.<br />

- orozonal 300<br />

- T<strong>und</strong>ra 465<br />

- Wüste 247<br />

- Zonobiom I 140<br />

<strong>Vegetation</strong>sdecke 86<br />

<strong>Vegetation</strong>skarten 382<br />

<strong>Vegetation</strong>slose Dünengebiete<br />

122<br />

<strong>Vegetation</strong>slose Wüsten<br />

231<br />

<strong>Vegetation</strong>smosaik 79, 176<br />

<strong>Vegetation</strong>sprofil 74<br />

<strong>Vegetation</strong>stransekt 389<br />

<strong>Vegetation</strong>stypen 98<br />

<strong>Vegetation</strong>szeit, T<strong>und</strong>ra<br />

466f.<br />

<strong>Vegetation</strong>szonen 60<br />

- Euro-Sibirien 430<br />

Venezuela 160ff.,177, 187,<br />

195, 213<br />

-Mangrove 216<br />

-Paramo 168<br />

-Waldgrenze 165<br />

Verbrackung 79<br />

Verbreitung, Zonobiome<br />

124f.<br />

Verbreitungsgrenze 41<br />

Verbuschung 191<br />

Verchojansk 466<br />

Verdunstung 230, 233<br />

Verfichtung 431<br />

Vergrasung 138<br />

Verheidung 458<br />

Verjüngungsphase 47<br />

Verjüngungsstadien, Heide<br />

333<br />

Verkehrssicherungspflicht<br />

363<br />

Verlust biologischer Vielfalt<br />

491<br />

Vermassung 488<br />

Vermo<strong>der</strong>ungshorizont 364<br />

Vermoorung 295, 452, 460<br />

Vernässung 203, 438, 460<br />

Vernetzung 156<br />

Vernichtungswaffen 489<br />

Versalzung 78<br />

Versickerung 71, 233<br />

Versteppung 392<br />

Verwitterung 83, 89<br />

Verzinsung 486<br />

Viehtritt 420<br />

Vikariierende Arten 375<br />

Vivipare Keimlinge 218<br />

Vley 181<br />

Vögel 205,211<br />

Vor<strong>der</strong>asien 130<br />

Vorfrühlingszeit 351<br />

Vulkanisch aktive Regionen<br />

26<br />

Wachstumskurven 44<br />

Wadi 237, 256, 258<br />

Wadi Allaqi 265<br />

Waffentechnik 489<br />

Wakhan 423<br />

Wald 48<br />

Wald- <strong>und</strong> Baumgrenze,<br />

polar 462<br />

Waldbaulich einseitige<br />

Kulturen 340<br />

Waldboden, Mikroklima<br />

350<br />

Waldbrände 322<br />

Waldgrenze 161, 305, 308<br />

-Kenya 171<br />

- Nordalpen 367, 370<br />

- Orobiom I 165ff.<br />

- Zentralalpen 371<br />

Waldgürtel, Alpen 369<br />

Waldhochmoor 139, 455,<br />

458<br />

Waldlücken 145<br />

Waldlücken, Grasland 199<br />

Waldphytomasse 481<br />

Waldschäden 339f„ 494<br />

Waldschatten 136<br />

Waldsteppe 382ff,, 385,<br />

390, 393<br />

-Bodenprofil 391<br />

- Nordamerikanische 396<br />

Waldsteppengrenze 426<br />

Waldsteppenzone, E-Europa<br />

384<br />

Waldstufe 308<br />

- tropische Gebirge 163<br />

Waldsturzstreifen 324<br />

Waldt<strong>und</strong>ra 446, 456, 463<br />

- Zonoökoton VIIl/IX 462<br />

Waldzone, E-Europa 384<br />

Wallacea 28<br />

Wan<strong>der</strong>ackerbau 178, 188,<br />

196<br />

Wan<strong>der</strong>dünen 219,412<br />

Wandoo-Zone 297<br />

Warmtemperierte Biome,<br />

Neuseeland 323<br />

Warmtemperiertes humides<br />

Klima 313<br />

Wasser 94f.<br />

Wasseraufnahme 251, 286<br />

Wasserbecken 214<br />

Wasserbilanz 35, 181, 293<br />

Wasserdampfdruck 63<br />

Wasserfaktor 50, 59<br />

- Steppenzone 384<br />

Wassergehalt, Sandwüste<br />

226<br />

Wasserhaushalt 59, 71,<br />

185, 189, 232<br />

- Buche 356<br />

- Fichtenwald 440


- Solling 356<br />

Wasserhaushaltsgleichung<br />

71<br />

Wasserhaushaltstypen 61<br />

Wasserkreislauf 39<br />

Wassermangel 59, 66, 243<br />

Wasserpotential 65ff.<br />

Wasserqualität 494<br />

Wasserspeicherung 234<br />

Wasserumsatz 356<br />

Wasserverbrauch, Ostpamir<br />

428<br />

Wasserversorgung, Wüstenpflanzen<br />

238ff.<br />

Wasservorrat 71<br />

Wasserzustand <strong>der</strong> Zelle<br />

62f.<br />

Wechselwirkungen 49<br />

Weide 48, 162<br />

Weidelgrasacker 366<br />

Weidewirtschaft 310<br />

Weißer Saksaul 418<br />

Weißrußland, Bialowiez<br />

337<br />

Welwitschia mirabilis 259f.<br />

- Photosynthese 260<br />

- Transpiration 260<br />

Werbung 490<br />

Wermut-Halbwüste 394<br />

Wertvorstellungen 497<br />

Westeuropa 130<br />

- Heidegebiete 330<br />

Westseiten <strong>der</strong> Kontinente,<br />

Subzonobiom 320<br />

Westsibirische Nie<strong>der</strong>ung<br />

459<br />

Wettbewerb 41, 45ff., 191,<br />

279<br />

Wetter 35<br />

Wetterfront 104<br />

Widdringtonia 123f.<br />

Wi<strong>der</strong>stand 66<br />

Wie<strong>der</strong>bewaldung 494<br />

Wiese 48<br />

- Frühlingsaspekte 392<br />

Wiesensteppe 392, 399f.<br />

Wildpfade 196<br />

Wind 85<br />

Windepflanzen 148<br />

Windrichtungen, Solling<br />

342<br />

Winterannuelle, Sukkulenten<br />

244<br />

Winterkahle Laubwäl<strong>der</strong><br />

325<br />

Winterkälte 58<br />

- Zonobiom VI 326f.<br />

Winterkalte Wüsten 230<br />

Winterregen 231<br />

Winterregengebiete, aridohumid<br />

268<br />

Winterregenklima 37<br />

Winterruhe 441<br />

Wirbellose 212, 401<br />

Wirbelstürme 104<br />

Wirkungsgrad, Nettoprimärproduktion<br />

378<br />

Wirtschaftliche Zwänge<br />

483<br />

Wirtschaftssystem, europäisches<br />

485<br />

Wirtschaftswachstum 482<br />

Wisent 337<br />

Wissenschaft 93<br />

Witheringia solanacea 111<br />

Witterung 35<br />

Witterungsfaktoren, Regenwald<br />

135<br />

Wolke 104<br />

Wolkenbildung 100, 163<br />

Wolkenstufe 164, 300<br />

Wolkenstufengrenze 305<br />

Wollkerzen 169<br />

Wuchsort 50<br />

Wuchsperiodik 143<br />

Würger 150<br />

Würgerbäume 153<br />

Wurzelkletterer 148ff.<br />

Register 543<br />

Wurzelknöllchen 467<br />

Wurzelmasse 141<br />

Wurzelnetzwerk 153<br />

Wurzelraum 192<br />

Wurzelsukkulenten 244<br />

Wurzelsystem 188, 286<br />

Wurzeltiefe 141<br />

Wüste 178, 230, 239ff.<br />

- Gobi 412f.<br />

- Karakum 417<br />

- Ostpamir 428<br />

Wüsten, asiatische 412<br />

- irano-turanische 412<br />

-kalte 387<br />

- kazachisch-dsungarische<br />

412<br />

- mittelasiatische 412<br />

-zentralasiatische 412f.<br />

Wüstengebirge, Orobiom III<br />

264<br />

Wüstenklima 37, 60<br />

Wüstenlack 235f.<br />

Wüstenpflanzen 241<br />

- Wasserversorgung 238<br />

Wüsten-Puna 221, 263<br />

Wüstenvegetation 247<br />

Wüstenvegetation, Produktivität<br />

245<br />

Xanthorrhoea 299<br />

Xerohalophyten 78, 289<br />

Xeromorphie 458<br />

Xerophyten 61, 64,<br />

241 ff.<br />

- malakophyll 243<br />

- sklerophyll 243<br />

- Stenohy<strong>der</strong> 243<br />

Xylopodien 228<br />

Yanamono 155<br />

Yedoma 447<br />

Zahl <strong>der</strong> Nager 401<br />

Zaire 187


542 544 Register<br />

ZBVIII, ozeanische Birkenwäl<strong>der</strong><br />

436<br />

Zeitgeber 144<br />

Zelle 17<br />

Zellsaft 64, 74, 216<br />

Zellsaftkonzentration 65,<br />

71f.<br />

Zenit 51<br />

Zentralalpen 368<br />

-Waldgrenze 371<br />

Zentralasiatische Wüsten,<br />

Subzonobiom 412f., 423<br />

Zentralaustralien 251<br />

Zerfallsphase 47<br />

- Eiche 362<br />

Zerstörung 462<br />

Ziesel 470<br />

Zinses-Zins-Effekt 114<br />

ZÖ lV/111 295<br />

Zonale <strong>Vegetation</strong> 48, 92<br />

Zonale Wäl<strong>der</strong> 347<br />

Zonobiom I 97, 134<br />

- Biodiversität 171<br />

-Bodenatmung 173<br />

-Mensch 174<br />

-Nahrungsketten 173<br />

- Phytomasse 171f.<br />

-Säugetiere 173<br />

-Streumenge 173<br />

-Tierwelt 173<br />

- Trockengebiete 159<br />

Zonobiom n 97, 180ff.<br />

- Australien 206<br />

-Dürrezeit 180<br />

Zonobiom in 97, 230<br />

- heiße Wüsten 230<br />

Zonobiom IV 97, 272<br />

- Hartlaubgehölze 268<br />

Zonobiom IX 97, 465ff.<br />

Zonobiom V 97, 272<br />

- Lorbeerwäl<strong>der</strong> 313<br />

Zonobiom VI 97, 325ff.<br />

- Ausdehnung 329<br />

Zonobiom Vll 97, 387ff.<br />

-Prärie 395ff.<br />

Zonobiom VIII 97, 433ff.<br />

- kalt-gemäßigtes boreales<br />

Klima 433<br />

- Moore 452ff.<br />

- Nadelwäl<strong>der</strong> 438ff.<br />

- Taiga 433<br />

Zonobiome 96ff., 102<br />

-Verbreitung 124<br />

Zonobiomglie<strong>der</strong>ung, Afrika<br />

129<br />

- Asien 131<br />

-Australien 126<br />

-Europa 130<br />

-Mittelamerika 127<br />

-Nordamerika 127<br />

- Südamerika 128<br />

- Vor<strong>der</strong>asien 130<br />

- Westeuropa 130<br />

Zonoökoton I/n 176<br />

Zonoökoton II/III 189, 222<br />

Zonoökoton III/IV Halbwüsten<br />

266<br />

Zonoökoton IV/in 297<br />

Zonoökoton IV/V 297<br />

Zonoökoton IVm 331<br />

Zonoökoton IV/VII 382<br />

Zonoökoton VI/VHI Boreonemorale<br />

Zone 430<br />

Zonoökoton VIII/IX Waldt<strong>und</strong>ra<br />

462<br />

Zonoökotone 98, 126ff.<br />

Zoomasse 108, 112,208,<br />

211f„ 420<br />

- Solling 361<br />

Zoo-Ökologie 111<br />

Zoophage 109, 360, 367<br />

Zuwachsmessungen 141<br />

Zuwachsringe 142<br />

Zweischicht-Tonmineral 88<br />

Zwergephemeren 69<br />

Zwergsträucher 254<br />

- Photosynthese 374<br />

Zwergstrauchhalbwüste<br />

263<br />

Zwergstrauchheide 300,<br />

334, 377<br />

Zwergstraucht<strong>und</strong>ra 473<br />

Zygophyllum dumosum 78<br />

Zygophyllum-Launea-'Wiiste<br />

306<br />

Zyklische Erneuerung, Verjüngung<br />

32, 146<br />

Zyklischer Platzwechsel<br />

147<br />

Zyklischei; Wechsel, Heide<br />

335<br />

Zyklisches Salz 79<br />

Zyklone 96, 103f.


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<strong>Vegetation</strong>, Böden Ki"--<br />

Komponenten öke ooiscii<br />

kompakte Synth’ .c- un-<br />

Erde dar <strong>und</strong> -damit die .<br />

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Das gut ringeführte Buc<br />

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großzügig illustrierten <strong>und</strong><br />

die wesentlichen Prozesse u ii.,<br />

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