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21.03.2015<br />

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• 1. Naturräumliche Einführung<br />

◦ 1.1. Relief und Böden Südfrankreichs<br />

◦ 1.2. Das Klima<br />

• 2. Geschichtliche Entwicklung des mediterranen Südfrankreichs bis 1945<br />

• 3. Anbaufrüchte und Anbauphasen<br />

• 4. Gunst- und Ungunstfaktoren des Gebietes als landwirtschaftlicher Standort<br />

◦ 4.1. Naturräumliche Faktoren<br />

◦ 4.2. Wirtschaftliche Faktoren<br />

• 5. Strukurelle Probleme der südfranzösischen Landwirtschaft<br />

• 6. Maßnahmen zum agrarwirtschaftlichen Ausbau in Südfrankreich<br />

◦ 6.1. Bewässerungsmaßnahmen<br />

◦ 6.2. Trockenlegung von Sumpfland und Rekultivierung von Ödlandflächen<br />

◦ 6.3. Flubereinigungsmaßnahmen<br />

• 7. Der Weinbau am Beispiel des Languedoc-Roussillon<br />

• 8. Der Reisanbau in der Camargue<br />

• 9. Der Obstanbau am Beispiel des Lubéron<br />

• 10. Transhumanz<br />

• 11. Quellen und Literatur<br />

1. Naturräumliche Einführung<br />

1.1. Relief und Böden Südfrankreichs<br />

Das Relief Südfrankreichs stellt kein geschlossenes landwirtschaftliches Gebiet dar, sondern läßt<br />

sich in drei Bereiche gliedern, der Languedoc-Roussillon, das Rhônetal und die Region Provence-<br />

Côte d'Azur.


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Der Languedoc erscheint im Gegensatz zum gebirgigen Massif der Provence als ein<br />

Amphitheater, das zum Meer hin geöffnet ist.[1] Eine Dreiteilung in Küstenebene mit zahlreichen<br />

étangs (Teichen), zwischen Küste und Gebirge liegender Hügelzone und in das Gebirge selbst mit<br />

einem in West-Ost-Richtung nach Aquitanien verlaufendem Korridor bietet sich an.<br />

Charakteristisch für die zwischen 5 und 50 km breiten Küstenebenen des Languedoc sind die<br />

durch Strandwälle abgetrennten Salzwasserseen (étangs), die vielfach erst in jüngerer<br />

Vergangenheit durch die Akkumulationstätigkeit der Rhône und der Ausbildung einer<br />

Ausgleichsküste entstanden sind, wie historische Berichte über ehemalige Hafenstädte (Aigues-<br />

Mortes) belegen. Hinter der Küstenebene schließen sich die Costieres an, tertiäre<br />

Schotterterrassen, die heute hauptsächlich zur landwirtschaftlichen Nutzung verwendet werden.<br />

Vor dem Übergang in das bergige Hinterland (Cevennen bzw. Pyrenäen) befindet sich außerdem<br />

eine hügelige Übergangszone, die oft von der Garrigue gekennzeichnet werden, einer<br />

Vegetationsform die sich durch Büsche, Heidekräuter und kleinere Eichen auszeichnet.<br />

Entstanden ist diese Form anthropogen durch Rodungen oder Verbiß von Weidetieren.<br />

Profil des Languedoc von der Küstenebene bis in die Cevennen<br />

Das Rhônetal trennt der Roussillon von der Provence und stellt eine Grabensystem dar, das sich<br />

über den Rheingraben bis nach Nordeurpa verfolgen läßt. Es ist durch Flußterrassen und<br />

fruchtbare Alluvialböden gekennzeichnet. Im Mündungsbereich bildet die Rhône ein Delta aus,<br />

das den Küstenabschnitt der Camargue darstellt. Hier bilden étangs und Sümpfe die<br />

vorherrschenden Landschaftsmerkmale.<br />

Die Provence und Côte d'Azur geht in ihrem Küstenbereich von einer Ausgleichsküste bei<br />

Marseille östlich in die Steilküsten der Calandres und des Ésterel-Gebirgszuges über. Bis auf das<br />

Delta des Var wird das Gebiet von Toulon bis zur italienischen Grenze von den aus dem<br />

Hinterland einfallenden Seealpen geprägt. Gebirge aus Kalkstein wie das Plateau de Vaucluse und<br />

die Montagne de Lubéron durchziehen in ungefährer Ost-West Richtung vor allem den Ostteil der<br />

Provence. In den zwischen den Gebirgen liegenden Becken und Ebenen liegen vor allem die<br />

Zentren der Landwirtschaft. Die Gebirgsregionen und das Hügelland werden vor allem von der<br />

typischen Garrigue-Vegetation beherrscht.<br />

Im Bereich des mediterranen Frankreiches herrschen entsprechend mediterrane rot-braune Böden,<br />

bzw. Terra Rossa vor. Ausnahmen bilden hier Flußebenen, wo Auenböden zu finden sind sowie<br />

saure Braunerden und Rendzinen im hügeligen Hinterland und im Gebirge. Außer diesem Bereich<br />

und einigen salzigen Sümpfen der Küstenebenen, eignen sich die Bodenverhältnisse gut zur<br />

landwirtschaftlichen Nutzung.


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1.2. Das Klima<br />

Das Klima ist mediterran geprägt, d.h. trockene Sommer und milde Winter dominieren.<br />

(Durchschnittstemperatur 6deg. C im Januar und 24deg. C im Juli) Die Hauptregenzeiten liegen<br />

im Herbst und im Frühjahr. Es kommt jedoch zum Auftreten von Frösten und Hagelschauer, was<br />

einen gewissen Unsicherheitsfaktor für die Landwirtschaft darstellt. Das Gebiet des Rhônetals ist<br />

außerdem durch den Mistral gekennzeichnet, einem kalten Nordfallwind, der düsenartig durch das<br />

Rhônetal weht. Er hat austrocknende Wirkung, verzögert die Reife der Anbauprodukte und<br />

bewirkt die Deflation des Bodens. Gegenmaßnahmen sind vielerorts Windschutzhecken, die den<br />

genannten Prozessen entgegenwirken sollen.<br />

Insgesamt zeichnet sich das Klima durch eine starke Variabilität aus und zwar sowohl saisonal, als<br />

auch jährlich. Während der Regenzeiten können sich starke Regenfälle mit Platzregen und<br />

Überschwemmungen ereignen. Entsprechend hat das Klima auch Auswirkungen auf die<br />

Wasserstände der wenigen Flüsse, wodurch diese ihre Bedeutung für die Bewässerung in den<br />

trockenen Sommermonaten verlieren, so daß in der Landwirtschaft Obst und Gemüse bewässert<br />

werden muß.<br />

2. Geschichtliche Entwicklung des<br />

mediterranen Südfrankreichs bis 1945<br />

Die agrarische Nutzung Südfrankreichs begann schon in der Antike, wo mit Wein und Ölbäumen<br />

die zwei typischen Pflanzen der Mediterraneis angebaut wurden. Diese Pflanzen erwiesen sich<br />

dem sommertrockenen, mediterranen Klima als am besten gewachsen. Eine starke Intensivierung<br />

des Getreideanbaus fand später durch die Römer statt, die Kornkammern zur Versorgung ihres<br />

Reiches schaffen wollten. Um dies zu erreichen, schufen sie ein aufwendiges System zur Be- und<br />

Entwässerung der Küstenebenen, meliorierten den Boden und gründeten ein dichtes<br />

Siedlungssystem (Centuriatssystem), das den Grundstein zu vielen heutigen Besiedlungen legte.<br />

Der Großteil der einheimischen Bevölkerung lebte allerdings im gebirgigen Hinterland, wo<br />

transhumante Schafhaltung und extensiver Ackerbau die Lebensgrundlagen bildeten.<br />

Allerdings beendete die Zerstörung dieser Kulturlandschaft während der Völkerwanderung jede<br />

Chance auf eine kontinuierliche Entwicklung der Agrarstruktur der Region.<br />

Im Mittelalter versuchten Orden und Klöster an die Kolonisationsmaßnahmen der Antike wieder<br />

anzuknüpfen und erreichten eine allgemeine wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die im<br />

Spätmittelalter und im Absolutismus eine starke Zentralisierung nach sich zog. Mit der<br />

Konzentration des französischen Staates auf Paris rückte das mediterrane Frankreich ins Abseits<br />

und erlebte einen beispiellosen wirtschaftlichen Niedergang. Als im 19. Jahrhundert das<br />

nordafrikanische Kolonialreich ausgeweitet wurde, strömten große Teile der südfranzösischen<br />

Landbevölkerung dorthin, wodurch mit der Produktion von billigeren und höherwertigeren<br />

Agrarprodukten der Verfall der Landwirtschaft im Süden ihres Heimatlandes noch verstärkt<br />

wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte zudem der Ausbruch von zwei schweren<br />

Rebkrankheiten, der Mehltau (Oidium-Krise 1850) und die Reblaus (Phylloxera-Krise 1865 +<br />

1885), zu einem fast völligen Ruin des Weinanbaus. Mittels moderner Anbau- und<br />

Schädlingsbekämpfungsmethoden (Düngung, Intensivierung, Bewässerung, neue amerikanische<br />

Reben, außerdem Ausweitung der Anbauflächen) vermehrte sich die Weinproduktion in der<br />

Folgezeit um fast 70 % und führte zur Weinabsatzkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihrer<br />

Lebensgrundlage beraubt verließen viele Bauern das Land, gingen in die Kolonien, wanderten in


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nahegelegene Städte ab, oder versuchten ihr Glück in den schnell wachsenden Industrieregionen<br />

des Nordens ( vor allem Paris ). Besonders ungünstige Gebirgs- oder Hügellagen wurden<br />

aufgegeben, ganze Landstriche vollständig entleert und viele Dörfer fielen wüst. Dieser Prozeß<br />

hielt bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts an.<br />

3. Anbaufrüchte und Anbauphasen<br />

Die traditionelle Landwirtschaft, die seit der Antike im mediterranen Gebiet Südfrankreichs<br />

betrieben wird, ist eine Subsistenzwirtschaft aus polykulturellem Anbau typischer<br />

Mittelmeerfrüchte, wie Wein, Oliven, Nüssen und Weizen. Stetige Bemühungen, die rentablen<br />

Weinflächen weiter auszubauen, führten erst gegen 1800 zu einem Erfolg und leiteten eine Phase<br />

intensiven Weinanbaus vor allem im Gebiet des Languedoc ein. Die Gründe dafür waren<br />

verbesserte Verkehrswege (Canal du Mide, Canal du Rhona à Sête) und der Freihandel nach der<br />

französischen Revolution. Mehrere Schädlingskrisen sowie die Nachfrage eines immer<br />

gesundheitsbewußteren Bürgertums nach Obst, leitete eine Phase des intensiven Obstanbaus ab ca.<br />

1880 ein, die sowohl auf die geänderten Ernährungsgewohnheiten der Menschen zurückging als<br />

auch auf die Möglichkeit das Obst schnell genug zu den Verbrauchern zu transportieren. Die<br />

industrielle Revolution und die Einführung der Eisenbahn spielen hier eine große Rolle. Der<br />

Obstanbau wurde durch die Einführung von Bewässerungsverfahren möglich und in der Folgezeit<br />

weiter ausgebaut. Zu den ältesten Obstanbaugebieten gehören der Roussillon, der wegen<br />

schlechter Verkehrsverbindungen lange Zeit von dem Weinboom ausgenommen war, und das<br />

Comtat um Avignon. Schon früh konnten durch die Eindeichung der Rhône weite Sumpfgebiete<br />

trockengelegt werden, die fortan als kleinparzellierte Obstplantagen der Städte dienten. Heute<br />

werden große Teile des Rhônetales nördlich von Avignon zum Obstanbau genutzt. Weitere<br />

Anbaugebiete sind die Costières du Gard, wo seit der Fertigstellung des Canal d'Irrigation du<br />

Languedoc intensive Obst- und Gemüseanbau betrieben wird, und der Lubéron, ein ebenfalls<br />

ertragreiches Obstanbaugebiet, dessen Bewässerungsflächen durch den Canal d'Irrigation de la<br />

Provence versorgt werden.<br />

Die Obstanbauphase, die seit ca. 1880 das mediterrane Frankreich prägt, gliederte sich aufgrund<br />

vieler Konsum- und Konkurrenzfaktoren in mehrere Perioden. Nach dem ersten Weltkrieg kam es<br />

wegen hoher Obstpreise, bedingt durch eine hohe Nachfrage nach gesundem Obst und der<br />

Fortschritte in der Schädlingsbekämpfung zu einer enormen Ausweitung der Obstanbauflächen,<br />

von der vor allem der Pfirsichanbau betroffen war. Eine zunehmend stärker werdende europäische<br />

Konkurrenz aus Italien sorgte jedoch bald zu einem Verfall der Preise bei dieser Frucht. Eine<br />

Umstellung auf den Anbau von Äpfel und Birnen nach dem Zweiten Weltkrieg schuf hier Abhilfe.<br />

Durch die mageren Kriegsjahre ergab sich eine gewaltige Nachfrage nach Obst, die das<br />

Auskommen der Landwirte bis 1975 sicherte. Zu diesem Zeitpunkt brachen die Preise unter den<br />

EG-Überschüssen abermals zusammen. Ab den 80'er Jahren wurde in Südfrankreich mit dem<br />

Anbau von Kiwis und Melonen begonnen, wie dies auch in Spanien und Norditalien der Fall war.<br />

Weiterhin wird der Anbau von Süßkirschen in der Provence betrieben, zum großen Teil zur<br />

agroindustriellen Verarbeitung. Bei diesen Anbauproduktion besteht momentan innerhalb der EG<br />

eine ausreichende Nachfrage, so daß es kaum zu Überschüssen kommt.<br />

An der Côte d'Azur stellen außerdem die Blumenkulturen ein weiteres wichtiges<br />

landwirtschaftliches Produkt dar. Obwohl sie heute von einem zunehmenden Siedlungswachstum<br />

bedroht werden, prägen Gewächshauskulturen das Umland von Antibes und Freilandkulturen die<br />

Regionen um Tanneron und Mandelieu. In den feuchten Gebieten der Camargue spielt wegen des<br />

hohen Salzgehaltes des Bodens die Landwirtschaft eine geringere Rolle, doch wird seit den 60'er


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Jahren ein intensiver Reisanbau betrieben.<br />

4. Gunst- und Ungunstfaktoren des Gebietes<br />

als landwirtschaftlicher Standort<br />

4.1. Naturräumliche Faktoren<br />

Das milde Mittelmeerklima macht den Süden Frankreichs zu einem ausgezeichneten Anbaugebiet<br />

für eine große Zahl von Früchten. Der frühe Einbruch der Vegetationsperiode stellt die ideale<br />

Voraussetzung für den Anbau z.B. von Frühgemüse dar. Die warmen Sommer garantieren eine<br />

hohe Qualität der Produkte, die in den Treibhauskulturen Nordeuropas (z.B. Holland) nur schwer<br />

erreicht wird. Der Einsatz von Bewässerung hilft dabei, wasserarme Perioden zu überbrücken und<br />

neue Gebiete zu erschließen.<br />

Probleme wie die klimatischen Nachteile durch kalte Fallwinde aus dem Norden (Mistral) dürfen<br />

dabei nicht vernachlässigt werden. Besonders im Rhônetal sorgt ihr Auftreten immer wieder für<br />

eine Verzögerung der Reife und zur Ausblasung der Bodenkrume. Die Landwirte begegnen<br />

diesem Problem mit der Anpflanzung von Windschutzhecken.<br />

Ein weiterer negativer Faktor ist, daß weiter südlich gelegenen europäischen Länder, wie z.B.<br />

Spanien aufgrund der noch günstigeren klimatischen Bedingungen (höhere Insolation), größere<br />

Vorteile bei der Qualität und der Geschwindigkeit des Anbaus von Obst und Gemüse haben. Den<br />

Problemen durch Sommertrockenheit wird auch dort mit Bewässerungsmaßnahmen begegnet.<br />

4.2. Wirtschaftliche Faktoren<br />

Die Verkehrslage Südfrankreichs in Europa ist denkbar günstig. Schon im 17. Jahrhundert wurde<br />

mit dem Ausbau der Verkehrsverbindungen begonnen. Der Canal du Midi verbindet den<br />

Languedoc von Cap d'Agde aus mit dem Atlantik, während ein weiterer Kanal von der Rhône bei<br />

Beacaire ausgehend die Küstenregionen des Nordlanguedoc bis Sète erschließt. Die traditionell<br />

guten Verkehrsverbindungen durch das Rhônetal wurden weiter ausgebaut und ermöglichen heute<br />

einen schnellen Transport der Anbaufrüchte in die französischen Zentren des Nordens und zu<br />

ausländischen Abnehmern, z.B. durch die Burgundische Pforte in die BRD.<br />

Aufgrund der günstigen Transportpreise und immer perfekteren Kühltechniken ist die Bedeutung<br />

der Marktnähe bei landwirtschaftlichen Produkten jedoch rückläufig. Wenn seine<br />

Produktionskosten nur etwas geringer sind, kann ein spanischer Landwirt seine Früchte genauso<br />

günstig und im gleichen Zustand überall in Europa anbieten wie ein französischer Landwirt.<br />

Teilweise lohnt sich sogar ein Flugzeugtransport hochwertiger Produkte wie z.B. Zitrusfrüchte<br />

von den Canarischen Inseln.<br />

Ein Problem, das in der Nähe zu Mitteleuropa begründet ist, sind auch die hohen Lohnkosten im<br />

landwirtschaftlichen Bereich, die seit den 60'er Jahren drastisch gestiegen sind. Regionen mit<br />

niedrigerem Lohnniveau, wie Spanien, Griechenland und z.T. Italien, stellen, begünstigt durch den<br />

freien EG-Handel, eine ernste Konkurrenz für die südfranzösische Landwirtschaft dar.


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5. Strukurelle Probleme der südfranzösischen<br />

Landwirtschaft<br />

Eines der größten Probleme für eine Intensivierung der Landwirtschaft und damit eine Anpassung<br />

an die Anforderungen eines Weltmarktes stellen die vielen Kleinstbetriebe in Südfrankreich dar,<br />

die für eine starke Zersplitterung der Flur sorgen.<br />

Gründe für die geringe Größe der Betriebe (meist unter 5 ha) liegen maßgeblich im unter<br />

Napoleon eingeführten Realteilungsrecht, das im Erbfall die gleichmäßige Aufteilung des Besitzes<br />

unter den Erben vorsah. Ein Grund für die Beibehaltung des meist unrentabel geführten<br />

Kleinbesitzes findet sich im metayage-Pachtsystem Südfrankreichs. Dies ähnelt der<br />

mittelitalienischen Mezzadria, wobei Land-besitzer und Pächter sämtliche Auslagen entweder<br />

teilen und entsprechend jeder die Hälfte der Ernte erhält oder, was weiter verbreitet ist, der Pächter<br />

übernimmt alle Kosten bis auf Dünger und Insektizide bzw. Pestizide, die je zur Hälfte getragen<br />

werden, erhält aber auch 2/3 der Ernte[2]. Dieses System degradierte die Kleinbetriebe zu<br />

Nebenerwerbsbetrieben der städtischen Eigentümer, die durch die Pacht selbst im Krisenfalle<br />

keinerlei Einbußen erleiden. Natürlich dienen auch ohne Pacht viele Betriebe nur dem<br />

Nebenerwerb, solange die Bepflanzung von Wein oder Sonderkulturen die Anwesenheit des<br />

Besitzers nicht ständig erfordert, mit ein Grund, warum viele Nebenerwerbsbauern hartnäckig an<br />

ihrem Besitz festhalten, was Versuche zu Bodenreformen erschwert.<br />

Die neben den Kleinbetrieben verbreiteten Großbetriebe haben unterschiedliche<br />

Entstehungsursachen. Zum einen sind sie Familienbesitze, die aus dem Mittelalter in die Neuzeit<br />

herübergerettet wurden, oder sie entstanden in den zweiten Hälfte des 19.Jhdts., als durch<br />

Rebkrankheiten und Weinabsatzkrisen vielen Kleinbauern ihre Existenzgrundlage entzogen wurde<br />

und investitionsfreudige Städter die Betriebe aufkauften. Merkmale dieser Großbetriebe sind eine<br />

starke Parzellierung, eine extensive Nutzung und eine Abwesenheit der Besitzer. Angebaut<br />

wurden Sonderkulturen (Obst, Gemüse), meist wurden Flächen als Winterweiden für die<br />

Transhumanz zur Verfügung gestellt.<br />

6. Maßnahmen zum agrarwirtschaftlichen<br />

Ausbau in Südfrankreich<br />

Seit den 50er Jahren wurden zahlreiche Innovationen unternommen, um strukturelle,<br />

wirtschaftliche und naturräumliche Disparitäten aus der Welt zu schaffen. Es handelt sich dabei<br />

um Maßnahmen zur Bewässerung, Trockenlegung von Sumpfland und Rekultivierung von<br />

Ödlandflächen, also Erweiterung der LNF, sowie Flurbereinigungsprojekte.<br />

6.1. Bewässerungsmaßnahmen<br />

Maßnahmen, die klimatischen Ungunstfaktoren durch technischen Aufwand zu kompensieren, gab<br />

es bereits in der Antike unter den Römern, die mittels Aquädukte Wasser für<br />

Bewässerungszwecke heranschafften. Auch aus dem 16. Jhdt. sind noch Reste von<br />

Bewässerungsanlagen vorhanden, die die Probleme allerdings nie zufriedenstellend lösen konnten.<br />

Ab Mitte des 19. Jhdts. legte A. Dumont mehrere Projekte zum Bau eines Kanals von der Rhône<br />

bis in den Niederlanguedoc vor.[3] Eines davon sollte der Reblauskrise entgegenwirken, indem


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man versuchte, die Rebanlagen während der Wintermonate zu fluten. Alle Ideen Dumonts<br />

scheiterten jedoch an politischen Zwängen oder der Konkurrenz anderer Ingenieure, die<br />

Reblauskrise wurde indes ohne den Kanal bewältigt. Mit den beiden Weltkriegen verschwanden<br />

alle Pläne in der Schublade, erst nach Ende des WK II, als die strukturellen Probleme bedingt<br />

durch Weinmonokulturen und Absatzschwierigkeiten des Weins in der Landwirtschaft sichtbar<br />

wurden, holte man die Bewässerungspläne, in Erwartung, eine polykulturelle Landwirtschaft<br />

aufbauen zu können, wieder heraus. Nach verschiedenen Plänen und Maßnahmen wurde 1955 die<br />

Compagnie Nationale d'Aménagement du Bas-Rhône et du Languedoc (CNABRL) ins Leben<br />

gerufen, die mit einigen Kompetenzen von gesetzlicher Seite versorgt worden war. (In der<br />

Provence gründete man zu diesem Zweck die Societé du Canal de Provence). Ziel der Compagnie<br />

war es, in den départements Gard, l'Aude, l'Herault und Pyrenées-Orientales eine LNF von über<br />

250000 ha zu bewässern. Es sollte ein Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung durch<br />

Bewässerung, landwirtschaftliches Management und Produktionsorganisation erbracht werden.<br />

Ziel war eine Despezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion von der Monokultur Wein<br />

auf Polykulturen mit Obst und Gemüse.[4]<br />

Verwirklicht wurden zwei Projekte. Das erstere bestand im Bau des Canal d'Irrigation du<br />

Languedoc, der im östlichen Languedoc rd. 120000ha Küstenbereich zwischen Beaucaire im<br />

Rhônetal und Montpellier mit Wasser versorgt. Letzteres wird über ein Kanalnetz in Hochbehälter<br />

verteilt, über die dann Sprinkleranlagen angeschlossen sind.[5]<br />

Der westliche Teil der Region konnte aus technischen Gründen nicht auch über einen Rhônekanal<br />

bewässert werden, sondern wird nun über ein System von Stausperren, die in den Flüssen des<br />

Gebirge angelegt wurden, wie z.B. im Salagou, einem Nebenfluß des l'Herault, oder im Orbtal,<br />

versorgt (rd. 110000ha). Ein Nebeneffekt dieser Sperren ist eine Kanalisierung der<br />

Überschwemmungsgefahr in der Regenzeit, sowie eine ausreichende Nutzung der Niederschläge<br />

dort, wo sie gebraucht werden. Insgesamt plant die CNABRL eine Ausweitung der Bewässerung<br />

in den Minervois, Lauragais und in den Roussillon auf rd. 400000ha bewässerte LNF.<br />

Die Bewässerung der Region Provence Côte d'Azur wird seit seiner Fertigstellung in den 60'er<br />

Jahren durch den Canal d'Irrigation de la Provence sichergestellt, der sein Wasser aus dem Stausee<br />

von Serre-Poncon östlich von Gap (900 Mio m 3 ) und dem Lac de Ste-Croix am Ausgang des<br />

Verdon (300 Mio m 3 ) bezieht.[6]<br />

Die allgemeine Abnahme der bewässerten Flächen in den letzten Jahren ist vor allem darauf<br />

zurückzuführen, daß diese den Siedlungsflächen nahegelegener Orte weichen mußten.<br />

Bestrebungen die bewässerten Flächen wieder auszuweiten, entspringen sowohl dem Versuch dies<br />

zu kompensieren, als auch Bemühungen, der spanischen und italienischen Konkurrenz durch eine<br />

Intensivierung des Anbaus entgegenzutreten.<br />

6.2. Trockenlegung von Sumpfland und Rekultivierung von<br />

Ödlandflächen<br />

Die Trockenlegung von Sumpfgebieten im Bereich der Rhônemündung wurde nach dem<br />

Untergang des Römischen Reichs erst wieder im 10. Jhdt. durchgeführt, um LNF und Geld zu<br />

gewinnen. Doch erst im 17. Jhdt. wurden mit der Hilfe von Flamen und Holländern größere<br />

Erfolge verbucht. Bis ins 19. Jhdt. wurden Versuche unternommen, die entweder fehlschlugen<br />

oder aus politischen Gründen behindert wurden, erst Ende des letzten Jahrhunderts mit der<br />

Reblauskrise wurde das Thema wieder aktuell. Die wichtigsten Erfolge in der Trockenlegung<br />

betrafen damals die Camargue, die ihren Ruf als Malariagebiet bald verlor. Insgesamt wurden<br />

viele Versuche zur Entwässerung unternommen (l'étang de Marseillette im dep. l'Aude in den 60er


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Jahren oder der marais de la Souteyranne im dep. Gard), ohne jedoch jemals viel erreicht zu<br />

haben. Heute ist der materielle und finanzielle Aufwand zu groß, um eine geeignete Kosten-<br />

Nutzen-Rechnung zu erreichen, weshalb die Seen nur noch für touristische Zwecke erschlossen<br />

werden.<br />

Ebenso wie die Trockenlegung von Sumpfland wurde die Rekultivierung von Ödlandflächen<br />

bereits einige Jahrhunderte lang betrieben bzw. versucht. Gründe für die weite Verbreitung von<br />

Ödland- bzw. extensiv genutzten Flächen sind zum einen die transhumante Schafzucht, die über<br />

den Winter im Niederlanguedoc, also in der Küstenebene, Weidegebiete brauchte, die von den<br />

Großgrundbesitzern zur Verfügung gestellt werden konnten. Zum anderen stellten<br />

Olivenbaumkulturen jahrhundertelang neben dem Weinbau die wichtigste Einnahmequelle dar,<br />

weshalb der Anbau, ebenso wie Neuanpflanzungen und Rodungen strengen Bestimmungen<br />

unterlagen. Besonders im Bereich der garrigue wurde so die LNF bedeutend ausgeweitet.<br />

Bei der Rekultivierung muß z.T. ein hoher Aufwand getätigt werden, der sich im Weinbau in den<br />

garrigues nur bei Qualitätsweinen bzw. -Lagen rechtfertigen läßt, eher denkt man an<br />

Wiederaufforstungen. Probleme bei der Rekultivierung sind immer wieder ungewisse<br />

Besitzverhältnisse bei zersplitterten Parzellierungen, Desinteresse der Besitzer oder mangelnde<br />

Bewässerungs-möglichkeiten in Hinsicht auf eine Intensivierung.<br />

6.3. Flubereinigungsmaßnahmen<br />

Nach der großangelegten Bewässerung des Landes Anfang der 60er hatten sich die<br />

Voraussetzungen für die Landwirtschaft wieder verbessert und man versuchte durch<br />

Flurbereinigungen (remembrement) die Betriebe zu besserer Rentabilität zu führen. Doch das<br />

Desinteresse der Nebenerwerbslandwirte, die meist Sonderkulturen anbauten, sowie die<br />

schwierige Frage der Exposition und der Bodenqualität führten zu keinem nennenswerten Erfolg.<br />

Viele Winzer scheuten auch eine Umstellung auf neue Qualitätsrebsorten, da diese ein Aussetzen<br />

der Produktion und der Gewinne auf rd. drei Jahre hinaus impliziert, bis erste Früchte geerntet<br />

werden können. Die Schaffung von regionalen Organisationen wie der Société d'Aménagement<br />

Foncier et d'Etablissement Rural (SAFER) durch das Landwirtschaftsgesetz des Jahres 1960 sollte<br />

den speziellen Schwierigkeiten in den Weinbau- und Sonderkulturgebieten gerecht werden.<br />

Ebenso spielen Privatinitiativen wie die Groupement Agricole d'Exploitation en Commun<br />

(GAEC), die durch betriebliche Zusammenarbeit eine rationellere Betriebsführung ermöglichen<br />

soll, eine große Rolle. Die Coopérative d'Utilisation de materiel agricole (UMA) ist als<br />

Maschinenkooperative vor allem in West- und Südwestfrankreich stark verbreitet. Die zu Beginn<br />

des 20. Jahrhundert gegründeten Winzergenossenschaften wurden und werden aber mehr und<br />

mehr zu einem Hemmnis einer Weiterentwicklung, da sie in Technik und Kapazität nicht<br />

weiterentwickelt werden.[7] Sie erhalten meist nur Kleinwinzer am Leben, während die Betriebe<br />

der repatriierten Kolonialfranzosen ihnen meist technisch überlegen sind. Des weiteren stellen sich<br />

gerade kleinere Kooperativen mit wenigen Mitgliedern gegen die EG-Politik der<br />

Rebflächenstillegung, die sie in ihrer Existenz bedroht, wenn viele Mitglieder auf die Prämien<br />

zurückgreifen[8].<br />

Die Rekultivierungsbemühungen des französischen Staates verlagerten sich bald auf das mühsame<br />

Aufkaufen kleiner Parzellen, um zusammenhängende sanierungsfähige Areale zu schaffen. Z.B.<br />

dauerte es über 10 Jahre, bis im Gebiet der Costières du Gard, südlich von Nimes mit der<br />

Produktion auf den rekultivierten Arealen begonnen werden konnte.[9] Bei den Domänen<br />

städtischer Großgrundbesitzer, die ihr Land nur sehr extensiv oder gar nicht nutzten war dieser<br />

Prozeß bedeutend einfacher. Die Gebiete wurden in Einheiten von ca. 20 - 25 ha aufgeteilt,<br />

erschlossen und verkauft. Viele Kolonialfranzosen,


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die nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 geflohen waren, fanden so ein neues Auskommen.<br />

Dadurch ergaben sich bald große soziale Spannungen mit der ursprünglichen Landbevölkerung, da<br />

die Neuankömmlinge entweder Investitionskapital besaßen oder günstige Kredite aufnehmen<br />

konnten und so bald eine sehr starke Marktstellung erlangten.<br />

Die steigende Zahl der Betriebe mit mittleren und großen Betriebsgrößen konnte sich die<br />

Konkurrenzfähigkeit durch intensiven Maschineneinsatz erhalten. Zudem werden größere Betriebe<br />

durch die EG-Subventionspolitik bevorzugt. Die Großgrundbesitzerschicht, die vor allem im<br />

Norden Frankreichs die Agrargesellschaft prägt, gewann im Süden zunehmend an Bedeutung.<br />

Heute gehören die großen Domänen zum charakteristischen Element der mediterranen<br />

Agrarlandschaft.<br />

Regionale Unterschiede in der Betriebsgrößenstruktur Frankreichs 1975<br />

Programmregion < 5 ha 5-10 ha 10-20 ha 20-50 ha 50-100 ha > 100 ha<br />

Languedoc-Roussillon 54,2 % 15,8 % 15,5 % 9,3 % 3,8 % 1,4 %<br />

Provence-Côte d'Azur 62,3 % 13,9 % 12,2 % 8,1 % 2,3 % 1,2 %<br />

Frankreich 30,3 % 13,2 % 20,2 % 26,1 % 7,9 % 2,3 %<br />

Quelle: INSEE, 1977<br />

Nutzflächenanteile der Betriebsgrößenklassen 1975<br />

Programmregion < 5 ha 5-10 ha 10-20 ha 20-50 ha 50-100 ha > 100 ha<br />

Languedoc-Roussillon 6,3 % 8,8 % 16,7 % 22,8 % 20,0 % 25,4 %<br />

Provence-Côte d'Azur 8,8 % 9,5 % 16,3 % 24,3 % 16,8 % 24,3 %<br />

Frankreich 2,4 % 4,6 % 13,7 % 37,5 % 24,6 % 17,2 %<br />

Quelle: INSEE, 1977<br />

In jüngster Zeit wirkt der Landflucht der jungen Leute eine beträchtliche Zuwanderung von<br />

Rentnern und Ausländern entgegen, die dieses Gebiet als Alters- bzw. Ferienwohnsitz gebrauchen.<br />

[10] Schon 1980 machten die Zweitwohnsitze 47 % der gesamten bewohnten Grundstücke aus.<br />

Die dort ehemals betriebene Landwirtschaft wird meistens aufgegeben. Da die jungen Leute im<br />

sekundären oder tertiären Sektor der Städte mehr verdienen konnten, kam es zu einer Überalterung<br />

der ländlichen Einwohner, was diese zwang, mit dem Verkauf ihrer Ländereien ihren<br />

Lebensabend zu sichern.<br />

7. Der Weinbau am Beispiel des Languedoc-<br />

Roussillon<br />

Den Grundstein für den Weinbau in dieser Region legten die Griechen im 6. vorchristlichen<br />

Jahrhundert und machten Marseille zu einem großen Umschlagplatz für den Weinhandel, der zu<br />

römischer Zeit noch ausgebaut wurde. Im Mittelalter ist die Ausweitung der Weinbaugebiete vor<br />

allem den Klöstern zu verdanken, die im 10. bis 12. Jahrhundert den Weinhandel um Narbonne,<br />

Béziers und Montpellier konzentrierten. Bis ins 17. Jahrhundert hinein verhinderten allerdings die<br />

schlechte Verkehrsinfrastruktur eine weitere Verbreitung der Weinrebe im Languedoc. Das<br />

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Problem konnte aber 1681 mit der Eröffnung des Canal du Midi und später mit dem Kanal von<br />

Sète nach Aigues-Mortes gelöst werden. Beide Verkehrswege ermöglichten eine Aktivierung des<br />

Handels und die Belieferung weit entfernter Absatzzentren. Schon 1731 führte der Weinbauboom<br />

zu einer deutlichen Überproduktion, die trotz staatlicher Interventionsversuche nicht verhindert<br />

werden konnte. Der Freihandel im Zuge der französischen Revolution führte zum einen zu großen<br />

Pflanzenfett-, Getreide- und Wollimporten aus dem Norden des Landes, welche den<br />

einheimischen Olivenanbau und die Schafzucht in eine Krise stürzten. Zum anderen war es jetzt<br />

möglich, den Wein auch in den nordfranzösischen Städten zu verkaufen. Diese beiden<br />

Entwicklungen führten zu einer weiteren Verstärkung des Weinanbaus und seit dem Beginn des<br />

19. Jahrhunderts zur Entwicklung der Weinmonokultur im Niederlanguedoc. Der Ausbruch<br />

schwerer Rebkrankheiten, dem Mehltau (Oidium-Krise 1850) und der Reblaus (Phylloxera-Krise<br />

1865 + 1885), führten zu einem fast völligen Ruin des Weinanbaus. Vor allem kleinere Winzer<br />

wurden durch die Vernichtung der Reben zur Betriebsaufgabe und Abwanderung gezwungen. Die<br />

Erneuerung der Bestände mit amerikanischen Rebunterlangen und die aufwendigen<br />

Pflanzenschutzaktionen führten bald wieder zu einer Erholung des Marktes. Die Weinproduktion<br />

erhöhte sich in der Folgezeit um fast 70 % und führte zu einer Weinabsatzkrise zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts. Z.B fiel der Weinpreis im Languedoc von 17,5 FF/hl (1890) zwischen 1905 und<br />

1909 auf 7,5 FF/hl ab.[11]<br />

Die Weinanbaugebiete des Languedoc nehmen heute einen großen Teil des Gebietes ein.<br />

Zwischen Perpignan und Montpellier bedecken sie fast die ganze Küstenebene und die dahiner<br />

liegenden Costières. Neben den heute noch zahlreich vorhandenen Nebenerwerbswinzern<br />

betreiben heute im Languedoc auch Großgrundbesitzer und Konzerne einen intensiven Weinbau.<br />

Da der Weinbau sich meist auf Massenweine beschränkte (heute noch ca. 50 %), führte die<br />

Öffnung des Marktes für billige ausländische Weinimporte im Zuge des EG-Marktes zu einer<br />

Absatzkrise.[12] Um den Überschüssen auf dem Weinmarkt insgesamt entgegenzuwirken verfolgt<br />

die EG im Languedoc eine Politik mit zwei Möglichkeiten für die Betroffenen: die erste<br />

Möglichkeit besteht in der Zahlung von Stillegungsprämien (prime d'arrachage) für die temporäre<br />

oder permanente Aufgabe der Rebflächen[13].<br />

Die Alternative dazu besteht in der Qualitätsverbesserung durch Umstellung alter Rebsorten auf<br />

neue, Qualitätsreben, wie Carignan, Ugni Blanc, Grenache Noir, Aramon, Cinsaut, Merlot oder<br />

Gamany[14]. Umgestellt wird im wesentlichen auf VAOC- (Vins d'Appellation d'Origine<br />

Controlée), V.D.Q.S.- (Vins de Qualité supérieure) oder V.Q.P.R.D.- Weine (Vins de Qualité<br />

produits dans des Régions Délimités) (siehe Karte unten). Die Qualitätsschiene bedingt dabei eine<br />

Spezialisierung der Betriebe, d.h. polykulturelle Eigenversorger werden immer seltener. Trotz der<br />

Ausrichtung auf eine marktorientierte Weinbaugesellschaft halten viele Kleinbauern an<br />

traditionellen Strukturen fest, wie z.B. der Widerstand gegen die Flurbereinigung zeigt.<br />

8. Der Reisanbau in der Camargue<br />

Seit den Trockenlegungen im Bereich der Camargue im 19. Jahrhundert wurde auch in diesem<br />

Gebiet die Landwirt-schaft ausgeweitet. Wegen der hohen Feuchtigkeit im Rhône-delta erwies<br />

sich Reis wegen seines hohen Feuchtigkeits-bedarfes als das geeignetste Anbauprodukt. Ein<br />

intensiver Anbau lohnte sich jedoch bis nach dem Zweiten Weltkrieg nicht, da in den<br />

französischen Kolonien in Südostasien (Indochina) weitaus billiger produziert werden konnte. Der<br />

Ausbau der Anbauflächen nach dem Verlust der Kolonien, war aber schon in den Jahren zuvor<br />

betrieben worden, um eine gewisse Unabhängigkeit von ausländischen Lieferungen zu erringen.<br />

In den folgenden Jahren boomte der Reisanbau und erreichte im Jahre 1961 sein Maximum (siehe<br />

Tab. unten (33000 ha Anbaufläche))[15]. Die Rentabilität der Betriebe war allerdings nur durch<br />

Monokulturen zu gewährleisten, so daß bereits 1951, 12 Großgrundbesitzer das Monopol über 60


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% der bewässerten Fläche besaßen.[16] In den folgenden Jahren war ein Rückgang zu<br />

verzeichnen, da die Landwirte mit der starken Konkurrenz auf dem Weltmarkt zu kämpfen hatten.<br />

Hohe Lohn- und Mechanisierungskosten verhinderten weitgehend eine moderne Umstellung auf<br />

einen rationellen und mechanisierten Anbau.<br />

9. Der Obstanbau am Beispiel des Lubéron<br />

Der Gebirgszug des Lubéron erstreckt sich auf einer Länge von 55km in westöstlicher Richtung<br />

von Cavaillon bis Manosque. Auf dem Kalkstein entwickelten sich rotbraune, mediterrane Böden,<br />

die ein schlechtes Wasserspeichervermögen aufweisen. Auf den Gebirgsrücken, die durch<br />

Abholzung entblößt wurden dominiert heute die Garrigue. In den angrenzenden Hang- und<br />

Talbereichen des Gebirges stellt die Landwirtschaft die größte Einnahmequelle der Bevölkerung<br />

dar. Bis zum Jahre 1860 dominierte in diesem Gebiet eine polykulturelle Subsistenzwirtschaft, die<br />

entlang der Berghänge betrieben wurde. In der Folgezeit erfolgte eine zunehmende Verlagerung<br />

der Landwirtschaft in die Ebenen, wo bald mit kleinen Bewässerungsversuchen begonnen wurde.<br />

Eine einschneidende Veränderung ergab sich erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg, als die<br />

Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Städte, für eine verstärkte Mechanisierung der<br />

Landwirtschaft sorgte. Die Aufgabe von kleinerer Betriebe nutzten andere zur<br />

Betriebsvergrößerung und Spezialisierung auf Weingärten und Obstplantagen, die bald wieder auf<br />

die Hangregionen des Gebirges ausgedehnt wurden. Die Tendenz zur Entstehung von größeren<br />

und überlebensfähigeren Betrieben hält bis heute an. Die Weingebiete unterliegen einem starken<br />

Konkurrenzkampf in der EG und lassen deshalb eine zunehmende Spezialisierung auf<br />

Qualitätsweine (Rotwein) erkennen, welche die Qualitätsbezeichnung VAOC (Vin d'Appellation<br />

d'Origine Controlée) tragen dürfen.[17] Bei dem Vertrieb des Weines, aber auch bei seiner zum<br />

Teil maschinellen Bearbeitung spielen die Kooperativen eine bedeutende Rolle, ohne die viele<br />

kleine Winzer nicht überleben könnten.<br />

Der Anbau von Kirschen hat mit 59,2 % der Obstanbaufläche im Lubéron eine bedeutende<br />

Stellung. Im gesamten Département Vaucluse stehen 38 % aller Kirschbaumplantagen<br />

Frankreichs.[18] Die angebauten Süßkirschen gehören zu den wenigen Früchten, die im<br />

umkämpften EG-Mark noch rentabel abgesetzt werden können. Allerdings scheiterten<br />

Bemühungen, die Anbauflächen auszudehnen an der italienischen und griechischen Konkurrenz.<br />

Wegen der sehr arbeitsintensiven Ernte und den beträchtlichen Lohnkosten, nimmt der Anteil der<br />

Kirschbaumplantagen in den einzelnen Betrieben jedoch nur einen kleinen Teil ein. Von den<br />

vorhandenen ca. 2000 ha Plantagen, werden 60 % als Tafelkirschen und 40 % als<br />

Industriekirschen, bei denen z.T. maschinell geerntet wird, verkauft.[19] Auch hier wird der<br />

Verkauf hauptsächlich durch eine Kooperative geleitet. Das Gros der wegen ihrer frühen Ernte<br />

beliebten Tafelkirschen wird über nationale Großmärkte vertrieben, doch gelangen noch ca. 26 %<br />

davon in die BRD.<br />

In den landwirtschaftlich genutzten Regionen des Lubéron wird von der Möglichkeit der<br />

künstlichen Bewässerung reger Gebrauch gemacht, da ohne sie bei Obstbaumplantagen und<br />

Gemüsekulturen Mißernten nicht auszuschließen sind. Das benötigte Wasser kommt aus dem<br />

Stausee von Serre-Poncon in den Seealpen, von wo es über den Kanal der französischen<br />

Elektirizitätswerke (E.D.F.) oberhalb des alten Durance Bettes in die Region geleitet wird.


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10. Transhumanz<br />

Die transhumante Viehhaltung, bei der die Herden (meist Schafe) zwischen Sommer (Gebirgs)-<br />

und Winterweiden (Küste) wechseln, ist im Bereich des mediterranen Frankreich weit verbreitet.<br />

Voraussetzung ist hier der räumliche Gegensatz zwischen Gebirge und Küstenebene mit einem<br />

deutlichen klimatischen Gegensatz.[20] Hauptverbreitungsgebiete der Transhumanz sind das<br />

Massif Central mit Niederlanguedoc und die Seealpen mit Camargue und Crau. Im Languedoc<br />

haben die Herden ihre Sommerweidegebiete in den Cevennen, den Causses, dem Montagne Noire<br />

und den Pyrenäen. In der Provence liegen diese Weidegebiete nicht nur weit in den Seealpen<br />

verstreut, sondern auch im Luberongebirge und dem Vercor Massiv. Da außer der Camargue und<br />

der Crau nur wenig ausgedehnte Küstenebenen als Sommerweideflächen zur Verfügung stehen,<br />

werden in der Provence auch Flußtäler wie das der Durance genutzt. Die seit dem Jahre 1878<br />

praktizierte Verschickung der Herden in Zügen sowie die Möglichkeit eines LKW-Transportes<br />

erweiterten die Verbreitungsgebiete der Transhumanz beträchtlich. Im 19. Jahrhundert kam es vor<br />

allem im Languedoc wegen der schon zuvor angesprochenen Landwirtschaftskrisen zu einer<br />

Freisetzung großer Agrarflächen zugunsten der Viehaltung. Während die Transhumanz in den<br />

Alpen und den Pyrenäen aber nach wie vor einen landwirtschaftlichen Faktor darstellt, ist sie im<br />

Languedoc aufgrund von Rekultivierungsmaßnahmen in den Winterweidegebieten auf dem<br />

Rückzug.<br />

Die transhumante Viehhaltung dient vor allem der Gewinnung von Schafwolle, aber auch von<br />

Fleisch und Milch. Trotz des Aufwandes veterinärmedizinischer Betreuung der Tiere und dem<br />

Zukauf von Futter, ist das Geschäft durch den Preis von ca. 10,- DM/kg Lamm noch rentabel.[21]<br />

Die Produktion verschiedener Käsespezialitäten schafft den Landwirten außerdem eine<br />

Marktnische, die zwar nicht einen übermäßigen Gewinn verspricht, aber dennoch eine<br />

Absatzsicherheit garantiert. Dies gilt vor allem bei transhumanter Ziegenhaltung, die einzig und<br />

allein der Käseherstellung dient.[22]<br />

11. Quellen und Literatur<br />

BRUN, ANDRÉ u.a., Le grand atlas de la France rurale, Paris 1989.<br />

CARRÈRE, PAUL / RAYMOND DUGRAND, La Région Méditerranéenne, Paris 1960.<br />

DE JOUVENCEL, T. u.a., La France et ses régions, Paris 1990.<br />

DURBIANO, CLAUDINE / ANDRé DE RéPARAZ, Wein und Weinbau in Frankreich, in:<br />

Geographische Rundschau 39 (1987) H. 12, S. 689 - 699.<br />

DE ROO, PRISCILLA, u.a., Atlas de l'aménagement du territoire, Paris 1988.<br />

JONES, ALUN, Reform of the European Community's Table Wine Sector: Agricultural<br />

Despecialisation in the Languedoc, in: Geography 1989, S. 29 - 37.<br />

MEIER , JöRG U.A., Frankreich - Ein regionalgeographischer Überblick, Darmstadt 1990.<br />

MÜLLER, JÖRG (HRSG.), Die Provence. Aspekte kulturlandschaftlicher Veränderungen, in:<br />

Beiträge und Materialien zur Regionalen Geographie, H. 5, Berlin 1991.


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MÜNCHOW, SABINE, Strukturprobleme Südfrankreichs, in : Geographische Rundschau 32<br />

(1980) H. 10, S. 453 - 458.<br />

PLETSCH, ALFRED, Frankreich, 2. korrigierte Auflage, Stuttgart 1981.<br />

PLETSCH, ALFRED, Die Landwirtschaft im mediterranen Frankreich - Strukturwandel und<br />

Probleme, in : Studien zur internationalen Schulbuchforschung, Schriftenreihe des Georg-Eckert-<br />

Instituts, Bd. 41.<br />

PLETSCH, ALFRED, Moderne Wandlungen der Landwirtschaft im Languedoc, in: Marburger<br />

Geographische Schriften, Heft 70, Marburg/Lahn 1976.<br />

PLETSCH, ALFRED, Südfrankreich - wirtschaftlicher Schwerpunkt oder Problemgebiet der<br />

EG ?, in : Geographische Rundschau 34 (1982) H. 4., S.145 - 152.<br />

VERLAQUE, CHRISTIAN, Le Languedoc-Roussillon, Paris 1987<br />

Anmerkungen:<br />

[1] Christian Verlaque, Le Languedoc-Roussillon, Paris 1987, S. 17 ff<br />

[2] Alfred Pletsch, Moderne Wandlungen der Landwirtschaft im Languedoc, in: Marburger<br />

Geographische Schriften, Heft 70, Marburg/Lahn 1976, S. 33.<br />

[3] Pletsch, Moderne Wandlungen, S. 33.<br />

[4] Alun Jones,Reform of the European Community's Table Wine Sector: Agricultural<br />

Despecialisation in the Languedoc, in: Geography 1989, S. 32.<br />

[5] Pletsch, Moderne Wandlungen, S. 81.<br />

[6] Alfred Pletsch, Südfrankreich - wirtschaftlicher Schwerpunkt oder Problemgebiet der EG ?, in:<br />

Geographische Rundschau 34 (1982), H. 4, S. 145 - 153.<br />

[7] Alfred Pletsch, Frankreich, Stuttgart 1981, S. 180.<br />

[8] Jones, S. 35.<br />

[9] Alfred Pletsch, Die Landwirtschaft im mediterranen Frankreich - Strukturwandel und<br />

Probleme, in : Studien zur internationalen Schulbuchforschung, Schriftenreihe des Georg-Eckert-<br />

Instituts, Bd. 41, S. 139.<br />

[10] Le Grand Atlas de la France Rurale, S. 164.<br />

[11]Pletsch, Frankreich, S. 124.<br />

[12] Konrad Jörg Müller, Struktur und regionale Differenzierung der Landwirtschft im Lubéron,<br />

in: Konrad Jörg Meier u.a., Frankreich - Ein regionalgeographischer Überblick, Darmstadt 1990.<br />

[13] Jones, Reform, S. 34.<br />

[14] Claudine Durbiano, André de Réparaz, Wein und Weinbau in Frankreich, in: Geographische<br />

Rundschau 39 (1987) H. 12, S. 690.


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[15] Pletsch, Frankreich, S. 192.<br />

[16] Sabine Münchow, Strukturprobleme Südfrankreichs, in : Geographische Rundschau 32<br />

(1980) H. 10, S. 457.<br />

[17] Müller, Frankreich, Lubéron, S. 41.<br />

[18] ebd., S. 42.<br />

[19] ebd., S. 47.<br />

[20] Pletsch, Frankreich, S. 175.<br />

[21] Müller, Frankreich, Lubéron, S. 65.<br />

[22] ebd.<br />

Diese Arbeit wurde angefertigt im Sommersemester 1993<br />

zusammen mit Jörg Georgi.<br />

Institut für Kulturgeographie der Universität Freiburg<br />

Regionales Proseminar Mittelmeerländer<br />

Dozent : P.D. Thomas Krings<br />

© Stefan Mannes. mannes@ruf.uni-freiburg.de

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