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De:Bug 174

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<strong>174</strong> — musiktechnik Text Benjamin Weiss<br />

<strong>De</strong>r Micromac D steckt in einem schuhkartongroßen<br />

<strong>De</strong>sktop-Gehäuse, das ungewohnt leicht ist, aber mit viel<br />

Liebe zum <strong>De</strong>tail verarbeitet wurde. Auf der Rückseite finden<br />

sich neben MIDI In und Thru und dem Anschluss für<br />

das externe Netzteil noch ein Learn-Button. Die Oberfläche<br />

wird von 32 Bakelit-Drehreglern im klassischen Moog-<br />

Style bevölkert, die angenehm fest sitzen, dazu kommen<br />

16 Patch-Punkte und eine Reihe von Kippschaltern.<br />

Macbeth<br />

Micromac <strong>De</strong>sktop<br />

Minimonster fÜr den<br />

Schreibtisch<br />

Ken MacBeth hat wieder zugeschlagen. <strong>De</strong>r<br />

britische Synthesizer-Bauer stellt mit dem<br />

Micromac D ein halbmodulares, weitgehend aus<br />

Transistoren und integrierten Bauteilen konstruiertes<br />

Minimonster auf den Schreibtisch.<br />

Aufbau<br />

<strong>De</strong>r neue Synth ist die <strong>De</strong>sktop-Version des Micromac-<br />

Moduls, hier jedoch zusätzlich noch mit einem MIDI-to-<br />

CV Interface von Kenton ausgestattet. Mit drei analogen<br />

Oszillatoren, separaten Ausgängen und CV-Eingängen, inklusive<br />

dem nachfolgenden sattsam bekannten Moogfilter<br />

mit 24 dB Flankensteilheit geht er natürlich schwer in<br />

Richtung Mini Moog, kann aber durch seine halbmodulare<br />

Struktur mehr. Steuern lässt sich das Filter von der<br />

ersten Hüllkurve oder über den CV-Eingang, wobei man<br />

zwischen verschiedenen Filtertracking-Modi wählen kann.<br />

Die ersten beiden VCOs kommen mit Sinus, Puls,<br />

Dreieck und Sägezahn und lassen sich hardsyncen, der<br />

dritte hat dazu noch Ramp und bietet auch ein Rauschen<br />

als Wellenform, außerdem lässt er sich als LFO nutzen.<br />

Die Pulsweite wird über Modulationseingänge gesteuert.<br />

Die Frequenz der VCOs kann wahlweise grob oder<br />

fein eingestellt werden. Zur Modulation kommen noch<br />

zwei ADSR-Hüllkurven hinzu, eine für das Filter, eine für<br />

den VCA; beide lassen sich auch invertieren.<br />

Sound<br />

Rund, fett und mit allen sonstigen Moog-Tugenden ausgestattet,<br />

geht der Micromac D aber noch einen Schritt<br />

weiter und besitzt durchaus einen sehr eigenen, aber<br />

immer ziemlich warmen Klangcharakter. Von zartem<br />

Goblin-artigen Gedudel über saftige Bässe, schmatzige<br />

Filtersequenzen mit bei Bedarf sehr flotten Hüllkurven bis<br />

zu mächtig breiten Flächen ist alles drin. Durch die zwar<br />

vielseitige, aber ziemlich übersichtliche Struktur und ausgewogene<br />

Parametrisierung ist es auch kein Problem,<br />

Sounds zu rekonstruieren, vorausgesetzt, man hat davon<br />

ein Foto gemacht oder ein entsprechendes Gedächtnis.<br />

Das ist nicht unbedingt selbstverständlich bei einem<br />

analogen Synthesizer und zeugt von der sorgfältigen<br />

Entwicklung, während der sich Ken MacBeth nicht nur<br />

für Teaser-Videos ausgiebig Zeit genommen hat, sondern<br />

eben auch die Hardware immer weiter optimierte.<br />

<strong>De</strong>r Micromac D gehört auf jeden Fall zur<br />

Luxuskategorie, mit knapp 2.000 Euro dürfte er einer<br />

der teuersten Analogsynthesizer mit vergleichbarer<br />

Ausstattung sein. Im Vorfeld aufgetauchte Vergleiche<br />

mit dem Moog Minitaur (der kurz danach angekündigt<br />

worden war, denn so lange hat es gedauert, bis der<br />

Micromac fertig war), der für ein Drittel zu haben ist,<br />

hinken allerdings gewaltig, denn der Micromac D spielt<br />

klanglich und funktional in einer ganz anderen Liga und<br />

ist viel variabler einsetzbar. Er bietet nicht nur einen<br />

hervorragenden Sound, sondern ist dank der Vielzahl<br />

an Patch-Punkten auch eine prima Ergänzung für ein<br />

Modularsystem, wenn das entsprechende Kleingeld vorhanden<br />

ist. Wer einen haben will, muss sich aber gedulden:<br />

Die ersten Exemplare waren komplett vorbestellt.<br />

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