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Vereinskurier TradGem FKG 1 e.V. / 2. Halbjahr 2016
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Vereinskurier der Traditionsgemeinschaft Flugkörpergeschwader 1<br />
- Landsberg am Lech -<br />
38<br />
In diesem Zusammenhang muss die Frage gestellt werden, warum nicht schon in Peenemünde<br />
versucht wurde, feste Treibstoffe zu verwenden, wenn diese doch so viele Vorteile<br />
gegenüber Flüssigtreibstoffen haben, zumindest für die militärische Nutzung.<br />
Meine Recherchen haben folgendes ergeben:<br />
Schon 1942 hat die aktuelle Kriegslage Deutschland dazu gezwungen, den Gebrauch von<br />
Nitroglyzerin stark einzuschränken. Alle neuen Treibstoffentwicklungen mussten daher auf<br />
die Nutzung von Dinitroglykol umgestellt werden. Aber schon 1943 entstand auch hier<br />
ein Mangel. So glaubten bis vor Kurzem einige Historiker, dass überhaupt keine Weiterentwicklung<br />
auf diesem Gebiet stattgefunden hätte.<br />
Neu aufgetauchte Dokumente belegen jedoch, dass bereits 1941 ein Major von Francis<br />
beim Heereswaffenamt WaPrüf II an neuen Treibstoffen forschte. Er wollte den Produktionsablauf<br />
der Treibstoffherstellung vereinfachen. Zusammen mit der Firma Wolff & Co in<br />
Walsrode suchten sie nach Lösungen. Nach langen und schwierigen Entwicklungsprozessen<br />
gelang es ihnen, einen Festtreibstoff zu entwickeln, der in jede beliebige Form gegossen<br />
werden konnte. Nach der Vorstellung im Jahre 1942 wandten sich jedoch alle bekannten<br />
Treibstoffhersteller dagegen, weil angeblich nicht zu verwirklichen.<br />
Tatsächlich war der Herstellungsprozess sehr schwierig, da die Gussmasse frei von Lufteinschlüssen<br />
sein musste, um eine gleichmäßige Verbrennung zu gewährleisten. Mit der Zeit<br />
bekamen die Ingenieure das Problem aber in den Griff und die Produktion konnte beginnen.<br />
Gegenüber herkömmlicher Treibstoffherstellung benötigte man nur noch ein Zehntel des<br />
üblichen Maschinenparks. An Grundstoffen brauchte man nur noch Nitrozellulose und Trinitrotoluol.<br />
Beides war in ausreichender Menge vorhanden. Einer der daraus hergestellten<br />
Treibstoffe war das sogenannte „Gisslingpulver W2“. Es bestand aus:<br />
1. Trinitrotoluol (TNT) 55%<br />
2. Nitrozellulose 27%<br />
3. Dinitroglycol 17 %<br />
4. Stabilisator 1 %<br />
FESTTREIBSTOFF<br />
(solid propellant)<br />
Auch die IG Farben AG beteiligte sich an der Entwicklung von Festtreibstoffen.<br />
Sie benutzte Teerkohle als Grundlage des Treibstoffs zusammen mit Ammoniumperchlorat.<br />
Der entstandene Festtreibstoff erhielt den Namen „Gelbpulver“ und war in einem<br />
Temperaturbereich von -50 o C bis 70 o C einsetzbar.<br />
Der Einsatz dieser Festtreibstoffe in Raketen ist nicht überprüfbar bestätigt, jedoch<br />
kommen immer mehr Informationen ans Licht, die besagen, dass eine Sonderrakete A4<br />
erfolgreich mit Festtreibstoff in Thüringen in der Nähe der geheimen „Polte“ Fabrik gestartet<br />
worden sei. Die Fertigung sei ebenfalls in Thüringen, in der MAKO Fabrik, erfolgt.