03.08.2016 Aufrufe

DoBo_15-16

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Seite 32 2. August 20<strong>16</strong><br />

Mittelalterliche Musik-Fragmente<br />

aus Ortenburg auf Reisen<br />

Im Archiv der Grafen von Ortenburg haben sich Pergamentfragmente von<br />

mittelalterlichen Musikhandschriften erhalten, die als Einbände von Akten<br />

die Jahrhunderte überstanden haben.<br />

Von Privat Dozent<br />

Dr. Robert Klugseder, Wien<br />

Kennen Sie den<br />

Unterschied<br />

zwischen Verkehrswert<br />

und<br />

Beleihungswert?<br />

Der Verkehrswert entspricht dem Marktwert und stellt den im<br />

Fall des Verkaufs am wahrscheinlichsten zu erzielenden Preis<br />

einer Immobilie dar, während der Beleihungswert für die<br />

Kreditvergabe bei Banken relevant ist und i.d. R. deutlich unter<br />

dem Verkehrswert liegt. Bekanntlich treten auch Banken und<br />

Sparkassen als Makler auf. Was hindert Sie, eine weitere<br />

Meinung in Sachen Marktwert einzuholen?<br />

Gerhard Würzburger,<br />

Makler seit über 30 Jahren, Dipl.-Sachverständiger (DIA) für<br />

Immobilienbewertung und Schäden an Gebäuden.<br />

Würzburger Immobilien GmbH Vilshofen<br />

Die Heimatprofis mit Rundum-Service.<br />

Makler.Gutachter.Finanzdienstleister<br />

Tel. 08541/9639-0 www. wuerzburger-immo.de<br />

Die Mittelalterforschung<br />

ist häufig auf Fragmente<br />

von historischen Quellen<br />

angewiesen. Fragmentarische<br />

Reste von Handschriften sind<br />

nicht selten die einzigen Zeugnisse<br />

für die Rekonstruktion<br />

mittelalterlicher Geschichte.<br />

In der Zeit vor der Erfindung<br />

des Buchdrucks hatten handgeschriebene<br />

Bücher einen immensen<br />

Wert. Zum einen stellten<br />

sie die einzige Möglichkeit<br />

dar, Wissen auf Dauer weiterzugeben<br />

und zu konservieren.<br />

Es gab in der Regel von einem<br />

Werk nur sehr wenige Abschriften<br />

und zudem nur wenige Spezialisten,<br />

die in der Lage waren,<br />

lesen und schreiben zu können.<br />

Zum anderen war die Produktion<br />

von Büchern sehr zeit- und<br />

kostenintensiv. Schreiber benötigten<br />

mehrere Monate für die<br />

Anfertigung einer Kopie eines<br />

Buches. Neben dieser „Manpower“<br />

war auch ein bedeutender<br />

finanzieller Aufwand für die Anschaffung<br />

des Beschreibstoffs<br />

Pergament notwendig. Papier<br />

war im späten Mittelalter zwar<br />

auch in Gebrauch, konnte sich<br />

aber erst zu Beginn der Neuzeit<br />

als primäres Schreibmedium<br />

durchsetzen.<br />

Aufwändige Verfahren<br />

für Pergamentblätter<br />

Pergamentblätter wurden in<br />

einem aufwendigen Verfahren<br />

aus der Haut von Tieren hergestellt.<br />

Noch heute lässt sich an<br />

Teil einer Musikhandschrift mit Gesängen für das Stundengebet.<br />

der Struktur der Borsten auf der<br />

Haarseite des Pergaments feststellen,<br />

ob für die Herstellung<br />

eines Buchs eine mittelalterliche<br />

Schaf-, Ziegen oder Kälberherde<br />

ihr Leben lassen musste.<br />

Die Haut, die den Korpus eines<br />

Tiers umspannte, reichte für ein<br />

in der Mitte gefaltetes Doppelblatt.<br />

So benötigte man für ein<br />

großformatiges Chorbuch mit<br />

400 Seiten Umfang 100 Schafe.<br />

Der „tierische“ Beschreibstoff<br />

war daher ein sehr wertvolles<br />

Gut. Wenn der Inhalt von Handschriften<br />

nicht mehr relevant<br />

gewesen war, wandte man<br />

verschiedene „Recyclingtechniken“<br />

an, um den kostbaren<br />

Rohstoff wiederverwerten zu<br />

können. Eine Möglichkeit war,<br />

den Text mit einem Messer<br />

auszurasieren und das Pergament<br />

neu zu beschreiben. Diese<br />

überarbeiteten Handschriften<br />

nennt man Palimpseste. Die verbreitetste<br />

Methode war jedoch<br />

das Heraustrennen der Blätter<br />

und die Weiterverwendung als<br />

Makulatur für den Buchbinder.<br />

Man verkleidete die aus Holz bestehenden<br />

Buchdeckel auf den<br />

Spiegeln mit Fragmenten oder<br />

verstärkte mit dünnen Falzstreifen<br />

die Schnurbindungen. Eine<br />

weitere Möglichkeit war die Verwendung<br />

der gefalteten Blätter<br />

als Archivmappen oder als Einbände<br />

für Bücher. So gelangten<br />

auch Reste von bedeutenden<br />

mittelalterlichen Handschriften<br />

aus Italien als „Packpapier“<br />

nach Bayern. In Venedig oder<br />

Mailand hergestellte großformatige<br />

Drucke wurden zuerst in<br />

diese provisorischen Einbände<br />

gelegt und in Holzfässern über<br />

die Alpen transportiert. Die<br />

Provisorien wurden an ihrem<br />

Bestimmungsort entfernt und<br />

durch kunstvoll gestaltete Einbände<br />

ersetzt. So ersparte man<br />

sich den Aufwand, die schweren<br />

Holzeinbände den weiten Weg<br />

über die Berge transportieren<br />

zu müssen. Der entscheidende<br />

Vorteil von Pergament ist die<br />

weitaus längere Haltbarkeit. So<br />

zeigen Bücher aus diesem Material<br />

viele hundert Jahre nach<br />

der Herstellung kaum Abnutzungsspuren.<br />

Papierhandschriften<br />

aus dem späten Mittelalter<br />

weisen hingegen deutliche Verfallsspuren<br />

auf.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!