Landkreis Mittelsachsen_Optimiert
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Deutsche <strong>Landkreis</strong>e im Portrait<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong><br />
Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt<br />
Redaktion: Pressestelle des Landratsamtes <strong>Mittelsachsen</strong><br />
Autorenteam: Dr. Brunhilde Becker, Marcus Dittrich, Andrea Funke, Wieland Josch<br />
Zweite, völlig neue Ausgabe 2016
Das Buch erscheint im Verlagsbereich Regionalmedien.<br />
Alle Rechte bei Kommu nikation & Wirtschaft GmbH, Oldenburg (Oldb)<br />
Herausgegeben in Zu sam menarbeit mit dem Landratsamt;<br />
Redaktion: Pressestelle des Landratsamtes <strong>Mittelsachsen</strong><br />
Printed in Germany 2016<br />
Das Manuskript ist Eigentum des Verlages. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Auswahl und Zusammen stellung urheberrechtlich geschützt. Dem Buch<br />
liegen neben den illustrierten Autorentexten Bilder und PR-Texte der<br />
Firmen, Verwal tungen und Ver bände zu grunde, die mit ihrer finan -<br />
ziellen Beteili gung das Ersche inen des Bandes ermöglicht ha ben. Sie<br />
sind im Anhang aufgeführt. Für die Rich tig keit der im Inhalts verzeichnis<br />
aufgeführten Autorenbeiträge und der PR-Seiten übernehmen Verlag<br />
und Redaktion keine Haftung.<br />
Bildbearbeitung: Kommunikation & Wirtschaft GmbH, Oldenburg (Oldb)<br />
Druck: B.O.S.S Medien GmbH, Goch<br />
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publi kation in der<br />
Deutschen National bibliographie; detaillierte biblio gra phische<br />
Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />
ISBN 978-3-88363-371-8<br />
Bildquellen:<br />
Archiv: S. 33 o., 34 u., 38, 39 o., 42 u., 52 u., 53, 74.<br />
Detlev Müller, Voigtsdorf: Einband (2), S. 6, 10, 16, 22/23, 24, 27 o., 29,<br />
44, 47, 60–62, 85, 86, 94/95, 99, 101, 105, 106.<br />
Bodo Nussdorfer, Bielefeld: S. 17 u., 32, 36, 37, 39 u., 40, 41, 42 o.,<br />
52 o., 58, 76, 77.<br />
Andrea Funke, Königshain-Wiederau: S. 27 u., 28, 49–51, 54–57, 63–71,<br />
79, 81, 92, 93; Jeibmann Photografik, Dresden: S. 46; Jens Kugler, Kleinvoigtsberg:<br />
S. 17 o.; Landratsamt <strong>Mittelsachsen</strong>: S. 107; gilles lougassi/<br />
fotolia.com: S. 73; Jürgen Lösel/TU Bergaka demie Freiberg: S. 45;<br />
MISKUS Mittelsächsischer Kultursommer e. V.: S. 97; T. Paletzki, Klinik<br />
am Tharandter Wald: S. 75; Brit Placzek: S. 80; Gina Sanders/foto -<br />
lia.com: S. 72; Maria Sonntag/Foto forma: S. 33 u.; Sparkasse <strong>Mittelsachsen</strong>:<br />
S. 34 o.; Wolfgang Thieme, Niederwiesa: Einband (4), S. 7, 9,<br />
12–15, 19–21, 25, 31, 87, 89, 90/91, 95 u.; Sebastian Tscheuchler:<br />
S. 83; Katharina Wegelt: S. 11; Wirtschaftsförderung Erz gebirge GmbH,<br />
Annaberg-Buchholz: S. 102 (Foto: M. Borrmann), 103.<br />
Wegen der besseren Lesbarkeit wird in allen redaktionellen Beiträgen<br />
darauf verzichtet, sowohl die weibliche als auch die männliche<br />
Bezeichnung zu nennen. Es sind immer Personen beider Geschlechter<br />
gemeint.<br />
2
INHALT<br />
VORWORT<br />
Mitten im Leben, mitten in Sachsen 6<br />
Landrat Matthias Damm<br />
EIN LANDKREIS MIT LEBENSQUALITÄT<br />
Land und Leute im Profil – eine Reise durch den <strong>Landkreis</strong> 8<br />
Wieland Josch, Freier Autor und Journalist<br />
Schönheit in ihrer ursprünglichen Form – Hügelland und Erzgebirge 18<br />
Wieland Josch, Freier Autor und Journalist<br />
Üppige Flora und Fauna – wild-romantisches <strong>Mittelsachsen</strong> 22<br />
Wieland Josch, Freier Autor und Journalist<br />
Aktive Erholung, sportliche Herausforderungen –<br />
Radfahren, Wandern, Wintersport und vieles mehr 26<br />
Wieland Josch, Freier Autor und Journalist<br />
EIN LANDKREIS MIT POTENZIALEN<br />
Wirtschaftsregion <strong>Mittelsachsen</strong> – ein Überblick 30<br />
Dr. Brunhilde Becker, Kulturwerkstatt Waldheim<br />
Wachstumsmotor Mittelstand –<br />
Industrie, Handwerk, Dienstleistungen 35<br />
Dr. Brunhilde Becker, Kulturwerkstatt Waldheim<br />
3
Forschungsstandort <strong>Mittelsachsen</strong> –<br />
Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft 43<br />
Wieland Josch, Freier Autor und Journalist<br />
Regionale Produkte und Köstlichkeiten „made in <strong>Mittelsachsen</strong>“ 48<br />
Andrea Funke, Freie Journalistin<br />
Die Land- und Forstwirtschaft als bedeutender Wirtschaftsfaktor 51<br />
Andrea Funke, Freie Journalistin<br />
Mobilität und Verkehr – <strong>Mittelsachsen</strong> in Bewegung 59<br />
Wieland Josch, Freier Autor und Journalist<br />
Schnelle Datenverbindung – im <strong>Landkreis</strong> vernetzt 63<br />
Andrea Funke, Freie Journalistin<br />
EIN LANDKREIS MIT VERANTWORTUNG<br />
Im Blickpunkt – qualifizierte Hilfen für<br />
Jugendliche, Familien und Alleinerziehende 64<br />
Andrea Funke, Freie Journalistin<br />
Lebenslanges Lernen 68<br />
Andrea Funke, Freie Journalistin<br />
Von Menschen für Menschen –<br />
die Vielfalt der pflegerischen Versorgung und Unterstützung 70<br />
Marcus Dittrich, Landratsamt <strong>Mittelsachsen</strong><br />
Vereine, Sport und Initiativen –<br />
Ehrenamt fordern und fördern 78<br />
Andrea Funke, Freie Journalistin<br />
4
INHALT<br />
EIN LANDKREIS MIT KULTUR<br />
Die Vergangenheit verstehen und bewahren –<br />
vielfältige Museumslandschaft 82<br />
Dr. Brunhilde Becker, Kulturwerkstatt Waldheim<br />
Burgen, Schlösser, Kirchen –<br />
architektonische Zeugen der Geschichte 88<br />
Dr. Brunhilde Becker, Kulturwerkstatt Waldheim<br />
Andrea Funke, Freie Journalistin<br />
Typisch (mittel)sächsisch – Tradition an speziellen Orten 94<br />
Dr. Brunhilde Becker, Kulturwerkstatt Waldheim<br />
Konzerte, Theater, Feste – der Mittelsächsische Kultursommer 96<br />
Dr. Brunhilde Becker, Kulturwerkstatt Waldheim<br />
UNESCO-Weltkulturerbe-Projekt „Montanregion Erzgebirge“ 100<br />
Dr. Brunhilde Becker, Kulturwerkstatt Waldheim<br />
Wieland Josch, Freier Autor und Journalist<br />
Der „Lutherweg in Sachsen“ –<br />
ein kulturtouristisches Projekt mit überregionaler Bedeutung 104<br />
Dr. Brunhilde Becker, Kulturwerkstatt Waldheim<br />
REGISTER<br />
Verzeichnis der PR-Bildbeiträge 108<br />
Bildquellen 2<br />
5
Mitten im Leben,<br />
mitten in Sachsen<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> hat viele Besonderheiten, die den <strong>Landkreis</strong><br />
so einmalig machen: vom Rochlitzer Porphyr über<br />
die wiederauferstandene Pferdebahn in Döbeln bis hin<br />
zu montanen Zeitzeugen in der Freiberger Region. Nicht<br />
zu vergessen die Landschaft, die sich von kleinen<br />
Hügeln bis zu einer Gebirgsformation erstreckt, die von<br />
zahlreichen Flüssen und Bächen geprägt ist. Ergänzt wird<br />
dies mit der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Bildungslandschaft<br />
mit einer Technischen Universität sowie einer<br />
Hochschule. Und natürlich sind es die Menschen, die hier<br />
gern leben, die sich durch ihr großes Engagement um<br />
den <strong>Landkreis</strong> verdient gemacht haben. Diese Vielfalt ist<br />
die Stärke des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Mittelsachsen</strong>.<br />
Auf den kommenden Seiten können Sie diese entdecken<br />
und die Region und ihre Einwohnerinnen und<br />
Einwohner, ihre Unternehmen, Vereine und Traditionen<br />
kennenlernen. Dabei handelt es sich um eine Momentaufnahme,<br />
denn die Palette der Themen ist unendlich<br />
breit. Mein großer Dank gilt allen, die an dem Buch<br />
mitgewirkt und sein Erscheinen ermöglicht haben.<br />
Abschließend möchte ich Sie zu einem Besuch in<br />
unseren <strong>Landkreis</strong> einladen, ich bin mir sicher, Sie<br />
werden sich hier wohlfühlen.<br />
Landrat<br />
Matthias Damm<br />
6
VORWORT<br />
Blick auf die Zschopau<br />
bei Kriebstein<br />
7
Wieland Josch<br />
Land und Leute im Profil –<br />
eine Reise durch den <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Mittelsachsen</strong> – irgendwie scheint es so, als habe es<br />
dieses Wort, diesen <strong>Landkreis</strong> schon immer gegeben,<br />
denn schnell und rund spricht es sich aus. Und überrascht<br />
ist man schließlich als Fremder und Besucher und<br />
stellt fest, dass die Region als politische Einheit tatsächlich<br />
noch gar nicht so lange existiert. Im Zuge der Kreisgebietsreform<br />
wurden die bis dahin eigenständigen<br />
<strong>Landkreis</strong>e Freiberg, Döbeln und Mittweida zusammengefasst.<br />
Am 1. August 2008 geschah dies offiziell. Kreisstadt<br />
ist seitdem Freiberg, wo sich an der Frauensteiner<br />
Straße das Landrats amt befindet. In Mittweida und<br />
Döbeln exis tieren Außenstellen. In den Jahren seit dem<br />
Zusammenschluss ist schon viel geschehen, was Stück<br />
für Stück die alten Kreisgrenzen, hier und da gar ganz<br />
verschwinden lässt.<br />
Zu einer Einheit zu verschmelzen, das drückt sich<br />
beispielsweise auch in dem Wappen des <strong>Landkreis</strong>es<br />
aus. Kurz nachdem <strong>Mittelsachsen</strong> zusammengefügt<br />
wurde, erging vom Landrat der Auftrag an das Werbeund<br />
Grafikstudio Eberhard Heinicker in Geringswalde und<br />
der Heraldischen Gesellschaft „Schwarzer Löwe“ in Leipzig,<br />
ein solches Wappen zu entwerfen. Aus den sechs<br />
vorgelegten Entwürfen wurde der jetzt gültige vom<br />
Kreistag beschlossen.<br />
Schlägel und Eisen stehen für den Altkreis Freiberg.<br />
Der Löwe für die Markgrafschaft Meißen, der alle drei<br />
Kreise als Bergbauregion angehörten. Die drei Wellenbalken<br />
entstammen dem alten Kreiswappen von Mittweida<br />
und die drei Wecken sind dem Wappen der Burggrafschaft<br />
Leisnig entlehnt, welche sich auf dem Gebiet<br />
schaft Meißen befand. 2011 kam ein mittelsächsisches<br />
Logo hinzu.<br />
Die Menschen aus dem Norden, Süden, Osten,<br />
Westen und der Mitte des Land kreises haben mit der<br />
Zeit mehr und mehr zueinander gefunden. <strong>Mittelsachsen</strong><br />
ist kein <strong>Landkreis</strong> der Gegensätze, sondern der Vielfalt.<br />
Folgen Sie uns auf einer Reise durch eine Region voller<br />
Liebreiz und Anmut, voller Überraschungen und Ideen,<br />
voller Tradition und Mo derne. Ein <strong>Landkreis</strong>, in dem<br />
vieles für sich steht und wo sich dennoch alles zu einem<br />
Ganzen fügt.<br />
Bereist man <strong>Mittelsachsen</strong> von Nord nach Süd, dann<br />
betritt man gleich zu Beginn jene Gegend, die schon<br />
sehr frühzeitig besiedelt wurde. Burg Mildenstein,<br />
welche hoch über der Stadt Leisnig thront, hat ihre<br />
Anfänge im 10. Jahrhundert und ist damit eine der<br />
ältesten Anlagen im heutigen Freistaat. In der Nähe<br />
befindet sich das nicht ganz so alte, 1192 erstmals<br />
erwähnte Kloster Buch, welches nicht nur mit seinen<br />
histo rischen Gemäuern die Menschen anlockt, sondern<br />
auch mit seinem Kräutergarten, der direkt an der Freiberger<br />
Mulde liegt. Zahlreiche Veranstaltungen finden<br />
hier regelmäßig statt, vom Konzert bis zur Ausstellung,<br />
und ein Förderverein kümmert sich liebevoll um die<br />
Erhaltung und Instandsetzung von Gebäuden und Ge -<br />
lände.<br />
des ehemaligen Kreises Döbeln innerhalb der Markgraf- Fortsetzung Seite 12<br />
8
LEBENSQUALITÄT<br />
Freiberg ist seit dem 1. August<br />
2008 Kreisstadt des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>.<br />
9
traditionsreich. weltoffen. führend. Universitätsstadt Freiberg im<br />
Herzen Sachsens mit Herz für <strong>Mittelsachsen</strong><br />
Wissenschafts-, Wirtschafts- und Kulturstandort – das ist Freiberg, die<br />
Universitätsstadt mit Zukunft aus Tradition.<br />
Vom Silber zum Silizium – bringt die Entwicklungsgeschichte Freibergs,<br />
der größten Stadt im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong>, auf den Punkt. Die Jahrhunderte<br />
dazwischen, vom ersten Silberfund um 1168/70 über<br />
das Werden und Wachsen der Stadt, die Gründung der Bergakademie<br />
im Jahr 1765 bis hinein in die Gegenwart, sind überall spür- und er -<br />
lebbar.<br />
Freiberg ruht auf drei starken Säulen. Da ist zum einen das Silber. Die<br />
Funde ab dem 12. Jahrhundert machten die Stadt in rasantem Tempo<br />
groß, reich und bekannt. Bis Ende des 15. Jahrhunderts war sie die<br />
größte und bevölkerungsreichste Stadt im wettinischen Herrschafts -<br />
gebiet, das bis ins heutige Vogtland, Thüringen, Franken und Anhal -<br />
tinische reichte. Die Zeugen jener bergbaulichen Vergangenheit sind<br />
heute noch weithin sichtbar, etwa der Schacht „Alte Elisabeth“ oder<br />
das Lehr- und Besucherbergwerk „Reiche Zeche“. Die Silberstadt fas -<br />
Der gesamte historische Stadtkern Freibergs<br />
steht unter Denkmalschutz.<br />
ziniert mit ihrem geschlossenen, historischen Altstadtkern, wo wunderschöne<br />
Bürgerhäuser an jene Zeit des Aufstiegs erinnern. Sie ist<br />
geprägt vom Reichtum und Glanz, den mehr als 800 Jahre Silberbergbau<br />
brachten. Kunst und Kultur gehören seit jeher zu Freiberg: Ihre<br />
feste Heimstatt haben hier das älteste Stadttheater der Welt, mit der<br />
terra mineralia im Schloss Freudenstein eine der weltweit schönsten<br />
mineralogischen Sammlungen, der Dom St. Marien mit seiner Goldenen<br />
Pforte und den Orgeln Gottfried Silbermanns sowie das Stadt- und<br />
Bergbaumuseum. Und die mit der Geschichte des Bergbaus verbundenen<br />
Traditionen bewahrt unter anderem die Historische Freiberger<br />
Berg- und Hüttenknappschaft.<br />
Aus dieser Historie geboren ist auch die zweite Säule. Die Technische<br />
Universität Bergakademie Freiberg ist mit mehr als 250 Jahren die<br />
älteste montanwissenschaftliche Bildungseinrichtung der Welt. In Forschung<br />
und Lehre am Thema Rohstoffe und Ressourcen ausgerichtet,<br />
10
LEBENSQUALITÄT<br />
Zukunft aus Tradition: Freiberg steht für wirtschaftsnahe Forschung<br />
und innovative Technologien.<br />
stellt sie sich einer der größten Herausforderungen des neuen Jahr -<br />
tausends und genießt international einen hervorragenden Ruf. Darauf<br />
ist nicht nur die Stadt, sondern ganz Sachsen stolz: Zu Beginn des Jahres<br />
2015 wurde Freiberg als erster Stadt in Sachsen offiziell der Titel<br />
„Universitätsstadt“ verliehen.<br />
Innovation ist die dritte Säule im Fundament der Stadt. Der Silberbergbau<br />
prägt bis heute den Wirtschaftsstandort Freiberg. Mit dem Slogan<br />
„Vom Silber zum Silizium“ wird deutlich: Freiberg hat sich zu einem<br />
führenden Standort für Halbleitermaterialien und Elektronikwerkstoffe<br />
entwickelt. Dafür stehen die hiesigen Global Player wie SolarWorld AG,<br />
Siltronic AG und Freiberger Compound Materials GmbH.<br />
Es gibt viele gute Gründe, sich für Freiberg zu entscheiden, sei es nur<br />
zum Besuch oder um hier zu lernen, zu arbeiten und zu leben. Noch<br />
jeder, der in die Silberstadt kam, konnte sich davon überzeugen, was<br />
es heißt, „in die Silberstadt kommen und Gold finden“!<br />
Auf einen Blick<br />
Freiberg ist eine Universitätsstadt,<br />
Kreisstadt und Bergstadt<br />
im Herzen <strong>Mittelsachsen</strong>s.<br />
Einwohner: mehr als 40 000<br />
Fläche: 48,05 Quadratkilometer<br />
www.freiberg.de<br />
11
Weiter südöstlich kommt der Reisende nach Döbeln,<br />
auch als „Stiefelstadt“ bekannt. Hier reichen die Anfänge<br />
der Geschichte ebenfalls weit in das Mittelalter hinein,<br />
denn die Stadt blickt auf stolze 1030 Jahre Historie<br />
zurück. Der Name „Stiefelstadt“ erklärt sich sehr leicht<br />
und wer jemals im großen Sitzungssaal des wunderschönen<br />
histo rischen Rathauses stand, versteht ihn<br />
sofort. Denn hier befindet sich der berühmte Döbelner<br />
Riesenstiefel, ein wahres Meisterwerk der Handwerkskunst<br />
von 3,70 Meter Höhe. Als die Schuhmacherinnung<br />
im Jahr 1925 ihren 600. Geburtstag feierte, wurde dieses<br />
Prachtstück gefertigt. 1957 musste es dann seine Heimatstadt<br />
verlassen und fand einen neuen Platz auf der<br />
schon erwähnten Burg Mildenstein, die damals das<br />
Kreismuseum beherbergte. 2010 kam der Stiefel zurück<br />
in seine angestammte Heimat.<br />
Von Döbeln ist es nicht weit bis nach Nossen mit<br />
seinem Kloster Altzella, das im Nachbarkreis Meißen<br />
liegt. Dessen Gründung 1162 war der Anfang für eine<br />
umfangreiche Besiedlung der Region bis hinein ins<br />
Erzgebirge. Um die Zeit fällt auch jenes Ereignis, welches<br />
Wirtschaft und Wohlstand nach Mittel sachsen brachte,<br />
denn damals, so zumindest die Überlieferung, stießen<br />
Marktplatz in Döbeln:<br />
Die Stadt trägt auch den<br />
Beinamen „Stiefelstadt“.<br />
fahrende Händler bei dem kleinen Christiansdorf, von<br />
dem heute nichts mehr kündet, in der Erde zufällig auf<br />
Silber. Dies war auch die Geburtsstunde Freibergs. Seither<br />
bestimmte der Bergbau die Geschichte des süd -<br />
lichen <strong>Mittelsachsen</strong>s. Mit seiner 1765 gegründeten<br />
Berg akademie entwickelte sich Freiberg, seit 2015 offi -<br />
ziell Universitätsstadt, zu einem der bedeutendsten wirtschaftlichen<br />
Zentren in ganz Sachsen und besitzt gerade<br />
heute als Innovations standort weltweit einen hervor -<br />
ragenden Ruf. Ein Ruf, der auch auf kultu rellem Gebiet<br />
seine volle Berechtigung hat. Im beeindruckenden Dom<br />
St. Marien finden sich Meisterwerke menschlicher<br />
Schöpferkunst. Die Goldene Pforte beispielsweise, aber<br />
auch die Tulpenkanzel oder die Begräbniskapelle der<br />
Albertiner. 2014 wurde ein erheb licher Teil des histo -<br />
rischen Kreuzganges saniert und ist wieder der Öffentlichkeit<br />
zugänglich. Im selben Jahr feierte die große<br />
Orgel des Domes ihren 300. Geburtstag. Sie war die<br />
12
LEBENSQUALITÄT<br />
erste bedeutende Arbeit des berühmten Orgelbau -<br />
meisters Gottfried Silbermann, dessen Instrumente sich<br />
auch in kleineren Dorfkirchen der Region finden. Die<br />
histo rische Altstadt Freibergs mit ihren spätgotischen<br />
und Renaissance-Bauten, dem Schloss Freudenstein mit<br />
der größten mineralogischen Sammlung Europas „terra<br />
mineralia“, dem Stadt- und Bergbaumuseum oder dem<br />
ältesten bespielten städ tischen Theater der Welt ist ein<br />
wahres Prachtstück – nicht nur im <strong>Landkreis</strong> oder im<br />
Freistaat, sondern in ganz Deutschland.<br />
Und noch etwas sei nicht unerwähnt: Beim alljährlich<br />
am letzten Juniwochenende stattfindenden Freiberger<br />
Bergstadtfest sind es vor allem die <strong>Mittelsachsen</strong>, die zu<br />
ihrem größten Volksfest aus allen Teilen des <strong>Landkreis</strong>es<br />
zusammenfinden. Für einige Tage verwandelt sich die<br />
„Silberstadt“ in eine bunte Vergnügungsmeile.<br />
Für Kultur und Wirtschaft steht auch Hai nichen, nord -<br />
östlich von Freiberg gelegen. Wo früher Fahrzeuge wie<br />
der legendäre DDR-Kleinbus Barkas gefertigt wurden, ist<br />
man der Automobiltradition treu geblieben und hat sich<br />
als Zulieferer einen Namen gemacht. Apropos Namen:<br />
Hainichen wird auch gern „Gellertstadt“ genannt. Dem<br />
Kundigen erschließt sich das gleich, denn hier stand die<br />
Die sächsische Kleinstadt<br />
Hainichen war über viele<br />
Jahrzehnte ein bedeutender<br />
Automobilstandort.<br />
Wiege zweier bedeu tender Herren, sie waren sogar<br />
Brüder. Der Ältere, Christlieb Ehregott Gellert, war im<br />
18. Jahrhundert ein bedeutender Metallurge und Mineraloge,<br />
der für seine Leistungen, unter anderem am<br />
Lehrstuhl für Metallurgie, Chemie und Probierkunst an<br />
der Berg akademie Freiberg, zum Bergrat ernannt wurde.<br />
Den meisten Menschen bekannter ist allerdings sein<br />
jüngerer Bruder Christian Fürchtegott Gellert. Zu seiner<br />
Zeit galt der Dichter als einer der Meistgelesenen der<br />
deutschen Feder. Seinen noch heute gültigen Ruhm<br />
begründete er als Verfasser von Fabeln und Lustspielen.<br />
Vor dem Hainichener Rathaus steht sein Denkmal und<br />
ihm sowie seiner Familie ist die Arbeit des Gellert-<br />
Museums gewidmet.<br />
Berühmte Söhne hat auch die Hochschulstadt Mittweida,<br />
nur wenige Kilometer weiter. Beispielsweise den<br />
Bildhauer Johannes Schilling, dessen Figuren unter anderem<br />
die Brühlschen Terrassen in Dresden schmücken.<br />
13
Die Hochschulstadt Mittweida<br />
ist eine Ideen- und Kreativ -<br />
schmiede in <strong>Mittelsachsen</strong>.<br />
Auch der Schriftsteller Erich Loest hat hier seine Wurzeln.<br />
Die Ersterwähnung Mittweidas fällt auf das Jahr 1209.<br />
Über die Zeiten hinweg war hier ein Hort der Industrie,<br />
Forschung und Bildung. Geradezu Berühmtheit erlangte<br />
die Stadt für ihre Tuchmacherei und Leinenweberei.<br />
Einen sprunghaften wirtschaftlichen Aufstieg nahm man<br />
hier ab dem frühen 19. Jahrhundert durch die Errichtung<br />
einer Spinnerei. Mit der Hochschule beherbergt Mitt -<br />
weida heute eine Ideenschmiede und wirtschaft liche<br />
Keimzelle, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist.<br />
Im westlichen Teil des <strong>Landkreis</strong>es kann man das<br />
wunderschöne Rochlitz mit seinem Schloss und dem<br />
großen Markt entdecken. Von hier stammt der bekannte<br />
Rochlitzer Porphyr, der in <strong>Mittelsachsen</strong> unter anderem<br />
zum Bau der Burg Kriebstein, der Nikolaikirche in Döbeln<br />
oder des Jagdschlosses Augustusburg sowie bei der<br />
2015 eingeweihten Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig<br />
verwendet wurde.<br />
Nicht weit von Rochlitz, in Wechselburg, gilt es,<br />
Zeugen romanischer Baukunst ebenso zu erkunden wie<br />
die vielen Wandermöglichkeiten entlang der Zwickauer<br />
Mulde.<br />
Wie Mittweida auch ist Flöha, nahe an Chemnitz<br />
gelegen, besonders für seine Historie als Tuchmacherstadt<br />
bekannt. Die alte Baumwollspinnerei kündet noch<br />
14
Im Miniaturpark Klein- Erzge -<br />
birge in Oederan kann man<br />
zahlreichen Sehenswürdigkeiten<br />
der Region auf Augenhöhe<br />
begegnen.<br />
immer davon. Heute beherbergt sie eine der größten<br />
Kindertagesstätten in Sachsen. Textilindustrie war auch<br />
bestimmend für Penig, welches ebenfalls dicht bei<br />
Chemnitz liegt. Hier hatte und hat zudem die Papier -<br />
herstellung eine lange Tradition.<br />
Wer durch <strong>Mittelsachsen</strong> reist, muss natürlich in<br />
Oederan Station machen, denn hier steht das „Klein<br />
Erzgebirge“, eine Miniaturwelt, in der sich markante<br />
Gebäude oder Landschaften der Region im Miniatur -<br />
format finden.<br />
Den Süden des <strong>Landkreis</strong>es kennzeichnen die Ausläufer<br />
des Erzgebirges. Frauenstein, Rechenberg-Bienenmühle<br />
oder Neuhausen sind Gemeinden, die entweder<br />
in mitten der Täler liegen, eingerahmt von dicht be -<br />
waldeten Anhöhen, oder aber ange siedelt sind auf<br />
malerischen Höhenzügen. Mehr und mehr erfreut sich<br />
dieser Teil <strong>Mittelsachsen</strong>s steigender Beliebtheit als<br />
Tourismus region. Denn im Winter wie im Sommer entfalten<br />
sich die unterschiedlichsten Reize der Natur. Hier<br />
befindet man sich nahe der böhmischen Grenze.<br />
Wie diese wenigen Sätze schon vermitteln, gibt es in<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> viel zu entdecken und kennenzulernen.<br />
Die Landschaft mit ihren Unterschieden, die Städte mit<br />
ihren Geschichten. Aber natürlich an erster Stelle die<br />
Menschen, die im <strong>Landkreis</strong> leben. In welchen Gegenden<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>s sie auch immer wohnen, sie alle<br />
unterscheiden sich nicht allzu sehr voneinander, sieht<br />
man einmal davon ab, dass es seit einiger Zeit wieder<br />
möglich ist, an den Kraftfahr zeugen unterschiedliche<br />
Kennzeichen zu lesen. Immerhin, dies sei noch angemerkt,<br />
ist <strong>Mittelsachsen</strong> einer von zwei deutschen <strong>Landkreis</strong>en<br />
mit den meisten ehemaligen Kreisstädten, weshalb<br />
es neben dem FG für Freiberg noch sechs weitere<br />
Kennzeichen gibt. Aber das ist nicht das Wesentliche.<br />
Die Verbundenheit mit ihrer Region eint die Mittel -<br />
sachsen, und sie bringen sie zum Ausdruck, indem sie<br />
sich für ihre Stadt oder ihre Gemeinde engagieren – sei<br />
es politisch oder in Vereinen, wirtschaftlich oder im<br />
Ehrenamt. Ein kleines, aber bezeichnendes Beispiel sei<br />
hier an dieser Stelle noch genannt. Der Stadtverein der<br />
Berg- und Industriestadt Brand-Erbisdorf ist nahezu<br />
unermüdlich, wenn es gilt, das Leben im Ort kulturell<br />
abwechslungsreich zu gestalten. Hunderte historischer<br />
Autos oder Motorräder werden Jahr für Jahr zum<br />
berühmten Oldtimertreffen geladen; das Haldenfest im<br />
Sommer versammelt die Menschen bei Musik und Tanz<br />
und der Stollenmarkt zur Weihnachtszeit lässt sämtliche<br />
Herzen höher schlagen. All dies wird ehrenamtlich<br />
15
Zahlreiche gastronomische<br />
Einrichtungen laden zum<br />
gemütlichen Verweilen ein.<br />
getan, fast schon selbst verständlich. Und wie in Brand-<br />
Erbisdorf trifft man in ganz <strong>Mittelsachsen</strong> auf Vereine,<br />
Gruppen oder auch Einzel personen, die sich unentgeltlich<br />
einsetzen für ihre Region und die Menschen, die<br />
dort leben. Hilfsbereitschaft ist etwas, was man hier<br />
überall antrifft, ob in den Städten oder den Dörfern.<br />
Wie im Fluge sind wir in diesem Kapitel einmal<br />
hinweg über <strong>Mittelsachsen</strong>, haben die Städte besucht,<br />
die umliegenden Gemeinden gesehen, sind den Flüssen<br />
gefolgt und haben die Wälder durchmessen, durften<br />
Geschichte erleben und den Menschen begegnen.<br />
Wenige Zeilen zeigten schon viel, doch schwer, nahezu<br />
unmöglich ist es, von allem zu berichten. Einiges von<br />
dem, was bisher noch nicht zu lesen war, wird sich auf<br />
den folgenden Seiten des Buches finden; auf bereits<br />
Erwähntes wird hier und da genauer geblickt. Von<br />
Burgen und Schlössern wird die Rede sein, von Inno -<br />
vation und Tradition, von Bergbau und Industrie, von<br />
Natur und Verkehr, von Geschichte, Gegenwart und<br />
Zukunft. Und immer wieder von den Menschen, die in<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> wohnen, ganz gleich, ob sie hier geboren<br />
wurden oder ob sie dazu kamen aus näherer und<br />
fernerer Gegend. Gut leben lässt es sich hier, und ebenso<br />
gut auch arbeiten.<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> – kein <strong>Landkreis</strong> der Gegensätze, sondern<br />
der Vielfalt.<br />
16
LEBENSQUALITÄT<br />
Auf einen Blick<br />
Einwohner: rund 10 000<br />
Fläche: 46,24 km 2<br />
Stadtgliederung:<br />
Stadtteile Brand, Erbisdorf,<br />
Gränitz, Himmelsfürst,<br />
Langenau, Linda, Oberreichenbach<br />
und Sankt Michaelis sowie<br />
die Ortslagen Mönchenfrei und<br />
Niederfrei<br />
www.brand-erbisdorf.de<br />
Der heutige Elite-Gewerbepark<br />
war zu Beginn des 20. Jahr -<br />
hunderts Sitz eines deutschen<br />
Automobilherstellers.<br />
Stadt Brand-Erbisdorf<br />
Brand-Erbisdorf hat als Bergstadt in Sachsen eine jahrhundertelange<br />
wirtschaftliche Tradition. Heute fokussieren sich Dynamik und Wachstum<br />
vor allem in den sieben Gewerbegebieten der Großen Kreisstadt. Hier<br />
werden in respektabler Weise Werte für die Stadt geschaffen. Innovation<br />
trifft dabei auf Traditionelles. Erfindergeist, Produktivität und zielstrebige<br />
Routine von Arbeits-, Fach- und Führungskräften passen zusammen.<br />
In Brand-Erbisdorf schafft Bildung zugleich Zukunft, ob nun schulischer<br />
Art, bei moderner Berufsausbildung oder bei der Erwachsenenqualifi -<br />
zierung. Vieles wird zudem gemeinsam angepackt; in der Stadt agieren<br />
über 50 Vereine und bewirken somit ein Wir-Gefühl zum gegenseitigen<br />
Vorteil.<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1993<br />
Mitarbeiter: 204<br />
Leistungsspektrum:<br />
– Trink- und Brauchwasser -<br />
versorgung<br />
– Abwasserbeseitigung<br />
www.zwa-mev.de<br />
Zweckverband Kommunale Wasserver-/Abwasserentsorgung<br />
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der Zweckverband „Mittleres Erz -<br />
gebirgsvorland“ innovativ, nachhaltig und wirtschaftlich. Rund 124 000<br />
Menschen erhalten 24 Stunden am Tag und an 365 Tagen im Jahr ihr<br />
Trinkwasser vom ZWA und für knapp 148 000 Menschen wird eine<br />
ordnungsgemäße Abwasserbeseitigung gesichert. Für die Wasserver-<br />
Ein professioneller und freund -<br />
licher Kundenservice in seiner<br />
Geschäftsstelle in Hainichen<br />
gehört für den ZWA zum Selbstverständnissorgung<br />
in einem Gebiet von 897 Quadratkilometern (27 Kommunen)<br />
wird ein Hauptleitungsnetz von 1437 Kilometern mit 133 Speicher -<br />
anlagen betrieben und unterhalten. In der Abwasserbeseitigung, die<br />
ein Gebiet von 998 Quadratkilometern (32 Kommunen) umfasst, wird<br />
ein Kanalnetz von 1025 Kilometern bewirtschaftet.<br />
17
Wieland Josch<br />
Schönheit in ihrer ursprünglichen Form –<br />
Hügelland und Erzgebirge<br />
Gut 2113 Quadratkilometer groß ist die Fläche<br />
von <strong>Mittelsachsen</strong>, eingerahmt von den <strong>Landkreis</strong>en<br />
Leipzig, Nordsachsen, Meißen, Sächsische Schweiz/<br />
Osterz ge birge, Zwickau sowie dem Erzgebirgskreis und<br />
der Stadt Chemnitz. Dazu kommt noch jeweils eine<br />
Grenze im Nordwesten an das Altenburger Land in<br />
Thüringen und im Süden zur Tschechischen Republik.<br />
Bereist man diese so zahlreich flankierte Landschaft,<br />
stellt sich ein Gefühl ganz bestimmt nicht ein, nämlich<br />
das der Monotonie. An keiner Stelle <strong>Mittelsachsen</strong>s ist<br />
es reinweg flach und eben.<br />
Will man ein Bild hernehmen, mit dem man die<br />
Gestalt der mittelsächsischen Landschaft am treffends -<br />
ten zu illustrieren vermag, dann kann man es mit einem<br />
Meer versuchen, zu welchem die Leipziger Tieflandsbucht<br />
den Strand bildet und von wo man sich hinaus<br />
begibt auf die See. Sind es zunächst nur kleine Wellen,<br />
die sich kräuseln, erheben sie sich bald höher, überschlagen<br />
sich hier und da, werden aufgeworfen und<br />
entwickeln sich schließlich zu rauen Gebilden von fas -<br />
zinierender Schönheit.<br />
Nicht anders ist es mit der Landschaft <strong>Mittelsachsen</strong>s.<br />
Dem sanften Beginn folgt schnell das vielfältiger<br />
werdende Hügelland, welches mit manchen Über -<br />
raschungen aufwartet. Immer wieder nämlich erheben<br />
sich scheinbar unvermittelt Felsengebilde mit steilen<br />
Wänden. Den Menschen vergangener Jahr hunderte gab<br />
diese Geografie mitunter Rätsel auf, und um sich diese<br />
zu erklären, entstand manche Sage, die oft mit einem<br />
Sprung in die Tiefe zu tun hat. Beispielsweise jene um<br />
Dietrich von Harras, welche sich um 1450 zugetragen<br />
haben soll. Ort der Handlung ist die Gegend um Flöha.<br />
Der edle Ritter hatte seinen Sitz auf der Burg Lichten -<br />
walde und war sich mit dem nahen Schellenberger nicht<br />
grün, welcher auf einer Burg residierte, auf deren Fläche<br />
heute das Jagdschloss Augustusburg steht. Mochte<br />
Dietrich auch den anderen Herrn nicht leiden, so be -<br />
gehrte er doch dessen Töchterlein. Deren Vater erwog<br />
daraufhin eine Lösung des Problems, lauerte von Harras<br />
auf und überfiel ihn just an der Stelle, wo sich die Flüsse<br />
Flöha und Zschopau treffen. Dietrich floh vor den<br />
Häschern und kam an den Haustein. Nun trennte ihn nur<br />
noch die Zschopau von seinem sicheren Heim. Mitsamt<br />
Pferd sprang er vom Stein in die Tiefe, was sein Reittier<br />
angeblich nicht, er dafür umso besser überlebte. Das<br />
machte Eindruck auf den Schellenberger, man begrub<br />
die Fehde und Dietrich erhielt sogar die Angebetete zur<br />
Frau. Der Harrasfelsen, wie der Haustein heute genannt<br />
wird, erhebt sich nach wie vor über dem Fluss, und in<br />
Braunsdorf kündet eine Harrasallee vom damaligen<br />
Geschehen. Der Dichter Theodor Körner schrieb diese<br />
Sage auf und ebenso notierten sie die Brüder Grimm.<br />
Etwas weiter die Zschopau hinab, wird aus dem Fluss<br />
bald ein See. Die Talsperre Kriebstein staut das Wasser<br />
auf und schuf so eine für die Gegend ansonsten eher<br />
un typische Landschaft. Die Pläne für den Bau der Staumauer<br />
reichen zurück bis in das Jahr 1909. Mit den<br />
Arbeiten begonnen werden konnte aber erst 1927. Zwei<br />
18
LEBENSQUALITÄT<br />
Die zahlreichen Schlösser<br />
und Burgen in Sachsen, wie<br />
hier das Jagdschloss Augus -<br />
tus burg auf dem Schellenberg,<br />
sind Ausgangspunkt<br />
vieler Sagen und Mythen.
Jahre später schon war das Werk vollendet. Hauptgrund<br />
für die Errichtung war damals die Gewinnung von<br />
Elektroenergie. Schnell jedoch stellte sich der schönstmögliche<br />
Nebeneffekt ein, denn bald wurde die Tal -<br />
sperre mit ihrer reizvollen Waldlandschaft, der Burg<br />
Kriebstein und den vielen sich nun bietenden Möglichkeiten<br />
als Nah erholungsgebiet entdeckt, welches heute<br />
wie damals unzählige Besucher anlockt. Eine Flotte von<br />
Fahrgastschiffen befährt das Gewässer und auf einer<br />
eigenen Seebühne finden jedes Jahr Aufführungen des<br />
Mittelsächsischen Theaters statt. Und das sommerliche<br />
Talsperrenfest mit der Bootsparade ist ein Höhepunkt<br />
des mittelsächsischen Festkalenders.<br />
Die Grenze, an welcher aus dem Hügelland allmählich<br />
Gebirge wird, kann man recht deutlich ziehen, denn<br />
sie liegt auf der Höhe von Freiberg. Wer nun nach Süden<br />
reist, der ist sehr schnell inmitten der Ausläufer des<br />
Erzgebirges. Die Wellen schlagen allmählich höher, bis<br />
sie endlich wild sich türmen. Zunächst ist es noch<br />
beschaulich, wie aus den Hügeln stetig mehr Berge<br />
Burg Kriebstein erhebt sich eindrucksvoll<br />
über der Zschopau<br />
und gilt als Sachsens schönste<br />
Ritterburg.<br />
werden und man genießt den Blick hinab in die Täler. Ist<br />
der Wanderer aber erst einmal bei Neuhausen angelangt,<br />
so befindet er sich nahe dem höchsten Punkt<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>s, nämlich dem Kohlberg mit 837 Metern<br />
über NN. Nimmt man den niedrigsten Punkt des <strong>Landkreis</strong>es,<br />
welcher mit etwa 140 Metern über NN in der<br />
Nähe von Leisnig liegt, dann hat man von Nord nach<br />
Süd nicht nur eine größere Kilometeranzahl zurück -<br />
gelegt, sondern auch ganze 697 Höhenmeter erklommen.<br />
Geprägt ist dieser Teil besonders durch den Bergbau,<br />
der auch erheblichen Einfluss auf die Landschaft<br />
hatte. Mund- und Lichtlöcher finden sich hier allent -<br />
halben, um nur ein Beispiel zu nennen. Heute ist der<br />
mittelsächsische Teil des Erzgebirges besonders als<br />
Tourismusgebiet erschlossen. Auch bei Neu hausen<br />
20
LEBENSQUALITÄT<br />
Das idyllische Striegistal ist ein<br />
beliebtes Naherholungsziel.<br />
befindet sich eine Talsperre. Sie dient dem Hochwasserschutz<br />
und der Rohwassergewinnung für die Trinkund<br />
Brauchwasserversorgung. Hier, an der Talsperre<br />
Rauschenbach, wird die Flöha angestaut. Die Wasserfläche<br />
verleiht der Landschaft noch einmal einen ganz<br />
besonderen Reiz und nicht zu Unrecht befindet sich<br />
um den künstlichen See herum eines der schönsten<br />
Wandergebiete der Region.<br />
Ist der Norden des <strong>Landkreis</strong>es bestimmt durch seine<br />
Agrarkultur mit weiten Anbauflächen, Feldern und<br />
Wiesen, so sind es im südlichen Teil viele Wälder mit<br />
reichhaltigem Baumbestand, die das Bild dominieren.<br />
Besonders prägen die Flüsse den <strong>Landkreis</strong>. Ganz gleich<br />
ob Freiberger oder Zwickauer Mulde, Zschopau, Flöha,<br />
Chemnitz, Gimmlitz, Striegis oder Bobritzsch, sie sind<br />
die Lebensadern, an denen entlang Dörfer gegründet<br />
wurden und Städte entstanden, an denen die Menschen<br />
heute noch leben und manches Mal auch gegen sie<br />
ankämpfen.<br />
Dem unvoreingenommenen Wanderer durch <strong>Mittelsachsen</strong><br />
erschließt sich bald: Egal, ob man das Örtchen<br />
Zschochau besucht, Lunzenau, Hainichen, Oederan,<br />
Döbeln, Freiberg, Sayda, Mulda oder Cämmerswalde,<br />
langweilig ist es an keinem Fleck dieses <strong>Landkreis</strong>es.<br />
21
Wieland Josch<br />
Üppige Flora und Fauna –<br />
wild-romantisches <strong>Mittelsachsen</strong><br />
Blockhausen findet sich nicht auf jeder Karte. Man muss<br />
schon ganz genau wissen, wo es liegt, damit man es<br />
nicht verfehlt. Offiziell ist es ein Teil von Dorf chemnitz,<br />
einer kleinen Gemeinde im Erzge birge. Im Allgemeinen<br />
gelangt man nicht mit einem Auto dorthin und damit<br />
beginnt schon allmählich die Erklärung, warum gerade<br />
an dieser Stelle die Rede von Blockhausen ist. Denn hier<br />
arbeitet der „Sauensäger“ Andreas Martin, der den Ort<br />
gemeinsam mit Freunden ganz im Einklang mit der<br />
umgebenden Natur geschaffen hat. Hat man Block -<br />
hausen erst einmal erreicht, dann versteht man auch<br />
den Namen. Hier finden sich meh rere Gebäude, einzig<br />
aus Holz hergestellt. Vielleicht ist es nicht verkehrt, in<br />
diesem Zusammenhang schnell noch die Arbeits -<br />
bezeichnung „Sauensäger“ zu erläutern. Darunter darf<br />
man jemanden verstehen, der mittels einer Motorsäge<br />
aus Holz Figuren schnitzt, dies auch manchmal in atem -<br />
beraubender Geschwindigkeit. Da sich hier und da unter<br />
den so entstandenen Kunst werken auch eine Wildsau<br />
befand, entwickelte sich dieser Name. Einmal im Jahr<br />
wird in Blockhausen, dies sei am Rande erwähnt, ein<br />
großer Wettbewerb in dieser Disziplin ausgetragen, zu<br />
dem Kettensägenschnitzer aus buchstäblich aller Welt<br />
anreisen. Doch ist es eher das Arbeiten mit der Natur,<br />
welches uns an Blockhausen fesseln soll. Rund um die<br />
Häuser herum, im und am Wald, wurden in den letzten<br />
Jahren zahlreiche Biotope geschaffen, welche die Monokultur<br />
von Fichten mit Nadelstreuboden auflockerten.<br />
Laubfrosch, Erdkröte, Ringelnatter und Molch fühlen sich<br />
hier mittlerweile „sauwohl“ und auch für Wald eidechsen<br />
entstand ein idealer Lebensraum. Eine Imkerei findet<br />
In Blockhausen werden mit der<br />
Motorsäge verblüffende Kunstwerke<br />
geschaffen.<br />
sich hier ebenso wie Schafe, die auf einer Streuobst -<br />
wiese weiden. Spechte haben Bruthöhlen im Wald<br />
gehämmert und Fledermäuse ziehen bei Dunkelheit ihre<br />
Bahnen. Das für die Gegend charakteristische gefleckte<br />
Knabenkraut, eine Orchideenart, setzt im Frühling und<br />
Sommer die entscheidenden und wunderschönen Farbtupfer.<br />
Unweit von Blockhausen findet sich in Zethau,<br />
welches Teil der Gemeinde Mulda ist, die „Grüne Schule<br />
grenzenlos“. Dieser Name ist durchaus als Programm zu<br />
verstehen, denn hier ist es nicht nur der Gedanke der<br />
Natur, welcher verbindet, sondern auch die Internatio -<br />
nalität der Gäste dieser Schule. Sie kommen aus<br />
Deutschland oder dem nahen Tschechien ebenso wie<br />
aus Japan, Finnland, Frankreich, Bulgarien und vielen<br />
anderen Ländern mehr. Seit 1992 wird hier die Vision<br />
22
LEBENSQUALITÄT<br />
von Natur- und Umweltschutz, Bildung für eine nach -<br />
haltige Entwicklung sowie internationale Begegnungen<br />
umgesetzt. Die ehemalige Dorfschule ist mittlerweile zu<br />
einem weithin bekannten Umweltzentrum geworden.<br />
Leitspruch der Einrichtung ist, „Die Natur mit allen<br />
Sinnen erfassen“. Zahlreiche Aktivitäten finden in der<br />
Natur direkt vor der Haustür oder im Hause selbst statt,<br />
wo ein Naturerlebnisraum eingerichtet wurde. Der<br />
betreibende Verein bewirtschaftet zudem einen Hektar<br />
Berg- und Nasswiesen, die jährlich einmal ausgemäht<br />
werden, um die dort vorkommenden seltenen Pflanzen<br />
zu erhalten, zu denen geschützte Arten wie die Niedrige<br />
Schwarzwurzel und Arnika gehören, aber auch Bärwurz<br />
und die Bergplatterbse. Im Winter wie im Sommer<br />
können hier Kinder ihre Ferien verbringen, weit weg<br />
von der heißgeliebten Unterhaltungselektronik. Schnell<br />
haben die Stubenhocker aber diese neue Welt für sich<br />
entdeckt. Leiter Christoph Weidensdorfer und seine Mitstreiter<br />
sehen nicht allein sinnliche oder spielerische<br />
Pädagogik als Mittel zum Zweck. Hier ist man sich<br />
sicher: Wer mit Kindern und jungen Erwachsenen Naturschutzprojekte<br />
konzipiert und umsetzt, erzielt Zukunft für<br />
den Naturschutz; er pflanzt Bäume in die Herzen und<br />
schafft ein neues Lebensgefühl.<br />
Auch an anderen Orten in <strong>Mittelsachsen</strong> wird Naturschutz<br />
und Verbundenheit mit der Natur besonders<br />
großgeschrieben. Nördlich von Rochlitz beispielsweise<br />
findet sich die Naturschutzstation Weiditz. Einst war hier<br />
eine Unterkunft für die Arbeiter des angrenzenden Stausees<br />
Weißbach der Talsperre Königsfeld zu finden.<br />
Anfang der 1990er-Jahre erwarb der damalige <strong>Landkreis</strong><br />
das Objekt und ließ zahlreiche Umbaumaß nahmen im<br />
23
Im Natur- und Freizeitzentrum<br />
Töpelwinkel bei Döbeln werden<br />
auch Naturschutz- und Bildungsprojekte<br />
durchgeführt.<br />
Innen- und Außenbereich durchführen. Es entstand die<br />
heutige Naturschutzstation, betrieben durch einen Förderverein.<br />
Zu den Aufgaben gehört die Landschafts -<br />
pflege, mit dem Ziel, Pflanzen und Tiere zu schützen und<br />
deren Lebensgrundlage zu verbessern. Projekte wie der<br />
Bau, die Anbringung und spätere Kontrolle von Nisthilfen<br />
für Gebäudebrüter oder die Errichtung von Storchen -<br />
nestern wurden realisiert, ebenso die Gestaltung eines<br />
Feuchtgebietes als Nahrungshabitat für den Weißstorch.<br />
Um Glühwürmchen wird sich ebenso gekümmert wie<br />
um die Haselmaus. Und das Errichten von Krötenzäunen<br />
gehört zum jährlichen Kreislauf der Naturschutzstation.<br />
Kinder und Erwachsene können hier gleichermaßen der<br />
Fauna und Flora <strong>Mittelsachsen</strong>s näher kommen. Fragen<br />
wie „Was ist eigentlich eine Streuobstwiese?“ oder „Wie<br />
legt man einen Bauern garten an?“ bekommen dabei<br />
ausführliche Antworten. Die Angebote sind mannigfaltig<br />
und für Projekt- und Wandertage ebenso geeignet wie<br />
als generelle Unterrichtsergänzung. Verschiedene Kreativ-<br />
und Aktivthemen vertiefen die Inhalte. So beispielsweise<br />
ein Abenteuer-Camp, bei dem es darauf<br />
ankommt, sich auch ohne große Hilfe durch die Technik<br />
in der Natur zurecht zufinden und dort zu leben. Ganz<br />
gezielt lernt man an anderer Stelle die Welt der Insekten<br />
kennen, arbeitet in einer Holzwerkstatt oder übt bei<br />
einem Indianerfest, wie die amerikanischen Ureinwohner<br />
im Einklang mit der Natur zu leben vermochten.<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> unterstützt solche Anliegen<br />
mit einem eigenen Projekt: „JuniorRanger Natur“.<br />
Kinder werden dabei zu eben solchen Junior-Rangern<br />
ausge bildet. Neben der Umwelt- spielt dabei auch die<br />
Gesundheitserziehung eine starke Rolle. Vermittelt wird<br />
unter anderem das richtige Verhalten in der Landschaft,<br />
welche Lebensräume von welchen Tieren genutzt<br />
werden, wie man ihnen beim Überleben helfen kann,<br />
welche Bäume und Sträucher, Insekten und Vögel,<br />
Fische und Säugetiere es hierzulande gibt und welche<br />
von ihnen geschützt sind.<br />
Es war im mittelsächsischen Freiberg, wo im Jahr<br />
1713 der kurfürstlich-sächsische Kammer- und Bergrat<br />
sowie Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz in<br />
seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ den Begriff der<br />
Nachhaltigkeit prägte, der deutlich macht, dass man den<br />
eigenen Lebensraum nicht zerstören darf, sondern ihn<br />
am Leben erhalten muss. Diesem Prinzip fühlen sich<br />
Menschen in Blockhausen, Weiditz, Zethau aber auch an<br />
vielen anderen Orten in <strong>Mittelsachsen</strong> verpflichtet. Sie<br />
sorgen dafür, dass im <strong>Landkreis</strong> die vielfäl tige Natur mit<br />
Tieren und Pflanzen erhalten und damit auch erlebbar<br />
bleibt.<br />
24
LEBENSQUALITÄT<br />
Führung durch den Schlosspark<br />
Wechselburg, der viele bota -<br />
nische Besonderheiten zu<br />
bieten hat.<br />
25
Wieland Josch<br />
Aktive Erholung, sportliche Heraus -<br />
forderungen – Radfahren, Wandern,<br />
Wintersport und vieles mehr<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> ist ein sportlicher <strong>Landkreis</strong>. Im Kreissportbund<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> e. V. sind etwa 400 Vereine mit<br />
ungefähr 45 000 Mitgliedern organisiert. Sport und<br />
Bewegung gehören zum <strong>Landkreis</strong> dazu und ausgeübt<br />
wird diese gesundheitsfördernde Betätigung auf die<br />
mannigfaltigste Weise. Hier seien nur einige Beispiele<br />
erwähnt, die stellvertretend repräsentieren.<br />
Eines der größeren sportlichen Spektakel, welches<br />
sich seit seiner ersten Auflage 1993 ungebrochener<br />
Beliebtheit erfreut, ist der jährliche <strong>Landkreis</strong>lauf. Ganz<br />
sicher waren sich die Organisatoren vom Kreissportbund<br />
damals nicht, ob sich der Event durchsetzen kann, aber<br />
heute ist klar, dass sie mit der Idee, den Wettbewerb<br />
aus der Taufe zu heben, goldrichtig lagen. Ist es dabei<br />
nur eine Sportart, so stehen bei den regelmäßigen Kreis-<br />
Kinder- und Jugend-Spielen gleich 28 Disziplinen im<br />
Mittelpunkt.<br />
Natürlich sind diese beiden Sportveranstaltungen nur<br />
ein Teil dessen, was im <strong>Landkreis</strong> auf diesem Gebiet<br />
ausge richtet wird. Der Kita-Cup zählt ebenso dazu wie<br />
die Behindertensportfeste, Seniorensport und Vergleiche<br />
verschiedener Schulen untereinander. Ob beim Turnen<br />
jeder Art, bei Mannschaftswettbewerben wie Fußball<br />
oder Handball, beim Schach oder Tennis, in den Sportvereinen<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>s wie dem SV Ostrau 90 im<br />
Norden über den FSV Sachsen Hainichen, den VfB<br />
Saxonia Halsbrücke, dem TV 1844 Freiberg bis zum<br />
Frauensteiner SV und dem Fußballverein Neuhausen-<br />
Cämmerswalde im Süden, um nur ganz wenige zu<br />
nennen, überall finden die Menschen mit ihrem sport -<br />
lichen Hobby in <strong>Mittelsachsen</strong> eine Heimat.<br />
Doch im <strong>Landkreis</strong> bieten sich auch zahlreiche Möglichkeiten,<br />
außerhalb von Vereinen sportlich aktiv zu sein<br />
oder zumindest sich gesund zu betätigen und dabei<br />
Erholung zu finden. Seit über 30 Jahren lockt Anfang<br />
April die Döbelner Frühlingswanderung – der „Sachsen-<br />
Dreier“ – viele Wanderfreunde aus nah und fern. Dabei<br />
können Distanzen zwischen unter 10 und bis zu 50 Kilometer<br />
gewandert werden.<br />
Das Laufen ist eine Möglichkeit, Radfahren eine<br />
andere. Etwa 100 Kilometer Radwege hat <strong>Mittelsachsen</strong><br />
im klassifizierten Straßennetz aufzuweisen. Besonders<br />
attraktiv sind allerdings jene Routen, die mit Hinblick auf<br />
die touristische Erschließung gestaltet wurden. Dazu<br />
gehört beispielsweise der wunderschöne „Mulderadweg“,<br />
aber auch der „Zschopautal-Radweg“ oder der<br />
Radfernweg „Sächsisches Mittelge birge“. Letzterer<br />
nimmt seinen Anfang im vogtlän dischen Plauen und<br />
durchquert <strong>Mittelsachsen</strong> bei Neuhausen und Cämmerswalde,<br />
um letztlich im Elbsandsteingebirge zu enden.<br />
Geübte Fernradfahrer machen dabei gerne im <strong>Landkreis</strong><br />
Station. Der „Zschopautal-Radweg“ hat seinen Ausgangspunkt<br />
auf dem Fichtelberg im Erzgebirge und folgt<br />
dem namen gebenden Fluss bis zu seiner Mündung in<br />
die Freiberger Mulde. Man berührt dabei Orte wie<br />
Augustusburg, Lichten walde oder Kriebstein. Dort erwartet<br />
die jenigen, welche sich kaum eine Pause gönnen,<br />
ein weiteres Vergnügen, das dem Körper einiges ab -<br />
26
LEBENSQUALITÄT<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> ist für passio -<br />
nierte Fußgänger ein ausge -<br />
wiesenes Wandergebiet.<br />
Zahlreiche bedeutende Wanderwege<br />
durchqueren die Region.<br />
Ein breitensportlicher Höhepunkt ist der <strong>Landkreis</strong>lauf, der 1992 ins<br />
Leben gerufen wurde und der jedes Jahr an einem anderen Ort des<br />
<strong>Landkreis</strong>es veranstaltet wird.<br />
27
Die Stadt Burgstädt wurde 2010 ausgezeichnet als „Bundessieger –<br />
Pferdefreundliche Gemeinde“. Der Reitverein „St. Georg“<br />
Burgstädt e. V. führt Kinder und Jugendliche in der Voltigier-Abteilung<br />
des Vereins an den Pferdesport heran.<br />
verlangt. Nahe der Schiffs anlegestelle an der Talsperre<br />
findet sich nämlich der Kletterwald Kriebstein.<br />
95 Kletter elemente auf sieben verschiedenen Parcours<br />
stellen durchaus auch höhere Ansprüche an die Sportler.<br />
Dabei geht es von Baum zu Baum über Netzbrücken,<br />
schwankende Bohlen oder gleich an hängenden Seilen.<br />
Hat man das bewältigt, ist man froh, dass gleich nebenan<br />
Gelegenheit ist, sich zu erfrischen und neue Kräfte<br />
zu tanken.<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> ist für passionierte Fußgänger ein<br />
ausgewiesenes Wandergebiet. Zahlreiche bedeutende<br />
Wanderwege durchziehen die Region. Mit dabei ist<br />
beispielsweise der europäische Fernwanderweg „EB<br />
Eisenach–Budapest“. Aber auch wer sich auf den<br />
Fußweg von Görlitz nach Greiz macht, kommt durch<br />
den <strong>Landkreis</strong>, ebenso jene, die den „Wanderweg der<br />
deutschen Einheit“ nutzen. Dieser Fernwanderweg hat<br />
seinen Ausgangspunkt ebenfalls in Görlitz, reicht aber<br />
bis ins ferne Aachen. In <strong>Mittelsachsen</strong> führt er durch den<br />
Teil des Erzgebirges.<br />
Ein Wanderweg der etwas anderen Art ist der<br />
Porphyrlehrpfad auf dem Rochlitzer Berg. Auf einer<br />
Länge von 2,7 Kilometern vermittelt dieser seinen Be -<br />
suchern Wissen über die Entstehungsgeschichte des<br />
Rochlitzer Berges mit seinem Porphyrtuff, erläutert die<br />
Abbaumethoden und gewährt Einblick in das Leben und<br />
Arbeiten der Steinmetze. Dabei sollte man sich den<br />
wirklich wundervollen Blick von der Aussichtsplattform<br />
oberhalb des Gleisbergbruches nicht entgehen lassen.<br />
Sehr reizvoll für Fuß- wie Radwanderer gleichermaßen<br />
ist das Hetzdorfer Viadukt. 1868 fertiggestellt,<br />
war es Teil der Bahnlinie Dresden–Werdau. 1992 wurde<br />
dieser Teil stillgelegt und umfunktioniert. Aus einer Höhe<br />
von 43 Metern bietet sich eine gran diose Aussicht auf<br />
die Landschaft.<br />
Einer der berühmtesten jener Wanderwege, welche<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> kreuzen, ist der Jakobsweg. Auf 307 Kilometern<br />
durchzieht er von Bautzen bis Hof den Freistaat.<br />
Im Juni 2013 wurde das Teilstück in Freiberg offiziell<br />
eingeweiht und erfreut sich nicht nur unter Pilgern,<br />
welche bis ins weit entfernte Santiago de Compostela<br />
wollen, größter Beliebtheit.<br />
Zahlreiche längere und kürzere Orts-, Verbindungsund<br />
Rundwanderwege ergänzen das dichte Netz aus<br />
Routen, die über die Grenzen des <strong>Landkreis</strong>es hinaus<br />
führen. Doch bewegt man sich hierzulande nicht nur auf<br />
dem Rad oder per pedes vorwärts. Zahl reiche Reit -<br />
28
LEBENSQUALITÄT<br />
vereine gibt es in Sachsen. Etwa 40 sind beim Kreissportbund<br />
eingetragen. Aber selbst auf dem Wasser<br />
kann sich fortbewegt werden. Möglich ist dies in einzelnen<br />
Teilabschnitten der Zwickauer und Freiberger Mulde.<br />
Gleich neben Klosterbuch nahe Leisnig ist dazu eine gute<br />
Gelegenheit. Die Freiberger Mulde fließt hier an einem<br />
Steil ufer entlang, welches die grandiose Kulisse bietet<br />
für all jene, die sich beim dortigen Abenteuercamp ein<br />
Schlauchboot ausleihen und damit den Adrenalinkick auf<br />
den Wellen suchen.<br />
In der Erzgebirgsregion herrscht gerade im Winter<br />
ein reges sportliches Treiben. Besonders in Holzhau,<br />
einem idyllischen Ortsteil von Rechenberg-Bienenmühle,<br />
kann es einem zeitweise so vorkommen, als sei man in<br />
Kitzbühel gelandet. Die Pisten sind voll von Abfahrts -<br />
läufern oder Snowboardern. Und die Langlaufloipen<br />
Das Erzgebirge ist eine Wintersportregion. Hier trainieren schon die<br />
kleinsten Bretterkünstler auf den zahlreichen Skipisten.<br />
entlang des Gebirgskammes sind geradezu ideal für das<br />
Skiwandern. Im Schnee werden allerorts Wettkämpfe<br />
ausgetragen, wobei nicht immer Menschen die Hauptrolle<br />
spielen müssen. In Nassau bei Frauenstein beispielsweise<br />
findet nahezu jedes Jahr ein internationales<br />
Schlittenhunderennen statt. Wer Lust hat, mal auf einem<br />
Schneemobil die Landschaft zu erleben, kann dies unter<br />
anderem in Sayda tun.<br />
29
Dr. Brunhilde Becker<br />
Wirtschaftsregion <strong>Mittelsachsen</strong> –<br />
ein Überblick<br />
Aus geografischer Sicht liegt die Wirtschaftsregion<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> im Herzen des Freistaates Sachsen. Vor<br />
allem die strategisch und logistisch hervorragende Lage<br />
erweist sich als optimaler Standortfaktor für die Pflege<br />
von traditionellen Wirtschaftszweigen und den Ausbau<br />
zukunftsorientierter Branchen.<br />
Kurze Wege innerhalb Sachsens, zum Beispiel zur<br />
Landeshauptstadt Dresden, zur Messe- und Medienstadt<br />
Leipzig sowie zu den Industriestandorten Chemnitz und<br />
Zwickau, bieten eine erstklassige Standortlage. Ergänzt<br />
wird dies alles durch ein gut erschlossenes Straßen- und<br />
Schienennetz. Ebenfalls schnell zu erreichen sind die<br />
Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle. Der <strong>Landkreis</strong><br />
profitiert von seiner zentralen Lage auch für die Markt -<br />
erschließung nach Osteuropa und den EU-Binnenmarkt.<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> zählt zu den wirtschaftlich stärksten<br />
und dynamischsten Regionen im Freistaat und im Osten<br />
Deutschlands. Vielfältiger Branchenmix, gekennzeichnet<br />
durch traditionelle Wirtschaftsbereiche wie Bergbau,<br />
Steine, Erden oder auch Maschinenbau, Fahrzeugbau<br />
und Ausrüstungen gepaart mit Spitzentechnologien wie<br />
Laser- und Halbleitertechnik, gehören zum Marken -<br />
zeichen und Standortvorteil der Wirtschafts region <strong>Mittelsachsen</strong>.<br />
Über 80 Industrie- und Gewerbegebiete, eine Universität<br />
und eine Hochschule sowie elf Forschungszentren<br />
lassen für Unternehmen interessante Entwicklungs -<br />
möglichkeiten in unterschiedlichen Netzwerken zu. Verbunden<br />
mit den Menschen vor Ort garantieren sie auch<br />
für die Zukunft erfolgreiches Unternehmertum.<br />
Historisch betrachtet besticht die Region durch eine<br />
reichhaltige und erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung,<br />
die die Menschen über Jahr hunderte geschrieben<br />
haben. Ausgehend von den Traditionen des Bergbaus im<br />
11. Jahrhundert begann eine rege Siedlungs- und Wirtschaftstätigkeit.<br />
Funde von Silber und anderen Roh -<br />
stoffen moti vierten zur weiteren Erkundung, Gewinnung<br />
und Verarbeitung dieser Schätze. Bis in die Gegenwart<br />
hat sich daraus eine Kulturlandschaft entwickelt, die als<br />
Montanregion- Erzgebirge bekannt ist.<br />
Man erfährt im Bestseller-Roman „Das Geheimnis<br />
der Hebamme“ von Sabine Ebert über diesen Wirtschaftsaufschwung,<br />
die Gründung der Stadt Freiberg<br />
und die Leis tungen der Menschen dieser Zeit. Folge -<br />
entwicklungen in Wissenschaft und Technik führten vor<br />
allem im Zuge der Industrialisierung zum Ende des<br />
19. Jahrhunderts zur Etablierung von Maschinenbau und<br />
Elektrotechnik. Sie bestimmen nunmehr nachhaltig<br />
die wechselvolle Wirtschaftsentwicklung, die zusätzlich<br />
durch die Automobilzulieferindustrie ergänzt wird. Auch<br />
gegenwärtig prägen diese Branchen den Wirtschaftsstandort<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>.<br />
Und heute hat sich die Region dem Strukturwandel<br />
gestellt. Unter dem Slogan und Leitsatz „Nachhaltig. für<br />
eine starke Wirtschaft“ verbinden sich Spitzentechno -<br />
logien mit Tradition und Handwerk, mit Forschung und<br />
Entwicklung, mit industrieller Fertigung und vor allem<br />
mit dem Pioniergeist der Wissenschaftler, der Unter -<br />
nehmer und Fachkräfte. Innovative Hochtechnologie -<br />
firmen, schlagkräftige Kooperationen zwischen Wirt-<br />
30
POTENZIALE<br />
schaft und Forschung, exzellente Fachkräfte, Ressourcen -<br />
effizienz, familienfreundliche Unternehmen und Hochschulen<br />
sind Zeugnisse eines kreativen Strukturwandels<br />
in Mittel sachsen.<br />
Die Nachhaltigkeitsregion <strong>Mittelsachsen</strong> erlangt ihr<br />
Know-how durch ein enges Netzwerk mit der ältesten<br />
montanwissenschaftlichen Hochschule und Ressourcen -<br />
universität, der Technischen Universität Bergakademie<br />
Freiberg, und der Hochschule Mittweida – University of<br />
Applied Sciences sowie mehreren Forschungszentren.<br />
Beide Einrichtungen vermitteln fundiertes Wissen in<br />
Fortsetzung Seite 32<br />
Der <strong>Landkreis</strong> verfügt über<br />
einen Branchenmix mit einigen<br />
innovativen Hoch technologie -<br />
firmen.<br />
31
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1993<br />
Mitarbeiter: 131<br />
www.gsq-freiberg.de<br />
Geschäftsfelder:<br />
– ökologischer Landschaftsbau/<br />
Sanierung<br />
– IT-Dienste<br />
– Betreiber von Unterkünften<br />
für Asylbewerber<br />
GSQ Gesellschaft für Strukturentwicklung und Qualifizierung<br />
Freiberg mit beschränkter Haftung<br />
Im Jahr 1993 nahm die GSQ Freiberg mbH ihre Arbeit auf. Zu ihren<br />
Aufgaben gehört die Realisierung von staatlich geförderten Maß -<br />
nahmen mit dem Ziel, die Beschäftigungschancen von arbeitslosen<br />
und benachteiligten Menschen zu erhöhen sowie den Erhalt und die<br />
Entwicklung der sozialen, kulturellen und ökologischen Infrastruktur in<br />
der Region zusätzlich zu unterstützen.<br />
Zu ihren Tätigkeitsfeldern gehören unter anderem die Ausrichtung von<br />
Informa tionsveranstaltungen und Schulungen, die Realisierung von<br />
Praktika, die Durchführung von Maßnahmen der Jugendberufshilfe, die<br />
Umsetzung von Behindertenprojekten und von speziellen Bundes- und<br />
Landesförderprogrammen.<br />
Weiterhin ist das Unternehmen Betreiber und Dienstleister für Unterkünfte<br />
von Personen im Sinne des Sächsischen Flüchtlingsaufnahmegesetzes<br />
(SächsFlüAG) und für geduldete Ausländer.<br />
Außerdem ist die GSQ Freiberg mbH Träger des jährlich stattfindenden<br />
Informationstages „Berufsorientierende Beratung“ für Oberschüler in<br />
der Region Freiberg.<br />
zukunftsorientierten Studiengängen. In deren Umfeld ist<br />
eine Vielfalt namhafter, hoch spe zialisierter Firmen<br />
angesiedelt, die <strong>Mittelsachsen</strong> als attraktiven Standort<br />
prägen. Man findet hier Firmen in den Bereichen Laserund<br />
Halbleitertechnik, regenerative Energien, Papierund<br />
Textilindustrie oder auch für Zulieferungen zur<br />
Automobilherstellung. Motivierte und gut ausgebildete<br />
Unter nehmer, Ingenieure, Facharbeiter sowie ein soziales<br />
Netz für Vereinbarkeit von Familie und Beruf bilden<br />
die Basis für eine erfolgreiche Fortschreibung der Wirtschaftsentwicklung<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong>.<br />
Aber es gibt im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> ebenfalls<br />
erfolgreiche Unternehmen der Land- und Nahrungs -<br />
güterwirtschaft, die mit ihren Produkten zur Entwicklung<br />
mit Nachhaltigkeit sorgen. Außerdem bieten die wechselvolle<br />
Geschichte und die reizvolle Hügellandschaft<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>s Potenzial für einen attraktiven Städteund<br />
Kulturtourismus. Ob Hochtechnologie, Landwirtschaft<br />
oder Tourismus – jeder Wirtschaftszweig trägt dazu bei,<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> zur Nachhaltigkeitsregion zu entwickeln.<br />
Entdecken Sie <strong>Mittelsachsen</strong> als dynamischen High -<br />
techstandort für attraktives Arbeiten und Leben.<br />
32
POTENZIALE<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1997<br />
Mitarbeiter: 38<br />
Beteiligungen: DBI Deutsches<br />
Brennstoffinstitut Vermögensverwaltungs-GmbH,<br />
DBI-EWI<br />
GmbH Ingenieurgesellschaft<br />
Leistungsportfolio:<br />
– Flächenrecycling<br />
– Boden- und Altlastensanierung<br />
– Erdstoffannahme<br />
– Fördermittelmanagement<br />
– Gewerbeimmobilien<br />
– Standortentwicklung<br />
– Ingenieurdienstleistungen<br />
– Tagungsmanagement/SIDAF<br />
www.saxonia-freiberg.de<br />
SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH<br />
Die SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH<br />
ist ein starker Wirtschaftspartner in <strong>Mittelsachsen</strong> und fester Bestandteil<br />
der Freiberger Wirtschaftsstruktur. Als traditioneller und leistungsstarker<br />
Standortentwickler prägt sie die Region durch zielgerichtetes<br />
Revitalisierungs- und Umweltmanagement sowie durch aktive Wirt -<br />
schafts förderung. Die Kernkompetenzen liegen dabei in der Standortund<br />
Brachflächenentwicklung und deren Bewertung, in wirtschafts -<br />
fördernden Maßnahmen, ingenieurtechnischen Prüf- und Beratungs -<br />
leistungen sowie im Fördermittel- und Veranstaltungsmanagement.<br />
Die SAXONIA steht für kreative Konzepte, ganzheitliche Planungs- und<br />
Realisierungskompetenz und professionelles Projektmanagement.<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1991<br />
Mitarbeiter: 10<br />
Leistungsspektrum:<br />
– moderne Gewerberäume<br />
und Infrastruktur<br />
– Technologietransfer<br />
– Finanzierungsberatung<br />
– Vermittlung von kompetenten<br />
Partnern und Netzwerken<br />
www.gizef.de<br />
Gründer- und Innovationszentrum Freiberg Brand-Erbisdorf GmbH<br />
Das GIZEF – Zentrum für Innovation und Unternehmertum fördert seit<br />
1991 Unternehmensgründungen, Jungunternehmen und Ansiedlungen<br />
in vorrangig zukunftsorientierten technologischen Bereichen. Dafür<br />
stellt das Zentrum moderne Gewerberäume und Infrastruktur bereit<br />
und unterstützt bei der Weiterentwicklung und kommerziellen Umsetzung<br />
von innovativen Produkten und Verfahren durch Technologietransfer.<br />
Darüber hinaus berät es bei Fragen zur Finanzierung und zum<br />
Markteinstieg und verfügt dabei auch über zahlreiche kompetente<br />
Partner und Netzwerke. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Über 200<br />
betreute Unternehmen mit mehr als 850 Mitarbeitern an drei Stand -<br />
orten, davon 150 erfolgreiche Ausgründungen, sowie mehr als 50 Projekte<br />
in den Bereichen Entwicklung, Infrastruktur, Innovation und Transfer<br />
und punktuelle Wirtschaftskontakte nach Asien und Afrika sind<br />
Ergebnisse dieser positiven Entwicklung.<br />
Wenn Sie Interesse an einer Gründung, Ansiedlung oder Weiterentwicklung<br />
Ihrer Produkte haben, das Team der GIZEF GmbH steht Ihnen<br />
jederzeit gern zur Verfügung.<br />
33
Sparkasse <strong>Mittelsachsen</strong><br />
Seit fast 200 Jahren ist die Sparkasse <strong>Mittelsachsen</strong> fest in der Region<br />
verwurzelt. Mit einer Bilanzsumme von mehr als 3 Mrd. Euro haben<br />
die Kunden circa 2,3 Mrd. Euro Guthaben und Ersparnisse der Spar -<br />
kasse anvertraut. Mit modernem Banking, sicheren Einlagen und zertifizierter<br />
Kundenberatung schafft die Sparkasse nachhaltige Werte und<br />
ist auch in Zeiten der Veränderung ein verlässlicher Partner.<br />
Die Sparkasse <strong>Mittelsachsen</strong> gehört zu den traditionsreichsten Unternehmen<br />
in der Region und ist im gesellschaftlichen Leben fest ver -<br />
ankert. Sie ist sich dieser Verantwortung gegenüber der Region be -<br />
wusst. Mit der Gründung von insgesamt fünf Stiftungen setzte die<br />
Sparkasse <strong>Mittelsachsen</strong> ein Zeichen. Jährliche Ausschüttungen von<br />
rund 150 000 Euro können allein aus den Stiftungen generiert werden.<br />
Weitere 320 000 Euro stehen aus den Erträgen des PS-Zweckertrages<br />
sowie Spenden- und Sponsoringmaßnahmen für die Unterstützung von<br />
Vereinen, Schulen, Kindertagesstätten und andere gemeinnützige<br />
Einrichtungen zur Verfügung.<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1823<br />
(Sparkasse in Freiberg)<br />
Mitarbeiter: über 700 inkl.<br />
Tochtergesellschaften<br />
Standorte: 81 Filialen<br />
(Filialen- und Servicestellen<br />
sowie Haltestellen Filialmobil)<br />
www.sparkasse-mittelsachsen.de<br />
Kreissparkasse Döbeln: modern, innovativ und erfolgreich<br />
seit fast 170 Jahren<br />
Wenn sich die Türen unserer Filialen öffnen, dreht sich ein Besuch bei<br />
der Kreissparkasse Döbeln natürlich in erster Linie um geld- und kreditwirtschaftliche<br />
Anliegen. Als Finanzdienstleister stellen wir uns unserer<br />
regionalen Verantwortung und sind Partner für Privat- und Firmen -<br />
kunden, Kommunen, Schulen und Vereine.<br />
Mit Zielstrebigkeit, pfiffigen Ideen, einem hochmotivierten Mitarbeiterstamm<br />
und qualitativ hochwertigen Produkten und Dienstleistungen<br />
überzeugen wir am Markt – das ist unser Potenzial und die Stärke<br />
unseres Hauses. Unser Qualitätsanspruch ist eine zukunftsorientierte<br />
Unternehmensphilosophie und eine ganzheitliche Kundenberatung<br />
unter dem Prädikat „hervorragend“. Mit diesem Geschäftserfolg<br />
sichern wir uns vorderste Plätze im Ranking der ostdeutschen Spar -<br />
kassen – und Eigenständigkeit.<br />
Die Sparkasse hat darüber hinaus noch viel mehr zu bieten, denn<br />
wenn sich die Glasfassade des Sparkassenhauses öffnet, lädt Erich<br />
Heckels „Con Colleano“ den Besucher zu einer einzigartigen Kunst -<br />
ausstellung mit Gemälden und Aquarellen des bedeutenden Expressionisten<br />
und Mitbegründer der Künstlergruppe „Brücke“ ein. Als Spar -<br />
kasse mit öffentlichem Auftrag haben wir es uns neben vielfältigen<br />
Spenden- und Sponsoringaktivitäten auch zur Aufgabe gemacht, das<br />
Lebenswerk des in Döbeln geborenen Erich Heckels zu würdigen –<br />
durch seine Werke, seine Biografie und einen lebendigen Nachlass.<br />
Wir freuen uns, für Sie da zu sein.<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1846<br />
Mitarbeiter: 200<br />
www.sparkasse-doebeln.de<br />
34
POTENZIALE<br />
Dr. Brunhilde Becker<br />
Wachstumsmotor Mittelstand –<br />
Industrie, Handwerk, Dienstleistungen<br />
Seit dem Frühjahr 2011 vermarktet sich der <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Mittelsachsen</strong> als Wirtschafts region der Nachhaltigkeit.<br />
Dabei spielen nicht nur Aspekte der Ökologie eine Rolle,<br />
sondern ökonomische und soziale Aspekte gehören<br />
gleichbedeutend zum Gesamt konzept.<br />
Nachhaltigkeit resultiert in <strong>Mittelsachsen</strong> aus den<br />
Wurzeln des Wirtschaftens und ist auf eine gesunde<br />
Entwicklung für zukünftige Generationen ausgerichtet.<br />
Die Verknüpfung von Ökonomie, Ökologie und sozialer<br />
Verantwortung ist ein wesentlicher Impuls, der Nach -<br />
haltigkeit mit all ihren Facetten im wirtschaftlichen<br />
Handeln zum Tragen bringt.<br />
Über 13 500 mittelsächsische Unternehmen stellen<br />
sich täglich neu dieser Herausforderung. Und die wirtschaftlichen<br />
Eckdaten belegen, dass Wachstum und<br />
Nachhaltigkeit durchaus in Einklang zu bringen sind.<br />
Der Mittelstand umfasst circa 99,5 Prozent der Unternehmen<br />
im <strong>Landkreis</strong>. Dabei reicht das Spektrum vom<br />
Ein-Mann-Betrieb bis zu größeren Firmen, die oft als<br />
Familienunternehmen geführt werden. Die Überwindung<br />
von Strukturbrüchen nach 1990 in der Wirtschaft stellt<br />
sich einerseits als größte Herausforderung dar, andererseits<br />
ist es eine Chance für eine Vielzahl mittelstän -<br />
discher Unternehmensgründungen. Zukunftswei sende<br />
Entwicklungskonzepte, engagiertes und aufgeschlos -<br />
senes sowie qualifiziertes Handeln der Menschen wirken<br />
als Motor für Neuorientierungen in Industrie, Handwerk<br />
und Dienstleistungen.<br />
Ein vielfältiger Branchenmix, der sich vor allem auf<br />
klein- und mittelständische Unternehmen stützt, ist das<br />
charakteristische Merkmal der Wirtschaftsregion heute.<br />
Seine Wurzeln hat der Branchenmix in der erfolg -<br />
reichen Fortführung von traditio nellen Unternehmen,<br />
die weitblickend den Strukturwandel vollzogen haben.<br />
Ergänzt wird diese Branchenvielfalt durch die Neu -<br />
ansiedlung von Unternehmen, deren Leistungsprofile auf<br />
die gegebenen Stand ortfaktoren aus gerichtet sind. Vor<br />
allem finden wir heute eine technisch aufgestellte Wirtschaft<br />
vor, die sich in Industrie, Handwerk und Dienst -<br />
leistung widerspiegelt. Traditionelles Kunst handwerk<br />
präsentiert sich in einem zeitgemäßen Design, ohne auf<br />
Ursprünglichkeit zu verzichten. Weit über die mittelsächsische<br />
Region hinaus sind Nuss knacker, Räuchermänner,<br />
Lichterbögen, Weihnachtspyramiden oder auch unzäh -<br />
lige Hasenfiguren bekannt und gefragte Handelsartikel.<br />
Die Holzfiguren entstehen vor wiegend in Manufakturen<br />
in Eppendorf, im Oederaner Ortsteil Gahlenz, im Leubsdorfer<br />
Ortsteil Schellenberg, in Rochlitz oder auch in<br />
Riechberg, einem Ortsteil von Hainichen, um nur einige<br />
Standorte zu nennen. Mit der Ausübung des Kunsthandwerkes<br />
leisten die Unter neh men einen Beitrag zur Erhaltung<br />
dieser Tradition.<br />
Gewerbegebiete, Bildungs- und wirtschaftliche Fördereinrichtungen<br />
sowie unterschiedliche Netzwerke bilden<br />
die Basis, damit auch in Zukunft der Branchenmix<br />
den Wirtschafts- und Technologiestandort <strong>Mittelsachsen</strong><br />
innovativ und stabil erhält. Diese ausgewogene Unternehmenslandschaft,<br />
die von solider und kreativer Hand -<br />
werks qualität bis zu Hightechleistungen für unterschiedlichste<br />
Produkte und Dienstleistungen reicht, macht die<br />
Region nicht zu sehr von konjunkturellen Schwankungen<br />
abhängig.<br />
Fortsetzung Seite 36<br />
35
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1980<br />
Mitarbeiter: rund 70<br />
Geschäftsführer:<br />
Dietmar Ehnert<br />
Sven Ehnert<br />
Leistungsspektrum:<br />
– mechanische Fertigung<br />
– Stahl- und Anlagenbau<br />
– Baumaschinenreparatur<br />
– Lagertechnik<br />
www.baf-leubsdorf.de<br />
BAF Dietmar Ehnert Baumaschinen-, Anlagenbau- und<br />
Fahrzeug-Service GmbH<br />
Aus kleinen Anfängen hat sich unser Unternehmen zu einem Spezia -<br />
listen in der mechanischen Fertigung, im Stahl-, Anlagen- und Sondermaschinenbau,<br />
im Baumaschinen-Service und im Bereich der Förderund<br />
Lagertechnik entwickelt. In allen Geschäftsfeldern können sich<br />
unsere Kunden auf die fachmännische Projektierung, Entwicklung und<br />
Konstruktion sowie das komplette Engineering verlassen. Selbstverständlich<br />
setzen wir ausschließlich hochwertige Materialien ein. Auch<br />
unser Maschinenpark wird kontinuierlich erweitert und den technischen<br />
Anforderungen angepasst. Gemeinsam mit den Kunden erarbeiten<br />
unsere rund 70 qualifizierten Mitarbeiter stets die optimale Lösung.<br />
Innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es haben sich regionale<br />
Schwerpunkte für die Ansiedlung von bestimmten Branchen<br />
herausgebildet. So sind in der Region um Freiberg<br />
viele Firmen aus der Montan- und Halbleiterindustrie<br />
angesiedelt, die heute zum Beispiel von Bereichen wie<br />
Werkstoffe, erneuerbare Energien – insbesondere Solarund<br />
Umwelttechnik – ergänzt werden. In der Region<br />
Döbeln spielen unter anderem die Automobilzuliefer -<br />
industrie, der Maschinen-, Spezial- und Sonderfahrzeugbau<br />
sowie das kunststoffverarbeitende Gewerbe eine<br />
dominante Rolle. Am Standort um Mittweida sind vor<br />
allem Bereiche des Maschinen- und Sondermaschinenbaus,<br />
des Fahrzeugbaus, der Elektrotechnik/Elektronik<br />
sowie der Lasertechnik angesiedelt.<br />
Insgesamt verfügt die Wirtschaft in Industrie, Handwerk,<br />
Dienstleistung und Landwirtschaft über folgende<br />
Branchenvielfalt:<br />
– Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Autozuliefer -<br />
industrie<br />
– Halbleiterindustrie<br />
– Elektrotechnik und Elektronik<br />
– Holz-, Papier- und Druckindustrie<br />
– Blech- und Kunststoffverarbeitung<br />
– Recyclingindustrie<br />
– Technische Dienstleistungen<br />
– Biosensorik<br />
– Land- und Nahrungsgüterwirtschaft<br />
– Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen<br />
(Bereich erneuerbare Energien).<br />
36
POTENZIALE<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1992<br />
Mitarbeiter: 33<br />
Leistungsspektrum:<br />
Entwicklung, Konstruktion, Fertigung<br />
und Vertrieb von Industriegasbrennern,<br />
Steuergeräten,<br />
Strahlrohren und Ofenkom -<br />
ponenten, Modernisierung<br />
von Industrieöfen einschließlich<br />
Serviceleistungen<br />
Vertrieb: weltweit mehr<br />
als 30 Länder<br />
Zertifizierungen:<br />
Qualitätsmanagementsystem<br />
nach ISO 9001<br />
www.noxmat.com<br />
NOXMAT GmbH in Oederan<br />
Die Firma NOXMAT GmbH fertigt Rekuperatorbrenner, Hochgeschwindigkeitsbrenner,<br />
Steuergeräte für die Brennertechnik und Strahlrohre.<br />
Auf einer Produktionsfläche von 3000 m² werden Industriegasbrenner<br />
und Zubehör gefertigt. Für Brennerversuche und Qualitätsprüfungen<br />
steht ein eigens dafür eingerichtetes Technikum mit Versuchsständen<br />
und Messtechnik zur Verfügung. Eine enge, regionale Zusammenarbeit<br />
besteht mit Gießereien, Firmen der Metallver- und -bearbeitung, aber<br />
auch mit Montage- und Installationsbetrieben im <strong>Landkreis</strong> Mittel -<br />
sachsen. Brennerteile und Ofenkomponenten werden somit in regionalen<br />
Firmen gefertigt und zugeliefert und anschließend in Oederan zu<br />
funktionsfähigen Brennern und Steuergeräten zusammengesetzt.<br />
Auch für den <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> ist der Fachkräftebedarf<br />
aufgrund des demografischen Wandels auf<br />
dem Arbeitsmarkt eine Herausforderung. Mit dem Netz<br />
an Bildungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstrukturen in<br />
der Region existieren gute Vorausset zungen für die Ausbildung<br />
von Fachkräften. Berufsbildende Einrich tungen<br />
sorgen für marktgerechten Nachwuchs an Facharbeitern.<br />
Die beiden Hoch schulen leisten ihren Beitrag, damit den<br />
Unternehmen ingenieurtech nisches und wissenschaft -<br />
liches Personal zur Verfügung steht. Die Investitionen in<br />
Wissenschaft und Bildung sind der Schlüssel, den Fachkräftebedarf<br />
auch in Zukunft zu sichern.<br />
Noch ein Wort zum Dienstleister „Tourismus“ in<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>. In den letzten 20 Jahren entstand eine<br />
touristische Vermarktungsstruktur, die sich auf die<br />
Vielzahl der Burgen und Schlösser, die historisch<br />
gewachsene Landschaft und die unzähligen kul turellen<br />
Veranstaltungen stützt. Steigende Gästezahlen und<br />
Übernachtungen tragen dazu bei, den Bekanntheitsgrad<br />
der Region zu erhöhen. Vor allem Kulturtourismus kann<br />
die Region bieten und die agierenden Tourismus -<br />
verbände sorgen mit ihrem Qualitäts management für<br />
die Sicherung und den weiteren Ausbau dieser Dienst -<br />
leistungsbranche.<br />
37
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 2007<br />
Mitarbeiter: 38<br />
Stemke GmbH Kunststoff & Form<br />
Unser junges Unternehmen hat sich innerhalb kürzester Zeit als Hersteller<br />
von qualitativ hochwertigen Kunststoffspritzgussteilen und dem<br />
Projektmanagement von Spritzgusswerkzeugen erfolgreich am Markt<br />
positionieren können.<br />
Wir produzieren auf unseren Spritzgussmaschienen größtenteils voll -<br />
automatisch Kunststoffteile im 1-K und 2-K Spritzgießprozess. Unser<br />
Maschinenpark ist mit modernsten Maschinen zwischen 40 und 500<br />
Tonnen Schließkraft ausgerüstet. Damit sind wir in der Lage, hoch -<br />
genaue technische Spritzgussteile aus verschiedenen thermoplastischen<br />
Kunststoffen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 1960 Gramm<br />
zu fertigen.<br />
Leistungsspektrum:<br />
– Spritzguss: Herstellung von<br />
technischen Teilen aus nahezu<br />
allen thermoplastischen Kunststoffen;<br />
besondere Speziali -<br />
sierung auf glasfaserverstärkte<br />
Materialien, Insert Molding<br />
und Netzumspritzen<br />
– Montage: diverse Außenspiegel<br />
für die Auto mobilindustrie<br />
sowie tech nische Teile im<br />
Himmel- und Innenbereich<br />
– Heißgasschweißen: Kunststoffteile<br />
mit Lautsprecher; andere<br />
Einzelteile auf Anforderung<br />
– Werkzeugbau: Kooperation mit<br />
verschiedenen namhaften<br />
Werkzeugbauern in unserer<br />
Region; Zusammenarbeit mit<br />
asia tischen Unternehmen mit<br />
deutscher Betreuung<br />
– Instandhaltung: eigene<br />
Abteilung für Werkzeug -<br />
instandhaltung<br />
Zertifizierung:<br />
DIN EN ISO 9001:2008<br />
www.stemke-kf.de<br />
Alles was wir zur Produktion Ihrer Formteile benötigen, ist eine Konstruktionszeichnung<br />
oder ein bereits vorhandenes Spritzgusswerkzeug.<br />
Nach Ihren Angaben erstellen wir dann in Zusammenarbeit mit unseren<br />
qualifizierten Partnerfirmen das passende Werkzeug für Ihr Produkt<br />
oder übernehmen das von Ihnen gestellte Werkzeug zur Fertigung der<br />
Kunststoffteile. Diese Kombination ermöglicht uns eine schnelle Lieferung<br />
von Großaufträgen bis hin zu Kleinserien.<br />
Unsere Kunden kommen neben der Automobilindustrie auch aus den<br />
Bereichen Elektroindustrie, Sanitärtechnik, Haustechnik und weiteren<br />
kunststoffverarbeitenden Branchen. Weitere Kernkompetenzen unseres<br />
Unternehmens sind Montage komplexer Baugruppen sowie das Heißgasschweißen.
POTENZIALE<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1991<br />
Mitarbeiter: 200<br />
Leistungsspektrum:<br />
– Entwicklung, Pro duktion,<br />
App likation und Ver marktung<br />
elek tronischer Bau gruppen<br />
und Geräte<br />
– Applikation in Medizin- und<br />
Medien tech nik zentren<br />
– Kom petenz in den Bereichen<br />
For schung/Entwick lung sowie<br />
Aus-/Weiterbildung mit<br />
solidem Praxis bezug<br />
– soziales Engage ment mit<br />
eigener Stiftung<br />
www.imm-gruppe.de<br />
IMM Gruppe<br />
Die IMM Gruppe ist ein weltweit agierender, innovativer mittelstän -<br />
discher Elektronikdienstleister mit besonderer Vermarktungsstrategie.<br />
IMM entwickelt, produziert, appliziert und vermarktet elektronische<br />
Baugruppen und Geräte in den Geschäftsfeldern Technik/Automation,<br />
Gesundheit/Medizintechnik, Unterhaltung/Medientechnik sowie Exergaming/Systems.<br />
Das Portfolio ist breit aufgestellt und trägt auch individuellen<br />
Kunden anfor derungen Rechnung. So gehören Produkte der<br />
Patientensicherheit oder für die medizinische Rehabilitation ebenso<br />
zum Reper toire der IMM Gruppe wie Multi media technik und deren<br />
Dienstleistungen, klassische Elektroniklösungen aber auch Individual -<br />
lösungen wie elektro nische By pässe für historische Orgeln.<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1992<br />
Mitarbeiter: 150<br />
Leistungsspektrum:<br />
– Produktprüfung und<br />
-zertifizierung<br />
– Zertifizierung von<br />
QM-Systemen nach ISO 9001<br />
und ISO 13485<br />
– Bau von Prüfständen<br />
– Kalibrierung<br />
– Sachverständigenprüfung<br />
Strahlenschutz<br />
– Kursstätte für die Fachkunde<br />
im Strahlenschutz<br />
www.slg.de.com<br />
SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH<br />
Die SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH, ein Familienunternehmen in<br />
zweiter Generation, ist ein neutraler und wirtschaftlich unabhängiger<br />
Komplettanbieter für die Prüfung und Zertifizierung von Produkten –<br />
vom kleinen Holzspielzeug bis zum hochkomplexen Medizingerät –<br />
und von QM-Systemen. Schwerpunkte liegen auf Sicherheit, elektromagnetischer<br />
Verträglichkeit, chemischer Unbedenklichkeit und Ge -<br />
brauchstauglichkeit. Nach erfolgreicher Prüfung kann neben vielen<br />
anderen nationalen und internationalen Prüfzeichen unter anderem<br />
das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit vergeben werden. Sie SLG<br />
besitzt Akkreditierungen und Anerkennungen diverser übergeordneter<br />
Stellen.<br />
39
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1997<br />
Mitarbeiter: circa 30<br />
TAF Thermische Apparate Freiberg GmbH<br />
Als mittelständisches Unternehmen des Maschinenbaus mit etwa 30<br />
Mitarbeitern liegt unser Schwerpunkt in der Entwicklung, Konstruktion<br />
und Fertigung von thermischen Apparaten, Druckbehältern, Reaktoren,<br />
Brennertechnik, Wärmetauschern und verfahrenstechnischen Anlagen<br />
– einschließlich der Lieferung des hierfür notwendigen Stahlbaus<br />
und der Komplettierung mit Fördertechnik und peripherer Anlagen. Wir<br />
haben umfangreiche Erfahrungen in Konstruktion und Bau von Prozess-<br />
Equipment für Vergasungstechnologien und sind Entwickler und Anbieter<br />
von Sonderlösungen im Maschinen- und Anlagenbau, insbesondere<br />
unter höheren Prozessdrücken. Zudem verfügen wir über ausgezeichnete<br />
regionale Kooperationsbedingungen, sowohl für die Fertigung als<br />
auch für gewerkebezogene Ingenieurplanungsleistungen.<br />
Unsere Fertigung ermöglicht auf 1900 Quadratmetern den Bau von<br />
Ausrüstungen von bis zu 4500 Millimeter Durchmesser. Wir verarbeiten<br />
legierte und unlegierte Kohlenstoffstähle, nichtrostende und korro -<br />
sionsbeständige Stähle, hitzebeständige Stähle sowie Nickel-Basis-<br />
Legierungen.<br />
Als geprüfter Schweißfachbetrieb für die Herstellung und Instand -<br />
setzung von Dampfkesseln, Druckbehältern und Rohrleitungen ver -<br />
fügen wir über alle notwendigen Zulassungen und Qualitätsprüfungsverfahren.<br />
Unsere Historie liegt in den Musterwerkstätten des Deutschen Brennstoffinstituts<br />
in Freiberg, aus denen wir 1997 hervorgingen. Seitdem<br />
hat sich unser Unternehmen zu einem innovativen Partner der<br />
Leistungsspektrum:<br />
– Druckgeräte, Apparate,<br />
Brenner, Wärmetauscher<br />
und Reak toren<br />
– Systeme zur Staubförderung<br />
und -kühlung sowie Schleusung<br />
von Schüttgütern<br />
– Siloaustragssysteme für<br />
stückige und fließende<br />
Materialien<br />
– technische Sonderlösungen<br />
und Package Units<br />
– Konstruktions- und<br />
Berechnungsleistungen<br />
– Konzept- und Optimierungs -<br />
studien<br />
– Modifizierungen an tech -<br />
nischen Industrieanlagen<br />
– Bauleitungstätigkeit, Mon -<br />
tagen und Inbetriebnahmen<br />
– Wartung und Instandhaltung<br />
von technischen Anlagen<br />
www.taf-freiberg.com<br />
Industrie entwickelt und kann auf eine langjährige Erfahrung im thermischen<br />
Apparate- und Anlagenbau zurückgreifen.<br />
Zum Kundenkreis zählen heute Firmen aus Deutschland sowie dem<br />
gesamten europäischen Raum. Unsere Produkte sind auch in Südund<br />
Nordamerika, in Asien und auf dem afrikanischen Kontinent im<br />
Einsatz.<br />
40
POTENZIALE<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1895 als<br />
Gravieranstalt<br />
Mitarbeiter: circa 310<br />
Leistungsspektrum:<br />
Fertigung von<br />
– Massivkäfigen<br />
– Blechkäfigen<br />
– Kugelhaltern in axialer und<br />
radialer Ausführung<br />
– Stanzteilen<br />
www.mpt.de<br />
Verwaltungs- und Logistik -<br />
zentrum der MPT Präzisions teile<br />
GmbH in Mittweida<br />
MPT Präzisionsteile GmbH<br />
MPT in Mittweida ist ein Unternehmen, das Tradition und Erfahrung mit<br />
umfang reicher technischer Ausstattung verbindet. Wir sind führend in<br />
der Fertigung von Wälzlagerkäfigen aus Messing, Blech und Hart -<br />
gewebe sowie Kugelhaltern, die Ihnen in den unterschiedlichsten<br />
Erzeugnissen – vom Fahrrad über das Auto bis zur Werkzeugmaschine –<br />
tag täglich begegnen.<br />
Unser leistungsfähiger Maschinenpark ermöglicht zudem die Realisierung<br />
nahezu aller Kundenwünsche. Ob Schleuderguss aus Messing, das<br />
Stanzen von Formteilen jeglicher Art, die Herstellung von Hartgewebe-<br />
Käfigen oder die Bearbeitung von NE-Metallen. Die Ausstattung mit<br />
modernster Prüftechnik lässt keinen Zweifel daran, dass Präzision als<br />
Bestandteil des Firmennamens Verpflichtung und Philosophie zugleich<br />
widerspiegelt.<br />
In unserer eigenen Konstruktionsabteilung werden an modernen<br />
CAD-Arbeitsplätzen ausgewählte technische Sachverhalte mit Hilfe von<br />
3-D-Modelling visualisiert. Unser Konstruktionsteam führt die Ent -<br />
wicklung von Werkzeugen und Vorrichtungen für alle Produktbereiche<br />
durch. Wir sind zertifiziert nach ISO 9001:2008 und ISO 14001:2004.<br />
Produktschwerpunkt von MPT<br />
ist die Herstellung von Massivund<br />
Blechkäfigen – der wich -<br />
tigste Funktionsteil eines Wälzlagers.<br />
41
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1856<br />
Mitarbeiter: 132<br />
Leistungsspektrum:<br />
– Herstellung von gestrichenem<br />
Magazinpapier und gestrichenen<br />
Verpackungspapieren<br />
auf Basis von 100 Prozent<br />
Altpapier<br />
Produkte:<br />
– gestrichenes Magazinpapier<br />
unter dem Markennamen<br />
KRIEBCOAT Superior für Magazine,<br />
Kataloge, Flyer<br />
– gestrichener Topliner unter<br />
dem Markennamen KRIEBCOAT<br />
Topliner für Wellpapp -<br />
verpackungen, Displays,<br />
Blick in die Produktion<br />
POS-Verpackungen<br />
www.k-n-paper.de<br />
Die Kübler & Niethammer Papierfabrik Kriebstein prägt entscheidend<br />
das Panorama der Kommune und ist der größte Arbeitgeber der<br />
Gemeinde.<br />
Kübler & Niethammer Papierfabrik Kriebstein AG<br />
Unser traditionsreiches Unternehmen wurde bereits im Jahr 1856<br />
gegründet und produziert heute über 100 000 Tonnen gestrichene<br />
Rollendruckpapiere und gestrichene Topliner pro Jahr – und dies auf<br />
einem sehr hohen und konstanten Qualitätsniveau.<br />
Bis 1945 entwickelte sich die Firma zum größten, nicht börsen -<br />
notierten, privaten Papierproduzenten in Deutschland. Die ständige<br />
Modernisierung mit innovativen Technologien und Technik an den<br />
verschiedenen Standorten stellte von Beginn an Teil des Selbstverständnisses<br />
des Familienbetriebes dar. Heute sind unsere „KRIEBCOAT-<br />
Papiere“ europaweit am Markt etabliert. Von besonderer ökologischer<br />
Bedeutung dabei ist, dass als Rohstoff ausschließlich Altpapier zum<br />
Einsatz kommt. Mit einer kontinuierlich hohen Investitionsquote stellen<br />
wir uns den ständig steigenden Anforderungen an die Effektivität der<br />
Prozesse, die Qualität der erzeugten Papiere und die Entwicklung<br />
neuer Produkte.<br />
Unsere umweltschonende Produktion zeigt sich in den sehr niedrigen<br />
Verbrauchswerten für Wasser, Strom, Luft und Wärme. Mit ständigen<br />
Verbesserungen machen wir unsere Technik ständig umweltfreund -<br />
licher und können so die Einhaltung der festgelegten Lärm-, Abluftund<br />
Abwassergrenzwerte garantieren.<br />
Auch unser soziales Engagement ist Teil unserer Unternehmensphilosophie,<br />
bei der stets das Wohl der Mitarbeiter und der Region eine<br />
entscheidende Rolle spielt. Über die gesamte Firmengeschichte hinweg<br />
hat sich Kübler & Niethammer stets für die Belange seiner Belegschaft<br />
und der Region eingesetzt. Dazu zählen allein im ersten Viertel<br />
des 20. Jahrhunderts der Bau von Werkswohnungen, einem Kinder -<br />
garten, einer Trinkwasserleitung, einer Schule und einer Turnhalle für<br />
die Gemeinde. Auch in der Zukunft wollen wir durch die Wahrnehmung<br />
unserer sozialen Verantwortung Arbeitsplätze in der Region<br />
sichern. Voraussetzung dafür ist die Weiterentwicklung unseres Unternehmens<br />
in einen Lieferanten für Spezialpapiere.<br />
42
POTENZIALE<br />
Wieland Josch<br />
Forschungsstandort <strong>Mittelsachsen</strong> –<br />
Technologietransfer zwischen<br />
Wissenschaft und Wirtschaft<br />
Eine hoch technisierte heimische Wirtschaft agiert am<br />
Weltmarkt erfolgreich, ist aber ohne immerwährende<br />
Forschung auf höchstem Niveau nicht über lebensfähig.<br />
Für zahlreiche, global handelnde Konzerne und Unternehmen<br />
gab und gibt es, zusätzlich zur hervorragenden<br />
Infrastruktur, noch weitere gute Gründe, dass sie sich in<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> angesiedelt haben. Es sind besonders<br />
zwei bedeutende Bildungs- und Forschungseinrichtungen,<br />
die nach wie vor eine hohe Anziehungskraft aus -<br />
üben: die Tech nische Universität Bergakademie Freiberg<br />
und die Hochschule Mittweida University of Applied<br />
Sciences.<br />
Die Technische Universität Bergakademie Freiberg ist<br />
nicht nur die älteste montanwissenschaftliche Hoch -<br />
schule der Welt, sondern auch die deutsche Ressourcen -<br />
universität für nachhaltige Stoff- und Energiewirtschaft.<br />
Entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der<br />
Erkundung über die umweltschonende Gewinnung bis<br />
zum Recycling, leistet sie einen Beitrag zur Rohstoff -<br />
sicherung Deutschlands. Vier Kernfelder geben der 1765<br />
gegründeten Universität ihr einzigartiges Profil: Geo,<br />
Material, Energie und Umwelt. Freiberg verdankt der<br />
TU Berg akademie Freiberg zu einem großen Teil seine<br />
Etablierung als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort<br />
und darf sich seit 2015 ganz offiziell Universitätsstadt<br />
nennen. War es früher das Silber, das den Aufschwung<br />
brachte, so nahm diese Rolle nach der politischen<br />
Wende in der DDR das Silizium ein. Heute ist Freiberg<br />
ein weltweit füh render Produktions- und Wirtschaftsstandort<br />
der Halbleiterindustrie, der die Bedürf nisse in<br />
der Mikro- und Optoelektronik ebenso abdeckt wie<br />
die Nachfrage nach Solartechnik. Die Kooperation der<br />
TU Bergakademie mit der Wirtschaft beschränkt sich<br />
dabei nicht allein auf die Unternehmen, die sich direkt<br />
um sie herum angesiedelt haben oder diejenigen, die<br />
ihren Sitz in Sachsen nahmen, sondern die Verbindungen<br />
sind mannigfaltig und in alle Welt geknüpft.<br />
Aus der Technischen Universität Bergakademie Freiberg<br />
sind zahlreiche Firmen hervorgegangen, die sich<br />
mittlerweile einen festen Platz auf dem Weltmarkt er -<br />
arbeitet haben. Ein Beispiel dafür ist das 2005 aus -<br />
gegründete Unternehmen Freiberg Instruments GmbH,<br />
eine Technologieschmiede für Spezialmesstechnik, unter<br />
anderem mit Produkten zur Datierung von Mineralen<br />
oder Spinresonanztechniken. Als Grenzgänger zwischen<br />
Wissenschaft und technischer Machbarkeit hat man sich<br />
zum Technologie führer für kontaktlose, elektrische<br />
Charakterisierung von Halbleitern entwickelt. Fach über -<br />
greifend werden innovative Projekte international bearbeitet.<br />
Die hier hergestellten Messgeräte, zum Beispiel<br />
für die Elektronik- und Solarindustrie, haben die Aufgabe,<br />
selbst kleinste Qualitätsmängel zu entdecken. Hochreine<br />
Halbleitermaterialien für elektronische Bauelemente<br />
etwa werden berührungsfrei auf deren Materialeigen -<br />
schaften untersucht, damit die späteren Solarzellen<br />
anschließend einwandfrei arbeiten. Für diese „Micro -<br />
wave Detected Photoconductivity“ erhielt Freiberg<br />
Instruments im Jahr 2011 den Innovationspreis des<br />
43
Studierende auf dem Campus<br />
der TU Bergakademie Freiberg<br />
Freistaates Sachsen. Messgeräte des Unternehmens<br />
kamen auch bei der Marsforschung zum Einsatz. Die<br />
Nähe zur TU und deren Unterstützung ist dabei für die<br />
Firma von höchster Wichtigkeit.<br />
Die Hochschulstadt Mittweida ist ein weiterer<br />
Wissenschaftstandort im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong>. An der<br />
Hochschule Mittweida ist Forschung durch Anwendungsorientierung<br />
und Interdiziplinarität gekennzeichnet. Sie<br />
hat ihren Ursprung im Jahr 1865. Damals gründete der<br />
Ingenieur Wilhelm Heinrich Uhland mit Unterstützung<br />
des Handwerkervereins im Theaterhaus Mittweida das<br />
erste Technicum, welches sich allerdings zunächst nicht<br />
wirtschaftlich durchsetzen konnte. Es blieb dem aus<br />
Mannheim stammenden Carl Georg Weitzel, seines<br />
Zeichens ebenfalls Ingenieur, vorbe halten, das Projekt im<br />
Jahr 1867 zu übernehmen und dank lokaler Persön -<br />
lichkeiten unter dem Namen „Technikum Mittweida“<br />
fortzuführen. Als private Ausbildungsstätte für Maschinenbau-<br />
Ingenieure etablierte es sich schließlich und zog<br />
zahlreiche Stu dierende an, darunter viele aus dem Ausland.<br />
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war<br />
das Technikum bereits eine der größten privaten Lehr -<br />
einrichtungen in Deutschland. Schon 1884 wurde das<br />
Fach „Elektrotechnik“ eingeführt, ab 1917 konnte „Fernmeldetechnik<br />
und Funkentele graphie“ belegt werden,<br />
wobei Laboratorien für die Hochfrequenz-, Radio- und<br />
Fernmeldetechnik zur Ver fügung standen. Selbst in<br />
schwierigen Zeiten behauptete sich die Einrichtung.<br />
1969 fand der feierliche Gründungsakt zur „Inge -<br />
nieurhochschule Mittweida“ statt, ein Vorgang, der die<br />
44
POTENZIALE<br />
Bildungsstätte den Universi täten und Technischen Hochschulen<br />
gleichstellte. Mit rund 7000 Studierenden präsentiert<br />
sich die Einrichtung heute als leistungsstarke<br />
Hochschule der Angewandten Wissenschaften. Sie lehrt<br />
und forscht in fünf Fakultäten und vier Forschungsschwerpunkten:<br />
Lasertechnologien, Produkt- und Pro -<br />
zessentwicklung, Intelligente Sys teme in Technik und<br />
Naturwissen schaften, innova tive Medientechnologien<br />
und Heraus forderungen des wirtschaft lichen und globalen<br />
Wandels.<br />
Mehr als 100 Forschungsthemen werden jährlich an<br />
der Hochschule Mittweida bearbeitet, der größte Teil<br />
davon in Kooperation mit Unternehmen. Mit mehr als<br />
50 Patent- und Gebrauchs musteranmeldungen und<br />
derzeit 65 Promotions arbeiten hat die sich die Hochschule<br />
zu einer wissenschaftlichen Einrichtung mit<br />
hohem Innovationsproten zial entwickelt. Exemplarisch<br />
Die Magnetron Sputteranlage im Zentralen Reinraumlabor der<br />
TU Bergakademie Freiberg steht für moderne Studienund<br />
Forschungsbedingungen.<br />
sei die Firma LASERVORM GmbH genannt. Deren heutiger<br />
Geschäftsführer und Haupt gesellschafter, Diplom-<br />
Ingenieur Thomas Kimme, ar beitete von 1992 bis 1994<br />
am Laserzentrum der Hochschule im Forschungsthema<br />
„Laserschweißen von Keramik“. 1994 initiierte er die<br />
Gründung der heutigen LASERVORM GmbH, deren Kernkompetenz<br />
seitdem die Laser-Materialbear beitung in<br />
den Verfahren Schweißen, Härten und Auftragsschweißen<br />
ist. Die jeweiligen Kunden werden von der<br />
Technologieentwicklung bis zum Produktionsanlauf<br />
begleitet, und sogar darüber hinaus mit Serviceleis -<br />
tungen. Kundenteile werden im hauseigenen Job-Shop<br />
vom Einzelstück bis zur Großserie bearbeitet. Der<br />
Fortsetzung Seite 46<br />
45
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1992<br />
Mitarbeiter: mehr als 80<br />
Produktspektrum:<br />
Kerngeschäft ist die Fertigung<br />
von Beuteln für Medizin, Pharmazie<br />
und Biotechnologie,<br />
zum Beispiel Blut-, Infusionsoder<br />
Sekretbeutel, aber auch<br />
Schlauchsets für Blutentnahme<br />
und Ernährung, Bioreaktoren<br />
sowie individuelle Produkt -<br />
lösungen.<br />
Standort: Lichtenberg<br />
www.hegewald-medical.de<br />
Hegewald Medizinprodukte GmbH<br />
Die Hegewald Medizinprodukte GmbH entwickelt und produziert<br />
flexible Foliencontainer und Transfersysteme für den Einsatz in Medizin,<br />
Pharmazie und Biotechnologie. Neben der industriellen Fertigung<br />
für einen internationalen Kundenstamm gehört auch die Entwicklung<br />
maßgeschneiderter Lösungen für individuelle Anforderungen zum<br />
Leistungsspektrum des Unternehmens. Für Produktion und Entwicklung<br />
stehen mehrere Reinräume, ein eigenes Prüflabor und ein moderner<br />
Werkzeugbau zur Verfügung.<br />
Kundenpool des Unternehmens speist sich aus den<br />
unterschiedlichsten Branchen, darunter beispielsweise<br />
Automotive, Maschinenbau, Antriebstechnik, Medizintechnik<br />
und Fein werktechnik. Noch heute existiert eine<br />
feste Wechselwirkung mit der Hochschule Mittweida.<br />
Gemeinsame Forschungsprojekte verbinden LASERVORM<br />
nach wie vor mit dem an der Hochschule angesiedelten,<br />
international bekannten Laserinstitut, dessen Institutsneubau<br />
eines von nur drei Forschungsbauvorhaben an<br />
Fachhoch schulen ist, das über die gemeinsame Exzel -<br />
lenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert wird.<br />
Eines der gemeinsamen Projekte der Hochshule Mittweida<br />
und der LASERVORM GmbH befasst sich mit dem<br />
Thema Hochrate-Micro-Cladding, ein hoch spezia lisiertes<br />
Ver fahren einer Auftragsschweißung, bei der ein hoch<br />
legierter Stahl als Oberflächenschutz auf hoch be lastete<br />
metallische Bauteile aufgetragen wird. Eine weitere Art<br />
der Zusammenarbeit ist die Durchführung von Prak tika<br />
für Studenten des Studienfaches Lasertechnik.<br />
Neben Universität und Hochschule haben sich noch<br />
andere bedeutende Forschungseinrichtungen in Mit -<br />
telsachsen angesiedelt. Darunter in Freiberg das<br />
Fraunhofer IISB Technologiezentrum Halbleitermate -<br />
rialien, das Helm holtz-Institut für Ressourcentech nologie,<br />
das Forschungsinstitut für Leder- und Kunststoffbahnen<br />
FILK oder das Stahl zentrum, in Mittweida das Sensorikzentrum<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>, das Institut für Technische<br />
Akustik und Umweltprozesse oder die Bildungs -<br />
akademie, aber auch das Kurt-Schwabe-Institut für<br />
Mess- und Sensortechnik in Meinsberg bei Waldheim. Zu<br />
jeder einzelnen dieser auf hohem Niveau forschenden<br />
und lehrenden Einrichtungen gäbe es Beispiele und<br />
Geschichten, welche die enge Verzahnung von Wissenschaft<br />
und Wirtschaft illustrieren und unterstreichen.<br />
Doch könnten damit weitere Bücher gefüllt werden.<br />
46
POTENZIALE<br />
Das Hütewerfen der Studierenden<br />
auf dem Technikumplatz<br />
nach der Feierlichen Exmatrikulation<br />
ist an der Hochschule<br />
Mittweida Tradition.<br />
Das 2014 eröffnete Zentrum für<br />
Medien und Soziale Arbeit der<br />
Hochschule Mittweida an der<br />
Bahnhofstraße gilt als das<br />
modernste akademische<br />
Medienzentrum in Europa mit<br />
Studios, Lehr- und Produktionsräumen<br />
für Fernsehen/Video,<br />
Hörfunk/Audio, Online- und<br />
Printmedien.<br />
47
Andrea Funke<br />
Regionale Produkte und Köstlichkeiten –<br />
„made in <strong>Mittelsachsen</strong>“<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> hat viel zu bieten, nicht nur reizvolle<br />
abwechslungsreiche Landschaften und liebenswerte<br />
Menschen. Eine Vielzahl an regionalen Produkten und<br />
Köstlichkeiten sind hier zu finden. Mit kurzen Transportwegen,<br />
direkt beim Erzeuger gekauft und von handwerklicher<br />
Qualität hergestellt, tragen sie zur gesunden<br />
Ernährung und Lebens weise bei. In <strong>Mittelsachsen</strong> ist<br />
dazu der Einkaufsführer „regional. einfach phänomenal“<br />
mit Rezepten und Gesundheitstipps erschienen.<br />
Die heimischen Produkte beleben nicht nur die Wirtschaft<br />
vor Ort und sichern lokal Arbeitsplätze, sie stehen<br />
stellvertretend für die Kulturlandschaft in <strong>Mittelsachsen</strong><br />
und stärken regionale Wirtschaftskreisläufe. Oft ist es<br />
aber die Geschichte hinter dem Produkt, die die regio -<br />
nalen Erzeugnisse zu etwas Einmaligem machen. Das<br />
verdeutlichen die folgenden Beispiele.<br />
Spezielle Zucht von Angus-Rindern für<br />
Burgstädter Fleischerei<br />
2012 entschloss sich Fleischermeister Dietmar Gretenkord<br />
dazu, eine Herde Angus- Rinder exklusiv für seine<br />
eigene Vermarktung aufzubauen. Dabei legt der Firmen -<br />
inhaber der Burgstädter Privatfleischerei besonderen<br />
Wert auf die natürliche Aufzucht in Mutterkuhhaltung.<br />
Mit 25 Tieren ging es zunächst in Burgstädt los. Mittlerweile<br />
wurde die Naturrind Nöbeln eG gegründet, zu<br />
der die Milchfarm Nöbeln, der Muldental Agrar Cossen<br />
sowie der Agrarhof Wolkenburg zählt. Insgesamt grasen<br />
über 400 Tiere auf saftigen grünen Weiden in Limbach-<br />
Oberfrohna, Cossen und Nöbeln. Die Angus-Rinder sind<br />
robust, fühlen sich im Freien wohl und sind gute Futterverwerter<br />
von Gras, Heu und Silage. Die Milch der<br />
Mutterkühe ist nur zur Versorgung ihrer Kälber be -<br />
stimmt, die bis zu acht Monate in der Herde verbleiben.<br />
Das Fleisch der Tiere bekommt drei Wochen Zeit zum<br />
Reifen. Erst dann kommen die Edelteile in den Verkauf<br />
und die anfallenden Zuschnitte werden zu spezieller<br />
Wurst und „Corned Beef im Glas verarbeitet“, erklärt<br />
Dietmar Gretenkord, dem die Qualität seines Fleisches<br />
wichtig ist. Dies erreicht er durch die lückenlose Kon -<br />
trolle von der Aufzucht bis zur Schlachtung und der<br />
eigenen Verarbeitung. „Alles in einer Hand“, so sein<br />
Anspruch. Seine 50 eigenen Geschäfte werden jeden<br />
Tag frisch beliefert. 45 Mitarbeiter, darunter sieben<br />
Fleischer meister, verarbeiten 45 bis 50 Tonnen Rind- und<br />
Schweinefleisch. „Das Fleisch der Angus-Rinder ist zarter<br />
als das normale Rindfleisch und es ist durch die regionale<br />
Zucht auch teurer. Ich bemerke ein Umdenken beim<br />
Kaufverhalten unserer Kundschaft, die bewusster auf<br />
Qualität Wert legt“, erklärt Dietmar Gretenkord.<br />
Das Gold der Mayas wird zur leckeren<br />
Schokolade verarbeitet<br />
Patrick Walter kommt ins Schwärmen, wenn er von der<br />
Herstellung seiner eigenen Schokolade berichtet. „Wir<br />
verwenden dafür nur die einzigartigen Kakaobohnen, die<br />
lediglich im Regenwald der Mayas von Belize wachsen.<br />
Ich fahre selbst zur Ernte nach Mittelamerika, lasse die<br />
48
POTENZIALE<br />
Angus-Rinder wachsen auf<br />
saftigen Weiden in der Nähe<br />
von Nöbeln in Mutterkuh -<br />
haltung auf.<br />
49
Kakaobohnen – das Gold der<br />
Mayas: Patrick Walter schwärmt<br />
von seiner Schokolade und<br />
verwendet dafür nur die einzigartigen<br />
Kakaobohnen, die von<br />
den Mayas aus Belize geerntet<br />
werden.<br />
ausgelesenen Bohnen mit Containern nach Deutschland<br />
transportieren, um in meiner kleinen Manufaktur in<br />
Sachsen die einzigartige Schokolade auf traditionelle Art<br />
herzustellen“, berichtet Patrick Walter, der auf einer<br />
Fahrradreise um die Welt die Kleinbauern kennenlernte<br />
und dann 2012 „Choco del Sol“ in Sachsen gründete.<br />
„Damit wir den Kakaobauern einen fairen Preis garan -<br />
tieren können, haben wir alle Zwischenhändler aus -<br />
geschlossen. Damit leisten wir einen Beitrag für eine<br />
nachhaltige Zukunft der Bauern und des wertvollen<br />
Belize Kakaos“, erklärt Patrick Walter.<br />
Die sorgsam geernteten Bohnen werden in der<br />
Manufaktur im Ofen langsam bei niedrigen Temperaturen<br />
geröstet. Danach erfolgt das Verfeinern in einem<br />
Stein-Melangeuer. Die entstandene Rohschokolade wird<br />
10 bis 20 Tage gelagert und dann in Formen abgefüllt.<br />
Das Verpacken der einzelnen Tafeln geschieht genauso<br />
wie der gesamte Herstellungsprozess in Handarbeit. Die<br />
Nachfrage nach der Schokolade in verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen ist groß, die Räume zu eng,<br />
deshalb zog „Choco del Sol“ in die Remise auf Schloss<br />
Rochsburg. Dort werden nun auch in größerem Umfang<br />
Kurse und Seminare zur Schokoladenherstellung angeboten.<br />
Projekte mit Jugendeinrich tungen und Schulen<br />
sind in naher Zukunft ebenso geplant wie die Bereit -<br />
stellung von Praktikumsplätzen.<br />
50
POTENZIALE<br />
Andrea Funke<br />
Die Land- und Forstwirtschaft als<br />
bedeutender Wirtschaftsfaktor<br />
Die mittelsächsische Landwirtschaft ist sehr vielfältig<br />
und stellt zusammen mit dem Ernährungsgewerbe<br />
einen wich tigen Wirtschaftszweig dar. Garant dafür sind<br />
kleine und große Familienbetriebe oder Agrargenossenschaften<br />
im Haupt- und Nebengewerbe. Ein Flächen -<br />
anteil von 72 Prozent des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Mittelsachsen</strong><br />
wird so in konventioneller oder ökologischer Weise<br />
bewirtschaftet. Die Agrarwirtschaft gehört dabei mit<br />
rund 900 Betrieben zu den größten Arbeitgebern der<br />
Region. In den Landwirtschaftsunternehmen sind rund<br />
3600 Arbeitskräfte und weitere 2000 Angestellte im<br />
Bereich der Ernäh rungs wirtschaft beschäftigt. Kaum ein<br />
anderer Wirtschaftszweig in <strong>Mittelsachsen</strong> prägt und<br />
pflegt die Kul turlandschaft wie die Landwirtschaft.<br />
Fortsetzung Seite 55<br />
Dietmar Uhlmann ist Geschäftsführer eines leistungsfähigen<br />
Landwirtschaftsbetriebes, dazu gehört auch ein moderner Fuhrpark<br />
zur Bewirtschaftung der Felder.<br />
51
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1991<br />
Mitglieder: 120<br />
Beschäftigte: 60<br />
landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche: 1900 Hektar<br />
Eigentumswald: 72 Hektar<br />
Erstaufforstung: 55 Hektar<br />
Milchkühe: 740 mit Nachzucht<br />
Mutterkühe: 350 mit Nachzucht<br />
www.agrar-bergland-clausnitz.de<br />
Agrargenossenschaft „Bergland“ Clausnitz eG<br />
Die Agrargenossenschaft „Bergland“ Clausnitz eG, im Osterzgebirge<br />
gelegen, wurde 1991 gegründet und hat heute 120 Mitglieder. Das Einzugsgebiet<br />
erstreckt sich über die Gemeinden Rechenberg-Bienenmühle<br />
und Neuhausen und reicht damit vom Tal der Freiberger Mulde bei<br />
Clausnitz bis hin zu den Höhenlagen an der Talsperre Rauschenbach. Mit<br />
Pflanzen- und Tierproduktion, Erzeugung erneuerbarer Energien, Forstwirtschaft,<br />
Direktvermarktung und Vermietung deckt die Genossenschaft<br />
ein breites Spektrum ab und ist dabei Arbeitgeber für etwa 60 Mitar -<br />
beiter.<br />
Junge Menschen können hier auch eine Ausbildung zum Land- oder<br />
Tierwirt absolvieren. Grundsatz der Genossenschaft ist es, regionale<br />
Kreisläufe zu entwickeln, um die vorhandenen Ressourcen schonend,<br />
umweltgerecht und nachhaltig zu nutzen.<br />
Auf einen Blick<br />
Mitarbeiter: etwa 100<br />
Aktionäre: etwa 500<br />
Geschäftsbereiche:<br />
– AGRO-Agrarprodukte GmbH<br />
(Pflanzenbau, Milch- und<br />
Schweineproduktion, Biogas -<br />
erzeugung)<br />
– AGRO-Fleischrind GmbH<br />
(naturnahe Mutterkuhhaltung)<br />
– AGRO-Landhandel und<br />
Service GmbH<br />
(Getreidelagerung und Handel)<br />
– AGRO-Naturenergie GmbH<br />
(Photovoltaik und<br />
Windenergie)<br />
52<br />
www.methauer-agro-ag.de<br />
Methauer AGRO-AG<br />
Als großes landwirtschaftliches Unternehmen bewirtschaften wir in der<br />
Region <strong>Mittelsachsen</strong> zwischen den Städten Colditz und Mittweida circa<br />
5200 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Schwerpunkt ist die Produktion,<br />
Lagerhaltung und der Handel mit landwirtschaftlichen Produkten<br />
(Getreide, Raps, Zuckerrüben, Futterpflanzen, Milch, Schweine, Mutterkühe<br />
und anderes). Die rund 100 Mitarbeiter des Unternehmens sind<br />
in vier nach Geschäftszweigen organisierten Gesellschaften tätig. Da -<br />
rüber hinaus tragen wir mit drei kleinen Märkten und einer eigenen<br />
Fleischerei zur ortsnahen dörflichen Versorgung bei.
POTENZIALE<br />
Molkerei Hainichen-Freiberg GmbH & Co. KG<br />
Die Molkerei Hainichen-Freiberg wurde 1992 als Joint Venture der<br />
Familienmolkereien Ehrmann AG und Käserei Champignon Hofmeister<br />
GmbH & Co. KG am Standort Freiberg gegründet und zählt heute zu<br />
einem der größten Arbeitgeber der Region.<br />
Für unsere Allgäuer Mutterfirmen stellen unsere Mitarbeiter mithilfe<br />
modernster Anlagen und Maschinen verschiedenste Milchprodukte her.<br />
Unsere Rohmilch beziehen wir hierfür vorzugsweise aus der Umgebung<br />
rund um Freiberg und Hainichen.<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1992<br />
Fertigstellung nach Neuund<br />
Umbau: 1994<br />
Mitarbeiter: circa 270<br />
Jahresumsatz:<br />
circa 120 Mio. Euro<br />
verarbeitete Rohmilchmenge:<br />
circa 150 Mio. Kilogramm pro<br />
Jahr<br />
Produktspektrum:<br />
– 50 000 Tonnen Joghurt- und<br />
Dessertprodukte<br />
– 9000 Tonnen Weichkäse und<br />
Camembert<br />
– 9000 Tonnen Milch- und<br />
Molkepulver<br />
www.molkerei-freiberg.de<br />
53
Die mittelsächsischen Landwirte<br />
erzeugen gesunde und<br />
sichere Nahrungsmittel.
POTENZIALE<br />
Ein regionaler Landwirtschaftsbetrieb mit<br />
mehreren Standbeinen<br />
Beispielsweise ist die Multi-Agrar Claußnitz GmbH ein<br />
moderner und leistungsfähiger Betrieb, der seine<br />
Schwerpunkte auf Milchproduktion, Futter- und Marktfruchtbau<br />
sowie Saatgut produktion gelegt hat. „Für uns<br />
ist die nachhal tige Bewirtschaftung unserer Flächen eine<br />
Selbst verständlichkeit, deshalb arbeiten wir seit 1995<br />
pfluglos und reduzieren dadurch die Gefahr von Windund<br />
Wassererosion“, erklärt Dietmar Uhlmann, seit 2005<br />
Geschäftsführer der Multi-Agrar Claußnitz GmbH. Die<br />
verschiedenen Standbeine machen das mittelständische<br />
Unternehmen unabhängiger von konjunkturellen<br />
Schwan kungen.<br />
Seit 1992 werden die Wälder langfristig konsequent in<br />
ökologisch stabile Mischwälder umgewandelt.<br />
In den Ställen liefern 1400 Milchkühe täglich 40 000<br />
Liter Milch, die an eine Molkerei abgegeben werden.<br />
Außerdem weiden 200 Mutterkühe auf dem Grünland<br />
und weitere 600 Kälber stehen im Mast betrieb. Das<br />
Futter für die Tiere kommt von der eigenen, rund 3000<br />
Hektar großen bewirtschafteten Agrarfläche. Mit der<br />
Hälfte der Ernte von Weizen, Gerste und Raps werden<br />
Mühlen beliefert. Ein Teil der Getreidesorten dient<br />
der Samengewinnung und gelangt zu Silotech nach<br />
55
Diethensdorf. Gräser werden vermehrt und unter anderem<br />
ins Ausland verkauft. Die Biogas anlage produziert<br />
seit 2003 Energie für den eigenen Betrieb, der Überschuss<br />
kommt kommunalen Einrich tungen zugute. Die<br />
Oberschule in Claußnitz ist dadurch die erste CO 2 -neutrale<br />
Schule in ganz Sachsen. Die Anlage ist so konzipiert,<br />
dass die anfallende Rindergülle aus der Tierproduktion<br />
fast das gesamte Substrat ausmacht. Das Endprodukt ist<br />
ein organisches Düngemittel und hat den Vorteil, dass es<br />
geruchsarm ist, wenn es auf den Feldern ausgebracht<br />
wird.<br />
Die vier Kreisforstreviere Geringswalde, Striegistal, Reinsberg<br />
und Frauenstein der Forstbehörde des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Mittelsachsen</strong><br />
befinden sich mit ihren forsthoheitlichen Aufgaben strikt innerhalb<br />
der <strong>Landkreis</strong>grenzen. Der Staatsbetrieb Sachsenforst hat<br />
jedoch eine Struktur, die <strong>Landkreis</strong>grenzen schneidet. So reichen<br />
Teile der Forstbezirke Leipzig, Chemnitz, Marienberg und Bärenfels<br />
in unseren <strong>Landkreis</strong> hinein.<br />
Der Wald und seine verschiedenen Bedeutungen<br />
Für viele Menschen ist der Wald ein Ort der Erholung<br />
und zur Entspannung. Für Waldtiere ist es ein wichtiger<br />
Lebensraum. In den letzten Jahren hat sich die Waldfläche<br />
im <strong>Landkreis</strong> um 1000 Hektar auf 35 500 Hektar<br />
vergrößert. Das entspricht einem Flächenanteil von<br />
16,8 Prozent, somit ist jeder siebte Hektar bewaldet. Die<br />
Vergrößerung ist unter anderem auf Neuaufforstung<br />
zurückzuführen.<br />
Die Waldfläche ist nach der Landwirtschaft die zweitmächtigste<br />
Form der Land nutzung in <strong>Mittelsachsen</strong>. Das<br />
gesamte Waldbild wird geprägt von Fichtenwäldern mit<br />
zum Teil hohem Buchenanteil in den hohen und mitt -<br />
leren Berglagen. In den unteren Berg lagen und im<br />
Hügelland findet man hingegen eher Eichen- und<br />
Buchenwälder. Wegen des laufenden Waldumbaus seit<br />
1991 verringert sich der Fichtenanteil zu gunsten von<br />
Laubbaumarten und Weißtanne.<br />
Die Verwaltung des Waldes unterliegt mehreren<br />
Institutionen. Die oberste Forstbehörde ist das Säch -<br />
sische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft<br />
(SMUL). Obere Forstbehörde ist der Staatsbetrieb Sachsenforst,<br />
der neben der Bewirtschaftung des Staats -<br />
waldes auch für die Beratung und Betreuung privater<br />
Waldbesitzer zuständig ist. Seit 2008 wurden außerdem<br />
bei zehn Landratsämtern und drei kreisfreien Städten die<br />
unteren Forstbehörden gebildet. Sie haben nicht betriebliche,<br />
sondern rein hoheit liche Aufgaben.<br />
Dr. Klaus Dittrich ist Referatsleiter der Forst- und Jagdbehörde<br />
beim <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> und erklärt, dass<br />
es circa 8150 Waldbesitzer gibt. Größter Waldbesitzer ist<br />
der Freistaat Sachsen (Staatswald) mit 49 Prozent der<br />
Waldfläche. Das Bundeseigentum liegt bei unter einem<br />
Prozent. Die dritte Kategorie öffentlichen Waldeigentums<br />
ist der Körperschaftswald, vor allem Stadt- und Ge -<br />
meindewälder, mit circa 150 Betrieben und Eigen -<br />
tümern. Das macht knapp sieben Prozent der Waldfläche<br />
aus. Rund 8000 Wald besitzer sind Privatpersonen, sie<br />
bewirtschaften eine Waldfläche von 42 Prozent.<br />
Der Wald wird aber nicht nur wirtschaftlich genutzt –<br />
eine besondere Bedeutung im <strong>Landkreis</strong> hat er auch als<br />
Natur- oder Landschaftsschutzgebiet. Für Ein heimische<br />
und Gäste erfüllt der Wald in <strong>Mittelsachsen</strong> zudem eine<br />
wichtige Funktion als Naherholungsgebiet. Zahlreiche<br />
Wander- und Radwege im Wald werden touristisch<br />
genutzt. Außerdem wacht die Untere Forstbehörde auch<br />
über ein Netz von rund 360 Kilometer ausgewiesene<br />
Reit wege.<br />
56
POTENZIALE<br />
Die Waldfläche im <strong>Landkreis</strong><br />
umfasst rund 35 500 Hektar.<br />
Historisch bedingt überwiegen<br />
in Sachsen junge und mittelalte<br />
Nadelholzbestände aus Kiefer<br />
und Fichte.<br />
57
Auf einen Blick<br />
Dienstleister Personenbeför -<br />
derung mit Omnibussen,<br />
Schwerpunkt ÖPNV im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Mittelsachsen</strong><br />
Leistungsspektrum:<br />
Planung, Organisation, Aus -<br />
gestaltung und Durchführung<br />
des ÖPNV, einschließlich der<br />
Schülerbeförderung und etwaiger<br />
Sonderformen, sowie alle<br />
damit zusammenhängenden<br />
Tätigkeiten. Die Gesellschaft<br />
betreibt auch sonstige Verkehrstätigkeiten,<br />
insbesondere Reiseverkehr<br />
und die damit verbundene<br />
Veranstaltertätigkeit sowie<br />
Mietwagenverkehr.<br />
REGIOBUS <strong>Mittelsachsen</strong> GmbH<br />
Die Wurzeln der heutigen REGIOBUS <strong>Mittelsachsen</strong> GmbH reichen mehr<br />
als 100 Jahre zurück, als die erste sächsische Omnibuslinie im Jahr<br />
1906 von Mittweida nach Limbach/Oberfrohna in Betrieb genommen<br />
wurde. Nach dem Scheitern zur Errichtung einer Schienenverbindung<br />
initiierten die Bürgermeister der Städte Burgstädt, Limbach und Mittweida<br />
die Einrichtung von Omnibuslinien. Am 9. August 1906 fuhr<br />
dann zum ersten Mal ein Omnibus von Mittweida nach Limbach.<br />
In einer wechselvollen Geschichte mit vielen Umstrukturierungen,<br />
beeinflusst durch wirtschaftliche oder politische Erfordernisse, haben<br />
sich bis heute die integrierten Gesellschaften zu modernen Unternehmen<br />
entwickelt und stehen somit unter dem Markennamen REGIOBUS<br />
für zuverlässigen Nahverkehr im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> sowie in den<br />
angrenzenden Regionen.<br />
Mit mehr als 400 Mitarbeitern zählt das Dienstleistungsunternehmen<br />
im Omnibusgewerbe zu den Großen der Region Chemnitz. Bedient<br />
werden 167 Linien mit 239 Bussen. Pro Jahr werden so rund 12,9<br />
Millionen Fahrgäste befördert. Ein attraktiver Reiseverkehr und drei<br />
Fernbuslinien ergänzen das Angebot.<br />
Das Serviceangebot für die Fahrgäste an allen Omnibusbahnhöfen und<br />
den ÖPNV-Verknüpfungstellen sowie die Bereitstellung und ständige<br />
Aktualisierung von Online-Informationen hat für das Unternehmen<br />
eine hohe Priorität.<br />
Die REGIOBUS <strong>Mittelsachsen</strong> GmbH unterhält fünf Betriebshöfe in<br />
Mittweida, Freiberg, Döbeln, Hartmannsdorf und Eppendorf. Neben<br />
dem zuverlässigen Betrieb im Linien-, Schüler- und Reiseverkehr<br />
fördert die REGIOBUS die Erhaltung von historischen Omnibussen und<br />
die Geschichte des Kraftomnibusverkehrs in Sachsen.<br />
Zahlen und Fakten:<br />
Insgesamt sind 239 Busse auf<br />
167 Stadtbus- und Regional -<br />
linien mit 2980 Haltestellen im<br />
Einsatz. Das bediente Streckennetz<br />
umfasst 4121 Kilometer.<br />
Mitarbeiter: 432<br />
www.regiobus.com<br />
58
POTENZIALE<br />
Wieland Josch<br />
Mobilität und Verkehr –<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> in Bewegung<br />
Will man sich mit dem Thema Verkehr in <strong>Mittelsachsen</strong><br />
befassen, so kommt man um einige statistische Zahlen<br />
nicht herum.<br />
Rund 312 000 Einwohner hat der <strong>Landkreis</strong>. Diese<br />
leben in 53 Kommunen. Menschen und Ortschaften<br />
miteinander zu verbinden, ob durch Straßen oder Schienen,<br />
Fuß- oder Radwege, wurde in ferner oder naher<br />
Vergangenheit ermöglicht. Mit einer Länge von 28,5<br />
Kilometern ist die K 8250 von Köthensdorf über Garnsdorf,<br />
Ottendorf, Altmittweida, Frankenau und Kolkau<br />
nach Seelitz der längste Kreisstraßenzug; der längste<br />
Einzel abschnitt einer Kreisstraße mit knapp acht Kilo -<br />
metern ist die K 7732 von Obersaida nach Mulda. Aber<br />
auch Bundes- und Staatsstraßen durchziehen Mittel -<br />
sachsen. Die längsten sind dabei die B 169 von Chemnitz<br />
über Frankenberg, Hainichen, Döbeln und Ostrau mit<br />
51,31 Kilometern und mit 43,06 Kilometern Länge<br />
die Staatsstraße 34 von Hainichen über Roßwein und<br />
Döbeln nach Leisnig.<br />
Bei den zahlreichen Flüssen und Tälern, die <strong>Mittelsachsen</strong><br />
kennzeichnen, sind Brücken nahezu unvermeidlich.<br />
Im Bundes-, Staats- und Kreisstraßennetz befinden<br />
sich insgesamt 627 Brücken, da runter beispielsweise<br />
die Altväterbrücke bei Halsbrücke, erbaut Ende des<br />
17., Anfang des 18. Jahrhunderts als Aquädukt für den<br />
Bergbau, deren noch existierender Teil für den Straßenverkehr<br />
nutzbar gemacht wurde.<br />
Im Jahr 2015 waren im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> über<br />
178 000 Personenkraftwagen und circa 17 000 Lkws<br />
zugelassen. Rechnet man noch all jene hinzu, welche<br />
von außerhalb kommend die Region durch fahren, den<br />
Lieferverkehr und die Urlauber, dann kann man sich<br />
schon eine statt liche Zahl vor stellen von all den grö -<br />
ßeren und kleineren Fahrzeugen, die tagtäglich das<br />
Straßennetz in <strong>Mittelsachsen</strong> nutzen.<br />
Nicht jeder Bewohner des <strong>Landkreis</strong>es ist jedoch mit<br />
dem eigenen Auto unterwegs. Zu einer modernen Infrastruktur<br />
gehört stets ein funktionierendes und gut ausgebautes<br />
Netz des öffentlichen Personennahverkehrs.<br />
Am 5. November 1997 erfolgte die Gründung des<br />
Verkehrsverbundes <strong>Mittelsachsen</strong>, kurz VMS. <strong>Landkreis</strong>e<br />
Der <strong>Landkreis</strong> verfügt derzeit über<br />
96 Kilometer Autobahnen (4, 14 und 72),<br />
265 Kilometer Bundesstraßen<br />
(7, 101, 107, 169, 171, 173, 175, 176 und 180),<br />
rund 635 Kilometer Staatsstraßen und<br />
rund 707 Kilometer Kreisstraßen.<br />
und Städte schlossen sich dabei zu einem Zweckverband<br />
zusammen, dessen Verbundgebiet eine Fläche von über<br />
4600 Quadratkilometern umfasst. Seit dem Jahr 2002<br />
existiert auch ein gemeinsamer Flächenzonentarif.<br />
Wichtiger Pfeiler der Personenbeförderung in <strong>Mittelsachsen</strong><br />
ist das Unternehmen REGIOBUS. 167 Linien<br />
fahren insgesamt 2980 Haltestellen an. Von den fünf<br />
Betriebshöfen in Döbeln, Freiberg, Mittweida, Eppendorf<br />
und Hartmannsdorf aus starten die Busse und befördern<br />
jährlich weit mehr als zwölf Millionen Passagiere. Ob<br />
Schüler sonderlinien, Stadt- oder Regionalverkehr, es wird<br />
59
Stadt und Region mit einer komfortablen Stadt-Umland-Bahn<br />
umsteigefrei zu verbinden – das ist das ehrgeizige Ziel aller<br />
Nahverkehrsträger in <strong>Mittelsachsen</strong>.<br />
ein breites Angebotsspektrum abgedeckt. Zur Ausflugssaison<br />
ist besonders der „Zschopautaler“ beliebt. An<br />
Wochenenden und Feier tagen führt ihn seine Route von<br />
Chemnitz über Frankenberg und Mittweida hinein in das<br />
Erholungsgebiet Kriebstein. An seiner Wegstrecke liegen<br />
das Schloss Lichtenwalde, die mittelalterliche Bergstadt<br />
„Bleiberg“ auf dem Sachsenburger Treppenhauer oder<br />
die „Alten Pfarrhäuser“ in Mittweida.<br />
Neben Straßen und Wasserwegen existiert in <strong>Mittelsachsen</strong><br />
auch ein Schienennetz. Stadt und Region um -<br />
steigefrei zu verbinden – das ist zum Beispiel die<br />
gemeinsame Vision aller Beteiligten am „Chemnitzer<br />
Modell“. Der Fahrgast steigt in Burgstädt oder Mittweida<br />
in eine moderne, komfortable Stadt-Umland-Bahn, die<br />
ihn direkt bis in die Innenstadt von Chemnitz bringt.<br />
Zusammen mit den bestehenden Nahverkehrsange -<br />
boten werden diese neuen Verbin dungen zu einem<br />
komplexen System verknüpft. Busse bringen die Fahr -<br />
gäste von kleineren Haltestellen zu den Haltepunkten<br />
der Stadt-Umland-Bahn, die sie durch eine optimale Taktung<br />
ohne Zeitverlust und ohne weite Wege erreichen.<br />
Die Freiberger Eisenbahn erbringt als Tochterunternehmen<br />
der Rhenus Veniro GmbH & Co. KG im Auftrag<br />
des Zweckverbandes Verkehrsverbund <strong>Mittelsachsen</strong> die<br />
SPNV-Leistungen auf der Strecke Freiberg–Holzhau und<br />
verbindet Ortschaften wie Berthelsdorf, Lichtenberg,<br />
Mulda, Rechenberg-Bienenmühle und Holzhau mitein -<br />
ander. Eine Fahrt mit dieser Bahn lohnt sich schon allein<br />
wegen des herrlichen Blicks auf die Natur, durch welche<br />
die Strecke führt.<br />
60
Die Drahtseilbahn Augustusburg ist bereits seit mehr<br />
als 100 Jahren zuverlässig in Betrieb und verbindet den<br />
Ortsteil Erdmannsdorf mit der Stadt Augustusburg.<br />
Ein besonderes Fortbewegungsmittel ist die Drahtseilbahn<br />
Augustusburg. Seit über 100 Jahren verbindet<br />
sie den Ortsteil Erdmannsdorf mit der Stadt Augustusburg<br />
und ist aus dem Nahverkehr vor Ort nicht mehr<br />
wegzudenken. Auf einer Streckenlänge von knapp 1240<br />
Metern überwindet die 1911 eingeweihte und 2006<br />
sanierte Bahn innerhalb von acht Minuten über 168<br />
Höhenmeter, und das bei einer Neigung von durchschnittlich<br />
13,5 Prozent. Ebenso sehenswert wie die<br />
Drahtseilbahn selbst sind die Berg- und Talstation,<br />
welche beide noch immer in ihrem historischen Gewand<br />
bestehen. Einmal im Jahr, stets um den Geburtstag der<br />
Bahn im Juni herum, findet der Drahtseilbahn-Bergsprint<br />
statt, bei dem Sportler versuchen, schneller als die Bahn<br />
am oben gelegenen Ziel anzukommen. So manchem ist<br />
dies schon in den vergangenen Jahren gelungen.<br />
Ein ebenfalls historisches Verkehrsmittel in <strong>Mittelsachsen</strong>,<br />
welches heute allerdings nicht mehr im Linienverkehr<br />
unterwegs ist, ist die Döbelner Pferdebahn. Im<br />
Jahr 1892 wurde deren erste Teilstrecke eröffnet. Bis<br />
1926 verband sie den Hauptbahnhof mit der Innenstadt.<br />
Nach Jahrzehnten, in denen sie fast in Vergessenheit<br />
geriet, gelang es 2007 einem Verein, sie wieder als<br />
Museumsbahn zu installieren. Heute ist sie eine der<br />
besonderen Attraktionen Döbelns und erfreut Einwohner<br />
und Touristen gleichermaßen.<br />
Wir bewegten uns in diesem Kapitel schon auf den<br />
Straßen, den Schienen und übers Wasser. Doch soll nicht<br />
außer Acht gelassen sein, dass <strong>Mittelsachsen</strong> eine<br />
Anzahl von kleineren Flugplätzen aufweist, die gerne<br />
61
In <strong>Mittelsachsen</strong> gibt es einige<br />
kleine Flugplätze, die gerne von<br />
Geschäftsreisenden und Sportfliegern<br />
genutzt werden.<br />
von Geschäftsleuten und Sportfliegern genutzt werden.<br />
Als Beispiel sei an dieser Stelle Langhennersdorf<br />
genannt. Segel- und Motorflieger haben hier ihre<br />
Heimat. Beim jährlichen Fly-In treffen sich Flieger<br />
aus nah und fern, um gemeinsam über Erfolge und<br />
Erfahrungen zu sprechen.<br />
Ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft – Mittel -<br />
sachsen bewegt sich – mal schnell, mal langsam – auf<br />
der Höhe der Zeit und auch mal ganz den Traditionen<br />
verbunden.<br />
62
POTENZIALE<br />
Andrea Funke<br />
Schnelle Datenverbindung –<br />
im <strong>Landkreis</strong> vernetzt<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> surfen schnell,<br />
aber es kann noch schneller gehen<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> hatte eine Vorreiterrolle in<br />
Deutschland inne, denn er war einer der ersten <strong>Landkreis</strong>e,<br />
der mit einem übergreifenden Konzept flächendeckend<br />
für bessere Internetverbindungen sorgte. Mitte<br />
Dezember 2011 wurde eine entsprechende Koopera -<br />
tionsvereinbarung zum DSL-Ausbau mit der Telekom<br />
unterzeichnet. Ein Großteil der Einwohner des Land -<br />
kreises <strong>Mittelsachsen</strong> verfügt über schnellere Internetverbindungen<br />
im ländlichen Raum seit der Beendigung<br />
dieses Projektes im August 2014.<br />
47 Kommunen mit 271 Ortsteilen werden seitdem<br />
mit einer Mindestbandbreite von zwei Mbit/s und mehr<br />
grundversorgt. Die Verfügbarkeit von schnellen Internet -<br />
anschlüssen ist gerade für den ländlichen Raum ein<br />
wesentlicher Standortfaktor. „Mit Übertragungsraten von<br />
bis zu 50 Mbit/s erhalten die <strong>Mittelsachsen</strong> Breit band -<br />
anbin dungen, die es bisher überwiegend in Ballungs -<br />
gebieten gibt. Damit ist eine zukunftsfähige Lösung<br />
gefunden worden, die wichtig ist für die weitere wirtschaftliche<br />
Ent wicklung in den Kommunen. Firmen<br />
sowie Einwohner profitieren davon, denn Breitband -<br />
verbindungen sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken“,<br />
sagte Ulrich Adams, Vorstandsbeauftragter der<br />
Telekom für den Breitbandausbau in Deutschland bei der<br />
feierlichen Inbetriebnahme des Netzes.<br />
Auf Grundlage der Analyse kann ein weiterer Netzausbau<br />
im Rahmen der Digitalen Offensive Sachsen<br />
(DIOS) erfolgen. Ein möglicher weiterer Ausbau wird von<br />
den Kommunen ganz individuell entschieden und ge -<br />
tragen.<br />
Haushalte und Betriebe in <strong>Mittelsachsen</strong> profitieren durch den<br />
Breitbandausbau von schnelleren Internetverbin dungen.<br />
Digital Subscriber Line (DSL) bezeichnet verschiedene Techniken,<br />
um über das Telefonnetz Daten mit hoher Datenübertragungs -<br />
rate zu übertragen. DSL wird als Sammelbegriff für einen Breitband-Internetzugang<br />
verwendet, wobei die eigentliche Tech -<br />
nologie meist ADSL ist.<br />
Das schnelle DSL-Signal kommt über einen Glasfaser- oder Richtfunkausbau<br />
bis zu den Festnetz- oder Mobilfunkverteilern in die<br />
Ortschaften. Die Internetgeschwindigkeit im Festnetz hängt<br />
davon ab, wie nah der Kunde am nächsten Knotenpunkt wohnt.<br />
Denn die herkömmliche Telefonleitung, über die der Datenstrom<br />
ab dieser Vermittlungsstelle geschickt wird, dämpft das<br />
Signal Meter um Meter. Im Mobilfunkbereich wird die Geschwindigkeit<br />
maßgeblich durch die Zahl der Nutzer, die gleichzeitig<br />
surfen, bestimmt.<br />
Über 55 000 Haushalte und Betriebe profitieren bisher vom<br />
Breitbandausbau.<br />
Die Deutsche Telekom baute 144 Festnetz-Knotenpunkte auf<br />
und verlegte über 320 Kilometer Glasfaserkabel neu. Außerdem<br />
wurden 46 Mobilfunkstationen mit LTE-Technologie aufgerüstet<br />
und neun LTE-Mobilfunkstationen neu gebaut. Größter Posten<br />
beim Ausbau sind die Tiefbauarbeiten, die bis zu 70 000 Euro<br />
pro Kilometer betragen können.<br />
63
Andrea Funke<br />
Im Blickpunkt – qualifizierte Hilfen<br />
für Jugendliche, Familien und<br />
Alleinerziehende<br />
Ein offenes Domizil für Kinder- und Jugendliche<br />
Der offene Kinder- und Jugendtreff „drop in“ hat seit<br />
Anfang 2015 sein neues Domizil im Gebäude am Tech -<br />
nikumplatz „T9“ in Mittweida bezogen. An diesem<br />
zentralen Standort stehen rund 100 Quadratmeter im<br />
Obergeschoss mit Clubraum und Küche zur Verfügung.<br />
„Wir sind seit mehr als zehn Jahren anerkannter Träger<br />
der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Wir wollen Kinder<br />
und Jugendliche bei ihrer Entwicklung zu eigen ver -<br />
antwortlichen und selbstbestimmten Persönlichkeiten<br />
unterstützen und bieten an fünf Tagen eine sinnvolle<br />
Freizeitgestaltung an“, berichtet Sozialarbeiterin Doreen<br />
Unger vom Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM)<br />
Mittweida.<br />
Die 26-Jährige engagiert sich schon seit ihrem<br />
16. Lebensjahr ehrenamtlich und war in ihrem erzge -<br />
birgischen Heimatort Arnsfeld im Leitungsteam eines<br />
Teentreffs. Nach ihrem Bachelor- und Masterstudium<br />
bewarb sie sich für die Stelle. „Mir gefällt besonders an<br />
der offenen Jugendarbeit, dass die Kinder und Jugend -<br />
lichen freiwillig kommen können. Sie haben ein großes<br />
Mitspracherecht und gerade bei dem Programm für die<br />
Sommer- und Herbstferien haben sie viele eigene Ideen<br />
eingebracht, die gemeinsam umgesetzt werden. So<br />
stand der Wunsch nach einer gemeinsamen Wanderung<br />
auf dem Ferienplan der Kinder“, berichtet Doreen Unger,<br />
die täglich bis zu 25 Interessenten im „T9“ begrüßt.<br />
Einige machen ihre Hausaufgaben und erhalten<br />
bei Bedarf Unterstützung. Auch beim Lernen oder der<br />
Berufswahl sowie bei der Entscheidung für einen<br />
Arbeitsplatz steht Doreen Unger beratend zur Seite.<br />
Der „drop in“ bietet außerdem themenbezogene<br />
Vorträge, zum Beispiel über Drogen oder den Umgang<br />
mit sozialen Netzwerken. Am Freitag gibt es regelmäßig<br />
kreative Angebote. Mittwochs wird gemeinsam Abendbrot<br />
gegessen. Überhaupt stehen Backen und Kochen<br />
hoch im Kurs der Jugendlichen.<br />
Unsere Kinder sind einzigartig<br />
Das „Entdeckerland“ im Leubsdorfer Ortsteil Schellenberg<br />
gehört mit zu den drei schönsten Kindergärten<br />
Sachsens. Der christliche Kindergarten, idyllisch gelegen<br />
am Waldesrand, erhielt im Dezember 2013 diese<br />
Auszeichnung beim 3. Sächsischen Kinder-Garten-Wettbewerb<br />
zum Motto „Unser Kinder-Garten – Platz für ein<br />
Miteinander“. „Über zwei Jahre haben wir unser selbst<br />
entworfenes Garten-Konzept, welches wir mit Hilfe<br />
eines Spielraumplaners entwickelt haben, nach und<br />
nach umgesetzt und einen naturnahen Spielgarten mit<br />
Wassermatschstelle, Baumhaus, Hängebrücke, Tunnel,<br />
64
VERANTWORTUNG<br />
Doreen Unger (r.) betreut Kinder<br />
und Jugendliche im Jugendtreff<br />
„drop in“ in Mittweida. Sie<br />
hat stets ein offenes Ohr für<br />
die Sorgen und Probleme der<br />
jungen Besucher.<br />
65
Kräutergarten und vielem mehr gestaltet“, berichtet<br />
Kindergartenleiterin Susan Ranfeld. Zu den jährlich<br />
veranstal teten Exkursionen kommen stets viele andere<br />
Leiterinnen und Leiter von Kindergärten, um sich Ideen<br />
und Anregungen aus dem „Entdeckerland“ zu holen.<br />
Schon zu DDR- Zeiten gab es die Kindereinrichtung,<br />
dann stand das Gebäude circa 15 Jahre leer, bis die<br />
Vision und das Konzept von einem christlichen Kindergarten<br />
dem Bürgermeister vorgetragen wurde. Ein<br />
Verein wurde gegründet, der inzwischen 45 Mitglieder<br />
hat, und die Sanierung des Gebäudes begann. Entstanden<br />
sind 60 Plätze für Ein- bis Sechsjährige sowie fünf<br />
Hortplätze. Fördermittel flossen in die Bausumme von<br />
rund 800 000 Euro. „Wir sind voll belegt. Die Plätze sind<br />
begehrt bei den Eltern. Wir vermitteln christliche Werte<br />
und sind für alle Kinder offen“, erklärt Susan Ranfeld, die<br />
selbst Mutter von drei Kindern ist und Sozialpädagogik<br />
studierte. Sie arbeitete anfangs als Springerin und<br />
Gruppenerzieherin in einer Kita und bemerkte, wie viel<br />
Freude ihr diese Arbeit bereitet.<br />
„Die Kinder sind bei jedem Wetter draußen, erkunden<br />
den Wald und haben auch schon dort geschlafen.<br />
Mindestens einen Tag wöchentlich verbringen wir im<br />
angrenzenden Wald“, berichtet die Leiterin, die erst<br />
kürzlich 15 Schulanfänger mit einem Familienfest<br />
verabschiedete. Überhaupt passiert vieles mit Unterstützung<br />
der Familien und Vereinsmitglieder. Außerdem<br />
sorgen sich die Kinder aus den Gruppen „Sternchen“,<br />
„Edelsteine“ und „Königskinder“ seit zwei Jahren um<br />
ihr Patenkind Judith aus Afrika und unterstützen den<br />
Schulbesuch der Sechsjährigen finanziell mit Spenden<br />
und Aktionen.<br />
Familienpaten und Pflegefamilien<br />
Ehrenamtliche Familienpaten begleiten Familien mit Kindern<br />
kurzzeitig oder langfristig und geben Unterstützung<br />
in konkreten Alltagsfragen aus den Bereichen Freizeit,<br />
Erziehung sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
über das Projekt des <strong>Landkreis</strong>es „Familienpaten im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong>“. „Wir freuen uns über Menschen<br />
mit Engagement, Lebenserfahrung und Spaß am<br />
Umgang mit Menschen, die Kindern und Familien ihre<br />
Zeit schenken und daran selbst viel Freude finden“, so<br />
Peggy Schroeder, Verantwortliche für die Um setzung des<br />
Projektes über die Bundesinitia tive „Frühe Hilfen und<br />
Familienhebammen“. Familienpatenschaften sollen als<br />
Variante der modernen Nachbarschaftshilfe verstanden<br />
werden und sind Teil des mittelsäch sischen Konzepts zur<br />
Umsetzung der Bundesinitiative. Dafür hat der <strong>Landkreis</strong><br />
Jugendhilfeträger in Döbeln, Freiberg und Mittweida<br />
gefunden.<br />
Immer wieder steht aber auch das Jugendamt in<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> vor der Situation, kurzfristig Kinder bei<br />
geeigneten Familien unterbringen zu müssen, weil<br />
deren Eltern aus unterschiedlichen Gründen nicht aus -<br />
reichend in der Lage sind, für die Betreuung und Erziehung<br />
der Kinder zu sorgen. „Pflegefamilien sind un -<br />
verzichtbare Partner im Netzwerk zum Wohle unserer<br />
Kinder“, erklärt die Leiterin des Referates Allgemeiner<br />
Sozialer Dienst, Carmen Randhahn-Renner. Kinder möchten<br />
in einer Familie auf wachsen, in der sie sich durch<br />
Zuwendung, Liebe und Förderung sicher und geborgen<br />
fühlen.<br />
66
VERANTWORTUNG<br />
Im „Entdeckerland“ können die Kinder täglich auf Entdeckertour im<br />
weitläufigen Gelände gehen. Beim Garten-Konzept konnten die<br />
Erzieherinnen ihre Ideen und Vorstellungen mit einbringen.<br />
67
Andrea Funke<br />
Lebenslanges Lernen<br />
Von Geburt an ist das Lernen ein wichtiger Bestandteil<br />
des Lebens. Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> existiert ein eng<br />
geknüpftes Netz an Institutionen unterschiedlichster<br />
Trägerschaft, welches Einrichtungen der frühkindlichen<br />
Bildung und Förderung in Kindertagesstätten, allgemeinbildende<br />
Schulen, das Freiberg-Kolleg als Einrichtung des<br />
zweiten Bildungsweges sowie Bildungseinrichtungen der<br />
beruflichen Erstausbildung und Fortbildung beinhaltet.<br />
Auf dem Sektor der beruflichen Fortbildung bestehen<br />
insbesondere mit dem Fachschulzentrum Freiberg-Zug<br />
im agrarwirtschaftlichen Bereich herausragende Bedingungen.<br />
Circa 31 500 Schüler lernen im <strong>Landkreis</strong> an den 142<br />
allgemeinbildenden und beruflichen Schulen.<br />
Mit der TU Bergakademie Freiberg und der Hochschule<br />
Mittweida (FH), University of Applied Sciences,<br />
existieren zwei exzellente, international anerkannte<br />
Studienorte.<br />
Die Vielfalt der Einrichtungen und Angebote<br />
beschreibt die weiterentwickelten regionalen Möglichkeiten<br />
eines lebenslangen Lernens.<br />
Es ist beschriebene Zielstellung des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Mittelsachsen</strong>, ein flächendeckendes, regional ausge -<br />
glichenes Netz an Bildungseinrichtungen vorzuhalten<br />
sowie eine möglichst breite Vielfalt an Schularten, Schulformen<br />
und Bildungsgängen anzubieten und zu wahren.<br />
Auch für Menschen, die im Berufsleben stehen, und<br />
Senioren gibt es mehrere Möglichkeiten, sich ständig<br />
Wissen anzueignen. So bietet beispielsweise die Hochschule<br />
Mittweida in Kooperation mit der Bildungs -<br />
akademie Mittweida e. V. und weiteren Partnern verschiedene<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten für interessierte<br />
Bürger aller Altersgruppen an. Das Angebot umfasst<br />
einerseits Vorträge zu unterschiedlichsten Themen, aber<br />
auch Computerkurse und Gesprächskreise. Zum anderen<br />
wird mit kompetenten Partnern an verschiedenen<br />
Projekten gearbeitet, die sich zum Beispiel mit Industriegeschichte,<br />
Gemeinsam Lesen, Lebensqualität und<br />
Gesundheit sowie Digitale Medien beschäftigen.<br />
Ein wichtiger Baustein im Bildungsangebot sind die<br />
Volkshochschulen, die in Deutschland flächendeckend<br />
fest verankert sind. Die Volkshochschule <strong>Mittelsachsen</strong><br />
versteht sich in der Fortführung der langjährigen Volkshochschultradition<br />
in Sachsen als Einrichtung der allgemeinen<br />
Erwachsenenbildung, als kulturelles Zentrum<br />
und Bildungsstätte sowie als moderne Dienstleistungseinrichtung<br />
für die Bürger des <strong>Landkreis</strong>es. Sie steht für<br />
das Recht auf Bildung, die Möglichkeit, lebenslang<br />
68
VERANTWORTUNG<br />
lernen zu können und für Chancengerechtigkeit. Als Einrichtung<br />
in Trägerschaft der Kultur gGmbH trägt sie zur<br />
Sicherung, Erhaltung und Erweiterung der Lebensqualität<br />
in der Region bei. Die Kurse der Volkshochschule <strong>Mittelsachsen</strong><br />
belegen jährlich circa 7400 Teilnehmer.<br />
Die Veranstaltungen stehen grundsätzlich allen offen.<br />
Die Volkshochschule <strong>Mittelsachsen</strong> möchte helfen, die<br />
zur Bewältigung persönlicher und beruflicher Herausforderungen<br />
erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten zu erwerben, zu vertiefen, zu erweitern<br />
und zu erneuern.<br />
Ergänzt wird die Vielfalt der Bildungseinrichtungen<br />
neben der Volkshochschule durch das Medienpädago -<br />
gische Zentrum – beides Einrichtungen der Mittelsäch -<br />
sischen Kultur gGmbH – sowie verschiedene Musik -<br />
schulen und andere Einrichtungen mit bildungsrele -<br />
vanten In halten.<br />
Volkshochschule in Mittweida<br />
www.kultur-mittelsachsen.de<br />
www.vhs-mittelsachsen.de<br />
69
Marcus Dittrich<br />
Von Menschen für Menschen –<br />
die Vielfalt der pflegerischen<br />
Versorgung und Unterstützung<br />
Haupt- und ehrenamtliche Kräfte bringen sich in unterschiedlichen<br />
Vereinen und Verbänden der freien Wohlfahrtspflege,<br />
der privaten Anbieter sowie Initiativen und<br />
Selbsthilfegruppen aktiv ein und bilden somit ein<br />
umfangreiches soziales Netzwerk von Menschen für<br />
Menschen. Sie lassen den <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> zu<br />
einer Region werden, in dem Fürsorge und Hilfsbereitschaft<br />
großgeschrieben werden.<br />
In diesem Artikel soll aus dem sozialen Geflecht ein<br />
Bereich besonders herausgestellt werden, der in <strong>Mittelsachsen</strong><br />
bereits jetzt eine wesent liche Rolle spielt und<br />
auch künftig an Bedeutung zu nehmen wird – die pflegerische<br />
Versorgung und Unterstützung im Alter.<br />
Auch wenn der Bedarf an pflegerischer Unterstützung<br />
schon in jungen Jahren notwendig sein kann, so<br />
sind die bis 50-jährigen Einwohner des <strong>Landkreis</strong>es hiervon<br />
nur zu etwa 0,6 Prozent betroffen. Mit zunehmendem<br />
Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, auf pflegerische<br />
Hilfen angewiesen zu sein. Ohne auf die demografische<br />
Entwicklung näher eingehen zu wollen, ist jedoch zu<br />
konstatieren, dass bereits jetzt jeder achte Mittelsachse<br />
über 65 Jahre und jeder fünfte Mittelsachse über 75<br />
Jahre pflegebedürftig ist. Und die Pflegebedürftigkeit<br />
wird in den nächsten 15 Jahren noch um etwa 25 Prozent<br />
zunehmen.<br />
Laut Pflegestatistik gibt es derzeit rund 12 000 pflegebedürftige<br />
Menschen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong>,<br />
denen ein breites Angebot an professionellen Einrichtungen<br />
und Diensten gegenübersteht, die um das Engagement<br />
der pflegenden Angehörigen und ehrenamtlichen<br />
Begleiter ergänzt wird. Genannt seien hier die 53 vollstationären<br />
Pflegeeinrichtungen der Altenpflege mit<br />
ihren über 3800 Pflegeplätzen und weiteren sechs<br />
Pflegeeinrichtungen der Behindertenhilfe mit etwa 90<br />
Plätzen. Ergänzt werden diese Einrichtungen durch mittlerweile<br />
12 Kurzzeitpflege- sowie 22 Tagespflegeeinrichtungen<br />
mit insgesamt rund 460 Plätzen. Die Kurzzeitund<br />
Tagespflege ermöglichen eine vorübergehende bzw.<br />
stundenweise pflegerische Betreuung, die die pflegenden<br />
Angehörigen entlastet und den Betroffenen die<br />
Rückkehr in die eigene Häuslichkeit offen hält. Der überwiegende<br />
Teil der Pflegebedürftigen wird, so wie es<br />
auch dem Wunsch der meisten Menschen entspricht, in<br />
der eigenen häuslichen Umgebung versorgt. Neben den<br />
93 ambulanten Pflegediensten, die fast für ein Drittel<br />
der Pflegebedürftigen ihre Dienstleistungen anbieten,<br />
erhalten knapp 40 Prozent der Bedürftigen das so -<br />
genannte Pflegegeld, welches ihnen ermöglicht die<br />
erforderliche Grundpflege und hauswirtschaftliche<br />
Versorgung selbst sicherzustellen. Für diese Art der<br />
Leistungsgewährung kommt insbesondere den pflegenden<br />
Angehörigen eine hohe Bedeutung zu, die nicht<br />
genügend wertgeschätzt werden kann.<br />
Komplettiert werden die Leistungen durch niedrigschwellige<br />
Betreuungs- und Entlastungsangebote, in<br />
denen Helfer unter Anleitung einer Pflegefachkraft<br />
70
VERANTWORTUNG<br />
Bei all den Angeboten für eine qualifizierte medizinische Versorgung von pflegebedürftigen Menschen<br />
steht das Verbleiben in den eigenen Wänden an oberster Stelle. Diese Einstellung vertritt auch<br />
Christine Zwinscher. Die freiberufliche Krankenschwester gründete 1992 ihren ambulanten Pflegedienst.<br />
Es folgte eine Kurzzeitpflege mit 12 Plätzen und 2000 „Die Koch’sche“ mit 32 Pflegeplätzen in<br />
vollstationärer Pflege sowie 2002 das Seniorenpflegeheim „Am Rittergut“ mit 70 Pflegeplätzen in<br />
Frankenberg. „So viel Hilfe wie nötig, so viel Eigenständigkeit wie möglich. Deshalb liegt mir der<br />
ambulante Pflegedienst sehr am Herzen. So lange es möglich ist, sollen ältere, pflegebedürftige<br />
Menschen in ihrer vertrauten Umgebung leben dürfen“, erklärt Christine Zwinscher, die zu den Netzwerkpartnern<br />
gehört und Vorstandsmitglied beim Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste<br />
ist.<br />
Die meisten Menschen wollen<br />
gerne in ihrer eigenen häus -<br />
lichen Umgebung gepflegt<br />
werden.<br />
71
Pflegebedürftige mit erheblichem Bedarf an allgemeiner<br />
Beaufsichtigung und Betreuung in Gruppen oder im<br />
häuslichen Bereich versorgen. Diese Angebote dienen<br />
insbesondere der Entlastung und Unterstützung pfle -<br />
gender Angehöriger. Da rüber hinaus können die speziell<br />
im Freistaat Sachsen geförderten Projekte des Alltags -<br />
begleiters für ältere Menschen, die noch keine Leis -<br />
tungen aus der Pflege versicherung erhalten, und des<br />
Nachbarschaftshelfers für Menschen, die bereits Leistungen<br />
aus der Pflegever sicherung beziehen, genannt werden.<br />
Beide Projekte zielen auf den Erhalt und die Förderung<br />
der Selbst ständigkeit und die Teilhabe am sozialen<br />
Leben ab und leisten somit einen wesent lichen Beitrag<br />
der Vorsorge und Betreuung.<br />
Das Ziel des <strong>Landkreis</strong>es, eine bessere Unterstützung<br />
von älteren pflegebedürftigen Menschen und ihren<br />
Die Begleitung und Betreuung von älteren Menschen im Alltag,<br />
die keine Leistungen aus der Pflegeversicherung beziehen, wird vom<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> besonders gefördert.<br />
Angehörigen bei der Bewältigung ihres Alltags durch<br />
eine neutrale, qualifizierte, bedarfsorientierte und in -<br />
dividuelle Beratung, Betreuung und Versorgung zu<br />
gewährleisten, soll über die Plattform des Pflegenetzes<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> erreicht werden. Das Pflegenetzwerk<br />
besteht neben der Verwaltung aus medizinischen, pflegerischen<br />
und sozialen Einrichtungen sowie bürgerschaftlichen<br />
Initiativen, Selbsthilfevereinigungen und<br />
Organisationen.<br />
72
VERANTWORTUNG<br />
Das bestehende Pflegenetzwerk<br />
in <strong>Mittelsachsen</strong> wird<br />
kontinuierlich ausgebaut und<br />
verbessert.<br />
73
Nach erfolgtem Umbau erstrahlt das Klinikum Döbeln in neuem Glanz<br />
Klinikum Döbeln GmbH<br />
Bereits 1881 wurde in Döbeln in der Sörmitzer Straße oberhalb der Freiberger<br />
Mulde ein Krankenhaus eröffnet. Im September 2011 wurden<br />
umfangreiche Umbaumaßnahmen abgeschlossen sowie im Juli 2015 ein<br />
fünfter Operationssaal der qualitativ höchsten Raumklasse 1A mit<br />
modernster Medizintechnik angebaut. Dank privater Finanzmittel und<br />
Investitionen des Freistaates Sachsen steht am historischen Standort ein<br />
hochmodernes, funktional projektiertes, technisch exzellent ausgestat -<br />
tetes und leistungsfähiges Klinikum mit 195 Betten zur Verfügung.<br />
In der im Zentrum Sachsens im wunderschönen Muldental gelegenen<br />
Einrichtung werden in den verschiedenen Kliniken und Abteilungen jährlich<br />
10 000 Patienten stationär und in den zum Klinikum gehörenden<br />
acht Medizinischen Versorgungszentren 64 000 Patienten ambulant<br />
behandelt.<br />
Durch das breite chirurgische, internistische und orthopädische Behandlungsspektrum<br />
und leistungsfähige Belegabteilungen hat das Klinikum<br />
insbesondere in den letzten Jahren ein überregionales Ansehen erlangt.<br />
Das Leistungsspektrum des Krankenhauses gliedert sich in die Klinik für<br />
Anästhesie und Intensivmedizin, die Chirurgische Klinik, die Klinik<br />
für Orthopädie, die Klinik für Innere Medizin und die beiden Beleg -<br />
abteilungen für Gynäkologie und Urologie. Hinzu kommen die medi -<br />
zinischen Abteilungen Radiologie und Physiotherapie, die 24-Stunden-<br />
Notauf nahme, das Labor sowie acht Medi zinische Versorgungszentren.<br />
Ständige Investitionen und modernste Medizintechnik in allen Bereichen<br />
garantieren eine präzise Diagnostik und ermöglichen eine effiziente<br />
Behandlung. Alle Kliniken und Abteilungen sind konzeptionell aufeinander<br />
abgestimmt und kooperieren eng miteinander. Abgerundet wird das<br />
ganzheitliche Konzept durch die große physiotherapeutische Abteilung,<br />
die neben stationären auch ambulante Leistungen anbietet.<br />
Auf einen Blick<br />
Klinik für Innere Medizin:<br />
Gründungsjahr: 1881<br />
– Gastroenterologie/<br />
Mitarbeiter: ca. 400<br />
Proktologie<br />
Betten: 195<br />
– Kardiologie einschließlich<br />
Spektrum des Klinikums:<br />
Echo kardiografie und<br />
Klinik für Anästhesie und<br />
Schrittmacherimplan tationen<br />
Intensivmedizin:<br />
– Nephrologie<br />
– spezielle Narkose ver fahren – Diabetologie<br />
und Regional anästhesien – Endokrinologie<br />
– Schmerztherapie<br />
– Angiologie,<br />
– modernste Intensivmedizin zertifiziertes Fußzentrum<br />
Klinik für Chirurgie:<br />
– Belegabteilungen für<br />
– Allgemeinchirurgie<br />
Gynäkologie und Urologie<br />
– Viszeralchirurgie<br />
Radiologische Abteilung:<br />
– Gefäßchirurgie einschließlich – digitales Röntgen<br />
endovaskulärer Methoden – Computer tomografie<br />
– Unfall- und Wieder -<br />
– Kooperation mit<br />
herstellungschirurgie<br />
ortsansässiger MRT-Praxis<br />
– spezielle Handchirurgie<br />
Physiotherapeutische Abteilung:<br />
Klinik für Orthopädie:<br />
– Krankengymnastik, Massagen,<br />
– Endoprothetik<br />
Elektro therapie<br />
– Arthroskopische Operationen – manuelle Lymphdrainage<br />
– Knorpeltrans plantationen – Wasserbecken<br />
– Wirbelsäulen operationen<br />
– Sporttraumatologie<br />
– konservative Orthopädie<br />
einschließlich Chirotherapie www.klinikum-doebeln.de<br />
In allen Kliniken und Fachabteilungen gewährleistet geschultes Fach -<br />
personal, darunter 68 Ärzte, eine hoch qualifizierte, individuell abgestimmte<br />
Versorgung, wobei die circa 400 Mitarbeiter neueste medizi -<br />
nische Erfahrungen und Kenntnisse in den Klinikalltag umsetzen.<br />
Somit erfüllt das Klinikum Döbeln seinen selbstgesetzten Anspruch,<br />
allen Patienten eine medizinische Versorgung auf höchstem Niveau zu<br />
bieten.<br />
Gemeinsam für Ihre Gesundheit<br />
74
VERANTWORTUNG<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1997<br />
Mitarbeiter: ca. 400<br />
www.reha-hetzdorf.de<br />
Leistungsspektrum:<br />
– Anschlussheilbehandlungen<br />
– stationäre Rehabilitation<br />
– Frührehabilitation Phase B<br />
–BGSW<br />
– Aufnahme Begleitperson<br />
– selbstfinanzierte Aufenthalte<br />
Klinik am Tharandter Wald<br />
Die Klinik am Tharandter Wald ist eine Rehabilitations- und Anschluss -<br />
rehabilitations-Fachklinik nach §111 SGB V sowie ein Fachkrankenhaus<br />
nach §108 SGB V mit 240 Betten für die Abteilungen Orthopädie/<br />
Unfallchirurgie, Neurologie, Kardiologie/Innere Medizin und 30 Betten<br />
der Intensivpflegestation für die Frührehabilitation Phase B/Weaning.<br />
Seit 1998 ist die Klinik an der BGSW für Schädel-Hirn-Verletzungen und<br />
periphere Nervenverletzungen sowie Verletzungen des Stütz- und<br />
Bewegungsapparates beteiligt und ist seit 2009 anerkannte Parkinson-<br />
Spezialklinik.<br />
Jährlich werden circa 4500 Patienten zur Rehabilitation aufgenommen.<br />
Als eine der modernsten Rehakliniken in Sachsen bietet die Klinik ihren<br />
Patienten eine ganzheitliche, fachübergreifende Behandlung und individuelle<br />
Betreuung.<br />
Die Klinik hat sich als ein wichtiger Arbeitgeber in der Region etabliert.<br />
Wurden zur Eröffnung der Klinik circa 60 Mitarbeiter beschäftigt, so<br />
sind es heute über 400 Beschäftigte ganz unterschiedlicher Berufsgruppen,<br />
die für die Patienten da sind.<br />
Die enge Zusammenarbeit mit Partnern, größtenteils regional ansässig,<br />
aus den Bereichen Gesundheit und Soziales, Wirtschaft und Kommu -<br />
nales entstand zum gegenseitigen Nutzen und wird tagtäglich<br />
gestärkt.<br />
75
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr: 1990<br />
Mitarbeiter: 125<br />
Angebotsspektrum:<br />
– „Glück Auf”-Werkstätten<br />
– Wohnheim für Menschen<br />
mit geistiger Behinderung<br />
– kulturelle Angebote des<br />
Freizeit- und Bildungswerks<br />
– betreute Urlaubsfahrten<br />
– integrative Kindereinrich -<br />
tungen wie Kindergärten und<br />
-krippen sowie ein Hort<br />
– Schullandheim in Diemitz<br />
– Art Design – inklusio gGmbH<br />
Integrationsunternehmen<br />
www.lebenshilfe-freiberg.de<br />
Lebenshilfe e. V. Freiberg<br />
Die Lebenshilfe e. V. Freiberg wurde 1990 in Flöha gegründet und<br />
arbeitet mit und für Menschen – egal ob kleine Leute oder Menschen<br />
mit Behinderung, bei uns ist jeder Einzelne mit seinen ganz persön -<br />
lichen Fähigkeiten wichtig.<br />
Oberstes Ziel der Werkstätten für behinderte Menschen der Lebenshilfe<br />
e. V. Freiberg ist die Bereitsstellung wirtschaftlich verwertbarer Arbeit.<br />
Die „Glück Auf”-Werkstätten in Oederan und Langenau sind eine Einrichtung<br />
zur Eingliederung geistig, körperlich, psychisch und mehrfach<br />
behinderter Menschen in das Arbeitsleben. Um möglichst alle Menschen<br />
mit einer Behinderung in den Arbeitsprozess integrieren zu können,<br />
bieten wir vielfältige Tätigkeiten in den einzelnen Gewerken an.<br />
Vorrangig handelt es sich dabei um Gruppenarbeitsplätze, aber auch<br />
Einzelarbeitsplätze stehen zur Verfügung. Die strenge Orientierung an<br />
Kundeninteressen führte zum Aufbau eines relativ stabilen Kundenstammes.<br />
Unsere Gewerke arbeiten für die unterschiedlichsten Firmen<br />
in unserer Region und für Privatpersonen.<br />
Im Rahmen des Gesamtprofils unserer „Glück Auf”-Werkstätten<br />
bemühen wir uns um die Erschließung weiterer Marktnischen durch<br />
Eigen produkte und Dienstleistungen. Außerdem sind wir nach DIN EN<br />
ISO 9001:2008 zertifiziert.<br />
Über die Produktion in den Werkstätten hinaus bieten wir für unsere<br />
behinderten Mitarbeiter Möglichkeiten zur Gestaltung der Freizeit auf<br />
kulturellem und sportlichen Gebiet bis hin zur Urlaubsbetreuung an.<br />
Unsere Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung in Flöha<br />
liegt ruhig am Waldrand, am Rande eines Wohngebietes unweit des<br />
Zentrums und verfügt über 38 Wohnplätze verteilt auf drei Wohn -<br />
bereiche. Weiterhin gibt es Außenwohngruppen, betreutes Wohnen<br />
und drei integrative Kindereinrichtungen in der Stadt Brand-Erbisdorf.<br />
Seit 2013 gibt es in der Stadt Olbernhau ein Integrationsunternehmen<br />
In den Werkstattläden der „Glück Auf“-Werkstätten bieten wir<br />
verschiedene Eigenprodukte aus Holz und Ton an. Diese können<br />
Sie gern im Internet bestellen.<br />
„Art Design“ – inklusio gGmbH. Hier wird erzgebirgische Volkskunst<br />
her gestellt.<br />
Abgerundet wird unser Angebotsspektrum durch eine Früh förder- und<br />
Beratungsstelle in Brand-Erbisdorf. Hier gewährlesiten unsere Mit -<br />
arbeiterinnen eine familien orientierte optimale Frühförderung durch<br />
Beratung der Eltern sowie Bildung und Förderung des Kindes. Die<br />
Angebote der Frühförderung sind kostenfrei.<br />
Darüber hinaus betreiben wir ein Schullandheim in Diemitz an der<br />
Mecklenburgischen Seenplatte.<br />
76
VERANTWORTUNG<br />
Saxonia Seniorenresidenzen GmbH<br />
Carolahof Seniorenpflegeheim – Fritzenhof Seniorenpflegeheim<br />
Ein Wechsel aus dem häuslichen Umfeld in ein Seniorenpflegeheim<br />
stellt für viele ältere Menschen eine große Veränderung dar. Häufig<br />
ergeben sich Fragen und es entstehen Unsicherheiten, unabhängig<br />
davon, ob es sich um einen befristeten Zeitraum oder um einen langfristigen<br />
Aufenthalt handelt.<br />
Wir im Carolahof und Fritzenhof Seniorenpflegeheim können mit dieser<br />
Situation umgehen und bieten Ihnen mit unseren Wohn-, Pflege- und<br />
Freizeitangeboten ein sicheres Umfeld für ein zufriedenes Leben im<br />
Alter an. Jeder einzelne Bewohner mit seinen individuellen Wünschen<br />
und Bedürfnissen steht im Mittelpunkt der täglichen Arbeit eines jeden<br />
Mitarbeiters unserer Häuser. Wir pflegen und betreuen unsere Be -<br />
wohner einfühlend, selbstbestimmend und würdevoll.<br />
Die Pflege und Betreuung von demenziell veränderten Bewohnern ist<br />
ein besonderer Schwerpunkt unserer Einrichtung. Besonderes Augenmerk<br />
liegt hier auf einer sehr individuellen, dem Gesundheitszustand<br />
des Bewohners angepassten Betreuung.<br />
Es ist für uns unerlässlich, die Angehörigen vertrauensvoll in die Pflege<br />
und Betreuung unserer Bewohner einzubeziehen. Besucher sind bei<br />
uns zu jeder Zeit willkommen und gern gesehen. Nicht nur die Bewohner,<br />
auch deren Angehörige sollen sich in unseren Häusern „zu Hause“<br />
fühlen.<br />
Unser Anliegen ist es, unser gemeinsames Handeln immer weiter zu<br />
verbessern. Wir haben im Rahmen der Qualitätssicherung spezielle<br />
Arbeitskreise gebildet, mit dem Ziel einer größtmöglichen Bewohnerund<br />
Angehörigenzufriedenheit. Durch den konstruktiven Austausch<br />
aller Mitarbeiter untereinander wird eine Pflege und Betreuung nach<br />
neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen möglich.<br />
Unser tägliches Bemühen endet nicht mit dem Tod eines Bewohners,<br />
wir möchten auch darüber hinaus den Angehörigen hilfreich zur Seite<br />
stehen.<br />
Auf einen Blick<br />
Gründungsjahr:<br />
Carolahof 2004; Fritzenhof 2004<br />
Mitarbeiter:<br />
Carolahof 65; Fritzenhof 125<br />
Plätze:<br />
Carolahof 64; Fritzenhof 158<br />
Leistungsspektrum (Auszug):<br />
– ganzheitliche aktivierende<br />
Pflege und Betreuung<br />
– hauseigene Küchenversorgung<br />
und Reinigung der Bewohneroberbekleidung<br />
– medizinische/zahnmedi -<br />
zinische Versorgung nach<br />
dem Hausarztprinzip<br />
– Vermittlung der Versorgung<br />
mit Medikamenten über<br />
Vertragsapotheke<br />
– Vermittlung therapeutischer<br />
Leistungen durch Dritte (Physio-,<br />
Ergo- oder Logopäden)<br />
– aktivierende Beschäftigungsangebote<br />
in Einzel- oder/und<br />
Gruppenangeboten<br />
– regelmäßige Kulturveranstaltungen,<br />
Festlichkeiten<br />
– Friseur, Fußpflege, medizi -<br />
nische Fußpflege regelmäßig<br />
im Haus<br />
– individuelle und bedarfsorientierte<br />
psychosoziale Betreuung<br />
weitere Informationen unter<br />
www.carolahof-seniorenpflegeheim.de<br />
www.fritzenhof-seniorenpflegeheim.de<br />
77
Andrea Funke<br />
Vereine, Sport und Initiativen –<br />
Ehrenamt fordern und fördern<br />
Der Sport wird in <strong>Mittelsachsen</strong> großgeschrieben und<br />
bietet vielfältige Möglichkeiten, diesen aktiv in 405<br />
gemeinnützigen Sportvereinen auszuüben. Um den Leis -<br />
tungs sport zu fördern, unterstützt der <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong><br />
die Vereine bei der Absicherung des laufenden<br />
Trainings- und Wettkampfbetriebes sowie bei Bau -<br />
vorhaben von Sportanlagen. Darüber hinaus werden<br />
kostengünstige Spielstätten zur Verfügung gestellt.<br />
Ein herausragendes breitensportliches Ereignis ist<br />
jedes Jahr der <strong>Landkreis</strong>lauf, der 2016 bereits zum<br />
24. Mal durchgeführt wird. Dabei absolvieren mehr als<br />
700 Teilnehmer unterschiedliche Strecken. Regelmäßig<br />
gehen Staffeln aus den Partnerlandkreisen Starnberg,<br />
Calw und Gliwice mit an den Start.<br />
Auch die Mittelsächsischen Kreis-, Kinder- und<br />
Jugendspiele zählen zu den Höhepunkten im Jahr der<br />
Sportler. Mit rund 4500 Kindern und Jugendlichen ist das<br />
der größte Wettkampf im <strong>Landkreis</strong>. Der Präsident des<br />
Kreissportbundes, Volker Dietzmann, stellt fest: „Im<br />
achten Jahr <strong>Mittelsachsen</strong>s ist die Sportfamilie weiter<br />
zusammengewachsen. Wenn Angebote und Niveau<br />
stimmen, nehmen die Sportler auch längere Fahrtwege<br />
Helfen, wenn andere in Not sind<br />
Schon als Kind wollte Ute Merker-Fuhrmann Rettungsschwimmerin werden, damals aber war sie<br />
dafür noch zu jung. Später ging die dann junge Mutter im Erziehungsurlaub häufiger mit ihrem Sohn<br />
ins Freibad Rochlitz. Allerdings trug sie zu der Zeit eine Schiene am Bein wegen eines Kreuzband -<br />
risses. Schwimm-Meister Andreas Quegwer bemerkte das und empfahl ihr zu schwimmen, um die<br />
Muskulatur zu kräftigen. „Und so kam ich doch noch zu meiner Ausbildung zum Rettungsschwimmer,<br />
denn nicht nur das Schwimmen bereitet mir Freude. Ich trat der Wasserwacht 2001 bei“, berichtet die<br />
heute 47-Jährige, die seit 2007 auch Vorsitzende der Ortsgruppe Rochlitz ist.<br />
Außerdem ist sie für die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen verantwortlich. Diese treffen sich<br />
wöchentlich einmal in den Wintermonaten im Lehrschwimmbecken der Muldeschule und sonst im<br />
Freibad. „Wir trainieren verschiedene Schwimmarten, das Tauchen und das Retten von Ertrinkenden.<br />
Natürlich auch die theoretischen Kenntnisse sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen“, erzählt Ute Merker-Fuhrmann.<br />
Für sie ist es selbstverständlich, dass sie sehr viel Freizeit in ihre ehrenamtliche Tätigkeit<br />
investiert. So gehört sie auch zu den wenigen ausgebildeten Fließwasserrettern im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong>,<br />
die angefordert werden, wenn Personen in Flüssen vermisst werden, oder bei Hochwasser,<br />
um eingeschlossene Menschen aus ihren Häusern zu holen.<br />
In der Sommersaison stehen die Mitglieder der Wasserwacht im Freibad als Rettungsschwimmer zur<br />
Verfügung. Aber auch bei kulturellen Großveranstaltungen, bei Notfällen, Feuer oder anderen<br />
Katastrophen kommen sie zum Einsatz. In der Wasserwacht Rochlitz sind 47 Mitglieder im Alter<br />
zwischen 6 und 57 Jahren organisiert.<br />
78
VERANTWORTUNG<br />
Ute Merker-Fuhrmann ist Vor -<br />
sitzende der Ortsgruppe Rochlitz<br />
und bildet Kinder und Jugend -<br />
liche für die Wasserwacht aus.<br />
Viel Zeit verbringt die ehrenamtliche<br />
Helferin im Freibad<br />
Rochlitz.<br />
79
in Kauf“. Damit die Sportler gut betreut werden können,<br />
sind auch rund 600 Helferinnen und Helfer bei der<br />
Veranstaltung im ehrenamtlichen Einsatz.<br />
Ein anderes besonderes Sportereignis ist das Große<br />
Reitturnier in Burgstädt, welches in 2015 die 25. Säch -<br />
sischen Meisterschaften im Dressur- und Springreiten<br />
ausgerichtet und einen guten Ruf weit über die Grenzen<br />
Sachsens hinaus hat – bei Reitern und einem fach -<br />
kundigen Publikum.<br />
Die Bereitschaft vieler Menschen, ein Ehrenamt zu<br />
übernehmen, ist in verschie densten Bereichen eine<br />
große Hilfe. Vereine sind aus dem gesellschaftlichen<br />
Leben nicht mehr wegzudenken. So finden wir ehrenamtliche<br />
Bürgerinnen und Bürger in Sport- und Tradi -<br />
tions- sowie Bürger-, Heimat- und Schützenvereinen.<br />
Ihren Hobbies gehen Kleingärtner, Tierzüchter, Orts -<br />
Der Mittelsachse Michael Kölz<br />
aus Leisnig ist amtierender<br />
Sächsischer Meister im Spring -<br />
reiten.<br />
chronisten oder Philatelisten in entsprechenden Ver -<br />
einen nach. Und auch in den zahlreichen Musik-, Kultur-,<br />
Umwelt- und Naturschutz-, Förder- und Trägervereinen<br />
sowie Selbsthilfegruppen engagieren sich täglich viele<br />
Tausend Ehrenamtliche.<br />
Eine besonders große Gruppe bilden die mehr als<br />
5000 Mitglieder in den über 330 freiwilligen Feuer -<br />
wehren des <strong>Landkreis</strong>es. Sie opfern viele Stunden ihrer<br />
Freizeit zur Ausbildung und Übung und sind im Ernstfall<br />
bei Feuer, Unfällen und technischen Hilfeleistungen im<br />
Einsatz.<br />
80
VERANTWORTUNG<br />
Jährlich werden große Einsatz -<br />
übungen vom Landratsamt<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> einberufen. Dabei<br />
wird das Zusammenwirken<br />
unterschiedlichster Einsatzkräfte<br />
für den Ernstfall trainiert.<br />
Feuerwehr<br />
– 54 Städte und Gemeinden<br />
mit 485 Ortsteilen<br />
– 54 Gemeindefeuerwehren,<br />
48 Jugendfeuerwehren,<br />
2 Werks- und<br />
2 Betriebs feuerwehren,<br />
218 Ortsfeuerwehren<br />
– 5179 aktive Mitglieder,<br />
davon 413 Frauen, 1167<br />
Kinder und Jugendliche,<br />
darunter 229 Mädchen;<br />
2349 Mitglieder in der<br />
Alters- und Ehren abteilung<br />
– Ausbildungsstunden:<br />
mehr als 270 000 in den<br />
freiwilligen Feuerwehren<br />
und Jugendfeuerwehren<br />
im Jahr 2015<br />
(Stand 31.12.2015)<br />
81
Dr. Brunhilde Becker<br />
Die Vergangenheit<br />
verstehen und bewahren –<br />
vielfältige Museumslandschaft<br />
„Museum – Gesellschaft – Zukunft“ – so lautete 2015<br />
das Motto des all jährlich im Mai stattfindenden inter -<br />
nationalen Museumstages.<br />
Mit enormer Angebotsvielfalt bietet die Museumslandschaft<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> nicht nur an diesem<br />
Tag spannende Vorträge und Informationen,<br />
gepaart mit Sonderausstellungen und natürlich mit<br />
museumspädagogischen Aktionen für die ganze Familie<br />
zum selbst Mitgestalten. Durch eine inhalt liche Bandbreite<br />
ihres Sammlungsgutes und dessen Präsentation<br />
leisten die Museen ihren Beitrag, um der Welt von<br />
morgen das Leben von gestern näherzu bringen.<br />
Unter dem Titel „Leute machen Kleider“ werden im<br />
Museum Schloss Rochsburg 1000 Jahre Modegeschichte<br />
lebendig. Außerdem erhält der Besucher Einblick in die<br />
Wohnkultur des Adels. Die Ausstellung „Lehm, Schilf,<br />
Stein – Werkstoffe nicht nur für Pharaonen“ verspricht<br />
informative Anregungen für Bauinteressierte. Für Architekten,<br />
Denkmalpfleger und Besucher ist die Rochsburg,<br />
die urkundlich um 1190 erstmals erwähnt und ab 1470<br />
zum Schloss umgebaut wurde, ein spannendes Zeugnis<br />
der Baukunst.<br />
Vom stadtgeschichtlichen Museum mit angeschlos -<br />
sener Kleinen Galerie in Döbeln, über das Stadt- und<br />
Bergbaumuseum in Freiberg bis hin zum Gottfried<br />
Silbermann Museum in Frauenstein oder dem Dorf -<br />
museum Gahlenz reicht die Bandbreite an Angeboten<br />
und Inhalten.<br />
Als Literaturmuseum und Kunstsammlung zur Fabel<br />
präsentiert sich das Gellert-Museum in Hainichen. Es<br />
gehört zu den Museen mit ganz spezifischem Sammlungsgut,<br />
welches mittels moderner Medien- und Lichttechnik<br />
seine Besucher anspricht.<br />
Das Museum „Alte Pfarrhäuser“ in Mittweida, heute<br />
vernetzt mit dem Johannes-Schilling-Haus und der<br />
Erich-Loest-Ausstellung, zählt zu den ältesten Stadt -<br />
museen in Sachsen. Es besteht seit 1899 in der Kirch -<br />
gasse in Mittweida. Gezeigt werden Exponate zu 800<br />
Jahren Stadtgeschichte, aber auch zu Wohnkultur der<br />
Neuzeit sowie zu Handwerks- und Industriegeschichte.<br />
Ebenfalls in die Rubrik der stadtgeschichtlichen<br />
Sammlungen und Museen gehört das Rittergut in Frankenberg.<br />
Im Jahr 1909 gründete der örtliche Verein für<br />
Volkskunde und Heimatgeschichte ein Museum zur<br />
Bewahrung, Pflege und öffentlichen Präsen tation von<br />
wertvollen Sachzeugen der Stadt. Zu erkunden ist eine<br />
his torisch originalgetreu eingerichtete Zigarrenmacher-<br />
Schauwerkstatt. Zigarrenproduktion ge hörte bis etwa<br />
Mitte der 1970er-Jahre zur handwerk lichen Tradition in<br />
Frankenberg und Umgebung.<br />
Ein wechselhaftes Schicksal hat das 1904 in Waldheim<br />
eröffnete Heimatmuseum durchlaufen. Häufiger<br />
Standortwechsel und unzureichende Präsentation führten<br />
zur Schließung im Jahr 1960, ein Neubeginn erfolgte<br />
1994. Ausstellungen zur Stadt geschichte und dem Leben<br />
in der Stadt lassen die Vergangenheit lebendig werden.<br />
82
KULTUR<br />
Die Burg Mildenstein wurde im<br />
10. Jahrhundert errichtet und<br />
gehört damit zu den ältesten<br />
Burgen Sachsens.<br />
83
Von überregionaler Bedeutung ist die Sammlung<br />
umfangreicher Bildwerke und Handzeichnungen des in<br />
Waldheim geborenen Bildhauers Georg Kolbe. Die Skulptur<br />
„Große Kniende“ findet man in der Nähe des Rat -<br />
hauses. Ein Rundgang in der Stadt und über den Friedhof<br />
führt zu weiteren Werken Kolbes. Als Besonderheit<br />
präsentiert sich das Sächsische Strafvollzugsmuseum<br />
bei der Justizvollzugsanstalt Waldheim.<br />
Einen hohen Bildungs- und Erlebniswert bieten die<br />
zur Industriekultur zählenden Museen im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Mittelsachsen</strong>. Vor allem der traditionellen Bergbau -<br />
geschichte mit all ihren Facetten und Hinterlassenschaften<br />
in Form von Halden, Huthäusern, Stollenmundlöchern<br />
hat sich das Museum „Huthaus Einigkeit“ in<br />
Brand-Erbisdorf angenommen. Seit 1931 werden hier<br />
Teile eines Puzzles zur Arbeit der Bergleute zusammen -<br />
geführt. Gezeigt werden Gesteine, Mineralien aber auch<br />
Gerätschaften, Uniformen und Trachten sowie der Weg<br />
zur Aufbereitung des Silbererzes bis zu dessen Ver -<br />
hüttung. Die Einrichtung gehört mit zu jenen Objekten,<br />
die die Montanregion Erzgebirge dokumentieren und<br />
bewahren.<br />
Meisterwerke bergbaulicher Kunst sind im Stadt- und<br />
Bergbaumuseum Freiberg zu bewundern. Zugleich<br />
erfährt der Besucher ein lebendiges Bild zur Historie der<br />
Bergstadt.<br />
Der Niedergang des Silberbergbaus führte zur Ent -<br />
stehung neuer Erwerbszweige, die den Lebensunterhalt<br />
der Menschen fortan sicherten. Textilindustrie und Fahrzeugbau,<br />
aber auch Stuhlbau oder Glashütten in Neuhausen<br />
siedelten sich in der Region an. Überlieferungen<br />
zu deren Entwicklung und Einflussnahme auf die Wirtschaft<br />
bis in die Gegenwart ist Inhalt von technischen<br />
Museen. Eine Vielfalt und Fülle an Zeitzeugen zur<br />
Geschichte des Fahrzeugbaus in Frankenberg bietet das<br />
Fahrzeug museum. Präsentiert wird die Entwicklung des<br />
Transporterbaus der FRAMO- und später BARKAS-Werke<br />
über einen Zeitraum von knapp 70 Jahren. Gezeigt<br />
werden technische Spitzenleistungen der Fahrzeug -<br />
produktion bis 1991.<br />
Ein technisches Museum der Industriekultur ist auch<br />
die „Historische Schauweberei Braunsdorf“ in Nieder -<br />
wiesa. Jeder, der „Weben erleben“ möchte, taucht hier<br />
in die Welt der Garne und fertigen Gewebe ein. In dem<br />
denkmalgeschützten Industriegebäude der ehemaligen<br />
Firma Tannhauer führt der Rundgang durch original<br />
erhaltene Websäle mit klassischer Webtechnik. Noch<br />
heute produzieren mechanische Webstühle anhand von<br />
Lochkarten Musterstoffe, die einst in der Möbelindustrie<br />
verarbeitet wurden.<br />
Mit einer eigenen inhaltlichen Konzeption widmet<br />
sich das Museum Oederan „Die Weberei“ dem Thema<br />
Textiles. Das Sammlungsgut bezieht sich in erster Linie<br />
auf sächsische Webereigeschichte und -technik. Auf circa<br />
1000 Quadtratmetern Ausstellungsfläche wird aktives<br />
Erleben rund um das Weben angeboten. Spezialität des<br />
Museums ist das „Weberforum Oederan“. Es handelt sich<br />
dabei um eine Plattform der Hand weberei mit inter -<br />
nationalem Flair, die zur Pflege dieser Handwerkskunst<br />
beiträgt.<br />
Klein, aber fein lädt das Dorfmuseum Gahlenz zum<br />
Erleben traditioneller Landwirtschaft ein. Es präsentiert<br />
die Lebens- und Arbeitsweise der Menschen in den<br />
Dörfern der Region. Das Betten- und Schlafmuseum in<br />
Freiberg sammelt und dokumentiert Betten- und Schlafgeschichte.<br />
In den letzten 20 Jahren hat sich eine Menge in der<br />
Museumslandschaft <strong>Mittelsachsen</strong>s getan. Viele, meist<br />
ehrenamtlich geführte Museen und Heimatstuben<br />
leisten eine wertvolle Arbeit. Sie tragen dazu bei,<br />
Museen als Orte des kulturellen Gedächtnisses, der<br />
Forschung und Bildung, aber auch als Einrichtungen der<br />
kulturellen und touris tischen Infrastruktur zu erhalten<br />
und auszubauen.<br />
Ein Museum als Lernort für Schulen ist auch das<br />
ehrenamtlich betreute Museum für Volksarchitektur und<br />
bäuerliche Kultur in Schwarzbach. Gesammelt werden<br />
alte, denkmalpflegerisch wertvolle Häuser und Bau -<br />
elemente aus der Region Rochlitz. Der Verein hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, alte Bauernhäuser, die an ihrem<br />
84
KULTUR<br />
Das Fahrzeug museum in<br />
Frankenberg präsentiert die<br />
Entwicklung des Transporterbaus<br />
der FRAMO- und später<br />
BARKAS-Werke über einen Zeitraum<br />
von knapp 70 Jahren.<br />
85
Das Gellert-Museum in Hainichen zeigt in einer Dauerausstellung<br />
Leben und Werk von Christian Fürchtegott Gellert (1715–69) und<br />
die Fabelentwicklung seit der Antike.<br />
ursprünglichen Standort nicht erhalten werden können,<br />
abzutragen und im Freilichtmuseum wieder aufzubauen.<br />
In der mittelsächsischen Museumslandschaft werden<br />
gegenwärtig Ausstellungs räume, Magazine, Arbeits -<br />
räume und Sanitäreinrichtungen baulichen und tech -<br />
nischen Neuerungen unterzogen. Die Umsetzung von<br />
Barrierefreiheit steht auf der Agenda. Moderne Medien<br />
ermöglichen neue Zugänge, um Geschichte lebendig zu<br />
erfahren. Die Museumspädagogik leistet einen spe -<br />
ziellen Beitrag zur kulturellen Bildung und trägt zum<br />
altersgerechten Verständnis der Vergangenheit bei.<br />
In unterschiedlichen Facetten bieten Museen Angebote<br />
zur Teilhabe und aktiven Selbsterkundung von histo -<br />
rischen und technischen Sachzeugen und Zusammenhängen<br />
an.<br />
Neue Netzwerke der Museen untereinander, aber<br />
auch mit anderen Kultureinrichtungen und Schulen<br />
hat das durch den Kulturraum Erzgebirge-<strong>Mittelsachsen</strong><br />
geförderte und moderierte Verbundprojekt „Geschichte(n)<br />
neu entdecken – Museen <strong>Mittelsachsen</strong>“ auf -<br />
gebaut. Im Newsletter Museen <strong>Mittelsachsen</strong> erfährt<br />
der Interessierte stets das Neueste.<br />
86
KULTUR<br />
Im Kutschenmuseum auf<br />
Schloss Augustusburg wird das<br />
Reisen früherer Jahrhunderte<br />
anschaulich dargestellt.<br />
87
Dr. Brunhilde Becker / Andrea Funke<br />
Burgen, Schlösser, Kirchen –<br />
architektonische Zeugen der Geschichte<br />
Imageprägend für <strong>Mittelsachsen</strong> ist das „Tal der<br />
Burgen“, welches zugleich Marketinginstrument des<br />
Tourismusverbandes „Sächsisches Burgen- und Heide -<br />
landes e. V.“ ist. Für Touristen, Gäste und die hier lebenden<br />
Menschen erschließt sich im Tal der Burgen ein<br />
Stück Romantik mit anmutigen Naturschönheiten.<br />
Burgen, Schlösser und Kirchen lassen Geschichte lebendig<br />
und erlebbar werden.<br />
„Nur wer die Vergangenheit kennt, wird die Gegenwart<br />
und die Zukunft verstehen.“ Es ist keine Floskel,<br />
sondern eine Erkenntnis, die uns die heutige Kulturlandschaft<br />
der Region offenbart. Architektonische Zeugen<br />
laden ein, auf Entdeckungsreise zu gehen. Unter diesem<br />
Blickwinkel sollte man sich auf die Welt der Burgen,<br />
Schlösser und Kirchen einlassen.<br />
Zur Historie<br />
Zumeist hoch auf Felsen, entlang der Flussläufe der Frei -<br />
berger und der Zwickauer Mulde sowie der Zschopau,<br />
erheben sich zahlreiche Burgen, Schlösser und Kirchen,<br />
die 1000 Jahre mittelsächsische kunst- und kultur -<br />
geschichtliche Reichtümer ausbreiten. Die Anfänge der<br />
Burgen führen uns zu Heinrich I. und seine Nachfolger,<br />
die slawische Gebiete im heu tigen mittelsächsischen<br />
Raum besiedelten. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts<br />
vollzieht sich von Westen nach Osten die bäuer -<br />
liche Nachbesiedelung. Waldhufen und Rundling-Dörfer<br />
aber auch Städte ent stehen. Es sind die bewährten<br />
Flussläufe, die die Wege zur Elbe und zum Erzgebirge<br />
sichern, und an denen Siedlungen sich entfalten. Burgen<br />
zum Schutz und zur Befestigung von eroberten Gebieten<br />
sowie zum Unterschlupf für Bedienstete des Adels wurden<br />
gebaut. Im Laufe der Jahre erfuhren Burg anlagen<br />
eine Veränderung zu Schlössern, die als Adelsresidenzen<br />
oder Bischofssitze dienten.<br />
Sie alle, die Burgen und die Ruinen, die Schlösser,<br />
Klöster und Kirchen aus allen Epochen vom Mittelalter<br />
bis in die Neuzeit, erzählen vom edlen Glanz, den nicht<br />
gerade friedlichen Machtkämpfen, aber auch den<br />
Geschichten und Gerüchten zum Leben des Adels, der<br />
geistlichen Machthaber und des einfachen Volkes. Sie<br />
künden von längst vergangenen Zeiten. Was in ihren<br />
Mauern geschah, wird oft in Form von Geschichten und<br />
Sagen noch heute weitergetragen. „Sagenhaftes“, ein<br />
Leseabenteuer für Klein und Groß, erzählt Geschichten<br />
aus dem Sächsischen Burgen- und Heideland und ist mit<br />
Illustrationen von Schülern aus der Region versehen.<br />
Burgen, Schlösser und Kirchen als<br />
Bau- und Geschichtsdenkmal<br />
Der große Reichtum an historischen Architekturkleinoden<br />
gehört heute zumeist zum Schlösserland Sachsen.<br />
Schloss Augustusburg und das aufwendig sanierte und<br />
mit der sehenswerten Terra Mineralia-Ausstellung ausgestattete<br />
Schloss Freudenstein in Freiberg sind Landeseinrichtungen.<br />
Sie beleben den Kultur- und Städte -<br />
tourismus im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong>. Dies trifft auch<br />
auf die Burg Mildenstein in Leisnig, die Burg Kriebstein –<br />
man meint sie sei die schönste Ritterburg in Sachsen –<br />
und das Schloss mit dem Barockgarten Lichtenwalde zu.<br />
88
KULTUR<br />
Das Barockschloss Lichtenwalde in Niederwiesa gehört neben<br />
Schloss Augustusburg und der Burg Scharfenstein zu den sogenannten<br />
„Sehenswerten Drei“ im Schlösserland Sachsen.<br />
89
Andere unter Denkmalschutz stehende Bauwerke,<br />
wie zum Beispiel das Kloster Buch bei Leisnig oder das<br />
Benediktinerkloster in Wechselburg, öffnen sich den<br />
Gästen.<br />
Für Schloss Rochsburg trägt der <strong>Landkreis</strong> Mittel -<br />
sachsen die Verantwortung in Form der Instandhaltung<br />
der Bausubstanz. Hingegen obliegt der Mittelsäch -<br />
sischen Kultur gGmbH Bewirtschaftung und Ausrichtung<br />
der inhaltlichen Arbeit. Schloss Rochsburg punktet mit<br />
seiner erhaltenen und in den letzten Jahren schrittweise<br />
sanierten Bau substanz. Sie ist ein typisches Beispiel<br />
dafür, wie aus der ehemaligen Burg sich ab 1470 ein<br />
Schloss durch mehrfachen Umbau entwickelt. Die<br />
Außenanlagen lassen noch heute den wehrhaften<br />
Charakter der Burg erkennen. Wehrmauern im Norden<br />
und Süden der Anlage gepaart mit vorderer Toranlage<br />
und Tor zum Innenhof, mit Fachwerkswehrgang, Pulverturm<br />
und Palas dokumentieren die Verteidigungsfunk -<br />
tion als Burg. Von der Vorburg gelangt man durch<br />
das obere Tor in die Kernburg mit Bergfried, den kleinen<br />
und großen Wendelstein und in die spätgotische<br />
Schloss kapelle „St. Anna“.<br />
Ein Wort zu Kirchen<br />
Ihre weithin sichtbaren Turmspitzen fungieren als Vor -<br />
boten ihrer Existenz in jedem Dorf und jeder Stadt der<br />
Region. Entstanden im Zuge der Besiedelung als Chorturmkirche<br />
in Nauhain (OT Hartha) oder als Saalbau mit<br />
rechteckigem Chor und Querwestturm in Rossau, erfahren<br />
sie im Laufe der Zeit mehrfache bauliche Verän -<br />
derungen. Häufig findet man barockzeitlich gestaltete<br />
Bauelemente und Ausschmückungen, die vom Können<br />
der Handwerker und den Bauleuten zeugen. Sie reflektieren<br />
zugleich die Lebensumstände der Menschen, ihr<br />
Glaubensbekenntnis und die Modeauffassungen in<br />
unterschiedlichen Zeiträumen. Stellvertretend sei verwiesen<br />
auf den Freiberger Dom St. Marien mit seiner<br />
Großen Gottfried-Silbermann-Orgel (1714). Mit 44 Re -<br />
gistern und 2674 Pfeifen ist sie wohl das berühmteste<br />
Barockorgelwerk der Welt. Ebenfalls im Dom befindet<br />
90
KULTUR<br />
Freiberger Dom mit Tulpenkanzel und Silbermann-Orgel<br />
91
Die studierte Diplom-Inge -<br />
nieurin Astrid Lose ist heute<br />
als frei berufliche Journalistin<br />
tätig und schreibt lehrreiche<br />
Geschichten für Kinder und<br />
Erwachsene.<br />
sich die Kleine Gottfried-Silbermann-Orgel von 1719.<br />
Auch Ladegastorgeln wie in der Kirche in Polditz bei<br />
Leisnig zeugen von der Tradition des Instrumentenbaus.<br />
Die Region <strong>Mittelsachsen</strong> ist bekannt für eine intensive<br />
Pflege ihrer Kirchenmusik und ein breit gefächertes<br />
Konzertangebot.<br />
Sagenhaftes aus der Welt der<br />
Burgen und Schlösser<br />
So gibt es zum Beispiel die überlieferte Geschichte von<br />
Prinz Lieschen. Verkleidet als junger Mann möchte<br />
Sabine Apitzsch aus Lunzenau die Welt erobern – so<br />
geschehen im Jahre 1716.<br />
Oder aber das Abenteuer „Geheimnisse aus dem<br />
Land des Roten Porphyr“. Im Kopf der Autorin Astrid Lose<br />
kreisen die Gedanken um Sagen und Legenden. All<br />
die interessanten Geschichten, auf die sie bei ihren<br />
Recherchen in Burgen und Schlössern stieß, lassen sie<br />
nicht mehr los. „Also beschloss ich wieder einmal, ein<br />
Buch zu schreiben. Kein Märchenbuch wie die Suche des<br />
kleinen Teddys nach einer Mama. Nein, diesmal schicke<br />
ich drei Sachsenkinder quer durch das Land des roten<br />
Porphyrs“, berichtet die Hobbyautorin aus Rochlitz. Mit<br />
Hilfe eines Zauberstabes erleben Andy, Ramme und<br />
Bäbbelmumpe spannende Abenteuer im Mittelalter und<br />
nehmen den Leser mit in eine Fantasiewelt. In Rochlitz<br />
gibt es die Sage, dass früher auf dem Sauberg ein Kalb<br />
ohne Kopf geisterte. Das wollen die Jungs genauer<br />
wissen und lan deten als Bauernjungen vor dem Roch -<br />
litzer Schloss. Ein anderes Mal gelangten die Kinder in<br />
das Verlies und die Folterkammer des Schlosses und<br />
waren von der Brutalität der damaligen Zeit entsetzt.<br />
Auch auf Schloss Rochsburg wurden sie Zeuge des Wort -<br />
gefechts von Otto Wilhelm von Schönburg und dessen<br />
Bruder, welches dem Zweikampf vorausging und in die<br />
Geschichtsbücher als Brudermord einging.<br />
92
KULTUR<br />
Die Rochsburg wurde 1296<br />
erstmals urkundlich erwähnt.<br />
Während der Zeit der Renaissance<br />
wurde sie zu einem<br />
Schloss umgebaut.<br />
93
Dr. Brunhilde Becker<br />
Typisch (mittel)sächsisch –<br />
Tradition an speziellen Orten<br />
Was ist typisch (mittel)sächsisch und hat Tradition? Da<br />
der <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> keine homogen gewach -<br />
sene kulturhistorische Region ist, gibt es nicht nur eine<br />
Antwort. Über mehrere Zeitabschnitte haben sich in<br />
geografisch verschiedenen Natur- und Kulturlandschaften<br />
des <strong>Landkreis</strong>es unterschiedliche Traditionen an<br />
speziellen Orten etabliert.<br />
Bergparade in Freiberg<br />
Miniaturpark Klein Erzgebirge Oederan<br />
Auf einer Parkfläche von 17 000 Quadratmetern präsentiert<br />
sich die Mittelgebirgsregion Erzgebirge in Miniatur.<br />
Über 210 handgefertigte Modelle im Maßstab 1:25 –<br />
eingebettet in Miniaturlandschaften und geschmückt mit<br />
geschnitzten Figuren, Häusern, Brücken, Bahnen, Burgen,<br />
Schlössern und Kirchen – erzählen spannende Ge -<br />
schichten. Nicht nur Kinderaugen leuchten beim Anblick<br />
der 1300 mit Wasserkraft betriebenen, beweg lichen<br />
Figuren und Szenarien. Als schönster und ältester Miniaturpark<br />
der Welt wird das „Klein Erzgebirge Oederan“<br />
beworben. Im Mai 1933 öffnete der Park erstmals seine<br />
Pforten. Seitdem hat er sich zu einem Traditionsort für<br />
Volkskunst in <strong>Mittelsachsen</strong> entwickelt und ist weit da -<br />
rüber hinaus bekannt. Als Symbol echter Volkskunst und<br />
Heimatpflege zählt der Miniaturpark zu den Schätzen<br />
gelebter Tradition an speziellen Orten.<br />
Bergparaden<br />
Als Tradition ist die Bergparade im sächsischen Erzge -<br />
birge verankert. Sie findet an Orten statt, wo Erzabbau<br />
und -verhüttung die Kulturlandschaft formt. Ursprünglich<br />
diente sie der Huldigung von hochgestellten Persön -<br />
lichkeiten, indem Bergbeamte, Offizianten, Häuer oder<br />
Schmelzer an der Obrigkeit vorbeimarschierten. Heute<br />
sind sie Höhepunkte zu Volks- und Stadtfesten und vor<br />
allem der erzgebirgischen Weihnachtsmärkte.<br />
In Verbindung mit einem Berggottesdienst bildet die<br />
große traditionelle Bergparade den Höhepunkt des<br />
Bergstadtfestes in Freiberg. Unvorstellbar ist die<br />
Adventszeit ohne Bergparaden in Freiberg und Brand-<br />
Erbisdorf. Am Samstag vor dem 2. Advent lädt Freiberg<br />
zur „Mettenschicht“ ein und am 2. Advent präsentiert<br />
Brand-Erbisdorf seine Bergparade. In der Erzgebirgs -<br />
region kann man unzählige Bergparaden vom Vorabend<br />
des 1. Advents in Chemnitz bis zum großen Abschluss in<br />
Annaberg-Buchholz am 4. Advent erleben.<br />
Silbermann-Tage und Internationaler<br />
Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb<br />
Eine Tradition zu Ehren des berühmten sächsischen<br />
Orgelbaumeisters Gottfried Silbermann erlebte ihre<br />
Premiere im Jahr 1978. Heute sind Silbermann-Tage und<br />
der 1991 erstmals durchgeführte Orgelwettbewerb das<br />
bedeutendste Orgel- und Musikfestival Mitteldeutschlands.<br />
Alle zwei Jahre finden sowohl die Silbermann-<br />
Tage als auch der internationale Orgelwettbewerb in der<br />
mittelsächsischen Region statt.<br />
94
Dem Erbe verpflichtet, hat die Gottfried-Silbermann<br />
Gesellschaft e. V. (1990 gegründet) sich dieser Tradi -<br />
tionspflege als Institution angenommen. Leben und<br />
Wirken von Gottfried Silbermann in Form von Konzerten,<br />
Vorträgen, Exkursionen und Konferenzen weiterzutragen<br />
ist zur nachhaltigen Tradition geworden.<br />
Verein „Historischer Besiedlungszug A. D. 1156“ e. V.<br />
Jährlich im Sommer sind Siedlerfamilien mit ihren<br />
15 Planwagen, ihren Pferden, Ziegen, Hunden, Esels -<br />
karren und allerlei Hausrat in den Striegistälern unterwegs.<br />
Zurückversetzt in den Zeitraum ab 1156 besiedeln<br />
zumeist arme Bauernsöhne und -töchter mit ihrem Tross<br />
bei jedem Wetter das mittelsächsische Gebirgsvorland.<br />
Innerhalb von acht Tagen ziehen sie von Rastplatz zu<br />
Rastplatz und lassen so die einstige Landnahme wieder<br />
auferstehen. Der Besiedlungszug ist seit 1994 zu einem<br />
Spektakel in der Region geworden und lässt historische<br />
Wurzeln durch Tradition erlebbar werden.<br />
Der historische Besiedlungszug<br />
durch die Striegistäler erinnert<br />
an die Landnahme im Mittel -<br />
alter.<br />
95
Dr. Brunhilde Becker<br />
Konzerte, Theater, Feste –<br />
der Mittelsächsische Kultursommer<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> – eine Kulturlandschaft mit Vielfalt<br />
Ganz gleich, ob man ein Liebhaber des Theaters und der<br />
klassischen Musik ist, oder ob man sich eher bei einem<br />
Volksfest wohlfühlt. Interessiert man sich gar für Kunst<br />
am Wasser oder lieber für einen Theaterbesuch der<br />
Seebühne Kriebstein? Oder möchte man einem Open<br />
Air-Konzert an einem außergewöhnlichen Ort, wie dem<br />
Kloster Buch, dem Porphyrbruch bei Rochlitz, dem<br />
Schlosspark Lichtenwalde bei sommerlichem Wetter<br />
lauschen?<br />
All das ist beim Mittelsächsischen Kultursommer<br />
erlebbar. In den Sommermonaten verwandelt sich der<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> zu einer großen Kulturbühne mit<br />
vielfältig gefärbten Glanzlichtern. Einem Regenbogen<br />
gleich, spannt sich ein Veranstaltungs marathon über die<br />
Region. Die Farben des Regenbogens lösen sich in die<br />
unterschiedlichsten Genres wie Konzerte, Theaterangebote<br />
und das Festivalangebot des Mittel sächsischen<br />
Kultursommers auf.<br />
Ein Netzwerk – bestehend aus Vertretern des Mittelsächsischen<br />
Kultursommers e. V., der Mittelsächsischen<br />
Theater und Philharmonie gGmbH, den Kommunen und<br />
Verwaltungen, den Kirchen, den Schlössern und Burgen<br />
und den unzähligen Vereinen der Region – dient als<br />
Steuerungsinstrument der Programmplanung und -realisierung.<br />
Die Kulturmacher und die vielen Unterstützer<br />
lassen die Geschichte der Region lebendig werden. Aber<br />
auch Märchenburgen, Musiknächte in Parks und Kirchen<br />
sowie historische Stadtkerne in Leisnig, Mittweida und<br />
Wechselburg erhalten im Mittelsächsischen Kultur -<br />
sommer ihre Aufmerksamkeit von zahlreichen Be -<br />
suchern.<br />
Unterschiedliche Formate von kulturellen Veran -<br />
staltungen werden so unter dem gemeinsamen „Dach“<br />
Mittelsächsischer Kultursommer gebündelt. Durch seine<br />
Verankerung in der Alltagskultur und die Ausrichtung auf<br />
Identitäts- und Imagebildung erfüllt er für die Region<br />
<strong>Mittelsachsen</strong> eine wichtige kulturelle und soziale Funktion.<br />
Beispiel gebend ist die Verbindung von professio -<br />
nellen und semiprofessionellen Akteuren mit kulturellen<br />
Laien.<br />
Er schreibt Erfolgsgeschichte und ist einmalig<br />
in seiner Art – der MISKUS<br />
MISKUS – Die Abkürzung steht für den Mittelsächsischen<br />
Kultursommer und ist Namens geber sowohl für den<br />
Verein als auch das Festival. Der Verein wurde mit dem<br />
Ziel gegründet, kulturelle Traditionen, Heimatpflege und<br />
Brauchtum in <strong>Mittelsachsen</strong> zu fördern und Natur,<br />
Geschichte und Kultur der Region harmonisch mitein -<br />
ander zu verknüpfen. Diesen in der Satzung definierten<br />
Zielen ist der Verein mit hoher Wirk samkeit in seiner<br />
täglichen Arbeit gefolgt. Dazu beigetragen hat das große<br />
Engagement der Vereinsmitglieder, der Mitarbeiter und<br />
der vielen ehrenamtlichen Akteure.<br />
Sowohl in <strong>Mittelsachsen</strong> als auch im Freistaat Sachsen<br />
hat sich der MISKUS zu einer angesehenen kultu -<br />
rellen Institution entwickelt. Er genießt in der Region<br />
hohe Akzeptanz und wird vom Kulturraum Erzgebirge-<br />
Mittel sachsen finanziell gefördert.<br />
Der MISKUS hat sich innerhalb der existierenden<br />
Festivalszene im Freistaat Sachsen eine wahrgenom -<br />
mene Position und ein eigenes Image erarbeitet. Gerade<br />
im überregionalen Vergleich wird das „Alleinstellungs-<br />
96
KULTUR<br />
Pipes, Drums & More: Seit 2011<br />
laden die altehrwürdigen<br />
Mauern von Kloster Buch die<br />
Besucher ein ganzes Wochenende<br />
dazu ein, irische und<br />
schottische Kultur zu erleben.<br />
Zum Programm gehören Tanzvorführungen,<br />
die traditionellen<br />
Highland-Games, Pipe-Bands<br />
sowie Folkmusik von den unterschiedlichsten<br />
Gruppen.<br />
97
merkmal“ des MISKUS deutlich, was im hohen Aktivierungsgrad<br />
der lokalen Vereine sowie der aktiv mit -<br />
wirkenden Laien in den verschiedensten Ver an staltungs -<br />
formaten sichtbar wird.<br />
Der MISKUS ist eines von wenigen dezentral aus -<br />
gerichteten Festivals in Sachsen. Er agiert als das wich -<br />
tigste Kulturfestival <strong>Mittelsachsen</strong>s und erfreut sich eines<br />
breiten Publikumszuspruchs in den Klein- und Mittel -<br />
städten sowie im ländlichen Raum. Die Nähe zu den<br />
urbanen Zentren Chemnitz, Dresden und Leipzig bietet<br />
für die Zukunft des MISKUS Potenzial zur Erschließung<br />
von Besuchern und damit eine Chance, dem demo -<br />
grafischen Wandel in der mittelsächsischen Region<br />
entgegenzuwirken.<br />
Reichlich Kreativität ist im Organisationsteam des<br />
MISKUS vorhanden, die mit dafür sorgt, dass das Festival<br />
seit vielen Jahren eine hohe Eigenerwirtschaftungsquote<br />
rea lisiert.<br />
Heute ist der MISKUS eine Marke und das viel -<br />
seitigste Festival im Freistaat Sachsen. Sein Slogan<br />
„Landschaft genießen – Kultur erleben“ erobert immer<br />
mehr Besucher.<br />
Kulturelle Bildung und Teilhabe an Kultur –<br />
eine Maxime des MISKUS<br />
Seit geraumer Zeit leistet der MISKUS im Bereich<br />
„Lebensqualität“ einen erheblichen Beitrag. Heraus -<br />
zuheben sind folgende qualitativen Aspekte für die<br />
mittelsächsische Region:<br />
– Identitätsbildung durch Bezug zu historischen Persönlichkeiten<br />
und Ereignissen Sachsens;<br />
– Motivation zur Beschäftigung mit den eigenen Wurzeln<br />
und Ermutigung zum Ehrenamt;<br />
– Schaffung von Voraussetzungen zu aktiver kultureller<br />
Betätigung;<br />
– Imagebildung für die Region <strong>Mittelsachsen</strong> sowie<br />
deren Unternehmen;<br />
– Plattform für kulturelle Bildung und Engagement<br />
jeglicher Art.<br />
22 Jahre MISKUS in Zahlen<br />
– seit 1994 mehr als 5 300 000 Besucher<br />
– über 1000 Veranstaltungen<br />
– 179 verschiedene Spielorte<br />
– Zusammenarbeit mit mehr als 1200 Vereinen<br />
– über 100 Theaterstücke selbst geschrieben<br />
– Aktivierung von mehr als 1500 Laiendarstellern<br />
– über 3500 Kostüme geschneidert und im Fundus<br />
– unzählige Requisiten<br />
Weitere Informationen können unter www.mittelsachsen.de<br />
im Internet nachgelesen werden.<br />
Von Saison zu Saison erfolgt eine kritische Analyse,<br />
um das Entwicklungsprofil des MISKUS weiter zu schärfen,<br />
das Netzwerk der Kulturmacher zu pflegen und die<br />
Besucherwünsche auszuwerten. So steht auf der Agenda<br />
des Vereines folgender Anspruch:<br />
– Bürger machen Kultur – Teilhabe wird in jeder Form<br />
ermöglicht;<br />
– Künstlerischer Nachwuchs erhält eine Plattform,<br />
um sich auszuprobieren;<br />
– Kultur für Jung und Alt wird geboten;<br />
– <strong>Mittelsachsen</strong> stellt sich vor – bestimmt die inhaltliche<br />
Ausrichtung des Programms;<br />
– Kultur mit Tradition und Charakter – aber auch mit<br />
Innovation ist der kreative Anspruch.<br />
Geht im Herbst die Saison zu Ende, zieht sich die<br />
Kulturszene in ihre Einrichtungen zurück. Die Sommerbühne<br />
wird abgebaut und im Veranstaltungsplan für die<br />
zweite Jahreshälfte locken Theater, Kirchen und Vereine<br />
mit ihren neuen Angeboten.<br />
Beim MISKUS wird aufgeräumt und kurz durchge -<br />
atmet, um dann den Plan für die nächste Sommersaison<br />
zu stricken. Gestöbert wird in Archiven und in Heimatbüchern,<br />
um neue Episoden und Storys zu akquirieren.<br />
Termine sind mit den Netzwerkpartnern zu planen und<br />
neue Spielplätze festzulegen.<br />
98
KULTUR<br />
Bei der Kostümprobe herrscht<br />
stets eine ausgelassene Stimmung<br />
unter den Teilnehmern<br />
des MISKUS.<br />
99
Dr. Brunhilde Becker / Wieland Josch<br />
UNESCO-Weltkulturerbe-Projekt<br />
„Montanregion Erzgebirge“<br />
Es ist ein langer und mühevoller, aber auch spannender<br />
Weg von der Idee bis zur Antragstellung und schließlich<br />
zum Erhalt eines Welterbe-Titels. Aber die Menschen<br />
der Erzgebirgsregion auf sächsischer wie auch auf<br />
tschechischer Seite scheuen keine Mühen und bringen<br />
sich mit ihrem Elan in diesen Prozess ein. Am Anfang<br />
stand die Überzeugung, dass das kulturelle Erbe des<br />
Montanwesens – welches die gesamte 800-jährige<br />
Entwicklung des Erzgebirges geprägt hat – dauerhaft zu<br />
bewahren, zu schützen und auch weltweit bekannt zu<br />
machen ist. Die für 2016 angestrebte Aner kennung der<br />
„Montanen Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohorí“ als<br />
Weltkultur erbe fußt auf den Erfolgsgeschichten, dem<br />
Fleiß und Ideenreichtum der Menschen, die diese<br />
Kulturlandschaft schufen.<br />
Zunächst haben die ersten Silberfunde im Jahr 1168<br />
beim heutigen Freiberg einen tiefgreifenden und nachhaltigen<br />
Einfluss auf die gesamte weitere Entwicklung<br />
der Erzgebirgsregion. Unzählige Bergleute, Handwerker,<br />
Kaufleute und Siedler folgten dem „Bergkgeschrey“ und<br />
strömten in die Region, um Arbeit, ein besseres Leben<br />
und etwas Reichtum zu finden. Der Bergbau erfasste in<br />
den folgenden Jahrhunderten auf säch sischer und<br />
böhmischer Seite des Erzgebirges die gesamte Region.<br />
Bergstädte und Bergsiedlungen entstehen, der Bergbau<br />
formt die Landschaft und bestimmt den Lebens inhalt der<br />
Menschen. Er bringt eine einzigartige Kultur mit Brauchtum<br />
und Traditionen hervor. Das Ergebnis ist eine Kulturlandschaft,<br />
wo Bergbau und Hüttenwesen immer wieder<br />
maßgeblich Architektur, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik<br />
und Soziales geprägt haben.<br />
Bis heute belegt eine Vielzahl von historischen Sachzeugen<br />
den Einfluss des Montanwesens auf die Region.<br />
Aufgrund der räumlich verteilten Lagerstätten von Erzen<br />
und anderen Rohstoffen, der historisch-politischen Entwicklungen<br />
und der wiederholten Auf- und Niedergänge<br />
des Bergbaus im Erzgebirge etablierten sich räumlich<br />
und funktional voneinander abgegrenzte Bergbau -<br />
gebiete, die den einzigartigen Charakter dieser Kulturlandschaft<br />
widerspiegeln. Außerdem entstand zwischen<br />
Mensch und Natur eine Beziehung, die den universellen<br />
Wert der „Montanen Kulturlandschaft Erzge birge/<br />
Krušnohorí“ ausmacht.<br />
Die zeitlich weit zurückreichende und ungebrochene<br />
Geschichte des Montanwesens, die Vielfalt der abge -<br />
bauten und verarbeiteten Bodenschätze in einem relativ<br />
kleinen geografischen Raum und die große Anzahl an<br />
baulichen Sachzeugen verbunden mit kulturellen Werten<br />
begründen die weltweite Einmaligkeit und die Besonderheit<br />
der Region. Heute verschmelzen Tradition und<br />
Moderne. Gut erhaltene und gepflegte Sachzeugen in<br />
Form von technischen Denkmalen des Bergbaus treffen<br />
auf Wissenschaft und innovative Technologien. Brauchtum<br />
und Sammlungen von Heimatmuseen sind innova -<br />
tive Anregungen für Kunsthandwerk, historische Stadtkerne<br />
bieten interessante und moderne Nutzungen.<br />
Die „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Kruš -<br />
nohorí“ verfügt über vier der ins gesamt sechs Kriterien,<br />
die die Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />
der Vereinten Nationen (UNESCO) 1972 in ihrer Welt -<br />
erbekonvention verabschiedet hat. In die Welterbeliste<br />
werden nur Stätten mit einem außergewöhnlichen<br />
100
Die „Montane Kulturlandschaft<br />
Erz -<br />
gebirge/Krušnohorí“<br />
soll 2016 als<br />
Weltkultur erbe<br />
anerkannt werden.<br />
KULTUR
Treibehaus (rechts) und Rad -<br />
stubenkaue (links) am IV. Lichtloch<br />
des Rothschönberger<br />
Stollns in Reinsberg<br />
universellen Wert aus historischer, künstlerischer oder<br />
wissenschaftlicher Sicht aufgenommen – was nach -<br />
zuweisen ist. Die Integrität, die Unversehrtheit und<br />
Authentizität und die historische Echtheit der montanen<br />
Kulturlandschaft des Erzgebirges auf sächsischer und auf<br />
tschechischer Seite ist zu dokumentieren. Außerdem ist<br />
der Erhalt der Stätte für zu künftige Generationen zu<br />
sichern.<br />
Auf Vorschlag der sächsischen Landesregierung<br />
erfolgt im Jahr 1998 die Eintragung der „Montan- und<br />
Kulturlandschaft Erzgebirge“ in die offizielle deutsche<br />
Tentativliste für die Aufnahme in die Welterbeliste. Für<br />
die Umsetzung dieses Vorhabens wird am Institut für<br />
Industriearchäologie, Wirtschafts- und Technikgeschichte<br />
(IWTG) an der TU Bergakademie Freiberg eine Welterbe-<br />
Projektgruppe berufen. Schritt für Schritt werden Be -<br />
standteile ausgewählt, die die historischen Bergbau- und<br />
Montanlandschaften des Erzgebirges repräsentieren. Die<br />
Bestandteile befinden sich auf sächsischer Seite und auf<br />
tschechischer Seite. Die Auswahl erfolgt streng nach den<br />
Grundsätzen des außergewöhnlichen universellen Wertes:<br />
die Vielfalt der Bodenschätze, die Dimension von<br />
800 Jahren Bergbau in der Region und die enorme<br />
Bandbreite an baulichen Sachzeugen sowie die damit<br />
verbundenen kulturellen Werte und Facetten.<br />
Sachzeugen und Werte sind in sieben Facetten<br />
zusammengefasst: Über- und untertägige Montan -<br />
denkmale; Bergbaulandschaften mit Flora und Fauna;<br />
Bergbaufolge industrie und -gewerbe; Bergstädte, Siedlungen<br />
und Baudenkmale; Kunst, Musik und Literatur;<br />
Volkskunst, Brauchtum und Kunsthandwerk; Bildung,<br />
Wissenschaft und Landespolitik. Entstanden ist ein mehr<br />
als 1500 Seiten umfassendes Antragswerk.<br />
Unterstützung fand das Vorhaben durch den 2003<br />
gegründeten Förderverein Montanregion Erzgebirge e. V.<br />
Erste Kontakte zu Partnern in Tschechien erfolgten<br />
ebenfalls 2003. Auch wenn der Weg zum Weltkultur -<br />
erbetitel lang ist und es noch eines letzten Zieles bedarf,<br />
so kann man ganz sicher von einem positiven Impuls für<br />
die Region sprechen.<br />
102
KULTUR<br />
Bergmännisches Wasserwirtschaftssystem<br />
Freiberg – Kunstgraben<br />
mit Schwarten- und<br />
Betonplattenabdeckung<br />
103
Dr. Brunhilde Becker<br />
Der „Lutherweg in Sachsen“ –<br />
ein kulturtouristisches Projekt mit<br />
überregionaler Bedeutung<br />
Gut beschildert und mit einer Anzahl von Informationstafeln<br />
ausgerüstet führt der „Lutherweg in Sachsen“<br />
durch 27 sächsische Partnerkommunen mit einer Distanz<br />
von circa 550 Kilometern. Er ist keine Extremtour, sondern<br />
ein Rundweg, der Wirkungsstätten der Reformation<br />
in Sachsen, das Vermächtnis Martin Luthers und seiner<br />
Wegbegleiter, in reizvoller Hügellandschaft durch Wälder<br />
und Wiesen entlang an den Flussläufen Mulde und<br />
Zschopau verbindet. Es klingt nach spirituellem Wanderweg,<br />
zu dem auch sieben Orte des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Mittelsachsen</strong><br />
gehören. Sowohl der Pilger als auch der kunstund<br />
kulturinteressierte Wanderfreund kommen besonders<br />
in den Sommer monaten auf ihre Kosten. Weit<br />
gefächerte Angebote an Konzerten und Festivals sowie<br />
Ausstellungen vermitteln Informationen zu Auswirkungen<br />
und Impulsen der Refor mation. Eine Mischung aus<br />
Orts- und Kirchengeschichte und zeitgemäß Neuem in<br />
Musik, Literatur, Theater und bildender Kunst erwarten<br />
den Wanderer. Instruktive Begleithefte und Internet-<br />
Informationen erleichtern die Wanderplanung.<br />
Aus nördlicher Richtung kommend, erreicht der<br />
Wanderer auf der Ostroute des Weges die Stadt Leisnig<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong>. Im Stadtgut präsentiert eine<br />
Ausstellung alles zur Kastenordnung – dem wohl<br />
ältesten Sozialwerk zur Erfüllung sozialer Aufgaben.<br />
Wenige Kilometer weiter erreicht man das ehemalige<br />
Zisterzienserkloster Buch. Es wurde im Zuge der Reformation<br />
aufgelöst und dient heute als kulturhis torisches<br />
Zentrum der Region. Ausstellungen, Konzerte, Führungen,<br />
Märkte und regionale gastronomische Angebote<br />
zeugen vom einstigen Klosterleben und dessen heu tiger<br />
Interpretation. Ein besonderes Erlebnis ist der Bauernmarkt<br />
im Kloster, der von März bis Dezember jeweils am<br />
zweiten Sonnabend im Monat stattfindet.<br />
Döbeln ist unser nächstes Wanderziel. Hier lohnt sich<br />
ein Besuch des Stadtmuseums und der Kirche St. Nicolai<br />
mit dem Mirakelmann. Bleibt man über Nacht, sollte<br />
man einen Theaterbesuch einplanen.<br />
Entlang der Zschopau, durch Wiesen und über eine<br />
liebliche Hügellandschaft, gelangt man nach Waldheim.<br />
Ob Luther je in Waldheim war, ist umstritten. Gewiss ist<br />
aber, dass Herzogin Elisabeth von Sachsen die luthe -<br />
rischen Ideen in Waldheim, Kriebstein, Ringethal und<br />
Mittweida in ihrer Umsetzung aktiv unterstützte. Von<br />
Rochlitz aus führte sie um 1537 die Reformation in<br />
diesem Gebiet ein. Die 1561 gegründete Kantoreigesellschaft<br />
in Waldheim gehört mit zu den ältesten Kanto -<br />
reien in Sachsen. In eindrucksvollen Konzertreihen wird<br />
kirchliches Musikgut des 16. bis 18. Jahrhunderts auf -<br />
geführt.<br />
Nach einem Abstecher auf der Burg Kriebstein<br />
kommt man zur Talsperre Kriebstein. Am besten ist, man<br />
plant beim Besuch der Talsperre auch eine Wanderung<br />
um diese ein, übernachtet in Ringethal oder in Kriebelland<br />
und besucht am nächsten Tag Mittweida.<br />
Bekannt als Hochschulstandort bietet Mittweida eine<br />
hohe Lebensqualität. Eine Stele auf dem Marktplatz<br />
informiert über berühmte Persönlichkeiten, die die<br />
Hoch schule Mittweida absolvierten. Zeugnisse der Re -<br />
formation sind in der Stadtkirche Mittweida zu finden.<br />
104
KULTUR<br />
Auf den Spuren von Martin<br />
Luther kann der Kulturinteressierte<br />
oder Pilger die Wirkungsstätten<br />
der Reformation in<br />
Sachsen kennenlernen.<br />
105
Einen Blick über die Altstadt von Mittweida ermöglicht<br />
die Besteigung des Kirchturmes.<br />
Eng verschlungen sind die Spuren der Reformation<br />
der Stadt und dem Schloss Rochlitz, der nächsten Etappe<br />
unserer Wanderung auf dem Lutherweg im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Mittelsachsen</strong>. Schloss Rochlitz – einst Witwensitz von<br />
Herzogin Elisabeth von Sachsen – umgibt eine über<br />
1000-jährige Geschichte. Als erste Frau führt von hier<br />
Herzogin Elisabeth von Sachsen die Refor ma tion in<br />
ihrem Herrschaftsbereich ein. Klug und engagiert vermittelt<br />
sie zwischen den Glaubensfronten. 1547 musste sie<br />
fliehen und das Schloss aufgeben. Vor dem Westportal<br />
der Kunigundenkirche befindet sich das Denk mal für<br />
Luthers Wegbegleiter Johannes Mathesius. Als Lehrer,<br />
Rektor und Pfarrer brachten ihm sein Wissen und seine<br />
Aufgeschlossenheit große Anerkennung. Er schrieb<br />
Luthers Biografie und gab dessen Tischreden heraus.<br />
Weiter führt unser Weg nun nach Penig – einen alten<br />
Wallfahrtsort, wo 1539 offiziell die Reformation eingeführt<br />
wurde. Vor allem ein Kirchenbesuch vermittelt<br />
Infor mationen zu Veränderung, die im Zuge der Reformation<br />
erfolgten.<br />
Wir verlassen nun den <strong>Landkreis</strong> <strong>Mittelsachsen</strong> und<br />
erschließen die Westroute des „Lutherweges in Sachsen“,<br />
die bei Altenburg mit dem thüringischen Lutherweg<br />
ver bunden ist. Im nördlichen Abschnitt bei Bad<br />
Düben führt der Weg nach Sachsen-Anhalt. Der Lutherweg<br />
ist Teil des Mitteldeutschen Lutherweges. Zugleich<br />
bestehen Anschlüsse an das internationale Netz der<br />
Wanderwege.<br />
Das Projekt „Lutherweg in Sachsen“ verzahnt Kirche<br />
und Tourismus zugleich mit Aspekten des Städte- und<br />
Kulturtourismus sowie des Wanderns. Ob Pilgern, Wandern<br />
oder Kultur erleben – der Weg bietet für jeden<br />
etwas.<br />
Der „Lutherweg in Sachsen“<br />
führt durch 27 sächsische Part -<br />
nerkommunen mit einer Distanz<br />
von circa 550 Kilometern.<br />
106
KULTUR<br />
Ländliche Idylle bei Westewitz,<br />
Gemeinde Großweitzschen<br />
107
Verzeichnis der<br />
PR-Bildbeiträge<br />
Die nachstehenden Firmen, Verwaltungen und Verbände haben mit<br />
ihren Public-Relations-Beiträgen das Zustande kommen dieses Buches<br />
in dankenswerter Weise gefördert.<br />
Agrargenossenschaft „Bergland“ Clausnitz eG,<br />
Rechenberg-Bienenmühle ..................................52<br />
www.agrar-bergland-clausnitz.de / info@agrar-bergland-clausnitz.de<br />
BAF Dietmar Ehnert Baumaschinen-, Anlagenbau- und<br />
Fahrzeug-Service GmbH, Leubsdorf ...........................36<br />
www.baf-leubsdorf.de / info@baf-leubsdorf.de<br />
Carolahof Seniorenpflegeheim/Saxonia Seniorenresidenzen<br />
GmbH, Bobritzsch..........................................77<br />
www.carolahof-seniorenpflegeheim.de / carolahof@fuehrergruppe.de<br />
Fritzenhof Seniorenpflegeheim/Saxonia Seniorenresidenzen<br />
GmbH, Flöha..............................................77<br />
www.fritzenhof-seniorenpflegeheim.de / fritzenhof@fuehrergruppe.de<br />
Gründer- und Innovationszentrum Freiberg/<br />
Brand-Erbisdorf GmbH, Freiberg ..............................33<br />
www.gizef.de / service@gizef.de<br />
GSQ Gesellschaft für Strukturentwicklung und Qualifizierung<br />
Freiberg mbH, Freiberg .....................................32<br />
www.gsq-freiberg.de / sekretariat@gsq-freiberg.de<br />
Hegewald Medizinprodukte GmbH, Lichtenberg ..................46<br />
www.hegewald-medical.de / HMP@hegewald-medical.de<br />
IMM Gruppe, Mittweida ......................................39<br />
www.imm-gruppe.de / info@imm-gruppe.de<br />
Klinik am Tharandter Wald, Halsbrücke .........................75<br />
www.reha-hetzdorf.de / info@reha-hetzdorf.de<br />
Klinikum Döbeln GmbH, Döbeln ...............................74<br />
www.klinikum-doebeln.de / info@klinikum-doebeln.de<br />
Kreissparkasse Döbeln, Waldheim .............................34<br />
www.sparkasse-doebeln.de / info@sparkasse-doebeln.de<br />
Kübler & Niethammer Papierfabrik Kriebstein AG,<br />
Kriebstein ................................................42<br />
www.k-n-paper.de / info@k-n-paper.de<br />
Lebenshilfe e. V. Freiberg, Brand-Erbisdorf.......................76<br />
www.lebenshilfe-freiberg.de / info@lebenshilfe-freiberg.de<br />
Methauer AGRO-AG, Zettlitz ...................................52<br />
www.methauer-agro-ag.de / info@methauer-agro-ag.de<br />
Molkerei Hainichen-Freiberg GmbH & Co. KG, Freiberg ............53<br />
www.molkerei-freiberg.de / info@molkerei-freiberg.de<br />
MPT Präzisionsteile GmbH, Mittweida ..........................41<br />
www.mpt.de / info@mpt.de<br />
NOXMAT GmbH, Oederan.....................................37<br />
www.noxmat.com / info@noxmat.de<br />
REGIOBUS <strong>Mittelsachsen</strong> GmbH, Freiberg .......................58<br />
www.regiobus.com / info@regiobus.com<br />
SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft<br />
mbH, Freiberg.............................................33<br />
www.saxonia-freiberg.de / saxonia@saxonia-freiberg.de<br />
SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH, Hartmannsdorf ..............39<br />
www.slg.de.com / info@slg.de.com<br />
Sparkasse <strong>Mittelsachsen</strong>, Freiberg .............................34<br />
www.sparkasse-mittelsachsen.de / info@sparkasse-mittelsachsen.de<br />
Stadt Brand-Erbisdorf ........................................17<br />
www.brand-erbisdorf.de / stadt@brand-erbisdorf.de<br />
Stemke GmbH Kunststoff & Form, Hartha .......................38<br />
www.stemke-kf.de / kontakt@stemke-kf.de<br />
TAF Thermische Apparate Freiberg GmbH, Freiberg ...............40<br />
www.taf-freiberg.com / info@taf-freiberg.de<br />
Universitätsstadt Freiberg .................................10, 11<br />
www.freiberg.de / stadtverwaltung@freiberg.de<br />
Zweckverband Kommunale Wasserver-/Abwasserentsorgung,<br />
Hainichen ................................................17<br />
www.zwa-mev.de / geschaeftsleitung@zwa-mev.de<br />
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