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MENSCH & TIER | COVERSTORY<br />
Mag. Herwig Pucher<br />
Diplom-<strong>Tier</strong>arzt<br />
Geschäftsführer TIERplus GmbH<br />
WlE VlEL FLElSCH SOLL<br />
lN DEN NAPF?<br />
Bello und Minka sind Fleischtiger, keine Frage.<br />
Aber wie viel davon benötigen unsere Lieblinge wirklich?<br />
Hunde und Katzen gehören zu den Fleischfressern –<br />
ihr Verdauungsapparat und ihr gesamter Stoffwechsel<br />
sind an die Verdauung und Verwertung<br />
von fleischreichem Futter angepasst. Das bedeutet,<br />
dass sie auf die Zufuhr von einigen Nährstoffen<br />
angewiesen sind, die nur in tierischen Produkten<br />
(Fleisch, Innereien, Knochen) vorkommen. Fleischfresser<br />
haben einen hohen Bedarf an Eiweiß und<br />
können Vitamin D nicht unter Sonnenlicht in der<br />
Haut bilden (wie Menschen und Pflanzenfresser).<br />
Das Vitamin B12 ist nur in tierischen Substanzen enthalten. Viele<br />
Mineralstoffe (wie Kalzium, Phosphor, Eisen) sind aus tierischer<br />
Nahrung viel besser verfügbar als aus pflanzlicher.<br />
Hund und Katze haben unterschiedliche Nährstoffbedürfnisse<br />
Die Katze als extremer Nahrungsspezialist benötigt die Arachidonsäure<br />
(eine Fettsäure aus tierischem Fett), die Aminosäuren Taurin<br />
und Arginin. Sie kann Carotin nicht in Vitamin A umwandeln –<br />
das bedeutet, sie muss Vitamin A über die Nahrung aufnehmen,<br />
und das ist wiederum nur in tierischem Gewebe vorhanden, vor<br />
allem in Leber. Hunde sind dagegen sehr flexibel und können auch<br />
pflanzliche Proteine und Kohlenhydrate gut verwerten.<br />
Fleisch ist nicht gleich Fleisch<br />
Unter „Fleisch“ im engeren Sinn versteht man Muskulatur mit daran<br />
haftendem bzw. darin enthaltenem Fett und Bindegewebe. Fleisch<br />
ist die hochwertigste Eiweißquelle, denn es hat einen optimalen<br />
Gehalt an Aminosäuren und ist sehr gut verdaulich. Je nach Fettanteil<br />
kann der Kaloriengehalt sehr unterschiedlich sein – so hat<br />
fettes Fleisch (wie Kopf- oder Gulaschfleich) doppelt so viel Kalorien<br />
wie sehr mageres Fleisch (z. B. Hühnerbrust). Eine ausschließliche<br />
Fütterung mit Fleisch ist jedoch nicht ausreichend und würde<br />
auf Dauer zu Nährstoffmängeln führen: So enthält Fleisch so gut<br />
wie kein Kalzium, kaum fettlösliche Vitamine (D, E) und Spurenelemente<br />
(Jod, Kupfer, Zink) und auch kaum Ballaststoffe. Einseitige<br />
Fleischfütterung führt daher zu schweren Skeletterkrankungen<br />
(Demineralisierung der Knochen), Schilddrüsenunterfunktion<br />
durch Jodmangel und anderen schweren Störungen.<br />
<strong>Tier</strong>ische Nebenerzeugnisse<br />
Meist werden umgangssprachlich auch Innereien zum „Fleischanteil“<br />
gezählt, obwohl es sich dabei rechtlich um „tierische Nebenerzeugnisse“<br />
handelt. Einige Innereien sind sehr wertvoll, so z. B. das<br />
Herz, das ja im Grunde ein Muskel ist, oder die Leber, die übrigens<br />
reich an wichtigen Vitaminen<br />
und Spurenelementen ist.<br />
ElNE RElNE FLElSCH-<br />
FÜTTERUNG WÜRDE<br />
AUF DAUER ZU<br />
NÄHRSTOFFMÄNGELN<br />
FÜHREN.<br />
Fleischqualität<br />
gesetzlich geregelt<br />
Innereien mit viel Knorpeln<br />
und Bindegewebe (Lunge,<br />
Schlund, Euter) hingegen<br />
sind schlechter verdaulich<br />
und können in größeren<br />
Mengen zu Durchfall und<br />
Blähungen führen. Es ist<br />
übrigens gesetzlich vorgeschrieben,<br />
dass nur solche<br />
Teile von <strong>Tier</strong>en zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet werden<br />
dürfen, die <strong>für</strong> den menschlichen Verzehr tauglich wären – also<br />
sicher keine „Abfälle“ oder Teile von kranken oder verendeten <strong>Tier</strong>en.<br />
Was ist die biologisch artgerechte Rohfütterung (BARF)?<br />
Bei BARF liegt der Fokus klar auf Fleischfütterung (inklusive Innereien<br />
und Knochen). Der Vorteil liegt <strong>für</strong> viele Besitzer vor allem<br />
darin, dass sie das Futter frisch und individuell zubereiten<br />
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