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DEIN MÜNCHEN _ NO LIMITS! Magazin 01

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Der schwerste Weg meines Lebens. | OFFEN HEIT<br />

AFGHANISTAN - PAKISTAN<br />

Meine Geschichte beginnt in Afghanistan. Dort lebte<br />

ich mit meiner Familie, bis wir mit dem Auto nach<br />

Pakistan fuhren; auf der Flucht vor dem Krieg.<br />

In Pakistan lebten wir fünf Jahre lang, wo ich wegen<br />

fehlender Papiere nicht in die Schule gehen konnte.<br />

Meine Familie hatte wenig Geld, meine Mutter<br />

konnte nicht arbeiten gehen, und als ich auch noch<br />

meinen Vater verlor, ging es mir immer schlechter.<br />

Eines Tages schlug mir ein Freund vor, nach<br />

Deutschland zu gehen.<br />

Meine Mutter machte sich große Sorgen, doch ich<br />

versprach ihr, vorsichtig zu sein.<br />

Nach zwölf Stunden kamen wir in ein verlassenes<br />

Dorf, in dem es viel Sand und Dattelpalmen gab.<br />

Dort haben wir eine Stunde lang auf Lastwagen<br />

gewartet. Auf jedem Lastwagen wurden 30 bis 40<br />

Leute verteilt und mit einer schweren Plane bedeckt.<br />

Wir saßen so eng, dass wir uns nicht bewegen<br />

konnten.<br />

Schon bald bekam ich starke Schmerzen in<br />

den Beinen, die immer schlimmer wurden. Ich<br />

wusste nicht mehr, ob ich hungrig oder durstig<br />

war, und wollte nur noch irgendwo ankommen<br />

und schlafen. Nach drei bis vier Stunden Fahrt<br />

erreichten wir in ein kleines Dorf, wo wir auf Häuser<br />

verteilt wurden, in denen wir schlafen konnten. Eng<br />

zusammengedrängt lagen wir auf den schmutzigen<br />

Fußböden und ich dachte: „Das war so schwer,<br />

es kann nicht schlimmer werden.“<br />

Aber es wurde noch viel schlimmer.<br />

PAKISTAN - IRAN<br />

IRAN - SERBIEN<br />

Auf dem Weg von Pakistan in den Iran überquerten<br />

wir mit mehreren Tausend Menschen ein Gebirge.<br />

Der Weg war steinig und anstrengend. Immer<br />

wieder ging es bergauf und bergab und es war sehr<br />

heiß. Wir gingen alle hintereinander und mussten<br />

den ganzen Tag wandern. Wir machten nur kurze<br />

Pausen.<br />

Ein alter Mann war zu schwach und musste<br />

schließlich zurückbleiben, während seine Familie<br />

weiterging. Kurz darauf erzählte uns jemand,<br />

dass der alte Mann gestorben war. Andere<br />

hatten den Toten mit Steinen bedeckt und waren<br />

weitergegangen.<br />

Als ich später erfuhr, dass ein weiterer alter Mann<br />

an Schwäche gestorben war, bekam ich es mit der<br />

Angst zu tun und sagte zu meinem Freund:<br />

„Dieser Weg ist zu weit. Wir schaffen<br />

es nicht.“ Aber mein Freund sagte nur:<br />

„Wir laufen weiter. Wir schaffen das!“<br />

Mein Freund, mit dem ich von Pakistan in den Iran<br />

gegangen war, blieb im Iran, während ich alleine<br />

weiterreiste. Als ich in der Türkei ankam, hatte ich<br />

kein Geld, um den Schlepper nach Griechenland<br />

zu bezahlen. Er bot mir an, auf einem Boot mit 32<br />

Menschen mitzufahren, wenn ich es selber lenken<br />

würde. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen<br />

und entschied mich für sein Angebot.<br />

In Griechenland angekommen, traf ich auf andere<br />

Afghanen, die ebenfalls nach Europa wollten.<br />

Gemeinsam mit zweien von ihnen schaffte ich es<br />

bis nach Mazedonien an die serbische Grenze.<br />

Wir fassten den Plan, bis zu einer größeren Stadt<br />

in Serbien zu laufen, um von dort mit dem Bus<br />

weiterzufahren.<br />

Da wir aber weder Geld für einen Schlepper hatten,<br />

noch die Straßen nutzen konnten, weil uns die<br />

Polizei nicht durchgelassen hätte, mussten wir<br />

erneut ein Gebirge überqueren. Doch diesmal lag<br />

in den Bergen Schnee und wir kannten den Weg<br />

26 <strong>DEIN</strong> <strong>MÜNCHEN</strong> e.V.

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