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DEIN MÜNCHEN _ NO LIMITS! Magazin 01

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OFFEN HEIT | Der schwerste Weg meines Lebens.<br />

nicht. Einer meiner Freunde half einer Frau mit<br />

kleinem Kind bis zu einem Berge, damit sie von<br />

dort aus mit einem Schlepper-Taxi weiterfahren<br />

konnte. Für seine Hilfe bekam er 50 Euro und als<br />

er zurückkam, sagte er: „Ich kenne jetzt den Weg.<br />

Wir können gemeinsam ohne Schlepper gehen.“<br />

Mein anderer Freund wollte zunächst nicht mit, weil<br />

ihm der Weg zu gefährlich schien. Wir besprachen<br />

den Plan und beschlossen dann doch, zu dritt<br />

weiterzugehen. Es folgte das furchtbarste Erlebnis:<br />

im Sitzen schlafend in einer Fotokabine. Bei<br />

Sonnenaufgang gingen wir nach oben zu den<br />

Gleisen. Dort trafen wir einen anderen Afghanen,<br />

der erkannte, dass Mehdi und ich Neuankömmlinge<br />

waren. Er gab uns den Tipp, uns bei einer<br />

Polizeistation zu melden.<br />

<strong>MÜNCHEN</strong> - EINE NEUE ZUKUNFT<br />

Wir liefen durch tiefen Schnee. Einmal mussten wir<br />

umkehren, weil wir der Polizei begegneten. Unsere<br />

Schuhe füllten sich mit Schnee und unsere Beine<br />

schmerzten stark. Wir glaubten, nicht mehr laufen zu<br />

können, aber wir mussten immer weiter. Der Wind<br />

war so kalt, dass wir keine Pause machen konnten,<br />

sonst wären wir erfroren. Mehrmals dachte ich, wir<br />

würden sterben und niemand würde uns helfen.<br />

Das war der schlimmste Tag!<br />

Endlich sahen wir die Lichter der großen Stadt.<br />

Wir dachten, sie sei nicht mehr weit entfernt. Aber<br />

es sollte noch zehn Stunden dauern, bis wir dort<br />

ankamen.<br />

SERBIEN - DEUTSCHLAND<br />

Von Serbien aus liefen wir nach Ungarn und von<br />

dort weiter nach Österreich. Manchmal konnten wir<br />

auch mit dem Bus fahren. Gemeinsam mit einem<br />

weiteren Flüchtling, mit dem ich mich angefreundet<br />

hatte, fuhr ich von Österreich nach München. Am<br />

Münchner Hauptbahnhof angekommen, trennten<br />

wir uns. Mein Freund hatte Bekannte in der Stadt,<br />

zu denen er wollte.<br />

Ich war nun allein und wusste nicht wohin. Es war<br />

Februar und sehr kalt. Planlos lief ich durch die Stadt<br />

auf der Suche nach einer Unterkunft. Dabei lernte<br />

ich Mehdi kennen, der das gleiche Problem hatte<br />

wie ich. Als es dunkel und kalt wurde, zogen wir uns<br />

in die U-Bahnstation des Münchner Hauptbahnhofs<br />

zurück und verbrachten die Nacht<br />

Die Polizei befragte uns und nahm unsere<br />

Personalien auf. In einem Taxi wurden wir zu der<br />

Aufnahmestation Bayernkaserne gebracht. Nach<br />

langwierigen Befragungen und Einweisungen konnte<br />

ich endlich nach vielen, vielen Tagen wieder in<br />

einem Bett schlafen – und ich schlief und schlief<br />

und schlief...<br />

Einige Tage später zog ich in die Aufnahmestation<br />

Fideliopark um, wo ich zwei Monate lang blieb<br />

und an einem Deutschkurs teilnahm. Ich lernte die<br />

Lehrerin Frau Baumann kennen und auch Ali und<br />

Reza, die gute Freunde von mir wurden. Ali und<br />

Reza wurden von Familie Baumann aufgenommen<br />

und ich lernte über sie Lisa und Volker kennen, die<br />

mir die Aufnahme anboten. Nun wohne ich schon<br />

seit zehn Monaten bei ihnen. Ich freue mich sehr,<br />

dass ich bei einer deutschen Familie leben und<br />

eine Schule besuchen kann.<br />

Jetzt habe ich eine Chance, eine gute Ausbildung<br />

zu bekommen. Darauf freue ich mich.<br />

Ich bin im Februar 2<strong>01</strong>5 in Deutschland<br />

angekommen. Meine Mutter war sehr glücklich und<br />

froh darüber. Wir telefonieren heute jede Woche<br />

miteinander.<br />

Changiz, 16 Jahre<br />

(Name von der Redaktion geändert)<br />

<strong>NO</strong> <strong>LIMITS</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>01</strong><br />

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