WIR-Ausgabe3-2016-WEB
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Flucht und Bildung<br />
Auf der Suche nach Chancen S. 8<br />
Das Mitgliedsmagazin der Kinderfreunde Österreich<br />
Ausgabe 3 | <strong>2016</strong><br />
schule im aufbruch<br />
Mit Begeisterung<br />
lernen<br />
Seite 4<br />
wieder mit<br />
AKTUELL<br />
Rote Falken<br />
Bundeskonferenz<br />
Seite 16<br />
Gute-Nacht-Geschichte<br />
Kopf über!<br />
thema<br />
Seite 27<br />
Interview mit BM<br />
S. Hammerschmid<br />
k ind er<br />
in der Heftmitte<br />
Seite 9<br />
termine Büchertipps rote falken elterncafé
Frühe Hilfen<br />
Unterstützung für Familien<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
Familien brauchen Unterstützung, damit sie<br />
ihren Kindern gute Rahmenbedingungen für<br />
das Aufwachsen bereitstellen können. Sei es<br />
durch soziale Netzwerke (Familie, FreundInnen,<br />
NachbarInnen, Bekannte) oder durch Unterstützung<br />
und Hilfe von Fachleuten und Institutionen. Dies<br />
gilt insbesondere für Familien in belastenden<br />
Situationen. Hier setzen Frühe Hilfen an.<br />
Das Leben mit einem<br />
Kind bringt viel Freude<br />
Manchmal kann es aber auch verunsichern<br />
und überfordern, weil das Kind mehr<br />
Aufmerksamkeit braucht, als man<br />
geben kann. Oder weil es Spannungen<br />
im familiären Umfeld gibt oder das<br />
Geld nicht mehr reicht. Hier bieten die<br />
Frühen Hilfen Unterstützung an.<br />
VORSORGEMITTEL DER<br />
BUNDESGESUNDHEITSAGENTUR<br />
Ein kostenfreies Angebot<br />
Frühe Hilfen sind ein kostenfreies Angebot<br />
für alle Schwangeren und Familien<br />
mit Säuglingen und Kleinkindern in<br />
belastenden Lebenssituationen. Das<br />
reicht von persönlicher Beratung über<br />
Begleitung bei Behördenwegen bis hin zu<br />
Anleitung und Unterstützung bei Pflege,<br />
Versorgung und Erziehung des Kindes.<br />
Frühe Hilfen in<br />
allen Bundesländern<br />
In allen Bundesländern stehen<br />
Frühe-Hilfen-Netzwerke zur<br />
Verfügung. Weitere Infos sowie ein<br />
Netzwerk in Ihrer Nähe finden Sie<br />
auf der Frühe Hilfen Website.<br />
Mehr Informationen:<br />
www.fruehehilfen.at
Inhalt 3<br />
Das nächste<br />
kommt im Dezember!<br />
26<br />
14<br />
09<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser!<br />
Schule aus SchülerInnenperspektive<br />
04 | Bildung vom<br />
Kindergarten lernen<br />
Das Schulsystem kann sich so einiges<br />
vom Elementarbereich abschauen.<br />
09 | Interview BM Sonja<br />
Hammerschmid<br />
Die Neugierde der Kinder hoch<br />
halten...<br />
12 | Kinderfreunde-<br />
Sommer<br />
Ferienerinnerungen<br />
15 | Elterncafé<br />
Wir sind mit der Lehrerin<br />
unserer Tochter unzufrieden…<br />
18 | So verändern wir<br />
die Welt<br />
… mit Hand, Herz und Hirn<br />
25 | Buchtipps<br />
Neuigkeiten aus dem Verlag<br />
Jungbrunnen<br />
27 | Gute Nacht<br />
Geschichte<br />
Kopf über! (von Gudrun Kopp)<br />
Wir haben die schönsten<br />
Momente vom Kinderfreunde-<br />
Sommer festgehalten!<br />
Als wir bei der Redaktionssitzung für<br />
diese <strong>WIR</strong>-Ausgabe saßen, fiel das<br />
Schlagwort „durch Begeisterung<br />
lernen“. Das gefiel uns so gut, dass wir es<br />
direkt zum Titelthema des ganzen<br />
Magazins gemacht haben. Wir sind zu<br />
unserer Bildungsministerin, Sonja<br />
Hammerschmid, gegangen und haben<br />
sie gefragt, was es aus ihrer Sicht braucht,<br />
damit Kinder durch Begeisterung lernen<br />
können. Wir haben Kinder selber gefragt,<br />
was sie begeistert beim Lernen. Wir sind<br />
der Frage nachgegangen, was die Schule<br />
in punkto Begeisterung vom<br />
Kindergarten lernen kann und haben<br />
Best-Practice-Beispiele gefunden, wie<br />
Schule abseits von fadem<br />
Frontalunterricht gestaltet werden kann.<br />
Eine Initiative, die uns besonders<br />
begeistert, weil sie Schule von den<br />
Bedürfnissen der Kinder ausgehend<br />
komplett neu denkt, ist „Schule im<br />
Aufbruch“ von Margret Rasfeld.<br />
Günther Leeb hat sich für diese <strong>WIR</strong> das<br />
Konzept genauer angeschaut und<br />
berichtet von einer Schule, in der es<br />
Fächer wie „Herausforderung“ oder<br />
„Verantwortung“ und keine Noten gibt.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Die <strong>WIR</strong>-Redaktion<br />
12<br />
Offenlegung und Impressum: (Nach § 25 Abs. 1 – 3 Mediengesetz)<br />
Die Zeitung „<strong>WIR</strong>“ berichtet über die Arbeit der Kinderfreunde in Österreich und präsentiert deren gesellschaftspolitische<br />
Positionen. Darüber hinaus liefert die Zeitung einen Überblick über sämtliche Dienstleistungsangebote der Österreichischen<br />
Kinderfreunde.<br />
Medieninhaber und Herausgeber: Österreichische Kinderfreunde, Bundesorganisation, 1010 Wien, Rauhensteingasse 5/5,<br />
Tel. 01/5121298, Fax 01/5121298/62, Homepage: http://www.kinderfreunde.at, E-Mail: kind-und-co@kinderfreunde.at<br />
Bundesvorsitzender: Christian Oxonitsch<br />
Mitglieder des Bundesvorstandes: Gertrude Bohmann, Josef Eichinger, Mario Ellmeier, Bruno Fußenegger,<br />
Alexia Getzinger, Helmut Gotthartsleitner, Simon Griessenböck, Friedrich Grundei, Josef Hieden, Sandra Kapuy,<br />
Andreas Kollross, Andrea Krischke-Bischof, Sieglinde Lesjak, Kurt Nekula, Inge Niederer, Andreas Posch, Peter<br />
Pumpler, Cornelia Schmidjell, Roland Schwandner, Erich Wahl<br />
Bundesgeschäftsführer: Daniel Bohmann<br />
Redaktion: Bohmann, Blum, Gruber-Pruner, Hackl, Kögl, Leeb, Moser, Müller, Rous, Heim, Walter<br />
Redaktionsadresse: Österreichische Kinderfreunde, Bundesorganisation, 1010 Wien, Rauhensteingasse 5/5<br />
Anzeigenverwaltung: Michaela Rous, Tel. 01/5121298/55<br />
Druck: Leykam Let’s Print, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl<br />
Fotos: Österreichische Kinderfreunde, Votava<br />
Grafische Gestaltung & Layout: Sabrina Hackl<br />
Einzelpreis: € 1,82, Jahresabonnement: € 8,72
4 Thema<br />
Kindergarten<br />
Bildung vom<br />
Kindergarten lernen<br />
Die Kinderfreunde sind der größte private Betreiber von Kindergärten in ganz Österreich<br />
und wir sind es aus gutem Grund: Weil wir ein Verständnis für Elementarpädagogik<br />
haben, von dem sich das restliche Bildungssystem einiges abschauen könnte.<br />
Wenn man an seine eigene Zeit im Kindergarten zurückdenkt,<br />
dann sind es meist sehr positive Erinnerungen: Man erinnert sich<br />
an unterstützende und fürsorgliche Pädagoginnen. Oder daran,<br />
wie man verschiedenste Dinge gemeinsam mit anderen Kindern<br />
erkunden und entdecken konnte. Und in den meisten Fällen an<br />
einen Ort, an dem man sich wohlgefühlt hat und ohne Druck,<br />
Hausübungen oder Prüfungsangst irrsinnig viel gelernt hat.<br />
Dieser Zugang, Kinder für das Lernen zu begeistern, ihnen das<br />
notwendige Werkzeug zum Entdecken in die Hand zu geben, sie<br />
auf ihrem Weg zu begleiten und gleichzeitig ausreichend Freiraum<br />
zu gewähren, der ist im Kindergarten spürbar. Leider<br />
nimmt er mit zunehmendem Alter der Kinder immer mehr ab, bei<br />
manchen ändert er sich sogar radikal mit dem Eintritt in die<br />
Schule. Plötzlich nimmt man Kinder nicht mehr (oder zumindest<br />
viel weniger) als lernende Subjekte wahr, die eigene Interessen,<br />
Antriebe und Stärken haben. Sie werden viel mehr als Gefäße<br />
gesehen, in die Lehrpersonen Wissen hineinfüllen können. Wenn<br />
dieses vermittelte Wissen nicht drinnen bleibt, dann muss das<br />
Gefäß beschädigt sein und es braucht irgendeine Art von<br />
Reparatur. Oder zumindest genug Angst vor dem Versagen, dass<br />
es all seine Kraft aufwendet, um das notwendige Wissen<br />
zumindest kurzfristig zu behalten.<br />
Naturgemäß ist unser Verständnis von Kindern beziehungsweise<br />
Menschen im Allgemeinen ein anderes: Jeder Mensch will lernen.<br />
Dabei hat jede und jeder ein eigenes Tempo und Bereiche, in<br />
denen es besser oder schneller geht als in anderen. Pädagogische<br />
Arbeit heißt, Kinder dabei zu unterstützen und die Neugierde und<br />
den eigenen Antrieb zum Lernen zu wecken und zu fördern.<br />
Während sich vielleicht die Interessen verändern und die<br />
Bereiche verschieben, für die man besonders viel Begeisterung<br />
entwickelt, so bleibt man sein Leben lang ein lernendes Subjekt<br />
und verwandelt sich weder mit dem sechsten Geburtstag noch<br />
mit Abschluss der Volksschule in ein Objekt, das belehrt werden<br />
muss.<br />
Wie wir als Kinderfreunde Bildung verstehen, leitet sich daraus<br />
ab. Wir wollen ein Bildungssystem, in dem die Vielfalt der Kinder<br />
nicht zu Aufteilung nach „gut“ und „schlecht“ führt. Wir wollen,<br />
dass Kinder in ihren Potenzialen gefördert und in ihren<br />
Interessensbereichen gefordert werden. Wir wollen, dass Kinder<br />
gerne in die Schule gehen, weil sie gerne lernen und gerne<br />
nachhause gehen, weil dort kein Riesenhaufen Hausübung oder<br />
Nachhilfe auf sie warten. Kurz: Wir wollen für alle Kinder das,<br />
was in der Elementarpädagogik (und in den vielen Schulen, die<br />
es jetzt schon gut machen) auf der Tagesordnung steht. Weil die<br />
Pädagoginnen im elementaren Bereich herausragende Arbeit unter<br />
teilweise schwierigen Bedingungen (s. Artikel Seite 5) leisten.<br />
Deshalb wollen wir statt „Schule im Kindergarten“ mehr Kindergarten<br />
in der Schule, weil Begeisterung am Lernen nicht nur<br />
Kleinkinderkram ist. Diese Begeisterung zu vermitteln ist keine<br />
Frage des Alters, sondern eine Frage der pädagogischen Haltung.<br />
Das Schulsystem kann sich hier so einiges vom Elementarbereich<br />
abschauen. Und dabei lernen, wie Kinder lernen, ohne belehrt zu<br />
werden.<br />
Daniel Bohmann<br />
Bundesgeschäftsführer der Kinderfreunde
Arbeitsalltag in<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
Thema 5<br />
Bauch voll? Popo sauber? Ein bisserl basteln? Manchmal sind die Vorstellungen<br />
zum Arbeitsalltag in Kindergärten allzu einfach. In der<br />
frühen Kindheit wird ein wichtiger Grundstein für die Persönlichkeitsentwicklung<br />
gelegt. Deshalb ist Beziehungs- und Bildungsarbeit<br />
mit Kleinkindern weit mehr als die Sicherstellung pflegerischer Mindeststandards.<br />
In einer Kooperation mit dem Institut für Familienforschung<br />
hat das Institut für Kinderrechte eine Studie durchgeführt,<br />
in deren Mittelpunkt die Herausforderungen im beruflichen Alltag<br />
von ElementarpädagogInnen und KindergartenassistentInnen stehen<br />
und wie diese bewältigt werden.<br />
ElementarpädagogInnen und KindergartenassistentInnen arbeiten<br />
in einem Spannungsfeld zwischen institutionellen Rahmenbedingungen,<br />
gesellschaftlichen Ansprüchen und sozialen Gegebenheiten.<br />
Eines der zentralen Ergebnisse der Studie – für die insgesamt 58 Beschäftigte<br />
in Kindergärten in Wien, St. Pölten, Innsbruck und Klagenfurt<br />
befragt wurden - ist, dass dieses Spannungsfeld so starken<br />
Stress verursacht, dass den individuellen Bedürfnissen der einzelnen<br />
Kinder kaum entsprochen werden kann.<br />
„Weil alles gleichzeitig ist und man entscheiden muss, wo bewegt man sich<br />
hin oder was hat jetzt Vorrang? (...) diese Reizüberflutung, ja. Man redet gerade<br />
mit Eltern, dann streiten zwei, die kommen, der weint, der andere hat<br />
in die Hose gemacht (...) Da läutet das Telefon.<br />
Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste Gott sein, um allen gerecht zu<br />
Seit dem desaströsen Abschneiden Deutschlands und Österreichs<br />
beim PISA-Test rückte der Kindergarten in den Fokus der<br />
Bildungspolitik. Kinder aus Familien mit anderen Muttersprachen<br />
wurden als Quelle des schlechten Abschneidens identifiziert,<br />
der Kindergarten sollte fortan dafür sorgen, dass diese Kinder<br />
gut deutschsprechend in die Schule kommen. Die Schuleinschreibung<br />
wurde nach vorne verlegt und Tests zur Überprüfung<br />
von sprachlichen Fähigkeiten eingeführt. Seit 2010 müssen alle<br />
Kinder ab dem 5. Lebensjahr mindestens 16 Stunden pro Woche<br />
einen Kindergarten besuchen und jene Kompetenzen erwerben,<br />
die in einem bundesweit gültigen Bildungsplan festgelegt sind.<br />
In den jüngsten Bildungs-Reformvorschlägen der Regierung wird<br />
ein eigenes „Elementarpädagogik-Paket“ vorgelegt. Besonders<br />
hervorgehoben wird auch hier, wie wichtig es ist, dass allen<br />
Kindern ein guter Start in die Schule ermöglicht werden soll.<br />
Daher sollen Eltern zur Schuleinschreibung Unterlagen aus dem<br />
Kindergarten mitbringen und eine „gemeinsame<br />
Schuleingangsphase“, in der das letzte Kindergartenjahr und die<br />
ersten beiden Schuljahre als Einheit aufgefasst werden, soll<br />
errichtet werden.<br />
Alle diese Reformen sind grundsätzlich positiv zu bewerten. Von<br />
KindergartenpädagogInnen und LehrerInnen gemeinsam<br />
entwickelte Bildungs- und Unterstützungsangebote würden dazu<br />
werden. Und gerade wie du sagst, das Hinsetzen und bei den Kindern sein,<br />
ist (...) so selten, dass das schon so was Wertvolles ist, dass man einfach Zeit<br />
hat und sagt, ich habe Zeit, setz dich hin, nimm dir ein Buch, ich bin einfach<br />
da oder so und ich lese dir einmal vor. (...) Da ist das ganz, ganz selten, dass<br />
so was im Alltag zwischendurch mal möglich ist.“<br />
Die StudienteilnehmerInnen betonen, dass vor allem mit verbessertem<br />
Betreuungsschlüsseln und kleineren Gruppen gegengesteuert<br />
werden sollte.<br />
Marion Hackl, Institut für Kinderrechte und Elternbildung<br />
Der Bericht zur Studie:<br />
http://www.kinderfreunde.at/V/Institut-fuer-Kinderrechte/<br />
Projekte/2015/Arbeitsalltag-in-Kinderbetreuungs-einrichtungen<br />
Besonderheiten und<br />
Herausforderungen<br />
des Arbeitsalltags<br />
in Kindergarten und<br />
Bildung beginnt im Kindergarten – oder?<br />
Kinderkrippe<br />
beitragen, dass es nicht mehr alleine vom Elternhaus abhängt, ob<br />
Kinder in der Schule Erfolg haben oder als Versager abgestempelt<br />
werden.<br />
Bezweifelt darf jedoch die Umsetzung werden, wenn nicht<br />
weitere Maßnahmen ergriffen werden. Nämlich:<br />
• der Kindergarten muss unter das Dach des Bildungsministeriums<br />
INSTITUT kommen,<br />
FÜR KINDERRECHTE & ELTERNBILDUNG<br />
Hackl, Marion; Geserick, Christine; Hannes, Caterina; Kapella, Olaf<br />
ÖSTERREICHISCHES INSTITUT FÜR FAMILIENFORSCHUNG AN DER UNIVERSITÄT WIEN<br />
• Verbesserungen FEBRUAR 2015 der Rahmenbedingungen (Gruppengröße und<br />
Personalschlüssel) und<br />
• gleichwertige und teilweise gleichzeitige Ausbildung von Elementar-<br />
und Primarpädagoginnen.<br />
Dann kann ich mir vorstellen, dass der Kindergarten tatsächlich<br />
zur Bildungseinrichtung wird und eine gemeinsame<br />
Schuleingangsphase zum Wohle unserer Kinder gelingt.<br />
Andernfalls befürchte ich, dass die in die Schule mitzubringenden<br />
Unterlagen zu einer Art „Abschlusszeugnis“, das von der<br />
Schulleiterin ausgewertet wird, verkommt. Ob wir damit<br />
bildungsbenachteiligten Kindern zu Bildungsgerechtigkeit<br />
verhelfen, bleibt zu bezweifeln.<br />
Heide Lex-Nalis<br />
Sprecherin der Plattform EduCare
6 Thema<br />
»Wenn mir in der Grundschule einer gesagt<br />
hätte, mein Lehrer ist mein Freund,<br />
hätt ich gesagt, spinnst du eigentlich?<br />
Aber jetzt ist der Lehrer mein Freund! «<br />
Margret Rasfeld hat entlang des neuen deutschen Schul-Modells „Gemeinschaftsschule“ eine Schule entwickelt,<br />
die in die Zukunft weist und auf das Leben vorbereitet. Ihr Modell ist mittlerweile auch in Österreich<br />
bekannt geworden und wird schon da und dort angewendet. Sie hat bei unserer Tagung „Aufbruch_<strong>2016</strong>“,<br />
am 4. Juni, einen Vortrag gehalten und dabei verdeutlicht, warum wir die bisherigen Schul-<br />
Modelle hinter uns lassen müssen. Die Anforderungen an ein Schulsystem der Zukunft hat sie am Beispiel<br />
der von ihr gegründeten „Evangelischen Schule Berlin-Mitte“ konkretisiert.<br />
Schule totel verändern statt kleine Änderungen machen<br />
Wir haben riesige Herausforderungen, die wir nicht mehr wegschieben<br />
können: Ökologie, Biodiversität, wie wir Landwirtschaft<br />
betreiben, usw. Kinder erleben dabei Erwachsene, die ziemlich viel<br />
aussitzen und Erwachsene, die nicht handeln. Da besteht die Gefahr,<br />
dass die Kinder das dann auch wegschieben, obwohl sie eigentlich<br />
eine andere Welt wollen.<br />
Eine andere große Herausforderung haben wir mit der Flüchtlingsbewegung.<br />
Wie wir damit umgehen, ohne die Menschlichkeit<br />
zu verlieren, ist die große Schwierigkeit dabei. Eine andere ist der<br />
Umgang mit Komplexität. Die Welt ist globalisiert, alles ist kompliziert.<br />
Die Welt war früher schon komplex, nur haben wir es<br />
nicht so gemerkt. Und wenn ich mir dann Schulen ansehe, wo der<br />
Lehrer in die Stunde geht und was am Ende rauskommt: Er teilt
Thema 7<br />
Arbeitsblätter aus und die Lösung steht im Lehrerhandbuch. So<br />
kann man den Umgang mit Komplexität nicht lernen. Wenn es<br />
immer nur richtige und falsche Antworten gibt und keine Ambivalenzen,<br />
Widersprüche und sowohl als auch, dann kriegen wir<br />
einfach auch falsche Haltungen mit.<br />
Der heimliche Lehrplan in der Schule heißt „Zerstückelung“ in<br />
Lernfächer, die nichts miteinander zu tun haben; und das in<br />
einer Welt die immer komplexer wird. Von „Verstehbarkeit“<br />
kann da keine Rede sein. Deshalb müssen wir uns überlegen,<br />
wie kommen wir aus der Zerstückelung raus, wie kommen wir<br />
an Jahrespläne, Wochenpläne, etc. Wir leben noch an einer<br />
Schule mit einem Stundenplan, der aus dem letzten und<br />
vorletzten Jahrhundert stammt und einem Schulsystem, das<br />
aus dem Mittelalter stammt. Kastensystem. Hauptfunktion von<br />
Schule ist Selektion. Da müssen wir uns nicht wundern, wenn<br />
wir eine gespaltene Gesellschaft haben. „Gewinner und Verlierer“<br />
ist der heimliche Lehrplan von Schule.<br />
Was die eigentliche Frage ist<br />
In welcher Welt wollen wir leben und was ist der Sinn von Schule<br />
im 21. Jahrhundert? Ein Paradoxon ist, dass wir noch nie eine<br />
Generation (von Schülern) hatten, die so viel Bereitschaft zeigte,<br />
sich zu engagieren. Viele wollen eine andere Welt, ökologischer,<br />
anders Zusammenleben, Gerechtigkeit – die Schule deckelt dieses<br />
Engagement in einem Fächerkorsett. Es ist eine Verantwortung<br />
von uns, dass das abgeschafft wird. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel!<br />
Keine Reparatur im Alten.<br />
Schule sollte auf vier Säulen aufgebaut werden<br />
• Lernen, Wissen zu erwerben<br />
• Lernen zusammen zu leben<br />
• Lernen zu sein<br />
• Lernen zu handeln<br />
Was ist das Besondere an der Evangelischen Schule Berlin Zentrum?<br />
Sie ist eine „Gemeinschaftsschule“, das ist eine neue Schulform<br />
in Deutschland, die trennt nicht nach Leistung, sie nimmt alle,<br />
nach dem Motto: Finde heraus, welche Lernarrangements geeignet<br />
sind, um mit solcher Heterogenität am besten umzugehen.<br />
• Die Gemeinschaftsschule ist eine Ganztagsschule.<br />
• Es gibt keinen Fächerstundenplan.<br />
• Die Klassen sind in den ersten zwei Stunden „Lernbüros“,<br />
jeweils für Deutsch, Englisch, Mathe und „Natur &<br />
Gesellschaft“, weil dort alle Materialien vorhanden sind, die<br />
dazu gebraucht werden.<br />
• Die Jahrgänge 7, 8 und 9 arbeiten gemischt. (=die Grundschule<br />
in Berlin dauert 6 Jahre, anschließend kann man die Gemeinschaftsschule<br />
besuchen)<br />
Die Kinder kommen morgens in die Schule und entscheiden<br />
selbst, wo sie hingehen (in welches Lernbüro) und arbeiten mit<br />
Material für selbstbestimmtes Lernen. Wer Fragen hat, fragt<br />
zuerst Mitschüler, ein/e LehrerIn ist aber auch da.<br />
Im Lernbüro kann man herumgehen, sich hinlegen oder nach<br />
draußen gehen, man sitzt da nicht am Tisch und vorne beschallt<br />
dich eine/r. Kinder, die nicht gut ruhig sitzen können, rennen<br />
manchmal einmal um den Schulhof und kommen wieder rein.<br />
Gemeinschaftsschulen brauchen erst ab der 9. Stufe Noten zu<br />
geben. Die Kinder lernen für sich und nicht für die Note.<br />
Kinder melden sich selbst zum Test an, wenn sie ein Thema abgeschlossen<br />
haben und darüber einen Test schreiben möchten.<br />
Wir nehmen die Schulbücher, schmeißen die Hälfte raus, nehmen<br />
nur das wesentliche, bringen das in Material, das man verstehen<br />
kann und das sind dann die Basics, die man in den zentralen Prüfungen<br />
braucht. Wir schneiden damit in allen zentralen Tests hervorragend<br />
ab. Das gilt für alle Schulen in Deutschland, die so arbeiten.<br />
Und die ganze Angst ist rausgenommen (vor den Prüfungen).<br />
Kinder bekommen ein Zertifikat, wo draufsteht, was gut gemacht<br />
wurde, was man besser machen kann, usw.<br />
Wer krank ist, verpasst nichts. Er macht da weiter, wo er/sie<br />
aufgehört hat. Die Kinder führen Logbücher über ihre Aktivitäten<br />
und Fortschritte.<br />
Ein Tag in der Woche ist Projekttag, 5 Stunden, die Schüler<br />
können eigenen Forschungsfragen nachgehen, können dabei die<br />
Schule verlassen, Leute interviewen, usw. Man kann so mit<br />
außerschulischen Partnern super zusammenarbeiten. Bis zu acht<br />
Wochen haben die Kinder dazu Zeit. Dafür werden einfach Fächer<br />
von mehreren Klassen zusammengelegt. Um den Umgang mit<br />
Komplexität zu erlernen und auch vorzuleben gilt die Devise<br />
„geht nicht, gibt’s nicht“.<br />
Die Klasssen haben zwei Klassenlehrer, die sind nicht doppelt<br />
drin, aber beide verantwortlich. Jeder hat zwei bezahlte Stunden<br />
für je 13 Schüler für Einzelcoachings. Das ist immer freitags. Sonst<br />
würde das nicht funktionieren. Das ist der Kern der<br />
Beziehungskultur. Für die Schüler ist es wichtig zu sagen „Ich hab<br />
da immer einen ... (meinen Tutor)“. Manche Schüler sagen, „Wenn<br />
mir in der Grundschule einer gesagt hätte, mein Lehrer ist mein<br />
Freund, hätt ich gesagt, spinnst du eigentlich? Aber jetzt ist der<br />
Lehrer mein Freund!“<br />
Die Woche endet bei uns mit der „Schulversammlung“, die ist<br />
wichtig für Solidarität und Gemeinschaft. Da versammelt sich die<br />
ganze Sekundarstufe. Die Schulversammlung wird immer von einer<br />
Klasse vorbereitet. Da gibt's fixe Elemente: das Lied der Woche,<br />
das öffentliche Loben und Bedanken. Dabei gehen die Kinder<br />
nach vorne und können sich bei wem bedanken oder wen loben,<br />
sagen worauf sie stolz sind oder was sie erreicht haben.<br />
Dann gibt’s „speak your mind“, da kann man sagen, was einem<br />
nicht gefällt und Vorschläge machen, es werden Projekte vorgestellt,<br />
usw.<br />
Ein wichtiges Fach bei uns (für 12 bis 13-Jährige) heißt<br />
„Verantwortung“. Jedes Kind sucht sich eine Aufgabe im<br />
Gemeinwesen. Dort wird „Herz-Intelligenz“ und „Herz-Kraft“<br />
entwickelt. Wir gehen dabei z. B. in Brennpunktschulen in die<br />
ersten Klassen und die Schüler helfen dort mit.<br />
Unser bestes Fach ist „Herausforderung“ (für 13-, 14- und<br />
15-Jährige). Dabei gehst du für drei Wochen raus aus Berlin in der<br />
Gruppe und suchst dir eine Herausforderung: Mitarbeit am<br />
Biobauernhof, einen Wanderweg gehen ohne Geld, ….. Da lernen<br />
die Kinder, dass das Leben nicht nach Plan läuft, Umgang mit Unsicherheit,<br />
Teamarbeit, Konflikte lösen und du merkst, was du alles<br />
in dir hast. Es geht dabei jemand mit, der über 18 ist.<br />
Das Video vom gesamten Vortrag findest du auf<br />
unserer Website:<br />
http://www.kinderfreunde.at/News/Aktuelle-News/<br />
AUFBRUCH-wir-feierten-ein-Fest-der-Paedagogik
8 Thema<br />
Flucht und Bildung<br />
Foto: Votava<br />
Auf der Suche nach Chancen.<br />
Christian Oxonitsch<br />
Bundesvorsitzender der<br />
Österreichischen Kinderfreunde<br />
Mein<br />
Kommentar<br />
Marty McFly würde<br />
Ganztagsschulen lieben!<br />
Der Blick in die Zukunft ist vor allem bildungstechnisch<br />
sehr wichtig. Die Bundesregierung<br />
hat sich – sehr zur Freude der<br />
Kinderfreunde – auf den Ausbau der Ganztagsschulen<br />
geeinigt. (750 Mio. Euro aus<br />
Abschlagszahlung der Bankenabgabe werden<br />
investiert). Ein riesiger Schritt in die richtige<br />
Richtung. Ich bin sicher: Würde Marty McFly<br />
mit seinem DeLorean in neun Jahren Österreich<br />
besuchen, dann würde er die Ganztagsschulen<br />
lieben. Ziel der Vereinbarung:<br />
Jedes Kind soll im Umkreis von 20 km eine<br />
Ganztagsschule zur Verfügung haben. Diese<br />
schafft bessere Chancen für unsere Kinder,<br />
erleichtert die Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf und bringt mehr gemeinsame Familienzeit,<br />
weil Lernen und Aufgaben in der Schule<br />
erledigt werden. Besonders für AlleinerzieherInnen<br />
ist die Ganztagsschule eine erhebliche<br />
Entlastung. Darüber hinaus kurbelt der<br />
Schulausbau die Wirtschaft an. Pädagogisch<br />
ist die verschränkte Form der Ganztagsschule<br />
die richtige Entscheidung, denn nur sie verhindert,<br />
dass Bildungskarrieren vererbt werden<br />
und schafft absolute Chancengleichheit.<br />
Für uns Kinderfreunde ist aber weiterhin klar:<br />
Der wichtigste Schritt ist die flächendeckende<br />
(!!) gemeinsame (!!) ganztägige(!!) und kostenfreie<br />
(!!) Schule für alle 6- bis 14-Jährigen.<br />
Das stärkt die Stärken und schwächt die<br />
Schwächen wie das auch nationale und internationale<br />
Studien sehr eindrucksvoll zeigen.<br />
Nun gilt es, die Gelder sinnvoll zu verteilen.<br />
Bei der Mittelaufteilung muss darauf geachtet<br />
werden, dass Bundesländer, die bereits Ganztagsschulen<br />
in verschränkter Form haben,<br />
nun auch Geld für die Unterstützung für Betreuungs-<br />
bzw. Essensbeiträge erhalten können.<br />
Wir Kinderfreunde erinnern: Für viele<br />
Familien scheitert der Besuch einer Ganztagsschule<br />
an den Essensbeiträgen! Ein Umstand,<br />
der nicht zu akzeptieren ist.<br />
Während der letzten eineinhalb Jahre<br />
waren wir Kinderfreundinnen und<br />
Kinderfreunde in der Betreuung von<br />
Flüchtlingen engagiert – vor allem<br />
Jugendliche und teilweise junge<br />
Familien schafften den Weg zu uns. Im<br />
Gepäck haben sie unterschiedliche<br />
Bildungsgeschichten und gemeinsam<br />
ist ihnen häufig ein Problem: Sie fallen<br />
aus der Schulpflicht. Dass es trotzdem<br />
geht, zeigen mehrere Initiativen und<br />
Projekte.<br />
In der HTL Mödling wurde<br />
beispielsweise, auf Betreiben von<br />
Privatpersonen und Schulleitung, ein<br />
Lehrgang für 22 junge Flüchtlinge<br />
eröffnet, in dem diese die<br />
Voraussetzungen für den Besuch einer<br />
Fachschule erwerben und somit auch<br />
einen ersten Schritt in Richtung eines<br />
entsprechenden Bildungsabschlusses<br />
setzen konnten. Dabei wurde auch<br />
darauf geachtet, dass der Unterricht<br />
teilweise gemeinsam mit Regelklassen<br />
abgehalten wurde, um Kontakte zu<br />
fördern. Nachdem der überwiegende<br />
Teil der TeilnehmerInnen den Lehrgang<br />
positiv absolvieren konnten, wird es<br />
diesen auch im Schuljahr <strong>2016</strong>/17 geben.<br />
Größer wird dieses Thema in Wien<br />
gedacht, wo mit dem Jugend-College<br />
ein Bildungsangebot für 1000 nicht<br />
mehr schulpflichtige Flüchtlinge<br />
gesetzt werden soll. Der Hintergrund<br />
der Stadt ist, dass auch für jene, die<br />
nicht mehr in die Schulpflicht fallen,<br />
ein entsprechendes Angebot gesetzt<br />
und damit entsprechende Perspektiven<br />
eröffnet werden. Das College<br />
funktioniert aber nicht für alle<br />
Jugendlichen gleich, sondern klärt<br />
vorher die Voraussetzungen und<br />
Bedürfnisse ab, um dann zielgerichtet<br />
ein Angebot für die Jugendlichen zu<br />
setzen und so auf einen<br />
Bildungsabschluss<br />
im<br />
Pflichtschulbereich oder auf einen<br />
Lehrabschluss abzuzielen. Dabei sollen<br />
Deutschkenntnisse ebenso vermittelt,<br />
wie praktische Fähigkeiten gestärkt<br />
werden und das modular. Dieses<br />
Angebot ist auf 15- bis 21-Jährige<br />
ausgelegt, die einen Asylstatus<br />
zuerkannt oder subsidiären Schutz<br />
erhalten haben, also in Österreich<br />
bleiben können. Somit wird neben der<br />
individuellen Perspektive, die den<br />
Jugendlichen geboten werden soll,<br />
auch ein wichtiger integrativer Schritt<br />
gesetzt – die jungen Menschen werden<br />
nicht sich selbst überlassen.<br />
Aus Sicht der Kinderfreunde sind beide<br />
Initiativen, trotz ihrer unterschiedlichen<br />
Größe und Ausformung, positive<br />
Signale in einer schwierigen Materie.<br />
Zugleich sind sie aber nur ein Tropfen<br />
auf dem heißen Stein, weil sie bei<br />
weitem nicht jene Menge an Leuten<br />
erreichen, die erreicht werden sollten,<br />
um möglichst rasch den Schritt in<br />
Richtung Normalität zu gehen.<br />
Erstrebenswert wäre es, wenn auch<br />
andere Bundesländer dem Beispiel<br />
Wiens folgen und entsprechende<br />
Angebote schaffen würden, denn es<br />
darf nicht vergessen werden: viele der<br />
jungen Menschen, die nach Österreich<br />
kommen, haben in ihrer Heimat etwas<br />
gelernt und bringen neben<br />
handwerklichen Fähigkeiten häufig<br />
auch Schulbildung mit, die sie hier<br />
nutzen können. Letzten Endes liegt es<br />
an den Möglichkeiten, die ihnen<br />
gegeben werden, ob sie diese<br />
Fähigkeiten einsetzen können, um<br />
selbst für ihr Auskommen zu sorgen.<br />
Sinnvoll wäre es allemal.<br />
Michael Kögl
Fotos: Alexander Schwarzl<br />
Die Neugierde der<br />
Kinder hochhalten<br />
Interview mit Bildungsministerin Sonja Hammerschmid<br />
Das Schwerpunktthema dieser <strong>WIR</strong> lautet „Durch Begeisterung<br />
lernen“ – was braucht es aus Ihrer Sicht, dass Kinder in der Schule<br />
mit und durch Begeisterung lernen können?<br />
Hammerschmid: Motivierte und begeisterte Lehrerinnen und Lehrer!<br />
Begeisterte LehrerInnen sind der Schlüssel zum Erfolg, weil sie durch ihre<br />
Begeisterung Kinder anstecken und mit auf die Reise nehmen können. Und<br />
man muss eine Pädagogik wählen, die Kinder sehr spielerisch und ihren<br />
Interessen und Neigungen entgegenkommend unterrichtet. LehrerInnen<br />
müssen die Neugierde der Kinder hochhalten. Die Kunst ist es, diese<br />
Neugierde, diese Wissbegierigkeit und Kreativität der Kinder nicht zu<br />
verlieren, sondern ganz gezielt zu fördern.<br />
Was braucht es, damit LehrerInnen motiviert und engagiert arbeiten<br />
können?<br />
Hammerschmid: Gute infrastrukturelle und räumliche Rahmenbedingungen<br />
und eine gute solide PädagogInnenausbildung, also das Handwerkszeug,<br />
um Unterricht lebendig und kreativ gestalten und auch die Bildungsziele<br />
und Kompetenzziele zu erfüllen. Und ein ganz wesentlicher<br />
Punkt ist, dass diejenigen LehrerInnen werden, die das mit Begeisterung<br />
tun und die Kinder ganz einfach lieben. Das muss die Hauptmotivation sein.<br />
Es gibt ganz tolle innovative Schulfächer wie „Wald“ oder „Glück“.<br />
Was wäre ihr Lieblingsschulfach?<br />
Hammerschmid: Ich war total beeindruckt von Frau Rasfeld, die ich bei<br />
„Schule im Aufbruch“ kennengelernt habe und wo sie unter anderem das<br />
Schulfach „Verantwortung“ vorgestellt hat. Das geht mir seither nicht<br />
mehr aus dem Kopf, weil ich das wirklich toll gefunden habe. Es hat schön<br />
gezeigt, was soziales Engagement mit den Kindern macht. Und wie schnell<br />
Kinder in der Lage sind Verantwortung zu übernehmen und zu tragen. Das<br />
möchte ich gerne unterstützen.<br />
Welche Maßnahmen stehen auf Ihrer Prioritätenliste ganz oben?<br />
Hammerschmid: Wenig überraschend die Ganztagsschule – beschlossen<br />
mit dem 750-Millionen-Euro-Paket, um mehr SchülerInnen ganztägige<br />
Schulformen anbieten zu können. Im besten Falle sind das verschränkte<br />
Schulformen, wo Unterricht, Spiel, Spaß, Essen und Sport sich abwechseln.<br />
Wir wissen, dass das die besten Lernerfolge bringt. Unser Ziel ist es, bis<br />
2025 40% aller Schulen ganztägig zu führen und wir hoffen dann auf eine<br />
Sogwirkung, dass das Thema ganztägige Schulformen stärker<br />
angenommen wird.<br />
Der zweite wichtige Punkt ist das Autonomiepaket der Bildungsreform.<br />
Wir glauben, dass die PädagogInnen vor Ort sehr genau wissen, was sie<br />
brauchen. Pädagogisch ist da vieles denkbar. Der jahrgangsübergreifende<br />
Unterricht ist an den Volksschulen schon oftmals in Schulversuchen<br />
praktiziert worden, geht aber auch hin zu wirklich neuen Modellen, wie<br />
einem Modulsystem, das davon ausgeht, dass jedes Kind seine eigene<br />
Lerngeschwindigkeit in den Fächern hat.<br />
Im Zusammenspiel dieser Komponenten können wir das Schulsystem<br />
wirklich einen massiven Schritt nach vorne bringen.<br />
Wir freuen uns als Kinderfreunde sehr, dass die „Schule ohne<br />
Schultasche“, die wir schon seit vielen Jahren fordern, nun endlich<br />
kommt. Das andere Herzensanliegen von uns ist die Gesamtschule –<br />
haben wir eine Chance, dass auch die in absehbarer Zeit auf die<br />
Tagesordnung kommt?<br />
Hammerschmid: Sie kennen die Situation! (lacht) In der Bildungsreform<br />
ist das Modellregionenpaket drinnen, das vertrauensbildend für das<br />
Thema wirken und zeigen soll, wie Gesamtschule gelingen kann. Wobei<br />
wir alle wissen, dass in ländlichen Regionen, wo es keine Alternative im<br />
Sinne einer Unterstufen-AHS gibt, die Gesamtschule gelebte Tradition ist.<br />
Ich bin selbst in so eine Schule gegangen. Die Gesamtschule ist ein<br />
sozialdemokratisches Anliegen und wird es immer sein, aber<br />
Koalitionsregierungen verlangen Kompromisse.<br />
Meine Tochter ist jetzt zwei, die wird es in ihrer Schullaufbahn<br />
wahrscheinlich nicht mehr erleben?<br />
Hammerschmid: Ach, so pessimistisch wäre ich nicht. (lacht) Es geht hier<br />
ganz stark um die Ängste. So wie in der Integrationspolitik, geht es auch<br />
in der Bildungspolitik um Ängste der Menschen.<br />
…aber bei der Gesamtschul-Frage schon ganz stark auch um<br />
festgefahrene ideologische Standpunkte<br />
Hammerschmid: Ja, das ist auch einer der Gründe, warum wir jetzt mit<br />
dem Thema ganztägige Schulformen anfangen. Das ist ein Thema, das<br />
Konsens findet und uns jedenfalls ein Stück weiter bringt. Wenn das gut<br />
gemacht ist, dann ist das eine wirklich tolle Schulform, die für<br />
Chancengerechtigkeit und Chancengleichheit steht und das ist ein<br />
sozialdemokratisches Ziel.<br />
Das Interview mit Sonja Hammerschmid führte Karin Blum.
10 Thema<br />
Best Practice<br />
Durch Begeisterung lernen<br />
Garten, Wald und Glück<br />
Es ist keine neue Erkenntnis, dass wir uns Dinge besser merken,<br />
die wir beim Tun lernen, als jene, die wir nur lesen oder von<br />
jemandem vorgetragen bekommen. Dass unser Regelschulsystem<br />
trotzdem und noch immer zu einem sehr hohen Prozentsatz nach<br />
dem Prinzip Frontalunterricht funktioniert, ist eigentlich<br />
verwunderlich.<br />
Aber es gibt auch immer mehr Beispiele, die zeigen, wie spannend,<br />
lebensnah und lustvoll Unterricht sein kann, wenn er mit<br />
Begeisterung gemacht wird. Hier stellen wir einige kurz vor: Zur<br />
Nachahmung empfohlen!<br />
Wald<br />
Eine Neue Mittelschule in Liesing hat seit einigen Jahren das<br />
Schulfach „Wald“ auf dem Stundenplan stehen. Einmal pro Woche<br />
geht die Klasse in den Wald, um dort Bäume und Böden zu<br />
erforschen, Tiere und ihre Futterstellen zu entdecken oder<br />
beispielsweise Strömungsexperimente am fließenden Wasser zu<br />
machen. Durch die Waldpädagogik als Schulfach lernen die Kinder<br />
nicht nur unheimlich viel über die Tier- und Pflanzenwelt,<br />
sondern auch soziale Kompetenzen, Zusammenhalt der Klasse,<br />
Konfliktlösung sich Erfahren und Einordnen werden – sozusagen<br />
nebenbei – mitgelernt.<br />
Glück<br />
In der Steiermark gibt es seit 2009 das Schulfach „Glück“, und das<br />
an Schulen aller Schultypen. Im Glück-Unterricht nehmen die<br />
SchülerInnen an Erlebnissen wie Rollenspielen, Klettern, Zelteln<br />
usw. teil, die sie Vertrauen und Achtsamkeit lehren sollen. Im Anschluss<br />
an das Erlebte wird gemeinsam reflektiert. Das Unterrichtsfach<br />
ist in Module aufgeteilt, die die Themenbereiche psychosoziale<br />
Gesundheit (Selbstwert, Empathie, Kommunikation<br />
und Konfliktbewältigung), Bewegung, Ernährung und Gesundheit<br />
und der Körper als Ausdrucksmittel abdecken. Dabei geht es immer<br />
ums Tun und ums Erfahren – Unterricht, der den SchülerInnen<br />
und LehrerInnen Spaß macht und unersetzliche Lebenserfahrungen<br />
mitgibt.<br />
Garten<br />
In Traiskirchen hat sich im letzten Jahr gemeinsam mit dem<br />
Kinderfreunde-Projekt connect.traiskirchen ein Gemeinschafts-<br />
Landwirtschaftsprojekt entwickelt – der Garten der Begegnung.<br />
Auf einem ein Hektar großen Acker bauen seit diesem Frühjahr<br />
TraiskirchnerInnen und Geflüchtete gemeinsam Obst und Gemüse<br />
an. Ein wichtiger Teil des Projekts sind die Traiskirchner Schulen<br />
– die Neue Mittelschule und die Sozialintegrative Förderschule<br />
haben sich kurzerhand entschlossen „Garten“ in ihren<br />
Unterrichtsplan aufzunehmen. Seither kommen die SchülerInnen<br />
und LehrerInnen einmal in der Woche mit ihren Fahrrädern in den<br />
Garten, wo sie ein eigenes Feld haben, das sie gemeinsam<br />
bewirtschaften und schon mit der ersten reichen Ernte belohnt<br />
wurden. Im Kochunterricht wird das absolut biologisch produzierte<br />
Gemüse dann gleich verarbeitet. Die SchülerInnen lernen den<br />
kompletten Kreislauf vom Aussäen, über das Pflegen und Gießen<br />
bis zur Ernte und Verarbeitung kennen und übernehmen<br />
Verantwortung für ihr Feld und ihr Gemüse. Zum Teil kommen die<br />
jungen GärtnerInnen auch außerhalb des Unterrichts und mit<br />
ihren Eltern in den Garten und wenn die Arbeit am eigenen Acker<br />
erledigt ist, helfen sie auch mal mit in der Gemeinschaftsfläche<br />
Kartoffelkäfer abzuklauben oder Unkraut zu zupfen. Dass bei all<br />
dem auch noch Begegnung und Austausch mit jungen Geflüchteten<br />
stattfindet ist ein mehr als positiver Nebeneffekt.<br />
Karin Blum
Thema 11<br />
Umfrage:<br />
Wie erleben Kinder die Schule?<br />
In deiner Schule, wie und was<br />
lernst du da am liebsten?<br />
„Ich liebe Mathe, Deutsch, Zeichnen, Turnen und Werken.<br />
Französisch haben wir auch. Wir werden noch Englisch<br />
lernen. Ich lerne am liebsten in der Klasse. Bei Französisch<br />
dürfen wir in Gruppen zusammensitzen. Mal-Rechnungen, Dividieren<br />
und Plus-Minus mache ich gerne. Ich bin sportlich, ich kann gut<br />
Sprinten, Weitwerfen kann ich nicht so gut, aber Hürden und so.<br />
Manchmal können wir entscheiden, was wir zeichnen wollen. Meine<br />
Lehrerin heißt Katharina und sie ist nett. Manchmal ist sie auch streng<br />
zu denen, die nicht mitmachen oder zuhören.“<br />
Tatjana, 8 Jahre, VS Stubenbastei, 1010 Wien<br />
„Ich mag am liebsten, wenn ich meine<br />
Geschichten schreiben kann, das mach‘ ich<br />
eigentlich am liebsten am Tisch. Die Geschichten<br />
handeln vom Herr der Ringe und von Der<br />
Hobbit. Wir haben da so ein Heft und da kann ich meine<br />
Geschichten hineinschreiben. Eigentlich gibt’s bestimmte<br />
Geschichtentage, aber ich mach‘ schon daneben noch<br />
ziemlich viel Geschichten. Sonst mag ich eigentlich am<br />
liebsten Turnen, weil da sind oft lustige Spiele und das<br />
macht Spaß.“<br />
Moritz, 11 Jahre, Integrative Lernwerkstatt Brigittenau,<br />
1200 Wien<br />
„Ich mag den Wochenplan ganz gerne. Da steht das Arbeitsbuch und die Seite, die wir machen sollen in D, M und Englisch. In den<br />
Wochenplanzeiten können wir vom Wochenplan machen, was wir wollen. Am Ende der Woche muss es gemacht sein. Wenn etwas<br />
Wichtiges fehlt, muss es am Wochenende gemacht werden. Mathe mag ich am liebsten und in Deutsch bin ich am besten. Beliebt<br />
ist es, wenn wir uns einen Teppich nehmen dürfen und darauf sitzen. Mit zwei, drei Schülern gemeinsam mach ich das gerne. Ich<br />
mag, dass wir oft rausgehen. Wir haben einen relativ großen Garten. Da dürfen wir uns meistens frei bewegen, in der Mittagspause<br />
eine halbe Stunde, sonst eine bis eineinhalb Stunden. Einmal musste die dritte Klasse den ganzen Sportplatz ausmessen für Mathe.<br />
Manchmal machen wir auch was in der Gruppe und wir sind oft turnen. Jeden Tag machen wir ein bisschen in der Gruppe (25<br />
Kinder, 10 Dritte, 15 von der 1. Klasse) oder arbeiten allein oder zu zweit am Wochenplan.“<br />
Elena, 9 Jahre, VS Kirschenallee, 1220 Wien<br />
Ist das jetzt Lernen?<br />
Non-formale und informelle Bildung in der Kinder- und<br />
Jugendgruppenarbeit der Rote Falken und Kinderfreunde<br />
Regelmäßig treffen sich Minis, Freundschaftskinder und Rote<br />
Falken in unseren ehrenamtlichen Kindergruppen. Dort spielen<br />
und basteln sie, diskutieren, fahren auf Zeltlager, machen Ausflüge<br />
und sie lernen. Aber nicht nur die Kinder, in unseren Gruppen<br />
lernen Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam,<br />
voneinander und miteinander.<br />
Vieles davon ist informelle Bildung, etwa wenn ein Kind beim ersten<br />
Mal Eislaufen nach 10 Minuten fragt: „Ist das jetzt Lernen?“<br />
Oder wenn ein Kind dem anderen zeigt, wie eine Palette zu Brennholz<br />
zerlegt wird, mit den Worten „so macht ma des!“. OrganisatorInnen<br />
von Zeltlagern habe ein Logistik-Praktikum absolviert,<br />
das jedes Studium in den Schatten stellt. GruppenleiterInnen lernen<br />
Führungsqualifikationen, die keine Fortbildung zu vermitteln<br />
mag. Informelle Bildung basiert in unserer Organisation auf Beziehungen<br />
und Freundschaft. Einiges lernen wir durch Fehler und<br />
vieles durch das Lösen von Problemen. Aber immer stehen die<br />
Freude am Tun und die Begeisterung für die Sache im Mittelpunkt.<br />
Doch auch in der non-formalen Bildung haben die Kinderfreunde<br />
und Roten Falken einiges zu bieten. Mit Angeboten wie der Kinderrechte-Uni,<br />
Lehrgänge für GruppenleiterInnen oder junge BetreuerInnen<br />
(Juhe-Kurs), Seminare, Tagungen, politische Wanderungen,<br />
Gedenkstättenfahrten, Workshops auf Zeltlager uvm. Dabei<br />
wenden wir Methoden an, die lernen im Tun, lernen im Austausch,<br />
lernen am Beispiel, Freiwilligkeit und Interesse am Thema<br />
ermöglichen.<br />
Infobox<br />
Formale Bildung: Aus- und Weiterbildung in staatlichen<br />
Bildungsinstitutionen (wie Schule, Universität, Institutionen der<br />
Berufsbildung)<br />
Non-formale Bildung: beabsichtigtes, gezieltes und<br />
selbstgesteuertes Lernen außerhalb klassischer<br />
Bildungsinstitutionen (etwa in der Kinder- und Jugendarbeit)<br />
Informelle Bildung: ungeplantes, in unmittelbaren<br />
Lebenszusammenhängen („Learning by doing“) und außerhalb von<br />
Bildungsinstitutionen erfolgtes Lernen
12 Aktuell<br />
Kinderfreunde<br />
Sommer <strong>2016</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
sommeraktivitäten<br />
sommeraktivitäten<br />
Bezirkssommerlager der Kinderfreunde Bezirk Melk<br />
Ferien auf Burg Finstergrün mit den Kinderfreunden Salzburg<br />
Aktivferien der<br />
Kinderfreunde Burgenland<br />
im Jufa Neutal<br />
Ferienspektakel der<br />
Kinderfreunde Auersthal –<br />
Kreativtag<br />
Naturforscher-Zeltlager Siegendorf<br />
Schlauchbootfahrt im Rahmen des Zeltlagers der<br />
Kinderfreunde Gumpoldskirchen<br />
Foto: Galerie Belvedere<br />
Sommerakademie der Kinderfreunde Wien<br />
Jugendcamp der Kinderfreunde Oberösterreich in Obertraun
Aktuell 13<br />
connect döbriach<br />
Eine Ferienwoche<br />
für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge<br />
Im Juli <strong>2016</strong> haben die Österreichischen Kinderfreunde erstmals<br />
knapp 60 unbegleitet geflüchtete Jugendliche für eine Woche ins<br />
Kinderfreunde Falkencamp Döbriach am Millstättersee<br />
eingeladen. Für die Kinderfreunde und die Roten Falken gehört<br />
das jährliche Sommerlager im Camp Döbriach zu einem Fixtermin<br />
im Kalender – viele Kinder und Jugendliche haben an diesen<br />
Ort wunderbare Erinnerungen. Genau dieses Gefühl sollte auch<br />
geflüchteten Jugendlichen ermöglicht werden.<br />
Die Burschen und Mädchen leben gemeinsam in Wien Ottakring<br />
in einer Flüchtlingsunterkunft und kommen aus den<br />
unterschiedlichsten Ländern: Afghanistan, Syrien, Iran, Irak, Jemen<br />
oder der Ukraine. Ihr Alltag im neuen Zuhause ist nicht immer<br />
einfach, da sie während ihres Asylverfahrens mit vielen<br />
Schwierigkeiten zu kämpfen haben: Die Verfahren sind langwierig,<br />
Deutsch muss gelernt werden, nicht für alle gibt es einen<br />
Schulplatz, Geld ist knapp und ihre Familien sind oftmals noch<br />
im Krisengebiet. In Döbriach sollten sie einfach einmal abschalten<br />
und die Zeit genießen können.<br />
Täglich nach dem gemeinsamen Frühstück gab es ein Zusammentreffen<br />
aller Jugendlichen mit dem Team, um den Tag zu<br />
strukturieren und gemeinsame Aktivitäten zu starten. Vormittags<br />
wurde den Mädchen ermöglicht mit einer Betreuerin zum Strand<br />
zu gehen und im Mädchenfreiraum den See zu genießen. Nachmittags<br />
waren bei schönem Wetter alle gemeinsam baden und<br />
plantschen. Die Nähe zum See wurde in der Vorbereitung durchaus<br />
kritisch gesehen. Es war klar, dass nur ein kleiner Teil der<br />
Gruppe gut schwimmen konnte. Die oberste Regel galt von Anfang<br />
an: „Niemand geht allein an den Strand!“. Das hat wunderbar<br />
geklappt – alle TeilnehmerInnen haben sich an diese Vorgabe<br />
gehalten, es war immer eine Aufsichtsperson am Steg und die Jugendlichen<br />
waren zwar lebhaft im Wasser, haben aber stets aufeinander<br />
Rücksicht genommen, sich nicht überschätzt und auch<br />
versucht, sich gegenseitig schwimmen zu lernen. Andere Sportangebote<br />
– Fußball, Volleyball, Radfahren, Spiele – verkürzten die<br />
Tage. Die Jugendlichen konnten frei entscheiden, wann sie was<br />
machen wollten. Diese Freiheit haben sie sichtlich genossen.<br />
Geschlafen haben die Jugendlichen natürlich in einem Zeltdorf,<br />
mit einer kleinen Feuerstelle in der Mitte. Jeden Abend wurde<br />
gemeinsam ein Feuer gemacht, selbstverständlich mit<br />
Steckerlbrot, Marshmallows und Erdäpfeln, dazu wurde gesungen<br />
und getanzt. Ab 22:00 kehrte Ruhe ein, die Jugendlichen sind ins<br />
campeigene Jugendzentrum abgerauscht um dort gemeinsam mit<br />
Burschen und Mädchen aus anderen Delegationen zu tanzen.<br />
Rund um Mitternacht sind alle müde ins Bett gefallen.<br />
Anfangs war es für die Gruppe von connect.döbriach sichtlich<br />
eine neue Situation, einiges wurde auch als gewöhnungsbedürftig<br />
bezeichnet – beispielsweise die Übernachtung im Zelt. Täglich<br />
sind unsere Gäste aber lockerer geworden, sie haben sich<br />
untereinander ganz neu kennengelernt, es sind neue<br />
Freundschaften entstanden und die Heimfahrt kam doch für fast<br />
alle zu früh. Für die Österreichischen Kinderfreunde war das<br />
bestimmt nicht die letzte Ferienaktion für geflüchtete Jugendliche.<br />
Ferien für alle!<br />
Laura Schoch
14 Wissen<br />
Wenn die Lehrer anders sind,<br />
dann sind wir auch anders<br />
Schule aus SchülerInnenperspektive<br />
Im Rahmen der UN-Kinderrechte-Konvention ist festgehalten, dass<br />
jedes Kind ein Recht auf Bildung hat. Dieses beinhaltet mehr als<br />
Schulpflicht. Es bedeutet, jedem Kind/Jugendlichen die<br />
bestmöglichen Chancen zu bieten, um sich Wissen anzueignen<br />
sowie Kompetenzen und Handlungsstrategien für eine Orientierung<br />
in der Welt und eine konstruktive Weiterentwicklung unserer<br />
Gesellschaft entwickeln zu können. SchülerInnen unterschiedlicher<br />
Schulstufen haben in Gesprächen mit MitarbeiterInnen des<br />
Instituts für Kinderrechte und bei der Enquete: „Zukunft trotz(t)<br />
Herkunft“ der AK die Möglichkeit erhalten, einzubringen welche<br />
Erfahrungen sie im Schulalltag machen und was ihnen wichtig ist,<br />
um gut lernen zu können.<br />
Im Kontext Wissensvermittlung ist den SchülerInnen wichtig, dass<br />
unterschiedliche Lernniveaus und - geschwindigkeiten<br />
berücksichtigt werden. Sie berichten von demotivierenden<br />
Erfahrungen, wenn dies nicht der Fall ist.<br />
gelebt wird. Leider machen SchülerInnen oftmals sehr gegenteilige<br />
Erfahrungen.<br />
Einmal habe ich Bauchschmerzen bekommen, (...) und ein bisschen ist Kotze<br />
reingekommen, in meines (Anm. in sein Teller). Und ich habe schnell<br />
den Lehrer gefragt, bitte, kann ich abgeben, und er so: Nein, du musst es<br />
aufessen. (9 Jahre)<br />
Wenn eine Schülerin während der Diskussion sagt: „Wenn die Lehrer<br />
anders sind, dann sind wir auch anders,“ dann ist hiermit der<br />
wechselhafte Prozess eines wertschätzenden Umgangs genauso<br />
angesprochen, wie die Verantwortung, die LehrerInnen in diesem<br />
Kontext tragen. SchülerInnen möchten PädagogInnen, die sie als<br />
wertvolle Menschen wahrnehmen und als erwachsene Bezugspersonen<br />
zur Verfügung stehen, die Verständnis für die Situation ihrer<br />
SchülerInnen aufbringen und ihre Lebenserfahrung als Ressource<br />
anbieten.<br />
Zum Beispiel ich konnte meine Eltern nicht fragen. (...) und wenn man aufzeigt,<br />
(...) und versteht es nicht. Warum hast du nicht aufgepasst? Warum<br />
redest du? Und man ist leise. (...) und dann wollt ich nicht mehr fragen.<br />
(...) Also mich hat der Unterricht dann gar nicht mehr interessiert.<br />
(14 Jahre)<br />
Zudem wünschen sie sich, dass an den Interessen der SchülerInnen<br />
angeknüpft wird, sowohl hinsichtlich der Unterrichtsmethoden,<br />
als auch der Inhalte. Im Fall der befragten SchülerInnen bedeutet<br />
dies z. B. eine verstärkte Nutzung moderner Medien und die<br />
Behandlung aktueller politischer und gesellschaftlicher, sowie<br />
lebenspraktischer Themen.<br />
Dafür braucht es Erwachsene an Schulen, die auf diese Aufgabe<br />
vorbereitet und bei ihrer Erfüllung begleitet werden. Dies wiederum<br />
bedeutet, dass (zusätzliche) finanzielle Ressourcen in schulisches<br />
Personal investiert werden sollten 1, um dort, wo es nötig ist, den<br />
PädagogInnen-SchülerInnen-Schlüssel zu verbessern; 2, um Themen<br />
wie Persönlichkeitsbildung, Gruppendynamik, Kinderrechte,<br />
Selbstreflexion intensiver in der Aus- und Weiterbildung der PädagogInnen<br />
behandeln zu können und um 3, Zeit für regelmäßige,<br />
professionell begleitete Supervision und Teambesprechungen zu<br />
schaffen, die PädagogInnen einen Rahmen bieten, um ihr eigenes<br />
Handeln laufend zu reflektieren und so ihr pädagogisches Handlungsrepertoire<br />
zu erweitern.<br />
Ein weitaus größeres Augenmerk lag während der Diskussionen<br />
allerdings auf dem Aspekt der sozio-emotionalen Bildung. In diesem<br />
Kontext steht für die befragten SchülerInnen im Vordergrund,<br />
dass ein Klima des wertschätzenden Miteinanders an der Schule<br />
Marion Hackl
k i n d er<br />
Dieses Mal mit einem ummibären-Katapult und Malala,<br />
die sich seit sechs Jahren für Kinderrechte stark macht.<br />
Foto: Russell Watkins/Department for<br />
International Development.<br />
Young<br />
Hearts<br />
Kinder, die die Welt verändern<br />
Dieses Mal: Malala Yousafzai<br />
Malala ist jetzt 17 Jahre alt. Sie kommt aus Pakistan und setzt sich<br />
seit ihrem elften Lebensjahr für Kinder- und Mädchenrechte in ihrer<br />
Heimat ein. Besonders wichtig ist ihr, dass Mädchen zur Schule gehen<br />
können. Das ist im Swat-Tal, in der Gegend von Pakistan, in der<br />
sie aufgewachsen ist, nicht selbstverständlich. Schulen für Mädchen<br />
werden dort von Gruppen der Taliban (Terrororganisation) immer wieder<br />
zerstört. Mädchen, die zur Schule gehen und LehrerInnen die sie<br />
unterrichten, werden bedroht. Malala hat darüber in einer britischen<br />
Tageszeitung regelmäßig berichtet. Deswegen verübten die Taliban, als<br />
sie 14 Jahre alt war ein Schussattentat auf sie. Malala hatte Glück.<br />
Sie hat den Mordanschlag überlebt und wurde nach Großbritanien zur<br />
medizinischen Behandlung gebracht. Seither lebt sie mit ihrer Familie<br />
dort, da es in Pakistan zu gefährlich für sie wäre. Für das Recht auf<br />
Bildung für Mädchen setzt sich Malala immer noch ein. Das Mädchen ist<br />
durch ihr Engagement sehr berühmt geworden. Sie besuchte 2013 sogar<br />
Barack Obama, den Präsidenten der USA. Aber egal wie wichtig die Personen<br />
sind mit denen sie spricht, sie nimmt sich nie ein Blatt vor<br />
den Mund, sondern sagt ihr Meinung. Barack Obama hat sie zum Beispiel<br />
dafür kritisiert, dass die USA Bomben über Pakistan abwerfen um gegen<br />
Terroristen wie die Taliban zu kämpfen. Sie findet, dass dadurch viel<br />
zu viele unschuldige Menschen verletzt und getötet werden. Ihrer Meinung<br />
nach wäre es besser, in die Bildung der Kinder zu investieren,<br />
um gegen Terrorismus zu kämpfen.<br />
Im Jahr 2014 wurde Malala Yousafzai der Friedennobelpreis verliehen. Sie ist damit die mit<br />
Abstand jüngste Preisträgerin.<br />
eite 1
Das bin ich :) – Das sind wir !<br />
Name: Isabella<br />
Alter: 15 Jahre<br />
Gruppe: Rote Falken Linz Schiffswerft<br />
Seit wann dabei: Seit 8 Jahren<br />
Was taugt dir bei den Kinderfreunden/Falken<br />
am meisten: Das Zusammenarbeiten älterer und kleinerer<br />
Kinder, Zeltlager, dass sich alle vertragen.<br />
Coolstes Erlebnis bei den Falken/Kinderfreunden:<br />
meine Rottuchverleihung von Betty<br />
Wann hast du das letzte Mal die Welt verändert:<br />
Beim letzten Pfingstcamp.<br />
Dein Motto: Lebe dein Leben so wie du willst, nicht wie es andere wollen.<br />
Fabio zu seinem Freund Tim:<br />
„Hast du schon mal eine Portion<br />
Pommes durch den Wald rennen<br />
gesehen?“ „Nein!“ sagt Tim. Darauf<br />
Fabio: „Ha, da kannst du mal<br />
sehen wie schnell die sind!“<br />
rat auf draht<br />
„In meiner Klasse spricht auf<br />
einmal niemand mehr mit mir.<br />
Meine beste Freundin hat<br />
begonnen, Lügen über mich<br />
zu erzählen und jetzt möchte<br />
niemand etwas mit mir zu tun<br />
haben. Was soll ich tun?“<br />
Kleines Rätsel<br />
Ein Optimist ist kein<br />
a) Segelboot b) Werkzeug<br />
c) Mensch, der alles positiv sieht<br />
Hast du deine beste Freundin schon gefragt, was los ist?<br />
Am besten fragst du sie, wenn ihr alleine seid. Dann kann sie<br />
nicht einfach ausweichen. So kannst du erfahren, warum sie<br />
sich auf einmal so verhält. Schließlich seid ihr ja schon länger<br />
befreundet und mögt euch. Das ändert sich nicht von einem<br />
Tag auf den anderen.<br />
Wenn du herausfindest, was dahinter steckt, habt ihr auch<br />
die Möglichkeit euer Problem zu klären. Z.B. wenn sie sich<br />
über etwas geärgert hat, kannst du dich entschuldigen.<br />
Oder vielleicht hat sie etwas über dich gehört, was gar nicht<br />
stimmt und du kannst es aufklären. Auch in der Klasse könntest<br />
du jemanden fragen, mit dem du dich bisher gut verstanden<br />
hast. Schließlich kennen dich deine MitschülerInnen<br />
und haben sich bisher gut mit dir verstanden. Es kann auch<br />
helfen, ehrlich zu sagen, dass sie Unwahrheiten über dich<br />
verbreitet. Ich wünsche dir viel Mut!<br />
Bei Problemen und Fragen sind wir unter der Notrufnummer 147 für dich da!<br />
eite 2<br />
Auflösung Rätsel:<br />
c) Werkzeug
Wir basteln ein<br />
Gummibärchen-<br />
Katapult<br />
Du brauchst dafür:<br />
• 8 Eisstaberl<br />
• 6 Gummiringerl<br />
• 1 Plastiklöffel<br />
• Gummibärchen oder andere Geschosse<br />
Schritt 1 | Schleck mindestens 8 Eis (oder 4 Twinnis)<br />
und sammle die Eisstaberl<br />
Schritt 2 | Nimm vier Eisstaberl und binde sie an<br />
beiden Enden mit je einem Gummiringerl zusammen.<br />
(blau)<br />
Schritt 3 | Nimm vier weitere Eisstaberl und binde<br />
sie an nur einem Ende mit einem Gummiringerl<br />
zusammen (rot)<br />
Schritt 4 | Zwischen diese Eisstaberl (rot) steckst<br />
du die mit dem blauen Gummiringerl zusammengebundenen<br />
Staberl und machst sie am Kreuzungspunkt<br />
mit einem weiteren Gummiringerl<br />
fest.<br />
Schritt 5 | Mach den Löffel mit einem (oder mehreren)<br />
Gummiringerl fest.<br />
Schritt 6 | Für den Abschuss eines Gummibärchens<br />
drückst du auf die Löffelspitze und hälts<br />
dabei das vordere Ende des Katapults fest.<br />
Viel Spaß!<br />
eite 3
clara comix 2-16_Layout 1 29.09.16 22:44 Seite 1<br />
CLARA-Comic Nr.: 3/<strong>2016</strong><br />
Das ist<br />
YASIN...<br />
...er ist mit seiner Mutter<br />
und der kleinen Schwester<br />
nach Österreich geflohen,<br />
weil in seiner Heimat Krieg<br />
herrscht.<br />
Helft ihm bitte, sich bei uns<br />
einzugewöhnen!<br />
Magst du<br />
einen<br />
Kaugummi?<br />
Nervt deine kleine<br />
Schwester genauso<br />
wie meine?<br />
Schön, dass du da<br />
bist. Wir helfen dir<br />
beim Lernen!!<br />
SPÄTER...<br />
MARHABA,<br />
YASIN<br />
Zum Glück ist auch<br />
SAHI in der Klasse,<br />
sie spricht gut<br />
Arabisch<br />
In der Pause<br />
spielen schon<br />
alle zusammen!<br />
Wie das wohl ist,<br />
wenn man in einem<br />
ganz fremden Land zur<br />
Schule gehen muss??<br />
Schlimm!<br />
Aber wir werden<br />
ihm helfen, so gut<br />
wir können.<br />
Am<br />
Heimweg ...<br />
Nix wie<br />
Ausländer!<br />
Sind bei euch in der<br />
Schule auch so<br />
viele Ausländer<br />
???<br />
...da sind nur<br />
Kinder!!<br />
So ein<br />
GONZO!<br />
eite 4
?<br />
«<br />
Willkommen im<br />
Aktuell 15<br />
Elterncafé<br />
Immer wieder werden wir Kinderfreunde nach unserem<br />
Standpunkt zu aktuellen Themen gefragt. Wir versuchen<br />
hier Antworten zu finden. Hast du auch eine<br />
Frage rund um Kinder, Erziehung, Familie? Dann<br />
schreib uns deine Frage und wir bemühen uns um eine<br />
Antwort – von FreundInnen für FreundInnen!<br />
Fragen an: Österreichische Kinderfreunde, kind-und-co@kinderfreunde.at<br />
Liebes Kinderfreunde–Team, wir haben folgendes Problem:<br />
Wir sind mit der Lehrerin unserer neunjährigen Tochter Sofia<br />
unzufrieden und möchten unserem Ärger Luft machen. Wir<br />
haben aber Sorge, dass unser Kind danach benachteiligt<br />
werden könnte und würden gerne wissen, wie wir dabei<br />
vorgehen sollen. Was ratet ihr uns? Familie aus Fürstenfeld<br />
Wir verstehen Ihre Sorge. Doch eines sollten Sie sich bewusst<br />
machen: Probleme können immer nur dann gelöst werden,<br />
wenn diese offen angesprochen werden. Grundsätzlich ist eine<br />
positive Haltung gegenüber Pädagogen und Pädagoginnen<br />
und das Vertrauen, dass diese genauso wie Sie am Wohle Ihres<br />
Kindes interessiert sind, förderlich für die Zusammenarbeit.<br />
Möglicherweise ahnt die Lehrerin Ihrer Tochter von dem Problem<br />
noch nichts und ist sehr dankbar für Ihre Rückmeldung.<br />
Die folgenden Fragestellungen können für Sie als<br />
Gesprächsvorbereitung hilfreich sein und eine konstruktive<br />
Gesprächsführung mit der Lehrkraft maßgeblich erleichtern. Falls<br />
es Ihnen hilft, machen Sie sich Notizen und nehmen diese zum<br />
Gespräch mit.<br />
• Was genau führt zu unserem Unmut?<br />
Möglicherweise gibt es konkrete Anlasssituationen, welche<br />
angeführt werden können.<br />
• Wieviel Information haben wir über das Problem? Beruht diese<br />
auf unserer Wahrnehmung, der Wahrnehmung unseres Kindes,<br />
eines anderen Kindes oder anderer Eltern?<br />
• Wer hat das Problem? Wir als Eltern oder ist damit auch ein<br />
Leidensdruck für unser Kind verbunden? Ein Beispiel hierfür<br />
könnten Schulängste sein.<br />
• Wie würde der zufriedenstellende Idealfall aussehen?<br />
• Gibt es Möglichkeiten zur Unterstützung und Zusammenarbeit<br />
mit uns als Eltern um den gewünschten Zustand zu<br />
verwirklichen?<br />
Ob ein Kind zu einem Gespräch hinzugezogen werden soll, ist abhängig<br />
von der Thematik. Da alle Beteiligten vereint sind, kann<br />
ein Kinder-Eltern-LehrerInnen-Gespräch für die Problemlösung<br />
hilfreich sein. Auf eine sensible Gesprächsführung ist unbedingt<br />
zu achten, reden Sie nicht über Ihr Kind, sondern beziehen Sie es<br />
aktiv in das Gespräch ein. Hitzige Diskussionen sollten nur von<br />
Erwachsenen ausdiskutiert werden, um unnötigen Stress für Ihr<br />
Kind zu vermeiden.<br />
Versuchen Sie, auch wenn Ihr Ärger noch so groß ist, möglichst<br />
ruhig zu bleiben. Kritikgespräche sind für alle Beteiligten<br />
unangenehm. Wenn Kritik jedoch sachlich vermittelt wird, erhöht<br />
das die Bereitschaft zuzuhören. Eine gute Gesprächsbasis und<br />
Verständnis für das Anliegen des Gegenübers werden dadurch<br />
möglich. Fragen Sie die Lehrerin nach ihrer Wahrnehmung von der<br />
Thematik. Dies bedeutet nicht automatisch, dass Sie die Meinung<br />
der Lehrerin teilen, sondern vermittelt Wertschätzung und<br />
Interesse. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen, sprechen Sie Ihre<br />
Erwartungen und Wünsche für die Zukunft an, und versuchen<br />
Sie einen gemeinsamen Lösungsansatz zu finden. Sollte das<br />
Gespräch zu emotional werden, vereinbaren Sie einen neuen<br />
Gesprächstermin, wenn notwendig mit einem/r BeratungslehrerIn,<br />
welche/r vermittelnd agiert.<br />
Im Falle dessen, dass sich Ihre Sorgen nach dem Gespräch<br />
bestätigen sollten oder der unzufriedenstellende Zustand<br />
weiterhin erhalten bleibt, scheuen Sie sich nicht davor erneut ein<br />
Gespräch zu führen, falls notwendig auch mit dem/der DirektorIn.<br />
Wir wünschen viel Erfolg beim Gespräch!<br />
Gratiseinschaltung
16 Rote Falken<br />
Denn für die<br />
Wirtschaft lernen wir...<br />
Still ist es um die heimische Bildungspolitik und damit auch um<br />
die schulische Ausbildung der jungen Menschen in diesem Land<br />
geworden. Wurde bei den vorangegangenen Bildungsministerinnen<br />
in aller Öffentlichkeit über Sinn und Unsinn von so mancher<br />
Reform diskutiert, bleiben diese nun aus. Geht es um die Zukunft<br />
junger Menschen, ist wohl kaum ein anderer Bereich so wichtig<br />
wie jener der Bildung. Und schon ist es wieder soweit, selbst ich<br />
als Autor dieses Beitrages denke dabei sofort an Ausbildung.<br />
Dabei würde es bei Bildung um so vieles mehr gehen als nur den<br />
Bereich der Ausbildung. Warum denken wir nicht offensiv über<br />
eine Schule nach, die dazu anregt sich selbst auszuprobieren, den<br />
eigenen Interessen nachzujagen und auch einmal zu träumen?<br />
Ist es denn um so vieles wichtiger, für den Arbeitsmarkt<br />
vorbereitet zu werden? Nein, natürlich nicht. Und dennoch sind<br />
beinahe alle Lehrpläne nur auf eines ausgerichtet, auf die<br />
maximale Verwertbarkeit der künftigen Arbeitskraft. Zu stark ist<br />
der Einfluss der Wirtschaft auf die Lehrpläne und Schulformen<br />
dieser Republik – jene die am stärksten vom Schulsystem<br />
betroffen sind, also Kinder und Jugendliche – haben kaum ein<br />
Mitspracherecht, wenn es um die Gestaltung ihrer Lehrinhalte<br />
geht. Dabei wäre es so einfach, diese in die Bildungsplanung und<br />
in die Gestaltung des Lehrplans einzubeziehen. Dazu müsste<br />
man aber vor allem die Wirtschaft zurückdrängen und man<br />
müsste den jungen Menschen zuhören. Dazu braucht es aber<br />
mutige Menschen, die diesen Weg auch gehen wollen. Am Ende<br />
des Tages könnte dies bedeuten, dass wir ein Bildungssystem<br />
vorfinden, das die Neigungen und Interessen der Auszubildenden<br />
in den Vordergrund stellt und nicht die maximale Verwertbarkeit<br />
der Arbeitskraft. Also: Seien wir mutig.<br />
Helmut Gotthartsleitner,<br />
Bundesvorsitzender der Roten Falken<br />
Die Roten Falken laden herzlich<br />
zur Bundeskonferenz <strong>2016</strong><br />
save the date!<br />
Alle zwei Jahre treffen sich die Roten Falken um ihre inhaltliche<br />
Ausrichtung zu diskutieren, Beschlüsse zu fassen und<br />
ein neues Bundesteam zu wählen. „Wir leben Demokratie<br />
und binden die Kinder der Falkengruppen in unsere Konferenz<br />
ein. Natürlich nutzen wir dieses Treffen auch, um Falken<br />
aus allen Bundesländern zu treffen, uns kennen zu lernen,<br />
auszutauschen und zu vernetzen“, so Chrisi Schauer,<br />
stellvertretende Bundesvorsitzende. Sie wird gemeinsam<br />
mit Falkenkids und FalkenfunktionärInnen die Konferenz<br />
vorbereiten und freut sich schon sehr auf zahlreiche Teilnehmende.<br />
Kommt vorbei! :)<br />
Wenn ihr Fragen habt oder euch anmelden möchtet, tut das bitte unter<br />
rote.falken@kinderfreunde.at oder 0664 885 408 76!<br />
INFO<br />
11. bis 13. November <strong>2016</strong>, Seminar-Park-Hotel Hirschwang,<br />
Trautenberg-Straße 1, 2651 Reichenau<br />
Zielgruppe: Rote Falken (Gruppenstundenkinder ab 10 Jahren),<br />
JunghelferInnen, GruppenleiterInnen, Landesteam usw.<br />
– Jugendliche unter 16 Jahre bitte in Begleitung!<br />
Kosten: Für die ordentlich Delegierten übernehmen die<br />
Roten Falken Österreich die Übernachtung und Verpflegung.<br />
Die Anreise ist von den Ländern zu bezahlen.<br />
Anmeldung: Interessierte aus Wien, Niederösterreich,<br />
Oberösterreich und Tirol wenden sich bitten direkt an ihr<br />
Rote Falken Landesteam. Falls du das nicht kennst - melde<br />
dich bei uns im Bundesbüro wir vermitteln euch ☺.<br />
Und für alle anderen: Meldet euch direkt bei uns im<br />
Bundesbüro!<br />
Rote Falken Österreich, 0664/885 408 76,<br />
rote.falken@kinderfreunde.at (Bettina Heim)
Rote Falken 17<br />
jahr des camps<br />
Ein kleiner Rückblick auf <strong>2016</strong><br />
Und plötzlich ist das Jahr des Camps vorbei. Ja, das ist traurig, aber<br />
wir blicken zurück auf drei tolle, erlebnisreiche Camps. Vom PfiLa<br />
haben wir in der letzten Ausgabe schon berichtet und hier die Berichte<br />
vom Sommerlager und IFM-Camp. Danke an alle, die mit dabei<br />
waren und das alles ermöglicht haben! Freundschaft und dran<br />
denken: Nach dem Camp ist vor dem Camp! (Das Sommerlager<br />
2017 findet vom 15. bis 29. Juli statt)<br />
Döbriach Sommerlager<br />
So ein Sommerlager ist wie immer, aber doch immer ganz besonders!<br />
Dieses Jahr hat der MinisterInnenrat viel über gesunde Ernährung<br />
vs. Zugang zu Süßigkeiten diskutiert. Das Volk der Kinderrepublik<br />
hat für eine „All-in-one-Party“ gestimmt. Und mit einem<br />
kleinen aber feinen pädagogischen Team und der Mithilfe aller<br />
Gruppen wurden der Kreativvormittag und die Öffentlichkeitsaktion<br />
umgesetzt. In der zweiten Woche war es dann etwas ruhiger<br />
(viele waren schon am IFM Camp). Aber wir haben gehört, dass<br />
Camp mal für sich zu haben und nicht ständig von Programm zu<br />
Programm zu hetzen, war sehr fein!<br />
IFM Camp <strong>2016</strong><br />
2.500 Menschen (davon knapp 200 aus Österreich) trafen sich von<br />
23. Juli bis 5. August am Willy-Brandt-Zeltlagerplatz in Reinwarzhofen.<br />
Hier ein extrem kurzer Rückblick:<br />
Erinnerungen der Kids<br />
Mit vielen Jugendlichen im Dorf zu sein ist richtig cool. Da gibt’s immer<br />
was zu sehen, entdecken, Blödsinn zu machen aber auch ganz viel zu<br />
lernen. Um 23.00 Uhr ins Zelt zu müssen war … nicht so toll!<br />
Erinnerungen der Jugendlichen<br />
Ähmm,… ja,… also… Das ist jetzt fast alles zensiert, denn „was am IFM-<br />
Camp passiert bleibt am IFM-Camp“. Aber wir wissen jetzt:<br />
• Camp-Demokratie ist anstrengend, aber Erfolg bringend<br />
• „Heute gehen wir früher schlafen“ ist eine Erfindung der Lügenpresse<br />
• Unser Selbstbewusstsein ist einen Kilometer gewachsen.<br />
Erinnerungen der BetreuerInnen<br />
HelferInnenbesprechung im Dorf, Dorfparlament, Morgenkreis, Stadt-<br />
Parlament, Technik-Sitzung, Head of Delegation Meeting, Meeting<br />
„Pervention of Sexual Violence“, Treffen der Gruppen aus Österreich,…<br />
Einen längeren Reisebericht findet ihr auf www.rotefalken.at und<br />
weitere Erinnerungen und Fotos vom Camp, Ergebnisse der Workshops,<br />
die Camp-Zeitung und Camp-News könnt ihr am Blog der<br />
IFM ansehen www.welcome2anotherworld.org.<br />
Lustig war's – und das<br />
ist der Beweis :)
So<br />
verändern<br />
wir die Welt<br />
Mehrjahresthema<br />
o verändern<br />
wir die Welt<br />
Wir schreiben das Jahr <strong>2016</strong>. In ganz Österreich haben die Kinderfreunde-Gruppen und<br />
deren Einrichtungen, sowie die Roten Falken in vielen Schritten den Kampf gegen das die<br />
Welt beherrschende große Monster und seine Gehilfen „Kauf-halt-was“, „Ist-halt-so“<br />
und „Muss-so-sein“ aufgenommen und mit über 1000 Projekten, sogenannten „Schritten“,<br />
die Welt zum Besseren verändert. Viele Menschen konnten aus den Fängen des<br />
Monsters befreit werden. Gemeinsam haben wir Leuchttürme errichtet, die uns anhand<br />
unserer Werte den Weg in eine bessere Welt weisen.<br />
Wir haben „monsterfreie Zonen“ geschafften und Alternativen<br />
aufgezeigt. Doch wenn wir uns umsehen, dann müssen wir<br />
feststellen: Das Monster ist immer noch da. Überall herrscht Krieg,<br />
Ausbeutung und Armut. Auch seine Gehilfen „Kauf-halt-was“, „Isthalt-so“<br />
und „Muss-so-sein“ spuken noch herum und wenn wir<br />
nicht aufpassen, dann fallen auch wir selbst ganz rasch wieder in<br />
alte Muster zurück. Es ist daher höchste Zeit, wieder etwas zu tun!<br />
Es ist Zeit für: Hand, Herz und Hirn, den dritten Teil unserer Kampagne.<br />
Ab sofort bei euren Kinderfreunde und Falken Gruppen.<br />
So verändern wir die Welt – mit Hand, Herz und Hirn<br />
Auch im dritten Teil der „Mehrjahrestrilogie“ geht es darum, die<br />
Welt zu verändern. Nicht nur das Monster hat Gehilfen, auch wir<br />
haben uns dieses Mal Verstärkung in Form von drei Helferlein<br />
geholt: Hand, Herz und Hirn werden uns dabei unterstützen, das<br />
Monster in seine Schranken zu weisen und selbst dabei immun<br />
gegen die Angriffe der Monstergehilfen zu werden. Das ist gar nicht<br />
so einfach. Denn ähnlich wie ein Chamäleon wechselt das Monster<br />
ständig seine Erscheinung und seine Strategien. Wir müssen daher<br />
sehr achtsam sein und auch mal hinterfragen, ob sich nicht in die<br />
eine oder andere Angewohnheit schon einer der Gehilfen Handlungsraum<br />
verschafft hat. Herz, Hand und Hirn werden uns dabei<br />
helfen, auch hinter jeder noch so bunten und lieblichen Fassade<br />
oder Tarnung die Monstergehilfen zu entdecken: So verändern wir<br />
die Welt – mit Hand, Herz und Hirn. Dazu haben wir uns viel vorgenommen.<br />
Jedes dieser Helferlein steht für ein Aktionsfeld, in dem<br />
wir bis zur nächsten Aufbruch Tagung im Jahr 2020 aktiv werden<br />
wollen.
Thema 19<br />
Hand<br />
Steht für Methoden. Wir wollen alle Kinderfreunde Strukturen dazu ermächtigen, sich mit uns als<br />
Organisation auseinanderzusetzen. Wir werden Unterlagen ausarbeiten, um tatsächlich allen Gruppen<br />
unsere Grundlagen zu vermitteln. Dazu werden wir Schulungsveranstaltungen anbieten und<br />
wir werden ein Konzept für einen Kinderbeirat erarbeiten, der bei wichtigen Entscheidungen der<br />
Kinderfreunde miteingebunden wird.<br />
Herz<br />
Steht für die Freundschaft. Freundschaft verbindet und steht für den Umgang, den wir untereinander<br />
pflegen. Unsere Beziehungen zueinander sind freundschaftlich. Eigentlich kein Platz für „Mussso-sein“<br />
und „Ist-halt-so“. Sowohl im Umgang untereinander in der Gruppe oder im Verhältnis BetreuerIn<br />
und Kinder. Um diese Freundschaften zu vertiefen haben wir ein „Freundschaftsbuch“ entwickelt,<br />
dass ab 2017 in den Gruppen, unseren Einrichtungen, bei unseren Camps oder wo auch immer<br />
Kinderfreunde oder Falken einander treffen, verwendet werden kann. Dieses „Freundschaftsbuch“<br />
wird viele lustige und spannende kooperative Aufgaben und Aktivitäten enthalten. Ein weiteres<br />
Highlight stellt in diesem Zusammenhang das von uns entwickelte kooperative Brettspiel „Verändern<br />
wir die Welt“ dar. Dieses wird ab Mitte Oktober im Organisationsshop der Kinderfreunde erhältlich<br />
sein.<br />
Hirn<br />
Hier geht es um Positionsfindung. Dazu werden Fachtagungen abgehalten, die als Kick-offs für die<br />
weitere inhaltliche Auseinandersetzung dienen sollen. Mit der „Max-Winter-Tagung“ wurde dieser<br />
Prozess zum Thema „Bildung“ bereits gestartet. Weitere ähnliche Formate zu den Themen<br />
„Kinderrechte“ und „Familie“ werden folgen. All diese Erkenntnisse sollen in einem neuen<br />
pädagogischen Grundsatzprogramm zusammengefasst werden.<br />
Nachdem wir in den ersten beiden Teilen unseres Mehrjahresthemas<br />
vor allem den Finger auf Missstände gelegt haben und versucht<br />
haben, Alternativen aufzuzeigen, geht es nun ans Eingemachte:<br />
Es geht um Selbstreflexion und somit letztendlich um eine<br />
Überprüfung unseres Handelns. Denn wir haben Werte und danach<br />
wollen wir handeln. So verändern wir die Welt. Mit Herz,<br />
Hand und Hirn!<br />
Martin Müller<br />
Auf der Homepage www.veraendernwirdiewelt.at findest<br />
du mehr Informationen und aktuelle Materialien zum<br />
Mehrjahresthema. Dort gibt es auch diverse Logos und<br />
Grafiken zum Downloaden. Die Freundschaftsbücher<br />
werden Anfang 2017 an die Gruppen und Einrichtungen<br />
ausgegeben. Jede Gruppe bzw. Einrichtung erhält ein<br />
individuelles personalisiertes Exemplar.<br />
Last Call zur Einreichung<br />
eurer Projekte für den<br />
Anton-Tesarek-Preis <strong>2016</strong><br />
Jedes Jahr vergibt die Bundesorganisation den Preis für<br />
außerordentliche Projekte der Kinder- und Jugendgruppen.<br />
Er soll die pädagogische Arbeit in den Gruppen und<br />
Einrichtungen der Kinderfreunde Österreich, die sich an den<br />
Kinderfreunde-Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit,<br />
Solidarität, Vielfalt und Frieden orientiert, anerkennen und<br />
fördern.<br />
Benannt ist der Preis nach Anton Tesarek, der 1925 die Roten<br />
Falken gründete.<br />
Zu Jahresende wählt der Bundesvorstand der Kinderfreunde<br />
aus den Einreichungen drei Gewinner-Projekte aus, die dann<br />
in feierlichem Rahmen ihre Preise erhalten. Einreichen kann<br />
jede Gruppe (ob Ortsgruppe oder Einrichtung) ganz einfach<br />
mit dem Tesarek-Formular.<br />
Einsendeschluss: 1. Dezember <strong>2016</strong><br />
Nähere Infos:<br />
http://www.kinderfreunde.at/Tesarekpreis<br />
martin.mueller@kinderfreunde.at, Tel. 01/5121298-53
20 Familien<br />
Family<br />
Lessons<br />
Geschichten aus dem Eltern-Alltag<br />
von Sylvia Kuba<br />
schnell<br />
Zeit Paradoxon<br />
Die „Family Lessons“ erscheinen auf<br />
dem Blog sylviakuba.at. Sie zeigen<br />
das Leben unter Kindern in lustigen<br />
Statistiken und Grafiken. Weil Elternsein<br />
eben sauanstrengend, aber auch<br />
verdammt lustig ist. Und weil das Zusammenleben<br />
besser klappt, wenn<br />
man ab und zu über sich selber lacht.<br />
Tempo der Kinder<br />
Eile der Eltern<br />
tralala ur stress<br />
x 8:00 Uhr<br />
Montag Morgen<br />
skuba<br />
sylviakuba.at<br />
Daddy Cool<br />
Andreas & Theo<br />
Das Einschlafen war nicht einfach, war es doch ein besonders<br />
aufregender Tag, der erste Zoobesuch. Wie du in meinem Arm<br />
immer schwerer wurdest und deinen Mund noch das<br />
Milchbärtchen zierte, überlegte ich: Wo war der Anfang des du<br />
und ich? Als mir bewusst wurde, dass du am Weg bist? Keine<br />
Ahnung! Auch wenn Mann sich noch so bemüht, die neun<br />
Monate deiner Anreise gehören dir und deiner Mama. Bei der<br />
Ultraschalluntersuchung, wo ich feststellte, dass wir beide einen<br />
sehr ähnlichen Haaransatz haben? Der Tag deiner Geburt,<br />
als ich dich im OP das erste mal im Arm hielt, ich glaube, da war<br />
er, der Moment wo ein Funke von dir zu mir flog und etwas<br />
Besonderes begann.<br />
Du bist mein zweites Kind und jeder Handgriff, jedes Tun fühlt<br />
sich vertraut und doch so ungewohnt an. Zum Einen sind es die<br />
neuen „Regeln“ im Umgang mit Säuglingen – man salbt keinen<br />
Hintern mehr ein, man gibt kein Öl ins Badewasser, man bietet<br />
keinen Tee zum Trinken an… – zum Anderen bist es du. Du mit<br />
deinen großen, beobachtenden Augen, mit deinem<br />
umwerfenden Lachen, deiner Beharrlichkeit, mit der du ein Ziel<br />
verfolgst, deinem Zorn und deiner Neugierde. In vielem erkenne<br />
ich deine Mama, deine Schwester oder mich wieder, aber du<br />
bist THEO eine eigene kleine aber starke Persönlichkeit. Jetzt<br />
bist du schon fast sieben Monate und stürzt dich mit Mut und<br />
Kühnheit in jeden Tag: „Wie entkomme ich vom Wickeltisch“,<br />
„auf der Spieldecke herumturnen“, „Regalfächer ausräumen“<br />
und „Papier zerreissen und essen“ – stets auf die schützenden<br />
und stützenden Hände deiner Familie bauend.<br />
Es ist für mich eine Freude, dich auf deinen Abenteuern zu<br />
begleiten und dabei zu beobachten wie du staunst, begreifst,<br />
erfühlst und erlebst. Deine Uneingenommenheit die Welt zu<br />
erfahren und zu begreifen wird mich wieder lehren, die Welt<br />
durch Kinderaugen zu sehen und das ein oder andere zurecht<br />
zu rücken.<br />
Andreas & Theo
Familien 21<br />
Martin (5): „ich<br />
bin zwar nicht<br />
getauft, dafür aber<br />
geimpft!“<br />
„Rote FalkInnen heraus…“<br />
„Wenn ein Baby zu früh<br />
geboren wird, dann kommt es<br />
in den Brotkasten“, erklärt<br />
der 6-jährige Rene seiner<br />
Freundin.<br />
Das neue Regenoutfit hält was es verspricht…<br />
Wir machen uns die Welt<br />
wie sie uns gefällt!<br />
„Papi, welche ist deine<br />
Lieblingsrichtung – vorne, hinten,<br />
links oben in der Ecke, rechts oder<br />
schräg?“ fragt der 7-jährige Luis<br />
seinen Papa.<br />
Die zweijährige Ida sitzt mit ihrer<br />
Mama am See und beobachtet<br />
Enten und Schwäne. „Wo schwimmen<br />
die Enten hin Ida?“ Ida: „In<br />
Urlaub!“ Idas Mama: „Was machen<br />
die Enten im Urlaub?“ Ida:<br />
„Schwäne füttern!“
22 Leben<br />
Da ist's immer lustig!<br />
vorarlberg<br />
Weiterentwicklung als Grundsatz unserer Arbeit<br />
Seit 20 Jahren bieten die Kinderfreunde Vorarlberg Betreuungseinrichtungen für Kinder im Alter von 15<br />
Monaten bis zum Kindergarteneintritt an. Jährlich werden rund 200 Kinder begleitet und 50 Mitarbeiterinnen<br />
beschäftigt. Mit Angelika Fußenegger (Unternehmenskulturentwicklung) wurden über einen<br />
Zeitraum von mehreren Jahren Werte und Leitsätze erarbeitet, die sich wie ein roter Faden durch die<br />
tägliche Arbeit mit den Kindern und Eltern ziehen. Im Sommer hat auf Führungsebene ein Seminar<br />
stattgefunden, um diese Werte und Leitsätze auf ihre Aktualität und Praxisnähe zu überprüfen. Ein<br />
weiterer Schwerpunkt war die Aktualisierung des pädagogischen Konzepts, welches noch mehr Qualität<br />
in die tägliche Arbeit bringen soll. Entwickelt wurde das Konzept von unserer langjährigen Mitarbeiterin<br />
Caroline Bégin, Kindergartenpädagogin und Leiterin der „Villa Wichtl“, bei der wir uns sehr herzlich für<br />
dieses – ehrenamtliche – und große Engagement bedanken!<br />
s<br />
OBERösterreich<br />
Kinderfreunde Linz luden zur „Summeraction“<br />
Die Summeraction der Linzer Kinderfreunde fand heuer zum ersten<br />
Mal statt. Unter dem Motto „Neun Wochen Ferien, neun kostenlose<br />
Angebote“ erhielten Kinder und Familien zwischen dem 16. Juli und<br />
dem 19. September <strong>2016</strong> Einladungen zu tollen Freizeitaktivitäten,<br />
umgesetzt von 25 ehrenamtlich Aktiven. „Die Summeraction wurde<br />
ganz bewusst als kostenloses Angebot für Kinder und Familien konzipiert.<br />
Wir wollen, dass echter Sommerspaß keine Frage der Geldbörse<br />
ist“, so Markus Benedik, der Geschäftsführer der Linzer Kinderfreunde.<br />
So passt die Summeraction perfekt zum Jahresthema der Linzer<br />
Kinderfreunde, das heuer unter dem Titel „Hier verändern wir die Welt“ läuft. Vom gemeinsamen Spielen<br />
über Bastelangebote, gemeinsame Picknicks bis hin zum Wasserspaß im Freibad war alles dabei. Mit dem<br />
Summeraction-Sammelpass gab es ab drei besuchten Terminen sogar ein kleines Geschenk.<br />
Foto: KF Linz<br />
Unser Kinderfreunde<br />
Österreich<br />
kärnten<br />
„Kraft Tanken“ am Faaker See<br />
In der Woche vom 11. bis 17. Juni <strong>2016</strong> fand das Projekt<br />
„Kraft Tanken“ für Alleinerzieherinnen im Kinder- und<br />
Jugenderlebnishotel Drobollach statt. In Kooperation<br />
mit der Volkshilfe Kärnten und den Kinderfreunden<br />
Kärnten konnte acht Müttern und ihren Kindern ein<br />
schöner Urlaub ermöglicht werden. Um die Mütter<br />
ein wenig zu entlasten, wurde für die Kinder eine<br />
ganztägige Betreuung zur Verfügung gestellt. Des<br />
Weiteren hatten die Alleinerzieherinnen die Möglichkeit,<br />
psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen. Bei<br />
herrlichem Sommerwetter wurde gebadet, gespielt und<br />
gebastelt. Mit dem Besuch im Tierpark Rosegg sowie in<br />
der Kärntentherme konnten dann auch die Regentage<br />
überbrückt werden. Zum Abschluss der Woche wurde<br />
bei einem gemütlichen Lagerfeuer gemeinsam getanzt<br />
und gesungen. „Kraft Tanken“ war eine unterhaltsame<br />
Woche für die Mütter und Kinder, um neue Kontakte zu<br />
knüpfen, sich<br />
auszutauschen<br />
und zu erholen.<br />
Ein interessantes<br />
Projekt,<br />
welches auch<br />
im nächsten<br />
Jahr wieder<br />
stattfinden wird.<br />
Foto: KF Stmk/Nikola Milatovic<br />
WIEN<br />
Kinderfreunde und ÖBB<br />
starten ein weiteres<br />
gemeinsames Familienprojekt<br />
in ganz Österreich<br />
Im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie bieten die ÖBB seit heuer gemeinsam<br />
mit den Kinderfreunden während längerer Ferien und an etlichen schulfreien<br />
Einzeltagen an Standorten in ganz Österreich (Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck,<br />
Villach, Graz) Ferienbetreuung für Kinder von ÖBB Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
an. Räumlichkeiten, Verpflegung und alles Administrative organisiert<br />
die ÖBB, für das freizeitpädagogische Programm, das standortabhängig ist, ist<br />
die jeweilige Kinderfreunde Landesorganisation verantwortlich. Das Gemeinschaftsprojekt<br />
von sechs Kinderfreunde-Landesorganisationen verspricht durch<br />
unsere freizeitpädagogische Expertise Spaß für Kinder, sorgenfreies Arbeiten für<br />
Eltern und präsentiert die Kinderfreunde als professionellen Partner für österreichweit<br />
agierende Unternehmen.
Salzburg<br />
v v<br />
Gesundheitsförderungsprojekt:<br />
Ein tolles<br />
erstes Jahr<br />
Das erste Jahr des Gesundheits-förderungsprojektes<br />
„G’scheid g’sund“ fand<br />
seinen aktiven, lustigen und<br />
abenteuerlichen Abschluss<br />
für die Familien der teilnehmenden<br />
Kids und Teens Ende Juni im Falkencamp Döbriach. Bei<br />
sommerlichen Temperaturen und Campingaction wurde gespielt,<br />
geplantscht, gelacht und gelaufen. Um das gesunde Wochenende unvergesslich<br />
zu machen, durften beim abendlichen Lagerfeuer – neben<br />
einer Gitarre und vielen Kinderstimmen – Maiskolben, Steckerlbrot<br />
und Folienkartoffel natürlich nicht fehlen. Ab Herbst starten wir in<br />
eine weitere Runde „G’scheid g’sund“ und freuen uns auf ein neues<br />
Jahr mit vielen interessierten und motivierten Kids und Teens!<br />
Wenn du zwischen 6 und 14 Jahre alt bist und Lust hast mitzumachen<br />
– melde dich doch einfach unter: gscheid-gsund@sbg.kinderfreunde.at<br />
oder 0662/455 488. Wir freuen uns auf<br />
dich!<br />
niederösterreich<br />
Familienausflug<br />
nach Carnuntum<br />
mit Erlebnisworkshops<br />
& Familienfest<br />
Im Rahmen eines landesweiten Familienausfluges<br />
luden die Kinderfreunde<br />
Niederösterreich zu einer Abenteuerreise ins<br />
Römerland Carnuntum. „In über 215 Städten<br />
und Gemeinden Niederösterreichs sind Kinderfreundinnen<br />
und Kinderfreunde Jahr für Jahr<br />
ehrenamtlich für Kinder und Familien engagiert.<br />
Mit dem landesweiten Familienausflug sagen wir als<br />
Landesorganisation dafür Danke, indem wir unseren<br />
Stadt- und Ortsgruppen ein spezielles Tagesausflugsprogramm bieten“,<br />
freut sich Landesvorsitzender Bgm. Andreas Kollross über die erneut<br />
gute Beteiligung.Am Vormittag stand das spielerische Kennenlernen<br />
des Lebens in der Römerstadt Carnuntum auf dem Programm. Nach<br />
einem gemeinsamen Mittagessen startete ein Familienfest mit einem<br />
Stationen-Spiel rund um die Kinderfreunde-Werte Solidarität, Freiheit,<br />
Frieden, Vielfalt, Gleichheit. Den Abschluss bildete eine Zaubershow<br />
mit Magic Dominik und Sammy, seinem zaubernden Seehund.<br />
Tirol<br />
Erlebniswochenende<br />
und Ausflug in<br />
den Alpenzoo<br />
Wie jedes Jahr, so auch heuer, hat die Ortsgruppe Pradl/Amras ein<br />
Erlebniswochenende für ihre Mitgliederkinder und kleine FreundInnen<br />
im Zwergerlhaus auf der Hungerburg veranstaltet. Neben dem<br />
Basteln und Toben im und rund um‘s Haus standen eine Fackelwanderung<br />
und ein Lagerfeuerabend am Programm. Dabei wurde an Kinder,<br />
die bereits seit Jahren regelmäßig an den Gruppenstunden und<br />
sonstigen Veranstaltungen teilnehmen, das Blauhemd verliehen.<br />
Für uns als Kinderfreundortsgruppe ein sehr bewegender Abend, da<br />
wir seit Jahren wieder eine Rote Falken Gruppe haben! Des Weiteren<br />
besuchten unsere Minis während einer Gruppenstunde den Alpenzoo,<br />
was sowohl für die Kinder als auch für die BetreuerInnen ein<br />
tolles Abenteuer war. Die Begegnung mit den Tieren und der große<br />
Spielplatz sorgten für glänzende Kinderaugen und der plötzliche<br />
Platzregen noch für den einen oder anderen Nervenkitzel!<br />
Burgenland<br />
NaturforscherInnen-Zeltlager der<br />
Kinderfreunde Siegendorf<br />
Auch heuer wieder fand das traditionelle<br />
Zeltlager der Kinderfreunde<br />
Siegendorf im Pusztahof<br />
statt. Das diesjährige Motto<br />
„NaturforscherInnen" kam bei<br />
den 65 Kindern im Alter von 3<br />
bis 12 sehr gut an. Die Naturwerkstätte<br />
Marz brachte den wissbegierigen Zeltlagerteilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern, mit ihrem „Natur on Tour Mobil“, das Thema<br />
Wald großartig näher. Ein Highlight – wie jedes Jahr – war natürlich<br />
die freiwillige Feuerwehr, die den Kindern die Hitze erträglicher<br />
machte. Am Freitag gab es eine große Grillfeier mit den Eltern, bei<br />
der die Mädchen und Buben ihre Künste an den Trommeln vorführen<br />
durften. Ob Groß oder Klein, alle freuen sich schon wieder auf<br />
das nächste Zeltlager im Jahr 2017.<br />
steiermark<br />
Super Fest zum 70-Jahr-Jubiläum<br />
„Nach dem Motto ‚Kindern Wurzeln und Flügel geben‘ sind wir für<br />
die Familien der Region da“, so Karl Müller, Vorsitzender der Kinderfreunde<br />
Schladming, der mit 77 Ehrenamtlichen aus der Ortsgruppe<br />
und befreundeten Vereinen ein beeindruckendes Fest mit 33 Spiel-,<br />
Kreativ- und Sportstationen auf die Beine stellte. Nebst den kleinen<br />
und großen BesucherInnen waren auch zahlreiche Ehrengäste, allen<br />
voran Expositurleiter Dr. Christian Sulzbacher zum Fest gekommen.<br />
Bürgermeister Ernst Fischbacher brachte die Dachsteinkönigin und<br />
ihre Prinzessinnen mit und von den Kinderfreunden tummelten<br />
sich Landesgeschäftsführerin DIin Barbara Binder und Landevorstandsmitglied<br />
Gottfried Buder im Geschehen. Weitere Highlights<br />
waren noch der hoch dotierte Glückshafen und ein „Dancing Star-<br />
Bewerb“, bei dem sich viele Kinder und auch einige Teenager-Spätlesen<br />
einer strengen Szenewirtenjury stellten.<br />
Leben 23
24 Aktuell<br />
Neuigkeiten & Termine<br />
Was geht ab?! | stmk<br />
Wie Sie Ihr Kind gut beim Erwachsenwerden begleiten können<br />
8. Nov. & 15. Nov. <strong>2016</strong>, 19.00 bis 21.00 Uhr<br />
Gesprächsrunden für Eltern von Jugendlichen ab 10 Jahren,<br />
zweiteilige Veranstaltung.<br />
Kinderfreundehaus, 1. OG, Schlossergasse 4/Tummelplatz, 8010 Graz<br />
Infos & Anmeldung: 0316/82 55 12-21, famak@kinderfreunde-steiermark.at<br />
film ab! Internationales Kinderfilmfestival | oö<br />
12. bis 20. November <strong>2016</strong><br />
Moviemento Kino Linz<br />
Wer Kino mag und sich dafür interessiert, wie Kinder in anderen Ländern leben,<br />
ist beim „Internationalen Kinderfilmfestival“ in Linz genau richtig. Beim Kinderfilmfestival<br />
werden Filme aus aller Welt gezeigt.<br />
Infos: www.kinderfreunde.cc<br />
Elliot, der Zauberelf (Familien-Theaterevent) | stmk<br />
2. Dezember <strong>2016</strong>, 15.30 Uhr<br />
davor ab 14.00 Uhr Spiel & Spaß mit Knax-Klub<br />
(für Kinder von 3 bis 10 Jahren, mit od. ohne Begleitperson)<br />
Volkshaus Wartberg, Dorfstraße 44, 8661 Wartberg<br />
Infos & Anmeldung: 0664/8055329, ekiz-muerztal@kinderfreunde-steiermark.at<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
findest du auf<br />
unserer Website:<br />
www.kinder<br />
freunde.at<br />
Kinderfreunde Musical <strong>2016</strong> | wien<br />
Linas WELT (nur für Kinder ab 6 Jahren)<br />
13./20./27. November <strong>2016</strong>, 11.00 Uhr<br />
4./11./18. Dezember 10216, 11.00 Uhr<br />
im Raimund Theater<br />
Infos & Anmeldung:<br />
Tel. 01/401 25, kind-und-co@wien.kinderfreunde.at<br />
Kostenlose Zählkarten ausschließlich bei den Wiener Kinderfreunden!<br />
Erinnert ihr euch noch an Österreich vor<br />
einem Jahr? Anfang September machten<br />
sich große Gruppen von Flüchtlingen, die<br />
tage- und wochenlang auf dem Bahnhof in<br />
Budapest festsaßen, zu Fuß auf den Weg<br />
nach Österreich. Geflüchtet vor Krieg,<br />
Elend und Perspektivenlosigkeit mussten<br />
sich die Regierungschefs von Deutschland<br />
und Österreich eingestehen, dass diese Bewegung<br />
nicht aufzuhalten war. So taten sie<br />
das einzig Richtige: Sie ermöglichten diesen<br />
Menschen die sichere und menschenwürdige<br />
Durch- und Weiterreise in unser<br />
Land. Wir Kinderfreunde halfen dabei, an<br />
den Grenzen, auf den Bahnhöfen, in Traiskirchen<br />
und an vielen Orten, an denen wir<br />
diesen Menschen als Menschen begegnet<br />
sind und sie willkommen hießen.<br />
Heute erklären uns Jungminister und Landesfürsten,<br />
dass diese „Willkommenskultur“<br />
ein Fehler gewesen sein soll. Das kann<br />
ich so nicht stehen lassen: Ich bin im letzten<br />
Herbst hunderten geflüchteten Kindern<br />
in unserem connect.family.day.center am<br />
Wiener Westbahnhof begegnet. Besonders<br />
entsetzt hat mich ihr Schuhwerk mit<br />
dem sie hunderte Kilometer querfeldein<br />
zurückgelegt hatten: Flip-Flops, Badeschlapfen,<br />
teilweise waren sie barfuß. Sofort<br />
kamen mir die ArbeiterInnenkinder im<br />
Jahr 1908 in den Sinn, die barfuß oder in<br />
zerschlissenen Schuhen im Winter auf der<br />
Straße spielten. Sie waren mit ein Grund,<br />
warum die Kinderfreunde vor über 100<br />
Jahren gegründet wurden. Wir haben damals<br />
geholfen und wir tun es heute. Wir<br />
kümmern uns um ArbeiterInnenkinder aus<br />
Simmering und genauso um Flüchtlingskinder<br />
aus Aleppo. Weil das die Jahrhundertidee<br />
der Kinderfreunde ist. Und dass die<br />
kein Fehler ist, das wissen wir.<br />
Love is in the air…<br />
Unsere Bundesfalkensekretärin, Betty Schinninger hat am<br />
11. September mit ihrem Graufalken und oberösterreichischen<br />
Kinderfreund Gerhard Heim Hochzeit gefeiert. Wir gratulieren<br />
den beiden aller herzlichst und wünschen ihnen viele, viele<br />
glückliche Jahre voller Liebe, Freundschaft und Abenteuer.<br />
Daniel Bohmann<br />
Bundesgeschäftsführer der<br />
Österreichischen Kinderfreunde
Leben 25<br />
Sigrid Eyb-Green<br />
Die Sonnenschaukel<br />
Verlag Jungbrunnen <strong>2016</strong>, ISBN 978-3-7026-<br />
5902-8, ab 4 Jahren<br />
Ein Kunstwerk<br />
zum immer<br />
wieder Staunen<br />
und Entdecken:<br />
Vier Zwerginnen<br />
ziehen im Garten<br />
ein, zwischen<br />
Lauch, Kohl und<br />
Zuckererbsen.<br />
Sie nehmen<br />
uns mit durch<br />
das Jahr – jede hat ihre ganz eigenen<br />
Besonderheiten und doch gehören sie<br />
untrennbar zusammen. Der Jahreskreislauf<br />
ist ein wiederkehrendes Thema und<br />
begleitet Kinder oft durch ihre gesamte<br />
Kindergarten- und Schulzeit. „Die<br />
Sonnenschaukel“ ist ein Jahreszeiten-<br />
Bilderbuch der ganz besonderen Art: Ein<br />
poetischer, gereimter Text mit brillanten,<br />
detailreichen Illustrationen – Seite für Seite<br />
eine Überraschung!<br />
Armin Kaster<br />
Ferdi, Lutz und ich auf<br />
Klassenfahrt<br />
Verlag Jungbrunnen <strong>2016</strong>, ISBN 978-3-7026-<br />
5903-5, ab 8 Jahren<br />
Wenn diese drei Burschen<br />
unterwegs<br />
sind, ist das Chaos<br />
vorprogrammiert!<br />
Diesmal verschlägt<br />
es die drei Stadtkinder<br />
aufs Land, denn<br />
Ferdi, Lutz und ich<br />
sind auf Klassenfahrt.<br />
Und die ist alles andere als erholsam:<br />
Auf der ersten Wanderung verirren<br />
sie sich, beim Bootfahren werden sie fast<br />
von Bremsen totgebissen und schrammen<br />
knapp am Ertrinken vorbei; Oma, die<br />
auch mitgefahren ist, fällt bei der Nachtwanderung<br />
in einen Ameisenhaufen und<br />
verknallt sich dann auch noch in den Busfahrer…<br />
Da hilft wirklich nur noch ein Riesen-Eisbecher<br />
mit allem Drum und Dran.<br />
Purer Lesespaß – witzig illustriert von Susanne<br />
Göhlich!<br />
Robert Klement<br />
Halbmond über Rakka –<br />
Verführung Dschihad<br />
Verlag Jungbrunnen <strong>2016</strong>, ISBN 978-3-7026-<br />
5907-3, ab 13 Jahren<br />
Endlich ein neuer<br />
Roman von Robert<br />
Klement: Spannend<br />
beleuchtet er ein<br />
brandaktuelles Thema<br />
aus verschiedenen<br />
Perspektiven! Nicos<br />
frühere Freundin Leila<br />
ist von zu Hause abgehauen<br />
und in den Dschihad nach Syrien<br />
gezogen. Wie konnte das geschehen, ohne<br />
dass jemandem in der Klasse etwas aufgefallen<br />
war? Als Nico Nachforschungen<br />
anstellt, trifft er Ahmed, mit dem er früher<br />
Fußball gespielt hat. Ahmed und seine<br />
Freunde sind ihm sympathisch und er<br />
verbringt gerne Zeit mit ihnen. Doch dann<br />
gerät Nico immer tiefer ins Netz radikaler<br />
Islamisten und gleichzeitig ins Visier des<br />
Staatsschutzes. Und schließlich will er mit<br />
Ahmed nach Syrien reisen…<br />
Diese und weitere Bücher aus dem Verlag Jungbrunnen sind zu bestellen unter http://www.kinderfreunde.at/Shop2/Kinder-und-Jugendbuecher.<br />
Nachgelesen<br />
im Archiv<br />
1990 - Im Falkencamp wird die<br />
„Kinder-Universität“(KUNI) erfunden<br />
Die Idee entstand im Falkencamp Döbriach eigentlich schon ein<br />
Jahr vorher. Unter der Leitidee „was ich kann, das zeig ich dir“<br />
wurden Kinder angeregt, das eigene Know-How in einer Art<br />
„Kurssystem“ anderen Kindern anzubieten. 1990 war das Modell<br />
bereits verfeinert und die KUNI wurde zum festen Bestandteil der<br />
pädagogischen Camp-Konzeption: „KUNI nennen wir die<br />
Sammlung aller Aktivitäten und Projekte im Camp, die wir<br />
gemeinsam durchführen können. Dabei spielt es keine Rolle, ob<br />
diese Aktivitäten vom pädagogischen Team oder von den BetreuerInnen<br />
oder von den Kindern kommen.“<br />
Auszug KUNI-Kurs-Liste 1990:<br />
• Traktorfahren für Mädchen<br />
• Teppich weben<br />
• Spielen mit dem<br />
Fremdwörterlexikon<br />
• Floßbau<br />
• Massagekurs<br />
• Fußball für Mädchen<br />
• Kinderrechte<br />
• Lateinamerikanische Volkstänze<br />
• Klecksi Kurs<br />
Mehr als 10 Jahre lang wurden im<br />
Falkencamp KUNI-Kurse entwickelt<br />
und angeboten. Die beliebten Kleingruppenprojekte<br />
(Mehrtageswanderung zum Stützpunktlager, Rad-, oder<br />
Kanutour) konnten als KUNI-Kurse kostenlos „gebucht“ werden.<br />
Alle Angebote verfolgten einen emanzipatorischen Lernansatz,<br />
wobei der Spaß-Faktor an vorderster Stelle stand. Auch Camp-<br />
MitarbeiterInnen wurden ins KUNI-System mit einbezogen. So<br />
wurde in der Camp-Werkstätte ein Kurs „Schweißen für Mädchen“<br />
angeboten und in der Wäschekammer gab es „Bügeln für<br />
Buben“.<br />
Heute wird die Idee der Kinderuniversität durchaus erfolgreich<br />
von verschiedenen Bildungs- und Forschungseinrichtungen,<br />
Museen und wissenschaftlichen<br />
Instituten oder Firmen aufgegriffen.<br />
Kinder erhalten im Rahmen von<br />
Ferienspielen vielerlei Möglichkeiten,<br />
in spielerischer Form dort zu<br />
„schnuppern, wo das Wissen zuhause<br />
ist“. Schade, dass damit der<br />
emanzipatorische KUNI-Gedanke<br />
aus der Falkencampzeit dem<br />
Gedanken des „Doktorhutes für<br />
Volkschulkinder“ Platz gemacht hat.<br />
Ernst Pürstinger
Ein Netz für<br />
Kinderrechte<br />
Der 20. November ist bei uns Kinderfreunden eines der wichtigsten Daten<br />
im Jahreskreis: Wir feiern den Internationalen Kinderrechtetag.<br />
Kinderfreunde-Gruppen landauf, landab packen rund um den 20. November<br />
ihre sieben Zwetschgen zusammen und gehen auf die Straße, um sich für<br />
die Rechte der Kinder stark zu machen.<br />
Aber sind nicht eh schon alle Kinderrechte umgesetzt?<br />
Leider nein. Weltweit werden die Rechte von Kindern jeden Tag<br />
und in vielfältigster Weise verletzt: Kinder erleben Krieg,<br />
werden nicht ausreichend medizinisch versorgt, werden Opfer<br />
von Gewalt, leiden Hunger, sind zum Arbeiten gezwungen und<br />
sterben an leicht heilbaren Krankheiten – von Mitsprache,<br />
Bildung und Teilhabe einmal ganz zu schwiegen. Aber auch in<br />
unserem Land ist noch viel zu tun: Das Recht auf Bildung<br />
beispielsweise muss für alle Kinder gleich gelten, auch für<br />
Flüchtlingskinder und –jugendliche. Kinder müssen mitreden<br />
dürfen, wenn es um ihre Interessen wie zum Beispiel in der<br />
Stadtplanung oder in Schulfragen geht. Und die Beseitigung<br />
von Kinderarmut und den damit einhergehenden schlechten<br />
Zukunftschancen ist für die Umsetzung der Kinderrechte ganz<br />
wesentlich.<br />
Kinderrechte-Aktion <strong>2016</strong><br />
Heuer werden überall in ganz Österreich Netze für Kinderrechte<br />
gespannt. Gemeinsam mit den Kindern in den Kinderfreunde-<br />
Gruppen zeigen wir damit, dass Kinder Rechte haben und dass<br />
wir an ihrer Seite stehen, wenn es darum geht, diese endlich<br />
umzusetzen.<br />
Wenn du eine Kinderrechte-Aktion unterstützen magst, melde<br />
dich in deiner Landesorganisation.<br />
Alle weiteren Infos, Vorlangen zum Ausdrucken,<br />
Tipps und Materialien findest du unter<br />
www.kinderfreunde.at/kire<br />
entgeltliche Einschaltung
Leben 27<br />
Kopf über!<br />
Gerade hatte die Lehrerin auf dem Baumstamm<br />
Platz genommen, da strömten auch schon die<br />
Schüler und Schülerinnen herbei. Neben Juri, dem<br />
kleinen Erdmännchen, suchte sich gerade Sasu, der<br />
Papagei, seinen Platz. Ein Stück weiter trabte<br />
Luchs-Mädchen Nila herbei und ließ sich neben<br />
Jamo, dem kleinen Schimpansen, nieder. Als letztes<br />
hüpfte noch Lana, das Känguru-Mädchen, auf<br />
ihren Platz.<br />
Am ersten Tag nach den Ferien war alles wieder wie<br />
neu in der Zoo-Schule, so dass die Lehrerin den<br />
Ablauf noch einmal erklärte. „Wir werden also ab<br />
sofort alle Aufgaben in der Schule erledigen“, beendete<br />
die Eule schließlich ihre Ausführung. Die Tierkinder<br />
machten ganz große Augen. Keine Bücher,<br />
Hefte und Stifte mehr schleppen?<br />
Juri hüpfte aufgeregt auf seinem Platz hin und her.<br />
Als Erdmännchen hatte er es ja nicht leicht alles<br />
herum zu tragen. Auch Papagei Sasu krächzte laut<br />
vor Begeisterung. Bloß Känguru-Mädchen Lana<br />
schaute etwas bedrückt drein. Was dies wohl zu<br />
bedeuten hatte?<br />
Am nächsten Tag eilten die Schüler und Schülerinnen<br />
erneut herbei, um Neues über die Welt zu lernen.<br />
Wieder merkte die Lehrerin, dass Lana etwas<br />
niedergeschlagen wirkte. „Was beschäftigt dich<br />
denn?“ fragte sie deshalb das kleine Känguru nach<br />
dem Unterricht. „Es geht um meine Mama“, erwiderte<br />
Lana. „Sie hat mir dieses Jahr lauter schöne<br />
neue Stifte und Bücher geschenkt. Und jetzt soll ich<br />
alles immer in der Schule lassen?“ Die Eule verstand<br />
die Sorge ihrer Schülerin. Schließlich wollte<br />
sie ihre Mutter nicht enttäuschen.<br />
Etwas besorgt verabschiedete sich die Lehrerin von<br />
Lana. Das kleine Känguru sah ganz schön wackelig<br />
aus, wie sie mit voll gefülltem Beutel nach Hause<br />
hüpfte. Sie hatte sich nicht davon abbringen lassen<br />
ihre Bücher und Stifte mitzunehmen.<br />
Einige Momente später hörte die Lehrerin plötzlich<br />
ein lautes Krächzen von Papagei Sasu. „Lana!“<br />
jauchzte auch Jamo aufgeregt. Schnell flatterte die<br />
Eule in die Richtung des Tumults und erschrak sehr.<br />
Das kleine Känguru war eine Böschung hinunter<br />
gestürzt und hatte sich dort im Gebüsch verfangen.<br />
Sie weinte fürchterlich! Schnell flog die Lehrerin zu<br />
ihr. Auch Jamo war schon nach unten geklettert, um<br />
Lana zu helfen. Gemeinsam konnten sie sie aus<br />
ihrer misslichen Lage befreien.<br />
„Was ist denn passiert?“ fragte die Lehrerin. „Wir<br />
haben ein wenig herum getollt und plötzlich hat es<br />
Lana umgeworfen…“ begann Sasu zu erzählen. „...<br />
und mein Beutel war so voll gefüllt“, beendete Lana<br />
selbst die Erklärung. Sie schaute noch immer etwas<br />
erschrocken drein.<br />
„Also ich glaube, dass es deiner Mama lieber ist, du<br />
lässt deine Sachen in der Schule und kommst dafür<br />
gesund nach Hause“, sprach die Eule in all ihrer<br />
Weisheit.<br />
„Natürlich ist mir das lieber“, ertönte da eine Stimme<br />
aus dem Hintergrund. In der Zwischenzeit war<br />
nämlich auch Lana’s Mutter herbei gehüpft und<br />
hatte das Gespräch mitgehört. „Du lernst so bestimmt<br />
auch genug!“ zwinkerte sie ihrer Tochter zu<br />
und strich ihr tröstend über den Kopf. „Heute hast<br />
du uns sogar schon etwas über die Schwerkraft gelehrt!“<br />
fügte dann die<br />
Eule gutmütig hinzu.<br />
Da begann auch Lana<br />
zu kichern und war sehr<br />
erleichtert, dass sie von<br />
nun an auch ganz unbeschwert<br />
von der Schule<br />
nach Hause hüpfen<br />
konnte.<br />
von Gudrun Kopp<br />
Kinder-, Jugend- und<br />
Familienpsychologin
Das neue<br />
Brettspiel<br />
!<br />
P.b.b. GZ02 Z030918M<br />
Österreichische Kinderfreunde, Rauhensteingasse 5/5, 1010 Wien<br />
Das Spiel ist ab Oktober <strong>2016</strong> im<br />
Organisationsshop der Kinderfreunde erhältlich.<br />
Zu bestellen auf www.kinderfreunde.at oder per<br />
Mail an brettspiel@kinderfreunde.at