Workshops zu Kinderrechten
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<strong>Workshops</strong> <strong>zu</strong>m Thema Kinderrechte<br />
mit Schulklassen & (Hort)Gruppen<br />
Mai 2017<br />
erstellt vom Päd. Büro der Österreichischen Kinderfreunde<br />
1
Impressum:<br />
Österreichische Kinderfreunde Bundesorganisation, Pädagogisches Büro,<br />
Rauhensteingasse 5/5, 1010 Wien<br />
Telefon: 0043 / 1 / 512 12 98 – 0, Mail: paedagogisches-buero@kinderfreunde.at<br />
Redaktion:<br />
Daniela Gruber-Pruner und Simon Walter<br />
Wien, 2017<br />
2
Package<br />
Kinderrechte <strong>Workshops</strong><br />
In diesem Package findest du die verschiedene Einstiegsmethoden <strong>zu</strong>m Thema Kinderrechte und die<br />
Beschreibungen für fünf mögliche <strong>Workshops</strong> für euren Kinderrechte-Tag.<br />
Folgende Einstiegsmethoden werden vorgestellt:<br />
Einstiegsmethoden Kurze Beschreibung Seite<br />
1. Kinderrechte-Memory Mit der Gruppe Memory-Karterln aufdecken und<br />
diskutieren, welche Rechte gemeint sein<br />
können.<br />
2. Traumreise Eine Traumreise ins Land der Kinderrechte wagen,<br />
um eventuell viel Gutes wieder mit<strong>zu</strong>bringen.<br />
3. Ballonfahrt Über das Szenario einer Ballonfahrt, wo Ballast<br />
abgeworfen werden muss, werden die<br />
Kinderrechte priorisiert.<br />
4. Planet Kruziwuz Eine liebe kleine Mitmachgeschichte <strong>zu</strong> den <strong>Kinderrechten</strong><br />
Und die möglichen <strong>Workshops</strong> sind:<br />
Workshop Kürzeste Beschreibung Seite<br />
1. Von <strong>Kinderrechten</strong><br />
hören<br />
Geschichten hören und spielen, um Kinderrechte <strong>zu</strong><br />
verstehen<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
9<br />
2. Gewalt lässt mich<br />
nicht kalt!<br />
3. Was braucht die Puppe?<br />
4. Kinderrechte-<br />
Werbespots erstellen<br />
5. Das Recht von Flüchtlingskindern<br />
Über Gewalt sprechen und mit Liedern, darüber<br />
nachdenken, was man dagegen machen kann<br />
Welche Bedürfnisse haben Kinder? Grundsätzlich<br />
überlegen, welche Rechte Kinder haben sollten<br />
Um Kinderrechte <strong>zu</strong> bewerben, werden hier kreative<br />
kurze Werbespots erarbeitet<br />
Anhand eines Comics mit einer Fluchtgeschichte<br />
sich mit der Realität von Flüchtlingsfamilien auseinandersetzen<br />
und nachdenken, wie man helfen<br />
kann<br />
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20<br />
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24<br />
3
Grundlegende Überlegungen<br />
Vorbereitung/Kontakt <strong>zu</strong> den TeilnehmerInnen:<br />
Die Gruppen/Klassen melden sich im Vorfeld an und bekommen die Information, wann sie<br />
wo sein sollen.<br />
Für jede Gruppe/Klasse gibt es am Veranstaltungsort die Möglichkeit, Jacken und Taschen<br />
ab<strong>zu</strong>stellen oder auf<strong>zu</strong>hängen.<br />
Jede Gruppe/Klasse hat im Vorfeld einen Vorschlag für vorbereitende Methoden bekommen.<br />
Es kann also sein, dass die Kinder Vorwissen mitbringen.<br />
Vorbereitung der <strong>Workshops</strong>:<br />
Die <strong>Workshops</strong> sollten davor gründlich durchgelesen und durchdacht werden. Wichtig ist<br />
mit<strong>zu</strong>denken, was für Diskussionen oder Geschichten es in den Kindern anregt, um darauf<br />
vorbereitet <strong>zu</strong> sein.<br />
Die vorgeschlagenen Workshop-Verläufe können gerne abgeändert werden. Habt dabei das<br />
Zeitmanagement im Auge!<br />
Alle benötigten Materialien liegen bereit.<br />
Mitunter kann es sinnvoll sein, sich davor mit dem Betreuungs-/Lehrpersonal kurz ab<strong>zu</strong>stimmen,<br />
ob es was mit dieser Klasse/Gruppe <strong>zu</strong> beachten gibt. (aber eventuell auch nicht,<br />
um unvoreingenommen <strong>zu</strong> sein)<br />
Während der <strong>Workshops</strong>:<br />
Am Anfang der Veranstaltung bekommt jedes Kind ein Namensschild – das ist außerdem ein<br />
guter Moment, um jedes einzelne Kind <strong>zu</strong> begrüßen. Alle sollten begrüßt werden, ebenso<br />
auch eventuelle „Prominente“ – aber es gibt meistens auch jemanden, der sich extra um die<br />
kümmert.<br />
Am Ende der <strong>Workshops</strong> wird in den <strong>Workshops</strong> oder in noch einem gemeinsamen Moment<br />
aller gerade anwesender Klassen die Kinderrechts-Expert*innen-Urkunde, der Geheimauftrag,<br />
sowie Pickerl des Projektes überreicht und gegeben.<br />
Optional: Es kann durchaus nach den <strong>Workshops</strong> noch eine Zusammenführung geben, bei der<br />
die Klassen/Gruppen sich gegenseitig vorstellen, was sie bearbeitet haben.<br />
Optional: Eine abschließende gemeinsame Aktion, wie das Singen eines Liedes, ist immer<br />
ganz schön.<br />
Nachbereitung der <strong>Workshops</strong>:<br />
Nach jedem Workshop ist ein kurzer Bericht über den Einsatz <strong>zu</strong> machen. Dabei wäre es gut,<br />
auch in wenigen Stichpunkten nieder<strong>zu</strong>schreiben, was für Diskussionen und Themen ihr in<br />
der Gruppe hattet. Außerdem sollten alle Visualisierungen abfotografiert werden.<br />
Wenn ihr einen Workshop mit Verbrauchsmaterialien hattet, gebt kurz Bescheid, wenn das<br />
fast aus ist.<br />
Sollten starke Themen in dem Workshop aufgepoppt sein oder solltet ihr etwas beobachten,<br />
das auf problematische Verhältnisse (Häusliche Gewalt, ...) hinweist, sollte es danach auf jeden<br />
Fall nochmal ein Gespräch mit dem Betreuungs-/Lehrpersonal geben, um eventuelle<br />
Schritte ein<strong>zu</strong>leiten.<br />
4
Einstiegsmethoden:<br />
Diese Einstiegsmethoden sind allesamt auf etwa 20 Minuten hin geplant.<br />
1. Kinderrechte-Memory<br />
Benötigtes Material:<br />
Kinderrechte-Memory<br />
(wenn ihr habt in groß, ansonsten bestellt es auf www.kinderfreunde.at in normaler Memory-Größe<br />
oder ladet es hier http://www.kinderfreunde.at/kr-memory herunter und druckt es<br />
aus)<br />
- es sollten so maximal viele Pärchen aufgelegt werden, wie Kinder anwesend sein<br />
- erfahrungsgemäß schafft mensch in 20 Minuten aber nur 5-6 Kärtchen mit Besprechung<br />
Durchführung:<br />
Alle Kinder sitzen am Boden im Kreis rund um das Kinderrechte-Memory.<br />
Es wird GEMEINSAM gespielt. Das heißt, das erste Kind hebt eine Tafel auf und zeigt sie her. Es wird<br />
überlegt, was man hier sieht und um welches Kinderrecht es sich handeln könnte. Da<strong>zu</strong> sollen die<br />
Kinder den Satz „Alle Kinder (also auch ihr alle) habt ein Recht auf ...“, den der/die Workshopleitende<br />
sagt, beenden.<br />
Dann wird diese Tafel sichtbar auf den Boden gelegt. Nun kommt das nächste Kind an die Reihe und<br />
hebt wieder eine Tafel auf ...<br />
Wenn eine doppelte Tafel aufgedeckt wird, werden die zwei Gleichen einfach übereinander gelegt.<br />
Nach und nach werden verschiedene Kinderrechte thematisiert.<br />
Mögliche Zwischenfragen:<br />
„Ist das bei uns schon verwirklicht?“<br />
„Haben dieses Recht alle Kinder auf der Welt?“<br />
Wenn die Zeit um ist, werden gemeinsam noch die restlichen Tafeln aufgedeckt.<br />
Der/die Workshopleitende sagt, dass das nur ein paar von allen Rechten sind und dass es toll ist,<br />
dass alle Kinder diese Rechte haben.<br />
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2. Traumreise<br />
Benötigtes Material:<br />
Traumreise-Geschichte<br />
Papier und Stifte<br />
Am besten Matten, um es sich gescheit gemütlich <strong>zu</strong> machen<br />
Durchführung:<br />
Der/die Workshopleitende erklärt den Kindern, dass sie sich jetzt gleich auf eine Traumreise<br />
begeben werden und es sich deswegen so gemütlich wie möglich machen sollen. Dann liest der/die<br />
StationsbetreuerIn die Traumreise-Geschichte vor.<br />
Nachdem die Traumreise abgeschlossen ist, wird gemalt. Die Kinder sollen entweder unter dem<br />
Motto „Wenn ich was <strong>zu</strong> sagen hätte“ malen und so zeigen, was sie ändern würden, damit die Welt<br />
ein bisschen mehr, wie das Land der Kinderrechte würde oder aber aufmalen, was sie aus dem Land<br />
der Kinderrechte mitgebracht haben, um das hier und jetzt etwas besser <strong>zu</strong> machen. Diese Bilder<br />
werden dann alle gemeinsam im Workshopraum aufgehängt.<br />
Mögliche Fragen:<br />
„Welche verschiedenen Sachen sind wichtig auf den Bildern?“<br />
„Wie würdet ihr das gerne ändern?“<br />
Traumreise-Geschichte<br />
Lege dich / Setze dich gemütlich und entspannt hin und schließe deine Augen. Atme langsam und<br />
gleichmäßig ein und aus – dein Brustkorb hebt und senkt sich. Du fühlst dich leicht wie auf einem<br />
fliegenden Teppich oder auf einer schaukelnden Wolke und deine Gedanken fliegen einfach davon.<br />
Du schwebst langsam an der Sonne vorbei, ihre Strahlen sind schön warm. Der Wind bläst sanft über<br />
deine Haut und zerzauselt deine Haare. Immer weiter geht die behagliche Reise. Dein Teppich trägt<br />
dich sicher zwischen hohen Baumkronen hindurch und du siehst die glitzernden Blätter im Wind.<br />
Ganz behutsam landest du auf einem Weg. Hier scheint die Sonne am schönsten und überall<br />
wachsen bunte Blumen. Gehe langsam dem Weg nach, bis du an ein großes Tor kommst. Es öffnet<br />
sich von ganz allein. Gleich darauf wirst du von einer freundlichen Gestalt empfangen:<br />
„Hallo, wie schön, dass du da bist. Bei mir sind alle Kinder willkommen, denn du bist hier im Land der<br />
Kinderrechte. Das Wort 'Recht' hat etwas mit Gerechtigkeit <strong>zu</strong> tun und genau darum geht es in<br />
diesem Land: Um Gerechtigkeit für alle Kinder – eben um Kinderrechte. Ich habe sehr gehofft, dass<br />
du kommen würdest. Hast du Lust, dann guck dich doch ein wenig um!“<br />
Denkt mal nach und stellt euch vor: Was gibt es hier im Lande der Kinderrechte <strong>zu</strong> sehen oder <strong>zu</strong><br />
hören? Ob es hier noch andere Kinder gibt – und wie leben sie? Schaue dir alles genau an!<br />
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Nach einer Weile ist es Zeit, das Land der Kinderrechte wieder <strong>zu</strong> verlassen. „Vielleicht besuchst du<br />
mich ja bald mal wieder.“, sagt die freundliche Gestalt, „du kannst kommen, wann immer du willst.<br />
Außerdem kannst du dir natürlich von hier mitnehmen, so viel du willst, um etwas mehr<br />
Kinderrechte mit nach drüben <strong>zu</strong> nehmen.“<br />
Er gibt dir einen Koffer in die Hand, wo sich gut fünf oder sechs Sachen drin ausgehen. Überlege gut<br />
und entscheide weise, was du alles mitnehmen magst. Was können wir gut brauchen, außerhalb<br />
vom Kinderrechteland? Hast du alles eingepackt? Na dann:<br />
Du winkst noch einmal, wanderst durch das Tor hindurch und machst es dir wieder auf dem<br />
fliegenden Teppich bequem. Der Wind hebt dich hoch und du schwebst gemütlich hinauf in den<br />
Himmel durch Bäume, Wolken, vorbei an der Sonne, <strong>zu</strong>rück nach Hause. Jetzt öffnest du langsam die<br />
Augen – da liegst/sitzt du wieder hier und die Fantasiereise ist <strong>zu</strong> Ende!<br />
© Labbe Verlag, aus: www.zzzebra.de<br />
3. Ballonfahrt<br />
Benötigtes Material:<br />
Kärtchen und Stifte<br />
Durchführung:<br />
Zuerst einmal teilen sich die Kinder in verschiedene Kleingruppen auf – pro Gruppe sollten es so vier<br />
bis fünf Kinder sein. Wenn das geschafft ist, soll sich jede Gruppe zehn Kinderrechte aussuchen und<br />
auf Kärtchen schreiben.<br />
Um diese Kinderrechte in die Welt hinein<strong>zu</strong>tragen, begeben sich die Kinder nun auf eine Ballonfahrt.<br />
Mit ihrem Ballon steigen sie hoch in die Luft, aber plötzlich verlieren sie an Höhe. Um wieder<br />
aufsteigen <strong>zu</strong> können, müssen sie nach und nach die einzelnen Kinderrechte über Bord werfen.<br />
<br />
<br />
Welches Recht soll als erstes über Bord gehen?<br />
Auf welches Recht kann danach verzichtet werden?<br />
Die Kinderrechte-Karten werden in der Reihenfolge, in der sie über Bord geworfen werden,<br />
nummeriert. Die erste Karte bekommt die 1, die zweite Karte die 2 usw. Das letzte Recht, das an Bord<br />
bleiben darf, erhält die Nummer 10. Anschließend werden die einzelnen Karten gesammelt und<br />
entsprechend der Nummerierung auf ein großes Plakat geklebt.<br />
Besprecht miteinander:<br />
Welche Rechte wurden als erstes rausgeworfen?<br />
Auf welches Kinderrecht sollte nicht verzichtet werden?<br />
Eine spannende Diskussion ist garantiert.<br />
7
4. Planet Kruziwuz<br />
Benötigtes Material:<br />
Mitmachgeschichte<br />
Durchführung:<br />
Bevor ihr diese Geschichte vorlest, teilt ihr die <strong>zu</strong>hörenden Kinder in 4 Gruppen. Jede Gruppe<br />
bekommt eine der vier Rollen in der Geschichte, ein da<strong>zu</strong> passendes Geräusch und die entsprechende<br />
Bewegung.<br />
Rolle 1: BewohnerInnen von Kruziwuz – Geräusch: „blingbling“, Bewegung: mit den Fingern 2<br />
Fühler/Antennen auf dem eigenen Kopf darstellen<br />
Rolle 2: die Kinderrechte – Geräusch: „jawohl!“, Bewegung: in die Hände klatschen<br />
Rolle 3: Kinder – Geräusch: „juhuu!“, Bewegung: Hände in die Höhe werfen<br />
Rolle 4: Erwachsene – Geräusch: „najanaja“, Bewegung: Kopfschütteln<br />
Wenn die Kinder ihr Stichwort hören, während die Geschichte langsam vorgelesen wird, sollen sie<br />
laut ihr Geräusch und die da<strong>zu</strong>gehörige Bewegung machen.<br />
Nachdem die Geschichte so durchgespielt ist, redet ihr mit den Kindern darüber, welche Kinderrechte<br />
alle in der Geschichte vorgekommen sind und ob das in Österreich / in ihrem Umfeld auch manchmal<br />
nicht eingehalten wird.<br />
Der Planet Kruziwuz<br />
Auf dem Planet Kruziwuz sind die Kinderrechte schon lange umgesetzt.<br />
Auf Kruziwuz ist ganz klar, dass Kinder und Erwachsene gleichberechtigt sind. Wenn also etwas<br />
ausgemacht werden muss, setzen sich Erwachsene und Kinder <strong>zu</strong>sammen und überlegen<br />
gemeinsam die beste Lösung.<br />
Die BewohnerInnen von Kruziwuz finden es sehr seltsam, dass auf anderen Planeten Kinderrechte<br />
von vielen nicht einmal gekannt werden oder noch schlimmer: nicht eingehalten werden:<br />
Viele Kinder können dort nicht <strong>zu</strong>r Schule gehen und haben keine Bildung, um sich einen Beruf<br />
suchen <strong>zu</strong> können.<br />
Viele Kinder sind auf der Flucht vor Kriegen, werden dabei oft von ihrer Familie getrennt und müssen<br />
sich in einem fremden Land alleine durchschlagen.<br />
Viele Erwachsene erkennen nicht, wie wichtig Spielplätze für Kinder sind und finden alles andere<br />
wichtiger.<br />
Viele Kinder werden von Erwachsenen geschlagen oder gedemütigt<br />
und so könnte die Liste noch lange weitergehen …<br />
Die Leute von Kruziwuz wissen aber, dass es so nicht gehen kann, denn alle Menschen haben Rechte<br />
und die Kinder eben Kinderrechte!<br />
Sie geben uns den Rat, ganz vielen Kindern und Erwachsenen von diesen Rechten <strong>zu</strong> erzählen und<br />
selber darauf <strong>zu</strong> schauen, dass die Kinderrechte eingehalten werden. Irgendwann werden sie dann<br />
auch bei uns selbstverständlich: die Kinderrechte!<br />
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Workshop 1: Von <strong>Kinderrechten</strong> hören<br />
Altersgruppe: 6-10<br />
Gruppengröße: Ab 2 Kindern<br />
Dauer:<br />
Materialien:<br />
2 Stunden<br />
Vorlese-Geschichte<br />
Spiel-Geschichten<br />
(beides ist unter der Workshopbeschreibung als Kopiervorlage<br />
<strong>zu</strong> finden)<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng: Kinderrechte hören und selber aktiv werden<br />
Übersicht:<br />
Dauer Schritt Material<br />
20 Minuten Einstiegsmethode deiner Wahl Je nach Wahl<br />
30 Minuten Geschichte vorlesen Vorlese-Geschichte<br />
45 Minuten Geschichten selber spielen Spiel-Geschichten<br />
15 Minuten Zusammenfassen<br />
Beschreibung der Einzelschritte:<br />
1. Einstiegsmethode deiner Wahl – 20 Minuten<br />
Steigt mit einer der Methoden aus dem ersten Teil dieser Unterlage in das Thema ein.<br />
2. Geschichte vorlesen – 30 Minuten<br />
Lest gemeinsam die Geschichte von Julchen, in der Kinderrechte vorkommen.<br />
Besprecht gemeinsam, worum es in der Geschichte geht. Was hätten die Kinder anders gemacht?<br />
Was hat ihnen gefallen/nicht gefallen?<br />
3. Geschichten selber spielen – 45 Minuten<br />
Nun könnt ihr Kleingruppen bilden. Jede Kleingruppe bekommt eine der Kurzgeschichten (Samira,<br />
Anja, Niklas, Luna, Rayk). Die Kleingruppen studieren ihre Geschichte <strong>zu</strong>erst ein und spielen sie sich<br />
danach gegenseitig vor. Dabei müssen die jeweils anderen Kinder raten, um welches Recht es sich<br />
dabei handeln könnte.<br />
Ganz kreative Kinder könne natürlich auch ihre eigene Geschichte erfinden!<br />
4. Zusammenfassen – 15 Minuten<br />
Nun sollen die gehörten und benannten Kinderrechte nochmals <strong>zu</strong>sammengefasst werden. Lasst die<br />
Kinder Kinderrechte nennen und schreibt sie mit …<br />
Bedankt euch bei den Kindern und hebt hervor, wie gut sie mitgemacht haben und wie viel sie schon<br />
über die Kinderrechte wissen.<br />
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Die Vorlese-Geschichte<br />
Julchen isst Süßigkeiten<br />
Klar würde Julchen gerne mehr Taschengeld bekommen. Die meisten anderen aus der Klasse kriegen<br />
viel mehr. Sie merkt das immer, wenn alle nach dem Unterricht in den kleinen Laden nebenan drängen,<br />
um sich Süßigkeiten <strong>zu</strong>r Stärkung für den Heimweg kaufen. Der dauert bei den meisten zwar nur<br />
ein paar Minuten, höchstens mal zehn, aber nach einem Schultag sind alle einfach total schlapp und<br />
brauchen dringend Gummischlangen, Lollis oder Brausebonbons. Das versteht ja wohl jeder, nur Julchens<br />
Eltern nicht.<br />
Die sagen: „Pass auf, (sie sagen immer „pass auf“, wenn sie etwas ernst meinen) du wohnst bei uns<br />
umsonst – selbstverständlich. Du bekommst bei uns ausreichend <strong>zu</strong> essen und <strong>zu</strong> trinken und ab<br />
und <strong>zu</strong>, etwa <strong>zu</strong> Weihnachten oder <strong>zu</strong>m Geburtstag und manchmal auch einfach so zwischendurch,<br />
schenken wir dir Kleidung und Spielzeug. Dir geht es wirklich gut bei uns. Anderen Kindern geht es<br />
viel schlechter.“<br />
Das ist vielleicht ein Argument, denkt sich Julchen, hilft mir aber im Moment auch nicht weiter. Julchen<br />
hat nämlich bemerkt, dass Benni aus ihrer Klasse zwar täglich mit in den Laden reinkommt und<br />
sich umschaut. Aber er kauft sich nie etwas. Julchen hat ihn mal gefragt und er meinte, dass er keine<br />
Süßigkeiten mag. Das kann sie gar nicht glauben, denn bei ihrer Geburtstagsfeier vor ein paar Wochen<br />
hat der Benni mächtig reingehauen als es endlich die Schokoküsse gab. Seit damals kauft Julchen<br />
nach der Schule immer etwas mehr, als sie eigentlich essen will und gibt dann Benni etwas ab.<br />
Der freut sich total, kann das aber nicht vor allen zeigen, weil die dann auch merken würden, dass er<br />
sich nie etwas kauft. Julchen glaubt, dass er kein Taschengeld bekommt. Als sie das letzte Mal Bennis<br />
Mutter gesehen hat, hat sie sie deshalb ganz böse angeschaut.<br />
Es ist also nur logisch, dass Julchen jetzt mehr Taschengeld bekommen MUSS! Und deshalb sagt sie<br />
<strong>zu</strong> ihren Eltern: „Passt auf!“, sie meint es jetzt wirklich ernst, „passt auf Leute! Ich brauche mehr<br />
Geld, um Süßigkeiten <strong>zu</strong> kaufen.“ Ihre Eltern sind empört: „Das kommt ja gar nicht infrage. Du erhältst<br />
jedes Jahr, das du älter wirst, eine kleine Taschengelderhöhung, die wir für angemessen halten.<br />
Damit kannst du fast alles machen, was du willst. Von uns aus kannst du es auch für Blödsinn<br />
ausgeben oder gleich verschenken, aber …“ „Stopp!“, ruft Julchen, „genau das ist der Punkt. Ich verschenke<br />
zwar kein Geld, aber ich verschenke Süßigkeiten, die ich vorher kaufen muss.“ „Wieso?“ fragen<br />
die Eltern und Julchen sagt schnell: „Weil der Benni sonst gar nichts hat.“ Jetzt ist es raus.<br />
Die Eltern schauen sich an, erst etwas verdutzt und dann etwas stolz und dann wieder verdutzt. Natürlich<br />
wissen sie, dass Bennis Mutter gar nicht genügend Geld hat, um Benni so viel Taschengeld <strong>zu</strong><br />
zahlen, dass er sich auch täglich Süßigkeiten kaufen kann. Sie hat nämlich keinen Arbeitsplatz und<br />
bekommt daher nur ganz wenig Geld von den Behörden, damit sie sich das Nötigste leisten kann.<br />
„Also Wohnung, Essen und Kleidung“, sagen Julchens Eltern. „Da sind Süßigkeiten nur überflüssiger<br />
Luxus.“<br />
Von wegen, denkt Julchen, aber sie versteht jetzt die Situation. Es gibt Menschen, die weniger Geld<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung haben als andere. Das ist unfair und nicht gerecht. Julchen möchte dem auf den Grund<br />
gehen, warum das so ist, um es dann <strong>zu</strong> ändern. Schließlich gibt es ein Kinderrecht auf angemessene<br />
Lebensbedingungen. „Woher du so was immer nur weißt“, wundern sich die Eltern. Tja, denkt sich<br />
Julchen, auch Erwachsene können viel von uns Kindern lernen.<br />
Aber erstmal möchte sie sofort etwas für Benni und seine Mutter tun. Sie sagt: „Passt auf, ich bekomme<br />
ab sofort mehr Taschengeld, damit ich für Benni und mich Süßigkeiten kaufen kann und ihr<br />
ladet ab sofort einmal wöchentlich Bennis Mutter <strong>zu</strong>m Abendessen ein.“ Die Eltern sind erstaunt,<br />
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aber schließlich stimmen sie dem Vorschlag <strong>zu</strong>, unter der Vorausset<strong>zu</strong>ng, dass Bennis Mutter damit<br />
überhaupt einverstanden ist.<br />
„Eigentlich nämlich“, sagen sie noch, „ist es die Pflicht des Staates, sich darum <strong>zu</strong> kümmern, dass<br />
jeder Mensch hier angemessen leben kann. Wir allein können nicht allen Leuten helfen, die ärmer<br />
sind als wir. Leider nicht. Und blöderweise schafft der Staat das auch nicht, weil die <strong>zu</strong>ständigen Behörden<br />
andere Dinge für wichtiger halten: <strong>zu</strong>m Beispiel Wirtschaftssubventionen oder neue Jagdflugzeuge.“<br />
Julchen versteht zwar nur die Hälfte, aber ist doch etwas erstaunt, dass es Leute gibt, die die<br />
lauten und überflüssigen und teuren Jagdflugzeuge für wichtiger halten als Süßigkeiten. „So ein<br />
Quatsch! Das werde ich sofort ändern.“ Die Eltern lächeln: „Leider darfst du erst mit 16 Jahren wählen<br />
gehen!“ Nun ja, denkt sich Julchen, erstens muss man nicht wählen dürfen, um Dinge ändern <strong>zu</strong><br />
können. Und zweitens braucht Julchen jetzt erstmal etwas Schokolade, um nachdenken <strong>zu</strong> können.<br />
Quelle: SJD – Die Falken – Kids Courage! – www.fuer-kinderrechte.de<br />
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Die Spiele-Geschichten<br />
Geschichte Samira<br />
Samira hat einen Traum – schon lange: Samira will <strong>zu</strong>r Feuerwehr. Genauso wie viele Buben<br />
aus ihrem Dorf möchte sie bei der Jugendorganisation der Freiwilligen Feuerwehr<br />
mitmachen, eine Uniform tragen und bei Übungen mal eine Löschspritze halten. Doch der<br />
Feuerwehrhauptmann sagt: „Nein das kannst du nicht. Du bist ein Mädchen.“ Samira ist<br />
wütend, aber sie gibt nicht auf. Sie geht sich beschweren.<br />
Geschichte Anja<br />
Anja ist abgehauen und in ihr Baumhaus gezogen. Zu Hause hat sie es nicht mehr ausgehalten.<br />
Anjas Vater ist sehr streng und möchte alles wissen, was sie macht. Sie darf fast<br />
nie etwas mit Freunden oder Freundinnen machen. Außerdem hat sie neulich ihren Papa<br />
dabei erwischt, wie er ihr Tagebuch gelesen hat. Jetzt überlegt sie, wen sie um Hilfe bitten<br />
könnte.<br />
Geschichte Niklas<br />
Niklas muss jeden Morgen über die große Straße vor seiner Schule. An der Ampel trifft er<br />
dann immer schon seine Freunde. Aber jetzt will der Staat Geld sparen und stellt deshalb<br />
den Strom der Ampel ab. Niklas und seine Freunde finden das gemein. Sie gehen <strong>zu</strong>m<br />
Rathaus um sich <strong>zu</strong> beschweren, aber niemand hat Zeit um mit ihnen <strong>zu</strong> reden.<br />
Geschichte Luna<br />
Luna freut sich auf die Sommerferien. Allerdings haben ihre Eltern nicht so viel Geld,<br />
weswegen Luna heuer wahrscheinlich nicht wegfahren wird. Lunas beste Freundinnen<br />
fahren beide auf ein Zeltlager und wollen Luna gerne dabei haben. Sie haben sogar Lunas<br />
Vater, bei dem sie lebt, gefragt, aber er kann den Teilnahmebeitrag nicht bezahlen. Luna<br />
und ihre beste Freundinnen überlegen, was sie tun können.<br />
Geschichte Rayk<br />
Rayk kommt neu in eine Klasse auf einer neuen Schule. Er ist deswegen sehr unsicher,<br />
weil er schon zweimal die Schule gewechselt hat, weil ihn andere Kinder gehänselt haben.<br />
Meistens ging es dabei darum, dass er im Rollstuhl sitzt. Wie wird es wohl in der<br />
neuen Klasse sein? Rayks Mutter fährt in am Morgen des ersten Schultags <strong>zu</strong>r neuen<br />
Schule … Wie reagiert die neue Klasse?<br />
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Workshop 2: Gewalt lässt mich nicht kalt!<br />
Altersgruppe: 6-10<br />
Gruppengröße: 5-15<br />
Dauer:<br />
Materialien:<br />
2 Stunden<br />
Kinderrechte-Trio<br />
Lied(er) und Abspielmöglichkeit<br />
(das Kinderrechte-Trio und die Liedertexte sind unter der<br />
Workshopbeschreibung <strong>zu</strong> finden;<br />
Die Lieder selbst könnt ihr euch auf<br />
www.gruppenstunde.at herunterladen)<br />
Kärtchen<br />
Stifte<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng: Thematisieren von Gewalt und dem Schutz davor<br />
Übersicht:<br />
Dauer Schritt Material<br />
20 Minuten Einstiegsmethode deiner Wahl Je nach Wahl<br />
10 Minuten Input <strong>zu</strong> Schutzrechten Kinderrechte-Trio (am<br />
besten laminiert)<br />
30 Minuten Assoziationskette <strong>zu</strong> Gewalt Kärtchen, Pinnwand,<br />
Stifte<br />
10 Minuten Kurze Pause (mit Jause)<br />
30 Minuten Gewalt lässt mich nicht kalt! (Lied) Lied und Abspielmöglichkeit<br />
20 Minuten Was können wir (als Klasse / als Einzelmenschen)<br />
tun?<br />
Plakat, Stifte<br />
Beschreibung der Einzelschritte:<br />
1. Einstiegsmethode deiner Wahl – 20 Minuten<br />
Steigt mit einer der Methoden aus dem ersten Teil dieser Unterlage in das Thema ein.<br />
2. Input <strong>zu</strong> Schutzrechten – 10 Minuten<br />
Stellt kurz das Kinderrechte-Trio vor – sehr oberflächlich – und konzentriert euch dann auf den Hund.<br />
Erzählt kurz, was alles geschützt wird von den <strong>Kinderrechten</strong>. Wenn ihr wollt, könnt ihr das auch als<br />
Ratespiel oder gemeinsames Brainstorming durchführen.<br />
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3. Assoziationskette <strong>zu</strong> Gewalt – 30 Minuten<br />
Jedes Kind überlegt sich fünf Assoziationen <strong>zu</strong>m Begriff Gewalt und schreibt diese jeweils auf ein<br />
Kärtchen.<br />
In einer ersten Runde tauschen sich die Sitznachbarinnen und -nachbarn darüber aus und vergleichen<br />
ihre Gedanken. In einer zweiten Runde werden alle Kärtchen gemeinsam auf einer (Pinn-<br />
)Wand nach Themen geclustert sowie die verschiedenen Kategorien, offene Fragen und unklare Begriffe<br />
besprochen.<br />
4. Kurze Pause (mit Jause) – 10 Minuten<br />
5. Gewalt lässt mich nicht kalt! – 30 Minuten<br />
Hört euch gemeinsam das Lied an und redet mit den Kindern, worum es in dem Lied geht. (unter Umständen<br />
könnt ihr das Lied auch zweimal abspielen) Fragt die Kinder, was für Unterstüt<strong>zu</strong>ngsmöglichkeiten<br />
Kinder haben, wenn sie Gewalt erleben – was für Möglichkeiten nennt das Lied?<br />
6. Was können wir (als Klasse / als Einzelmenschen) tun? – 20 Minuten<br />
Überlegt gemeinsam, was mensch als Klasse und als Einzelperson machen kann, wenn mensch Gewalt<br />
mitkriegt. Schreibt alle Ideen auf ein Plakat.<br />
Bedankt euch bei den Kindern und hebt hervor, wie gut sie mitgemacht haben und wie viel sie schon<br />
über die Kinderrechte wissen.<br />
Mögliche Ergän<strong>zu</strong>ng:<br />
Wenn die Kinder sehr schnell mit dem Lied fertig sind, könnt ihr noch „Packt uns nicht in Watte ein“<br />
hinterherschieben.<br />
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Gewalt lässt mich nicht kalt – Rap gegen Gewalt<br />
Was du hier hörst, ist der Rap gegen Gewalt,<br />
worum es dabei geht, merkst du sicher bald.<br />
Unser Motto ist: „Gewalt lässt mich nicht kalt!“<br />
und ist ’ne wichtige Sache für jung und alt.<br />
Stell dir vor, es gibt Erwachs’ne, die schlagen ihre Kinder,<br />
dass denen das nicht gut tut, das merkt wohl ein Blinder.<br />
Drum woll’n wir dafür kämpfen, so was <strong>zu</strong> verhindern,<br />
dabei genügt es nicht, das Leid der Kinder <strong>zu</strong> mindern.<br />
Wir müssen uns trau’n, den Erwachsenen <strong>zu</strong> sagen:<br />
„Laut Gesetz ist es verboten, Kinder <strong>zu</strong> schlagen!“<br />
Der Kinderrechtskonvention kann man hier vertrau’n:<br />
Bei Gewalt gegen Kinder darf niemand wegschau’n!<br />
Doch Kindesmisshandlung passiert meistens heimlich,<br />
in der Öffentlichkeit wär’s den Erwachsenen peinlich.<br />
Genau das macht es schwierig, dagegen was <strong>zu</strong> tun,<br />
um da was <strong>zu</strong> erreichen, braucht’s vor allem Mut.<br />
Ref.: Gewalt lässt mich nicht kalt.<br />
Hört auf damit! Stopp und Halt!<br />
Aus Angst schweigen Kinder, das macht die Sache schlimmer,<br />
denn die Möglichkeit <strong>zu</strong> helfen, beginnt mit Reden immer<br />
und traut sich jemand nicht aus eigener Kraft,<br />
dann gibt’s da noch die Kinder- und Jugendanwaltschaft.<br />
Das ist so einer staatliche Institution,<br />
die da ist, um <strong>zu</strong> helfen in so ’ner schlimmen Situation.<br />
Die wissen dann schon, was kann man weiteres tun,<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel könnte man ins Kinderschutzzentrum.<br />
Wichtig ist es auch auf seine Freunde <strong>zu</strong> achten,<br />
vielleicht hat wer Probleme, die ihn sehr belasten.<br />
Ist jemand unerklärlich traurig oder deprimiert,<br />
dann kann es sein, dass er <strong>zu</strong> Haus geschlagen wird.<br />
Vielleicht wird jemand den ihr kennt, <strong>zu</strong> Hause missbraucht,<br />
solche Fälle sind in letzter Zeit gehäuft aufgetaucht.<br />
Ihr müsst <strong>zu</strong>sammenhalten, wenn so etwas passiert,<br />
damit diesen Kindern schnell geholfen wird.<br />
Ref.: Gewalt lässt mich nicht kalt.<br />
Hört auf damit! Stopp und Halt!<br />
17
Ein anderes Problem ist Gewalt im Fernseh’n,<br />
von brutalen Actionfilmen, die wir alle mal gern sehn.<br />
Mal finden wir sie spannend, einmal lachen wir uns tot,<br />
dabei sind solche Filme meistens blöder Schrott.<br />
Wir sollten uns fragen, woran es eigentlich liegt,<br />
dass es uns gefällt, wenn jemand Prügel kriegt.<br />
Gibt es denn wirklich nichts Besseres <strong>zu</strong> seh’n,<br />
dann kannst du ja die Kiste einmal abdreh’n.<br />
Wir sehen ohnehin schon viel <strong>zu</strong> viel fern,<br />
das saugt uns dann die letzte Fantasie aus dem Gehirn.<br />
Selber fällt uns dann immer weniger ein,<br />
durch das viele Fernsehen tagaus, tagein.<br />
Besser wär’s die Freizeit selber <strong>zu</strong> gestalten,<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel bei uns, bei den Roten Falken.<br />
Wir fahren öfter weg und haben sehr viel Spaß,<br />
bequatschen Probleme und tun dies und das.<br />
Ref.: Gewalt lässt mich nicht kalt.<br />
Hört auf damit! Stopp und Halt!<br />
Gewalt ist wie erwähnt ein großes Problem<br />
und viel davon kommt aus dem Fernseh’n.<br />
Da wird geschossen und geprügelt, dass die Kiste bebt,<br />
nur so <strong>zu</strong>m Spaß, fern der Realität.<br />
Zwischendurch seh’n wir jede Menge Werbung,<br />
dafür gibt es auch eine logische Erklärung.<br />
Wir werden davon völlig manipuliert<br />
und <strong>zu</strong>m Kaufen teurer, unnützer Dinge verführt.<br />
Ich hoffe, dieser Umstand ändert sich bald,<br />
denn wir sind auch gegen diese psychische Gewalt.<br />
Das Motto dieses Camps ist: „Gewalt lässt mich nicht kalt!“<br />
und ist ein wichtiges Thema für jung und alt.<br />
Uns’re schöne Welt ist leider voller Gewalt,<br />
doch uns lässt das jetzt nicht mehr kalt,<br />
damit man daran was ändern kann,<br />
fangen wir am besten noch heute damit an!<br />
Text: Günther Leeb<br />
Musik: Christian Fisselberger<br />
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Packt uns nicht in Watte ein<br />
1. Eine Welt der runden Ecken,<br />
einen Wald ganz ohne Zecken,<br />
stumpfes Messer, Plastikhammer,<br />
so <strong>zu</strong> leben ist ein Jammer.<br />
Einen Kaktus, der nicht sticht,<br />
den wolln wir nicht!<br />
Ref.: Packt uns nicht in Watte ein,<br />
wir wollen was erleben!<br />
Wir wolln, und sind wir noch so klein,<br />
auch in Gefahren schweben.<br />
2. Durchgeimpft, desinfiziert,<br />
dass dem Kindlein nicht passiert,<br />
so wird das Leben öd und fade<br />
und das finden wir sehr schade.<br />
Einen Kaktus, der nicht sticht,<br />
den wolln wir nicht!<br />
Ref.: Packt uns nicht …<br />
3. „Kind, im Heu schläfst du mir nie.<br />
Du hast eine Allergie.!<br />
Sicherheit ist euer Ziel,<br />
doch was <strong>zu</strong> viel ist, ist <strong>zu</strong> viel.<br />
Einen Kaktus, der nicht sticht,<br />
den wolln wir nicht!<br />
Ref.: Packt uns nicht …<br />
4. Uns vor Schaden <strong>zu</strong> bewahren,<br />
uns <strong>zu</strong> schützen vor Gefahren,<br />
es ist schön, wenn ihr das tut.<br />
Doch manchmal meint ihrs gar <strong>zu</strong> gut.<br />
Denn: Einen Kaktus, der nicht sticht,<br />
den wolln wir nicht!<br />
Ref.: Packt uns nicht …<br />
Text: Doris Rögner<br />
Musik: Ralph und Max Wakolbinger<br />
19
Workshop 3: Was braucht die Puppe<br />
Altersgruppe: 6-10<br />
Gruppengröße: 5-20<br />
Dauer:<br />
Materialien:<br />
2 Stunden<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Puppe/Stofftier<br />
Kärtchen<br />
Stifte<br />
quadratisches Papier<br />
Farben<br />
Klebepunkte<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng: Beschäftigung mit Bedürfnissen von Kindern; Erkennen, dass es Kinderrechte gibt; eigene<br />
gestalterische Beschäftigung mit einzelnen Rechten<br />
Übersicht:<br />
Dauer Schritt Material<br />
20 Minuten Einstiegsmethode deiner Wahl Je nach Wahl<br />
30 Minuten Sitzkreis mit Puppe Puppe/Stofftier<br />
20 Minuten Kinderrechte malen Farben, Papier<br />
10 Minuten Kurze Pause mit Jause<br />
20 Minuten Welche anderen Kinderrechte brauchst du<br />
am wichtigsten?<br />
Klebepunkte<br />
20 Minuten Ergebnisse verschriftlichen Kärtchen, Stifte<br />
Beschreibung der Einzelschritte:<br />
1. Einstiegsmethode deiner Wahl – 20 Minuten<br />
Steigt mit einer der Methoden aus dem ersten Teil dieser Unterlage in das Thema ein.<br />
2. Sitzkreis mit Puppe – 30 Minuten<br />
Alle Kinder sitzen mit der Pädagogin/dem Pädagogen in einem Kreis am Boden.<br />
In die Mitte legt die Pädagogin/der Pädagoge eine Puppe oder ein Stofftier.<br />
Nun werden die Kinder aufgefordert darüber nach<strong>zu</strong>denken, was denn die Puppe bzw. das Stofftier<br />
braucht, um glücklich groß werden <strong>zu</strong> können.<br />
Nun können sich die Kinder reihum äußern, dabei schreibt die Pädagogin/der Pädagoge jede Idee auf<br />
jeweils einem Kärtchen mit (besser noch, sie zeichnet ein Symbol dafür auf). Zusätzlich kann die Frage<br />
gestellt werden, was der Puppe/dem Stofftier denn keinesfalls passieren sollte.<br />
Wenn keine Wortmeldungen mehr kommen, weist die Pädagogin/der Pädagoge darauf hin, dass es<br />
sich hierbei um lauter Kinderrechte handelt, die für alle Kinder auf der ganzen Welt gelten.<br />
Leider erfahren aber nicht alle Kinder diese Rechte.<br />
Nun kann man die Kinder wieder darüber nachdenken lassen, welche Situationen ihnen einfallen, in<br />
denen Rechte von Kindern nicht eingehalten werden.<br />
20
3. Kinderrechte malen – 20 Minuten<br />
Nun zeigt die Pädagogin/der Pädagoge nochmals alle Rechte, die die Kinder bereits benannt haben<br />
(also die Kärtchen) her.<br />
Die Kinder sollen sich nun das Recht aussuchen, das sie gerne malen/zeichnen würden.<br />
Danach sucht sich jedes Kind einen Platz im Raum, holt sich die notwendigen Materialien und malt<br />
das ausgesuchte Kinderrecht.<br />
Wenn alle Kinder fertig sind, darf jedes Kind im Kreis reihum sein Bild herzeigen und erklären.<br />
4. Kleine Pause mit Jause – 10 Minuten<br />
5. Welche anderen Kinderrechte brauchst du am wichtigsten? – 20 Minuten<br />
Die Kinder sollen nun überlegen, welche der vielen gemalten Rechte sehr wichtig für sie sind.<br />
Jedes Kind bekommt drei Klebepunkte, die es an den Rand von drei Bildern kleben soll, die drei Rechte<br />
zeigen, die für sie am wichtigsten sind.<br />
Die Pädagogin/der Pädagoge erklärt kurz, dass es wichtig ist, <strong>zu</strong> wissen, was mensch selbst braucht,<br />
aber ebenso immer im Kopf <strong>zu</strong> haben, dass andere Kinder vielleicht andere Rechte/Sachen wichtiger<br />
finden.<br />
6. Auswertung und Ergebnisse – 20 Minuten<br />
Die Pädagogin/der Pädagoge macht eine letzte Runde mit allen Kindern, was sie aus diesem Workshop<br />
mitnehmen. Sie / er schreibt das, was die Kinder sagen, in Stichworten auf Kärtchen mit und<br />
hängt es auf eine Pinnwand.<br />
Bedankt euch bei den Kindern für all die guten Beiträge.<br />
Mögliche Ergän<strong>zu</strong>ngen:<br />
Variante 1: Kinderrechte-Galerie<br />
Jedes Kind darf sein Bild prominent (im Eingangsbereich der Einrichtung, im Sit<strong>zu</strong>ngssaal der Ortsgruppe,<br />
etc.) aufhängen; ev. mit Passepartout und jedenfalls mit einem Schildchen ergänzt, auf dem<br />
das jeweilige Kinderrecht steht.<br />
Variante 2:selbstgemachtes Kinderrechte-Memory<br />
Die Pädagogin/der Pädagoge kopiert jedes Bild in Farbe, laminiert alle Bilder und so entsteht ein Kinderrechte-Memory<br />
in Groß, das jederzeit von der Gruppe gemeinsam gespielt werden kann. Dabei<br />
hören die Kinder immer wieder von ihren Rechten.<br />
Sollte ein Bild/ein Recht fehlen, kann die Bilder-Sammlung jederzeit ergänzt werden.<br />
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Workshop 4: Kinderrechte-Werbespot erstellen<br />
Altersgruppe: 8-10<br />
Gruppengröße: 5-20<br />
Dauer:<br />
Materialien:<br />
1 Stunde 40 Minuten /<br />
2 Stunden<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Kärtchen<br />
Stifte<br />
Handy oder Kamera<br />
evtl. Stativ<br />
evtl. Requisiten<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng: Entwicklung des kritischen Denkens über Werbung und Medien; Einübung kreativer und<br />
kommunikativer Fertigkeiten; Entwicklung von Ideen <strong>zu</strong>r Stärkung der Kinderrechte<br />
Übersicht:<br />
Dauer Schritt Material<br />
20 Minuten Einstiegsmethode deiner Wahl Je nach Wahl<br />
1 Stunde 20 Minuten<br />
Werbespot entwickeln<br />
1. Was macht einen guten Werbespot<br />
aus?<br />
2. Für wen machen wir das?<br />
3. Werbespot planen<br />
4. Werbespot drehen<br />
20 Minuten Gegenseitig zeigen und Auswertung<br />
Beschreibung der Einzelschritte:<br />
1. Einstiegsmethode deiner Wahl – 20 Minuten<br />
22<br />
Handy oder Kamera,<br />
evtl. Stativ,<br />
evtl. Requisiten<br />
Steigt mit einer der Methoden aus dem ersten Teil dieser Unterlage in das Thema ein.<br />
2. Werbespot entwickeln – 1 Stunde 20 Minuten<br />
Bildet Dreier- oder Vierergruppen. Der/die Workshopleitende verkündet, dass die Gruppe den Auftrag<br />
bekommen hat, Werbung für die Kinderrechte <strong>zu</strong> machen. Sie sollen einen ein- bis dreiminütigen<br />
Fernsehwerbespot drehen, der den Zuschauenden ein bestimmtes Recht nahe bringt.<br />
Der/die Workshopleitende bittet Sie die Kinder, einige Fernsehwerbespots <strong>zu</strong> beschreiben, die ihnen<br />
aufgefallen sind. In einem Brainstorming trägt die Gruppe <strong>zu</strong>sammen, was einen Spot <strong>zu</strong> guter Werbung<br />
macht (z. B. clevere Slogans, Soundeffekte, Musik, Humor, seriöse Botschaft).<br />
Jede Gruppe soll sich für ein Recht entscheiden, für das sie werben, und für eine Zielgruppe, die sie<br />
ansprechen will. Sie sollten ein Recht auswählen, das die Leute ihrer Meinung nach unbedingt kennen<br />
sollten, und eine Zielgruppe, die es unbedingt kennen sollte. Ein Kind aus jeder Gruppe berichtet,<br />
für welches Recht und für welche Zielgruppe sie sich entschieden haben.<br />
Anschließend sollen die Gruppen eine Werbeidee dafür entwickeln. Sie sollen sich viele verschiedene<br />
Möglichkeiten ausdenken, wie sie das Recht darstellen könnten (z. B. eine Geschichte spielen, ein<br />
Lied singen, einen Cartoon zeichnen). Der/die Workshopleitende sollte die Kinder daran erinnern,
dass es ein Video fürs Fernsehen werden soll und daher fürs Auge interessant sein und Action enthalten<br />
muss, nicht nur „Gerede“. Die Idee sollte nicht <strong>zu</strong> kompliziert sein, sodass man sie in weniger<br />
als drei Minuten darstellen kann.<br />
Der/die Workshopleitende geht von einer Gruppe <strong>zu</strong>r anderen, um ihre Fortschritte <strong>zu</strong> beobachten<br />
und gegebenenfalls <strong>zu</strong> helfen. Hat eine Gruppe ihren Werbespot konzipiert, kann sie ihm einen Titel<br />
geben und dann mit den Proben beginnen. Die Zeit sollte im Auge behalten werden und wenn es 20<br />
Minuten vor Schluss des <strong>Workshops</strong> ist, mit dem Drehen der Werbespots begonnen werden.<br />
Die Gruppen präsentieren einander ihre Werbespots und Vorhaben.<br />
3. Gegenseitig zeigen und Auswertung – 20 Minuten<br />
Schaut euch gemeinsam die Werbespots an und gebt die Chance, Feedback <strong>zu</strong> geben. Dabei ist wichtig,<br />
darauf hin<strong>zu</strong>weisen, dass das Feedback nett/gut formuliert sein muss und Wertschät<strong>zu</strong>ng für die<br />
Arbeit aller Gruppen bestehen muss. Es dürfen auch noch weitere Ideen gebracht werden.<br />
Im Fall, dass hier noch mehr Zeit über ist, kann auch eine zweite Phase Werbespot drehen eingelegt<br />
werden.<br />
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Workshop 5: Das Recht von Flüchtlingskindern<br />
Altersgruppe: 8-10<br />
Gruppengröße: 5-20<br />
Dauer:<br />
Materialien:<br />
2 Stunden<br />
Flipchart<br />
Comic<br />
(Alle Comicpanels als Einzelteile findet ihr unter<br />
der Workshopbeschreibung)<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng: Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit dem Thema Flucht und der Situation von Flüchtlingen/-<br />
skindern<br />
Übersicht:<br />
Dauer Schritt Material<br />
20 Minuten Einstiegsmethode deiner Wahl Je nach Wahl<br />
20 Minuten Was ist Frieden? Flipchart<br />
1 Stunde Stationen einer Flucht<br />
1. In welcher Reihenfolge? - eine Timeline<br />
(Pause mit Jause dazwischen)<br />
2. Wie geht es einem/r an den verschiedenen<br />
Stationen?<br />
20 Minuten Was können wir tun?<br />
Beschreibung der Einzelschritte:<br />
1. Einstiegsmethode deiner Wahl – 20 Minuten<br />
Comic in Einzelpanels<br />
(am besten laminiert),<br />
Post-its<br />
Steigt mit einer der Methoden aus dem ersten Teil dieser Unterlage in das Thema ein.<br />
2. Was ist Frieden? – 20 Minuten<br />
Brainstorme mit den Kindern, was für sie Frieden ist. Sollten sie nicht so viele Ideen haben, versuche<br />
ein bisschen heraus <strong>zu</strong> kitzeln, was alles <strong>zu</strong> Frieden da<strong>zu</strong>gehört, außer der Abwesenheit von Gewalt.<br />
Erkläre <strong>zu</strong>m Ende, dass es Menschen und auch Kinder gibt, die vor Krieg fliehen (müssen), und dass<br />
ihr euch jetzt gemeinsam eine Geschichte anschauen werdet, in der es um eine Familie geht, die fliehen<br />
musste.<br />
3. Stationen einer Flucht? – 1 Stunde<br />
1. In welcher Reihenfolge? – Eine Timeline – 20 Minuten<br />
Gib den Kindern die einzelnen Strips und gib ihnen die Aufgabe, sie in die richtige Reihenfolge <strong>zu</strong><br />
bringen. Wichtig dabei ist, dass sie als Gruppe entscheiden, in welche Reihenfolge die Geschichte<br />
gehört. Wenn sie als Gruppe befinden, dass es richtig so ist, geht der/die Workshopleitende mit der<br />
Lösung einmal drüber und „bessert“ eventuelle Fehler aus.<br />
Pause mit Jause (10 Minuten)<br />
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2. Wie geht es einem/r an den verschiedenen Stationen? – 30 Minuten<br />
Nun liest der/die Workshopleitende die Geschichte noch einmal langsam vor und die Kinder sollen<br />
sich überlegen, wie sie sich – wenn sie in der Situation wären – an jeder Station fühlen würden und<br />
was sie bräuchten, um sich so wohl wie möglich <strong>zu</strong> fühlen. Dann liest der/die Workshopleitende<br />
nochmal Station für Station vor und <strong>zu</strong> jeder Station äußern die Kinder die Gedanken. (entweder<br />
schreiben sie selbst oder der/die Workshopleitende schreibt es auf Post-its) Die Post-its mit den Gedanken<br />
werden <strong>zu</strong> den jeweiligen Panels da<strong>zu</strong> geklebt.<br />
4. Was können wir tun? – 20 Minuten<br />
Überlegt mit den Kindern, was ihr tun könnt, um die Kinderrecht für Flüchtlingskinder bestmöglich<br />
um<strong>zu</strong>setzen. Notiert die Ideen auf einem Flipchart.<br />
Am Ende der Zeit bedankt euch bei den Kindern und lobt ihre guten Beiträge.<br />
© Der Comic ist aus dem Buch „Alle da“ von Anja Tuckermann und Tine Schulz (im Klett Kinderbuch<br />
Verlag)<br />
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Das Gesamtcomic als Lösungshilfe für den*die Workshopleitende<br />
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