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<strong>11</strong> <strong>2016</strong><br />
Deutschland € 5,30 www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Roll-out<br />
Das Luft- und Raumfahrt-Magazin<br />
T-X: Boeings<br />
neuer Jettrainer<br />
AIR GREENLAND<br />
Linienflieger<br />
im ewigen Eis<br />
A350<br />
AUFHOLJAGD<br />
Lieferung im Verzug<br />
ASTEROIDEN-SONDE<br />
OSIRIS-REx bringt<br />
Staub zur Erde<br />
A310-UMBAU<br />
Fit für den Parabelflug<br />
BRASILIEN<br />
Heeresflieger-Patrouille<br />
über dem Amazonas<br />
Österreich € 6,00, Schweiz sfr 10,<br />
Dänemark dkr 58, Benelux € 6,20,<br />
Slowakei € 8,40, Italien € 6,90<br />
TRÄGERTESTS<br />
F-35C: Bewährungsprobe auf See
SO STARK.<br />
CHINOOK.<br />
Der H-47F Chinook setzt mit einem einzigartigen Leistungs- und Einsatzprofil weltweit den Maßstab für<br />
Mittelschwere bis Schwere Transporthubschrauber. Der H-47F Chinook ist leistungsstärker als je zuvor. Er ist<br />
mit modernster Flugsteuerungstechnik und einem vollintegrierten digitalen Cockpit ausgestattet und ist auch<br />
unter anspruchsvollsten Bedingungen voll einsetzbar: in großer Höhe, bei widriger Witterung, bei Tag oder<br />
Nacht. Ob Truppen- und Materialtransporte, Einsätze von Spezialeinheiten, Such- und Rettungsaktionen oder<br />
Katastrophenhilfe, es gibt nur einen, der alles kann. Der Chinook.
November<br />
Kurs<br />
Amazon will seine<br />
Päckchen auch mit<br />
UAVs ausliefern.<br />
Fluggeräte im Heft<br />
Drohnen-Invasion<br />
66 Airbus A310<br />
32 Airbus A350-900<br />
14 Antonow An-225<br />
48 Boeing T-X<br />
88 Douglas World Cruiser<br />
42 HondaJet HA-420<br />
82 Jakowlew Jak-30<br />
18 Lockheed Martin F-35C<br />
58 McDonnell Douglas<br />
F/A-18 Hornet<br />
52 Sikorsky<br />
UH-60L Blackhawk<br />
Fotos: Amazon Prime Air, Patrick Holland-Moritz<br />
Egal ob es um die Lieferung von<br />
Päckchen, die Kontrolle von<br />
Stromleitungen, die Bereitstellung<br />
von mobilen Internet-Zugängen in abgelegenen<br />
Regionen oder einfach nur um den Freizeitspaß<br />
geht – für zivile unbemannte Flugsysteme<br />
tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf. Allein<br />
die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA rechnet<br />
in den USA im Jahr 2020 mit dem Verkauf von<br />
2,7 Millionen kommerziell genutzten Drohnen<br />
(heute 600 000) und 4,3 Millionen Fluggeräten<br />
im Hobbybereich (heute 1,9 Millionen). Das erwartete<br />
Wachstum ist also enorm, und der Bundesverband<br />
der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie<br />
sieht den weltweiten Umsatz schon von<br />
heute 3,5 Milliarden Euro auf 12,5 Milliarden Euro<br />
im Jahr 2026 wachsen. Ob die traditionellen<br />
Flugzeughersteller dabei ein nennenswertes Stück<br />
vom Kuchen abbekommen, ist aber sehr zweifelhaft.<br />
Für viele Aufgaben reicht billige Massenware<br />
aus chinesischer Produktion locker aus, und<br />
für spezielle Anwendungen entwickeln die Amazons<br />
und Googles dieser Welt ihre Fluggeräte lieber<br />
selbst.<br />
Die absehbare Drohnen-Invasion hat inzwischen<br />
auch die Behörden aufgeschreckt. Denn eines<br />
ist klar: Unbemannte Fluggeräte dürfen die<br />
Sicherheit von bemannten (Verkehrs-)Flugzeugen<br />
und Hubschraubern nicht gefährden, ganz zu<br />
schweigen vom Schutz der Bevölkerung am Boden.<br />
Ohne Beschränkungen, wie sie jetzt selbst<br />
die FAA für Geräte unter 25 Kilogramm eingeführt<br />
hat, wird es nicht gehen. Die Regularien<br />
müssen allerdings, wie von der EASA angedacht,<br />
den tatsächlichen Risiken angemessen und praktikabel<br />
sein. Aufklärung und Schulung sind allemal<br />
besser als pauschale Verbote.<br />
Karl Schwarz<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
Zahl<br />
des<br />
Monats4 Millionen<br />
Zahl der Flugstunden, die die UAVs von General Atomics Aeronautical<br />
Systems (MQ-1 Predator, MQ-9 Reaper und MQ-1C Gray Eagle) bisher bei<br />
29 1331 Missionen absolviert haben. 90 Prozent waren Einsatzflüge.<br />
E -Kiosk<br />
Aus dem Heft ins Netz: Auf der Website der<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> finden Sie jetzt einen E-Kiosk zum<br />
Herunterladen von <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Heftinhalten.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 3
52<br />
Brasiliens Heeresflieger müssen<br />
mit einer kleinen Flotte das riesige<br />
Amazonasgebiet überwachen.<br />
<strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
INHALT<br />
TAKE-OFF<br />
18 Trägertests der F-35C<br />
Die US Navy hat zum dritten Mal<br />
ihren neuen Stealth-Jagdbomber auf<br />
einem Flugzeugträger getestet<br />
ZIVILLUFTFAHRT<br />
26 Luftbrücken ins Eis mit Air Greenland<br />
Der lukrative Tourismus-Boom könnte<br />
Grönlands Luftverkehr verändern<br />
32 Airbus A350 für Lufthansa<br />
Airbus will trotz Produktionsproblemen<br />
noch vor Jahresende liefern<br />
36 Afrikas größter Flughafen<br />
Johannesburg wird von vielen Langstrecken<br />
bedient, doch der Afrikaverkehr könnte<br />
noch zulegen<br />
BUSINESS AVIATION<br />
42 HondaJet HA-420<br />
Klein, modern, effizient: Der Hersteller<br />
Honda Aircraft geht mit seinem ersten<br />
Business Jet neue Wege<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
48 Boeing T-X<br />
Im Wettbewerb um den neuen Jettrainer<br />
der US Air Force setzt Boeing auf eine<br />
komplette Neuentwicklung<br />
52 Brasilianische Heeresflieger<br />
In der Flotte der Brasilianer dominieren<br />
Modelle von Airbus Helicopters<br />
4 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
42<br />
36<br />
Ein neues Gesicht<br />
unter den Business Jets<br />
kommt von Honda.<br />
Johannesburg fertigt pro<br />
Monat über 19 000 Flüge ab.<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper.<br />
Mehr Infos: www.flugrevue.de/epaper
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
58 Amerikanische F-15 in Finnland<br />
Oregon Air National Guard übt mit den<br />
F/A-18 des Karelien-Geschwaders<br />
60 Freundeskreis Luftwaffe<br />
Letzte Verlegung nach Decimomannu<br />
TECHNIK<br />
66 Parabelflugzeug A310 Zero-G<br />
Lufthansa Technik gibt Einblicke in den<br />
komplizierten Umbau des ehemaligen<br />
Kanzlerflugzeugs<br />
70 Vorschau auf die AIRTEC<br />
Ende Oktober treffen sich Zulieferer der<br />
Luft- und Raumfahrtindustrie in München<br />
RAUMFAHRT<br />
74 Zum Asteroiden und zurück<br />
Die NASA-Sonde OSIRIS-REx soll Staub und<br />
Gestein aus dem All zur Erde bringen<br />
78 Satelliten statt Bomben<br />
Das zweite Leben von ausgemusterten<br />
Interkontinentalraketen<br />
80 Raumfahrt-News<br />
78<br />
Die russische Proton-Rakete<br />
entstand wie viele andere aus<br />
einem militärischen Projekt.<br />
www.flugrevue.de<br />
UNSERE TITELTHEMEN finden Sie hier<br />
Die Jak-30 zeigte gute Leistungen, doch<br />
82 politische Gründe sprachen gegen den Bau.<br />
Die Weiten Grönlands erschließt Air Greenland<br />
bisher mit eher kleinem Fluggerät.<br />
Abonnenten 26<br />
HISTORIE<br />
der<br />
Fotos: Air Greenland, Archiv Jakubowitsch, Honda Aircraft, Roskosmos, Spaeth, van der Ende<br />
Titelfotos: Boeing, Lockheed Martin, Lufthansa Technik/Brandes, Maillot, van der Ende<br />
48<br />
26<br />
32<br />
74<br />
18<br />
82 Jakowlew Jak-30<br />
Der Jettrainer ging<br />
nicht in Produktion<br />
RUBRIKEN<br />
3 Kurs im November<br />
6 Leserforum<br />
8 News<br />
66<br />
52<br />
EXKLUSIV<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> finden<br />
im Mittelteil das neue<br />
BUSINESS-<br />
AVIATION<br />
SPECIAL<br />
15 VIP-Interview mit Mark Hiller,<br />
CEO von Recaro Aircraft Seating<br />
41 AIRSpot<br />
71 Briefing: TCAS<br />
72 Berufe: Flugdienstberater<br />
86 Service Bücher, Modelle, Impressum<br />
88 Nachbrenner: Douglas World Cruiser<br />
90 Vorschau<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 5
Leserforum<br />
redaktion@flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 09/16<br />
60 Jahre Faszination Fliegen<br />
Die Rekonstruktion eines Fluges im Jahr<br />
1956 ist sehr lesenswert und zeigt eindrücklich,<br />
welch unglaubliche Entwicklung im<br />
Luftreiseverkehr stattgefunden hat.<br />
Schmunzeln musste ich hingegen, als ich las,<br />
dass im Geburtsjahr der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> in<br />
Europa noch „massenhaft Propellerflugzeuge<br />
durch die Gegend flogen.“ Diese Bezeichnung<br />
kann aus heutiger Sichtweise nur als<br />
Witz oder Satire bezeichnet werden.<br />
„Nahezu ausschließlich“ wäre meines<br />
Erachtens eher passend gewesen. Vergleicht<br />
der Autor die Anzahl der Flugbewegungen<br />
eines durchschnittlichen Flugtages aus dem<br />
Jahr 1956 mit denjenigen von heute, versteht<br />
er sofort, was ich meine.<br />
Rudolf Stähli,<br />
Stettlen/Schweiz<br />
•<br />
Foto: NASA<br />
WWW.<strong>FLUG</strong><strong>REVUE</strong>.DE<br />
Pilotenvereinigung warnt<br />
vor Drohnen<br />
Auch hier werden wieder einmal alle über<br />
einen Kamm geschert. Man sollte aber die<br />
richtigen RC-Piloten von den Hobby-Piloten<br />
trennen. Die Hobby-Piloten müssen richtig<br />
aufgeklärt werden. Denn RC-Fliegen ist kein<br />
Spiel, egal ob es eine Drohne, ein Helikopter,<br />
Segelflieger, Motorflieger oder was auch<br />
immer ist. Also heißt es für mich erst einmal:<br />
Aufklärung, und dann aber richtig!<br />
Sascha Dornebusch,<br />
via Facebook<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 09/16<br />
60 Jahre Faszination Fliegen<br />
Ich kann mir nicht vorstellen, dass in<br />
60 Jahren noch Neuentwicklungen bei<br />
Passagierflugzeugen geplant und gebaut<br />
werden, die so aussehen wie heute. Der<br />
runde Rumpf zum Beispiel ist physikalisch<br />
absurd. Sinnvoll wäre ein Nurflügelflugzeug,<br />
bei dem der Rumpf einen Teil des<br />
Auftriebs übernimmt. Dadurch könnte<br />
das Tragwerk verkleinert, der Platzbedarf<br />
auf den Flugplätzen und der Materialverbrauch<br />
verringert werden. Ich denke<br />
auch an Containerflugzeuge, bei denen<br />
Wechselcontainer zum Einsatz kämen,<br />
die je nach Bedarf zwischen Passagier<br />
und Fracht getauscht werden könnten.<br />
Eines der Hauptprobleme beim Einsteigen<br />
der Passagiere in die Holzklasse wäre<br />
dadurch auch aus der Welt geschafft.<br />
Gerd Schmidbauer,<br />
Alicante/Spanien<br />
Schreiben lohnt sich!<br />
Unter allen Leserbrief-Autoren des vergangenen Monats haben wir ein hochwertiges<br />
Herpa-Metallmodell einer Boeing 787-9 in den Farben von British Airways verlost.<br />
Das Sammlerstück im Maßstab 1:500 hat einen Wert von 32,95 Euro und geht an unseren<br />
Leser Rudolf Stähli in die Schweiz.<br />
WWW.<strong>FLUG</strong><strong>REVUE</strong>.DE<br />
Zwischenbericht zum<br />
Emirates-Unfall veröffentlicht<br />
Diesem Bericht zufolge war es [der Landeunfall<br />
einer Boeing 777 von Emirates in Dubai<br />
am 3. August; die Red.] dramatischer als ich<br />
zuvor dachte. Die Passagiere hatten Riesenglück,<br />
so glimpflich davon gekommen zu<br />
sein. Die Piloten eingeschlossen, denn die<br />
waren am Ende auch nur noch Passagier<br />
durch ihre Unfähigkeit.<br />
Tobias Brehm,<br />
via Facebook<br />
Meinung<br />
gefragt<br />
Gerne veröffentlichen wir Ihre Meinung. Schicken Sie uns Ihren Leserbrief (für Rückfragen bitte unbedingt mit<br />
Adresse und Telefonnummer) an: E-Mail: redaktion@flugrevue.de, Fax: +49 7<strong>11</strong> 182-1781<br />
Die in Leserbriefen geäußerte Meinung muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen. Wir behalten uns die Kürzung von Leserbriefen aus redaktionellen Gründen vor.<br />
6 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
ANZEIGE<br />
AIRTEC <strong>2016</strong>: deutlich größer, mehr Themen und<br />
erstmals zusammen mit der Euromold <strong>2016</strong> – dem<br />
Welttreffpunkt des 3D-Drucks.<br />
Freier Eintritt für Leser<br />
der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> :<br />
einfach FlugRevue<strong>2016</strong><br />
eingeben unter<br />
www.airtec.aero/tickets<br />
München/Frankfurt im September <strong>2016</strong>. In<br />
diesem Jahr wird vieles anders sein, wenn<br />
die AIRTEC <strong>2016</strong> am 25. Oktober <strong>2016</strong> für<br />
drei Veranstaltungstage ihre Tore auf dem<br />
Messegelände in München öffnet. Das auf<br />
den ersten Blick Augenfälligste dürfte der<br />
Umzug von einer einzigen Halle im vergangenen<br />
Jahr in die beiden deutlich größeren<br />
Hallen A1 und A2 sein - direkt am<br />
Eingang West und damit fußläufig von der<br />
U-Bahn und ohne Shuttle erreichbar. Die<br />
zweite große Weiterentwicklung ist die<br />
gemeinsame Durchführung mit der Euromold<br />
<strong>2016</strong>; seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />
die Heimat des 3D-Drucks und aktuell auf<br />
dem Weg, mit dem Thema Industrie 4.0 die<br />
Facetten des vielfältigen Ökosystems 3D-<br />
Druck mit der konventionellen Fertigung,<br />
rund um abtragende Fertigungsverfahren<br />
oder Spritzgießverfahren, zu verbinden<br />
und insbesondere für die mittelständische<br />
Industrie aufzuschließen. Jeder Messebesucher<br />
erhält mit seinem Ticket Eintritt<br />
zu beiden Veranstaltungen. Bonus für Leser<br />
der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> : bei Eingabe des<br />
Voucher-Codes FlugRevue<strong>2016</strong> erhalten<br />
Sie unter www.airtec.aero/tickets ein kostenloses<br />
Eintrittsticket für beide Veranstaltungen.<br />
Selbstverständlich reüssiert die AIRTEC<br />
<strong>2016</strong> auch mit ihren klassischen Tugenden:<br />
„best in class“ bei den B2B-Meetings, ein<br />
Stelldichein aller bedeutenden Mitspieler<br />
der Supply Chain Luft- und Raumfahrt und<br />
all das gepaart mit einem internationalen<br />
Fachkongress, der mit über 200 hochkarätigen<br />
Fachvorträgen aus aller Welt den<br />
State-of-the-Art der Zulieferkette Luft- und<br />
Raumfahrt beleuchtet.<br />
Neu dabei ist auf vielfachen Wunsch das<br />
Thema „Operation“, bei dem der Betrieb<br />
der Flugzeuge im Mittelpunkt steht. Diesem<br />
wurde in diesem Jahr erstmals ein<br />
kompletter Fokusblock gewidmet. Für die<br />
zahlreichen Highlights des internationalen<br />
Fachkongresses der AIRTEC <strong>2016</strong> - mit<br />
seinen hochkarätigen Keynotes und Summits,<br />
in denen nahezu alle OEMs und Primes<br />
vertreten sind - werfen Sie am besten<br />
einen Blick in das stets aktuelle Kongressprogramm<br />
unter www.airtec.aero<br />
Erstmalig wird bei der AIRTEC über<br />
dem Messesess vor dem Eingang West<br />
unbemannt geflogen. Dabei werden Videoaufnahmen<br />
direkt in Fahrzeuge der<br />
Bergwacht übermittelt. Hier kann der Messebesucher<br />
die zivile Nutzung von UAVs<br />
unmittelbar erleben und aus erster Hand<br />
die Erfahrungen der Bergwacht erfragen.<br />
Für das unbemannte Fliegen besonders<br />
wichtig: anlässlich der AIRTEC <strong>2016</strong> wird<br />
ein Statement der Bundesregierung zum<br />
Stand ihrer Aktivitäten zu BVLOS – also<br />
dem Fliegen außerhalb des für den Piloten<br />
sichtbaren Bereichs – erwartet.<br />
NewSpace – also die Transformation der<br />
Raumfahrt hin zu einer privatwirtschaftlich<br />
betriebenen Industrie – wird in der weltweiten<br />
Raumfahrt die Karten neu mischen.<br />
Von den Sprechern des Kongresses wird<br />
es den Stand der Dinge zu den Schlüsselfragen<br />
dieser neuen Industrie geben und<br />
eine Antwort darauf, wohin die Reise führt.<br />
Offizielles Gastland der AIRTEC <strong>2016</strong> ist<br />
Indonesien: Nach einer ersten, höchst erfolgreichen<br />
Teilnahme im vergangenen<br />
Jahr sucht dieses aufstrebendes Land, das<br />
die Luftfahrt als Schlüssel für seine künftige<br />
Wirtschaftskraft erkannt hat, selbstverständlich<br />
auf der AIRTEC Partner aus aller<br />
Welt, mit denen es diesen Weg gemeinsam<br />
gehen will.<br />
Stets aktuelle Informationen finden Sie<br />
unter www.airtec.aero
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Rimowa<br />
ERSTES GANZMETALL-VERKEHRS<strong>FLUG</strong>ZEUG<br />
Neue Junkers F 13 von Rimowa fliegt<br />
Seit September hat die erste von den Rimowa Flugzeugwerken<br />
neu gebaute Junkers F 13 in Dübendorf<br />
ihre Flugerprobung aufgenommen. Das 1919 entwickelte<br />
erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt soll<br />
nach der bis Jahresende erhofften Schweizer Zulassung für<br />
je 2,2 Mio. Euro in Kleinserie angeboten werden. Hauptzielgruppe<br />
sind amerikanische Sammler. Die neue F 13 nutzt<br />
aus Ersatzteil- und Zuverlässigkeitsgründen abweichend einen<br />
PW985-Wasp-Junior-Sternmotor mit 450 PS. Neu sind<br />
außerdem ein gebremstes Hauptfahrwerk und ein Spornrad,<br />
damit die F 13 mit harten Pisten besser zurechtkommt. Wesentliche<br />
Herstellungspartner des Sechssitzers sind Kaelin<br />
Aero Technologies aus dem Schwarzwald, MSW Aviation,<br />
Naef Flugmotoren, AeroFEM und die JU-AIR. Für die<br />
nächste EAA Convention in Oshkosh und die Messe AERO<br />
in Friedrichshafen sind bereits F 13-Auftritte angekündigt.<br />
Indien unterschreibt endlich für Rafale<br />
Anderthalb Jahre nach der Ankündigung von Präsident Modi hat Indien den Vertrag für 36 Rafale unterzeichnet. Die formelle Zeremonie<br />
mit den Verteidigungsministern Le Drian und Parrikar fand am 23. September in Neu-Delhi statt. Das Abkommen hat einen Wert von etwa 7,75<br />
Milliarden Euro inklusive Unterstützungsleistungen und Bewaffnung. Neben 28 Einsitzern werden acht Doppelsitzer direkt von Dassault geliefert.<br />
Bei der Auswahl der Rafale im Jahr 2012 war geplant, insgesamt 126 der Kampfjets zu beschaffen und die Produktion nach Indien zu verlagern.<br />
Foto: Rolls-Royce<br />
Schadhafte Turbinenschaufeln<br />
Beim Trent-1000-Triebwerk der Boeing 787 muss der britische Hersteller<br />
Rolls-Royce Teile austauschen. Zwischen Februar und August war es<br />
in der Dreamliner-Flotte der japanischen Fluggesellschaft ANA zu drei<br />
Zwischenfällen gekommen, bei denen die Motoren überhitzten. Ende<br />
August ordnete ANA eine Inspektion ihrer Boeing 787 an, weshalb zahlreiche<br />
Flüge ausfallen. Die Probleme liegen nach Angaben von Rolls-Royce<br />
im Bereich der Mitteldruckturbine, wo Schaufeln nicht die erwartete<br />
Lebensdauer aufwiesen. Zunächst sollen die offenbar frühzeitig korrodierten<br />
Turbinenschaufeln durch neue ersetzt werden. Anfang 2017 will<br />
Rolls-Royce dann Schaufeln mit einem verbesserten Design einführen.<br />
8 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Foto: Lufthansa<br />
LH-Joint-Venture<br />
mit Air China<br />
Alle ihre Flüge zwischen Europa und<br />
China bieten die Star-Alliance-Mitglieder<br />
Air China und der Lufthansa-Konzern ab<br />
Sommer 2017 gemeinsam an. Das Mitte<br />
September in Peking unterzeichnete kommerzielle<br />
Joint Venture umfasst auch die<br />
Töchter Austrian und Swiss und soll künftig<br />
noch zu weitergehender Kooperation bei<br />
Tarifen, Vielfliegerprogrammen und Firmenkundenangeboten<br />
führen.<br />
Kürzester Linienflug<br />
In acht Minuten über den Bodensee:<br />
Die österreichische Fluggesellschaft<br />
People’s Viennaline nimmt zum Winterflugplan<br />
die Strecke Altenrhein – Friedrichshafen<br />
in ihr Angebot auf. Von dort aus<br />
wird die neue Destination Köln/Bonn angeflogen.<br />
Zum Einsatz kommt ein geleaster<br />
Kurzstreckenjet vom Typ Embraer 145 mit<br />
50 Sitzen. Geflogen wird zweimal täglich.<br />
Foto: People’s Viennaline<br />
WTO rügt EU-<br />
Subventionspraxis<br />
Unerlaubte Subventionen der EU im<br />
zivilen Flugzeugbau hat die Welthandelsorganisation<br />
WTO Ende September in<br />
einem Schiedsgerichtsspruch bemängelt. In<br />
dem von Boeing angestrengten Verfahren<br />
ging es insbesondere um sogenannte<br />
Launch Aids der EU und einzelner EU-Staaten<br />
für Airbus, etwa bei den Programmen<br />
A380 und A350. Die Zahlungen in Höhe<br />
von 22 Mrd. Dollar verstießen gegen die<br />
WTO-Regeln. Schlimmstenfalls drohen der<br />
EU nach der WTO-Rüge amerikanische<br />
Strafzölle. Die EU darf gegen die Entscheidung<br />
aber noch Berufung einlegen und<br />
klagt ihrerseits bei der WTO gegen die<br />
USA, denen die Europäer ebenfalls unfaire<br />
Subventionspraktiken, hier zugunsten von<br />
Boeing, vorwerfen.<br />
„Wir haben den richtigen Weg in den<br />
europäischen Markt eingeschlagen.“<br />
DFS-Chef Prof. Klaus-Dieter Scheurle zum neuen Auftrag am Flughafen Edinburgh<br />
Phantom II: letzter Einsatz als Drohne<br />
Ein Einsatz als Luftziel für eine F-35 war am 17. August über Edwards die letzte un -<br />
bemannte Mission der für die US Air Force zu QF-4-Drohnen umgebauten Phantom II.<br />
Die letzten einsatzfähigen US-Jäger aus der Ära des Vietnamkriegs werden bei der<br />
82 nd Aerial Targets Squadron in Holloman bis Jahresende<br />
von QF-16-Drohnen auf Basis der F-16 abgelöst. Auf<br />
der Schwesterbasis Tyndall fliegt die QF-16 bereits.<br />
Die auf automatische Steuerung vom Boden umgebauten<br />
Phantom-Drohnen wurden mehrfach<br />
wie derverwendet und konnten auch noch bemannt<br />
geflogen werden. In Tyndall wurde etwa eine<br />
Phantom-Drohne pro Monat „verbraucht“,<br />
in Holloman waren es vier im Jahr.<br />
1000. Pilot der<br />
„Dragon Lady“<br />
Auf der Beale AFB in Kalifornien hat<br />
der 1000. Pilot seine Umschulung auf<br />
die Lockheed Martin U-2 abgeschlossen.<br />
Major J. J. flog zuvor die C-130 Hercules<br />
und bewarb sich wie etwa 40 andere<br />
Flugzeugführer jährlich für den Einsatz<br />
auf dem legendären Höhenaufklärer.<br />
Voraussetzung für das Auswahlverfahren<br />
sind unter anderem 1200 Flugstunden.<br />
Rund 20 Piloten werden momentan<br />
pro Jahr auf der U-2 ausgebildet.<br />
Das Schulungsprogramm dauert neun<br />
Monate und umfasst 40 Flüge auf der<br />
U-2 und der T-38 Talon.<br />
Foto: USAF<br />
Foto: USAF<br />
Im Netz<br />
<strong>FLUG</strong> Revue-Newsletter unter<br />
www.flugrevue.de/newsletter<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 9
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
TAKTISCHER TEST IN NIGER<br />
A400M startet und landet auf Sand<br />
Vom 24. bis 31. August hat das Testzentrum CEAM<br />
der Armée de l’Air im Rahmen einer Kampagne zur<br />
Zertifizierung der vollen taktischen Einsatzreife auf<br />
der Basis Madama im Norden Nigers eine der bisher zehn<br />
französischen A400M beim Flugbetrieb auf Sand getestet.<br />
Unter Aufsicht von Spezialpionieren des französischen Heeres<br />
und der französischen Luftwaffe startete und landete die<br />
A400M hier auf „vegetationslosem Terrain mittleren Widerstands“,<br />
so die amtliche Klassifizierung der Staubpiste. Dazu<br />
gehörten auch scharfe Bremsungen mit Propellersteigung<br />
im Beta-Bereich (großes Foto). Der Abschluss der Sandtests<br />
wird nach der Datenauswertung vor Jahresende erwartet.<br />
Die Franzosen ergänzen damit eine britische Testreihe vom<br />
Sommer (Foto links), bei der eine A400M auf dem früheren<br />
Stützpunkt RAF Woodbridge zwei Wochen auf künstlich<br />
aufgelockertem Boden erprobt worden war. Ihn hatten britische<br />
Fallschirm-Pioniere dort zuvor präpariert. Für ihre volle<br />
RAF-Einsatzfreigabe muss die A400M die Fähigkeit zum<br />
Betrieb auf schlechten Pistenoberflächen nachweisen.<br />
Foto: Polizei NRW<br />
Fotos: Armée de l’Air, Airbus<br />
Erste H145 für Polizei NRW<br />
Die Polizeifliegerstaffel Nordrhein-Westfalen hat am 7. September<br />
in Düsseldorf ihren ersten von sechs bestellten Airbus Helicopters<br />
H145 vorgestellt. Der Hubschrauber ist mit Digitalcockpit,<br />
FLIR-Wärmebildanlage und Autopilot besonders gut für Nachtflüge<br />
geeignet, wobei der gekapselte Fenestron-Heckrotor die Lärmbelastung<br />
deutlich verringert. Bis Mitte 2017 erneuert das Land NRW<br />
seine Hubschrauberflotte für 65 Mio. Euro. Die beiden Turbomeca<br />
Arriel 2E mit 1600 kW (2144 PS) Leistung bringen die beiden Piloten<br />
und bis zu acht Insassen mit bis zu 244 km/h ans Ziel. Die maximale<br />
Flugzeit liegt bei drei Stunden, die Reichweite bei 720 km.<br />
Nurflügler wieder im Windkanal<br />
Im NASA-Langley-Windkanal läuft seit September eine neue<br />
Messkampagne mit dem Modell eines zweistrahligen Nurflüglers von<br />
Boeing. Das Modell mit vier Metern Spannweite hat sechs Prozent der<br />
Größe des geplanten Originals. Bei den jetzigen Tests steht die Vermessung<br />
der Strömung über dem Rumpf mithilfe der sogenannten<br />
„Particle Image Velocimetry“-Technik per Laser im Mittelpunkt.<br />
Blended Wing Bodies (BWB) könnten nach Hoffnung von Boeing<br />
innerhalb der nächsten zehn Jahre als Transport- und Tankflugzeuge<br />
für die US-Streitkräfte gebaut werden. Durch ihre Skalierbarkeit sei<br />
eine relativ einfache Anpassung an unterschiedliche Kapazitätsanforderungen<br />
möglich.<br />
Foto: NASA Langley<br />
10 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong>
Foto: Berliner Flughäfen<br />
Probleme bei der Getriebefan-Produktion<br />
Pratt & Whitney kann aufgrund von Verzögerungen in der Fertigung in diesem Jahr nur<br />
rund 150 statt der geplanten 200 Triebwerke der PW1000G-Serie ausliefern. Auch 2017<br />
wird der amerikanische Triebwerkshersteller die mehr als 400 anvisierten Motoren nicht<br />
erreichen, sagte Greg Hayes, CEO der Muttergesellschaft United Technologies. Eines der<br />
großen Probleme liegt bei den Bläserschaufeln. Aktuell dauere die komplexe und hochpräzise<br />
Fertigung mit 60 Tagen doppelt so lange wie veranschlagt. Die PW1000G-Getriebefans<br />
kommen unter anderem beim Airbus A320neo und der Bombardier CSeries zum Einsatz.<br />
Joe Sutter gestorben<br />
Als Konstrukteur der Boeing 747 wurde Joe<br />
Sutter weltbekannt, in leitenden Positionen mitgearbeitet<br />
hatte er aber auch schon an der 727 und<br />
737. Nach 40-jähriger erfolgreicher Boeing-Karriere<br />
wurde Sutter 1986 pensioniert, arbeitete aber<br />
weiter als Berater mit ständigem Büro in Everett<br />
für den Flugzeughersteller und wirkte auch noch<br />
an der jüngsten Boeing 747-8 mit. Sutter blieb<br />
bis ins hohe Alter ein scharfsinniger und humorvoller<br />
Ingenieur, der als Ehrengast 2012 auch an<br />
der ersten Lufthansa Boeing-747-8-Auslieferung<br />
teilnahm. Mit 95 Jahren starb Joe Sutter Ende<br />
August nach kurzer Krankheit. Er hinterließ eine<br />
Autobiografie über sein faszinierendes Leben.<br />
Schönefeld wächst<br />
Elf Millionen Passagiere soll der Flug hafen<br />
Schönefeld nach einem Ausbau pro Jahr abfertigen<br />
können. Dazu werden Rollwege und Vorfelder<br />
erweitert und im Westen ein neues Ter minal 1E<br />
C<br />
errichtet. Schönefeld fängt damit das Luftverkehrswachstum<br />
auf, das der verspätete Flughafennachbar<br />
M<br />
BER noch immer nicht übernehmen kann. J<br />
Foto: Boeing<br />
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SEI DU SELBST<br />
❱❱❱ kurz notiert<br />
CM<br />
MJ<br />
CJ<br />
CMJ<br />
Das Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ ist keine reine Schule mehr:<br />
N<br />
Mit der Wiederindienststellung der 1. Fliegenden Staffel hat der in Laage beheimatete<br />
Verband einen Einsatzauftrag bekommen, während die 2. Staffel weiterhin die künf -<br />
tigen Eurofighter-Piloten trainiert.<br />
Als erstes Verkehrsflugzeug erhält die in der Entwicklung befindliche Boeing 777X<br />
Touchscreens im Cockpit. Fünf berührungssensitive Monitore des US-Avionikherstellers<br />
Rockwell Collins sollen die Bedienung intuitiver und den Betrieb effizienter machen.<br />
Der Abschluss eines Leasingvertrags für den unbemannten Aufklärer Heron TP<br />
aus Israel dürfte sich verzögern, nachdem Konkurrent General Atomics beim Oberlandesgericht<br />
Düsseldorf gegen die Auswahlentscheidung der Bundeswehr klagt. Laut<br />
Verteidigungsministerium kann das Gericht zwar eine Entscheidung in letzter Instanz<br />
treffen, doch das Verfahren könne „zwischen drei und neun Monaten“ dauern.<br />
www.flugrevue.de<br />
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News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
INDIENS NEUESTER HUBSCHRAUBER<br />
Light Utility Helicopter hebt ab<br />
Hindustan Aeronautics Limited (HAL) hat am 6. September<br />
mit einem fünfzehnminütigen, problemlosen<br />
„technischen Flug“ die Flugerprobung des neuen indischen<br />
„Light Utility Helicopters“ (LUH) aufgenommen.<br />
Er ist nach dem „Advanced Light Helicopter“ (ALH) und<br />
dem „Light Combat Helicopter“ (LCH) bereits das dritte indische<br />
Hubschrauberprogramm. Der neue LUH für zwei Piloten<br />
und sechs Passagiere wird von zwei Safran Ardiden<br />
1U mit 750 Kilowatt angetrieben. Er kommt auf eine maximale<br />
Startmasse von 3150 Kilogramm, schafft 350 Kilometer<br />
Reichweite und erreicht eine Dienstgipfelhöhe von 6500<br />
Metern. Der LUH ist für Transport-, Rettungs- und Aufklärungseinsätze<br />
– auch über See und im Himalaja-Gebirge –<br />
ausgelegt. Indien will mit dem auch als Exportmodell vorgesehenen<br />
LUH seine von der SA 315B abgeleitete „Cheetah“<br />
sowie die „Chetak“ auf Basis der Alouette III ablösen. Ein<br />
neues Werk in Tumkur soll ab 2018 mindestens 187 LUH<br />
für Indiens Militär liefern.<br />
Foto: HAL<br />
GE will deutschen Anlagenbauer kaufen<br />
Der US-Triebwerkshersteller GE Aviation investiert weiter in die additive Fertigung<br />
und will zwei europäische Hersteller von 3D-Metalldruckern übernehmen.<br />
Neben dem deutschen Anlagenbauer SLM Solutions steht auch die schwedische<br />
Arcam AB auf der Wunschliste. Dafür nimmt GE 1,4 Milliarden US-Dollar (rund<br />
1,2 Mrd. Euro) in die Hand. GE hat nach Angaben von SLM Solutions zugesagt,<br />
den Hauptsitz des Unternehmens in Lübeck sowie die weiteren Standorte zu<br />
erhalten und auszubauen.<br />
Foto: SLM<br />
La Compagnie gibt London auf<br />
Foto: La Compagnie<br />
Ihre reinen Business-Class-Flüge von London-Luton nach New York<br />
hat die Fluggesellschaft La Compagnie Ende September eingestellt. Sie<br />
waren seit 2015 angeboten worden. Grund seien erwartete Nachfrageeinbrüche<br />
wegen des angekündigten britischen EU-Austritts. Dagegen<br />
bleibt der gut ausgelastete New-York-Flug ab Paris erhalten und wird um<br />
eine zweite tägliche Verbindung ergänzt.<br />
12 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
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News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
RIESEN-TRANSPORTER<br />
China will die An-225<br />
in Serie produzieren<br />
Foto: Antonow<br />
Das größte Transportflugzeug der Welt, die Antonow<br />
An-225 „Mrija“, könnte künftig in China gefertigt<br />
werden. Der ukrainische Flugzeughersteller Antonow<br />
und der staatliche Flugzeug- und Rüstungskonzern Aviation<br />
Industry Corporation of China (AVIC) haben dar über<br />
eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. In einem<br />
ersten Schritt will Antonow die zweite An-225 fertigstellen<br />
(auf dem Foto) und an AVIC ausliefern. Anschließend soll<br />
die gemeinsame Serienproduktion des Transportflugzeugs<br />
als Lizenzbau in China organisiert werden. Die An-225 wurde<br />
in den 1980er-Jahren in der ehemaligen Sowjetunion entwickelt,<br />
um die Raumfähre Buran transportieren zu können.<br />
Ursprünglich war geplant, drei Exemplare zu fertigen, doch<br />
bis heute wurde nur ein Transporter gebaut.<br />
Foto: USAF<br />
B-21 erhält den Namen „Raider“<br />
Die US Air Force hat nach einem Wettbewerb den Namen<br />
„Raider“ als Bezeichnung für den strategischen Bomber B-21<br />
aus gewählt, der Mitte der 2020er-Jahre in Dienst gestellt werden<br />
soll. Der künftige Tarnkappenbomber erinnert damit an die legendären<br />
„Doolittle Raiders“, die am 18. April 1942 mit trägergestützten<br />
B-25B Mitchell erstmals Tokio angriffen.<br />
Grob G 120TP für Army-Training<br />
CAE USA hat ihre ersten drei Grob G 120TP in Empfang genommen.<br />
In Dothan, Alabama, begann das Training der Fluglehrer, die ab 2017<br />
Piloten der US Army auf dem Muster schulen. Sowohl ehemalige<br />
Hubschrauberpiloten als auch neue Rekruten werden damit auf ihren<br />
Einsatz mit den Flächenflugzeugen des amerikanischen Heeres vorbereitet.<br />
Insgesamt sechs G 120TP wurden bestellt.<br />
Foto. CAE<br />
Foto: Boeing<br />
Uzbekistan Airways hat ihren ersten Dreamliner in Dienst gestellt. Die Boeing 787-8<br />
traf Anfang September aus Everett in Taschkent ein und brachte humanitäre Hilfsgüter<br />
für Kranken- und Waisenhäuser mit. Im November folgt eine zweite Boeing 787-8. Der<br />
erste Dreamliner soll zunächst auf Verbindungen nach New York und Asien verkehren.<br />
Außerdem erwägt Uzbekistan Airways den Kauf dreier gestreckter Boeing 787-9.<br />
14 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
VIP-Interview<br />
Mark Hiller ist seit April 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung bei Recaro Aircraft Seating, seit<br />
2014 ist er zudem Gesellschafter des Sitzherstellers in Schwäbisch Hall. Im Interview spricht der promovierte<br />
Wirtschaftsingenieur über den Spagat zwischen Komfort und Effizienz sowie über die Sitze der Zukunft.<br />
Herr Hiller, für wen entwerfen Sie<br />
in erster Linie Flugzeugsitze: für<br />
die Airlines oder die Passagiere?<br />
Wir nehmen natürlich das Feedback der<br />
Fluggäste auf und machen auch Tests<br />
mit Passagieren. Unterm Strich kann<br />
man sagen, dass beide Gruppen wichtig<br />
sind. Am Ende entscheiden allerdings<br />
die Fluggesellschaften, sie sind unsere<br />
direkten Kunden.<br />
Wie lässt sich der Passagierkomfort<br />
in der Economy-Klasse mit dem<br />
Wunsch vieler Airlines nach einer<br />
dichteren Bestuhlung vereinbaren?<br />
Es ist natürlich ein Kompromiss zwischen<br />
Komfort und Bestuhlungsdichte.<br />
Die Frage ist aber auch: Wie viel ist<br />
der Fluggast bereit zu zahlen? Meiner<br />
Ansicht nach geht es deshalb mehr<br />
darum, die Vielfalt in der Kabine zu<br />
unterstützen – beispielsweise mit dem<br />
Angebot im Premium-Economy-Bereich.<br />
Wir sehen auch den Bedarf für eine<br />
Business-Plus-Klasse. Es gibt bei uns<br />
auch Überlegungen über variable<br />
Sitze, die sich zum Beispiel verschieben<br />
lassen, wenn ein Flugzeug nicht voll<br />
ausgelastet ist.<br />
Welche Trends beeinflussen das<br />
Sitzdesign der Zukunft?<br />
Einer der wesentlichen Trends ist die<br />
Digitalisierung. Das stellen wir zum<br />
Beispiel in der Business Class dar. Bauteile<br />
können künftig mit Sensoren ausgestattet<br />
werden. Für die Crew bieten<br />
sich dadurch Erleichterungen: Auf<br />
einem Display kann abgelesen werden,<br />
wie sich die Sitze verhalten oder ob sie<br />
in der richtigen Position sind. Der Passagier<br />
wird durch eine App seinen Sitz<br />
personalisieren können und so Position,<br />
Heizung, Lüftung und Beleuchtung mit<br />
seinem Mobilgerät steuern. Angedacht<br />
ist auch, medizinische Funktionen<br />
in den Sitz zu integrieren. Auch in der<br />
Economy-Klasse beeinflusst die Digitalisierung<br />
das Sitzdesign. Beispielsweise<br />
integrieren wir Halterungen für mobile<br />
Geräte in die Rückenlehne.<br />
Flugzeugsitze werden immer leichter.<br />
Wo sehen Sie noch Potenziale<br />
im Leichtbau?<br />
Über neue Materialien ist noch einiges<br />
möglich: beispielsweise Rückenlehnen<br />
aus Kohlefaser, dünne Schaumstoffauflagen<br />
mit Bespannung anstatt Kissen.<br />
Auch eine bessere Integration von Bordunterhaltungssystemen<br />
kann Gewicht<br />
einsparen.<br />
Nach Boeing ist auch Airbus mit<br />
Airspace in das Kabinendesign<br />
eingestiegen. Wie ist das aus Sicht<br />
eines Flugzeugsitz-Herstellers zu<br />
bewerten?<br />
Ich kann das verstehen. Zuletzt sind<br />
einige neue Flugzeuge wie der Airbus<br />
A350 XWB oder die A320neo auf den<br />
Markt gekommen, mit der Boeing 737<br />
„Die Frage<br />
ist: Wie<br />
viel ist der<br />
Fluggast<br />
bereit zu<br />
zahlen?“<br />
MAX kommt bald noch ein weiterer Typ<br />
dazu. Nun haben die Flugzeughersteller<br />
eben wieder mehr Kapazität, um ihren<br />
Fokus verstärkt auf die Kabine zu legen.<br />
Welche Bedeutung haben Supplier-<br />
Furnished-Equipment-Sitze, also<br />
Sitze, die direkt ab Werk beim<br />
Flugzeughersteller angeboten werden,<br />
für Recaro?<br />
Supplier Furnished Equipment (SFE)<br />
ist wegen der kurzen Lieferzeiten und<br />
wegen der Standardisierung vor allem<br />
für kleinere Kunden und Leasinggesellschaften<br />
interessant. Für uns als Marktführer<br />
im Bereich Single Aisle ist das<br />
eine große Chance. Für die Langstrecke<br />
hingegen ist das Konzept aufgrund der<br />
höheren Komplexität nicht geeignet.<br />
Bisher wird nur der Sitztyp 3530 Swift<br />
für den Airbus A320 als SFE angeboten.<br />
Wir werden aber weitere Produkte und<br />
Features nachlegen. Was genau, lasse<br />
ich noch offen.<br />
FR<br />
Die Fragen stellte Ulrike Ebner<br />
Foto: Recaro<br />
Mehr im<br />
Internet:<br />
Unter dem Suchbegriff „Flugzeugsitze“ finden Sie auf unserer Website www.flugrevue.de aktuelle Artikel,<br />
Hintergründe und Bilderstrecken zum Thema.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 15
Leserwahl<br />
Die Sieger in fünf Kategorien<br />
Lesers Liebling<br />
Bequeme Verkehrsjets, passagierfreundliche Flughäfen und Airlines oder Hightech-Jets:<br />
Die Leser der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> kennen sich aus und wissen die Tops von den Flops zu<br />
unterscheiden. Ihr Wort hat also Gewicht, wenn es um die Wahl der besten Produkte<br />
und Dienstleistungen der Branche geht. Wer das höchste Ansehen genießt, zeigen die<br />
Ergebnisse in fünf Kategorien.<br />
Kategorie A/Verkehrsflugzeuge<br />
Am liebsten fliegen unsere Leser in<br />
modernen Großraumjets von Airbus und<br />
Boeing. Nur die A320 kann da mithalten.<br />
1<br />
Airbus A380<br />
1 Airbus A380 28,8 %<br />
2 Airbus A350 20,2 %<br />
3 Boeing 747 12,1 %<br />
4 Airbus A320 <strong>11</strong>,8 %<br />
5 Boeing 777 8,5 %<br />
Kategorie B/Fluggesellschaften<br />
Bei der Frage nach der europäischen<br />
Fluggesellschaft mit dem besten Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis scheint das Image der<br />
Platzhirsche unerschütterlich.<br />
1<br />
Lufthansa<br />
1 Lufthansa 39,4 %<br />
2 Swiss 13,3 %<br />
3 airberlin 10,1 %<br />
4 Austrian 5,2 %<br />
5 Condor 4,8 %<br />
16 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Kategorie C/Flughäfen<br />
Bei den Flughäfen stehen die lokalen<br />
Drehkreuze ganz oben, wobei sich<br />
München noch vor Frankfurt platziert.<br />
Von den internationalen Hubs ist Dubai<br />
am beliebtesten.<br />
1<br />
München<br />
1 München 25,5 %<br />
2 Frankfurt 22,4 %<br />
3 Zürich 10,0 %<br />
4 Düsseldorf 8,2 %<br />
5 Dubai 7,6 %<br />
Kategorie D/Business Jets<br />
Unter den Top-Geschäftsreisejets sind<br />
Modelle aller namhaften Hersteller<br />
vertreten. Gerade Neuentwicklungen<br />
wie die PC-24 oder Falcon 8X werden<br />
honoriert.<br />
1<br />
Gulfstream G650<br />
1 Gulfstream G650 19,0 %<br />
2 Dassault Falcon 8X 14,8 %<br />
3 Bombardier Global 6000 14,4 %<br />
4 Pilatus PC-24 13,5 %<br />
5 Cessna Citation X+ 5,9 %<br />
Kategorie E/Kampfjets<br />
Bei der Frage nach dem besten Kampfjet<br />
trauen die Leser dem Eurofighter einiges<br />
zu. Von den US-Stealth-Mustern wird<br />
die F-22 hoch eingeschätzt.<br />
1<br />
Eurofighter<br />
1 Eurofighter 32,2 %<br />
2 Lockheed Martin F-22 16,5 %<br />
3 Suchoi Su-35 9,9 %<br />
4 Lockheed Martin F-35 8,5 %<br />
5 Boeing F-18E/F Super Hornet 6,8 %<br />
Fotos: Airbus, Lufthansa (2), Gulfstream, Flughafen München, Eurofighter<br />
Die Gewinner der Leserwahl<br />
Glücklicher Gewinner des Hauptpreises, einem wertvollen Flieger Professional Chronograph<br />
aus dem Hause Fortis, ist Olaf Fuert aus Paderborn. Exklusive Leder-Bags von Hohenstein<br />
Aviation gehen an Walter Schmid aus Kirchheim, Dietrich Reimer aus Anderbeck, Patrick<br />
Balzer aus Lottstetten und Wolfgang Haaser aus Bautzen. Je eine Fortis-Maschinist-Uhr im<br />
Koffer gewinnen Thoralf Hoffmann aus Potsdam, Constanze Kreil aus Pentenried, Manuel<br />
Steger aus Augsburg, Ingrid Breitkopf aus Braunschweig und Harald Werner aus Münzenberg.<br />
Hochwertige Herpa-Flugzeugmodelle aus Metall gehen an Carsten Banach aus<br />
Filderstadt, Uwe Autenrieht aus Freiburg, Robert Revet aus Lörzweiler, Udo Zurawski aus<br />
Winnenden und Hans-Peter Laurin aus Hamburg. Tom Hübner aus Zeuthen, Dalibor<br />
Stanic aus Hattersheim, Christian Ernst aus Bremen, Gerhard Cihak aus Perchtolsdorf/<br />
Österreich und Tobias Otten aus Burscheid gewinnen detaillierte Modelle von Revell.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 17
Take-Off<br />
Flugzeugträger-Versuchsprogramm<br />
DER<br />
18 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> www.flugrevue.de
DRITTE<br />
TEST<br />
Im Rahmen des Entwicklungsprogramms war<br />
die Version der Lightning II für die US Navy<br />
zum dritten Mal auf einem Flugzeugträger.<br />
Die anfängliche Einsatzbereitschaft der F-35C<br />
wird für 2018 angestrebt.<br />
Von GERT KROMHOUT / KS<br />
Fotos: KROMHOUT. LOCKHEED MARTIN, US NAVY<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 19
Take-Off<br />
Flugzeugträger-Versuchsprogramm<br />
Bei den Starts wurde mit verschiedensten<br />
Außenlasten geflogen,<br />
hier auch mit einem Kanonenbehälter.<br />
Je nach Masse wird der<br />
Nachbrenner benutzt.<br />
Das Handling an Deck bereitete<br />
keine Schwierigkeiten. Der<br />
Einwinker dirigiert die F-35C zum<br />
vorderen Katapult.<br />
Dank eines Assistenzsystems sind<br />
die Anflüge sehr einfach und<br />
stabil. Pilotenkorrekturen sind<br />
kaum nötig. Auch die Probleme<br />
mit dem Fanghaken scheinen<br />
inzwischen behoben.<br />
20 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
STARTS MIT<br />
HOHER<br />
LAST<br />
Start frei. Insgesamt 121-mal hoben die F-35C während<br />
der neuen Testphase von der „Washington“ ab.<br />
Die F-35C haben deutlich größere Tragflächen als die anderen<br />
Varianten der Lightning II. Die Außenflügel sind hochklappbar.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 21
Take-Off<br />
Flugzeugträger-Versuchsprogramm<br />
Insgesamt sieben F-35C waren am Trägertest Nummer drei beteiligt. Fünf davon<br />
gehörten zur Staffel VFA-101, die für die Ausbildung zuständig ist.<br />
Zeitweise im Minutentakt<br />
starteten und landeten<br />
die fünf Lockheed Martin<br />
F-35C der VFA-101 „Grim Reapers“<br />
Mitte August vom Deck der „George Washington“<br />
(CVN 73). Es galt, ein Dutzend<br />
Piloten des Schulverbands für den<br />
Einsatz auf einem Flugzeugträger zu qualifizieren<br />
– 120 Katapultstarts, 120 Landungen<br />
und 24 Durchstartmanöver waren<br />
dafür notwendig. Auch die Testpiloten<br />
der VX-23 „Salty Dogs“ mussten ihre<br />
CQs (Carrier Qualifications) erneuern,<br />
bevor sie mit dem eigentlichen Testprogramm<br />
beginnen konnten.<br />
Für die erfahrenen Piloten kein Problem,<br />
in eineinhalb Tagen war das Programm<br />
erledigt. Mit zum raschen Ablauf<br />
trug auch die sogenannte „Delta Flight<br />
Path“-Software der F-35 bei, die die<br />
schwierige Landung erheblich vereinfacht.<br />
In den letzten knapp 20 Sekunden<br />
vor dem Aufsetzen musste ein durchschnittlicher<br />
Pilot bisher zwischen 200<br />
und 300 Steuereingaben machen, um die<br />
Maschine präzise auf dem Gleitpfad zu<br />
halten. Nun genügt es, den „Delta-Glide-<br />
Path“-Mode der Steuersoftware zu aktivieren,<br />
und die F-35C fliegt fast von alleine<br />
aufs Deck, wobei nur wenige manuelle<br />
Korrekturen notwendig sind. „Man<br />
muss ganz anders fliegen, um das Maximum<br />
(an Arbeitserleichterung) herauszuholen<br />
und das Flugzeug für sich arbeiten<br />
zu lassen“, erklärt Thomas Briggs,<br />
ein Ingenieur der Integrated Test Force.<br />
Wie die F-35C arbeitet, sieht man an den<br />
zahlreichen kurzen, teils großen Ausschlägen<br />
der Klappen im Endanflug. Das<br />
neue System wird das notwendige Training<br />
deutlich verringern und den Betrieb<br />
an Deck vereinfachen.<br />
STARTVERSUCHE BIS ZUR<br />
MAXIMALEN AB<strong>FLUG</strong>MASSE<br />
Die Carrier-Qualifikation war aber nur<br />
ein Aspekt des sogenannten DT-III (Development<br />
Test III) der F-35C, für den<br />
mit einiger Verzögerung wegen aktueller<br />
Einsätze diesmal die „Washington“ zur<br />
Verfügung stand. Vor allem ging es darum,<br />
den Flugbereich bei unterschiedlichen<br />
Massen und mit Außenlasten zu<br />
erweitern. Bereits beim DT-II im letzten<br />
Oktober an Bord der „Eisenhower“ war<br />
die F-35C mit Bewaffnung im internen<br />
Waffenschacht geflogen worden. Nun<br />
tastete man sich an das Verhalten mit<br />
Außenlasten heran.<br />
„Wir steigern die Last schrittweise bis<br />
zur maximalen Abflugmasse von 29 940<br />
kg. Zunächst sind die Flügelstationen<br />
symmetrisch beladen, dann prüfen wir<br />
diverse Konfigurationen mit unterschiedlichen<br />
Waffen links und rechts,“ erklärt<br />
Lt. Cdr. Ted „Dutch“ Dyckman, der<br />
schon bei den vorherigen Flugzeugträgertests<br />
dabei war und inzwischen über<br />
50 Landungen an Deck vorweisen kann.<br />
Da die Prototypen CF-3 und CF-5 voll<br />
instrumentiert sind, werden die Daten<br />
direkt in den Kontrollraum im Hangar<br />
unter Deck übertragen. Maximal trug die<br />
F-35C vier GBU-12 Lenkbomben und<br />
zwei AIM-9 Sidewinder. Parallel zu den<br />
Versuchen mit den Waffen wurden Starts<br />
und Landungen bei unterschiedlichen<br />
Massen durchgeführt, um so die notwen-<br />
22 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Auch Nachtflüge standen<br />
auf dem Programm. Immer<br />
noch gibt es Probleme mit<br />
dem Helmdisplay.<br />
Anflug auf die<br />
„Washington“. Die<br />
vordere Maschine ist<br />
an Deck verzurrt.<br />
Hier die F-35C mit einer Laserbombe unter den<br />
Tragflächen. Beim hinten abgestellten Flugzeug sind<br />
die Waffenschächte offen.<br />
EINFACHE<br />
LANDUNG<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 23
Take-Off<br />
Flugzeugträger-Versuchsprogramm<br />
Die F-35C verfügt über sechs<br />
Außenlaststationen. Ganz außen<br />
sollen Sidewinder mitgeführt<br />
werden.<br />
Ein Bugfahrwerk mit Doppelrad<br />
und Katapulthaken ist obligatorisch<br />
für die F-35C.<br />
Routinebetrieb an Deck.<br />
digen Daten zu sammeln, mit denen die<br />
Katapulte eingestellt werden. Insbesondere<br />
ging es darum, das Verhalten des<br />
Jets bei niedrigem Schub zu überprüfen.<br />
Es gab keine Überraschungen, denn wie<br />
üblich „haben wir alles sehr gründlich im<br />
Simulator und an Land getestet. Die Flüge<br />
auf See sind dann eher wenig aufregend,“<br />
findet Dyckman.<br />
500 TESTPUNKTE STANDEN<br />
IM LASTENHEFT<br />
Ein weiterer Testpunkt für die Piloten<br />
der VX-23 waren Nachtflüge mit dem<br />
neuen Helm der dritten Generation.<br />
Während DT-II vor einem Jahr waren<br />
weiterhin Probleme mit einem grünen<br />
Lichtschein aufgetreten. Laut Ingenieur<br />
Briggs sahen die Piloten die Umgebung<br />
„wie durch eine dreckige Scheibe und<br />
konnten die Lichter des Trägers schlecht<br />
erkennen“. Jetzt soll der Mangel behoben<br />
sein. Neben dem Flugbetrieb wurde eine<br />
F-35C im Hangar für weitere Wartungsversuche<br />
verwendet. Dabei ging es zum<br />
Beispiel darum, ob die Abgase der Hilfsgasturbine<br />
(APU) gefahrlos abziehen<br />
oder wie einfach das PW135-Triebwerk<br />
gewechselt werden kann.<br />
Insgesamt 500 Testpunkte standen<br />
auf dem Zettel der 170 Personen starken<br />
Mannschaft des Integrated Test Team<br />
aus Patuxent River. Von diesem mussten<br />
315 auf jeden Fall erledigt werden, der<br />
Rest war je nach verfügbarer Zeit abzuarbeiten.<br />
Besondere Probleme gab es offenbar<br />
nicht. Jedenfalls flogen die beiden<br />
F-35C-Prototypen bereits nach zwölf Tagen<br />
wieder zurück nach „Pax“. 121 Katapultstarts,<br />
121 Landungen, 70 Durchstartmanöver<br />
und knapp 40 Flugstunden<br />
standen da in den Büchern.<br />
Mit dem Abschluss des DT-III hat die<br />
US Navy einen wichtigen Schritt hin zur<br />
vorläufigen Einsatzbereitschaft der F-<br />
35C gemacht, die für September 2018<br />
angepeilt wird. Bis dahin werden zumindest<br />
die Prototypen nicht mehr auf einen<br />
Träger zurückkehren – die noch notwendigen<br />
Versuche können von Land aus<br />
durchgeführt werden.<br />
FR<br />
24 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
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Zivilluftfahrt<br />
Die nördlichste Airline der Welt im Wandel<br />
Fotos: Air Greenland, Spaeth<br />
Von ANDREAS SPAETH<br />
Der Wind rüttelt an den<br />
Fenstern der Einsatzzentrale<br />
von Air Greenland in<br />
Nuuk. Ein Gemisch aus Schnee und Regen<br />
peitscht an die Scheiben. Vor ihren<br />
Bildschirmen verfolgen die Mitarbeiter<br />
entspannt die Aktivitäten der Flotte in<br />
Echtzeit. Draußen landet gerade eine<br />
knallrote Dash 8-200, die Turboprops<br />
bilden das Rückgrat der Air-Greenland-<br />
Flotte. Der Flug ist trotz der widrigen<br />
Bedingungen fast pünktlich. Das Wetter<br />
dominiert das Leben in Grönland. Früher<br />
hieß Air Greenland deshalb im<br />
Volksmund auch „Imaqaa Airways“,<br />
„Vielleicht-Air“, weil sie so unzuverläs-<br />
sig war. „Wir sind heute viel proaktiver<br />
bei Verzögerungen“, sagt Air-Greenland-<br />
CEO Michael Højgaard im Gespräch mit<br />
der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> in Nuuk. Andere Mitarbeiter<br />
wollen das gar nicht mehr hören:<br />
„Das war vor vielen Jahren“, sagt<br />
Flugplaner Jakob Petersen. „Damals hatten<br />
wir viel mehr Hubschrauber, und die<br />
waren bei schlechtem Wetter sehr viel<br />
eingeschränkter in ihrem Aktionsradius.“<br />
Der Wind ist aber ein großes Problem<br />
geblieben, und das ausgerechnet<br />
am Hauptstadt-Flughafen. In Nuuk, der<br />
einzigen Stadt Grönlands, die diesen Namen<br />
verdient, lebt etwa ein Viertel der<br />
Bevölkerung, fast die Hälfte aller Air-<br />
Greenland-Passagiere fliegt hierher. „Unser<br />
maximales Windlimit sind 40 Knoten<br />
beim Start und 35 zur Landung – erst<br />
vorgestern blies es hier aber mit 50 Knoten“,<br />
so Petersen. Dutzende Flüge wurden<br />
gestrichen. Grönländer kennen das.<br />
BEI EXTREMEM WETTER<br />
LANDET MAN IM HOTEL<br />
26 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
„Es kann in Grönland zu allen Jahreszeiten<br />
Wetterprobleme geben, Nebel und<br />
Sturm auch im Sommer; Schnee, Blizzards<br />
und Vereisung im Winter, und Nuuk<br />
gehört leider zu den am stärksten betroffenen<br />
Zielen“, sagt Petersen. Vor<br />
Jahren, als in Grönland noch die damals<br />
weltgrößte zivile Flotte von bis zu acht<br />
Sikorsky-S-61N-Hubschraubern im Passagierverkehr<br />
unterwegs war, gab es viel<br />
mehr Ausfälle: „Etwa 30 Prozent unsewww.flugrevue.de
Boom im Norden<br />
Air Greenland ist die profitable Lebensader Grönlands,<br />
steht aber vor großen Veränderungen.<br />
Die A330 aus Kopenhagen landet<br />
in Kangerlussuaq, dem Luftfahrt-<br />
Drehkreuz Grönlands.<br />
Mit Turboprops und Hubschraubern, darunter der heute seltenen S-61N, bindet<br />
Air Greenland auch entlegene Siedlungen an und bietet Rundflüge für Touristen.<br />
rer Hubschrauber-Verbindungen waren<br />
im Schnitt vom Wetter behindert, Frühjahr<br />
und Herbst sind am schwierigsten,<br />
im Winter sind die Verhältnisse stabiler“,<br />
so Petersen. Vereisung von Flugzeugen,<br />
Start- und Landebahnen ist dann<br />
das größte Problem, weil es aus Kostengründen<br />
nur an vier großen Flughäfen<br />
entsprechende Enteisungsfahrzeuge gibt.<br />
„Unsere Top-3-Flughäfen mit Wetterproblemen<br />
sind Nuuk sowie Sisimiut hier<br />
an der Westküste und Kulusuk an der<br />
Ostküste“, verrät der Flugplaner. Im Gegensatz<br />
zu früher, wo Passagiere bei wetterbedingten<br />
Ausfällen auf sich allein<br />
gestellt waren, kümmert sich Air Greenland<br />
heute bei Störungen um Unterbringung<br />
und Verpflegung gestrandeter Gäswww.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 27
Zivilluftfahrt<br />
Die nördlichste Airline der Welt im Wandel<br />
Die robuste Dash 8 kommt mit rauen<br />
Bedingungen und kurzen Pisten klar.<br />
te. Im Herbst 2015 war das Wetter selbst<br />
für arktische Verhältnisse so schlecht<br />
und die Folgekosten der entstehenden<br />
Unregelmäßigkeiten so hoch, dass das<br />
sogar Eingang in den aktuellen Geschäftsbericht<br />
fand.<br />
Seit 2012 fliegen die großen S-<br />
61-Hubschrauber nicht mehr im Liniendienst,<br />
sie waren einfach zu unwirtschaftlich<br />
und aufwendig in der Wartung.<br />
„Ihr Betrieb ist heute siebenmal<br />
teurer als bei Flächenflugzeugen“, sagt<br />
Toke Brødsgaard, Hubschrauberpilot,<br />
der auch die S-61 fliegt. Zwei der Großhelikopter<br />
mit bis zu 25 Sitzen betreibt<br />
Air Greenland immer noch, wenn auch<br />
nur für Spezialmissionen wie Touristenflüge,<br />
Rettungseinsätze oder Transporte<br />
zum jährlichen Hundeschlittenrennen in<br />
der Diskobucht. Dann kann eine S-61<br />
bis zu fünf Schlitten, deren Fahrer plus<br />
maximal 76 Hunde auf einmal an Bord<br />
nehmen. Die noch aktiven S-61 sind beide<br />
aus dem Baujahr 1965, „aber keine<br />
hat mehr als 43 000 Flugstunden,<br />
100 000 wären möglich“, sagt Chefmechaniker<br />
Peter Berthelsen. Er arbeitet im<br />
firmeneigenen Wartungshangar in Nuuk.<br />
Die Hubschrauberflotte, zu der auch<br />
neun Eurocopter AS350B3 sowie acht<br />
Bell 212 mit jeweils bis zu 13 Sitzen gehören,<br />
werden alle in Eigenregie überholt.<br />
Die Dash 8 dagegen erhalten die<br />
größeren C- und D-Checks neuerdings<br />
bei Flybe im englischen Exeter. „Es gibt<br />
hier kaum Feuchtigkeit, das Klima ist<br />
sehr trocken, Probleme mit Korrosion<br />
haben wir kaum“, so Berthelsen, auch<br />
wenn es an diesem Tag regnet. Zuletzt<br />
stand eine weitere S-61 im Hangar und<br />
wurde gründlich neu aufgebaut. „Sie<br />
stammt von 1979, flog als Rettungshubschrauber<br />
in England, war ein Jahr abgestellt<br />
und wird nach einer umfassenden<br />
Modernisierung nun von Air Greenland<br />
im Regierungsauftrag für Such- und Rettungsaufgaben<br />
betrieben“, erklärt Berthelsen.<br />
Grönland ist mit knapp 2,2 Millionen<br />
Quadratkilometern die größte Insel<br />
der Welt und gehört politisch zu Dänemark,<br />
geografisch zu Nordamerika. Von<br />
Nord nach Süd beträgt die größte Distanz<br />
2670 Kilometer. Die Oberfläche ist<br />
Fotos: Air Greenland, Spaeth<br />
Die bei Sonne spektakulär-schöne Landschaft mit Gletschern<br />
und Bergen ist für ihre Wetterumschwünge gefürchtet.<br />
Touristen sorgen seit einigen Jahren für wachsendes<br />
Aufkommen und profitablen Flugbetrieb.<br />
28 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
und Mechaniker, mussten trainiert werden“,<br />
so Michael Højgaard.<br />
„Aber jetzt profitieren wir von der<br />
höheren Reisegeschwindigkeit der Dash<br />
8, ihren günstigeren Betriebskosten und<br />
der Tatsache, dass sie mit 37 Sitzen kleiner<br />
sind als die bis zu 50-sitzigen<br />
Dash 7.“ Vor allem hilft das der Auslastung:<br />
„Das Angebot ist jetzt meist näher<br />
an der Nachfrage, unsere Auslastung ist<br />
2015 auf 80 Prozent gestiegen, das ist<br />
sehr hoch.“ Zwei der Dash 8 haben eine<br />
erhöhte Reichweite und daher nur 29<br />
Sitze, können dafür aber auch Orte wie<br />
Qanaaq im Norden Grönlands erreichen.<br />
Rotorriese: Noch stehen zwei der<br />
großen Sikorsky S-61N im Einsatz.<br />
zu 82 Prozent vom dauerhaften Panzer<br />
des bis zu 3000 Meter dicken Inlandeises<br />
bedeckt, nur an der Westküste gibt<br />
es eisfreie Stellen. Hier leben auch die<br />
meisten der insgesamt 55 000 Einwohner<br />
Grönlands, gerade mal so viele wie<br />
in Baden-Baden wohnen. Straßen zwischen<br />
zwei Orten gibt es in Grönland<br />
keine, aber Air Greenland fliegt mit ihren<br />
sieben Turboprops und 17 kommerziell<br />
betriebenen Hubschraubern planmäßig<br />
13 Flughäfen im Inland an. Dazu<br />
kommen neun permanent betriebene<br />
Heliports sowie 39 weitere Landeplätze.<br />
Versorgungsflüge gibt es sogar zu über<br />
100 Siedlungen, manche davon mit nur<br />
40 Einwohnern – ohne die Hilfe aus der<br />
Luft könnten die Menschen unter diesen<br />
harten Bedingungen nicht existieren.<br />
Air Greenland hat gerade eine wichtige<br />
Flottenerneuerung abgeschlossen: Im<br />
Oktober 2015 erst schied die letzte DHC<br />
Dash 7 aus, die von 1979 an das Rückgrat<br />
der Inlandsflotte gebildet hatte. Ersetzt<br />
werden sie durch sieben schon<br />
recht betagte Dash 8-200, die alle gebraucht<br />
erworben wurden und im<br />
Durchschnitt bereits 19,4 Jahre alt sind.<br />
„Die Dash 7 wurde ausgemustert, weil<br />
immer weniger Airlines diesen Typ betreiben,<br />
was es immer schwieriger machte,<br />
die Lieferung von Ersatzteilen und<br />
das Simulator-Training für die Piloten<br />
sicherzustellen“, sagt der CEO. „Die<br />
Umstellung begann 2010, sie dauerte<br />
fünf Jahre. Über 190 Angestellte, Piloten<br />
Luftfracht spielt, neben Seefracht für die richtig schweren Güter,<br />
eine wichtige Rolle für die Versorgung Grönlands.<br />
BEVÖLKERUNG SCHRUMPFT,<br />
PASSAGIERZAHL STEIGT<br />
Wirtschaftlich steht Air Greenland sehr<br />
gut da, beinahe überraschend unter diesen<br />
Bedingungen. „Im letzten Jahr sind<br />
erstmals seit Langem sowohl Umsatz als<br />
auch Passagierzahlen gestiegen, obwohl<br />
Grönlands Bevölkerungszahl sinkt“,<br />
freut sich Højgaard. „Wir haben uns auf<br />
viele neue Märkte für Tourismus fokussiert,<br />
vor allem in Deutschland, und wir<br />
haben in den letzten Jahren durch Kostensenkungen<br />
und höhere Effizienz auch<br />
eine Absenkung der Flugpreise auf unserer<br />
Kopenhagen-Route von 15 Prozent<br />
erreicht, was wiederum die Passagier-<br />
Air Greenland Daten und Fakten<br />
IATA Code: GL<br />
ICAO Code: GRL<br />
Eigentümer: Regierung Grönland (37,5 %),<br />
SAS Group (37,5 %),<br />
Regierung Dänemark (25 %)<br />
Betriebsaufnahme: 1. Mai 1962<br />
Mitarbeiter: 634<br />
Passagiere: 2015 – 395 000,<br />
2014 – 381 000,<br />
2013 – 384 000<br />
Flotte:<br />
ein Airbus A330-200, sieben<br />
Dash 8-200, eine Beechcraft<br />
Super King Air 200, zwei<br />
Sikorsky S-61N, acht Bell 212,<br />
neun Eurocopter AS 350B3<br />
Drehkreuze: Nuuk, Kangerlussuaq<br />
Streckennetz: Linienverkehr zu 22 Orten in<br />
Grönland, außerdem Kopenhagen<br />
sowie saisonal Keflavik<br />
Gewinn: 2015: acht Mio. Euro,<br />
2014: sieben Mio. Euro,<br />
2013: 5,5 Mio. Euro.<br />
www.airgreenland.com<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 29
Zivilluftfahrt<br />
Die nördlichste Airline der Welt im Wandel<br />
Trotz Sturm und Regen landet die Dash 8 pünktlich in der<br />
Hauptstadt Nuuk. Die Piste ist hier zu kurz für Jets.<br />
Hubschrauber können auch entlegene Gehöfte und<br />
Stationen von Rohstofffirmen schnell erreichen.<br />
zahlen um 15 Prozent gesteigert hat.“<br />
Stolz verkündet Højgaard: „Wir sind seit<br />
2003 anhaltend sehr profitabel.“ 2015<br />
erzielte Air Greenland einen Profit nach<br />
Steuern von acht Millionen Euro. Bis dahin<br />
war es ein langer Prozess: „Zwei<br />
Dinge haben diese Firma wirklich verändert,<br />
zum einen die Stilllegung der S-61,<br />
vor allem aber die Tatsache, dass Air<br />
Greenland den Wettbewerb über den Atlantik<br />
gewonnen hat.“ Viele Jahre hatte<br />
SAS ein Monopol von Kopenhagen,<br />
1998 dann begann Air Greenland, damals<br />
noch Greenlandair, mit einer Boeing<br />
757 den Wettbewerb mit der mächtigen<br />
SAS, die immer noch mehr als ein<br />
Drittel der Anteile besitzt.<br />
„Vier Jahre sind beide Firmen gegeneinander<br />
geflogen, aber das war einfach<br />
zu viel Kapazität, 2002 hat SAS die<br />
Strecke dann aufgegeben, und wir haben<br />
unseren Airbus A330 angeschafft“,<br />
sagt Michael Højgaard. Der bis heute<br />
innen nicht modernisierte Airbus A330-<br />
200, 2002 nach der Pleite von Sabena<br />
übernommen, verfügt über 278 Sitze,<br />
davon 30 in der Business Class. „Wir<br />
wissen, dass die Kabine nicht mehr taufrisch<br />
aussieht, eigentlich wollten wir<br />
längst eine neuere A330 beschaffen“, erklärt<br />
der CEO. Bis zu zwei Flüge täglich<br />
auf der Kopenhagen-Strecke, plus im<br />
Winter wöchentliche Charterflüge von<br />
dort nach Gran Canaria, haben ihre<br />
Spuren hinterlassen.<br />
Doch seit Kurzem herrscht Unsicherheit<br />
über die künftige Strategie. „Tatsache<br />
ist, dass<br />
niemand unserer<br />
Passagiere<br />
PISTENVERLÄNGERUNG<br />
ERFORDERT ANDERE FLOTTE<br />
Fotos: Spaeth, Air Greenland<br />
nach Kangerlussuaq<br />
will“,<br />
räumt der Airline-Chef<br />
ein. Und doch ist die ehemalige<br />
US-Militärbasis im Westen der bisher<br />
einzige Zivilflughafen Grönlands, der<br />
große Jets aufnehmen kann. Von hier<br />
wird der Verkehr mit Dash-8-Flügen verteilt,<br />
wobei neben der Hälfte der zuletzt<br />
insgesamt 395000 Passagiere, die nach<br />
Nuuk wollen, rund ein Viertel in die<br />
Touristenhochburg Ilulissat in der Diskobucht<br />
an der Westküste reist.<br />
Heute sind die Pisten in Nuuk und<br />
Ilulissat 950 bzw. 845 Meter lang, in der<br />
politischen Diskussion ist ihre Verlängerung<br />
auf jeweils 2200 Meter, um Direktflüge<br />
aus Kopenhagen aufnehmen zu<br />
können. „Dann wäre die A330 das falsche<br />
Flugzeug für uns, wir bräuchten<br />
dann A320 oder Boeing 737, und wir<br />
müssten überlegen, ob wir die selbst betreiben<br />
oder von einem Partner betreiben<br />
lassen“, sagt Michael Højgaard.<br />
„Wir bräuchten mindestens 1800 Meter<br />
Pistenlänge, und auch damit wären die<br />
Möglichkeiten eingeschränkt. Mindestens<br />
jeweils ein Kilometer Erweiterung<br />
sind unter den schwierigen Bedingungen<br />
an beiden Plätzen riesige Investitionen.“<br />
Außerdem müsste die bisher begrenzte<br />
Infrastruktur an beiden Orten massiv erweitert<br />
werden, wenn Jets aus Dänemark<br />
dort landen würden. „Wir müssen uns<br />
mit dem arrangieren, was die Politiker<br />
entscheiden“, sagt Michael Højgaard mit<br />
einem leichten Schulterzucken. Wirklich<br />
an die Ausbauprojekte glaubt kaum jemand<br />
in Grönland. Wichtiger ist dem<br />
CEO, dass er <strong>2016</strong> weiter steigende Umsätze<br />
erwartet: „Allerdings werden wir<br />
die Gewinne nicht steigern können, weil<br />
wir die Flugpreise weiter senken, um<br />
längerfristig auch in möglichem Wettbewerb<br />
bestehen zu können.“<br />
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Airbus-A350-Fertigung<br />
Aufholjagd<br />
Lufthansa hat 25<br />
A350-900 bestellt.<br />
32 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
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Probleme mit der Innenausstattung<br />
haben die<br />
Produktion der A350<br />
zurückgeworfen. In Toulouse<br />
werden nun alle<br />
Anstrengungen unternommen,<br />
bis Jahresende<br />
50 Flugzeuge zu liefern<br />
– darunter auch das<br />
erste für Lufthansa.<br />
Von KARL SCHWARZ<br />
Airbus-Chef Fabrice Brégier<br />
war erleichtert, nachdem<br />
im August 61 Flugzeuge<br />
und damit mehr als jemals zuvor im<br />
traditionellen Ferienmonat ausgeliefert<br />
worden waren. „Bei der A350 erreichten<br />
wir unser Ziel von sechs Flugzeugen“,<br />
betonte Brégier. Damit liegt man bei<br />
21 Lieferungen in diesem Jahr, und das<br />
Ziel von 50 Flugzeugen ist nicht mehr<br />
utopisch, „wenn wir den Rhythmus von<br />
sechs bis sieben Flugzeugen pro Monat<br />
halten“.<br />
Bis dahin ist aber „noch viel Arbeit<br />
nötig“, wie das für die Programme<br />
zuständige Vorstandsmitglied Didier<br />
Evrard zugab. Vor allem „müssen wir<br />
auch sicherstellen, dass die Erhöhung<br />
der Fertigungsraten nicht zu Kompromissen<br />
bei der Qualität führt“. Alle Ziele<br />
zu erreichen erfordere die Anstrengung<br />
des ganzen Unternehmens, denn „es gibt<br />
kein Patentrezept“.<br />
Um bei der A350 den bei vielen Flugzeugen<br />
noch vorhandenen Rückstand<br />
von zwei bis drei Monaten aufzuholen,<br />
musste Airbus zu außergewöhnlichen<br />
Maßnahmen greifen. Zu den Details will<br />
man sich zwar nicht äußern, doch waren<br />
für die A350-Mannschaft, die etwa 1500<br />
Mitarbeiter in Toulouse umfasst, zuletzt<br />
Überstunden an der Tagesordnung.<br />
Auch die eigentlich heiligen Ferien<br />
mussten gestaffelt genommen werden,<br />
um die Endmontage und die Ausrüstung<br />
am Laufen zu halten.<br />
MONTAGEREIHENFOLGE<br />
KOMMT DURCHEINANDER<br />
Dabei ist das neue Endmontageverfahren<br />
der A350 derzeit praktisch außer<br />
Kraft gesetzt. Eigentlich sollten nämlich<br />
viele große Teile für die Kabine, wie Küchen<br />
und Toiletten oder Crew-Ruheräume,<br />
bereits an der Station 59 in die aus<br />
Hamburg und St. Nazaire angelieferten<br />
Rumpfsegmente installiert werden. Allerdings<br />
hatte insbesondere Zodiac Aerospace<br />
Schwierigkeiten, zum Beispiel<br />
bei den in Cypress, Kalifornien, produzierten<br />
Toiletten, die Fertigung wie notwendig<br />
hochzufahren. Dort sind nun<br />
Verbesserungen eingeführt, und eine<br />
zweite Linie wurde in Montreal eingerichtet.<br />
Auch bei den Sitzen von Zodiac<br />
gab es teils erhebliche Verzögerungen.<br />
Konsequenz daraus: Die A350 werden<br />
ohne die großen Einbauteile montiert<br />
(Station 50 und Station 40) und getestet<br />
(Station 30, Station 18) und dann<br />
teilweise erst einmal abgestellt. Sobald<br />
dann, manchmal nach vielen Wochen,<br />
die notwendigen Ausrüstungsteile verfügbar<br />
sind, folgt die Innenausstattung.<br />
Die MSN087 ist für Lufthansa. Oben zwei Elemente des Ruheraums für die Cockpitcrew,<br />
die nach Lieferverzug nachträglich eingebaut werden müssen.<br />
Fotos: Airbus, Schwarz (2)<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 33
Zivilluftfahrt<br />
Airbus-A350-Fertigung<br />
Finnair verfolgt mit den A350 eine Wachstumsstrategie.<br />
Fotos: Lufthansa, Airbus, Schwarz<br />
Dafür nutzt Airbus zusätzliche Stationen<br />
20, die frei geworden sind, weil dieses<br />
Jahr weniger A330 gebaut werden.<br />
Da dies aber nicht ausreicht, wurden auf<br />
dem Vorfeld im Bereich der A380-Montagehalle<br />
große Zelte aufgestellt, die den<br />
Vorderrumpf abdecken und so die Lagerung<br />
des Materials erlauben. Die nachträgliche<br />
Installation der Großbauteile,<br />
Singapore Airlines ist einer der<br />
wichtigsten A350-Kunden.<br />
Qatar Airways war der erste<br />
Betreiber der A350.<br />
Kunde<br />
die ohne Teildemontage nicht durch die<br />
Kabinentüren passen, ist natürlich aufwendiger<br />
als geplant.<br />
Von den Problemen ist auch die erste<br />
A350 für die Lufthansa (MSN074) betroffen,<br />
die nach der Parkzeit im September<br />
in die Innenausstattung ging.<br />
Derweil liefen beim Besuch der <strong>FLUG</strong><br />
<strong>REVUE</strong> in Toulouse Anfang September<br />
Zelte auf dem Vorfeld in Toulouse bieten zusätzliche Stationen für die Installation<br />
der Innenausstattung, die nicht wie geplant zu Montagebeginn verfügbar war.<br />
A350 – die aktuellen Nutzer<br />
Die A350-Fertigung kommt seit der Erstauslieferung<br />
im Dezember 2014 nur mühsam in Schwung.<br />
Erste Auslieferung<br />
Im<br />
Dienst<br />
Bestellungen<br />
Thai Airways 30.08.<strong>2016</strong> 1 4 x A350-900<br />
Ethiopian Airlines 29.06.<strong>2016</strong> 2 12 x A350-900<br />
Cathay Pacific 27.05.<strong>2016</strong> 4 22 x A350-900<br />
26 x A350-1000<br />
Singapore Airlines 02.03.<strong>2016</strong> 5 67 x A350-900<br />
LATAM 17.12.2015 4 13 x A350-900<br />
14 x A350-1000<br />
Finnair 07.10.2015 6 19 x A350-900<br />
Vietnam Airlines 30.06.2015 4 10 x A350-900<br />
Qatar Airways 22.12.2014 <strong>11</strong> 43 x A350-900<br />
37 x A350-1000<br />
Quelle: Airbus<br />
die Montagearbeiten an der MSN080<br />
und der MSN087. Ziel von Airbus ist es,<br />
die erste Maschine ganz knapp vor Jahresende<br />
an den deutschen Flag-Carrier<br />
zu übergeben.<br />
GRÜNDLICHE VORBEREITUNG<br />
BEI LUFTHANSA<br />
Dessen Team für die Einführung des<br />
neuen Musters hat während der ganzen<br />
Zeit ein wachsames Auge auf die Maschinen,<br />
um eine optimale Qualität sicherzustellen.<br />
Dabei werden auch<br />
scheinbare Kleinigkeiten wie die korrekte<br />
Befestigung von Kabelbäumen oder<br />
Dämmmaterial nicht außer Acht gelassen,<br />
wie Werner Scholz, der zuständige<br />
Repräsentant in Toulouse, betont. Neben<br />
den Spezialisten der Fluggesellschaft<br />
selbst ist ein großes Team von Lufthansa<br />
Technik an der Einführung beteiligt.<br />
„Wir müssen uns sehr gut auf das<br />
Thema Kohlefaser-Verbundwerkstoff<br />
vorbereiten, da der komplette Rumpf<br />
der A350 bis auf die Cockpitsektion aus<br />
CFK besteht“, erläutert der zuständige<br />
Projektdirektor Dean Raineri. „Das ist<br />
nicht per se ein Problem. Allerdings<br />
sieht man, im Gegenteil zu Metallen,<br />
Schäden in der Struktur nicht direkt.<br />
Deshalb sensibilisieren wir alle, die am<br />
Flugzeug arbeiten, beispielsweise auch<br />
Ground Handling Agents an den Flughäfen.<br />
Neben dieser Prävention müssen wir<br />
34 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Interview<br />
Lufthansa-Hub-Chef<br />
Thomas Winkelmann zur<br />
A350-Einführung in München<br />
Vietnam Airlines stellte die A350<br />
als zweite Airline in Dienst.<br />
Ethiopian betreibt sowohl die<br />
A350 als auch die Boeing 787.<br />
„Der Fünf-Sterne-<br />
Hub erhält ein<br />
Fünf-Sterne-Flugzeug“<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>:<br />
Warum gehen die<br />
ersten A350 der<br />
Lufthansa nicht nach<br />
Frankfurt sondern<br />
nach München?<br />
Winkelmann: Lufthansa<br />
hat entschieden,<br />
die ersten zehn der insgesamt<br />
25 bestellten<br />
Airbus A350 am Hub<br />
München zu stationieren.<br />
Diese Entscheidung<br />
ist auch ein Bekenntnis zum Standort<br />
München. Hier erhält der Fünf-Sterne-Hub<br />
ein Fünf-Sterne-Flugzeug! Das Flugzeugmuster<br />
ist ideal in seiner Größe und Reichweite<br />
für unsere Strecken nach Asien und<br />
Nordamerika. Die A350 ist das weltweit<br />
modernste Langstreckenflugzeug im Passagierverkehr.<br />
Es ermöglicht bei einem höheren<br />
Kundenkomfort eine größere Wirtschaftlichkeit.<br />
Im Vergleich zum Airbus<br />
A340 weist die A350 einen 50 Prozent<br />
geringeren Lärmteppich auf, dazu 25<br />
Prozent weniger Kerosinverbrauch und<br />
Emissionen.<br />
Lufthansa plant bei ihren A350 eine<br />
neue Farbigkeit in der Eco-Klasse.<br />
unsere Mitarbeiter aber auch für die Anwendung<br />
von Spezialmessgeräten zur<br />
Schadenbeurteilung qualifizieren. Immerhin<br />
„sind wir für die Komponentenversorgung<br />
für China Airlines, Ethiopian<br />
Airlines und Finnair zuständig. Unsere<br />
Mitarbeiter in Frankfurt und München<br />
haben auch schon die A350 von Qatar<br />
Airways im Transit abgefertigt. Und wir<br />
betreuen auch Singapore Airlines und<br />
Cathay Pacific. All diese Erfahrungen<br />
nutzen wir, um den Start der A350 bei<br />
Lufthansa optimal zu gestalten“, ist Raineri<br />
zuversichtlich.<br />
Sobald die Lufthansa ihre erste<br />
A350-900 erhalten hat, sind übrigens<br />
noch Zulassungsarbeiten für die neuen<br />
Sitze in der Premium Economy und für<br />
Details der Business Class (Selbstbedienungsbereich<br />
mit Snacks und Kühlschrank<br />
für Getränke) notwendig, bis<br />
der Jet auf Linie gehen kann. Als erste<br />
Destinationen wurden Delhi und Boston<br />
genannt (siehe Kurzinterview mit Thomas<br />
Winkelmann rechts). Die Lufthansa<br />
betreibt ihre A350-900 mit 48 Sitzen in<br />
der Business (BE Aerospace), 21 in der<br />
Premium Economy (ZIM Flugsitz) und<br />
224 in der Economy-Kabine (Zodiac).<br />
Sie ersetzt mit dem neuen Modell ihre<br />
kraftstofffressenden A340-600, die mit<br />
279 Sitzen ausgestattet sind.<br />
FR<br />
Auf welchen Strecken werden<br />
die A350 bevorzugt zum Einsatz<br />
kommen?<br />
Die ersten Ziele werden Delhi und Boston<br />
sein. Die Entscheidung zum Einsatz der<br />
neuen Flugzeuge basiert auf unseren Analysen,<br />
wo wir das Flugzeug mit seiner Konfiguration<br />
am besten für unsere Kunden<br />
einsetzen können und wo es ökonomisch<br />
am sinnvollsten operiert werden kann.<br />
Warum entfällt die erste Klasse?<br />
Wir stellen fest, dass die Nachfrage nach<br />
der First Class stark abhängig von der jeweiligen<br />
Strecke ist. Auf Routen mit geringer<br />
First-Class-Nachfrage werden wir daher<br />
aus wirtschaftlichen Gründen Business<br />
Class, Premium Economy und Economy<br />
Class anbieten. Aus München werden in<br />
den kommenden Jahren noch immer rund<br />
60 Prozent unseres Langstreckenangebots<br />
über eine First Class verfügen.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 35
Zivilluftfahrt<br />
Afrikas größter Flughafen<br />
Airport an der<br />
36 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
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Spitze<br />
Johannesburg OR<br />
Tambo International ist<br />
der größte Flughafen<br />
in Afrika, leidet aber<br />
unter schwankenden<br />
Passagierzahlen.<br />
Von ANDREAS SPAETH<br />
Vom Inlandsterminal fliegen<br />
viele internationale Passagiere<br />
nach Kapstadt weiter.<br />
Fotos: Spaeth<br />
Wenn Musa Zwane auf<br />
Afrikas wichtigstem<br />
Flughafen landet, dann<br />
fehlt ihm etwas. „Alle unsere Flugzeuge<br />
stehen irgendwo verteilt herum“, moniert<br />
der derzeitige Interimschef der krisengeschüttelten<br />
South African Airways<br />
(SAA) im Gespräch mit der <strong>FLUG</strong> RE-<br />
VUE. Am liebsten hätte er ein eigenes<br />
SAA-Terminal, doch das wird Wunschtraum<br />
bleiben. Was vor allem an der<br />
räumlichen Enge der Gebäude liegt, die<br />
1953 in ihrer Ursprungsform eröffnet,<br />
zu düsteren Apartheid-Zeiten in den<br />
1960er- und 1970er-Jahren mehrfach<br />
verändert und dann erst zur Fußball-<br />
WM 2010 wesentlich erweitert wurden.<br />
Der lange Gebäudeschlauch ist für ein<br />
modernes Drehkreuz ziemlich untauglich.<br />
Bei jedem Umsteigen zwischen internationalem<br />
und Inlandsflug müssen<br />
die Passagiere den Sicherheitsbereich<br />
verlassen und das Terminal auf langem<br />
Fußweg wechseln, um erneut die Kontrollen<br />
zu passieren. Allerdings liegt der<br />
Anteil der Transfer-Passagiere in Johanwww.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 37
Zivilluftfahrt<br />
Afrikas größter Flughafen<br />
Die Johannesburger Terminalanlagen<br />
wurden zur WM 2010<br />
letztmals erweitert.<br />
nesburg insgesamt nur bei 20 Prozent,<br />
von einem wirklichen Hub lässt sich hier<br />
also nicht sprechen. Kapstadt, die bei<br />
Touristen beliebte zweitgrößte Stadt des<br />
Landes zwei Flugstunden südlich, bietet<br />
kaum noch Nonstop-Langstreckenflüge.<br />
Die SAA hat ihre seit Jahren ganz eingestellt,<br />
daher sind fast alle internationalen<br />
Reisenden in die Stadt am Tafelberg gezwungen,<br />
in Johannesburg zwischenzulanden.<br />
„Wir hätten es gern, wenn wir eine<br />
größere Rolle an unserem Heimatflughafen<br />
spielen würden, so wie man sofort<br />
überall Ethiopian Airlines sieht, wenn<br />
Südafrikas moderner Schnellzug<br />
Gautrain hält direkt am Flughafen.<br />
man nach Addis Abeba kommt“, sagt<br />
der SAA-Chef. Wenigstens lobt er die<br />
verbesserte Sicherheit am OR Tambo<br />
International Airport, wo früher häufig<br />
Diebstähle aus aufgegebenem Passagiergepäck<br />
vorkamen. Dagegen kritisiert er,<br />
wie vermutlich alle Airlines an ihrem jeweiligen<br />
Heimatflughafen, die „zu hohen<br />
Gebühren“, wünscht sich aber gleichzeitig<br />
eine engere Zusammenarbeit mit der<br />
Flughafenbehörde ACSA. Deren wichtigster<br />
Kunde ist naturgemäß SAA. Der<br />
Marktanteil der chronisch Verluste einfliegenden<br />
Staatsgesellschaft an ihrem<br />
Hub hat durch stetige Verkleinerung von<br />
Flotte und Streckennetz allerdings von<br />
etwa 60 Prozent vor zehn Jahren auf<br />
rund 50 Prozent heute abgenommen.<br />
Mithin sind sowieso weniger SAA-Flugzeuge<br />
vorhanden, die der Präsenz der<br />
Heimatgesellschaft an ihrem Drehkreuz<br />
wirkungsvollen Ausdruck verleihen<br />
könnten. Aber auch Flughafenchefin<br />
Bongiwe Pityi, eine der wenigen Frauen,<br />
die weltweit einen großen Airport führen,<br />
sagt gegenüber der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>:<br />
„Ein anhaltenderes Engagement der<br />
SAA hier am Flughafen wäre sicher<br />
wünschenswert und sinnvoll.“<br />
Sie ist stolz, mit dem OR Tambo International<br />
Airport endlich eine lange<br />
angestrebte Wegmarke erreicht zu haben:<br />
mehr als 20 Millionen Passagiere in<br />
einem Jahr. 2015 war es, mit 20,07 Millionen<br />
Fluggästen von und nach Johannesburg,<br />
erstmals so weit.<br />
PASSAGIERZAHL SCHWANKT<br />
UM DIE 20 MILLIONEN<br />
Seit Jahren pendelte die Passagierzahl<br />
unterhalb dieser Marke, die unstete Entwicklung<br />
spiegelt die wirtschaftlich<br />
schwierige Lage Südafrikas, der größten<br />
Volkswirtschaft Afrikas. Nach 19,4 Millionen<br />
Passagieren 2007 ging das Aufkommen<br />
2009 wieder auf 17,5 Millionen<br />
zurück und stieg selbst im WM-Jahr<br />
2010 nur auf 18,6 Millionen. Zum Fußball-Weltereignis<br />
erhielt der OR-Tambo-<br />
Flughafen, benannt nach einem früheren<br />
Präsidenten des regierenden African National<br />
Congress, den größten Modernisierungsschub<br />
seiner Geschichte. „Aber<br />
das verlangsamte Wirtschaftswachstum<br />
in Südafrika, die Ebola-Krise, die ausländerfeindlichen<br />
Ausschreitungen hier<br />
und die restriktive Visa-Politik etwa gegenüber<br />
Chinesen machten uns letztes<br />
Jahr zu schaffen“, sagt Bongiwe Pityi.<br />
Trotzdem geht sie davon aus, dass <strong>2016</strong><br />
die Passagierzahl weiter leicht steigen<br />
wird. Optimistisch stimmt sie, dass jetzt<br />
38 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Das internationale Terminal<br />
bietet aus seinen gläsernen<br />
Erkern beste Vorfeldblicke.<br />
zwei neue internationale Airlines nach<br />
Südafrika kommen: Im Falle von Iberia<br />
ist es im August die Wiederaufnahme<br />
von Flügen nach Madrid, und ab Oktober<br />
wird LATAM Brasil Johannesburg<br />
mit Sao Paulo verbinden, eine Strecke,<br />
die bereits SAA bedient.<br />
Seit 20 Jahren ist Johannesburg Afrikas<br />
größter Flughafen, nachdem er Kairo<br />
überholte. Aber nicht nur die unstete<br />
Entwicklung Südafrikas selbst, sondern<br />
auch die immer noch sehr wenig liberalisierte<br />
Luftverkehrslandschaft Afrikas erschwert<br />
das Wachstum. Ebenso die Armut<br />
vieler der 53 Millionen Südafrikaner<br />
– nur fünf bis acht Prozent von ihnen<br />
benutzen überhaupt das Flugzeug. Hier<br />
liegen große Potenziale brach, genau wie<br />
in ganz Afrika. Sechs der zehn wachstumsstärksten<br />
Volkswirtschaften der<br />
Welt liegen auf dem Kontinent, aber der<br />
intra-afrikanische Flugverkehr ist wegen<br />
restriktiver Verkehrsrechte bis heute unterentwickelt.<br />
Das zeigt sich schon bei<br />
den Niedrigpreis-Airlines am Flughafen<br />
Johannesburg: Deren Anteil beziffert die<br />
Flughafenchefin auf 32 bis 35 Prozent,<br />
aber das bezieht sich beinahe ausschließlich<br />
auf den Inlandsverkehr in Südafrika,<br />
vor allem auf das „goldene Dreieck“ Johannesburg-Kapstadt-Durban,<br />
den drei<br />
größten Städten des Landes. Hier kämpfen<br />
derzeit drei größere Niedrigpreis-<br />
Fluggesellschaften um Kunden, plus<br />
zwei klassische Linien-Airlines. Viel<br />
schwieriger haben es grenzüberschreitende<br />
Niedrigpreis-Airlines. Davon kann<br />
die panafrikanische Fastjet ein Lied singen,<br />
die mit mehreren Tochterfirmen etwa<br />
in Tansania und Simbabwe arbeiten<br />
muss, um beispielsweise die Strecken<br />
von Johannesburg nach Dar es Salaam<br />
und Harare zu bedienen.<br />
Absurderweise sind die Verbindungen<br />
von Johannesburg nach Europa am<br />
Ein Airbus A380 von British Airways wartet auf dem<br />
Vorfeld von Johannesburg auf den Rückflug nach London.<br />
Emirates bedient „JNB“ dreimal täglich. Ein Flug davon<br />
wurde von der 777 (Foto) bereits auf die A380 umgestellt.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 39
Zivilluftfahrt<br />
Afrikas größter Flughafen<br />
Internationale Abflüge<br />
ballen sich abends.<br />
Tagsüber starten nur<br />
wenige Langstrecken.<br />
Afrikas Billig-Airlines leiden unter<br />
sehr komplizierten Verkehrsrechten.<br />
dichtesten und machen 45 Prozent des<br />
Angebots bzw. Aufkommens aus, während<br />
innerafrikanischer und Inlandsverkehr<br />
zusammen 40 Prozent Anteil aufweisen.<br />
SAA selbst bedient nur noch<br />
Frankfurt, München und London, dagegen<br />
fliegen acht europäische Airlines Johannesburg<br />
an. Da die Flüge alle nachts<br />
stattfinden – es gibt keine oder nur minimale<br />
Zeitverschiebungen zwischen Europa<br />
und Afrika –, stehen die Flugzeuge<br />
der Europäer täglich bis zu zwölf Stunden<br />
am Boden auf dem OR Tambo Airport.<br />
Die Passagiere wollen angeblich<br />
nicht tagsüber fliegen. Nach anfänglicher<br />
Euphorie hat die Präsenz des Airbus<br />
A380 in Johannesburg bei stagnierenden<br />
Passagierzahlen stark nachgelassen.<br />
Lufthansa taufte 20<strong>11</strong> sogar die<br />
D-AIME auf den Namen der Stadt,<br />
schickt seit Herbst 2015 aber nur noch<br />
eine Boeing 747-8 nach Johannesburg.<br />
Auch Air France hat ihre A380 wieder<br />
abgezogen und durch die 777-300ER ersetzt,<br />
einzig British Airways hält die<br />
A380-Flagge der Europäer hoch. „Wir<br />
können insgesamt bis zu sechs A380<br />
gleichzeitig abfertigen“, sagt Flughafenchefin<br />
Pityi, „aber neben BA kommt nur<br />
noch Emirates auf einer von drei täglichen<br />
Verbindungen mit der A380.“<br />
EXTREM LANGE STARTBAHN<br />
WEGEN DER HÖHENLAGE<br />
Kapazitätsprobleme jedenfalls hat der<br />
OR Tambo Airport derzeit nicht: Die aktuellen<br />
Terminals können bis zu 28 Millionen<br />
Passagiere jährlich bewältigen.<br />
Trotzdem gibt es weiter den Masterplan,<br />
irgendwann ein Midfield-Satellitenterminal<br />
zwischen den beiden Parallelbahnen<br />
zu errichten. „Die größten Engpässe<br />
herrschen im Frachtbereich“, sagt Bongiwe<br />
Pityi. Engpässe gibt es auch in der<br />
Kapazität der Gepäckabfertigung für<br />
Passagierflüge, daher erlaubt der Flughafen<br />
keine Aufgabe von Koffern länger als<br />
vier Stunden vor Abflug, auch kein<br />
Durchchecken bei längerem Aufenthalt,<br />
eine sehr kundenunfreundliche Politik.<br />
Das Bahnsystem in Johannesburg<br />
musste in seiner Leistungsfähigkeit beschränkt<br />
werden, weil die Flugsicherung<br />
nicht mehr Flüge abfertigen konnte. Vor<br />
zehn Jahren konnten stündlich 65 bis 70<br />
Flugbewegungen bewältigt werden auf<br />
den beiden Bahnen, heute nur noch 53<br />
pro Stunde im Durchschnitt. Dank der<br />
von über 600 auf derzeit 533 Starts und<br />
Landungen täglich geschrumpften Auslastung<br />
ist das kein großes Problem.<br />
„Zwischen acht Uhr morgens und zwölf<br />
Uhr mittags sind wir ohnehin bis oben<br />
hin voll“, sagt Bongiwe Pityi, weil dann<br />
alle Europa-Flüge ankommen. Die zweite<br />
Verkehrsspitze folgt zwischen 14 und<br />
17 Uhr, da allerdings gibt es noch ein<br />
paar Slots.<br />
Die beiden in Nord-Süd-Richtung<br />
verlaufenden Parallelbahnen sind auf die<br />
„Hot-and-High“-Bedingungen des Flughafens<br />
ausgelegt, der auf 1694 Metern<br />
Höhe über dem Meeresspiegel liegt. Die<br />
dem Terminal näher gelegene Bahn<br />
03L/21R ist mit 4400 Metern eine der<br />
längsten der Welt auf einem internationalen<br />
Flughafen. Direktorin Bongiwe Pityi<br />
plant ehrgeizig. Derzeit bedienen 38<br />
internationale Airlines Johannesburg,<br />
1997 waren es 70, und Pityi hofft wieder<br />
auf mehr. „Südamerika hat noch Potenzial,<br />
etwa Argentinien, aber auch Chicago<br />
und die US-Westküste hätten wir<br />
gern im Angebot, dazu Flüge nach Mexiko<br />
und Indien, in Europa fehlen uns Italien,<br />
Portugal und Griechenland.“ FR<br />
40 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
AirSpot<br />
In unseren AirSpot-Highlights des Monats finden Sie Fotos von besonderen Flug -<br />
zeugmustern, exotischen Einsätzen an ungewöhnlichen Orten, seltenen Lackierungen<br />
und fliegenden Raritäten aus der Welt der Flugzeug-Spotter.<br />
Eurospot,<br />
Toulouse, Frankreich<br />
Mit einer grünen Werbefläche für eine<br />
Autovermietung hat easyJet ihren<br />
Airbus A320-214, G-EZPD versehen.<br />
Das erst Ende Mai mit Sharklets in<br />
Hamburg ausgelieferte Flugzeug mit<br />
der Werknummer MSN7040 war noch<br />
ohne Werbeaufkleber in easyJet-Standardlackierung<br />
übergeben worden.<br />
Am 9. September landete der nun<br />
orange-grüne Airbus in Toulouse.<br />
Stefan Sjögren,<br />
Stockholm-Arlanda, Schweden<br />
Direkt vom New Yorker Kennedy-Flughafen<br />
kommend schwebt die Boeing<br />
747-222B, N793CK von Kalitta Air am<br />
8. September als Flug K4 9531 in Stockholm<br />
ein. Der Vierstrahler mit der Werknummer<br />
673 flog am 1. März 1987 zum<br />
ersten Mal, war dann in den Flotten von<br />
United, Northwest und Delta in Dienst,<br />
wurde in der Wüste abgestellt und<br />
kehrte 2010 als Umbaufrachter zurück.<br />
Stefan Hofecker,<br />
Düsseldorf<br />
Mit ihrem modernsten Gerät, dem neuen<br />
Airbus A350-900, kommt Singapore<br />
Airlines aus Südostasien nonstop an den<br />
Rhein nach Düsseldorf. Hier macht sich<br />
9V-SMD am 2. September auf den<br />
Rückweg an die Straße von Malakka.<br />
Die Kabine ist mit einer Business Class,<br />
einer Premium Economy Class und einer<br />
Economy Class gestaltet. SIA bedient in<br />
Europa auch Amsterdam mit der A350.<br />
Marcus Steidele,<br />
Düsseldorf<br />
Neuerdings mit „Star Trek“-Sonderbemalung<br />
fliegt der 2010 gebaute Airbus<br />
A320-214, D-ABFG von airberlin. Außerdem<br />
macht der Jet mit dem Slogan<br />
„Anders ist besser“ Werbung für den<br />
Fernsehsender Tele 5, der ebenso wie<br />
die Serie „Star Trek“ sein 50-jähriges<br />
Bestehen feiert. Auf die Jubiläen weist<br />
die zum typischen „Star Trek“-Gruß<br />
erhobene Hand auf der Bugseite hin.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 41
Business Aviation<br />
HondaJet HA-420<br />
Der Neue<br />
Von den Triebwerken bis zum Cockpit: Honda Aircraft<br />
macht mit seinem Erstlingswerk vieles anders. Mit<br />
diesem Konzept wollen die Japaner das Establishment<br />
bei den kleinen Business Jets angreifen.<br />
42 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong>
Von MAX KÜHNL<br />
und STEFFEN GEMSA<br />
Der Stolz war Michimasa<br />
Fujino anzumerken, als er<br />
im Mai der Öffentlichkeit die Zulassungsurkunde<br />
des HondaJet in Europa<br />
präsentierte. Es war nach der Zulassung<br />
durch die US-Luftfahrtbehörde FAA im<br />
Dezember 2015 der zweite wichtige<br />
Meilenstein, den der HondaJet bei der<br />
Markteinführung erreicht hatte. Seitdem<br />
können amerikanische und europäische<br />
Betreiber den kleinen Business-Jet uneingeschränkt<br />
nutzen.<br />
Die Geschichte des HondaJet reicht<br />
jedoch viel weiter zurück. Bereits 1986<br />
begann Honda mit der Entwicklung und<br />
Auslegung eines Flugzeugs, das hinsichtlich<br />
seiner Wirtschaftlichkeit Maßstäbe<br />
setzen sollte. Ansatzpunkt des japanischen<br />
Herstellers war dabei ein möglichst<br />
niedriger Widerstand. So wurden<br />
bereits bei den ersten Entwicklungen<br />
Tragflächen erprobt, die einen großen<br />
Teil laminarer Umströmung aufweisen<br />
sollten. Im Vergleich zur eigentlich unvermeidlichen<br />
turbulenten Strömung<br />
entstehen hier kaum Wirbel, wie sie beispielsweise<br />
jede Schweißnaht oder Niete<br />
hervorrufen.<br />
Foto: Honda Aircraft<br />
Der HondaJet unterscheidet<br />
sich bereits<br />
auf den ersten Blick<br />
von der Konkurrenz.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 43
Business Aviation<br />
HondaJet HA-420<br />
In den 1990er Jahren absolvierte ein<br />
erster Versuchsträger seinen Erstflug.<br />
Es handelte sich um die MH-02, die bereits<br />
über eine eigenwillige Anordnung<br />
der Triebwerke verfügte: Diese waren<br />
auf der Tragflächenoberseite des Hochdeckers<br />
montiert. Kurz vor der Jahrtausendwende<br />
finalisierte Michimasa Fujino,<br />
der jetzige CEO von Honda Aircraft,<br />
das Design des heutigen Honda-<br />
Jet. Die Tragflächen sind nun am<br />
unteren Teil des Rumpfes montiert, die<br />
Triebwerke finden ihren Platz auf Pylonen,<br />
die auf der Oberseite der Flügel<br />
angebracht sind.<br />
DAS LAYOUT KOMMT DER<br />
KABINE ZUGUTE<br />
Die beiden Pylonen sind stark nach hinten<br />
gepfeilt, und die Lufteinlässe liegen<br />
etwa im letzten Drittel der Flügeltiefe.<br />
Davon verspricht man sich im Vergleich<br />
zur üblichen Anordnung am Rumpf weniger<br />
Struktur im Heck des Flugzeuges,<br />
da die dortige Aufhängung entfällt. Das<br />
trägt zum einen zu einem niedrigeren Gewicht<br />
bei, zum anderen habe man den Innenraum<br />
um 36 Zentimeter länger auslegen<br />
können als beim konventionellen Design.<br />
Dadurch ergibt sich ein einzigartiger<br />
Gepäckraum im Heck des Flugzeugs.<br />
Dieser fällt mit 1614 Litern und damit<br />
1,6 Kubikmetern Stauraum größer als<br />
der Klassendurchschnitt aus.<br />
Das Gewicht der Befestigungsstruktur<br />
wandert nämlich nicht 1:1 an die<br />
Die Triebwekspylonen<br />
sind<br />
stark nach<br />
hinten gepfeilt.<br />
Flügel: Da die Masse der Triebwerke das<br />
sogenannte Wurzelbiegemoment der<br />
Tragflächen reduzieren, können diese<br />
ebenfalls mit weniger Struktur konstruiert<br />
werden. Zu guter Letzt wird durch<br />
die vergleichsweise große Entfernung<br />
vom Rumpf auch der Interferenzwiderstand<br />
reduziert, da sowohl der Rumpf<br />
als auch die Antriebe sauber umströmt<br />
werden.<br />
Durch den daraus resultierenden relativ<br />
großen Hebel der Triebwerke zur<br />
Mitte des Flugzeugs hin ergeben sich jedoch<br />
vergleichsweise hohe Startgeschwindigkeiten:<br />
Da bei einem Triebwerksausfall<br />
das Seitenruder den asymmetrischen<br />
Schub ausgleichen muss,<br />
muss es eine größere Steuerkraft generieren;<br />
die wiederum ist nur durch die<br />
höhere Geschwindigkeit möglich. Wegen<br />
der hohen Geschwindigkeiten sind<br />
die Kurzstarteigenschaften des HondaJet<br />
eingeschränkt. Die Antriebe vom Typ<br />
GE Honda HF120 sind eigens für den<br />
Die Kabine wirkt dank großer Fenster und einem ausgefeilten Lichtsystem sehr<br />
luftig. Die Beinfreiheit liegt über dem Klassendurchschnitt.<br />
Das Triebwerk hat Honda zusammen<br />
mit GE Aviation entwickelt.<br />
44 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
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HondaJet entwickelt worden, von einem<br />
Konsortium der Honda Aircraft und des<br />
Triebwerkherstellers GE Aviation. Die<br />
beiden Turbofans erzeugen einen Standschub<br />
von jeweils 9,12 Kilonewton und<br />
werden komplett digital über eine automatische<br />
Kontrolleinheit gesteuert.<br />
Auch die laminare Strömungstechnik<br />
hat es vom Versuchsträger in das jetzige<br />
Serienflugzeug geschafft: Der Kohlefaserrumpf<br />
verfügt über eine hohe Oberflächengüte,<br />
die an die eines modernen<br />
Hochleistungssegelflugzeuges heranreicht.<br />
Die Ober- und Unterteile der beiden<br />
Tragflügel wurden jeweils aus einem<br />
Block Aluminium am Stück herausgefräst,<br />
weshalb sich an der Oberfläche<br />
keine Niete oder Schraube findet. Dementsprechend<br />
sei der Tragflügel im Reiseflug<br />
bis zur Hälfte laminar umströmt –<br />
normalerweise löst sich die Strömung<br />
spätestens im ersten Drittel ab, wird turbulent<br />
und erzeugt einen höheren Widerstand.<br />
„Natural laminar flow“ heißt<br />
Das Garmin-G3000-Glascockpit soll die Piloten durch die intuitive Bedienung<br />
mit Touchscreens im unteren Bereich entlasten.<br />
Auf die Monitore lassen sich auch<br />
Anflugkarten einspielen.<br />
Fotos: Steffen Gemsa, Honda Aircraft<br />
das Stichwort bei Honda. Auch das<br />
Rumpfvorderteil ist bis mindestens zum<br />
Cockpit in eine widerstandsarme Laminarströmung<br />
gehüllt, so die Aussage der<br />
Ingenieure in Greensboro.<br />
Ebenfalls im Lastenheft stand die<br />
einfache und sichere Bedienung des<br />
HondaJet, auch durch nur einen Piloten.<br />
Dazu trägt das mittlerweile bewährte<br />
Garmin-G3000-Glascockpit bei, das<br />
über zwei Touchscreens intuitiv bedient<br />
wird. Die angrenzenden Systeme verfüwww.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 45
Business Aviation<br />
HondaJet HA-420<br />
In Greensboro<br />
in den USA<br />
rollt der Jet<br />
vom Band.<br />
HondaJet HA-420 – Daten<br />
Daten<br />
Hersteller<br />
Honda Aircraft<br />
BauweiseVerbundwerkstoff<br />
Besatzung <br />
1-2 Piloten<br />
Antrieb <br />
GE Honda HF120<br />
Schub <br />
2 x 9,1 kN<br />
Abmessungen<br />
Länge <br />
12,99 m<br />
Höhe <br />
4,54 m<br />
Spannweite <br />
12,12 m<br />
Massen<br />
Einsatzleermasse 3267 kg<br />
max. Kraftstoff <br />
1290 kg<br />
max. Startmasse<br />
4808 kg<br />
Flugleistungen<br />
max. Geschwindigkeit 422 kts (781 km/h)<br />
Dienstgipfelhöhe 43 000 ft (13 105 m)<br />
Startstrecke<br />
1220 m<br />
Landestrecke<br />
930 m<br />
max. Reichweite<br />
2234 km<br />
Fotos: Steffen Gemsa, Honda Aircraft<br />
gen über einen hohen Grad an Automatisierung<br />
und eine möglichst unkomplizierte<br />
Auslegung: Sowohl Hydraulik als<br />
auch Elektrik und Kraftstoff benötigen<br />
im Normalbetrieb keinerlei Aufmerksamkeit<br />
durch den Piloten. Honda hat<br />
nach eigener Aussage viel Zeit dafür<br />
aufgewendet, um alle Schalter und Anzeigen<br />
so einfach und intuitiv wie möglich<br />
anzuordnen und auszulegen. Zeigt<br />
ein Schalter das Label NORM, so kümmert<br />
sich das zugehörige System um<br />
Die Rumpfform soll eine widerstandsarme<br />
Strömung ermöglichen.<br />
sich selbst, es sind keine Aktionen des<br />
Piloten notwendig. Einige Schalter besitzen<br />
dieses Label nicht, weil sonst die<br />
Hintergrundbeleuchtung des Schalters<br />
Reflexionen in der Windschutzscheibe<br />
verursachten. Sind sie dunkel, ist alles<br />
in Ordnung.<br />
IN DIESER KLASSE EINZIGARTIGE<br />
BUGRADSTEUERUNG<br />
Die Oberseiten der Tragfläche sind<br />
aus einem Stück gefräst.<br />
Die Flugsteuerung ist bis auf die in dieser<br />
Klasse einzigartige elektrische Bugradsteuerung<br />
über Steer-by-Wire konventionell.<br />
Stangen und Kabel übertragen<br />
die Eingaben vom Steuerhorn an die<br />
entsprechende Ruderfläche. Alle Achsen<br />
sind elektrisch trimmbar. Die elektrisch<br />
betriebenen Flügelklappen besitzen drei<br />
Stufen. Die Überziehwarnung vor einem<br />
Strömungsabriss misst den Anstellwinkel<br />
und löst die Warnung in Form eines<br />
akustischen Signals, einer farblichen<br />
Markierung am Fahrtmesser sowie per<br />
Stick shaker und -pusher aus.<br />
Hier bezahlt der HondaJet den Preis<br />
für den aerodynamisch sauberen Laminarflügel:<br />
Nicht in allen Konfigurationen<br />
sei der HondaJet ohne das künstliche<br />
System sonst zulassungsfähig gewesen.<br />
Der Stick pusher definiert aber den Strömungsabriss<br />
eindeutig und beschert somit<br />
klare und einfache Flugeigenschaften<br />
im Strömungsabriss. Es sei an dieser<br />
Stelle noch die ungewöhnliche Luftbremse<br />
erwähnt, die am Heck unterhalb<br />
des Seitenruders installiert ist und somit<br />
nur Widerstand, aber keinen Auftriebsverlust<br />
produziert.<br />
FR<br />
Pilot Report HondaJet<br />
Unsere Abonnenten können im beiliegenden<br />
Business Aviation Special den vollständigen<br />
Pilot Report aus unserem Schwestermagazin<br />
aerokurier lesen.<br />
46 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
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EDNY: N 47 40.3 E 009 30.7
Militärluftfahrt<br />
Boeing enthüllt T-X<br />
T-Time<br />
in St. Louis<br />
Boeing will mit einer Neuentwicklung die Konkurrenz im<br />
Trainerwettbewerb der US Air Force schlagen. Partner bei<br />
dem am 13. September vorgestellten Modell ist Saab.<br />
Foto: Boeing<br />
Von KARL SCHWARZ<br />
Während das zivile<br />
Geschäft in den letzten<br />
Jahren boomte,<br />
hat Boeing im militärischen Bereich das<br />
Problem, dass altgediente Muster wie<br />
die F-15 Eagle und die F/A-18 Super<br />
Hornet über kurz oder lang an das Ende<br />
ihrer Produktionszeit kommen. Das<br />
Werk in St. Louis, einst Heimat der<br />
McDonnell Douglas F-4 Phantom,<br />
braucht also dringend neue Programme.<br />
Die gibt es in der heutigen Zeit nicht<br />
gerade im Überfluss. Und so gilt es, bei<br />
den wenigen Möglichkeiten voll auf Sieg<br />
zu spielen. Im anstehenden Trainerwettbewerb<br />
der US Air Force für einen<br />
Nachfolger der T-38 Talon setzt Boeing<br />
jedenfalls auf eine komplette Neuentwicklung,<br />
die auf die ziemlich hohen<br />
Anforderungen des Air Education and<br />
Training Command hin optimiert ist und<br />
noch Wachstumsmöglichkeiten bietet.<br />
Seit etwa fünf Jahren ist die Beschaffung<br />
eines T-38-Nachfolgers im Gespräch,<br />
und seit dieser Zeit beschäftigen sich<br />
die Spezialisten bei Boeing mit diesem<br />
Thema – ohne dass bisher wesentliche<br />
Details nach außen gedrungen wären.<br />
Nun war es aber so weit: Kurz vor der<br />
jährlichen Konferenz der Air Force<br />
Association in National Harbor bei<br />
Washington wurde der T-X-Entwurf mit<br />
großem Tamtam in St. Louis enthüllt.<br />
Zum Vorschein kam ein schnittiges<br />
Modell mit Doppelleitwerk und vorgezogener<br />
Flügelwurzel, das auch als Miniausgabe<br />
der Hornet durchgehen würde.<br />
48 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
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Die T-X von Boeing hat ein großes Cockpit<br />
mit guter Sicht für Schüler und Fluglehrer.<br />
Technische Daten gibt es noch nicht.<br />
Jedenfalls betont Boeing, dass der T-X-<br />
Entwurf eine ausgezeichnete Wendigkeit<br />
biete und mit hohen Anstellwinkeln geflogen<br />
werden könne. Das F404-Triebwerk<br />
mit Nachbrenner von GE Aviation<br />
sorge für einen guten Leistungsüberschuss.<br />
Das Handling sei bei allen<br />
Geschwindigkeiten ausgezeichnet, so<br />
Boeing. Dank Fly-by-Wire-Steuerung<br />
könnten die Flugeigenschaften dem Leistungsstand<br />
der Schüler angepasst werden.<br />
Schüler und Lehrer profitierten von einem<br />
großzügigen Cockpit mit exzellenter<br />
Rundumsicht, das für Piloten aller Größen<br />
geeignet sei (JPATS 1-7-Standard).<br />
Natürlich bestimmt ein großes Farbdisplay,<br />
dessen Anzeigeformate frei gewählt<br />
werden können, das Instrumentenbrett.<br />
Bei den Schleudersitzen wird auf ein<br />
vorhandenes Modell zurückgegriffen.<br />
Zum Flugzeug selbst gesellt sich ein<br />
umfangreiches Arsenal an Computer-<br />
Lernstationen und Simulatoren.<br />
Angesichts dieser euphorischen Beschreibung<br />
der Leistungsfähigkeit der<br />
T-X betont Boeing vorsichtshalber aber<br />
auch, dass man die Anforderungen der<br />
Air Force nicht komplett übererfülle. Allerdings<br />
gibt es in der vorläufigen Fassung<br />
der Ausschreibung einige Bereiche<br />
wie die Wenderate, bei der die Kontrahenten<br />
Zusatzpunkte sammeln können,<br />
wenn sie über den Minimalforderungen<br />
liegen. Das gilt aber nur bis zur Wunschleistung<br />
(zum Beispiel Grenzwert 6.5 g<br />
bei einer engen Kurve über 4500 m mit<br />
einer Zielvorgabe von 7.5 g).<br />
Mehr Leistung solle nicht zulasten<br />
höherer Kosten gehen, verspricht Boeing.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 49
Militärluftfahrt<br />
Boeing enthüllt T-X<br />
Die zweite T-X ist<br />
ebenfalls bald fertig.<br />
Sie soll zunächst für<br />
Belastungstests<br />
verwendet werden.<br />
Fotos: Boeing, (3), Lockheed Martin, Raytheon<br />
Deshalb wurde besonderer Wert auf hohe<br />
Zuverlässigkeit und einfache Wartung<br />
gelegt, wobei man bei den Systemen teils<br />
auf bewährte Geräte zurückgreift. Bei<br />
Entwicklung und Bau setzten Boeing<br />
und Partner Saab modernste Verfahren<br />
ein. Die Montage erfolgt zum Beispiel<br />
ohne große Vorrichtungen, und geeignete<br />
Teile werden im 3D-Druck-Verfahren<br />
hergestellt. Insgesamt kommen beim T-X<br />
wohl recht wenig Verbundwerkstoffe<br />
zum Einsatz.<br />
Boeing will die T-X noch in diesem Jahr in die Luft bringen.<br />
Tests durch die US Air Force könnten 2017 stattfinden.<br />
Ob die Boeing T-X die hohen Ziele<br />
erreichen kann, wird sich in den kommenden<br />
Monaten zeigen. Laut Hersteller<br />
soll der Erstflug noch vor Jahresende<br />
stattfinden. Die bei der Roll-out-Feier<br />
präsentierte Maschine hat bereits mit<br />
Bodentests begonnen, und ein zweites<br />
Flugzeug ist fast fertig. Es wird zunächst<br />
für Belastungsversuche verwendet.<br />
Wie die Produktion organisiert werden<br />
würde, sollte Boeing den Trainerwettbewerb<br />
gewinnen, ist noch offen.<br />
Selbst zu den genauen Arbeitsanteilen<br />
von Partner Saab aus Schweden gab es<br />
bisher keine offiziellen Angaben. Durch<br />
Fotos ist allerdings bekannt, dass der<br />
komplette Rumpf hinter dem Cockpit<br />
per Luftfracht aus Linköping nach St.<br />
Louis angeliefert wurde.<br />
AUSWAHLENTSCHEIDUNG<br />
ENDE 2017 GEPLANT<br />
Auch für die Schweden, die bereits im<br />
zivilen Bereich diverse Teile für Boeing<br />
produzieren, wäre ein T-X-Gewinn also<br />
Gold wert. Schließlich geht es um 350<br />
Flugzeuge, die von der USAF benötigt<br />
werden. Darüber hinaus hofft man auf<br />
Exportkunden. Die Produktion würde<br />
sich allerdings hinziehen. Nach Herausgabe<br />
der endgültigen Ausschreibungsunterlagen,<br />
voraussichtlich im Dezember,<br />
soll Ende 2017 eine Auswahlentscheidung<br />
getroffen werden. Ein formelles<br />
Vergleichsfliegen ist dabei nicht<br />
geplant, aber Demoflüge wären wohl<br />
notwendig. Die vorläufige Einsatzbereitschaft<br />
des T-38-Nachfolgers wird dann<br />
erstaunlicherweise erst für 2024 angestrebt,<br />
und die volle Einsatzbereitschaft<br />
soll gar erst 2034 erreicht werden – um<br />
„die Fertigungsrate der strategischen<br />
Planung der Air Force anzupassen“. Das<br />
Pentagon hat nämlich zu viele Großprogramme<br />
am Laufen und eigentlich zu<br />
wenig Geld dafür.<br />
FR<br />
50 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Wie bei Fightern sind die<br />
Lufteinkäufe durch vorgezogene<br />
Flügelwurzeln abgeschirmt.<br />
Viererbande<br />
Nach einigen Veränderungen im Feld der Wettbewerber kann die<br />
US Air Force nun wohl vier Angebote auf ihre T-X-Ausschreibung erwarten.<br />
Neben Boeing sind die folgenden Firmen dabei.<br />
Northrop Grumman testet sein<br />
Modell 400 noch im Geheimen.<br />
Northrop Grumman wollte zunächst<br />
die BAE Hawk anbieten, doch die hoch<br />
gesetzten Flugleistungsforderungen<br />
machten dies unmöglich. So entschied<br />
man sich wie Boeing für eine komplette<br />
Neuentwicklung. Diese war bei Redaktionsschluss<br />
noch nicht offiziell vorgestellt.<br />
Doch Erlkönig-Bilder aus Mojave<br />
zeigen ein Flugzeug, das praktisch der<br />
T-38 entspricht, allerdings mit nur einem<br />
F414-Triebwerk. Auch hier liegt<br />
die Kunst darin, Leistungen und Wachstumspotenzial<br />
mit niedrigen Kosten in<br />
Einklang zu bringen.<br />
Die T-50A basiert auf dem südkoreanischen<br />
Jettrainer Golden Eagle.<br />
Lockheed Martin greift bei seinem Angebot<br />
auf die T-50 von Korean Aerospace<br />
zurück, die einst mithilfe des US-<br />
Unternehmens entwickelt wurde. Hier<br />
ist ebenfalls ein F404-Triebwerk installiert.<br />
Das Cockpit wird modernisiert.<br />
Die Produktion der T-50A würde im<br />
Falle des Gewinns in Greenville, South<br />
Carolina, durchgeführt. Seit dem<br />
2. Juni, beziehungsweise seit Ende Juli,<br />
fliegen zwei Prototypen, zunächst in<br />
Sachon.<br />
Leonardo bietet sein zweistrahliges<br />
Modell M-346 an.<br />
Raytheon ist der neue US-Partner von<br />
Leonardo (früher Alenia Aermacchi),<br />
der die M-346 anbietet. Diese erhält für<br />
T-X den Marketingnamen T-100. Sie<br />
galt lange als ein Favorit, doch die höheren<br />
Leistungsanforderungen kann sie<br />
wohl nur noch gerade so erfüllen. Dafür<br />
sollte sie recht preisgünstig sein. Zudem<br />
liefert mit CAE eine sehr erfahrene<br />
Firma die Simulatoren. Zunächst hatte<br />
General Dynamics als US-Partner fungiert,<br />
sich aber 2013 zurückgezogen.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 51
Militärluftfahrt<br />
Brasilianische Heeresflieger<br />
Bei Olympia und<br />
Fußball-WM waren<br />
die Heeresflieger auch<br />
im Anti-Terror-Einsatz.<br />
Fotos: Cees-Jan van der Ende<br />
52 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong>
Kleine Flotte,<br />
großes Land<br />
Die brasilianischen Heeresflieger sind<br />
angesichts der Größe des Landes<br />
stark gefordert. Für die vorwiegend<br />
von Helibras gelieferten Hubschrauber<br />
laufen Modernisierungsprogramme.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 53
Militärluftfahrt<br />
Brasilianische Heeresflieger<br />
Die Einführung der H225M läuft, doch<br />
die Produktion wird gedrosselt.<br />
Fotos: Cees-Jan van der Ende<br />
Von CEES-JAN VAN<br />
DER ENDE/KS<br />
Die Unterstützung der Sicher<br />
heitsmaßnahmen bei<br />
der Fußballweltmeisterschaft und den<br />
Olympischen Spielen brachte der Aviação<br />
do Exército Brasileiro in den vergangenen<br />
Jahren zusätz liche Aufgaben,<br />
die eine Menge Aufmerksamkeit verlangten.<br />
Brigadegeneral Achilles Furlan<br />
Neto verlegte sein Haupt quartier während<br />
der Wettkämpfe sogar von Taubaté<br />
nach Rio de Janeiro, um direkt am Geschehen<br />
zu sein. Erschwerend kam in<br />
Top-Cockpitausstattung<br />
bei der HM-4 Jaguar<br />
(Airbus Helicopters<br />
H225M).<br />
diesem Jahr noch hinzu, dass die neuen<br />
H225M der brasilianischen Heeresflieger<br />
nach dem Absturz eines zivilen Musters<br />
in Norwegen zeitweise am Boden<br />
bleiben mussten.<br />
Nun sollte es wieder etwas weniger<br />
hektisch zugehen, wobei sich die Verbän<br />
de der Aviação do Exército aber<br />
bestimmt nicht über mangelnde Arbeit<br />
beklagen können. Mit knapp 90 Hubschraubern<br />
das größte Land Südamerikas<br />
abzudecken ist nämlich nicht einfach.<br />
Im Vordergrund stehen dabei nicht<br />
äußere Gefährdungen durch die Nachbarn,<br />
sondern Probleme wie illegaler<br />
Bergbau, illegaler Holzeinschlag oder<br />
Schmuggel aller Art. Gerade im Amazonasgebiet<br />
gilt es darüber hinaus die lokalen<br />
Behörden zum Beispiel mit Krankentransporten<br />
zu unterstützen.<br />
Das in Ponta Pelada in der Provinz<br />
Ma naus stationierte 4. Bataillon der Aviação<br />
do Exército (BAvEx) „Esquadrão<br />
Coronel Ricardo Pavanello“ ist hier der<br />
Extremfall, denn in seine Zuständigkeit<br />
fällt ein Gebiet von vier Millionen Qua d<br />
rat kilometern mit einer <strong>11</strong> 000 Kilo meter<br />
langen Grenze. Für seine Aufgaben<br />
verfügt das 4. BAvEx derzeit über vier<br />
HM-1 Pantera (AS 365K/K2), vier HM-<br />
3 Cougar (AS 532) und vier Sikorsky<br />
HM-2 (UH-60L Black Hawk). Letztere<br />
wurden 1993 eingeführt und lange Zeit<br />
für die Friedenstruppen an der peruanisch-ecuadorianischen<br />
Grenze verwendet<br />
(MOMEP = Missão de Observação<br />
Militar Equador-Peru). Seit 1993 sind<br />
auch die Pantera bei dem erst seit 1997<br />
eigenständigen Verband, der zuvor Esquilo<br />
flog. Die Cougar wurden ab 2003<br />
fabrikneu von Helibras geliefert.<br />
Wie das 4. BAvEx hat auch das<br />
3. BAvEx „Pantera“ ein riesiges Gebiet<br />
und 23 000 Kilometer Grenze abzudecken.<br />
Die in Taubaté aufgestellte Einheit<br />
wurde 2009 zu einer neuen Basis in<br />
Campo Grande in der Provinz Mato<br />
Grosso do Sul verlegt. Sie ist mit acht<br />
HM-1 Pantera (AS 365K) und sechs<br />
54 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
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Bis 2021 sollen alle AS 365 auf den<br />
K2-Standard gebracht werden.<br />
HA-1 Fennec (AS 355) ausgerüstet, die<br />
man vom 2. BAvEx übernahm. In den<br />
kommenden Jahren sollen die modernisierten<br />
Versionen beider Muster eingeführt<br />
werden.<br />
SCHULVERBAND UND<br />
1. BAVEX AN DER OSTKÜSTE<br />
Die beiden restlichen Hubschrauberbataillone<br />
der brasilianischen Heeresflieger<br />
sind in Taubaté stationiert, das zwischen<br />
São Paulo und Rio de Janeiro liegt. Das<br />
1. BAvEx „Facão“ ist der älteste Verband<br />
der im September 1986 offiziell<br />
aufgestellten Aviação do Exército Brasileiro.<br />
Zu seiner Ausrüstung gehören<br />
heute die HA-1 Fennec (AS 550A2) und<br />
die HM-4 Jaguar (Airbus Helicopters<br />
H225M). Deren Einführung begann<br />
20<strong>11</strong>. Damals wurden die HM-1 Pantera<br />
(AS 365K/K2) an das 2. BAvEx „Batalhão<br />
Guerreiro“ abgegeben, das zudem<br />
über vier HM-3 Cougar (AS 532UE)<br />
verfügt. Die Cougar werden unter an derem<br />
für den Transport von Spezialkräften<br />
auch bei Nacht verwendet. Dafür<br />
sind die Crews mit ANVIS-6-Brillen der<br />
dritten Generation ausgerüstet.<br />
In Taubaté ist auch das CIAvEX<br />
(Centro de Instrução de Aviação do<br />
Exército) beheimatet, bei dem unter anderem<br />
die Ausbildung der Hubschrauber<br />
führer stattfindet. Diese werden zunächst<br />
im Simulator geschult, bevor sie<br />
Keine Zeit für<br />
Sightseeing: HM-1K<br />
und HM-4 in Rio.<br />
Die Heeresflieger<br />
sind in<br />
vier Bataillone<br />
und einen<br />
Schulverband<br />
gegliedert.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 55
Militärluftfahrt<br />
Brasilianische Heeresflieger<br />
Die Esquilo (AS 350L1) werden vielfältig<br />
genutzt, auch mit Bewaffnung.<br />
Fotos: Cees-Jan van der Ende<br />
Auf Patrouille.<br />
Im Amazonasgebiet<br />
werden<br />
Schmuggler<br />
gejagt.<br />
Die Pantera sind<br />
beim 2. BAvEx<br />
im Einsatz.<br />
dann rund 70 Stunden auf den 15 HA-1<br />
Esquilo (AS 350L1), der Fennec und der<br />
HM-1 Pantera absolvieren. Die Simulatorausstattung<br />
wird mit neuen Geräten<br />
für die HM-4 Jaguar und die Pan tera K2<br />
deutlich modernisiert.<br />
Modernisierungsprogramme gibt es<br />
auch für verschiedene Hubschraubermuster<br />
der brasilianischen Heeresflieger.<br />
Die Esquilo und Fennec erhalten zum<br />
Beispiel ein neues Cockpit mit Bildschirmen<br />
und einen Zweiachsen-Autopiloten.<br />
Auch neue Funk- und Navigations systeme<br />
werden bei Helibras eingebaut. Dazu<br />
kommen neue Waffenaufhängungen<br />
und besserer Schutz gegen Beschuss.<br />
Die erste überarbeitete Fennec flog am<br />
19. Dezember 2013, und die Lieferungen<br />
begannen mit einiger Verzögerung<br />
im Dezember 2014. Bis <strong>2016</strong> sollen 36<br />
Helikopter das Programm durchlaufen.<br />
BESCHAFFUNGSPROGRAMM<br />
FÜR 50 H225M<br />
56 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
Parallel laufen die Arbeiten an der Aufrüstung<br />
der Pantera auf den K2-Standard.<br />
Zunächst wurden 2014 zwei bei<br />
Airbus Helicopters in Frankreich neu<br />
gebaute Hubschrauber eingeführt. Nun<br />
rüstet Helibras in Itajuba die 32 vorhandenen<br />
Maschinen um. Sie erhalten<br />
Arriel-2C2CG-Triebwerke mit 40 Prozent<br />
höhe rer Leistung, eine neue Triebwerksverkleidung,<br />
einen neuen Heckrowww.flugrevue.de
Ab 2002 wurden acht Cougar (HM-3)<br />
geliefert, die beim 2. BAvEx fliegen.<br />
tor, einen Vierachsen-Autopiloten und<br />
ein Bild schirmcockpit. Der Erstflug war<br />
im Oktober 2015, und bisher wurden<br />
fünf AS 365K2 von Helibras geliefert.<br />
Die restlichen sollen bis 2021 folgen und<br />
weitere zwei Jahrzehnte im Dienst bleiben.<br />
Das Programm hat einen Umfang<br />
von 347 Millionen Real (95 Mio. Euro).<br />
Von ganz anderer Dimension ist da<br />
die Beschaffung der H225M (ehemals<br />
EC725), die 2009 von den damaligen<br />
Präsidenten Lula da Silva und Nicolas<br />
Sarkozy auf den Weg gebracht wurde.<br />
50 Hubschrauber für die Marine (16),<br />
die Luftwaffe (18) und das Heer (16)<br />
sollen mindestens 19 Milliarden Euro<br />
kosten. Die erste Maschine kam 20<strong>11</strong><br />
aus Frankreich, den Rest montiert Helibras.<br />
Wobei zunächst nur HM-4 in Basis<br />
ausrüstung ausgeliefert wurden. Ende<br />
2015 kam dann mit der EB-5006 die erste<br />
Jaguar mit voller Ausrüstung wie Radar-<br />
und Lenkwaffenwarnsystem, Star<br />
Safire II FLIR und Datenlink. Angesichts<br />
der momentanen wirtschaftlichen Probleme<br />
des Landes wurde die Lieferrate<br />
verringert, sodass nicht absehbar ist,<br />
wann alle HM-4 zur Verfügung stehen.<br />
Brigadegeneral Achilles Furlan Neto<br />
gab sich jedoch zuversichtlich, dass der<br />
strategische Zehnjahresplan von 2015<br />
letztlich durchgeführt wird. Er sieht eine<br />
Aufstockung der Flotte von 87 auf<br />
100 Hubschrauber vor, darunter auch<br />
zusätzliche Black Hawk. Zudem haben<br />
die brasilianischen Heeresflieger erste<br />
Untersuchungen zur Einführung eines<br />
Kampf hubschraubers durchgeführt. Zu<br />
den Kandidaten zählen die Bell AH-1Z<br />
Viper, die A129 Mangusta von Leonardo<br />
Helicopters, die Mi-28NE aus Russland<br />
und der Airbus Helicopters Tiger.<br />
Da wird man aber auf bessere Zeiten<br />
warten müssen, räumte auch General<br />
Neto ein.<br />
FR<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 57
Militärluftfahrt<br />
F-15 trainieren in Finnland<br />
Auch die F-15C<br />
im aktuellen<br />
Sonderanstrich<br />
war dabei.<br />
Adler über Karelien<br />
Zum ersten Mal seit fast 20 Jahren waren wieder<br />
amerikanische F-15 Eagle in Finnland zu Gast. Sie übten<br />
mit den F/A-18 Hornet des Karelien-Geschwaders.<br />
nant Tomi Böhm von der 31. Staffel. Die<br />
US-Piloten waren jedenfalls von den finnischen<br />
Crews beeindruckt.<br />
Höhepunkt der zweiwöchigen Übung<br />
war ein sogenanntes „Cross Border Training“,<br />
bei dem die F-15C und F/A-18<br />
Hornet aus Rissala zusammen gegen<br />
Saab JAS 39C Gripen aus dem schwedischen<br />
Lulea und andere finnische Hornets<br />
des Lappland-Geschwaders aus Rovaniemi<br />
flogen.<br />
FINNISCHE HORNETS<br />
WERDEN MODERNISIERT<br />
Diese internationalen Trainingsmissionen<br />
werden bereits seit einigen Jahren<br />
regelmäßig von schwedischen, norwegischen<br />
und finnischen Verbänden durchgeführt.<br />
Insgesamt war die Verlegung für<br />
den 173rd Fighter Wing eine seltene Gelegenheit,<br />
andere Einsatzverfahren kennenzulernen.<br />
Das Geschwader ist vorrangig<br />
dafür zuständig, Piloten auf die<br />
F-15C umzuschulen, sei es für Anfänger<br />
oder für Luftfahrzeugführer, die das<br />
Muster wechseln. Für die Finnen reihte<br />
sich das Training in die verschiedenen<br />
internationalen Übungen ein, an denen<br />
man regelmäßig teilnimmt. Dabei sind<br />
die Hornets nach dem derzeit noch<br />
laufenden Modernisierungsprogramm<br />
(MLU2) sowohl in der Luftkampfrolle<br />
so gut ausgestattet wie nie als auch in<br />
der Lage, Angriffe gegen Bodenziele<br />
durchzuführen. Unter anderem können<br />
sie nun den Zielbehälter Litening mitführen.<br />
Zur Bewaffnung gehören JDAM-<br />
Bomben sowie die Gleitbombe JSOW<br />
und die Abstandswaffe JASSM.<br />
FR<br />
KYÖSTI PARTONEN / KS<br />
Die finnischen F/A-18 der 31. Staffel waren der gewünscht leistungsstarke<br />
Trainingspartner für die Piloten der US Air Force.<br />
Fotos: Kyösti Partonen – flight image Berlin (2), USAF<br />
58 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
Zu Hause gehen wir mit unseren<br />
Schülern schrittweise vor, mit Luftkämpfen<br />
eins gegen eins, zwei gegen<br />
zwei und so weiter. Und genauso gehen<br />
wir an diese Übung heran, um unsere<br />
Taktiken gegenseitig besser kennenzulernen<br />
…“, erläuterte Colonel Jeff Smith,<br />
Kommandeur des 173rd Fighter Wing der<br />
Oregon Air National Guard, die Aufgabe<br />
bei „Sentry Lynx“. Zum ersten Mal seit<br />
1997 waren wieder amerikanische F-15<br />
Eagle in Finnland, um mit den F/A-18<br />
Hornet der Ilmavoimat zu trainieren.<br />
Zu den fünf Eagles aus Kingsley<br />
Field gesellte sich ein KC-135-Tanker<br />
des 141st Air Refueling Wing, sodass<br />
auch Luftbetankungsübungen möglich<br />
waren. Insgesamt 150 amerikanische<br />
Soldaten waren beteiligt. Auf finnischer<br />
Seite bot die in Rissala beheimatete Hävittäjälentolaivue<br />
31 (31. Staffel) acht<br />
Hornets auf. Gemeinsam arbeiteten sich<br />
die Piloten an immer größere Einsätze<br />
heran. Neben dem Luftkampftraining,<br />
bei dem die Amerikaner gegen ein anderes<br />
Muster antreten konnten, standen<br />
auch Flüge in gemischten Formationen<br />
auf dem Programm. „All dies hilft uns,<br />
unsere Leistung und unsere Einsatzverfahren<br />
zu verbessern“, so Oberstleutwww.flugrevue.de
Fliegende<br />
Legenden<br />
www.klassiker-der-luftfahrt.de<br />
Jetzt neu im Handel
Freundeskreis Luftwaffe<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser, verehrte Mitglieder!<br />
Mit der Informationswoche für Jugendliche<br />
beim Luftwaffengeschwader 73<br />
„Steinhoff“ in Laage haben wir im<br />
August dieses Veranstaltungsprogramm<br />
abgeschlossen, welches für Teilnehmer<br />
im Alter von 16 bis 18 Jahren vorgesehen<br />
ist. Unser Generalsekretär, der diese Veranstaltungen<br />
stets begleitet, weiß wieder<br />
von sehr interessierten und teilnahmefreudigen<br />
Jugendlichen zu berichten.<br />
Seit mehr als 25 Jahren sind die Informationswochen<br />
Bestandteil unseres Jahresprogramms,<br />
an dem mehr als 1600<br />
Jugendliche teilgenommen und dabei<br />
Luftfahrt und Luftwaffe „zum Anfassen“<br />
erlebt haben. Auch im kommenden Jahr<br />
werden wir dieses Programm mit Teilnahme<br />
am Flugbetrieb einer Flugsportgruppe<br />
in der Zeit der Sommerferien anbieten.<br />
Interessenten sollten unser Forum<br />
in der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> 02/2017 sowie unsere<br />
Homepage beachten.<br />
Verehrte Mitglieder, für unsere Organisatoren<br />
hat die Planung für das Jahr 2017<br />
begonnen. Wir sind Ihnen dankbar, wenn<br />
Sie uns gegebenenfalls für das Veranstaltungsprogramm<br />
des kommenden Jahres<br />
Ihre Empfehlungen und Vorschläge mitteilen<br />
würden.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Botho Engelien, Präsident<br />
Last Call Deci<br />
Zum letzten Mal verlegte ein<br />
Jet-Geschwader der Luftwaffe zum<br />
Taktischen Ausbildungskommando<br />
in Italien. Ende <strong>2016</strong> wird diese Einheit<br />
nach 56 Jahren außer Dienst gestellt.<br />
Auf dieses Kommando in Sardinien<br />
hat sich Oberstleutnant Georg Hummel<br />
sehr gefreut. Der stellvertretende<br />
Kommandeur der Fliegenden Gruppe<br />
des TaktLwG 3 „B“ war vor Ort Kommandoführer<br />
des Nörvenicher Kontingents.<br />
„Ich habe gute Erinnerungen an<br />
Deci. Es wurden hier … immer viele qualitativ<br />
hochwertige Einsätze geflogen.<br />
Durch das Zusammensein im Team und<br />
die Konzentration auf den Ausbildungsflugbetrieb,<br />
inklusive sorgfältiger Flug<br />
vor- und -nachbereitung,<br />
entsteht auf<br />
Kommandos … ein großer Erfahrungsgewinn.<br />
Das werden wir auf dem letzten<br />
Kommando beim Taktischen Ausbildungszentrum<br />
der Luftwaffe Italien noch<br />
einmal so realisieren“, so Hummel.<br />
„Der Schwerpunkt der geplanten<br />
Einsätze lag auf dem Luftkampftraining<br />
mit einer größeren Anzahl von Luftfahrzeugen<br />
und der Ausbildung der Piloten<br />
als Formationsführer mit dem Einsatz<br />
Zum Geburtstag<br />
Im Namen des Vorstands gratuliert Präsident<br />
Botho Engelien den folgenden Jubilaren, die<br />
im November Geburtstag haben, ganz<br />
herzlich: Eberhard Eimler (86), Wolfgang<br />
Noack (82), Johannes Matern (82),<br />
Ludwig Adrian (82), Gunnar Jansson (81),<br />
Siegfried Pacholke (81), Siegfried Reiter<br />
(75), Gerhard Berstel (70), Hans-Frieder<br />
Blaul (70), Wilfried Wirth (70), Helmut<br />
Sanwald (60), Marcus Trotz (50), Michael<br />
Pingel (50).<br />
Für die Piloten bietet Sardinien große<br />
Übungsräume für den Luftkampf.<br />
Leider fehlten zuletzt Trainingspartner<br />
von verbündeten Luftstreitkräften für<br />
einen noch besseren Lerneffekt.<br />
www.flugrevue.de
Die Wartungsmannschaft<br />
kommt ganz<br />
schön ins Schwitzen.<br />
Auch der Eurofighter mit dem<br />
aktuellen Boelcke-Sonderanstrich<br />
war in Deci dabei.<br />
Fotos: Ulrich Metternich<br />
status CR (Combat Ready)“, erläuterte<br />
Hummel. Bis zu 20 Flüge pro Tag waren<br />
geplant.<br />
Das forderte auch die Techniker. „Bei<br />
Temperaturen von zum Teil über 50<br />
Grad Celsius auf der Ramp, der Abstellfläche<br />
der Eurofighter, ist man froh,<br />
wenn man sich unter die Jets flüchten<br />
kann“, meinte Oberfeldwebel Pascal<br />
Missaire (31), luftfahrzeugtechnischer<br />
Wart von der Wartungs- und Waffenstaffel.<br />
Er war zum ersten Mal auf einem<br />
Deci-Kommando dabei und ist beeindruckt<br />
von der Hitze. Immerhin gab es<br />
am Wochenende die Chance, an einem<br />
der vielen wunderschönen Strände der<br />
Insel auszuspannen oder die sardische<br />
Küche zu genießen.<br />
Insgesamt verlegten 15 Eurofighter<br />
und rund 300 Soldatinnen und Soldaten<br />
sowie zivile Mitarbeiter Ende August für<br />
drei Wochen auf die italienische Mittelmeerinsel.<br />
Hinzu kamen noch rund 60<br />
Tonnen Material in 16 Containern, die<br />
von Deutschland auf dem Land- und<br />
Seeweg zum Aeroporto Militare Decimomannu<br />
verschickt worden waren, sowie<br />
Material, das mit A400M und C-160<br />
Transall per Lufttransport eingeflogen<br />
worden war. Das Hauptkontingent nutzte<br />
A310 MRTT und A400M.<br />
Die Ausbildung wurde unterstützt<br />
von den Zieldarstellungsfirmen GFD mit<br />
einem Learjet, der als elektronischer<br />
Störer fungierte, und von zwei A-4N<br />
Skyhawk der kanadischen Firma Discovery<br />
Air Defence, die Schleppziele für<br />
das Bordkanonenschießen ziehen können<br />
und als „Red Air“-Gegner eingesetzt<br />
wurden. „Leider ist es uns nicht gelungen<br />
wie in früheren Zeiten, auch andere<br />
NATO-Partner mit Jets für ein gemeinsames<br />
Training in Deci zu gewinnen. Die<br />
hohen Einsatzverpflichtungen von Staffeln<br />
anderer Nationen ließen dies leider<br />
nicht zu“, bedauerte Oberstleutnant<br />
Hummel. Dennoch: „Vor dem Hintergrund<br />
der 2017 anstehenden NATO-<br />
Überprüfungen unseres Geschwaders<br />
und der zukünftigen Assignierung für<br />
die Schnelle Eingreiftruppe der NATO,<br />
der NATO Response Force, ab 2018 war<br />
diese Verlegung nach Decimomannu eine<br />
gute Übung für die Verlegefähigkeit<br />
unseres Verbandes.“<br />
FR<br />
ULRICH METTERNICH / KS<br />
Geschäftsstelle<br />
Die Geschäftsstelle Freundeskreis<br />
Luftwaffe ist von Montag bis<br />
Donnerstag von 9 bis 12 Uhr besetzt.<br />
Tel. +49 2203 64815<br />
Fax +49 2203 800397<br />
Homepage<br />
www.freundeskreis-luftwaffe.de<br />
E-Mail<br />
office@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Anschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V.,<br />
Geschäftsstelle, Wahn 504 / 10,<br />
Postfach 906<strong>11</strong>0, 5<strong>11</strong>27 Köln<br />
Bankverbindung<br />
VR-Bank Rhein-Sieg eG<br />
BIC: GENODED1RST<br />
IBAN: DE 05 3706 9520 <strong>11</strong>14 5450 <strong>11</strong><br />
Referent für Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
c/o Geschäftsstelle FKLw,<br />
E-Mail: presse@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Einzug der<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
Leider liegen nicht immer die aktuellen<br />
Adressen und Bankverbindungen der Mitglieder<br />
vor. Um beim nächsten Einzug der<br />
Beiträge unnötige Retouren zu vermeiden,<br />
wird gebeten, Änderungen unverzüglich<br />
der Geschäftsstelle mitzuteilen. Alle<br />
Schüler und Studenten werden um Vorlage<br />
eines entsprechenden Nachweises, der für<br />
die Beitragsfestsetzung 2017 erforderlich ist,<br />
bis zum 14. Dezember <strong>2016</strong> gebeten.<br />
Sektion Dresden<br />
Leiter Rainer Appelt,<br />
Minna-Herzlieb-Str. 41, 02828 Görlitz<br />
Tel. 03581 / 765514<br />
E-Mail m.r.appelt@web.de<br />
Sektion München<br />
Leiter Heinz Gerrits,<br />
Gustav-Mahler-Weg 13, 85598 Baldham<br />
Tel./Fax 08106 / 302728<br />
E-Mail c.h.gerrits@t-online.de<br />
Sektion Berlin<br />
Leiter Günther Hoffmann,<br />
Kladower Damm 276c, 14089 Berlin<br />
Tel. 030 / 36804392<br />
E-Mail guenther_hoffmann@alice-dsl.de<br />
Sektion Nörvenich<br />
Leiter Clemens Teuchert,<br />
Oerkhaushof 24, 40723 Hilden<br />
Tel. 0172 / 2524069<br />
E-Mail GAF.ass@t-online.de<br />
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Das Büro des Freundeskreises Luftwaffe e.V. ist montags bis donnerstags von<br />
9.00 bis 12.00 Uhr besetzt. Rückfragen werden dort zu diesen Zeiten unter den Telefonnummern<br />
0 22 03 / 6 48 15 (mit Anrufbeantworter) und 0 22 03 / 9 08 26 53 beantwortet.<br />
Schriftliche Zusendungen können an folgende Adresse gerichtet werden:<br />
Geschäftsstelle Freundeskreis Luftwaffe e.V. – Generalsekretär – Wahn 504/10,<br />
Postfach 90 61 10, 5<strong>11</strong>27 Köln<br />
Aufnahme-Antrag (bitte Druckbuchstaben)<br />
Name, Vorname:<br />
Straße, Hausnr.:<br />
PLZ, Ort:<br />
Geburtsdatum, Nationalität:<br />
Beruf, Telefon, E-Mail:<br />
Unterschrift:<br />
Einverständnis des Erziehungsberechtigten:<br />
Ich habe ein neues Mitglied geworben:<br />
Mitglieds-Nr.:<br />
(Eintrag durch Geschäftsstelle)<br />
Ich möchte Mitglied im Freundeskreis Luftwaffe e.V. werden. Der Jahresbeitrag beträgt 62,00 € und<br />
schließt den monatlichen Bezug der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> mit ein. Schüler/Studenten (ausgenommen Bundeswehr, Polizei,<br />
duales Studium und Auszubildende) zahlen 31,00 €.<br />
Mitgliedsnummer Datum Name Unterschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V., Postfach 90 61 10 Wahn 504 / 10, 5<strong>11</strong>27 Köln<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige den Freundeskreis Luftwaffe e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen.<br />
Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Freundeskreis Luftwaffe e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.<br />
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen.<br />
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Seit 1984 besteht der Freundeskreis<br />
Luftwaffe, der sich zum Ziel gesetzt<br />
hat, die Kommunikation und die<br />
Begegnung zwischen Luftfahrt, Luftwaffe<br />
und Allgemeinheit zu fördern.<br />
Er ist unabhängig und überparteilich<br />
und daher offen für alle, die sich mit<br />
der Bundeswehr und mit der Luftwaffe<br />
verbunden fühlen. Besonders bei der<br />
Jugend will der Freundeskreis nicht<br />
nur das Interesse an der Luftwaffe,<br />
sondern auch die Begeisterung für das<br />
Fliegen fördern.<br />
Mehrere Informationsveranstaltungen<br />
DÝP(SECLBJGAFCjLBCLHÈFPJGAFQR?RR<br />
bei denen nicht nur Verbände besichtigt<br />
werden können, sondern auch<br />
QCJ@QRECkMECLUGPB<br />
Darüber hinaus werden Informationsbesuche<br />
bei der Bundeswehr, den<br />
Aliierten und der Industrie angeboten.<br />
Rund 1400 Mitglieder zählt der Freundeskreis<br />
Luftwaffe im In- und Ausland.<br />
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Technik<br />
Umbau bei Lufthansa Technik<br />
Vom Kanzlerjet<br />
zum Parabelflieger<br />
Seit mehr als einem Jahr fliegt<br />
ein ganz besonderer Airbus<br />
A310 bei der französischen Firma<br />
Novespace im Dienst der Wissenschaft.<br />
Lufthansa Technik gibt erstmals<br />
einen detaillierten Einblick in<br />
die aufwendigen Umbauarbeiten.<br />
Von ULRIKE EBNER<br />
Kabineneinrichtung raus,<br />
Schaumstoffmatten rein: Es<br />
klingt zunächst nicht nach<br />
der allergrößten Herausforderung, aus<br />
einem Airbus A310 der Flugbereitschaft<br />
des Verteidigungsministeriums ein Parabelflugzeug<br />
zu machen. So denkt auch<br />
Benjamin Steinbeck, als er im Sommer<br />
vor zwei Jahren die Projektleitung für<br />
das Zero-G-Flugzeug für Novespace bei<br />
Lufthansa Technik in Hamburg übernimmt.<br />
„Wie kompliziert das Ganze<br />
wirklich ist, haben wir erst nach einer<br />
Weile gemerkt“, sagt der Senior Engineer.<br />
Insgesamt neun Monate dauern die<br />
Arbeiten. Der Grund dafür liegt in der<br />
bewegten Geschichte eben dieser A310.<br />
1989 legt sich die damalige DDR-<br />
Staatsfluggesellschaft Interflug drei<br />
A310 zu, die sie für Langstreckenflüge<br />
nach Kuba nutzt. Nach der Wiederverei-<br />
66 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Neue Optik, neues<br />
Innenleben: Im März<br />
2015 hob die A310<br />
Zero-G erstmals ab.<br />
nigung gehen sie in den Bestand der<br />
Luftwaffe über. Auf zwei dieser A310<br />
warten besondere Aufgaben: Sie werden<br />
bei Lufthansa Technik für den Regierungsflugbetrieb<br />
umgebaut. Eine davon<br />
ist die 10+21 „Konrad Adenauer“. In<br />
den vorderen Teil der Kabine kommt<br />
1992 ein Schlafzimmer mit zwei Betten,<br />
ein Bad mit Dusche, ein Aufenthaltsund<br />
Arbeitsbereich für zwölf Personen<br />
und ein kleines Konferenzzimmer, Satellitentelefon<br />
und Fax inklusive. Der hintere<br />
Teil wird mit 22 Business-Class- und<br />
57 Economy-Class-Sitzen ausgestattet.<br />
Ab 1993 bringt die 10+21 die Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl, Gerhard<br />
Schröder und Angela Merkel sowie verschiedene<br />
Bundespräsidenten und Minister<br />
zu Staatsbesuchen in alle Welt.<br />
Auch für Rückführungs- oder Evakuierungsflüge<br />
kommt sie zum Einsatz, im<br />
Sommer 2006 zum Beispiel, als deutsche<br />
und EU-Bürger wegen der Auseinandersetzungen<br />
zwischen Hisbollah und Israel<br />
aus dem Libanon zurückgeholt werden.<br />
Am 30. Juni 2014 hat die 10+21 ihren<br />
letzten Einsatz, ersetzt wird sie<br />
durch eine jüngere, größere und schnellere<br />
A340. Novespace kauft den Regierungsflieger<br />
für 2,5 Millionen Euro.<br />
„Das Flugzeug hatte nur rund 7000<br />
Flugzyklen und war sehr gut durch Lufthansa<br />
Technik gewartet“, sagt Thierry<br />
Gharib, Novespace-Geschäftsführer.<br />
EINMAL ZURÜCK<br />
AUF DEN WERKSZUSTAND<br />
Doch vor dem Umbau zum Parabelflieger<br />
gibt es ein Problem. Da das Flugzeug<br />
jahrelang unter militärischer Kennung<br />
flog, ist für die europäische Agentur für<br />
Flugsicherheit EASA nicht ersichtlich,<br />
welche Modifikationen einst an der<br />
A310 vorgenommen wurden. „Die<br />
EASA hat verlangt, dass wir zurück auf<br />
die Musterzulassung gehen“, erklärt Ralf<br />
Riemann, Leiter Airworthiness für VIPund<br />
Special-Mission-Flugzeuge bei Lufthansa<br />
Technik. Das Flugzeug muss also<br />
in den Werkszustand zurückversetzt<br />
werden, bevor der Umbau beginnen<br />
kann. „So etwas gab es vorher in diesem<br />
Umfang noch nicht“, sagt Riemann.<br />
Steinbeck und sein Team müssen zunächst<br />
die 1300 Teilmodifi kationen<br />
durchforsten, die im Lauf der vergangenen<br />
20 Jahre am Regierungsflugzeug vorgenommen<br />
wurden. Beispielsweise werden<br />
an der Primärstruktur, also hauptsächlich<br />
der Rumpf konstruk tion, Spante<br />
und Stringer für die Aufnahme der speziellen<br />
Kabineneinrichtung umgebaut, Halterungen<br />
für Gepäckfächer entfernt, rund<br />
30 zusätzliche Sitzschienen eingezogen,<br />
Antennen auf dem Rumpf montiert.<br />
Rund drei Wochen dauert es allein,<br />
festzuhalten, was an dem Flugzeug nicht<br />
original ist. „Natürlich wurde der Umbau<br />
damals dokumentiert. Doch die Do-<br />
Alte Lampen raus: Der Arbeitsbereich des ehemaligen<br />
Regierungsfliegers wird auseinandergenommen.<br />
Neue Lampen rein: Leistungsstarke LEDs sorgen in der Test<br />
Area des Parabelflugzeugs für ausreichend Beleuchtung.<br />
Fotos: Lufthansa Technik/Jan Brandes
Technik<br />
Umbau bei Lufthansa Technik<br />
In Spitzenzeiten sind<br />
rund 60 Mitarbeiter<br />
pro Schicht an der<br />
A310 tätig.<br />
kumentation aus dem Jahr 1992 ist nicht<br />
so, wie wir es von heute kennen“, sagt<br />
Steinbeck. Die Bauvorschriften haben<br />
sich geändert, teilweise sind die Notizen<br />
handschriftlich und unleserlich. Hilfreich<br />
ist es da, dass alte Kollegen aktiviert<br />
werden können, die damals am<br />
Umbau beteiligt waren. Rund 30 Mitarbeiter<br />
aus dem Design-Engineering-<br />
Team arbeiten an dem Projekt. Unterstützt<br />
werden sie von den Elbe Flugzeugwerken<br />
in Dresden, die beim Umbau der<br />
A310 zum Kanzlerflugzeug dabei waren.<br />
Während Steinbeck noch die Modifikationen<br />
mit dem Original abgleicht, wird<br />
die Kabineneinrichtung bis auf Bordküchen<br />
und -toiletten ausgebaut. Die geschichtsträchtigen<br />
Möbel gehören<br />
Novespace und sind momentan in Hamburg<br />
eingelagert. Sie sollen aber als Ausstellungsstücke<br />
erhalten bleiben.<br />
Am Ende von Steinbecks Bestandsaufnahme<br />
bleiben noch 120 größere Modifikationen,<br />
die rückgerüstet und verändert<br />
werden, darunter die Klimaanlage,<br />
das Vakuumsystem und einige Strukturbauteile.<br />
Die A310 wird bis auf die tragenden<br />
Strukturen auseinandergenommen,<br />
untersucht, Teile werden wo nötig<br />
repariert oder erneuert und getestet. Am<br />
Ende wird der ehemalige Regierungsflieger<br />
nach den Richtlinien für Zivilflugzeuge<br />
wieder zusammengesetzt.<br />
SCHAUMSTOFFMATTEN ZUM<br />
SCHUTZ VOR VERLETZUNGEN<br />
Danach beginnt für Lufthansa Technik<br />
der einfachere Teil des Projekts: die Neuausstattung<br />
der Kabine des künftigen<br />
Parabelflugzeugs. Die 20 Meter lange<br />
Test Area wird an den Seiten und am Boden<br />
mit Schaumstoffmatten ausgelegt,<br />
damit sich angehende Astronauten und<br />
Wissenschaftler bei den bis zu 22 Sekunden<br />
dauernden Phasen der Schwerelosigkeit<br />
nicht verletzen. „Die Matten sind<br />
mit Kunstleder überzogen – und daher<br />
leicht zu reinigen“, sagt Steinbeck und<br />
grinst. Auch die Decke ist mit 40 Millimeter<br />
dickem Schaum gepolstert, zwei<br />
Gurte ermöglichen sicheren Halt. Zudem<br />
wird auf einer Höhe von 1,4 Metern<br />
eine Stange in der Flugzeugstruktur ver-<br />
A310 Zero-G<br />
Technische Daten<br />
Länge <br />
46,43 m<br />
Höhe <br />
15,80 m<br />
Spannweite <br />
43,90 m<br />
Rumpfdurchmesser <br />
5,64 m<br />
Gewicht <br />
157 t<br />
Triebwerke <br />
2 General Electric<br />
CF6-80<br />
Test Area 100 m 2 (20 x 5 m)<br />
maximale Deckenhöhe <br />
2,25 m<br />
elektrische Versorgung <br />
23 kW,<br />
220 V bei 50 Hz<br />
Für besondere Experimente wird eines der Fenster des<br />
Parabelflugzeugs durch ein Ventil (Mitte) ersetzt.<br />
Die Seitenwände, der Fußboden und die Decke erhalten eine<br />
Polsterung aus weichen Kunstledermatten.
Rund neun Monate<br />
dauert die Verwandlung<br />
vom Kanzlerjet<br />
zum Zero-G-Flugzeug.<br />
ankert. Große Netze schließen die Experimentierzone<br />
vorne und hinten ab.<br />
Da die Fenster in der Test Area abgedunkelt<br />
sind, sorgen leistungsstarke<br />
LEDs für eine gute Ausleuchtung der<br />
wissenschaftlichen Experimente, die in<br />
den Sitzschienen auf Racks befestigt<br />
werden. Für besondere Versuchsanordnungen<br />
wird ein Fenster entnommen<br />
und durch ein Ventil ersetzt. Im Cargobereich<br />
werden zehn Converter installiert,<br />
die rund 30 Kilowatt für Experimente<br />
zur Verfügung stellen. Da die<br />
Bordküchen stillgelegt sind, reicht die<br />
Energie der Triebwerke dafür aus. Und<br />
weil das Flugzeug durch 53 im hinteren<br />
Teil der Kabine verbleibende Originalsitze<br />
hecklastig ist, kommen schließlich<br />
noch zwei Tonnen Stahlplatten als Kontergewicht<br />
in den Frachtraum.<br />
An der Struktur der A310 müssen<br />
die Ingenieure übrigens keine Modifikationen<br />
vornehmen, um sie für Parabelflüge<br />
tauglich zu machen. „Die Lasten<br />
steigen nicht über 1,8 g“, sagt Riemann.<br />
Das könne es auch im normalen Reiseflug<br />
geben, beispielsweise bei Turbulenzen.<br />
Dennoch sind die häufigen Lastwechsel<br />
für das Flugzeug strapaziös: Bei<br />
einem Flug mit 30 Parabeln werden die<br />
Flügel so stark beansprucht wie bei 50<br />
normalen Flügen. Auch die Triebwerke<br />
werden stärker belastet, eine Parabel<br />
entspricht einem kompletten Flugzyklus.<br />
„Deshalb führen wir 50-mal häufiger Inspektionen<br />
durch, als das bei Verkehrsflugzeugen<br />
üblich ist“, erklärt Gharib.<br />
Mit der A310 Zero-G geflogen ist der<br />
Designingenieur Steinbeck übrigens<br />
noch nicht, auch wenn es ihn nach der<br />
intensiven Beschäftigung mit dem Flugzeug<br />
reizt. „Bisher gab es noch keine Gelegenheit<br />
dazu“, sagt er. 15 bis 20 Jahre<br />
hat er dafür noch Zeit – so lange soll die<br />
ehemalige 10+21 „Konrad Adenauer“<br />
bei Novespace noch fliegen.<br />
FR<br />
Parabelflug<br />
Neun wissenschaftliche Kampagnen mit<br />
jeweils drei bis vier Flügen hat die A310<br />
Zero-G von Novespace seit Ende April 2015<br />
absolviert, hinzu kommen noch 14 kommerzielle<br />
Flüge. Zuletzt war das Flugzeug, das in<br />
Bordeaux stationiert ist, im September mit 15<br />
Experimenten für das Deutsche Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt (DLR) unterwegs. Um<br />
eine Parabel zu fliegen, bringen die Piloten das<br />
Flugzeug ausgehend von sechs Kilometern<br />
Höhe in einen 45°-Steigflug auf 7,5 Kilometer.<br />
Dann werden die Triebwerke gedrosselt und<br />
der Steuerknüppel nach vorne gedrückt. Das<br />
Flugzeug steigt zunächst weiter bis auf 8,5<br />
Kilometer, bevor es zu sinken beginnt. In<br />
dieser Phase wirkt nur noch die Schwerkraft,<br />
die Insassen befinden sich im freien Fall. Auf<br />
einer Höhe von 7,5 Kilometern fangen die<br />
Piloten das Flugzeug wieder ab.<br />
Wo früher Licht von außen in den Privatbereich des<br />
Bundeskanzlers fiel, sind heute die Fenster abgedunkelt.<br />
Gurte an der Decke sorgen neben einem gepolsterten Griff an<br />
der Seite für sicheren Halt in der Schwerelosigkeit.<br />
Fotos: Lufthansa Technik/Jan Brandes<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 69
Technik<br />
Vorschau auf die AIRTEC <strong>2016</strong><br />
Foto: Karl Schwarz<br />
Zulieferer im<br />
Rampenlicht<br />
Leistungsschau und Gesprächsplattform: Ende Oktober<br />
treffen sich auf der AIRTEC in München Zulieferer der<br />
Luft- und Raumfahrtindustrie.<br />
Von Kabelbäumen über elektrisch<br />
betriebene Fensterjalousien bis<br />
hin zu Bauteilen aus Verbundwerkstoffen:<br />
Damit die Flugzeuge der<br />
Branchengrößen Airbus und Boeing abheben,<br />
tragen zahlreiche Zulieferer bei.<br />
Nicht zuletzt profitieren deutsche Unternehmen<br />
vom Hochlauf ziviler Flugzeugprogramme<br />
wie Airbus A320neo und<br />
künftig der Boeing 737 MAX.<br />
VIELE KLEINE UND MITTLERE<br />
UNTERNEHMEN<br />
Im vergangenen Jahr setzte die Branche,<br />
zu der auch zahlreiche kleine und mittlere<br />
Unternehmen gehören, 10,6 Milliarden<br />
Euro um – rund 42 Prozent des Gesamtumsatzes<br />
der deutschen Zivilluftfahrtbranche.<br />
„Der Umsatzzuwachs von<br />
zirka 800 Millionen Euro liegt auch darin<br />
begründet, dass diese mittelständisch<br />
geprägte Industrie zunehmend Programmbeteiligungen<br />
auch außereuropäischer<br />
Flugzeughersteller gewinnt“, so<br />
Bernhard Gerwert, Präsident des Bundesverbands<br />
der Deutschen Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie (BDLI).<br />
Auf der Messe AIRTEC können sich<br />
Fachbesucher vom 25. bis 27. Oktober<br />
ein Bild von der Zuliefererbranche machen<br />
und bei B2B-Meetings Kontakte<br />
knüpfen. Erwartet werden rund<br />
600 Aussteller aus 30 Ländern. Nach<br />
dem Erfolg der ersten Auflage auf dem<br />
Münchner Messegelände im vergangenen<br />
Jahr mit 400 Ausstellern und<br />
6745 Besuchern vergrößert sich die<br />
AIRTEC in diesem Jahr auf zwei Hallen.<br />
Erstmals findet zeitgleich die Messe Euromold<br />
statt, die Unternehmen aus den<br />
Bereichen Werkzeug- und Formenbau,<br />
Design und Produktentwicklung eine<br />
Plattform bietet. Das dürfte auch für die<br />
auf der AIRTEC erwarteten Fachleute<br />
der Luft- und Raumfahrtbranche interessant<br />
sein, zumal sich die Euromold<br />
Zukunftsthemen wie der digitalen Produktentwicklung,<br />
Industrie 4.0 und 3D-<br />
Druck widmet. Additive Fertigung wird<br />
aber auch auf der AIRTEC selbst eine<br />
große Rolle spielen. Denn für die Luftund<br />
Raumfahrtindustrie bietet der 3D-<br />
Druck durch kürzere Produktionszeiten,<br />
Gewichtseinsparungen und neue Gestaltungsfreiheiten<br />
vielversprechende Möglichkeiten.<br />
Neben den beiden Anlagenherstellern<br />
EOS und SLM präsentieren<br />
auch Airbus und der Zulieferer Premium<br />
Aerotec, der seit diesem Jahr in Varel Titanbauteile<br />
in Serie druckt, ihr Portfolio<br />
rund um additive Fertigung.<br />
Zukunftsthemen wie 3D-Druck, unbemanntes<br />
Fliegen und die zunehmende<br />
Kommerzialisierung der Raumfahrt werden<br />
beim internationalen Fachkongress<br />
in mehr als 200 Vorträgen beleuchtet.<br />
Zu den Referenten gehören Peter Sander,<br />
der bei Airbus den Bereich Emerging<br />
Technologies and Concepts leitet,<br />
José Enrique Roman, Geschäftsführer<br />
von Boeing Research and Technology,<br />
sowie Gerd Gruppe, Mitglied des Vorstands<br />
des Deutschen Zentrums für<br />
Luft- und Raumfahrt (DLR).<br />
FR<br />
ULRIKE EBNER<br />
AIRTEC <strong>2016</strong><br />
Termin: 25. bis 27. Oktober, 9 bis 18 Uhr<br />
(Donnerstag bis 17 Uhr)<br />
Ort: Messe München, Hallen A1 und A2<br />
Kongressprogramm: Aeronautics,<br />
Raumfahrt, unbemannte Flugsysteme,<br />
Helikopter, Avionik<br />
Weitere Infos: www.airtec.aero<br />
70 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Briefing<br />
Luft- und Raumfahrt von A bis Z<br />
FOLGE 019<br />
TCAS<br />
Bis in die 1980er Jahre standen gefährliche<br />
Annäherungen in der Luft, sogenannte<br />
„near misses“, nahezu auf der<br />
Tagesordnung. Zu dieser Zeit wurde das<br />
Traffic Alert and Collision Avoidance<br />
System (TCAS) eingeführt, das dieses<br />
Unfallpotenzial an einem immer voller<br />
werdenden Himmel vermeiden sollte.<br />
Über die Transpondersignale der Flugzeuge<br />
im Umkreis von etwa 30 Kilometern<br />
hat das Kollisionsvermeidungssystem<br />
ständig ein aktuelles Bild vom Luftraum<br />
um das Flugzeug. Es berechnet die<br />
Flugbahnen der anderen Luftfahrzeuge<br />
im Verhältnis zur eigenen und daraus einen<br />
räumlichen und zeitlichen Punkt der<br />
geringsten Annäherung.<br />
Die Piloten werden dabei in verschiedenen<br />
Stufen gewarnt: In der Nähe fliegende<br />
Flugzeuge, die keine Gefahr darstellen,<br />
werden mit einem weißen Quadrat<br />
auf dem Navigationsdisplay dargestellt,<br />
das je nach Entfernung entweder<br />
Andere Flugzeuge werden im Navigationsdisplay als Quadrate dargestellt, die<br />
entsprechende Zahl gibt den Höhenunterschied zum eigenen Flugzeug an.<br />
Der Transponder in einem Airbus A320.<br />
Er ist an das TCAS gekoppelt.<br />
leer oder ausgefüllt ist. Erkennt das<br />
TCAS mit den derzeitigen Geschwindigkeiten,<br />
dem momentanen Kurs und der<br />
aktuellen Steigrate eine potenzielle Gefährdung,<br />
wird das andere Flugzeugsymbol<br />
gelb eingefärbt. Die Piloten erhalten<br />
von einer Computerstimme die Warnung<br />
„Traffic, traffic!“. Bei dieser sogenannten<br />
Traffic Advisory (TA) ist noch kein Ausweichen<br />
erforderlich, lediglich eine erhöhte<br />
Aufmerksamkeit der Besatzung.<br />
Nähert sich das andere Flugzeug weiter,<br />
kommt es zur höchsten Warnstufe.<br />
In der Regel liegt diese Warnschwelle<br />
bei mindestens 20 Sekunden vor der berechneten<br />
Kollision, in größeren Flughöhen<br />
ist es teilweise das Doppelte. Das<br />
TCAS gibt den Piloten eine Ausweichempfehlung,<br />
die sogenannte Resolution<br />
Advisory (RA). Sie wird aber nur in vertikale<br />
Richtungen gegeben, also Steigen<br />
oder Sinken. Damit nicht beide Systeme<br />
einen Steigflug ordern, besitzt jedes System<br />
eine fortlaufende Nummer, die dann<br />
eines der Systeme einer bestimmten Logik<br />
folgend zur ersten RA berechtigt.<br />
Dadurch erzwingt es eine Gegenreaktion<br />
beim anderen System, das seinen Piloten<br />
den entsprechenden Befehl gibt. Auf<br />
dem Variometer wird ein grüner Bereich<br />
eingeblendet, in den das Flugzeug<br />
gesteuert werden muss. Zudem erteilt<br />
die Computerstimme als Anweisung<br />
„Climb“ oder „Descend“. Mit einberechnet<br />
werden auch andere Flugzeuge, sodass<br />
bei einem Ausweichmanöver nach<br />
oben nicht direkt das nächste Luftahrzeug<br />
gefährdet wird.<br />
Das Manöver wird von Hand geflogen.<br />
Lediglich der Airbus A380 kann ein<br />
solches Ausweichen auch ohne Zutun<br />
der Piloten automatisch durchführen.<br />
Dabei hat das TCAS immer höchste Priorität,<br />
da es praktisch keine widersprüchlichen<br />
Anweisungen geben kann.<br />
Dennoch ereignete sich am 1. Juli<br />
2002 eines der schwersten Flugzeugunglücke<br />
im deutschen Luftraum, bei dem<br />
71 Menschen ums Leben kamen. Damals<br />
stieß ein DHL-Frachter über dem<br />
Bodensee mit einer russischen Passagiermaschine<br />
zusammen. Das Tragische dabei:<br />
Beide Maschinen waren mit einem<br />
TCAS ausgerüstet. Doch während die<br />
DHL-Besatzung stur und korrekt den<br />
Anweisungen des TCAS folgte, verließen<br />
sich die Russen auf die Anweisungen des<br />
Fluglotsen. Sie flogen in dieselbe Richtung<br />
wie die 757 und trafen diese während<br />
ihres Ausweichmanövers.<br />
FR<br />
MAX KÜHNL<br />
Fotos: Christian Winter<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 71
Berufe in der Luftfahrt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Dispatcher<br />
in der Business<br />
Aviation<br />
Während Privatpiloten für ihren<br />
sonntäglichen Ausflug eine<br />
genaue Flugplanung selbst erstellen<br />
müssen, wird diese komplexe<br />
Aufgabe in der kommerziellen Luftfahrt<br />
von Flugdienstberatern, auch Dispatcher<br />
genannt, übernommen. Für die Erstellung<br />
eines Flugplanes müssen viele<br />
Parameter berücksichtigt werden: Neben<br />
aktuellen Windverhältnissen, der<br />
Verfügbarkeit von Luftstraßen, temporären<br />
Auflagen und<br />
Überflugrechten muss<br />
auch immer die Leistung<br />
des Flugzeugs<br />
einkalkuliert werden.<br />
Kein Wunder also,<br />
dass sich die Ausbildung<br />
von Piloten<br />
und Dispatchern<br />
Planungskünstler<br />
Sie müssen einen Flug von Anfang bis Ende durchgeplant<br />
haben, bevor es in die Luft geht: die Flugdienstberater. Doch<br />
in der Business Aviation gehört noch viel mehr dazu.<br />
sehr ähneln.<br />
Bis vor einigen<br />
Jahren mussten künftige Dispatcher den<br />
gesamten Theorieunterricht einer Verkehrspilotenausbildung<br />
inklusive Prüfung<br />
durchlaufen. Darauf folgte der<br />
praktische Teil in einem Dispatch-Büro<br />
in einem Flugbetrieb. „Vor einigen Jahren<br />
wurde dieses Programm jedoch angepasst“,<br />
erklärt Gerd Kümmel, Postholder<br />
Ground Operations beim Stuttgarter<br />
Executive-Anbieter DC Aviation. Jetzt<br />
werden drei Monate Theorie absolviert,<br />
in denen Fächer wie Navigation, Meteorologie,<br />
Luftrecht und Performance auf<br />
dem Programm stehen. Dieser Unterricht<br />
wird an einer Flugschule absolviert,<br />
in Deutschland stammt der Großteil der<br />
Absolventen von Lufthansa Flight Training.<br />
Ein dreimonatiger Einsatz im Flugbetrieb<br />
schließt sich an, bei dem unter<br />
Aufsicht eines lizenzierten Flugdienstberaters<br />
bereits Flugpläne erstellt werden.<br />
Einer dieser Ausbildungspartner ist DC<br />
Aviation. Am Ende dieser sechs Monate<br />
erhält der Dispatcher seine Lizenz. Die<br />
Ausbildungskosten müssen selbst getragen<br />
werden und belaufen sich auf etwa<br />
18 000 Euro.<br />
Nach Erhalt der Flugdienstberaterlizenz<br />
erfolgt der Einsatz im Schichtbetrieb.<br />
Da die Flugzeuge jeden Tag rund<br />
um die Uhr in der Luft sind, muss auch<br />
das Operations Control Center (OCC)<br />
stets besetzt sein. Während bei vielen<br />
Fluggesellschaften für einen Linienflug<br />
meist mehrere Standardrouten im System<br />
hinterlegt sind, die entsprechend der<br />
aktuellen Winddaten ausgesucht werden,<br />
sieht diese Aufgabe bei DC Aviation<br />
deutlich anders aus. Da das Unternehmen<br />
500 verschiedene Flughäfen im Jahr<br />
anfliegt, gibt es kaum Standardrouten.<br />
Das reine Kalkulieren eines Flugplanes<br />
nimmt etwa 30 Minuten in Anspruch.<br />
Unterstützt wird der Flugdienstberater<br />
von einem Computerprogramm,<br />
Gerd Kümmel ist Postholder Ground<br />
Operations bei DC Aviation.<br />
72 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
das nach den aktuellen Bedingungen einen ersten<br />
Routenvorschlag berechnet.<br />
Danach beginnt die Arbeit des Dispatchers: Er<br />
passt den Flugplan an sämtliche Gegebenheiten an,<br />
berücksichtigt beispielsweise die Wettervorhersage<br />
oder eventuelle Überflugverbote. Dabei berechnet er<br />
auch die optimale Flughöhe und überprüft das Wetter<br />
an allen Ausweichflughäfen entlang der Flugroute.<br />
Ist einer von ihnen geschlossen, kann dies eine<br />
massive Routenänderung nach sich ziehen. Dann<br />
wird der Flugplan an die Flugsicherung weitergegeben,<br />
damit auch sie über den Flug und dessen Routenführung<br />
informiert ist.<br />
Anschließend wird für die Piloten ein Briefing-<br />
Paket erstellt, das neben dem eigentlichen Flugplan<br />
noch verschiedene Wetterkarten sowie Informationen<br />
zu Flughäfen und Routen enthält. Sitzt die Crew<br />
gerade irgendwo auf der Welt und bereitet ihren<br />
Rückflug vor, bekommt sie dieses Paket per E-Mail<br />
zugeschickt.<br />
Diese rein operative Aufgabe wird bei DC Aviation<br />
von je zwei Dispatchern erledigt. Drei weitere<br />
werden rotierend als „Supporter“ eingesetzt. Sie<br />
kümmern sich um sämtliche zusätzliche Belange<br />
rund um den Flug. Wird der Kunde mit einer Limousine<br />
abgeholt, wird das Catering an einer Außenstation<br />
bestellt. Brauchen die Piloten ein Hotel?<br />
In der Nacht wird diese Aufgabe sowie die der<br />
Crew-Einsatzplanung von<br />
„VOR EINIGEN<br />
JAHREN<br />
WURDE DAS<br />
AUSBILDUNGS-<br />
PROGRAMM<br />
ANGEPASST.“<br />
Auf der Suche nach einer neuen<br />
Stelle im Luftfahrtbereich?<br />
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weitere aktuelle Angebote.<br />
den beiden Plan-Dispatchern<br />
mit übernommen.<br />
Angehende Flugdienstberater<br />
müssen sich daher<br />
viel Wissen aus den anderen<br />
Bereichen aneignen<br />
und über ein gutes Verständnis<br />
von Naturwissenschaften<br />
und Technik verfügen.<br />
Darüber hinaus<br />
sind eine gewisse Stressresistenz<br />
und die Bereitschaft zur Schicht- und Wochenendarbeit<br />
unabdingbar. Eingestellt wird in der<br />
Regel erst nach Erhalt der Lizenz. Die Vergütung<br />
liegt bei etwa 50000 Euro Jahresgehalt, hinzu kommen<br />
entsprechende Zulagen für Nacht- und Wochenenddienste.<br />
FR<br />
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MAX KÜHNL<br />
Fotos: DC Aviation, Max Kühnl<br />
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an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir<br />
separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten<br />
Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
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Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu<br />
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Raumfahrt<br />
OSIRIS-REx<br />
Asteroiden-<br />
Jäger<br />
Die NASA-Sonde OSIRIS-REx ist nicht<br />
das erste Raumfahrzeug, das auf<br />
Tuchfühlung mit einem Asteroiden<br />
geht. Aber sie soll mehr Gestein und<br />
Staub zurück zur Erde bringen als<br />
bisherige Missionen.<br />
74 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
OSIRIS-REx wurde vor dem Start bei Hersteller Lockheed Martin auf Herz und Nieren geprüft, hier in der Akustikkammer.<br />
Fotos: Lockheed Martin<br />
Von ULRIKE EBNER<br />
Er hat einen Durchmesser von<br />
rund 500 Metern, wiegt geschätzte<br />
77,6 Millionen Tonnen<br />
und ist auf Kollisionskurs mit der<br />
Erde: der Asteroid Bennu. Alle sechs<br />
Jahre nähert er sich unserem Planeten<br />
bis auf knapp 450 000 Kilometer. Zum<br />
Vergleich: Die mittlere Entfernung zwischen<br />
Erde und Mond beträgt 384 400<br />
Kilometer. Im späten 22. Jahrhundert<br />
könnte Bennu auf der Erde einschlagen,<br />
prognostizieren Wissenschaftler. Bis dahin<br />
ist zwar noch Zeit, dennoch kann es<br />
nicht schaden, sich so früh wie möglich<br />
mit dem außerirdischen Störenfried auseinanderzusetzen.<br />
Die Grundlagen dafür soll die am<br />
8. September von Cape Canaveral aus<br />
gestartete NASA-Sonde OSIRIS-REx liefern.<br />
Rund eine Milliarde US-Dollar<br />
(rund 890 Mio. Euro) lässt sich die US-<br />
Raumfahrtbehörde die Mission kosten.<br />
„Es ist der Beginn einer sieben Jahre<br />
dauernden Reise, an deren Ende Proben<br />
von Bennu zur Erde gebracht werden“,<br />
sagt Dante Lauretta, Principal Investigator<br />
von OSIRIS-REx und Professor für<br />
Planetenforschung und Astrochemie an<br />
der University of Arizona in Tucson.<br />
Mehr als sieben Milliarden Kilometer<br />
wird die Sonde dafür zurücklegen, ein<br />
Swingby-Manöver um die Erde im September<br />
2017 inklusive.<br />
OSIRIS-REx steht für die Missionsziele<br />
„Origins, Spectral Interpretation,<br />
Resource Identification, Security -<br />
Regolith Explorer“. Durch die Entnahme<br />
und Analyse von kohlenstoffreichen<br />
Proben sollen die Ursprünge des Asteroiden<br />
entschlüsselt und dadurch Erkenntnisse<br />
über die Entstehung von Leben auf<br />
der Erde gewonnen werden. Die direkte<br />
Erkundung dient zudem der Verifikation<br />
der Teleskop-Beobachtungen von der Erde<br />
aus. Die Sonde soll auch die chemische<br />
Zusammensetzung des kompletten<br />
Asteroiden sowie des Oberflächenmaterials,<br />
Regolith genannt, bestimmen.<br />
Nicht zuletzt wollen die NASA-Wissenschaftler<br />
die Impaktwahrscheinlichkeit<br />
genauer eingrenzen. Denn die Umlaufbahn<br />
eines Asteroiden wird nicht nur<br />
durch die Anziehungskraft der Sonne<br />
und anderer Planeten bestimmt, sondern<br />
DIE UMFANGREICHSTEN PROBEN<br />
AUS DEM ALL SEIT APOLLO<br />
auch durch die ungleichmäßige Erwärmung<br />
seiner Oberfläche. Die Stärke dieses<br />
nach dem polnisch-russischen Ingenieur<br />
Iwan Jarkowski benannten Effekts<br />
ist unter anderem abhängig von Form,<br />
Beschaffenheit und Rotation des Asteroiden<br />
– Daten, die sich von der Erde aus<br />
nicht mit letzter Genauigkeit erheben<br />
lassen, die aber wichtig für mögliche Abwehrmaßnahmen<br />
sind.<br />
Für die Untersuchung von Bennu hat<br />
OSIRIS-REx fünf wissenschaftliche Instrumente<br />
an Bord: die Kameraanlage<br />
OCAMS, bestehend aus einem 20-Zentimeter-Teleskop,<br />
einer Vier-Farben-Kamera<br />
zur Kartografierung der Oberfläche<br />
und einer Kamera zur Beobachtung<br />
der Probeentnahme, den Laserhöhenmesser<br />
OLA zur Messung des Abstands<br />
zur Asteroidenoberfläche, das Wärmeemissionsspektrometer<br />
OTES, das Informationen<br />
über die Temperatur zur Verfügung<br />
stellt, das Spektrometer OVIRS<br />
für sichtbares und Infrarotlicht, das der<br />
Identifizierung von mineralischem und<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 75
Raumfahrt<br />
OSIRIS-REx<br />
organischem Material dient, sowie das<br />
Regolith-Röntgenspektrometer REXIS<br />
zur Bestimmung der chemischen Elemente<br />
auf der Oberfläche. Die wohl<br />
wichtigsten Bauteile von OSIRIS-REx<br />
sind aber der Roboterarm TAGSAM<br />
(Touch-and-Go Sample Acquisition Mechanism)<br />
und die Rückkehrkapsel SRC<br />
(Sample Return Capsule). Erst sie ermöglichen<br />
es, auf der Asteroidenoberfläche<br />
Gestein und Staub zu sammeln und<br />
zurück zur Erde zu bringen.<br />
FÜNF SEKUNDEN KONTAKT<br />
MIT DER OBERFLÄCHE<br />
60 bis 2000 Gramm Material erhoffen<br />
sich die amerikanischen Wissenschaftler<br />
von OSIRIS-REx; deutlich mehr als die<br />
1500 winzigen Staubpartikel, die die japanische<br />
Hayabusa-1-Sonde bereits<br />
2010 vom Asteroiden Itokawa mitbrachte<br />
und auch mehr als die vermutlich<br />
nur wenige Gramm umfassende<br />
Probe der Nachfolgesonde Hayabusa 2,<br />
die momentan auf dem Weg zum Asteroiden<br />
Ryugu ist. Ähnlich wie die japanischen<br />
Raumfahrzeuge wird OSIRIS-<br />
REx dabei nicht auf dem Untersuchungsobjekt<br />
landen. „Anstatt auf Bennu<br />
zu landen und die Sonde unter<br />
Mikrogravitation auf dem Asteroiden<br />
verankern zu müssen, können wir dank<br />
des eleganten Mechanismus mit wenigen<br />
beweglichen Teilen einfach kurz die<br />
Oberfläche berühren und uns dann wieder<br />
entfernen“, sagt Ed Beshore, stellvertretender<br />
Principal Investigator von<br />
OSIRIS-REx. Am Ende des von Lockheed<br />
Martin entwickelten TAGSAM-<br />
Arms befindet sich ein ringförmiger Behälter.<br />
Sobald er mit der Asteroidenoberfläche<br />
Kontakt hat, wirbelt reiner<br />
Stickstoff das Regolith auf und drückt<br />
es in den Probenkopf. Drei bis fünf Sekunden<br />
dauert ein solches Manöver.<br />
Zuvor muss allerdings eine geeignete<br />
Stelle für die Probenahme gefunden<br />
werden. Sie muss für das Raumfahrzeug<br />
sicher erreichbar und wissenschaftlich<br />
sinnvoll sein, also organisches Material<br />
oder Hinweise auf Wasser bieten. Dafür<br />
wird OSIRIS-REx von Oktober 2018 an<br />
den Asteroiden aus drei verschiedenen<br />
Perspektiven – hyperbolische Überflüge,<br />
niedrige Umlaufbahn und stationäre Position<br />
– fast zwei Jahre lang kartografieren<br />
und die chemische Zusammensetzung<br />
untersuchen. Im Juli 2020 wird die<br />
Sonde dann für den Kontakt mit Bennu<br />
in Position gebracht. Die Mitarbeiter im<br />
OSIRIS-REx in Kürze<br />
Entwickelt und gebaut wurde OSIRIS-<br />
REx von Lockheed Martin Space Systems.<br />
Technische Daten<br />
Länge<br />
6,20 m<br />
Breite <br />
2,43 m<br />
Höhe <br />
3,15 m<br />
Länge TAGSAM <br />
3,35 m<br />
Trockenmasse (unbetankt) 880 kg<br />
Nassmasse (betankt) 2<strong>11</strong>0 kg<br />
Stromerzeugung 1226 bis 3000 W<br />
Solarpaneele 8,5 m 2<br />
76 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
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Der Probekopf am Ende<br />
des Roboterarms sammelt<br />
Staub und Gestein.<br />
Die Rückkehrkapsel muss Temperaturen bis zu 3000 Grad Celsius widerstehen.<br />
Fotos: Lockheed Martin, NASA (3)<br />
NASA-Kontrollzentrum führen mehrere<br />
Annäherungen durch, bevor der eigentliche,<br />
mehrstündige Abstieg zur Oberfläche<br />
mit einer Geschwindigkeit von<br />
etwa zehn Zentimetern pro Sekunde beginnt.<br />
Bis zu drei Kontaktmanöver sind<br />
möglich, dann ist der Stickstoffvorrat<br />
aufgebraucht.<br />
Wenn genügend Gestein gesammelt<br />
wurde, verstaut der Roboterarm die Probe<br />
in der Rückkehrkapsel. Das Fenster<br />
für den Rückflug von OSIRIS-REx zur<br />
Erde öffnet sich im März 2021. Dann<br />
wird die Sonde ihre Haupttriebwerke<br />
zünden, um in eine ballistische Bahn zu<br />
kommen, die sich im September 2023<br />
mit der Umlaufbahn der Erde um die<br />
Sonne kreuzt. Vier Stunden vor dem<br />
Eintritt in die Atmosphäre trennt sich<br />
die Kapsel ab, während OSIRIS-REx auf<br />
einen stabilen Orbit um die Sonne gelenkt<br />
wird. Die 46 Kilogramm schwere<br />
Rückkehrkapsel ist mit Hitzeschilden<br />
versehen, die die wertvolle Fracht beim<br />
Wiedereintritt schützen. Ein Fallschirm<br />
bremst die Kapsel auf den letzten 3000<br />
Metern, bevor sie am 24. September<br />
2023 in der Wüste in Utah landen soll.<br />
Danach beginnt die auf zwei Jahre angesetzte<br />
wissenschaftliche Analyse der<br />
Mitbringsel aus dem All.<br />
Auch wenn die NASA Bennu als potenziell<br />
gefährlich klassifiziert hat, brauchen<br />
wir uns übrigens keine Sorgen zu<br />
machen: Die Wahrscheinlichkeit eines<br />
Impakts liegt bei gerade einmal 1:2700.<br />
„Es wäre eine große Naturkatastrophe.<br />
Die Auswirkungen wären noch hunderte<br />
Meilen entfernt spürbar. Doch die Erde<br />
würde größtenteils unversehrt bleiben,<br />
mit einer Ausnahme – dem Bennu-Einschlagskrater“,<br />
so Lauretta.<br />
FR<br />
OSIRIS-REx wird Bennu fast zwei Jahre lang kartieren.<br />
Bis zu drei Versuche für Probeentnahmen sind möglich.<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 77
Raumfahrt<br />
Interkontinentalraketen<br />
Satelliten<br />
statt<br />
Bomben<br />
Die Minotaur I<br />
wurde als günstige<br />
Trägerrakete für<br />
die US Air Force<br />
entwickelt.<br />
In der Raumfahrt werden immer<br />
wieder Satelliten mit ehemaligen<br />
Interkontinentalraketen gestartet.<br />
Jetzt gibt es in den USA Streit<br />
darum, aber nicht aus den Gründen,<br />
die man vermuten würde.<br />
Die Geschichte der Raumfahrt ist<br />
kaum von der Geschichte der interkontinentalen<br />
Trägerraketen<br />
zu trennen. Als während des Kalten<br />
Kriegs atomar bestückte Interkontinentalraketen<br />
gebaut wurden, entstanden<br />
automatisch auch Raketen, die einen etwas<br />
leichteren Satelliten in eine Erdumlaufbahn<br />
bringen können. Schon der erste<br />
Satellit, Sputnik, flog anstelle einer<br />
Atombombe mit einer R-7-Rakete in den<br />
Orbit. Die Astronauten des Gemini-Programms<br />
starteten an Bord einer Titan II,<br />
die sonst für den Einsatz mit einem nuklearen<br />
Sprengkopf gebaut wurden.<br />
In fast allen Ländern wurden zunächst<br />
Interkontinentalraketen zum<br />
Start von Satelliten benutzt, oft mit speziellen<br />
Oberstufen, um die Leistung zu<br />
verbessern. Egal ob Titan, Atlas oder<br />
(Thor-)Delta: Alle der bekannten USamerikanischen<br />
Raketenfamilien haben<br />
so begonnen. Die Scout-Rakete, die aus<br />
Stufen der Kurz- und Mittelstreckenraketen<br />
Polaris, Sergeant und Jupiter bestand,<br />
startete <strong>11</strong>8-mal zwischen 1960<br />
und 1994 und brachte Forschungs-, aber<br />
auch militärische Navigationssatelliten<br />
ins All. In der Sowjetunion war es nicht<br />
anders. Die weltweit erste Interkontinentalrakete,<br />
die R-7, wurde zur Sojus<br />
weiterentwickelt. Aus den R-12-Mittelstreckenraketen,<br />
die während der Kubakrise<br />
zweifelhafte Berühmtheit erlangten,<br />
entstanden durch eine bessere Oberstufe<br />
die ersten Kosmos-Raketen. Auch<br />
die noch heute verwendete Proton-<br />
Schwerlastrakete stammt ursprünglich<br />
aus einem Projekt für Wasserstoffbomben<br />
mit 100 Megatonnen Sprengkraft.<br />
ALTE MILITÄRRAKETEN SIND<br />
NOCH MILLIONEN WERT<br />
Tausende Interkontinentalraketen wurden<br />
gebaut, stationiert und immer wieder<br />
ausgemustert. Diese Raketen sind<br />
keineswegs Schrott. Auch wenn sie für<br />
den Einsatz im Militär zu alt werden,<br />
müssen sie bis zum letzten Moment<br />
noch tadellos funktionieren. Nach dem<br />
Zerfall der Sowjetunion bot Russland<br />
die stationierten Raketen immer wieder<br />
für kommerzielle Raketenstarts an. Dazu<br />
gehört die Konversionsrakete Dnepr,<br />
die aus der stärksten Interkontinentalrakete<br />
der Welt, der R-36M, entwickelt<br />
wurde. Die Startkosten der vom russisch-ukrainischen<br />
Unternehmen Kosmotras<br />
vermarkteten Rakete liegen bei<br />
günstigen 30 Millionen US-Dollar (etwa<br />
27 Mio. Euro). Ebenfalls auf russischen<br />
Interkontinentalraketen basiert das Geschäft<br />
der deutsch-russischen Firma Eurockot.<br />
Sie bietet kommerzielle Starts<br />
mit der Rockot, die aus UR-100-Interkontinentalraketen<br />
gebaut werden.<br />
In den USA gibt es seit dem Jahr<br />
2000 ähnliche Programme, allerdings<br />
nur für Starts von Militär- und NASA-<br />
Satelliten. Dort laufen die Raketen<br />
hauptsächlich unter der Bezeichnung<br />
Taurus und Minotaur, sie werden von<br />
der Firma Orbital ATK (damals Orbital<br />
Sciences) betrieben. Zum Einsatz kommen<br />
dabei alte Minuteman und Peacekeeper,<br />
die mit zusätzlichen Raketenstu-<br />
78 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
fen und einer Nutzlastverkleidung versehen<br />
werden. Auf Basis der Minuteman<br />
beträgt ihre Nutzlast etwa 500 Kilogramm<br />
in einen niedrigen Orbit, die der<br />
Peacekeeper etwa 1700 Kilogramm.<br />
Die USA verfügen derzeit allein über<br />
441 Minuteman III. Um das Arsenal in<br />
einem einsatzfähigen Zustand zu halten,<br />
mussten vor Kurzem die Feststofftriebwerke<br />
der Raketen gegen neue ausgetauscht<br />
werden, bevor der Treibstoff<br />
überaltert. Die alten Triebwerke wurden<br />
eingelagert. Nach der Ausmusterung ist<br />
die teure Technik für das Militär abgeschrieben<br />
und wertlos. Gleichzeitig wären<br />
Starts von Satelliten mit diesen<br />
Triebwerken immer noch mehrere Millionen<br />
Dollar wert. Die Triebwerke sollen<br />
verkauft werden, schon um die Lagerkosten<br />
zu sparen. Allerdings gibt es nun<br />
Streit – um den Einsatzzweck von alten<br />
Interkontinentalraketen und ihren Preis.<br />
KLEINE PRIVATE RAUMFAHRT-<br />
FIRMEN SEHEN SICH BEDROHT<br />
In den vergangenen Jahren sind eine Reihe<br />
von Firmen wie Rocketlabs oder Firefly<br />
entstanden, die kommerzielle Satelliten<br />
mit kleinen, selbstgebauten Raketen<br />
starten wollen. Wenn das Militär seine<br />
Raketen zu günstig verkauft, haben die<br />
neuen Firmen nicht nur mit billiger Konkurrenz<br />
zu kämpfen, sondern bekommen<br />
auch weniger Aufträge. Im Juni<br />
<strong>2016</strong> hatte sich deshalb der Investorenverband<br />
Space Angels Network an die<br />
US-Regierung gewandt, um der kommerziellen<br />
Verwendung dieser Raketen<br />
zu widersprechen. Diese Diskussion ist<br />
in den USA nicht neu, sie wurde bereits<br />
in den 1990er Jahren geführt. Damals<br />
setzte sich Orbital Sciences (vor der Fusion<br />
mit ATK) gegen die Verwendung<br />
der alten Militärraketen ein, um das Geschäft<br />
mit der eigenen, von einem Flugzeug<br />
aus gestarteten Pegasus-Rakete<br />
nicht zu gefährden. Aber schon 1994<br />
flog die erste Taurus, bei der Orbital Sciences<br />
die erste Stufe der Pegasus durch<br />
eine ausgediente Peacekeeper ersetzte.<br />
Die Minotaur-Raketen kamen später<br />
noch dazu. Nun kämpft Orbital ATK dafür,<br />
dass Konversionsraketen nicht nur<br />
für militärische, sondern auch für kommerzielle<br />
Missionen eingesetzt werden<br />
können. Laut Barron Beneski, Vizepräsident<br />
von Orbital ATK, ist das der einzige<br />
Weg, mit billigen russischen Raketen<br />
zu konkurrieren.<br />
FR<br />
FRANK WUNDERLICH-PFEIFFER<br />
Ausgediente Interkontinentalraketen vom Typ Peacekeeper (links) und<br />
Minuteman dienen als Basis für die Minotaur-Familie von Orbital ATK.<br />
Dieses undatierte Bild zeigt die sowjetische R-12 auf dem Roten Platz in Moskau.<br />
Aus der Atomrakete entstand die Kosmos, die bis 2010 Satellitenstarts diente.<br />
Von einer Militärrakete abgeleitet: die<br />
Atlas LV-3B des Mercury-Programms.<br />
Fotos: NASA (2), The National Security Archive, US Air Force (2)<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 79
News RAUMFAHRT<br />
Foto: ESA<br />
ESA-KOMETENMISSION<br />
Rosetta findet endlich Philae<br />
Kurz vor dem Ende der ESA-Mission hat Rosetta den<br />
Lander Philae auf dem Kometen 67P/Tschurikumow-<br />
Gerassimenko entdeckt. Die Bilder der hochauflösenden<br />
OSIRIS-Telekamera entstanden am 2. September, als<br />
die Sonde in einer Entfernung von rund 2,7 Kilometern um<br />
„Tschuri“ flog. Demnach liegt Philae in einer schattigen<br />
Schlucht auf dem Kopf des entenförmigen Kometen. In den<br />
vergangenen Monaten hatten ESA-Experten intensiv nach<br />
der genauen, bislang unbekannten Landestelle gesucht. Den<br />
letzten visuellen Kontakt zu Philae hatten Forscher am<br />
12. November 2014, als er zunächst in der Agilika-Region<br />
auftraf. Von dort prallte er ab und flog weitere zwei Stunden,<br />
bis er liegen blieb. Philaes Primärbatterie war nach drei<br />
Tagen leer. Im Juni und Juli 2015 erwachte er nochmals, als<br />
der Komet der Sonne näher kam. Mit dem gezielten Absturz<br />
von Rosetta sollte die Mission am 30. September enden.<br />
Neues SpaceShipTwo geht in die Luft<br />
Das private US-Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic hat im September die Flugerprobung<br />
seines zweiten SpaceShipTwo namens VSS Unity begonnen. Zunächst wurden<br />
über der Mojave-Wüste in Kalifornien sogenannte Captive-Carry-Tests durchgeführt. Dabei<br />
war der Raumgleiter die ganze Zeit über mit dem Mutterschiff WhiteKnightTwo VMS Eve<br />
gekoppelt. Es sind die ersten Flüge seit dem Absturz des ersten SpaceShipTwo im Oktober<br />
2014, bei dem einer der Testpiloten ums Leben kam. Die Firma des britischen Milliardärs<br />
Richard Branson will eines Tages Suborbitalflüge für Weltraumtouristen anbieten.<br />
Foto: Virgin Galactic<br />
Foto: NASA<br />
Amerikanischer Rekordhalter<br />
Der NASA-Astronaut Jeff Williams ist am 7. September zusammen mit<br />
seinen russischen Kollegen Alexei Owtschinin und Oleg Skipotschka von<br />
einem knapp sechsmonatigen Aufenthalt auf der ISS zurückgekehrt. Für den<br />
58-jährigen Williams war es die vierte Mission; mit nun 534 Tagen im All<br />
liegt er an der Spitze der amerikanischen Raumfahrer. Den Weltrekord hält<br />
aber der Russe Gennadi Padalka mit 878 Tagen im Weltraum.<br />
80 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Foto: Blue Origin<br />
Blue Origin kündigt<br />
Trägerrakete an<br />
Amazon-Gründer Jeff Bezos will mit<br />
seiner Raumfahrtfirma Blue Origin bis Ende<br />
des Jahrzehnts eine Familie wiederverwendbarer<br />
Schwerlastraketen für<br />
Satelliten- und bemannte Starts entwickeln.<br />
Die „New Glenn“<br />
ist in zwei Varianten geplant<br />
(Bilder rechts). Die<br />
82 Meter hohe zweistufige<br />
Rakete mit<br />
sieben BE-4-Motoren<br />
hat einen Startschub<br />
von 17 MN. Bei der<br />
95 Meter hohen dreistufigen<br />
Version<br />
kommt zusätzlich ein<br />
BE-3-Triebwerk in der<br />
Oberstufe zum Einsatz.<br />
Die erste Stufe<br />
soll wie bei SpaceX‘<br />
Falcon 9 (links eine<br />
Falcon Heavy) vertikal<br />
landen.<br />
Start 2018 geplant<br />
Für die Mars-Mission InSight (Interior<br />
Exploration using Seismic Investigations,<br />
Geodesy and Heat Transport) hat die<br />
NASA nun endgültig grünes Licht für einen<br />
neuen Starttermin im Mai 2018 gegeben.<br />
Ursprünglich war der Start für März <strong>2016</strong><br />
geplant, allerdings machte ein Vakuumleck<br />
bei einem Seismometer InSight einen<br />
Strich durch die Rechnung. Bei der Mission<br />
soll ein Lander die geophysikalischen Eigenschaften<br />
des Roten Planeten untersuchen.<br />
Mit an Bord ist das Sensorpaket HP3 des<br />
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt<br />
(DLR) – eine Thermalsonde mit einer<br />
„Maulwurf“ genannten Rammsonde, die<br />
sich bis zu fünf Meter tief in den Boden<br />
hämmern soll. Bis zum Start wollen die DLR-<br />
Forscher das Design von HP3 überprüfen<br />
und Risiken für den Betrieb reduzieren.<br />
Foto: NASA<br />
❱❱❱ kurz notiert<br />
China hat das Raumlabor Tiangong-2<br />
am 15. September gestartet.<br />
Das Instrument „Polar“ von Forschern<br />
aus China, der Schweiz und Polen<br />
wird auf Tiangong-2 Gammastrahlungsausbrüche<br />
ferner Himmelskörper<br />
beobachten. Das Raumlabor soll<br />
später bewohnt werden.<br />
Der bemannte Start einer Sojus-<br />
Kapsel zur ISS, geplant für den<br />
23. September, musste wegen<br />
technischer Probleme verschoben<br />
werden. Über den neuen Termin<br />
machte Roskosmos keine Angaben,<br />
die Verschiebung könnte aber<br />
mehrere Wochen dauern.<br />
Südkorea hat den Mond im Blick:<br />
Schon Ende 2018 soll ein Orbiter<br />
starten. 2020 könnte ein weiterer<br />
Satellit fliegen und zudem eine Sonde<br />
und ein Rover auf dem Mond landen.<br />
Foto: Reuters/USLaunchReport.com<br />
Schwerer Rückschlag für SpaceX<br />
Die Explosion einer Falcon-9-Rakete auf der Startrampe in Cape Canaveral am 1. September<br />
könnte weitreichende Folgen für das private Raumfahrtunternehmen SpaceX und seine Kunden<br />
haben. Bis Ende <strong>2016</strong> waren eigentlich neun weitere Starts der Falcon 9 geplant. Die SpaceX-<br />
Präsidentin Gwynne Shotwell rechnet damit, dass der Flugbetrieb im November wieder aufgenommen<br />
werden kann. Derweil untersucht SpaceX die Ursachen für den laut SpaceX-Gründer<br />
Elon Musk schwersten und komplexesten Fehlschlag der Unternehmensgeschichte. Die Rakete<br />
war bei der Betankung mit flüssigem Sauerstoff vor einem statischen Test explodiert. Dabei<br />
wurden sowohl die Rakete als auch ihre Nutzlast, der israelische Amos-6-Satellit, zerstört.<br />
Menschen kamen dabei nicht zu Schaden.<br />
Vorbereitungen auf<br />
den Start von vier<br />
Galileo-Satelliten<br />
In Französisch-Guayana sind<br />
Anfang September weitere Satelliten<br />
für das europäische Satelliten navi -<br />
gationssystem Galileo angekommen.<br />
Erstmals soll eine Ariane 5 im<br />
November vier Satelliten gleichzeitig<br />
in ihren Orbit befördern. Bislang<br />
besteht das Galileo-Netzwerk aus<br />
14 Satelliten. Nach dem Start im November<br />
könnten die ersten Dienste<br />
für Nutzer zur Verfügung stehen, so<br />
die ESA. Bis 2018 sind zwei weitere<br />
Ariane-5-Starts für Galileo geplant.<br />
Foto: ESA<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong> 81
Historie<br />
Jakowlew Jak-30<br />
Wahlniederlage<br />
Beim Vergleichsfliegen für einen neuen Standard-Strahltrainer des Warschauer Pakts<br />
bekam die Jak-30 Bestnoten. Aus politischen Gründen ging der Auftrag letztlich jedoch<br />
an die Aero L-29 aus der Tschechoslowakei.<br />
VON NIKOLAI<br />
JAKUBOWITSCH / KS<br />
Die dritte Jak-30 wurde im November 1961 mit<br />
Bewaffnung getestet (100 kg Bomben, Raketen).<br />
Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg wurden alle<br />
Jettrainer der Sowjetunion<br />
zunächst aus vorhandenen<br />
Kampfjets abgeleitet. In den 1950er<br />
Jahren setzten westliche Luftstreitkräfte<br />
vermehrt auf speziell für die Ausbildung<br />
entwickelte Jets wie die Fouga Magister,<br />
die Folland Gnat oder die Cessna T-37.<br />
Auch das Konstruktionsbüro Jakowlew<br />
(OKB-<strong>11</strong>5) machte 1952 und erneut<br />
1955 entsprechende Vorschläge. Im<br />
März 1956 gab die Regierung in Moskau<br />
schließlich einen Anforderungskatalog<br />
heraus, der unter anderem eine<br />
Höchstgeschwindigkeit von 700 km/h<br />
82 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Kurzinfo<br />
Baujahr: 1960 bis 1961<br />
Stückzahl: 4<br />
Herstellungsland: Sowjetunion<br />
Fotos: Archiv Jakubowitsch<br />
Die zweite Jak-30 (Nummer 50) war zwei Monate<br />
nach dem ersten Versuchsmuster fertig.<br />
und eine maximale Abflugmasse von<br />
3000 Kilogramm vorgab. Als Triebwerk<br />
sollte das R5-300 verwendet werden.<br />
Im August desselben Jahres wurden<br />
die Anforderungen geändert. Als Triebwerk<br />
war nun das R5-45 geplant. Jakowlew<br />
machte sich also an die Arbeit<br />
und baute bis August 1957 ein Mockup,<br />
das sehr der späteren Aero L-29<br />
ähnelte. Da die Entwicklung des R5-45<br />
allerdings eingestellt wurde, mussten<br />
die Kon-strukteure noch einmal von<br />
vorne anfangen. Diesmal wurde das von<br />
Grund auf neu konzipierte Tumanski<br />
RU19-300 mit einem Schub von anfangs<br />
8,62 kN und einer Masse von nur<br />
235 Kilogramm gewählt. Es befand sich<br />
noch in der Entwicklung, und erst Mitte<br />
1959 wurde seine Werkserprobung abgeschlossen.<br />
Bereits ein Jahr zuvor, am 31. Juli<br />
1958, erhielt Jakowlew den definitiven<br />
Auftrag für die Entwicklung der Jak-<br />
104 (wurde 1960 in Jak-30 umbenannt).<br />
Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten<br />
PZL in Polen an der TS-<strong>11</strong> Iskra und<br />
Aero an der L-29 Delfin. Das Jakowlew-<br />
OKB setzte nun auf einen sehr leichten<br />
und einfachen Entwurf. Der Tiefdecker<br />
erhielt gerade Tragflächen mit kleinen<br />
Lufteinläufen in der Wurzel. Das Triebwerk<br />
war im Mittelrumpf aufgehängt<br />
und leicht nach unten demontierbar.<br />
Auf eine lange Schubdüse verzichtete<br />
man. Für das Tandemcockpit gab es eine<br />
große Klarsichthaube ohne Streben.<br />
Schüler und Fluglehrer saßen auf<br />
K-8-Schleudersitzen, die erstmals durch<br />
die Verglasung geschossen werden<br />
konnten, was die Rettungschancen erhöhte.<br />
Für Tests wurden die neuen Sitze<br />
an einer Il-28 montiert. Zur umfangreichen<br />
Ausrüstung gehörten auch Funkgeräte<br />
von Collins.<br />
Im Mai 1960 verließ die erste Jak-30<br />
den Versuchsbau. Die Maschine mit der<br />
Kennung „gelbe 30“ startete dann am<br />
2. Juli mit Testpilot Valentin Muchin<br />
zum Erstflug. Wenig später war auch<br />
die „gelbe 50“ fertig. Die Werkserprobung<br />
dauerte bis März 1961, wobei die<br />
beiden Prototypen in 82 Flügen etwa 43<br />
Stunden in der Luft waren. Sie erhielten<br />
sehr gute Noten für das Handling. Besonders<br />
gelobt wurden die Einsatzmöglichkeiten<br />
auf Grasplätzen.<br />
PRODUKTION SOLLTE<br />
IN ARSENJEW ANLAUFEN<br />
Die staatlichen Abnahmeversuche begannen<br />
parallel im August 1960. Dafür<br />
baute Jakowlew noch zwei weitere Prototypen<br />
(gelbe 80 und gelbe 90), die<br />
sich nur in Details wie einer Strebe in<br />
der Kanzel unterschieden. Nach Abschluss<br />
der Tests am 14. August 1961<br />
wurde die Jak-30 für die Produktion<br />
empfohlen, sie sollte im Werk <strong>11</strong>6 in<br />
Arsenjew durchgeführt werden.<br />
Inzwischen hatte die Regierung in<br />
Moskau jedoch mit Polen und der<br />
Tschechoslowakei vereinbart, deren<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 83
Historie<br />
Technische Daten<br />
Jakowlew Jak-30<br />
Typ: Strahltrainer<br />
Konstruktion: OKB Jakowlew<br />
Antrieb: Tumanski RU19-300<br />
Schub: 8,88 kN<br />
Länge: 10,05 m<br />
Höhe: 3,66 m<br />
Spannweite: 10,05 m<br />
Flügelfläche: 14,3 m 2<br />
Leermasse: ca. 1595 kg<br />
Kraftstoff: 730 kg<br />
Startmasse: 2210 bis 2510 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit:<br />
655 km/h in 5000 m Höhe<br />
Dienstgipfelhöhe: 12 700 m<br />
Startstrecke: ca. 535 m<br />
Reichweite: ca. 965 bis 1000 km<br />
84 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Die erste Jak-32 wurde zu einem<br />
leichten Angriffsflugzeug umgebaut<br />
und 1961 in Chodinka gezeigt.<br />
Klassiker<br />
der Luftfahrt<br />
Spannende Dokumentationen<br />
über historische Flugzeuge<br />
und ihre faszinierende Technik.<br />
Ausgabe 8 ab dem<br />
10. Oktober<br />
am Kiosk<br />
Fotos: Archiv Jakubowitsch; Zeichnung: Andrei Jurgenson<br />
Entwürfe zu prüfen. Im August 1961<br />
kam es daher in Monino bei Moskau zu<br />
einem Vergleichsfliegen zwischen Jak-<br />
30, TS-<strong>11</strong> und L-29. Dabei stellte sich<br />
auf technischer Ebene die Überlegenheit<br />
der Jakowlew-Konstruktion heraus, die<br />
bei gleicher Triebwerksleistung deutlich<br />
weniger wog. Trotzdem wurde entschieden,<br />
der tschechoslowakischen Luftfahrtindustrie<br />
die Führungsrolle bei den<br />
Schulflugzeugen zu geben und die L-29<br />
als Standardtrainer für die Streitkräfte<br />
des Warschauer Pakts zu beschaffen.<br />
Jakowlew war entsprechend enttäuscht,<br />
denn immerhin ging es um ein<br />
Produktionsvolumen von rund 3500<br />
Flugzeugen. Trotzig setzte man einige<br />
Rekordflüge an. Testpilot Wladimir<br />
Smirnow schaffte am 22. September<br />
1961 eine Klassenbestleistung von<br />
767,3 km/h über eine Distanz von<br />
25 Kilometern. Drei Tage später wurde<br />
Das Cockpit war konventionell. Rechts die Schleudersitz-Testanordnung auf dem<br />
verlängerten Heck eines als Flugtestlabor genutzten Il-28-Bombers.<br />
dann die Weltrekordhöhe von 16 128<br />
Metern erreicht. Ganz war die Geschichte<br />
der Jak-30 damit noch nicht zu<br />
Ende. Der dritte Prototyp wurde im November<br />
1961 mit einer Bewaffnung versehen.<br />
Zwei Prototypen baute man im<br />
Frühjahr 1962 auf den Standard Jak-<br />
30KP (oder Jak-30M) um. Damit war es<br />
möglich, Jak-25RV-II-Drohnen aus der<br />
Luft fernzusteuern, eine Aufgabe, die<br />
einige Jahre durchgeführt wurde.<br />
Schon vor dieser Zeit, nämlich im<br />
Juli 1958, hatte Jakowlew den Auftrag<br />
erhalten, eine einsitzige Version für den<br />
Kunstflug abzuleiten. Die Jak-32 wurde<br />
im Oktober 1960 fertiggestellt. Auch<br />
sie bekam bei den Tests gute Noten, ohne<br />
allerdings in Serie zu gehen. Daran<br />
änderte auch Jakowlews Versuch mit<br />
der bewaffneten Ausführung Jak-32Sch<br />
nichts. Sie wurde 1961 in Chodinka gezeigt,<br />
ausgerüstet mit Kanonen- und<br />
Raketenbehältern sowie Luft-Luft-<br />
Lenkwaffen und Bomben. Ein Wiederbelebungsversuch<br />
als Jak-32P im Jahre<br />
1972 scheiterte ebenfalls. So bleibt<br />
heute nur eine Jak-30 im Zentralmuseum<br />
der Luftstreitkräfte in Monino als<br />
Erinnerung an eine gelungene, aber<br />
letztlich nicht von Erfolg gekrönte Konstruktion.<br />
FR<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 85
Service BÜCHER UND MODELLE<br />
Dornier Flugzeiten<br />
Der Name Dornier steht für erfolgreiche Flugboote<br />
und Bomber, nach dem Zweiten Weltkrieg auch für<br />
innovative Senkrechtstarter und kleine Transportflugzeuge.<br />
Einen großen Teil der wechselvollen Firmengeschichte<br />
hat der 1927 geborene Silvius Dornier, einer<br />
der Söhne des Firmengründers Claude Dornier, selbst<br />
miterlebt. Hier bringt er seine Erinnerungen auf<br />
über 1200 Seiten zu Papier. Der Text ist dabei keine<br />
Firmengeschichte im klassischen Sinne, sondern es<br />
mischt sich Autobiografisches mit Informationen<br />
zur Entstehungsgeschichte von Flugzeugtypen, oft<br />
sehr umfangreich in den Kontext der Zeitgeschichte<br />
gestellt. Besonders interessant sind die Ausführungen<br />
immer dann, wenn sie dem Leser Einblick in den<br />
Charakter und die Philosophie von Claude Dornier<br />
geben, denn er prägte bis zu seinem Tod 1969 den<br />
Dornier-Firmengeist.<br />
Sehr aufschlussreich ist auch die Schilderung der<br />
Firmenentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, als<br />
sich Dornier gegen die durch Fusionen gewachsenen<br />
Konkurrenten aus dem In- und Ausland behaupten<br />
musste. Schließlich geht es um die Auseinandersetzungen<br />
nach dem Tod des Patriarchen. Diese Phase<br />
gipfelte in der Beteiligung der Daimler-Benz AG an<br />
Dornier und dem Aufgehen des Unternehmens in<br />
der DASA. Hier hat Silvius Dornier natürlich seine<br />
eigene Sicht der Dinge, die aber doch recht sachlich<br />
geschildert wird. Den Abschluss des zweiten Bandes<br />
bilden Kapitel zum „Vermächtnis der Luftfahrtpioniere“<br />
und „Pragmatische Botschaften für individuelle<br />
und kollektive Fortschrittsmöglichkeiten“.<br />
Keine ganz einfache Materie also, aber durchweg<br />
lesenswert und mit Einsichten in die Dornier-Geschichte,<br />
die man so noch nicht kannte.<br />
Flugzeiten, Silvius J. Dornier, 1240 Seiten<br />
in drei Bänden im Schuber, zahlreiche<br />
Schwarz-Weiß-Fotos, ISBN: 978-3-451-<br />
34889-1, Herder Verlag, 148 Euro<br />
Wertung • • • • • <br />
Mission Rosetta<br />
Flashpoint China<br />
Nicht um die Flugzeugtechnik geht es in diesem neuen<br />
Buch des China-Spezialisten Rupprecht, sondern um<br />
die Gliederung der Luftstreitkräfte und Marineflieger<br />
in die fünf „Theater Commands“. Für jedes gibt<br />
es eine ausführliche Tabelle mit den zugeordneten<br />
Regimentern. Darüber hinaus wird die Ausrichtung<br />
der Streitkräfte hinsichtlich von Krisenpunkten wie<br />
Taiwan oder südchinesisches Meer erläutert.<br />
Flashpoint China, Andreas Rupprecht,<br />
77 Seiten, viele Fotos. ISBN: 978-0-9854554-<br />
8-4, Harpia Publishing, ca. 13 Euro<br />
Wertung • • • • <br />
Ende September ging die spektakuläre Mission<br />
der europäischen Raumfahrtagentur (ESA) und des<br />
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu<br />
Ende. Der Bildband illustriert die Reise zum Kometen<br />
67P/Tschurjumow-Gerassimenko von ihren Anfängen<br />
bis zur gezielten Landung der Rosetta-Sonde auf der<br />
Oberfläche. Die kurzen Texte von Berndt Feuerbacher,<br />
selbst an der Entwicklung des Landers Philae beteiligt,<br />
machen die technischen und wissenschaftlichen<br />
Hintergründe auch für Raumfahrtlaien verständlich.<br />
Mission Rosetta,<br />
Berndt<br />
Feuerbacher,<br />
188 Seiten,<br />
viele Fotos<br />
und Grafiken,<br />
ISBN: 978-3-<br />
86245-335-1,<br />
GeraMond<br />
Verlag,<br />
29,99 Euro<br />
Wertung • • • • <br />
Parseval in Sicht!<br />
Zu Pfingsten 19<strong>11</strong> charterte der Kaufmann und<br />
Millionär Richard Pfaffe ein Luftschiff von Parseval,<br />
um über Hamburg Rundfahrten durchzuführen, die<br />
damals die Sensation waren. Zeitgenössische Dokumente,<br />
Artikel und Fotos hat Christian Fackeldey,<br />
heutiger Anwohner des früheren Luftschiffgeländes,<br />
zu einem dicken Paperback zusammengestellt, das<br />
sehr gut die damalige Begeisterung vermittelt.<br />
Parseval in Sicht!, Christian Fackeldey,<br />
260 Seiten mit Abbildungen u. Fotos.<br />
jmb-Verlag, Hannover, 19,95 Euro<br />
Wertung • • • • <br />
86 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> NOVEMBER <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de
Hobby Boss<br />
Die Focke-Wulf Fw 190 V18 [ 1 ]<br />
wurde als Prototyp des Höhenjägers<br />
Fw 190 C gebaut. In der Variante<br />
V18/U1 hatte sie den Motor<br />
DB 603 A, der einen Vierblattpropeller<br />
antrieb. Die Fw 190 C<br />
kam nie zum Einsatz, dennoch<br />
wurden vier weitere Prototypen<br />
gebaut, die V29, V30, V32 und<br />
V33. Sie alle verfügten über Ringkühler<br />
und Hirth-9-2281-Turbolader.<br />
1944 wurde das Projekt wegen<br />
technischer Probleme und<br />
des anderweitig benötigten DB<br />
603 eingestellt. Das Modell<br />
kommt im Maßstab 1:48 und besteht<br />
aus 70 Einzelteilen (Art.-Nr.<br />
81747, 27,99 Euro).<br />
Flugzeuge in diesem Heft<br />
Airbus A350-900<br />
Lockheed Martin<br />
F-35C Lightning II<br />
Jakowlew Jak-30<br />
[ 1 ]<br />
1:200/1:500 Herpa, 1:144 Revell<br />
1:48 Kitty Hawk<br />
1:72 Hasegawa<br />
[ 4 ]<br />
Herpa<br />
Ein bunter Vogel ist die Embraer<br />
E195 [ 2 ]. Die Sonderlackierung<br />
ist das Ergebnis eines Malwettbewerbs<br />
der Niedrigpreis-Airline<br />
Azul und soll die Vielfalt der brasilianischen<br />
Kultur und Natur zeigen.<br />
Das Kunststoffmodell ist im<br />
Maßstab 1:200 erhältlich (Art.-Nr.<br />
557771, 54,95 Euro).<br />
Ebenfalls im Maßstab 1:200 gibt<br />
es die Rockwell B-1B Lancer<br />
[ 3 ]. Der überschallschnelle, strategische<br />
Langstreckenbomber ist<br />
seit 1986 im Einsatz bei der US<br />
Air Force und durchläuft aktuell<br />
ein umfangreiches Modernisierungsprogramm.<br />
Die schwenkbaren<br />
Tragflächen sorgen für optimale<br />
Flugeigenschaften in unterschiedlichen<br />
Höhen und Geschwindigkeiten.<br />
Auch bei dem<br />
Metallmodell von Herpa sind die<br />
Tragflächen schwenkbar, im Lieferumfang<br />
ist zudem die Einstiegstreppe<br />
der Crew enthalten.<br />
(Art.-Nr. 557921, 79,95 Euro).<br />
[ 3 ]<br />
[ 2 ]<br />
Hasegawa<br />
Die Kawasaki T-4 „Hamamatsu<br />
Special 2015“, Limited Edition<br />
[ 4 ] des hierzulande selten<br />
vertretenen japanischen Herstellers<br />
Hasegawa stellt den Standardtrainer<br />
der japanischen Luftwaffe<br />
seit den 1980er Jahren im<br />
Maßstab 1:48 dar. Er trägt die<br />
Lackierung, die anlässlich des<br />
60. Geburtstags der Luftverteidigungs-Streitkräfte<br />
auf dem Stützpunkt<br />
Hamamatsu im Jahr 2015<br />
vorgestellt wurde. Das Schulflugzeug<br />
ist sehr manövrierfähig und<br />
besitzt Aufnahmen für Übungsbomben<br />
und Raketen. Für die japanischen<br />
Luftstreitkräfte wurden<br />
ab Mitte der 1980er Jahre<br />
über 200 Exemplare gebaut. Das<br />
Modell beinhaltet <strong>11</strong>7 Teile (Art.-<br />
Nr. 07427, 34,50 Euro).<br />
Impressum<br />
Vereinigt mit <strong>FLUG</strong>WELT INTERNATIONAL, WELTLUFTFAHRT<br />
AIR WORLD, <strong>FLUG</strong>SPORT und LUFTWAFFEN-FORUM<br />
(Hrsg: FREUNDESKREIS LUFTWAFFE e.V.) ISSN 0015-4547<br />
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Inland 12 Ausgaben <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> und 8 Ausgaben Klassiker der Luftfahrt<br />
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Nachbrenner<br />
Douglas World Cruiser<br />
Die erste Weltumrundung – wenn auch in<br />
vielen Etappen – schafften 1924 zwei Douglas<br />
World Cruiser des US Army Air Service.<br />
Ein Nachbau könnte es ihnen gleichtun.<br />
Von KARL SCHWARZ; Foto: JIM LARSEN<br />
Eine große Portion Hartnäckigkeit und Geduld<br />
gehört schon dazu, um ein Dutzend Jahre<br />
und mehr am Ball zu bleiben, bis sich solch<br />
ein Eigenbau in die Luft erhebt. Wobei Bob Dempster und seine<br />
Frau Diane sich einer besonderen Aufgabe gewidmet haben:<br />
dem Nachbau eines Douglas World Cruiser. Mit ihm gelang<br />
einst in 73 Etappen und 371 Flugstunden die erste Weltumrundung,<br />
und zwar von Seattle nach Seattle. Seit etwa 2001 re-<br />
88 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong><br />
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Weltenbummler<br />
cherchierten, konstruierten und bauten die ehemaligen Boeing-<br />
Angestellten und viele freiwillige Helfer an der „Seattle II“,<br />
wohl einem der größten Flugzeuge, das je im Eigenbau entstand.<br />
Dabei wurde auf ein originalgetreues Aussehen geachtet,<br />
und auch der Antrieb ist ein original Liberty V-12. Die<br />
heutigen Möglichkeiten nutzte man aber ebenfalls. Zum Beispiel<br />
besteht die Bespannung nicht mehr aus Baumwollstoff,<br />
und im offenen Cockpit ist eine Avionik für IFR-Flüge installiert.<br />
Bis im Juni 2013 die feierliche Präsentation beim Museum<br />
of Flight stattfinden konnte, hatte das Projekt mehrfach<br />
den Hangar wechseln müssen. Der erste Hüpfer auf dem Boeing<br />
Field ließ dann noch bis zum 20. Dezember 2014 auf sich<br />
warten. Inzwischen hat die „Seattle II“ 45 Flugstunden absolviert.<br />
Die normale Reisegeschwindigkeit lag dabei kaum über<br />
140 km/h. Im kommenden Frühjahr wollen die Dempsters nun<br />
zur Weltumrundung starten.<br />
FR<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> November <strong>2016</strong> 89
Vorschau<br />
12/16<br />
Die neue <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> erscheint am 7. November <strong>2016</strong><br />
DIE KANADISCHEN LUFTSTREITKRÄFTE<br />
Hoch im Norden<br />
Die Royal Canadian Air Force wacht über das zweitgrößte Land der Erde.<br />
Dabei sind die Einsatzbedingungen besonders in den nördlichen Regionen<br />
hart, wie unsere große Reportage im nächsten Heft zeigt.<br />
Wir bitten um Verständnis, wenn angekündigte Beiträge aus aktuellen Gründen in eine andere Ausgabe verschoben werden.<br />
IBERIA<br />
Plus im Süden<br />
Nach harten Jahren ging es für Iberia<br />
zuletzt wieder aufwärts. Wir haben<br />
nachgefragt, welche Pläne die zur<br />
IAG-Gruppe gehörende Airline für<br />
den weiteren Aufschwung hat.<br />
PC-24 IM TEST<br />
Schweizer Jet<br />
Mit der PC-24 steigt Pilatus<br />
in den umkämpften Markt<br />
für Geschäftsreisejets ein.<br />
Derzeit läuft das intensive<br />
Testprogramm in der<br />
Schweiz und in Spanien.<br />
RAUMFAHRT<br />
Infos<br />
zu den aktuellen<br />
Programmen<br />
Neue<br />
Kapseln<br />
Die Amerikaner<br />
wollen endlich<br />
wieder ihre<br />
Astronauten<br />
selbst ins All bringen. Die dazu<br />
nötigen Kapseln sind ein Thema in<br />
unserem Raumfahrt-Extra, das zudem<br />
die Ariane-6-Entwicklung und<br />
EXTRA<br />
die Arbeiten auf der ISS beleuchtet.<br />
Fotos: DND-MDN Canada, Pilatus, Iberia, NASA<br />
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