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II/00 B l i c k p u n k - Wunschkind eV

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dauernd aktiv ist, kann es durch die ständigen Muskelbewegungen<br />

zu Geweberissen kommen. An diesen Stellen kann die<br />

Schleimhaut in die Muskulatur hineinwuchern und von dort später<br />

an andere Stellen versprengt werden.<br />

Durch die Hyperaktivität von einer Adenomyose betroffenen Gebärmutter,<br />

besonders in der Zyklusmitte, ist es unmöglich, dass<br />

die Spermien an die richtige Stelle im richtigen Eileiter transportiert<br />

werden.<br />

Prof. Leyendecker hält es auf Grund dieser Erkenntnis für notwendig,<br />

die Behandlung von Endometriose-Patientinnen je nach<br />

deren aktuellem Lebensziel sehr unterschiedlich zu gestalten:<br />

Bei jungen Frauen ohne Kinderwunsch sollte man die Beschwerden<br />

lindern, indem man beispielsweise die Pille ohne Unterbrechung<br />

nehmen lässt, um die Schmerzen bei der Periode<br />

zu vermeiden. Gegebenenfalls kann auch eine operative Entfernung<br />

von schmerzhaften Herden sinnvoll sein.<br />

Bei älteren Frauen, die keinen Kinderwunsch mehr haben, kann<br />

außer Hormongaben auch eine Entfernung der Gebärmutter<br />

sinnvoll sein, um damit die Schmerzen zu beenden.<br />

Selbsthilfegruppen berichten<br />

Endometriose- Vereinigung Deutschland e.V.<br />

Schmerzen, Hilflosigkeit, Resignation – das sind einige Dinge,<br />

mit denen sich Endometriose-Patientinnen auseinandersetzen.<br />

Oft jahrelang und meist immer allein.<br />

Eine Frau, 26 Jahre alt, hatte schon als Teenager Probleme.<br />

Seit fünf Jahren hat sie eine Diagnose. Sie hatte vier Bauchspiegelungen,<br />

sechs Bauchschnitte. Sie ist totaloperiert. Sie<br />

wollte immer Kinder. Sie verlor drei Beziehungen: weil sie keinen<br />

Sex wollte, weil sie keine Kinder bekommen kann, weil ihre<br />

Launen nicht mehr ertragen wurden, weil sie ”anders” geworden<br />

ist. Sie verlor ihren Job. Sie bildet nach wie vor Zysten. Ihr<br />

Hormonstatus ist der einer voll funktionsfähigen Frau. Sie hat<br />

immer noch Schmerzen. Die Ärzte sagen, sie hätte ”etwas” am<br />

Darm. Sie hat einen Tag Durchfall, den anderen Verstopfung.<br />

Die Schmerzen bringen sie fast um den Verstand. Sie soll ins<br />

Krankenhaus. Es fällt die Entscheidung zur 11. Operation innerhalb<br />

von fünf Jahren. Sie fragte uns kürzlich nach Hilfe. Sie<br />

ist nur ein aktuelles Beispiel.<br />

Schmerzen seit der ersten Menstruation. Oft kennt die Mutter<br />

ähnliche Beschwerden und gibt die Erfahrung, dass Blutungen<br />

mit Schmerzen verbunden sind, an die Töchter weiter. So sieht<br />

es noch heute ein großer Teil der GynäkologInnen. Sie verharmlosen<br />

unsere Probleme oder schieben es auf psychische<br />

Probleme ab. Irgendwann äußert die Frau die Beschwerden gar<br />

nicht mehr. Auch nicht beim Wechsel der Arztpraxis. Sie hilft<br />

sich selbst mit Schmerzmitteln, weil sie nirgendwo mit ihren Problemen<br />

Gehör findet.<br />

Schmerzen beim Eisprung / Schmerzen beim Stuhlgang /<br />

Bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist eine operative oder<br />

hormonelle Behandlung als Therapie der Endometriose nicht<br />

sinnvoll, da diese nachweislich die Wahrscheinlichkeit einer<br />

Schwangerschaft nicht steigert. Prof. Leyendecker empfiehlt<br />

deshalb eine künstliche Befruchtung, wenn nach zwei Jahren<br />

erfolglosem Bemühen sich eine Schwangerschaft nicht eingestellt<br />

hat. Bei der künstlichen Befruchtung sind die Schwangerschaftsraten<br />

von Endometriose-Patientinnen identisch mit<br />

Frauen ohne diese Krankheit.<br />

Die Ergebnisse seiner Studien hat Prof. Leyendecker in der<br />

Zeitschrift ”Reproduktionsmedizin” veröffentlicht. Ich hoffe, dass<br />

ich alles richtig wiedergegeben habe.<br />

Sigrid Küppers<br />

Schmerzen bei der Blasenentleerung. Selten werden die Probleme<br />

überhaupt in der gynäkologischen Praxis angesprochen.<br />

Dabei ist es ein wichtiger Anhaltspunkt für die Existenz einer<br />

Endometriose.<br />

Zysten. Viele Patientinnen neigen dazu, verstärkt große Zysten<br />

zu bilden. Das macht natürlich Angst, weil etwas wächst, was da<br />

nicht hingehört. Und viele ÄrztInnen reagieren nahezu panisch<br />

und wollen selbst bei 2 cm großen Zysten schon eine Operation<br />

einleiten. Dabei sind Zysten dieser Größe Monat für Monat<br />

normal. Follikel sind in dieser Größenordnung ungefähr reif und<br />

der Eisprung steht bevor. Natürlich sind unsere Zysten oftmals<br />

andere, die wirklich nicht dorthin gehören. Aber unsere Zysten<br />

kommen und gehen, ganz wie es ihnen beliebt. Daher sollte die<br />

Patientin gemeinsam mit dem Arzt entscheiden, ob eine<br />

Beobachtung reicht, eine Behandlung wirklich erforderlich ist<br />

und wenn Schmerzen oder andere Probleme auftauchen – und<br />

wirklich erst dann – über die für die Patientin schonendste Variante<br />

des Entfernens nachdenken. Möglich ist oft eine Punktierung,<br />

selten notwendig eine Bauchspiegelung und völlig unnötig<br />

eine Bauchöffnung.<br />

Verwachsungen. Verwachsungen gehören zu unseren Leben<br />

mit der Endometriose. Der Körper bildet sie zum Schutz der Organe<br />

vor der Endometriose und bildet sie verstärkt nach Verletzungen<br />

durch Operationen. Bei massiven Verwachsungen<br />

kann niemand mehr unterscheiden, ob die Beschwerden, wie<br />

ein ständiges Ziehen im Unterleib, Rückenschmerzen, Schmerzen<br />

in den Hüften, Beinen und bei Darmbewegungen von der<br />

Endometriose oder von den Verwachsungen kommen. Viele<br />

6 Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>

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