II/00 B l i c k p u n k - Wunschkind eV
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Blickpunkt<br />
das Nachrichtenblatt<br />
In dieser Frühlingsausgabe unseres Blickpunkt beginnen wir in<br />
der Rubrik ”Kinderwunsch und Recht” mit einem Auszug der<br />
Rede von Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer anlässlich<br />
der konstituierenden Sitzung des Ethik-Beirats beim Bundesgesundheitsministerium<br />
Ende vergangenen Jahres. Diese<br />
zeichnet sich durch Arroganz gegenüber den mehr als 2 Millionen<br />
von ungewollter Kinderlosigkeit betroffenen Paaren, denen<br />
das Recht auf eigene Kinder abgesprochen wird, aus. Klar<br />
äußern sich die Vorbehalte und Vorurteile der Ministerin gegenüber<br />
der Reproduktionsmedizin. An die Rede anschließend ist<br />
der Protestbrief von Harald und Heike P. abgedruckt, die aus<br />
Sicht von Betroffenen Stellung nehmen. Sie decken u. a. bezugnehmend<br />
auf die Aussage von Frau Fischer, dass ”die Grenzen<br />
mit der Methode der künstlichen Befruchtung bereits<br />
überschritten sind” den Widerspruch auf, dass gleichzeitig die<br />
Universität Münster, die sich mit modernen Behandlungsmethoden<br />
bei männlichen Fruchtbarkeitsstörungen befasst, vom Bundesgesundheitsministerium<br />
gefördert wird. Ebenfalls in dieser<br />
Rubrik findet sich ein kurzer Artikel über die Aufforderung der<br />
Bundesärztekammer zu einer öffentlichen Diskussion, ob und<br />
inwieweit die Präimplantationsdiagnostik in Deutschland angewendet<br />
werden soll.<br />
Die Rubrik ”Kinderwunsch und Medizin” enthält umfangreiche<br />
Inhalt<br />
B l i c k p u n k<br />
<strong>II</strong>/<strong>00</strong><br />
Der Verein der Selbsthilfegruppen für<br />
Fragen ungewollter Kinderlosigkeit<br />
Informationen zum Thema Endometriose. Sigrid Küppers hat zu<br />
dieser häufig auftretenden Krankheit eine interessante Zusammenfassung<br />
eines Vortrages am Klinikum Darmstadt geschrieben.<br />
Ein Artikel von der Endometriose-Vereinigung Deutschland<br />
e.V. klärt über die Entstehung, Behandlungsmethoden und die<br />
damit einhergehenden Beschwerden auf und stellt den Verein<br />
und dessen Aufgaben und Hilfestellungen sowie Adressen für<br />
betroffene Frauen vor.<br />
In der Rubrik ”Aktionen und Aktuelles” haben wir einen Brief<br />
eines betroffenen Ehepaares zur Kostenerstattung bei ICSI an<br />
Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer und das darauf<br />
folgende Antwortschreiben sowie zwei Gerichtsentscheide zum<br />
selbenThema.<br />
Interessantes, wenn auch mitunter Skurriles, findet sich in den<br />
Rubriken ”Pressemeldungen aus dem In- und Ausland” und<br />
”WIFO - Neues aus Wissenschaft und Forschung - Pinnwand”<br />
An dieser Stelle soll auch auf unseren Aufruf ”In eigener Sache”<br />
aufmerksam gemacht werden. Die Redaktion des Blickpunkt<br />
braucht dringend Verstärkung!<br />
Recht herzlich bedanken wir uns bei allen, die durch ihre Beiträge<br />
und Arbeit an dieser Ausgabe des Blickpunkt mitgewirkt<br />
haben.<br />
Das Redaktionsteam<br />
Kinderwunsch und Recht Rede von Gesundheitsministerin Fischer vor der Ethik-Kommission 2<br />
Protestbrief an die Gesundheitsministerin Fischer 3<br />
Bundesärztekammer fordert öffentlichen Diskurs über Präimplantationsdiagnostik 4<br />
Kinderwunsch und Medizin Was ist Endometriose? 5<br />
Vortrag über Endometriose am Klinikum Darmstadt 5<br />
Selbsthilfegruppen berichten Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. 6<br />
Aktionen und Aktuelles ICSI-Kostenübernahme 8<br />
Achtung: Neuer Termin für Antwort “Geburtstagsfeier <strong>Wunschkind</strong>” 10<br />
Aufruf zur Mithilfe 10<br />
Pressemeldungen aus dem In- und Ausland 11<br />
WIFO – Neues aus Wissenschaft und Forschung – Pinnwand 13<br />
Termine und Informationen 14<br />
In eigener Sache – Redaktionsteam sucht Verstärkung! 16
Kinderwunsch und Recht<br />
Auszug aus der Rede von Bundesgesundheitsministerin<br />
Andrea Fischer aus Anlass der konstituierenden Sitzung<br />
des Ethik-Beirats beim Bundesgesundheitsministerium am<br />
15.11.1999<br />
... Der Hirnforscher Wolf Singer hat vor kurzem in der FAZ über<br />
den gesellschaftlichen Entscheidungsfindungsprozess in der<br />
Biomedizin und Humangenetik gesagt, dass die Gesellschaft in<br />
einem permanenten Suchprozess Spielregeln finden müsse für<br />
den Umgang mit den durch die Biowissenschaften eröffneten<br />
neuen Handlungsmöglichkeiten. Und bezüglich der Politik sagte<br />
er: "In diesem Szenario muss die Rolle von Regierungen auf die<br />
Überwachung der Einhaltung der Spielregeln beschränkt bleiben.<br />
Dirigistische Einflussnahme zur Ausgestaltung der einzelnen<br />
Suchexperimente ist dann ausgeschlossen."<br />
Überwachung und Einhaltung von Spielregeln, keine dirigistische<br />
Einflussnahme - damit bin ich sehr einverstanden. Aber<br />
was ist, wenn die Spielregeln erst noch gefunden werden müssen?<br />
Dann, so meine ich, ist es Aufgabe der Politik, den Suchprozess<br />
zu gestalten, ihm einen Rahmen und eine Richtung zu<br />
geben und dann aber auch zu entscheiden. Hier müssen wir,<br />
wenn es nach unserer Verfassung oder aufgrund ethischer<br />
Erwägungen erforderlich ist, den Mut haben, auch absolute<br />
Grenzen zu setzen, wo wir das Mögliche nicht tun oder sogar<br />
verbieten....<br />
... Die Frage, welche der medizinischen Anwendungsmöglichkeiten<br />
der Bio- und Gentechnologie von einem gesellschaftlichen,<br />
ethischen Konsens getragen werden, muss öffentlich diskutiert<br />
werden. Der Prozess der Meinungsbildung muss über<br />
den Kreis der Wissenschaften hinaus in breite Bevölkerungskreise<br />
getragen werden. Der gesellschaftliche Diskurs muss viele<br />
Menschen möglichst unterschiedlicher Herkunft und Ausbildung<br />
erfassen. Denn die gentechnischen Möglichkeiten wecken<br />
verständliche Wünsche in den einzelnen Menschen.<br />
Grenzen wurden bereits mit der Methode der künstlichen Befruchtung<br />
überschritten. Mit Modifikationen der Verfahren - wie<br />
die Methode der Mikroinjektion (ICSI)- wird massiv in die Natur<br />
eingegriffen. Und die heute übliche und allgemein akzeptierte<br />
genetische Diagnostik, die bereits auf molekularbiologische<br />
Diagnosen von Erbkrankheiten zurückgreifen kann, verändert,<br />
wenn auch indirekt, den Genpool der Spezies Mensch. Durch<br />
die selektiven Absichten und Ziele der pränatalen Diagnostik<br />
wird der sich entwickelnde Mensch zum Objekt fremder Interessen,<br />
und es besteht die Gefahr der Entsolidarisierung, z. B. mit<br />
behinderten Menschen.<br />
...Das zweite Thema ist die Fortpflanzungsmedizin, bei dem wir<br />
einen grundlegenden Handlungsbedarf sehen. 1978 kam das<br />
erste extrakorporal gezeugte Kind in England zur Welt. Damit<br />
begann weltweit eine stürmische Entwicklung im Bereich der<br />
medizinisch unterstützten Fortpflanzung. Tiefgreifende Bewusstseinsänderungen<br />
in der sozialethischen Auffassung unserer<br />
Gesellschaft haben die Bereiche Sexualität, Ehe und Familie<br />
seitdem ergriffen. Die Errungenschaften der modernen Fortpflanzungsmedizin<br />
mit ihrer Rationalisierung des Geschlechtslebens<br />
finden eine zunehmende Akzeptanz und bestimmen das<br />
Schicksal vieler Menschen. Jährlich werden in Bundesrepublik<br />
Deutschland bis zu ca. 6.<strong>00</strong>0 Kinder nach einer künstlichen Befruchtung<br />
geboren. Nach vorsichtigen Schätzungen sind in der<br />
2<br />
Bundesrepublik Deutschland derzeit über zwei Millionen Ehepaare<br />
vorübergehend oder auf Dauer ungewollt kinderlos.<br />
Die moderne Fortpflanzungsmedizin hilft ungewollt kinderlosen<br />
Paaren, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Kinderlosigkeit gilt auch<br />
heute - obwohl die materielle Bedeutung von Kindern als individuelle<br />
Vorsorge nicht mehr gegeben ist - als großes Unglück.<br />
Der Wunsch nach Kindern und seine Erfüllbarkeit haben einen<br />
hohen Rang und rechtfertigen deshalb Bemühungen, die<br />
Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit zu überwinden. Es gibt<br />
meines Erachtens jedoch kein Recht auf Erfüllung eines Kinderwunsches<br />
um jeden Preis.<br />
Die moderne Fortpflanzungsmedizin birgt auch Gefahren, vor<br />
allem für das ungeborene Leben. Der subjektive Leidensdruck<br />
und die Wünsche nach einem leiblichen Kind setzen die Fortpflanzungsmedizin<br />
unter starken Handlungsdruck. Dabei besteht<br />
die Gefahr, das komplexe Geschehen auf ein krankhaftes<br />
Organ zu reduzieren. Zu kurz kommt dabei das geduldige Warten<br />
auf die spontane Schwangerschaft, aber auch ein zurückhaltenderes<br />
therapeutisches Vorgehen, um psychische Konflikte<br />
und psychosomatische Sterilitätsgründe zu behandeln. Eine<br />
Gefahr liegt also darin, dass das Engagement von Wissenschaft,<br />
Medizin und Gesellschaft mehr der Sterilitätstherapie mit<br />
immer komplizierteren Techniken gilt, als der Ermittlung und Bekämpfung<br />
der Sterilitätsursachen.<br />
Die neuen Techniken der Fortpflanzungsmedizin gehen mit<br />
menschlichen Ei- und Samenzellen um, damit dem Leid kinderloser<br />
Eltern abgeholfen wird. Aber gleichzeitig ermöglichen sie<br />
damit überhaupt erst den Zugriff auf das menschliche Leben in<br />
seinem frühesten Stadium außerhalb des Mutterleibes und damit<br />
auch die Möglichkeit der Verwendung des Embryos zu anderen<br />
Zwecken als der künstlichen Befruchtung, zu Forschungszwecken,<br />
zum Missbrauch und zur Manipulation am Embryo.<br />
Hier sind wir wieder mit der Frage konfrontiert, ob alles, was<br />
mittlerweile im Kampf gegen Krankheit und Leid möglich ist,<br />
auch praktiziert werden soll. Aus meiner Sicht sollte der Ausgangspunkt<br />
aller Bewertungen sein, dass die Menschlichkeit<br />
des Menschen im Kern auf seinem natürlichen Werden beruht.<br />
Die Würde des Menschen gründet wesentlich in der Natürlichkeit<br />
seines Ursprunges, die er mit allen anderen Menschen teilt.<br />
Daher sind wir gefordert zu fragen und zu klären, ob wir alles<br />
dürfen, was wir können und dies danach auch gesetzlich zu regeln.<br />
Allein diese ungeklärten Fragen zeigen, dass, auch wenn Methoden<br />
als technisch anwendungsreif angesehen werden, dies<br />
nicht heißt, dass diese Verfahren ethisch ausdiskutiert und in ihren<br />
Folgen tatsächlich absehbar wären.<br />
Die Anwendung der neuen Biowissenschaften auf den Menschen<br />
wird meines Erachtens das Leben der Menschen in den<br />
nächsten Jahrzehnten mehr verändern als alle wissenschaftlichen<br />
Revolutionen vorher.<br />
Dabei treibt mich vor allem folgende Frage um: Verändert nicht<br />
die Möglichkeit, Krankheiten immer mehr zu verhindern, nicht<br />
entstehen zu lassen, die Wahrnehmung von Leiden und Krankheit?<br />
Besteht nicht dadurch die Gefahr einer schleichenden Abwertung<br />
von krankem, der Diskriminierung von behindertem Leben?<br />
Denn die Fiktion eines Lebens ohne Krankheit ist nicht zu<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>
verwirklichen, weil es Leid und Krankheit, durch Unfälle und Geburtsschäden<br />
etwa, immer geben wird.<br />
Die 72. Gesundheitsministerkonferenz hat im Juni 1999 in einem<br />
Beschluss des Bundesministeriums für Gesundheit gebeten,<br />
den Entwurf eines Fortpflanzungsmedizingesetzes vorzulegen.<br />
Die Konferenz hält es angesichts der rasch fortschreitenden<br />
Entwicklungen auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin<br />
sowie des festgestellten Regelungsbedarfes für dringend erforderlich,<br />
die Arbeiten an einem solchem Gesetz wieder aufzunehmen.<br />
Das Bundesministerium für Gesundheit bereitet ein<br />
Symposium vor, das im Mai nächsten Jahres über zwei Tage<br />
hinweg die verschiedenen Aspekte der Fortpflanzungsmedizin<br />
beleuchten soll, so den Status und Schutz des Embryos und die<br />
damit zusammenhängenden Regelungen des Embryonenschutzgesetzes,<br />
die Präimplantationsdiagnostik, die Verwendung<br />
embryonaler Stammzellen und die Klonierung und Kultivierung<br />
menschlicher embryonaler Stammzell-Linien, die Eizellund<br />
Samenspende und die Fragen des Status von Elternschaft<br />
Protestbrief zur Rede von Andrea Fischer<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
In der o.g. Rede vom 15.11.99 zitiert Frau Fischer den Hirnforscher<br />
Wolf Singer u.a. mit den Worten "In diesem Szenario<br />
muss die Rolle von Regierungen auf die Überwachung der Einhaltung<br />
der Spielregeln beschränkt bleiben."<br />
Gleichzeitig erklärt sie sich damit einverstanden – keine dirigistische<br />
Einflussnahme geltend zu machen, wirft jedoch die Frage<br />
auf "was ist, wenn die Spielregeln erst noch gefunden werden<br />
müssen". Sicherlich hat sie Recht damit, dass es die Aufgabe<br />
der Politik ist, diesen Suchprozess zu gestalten und ihm einen<br />
Rahmen und eine Richtung zu geben.<br />
Gewiss besteht auch bei dem Thema Fortpflanzungsmedizin ein<br />
grundlegender Handlungsbedarf. Allerdings können wir der Aussage,<br />
dass "die Grenzen mit der Methode der künstlichen Befruchtung<br />
bereits überschritten sind" nicht zustimmen.<br />
Angesichts des Kummers und des Leidens kinderloser Paare<br />
wurden von der Bundesregierung jahrelang verstärkt Anstrengungen<br />
unternommen, um den Ursachen von Sterilität und Infertilität<br />
nachzugeben. Auch das Institut für Reproduktionsmedizin<br />
der Universität Münster, welches Kooperationspartner<br />
der WHO ist, befasst sich mit modernen Behandlungsmethoden<br />
zu Therapie einer verminderten oder fehlenden Fruchtbarkeit<br />
beim Mann. Gefördert wird dies vom Bundesgesundheitsministerium.<br />
Diese Tatsache steht im krassen Gegensatz zu der Aussage<br />
von Frau Fischer, dass die Grenzen der künstlichen<br />
Befruchtung bereits überschritten sind.<br />
Die moderne Fortpflanzungsmedizin ist heute in der Lage einem<br />
großen Teil ungewollt kinderloser Paare zu helfen. Dabei gewinnen<br />
die ICSI-Methode sowie die donogene Insemination immer<br />
größere Bedeutung. Wie eine jetzt veröffentlichte Studie der<br />
WWF beweist, ist die Spermienqualität bei Männern in Deutschland<br />
in den letzten Jahren deutlich gesunken. Es wurde ein<br />
Rückgang der Spermienkonzentration von bis zu 70% fest-<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong><br />
und Abstammung. Die wesentlichen und regelungsbedürftigen<br />
Aspekte sollen auf der Grundlage von Leitfragen von Experten<br />
dargelegt und diskutiert werden.<br />
Das Symposium soll die Grundlage zur Aufarbeitung der mit<br />
dem Themenkomplex verbunden medizinischen, ethischen,<br />
rechtlichen und gesellschaftlichen Implikationen und zur Erarbeitung<br />
eines Gesetzentwurfes zur Regelung der Fortpflanzungsmedizin<br />
sein. Wir wünschen uns Ihre Teilnahme und erhoffen<br />
uns, dass der Ethik-Beirat danach ein Votum zu den einzelnen<br />
Fragen abgeben wird. ...<br />
gestellt.<br />
Bei diesen Paaren wird sich der gewünschte Erfolg in Form<br />
einer Schwangerschaft sicher nicht durch geduldiges Warten erfüllen.<br />
Auch ein therapeutisches Vorgehen ist hier wohl kaum<br />
angebracht. Ohne das – massive Eingreifen in die Natur –(wie<br />
Frau Fischer diese Methoden bezeichnet) wird sich der Kinderwunsch<br />
bei diesen Paaren nicht erfüllen. Große Chancen bietet<br />
hier jedoch die sogenannte ICSI-Methode.<br />
Leider gibt es jedoch auch Paare, denen selbst diese Methode<br />
nicht helfen kann. Bei immer mehr Männern wird eine komplette<br />
Azoospermie festgestellt, die nicht behandelt werden kann. Die<br />
Ursachen dafür sind sehr unterschiedlich – Hodenhochstand im<br />
Kindesalter, Mumps sowie genetische Defekte spielen hier eine<br />
große Rolle. Jedoch auch diesen Paaren kann geholfen werden<br />
– durch die donogene Insemination. Gerade auf diesem Gebiet<br />
besteht großer Handlungsbedarf.<br />
Sicher ist Ihnen bekannt, dass die donogene Insemination seit<br />
vielen Jahrzehnten in Deutschland durchgeführt wird. Trotzdem<br />
sind die Informationsmöglichkeiten über diese Behandlungsform<br />
sehr mangelhaft. Selbst medizinische und psychologische Fachkräfte<br />
sind oftmals nur unzureichend informiert, und daher nicht<br />
in der Lage, Betroffene objektiv zu informieren. Moralische Vorbehalte<br />
sind keine Seltenheit.<br />
Eine rechtliche Regelung stellt derzeit nur das Embryonenschutzgesetz<br />
dar, welches jedoch den Bereich donogenen Insemination<br />
nur unzureichend regelt. Dies führt dazu, dass sich alle<br />
Beteiligten in einer "Grauzone" bewegen.<br />
Der Bereich der donogenen Insemination sollte so geregelt werden,<br />
dass für alle Betroffenen (Ärzte, Spender und Kinder) eine zufriedenstellende<br />
gesetzliche Regelung geschaffen wird, die Rechtssicherheit<br />
schafft. In vielen europäischen Staaten, wie Schweden und<br />
Österreich, sowie auch in Neuseeland und Australien gibt es diese<br />
Regelungen bereits seit geraumer Zeit.<br />
3
Anlässlich des für Mai 2<strong>00</strong>0 geplanten Symposiums, in dem die<br />
verschiedenen Aspekte der Fortpflanzungsmedizin beleuchtet<br />
werden sollen, ergibt sich nun die einmalige Chance, sowohl die<br />
ICSI-Methode, wie auch die donogene Insemination zu regeln.<br />
Bei der Erörterung der Sache darf aber nicht der Fehler<br />
gemacht werden, die Methoden der modernen<br />
Fortpflanzungsmedizin (in Form von IVF, ICSI, homologer und<br />
donogener Insemination) in einen Topf mit Genmanipulation und<br />
Embryonenforschung zu werfen. Hierzu gibt es ja bereits die<br />
recht umfassenden Regelungen des<br />
Embryonenschutzgesetzes.<br />
Daher sollten beim Entwurf des Gesetzes unbedingt auch<br />
betroffene Paare mitwirken, da diese ihr Wissen aus der Praxis<br />
mit einbringen und ihre Bedürfnisse und Vorstellungen bezüglich<br />
einer gesetzlichen Regelung äußern können.<br />
Wie Frau Fischer eingangs ihrer Rede richtig erwähnte, haben<br />
die Wähler und Wählerinnen die Verantwortung zur Entscheidung<br />
in Ihre Hände gelegt. Sie können dieser Verantwortung<br />
sicher nicht gerecht werden, indem sie die modernen Fortpflanzungsmethoden<br />
verurteilen und ihre Anwendung verbieten.<br />
Auch kann von den betroffenen Paaren nicht erwartet werden,<br />
die Kosten dieser Behandlungsmethoden, die sich schnell im<br />
fünfstelligen Bereich bewegen, aus eigener Tasche zu zahlen.<br />
Dies wäre sicher nicht im Sinne der Wähler, die sich für eine soziale<br />
Regierung entschieden haben.<br />
Bei den anstehenden Regelungen im Bereich der Fortpflanzungsmedizin<br />
sollten sie auch bedenken, dass immerhin ein<br />
großer Teil der Bevölkerung und somit auch der Wählerschaft,<br />
Die Präimplantationsdiagnostik (PID) wird bislang in Deutschland<br />
noch nicht genutzt. Mit ihr lässt sich prüfen, ob ein außerhalb<br />
des Mutterleibs gezeugter Embryo erbgeschädigt ist. Die<br />
Bundesärztekammer hat auf einem Presseseminar am<br />
24.02.2<strong>00</strong>0 in Berlin den ”Diskussionsentwurf zu einer Richtlinie<br />
zur PID” vorgelegt und sich darin für den stark eingeschränkten<br />
Einsatz der umstrittenen Methode ausgesprochen.<br />
Der Entwurf sieht vor, die PID nur solchen Paaren zu erlauben,<br />
die ein bekanntes und sehr hohes genetisches Risiko tragen,<br />
erbkranken Nachwuchs zu zeugen. Die PID soll nicht angewendet<br />
werden dürfen, bei Frauen, die altersbedingt ein erhöhtes<br />
Risiko tragen, ein krankes Kind zu gebären. Aber genau in<br />
solchen Fällen könnte die PID hilfreich sein. Wenn sich schon<br />
Frauen den Belastungen einer IVF unterziehen, warum sollte<br />
dann nicht die Prüfung des Embryos vor dem Transfer in die<br />
Gebärmutter zulässig sein, wenn andererseits zur Pränataldiagnostik<br />
geraten wird. Die PID könnte die Zahl der eugenisch<br />
4<br />
von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen ist. Bereits über 2 Millionen<br />
Paare zählen zu diesem Kreis, Tendenz weiter steigend!<br />
Für alle diese Paare bedeutet dies großes Unglück, Leid und<br />
seelische Schmerzen.<br />
Abschließend noch eine kurze Meldung des statischen Bundesamtes,<br />
die im Oktober bekannt gegeben wurde: Im Gegensatz<br />
zum weltweiten Trend sterben in Deutschland mehr Menschen,<br />
als geboren werden. Seit vier Jahren beträgt diese Differenz<br />
jährlich rund 67.<strong>00</strong>0 Menschen.<br />
In Anbetracht dieser Tatsache kann es doch nicht im Sinne der<br />
Regierung sein, dass die Geburtenrate noch weiter sinkt, weil<br />
die modernen Methoden der Fortpflanzungsmedizin nicht mehr<br />
angewendet werden dürfen, bzw. weil die Kosten von den Betroffenen<br />
selbst aufgebracht werden müssen. (Was in den meisten<br />
Fällen nicht möglich ist!!!)<br />
Für weitere Fragen stehen wir natürlich jederzeit gerne zur Verfügung.<br />
Über eine Antwort Ihrerseits würden wir uns sehr<br />
freuen.<br />
Harald und Heike P.<br />
Bundesärztekammer fordert öffentlichen Diskurs, ob und inwieweit Präimplantationsdiagnostik<br />
in Deutschland Anwendung finden soll<br />
bedingten Abtreibungen deutlich reduzieren.<br />
Bisher verbietet das deutsche Embryonenschutzgesetz die Untersuchung<br />
an Embryo im Stadium der totipotenten Zellen und<br />
ihre ”fremdnützige” Verwendung. Nach derzeitigen Wissensstand<br />
gelten Zellen nach Abschluss des 8-Zell-Stadiums in<br />
ihrer zukünftigen Entwicklung als noch nicht festgelegt (totipotent).<br />
In zehn Staaten der Europäischen Union ist bereits heute die<br />
PID zulässig. Weltweit wurde PID bei mehr als 4<strong>00</strong> Paaren<br />
durchgeführt. Schon mehr als 1<strong>00</strong> Kinder sind nach durchgeführter<br />
Präimplantationsdiagnostik geboren worden.<br />
Wenn also die Gesellschaft diese Diagnostik mehrheitlich will,<br />
dann, so die Bundesärztekammer, seien Rechtssicherheit und<br />
ein hohes Schutzniveau nur über strenge Zulassungskriterien<br />
zu erreichen.<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>
Kinderwunsch und Medizin<br />
Was ist Endometriose?<br />
Die Endometriose ist eine häufige Erkrankung steriler Frauen.<br />
Ca. 25-30% aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch leiden<br />
darunter, viele ohne es zu wissen. Endometriose bezeichnet<br />
das Auftreten von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium)<br />
außerhalb der Gebärmutterhöhle. Wie das Endometriumgewebe<br />
in den Bauchraum gelangt, ist unklar.<br />
Am häufigsten findet man Endometrioseherde auf und in den<br />
Eierstöcken, an den Bändern der Gebärmutter, an der Gebärmutter<br />
selbst und am Bauchfell. Der Darm und Harnblase können<br />
ebenso betroffen sein. Neben diesen häufigen Stellen<br />
kann die Endometriose an jedem Organ des Bauchraums vorkommen.<br />
Da das Gewebe dem gleichen Auf- und Abbaumechanismen<br />
wie die Schleimhaut der Gebärmutter unterliegt,<br />
Vortrag über Endometriose am Klinikum Darmstadt<br />
Am 11.11.1999 fand im Hörsaal des Klinikums Darmstadt ein<br />
Vortrag von Prof. Dr. med. G. Leyendecker über das Thema<br />
Endometriose statt. Eingeladen waren regionale Selbsthilfegruppen<br />
und interessierte Betroffene.<br />
Als ”Betroffene” war ich froh, dass mich die Endometriose-Vereinigung<br />
Deutschland e.V., bei der ich Mitglied bin, schriftlich<br />
über die Veranstaltung informiert hatte. Da der Vortrag sehr<br />
interessant war, möchte ich versuchen, dessen Inhalt kurz wiederzugeben,<br />
um auch andere Betroffene über die neuesten Forschungsergebnisse<br />
zu informieren.<br />
Prof. Leyendecker sprach zu Anfang von der ”Volkskrankheit<br />
Endometriose”, die heute sehr verbreitet sei und in der Regel<br />
erst erkannt werde, wenn sich Schmerzen einstellen oder bei<br />
unerfülltem Kinderwunsch. Bei vielen Frauen bleibe die Krankheit<br />
unerkannt. Die hohe Anzahl betroffener Frauen habe mittlerweile<br />
zu einer Vielzahl von Selbsthilfegruppen geführt.<br />
Prof. Leyendecker beschrieb die Endometriose und ihre Symptome<br />
und erklärte die seither bekannten Entstehungstheorien.<br />
Diese wurden durch Zeichnungen und Ultraschallaufnahmen sowie<br />
Fotografien von Operationen per Overhead-Projektor dokumentiert.<br />
Die gängigste Theorie sei die sogenannte ”retrograde Menstruation”,<br />
die besagt, dass ein Teil der Monatsblutung zurück in den<br />
Bauchraum gelangt und dabei Schleimhautzellen dorthin befördert,<br />
die sich hier einnisten und Endometrioseherde bilden. Für<br />
Prof. Leyendecker ist dies jedoch keine befriedigende Erklärung,<br />
da mittlerweile nachgewiesen sei, dass alle Frauen eine<br />
retrograde Menstruation haben und trotzdem sich nicht bei allen<br />
eine Endometriose bildet. Wegen der unbefriedigenden gängigen<br />
Theorien wurde im Klinikum Darmstadt vor 10 Jahren begonnen,<br />
die Endometriose näher zu erforschen.<br />
Erstaunlich fand man vor allem, dass bei einer sogenannten<br />
”Minimal-Endometriose” die Frau häufig steril war, obwohl kein<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong><br />
baut sie sich zur Zyklusmitte hin auf und blutet zum Zyklusende<br />
ab. Dies macht sich bei den betroffenen Frauen häufig durch<br />
starke Schmerzen während der Monatsblutung bemerkbar. Die<br />
Endometriose kann aber auch beschwerdefrei bleiben. Sie<br />
kann dann als Minimalendometriose nur bei einer Bauchspiegelung<br />
(Laproskopie) im Rahmen einer Sterilitätsdiagnostik<br />
festgestellt werden.<br />
Es ist zu vermuten, dass eine erhebliche Dunkelziffer besteht,<br />
so dass die Endometriose erheblich häufiger vorkommt als angenommen.<br />
Viele Frauen tolerieren Beschwerden als "normal",<br />
so dass eine Abklärung der Beschwerden nicht erfolgt und<br />
damit die Diagnose einer möglichen Endometriose unterbleibt.<br />
für die Schwangerschaft wichtiges Organ betroffen war. Würden<br />
diese Frauen hormonell oder operativ behandelt, so erhöhte<br />
sich die Schwangerschaftsrate nicht. Daraus folgerte man, dass<br />
hinter der Endometriose mehr stecken müsse!<br />
Und man kam zu folgenden Erkenntnissen, die eine ganz neue<br />
Theorie begründen:<br />
Die Gebärmutter hat die Funktion, Spermien zu transportieren.<br />
Die geschieht durch kontraktierende Bewegungen der Gebärmuttermuskulatur.<br />
Am Anfang des Zyklus findet die Kontraktion<br />
ca. einmal pro Minute statt. Zum Eisprung hin steigert sich dies<br />
auf 2-3mal pro Minute. Nachgewiesen wurde dies, indem man<br />
radioaktiv gekennzeichnete Eiweißkügelchen in der Form von<br />
Samenfäden zur Erforschung eingesetzt hatte. Die Gebärmutter<br />
transportiert diese zur Eisprungzeit sehr schnell in die Gebärmutterhöhle<br />
und von da in den Eileiter. Dieser Vorgang findet<br />
interessanterweise zielgerichtet statt, in den richtigen Eileiter, in<br />
dem der Eisprung stattfinden wird. Der jeweilige Eierstock mit<br />
Follikel, produziert in dieser Zeit so viele Hormone, dass die<br />
eine Seite der Gebärmutter stärker durchblutet und die Gebärmutter<br />
selektiv aktiv wird.<br />
Bei Endometriose-Patientinnen finden diese Kontraktionen nicht<br />
zielgerichtet statt. Sie sind viel stärker und unregelmäßig (um<br />
1<strong>00</strong>% gesteigert, unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung).<br />
Nach dieser Erkenntnis fand man heraus, dass der primäre<br />
Krankheitsprozess in der Gebärmutter beginnt. Man fand Wucherungen<br />
in der Gebärmutter, die durch Ultraschall erkennbar<br />
sind. Die innere Muskelschicht ist diffus gewuchert. Man nennt<br />
dies Adenomyose. Bisher hat man diese bereits seit langem bekannte<br />
Veränderung der Gebärmutter nicht mit dem Krankheitsbild<br />
der Endometriose in Verbindung gebracht. Die Muskulatur<br />
der Gebärmutter wird zerstört durch Hineinwuchern von<br />
Schleimhaut. Da die Gebärmutter während des Zyklus an-<br />
5
dauernd aktiv ist, kann es durch die ständigen Muskelbewegungen<br />
zu Geweberissen kommen. An diesen Stellen kann die<br />
Schleimhaut in die Muskulatur hineinwuchern und von dort später<br />
an andere Stellen versprengt werden.<br />
Durch die Hyperaktivität von einer Adenomyose betroffenen Gebärmutter,<br />
besonders in der Zyklusmitte, ist es unmöglich, dass<br />
die Spermien an die richtige Stelle im richtigen Eileiter transportiert<br />
werden.<br />
Prof. Leyendecker hält es auf Grund dieser Erkenntnis für notwendig,<br />
die Behandlung von Endometriose-Patientinnen je nach<br />
deren aktuellem Lebensziel sehr unterschiedlich zu gestalten:<br />
Bei jungen Frauen ohne Kinderwunsch sollte man die Beschwerden<br />
lindern, indem man beispielsweise die Pille ohne Unterbrechung<br />
nehmen lässt, um die Schmerzen bei der Periode<br />
zu vermeiden. Gegebenenfalls kann auch eine operative Entfernung<br />
von schmerzhaften Herden sinnvoll sein.<br />
Bei älteren Frauen, die keinen Kinderwunsch mehr haben, kann<br />
außer Hormongaben auch eine Entfernung der Gebärmutter<br />
sinnvoll sein, um damit die Schmerzen zu beenden.<br />
Selbsthilfegruppen berichten<br />
Endometriose- Vereinigung Deutschland e.V.<br />
Schmerzen, Hilflosigkeit, Resignation – das sind einige Dinge,<br />
mit denen sich Endometriose-Patientinnen auseinandersetzen.<br />
Oft jahrelang und meist immer allein.<br />
Eine Frau, 26 Jahre alt, hatte schon als Teenager Probleme.<br />
Seit fünf Jahren hat sie eine Diagnose. Sie hatte vier Bauchspiegelungen,<br />
sechs Bauchschnitte. Sie ist totaloperiert. Sie<br />
wollte immer Kinder. Sie verlor drei Beziehungen: weil sie keinen<br />
Sex wollte, weil sie keine Kinder bekommen kann, weil ihre<br />
Launen nicht mehr ertragen wurden, weil sie ”anders” geworden<br />
ist. Sie verlor ihren Job. Sie bildet nach wie vor Zysten. Ihr<br />
Hormonstatus ist der einer voll funktionsfähigen Frau. Sie hat<br />
immer noch Schmerzen. Die Ärzte sagen, sie hätte ”etwas” am<br />
Darm. Sie hat einen Tag Durchfall, den anderen Verstopfung.<br />
Die Schmerzen bringen sie fast um den Verstand. Sie soll ins<br />
Krankenhaus. Es fällt die Entscheidung zur 11. Operation innerhalb<br />
von fünf Jahren. Sie fragte uns kürzlich nach Hilfe. Sie<br />
ist nur ein aktuelles Beispiel.<br />
Schmerzen seit der ersten Menstruation. Oft kennt die Mutter<br />
ähnliche Beschwerden und gibt die Erfahrung, dass Blutungen<br />
mit Schmerzen verbunden sind, an die Töchter weiter. So sieht<br />
es noch heute ein großer Teil der GynäkologInnen. Sie verharmlosen<br />
unsere Probleme oder schieben es auf psychische<br />
Probleme ab. Irgendwann äußert die Frau die Beschwerden gar<br />
nicht mehr. Auch nicht beim Wechsel der Arztpraxis. Sie hilft<br />
sich selbst mit Schmerzmitteln, weil sie nirgendwo mit ihren Problemen<br />
Gehör findet.<br />
Schmerzen beim Eisprung / Schmerzen beim Stuhlgang /<br />
Bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist eine operative oder<br />
hormonelle Behandlung als Therapie der Endometriose nicht<br />
sinnvoll, da diese nachweislich die Wahrscheinlichkeit einer<br />
Schwangerschaft nicht steigert. Prof. Leyendecker empfiehlt<br />
deshalb eine künstliche Befruchtung, wenn nach zwei Jahren<br />
erfolglosem Bemühen sich eine Schwangerschaft nicht eingestellt<br />
hat. Bei der künstlichen Befruchtung sind die Schwangerschaftsraten<br />
von Endometriose-Patientinnen identisch mit<br />
Frauen ohne diese Krankheit.<br />
Die Ergebnisse seiner Studien hat Prof. Leyendecker in der<br />
Zeitschrift ”Reproduktionsmedizin” veröffentlicht. Ich hoffe, dass<br />
ich alles richtig wiedergegeben habe.<br />
Sigrid Küppers<br />
Schmerzen bei der Blasenentleerung. Selten werden die Probleme<br />
überhaupt in der gynäkologischen Praxis angesprochen.<br />
Dabei ist es ein wichtiger Anhaltspunkt für die Existenz einer<br />
Endometriose.<br />
Zysten. Viele Patientinnen neigen dazu, verstärkt große Zysten<br />
zu bilden. Das macht natürlich Angst, weil etwas wächst, was da<br />
nicht hingehört. Und viele ÄrztInnen reagieren nahezu panisch<br />
und wollen selbst bei 2 cm großen Zysten schon eine Operation<br />
einleiten. Dabei sind Zysten dieser Größe Monat für Monat<br />
normal. Follikel sind in dieser Größenordnung ungefähr reif und<br />
der Eisprung steht bevor. Natürlich sind unsere Zysten oftmals<br />
andere, die wirklich nicht dorthin gehören. Aber unsere Zysten<br />
kommen und gehen, ganz wie es ihnen beliebt. Daher sollte die<br />
Patientin gemeinsam mit dem Arzt entscheiden, ob eine<br />
Beobachtung reicht, eine Behandlung wirklich erforderlich ist<br />
und wenn Schmerzen oder andere Probleme auftauchen – und<br />
wirklich erst dann – über die für die Patientin schonendste Variante<br />
des Entfernens nachdenken. Möglich ist oft eine Punktierung,<br />
selten notwendig eine Bauchspiegelung und völlig unnötig<br />
eine Bauchöffnung.<br />
Verwachsungen. Verwachsungen gehören zu unseren Leben<br />
mit der Endometriose. Der Körper bildet sie zum Schutz der Organe<br />
vor der Endometriose und bildet sie verstärkt nach Verletzungen<br />
durch Operationen. Bei massiven Verwachsungen<br />
kann niemand mehr unterscheiden, ob die Beschwerden, wie<br />
ein ständiges Ziehen im Unterleib, Rückenschmerzen, Schmerzen<br />
in den Hüften, Beinen und bei Darmbewegungen von der<br />
Endometriose oder von den Verwachsungen kommen. Viele<br />
6 Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>
Frauen sind enttäuscht, wenn sie sich wegen dieser Beschwerden<br />
zu einer Operation verleiten lassen und sich hinterher keinerlei<br />
Linderung einstellen will.<br />
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Ein heikles Thema! Es<br />
sprengt die Schamgrenzen. Es gehört eine große Portion Vertrauen<br />
dazu, dieses Thema in der gynäkologischen Praxis anzusprechen.<br />
Und wir müssen erwarten dürfen, dass die Ärzte<br />
mit diesem Thema sensibel umgehen. Es darf nicht sein, dass<br />
Mediziner uns zu einem anderen Partner raten, weil der jetzige<br />
wohl nicht der Richtige sei. Auch wenn der Fachbegriff ”Dyspareunie”<br />
aus dem griechischen übersetzt soviel heißt wie<br />
”falscher Partner”. Eine solche Aussage zerstört nicht nur das<br />
persönliche Verhältnis zwischen ÄrztIn und Patientin.<br />
Lust- und Antriebslosigkeit. Sei es die sexuelle Lust, die fehlt,<br />
oder die Lust und Kraft, aktiv unser Leben zu gestalten, – wir<br />
Endometriose-Frauen bringen dieses Problem erst mit der Endometriose<br />
in Verbindung, wenn wir eine Menge über diese Erkrankung<br />
erfahren haben. Zuvor aber haben wir uns bereits in<br />
Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln so verstrickt, dass unser<br />
Leben droht, aus der Bahn zu geraten. Betroffene können sich<br />
vorstellen, welcher Druck auf uns Patientinnen liegt, einerseits<br />
die eigenen Bedürfnisse und die Wünsche des Partners erfüllen<br />
zu wollen, andererseits einen Drahtseilakt vollführen zu müssen,<br />
um die mangelnde Lust und die Angst vor Schmerzen im Griff<br />
zu haben. Wir hören nicht selten von Beziehungen, die diesem<br />
Druck nicht standhielten.<br />
Unfruchtbarkeit. Dank der medizinischen Entwicklung ist die<br />
Unfruchtbarkeit rein technisch gesehen heute oftmals nur noch<br />
ein kleines Übel. Auch unsere Gesellschaft hat einiges dazugelernt,<br />
da man heute über das Thema offener spricht. Welche Belastung<br />
diese Tatsache jedoch für die betroffenen Paare bedeutet,<br />
wissen ausschließlich die Betroffenen selbst. Wenn die<br />
Diagnose ”Unfruchtbarkeit, Sterilität, Zeugungsunfähigkeit” gestellt<br />
wird, bricht für dieses Paar eine Welt zusammen. Es kommen<br />
oft Gefühle des Versagens, des Unbrauchbarseins auf und<br />
nicht selten hören wir auch davon, dass die körperlich betroffene<br />
Person dem Partner diesen Zustand nicht ”zumuten”<br />
wollen; dem Partner freistellen, sich nach einem fruchtbaren<br />
Partner umzusehen. Oder der Partner geht, weil sie/er ohne<br />
Stammhalter nicht leben will.<br />
Um zu verhindern, dass eine Partnerschaft an den Problemen,<br />
die eine Endometriose bereitet, in Gefahr gerät, ist es unerlässlich,<br />
offen über alle Wünsche, Ängste, Gefühle, Beschwerden<br />
und Sorgen zu sprechen.<br />
Es ist schwer, sich zum Schritt einer künstlichen Befruchtung zu<br />
entschließen, es ist jedoch noch schwerer, einem auf Kinder<br />
ausgerichteten Leben einen gleichwertigen Sinn zu verleihen.<br />
Die Liste der möglichen Auswirkungen auf unser Leben mit der<br />
Endometriose ließe sich fast unendlich gestalten. Es ist fast<br />
unmöglich alles anzusprechen. Ich spreche von Auswirkungen<br />
auf das eigene Leben, auf die eigenen Wünsche, auf die Partnerschaft<br />
und unser gesellschaftliches Leben. Endometriose<br />
greift in alle Bereich ein!<br />
Unsere Erkrankung treibt uns oftmals in die Arbeitsunfähigkeit.<br />
Regelmäßig einmal im Monat, was am Arbeitsplatz zu unangenehmen<br />
Fragen führt, die Kollegen einem das ständige Fehlen<br />
übel nehmen und man als ”Blaumacher” gesehen wird. Optisch<br />
waren wir am Tag zuvor ja noch völlig in Ordnung. Die Gesellschaft<br />
hat ein großes Problem damit, zwischen einem offen-<br />
sichtlichen Beinbruch und niederschmetternden Schmerzen zu<br />
unterscheiden, die niemand außer der Patientin wahrnehmen<br />
kann. Die Gesellschaft braucht etwas ”Handfestes”, um Fehlzeiten<br />
zu entschuldigen. Wir haben eigentlich etwas Handfestes zu<br />
bieten: Es heißt ”Endometriose”!<br />
Häufige Operationen – deren Notwendigkeit immer überprüft<br />
werden sollte – ausgeführt in Kliniken, die für Endometriose-<br />
Patientinnen eben doch nicht die erste Wahl sein sollten, führen<br />
außerdem zu Ausfallzeiten am Arbeitsplatz. Sogar zu Erwerbsunfähigkeit<br />
kann die Endometriose führen, wenn die Frauen<br />
nicht rechtzeitig die richtige Hilfe finden. In dieser Situation kommen<br />
weitere Stolpersteine ins Spiel, denn die Endometriose ist<br />
noch immer nicht ausreichend bekannt und anerkannt. Aber<br />
welche Frau hat während einer akuten Beschwerdephase die<br />
Kraft auch noch gegen ÄrztInnen, Krankenkassen, GutachterInnen,<br />
Versicherungsträger zu kämpfen?<br />
Endometriose ist keine neumodische Erkrankung. Endometriose<br />
ist seit vielen Jahrzehnten bekannt und seit vielen Jahrzehnten<br />
vernachlässigt worden, obwohl sie die zweithäufigste, gutartige<br />
Erkrankung einer Frau ist.<br />
Wichtig ist, dass die Frau begreift, dass die Endometriose eine<br />
chronische, wiederkehrende Erkrankung ist und sie muss sich<br />
vor Heilungsversprechen in Acht nehmen. Sämtliche Behandlungsmethoden<br />
sind nur ein Versuch, das Endometriosewachstum<br />
einzudämmen und eine Beschwerdebesserung und vielleicht<br />
eine Beschwerdefreiheit zu erlangen. Endometriose kann<br />
aber bis heute nicht geheilt werden. Und das muss eine Frau<br />
wissen, wenn sie sich in Therapien begibt.<br />
Eben weil Frauen oft in der Ärzteschaft nicht genügend Information<br />
und Unterstützung bekommen, haben sich bereits vor über<br />
zehn Jahren in Deutschland erste Selbsthilfegruppen gegründet.<br />
Manchmal sind die Frauen, die in diese Gruppen kommen,<br />
schon durch die Tretmühlen der Medizin gelaufen und nicht selten<br />
dabei missbehandelt und verstümmelt worden.<br />
Am 28. September 1996 haben sich von Endometriose betroffene<br />
Frauen zusammengeschlossen und eine Selbsthilfevereinigung<br />
für Endometriose gegründet: die Endometriose-<br />
Vereinigung Deutschland e.V.. Etwa jede zehnte Frau leidet<br />
unter den vielfältigen Symptomen dieser Erkrankung. Allein in<br />
Deutschland gibt es also ca. 1,3 Millionen Betroffene.<br />
Wir orientieren uns bei unserer Tätigkeit am Selbsthilfegedanken.<br />
Unsere Arbeit basiert auf gegenseitigem Verständnis und<br />
auf Offenheit gegenüber allen Therapieformen.<br />
Unsere Ziele:<br />
• Mehr Kenntnis und Verständnis über Endometriose und ihre<br />
gesundheitlichen und sozialen Folgen für die betroffenen<br />
Frauen.<br />
• Eine schnellere Diagnosestellung und angemessenere, auf<br />
die jeweilige biographische Situation der Patientin bezogene<br />
Behandlung.<br />
• Förderung des Austausches unter Endometriose-Betroffenen,<br />
um Erfahrungen positiv nutzbar machen zu können.<br />
Der Verwirklichung dieser Ziele sind wir in den vergangenen<br />
drei Jahren durch Informationsarbeit bei Betroffenen, ÄrztInnen<br />
und der breiten Öffentlichkeit näher gekommen,<br />
• mit der Organisation von Vortragsveranstaltungen<br />
• mit verschiedenen Infoblättern, z. B. unserer Kurzinfo ”Was<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong> 7
ist Endometriose?”<br />
• mit dem Aufbau einer Literaturliste und einer Materialsammlung<br />
• mit der Beantwortung von etwa 6<strong>00</strong>0 Anfragen, teils mit<br />
Infomaterial, bei schweren Krankheitsschicksalen aber individuell,<br />
schriftlich oder telefonisch<br />
• mit der Präsentation der Endometriose-Vereinigung<br />
Deutschland e.V. und Informationen über Endometriose an<br />
Selbsthilfetagen in mittleren und großen Städten<br />
• mit Vorträgen über Selbsthilfearbeit bei Endometriose<br />
• mit Textbeiträgen im Rahmen von Veröffentlichungen, u.a.<br />
der International Endometriosis Assosiation<br />
• durch die Herausgabe einer eigenen Mitgliederzeitung<br />
• durch eine Internet-Homepage<br />
Diese Arbeit wird von uns als einer im Aufbau befindlichen Organisation<br />
geleistet. Fünf Vorstandsfrauen, aus verschiedenen<br />
Teilen Deutschlands und aus den verschiedensten Berufssparten<br />
stammend, halten die Fäden der noch jungen Endometriose-Vereinigung<br />
Deutschland e.V. in der Hand. Seit Ende<br />
1998 werden sie in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit durch eine<br />
Beratungsstelle mit zwei ABM-Mitarbeiterinnen in Leipzig entlastet.<br />
Weitere Aufgabenschwerpunkte in den kommenden Jahren werden<br />
die Förderung neuer Selbsthilfegruppen, die Einrichtung eines<br />
”Krisentelefons” und der Einstieg in die Zusammenarbeit mit<br />
Forschungseinrichtungen sein. Darüber hinaus streben wir die<br />
Regionalisierung unserer Vereinigung an.<br />
Wenn Sie etwas über Endometriose erfahren wollen oder sich<br />
für unsere Arbeit interessieren, wenden Sie sich bitte gegen Einsendung<br />
von Briefmarken im Wert von DM 4,-- an die Beratungsstelle<br />
der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. in<br />
<strong>Wunschkind</strong> e.V. - Aktionen und Aktuelles<br />
Ein betroffenes Ehepaar wendet sich aufgrund der Ablehnung<br />
der Krankenkassen, die Kosten für die ICSI-Behandlung<br />
zu übernehmen, an die Bundesministerin für<br />
Gesundheit Andrea Fischer<br />
Sehr geehrte Frau Fischer,<br />
nach Aussagen unserer jeweiligen Krankenkassen (Barmer<br />
und DAK) werden die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung<br />
mittels Intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI)<br />
durch die gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr übernommen.<br />
Gemäß ärztlicher Diagnosen ist dieses Behandlungsverfahren<br />
die einzige Möglichkeit, unseren Wunsch nach einem<br />
leiblichen Kind zu erfüllen.<br />
Bei weiblichen Fertilitätsstörungen werden die Behandlungs-<br />
8<br />
Leipzig.<br />
Adresse: Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V., Bernhard-Göring-Str.<br />
152, 04277 Leipzig, Tel./Fax: 0341/306 53 04<br />
Mitglieder: Endometriose-Betroffene, an Endometriose Interessierte<br />
(außerordentliche Mitglieder oder Fördermitglieder, Anzahl<br />
der Mitglieder: ca. 7<strong>00</strong> (Stand Ende 1999)<br />
Beitrag: mind. DM 50,-- im Jahr<br />
Bankverbindung Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 860 205 <strong>00</strong>,<br />
Konto 355 88 <strong>00</strong><br />
Selbsthilfegruppen: in Augsburg, Bad Endorf, Bautzen, Berlin,<br />
Bielefeld, Brüggen, Bünde, Chemnitz, Heidelberg, Hannover,<br />
Kassel, Kiel, Langenau, Leipzig, Lübeck, Mannheim, Minden,<br />
München, Nersingen, Nürnberg, Regensburg, Schweinfurt,<br />
Stuttgart, Ulm, Velten, Waiblingen, Westerstede, Wiesbaden,<br />
Wuppertal, Zürich, Salzburg und Wien (Stand Dez. 99)<br />
Susanne Moercke, Hamburg<br />
Vorstandsmitglied der Endometriose-Vereinigung<br />
Deutschland e.V.<br />
kosten für die dann erforderliche IVF-Behandlung<br />
grundsätzlich<br />
übernommen.<br />
durch die gesetzlichen Krankenkassen<br />
Liegen der ungewollten Kinderlosigkeit jedoch männliche<br />
Fertilitätsstörungen zugrunde, erfolgt keinerlei<br />
Kostenerstattung für die dann erforderliche ICSI-Behandlung.<br />
Die Krankenkassen stützen sich auf die gemäß Gesundheitsreform<br />
festgelegten Kürzungen.<br />
Wir wenden uns entschieden gegen solch eine<br />
Diskriminierung und fragen Sie, ob diese Gesundheitspolitik<br />
einer sozialdemokratischen Regierung dazu dienen soll, die<br />
Polarisierung der Gesellschaft weiter voranzutreiben und das<br />
Familienglück steuerzahlender Bürger von ihren<br />
Vermögenswerten abhängig zu machen. Dies ist wirklich<br />
beschämend und stellt der BRD nebst regierenden Parteien<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>
ein Armutszeugnis aus.<br />
Um unseren Glauben an die Familienfreundlichkeit unseres<br />
Staates und seiner Regierung nicht gänzlich zu verlieren, bitten<br />
wir um Prüfung der Möglichkeit der Behandlungskostenübernahme.<br />
Antwort des Bundesministeriums für Gesundheit auf die<br />
o.g. Anfrage vom 21.02.2<strong>00</strong>0<br />
Geschäftszeichen 215-96/01668<br />
Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 04.02.2<strong>00</strong>0.<br />
Die Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung haben<br />
im Krankheitsfall einen Anspruch auf Krankenbehandlung, wenn<br />
diese notwendig ist, um eine Krankheit zu erkennen, zu heilen,<br />
ihre Verschlimmerung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden<br />
zu lindern. In der Anwendung der zur Behandlung der Krankheit<br />
geeigneten Therapie ist der behandelnde Arzt grundsätzlich frei.<br />
Er hat sich dabei jedoch an den durch das fünfte Buch des Sozialgesetzbuchs<br />
(SGB V) festgelegten Leistungsumfang der vertragärztlichen<br />
Versorgung zu halten.<br />
Gemäß § 27a Abs. des Fünften Buches des Sozialgesetzbuchs<br />
(SGB V) werden die Vorraussetzungen, Art und Umfang<br />
medizinischer Maßnahmen zur Herbeiführung einer Schwangerschaft<br />
durch den Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen<br />
(c/o Kassenärztliche Bundesvereinigung, Herbert-Lewin-<br />
Straße 3, 50391 Köln, Tel.: 021-4<strong>00</strong>5-0, Fax: 0221-408039) in<br />
Richtlinien nach § 92 SGB V bestimmt. Die derzeit geltenden<br />
Richtlinien des Bundesausschusses über ärztliche Maßnahmen<br />
zur künstlichen Befruchtung – in Kraft seit 1. Januar 1998 (Bundesanzeiger<br />
Nr. 243 vom 31.12.1997) – legen unter der Nummer<br />
10.5 fest, dass die intrazytoplasmatische Spermainjektion<br />
(ICSI) ”derzeit keine Methode der künstlichen Befruchtung im<br />
Krankenkassen müssen auch für Spezial-Befruchtung zahlen<br />
Celle (dpa) - Krankenkassen müssen kinderlosen Ehepaaren<br />
unter bestimmten Bedingungen eine spezielle künstliche Befruchtung<br />
zahlen. Voraussetzung sei, dass der Mann an einer<br />
schweren Zeugungsunfähigkeit leidet, entschied das Sozialgericht<br />
Niedersachsen in Celle am Mittwoch (Aktenzeichen: L 4<br />
Kr 130/98).<br />
Die von einer Kindergärtnerin aus Hannover verklagte Kasse<br />
hatte sich auf den Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen<br />
berufen. Dieser hatte die in diesem Fall angewandte<br />
ICSI-Methode aus der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossen.<br />
Nach Auffassung des Gerichts haben diese Richtlinien<br />
aber wegen ”der fehlenden demokratischen und rechtsstaatlichen<br />
Legitimation des Ausschusses” keine bindende Wirkung<br />
für die Versicherten. Der Ausschluss der ICSI-Methode sei<br />
daher rechtswidrig.<br />
Der Ehemann der 36 Jahre alten Klägerin hatte jahrelang vergeblich<br />
versucht, ein Kind zu zeugen. Untersuchungen ergaben,<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong><br />
Sinne dieser Richtlinien” ist.<br />
Nach den Ausführungen des Bundesausschusses wurden für<br />
die Beurteilung dieser Methode bisher keine ausreichenden Unterlagen<br />
vorgelegt. Die Voraussetzungen für eine Anerkennung<br />
der Methode in der vertragsärztlichen Versorgung lägen noch<br />
nicht vor. Es gebe Hinweise auf ein möglicherweise höheres<br />
Risiko chromosomaler Anomalien bei Kindern, die nach der<br />
ICSI- Methode gezeugt wurden. In einer gemeinsamen Stellungnahme<br />
vom 26. November 1998 haben die Spitzenverbände der<br />
Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung die<br />
Erwägungen des Bundesausschusses auf der Grundlage einer<br />
erneuten Beratung im Arbeitsausschuss ”Familienplanung”<br />
nochmals bekräftigt.<br />
Insgesamt ist die wissenschaftliche Diskussion zu dieser Frage<br />
noch nicht abgeschlossen.<br />
Angesichts des Kummers und Leidens der kinderlosen Ehepaare<br />
sind von der Bundesregierung verstärkt Anregungen unternommen<br />
worden, den Ursachen von Sterilität und Infertilität<br />
nachzugehen. Im Rahmen des Gesundheitsforschungsprogramms<br />
der Bundesregierung wurde ein Förderschwerpunkt<br />
zum Bereich ”Fertilitätsstörungen” beim Bundesministerium für<br />
Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie eingerichtet;<br />
bei diesem wird eine Vielzahl von Forschungsprojekten gefördert.<br />
Auch das Institut für Reproduktionsmedizin der Universität<br />
Münster, das Kooperationszentrum der WHO ist, befasst<br />
sich mit Behandlungsmethoden zur Therapie einer<br />
herabgesetzten oder fehlenden Fruchtbarkeit beim Mann.<br />
Dieses Kooperationszentrum wird vom Bundesministerium für<br />
Gesundheit finanziell gefördert.<br />
dass der 39-Jährige zu wenig und zu langsame Spermien hat.<br />
Erst durch diese Spezialbefruchtung konnte der Kinderwunsch<br />
erfüllt werden. Bei dem ICSI-Verfahren (intracytoplasmatische<br />
Spermainjektion) wird ein einzelnes Spermium mit einer<br />
Injektionsnadel in die Eizelle gebracht. Pro Versuch entstehen<br />
Kosten allein für diesen Vorgang von 2 274 Mark.<br />
Das Sozialgericht ließ die Revision zum Bundessozialgericht zu,<br />
weil dieses bislang in Verfahren, in denen die Richtlinien des<br />
Bundesausschusses eine Rolle spielten, zu gegenteiliger Auffassung<br />
gelangt war.<br />
Rund zwei Millionen Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos.<br />
Für einen Großteil von ihnen gilt das ICSI-Verfahren als<br />
einzige Hoffnung. Seit der Einführung vor sechs Jahren wurden<br />
in Deutschland rund 13 <strong>00</strong>0 Kinder so gezeugt.<br />
9
Kostenübernahme durch Privatkassen<br />
Eine künstliche Befruchtung (hier 5 Jahre unerfüllten Kinderwunsch)<br />
muss von den privaten Krankenkassen bezahlt<br />
werden, wenn zwar der Mann erwiesen unfruchtbar, jedoch<br />
5. Geburtstag von <strong>Wunschkind</strong> e.V.<br />
Kürzlich haben alle Mitglieder vom Vorstand einen Brief über die<br />
geplante Veranstaltung zum 5. <strong>Wunschkind</strong>-Geburtstag erhalten.<br />
Es wurde um Rückantwort gebeten, ob und unter welchen<br />
Bedingungen eine Teilnahme gewünscht ist. Beim Termin für<br />
Aufruf zur Mithilfe<br />
Nach sechsjähriger Dauer wird das Projekt "Heidelberger Kinderwunsch-Sprechstunde"<br />
- Psychologische Beratung bei unerfülltem<br />
Kinderwunsch - in diesem Jahr abgeschlossen. Neben<br />
wissenschaftlichen Veröffentlichungen soll zum Jahresende<br />
auch ein Patientenratgeber zu den seelischen Aspekten ungewollter<br />
Kinderlosigkeit erscheinen. Dieser Ratgeber soll Paaren<br />
mit unerfülltem Kinderwunsch bei der Bewältigung der im Verlauf<br />
einer Kinderwunsch-Behandlung möglicherweise auftretenden<br />
seelischen Krisen helfen. Dazu möchten wir alle Paare um<br />
Mithilfe bitten:<br />
• Was sollte Ihrer persönlichen Erfahrung nach unbedingt in<br />
diesen Ratgeber aufgenommen werden?<br />
• Welche Ratschläge zur Bewältigung ungewollter Kinderlosigkeit<br />
können Sie anderen Paaren in dieser Situation<br />
geben?<br />
Sie können uns Stichpunkte, Tipps, Wünsche, Erfahrungsberichte<br />
etc. mitteilen, vom Umfang her nicht begrenzt und natürlich<br />
anonym. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns Ihre E-<br />
Mail dazu bis Anfang Juni 2<strong>00</strong>0 senden würden (oder auch per<br />
Briefpost). Im Internet ist diese Anfrage unter http://home.tonline.de/home/t.wischmann/rgtipps.htm<br />
online zu beantworten.<br />
Für Rückfragen stehen wir Ihnen unter Tel: 06221/568142 gerne<br />
10<br />
auch bei der Frau eine Fruchtbarkeitsstörung nicht<br />
auszuschließen ist. (Oberlandesgericht München, 25 U<br />
6476/97)<br />
die Antwort hat der Fehlerteufel seine Hände im Spiel gehabt.<br />
Daher als neuer Termin, bis zu dem eine Antwort an den Vorstand<br />
gesendet werden sollten, 2 Wochen nach Erscheinen<br />
dieser Blickpunktausgabe.<br />
"Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich<br />
arm ist nur, der nie geträumt hat."<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
zur Verfügung. Mit dieser Anfrage sind selbstverständlich keine<br />
finanziellen Interessen oder Werbeabsichten verknüpft, da (wie<br />
erwähnt) das Projekt dieses Jahr enden wird. Für Rückfragen<br />
stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung!<br />
Mit herzlichem Dank für Ihre Mühe und mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. Tewes Wischmann, Dipl.-Psych., Dipl.-Psych. Heike<br />
Stammer<br />
Projekt "Heidelberger Kinderwunsch-Sprechstunde"<br />
Tel.: 06221/568142 * Fax: 06221/565303<br />
e-Mail: mailto:Tewes_Wischmann@med.uni-heidelberg.de<br />
bzw. mailto:Heike_Stammer@med.uni-heidelberg.de<br />
Internet: http://www.med.uni-heidelberg.de/psycho/medpsych/<br />
hdkw.htm<br />
Abt. fuer Medizinische Psychologie<br />
Psychosomatische Klinik<br />
Universitaetsklinikum Heidelberg<br />
Bergheimer Strasse 20<br />
D-69115 Heidelberg<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>
Pressemeldungen aus dem In- und Ausland<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong><br />
Aus Versehen ein Patent auf genveränderte<br />
Embryos<br />
München (dpa/afg) - Das Europäische Patentamt<br />
hat erstmals gentechnische Eingriffe in<br />
menschliches Erbgut geschützt. Nach sechsjähriger<br />
Prüfung wurde ”aus Versehen” im Dezember<br />
1999 ein Patent für ein an der schottischen<br />
Universität Edinburgh entwickeltes Verfahren erteilt,<br />
das unter anderem die Manipulation von<br />
Gericht erlaubt Israelin Befruchtung mit Samen<br />
des toten Ehemannes<br />
Tel Aviv (dpa) - Eine junge Israelin darf sich mit<br />
dem Samen ihres verstorbenen Ehemannes befruchten<br />
lassen. Das hat das Bezirksgericht von<br />
Tel Aviv am Donnerstag entschieden. Die 22-<br />
Jährige hatte vor knapp einem Jahr geheiratet,<br />
ihr Mann kam jedoch zwei Wochen später bei<br />
einem Verkehrsunfall ums Leben. Nach seinem<br />
Britische Homosexuelle dürfen Leihmutter<br />
Zwillinge aus USA mitbringen<br />
London (dpa) - Die britische Regierung erlaubt<br />
es einem homosexuellen Paar, seine von einer<br />
Leihmutter in den USA geborenen Zwillinge in<br />
Großbritannien aufzuziehen. Innenminister Jack<br />
Straw lehnte es jedoch am Dienstag ab, den<br />
beiden Babys die britische Staatsbürgerschaft<br />
zu geben. Barrie Drewitt (32) und Tony Barlow<br />
(35) waren in den USA als erstes britisches Homosexuellen-Paar<br />
als alleinige Eltern anerkannt<br />
worden. Der Name der Leihmutter fehlt in der<br />
Geburtsurkunde der Zwillinge- sie haben also<br />
offiziell nur Väter. Bei der Einreise nach Großbritannien<br />
hatten die britischen Behörden die US-<br />
Pässe der Kinder jedoch beschlagnahmt und<br />
ihnen nur eine Aufenthaltserlaubnis für vier<br />
Wochen ausgestellt. Die Beamten argumentierten,<br />
dass ein Kind nur dann Recht auf die britische<br />
Staatsbürgerschaft habe, wenn es einen<br />
britischen Vater habe, der mit der Mutter verheiratet<br />
sei.<br />
menschlichen Organen und Zellen einschließt.<br />
Das Patent EP 695 351 verstößt gegen das<br />
deutsche Embryonenschutzgesetz und gegen<br />
eine geltende Europäische Patenrichtlinie.<br />
Greenpeace und andere Organisationen wollen<br />
Einspruch einlegen.<br />
Tod hatte die Frau Sperma des 25-Jährigen entnehmen<br />
lassen, um später mit Hilfe künstlicher<br />
Befruchtung schwanger werden zu können. Sie<br />
begründete ihr Anliegen damit, sie liebe den<br />
Verstorbenen und wolle sein Andenken in einem<br />
Kind weiterleben lassen.<br />
Darüber setzte sich Innenminister Straw am<br />
Dienstag hinweg. Er begründete dies mit den<br />
außergewöhnlichen Umständen. Im Interesse<br />
der Kinder habe er eine Ausnahme machen<br />
müssen. Drewitt und Barlow, zwei erfolgreiche<br />
Geschäftsleute, hatten sich zunächst um eine<br />
Adoption bemüht, waren aber abgelehnt worden.<br />
Daraufhin entschieden sie sich für eine<br />
künstliche Befruchtung. Dabei wurden Spermien<br />
beider Männer verwendet. Inzwischen wissen<br />
sie, wer von ihnen der biologische Vater ist,<br />
doch sie behalten es für sich.<br />
Die befruchteten Eizellen wurde dann einer Frau<br />
eingepflanzt, die die Zwillinge gegen Bezahlung<br />
austrug. Wegen der liberalen Gesetzgebung in<br />
den USA entschieden sie sich für eine kalifornische<br />
Leihmutter. Das gesamte Verfahren kostete<br />
das Paar umgerechnet etwa 6<strong>00</strong><strong>00</strong>0 DM.<br />
11
12<br />
Reimplantation von Spermazellen nach einer<br />
Krebsbehandlung scheint möglich<br />
US-Forschern ist es gelungen, die Fruchtbarkeit<br />
steriler Mäusemännchen durch eine Transplantation<br />
von Spermazellen wieder herzustellen.<br />
Dieser Versuch könnte sich als nützlich erweisen<br />
für Jungen, die sich einer Krebstherapie unterziehen.<br />
Bestimmte Formen der Chemotherapie<br />
und Bestrahlung können Ursache für<br />
schwerwiegende Veränderung im Sperma und<br />
in den spermaproduzierende Zellen hervorrufen,<br />
so dass Männer vor einer Krebstherapie Sperma<br />
für die Zukunft einfrieren lassen. Das ist<br />
nicht möglich bei Jungen, die ihre Pubertät noch<br />
Herausgabe von Samenspenden<br />
Birmingham (afg) - Ein britisches Rentnerehepaar<br />
will vor Gericht die Herausgabe von Samenspenden<br />
seines tödlich verunglückten Sohnes<br />
erzwingen, um von einer Leihmutter ein Enkelkind<br />
austragen zu lassen. Das teilte eine<br />
Sprecherin des Zentrums für künstliche Befruchtung<br />
mit. Die Rentner (beide 60) hätten dies<br />
damit begründet, sie wollen die Erinnerung an<br />
ihren einzigen Sohn wach halten. Der war im<br />
November im Alter von 36 Jahren bei einem Un-<br />
Mountainbikes sind schlecht für die<br />
Männlichkeit<br />
Hamburg (ap). Männer, die viel mit dem Mountainbike<br />
unterwegs sind, tun ihren Hoden Gewalt<br />
an. Radiologen der Innsbrucker Universitätsklinik<br />
hatten Extremradler untersucht, sie fanden<br />
bei jedem zweiten spermaschädigende Zysten<br />
und Nebenhodenverkalkungen, die zu Schwellungen<br />
und Infektionen führen können. 84 Pro-<br />
Nachmittags sind Spermien schneller<br />
München (ADN). Wie ein Mann seinen Mann<br />
steht, hängt offenbar auch von der Tageszeit ab.<br />
Die Samenqualität folgt nach den Erkenntnissen<br />
italienischer Fortpflanzungsmediziner - wie vieles<br />
andere auch - dem natürlichen Biorhythmus,<br />
schreibt die “Apotheken Umschau”.<br />
Untersucht wurde die Spermienqualität von 54<br />
Männern mit unerfülltem Kinderwunsch. Dazu<br />
nicht abgeschlossen haben. Molekularbiologe R.<br />
L. Brinster und seine Kollegen von der Uni<br />
Pennsylvania berichten in der Januarausgabe<br />
von Nature Medicine, dass Mäuse, denen die<br />
spermaproduzierende Zellen entnommen und<br />
diese dann wieder implantiert wurden, fähig<br />
waren, weibliche Mäuse zu befruchten. Die Ergebnisse<br />
lassen den Schluss zu, dass unreife<br />
Keimzellen Jungen vor einer Krebstherapie entnommen,<br />
tiefgefroren und nach der Krebsbehandlung<br />
reimplantiert werden könnten.<br />
fall gestorben. Er hatte bestimmt, im Falle<br />
seines Todes soll seiner Leiche Sperma entnommen<br />
werden, damit seine Verlobte sein Kind<br />
austragen könne. Diese entschied aber, sich<br />
nicht befruchten zu lassen. Die Eltern fordern<br />
nun vom behandelnden Krankenhaus die<br />
Herausgabe des Spermas. Die Klinik hat das<br />
bisher aus ethischen Gründen verweigert.<br />
zent der untersuchten Radsportler hatten gutartige<br />
Tumoren, berichtet "Die Zeit". Nur bei 16<br />
Prozent der Nichtradler wurden Auffälligkeiten<br />
im Intimbereich gefunden. "Da kann man den<br />
Bikern eigentlich nur raten, im Stehen zu fahren<br />
- oder das Radeln den Frauen zu überlassen."<br />
wurden sie an mehreren Tagen morgens gegen<br />
07.<strong>00</strong> Uhr und nachmittags gegen 17.<strong>00</strong> Uhr<br />
nach jeweils mehrtägiger sexueller Abstinenz<br />
zur Samenspende bestellt. Das Ergebnis zeigte,<br />
dass das Ejakulat der Probanden am Nachmittag<br />
deutlich mehr und beweglichere Spermien<br />
enthielt als in der Frühe.<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>
WIFO - Neues aus Wissenschaft und Forschung - Pinnwand<br />
Melatonin und IVF bei Mäusen<br />
Bei zellbiologischen Untersuchungen<br />
an Mäuseembryonen wurde eine<br />
deutliche Steigerung der Befruchtungsfähigkeit<br />
und eine bessere Embryonenentwicklung<br />
durch Zugabe<br />
von Melatonin in die Kulturmedien<br />
festgestellt. Melatonin gilt in Amerika<br />
für den Menschen als Heilmittel gegen<br />
Jetlag und Schlafstörungen<br />
(Aus: Journal of Pineal Res. Jan.<br />
2<strong>00</strong>0 )<br />
Mal wieder eine Studie zur Spermaqualität.<br />
Diesmal Sachsen<br />
Auch in den neuen Bundesländern wird die Spermienqualität<br />
immer schlechter. In der Umgebung<br />
von Leipzig hat sich die Qualität des Spermas<br />
speziell bei jüngeren Männern (unter 25 Jahren) in<br />
den letzten elf Jahren deutlich reduziert. Es werden<br />
Verschlechterungen um die 30% angegeben.<br />
Aus: Ärzte Zeitung, 19.11.1999<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong><br />
Utopia rückt näher!!!<br />
In Denver wurde jetzt eine Samensortiermaschine entwickelt.<br />
Mit Hilfe eines Lasers werden je nach Geschlecht<br />
unterschiedlich gefärbte Spermien automatisch<br />
sortiert und nur das gewünschte Geschlecht weiterverarbeitet.<br />
Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins....!<br />
(Aus: Ärzte Zeitung, 16.12.1999)<br />
Alternative für Frauen mit verklebten Eileitern?<br />
In Amsterdam wurde jetzt eine Studie vorgelegt, die<br />
für Frauen, die unter tubarer Sterilität (“nur” ihre Eileiter<br />
sind verklebt) leiden, interessant werden könnte.<br />
Die holländischen Ärzte machten bei diesen Frauen<br />
eine IVF während eines spontanen, d. h. nicht hormonell<br />
unterstützten, Zyklus. Mit einer Schwangerschaftsrate<br />
von 5,3% pro Zyklus und 11,4% pro transferiertem<br />
Embryo halten die Ärzte diese Methode für<br />
eine einfache und preiswerte Alternative für besagten<br />
Patientinnenkreis.<br />
(Aus: Human Reproduktion, Feb. 2<strong>00</strong>0)<br />
Proteinmangel kann die Libido schwächen<br />
Bei über 15<strong>00</strong> Männern haben Forscher festgestellt,<br />
dass ein Mangel an Proteinen einen negativen Einfluss<br />
auf den Testosteron-Spiegel hat. Fehlen Proteine,<br />
gibt es im Blut mehr Globuline, die leider die<br />
Eigenschaft haben, Sexualhormone (z. B. Testosteron)<br />
zu binden und damit untauglich zu machen. Ein<br />
saftiges Steak könnte also demnach das Libido-<br />
Problem mancher Männer verbessern. Ob das bei<br />
Frauen ähnlich ist (also dort dann weibliche Sexualhormone<br />
abgefangen werden), wurde nicht erwähnt.<br />
(Aus: Ärzte Zeitung 27.01.2<strong>00</strong>0)<br />
13
Termine und Informationen<br />
Aufstellung von aktuellen, kostenpflichtigen Gesprächsgruppen und Seminaren sowie weiteren Terminen. Detaillierte Informationen<br />
können Sie unter den zugehörigen Telefonnummern der einzelnen Veranstalter erfragen.<br />
14<br />
Die Europäische Akademie Bad Bevensen bietet an:<br />
29.05 bis 31.05.2<strong>00</strong>0 ein Seminar zur Unterstützung von ehrenamtlich Tätigen zum Thema<br />
“Uns und unsere freiwillige Arbeit stärken”<br />
13.09 bis 15.09.2<strong>00</strong>0 ein Seminar “Organisations- und Teamentwicklung in Selbsthilfegruppen”<br />
Info: Europäische Akademie Bad Bevensen, Klosterweg 4, 29549 Bad Bevensen<br />
Tel. 05821/9550, Fax 05821/299, Email: GSI Bevensen@t-online.de<br />
Internationales Patientensymposium am 23. und 24.06.2<strong>00</strong>0 in Bologna, Italien<br />
Vorträge und Arbeitsgruppen für Selbsthilfe- und Patientenorganisationen im Bereich der<br />
Reproduktionsmedizin.<br />
Info und Anmeldung: www.ein.org/icsi oder Sandra Dill, Patientenorganisation Australien,<br />
Tel. <strong>00</strong>61/29670 2380, Fax <strong>00</strong>61/29670 2608, Email: access@ozemail.com.au<br />
Was bedeuten die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin für die Zukunft von "Familie"? - Vorträge und Diskussion<br />
für Paare und Fachkräfte am 17.06.2<strong>00</strong>0, 10.<strong>00</strong> bis 17.<strong>00</strong> Uhr in Frankfurt<br />
Die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin haben sich in den letzten Jahren stark erweitert. Begriffe wie "IVF" oder "ICSI"<br />
gehören nicht nur bei Medizinern zum Fachjargon, sondern sind auch betroffenen Paaren geläufig. Diskussionen über Familiengründung<br />
mit Spendersamen (in Deutschland erlaubt), Eizellenspende oder Leihmutterschaft (in Deutschland verboten) werden<br />
im Ausland häufig geführt. In Deutschland scheint dazu gleichfalls starker Informations- und Diskussionsbedarf zu bestehen.<br />
Die Tagung soll dazu beitragen, nicht nur den medizinischen Stand und die Perspektiven zu diskutieren, sondern auch Kriterien<br />
für eine ethische Bewertung aufzuzeigen. Es besteht die Möglichkeit, dass interessierte Paare und Fachkräfte miteinander ins<br />
Gespräch kommen.<br />
ReferentInnen: Petra Thorn, Dipl. Sozialarbeiterin und Familientherapeutin DFS, Iris Schröder, Ethnologin, Prof. Ken Daniels,<br />
Sozialwissenschaftler (angefragt)<br />
Info Zentrum Familie, Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21, 60318 Frankfurt,<br />
Tel. 069/1501 138, Fax 069/1501 203<br />
Gesprächsgruppe für Frauen<br />
30.09.2<strong>00</strong>0, in 82362 Weilheim<br />
Info und Anmeldung: Tel. 0881/1257<br />
Paarseminar und Urlaub in der Toskana<br />
“Erfüllte Zweisamkeit”<br />
09. – 16.09.2<strong>00</strong>0<br />
Info und Anmeldung: Christl Büchl, Tel.<br />
0821/157855<br />
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>
Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong><br />
Angeleitete Gesprächsgruppe für Paare<br />
Mörfelden, ab Juli 2<strong>00</strong>0<br />
Info: Petra Thorn, Tel./Fax: 06105/22629<br />
Email: Thorn64546@aol.com<br />
Vortrag im Frauenzentrum<br />
Pfungstadt bei Darmstadt<br />
10.05.2<strong>00</strong>0, 20.<strong>00</strong> - 21.<strong>00</strong> Uhr<br />
Info: Tel. 06157/991794<br />
Angeleitete Gesprächsgruppe für Frauen<br />
Frankfurt, ab Juli 2<strong>00</strong>0<br />
Groß-Umstadt, ab Juli 2<strong>00</strong>0<br />
Info: Petra Thorn,Tel./Fax: 06105/22629<br />
Email: Thorn64546@aol.com<br />
Erstes Treffen der psychosozialen/psychotherapeutischen BeraterInnen bei unerfülltem Kinderwunsch am<br />
14. und 15.07.2<strong>00</strong>0 in Heidelberg<br />
Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch wurde in den letzten Jahren immer häufiger diskutiert, es besteht jedoch<br />
noch großes Entwicklungspotential für eine fachliche Weiterentwicklung von Beratungskonzepten und für die<br />
konkrete Verankerung eines Beratungsangebots in den medizinischen Behandlungsablauf. Zudem arbeiten viele<br />
Berater, sofern nicht an Universitätskliniken angeschlossen, vereinzelt und wünschen einen fachlichen Austausch.<br />
Das erste Treffen der Berater soll dazu führen, einen Austausch zu initiieren und gemeinsam zu überlegen, ob und<br />
wie eine Vernetzung der auf unerfüllten Kinderwunsch spezialisierten Berater realisiert werden kann.<br />
Info: Petra Thorn, Langener Str. 37, 64546 Mörfelden, Tel+Fax 06105/22629, thorn64546@aol.com oder<br />
Christl Büchl, Beethovenstr. 8, 86150 Augsburg, Tel. 0821/157855, Fax 0821/157852<br />
Wochenendseminar für Paare “Annehmen<br />
der wahrscheinlichen Entgültigkeit”<br />
18. - 20.08.2<strong>00</strong>0, mit Ü/VP Starnberger See<br />
Info und Anmeldung: Christl Büchl,<br />
Sozialpädagogin, Tel. 0821/157855<br />
Fortbildung für psychosoziale/therapeutische<br />
Fachkräfte “Dynamik des unerfüllten Kinderwunsches”<br />
29.-31.08.2<strong>00</strong>0, Starnberger See<br />
Info und Anmeldung: Christl Büchl, Tel. 0821/157855<br />
Wochenendseminar "unerfüllter<br />
Kinderwunsch"<br />
Darmstadt , 21. und 22.10.2<strong>00</strong>0<br />
Info: Petra Thorn, Tel./Fax: 06105/22629,<br />
Email: Thorn64546@aol.com<br />
15
In eigener Sache<br />
Liebe Mitglieder,<br />
das Redaktionsteam des Blickpunkt braucht dringend Verstärkung.<br />
Wir haben im Januar 1997 begonnen, unsere Mitgliedszeitschrift<br />
"Blickpunkt" öffentlich zu machen und jedem Mitglied<br />
zuzuschicken. Auch kann der Blickpunkt einzeln angefordert<br />
werden. Inzwischen ist die Arbeit im Redaktionsteam angewachsen.<br />
Der Blickpunkt ist nicht nur umfassender geworden,<br />
sondern wir haben mehrere Sonderausgaben zur ICSI-Kostenproblematik<br />
zusammengestellt, und wir gehen davon aus, dass<br />
das Fortpflanzungsmedizingesetz, das nunmehr öffentlich diskutiert<br />
wird, von uns auch in den nächsten Jahren viel Engagement<br />
erfordert. Petra Thorn, bei der bislang die Redaktionsfäden<br />
zusammengelaufen sind und die seit der ersten öffentlichen<br />
Ausgabe mit viel Engagement den inhaltlichen Teil des<br />
Blickpunkts gestaltet hat, wird aus beruflichen Gründen diese<br />
Tätigkeit niederlegen müssen. Wir sind zur Zeit bemüht, aus unseren<br />
Kreisen jemand für diese Redaktionsarbeit zu gewinnen<br />
und suchen gleichzeitig nach Mitgliedern, die bereit sind, sich<br />
für die verschiedenen Arbeiten in der Redaktion zu engagieren.<br />
Erforderlich dafür sind Fax- und Emailanschluß. Wir freuen uns<br />
über eine Kontaktaufnahme bei:<br />
Petra Thorn<br />
Tel 06105-23108, Fax 06105-22629<br />
Email: Thorn64546@aol.com<br />
Spenden<br />
Blickpunkt Impressum<br />
Das Redaktionsteam<br />
Wir sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen und freuen<br />
uns deshalb auch über einmalige Zuwendungen in Form<br />
einer Spende für WUNSCHKIND e.V. Ihre Spende<br />
können Sie an die Kreissparkasse Heilbronn,<br />
Kontonummer 636 90, BLZ 620 5<strong>00</strong> <strong>00</strong>,<br />
überweisen. Bitte vermerken Sie auf Ihrer<br />
Überweisung deutlich Ihren Namen<br />
und Ihre Anschrift, damit wir Ihnen<br />
am Ende des Kalenderjahres<br />
eine absetzungsfähige<br />
Spendenquittung<br />
z u -<br />
senden können.<br />
Nachrichtenblatt für Mitglieder von WUNSCHKIND e.V. Ausgabe: <strong>II</strong>/<strong>00</strong><br />
Herausgeber: WUNSCHKIND e.V. Verein der Selbsthilfegruppen für Fragen ungewollter Kinderlosigkeit, c/o SEIN e.V.,<br />
Fehrbellinerstraße 92, 10119 Berlin, Telefon: 0180-5<strong>00</strong> 21 66, Telefax: 030-69 04 08 38, Email: <strong>Wunschkind</strong>@t-online.de<br />
Bankverbindung: Armin Stähler, Kreissparkasse Heilbronn, Konto-Nr. 636 90, BLZ 620 5<strong>00</strong> <strong>00</strong><br />
Vorstand: Lothar Janz, Gloria Grundmann<br />
Redaktion: Das Redaktionsteam; v.i.S.d.P.: WUNSCHKIND e.V. Berlin<br />
Grafik und Layout: Jens Jäkel<br />
Druck: TOP OFFSET GmbH, Frankfurt<br />
16 Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>00</strong>