HOHENEMS AufDuund Du im jüdischen Viertel Begegnungszonen sind die Hipster unter den Straßengestaltungen. So hat nun auch Hohenems eine solche zu bieten. Die Schweizerstraße im jüdischen Viertel wurde erfolgreich umgebaut. Seitdem herrscht dort „Anarchie“, sagt der Direktor des Jüdischen Museums, Hanno Loewy. Ein Spaziergang durch das neue Hohenems. Hanno Loewy ganz entspannt an einem der neuen Brunnen: Der Umbau sei „ein wirklich spannendes Projekt“, meint er. Man könnte meinen, die Stadtverwaltung hätte ein gänzlich neues Viertel aus dem Boden gestampft, liest man die Flyer und Aussendungen von Hohenems zur „Eröffnung des neuen jüdischen Viertels“. „Ja, das hört sichsoan, als würden die jetzt gleich wieder einziehen“, erlaubt sich Hanno Loewy, Direktor desJüdischenMuseums, einen Scherz. In Wirklichkeit wurde der erste Schritt zur Umgestaltung der Straßen im Zentrum abgeschlossen. Bei einem Spaziergang erläutert Loewy, was nun das Neue am Jüdischen Viertel ist.Soist die Schweizerstraße ab sofort eine Begegnungszone, sichtbar gemacht durch eine aufwändige Straßenpflasterung mit 130.000 dreifarbigen Granitsteinen. Autos dürfen zwar jetzt wieder durch das Zentrum fahren, allerdings nur mit Tempo 20. Loewy pocht dabei auf die „Lufthoheit“ der Fußgänger. „Jeder, den ich kenne, geht nun genau inder Mitte der Straße. Toll, wie sich die Menschen diesen Platz aneignen.“ Dabei fährt eine Polizeistreife knapp an Loewy vorbei. Es surrt, die Fensterscheibe auf der Fahrerseite wird herabgelassen. „Begegnungszone bedeutet, dass alle aufeinander Rücksicht nehmen müssen.“ Da könne man schon auch als Fußgänger ein wenig ausweichen, belehrt der Beamte. Völlig unbeeindruckt gibt Loewy zurück, dass doch Platzgenugsei, um das „Hindernis“ herumzufahren. Nun ja –man begegnet sich. Goldene Brunnen 1,9 Millionen Euro hat die Stadt bislang in die Hand genommen, um das Zentrum von Hohenems zusanieren –umschließlich die größteBegegnungszone Vorarlbergs vorweisen zu können. Das wird aber erst 2018 der Fall sein, wenn auch Harrachgasse und Marktstraße bis zur Engelburg saniert sind. „Natürlich könnte man sagen, dass hier einfach nur ein paar Straßen neu gestaltet werden, aber der Platz hat nun echte Qualität zu bieten“, gibt sichLoewyangetan vom Umbau. Neben der neuen Pflasterung werden auch neue Brunnen installiert – die runden Trinkwasserspender sollen noch mit Blattgold verziert werden. Das sorgte natürlich für Diskussionen. Loewy findet nichtsSchlechtes ander Idee: „Soll‘n sie doch“, meint er. Warum gerade das jüdische Viertel zuerst umgebaut wurde, hat einen Grund. Erstens sollten die nun wieder zaghaft sich ansiedelnden Handelsleute in der Marktstraße nicht gleich wieder durch eine Baustelle verschreckt werden. Zweitens feiert das Jüdische Museum kommendes Jahr „400 Jahre Hohenemser Schutzbrief“, also 400 Jahre jüdische Gemeinde. Beim im Juli geplanten Nachkommen-Treffen werden Hunderte Menschen aus aller Welt nach Hohenems strömen –dawill sich die Stadt im besten Licht zeigen. Und noch eine Neuerung steht an, eine Platzumbenennung. Heute noch Teil der Schweizerstraße, soll der Platz vor dem Salomon-Sulzer-Saal nun zum Salomon-Sulzer-Platz werden.Wie ernstesderStadtallerdings mit der Rückbenennung der Schweizerstraße wirklich ist, wird sich weisen. Denn die Häuser auf dem Platz bekommen vorerst keine neue Adresse. Nichtsdestotrotz wird der Platz am 26. <strong>Oktober</strong> erstmal geweiht und schließlich eingeweiht – mit Craft Bier, Live-Musik und Festakt. AD 10 s’Magazin
HOHENEMS Fotos: Mathis Fotografie Oben: Das also wirdder neue Salomon-Sulzer-Platz. Links: Fußgänger erobern sich die Straße zurück in der neuen Begegnungszone in Hohenems. s’Magazin 11