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Jenufa - Oper Frankfurt

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LA TRAVIATA<br />

Was wäre das heute für eine Frau?<br />

wIEdERAufnAhME La Traviata von Giuseppe Verdi<br />

Samstag, 28. April 2007<br />

Weitere Vorstellungen: 1., 5., 12., 17., 26. Mai 2007<br />

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln<br />

<strong>Oper</strong> in drei Akten I Libretto von Francesco Maria Piave nach dem Drama<br />

La dame aux camélias von Alexandre Dumas d.J.<br />

Musikalische Leitung Pier Giorgio Morandi I Regie Axel Corti<br />

Szenische Leitung der Wiederaufnahme Ludivine Petit<br />

Bühnenbild Bert Kistner I Kostüme Gaby Frey<br />

Dramaturgie Urs Leicht I Licht Olaf Winter<br />

Chor Alessandro Zuppardo I Choreografie David Kern<br />

Violetta Valéry Svetlana Doneva / Juanita Lascarro I Flora Bervoix Annette Stricker<br />

Annina Michaela Friedrich I Alfredo Germont Andrej Dunaev I Giorgio Germont Gabriele Viviani<br />

Gastone Michael McCown / Peter Marsh I Barone Douphol Franz Mayer<br />

Marchese d’Obigny Gérard Lavalle I Dottore Grenvil Soon-Won Kang<br />

as wäre das heute für eine Frau, die<br />

WVioletta heißen könnte …, eine Künstlerin?<br />

Die zu leben verstünde nach außen …<br />

eine Schauspielerin, eine Sängerin, ein<br />

Filmstar?«<br />

Lange dachte der geniale Regisseur Axel<br />

Corti hierüber nach. Schließlich fand er eine<br />

Lösung, die das Publikum so begeisterte,<br />

dass seine Arbeit zur erfolgreichsten Pro-<br />

duktion der letzten sechzehn Jahre geriet.<br />

Violetta Valéry ist in der <strong>Frankfurt</strong>er Inszenie-<br />

rung eine verfolgte und Widerstand leistende<br />

Jüdin im von der deutschen Wehrmacht<br />

besetzten Paris der 1940er Jahre.<br />

Für Corti, der sich in seinen Filmen<br />

immer wieder mit dem Faschismus ausein-<br />

andersetzte und wiederholt das Schicksal von<br />

Emigranten darstellte, stand Verdis 1853 in<br />

Venedig uraufgeführte <strong>Oper</strong> La Traviata von<br />

Anfang an nicht im luftleeren Raum einer<br />

– nur vage ausgeleuchteten – mondänen Ver-<br />

gnügungsgesellschaft. Seine Inszenierung<br />

transportiert Francesco Maria Piaves Melo-<br />

dramma, dessen Text auf der Kameliendame<br />

von Alexandre Dumas beruht, in die von der<br />

Hitler-Armee heimgesuchte Stadt. Auch<br />

bei Corti erscheint Violetta Valéry als Opfer<br />

ihrer immer gnadenloser werdenden Krank-<br />

heit. Aber zugleich erweitert er die Charakte-<br />

ristik der Hauptfigur radikal. Denn La Traviata<br />

befindet sich hier nicht nur im Spannungsfeld<br />

von zu wahrendem Schein und individueller<br />

Tragödie. Corti stellt die Protagonistin zugleich<br />

mitten in das dramatische Zentrum einer po-<br />

larisierten Gesellschaft: Mitläufer, Profiteure,<br />

Kollaborateure auf der einen Seite, Nonkon-<br />

formisten, Widerständler und Saboteure auf<br />

der anderen Seite – eine typische Situation in<br />

den schwierigen Jahren der Besetzung.<br />

Opfer der Barbarei jener Zeit wird die<br />

– als Figur des 20. Jahrhunderts von jeder<br />

morbiden Romantik, auch von den Kamelien<br />

befreite – Edelprostituierte, die an galoppie-<br />

render Schwindsucht leidet. Und damit wird<br />

ihr neben dem Schicksal einer tödlich aus-<br />

gehenden Krankheit auch noch das Joch<br />

fehlender Artgenossenschaft aufgebürdet.<br />

Violetta, die auf diese Weise doppelt<br />

stigmatisiert erscheint, kämpft in dieser<br />

Inszenierung genauso mutig gegen ihre zu-<br />

nehmende Schwäche wie gegen den ständig<br />

zunehmenden Druck von Wehrmacht und<br />

Geheimpolizei. Schauplatz im dritten, un-<br />

geheuer wirkungsvollen Akt ist ein Bahnhof,<br />

Handlung La Traviata<br />

der wohl signifikanteste Ort einer Epoche,<br />

in der Flucht und Vertreibung, Überwachung<br />

und Deportation zum Alltag geriet.<br />

Svetlana Doneva, die bulgarische Sopra-<br />

nistin, die das <strong>Frankfurt</strong>er Publikum bereits<br />

als moderne Violetta verzauberte, wird auch<br />

in dieser Serie einige Vorstellungen singen.<br />

Wir freuen uns in der gleichen Partie auf<br />

Juanita Lascarro, die – ebenso gefeiert –<br />

die Violetta zuletzt in ihrer kolumbianischen<br />

Heimatstadt gab. Als Vater Germont ist erst-<br />

mals in <strong>Frankfurt</strong> – der italienische Bariton<br />

Gabriele Viviani, als Alfredo der russische<br />

Tenor Andrej Dunaev zu erleben, den die<br />

<strong>Frankfurt</strong>er aus Gounods Faust (Titelpartie)<br />

und als Rodolfo in Puccinis La Bohème<br />

kennengelernt haben.<br />

WIEDERAUFNAHME<br />

Alfredo Germont wird auf einem Fest der Kurtisane Violetta Valéry<br />

vorgestellt. Ein Schwächeanfall zwingt Violetta, in einem Nebenraum<br />

zurückzubleiben, wo Alfredo ihr seine Liebe eingesteht. Vergeblich<br />

versucht sie später ihre aufkeimenden Gefühle für Alfredo zu unterdrücken<br />

– sie beendet ihr bewegtes Leben und zieht sich mit ihm<br />

in die Einsamkeit des Landlebens zurück. In Abwesenheit Alfredos<br />

kommt dessen Vater zu Besuch und fordert von Violetta, auf seinem<br />

Sohn zu verzichten, um seiner Tochter eine standesgemäße Ehe zu<br />

ermöglichen. Da Violetta das Lebensglück einer anderen nicht zerstören<br />

will, willigt sie ein. Alfredo folgt ihr nach Paris in den Salon<br />

Floras, wo Violetta am Arm ihres früheren Geliebten Baron Douphol<br />

erscheint. Violetta gibt vor, den Baron zu lieben, und Alfredo wirft ihr<br />

in kalter Wut ein Bündel Geldscheine vor die Füße. Bald haben die Aufregungen<br />

Violettas Kräfte aufgezehrt. Alfredo kehrt zurück. Er kennt<br />

nun durch seinen Vater den wahren Sachverhalt und bittet Violetta<br />

um Verzeihung. Ihr Lebenslicht flackert noch einmal auf, dann stirbt<br />

sie in seinen Armen.<br />

} Norbert Abels<br />

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