Jenufa - Oper Frankfurt
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DEATH IN VENICE<br />
Die Tiefe an der Oberfläche<br />
wIEdERAufnAhME Death in Venice (Tod in Venedig) Benjamin Britten<br />
Samstag, 2. Juni 2007<br />
Weitere Vorstellungen: 16., 21., 23. Juni, 4., 7. Juli 2007 (Beginn jeweils 19.00 Uhr)<br />
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln<br />
<strong>Oper</strong> in zwei Akten I Text von Myfanwy Piper nach Thomas Manns Novelle Der Tod in Venedig<br />
Musikalische Leitung Mark Shanahan I Regie Keith Warner<br />
Szenische Leitung der Wiederaufnahme Katharina Thoma I Bühnenbild Boris Kudlic˘ka<br />
Kostüme Kaspar Glarner I Dramaturgie Norbert Abels I Licht Davy Cunningham<br />
Video-Design Thomas Wollenberger I Chor Alessandro Zuppardo<br />
Aschenbach Nigel Robson I Traveller Nathaniel Webster I Apollo Steve Wächter<br />
Tadzio Laurenz Johannis Leky sowie Barbara Zechmeister, Alketa Hoxha,<br />
Christiane Maria Waschk, Claudia Grunwald, Annette Stricker, Margit Neubauer,<br />
Fernando Dam Wang, Michael McCown, Kent Carlson, Hans-Jürgen Lazar, Florian Plock,<br />
Franz Mayer, Gérard Lavalle, Soon-Won Kang<br />
Mit freundlicher Unterstützung des <strong>Frankfurt</strong>er Patronatsvereins – Sektion <strong>Oper</strong><br />
Einhellige Begeisterung erntete Regisseur<br />
Keith Warner für seine zum Seelendrama<br />
geratene Inszenierung, der es brillant gelang,<br />
die Tiefe an der Oberfläche zu verstecken,<br />
die »Geschichte eines alten Mannes und<br />
eines Jungen als Erzählung des Kampfes<br />
Apollos gegen Dionysos und der sich wider-<br />
sprechenden Triebe des Lebens« (Financial<br />
Times Europe) transparent werden zu lassen.<br />
Death in Venice ist die letzte <strong>Oper</strong><br />
Benjamin Brittens. Während eines vorausge-<br />
gangenen Deutschlandbesuches hatte Britten<br />
mit seinem alten Bekannten Golo Mann über<br />
das geplante Werk gesprochen. Dieser verriet<br />
ihm, dass sein Vater ihn als idealen Kompo-<br />
nisten für eine Filmmusik seines Tonsetzer-<br />
romans Doktor Faustus bezeichnet habe.<br />
Gerade eben war Lucchino Visconti dabei, die<br />
Novelle zu verfilmen, was Britten indessen<br />
nicht mehr von seinem Plan abbringen<br />
konnte: »nichts kann schlimm genug sein,<br />
uns dabei aufzuhalten, das alles in Angriff<br />
zu nehmen«. Britten, schwerkrank, wusste,<br />
dass es sein letztes Musikdrama sein würde.<br />
Gezeichnet von seiner unheilbaren<br />
Herzerkrankung, gefesselt an den Rollstuhl,<br />
den der Freund Pears ihm ans Fenster schob,<br />
damit er den Anblick der Lagunenstadt<br />
genießen konnte, entstanden große Teile<br />
von Brittens letzter <strong>Oper</strong> an deren Schau-<br />
platz selbst. Der Komponist, immer schon<br />
glühender Verehrer von Thomas Manns<br />
gleichnamiger Novelle, lässt seinen Helden,<br />
den deutschen Schriftsteller Gustav von<br />
Aschenbach, zu Beginn des Werkes eine<br />
die vollständig chromatische Skala durch-<br />
laufende, aufwärts führende Melodie singen,<br />
die keinen Abschluss, kein Ende zu kennen<br />
scheint und irgendwo im leeren Raum ver-<br />
schwindet. Damit ist, von Flöte und Oboe<br />
geleitet, die nun anhebende, 17 Szenen<br />
umfassende Handlung vorweggenommen.<br />
Mit dem ersten Satz »My mind beats on«<br />
scheint wie in einem Stundglas die noch<br />
verbleibende Lebenszeit des Dichters in der<br />
von der Cholera heimgesuchten Touristen-<br />
metropole allmählich zu verrinnen. Die immer<br />
vom gleichen Sänger in unterschiedlichen<br />
Metamorphosen auftretenden Todesboten,<br />
allesamt dionysischen Gefilden entstam-<br />
mend, geleiten den Helden auf seinem<br />
Weg der Auflösung in der »La Serenissima«<br />
genannten Stadt, der unumkehrbar wird,<br />
spätestens nach dem Anblick des an die<br />
Die siebzehn Szenen der <strong>Oper</strong> spielen in München und Venedig,<br />
um 1910. Eine künstlerische Krise bestärkt den Dichter Gustav von<br />
Aschenbach, eine Reise an die Adria zu unternehmen. Bereits auf<br />
dem Dampfer nach Venedig, »La Serenissima« geheißen, wird er<br />
mit einem alten Gecken konfrontiert, der sich als Jüngling präsen-<br />
tiert. In immer neuer Maskerade tauchen – von einem einzigen<br />
Bassbariton gesungen – solche dionysischen, zum Rausch verfüh-<br />
renden Figuren auf. Unter den Hotelgästen erblickt der Dichter das<br />
apollinische Gegenbild hierzu: den polnischen Knaben Tadzio. Un-<br />
rettbar verliebt er sich in ihn, verfolgt ihn durch das Kanallabyrinth.<br />
Warnungen vor der Cholera ignoriert er. Künstlich versucht er nun<br />
selbst, sich für den Knaben zu verjüngen. Versunken in dessen An-<br />
blick stirbt er am Meeresstrand.<br />
apollinische Schönheit erinnernden zwölf-<br />
jährigen polnischen Knaben Tadzio. In ihn,<br />
ebenso stummer Abgesandter der ewigen<br />
Nacht wie Grenzgänger zwischen Eros und<br />
Thanatos, verliebt sich Aschenbach rettungs-<br />
los: Ein nur von Percussionsinstrumenten<br />
gespieltes Motiv als musikalisches Konterfei<br />
der betörenden Schönheit offenbart den<br />
archaisch-kultischen Opferritus, den Weg ins<br />
Totenreich, versteckt unter der Oberfläche<br />
einer zur Erholung angetretenen Reise ans<br />
Mittelmeer.<br />
Brittens eigene noch verbliebene Lebens-<br />
zeit stand nach der Vollendung des Werkes<br />
unter dem Zeichen des Todes.<br />
In der Wiederaufnahme werden die zwei<br />
Hauptfiguren neu besetzt. Nigel Robson, der<br />
mit großem Erfolg viele der großen Britten-<br />
partien, darunter auch Aschenbach (Teatro<br />
Colon in Buenos Aires) gesungen hat, wird<br />
flankiert von unserem Bariton Nathaniel<br />
Webster, der die verschiedenen Verwand-<br />
lungen des dämonischen Reisenden gestalten<br />
wird.<br />
WIEDERAUFNAHME<br />
Handlung Death in Venice (Tod in Venedig)<br />
} Norbert Abels<br />
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