Jobs im Ausland (PDF - KV Schweiz
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28<br />
Joberwartungen<br />
context 1 – 2012<br />
Nicht gleich alles<br />
hinschmeissen<br />
Enttäuschungen gehören zum Berufsleben. Bei Neuanstellungen haben sie oft<br />
mit falschen Erwartungen zu tun. Wichtig ist bei Unzufriedenheit überlegtes Handeln<br />
und auch mal Durchhaltevermögen. Von Rolf Murbach<br />
Nicht der ideale Arbeitsplatz – auch die Arbeitsumgebung kann zur Frustration beitragen.<br />
Andreas Marti* hat sich geirrt. Nach<br />
fünf Jahren, in denen er einen guten<br />
Job gemacht hatte, hoffte er auf eine Beförderung.<br />
Das wäre nahe liegend gewesen,<br />
denn keiner <strong>im</strong> Betrieb war in seinem<br />
Fachgebiet so bewandert wie er. Aber<br />
dann, als der Chef ging, haben sie ihm einen<br />
neuen vor die Nase gesetzt. Das war<br />
für Andreas Marti eine grosse Enttäuschung.<br />
Er kündigte. Heute hat er eine<br />
neue Stelle in einem anderen Unternehmen.<br />
Ähnlich erging es Marilen Zubler*. Sie<br />
ist auf einer kantonalen Verwaltung als<br />
Sachbearbeiterin tätig. Im Verlaufe von<br />
mehreren «change-Prozessen» wurde sie<br />
mit ihrer Arbeit zunehmend unzufrieden.<br />
Sie äusserte ihren Unmut daher gegenüber<br />
dem Vorgesetzten und wünschte<br />
sich eine Veränderung. Dieser verstand<br />
ihre Situation, vertröstete sie allerdings<br />
auf später. Es sei alles <strong>im</strong> Wandel, sie<br />
würde aber wieder spannende Aufgaben<br />
erhalten, versprach er. Das war vor einem<br />
Jahr. Wirklich gebessert hat sich die Situation<br />
von Marilen Zubler bis jetzt nicht.<br />
Härtere Arbeitswelt<br />
Erwartungen und Enttäuschungen gehören<br />
zum Arbeitsleben. Die meisten sind<br />
einmal damit konfrontiert. Der Job gefällt<br />
nicht mehr, weil sich die Aufgaben verändert<br />
haben. Eine Stelle hält nicht, was die<br />
Ausschreibung versprochen hat. Konflikte<br />
belasten das Betriebskl<strong>im</strong>a, oder ein<br />
erhoffter Karriereschritt ist nicht möglich.<br />
Es gibt viele Gründe, weshalb auf Erwartung<br />
oft Enttäuschung folgt.<br />
Unzufriedenheit <strong>im</strong> Job gab es schon<br />
<strong>im</strong>mer. Heute offenbar vermehrt. Die Zei-<br />
ten sind härter und die Sitten rauer geworden.<br />
Der Druck n<strong>im</strong>mt zu, es wird von den<br />
Erwerbstätigen <strong>im</strong>mer mehr verlangt. Davon<br />
zeugt auch die zunehmende Burnout-<br />
Quote. Die Laufbahnberaterin Christa<br />
Heer sagt: «Der Druck in der Arbeitswelt<br />
ist enorm. In gewissen Betrieben bleibt<br />
kaum genügend Zeit, um sich richtig einzuarbeiten.<br />
Neue Angestellte müssen von<br />
Anfang an viel leisten. Das überfordert<br />
viele.»<br />
Christa Heer hat in ihrer Praxis <strong>im</strong>mer<br />
wieder mit Menschen zu tun, die mit ihrer<br />
beruflichen Situation unzufrieden<br />
sind. Sie berichtet von einer jungen Frau,<br />
die sich für eine Stelle in einem mittel-<br />
grossen Betrieb interessierte. Die Stellenausschreibung<br />
war unmissverständlich.<br />
Gabriela wusste eigentlich, was sie erwartete:<br />
Buchhaltung und Empfang. Dazu ge