Jobs im Ausland (PDF - KV Schweiz
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hörte auch das Kaffeemachen für Kunden.<br />
Gabriela war zuerst positiv eingestellt.<br />
«Ich wollte das probieren, denn der Betrieb<br />
hat mich angesprochen», sagt sie.<br />
Doch schon bald zeigte sich, dass sich die<br />
junge Frau nicht wirklich wohl fühlte. Die<br />
Arbeit st<strong>im</strong>mte einfach nicht. Vor allem<br />
störte sie sich zunehmend an den Empfangsaufgaben.<br />
Sie wollte gleich kündigen, doch<br />
Christa Heer empfahl, etwas Geduld zu<br />
haben und auszuharren. Sie solle mit den<br />
Vorgesetzten das Gespräch suchen und<br />
ihre Anliegen kommunizieren. Das hat<br />
Gabriela dann auch gemacht. Und es hat<br />
sich gelohnt. Als ein Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung<br />
krank wurde und<br />
längere Zeit abwesend war, konnte sie einen<br />
Teil seiner Arbeit übernehmen, was<br />
zu einer grösseren Zufriedenheit führte.<br />
Mehr Frustrationstoleranz<br />
Eigentlich hätte die 21-Jährige die Stelle<br />
nicht antreten dürfen. Sie war wohl auch<br />
aufgrund ihres Alters etwas naiv vorgegangen.<br />
Sie redete sich ein, «das wird<br />
dann schon gut», auch weil sie vom Betrieb<br />
sehr angetan war. Andererseits hat<br />
sich für sie gerade dadurch, dass sie auch<br />
einen Job angenommen hat, der ihr nicht<br />
KopF UNd BAUcH<br />
> > Suchen Sie bei Unzufriedenheit mit<br />
der Vorgesetzten oder dem Personalverantwortlichen<br />
das Gespräch. Wenn<br />
Sie Ihren Missmut kommunizieren, erleichtert<br />
Sie das und der Vorgesetzte<br />
weiss, wie es Ihnen <strong>im</strong> Job geht.<br />
> > Sprechen Sie Störendes an. Reden Sie<br />
nicht um den heissen Brei herum, sondern<br />
sprechen Sie Klartext. Seien Sie<br />
dabei nie beleidigend, sondern sachlich.<br />
> > Warten Sie nicht zu lange, wenn Sie<br />
mit Ihrer Situation unzufrieden sind.<br />
Sie vermeiden dadurch, dass sich negative<br />
Gefühle anstauen und diese<br />
plötzlich unkontrolliert geäussert werden.<br />
> > Manchmal ist es wichtig, die eigene Situation<br />
(zuerst) mit Aussenstehenden<br />
zu besprechen. Durch den Aussenblick<br />
nehmen Sie Dinge wahr, die Ihnen<br />
nicht bewusst sind. Suchen Sie zum<br />
Beispiel eine Laufbahnberaterin oder<br />
einen Berater auf.<br />
context 1 – 2012<br />
nur entsprach, die Möglichkeit ergeben,<br />
in einem Wunsch-Betrieb Fuss zu fassen.<br />
Auf Umwegen kam sie zu spannenden<br />
Aufgaben.<br />
Christa Heer plädiert für mehr Frustrationstoleranz.<br />
Sie trifft <strong>im</strong>mer wieder<br />
auf Leute, die zu schnell aufgeben. «Man<br />
muss auch einmal durchbeissen. Zudem<br />
haben viele aus wirtschaftlichen Gründen<br />
keine andere Wahl.» Auf jeden Fall rät<br />
die Beraterin davon ab, einfach ins Blaue<br />
zu kündigen. Man soll bei Unzufriedenheit<br />
auf jeden Fall das Gespräch mit dem<br />
Vorgesetzten oder der Personalverantwortlichen<br />
suchen und nicht vorschnell<br />
handeln. «Oft ergibt sich eine Lösung, an<br />
die man vorher nicht gedacht hat.»<br />
Realistisch bleiben<br />
Enttäuschungen <strong>im</strong> Job lassen sich nicht<br />
vermeiden. Bei neuen Stellen gibt es <strong>im</strong>mer<br />
einen Unsicherheitsfaktor. Es können<br />
Konflikte auftreten, vielleicht fühlt man<br />
sich entgegen der anfänglichen Einschätzung<br />
nicht wohl <strong>im</strong> Team, oder die Arbeit<br />
passt einem doch nicht. Man kann aber<br />
die Wahrscheinlichkeit enttäuscht zu<br />
werden verringern. Dazu gehört das genaue<br />
Lesen der Stellenausschreibung und<br />
diese zu hinterfragen. «Man sollte <strong>im</strong> Vor-<br />
> > Handeln Sie auf keinen Fall überstürzt,<br />
aus einer negativen Emotion heraus.<br />
Bedenken Sie <strong>im</strong>mer die Folgen und<br />
die Bedeutung Ihres Handelns. Wenn<br />
Sie zum Beispiel kündigen wollen,<br />
überlegen Sie sich, wie Ihre berufliche<br />
Situation in einem halben Jahr aussieht.<br />
> > Versuchen Sie, Ihre Situation gleichsam<br />
von aussen zu betrachten. Distanz ermöglicht<br />
«Objektivität». Listen Sie zum<br />
Beispiel auf, was in Ihrer beruflichen Situation<br />
positiv und was negativ ist.<br />
> > Hören Sie auch auf Ihren Bauch. Wie<br />
fühlt sich eine Situation an?<br />
> > Führen Sie ein Job-Tagebuch. Halten<br />
Sie darin fest, wie Sie Ihre Arbeit erleben,<br />
was Sie beschäftigt, was gut und<br />
was schlecht ist. Schreiben hilft, eine<br />
Situation aus Distanz und ganzheitlich<br />
zu betrachten.<br />
> > Fragen Sie sich auch, was können Sie<br />
zur Verbesserung einer unbefriedigenden<br />
Situation beitragen.<br />
stellungsgespräch unbedingt nachfragen,<br />
welche Aufgaben der Job beinhaltet. Dazu<br />
gehört eine gute Vorbereitung», sagt<br />
Christa Heer. «Und man sollte realistisch<br />
bleiben, keine Fantasievorstellungen hegen.»<br />
Viele Junge hätten oftmals eine zu<br />
hohe Erwartung an eine neue Stelle. Alles<br />
müsse wunderbar spannend sein. «Das ist<br />
es natürlich nicht.»<br />
Unst<strong>im</strong>migkeiten und Konflikte<br />
Viele <strong>Jobs</strong> beinhalten auch Tätigkeiten,<br />
die nicht besonders anforderungsreich<br />
oder langweilig sind. Damit kommen die<br />
meisten Arbeitnehmenden zurecht; sie<br />
stellen sich darauf ein.<br />
Schwierig wird es, wenn die Enttäuschung<br />
auf Konflikte zurückgeht. «Ich<br />
habe viele Klienten, die wegen Unst<strong>im</strong>migkeiten<br />
und Konflikten zu mir kommen.<br />
Es geht meist um das Zwischenmenschliche.<br />
Man kommt mit den<br />
anderen Mitarbeitenden nicht zurecht<br />
oder der Chef passt einem nicht», erklärt<br />
die Laufbahnberaterin.<br />
Ausschlaggebend für Missmut sei<br />
häufig die fehlende Wertschätzung. Eine<br />
Klientin von Christa Heer musste aufgrund<br />
privater Veränderungen von 100<br />
Prozent auf 50 Prozent reduzieren. Sie<br />
konnte innerhalb der Bank, bei der sie angestellt<br />
war, die Abteilung wechseln. Die<br />
Arbeit war weniger spannend. Damit<br />
hätte die Frau leben können. Aber mit ihrem<br />
Vorgesetzten hatte sie grosse Mühe.<br />
Vor allem die fehlende Wertschätzung<br />
setzte ihr so stark zu, so dass sie kündigte.<br />
Eine Stelle hatte sie nicht in Aussicht.<br />
Christa Heer ermuntert ihre Klienten<br />
<strong>im</strong>mer, <strong>im</strong> Gespräch mit dem Vorgesetzten<br />
Störendes anzusprechen. Sinnvoll ist<br />
auch, die eigene Situation etwas aus Distanz<br />
und ganzheitlich zu betrachten. Wer<br />
in Schwierigkeiten ist, fokussiert meist<br />
nur auf das Negative. Das Störende überschattet<br />
alles, die Wahrnehmung ist nur<br />
auf die Enttäuschung gerichtet. Das Positive<br />
blendet man in diesem Zustand aus.<br />
Dabei gibt es meist auch Erfreuliches,<br />
aber man sieht es nicht. Hier kann eine<br />
bewusste Auslegeordnung helfen: Was<br />
ist gut? Was gefällt? Was ist ärgerlich?<br />
Wo st<strong>im</strong>mt es überhaupt nicht? Was kann<br />
ich beitragen, damit sich die Situation<br />
verbessert?<br />
*Namen von der Redaktion geändert.<br />
Rolf Murbach ist Context-Redaktor.<br />
rolf.murbach@kvschweiz.ch<br />
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