EF_Krux_Heft 1_2016
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Krampfadern – ein Volksleiden<br />
Von Dr. med. Dietmar Paul, Oberarzt<br />
Chirurgische Klinik am Klinikum Mittelbaden Rastatt<br />
Krampfadern zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern in Deutschland.<br />
Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Bei den<br />
meisten Menschen sind die Veränderungen gering und ohne wesentlichen<br />
Krankheitswert. Doch etwa zwölf Prozent zeigen eine ausgeprägte<br />
Krampfaderbildung, die medizinisch behandelt werden muss.<br />
Was sind Krampfadern?<br />
Um diese Frage beantworten zu können,<br />
muss zunächst der Begriff Venen<br />
erklärt werden: Venen sind Blutgefäße,<br />
die das sauerstoffarme Blut aus der<br />
Körperperipherie zurück zum Herzen<br />
transportieren. Arterien hingegen sind<br />
Blutgefäße, die das in den Lungen mit<br />
Sauerstoff angereicherte Blut vom Herz<br />
in die Peripherie leiten.<br />
Der Mensch hat in den Beinen zwei<br />
Venensysteme: Das tiefe Venensystem<br />
besteht aus Venen, die einen Großteil<br />
des Blutes aus den Beinen zum Herzen<br />
zurückführen. Diese liegen in der Tiefe<br />
zwischen den Muskeln. Im Gegensatz<br />
hierzu liegt das oberflächliche<br />
Venensystem unter der Haut und<br />
sammelt das Blut, welches für die<br />
Haut und das Unterhautfettgewebe<br />
bestimmt war.<br />
Die Venenklappen sollen eigentlich<br />
einen Rückfluss des Blutes in das Bein<br />
verhindern. Schließen diese nicht<br />
mehr richtig, staut sich das Blut. Ist die<br />
Wand der Venen weich, so dehnen sich<br />
die Blutgefäße aus. So bilden sich mit<br />
der Zeit krumme und geschlängelte<br />
Venen, die Krampfadern. Der Begriff<br />
hat übrigens nichts mit Krämpfen<br />
zu tun, sondern leitet sich ab aus<br />
dem mittelalterlichen „krumpe (also<br />
krumme) Adern“.<br />
Einmal begonnen, schreitet das<br />
Krampfaderleiden unbehandelt<br />
immer weiter fort und kann<br />
schwerwiegende Erkrankungen<br />
hervorrufen. Der erhöhte venöse<br />
Blutdruck durch die große<br />
Blutmenge in den oberflächlichen<br />
Venen führt zur chronischvenösen<br />
Insuffizienz und letztlich<br />
zum „offenen Bein“ (Ulcus cruris<br />
venosum) – typischerweise im Alter.<br />
So können sich prinzipiell alle Venen zu<br />
Krampfadern entwickeln. Am häufigsten<br />
sind jedoch die oberflächlichen Venen<br />
der Beine betroffen.<br />
Symptome<br />
Müdigkeits- und Spannungsgefühl sowie<br />
schwere Beine können erste Zeichen von<br />
Krampfadern sein. Die Symptome bessern<br />
sich im Liegen („Hochlegen der Beine“)<br />
und bei Spaziergängen. Auch nächtliche<br />
Wadenkrämpfe können auftreten. Durch<br />
einen lang dauernden Blutstau in den<br />
Venen werden die Gefäßwände immer<br />
Krampfadern (Foto: E. Rabe, Grundlagen<br />
der Phlebologie, 3. Auflage 2003, Viavital<br />
Verlag)<br />
durchlässiger. Flüssigkeit und Blutpigmente<br />
werden in das Umgebungsgewebe unter<br />
die Haut abgepresst. Die Folge sind<br />
Wasseransammlungen in den Beinen<br />
(Ödeme), vor allem in der Knöchelgegend<br />
und im weiteren Verlauf bräunliche<br />
Hautverfärbungen. Endstadium ist die<br />
Entstehung von „offenen Beinen“.<br />
Untersuchung<br />
Zunächst erfolgt die genaue Betrachtung<br />
der Beine durch Inspektion von oben nach<br />
unten und von allen Seiten.<br />
Als apparative Diagnostik ist an erster<br />
Stelle die Ultraschalldiagnostik zu<br />
nennen. Dabei wird die so genannte<br />
Farb-Duplexsonografie durchgeführt, die<br />
der Darstellung der Fließgeschwindigkeit<br />
in Arterien und Venen dient. Hiermit<br />
können neben dem Blutstrom auch<br />
Weichteilstrukturen beurteilt werden.<br />
Die Duplexsonografie ist das wichtigste<br />
diagnostische Verfahren bei Krampfadern<br />
und heute Standard. Sie ist in ihrer<br />
Aussagefähigkeit mit der nachfolgend<br />
beschriebenen Phlebografie vergleichbar.<br />
Bei der Phlebografie, einem<br />
Röntgenverfahren, wird zunächst<br />
Kontrastmittel in eine Fußrückenvene<br />
eingespritzt. Anschließend werden<br />
unter Röntgendurchleuchtung die<br />
oberflächlichen und tiefen Venen exakt<br />
dargestellt.<br />
Therapie<br />
Bei der einfachen Stamm- oder<br />
Seitenastvarikose ist in der Regel eine<br />
Kompressionstherapie mit Kompressionsstrümpfen<br />
sinnvoll. Je nach Art und<br />
Schwere der Beschwerden wird die<br />
richtige Kompressionsklasse gewählt. Der<br />
Strumpf wird im Fachhandel individuell<br />
angepasst.