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Krampfadern – ein Volksleiden<br />

Von Dr. med. Dietmar Paul, Oberarzt<br />

Chirurgische Klinik am Klinikum Mittelbaden Rastatt<br />

Krampfadern zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern in Deutschland.<br />

Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Bei den<br />

meisten Menschen sind die Veränderungen gering und ohne wesentlichen<br />

Krankheitswert. Doch etwa zwölf Prozent zeigen eine ausgeprägte<br />

Krampfaderbildung, die medizinisch behandelt werden muss.<br />

Was sind Krampfadern?<br />

Um diese Frage beantworten zu können,<br />

muss zunächst der Begriff Venen<br />

erklärt werden: Venen sind Blutgefäße,<br />

die das sauerstoffarme Blut aus der<br />

Körperperipherie zurück zum Herzen<br />

transportieren. Arterien hingegen sind<br />

Blutgefäße, die das in den Lungen mit<br />

Sauerstoff angereicherte Blut vom Herz<br />

in die Peripherie leiten.<br />

Der Mensch hat in den Beinen zwei<br />

Venensysteme: Das tiefe Venensystem<br />

besteht aus Venen, die einen Großteil<br />

des Blutes aus den Beinen zum Herzen<br />

zurückführen. Diese liegen in der Tiefe<br />

zwischen den Muskeln. Im Gegensatz<br />

hierzu liegt das oberflächliche<br />

Venensystem unter der Haut und<br />

sammelt das Blut, welches für die<br />

Haut und das Unterhautfettgewebe<br />

bestimmt war.<br />

Die Venenklappen sollen eigentlich<br />

einen Rückfluss des Blutes in das Bein<br />

verhindern. Schließen diese nicht<br />

mehr richtig, staut sich das Blut. Ist die<br />

Wand der Venen weich, so dehnen sich<br />

die Blutgefäße aus. So bilden sich mit<br />

der Zeit krumme und geschlängelte<br />

Venen, die Krampfadern. Der Begriff<br />

hat übrigens nichts mit Krämpfen<br />

zu tun, sondern leitet sich ab aus<br />

dem mittelalterlichen „krumpe (also<br />

krumme) Adern“.<br />

Einmal begonnen, schreitet das<br />

Krampfaderleiden unbehandelt<br />

immer weiter fort und kann<br />

schwerwiegende Erkrankungen<br />

hervorrufen. Der erhöhte venöse<br />

Blutdruck durch die große<br />

Blutmenge in den oberflächlichen<br />

Venen führt zur chronischvenösen<br />

Insuffizienz und letztlich<br />

zum „offenen Bein“ (Ulcus cruris<br />

venosum) – typischerweise im Alter.<br />

So können sich prinzipiell alle Venen zu<br />

Krampfadern entwickeln. Am häufigsten<br />

sind jedoch die oberflächlichen Venen<br />

der Beine betroffen.<br />

Symptome<br />

Müdigkeits- und Spannungsgefühl sowie<br />

schwere Beine können erste Zeichen von<br />

Krampfadern sein. Die Symptome bessern<br />

sich im Liegen („Hochlegen der Beine“)<br />

und bei Spaziergängen. Auch nächtliche<br />

Wadenkrämpfe können auftreten. Durch<br />

einen lang dauernden Blutstau in den<br />

Venen werden die Gefäßwände immer<br />

Krampfadern (Foto: E. Rabe, Grundlagen<br />

der Phlebologie, 3. Auflage 2003, Viavital<br />

Verlag)<br />

durchlässiger. Flüssigkeit und Blutpigmente<br />

werden in das Umgebungsgewebe unter<br />

die Haut abgepresst. Die Folge sind<br />

Wasseransammlungen in den Beinen<br />

(Ödeme), vor allem in der Knöchelgegend<br />

und im weiteren Verlauf bräunliche<br />

Hautverfärbungen. Endstadium ist die<br />

Entstehung von „offenen Beinen“.<br />

Untersuchung<br />

Zunächst erfolgt die genaue Betrachtung<br />

der Beine durch Inspektion von oben nach<br />

unten und von allen Seiten.<br />

Als apparative Diagnostik ist an erster<br />

Stelle die Ultraschalldiagnostik zu<br />

nennen. Dabei wird die so genannte<br />

Farb-Duplexsonografie durchgeführt, die<br />

der Darstellung der Fließgeschwindigkeit<br />

in Arterien und Venen dient. Hiermit<br />

können neben dem Blutstrom auch<br />

Weichteilstrukturen beurteilt werden.<br />

Die Duplexsonografie ist das wichtigste<br />

diagnostische Verfahren bei Krampfadern<br />

und heute Standard. Sie ist in ihrer<br />

Aussagefähigkeit mit der nachfolgend<br />

beschriebenen Phlebografie vergleichbar.<br />

Bei der Phlebografie, einem<br />

Röntgenverfahren, wird zunächst<br />

Kontrastmittel in eine Fußrückenvene<br />

eingespritzt. Anschließend werden<br />

unter Röntgendurchleuchtung die<br />

oberflächlichen und tiefen Venen exakt<br />

dargestellt.<br />

Therapie<br />

Bei der einfachen Stamm- oder<br />

Seitenastvarikose ist in der Regel eine<br />

Kompressionstherapie mit Kompressionsstrümpfen<br />

sinnvoll. Je nach Art und<br />

Schwere der Beschwerden wird die<br />

richtige Kompressionsklasse gewählt. Der<br />

Strumpf wird im Fachhandel individuell<br />

angepasst.

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