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EF_Krux_Heft 1_2016

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KRUX REPORT<br />

15<br />

Gemeinsam zur<br />

optimalen Versorgung<br />

Von Sibylle Häussler, Physiotherapeutin<br />

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da warfen sich Physiotherapeuten und<br />

Orthopädietechniker gegenseitig vor, keine Ahnung davon zu haben, wie die<br />

optimale Versorgung von Patienten auszusehen hat. Glücklicherweise sind die Zeiten,<br />

in denen jeder von seinem „Elfenbeinturm“ aus auf den anderen herabschaute,<br />

inzwischen vorbei.<br />

Heute weiß man, wie wichtig die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit ist, um für<br />

die Betroffenen das bestmögliche Ergebnis<br />

zu erzielen. Dies kann ich aus eigener<br />

Erfahrung, unter anderem in der langjährigen<br />

Zusammenarbeit mit dem Sanitätshaus<br />

<strong>Krux</strong>, nur bestätigen.<br />

Da mein Arbeitsschwerpunkt auf<br />

dem Gebiet der Kindertherapie<br />

und der Neurophysiologie liegt,<br />

ergaben sich von Anfang an<br />

Berührungspunkte mit der<br />

Orthopädietechnik. Denn der<br />

Physiotherapeut ist nach dem Arzt<br />

die erste Anlaufstelle für die<br />

Betroffenen und kennt daher<br />

ihre Bedürfnisse sehr gut.<br />

Seine Mitwirkung an der<br />

Versorgungs-Konzeption ist<br />

denn auch in vielen Fällen<br />

von großer Bedeutung.<br />

Durch die Teilnahme an<br />

Seminaren und Vorträgen,<br />

zum Teil gemeinsam mit<br />

Tilman <strong>Krux</strong>, gewann ich<br />

wertvolle Einblicke in die<br />

neuesten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse und in<br />

die Orthopädietechnik und<br />

erfuhr, was für meine Patienten<br />

technisch möglich ist. So waren die<br />

Voraussetzungen geschaffen für ein<br />

erfolgreiches gemeinsames Tüfteln an<br />

der optimalen Lösung.<br />

Wenn beispielsweise die sehr komplexe<br />

Versorgung eines behinderten Kindes<br />

ansteht, sind nicht nur Orthopädietechniker<br />

und Physiotherapeut gefragt.<br />

In das konzeptionelle Gespräch, bei dem<br />

im Idealfall alle Beteiligten an einem<br />

Tisch sitzen, sollten auch Eltern, Erzieher<br />

und gegebenenfalls der Ergotherapeut<br />

einbezogen werden.<br />

Nehmen wir das Beispiel einer anatomischen<br />

Sitzschale, die für ein Kind mit<br />

Lähmungen angefertigt werden soll.<br />

Sitzschalen ermöglichen die Positionierung<br />

des jungen Patienten, zum Beispiel<br />

in einer aufrechten Haltung, die er nicht<br />

selbstständig erlangen oder halten kann.<br />

Bei der Konzeption müssen sowohl<br />

die therapeutischen Ziele als auch die<br />

Ansprüche der übrigen Beteiligten erfragt<br />

und, so weit möglich und sinnvoll,<br />

berücksichtigt werden. Der Orthopädietechniker<br />

sitzt dabei an der Schnittstelle.<br />

Er fungiert als Moderator bei den<br />

oft sehr komplexen Versorgungsgesprächen.<br />

Bei ihm laufen alle Informationen<br />

zusammen.<br />

Sitzschalen sollen die Eigenschaft haben,<br />

die korrekte Sitzhaltung des Kindes bestmöglich<br />

zu unterstützen. Unsere Patienten<br />

sollen nicht „schön“ sitzen, sondern<br />

das Hilfsmittel muss den Anforderungen<br />

von Kindergarten oder Schule unter<br />

Berücksichtigung der Behinderung gerecht<br />

werden. So lautet die Forderung<br />

der Physiotherapeuten.<br />

Die Mutter des Patienten<br />

hingegen<br />

legt meist Wert<br />

darauf, dass das<br />

System sehr leicht<br />

und einfach zu handhaben<br />

ist, damit sie den<br />

Transport im Auto ohne allzu großen<br />

Aufwand bewerkstelligen<br />

kann. Ein<br />

Therapietisch an<br />

der Sitzschale<br />

steht hingegen<br />

ganz<br />

oben auf der<br />

Wunschliste der<br />

Erzieherin im Kindergarten.<br />

Denn dieser erleichtert<br />

das Mittagessen. Der Ergotherapeut<br />

schließlich sollte mit<br />

dem Kind bestimmte Übungen,<br />

zum Beispiel im Rahmen der Augen-<br />

Hand-Therapie, durchführen können.<br />

Und nicht zuletzt dürfen die Ansprüche<br />

des kleinen Patienten selbst nicht<br />

vergessen werden. Für ihn ist es etwa<br />

von Bedeutung, dass seine neue Sitzschale<br />

keine Druckstellen verursacht.<br />

All diese Wünsche und Bedürfnisse gilt<br />

es unter einen Hut zu bringen. Und nach<br />

oft langen Diskussionen kommen wir<br />

nicht selten zu Lösungen, die man als<br />

äußerst kreativ bezeichnen kann. Aber<br />

gerade deshalb sind sie vielseitiger und<br />

besser als die Norm.

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