<strong>Zeil</strong> a. <strong>Main</strong> -4- Nr. 1//2/12
<strong>Zeil</strong> a. <strong>Main</strong> -5- Nr. 1//2/12 Neujahrsböller in <strong>Zeil</strong> Bürgermeister Thomas Stadelmann feuerte den ersten Schuss ab. <strong>Zeil</strong> (wo). Salut für 2012: 4Kanonen, 3Standböller und mehrere Hand- und Schaftböller begrüßten auf dem Kapellenberg <strong>Zeil</strong>s das neue Jahr. „Achtung -laden -gemeins<strong>am</strong>es Verdämmen -Zündhütchen setzen -fertig machen -Böller hoch -gebt Feuer!“, so lauteten die Rufe von Carola Vetter aus Heilgersdorf bei Coburg, als sie das Kommando über etwa 30 Böllerschützen führte. Zur Unterstreichung ihrer Befehlsgewalt hob sie einen Degen hoch. Die Handböller hatten sich in Reih und Glied vor dem Käppele aufgestellt. Vor dem <strong>Zeil</strong>er Käppele waren Böllerschützen aus Schützenvereinen <strong>des</strong> Schützengaus Schweinfurt zus<strong>am</strong>mengekommen, um das neue Jahr 2012 zu begrüßen. Ferner sollten durch den erzeugten Krach böse Geister vertrieben werden. D<strong>am</strong>it dieser Brauch nicht in Vergessenheit gerät und wieder in das volkstümliche Brauchtum zurückkehrt, hatte der Gau-Referent der Böllerschützen Udo Naß (Prappach) von der Schützengesellschaft 1499 <strong>Zeil</strong> nunmehr schon zum zweiten Male eingeladen. Die Kanonen ließen ihre Rohre <strong>am</strong> Abhang <strong>des</strong> Berges in die Landschaft ragen. Die Standböller flankierten sie an der Seite und erhöht <strong>am</strong> Vorplatz der Kirche standen in Reih und Glied die Schützen mit ihren Hand- und Schaftböllern, deren Größe von der kleineren Pistole bis zu einem größeren Rohr variierte. So war es ein imposantes Bild, zumal viele Schützen schmucke Uniformen angezogen hatten. Besonders fielen die Kanoniere von Forst bei Schweinfurt auf, deren altbayerische Flagge, auf der noch Südthüringen mit seinem Wappen zu finden ist, an ihrer Kanone flatterte, oder die Kanoniere von Kirchaich. Bei ihnen wehte die alte deutsche Reichskriegsflagge von 1889 im Wind. Udo Naß nimmt auch stark an, dass Böllerschießen in der über 500-jährigen Geschichte <strong>des</strong> Schützenvereins <strong>Zeil</strong>s auch einmal heimisch war. Er wählt nun bewusst <strong>Zeil</strong> wegen seiner historischen Altstadt für das Neujahrsschießen aus. Von der Höhe <strong>des</strong> Kapellenberges wird der Schall weit über das <strong>Main</strong>tal hinweg getragen, bis er wie ein Donnergrollen von den Höhen <strong>des</strong> Steigerwal<strong>des</strong> zurückkommt. Großer Pulverqualm, begleitet durch lautes Böllerknallen, hüllte die Schützen ein. Thomas Stadelmann eröffnete <strong>des</strong>halb mit einem Schuss aus der Kanone der Forster Schützen das Neujahrs-Böllerschießen 2012. So konnte er auch die Schützen aus Kirchaich, Forst, <strong>Zeil</strong>, Sennfeld, Gochsheim, Schönbrunn, Burgwindheim und Heilgersdorf begrüßen, ferner den Gauschützenmeister Dieter Koch aus Schweinfurt. Das Böllerschießen hat nämlich eine traditionsreiche Geschichte, die weit in das Mittelalter reicht. Allein in Bayern pflegen über 500 Vereine diesen Brauch. D<strong>am</strong>it das Böllerschießen jedoch nicht zu Gefahren für Mensch und Umwelt führt, muss jeder Böllerschütze die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen. Er muss das Böllerpulver vorschriftsmäßig erwerben, verbringen, aufbewahren und, wenn nötig, auch vernichten können. Eine Lizenz mit vorangegangener staatlichen Prüfung ist <strong>des</strong>halb auch erforderlich, ferner muss ein Schießen <strong>am</strong>tlich genehmigt sein. Carola Vetter aus Heilgersdorf hatte die Befehlsgewalt über alle Schützen. Äußeres Zeichen ihres Amtes war ein Degen. Man unterscheidet mehrere Schießarten. In <strong>Zeil</strong> wurden langs<strong>am</strong>es Reihenfeuer, Böller in Abständen hintereinander, schnelles Reihenfeuer und das Salutschießen, alle auf einmal, getätigt. Die Böller sind in der Regel Vorderlader und werden mit Böllerpulver befüllt. Das Böllerpulver besteht aus Schwarzpulver gewisser Körnung und hat eine Abbrandgeschwindigkeit von ca. 400 m/s. Die Entzündungstemperatur liegt bei etwa 300 °C, die Verbrennungstemperatur bei etwa 2500 °C. Das Böllerpulver wird im Böller verdämmt. Die Verdämmung wird mithilfe von Hämmern und La<strong>des</strong>tock in das Rohr geschlagen. Bei der gleichzeitigen Handlung hörte es sich in <strong>Zeil</strong> wie ein Stakkato an. Gezündet wird die Ladung durch ein Zündhütchen, welches wiederum durch einen Schlagbolzen (meist bei Kanonen und Standböllern) oder durch ein Perkussionsschloss (bei Handböllern) gezündet wird.