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Neue Wege in der Psychiatrie - Barmherzige Brüder Schönfelderhof

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5. Jahrgang<br />

Nr. 1 2003<br />

<strong>Barmherzige</strong> Brü<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>e Zeitung für Betreute, Mitarbeiter und Freunde<br />

DienstleistungsundBetreuungszentrum<br />

auf dem<br />

Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

Geme<strong>in</strong>depsychiatrischesBetreuungszentrum<br />

Bitburg<br />

eröffnet<br />

Von e<strong>in</strong>em,<br />

<strong>der</strong> auszog...<br />

Karibik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Wege</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong><br />

1


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

2<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt <strong>der</strong> Ergotherapie des Schönfel<strong>der</strong>hofes


Editorial<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />

e<strong>in</strong> alt bekanntes Sprichwort lautet: „Der Weg<br />

ist das Ziel“. Unbestritten hierbei ist, dass unterschiedliche<br />

<strong>Wege</strong> zu dem gleichen Ziel führen<br />

können. Bei e<strong>in</strong>er Zielän<strong>der</strong>ung h<strong>in</strong>gegen, wird<br />

man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel allerd<strong>in</strong>gs an<strong>der</strong>e <strong>Wege</strong> e<strong>in</strong>schlagen<br />

müssen.<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant ist e<strong>in</strong>e dritte Variante,<br />

dass nämlich gleiche <strong>Wege</strong> zu unterschiedlichen<br />

Zielen führen können. Der <strong>in</strong> Italien e<strong>in</strong>geschlagene<br />

Weg (Auflösung psychiatrischer Anstalten,<br />

Entwicklung neuer Betreuungsformen) erfolgte<br />

im H<strong>in</strong>blick auf zwei Zielsetzungen, nämlich die<br />

Demokratisierung <strong>der</strong> Gesellschaft und die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebenssituation von psychisch<br />

kranken Menschen.<br />

Auch <strong>in</strong> Deutschland ist die <strong>Psychiatrie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Situation,<br />

das von den Kostenträgern verfolgte Ziel<br />

<strong>der</strong> Kostene<strong>in</strong>sparung mit dem Ziel <strong>der</strong> Verbesserung<br />

von Lebensqualität und Schaffung von<br />

Normalität seitens <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>-Erfahrenen<br />

und <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>-Professionellen auf e<strong>in</strong>en<br />

möglichst geme<strong>in</strong>samen Weg zu br<strong>in</strong>gen. Bei<br />

unterschiedlichen Interessen resp. Zielen ist <strong>der</strong><br />

Weg meistens nicht gradl<strong>in</strong>ig, son<strong>der</strong>n kurvenreich,<br />

wenn nicht sogar ste<strong>in</strong>ig.<br />

Empowerment, persönliches Budget, Hilfe nach<br />

Maß, Aufnahmekonferenz, Soziotherapie, <strong>in</strong>dividuelle<br />

Hilfeplanung etc. s<strong>in</strong>d Meilenste<strong>in</strong>e auf diesem<br />

Weg. In dieser Ausgabe des „Schönfel<strong>der</strong>s“<br />

wollen wir Sie über e<strong>in</strong>ige dieser Meilenste<strong>in</strong>e<br />

auf unserem Weg <strong>in</strong>formieren.<br />

Wolfgang Junker<br />

Impressum<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

In dieser Ausgabe:<br />

Friedensgottesdienst<br />

Schönfel<strong>der</strong> Jubilare<br />

Betreute stellen sich vor<br />

Titelthema:<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Wege</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong><br />

Herausgeber: Barmherige Brü<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof,<br />

54313 Zemmer,<br />

Fon: 0 65 80/912-0; Fax: 0 65 80/912-111<br />

e-mail: <strong>in</strong>fo@bb-schoenfel<strong>der</strong>hof.de<br />

Redaktion: Peter Mossem, Wolfgang Junker,<br />

Roland Weber, Ruth Ney, Nad<strong>in</strong>e Diedrich,<br />

Ulrike Schmid, Marion Weber, Silke Stengle<strong>in</strong><br />

Fotos: Peter Mossem, Wolfgang Junker, Boris Stoffel,<br />

HEP’s, Wolfgang Pesch, Ute Hesser<br />

Titelfoto: Wolfgang Junker<br />

Verantwortlich: Peter Mossem<br />

e-Mail: p.mossem@bb-schoenfel<strong>der</strong>hof.de<br />

Layout: ensch:media, Trier<br />

Druck: Druckerei Ensch GmbH, Trier<br />

Auflage: 2000<br />

Ersche<strong>in</strong>.: halbjährlich<br />

Manuskripte an: jedes Redaktionsmitglied<br />

E<strong>in</strong>gesendete Manuskripte, die veröffentlicht werden, dürfen<br />

unter Beibehalten des Aussagegehaltes gekürzt werden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe müssen<br />

nicht mit <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung von Redaktion und Herausgeber<br />

übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

3


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

4<br />

Betreute stellen sich vor<br />

Elvira Leclaire<br />

In welcher Abteilung <strong>der</strong> St. Bernhards-<br />

Werkstätten s<strong>in</strong>d sie beschäftigt und<br />

was arbeiten Sie da?<br />

Ich b<strong>in</strong> 36 Jahre alt, verheiratet und wohne<br />

<strong>in</strong> Strohn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel. Ich arbeite mit<br />

me<strong>in</strong>em Mann auf dem Schönfel<strong>der</strong>hof im<br />

grünen Bereich <strong>der</strong> Landschaftspflege/<br />

Gartenbau.<br />

Wir pickieren, topfen und pflanzen z.B.<br />

Blumen, Tomaten, Gurken und Paprika.<br />

Außerdem pflanzen wir Obstbäume an<br />

und ernten die Äpfel, die wir dann als Apfelsaft<br />

im Schönfel<strong>der</strong> Hofladen mit an<strong>der</strong>en<br />

Lebensmitteln zum Verkauf anbieten.<br />

Wir mähen den Rasen von Schulen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

und Krankenhäusern, schneiden<br />

Hecken und säubern die Anlagen.<br />

Welche Pflanzen mögen Sie?<br />

Ich habe alle Blumenarten gern.<br />

Wie zufrieden s<strong>in</strong>d Sie mit <strong>der</strong> momentanen<br />

Arbeitssituation?<br />

Ich arbeite gerne auf dem Schönfel<strong>der</strong>hof.<br />

Was s<strong>in</strong>d Ihre Freizeitbeschäftigungen?<br />

Reiten, mit dem Fahrrad fahren, lange<br />

Spaziergänge und Fernsehen.<br />

Welche Musik hören Sie?<br />

Die Kelly Family, und vieles mehr.<br />

Welche Bücher lesen Sie?<br />

Ich b<strong>in</strong> lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong> großer Leser.<br />

Gibt es D<strong>in</strong>ge im Leben die Sie än<strong>der</strong>n<br />

würden?<br />

Den Flugzeuglärm und die Umweltverschmutzungen<br />

würde ich abschaffen.<br />

Welche Erwartung stellen Sie an die<br />

Zukunft?<br />

Das Frieden überall auf <strong>der</strong> Welt herrscht.<br />

Das Interview führte Ruth Ney


Roman Wallenborn<br />

Seit wann s<strong>in</strong>d Sie<br />

<strong>in</strong> den St. Bernhards-Werkstätten<br />

beschäftigt und<br />

was bewog Sie<br />

dazu?<br />

Ich arbeite seit November<br />

1989 hier,<br />

da me<strong>in</strong> Interesse<br />

dem Umgang mit<br />

Menschen gilt.<br />

Welche berufliche<br />

Ausbildung genossen<br />

Sie?<br />

Nach dem Besuch<br />

<strong>der</strong> Hauptschule<br />

lernte ich den Beruf<br />

des Elektro<strong>in</strong>stallateurs.<br />

Was machen die<br />

Betreuten <strong>in</strong> ihrem<br />

Arbeitsbereich?<br />

E<strong>in</strong>e Aufgabe ist<br />

zum Beispiel <strong>der</strong><br />

Aufbau und Verdrahtung<br />

von<br />

Schaltungen und<br />

wir machen auch<br />

Kabelkonfektionierung.<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Mitarbeiter stellen sich vor<br />

Kabelkonfektionierung, was ist das?<br />

An <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e schneiden wir die Kabel auf e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Länge. Dann werden sie per Hand mit Endhülsen<br />

bestückt.<br />

Welche Hobbys pflegen Sie <strong>in</strong> ihrer Freizeit?<br />

An erster Stelle stehen Freizeitaktivitäten mit <strong>der</strong> Familie.<br />

Sonst spiele ich noch Fußball und fahre gerne<br />

Motorrad.<br />

Was für Musik mögen Sie?<br />

Ich höre eigentlich alles, außer Techno.<br />

Sie planen e<strong>in</strong>e Freizeitaktivität <strong>der</strong> St. Bernhards-<br />

Werkstätten. Was können die Betreuten <strong>in</strong> Bulgarien<br />

erwarten?<br />

Ich hoffe viel Sonne, Strand und Meer und das Kennenlernen<br />

des Landes mit se<strong>in</strong>en Menschen.<br />

Was halten Sie von <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, das <strong>der</strong> Euro e<strong>in</strong> „Teuro“<br />

ist?<br />

Das stimmt zu e<strong>in</strong>em Teil, da vor allem die Gastronomiebetriebe<br />

die Preise höher geschraubt haben.<br />

Welche Erwartungen haben Sie an die Zukunft?<br />

Ich wünsche mir und me<strong>in</strong>er Familie Gesundheit und hoffe,<br />

dass es so weiter geht wie bisher.<br />

Das Interview führte Ruth Ney<br />

5


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Abriss des alten Wohnheimgebäudes und Aufbau e<strong>in</strong>es neuen ...<br />

... Dienstleistungs- und Betreuungszentrum<br />

auf dem Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

E<strong>in</strong>e personenorientierte Betreuung soll die <strong>in</strong>stitutionsorientierte Betreuung<br />

ersetzen<br />

Im Juni 2004 wird das Wohnheim durch e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes<br />

Dienstleistungs- und Betreuungszentrum (DBZ)<br />

ersetzt se<strong>in</strong>. Das DBZ schafft ke<strong>in</strong>e neuen Wohnheimplätze<br />

son<strong>der</strong>n orientiert sich ausschließlich an neueren<br />

Erkenntnissen für die Betreuung psychisch bee<strong>in</strong>trächtigter<br />

Personen.<br />

Das bedeutet, dass die Betreuung <strong>in</strong> Form von Bezugspersonen<br />

erfolgt, die für die Durchführung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuell<br />

auf den Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten zugeschnittenen Hilfeplans<br />

verantwortlich zeichnen. Hierdurch soll <strong>der</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Mensch <strong>in</strong> den Lebensbereichen Wohnen, Arbeit sowie<br />

Kultur und Freizeit unterstützt werden.<br />

Das Wohnheim <strong>in</strong> „altem Glanz“<br />

Verwandte Arbeitsbereiche zusammen gefasst<br />

Im Erdgeschoss des Dienstleistungs- und Betreuungszentrums<br />

s<strong>in</strong>d die Bereiche Ergotherapie (früher Heimbereich)<br />

und Berufliche Bildung (früher Arbeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

<strong>der</strong> Werkstatt für Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te) untergebracht.<br />

Diese verwandten<br />

Arbeitsbereiche, die <strong>in</strong>stitutionell<br />

zu verschiedenen E<strong>in</strong>richtungen<br />

gehören werden nun räumlich<br />

zusammen gefasst, um sowohl<br />

e<strong>in</strong>e optimierte Betreuung als<br />

auch Synergieeffekte bei den Kosten<br />

zu erzielen. Das gesamte<br />

Erdgeschoss ist daher darauf<br />

ausgerichtet, beschäftigungstherapeutische<br />

(Ergotherapie)<br />

und arbeitstherapeutische (Berufliche<br />

Bildung) Maßnahmen optimiert<br />

zusammen zu fassen. Der Abriß ist <strong>in</strong> vollem Gange<br />

6<br />

Arbeitsplätze werden geschaffen und Wohnraum vermietet<br />

Im Obergeschoss werden freie Wohnmöglichkeiten für<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te e<strong>in</strong>gerichtet, die an die Betreuten des Schönfel<strong>der</strong>hofes<br />

vermietet werden sollen. Mit Ausnahme von<br />

e<strong>in</strong>igen Verwaltungsräumlichkeiten bef<strong>in</strong>den sich im<br />

Obergeschoss ausschließlich Räumlichkeiten für die Bezugsbetreuer.<br />

Hier soll das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Betreuung<br />

personell zusammen gefasst werden.<br />

Der Begriff Dienstleistungs- und Betreuungszentrum be<strong>in</strong>haltet<br />

aber auch Aspekte <strong>der</strong> Dienstleistung Verwaltung,<br />

die von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten selbst erbracht werden können<br />

im Rahmen ihres Arbeitsverhältnisses <strong>in</strong> den St.<br />

Bernhards-Werkstätten. Es werden deshalb im Obergeschoss<br />

auch Arbeitsplätze für Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung<br />

geschaffen.<br />

Die Betreuungsqualität wird verbessert<br />

Das neue Gebäude hat zum Ziel, die zukünftige Betreuungsqualität<br />

von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten zu verbessern. Das Gebäude<br />

soll ermöglichen, dass neben <strong>der</strong> bisherigen Betreuung<br />

im stationären Bereich (Wohnen) und dem Arbeitsbereich<br />

(Werkstatt für Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te) weitere Betreuungsformen<br />

treten können, die sich nicht <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionierter<br />

Form darstellen lassen. Hierzu gehören z.B. e<strong>in</strong><br />

Offener Treff, e<strong>in</strong>e Tagesstätte, e<strong>in</strong> Bildungsraum o<strong>der</strong><br />

auch Beratungsmöglichkeiten.<br />

Nicht zuletzt soll <strong>der</strong> Neubau dazu dienen, mittelfristig<br />

Kosten e<strong>in</strong>zusparen <strong>in</strong> bezug auf Doppeltätigkeiten, die<br />

bisher aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionalisierten Sichtweise an<br />

<strong>der</strong> Tagesordnung waren.<br />

Peter Mossem


Tagung im Bereich des Wohnen für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Von e<strong>in</strong>em, <strong>der</strong> auszog ...<br />

Klienten und E<strong>in</strong>richtungen im Aufbruch. Anlass zum Fürchten?<br />

MÜNCHEN. Alle Referate <strong>der</strong> Caritas Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe<br />

und <strong>Psychiatrie</strong> e.V. Tagung beleuchteten das Thema<br />

Umbau <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen und Verän<strong>der</strong>ungen von<br />

Strukturen und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen aus unterschiedlichen<br />

Blickw<strong>in</strong>keln.<br />

Beispielhaft berichtete Dr. Johannes Degen, Direktor <strong>der</strong><br />

Ev. Stiftung Hephata, den 300 Tagungsteilnehmern über<br />

den Stand <strong>der</strong> Dezentralisierung <strong>in</strong> Mönchengladbach<br />

und auf dem Bennighof bei Düsseldorf-Mettmann.<br />

Anstalt mo<strong>der</strong>nisieren – o<strong>der</strong> gibt es Alternativen?<br />

Johannes Degen<br />

betonte dabei, dass<br />

jede E<strong>in</strong>richtung ihren<br />

eigenen Weg<br />

f<strong>in</strong>den und das sie<br />

ihn dann auch gehen<br />

muss! „1996<br />

standen wir vor <strong>der</strong><br />

Entscheidung ob<br />

wir die Anstalt sanieren<br />

und so weiter<br />

machen sollten<br />

wie bisher o<strong>der</strong> ob<br />

es dazu nicht e<strong>in</strong>e<br />

Alternative gibt“, so<br />

Johannes Degen.<br />

550 Bewohner wurden<br />

zu dieser Zeit <strong>in</strong><br />

Mönchengladbach<br />

Referenten des Workshops „Häuser<br />

umbauen – Konversion e<strong>in</strong>es<br />

Wohnheimes“ waren Albert Mandler,<br />

Wolfgang Pesch und Manfred Nelius.<br />

Sie stellten die Konzeption und<br />

Entwicklung des Schönfel<strong>der</strong>hofes<br />

vor.<br />

und 350 Bewohner im Bennighof stationär betreut. Es<br />

wurde sich für die Dezentralisierung entschieden und<br />

<strong>in</strong> den Jahren 2000 bis 2003 entstanden 300 neue dezentrale<br />

Wohnplätze durch Neubauten und Anmietungen.<br />

Gleichzeitig reduzierten sich die stationären Plätze.<br />

Ziel ist es, im Jahre 2005 nur noch 130 stationäre<br />

Plätze auf dem Stiftungskerngelände <strong>in</strong> Mönchengladbach<br />

und den Bennighof komplett aufgelöst zu haben.<br />

„Die Zeit <strong>der</strong> Anstalt ist vorbei“, so Johannes Degen.<br />

Dreizehn Jahre vorher auf dem Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

Der Schönfel<strong>der</strong>hof stand 1983 vor <strong>der</strong> Entscheidung,<br />

wie es weitergehen soll!<br />

Zu dieser Zeit verfügte <strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof über 100<br />

Wohnheimplätze und dezentrale Wohnangebote gab es<br />

noch nicht. Mit <strong>der</strong> konzeptionellen Än<strong>der</strong>ung nur noch<br />

psychisch bee<strong>in</strong>trächtigte Menschen aufzunehmen und<br />

geme<strong>in</strong>denahe Angebote zu entwickeln, wurden die<br />

Weichen für die Zukunft gestellt. Damit fand <strong>der</strong> Schön-<br />

fel<strong>der</strong>hof se<strong>in</strong>en Weg, den<br />

er bis heute konsequent<br />

beschreitet. Mit dem Ziel<br />

<strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong><br />

Wohn- und Betreuungsqualität<br />

begann man 1985 mit<br />

dem Bau e<strong>in</strong>er neuen<br />

Wohnanlage, die man 1987<br />

bezog. Im Wohndorf und<br />

Wohnheim betreute man zu<br />

dieser Zeit 135 psychisch<br />

kranke Menschen stationär.<br />

Ab 1987 wurden Außenwohngruppen<br />

<strong>in</strong> den umliegenden<br />

Ortschaften e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> weiteren<br />

Umsetzung des geme<strong>in</strong>depsychiatrischen<br />

Konzeptes wurden ab 1993<br />

Wohnangebote <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stadt Trier etabliert. Da-<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

nach folgte das Betreute Wohnen bis h<strong>in</strong> zur Eröffnung<br />

von Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen Betreuungszentren <strong>in</strong> Hermeskeil,<br />

Prüm, Daun und Bitburg.<br />

Mittlerweile wird das Wohnheim abgerissen und man<br />

kann von e<strong>in</strong>er Komplett-Auflösung sprechen. Bis zum<br />

Juni 2004 wird hier e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes Dienstleistungs- und<br />

Betreuungszentrum entstehen. Der Schönfel<strong>der</strong>hof wird<br />

dann noch über 80 stationäre Plätze verfügen und von<br />

den 300 zu Betreuenden werden über zwei Drittel außerhalb<br />

des Schönfel<strong>der</strong>hofes betreut.<br />

Diese Entwicklung des Schönfel<strong>der</strong>hofes und <strong>der</strong> Aufbau<br />

und die Arbeitsweise e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen<br />

Betreuungszentrum standen im Focus e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>teressanten<br />

Workshops <strong>der</strong> Tagung <strong>in</strong> München. Referenten waren<br />

Albert Mandler, Manfred Nelius und Wolfgang Pesch,<br />

<strong>der</strong> aus Klientensicht den Erfahrungsbericht ergänzte.<br />

Beson<strong>der</strong>es Lob<br />

Albert Mandler und Manfred<br />

Nelius im Gespräch mit dem<br />

<strong>Psychiatrie</strong>referenten des<br />

Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Bernhard<br />

Scholten.<br />

Bernhard Scholten <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>referent des Landes<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz lobte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Referat „Chancen nutzen<br />

– Wie <strong>der</strong> Paragraph 93 BSHG <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

umgesetzt wird“ den Schönfel<strong>der</strong>hof für se<strong>in</strong>en Weg <strong>der</strong><br />

Umsetzung. Außerdem betonte er ausdrücklich, dass<br />

Leistungen nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

erbracht werden!<br />

Wie sagten zwei zu Betreuende die aus e<strong>in</strong>er großen<br />

E<strong>in</strong>richtung ausgezogen s<strong>in</strong>d: „Ihr Heimleiter, probierts<br />

mit euren Bewohnern, vielleicht klappt es ja doch“!<br />

Peter Mossem<br />

7


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Internet-Tipp<br />

Der Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenausweis<br />

(So etwas gibt es natürlich nicht)<br />

Beamter: So, Herr Sorgenk<strong>in</strong>d, hier ist ihr Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenausweis.<br />

Jetzt ist es amtlich, das sie beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Rolli: Das ist gut, das man das auch amtlich hat.<br />

Aber wozu ist <strong>der</strong> eigentlich gut?<br />

Beamter: Nun, damit die entsprechenden Ämter auch<br />

sehen, dass sie beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d.<br />

Rolli: Aber die sehen doch, das ich beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t b<strong>in</strong>.<br />

Beamter: Jaaa, das dürfen sie offiziell aber gar nicht,<br />

denn vor dem Gesetz s<strong>in</strong>d alle Menschen<br />

gleich.<br />

Rolli: Ach, und dazu habe ich nun den Ausweis, damit<br />

die Behörden sehen dürfen. Aber dann s<strong>in</strong>d<br />

wir ja vor dem Gesetz doch nicht alle gleich?<br />

Beamter: Soo dürfen sie das nicht sehen!<br />

Rolli: Ich denke, die Behörden dürfen nicht sehen?<br />

Beamter: Sehen sie ja auch nicht. Werden Sie schon sehen.<br />

Rolli: Aber ich denke, soo darf ich das nicht sehen.<br />

Beamter: Jetzt ist es aber genug! Hier ist ihr Ausweis<br />

und hier steht <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung:<br />

100%.<br />

Rolli: E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Prozent, oh Mann, von was eigentlich?<br />

Beamter: Na ja, das ist die Differenz zu dem, was e<strong>in</strong>em<br />

Gesunden eigentlich möglich ist.<br />

Rolli: Krank b<strong>in</strong> ich eigentlich nicht, so richtig fit fühle<br />

ich mich auch nicht, und bei 100 Prozent,<br />

da bleibt nun nicht mehr viel übrig, im Klartext<br />

gar nichts.<br />

Beamter: Sooo dürfen sie das nun auch wie<strong>der</strong> nicht<br />

sehen. Gucken sie mal hier, da steht e<strong>in</strong> G und<br />

Spende für soziale Dienste u. E<strong>in</strong>richtungen<br />

8<br />

sogar e<strong>in</strong> aG im Ausweis, das heißt, sie s<strong>in</strong>d<br />

gehbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und sogar außergewöhnlich,<br />

dafür können sie öffentliche Verkehrsmittel<br />

kostenlos benutzen.<br />

Rolli: Ja, welche denn?<br />

Beamter: Geht wohl schlecht, was?<br />

Rolli: Haben sie es schon mal probiert?<br />

Beamter: Nun sehen sie doch mal hier. Da steht RF, das<br />

heißt; dass sie ke<strong>in</strong>e Rundfunk- und Fernsehgebühren<br />

bezahlen müssen, wegen <strong>der</strong> Nichtteilnahme<br />

an öffentlichen Veranstaltungen.<br />

Rolli: Das heißt, ich kann öffentliche Verkehrsmittel<br />

gratis benutzen, aber nicht an öffentlichen<br />

Veranstaltungen teilnehmen und dafür um<br />

sonst RTL und SAT1 gucken?<br />

Beamter: Die kosten sowieso nichts, aber ARD und ZDF.<br />

Rolli: Kabelgebühren muss ich aber bezahlen. Wo<br />

ist nun <strong>der</strong> Vorteil?<br />

Beamter: Ihnen kann man aber auch nichts recht machen.<br />

Sie müssen das mal an<strong>der</strong>s sehen. Gukken<br />

sie doch mal hier! Da steht:<br />

Die Notwendigkeit ständiger Begleitung ist<br />

nachgewiesen. Das ist doch gut, nicht wahr?<br />

Rolli: Mache ich mich strafbar, wenn ich mal ohne<br />

Begleitung unterwegs b<strong>in</strong>?<br />

Beamter: Zum letzten Mal: Sooo dürfen sie das nicht<br />

sehen!<br />

Rolli: Hier haben sie den Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenausweis zurück.<br />

Ich will lieber e<strong>in</strong>en Bl<strong>in</strong>denausweis.<br />

Spende:<br />

Gefunden: www.rollitypen.de<br />

Arnold Möseler (l<strong>in</strong>ks), Organisator e<strong>in</strong>er im letzten Jahr<br />

durchgeführten Koch-Benefizgala übergab an die K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutzdienst-Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

Kar<strong>in</strong> Knötgen (rechts)<br />

2.300 Euro, die für pädagogisches und therapeutisches<br />

Material verwendet werden sollen.<br />

Weitere 1.000 Euro g<strong>in</strong>gen an die Werkstatt St. Josef<br />

des Caritas-Sozialwerkes Dresden, die bei <strong>der</strong> Hochwasserkatastrophe<br />

im vergangenen Jahr stark <strong>in</strong> Mitleidenschaft<br />

gezogen wurde.<br />

Peter Mossem


Telegramm<br />

Parkplatzsicherheit<br />

Der Parkplatz zwischen Werkstatt und Wohnbereich<br />

wurde auf den neusten sicherheitstechnischen Stand<br />

gebracht. Hauptbestandteil des Konzeptes s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

digitale Kameraanlage sowie e<strong>in</strong>e bessere Beleuchtung<br />

des Platzes.<br />

Zukunftsorientierte Organisationsstruktur<br />

Aus dem laufenden Organisationsentwicklungsprozess<br />

wurde e<strong>in</strong>e Steuergruppe gegründet, <strong>der</strong>en Ziel<br />

es ist, e<strong>in</strong>e zukunftsorientierte Organisationsstruktur<br />

zu erarbeiten und zu implementieren. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Projektgruppe befasst sich z.Zt. mit <strong>der</strong> Prozessund<br />

Strukturlandschaft.<br />

Steuergruppe: Andres E<strong>in</strong>ig (Referatsleiter Personalund<br />

Organisationsentwicklung, Koblenz), Br. L<strong>in</strong>us<br />

(Hausoberer), Fred Olk (Kaufmännischer Direktor),<br />

Wolfgang Junker (Qualitätsmanagement), Albert Mandler<br />

(Leitung GPA), Edgar Centurioni (Werkstattleiter),<br />

Bett<strong>in</strong>a Borsch (Leitung GPBZ Daun), Gertrud Nolt<strong>in</strong>g-<br />

Bey (St. Josef) und Stefan Marx (Schlosserei).<br />

Projektgruppe: Erw<strong>in</strong> Krämer (Projektleiter, Leiter<br />

GPBZ Prüm), Wolfgang Michaely (Abteilungsleiter GPA<br />

Region Eifel), Bruno Wallenborn (Abteilungsleiter<br />

Handwerk und Industrie), Werner Rosemann (Gärtnerei)<br />

und Astrid Koster (Wohnangebote Trier).<br />

Verabschiedung<br />

Nie geht man ganz, denn etwas<br />

bleibt doch zurück<br />

Im Dezember letzten<br />

Jahres wurde<br />

Christ<strong>in</strong>e Schädel<br />

(2. von l<strong>in</strong>ks) auf<br />

dem Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

verabschiedet.<br />

Der Kaufmännische<br />

Direktor Fred<br />

Olk (2. von rechts)<br />

würdigt ihr langjähriges<br />

berufliches Engagement und wünschte ihr beson<strong>der</strong>s<br />

viel Gesundheit.<br />

Peter Mossem<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Weiterbildung<br />

Hierzu wurde e<strong>in</strong> Entscheidungsgremium geschaffen,<br />

das <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die fachliche Beurteilung bezüglich<br />

e<strong>in</strong>er gewünschten Weiterbildung vornimmt.<br />

Das Entscheidungsgremium besteht aus den Herren<br />

Fred Olk, Albert Mandler, Wolfgang Junker und Edgar<br />

Centurioni.<br />

Ke<strong>in</strong>e St. Bernhards-Kirmes<br />

Dieses Jahr wird ke<strong>in</strong>e traditionelle St. Bernhars-Kirmes<br />

auf dem Schönfel<strong>der</strong>hof gefeiert.<br />

Nächster Term<strong>in</strong>: August 2004<br />

Coach<strong>in</strong>g-Empowerment-Beauftragte<br />

Sab<strong>in</strong>e Lentes (Wohnangebote Trier) steht den zu<br />

Betreuenden des Schönfel<strong>der</strong>hofes als Coach<strong>in</strong>g und<br />

Empowerment-Beauftragte zur Verfügung.<br />

Zielsetzung ist es, die zu Betreuenden kont<strong>in</strong>uierlich<br />

unter aktiver Beteiligung <strong>in</strong> den Qualitäts- und<br />

Organisationsentwicklungsprozess e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

Neben <strong>der</strong> unterstützenden und themenbezogenen<br />

Begleitung von den zu Betreuenden die am TQM-Prozess<br />

beteiligt s<strong>in</strong>d wird Sab<strong>in</strong>e Lentes den Austausch<br />

zwischen den Betreuten <strong>der</strong> Organisationen Saffig,<br />

Rilch<strong>in</strong>gen und Schönfel<strong>der</strong>hof organisieren.<br />

Notizzettel<br />

Notizzettel<br />

Homepage: www.bb-schoenfel<strong>der</strong>hof.de<br />

Hier f<strong>in</strong>den Sie Informationen über uns,<br />

Geschichte, News / Term<strong>in</strong>e, Betreuungsangebote,<br />

Fortbildung, Fachartikel und e<strong>in</strong>e<br />

Stellenbörse.<br />

Klicken Sie doch mal re<strong>in</strong>!<br />

9


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>führung des Bürgermeisters<br />

<strong>der</strong> Verbandsgeme<strong>in</strong>de Trier-Land<br />

Wolfgang Reiland: „E<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben“<br />

Wohlverdienter<br />

Ruhestand<br />

10<br />

Am 13. Februar wurden die langjährigen Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> St. Bernhards-Werkstätten, Josef Kle<strong>in</strong> und<br />

Alois Rübenach, <strong>in</strong> den wohlverdienten Ruhestand<br />

verabschiedet.<br />

Ute Hesser<br />

SCHÖNFELDERHOF.<br />

Am 26. Februar fand<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er überfüllten<br />

Peter-Friedhofen-Halle<br />

e<strong>in</strong>e öffentliche Sitzung<br />

des Verbandsgeme<strong>in</strong><strong>der</strong>ates<br />

statt.<br />

Hier wurde Wolfgang<br />

Reiland, durch den I.<br />

Beigeordneten Matthias<br />

Daleiden, zum<br />

Bürgermeister <strong>der</strong><br />

Verbandsgeme<strong>in</strong>de<br />

Trier-Land vereidigt.<br />

Reiland sprach, nachdem<br />

er den Amtseid<br />

abgelegt hatte, von<br />

e<strong>in</strong>em „Meilenste<strong>in</strong>“<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben und<br />

von <strong>der</strong> „fasz<strong>in</strong>ierenden<br />

Aufgabe, Visionen<br />

und Ideen zu entwickeln<br />

und umzusetzen“.<br />

Peter Mossem<br />

MAV-<br />

Vollversammlung<br />

Im Februar lud<br />

die Mitarbeitervertretung<br />

des<br />

Schönfel<strong>der</strong>hofes<br />

zu ihrer Vollversammlung<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Stephan H<strong>in</strong>tz,<br />

erster Vorsitzende,<br />

mo<strong>der</strong>ierte<br />

die Veranstaltung,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> sich<br />

die e<strong>in</strong>zelnen MAV-Mitglie<strong>der</strong> persönlich mit ihren<br />

Aufgabenbereichen vorstellten.<br />

Nach e<strong>in</strong>em Bericht über die geleistete Arbeit des<br />

letzten Jahres, stellte sich die MAV den Fragen <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter. Peter Mossem


Selbstbefähigung<br />

förden<br />

Empowerment und psychiatrische<br />

Arbeit<br />

Literaturempfehlung<br />

Die Selbstbefähigung (o<strong>der</strong> englisch: Empowerment)<br />

<strong>der</strong> Klienten ist das erklärte Ziel aller psychiatrisch<br />

Tätigen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong> steht <strong>der</strong> Begriff Empowerment<br />

für die Zurückgew<strong>in</strong>nung von E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />

Betroffener auf ihr Leben – sei dies<br />

nun durch die Bewältigung <strong>der</strong> psychischen Erkrankung,<br />

durch vermehrte Mitbestimmung bei<br />

<strong>der</strong> Behandlung und den Behandlungsstrukturen<br />

o<strong>der</strong> durch E<strong>in</strong>flussnahme auf politischer Ebene.<br />

Es geht den Autoren <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um e<strong>in</strong>en Perspektivwechsel<br />

und e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Beziehung<br />

zwischen Betroffenen und professionell Tätigen.<br />

Aus ohnmächtigen Hilfeempfängern werden Menschen<br />

mit eigener Me<strong>in</strong>ung, die nicht länger nur<br />

auf die Hilfe von außen vertrauen. Aus<br />

(omni)potenten Helfern werden Berater und För<strong>der</strong>er<br />

e<strong>in</strong>es zunehmenden Emanzipations- und<br />

Partizipationsprozesses.<br />

Selbstbefähigung för<strong>der</strong>n, so lautet das Anliegen<br />

dieses Buches und e<strong>in</strong> Fazit daraus ist: Die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Selbstbefähigung von Klienten ist<br />

zuallererst e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Haltung – danach geht<br />

eigentlich alles ganz e<strong>in</strong>fach.<br />

Andreas Knuf/<br />

Ulrich Seibert:<br />

Selbstbefähigung<br />

för<strong>der</strong>n<br />

Empowerment und<br />

psychiatrische Arbeit<br />

Bonn,<br />

<strong>Psychiatrie</strong>-Verlag<br />

2. Auflage 2001,<br />

300 Seiten<br />

Preis: 19.90 Euro<br />

ISBN: 3-88414-253-4<br />

Peter Mossem<br />

Coach<strong>in</strong>g und<br />

Empowerment-<br />

Beauftragte<br />

d. Schönfel<strong>der</strong>hofes:<br />

Sab<strong>in</strong>e Lentes<br />

Betreute<br />

Wohnangebote Trier<br />

Kaiserstr. 12<br />

Tel.: 0651-9941193<br />

Fax: 0651-9941195<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Tempelleben für<br />

psychisch Kranke<br />

so heilsam wie<br />

Medikamente<br />

Für e<strong>in</strong>ige Zeit am Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dischen Tempel<br />

teilzunehmen, l<strong>in</strong><strong>der</strong>t psychische Krankheiten so effektiv<br />

wie Medikamente. Das berichten <strong>in</strong>dische Forscher<br />

im Fachmagaz<strong>in</strong> „British Medical Journal“ (Bd.<br />

325, S. 38).<br />

Die Psychiater vom Nationalen Institut für Mentale Gesundheit<br />

<strong>in</strong> Bangalore hatten psychisch Kranke, die zur<br />

L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ihrer Störungen im Sommer 2000 den Tempel<br />

von Muthuswamy <strong>in</strong> Süd<strong>in</strong>dien aufsuchten, mit üblichen<br />

Tests bewertet. Demnach wandten sich 23 Menschen<br />

mit paranoi<strong>der</strong> Schizophrenie, sechs mit Wahnvorstellungen<br />

und zwei Manisch-depressive an die H<strong>in</strong>du-Mönche.<br />

Im Tempel wurden die Patienten nicht speziell behandelt,<br />

son<strong>der</strong>n nahmen e<strong>in</strong>fach am ruhigen Leben <strong>der</strong><br />

Mönche teil. Mit Erfolg: Durch den Tempelaufenthalt<br />

seien die psychischen Störungen um be<strong>in</strong>ahe 20 Prozent<br />

zurückgegangen, berichten die Forscher. Vergleichbare<br />

Werte würden auch mit Psychomedikamenten erreicht.<br />

Zudem bewerten Angehörige den Zustand <strong>der</strong><br />

Patienten als deutlich besser.<br />

Vermutlich habe die unterstützende, nicht bedrohliche<br />

Umgebung im Tempel die L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bewirkt, schreiben<br />

die Forscher. Jedenfalls könnten solche Institutionen<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag für die mentale Gesundheit <strong>in</strong><br />

Indien leisten.<br />

ddp/bdw – Marcel Falk<br />

aus: Bild <strong>der</strong> Wissenschaft, 05.07.2002<br />

11


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Umsetzung des Betreuungsangebotes<br />

Soziotherapie durch<br />

die geme<strong>in</strong>depsychiatrischen<br />

Angebote Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

Seit dem 1. Dezember 2002 besteht <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz die Möglichkeit Soziotherapie gem. § 37 a SGB<br />

V umzusetzen. Die Liga <strong>der</strong> Freien Wohlfahrtsverbände<br />

und die Landesverbände <strong>der</strong> Krankenkassen<br />

haben gemäß § 132 b SGB V über die e<strong>in</strong>heitliche<br />

Versorgung mit Leistungen <strong>der</strong> Soziatherapie e<strong>in</strong>en<br />

Rahmenvertrag <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz abgeschlossen.<br />

Der Vertrag ermöglicht es soziotherapeutische Leistungen<br />

psychisch kranken Menschen zur Verfügung zu stellen.<br />

Voraussetzung hierfür ist, dass soziotherapeutische<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>ger und Fachärzte für <strong>Psychiatrie</strong><br />

und Neurologie bei <strong>der</strong> Umsetzung von Soziotherapie<br />

zusammenarbeiten.<br />

Je<strong>der</strong> soll Zugang zu sozialpsychiatrischen Hilfsangeboten<br />

haben!<br />

Soziotherapie kann verordnet werden, wenn dadurch<br />

Krankenhausbehandlung vermieden o<strong>der</strong> verkürzt wird<br />

o<strong>der</strong> wenn diese geboten, aber nicht ausführbar ist.<br />

Soziotherapie f<strong>in</strong>det überwiegend im sozialen Umfeld<br />

des psychisch Kranken statt. Es können bis zu 120 Stunden<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Zeitraums von drei Jahren erbracht<br />

werden. Entlang e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Betreuungsplanung<br />

erfolgt die Verordnung durch den Facharzt, im E<strong>in</strong>zelfall<br />

ergänzt durch den Hausarzt, <strong>in</strong> Abstimmung mit dem<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>ger. Die Verordnungen bedürfen <strong>der</strong><br />

vorherigen Genehmigung durch die Krankenkasse. Im<br />

E<strong>in</strong>zelfall kann die Krankenkasse die Beantragung durch<br />

den mediz<strong>in</strong>ischen Dienst begutachten lassen.<br />

Soziotherapie durch den Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

Die geme<strong>in</strong>depsychiatrischen Angebote <strong>Barmherzige</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof s<strong>in</strong>d über die Liga <strong>der</strong> Freien<br />

Wohlfahrtspflege <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz dem Rahmenvertrag<br />

gem. § 132 BSG V über die e<strong>in</strong>heitliche Versorgung<br />

mit Leistungen <strong>der</strong> Soziotherapie mit den beteiligten<br />

Krankenkassen beigetreten. Im gesamten Versorgungsbereich<br />

des Schönfel<strong>der</strong>hofes und an den acht dezentralen<br />

Standorten sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kerne<strong>in</strong>richtung stehen<br />

erfahrene Fachkräfte zur Verfügung, die die Berechtigung<br />

zur Erbr<strong>in</strong>gung von Soziotherapie erhalten haben.<br />

Insgesamt haben 23 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

des Schönfel<strong>der</strong>hofes die Berechtigung zur Erbr<strong>in</strong>gung<br />

von Soziotherapie durch die Anerkennung <strong>der</strong><br />

Landesverbände <strong>der</strong> Krankenkassen erhalten.<br />

12<br />

Zur Sicherstellung <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung kooperiert<br />

<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof gemäß den Richtl<strong>in</strong>ien mit Fachärzten<br />

<strong>in</strong> den jeweiligen Versorgungsregionen. Bis zum jetzigen<br />

Zeitpunkt s<strong>in</strong>d mit zehn nie<strong>der</strong>gelassenen Fachärzten<br />

Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen abgeschlossen<br />

worden, die die Zusammenarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Soziotherapie<br />

zur Behandlung anspruchsberechtigter Patienten ermöglichen.<br />

Zur Zeit bef<strong>in</strong>den sich zwei Anträge zur Erbr<strong>in</strong>gung von<br />

Leistungen im Rahmen <strong>der</strong> Soziotherapie bei den jeweiligen<br />

Krankenkassen <strong>in</strong> Bearbeitung, wovon e<strong>in</strong>er<br />

aktuell genehmigt wurde und damit die Betreuungsleistung<br />

tatsächlich schon ihre Anwendung f<strong>in</strong>det.<br />

Leistungskomplexe<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Soziotherapie:<br />

• Sozialpsychiatrische Leistungen zur<br />

ambulanten Grundversorgung<br />

• Sozialpsychiatrische Leistungen zur<br />

Selbstversorgung<br />

• Sozialpsychiatrische Leistungen zur<br />

Tagesstrukturierung / Gestaltung<br />

und Kontaktf<strong>in</strong>dung<br />

• Sozialpsychiatrische Leistungen zur<br />

Arbeit und Beschäftigung<br />

• Sozialpsychiatrische Leistungen zur<br />

Planung, Koord<strong>in</strong>ierung, Abstimmung<br />

<strong>der</strong> Hilfe<br />

Ansprechpartner:<br />

Region Trier: Herr Norbert Stozek<br />

Tel.-Nr. 06580/912.160 / Fax-Nr. 06580/912.141<br />

e-mail Adresse: n.stozek@bb-schoenfel<strong>der</strong>hof.de<br />

Region Eifel: Herr Wolfgang Michaely<br />

Tel.-Nr. 06580/912.140 / Fax-Nr. 06580/912.141<br />

e-mail Adresse: w.michaely@bb-schoenfel<strong>der</strong>hof.de<br />

Albert Mandler


Hilfeplankonferenz für den<br />

Bereich Bitburg-Prüm<br />

Betroffene können teilnehmen<br />

Psychisch erkrankte Menschen, die im E<strong>in</strong>zugsbereich<br />

<strong>der</strong> Verbandsgeme<strong>in</strong>de Bitburg-Prüm leben,<br />

wissen seit langem, dass die betreuenden Mitarbeiter<br />

des Schönfel<strong>der</strong>hofes <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen<br />

mit e<strong>in</strong>em umfangreichen Fragebogen, genannt<br />

IHP (Integrierter Hilfeplan) ausrücken, den es auszufüllen<br />

und zu bearbeiten gilt. Auf die erstaunte<br />

Frage <strong>der</strong> Klienten, warum denn diese Arbeit se<strong>in</strong><br />

muss, lautet die Antwort <strong>der</strong> Mitarbeiter zumeist:<br />

danach entscheidet die Hilfeplankonferenz über Art<br />

und Umfang des Betreuungsaufwands.<br />

Daniel Mottl: “Ich b<strong>in</strong> z.Zt. glücklich <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>er betreuten Wohnsituation, aber<br />

me<strong>in</strong> Ziel ist es, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e eigene Wohnung<br />

zu ziehen.”<br />

Seit 2002 f<strong>in</strong>den<br />

diese Konferenzenturnusmäßig<br />

<strong>in</strong><br />

den Räumen<br />

<strong>der</strong> KreisverwaltungBitburg-Prüm<br />

statt. Vertreten<br />

s<strong>in</strong>d neben<br />

Kreisverwaltung<br />

und Landessozialamt<br />

auf <strong>der</strong> Kostenträgerseite<br />

alle örtlichen<br />

Anbieter,<br />

das Gesund-<br />

heitsamt, Fachärzte und gesetzliche Betreuer. Wichtig<br />

zu wissen: die betroffenen Menschen haben je<strong>der</strong>zeit<br />

das Recht und die Möglichkeit, ebenfalls an <strong>der</strong> Sitzung<br />

teilzunehmen. Ihnen zur Seite wird dann <strong>der</strong><br />

gesetzliche Betreuer o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

stehen. Wer könnte den Hilfebedarf besser skizzieren<br />

als <strong>der</strong> Betroffene selbst, wenn es darum geht,<br />

den Kostenträgern Art und Umfang <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Hilfe zu erläutern? Doch fast nie machen die von uns<br />

betreuten Klienten von diesem Angebot Gebrauch. Der<br />

Hauptgrund hierfür liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Konferenzteilnehmer,<br />

diese große Runde schreckt e<strong>in</strong>fach viele<br />

psychisch kranke Menschen ab. Eher s<strong>in</strong>d die Überlegungen<br />

dah<strong>in</strong>gehend, von <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er anonymen<br />

Vorstellung Gebrauch zu machen. Aber die<br />

Entscheidung <strong>der</strong> Kostenträger wird <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise<br />

dadurch bee<strong>in</strong>trächtigt, ob nun <strong>der</strong> um Hilfe Suchende<br />

persönlich zugegen ist o<strong>der</strong> durch den Hilfeplanbogen<br />

vorgestellt wird. Dafür hat er ja mit den Mitarbeitern<br />

die wichtige Vorarbeit geleistet und den IHP ausgefüllt.<br />

Deshalb die vielen, den Klienten sicher oft auch<br />

nervenden o<strong>der</strong> verunsichernden Fragen nach Selbst-<br />

ständigkeit, Fähigkeiten<br />

und Ressourcen, aber<br />

ebenso nach Defiziten,<br />

mangelnden Fähigkeiten,<br />

Schwierigkeiten und<br />

Problemen. Auch wenn<br />

die gängige Frage: “Müssen<br />

wir das wirklich alles<br />

ausfüllen, warum<br />

denn?“ durchaus verständlich<br />

ist, sollte man<br />

e<strong>in</strong>es immer im Blick haben,<br />

mittels dieses Fragebogens<br />

versuchen<br />

sich die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Hilfeplankonferenz e<strong>in</strong><br />

Bild zu machen von dem<br />

Menschen, <strong>der</strong> ambulante<br />

o<strong>der</strong> stationäre Hilfe<br />

wünscht und benötigt.<br />

Auch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Betreuungssituation<br />

müssen unverzüglich<br />

mitgeteilt werden. Damit<br />

wird gewährleistet, dass<br />

jemand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er plötzlichen<br />

Krise bei Bedarf<br />

mehr Hilfe bekommt und<br />

e<strong>in</strong> umfangreicherer Betreuungsrahmenf<strong>in</strong>anziert<br />

wird. Verän<strong>der</strong>t sich<br />

die Situation zum Positiven,<br />

d.h. <strong>der</strong> Klient benötigt<br />

weniger Betreuung<br />

als bisher, so muss<br />

auch diese Verän<strong>der</strong>ung<br />

im Betreuungsplan<br />

deutlich werden und <strong>der</strong><br />

Umfang <strong>der</strong> Betreuung<br />

wird aktualisiert.<br />

Die Sorgfalt, die hier <strong>in</strong>vestiert<br />

wird, hat e<strong>in</strong>en<br />

großen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Entscheidung <strong>der</strong> Geldgeber<br />

und kann dazu<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Heike Pick: “Alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Wohnung leben zu können, ist<br />

das Wichtigste und Schönste<br />

für mich.”<br />

Helmut Hammacher: “Die<br />

neuen <strong>Wege</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong><br />

ermöglichten mir, e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>er eigenen kle<strong>in</strong>en<br />

Wohnung <strong>in</strong> Speicher.”<br />

beitragen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplankonferenz dem psychisch<br />

kranken Menschen genau das Maß an kompetenter<br />

Hilfe zuerkannt wird, die er benötigt, um e<strong>in</strong><br />

möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen.<br />

Marion Weber<br />

13


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Psichiatria Democratica<br />

<strong>Psychiatrie</strong>reform <strong>in</strong> Italien<br />

Psichiatria Democratia – <strong>in</strong>s Deutsche zu übersetzen<br />

mit „<strong>Neue</strong> <strong>Psychiatrie</strong>“, „Demokratische <strong>Psychiatrie</strong>“<br />

o<strong>der</strong> „Kritische <strong>Psychiatrie</strong>“ bezeichnet seit<br />

den 70er Jahren <strong>in</strong> Italien die Bewegung für e<strong>in</strong>e<br />

radikale Än<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>. Ziel war es,<br />

Macht und Gewalt <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong> entscheidend e<strong>in</strong>zudämmen,<br />

die traditionellen psychiatrischen Strukturen<br />

z.B. durch die Auflösung <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Anstalten aufzubrechen und parallel dazu alternative<br />

Strukturen zu entwickeln. Damit ist die italienische<br />

<strong>Psychiatrie</strong>reform zum Auslöser zahlreicher<br />

sozialpsychiatrischer Reformbewegungen <strong>in</strong> Europa<br />

geworden.<br />

Der Psychiater Franco Basaglia (†29.08.1980) gilt als<br />

Haupt<strong>in</strong>itiator des italienischen Reformgesetzes (“legge<br />

180”) und wird damit als eigentlicher Begrün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> italienischen Reformbewegung angesehen. Basaglia<br />

übernimmt im Jahre 1961 die Leitung <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Anstalten Ospedale psichiatrico prov<strong>in</strong>ciale <strong>in</strong><br />

Gorizia und leitet hier den Aufbau <strong>der</strong> ersten therapeutischen<br />

Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er italienischen <strong>Psychiatrie</strong><br />

<strong>in</strong> die <strong>Wege</strong>. Damit gilt das Jahr 1961 fortan als<br />

offizieller Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> alternativen <strong>Psychiatrie</strong>.<br />

Se<strong>in</strong>e Kritik an <strong>der</strong> traditionellen Anstaltspsychiatrie<br />

formuliert Basaglia wie folgt: „Die Anstaltspsychiater<br />

und die an<strong>der</strong>en Psycho-Arbeiter haben den sozialen<br />

Auftrag als Gefangenenwärter und Anwalt <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

zu fungieren. Der Ausschluss <strong>der</strong> Kranken aus<br />

<strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Gesunden befreit auf diese Weise die<br />

Gesellschaft von ihren kritischen Elementen und bestätigt<br />

und sanktioniert zugleich die Gültigkeit des von<br />

ihr festgelegten Normbegriffs“¹.<br />

<strong>Psychiatrie</strong>kritik als<br />

Gesellschaftskritik<br />

Nach Ansicht Basaglias<br />

üben die psychiatrischen<br />

Anstalten die<br />

Funktion <strong>der</strong> Abschrekkung<br />

aus, <strong>in</strong>dem sie<br />

den „normalen“ Bürgern<br />

zeigen, was mit<br />

Normabweichern passiert,<br />

d.h. mit denjenigen<br />

die sich nicht an<br />

die gegebene gesellschaftliche<br />

Ordnung<br />

halten. Die Anstalten<br />

s<strong>in</strong>d demnach e<strong>in</strong>e<br />

14<br />

ordnungsschaffende Instanz <strong>der</strong> Gesellschaft zur Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> staatlichen Ordnung und zur Stärkung<br />

<strong>der</strong> staatlichen Autorität. Die Mitarbeiter dieser<br />

Institutionen mutieren folglich zu Wärtern <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Ordnung. Leidtragende <strong>in</strong> diesem psychiatrisch-gesellschaftlichen<br />

Kontext s<strong>in</strong>d folglich die<br />

Anstalts<strong>in</strong>sassen. Indem die traditionellen Anstalten<br />

ausschließlich die Verantwortung <strong>der</strong> Insassen übernehmen<br />

und ihnen jedwede Initiative und Eigenaktivität<br />

verweigern, verlieren diese ihre Selbstständigkeit<br />

durch die Entmündigung ihrer Person. Diese Formen<br />

<strong>der</strong> Verwahrung und „Korrektur“ werden außerdem<br />

als Ursache für sog. „Anstaltspsychosen“ gesehen,<br />

d.h. dass die untergebrachten Menschen psychische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen und Hospitalisierungsschäden<br />

erleiden, die oftmals sehr viel schwerwiegen<strong>der</strong> als<br />

die ursprünglich bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>weisung vorliegenden Störungen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Ziele <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>reform<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die genannte Kritik formulieren die Reformer<br />

die folgenden Ziele:<br />

• „Vergesellschaftung“ o<strong>der</strong> „Sozialisierung“ psychischen<br />

Leidens durch e<strong>in</strong>e radikal verän<strong>der</strong>te Gesellschaftsordnung<br />

• Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> traditionellen psychiatrischen<br />

Anstalten<br />

• Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> herrschenden Gesellschaftsform<br />

• Schaffung neuer Möglichkeiten für das „Ausleben“<br />

des Wahns<strong>in</strong>ns<br />

• Wahrnehmung <strong>der</strong> psychiatrischen Versorgung vornehmlich<br />

durch Familie und jeweilige soziale Umgebung<br />

• Überwiegende Abschaffung <strong>der</strong> vielen Therapiearten.<br />

<strong>Neue</strong> Gesetze zur <strong>Psychiatrie</strong>reform<br />

Bis zur <strong>Psychiatrie</strong>reform im Jahre 1978 gilt das Giolitti-Gesetz<br />

(Gesetz Nr. 36) aus dem Jahre 1904. Hiernach<br />

musste jede Person, die fremd- o<strong>der</strong> selbstgefährdet<br />

o<strong>der</strong> für die Öffentlichkeit nicht tragbar war, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Anstalt untergebracht werden. Das Gesetz lässt<br />

ke<strong>in</strong>e freiwillige E<strong>in</strong>weisung zu und Zwangse<strong>in</strong>weisungen<br />

und die nach e<strong>in</strong>em Monat automatisch erfolgende<br />

Entmündigung werden zur Regel. Die Anstalten<br />

werden somit zum Sammelbecken für ungelöste soziale<br />

Problemfälle und dienen als Zucht- und Erziehungs<strong>in</strong>stanzen.<br />

Mit neuen Gesetzen wollen die Reformer<br />

<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> verbreiteten Auffassung über<br />

unheilbare und gefährliche „Geisteskranke“, die <strong>in</strong>


Anstalten zum Schutz<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>in</strong>terniert<br />

s<strong>in</strong>d, entgegenwirken.<br />

Menschen <strong>in</strong><br />

psychischen Krisen sollen<br />

angemessene Hilfen<br />

erhalten, wobei <strong>der</strong><br />

ambulanten Betreuung<br />

Vorrang gegenüber e<strong>in</strong>es<br />

stationären Aufenthaltese<strong>in</strong>zuräumen<br />

ist.<br />

Gesellschaftliche Än<strong>der</strong>ungen<br />

för<strong>der</strong>n<br />

<strong>Psychiatrie</strong>reform<br />

Die <strong>Psychiatrie</strong>reform<br />

<strong>in</strong> Italien kann nur im<br />

Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> sozialen und politischen Situation gesehen werden.<br />

Mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>setzenden wirtschaftlichen Entwicklung<br />

bilden die Menschen im Zuge von steigenden Lebensstandards<br />

e<strong>in</strong> kritischeres Bewusstse<strong>in</strong> gegenüber dem<br />

Staat und dessen Institutionen aus. Damit rücken auch<br />

die psychiatrischen Anstalten als ordnungsschaffende<br />

Institutionen des Staates <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Kritik.<br />

Die offizielle E<strong>in</strong>leitung <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>reform erfolgt im<br />

Jahre 1968 mit Inkrafttreten des „Gesetzes Nr. 431“.<br />

Die Versorgungsverpflichtung zur Betreuung/Behandlung<br />

wird auf die Allgeme<strong>in</strong>krankenhäuser übertragen,<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Prov<strong>in</strong>zen (z.B. Perugia, Arezzo, Triest)<br />

beg<strong>in</strong>nt man bereits mit <strong>der</strong> Auflösung von Anstalten.<br />

An<strong>der</strong>s als im „Giolitti-Gesetz“ von 1904 wird nun die<br />

freiwillige Aufnahme zur stationären Behandlung ermöglicht<br />

und die obligatorische E<strong>in</strong>tragung von Anstalts<strong>in</strong>sassen<br />

<strong>in</strong> das Strafregister entfällt.<br />

Es werden staatliche Mittel für den Aufbau von sog.<br />

SSM (Ambulante Dienste für seelische Gesundheit) für<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e territoriale <strong>Psychiatrie</strong>versorgung zur Verfügung<br />

gestellt. Waren diese Dienste zunächst zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> psychiatrischen Anstalten konzipiert, so arbeiten<br />

sie jetzt darauf h<strong>in</strong>, jegliche stationäre Aufnahme<br />

zu vermeiden. Im SSM arbeitet e<strong>in</strong> multiprofessionelles<br />

Team, welches für e<strong>in</strong> Gebiet von 50.000 bis<br />

200.000 E<strong>in</strong>wohnern zuständig ist. Das E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

ist identisch mit dem <strong>der</strong> staatlichen Gesundheitsambulatorien<br />

(U.S.L.=Unità Sanitaria Locale“). Im Zuge<br />

<strong>der</strong> vollkommenen Neustrukturierung des italienischen<br />

Gesundheitswesen Ende 1978 durch das „Gesetz Nr.<br />

833“ (auch bekannt als „riforma sanitaria“) erfolgt e<strong>in</strong>e<br />

komplementäre Verknüpfung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Dienste,<br />

für die die U.S.L. die Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben wahrnehmen<br />

und die Organisations-, F<strong>in</strong>anz- und Verantwortungshoheit<br />

ausüben. Bereits im Mai 1978 wurde das<br />

„Gesetz Nr. 180“ zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es Volksreferendums<br />

(radikale Abschaffung aller psychiatrischen Anstalten)<br />

<strong>in</strong> Kraft gesetzt. Die wesentlichen Inhalte des<br />

„legge 180“ s<strong>in</strong>d:<br />

• Grundsätzlich freiwillige psychiatrische Behandlung<br />

• Zeitliche Begrenzung von Zwangsbehandlung<br />

• Ke<strong>in</strong>e weiteren stationären Aufnahmen neuer Patienten<br />

<strong>in</strong> Anstalten<br />

• Ke<strong>in</strong>e Neubauten von psychiatrischen Anstalten<br />

• Ausschließliche Behandlung von psychiatrischen Patienten<br />

<strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>krankenhäusern.<br />

Im Jahr 1982 soll e<strong>in</strong> Gesetzentwurf durch die Initiative<br />

konservativer Parlamentariagruppen die Inhalte <strong>der</strong><br />

neuen Gesetze teilweise wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>schränken wie z.B.<br />

durch die Erleichterung von Zwangse<strong>in</strong>weisungen.<br />

Durch den heftigen Wi<strong>der</strong>stand l<strong>in</strong>ker Parteien, <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

und <strong>der</strong> „Psichiatria Democratica“ werden<br />

diese Vorhaben und weitere Versuche, die <strong>Psychiatrie</strong>reform<br />

aufzuhalten, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

¹ s. Zehentbauer, Josef (Hrsg.): Die Auflösung <strong>der</strong> Irrenhäuser<br />

o<strong>der</strong> die <strong>Neue</strong> <strong>Psychiatrie</strong> <strong>in</strong> Italien, Frankfurt 1990<br />

(3), S. 10<br />

Wolfgang Junker<br />

15


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Empowerment<br />

Gelebte Praxis o<strong>der</strong> Makulatur?<br />

Mit Beg<strong>in</strong>n des Projekts „Entwicklung und Implementierung<br />

e<strong>in</strong>es Qualitätsmanagementsystems <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

geme<strong>in</strong>depsychiatrischen Organisation <strong>Barmherzige</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof“ im Jahre 1998 beteiligten<br />

sich betreute Menschen aktiv und kont<strong>in</strong>uierlich an<br />

<strong>der</strong> Entwicklung und Bewertung von Qualitätsstandards<br />

und bee<strong>in</strong>flussen damit das Organisationsgeschehen.<br />

Damit geht <strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof über die seitens des<br />

Gesetzgebers im Rahmen von Heimgesetz und Werkstättenverordnung<br />

gefor<strong>der</strong>te Mitwirkung betreuter<br />

Menschen h<strong>in</strong>aus. Ohne die Bedeutung und Notwendigkeit<br />

von Vertretungsgremien wie Heimbeirat o<strong>der</strong><br />

Werkstattrat <strong>in</strong> Frage zu stellen, muss jedoch e<strong>in</strong>e kritische<br />

Betrachtung dieser Gremien erlaubt se<strong>in</strong>. Wohlgemerkt<br />

richtet sich die kritische Betrachtung nicht auf<br />

die hoch anzuerkennende Arbeit und das Engagement<br />

<strong>der</strong> betreuten Menschen, son<strong>der</strong>n eher auf die Wahrnehmung<br />

und den daraus resultierenden Umgang <strong>der</strong><br />

Organisation und <strong>der</strong>en Mitarbeiter mit diesen Vertretungs<strong>in</strong>stanzen.<br />

Damit soll nicht unterstellt werden, dass Organisation<br />

und Mitarbeiter Vertretungsgremien betreuter Menschen<br />

nicht respektieren und ernstnehmen, bzw. als Alibi zur<br />

Erfüllung <strong>der</strong> gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen sehen. Alle<strong>in</strong><br />

aber die Tatsache, dass die Interessenvertretung <strong>der</strong><br />

Betroffenen <strong>in</strong> Form von Bei-/Räten durchaus berechtigt<br />

– <strong>in</strong>stitutionalisiert wurde, verdeutlicht, dass Betroffene<br />

und Mitarbeiter <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Organisation<br />

unterschiedlich im schlimmsten Falle gegensätzlich –<br />

positioniert s<strong>in</strong>d.<br />

Der <strong>in</strong> früheren Jahren herrschende und durchaus gewollte<br />

Niveauunterschied <strong>der</strong> Positionen „Betreute“ und<br />

„Mitarbeiter“ nach dem Motto „Ihr da unten, wir da oben“<br />

ist zwischenzeitlich aufgehoben und nivelliert. Bei kritischer<br />

Betrachtung lässt sich dennoch feststellen, dass<br />

die Gruppierungen „Betreute“ und „Mitarbeiter“ oft nicht<br />

paritätisch nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n sich gegenüber<br />

stehen. Dies mag vor<strong>der</strong>gründig mit verme<strong>in</strong>tlich unterschiedlichen<br />

Interessen dieser Gruppen zusammenhängen,<br />

die seitens <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> Kategorie „Betreuungsauftrag“<br />

und aus Sicht <strong>der</strong> Betreuten <strong>der</strong> Rubrik<br />

„Lebens- und Betreuungsqualität“ zugeordnet<br />

werden können.<br />

In <strong>der</strong> Sichtweise e<strong>in</strong>es umfassenden Qualitätsmanagements<br />

(TQM = total quality management) werden die<br />

Kategorien „Betreuungsauftrag“ und „Lebens- und<br />

Betreuungsqualität“ im H<strong>in</strong>blick auf die vere<strong>in</strong>barten<br />

Qualitätsziele mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kompatibel gemacht. Voraussetzung<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs, dass es e<strong>in</strong>e von Mitarbeitern<br />

und Betreuten geme<strong>in</strong>schaftlich erstellte Zielfor-<br />

16<br />

mulierung gibt. E<strong>in</strong>e solche mit Träger, Hausleitung, Mitarbeiterschaft<br />

und Betreuten abgestimmte Zielformulierung<br />

wird <strong>in</strong> den Qualitätszielen des Qualitätsmanagementsystems<br />

des Schönfel<strong>der</strong>hofes abgebildet.<br />

Wie festzustellen ist, ist zwar die Formulierung von<br />

Qualitätszielen, <strong>der</strong>en Diskussion und Tranzparentmachung<br />

e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung für den Prozess,<br />

das „Gegenüber“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong> „Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>“ zu verwandeln,<br />

alle<strong>in</strong> dies reicht jedoch nicht aus, den Gedanken<br />

des demokratischen Mit(e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>)-Wirkens <strong>in</strong> gelebte<br />

Praxis umzusetzen.<br />

An dieser Stelle spielt <strong>der</strong> Ansatz des Empowerment<br />

e<strong>in</strong>e gewichtige Rolle. Empowerment als Prozess zur<br />

(Wie<strong>der</strong>)Aneignung von Selbstbestimmung und Lebensautonomie,<br />

be<strong>in</strong>haltet drei Aspekte, die bei <strong>der</strong> praktischen<br />

Umsetzung zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d:<br />

1. Selbstbemächtigung problembetroffener Personen<br />

Mit Selbstbemächtigung s<strong>in</strong>d hier durch die Betroffenen<br />

selbst <strong>in</strong>itiierte und gesteuert Prozesse zur (Wie<strong>der</strong>)<br />

Herstellung von Selbstbestimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />

Lebensgestaltung geme<strong>in</strong>t. Selbsthilfegruppen o<strong>der</strong><br />

Bürgerrechtsbewegungen s<strong>in</strong>d hierfür Beispiele für die<br />

Praktizierung des Empowermentgedankens. Die Fähigkeit<br />

zur Selbstbemächtigung <strong>in</strong> diesem Kontext nimmt<br />

jedoch progredient mit <strong>der</strong> steigenden Abhänigkeit <strong>der</strong><br />

betroffenen Menschen von an<strong>der</strong>en Menschen, Systemen<br />

o<strong>der</strong> Organisationen ab. Bee<strong>in</strong>trächtigungen physischer<br />

o<strong>der</strong> seelischer Art verstärken <strong>in</strong>des die Abhängigkeit.<br />

Empowerment ausschließlich unter diesem<br />

Aspekt zu betrachten, hieße, <strong>in</strong>stitutionell betreuten<br />

Menschen lediglich die strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

wie z.B. Räumlichkeiten o<strong>der</strong> Zeitressourcen zur<br />

Verfügung zu stellen, um sich <strong>in</strong> den entsprechenden<br />

Vertretungsgremien zu organisieren. Beisitzer aus <strong>der</strong><br />

Mitarbeiterschaft werden zwar als Vertrauenspersonen<br />

gesehen und sich sicherlich auch redlich um die Wahrnehmung<br />

dieser Position bemühen, werden jedoch<br />

häufig – wie die Praxis zeigt – zu Organisatoren zeitund<br />

raumtechnischer Bed<strong>in</strong>gungen reduziert.<br />

2. Professionelle Unterstützung von Autonomie und<br />

Selbstgestaltung<br />

Dieser Aspekt kommt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e da zum Tragen, wo<br />

Menschen durch äußere Bed<strong>in</strong>gungen o<strong>der</strong> durch körperliche,<br />

geistige o<strong>der</strong> seelische Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

„beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden“, die Gestaltung des eigenen Lebens<br />

nach ihren Vorstellungen <strong>in</strong> die Hand zu nehmen.<br />

Hier bedarf es <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung und Unterstützung von<br />

Selbstbestimmung durch professionelle Helfer. Die Er-


fahrung auf dem Schönfel<strong>der</strong>hof nämlich zeigt, dass<br />

betreute Menschen mit bzw. durch e<strong>in</strong>en hohen Grad<br />

an Partizipation am Organisationsgeschehen Gefahr<br />

laufen, aufgrund e<strong>in</strong>es sich selbst gesetzten Erfolgsdrucks<br />

o<strong>der</strong> durch von außen gesetzte Erwartungen<br />

überfor<strong>der</strong>t zu werden. Überfor<strong>der</strong>ung führt zu Motivationsverlust<br />

und schließlich zur Aufgabe des Engagements<br />

nicht nur für an<strong>der</strong>e, son<strong>der</strong>n auch für sich<br />

selbst.<br />

Professionelle Unterstützung hat das Ziel, betreuten<br />

Menschen auch außerhalb des eigentlichen therapeutischen<br />

Sett<strong>in</strong>gs das Rüstzeug für e<strong>in</strong>e autonome Lebensgestaltung<br />

zur Verfügung zu stellen und im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es „personal development“¹ bedarfsgerichtet und<br />

zielorientiert zu vermitteln. Voraussetzung allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist auch, dass die Leitung e<strong>in</strong>er Organisation das „personal<br />

development“ von betreuten Menschen akzeptiert<br />

und durch das Verfügbarmachen von z.B. personellen<br />

und f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen unterstützt.<br />

Die Bedeutung von Personalentwicklung h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe des hauptamtlichen Personals wird<br />

heute <strong>in</strong> sozialen Organisationen nicht mehr <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt und wird dort, wo Qualitätsmanagementsysteme<br />

greifen, kont<strong>in</strong>uierlich, systematisch und nachhaltig<br />

praktiziert. Die konsequente Umsetzung des Empowermentgedankens<br />

erfor<strong>der</strong>t folglich e<strong>in</strong> Konzept<br />

<strong>der</strong> „Personalentwicklung“ für die Betroffenen. E<strong>in</strong>es<br />

sollte an dieser Stelle jedoch klar gestellt werden:<br />

Konzepte zur „persönlichen Entwicklung“ von betreuten<br />

Menschen dürfen nicht ausschließlich auf Maßnahmen<br />

zur Vermittlung von Fachwissen beschränkt werden.<br />

Vielmehr muss es darum gehen, den Transfer des<br />

Fachwissens <strong>in</strong> den Lebensalltag mit Hilfe methodischer<br />

Unterstützung zu bewerkstelligen und gezielt und<br />

bedarfsorientiert Anleitung und Hilfe zum Erwerb und<br />

zur Weiterentwicklung von Individual- und Sozialkompetenz<br />

zu geben.<br />

E<strong>in</strong> solches Konzept setzt allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e gewisse Wertehaltung<br />

und E<strong>in</strong>stellung seitens e<strong>in</strong>er Organisation<br />

bzw. <strong>der</strong>en Mitarbeiter gegenüber betreuten Menschen<br />

voraus. „Kundenorientierte“ E<strong>in</strong>stellungen – um<br />

es im Jargon des Qualitätsmanagements auszudrükken<br />

– entstehen nicht von alle<strong>in</strong>e, son<strong>der</strong>n bedürfen<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>em „personal development“ von Organisationsleitung<br />

und Mitarbeitern.<br />

3. Än<strong>der</strong>ung von Werten und E<strong>in</strong>stellungen<br />

Im Zuge von Qualitätsentwicklung hat sich das Bild<br />

und die Gewichtung von Kunden („Der Kunde ist König“)<br />

eklatant geän<strong>der</strong>t. Im Handel und Industrie mittlerweile<br />

kaum mehr <strong>in</strong> Frage gestellt, tun sich soziale<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Organisationen vielfach schwer, ihre Klientel als Kunden<br />

zu betrachten und entsprechend kundenorientiert<br />

zu behandeln. Dies trifft erfahrungsgemäß <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

für Organisationen zu, die streng hierarchisch<br />

strukturiert s<strong>in</strong>d und autoritär geführt werden.<br />

Soll e<strong>in</strong> Paradigmenwechsel <strong>in</strong> den Köpfen von Mitarbeitern<br />

stattf<strong>in</strong>den, mag es ergänzend notwendig<br />

se<strong>in</strong>, durch Schulung, Fort- o<strong>der</strong> Weiterbildung diesen<br />

Prozess zu unterstützen. Solche Maßnahmen fallen um<br />

so eher auf fruchtbaren Boden, wenn seitens von Träger<br />

und Organisationsleitung Demokratie <strong>in</strong> Strukturen<br />

und Prozessen vorgelebt wird. Lippenbekenntnisse<br />

alle<strong>in</strong>e helfen hier nicht weiter.<br />

Qualitätsmanagementsysteme wie das TQM-Modell<br />

des Schönfel<strong>der</strong>hofes bilden e<strong>in</strong>e geeignete Plattform<br />

für e<strong>in</strong>en solchen Paradigmenwechsel. Die Demokratisierung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Beziehung zwischen betreutem Mensch<br />

und betreuendem Mitarbeiter („Verhandeln statt behandeln“,<br />

„Interaktion auf gleicher Augenhöhe“) drükken<br />

sich bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Formulierung e<strong>in</strong>es Grundsatzzieles<br />

des Qualitätsmanagementsystems aus:<br />

„Aktive E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und Beteiligung aller Mitarbeiter<br />

und aller Betreuten <strong>in</strong> den TQM-Prozess zur schrittweisen<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Gesamtqualität <strong>der</strong> Organisation<br />

<strong>Barmherzige</strong> Brü<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof“. Die konkrete<br />

und praktische Umsetzung dieses Zieles erfolgt<br />

durch e<strong>in</strong>e gleichberechtigte Mitarbeit und Mitwirkung<br />

betreuter Menschen <strong>in</strong> Qualitätsarbeitsgruppen, Qualitätszirkeln<br />

und <strong>in</strong> Arbeits- und Projektgruppen im<br />

Rahmen von Organisationsentwicklung. Das geme<strong>in</strong>same<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> führt dazu, dass die oben geschil<strong>der</strong>ten<br />

Interessengegensätze <strong>der</strong> Gruppen „Betreute“<br />

und „Mitarbeiter“ von beiden Seiten transparent<br />

gemacht und offensiv diskutiert werden.<br />

Fazit<br />

Coach<strong>in</strong>g und Empowerment-Beauftragte<br />

des Schönfel<strong>der</strong>hofes:<br />

Sab<strong>in</strong>e Lentes<br />

Betreute Wohnangebote Trier<br />

Kaiserstr. 12<br />

Tel.: 0651-9941193<br />

Fax: 0651-9941195<br />

Auf dem Schönfel<strong>der</strong>hof wird dem Empowermentgedanken<br />

unter den drei geschil<strong>der</strong>ten Aspekten Rechnung<br />

getragen. E<strong>in</strong>schränkend sei gesagt, dass es sich<br />

hierbei um e<strong>in</strong>en Prozess handelt, <strong>der</strong> noch nicht abgeschlossen<br />

ist und sehr wahrsche<strong>in</strong>lich noch <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Korrektur bedarf, aber ... <strong>der</strong> Weg<br />

ist das Ziel.<br />

Wolfgang Junker<br />

¹“Personalentwicklung“ als Übersetzung des englischen Begriffs<br />

„personal development“ bildet die eigentliche Bedeutung<br />

nicht korrekt ab. Hier ist nicht die Entwicklung von<br />

Personal, son<strong>der</strong>n die persönliche Entwicklung geme<strong>in</strong>t.<br />

17


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

„Qualität, Qualifizierung und Stärkung<br />

<strong>der</strong> Selbsthilfe“ und des Arbeitskreises<br />

zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Versorgung<br />

Die vielfältigen Vorschläge <strong>der</strong> Arbeitsgruppe folgen konsequent<br />

<strong>der</strong> Personenorientierung aller Hilfen als <strong>in</strong>tegrierte<br />

Komplexleistungen:<br />

1. auf die Bedürfnisse und den Bedarf des E<strong>in</strong>zelnen<br />

abgestimmt werden und<br />

2. sollen wie aus „e<strong>in</strong>em Guss“, d.h. <strong>in</strong>tegriert, erbracht<br />

werden.<br />

Dies ist nur mit durchgreifenden Verän<strong>der</strong>ungen auf<br />

mehreren Ebenen möglich:<br />

Die gesetzlichen Grundlagen aller Sozialleistungsträger<br />

(Krankenkassen, Rentenversicherung, Sozialhilfe, Jugendhilfe)<br />

s<strong>in</strong>d zu verän<strong>der</strong>n – dazu werden konkrete<br />

Vorschläge unterbreitet; die bisher teilweise schon existierenden<br />

Verbünde s<strong>in</strong>d so umzubauen, dass sie auch<br />

tatsächlich die erfor<strong>der</strong>lichen Hilfen personenbezogen<br />

und <strong>in</strong>tegriert erbr<strong>in</strong>gen können – und zwar von <strong>der</strong> stationären,<br />

teilstationären, ambulanten Behandlung über<br />

die ambulantvisierte Rehabilitation bis zu den Hilfen zur<br />

Teilhabe.<br />

Bisherige Erfahrungen haben gezeigt, dass es dafür<br />

neuer Steuerungs<strong>in</strong>strumente bedarf; die Stichworte<br />

lauten:<br />

„Integrierte Versorgung“ und „Disease-Management“<br />

D.H.: Vorgeschlagen wird die Entwicklung von strukturierten<br />

Programmen, mit denen die Behandlung, Rehabilitation<br />

und Teilhabe für bestimmte Personengruppen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Programm zusammengefasst wird, wobei dies<br />

auf zwei Grundlagen beruht:<br />

1. Das unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>erfahrenen<br />

und <strong>der</strong>en Angehörigen vere<strong>in</strong>barte eigentliche Programm<br />

von Behandlung bis Teilhabe mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition<br />

<strong>der</strong> zu erzielenden Wirkungen<br />

18<br />

2. Die vertragliche Regelung, wonach den Leistungserbr<strong>in</strong>gern<br />

die für die geme<strong>in</strong>same Durchführung e<strong>in</strong>es<br />

solchen Programms e<strong>in</strong> Globalbudget (aus Krankenkassen-,Rentenversicherungs-<br />

und BSHG und ggf.<br />

KJHG-Mitteln) zusteht, mit dem sie die vere<strong>in</strong>barten<br />

Ziele zu erreichen haben. Erreichen sie diese Ziele<br />

mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Ressourcene<strong>in</strong>satz als dem zugesagten<br />

Geldbetrag, stehen die E<strong>in</strong>sparungen dem<br />

durchführenden Verbund zur freien Verfügung – benötigen<br />

sie mehr, ist dies zu verhandeln.<br />

Daran wird erkennbar:<br />

Die langfristigen Ziele s<strong>in</strong>d entscheidend – nicht (nur)<br />

e<strong>in</strong>e partielle gute Behandlung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e gute Tagesstättenbetreuung.<br />

Diese langfristigen Ziele s<strong>in</strong>d nur regional<br />

und geme<strong>in</strong>schaftlich zu erreichen – und dies führt<br />

auch zu grundlegenden Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

und -Sicherung. Die Qualität <strong>der</strong> regionalen<br />

Versorgung tritt <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund, Qualitätsentwicklung<br />

und –Sicherung wird zu e<strong>in</strong>er primären Verbundaufgabe.<br />

In den kurz umrissenen Prozessen soll, so <strong>der</strong> Arbeitskreis,<br />

die Stärkung <strong>der</strong> Selbsthilfe, d.h. <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>erfahrenen<br />

und <strong>der</strong>en Angehörigen, e<strong>in</strong>e deutlich größere<br />

Rolle spielen als heute. In den Gremien s<strong>in</strong>d sie<br />

gleichberechtigt zu beteiligen, Qualitäts<strong>in</strong>dikatoren s<strong>in</strong>d<br />

nicht alle<strong>in</strong> fachlich zu def<strong>in</strong>ieren, son<strong>der</strong>n die <strong>Psychiatrie</strong>erfahrenen<br />

und ihre Angehörigen s<strong>in</strong>d zu fragen,<br />

was aus ihrer Sicht „Gute Qualität“ ist – und das ist etwas<br />

an<strong>der</strong>es als lediglich nachträglich ihre Zufriedenheit<br />

mit den Hilfen abzufragen.<br />

Die <strong>Barmherzige</strong>n Brü<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d hier auf dem richtigen Weg:<br />

Längst s<strong>in</strong>d die zu Betreuenden <strong>in</strong> den Qualitätszirkeln<br />

mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hard Peukert


Die neue <strong>Psychiatrie</strong><br />

und wir <strong>Psychiatrie</strong>-Erfahrenen<br />

1. Traditioneller Weg bis <strong>in</strong> die 90iger Jahre<br />

In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz gab es drei große psychiatrische Anstalten<br />

– An<strong>der</strong>nach, Alzey und Kl<strong>in</strong>kenmünster. So mussten<br />

wir Trierer von den Ärzten nach An<strong>der</strong>nach e<strong>in</strong>gewiesen<br />

werden, dass zirka 100 Kilometer von Trier entfernt<br />

liegt. Das hier e<strong>in</strong> Besuch von Freunden und <strong>der</strong><br />

Familie nicht täglich und wöchentlich erfolgen konnte,<br />

ist leicht e<strong>in</strong>sehbar.<br />

2. <strong>Neue</strong> <strong>Wege</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>denahen <strong>Psychiatrie</strong><br />

1995 wurde das neue PsychKG veröffentlicht und damit<br />

die Kehrtwende <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>landschaft def<strong>in</strong>iert.<br />

Nicht nur die Professionellen wurden zum Umdenken<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n auch wir <strong>Psychiatrie</strong>-Erfahrenen<br />

wurden zur Aktivität motiviert.<br />

2.1. Stationäre und ambulante Erwachsenen-<br />

<strong>Psychiatrie</strong><br />

Bis <strong>in</strong> die 90iger Jahre wurden viele psychisch kranke<br />

Menschen von den Hausärzten versorgt, fast die Hälfte<br />

<strong>der</strong> Psychopharmaka von den Hausärzten verschrieben.<br />

Mit dem Aufbau <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>denahen <strong>Psychiatrie</strong><br />

(Stadt Trier und Landkreis Trier-Saarburg) erhöhten sich<br />

die Kl<strong>in</strong>ikse<strong>in</strong>weisungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwachsenen-Sozialpsychiatrie.<br />

Heute ist es ke<strong>in</strong>e Seltenheit für die Nachbehandlung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ambulanz vier bis zwölf Wochen zu<br />

warten. Mit dem Therapeutengesetz ist auch dem Wildwuchs<br />

<strong>der</strong> Therapien E<strong>in</strong>halt geboten. Hier besteht nicht<br />

selten im Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung Bezirk – Trier (KV)<br />

e<strong>in</strong>e Wartezeit von drei Monaten. Kürzere Wartezeiten<br />

wären für uns von Vorteil.<br />

2.2. Wohnortnahe K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />

In den letzten Jahren hat die Philosophie <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>denahen<br />

<strong>Psychiatrie</strong> auch die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />

erreicht. So s<strong>in</strong>d statt <strong>der</strong> zentralen <strong>Psychiatrie</strong><br />

dezentrale E<strong>in</strong>heiten entstanden. Dies hat den Vorteil,<br />

dass die familiäre Anb<strong>in</strong>dung nicht abreißt, bei e<strong>in</strong>em<br />

E<strong>in</strong>zugsbereich von weniger als 100 Kilometer.<br />

3. <strong>Neue</strong> <strong>Wege</strong> außerhalb <strong>der</strong> stationären<br />

<strong>Psychiatrie</strong> – ambulant vor stationär<br />

Mit dem Aufbau <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>denahen <strong>Psychiatrie</strong> entwickelten<br />

sich auch die Institutsambulanzen an den<br />

psychiatrischen Abteilungen. S<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>em Zustand,<br />

dass wir trotz Ambulanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Abteilung unsere Term<strong>in</strong>e nicht wahrnehmen können,<br />

werden die Mitarbeiter <strong>der</strong> Ambulanz aktiv und besuchen<br />

uns zu Hause. Durch den regelmäßigen Besuch<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>in</strong> unseren vier Wänden können Tendenzen<br />

zu e<strong>in</strong>er Manie o<strong>der</strong> Depression frühzeitig erkannt<br />

werden. Mit <strong>der</strong> frühzeitigen Variation <strong>der</strong> Medi-<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Gegenwärtige Situation <strong>der</strong> neuen <strong>Psychiatrie</strong> aus Sicht <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>-<br />

Erfahrenen<br />

kamente können E<strong>in</strong>weisungen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.<br />

In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz gibt es seit wenigen Jahren das Modellprojekt<br />

„Persönliches Budget“. In drei Stufen erhalten<br />

körperlich, geistig und psychisch kranke Menschen<br />

e<strong>in</strong>en Geldbetrag, mit dem sie Leistungen im Wohnverbund,<br />

Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen Zentren o<strong>der</strong> auch<br />

sonst e<strong>in</strong>kaufen können. Wenn das Geld von uns selbst<br />

verwaltet wird, f<strong>in</strong>den wir das Modellprojekt gut, das<br />

hoffentlich dann auf ganz Deutschland ausgedehnt wird.<br />

Das „Betreute Wohnen“ kann für ähnliche Leistungen<br />

wie das Persönliche Budget herangezogen werden, nur<br />

ist hier ke<strong>in</strong> steuern<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von uns möglich – wir<br />

können ke<strong>in</strong>e Leistungen e<strong>in</strong>kaufen. Über beide Leistungen<br />

entscheidet <strong>in</strong> Trier die im dreiwöchentlichen<br />

Abstand tagende Hilfeplankonferenz. Das ist e<strong>in</strong> Vorteil,<br />

da auf kurzem Weg <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er kurzen Frist<br />

über unsere Anträge entschieden wird.<br />

Seit diesem Jahr ist für uns langzeit- und akutkranken<br />

Menschen die Soziotherapie h<strong>in</strong>zugekommen. Der zugelassene<br />

Psychiater schickt uns während e<strong>in</strong>er Krise<br />

statt <strong>in</strong> die stationäre <strong>Psychiatrie</strong> zum Wohnverbund<br />

o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen Zentrum, wo erfahrene<br />

Therapeuten uns durch die Krise begleiten. Hier gibt es<br />

das Problem, das im KV-Bezirk-Trier nicht alle Psychiater<br />

die Zulassung für diese Leistung beantragt haben,<br />

was Probleme bei <strong>der</strong> Umsetzung hervorruft.<br />

4. Herausfor<strong>der</strong>ung an die Selbsthilfegruppen<br />

Nach dem Aufbau des Bundesverband <strong>Psychiatrie</strong>-Erfahrener<br />

(BPE) 1992 und <strong>der</strong> Verabschiedung des PsychKG<br />

1995 hat sich <strong>der</strong> Landesverband <strong>Psychiatrie</strong>-Erfahrener<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e.V. (LVPE) 1996 aus drei Ortsgruppen<br />

(Landau, Ma<strong>in</strong>z und Trier) gegründet. Seit dieser<br />

Zeit s<strong>in</strong>d wir Mitglied <strong>in</strong> vielen Gremien wie Landespsychiatriebeirat,<br />

Liga Ausschuss <strong>Psychiatrie</strong>, Besuchskommission<br />

Forensik usw. Neben dieser Gremienarbeit<br />

legen wir sehr viel Wert auf Öffentlichkeitsarbeit wie<br />

die seit sechs Jahren stattf<strong>in</strong>dende Fachtagung und<br />

unser seit zwei Jahren laufendes Schulprojekt. In mittlerweile<br />

über 40 Ortsgruppen – mit und ohne professionelle<br />

Begleitung – werden wir immer häufiger zur<br />

Mitarbeit <strong>in</strong> den regionalen PSAG‘s und <strong>Psychiatrie</strong>beiräten<br />

angefragt. In den Ortsgruppen legen wir sehr<br />

viel Wert auf soziale Integrationsarbeit.<br />

Landesverband <strong>Psychiatrie</strong>-Erfahrener (LVPE)<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e.V.<br />

Franz-Josef Wagner<br />

Gratianstr. 7<br />

54294 Trier<br />

19


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Hirnscan<br />

soll psychische<br />

Probleme verraten<br />

Zukünftig werden Menschen mit Verdacht auf Depressionen,<br />

Schizophrenie o<strong>der</strong> Altersvergesslichkeit möglicherweise<br />

nicht mehr e<strong>in</strong>en Psychiater o<strong>der</strong> Psychologen<br />

aufsuchen, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en Radiologen. Englische<br />

Forscher haben bei <strong>der</strong> Eröffnung e<strong>in</strong>es Zentrums für<br />

„E-Wissenschaft“ <strong>in</strong> Ed<strong>in</strong>burgh Pläne für e<strong>in</strong> Diagnosesystem<br />

vorgestellt, das die Aussagekraft von Hirnscans<br />

soweit steigert, dass damit e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

psychischen Krankheiten erkannt werden könnten.<br />

Das System soll das Ergebnis e<strong>in</strong>es Hirnscans mit dem<br />

Tomographen <strong>in</strong>nerhalb von Sekunden mit weltweit gesammelten<br />

Daten vergleichen. Es teilt dem Arzt unter<br />

an<strong>der</strong>em mit, wie das Gehirn se<strong>in</strong>es Patienten idealerweise<br />

aussehen sollte. Das ermögliche es Radiologen,<br />

selbst kle<strong>in</strong>ste krankhafte Verän<strong>der</strong>ungen am Gehirn zu<br />

bemerken, erklärten die Forscher.<br />

Weitere Meldungen zum Thema Hirnscan f<strong>in</strong>den Sie im<br />

Archiv von wissenschaft.de.<br />

20<br />

ddp/bdw – Andreas Wawrz<strong>in</strong>ek<br />

aus: Bild <strong>der</strong> Wissenschaft, 27.04.2002<br />

Virtuelles<br />

Wohnzimmer soll<br />

bei <strong>der</strong> Diagnose<br />

psychischer Krankheiten<br />

helfen<br />

Australische Forscher haben e<strong>in</strong>e Software entwikkelt,<br />

die Psychiatern räumlich sichtbar machen kann,<br />

wie ihre Patienten mit Halluz<strong>in</strong>ationen die Welt wahrnehmen.<br />

Damit sollen sich die Ärzte besser <strong>in</strong> die<br />

Krankheit e<strong>in</strong>fühlen können, berichtet die Universität<br />

Queensland.<br />

Das Programm lässt am Computer e<strong>in</strong>en Raum entstehen,<br />

<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e 2,70 Meter hohe halbrunde Le<strong>in</strong>wand<br />

projiziert wird. In diesem Zimmer können die Ärzte alles<br />

geschehen lassen, was ihr Patient beschreibt. Räumlichen<br />

Soundeffekte, 3D-Darstellungen und so genannte<br />

Morph<strong>in</strong>g-Programme, mit denen sich Gesichter und<br />

Gegenstände verzerren lassen, schaffen dabei e<strong>in</strong>e virtuelle<br />

Welt. „Will <strong>der</strong> Patient zum Beispiel, dass sich e<strong>in</strong>e<br />

Vase durch den Raum bewegt, dann lässt sich das machen“,<br />

erläutert Andy Dennison, Leiter des Virtual Reality<br />

Centre (ViSAC) an <strong>der</strong> Universität Queensland <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Interview mit dem australischen Nachrichtensen<strong>der</strong><br />

ABC.<br />

Das System soll bei <strong>der</strong> Diagnose psychischer Erkrankungen<br />

helfen, <strong>in</strong>dem es mithilfe e<strong>in</strong>er Datenbank von<br />

Halluz<strong>in</strong>ationen und Symptomen <strong>in</strong>dividuelle Erfahrungen<br />

simuliert. Zudem möchten die Forscher die Hirnfunktionen<br />

von Patienten aufzeichnen, die <strong>der</strong> virtuellen<br />

Umgebung ausgesetzt s<strong>in</strong>d.<br />

ddp/bdw – Cornelia Pfaff<br />

aus: Bild <strong>der</strong> Wissenschaft, 21.06.2002


<strong>Barmherzige</strong> Brü<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

Geme<strong>in</strong>depsychiatrisches<br />

Betreuungszentrum <strong>in</strong> Bitburg<br />

Am 15. Mai nahm das Geme<strong>in</strong>depsychiatrische Be-treuungszentrum<br />

(GPBZ) Bitburg, Kölner Str. 33 se<strong>in</strong>e Arbeit<br />

auf.<br />

Das GPBZ ist e<strong>in</strong> Hilfsangebot für psychisch bee<strong>in</strong>trächtigte<br />

Bürger und Bürger<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Stadt Bitburg sowie <strong>der</strong><br />

Verbandsgeme<strong>in</strong>de Bitburg-Land, Kyllburg und Speicher.<br />

Das Angebot umfasst personenbezogene Hilfen im lebenspraktischen<br />

und sozialkommunikativen Bereich<br />

sowie Hilfen zum Umgang mit <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigung und<br />

Hilfen zur Tagesstruktur.<br />

E<strong>in</strong> Betreuungsteam ist ausgehend vom GPBZ zuständig<br />

für:<br />

• Betreute Wohnangebote<br />

• Kontakt- und Beratungsstelle<br />

• Tagesstätte.<br />

Betreute Wohnangebote:<br />

Das GPBZ bietet ausgerichtet an den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen<br />

im Haus selber<br />

• e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensiv betreute Wohngruppe<br />

• E<strong>in</strong>zelappartements<br />

• Betreuung <strong>in</strong> eigener Wohnung an.<br />

Kontakt- und Beratungsstelle:<br />

Die Kontakt- und Beratungsstelle bietet<br />

• offner Freizeittreff<br />

• Teestube<br />

• Bildungsangebote<br />

• Kulturangebote<br />

• Gesprächskreise<br />

• Forum für Gruppen (z.B. Selbsthilfegruppen, Angehörige)<br />

• E<strong>in</strong>zelberatung<br />

• therapeutische E<strong>in</strong>zel- und Gruppengespräche<br />

• Vermittlung psychiatrischer und nicht psychiatrischer<br />

Hilfen an.<br />

Tagesstätte:<br />

Die Tagesstätte richtet sich <strong>in</strong>sbes. an diejenigen psychisch<br />

bee<strong>in</strong>trächtigten Menschen, die nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Tagesstruktur i.S. e<strong>in</strong>er Beschäftigung auf dem<br />

allg. Arbeitsmarkt o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er WfB wahrzunehmen.<br />

In diesem Rahmen gestaltet sich das Betreuungsangebot<br />

mit folgenden Schwerpunkten:<br />

• arbeits- und ergotherapeutische Angebote<br />

• Haushaltstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• För<strong>der</strong>ung d. Kommunikations- und Sozialverhaltens<br />

• Übung von Tages- und Wochenplanung<br />

• För<strong>der</strong>ung kognitiver Fähigkeiten<br />

• Thematisierung von Alltagsproblematik<br />

• Freizeitaktivitäten und Urlaubsmaßnahmen.<br />

Adresse:<br />

<strong>Barmherzige</strong> Brü<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

GPBZ Bitburg<br />

Kölner Str. 33<br />

Tel.: 06561/670589<br />

Fax: 06561/670605<br />

Leiter: Dirk Dittmar<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Öffnungszeiten:<br />

Tagesstätte: 8.30 – 17.00 Uhr<br />

Offener Treff: 8.30 – 20.30 Uhr<br />

Beratung: 8.30 – 20.30 Uhr<br />

und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

Peter Mossem<br />

21


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Karibik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel<br />

Kappensitzung auf dem Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

Alaaf, Helau und Aloha tönte es am Weiberdonnerstag<br />

aus <strong>der</strong> Bernhards-Klause. Wir, die HEP-Auszubildenden<br />

<strong>der</strong> Ober- und Mittelstufe, organisierten e<strong>in</strong>en karibischen<br />

Nachmittag, <strong>der</strong> das Highlight an diesem Tage<br />

war.<br />

Schon seit Januar, nachdem <strong>der</strong> Weihnachtstrubel vorbei<br />

war, schwitzten alle Beteiligten bei wöchentlichen<br />

Proben. Zu unserer Freude mangelte es nicht an lustigen<br />

und motivierten Künstlern, die vor Engagement nur<br />

so strotzten.<br />

Durch die Mithilfe von Heike Pick, die sich rege an <strong>der</strong><br />

Gestaltung <strong>der</strong> Dekoration beteiligte, verwandelte sich<br />

die Bernhards-Klause <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e karibische Siesta, erfüllt<br />

von heißen Rhythmen. Palmen, Sonnen, Baströckchen<br />

und Blumenketten zauberten<br />

e<strong>in</strong> Südsee-Ambiente.<br />

Ebenfalls die<br />

selbstgemixten alkoholfreien<br />

Cocktails mit<br />

tropischen Früchten<br />

trugen zu diesem Flair<br />

bei.<br />

22<br />

13.15 Uhr:<br />

Start <strong>in</strong> die Karibik<br />

Margret Weimann führte die Zuschauer durch das bunte<br />

Programm.<br />

Heike Pick verzauberte<br />

das Publikum mit<br />

<strong>der</strong> ersten Showe<strong>in</strong>lage,<br />

e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Eigenarbeitchoreographierten<br />

Tanz. E<strong>in</strong> Lob für<br />

ihre Geduld und gute<br />

Improvisation während<br />

<strong>der</strong> technischen<br />

Pannen.<br />

Darauf folgte e<strong>in</strong><br />

S...S...S...Sketch von<br />

Anja Nosbisch und<br />

Christopher Wells<br />

über e<strong>in</strong>en stotternden<br />

Knecht und se<strong>in</strong>e<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

mit den Hühnern.<br />

Die Menge krümmte<br />

sich vor Lachen.<br />

Der nächste Brüller<br />

war Andreas Birkel, <strong>der</strong><br />

den „R<strong>in</strong>g-a-d<strong>in</strong>g-dong-Song“ präsentierte. Er ließ die Hüften<br />

kreisen und heizte dem Publikum kräftig e<strong>in</strong>.<br />

Beim nächsten Beitrag hatten die Männer nichts zu lachen.<br />

Heike Pick stellte den tierischen Lebensweg <strong>der</strong><br />

Männer vor.<br />

Speziell für diesen Nachmittag gelang es uns, DJ Ötzi<br />

aus St. Josef e<strong>in</strong>fliegen zu lassen. Gabriele Blum präsentierte<br />

ihre Interpretation des Hits „Hey Baby“. Der<br />

Saal sang begeistert mit.<br />

Nun war es an <strong>der</strong> Zeit für e<strong>in</strong>en traditionellen Auftritt am<br />

Weiberdonnerstag. Heike Pick, unser Funkenmariechen,<br />

schwang ihre Be<strong>in</strong>e zum karnevalistischen Funkentanz.<br />

Andreas Birkel nahm uns daraufh<strong>in</strong> mit auf e<strong>in</strong>e Reise<br />

von Zemmer nach Trier mit se<strong>in</strong>en selbstgedichteten<br />

Witzen.<br />

Anschließend ließen wir, die HEP-Auszubildenden, uns auch<br />

nicht lumpen und unterhielten die geladenen Gästen mit<br />

dem Manamana-Song. Nun konnte sich selbst <strong>der</strong> letzte<br />

im Saal e<strong>in</strong> Schmunzeln beim Anblick <strong>der</strong> tanzenden Handpuppen<br />

nicht<br />

verkneifen.<br />

Hierauf folgte<br />

e<strong>in</strong>e selbst kreierteBüttenrede<br />

von Marlene<br />

Schilz. Trotz <strong>der</strong><br />

großen Nervosität<br />

meisterte<br />

sie ihren Auftritt<br />

hervorragend.


Zuguterletzt verliehen wir allen Teilnehmern und Helfern<br />

Orden <strong>in</strong> Form von Blumenketten.<br />

Als krönenden Abschluss tanzten alle Beteiligten den<br />

Ketchup-Song. Bei vollbesetzter Bühne schwangen die<br />

Baströckchen und die Zuschauer ließen sich begeistert<br />

mitreißen.<br />

Im Anschluss an<br />

unser Programm<br />

war es uns gelungen,<br />

die Mary<br />

Greenwood Band<br />

aus Wittlich zu<br />

engagieren. Mit<br />

bekannten Hits,<br />

guter Stimmung<br />

und rockigen Gitarrensounds<br />

heizten sie dem<br />

Publikum e<strong>in</strong> und sogar Br. Philippus konnte sich nicht<br />

mehr auf dem Stuhl halten.<br />

Abschließend lässt sich sagen, dass es e<strong>in</strong> gelungener<br />

Nachmittag war, <strong>der</strong> alle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e verzauberte Welt voller<br />

Unterhaltung e<strong>in</strong>tauchen ließ.<br />

Bedanken möchten wir uns bei allen Teilnehmern, Helfern<br />

und Zuschauern, welche die Organisation und Präsentation<br />

möglich gemacht haben.<br />

Vielen Dank und wir hoffen auf e<strong>in</strong> fröhliches Helau im<br />

nächsten Jahr!<br />

Mart<strong>in</strong>a F<strong>in</strong>nemann, Ramona Leiser,<br />

Katarzyna Kowalska, Cor<strong>in</strong>a Hack und Bett<strong>in</strong>a Werle<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Das Europäische<br />

Jahr <strong>der</strong> Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

2003: 38 Millionen Europäer leiden<br />

unter Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

Ende Mai 2001 machte die EU-Kommissar<strong>in</strong> für Beschäftigung<br />

und soziale Angelegenheiten Anna Diamantopoulou<br />

den Vorschlag, das Jahr 2003 zum Europäischen<br />

Jahr <strong>der</strong> Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zu<br />

erklären.<br />

Der Rat <strong>der</strong> Europäischen Union beschloss am 3. Dezember<br />

2001 unter Berufung auf zahlreiche Grundsätze<br />

<strong>der</strong> EU und <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen die Durchführung<br />

des o.g. Vorschlags.<br />

„Nichts über uns ohne uns“<br />

Das Jahr 2003 steht ganz im Zeichen <strong>der</strong> Politik für und<br />

mit Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen. Ziel ist es, die Öffentlichkeit<br />

für die Rechte und Belange von beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Menschen zu sensibilisieren und die Diskussion über<br />

die Verbesserung <strong>der</strong> Chancengleichheit anzuregen. Das<br />

Europäische Jahr wird <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz mit den<br />

Schwerpunkten Gleichstellung, Barrierefreiheit, Anspruch<br />

auf persönliche Assistenz sowie ethische Fragen<br />

<strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> und des Lebensrechtes ausgestaltet.<br />

Die Landesregierung wird diese Zielsetzung mit Aktionen<br />

und Veranstaltungen <strong>in</strong>s Land tragen. Im Mittelpunkt<br />

steht dabei die Umsetzung des Landesgesetzes<br />

zur Herstellung gleichwertiger Lebensbed<strong>in</strong>gungen für<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen.<br />

Der „Schönfel<strong>der</strong>“ wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er nächsten Ausgabe über<br />

verschiedenste Veranstaltungen und Aktionstage berichten.<br />

Artikel über das Europäische Jahr <strong>der</strong> Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen können zur Veröffentlichung geschickt<br />

o<strong>der</strong> gemailt werden:<br />

Peter Mossem,<br />

<strong>Barmherzige</strong> Brü<strong>der</strong> Schönfel<strong>der</strong>hof,<br />

54313 Zemmer,<br />

E-Mail: p.mossem@bb-schoenfel<strong>der</strong>hof.de<br />

Veranstaltungs-Tipp<br />

Am 12.07.2003 f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Trier auf dem Viehmarkt e<strong>in</strong>e<br />

Veranstaltung <strong>der</strong> Ergotherapie des Euro-Medit<strong>in</strong>al-<br />

Kollegs-Trier statt. Mit Informationsständen, Unterhaltung<br />

und Spiel soll auf die Belange <strong>der</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen<br />

aufmerksam gemacht werden.<br />

Peter Mossem<br />

23


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Schönfel<strong>der</strong> Jubilare Zehn und fünfzehn Jahre Schönfel<strong>der</strong>hof<br />

24<br />

Leserbrief<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

Durch e<strong>in</strong>en me<strong>in</strong>er früheren wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

b<strong>in</strong> ich auf die Zeitschrift „Der Schönfel<strong>der</strong>“ aufmerksam<br />

gemacht worden, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die Beiträge<br />

des ansonsten von mir hochgeschätzten Professors<br />

Dr. Dr. Karl Auh. Ich möchte nicht leugnen, dass<br />

Professor Dr. Dr. Karl Auh e<strong>in</strong>e ausgewiesene und <strong>in</strong><br />

Fachkreisen unbestrittene anerkannte Koryphäe auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> Psychodendrochronologie ist. Als e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> führenden Vertreter <strong>der</strong> philoneurol<strong>in</strong>guistischen<br />

Paläozoologie muss ich me<strong>in</strong>em werten Kollegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Punkten jedoch vehement wi<strong>der</strong>sprechen:<br />

So for<strong>der</strong>t Professor Dr. Dr. Karl Auh im H<strong>in</strong>blick auf ihren<br />

Organisationsentwicklungsprozess e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung fem<strong>in</strong><strong>in</strong>er Personalkapazitäten. Abgesehen<br />

davon, dass die For<strong>der</strong>ung nach Verweiblichung<br />

von Führungsetagen aufgrund me<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />

Forschungen e<strong>in</strong>deutig wi<strong>der</strong>legt werden kann,<br />

wun<strong>der</strong>t es mich doch sehr, dass me<strong>in</strong> wissenschaftlicher<br />

Kollege dieses Me<strong>in</strong>ungsbild nach se<strong>in</strong>en – wie er<br />

schil<strong>der</strong>t – recht schmerzhaften Erfahrungen mit e<strong>in</strong>em<br />

weiblichen Teil Ihrer Belegschaft immer noch aufrecht<br />

erhält.<br />

Haben doch me<strong>in</strong>e jahrzehntelangen Forschungen am<br />

Mö.S.E.Le.R. (Möbius scientic educational Lettland Research)<br />

gezeigt, dass gerade bei dem weiblichen Teil<br />

<strong>der</strong> Menschheit das für das logische Denken zuständige<br />

Hirnareal sich diametral proportional zu den Hirnregionen<br />

entwickelt hat, die für Emotionen und Kommunikation<br />

zuständig s<strong>in</strong>d. Was übrigens die eruptiv ungesteuerte,<br />

<strong>in</strong> massivster Aggression gipfelte Impulsivität<br />

besagter Damen erklärt.<br />

Hat nicht schon <strong>der</strong> Neurologe Paul Julius Möbius als<br />

Namensgeber unseres Forschungs<strong>in</strong>stituts <strong>in</strong> Riga davor<br />

gewarnt, dass übermäßiges Denken Frauen krank<br />

Anneliese Netzer,<br />

E<strong>in</strong>tritt: 1. April 1993,<br />

St. Aloisius<br />

Peter Thielges,<br />

E<strong>in</strong>tritt: 1. April 1993,<br />

Technik<br />

Margret Otten,<br />

E<strong>in</strong>tritt: 1. Februar 1993,<br />

St. Elisabeth<br />

Fred Olk,<br />

E<strong>in</strong>tritt: 1. Januar 1988<br />

Direktorium<br />

macht? Vom Fem<strong>in</strong>ismus <strong>in</strong>filtrierte Geister mögen dem<br />

zwar wi<strong>der</strong>sprechen und Frauen – so wie Auh me<strong>in</strong>t –<br />

für die besseren Führungspersönlichkeiten halten. Diesen<br />

möchte ich dr<strong>in</strong>genst das Studium <strong>der</strong> Abhandlung<br />

„Über den physiologischen Schwachs<strong>in</strong>n des Weibes“<br />

(Leipzig, 1990) des studierten Theologen, promovierten<br />

Philosophen und habilitierten Nervenarztes Möbius<br />

empfehlen.<br />

Basierend auf <strong>der</strong> hirnphysiologischen Erkenntnis, dass<br />

Männer e<strong>in</strong>en äußerlich besser entwickelten Scheitellappen<br />

haben, belegen unsere Forschungen im Rahmen<br />

<strong>der</strong> primavistadiagnostischen Evolutionsthropologie<br />

die Behauptung von Möbius. Dies veranlasst mich<br />

zu <strong>der</strong> folgenden Stellungnahme:<br />

Dass me<strong>in</strong> werter Wissenschaftskollege mehr Bil<strong>der</strong> und<br />

weniger Text für Ihren „Schönfel<strong>der</strong>“ for<strong>der</strong>t, verwun<strong>der</strong>t<br />

mich <strong>in</strong>dessen nicht; ist es doch unbestrittene Tatsache,<br />

dass im sozialen Bereich überproportional viele<br />

Frauen arbeiten. Folglich kann ich me<strong>in</strong>em Kollegen –<br />

zum<strong>in</strong>dest teilweise – zustimmen und schlage Ihnen<br />

vor, den „Schönfel<strong>der</strong>“ <strong>in</strong> zwei unterschiedlichen Ausgaben<br />

aufzulegen: E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tellektuell anspruchsvolle mit<br />

wissenschaftlichen Essays für Männer und e<strong>in</strong>e reich<br />

bebil<strong>der</strong>te mit wenig Text, dafür mit Kochrezepten, den<br />

neusten Skandalen aus den Königshäusern <strong>der</strong> Welt<br />

und anrüchigen Details aus <strong>der</strong> Biographie von Dieter<br />

B. für Frauen.<br />

Ich hoffe Ihnen gedient zu haben und verbleibe untertänigst<br />

Ihr<br />

Prof. Dr. Dr. I.M. Becillité<br />

Walter Krämer,<br />

E<strong>in</strong>tritt: 22. Januar 1988<br />

Küche<br />

Hans-Theo Gerten,<br />

E<strong>in</strong>tritt: 2. Mai 1988<br />

Gärtnerei


Bevorstehen<strong>der</strong> Krieg gegen den Irak<br />

Friedensgottesdienst<br />

E<strong>in</strong> Appell an die Politiker<br />

SCHÖNFELDERHOF. Auf Initiative des Werkstattrates<br />

<strong>der</strong> St. Bernhards-Werkstätten wurde am 14.<br />

März <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauskapelle des Schönfel<strong>der</strong>hofes e<strong>in</strong><br />

Friedensgottesdienst gefeiert.<br />

„Wir psychisch Kranke verfolgen<br />

mit Sorge die Kriegsvorbereitungen<br />

im Nahen<br />

Osten.<br />

Im Interesse unserer Bewohner,<br />

zu betreuenden<br />

Mitarbeiter und natürlich<br />

auch unserer eigenen Angehörigen<br />

begrüßen wir<br />

den Friedensappell von Bischof<br />

Marx.<br />

Pater Hoff während des Friedensgottesdienst<br />

Wir wünschen uns alle, dass <strong>der</strong> Frieden auf <strong>der</strong> uns<br />

von Gott geschenkten Erde erhalten bleibt und wenden<br />

uns mit diesem Aufruf an die gesamte Weltöffentlichkeit,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an die Politiker <strong>in</strong> Ost und<br />

West“.<br />

Pater Hoff, <strong>der</strong> den Friedensgottesdienst zelebrierte,<br />

teilte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvoller Weise <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Predigt eigene<br />

schreckliche Erfahrungen des zweiten Weltkrieges<br />

mit.<br />

Der Friedensgottesdienst endete mit e<strong>in</strong>em symbolischen<br />

Akt: Alle Anwesenden ließen sieben „Friedenstauben“<br />

<strong>in</strong> den Himmel aufsteigen.<br />

Peter Mossem<br />

Zeiten<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Bäume vor me<strong>in</strong>em Fenster; e<strong>in</strong>e<br />

Fichte,<br />

Walnussbaum, Kastanien: Ich sah<br />

sie zu allen Zeiten:<br />

Mit Raureif überzogen,<br />

mit Pu<strong>der</strong>zuckerschnee<br />

auf ihren kahlen Ästen; nur e<strong>in</strong>e<br />

Fichte<br />

hielt die grüne Stellung zwischen<br />

Asphalt und Beton;<br />

ich seh sie wie<strong>der</strong>, me<strong>in</strong>e Bäume<br />

durch die Jahreszeiten.<br />

Frühl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Träumen;<br />

Durch e<strong>in</strong>e lichte<br />

Kastanie fällt Sonnenstrahlenhelle<br />

aus den Weiten<br />

des Universums und <strong>in</strong> dieses<br />

Licht fällt, oh je,<br />

<strong>der</strong> Jammer <strong>der</strong> W<strong>in</strong>ternacht, und<br />

me<strong>in</strong>er Fichte<br />

brechen Äste; doch, erste Knospen<br />

stehen schon,<br />

zeigen allem mutig e<strong>in</strong>en Weg<br />

zu l<strong>in</strong><strong>der</strong>n Zeiten.<br />

Sommer fällt durch me<strong>in</strong> Fenster,<br />

durch dichte<br />

Dunkelheit kam er geflogen, aus<br />

fernen Weiten<br />

von e<strong>in</strong>em lieben Gruß begleitet,<br />

doch Ach und Weh<br />

und regenbuntes Tropfen wollen<br />

uns vernichten,<br />

Eis und Hagel erschlagen,<br />

schrecklich <strong>der</strong> Lohn<br />

ihrer Arbeit. Vergesst es! Ich<br />

wand‘re durch weitere Zeiten.<br />

(Aus „Regentage“ v. Peter H. Jodes)<br />

25


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

26<br />

Der Frühl<strong>in</strong>g<br />

Wacht auf ihr Leut,<br />

Frühl<strong>in</strong>g ist ab heut.<br />

Habt ihr es vernommen,<br />

er ist endlich gekommen.<br />

Er kam über Nacht<br />

und hat uns Blumen mitgebracht.<br />

Es blühen wie<strong>der</strong> alle Blumen auch Narzissen,<br />

auf die haben wir lange warten müssen.<br />

Die Sonne sche<strong>in</strong>t so schön,<br />

da können wir wie<strong>der</strong> spazieren gehen.<br />

(Gabriele Blum)<br />

Tränen<br />

Sie lassen die Augen anschwellen,<br />

und kommen und gehen wie Wellen.<br />

Das Gesicht sche<strong>in</strong>t rot und mit Ausschlag,<br />

jemand we<strong>in</strong>t bestimmt an diesem Tag.<br />

Tränen des Glücks, Liebe, Freude,<br />

Tränen, die gleich s<strong>in</strong>d bei den Leuten,<br />

und doch von e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verschieden,<br />

sie s<strong>in</strong>d selten, wenn es herrscht Friede.<br />

Tränen von Trauer, Zornes, Neid, Leid,<br />

Tränen <strong>der</strong> Fassungslosigkeit.<br />

Tränen, die helfen und erlösen,<br />

Tränen, die bezw<strong>in</strong>gen das Böse.<br />

Tränen, die mich und dich beschämen,<br />

Tränen, die den Gegner bezähmen.<br />

Tränen, die nur wollen erpressen,<br />

und die sich <strong>in</strong> die Haut re<strong>in</strong> fressen.<br />

Tränen, die nach Salzwasser schmecken,<br />

und die bei uns Mitleid erwecken.<br />

Tränen, die aus e<strong>in</strong>em los brechen,<br />

die erlösen des Herzens Stechen.<br />

Tränen, die jemanden helfen kann,<br />

die nicht fragen, ob dann o<strong>der</strong> wann.<br />

Tränen gibt‘s überall auf <strong>der</strong> Welt,<br />

wo sie nie fließen, <strong>der</strong> ist ke<strong>in</strong> Held.<br />

(Ruth Ney, 1. Oktober 1990)


Der Frühl<strong>in</strong>g<br />

Der Frühl<strong>in</strong>g erwacht zu neuem Leben,<br />

die Sp<strong>in</strong>nen fangen an ihr Netz zu weben.<br />

Es schlagen wie<strong>der</strong> aus die Bäume,<br />

es gibt wie<strong>der</strong> Leben <strong>in</strong> den Eifelräumen.<br />

Die Blumen fangen an zu blühen,<br />

die Bauern müssen sich bemühen.<br />

Die Bienen sammeln Honigsüße,,<br />

die Menschen benutzen ihre Füße.<br />

Die Kälte geht mir auf den Geist,<br />

weil es im W<strong>in</strong>ter regnet meist.<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>en Nebel mehr,<br />

ich freu mich auf die Sonne sehr.<br />

Die Vögel zwitschern e<strong>in</strong> Lied,<br />

die Maikäfer man selten sieht.<br />

Die Menschen verkriechen sich nicht mehr im Haus,<br />

son<strong>der</strong>n wollen alle raus.<br />

Sie wollen <strong>in</strong> die Natur,<br />

und die Blütenpracht erleben pur.<br />

(Ruth Ney, 29. März 1990)<br />

Wer ist das?<br />

Diese wun<strong>der</strong>schöne Aufnahme<br />

entstand <strong>in</strong> Portugal<br />

im Kloster Tomar. Die richtige<br />

Lösung kann unter Angabe<br />

des Stichwortes „Rätsel“<br />

bei jedem Redaktionsmitglied<br />

e<strong>in</strong>gereicht werden.<br />

Stichtag ist <strong>der</strong> 1. Oktober<br />

2003.<br />

Zu gew<strong>in</strong>nen gibt es e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>kaufsgutsche<strong>in</strong> (25 Euro)<br />

für den Schönfel<strong>der</strong> Hofladen.<br />

Redaktionsmitglie<strong>der</strong><br />

sowie <strong>der</strong>en Angehörige<br />

s<strong>in</strong>d ausgeschlossen. Ebenso<br />

<strong>der</strong> Rechtsweg.<br />

The w<strong>in</strong>ner is:<br />

Der Schönfel<strong>der</strong><br />

Stefan Jochum. Er lebt im Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen<br />

Betreuungszentrum <strong>in</strong> Hermeskeil. Im letzten<br />

Rätsel erkannte er die Überreste <strong>der</strong> „alten<br />

Brennerei“. Herzlichen Glückwunsch zum Gew<strong>in</strong>n!<br />

27


Der Schönfel<strong>der</strong><br />

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