WEB - Burtscheid aktuell November 2016 - Ausgabe 59
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Besichtigung der<br />
<strong>Burtscheid</strong>er Immanuelkirche<br />
Der Monat Oktober startete für die <strong>Burtscheid</strong>er Heimatfreunde<br />
direkt mit einer Expedition, denn am Nachmittag des 1. Oktober<br />
stand die Besichtigung der <strong>Burtscheid</strong>er Immanuelkirche auf dem<br />
Expeditionsplan. Zunächst jedoch ein geschichtlicher Hinweis:<br />
Zwischen 1560 und 1580 bildeten sich in Aachen durch Einwanderung aus<br />
den Niederlanden, eine deutsch-reformierte, eine wallonisch-reformierte, eine<br />
lutherische und eine Minoritengemeinde. Zusammen stellten sie etwa 60% der<br />
Einwohnerschaft. 1<strong>59</strong>7 führte die Verhängung der Reichsacht über Aachen durch<br />
den Kaiser zum Verbot evangelischen Gottesdienstes in der Stadt. Die Gemeinden<br />
bestanden fortan heimlich weiter. Die Ausübung des Gottesdienstes war ihnen<br />
nur im benachbarten holländischen Dorf Vaals zugestanden. Erst die französische<br />
Herrschaft brachte den Protestanten in Aachen Religionsfreiheit und 1802 wurde<br />
ihnen die Annakirche zugewiesen. Lutheraner und Reformierte schlossen 1837<br />
die Union. 1933 vereinigte sich die Kirchengemeinde <strong>Burtscheid</strong> mit Aachen.<br />
Doch nun zurück zur Immanuelkirche, wo die Heimatfreunde von Redmer<br />
Studemund schon erwartet wurden, der dort seit September 2010 als Pfarrer tätig<br />
ist. Nach dem obligatorischen Gruppenbild erfuhren die Heimatfreunde zunächst<br />
einmal einige Hintergrundinformationen zur Immanuelkirche, die es seit 1982 in<br />
<strong>Burtscheid</strong>, im Südbezirk der Kirchengemeinde Aachen, gibt. In <strong>Burtscheid</strong> gab es<br />
bis zur Profanierung der Dreifaltigkeitskirche in der Zollernstraße im Jahre 2006 zwei<br />
evangelische Kirchen. Insgesamt zählt Aachen 14 evangelische Kirchen für 30.000<br />
evangelische Christen. Die Immanuelkirche ist auf dem ehemaligen Salierplatz an<br />
der Kreuzung Siegelallee/St.Vither-Straße/Malmedyer-Straße erbaut. Zunächst war<br />
die Immanuelkirche eine Art Dependence der Dreifaltigkeitskirche, die den Bereich<br />
von Köpfchen über Steinebrück, Branderhof, Beverau bis zum Franken berger<br />
Viertel abdeckt. Vom Kurgebiet <strong>Burtscheid</strong> bis zur Immanuelkirche sind es über<br />
die Malmedyer Straße nur einige Hundert Meter. Auf einem Teil des ehemaligen<br />
Grundstücks war früher eine Weidewiese für Esel und Schafe. Auch als die belgischen<br />
Soldatenfamilien noch im benachbarten Bastogne City lebten, landete auf<br />
dieser Wiese jedes Jahr der Hubschrauber, der den Nikolaus zu den Kindern brachte.<br />
Die Evangelische Kirche hatte ihr Grundstück in der Hauptstraße 51, wo sie von<br />
1803 bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, am 11. April 1944, ihren Sitz hatte,<br />
gegen das neue Baugrundstück getauscht. Früher war auch ein Evangelischer<br />
Friedhof in der Hauptstraße, der ebenfalls im Bombenhagel zerstört wurde.<br />
Nicht nur architektonischer Mittelpunkt ist der aus dem Zentrum herausragende<br />
Gottesdienstraum der Immanuelkirche. Alle Räume des Gemeindezentrums der<br />
Immanuelkirche sind variabel zu nutzen und stufenlos zu erreichen. Ideal ist das<br />
für die integrative Arbeit, die besonders im Konfi rmandenunterricht stattfi ndet.<br />
Mit dem Rollstuhl ist jeder Raum zu befahren. Das ist wichtig, denn in der Nähe<br />
liegt das Vinzenz-Heim für Körperbehinderte. Auch der Kindergarten auf dem<br />
Gelände der Immanuelkirche ist integrativ ausgerichtet. Die Kirchengemeinde<br />
hat ihn 1993 in die Trägerschaft der „Lebenshilfe” gegeben. Es ist nicht groß,<br />
das Gemeindezentrum Immanuelkirche, aber zum Wohlfühlen. Darum bemühen<br />
sich alle, die in ihm mitarbeiten.<br />
Pfarrer Studemund erzählte von einem Einbruch in der Kirche im Oktober 2010,<br />
bei dem der Tresor gestohlen wurde, in dem das Abendmahlgeschirr aufbewahrt<br />
wurde. So war eine Neuanschaffung erforderlich und die Gold- und Silberschmiede<br />
Benedikt Förster-Heye, Hubertus Förster und Drechsler Christoff Guttermann<br />
fertigten vier Kelche, zwei Oblatenschalen, eine Weinkanne und eine neue<br />
Dose für Oblaten. Im Juli 2011 wurden die Arbeiten fertig. Als Material wurde eine<br />
2.000 Jahre alte Mooreiche gepaart mit Silber verwendet. Die dunkle Mooreiche<br />
passt wunderbar zum schlichten dunklen Kreuz im Kirchenraum und das Alter des<br />
Holzes hat auch einen Bezug zu Gott.<br />
Denn die Füße der Abendmahlgeräte sind alle in Kreuzform geschaffen. Bei<br />
der Oblatendose ist der Griff ein Kreuz. So verdeutlicht das Kreuz aus der alten<br />
Mooreiche den Mensch gewordenen Gottessohn.<br />
Auch das Taufbecken ist schlicht gehalten. Die in ihrer Form eigenwillige Orgel<br />
wurde erst einige Zeit nach dem Neubau angeschafft. Zunächst musste in der<br />
Anfangszeit ein Klavier reichen. Die Orgel, die dem barocken Orgelbau folgt,<br />
wurde 1987 von der Aachener Orgelbaufi rma Georg Stahlhuth gebaut. Sie<br />
umfasst 11 Register auf 2 Manualen und das Pedal wird mechanisch bedient.<br />
Der Kirchenraum war für den bevorstehenden Erntedankgottesdienst geschmackvoll<br />
geschmückt und die Schlichtheit der Ausstattung passt wunderbar zum<br />
Kirchengebäude, das leider über keinen Kirchturm oder Glockenturm verfügt,<br />
was Pfarrer Studemund etwas bedauert. Er berichtete stolz über die produktive<br />
Zusammenarbeit mit der Pfarre St. Gregor und dem befreundeten Pastor Hendriks<br />
und seinen katholischen Kollegen. Nach 60 Minuten beendete Pfarrer Studemund<br />
seine kleine Kirchenführung und die Ausführungen über seinen Arbeitsplatz.<br />
Nach der Besichtigung und Führung durch die Immanuelkirche stand noch ein<br />
weiterer Termin zum Abschluss der 30. Expedition für die Heimatfreunde an. Denn<br />
im Stammlokal Pascual wartete beim legendären Oktoberfest mit typischen bayerischen<br />
„Deftigkeiten“ wie Haxen, Schweinebraten, Leberkäse, Weißwürste, Sauerkraut<br />
und natürlich das leckere Oktoberbier darauf, mit Genuss verzehrt zu werden.<br />
Autor: Uwe Reuters<br />
„Vertrauen in Tradition“<br />
Beratung und Formalitäten • Erd-, Feuer- und Seebestattungen<br />
Überführungen • Trauerdruck<br />
Malmedyer Straße 15 . 52066 Aachen<br />
Telefon: 02 41 / 6 70 550 . Telefax: 02 41 / 6 70 57<br />
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