Dompfarrbrief 2016/4
Dompfarrbrief 2016/4
Dompfarrbrief 2016/4
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Liturgische Überlegungen<br />
zum neuen Dom-Innenraum<br />
Kirche „auf dem Weg“ und als „Versammlung“<br />
Die Kirchenkonstitution des II. Vatikanischen<br />
Konzils (Lumen gentium,<br />
LG) spricht davon, dass das Geheimnis<br />
der Kirche in verschiedenen Bildern<br />
zum Ausdruck gebracht wird.<br />
Das prominenteste Bild ist „Leib<br />
Christi“ (LG 7). Die Kirche wird<br />
auch „Gottes Bauwerk“, „Wohnstatt<br />
Gottes im Geiste“, „Zelt Gottes unter<br />
den Menschen“, „heiliger Tempel“,<br />
in den wir „schon auf Erden als lebendige<br />
Steine eingefügt“ sind, bezeichnet<br />
(LG 6). So liegt der<br />
Gedanke nahe, die Gebäude, die als<br />
Räume der Versammlung, der Feier<br />
und des Gebetes dienen, mit den Aussagen<br />
über das Geheimnis der Kirche<br />
zu verstehen.<br />
Unser Dom ist in seinem neugotischen<br />
Stil eine „Wegkirche“. Wer den<br />
Dom beim Turm betritt, macht sich<br />
im Dom selbst auf den Weg nach<br />
vorne. Der Weg bis zum Querschiff<br />
ist gesäumt von den Bildern in den<br />
Glasfenstern, die Zeugnis des Glaubens<br />
und der Frömmigkeit unseres<br />
Landes sind. Wenn der Blick nach<br />
vorne geht, wird er vom Kreuz des<br />
historischen Hochaltars angezogen,<br />
in gleicher Weise aber auch vom<br />
Glasfenster darüber, in dem die Aufnahme<br />
Marias in den Himmel dargestellt<br />
ist als Zeichen unserer<br />
In den folgenden Pfarrbriefen werden<br />
weitere Überlegungen dargelegt:<br />
o Wie schaut der neue Altarraum<br />
aus?<br />
o Neue Feiermöglichkeiten und<br />
Feierräume<br />
o Liturgie der Gemeinde und Rollen<br />
der Dienste<br />
o Eine Art Festschrift zur Altarweihe<br />
Hoffnung, die über den Tod hinaus in<br />
die Zukunft Gottes hineinreicht. Im<br />
Hochaltarbaldachin ist innen am<br />
Scheitelpunkt das Lamm mit der Siegesfahne<br />
(als Symbol des auferstandenen<br />
Christus) zu sehen. Dieses<br />
Relief zeigt Motive aus dem letzten<br />
Buch der Heiligen Schrift, der Offenbarung<br />
des Johannes, und verleiht der<br />
Hoffnung über den Tod hinaus sichtbaren<br />
Ausdruck.<br />
Das II. Vatikanische Konzil nennt die<br />
Kirche „Volk Gottes“ und sagt, das<br />
dieses Volk Gottes „auf der Suche<br />
nach der kommenden und bleibenden<br />
Stadt ... in der gegenwärtigen Weltzeit<br />
einherzieht“ (LG 9). Der Dom<br />
als „Weg-Kirche“ bringt das zum<br />
Ausdruck. Künstler und Baumeister<br />
haben oft lange vor der theologischen<br />
Reflexion Wesentliches intuitiv erfasst<br />
und gestaltet.<br />
Dieses „Volk Gottes unterwegs“ versammelt<br />
sich, um das „Geheimnis<br />
des Glaubens“ vor allem in der sonntäglichen<br />
Eucharistie zu feiern. Jede<br />
gottesdienstliche Versammlung kann<br />
mit einer Rast auf einem Weg verglichen<br />
werden. Christen gehen nicht<br />
nur miteinander den Weg des Glaubens<br />
(im Alltag des Lebens), sie halten<br />
auch inne und sammeln Kräfte<br />
für den weiteren Weg. Die Neugestaltung<br />
des Innenraumes wird den Dom<br />
als „Wegkirche“ nicht zerstören, sondern<br />
dieses Bild vom Weg durch das<br />
Bild der Versammlung ergänzen.<br />
Die (geometrische) Mitte des Domes<br />
wird frei bleiben. Diese „freie Mitte“<br />
steht in der Balance von Ambo und<br />
Altar. Der gläubige Christ wird durch<br />
die Verkündigung des Wortes Gottes<br />
und die Feier der Eucharistie zur persönlichen<br />
Begegnung mit Gott in<br />
Christus und zur Antwort des Glaubens<br />
aufgerufen und befähigt.<br />
Altar und Ambo, Bischofs- und Priestersitz<br />
sind in der Mitte des Domes<br />
vorgesehen.<br />
Ambo und Altar sind beide genau in<br />
der Hauptachse des Domes (weder<br />
Wort noch Sakrament sind auf die<br />
Seite gerückt); sie sind vergleichbar<br />
mit den zwei Brennpunkten einer Ellipse,<br />
die gemeinsam ein „Gravitationsfeld“<br />
bilden, denn „die beiden<br />
Teile, aus denen die Messe gewissermaßen<br />
besteht, sind so eng miteinander<br />
verbunden, dass sie einen einzigen<br />
Kultakt ausmachen.“ (Liturgiekonstitution<br />
des II. Vatikanums 56)<br />
Um diese beiden „Brennpunkte“ und<br />
die freie Mitte als Zeichen für das<br />
freie und oft überraschende Handeln<br />
Gottes versammeln sich die Christen,<br />
die miteinander den Weg des Glaubens<br />
gehen und einander auf diesem<br />
Weg bestärken.<br />
Pfarrer Maximilian Strasser<br />
Fotomontage: Architektenbüros Kuehn-Malvezzi, Originalfotos: Franz Wurm<br />
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<strong>Dompfarrbrief</strong> 4/<strong>2016</strong>