georg kreisler - Volkstheater Rostock
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b e r n d h o b e<br />
gehen sie abenDs gerne aus? – opernfiguren im persönlichkeitstest<br />
Es sei, als ob Salome nicht tanzen wolle, bemerkt Bruno im 2. Akt, nachdem er nach der Handlung dieser<br />
Oper gefragt hat. Immer wieder wird Kreislers »Aquarium« selbstreferentiell und thematisiert die<br />
fehlende oder zumindest bruchstückhafte Handlung. So auch Camilla, wenn sie im 1. Akt erklärt: »Und<br />
es gibt auch keine Oper ohne Handlung. Daher hat auch diese Oper eine Handlung. Wenn ich sie nur<br />
wüsste! Jetzt sind wir bald im zweiten Akt und eine Handlung ist nirgends zu sehen.«<br />
Bei unseren Vorbereitungen rückten schnell die einzelnen Figuren der Oper, losgelöst von einer etwaigen<br />
Eingebundenheit in einen dramatischen Kontext, in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Mit welchen<br />
Charakteren haben wir es hier zu tun? In Gesprächen mit Regisseur und Ausstatter versuchten wir bei<br />
dieser Frage Licht ins Dunkel zu bringen. Hauptkriterium dabei war, was die Figuren äußern und wie sie<br />
handeln. Bald kam die Idee eines Persönlichkeitstestes auf, den die Sänger – ganz im Denken und Fühlen<br />
ihrer Figur – doch ausfüllen könnten. Der Versuch versprach interessant zu werden, denn das Ensemble<br />
studiert über Monate hinweg Text und Musik ihrer Figuren und setzt sich im mehrwöchigen Probenprozess<br />
intensiv mit den darzustellenden Charakteren auseinander. Als Untersuchungsinstrument wurde<br />
das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) herangezogen. 138 Aussagen wie zum Beispiel »Ich pflege<br />
schnell und sicher zu handeln« oder »Ich schließe nur langsam Freundschaften« sind mit »stimmt« oder<br />
»stimmt nicht« zu bewerten. Das FPI liefert für jede Testperson jeweils einen Wert auf einer neunstufigen<br />
Skala in den Rubriken: 1. Lebenszufriedenheit, 2. Soziale Orientierung (zwischen sozial verantwortlich<br />
und unsolidarisch), 3. Leistungsorientierung, 4. Gehemmtheit, 5. Erregbarkeit, 6. Aggressivität,<br />
7. Beanspruchung (zwischen angespannt/überfordert und wenig beansprucht/belastbar), 8. körperliche<br />
Beschwerden, 9. Gesundheitssorgen (zwischen gesundheitsbewusst und gesundheitlich unbekümmert)<br />
und 10. Offenheit. Hinzu kommen die Zusatzskalen Extraversion (zwischen extravertiert-impulsiv und<br />
introvertiert-zurückhaltend) und Emotionalität (zwischen labil-ängstlich und stabil-selbstsicher). Für<br />
die bereitwillige Bearbeitung sei den Sängerinnen und Sängern gedankt. Wenngleich dem Ergebnis natürlich<br />
nicht zuviel Gewicht beigemessen werden sollte, waren einige Aspekte der Auswertung aufschlussreich,<br />
so zum Beispiel der Vergleich der beiden Zusatzskalen, Extraversion und Emotionalität,<br />
bei dem Gegensatzpaar Anton und Bruno.<br />
Anton<br />
Bruno