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zwischen kult und kommerz. architektur als erfahrbarer raum

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176| WIEBKE FRIESE<br />

großen Erfolg des Kultes (Abb. 8). 33 Die von Lukian im 2. Jh. n.<br />

Chr. verfasste Schmähschrift inklusive einer expliziten Aufdeckung<br />

sämtlicher Betrügereien des selbsternannten Propheten tat diesem<br />

keinen Abbruch.<br />

Wie bereits erwähnt, lassen sich die einzelnen Komponenten<br />

des Abonuteichos Kultes aus mehreren in dieser Zeit populären<br />

Religionen herleiten. So entstammte das Erscheinungsbild des Propheten<br />

vermutlich dem Kulthintergr<strong>und</strong> des Kybele<strong>kult</strong>es, während<br />

die Schlangengestalt des Gottes Glykon an die Kultbegleiter seines<br />

Vaters Asklepios erinnerte. Die Mysterienfeiern, die neben Prozessionen,<br />

rituellen Tänzen <strong>und</strong> Gelagen <strong>als</strong> zentralen Akt ein dramatisiertes<br />

hieros gamos-Ritual mit Alexandros <strong>als</strong> Hauptakteur beinhalteten,<br />

reflektieren vor allem die zyklischen Fruchtbarkeitsfeiern östlicher<br />

Mysterien<strong>kult</strong>e. Das Orakel selbst bot schließlich fast alle zu<br />

dieser Zeit erfolgreichen Methoden an: Inkubation, Brieforakel <strong>und</strong><br />

das so genannte autophone Sprechorakel des Gottes selbst. Wie der<br />

Priester <strong>und</strong> die einzelnen Rituale scheint dabei auch die Architektur<br />

des Kultes bekannte Elemente zu imitieren <strong>und</strong> diese gleichzeitig<br />

in leichter Modifikation dem speziellen Kultbedürfnis anzupassen.<br />

Für das architektonische Erscheinungsbild des Orakels scheinen<br />

hier vor allem die zu dieser Zeit wichtigen kleinasiatischen<br />

Apollonorakel <strong>als</strong> Vorbild gedient zu haben. So lässt Alexandros<br />

zunächst einen Tempel <strong>und</strong> gleichzeitig eine separate Orakelkammer<br />

errichten, die exakt auf seine Ritualansprüche Rücksicht<br />

nimmt. Sie ist so klein, dass nur wenige Leute gleichzeitig hinein<br />

passen, dunkel, um den künstlichen Schlangenkopf zu vertuschen<br />

<strong>und</strong> besitzt zwei Eingänge, um die Klienten möglichst schnell an<br />

dem Phantasietier vorbeizuschleusen. Wie die Kult-nuclei von Klaros,<br />

Herakleia <strong>und</strong> Lebadeia war es demnach ein höhlenartiger<br />

Raum, verb<strong>und</strong>en mit einem künstlich verstärkten mystischen Ritual,<br />

der das Glykonorakel für seine Klienten interessant machte.<br />

33 Zu einer ausführlichen Diskussion der numismatischen<br />

Quellen siehe: MIRON (1996) 153–188.

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