20 JUBILÄUMSAKT Jubiläumsakt Mit einem offiziellen Festakt am Freitag 09. September 2016 wurde das Jubiläumsfest eröffnet. Rund 200 geladene Gäste wohnten dem Anlass bei. Verschiedene Ansprachen eröffneten den Festakt. Regierungsratspräsident Christian Rathgeb richtete sein Grusswort an die Mitarbeitenden und dankte der Stiftung für ein Jahrhundert soziales Engagement. Die Ansprachen von Stiftungsratspräsident Bruno Müller und des Gesamtleiters Daniel Zindel sowie das Dank- und Segensgebet des Dorfpfarrers von Zizers setzten fachlich und geistlich Akzente in Bezug auf Vergangenheit und Zukunft. Der Jubiläumsakt wurde mit Grussworten aus dem Kreis der Kirchen und Fachverbände begleitet. Auftritt des Chores Stiftung Gott hilft
21 JUBILÄUMSAKT Konstruktive Lösungen Grusswort Peter Lang, Gemeindepräsident Zizers Es freut mich ausserordentlich, Sie hier in Zizers zur 100 Jahr Feier der Stiftung Gott hilft willkommen zu heissen. Die Stiftung Gott hilft ist seit 1920 in unserer Gemeinde beheimatet. Mit den vielfältigen Angeboten wie beispielsweise dem Alters- und Pflegezentrum Serata, der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik, dem Schulheim Zizers, um nur einige zu nennen, leistet die Stiftung Gott hilft einen wesentliche Anteil am sozialen Engagement in unserer Gemeinde. Auch die politische Gemeinde Zizers kann ganz direkt vom Know-how der Stiftung profitieren. … In meiner früheren beruflichen Tätigkeit und auch jetzt als Gemeindepräsident darf ich immer wieder feststellen, dass die Zusammenarbeit mit der Stiftung Gott hilft stets zu konstruktiven Lösungen geführt hat. Ich wünsche der Stiftung Gott hilft mindestens weitere 100 Jahre soziales Wirken und eine erfolgreiche Entwicklung ihrer Angebote. Mit Fachverstand und auf dem Fundament christlicher Verantwortung Grusswort von Dr. Christian Rathgeb, Regierungspräsident Kanton Graubünden (Auszug) Vorweg das Wichtigste: Ich bin tief beeindruckt vom grossen und ausserordentlichen Wirken der Stiftung Gott hilft in den letzten 100 Jahren. Ich freue mich deshalb umso mehr, die Glückwünsche der Bündner Regierung zum 100-Jahr-Jubiläum zu überbringen und danke Ihnen für die Einladung. Seit Beginn der Tätigkeit stehen die Menschen im Zentrum des Wirkens der Stiftung Gott hilft. Die Stiftung identifizierte in den vergangenen 100 Jahren mit ihrem gesellschaftskritischem Blick und ihrer sozialer Verantwortung immer wieder soziale Problemfelder und Aufgaben. Sie entwickelt seit ihren Anfängen Projekte und Lernfelder für Kinder und Jugendliche und ist heute generationenübergreifend tätig. Was die Stiftung tut, macht sie mit grossem Engagement, mutig, pragmatisch, mit Fachverstand und auf dem Fundament christlicher Verantwortung. Sie tut dies seit über 100 Jahren für Menschen, die Hilfe benötigen. Die langjährige verlässliche Arbeit und das soziale Engagement der Stiftung Gott hilft verdienen unsere grosse Anerkennung. Die Stiftung Gott hilft hat ihre soziale Verantwortung in der Gesellschaft immer wahrgenommen. Sie war und ist dabei offen, angepasste Angebote für neu entstehende Probleme und Aufgaben zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ist das jüngste Beispiel. An dem Ort, wo bereits der Gründer der Organisation seine Tätigkeit aufnahm, in der alten Glockengiesserei in Felsberg, fand so die erste Gruppe von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein Zuhause. Ich danke Ihnen für Ihr grosses Wirken im Kanton Graubünden. Für die Zukunft wünsche ich der Stiftung und Ihren Mitarbeitenden weiterhin viel Energie, Freude, Neugierde und Vertrauen für ihre Aufgaben. Und für heute wünsche ich Ihnen allen ein schönes Jubiläumsfest. Offen, transparent, die Verantwortung übernehmen Grusswort Charly Diethelm, Präsident INTEGRAS (gekürzt) Integras vertritt die Fachlichkeit in der Arbeit mit fremdplatzierten und/oder sonderpädagogisch geförderten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, indem ethisch und fachlich hohe Qualitätsansprüche gefordert und gefördert werden. Und die Stiftung Gott hilft ist nicht nur ein treues, sondern auch ein sehr aktives Mitglied unseres Verbandes. So engagieren sich Mitarbeitende der Stiftung schon seit Jahren in verschiedenen Arbeits- und Projektgruppen unseres Verbandes. Speziell und passend zu einem Jubiläum, bei dem auf so viele Jahre zurückgeblickt werden kann, möchte ich das Engagement in der Resonanzgruppe zum Runden Tisch für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen speziell erwähnen. Wir alle wissen, dass in der Schweiz das Heimwesen und generell die Fremdplatzierung in der Vergangenheit für die Betroffenen nicht nur Schutz und Förderung brachte, sondern häufig auch mit Unrecht, Gewalt und Missbrauch verbunden war. Und auch die Stiftung Gott hilft wurde nicht verschont von entsprechenden Anschuldigungen und auch Erkenntnissen. Ich finde es nach wie vor sehr beeindruckend, wie Sie als Stiftung darauf reagiert haben: offen, transparent, die Verantwortung übernehmend, aber auch be- reit, Vorwürfen gründlich nachzugehen, wo richtig auch zu korrigieren und Lehren für das Heute daraus zu ziehen. Im Umgang mit Ehemaligen, gerade auch mit solchen, die mit negativen Erfahrungen aus ihrer Heimkarriere behaftet sind, haben Sie als Stiftung einen Weg gewählt, der Ihrem hohen ethischen Anspruch voll gerecht wird und der auch innerhalb unseres Verbandes Massstäbe setzte. … Und es freut mich sehr, dass die Stiftung Gott hilft dieses Jubiläum so bewusst feiert, ohne falsche Verklärung, aber auch ohne falsche Bescheidenheit, denn es ist in der Tat eine grosse Leistung, die Sie in den letzten 100 Jahren vollbracht haben. Sie wissen, dass man nur dann, wenn man seine Vergangenheit kennt, die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten kann. Ein Kuchen mit hundert Kerzen ist ein eindrückliches Bild Ansprache von Bruno Müller, Stiftungsratspräsident der Stiftung Gott hilft Wie merkt man, wenn man älter wird? Wenn die Kerzen teurer werden als der Kuchen, lautet die Antwort des amerikanischen Komikers Bob Hope. Ein Kuchen mit hundert Kerzen ist ein eindrückliches Bild. Auf unserer Einladung haben wir einfachheitshalber nicht Kerzen, sondern die Zahl 100 gesetzt. Ich führe diese Vereinfachung weiter: ich habe 10 Kerzen genommen, 1 Kerze für 10 Jahre, 10 Kerzen für 100 Jahre. Mit jeder Kerze verbinde ich einen Gratulationsgedanken für unsere Jubilarin, die Stiftung Gott hilft. (Kerze um Kerze steckt ein Mädchen auf die Zahl Hundert und zündet sie an.) Mein erster Gedanke führt uns zurück in die Gründungszeit. Wir sind in den notvollen Jahren des ersten Weltkrieges. Viele Familien waren verarmt und manche Kinder heimatlos. Emil Rupflin und seine Frau Babette waren als Heilsarmeeoffiziere nach Chur beordert worden. Sie wurden vom sozialen Elend berührt. Einmal wurden sie in eine Familie gerufen. Sie fanden fünf Kinder, das älteste 5 Jahre, das jüngste 3 Wochen alt. Die Mutter war krank im Spital, der Vater war brutal und dem Alkohol verfallen. In den Geschäften wollte ihnen niemand etwas geben, weil sie verschuldet waren. Das Ehepaar Rupflin war verzweifelt über solche Situationen. In ihrer Not griffen sie zur Tat.