Feminess Magazin - Frontfrau gesucht Ausgabe 01_2016 | Exklusiv-Interview Birgit Schrowange

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BIRGIT SCHROWANGE - INTERVIEW
dass uns Männern per se zu wenig zutrauen. Nur warum sollten sie
uns ermutigen, wenn wir uns selbst die Daumenschrauben anlegen
und mit piepsigen Stimmchen wegducken.
Feminess: Versteckt haben Sie sich ja nie.
Birgit Schrowange: Nein. Und darauf bin ich auch stolz. Heute gibt es
so tolle Frauen im TV, das gab es zu meiner Startzeit nicht. Da ging
ein Aufschrei durch das Land, wenn eine Frau Nachrichten gelesen
hat. Hier hat zum Glück ein Umdenken stattgefunden.
Feminess: Sie haben eben Ihren Chef beim WDR als Hilfe angesprochen.
Gibt es Vorbilder, die Ihnen auf Ihrem Weg besonders Mut gemacht
haben?
Feminess: Sie haben auch durch Ausschlussprinzipien gelernt und
gemerkt, was sie nicht wollen.
Birgit Schrowange: Wodurch denn sonst? Viele Ungerechtigkeiten
habe ich sehr früh wahrgenommen und für mich entschieden,
was ich im Gegenzug will. Ich sage an dieser Stelle bewusst nicht
„möchte“. Ich hätte auch einen steinreichen Mann heiraten können,
aber ich hätte mich nicht selbständig gefühlt. Ich habe mich im Leben
für mich und meine Selbstverwirklichung entschieden. Als Frau
ist es für meinen Geschmack keine Auszeichnung, das Anhängsel
von zu sein.
Feminess: Viele denken, der Weg des geringsten Widerstandes sei
ratsam. Warum?
Birgit Schrowange: Zunächst muss ich sagen, dass ich natürlich auch
mit Neid und Missgunst zu tun hatte. Ich konnte damit immer schon gut
umgehen, heute aber bin ich natürlich in diesem Punkt noch entspannter
als in jüngeren Jahren. Als großes Vorbild sehe ich meine Freundin
Petra Schürmann, die ihrer Zeit weit voraus war. Sie war komplett frei
von Neid und hat mit Respekt auf alle gesehen, die sich ihren Erfolg erarbeiten.
Es ist maßgeblich, Mentoren zu haben. Ich hatte zum Beispiel
auch eine Chefin beim WDR, die nun 91 wird. Für mich das Vorbild an
Selbstbestimmung. Sie hat sich nie darum geschert, was andere sagen.
Feminess: Wie können erfolgreiche Frauen wie Sie als Vorbild fungieren,
um auch andere zu mehr Selbstbestimmung zu führen?
Birgit Schrowange: Vielleicht aus Faulheit? Oder weil sie es nicht
anders kennen? Jeder muss auch mal Unannehmlichkeiten in Kauf
nehmen, oder wie sehen Sie das?
Feminess: Der Weg des geringsten Widerstands ist nur am Anfang
asphaltiert.
Birgit Schrowange: Ganz genau. Jeder hat die Verantwortung für
sich und die Erfolge stehen ins Gesicht geschrieben. Somit sieht jeder
mit eigenständig erarbeitetem Erfolg auch vitaler aus.
Feminess: Frau Schrowange, Ihre Message an unsere Leserinnen lautet?
Birgit Schrowange: Wir können zeigen, dass sich niemand die Butter
vom Brot nehmen lassen muss. Gehen sie alle auf die Barrikaden,
lassen sie sich nicht abspeisen. Das Problem ist doch, dass andere
etwas vorleben können, aber den Weg müssen Frauen alleine gehen.
Ich liebe Unabhängigkeit und möchte mich frei entfalten können, das
darf und soll ruhig jeder erfahren. Frauen müssen wachwerden, bevor
die Zeit davon läuft.
Birgit Schrowange: Groß denken und sich nicht zurücknehmen – Widerstand
bringt Kräfte in mir hervor, mich selbst zu überholen. Das
darf gerne von Ihren Lesern nachgemacht werden! Wir sollten schon
Kindern ein gesundes Selbstbewusstsein mitgeben.
Feminess: Vielen Dank für diese offenen Worte! Wir freuen uns auf
Ihren Vortrag beim Feminess Business Konkress am 19. November 2016
Feminess: Was sind denn die besonders kritischen Themen für Frauen?
Birgit Schrowange: Die Konsequenzen im Umgang mit Geld! Hier
muss sich jede Frau frühzeitig vor Augen führen, was passiert, wenn
man sich in eine Abhängigkeit begibt. Kümmert euch um euer Geld,
strukturiert euch stabil. Ich bin häufig geschockt, wie unvernünftig
viele ihre Finanzen planen. Jeder braucht ein Ruhepolster um entspannt
in die Zukunft zu sehen. Frauen müssen die Angst vor Geld
endlich abgeben. Häufig geht der Trend ja in Richtung „Tausche
Macht und Geld gegen Jugend“. Solange sich Frauen noch auf diese
„Sugar Daddy Manier“ einlassen, liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.
Feminess: Frau Schrowange, um ein Thema kommen wir nicht herum.
Sie sehen mit 58 einfach phantastisch aus. Wie machen Sie das?
Birgit Schrowange: Vielen Dank. Masken sind nur vordergründig toll,
gerade Natürlichkeit und Intelligenz sind die wahren Erfolgsgaranten
und sind Faktoren echter Schönheit. Sport, eine gute Ernährung,
kein Raubbau mit dem eigenen Körper betreiben. Das sind die wesentlichen
Punkte. Es ist nicht wichtig jünger auszusehen, sondern
gesund. Männer sehen die Fehler, Falten und kleine Pölsterchen bei
Frauen gar nicht – unser weibliches Bild ist zu engstirnig. Den Kult
um aufgespritzte und modellierte Gesichter kann ich nicht nachvollziehen
und lehne ihn gänzlich ab. Ich nutze eine gute Kosmetik,
schminke mich ab, gehe nicht zu viel in die Sonne. Klingt banal, ist
aber die halbe Miete für ein gutes Aussehen.
ES DARF GERN EIN BISSCHEN
MEHR SEIN: AUS MEINEM LEBEN
Birgit Schrowange ist alleinerziehende
Mutter, steht seit
über dreißig Jahren vor der
Kamera und hat sich das Leben
geschaffen, das sie sich
erträumt hat. In ihrem Buch
beschreibt sie, wie wichtig es
gerade für Frauen ist, ihr Leben
selbst in die Hand zu nehmen,
sich finanziell nicht von Männern
abhängig zu machen und
immer wieder auch Zeit fürs
Nichtstun einzuplanen. Sie
verrät ihre Schönheitsgeheimnisse,
was ihr in den Wechseljahren
hilft und wie wichtig
Freundinnen sind. Ihr soziales
Engagement und die lustigen
und ernsten Momente ihres
Lebens sind Inspiration pur!
Broschiert: 224 Seiten
ISBN 978-3451068218
12,90€
Audio CD
ISBN: 978-3451351259
19,99€
Verlag Herder