Asadi November 2016
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„Wir flohen - die Lesung“<br />
Eine Sache ist es von Zeitungen<br />
oder Nachrichten über die<br />
Flüchtlingsproblematik und ihre<br />
Konsequenzen für die Geflüchteten<br />
zu erfahren, eine ganz andere<br />
ist es sich mit den Betroffenen<br />
zu treffen, alles von ihnen<br />
zu hören und ungefilterte Informationen<br />
zu bekommen, um<br />
sein eigenes Bild zu erschaffen.<br />
So waren zahlreiche Zuschauer<br />
am Abend des 28.09. im Landestheater,<br />
das zusammen mit<br />
der UTS die Lesung „Wir flohen“<br />
auf die Beine gestellt hat. Die<br />
Lesung fand im Rahmen der Interkulturellen<br />
Woche <strong>2016</strong> statt.<br />
Dort warteten spannende und<br />
informative Stunden, die auch<br />
Platz für Gefühle und Nachdenken<br />
gelassen haben. Die Akteure<br />
haben für das Gelesene,<br />
Fotos zur Verfügung gestellt,<br />
die Farbe in ihre Geschichten<br />
brachte. Die Zuschauer hörten<br />
gespannt auf jedes Detail, viele<br />
haben nicht so viel Ehrlichkeit<br />
und Offenheit des Publikums<br />
gegenüber erwartet. Nach der<br />
Lesung brauchte das Publikum<br />
ein paar Minuten um sich wieder<br />
einzukriegen, aber dann waren<br />
sie bereit ins Gespräch mit<br />
den Geflüchteten zu kommen.<br />
Sie haben viele Fragen gestellt<br />
und den Mut und Offenheit<br />
von Nazar Mohammad Onywal<br />
und Shafi Wassal aus Afghanistan,<br />
Somaye Mohammadi aus<br />
dem Iran und Mohammad Nassar<br />
aus Syrien gelobt. In dieser<br />
Nacht wurden Vorurteile abgebaut<br />
und erste Schritte für neue<br />
Freundschaft gegeben.<br />
Martina Schröder (Plön): „ Ich<br />
wollte mir selbst ein Bild schaffen<br />
von den Leuten, die fliehen<br />
müssen und hierher kommen.<br />
Ich wollte Geflüchtete treffen<br />
und traf Menschen. Warum mir<br />
dies eine Überraschung war,<br />
bleibt mir ein Rätsel. Was hatte<br />
ich erwartet? Die Ehrlichkeit<br />
und das Gleichgewicht von Nazar<br />
und der Kampfgeist von Somaye<br />
haben mich inspiriert. Ich<br />
bin sehr dankbar, dass ich da<br />
sein durfte. Macht einfach weiter,<br />
wenn jeder die Möglichkeit<br />
hätte euch zu hören, wäre die<br />
Einstellung der Mehrheit, die<br />
heute fremdfeindlich denken,<br />
ganz anders. Es tut mir nur so<br />
leid, dass das ein Problem, die<br />
ihr bekämpfen müssen, nach<br />
allem was ihr schon durchgemacht<br />
haben“<br />
Erika Schwark (Schacht Audorf):<br />
„ Ich fand das sehr ehrlich und<br />
aufregend. Ich wollte das aus<br />
erster Hand hören. Am schrecklichsten<br />
fand ich, auf die Schlepper<br />
angewiesen zu sein und im<br />
Ungewissen mit Angst im Wald<br />
auszuharren.“<br />
Arne Schmidt (Owschlag),<br />
„Über die Veranstaltung? Wie<br />
beantwortet man eine solche<br />
Frage? Können die berichteten<br />
Erlebnisse einem gefallen? – ich<br />
denke nicht. Aber es war ein unglaublich<br />
bewegender Abend,<br />
mit Geschichten, die einen nicht<br />
mehr loslassen. Geschichten die<br />
mich immer noch nachdenklich<br />
machen. Ich danke den vier Berichtenden<br />
dafür, dass sie uns<br />
diesen so erschreckend persönlichen<br />
Einblick in die wohl<br />
schwerste Zeit ihres Lebens<br />
gegeben haben. Dass mehrere<br />
Male Pause gemacht musste,<br />
weil die Tränen liefen und<br />
die Stimme einfach nicht mehr<br />
wollte, war für mich emotional<br />
nur sehr schwer auszuhalten<br />
– aber ich glaube, darum geht<br />
es. Wir müssen den leisen Stimmen<br />
zuhören, Schmerz aushalten<br />
und unsere Herzen öffnen.<br />
Ich werde diesen Abend und<br />
die Geschichten bestimmt nicht<br />
vergessen – Danke Somaye, Nazar,<br />
Shafi und Nassar!“<br />
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