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Der Traum der kleinen Schnee-Elfe

Ein kurzes Wintermärchen

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Strampelnd versuchte sich Siharida aufzurichten. Als sie sich dabei zur Seite rollte, sah sie<br />

neben sich im <strong>Schnee</strong> jemand sitzen. Vor Schreck fiel sie wie<strong>der</strong> auf den Rücken. Kann nicht<br />

sein, dachte sie, ich war doch hier einsam und allein vorhin!<br />

Vorsichtig riskierte sie aus den Augenwinkeln einen weiteren Blick. Da hockte ein flirren<strong>der</strong><br />

Schemen, <strong>der</strong> fließend seine Farbe wechselte, und summte leise vor sich hin.<br />

Flugs sprang Siharida auf die Füße. Die Überraschung hatte ihr neue Kräfte verliehen. Das<br />

konnte ja gar nicht wahr sein, das war doch …, da saß doch ein …<br />

„Ja, meine Liebe“, flüsterte da eine rauchige Stimme, „ich bin ein Nordlicht! Wir haben dich<br />

entdeckt, weil es hier an diesem Ort so ganz außergewöhnlich ist, die Ausstrahlung eines<br />

Lebewesens wahrzunehmen! Und so bin ich zu dir gesandt worden, falls du Hilfe brauchst.“<br />

„Ach, bei dem Problem, das ich habe, kannst du mir nicht helfen“, schniefte das Elflein vor<br />

sich hin.<br />

„Na komm, mir, einem Lichtwesen, kannst du ruhig davon erzählen. Vielleicht erhellen wir<br />

deine innere Dunkelheit ja mit meiner Kraft. Übrigens heiße ich Chinaja, und du?“<br />

So kamen die zwei allmählich ins Gespräch, und das Nordlicht hörte dem <strong>Schnee</strong>-<br />

<strong>Elfe</strong>nmädchen aufmerksam zu, als sie schließlich leise von all ihrer Traurigkeit, den<br />

Sehnsüchten und ihrem großen <strong>Traum</strong> erzählte. Plötzlich Än<strong>der</strong>te Chinaja ihre Form, dehnte<br />

sich aus, und ließ ihre ganze Farbpracht aufleuchten: „So, und nun genug geweint und geklagt!<br />

Schließlich bist du nicht allein! Wofür hat man denn Freunde?“ Ein lebhaftes Flimmern und<br />

Flirren umkreiste das verwirrte Elflein.<br />

„Ich kann aber meine Freunde daheim nicht um ein Fest bitten! Das geht nicht, das sprengt<br />

selbst die Grenzen <strong>der</strong> Freundschaft, und wenn sie mich auch noch so sehr mögen!“,<br />

protestierte Siharida.<br />

Das Nordlicht zog sich wie<strong>der</strong> zusammen und legte sich wie eine beschützende Umarmung<br />

um die <strong>Schnee</strong>-<strong>Elfe</strong>. „Du kehrst jetzt vorsichtig heim, konzentrierst dich auf deinen Rückweg,<br />

und freust dich dann einfach auf deinen Geburtstag. Alles an<strong>der</strong>e lass mal meine Sache sein!<br />

Es sind ja auch noch ein paar Polarnächte hin bis zu deinem großen Tag …“<br />

Mit diesen Worten drehte sich Chinaja wie eine schimmernde Spirale in den schwarzen<br />

Himmel hoch, weitete sich aus, bis sie zu einem zarten Farbschleier wurde und schwebte von<br />

<strong>der</strong> Klippe davon in die Weiten <strong>der</strong> Winternacht.<br />

Das <strong>Schnee</strong>-Elflein verharrte noch eine Weile auf den Zacken des Eises, um das Erlebte zu<br />

verarbeiten. Eine denkwürdige Begegnung, die sie nie für möglich gehalten hätte! Wie ein<br />

<strong>Schnee</strong>sturm wirbelten ihre Gedanken im Kopf herum. Wie hatte das Nordlicht seine letzten<br />

Sätze gemeint? Aber sie konnte keine Klarheit finden! Endlich beruhigte sich <strong>der</strong><br />

Gedankenblizzard und sie richtete sich seufzend auf, zuckte ratlos mit den Schultern, spannte<br />

die funkelnden Flügelchen aus und hob von ihrem Aussichtspunkt ab Richtung Heimat.<br />

Die folgenden Tage dehnten sich schier endlos. So sehr sich die Jungelfe auch mit ihren<br />

alltäglichen Aufgaben beschäftigt fand, so oft schwenkten doch ihre Gedanken immer wie<strong>der</strong><br />

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