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Mat.-Nr. 06051-5092<br />
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Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />
Frauen<br />
führen an<strong>de</strong>rs<br />
Männer auch ...<br />
Den „kleinen Unterschied“ im Führungsverhalten<br />
gibt es wirklich: Frauen hören besser zu, sie entschei<strong>de</strong>n<br />
vorsichtiger und zeigen mehr diplomatisches<br />
Geschick. Aber vieles machen sie auch nicht an<strong>de</strong>rs als<br />
ihre männlichen Kollegen.<br />
Ab Seite 24<br />
VORSICHT, HAFTUNGSFALLE<br />
GmbH-Geschäftsführer müssen<br />
ihren Jahresabschluss kompetent<br />
beurteilen können. Seite 54<br />
RISIKO USB-STICK<br />
Verloren, gestohlen, virenverseucht:<br />
Die kleinen Speicher<br />
gefähr<strong>de</strong>n die Firma. Seite 74<br />
DEZEMBER 2010<br />
www.profi rma.<strong>de</strong><br />
Tobias Baumann kommt, wenn<br />
irgendwo etwas ganz schiefgegangen<br />
ist. Der Chef <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Tochter von<br />
Rainbow International in Aalen ist einer<br />
<strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Sanierer von Brand- und<br />
Wasserschä<strong>de</strong>n. Seite 12
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, unserer Titelgeschichte sind in <strong>de</strong>r Redaktion lange<br />
Diskussionen vorausgegangen: Hat <strong>de</strong>r „kleine Unterschied“ einen so prominenten<br />
Platz verdient? Ist er, 50 Jahre nach <strong>de</strong>n Emanzipationsbewegungen in<br />
Deutschland, überhaupt noch ein Thema? Stehen die Frauen in <strong>de</strong>n kleinen und<br />
großen Unternehmen nicht längst „ihren Mann“? Und kann eine Geschichte<br />
über das Führungsverhalten von Unternehmerinnen für unsere vielen männlichen<br />
Leser überhaupt spannend sein? Abgesehen davon, dass wir letztlich alle<br />
Fragen mit „Ja“ beantworteten, überzeugten uns von <strong>de</strong>r Titeltauglichkeit <strong>de</strong>s<br />
Themas schließlich die überraschen<strong>de</strong>n Zahlen, die wir fan<strong>de</strong>n. So wird nur<br />
je<strong>de</strong>s dritte Unternehmen in Deutschland von einer Frau gegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r Anteil<br />
frauengeführter Familienbetriebe liegt sogar nur bei 20 Prozent. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite scheinen gera<strong>de</strong> von weiblicher Hand geleitete Firmen insgesamt und auf<br />
längere Sicht betrachtet erfolgreicher zu sein als die patriarchalisch geführten<br />
Unternehmen. Dieser Diskrepanz wollten wir nachspüren.<br />
Was also machen Frauen an<strong>de</strong>rs? Son<strong>de</strong>rbare Erfahrungen machte im Verlauf<br />
<strong>de</strong>r Recherche unsere Autorin, wenn sie Unternehmerinnenverbän<strong>de</strong>n und<br />
Firmenchefi nnen diese Frage stellte. Zunächst erhielt sie häufi g die schnelle<br />
Antwort: „Da gibt es gar keine Unterschie<strong>de</strong> mehr!“ Beim Weiterbohren kam<br />
dann aber doch vieles zutage, das auch Männer interessieren wird: Demnach<br />
hören Frauen (wirklich) besser zu, sie verhan<strong>de</strong>ln klüger und diplomatischer,<br />
und sie sind insgesamt vorsichtiger und mehr auf Nachhaltigkeit bedacht als<br />
die Mehrzahl <strong>de</strong>r Männer. Die können offenbar immer noch besser „verkün<strong>de</strong>n<br />
statt begrün<strong>de</strong>n“.<br />
ProFirma 12 2010<br />
Chefredakteur Dieter Römer<br />
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Inhalt 12.2010<br />
Titelthema:<br />
Frauen führen an<strong>de</strong>rs<br />
Weibliche Führungskräfte hören besser<br />
zu, entschei<strong>de</strong>n vorsichtiger und zeigen<br />
mehr Fingerspitzengefühl. Aber ganz an<strong>de</strong>rs<br />
als ihre männlichen Kollegen agieren sie<br />
auch nicht.<br />
28 Interview „Männer sind eher eindimensional“,<br />
sagt Roland Kopp-<br />
Wichmann, Psychologe und Führungskräftetrainer.<br />
08<br />
Auszeichnung Willi Bruckbauer erhielt<br />
für seinen neuen Küchendampfabzug <strong>de</strong>n<br />
Deutschen Grün<strong>de</strong>rpreis.<br />
36<br />
Verhaltensregel: Bei <strong>de</strong>r Begrüßung geht<br />
Hierarchie vor Alter o<strong>de</strong>r Geschlecht.<br />
.<br />
24<br />
08 Wir Unternehmer<br />
08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Der neue Küchendampfabzug <strong>de</strong>s<br />
Schreinermeisters Willi Bruckbauer.<br />
10 Debatte Viele Unternehmer wollen wie<strong>de</strong>r mehr investieren.<br />
12 Unternehmerporträt Tobias Baumann hat die <strong>de</strong>utsche Tochter<br />
<strong>de</strong>r US-Firma Rainbow International zu einem <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Sanierer<br />
von Brand- und Wasserschä<strong>de</strong>n gemacht.<br />
16 Mittelstand 2.0 Das Shopping-Portal „Klick-Germany“ bietet<br />
Erlebniseinkauf mit <strong>de</strong>utschen Produkten.<br />
18 Auszeit Das Baumhotel im österreichischen Sauwald.<br />
20 Wirtschaft & Politik ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke<br />
warnt vor neuen Belastungen für die Betriebe durch die Reform <strong>de</strong>r<br />
Rundfunkgebühren.<br />
24 Unternehmensführung<br />
24 Titelthema Frauen in <strong>de</strong>r Chefetage Den „kleinen Unterschied“<br />
im Führungsverhalten gibt es. Aber nicht alle Unternehmerinnen<br />
glauben daran.<br />
32 Marketing Bewegte Bil<strong>de</strong>r sind ein i<strong>de</strong>ales Instrument <strong>de</strong>r Kommunikation.<br />
Den Betrieben fehlt es aber an <strong>de</strong>r richtigen Strategie.<br />
36 Business-Knigge Gute Umgangsformen und Kenntnisse lan<strong>de</strong>stypischer<br />
Gepfl ogenheiten helfen beim erfolgreichen Vertragsabschluss.<br />
39 Quer<strong>de</strong>nker Den Deutschen könnte mehr Selbstbewusstsein beim Umgang<br />
mit <strong>de</strong>r eigenen Sprache nicht scha<strong>de</strong>n, meint Prof. Martin Beck<br />
40 Recht Die Novelle <strong>de</strong>s Beschäftigtendatenschutzgesetzes enthält<br />
viele neue Pfl ichtaufgaben für Betriebe.<br />
4 ProFirma 12 2010
42 Finanzen & Steuern<br />
42 Trends Familienunternehmen strotzen vor Selbstbewusstsein.<br />
44 Private Finanzen Fischen im eigenen Teich –<br />
<strong>de</strong>r Mittelstand bietet attraktive Anlagemöglichkeiten.<br />
48 Finanzierung Bei Investitionen in erneuerbare Energien nutzen<br />
immer mehr Mittelständler Leasing statt Kredit.<br />
52 Interview Commerzbank-Vorstand Markus Beumer will mit einer<br />
starken Präsenz vor Ort im Mittelstandsgeschäft expandieren.<br />
54 GmbH-Chef Der Geschäftsführer muss alles wissen.<br />
55 Soll & haben Eine Gewerbesteuer für Freiberufl er löst die Finanzprobleme<br />
<strong>de</strong>r Kommunen nicht, meint Steuerexperte Andreas Munk.<br />
56 Steuertrends Fallen beim Investitionsabzugsbetrag.<br />
57 Steuertipp Klare Regeln für geringwertige Wirtschaftsgüter.<br />
58 Werbung Nicht alle Aufwendungen sind Betriebsausgaben.<br />
60 IT & Investition<br />
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ProFirma 12 2010<br />
Special IT & Kommunikation<br />
60 Software as a Service ERP-Anbieter werben mit geringen<br />
Investitionskosten und kurzen Einführungszeiten.<br />
64 Social Media Dialog statt Kampagne mit Facebook und Twitter.<br />
68 Markenschutz Hilfsmittel für die Piratenjagd im Netz.<br />
71 Cole‘s Corner Die Wucht digitaler Lawinen.<br />
72 E-Post Hoffen auf ein neues Geschäftsfeld.<br />
74 USB-Sticks Das unterschätzte Risiko <strong>de</strong>r kleinen Speicher.<br />
76 Business English<br />
Lektion 11 Auf Englisch telefonieren:<br />
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Rubriken<br />
03 Editorial<br />
06 ProFirma Professional<br />
80 Rückschau, Termine<br />
81 Vorschau, Impressum<br />
82 Schluss mit lustig (30)<br />
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Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />
Bruckbauers neuartiger Dunstabzug schlürft <strong>de</strong>n Kochdampf einfach nach unten weg. Das hat aber seinen Preis.<br />
Willi Bruckbauer<br />
Hokus Pokus - Dampfverschwindibus<br />
Der bayerische Schreinermeister hat einen neuartigen Küchendampfabzug kreiert,<br />
für <strong>de</strong>n er mit <strong>de</strong>m Deutschen Grün<strong>de</strong>rpreis ausgezeichnet wur<strong>de</strong>. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gesprächs ist Radrennsport das Thema. Willi<br />
Bruckbauer kennt sich damit aus, war fünf Mal Bayerischer<br />
Meister auf <strong>de</strong>r Bahn und fuhr Sechs-Tage-Rennen. Das war<br />
bevor <strong>de</strong>r Schreinermeister anfi ng, Küchen zu entwerfen und<br />
zu bauen, bevor er vor drei Jahren eine funktionieren<strong>de</strong> Dunstabzugstechnik<br />
entwickelte, die <strong>de</strong>n fettigen Dampf beim Kochen<br />
nach unten abzieht, sodass Mensch und Raum nach <strong>de</strong>m<br />
Kochen immer noch so riechen wie vor <strong>de</strong>m Kochen. „Prima<br />
Klima in <strong>de</strong>r Küche“, nennt er das auf <strong>de</strong>r Homepage seiner<br />
Firma, <strong>de</strong>r Bora Lüftungstechnik GmbH in Raubing.<br />
„Ich habe nichts neu erfun<strong>de</strong>n“, sagt <strong>de</strong>r 44-Jährige mit Beschei<strong>de</strong>nheit,<br />
„aber ich habe etwas Bestehen<strong>de</strong>s entwickelt,<br />
sodass es funktioniert.“ Heißer, fetthaltiger Dampf steigt mit<br />
einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekun<strong>de</strong>. Bruckbauers<br />
Kochfeldabzug erzeugt einen Sog von vier Metern<br />
pro Sekun<strong>de</strong>. Die dadurch entstehen<strong>de</strong> Querströmung zieht<br />
<strong>de</strong>n Dampf nach unten und lässt ihn durch eine schlitzartige<br />
Öffnung zwischen <strong>de</strong>n Kochfel<strong>de</strong>rn sozusagen verschwin<strong>de</strong>n,<br />
wo er an einem E<strong>de</strong>lstahl-Fettfi lter hängen bleibt. Weil<br />
es sich um ein geschlossenes System han<strong>de</strong>lt, hat <strong>de</strong>r Dampf<br />
keine Chance. Drei Jahre hat Bruckbauer die herkömmlichen<br />
Dunstabzugssysteme analysiert, bis er zum Schluss kam, dass<br />
das Problem daran liegt, dass <strong>de</strong>r Dunst sich beim Abziehen<br />
verwirbelt und so nicht effi zient abgesogen wird. Mithilfe<br />
eines Spoilers löste Bruckbauer das Problem. „Strömungsoptimierte<br />
Geometrie“ nennt er das. Und weil Motor und Dunstabzug<br />
voneinan<strong>de</strong>r getrennt sind, <strong>de</strong>r Motor etwa an einer<br />
Außenwand o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Dach angebracht wer<strong>de</strong>n kann,<br />
hört man <strong>de</strong>n Abzug nicht. Auf höchster Stufe bringt er es auf<br />
54 Dezibel (A). Ein Steak in <strong>de</strong>r Pfanne kommt auf 70.<br />
Drei Jahre lang gibt’s die Revolution in <strong>de</strong>r Dunstabzugstechnik<br />
schon. Die Entwicklungskosten waren hoch. „Ein Haus in<br />
Oberbayern hätte ich mir dafür kaufen können.“ Ein Bruckbauer-Kochfeldabzug<br />
kostet 2.500 Euro. Aber erst jetzt ist<br />
richtig Dampf im Geschäft. „Die Küchenbranche ist konservativ“,<br />
erklärt Bruckbauer, „da hieß es einfach, ein Küchenabzug<br />
ist oben. Basta.“ Das sei mittlerweile besser gewor<strong>de</strong>n, erzählt<br />
er, die Branche habe die neue Abzugskultur inzwischen angenommen.<br />
Geholfen hat ihm dabei, dass er dieses Jahr <strong>de</strong>n<br />
Deutschen Grün<strong>de</strong>rpreis gewonnen hat. Seither expandiert<br />
seine Firma. „Ja“, sagt Bruckbauer, „ich habe gera<strong>de</strong> Rückenwind,<br />
das ist für einen ehemaligen Radrennfahrer natürlich<br />
sehr angenehm.“ Das war <strong>de</strong>r Moment, in <strong>de</strong>m Radsport das<br />
Thema wur<strong>de</strong>. Und jetzt tritt Bruckbauer in die Pedale, was<br />
geht. Wer weiß schon, wie lange <strong>de</strong>r Wind von hinten kommt<br />
auf dieser Fahrt, die keine Ziellinie hat. www.boragmbh.com<br />
8 ProFirma 12 2010<br />
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Wir Unternehmer – Debatte<br />
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Unternehmer wer<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r mutiger<br />
Industriebauspezialist Peter F. Rieland beobachtet bei Investitionen in<br />
Gewerbeimmobilien einen klaren Trend nach oben. VON MONIKA HOFMANN<br />
Wenn nicht jetzt – wann dann? Natürlich<br />
muss je<strong>de</strong>r selbst entschei<strong>de</strong>n, ob<br />
sein Unternehmen <strong>de</strong>rzeit eine Investition<br />
verkraftet, aber die Bedingungen<br />
sind so günstig wie schon lange nicht<br />
mehr: Die Zinsen bewegen sich auf<br />
niedrigem Niveau, die Banken halten<br />
sich bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe nicht mehr<br />
so stark zurück wie die Jahre zuvor, die<br />
Konjunktur erholt sich. Ebenso weisen<br />
die Wirtschaftsprognosen für Gewerbeimmobilien<br />
wie<strong>de</strong>r klar nach oben.<br />
Diesen Trend können wir bestätigen:<br />
Unsere Anfragen für Industriebauten<br />
nehmen zu und wer<strong>de</strong>n konkreter. So<br />
Jetzt kraftvoll durchstarten<br />
Marc Ostmann hat sich mit Anhängern eine Marktnische<br />
erobert. Er investiert in eine neue Halle, um bald mit<br />
mehr Mitarbeitern mehr Aufträge stemmen zu können.<br />
Es wur<strong>de</strong> höchste Zeit: In wenigen Monaten ist unsere neue Halle<br />
fertig, wir ziehen endlich um. Denn unsere alten Räume boten<br />
zu wenig Platz, um dort alle Aufträge zu bewältigen. Zu<strong>de</strong>m<br />
verfügt unser neuer Standort über eine bessere Verkehrsanbindung<br />
und repräsentativere Räume. Zwei neue Mitarbeiter sollen<br />
bald das Team ergänzen. Mit unserer kleinen Marktnische<br />
haben wir die Krise gut überstan<strong>de</strong>n – und können jetzt, nach<br />
<strong>de</strong>r Investition, durchstarten. Unsere patentierte Innovation,<br />
ein luftgefe<strong>de</strong>rter Anhänger, <strong>de</strong>r sich bis zum Bo<strong>de</strong>n absenken<br />
lässt und so das Verla<strong>de</strong>n erleichtert, hat uns bun<strong>de</strong>s- und europaweit<br />
Kun<strong>de</strong>n beschert. Zumal sich <strong>de</strong>r Anhänger nicht nur<br />
für <strong>de</strong>n Transport von edlen Fahrzeugen eignet, son<strong>de</strong>rn auch<br />
für Kleinunternehmer, die dann keinen eigenen<br />
Lkw brauchen. Ebenso fertigen wir<br />
individuell zusammengestellte Anhänger.<br />
Diese Standbeine erlauben es uns, weiter<br />
auf Wachstumskurs zu bleiben.<br />
Marc Ostmann führt die Ostmann Fahrzeugbau<br />
GmbH in Bissendorf, die sieben<br />
Mitarbeiter beschäftigt.<br />
planen viele Unternehmer Investitionen<br />
in Industrie- und Bürobauten, die<br />
bereits im Jahr 2011 umgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
sollen.<br />
Wir begleiten unsere Kun<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />
ersten I<strong>de</strong>e bis hin zur Fertigstellung –<br />
dieser Rundumservice ist unsere Spezialität.<br />
Für das zunehmen<strong>de</strong> operative Geschäft<br />
sind wir bestens gerüstet. Denn<br />
wir haben während <strong>de</strong>r Krise alle Mitarbeiter<br />
an Bord behalten, uns um die<br />
Aus- und Weiterbildung gekümmert,<br />
sodass wir jetzt sogar gestärkt aus <strong>de</strong>r<br />
Krise hervorgehen. Der Aufschwung<br />
kann kommen.<br />
Peter F. Rieland ist Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Freyler Industriebau GmbH in<br />
Kenzingen. Das Unternehmen beschäftigt<br />
320 Mitarbeiter.<br />
Rechtzeitig die Weichen stellen<br />
Michael Regnauer ist überzeugt: Wer <strong>de</strong>n beginnen<strong>de</strong>n<br />
Aufschwung für nachhaltige Investitionen nutzt, punktet<br />
künftig im Wettbewerb.<br />
Wir spüren <strong>de</strong>n Aufschwung: Die Anfragen nach Gewerbebauten<br />
nehmen zu. Unser Fokus liegt auf ökologischen, energieeffi<br />
zienten Fertigbauten aus Holz. Viele Unternehmer wollen<br />
jetzt investieren. Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Denn wer<br />
zu Beginn <strong>de</strong>s Aufschwungs investiert, stellt die Weichen für<br />
die Zukunft. Wichtig ist, frühzeitig mit solchen Projekten zu<br />
starten, da sie einen längeren Vorlauf haben. Aber auch das<br />
wachsen<strong>de</strong> operative Geschäft lässt sich später nur dann reibungslos<br />
bewältigen, wenn rechtzeitig gebaut wur<strong>de</strong>. Zu<strong>de</strong>m<br />
geht es immer stärker darum, sich als Unternehmen zu positionieren,<br />
das auf ökologische Aspekte setzt. Energieeffi ziente<br />
Bauten sparen dabei Kosten, schonen die Umwelt und sorgen<br />
für ein angenehmes Arbeitsumfeld. Darauf<br />
achten qualifi zierte Fachkräfte zunehmend.<br />
Firmen mit guter Klimabilanz<br />
haben daher künftig auch im Wettbewerb<br />
um gute Mitarbeiter die Nase vorn.<br />
Michael Regnauer leitet als Geschäftsführer die<br />
Regnauer Fertigbau GmbH & Co. KG in Seebruck<br />
am Chiemsee und beschäftigt 200 Mitarbeiter.<br />
10 ProFirma 12 2010<br />
Fotos: privat
Wir Unternehmer – Porträt<br />
Tobias Baumann<br />
Der Mann für danach<br />
Tobias Baumann hat die <strong>de</strong>utsche Tochter <strong>de</strong>r US-Firma Rainbow International zu<br />
einem <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Sanierer von Brand- und Wasserschä<strong>de</strong>n gemacht. Seine Franchise-<br />
Partner, wie Björn Richter in Heilbronn, haben gut zu tun. VON HANS-WALTER NEUNZIG<br />
Eigentlich möchte man Björn Richter lieber nicht kennenlernen.<br />
Zumin<strong>de</strong>st nicht berufl ich. Dabei ist er ein richtig netter<br />
Kerl: Kurzes Haar, blaue Augen, gewinnen<strong>de</strong>s Lächeln und<br />
ein zupacken<strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong>druck. Ein Mann, <strong>de</strong>r Kompetenz und<br />
Sachverstand ausstrahlt. Aber wenn man Richter von Berufs<br />
wegen kennenlernt, ist vorher irgen<strong>de</strong>twas gründlich schiefgegangen.<br />
Er ist nämlich <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>r Rainbow-International-<br />
Nie<strong>de</strong>rlassung in Heilbronn. Dies ist nicht <strong>de</strong>r örtliche Ableger<br />
von Greenpeace o<strong>de</strong>r Robin Wood, wie <strong>de</strong>r Name glauben<br />
machen könnte, son<strong>de</strong>rn eine Spezialfi rma für die Komplettsanierung<br />
von Brand- o<strong>de</strong>r Wasserschä<strong>de</strong>n.<br />
In dieser Eigenschaft steht Björn Richter im Dachgeschoss<br />
eines ehemals schmucken Einfamilienhauses am Hang im<br />
idyllisch gelegenen Örtchen Weinsberg knöcheltief in Schutt<br />
und Asche. Verkohlte Dachsparren ragen in <strong>de</strong>n grau verhangenen<br />
Himmel; was von <strong>de</strong>r Einrichtung übrig geblieben<br />
ist, starrt vor Ruß, das Löschwasser ist durch zwei Etagen<br />
bis in <strong>de</strong>n Keller gedrungen. „Bei uns auf <strong>de</strong>m Land geht die<br />
Feuerwehr eben auf Sicherheit“, kommentiert Richter die<br />
Wasserschä<strong>de</strong>n mit einer resignierten Gebär<strong>de</strong>. „Scha<strong>de</strong>nursache:<br />
Vermutlich Fettbrand“, heißt es lakonisch im Einsatzbericht<br />
<strong>de</strong>s Kreisfeuerwehrverbands. Die Scha<strong>de</strong>nhöhe? Rund<br />
150.000 Euro, meint Richter, so haben es seine Projektleiter<br />
akribisch aufgenommen. Während er sich an <strong>de</strong>r Brandstelle<br />
umsieht, schaufeln zwei seiner Männer Schutt in bereitstehen<strong>de</strong><br />
Container. Zwei weitere <strong>de</strong>montieren heil gebliebene Möbelstücke,<br />
um sie zur Firmenzentrale in einem Gewerbegebiet<br />
im nahe gelegenen Heilbronn zu transportieren. Dort wer<strong>de</strong>n<br />
sie gereinigt und gelagert, bis <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n behoben ist.<br />
„Bei Rainbow International Deutschland bin ich so etwas<br />
wie ein Urgestein“, erzählt Björn Richter, als er <strong>de</strong>n Bus mit<br />
<strong>de</strong>m blau-rot-weißen Logo vor <strong>de</strong>r Firmenzentrale parkt. Im<br />
Jahr 2003 hatte <strong>de</strong>r Schreinermeister mit einem Mitarbeiter<br />
als Franchise-Partner von Rainbow International begonnen.<br />
Das Konzept hatte ihn überzeugt, ein eigenes Häuschen als Sicherheit<br />
für <strong>de</strong>n Gründungskredit war vorhan<strong>de</strong>n. Zu Beginn<br />
musste er selbst mit anpacken. Heute beschäftigt seine Firma<br />
34 Mitarbeiter, 27 Fahrzeuge laufen mit <strong>de</strong>m Rainbow-International-Logo,<br />
im vorigen Jahr hat Richter rund zwei Millionen<br />
Euro umgesetzt. Und mittlerweile kommt er selbst kaum<br />
noch vom Schreibtisch weg. Das sieht er mit einem lachen<strong>de</strong>n<br />
und einem weinen<strong>de</strong>n Auge. Aber davon später mehr.<br />
Eine krisensichere Branche<br />
Rund 130 Kilometer entfernt, in <strong>de</strong>r Systemzentrale im schwäbischen<br />
Städtchen Aalen, lehnt sich Rainbow-International<br />
Deutschland-Chef Tobias Baumann in seinem Sessel zurück.<br />
Er setzt sein jungenhaftes Hab-ich’s-nicht-gesagt-Lächeln auf,<br />
breitet wie entschuldigend die Arme aus und sagt: „Wir haben<br />
ein äußerst krisensicheres Geschäft. Ob städtisches o<strong>de</strong>r<br />
ländliches Gebiet? Egal. Die Kaufkraft <strong>de</strong>r Region? Spielt keine<br />
Rolle. Die konjunkturelle Lage? Nicht entschei<strong>de</strong>nd. Wir<br />
haben auch keine saisonalen Schwankungen, sieht man mal<br />
von Elementarschä<strong>de</strong>n wie Hochwasser o<strong>de</strong>r Starkregen ab.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist nur, sich ein entsprechen<strong>de</strong>s Stück vom Kuchen<br />
<strong>de</strong>r Brand- und Wasserscha<strong>de</strong>nsanierung zu sichern.“<br />
Es ist tatsächlich ein bemerkenswert krisensicheres Geschäft,<br />
wenn man <strong>de</strong>n Statistiken <strong>de</strong>s Gesamtverbands <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Versicherungswirtschaft glaubt. Rund drei Milliar<strong>de</strong>n Euro beträgt<br />
seit Jahren mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r kontinuierlich die Scha<strong>de</strong>nsumme<br />
für Brand-, Wasser o<strong>de</strong>r Elementarschä<strong>de</strong>n, die Versicherungen<br />
regulieren. Allein durch Leitungswasser entstehen<br />
in privaten und gewerblichen Gebäu<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>s Jahr Schä<strong>de</strong>n<br />
für 1,7 Milliar<strong>de</strong>n Euro. „Es gibt nichts Garantierteres in<br />
Deutschland als einen Leitungswasserscha<strong>de</strong>n“, sagt Rainbow-<br />
International-Chef Baumann. „Was ein Franchise-Partner in<br />
seinem Gebiet an Potenzial bei Wasserschä<strong>de</strong>n hat, lässt sich<br />
leicht anhand <strong>de</strong>r Kilometer Leitungslänge und <strong>de</strong>r Anzahl<br />
<strong>de</strong>r Haushalte hochrechnen. Deswegen haben die exklusiven<br />
Franchise-Gebiete zwischen 200.000 und 400.000 Einwohner,<br />
<strong>de</strong>nn damit ist, sofern die Akquise stimmt, ein Potenzial von<br />
12 ProFirma 12 2010
zwei bis drei Millionen Euro zu realisieren. „Entschei<strong>de</strong>nd ist,<br />
wie gut unsere örtlichen Partner vernetzt sind und wie effektiv<br />
sie unseren Servicegedanken rüberbringen“, sagt Baumann.<br />
Und <strong>de</strong>r heißt: Alle Dienstleistungen, von <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>saufnahme<br />
und -dokumentation über die Handwerkerarbeiten bis zur<br />
Abrechnung mit <strong>de</strong>r Versicherung, aus einer Hand.<br />
Wenn Tobias Baumann über sein Unternehmen, <strong>de</strong>n Master-<br />
Franchise-Partner <strong>de</strong>r amerikanischen Rainbow International,<br />
spricht, gibt es manchmal kein Halten mehr. Dann tackert er<br />
Sätze wie ein Maschinengewehr. So wie: „Clevere Unternehmer<br />
arbeiten heute konsequent an ihrem Unternehmen und<br />
nicht in ihrem Unternehmen.“ Das darf er heute sagen. Angefangen<br />
hat es allerdings an<strong>de</strong>rs. Und dafür muss man ein paar<br />
Jahre zurückgehen, genau bis zum 25. September 1991. Da<br />
saß er mit seiner Frau Martina in einem Flugzeug in die USA,<br />
Tobias Baumann (r.) hat Rainbow International<br />
Deutschland zu einem Management-Franchise-System<br />
umgebaut. In <strong>de</strong>r Systemzentrale in Aalen wer<strong>de</strong>n<br />
auch die Servicetechniker (oben) geschult.<br />
auf <strong>de</strong>m Weg ins texanische Waco. Dort wollte Baumann, <strong>de</strong>r<br />
bis dahin in Nürnberg BWL studiert hatte, bei <strong>de</strong>r dortigen<br />
Dwyer-Group, einem Franchise-Spezialisten, sein Praxissemester<br />
absolvieren. 80 Bewerbungen hatte Baumann zuvor an<br />
amerikanische Franchise-Geber versandt. Unter <strong>de</strong>n wenigen,<br />
die antworteten, war die Dwyer-Group. Denn Franchise sollte<br />
es unbedingt sein, da war sich <strong>de</strong>r damals 21-Jährige schon<br />
früh sicher. Denn er hatte schon einen Plan in <strong>de</strong>r Tasche. <strong>Als</strong><br />
ältester Sohn war er als Nachfolger für <strong>de</strong>n elterlichen Betrieb<br />
auserkoren, die Baumann Creative GmbH.<br />
ProFirma 12 2010<br />
Mit <strong>de</strong>r Dwyer-Group hatte er sich einen Branchenriesen ausgesucht.<br />
Heute setzt die amerikanische Gruppe mit sieben<br />
verschie<strong>de</strong>nen Franchise-Systemen rund eine Milliar<strong>de</strong> Dollar<br />
im Jahr um. Praktikant Baumann schlug sich in <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />
zunächst mit <strong>de</strong>m Franchise-System für Ba<strong>de</strong>wannenbeschichtungen<br />
herum, bevor er zu Rainbow International<br />
wechselte, einem Dienstleister für Teppichbo<strong>de</strong>n- und<br />
Polstermöbelreinigung. Auf einer Weihnachtsfeier lernte Tobias<br />
Baumann aus „good old germany“ <strong>de</strong>n charismatischen<br />
Grün<strong>de</strong>r Don Dwyer kennen. Weil er schon damals davon<br />
überzeugt war, auch die <strong>de</strong>utschen Hausfrauen von Gründlichkeit<br />
und Hygiene à la Rainbow International überzeugen<br />
zu können, fasste er Mut und sprach Dwyer an. „Wenn Sie<br />
mal in Deutschland etwas unternehmen wollen, dann kontaktieren<br />
Sie mich.“ Don Dwyer fackelte nicht lange. „Komm‘<br />
morgen früh um acht in mein Büro und stell mir <strong>de</strong>in Konzept<br />
vor“, beschied er <strong>de</strong>m vorwitzigen Novizen. Der verbrachte<br />
eine schlafl ose Nacht, schlug sich am an<strong>de</strong>ren Morgen wacker<br />
und erhielt von Dwyer die Zusage für weitere Gespräche über<br />
Rainbow International in Deutschland.<br />
Ähnlich hurtig ging es bei <strong>de</strong>n Baumanns auch in <strong>de</strong>r nächsten<br />
Zeit zu: Im März 1992 kehrten sie ins schwäbische Aalen<br />
zurück, bereits im Mai eröffneten sie <strong>de</strong>n ersten Rainbow-International-Betrieb<br />
in Deutschland. Wie<strong>de</strong>rum ein Jahr später<br />
wur<strong>de</strong> Bru<strong>de</strong>r Daniel, <strong>de</strong>r heute das elterliche Unternehmen<br />
leitet, <strong>de</strong>r erste Franchise-Nehmer. Während sich <strong>de</strong>r frischgebackene<br />
Rainbow-International-Grün<strong>de</strong>r im Spagat zwischen<br />
Studienbeendigung, Auftrags-Akquise und operativem<br />
Geschäft versuchte, schmiss seine Frau die Büroorganisation.<br />
„Das Reinigungsgeschäft war in <strong>de</strong>n 90er-Jahren ein hart umkämpfter<br />
Markt“, erzählt Baumann heute. „In <strong>de</strong>n USA<br />
13
Wir Unternehmer – Porträt<br />
sind es die Hausfrauen es gewöhnt, dass einmal im Jahr <strong>de</strong>r<br />
Polsterreiniger kommt. Man muss dann nur noch Folgetermine<br />
ausmachen. In Deutschland war das nicht so einfach.“<br />
Turnaround nach britischem Vorbild<br />
Unter<strong>de</strong>ssen hatte sich die britische Rainbow-International-<br />
Dependance neu erfun<strong>de</strong>n und auf die Sanierung von Brand-<br />
und Wasserschä<strong>de</strong>n spezialisiert – eine Dienstleistung, in<br />
<strong>de</strong>r Tobias Baumann schnell einen krisensicheren Markt erkannte.<br />
„Die Branche <strong>de</strong>r Brand- und Wasserscha<strong>de</strong>nsanierer<br />
wur<strong>de</strong> traditionell von lokalen Handwerksbetrieben dominiert“,<br />
erklärt Baumann. „Die Top drei <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweit aktiven<br />
Komplettsanierer haben zusammen weniger als zehn Prozent<br />
Marktanteil. Aber die Handwerker können kaum einen Service<br />
aus einer Hand bieten, wie wir es tun. Das schätzen die<br />
Versicherungen. Für die Scha<strong>de</strong>naufnahme, Sanierung und<br />
Dokumentation gibt es nur einen Ansprechpartner.“<br />
Björn Richter in Heilbronn bestätigt diesen Vorteil. „Wir haben<br />
gute Kontakte aufgebaut. Oft schicken die Versicherer<br />
nicht einmal eigene Regulierer zum Scha<strong>de</strong>nort. Das spart<br />
richtig Geld. Unsere Dokumentationen und Scha<strong>de</strong>naufnahmen<br />
sind so <strong>de</strong>tailliert, dass sie getrost am Schreibtisch sitzen<br />
bleiben können“, sagt Richter. Das gilt aber mittlerweile auch<br />
„Unsere Dokumentationen sind so<br />
<strong>de</strong>tailliert, dass die Regulierer <strong>de</strong>r Versicherungen<br />
daheimbleiben können.“<br />
BJÖRN RICHTER, HEILBRONN<br />
für ihn. Was er, wie bereits erwähnt, mit einem lachen<strong>de</strong>n und<br />
einem weinen<strong>de</strong>n Auge sieht. Rund 1.000 Schä<strong>de</strong>n hat seine<br />
Firma im Jahr 2009 abgewickelt. Die meisten hat er nur auf<br />
Fotos am Computer gesehen. Das ist auch seine erste „Amtshandlung“<br />
an einem Arbeitstag: Computer hochfahren, die<br />
Seite <strong>de</strong>s Kreis-Feuerwehrverbands aufrufen und nach neuen<br />
Scha<strong>de</strong>nmeldungen sehen. Anschließend blickt er auf <strong>de</strong>n<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsradar <strong>de</strong>r ba<strong>de</strong>n-württembergischen Unwetterzentrale.<br />
„Man will ja wissen, was auf einen zukommt.“<br />
Dabei kann man dann auch gleich zwei Dinge von ihm lernen.<br />
Erstens: Elementarschä<strong>de</strong>n wie Hochwasser, Starkregen<br />
und Hagel haben zwischen Mai und Juli Saison. Und zweitens:<br />
„Raten Sie mal, was die häufi gste Brandursache in Privathaushalten<br />
ist.“ „Ääh ... Küchenbrän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r vielleicht brennen<strong>de</strong><br />
Christbäume?“ Der kräftige Schreinermeister grinst übers<br />
ganze Gesicht. „Wäschetrockner“, sagt er befriedigt über <strong>de</strong>n<br />
Ahnungslosen. „Das sind regelrechte Zeitbomben. Textilien,<br />
Flusen, Hitze, Rotation und Elektrik – das alles zusammen ist<br />
gefährlich. Wer einen Wäschetrockner unbeaufsichtigt lässt,<br />
spielt mit seinem Leben.“<br />
In <strong>de</strong>r im Jahr 2006 bezogenen Systemzentrale nahe Aalen<br />
sticht Tobias Baumann im Sauseschritt durch das dreistöckige<br />
Gebäu<strong>de</strong>. Plastikplanen, Stän<strong>de</strong>rwän<strong>de</strong>, gegossener Estrich<br />
hinter einer Stahltür: „Hier, unser Trainingszentrum für Wasserschä<strong>de</strong>n.<br />
Leckageortung, Thermografi ekameras, Feuchtigkeitsmesser,<br />
Trocknungsgeräte.“ Und dort: „Schulungsräume<br />
für Servicetechniker. Die sind am Schluss ihrer vierwöchigen<br />
Erstschulung.“ Da drüben: „Unser Call-Center: Noch während<br />
ein Franchise-Partner seine Erstschulung absolviert, machen<br />
die Mitarbeiter dort schon die ersten Geschäftstermine für ihn<br />
aus.“ Und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite: „Die zentrale Finanzbuchhaltung<br />
für sämtliche Partner, inklusive Lohnbuchhaltung. Das<br />
hält unseren Partnern <strong>de</strong>n Rücken frei, und wir können im<br />
Vergleich aller Nie<strong>de</strong>rlassungen schon im Ansatz erkennen,<br />
wenn etwas aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r läuft.“<br />
Die Entscheidung für <strong>de</strong>n Turnaround nach britischem Vorbild<br />
hatte für Baumanns Geschäftsmo<strong>de</strong>ll weitreichen<strong>de</strong> Konsequenzen.<br />
„Wir mussten aus <strong>de</strong>n One-Man-Betrieben mit<br />
Ehefrau-Unterstützung ein Management-Franchise-Konzept<br />
machen“, erzählt er. „Wir haben einige Zeit gebraucht, bis alle<br />
Standards stan<strong>de</strong>n, alle Handbücher übersetzt waren und wir<br />
eigene Strategien entwickelt hatten.“ Seit<strong>de</strong>m steht nicht mehr<br />
die handwerkliche Dienstleistung im Vor<strong>de</strong>rgrund, son<strong>de</strong>rn<br />
das Management und die Koordination <strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nfalls. Ein<br />
Rainbow-International-Franchise-Partner<br />
kommt heute nicht mehr zwingend<br />
aus <strong>de</strong>r Baubranche. Dafür muss er über<br />
Managementerfahrung verfügen. Denn<br />
mittlerweile startet ein neuer Rainbow-<br />
International Unternehmer in seinem<br />
Gebiet mit fünf Vollzeitangestellten: In<br />
<strong>de</strong>r Regel mit einem Hochbautechniker<br />
o<strong>de</strong>r Ingenieur als Projektleiter, einer<br />
Sekretärin, zwei handwerklichen Mitarbeitern<br />
und einem Teamleiter, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Bereich Reinigung koordiniert. Das hat auch Folgen für die<br />
Gründungsinvestitionen: 125.000 Euro wer<strong>de</strong>n für die Lizenz<br />
inklusive Geräte- und IT-Ausstattung fällig, weitere 125.000<br />
Euro für Betriebsmittel und <strong>de</strong>n Kontokorrentrahmen. „Das<br />
ist eine gewollte Einstiegshür<strong>de</strong>“, sagt Baumann. Und das<br />
Konzept funktioniert: Der Umsatz wuchs von 6,6 Millionen<br />
Euro in 2005 auf 26 Millionen Euro im vorigen Jahr. Es gibt<br />
nun 32 Franchise-Partner, vorwiegend in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />
Hessen und Bayern, mit rund 500 Mitarbeitern. Strategie:<br />
Organisches Wachstum mit Flächenab<strong>de</strong>ckung pro Bun<strong>de</strong>sland.<br />
Ziel mittelfristig: Rund 40 neue Franchise-Partner bis<br />
zum Jahr 2012. Ziel langfristig: Bun<strong>de</strong>sweite Ab<strong>de</strong>ckung mit<br />
250 bis 300 Rainbow-International-Partnern.<br />
Da ist es die pure Nostalgie, wenn Rainbow International<br />
Chef Björn Richter an <strong>de</strong>r eifrig telefonieren<strong>de</strong>n Schar seiner<br />
Projektleiter vorbeigeht und seufzt: „Heute mache ich kein<br />
Tagesgeschäft mehr. Und mittlerweile gibt es bei uns sogar<br />
Hierarchien.“ Er muss nun, wie Tobias Baumann es for<strong>de</strong>rt,<br />
an seinem Unternehmen anstatt in seinem Geschäft arbeiten.<br />
Das ist, sagen wir einmal, ein Luxusproblem.<br />
14 ProFirma 12 2010<br />
Fotos: Rainbow International
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Einkaufsportal „Klick-Germany“<br />
Das Wahre hinter <strong>de</strong>r Ware<br />
Mit einem Konzept für Erlebniseinkauf realisierten eine ost<strong>de</strong>utsche Journalistin und<br />
ein west<strong>de</strong>utscher Fotograf ein Shopping-Portal mit <strong>de</strong>utschen Produkten. VON JÜRGEN CHRIST<br />
Je<strong>de</strong>n Dienstag um 10.10 Uhr kommt<br />
ein neuer Hersteller hinzu, verspricht<br />
die Startseite <strong>de</strong>s Einkaufsportals<br />
„Klick-Germany“. Doch bevor ein<br />
„Neuling“ ins Angebot aufgenommen<br />
wird, prüfen Jana Schütze und Andreas<br />
Krone das Unternehmen. Dazu steigen<br />
sie sogar in ihr rollen<strong>de</strong>s Büro – das<br />
Wohnmobil „Old Bessi“ – und touren<br />
durch Deutschland. „Wir besuchen die<br />
Werkstatt und sind neugierig auf die<br />
Geschichten hinter <strong>de</strong>m Produkt“, erklärt<br />
Jana Schütze, „Voraussetzung ist,<br />
dass <strong>de</strong>r Unternehmer von seinen I<strong>de</strong>en<br />
leben kann. Für Hobbyisten existieren<br />
an<strong>de</strong>re Portale im Web.“ Und so fi n<strong>de</strong>t<br />
<strong>de</strong>r Käufer auf Klick-Germany nicht nur<br />
Produktbeschreibungen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
Fabrikantenporträts und Fotos.<br />
„Wir stellen die Menschen hinter <strong>de</strong>n<br />
Waren vor.“ Journalistin Schütze und<br />
Fotograf Krone arbeiten seit mehreren<br />
Jahren zusammen, überwiegend für<br />
Frauenzeitschriften. „Wir haben viele<br />
Storys über Frauen produziert, die sich<br />
mit einer I<strong>de</strong>e selbstständig gemacht<br />
haben.“ Frauen wie Kerstin Drechsel, die<br />
nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> arbeitslos wur<strong>de</strong>. <strong>Als</strong>o<br />
begann die Erzgebirglerin, in ihrem<br />
Wohnzimmer Engel, Nikoläuse und<br />
Weihnachtsmänner zu produzieren –<br />
winzig kleine Figuren. „Heute beschäftigt<br />
Kerstin Drechsel zwölf Mitarbeiter“,<br />
berichtet Jana Schütze. „Wir waren begeistert<br />
vom Mut solcher Frauen. Aber<br />
uns hat furchtbar genervt, dass <strong>de</strong>ren<br />
Produkte nicht am Wert <strong>de</strong>r Arbeit gemessen<br />
wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ausschließlich<br />
am Preis“, so die 47-Jährige. <strong>Als</strong>o starteten<br />
Schütze und Krone im Jahr 2007<br />
ihr Internet-Portal mit 35 Herstellern<br />
und 300 Produkten. „Die Masse an Produkten<br />
in riesigen Warenhäusern hat<br />
uns vergessen lassen, dass hinter je<strong>de</strong>m<br />
Artikel, <strong>de</strong>n wir in die Hand nehmen,<br />
Menschen stecken. Die Waren sind<br />
anonyme Sachen gewor<strong>de</strong>n“, erklärt<br />
Jana Schütze, „Es gibt aber Kun<strong>de</strong>n, die<br />
wissen möchten, wo die Produkte hergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, welches Material ver-<br />
wen<strong>de</strong>t wird – und wer sie produziert.<br />
Solches Wissen schafft Vertrauen.“<br />
Heute stehen fast 300 Manufakturen in<br />
<strong>de</strong>r Online-Datenbank. Bereiche wie<br />
„Baby und Kind“, „Essen und Trinken“<br />
o<strong>de</strong>r „Mo<strong>de</strong> und Schmuck“ verzeichnen<br />
mehr als 3.000 Produkte „Ma<strong>de</strong> in Germany“.<br />
Und „Ma<strong>de</strong> in Germany“ <strong>de</strong>fi nieren<br />
die bei<strong>de</strong>n Macher so: „Bezogen auf<br />
das jeweilige Produkt müssen mehr als<br />
50 Prozent <strong>de</strong>r Wertschöpfung durch<br />
Arbeitskräfte hier in Deutschland erfolgt<br />
sein. Dabei reicht es nicht aus, <strong>de</strong>m<br />
Produkt lediglich eine Etikettierung zu<br />
geben, son<strong>de</strong>rn Fertigstellung, Montage<br />
o<strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung müssen hier stattfi n<strong>de</strong>n.“<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s enormen Ansturms<br />
fi n<strong>de</strong>n die Online-Grün<strong>de</strong>r inzwischen<br />
nur noch wenig Zeit, alle Hersteller persönlich<br />
zu besuchen. Dafür können die<br />
bei<strong>de</strong>n Kommunikationsfachleute fast<br />
von <strong>de</strong>n Einnahmen ihres Einkaufsportals<br />
Jana Schütze und Andreas Krone mit <strong>de</strong>m Wohnmobil „Old Bessi“ auf Tour.<br />
leben. Und das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll ist simpel:<br />
Die Datenbank von Klick-Germany<br />
speichert alle Produktinformationen in<br />
Sparten, angereichert mit spannen<strong>de</strong>n<br />
Geschichten plus Bil<strong>de</strong>rn zu <strong>de</strong>n Menschen,<br />
die dahinterstehen. Bestellungen<br />
lan<strong>de</strong>n direkt beim Hersteller, Klick-Germany<br />
erhält eine Provision. „Die Kun<strong>de</strong>n<br />
können die Hersteller direkt kontaktieren,<br />
Produkte beeinfl ussen – zum<br />
Beispiel Farbe o<strong>de</strong>r Muster“, so Schütze,<br />
„Auf unserem Marktplatz halten Kun<strong>de</strong><br />
und Hersteller ein Schwätzchen.“<br />
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Län<strong>de</strong>rn. Weitere in diesem Dokument verwen<strong>de</strong>te Marken und Han<strong>de</strong>lsnamen beziehen sich auf die jeweiligen Eigentümer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Produkte. Dell<br />
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Frankfurt am Main. Geschäftsführer: Mark Möbius, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aufsichtsrates: Michael J. Kenney Eingetragen beim AG Frankfurt am Main unter HRB<br />
75453, USt.-ID: 113 541 138, WEEE-Reg.-Nr.: DE 49515708.
Wir Unternehmer<br />
Baumhotel im österreichischen Sauwald<br />
Völlig abgehoben<br />
In <strong>de</strong>r österreichischen Marktgemein<strong>de</strong><br />
Kopfi ng auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>s Sauwalds,<br />
20 Kilometer östlich von Passau, stehen<br />
640 Gebäu<strong>de</strong>, darin leben genau 1.981<br />
Menschen, mehr Männer als Frauen, 43<br />
von ihnen sind Auslän<strong>de</strong>r. Die Straßen<br />
haben Namen wie Johann Nepomuk<br />
Hauser-Straße o<strong>de</strong>r Pfarrer Hufnagel-<br />
Straße. Schwer zu sagen, ob die sechs<br />
Baumhäuser von Johann Schopf ein<br />
paar Kilometer außerhalb <strong>de</strong>r Ortschaft<br />
in <strong>de</strong>n 640 Gebäu<strong>de</strong>n enthalten sind.<br />
Es ist eine kleine Welt für sich, zehn<br />
Meter über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n, auf Höhe <strong>de</strong>r<br />
Baumkronen, zumeist jener <strong>de</strong>r Gemeinen<br />
Fichte, Picea abies, <strong>de</strong>m Platzhirsch<br />
unter <strong>de</strong>n Bäumen <strong>de</strong>s Sauwalds. Seit<br />
<strong>de</strong>m Jahr 2005 führen Schopf und ein<br />
Trägerverein dieses Kleinod zwischen<br />
Himmel und Er<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>m ein 2,5 Kilometer<br />
langer Baumkronenweg mit<br />
30 Stationen gehört. Eine Million Euro<br />
hat dieses Naturspektakel gekostet, und<br />
fast eine halbe Million Besucher hat es<br />
inzwischen angelockt. Die mit üppiger<br />
Einfachheit ausgestatteten Baumhäuser<br />
sind meist ausgebucht.<br />
„Ma<strong>de</strong> in Germany“ einmal an<strong>de</strong>rs: Die Taschen<br />
kosten je nach Größe zwischen 39 und 79 Euro.<br />
AUSZEIT<br />
Faulenzen und<br />
Schlafen in luftiger<br />
Höhe bietet das<br />
österreichische<br />
Baumhotel.<br />
Nicht mehr lange und <strong>de</strong>r erste Schnee<br />
liegt auf <strong>de</strong>n Dächern <strong>de</strong>s Baumhotels.<br />
Mit ein bisschen Glück scheint die Sonne<br />
und lässt die Schneekristalle glitzern,<br />
man ist weit weg von allem und steht<br />
gera<strong>de</strong> so hoch genug über <strong>de</strong>n Dingen,<br />
dass sie einen nicht mehr wirklich erreichen<br />
können. Die Betreiber bieten vier<br />
verschie<strong>de</strong>ne Winter-Erlebnispakete an,<br />
drei davon mit jeweils zwei Übernachtungen.<br />
„Winterliche Kuscheltage“,<br />
„Wintertraum“ und „Winterzauber“<br />
heißen sie. Sie sind eine Mischung aus<br />
Nichtstun und ein bisschen Bewegung,<br />
zwischen <strong>de</strong>n Winter angucken,<br />
schwitzen in <strong>de</strong>r hoteleigenen Sauna<br />
und Nachtwan<strong>de</strong>rungen mit Fackeln<br />
und Schneeschuhen. Wem die Einsamkeit<br />
eines Wintertags zu sehr auf<br />
die Seele schlägt, hat immer noch <strong>de</strong>n<br />
integrierten Gasthof „Oachkatzl“, also<br />
auf gut Deutsch Eichhörnchen. Es gibt<br />
einen Liter Veltliner für 14 Euro, ein<br />
Wiener Schnitzel für 7,50 Euro, und<br />
draußen gibt es eine Winterlandschaft<br />
und einen Nachhauseweg auf <strong>de</strong>n brückenähnlichen<br />
Pfa<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n<br />
Baumwipfeln. (mib)<br />
Erlebnispakete für zwei Personen<br />
ab 272 Euro, www.baumkronenweg.at<br />
Das schöne Ding<br />
Natürlich bleibt eine Tasche letztlich immer eine Tasche. Das ist auch bei „Jailers“<br />
nicht an<strong>de</strong>rs. Nur – „Jailers“-Taschen kommen aus <strong>de</strong>m Knast, hergestellt<br />
von Häftlingen in <strong>de</strong>r Schuhmacherei <strong>de</strong>r Justizvollzugsanstalt Heilbronn. Sinnigerweise<br />
besteht <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Verschluss <strong>de</strong>r von Hand hergestellten Taschen<br />
aus Lkw-Planen o<strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>r aus einer Handschelle. Und das Ganze ist ein Projekt<br />
mit Hintergrund. Kun<strong>de</strong>n erhalten Informationen über die Produzenten, geben<br />
ein Feedback, das wie<strong>de</strong>rum die Produzenten motivieren soll. Fünf Prozent <strong>de</strong>s<br />
Verkaufspreises gehen in Resozialisierungsmaßnahmen. www.jailers.<strong>de</strong><br />
18 ProFirma 12 2010<br />
Fotos: Baumkronenweg/Jailers/Kunstmuseum Stuttgart
„Eat Art“ in Stuttgart<br />
Sterneköche <strong>de</strong>r Kunstküche<br />
Ein paar Jahre vor seinem Tod stellte <strong>de</strong>r Schweizer Künstler<br />
Dieter Roth anlässlich <strong>de</strong>r Art Basel eines seiner Eat-Art-Werke<br />
aus, eine Schokola<strong>de</strong>nskulptur. Sie stand da auf einem Tisch,<br />
stank entsetzlich und wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>n Tag ein klein wenig weniger.<br />
Irgen<strong>de</strong>in Sammler bezahlte schließlich 30.000 Franken<br />
für das Teil. „Eat Art. Vom Essen in <strong>de</strong>r Kunst“ nennt sich eine<br />
Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart, die sich <strong>de</strong>r „Schnittstelle<br />
zwischen Kunst und Leben“, so <strong>de</strong>r Prospekt, annimmt.<br />
Sie zeigt die Haltbarkeit und die Vergänglichkeit von Kunst<br />
und Leben. 100 Arbeiten in Form von Objekten, Installationen<br />
und Filmen von diversen sehr bekannten und weniger<br />
bekannten Künstlern zeugen auf 1.200 Quadratmetern vom<br />
Material Lebensmittel in <strong>de</strong>r Kunst von En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er-Jahre<br />
bis heute. Großen Raum nehmen Dieter Roth und Daniel Spoerri<br />
ein, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Begriff „Eat Art“ ins Leben rief und mit seinen<br />
„Fallenbil<strong>de</strong>rn“, in <strong>de</strong>nen er Mahlzeitreste auf einem Träger<br />
fi xierte und wie ein Gemäl<strong>de</strong> an die Wand hängte, und so unter<br />
die Sterneköche in <strong>de</strong>r Kunstküche einging (noch bis zum<br />
9. Januar 2011). www.kunstmuseum-stuttgart.<strong>de</strong><br />
geschäftstüchtich<br />
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TERMIN-<br />
KALENDER
Wir Unternehmer<br />
WIRTSCHAFT & POLITIK<br />
Interview<br />
„Die Betriebe wer<strong>de</strong>n<br />
erheblich belastet“<br />
Holger Schwannecke, Generalsekretär<br />
<strong>de</strong>s Zentralverbands <strong>de</strong>s Deutschen Handwerks,<br />
zur geplanten Reform <strong>de</strong>r Rund-<br />
funkgebühren. DAS INTERVIEW FÜHRTE PAUL LAUER<br />
Herr Schwannecke, die Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r haben sich auf ein neues<br />
Mo<strong>de</strong>ll für die Rundfunkfi nanzierung verständigt. Was stört<br />
die Handwerker daran?<br />
Schwannecke: Die Überlegung <strong>de</strong>r Medienpolitiker, die gerätebezogene<br />
Rundfunkgebühr auf eine Haushaltsabgabe<br />
umzustellen, ist im Grundsatz richtig. Das entspricht <strong>de</strong>n<br />
enormen technischen Umwälzungen in diesem Bereich. Wogegen<br />
wir uns jetzt mit allem Nachdruck wehren, ist, dass die<br />
Betriebe in diesem Zug von 2013 an wesentlich mehr zahlen<br />
sollen. Das lassen wir nicht zu. Dabei wer<strong>de</strong>n die zusätzlichen<br />
fi nanziellen Belastungen für einzelne Branchen extrem. Denn<br />
die Höhe <strong>de</strong>s Beitrags richtet sich künftig nach <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Beschäftigten und <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Dienstfahrzeuge. Verschärft<br />
wird die Lage dadurch, dass auch für je<strong>de</strong> einzelne Betriebsstätte<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens extra gezahlt wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Welche Branchen wären beson<strong>de</strong>rs betroffen?<br />
Schwannecke: Alle serviceorientiert arbeiten<strong>de</strong>n Handwerksbetriebe<br />
mit vielen Fahrzeugen und Filialen wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utlich höhere Beiträge zahlen müssen sowie alle personalintensiven<br />
Unternehmen. Denn die Beitragshöhe wird gestaffelt<br />
und bemisst sich an <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Beschäftigten. Dabei soll es<br />
keine Rolle spielen, ob ein Angestellter Vollzeit arbeitet o<strong>de</strong>r<br />
nur ein paar Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche. Auf Bäcker o<strong>de</strong>r eine Gebäu<strong>de</strong>reinigungsfi<br />
rma, die viele Teilzeitkräfte beschäftigen,<br />
kommen durch diese Regelung viel zu hohe Beiträge zu.<br />
Lässt sich die Belastung quantifi zieren?<br />
Schwannecke: Nehmen Sie einen mittelgroßen Betrieb mit<br />
rund 20 Beschäftigten und 15 Fahrzeugen. Diese Konstellation<br />
ist realistisch. Denn Maler, Elektriker o<strong>de</strong>r Heizungsbauer<br />
müssen nun mal zum Kun<strong>de</strong>n fahren. Für diesen Betrieb wer<strong>de</strong>n<br />
zusätzlich zu <strong>de</strong>n zwei vollen Rundfunkbeiträgen für die<br />
Beschäftigten jeweils Drittelbeiträge für 14 <strong>de</strong>r 15 Fahrzeuge<br />
fällig. Im Ergebnis zahlt <strong>de</strong>r Betrieb künftig 1.438,44 Euro pro<br />
Jahr. Heute zahlt <strong>de</strong>r gleiche Betrieb – wenn er bewusst auf<br />
Radios verzichtet – vielleicht nur etwa 70 Euro im Jahr für einen<br />
PC. Selbst wenn er zehn Radios nutzen wür<strong>de</strong>, käme er<br />
nur auf eine Belastung von 716 Euro. Auch bei Betrieben, die<br />
heute schon Radios nutzen, gibt es erhebliche Steigerungen:<br />
Eine mittelgroße Tischlerei mit 20 Beschäftigten, die nur einen<br />
Standort und drei Fahrzeuge hat, zahlt für ein Radio in<br />
<strong>de</strong>r Werkstatt und die Radios in <strong>de</strong>n Fahrzeugen rund 276<br />
Euro im Jahr. Im neuen System müsste das Unternehmen<br />
zwei volle Rundfunkbeiträge für die Beschäftigten und zwei<br />
Drittelbeiträge für die Fahrzeuge entrichten. Das entspricht<br />
575 Euro im Jahr, eine Steigerung um mehr als das Doppelte!<br />
Die Wirtschaft schlägt ein einfaches unternehmensbezogenes<br />
Mo<strong>de</strong>ll vor. Was wären die Vorteile?<br />
Schwannecke: Wir schlagen vor, dass je<strong>de</strong>s Unternehmen einen<br />
Beitrag zahlt, <strong>de</strong>r sich nach <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />
richtet, die Beitragsstaffelung muss mittelstandsgerecht ausgestaltet<br />
sein. Teilzeitkräfte wer<strong>de</strong>n dabei in Vollzeitäquivalente<br />
umgerechnet, Fahrzeuge und Einzelfi lialen nicht mehr<br />
berücksichtigt. Das wür<strong>de</strong> sehr viel Bürokratie sparen – <strong>de</strong>n<br />
Unternehmen und <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n. Schließlich wird nur eine<br />
Zahl und nicht ein ganzes Zahlenwerk gemel<strong>de</strong>t.<br />
Wie realistisch ist die Umsetzung?<br />
Schwannecke: Die Län<strong>de</strong>r unterzeichnen <strong>de</strong>n Vertrag am 15.<br />
Dezember. Es gibt also noch Spielraum für Verän<strong>de</strong>rungen.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n die Abgeordneten in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn informieren<br />
und hoffen, dass die für das Handwerk überharten Regelungen<br />
noch verbessert wer<strong>de</strong>n – etwa durch die Umrechnung von<br />
Teilzeitkräften in Vollzeitäquivalente.<br />
20 ProFirma 12 2010<br />
Fotos: ZDH
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2 o<strong>de</strong>r 3 Sitzplätzen. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r CITROËN JUMPER ist ein wahrer Verwandlungskünstler wenn es<br />
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
Birgit Werner-Walz,<br />
geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafterin<br />
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Der „kleine Unterschied“<br />
Während die hol<strong>de</strong> Weiblichkeit mit zwei X-Chromosomen ausgestattet ist,<br />
besitzen Männer ein XY-Paar. Wissenschaftler erforschen, ob ein „Beinchen“<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger auch das unternehmerische Geschick beeinfl usst.<br />
DIE EMPATHISCHE:<br />
„Den Faktor Mensch betonen“<br />
„Unser Unternehmen wur<strong>de</strong> durch meinen Vater eher patriarchalisch geführt. Da die Welt immer schneller<br />
und komplexer wird, ist es meiner Ansicht nach wichtig, möglichst viele verschie<strong>de</strong>ne Perspektiven in Entscheidungen<br />
mit einzubeziehen. <strong>Als</strong> Nachfolgerin habe ich die Teamarbeit verstärkt und verlange das auch von<br />
meinen Geschäftsführern. In einem Betrieb mit technischen Produkten und Verfahren habe ich bewusst <strong>de</strong>n<br />
Faktor Mensch betont. Die Berücksichtigung <strong>de</strong>r Individualität und das För<strong>de</strong>rn persönlicher Fähigkeiten sind mir<br />
wichtig, dazu eine vertrauensvolle und respektvolle Gesprächskultur, um möglichst viele Meinungen zu hören<br />
und I<strong>de</strong>en zu bekommen.<br />
In einem Unternehmen macht es die Mischung. Zuhören können, zwischen <strong>de</strong>n Zeilen lesen, differenziert abwägen<br />
und sich Schnellschüsse verkneifen, das sind Dinge, die Frauen besser liegen. Typisch weibliche Fähigkeiten<br />
wie Empathie o<strong>de</strong>r soziale Kompetenz sind heute wichtiger gewor<strong>de</strong>n. Das ist eine Chance für die Frauen! Lei<strong>de</strong>r<br />
sind wir manchmal zu zurückhaltend, hier könnten wir mehr von <strong>de</strong>n Männern und <strong>de</strong>ren oft wohltuen<strong>de</strong>r<br />
Geradlinigkeit lernen.“<br />
24 ProFirma 12 2010
Fotos: privat<br />
Führungsverhalten<br />
Was Frauen an<strong>de</strong>rs machen<br />
Den „kleinen Unterschied“ im Führungsverhalten zwischen Frauen und Männern gibt<br />
es, auch wenn sogar manche Unternehmerinnen das bestreiten. Größere Vorsicht,<br />
diplomatisches Geschick und Kritikfähigkeit sind ihre Trümpfe. VON DR. ULRIKE FELGER<br />
Frauen liegen im Trend – zumin<strong>de</strong>st könnte dieser Eindruck<br />
entstehen: Unternehmerinnenverbän<strong>de</strong> machen sich stark,<br />
Studien beschäftigen sich mit <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Frau in <strong>de</strong>r Wirtschaft,<br />
Kongressveranstalter suchen bei ihren Vortragsrednern<br />
bewusst nach einem Gleichgewicht zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern.<br />
Wer einen Blick auf nüchterne Zahlen wirft, wird<br />
eines Besseren belehrt: Der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft steht noch immer in keinem Verhältnis<br />
zum Anteil an <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />
Von 4,2 Millionen Selbstständigen im Jahr 2009 waren laut<br />
<strong>de</strong>m Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn nur<br />
1,3 Millionen Frauen. In Verbän<strong>de</strong>n und Kammern sind Unternehmerinnen<br />
hoffnungslos unterrepräsentiert. Petra Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker,<br />
Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Verbands <strong>de</strong>utscher Unternehmerinnen<br />
(VdU) in Berlin, glaubt zu wissen, warum, gibt sie<br />
doch zu be<strong>de</strong>nken, dass Männer über Jahrhun<strong>de</strong>rte hinweg die<br />
Wirtschaft patriarchalisch geprägt haben. Aber die Möbelherstellerin<br />
sieht Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels: „Wir haben heute<br />
DIE BESCHEIDENE:<br />
„Sich selbst nicht so wichtig nehmen“<br />
„Meine Mitarbeiterinnen sind mein größtes Gut, und das meine ich auch so. Ich schaffe eine Arbeitsatmosphäre,<br />
in <strong>de</strong>r alle ihr Bestes geben. Manchmal <strong>de</strong>nke ich, ich führe, ohne dass es jemand merkt. Wir sind<br />
ein Team, und alle sind mit <strong>de</strong>m Herzen bei <strong>de</strong>r Firma. Mein Unternehmen ist für die Mitarbeiter ein Stück<br />
Heimat – in fünf Jahren gab es noch keinen Knatsch.<br />
Ich halte meine Leute an mitzu<strong>de</strong>nken, eigene I<strong>de</strong>en zu entwickeln, die Kosten zu sehen – was zählt, ist das<br />
Ergebnis. Deshalb nehme ich zum Beispiel immer eine Kollegin mit zu Messen. Ich bin nicht das Maß <strong>de</strong>r<br />
Dinge, was mir gefällt, können an<strong>de</strong>re scheußlich fi n<strong>de</strong>n – und umgekehrt.<br />
Was Unternehmerinnen an<strong>de</strong>rs als Unternehmer machen? Sie sind beschei<strong>de</strong>ner, auch mit ihren geschäftlichen<br />
Erfolgen. Meine Person steht im Hintergrund, es geht um die Firma, meinen Web-Shop. Wie ich<br />
diesen am Laufen halte, sagen mir meine Erfahrung und meine Intuition. Übrigens ist mir schon allein die<br />
Bezeichnung ‚Chefi n’ zuwi<strong>de</strong>r. Ich setze die Eckpunkte und arbeite mit wie je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re auch, es ist gut,<br />
sich nicht so wichtig zu nehmen.“<br />
ProFirma 12 2010<br />
ProFirma<br />
Titelthema<br />
die am besten ausgebil<strong>de</strong>te Frauengeneration überhaupt, das<br />
wirkt sich auf die Existenzgründungen aus. Seit Jahren steigt<br />
die Anzahl <strong>de</strong>r Neugründungen durch Frauen kontinuierlich<br />
an.“ Laut einer aktuellen KfW-Studie grün<strong>de</strong>n Frauen beson<strong>de</strong>rs<br />
häufi g im Dienstleistungssektor, dagegen sind größere,<br />
technologielastige und kapitalintensive Gründungen in erster<br />
Linie eine Männerdomäne. An<strong>de</strong>rerseits grün<strong>de</strong>n Frauen<br />
risikobewusster und legen ihre Unternehmen seltener auf<br />
schnelles Wachstum aus. Die Chancen ihrer Unternehmen,<br />
langfristig zu überleben, sind damit größer.<br />
„Ich glaube, dass Frauen vorsichtiger agieren, kritikfähiger<br />
sind und damit ihren Kurs öfters hinterfragen, was vielleicht<br />
manchmal größere Schä<strong>de</strong>n verhin<strong>de</strong>rt“, sagt Dagmar Fritz-<br />
Kramer, Inhaberin und Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Allgäuer Ökohaus-Firma<br />
Bau-Fritz. Die Unternehmerin fi n<strong>de</strong>t die Unterscheidung<br />
von „männlichen“ und „weiblichen“ Talenten eher<br />
irreführend. Teamfähigkeit, Motivationsgeist, strategisches<br />
Denken und etwas Feingefühl seien für je<strong>de</strong> Karriere un-<br />
Susanne Ruoff,<br />
IBK GmbH & Co. KG, Wal<strong>de</strong>nbuch,<br />
www.ichbinklein.<strong>de</strong><br />
25
Unternehmensführung – Titelthema<br />
verzichtbar. Trotz<strong>de</strong>m sieht sie das Management in <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
stark auf Männer zugeschnitten: Gera<strong>de</strong> Preisverhandlungen<br />
spiegelten dieses „männliche“ Führungsverhalten<br />
wi<strong>de</strong>r, so Fritz-Kramer, sie selbst habe die gelten<strong>de</strong>n Regeln<br />
erst einmal lernen müssen.<br />
Qualitätsbewusstsein steht im Weg<br />
„Frauen fühlen sich oft unzulänglich“, berichtet Dr. Cornelia<br />
Topf aus Augsburg, die als Coach seit vielen Jahren Frauen<br />
in Spitzenpositionen begleitet. Der Instinkt, sich zu zeigen,<br />
die richtigen Kontakte zu knüpfen, sei bei Frauen noch zu<br />
wenig entwickelt: „För<strong>de</strong>rer und Mentoren sind auch für Unternehmerinnen<br />
unverzichtbar.“ Im Wege stehe <strong>de</strong>n Frauen<br />
nicht zuletzt ihr eigenes, teilweise enorm großes Qualitätsbewusstsein.<br />
Abhilfe könnten geschlechtsinterne Benchmarks<br />
schaffen, doch häufi g fehlten mögliche Partnerinnen in vergleichbaren<br />
Positionen. Auch im geschäftlichen Alltag treffen<br />
Frauen, so Dr. Topf, auf Hin<strong>de</strong>rnisse, die auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
als solche nicht erkennbar sind: Wo treffen sich Unternehmerinnen?<br />
Wo machen sie Geschäfte? „Das Bier an <strong>de</strong>r Bar,<br />
das Geplänkel über Fußball o<strong>de</strong>r Autos ist ein Klischee – und<br />
trotz<strong>de</strong>m nach wie vor so alltäglich, dass es gar nicht auffällt.“<br />
Mischt eine Frau in diesen Gesprächen mit, nimmt sie automatisch<br />
eine Außenseiterrolle ein.<br />
Wer im Internet über Frauen in Top-Positionen nachschlägt,<br />
steht einer Flut von Informationen gegenüber – die häufi g wi<strong>de</strong>rsprüchlich<br />
sind. Insbeson<strong>de</strong>re erhitzen sich die Gemüter<br />
an <strong>de</strong>r Frage, ob und was <strong>de</strong>nn im Führungsverhalten von<br />
Männern und Frauen an<strong>de</strong>rs sei. Die Anfor<strong>de</strong>rungen, die in <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaft an erfolgreiches Unternehmertum gestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
sind schließlich geschlechtsneutral. Wer schlecht wirtschaftet,<br />
geht pleite. Die Illustration <strong>de</strong>r Unternehmerinnen-Welt<br />
in Schwarz-Weiß wird <strong>de</strong>r komplexen Thematik ganz sicher<br />
nicht gerecht.<br />
„Ich bin keine Anhängerin <strong>de</strong>r Differenzierung von weiblichen<br />
und männlichen Talenten“, sagt Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />
Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung und Gesellschafterin <strong>de</strong>r<br />
Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />
Mestemacher-Gruppe, Gütersloh,<br />
www.mestemacher.<strong>de</strong><br />
Mestemacher-Gruppe in Gütersloh. Für sie stehen Faktoren<br />
wie Persönlichkeit, Qualifi kation, Sozialisation o<strong>de</strong>r Elternhaus<br />
im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Erfolgsbetrachtung unternehmerischen<br />
Han<strong>de</strong>lns. Trotz<strong>de</strong>m vermerkt auch ihr Blick auf die<br />
Praxis Verhaltenszüge, die <strong>de</strong>n Geschlechtern zuzuordnen<br />
sind: „Frauen tun <strong>de</strong>r Wirtschaft gut – ich kenne keine Frau,<br />
die alles auf eine Karte setzt o<strong>de</strong>r einen Kamikaze-Kurs einschlägt“,<br />
so die Erfahrung <strong>de</strong>r Professorin für Betriebswirtschaftslehre.<br />
Hybris und Nemesis seien Geschwister, auch<br />
wenn das viele Männer im Feuer <strong>de</strong>s Testosterons noch nicht<br />
verinnerlicht hätten.<br />
Was Mentalitäten bewirken<br />
ANTEIL DER<br />
FRAUENUNTERNEHMEN<br />
Von allen Familienunternehmen in Deutschland wer<strong>de</strong>n<br />
nur knapp 20 Prozent von Frauen geführt.<br />
Anteil <strong>de</strong>r Frauenunternehmen<br />
Quelle: Statistisches Bun<strong>de</strong>samt, 2006<br />
Unternehmen<br />
Für Christiane Vöpel-Weber, geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafterin<br />
<strong>de</strong>s Camping Centers Vöpel in Gustavsburg, sind im täglichen<br />
Zusammenspiel mit ihrem Bru<strong>de</strong>r die großen „kleinen<br />
Unterschie<strong>de</strong>“ sehr präsent: „Ich will, dass ein einigermaßen<br />
gutes Arbeitsklima herrscht“, umschreibt die Caravan-Händlerin<br />
ihr Harmoniebedürfnis. Schießt <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r in seiner forschen<br />
Art bisweilen über das Ziel hinaus, kümmert sie sich<br />
im Hintergrund darum, dass die Stimmung nicht lei<strong>de</strong>t. Eher<br />
leise Töne schlägt Vöpel-Weber auch bei ihrer Selbstdarstellung<br />
an: „Männer müssen immer zeigen, wie toll sie sind – mir<br />
reicht es zu sagen, dass es ganz gut läuft, auch wenn das eigentlich<br />
Tiefstapelei ist.“<br />
DIE SACHLICHE:<br />
„Auf typisches Alpha-Tier-Gerangel verzichten“<br />
„In meiner langjährigen Tätigkeit im Management kann ich die Zuschreibung von männlichen und weiblichen<br />
Fähigkeiten nicht bestätigen. Frauen, die sich nach oben kämpfen, sind genauso wenig zimperlich wie Männer.<br />
Wo ich am ehesten weibliche Talente verwirklicht sehe, ist bei <strong>de</strong>n organisatorischen Fähigkeiten von Frauen:<br />
Unternehmerinnen und Handwerksfrauen haben von jeher Beruf und Familie unter einen Hut gebracht. Das funktioniert<br />
nur mit ernormen Organisationsfähigkeiten, die auch für ein Unternehmen sehr nützlich sind. Frauen sind<br />
zielorientierter, sie vergeu<strong>de</strong>n, vor allem in Meetings, weniger Zeit und sind von Anfang an gewillt, <strong>de</strong>n Weg zum<br />
Ziel möglichst effektiv zu gestalten. Auf typisches Alpha-Tier-Gerangel verzichten Spitzenfrauen im Allgemeinen.<br />
Ich führe sehr straff, übernehme sofort <strong>de</strong>n Vorsitz und gehe mit einer Tagesordnung in Gespräche. Strukturiert,<br />
geradlinig und auf <strong>de</strong>n Punkt. Zusammenarbeit muss sachlich-konstruktiv sein – individuelle Interessen gehören in<br />
<strong>de</strong>n Hintergrund. <strong>Als</strong> Chefi n erwarte ich, dass mein Führungskreis das ebenso handhabt.“<br />
26 ProFirma 12 2010<br />
Umsatz<br />
Beschäftigte<br />
19,5%<br />
12,8%<br />
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
INTERVIEW I<br />
„Männer sind eher eindimensional“<br />
Roland Kopp-Wichmann, Psychologe und Führungskräftetrainer,<br />
über weibliches und männliches Führungsverhalten.<br />
Herr Kopp-Wichmann, im Mittelstand<br />
dominieren nach wie vor Männer die<br />
Unternehmensspitzen. Führen Männer<br />
und Frauen eigentlich unterschiedlich?<br />
Kopp-Wichmann: Auf je<strong>de</strong>n Fall! Frauen<br />
kommunizieren mehr und besser mit ihrem<br />
Umfeld – und sie hören besser zu.<br />
Die Fragetechniken von Frauen sind unschlagbar.<br />
Schon in ihrer Kindheit haben<br />
sie gelernt: In Mädchen-Spielen muss<br />
man re<strong>de</strong>n, bei Jungs-Spielen dagegen<br />
stört ein verbaler Austausch. Jungs erkämpfen<br />
sich beim Spielen ihren Platz,<br />
sie üben ihre Wettbewerbsorientierung.<br />
In <strong>de</strong>n Rollenspielen <strong>de</strong>r Mädchen geht<br />
es um Beziehungen, nicht um Ziele. Man<br />
muss nicht dauernd gewinnen. Diese<br />
Spiele sind offen, sie haben kein En<strong>de</strong>,<br />
es geht immer weiter. Das alles ist tief<br />
in die Psyche eingeprägt.<br />
Welche typisch weiblichen Talente sind<br />
bei <strong>de</strong>r Unternehmensführung hilfreich?<br />
Kopp-Wichmann: Frauen sprechen<br />
Spannungen eher an, sie sind sich ihrer<br />
Konfl iktfähigkeit sicher. Eine weibliche<br />
Führungsqualität ist das Gespür für Beziehungen<br />
und die Antizipation von Störungen.<br />
Nach meiner Erfahrung eskalie-<br />
Catrin Graf,<br />
Graf Dichtungen, München,<br />
www.graf-dichtungen.<strong>de</strong><br />
ren die Dinge weniger leicht, wenn Frauen<br />
ein Thema ansprechen. Sie erkennen leichter<br />
die Vielschichtigkeit <strong>de</strong>r Situation und<br />
können sie handhaben. Männer sind eher<br />
eindimensional und in <strong>de</strong>n Kategorien<br />
richtig/falsch o<strong>de</strong>r Recht/Unrecht gefangen<br />
– für die Lösung <strong>de</strong>r meisten Probleme<br />
ist das ungeeignet. Zu<strong>de</strong>m haben Frauen<br />
mehr Erfahrung, Ambivalenzen auszuhalten<br />
und Wi<strong>de</strong>rsprüche stehen zu lassen.<br />
Oft wird erfolgreichen Unternehmerinnen<br />
unterstellt, sie entwickelten männliche<br />
Verhaltensmuster. Was sagen Sie dazu?<br />
Kopp-Wichmann: Manchmal ist das eine<br />
gute Strategie, aber Verhalten muss authentisch<br />
sein, sonst verliert es seine Wirksamkeit.<br />
Männer ernten für dominantes<br />
Auftreten in <strong>de</strong>r Regel Beifall, Frauen wer<strong>de</strong>n<br />
meistens dafür abgestraft. Auch hier<br />
muss man zurückschauen, was wir als Kin<strong>de</strong>r<br />
gelernt haben: Für Männer ist es völlig<br />
okay, wenn sich jemand an die Spitze stellt<br />
– sie ordnen sich unter. Bei Frauen wer<strong>de</strong>n<br />
diejenigen, die Ambitionen auf die Anführerschaft<br />
erkennen lassen, ten<strong>de</strong>nziell ausgegrenzt.<br />
Das ist für viele Mädchen eine<br />
bittere Lektion, die sie bis ins Erwachsenenleben<br />
hinein begleitet.<br />
Wie kommt es, dass es trotz<strong>de</strong>m eine Menge<br />
Unternehmerinnen gibt?<br />
Kopp-Wichmann: Viele Frauen an <strong>de</strong>r<br />
Spitze von Firmen sind in Unternehmerhaushalten<br />
aufgewachsen. Sie haben von<br />
Anfang an mitbekommen, wie man eine<br />
Firma leitet. Unternehmerkin<strong>de</strong>r bekommen<br />
eine entsprechen<strong>de</strong> För<strong>de</strong>rung, aktiv<br />
und auch nebenbei. <strong>Als</strong> Chefi n kommen<br />
ihnen diese innere Stimmigkeit und Unverkrampftheit<br />
zugute. Diese Frauen sind für<br />
unsere Kin<strong>de</strong>r, Mädchen wie Jungen, wichtige<br />
Vorbil<strong>de</strong>r.<br />
Sie coachen Führungsfrauen und Unternehmerinnen.<br />
Worum benei<strong>de</strong>n diese ihre<br />
männlichen Kollegen manchmal?<br />
Kopp-Wichmann: Großen Eindruck macht<br />
immer wie<strong>de</strong>r die Chuzpe von Männern.<br />
Sie haben zwar häufi g wenig Ahnung,<br />
quasseln aber wild draufl os und verkaufen<br />
eine mittelprächtige I<strong>de</strong>e als Wahnsinnsprojekt.<br />
Dieses Selbstbewusstsein nach<br />
<strong>de</strong>m Motto „Verkün<strong>de</strong>n statt begrün<strong>de</strong>n“<br />
beeindruckt. Frauen sind sehr selbstkritisch,<br />
was ihre eigene Leistung angeht. Im<br />
Kontakt mit solchen Männern wer<strong>de</strong>n sie<br />
eher unsicher, statt das Verhalten zu hinterfragen<br />
o<strong>de</strong>r zu entlarven.<br />
DIE KOKETTE:<br />
„Männer <strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>n spielen lassen“<br />
„Für mich ist Geduld typisch weiblich – gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung lernt man, ab und zu tief durchzuatmen. Ich bin<br />
ungern auf Hilfe angewiesen und benei<strong>de</strong> die Männer <strong>de</strong>shalb manchmal um ihre körperliche Kraft. Bei mir geht es<br />
oft darum, Ware durch die Gegend zu schleppen. An<strong>de</strong>rerseits genieße ich es, Frau zu sein – ich weiß, es klingt zynisch,<br />
aber in <strong>de</strong>r Regel macht es Männer doch glücklich, <strong>de</strong>r Held sein zu dürfen und mir beispielsweise meine schweren<br />
Sachen zu tragen.<br />
In meiner Branche, <strong>de</strong>m Groß- und Einzelhan<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>r Herstellung von Dichtungen, müssen Frauen von vornherein<br />
mehr können und dies ständig unter Beweis stellen. Das ist ungerecht und sehr anstrengend. Die Momente am Telefon,<br />
wenn mein Gesprächspartner verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n will, um eine technische Auskunft zu bekommen, hasse ich. Meine<br />
Mutter hat früher manchmal einen Kuchen mit zum Kun<strong>de</strong>n gebracht und mit <strong>de</strong>n Hausmeistern einen Schnaps getrunken<br />
– das war wahres weibliches Guerilla-Marketing!<br />
Übrigens: Wir Frauen arbeiten immer mit einem Plan B – und es gibt noch Plan C, wenn gar nichts klappt.“<br />
28 ProFirma 12 2010<br />
Fotos: privat
ProFirma 12 2010<br />
INTERVIEW II<br />
„Frauen sind weniger impulsiv“<br />
Graziella Parise hat als Geschäftsführerin <strong>de</strong>r SP Gebäu<strong>de</strong>reinigung<br />
in Stuttgart ihren eigenen Stil entwickelt.<br />
Frau Parise, welche Talente sind Ihnen<br />
bei <strong>de</strong>r Unternehmensführung hilfreich?<br />
Parise: Meine diplomatische Seite hilft<br />
mir im Alltagsgeschäft sehr, gera<strong>de</strong> in<br />
unserer Branche, wo es häufi g Konfl iktstoff<br />
o<strong>de</strong>r kritische Terminfragen gibt.<br />
Ich gebe zu, ich spreche sehr gerne: Der<br />
Verkauf, das Erklären und Wie<strong>de</strong>rgeben<br />
unserer Leistungen sind meine Sache.<br />
Der Umgang mit Menschen ist mein<br />
Ding, unsere Akquisition ist zu 99 Prozent<br />
meine Aufgabe. Auch mit unseren<br />
Reinigungskräften wird bei uns übrigens<br />
viel gesprochen, die meisten können<br />
sehr gut Deutsch, das ist gera<strong>de</strong> für die<br />
regelmäßigen Monatsbesprechungen<br />
wichtig.<br />
Welche weiteren Punkte bringen Sie bei<br />
Ihrer Arbeit mit Ihrem Geschlecht in Verbindung?<br />
Parise: In meinem Metier nenne ich<br />
das „mein Auge“. Ich bin auf Optisches,<br />
Schönes, Ästhetisches fokussiert, da<br />
sehe ich ganz an<strong>de</strong>rs hin als zum Beispiel<br />
mein Mann, mit <strong>de</strong>m zusammen<br />
ich das Geschäft führe. Wir sind ein<br />
Premiumanbieter, das muss gleich rüberkommen.<br />
Mein Äußeres ist sehr ge-<br />
Dr. Katarzyna Mol,<br />
Herausgeberin Magazin „Emotion“,<br />
www.emotion.<strong>de</strong><br />
pfl egt, auf <strong>de</strong>n Baustellen höre ich schon<br />
auch mal ‚da kommt die schicke Frau Parise’.<br />
Wenn ich dann fachlich wer<strong>de</strong>, sind<br />
viele Männer von meiner Kompetenz und<br />
Durchsetzungsstärke überrascht. Gut so –<br />
dieses Ass spiele ich an bestimmten Stellen<br />
gezielt aus. Einen gewissen Stil habe<br />
ich eben, da kann ich mich nicht verstellen.<br />
Charme gehört im Leben dazu, auch und<br />
gera<strong>de</strong> im Geschäft.<br />
Wie beschreiben Sie Ihren eigenen Führungsstil?<br />
Was ist Ihnen als Chefi n wichtig?<br />
Parise: Meine Mitarbeiter sollen selbstständig<br />
arbeiten, das ist bei uns in <strong>de</strong>r<br />
Branche gar nicht so selbstverständlich.<br />
Man muss <strong>de</strong>n Leuten Ellenbogenfreiheit<br />
lassen, dann arbeiten sie auch gut. Vorarbeiter<br />
gibt es bei uns vergleichbar wenige,<br />
hier tragen die Mitarbeiter selbst die<br />
Verantwortung, und ich sehe, dass sie ganz<br />
an<strong>de</strong>rs arbeiten. Die I<strong>de</strong>e von Dauer-Kontrolleuren<br />
fi n<strong>de</strong> ich absurd, das geht auf<br />
die Kosten und die Stimmung. Wir haben<br />
eine tolle Truppe – ich kann mich auf meine<br />
Leute verlassen und meine Leute auf<br />
mich.<br />
Sie geben Ihren Mitarbeitern relativ viel<br />
Freiraum. Ist das typisch weiblich?<br />
Parise: Na ja, Männer haben schon mehr<br />
ein Thema mit <strong>de</strong>r Macht – sie wür<strong>de</strong>n<br />
weniger aus <strong>de</strong>r Hand geben, davon bin<br />
ich überzeugt. <strong>Als</strong> Frau bin ich auch als<br />
erfolgreiche Unternehmerin mit bei<strong>de</strong>n<br />
Füßen auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> geblieben, Starallüren<br />
sind mir fremd – in unserer Branche ist das<br />
wichtig, <strong>de</strong>nn es geht doch oft ziemlich<br />
robust zu. Ich arbeite lieber und gerne im<br />
Team, schließlich kann man im Leben nur<br />
dazulernen. Das geht zusammen mit an<strong>de</strong>ren<br />
am besten.<br />
Der Volksmund sagt, Frauen könnten mit<br />
Geld nicht umgehen. Was sagen Sie dazu?<br />
Parise: Das ist doch Quatsch. Genau genommen<br />
ist es umgekehrt: Das Kaufmännische,<br />
die Zahlen, habe ich fest im<br />
Blick. Bei uns manage ich schon immer<br />
die Finanzen, das hat sich sehr bewährt.<br />
Mein Mann möchte sich gar nicht einmischen,<br />
ich glaube, er weiß selbst, dass wir<br />
immer schlecht dastün<strong>de</strong>n, wenn er das<br />
Geld managen wür<strong>de</strong>. Beim Thema Risiko<br />
bin ich allerdings eher zurückhaltend, ein<br />
echter Stier eben. Ich will Sicherheit, Beständigkeit,<br />
gehe Dinge langsam an und<br />
erprobe eine Sache gründlich, bevor ich sie<br />
einführe.<br />
DIE ERMUTIGENDE:<br />
„Frauen müssen Frauen för<strong>de</strong>rn“<br />
„In Männerrun<strong>de</strong>n ist es beson<strong>de</strong>rs wichtig, eine I<strong>de</strong>e zu verkaufen – ein Aspekt, <strong>de</strong>n viele Frauen im Geschäftsleben<br />
sträfl ich unterschätzen. Frauen sind da eher von ihrer Vision geleitet, sie liefert einen starken Antriebsfaktor.<br />
I<strong>de</strong>al sind gemischte Teams, da kann man viel voneinan<strong>de</strong>r lernen: Männer trauen sich oft mehr zu, während Frauen<br />
stärker zweifeln und sich hinterfragen. Das hat oft einen Zug von Selbstzerfl eischung. Zu 120 Prozent <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
genügen zu wollen, ist typisch weiblich – mit allen Vor- und Nachteilen. Männer nehmen Dinge nicht so persönlich,<br />
sie konzentrieren sich auf <strong>de</strong>n Job. Frauen ticken da oft an<strong>de</strong>rs und laufen so Gefahr, in einer Rechtfertigungsspirale<br />
zu lan<strong>de</strong>n. Dabei ist Kritik ein wertvoller Wachstumsimpuls.<br />
Mir ist das Thema soziales Unternehmertum wichtig. Was wäre ich ohne meine Mitarbeiter? Ein Unternehmer muss<br />
auf seine Mitarbeiter achten, ihnen vertrauen. Gera<strong>de</strong> Frauen müssen Frauen unterstützen und för<strong>de</strong>rn! Wir versuchen<br />
hier, unser Bestes zu geben. Auch in Bezug auf die Ermöglichung von Teilzeitbeschäftigung von Müttern. Doch je kleiner<br />
das Team, umso herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r ist es, diese Überzeugung in die Tat umzusetzen.“<br />
29
Unternehmensführung – Titelthema<br />
INTERVIEW III<br />
„Frauen for<strong>de</strong>rn zu wenig“<br />
Petra Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker, Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Verbands <strong>de</strong>utscher Unternehmerinnen (VdU), über das Defi zit von<br />
weiblichen Führungskräften, sich selbstbewusst zu präsentieren. DIE GESPRÄCHE FÜHRTE DR. ULRIKE FELGER.<br />
Frau Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker, in welchen Momenten<br />
benei<strong>de</strong>n Unternehmerinnen<br />
ihre männlichen Kollegen – und wo gehen<br />
sie lieber ihren eigenen Weg?<br />
Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker: Wir sind froh, Unternehmerinnen<br />
zu sein, und müssen nieman<strong>de</strong>m<br />
nacheifern. Frauen wer<strong>de</strong>n<br />
weiterhin ihre Entscheidungen klug abschätzen<br />
und nicht nur <strong>de</strong>n kurzfristigen<br />
Effekt o<strong>de</strong>r Gewinn sehen. Ich habe die<br />
Erfahrung gemacht, dass Männer ihre<br />
Ansprüche häufi g besser geltend machen<br />
als Frauen, und dafür ihre Netzwerke<br />
nutzen. Frauen sind im Allgemeinen<br />
zu wenig for<strong>de</strong>rnd. Sie haben keine<br />
schlechteren Geschäftsi<strong>de</strong>en als Männer,<br />
nur haben sie es oftmals nicht gelernt,<br />
sich selbstbewusst zu präsentieren. Der<br />
VdU bietet zum Beispiel eine Plattform,<br />
um dies zu än<strong>de</strong>rn und sich gegenseitig<br />
zu vernetzen.<br />
Welche Rolle spielt für Unternehmerinnen<br />
die Kultur ihres Unternehmens?<br />
Während ihr Bru<strong>de</strong>r eher spontan Dinge angeht, beschäftigt<br />
sie sich in <strong>de</strong>r Tiefe mit einer Sache und <strong>de</strong>nkt gründlich über<br />
Nebeneffekte und Auswirkungen nach. O<strong>de</strong>r, wie Vöpel-Weber<br />
es auf <strong>de</strong>n Punkt bringt: „Ich lese erst die Gebrauchsanweisung,<br />
bevor ich anfange, etwas zusammenzubauen.“ Der<br />
Preis dieser Besonnenheit ist offenbar zuweilen eine Sprachlosigkeit,<br />
die die Unternehmerinnen im ersten Moment vor<br />
einer Entscheidung befällt – und die dann <strong>de</strong>n Wunsch aufkommen<br />
lässt, in männlicher Manier Dinge einfach forsch<br />
anzugehen.<br />
Dr. Barbara Stiegler, Leiterin <strong>de</strong>s Arbeitsbereichs Frauen-<br />
und Geschlechterforschung bei <strong>de</strong>r Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
in Bonn, sieht die <strong>de</strong>utsche Gesellschaft mit Männern und<br />
Frauen häufi g unterschiedlich umgehen. Pauschalaussagen<br />
zum Wesen <strong>de</strong>r Unternehmerin empfi n<strong>de</strong>t sie daher als kritisch:<br />
„Die Frage nach <strong>de</strong>n Unterschie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geschlechter<br />
stereotypisiert Männer ebenso wie Frauen, das wird keinem<br />
gerecht und verfestigt das, worunter viele Unternehmerinnen<br />
lei<strong>de</strong>n, nämlich ihre primäre Wahrnehmung als Frau.“<br />
Auch Prof. Sonja Bischoff, Professorin für Betriebswirtschaft<br />
an <strong>de</strong>r Universität Hamburg, die sich seit vielen Jahren mit<br />
Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker: Eine gute Firmenkultur –<br />
und damit <strong>de</strong>r Austausch mit seinen Beschäftigten<br />
– sowie die Corporate Social<br />
Responsibility sind Unternehmerinnen<br />
wichtig. Kommunikation spielt dabei eine<br />
große Rolle, das „offene Ohr“ für die Belange<br />
und Probleme, aber auch für neue<br />
I<strong>de</strong>en und effi zientere Lösungen. Das<br />
heißt, die Leistung muss erbracht wer<strong>de</strong>n,<br />
aber es muss auch das Miteinan<strong>de</strong>r<br />
stimmen. Die grundsätzlichen Werte eines<br />
Betriebs gelten für Unternehmerinnen wie<br />
Unternehmer. Ohne Zuverlässigkeit und gegenseitiges<br />
Vertrauen, aber auch Pfl ichtbewusstsein<br />
und Teamfähigkeit, funktioniert<br />
keine Firma.<br />
Wäre die jüngste Wirtschaftskrise mit mehr<br />
Frauen an <strong>de</strong>n Spitzen von Banken und Unternehmen<br />
glimpfl icher abgegangen?<br />
Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker: Davon bin ich zutiefst überzeugt.<br />
Sie hätten <strong>de</strong>m entfesselten männlichen<br />
Spiel- und Risikotrieb Einhalt gebieten<br />
können. Das Zockerunwesen in <strong>de</strong>r<br />
Finanzbranche hätte kaum diese Ausmaße<br />
angenommen. Untersuchungen aus <strong>de</strong>n<br />
USA belegen einen Zusammenhang zwischen<br />
<strong>de</strong>r Besetzung von Managementposten<br />
durch Frauen und <strong>de</strong>r fi nanziellen<br />
sowie organisatorischen Leistungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens. So erzielten die Firmen<br />
mit <strong>de</strong>n meisten Frauen im Vorstand eine<br />
um bis zu 53 Prozent höhere Eigenkapitalrendite.<br />
<strong>de</strong>m Thema Führung unter geschlechtsspezifi schen Aspekten<br />
befasst, fi n<strong>de</strong>t es für Frauen nicht nützlich, Unterschie<strong>de</strong> so herauszustellen.<br />
Ihr Argument: „Die Stereotypen in <strong>de</strong>n Köpfen<br />
lassen die Wirklichkeit entstehen, weil Frauen intuitiv dazu<br />
neigen, unausgesprochene Rollenerwartungen zu erfüllen.“<br />
Immerhin: Laut Gen<strong>de</strong>r-Forscherin Stiegler haben Spitzenfrauen<br />
vielleicht einen Vorteil gegenüber vielen Männern: „Ihnen<br />
stehen Führungsweisen und Haltungen zur Verfügung,<br />
die mit <strong>de</strong>m traditionellen Frauenbild übereinstimmen, aber<br />
auch solche, die mit <strong>de</strong>m traditionellen Männerbild verbun<strong>de</strong>n<br />
sind, <strong>de</strong>nn sie sind als Frau in einer eher für Männer typischen<br />
Position.“<br />
Geht es um das Thema Kommunikation, räumen sogar strikte<br />
Gegner einer geschlechtsspezifi schen Unterscheidung von<br />
Führungsverhalten gewisse Muster ein. „Im Innovationsprozess<br />
ist Kommunikation ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Thema, da haben<br />
Frauen eher einen Vorteil, <strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> in technischen<br />
Bereichen bekommen Männer die Zähne nicht auseinan<strong>de</strong>r“,<br />
sagt Beraterin Anja Förster aus Hei<strong>de</strong>lberg, die Innovationsgeschehen<br />
grundsätzlich losgelöst von einer Geschlechterdiskussion<br />
sehen will. Förster beobachtet, dass in sehr etablierten<br />
30 ProFirma 12 2010<br />
Foto: privat
Strukturen Frauen weniger in Status<strong>de</strong>nken verhaftet sind<br />
und leichter zu Kreativitätstechniken greifen: „Männer haben<br />
eher Sorge, das Gesicht zu verlieren, wenn sie etwas Ungewöhnliches,<br />
Neues ausprobieren.“ Zu<strong>de</strong>m schafften Frauen<br />
an<strong>de</strong>re Rahmenbedingen für neue I<strong>de</strong>en, da sie eher Freiraum<br />
und Vertrauen zuließen, so Förster.<br />
Susanne Bührer-Topcu vom Fraunhofer ISI in Karlsruhe sieht<br />
Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung sogar in einer<br />
beson<strong>de</strong>ren Rolle: „Frauen haben Mut, und sie spüren die Notwendigkeit,<br />
sich mit Rand- und Schnittstellenthemen zu beschäftigen,<br />
die risikoreich und auf <strong>de</strong>n ersten Blick wenig lukrativ<br />
sind“, so ihre Beobachtung. Gera<strong>de</strong> in diesem Segment<br />
seien Frauen überaus erfolgreich.<br />
Netzwerke geben Rücken<strong>de</strong>ckung<br />
Die Selbstzweifel, <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen von Umfeld und Gesellschaft<br />
nicht zu genügen, das ständige Hinterfragen <strong>de</strong>r<br />
eigenen Fähigkeiten, gehört für viele Unternehmerinnen zum<br />
Alltag. Doch für Schwäche ist in <strong>de</strong>r Regel keine Zeit. An dieser<br />
Stelle geben Frauennetzwerke und Unternehmerinnenvereinigungen<br />
wertvolle Rücken<strong>de</strong>ckung. „Der Austausch mit<br />
Gleichgesinnten, die Suche nach Inspiration und nicht zuletzt<br />
ein gemeinsames Verständnis im Thema Vereinbarkeit ist das,<br />
was die Frauen bei uns suchen“, sagt Doris Leddin, Chefi n einer<br />
Werbeagentur in Sin<strong>de</strong>lfi ngen und Geschäftsführerin <strong>de</strong>s<br />
Netzwerks „Genial im Südwesten“ im Raum Stuttgart. Die<br />
Frauen wünschten sich Kontakt und Austausch auf Augenhöhe<br />
ohne die gängigen Konkurrenzrituale <strong>de</strong>r Männer. Die<br />
Möglichkeit, sich auch einmal schwach zu zeigen, zeichneten<br />
die genialen Frauen in ihrer Run<strong>de</strong> aus, so die erfahrene<br />
Netzwerkerin. „Frauen müssen manchmal einfach unter sich<br />
sein“, sagt Leddin und ergänzt augenzwinkernd, „selbst wenn<br />
es nur darum geht, über die Männer in Leben und Beruf abzulästern.“<br />
Bettina Deininger, Grün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>s Austernbank Verlags in<br />
München, hat ihren eigenen Weg gefun<strong>de</strong>n. Sie setzt <strong>de</strong>n allgegenwärtigen<br />
Irritationen über berufl iche Richtungswechsel<br />
eine tiefe innere Überzeugung entgegen: „Für mich sind<br />
berufl iche Schwenks kein Scheitern, son<strong>de</strong>rn das Einstellen<br />
auf eine neue Situation.“ Den eigenen Zickzack-Kurs positiv<br />
zu bewerten, zeige situative Flexibilität und Pragmatismus –<br />
und sei damit eine zutiefst weibliche Tugend. Dass auf diese<br />
Weise viele erfolgreiche Frauenunternehmen entstehen, ist<br />
ein bemerkenswerter Nebeneffekt dieser weitreichen<strong>de</strong>n Erkenntnis.<br />
„Männer haben Sorge, ihr Gesicht zu verlieren,<br />
wenn sie etwas Neues ausprobieren.“<br />
ANJA FÖRSTER, UNTERNEHMENSBERATERIN, HEIDELBERG<br />
ProFirma 12 2010<br />
MACHEN SIE DOCH MAL<br />
BUSINESS-URLAUB<br />
Wenn auf Ihren Geschäftsreisen die Reise mehr Arbeit<br />
macht als das Geschäft, dann wird es Zeit für CWT. Seit<br />
über 140 Jahren leisten wir unseren Beitrag, damit unsere<br />
Kun<strong>de</strong>n ihre geschäftlichen Ziele erreichen. Entspannt,<br />
sicher, pünktlich und kosteneffizient. Damit <strong>de</strong>r aufregen<strong>de</strong><br />
Teil Ihrer Geschäftsreise das Geschäft bleibt, nicht die<br />
Reise.<br />
Ihre nächste Geschäftsreise ist für uns immer die<br />
wichtigste von allen.<br />
31<br />
www.carlsonwagonlit.<strong>de</strong>
Unternehmensführung – Kommunikation<br />
Firmenfi lme<br />
Der Mensch, das Augentier<br />
Die meisten <strong>de</strong>utschen Unternehmen haben keine Strategie für die Herstellung von<br />
Image- und Werbefi lmen. Ein Blick ins Ausland hilft, die Möglichkeiten zu erkennen,<br />
sich mit bewegten Bil<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>r Konkurrenz abzuheben. VON PROF. MATTHIAS MICHAEL<br />
In einem Unternehmen wird ein Jubilar<br />
geehrt, es gibt Häppchen, Orangensaft<br />
und Prosecco. Der Chef hält eine hölzerne<br />
Re<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Jubilar sitzt etwas verloren<br />
daneben und nimmt Blumen und<br />
einen Präsentkorb entgegen. Solche angespannten,<br />
mitunter peinlichen Veranstaltungen<br />
sind Alltag in <strong>de</strong>utschen<br />
Firmen.<br />
Porsche macht es an<strong>de</strong>rs: Beson<strong>de</strong>rs<br />
verdiente Jubilare wer<strong>de</strong>n in Filmen<br />
porträtiert. Darin erzählt <strong>de</strong>r Geehrte<br />
an seinem Arbeitsplatz, zu Hause und<br />
bei seinem Hobby über sich, sein Leben<br />
und seine Firma. Der Film ist mal lustig,<br />
mal nach<strong>de</strong>nklich, die Zuschauer lernen<br />
einen Menschen kennen. Hier steht <strong>de</strong>r<br />
Jubilar wirklich im Vor<strong>de</strong>rgrund. Das<br />
ist für alle Beteiligten erfreulich, motivierend<br />
und för<strong>de</strong>rt die Loyalität <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />
– und es ist ein Beispiel für<br />
<strong>de</strong>n taktischen Einsatz von Bewegtbildkommunikation.<br />
Dieser Begriff fasst alle fi lmischen Aktivitäten<br />
einer Organisation zusammen:<br />
Ereignis-, Produkt-, Image- und Werbefi<br />
lme, Übertragungen o<strong>de</strong>r Zusammenschnitte<br />
von Firmenveranstaltungen<br />
wie Pressekonferenzen. Die Filme<br />
wer<strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alerweise gezielt für ihren<br />
späteren Zweck hergestellt: Für Messen,<br />
Firmenführungen und -veranstaltungen,<br />
potenzielle neue Kun<strong>de</strong>n, die<br />
eigene Website o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oplattformen<br />
wie Myvi<strong>de</strong>o, Vimeo und Youtube.<br />
Filme symbolisieren Mo<strong>de</strong>rnität<br />
Verbraucher, Medienleute und an<strong>de</strong>re<br />
Anspruchsgruppen erwarten heute von<br />
einem zukunftsfähigen Unternehmen,<br />
dass es seine Produkte und Dienstleistungen<br />
auch in bewegten Bil<strong>de</strong>rn präsentiert.<br />
Solche Filme symbolisieren<br />
Mo<strong>de</strong>rnität, Professionalität, Qualität<br />
und Selbstbewusstsein; sie sind leichter<br />
konsumierbar als Texte, unterhaltsam<br />
und erreichen ein Publikum, das keine<br />
längeren Erklärungen liest. Botschaften<br />
wahrhaftiger Menschen stiften Vertrauen,<br />
geben ihrem Unternehmen ein<br />
Gesicht. Es wird <strong>de</strong>utlich, dass ein sympathisches,<br />
kompetentes und integeres<br />
Team hinter <strong>de</strong>n Produkten, Marken<br />
und Dienstleistungen steht.<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />
ist aber noch sehr auf Texte<br />
konzentriert. Dabei wirkt das Lesen weniger<br />
stark, weniger direkt und weniger<br />
emotional auf unser Gehirn als <strong>de</strong>r Tonfi<br />
lm. Bil<strong>de</strong>r stimulieren das Gehirn stärker<br />
als Texte; sie setzen sich besser im<br />
Langzeitgedächtnis fest, wirken direkter<br />
und emotionaler. Denn Sehen be<strong>de</strong>utet<br />
Erleben. Der Mensch ist ein Augentier.<br />
Vor allem Jugendliche kaprizieren sich<br />
zunehmend auf die visuellen Medien.<br />
Fachleute diagnostizieren einen Wan<strong>de</strong>l<br />
weg von <strong>de</strong>r Leitkultur <strong>de</strong>r Schrift hin<br />
zur Kultur <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s. Kulturpessimistisch<br />
lässt sich das mit einem Rückfall<br />
in die Zeit vor Gutenberg beschreiben.<br />
Man mag die Entwertung <strong>de</strong>r Schrift<br />
bedauern, aber Organisationen sollten<br />
darauf reagieren: Mit einem wirkungsvollen<br />
audio-visuellen Einsatz können<br />
sie sich von ihrer Konkurrenz abheben.<br />
Beispiele für sinnvolle Filmaktivitäten<br />
aus mittelständischen <strong>de</strong>utschen Firmen<br />
sind noch rar. Gelungen wirkt<br />
etwa, wie die Baumarktkette Hornbach<br />
das Internet nutzt, um Heimwerkern<br />
mit Filmen häufi ge Do-it-yourself-Projekte<br />
zu präsentieren: Wie renoviert<br />
man ein Bad? Wie baut man ein Dach<br />
aus? Wie verlegt man Holzfußbo<strong>de</strong>n?<br />
Welches Material braucht man, und<br />
was kostet das Ganze? Alles wird fl ott<br />
Unternehmen<br />
und bekömmlich in Filmen erläutert<br />
<strong>de</strong>r<br />
nach <strong>de</strong>r Devise: Mit unserer Hilfe und<br />
Filmen<br />
etwas Geschick kann das je<strong>de</strong>r.<br />
<strong>de</strong>n<br />
Inspiration kommt ansonsten vor allem<br />
Aus<br />
aus <strong>de</strong>m englischsprachigen Ausland. Fotos:<br />
32 ProFirma 12 2010
Die Brü<strong>de</strong>r Mast, zwei New Yorker Chocolatiers, sind echte Originale. Mit einem Augenzwinkern erzählen sie in ihrem Imagefi lm<br />
die Geschichte ihres Unternehmens, die – vielleicht – damit begann, dass eine Flaschenpost mit Kakaobohnen am Strand angespült wur<strong>de</strong>.<br />
Der Film ist im Internet zu sehen unter vimeo.com/13664547<br />
Einen pfi ffi gen, kleinen Film zeigt die<br />
New Yorker Agentur Smart Design im<br />
Netz: Das Unternehmen stellt sich auf<br />
lockere, unterhaltsame Art vor; <strong>de</strong>r Zuschauer<br />
ist beeindruckt von <strong>de</strong>r Arbeitsatmosphäre,<br />
<strong>de</strong>r Kommunikationskultur,<br />
<strong>de</strong>m gelassenen Miteinan<strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>n Räumen, <strong>de</strong>n Produkten und <strong>de</strong>n<br />
kreativen Köpfen. Ein solcher Film ist<br />
in drei Drehtagen für rund 13.000 Euro<br />
Produktionskosten realisierbar. Er zeigt<br />
eine gleichermaßen sympathische und<br />
kompetente Firma, obwohl nicht einmal<br />
Kun<strong>de</strong>n, Partner o<strong>de</strong>r Lieferanten<br />
vorkommen, son<strong>de</strong>rn ausschließlich<br />
Mitarbeiter und dazu einige Passanten,<br />
die sich kurioserweise über öffentliche<br />
Toiletten äußern – ein Designauftrag<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Einer <strong>de</strong>r Stars <strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oplattform<br />
Vimeo ist John Nese, Besitzer von<br />
Galco’s Soda Pop Stop in Los Angeles.<br />
Sein Film ist in etwa das Billigste, was<br />
man produzieren kann. Der Streifen<br />
kommt <strong>de</strong>shalb so gut an, weil <strong>de</strong>r Mann<br />
ein Original ist, wun<strong>de</strong>rbar offenherzig<br />
erzählt und augenscheinlich zu je<strong>de</strong>m<br />
seiner unzähligen Sodas eine Geschichte<br />
parat hat. Da sitzt er in kurzen Hosen<br />
auf seinen Wasserkisten, schwadroniert<br />
und philosophiert und gibt <strong>de</strong>n Märchenonkel<br />
über die Welt <strong>de</strong>s Sodas.<br />
ProFirma 12 2010<br />
DIE WICHTIGSTEN TIPPS<br />
Filme für Unternehmen<br />
Beantworten Sie vor <strong>de</strong>r Auftragsvergabe<br />
folgen<strong>de</strong> Fragen: Welchem<br />
Zweck soll <strong>de</strong>r Film dienen? Wer soll<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n? Verbraucher, Kooperationspartner<br />
und Initiativgruppen verlangen<br />
authentisch und dokumentarisch<br />
wirken<strong>de</strong> Aufnahmen. Soll <strong>de</strong>r Film auf<br />
<strong>de</strong>r Website <strong>de</strong>s Unternehmens o<strong>de</strong>r auf<br />
Messen gezeigt wer<strong>de</strong>n? Soll er Politiker<br />
überzeugen? Soll er bei einer Betriebsversammlung<br />
gezeigt wer<strong>de</strong>n? O<strong>de</strong>r soll<br />
er die Medien und die Nachbarschaft<br />
<strong>de</strong>r Produktionsstätten beruhigen?<br />
Ein Film o<strong>de</strong>r mehrere? Ein 30-minütiger<br />
Film über die Produkte <strong>de</strong>r Firma<br />
kann interessant sein für Besuchergruppen<br />
– für Messen und <strong>de</strong>n Internet-<br />
Auftritt ist er viel zu lang. Hier eignen<br />
sich mehrere kurze Filme über unterschiedliche<br />
Themen wie Qualität, Nachhaltigkeit,<br />
Ausbildung o<strong>de</strong>r Service.<br />
Die Beiträge müssen Vertrauen erzeugen;<br />
Verständlichkeit ist das oberste<br />
Gebot.<br />
Kosten, Zeit und Produktionsmittel:<br />
Wer auf 35-Millimeter-Film drehen lässt,<br />
muss sich über enorme Produktionskosten<br />
nicht wun<strong>de</strong>rn. Heute wer<strong>de</strong>n Unternehmensfi<br />
lme meist mit HD-Kameras im<br />
Format 16:9 produziert. Eine Minute sollte<br />
mit rund 2.500 Euro veranschlagt wer<strong>de</strong>n.<br />
Animationen und weitere Tricks verteuern<br />
die Produktion.<br />
Ein prominenter Sprecher für die Vertonung<br />
kostet zusätzlich Geld. Auch die<br />
Komposition und Aufnahme von Musik<br />
kann höhere vierstellige Summen kosten.<br />
Wer produziert? Der Autor sollte schon<br />
Fernsehbeiträge, Image-, Produkt- o<strong>de</strong>r<br />
Veranstaltungsfi lme hergestellt haben.<br />
Er sollte sich auf die Wünsche und Bedürfnisse<br />
<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n einlassen, aber das<br />
Unternehmen professionell beraten, was<br />
möglich und sinnvoll für die Zielerreichung<br />
ist. Er sollte an Beispielen zeigen,<br />
was er meint, um spätere Unstimmigkeiten<br />
auszuschließen.<br />
33
Unternehmensführung – Kommunikation<br />
„Will it blend?“ lautet stets die Eingangsfrage in <strong>de</strong>n Vi<strong>de</strong>os von<br />
Blendtec-Grün<strong>de</strong>r Tom Dickson. Der seriöse Hersteller von Mixgeräten<br />
schred<strong>de</strong>rt alles, was ihm vor die Messer kommt, auch ein iPhone.<br />
Auf www.youtube.<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Suche „Will it blend?” eingeben<br />
So erwirbt man Kultstatus – nur durch<br />
einen Film für ein paar Hun<strong>de</strong>rt Euro.<br />
Einen schönen Imagefi lm haben auch<br />
zwei New Yorker Chocolatiers produzieren<br />
lassen, die Brü<strong>de</strong>r Mast. Ein<br />
solches Stück mit einfachsten Mitteln<br />
kostet einen Drehtag, eine o<strong>de</strong>r zwei<br />
Schnittschichten und viel Liebe zum<br />
Detail. Für 5.000 Euro haben die bei<strong>de</strong>n<br />
etwas zum Vorzeigen, das sie jahrelang<br />
benutzen können und neugierig macht<br />
auf ihre Schokolei<strong>de</strong>nschaft. So ein<br />
Film, richtig eingesetzt, hilft, <strong>de</strong>n Umsatz<br />
zu vervielfachen.<br />
Filme für je<strong>de</strong> Zielgruppe<br />
Diese Unternehmen holen ihre Zielgruppen<br />
ab – mal die Mitarbeiter, mal<br />
die Analysten und Wirtschaftsjournalisten,<br />
mal die Kun<strong>de</strong>n. Deutsche mittel-<br />
GRATISTOOL <strong>de</strong>s Monats<br />
ProFirma PROFESSIONAL<br />
Ein kostenloses Excel-Tool zum Thema aus<br />
<strong>de</strong>m Angebot von ProFirma Professional<br />
fi n<strong>de</strong>n Sie auf www.profi rma.<strong>de</strong><br />
Marketingplan Mit diesem Excel-Tool können<br />
Sie Ihre Marketingaktivitäten systematisch<br />
erfassen und strukturieren.<br />
ständische Unternehmen haben jedoch<br />
offenbar noch wenig Sinn für eine professionelle<br />
fi lmische Selbstdarstellung.<br />
Der Deutsche Wirtschaftsfi lmpreis<br />
wäre ein Instrument, um das Jammertal<br />
zu verlassen. Allerdings spricht die<br />
Selbstdarstellung <strong>de</strong>s Preises im Internet<br />
schon Bän<strong>de</strong>: Im Jahr 2009 hat die<br />
Jury, <strong>de</strong>r ein Unterabteilungsleiter eines<br />
Ministeriums vorsitzt, einen Film über<br />
die Fuhrlän<strong>de</strong>r AG als besten <strong>de</strong>utschen<br />
„Film über die Wirtschaft“ prämiert. Das<br />
mehr als 14 Minuten lange Stück über<br />
<strong>de</strong>n Hersteller von Windkraftanlagen<br />
aus <strong>de</strong>m Westerwald ist dramaturgisch<br />
so gebaut: Standbil<strong>de</strong>r, O-Ton Joachim<br />
Fuhrlän<strong>de</strong>r, Standbil<strong>de</strong>r, O-Ton Fuhrlän<strong>de</strong>r,<br />
Standbil<strong>de</strong>r, O-Ton Fuhrlän<strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>r immer komisch hingestellt wirkt.<br />
Darunter läuft mal Kaufhausmusik, mal<br />
das nervige Geträller „Was wollen wir<br />
trinken, sieben Tage lang?“ Fuhrlän<strong>de</strong>r<br />
darf pseudo-sinnige Sätze sagen: „Mich<br />
treibt an, dass ich lebe und dass ich will,<br />
dass an<strong>de</strong>re auch leben.“ Und die Kommentarsprecherin<br />
vermerkt be<strong>de</strong>utungsvoll:<br />
„Der Mann, das spürt man,<br />
ist ein Überzeugungstäter.“<br />
Kurzum: Die allermeisten Filme <strong>de</strong>utscher<br />
Unternehmen sind unprofessionell,<br />
langweilig, mitunter sogar kontraproduktiv.<br />
Wer soll sich zehn Minuten<br />
lang die Produktion von – sagen wir:<br />
John Nese, <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r von Galco‘s Soda Pop Stop in Los Angeles,<br />
kann zu je<strong>de</strong>r seiner Limona<strong>de</strong>n eine Geschichte erzählen. Solche Filme<br />
sind schnell produziert, preisgünstig und erreichen <strong>de</strong>nnoch Kultstatus.<br />
Auf www.youtube.com Galco’s Soda Pop Stop eingeben<br />
Schrauben ansehen? Oftmals sprechen<br />
Geschäftsführer in die Kamera, als wären<br />
sie ein Regierungschef bei <strong>de</strong>r Neujahrsansprache.<br />
Versuchen Unternehmenslenker<br />
in ihren Filmen in Wür<strong>de</strong><br />
zu dilettieren, blamieren sie nicht nur<br />
sich selbst, son<strong>de</strong>rn auch alle Marken,<br />
Produkte und Dienstleistungen ihrer<br />
Firma. Denn Imagetransfer wirkt positiv<br />
wie negativ. Und wenn ein Manager<br />
im Film für <strong>de</strong>n Kameramann sichtlich<br />
steif und ziellos durch sein Büro o<strong>de</strong>r<br />
die Werkshalle stiefelt, spüren die Zuschauer:<br />
Hier fühlt sich einer unwohl,<br />
aber er lässt sich benutzen und erkennt<br />
nicht, dass er nicht authentisch wirkt.<br />
Zwar wird er am En<strong>de</strong> unzufrie<strong>de</strong>n sein,<br />
er wird aber nicht wissen, was schiefgelaufen<br />
ist o<strong>de</strong>r wie er an<strong>de</strong>rs hätte reagieren<br />
sollen.<br />
Die Atmosphäre beim Dreh und die Lockerheit<br />
<strong>de</strong>r Dargestellten ist originäre<br />
Aufgabe <strong>de</strong>s Filmemachers. Er sollte das<br />
Unternehmen, <strong>de</strong>ssen Kultur und die Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
kennen, die es im Film herauszuarbeiten<br />
gilt. Und er sollte seinen<br />
Auftraggeber beraten – abhängig von<br />
<strong>de</strong>n Zielgruppen und <strong>de</strong>r erwünschten<br />
Wirkung. Zu oft sehen die Filme lieblos<br />
aus, ohne Pfi ff, ohne Beson<strong>de</strong>rheiten,<br />
Unternehmen<br />
ohne Herzblut und Charme.<br />
<strong>de</strong>r<br />
Um Veranstaltungs-, Produkt- und Er-<br />
Filme<br />
klärfi lme herzustellen, genügt in <strong>de</strong>r Fotos:<br />
34 ProFirma 12 2010
Regel eine einfache Fernsehausrüstung: HD-<br />
Kamera, Stativ, Handmikrofon, Lichtkoffer,<br />
Monitor. Die Produktionskosten hängen<br />
ab von <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Dreh- und Schnitttage,<br />
<strong>de</strong>n Reisen, <strong>de</strong>n Personalkosten, <strong>de</strong>r Requisite<br />
und <strong>de</strong>m technischen Aufwand. Wenn<br />
Schauspieler vorkommen, Kran und Steadycam<br />
gebraucht wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r dreidimensionale<br />
Animationen, kann sich ein Film<br />
erheblich verteuern. Sofern aber ein Kamerateam<br />
nur eine fernsehtaugliche Reportage<br />
o<strong>de</strong>r einen sogenannten gebauten Beitrag<br />
anfertigt, bleiben die Aufwendungen<br />
überschaubar. Manche Branchenverbän<strong>de</strong><br />
geben als Maßzahl für die Kosten dieser<br />
Filme 2.500 Euro je Sen<strong>de</strong>minute an. Das ist<br />
bei einfachem Equipment und vor allem bei<br />
Einheit von Drehort und -handlung realistisch.<br />
2.500 Euro je Sen<strong>de</strong>minute<br />
Der Aufwand lohnt sich, <strong>de</strong>nn gut gemachte<br />
Filme mit klarer Aussage und professioneller<br />
Umsetzung können die Absatzzahlen<br />
explodieren lassen. So geschehen bei<br />
Blendtec, einem amerikanischen Hersteller<br />
von Haushaltsmixern. Unter <strong>de</strong>r Titelfrage<br />
„Will it blend?“ kommt <strong>de</strong>r grauhaarige,<br />
freundliche Unternehmensgrün<strong>de</strong>r und<br />
Geschäftsführer Tom Dickson mit weißem<br />
Kittel in ein 70er-Jahre-Studio<strong>de</strong>sign, dazu<br />
läuft poppige Instrumentalmusik. Dickson<br />
setzt eine Schutzbrille und ein breites Grinsen<br />
auf, wirft seinen Total Blen<strong>de</strong>r an, <strong>de</strong>r<br />
angeblich drei PS hat, zeigt ein iPhone vor<br />
und häckselt es binnen Sekun<strong>de</strong>n zu Staub<br />
und Asche. Mit trockenem Humor zerstört<br />
<strong>de</strong>r seriöse Herr, was ihm in <strong>de</strong>n Mixer<br />
kommt: Glasmurmeln, Golfbälle, Coladosen<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Holzstil eines Gartengeräts.<br />
Diese wirklich komischen Vi<strong>de</strong>os wer<strong>de</strong>n<br />
millionenfach angesehen, nach Angaben<br />
<strong>de</strong>r Plattform Exciting Commerce hat sich<br />
<strong>de</strong>r Mixerumsatz von Blendtec seit Vorführung<br />
<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>os versiebenfacht.<br />
Der Autor: Prof. Dr. Matthias Michael<br />
lehrt an Hochschulen und arbeitet als Unternehmensberater.<br />
Der frühere Zeitungs- und<br />
Fernsehjournalist verantwortet Filme aller Art<br />
und entwickelt mit Unternehmen Strategien<br />
für <strong>de</strong>n Einsatz von Bil<strong>de</strong>rn und Vi<strong>de</strong>os.<br />
ProFirma 12 2010<br />
Die Baumarktkette Hornbach zeigt auf ihrer Internet-Seite www.hornbach.<strong>de</strong> eine<br />
Fülle von fi lmischen Anleitungen für viele Eventualitäten <strong>de</strong>s Heimwerker-Daseins.<br />
Die Filme sind recht professionell gemacht und erreichen in ihrer Anschaulichkeit das<br />
gewünschte Ziel, <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n zu signalisieren: Das kannst Du auch!<br />
Nicht lange suchen –<br />
einfach buchen:<br />
OBT – Online Business Travel.<br />
OBT– das Mobilitätsportal für Geschäftsreisen<strong>de</strong>.<br />
Ob Bahnfahrt, Flug, Hotel o<strong>de</strong>r Mietwagen: Buchen Sie Ihre<br />
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Das spart Ihnen nicht nur Zeit, son<strong>de</strong>rn auch Geld. Informationen<br />
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...und viele mehr!
Unternehmensführung – Verhandlungsführung<br />
Business-Knigge<br />
Mit Stil zum Abschluss<br />
Gute Umgangsformen und die Kenntnis lan<strong>de</strong>stypischer Gepfl ogenheiten<br />
verbessern die Beziehungen zu <strong>de</strong>n Verhandlungspartnern und damit die Chancen<br />
auf profi table Geschäfte. VON IRENE WINTER<br />
Es wird selten darüber gesprochen, aber<br />
solche Dinge passieren: Ein <strong>de</strong>utscher<br />
Unternehmer scheitert in Moskau, weil<br />
er einen Anzug von <strong>de</strong>r Stange trägt und<br />
in einem preiswerten Hotel übernachtet.<br />
Sein russischer Verhandlungspartner<br />
folgert, es müsse um die Finanzen<br />
<strong>de</strong>s Besuchers schlecht bestellt sein, und<br />
lässt die Gespräche platzen. In Saudi-<br />
Arabien lehnt ein <strong>de</strong>utscher Geschäftsführer<br />
beim Lunch eine überbackene<br />
Honigbanane ab, die ihm ein saudischer<br />
Firmenchef anbietet – das Geschäft<br />
kommt nicht zustan<strong>de</strong>: Diese Geste <strong>de</strong>r<br />
Ablehnung wird in arabischen Län<strong>de</strong>rn<br />
als Beleidigung aufgefasst.<br />
Aber nicht nur im Ausland, auch in<br />
Deutschland scha<strong>de</strong>t die mangeln<strong>de</strong><br />
Kenntnis allgemeiner Gepfl ogenheiten.<br />
Denn Erfolg hat nicht nur mit Fachkenntnissen<br />
zu tun. „Viele Geschäftsleute<br />
glauben, dass Verhandlungen nur<br />
auf <strong>de</strong>r sachlichen Ebene ablaufen, und<br />
negieren die emotionale Komponente“,<br />
sagt Inge Wolff aus Bielefeld, Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Arbeitskreises „Umgangsformen<br />
International“ und Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r „Umgangsformen<br />
Aka<strong>de</strong>mie Deutschlands“:<br />
„Dabei spielt sich gera<strong>de</strong> im Geschäftsleben<br />
vieles unterschwellig ab.“ Wer mit<br />
seinem Unternehmen auf <strong>de</strong>m Business-<br />
Parkett bestehen möchte, glänzt daher<br />
nicht nur mit Verkaufszahlen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch mit Stil und Etikette.<br />
Die Kommunikationsfähigkeit von Unternehmern<br />
und ihr Vermögen, Sympa-<br />
Bei <strong>de</strong>r Reihenfolge <strong>de</strong>r Begrüßung sind<br />
nicht mehr Alter o<strong>de</strong>r Geschlecht entschei<strong>de</strong>nd,<br />
son<strong>de</strong>rn die Hierarchie.<br />
thie zu erzeugen, wird immer mehr zum<br />
Erfolgsschlüssel. Das haben inzwischen<br />
auch viele Mittelständler erkannt und<br />
lassen sich in Kursen auf <strong>de</strong>n neuesten<br />
Stand <strong>de</strong>s „Business-Knigge“ bringen.<br />
Fettnäpfchen lauern schließlich überall:<br />
Bei <strong>de</strong>r Begrüßung, bei Vorstellungsritualen,<br />
beim Essen, beim Small Talk,<br />
beim Meeting, bei <strong>de</strong>r Klei<strong>de</strong>rwahl und<br />
beim Umgang mit neuen Medien.<br />
Gelten<strong>de</strong> Regeln sind im Prinzip einfach<br />
zu beherzigen: Es geht immer nur<br />
darum, <strong>de</strong>m Gegenüber echte Wertschätzung<br />
und Hilfsbereitschaft zu signalisieren<br />
– egal ob es sich um in <strong>de</strong>r<br />
Hierarchie höher gestellte Persönlichkeiten<br />
han<strong>de</strong>lt, um eigene Mitarbeiter<br />
o<strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, Geschäftspartner<br />
o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n. „Es gibt lei<strong>de</strong>r jedoch immer<br />
noch je<strong>de</strong> Menge Vorgesetzte, die<br />
bewusst die Grenzen ihrer Mitarbeiter<br />
überschreiten o<strong>de</strong>r ihre eigene Wichtigkeit<br />
dadurch unterstreichen wollen,<br />
dass sie eine Geschäftspartnerin o<strong>de</strong>r einen<br />
Kun<strong>de</strong>n warten lassen“, sagt Wolff.<br />
Zu einem seriösen und souveränen Auftreten<br />
gehört für die Beraterin neben<br />
korrekter Kleidung und guten Tischmanieren<br />
vor allem die Fähigkeit, an<strong>de</strong>ren<br />
Menschen höfl ich und respektvoll zu<br />
36 ProFirma 12 2010
www.volkswagen.<strong>de</strong>/grosskun<strong>de</strong>n<br />
IHRE FIRMA IST VOLLER IDEEN.<br />
WARUM NICHT AUCH IHR FIRMENWAGEN?<br />
Mehr als eine I<strong>de</strong>e voraus.<br />
Der neue Passat Variant.<br />
Um in <strong>de</strong>r Geschäftswelt bestehen zu können, muss man innovativ sein und<br />
dabei trotz<strong>de</strong>m ökonomisch <strong>de</strong>nken. Genauso wie <strong>de</strong>r neue Passat. Seine<br />
Müdigkeitserkennung1) o<strong>de</strong>r die dynamische Fernlichtregulierung „Dynamic<br />
Light Assist“ 2) sind Technologien, die sich zum ersten Mal in einem Auto<br />
seiner Klasse fin<strong>de</strong>n. Und auch sein geringer Verbrauch von durchschnittlich nur<br />
4,4 Litern auf 100 Kilometer 3) wird sowohl die Fahrer als auch die Controller<br />
überraschen. Mehr Informationen unter www.volkswagen.<strong>de</strong>/grosskun<strong>de</strong>n.<br />
1) Aufgeführte Innovationen sind optional. 2) Ist zu einem späteren Zeitpunkt optional erhältlich. Ihr Volkswagen<br />
Händler informiert Sie gern. 3) Passat Variant, 1,6-l-TDI BlueMotion Technology, 77 kW (105 PS), Dieselpartikelfilter,<br />
Kraftstoffverbrauch, l/100 km, innerorts 5,3/außerorts 4,0/kombiniert 4,4; CO2-Emission, kombiniert 116 g/km. Gemäß<br />
RL 1999/100/EG, abhängig von Fahrweise, Straßen- und Verkehrsverhältnissen. Abbildung zeigt Son<strong>de</strong>rausstattung<br />
gegen Mehrpreis.
Unternehmensführung – Verhandlungsführung<br />
begegnen, ohne dabei übertrieben o<strong>de</strong>r<br />
aufgesetzt zu wirken.<br />
Erste Probleme können schon zu Beginn<br />
einer Geschäftsbeziehung auftreten. Allein<br />
eine verpatzte Begrüßung be<strong>de</strong>utet<br />
manchmal <strong>de</strong>n Anfang vom En<strong>de</strong>. <strong>Als</strong><br />
Leitlinie gilt: Die Ranghöheren wer<strong>de</strong>n<br />
zuerst begrüßt. Der Grundsatz „Ladies<br />
fi rst“ ist überholt, da Frauen berufl ich<br />
<strong>de</strong>n Männern gleichgestellt sind. „Wenn<br />
jemand Geschäftsgäste in seinem Büro<br />
empfängt, sollte er sie zuerst begrüßen<br />
und ihnen <strong>de</strong>n Handschlag anbieten“,<br />
empfi ehlt Wolff: „Je weiter er <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />
auf <strong>de</strong>m Weg entgegenkommt, <strong>de</strong>sto<br />
mehr Wertschätzung signalisiert er.<br />
Üblich ist dabei min<strong>de</strong>stens die Hälfte<br />
<strong>de</strong>s Wegs. Bei beson<strong>de</strong>rs wichtigen Besuchern<br />
wird das Geleit erweitert, etwa<br />
bis zum Bahnhof o<strong>de</strong>r zum Flughafen.“<br />
Bei ausländischen Gästen befürwortet<br />
<strong>de</strong>r Arbeitskreis „Umgangsformen International“<br />
eine Begrüßung nach <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>ssitte – am besten auch in Lan<strong>de</strong>ssprache.<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Vorstellung hat die berufliche<br />
Rangordnung die höchste Priorität:<br />
Stellt man <strong>de</strong>m neuen Geschäftspartner<br />
seine Mitarbeiter vor, dann in<br />
<strong>de</strong>r hierarchischen Abfolge und ohne<br />
Rücksicht auf Geschlecht und Alter:<br />
„Viele Menschen reagieren sehr empfi<br />
ndlich, wenn dabei ihre Titel und aka<strong>de</strong>mischen<br />
Gra<strong>de</strong> weggelassen wer<strong>de</strong>n“,<br />
sagt Wolff: „Sich selbst mit Titel vorzustellen,<br />
gilt aber als unangebracht.“<br />
Visitenkarte ist Teil <strong>de</strong>s Egos<br />
Weitere Fehler kann man unbewusst<br />
beim Visitenkartentausch machen: Wer<br />
die gera<strong>de</strong> empfangene Visitenkarte<br />
eines potenziellen Zulieferers gleich<br />
wegsteckt, ohne sie einige Sekun<strong>de</strong>n zu<br />
betrachten, zeigt Desinteresse. Beson-<br />
Verhaltenstipps fürs Ausland<br />
> Von Deutschen erwartet man Pünktlichkeit.<br />
> Die wichtigsten Höfl ichkeitswörter <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>ssprache sollte man kennen.<br />
> In Nor<strong>de</strong>uropa: Keine Geschäftstermine<br />
am Wochenen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nach 16 Uhr.<br />
> In Osteuropa: Gastgeschenke „Ma<strong>de</strong><br />
in Germany“ sind willkommen, auch<br />
Blumen und Spezialitäten.<br />
> In Japan: Es gilt als sehr unhöfl ich,<br />
Verhandlungspartnern Schuhsohlen zu<br />
zeigen. Absolutes Tabu: Naseputzen<br />
bzw. Schnäuzen in ein Taschentuch.<br />
> In islamischen Län<strong>de</strong>rn: Frauen und<br />
Männer begrüßen sich nicht mit<br />
Handschlag.<br />
> In Italien ist es üblich, beim Geschäftsessen<br />
und beim Small Talk von <strong>de</strong>r<br />
Familie zu erzählen.<br />
> In Finnland sollte man eine Einladung<br />
in die Sauna nicht ausschlagen.<br />
> In Spanien: Einzelrechnungen sind<br />
inakzeptabel, Gegeneinladungen<br />
dagegen wichtig. Kun<strong>de</strong>n am Telefon<br />
haben Vorrang.<br />
> Frauen wer<strong>de</strong>n in Polen nach alter<br />
Schule hofi ert: Man rückt ihnen <strong>de</strong>n<br />
Stuhl zurecht, hilft ihnen in <strong>de</strong>n Mantel,<br />
hält die Tür auf.<br />
> In Großbritannien sollte man im<br />
Business keine braunen Anzüge<br />
tragen.<br />
> In Asien wird Missstimmung nicht<br />
offen zugegeben: Ein „Ja“ be<strong>de</strong>utet<br />
nicht immer „Ja“ – erst bei Unterzeichnung<br />
ist die Verhandlung<br />
abgeschlossen. Kritik gilt als Gesichtsverlust.<br />
<strong>de</strong>rs unfeine Signale sen<strong>de</strong>n Geschäftsleute<br />
aus, die Visitenkarten in <strong>de</strong>r Gesäßtasche<br />
verschwin<strong>de</strong>n lassen o<strong>de</strong>r<br />
sich darauf Notizen machen. „Asiatische<br />
Geschäftspartner überreichen<br />
mit ihrer Visitenkarte sozusagen einen<br />
Teil ihres Egos. Erweisen Sie <strong>de</strong>r Karte<br />
<strong>de</strong>s Gegenübers also eine angemessene<br />
Wertschätzung“, rät Soft-Skill-Trainer<br />
und Buchautor Horst Hanisch aus<br />
Bonn. Man übergibt sie und nimmt sie<br />
mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n und einer leichten<br />
Verbeugung.<br />
Knigges Königsdisziplin ist jedoch <strong>de</strong>r<br />
Business-Lunch. Hier gibt es Wolffs<br />
30-jähriger Erfahrung zufolge beson<strong>de</strong>rs<br />
viele Unsicherheiten. Die erste<br />
Hür<strong>de</strong> ist die Wahl <strong>de</strong>r richtigen Lokalität.<br />
Sie sollte <strong>de</strong>m Anlass angemessen<br />
sein, <strong>de</strong>nn das sagt etwas darüber aus,<br />
was <strong>de</strong>r Verhandlungspartner <strong>de</strong>m<br />
Gastgeber wert ist. Auch die Frage <strong>de</strong>r<br />
Bezahlung ist im I<strong>de</strong>alfall schon vorab<br />
unmissverständlich auch mit <strong>de</strong>m<br />
Kellner geklärt. Isst man zu zweit, so<br />
sitzt man sich gegenüber. Sind weitere<br />
Mitarbeiter beim Geschäftsessen anwesend,<br />
wird <strong>de</strong>r Gastgeber <strong>de</strong>m ranghöchsten<br />
Geschäftspartner <strong>de</strong>n Platz<br />
rechts neben sich anbieten.<br />
Die Auswahl <strong>de</strong>s Gerichts kann heikel<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Preisbereich unklar<br />
bleibt. „Einen Preisrahmen können<br />
Gastgeben<strong>de</strong> vorgeben, in<strong>de</strong>m sie eine<br />
Empfehlung aussprechen und beispielsweise<br />
das Mittagsmenü vorschlagen“,<br />
sagt Wolff. Es ist die Aufgabe <strong>de</strong>s Gastgebers,<br />
dann das Essen mit einem erhobenen<br />
Glas und einem Dank für die Annahme<br />
<strong>de</strong>r Einladung zu eröffnen (nicht<br />
mit „Guten Appetit“ o<strong>de</strong>r „Mahlzeit!“)<br />
und für Getränke (beim Business-Essen<br />
kein Alkohol) zu sorgen.<br />
„Zum Geschäftlichen kommen Sie am<br />
besten erst nach <strong>de</strong>m Dessert“, empfi ehlt<br />
Inge Wolff: „Vorher ist die i<strong>de</strong>ale Gelegenheit,<br />
die Atmosphäre durch Small<br />
Talk zu entspannen und das Eis zu<br />
brechen.“ Schließlich gilt es, die Beziehungsebene<br />
zum Gegenüber aufzubauen.<br />
Beliebte Small-Talk-Themen sind<br />
mögliche o<strong>de</strong>r bekannte Gemeinsamkeiten.<br />
Negatives kommt beim Plau<strong>de</strong>rn<br />
schlecht an. Tabuthemen beim<br />
Business-Small-Talk sind Politik, Religion,<br />
Krankheiten und Geldprobleme.<br />
Doch nicht auf die sklavische Befolgung<br />
<strong>de</strong>r Regeln kommt es an: „Wer<br />
die Regeln kennt, kann sie auch mal<br />
brechen“, ist das Motto von Inge Wolff:<br />
„Schließlich sind das nur Empfehlungen<br />
und kein starres Benimmkonstrukt.“<br />
Jedoch sollte <strong>de</strong>r Regelbruch ebenfalls<br />
stilvoll geschehen. Eine höfl iche Entschuldigung<br />
mit einer Erklärung, warum<br />
man sich gera<strong>de</strong> über die Regeln<br />
hinwegsetzt, wird kaum jeman<strong>de</strong>n verprellen.<br />
38 ProFirma 12 2010
Wir haben gelernt, dass Sprachen <strong>de</strong>r Schlüssel zum internationalen<br />
Geschäftserfolg sind. Deutschland gehört zu <strong>de</strong>n Spitzenreitern<br />
im Fremdsprachengebrauch, nur noch übertroffen<br />
durch ein paar kleinere Län<strong>de</strong>r wie die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, Tschechien<br />
o<strong>de</strong>r Finnland, die schon <strong>de</strong>shalb auf frem<strong>de</strong> Sprachen<br />
angewiesen sind, weil in keinem weiteren Land auf <strong>de</strong>r Welt<br />
ihre Muttersprache gesprochen wird. Heute geht praktisch<br />
kein junger Mensch mehr durch Deutschland (eine halbwegs<br />
geordnete Schulkarriere vorausgesetzt), <strong>de</strong>r nicht zumin<strong>de</strong>st<br />
rudimentäre Kenntnisse <strong>de</strong>r englischen Sprache besitzt.<br />
Darauf sind wir so stolz, dass wir eine bemerkenswerte Serviceleistung<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Bahn, nämlich in allen wichtigen<br />
Fernzügen auch fremdsprachliche Ansagen zu machen, mit<br />
Spott und Hohn übergießen. Sogar Leute, die kaum wissen,<br />
wie <strong>de</strong>r feine Englän<strong>de</strong>r Zunge und Mund spitzt, um das „th“<br />
stilgerecht zu erzeugen, beteiligen sich an diesem Spott. Der<br />
Deutsche scheint doch einen schweren Hang zur Selbstkasteiung<br />
zu haben – und er lebt ihn auch noch öffentlich aus. Keine<br />
Spur von Stolz o<strong>de</strong>r Selbstbewusstsein, nur Spott und Hohn.<br />
Noch eine Disziplin, in <strong>de</strong>r wir ganz vorne mitmischen.<br />
Merkwürdig eigentlich. Dabei klingt es allerliebst, wenn die<br />
französische Zugchefi n im ICE von Saarbrücken nach München<br />
ihre <strong>de</strong>utschsprachigen Ansagen macht und ihr <strong>de</strong>utscher<br />
Kollege auf <strong>de</strong>r gleichen Strecke im TGV französisch<br />
parliert. Und auch das stark nie<strong>de</strong>rländisch gefärbte Deutsch<br />
<strong>de</strong>s holländischen Zugführers im internationalen ICE von<br />
Amsterdam nach Basel hat für unsere Ohren amüsante Züge<br />
und erinnert uns an vergangene Showgrößen nie<strong>de</strong>rländischer<br />
Sprache – aber es ist gut verständlich, es liefert die<br />
notwendigen Informationen, und mehr braucht <strong>de</strong>r Reisen<strong>de</strong><br />
nicht. Es gibt Län<strong>de</strong>r, die stolz und frei sind, und die einfach<br />
erwarten, dass die Besucher und die Geschäftspartner ihr<br />
elegantes Französisch o<strong>de</strong>r ihr gebil<strong>de</strong>tes Englisch sprechen.<br />
ProFirma 12 2010<br />
Quer<strong>de</strong>nker<br />
Sprachen und Erfolg<br />
Von Professor Martin Beck<br />
Martin Beck Der Unternehmensberater<br />
ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />
www.prof-beck.net<br />
Dabei spricht nur eine kleine Min<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r englischsprachigen<br />
Weltbevölkerung das, was wir in <strong>de</strong>r Schule gelernt<br />
haben. Der Schotte, <strong>de</strong>r Ire, <strong>de</strong>r Texaner, <strong>de</strong>r Südafrikaner,<br />
<strong>de</strong>r Australier, von all <strong>de</strong>n afrikanischen Englischsprechern<br />
ganz abgesehen – sie alle sprechen ungeniert und kreativ in<br />
ihrer Heimatsprache, die jeweils <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong> zum<br />
Oxford-Englisch zeigt.<br />
Der Autor hat neulich ein südamerikanisches Land besucht, in<br />
<strong>de</strong>m erkennbar gute wirtschaftliche Verhältnisse herrschen,<br />
in <strong>de</strong>m Export und Import funktionieren – und in <strong>de</strong>m noch<br />
nicht einmal die Rezeptionisten von 4-Sterne-Hotels mehr<br />
als ein Dutzend englischer Wörter beherrschten, geschweige<br />
<strong>de</strong>nn zu einer alltagstauglichen Unterhaltung in <strong>de</strong>r Lage waren.<br />
Nicht nur in einem Hotel, nein gleich in mehreren dieser<br />
Klasse. Auch die Verkäuferin im Zigarrenshop am Hauptstadtfl<br />
ughafen, <strong>de</strong>r Taxifahrer in <strong>de</strong>r Millionenstadt – kaum<br />
jemand sprach etwas an<strong>de</strong>res als Spanisch. Nun ist das Spanische<br />
durchaus eine Weltsprache und wird von einigen Hun<strong>de</strong>rt<br />
Millionen Menschen auf <strong>de</strong>r Welt beherrscht, während<br />
das Deutsche, großzügig aufgerun<strong>de</strong>t und durch Deutschschweizer,<br />
Österreicher, Elsässer und Südtiroler ergänzt, auf<br />
nicht viel mehr als 100 Millionen Sprecher kommt.<br />
Ein Vorbild? Nein, aber ein nach<strong>de</strong>nklicher Anstoß. Die <strong>de</strong>utsche<br />
Wirtschaft hat von <strong>de</strong>r Fremdsprachenbereitschaft <strong>de</strong>r<br />
hiesigen Bevölkerung profi tiert und wird es weiterhin tun.<br />
Das ist gut so. Aber vielleicht sollten wir es mit <strong>de</strong>r Anpassung<br />
an alle möglichen Kulturen und Sprachen doch nicht<br />
übertreiben. Schließlich gehört zur Integration nicht nur die<br />
Kenntnis an<strong>de</strong>rer Kulturen und Sprachen, son<strong>de</strong>rn vor allem<br />
<strong>de</strong>r selbstverständliche Umgang mit <strong>de</strong>r eigenen Sprache. Ein<br />
bisschen Selbstbewusstsein könnte manchmal helfen. Und<br />
sei es <strong>de</strong>rgestalt, dass wir das „Thank you for travelling with<br />
Deutsche Bahn“ mit einem Augenzwinkern quittieren.<br />
Kolumne<br />
39
Unternehmensführung<br />
Arbeitnehmerdatenschutz<br />
Die Erhebung und Verarbeitung von Bewerberdaten<br />
wird in <strong>de</strong>r Novelle auf <strong>de</strong>n<br />
Inhalt beschränkt, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
bisher im Bewerbungsgespräch abfragen<br />
durfte. Der Arbeitgeber soll alle<br />
Daten vom Bewerber direkt erheben.<br />
Will <strong>de</strong>r Arbeitgeber Informationen<br />
von an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m Bewerber selbst<br />
erheben, muss er dies vorab offenlegen.<br />
Die Recherche bei sozialen Netzwerken,<br />
die keinen berufl ichen Bezug haben,<br />
beipielsweise Facebook, StudiVZ<br />
und Stayfriends, ist künftig untersagt.<br />
Die Nutzung frei abrufbarer Daten<br />
(Google) bleibt zulässig. Der Arbeitgeber<br />
darf aber nur Daten nutzen, die für<br />
die Eignungsbeurteilung <strong>de</strong>s Bewerbers<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sind. Weitere, auch freiwillig<br />
mitgeteilte Daten, darf <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
nicht berücksichtigen. Es liegt auf<br />
<strong>de</strong>r Hand, dass diese Bestimmung in <strong>de</strong>r<br />
Praxis kaum zu realisieren ist.<br />
RECHT<br />
Viele neue Berichtspfl ichten<br />
Seit <strong>de</strong>r Verschärfung <strong>de</strong>s Beschäftigtendatenschutzgesetzes (BDSG) wird auch die<br />
papierene Personalakte vom Gesetz erfasst. Der aktuelle Entwurf <strong>de</strong>s BDSG ergänzt<br />
das Gesetz um weitere 13 neue Vorschriften. VON BERND WELLER<br />
Im Arbeitsverhältnis: Auch während<br />
<strong>de</strong>s Beschäftigungsverhältnisses ist die<br />
Erhebung von Daten an das Kriterium<br />
<strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rlichkeit – bezogen auf die<br />
Durchführung <strong>de</strong>s Beschäftigungsverhältnisses<br />
– beschränkt. Die Verarbeitung<br />
und Nutzung <strong>de</strong>r Daten ist zusätzlich<br />
am Verhältnismäßigkeitsgrundsatz<br />
zu überprüfen.<br />
Neu ist die ausdrückliche Genehmigung<br />
für automatisierte Datenabgleiche (anonymisiert<br />
o<strong>de</strong>r pseudonymisiert) zur<br />
Auf<strong>de</strong>ckung von Pfl ichtverletzungen<br />
und Straftaten. Sofern sich beim Datenabgleich<br />
ein Verdacht ergibt, dürfen<br />
die Daten dann personalisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Voraussetzung ist eine Dokumentation<br />
<strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>n Arbeitgeber zum<br />
Datenabgleich veranlasst haben. Ferner<br />
sind die Beschäftigten nach <strong>de</strong>m Datenabgleich<br />
über <strong>de</strong>ssen Inhalt, Umfang<br />
und Zweck zu unterrichten. Heimliche<br />
Datenerhebung soll künftig nur beim<br />
Vorliegen konkreter Verdachtsmomente<br />
im Hinblick auf eine schwerwiegen<strong>de</strong>n,<br />
Pfl ichtverletzung o<strong>de</strong>r Straftat<br />
zulässig sein, wenn sie im konkreten<br />
Umfang erfor<strong>de</strong>rlich sowie verhältnismäßig<br />
ist und die im Gesetz im Einzelnen<br />
<strong>de</strong>taillierten Grenzen nicht überschreitet.<br />
Dem technischen Fortschritt<br />
geschul<strong>de</strong>t sieht <strong>de</strong>r Gesetzentwurf<br />
Son<strong>de</strong>rregeln für Vi<strong>de</strong>oüberwachung,<br />
biometrische Verfahren, Ortungssysteme<br />
sowie die Nutzung von Telekommunikationsdiensten<br />
vor.<br />
Heimliche Vi<strong>de</strong>oüberwachung: Bei <strong>de</strong>r<br />
Vi<strong>de</strong>oüberwachung wird weiterhin<br />
zwischen <strong>de</strong>r Überwachung in öffentlich<br />
zugänglichen (§ 6b) und nicht öffentlich<br />
zugänglichen Betriebsstätten<br />
(§ 32f) unterschie<strong>de</strong>n. Zur Wahrung<br />
wichtiger betrieblicher Interessen ist<br />
die offene Vi<strong>de</strong>oüberwachung, die <strong>de</strong>n<br />
Mitarbeitern mitgeteilt wird, grundsätzlich<br />
zulässig. Die Vi<strong>de</strong>oüberwachung<br />
von „privaten“ Räumen, wie Umklei<strong>de</strong>-,<br />
Schlaf-, Pausen- und Sanitärräumen, ist<br />
grundsätzlich unzulässig. Im Übrigen ist<br />
die bisher vom Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht in<br />
Grenzen erlaubte heimliche Vi<strong>de</strong>oüberwachung<br />
nach <strong>de</strong>m Gesetzesentwurf<br />
künftig generell unzulässig – eine <strong>de</strong>utliche<br />
Verschlechterung <strong>de</strong>r Rechtslage.<br />
Ortungssysteme dürfen nur eingesetzt<br />
40 ProFirma 12 2010
wer<strong>de</strong>n, wenn dies aus betrieblichen<br />
Grün<strong>de</strong>n zur Sicherheit <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />
o<strong>de</strong>r zur Koordinierung <strong>de</strong>s Einsatzes<br />
<strong>de</strong>s Beschäftigten erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />
Dabei ist die Überwachung auf die Arbeitszeit<br />
beschränkt und muss für <strong>de</strong>n<br />
Arbeitnehmer erkennbar sein. Biometrische<br />
Verfahren dürfen nur eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn dies aus betrieblichen<br />
Grün<strong>de</strong>n zur Autorisierung und I<strong>de</strong>ntifi<br />
zierung erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />
Nutzung von E-Mail: Ganz neu sind die<br />
Regelungen zur Nutzung von Telekommunikationseinrichtungen<br />
(§ 32i). Lei<strong>de</strong>r<br />
regelt das Gesetz Fälle <strong>de</strong>r erlaubten<br />
Privatnutzung von Telekommunikationsdiensten<br />
durch <strong>de</strong>n Arbeitnehmer<br />
überhaupt nicht. Insoweit bleibt es<br />
bei <strong>de</strong>r bisherigen Unsicherheit. Nach<br />
wohl überwiegen<strong>de</strong>r Meinung darf in<br />
<strong>de</strong>n Übertragungsvorgang vom Arbeitgeber<br />
überhaupt nicht eingegriffen<br />
wer<strong>de</strong>n, während er nach Abschluss<br />
<strong>de</strong>s Übertragungsvorgangs Zugriff auf<br />
Zahltag<br />
Am En<strong>de</strong> zählt, was rauskommt – <strong>de</strong>shalb bAV<br />
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200 Jahre Erfahrung für Ihren Vermögensaufbau.<br />
Daten nehmen darf. Für die ausschließlich<br />
dienstliche Nutzung von E-Mail<br />
und Internet darf <strong>de</strong>r Arbeitgeber die<br />
Verbindungsdaten nur in engen Grenzen<br />
erheben, verarbeiten und nutzen.<br />
Nach Abschluss <strong>de</strong>s Telekommunikationsvorgangs<br />
sollen die allgemeinen<br />
Regeln für Erhebung, Verarbeitung und<br />
Nutzung von Daten gelten, also sind<br />
<strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rlichkeits- und <strong>de</strong>r Verhältnismäßigkeitsgrundsatz<br />
zu beachten.<br />
Bei Telefondiensten ist die Erhebung<br />
von Telefondaten von <strong>de</strong>r vorherigen<br />
Information <strong>de</strong>s Beschäftigten und <strong>de</strong>r<br />
Einwilligung <strong>de</strong>s Kommunikationspartners<br />
abhängig.<br />
Eine beson<strong>de</strong>rs gravieren<strong>de</strong> Beschränkung<br />
<strong>de</strong>r Datenerhebung sieht § 32l vor,<br />
<strong>de</strong>r faktisch dazu führt, dass ein Arbeitnehmer<br />
keine wirksame Einwilligung<br />
in die Verarbeitung <strong>de</strong>r eigenen Daten<br />
mehr geben kann. Ferner wird <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />
die bislang genutzte Möglichkeit<br />
zur Regelung von Erhebung, Verar-<br />
beitung und Nutzung von Daten mittels<br />
Tarifvertrag o<strong>de</strong>r Betriebsvereinbarung<br />
aus <strong>de</strong>r Hand geschlagen. Dies wird es<br />
erfor<strong>de</strong>rlich machen, dass in <strong>de</strong>n allermeisten<br />
Betrieben bereits abgeschlossene<br />
EDV-Betriebsvereinbarungen neu<br />
verhan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Fazit: Der Gesetzentwurf enthält gute<br />
Ansätze, aber auch unnötige gravieren<strong>de</strong><br />
Schwächen. Es ist nicht einzusehen,<br />
warum die Privatnutzung von<br />
E-Mail und Internet nicht geregelt ist<br />
und Betriebsvereinbarungen als Regelungsinstrument<br />
abqualifi ziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Der steigen<strong>de</strong> Bürokratieaufwand<br />
durch die Fülle neuer Berichtspfl ichten<br />
<strong>de</strong>s Arbeitgebers ist im Vergleich dazu<br />
nur ärgerlich.<br />
Der Autor: Bernd Weller<br />
ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
in <strong>de</strong>r Kanzlei Heuking Kühn Lüer<br />
Wojtek, Frankfurt am Main.<br />
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Finanzen & Steuern<br />
Familienunternehmen auf Wachstum programmiert<br />
Deutsche Familienunternehmen strotzen<br />
vor Selbstbewusstsein. Dies ist das<br />
Ergebnis <strong>de</strong>r Studie „Familienunternehmen<br />
2010“ <strong>de</strong>r internationalen Beratungsgesellschaft<br />
PwC in Frankfurt. Im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Erhebung befragten die Berater<br />
weltweit 1.606 Betriebe, darunter<br />
108 aus Deutschland. „Die <strong>de</strong>utschen<br />
Firmen haben die Krise offenbar besser<br />
Wie wettbewerbsfähig ist Ihr<br />
Unternehmen?<br />
FINANZTRENDS<br />
sehr<br />
einigermaßen<br />
nicht beson<strong>de</strong>rs<br />
gar nicht<br />
76%<br />
52%<br />
20%<br />
43%<br />
2%<br />
3%<br />
0%<br />
1%<br />
ZAHL DES MONATS<br />
178<br />
Pfl ichtfel<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n bilanzieren<strong>de</strong> Unternehmen ausfüllen müssen,<br />
wenn sie zukünftig ihre Bilanz elektronisch ans Finanzamt<br />
schicken müssen. Darauf weist <strong>de</strong>r Deutsche Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammertag<br />
(DIHK) nach Auswertung <strong>de</strong>s Entwurfs eines BMF-<br />
Schreibens zur Einführung <strong>de</strong>r E-Bilanz hin. Von 2011 an sollen<br />
die neuen Regeln gelten. Für kleine Kapitalgesellschaften mit bis<br />
zu 50 Beschäftigten soll die Zahl <strong>de</strong>r Pfl ichtangaben von 23 auf<br />
178 steigen, für mittlere und größere Firmen ermittelte <strong>de</strong>r DIHK<br />
einen Zuwachs von 62 auf 178 Pfl ichtfel<strong>de</strong>r. Damit verbun<strong>de</strong>n sei<br />
ein Milliar<strong>de</strong>naufwand bei <strong>de</strong>r Umstellung <strong>de</strong>r Software und <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiterausbildung.<br />
überstan<strong>de</strong>n als vergleichbare Betriebe<br />
in vielen an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn“, fasste PwC-<br />
Vorstand Peter Bartels die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Studie zusammen. So verfolgen die<br />
befragten <strong>de</strong>utschen Unternehmen im<br />
internationalen Vergleich überdurchschnittlich<br />
häufi g eine Wachstumsstrategie:<br />
78 Prozent nannten Wachstum<br />
als wichtigstes Ziel, weltweit sind es<br />
Strategische Ziele <strong>de</strong>r<br />
kommen<strong>de</strong>n zwölf Monate<br />
Wachstum<br />
Konsolidierung<br />
Überleben<br />
An<strong>de</strong>re/keine Angaben<br />
nur 60 Prozent. Auch in <strong>de</strong>r eigenen<br />
Wettbewerbsfähigkeit sehen sie sich<br />
weit vorn: 76 Prozent schätzen sie als<br />
„sehr gut“ ein, weltweit sind es nur 52<br />
Prozent. Vorreiter sind die <strong>de</strong>utschen<br />
Unternehmen auch auf einem ganz an<strong>de</strong>ren<br />
Feld: Beim Konfl iktmanagement:<br />
Hierzulan<strong>de</strong> gibt es <strong>de</strong>utlich weniger<br />
Streit als an<strong>de</strong>rswo auf <strong>de</strong>r Welt.<br />
Quelle: PwC Deutschland Weltweit<br />
KfW<br />
Trendwen<strong>de</strong> bei Kreditzugang<br />
Bei <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Unternehmen in Deutschland<br />
ist eine Trendwen<strong>de</strong> erkennbar. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt eine Blitzbefragung <strong>de</strong>r KfW Bankengruppe<br />
unter <strong>de</strong>n Finanzierungsexperten <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />
Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>. Den Angaben <strong>de</strong>r Experten<br />
zufolge hätten sich die Bedingungen bei <strong>de</strong>r Kreditfi -<br />
nanzierung <strong>de</strong>utlich entspannt. Auch <strong>de</strong>r Zugang zu<br />
Investitionskrediten sei im Sommer 2010 nicht mehr<br />
schwieriger gewor<strong>de</strong>n.<br />
Noch im Dezember 2009 hatten 44 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />
von einer weiteren Verschlechterung <strong>de</strong>r Situation<br />
berichtet. Die weit überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit<br />
beurteilt die Finanzierungsbedingungen somit inzwischen<br />
als stabil. 83 Prozent <strong>de</strong>r Befragten berichten,<br />
dass diese sich in <strong>de</strong>n vergangenen Monaten nicht verän<strong>de</strong>rt<br />
hätten.<br />
42 ProFirma 12 2010<br />
78%<br />
60%<br />
15%<br />
25%<br />
2%<br />
11%<br />
5%<br />
4%<br />
Konfl iktthemen in<br />
Familienunternehmen<br />
Strategiefestlegung<br />
Leistung von Familienmitglie<strong>de</strong>rn<br />
36%<br />
44%<br />
20%<br />
36%<br />
Beschäftigung von Familienmitglie<strong>de</strong>rn<br />
20%<br />
31%<br />
Gewinnverwendung<br />
15%<br />
26%
Finanzen & Steuern – Dachzeile<br />
Flexibler und sicherer mit Mietsoftware<br />
Kaum eine Firma kommt ohne IT-Ausstattung aus, wobei Mietmo<strong>de</strong>lle kontinuierlich Marktanteile<br />
erobern. Der Grund ist einfach: Alle Ressourcen lassen sich je nach Geschäftsentwicklung buchen o<strong>de</strong>r<br />
wie<strong>de</strong>r abbestellen und bil<strong>de</strong>n damit keinen fi xen Kostenblock. Zu<strong>de</strong>m garantieren spezialisierte<br />
Dienstleister weitaus höhere Sicherheitsstandards, als ein einzelner Betrieb bezahlen könnte.<br />
Geschäftsfahrzeuge, Maschinen o<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong><br />
– Mieten gehört für viele Unternehmen<br />
längst zum Standard, und die<br />
betriebswirtschaftlichen Vorteile dieses<br />
Prinzips liegen klar auf <strong>de</strong>r Hand. So lassen<br />
sich Kosten über einen längeren Zeitraum<br />
verteilen und zu<strong>de</strong>m fl exibel an Umsatz<br />
und Gewinn anpassen. Auch im Softwarebereich<br />
kommen Geschäftsanwendungen<br />
immer häufi ger aus <strong>de</strong>m Netz, seit leistungsfähige<br />
Internetverbindungen Standard<br />
sind. Dabei greifen Nutzer auf ihre Offi<br />
ce-Programme so zu, wie auf <strong>de</strong>n Strom<br />
aus <strong>de</strong>r Steckdose. Auf Firmenseite sind<br />
dazu lediglich schlanke Arbeitsplatzrechner<br />
mit Betriebssystem und Browser erfor<strong>de</strong>rlich<br />
sowie die entsprechen<strong>de</strong> Internetanbindung.<br />
Bezahlt wird jeweils nach<br />
Verbrauch. Programme lassen sich je nach<br />
Bedarf buchen o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r abbestellen<br />
und auch die Zahl <strong>de</strong>r Arbeitsplatzlizenzen<br />
ist fl exibel.<br />
Umfangreiche Anwendungspalette<br />
IT-SoftwareService <strong>de</strong>r Telekom beispielsweise<br />
umfasst neben einer professionellen<br />
E-Mail-Anwendung, <strong>de</strong>n bekannten Offi ce-<br />
Programmen zur Textverarbeitung, Präsentation<br />
o<strong>de</strong>r Tabellenkalkulation auch<br />
Software zum Kun<strong>de</strong>nmanagement o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Ressourcenplanung. Diese lassen sich<br />
unabhängig voneinan<strong>de</strong>r beziehen, und<br />
so können Firmen etwa „klein anfangen“:<br />
Bringt <strong>de</strong>r Test mit wenigen Anwendungen<br />
<strong>de</strong>n gewünschten Erfolg, lässt sich je<strong>de</strong>rzeit<br />
aufstocken. Und trotz aller Unabhängigkeit<br />
sind die verschie<strong>de</strong>nen Programme<br />
doch voll integriert. So funktioniert programmübergreifen<strong>de</strong>s<br />
Arbeiten problemlos,<br />
die Adressen aus <strong>de</strong>m Mailprogramm<br />
lassen sich zum Beispiel ohne weiteres für<br />
das Kun<strong>de</strong>nmanagement nutzen. Hierbei<br />
sorgt die einheitliche Nutzeroberfl äche<br />
außer<strong>de</strong>m dafür, dass sich die Mitarbeiter<br />
schnell in <strong>de</strong>n Programmen zurechtfi n<strong>de</strong>n.<br />
Zur Nutzung genügt es, sich mit Benut-<br />
zername und Passwort anzumel<strong>de</strong>n, und<br />
dann steht <strong>de</strong>r Zugriff auf alle gebuchten<br />
Anwendungen frei. Dieses Prinzip ermöglicht<br />
zu<strong>de</strong>m die problemlose Integration<br />
mobiler Endgeräte. Dabei ist es egal, ob<br />
die Arbeit vom Laptop, <strong>de</strong>m PC o<strong>de</strong>r einem<br />
IT-SoftwareService: Sicherer Zugriff auf<br />
E-Mails und Unternehmensanwendungen<br />
auch von unterwegs.<br />
Smartphone erfolgt. Und weil die Programme<br />
und Daten sich auf <strong>de</strong>n Servern<br />
<strong>de</strong>s Dienstleisters befi n<strong>de</strong>n, kommt es<br />
nicht zu Versionswirrwarr. Auf die jüngste<br />
Präsentation greifen die Kollegen beim<br />
Kun<strong>de</strong>ntermin genauso zu, wie die Entwickler<br />
im Büro, und immer ist es dieselbe<br />
Datei. Langwierige Abstimmungen können<br />
damit unterbleiben.<br />
Kommunikation leicht gemacht<br />
Mit Hosted Exchange beispielsweise lässt<br />
sich die interne Kommunikation vereinfachen.<br />
Denn Kalen<strong>de</strong>r, Mails und Kontakte<br />
stehen – soweit gewünscht – unterneh-<br />
ADVERTORIAL<br />
mensweit zur Verfügung. Än<strong>de</strong>rt sich beim<br />
Kun<strong>de</strong>ntermin eine Uhrzeit, gibt <strong>de</strong>r jeweilige<br />
Kollege diese einfach ins System ein.<br />
Unverzüglich sehen alle an<strong>de</strong>ren betroffenen<br />
Mitarbeiter die neue Zeit. Und beim<br />
Mailverkehr überträgt das Programm sogar<br />
nur die Kopfdaten einer Mail zu <strong>de</strong>n mobilen<br />
Endgeräten, so dass das Datenvolumen<br />
gering bleibt und Kosten gespart wer<strong>de</strong>n.<br />
Einrichtung und Konfi guration <strong>de</strong>r Benutzer-<br />
und E-Mail-Einstellungen bereiten keinerlei<br />
Kopfzerbrechen. Mit <strong>de</strong>r Zusatzoption<br />
EasySupport Hosted Exchange übernimmt<br />
<strong>de</strong>r Sorglos-Service <strong>de</strong>r Telekom per Fernzugriff<br />
die Ersteinrichtung für bis zu drei<br />
Nutzer inklusive Outlook-Konfi guration und<br />
Domaineinrichtung. Der Nutzer entschei<strong>de</strong>t<br />
fl exibel, wann ihm das zeitlich passt<br />
und geht keinerlei Risiko ein: Erst wenn<br />
alles wie gewünscht funktioniert, fällt eine<br />
einmalige, geringe Gebühr an.<br />
Sicherheit groß geschrieben<br />
Das Prinzip Software aus <strong>de</strong>m Internet geht<br />
dabei keineswegs auf Kosten <strong>de</strong>r Sicherheit.<br />
Im Gegenteil, verschlüsselte Verbindungen,<br />
professionelle Datensicherheit im Rechenzentrum<br />
am Standort Deutschland sowie<br />
regelmäßige Backups und Aktualisierungen<br />
sorgen für ein <strong>de</strong>utlich höheres Sicherheitsniveau,<br />
als es sich ein mittelständisches<br />
Unternehmen leisten könnte. Die Möglichkeiten<br />
gehen so weit, dass sich sogar versehentlich<br />
gelöschte Dateien problemlos<br />
wie<strong>de</strong>rherstellen lassen. Firmen können die<br />
umfassen<strong>de</strong> Sicherheit zu<strong>de</strong>m auf Kun<strong>de</strong>n<br />
und Partner aus<strong>de</strong>hnen. Mit <strong>de</strong>m Secure<br />
Dataroom, einem webbasierten, hochsicheren<br />
Speicherplatz, lassen sich Dateien<br />
bis zu einer Größe von zwei Gigabyte hoch<br />
la<strong>de</strong>n und dann unabhängig vom Standort<br />
gemeinsam bearbeiten. Dazu genügt<br />
es, <strong>de</strong>n jeweiligen Partnern eine Mail mit<br />
einem geschützten Link zu sen<strong>de</strong>n. Somit<br />
ist es nicht mehr erfor<strong>de</strong>rlich, sensible Daten<br />
per Mail auf die Reise zu schicken.<br />
Weitere Informationen unter: www.telekom.<strong>de</strong>/it-softwareservice, telefonisch unter 0800 330 1682 o<strong>de</strong>r im Telekom Shop.
Finanzen & Steuern – Private Finanzen<br />
Geldanlage<br />
Im eigenen Teich fi schen<br />
Mittelständische Unternehmer vertrauen vor allem sich selbst. Das sollten sie<br />
auch beim privaten Vermögensaufbau tun. Denn Investitionen in <strong>de</strong>n Mittelstand<br />
zahlen sich aus. VON ALEXANDER HEINTZE<br />
Die Scheichs ent<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Mittelstand. Der Golfstaat<br />
Bahrain sucht <strong>de</strong>rzeit gezielt nach Möglichkeiten, seine<br />
Ölmilliar<strong>de</strong>n in mittelständische Unternehmen in Deutschland<br />
zu investieren. Sie sind dabei in guter Gesellschaft.<br />
Denn auch Warren Buffett, Multimilliardär und Chef <strong>de</strong>r US-<br />
Investmentgesellschaft Berkshire, hat bei einer Stippvisite in<br />
Deutschland seine Neigung für <strong>de</strong>n Einstieg bei <strong>de</strong>utschen<br />
Familienbetrieben bekun<strong>de</strong>t. Und auch heimische Anleger<br />
scheinen <strong>de</strong>m Rückgrat <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft immer<br />
öfter zu vertrauen. In <strong>de</strong>n ersten neun Monaten dieses Jahres<br />
haben Investmentfonds, die sich auf kleine und mittlere<br />
börsennotierte Unternehmen in Deutschland und Europa<br />
spezialisiert haben, immerhin fast 700 Millionen Euro eingesammelt.<br />
„Anleihen mittelständischer Firmen bieten<br />
höhere Renditen als Staatsanleihen.“<br />
JOHANNES FÜHR, J. FÜHR ASSET-MANAGEMENT, FRANKFURT<br />
Das ist kein Wun<strong>de</strong>r. Denn Studien <strong>de</strong>r Deutschen Bank und<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Deutschen Industrie (BDI) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC belegen,<br />
dass <strong>de</strong>r Mittelstand, und vor allem <strong>de</strong>utsche Familienunternehmen,<br />
die Gewinner <strong>de</strong>s Aufschwungs sind. „Die <strong>de</strong>utschen<br />
Familienunternehmen haben die Krise offenbar besser<br />
überstan<strong>de</strong>n als Familienunternehmen in vielen an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn“,<br />
kommentiert Peter Bartels, PwC-Vorstand und Leiter<br />
<strong>de</strong>s Mittelstandsbereichs (siehe auch Seite 42). Die Deutsche<br />
Bank/BDI-Studie sieht die „wetterfesten Geschäftsmo<strong>de</strong>lle“<br />
als Hauptgrund dafür, dass die Unternehmen gut durch die<br />
Krise gekommen sind und <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>rzeit überproportional<br />
vom Aufschwung profi tieren.<br />
Mittelständische Unternehmen hätten eine beson<strong>de</strong>re Qualität,<br />
meint Jürgen Detering von <strong>de</strong>r Johannes Führ Asset-Management.<br />
Die Geschäftspolitik sei risikoärmer, die Inhaber<br />
seien stark in die Firmen eingebun<strong>de</strong>n, sie wüchsen organisch<br />
und nicht über risikoreiche Zukäufe und hätten in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n<br />
Jahren viel für ihre Entschuldung getan, listet<br />
Detering einige Vorteile auf. Angesichts <strong>de</strong>r weltweit niedrigen<br />
Zinsen liegt es für <strong>de</strong>utsche Anleger daher nahe, sich<br />
die Investitionsmöglichkeiten im Mittelstand quasi vor <strong>de</strong>r<br />
Haustür genauer anzuschauen. Das Spektrum <strong>de</strong>r angebotenen<br />
Anlageprodukte ist zwar überschaubar, bietet aber je<strong>de</strong>m<br />
Anleger das Medium, das zu seinen Anlagezielen passt.<br />
Investmentfonds<br />
Dass es bei kleinen und mittleren Unternehmen schon eine<br />
Weile gut läuft, lässt sich am besten an <strong>de</strong>r Börse ablesen. Indizes,<br />
in <strong>de</strong>nen vor allem mittelständische Unternehmen enthalten<br />
sind, entwickeln sich schon seit Jahren besser als <strong>de</strong>r DAX,<br />
<strong>de</strong>r In<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r großen Industrieunternehmen in Deutschland.<br />
Trotz<strong>de</strong>m listet <strong>de</strong>r Investment-Branchenverband BVI gera<strong>de</strong><br />
einmal elf Fonds auf, die explizit in <strong>de</strong>utsche Nebenwerte investieren.<br />
Das europäische Universum <strong>de</strong>r kleinen und mittleren<br />
Firmen haben immerhin 61 Fonds im Blick. Einer <strong>de</strong>r<br />
erfolgreichsten Fonds <strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n Jahre ist <strong>de</strong>r Uni-<br />
Deutschland XS <strong>de</strong>r Fondsgesellschaft Union Investment. Mit<br />
<strong>de</strong>r Mischung aus kleinen und mittleren Unternehmen hat<br />
<strong>de</strong>r Fonds seit Anfang <strong>de</strong>s Jahres immerhin gut 26 Prozent an<br />
Wert gewonnen.<br />
Dass sich Firmen in Eigentümerhand langfristig besser entwickeln<br />
als managergeführte Unternehmen, will sich auch<br />
<strong>de</strong>r Kapitalfonds L.K. Family Business zunutze machen. Der<br />
Fonds <strong>de</strong>r Düsseldorfer Vermögensverwaltung Grossbötzl,<br />
Schmitz & Partner kann ebenfalls seit Jahren gute Ergebnisse<br />
einfahren. Allein im vorigen Jahr stand ein Plus von fast 30<br />
Prozent zu Buche. Investmentfonds vereinen also auch als<br />
44 ProFirma 12 2010
Mittelstandsanlage alle Vorteile dieser Anlageform: Risikostreuung,<br />
überdurchschnittliche Ertragschancen und Einstieg<br />
mit kleineren Beträgen. Wer direkt an <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xentwicklung<br />
<strong>de</strong>s M-Dax teilhaben möchte, kann auch börsennotierte In<strong>de</strong>xfonds<br />
(Exchange Tra<strong>de</strong>d Fonds/ETFs) kaufen. Da kein<br />
Fondsmanager versucht, die vermeintlich besten Aktien zu<br />
ent<strong>de</strong>cken, sind die Kosten dieser ETF <strong>de</strong>utlich geringer als bei<br />
aktiv verwalteten Fonds.<br />
Unternehmensanleihen<br />
Wer lieber auf festverzinsliche Anlagen setzen möchte, kann<br />
immer häufi ger bei Anleihen mittelständischer Unternehmen<br />
zugreifen. Diese bieten eine feste Verzinsung und die Möglichkeit<br />
auf Kursgewinne, sind aber nicht so schwankungsanfällig<br />
ProFirma 12 2010<br />
Wohin mit <strong>de</strong>n Ölmilliar<strong>de</strong>n?<br />
Die Scheichs reicher arabischer Staaten<br />
sehen ihr Geld bei <strong>de</strong>utschen Familienunternehmen<br />
gut aufgehoben.<br />
wie Aktien. Das Angebot wächst beständig. „Wir sehen, dass<br />
seit <strong>de</strong>r Finanzkrise die Banken in <strong>de</strong>r Kreditvergabe zögerlich<br />
gewor<strong>de</strong>n sind“, beobachtet Führ-Manager Detering. Immer<br />
mehr mittelständische Firmen wür<strong>de</strong>n daher an <strong>de</strong>n Kapitalmarkt<br />
gehen und sich über Anleihen Geld besorgen.<br />
Der Mittelstands-Rentenfonds <strong>de</strong>r Johannes Führ Asset-Management<br />
will diese Chancen nutzen und investiert entsprechend<br />
in die Anleihen. „Die Anleihen mittelständischer und<br />
familiengeführter Gesellschaften bieten nicht nur häufi g eine<br />
bessere Bonität, son<strong>de</strong>rn auch eine höhere Rendite als Staatsanleihen,<br />
Pfandbriefe o<strong>de</strong>r Anleihen von Konzernen“, sagt<br />
Unternehmenschef Johannes Führ.<br />
Marcus Weeres, Vorstand <strong>de</strong>r Meridio Vermögensverwaltung<br />
AG in Neuss, hält Anleihen von Unternehmen <strong>de</strong>rzeit sogar<br />
für <strong>de</strong>utlich interessanter als solche von Staaten. „Viele Unternehmen<br />
haben einen besseren Leumund als manche Regierung“,<br />
sagt <strong>de</strong>r Vermögensverwalter. Seiner Ansicht nach<br />
können Anleger bei Unternehmen mit mittlerer Bonität und<br />
kurzen Laufzeiten <strong>de</strong>r Anleihen nicht viel falsch machen.<br />
Um das Risiko steigen<strong>de</strong>r Zinsen und damit sinken<strong>de</strong>r Anleihekurse<br />
und Renditen zu begrenzen, rät er <strong>de</strong>rzeit zu Unternehmensanleihen<br />
mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren.<br />
Diese wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit je nach Bonität <strong>de</strong>s Unternehmens Renditen<br />
zwischen 2,5 und 4 Prozent ermöglichen – mehr als je<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>sanleihe.<br />
Anleger, die sich selbst ein Portfolio von Anleihen zusammenstellen<br />
möchten, können dafür auch das neue Han<strong>de</strong>lssegment<br />
„Bondm“ für Anleihen mittelständischer Unternehmen<br />
<strong>de</strong>r Börse Stuttgart nutzen. Über die Haus- o<strong>de</strong>r Online-Bank<br />
können dabei auch Privatanleger neue Anleihen zeichnen,<br />
was sonst in <strong>de</strong>r Regel nur institutionellen Investoren vorbehalten<br />
ist. Zuletzt hatte sich die Fluglinie Air Berlin über<br />
Bondm frisches Geld besorgt. Bei einem Emissionsvolumen<br />
von 200 Millionen Euro, einer Laufzeit bis 2015 und einem<br />
Coupon von 8,5 Prozent war die Unternehmensanleihe innerhalb<br />
von wenigen Stun<strong>de</strong>n platziert. Anleger, die nicht zum<br />
Zuge kamen, können die Anleihen aber auch später im neuen<br />
Börsensegment kaufen.<br />
Private Equity<br />
Wer es risikoreicher, aber auch rentabler haben möchte,<br />
kann über spezialisierte Private-Equity-Fonds ebenfalls an<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung aussichtsreicher Mittelständler teilhaben.<br />
Am einfachsten ist ein Investment über Geschlossene Fonds.<br />
An diesen beteiligen sich Anleger in <strong>de</strong>r Regel mit min<strong>de</strong>stens<br />
10.000 Euro als Kommanditisten an einer GmbH & Co.<br />
KG, wer<strong>de</strong>n also zu Mitunternehmern. Das Risiko solcher<br />
45
Finanzen & Steuern – Private Finanzen<br />
Fonds ist entsprechend hoch, die Renditeaussichten mit um<br />
die zehn Prozent ebenfalls.<br />
Axel Bauer, Chef <strong>de</strong>r Midas Gruppe, die über ihre Mittelstandsfonds<br />
kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland<br />
fi nanziert, glaubt, dass Anleger in diesem Bereich gute<br />
Erträge erzielen können. Da es auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r direkten Beteiligungen<br />
bei kleinen und mittleren Unternehmen nicht so<br />
viel Wettbewerb gebe, seien die Bewertungen noch auf einem<br />
vernünftigen Niveau, hebt Bauer hervor. Der Midas Mittelstandsfonds<br />
stellt Unternehmen Eigen- und Mezzaninekapital<br />
zur Verfügung und peilt damit für Anleger eine Rendite von<br />
rund zehn Prozent pro Jahr an.<br />
Ähnliches Ergebnisse strebt <strong>de</strong>r „Private-Equity-Fonds II Europäischer<br />
Mittelstand“ <strong>de</strong>r Münchener Gesellschaft LHI an. Der<br />
Fonds investiert mit <strong>de</strong>m Anlegergeld allerdings nicht direkt<br />
in mittelständische Unternehmen, son<strong>de</strong>rn über Genussrechte<br />
indirekt in einen Dachfonds <strong>de</strong>r französischen Private-Equity-<br />
Gesellschaft Access Capital Partners. Dieser Dachfonds wie<strong>de</strong>rum<br />
kauft Anteile weiterer Private-Equity-Fonds, die dann<br />
direkt in mittelständische Unternehmen investieren. Diese<br />
komplizierte Struktur sorgt zwar für relativ hohe Kosten, aber<br />
auch für eine breite Streuung <strong>de</strong>s Investments. Insgesamt sind<br />
Anleger damit an rund 300 mittelständischen Unternehmen<br />
in Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz beteiligt. Den<br />
Chancen stehen bei Geschlossenen Fonds einige Nachteile gegenüber.<br />
Neben <strong>de</strong>m unternehmerischen Risiko ist das Geld<br />
in <strong>de</strong>r Regel für min<strong>de</strong>stens zehn Jahre gebun<strong>de</strong>n. Ein vorzeitiger<br />
Verkauf <strong>de</strong>r Anteile ist meist nicht möglich o<strong>de</strong>r mit hohen<br />
Verlusten verbun<strong>de</strong>n.<br />
Anlageziel Mittelstand<br />
Aktien:<br />
■ Uni-Deutschland XS (ISIN: DE0009750497)<br />
■ Kapitalfonds L.K. Family Business (ISIN: LU0179106983)<br />
■ Ishares M-Dax ETF (ISIN: DE0005933923)<br />
Anleihen:<br />
■ Johannes Führ Mittelstands-Rentenfonds<br />
(ISIN:DE000A0YAYG5): www.johannes-fuehr.<strong>de</strong><br />
■ Bondm-Segment <strong>de</strong>r Börse Stuttgart:<br />
www.boerse-stuttgart.<strong>de</strong><br />
Private-Equity-Fonds:<br />
■ Midas Mittelstandsfonds: www.midasgruppe.<strong>de</strong><br />
■ Private-Equity-Fonds II Europäischer Mittelstand. www.lhi.<strong>de</strong><br />
Mikrokredite:<br />
■ Smava : www.smava.<strong>de</strong><br />
■ Auxmoney: www.auxmoney.<strong>de</strong><br />
■ Cortal Consors Mikrokredit: www.cortalconsors.<strong>de</strong><br />
Warren Buffett, Chef <strong>de</strong>r US-Investmentgesellschaft Berkshire,<br />
hat bekanntlich einen Riecher für gute Geschäfte. Deswegen will<br />
er sich an <strong>de</strong>utschen Mittelständlern beteiligen.<br />
Mikrokredite<br />
Eine relativ neue Möglichkeit, gezielt in Freiberufl er und<br />
Selbstständige zu investieren, sind sogenannte Kreditplattformen.<br />
Um einen kurzfristigen Liquiditätsengpass zu überbrücken,<br />
gehen viele Unternehmer gar nicht erst zur Bank. Sie<br />
besorgen sich Geld von Privatpersonen über das Internet. Das<br />
Prinzip: Wer Geld möchte, stellt seinen Wunschkredit und<br />
<strong>de</strong>n Zins, <strong>de</strong>n er zu zahlen bereit ist, online. Fin<strong>de</strong>n sich genügend<br />
Menschen, die bereit sind, ihm etwas Geld zu leihen,<br />
kommt <strong>de</strong>r Kredit zustan<strong>de</strong>. Die Min<strong>de</strong>stanlagesumme liegt<br />
bei 250 Euro. Nach oben gibt es keine Beschränkung. Oft fi n<strong>de</strong>n<br />
sich dabei mehr als 20 Personen, die anonym eine kleine<br />
Summe zur Verfügung stellen, um gemeinsam einen Kredit<br />
von 20.000 Euro zu gewähren. Der Kreditnehmer zahlt die<br />
Zinsen wie<strong>de</strong>rum an <strong>de</strong>n Marktplatz, <strong>de</strong>r diese dann an die<br />
Kreditgeber verteilt. In Deutschland haben sich mit Smava<br />
und Auxmoney zwei Anbieter etabliert.<br />
Nach Angaben <strong>de</strong>r Betreiber nutzen immer mehr Selbstständige<br />
diese Marktplätze. Vor allem Handwerksbetriebe leihen<br />
sich auf diesem Wege Geld. Je nach Bonität müssen die Kreditnehmer<br />
bis zu 15 Prozent an Zinsen bieten, damit sich genügend<br />
Menschen bereitfi n<strong>de</strong>n, das Vorhaben zu fi nanzieren.<br />
Die Erträge für die Geldgeber fallen aber meist <strong>de</strong>utlich geringer<br />
aus, da die Plattformen noch Gebühren abziehen. Zu<strong>de</strong>m<br />
gilt die alte Weisheit: Hohe Zinsversprechen be<strong>de</strong>uten hohes<br />
Risiko. Denn die Ausfallraten bei <strong>de</strong>n Portalen liegen über<br />
<strong>de</strong>m Durchschnitt.<br />
Um Anlegern etwas Sicherheit zur geben, prüfen Banken die<br />
Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r Kreditnehmer. Wer<strong>de</strong>n die Belastungen<br />
als zu hoch eingeschätzt, ist <strong>de</strong>r Zugang zum Marktplatz verwehrt.<br />
<strong>Als</strong> weitere Sicherheit hat Smava eine Art Versicherungslösung<br />
eingeführt, um das Ausfallrisiko für Anleger zu<br />
verringern. Das vermin<strong>de</strong>rt zwar die Rendite, sorgt aber dafür,<br />
dass bei einem Ausfall <strong>de</strong>s Kreditnehmers nicht das gesamte<br />
investierte Geld verloren ist. Das Konzept scheint mittlerweile<br />
auch die etablierten Banken zu interessieren. Die Online-Bank<br />
Cortal Consors arbeitet seit Kurzem mit Smava zusammen.<br />
Photo<br />
Kun<strong>de</strong>n können über Cortal Consors in die Mikrokredite inves-<br />
UPI<br />
tieren. Es müssen ja nicht immer die Öl-Scheichs und an<strong>de</strong>re<br />
Milliardäre sein, die im Mittelstand ihr Geld vermehren. Foto:imago<br />
46 ProFirma 12 2010
Wir för<strong>de</strong>rn Ihre Unternehmensgründung.<br />
Die NRW.BANK för<strong>de</strong>rt Unternehmensgründungen mit zinsgünstigen Krediten, Darlehen<br />
zum Ausgleich mangeln<strong>de</strong>r Sicherheiten und zur Stärkung <strong>de</strong>s Eigenkapitals<br />
sowie mit Eigenkapital-Finanzierungen. Fragen Sie Ihre Hausbank – o<strong>de</strong>r<br />
direkt uns: Tel. 0211 91741-4800 (Rheinland) o<strong>de</strong>r 0251 91741-4800<br />
(Westfalen-Lippe). www.nrwbank.<strong>de</strong>
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
Leasing<br />
Ertragsquelle auf <strong>de</strong>m Dach<br />
Immer mehr Unternehmen investieren in erneuerbare Energien. Kein Wun<strong>de</strong>r: Eine<br />
Photovoltaikanlage auf <strong>de</strong>m Firmendach lohnt sich. Mit einer Leasing-Finanzierung ver-<br />
mei<strong>de</strong>n die Betriebe, dass die Investition zulasten <strong>de</strong>r Liquidität geht. VON SABINE HÖLPER<br />
Umweltschutz gehört für Hans<br />
Schreyeck, Chef <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
Playshoes GmbH, seit Jahren zum Unternehmensalltag.<br />
„Wir stellen Schuhe<br />
und Kleidung für Kin<strong>de</strong>r her“, sagt<br />
Schreyeck. „Da ist es selbstverständlich,<br />
dass man nachhaltig han<strong>de</strong>lt.“ Für<br />
<strong>de</strong>n Transport <strong>de</strong>r in Asien gefertigten<br />
Produkte vom Hamburger Hafen zum<br />
Firmensitz in Albstadt wird <strong>de</strong>shalb die<br />
Bahn genutzt und nicht etwa das Flugzeug.<br />
„Das dauert zwar etwas länger“,<br />
sagt Schreyeck. „Aber dafür ist es umweltschonen<strong>de</strong>r.“<br />
En<strong>de</strong> vergangenen<br />
Jahres hat <strong>de</strong>r Firmenchef erneut aufgerüstet<br />
in Sachen Nachhaltigkeit. Seither<br />
ist er Besitzer einer Photovoltaikanlage<br />
und damit sein eigener Stromproduzent.<br />
Auf 3.000 Quadratmetern Dachfl<br />
äche glitzern die Solarmodule in <strong>de</strong>r<br />
Sonne. Seine Anlage mit einer Spitzenleistung<br />
von 200 Kilowatt (im Fachjargon:<br />
200 kWp = Kilowatt peak) kann bis<br />
zu 160.000 Kilowattstun<strong>de</strong>n Strom pro<br />
Jahr erzeugen.<br />
Schreyeck befi n<strong>de</strong>t sich mittlerweile in<br />
guter Gesellschaft. Immer mehr Unternehmer<br />
investieren in erneuerbare Energien,<br />
meist in Photovoltaikanlagen. Und<br />
ebenso wie Schreyeck tun sie dies nicht<br />
allein aus ökologischen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
aus ökonomischen Grün<strong>de</strong>n. Denn <strong>de</strong>n<br />
Ausgaben für die Anlage stehen Einnahmen<br />
für die Stromgewinnung gegenüber:<br />
Gemäß <strong>de</strong>m Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetz (EEG) erhalten Stromerzeuger<br />
über einen Zeitraum von 20 Jahren eine<br />
gesetzlich garantierte Einspeisevergütung<br />
(siehe Tabelle „Sinken<strong>de</strong> Vergütungssätze“<br />
auf Seite 49).<br />
Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass immer mehr<br />
Unternehmer Solarmodule auf ihre<br />
Dächer schrauben lassen und zu Stromproduzenten<br />
wer<strong>de</strong>n. Doch gera<strong>de</strong> jetzt,<br />
da die Investitionen in erneuerbare Energien<br />
boomen, geben sich die Banken<br />
recht restriktiv. Für Mittelständler ist es<br />
schwierig gewor<strong>de</strong>n, einen Kredit für die<br />
„Von null bis 15 Prozent<br />
Rendite ist alles drin.“<br />
LARS IMMEL, VR-LEASING AG, ESCHBORN<br />
Finanzierung ihrer Photovoltaikanlage<br />
zu erhalten – und damit eine För<strong>de</strong>rung<br />
von <strong>de</strong>r KfW. Denn diese ist an die Aufnahme<br />
eines KfW-Kredits gebun<strong>de</strong>n.<br />
Leasing statt Bankkredit<br />
Ein guter Ausweg ist Leasing. Zwar<br />
wagen sich wegen <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>s<br />
Geschäfts und <strong>de</strong>r für Leasing ungewöhnlich<br />
langen Laufzeiten von zwölf<br />
bis 15 Jahren nur wenige Leasing-Gesellschaften<br />
an die Finanzierung einer<br />
Photovoltaikanlage. Diese Anbieter<br />
aber besitzen jahrelange Erfahrung und<br />
ausreichend Expertise, um potenzielle<br />
Stromerzeuger umfassend beraten zu<br />
können. Eine Leasing-Finanzierung<br />
hat vor allem <strong>de</strong>n Vorteil, dass Liquidität<br />
im Unternehmen verbleibt. Und<br />
dieser Aspekt ist bei <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
einer Photovoltaikanlage von beson<strong>de</strong>rer<br />
Be<strong>de</strong>utung. Denn erstens kostet<br />
eine solche Anlage viel Geld. Je nach<br />
Größe, Technik und Ausstattung muss<br />
man pro kWp installierte Leistung etwa<br />
3.000 Euro einkalkulieren. Da kommt<br />
man schnell auf eine sechsstellige Summe;<br />
die Kosten <strong>de</strong>r Firma Playshoes beliefen<br />
sich auf 600.000 Euro. Zweitens<br />
gehört die Solarstromproduktion in<br />
<strong>de</strong>r Regel nicht zu <strong>de</strong>n ureigensten Geschäftsfel<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens. Und<br />
drittens ist die Amortisationszeit einer<br />
Photovoltaikanlage sehr lang. „Wäh-<br />
VR-Leasing<br />
rend sich Maschinen in <strong>de</strong>r Regel nach Foto:<br />
48 ProFirma 12 2010
drei bis sechs Jahren rechnen, sind bei<br />
Energiegewinnungsanlagen zehn Jahre<br />
plus x realistisch“, sagt Lars Immel, Verkaufsleiter<br />
Energie und Umwelt bei <strong>de</strong>r<br />
VR-Leasing AG in Eschborn. „Das ist<br />
eine enorm lange Kapitalbindungszeit.“<br />
Zu lang, fi n<strong>de</strong>t Unternehmer Schreyeck,<br />
weshalb er sich für Leasing entschie<strong>de</strong>n<br />
hat: „Wir wollten das Kapital nicht für<br />
die Photovoltaikanlage einsetzen, wir<br />
brauchen das Geld in <strong>de</strong>r Firma für <strong>de</strong>n<br />
Warenumschlag.“<br />
Darüber hinaus hat <strong>de</strong>n Playshoes-Chef<br />
das Leasing-typische „Pay-as-you-earn“-<br />
Prinzip überzeugt. Es besagt, dass die<br />
Leasing-Raten an die Erträge aus <strong>de</strong>m<br />
EEG angepasst sind. Bei Schreyeck fallen<br />
die Einnahmen aus <strong>de</strong>r Einspeisevergütung<br />
sogar so hoch aus, dass er nicht<br />
nur die Leasing-Raten davon begleichen<br />
kann. Sie erlauben ihm zusätzlich,<br />
die Summe anzusparen, die er für die<br />
Begleichung <strong>de</strong>s Restwerts <strong>de</strong>r Anlage<br />
am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zwölfjährigen Leasing-<br />
Laufzeit benötigt. „Wir erhalten 6.000<br />
Euro Einspeisevergütung, zahlen 4.000<br />
Euro für die Leasing-Rate und legen<br />
2.000 Euro für <strong>de</strong>n Restwert zurück“,<br />
sagt Schreyeck. Von 2021 an, wenn die<br />
Anlage in das Eigentum <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
übergegangen ist, wird <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
somit nur noch Einnahmen<br />
verbuchen. „Vorausgesetzt, die Anlage<br />
läuft reibungslos, bekommen wir in<br />
zwölf Jahren monatlich einen schönen<br />
Scheck“, freut sich <strong>de</strong>r Playshoes-<br />
ProFirma 12 2010<br />
Photovoltaikanlage<br />
Was im Vorfeld wichtig ist<br />
> Die Leasing-Gesellschaften fi nanzieren<br />
eine Photovoltaikanlage nur dann,<br />
wenn sie als selbstständige Betriebseinrichtung<br />
gilt. Bei Anlagen auf Freifl<br />
ächen ist das immer <strong>de</strong>r Fall, bei auf<br />
<strong>de</strong>m Dach aufgestän<strong>de</strong>rten Anlagen<br />
meistens. Die Frage sollte im Vorfeld<br />
geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />
> Wie beim Leasing an<strong>de</strong>rer Objekte<br />
auch, sind die Ausgestaltungsmöglichkeiten<br />
zahlreich. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
müssen geklärt wer<strong>de</strong>n: Die Laufzeit<br />
(meist zwischen zwölf und 15 Jahre),<br />
ob Voll- o<strong>de</strong>r Teilamortisation, was<br />
am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vertragslaufzeit mit <strong>de</strong>r<br />
Anlage geschieht (Leasing-Vertrag<br />
verlängern, Anlage kaufen o<strong>de</strong>r sie<br />
an die Leasing-Firma zurückgeben),<br />
Sinken<strong>de</strong> Vergütungssätze<br />
In <strong>de</strong>r Novelle <strong>de</strong>s Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vom 11. August 2010 ist<br />
festgelegt, dass Vergütungssätze jährlich um neun Prozent fallen sollen. Die abgesenkten<br />
Sätze gelten nur für neu in Betrieb gehen<strong>de</strong> Anlagen. Ist die Anlage einmal<br />
errichtet, wird <strong>de</strong>r Vergütungssatz aus <strong>de</strong>m Jahr <strong>de</strong>r Inbetriebnahme 20 Jahre lang<br />
gezahlt. Diese Regelung gilt bis zum 31. Dezember 2011. Zu diesem Stichtag wird<br />
die nächste Novellierung <strong>de</strong>s EEG erwartet. Aktuell gelten folgen<strong>de</strong> Solarstromvergütungen:<br />
Anlagengröße/<br />
Vergütung in<br />
Cent/kWh<br />
Ab<br />
01.01.<br />
2010<br />
Ab<br />
1.07.<br />
2010<br />
Ab<br />
01.10.<br />
2010<br />
Ab<br />
01.01.<br />
2011<br />
Ab<br />
01.01.<br />
2012<br />
Ab<br />
01.01.<br />
2013<br />
Ab<br />
01.01.<br />
2014<br />
Bis 30 kW 39,14 34,05 33,03 30,06 27,35 24,89 22,65<br />
30 – 100 kW 37,23 32,39 31,42 28,59 26,02 23,68 21,55<br />
100 – 1.000 kW 35,23 30,65 29,73 27,05 24,62 22,40 20,39<br />
ab 1.000 kW 29,37 25,55 24,79 22,55 20,53 18,68 17,00<br />
Quelle: Bun<strong>de</strong>sumweltministerium/www.fotovoltaikshop.<strong>de</strong><br />
Leasen statt kaufen –<br />
die Rechnung geht<br />
auch bei Photovoltaikanlagen<br />
auf.<br />
die Höhe <strong>de</strong>s Eigenkapitals, das einzubringen<br />
ist. Wichtig: Erst wenn diese<br />
Fragen beantwortet sind, lässt sich eine<br />
seriöse Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
anstellen.<br />
> Längst nicht je<strong>de</strong> Leasing-Gesellschaft<br />
hat die Expertise, eine Photovoltaikanlage<br />
zu verleasen. Über die Mitglie<strong>de</strong>rdatenbank<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands Deutscher<br />
Leasing-Unternehmen (BDL) kann<br />
man recherchieren, welche Anbieter<br />
im Bereich erneuerbare Energien tätig<br />
sind und somit als kompetente Finanzierungspartner<br />
infrage kommen. Dazu<br />
gehören die DAL Deutsche Anlagen-<br />
Leasing GmbH & Co. KG in Mainz, die<br />
VR-Leasing AG in Eschborn o<strong>de</strong>r die Südleasing<br />
GmbH in Stuttgart.<br />
49
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
AUTOMOBIL-LEASING<br />
Grüne Flotten im Kommen<br />
Immer mehr Unternehmen wollen ihre Kfz-Flotten auf Kraftstoff sparen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>lle<br />
umrüsten. Die Leasings-Gesellschaften stellen sich darauf ein. VON SABINE HÖLPER<br />
Auch im Bereich Automobil-Leasing<br />
wird grün mittlerweile großgeschrieben.<br />
Eine Studie <strong>de</strong>s Kirchheimer Leasing-<br />
Unternehmens Arval ergab, dass 30 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Flottenentschei<strong>de</strong>r inzwischen<br />
min<strong>de</strong>stens ein umweltschonen<strong>de</strong>s<br />
Fahrzeug nutzen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich<br />
meist um Autos mit optimierten konventionellen<br />
Antrieben und Eco-Labeln<br />
wie Blue Motion, Effi cent Dynamics o<strong>de</strong>r<br />
Blue Tec. Diese Fahrzeuge stoßen weniger<br />
CO 2 aus als Fahrzeuge mit herkömmlicher<br />
Technologie. „Sie sind somit nicht<br />
nur umweltfreundlicher, son<strong>de</strong>rn auch<br />
kostengünstiger, weil sie weniger Sprit<br />
verbrauchen“, sagt Ralf Woik, Direktor<br />
Marketing und Kommunikation bei Arval.<br />
Für <strong>de</strong>n Leasing-Nehmer lohnt sich<br />
die Entscheidung für ein Eco-Label aber<br />
auch aus einem an<strong>de</strong>ren Grund: Denn<br />
wer sich für ein solches Fahrzeug entschei<strong>de</strong>t,<br />
bekommt häufi g einen Bonus,<br />
zum Beispiel in Form eines höherwertigen<br />
Ausstattungspakets. Es lohnt sich,<br />
die Angebote mehrerer Anbieter miteinan<strong>de</strong>r<br />
zu vergleichen.<br />
Wer Umwelt und Geldbeutel schonen<br />
will, sollte beim Fahrzeug-Leasing aber<br />
auch auf die Größe und <strong>de</strong>n Hubraum<br />
<strong>de</strong>s Fahrzeugs achten. „Grün ist eine<br />
Flotte vor allem dann, wenn sie optimal<br />
<strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Verwendungszweck<br />
angepasst ist“, sagt Woik. Soll<br />
heißen: Ein Außendienstmitarbeiter, <strong>de</strong>r<br />
täglich Hun<strong>de</strong>rte Kilometer zurücklegt,<br />
sollte kein Fahrzeug mit drei Litern Hubraum<br />
fahren. Das ist viel zu teuer. „Die<br />
günstigere und umweltschonen<strong>de</strong>re<br />
Alternative ist hierfür ein Zwei-Liter-<br />
Diesel-Fahrzeug“, sagt Woik. Noch umweltschonen<strong>de</strong>r<br />
wäre zwar ein Elektrofahrzeug.<br />
Allerdings sind noch keine<br />
Elektrofahrzeuge mit einer solch hohen<br />
Reichweite auf <strong>de</strong>m Markt.<br />
Umweltschonen<strong>de</strong> Antriebstechniken<br />
sind auf <strong>de</strong>m Vormarsch. Die Nachfrage<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen steigt.<br />
Das Interesse <strong>de</strong>r Leasing-Nehmer an<br />
<strong>de</strong>n umweltschonen<strong>de</strong>n Fahrzeugen ist<br />
in<strong>de</strong>s schon recht groß. Der Arval-Studie<br />
zufolge möchte je<strong>de</strong>r fünfte <strong>de</strong>utsche<br />
Flottenentschei<strong>de</strong>r bis zum Jahr 2013<br />
Elektrofahrzeuge nutzen. Ob die Leasing-<br />
Gesellschaften die Wünsche <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />
erfüllen können, ist allerdings fraglich.<br />
Die Stückzahl <strong>de</strong>r produzierten E-Autos<br />
wird sich auch in <strong>de</strong>n nächsten Jahren<br />
in Grenzen halten. Hinzu kommt, dass<br />
sie teuer sind – und sich nicht für je<strong>de</strong>n<br />
Verwendungszweck eignen.<br />
Kosten und CO 2-Werte im Fuhrpark lassen<br />
sich auch noch auf eine an<strong>de</strong>re<br />
Weise reduzieren: Durch das Fahrverhalten<br />
sind Einsparungen von 20 Prozent<br />
möglich. Unternehmen sollten daher<br />
die Angebote <strong>de</strong>r Leasing-Firmen wahrnehmen:<br />
Die meisten Gesellschaften<br />
vermitteln Eco-Fahrertrainings zu Son<strong>de</strong>rkonditionen.<br />
Die Volkswagen Leasing<br />
GmbH hat darüber hinaus, gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>m Naturschutzbund Deutschland<br />
(NABU), im Herbst dieses Jahres erstmals<br />
<strong>de</strong>n Award „Die Grüne Flotte“ für<br />
ökologisch verantwortungsvolles Fuhrparkmanagement<br />
verliehen. Die 53 teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
Firmen sparten innerhalb<br />
eines halben Jahres 1.720 Tonnen CO 2<br />
und 650.000 Liter Kraftstoff ein.<br />
Wem das alles nicht grün genug ist,<br />
kann auch ganz auf Autos verzichten und<br />
statt<strong>de</strong>ssen Fahrrä<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Elektro-Bikes<br />
leasen. Die Freiburger Firma Lease-Rad<br />
verleast seit zwei Jahren Fahrradfl otten.<br />
„Wer vom Dienstauto auf ein E-Bike<br />
umsteigt, kann jährlich 3,4 Tonnen CO 2<br />
einsparen“, rechnet Lease-Rad-Inhaber<br />
Ulrich Prediger vor. Und das ist nicht <strong>de</strong>r<br />
einzige Einspareffekt. Etwa 300 Euro im<br />
Jahr kostet ein solches Rad – Wartung,<br />
Reparaturen und individuelles Firmen<strong>de</strong>sign<br />
eingeschlossen.<br />
50 ProFirma 12 2010<br />
Fotos: Daimler AG; Volkswagen AG
Chef. Und ganz nebenbei freut er sich<br />
über die weiteren positiven Effekte von<br />
Leasing – sei es, dass Leasing die Bilanz<br />
nicht belastet, o<strong>de</strong>r sei es, dass Leasing<br />
steuerlich vorteilhaft ist. So haben Photovoltaikanlagen<br />
eine Abschreibungszeit<br />
von 20 Jahren. Mit <strong>de</strong>n Leasing-<br />
Raten wer<strong>de</strong>n dagegen die gesamten<br />
Investitionskosten über eine Laufzeit<br />
von in <strong>de</strong>r Regel zwölf bis 15 Jahren<br />
steuerlich berücksichtigt, und sie sind<br />
als Betriebsausgaben voll absetzbar.<br />
Vorsicht bei Billigprodukten<br />
Allerdings sollte die Aussicht auf steuerliche<br />
Erleichterungen bei <strong>de</strong>r Überlegung,<br />
in erneuerbare Energien zu in-<br />
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und sorgen dafür, dass Sie schnell liqui<strong>de</strong> sind.<br />
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Unternehmensgruppe, die in <strong>de</strong>r Mittelstandsfinanzierung<br />
eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielt. Diese Verbindung steht nicht<br />
nur für Seriosität und Sicherheit, son<strong>de</strong>rn auch für die<br />
enge Verzahnung klassischer Finanzierungsformen mit<br />
innovativen Instrumenten, wie <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsfinanzierung.<br />
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ProFirma 12 2010<br />
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vestieren, nicht ausschlaggebend sein.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist, ob sich die Photovoltaikanlage<br />
für das Unternehmen lohnt.<br />
Unter ökologischen Gesichtspunkten<br />
trifft das in je<strong>de</strong>m Fall zu. Doch die<br />
meisten Unternehmen wollen auch einen<br />
Gewinn. Sie sollten festlegen, welche<br />
Rendite sie mit <strong>de</strong>r Stromproduktion<br />
einfahren wollen, und prüfen, ob<br />
sie diese auch erreichen können. Denn<br />
obwohl Experten beteuern, dass sich<br />
eine Investition in erneuerbare Energien<br />
lohnt, geben sie zu be<strong>de</strong>nken, dass die<br />
Renditen sehr unterschiedlich ausfallen.<br />
„Von null bis 15 Prozent ist alles drin“,<br />
sagt VR-Leasing-Verkaufsleiter Immel.<br />
So ist die Frage <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit<br />
zum Beispiel eine Frage <strong>de</strong>s Standorts.<br />
Schließlich scheint die Sonne in einigen<br />
Gebieten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s häufi ger als in an<strong>de</strong>ren,<br />
im Sü<strong>de</strong>n mehr als im Nor<strong>de</strong>n.<br />
Und je höher die Sonneneinstrahlung,<br />
<strong>de</strong>sto höher <strong>de</strong>r Ertrag. Darüber hinaus<br />
ist die Ausrichtung <strong>de</strong>r Anlage entschei<strong>de</strong>nd.<br />
Am effi zientesten sind drehbare<br />
Anlagen, die sich nach <strong>de</strong>r Sonne richten.<br />
Ferner ist die Technik maßgeblich<br />
dafür verantwortlich, welche Erträge<br />
<strong>de</strong>r Unternehmer erwirtschaftet. Mit<br />
Billigprodukten aus Fernost kann man<br />
böse auf die Nase fallen. Denn ein<br />
schneller Verschleiß o<strong>de</strong>r häufi ge Reparaturen<br />
machen die schönsten Renditeberechnungen<br />
zunichte. „Das A und<br />
O ist, einen kompetenten Anlagenerrichter<br />
zu wählen“, sagt <strong>de</strong>shalb Frank<br />
Lustermann, Senior-Projektmanager<br />
bei <strong>de</strong>r DAL Structured Finance GmbH<br />
in Mainz. Denn gera<strong>de</strong> im Zuge <strong>de</strong>s<br />
aktuellen Booms tummeln sich etliche<br />
schwarze Schafe in <strong>de</strong>r Branche. Aber<br />
selbst seriöse Anbieter können nicht<br />
immer leisten, was ein Unternehmer<br />
braucht. „Ein Anbieter, <strong>de</strong>r gute Arbeit<br />
bei <strong>de</strong>r Errichtung von Solarzellen auf<br />
Einfamilienhäusern leistet, ist trotz<strong>de</strong>m<br />
nicht unbedingt <strong>de</strong>r richtige für ein Dach<br />
einer Lagerhalle“, sagt Lustermann. Sein<br />
Rat: „Der Unternehmer sollte nachprüfbare<br />
Referenzen einholen.“<br />
Und: Er sollte sich sputen mit <strong>de</strong>r<br />
Investition. Denn die im EEG verankerten<br />
Vergütungssätze nehmen je<strong>de</strong>s<br />
Jahr ab. Wer im ersten Halbjahr 2010<br />
in eine 200-kW-Anlage investiert hat,<br />
erhält noch 35,23 Cent pro kWh. Wer<br />
die gleiche Anlage im nächsten Jahr erwirbt,<br />
bekommt nur noch 27,05 Cent<br />
Einspeisevergütung. Bisher haben die<br />
gesunkenen Vergütungssätze die Wirtschaftlichkeit<br />
einer Photovoltaikanlage<br />
zwar nicht beeinträchtigt, weil die Modulpreise<br />
analog fi elen. Ob sich das in<br />
Zukunft genauso fortsetzen wird, ist<br />
nicht sicher. Lustermann erwartet eher<br />
sinken<strong>de</strong> Renditen. Doch die seien „immer<br />
noch besser als ein Sparbuch und<br />
sicherer als Aktienfonds“.<br />
Die schönsten Rechnungen<br />
sind die, die sofort bezahlt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
51
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
Interview<br />
„Ich bin Fan <strong>de</strong>r Flächenpräsenz“<br />
Markus Beumer, Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>r Commerzbank AG, über vorsichtige<br />
Unternehmer, Lehren aus <strong>de</strong>r Krise und neue Ziele im Mittelstandsgeschäft.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTEN PAUL LAUER UND DIETER RÖMER<br />
Herr Beumer, kurz vor Jahresen<strong>de</strong> befi<br />
n<strong>de</strong>t sich die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft in einer<br />
völlig an<strong>de</strong>ren Situation als Anfang<br />
2010 erwartet. Wie nachhaltig ist dieser<br />
Aufschwung?<br />
Beumer: Die Konjunktur hat sich in<br />
<strong>de</strong>r Tat <strong>de</strong>utlich positiver entwickelt als<br />
erwartet. Die Rückmeldungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />
zeigen uns, dass die Unternehmen<br />
die weiteren Aussichten zwar optimistisch<br />
einschätzen. Dennoch bleiben sie<br />
vorsichtig. Sie haben gesehen, dass sie<br />
die Krise gut überstan<strong>de</strong>n haben, schalten<br />
jetzt aber nicht kopfl os auf Wachstum<br />
um. Sie rechnen vielmehr auch in<br />
Zukunft damit, dass die Entwicklung<br />
volatiler sein wird als bisher.<br />
Woran machen Sie diese Vorsicht konkret<br />
fest?<br />
Beumer: Die Unternehmen haben in<br />
<strong>de</strong>r Krise ihre Hausaufgaben gemacht.<br />
Sie haben ihre internen Abläufe gestrafft<br />
und aus eigener Kraft viel Liquidität<br />
generiert, beispielsweise über die Optimimierung<br />
<strong>de</strong>s Working Capital. Wir<br />
spüren dies natürlich im Kreditgeschäft,<br />
<strong>de</strong>nn die Unternehmen haben trotz<br />
Wachstum noch zu wenig Bedarf. Wir<br />
wür<strong>de</strong>n gerne mehr Kredite vergeben.<br />
Birgt die schnelle Erholung nicht doch<br />
die Gefahr, dass Risiken unterschätzt<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
Beumer: Ich sehe vor allem zwei Risiken:<br />
Zum einen drohen auf lange<br />
Sicht Ungleichgewichte an <strong>de</strong>n Märkten<br />
in Asien und beson<strong>de</strong>rs China, die<br />
gera<strong>de</strong> für die <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />
enorm wichtig sind. Zum an<strong>de</strong>ren sind<br />
die Probleme einer fi nanziellen Schieflage<br />
einzelner Staaten noch nicht ausgestan<strong>de</strong>n.<br />
Es ist wichtig, dass diese<br />
Län<strong>de</strong>r nicht zahlungsunfähig wer<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>nn das wür<strong>de</strong> zu einem erheblichen<br />
Vertrauensverlust <strong>de</strong>r Investoren führen.<br />
Es ist daher richtig, dass in Europa<br />
Lösungen gesucht wer<strong>de</strong>n, um solche<br />
Schiefl agen zu vermei<strong>de</strong>n. Und bei aller<br />
Freu<strong>de</strong> über die schnelle Erholung darf<br />
nicht übersehen wer<strong>de</strong>n, dass gera<strong>de</strong><br />
die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft davor einen erheblichen<br />
Einbruch erlitten hatte.<br />
Das Vertrauen <strong>de</strong>r Unternehmer in die<br />
Banken ist nachhaltig gestört. Wie sind<br />
Sie mit Ihren Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Krise zurechtgekommen?<br />
Beumer: Unsere jüngste Studie hat<br />
gezeigt, dass das Vertrauen in die Banken<br />
zwar generell beschädigt ist, nicht<br />
aber die Beziehung zur Hausbank. Ich<br />
glaube, dass wir in <strong>de</strong>n schwierigen<br />
Monaten sehr gut mit unseren Kun<strong>de</strong>n<br />
zusammengearbeitet haben. Wir<br />
haben sie durch die Krise begleitet und<br />
geholfen, Insolvenzen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Dazu haben auch unsere Initiativen wie<br />
das Fünf-Milliar<strong>de</strong>n-Kreditprogramm,<br />
<strong>de</strong>r neue Private-Equity-Fonds mit <strong>de</strong>r<br />
KfW sowie unser zukunftsorientierter<br />
Bewertungsansatz im Kreditgeschäft<br />
beigetragen, <strong>de</strong>n wir in zahlreichen<br />
Branchen als Ergänzung zum Rating<br />
hinzuziehen.<br />
Die Beteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s an Ihrem Institut<br />
hat zu Vorwürfen aus <strong>de</strong>m Lager<br />
<strong>de</strong>r Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
geführt, Sie könnten <strong>de</strong>swegen<br />
günstigere Konditionen anbieten.<br />
Beumer: Die Vorwürfe verstehe ich<br />
nicht. Die Commerzbank muss als Aktiengesellschaft<br />
die Renditeerwartung <strong>de</strong>r<br />
Märkte erfüllen. Das hat sich durch die<br />
Beteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s nicht geän<strong>de</strong>rt.<br />
Die Sparkassen müssen das hingegen<br />
nicht. Wir müssen unsere Preise aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Märkte<br />
immer an<strong>de</strong>rs gestalten. Ausnahmen<br />
sind möglich, aber dann liegt das daran,<br />
dass wir die Risikosituation in solchen<br />
Fällen an<strong>de</strong>rs einschätzen.<br />
Wie sehen Ihre Schlussfolgerungen aus<br />
<strong>de</strong>r Krise im Abstand von zwei Jahren<br />
aus?<br />
Beumer: Man muss die Vorgänge sicher<br />
differenzierter betrachten. Wenn wir<br />
auf die I<strong>de</strong>e kämen, neue strukturierte<br />
Produkte aufzulegen, dann wäre das <strong>de</strong>r<br />
falsche Weg. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite hat<br />
sich im Risikomanagement eine fundamental<br />
neue Sichtweise durchgesetzt.<br />
Die Probleme sind ja nicht im Kreditgeschäft<br />
entstan<strong>de</strong>n. Deren Ursache<br />
war vielmehr, dass die Marktrisiken im<br />
Han<strong>de</strong>l nicht erkannt wur<strong>de</strong>n, weil dort<br />
52 ProFirma 12 2010<br />
Foto: Commerzbank
Eigenkapital keine wesentliche Rolle<br />
spielte. Inzwischen wer<strong>de</strong>n die Marktrisiken<br />
über sogenannte Stress-Szenarien<br />
gesteuert. Das ist ein neuer Ansatz.<br />
Trotz<strong>de</strong>m, muss nicht auch im Kreditgeschäft<br />
umgedacht wer<strong>de</strong>n?<br />
Beumer: Die Commerzbank lebt vom<br />
Mittelstandsgeschäft. Eine <strong>de</strong>r Lehren<br />
ist, dass es kein Lösung ist, im Kreditgeschäft<br />
<strong>de</strong>n Stecker zu ziehen. Die zweite<br />
Konsequenz ist, dass Kreditentscheidungen<br />
und die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Prozesse, was Geschwindigkeit und<br />
Transparenz betrifft, verbessert wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Denn im vergangenen Jahr<br />
mussten viele Kun<strong>de</strong>n zu lange warten.<br />
Das lag daran, dass wir vielfach nicht<br />
als einzige Bank beteiligt waren, son<strong>de</strong>rn<br />
dass es darum ging, einen ganzen<br />
Pool von Banken mit ins Boot zu holen.<br />
Zukünftig wollen wir außer<strong>de</strong>m unsere<br />
Serviceprozesse weiter verbessern.<br />
Denn unsere jüngste Studie zeigte auch,<br />
dass die Be<strong>de</strong>utung von Service und<br />
Beratung wichtiger wird, Preise und<br />
Konditionen dagegen weniger wichtig<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ihr Ziel ist es, nach <strong>de</strong>r Integration <strong>de</strong>r<br />
Dresdner Bank das Mittelstandsgeschäft<br />
auszubauen. Wie wollen Sie Sparkassen<br />
und Volksbanken Paroli bieten?<br />
Beumer: Ich bin ein großer Fan <strong>de</strong>r Präsenz<br />
in <strong>de</strong>r Fläche. Und da sind wir sehr<br />
gut aufgestellt. Wir haben 150 Standorte<br />
und 1.500 Filialen, hinzu kommen weltweit<br />
60 Standorte sowie rund 600 Korrespon<strong>de</strong>nzbank-Beziehungen.<br />
Unser<br />
langfristiges Ziel ist es, unseren Anteil<br />
im Geschäft mit kleinen und mittleren<br />
Unternehmen von sechs auf neun Prozent<br />
zu steigern. Das erreichen wir nur<br />
dadurch, dass wir mit gut vernetzten<br />
Betreuern vor Ort so nah wie möglich<br />
bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n sind.<br />
Präsenz in <strong>de</strong>r Fläche reicht aber allein<br />
nicht aus. Was können Sie sonst noch<br />
bieten?<br />
Beumer: Viele kleine und mittlere Unternehmer<br />
stehen vor <strong>de</strong>r Frage, wie es<br />
in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren weitergehen<br />
soll. Dabei spielt die Internationalisierung<br />
<strong>de</strong>s Geschäfts die wichtigste<br />
Rolle. Sie brauchen dann eine Bank,<br />
die sie international begleiten kann.<br />
Markus Beumer ist im Vorstand<br />
<strong>de</strong>r Commerzbank AG<br />
zuständig für das Business-<br />
Segment Mittelstandsbank.<br />
Für mittelständische Unternehmen, die<br />
zunächst nur in Europa aktiv sind, ist<br />
das zwar noch nicht so relevant. Aber<br />
wenn sie Märkte in Asien, Osteuropa<br />
o<strong>de</strong>r Südamerika in Angriff nehmen,<br />
wer<strong>de</strong>n Themen wie Län<strong>de</strong>r-, Zins- und<br />
Währungsrisiken immer wichtiger. Auf<br />
diesen Fel<strong>de</strong>rn sind wir sehr gut aufgestellt.<br />
Auch auf <strong>de</strong>n Rohstoffmärkten<br />
können wir Unternehmen tatkräftig<br />
unterstützen.<br />
Basel III sorgt für neue Verunsicherung.<br />
Die Banken warnen davor, dass ihre<br />
Handlungsfähigkeit bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe<br />
eingeschränkt wird. Ist das nicht<br />
übertrieben?<br />
Beumer: Um es vorweg zu sagen: Die<br />
Commerzbank wird keine Probleme<br />
haben. Meine Sorge ist aber, dass es<br />
für viele Banken in Deutschland und<br />
Euro-pa schwieriger wird, vor allem<br />
wenn sie zu <strong>de</strong>n Kapitalmärkten<br />
keinen Zugang haben. Das könnte<br />
vor allem die Lan<strong>de</strong>sbanken und Sparkassen<br />
treffen. Ist kein Zugang zu Eigenkapital<br />
vorhan<strong>de</strong>n, kann das dazu<br />
führen, dass die betroffenen Banken das<br />
Kreditgeschäft zurückführen müssen.<br />
Das wer<strong>de</strong>n wir nicht allein abfe<strong>de</strong>rn<br />
können.<br />
Müssen die Kreditpreise aber <strong>de</strong>swegen<br />
steigen?<br />
Beumer: Das wird letztlich <strong>de</strong>r Markt<br />
regeln. Aber in <strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz wer<strong>de</strong>n sie<br />
eher steigen. Denn wir haben auch die<br />
Renditeerwartungen <strong>de</strong>r Investoren zu<br />
berücksichtigen. Ein weiterer Punkt,<br />
<strong>de</strong>r beachtet wer<strong>de</strong>n muss, sind die<br />
strengeren Anfor<strong>de</strong>rungen an die Liquidität<br />
von Basel III. Davon könnten lang<br />
laufen<strong>de</strong> Kredite betroffen sein, die gera<strong>de</strong><br />
in Deutschland überproportional<br />
nachgefragt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie lässt sich dieses Problem beheben?<br />
Beumer: Es wird zum einen eine Rückbesinnung<br />
auf an<strong>de</strong>re Finanzierungsformen<br />
wie Schuldscheindarlehen o<strong>de</strong>r<br />
auch Mezzanine-Kapital geben. Zum<br />
an<strong>de</strong>ren sind Innovationen <strong>de</strong>r Banken<br />
gefor<strong>de</strong>rt. Daran arbeiten wir jetzt<br />
schon, <strong>de</strong>nn bis zur Basel III-Umstellung<br />
dauert es nicht mehr so lange.<br />
53
Finanzen & Steuern<br />
Haftung<br />
Geschäftsführer haften seit jeher für<br />
je<strong>de</strong> Menge von Versäumnissen mit<br />
ihrem privaten Vermögen: Ob für<br />
Steuerrückstän<strong>de</strong>, Sozialversicherungsbeiträge<br />
o<strong>de</strong>r für Verstöße gegen die<br />
Pflichtveröffentlichungsvorschriften.<br />
Auch die Delegation solcher Aufgaben<br />
an <strong>de</strong>n Steuerberater bringt nicht die<br />
gewünschte Entlastung. Denn diesen<br />
müssen die Chefs richtig kontrollieren,<br />
wie das Landgericht Bonn Anfang<br />
<strong>de</strong>s Jahres im Fall einer fehlerhaften<br />
Pfl ichtoffenlegung (LG Bonn, Beschluss<br />
vom 20.1.2010, 31 T 1398/09) urteilte.<br />
Das Oberlan<strong>de</strong>sgericht (OLG) Schleswig-Holstein<br />
hat jetzt in einem Urteil<br />
noch einen obendrauf gesetzt. Laut Begründung<br />
„muss sich <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />
die notwendigen steuer- und han<strong>de</strong>lsrechtlichen<br />
Kenntnisse verschaffen,<br />
um das Amt auszuführen“. Konkret<br />
muss er beispielsweise in <strong>de</strong>r Lage sein,<br />
eine Jahresbilanz auf Plausibilität zu<br />
GMBH-CHEF<br />
Der Chef muss alles wissen<br />
Geschäftsführer haften für fehlerhafte Jahresabschlüsse. Unternehmensleiter ohne kauf-<br />
männische Ausbildung sollten jetzt nachrüsten. VON LOTHAR VOLKELT<br />
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Gesellschaftsvertrag <strong>de</strong>r GmbH an.<br />
Sie können <strong>de</strong>n Beitrag kostenlos abrufen<br />
unter www.profi rma.<strong>de</strong><br />
prüfen (OLG Schleswig-Holstein, Urteil<br />
vom 11.2.2010, 5 U 60/09).<br />
In <strong>de</strong>r Praxis be<strong>de</strong>utet das Urteil, dass<br />
es in Zukunft zur Haftungsfreistellung<br />
je<strong>de</strong>nfalls nicht mehr genügt, dass <strong>de</strong>r<br />
Chef <strong>de</strong>n Jahresabschluss vom Steuerberater<br />
erstellen lässt und sich darauf<br />
beruft, dieser habe <strong>de</strong>n Jahresabschluss<br />
von Berufs wegen korrekt anzufertigen.<br />
Er muss vielmehr selbst beurteilen können,<br />
ob <strong>de</strong>r Abschluss in seinen Kernaussagen<br />
korrekt ist.<br />
Das Urteil hat darüber hinaus in vielen<br />
Situationen praktische und weitreichen<strong>de</strong><br />
Folgen: Zum Beispiel bei <strong>de</strong>r Beurteilung<br />
einer Fortsetzungsprognose<br />
in einer Krise <strong>de</strong>r GmbH. Nach Auffassung<br />
<strong>de</strong>s OLG muss <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />
auch <strong>de</strong>n Ansatz <strong>de</strong>r Bilanzierungswerte<br />
im Zusammenhang mit einer<br />
Fortsetzungsprognose korrekt beurteilen<br />
können, wenn es etwa darum geht,<br />
ob <strong>de</strong>r Steuerberater For<strong>de</strong>rungen korrekt<br />
aktiviert hat. Geschäftsführer ohne<br />
kaufmännische Fachausbildung sind in<br />
<strong>de</strong>r Regel nicht in <strong>de</strong>r Lage, eine solche<br />
Beurteilung geben zu können. Sie sind<br />
dann auf die Aussagen <strong>de</strong>s Fachbereichs<br />
Rechnungswesen/Controlling in ihrem<br />
Unternehmen angewiesen.<br />
Das rechtskräftige Urteil dürfte damit<br />
zum Maßstab für zukünftige Entscheidungen<br />
zur Geschäftsführerhaftung<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
für Unternehmensleiter ohne kaufmän-<br />
nische Ausbildung be<strong>de</strong>utet das ein<br />
zusätzliches persönliches Risiko. Für<br />
diese Gruppe ist es wichtig, dass eine<br />
hieb- und stichfeste Ressortverteilung<br />
vereinbart wird. Dazu gehören klare<br />
Defi nitionen <strong>de</strong>r Aufgaben, die insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>n gesamten kaufmännischen<br />
Bereich sowie die Erstellung <strong>de</strong>s Jahresabschlusses<br />
und Zwischenbilanzen betreffen.<br />
Wichtig: Die Ressortaufteilung<br />
entbin<strong>de</strong>t nicht von <strong>de</strong>r Pfl icht, die ordnungsgemäße<br />
Erfüllung <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lsrechtlichen<br />
Vorgaben zu prüfen.<br />
Geschäftsführer, die Be<strong>de</strong>nken zum<br />
Jahresabschluss haben, sollten sich <strong>de</strong>shalb<br />
zusätzlich absichern. Empfehlenswert<br />
ist ein persönliches Gespräch mit<br />
<strong>de</strong>m Steuerberater über die ordnungsgemäße<br />
Erstellung <strong>de</strong>s Abschlusses.<br />
Die Inhalte dieses Gesprächs sollten<br />
anschließend schriftlich festgehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Bestehen weiterhin Be<strong>de</strong>nken,<br />
sollte <strong>de</strong>r Geschäftsführer vor <strong>de</strong>r Vorlage<br />
<strong>de</strong>s Abschlusses an die Gesellschafter<br />
eine freiwillige unabhängige Prüfung<br />
beantragen.<br />
Noch schwieriger ist die Beurteilung einer<br />
Fortsetzungsprognose in <strong>de</strong>r Krise<br />
<strong>de</strong>r GmbH. Hält ein Geschäftsführer die<br />
Sanierungsbemühungen seines kaufmännischen<br />
Kollegen für „suspekt“,<br />
sollte er sich auch wie oben beschrieben<br />
absichern und im Notfall die Nie<strong>de</strong>rlegung<br />
<strong>de</strong>s Amts in seine Überlegungen<br />
einbeziehen.<br />
54 ProFirma 12 2010
ProFirma 12 2010<br />
Soll & Haben<br />
Willkommenes Opfer<br />
Seit Jahren nimmt die Zahl <strong>de</strong>r überschul<strong>de</strong>ten Städte und<br />
Gemein<strong>de</strong>n zu. Verantwortlich dafür sind zwei Faktoren:<br />
Einerseits wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kommunen immer höhere Belastungen<br />
aufgrund politischer und gesetzgeberischer Vorgaben<br />
zugemutet, wie beim geplanten Ausbau <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuung.<br />
An<strong>de</strong>rerseits unterliegt die Gewerbesteuer als eine<br />
<strong>de</strong>r Haupteinnahmequellen <strong>de</strong>r Kommunen erheblichen<br />
Schwankungen. Denn sie hängt im Wesentlichen von <strong>de</strong>r<br />
Gewinnentwicklung bei gewerblichen Unternehmen ab.<br />
Diese Abhängigkeit und das System <strong>de</strong>r Vorauszahlungen<br />
und Verlustvorträge führen dazu, dass sich konjunkturelle<br />
Krisen erst verspätet im Gemein<strong>de</strong>säckel auswirken und<br />
wirtschaftliche Erholungen und Gewinnzuwächse erst zu<br />
einem späteren Zeitpunkt kassenwirksam wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong><br />
die Lehman-Pleite hat wie<strong>de</strong>r einmal gezeigt, wie stark<br />
die Einbrüche bei <strong>de</strong>n Gewinnen ausfallen können. Die Finanzmarktkrise<br />
hat die Kommunen somit in voller Härte<br />
getroffen.<br />
Was bleibt ihnen da aus ihrer Sicht noch an<strong>de</strong>res übrig, als<br />
nach neuen Steuerquellen Ausschau zu halten, nach<strong>de</strong>m alle<br />
Kosteneinsparungspotenziale, wie Schließung städtischer<br />
Theaterbühnen o<strong>de</strong>r Senkung <strong>de</strong>r Wassertemperaturen in<br />
<strong>de</strong>n Schwimmbä<strong>de</strong>rn, ausgereizt sind? Auch die politische<br />
Diskussion dürfte diese Überlegungen bestärken. Denn in <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung wird <strong>de</strong>rzeit über eine generelle Abschaffung<br />
<strong>de</strong>r Gewerbesteuer nachgedacht. Hinzu kommt, dass<br />
Bund und Län<strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r grundgesetzlich gefor<strong>de</strong>rten<br />
Schul<strong>de</strong>nbremse in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren sicher nicht bereit<br />
sein wer<strong>de</strong>n, aus ihren Steuertöpfen etwas für die Gemein<strong>de</strong>n<br />
abzugeben.<br />
Trotz <strong>de</strong>r Überlegungen in Berlin wird in vielen Rathäusern<br />
darüber nachgedacht, die Gewerbesteuerpfl icht auf Freiberufl<br />
er auszuweiten. Diese Gruppe zahlt bisher noch keine<br />
Von Andreas Munk<br />
Andreas Munk ist Wirtschaftsprüfer<br />
und Steuerberater bei<br />
<strong>de</strong>r Ecovis Unternehmensberatung<br />
in Memmingen.<br />
Info: www.ecovis.com<br />
Gewerbesteuer, und somit profi tieren die Kommunen noch<br />
nicht direkt von <strong>de</strong>ren Gewinnen. Das viel bemühte Beispiel<br />
<strong>de</strong>s Zahntechnikers, <strong>de</strong>r im Gegensatz zum Zahnarzt Gewerbesteuer<br />
zahlt, macht nun wie<strong>de</strong>r häufi ger die Run<strong>de</strong>.<br />
Schließlich sind die Freiberufl er auch <strong>de</strong>swegen ein willkommenes<br />
Opfer, weil sie meist ortsgebun<strong>de</strong>n operieren und ihre<br />
Gewinne nicht in an<strong>de</strong>re Staaten o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n mit günstigeren<br />
Hebesätzen verlagern können.<br />
Doch auch die Ausweitung <strong>de</strong>r Gewerbesteuer auf die Freiberufl<br />
er hat einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Nachteil. Die Konjunkturabhängigkeit<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>fi nanzen wird nämlich dadurch<br />
nicht eliminiert, allenfalls geringfügig abgemil<strong>de</strong>rt. Ein weiteres<br />
Problem stellt die Anrechnung <strong>de</strong>r gezahlten Gewerbesteuer<br />
auf die Einkommensteuer <strong>de</strong>s Unternehmers dar.<br />
Dadurch entgehen Bund und Län<strong>de</strong>rn zugunsten <strong>de</strong>r Kommunen<br />
wertvolle Einnahmen. Das dürfte eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Gewerbesteuergesetzes zusätzlich erschweren, <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Ebenen<br />
zustimmen müssen.<br />
Empfehlenswert wäre es daher, an diesem Punkt einmal das<br />
Augenmerk auf die zahlreichen und nicht mehr nachvollziehbaren<br />
Son<strong>de</strong>rvorschriften <strong>de</strong>s Gewerbesteuergesetzes bei<br />
<strong>de</strong>n Hinzurechnungen und Kürzungen <strong>de</strong>s Gewerbeertrags<br />
zu lenken. Denn <strong>de</strong>r Gewinn, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Einkommen- o<strong>de</strong>r<br />
Körperschaftsteuer herangezogen wird, entspricht nur selten<br />
<strong>de</strong>m Betrag, <strong>de</strong>r auch die Ausgangsbasis für die Gewerbesteuer<br />
bil<strong>de</strong>t. In diesem Bereich besteht erhebliches Sparpotenzial<br />
bei <strong>de</strong>r Finanzverwaltung. Wenn diese Einsparungen an die<br />
Kommunen weitergegeben wür<strong>de</strong>n, wäre eine konjunkturunabhängige<br />
Zusatzeinnahme für die Gemein<strong>de</strong>n geschaffen.<br />
Ob sich dieser Gedanke in einem komplizierten Steuergefl<br />
echt zwischen Bund, Län<strong>de</strong>rn und Kommunen realisieren<br />
lässt, ist jedoch fraglich. Aber zur Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Not ist bekanntlich<br />
je<strong>de</strong>s Mittel recht.<br />
Kolumne<br />
55
Finanzen & Steuern<br />
Steuer-Tipps<br />
HAFTUNG<br />
Bestehen nach Aufgabe eines Betriebs<br />
noch Steuerschul<strong>de</strong>n, kann das Finanzamt<br />
<strong>de</strong>n Nachfolger nach Paragraf 25<br />
HGB in Haftung nehmen. Die Haftung<br />
nach Paragraf 25 AO kommt jedoch<br />
nicht infrage, wenn das Unternehmen<br />
nicht ins Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />
war (Urteil vom 1.7.2010, Az. 3 K<br />
3689/06).<br />
STICHTAG 15. DEZEMBER<br />
Sparer, die mit einer privaten Kapitalanlage<br />
bei einer Bank Verluste<br />
eingefahren haben und bei einer<br />
an<strong>de</strong>ren Gewinne, können mit <strong>de</strong>r<br />
Steuererklärung in <strong>de</strong>r Anlage KAP<br />
eine Steuer sparen<strong>de</strong> Verrechnung<br />
beantragen. Dazu muss jedoch eine<br />
Verlustbescheinigung <strong>de</strong>r Bank vorgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n. Diese Bescheinigung von<br />
<strong>de</strong>r Bank gibt es auf Antrag nur bis 15.<br />
Dezember 2010.<br />
VORSTEUER-VERGÜTUNG<br />
Unternehmer, die 2009 im EU-Ausland<br />
mit Umsatzsteuer belastet wur<strong>de</strong>n,<br />
erhalten diese auf Antrag zurück. Die<br />
Frist zur Beantragung wur<strong>de</strong> vom 30.<br />
September 2010 auf <strong>de</strong>n 31. März<br />
2011 verlängert.<br />
WEIHNACHTSFEIER<br />
Betragen die Kosten für eine Weihnachtsfeier<br />
je Arbeitnehmer mehr<br />
als 110 Euro, wer<strong>de</strong>n Lohnsteuer und<br />
Umsatzsteuer fällig. Doch aufgepasst!<br />
Die 110-Euro-Grenze ist ein Bruttobetrag.<br />
Die Nettokosten je Mitarbeiter<br />
dürfen also nicht mehr als 92,43 Euro<br />
betragen.<br />
STEUERTRENDS<br />
Investitionsabzugsbetrag<br />
Finanzämter prüfen strenger<br />
Für in <strong>de</strong>n Jahren 2011 bis 2013 geplante Investitionen ins bewegliche Anlagevermögen<br />
können bereits im Jahr 2010 vom Gewinn 40 Prozent <strong>de</strong>r voraussichtlichen<br />
Investitionskosten als Betriebsausgaben abgezogen wer<strong>de</strong>n. Bei bilanzieren<strong>de</strong>n Unternehmen<br />
darf <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Betriebsvermögens zum 31. Dezember 2010 jedoch<br />
nicht mehr als 335.000 Euro betragen. Bei Einnahmen-Überschussrechnern darf <strong>de</strong>r<br />
Gewinn 2010 vor Abzug <strong>de</strong>s Investitionsabzugsbetrags nicht über 200.000 Euro<br />
liegen. Doch die Unterschreitung <strong>de</strong>r Höchstgrenzen ist nur die halbe Miete. In folgen<strong>de</strong>n<br />
Fällen kann das Finanzamt <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>s Investitionsabzugsbetrags noch<br />
zu Fall bringen:<br />
Sachverhalt Folge Fundstelle<br />
Ein Unternehmer zieht immer<br />
wie<strong>de</strong>r einen Investitionsabzugsbetrag<br />
ab und investiert danach<br />
innerhalb <strong>de</strong>r vorgeschriebenen<br />
drei Jahre nicht.<br />
Der Unternehmer gibt eine<br />
Steuererklärung ohne Abzug<br />
eines Investitionsabzugsbetrags<br />
ab und beantragt <strong>de</strong>n Abzug im<br />
Einspruchsverfahren.<br />
AKTUELLE RICHTSATZSAMMLUNG<br />
LIEGT VOR<br />
Selbstständige müssen sich bei einer Betriebsprüfung<br />
manchmal seltsame Fragen<br />
gefallen lassen. Oft hören sie aus diesen<br />
Fragen unterschwellig heraus, dass die Gewinnermittlung<br />
nicht plausibel erscheint.<br />
Doch wie kommt <strong>de</strong>r Prüfer auf diesen Verdacht?<br />
Ganz einfach. Er wirft einen Blick in<br />
die Richtsatzsammlung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzministeriums.<br />
Dort sind Erfahrungswerte zu<br />
Umsätzen, Gewinnaufschlägen und zu Entnahmen<br />
für die verschie<strong>de</strong>nsten Branchen<br />
erfasst. Bei einer Abweichung von diesen<br />
Werten sind Rückfragen programmiert.<br />
ProFirma rät: Beruft sich das Finanzamt<br />
bei Hinzuschätzungen zum Gewinn und<br />
zum Umsatz auf die aktuelle Richtsatzsammlung,<br />
sollten betroffene Selbstständige<br />
sich wehren. Denn Abweichungen<br />
be<strong>de</strong>uten nicht automatisch, dass Steuern<br />
hinterzogen wur<strong>de</strong>n. Das Finanzamt muss<br />
vielmehr weitere Indizien vorlegen.<br />
Der Investitionsabzugsbetrag wird<br />
bei Schätzungen ins Blaue hinein<br />
nicht mehr zum Abzug zugelassen.<br />
Ausnahme: Es liegt eine verbindliche<br />
Bestellung vor.<br />
Wird <strong>de</strong>r Investitionsabzugsbetrag<br />
im Einspruchsverfahren beantragt,<br />
weil zwischenzeitlich eine<br />
Investition stattgefun<strong>de</strong>n hat, wird<br />
<strong>de</strong>r Investitionsabzugsbetrag im<br />
Einspruchsverfahren nicht gewährt.<br />
FG München, Beschluss v.<br />
10.2.2010, Az. 8 V 3761/09<br />
FG Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg, Urteil v.<br />
16.9.2010, Az. 12 K 12197/09<br />
PHOTOVOLTAIKANLAGE<br />
IST EIN EIGENER GEWERBEBETRIEB<br />
Betreibt ein Selbstständiger neben<br />
seinem Unternehmen eine Photovoltaikanlage,<br />
liegen nach Ansicht <strong>de</strong>s Finanzgerichts<br />
Schleswig-Holstein zwei<br />
eigenständige Gewerbebetriebe vor. Für<br />
die Gewerbesteuer be<strong>de</strong>utet das: Die<br />
Verluste aus <strong>de</strong>m Betreiben <strong>de</strong>r Photovoltaikanlage<br />
dürfen gewerbesteuerlich<br />
nicht mit <strong>de</strong>n Gewinnen aus <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />
Gewerbebetrieb Steuer sparend verrechnet<br />
wer<strong>de</strong>n (Urteil vom 22.9.2010,<br />
Az. 2 K 282/07).<br />
ProFirma rät: Das letzte Wort in dieser<br />
Angelegenheit haben nun die Richter<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs in einem Revisionsverfahren<br />
(Aktenzeichen noch nicht<br />
bekannt). Betroffene Unternehmer<br />
sollten <strong>de</strong>shalb gegen die Weigerung<br />
<strong>de</strong>r Verlustverrechnung Einspruch einlegen<br />
und ein Ruhen <strong>de</strong>s Einspruchsverfahrens<br />
beantragen.<br />
56 ProFirma 12 2010
Sofortabschreibung<br />
Die richtige Option ziehen<br />
Seit Jahresbeginn haben Unternehmer bei <strong>de</strong>r Abschreibung geringwertiger<br />
Wirtschaftsgüter mehr Wahlrechte. Dabei müssen sie aber einige Regeln beachten.<br />
VON OTTFRIED WEISS<br />
Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG)<br />
sind bewegliche Gegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Anlagevermögens,<br />
die selbstständig nutzungsfähig<br />
sind und netto zwischen<br />
einem und 1.000 Euro kosten. Seit Anfang<br />
2010 haben Unternehmen hier<br />
mehrere Wahlrechte. Unklar war jedoch<br />
bisher, wie diese Wahlrechte letztlich<br />
ausgeübt wer<strong>de</strong>n dürfen. Ein ausführliches<br />
Infoschreiben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzministeriums<br />
schafft jedoch nun Klarheit<br />
(BMF, Schreiben vom 30.9.2010,<br />
Az. IV C 6 – S 2180/09/1001).<br />
Wie GWG steuerlich zu behan<strong>de</strong>ln<br />
sind, hängt grundsätzlich von <strong>de</strong>r Höhe<br />
<strong>de</strong>r Anschaffungskosten ab (siehe Kasten<br />
„Steuerliche Wahlrechte“). Die gesetzliche<br />
Regelung unterschei<strong>de</strong>t dabei<br />
zwischen Gegenstän<strong>de</strong>n mit Anschaffungskosten<br />
bis 150 Euro, von mehr als<br />
150 Euro bis 410 Euro und von mehr als<br />
410 Euro bis 1.000 Euro. Eine weitere<br />
wichtige Regel: Bei Anschaffungskosten<br />
von mehr als 150 Euro bis 1.000 Euro<br />
müssen Unternehmen das Wahlrecht<br />
innerhalb eines Jahres einheitlich ausüben.<br />
Das be<strong>de</strong>utet dann: Selbstständige<br />
müssen sich bei allen GWG entwe<strong>de</strong>r<br />
für <strong>de</strong>n Sofortabzug o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />
Sammelposten entschei<strong>de</strong>n.<br />
Varianten genau prüfen<br />
Mit welcher Variante Unternehmer am<br />
günstigsten fahren, lässt sich nicht pauschal<br />
beantworten. Hier einige Überlegungen,<br />
wann welche Variante infrage<br />
kommt:<br />
Hoher Gewinn 2010: Ist <strong>de</strong>r Gewinn 2010<br />
höher ausgefallen als erwartet, sollten<br />
ProFirma 12 2010<br />
bis Jahresen<strong>de</strong> hauptsächlich Gegenstän<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Preislage bis netto 410<br />
Euro gekauft wer<strong>de</strong>n. So wirkt sich je<strong>de</strong>r<br />
investierte Cent noch über <strong>de</strong>n Sofortabzug<br />
aus.<br />
Lange Nutzungsdauer: Hat ein Unternehmen<br />
viele Gegenstän<strong>de</strong> für das<br />
Anlagevermögen mit Nettoanschaffungskosten<br />
von mehr als 410 Euro und<br />
höchstens 1.000 Euro erworben und<br />
haben diese Gegenstän<strong>de</strong> eine <strong>de</strong>utlich<br />
längere Nutzungsdauer als fünf Jahre,<br />
dürfte die Abschreibung über einen<br />
Sammelposten günstiger sein.<br />
Kurze Nutzungsdauer: Weiß ein Unternehmen<br />
schon jetzt, dass die erworbenen<br />
Gegenstän<strong>de</strong> niemals drei Jahre<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können, kann es<br />
günstiger sein, die Gegenstän<strong>de</strong> im Preissegment<br />
„mehr als 410 Euro und höchstens<br />
1.000 Euro“ regulär abzuschreiben.<br />
Wer<strong>de</strong>n diese früher unbrauchbar, dürfen<br />
die Restwerte Gewinn min<strong>de</strong>rnd<br />
ausgebucht wer<strong>de</strong>n. Das geht bei <strong>de</strong>r<br />
Sammelpostenmetho<strong>de</strong> nicht.<br />
Steuerliche Wahlrechte<br />
Nettokaufpreis Optionen<br />
Praxisbeispiel: Unternehmerin Gerda<br />
Wohlgemut erwirbt im Dezember 2010<br />
zehn Bürostühle für ihre Büroräume<br />
zu jeweils netto 140 Euro, drei Regale<br />
für jeweils 350 Euro netto und zwei<br />
Schreibtische für jeweils 800 Euro. Sie<br />
möchte damit <strong>de</strong>n Gewinn drücken.<br />
Schritt 1: Die Kosten für die Stühle darf<br />
die Unternehmerin als Betriebsausgaben<br />
verbuchen, da die Anschaffungskosten<br />
jeweils unter 150 Euro liegen.<br />
Schritt 2: Für die drei Regale entschei<strong>de</strong>t<br />
sie sich ebenfalls für <strong>de</strong>n Sofortabzug.<br />
Das bringt weitere Betriebsausgaben<br />
von 1.050 Euro.<br />
Schritt 3: Die Schreibtische können in<br />
diesem Fall nur noch über 13 Jahre verteilt<br />
abgeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />
Variante: Wür<strong>de</strong> sich Gerda Wohlgemut<br />
dafür entschei<strong>de</strong>n, die Anschaffungskosten<br />
für die bei<strong>de</strong>n Schreibtische<br />
in einem Sammelposten zu erfassen,<br />
müssten zwingend auch die Anschaffungskosten<br />
<strong>de</strong>r drei Regale im Sammelposten<br />
verbucht wer<strong>de</strong>n.<br />
bis 150 Euro GWG bis 150 Euro können sofort im Jahr <strong>de</strong>s Kaufs in voller Höhe als<br />
Betriebsausgaben verbucht wer<strong>de</strong>n. Alternativ ist die lineare und <strong>de</strong>gressive<br />
Abschreibung möglich.<br />
mehr als 150 Euro<br />
und nicht mehr als<br />
410 Euro<br />
mehr als 410 Euro<br />
und nicht mehr als<br />
1.000 Euro<br />
Wahlrecht 1: Abschreibung nach linearer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiver Metho<strong>de</strong><br />
Wahlrecht 2: Sofortabzug im Jahr <strong>de</strong>s Kaufs<br />
Wahlrecht 3: Bildung eines Sammelpostens und gleichmäßige Abschreibung<br />
auf fünf Jahre verteilt<br />
Wahlrecht 1: Abschreibung nach linearer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiver Metho<strong>de</strong><br />
Wahlrecht 2: Bildung eines Sammelpostens und gleichmäßige Abschreibung<br />
auf fünf Jahre verteilt<br />
Steuertipp<br />
57
Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />
Betriebsausgaben<br />
Nicht immer spielt <strong>de</strong>r Fiskus mit<br />
Aufwendungen für Werbung und Sponsoring gehören zu <strong>de</strong>n<br />
Betriebsausgaben, <strong>de</strong>nken viele Unternehmer. In <strong>de</strong>r Praxis müssen<br />
aber einige Einschränkungen beachtet wer<strong>de</strong>n. VON OTTFRIED WEISS<br />
Wer seinen Umsatz steigern und neue<br />
Kun<strong>de</strong>n dazugewinnen möchte, muss<br />
aktiv wer<strong>de</strong>n und gezielte Marketingstrategien<br />
einsetzen. Mit von <strong>de</strong>r<br />
Partie ist wie immer auch <strong>de</strong>r Fiskus.<br />
Bei Betriebsprüfungen gilt stets ein kritischer<br />
Blick <strong>de</strong>n Werbeausgaben.<br />
Zeitung, Radio & Co.<br />
Der einfachste Weg, um neue Kun<strong>de</strong>n<br />
auf sich aufmerksam zu machen, ist die<br />
klassische Zeitungsannonce o<strong>de</strong>r ein<br />
Radiospot. Die Ausgaben hierfür sind<br />
stets in voller Höhe als Betriebsausgaben<br />
abziehbar. Einnahmen-Überschussrechner<br />
verbuchen solche Werbekosten<br />
als sofort abziehbare Betriebsausgaben.<br />
Bei bilanzieren<strong>de</strong>n Unternehmen kann<br />
es dagegen zu einer Verlagerung <strong>de</strong>s<br />
Betriebsausgabenabzugs auf zwei Jahre<br />
kommen: Dann nämlich, wenn im Dezember<br />
2010 die Anzeigen für Dezember<br />
2010 bis Juni 2011 bezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Fall muss <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
die Kosten in <strong>de</strong>r Bilanz aktiv abgrenzen.<br />
Folge: Im Jahr 2010 wer<strong>de</strong>n nur die<br />
Anzeigenkosten für 2010 als Betriebsausgaben<br />
vom Gewinn abgezogen, <strong>de</strong>r<br />
Restbetrag erst im Jahr 2011.<br />
Homepage<br />
Ein gutes Werbeinstrument ist auch die<br />
eigene Homepage. Beauftragt ein Selbstständiger<br />
einen Web-Designer mit <strong>de</strong>r<br />
Erstellung eines Internet-Portals, stellen<br />
die Ausgaben Herstellungskosten dar.<br />
Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Es entsteht ein<br />
immaterielles Wirtschaftsgut, das auf<br />
fünf bis acht Jahre verteilt abgeschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Für immaterielle<br />
Wirtschaftsgüter kommt nur die lineare<br />
Abschreibung infrage.<br />
Lässt <strong>de</strong>r Firmeninhaber das Portal<br />
durch eigene Mitarbeiter erstellen, sind<br />
die Lohnaufwendungen dagegen sofort<br />
abziehbare Betriebsausgaben. Diese<br />
müssen nicht aktiviert und auf mehrere<br />
Jahre abgeschrieben wer<strong>de</strong>n. Beim Kauf<br />
einer Internet-Adresse sind die Kosten<br />
dagegen keine Betriebsausgaben, son<strong>de</strong>rn<br />
lediglich Anschaffungskosten für<br />
ein immaterielles Wirtschaftsgut. Eine<br />
Abschreibung ist dann nicht möglich.<br />
Werbung am Auto<br />
Wird ein neuer Firmenwagen gekauft<br />
und vor Auslieferung mit <strong>de</strong>r Werbelackierung<br />
versehen, sind die Ausgaben<br />
dafür keine Anschaffungsnebenkosten.<br />
Auf <strong>de</strong>m Rechnungsbetrag sind <strong>de</strong>shalb<br />
<strong>de</strong>r Kaufpreis für <strong>de</strong>n Pkw und die<br />
Aufwendungen für die Werbelackierung<br />
getrennt auszuweisen. Für <strong>de</strong>n<br />
Kaufpreis <strong>de</strong>s Firmenwagens kommt<br />
eine Abschreibung auf sechs Jahre in<br />
Betracht. Die Kosten für die Son<strong>de</strong>rlackierung<br />
sind als Werbekosten sofort<br />
abziehbar.<br />
Wird die Werbelackierung auch auf<br />
frem<strong>de</strong>n Fahrzeugen angebracht (Bus,<br />
Taxi, Fahrzeuge <strong>de</strong>r Mitarbeiter), sind<br />
die Zahlungen nicht immer sofort im<br />
Spen<strong>de</strong>n dürfen<br />
in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>n<br />
Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
nicht<br />
min<strong>de</strong>rn.<br />
Jahr <strong>de</strong>r Überweisung abziehbar. Betreffen<br />
die Zahlungen nämlich auch<br />
Zeiträume, die nach <strong>de</strong>m Bilanzstichtag<br />
liegen, sind die Kosten in <strong>de</strong>r Bilanz aktiv<br />
abzugrenzen.<br />
Beispiel: Die Maler XY-GmbH lässt auf<br />
frem<strong>de</strong>n Fahrzeugen Werbung anbringen.<br />
Für die Monate Juli 2010 bis En<strong>de</strong><br />
Juni 2011 zahlt die GmbH dafür 6.000<br />
Euro. In diesem Fall ist ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten<br />
zu erstellen.<br />
Folge: Der Betriebsausgabenabzug beträgt<br />
3.000 Euro im Jahr 2010. Die restlichen<br />
3.000 Euro dürfen erst 2011 zum<br />
Abzug gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />
Spen<strong>de</strong>n<br />
Spen<strong>de</strong>t ein Unternehmer Waren o<strong>de</strong>r<br />
Gegenstän<strong>de</strong> seines Unternehmens,<br />
sind zwei Ansätze möglich:<br />
Teilwert: Die Entnahme für die Sachspen<strong>de</strong><br />
kann nach <strong>de</strong>m Teilwert zuzüglich<br />
Umsatzsteuer angesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
58 ProFirma 12 2010<br />
Foto: Stills-Online Bildagentur
ProFirma 12 2010<br />
DIE FEINHEITEN BEIM<br />
SPONSORING<br />
1. SPONSORING<br />
ODER SPENDENABZUG?<br />
Bei <strong>de</strong>r Gewinnermittlung eines Einzelunternehmens<br />
o<strong>de</strong>r einer Personengesellschaft<br />
muss auch unterschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, ob eine Spen<strong>de</strong> vorliegt o<strong>de</strong>r<br />
Sponsoring. Liegt eine Spen<strong>de</strong> vor,<br />
min<strong>de</strong>rt diese nicht <strong>de</strong>n Gewinn <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft. Die Spen<strong>de</strong>nzahlungen<br />
dürfen beim Einzelunternehmer o<strong>de</strong>r<br />
beim Mitunternehmer dann nur als<br />
Son<strong>de</strong>rausgabe abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Beispiel: Ein Unternehmer zahlt<br />
einem Sportverein 15.000 Euro. Der<br />
Verein verpfl ichtet sich aufgrund<br />
dieser Zahlungen nicht zu Gegenleistungen,<br />
son<strong>de</strong>rn stellt eine Spen<strong>de</strong>nquittung<br />
aus. Die Zahlungen dürfen<br />
<strong>de</strong>n Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmers nicht<br />
min<strong>de</strong>rn. Der Unternehmer darf die<br />
15.000 Euro als Son<strong>de</strong>rausgaben in<br />
seiner Einkommensteuer-Erklärung<br />
geltend machen<br />
2. WANN BEIM SPONSORING<br />
EIN BETRIEBSAUSGABENABZUG<br />
INFRAGE KOMMT<br />
> Der Betriebsausgabenabzug ist zu<br />
bejahen, wenn <strong>de</strong>r Sponsor wirtschaftliche<br />
Vorteile für sein Unternehmen<br />
verfolgt.<br />
> Im Gegensatz zur Spen<strong>de</strong>, die freiwillig<br />
und ohne Erwartung einer<br />
Gegenleistung gewährt wird, muss<br />
<strong>de</strong>r Gesponserte sehr wohl eine Gegenleistung<br />
für die fi nanzielle Unterstützung<br />
erbringen.<br />
> Für <strong>de</strong>n Betriebsausgabenabzug<br />
spielt es keine Rolle, ob die Zahlungen<br />
zweckmäßig, üblich o<strong>de</strong>r<br />
notwendig sind. Stehen die Leistung<br />
<strong>de</strong>s Sponsors und <strong>de</strong>r angestrebte<br />
wirtschaftliche Vorteil jedoch in<br />
einem krassen Missverhältnis zueinan<strong>de</strong>r,<br />
akzeptiert das Finanzamt<br />
<strong>de</strong>n Betriebsausgabenabzug nicht.<br />
> Leistungen <strong>de</strong>s Sponsors, die die<br />
ersten drei Kriterien erfüllen, können<br />
als Betriebsausgaben abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Buchwert: Wer<strong>de</strong>n Waren unmittelbar<br />
nach <strong>de</strong>r Entnahme für steuerbegünstigte<br />
Zwecke gespen<strong>de</strong>t, kann<br />
die Entnahme und somit <strong>de</strong>r Wert<br />
<strong>de</strong>r Sachspen<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Buchwert<br />
bemessen wer<strong>de</strong>n (OFD Frankfurt,<br />
6.11.2003, Az. S 2223 A – 22 – St II 2.06).<br />
In <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>nbescheinigung darf bei<br />
Sachzuwendungen aus einem Betriebsvermögen<br />
auch die Umsatzsteuer, die<br />
bei <strong>de</strong>r Entnahme <strong>de</strong>r gespen<strong>de</strong>ten Waren<br />
o<strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> angefallen ist, als<br />
Spen<strong>de</strong> bescheinigt wer<strong>de</strong>n (R 10b Abs.<br />
1 S. 4 EStR).<br />
Ist die Bescheinigung falsch o<strong>de</strong>r fehlerhaft,<br />
kann <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>r keine Steuererleichterungen<br />
beanspruchen. Aus<br />
diesem Grund sollte man auf zwei Dinge<br />
achten. Erstens: Die Wertermittlung<br />
sollte in <strong>de</strong>r Bescheinigung aufgeführt<br />
sein; zweitens: Sammelzuwendungsbestätigungen<br />
sind nicht zulässig. Wer<strong>de</strong>n<br />
mehrere betriebliche Gegenstän<strong>de</strong> gespen<strong>de</strong>t,<br />
muss die Spen<strong>de</strong>nbescheinigung<br />
für je<strong>de</strong>n Gegenstand die Angabe<br />
enthalten, wie viel dieser wert war.<br />
Sponsoring<br />
Unterstützt ein Unternehmen eine Personengruppe,<br />
eine Organisation o<strong>de</strong>r<br />
Einzelpersonen mit fi nanziellen Mitteln,<br />
stellt sich die Frage, ob die Aufwendungen<br />
als Sponsoring abzugsfähig<br />
sind o<strong>de</strong>r ob private Interessen im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund stehen. Bei <strong>de</strong>r Beantwortung<br />
dieser Frage kommt es vor allem<br />
auf die Motivation <strong>de</strong>s Geldgebers an.<br />
Hat die fi nanzielle Unterstützung einen<br />
rein betrieblichen Charakter, soll <strong>de</strong>r<br />
Unterstützte also für das Unternehmen<br />
werben, dürfte Sponsoring ein<strong>de</strong>utig<br />
zu bejahen sein. Für <strong>de</strong>n Betriebsausgabenabzug<br />
genügt es nicht, dass durch<br />
die Aufwendungen auf das zahlen<strong>de</strong><br />
Unternehmen in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />
aufmerksam gemacht wird. Der Unterstützte<br />
muss vielmehr eine vertragliche<br />
Gegenleistung erbringen.<br />
Sponsoring und Umsatzsteuer<br />
Umsatzsteuerlich liegt bei Sponsoring<br />
häufi g ein Leistungsaustausch vor. Der<br />
Sponsor erhält für seine Leistung im<br />
Gegenzug eine Werbeleistung <strong>de</strong>s Begünstigten.<br />
Maßgebend für die umsatz-<br />
steuerliche Beurteilung sind die vertraglichen<br />
Vereinbarungen zwischen <strong>de</strong>m<br />
Sponsor und <strong>de</strong>m Begünstigten. Bei <strong>de</strong>n<br />
Leistungen im Rahmen <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
Sponsoringvertrags wird unterschie<strong>de</strong>n<br />
zwischen konkreten Werbeleistungen<br />
wie Trikotwerbung, Ban<strong>de</strong>nwerbung,<br />
Anzeigen, Lautsprecherdurchsagen<br />
und bloßen Duldungsleistungen. Dazu<br />
gehören die Aufnahme eines Emblems<br />
o<strong>de</strong>r Logos <strong>de</strong>s Sponsors in Verbandsnachrichten,<br />
Veranstaltungshinweisen<br />
ohne beson<strong>de</strong>re Hervorhebung <strong>de</strong>s<br />
Sponsors o<strong>de</strong>r Nennung von Werbebotschaften.<br />
Die Duldungsleistungen unterliegen<br />
<strong>de</strong>m ermäßigten Steuersatz von sieben<br />
Prozent, da kein steuerschädlicher wirtschaftlicher<br />
Geschäftsbetrieb vorliegt.<br />
Die Werbeleistungen wer<strong>de</strong>n dagegen<br />
im Rahmen eines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs<br />
erbracht und unterliegen<br />
grundsätzlich <strong>de</strong>m Regelsteuersatz<br />
von 19 Prozent.<br />
Lohn-Outsourcing<br />
schont die Nerven<br />
Die Lohn- und Gehaltsabrechnung ist für<br />
Unternehmen auf Grund <strong>de</strong>r ständigen<br />
gesetzlichen Än<strong>de</strong>rungen eine mühsame<br />
Aufgabe. Insbeson<strong>de</strong>re zum Jahreswechsel<br />
müssen regelmäßig kurzfristig Neuerungen<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n. In diesem Jahr verheißen<br />
Stichworte wie Aufwendungsausgleichsgesetz<br />
und Zahlstellen-Mel<strong>de</strong>verfahren<br />
zusätzlichen Aufwand. Da empfiehlt<br />
es sich, die Lohnabrechnung <strong>de</strong>m Steuerberater<br />
anzuvertrauen. Mit profun<strong>de</strong>r<br />
Sachkenntnis, <strong>de</strong>r DATEV-Software zur<br />
Lohnabrechnung und <strong>de</strong>m DATEV-<br />
Rechenzentrum im Hintergrund hat er die<br />
Löhne sicher im Griff, auch<br />
bei kurzfristigen Än<strong>de</strong>rungen.<br />
www.datev.<strong>de</strong>
IT & Investition – Special IT & Kommunikation<br />
ERP<br />
Nur zur Miete<br />
ERP-Anbieter werben mit geringen Investitionskosten und kurzen Einführungszeiten<br />
für Software as a Service-Mo<strong>de</strong>lle. Trotz Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken und Vorbehalten gegenüber<br />
standardisierten Prozessen kommt Bewegung in <strong>de</strong>n Markt. VON STEFAN GNEITING<br />
Der Gedanke an ein nahes En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r unternehmenseigenen<br />
Rechenzentren scheint nicht mehr abwegig zu sein. „Der<br />
Markt für Cloud Computing explodiert förmlich. Wir sehen<br />
eine echte Revolution in <strong>de</strong>r Bereitstellung und Nutzung<br />
von IT-Leistungen. Bereits in wenigen Jahren wer<strong>de</strong>n viele<br />
Unternehmen dank Cloud Computing ohne hausinterne Rechenzentren<br />
auskommen“, sagte Bitkom-Vizepräsi<strong>de</strong>nt und<br />
Telekomchef René Obermann während <strong>de</strong>r Cloud-Computing-Konferenz<br />
<strong>de</strong>s Verbands im Oktober. Liegt Obermann<br />
richtig, blicken die Anbieter von Software as a Service (SaaS)-<br />
o<strong>de</strong>r On-<strong>de</strong>mand-Betriebsmo<strong>de</strong>llen in eine rosige Zukunft.<br />
Günstige Aussichten also auch für SaaS-Angebote in <strong>de</strong>r ERP-<br />
Branche? In <strong>de</strong>r Tat stellt das Marktforschungsunternehmen<br />
„Die Tarife für SaaS-Lösungen<br />
sind im ERP-Umfeld teilweise<br />
noch sehr hoch.“<br />
MICHAEL GOTTWALD, SOFTSELECT, HAMBURG<br />
Aber<strong>de</strong>en Research mit Sitz in Boston eine steigen<strong>de</strong> Nachfrage<br />
nach SaaS im ERP-Bereich fest. Während in <strong>de</strong>n Jahren<br />
2007 bis 2009 die Bereitschaft, SaaS als Betriebsmo<strong>de</strong>ll bei<br />
ERP überhaupt in Erwägung zu ziehen, konstant um etwa 25<br />
Prozent lag, geben in diesem Jahr 39 Prozent <strong>de</strong>r befragten<br />
Entschei<strong>de</strong>r in kleinen und mittleren Unternehmen an, dass<br />
sie über eine Mietlösung nach<strong>de</strong>nken. Dieses Ergebnis lässt erwarten,<br />
dass <strong>de</strong>r momentan vierprozentige Anteil <strong>de</strong>r installierten<br />
ERP-Lösungen auf SaaS-Basis steigen wird. In schnell<br />
wachsen<strong>de</strong>n Unternehmen kommt bereits heute je<strong>de</strong> zehnte<br />
ERP-Lösung aus <strong>de</strong>r Cloud. Treiber für die Entscheidung pro<br />
SaaS bei ERP sind laut Aber<strong>de</strong>en-Studie vor allem fi nanzielle<br />
Aspekte: Geringere Total Cost of Ownership, weniger Kosten<br />
und Aufwand für Upgra<strong>de</strong>s und geringere Investitionskosten<br />
seien die Top-Drei-Kriterien.<br />
Die zunehmend positive Haltung <strong>de</strong>r Unternehmen gegenüber<br />
On-<strong>de</strong>mand-Lösungen lässt sich aber nicht allein darauf<br />
zurückführen, dass die Provi<strong>de</strong>r ihre Marketingbotschaften<br />
auf die Erwartungshaltung <strong>de</strong>r potenziellen Kun<strong>de</strong>n abstimmen.<br />
„Die Anbieter gehen jetzt verstärkt auch auf die Be<strong>de</strong>nken<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen ein“, begrün<strong>de</strong>t Nick Castellina,<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Aber<strong>de</strong>en, das wachsen<strong>de</strong><br />
Interesse <strong>de</strong>s Mittelstands. Zu <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Studienteilnehmern<br />
am häufi gsten genannten Vorbehalten gehören die fehlen<strong>de</strong><br />
Kontrolle über die Upgra<strong>de</strong>-Prozesse sowie Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken.<br />
Dietmar Meding, Bereichsleiter für die<br />
SaaS-Lösung Business by Design bei SAP, kennt<br />
die hohe Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Themas Sicherheit. „Wir<br />
wer<strong>de</strong>n damit bei je<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>ngespräch konfrontiert“,<br />
sagt er. Er ist jedoch überzeugt, die Be<strong>de</strong>nken<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n ausräumen zu können: „Kein<br />
mittelständisches Unternehmen kann mit <strong>de</strong>n Sicherheitsstandards<br />
unseres Rechenzentrums mithalten,<br />
in <strong>de</strong>m die Lösung läuft.“<br />
„Momentan gibt es noch größere Vorbehalte,<br />
wenn es darum geht, sensible Unternehmensdaten<br />
in ein externes Rechenzentrum auszulagern“, berichtet auch<br />
Michael Gottwald, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Beratungshauses und<br />
Marktforschungsunternehmens Softselect in Hamburg. „Daran<br />
schließen sich auch Be<strong>de</strong>nken über die Laufsicherheit<br />
aufgrund <strong>de</strong>r Abhängigkeit vom Internet-Zugriff an.“ Ein<br />
vorübergehend fehlen<strong>de</strong>r Zugriff auf das ERP-System könnte<br />
beispielsweise erhebliche Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Produktionsablauf<br />
haben und im Extremfall zu kostspieligen Ausfällen<br />
führen.<br />
Dietmar Meding ist <strong>de</strong>r Meinung, dass man sich nicht nur<br />
auf die technische Datensicherheit und <strong>de</strong>n Datenschutz beschränken<br />
darf. „Es geht auch um regulatorische Sicherheit“,<br />
60 ProFirma 12 2010<br />
ProFirma<br />
Special<br />
Foto: Softselect
ergänzt er und führt die Vorgaben und ständigen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Bilanzrechtsmo<strong>de</strong>rnisierungsgesetzes als Beispiel<br />
an. Mit einer SaaS-Lösung müssen die Unternehmen sich<br />
nicht mehr selbst um die Einhaltung <strong>de</strong>r gesetzlichen Vorgaben<br />
und die entsprechen<strong>de</strong> Anpassung <strong>de</strong>r Systeme kümmern.<br />
„Das erledigen wir für die Kun<strong>de</strong>n.“<br />
Geringe Kosten, hohe Skalierbarkeit<br />
Für die Anthesis GmbH aus Ettlingen waren Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken<br />
bei <strong>de</strong>r Einführung einer SaaS-Lösung je<strong>de</strong>nfalls kein<br />
Thema. Das IT-Beratungshaus hat sich für das CRM-Einstiegspaket<br />
von SAP Business ByDesign in <strong>de</strong>n Bereichen Marketing<br />
und Vertrieb entschie<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m das alte CRM-System<br />
immer öfter seinen Dienst versagte. „Wir wollten uns nicht<br />
mehr selbst um die gesamte IT kümmern müssen“, berichtet<br />
Geschäftsführerin Ingeborg Kipping und nennt geringe Kosten,<br />
hohe Skalierbarkeit und <strong>de</strong>n ortsunabhängigen Zugriff<br />
per Web-Browser als weitere Grün<strong>de</strong> für die Einführung einer<br />
SaaS-Lösung. Diese möchte sie im Laufe <strong>de</strong>s nächsten Jahres<br />
um das ERP-Modul erweitern. Sie rechnet dann mit einer etwas<br />
längeren Einführungszeit als die zwei Wochen, die das<br />
Dienstleistungsunternehmen in Zusammenarbeit mit SAP<br />
für die Einrichtung <strong>de</strong>s CRM-Moduls <strong>de</strong>r SaaS-Lösung benötigt.<br />
„Unsere bei weltweit rund 100 Kun<strong>de</strong>n gewonnene Erfahrung<br />
zeigt, dass die Kompletteinführung von Business by<br />
Design drei bis sechs Wochen dauert“, sagt Meding. „In <strong>de</strong>r<br />
Fertigungsbranche mit ihren oft komplizierten Prozessen<br />
kann sie sich auch schon einmal auf drei Monate aus<strong>de</strong>hnen.“<br />
Dass sich viele Dienstleister für eine ERP-Lösung entschei<strong>de</strong>n,<br />
scheint kein Zufall zu sein. „Gera<strong>de</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />
stehen <strong>de</strong>m „ERP-as-a-Service“ aufgeschlossener gegenüber:<br />
Hier sind die Aufgabenbereiche überschaubarer o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Anteil formalisierter Prozesse höher als in Industrie o<strong>de</strong>r<br />
Han<strong>de</strong>l“, schreiben Dr. Karsten Sontow, Vorstand <strong>de</strong>s Marktanalysten-<br />
und Beratungshauses Trovarit AG, und Alexan<strong>de</strong>r<br />
Kleinert vom Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an<br />
<strong>de</strong>r RWTH Aachen in einer Zusammenfassung ihrer Studie<br />
über SaaS im ERP-Bereich.<br />
Einfache Anbindung <strong>de</strong>s Außendienstes<br />
An Dienstleistungsunternehmen richtet sich auch die Schweizer<br />
Abacus Business Solutions, die <strong>de</strong>rzeit ihre Geschäftsaktivitäten<br />
auf Deutschland aus<strong>de</strong>hnt. Um <strong>de</strong>n Markt zu erschließen,<br />
vertreibt Abacus in Deutschland vorerst nur seine<br />
Mietlösung Abacus allprojects SaaS, <strong>de</strong>ren Module speziell<br />
auf die Bedürfnisse von Dienstleistern ausgerichtet sind.<br />
Die GMT mbH, ein Großhändler für Autoteile aus <strong>de</strong>m schwäbischen<br />
Neckartailfi ngen mit Nie<strong>de</strong>rlassungen in München<br />
und Viernheim, setzt bereits seit einigen Monaten auf Myfactory<br />
Business.World im SaaS-Mo<strong>de</strong>ll. „Vor allem die geringen<br />
Einstiegs- und Betriebskosten sowie die hohe Sicherheit und<br />
Verfügbarkeit, die ein Unternehmen unserer Größenordnung<br />
mit rund 20 ERP-Nutzern bei eigenem Betrieb nicht erreichen<br />
ProFirma 12 2010<br />
Stecker rein und los geht‘s:<br />
Wenn Unternehmen sich für ein<br />
ERP via SaaS entschei<strong>de</strong>n, zahlen<br />
sie nur für die Lizenz, um online<br />
auf die Software zugreifen zu<br />
können.<br />
kann, waren für uns bei <strong>de</strong>r Entscheidung ausschlaggebend“,<br />
sagt Hubertus Böse, IT-Leiter bei GMT. „Auch die einfache<br />
Anbindung <strong>de</strong>s mobilen Außendiensts war uns wichtig.“ Myfactory<br />
bietet seine ERP-Lösung für eine monatliche Nettomiete<br />
ab 69 Euro pro Lizenz an, inklusive <strong>de</strong>r Rechenzentrumsleistung<br />
und 500 MB Festplattenspeicher pro Nutzer. Bei 20<br />
Nutzern fallen damit jährlich Gebühren in Höhe von 16.500<br />
Euro an. Darin sind sämtliche Updates und Wartungskosten<br />
enthalten.<br />
Unabhängig von solch einfachen Preismo<strong>de</strong>llen warnt Michael<br />
Gottwald vor allzu großer Sorglosigkeit bei <strong>de</strong>r Kostenkalkulation:<br />
„Die Tarife für SaaS-Lösungen sind im ERP-Umfeld<br />
teilweise noch sehr hoch. Das hat häufi g zur Folge, dass <strong>de</strong>r<br />
zu Beginn durch Investitionseinsparungen ermittelte Ko-<br />
61
IT & Investition – Special IT & Kommunikation<br />
stenvorteil bei genauerer Betrachtung <strong>de</strong>r Angebote schnell<br />
hinfällig wird“, warnt er. „In Abhängigkeit <strong>de</strong>r Vertragslaufzeit<br />
stellt sich dieser Kostenvorteil häufi g nur als kurzfristig<br />
vermie<strong>de</strong>ne Kapitalbindung dar.“<br />
Im ERP-Trend-Report 2010, herausgegeben von <strong>de</strong>r Infor<br />
Global Solutions Deutschland GmbH, stellen die Marktforscher<br />
von Softselect fest, dass je<strong>de</strong>s vierte Unternehmen eine<br />
Software länger als zehn Jahre einsetzt, auf einen Wechsel<br />
verzichtet und dadurch hohe Wartungs- und Betriebskosten<br />
einer inkonsistenten, zeit- und kostspieligen Altlösung in<br />
Kauf nimmt. „Viele Entschei<strong>de</strong>r lassen sich von vermeintlich<br />
hohen Investitionskosten abschrecken und zögern vor<br />
einem Generationswechsel ihrer Unternehmens-Software“,<br />
fasst Softselect-Geschäftsführer Gottwald zusammen. SaaS-<br />
Betriebsmo<strong>de</strong>lle könnten hier einen Lösungsansatz bieten.<br />
Individuelle Prozesse contra standardisierte Abläufe<br />
Steve Janata, Senior Advisor bei <strong>de</strong>r Experton Group, attestiert<br />
ERP as a Service-Lösungen aber einen mittleren Reifegrad, <strong>de</strong>r<br />
noch <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>m von CRM-Systemen und Collaboration-Tools<br />
liegt. Die zurückhalten<strong>de</strong> Wachstumsprognose<br />
liegt allerdings nicht allein an <strong>de</strong>n Anbietern, son<strong>de</strong>rn auch<br />
an <strong>de</strong>n Unternehmen selbst. „ERP-Lösungen in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
haben in Deutschland einen extrem hohen Individualisierungsgrad“,<br />
sagt Janata. Bisher wer<strong>de</strong>n individualisierte<br />
Prozesse noch als wichtiges Differenzierungsmerkmal angesehen,<br />
mit <strong>de</strong>m man sich Vorteile gegenüber Wettbewerbern<br />
verschaffen kann. Für einen Erfolg von ERP as a Service müsse<br />
bei <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Unternehmen ein Bewusstseinswan<strong>de</strong>l<br />
stattfi n<strong>de</strong>n: Weg von <strong>de</strong>n individuellen Prozessen hin<br />
zur Akzeptanz von standardisierten Abläufen, die man mit<br />
Cloud-Computing-Angeboten umsetzen kann.<br />
Eine unerfüllbare Voraussetzung? „Nein“, sagt <strong>de</strong>r Marktexperte.<br />
„Der Aufwand für die individuellen Prozesse ist teilweise<br />
unverhältnismäßig hoch und durch die erzielten Vorteile<br />
nicht immer gerechtfertigt.“ Potenzial für ERP-Mietangebote<br />
sieht Janata vor allem in kleineren Unternehmen, bleibt aber<br />
bezüglich eines SaaS-Booms in <strong>de</strong>r ERP-Branche skeptisch:<br />
„Der Markt ist vorhan<strong>de</strong>n, aber es ist nach wie vor ein steiniger<br />
Acker“, fasst er zusammen.<br />
Skepsis über <strong>de</strong>n Bedarf an SaaS-Lösungen bei ERP herrscht<br />
auch bei einigen auf <strong>de</strong>n Mittelstand spezialisierten Marktteilnehmern.<br />
„Eine Hosting-Lösung bietet doch alle Vorteile, die<br />
profi rma<br />
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ERP-BETRIEBSMODELLE IN DER ÜBERSICHT<br />
SOFTWARE AS A SERVICE (SaaS)<br />
Software as a Service, auch oft als On-<strong>de</strong>mand-Service bezeichnet,<br />
ist ein Mietmo<strong>de</strong>ll auf Basis von Cloud Computing.<br />
Unternehmen erwerben dabei die Software-Lösung nicht,<br />
son<strong>de</strong>rn zahlen lediglich für die Lizenz, um über eine Online-<br />
Verbindung auf die Anwendung zugreifen zu können. Anwendung<br />
und Daten liegen auf einem Server im Rechenzentrum<br />
<strong>de</strong>s Anbieters.<br />
HOSTING<br />
Beim Hosting erwirbt das Unternehmen eine Software-Lizenz<br />
<strong>de</strong>r Lösung. Die Installation <strong>de</strong>r Anwendung sowie die Speicherung<br />
<strong>de</strong>r Daten erfolgt aber nicht im Unternehmen selbst,<br />
son<strong>de</strong>rn auf einem Server in einem Rechenzentrum eines<br />
Drittanbieters. Der Zugriff erfolgt wie bei SaaS per Internet.<br />
Der Vorteil <strong>de</strong>s Hosting-Betriebsmo<strong>de</strong>lls gegenüber <strong>de</strong>m<br />
SaaS-Mo<strong>de</strong>ll: Die Anwendung kann individuell auf die Bedürfnisse<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />
ON-PREMISE-INSTALLATION<br />
Bei <strong>de</strong>r klassischen Installation erwirbt das Unternehmen eine<br />
Software-Lizenz <strong>de</strong>r Lösung, installiert sie auf einem unternehmenseigenen<br />
Server im Unternehmen und betreibt sie in Eigenverantwortung.<br />
Bei diesem Betriebsmo<strong>de</strong>ll behält das Unternehmen<br />
die volle Kontrolle über die Lösung, ist aber auch<br />
für Betrieb, Wartung und Sicherheit verantwortlich – sofern<br />
kein Servicevertrag mit <strong>de</strong>m Anbieter abgeschlossen wird.<br />
<strong>de</strong>r Mittelstand benötigt: Kostenreduktion einerseits und die<br />
Möglichkeit <strong>de</strong>r Individualisierung an<strong>de</strong>rerseits“, erklärte Peter<br />
Forscht, Chief-Operating-Offi cer bei Abas, kürzlich während<br />
einer Podiumsdiskussion. „Wir haben je<strong>de</strong>nfalls so gut<br />
wie keine Kun<strong>de</strong>nanfragen nach SaaS im ERP.“<br />
Potenzial bei Web-Services<br />
Auch bei Sage geht man das Thema SaaS differenziert an. „Im<br />
Bereich CRM o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lohnbuchhaltung funktioniert das<br />
ganz gut, bei ERP sehen wir dagegen noch wenig Bedarf“, sagt<br />
Jörg Wassink. Bei ERP sieht man dagegen eher das Potenzial<br />
von Diensten, die über Web-Services-Schnittstellen in das<br />
ERP-System <strong>de</strong>r Unternehmen eingebun<strong>de</strong>n sind: Realisiert<br />
sind beispielsweise bereits ein Signaturdienst mit <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Post und ein EDI-Service <strong>de</strong>r Firma Crossgate.<br />
SAP-Manager Dietmar Meding lässt sich von solch skeptischen<br />
Sichtweisen kaum beeindrucken. Befragt nach <strong>de</strong>n<br />
Aussichten für SAP Business by Design sagt er: „Ich war noch<br />
nie so optimistisch wie heute.“<br />
62 ProFirma 12 2010
Der Marktführer wird<br />
am intensivsten genutzt.<br />
Die intensivste Nutzung:<br />
Im ersten Halbjahr 2010 haben im Durchschnitt<br />
6,7 Mio. Besucher pro Monat die Kategorie Immobilien<br />
(Real Estate/Apartments) für die Suche nach ihrer Traum-<br />
immobilie genutzt. 65 % <strong>de</strong>r Nutzungszeit pro Monat<br />
verbrachten die Suchen<strong>de</strong>n bei ImmobilienScout24.<br />
Damit liegt ImmobilienScout24 mit großem Abstand<br />
vor vergleichbaren Marktplätzen.<br />
Quelle: Nielsen//NetRatings, NetView, Deutschland Home&Work-Panel,<br />
Hochrechnung monatliche Durchschnittswerte von Jan.-Juni 2010<br />
6,8 %<br />
6,5 %<br />
6,1 %<br />
9,5 %<br />
8,9 %<br />
www.immobilienscout24.<strong>de</strong><br />
49,8 %<br />
Website von Makler, Verwalter etc.<br />
Immonet<br />
Website einer Tageszeitung<br />
Immowelt<br />
Internetportale (z.B. Yahoo, Google etc.)<br />
Immowelt<br />
Sonstige<br />
Immonet<br />
12 %<br />
14 %<br />
Der Marktführer:<br />
Deutschlands größter Immobilienmarkt<br />
9 %<br />
Der Marktführer<br />
65 %<br />
Die meisten Abschlüsse:<br />
Neben <strong>de</strong>r größten Nutzung nimmt ImmobilienScout24<br />
auch bei <strong>de</strong>n Vertragsabschlüssen eine herausragen<strong>de</strong><br />
Stellung ein. So haben 49,8 % aller umgezogenen<br />
Haushalte, die ihre neue Immobilie im Internet gefun<strong>de</strong>n<br />
haben, beim Marktführer ihr neues Domizil gefun<strong>de</strong>n.<br />
Quelle: Fittkau & Maaß Consulting GmbH, 30. W3B Studie, April/Mai<br />
2010, Internetuser (Nicht aufgef. Daten: Immobilien.<strong>de</strong> 6,1%,<br />
WG-gesucht.<strong>de</strong> 9,3%, Immopool.<strong>de</strong> 1,9%, Planet Home 1,0%,<br />
an<strong>de</strong>re 12,4%)<br />
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IT & Investition – Special IT & Kommunikation<br />
Social Media<br />
Dialog statt Kampagne<br />
Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen nutzen Facebook,<br />
Twitter o<strong>de</strong>r Xing für ihr Marketing im Netz. Doch in <strong>de</strong>n Communities gelten<br />
völlig an<strong>de</strong>re Spielregeln. VON GERLINDE KÜSEL<br />
Werner Deck ist von <strong>de</strong>n Social-Media-<br />
Möglichkeiten im Internet begeistert.<br />
Seit Frühjahr dieses Jahres bloggt und<br />
twittert <strong>de</strong>r Malermeister aus <strong>de</strong>m badischen<br />
Eggenstein-Leopoldshafen.<br />
Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r 62-Jährige auf<br />
Facebook auch eine Firmenseite für<br />
sein 13 Mitarbeiter starkes Unternehmen<br />
eingerichtet. „Durch Twitter & Co.<br />
habe ich die Zugriffszahlen auf meiner<br />
Homepage innerhalb eines halben Jahres<br />
mehr als verdoppelt, auf etwa 6.000<br />
Klicks monatlich“, berichtet Deck. Sein<br />
Internet-Blog, auf <strong>de</strong>m er unter an<strong>de</strong>rem<br />
Tipps und Tricks für Hobbyhandwerker<br />
veröffentlicht, wur<strong>de</strong> im September<br />
sogar 21.944 Mal angeklickt. „Es<br />
ist unglaublich, was ich in dieser kurzen<br />
Zeit für eine Aufmerksamkeit erreicht<br />
habe“, schwärmt <strong>de</strong>r Malermeister.<br />
Trotz <strong>de</strong>s Erfolgs steht Werner Deck vor<br />
einem Problem, das auch viele an<strong>de</strong>re<br />
Angebote im Netz haben: Die Aufmerksamkeit<br />
in Umsatz zu verwan<strong>de</strong>ln. Dass<br />
seine Social-Media-Aktivitäten schon<br />
zu echten Kun<strong>de</strong>naufträgen geführt<br />
hätten, kann <strong>de</strong>r Malermeister nämlich<br />
nicht sagen. Immerhin höre er von Kun<strong>de</strong>n<br />
häufi ger, dass sie über das Internet<br />
auf ihn aufmerksam gewor<strong>de</strong>n seien.<br />
Und er habe „über Social Media ein<br />
enormes Grundrauschen verursacht“,<br />
ergänzt Deck. Daher könne er je<strong>de</strong>m<br />
Handwerker nur raten, sich intensiv mit<br />
<strong>de</strong>m Thema auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />
„Durch Twitter & Co. habe ich die<br />
Zugriffszahlen auf meiner Homepage<br />
innerhalb von sechs Monaten mehr<br />
als verdoppelt.“<br />
WERNER DECK, MALERDECK GMBH,<br />
EGGENSTEIN-LEOPOLDSHAFEN<br />
Facebook, Twitter & Co. – noch vor<br />
einigen Jahren als Teenie-Foren o<strong>de</strong>r<br />
Medium für Profi lneurotiker belächelt<br />
– liegen heute voll im Trend. Nicht nur<br />
Privatleute, auch immer mehr Unternehmen<br />
ent<strong>de</strong>cken Social Media als PR-<br />
und Marketinginstrument. Viele schreiben<br />
in diesem Kontext auch Projekte<br />
und Stellen aus.<br />
Einer Umfrage <strong>de</strong>r Universität Leipzig<br />
zufolge nutzen 54 Prozent aller <strong>de</strong>utschen<br />
Organisationen in Wirtschaft,<br />
Staat und Gesellschaft schon heute soziale<br />
Netzwerke und Medien. „Rund<br />
drei Viertel <strong>de</strong>r Dax-Unternehmen twittern“,<br />
hat Prof. Dr. Lothar Rolke von <strong>de</strong>r<br />
Fachhochschule Mainz herausgefun<strong>de</strong>n.<br />
Mittlerweile registrieren sich auch<br />
viele kleine und mittlere Betriebe bei<br />
Xing, Facebook o<strong>de</strong>r Twitter.<br />
Social Media regional nutzen<br />
Eine Online-Umfrage <strong>de</strong>s Netzwerks<br />
Elektronischer Geschäftsverkehr (NEG)<br />
zeigt, dass 30 Prozent <strong>de</strong>r Kleinbetriebe<br />
und Mittelständler künftig sogar verstärkt<br />
Social-Media-Anwendungen zur<br />
regionalen Ansprache von Kun<strong>de</strong>n<br />
einsetzen wollen. Je<strong>de</strong>s zweite Unternehmen<br />
ziehe darüber hinaus Werbemaßnahmen<br />
im mobilen Internet in<br />
Erwägung, so das NEG.<br />
Unter <strong>de</strong>m Begriff Social Media tummeln<br />
sich heute soziale Netzwerke<br />
und Kommunikationsdienste aller<br />
Art, die als Plattformen für <strong>de</strong>n Austausch<br />
von Meinungen, Eindrücken<br />
und Erfahrungen genutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
bekanntesten hierzulan<strong>de</strong> sind Xing,<br />
Facebook, <strong>de</strong>r Microbloggingdienst<br />
Twitter, die Vi<strong>de</strong>oplattform YouTube,<br />
Studi- und SchülerVZ, MySpace,<br />
LinkedIn o<strong>de</strong>r Lokalisten.<strong>de</strong>. Von <strong>de</strong>n<br />
privat<br />
traditionellen Massenmedien – Radio, Foto:<br />
64 ProFirma 12 2010<br />
ProFirma<br />
Special
Fernsehen o<strong>de</strong>r Zeitungen – unterschei<strong>de</strong>n<br />
sich diese Dienste dadurch, dass sie<br />
ausschließlich online-basiert sind und<br />
auch eine Vernetzung <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />
untereinan<strong>de</strong>r ermöglichen. Sei es in<strong>de</strong>m<br />
man Kontakte bestätigt (Xing) o<strong>de</strong>r<br />
sogenannte Follower um sich schart<br />
(Twitter). Zu<strong>de</strong>m sind die Medien einfach<br />
zugänglich, zu geringen Kosten<br />
beziehungsweise kostenfrei verfügbar<br />
und vergleichsweise unkompliziert für<br />
die Veröffentlichung und Verbreitung<br />
von Inhalten einsetzbar.<br />
Das niedrigschwellige Angebot führt in<br />
<strong>de</strong>n meisten Fällen zunächst zu einem<br />
„learning by doing“. „Gera<strong>de</strong> mittelständische<br />
Betriebe verzichten anfangs auf<br />
ein strategisches Vorgehen und legen<br />
spontan einfach mal ein Profi l bei Facebook<br />
& Co. an“, berichtet Monika Paitl,<br />
Inhaberin <strong>de</strong>r PR-Agentur Communications<br />
9 in München. Nur die wenigsten<br />
machen eine entsprechen<strong>de</strong> Schulung<br />
mit. Und so dümpeln manche Profi le<br />
eben einfach vor sich hin.<br />
Bernhard Ludwig Dirnberger, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Chiemsee-Consult GmbH in<br />
Traunreut, ist seit Mitte 2008 im Web<br />
2.0 aktiv. Mittlerweile gilt er schon als<br />
ProFirma 12 2010<br />
„Social-Media-Experte“ und berichtet<br />
auf regionalen Xing-Treffen über seine<br />
Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Geschäftsplattform.<br />
Dirnberger hat mehr als 10.000<br />
bestätigte Kontakte und kommuniziert<br />
täglich mehrere Stun<strong>de</strong>n über Xing.<br />
„Man muss sich auf die Spielregeln im<br />
Netz einlassen und darf gera<strong>de</strong> am Anfang<br />
nicht zu hohe Erwartungen mitbringen“,<br />
warnt Dirnberger. Kontakte<br />
seien zwar schnell geknüpft, aber oft<br />
auch sehr unverbindlich. „Das Spontane,<br />
Nicht-Reglementierte macht für<br />
mich gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Reiz <strong>de</strong>r Plattformen<br />
aus“, fi n<strong>de</strong>t Dirnberger.<br />
Auch seine Aktivitäten auf Xing führten<br />
erst nach längerer Zeit zu neuen Aufträgen.<br />
Sein Rezept? „Man muss sich regional<br />
o<strong>de</strong>r thematisch einbringen, an<br />
Diskussionen teilnehmen und sich dabei<br />
in einem guten Licht präsentieren.<br />
Auf diese Weise kann man sich unaufdringlich<br />
in Position bringen, um dann<br />
bei Bedarf erinnert zu wer<strong>de</strong>n“, so Dirnberger.<br />
Doch Vorsicht: Xing und an<strong>de</strong>re<br />
Plattformen sind kein Ersatz für gute<br />
Vorarbeit – ein schlechtes Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
beispielsweise wird durch Social<br />
Media auch nicht besser o<strong>de</strong>r gar erfolg-<br />
Egal ob Netzwerke, Bloggs, Communities<br />
o<strong>de</strong>r Fachportale: Erfolg hat nur, wer authentisch<br />
ist und gute Produkte hat. Schwätzer<br />
und Scharlatane wer<strong>de</strong>n im Netz schnell<br />
entlarvt.<br />
reicher. „Die Qualität muss stimmen,<br />
und man muss authentisch bleiben“, so<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensberater.<br />
Auch Freiberufl er, die die einschlägigen<br />
Gruppen nach neuen Projektangeboten<br />
durchforsten, sollten mit Augenmaß an<br />
die Sache herangehen. „Nur weil Xing<br />
draufsteht, liegen die Jobs noch lange<br />
nicht auf <strong>de</strong>r Straße“, warnt Bettina<br />
Zastrow, die auf Xing die Gruppe „Freiberufl<br />
er-Projektmarkt“ mitmo<strong>de</strong>riert.<br />
„Nach meiner Erfahrung kommen die<br />
erfolgreichsten Aufträge nach wie vor<br />
über persönliche Kontakte zustan<strong>de</strong>,<br />
die man min<strong>de</strong>stens zwei bis drei Jahre<br />
gepfl egt hat“, so Zastrow.<br />
Allerdings kann man sich über die Profi<br />
le und Diskussionsbeiträge ein gutes<br />
Bild von potenziellen Geschäftspartnern<br />
einschließlich ihrer Soft Skills machen:<br />
Wie treten sie auf, wie hoch ist die<br />
Fachkenntnis, sind sie kompetent o<strong>de</strong>r<br />
einfach nur Schwätzer?<br />
Nur wenige haben eine Strategie<br />
Eine echte Social-Media-Strategie haben<br />
bislang die wenigsten kleinen und<br />
mittleren Betriebe. Einige sehr erfolgreiche<br />
Beispiele gibt es trotz<strong>de</strong>m. Eins<br />
von ihnen ist die Papageien-Bäckerei in<br />
Spenge. Die Biobäckerei für Papageien-<br />
und Sittich-Leckereien belegt ein Geschäftsfeld,<br />
das eigentlich per se schon<br />
Aufmerksamkeit erregt. Die Vogelfutter-Produkte<br />
wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem<br />
über einen Online-Shop verkauft – und<br />
so lag es nahe, auch für Akquise und<br />
Kun<strong>de</strong>nbindung strategisch auf Social<br />
Media zurückzugreifen.<br />
Marita Grabowski, Inhaberin <strong>de</strong>r Papageien-Bäckerei,<br />
kommuniziert über<br />
Twitter, Facebook o<strong>de</strong>r MyVi<strong>de</strong>o mit<br />
Vogelliebhabern aus ganz Deutschland.<br />
Die Unternehmerin hat einen eigenen<br />
News-Blog eingerichtet, wo sie Fotos,<br />
Vi<strong>de</strong>os, Rezepte o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rangebote<br />
zentral online zugänglich macht.<br />
65
IT & Investition – Special IT & Kommunikation<br />
„Wir starteten unsere Social-Media- und<br />
PR-Aktivitäten im August 2009. Seither<br />
konnten wir unseren Umsatz um mehr<br />
als 66 Prozent steigern“, verrät Marita<br />
Grabowski.<br />
Die Papageien-Bäckerei ist ein Beispiel<br />
dafür, wie ein Familienbetrieb im Netz<br />
Furore macht. Vor Kurzem wur<strong>de</strong> sie für<br />
<strong>de</strong>n Deutschen Social-Media-Preis 2010<br />
vorgeschlagen. „Sie benötigen ein gutes<br />
Geschäfts- und Kommunikationskonzept,<br />
eine große Web-2.0-Affi nität und<br />
<strong>de</strong>n Mut, sich auf <strong>de</strong>n Dialog mit ihren<br />
Kun<strong>de</strong>n einzulassen“, fasst PR-Beraterin<br />
Devrim Gerber von <strong>de</strong>r auf Pressearbeit<br />
und Online-PR spezialisierten „Textagentur“<br />
<strong>de</strong>n Social-Media-Fahrplan zusammen.<br />
„Dabei sollten Sie sich nicht<br />
auf ein Medium o<strong>de</strong>r Marketingmittel<br />
beschränken, son<strong>de</strong>rn verschie<strong>de</strong>ne<br />
Kommunikationsformen enge miteinan<strong>de</strong>r<br />
verzahnen“, so Gerber weiter.<br />
Leitfa<strong>de</strong>n für Unternehmen<br />
Wer sich auf Social-Media-Marketing<br />
einlässt, wird ent<strong>de</strong>cken, dass Communities<br />
häufi g eine Eigendynamik entwickeln,<br />
von <strong>de</strong>r er bislang nichts geahnt<br />
hat. Im Gegensatz zu Firmenzeitungen,<br />
Unternehmensbroschüren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eigenen<br />
Homepage sind es Dialogmedien:<br />
Leser und potenzielle Kun<strong>de</strong>n kommentieren<br />
die Unternehmensbotschaften,<br />
empfehlen sie weiter o<strong>de</strong>r zerreißen sie<br />
in <strong>de</strong>r Luft. Dies musste MDR-Intendant<br />
Udo Reiter erfahren, als er einen Witz<br />
über <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten machte<br />
und dafür von seinen Lesern abgestraft<br />
MEHR WISSEN ONLINE<br />
www.profi rma.<strong>de</strong><br />
Weiterführen<strong>de</strong> Beiträge und Arbeitshilfen<br />
zu diesem Thema haben wir als<br />
Dossier auf www.profi rma.<strong>de</strong> für Sie<br />
zusammengestellt. Unter an<strong>de</strong>rem:<br />
> Web 2.0: So wird Ihr Firmenblog<br />
erfolgreich<br />
> Twitter – Einführung und Tools<br />
> Digitales Marketing: Interview<br />
Lesen Sie mehr unter<br />
www.profi rma.<strong>de</strong>/knowledgeStart<br />
INTERVIEW<br />
„Sie erreichen mehr Menschen<br />
mit geringeren Kosten“<br />
Detlef Korus von Korus Consult in Otterfi ng über<br />
Nutzen und Risiken von Social Media.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE GERLINDE KÜSEL<br />
Herr Korus, worin liegt <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>r<br />
Sozialen Medien für <strong>de</strong>n Mittelstand?<br />
Korus: Gera<strong>de</strong> kleinere und mittlere Unternehmen<br />
können via Social Media ihre<br />
Reputation nachhaltig stärken. Sie erreichen<br />
viel mehr Menschen, als Sie über<br />
klassisches Marketing bei gleichem Mitteleinsatz<br />
erreichen wür<strong>de</strong>n. Überlegen<br />
Sie, was Sie für eine Anzeige ausgeben.<br />
Wenn Sie dieses Geld nutzen, um es in<br />
Social Media-Aktivität zu stecken, ist <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nerfolg unter Umstän<strong>de</strong>n bereits<br />
nachhaltiger.<br />
Budget und Personalkapazitäten sind im<br />
Mittelstand ja meistens begrenzt. Wie<br />
erreichen die Betriebe mit vertretbarem<br />
Aufwand <strong>de</strong>nnoch einen Nutzen?<br />
Korus: In<strong>de</strong>m sie nicht blind loslaufen.<br />
Unternehmen sollten messbare Ziele <strong>de</strong>fi -<br />
nieren und Verhaltensregeln für die Mitarbeiter<br />
aufstellen, die an <strong>de</strong>r Social-Media-<br />
Kommunikation teilnehmen sollen.<br />
wur<strong>de</strong>. „Wer Social Media in seine Unternehmenskommunikation<br />
integriert,<br />
muss sich auf eine Verän<strong>de</strong>rung einstellen<br />
– weg vom einseitigen Sen<strong>de</strong>n von<br />
Informationen hin zum Dialog“, sagt<br />
Benjamin Loos, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
Online-Marketingagentur Wildfi re.<br />
Diesen Wan<strong>de</strong>l unterschätzen viele Unternehmer.<br />
Doch er führt dazu, dass ein<br />
pfi ffi ger Handwerker wie Malermeister<br />
Deck enorme Resonanz erfährt und<br />
seine Zielgruppe erweitert. „Bislang<br />
bestand unsere Klientel hauptsächlich<br />
aus Menschen <strong>de</strong>r Generation 60plus.<br />
Durch meine Online-Aktivitäten bin<br />
ich in eine sehr viel jüngere Zielgruppe<br />
vorgedrungen und habe dort neue<br />
Welche Risiken sind zu beachten?<br />
Korus: Schlechte Nachrichten und Gerüchte<br />
verbreiten sich im Netz schneller<br />
als gute. Die Reputation eines Unternehmens<br />
kann unter Umstän<strong>de</strong>n binnen<br />
Stun<strong>de</strong>n im Netz ruiniert, zumin<strong>de</strong>st aber<br />
schwer beschädigt wer<strong>de</strong>n, wenn Kritik,<br />
auch unsachliche, gar nicht o<strong>de</strong>r falsch<br />
beantwortet wird.<br />
Werner Deck. Funktionen wie das „Retweeten“<br />
von Nachrichten bei Twitter<br />
tragen die Informationen weit über die<br />
bisherigen Zielgruppen hinaus. Und<br />
selbst wenn Unternehmen heute noch<br />
nicht in einem <strong>de</strong>r vielen sozialen Netzwerke<br />
aktiv sind – ihre Mitarbeiter sind<br />
es privat längst.<br />
Daher rät <strong>de</strong>r IT-Branchenverband Bitkom<br />
seinen Mitglie<strong>de</strong>rn auch, einen<br />
Social-Media-Leitfa<strong>de</strong>n für ihre Angestellten<br />
zu entwickeln. „Firmen sollten<br />
<strong>de</strong>fi nieren, wie Beschäftigte mit Bezug<br />
auf ihren Arbeitgeber im Web 2.0 kommunizieren<br />
können“, rät Bitkom-Vizepräsi<strong>de</strong>nt<br />
Achim Berg. Firmen sollten<br />
ihre Mitarbeiter darauf hinweisen, was<br />
gesetzlich zulässig ist und was nicht.<br />
„Duftmarken hinterlassen“, berichtet Foto: privat<br />
66 ProFirma 12 2010
HOMEPAGE<br />
Ausgabe 08/2010<br />
Einfacher und schneller geht´s nicht: Branche wählen, Namen eingeben,<br />
Farbe festlegen, Internet-Adresse aussuchen – schon ist Ihre Homepage<br />
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Piratenjagd im Netz<br />
Deutsche Unternehmer rüsten gegen Produktpiraterie. Hilft das<br />
Internet <strong>de</strong>n Urhebern – o<strong>de</strong>r erleichtert es die Machenschaften<br />
dreister Datendiebe? VON JÜRGEN CHRIST UND CATHRIN GÜNZEL<br />
„Wer hat‘s erfun<strong>de</strong>n?“ fragt <strong>de</strong>r Schweizer<br />
Kräuterbonbonhersteller Ricola in<br />
einer Fernsehwerbung und spielt damit<br />
auf die steigen<strong>de</strong> Zahl von Produktpiraten<br />
an. In <strong>de</strong>n vergangenen zehn<br />
Jahren verzeichnete <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Zoll<br />
bei beschlagnahmten Plagiaten einen<br />
Anstieg um das Dreifache. Rund 29 Prozent<br />
dieser billig hergestellten Kopien<br />
im Jahr 2009 stammten aus China, 20<br />
Prozent <strong>de</strong>r beschlagnahmten Produkte<br />
aus Thailand. Bei <strong>de</strong>n Konsumgütern<br />
sind die Textil-, Sport-, Schmuck- und<br />
Kosmetikbranche am stärksten betroffen<br />
– doch wird inzwischen nahezu alles<br />
abgekupfert, was Profi t bringt: Vom<br />
Küchenmesser bis zu Kin<strong>de</strong>rsitzen fürs<br />
Auto.<br />
Die Piraten wer<strong>de</strong>n immer dreister: „Gefälschte<br />
Produkte wer<strong>de</strong>n häufi g sogar<br />
mit Originalfotos und -texten beworben;<br />
die Veröffentlichungen wer<strong>de</strong>n<br />
eins zu eins aus <strong>de</strong>m Web übernommen<br />
und als eigene kreative Leistung<br />
ausgegeben“, erklärt Christine Lacroix,<br />
Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Vereins Aktion<br />
Plagiarius, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s Jahr <strong>de</strong>n schwarzen<br />
Zwerg mit <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen Nase für beson<strong>de</strong>rs<br />
„gelungene“ Produktfälschungen<br />
verleiht. „Die Bandbreite <strong>de</strong>r Verletzungen<br />
geistigen Eigentums ist beachtlich<br />
– genauso wie <strong>de</strong>r dadurch entstehen<strong>de</strong><br />
Scha<strong>de</strong>n“, so Lacroix weiter. Laut<br />
Aktion Plagiarius wer<strong>de</strong>n zehn Prozent<br />
<strong>de</strong>s Welthan<strong>de</strong>ls mit Fälschungen und<br />
Nachahmungen abgewickelt, <strong>de</strong>r volks-<br />
wirtschaftliche Scha<strong>de</strong>n liegt bei 200 bis<br />
300 Milliar<strong>de</strong>n Euro pro Jahr.<br />
Doch es sind nicht nur Umsatzverluste,<br />
die <strong>de</strong>n Unternehmen zu schaffen machen.<br />
Weil die schlechte Qualität einiger<br />
Plagiate sogar gesundheitliche Schä<strong>de</strong>n<br />
hervorrufen kann, wer<strong>de</strong>n betroffene<br />
Firmen häufi g mit Produkthaftungsklagen<br />
überzogen – für Nachahmerprodukte,<br />
die sie gar nicht hergestellt<br />
haben.<br />
Urheberrecht durchsetzen<br />
„Grundsätzlich sind Fotos und Produktbeschreibungen<br />
urheberrechtlich<br />
geschützt. Es kann daher natürlich auch<br />
in China gegen Urheberrechtsverletzungen<br />
vorgegangen wer<strong>de</strong>n“, erklärt<br />
Dr. Aliki Busse, juristische Beraterin<br />
im Arbeitskreis gegen Produkt- und<br />
Markenpiraterie <strong>de</strong>s DIHT, BDI und<br />
Markenverbands (APM). „Das Problem<br />
ist die Durchsetzbarkeit und das Auffi n<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s tatsächlichen Plagiators. In China<br />
öffnen und schließen die Firmen relativ<br />
schnell, und für uns Europäer ist es<br />
meist nicht leicht – wegen <strong>de</strong>r ähnlichen<br />
Namen –, <strong>de</strong>n richtigen Geschäftsführer<br />
persönlich zu ‚packen’“, so Busse. Doch<br />
selbst wenn man sich eines auf chinesisches<br />
Recht spezialisierten Juristen<br />
bedient, ist <strong>de</strong>r Erfolg ungewiss. „Gegen<br />
Urheberrechtsverletzungen in China<br />
vorzugehen, ist naturgemäß <strong>de</strong>utlich<br />
schwieriger“, meint <strong>de</strong>r Berliner Rechts-<br />
Schmähpreis ersten Ranges: Der Verein<br />
Aktion Plagiarius vergibt <strong>de</strong>n schwarzen<br />
Zwerg mit <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen Nase je<strong>de</strong>s Jahr für<br />
beson<strong>de</strong>rs „gelungene“ Produktfälschungen.<br />
anwalt Dr. Martin Schirmbacher (siehe<br />
Interview). „Hier muss man im Einzelfall<br />
abwägen, ob es Sinn hat, in China<br />
aktiv zu wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r ob die gefälschten<br />
Produkte bei <strong>de</strong>r Einfuhr nach Europa<br />
beschlagnahmt wer<strong>de</strong>n können.“<br />
Duplikate suchen<br />
„Das Internet macht die Verletzung von<br />
Schutzrechten transparenter“, betont<br />
Marc Wiesner, Experte für Produktpiraterie<br />
<strong>de</strong>r Abteilung Recht im Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA). Schneller als früher bemerken<br />
Unternehmen, wenn Produkte angeboten<br />
wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n eigenen täuschend<br />
ähnlich sind. So habe ein indisches Unternehmen<br />
im Internet nicht nur mit<br />
illegalen Produkten, son<strong>de</strong>rn auch mit<br />
Kopien <strong>de</strong>r Originalbil<strong>de</strong>r dieser Pro-<br />
privat<br />
dukte Kun<strong>de</strong>n auf sich aufmerksam<br />
machen wollen. Mit Unterstützung <strong>de</strong>s<br />
Plagiarius,<br />
VDMA-Büros in Kalkutta sei dies umge-<br />
Aktion<br />
hend abgestellt wor<strong>de</strong>n, so Wiesner. Fotos:<br />
68 ProFirma 12 2010
Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit, Plagiate zu<br />
fi n<strong>de</strong>n, sind web-basierte Dienste zur<br />
Duplikatserkennung, die meist auf <strong>de</strong>r<br />
Erkennung ein<strong>de</strong>utiger Text- o<strong>de</strong>r Bildmuster<br />
beruhen.<br />
Bil<strong>de</strong>r und Logos schützen<br />
Um Produktfotos, Logos o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Grafi ken zu schützen, wer<strong>de</strong>n diese auf<br />
<strong>de</strong>n Server eines Anbieters wie Picscout<br />
gela<strong>de</strong>n. Der versieht die Bil<strong>de</strong>r mit<br />
einem unsichtbaren digitalen Wasserzeichen<br />
und speichert sie in seiner Datenbank.<br />
Dann durchforstet <strong>de</strong>r Dienstleister<br />
das Web. Tauchen die Bil<strong>de</strong>r auf,<br />
wird <strong>de</strong>r Urheber mit einem <strong>de</strong>taillierten<br />
Report benachrichtigt.<br />
Der kanadische Dienst Tineye arbeitet<br />
nach einem ähnlichen Prinzip, erkennt<br />
aber auch die nachträglichen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
eines Originals. Über das „Reverse<br />
Bildsuche“ genannte Verfahren<br />
können also Bil<strong>de</strong>r auf ihren Ursprung<br />
hin untersucht wer<strong>de</strong>n. Bei Tineye sind<br />
inzwischen rund 1,7 Milliar<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>r<br />
registriert.<br />
Verbesserte Bil<strong>de</strong>rkennung im Internet<br />
will auch <strong>de</strong>r Simapic Tra<strong>de</strong>mark Monitoring<br />
Service <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Unternehmens<br />
Pya<strong>de</strong>s bieten. Die Software<br />
aus Rheinland-Pfalz soll nach Unternehmensangaben<br />
in Bil<strong>de</strong>rn enthaltene<br />
Gesichter, Farben, Objekte und Muster<br />
i<strong>de</strong>ntifi zieren. Die monatlichen Kosten<br />
sind abhängig von <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Markenlogos<br />
o<strong>de</strong>r Fotos, <strong>de</strong>n Zeitabstän<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Suche sowie <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn, in<br />
<strong>de</strong>nen gesucht wer<strong>de</strong>n soll. Der World<br />
Wi<strong>de</strong> Fund For Nature (WWF) testet<br />
die Bil<strong>de</strong>rkennung zurzeit mit seinem<br />
Markenzeichen, <strong>de</strong>m Pandabären, bei<br />
<strong>de</strong>ssen kommerzieller Nutzung eine Lizenzgebühr<br />
fällig wird.<br />
Abschreiber enttarnen<br />
Wer Produktfotos sehr einfach und<br />
sichtbar schützen will, versieht sie vor<br />
<strong>de</strong>r Online-Veröffentlichung mit einem<br />
<strong>de</strong>zenten, aber sichtbaren Wasserzeichen<br />
– kostenlos von bildschutz.<strong>de</strong> angeboten.<br />
Geschickte Diebe können diese<br />
sichtbaren Wasserzeichen allerdings<br />
digital wegschnei<strong>de</strong>n.<br />
ProFirma 12 2010<br />
INTERVIEW<br />
„Finger weg von <strong>de</strong>n Inhalten an<strong>de</strong>rer“<br />
Dr. Martin Schirmbacher, Anwalt für IT-Recht in <strong>de</strong>r Berliner Kanzlei<br />
Härting, über <strong>de</strong>n seriösen Umgang mit geschützten Inhalten.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTEN JÜRGEN CHRIST UND CATHRIN GÜNZEL<br />
Herr Dr. Schirmbacher, wie kann ein<br />
Unternehmen Produkte o<strong>de</strong>r Unternehmenslogos<br />
schützen?<br />
Schirmbacher: Produkte lassen sich als<br />
Patent schützen. Dies setzt voraus, dass<br />
die Erfi ndung neu ist, auf einer erfi n<strong>de</strong>rischen<br />
Tätigkeit beruht und gewerblich<br />
anwendbar ist. Logos dagegen können<br />
Urheberschutz genießen und/o<strong>de</strong>r als<br />
Marke eingetragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein Logo genießt also automatisch Urheberschutz?<br />
Schirmbacher: Ja, wenn es eine schöpferische<br />
Eigenleistung erkennen lässt. Es<br />
muss sich also von <strong>de</strong>r Masse durch eine<br />
beson<strong>de</strong>re Gestaltung abheben. Auch<br />
eine Produktbeschreibung o<strong>de</strong>r die Gestaltung<br />
einer Website kann – wenn sie<br />
ausreichend originell ist – geschützt sein.<br />
An<strong>de</strong>rs als im Markenrecht entsteht <strong>de</strong>r<br />
Urheberschutz ohne Eintragung.<br />
Hilft das Urheberrecht, wenn verkleinerte<br />
Ausschnitte geschützter Fotos<br />
o<strong>de</strong>r Logos gezeigt wer<strong>de</strong>n?<br />
Schirmbacher: Grundsätzlich ja. Allerdings<br />
hat <strong>de</strong>r BGH gera<strong>de</strong> eine Entscheidung<br />
zu <strong>de</strong>n Google-Thumbnails gefällt.<br />
Danach darf <strong>de</strong>r Suchmaschinenbetreiber<br />
von einer Einwilligung <strong>de</strong>sjenigen<br />
ausgehen, <strong>de</strong>r die Bil<strong>de</strong>r eingestellt hat,<br />
wenn er nicht von zumutbaren technischen<br />
Hilfsmitteln Gebrauch gemacht<br />
hat, um die automatische Einbindung<br />
<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>renorts zu unterbin<strong>de</strong>n.<br />
Was ist <strong>de</strong>r Vorteil einer Markeneintragung?<br />
Schirmbacher: Hier erlangt <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
sicheren Schutz, unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r schöpferischen Eigenleistung.<br />
Auch Unternehmensnamen<br />
und Werbeslogans können als Marke<br />
schutzfähig sein.<br />
Was kann ein Unternehmer tun, wenn er<br />
sein Logo o<strong>de</strong>r Fotos seiner Produkte beziehungsweise<br />
Produktbeschreibungen<br />
auf frem<strong>de</strong>n Websites ent<strong>de</strong>ckt?<br />
Schirmbacher: Urheber- und Markenrecht<br />
gewähren Unterlassungs- und<br />
Scha<strong>de</strong>nsersatzansprüche. Der Verletzer<br />
sollte daher – gegebenenfalls mit anwaltlicher<br />
Hilfe – aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />
die Fotos o<strong>de</strong>r Logos aus <strong>de</strong>m Netz zu<br />
entfernen und je<strong>de</strong> Veröffentlichung<br />
zu unterlassen. Bleibt so ein Schreiben<br />
ohne befriedigen<strong>de</strong> Antwort, kann und<br />
sollte gerichtliche Hilfe in Anspruch genommen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie sollte sich ein Unternehmen selbst<br />
verhalten?<br />
Schirmbacher: Das Urheberrecht ist keine<br />
Einbahnstraße. Auch Unternehmen<br />
müssen bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r eigenen<br />
Website das Urheberrecht beachten. So<br />
kann etwa die ungefragte Einbindung<br />
von Stadtplänen als Wegbeschreibung<br />
schnell teuer wer<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong>o Finger weg<br />
von <strong>de</strong>n Inhalten an<strong>de</strong>rer.<br />
69
IT & Investition – Produkt- und Markenschutz<br />
Digitale „Erste Hilfe“<br />
Wie Sie vermei<strong>de</strong>n, dass Ihre Online-Inhalte leicht kopiert wer<strong>de</strong>n<br />
– und was Sie im Ernstfall tun können.<br />
1. Verkleinerungen und Auszüge ins<br />
Web stellen – statt hochaufl ösen<strong>de</strong>r<br />
Originalfotos und <strong>de</strong>taillierter Produktbeschreibungen.<br />
2. Fotos mit digitalen, unsichtbaren Metadaten<br />
wie Urheber und Copyright<br />
versehen.<br />
3. Urheberrechte dokumentieren – zum<br />
Beispiel durch Markenanmeldung,<br />
gegebenenfalls vorab bei einem<br />
Notar.<br />
4. Das Banner eines Plagiaterkennungsdiensts<br />
wie Plagaware o<strong>de</strong>r<br />
Copyscape sichtbar auf <strong>de</strong>r Website<br />
platzieren – zur Abschreckung.<br />
5. Fin<strong>de</strong>rlohn für Plagiate aussetzen,<br />
Kun<strong>de</strong>n mobilisieren (zum Beispiel<br />
mithilfe von Weblogs).<br />
6. Plagiatfun<strong>de</strong> dokumentieren – per<br />
Screenshot o<strong>de</strong>r als <strong>PDF</strong>, mit Datum<br />
und genauer Web-Adresse – am<br />
besten mit Zeugen (Anwalt); das<br />
Internet-Archiv (web.archive.org)<br />
hilft beim Nachweis, welcher Inhalt<br />
zuerst im Web stand.<br />
7. In einem freundlichen Schreiben<br />
an die Kontaktadresse <strong>de</strong>r Website<br />
bitten, <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Inhalt zu<br />
entfernen.<br />
8. Herausfi n<strong>de</strong>n, welcher Internet-Provi<strong>de</strong>r<br />
und möglicherweise Besitzer<br />
sich hinter <strong>de</strong>r Web-Adresse verbirgt<br />
– international: WHOIS-Dienste, in<br />
Deutschland: NIC – und <strong>de</strong>n Provi<strong>de</strong>r<br />
bitten, <strong>de</strong>n Inhalt zu löschen.<br />
9. Den Besitzer <strong>de</strong>s Internet-Angebots<br />
mithilfe eines Anwalts abmahnen –<br />
international mit einem „Cease and<br />
Desist Letter“.<br />
10. Suchmaschinenbetreiber wie Google<br />
über die Verletzung <strong>de</strong>s Digital Millenium<br />
Copyright Act (DMCA) informieren<br />
– beson<strong>de</strong>rs bei Verstößen in<br />
<strong>de</strong>n USA –, damit die Suchmaschine<br />
die Website aus ihren Suchergebnissen<br />
entfernt.<br />
Von wegen einzigartig: Die Duplikatserkennungs-Software<br />
<strong>de</strong>s kanadischen Unternehmens<br />
Tineye zeigt, in welcher Vielfalt<br />
die Mona Lisa im Netz zu fi n<strong>de</strong>n ist.<br />
Auf die Erkennung von Texten haben<br />
sich wesentlich mehr Anbieter spezialisiert:<br />
Rund 50 solcher Dienste prüft<br />
die Berliner Hochschule für Wirtschaft<br />
und Technik pro Jahr. Allerdings sind<br />
„die meisten Programme <strong>de</strong>rzeit nur<br />
so gut wie ein Münzwurf“, so das ernüchtern<strong>de</strong><br />
Fazit von Professorin Debora<br />
Weber-Wulff. Nur fünf Anbieter<br />
erhielten gute Noten – darunter Copyscape<br />
und Plagaware aus Deutschland.<br />
In <strong>de</strong>n meisten Fällen dagegen sei eine<br />
Google-Suche effektiver. Denn letztlich<br />
griffen kommerzielle Erkennungsdienste<br />
auf Suchmaschinen zurück, um<br />
die Milliar<strong>de</strong>n von Webseiten zu durchkämmen.<br />
„Über Google nach Plagiaten<br />
zu suchen, kostet aber viel Zeit und Personal.<br />
Plagiatserkennungsdienste bieten<br />
einen gewissen Automatismus“, erklärt<br />
Diplom-Ingenieur Dirk Malthan, <strong>de</strong>r<br />
selbst Opfer eines Plagiators wur<strong>de</strong> und<br />
<strong>de</strong>shalb Plagaware entwickelte. „Zwar<br />
greifen die Services auf Suchmaschinen<br />
zurück, bieten aber beispielsweise<br />
<strong>de</strong>taillierte Berichte, Filter, Wie<strong>de</strong>rvorlagen<br />
und vor allem Synonym-Erkennung.“<br />
Sowohl bei Plagaware als auch<br />
bei Copyscape sind kleinere Suchen<br />
kostenfrei – und sie fi n<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rte<br />
Texte und Textpassagen.<br />
Netzwerk zählt<br />
An Textklau in übersetzten Texten<br />
scheitern die Erkennungsdienste <strong>de</strong>nnoch:<br />
„Ich glaube nicht, dass es die Systeme<br />
in absehbarer Zeit schaffen, bei<br />
Übersetzungen gestohlene Texte zu erkennen“,<br />
sagt Professorin Weber-Wulff.<br />
Für Unternehmen im Kampf gegen<br />
Piraten be<strong>de</strong>utet das: Partner suchen,<br />
ein Netzwerk aufbauen. „Wesentlich<br />
ist eine ganzheitliche Strategie“, meint<br />
Christine Lacroix von <strong>de</strong>r Aktion Plagiarius.<br />
„Studien zeigen, dass Firmen vielfach<br />
von Dritten auf Plagiate aufmerksam<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n. Es lohnt sich also,<br />
Tineye<br />
seine Kontakte intensiv zu pfl egen.“ Foto:<br />
70 ProFirma 12 2010
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wenn es etwas nicht<br />
mehr gibt, an das wir uns gewöhnt haben, dann ärgern wir<br />
uns. Mein Lieblingsitaliener hat neulich renoviert, und jetzt<br />
schmeckt es irgendwie nicht mehr so wie früher. Wahrscheinlich<br />
kocht er genauso, aber die Augen essen mit und ich bin<br />
ein bisschen verärgert. Ja, ich gehe noch hin, aber nicht mehr<br />
so gerne. Was soll man auch machen?<br />
Nun, man könnte sich ja beschweren, zum Beispiel im Internet.<br />
Und vielleicht wür<strong>de</strong> man damit ja sogar etwas erreichen. Das<br />
dachten sich je<strong>de</strong>nfalls neulich die Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r riesigen amerikanischen<br />
Mo<strong>de</strong>marke Gap, als die Unternehmensleitung auf<br />
die I<strong>de</strong>e kam, das alte Firmenzeichen – ein blaues Rechteck<br />
mit <strong>de</strong>n drei Buchstaben in einer leicht verschnörkelten, altmodischen<br />
Schrift – könnte eine kleine Auffrischung brauchen.<br />
Sie ließen sich von einem teuren Schrift<strong>de</strong>signer beraten,<br />
und <strong>de</strong>r schlug ihnen ein mo<strong>de</strong>rnes, schlankes Logo ohne<br />
Kasten drum herum vor. Der gefi el <strong>de</strong>n Managern offenbar so<br />
gut, dass sie stolz die Nachricht in die Welt hinausposaunten:<br />
„Gap geht mit <strong>de</strong>r Zeit.“<br />
Fragt sich nur, wohin. Im Gegensatz zur Firmenleitung hat <strong>de</strong>r<br />
neue Schriftzug <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n nämlich ganz und gar nicht gefallen.<br />
Man muss dazu wissen, dass die „blue box“ mit <strong>de</strong>n drei<br />
Buchstaben von New York bis Los Angeles überall zum Stadtbild<br />
gehört, und viele empfan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Wegfall als Verlust. Sie<br />
rotteten sich also auf Facebook zusammen o<strong>de</strong>r ließen ihrem<br />
Unmut per Twitter freien Lauf. Das artete schließlich in einer<br />
digitalen Lawine aus, mit Zehntausen<strong>de</strong>n von wüten<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
sarkastischen Kommentaren, die schließlich in <strong>de</strong>m Aufruf<br />
gipfelten, so lange nicht mehr bei Gap einzukaufen, bis die<br />
blaue Box wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>ntüren prangt.<br />
Und da Firmenleitungen von Konzernen wie Gap inzwischen<br />
sehr sensibel auf das reagieren, was in Foren und Communities<br />
ProFirma 12 2010<br />
Cole's Corner<br />
Die Wucht<br />
digitaler Lawinen<br />
Von Tim Cole<br />
Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />
mehrerer Elektronikzeitschriften<br />
ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />
Thema E-Commerce.<br />
Info: www.cole.<strong>de</strong><br />
abgeht, kam die PR-Abteilung auf die geniale I<strong>de</strong>e, die Kun<strong>de</strong>n<br />
zu bitten, selbst Vorschläge für ein neues Logo einzureichen.<br />
Doch auch dieser Schuss ging voll nach hinten los. Jetzt fühlten<br />
sich die Kun<strong>de</strong>n komplett auf <strong>de</strong>n Arm genommen.<br />
Die Online-Protestwelle wuchs und wuchs, und nach genau<br />
einer Woche musste Firmenchef Marka Hansen sich zerknirscht<br />
bei seinen Kun<strong>de</strong>n entschuldigen. „Ich glaube, wir<br />
haben da etwas falsch gemacht“, schrieb er am En<strong>de</strong> ganz<br />
kleinlaut auf <strong>de</strong>r Facebook-Seite <strong>de</strong>s Unternehmens. Die Fans<br />
<strong>de</strong>s blauen Rechtecks feierten sich und ihren Sieg noch tagelang<br />
- online versteht sich.<br />
Ich <strong>de</strong>nke, es steckt eine Lehre in dieser kleinen Geschichte:<br />
Im Internet-Zeitalter ist es wichtiger <strong>de</strong>nn je, zu wissen, was<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> wirklich will. Alles an<strong>de</strong>re ist Blindfl ug. Es reicht<br />
auch nicht, irgendwelche „Fokus-Gruppen“ so lange von <strong>de</strong>r<br />
Marketingabteilung befragen zu lassen, bis am En<strong>de</strong> das herauskommt,<br />
was <strong>de</strong>r Chef ohnehin will. Echte Kun<strong>de</strong>nbeteiligung<br />
sieht an<strong>de</strong>rs aus.<br />
Die gute Nachricht: Das Internet gibt <strong>de</strong>m Anbieter die Mittel<br />
an die Hand, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zu befragen. Nur sollte man es<br />
vielleicht vorher tun, nicht nachher wie Gap. Es ist in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren viel die Re<strong>de</strong> gewesen von <strong>de</strong>r „neuen Macht<br />
<strong>de</strong>s Online-Kun<strong>de</strong>n“. Und es stimmt: Nie war „König Kun<strong>de</strong>“<br />
mächtiger als heute. Nicht nur, weil er dank Internet unbegrenzt<br />
einkaufen und nach Herzenslust Preise vergleichen<br />
kann. Er hat jetzt auch eine Stimme – und gemeinsam mit <strong>de</strong>n<br />
Stimmen an<strong>de</strong>rer bil<strong>de</strong>t er einen machtvollen Chor, <strong>de</strong>n kein<br />
Anbieter mehr überhören kann.<br />
Lei<strong>de</strong>r weiß mein Italiener nichts davon, <strong>de</strong>r hat nicht mal eine<br />
Homepage, auf <strong>de</strong>r ich mich beschweren könnte. Ich wer<strong>de</strong> es<br />
ihm wohl ins Gesicht sagen müssen. Vielleicht hole ich mir<br />
vorher noch ein bisschen Mut im Internet …<br />
Kolumne<br />
71
IT & Investition – De-Mail-Gesetz<br />
Elektronischer Brief<br />
Hoffen auf ein neues Geschäftsfeld<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick gleicht <strong>de</strong>r elektronische Brief einer herkömmlichen E-Mail.<br />
Der Unterschied: Er bringt das Briefgeheimnis und die rechtliche Verbindlichkeit ins<br />
Netz. Unternehmen könnten dadurch Kosten sparen. VON HOLGER SCHINDLER<br />
Wird <strong>de</strong>r Postbote bald arbeitslos?<br />
Der klassische Versand von Briefen,<br />
<strong>de</strong>r trotz Fax und E-Mail vor allem aus<br />
rechtlichen Grün<strong>de</strong>n immer noch fest<br />
zum betrieblichen Alltag gehört, bekommt<br />
neue Konkurrenz. Die Deutsche<br />
Post AG ist mit ihrem E-Postbrief<br />
bereits vorausgeprescht. Anfang <strong>de</strong>s<br />
Jahres 2011 wer<strong>de</strong>n viele an<strong>de</strong>re Anbieter<br />
nachziehen. Damit es so kommen<br />
kann, muss allerdings zuerst die rechtliche<br />
Grundlage geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />
„De-Mail wird das rechtsverbindliche<br />
und vertrauliche Versen<strong>de</strong>n von Dokumenten<br />
über das Internet ermöglichen“,<br />
heißt es vonseiten <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />
die seit Anfang 2009 an <strong>de</strong>m Gesetz<br />
arbeitet. In Anlehnung an <strong>de</strong>n Prozess,<br />
nämlich das sichere Versen<strong>de</strong>n von Dokumenten<br />
via E-Mail, hat sie <strong>de</strong>r neuen<br />
Kommunikationsform <strong>de</strong>n Namen De-<br />
Mail gegeben. Das Gesetz soll im ersten<br />
Quartal <strong>de</strong>s Jahres 2011 in Kraft treten.<br />
Einige Internet-Anbieter, vor allem die<br />
Deutsche Telekom und United Internet<br />
(1&1, GMX, Web.<strong>de</strong>), hoffen auf ein lukratives<br />
neues Geschäftsfeld.<br />
Der E-Postbrief<br />
Seit Juli 2010 bietet die Deutsche<br />
Post <strong>de</strong>n sogenannten E-Postbrief an.<br />
Diese hauseigene Form <strong>de</strong>s elektronischen<br />
Briefs bietet einen Großteil <strong>de</strong>r<br />
Leistungen, die auch die De-Mail aufweisen<br />
soll. Allerdings ist <strong>de</strong>r E-Postbrief<br />
kein De-Mail-Angebot, obwohl auch er<br />
vertrauliche, verlässliche und verbindliche<br />
elektronische Kommunikation<br />
zwischen E-Postbrief-Kun<strong>de</strong>n ermöglicht.<br />
Das ist einerseits schon <strong>de</strong>shalb so,<br />
weil es das De-Mail-Gesetz, das die Regeln<br />
<strong>de</strong>s Systems festlegt, formal noch<br />
gar nicht gibt. Doch es ist auch noch<br />
nicht ganz sicher, ob sich die Post mit<br />
<strong>de</strong>m E-Postbrief später <strong>de</strong>m De-Mail-<br />
System anschließen wird. „Wir haben<br />
das zum jetzigen Zeitpunkt fest vor“,<br />
so Postsprecher Uwe Bensien. „Doch es<br />
kommt natürlich auf <strong>de</strong>n genauen Inhalt<br />
<strong>de</strong>s De-Mail-Gesetzes an.“ Eine Garantie<br />
für die spätere De-Mail-Interoperabilität<br />
<strong>de</strong>s E-Postbriefs gebe es nicht.<br />
Telekom will Post unterbieten<br />
Derzeit sind laut Post 250.000 Nutzer<br />
registriert, darunter rund 100 Großunternehmen.<br />
Laut Post lassen sich per E-<br />
Postbrief alltägliche Vertragsabschlüsse<br />
rechtlich verbindlich übermitteln, auch<br />
Rechnungen könnten rechtsgültig<br />
übermittelt wer<strong>de</strong>n – gegebenenfalls<br />
auch mit elektronischer Signatur <strong>de</strong>s<br />
Absen<strong>de</strong>rs. Die Post verlangt <strong>de</strong>rzeit<br />
für einen E-Postbrief 0,55 Euro – so viel<br />
wie für einen klassischen Brief. An<strong>de</strong>re<br />
künftige De-Mail-Provi<strong>de</strong>r wollen nach<br />
eigenen Angaben <strong>de</strong>utlich günstiger<br />
sein. Die Telekom will, so ein Sprecher,<br />
„in je<strong>de</strong>m Fall die Post unterbieten“.<br />
Bei United Internet spricht man von<br />
etwa 0,15 Euro pro De-Mail. Der größte<br />
Vorteil <strong>de</strong>s elektronischen Briefs besteht<br />
wohl im Einsparpotenzial, zum<br />
Beispiel beim Porto. Auch <strong>de</strong>r Wegfall<br />
<strong>de</strong>s Medienbruchs kann in Unternehmen<br />
<strong>de</strong>n Arbeits- und Materialaufwand<br />
<strong>de</strong>utlich senken. Das De-Mail-System<br />
funktioniert standardmäßig über <strong>de</strong>n<br />
Webbrowser, was die Einbindung in betriebliche<br />
IT-Strukturen zunächst zwar<br />
etwas erschwert. Allerdings sind technisch<br />
auch viele an<strong>de</strong>re Zugangswege<br />
zwischen <strong>de</strong>m Teilnehmer und seinem<br />
Provi<strong>de</strong>r möglich – so lässt sich De-Mail<br />
aller Voraussicht nach in Unternehmen<br />
relativ leicht in bestehen<strong>de</strong> Mail- o<strong>de</strong>r<br />
Abrechnungssysteme einbin<strong>de</strong>n. Das<br />
bestätigen auch erste Praxiserfahrungen<br />
aus Testläufen.<br />
72 ProFirma 12 2010
De-Mail unterstützt <strong>de</strong>n Datenschutz:<br />
Nur Unternehmen, die im Vorfeld die<br />
Datenschutzbestätigung einer unabhängigen<br />
Prüfstelle erhalten haben,<br />
wer<strong>de</strong>n die neuen Dienste anbieten<br />
können.<br />
Allerdings gibt es auch Kritik am geplanten<br />
De-Mail-System, die teilweise<br />
auch für das E-Postbrief-System gilt. Die<br />
De-Mail-Provi<strong>de</strong>r müssen verfahrensbedingt<br />
eingehen<strong>de</strong> Nachrichten zunächst<br />
entschlüsseln und dann zur Weiterleitung<br />
an <strong>de</strong>n eigentlichen Empfänger<br />
wie<strong>de</strong>r verschlüsseln, sagt <strong>de</strong>r Frankfurter<br />
Anwalt Dr. Thomas Lapp, IT-Experte<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechtsanwaltskammer. „Das<br />
ist so, als ob man einen Brief öffnet und<br />
diesen vor <strong>de</strong>r Zustellung in einen an<strong>de</strong>ren<br />
Umschlag packt“, so Lapp.<br />
Völlig unverständlich sei zu<strong>de</strong>m, dass<br />
es überhaupt kein Konzept dafür gibt,<br />
wie De-Mail und die schon seit <strong>de</strong>m Jahr<br />
2001 durch das Signaturgesetz geregelte<br />
qualifi zierte elektronische Signatur<br />
sinnvoll ineinan<strong>de</strong>rgreifen sollen. Die<br />
fehlen<strong>de</strong> Abstimmung lasse sich beispielsweise<br />
daran erkennen, dass für die<br />
Anmeldung zur qualifi zierten elektronischen<br />
Signatur zwar die gleiche I<strong>de</strong>ntitätsprüfung<br />
notwendig ist wie für De-<br />
Mail, <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r sich aber mit seiner<br />
qualifi zierten elektronischen Signatur<br />
nicht ohne erneute I<strong>de</strong>ntitätsprüfung<br />
ProFirma 12 2010<br />
Vergleich: De-Mail und herkömmlicher Brief<br />
Rechtssicherheit<br />
Elektronischer Brief Herkömmlicher Brief<br />
Im Vergleich zur herkömmlichen E-Mail eine sichere<br />
und nachvollziehbare Kommunikation; Rechtssicherheit<br />
gibt es aber nur mit elektronischer Signatur<br />
Kosten Geringer, weil Arbeits- und Materialaufwand geringer<br />
ausfallen; kein Medienbruch (Dokumente liegen<br />
elektronisch vor)<br />
bei De-Mail anmel<strong>de</strong>n könne, so <strong>de</strong>r IT-<br />
Experte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechtsanwaltskammer.<br />
Dass nicht nur <strong>de</strong>r E-Postbrief, son<strong>de</strong>rn<br />
auch De-Mail für sich genommen<br />
allein nicht <strong>de</strong>r Schriftformanfor<strong>de</strong>rung<br />
genügen, sei ein weiteres großes Manko.<br />
Lapp: „Nach <strong>de</strong>m Gesetz wird es so sein,<br />
dass Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bürger o<strong>de</strong>r Unternehmen<br />
über De-Mail etwa Beschei<strong>de</strong><br />
o<strong>de</strong>r Verfügungen zustellen können,<br />
diese aber ihre Rechtsmittel nicht einfach<br />
durch eine Antwort wirksam einlegen<br />
dürfen. Denn dazu bräuchte es<br />
dann wie<strong>de</strong>r die qualifi zierte elektronische<br />
Signatur.“ O<strong>de</strong>r man müsse das<br />
Dokument ausdrucken, unterzeichnen<br />
und dann herkömmlich zustellen.<br />
Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Praxis<br />
In Friedrichshafen am Bo<strong>de</strong>nsee fand<br />
von Oktober 2009 bis März 2010 ein<br />
Pilotversuch mit <strong>de</strong>m De-Mail-System<br />
statt, woran 800 Endverbraucher und<br />
40 Institutionen und Unternehmen<br />
verschie<strong>de</strong>ner Größe teilnahmen. Bei<br />
<strong>de</strong>n De-Mail-Provi<strong>de</strong>rn waren fe<strong>de</strong>rführend<br />
die Deutsche Telekom mit ihrer<br />
Tochter T-Systems sowie die zu United<br />
Internet gehören<strong>de</strong>n Dienste GMX und<br />
Web.<strong>de</strong> beteiligt. Der Autozulieferer ZF<br />
mit weltweit rund 60.000 Mitarbeitern<br />
hat im Rahmen <strong>de</strong>s Pilotprojekts <strong>de</strong>n<br />
monatlichen Versand von Entgeltmit-<br />
Rechtssicherheit durch Unterschrift,<br />
Möglichkeit, Sendungen<br />
als Einschreiben zu verschicken<br />
Porto macht nur rund 40 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Gesamtkosten für Briefkommunikation<br />
aus<br />
Datenschutz Technisch gewährleistet, aber in <strong>de</strong>r Kritik Brief- und Postgeheimnis<br />
Technikneutralität<br />
Nicht automatisch kompatibel mit an<strong>de</strong>ren Angeboten<br />
sicherer Kommunikation (wie EGVP)<br />
Papier ist universell nutzbarer<br />
Informationsträger<br />
Schriftform Elektronische Signatur notwendig Einfache Unterschrift<br />
I<strong>de</strong>ntifi kation Kompliziert, I<strong>de</strong>ntifi kation für elektronische Signatur<br />
kann nicht genutzt wer<strong>de</strong>n<br />
Anbieterwechsel<br />
Mitnahme nicht möglich, Adresse hängt wahrscheinlich<br />
am Provi<strong>de</strong>r<br />
Unkompliziert<br />
Wechsel von Post auf TNT o<strong>de</strong>r<br />
umgekehrt problemlos möglich,<br />
Anschrift bleibt erhalten<br />
teilungen an Mitarbeiter erprobt – mit<br />
etwa 50 Teilnehmern, die ein De-Mail-<br />
Konto bekamen. <strong>Als</strong> zusätzlichen Anreiz<br />
erhielten die Testteilnehmer bereits<br />
drei Tage vor Monatsen<strong>de</strong> ihre Entgeltmitteilung<br />
per De-Mail. „Uns war die<br />
Einfachheit dieser Lösung und dadurch<br />
auch die Akzeptanz bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
sehr wichtig“, so ZF-Sprecher Torsten<br />
Fid<strong>de</strong>lke. Bei einer Befragung gegen<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tests sagten 90 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Proban<strong>de</strong>n, sie wür<strong>de</strong>n De-Mail ihren<br />
Kollegen empfehlen.<br />
Zahl <strong>de</strong>r Nutzer ist entschei<strong>de</strong>nd<br />
Für Anne Schmie<strong>de</strong>r, die im oberschwäbischen<br />
Fronreute-Staig ein Übersetzungsbüro<br />
mit 15 festen Mitarbeitern<br />
und 150 externen Honorarkräften<br />
führt, waren die Erfahrungen aus <strong>de</strong>m<br />
Piloprojekt etwas ernüchtern<strong>de</strong>r. Ihr<br />
ging es dabei vor allem um <strong>de</strong>n Datenschutz,<br />
weil sie regelmäßig vertrauliche<br />
Dokumente zu übersetzen hat. Normale<br />
E-Mail-Kommunikation sei da hochproblematisch.<br />
Darum habe sie sich für<br />
De-Mail interessiert. „Wir haben es dann<br />
allerdings praktisch gar nicht genutzt,<br />
weil unsere Geschäftspartner eben noch<br />
keine De-Mail-Konten haben.“ Ein sinnvoller<br />
Einsatz von De-Mail sei nur dann<br />
möglich, wenn es auch entsprechend<br />
viele Nutzer gebe, so Schmie<strong>de</strong>r.<br />
73
IT & Investition – Sicherheit<br />
USB-Sticks<br />
Datenzwerge im digitalen Büro<br />
Die Zahl <strong>de</strong>r Sicherheitsrisiken für USB-Sticks wächst.<br />
Hier lesen Sie, was Mitarbeiter und Unternehmen technisch<br />
und rechtlich beachten sollten. VON JÜRGEN CHRIST<br />
Klein, handlich und bequem: USB-<br />
Sticks gibt es in allen Farben und Formen<br />
– vom eleganten Schlüssel bis zum<br />
Rohrstück als Werbeträger für Installateure.<br />
Wenn es um <strong>de</strong>n Transport digitaler<br />
Daten geht, haben USB-Sticks im<br />
Alltag längst die CD o<strong>de</strong>r DVD abgelöst,<br />
Speichergrößen von acht Gigabyte sind<br />
inzwischen Standard und kosten weniger<br />
als 20 Euro. Doch die Datenzwerge<br />
bergen auch Gefahren und verleiten<br />
ihre Benutzer oft zum leichtfertigen<br />
Gebrauch. „Gera<strong>de</strong> im Geschäftsleben<br />
müssen Sie lernen, mit USB-Sticks umzugehen<br />
– so wie Sie gelernt haben, Ihre<br />
Bürotür abzuschließen“, sagt Diplom-<br />
Informatiker und Buchautor Markus<br />
Linnemann. Der Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />
Instituts für Internet-Sicherheit an <strong>de</strong>r<br />
FH Gelsenkirchen reist zu Unternehmen,<br />
um dort Sicherheitslücken zu <strong>de</strong>monstrieren.<br />
„Live-Hacking“ nennt er<br />
das. Dabei verteilt er manchmal heimlich<br />
präparierte USB-Sticks auf <strong>de</strong>n Firmenschreibtischen.<br />
„Meist vergeht nur<br />
kurze Zeit, bis ein Mitarbeiter kommt<br />
und einen <strong>de</strong>r Sticks einfach aus Neugier<br />
in seinen PC steckt“, berichtet Linnemann.<br />
Im Ernstfall wäre <strong>de</strong>r Computer<br />
dann mit einem Virus o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer<br />
Schad-Software infi ziert.<br />
Zur Vorsicht mahnt auch das Bun<strong>de</strong>samt<br />
für Sicherheit in <strong>de</strong>r Informationstechnik<br />
(BSI). „Ob Firmenpräsentationen,<br />
MP3- o<strong>de</strong>r Textdateien, sie alle<br />
wer<strong>de</strong>n oft auf USB-Sticks gespeichert<br />
Schick und handlich: USB-Sticks haben<br />
die CD als Datenträger im Geschäftsleben<br />
längst abgelöst. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />
sollte man auch immer die Sicherheit<br />
<strong>de</strong>r Datenzwerge im Blick behalten.<br />
Technische Lösungen<br />
Wir stellen Ihnen drei beispielhafte Produkte mit unterschiedlichen<br />
Ansätzen zur USB-Stick-Sicherheit vor:<br />
USB-BOUNCER<br />
Eine Software, die als „Türsteher“ zum<br />
Schutz <strong>de</strong>r USB-Schnittstellen arbeitet.<br />
Nur vorher registrierte USB-Speichermedien<br />
wer<strong>de</strong>n am USB-Port <strong>de</strong>s PC,<br />
auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r „Bouncer“ läuft, akzeptiert<br />
(„Whitelist-Verfahren“). Die Software<br />
verhin<strong>de</strong>rt so auch <strong>de</strong>n Gebrauch von<br />
privaten USB-Sticks an Firmenrechnern.<br />
www.usb-security.org<br />
SAFESTICK<br />
Hardware-verschlüsselte USB-Sticks (nach<br />
„AES 256 Bit“), die keine geson<strong>de</strong>rte<br />
Software-Lösung benötigen: Einstecken,<br />
Passwort eingeben und Loslegen.<br />
Die prämierte Lösung hat allerdings ihren<br />
Preis: So kostet ein einzelner 8 GB<br />
großer Stick rund 125 Euro. Zusammen<br />
mit <strong>de</strong>m Programm Safeconsole bieten<br />
die Safesticks ein umfassen<strong>de</strong>s USB-<br />
Management für mittelständische Unternehmen.<br />
Safestick und Safeconsole<br />
wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Initiative Mittelstand<br />
als innovativstes Produkt 2009 ausgezeichnet.<br />
www.prosoft.<strong>de</strong>n/produkte/<br />
safestick/<br />
SAFEY<br />
Sicherer Datentresor für Dokumente,<br />
Kennworte, Bankdaten wie TAN und<br />
Notizen. Die Beson<strong>de</strong>rheit: Safey ist ein<br />
ausführbares Programm, in <strong>de</strong>m auch<br />
alle verschlüsselten (nach „Blowfi sh 448<br />
Bit“) Dokumente enthalten sind. Es läuft<br />
auf allen Windows-Systemen und muss<br />
nicht geson<strong>de</strong>rt installiert wer<strong>de</strong>n. Beim<br />
Start wird ein Kennwort abgefragt.<br />
www.safey.<strong>de</strong><br />
74 ProFirma 12 2010<br />
Foto: Lacie
und von Computer zu Computer weitergereicht“,<br />
erklärt BSI-Sprecherin<br />
Nora Basting. Diese Weitergabe bietet<br />
Schad-Software i<strong>de</strong>ale Möglichkeiten,<br />
sich auf einer Vielzahl von Systemen<br />
auszubreiten. Betroffen sind vor allem<br />
die Betriebssysteme Windows XP, 2000<br />
und Vista, die standardmäßig mit einer<br />
sogenannten „Autorun-“ beziehungsweise<br />
„Autoplay-Funktion“ ausgestattet<br />
sind. Bei Windows 7 wur<strong>de</strong> diese Funktion<br />
übrigens von Haus aus <strong>de</strong>aktiviert.<br />
USB-Sticks, die über eine Autostart-<br />
Datei verfügen, starten automatisch<br />
ein Programm, wenn sie eingesteckt<br />
wer<strong>de</strong>n. Das kann ein schädliches Virus<br />
o<strong>de</strong>r ein Trojaner sein, <strong>de</strong>r heimlich Daten<br />
ausspäht und via Internet versen<strong>de</strong>t.<br />
Meist laufen diese Schadprogramme<br />
unsichtbar und vom Nutzer völlig unbemerkt.<br />
Der „Confi cker-Wurm“ zum<br />
Beispiel setzt gezielt auf die Naivität <strong>de</strong>r<br />
USB-Stick-Benutzer.<br />
Die Folgen unwissentlich übertragener<br />
Schad-Software können weitreichend<br />
sein: Infi ziert beispielsweise ein Verkäufer<br />
bei einer Präsentation <strong>de</strong>n PC eines<br />
Kun<strong>de</strong>n, kann das ebenso juristische<br />
Konsequenzen für <strong>de</strong>n betroffenen PC-<br />
Besitzer – zum Beispiel ein Unternehmen<br />
– haben. „Im Rahmen <strong>de</strong>r Haftung<br />
ist auch ein Mitverschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s geschädigten<br />
Unternehmens aufgrund un-<br />
Wir suchen<br />
terlassener Sicherungsmaßnahmen zu<br />
berücksichtigen“, wie <strong>de</strong>r Düsseldorfer<br />
Rechtsanwalt und Datenschutzexperte<br />
Peer Lambertz meint. Die Frage <strong>de</strong>s Mitverschul<strong>de</strong>ns<br />
sei unter an<strong>de</strong>rem davon<br />
abhängig, inwiefern das geschädigte<br />
Unternehmen schutzwürdig ist – „etwa<br />
weil es bei Vertragsverhandlungen mit<br />
<strong>de</strong>m Verkäufer ein beson<strong>de</strong>res Vertrauen<br />
in Anspruch nimmt und insofern<br />
darauf vertrauen durfte, dass <strong>de</strong>r USB-<br />
Stick virengeprüft ist“, so Lambertz. Per<br />
Gesetz wur<strong>de</strong>n Unternehmen verpfl ichtet,<br />
ab September 2009 die Daten ihrer<br />
Kun<strong>de</strong>n besser zu schützen und Datenpannen<br />
zu veröffentlichen. Doch es<br />
sind nicht nur Viren, Würmer und Trojaner,<br />
die für die handlichen Sticks eine<br />
Gefahr darstellen. Häufi g sind es die<br />
eigenen Mitarbeiter, die sensible Kun<strong>de</strong>ndaten<br />
auf <strong>de</strong>m USB-Stick speichern,<br />
ohne sich <strong>de</strong>r Risiken bewusst zu sein.<br />
„In datenschutzrechtlicher Hinsicht ist<br />
die führen<strong>de</strong>n Köpfe!<br />
Ihr Wissen ist gefragt! Machen Sie jetzt<br />
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www.haufe.<strong>de</strong>/entschei<strong>de</strong>r-panel<br />
stets die verantwortliche Stelle, also das<br />
Unternehmen <strong>de</strong>s Mitarbeiters, gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Betroffenen verantwortlich“,<br />
erklärt Lambertz. Dies gelte umso mehr,<br />
als es ausgereifte sicherheitstechnische<br />
Lösungen gegen <strong>de</strong>n unberechtigten<br />
Zugriff auf USB-Sticks gibt. Durch Passwörter<br />
o<strong>de</strong>r Fingerabdrucksensor können<br />
USB-Sticks entwe<strong>de</strong>r komplett verschlüsselt<br />
wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r es lassen sich<br />
sichere „Datentresore“ auf ihnen anle-<br />
„Im Geschäftsleben müssen Sie lernen, mit<br />
USB-Sticks umzugehen – so wie Sie gelernt haben,<br />
Ihre Bürotür abzuschließen.“<br />
MARKUS LINNEMANN, INSTITUT FÜR INTERNET-SICHERHEIT, FH GELSENKIRCHEN<br />
gen. Wird <strong>de</strong>r Stick gestohlen o<strong>de</strong>r verloren,<br />
sind die Daten für <strong>de</strong>n Dieb o<strong>de</strong>r<br />
Fin<strong>de</strong>r unbrauchbar. Kopien sollten auf<br />
einer an<strong>de</strong>ren Festplatte abgelegt sein –<br />
o<strong>de</strong>r alternativ in sogenannten Online-<br />
Tresoren wie beispielsweise bei Wuala,<br />
einem Dienstleister, <strong>de</strong>r zum französischen<br />
Speichermedienhersteller Lacie<br />
gehört. Im Kaufpreis von Lacie-USB-<br />
Sticks sind vier Gigabyte kostenfreier,<br />
verschlüsselter Online-Speicherplatz<br />
bei Wuala enthalten.<br />
10388_ANZ_HauEntPan_FueKoe_176x81_4c.indd 1 01.09.10 14:34
Business English<br />
However, most of us have practised un<strong>de</strong>rstanding<br />
in this way in the classroom<br />
when learning a foreign language: listening<br />
to and un<strong>de</strong>rstanding recor<strong>de</strong>d<br />
conversations and also taking dictation<br />
– both help in training yourself to un<strong>de</strong>rstand<br />
without the need to see the<br />
person who is speaking. You can continue<br />
to train this skill even if you are<br />
not regularly in a classroom situation,<br />
either with the help of a friend who also<br />
wishes to practise the language or alone,<br />
by using recordings with transcripts<br />
as either comprehension or dictation<br />
practice.<br />
Business English<br />
Englische Telefonate kompetent meistern<br />
Telephoning in English<br />
Das Telefonieren in einer frem<strong>de</strong>n Sprache gilt oftmals als beson<strong>de</strong>rs schwierig. Das Problem besteht darin, dass<br />
beim Gespräch <strong>de</strong>r persönliche Kontakt fehlt und wertvolle Verständnishilfen wie das Lippenlesen und die Körpersprache<br />
wegfallen. Mit einer guten Vorbereitung und einer Reihe hilfreicher Formulierungen wer<strong>de</strong>n Ihnen<br />
Gespräche mit englischen Geschäftspartnern jedoch besser gelingen.<br />
Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Chefs<br />
je<strong>de</strong> Aufgabe souverän in perfektem English lösen!<br />
Business-English bietet Ihnen die i<strong>de</strong>ale Kombination<br />
aus Informationen, Mustervorlagen, Arbeitshilfen,<br />
Experten-Know-how und Lernspaß für ein<br />
fehlerfreies English im Job. Verbessern Sie Ihre<br />
Fähigkeiten, Präsentationen, Verhandlungen und<br />
Meetings in englischer Sprache erfolgreich zu gestalten.<br />
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für Leser <strong>de</strong>r Profi rma mit kostenlosem<br />
4-Wochen-Test. Mehr Informationen unter:<br />
www.business-english.<strong>de</strong>/profi rma<br />
Th e other thing that helps is of course<br />
real life practice: use English on the telephone<br />
as oft en as possible, try and <strong>de</strong>al<br />
with a call yourself, rather than fobbing<br />
it off on to a colleague. Th at said, of<br />
course there are words and phrases that<br />
you will need for your English telephone<br />
conversations, and this is where we can<br />
help you.<br />
Answering the phone<br />
You have an incoming call – what<br />
should you say? Or, alternatively, what<br />
can you expect to hear if you make a call<br />
to a company in an English- speaking<br />
country?<br />
> Th ank you for calling Tata Enterprises.<br />
Rani speaking. How can I help you?<br />
> Good morning/aft ernoon/evening,<br />
SAP Bangalore, Chitra Malhotra<br />
speaking.<br />
> Hello, this is Nasreem Sayed, who‘s<br />
calling please?<br />
I<strong>de</strong>ntifying yourself<br />
What should you say to let the other<br />
person know who you are? Use one of<br />
the phrases below:<br />
> Th is is Chitra Malhotra speaking.<br />
> Hello, this is Asha Bhaskar calling.<br />
> Hello, this is Satish Patel from India<br />
International.<br />
> Good morning, this is Narin<strong>de</strong>r<br />
Virmani calling from Reliance India.<br />
> Speaking.*<br />
Lektion 11<br />
Stating your purpose<br />
Once you‘re through, it’s time to say why<br />
you’re calling as soon as possible; aft er<br />
all, “time is money”!<br />
> I‘m calling about …<br />
> Can we arrange an appointment?<br />
> I’m calling to confi rm…<br />
> I‘m returning your call.<br />
> Could I speak to the person who …<br />
> I’d like to talk to the person responsible<br />
for…<br />
Making contact<br />
Ask for the person you’d like to speak to<br />
by name if possible:<br />
> Could I speak to Chitra Malhotra,<br />
please?<br />
> I‘d like to speak to Asha Bhaskar<br />
please.<br />
> Could you put me through to<br />
Narin<strong>de</strong>r Virmani, please?<br />
Making excuses<br />
If you have answered a call and have to<br />
make an excuse for a colleague, these<br />
phrases will help:<br />
> I‘m sorry, the line‘s busy/engaged,<br />
would you like to call back later?<br />
> I‘m afraid he‘s away on business.<br />
> She‘s not at her <strong>de</strong>sk right now.<br />
> I‘m afraid Mr Patel isn‘t in at the<br />
moment.<br />
> I‘m sorry, she‘s in a meeting today.<br />
> I‘m afraid she‘s on another line.<br />
> I‘m afraid Chitra’s not available.<br />
* The person answering says this if the caller asks for him/her but either does not recognize the voice or doesn’t hear the name.<br />
76 ProFirma 12 2010<br />
ProFirma<br />
Serie
Messages<br />
If you do have to give an excuse for a colleague,<br />
don’t forget to ask the caller if s/<br />
he has a message and make sure that you<br />
note this down correctly: get the caller’s<br />
name, company, <strong>de</strong>partment if necessary,<br />
and telephone number, as well as the<br />
reason for the call. Write the date, time<br />
and your own name as message- taker<br />
on the note too!<br />
> Would you like to leave a message?<br />
> Can I take a message?<br />
> I’ll tell her that you rang / called.<br />
> I’ll ask him / her to call you back as<br />
soon as possible.<br />
> I’ll make sure s/he gets the message.<br />
Problems in un<strong>de</strong>rstanding/<br />
hearing<br />
Problems in hearing or un<strong>de</strong>rstanding<br />
arise fairly oft en in telephone conversations;<br />
sometimes these are due to language<br />
diffi culties, sometimes due to the<br />
connection. Don’t be afraid to ask for<br />
help / repetition – even a native speaker<br />
oft en has to do this.<br />
> I‘m sorry, I don‘t un<strong>de</strong>rstand. Could<br />
you speak more slowly, please?<br />
> I‘m sorry, I can‘t hear you very well,<br />
could you speak up a little, please?<br />
> Sorry, I didn‘t quite catch that. Could<br />
you repeat that please?<br />
> Would you mind repeating that?<br />
> Did you say the fourteenth? One<br />
four?<br />
> Could I take your name please?<br />
> Could you spell that for me please?<br />
> Can you call me back? We have a<br />
terrible line.<br />
ProFirma 12 2010<br />
Checking<br />
Once you have the information you<br />
need, it’s as well to make sure that you<br />
have noted everything down correctly:<br />
> Let me repeat that, just to make sure.<br />
> OK, I’ve got that, it’s 4545 5887.<br />
> Let me read that back to you, …<br />
> You said your name was Jagdish Aggarwal,<br />
is that right?<br />
> Did you say 58 (fi ve eight) Hy<strong>de</strong>rabad<br />
Street?<br />
Saying numbers<br />
Say numbers, for example telephone<br />
numbers, in groups of two, three or possibly<br />
four. Your voice should rise at the<br />
end of each group, but fall at the end of<br />
the fi nal group to indicate to your listener<br />
that you have reached the end. For<br />
example:<br />
0181- 577 13 78<br />
or<br />
+28 89 4545 5887<br />
If you need to make sure that your listener<br />
hears the diff erence between, for<br />
example, 15 and 50, remember to stress<br />
the end (the “-teen”) for 15 but the beginning<br />
(the “fi f-“) for 50. <strong>Als</strong>o, repeat<br />
the individual digits – with any number,<br />
this is always going to be the best way to<br />
ensure comprehension.<br />
Asking for information<br />
Telephone calls are oft en about obtaining<br />
information:<br />
> Could you tell me if…<br />
> I’d like to know…<br />
> Would you mind telling me…<br />
> Do you / does your company…<br />
Showing un<strong>de</strong>rstanding<br />
As your partner cannot see you, it’s important<br />
to keep making “listening noises”<br />
so that s/he knows you are still concentrating<br />
on the call:<br />
> Right.<br />
> Mmm Hmmm.<br />
> Okay.<br />
Promising action<br />
Your partner should be aware of what<br />
you intend to do aft er the telephone call,<br />
so summarise and repeat whatever has<br />
been agreed as necessary:<br />
> Right, so I’ll make the arrangements<br />
and confi rm by fax then.<br />
> I’ll take care of the booking, then I’ll<br />
send you an email with all the <strong>de</strong>tails.<br />
> I’ll get back to you by the end of<br />
business tomorrow.<br />
Ending a call<br />
Finally, the end of the call – but how to<br />
end it politely:<br />
> Th anks for calling. Goodbye.<br />
> I have another call coming through,<br />
I’d better run. Bye.<br />
> I’m afraid that’s my other line, sorry<br />
but I have to go. Bye.<br />
> I’m afraid I have to rush off to a<br />
meeting. I‘ll call you back. Bye.<br />
Vocabulary<br />
transcript Nie<strong>de</strong>rschrift<br />
comprehension das Verstehen<br />
fobbing<br />
jema<strong>de</strong>n mit etwas<br />
something off prellen<br />
incoming eingehend<br />
excuse Ausre<strong>de</strong><br />
available verfügbar<br />
to arise entstehen<br />
connection Verbindung<br />
digit Ziffer<br />
to ensure absichern<br />
to obtain besorgen<br />
to be aware of sich einer Sache<br />
bewusst sein<br />
S.78 Verständnisfragen, S.79 Kreuzworträtsel<br />
77
Business English<br />
Alles verstan<strong>de</strong>n?<br />
Are you sure you’ve un<strong>de</strong>rstood?<br />
Immer wie<strong>de</strong>r einmal wird es während einer englischen Konversation vorkommen, dass Sie<br />
einen Begriff nicht verstehen o<strong>de</strong>r Ihr Gesprächspartner nachfragt, was Sie genau meinen.<br />
Auf dieser Seite zeigen wir Ihnen, wie Sie Verständnisfragen gut formulieren und damit Missverständnisse<br />
in Verhandlungen vermei<strong>de</strong>n.<br />
I beg your pardon?<br />
When you pick up the phone and are<br />
sud<strong>de</strong>nly confronted with someone<br />
speaking English, it is easy to miss some<br />
of the information at the beginning until<br />
you have adjusted to the change of<br />
language. <strong>Als</strong>o a crackling line or background<br />
noises can distract you and cause<br />
problems in un<strong>de</strong>rstanding. Do not<br />
hesitate to tell the caller that you have<br />
not un<strong>de</strong>rstood and if the line is very<br />
bad, ask him/her to hang up and call<br />
again:<br />
> I’m sorry but the line is very bad.<br />
I cannot hear you very well.<br />
> I’m sorry, I didn’t catch that last<br />
sentence, we seem to have a bad<br />
connection.<br />
> I still cannot hear you. Would you<br />
mind hanging up and calling again?<br />
> I’m sorry, what did you say?<br />
> (I beg your) pardon?<br />
Instead of taking the risk that information<br />
gets lost or misinterpreted, be honest<br />
and ask the speaker to repeat what he/<br />
she just said:<br />
> Would you mind repeating that, please?<br />
> Could I ask you to repeat that word/<br />
sentence/that number/the amount/<br />
the date etc. please?<br />
> I’m sorry, when/who/where/what did<br />
you say?<br />
> I’m sorry, what was the name of your<br />
company again? Among close friends<br />
or relatives, you can use the more<br />
informal versions such as:<br />
> What was that again?<br />
> You what?<br />
> Come again?<br />
> Sorry?<br />
Asking for help<br />
As there is nothing to be ashamed of<br />
when you do not speak the language<br />
very well, do not hesitate to ask for<br />
some help. People are usually happy to<br />
help you since you are trying so hard to<br />
speak their language. They just sometimes<br />
forget that you are a foreigner.<br />
> Would you mind speaking a little<br />
more slowly please?<br />
> I’m afraid I do not completely<br />
un<strong>de</strong>rstand you.<br />
WARNING! COMMON MISTAKE:<br />
If you do not un<strong>de</strong>rstand a certain word<br />
and you want to ask for the meaning:<br />
> Do not say: ”What means…?”<br />
> Do say: “What does (the word) …<br />
mean?”<br />
Just checking<br />
Especially in situations where the implication<br />
of what was being said is of great<br />
importance, such as in negotiations,<br />
drawing up contracts (see page 4 and 5),<br />
<strong>de</strong>cisions, planning etc. it is a good i<strong>de</strong>a<br />
to check whether you have un<strong>de</strong>rstood<br />
correctly before continuing the conversation:<br />
> If I un<strong>de</strong>rstand you correctly…<br />
> So, what you mean is …?<br />
> So, what it all boils down to is …?<br />
> So, what you are really saying is …?<br />
> Just to be quite certain about this.<br />
You mean to say that…<br />
> Would I be correct in supposing …?<br />
> Correct me if I have misun<strong>de</strong>rstood<br />
you, but what you are saying<br />
is that ...<br />
Was I un<strong>de</strong>rstood?<br />
Likewise you may want to check if the<br />
other person has un<strong>de</strong>rstood what you<br />
were saying. Often people are too shy to<br />
tell you that they don’t un<strong>de</strong>rstand you<br />
and you will have to encourage them to<br />
be honest. When you watch their faces<br />
closely you will recognise a puzzled or<br />
hesitant look and you should always react<br />
to that:<br />
> I’m not sure if I ma<strong>de</strong> myself clear...<br />
> Do you see what I mean?<br />
> Do you know what I’m getting at?<br />
> Have I ma<strong>de</strong> myself clear?<br />
> Does that seem to make sense?<br />
> If there’s anything you haven’t un<strong>de</strong>rstood,<br />
please let me know.<br />
> Maybe I have not expressed myself<br />
very well. Do you want me to explain<br />
again?<br />
More informal questions would be:<br />
TIP: If you use the sentence “Have I ma<strong>de</strong> myself clear?” among friends, it<br />
may sound rather con<strong>de</strong>scending and may be taken as an offence. A mother<br />
may say this to her son after having repeatedly warned him about something.<br />
78 ProFirma 12 2010
Vocabulary<br />
crackling knisternd<br />
line Verbindung<br />
amount Betrag/Anzahl<br />
to boil down to auf etwas hinauslaufen<br />
to make sense einleuchten<br />
con<strong>de</strong>scending herablassend<br />
penny Der „Groschen“<br />
to drop fallen<br />
CROSSWORD PUZZLE<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
Across:<br />
1. He works in the <strong>de</strong>partment of Research and ...<br />
2. Another word for Christmas song.<br />
3. One of the typical Christmas spices.<br />
4. A synonym for the word ”dawn” (Abenddämmerung) .<br />
5. The Japanese word for ”Cheers”.<br />
6. Something far away.<br />
7. A question that is diffi cult to answer may be called ...<br />
8. The opposite of ”luck”.<br />
9. Could you please throw your ... in the garbage can?<br />
10. A very trendy synonym for the verb ”to evaluate”.<br />
Down:<br />
Downwards: Happy Christmas and a ... New Year!<br />
ProFirma 12 2010<br />
> Do you see?<br />
> Get it/Got it?<br />
> Are you with me?<br />
> Right?<br />
> Got the picture/message?<br />
> Has the penny dropped?<br />
Die Autoren:<br />
Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />
Answers: Across: 1. <strong>de</strong>velopment, 2. carol,<br />
3. cinnamon, 4. dusk, 5. kampai, 6. remote, 7. tricky,<br />
8. misfortune, 9. rubbish, 10. assess.<br />
Solution downwards: prosperous
Rückschau & Termine<br />
Mehr als 10.000 Fachbesucher<br />
und 322 Aussteller: Die IT & Business<br />
in Stuttgart hat ihren festen<br />
Platz als Fachmesse für Software,<br />
Infrastruktur und IT-Services im<br />
Messekalen<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n. Mit<br />
einer klaren Fokussierung auf gewerbliche<br />
IT-Anwen<strong>de</strong>r habe die<br />
Veranstaltung ein scharfes Profi l,<br />
so Bitkom-Hauptgeschäftsführer<br />
Dr. Bernhard Rohle<strong>de</strong>r. „<strong>Als</strong> Herbstmesse<br />
im Sü<strong>de</strong>n Deutschlands ist<br />
die IT & Business konkurrenzlos“,<br />
sagte Rohle<strong>de</strong>r zum Abschluss<br />
<strong>de</strong>r dreitägigen Veranstaltung am<br />
28. Oktober.<br />
Company-Award<br />
BDU zeichnet Walter Knoll aus<br />
Der Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher Unternehmensberater<br />
(BDU) hat in diesem<br />
Jahr <strong>de</strong>n BDU-Company-Award an die<br />
Walter Knoll AG & CO. KG mit Sitz in<br />
Herrenberg verliehen. Die Jury begrün<strong>de</strong>te<br />
ihre Entscheidung damit, dass die<br />
Unternehmensführung es mit großer<br />
Innovationsfreu<strong>de</strong> und strategischem<br />
Einfühlungsvermögen geschafft habe,<br />
internationalen Aushängeschild im<br />
Premiumsegment zu entwickeln. Seit<br />
mehreren Jahren wächst das Unternehmen<br />
kontinuierlich. Von Januar bis<br />
September 2010 erzielte das Unternehmen<br />
sogar <strong>de</strong>n besten Auftragseingang<br />
seiner Geschichte. Preisträger <strong>de</strong>s BDU-<br />
Manager-Awards wur<strong>de</strong> Peer M. Schatz,<br />
Leserbrief<br />
„Keine Kündigung<br />
wegen Arbeit während d<br />
<strong>de</strong>r Krankschreibung“ “<br />
Ausgabe 11/2010<br />
Darstellung<br />
missverständlich<br />
Mit Interesse lese ich Ihr Magazin, azin so<br />
auch die November-Ausgabe 2010.<br />
Da es mein Rechtsgebiet betrifft,<br />
habe ich auch <strong>de</strong>n Kurzhinweis zur<br />
Entscheidung <strong>de</strong>s LAG Mainz gelesen<br />
und möchte auf Folgen<strong>de</strong>s hinweisen:<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r verknappten Darstellung<br />
wird <strong>de</strong>r Eindruck vermittelt,<br />
dass grundsätzlich wegen Arbeit bei<br />
Krankschreibung nicht gekündigt wer<strong>de</strong>n<br />
könne. Dies ist so nicht richtig.<br />
Im vorliegen<strong>de</strong>n Falle, scheiterte die<br />
Kündigung letztlich nur daran, dass<br />
<strong>de</strong>r Arbeitnehmer nachträglich eine<br />
tatsächlich bestehen<strong>de</strong> Arbeitsunfähigkeit<br />
darlegen und beweisen konnte.<br />
Darüber hinaus verhielt es sich so,<br />
dass <strong>de</strong>r betroffene Arbeitnehmer an<br />
diesem Tag lediglich eine Stun<strong>de</strong> eine<br />
Tätigkeit ausgeübt hatte und dass <strong>de</strong>r<br />
als Zeuge gehörte Arzt, <strong>de</strong>r ausdrücklich<br />
Bewegung empfohlen hatte, im<br />
Rahmen seiner schriftlichen Äußerungen<br />
erklärte, <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
sei auch nicht teilweise arbeitsfähig<br />
gewesen. Gegen <strong>de</strong>n Arbeitnehmer<br />
verblieb es also lediglich bei <strong>de</strong>m<br />
Vorwurf, sich entgegen ärztlichem<br />
Rat nicht körperlich geschont zu haben.<br />
Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>ssen<br />
gelangte man hier dann zum Ergebnis,<br />
ohne vorherige Abmahnung sei<br />
eine außeror<strong>de</strong>ntliche Kündigung<br />
nicht gerechtfertigt. Im Umkehrschluss<br />
ist aber hervorzuheben, dass<br />
bei schweren Pfl ichtverletzungen<br />
sehr wohl eine fristlose Kündigung<br />
gerechtfertigt sein kann.<br />
Jörg M. Schmierer,<br />
Stuttgart<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht, Mannheim<br />
Vorstandschef <strong>de</strong>s Biotechnologieun-<br />
Messe<br />
<strong>de</strong>n Möbelhersteller wie<strong>de</strong>r zu einem ternehmens Qiagen AG.<br />
Fotos:<br />
80 ProFirma 12 2010
Vorschau 01/02.2011 Die nächste Ausgabe erscheint am 29. Dezember 2010<br />
Titelthema: Lotse im Steuerdschungel<br />
Trotz allen gegenteiligen Versprechen <strong>de</strong>r Politik wird das Steuerrecht immer<br />
komplizierter. Unternehmer müssen sich daher auf ihren Steuerberater verlassen<br />
können. Unsere Titelgeschichte zeigt, was Firmenchefs von <strong>de</strong>n Steuerexperten<br />
erwarten und wie sie im Streitfall ihre Rechte sichern können. Dazu gibt es einen<br />
Überlick über alle wichtigen Än<strong>de</strong>rungen, die <strong>de</strong>r Gesetzgeber für das kommen<strong>de</strong><br />
Jahr beschlossen hat.<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion:<br />
Dieter Römer (Chefredakteur)<br />
E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Paul Lauer (Redakteur)<br />
E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Christoph Lorenz (Redakteur)<br />
E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />
Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />
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Gabi Reuys (Assistentin)<br />
E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Telefon 07 61/89 83 031, Fax 07 61/89 83 112<br />
Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Munzingerstr. 9, 79111 Freiburg<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole, A.<br />
Duncan, U. Felger, St. Gneiting, C. Günzel, A.<br />
Heintze, S. Hölper, M. Hofmann, G. Küsel, Prof. M.<br />
Michael, A. Munk, L. Renner Jones, H. Schindler, O.<br />
Weiss, L. Volkelt, B. Weller, I. Winter<br />
Grafi k: Hanjo Tews<br />
ProFirma 12 2010<br />
Anzeigen-Verkauf:<br />
Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />
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Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 731<br />
Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />
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Verbreitete Aufl age,<br />
3. Quartal 2010: 83.630<br />
Verkaufte Aufl age: 62.991<br />
IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />
Abonnentenservice:<br />
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Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />
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(BDS) ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
81
Schluss mit lustig<br />
„Ach, Frau Liun“, sagte H2O zu seiner Assistentin, „ich glaube,<br />
ich komme wie<strong>de</strong>r auf die Siegerstraße.“ „Chef waren Verlierer?“<br />
„Ich war angeschlagen, Frau Liun, bloß angeschlagen,<br />
ging ein bisschen auf die Bretter. Aber verdammt noch mal,<br />
ich steh‘ grad wie<strong>de</strong>r auf und bin besser als zuvor.“ „Chef, mich<br />
verwirren. Bretter?“ „Das Leben ist ein Boxring, Frau Liun, und<br />
du kämpfst da, Run<strong>de</strong> für Run<strong>de</strong>, und manchmal teilst du aus<br />
und bist obenauf, und manchmal steckst du ein und gehst zu<br />
Bo<strong>de</strong>n. Auf die Bretter eben.“ „Warum Chef gegangen sein<br />
zu Bo<strong>de</strong>n?“ „Frauen, Frau Liun, Frauen. Meine Ex. Sie hat nen<br />
Neuen.“ „Ah, Chef sein gekränkt in Ego. Deswegen gegangen<br />
auf Bretter. Sollten sein Mann genug,<br />
um zu bleiben stehen nach solche<br />
Sache. Müssen sein souverän<br />
wie Samurai, haben inneres Stärke<br />
und Entschlossenheit und Kontrolle<br />
über Gefühl.“ „Ja, Frau Liun, in<br />
<strong>de</strong>r Tat, ich hab‘ schon das Gefühl,<br />
dass da ein kleiner Hirschmüller-<br />
Samurai in mir schlummert. Sie<br />
wissen schon. Minimaler Krafteinsatz,<br />
maximale Wirkung und so.“<br />
„So, da sind wir“, sagte H2O, zog<br />
<strong>de</strong>n Zündschlüssel und öffnete<br />
die Tür seines Merce<strong>de</strong>s 230 Cabriolet<br />
mit H-Nummer. „Hier sein<br />
Rin<strong>de</strong>rmesse?“, fragte Frau Liun.“<br />
„Da hinten in <strong>de</strong>r Halle.“ „Chef,<br />
ich tragen hohes Schuhe, gekostet kleines Vermögen. Nicht<br />
sein gut für Rin<strong>de</strong>rmesse, und Bo<strong>de</strong>n sein matschig hier. Haben<br />
Stiefel von Gummi in Kofferraum. Ich die nehmen.“ „Auf<br />
keinen Fall, Frau Liun, wir treffen hier einen Staatssekretär<br />
<strong>de</strong>s Landwirtschaftsministeriums und <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Deutschen Rin<strong>de</strong>rzüchterverban<strong>de</strong>s. Da ist es nie schlecht,<br />
wenn eine Lady ein wenig für ein, äh, angenehmes Ambiente<br />
sorgt. „Chef <strong>de</strong>nken, wenn Leute sehen meine Schuhe, wir<br />
kriegen bessere Lobby für Wagyu-Rind und Subvention? Chef<br />
wissen, dass Lobbyismus ist Metho<strong>de</strong> von Einwirkung auf<br />
Entscheidungsträger und Entscheidungsprozesse durch Information<br />
in Rahmen von Strategie.“ „Genau. Und Ihre Schuhe<br />
sind doch eine gute Information und <strong>de</strong>r Anfang einer guten<br />
Strategie.“<br />
H 2O<br />
... kränkt seine Assistentin<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, kommt wie<strong>de</strong>r auf die Beine<br />
und trägt seine Marketing-Fachfrau schließlich auf Hän<strong>de</strong>n.<br />
„Chef, ich verstehen, dass Männer wollen sein oben in Boxring,<br />
hauen erfolgreich und wollen haben Frau als Preis auch.<br />
Aber ich sein studiertes Frau, stehen auf eigenes Füße, nicht<br />
auf High Heel.“ „Was soll das heißen, Frau Liun?“ „Ich nicht<br />
sein Nutte von Firma, Chef.“<br />
„Frau Liun, bitte, entspannen Sie sich. Was ist <strong>de</strong>nn falsch dabei,<br />
wenn Sie ein wenig sexy rüberkommen? Auch das Auge<br />
macht Business ...“ „Chef, mich wollen hochnehmen?“ „Frau<br />
Liun, ein Samurai macht keine Scherze. War ein Scherz, Entschuldigung.<br />
<strong>Als</strong>o, Frau Liun, Sie sind eine schöne Frau, Ihre<br />
Augen sind wie ein Sonnenuntergang über <strong>de</strong>m Fujiyama,<br />
Ihre Haut ist glatt wie die eines Delphins,<br />
Ihre Lippen verführerisch wie<br />
das Fleisch eines Kugelfi schs, und<br />
Ihre Beine sind <strong>de</strong>r Hammer. Ich<br />
spreche von <strong>de</strong>n Waffen einer Frau,<br />
Frau Liun, und <strong>de</strong>m Einfl uss Ihrer<br />
fernöstlichen Schönheit auf <strong>de</strong>n<br />
Lauf <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Lobbyismus.“<br />
„Chef können sagen, was wollen. Ich<br />
nicht ruinieren 200-Euro-Schuhe.<br />
Für nichts auf Welt. Ich sein Frau.<br />
Wenn Chef wollen, ich sein Teil von<br />
Lobbystrategie, dann Chef mich tragen<br />
in Halle.“<br />
Sie fühlte sich gut an, fand er, weich<br />
und hart zugleich, aber auf <strong>de</strong>r Hälfte<br />
<strong>de</strong>s Weges wur<strong>de</strong> sie schwer, und<br />
er fi ng an zu schwitzen. „Chef nicht sein wirklich fi t, o<strong>de</strong>r?“<br />
„Geschafft“, keuchte H2O und entließ Frau Liun auf <strong>de</strong>n Bretterbo<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Halle. Es war stickig, die Rin<strong>de</strong>r muhten, und<br />
H2O überlegte, ob er einen Betablocker einwerfen sollte.<br />
„Ah, da ist ja <strong>de</strong>r Herr Hirschmüller“, hörte er die Stimme <strong>de</strong>s<br />
Rin<strong>de</strong>rzüchterverbands-Präsi<strong>de</strong>nten, „und erst noch in Begleitung.<br />
Harte Anreise gehabt, Herr Hirschmüller?“ H2O blickte<br />
keuchend in das fl eischige Gesicht <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten: „Das sieht<br />
nur so aus, machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe Frau Liun<br />
hier einen kleinen Gefallen getan. Sie machte sich Sorgen um<br />
ihre Schuhe.“<br />
DIE NÄCHSTE FOLGE:<br />
H2O und Frau Liun betreiben aktiv Lobbyarbeit.<br />
82 ProFirma 12 2010<br />
Folge 30<br />
Illustration: Reinhold Harwath
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