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hugo-maria-ross-zauberer

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schmierig.<br />

»Ich wollte erstmal sehen, ob das alles da mit rechten Dingen vor sich geht.« So tief hat<br />

er sich noch nie in eine Lüge verstrickt und er ahnt, er wird es auf die Spitze treiben. Finn<br />

unterbricht ihn.<br />

»Du hast ein Ferkel im Kofferraum! Ein Ferkel! Wie süß! Oh Gott, es ist zu heiß, wir<br />

müssen zum Wagen. Ich will es sehen. Sofort!« Offenbar hat er sich gerade seine eigene<br />

Happiness-Realität geschaffen und reißt Gregory an der Hand mit sich. Dem fällt nun<br />

gar nichts mehr ein. Sie eilen zum Wagen.<br />

«Es ist eher ... ein Schwein ... stottert Gregory noch. Dann schließt er den Kofferraum so<br />

langsam auf, als müsste er mit dem Schlüssel 50 Kilo bewegen. Er dreht sich nach allen<br />

Seiten um. »Mach vorsichtig auf, ja?«, bittet er Finn und es kommt ihm vor, als würde<br />

sich gleich der Sargdeckel zum Dahinscheiden ihrer Liebe öffnen. Er zieht den Schlüssel<br />

ruckartig ab und Finn öffnet ungeduldig die Klappe.<br />

»Was zum Henker?«, Finn schlägt die Klappe sofort wieder zu und ringt nach Luft.<br />

»Warum hat der Typ einen Sack überm Kopf?«<br />

»Weil es ein Schwein ist.« Gregory hat seine Fassung zurück erlangt und spricht so<br />

erhaben, wie er es auf der Bühne tut, wenn er einen Zaubertrick ankündigt. Überzeugen<br />

kann er Finn damit aber nicht. Der rauft sich den blonden Schopf, geht einen Schritt nach<br />

links, dann wieder nach rechts und so fort.<br />

»Bist du ein Auftragsmörder?«<br />

»Aber nein!«, lacht Gregory süffisant und versucht es dann mit Säuseln. »Dieser Mann<br />

quält Schweine und gleich wird er genauso gequält. Das ist alles, mein Schnuffelschatz!<br />

Nun komm, vertrau mir.« Er fasst Finn durch die Achsel hindurch und presst ihn an seine<br />

drahtige Brust. Finn schaut ihm ins Gesicht und die markanten Gesichtszüge, die er an<br />

seinem Geliebten bislang irgendwie weichgezeichnet hatte, wirken plötzlich wie tiefe<br />

Einkerbungen in ledriger Haut. Sein erster Reflex ist, sich von ihm abzustoßen. Doch<br />

Gregorys harter Schwanz unter der Hose versetzt ihn in eine ganz merkwürdige<br />

Stimmung. Gleichzusetzen mit dem Schaft einer Pistole, die er an seine Schläfe drückt. Er<br />

fühlt sich überwältigt. Fast so, als wäre er nun das Opfer. Und sein Täter lockert die<br />

Umarmung nicht. Im Gegenteil. Der spürt die unerwartete Regung in Finn und verstärkt<br />

seinen Griff, ohne dass er dafür einen Gedanken anstellen muss. Beide atmen schwer. Ihre<br />

Blicke treffen sich mit herausforderndem Ernst. Finn wird standhalten. Das Schwein im<br />

Kofferraum strampelt rum und brummt durch seinen Knebel wie eine überdimensionale<br />

Hummel unter der Käseglocke.<br />

»Los jetzt. Wir müssen ihn ... du wirst schon sehen.«<br />

Sie steigen in den Wagen und fahren ab. Die Musik bleibt aus und ihr Gehör fokussiert

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