s'Magazin usm Ländle, 8. Jänner 2017
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WISSENSCHAFT<br />
XXXXXXXX<br />
n<br />
Anfang November<br />
wurden an der<br />
Burgruine Blumenegg<br />
gut erhaltene Reste<br />
eines Gebäudes und<br />
einer Straße entdeckt.<br />
Fotos: Historische Funde/AlexandraWucher,GerhardGrabher/vorarlbergmuseum<br />
Unter seiner Oberfläche<br />
birgt das kleine <strong>Ländle</strong><br />
zahlreiche Schätze aus<br />
den unterschiedlichsten<br />
Epochen. In Bregenz<br />
sind Archäologen derzeit mit<br />
dem Freilegen eines römischen<br />
Marktplatzes, dem Forum Brigantiorum,<br />
beschäftigt. In Thüringerberg<br />
Archäologische<br />
Ausgrabung im<br />
Jahr 1924im<br />
Brigantium-<br />
Gräberfeld.<br />
wurden an der denkmalgeschützten<br />
Burgruine Blumenegg eine gut erhaltene<br />
Straße sowie ein Wirtschaftsgebäude<br />
freigelegt.<br />
ArchäologielandVorarlberg?<br />
Zu jenen Spezialisten, die mit dem<br />
Ausgraben und Dokumentieren derartiger<br />
Funde beschäftigt sind, zählt<br />
auch der Archäologe und stellvertretende<br />
Direktor des vorarlberg museums<br />
Gerhard Grabher. Der 55-jährige<br />
Lustenauer studierte Archäologie an<br />
der Universität Innsbruck, seit 1988<br />
steht er im Dienste des Landesmuseums<br />
–für ihn „ein echter Lotto-<br />
Sechser“.Das <strong>Ländle</strong>bietezahlreiche<br />
spannendeDinge,die es zu entdecken<br />
gelte, von einem „Archäologieland<br />
Vorarlberg“ möchte Grabher aber<br />
nichtsprechen: „Manmuss das schon<br />
in Relation sehen. Natürlich sind<br />
Funde wie das Forum Brigantiorum<br />
eine außergewöhnliche Sache. Ich<br />
durfte aber das Vergnügen genießen,<br />
alsStudent in Ephesos zu sein und im<br />
Artemision–einem der Sieben Weltwunder<br />
der Antike –zugraben. Wir<br />
habendortfiligransten Gold-und Silberschmuck<br />
zu Tage gefördert. Zudem<br />
fand man an unserem Grabungsort<br />
den bis dato ältesten griechischen<br />
Tempel. Die Ausgrabungen in Griechenland<br />
sind ganz eindeutig mein<br />
persönlicherHöhepunkt.“<br />
Im <strong>Ländle</strong> stoße man meist im Zuge<br />
vonBauarbeitenauf geschichtliche<br />
Zeugnisse.„Es geht heute in erster Linie<br />
darum, das Gefundene für die<br />
Nachwelt zu dokumentieren.Archäologische<br />
Interventionen aus reiner<br />
Lust ander Sache gibt es eigentlich<br />
kaum mehr.“<br />
Mit modernen Mitteln wieder C14-<br />
Methode werdenFunde aufs Jahrgenau<br />
datiert, anschließend werden die<br />
Gruben meist wieder zugeschüttet.<br />
DasWissen jedoch wächst stetigweiter:<br />
AlleinezuBrigantium gibt es über<br />
1000 wissenschaftliche Artikel, weitere<br />
1000 zum ThemaVorarlbergunter<br />
den Römern. Abschließend erklärt<br />
Grabher: „Das Syrienproblem lässt<br />
sich mit unseren Erkenntnissen nicht<br />
lösen, aber wir erfahren, woher wir<br />
kommen und wie wir zu dem wurden,<br />
waswir heutesind.“<br />
Harald Küng<br />
s’Magazin 15