Mensch - Mieterverein Bochum

INHALT:
Bochum: S. 3
Energiesparwoche
Intern: S. 4
Neu im Vorstand
2. Mieterstammtisch
Vermieter: S. 5
Häusser Bau =
Mieten-Klau?
Wer sich nicht wehrt, lebt
verkehrt! Das gilt
auch für Mieterhöhungen.
Satire: S. 6
Nette Mietergemeinschaft
LEG: S. 7
Volksinitiative knapp gescheitert
Code EK 02: S. 8
Schutzsteuer wird abgeschafft
Hattingen: S. 10
Neuer Mietspiegel mit Verspätung
Verkäufe: S. 11
Heuschrecken in Datteln
Gartenraub: S. 12 - 13
Samstag kommt der Bagger
Energie: S. 14
Geizen beim Heizen
Hartz IV: S. 15
Es wird kalt
300 Hartz-IV-Haushalte
in Bochum erhalten
bereits keine vollen Heizkosten
mehr.
Mietrecht: S. 16 - 17
Heizkosten auf dem Prüfstand
Wärme-Contracting
Heizkosten-Spiegel: S. 18
Sparen? So geht’s!
Verkäufe: S. 19-21
Hattinger
Genossenschaft
trennt sich
von über 500
Wohnungen
2
Mensch
MieterIn!
Geht es Ihnen auch so? Ich jedenfalls
kann die plötzlichen Krokodilstränen der
Politiker über die Kinderarmut nicht mehr
sehen. Als ob die plötzlich vom Himmel
gefallen wäre, stürzen sich alle Parteien auf
das Phänomen. Immer neue wissenschaftliche
Studien überraschen uns mit immer
neuen Zahlen und Erkenntnissen. 1,9 Millionen
Kinder leben in Deutschland auf
Hartz-IV-Niveau - das sind blamable 2,4
% der gesamten Bevölkerung. Und das in
einem der reichsten Länder dieser Welt.
Nun tun sie so, als fänden sie das alle
ganz schrecklich und beraten hektisch über
Konzepte zur Bekämpfung der Kinderarmut.
Als wären diese Kinder von alleine
oder durch ein böses Schicksal arm geworden.
Aber warum sind plötzlich so viele Kinder
arm? Die Antwort liegt auf der Hand:
Weil ihre Eltern arm sind. Kinder aus armen
Familien sind arme Kinder.
Und wenn schon der Name „Hartz IV“
fällt, muss man ja wohl fragen,
wer denn dieses Gesetz
beschlossen hat, dass die Zahl
der Menschen, die mit dem
Existenzminimum auskommen
müssen, mehr als verdoppelt hat. Die
größte All-Parteien-Koalition, die der Bundestag
je gesehen hat - 581 Ja-Stimmen,
nur 16 mal Nein.
Worüber wundern sich jetzt die Politiker?
Haben die geglaubt, dass Langzeitarbeitslose
alle keine Kinder haben? Und
selbst wenn es so wäre, wäre diese Überlegung
zynisch. Erwachsene dürfen ruhig arm
sein, während hungernde Kinder unser Mitleid
erwecken, so dass man jetzt unbedingt
was tun muss?
Und es geht tatsächlich um echten Hunger,
nicht nur darum, dass man als Hartz-
IVer bei KIK und Tacco, bei Liedl und
Pennymarkt einkaufen muss, um
überhaupt über die Runden zu kommen.
Das fördert natürlich den Hunger in den
Billiglohn-Ländern, wo solche Konzerne
bekanntermaßen die für sie Arbeitenden
gnadenlos ausbeuten.
Aber der Hunger hat auch uns längst
erreicht: Immer mehr Kinder kommen ohne
Frühstück in die Schule und zu Hause erwartet
sie kein Mittagessen. Die „Tafeln“
verzeichnen Zuwachsraten von 40 % in nur
zwei Jahren. Viele bieten längst spezielle
Kindermahlzeiten an, andere sind damit
völlig überfordert. Wieder einmal muss private
Initiative helfen, wo Politik katastrophale
Folgen einfach in Kauf nimmt.
Hartz Hartz IV IV und
und
Kinderarmut
Kinderarmut
Kinderarmut
EDITORIAL
Und natürlich wartet die Wissenschaft
mit immer neuen Erkenntnissen über
Armustfolgen auf. Aus armen Kindern werden
arme Erwachsene, weil arme Kinder
schlechtere Bildungschancen haben - die
weitere Hartz-IV-Karriere ist vorprogrammiert.
Neueste Erkenntnis: Straßenlärm belastet
häufig die Ärmeren. Bereits 14 % der 8bis
14-Jährigen haben Hörschäden. Na,
wen soll das jetzt wundern? Hartz IV hat
allein in Bochum 15.000 Haushalte zusätzlich
auf ein Mietniveau verwiesen, dass
man eben nur noch dort findet, wo sonst
keiner wohnen will: An lauten
Straßen, neben Industriegebieten,
in Hochhausvierteln und so
weiter.
Auch der SPD in Bochum ist
inzwischen aufgefallen, dass in Ortsteilen
wie Hamme oder Hofstede immer mehr
Hartz-IV-Haushalte die freien Wohnungen
belegen. Dabei hat man doch - in besseren
Tagen - teure Programme wie „Soziale
Stadt“ aufgelegt, um genau das zu vermeiden:
die Konzentration einkommensschwacher
Haushalte in bestimmten Gebieten.
Überhaupt: Hartz IV und die „angemessenen
Wohnkosten“. Angemessen soll die
Grundmiete sein, aber angemessen auch die
Heiz- und Nebenkosten. Eine Quadratur des
Kreises. Da wurden in Bochum hunderte
Mieter aufgefordert, ihre Wohnkosten zu
senken, und etlichen blieb nur der Umzug
in eine billigere Wohnung. Und dann wundert
man sich, dass die Heizkosten zu hoch
sind. Ja, wie denkt sich denn die Politik
die billigen Wohnungen, in denen Hartz-
IVer wohnen sollen? Voll wärmegedämmt
und mit modernster Heiztechnik?
Was ist das?
Dumm gelaufen?
Nein, falsch gemacht!
Ihr