31.01.2017 Aufrufe

Passauer Land Magazin 2017 - Reise-DA.de

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

PASSAUER<br />

LANDFÜR URLAUB<br />

<strong>2017</strong><br />

<strong>DA</strong>S MAGAZIN<br />

IN NIEDERBAYERN<br />

F lüsse Wäl<strong>de</strong>r Thermen<br />

TREND MIT TRADITION<br />

Wo das Brauchtum nicht aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> kommt<br />

RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />

Vom Rottaler Warmblut bis zum<br />

Schwarzen Ritter<br />

GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

Vom Pilgern bis zur Paramenten-Stickerei<br />

HART ABER HERZLICH<br />

Steinhauerleben im Bayerischen Wald<br />

RAUE NÄCHTE<br />

Wo schaurig-schöne Grimassen<br />

geschnitten wer<strong>de</strong>n<br />

1


Inhalt<br />

Der beson<strong>de</strong>re Tipp:<br />

Die Passau<br />

Card<br />

Ent<strong>de</strong>cken Sie die Region<br />

und nutzen Sie freie Eintritte<br />

und viele Vergünstigungen!<br />

Servicetelefon 08531 / 944949 und www.passaucard.<strong>de</strong><br />

„Griaß Di“ im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ................................................................... Seite 4<br />

TREND MIT TRADITION<br />

Trend mit Tradition ................................................................................... Seite 6<br />

Vom Le<strong>de</strong>r zur Hos'n .............................................................................. Seite 10<br />

Gol<strong>de</strong>ne Hauben - die Kronen <strong>de</strong>r <strong>Passauer</strong>innen .......................... Seite 14<br />

Wo noch immer von Hand gewebt wird ........................................... Seite 18<br />

HART ABER HERZLICH<br />

Wo <strong>de</strong>r Granit das Leben bestimmte .................................................. Seite 24<br />

Die Steinhauer ......................................................................................... Seite 26<br />

Ganz aus Granit ...................................................................................... Seite 28<br />

RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />

Vom Jodlbauer zum Rottaler ............................................................... Seite 30<br />

Höret, höret! Die Ortenburger Ritterspiele haben ...........................................<br />

allerley zu bieten .................................................................................... Seite 34<br />

GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

Pilgern im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ...................................................................... Seite 38<br />

Im Namen <strong>de</strong>s Vaters ... ........................................................................ Seite 44<br />

Johann Baptist Modler ........................................................................... Seite 48<br />

Jürgen Hollweck ...................................................................................... Seite 50<br />

Mit Geschick bestickt ............................................................................ Seite 52<br />

RAUE NÄCHTE<br />

Raue Nächte und gruselige Gestalten ............................................... Seite 58<br />

GANZ SCHÖN WAS LOS!<br />

Veranstaltungen <strong>2017</strong> ........................................................................... Seite 62<br />

Tradition – ganz schön im Trend<br />

Wo Brauchtum immer in Mo<strong>de</strong> ist und<br />

alte Handwerkskunst noch lebt<br />

Was be<strong>de</strong>utet Heimat? Je<strong>de</strong> und je<strong>de</strong>r hat darauf seine ganz eigene<br />

Antwort. Wir im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> setzen auf unsere Tradition – und<br />

wissen, dass wir damit immer auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Zeit sind. Denn das<br />

Bekenntnis zu seinen Wurzeln ist für die Menschen im <strong>Land</strong>kreis<br />

Passau eine Selbstverständlichkeit, die seit jeher gelebt wird. Ob bei<br />

jung o<strong>de</strong>r alt, im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ist das Brauchtum nie aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong><br />

gekommen. Schon gar nicht beim Gewand <strong>de</strong>r Bayern, <strong>de</strong>r Tracht.<br />

Ob Dirndl o<strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhose,<br />

was für die einen mittlerweile schick ist, gehört für die an<strong>de</strong>ren einfach dazu. Anlässe<br />

dafür gibt es bei uns mehr als genug: Volksfeste, Trachtenumzüge und vieles mehr. In<br />

<strong>de</strong>r Tracht ist Mann und Frau, Bursch und Mä<strong>de</strong>l immer fesch!<br />

Tracht und alte Handwerkskunst gehören dabei eng zusammen. Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> auch so manch selten gewor<strong>de</strong>ne handwerkliche Fertigkeit überlebt<br />

hat und die Arbeit dafür nicht ausgeht. So kann man noch echte Raritäten ent<strong>de</strong>cken<br />

– natürlich nicht nur, wenn´s um Trachten geht. Wir sind <strong>de</strong>m auf die Spur gegangen.<br />

Gehen Sie also mit uns auf Ent<strong>de</strong>ckungsreise, manche Themen <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Seiten<br />

wer<strong>de</strong>n Sie überraschen.<br />

Wir haben ausfindig gemacht, was man in unserer Region unbedingt einmal miterleben<br />

sollte.<br />

Unsere Themenschwerpunkte in <strong>de</strong>r neuen Ausgabe von <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> <strong>2017</strong> schlagen<br />

einen weiten Bogen von entschleunigten Pilgerwegen bis zu rauen Steinhauergeschichten<br />

und von edlen Rössern bis zur schaurig-schönen Schnitzkunst.<br />

Viel Freu<strong>de</strong> am Blättern, Ent<strong>de</strong>cken und Staunen!<br />

IMPRESSUM<br />

Unsere<br />

Herausgeber:<br />

Tourist-Information <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />

Domplatz 11 . 94032 Passau<br />

Telefon: 0851/397-600<br />

Fax: 0851/397-488<br />

Mail: tourismus@landkreis-passau.<strong>de</strong> . Net: www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

Bil<strong>de</strong>r: Titel: Toni Scholz<br />

Inhalt: Robert Geisler, Tobias Müller, Tourist-Information <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>, Toni Scholz, fotolia.com,<br />

Foto Laudi<br />

I<strong>de</strong>e, Redaktion, Gestaltung + Druck: Donaudruck GmbH, Vilshofen . Net: www.donaudruck.<strong>de</strong><br />

Auflage: 25.000, © Donaudruck, Vilshofen 2016<br />

Tipps:<br />

n Naturerlebnis n Wan<strong>de</strong>r-Tipp<br />

n Ra<strong>de</strong>l-Tipp n Familien-Tipp<br />

n Ba<strong>de</strong>/Gesundheits-Tipp n Golf-Tipp<br />

n Kulinarischer Genuss n Kulturerlebnis<br />

n Wintersport-Tipp<br />

<strong>Land</strong>rat<br />

Franz Meyer<br />

PS: Kennen Sie bereits unser <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>?<br />

Was haben Sie hier selbst schon erlebt?<br />

Scheuen Sie sich nicht und schreiben Sie uns. Gerne auch mit Bild. Vielleicht ist Ihre<br />

Geschichte ja einen Beitrag wert, im <strong>Magazin</strong> „<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>“.<br />

Mail: redaktion@passauer-land.<strong>de</strong><br />

Die Zeitschrift, alle in ihr enthaltenen Abbildungen, Beiträge sowie Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung!<br />

2 3


PASSAUER LAND<br />

FLÜSSE,<br />

WÄLDER UND<br />

THERMEN<br />

Vielfalt, Offenheit<br />

und Herzlichkeit genießen<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />

"Griaß Di !“<br />

Wer gleich so bei uns<br />

begrüßt wird, muss sich nicht wun<strong>de</strong>rn.<br />

Das kann einem überall passieren im<br />

<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>. Völlig normal! Ebenso,<br />

dass nicht lange um <strong>de</strong>n heißen Brei<br />

herum gere<strong>de</strong>t wird. Nur wenige <strong>de</strong>r<br />

liebenswerten Eigenheiten von <strong>Land</strong> und<br />

Leuten, <strong>de</strong>nen man hier begegnen kann. Vielleicht<br />

liegt das ja auch daran, dass wir vielerorts<br />

lange Zeit eigenständig waren. Über Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />

hinweg, bis 1806. Denn erst zu Napoleons<br />

Zeiten kam das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> zu Bayern. So wie<br />

wir es heute kennen.<br />

Natürlich aber hat uns und unsere Kultur die<br />

Natur hier stark geprägt. Wald und Wasser –<br />

das war im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> schon immer wichtig.<br />

An <strong>de</strong>n großen Lebensa<strong>de</strong>rn Donau und Inn.<br />

Mächtige Transportachsen für Salz, Holz und<br />

an<strong>de</strong>res wertvolles Han<strong>de</strong>lsgut, das manchen<br />

Ort hier zum Blühen brachte. Inzwischen eine<br />

<strong>de</strong>r beliebtesten Kreuzfahrt-Destinationen in<br />

Europa.<br />

Es gibt aber noch manches an<strong>de</strong>re, was viele an<br />

unserer Region heute schätzen: Die „Weite und<br />

Tiefe“, so wird uns zum Beispiel häufig gesagt –<br />

unbeschreibliche Panoramen, egal an welchem<br />

Punkt. Eine einzigartige Naturidylle und prächtige<br />

Kulisse für eine Unzahl an Freizeit- und<br />

Erholungsmöglichkeiten – in drei Urlaubsregionen<br />

und insgesamt acht Feriengebieten.<br />

Ein Paradies, mitten in Europa! So groß wie<br />

Gran Canaria. Nur eben vielfältiger.<br />

Und vor allem: Sehr viel näher!<br />

HERRLICH SPEKTAKULÄR UNSPEKTAKULÄR.<br />

DER BAYERISCHE WALD<br />

"Griaß Di !“ Bei uns im Südlichen Bayerischen Wald!<br />

Mit seiner unnachahmlichen Weite und Tiefe, wie man sie nur hier so<br />

genießen kann. Seinen sanften Hügeln, urtümlichen Flusstälern und<br />

herrlichen Ausblicken. An <strong>de</strong>n Ausläufern <strong>de</strong>s mächtigsten Waldgebietes<br />

in Europa. UNENDLICHE FREIHEIT, <strong>DA</strong>S GANZE JAHR!<br />

"Griaß Di !“Bei uns im<br />

Auf <strong>de</strong>n Spuren <strong>de</strong>r<br />

Säumer und Panduren.<br />

Wo alles noch ganz<br />

wild und ungezähmt<br />

ist. Und man noch<br />

Unerwartetes ent<strong>de</strong>cken kann – in <strong>de</strong>r urwüchsigen Flusslandschaft <strong>de</strong>r<br />

Ilz, <strong>de</strong>r „schwarzen Perle“, und ihrer wil<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r. O<strong>de</strong>r alte Kultur erleben,<br />

hautnah – im <strong>Land</strong> <strong>de</strong>r drei Burgen mit seinen idyllischen Ba<strong>de</strong>seen.<br />

Wo es nicht nur eines <strong>de</strong>r größten Freilichtmuseen Europas gibt, sogar<br />

wil<strong>de</strong> Bisons und Indianer. VOGELWILD!<br />

ILZTAL & DREIBURGENLAND !<br />

<strong>DA</strong>S DONAUTAL<br />

"<br />

Griaß Di !“ Bei uns im Bayerischen Donautal!<br />

An einer <strong>de</strong>r mächtigsten Lebensa<strong>de</strong>rn Europas. Die so viele Grenzen<br />

überwin<strong>de</strong>t wie kein Strom sonst auf <strong>de</strong>r Welt. Einem <strong>de</strong>r schönsten<br />

Abschnitte in einer <strong>de</strong>r markantesten Flusslandschaften. Aktivurlaub,<br />

Natur- und Kulturerlebnis auf 55 Flusskilometern Länge.<br />

MITTEN IM PASSAUER LAND!<br />

<strong>DA</strong>S BAYERISCHE GOLF- & THERMENLAND<br />

"<br />

Griaß Di !“ Bei uns im Bayerischen Golf- und Thermenland!<br />

Herzlich willkommen in einem <strong>de</strong>r beliebtesten Erholungs- und Gesundheitszentren<br />

Europas, im Paradies für Golfer, im Himmel kulinarischer<br />

Genüsse! In allem, was gut tut, für Körper, Geist und Seele. Im alten<br />

Bauernland. WILLKOMMEN IN DER BAYERISCHEN TOSKANA!<br />

Im einstigen Zentrum<br />

<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>zucht. Dem<br />

alten Bauernland. Wo<br />

man noch altes Brauchtum<br />

erleben, aber auch<br />

selbst die Pfer<strong>de</strong> satteln kann. Für Ent<strong>de</strong>ckungstouren durch unsere<br />

traditionsreiche Kulturlandschaft mit ihren vielen Schätzen. Um die Uhr<br />

noch einmal zurück zu drehen in längst vergangene Zeiten o<strong>de</strong>r auch<br />

selten gewor<strong>de</strong>ne Tierarten zu treffen.<br />

HOCH ZU ROSS, AUF DEM DRAHTESEL ODER EINFACH AUCH ZU FUSS!<br />

"Griaß Di !“ Bei uns,<br />

ZWISCHEN ROTT UND INN<br />

"Griaß Di !“ Bei uns im<br />

GRANITLAND<br />

Wo das <strong>Land</strong> und die Leute „hart, aber herzlich“ sind. Der Stein<br />

schon immer unser Leben bestimmt hat. Und <strong>de</strong>r Granit einem<br />

in je<strong>de</strong>r Form begegnet. Ob als beeindrucken<strong>de</strong>r Fels in wil<strong>de</strong>r<br />

Natur, an aufgelassenen Steinbrüchen o<strong>de</strong>r malerischen Ba<strong>de</strong>seen.<br />

Sprichwörtlich auf <strong>de</strong>r Straße – unter <strong>de</strong>n Füßen und an<br />

unseren Häusern. Hier kann man ihn in aller Vielfalt erleben. Immer<br />

wie<strong>de</strong>r und vor allem in unserem Granitzentrum:<br />

AUF DEM „WEG IM FELS“!<br />

"Griaß Di !“ Bei uns im<br />

BAYERISCHEN DONAUTAL &<br />

KLOSTERWINKEL !<br />

Da wo Nie<strong>de</strong>rbayern am ursprünglichsten und die Donau<br />

noch unverbaut ist, das <strong>Land</strong> fruchtbar und das Wasser noch<br />

reich an Fischen. Das Bier süffig ist und die Kirchen prächtig<br />

sind. Wo man sich schon immer aufs Bauen und Brauen verstan<strong>de</strong>n<br />

hat und man auf so manchen bekannten Meister<br />

trifft. Der Fluss regelmäßig in Flammen aufgeht und es<br />

zwei interessante Inseln gibt. Sogar noch manches mehr.<br />

EIN PARADIES ZU LAND UND ZU WASSER!<br />

"Griaß Di !“ Bei uns in<br />

BAD FÜSSING<br />

Dort, wo man einst nach Öl gebohrt hat, um noch Wertvolleres<br />

zu Tage zu för<strong>de</strong>rn: schwefelhaltiges Heilwasser, das heute<br />

in drei mo<strong>de</strong>rnen Thermen spru<strong>de</strong>lt. Auf einer Fläche so groß<br />

wie mehrere Fußballplätze. In Europas beliebtester Wellness-,<br />

Beauty- und Gesundheits-Oase. Wo man wie<strong>de</strong>r Bewegung in<br />

die Sache bringt, in Knochen und Gelenke – in Deutschlands<br />

größtem Therapiezentrum.<br />

GESUNDHEITSURLAUB DER EXTRAKLASSE!<br />

"Griaß Di !“Bei uns im<br />

WEGSCHEIDER LAND !<br />

„Griaß Di!“ Bei uns im Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong>!<br />

Wo alte Handwerkskunst noch einen Bo<strong>de</strong>n hat. Und man<br />

große Sprünge machen kann, ohne ihn unter <strong>de</strong>n Füßen<br />

zu verlieren. Weltbekannt durch seine Skisprung-Schanzen<br />

und internationalen Wettbewerbe. Vor allem aber ein<br />

Natur- und Erholungsparadies, das sich immer zu ent<strong>de</strong>cken<br />

lohnt – ob in Wan<strong>de</strong>rstiefeln o<strong>de</strong>r Schneeschuhen,<br />

auf <strong>de</strong>m Rad o<strong>de</strong>r auch auf Ski.<br />

ZU JEDER JAHRESZEIT!<br />

"Griaß Di !“ Bei uns im <strong>Land</strong> <strong>de</strong>r<br />

DONAU-PERLEN !<br />

Wo <strong>de</strong>r Gul<strong>de</strong>n einst in Strömen floss. Und das Wasser<br />

seine ganze Kraft zeigt. Wo man brandheiße<br />

Geschichte(n) und echte Manöver erleben kann, dunklen<br />

Geheimnissen auf die Spur kommt und sogar auf<br />

Fischen reiten kann. Die Tier- und Pflanzenwelt einmalig,<br />

die Aussicht majestätisch und <strong>de</strong>r Spaß am Ra<strong>de</strong>ln<br />

und Wan<strong>de</strong>rn grenzenlos ist. Ob hoch über <strong>de</strong>r<br />

Donau o<strong>de</strong>r direkt am Fluss – EIN ÜBERWÄLTIGENDER<br />

NATUR- UND KULTURGENUSS!<br />

"Griaß Di !“ Bei uns in<br />

BAD GRIESBACH<br />

Wo man das einmalige „Quellness“ genießen kann:<br />

Kuren, Wellness und Golf in einem – um es sich rundum<br />

gut gehen zu lassen. Im Paradies für Golfer und<br />

Himmel kulinarischer Genüsse. Mit <strong>de</strong>r höchsten Platzdichte<br />

und <strong>de</strong>m Golf-Resort Nummer Eins in Europa. Der<br />

besten Küche Nie<strong>de</strong>rbayerns. Maßgeschnei<strong>de</strong>rten Wohlfühlund<br />

Übernachtungsangeboten. Wo sich auch die Prominenz<br />

zu Hause fühlt: „Alles vom Feinsten“. (W)HOLE IN ONE!<br />

4<br />

5


TREND MIT TRADITION<br />

Tradition liegt wie<strong>de</strong>r im Trend. Im<br />

<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> kein Wi<strong>de</strong>rspruch,<br />

son<strong>de</strong>rn eine Selbstverständlichkeit,<br />

die seit jeher gelebt wird. Ob bei<br />

jung o<strong>de</strong>r alt, im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ist das<br />

Brauchtum nie aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> gekommen.<br />

Schon gar nicht beim Gewand,<br />

<strong>de</strong>r Tracht. Ob Dirndl o<strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhose,<br />

was für die einen mittlerweile schick<br />

ist, gehört für die an<strong>de</strong>ren einfach<br />

dazu. Anlässe dafür gibt es hier je<strong>de</strong>nfalls<br />

reichlich: Volksfeste, Trachtenumzüge<br />

und vieles mehr.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass im <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong> auch so manch selten gewor<strong>de</strong>ne<br />

Handwerkskunst überlebt hat und<br />

die Arbeit dafür nicht ausgeht. So<br />

kann man noch echte Raritäten ent<strong>de</strong>cken<br />

– natürlich nicht nur, wenn´s um<br />

Trachten geht. Wir sind <strong>de</strong>m auf die<br />

Spur gegangen und haben ausfindig<br />

gemacht, was man in unserer Region<br />

unbedingt einmal miterleben sollte.<br />

Unser Themenschwerpunkt in <strong>de</strong>r neuen<br />

Ausgabe von <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> <strong>2017</strong>.<br />

Neben <strong>de</strong>m Bier steht nichts so sehr<br />

für Bayern als die Tracht. Sie ist zum<br />

Symbol kultureller I<strong>de</strong>ntität gewor<strong>de</strong>n.<br />

Von Bayern aus ging sie auf Siegeszug<br />

durch die ganze Welt. Ganz im Zeichen<br />

von Tracht und Bier stehen auch<br />

die Volksfeste im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>. Seit<br />

jeher sind das Karpfhamer Fest, die<br />

Dult in Passau und auch die kleinen<br />

Volksfeste Besuchermagnet für<br />

Gäste weit über die Grenzen Bayerns<br />

hinaus. Hier trifft man sich zum Feiern,<br />

für gesellige Run<strong>de</strong>n und auf die<br />

ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Maß Bier – natürlich<br />

in Tracht. Denn die Tracht liegt im<br />

Trend – bei jungen Madln genauso<br />

wie bei älteren Herren. „Sie ist nicht<br />

mehr wegzu<strong>de</strong>nken von <strong>de</strong>n Volksfesten<br />

<strong>de</strong>r Region“, das bestätigt auch<br />

Technischer Leiter und Le<strong>de</strong>reinkäufer<br />

Christian Drescher vom Trachtenhersteller<br />

Spieth und Wensky in<br />

Obernzell. Der Schönberger gehört seit<br />

vielen Jahren zum Unternehmen und<br />

kennt die Branche gut. Mo<strong>de</strong>rne und<br />

ausgefallene Trachten stechen einem<br />

im Bierzelt in die Augen, traditionelle<br />

Gewän<strong>de</strong>r hingegen meist bei <strong>de</strong>n<br />

großen Festumzügen, wie beim Trachten-<br />

und Schützenumzug in Vilshofen<br />

o<strong>de</strong>r zur Maidult.<br />

TRACHT VERBINDET<br />

Die Tradition hat sich bewährt.<br />

Tracht verbin<strong>de</strong>t. „Egal ob man<br />

aus Bayern, Schwe<strong>de</strong>n, Japan o<strong>de</strong>r<br />

Amerika kommt – die Tracht schafft<br />

ein Zusammengehörigkeits- und<br />

SYMBOL KULTURELLER<br />

IDENTITÄT<br />

TREND MIT<br />

TRADITION<br />

Wo das Brauchtum nicht aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> kommt<br />

Wir-Gefühl. Außer<strong>de</strong>m steht sie für<br />

Geselligkeit und heitere Anlässe“, erklärt<br />

Christian Drescher. Dieses Gefühl<br />

wird auf <strong>de</strong>n Volksfesten <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong>es greifbar. Denn sie wird nicht nur<br />

auf Volksfesten, auch auf Familienfeiern,<br />

wie Hochzeiten, Taufen, Geburtstagen<br />

und zum Kirchenbesuch getragen.<br />

„Gera<strong>de</strong> in unruhigen Zeiten wie dieser,<br />

spielt sie eine ganz beson<strong>de</strong>re Rolle.<br />

Man sucht Zusammengehörigkeit und<br />

altes Brauchtum“, versucht Christian<br />

Drescher das Aufleben <strong>de</strong>r Tradition zu<br />

erklären. Doch die Tracht dient nicht<br />

nur als Festkleidung. Auch im Alltag<br />

6<br />

7


TREND MIT TRADITION<br />

konnten sich Janker zur Jeans und<br />

Karohem<strong>de</strong>n durchsetzen. Denn in<br />

Tracht ist man immer gut angezogen,<br />

da sind sich wohl alle Altbayern einig.<br />

VOM G'WAND ZUR TRACHT<br />

Woher stammt die – in allen Teilen<br />

<strong>de</strong>r Welt – beliebte Bayerische<br />

Tracht? Der Name ist wohl ganz allge-<br />

<strong>Land</strong>esverband Bayerischer Heimatund<br />

Volkstrachtenvereine ins Leben<br />

gerufen. Dies zeugt von vielen kleinen<br />

Vereinen, die auf ganz Bayern verteilt<br />

waren und es immer noch sind. Im<br />

<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> gibt es momentan 27<br />

Heimat- und Trachtenvereine, bei <strong>de</strong>nen<br />

die Bewahrung <strong>de</strong>s Brauchtums<br />

hoch im Kurs steht. Ihre Mitglie<strong>de</strong>r<br />

stammen aus allen Altersschichten –<br />

vom Kleinkind bis zum Greis. Gera<strong>de</strong><br />

Bayerischen Wal<strong>de</strong>s ließen sich karierte<br />

Westen zu groben Leinenhosen ausmachen.<br />

Ein einfaches Halstuch, eine<br />

Zipfelmütze und Holzschuhe komplettierten<br />

das alltägliche Gewand dieser<br />

Schicht. Nur wenige Wohlhaben<strong>de</strong><br />

hatten bessere Kleidung für beson<strong>de</strong>re<br />

Anlässe. Die musste aber meist vom<br />

Hochzeitstag bis zur Bahre dienen. Um<br />

1900 entwickelte sich im Rottal die<br />

Stiefelhosentracht <strong>de</strong>r Männer. Dazu<br />

be. Ihre Ursprünge gehen bis ins 18.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt zurück, als Passau und<br />

Linz als große Mo<strong>de</strong>zentren galten.<br />

In diesen Jahren kam auch die altbayerische,<br />

aus Wolle und Leinen gefertigte<br />

Kleidung aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>. Man<br />

griff sonntags zu sei<strong>de</strong>nen Klei<strong>de</strong>rn<br />

o<strong>de</strong>r trug Mie<strong>de</strong>r zu Rock und Spenzer.<br />

Doch diese Tracht hielt nicht lange<br />

an. Schon nach <strong>de</strong>m 1. Weltkrieg<br />

verän<strong>de</strong>rte sich das Kleidungsverhal-<br />

Le<strong>de</strong>rhosen sind schön, gehören<br />

für mich aber nicht zur traditionellen<br />

Tracht. Sie sind Trachtenmo<strong>de</strong><br />

und haben wenig Verbindung zum<br />

Brauchtum“, sagt <strong>de</strong>r 52-Jährige.<br />

Dennoch entlehnt man <strong>de</strong>m Brauchtum<br />

heutzutage vieles und variiert<br />

zwischen Trend und Tradition. „Bei<br />

Stickereien an Le<strong>de</strong>rhosen o<strong>de</strong>r Blusen<br />

orientieren wir uns häufig an<br />

alten, überlieferten Kleidungsstü-<br />

gehen auf ihren Ursprung im Bäuerlichen<br />

zurück. Dennoch kombiniert<br />

man sie zu Turnschuhen und<br />

Jeans. „Durch Musikgruppen wie<br />

LaBrassBanda sind auch T-Shirts<br />

gängig zur Le<strong>de</strong>rhose. Damit wird<br />

ein traditionelles Naturprodukt cool,<br />

weil es neu interpretiert ist“, erklärt<br />

Christian Drescher. Er sieht die Grenze<br />

zwischen Brauchtum und Mo<strong>de</strong> nicht<br />

so eng. Denn die Trachten sollen<br />

mein auf das „Tragen“ von Kleidung<br />

zurückzuführen. Entwickelt hat sich<br />

die Tracht aus Uniformen und <strong>de</strong>r<br />

bäuerlichen Kleidung, die von Region<br />

zu Region unterschiedlich war.<br />

Wie die Kleidung heute, unterlag die<br />

Tracht damals einem stetigen Wan<strong>de</strong>l.<br />

Anfang <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts begeisterte<br />

sie die Regenten <strong>de</strong>r bayerischen<br />

und österreichischen Höfe. Noch<br />

Jahre später stand sie beim österreichischen<br />

Kaiser Franz Josef I. (1830<br />

– 1916) und Prinzregent Luitpold von<br />

Bayern (1821 – 1912) hoch im Kurs.<br />

Sie trugen Janker und Le<strong>de</strong>rhose zur<br />

Jagd in <strong>de</strong>n Alpen. Die Begeisterung<br />

stieg damit wohl auch in <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />

So wur<strong>de</strong> bereits 1909 <strong>de</strong>r<br />

Jugendliche engagieren sich vermehrt<br />

in Blaskapellen o<strong>de</strong>r Heimat- und<br />

Trachtenvereinen. Noch heute lassen<br />

sich manche Bewohner an <strong>de</strong>r Tracht<br />

ihrer Heimatregion zuordnen. Ihre<br />

Festtagskleidung hat unterschiedliche<br />

Farben, Schnitte o<strong>de</strong>r Stickmotive.<br />

TRACHTEN MIT STIL<br />

Eine einheitliche Tracht gab es im<br />

<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> nicht. So trugen die<br />

Rottaler an<strong>de</strong>re Kleidung, als die<br />

Bistümler und die übrigen, vom bayerischen<br />

Herzog regierten, Teile <strong>de</strong>s<br />

heutigen <strong>Land</strong>kreises. Bei <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>ren,<br />

arbeiten<strong>de</strong>n Bevölkerung <strong>de</strong>s<br />

gehörten ein schwarzer Kurzjanker<br />

mit Münzknopfauszieher, eine Weste,<br />

eine lange Le<strong>de</strong>rhose und dunkle<br />

Le<strong>de</strong>rstiefel. Run<strong>de</strong> Filzhüte mit breiter<br />

Krempe durften dabei nicht fehlen.<br />

Auch breite Bauchgurte wur<strong>de</strong>n gerne<br />

zur Stiefelhosentracht getragen. Sie<br />

zog sich mit einigen Abwandlungen<br />

auch über das Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong> und<br />

bis nach Vilshofen.<br />

GOLDHAUBEN – DIE KRONEN<br />

DER PASSAUERINNEN<br />

Die reichen Bürgerinnen und Bäuerinnen<br />

trugen feiertags Goldhauben.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die <strong>Passauer</strong> Goldhau-<br />

ten <strong>de</strong>r Bevölkerung. Die Mo<strong>de</strong> setzte<br />

sich durch. Tracht wur<strong>de</strong> nur noch zu<br />

ganz beson<strong>de</strong>ren Anlässen getragen<br />

und stand immer mehr unter Einfluss<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>. Historische Trachten,<br />

wie sie die Vorfahren trugen, wur<strong>de</strong>n<br />

allenfalls zu beson<strong>de</strong>ren Umzügen<br />

und Ereignissen hervorgeholt.<br />

TRADITION IST WIEDER<br />

IN MODE<br />

Auch Christian Drescher von Spieth<br />

und Wensky teilt die heutige Tracht<br />

in traditionelle Bayerische Tracht,<br />

die meist von <strong>de</strong>n Vereinen getragen<br />

wird und in Trachtenmo<strong>de</strong> ein. „Pinke<br />

cken“, verrät <strong>de</strong>r Fachmann. Die<br />

wer<strong>de</strong>n dann an die heutige Mo<strong>de</strong><br />

angepasst. Um <strong>de</strong>n Le<strong>de</strong>rhosen einen<br />

historischen Charakter zu verleihen,<br />

greifen viele Trachtenhersteller sogar<br />

zu Schleifpapier und Schuhcreme.<br />

Denn eine richtige Le<strong>de</strong>rhose braucht<br />

Charakter.<br />

„ZWISCHEN LAPTOP<br />

UND LEDERHOSE“<br />

Beson<strong>de</strong>rs im Trend liegen <strong>de</strong>rzeit<br />

Tradition und Hochwertigkeit. Ge<strong>de</strong>ckte<br />

Farben, wie Pastelltöne sowie<br />

traditionelle Optiken und Schnitte<br />

sind wie<strong>de</strong>r gefragt. Die Trachten<br />

sich genau wie ihre Träger weiterentwickeln.<br />

„Wir müssen zusehen,<br />

<strong>de</strong>n Brauch zu bewahren“, warnt <strong>de</strong>r<br />

Le<strong>de</strong>rexperte. Die von Roman Herzog<br />

geprägte und vielzitierte Begrifflichkeit<br />

– „zwischen Laptop und Le<strong>de</strong>rhose“<br />

– beschreibt das Leben <strong>de</strong>r<br />

Bayern in vielerlei Hinsicht. Genau wie<br />

wir, hat sich auch die Tracht weiterentwickelt.<br />

Sie gehört zu <strong>de</strong>n Bayern<br />

– wie das Bier und die Volksfeste.<br />

8 9


TREND MIT TRADITION<br />

rend mit Tradition<br />

VOM LEDER<br />

ZUR HOS'N<br />

Trachtenmanufaktur<br />

in Obernzell<br />

Zweifelsohne – Dirndl und<br />

Le<strong>de</strong>rhose sind in Mo<strong>de</strong>.<br />

Das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> hat<br />

– neben vielen Gelegenheiten,<br />

die Tracht auszuführen –<br />

einige Trachtenhersteller.<br />

Doch nur wenige können<br />

es sich leisten, noch in<br />

<strong>de</strong>r Heimat zu produzieren.<br />

Einer davon ist Spieth<br />

und Wensky.<br />

Das 1913 gegrün<strong>de</strong>te Traditionsunternehmen<br />

ließ sich<br />

1955 in Obernzell mit einer<br />

Handschuhmacherei nie<strong>de</strong>r. „Gleich<br />

nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg waren die<br />

Arbeitskräfte in <strong>de</strong>r Gegend noch<br />

günstig und die Lage an <strong>de</strong>r Donau<br />

optimal“, erklärt <strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rfachmann<br />

Christian Drescher. Schnell wur<strong>de</strong> die<br />

Herstellung von Le<strong>de</strong>rbekleidung ins<br />

Sortiment mitaufgenommen. Knapp<br />

30 Jahre später präsentierte das Familienunternehmen<br />

die erste Trachtenkollektion.<br />

Seither konnten sich<br />

die Dirndl und Le<strong>de</strong>rhosen aus <strong>de</strong>m<br />

Hause Spieth und Wensky in aller<br />

Welt etablieren. Sogar Fußballer <strong>de</strong>s<br />

FC Bayern tragen die Trachtenmo<strong>de</strong><br />

aus <strong>de</strong>m <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>. Grund genug,<br />

die Herstellung einer Le<strong>de</strong>rhose<br />

mit Christian Drescher genauer unter<br />

die Lupe zu nehmen.<br />

Die Nähmaschinen rattern. Naht<br />

um Naht entsteht in gleichmäßigem<br />

Tempo. „Bei uns in Obernzell<br />

wird hauptsächlich die Marke<br />

Beckert produziert“, ruft Christian<br />

Drescher. Die Traditionsmarke aus<br />

Schönberg wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

1996 angeglie<strong>de</strong>rt und ist für Maßanfertigungen<br />

und Vereinsausstattungen<br />

bekannt. Farbe, Stick, Knöpfe<br />

und Mo<strong>de</strong>ll kann <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> frei<br />

wählen. Auch Wünsche zu Motiv,<br />

Monogramm, Messertasche und<br />

Beinweite geben die Fachhändler an<br />

<strong>de</strong>n Trachtenhersteller weiter. Wir<br />

begeben uns nun zum Zuschnitt.<br />

Schon auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist klar:<br />

Dieser Arbeitsschritt ist aufwändig.<br />

Hun<strong>de</strong>rte Ballen verschie<strong>de</strong>ner<br />

Le<strong>de</strong>r lagern hinter uns. In hellbraun,<br />

dunkelbraun, schwarz, grau<br />

o<strong>de</strong>r beige. Sie stammen von Hirsch,<br />

Ziege o<strong>de</strong>r Rind und unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich nochmals in ihrer Struktur und<br />

Qualität. Le<strong>de</strong>r ist ein Naturprodukt.<br />

Kein Flecken ist gleich. Für die drei<br />

Schnittexpertinnen gilt es nun, das<br />

passen<strong>de</strong> Le<strong>de</strong>r für die Hosen auszuwählen.<br />

Denn die Häute müssen<br />

von <strong>de</strong>r Textur und Farbe her genau<br />

harmonieren. „Dafür braucht man<br />

viel Erfahrung und ein gutes Auge“,<br />

wirft Christian Drescher ein, als<br />

Gisela zwei Le<strong>de</strong>rflecken aufeinan<strong>de</strong>r<br />

legt. Je nach Mo<strong>de</strong>ll wer<strong>de</strong>n für eine<br />

Le<strong>de</strong>rhose etwa 15 Einzelteile ausgeschnitten.<br />

Platzsparend zuzuschnei<strong>de</strong>n<br />

ist beson<strong>de</strong>rs wichtig,<br />

<strong>de</strong>nn die Naturprodukte sind teuer.<br />

10 11


TREND MIT TRADITION<br />

Ent<strong>de</strong>cke Bad Füssings größte Therme<br />

• Strömungskanal<br />

• Wellenbad<br />

• XXL-Whirlpools<br />

• Felsen-Vulkanbad<br />

• Wassertemperatur 27 - 39° C<br />

• staatlich anerkannte Heilquelle<br />

• Thermenrestaurant & Poolbar<br />

www.johannesbad-therme.<strong>de</strong><br />

Johannesbad Reha-Kliniken AG & Co. KG | Johannesstr. 2 | 94072 Bad Füssing<br />

Der Rolls-Royce darunter ist das<br />

Hirschle<strong>de</strong>r. Am häufigsten wird<br />

jedoch <strong>de</strong>r günstigere Wildbock,<br />

also Ziegenle<strong>de</strong>r verarbeitet. Größtenteils<br />

stammt das gegerbte Le<strong>de</strong>r<br />

aus Deutschland, Österreich<br />

und Neuseeland. „Die Tiere wer<strong>de</strong>n<br />

nicht wegen <strong>de</strong>s Le<strong>de</strong>rs geschlachtet,<br />

aber es wird einfach<br />

alles verwertet – eben auch die<br />

Häute“, erklärt <strong>de</strong>r Schönberger.<br />

MASSARBEIT IN OBERNZELL<br />

Mit Bedacht legen die Schnittexpertinnen<br />

die Schablone auf das Le<strong>de</strong>r.<br />

Nach <strong>de</strong>m Anzeichnen kann zugeschnitten<br />

wer<strong>de</strong>n. Messertaschen<br />

wer<strong>de</strong>n mit Hilfe eines Stanzeisens<br />

ausgestanzt. Am nächsten Arbeitstisch<br />

näht Christine die Zuschnitte<br />

zusammen. Ihre Nähmaschine rattert<br />

gleichmäßig vor sich hin. Schon seit<br />

26 Jahren stellt sie aus einzelnen Le<strong>de</strong>rteilen<br />

ganze Hosen her. Da sitzt<br />

je<strong>de</strong>r Stich. Am Rohling lässt sich<br />

schon eine Le<strong>de</strong>rhose erkennen.<br />

STICK VERLEIHT DER<br />

HOSE SCHICK<br />

VIER STUNDEN<br />

VOM ZUSCHNITT BIS ZUR<br />

KLEIDERSTANGE<br />

Weil eine mo<strong>de</strong>rne Le<strong>de</strong>rhose richtig<br />

mitgenommen aussehen darf,<br />

reibt Mitarbeiterin Anita einige<br />

Nähte und Falten mit Schleifpapier<br />

ab. Dadurch wetzt das Le<strong>de</strong>r ab.<br />

Gekonnt streicht sie noch mit farbloser<br />

Schuhcreme drüber. Mit <strong>de</strong>n<br />

Gebrauchsspuren versehen könnte<br />

sie bereits <strong>de</strong>r Großvater auf<br />

<strong>de</strong>n traditionellen Volksfesten getragen<br />

haben. Nur die Knöpfe fehlen<br />

noch. „Echte Hirschhornknöpfe“<br />

versichert Christian Drescher. Sie<br />

wer<strong>de</strong>n im letzten Arbeitsschritt<br />

angebracht. Nach vier Stun<strong>de</strong>n hängt<br />

Christine die fertige Le<strong>de</strong>rhose auf<br />

<strong>de</strong>n Klei<strong>de</strong>rbügel, zu <strong>de</strong>n vielen an<strong>de</strong>ren<br />

in hellbraun, dunkelbraun,<br />

schwarz o<strong>de</strong>r beige. Damit sind die<br />

typisch bayerischen „Nationalprodukte“<br />

bereit für Auftritte in <strong>de</strong>r<br />

ganzen Welt.<br />

Neben Trachtenmo<strong>de</strong> stellt Spieth<br />

und Wensky noch heute Handschuhe<br />

her. Sie sind feuerfest und mit<br />

Komponenten aus aller Welt versehen.<br />

Ihr Einsatzgebiet liegt in erster<br />

Linie beim Militär. Aber auch<br />

Behör<strong>de</strong>n, Berufsbekleidungslä<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r Motorradfahrer zählen zu <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Obernzeller Traditionsunternehmens.<br />

Ein paar Meter weiter hämmert<br />

die Stickmaschine im Stakkato.<br />

Wir stehen vor <strong>de</strong>n zwei Stickmaschinen.<br />

Sie besticken die Latz-Teile.<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>ln wer<strong>de</strong>n die<br />

Fä<strong>de</strong>n ins Le<strong>de</strong>r gestochen. Innerhalb<br />

vier Minuten entstehen filigrane<br />

Hirschmuster. „Neben <strong>de</strong>r Stickmaschine<br />

haben wir auch zwei Le<strong>de</strong>rstickerinnen<br />

beschäftigt, die in<br />

Heimarbeit per Hand Verzierungen<br />

sticken“, erzählt Christian Drescher.<br />

Sie verleihen <strong>de</strong>n Le<strong>de</strong>rhosen ihren<br />

einzigartigen Ausdruck. Eine<br />

anspruchsvolle Arbeit: Fehler darf<br />

man sich keine Leisten, <strong>de</strong>nn im<br />

Le<strong>de</strong>r ist je<strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>lstich sichtbar.<br />

Es muss also präzise und genau<br />

gearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

12 13


TREND MIT TRADITION<br />

Die Kronen <strong>de</strong>r <strong>Passauer</strong>innen<br />

Sie sind nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken<br />

von <strong>de</strong>n traditionellen<br />

Umzügen <strong>de</strong>r Volksfeste, die<br />

Goldhaubenfrauen. Mit prächtig verzierten,<br />

gol<strong>de</strong>nen Hauben und aufwändigen,<br />

eleganten Sei<strong>de</strong>ngewän<strong>de</strong>rn,<br />

ziehen sie bei kirchlichen und<br />

weltlichen Festen mit. Sie bewahren<br />

die <strong>Passauer</strong> Tracht. Denn die Goldhauben<br />

haben im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> bereits<br />

seit mehr als 200 Jahren Tradition.<br />

UNTER DER GOLDHAUBE<br />

Ursula Weinberger<br />

ten die Damen im Mittelalter und <strong>de</strong>r<br />

frühen Neuzeit die Wahl: Eine Haube<br />

tragen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schleier nehmen,<br />

sprich ins Kloster gehen. Der Ausdruck<br />

<strong>de</strong>s Stan<strong>de</strong>s war klar <strong>de</strong>finiert. Doch<br />

das Tragen einer Haube verriet noch<br />

mehr. Denn unverheiratete, junge<br />

Frauen, brauchten ihr Haupt nicht zu<br />

be<strong>de</strong>cken. Daher rührt also <strong>de</strong>r Spruch:<br />

„Unter die Haube kommen“, <strong>de</strong>nn mit<br />

<strong>de</strong>r Heirat ging das Tragen einer Haube<br />

einher. „Die meisten Hauben waren<br />

aus feinem, weißem Leinen o<strong>de</strong>r<br />

Brokat gefertigt und je nach Epoche,<br />

Anlass und Wohlstand <strong>de</strong>r Trägerin,<br />

mit Spitzen, Volants, Flitter o<strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong>rn<br />

verziert“, weiß die 76-Jährige. So<br />

wur<strong>de</strong>n die Hauben zum Symbol von<br />

Wohlstand und Wür<strong>de</strong>. Wie die Kleidung<br />

waren auch die Hauben einem<br />

stetigen, modischen Wan<strong>de</strong>l ausgesetzt.<br />

Im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt war die<br />

Bo<strong>de</strong>nhaube im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> sehr<br />

beliebt. Sie ist eine Vorläuferin <strong>de</strong>r<br />

<strong>Passauer</strong> Haube und war noch keine<br />

Goldhaube. Nach<strong>de</strong>m die Klei<strong>de</strong>rordnung<br />

durch die Französische Revolution<br />

(1789-1799) aufgeweicht war,<br />

stand es nun auch Bürgerinnen zu,<br />

teure Materialien wie Gold und Silber<br />

Ihren Ursprung haben sie in <strong>de</strong>n Sittenregeln<br />

<strong>de</strong>s katholischen Glaubens.<br />

Denn bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein<br />

geboten es Anstand und Sitte, dass<br />

verheiratete Frauen ihr Haar zu verbergen<br />

hatten. Dieses Reglement geht<br />

wie<strong>de</strong>rum bis ins Altertum zurück,<br />

als Frauen ihre Häupter mit Schleiern<br />

be<strong>de</strong>ckten. Im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt vollzog<br />

sich dann ein Wan<strong>de</strong>l. „Aus <strong>de</strong>n<br />

kunstvoll um <strong>de</strong>n Kopf geschwungenen<br />

Schleiern und Tüchern entwickelten<br />

sich im Laufe <strong>de</strong>s Mittelalters unterschiedliche<br />

Haubenformen“, erklärt<br />

Ursula Weinberger aus Wegscheid.<br />

Die pensionierte Berufsschullehrerin<br />

ist bereits seit <strong>de</strong>n 1970er Jahren als<br />

Goldhaubenfrau bekannt und besitzt<br />

die älteste Goldhaube im Umkreis.<br />

Sie stammt von ihrer Urgroßmutter.<br />

„Hauben waren praktischer und<br />

besser geeignet, sich innerhalb <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Gesellschaftsschichten<br />

abzugrenzen“, fährt sie fort. So hatfür<br />

ihren Kopfschmuck<br />

zu verwen<strong>de</strong>n. Doch die<br />

Form <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nhaube<br />

verän<strong>de</strong>rte sich zunehmend.<br />

„Im Wan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> zog sich <strong>de</strong>r<br />

Haubenkörper immer<br />

mehr zusammen, sodass<br />

er nur noch handgroß<br />

auf <strong>de</strong>m Scheitel saß.<br />

Der Tüllrand wur<strong>de</strong> immer<br />

breiter. So entstand<br />

die noch heute beliebte<br />

Goldriegelhaube.<br />

SYMBOLE FÜR<br />

HERKUNFT<br />

UND STATUS<br />

„Mit <strong>de</strong>r <strong>Passauer</strong> Haube, die ihren<br />

Ursprung im österreichischen Linz<br />

hat, verhält es sich ähnlich“, berichtet<br />

die Wegschei<strong>de</strong>rin. Ihre Entwicklung<br />

durchlief verschie<strong>de</strong>ne Stadien.<br />

Ein bekanntes Merkmal: Je größer ihr<br />

Knauf ist, <strong>de</strong>sto älter ist die Haube.<br />

Der Bön<strong>de</strong>l, also <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Haube,<br />

verkleinerte sich zu einem Knauf und<br />

rückte auf <strong>de</strong>n Scheitelpunkt <strong>de</strong>s Hinterkopfs.<br />

Die Linzer Haube trat ihren<br />

Siegeszug von <strong>de</strong>r Enns nach Passau<br />

an. Dort wur<strong>de</strong> sie zur <strong>Passauer</strong> Goldhaube<br />

und fand große Beliebtheit<br />

bei <strong>de</strong>n Damen vom Rottal bis nach<br />

Deggendorf, <strong>de</strong>m Bayerischen Wald<br />

und sogar bis in <strong>de</strong>n Böhmerwald<br />

hinein. „Nur die verheirateten und<br />

wohlhaben<strong>de</strong>n Bürgerinnen in <strong>de</strong>n<br />

Städten und Märkten sowie reiche<br />

Bäuerinnen trugen die teuren, reich<br />

bestickten Goldhauben“, erzählt<br />

Goldhaubenfrau Ursula Weinberger.<br />

Sie bestan<strong>de</strong>n aus Goldspitze und<br />

vergol<strong>de</strong>tem Flitter. Putz- und Haubenmacherinnen<br />

bestickten sie mit<br />

Glasperlen und Pailletten. Ihr Preis lag<br />

ungefähr gleich auf mit <strong>de</strong>m eines guten<br />

Arbeitspfer<strong>de</strong>s. Sie zeugten damit<br />

vom Wohlstand und Reichtum ihrer<br />

Trägerinnen. Weniger gut betuchte<br />

14 15


TREND MIT TRADITION<br />

Damen legten sich schwarze, mit Perlen<br />

und Goldfä<strong>de</strong>n bestickte Hauben<br />

zu. Dies wan<strong>de</strong>lte sich jedoch. Heutzutage<br />

trägt man Goldhauben, um das<br />

Brauchtum zu bewahren. Denn nicht<br />

immer stand es so gut um die Goldhaube.<br />

Als das schwarze Flügelkopftuch<br />

aufkam, drohte sie En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts Geschichte zu wer<strong>de</strong>n.<br />

„Wegen <strong>de</strong>s hohen materiellen Wertes<br />

<strong>de</strong>r Haube und <strong>de</strong>r dazugehörigen,<br />

teuren Kleidung, verwahrten sie jedoch<br />

viele Familien weiterhin. Damit<br />

wur<strong>de</strong> die Goldhaube vor <strong>de</strong>r Vergessenheit<br />

bewahrt und gelegentlich, bei<br />

beson<strong>de</strong>ren Anlässen als Festschmuck<br />

getragen“, weiß Ursula Weinberger.<br />

Während <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges kam <strong>de</strong>r<br />

Brauch fast zum Erliegen. Nur bei<br />

wenigen kirchlichen Festen trugen die<br />

Damen noch Goldhauben. Erst nach<br />

<strong>de</strong>m Krieg besann man sich auf die<br />

alte Tradition. In <strong>de</strong>n 1970er Jahren<br />

ließ sich sogar ein<br />

Trend erkennen. Viele<br />

Goldhaubengruppen<br />

grün<strong>de</strong>ten sich<br />

neu. Frauen sticken<br />

sich seit<strong>de</strong>m Eigene,<br />

tragen Erbstücke<br />

aus <strong>de</strong>m Familienbesitz<br />

o<strong>de</strong>r kaufen<br />

sie aus Antiquarien.<br />

HANDGEWEBT<br />

UND<br />

BESTICKT<br />

Die Fertigung einer<br />

Goldhaube be<strong>de</strong>utet<br />

viele Stun<strong>de</strong>n Arbeit. Sie besteht<br />

aus filigranen Mustern, die in rund<br />

400 bis 700 Arbeitsstun<strong>de</strong>n entstehen.<br />

Je nach<strong>de</strong>m, wie aufwändig und<br />

prächtig die Haube sein soll. „Bestickt<br />

wird dabei ein 120 mal 16 Zentimeter<br />

langes Goldband“, verrät Ursula<br />

Weinberger. Sie hat ihre <strong>Passauer</strong><br />

Goldhaube im Winter 1976 gestickt.<br />

In mühevoller Kleinarbeit brachte sie<br />

Perlen, Spiralen, ausgestanzte Blüten,<br />

Flitter, Pailletten und Goldfä<strong>de</strong>n<br />

nach historischen Mustern auf das im<br />

Holzrahmen eingespannte Goldband,<br />

das als Gewand <strong>de</strong>r Goldhaube dient.<br />

Nach <strong>de</strong>m Besticken wird es auf ein<br />

Drahtgestell gezogen. In seiner Mitte<br />

rafft man es. Dort wird <strong>de</strong>r Knauf dann<br />

am Scheitelpunkt aufgesetzt. Den Abschluss<br />

bil<strong>de</strong>t eine schwarze Schleife<br />

aus edler Spitze. Ursula Weinberger<br />

hat damals, gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren<br />

Wegschei<strong>de</strong>rinnen, einen Kurs absolviert.<br />

Nicht wenige tun sich jährlich<br />

zusammen und besuchen Kurse. „Der<br />

Stickkurs war sehr hilfreich – auch das<br />

Tempo war angenehm. Man kommt<br />

sogar als ungeübte Stickerin recht gut<br />

mit“, bestätigt sie. Die Tradition wird<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> noch hochgehalten.<br />

Sogar Männer treten manchmal<br />

in die Frauendomäne ein. So hat <strong>de</strong>r<br />

ehemalige Kulturreferent <strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises<br />

Passau, Dr. Wilfried Hartleb,<br />

die Haube seiner Ehefrau Anna gefertigt.<br />

Eine Seltenheit. Die Materialkosten<br />

für eine Goldhaube können bis zu<br />

900 Euro betragen. Noch viel höher ist<br />

<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>elle Wert dieses Stücks Heimatgeschichte.<br />

VOM KROPFBAND BIS ZUM<br />

BIEDERMEIERSTRAUSS<br />

Die Accessoires einer Goldhaubenfrau<br />

sind heute noch dieselben wie<br />

vor 200 Jahren. Trugen die Damen<br />

damals ihr Sonntagskleid, das nicht<br />

selten auch das Hochzeitskleid war,<br />

zur Goldhaube, haben die Frau-<br />

en heutzutage die Wahl zwischen<br />

Empire- o<strong>de</strong>r Bie<strong>de</strong>rmeier-Stil. „Zum<br />

sei<strong>de</strong>nen Kleid mit weißem Kragen<br />

gehören ein Spitzentaschentuch zum<br />

Einschlagen <strong>de</strong>s Gebetbuchs, Spitzenhandschuhe<br />

o<strong>de</strong>r halbe Handstutzerl,<br />

also fingerlose Handschuhe“, erklärt<br />

Ursula Weinberger. Dazu gesellen sich<br />

Bie<strong>de</strong>rmeiersträußchen, Schirm und<br />

ein mit Perlen besticktes Täschchen.<br />

Darin fin<strong>de</strong>n Rosenkranz und Gebetbuch<br />

Platz. Komplett wird das Gewand<br />

durch Schmuck. Seit <strong>de</strong>r Bie<strong>de</strong>rmeierzeit<br />

wird <strong>de</strong>r Schmuck je nach finanzieller<br />

Möglichkeit getragen. Nur eine<br />

Verpflichtung gab es: die Kropf-Kette.<br />

Deren Mittelpunkt bil<strong>de</strong>te früher wie<br />

heute eine vergol<strong>de</strong>te und mit bunten<br />

Glassteinen und Perlen besetzte<br />

Verschlussplatte. Sie umfassen eng<br />

um <strong>de</strong>n Hals gelegte Silberkettchen.<br />

Je mehr es an <strong>de</strong>r Zahl waren, <strong>de</strong>sto<br />

reicher und angesehener galt die Trägerin.<br />

So war das gesamte<br />

Outfit <strong>de</strong>r Frau<br />

ein Symbol ihrer Weiblichkeit,<br />

Wür<strong>de</strong> und<br />

<strong>de</strong>s Wohlstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Familie. Galt die Goldhaube<br />

im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

als Abbild sozialer<br />

Schichten, drückt sie<br />

heute ein bestimmtes<br />

Lebensgefühl aus. Es<br />

steht im Einklang mit<br />

<strong>de</strong>r Verwurzelung zur<br />

Heimat. Das <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong> umfasst 33<br />

Goldhaubengruppen.<br />

Ihre Mitglie<strong>de</strong>r sind<br />

verschie<strong>de</strong>nen Alters.<br />

Sogar Mädchen tragen sie. Die Wegschei<strong>de</strong>r<br />

Goldhaubengruppe, in <strong>de</strong>r<br />

Ursula Weinberger sehr aktiv ist, hat<br />

<strong>de</strong>rzeit 24 Mitglie<strong>de</strong>r. In Erscheinung<br />

treten die Damen mit <strong>de</strong>n kostbaren<br />

Hauben und Gewän<strong>de</strong>rn bei religiösen<br />

Anlässen und brauchtümlichen<br />

Veranstaltungen. Dazu zählen Volksfestumzüge,<br />

Fronleichnam, Erntedank,<br />

Primizen o<strong>de</strong>r Fahnenweihen.<br />

Die <strong>Passauer</strong> Goldhaubenfrauen<br />

treffen sich jährlich am ersten Juli-<br />

Wochenen<strong>de</strong> beim großen Goldhaubentreffen<br />

in Kirchham.<br />

ANZ_BG_Hamam_232x320mm_110208-PR:Layout 1 08.02.11 16:09 Seite 1<br />

traum, sinnlichkeit<br />

&glück<br />

traum, sinnlichkeit<br />

&glück<br />

Spüren Sie <strong>de</strong>n Zauber <strong>de</strong>r<br />

orientalischen Ba<strong>de</strong>kultur.<br />

Thermalbadstraße 4·94086 Bad Griesbach -Therme<br />

16<br />

orientalischen Ba<strong>de</strong>kultur.<br />

17<br />

Telefon 0 85 32 / 96 15 0 ·· www.wohlfuehltherme.<strong>de</strong>


TREND MIT TRADITION<br />

WO NOCH<br />

IMMER VON HAND<br />

GEWEBT WIRD<br />

Zu Gast bei Monika Holler, einer <strong>de</strong>r<br />

letzten Handweberinnen Bayerns<br />

Am Kasberg Nummer 78, in<br />

Wegscheid, im südöstlichsten<br />

Zipfel Bayerns, scheint<br />

die Zeit still zu stehen. Hier lebt<br />

und arbeitet noch eine <strong>de</strong>r letzten<br />

Handweberinnen <strong>de</strong>s <strong>Land</strong>es – seit<br />

über fünf Jahrzehnten: Monika<br />

Holler. Wer <strong>de</strong>r inzwischen 70-jährigen<br />

Weberin bei ihrem Handwerk<br />

über die Schulter schaut, fühlt sich<br />

zurückversetzt in gute alte Zeiten.<br />

Der Webstuhl, an <strong>de</strong>m sie sitzt, wirkt<br />

wie aus einem Museum. Tatsächlich<br />

ist er über hun<strong>de</strong>rt Jahre alt.<br />

Drei davon stehen in ihrer Werkstatt.<br />

Eine nostalgische Idylle, wäre<br />

da nicht <strong>de</strong>r Lärm. Als wür<strong>de</strong> ein<br />

ganzes Pfer<strong>de</strong>gespann vorbeijagen.<br />

Monika Holler tritt fest in die Pedale.<br />

Barfuß. Nur so hat sie das nötige<br />

Gefühl, auch wenn es in ihrer Werkstatt<br />

nicht gera<strong>de</strong> warm ist. Mit je<strong>de</strong>m<br />

Schuss <strong>de</strong>s Weberschiffchens<br />

wächst die Tisch<strong>de</strong>cke, die sie gera<strong>de</strong><br />

in Arbeit hat, ein wenig mehr.<br />

Wer<strong>de</strong>n Stück für Stück filigrane<br />

Rauten und Ornamente sichtbar.<br />

Das hat die Wegschei<strong>de</strong>rin schon als<br />

Kind fasziniert.<br />

„Je<strong>de</strong>r Weber entwickelt im Laufe<br />

<strong>de</strong>s Lebens seine eigenen Muster,“<br />

erklärt uns Monika Holler.<br />

„Als erstes entwerfe ich meine<br />

Muster mit Bleistift auf Patronenpapier,<br />

anschließend wird das Ganze<br />

mit Tusche nachgezeichnet.“ Bevor<br />

es ans Weben am Schaftwebstuhl<br />

geht, muss sie aber die Zeichnungen<br />

noch auf Lochkarten übertragen.<br />

Nicht die einzigen Vorbereitungen,<br />

wie wir noch kennenlernen wer<strong>de</strong>n.<br />

Für das Muster „Holler 88“ hat die<br />

Familie <strong>de</strong>r Handweberin <strong>de</strong>n Bayerischen<br />

Staatspreis erhalten. Monika<br />

Holler strahlt: „Das durfte ich 2006<br />

sogar im Deutschen Museum in<br />

München ausstellen“. 210 verschie<strong>de</strong>ne<br />

Lochkarten sind dafür notwendig<br />

– 210 Latz, wie man im Weberhandwerk<br />

sagt. Eine je<strong>de</strong> davon wird<br />

noch mit <strong>de</strong>r Hand ausgeschlagen.<br />

„Wenn dabei nur eine aus <strong>de</strong>r Reihe<br />

fällt, läuft auch das Muster schief“,<br />

macht sie uns klar.<br />

Das Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong> ist bekannt<br />

für seine filigranen Muster, die<br />

über Generationen weitergegeben<br />

wur<strong>de</strong>n. Überhaupt hat hier das<br />

Weberhandwerk eine lange Tradition.<br />

Seine Blüte erlebte es im<br />

17. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Heute ist Monika<br />

Holler die einzig übrig gebliebene<br />

Handweberin im Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong>,<br />

die noch in traditioneller Weise<br />

und nach <strong>de</strong>n Überlieferungen ihrer<br />

Vorfahren am Schaftwebstuhl<br />

webt. Stolz darauf, diese Handwerkskunst<br />

weiterführen zu können<br />

und eine Meisterin ihres Fachs.<br />

Weshalb sie auch immer wie<strong>de</strong>r<br />

zu Ausstellungen <strong>de</strong>r Handwerkskammer<br />

eingela<strong>de</strong>n wird, um ihre<br />

Stücke zu präsentieren: Tisch<strong>de</strong>cken,<br />

Servietten, Bettwäsche, Vorhänge,<br />

Platzsets und manches mehr.<br />

SCHAFT UND<br />

KONTERMARSCH<br />

Das Weben am Schaftwebstuhl,<br />

mit nur einem Pedal, erfor<strong>de</strong>rt viel<br />

Kraft. Die Königsdisziplin ist eine<br />

Männerdomäne. In jungen Jahren<br />

wur<strong>de</strong> Monika Holler dafür<br />

noch belächelt. Doch mit Fleiß und<br />

Geschick hatte die Weberin bald ihr<br />

Können unter Beweis gestellt und<br />

sich durchgesetzt. In <strong>de</strong>r Webereigenossenschaft<br />

in Wegscheid, die<br />

2002 aufgelöst wur<strong>de</strong>, war sie die<br />

einzige Frau. Außer <strong>de</strong>m Schaftweben<br />

beherrscht Monika Holler<br />

auch <strong>de</strong>n so genannten Kontermarsch,<br />

für <strong>de</strong>n sie noch zwei<br />

weitere Webstühle in ihrer Werkstatt<br />

betreibt. Im Unterschied zum<br />

Schaftwebstuhl wer<strong>de</strong>n hier die<br />

Muster nicht über Lochkarten,<br />

son<strong>de</strong>rn über <strong>de</strong>n Rhythmus <strong>de</strong>r<br />

Tritte auf die acht Pedale <strong>de</strong>s<br />

Webstuhls erzeugt. 20 verschie<strong>de</strong>ne<br />

Muster hat Monika Holler<br />

in ihrem Repertoire. Allesamt<br />

einzigartig und daher begehrte<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten. Momentan arbeitet<br />

sie an einem Fenstermuster,<br />

das seit 1890 in ihrer Familie von<br />

18 19


TREND MIT TRADITION<br />

Generation zu Generation weitergegeben<br />

wird.<br />

Inzwischen ist Monika Holler wie<strong>de</strong>r<br />

in ihre Pantoffeln geschlüpft und<br />

führt uns durch die Werkstatt.<br />

Gleich neben ihrem alten Schaftwebstuhl<br />

hängt ein langes Regal,<br />

über und über gefüllt mit mächtigen<br />

Spulen. Kilometerweise Garn in Rot,<br />

Weiß, Grün, Blau, Rosa, aber auch<br />

in Graphit-, Creme- und Brauntönen.<br />

Die Standardfarben. Vor allem Graphit<br />

und Rosa sind bei ihren Kun<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>rzeit sehr gefragt, die we<strong>de</strong>r lange<br />

Anfahrtswege noch Wartezeiten<br />

scheuen. Denn, was das Dessin betrifft,<br />

geht Monika Holler mit <strong>de</strong>r<br />

Zeit – bei aller Tradition. So zieren<br />

ihre Werke längst nicht mehr nur<br />

Bauernstuben, auch Stadtvillen und<br />

avantgardistische Architektenhäuser.<br />

Sogar für <strong>de</strong>n ehemaligen bayerischen<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Edmund<br />

Stoiber hat Monika Holler schon<br />

gewebt – Vorhänge für die Zirbelstube<br />

in <strong>de</strong>r Staatskanzlei. „Eine aufwändige<br />

Maßarbeit. Für solche Leinenwaren<br />

kann man schon mal mit zwei Jahren<br />

Wartezeit rechnen“, erklärt uns die<br />

Weberin, die trotz ihrer prominenten<br />

Abnehmerschaft und medialen<br />

Aufmerksamkeit stets beschei<strong>de</strong>n<br />

geblieben ist. Einzelstücke in <strong>de</strong>n<br />

gängigen Tisch- und Kissenmaßen<br />

hat sie aber immer auf Lager. Werbung<br />

für sich muss sie ohnehin schon<br />

lange nicht mehr machen. Längst<br />

hat sich die Arbeit <strong>de</strong>r „Waidlerin“, wie<br />

sie sich selbst gerne bezeichnet,<br />

herumgesprochen. Viele ihrer Kun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n auch durch Ausstellungen und<br />

Märkte aufmerksam: Fachausstellungen<br />

<strong>de</strong>r Handwerkskammer zum<br />

Beispiel, <strong>de</strong>m Webermarkt in Haßlach<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Granitweihnacht in Hauzenberg,<br />

wo Monika Holler regelmäßig im<br />

Advent anzutreffen ist.<br />

Als Rohstoff verwen<strong>de</strong>t Monika Holler<br />

fast ausschließlich reine Leinen-<br />

Garne. Einzige Ausnahme ist ihr<br />

„Schwe<strong>de</strong>nstern-Muster“, das Gesellenstück<br />

ihres Ehegatten Gerhard.<br />

Es wird auf <strong>de</strong>r Basis von Halbleinen-<br />

Garn gewebt. Gutes Leinen-Garn zu<br />

bekommen, wird für sie dabei immer<br />

schwieriger.<br />

Früher wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Flachs dafür noch<br />

im Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong> angebaut.<br />

Mittlerweile beziehe sie es aus<br />

Schwe<strong>de</strong>n, Italien und Belgien, beklagt<br />

Monika Holler. Ihre ehemaligen<br />

<strong>de</strong>utschen Spinnereien haben mit<br />

<strong>de</strong>n Jahren reihenweise zugemacht.<br />

VIEL AUFWAND<br />

FÜR WENIG ERTRAG<br />

Bevor Monika Holler mit <strong>de</strong>m<br />

Weben beginnen kann, sind noch<br />

etliche aufwändige Vorarbeiten nötig.<br />

Allem voran geht die so genannte<br />

„Kettberechnung“, wonach ein<br />

Weber bemisst, wie viel Garn er für<br />

das zu fertigen<strong>de</strong> Webstück in <strong>de</strong>n<br />

Webstuhl einzuspannen hat. Etwa<br />

87 Meter Kett-Garn wird Monika<br />

Holler für die Tisch<strong>de</strong>cken an ihrem<br />

Kontermarsch-Webstuhl benötigen.<br />

Dann folgen die anstrengendsten<br />

Vorbereitungsschritte: Zunächst das<br />

so genannte „Schären“. Mithilfe eines<br />

Schärbaums o<strong>de</strong>r Schärrahmens<br />

müssen die Kettfä<strong>de</strong>n, die nachher<br />

in Längsrichtung die Basis für<br />

das Leinen-Webstück ergeben, erst<br />

einmal nach Farben in die richtige<br />

Reihenfolge und Länge gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n. Damit wird die „Kette“ hergestellt,<br />

die schließlich noch „gebäumt“,<br />

sprich gleichmäßig auf <strong>de</strong>n<br />

Kettbaum gewickelt wer<strong>de</strong>n muss,<br />

um verwebt wer<strong>de</strong>n zu können. Eine<br />

schwere Arbeit, bei <strong>de</strong>r größte Sorgfalt<br />

gefragt ist: „Die Fä<strong>de</strong>n müssen<br />

stets gleichmäßig verteilt gespannt<br />

sein. Je genauer und exakter man<br />

hierbei vorgeht, <strong>de</strong>sto leichter geht<br />

einem das Weben später von <strong>de</strong>r<br />

Hand“, weiß Monika Holler aus ihrer<br />

FLACHS WAR<br />

LEBENSWICHTIG<br />

Noch bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein war<br />

<strong>de</strong>r Flachsanbau im Bayerischen Wald<br />

sehr verbreitet.<br />

Eine genügsame Pflanze, die in <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rschlagsreichen<br />

und kühlen Gegend gut zurecht<br />

kam.<br />

Vor allem im Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong> lieferte <strong>de</strong>r<br />

Flachs lange Zeit die Grundlage für die Weberei<br />

als lebenswichtigen Zuerwerb. Chemie<br />

gab´s natürlich noch nicht. Damit <strong>de</strong>r Flachs<br />

ge<strong>de</strong>ihen konnte, musste daher das Unkraut<br />

von Hand gezupft wer<strong>de</strong>n. Zur Ernte<br />

riss man die Pflanzen aus, bün<strong>de</strong>lte sie und<br />

legte sie mit Steinen beschwert ins Wasser.<br />

Danach konnte man <strong>de</strong>n Flachs rösten, so<br />

dass sich die Halme für die Weiterverarbeitung<br />

brechen ließen. Um die hochwertigen<br />

Lang- von <strong>de</strong>n unbrauchbaren Kurzfasern<br />

zu trennen, musste man ihn schwingen.<br />

Erst nach <strong>de</strong>m Hecheln, nach<strong>de</strong>m man also<br />

<strong>de</strong>n Flachs in feinste Fasern aufgespalten<br />

und die kürzeren Fasern ausgekämmt hatte,<br />

konnte er versponnen wer<strong>de</strong>n. Dafür<br />

war viel Gesin<strong>de</strong> notwendig – Mäg<strong>de</strong> und<br />

Knechte, die auch im Winter beschäftigt<br />

wer<strong>de</strong>n mussten. So entwickelte sich hier<br />

die Weberei als wichtiger Erwerbszweig.<br />

„Vormittags blühte <strong>de</strong>r Flachs schön blau,<br />

aber schon mittags machte er die Augen<br />

zu“, erinnert sich Monika Holler. Die Weber-Tradition,<br />

mit <strong>de</strong>r sich ihre Familie <strong>de</strong>n<br />

Lebensunterhalt verdiente, geht bis ins 17.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt zurück.<br />

langen Erfahrung. Es sind nicht die letzten Handgriffe, die noch zu<br />

tun sind. Vor allem aber für das Bäumen braucht sie die Unterstützung<br />

ihres Mannes. Die reicht ihr, <strong>de</strong>nn die Zusammenarbeit mit ihm<br />

ist eingespielt. Normalerweise macht man das sogar zu viert. So ist<br />

es kaum verwun<strong>de</strong>rlich, dass, bis alle Vorbereitungen abgeschlossen<br />

sind, gut eine Woche vergehen<br />

kann. Viel Aufwand für<br />

vergleichsweise wenig Ertrag.<br />

Für Monika Holler ist das<br />

zweitrangig. Die Freu<strong>de</strong> an<br />

ihrer Arbeit steht ihr ins Gesicht<br />

geschrieben.<br />

„WIE BEIM TANZEN“ –<br />

DER RHYTHMUS MUSS<br />

STIMMEN<br />

Sind schließlich alle Fä<strong>de</strong>n<br />

gespannt und das farbige<br />

Webgarn auf die Rollen gespult, geht´s für Monika Holler endlich<br />

los mit <strong>de</strong>m Weben. Und ganz natürlich legt sie als Erstes<br />

wie<strong>de</strong>r ihre Pantoffeln ab. Noch ein letzter prüfen<strong>de</strong>r Blick auf<br />

ihre Utensilien: Schiffchen,<br />

Fa<strong>de</strong>nzähler, Breitenspanner.<br />

Alles beisammen, also fertig<br />

zum Starten. Die 70-Jährige<br />

schwingt sich gekonnt auf<br />

die Planke <strong>de</strong>s Webstuhls<br />

und positioniert ihre Füße<br />

auf <strong>de</strong>n acht Holzpedalen.<br />

Nur so funktioniert das<br />

Weben – im Einklang von<br />

Hand- und Fußarbeit. Ihre<br />

Füße treten nacheinan<strong>de</strong>r<br />

alle Pedale, abwechselnd auf<br />

und ab. Jetzt schießt das Weberschiffchen<br />

von links und<br />

nach rechts – in Win<strong>de</strong>seile. Der gesamte Webstuhl ist dabei in<br />

Bewegung und <strong>de</strong>r Lärm enorm. Mit bloßem Auge kann man gar<br />

nicht mitbekommen, was<br />

hier eigentlich passiert. So<br />

schnell geht das <strong>de</strong>r Weberin<br />

selbstverständlich von<br />

<strong>de</strong>r Hand. „Was so einfach<br />

aussieht, kann ganz schön<br />

anstrengend sein“, ruft<br />

Monika Holler laut und wirft<br />

wie<strong>de</strong>r einen prüfen<strong>de</strong>n<br />

Blick auf die Rauten und<br />

Kästchen ihres Webstücks.<br />

Man glaubt ihr aufs Wort.<br />

„Der Rhythmus muss stim-<br />

20 21


TREND MIT TRADITION<br />

men, damit das Gewebe am En<strong>de</strong><br />

gleichmäßig wird. Das ist wie beim<br />

Tanzen“, lacht die Wegschei<strong>de</strong>rin.<br />

Dabei zählt sie genau mit: Bei einem<br />

falschen Tritt ist <strong>de</strong>r Musterverlauf<br />

gestört. Schon nach wenigen Schüssen<br />

ist das Gewebe zu erkennen und<br />

formt sich ein prächtiges Muster. Es<br />

wird eine Tisch<strong>de</strong>cke, das hat uns<br />

die Kunsthandwerkerin zuvor bereits<br />

verraten. Man kann Monika Holler<br />

verstehen: Es ist schon faszinierend,<br />

zuzusehen, wie ein Leinenmuster<br />

Stück für Stück von Hand entsteht.<br />

Nur ein paar Minuten später, dann<br />

macht es „klack“. Die erste Spule<br />

ist leer. Monika Holler stoppt <strong>de</strong>n<br />

Webstuhl und legt eine neue ein.<br />

Dabei verknotet sie Anfang und<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s rosaroten Garns miteinan<strong>de</strong>r.<br />

„Auftrennen kann man das<br />

Gewebte nicht – im Gegensatz zum<br />

Gestrickten. Dazu muss man natürlich<br />

sehr konzentriert arbeiten“, so<br />

ihr knapper Hinweis, während sie<br />

das Weberschiffchen wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

richtigen Stelle platziert. Schon geht<br />

es weiter und schießt das Schiffchen<br />

mit <strong>de</strong>m Garn abermals durch die<br />

Ketten.<br />

T I P P<br />

[ ]<br />

„WILLST LEBEN,<br />

MUSST WEBEN“ –<br />

Das Webereimuseum<br />

Breitenberg<br />

Willst leben, musst weben“, das war lange Zeit das Lebensmotto im<br />

Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong>.<br />

“<br />

Was dahinter steckt und wie das berühmte Wegschei<strong>de</strong>r Leinen entstan<strong>de</strong>n<br />

ist, kann man im Webereimuseum Breitenberg auf spannen<strong>de</strong><br />

Weise erleben. Auf <strong>de</strong>m alten bäuerlichen Anwesen im Freizeitzentrum<br />

Gegenbach wird immer noch an verschie<strong>de</strong>nen Webstühlen gearbeitet.<br />

Dort bieten sich nicht nur faszinieren<strong>de</strong> Einblicke, wie die Leute im <strong>Land</strong><br />

vor <strong>de</strong>m Dreisessel einst gelebt, gewohnt und gearbeitet haben. Man<br />

kann auch noch miterleben, wie <strong>de</strong>r Flachs und alte heimische Getrei<strong>de</strong>sorten<br />

angebaut wur<strong>de</strong>n.<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr fin<strong>de</strong>n hier außer<strong>de</strong>m zwei Museumsfeste statt: „Vom Flachs<br />

zum Leinen“ (je<strong>de</strong>n ersten Sonntag im August) und das traditionelle<br />

Drescherfest (je<strong>de</strong>n ersten Sonntag im September).<br />

ÖFFNUNGSZEITEN: Von Mai bis Oktober: mittwochs, samstags und<br />

sonntags von 13.30 - 16.30 Uhr.<br />

Gruppen nach Anmeldung je<strong>de</strong>rzeit unter Tel. (08584) 96 18-0.<br />

„ Der Winter ist mir die liebste Jahreszeit. Wenn es draußen stürmt und schneit,<br />

und unser Haus wie in Watte gepackt ist, dann genieße ich die Ruhe, um neue<br />

Webmuster zu zeichnen. “<br />

MEISTER-SCHÜSSE<br />

– SEIT GENERATIONEN<br />

Über 50 Jahre webt Monika Holler<br />

nun schon, und das acht Stun<strong>de</strong>n<br />

täglich. Das hält sie fit, sagt<br />

sie – ohne dass man das bezweifeln<br />

wollte. Ihre hölzernen Webstühle<br />

stammen noch aus <strong>de</strong>r Ära ihrer<br />

Großeltern. „Die Maschinen haben<br />

sich nicht verän<strong>de</strong>rt, nur die Zeit“,<br />

bemerkt die 70-Jährige, die erst<br />

2014 für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r Weberei-<br />

Kunst in <strong>de</strong>r Region mit <strong>de</strong>m Kulturpreis<br />

<strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises Passau<br />

ausgezeichnet wur<strong>de</strong>. „Mehr als 100<br />

Jahre haben die bereits auf <strong>de</strong>m<br />

Buckel, was natürlich auch seine<br />

Spuren hinterlassen hat“. Ihr großer<br />

Kontermarsch-Webstuhl in <strong>de</strong>r<br />

Werkstatt zeugt noch von <strong>de</strong>r Zeit,<br />

als es bei <strong>de</strong>n Männern im Bayerischen<br />

Wald üblich war, Pfeife zu<br />

rauchen. Mit vielen schwarzen Stellen<br />

im vergrauten Holz. Brandstellen.<br />

Eine Pfeife, die noch glühte,<br />

war ihrem Großvater heruntergefallen<br />

und hatte das Leinen entflammt.<br />

„Es brannte lichterloh“, erinnert<br />

sich Monika Holler an <strong>de</strong>ssen Erzählungen.<br />

Für sie sind die Brandmale<br />

ein An<strong>de</strong>nken, weshalb eine<br />

Behandlung nie in Frage kam.<br />

T I P P<br />

[ ]<br />

Ihre Großeltern waren es auch, die<br />

ihr die Kunst <strong>de</strong>s Handwebens beigebracht<br />

haben. Der Vater war Bleicher.<br />

Schon als Kind schaute Monika Holler<br />

gerne <strong>de</strong>n Webern in <strong>de</strong>r Werkstatt<br />

zu: „Ich war fasziniert davon,<br />

wie das Schifferl hin und her sauste<br />

und <strong>de</strong>r Stoff damit wächst“. Die<br />

Begeisterung dafür hat sie bis heute<br />

behalten. Auch ihr Mann Gerhard<br />

stammt aus einer Weberfamilie. Mit<br />

ihm gemeinsam führte sie die Tradition<br />

lange fort, bis er gesundheitliche<br />

Probleme bekam und mit <strong>de</strong>m Weben<br />

aufhören musste. „Mein Mann Gerhard<br />

war ein hervorragen<strong>de</strong>r Weber,<br />

<strong>de</strong>r sein Handwerk verstand. Aber es<br />

ist inzwischen zu anstrengend für ihn<br />

gewor<strong>de</strong>n“, bedauert Monika Holler.<br />

Wo er könne, helfe er ihr aber noch.<br />

Immerhin lässt sie das Interesse ihres<br />

Neffen wie<strong>de</strong>r hoffen, dass es mit <strong>de</strong>r<br />

Handweberei doch noch weitergeht.<br />

Monika Holler tritt wie<strong>de</strong>r in die Pedale.<br />

Glatt und gleichmäßig entwickelt<br />

sich <strong>de</strong>r Rand <strong>de</strong>r neuen Tisch<strong>de</strong>cke.<br />

Trotz<strong>de</strong>m macht sie immer<br />

wie<strong>de</strong>r halt, um das Muster zu überprüfen.<br />

Am En<strong>de</strong>, bevor man sie abholen<br />

wird, bekommt ihre Tisch<strong>de</strong>cke<br />

noch schmucke Saumecken, erzählt<br />

die Wegschei<strong>de</strong>r Handweberin. Bis<br />

dahin wird sie noch rund drei Kilometer<br />

Garn dafür verweben.<br />

LEINENRADWEG AN DER WEBERSTRASSE<br />

Von <strong>de</strong>r langen Tradition <strong>de</strong>s Webens<br />

zeugt die Weberstraße in<br />

<strong>de</strong>r Wegschei<strong>de</strong>r Gegend. Hier entlang<br />

läuft <strong>de</strong>r „Leinenradweg“. Die<br />

Rundstrecke führt rund 42 Kilometer<br />

durch Hügel und Täler, entlang<br />

Der Rannasee<br />

einer malerischen <strong>Land</strong>schaft. Doch<br />

bei <strong>de</strong>r Radtour gibt es nicht nur unberührte Natur, Berge, Wiesen, Fel<strong>de</strong>r,<br />

Schluchten und Täler zu ent<strong>de</strong>cken – auch Wissenswertes zum Thema<br />

Leinenweberei. Denn hier liegt von alters her die Heimat <strong>de</strong>r Weber.<br />

Der Rundweg, auf <strong>de</strong>m 530 Höhenmeter zu überwin<strong>de</strong>n sind, bietet Haltestopps<br />

bei Monika Holler in Kasberg, am Webereimuseum Breitenberg,<br />

<strong>de</strong>n Skisprungschanzen Rastbüchl, <strong>de</strong>r Teppichweberei Lichtenauer, <strong>de</strong>m<br />

Sonnener Hochmoor, <strong>de</strong>m Rannasee und <strong>de</strong>r Weberei Moser.<br />

Das Haus am Strom ist die Umweltstation<br />

<strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises Passau. In<br />

<strong>de</strong>r interaktiven Ausstellung dreht<br />

sich alles um das <strong>Passauer</strong> Donautal:<br />

Die Besucher sind eingela<strong>de</strong>n, einen<br />

Ritt auf <strong>de</strong>m Hausen zu wagen, <strong>de</strong>m<br />

mit 5 Metern größten Fisch <strong>de</strong>r Donau,<br />

mit <strong>de</strong>m Tretboot durch Passau<br />

zu schippern und dabei Energie zu<br />

erzeugen o<strong>de</strong>r Smarag<strong>de</strong>i<strong>de</strong>chsen<br />

aus <strong>de</strong>r Nähe zu erleben. Zu<strong>de</strong>m ist<br />

die Ausstellung barrierefrei.<br />

Wer auch die Anfahrt von Passau<br />

schon genießen will, <strong>de</strong>m sei das<br />

Schiff empfohlen. Außer<strong>de</strong>m bietet<br />

das Haus am Strom zahlreiche Veranstaltungen<br />

für Familien und Naturinteressierte.<br />

Gleich neben <strong>de</strong>m<br />

Haus am Strom liegt das größte<br />

Wasserkraftwerk. Im gemütlichen<br />

Biergarten mit Spielplatz fin<strong>de</strong>t<br />

<strong>de</strong>r Besuch einen gelungenen Ausklang.<br />

22<br />

Am Kraftwerk 4 · 94107 Jochenstein<br />

Tel. 00 49 (0) 85 91 / 91 28 90 23<br />

www.hausamstrom.<strong>de</strong>


HART ABER HERZLICH<br />

WO DER GRANIT <strong>DA</strong>S LEBEN BESTIMMTE<br />

Seit fast 1000 Jahren wird im Bayerischen<br />

Wald Granit abgebaut.<br />

Er ist grau bis gelblich, fein- o<strong>de</strong>r<br />

grobkörnig. Alte Bauten, Schlösser,<br />

Kirchen und Burgen im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />

bestehen aus diesem Bayerwald-Granit.<br />

Aber auch Monumente <strong>de</strong>r Bayerischen<br />

Könige und viele Sockel, Plätze<br />

und Straßen in München, Wien o<strong>de</strong>r<br />

Budapest. Seine Blütezeit begann, als<br />

Hauzenberg zum reichen Fürstbistum<br />

Passau gehörte. Schließlich konnte das<br />

Gestein im eigenen Territorium <strong>de</strong>s<br />

Hochstifts abgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

STEILE HÄNGE UND<br />

SCHLECHTE WEGE<br />

zenberg liegt rund 20 Kilometer<br />

vom Herrschaftssitz <strong>de</strong>r Bischöfe,<br />

<strong>de</strong>r Stadt Passau, und <strong>de</strong>m Hafen<br />

entfernt. Die Infrastruktur fehlte.<br />

Abbaugebiete in unmittelbarer Nähe<br />

waren in Vilshofen und Schärding.<br />

Doch Vilshofen gehörte zum Herzogtum<br />

Bayern und Schärding mal <strong>de</strong>n<br />

Habsburgern, mal <strong>de</strong>n Bayern. So<br />

gab es nur in Hauzenberg kostenlosen<br />

Granit. Der noch dazu von sehr<br />

guter Qualität war. Also mussten die<br />

jahrhun<strong>de</strong>rtealten Hohlwege durch<br />

Wald und Fels genutzt wer<strong>de</strong>n. Pfer<strong>de</strong><br />

konnte man dafür nicht einsetzen.<br />

Sie sind zwar schnell, aber in schwierigem<br />

Gelän<strong>de</strong>, das steinig und steil<br />

ist, nicht einsetzbar. So griff man<br />

auf Ochsen zurück. „Denn Ochsen<br />

sind stark und zäh“, erklärt Ludwig<br />

Bauer, Steinmetzmeister und Leiter<br />

Einziges Problem: Der Bayerische<br />

Wald war kaum erschlossen. Hau<strong>de</strong>s<br />

Granitzentrums in Hauzenberg.<br />

„Darin liegt auch <strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>r<br />

Ochsenzucht im Bayerischen Wald“,<br />

fährt er fort. Um 1790 waren sämtliche<br />

Bergrouten mit voll bela<strong>de</strong>nen<br />

Wägen gesäumt. Nicht selten stürzten<br />

Fuhrwerke ab.<br />

ALS <strong>DA</strong>S HOCHSTIFT<br />

BAYERISCH WURDE<br />

Doch <strong>de</strong>r Granitabbau ging voran<br />

und die Steinhauer verdienten gutes<br />

Geld. Der Bayerische Wald – früher<br />

eine arme Gegend – erblühte langsam.<br />

„Schriftsteller Johann Ernst<br />

Fabri aus Erlangen bereiste das<br />

Fürstbistum 1791 und schrieb, dass<br />

sämtliche Bergrücken von Vieh- und<br />

Stierwei<strong>de</strong>n für die Ochsenzucht<br />

dienten. Täler wür<strong>de</strong>n voller Flachs blau erblühen,<br />

Hopfenstangen seine Wege säumen und die<br />

Steinhauer im Takt klimpern“, berichtet Ludwig<br />

Bauer. Der 65-Jährige hegt einen großen Wissensschatz.<br />

Manchmal scheint es, als hätte er<br />

diese gol<strong>de</strong>nen Zeiten selber miterlebt. Geprägt<br />

war Hauzenberg und <strong>de</strong>r Granitabbau immer<br />

von <strong>de</strong>r Herrschaft. 1803 ging die Region für<br />

zwei Jahre an das Herzogtum Salzburg-Toskana.<br />

„Danach haben wir bayerisch wer<strong>de</strong>n müssen“,<br />

grinst Ludwig Bauer. „Die Leute haben gesagt: Um<br />

Gottes Willen, was haben wir <strong>de</strong>nn verbrochen,<br />

dass wir so gestraft wer<strong>de</strong>n“, fährt er fort. Doch<br />

<strong>de</strong>r Anschluss an das Königreich Bayern erwies<br />

sich als durchaus positiv für die Bevölkerung. Erste<br />

Lieferungen nach München waren Sockel und<br />

Stufen für das Denkmal von König Max I. Joseph.<br />

Er und seine Nachfahren brachten die Gegend<br />

voran und leisteten weitere Wirtschaftshilfe in<br />

Form von Staatsaufträgen. Darunter <strong>de</strong>r Vertrag,<br />

Granitsäulen für die Errichtung <strong>de</strong>r Befreiungshalle<br />

in Kehlheim zu liefern. Mit <strong>de</strong>n Aufträgen<br />

schickte die Regierung gleich Geld an das Rentamt<br />

Passau, um eine Verbindungsstraße zu bauen.<br />

So erhielt Hauzenberg eine direkte Straße nach<br />

Passau, mit <strong>de</strong>r Umgehung einer größeren Steigung,<br />

einer eisernen Brücke über die Erlau und<br />

einer mo<strong>de</strong>rnen Verla<strong>de</strong>station an <strong>de</strong>r Donau.<br />

„Nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s ersten Architekten und <strong>de</strong>r<br />

Abdankung König Ludwigs I. (1848) wur<strong>de</strong> umgeplant.<br />

Die Hauzenberger Granitsäulen holte niemand<br />

ab. Trotz<strong>de</strong>m sind im Vorfeld 42.000 Gul<strong>de</strong>n<br />

geflossen – direkt an die Handwerker. Das hatte<br />

einen Gegenwert von 20 Bauernhöfen“, erzählt<br />

<strong>de</strong>r Steinmetzmeister. Unwahrscheinlich viel Geld<br />

für <strong>de</strong>n Bayerischen Wald. Während dieser Blütezeit<br />

lieferten die Hauzenberger Baumaterial für<br />

die <strong>Passauer</strong> Donaulän<strong>de</strong>, die Maxbrücke (ehem.<br />

Donaubrücke), die Innbrücke, die Triftsperr o<strong>de</strong>r<br />

die 321 Stufen <strong>de</strong>r Wallfahrtskirche Mariahilf.<br />

Viele Städte begannen in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s vorletzten<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts mit Stadtsanierungen. Sie errichteten<br />

Kanalisierungen und befestigten Straßen mit<br />

Granitpflaster. So explodierte <strong>de</strong>r Granitabbau<br />

auch in Donaunähe. In Vilshofen wur<strong>de</strong>n hauptsächlich<br />

kleine Pflastersteine in Würfelform geschlagen<br />

und auf <strong>de</strong>r Donau weitertransportiert.<br />

HILFE IN DER NOT – GRÜNDUNG<br />

EINER SOLI<strong>DA</strong>RGEMEINSCHAFT<br />

Die Geschäfte florierten. Neue Arbeiter mussten<br />

her. Junge Burschen und Knechte wur<strong>de</strong>n plötzlich<br />

zu freischaffen<strong>de</strong>n Steinhauern und verdienten<br />

viel Geld. Sie konnten sich nun Häuser<br />

leisten, Familien grün<strong>de</strong>n und gut leben. Doch<br />

<strong>de</strong>r Wohlstand hielt nur so lange an, wie sie die<br />

harte Arbeit leisten konnten. Krankenkassen o<strong>de</strong>r<br />

Rentenversicherungen gab es keine. So schlossen<br />

sich die Steinhauer, Überlieferungen zufolge,<br />

um 1856 zusammen und grün<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n Zwickverein.<br />

Zweck und Name gehen auf das arbeitsunfähig<br />

wer<strong>de</strong>n durch Quetschungen zurück.<br />

Ein vielfaches Berufslei<strong>de</strong>n. Denn „eingezwickt“,<br />

wie man es im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> sagt, hat man sich<br />

schnell zwischen <strong>de</strong>n Gesteinen. Ganze Gliedmaßen<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Betroffenen abgetrennt und mit<br />

nur einer Hand war das Arbeiten im Steinbruch<br />

unmöglich. Die Solidargemeinschaft hatte das<br />

Ziel, in Not geratene Familien durch freiwillige<br />

Beiträge <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r zu unterstützen. Auch<br />

politisch wollten sie sich formieren. Gemeinsam<br />

for<strong>de</strong>rten sie höhere Löhne und hielten zusammen.<br />

BERGAUF UND BERGAB<br />

Nach<strong>de</strong>m die Leibeigenschaft abgeschafft wur<strong>de</strong>,<br />

fühlten sich die reichen Bauern <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Wal<strong>de</strong>s als seien sie adlig und errichteten<br />

prunkvolle Granithöfe. Einer davon zeugt noch<br />

heute von dieser Geschichte. Der Gidibauerhof.<br />

Viele sind verschwun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn mit <strong>de</strong>m Beginn<br />

<strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges war es schnell vorbei mit<br />

Reichtum und Aufschwung. Von Heute auf Morgen<br />

zog Kaiser Wilhelm II. alle jungen und später<br />

auch alten Männer ein. „Sie kamen – wenn<br />

überhaupt – krank und verwun<strong>de</strong>t zurück. Die<br />

Wenigen, die konnten, stan<strong>de</strong>n schon am nächsten<br />

Tag wie<strong>de</strong>r im Steinbruch. Denn es herrschte<br />

eine riesen Not“, erinnert Ludwig Bauer. Die<br />

Industrialisierung schritt voran. Wegen Reparationslieferungen<br />

an Frankreich und Holland gab es<br />

<strong>de</strong>nnoch Arbeit. 1925 erhielt ein Steinhauer 0,50<br />

Reichsmark in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>. Das hatte <strong>de</strong>n Wert<br />

einer Maß Bier. Der Zwickverein schaltete sich<br />

wie<strong>de</strong>r ein. Die Steinhauer grün<strong>de</strong>ten eine<br />

Genossenschaft, um Lebensmittel günstiger einkaufen<br />

zu können. Auch im Dritten Reich wur<strong>de</strong><br />

viel Granit verbaut – Stahl brauchte die Rüstungsindustrie.<br />

So entstan<strong>de</strong>n ganze Städte, Straßenzüge,<br />

Stadien, Parteigebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Autobahnen<br />

aus Granit. Der Zweite Weltkrieg bescherte <strong>de</strong>n<br />

Steinbrüchen dann wie<strong>de</strong>r schlechte Zeiten. Während<br />

<strong>de</strong>s Wirtschaftswun<strong>de</strong>rs ging es auch im<br />

Granitabbau wie<strong>de</strong>r bergauf. Die Bautätigkeit war<br />

groß. Ein hoher Bedarf an Naturstein bestand.<br />

24 25


HART ABER HERZLICH<br />

„Die Steinhauer konnten nach vorne<br />

blicken. Die schlechten Zeiten im<br />

Hinterkopf arbeiteten sie unermesslich<br />

viel – aber niemand sagte ihnen,<br />

dass <strong>de</strong>r durch die Pressluft hochwirbeln<strong>de</strong><br />

Feinstaub in die Lunge kommt<br />

und eine Silikose bringt“, bedauert<br />

<strong>de</strong>r 65-Jährige. Absaugungen gab es<br />

noch keine. Eine ganze Nachkriegsgeneration<br />

erkrankt an <strong>de</strong>r tückischen<br />

Staublunge und verstirbt an<br />

<strong>de</strong>r Berufskrankheit.<br />

Hart, aber<br />

Herzlich<br />

HAUZENBERGER GRANIT<br />

HAT ZUKUNFT<br />

Trotz unermüdlicher Arbeit: An die<br />

gol<strong>de</strong>nen Zeiten konnte man nicht<br />

mehr anknüpfen. Durch <strong>de</strong>n günstigen<br />

Transport von Chinagranit, <strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n Baumärkten teils zu Spotpreisen<br />

verkauft wur<strong>de</strong>, ging <strong>de</strong>r Steinabbau<br />

in Hauzenberg in <strong>de</strong>n letzten<br />

25 Jahren zurück. Die Preise wur<strong>de</strong>n<br />

gedrückt – Steinbrüche mussten<br />

schließen. Von insgesamt 240 Steinbrüchen<br />

sind noch zehn Große in<br />

Betrieb, die rund 300 Angestellte beschäftigen.<br />

Vor <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg<br />

sprach man von 12.000 Beschäftigten.<br />

„Momentan sehen wir Licht am<br />

Horizont. Weil die Europäische Union<br />

die Umweltbelastungen einschränken<br />

möchte, sind die Frachten teurer<br />

gewor<strong>de</strong>n und damit <strong>de</strong>r Granit aus<br />

Billiglän<strong>de</strong>rn. Auch Gesetze o<strong>de</strong>r Verordnungen<br />

für staatliche Bauten schreiben<br />

vor, dass die Belastungen <strong>de</strong>r<br />

Umwelt bei Gewinnung und Transport<br />

<strong>de</strong>r Baustoffe beachtet wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Darin liegt unsere Chance<br />

in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren“, blickt<br />

Ludwig Bauer positiv in die Zukunft.<br />

DIE STEINHAUER<br />

Eine beson<strong>de</strong>re Gil<strong>de</strong><br />

Bei sengen<strong>de</strong>r Hitze o<strong>de</strong>r frostiger<br />

Kälte – die Steinhauer<br />

waren <strong>de</strong>r Natur mit all ihren<br />

Launen ausgesetzt. Sie hatten mit<br />

einfachen Werkzeugen, Hammer und<br />

Meißel große Blöcke aus <strong>de</strong>n Felsen<br />

zu klopfen. Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt war<br />

ihr Beruf noch recht frei. Die Steinhauer<br />

begaben sich auf Wan<strong>de</strong>rschaft<br />

und ließen sich dort nie<strong>de</strong>r, wo<br />

es gera<strong>de</strong> Arbeit gab. Bezahlt wur<strong>de</strong>n<br />

sie im Stücklohn. „Für einen Wassergrand,<br />

wie er am Gidibauer Hof zu<br />

sehen ist, erhielt <strong>de</strong>r Steinhauer so<br />

viel Getrei<strong>de</strong>, wie er einfüllen konnten“,<br />

erzählt Ludwig Bauer. Später<br />

wur<strong>de</strong>n sie dann auch mit Geld entlohnt.<br />

„So konnte sich je<strong>de</strong>r Arbeiter<br />

seine Zeit einteilen. Wenn es narrisch<br />

heiß war, dann konnte er sich auch<br />

mal unter eine Buche setzen. Denn er<br />

wusste: Für diesen Trog erhalte ich<br />

beispielsweise 150 Deutsche Mark.“,<br />

fährt er fort.<br />

GANZ NORMALE LEUTE<br />

Nicht selten wur<strong>de</strong> ihnen nachgesagt,<br />

grobe Burschen zu sein. „Doch Steinhauer<br />

waren ganz normale Leute.<br />

Realisten. Keine größeren Raufbol<strong>de</strong><br />

als Bäcker, Metzger o<strong>de</strong>r Bauern“,<br />

bestätigt Ludwig Bauer. Im Takt<br />

klopften sie Tag ein Tag aus, um Lohn<br />

und Brot zu erwerben. Zur Weiterverarbeitung<br />

kamen die Natursteinblöcke<br />

dann zum Steinmetz, <strong>de</strong>m<br />

ausgebil<strong>de</strong>ten Steinhauer. Er lässt<br />

noch heute Denkmäler, Monumente<br />

und Grabsteine in schwerer Handarbeit<br />

entstehen. „Als Steinmetz darfst<br />

du <strong>de</strong>m Stein <strong>de</strong>inen Willen aufzwängen<br />

– aber nicht mit Gewalt. Du<br />

musst ihn streicheln, fast gern haben<br />

und wissen, was wegzuhauen ist“,<br />

schwärmt Ludwig Bauer von seinem<br />

Beruf. Neben <strong>de</strong>m Gespür für Formen,<br />

körperlicher Kraft und handwerklichem<br />

„So rau wie unser Image manchmal dargestellt<br />

wird, sind wir Steinhauer gar nicht. Es braucht<br />

viel Gefühl die Steine zu bezwingen. Zahlreiche<br />

Steinhauer sind zum Beispiel auch Musiker.“<br />

Geschick etablierten die Steinbrucharbeiter<br />

auch eine Solidaritätsgemeinschaft.<br />

Den Zwickverein.<br />

„EINE GANZ SCHÖNE<br />

SCHINDEREI“<br />

Ihr Arbeitsalltag verän<strong>de</strong>rte sich<br />

im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Die Steinhauer<br />

wur<strong>de</strong>n im Lauf <strong>de</strong>r Jahre zu Angestellten.<br />

Pünktlich um 12 Uhr kamen<br />

ihre Ehefrauen mit <strong>de</strong>m Mittagessen<br />

vorbei. „Noch so mancher Zeitzeuge<br />

erinnert sich an ganze Kolonnen<br />

von Frauen, die täglich, bepackt mit<br />

einem Henkeltopf, im Steinbruch<br />

aufschlugen“, weiß Ludwig Bauer.<br />

Am Nachmittag mussten sie mitarbeiten.<br />

Zu ihren Aufgaben gehörte<br />

das Entfernen <strong>de</strong>s Erdreichs von <strong>de</strong>n<br />

Felsen, das Ausräumen <strong>de</strong>r Hütten,<br />

das Sortieren <strong>de</strong>r Pflastersteine, das<br />

Schleifen von Steinen und das Drehen<br />

von Bohrstangen. „Das war eine<br />

ganz schöne Schin<strong>de</strong>rei“, bekräftigt<br />

<strong>de</strong>r 65-Jährige. Der Granitabbau<br />

war also eine riesen Gemeinschaftsleistung.<br />

Viele Hän<strong>de</strong> waren nötig<br />

und <strong>de</strong>r Arbeitsalltag nicht immer<br />

leicht. Den Höhepunkt eines Jahres<br />

stellte jedoch <strong>de</strong>r Kirchweihmontag<br />

dar. An diesem Festtag spendierten<br />

Bäcker, Metzger und Bräu eine Brotzeit.<br />

Nach <strong>de</strong>r Vormittagspause blieb<br />

man sitzen und feierte ein rauschen<strong>de</strong>s<br />

Fest mit Musik und Tanz. Ein ganz<br />

beson<strong>de</strong>rer Tag für die Steinbrucharbeiter.<br />

Heute gerät dieser Brauch<br />

zunehmend in Vergessenheit. Der<br />

Beruf ist mo<strong>de</strong>rner gewor<strong>de</strong>n. Mit<br />

technischem Gerät bearbeiten sie<br />

die Steine. Ihre Aufgabe, aus einem<br />

Steinblock ein Kunstwerk entstehen<br />

zu lassen, ist jedoch die Gleiche<br />

geblieben. Räumliches Vorstellungsvermögen,<br />

Kreativität, Gefühl und<br />

die Liebe zum Beruf machen <strong>de</strong>n<br />

Steinmetz o<strong>de</strong>r Steinhauer noch<br />

heute aus.<br />

STEINMETZMEISTER<br />

LUDWIG BAUER<br />

Genau wie <strong>de</strong>r Granit ist Ludwig Bauer<br />

ein Hauzenberger Urgestein. Urlauber wie<br />

Einheimische führt er täglich durch das<br />

Granitzentrum in Hauzenberg. Die tiefe<br />

Verbun<strong>de</strong>nheit zum Stein und <strong>de</strong>r Region<br />

spürt man. Der 65-Jährige Wotzdorfer<br />

ist hier zur Schule gegangen. Er war von<br />

klein auf begeistert von <strong>de</strong>n Steinhauern,<br />

die Denkmäler und Kunstwerke geschaffen<br />

haben. So hat es ihn schon mit 13<br />

Jahren in die Steinbrüche <strong>de</strong>s Granitmassivs<br />

rund um Hauzenberg gezogen.<br />

„Den Beruf zu erlernen, war ein großer<br />

Kindheitstraum für mich. Geweint habe<br />

ich vor lauter Freu<strong>de</strong>, als ich erfahren<br />

hab, dass ich Steinhauer wer<strong>de</strong>n durfte“,<br />

strahlt <strong>de</strong>r Vater von vier Kin<strong>de</strong>rn.<br />

An die Ausbildung schloss er gleich noch<br />

eine Weiterbildung zum Steinmetz- und<br />

Steinbildhauermeister an. Mittlerweile<br />

ist er Geschäftsführer <strong>de</strong>s Granitzentrums.<br />

Dazu gehört nicht nur das Museum.<br />

Seine Aufgaben liegen auch in <strong>de</strong>r<br />

Fachberatung rund um Naturstein. Er informiert<br />

Kun<strong>de</strong>n darüber, welcher Stein<br />

sich für welches Bauwerk eignet. „Schon<br />

nach meiner Meisterprüfung musste ich<br />

zusehen, Arbeit hierher zu bringen und<br />

Architekten und Baumeister beraten“, erklärt<br />

<strong>de</strong>r Wotzdorfer. Er kennt das „Gold“<br />

<strong>de</strong>s Bayerwal<strong>de</strong>s wie kaum ein an<strong>de</strong>rer.<br />

Und auch privat befasst er sich mit seiner<br />

Heimat. Ludwig Bauer forscht gerne in<br />

<strong>de</strong>r Geschichte und ist Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Heimat- und Trachtenvereins Wotzdorf.<br />

26 27


HART ABER HERZLICH<br />

GANZ AUS<br />

GRANIT<br />

Der Gidibauerhof in Hauzenberg<br />

er<br />

Innenhof<br />

Tradition – Natur – Genuss<br />

dition – Natur – Genuss<br />

Auf einer Anhöhe <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Wal<strong>de</strong>s thront<br />

er, umgeben von saftigen<br />

Wiesen mit Blumen und<br />

Kräutern. Der Gidibauerhof. Durch<br />

seine historische Bauweise aus<br />

Granitqua<strong>de</strong>rn zählt er zu <strong>de</strong>n<br />

schönsten Bauernhöfen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong>es. Der Name „Gidibauer<br />

Hof“ lässt sich auf <strong>de</strong>n<br />

ersten urkundlich erwähnten<br />

Besitzer, Ägidius Nöpauer, zurückführen.<br />

Er hatte 1729 in <strong>de</strong>n<br />

Granithof eingeheiratet. Mittlerweile<br />

führt ihn Johann Ertl schon<br />

in <strong>de</strong>r siebten Generation. Die<br />

Familie ist fest verwurzelt mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>nkmalgeschützten Anwesen.<br />

GRUNDSTEIN FÜR<br />

GENERATIONEN<br />

„Die Gebäu<strong>de</strong> dienen als typisches<br />

Beispiel für das Bauhandwerk<br />

im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt in<br />

unserer Gegend. Damals wur<strong>de</strong><br />

im Bayerischen Wald alles aus<br />

einheimischem Granit gefertigt,<br />

was Tragfähigkeit und Härte verlangte“,<br />

erklärt Besitzer Johann<br />

Ertl. Von 1988 bis 1996 hat <strong>de</strong>r<br />

ehemalige Bankangestellte sein<br />

Anwesen Stück für Stück saniert<br />

und zum Naturhotel mit Restaurant<br />

umgebaut. Seither bietet <strong>de</strong>r<br />

Granit-Vierseithof eine idyllische<br />

Einkehr in historischem Ambiente.<br />

Die viele Arbeit hat sich gelohnt:<br />

Urlauber und Einheimische<br />

erfreuen sich an <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren<br />

Atmosphäre <strong>de</strong>r Natursteingebäu<strong>de</strong>.<br />

Eine schöne Terrasse mit<br />

Biergarten lädt zu frischen Brotzeiten<br />

und kühlen Getränken ein.<br />

Die Küche ist vielversprechend:<br />

Von bo<strong>de</strong>nständigen bayerischen<br />

Gerichten bis zum gehobenen<br />

Gaumenschmaus lassen sich allerhand<br />

Schmankerl fin<strong>de</strong>n. So naturbelassen<br />

wie die Gebäu<strong>de</strong> bleiben<br />

auch die Zutaten <strong>de</strong>r Speisen.<br />

Juniorchef Alois Ertl, ein gelernter<br />

Koch, <strong>de</strong>r in namhaften Sternerestaurants<br />

gearbeitet hat, legt<br />

viel Wert auf einheimische und<br />

Die Bauernstub'n<br />

AUSGEZEICHNET MIT DEM MICHELIN BIB GOURMAND 2016<br />

AUSGEZEICHNET MIT DEM MICHELIN BIB GOURMAND 2016<br />

Telefon Telefon 0 85 86 - 96 0 8544-0<br />

86 - 96 44-0<br />

Grub 7 Telefon in Hauzenberg<br />

0 85 86 - 96 44-0 Wan<strong>de</strong>rwege direkt vorm Haus<br />

Grub 7 in Hauzenberg Granitmuseum 500 m Passau<br />

Grub 7 in Hauzenberg<br />

l Öffnungszeiten (Küche)<br />

Altstadt 15 Automin. Nationalpark<br />

l<br />

Di bis So von Öffnungszeiten 11.30 – 13.30 (Küche) Uhr 35 Automin. Langlaufzentrum<br />

l<br />

und<br />

Öffnungszeiten von Montag 17.30 Ruhetag – 21.00 (Küche) Uhr 15 Automin. Familienskiberg<br />

l<br />

» Wir verstärken unser Team ab sofort!<br />

19 Di. bis So. von 11.30 – 13.30 Uhr<br />

Frische, Gästezimmer regionale Schmankerl ab 39 Räumlichkeiten<br />

& festliche Menüs zum ... Feiern von 5 - 110 Personen Montag Montag Ruhetag Ruhetag Geiersberg 10 Automin. Skigebiet<br />

l l » Wir verstärken Raumpflegerin unser Team für unseren<br />

ab sofort!<br />

Di. und<br />

bis So. von von 11.30 17.30 – – 13.30 21.00 Uhr<br />

he, regionale<br />

Tagungsraum Gästebereich und Hotelzimmer gesucht.<br />

UNSER TIPP Schmankerl<br />

im „alten<br />

»Gidibauer Geschenkgutscheine«<br />

& festliche<br />

Kuhstall“ Menüs<br />

bis ...<br />

20 Personen<br />

www.gidibauer.<strong>de</strong><br />

Hochficht 30 Automin.<br />

Raumpflegerin für unseren<br />

und<br />

von 17.30 – 21.00 Uhr<br />

Gästebereich Wir freuen und uns Hotelzimmer auf Ihren Anruf.<br />

gesucht. www.gidibauer.<strong>de</strong><br />

R TIPP »Gidibauer Geschenkgutscheine«<br />

Wir freuen uns auf Ihren Anruf.<br />

www.gidibauer.<strong>de</strong><br />

Der Ochs'nstall<br />

biologische Lebensmittel. Mutter,<br />

Schwester und Ehefrau Inge<br />

kümmern sich um Service, Gästezimmer<br />

und Suiten <strong>de</strong>s Hotels. Die<br />

nächste Generation <strong>de</strong>r Ertls steckt<br />

mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Johannes, Vitus und<br />

Josefa schon in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen.<br />

Vielleicht führen sie die Tradition<br />

und <strong>de</strong>n Gastronomiebetrieb fort –<br />

so wie Johann und Alois.<br />

EIN STÜCK GESCHICHTE<br />

Sie haben mit <strong>de</strong>m Gidibauerhof<br />

auch ein Stückchen Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Wal<strong>de</strong>s bewahrt:<br />

Den Innenhof <strong>de</strong>s <strong>de</strong>nkmalgeschützten<br />

Anwesens zum Beispiel ziert<br />

Der uhstall<br />

ein Krautbottich mit <strong>de</strong>r Inschrift<br />

„1803“, er dient heute als Wassergrant.<br />

Auch in <strong>de</strong>r behaglichen<br />

Bauernstube <strong>de</strong>s Restaurants<br />

lässt sich ein Zeugnis <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit fin<strong>de</strong>n – hier kann<br />

an einem Tisch aus <strong>de</strong>m Jahr<br />

1839 gespeist wer<strong>de</strong>n. Zusammen<br />

mit <strong>de</strong>n original Holzdielen und<br />

einer großen Eckbank strahlt er eine<br />

natürliche und beson<strong>de</strong>re Behaglichkeit<br />

aus. Hier spürt man sie – die<br />

gute alte Zeit. Nur ein Jahr später<br />

entstand <strong>de</strong>r Ochsenstall mit seinen<br />

imposanten Granitsäulen, dort wird<br />

heute gefrühstückt o<strong>de</strong>r gefeiert.<br />

Der Biergarten<br />

Im gegenüberliegen<strong>de</strong>n Kuhstall<br />

fin<strong>de</strong>n oft Hochzeiten, Seminare<br />

o<strong>de</strong>r Geburtstagsfeiern statt. Er hat<br />

ein prächtiges Backsteingewölbe<br />

und steht auf 40 Zentimeter hohen<br />

Granitträgern. „Der gesamte Granit<br />

stammte aus Hauzenberger Steinbrüchen.<br />

Er wur<strong>de</strong> praktisch genutzt.<br />

Das bestimmte <strong>de</strong>n handwerklichen<br />

Aufwand <strong>de</strong>r Steinmetze – für Prunk<br />

war <strong>de</strong>r Reichtum nicht groß genug<br />

in dieser steinigen Gegend“, erklärt<br />

Johann Ertl. Und doch sind diese<br />

Werke heute etwas ganz Beson<strong>de</strong>res,<br />

sowohl <strong>de</strong>r Hauzenberger Granit<br />

als auch <strong>de</strong>r Gidibauer Hof.<br />

28 29


RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />

RÖSSER,<br />

RITTER,<br />

RITUALE<br />

VOM JODLBAUER<br />

ZUM ROTTALER<br />

Es sind nicht nur die prächtigen Höfe<br />

und Güter, die an die Zeit erinnern,<br />

als das Rottal noch seiner Pfer<strong>de</strong><br />

wegen als „gutes <strong>Land</strong>“ bekannt war.<br />

So ziert das Rottaler Warmblut bis<br />

heute das Emblem einer traditionellen<br />

Weißbiermarke: Das Jodlbauer,<br />

das ursprünglich in Rotthalmünster<br />

gebraut wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m einstigen<br />

Zentrum <strong>de</strong>s legendären Pfer<strong>de</strong>zuchtgebiets<br />

– neben Ostfriesland das<br />

älteste, das in Deutschland bekannt<br />

ist. Karl Degenhart, ein findiger Unternehmer<br />

aus <strong>de</strong>m südlichen<br />

Bayerischen Wald, kaufte nicht nur<br />

die Brauerei, er nahm sich auch <strong>de</strong>m<br />

vom Aussterben bedrohten Wappentier<br />

an. Auf seinem Gut Feuerschwendt<br />

im Ilztal begann er zur<br />

Jahrtausendwen<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Nachzucht<br />

<strong>de</strong>r einst wegen ihrer Vielseitigkeit<br />

so begehrten Pfer<strong>de</strong>rasse. Gut ein<br />

Viertel aller Rottaler Pfer<strong>de</strong> weltweit<br />

sind heute hier zu Hause.<br />

Wo Bayerns älteste<br />

Pfer<strong>de</strong>rasse wie<strong>de</strong>r<br />

Nachwuchs bekommt<br />

• <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> (PL): Herr Degenhart,<br />

ihr Name steht für eine bekannte Getränkemarkt-Kette<br />

im Südosten Bayerns,<br />

mit inzwischen 26 Filialen. Wie<br />

sind Sie auf die I<strong>de</strong>e mit <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>zucht<br />

gekommen?<br />

• Karl Degenhart (KD): Den Hintergedanken<br />

hatte ich schon beim Kauf<br />

<strong>de</strong>r Brauerei Jodlbauer.<br />

Die hat ja das Rottaler Pferd seit über<br />

100 Jahren als Emblem. Damals hatte<br />

ich mir gesagt, wenn ich einmal Zeit<br />

und die Möglichkeit habe, und mein<br />

Sohn Markus <strong>de</strong>n Getränkehan<strong>de</strong>l<br />

übernimmt, dann kaufe ich mir einen<br />

Bauernhof und züchte das Pferd.<br />

• PL: Jodlbauer, die Brauerei in<br />

Rotthalmünster?<br />

KD: Schon, aber nicht mehr in<br />

Rotthalmünster. Die Brauerei dort<br />

wur<strong>de</strong> aufgegeben. Heute wird nur<br />

noch nach Rezept (Anm. d. Red.: in<br />

Lohnbrauerei) gebraut und das Bier in<br />

<strong>de</strong>n Märkten als Jodlbauer verkauft.<br />

Bei unseren Mengen hätten wir zu viel<br />

investieren müssen.<br />

• PL: Wann haben Sie ihren Traum<br />

verwirklicht und <strong>de</strong>n Hof gekauft?<br />

• KD: Etwa vor 16 Jahren. Nur ist <strong>de</strong>r<br />

Hof mittlerweile zum Hotel gewor<strong>de</strong>n.<br />

Meine damalige Lebensgefährtin<br />

war ja aus <strong>de</strong>r Gastronomie. Dass ich<br />

selber mal Gastronom wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>,<br />

daran hätte ich nie gedacht. Aber jetzt<br />

bin ich es und es macht mir großen<br />

Spaß. Bei uns passiert viel und die<br />

Gäste können mit ihren Hun<strong>de</strong>n und<br />

Pfer<strong>de</strong>n herkommen und Urlaub machen.<br />

Dafür haben wir alles hier, sogar<br />

eine Hun<strong>de</strong>schule, <strong>de</strong>n „Hexenhof“.<br />

• PL: Und seither züchten Sie auch<br />

Rottaler Pfer<strong>de</strong>.<br />

• KD: Ja. Anfänglich hatte ich mir vier<br />

gekauft. Die sind gar nicht so einfach<br />

zu bekommen. Zwei Stuten habe ich<br />

von einer Brauerei aus <strong>Land</strong>shut. Eine<br />

hatte ich aus Oberbayern geholt. Und<br />

wo ich die vierte her habe, kann ich<br />

jetzt gar nicht mehr genau sagen.<br />

Inzwischen sind es 22 Pfer<strong>de</strong> – 13<br />

Stuten, acht Wallache und ein Hengst.<br />

Verkauft habe ich auch schon ein<br />

paar. Heuer haben wir wie<strong>de</strong>r zwei<br />

Fohlen bekommen – weltweit gab<br />

es vielleicht fünf o<strong>de</strong>r sechs. Das<br />

hatten wir schon lange nicht mehr.<br />

Dafür ist allerdings „<strong>Land</strong>o“ letztes<br />

Jahr gestorben, unser Zuchthengst.<br />

• PL: Woher bekommen Sie jetzt<br />

Ersatz für Ihren Zuchthengst?<br />

• KD: Das weiß ich noch nicht. Einen<br />

Hengst habe ich ja noch, aber bei <strong>de</strong>m<br />

stellt sich unser Zuchtverband quer.<br />

Vielleicht weil ich über ein Viertel von<br />

weltweit 80 Rottalern besitze.<br />

Es gäbe zwar einen Hengst von<br />

außerhalb, <strong>de</strong>n ich für meine Zucht<br />

hernehmen dürfte. Aber bei zwölf<br />

Stuten, sollte <strong>de</strong>r natürlich auch<br />

gefallen. Je<strong>de</strong> Stute ist an<strong>de</strong>rs, da<br />

muss ich schon ein wenig experimentieren<br />

können. Das ist ja gera<strong>de</strong> das,<br />

worauf es ankommt.<br />

• PL: Wer entschei<strong>de</strong>t über die<br />

Zulassung?<br />

• KD: Unser Regionalverband, <strong>de</strong>r<br />

Pfer<strong>de</strong>zuchtverband Nie<strong>de</strong>rbayern-<br />

Oberpfalz. Es gibt da zwar noch einen<br />

För<strong>de</strong>rverein <strong>de</strong>r Rottaler Pfer<strong>de</strong>züchter.<br />

Der ist <strong>de</strong>m aber unterstellt. Wenn<br />

Du keinen Hengst hernimmst, <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>nen für die Rottaler zugelassen<br />

wur<strong>de</strong>, bekommst Du halt auch keinen<br />

Rottaler Brand.<br />

• PL: Der Rottaler Brand war ja irgendwann plötzlich verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Seit wann gibt es ihn wie<strong>de</strong>r?<br />

• KD: Seit Anfang <strong>de</strong>r 90er wird <strong>de</strong>r Rottaler wie<strong>de</strong>r gebrannt.<br />

Auf Basis eines neuen Zuchtbuchs wur<strong>de</strong> die Zucht wie<strong>de</strong>r aufgenommen.<br />

Danach müssen für die Blutlinien <strong>de</strong>r Stuten min<strong>de</strong>stens<br />

23 Prozent <strong>de</strong>s alten Rottalers nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Rottaler stehen aber nach wie vor als extrem gefähr<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>r<br />

roten Liste. Etwa ab 1965 hatten die Rottaler Bauern nur noch<br />

<strong>de</strong>n Bayerischen Brand genommen. Inzwischen aber wer<strong>de</strong>n hier<br />

noch nicht einmal mehr Bayern, son<strong>de</strong>rn überwiegend Holsteiner<br />

gebrannt. Allerdings haben die Rottaler Pfer<strong>de</strong> im Vergleich<br />

dazu eine an<strong>de</strong>re Leistungsprüfung. Dazu gehört unter an<strong>de</strong>rem<br />

das Fahren und Reiten mit Frem<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auch das Freispringen.<br />

Außer<strong>de</strong>m noch eine Gelassenheitsprüfung – das Nachziehen von<br />

Blechdosen, zum Beispiel. Gelassenheit ist momentan in erster<br />

Linie auch das Zuchtziel.<br />

30 31


RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />

• PL: Neben <strong>de</strong>r ostfriesischen gilt die<br />

Rottaler Pfer<strong>de</strong>zucht als die älteste<br />

in Deutschland. Wie weit reicht sie<br />

tatsächlich zurück?<br />

• KD: Die Rottaler stammen eigentlich<br />

von <strong>de</strong>n Rössern <strong>de</strong>r Hunnen<br />

ab. Die hatten auf <strong>de</strong>r Heimkehr von<br />

ihren Raubzügen im Rottal <strong>de</strong>n Inn<br />

überquert. Auf <strong>de</strong>r Pockinger Hei<strong>de</strong>,<br />

östlich von Rotthalmünster, wur<strong>de</strong>n<br />

sie von Herzog Arnulf geschlagen und<br />

ihre Pfer<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Rottaler Bauern<br />

abgenommen. Das war <strong>de</strong>r Ursprung.<br />

Mit <strong>de</strong>n Beutetieren als Basis und<br />

verschie<strong>de</strong>nen Einkreuzungen entwickelte<br />

sich seit <strong>de</strong>m 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

die Zucht. So erklärt sich auch das<br />

Jodlbauer-Emblem.<br />

• PL: Wann hatte <strong>de</strong>r Rottaler seine<br />

Blütezeit?<br />

• KD: Vor 1900, wür<strong>de</strong> ich sagen.<br />

Da waren die Bauern auf die Pfer<strong>de</strong><br />

angewiesen. Wenn Du ein gescheites<br />

wolltest, hast Du es im Rottal gekauft.<br />

Dann kamen die Traktorenfabriken.<br />

Die haben die Rottaler verdrängt. Von<br />

da an war je<strong>de</strong>r nur noch auf Sport<br />

aus und alle hatten das gleiche Pferd.<br />

• PL: Wodurch zeichnet sich die Rasse<br />

aus?<br />

• KD: Für mich war <strong>de</strong>r Rottaler nie<br />

eine Rasse, son<strong>de</strong>rn die Bezeichnung<br />

für das Zuchtgebiet, aus <strong>de</strong>m<br />

er stammt. Eine Rasse ist, wenn einer<br />

ausschaut wie <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re. Selbst <strong>de</strong>r<br />

Haflinger ist heute keine mehr, da haben<br />

sie auch das Vollblut eingekreuzt.<br />

Für ein Kutschenpferd braucht <strong>de</strong>r<br />

Rottaler vielleicht nicht ganz so zierlich<br />

zu sein, dafür aber geschickt. Ist<br />

er mehr für die Reiterei gedacht, sollte<br />

er fein und filigran sein. Darin liegt<br />

eine gewisse züchterische Freiheit.<br />

In Kriegszeiten, wo sie Kanonen<br />

gezogen hatten o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Acker,<br />

da waren es jeweils an<strong>de</strong>re als für<br />

<strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Kutsche ausfuhr.<br />

Der hatte ein eleganteres Pferd<br />

in seinem Stall. Heute müssen wir<br />

uns als Rottaler-Züchter Gedanken<br />

machen, was <strong>de</strong>r Markt braucht. Ich<br />

sage immer: Der Papa fährt ein wenig<br />

Kutsche, die Mama reitet ein bisschen<br />

und die Kin<strong>de</strong>r spielen sich damit. So<br />

brav muss ein Rottaler sein. Wenn er<br />

all diese Gütezeichen hat und dazu<br />

noch gut ausschaut, dann ist es für<br />

mich ein Rottaler.<br />

• PL: Ein Rottaler ist also ausgesprochen<br />

vielseitig und umgänglich im<br />

Gemüt.<br />

• KD: Ja. Ein sagenhaftes Pferd. Vom<br />

Zuchtziel her unterschei<strong>de</strong>t es sich<br />

nicht so stark von <strong>de</strong>n Bayerischen<br />

Warmblütern, die alle auf das Rottaler<br />

Pferd zurückgehen. Die Rottaler<br />

lassen sich ohne große Übung zu<br />

einem Zehnerzug zusammenspannen<br />

und damit fahren. Das kann man mit<br />

einem Sportpferd nicht. Einfach<br />

traumhaft, das fin<strong>de</strong>t selbst unser<br />

neuer Reitlehrer. Wir setzen da auch<br />

die kleinen Kin<strong>de</strong>r drauf und fahren<br />

mit ihnen Kutsche. Bis zu drei Stun<strong>de</strong>n<br />

am Stück, obwohl die Pfer<strong>de</strong> auch<br />

länger gehen wür<strong>de</strong>n. Das klappt<br />

prima. Da kann man sich hun<strong>de</strong>rtprozentig<br />

auf die Tiere verlassen.<br />

• PL: Was muss man für einen Rottaler<br />

ausgeben?<br />

• KD: Einen Wallach, <strong>de</strong>n man schon<br />

vor die Kutsche spannen und reiten<br />

kann, gebe ich nicht unter 15.000<br />

Euro her. Denn die ganze Vorbereitung<br />

kostet schon Geld. Auch kann man nie<br />

ausschließen, dass er sich während<br />

<strong>de</strong>r Ausbildung verletzt.<br />

• PL: Reiten Sie auch selbst?<br />

• KD: Momentan nicht. Das wür<strong>de</strong><br />

ich aber gerne wie<strong>de</strong>r. Mein jüngs-<br />

ter Sohn fängt jetzt gera<strong>de</strong> damit an.<br />

Mit seinem Reitlehrer versteht er sich<br />

je<strong>de</strong>nfalls recht gut. Wenn es einer<br />

mit <strong>de</strong>n Tieren und <strong>de</strong>n Leuten kann,<br />

das ist schon schön. Früher bin ich<br />

viel geritten, sogar auf Fuchsjag<strong>de</strong>n<br />

und habe das Reitabzeichen gemacht.<br />

Nur wenn ich jetzt runter falle, gibt es<br />

einen Flurscha<strong>de</strong>n (lacht).<br />

STARKE ZUGPFERDE<br />

Das Karpfhamer Fest und die<br />

Rottalschau locken jährlich bis zu<br />

einer halben Million Besucher an.<br />

Den Pfer<strong>de</strong>n ist es vermutlich<br />

auch zu verdanken, dass in<br />

Karpfham, <strong>de</strong>r ländlich beschaulichen<br />

Idylle im Rottaler Bä<strong>de</strong>rdreieck,<br />

immer ab En<strong>de</strong> August<br />

eine unerwartete Betriebsamkeit<br />

erwacht. Wenn an sechs<br />

Tagen die Besuchermassen auf<br />

die historische Festwiese strömen,<br />

zum Karpfhamer Fest. Eines<br />

<strong>de</strong>r größten traditionellen Volksfeste<br />

in Nie<strong>de</strong>rbayern, das ursprünglich,<br />

so sagt man, aus einem<br />

Pfer<strong>de</strong>markt entstan<strong>de</strong>n ist.<br />

Immer wie<strong>de</strong>r atemberaubend<br />

dabei: <strong>de</strong>r berühmte Zehnerzug.<br />

Ein mächtiges Postkutschen-<br />

Gespann mit zehn paarweise<br />

eingespannten Pfer<strong>de</strong>n, das in<br />

rasantem Tempo über <strong>de</strong>n Turnierplatz<br />

jagt. Ein absoluter<br />

Höhepunkt und seit 1928 das<br />

Wahrzeichen <strong>de</strong>s Volksfestes.<br />

32 33


RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />

HÖRET,<br />

HÖRET!<br />

Die Ortenburger<br />

Ritterspiele haben allerley<br />

zu bieten<br />

istorische Märkte, Ritterturniere<br />

und mittelalterliches<br />

Lagerleben, das kann<br />

man inzwischen vielerorts<br />

erleben. Geschätzt über<br />

900 mal in Deutschland,<br />

alleine letztes Jahr. Und doch sind die<br />

Ritterspiele in Ortenburg etwas Beson<strong>de</strong>res.<br />

Mit zuletzt über 11.000 Besuchern und rund<br />

450 Beteiligten nicht nur eines <strong>de</strong>r größten<br />

Mittelalterfeste im süd<strong>de</strong>utschen Raum,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r authentischen Kulisse wegen<br />

auch eines <strong>de</strong>r beeindruckendsten.<br />

Seit mehr als 30 Jahren wird Ortenburg, die kleine Marktgemein<strong>de</strong><br />

im Klosterwinkel und unterbayerischen Hügelland<br />

westlich von Passau, eine <strong>de</strong>r ersten protestantischen<br />

Enklaven Bayerns, regelmäßig von fremdartigem Volk belagert.<br />

Schwängern exotische Düfte und Gerüche die Luft, dringen<br />

kuriose Trommelklänge und Kampfgetöse vom Turnier- und<br />

Lagerplatz unterhalb <strong>de</strong>s Schlosses bis <strong>de</strong>n Ort. Mittlerweile<br />

wer<strong>de</strong>n hier je<strong>de</strong>n Sommer für vier Tage die Uhren um 1000<br />

Jahre und noch einige Jahrhun<strong>de</strong>rte weiter zurückgedreht. Also<br />

weit vor die Zeit noch, als sich das be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Geschlecht <strong>de</strong>r<br />

Grafen von Ortenburg im Wolfachtal nie<strong>de</strong>rließ. Das war etwa<br />

um 1120, im Hochmittelalter, als Graf Rapoto I. von Ortenburg<br />

die erste Höhenburg über <strong>de</strong>m Fluss auf einem Hügel errichtete<br />

und damit das Zentrum <strong>de</strong>r reichsunmittelbaren Grafschaft<br />

Ortenburg schuf. Heute, fast neun Jahrhun<strong>de</strong>rte später, bietet<br />

sich hier immer noch eine beeindrucken<strong>de</strong> Kulisse: Dort, wo bis<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r Renaissance die Burganlage stand, ragt nunmehr<br />

seit über 500 Jahren die Westfassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ortenburger Schlosses<br />

hoch über <strong>de</strong>m Turnierplatz auf.<br />

ALLERLEY SPIL, KURTZWEYL<br />

UND TAFELEY<br />

Mitte Juni ist es wie<strong>de</strong>r soweit. Vom 15. bis zum<br />

18.06.<strong>2017</strong> wird es dann abermals schon von fern zu<br />

hören sein: das raue, markerschüttern<strong>de</strong> Röhren <strong>de</strong>r<br />

Carnyces – Schlachtrufe aus hoch aufragen<strong>de</strong>n, mit<br />

Tierköpfen verzierten Trompeten, die bereits vor über<br />

2.000 Jahren <strong>de</strong>n Gegnern unserer keltischen Vorfahren<br />

Furcht einflößen sollten. Die Ankündigung,<br />

dass auf <strong>de</strong>m Turnierplatz wie<strong>de</strong>r allerhand passieren<br />

wird. So wird man dort nicht nur erleben können,<br />

wie Ritterlanzen splittern, auch mit welcher listigen<br />

Kriegstaktik und wie barbarisch schon frühere Kulturen<br />

in die Schlacht zogen. Wenn in furchterregen<strong>de</strong>r<br />

Aufmachung verschie<strong>de</strong>ne Reenactment-Gruppen<br />

aufeinan<strong>de</strong>rtreffen und sich in spektakulären, realistisch<br />

nachgestellten Feldschlachten harte Gefechte<br />

liefern. Auch dafür bietet Ortenburg einen authentischen<br />

Schauplatz. In <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>n<br />

sich noch immer Siedlungsspuren <strong>de</strong>r Kelten und<br />

geben rechteckig angeordnete Wallgraben-Anlagen,<br />

so genannte Viereckschanzen, bis heute Rätsel auf.<br />

Dass Geschicklichkeit einst nicht nur auf <strong>de</strong>m<br />

Schlachtfeld o<strong>de</strong>r im Turnier gefragt war, vor allem<br />

im Alltagsleben, das wird man dann im Ritter- o<strong>de</strong>r<br />

Keltenlager auch mal selbst erproben können. Beim<br />

Bogenschießen o<strong>de</strong>r Axtwurf etwa, beim Feuerspucken<br />

o<strong>de</strong>r beim Feilschen mit <strong>de</strong>n Händlern, die<br />

dort Schmuck-Repliken, Gewandung und an<strong>de</strong>re,<br />

nach historischem Vorbild gefertigte Handwerkswaren<br />

feilbieten. Laut und bunt wird es auf alle Fälle<br />

wie<strong>de</strong>r zugehen. Mit vielen kurzweiligen Gelegenheiten,<br />

um bei reichlich Speis und Trank in eine an<strong>de</strong>re<br />

Welt abzutauchen, die Zeit und Alltag für viele<br />

Stun<strong>de</strong>n vergessen lässt.<br />

34 35


RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />

Sie nennen sich zwar Odin´s Hörner. Wer<br />

aber glaubt, dass Wikinger Helme mit<br />

Hörnern trugen, wird auf <strong>de</strong>m Turnierplatz<br />

<strong>de</strong>r Ortenburger Ritterspiele bald eines<br />

Besseren belehrt. Diese nutzten nämlich nur<br />

die Kelten. Zu Kultzwecken, so vermutet man.<br />

Für die Beutezüge <strong>de</strong>r Wikinger wären sie ohnehin<br />

ziemlich unpraktisch gewesen, das machen<br />

die Darsteller <strong>de</strong>r Reenactment-Gruppe<br />

aus <strong>de</strong>m benachbarten Egglham bei ihren<br />

Schaukämpfen schnell klar. Eine von vielen<br />

historischen Gil<strong>de</strong>n, für die Ortenburg auch<br />

überregional und grenzüberschreitend ein<br />

magischer Anziehungspunkt ist. Auch wenn<br />

im frühen Mittelalter die nordischen Seekrieger<br />

über <strong>de</strong>n Rhein und die Mosel sicher nur<br />

bis nach Trier vorgedrungen sind und Nie<strong>de</strong>rbayern<br />

nie erreicht haben, wird man bei <strong>de</strong>n<br />

Ortenburger Ritterspielen <strong>de</strong>nnoch hautnah<br />

miterleben können, warum die Einfälle <strong>de</strong>r<br />

Wikinger so gefürchtet waren. Die Kampfszenen,<br />

die Gruppen wie Odin´s Hörner hierzu<br />

vorführen, wirken nicht nur filmreif, auch<br />

verblüffend realistisch. Tatsächlich<br />

wird sich dabei nichts geschenkt:<br />

Wenn mit<br />

Eisenbuckeln<br />

bewehrte<br />

Schil<strong>de</strong>r aufeinan<strong>de</strong>r krachen,<br />

Schwerter klirren, Axtund<br />

Keulenhiebe abzuwehren<br />

sind. Dabei sind es keine Actionprofis,<br />

die hier aufs Ganze gehen. Son<strong>de</strong>rn meist<br />

Amateure, die regelmäßig in ihrer Freizeit<br />

Anzug o<strong>de</strong>r Blaumann gegen Brustpanzer<br />

und Kettenhemd eintauschen, um für einige<br />

Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Alltag hinter sich zu lassen und<br />

sich in historischen Kampftechniken zu üben.<br />

sind Renovierungen und Sanierungen<br />

sein Geschäft. Sofern <strong>de</strong>r Beruf<br />

Zeit dazu lässt, trainiert <strong>de</strong>r Jungunternehmer<br />

mit seinen Gil<strong>de</strong>-Kollegen<br />

alle drei Wochen, zwei bis drei<br />

Stun<strong>de</strong>n. Immer aber je<strong>de</strong>n ersten<br />

Sonntag im Monat, wenn sich die<br />

gesamte Wikinger-Gil<strong>de</strong> trifft und<br />

alle Mitglie<strong>de</strong>r zusammenkommen.<br />

Ortenburg<br />

Freizeit & Erholung<br />

SchloSS ortenburg heimatmuSeum<br />

Renaissance-Holz<strong>de</strong>cke in <strong>de</strong>r Schlosskapelle<br />

Heiraten im Schloss,<br />

Tel. 08542/8984060, www.schloss-ortenburg.<strong>de</strong><br />

Öffnungszeiten: Di – So von 10 – 17 Uhr<br />

Vogel- und tierpark irgenöd<br />

Wildpark SchloSS ortenburg<br />

Geöffnet von 1. April bis 1. November, Einlass von 9 – 18 Uhr<br />

Infos und Winteröffnungszeiten unter:<br />

www.vogelpark-irgenoed.<strong>de</strong> | www.wildpark-ortenburg.<strong>de</strong><br />

Dann wird <strong>de</strong>r Freikampf geübt.<br />

Dabei kommt es <strong>de</strong>r Gil<strong>de</strong> nicht nur<br />

auf <strong>de</strong>tailgetreue Nachstellung an,<br />

vor allem auch auf die Dramaturgie.<br />

Wann jemand zu Bo<strong>de</strong>n geht, wird<br />

vor <strong>de</strong>m Schaukampf genau abgesprochen.<br />

Drei Treffer sind aktuell die<br />

Regel, „um <strong>de</strong>n Kampf spannen<strong>de</strong>r<br />

zu gestalten“. Die Verletzungsgefahr<br />

dabei ist hoch, weshalb es genau<br />

festgelegte Trefferzonen gibt – vom<br />

Knie bis zum Hals. Kopf, Arme, Finger<br />

und Schienbeine bleiben tabu.<br />

Seine ersten Erfahrungen hat unser<br />

Wikinger gesammelt, als ihn Freun<strong>de</strong><br />

auf ein Lager<br />

mitgenommen<br />

hatten, die bereits<br />

in <strong>de</strong>r Gil<strong>de</strong><br />

organisiert<br />

waren. Seit<strong>de</strong>m<br />

lässt ihn das<br />

Mittelalterleben<br />

nicht mehr<br />

los. Nicht nur<br />

aus geschichtlichem,<br />

vor allem<br />

auch aus sportlichem<br />

Interesse,<br />

wie er zugibt. „Weil die Schaukämpfe<br />

auf <strong>de</strong>n Märkten immer ein<br />

Höhepunkt im Programm sind.“<br />

EINST BLUTIGER ERNST,<br />

HEUTE EIN SPANNENDER SPORT<br />

Ein Leistungssport, wie uns einer <strong>de</strong>r Darsteller<br />

während einer Verschnaufpause am<br />

Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kampfgeschehens bestätigt. Die<br />

Anstrengung ist ihm <strong>de</strong>utlich anzusehen,<br />

als er tief durchschnaufend seinen Helm<br />

abnimmt und ihm in Strömen <strong>de</strong>r Schweiß<br />

über die Stirn rinnt. Kaum zu glauben,<br />

dass unter seinem Schuppenpanzer ein<br />

Bauunternehmer steckt. Im wahren Leben<br />

www.ortenburg.<strong>de</strong><br />

Freizeitzentrum unteriglbach<br />

Geheizte Freibadanlage, ca. 50 m Großwasserrutsche,<br />

Minigolf, Tennis, Tel. 08542/7205<br />

Mai bis September geöffnet<br />

täglich geöffnet von 9 – 19 Uhr<br />

eVangeliSche marktkirche<br />

450 Jahre Reformation in Ortenburg –<br />

Ausstellung im Kantorhaus<br />

Gruppen und Führungen mit Anmeldung im<br />

Evangelischen Pfarramt, Tel. 08542/7526<br />

WallFahrtSkirche Sammarei<br />

Täglich Wallfahrtsgottesdienst um 16 Uhr<br />

Wallfahrtsanmeldung beim Kath. Pfarramt Sammarei,<br />

Tel. 08542/653,<br />

www.wallfahrtsland-sammarei.<strong>de</strong><br />

36<br />

nähere auskünfte erteilt die<br />

37<br />

touristinformation, tel.: 08542/164-21


GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

PILGERN IM<br />

PASSAUER LAND<br />

Auf historischen Pfa<strong>de</strong>n unterwegs zu sich selbst<br />

Das Pilgern und Wallfahren hat im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> eine lange und<br />

zugleich lebendige Tradition. Davon zeugen nicht nur viele prächtige<br />

Wallfahrtskirchen und Klöster, die hier schon sehr früh, zum Teil<br />

vor <strong>de</strong>m Jahr 1000, entlang be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Säumerwege und<br />

Han<strong>de</strong>lsrouten entstan<strong>de</strong>n. Auch die feierlichen Prozessionen, mit<br />

<strong>de</strong>nen noch die Volksheiligen verehrt wer<strong>de</strong>n und die bis heute<br />

fester Bestandteil im Festtagskalen<strong>de</strong>r sind. Nicht erst seit Hape<br />

Kerkelings Buch erfreut sich zu<strong>de</strong>m das individuelle Pilgern<br />

wie<strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>r Beliebtheit und machen immer mehr<br />

Menschen für sich <strong>de</strong>n Weg zum Ziel. Drei große Pilgerrouten<br />

ziehen sich durch das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>: Neben <strong>de</strong>m 2007 nach<br />

historischer Spurensuche wie<strong>de</strong>rbelebten südostbayerischen<br />

Jakobsweg, <strong>de</strong>r als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Teilstück <strong>de</strong>s seit <strong>de</strong>m Mittelalter<br />

bestehen<strong>de</strong>n europaweiten Jakobswegenetzes von Böhmen nach Tirol führt,<br />

wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Via Nova und zuletzt mit <strong>de</strong>m Martinusweg zwei weitere<br />

Alternativen neu geschaffen.<br />

Wolfgang Schwenk freut sich:<br />

„Ah, <strong>de</strong>n Martinusweg haben sie<br />

hier auch schon ausgeschil<strong>de</strong>rt.“<br />

Wir treffen <strong>de</strong>n Pilger an einer Weggabelung<br />

in Neuhaus am Inn, wo gleich mehrere<br />

Wan<strong>de</strong>r- und Radwege zusammenkommen.<br />

Die Sankt Martin gewidmete Route ist tatsächlich<br />

die jüngste, die hier markiert ist.<br />

Sie wur<strong>de</strong> erst im September 2015 eröffnet,<br />

anlässlich <strong>de</strong>r Geburt <strong>de</strong>s Heiligen vor 1700<br />

Jahren. Der 2.750 Kilometer lange Kulturund<br />

Pilgerweg vom Geburtsort von Szombathely<br />

in Ungarn bis zur Grabstädte im französischen<br />

Tours, bezeichnet sich auch als „Weg<br />

<strong>de</strong>s Teilens“ und soll an die barmherzige Tat<br />

– das Mantelteilen – <strong>de</strong>s römischen Soldaten<br />

erinnern. Ausgangspunkt für die bayerische,<br />

gut 350 Kilometer umfassen<strong>de</strong> Teilstrecke <strong>de</strong>s<br />

Martinusweges, die über <strong>Land</strong>shut, Augsburg<br />

und Kaufbeuren weiter nach Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

führt, ist Passau. Wie später noch<br />

öfters, folgt sie von dort zunächst 16 Kilometer<br />

<strong>de</strong>m südostbayerischen Jakobsweg – das Inntal<br />

aufwärts über Vornbach nach Neuhaus, an<br />

<strong>de</strong>r Grenze zu Schärding in Oberösterreich. Für<br />

Radler ist das zugleich <strong>de</strong>r letzte Streckenabschnitt<br />

auf <strong>de</strong>m Inntalradweg vom Ursprung<br />

<strong>de</strong>s Inns im schweizerischen Maloja durch<br />

Österreich nach Passau.<br />

38 39


GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

Den Abschnitt durch das Inntal, <strong>de</strong>n<br />

hier alle Routen gemeinsam haben,<br />

geht Wolfgang Schwenk, <strong>de</strong>r in<br />

Passau zu Hause ist, immer wie<strong>de</strong>r<br />

gerne. „Für mich mit einer <strong>de</strong>r<br />

schönsten Streckenabschnitte auf<br />

<strong>de</strong>m Jakobsweg durch das <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong>“, verrät er uns. Dass <strong>de</strong>r Jakobsweg<br />

für ihn eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<br />

hat, lässt sich schon an seiner<br />

Ausrüstung unschwer erkennen.<br />

An verschie<strong>de</strong>nen Stellen an seinem<br />

Rucksack ist die Jakobsmuschel aufgenäht<br />

– seit <strong>de</strong>m frühen Mittelalter<br />

das Erkennungszeichen und Schutzsymbol<br />

<strong>de</strong>r Jakobspilger, das auch als<br />

allgegenwärtige Markierung im weit<br />

verzweigten Wegenetz quer durch<br />

Europa die Richtung weist.<br />

VON BÖHMEN NACH TIROL<br />

– AUF HISTORISCHER ROUTE<br />

DURCH <strong>DA</strong>S PASSAUER LAND<br />

Im Mai 2011 war <strong>de</strong>r 55-Jährige,<br />

<strong>de</strong>r als Marketing- und Vertriebsleiter<br />

für einen großen <strong>Passauer</strong> Kinobetrieb<br />

arbeitet, das erste Mal auf<br />

<strong>de</strong>m Jakobsweg nach Santiago <strong>de</strong><br />

Compostella unterwegs, von Pamplona<br />

aus. Seit<strong>de</strong>m hat ihn das Pilgerfieber<br />

erfasst und bricht er fast je<strong>de</strong>s<br />

Jahr zu einer neuen Tour auf. Vier hat<br />

Wolfgang Schwenk insgesamt bisher<br />

gemacht und dabei rund 2.100<br />

Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Als<br />

nächstes soll es erstmals von Krumau<br />

nach Passau gehen.<br />

Den Abschnitt von Untergriesbach<br />

nach Pfarrkirchen durch das Rottal<br />

kennt er schon.<br />

Bei<strong>de</strong>s Etappen auf <strong>de</strong>m Jakobsweg<br />

Böhmen-Bayern-Tirol, mit <strong>de</strong>ssen<br />

Eröffnung im Juli 2007 ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s<br />

Teilstück <strong>de</strong>s seit <strong>de</strong>m Mittelalter<br />

bestehen<strong>de</strong>n europaweiten<br />

Jakobswegenetzes wie<strong>de</strong>rbelebt wur<strong>de</strong>.<br />

Es erstreckt sich über 458 Kilometer<br />

und führt von <strong>de</strong>r UNESCO-<br />

Weltkulturerbe-Stadt Ceský Krumlov<br />

(Krumau) in Südböhmen über das<br />

oberösterreichische Mühlviertel durch<br />

Südost-Bayern bis in das Tiroler<br />

Inntal nach Mariastein im Bezirk<br />

Kufstein, wo sich <strong>de</strong>r Tiroler Jakobsweg<br />

anschließt. Rund 98 Kilometer<br />

davon ziehen sich durch das <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong> – von Gottsdorf an <strong>de</strong>r österreichischen<br />

Grenze, bis nach Asbach in<br />

<strong>de</strong>r Marktgemein<strong>de</strong> Rotthalmünster.<br />

Ein absoluter Höhepunkt auf diesem<br />

Streckenabschnitt <strong>de</strong>s südostbayerischen<br />

Jakobsweges ist für<br />

Wolfgang Schwenk ohne Frage <strong>de</strong>r<br />

<strong>Passauer</strong> Stephansdom: „Neben Burgos,<br />

León und Astorga eine <strong>de</strong>r großen<br />

Kathedralen, die auf <strong>de</strong>m Weg<br />

nach Santiago <strong>de</strong> Compostella lie-<br />

gen.“ Überhaupt sind es die vielen<br />

alten Kirchenbauten und Klosteranlagen<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>, die für<br />

ihn neben <strong>de</strong>r „abwechslungsreichen<br />

<strong>Land</strong>schaft“ <strong>de</strong>n Reiz an dieser Strecke<br />

ausmachen: „Die Jakobuskirchen<br />

in Gottsdorf und Brombach, dann die<br />

Klöster in Thyrnau, Vornbach und<br />

Asbach“, sind nur einige Tipps, die er<br />

uns hierzu mit auf <strong>de</strong>n Weg geben<br />

möchte. Und noch eine beson<strong>de</strong>re<br />

Empfehlung hat Wolfgang Schwenk<br />

für uns: die Siebenschläferkirche<br />

in Rotthof bei Ruhstorf. „Die einzige<br />

nördlich <strong>de</strong>r Alpen“, so erfahren<br />

wir. Ungewöhnlich ist hier nicht<br />

nur die Schutzherrschaft, <strong>de</strong>r die<br />

Kirche ihren Namen verdankt und die<br />

an die Siebenschläfer von Ephesos<br />

erinnern soll. Sehenswert auch <strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rne Kreuzweg, <strong>de</strong>r im Freien in<br />

14 Stationen um die Kirche führt und<br />

nicht etwa wie üblich die Lei<strong>de</strong>nsgeschichte<br />

Christi zum Gegenstand hat,<br />

son<strong>de</strong>rn mit Themen und Problemen<br />

unserer Zeit zum Nach<strong>de</strong>nken einla<strong>de</strong>n<br />

möchte.<br />

„WUNDERBARER<br />

WECHSEL ZWISCHEN WALD<br />

UND WEITE“<br />

Isar<br />

<strong>Land</strong>au<br />

Reichersdorf<br />

Vils<br />

Neuötting<br />

A92<br />

Hütt<br />

Eichendorf<br />

Prünn<br />

Reischach<br />

Nie<strong>de</strong>ralteich<br />

Vils<br />

Thanndorf<br />

Im Aubachtal<br />

Aicha<br />

Simbach a.Inn<br />

Inn<br />

Isar<br />

Künzing<br />

Ai<strong>de</strong>nbach<br />

Hirschbach Bad<br />

Birnbach<br />

A3<br />

Alkofen<br />

Al<strong>de</strong>rsbach<br />

Sammarei<br />

Grongörgen<br />

Kösslarn<br />

Ering<br />

Inn<br />

Wolfach<br />

Albersdorf<br />

Tettenweis<br />

St. Peter am Hart<br />

Donau<br />

Ortenburg<br />

Rotthalmünster<br />

Weihmörting<br />

Asbach<br />

Aigen<br />

Fürstenstein<br />

Fürstenzell<br />

Neuburg<br />

a.Inn<br />

Vornbach<br />

Neuhaus<br />

a.Inn<br />

Bad<br />

Höhenstadt<br />

Ruhstorf<br />

Rottau<br />

Kirchham<br />

Pocking<br />

Obernberg<br />

Kirchdorf a.Inn<br />

St. Veit<br />

Neukirchen<br />

Gaißa<br />

Ilz<br />

A8<br />

Perlesreut<br />

Fürsteneck<br />

Inn<br />

Thyrnau<br />

Schärding<br />

Freyung<br />

Schar<strong>de</strong>nberg<br />

Wernstein<br />

St. Marienkirchen<br />

Untergriesbach<br />

Gottsdorf<br />

10 km<br />

Pfarrkirchen<br />

im Mühlkr.<br />

Jakobsweg<br />

Martinusweg<br />

Via Nova<br />

<strong>Land</strong>schaftlich ist es vor allem <strong>de</strong>r<br />

„wun<strong>de</strong>rbare Wechsel“, <strong>de</strong>r Wolfgang<br />

Schwenk immer wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Jakobsweg<br />

durch das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />

aufs Neue fasziniert: „Erst <strong>de</strong>r Wald,<br />

dann die Weite <strong>de</strong>s Rottals – von <strong>de</strong>n<br />

armen Waldbauern zu <strong>de</strong>n prächtigen<br />

Gehöften.“ Neben <strong>de</strong>m Inntal<br />

gehört für ihn dabei das wildromantische<br />

Aubachtal zwischen Schaibing<br />

und Passau zu <strong>de</strong>n schönsten<br />

Teilstücken. Als er im Juli vorletzten<br />

Jahres das letzte Mal dort war,<br />

hatte ein Unwetter zuvor <strong>de</strong>utliche<br />

Spuren hinterlassen. Dass man damit<br />

als Pilger rechnen muss und immer<br />

wie<strong>de</strong>r einmal auf unvorhersehbare<br />

Situationen stößt, weiß Wolfgang<br />

Schwenk nur zu gut aus vielen Erfahrungen.<br />

Auch, wie groß die Hilfsbereitschaft<br />

<strong>de</strong>r Pilger untereinan<strong>de</strong>r<br />

sein kann, wenn man sie braucht.<br />

„Da baut man Berührungsängste<br />

bei Thyrnau bei Neuhaus Zwischen Neuhaus und Ruhstorf Richtung Pfarrkirchen<br />

40 41


GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

ab,“ hat er für sich festgestellt. So ist<br />

es nicht nur die Zeit für sich alleine,<br />

die Wolfgang Schwenk genießt, um<br />

über sich und vieles an<strong>de</strong>re nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Auch die Begegnung und <strong>de</strong>r<br />

Austausch mit an<strong>de</strong>ren Pilgern, die<br />

für ihn beson<strong>de</strong>ren Reiz hat.<br />

JAKOBSFREUNDE PASSAU<br />

BIETEN ERFAHRUNGS-<br />

AUSTAUSCH UND UNTER-<br />

STÜTZUNG<br />

Den Erfahrungsaustausch zu pflegen<br />

und an<strong>de</strong>ren Jakobspilgern, die<br />

auf <strong>de</strong>m südostbayerischen Jakobsweg<br />

unterwegs sind, Hilfe und Unterstützung<br />

zu leisten, waren dann<br />

0010_2016_McTREK_Pocking_220x60mm_Image.pdf 1 19.10.2016 11:10:45<br />

Im<br />

auch wesentliche Motive, warum<br />

Wolfgang Schwenk im Frühjahr 2014<br />

gemeinsam mit sechs Mitstreitern<br />

<strong>de</strong>n Verein Jakobsfreun<strong>de</strong> Passau<br />

gegrün<strong>de</strong>t hat. Die I<strong>de</strong>e dazu hatte<br />

sich aus einem jährlichen Pilgertreffen<br />

heraus entwickelt und bald<br />

mehr und mehr Anhänger gefun<strong>de</strong>n.<br />

Seither kümmert sich <strong>de</strong>r Verein<br />

nicht nur um die Kennzeichnung und<br />

Pflege <strong>de</strong>r Pilgerroute durch das <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong>, er stellt auch Pilgerpässe<br />

aus, informiert über Stempelstellen<br />

und ist bei <strong>de</strong>r Suche nach günstigen<br />

Übernachtungsmöglichkeiten<br />

behilflich. Sämtliche Informationen<br />

und Tipps zum Camino Böhmen-<br />

Bayern-Tirol können inzwischen<br />

im Internet abgerufen wer<strong>de</strong>n, auf<br />

www.jakobsfreun<strong>de</strong>-passau.<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r auch auf<br />

www.facebook.com/jakobsfreun<strong>de</strong>.<br />

Wallfahrtskirche Grongörgen<br />

DER CAMINO BEGINNT<br />

IM KOPF<br />

Wenige Tage noch, dann ist es wie<strong>de</strong>r<br />

soweit. Macht sich Wolfgang<br />

Schwenk wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Weg.<br />

Der beginnt für ihn im Kopf. Am<br />

liebsten geht er von seiner Haustür<br />

los – zuletzt von Passau nach<br />

Innsbruck. Wie es für das Pilgern<br />

ja auch ursprünglich sei und worin<br />

<strong>de</strong>r eigentliche Reiz liege, erklärt er.<br />

Der Grund dafür, dass sich in Europa<br />

über die Jahrhun<strong>de</strong>rte ein dichtes<br />

Wegenetz herausgebil<strong>de</strong>t habe<br />

und sich an <strong>de</strong>n Knotenpunkten die<br />

Infrastruktur entwickeln konnte.<br />

„Nur diesmal ist es umgekehrt, wer<strong>de</strong><br />

ich durch <strong>de</strong>n Böhmerwald zurück<br />

nach Hause kommen.“<br />

Kirche sammarei<br />

uvm.<br />

ALTBEWÄHRTER WEGBEGLEITER<br />

Zur inneren und äußeren Anwendung<br />

Wer <strong>de</strong>n Camino schon einmal<br />

gegangen ist, weiß, wie sich<br />

je<strong>de</strong>s Gramm, das man schultern<br />

muss, auf Dauer bemerkbar macht.<br />

So wenig wie möglich und so viel wie<br />

nötig, lautet daher die Devise. Ungefähr<br />

neun Kilo wiegt <strong>de</strong>r Rucksack von Wolfgang<br />

Schwenk immerhin, <strong>de</strong>nn auf alles<br />

möchte er dann schließlich doch nicht<br />

verzichten. Schon gar nicht auf seine<br />

<strong>Reise</strong>apotheke. Dafür je<strong>de</strong>nfalls ist immer<br />

Platz: Abgefüllt in einem handlichen<br />

65-ml-Fläschchen, gilt <strong>de</strong>r Schweiklberger<br />

Geist seit vielen Jahrzehnten als<br />

altbewährtes Hausmittel bei mancherlei<br />

Wehwehchen und Beschwer<strong>de</strong>n.<br />

Ein hochprozentiges Heilkräuter-Destillat,<br />

das von Benediktiner-Mönchen<br />

in <strong>de</strong>r Abtei Schweiklberg bei Vilshofen<br />

hergestellt wird – seit 1922, nach geheimer<br />

Rezeptur.<br />

Ob bei Übelkeit o<strong>de</strong>r Erschöpfung,<br />

Herz- und Kreislaufschwäche, Verdauungsstörungen,<br />

Migräne, Erkältung,<br />

Kopf-, Muskel- o<strong>de</strong>r Zahnschmerzen,<br />

bei Insektenstichen o<strong>de</strong>r auch einfach<br />

nur, um kleinere Blessuren zu <strong>de</strong>sinfizieren<br />

– „dafür ist es immer gut, einen<br />

Schweiklberger Geist im Haus o<strong>de</strong>r im<br />

Gepäck zu haben“. Was in Nie<strong>de</strong>rbayern<br />

schon die Urgroßeltern wussten, hat sich<br />

längst weit darüber hinaus herumgesprochen.<br />

35.000 Fläschchen wer<strong>de</strong>n mittlerweile<br />

vom Kloster Schweiklberg jährlich<br />

in die ganze Welt verschickt.<br />

Zur inneren und äußeren Anwendung,<br />

heißt es auf <strong>de</strong>r blauen Schachtel, <strong>de</strong>ren<br />

Aufmachung so typisch ist und sich bis<br />

heute wohl kaum verän<strong>de</strong>rt hat. Trinken<br />

sollte man <strong>de</strong>n Schweiklberger Geist<br />

allerdings nicht. Zumin<strong>de</strong>st nicht pur,<br />

<strong>de</strong>nn er enthält 77 Volumenprozent<br />

Alkohol. Statt<strong>de</strong>ssen träufelt man ihn<br />

entwe<strong>de</strong>r auf ein Stück Zucker o<strong>de</strong>r gibt<br />

ein paar Tropfen davon in heißes Wasser<br />

o<strong>de</strong>r Tee. Unverdünnt lassen sich damit<br />

aber auch die Muskeln einreiben o<strong>de</strong>r<br />

auch die Stirn und Schläfen massieren.<br />

Die Herstellung <strong>de</strong>s Kräutergeistes,<br />

um die sich seit längerem Bru<strong>de</strong>r<br />

Leo Horochlin kümmert,<br />

ist aufwändig: Hierfür wer<strong>de</strong>n<br />

neun verschie<strong>de</strong>ne Kräuter<br />

und Gewürze angesetzt.<br />

Nach zwei Wochen<br />

folgt die Destillation,<br />

die sich noch einmal<br />

über zwei Tage zieht.<br />

Das geheime Rezept<br />

dafür hatte Grün<strong>de</strong>rabt<br />

Coelestin (Johann<br />

Baptist) Maier<br />

in <strong>de</strong>n Anfangsjahren<br />

<strong>de</strong>s Klosters erworben,<br />

das 1904<br />

von Missionsbenediktinern<br />

aus Sankt<br />

Ottilien begrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>. Mitbrü<strong>de</strong>r<br />

für <strong>de</strong>n weltweiten<br />

Missionseinsatz<br />

auszubil<strong>de</strong>n, darin<br />

besteht bis heute<br />

die Hauptaufgabe<br />

<strong>de</strong>r Abtei.<br />

[ ]<br />

T I P P<br />

Die Abtei Schweiklberg – Wahrzeichen<br />

<strong>de</strong>r Stadt Vilshofen –<br />

ist nicht nur ein Knotenpunkt auf<br />

<strong>de</strong>r Via Nova, sie bietet auch einige<br />

Sehenswürdigkeiten. Neben <strong>de</strong>r im<br />

Jugendstil erbauten Abteikirche<br />

lohnt sich ein Besuch im Schwarzafrika-Museum,<br />

das ursprünglich<br />

aus einer Privatsammlung entstan<strong>de</strong>n<br />

ist und heute mit rund 800<br />

Exponaten als größtes Museum für<br />

afrikanische Kunst und Völkerkun<strong>de</strong><br />

im süd<strong>de</strong>utschen Raum gelten kann.<br />

www.schweiklberg.<strong>de</strong><br />

McTREK Pocking, Würdinger Str. 6<br />

Mo. - Fr. 9:00 - 19:00 900U<br />

0U<br />

Uhr, Sa. .9:00<br />

- 18:00 Uhr<br />

42 Online-Shop: ne-S<br />

www.McTREK.<strong>de</strong><br />

w.<br />

.<strong>de</strong><br />

43<br />

McTREK Outdoor Sports ist eine Marke <strong>de</strong>r YEAH! AG, Keltenstraße 20b in D-63486 Bruchköbel.


GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

IM NAMEN<br />

DES VATERS ...<br />

Beruflich restauriert er Altäre,<br />

Figuren, Deckenbil<strong>de</strong>r, Wandbemalungen<br />

– fast alles was<br />

sich in <strong>de</strong>n Kirchen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong>es fin<strong>de</strong>n lässt. Doch seine<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft für alte Zeitzeugnisse<br />

und Heilige bewahrt er auch privat.<br />

In seinem Sacherl, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>nkmalgeschützten<br />

„Schnei<strong>de</strong>r-Anwesen“ in<br />

Thannet bei Alkofen, hat er sich eine<br />

kleine Werkstätte eingerichtet. Dort<br />

restauriert Jürgen Hollweck Denkmäler<br />

und Heiligenfiguren, die da-<br />

schleift er in mühevoller Kleinarbeit<br />

ab, repariert und bemalt es neu. Denn<br />

am liebsten arbeitet er im Freien.<br />

„DIESELBEN MATERIALIEN<br />

WIE VOR 200 JAHREN“<br />

Durch <strong>de</strong>n Job als Kirchenmaler ist<br />

Jürgen Hollweck in ganz Bayern unterwegs.<br />

„Man lernt viele Leute kennen,<br />

manchmal sogar das ganze Dorf“,<br />

strahlt er. Auch historische Gebäu<strong>de</strong>,<br />

Hollweck die Figuren. Danach wer<strong>de</strong>n<br />

lose Fassungsschichten, aufstehen<strong>de</strong><br />

Schollen und Vergoldungen mit Hausenblasen-Leim<br />

gefestigt. Der stammt<br />

aus <strong>de</strong>r getrockneten Schwimmblase<br />

<strong>de</strong>s Störs. Nun kittet <strong>de</strong>r Kirchenmaler<br />

Fehlstellen in <strong>de</strong>r Fassung mit Krei<strong>de</strong>grund,<br />

um wie<strong>de</strong>r eine geschlossene,<br />

glatte Oberfläche zu erhalten. Im<br />

Nachgang wird die Figur farblich ausgebessert<br />

o<strong>de</strong>r vergol<strong>de</strong>t. „Nur selten<br />

fassen wir Figuren ganz neu“, berichtet<br />

<strong>de</strong>r Experte.<br />

Das alte Brauchtum im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ist fest<br />

verknüpft mit <strong>de</strong>n Heiligen. Sie waren ständige<br />

Begleiter unserer Vorfahren und dienten als<br />

Fürsprecher o<strong>de</strong>r religiöse Vorbil<strong>de</strong>r. Sogar <strong>de</strong>n<br />

Kalen<strong>de</strong>r bestimmten sie. Gelebt wur<strong>de</strong> nach<br />

ihren Ehrentagen: Den Namenstagen.<br />

Am Michaelistag, <strong>de</strong>m 29. September, waren<br />

Miete, Pacht und Zinsen fällig. An Mariä<br />

Lichtmess stand noch im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt die<br />

Verpflichtung <strong>de</strong>r Mäg<strong>de</strong> und Knechte an.<br />

An diesem 2. Februar fiel auch <strong>de</strong>r Startschuss<br />

für das Wintersemester. Heute geraten die<br />

Heiligen zunehmend in Vergessenheit.<br />

Nur wenige können sie noch bestimmen und<br />

kennen die Geschichten <strong>de</strong>r Schutzpatrone.<br />

Jürgen Hollweck ist einer von ihnen.<br />

Der Kirchenmaler bewahrt Gotteshäuser und<br />

Heiligenfiguren für weitere Generationen.<br />

nach in Haus und Garten einen Platz<br />

fin<strong>de</strong>n. „Das Alte, historische hat<br />

es mir schon immer angetan. Je<strong>de</strong>r<br />

Gegenstand erzählt eine Geschichte<br />

und hat einen gewissen Charakter.<br />

Bei manchen muss man erst ein paar<br />

Schichten abtragen, bis er zum Vorschein<br />

kommt“, erklärt <strong>de</strong>r 39-Jährige.<br />

Seit Jahren geht Jürgen gerne<br />

auf Flohmärkte und erwirbt allerhand<br />

Raritäten, die er zu Hause repariert<br />

und restauriert. Bereits zwei<br />

Wochen lehnt ein altes Feldkreuz aus<br />

Gusseisen an seiner Hausmauer. Das<br />

wie die Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Veste Oberhaus<br />

in Passau, wer<strong>de</strong>n von ihm und seinen<br />

Kollegen für die nächsten Generationen<br />

bewahrt. „Wir benutzen<br />

dafür noch dieselben Materialien<br />

wie vor zweihun<strong>de</strong>rt Jahren“, erklärt<br />

<strong>de</strong>r Künstler. Dazu gehören Pigmentfarben<br />

für Wän<strong>de</strong> und Figuren. Sie<br />

bestehen aus einer Basis von Trockenpigmenten,<br />

wie Er<strong>de</strong>n und gemahlenen<br />

Steinen, die mit geeigneten<br />

Bin<strong>de</strong>mitteln versehen sind. Selten<br />

nimmt er synthetische Farben. Im<br />

ersten Arbeitsschritt reinigt Jürgen<br />

DIE SCHUTZHEILIGEN<br />

SIND IHM HEILIG<br />

Seine Arbeiten sind häufig mit <strong>de</strong>n<br />

Schutzheiligen verbun<strong>de</strong>n. „Es macht<br />

mir eine große Freu<strong>de</strong>, diese Zeitzeugnisse<br />

für die Zukunft sichern zu<br />

können. Damit haben auch folgen<strong>de</strong><br />

Generationen was vom kirchlichen<br />

Erbe“, versichert Jürgen Hollweck.<br />

Denn darin lässt sich ent<strong>de</strong>cken, was<br />

die Menschen in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

44<br />

45


... wir bitten Dich, erhöre uns!<br />

GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten prägte. So lassen sich<br />

in <strong>de</strong>n katholischen Kirchen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong>es drei Heilige beson<strong>de</strong>rs<br />

oft fin<strong>de</strong>n. Der Heilige Florian von<br />

Lorch, <strong>de</strong>r Heilige Sebastian und <strong>de</strong>r<br />

Heilige Leonhard von Limoges. Florian,<br />

einst römischer Soldat, soll <strong>de</strong>m<br />

katholischen Glauben nach Mensch<br />

und Gebäu<strong>de</strong> vor Feuer schützen. Er<br />

ist seit jeher Schutzpatron <strong>de</strong>r Feuerwehren.<br />

Vor ihrer Gründung war<br />

die Feuersgefahr eine noch größere<br />

Bedrohung. Denkt man bloß an die<br />

verheeren<strong>de</strong>n Stadtbrän<strong>de</strong> in Vilshofen<br />

an <strong>de</strong>r Donau (1794 und 1813).<br />

Hier brannte nahezu die gesamt Altstadt<br />

inklusive Pfarr- und Stiftskirche<br />

nie<strong>de</strong>r. Ganze Existenzen wur<strong>de</strong>n<br />

ausgelöscht. „Versicherungen gab es<br />

keine. So sahen die Menschen in <strong>de</strong>r<br />

Verehrung <strong>de</strong>s Heiligen Florian eine<br />

gewisse, i<strong>de</strong>elle Versicherung“, berichtet<br />

<strong>de</strong>r Kirchenmaler.<br />

DEN HEILIGEN ZU EHREN<br />

Auch <strong>de</strong>r Heilige Sebastian bewegte<br />

<strong>Land</strong> und Leute. Er sollte Schutz vor<br />

Krankheiten gebieten. Als die Pest<br />

im Mittelalter wütete, wur<strong>de</strong> er zum<br />

Fürsprecher <strong>de</strong>r Gläubigen. An <strong>de</strong>r<br />

Ausstattung <strong>de</strong>r Kirchen mit Figuren<br />

<strong>de</strong>s Heiligen Leonhard lässt sich<br />

die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Viehzucht in <strong>de</strong>r<br />

Geschichte <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>es ablesen.<br />

Brauchte man doch im Bayerischen<br />

Wald starke und gesun<strong>de</strong> Ochsen<br />

zum Transport <strong>de</strong>s Granits o<strong>de</strong>r<br />

im Rottal die Pfer<strong>de</strong> zur Feldarbeit.<br />

Kühe, Schweine und Hühner sorgten<br />

für ausreichend Nahrung. Damit das<br />

Vieh unter Schutz stand, betete man<br />

zum Heiligen Leonhard. Ihm zu Ehren<br />

wird in Aigen am Inn alljährlich<br />

<strong>de</strong>r Leonhardiritt abgehalten. Während<br />

dieser Prozession segnet <strong>de</strong>r<br />

Priester Ross und Reiter. Auch Pfer<strong>de</strong>wallfahrten<br />

zu Ehren <strong>de</strong>s Heiligen<br />

Georgs von Kappadokien fin<strong>de</strong>n alljährlich<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> statt. Rund<br />

um seinen Ge<strong>de</strong>nktag, <strong>de</strong>m 23. April,<br />

ziehen seit Jahrhun<strong>de</strong>rten festlich<br />

geschmückte Pfer<strong>de</strong> und Wägen zu<br />

Gottesdiensten. Diese Tradition wird<br />

auch im Markt Ai<strong>de</strong>nbach gelebt.<br />

Unter <strong>de</strong>m Motto „Lasst uns wie in<br />

alten Zeiten St. Georg zur Ehr´nach<br />

Ai<strong>de</strong>nbach reiten“, ziehen alljährlich<br />

rund einhun<strong>de</strong>rt Rösser und Reiter<br />

mit Gefolge vom Volksfestplatz aus<br />

über <strong>de</strong>n historischen Marktplatz, um<br />

sich vor <strong>de</strong>r Pfarrkirche <strong>de</strong>n christlichen<br />

Segen abzuholen.<br />

WIR BITTEN DICH,<br />

ERHÖRE UNS<br />

Die Heiligen wur<strong>de</strong>n also oft als<br />

Fürsprecher <strong>de</strong>r Katholiken herangezogen.<br />

Zum Schutz vor jeglichen<br />

Gefahren ließen die Menschen Ikonen<br />

anfertigen, die als Andachtsbild<br />

dienten. Schließlich konnten bis zur<br />

Einführung <strong>de</strong>r Schulpflicht im Jahr<br />

1802 nur wenige lesen o<strong>de</strong>r schreiben.<br />

„Die Vorstellung durch Bil<strong>de</strong>r<br />

und Ikonen war einfacher“, bekräftigt<br />

<strong>de</strong>r 39-Jährige. Ein weiteres<br />

Zeugnis dafür sind Votivtafeln o<strong>de</strong>r<br />

Votivgaben. In <strong>de</strong>r Wallfahrtskirche<br />

St. Maria in Sammarei zeugen 1.300<br />

solcher Votivtafeln von Leid und Not<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung, aber auch <strong>de</strong>m Vertrauen<br />

zur Heiligen Mutter Gottes.<br />

Ähnlich wie die Portiunculakirche<br />

in Assisi, beherbergt die nie<strong>de</strong>rbayerische<br />

Wallfahrtskirche eine kleine<br />

Kapelle aus <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Im<br />

Inneren und Äußeren <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nkapelle<br />

erzählen Votivtafeln Geschichten<br />

aus vergangener Zeit. Sie wur<strong>de</strong>n<br />

Die Bauernschlacht<br />

1706 hautnah erleben<br />

Dieses historische Geschehen nicht<br />

in Vergessenheit geraten lassen,<br />

das ist das Ziel <strong>de</strong>s Kultur- und Festspielvereins<br />

Ai<strong>de</strong>nbach. Hermann<br />

Kaiser, <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>, schlüpft für<br />

interessierte Besuchergruppen in die<br />

Rolle <strong>de</strong>s Freiherrn von Gemmel, eine<br />

Figur aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, zur<br />

Zeit <strong>de</strong>r Volksaufstän<strong>de</strong> in Bayern. Ein<br />

Filmausschnitt aus <strong>de</strong>m Freilichtspiel<br />

„Lieber bairisch sterben…“ stimmt die<br />

Interessierten in die Problematik <strong>de</strong>r<br />

schicksalsreichen Tage ein. Wie eine<br />

Zeitreise kommt es einem vor, wenn<br />

man <strong>de</strong>m Freiherrn bei einer Wan<strong>de</strong>rung<br />

über die sanften Hügel zu<br />

<strong>de</strong>n Denkmälern auf <strong>de</strong>m Handlberg,<br />

Reschndobl o<strong>de</strong>r Kleeberg folgt. Mal<br />

erschreckend, mal nüchtern sachlich<br />

erzählt er aus <strong>de</strong>n Tagen um <strong>de</strong>n 8.<br />

Januar 1706, an <strong>de</strong>m die Bauernschlacht<br />

mit 4.000 To<strong>de</strong>sopfern hier<br />

stattgefun<strong>de</strong>n hat. Kein Buch und<br />

kein Vi<strong>de</strong>o lässt einen so real erschau<strong>de</strong>rn,<br />

wie wenn man am Originalschauplatz<br />

steht und imaginär die<br />

Hermann Kaiser alias Freiherr<br />

von Gemmel am Handlberg über<br />

Ai<strong>de</strong>nbach<br />

Truppen hinter <strong>de</strong>m nächsten Hügel<br />

heran marschieren sieht.<br />

Das i-Tüpfelchen ist das Freilichtspiel,<br />

das im zwei-Jahres-Turnus im Juli in<br />

Ai<strong>de</strong>nbach stattfin<strong>de</strong>t. Hier wer<strong>de</strong>n<br />

hervorragend inszeniert die Hinter-<br />

und Beweggrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bauernschlacht<br />

von 1706 durch Laienschauspieler<br />

dargestellt. Das imposante<br />

Finale ist das grausame Gemetzel,<br />

das <strong>de</strong>m Zuschauer eine Gänsehaut<br />

beschert. Mit Sicherheit verlässt man<br />

nach<strong>de</strong>nklich das Freilichtspielgelän<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>nn auch heutzutage gilt, dass<br />

Unterdrückung und Gewalt in die Katastrophe<br />

führen wird und die Wahrung<br />

<strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns unser höchstes Gut<br />

sein muss.<br />

Historisches<br />

Freilichtspiel<br />

Beginn<br />

20:45 Uhr<br />

zuvor ab<br />

19:00 Uhr<br />

Bauernmarkt<br />

Termine<br />

Premiere Sa. 8.7.<strong>2017</strong><br />

Fr. 14.7.<strong>2017</strong> Sa. 15.7.<strong>2017</strong><br />

Fr. 21.7.<strong>2017</strong> Sa. 22.7.<strong>2017</strong><br />

DIE AIDENBACHER<br />

BAUERNSCHLACHT<br />

Auf unserer Freilichtbühne<br />

wird <strong>de</strong>r grausam<br />

nie<strong>de</strong>rgeschlagene<br />

Volksaufstand wie<strong>de</strong>r<br />

lebendig.<br />

AUSGEZEICHNET MIT DEM KULTUR-<br />

PREIS DES LANDKREISES PASSAU UND<br />

DEM BAYERISCHEN HEIMATPREIS<br />

WWW.FREILICHTSPIEL.DE<br />

Info-( 08543-9603-16<br />

46 47<br />

T I P P<br />

Heiliger Florian leonhardiritt Aigen Votivtafeln Sammarei Gruppenanfragen richten Sie bitte an 08543/9603-16 o<strong>de</strong>r<br />

freilicht@ai<strong>de</strong>nbach.<strong>de</strong><br />

als symbolisches Opfer dargebracht<br />

und mit Szenen einer Notsituation<br />

bemalt. Nicht selten ließen die Menschen<br />

darauf einen Fuß vergol<strong>de</strong>n,<br />

nach<strong>de</strong>m sie einen Beinbruch gut<br />

überstan<strong>de</strong>n hatten. Auch wenn Tiere<br />

erkrankten suchte man Hilfe in<br />

<strong>de</strong>r Fürbitte. So lassen sich vergol<strong>de</strong>te<br />

Kälber o<strong>de</strong>r Kühe fin<strong>de</strong>n. Denn<br />

sie stellten Nahrung und Existenz<br />

einer Bauernfamilie dar.<br />

SEHR BAROCK<br />

Meist sind es barocke und neugotische<br />

Gotteshäuser, die man im <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong> fin<strong>de</strong>t. „Lei<strong>de</strong>r entfernte<br />

man in <strong>de</strong>n letzten 50 bis 60 Jahren<br />

vieles aus <strong>de</strong>n alten, historischen<br />

Kirchen, o<strong>de</strong>r arbeitete die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Ausstattungen um. Man<br />

wollte um je<strong>de</strong>n Preis mo<strong>de</strong>rn


GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

Kirche Sammarei und Kloster Asbach<br />

In einer Zeit, zwischen<br />

Barock und Rokoko lebte<br />

Johann Baptist Modler, geboren<br />

am 30. April 1697. Der<br />

Bildhauer und Stuckateur verlieh<br />

vielen Häusern, Kirchen<br />

und Klöstern im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />

und <strong>de</strong>m benachbarten, österreichischen<br />

Obernberg ihren<br />

prunkvollen Charakter. Dorthin<br />

verschlug es <strong>de</strong>n gelernten<br />

Tuchmacher Johann Baptist<br />

Modler als Wan<strong>de</strong>rgesellen.<br />

1729 heiratete <strong>de</strong>r gebürtige<br />

Oberpfälzer Maria Theresia<br />

Groll. Sie war die Tochter <strong>de</strong>s<br />

Tuchmachers Josef Groll, in<br />

<strong>de</strong>ssen Diensten <strong>de</strong>r 32-Jährige<br />

stand. Schon bald verdingte<br />

er sich mit Bildhauer- und<br />

Stuckateurarbeiten. Über seine<br />

Ausbildung ist wenig bekannt.<br />

sein“, erklärt Jürgen Hollweck. Heute wird<br />

wie<strong>de</strong>r viel mehr bewahrt. Nicht selten<br />

führen Jürgen und seine Kollegen, vom<br />

Restaurierungsunternehmen Kallinger in<br />

Vilshofen, Kirchen und ihr Inventar auf<br />

Originalzustand zurück.<br />

Mit <strong>de</strong>r Asambasilika in Al<strong>de</strong>rsbach, <strong>de</strong>m<br />

Stephansdom in Passau, <strong>de</strong>r Wallfahrtskirche<br />

in Sammarei, <strong>de</strong>m Dom <strong>de</strong>s Rottals<br />

in Fürstenzell, <strong>de</strong>r Klosterkirche in Asbach<br />

und vielen weiteren Kirchen und Kapellen<br />

hat das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> wun<strong>de</strong>rbare religiöse<br />

Zeitzeugnisse <strong>de</strong>r vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rte,<br />

die zum Gebet einla<strong>de</strong>n. Nicht<br />

wenige sind geprägt durch die Arbeiten<br />

<strong>de</strong>s bekannten Stuckateurs Johann Baptist<br />

Modler (1697-1774) – einer Koryphäe auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet. Sie liegen an Pilgerwegen und<br />

ohannBaptistModler<br />

Ein alter Meister <strong>de</strong>s Stucks<br />

bieten auch heute noch eine Einkehrmöglichkeit zur Andacht o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ent<strong>de</strong>cken unseres Brauchtums, das eine tiefe<br />

Verwurzlung mit <strong>de</strong>m christlichen Glauben mit sich bringt.<br />

Dom <strong>de</strong>s Rottals Fürstenzell<br />

Einige Historiker vermuten, er hätte<br />

sie bei Franz Josef Holzinger aus<br />

Schörfling am Attersee absolviert.<br />

Der Umgang mit Farben, Ornamenten<br />

und verschie<strong>de</strong>nen Materialien<br />

war kein Neuland für ihn. Nun<br />

formte er sie plastisch aus Mörtel<br />

und gestaltete damit Fassa<strong>de</strong>n mit<br />

Gesimsen o<strong>de</strong>r Wän<strong>de</strong> und Decken<br />

von Kirchen, Klöstern und prunkvollen<br />

Bauten.<br />

MEISTERHAFTE PLASTIKEN<br />

Zu <strong>de</strong>n ersten seiner wichtigen<br />

Arbeiten zählen die Fensterstuckierungen<br />

<strong>de</strong>r Klostergebäu<strong>de</strong> und die<br />

kunstvollen Arbeiten im Grafensaal<br />

<strong>de</strong>s Klosters Asbach. Während dieser<br />

Jahre zog es Modler auch privat ans<br />

linke Ufer <strong>de</strong>s Inns. Gemeinsam mit<br />

Ehefrau Maria Theresia kaufte er ein<br />

Haus in Kößlarn. Es wur<strong>de</strong> das Prächtigste<br />

am Marktplatz. Reich verzierte<br />

er es mit Stuckierungen, die das<br />

Paradies mit Flüssen, Bäumen, Tieren<br />

und <strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>nfall meisterhaft<br />

darstellten. Überlieferungen zu<br />

Folge sollen Besucher wie Einheimische<br />

fasziniert innegehalten haben,<br />

um das Kunstwerk genauer zu betrachten.<br />

Doch Johann Baptist Modler<br />

war auch eine Koryphäe auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiet <strong>de</strong>r Kunstmarmorarbeiten.<br />

Gemeinsam mit Georg Funk verzierte<br />

er in <strong>de</strong>n Jahren 1741 bis 1746<br />

die Klosterkirche von Fürstenzell,<br />

<strong>de</strong>n „Dom <strong>de</strong>s Rottals“. Zu seinen<br />

Werken zählt auch die Kanzel dieses<br />

Gotteshauses. In die gleiche Zeitspanne<br />

fällt die Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>s<br />

Deckenstucks <strong>de</strong>r Schlosskapelle von<br />

Schloss Kleeberg bei Ruhstorf.<br />

DIE MODLERS –<br />

EINE STARKE DYNASTIE<br />

Drei seiner elf Kin<strong>de</strong>r traten in die<br />

Fußstapfen <strong>de</strong>s Johann Baptist<br />

Modler. Sie unterstützten ihn wohl<br />

bereits von klein auf bei <strong>de</strong>n Stuckierungen.<br />

So arbeiteten die Söhne<br />

Kaspar (1730 bis 1758), Melchior<br />

(1732 bis 1768) und Joseph Narziss<br />

(1739 bis 1810) in <strong>de</strong>r hauseigenen<br />

Werkstatt mit. Gemeinsam mit ihrem<br />

Vater waren sie mit <strong>de</strong>r Ausstattung<br />

<strong>de</strong>r Dominikanerinnenkirche Heilig<br />

Kreuz in Regensburg beschäftigt.<br />

Auch die Fassa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Wörndlehauses,<br />

<strong>de</strong>r Apotheke und <strong>de</strong>s Schiffmeisterhauses<br />

in Obernberg am Inn<br />

prägte Johann Baptist Modler. Der<br />

Markt am linken Innufer gehörte<br />

bis 1779 zum Königreich Bayern.<br />

Gegen Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

stuckierte <strong>de</strong>r Bildhauer an Hochaltar,<br />

Seitenaltären und <strong>de</strong>r Kanzel<br />

<strong>de</strong>r Siebeschläferkirche Rotthof, bei<br />

Ruhstorf. Daneben schufen er und<br />

seine Söhne die prächtigen Verzierungen<br />

<strong>de</strong>r Modlersäle in Al<strong>de</strong>rsbach.<br />

In <strong>de</strong>n ehemaligen Räumen<br />

<strong>de</strong>s Abtes wer<strong>de</strong>n heute Seminare,<br />

Schulungen und private Veranstaltungen<br />

abgehalten. Höhepunkt<br />

seines Schaffens war die Gestaltung<br />

<strong>de</strong>s Treppenhauses <strong>de</strong>r Neuen<br />

Resi<strong>de</strong>nz Passau (1768). Die prunkvollen<br />

Aufgänge <strong>de</strong>r Bischöflichen<br />

Resi<strong>de</strong>nz wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

bei Stadtführungen zugänglich gemacht.<br />

1770 übernahm Sohn Joseph<br />

Narziss die Werkstatt seines Vaters<br />

(+ 1774). Zu seinen Meisterwerken<br />

zählt die Ausstattung <strong>de</strong>r alten Kirche<br />

in Sulzbach und <strong>de</strong>r Pfarrkirche<br />

Maria Himmelfahrt Ruhstorf im Stil<br />

<strong>de</strong>s Rokoko. Doch das waren längst<br />

nicht alle Bauwerke <strong>de</strong>r Modlers.<br />

Machen Sie sich ein Bild von <strong>de</strong>n<br />

prunkvollen Werken <strong>de</strong>r außergewöhnlichen<br />

Stuckateursfamilie<br />

und wan<strong>de</strong>rn Sie auf <strong>de</strong>n Spuren<br />

<strong>de</strong>r Modlers. Für <strong>2017</strong> wer<strong>de</strong>n im<br />

<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> Rundreisen zu <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Meisterwerken <strong>de</strong>r außergewöhnlichen<br />

Familie angeboten.<br />

StadtfuchS<br />

tourEn<br />

Spannend - lehrreich - unterhaltsam<br />

Erleben Sie Geschichte hautnah, präsentiert<br />

als interaktive Schauspiel- und<br />

Kulturführungen. Folgen Sie Freiherrn von<br />

Hörnigk, Ritter Tuschl, Anna Maria Mozart<br />

und vielen an<strong>de</strong>ren historischen Figuren, auch<br />

hinter sonst verschlossene Türen!<br />

InFoTAInMenT höchster Qualität, das Sie<br />

begeistern wird und unvergesslich bleibt!<br />

Lin<strong>de</strong>ntal 46c n D-94032 Passau<br />

+49 (0)851-45892<br />

stadtfuchspassau@aol.com<br />

www.stadtfuchs-passau.<strong>de</strong><br />

48 49


GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

JÜRGEN HOLLWECK<br />

Kirchenmaler aus<br />

Berufung<br />

QUELLE DER KRAFT<br />

THERME 1 MIT SAUNAHOF IN BAD FÜSSING<br />

Jürgen Hollweck ist in Unteriglbach<br />

bei Ortenburg aufgewachsen.<br />

Sehr früh ent<strong>de</strong>ckte<br />

er seine Liebe zu alten, historischen<br />

Zeitzeugnissen. Er sammelte Truhen,<br />

Heiligenfiguren, Kreuze und vieles<br />

mehr. Schon während <strong>de</strong>s Abiturs<br />

an <strong>de</strong>r Fachoberschule Straubing<br />

reastaurierte er am Anwesen seiner<br />

Eltern Schätze aus vergangenen Zeiten.<br />

„Irgendwann waren es so viele,<br />

dass ich sie bei meinem Onkel am<br />

Bauernhof unterstellen musste“,<br />

lacht Jürgen. Nach <strong>de</strong>r Ausbildung<br />

zum Kirchenmaler arbeitete er noch<br />

drei Jahre in Regensburg, ehe er in<br />

seine Heimat im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> zurückkehrte.<br />

Kurze Zeit später kaufte<br />

er das Schnei<strong>de</strong>ranwesen in Thannet<br />

bei Alkofen – ein wahrhaftiges<br />

Kleinod.<br />

ZWISCHEN HORTENSIEN<br />

UND DENKMÄLERN<br />

Hier hat er sich einen idyllischen<br />

Rückzugsort geschaffen. Es scheint,<br />

als wür<strong>de</strong> die Zeit still stehen. Das<br />

weitläufige Grundstück ziert ein<br />

prächtiger Garten mit blühen<strong>de</strong>n<br />

Hortensien, schattenspen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Bäumen, Gräsern, allerhand<br />

Denkmälern und einem großen Gartenteich.<br />

Umringt von Hühnern grasen<br />

Schafe in <strong>de</strong>r saftigen Wiese,<br />

die am Garten anschließt. Enten und<br />

Gänse schwimmen im angrenzen<strong>de</strong>n<br />

Weiher. Hier ist die Welt noch in<br />

Ordnung.<br />

„KLISCHEE UND IDYLLE<br />

BRAUCHT DER MENSCH“<br />

Er lebt seit sechs Jahren in <strong>de</strong>m originalgetreu<br />

restaurierten Bauernhaus<br />

mit grünen Fensterlä<strong>de</strong>n und<br />

großen Balkonen. „Mein Leben hier<br />

ist schon fast klischeehaft – in einer<br />

Welt, die immer mehr aus <strong>de</strong>n<br />

Fugen gerät“, wird Jürgen Hollweck<br />

nach<strong>de</strong>nklich. Aber gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />

fühlt man sich gleich so wohl hier.<br />

„Ich glaube <strong>de</strong>r Mensch braucht<br />

Halt und Rückzug in eine ruhige,<br />

eigene Welt – ich habe meinen Garten<br />

und die Tiere zum Ausgleich. Klischee<br />

und Idylle braucht <strong>de</strong>r Mensch einfach“,<br />

so <strong>de</strong>r 39-Jährige. Jürgen ist<br />

oft in Tracht anzutreffen. Das passt<br />

zu ihm und seinem Leben, durch das<br />

sich Tradition und Brauchtum ziehen.<br />

„So mo<strong>de</strong>rn wie wir alle sein wollen<br />

– so sehr brauchen wir Tradition<br />

und Brauchtum als Zuflucht. Denn<br />

es gibt kaum Bleiben<strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>r<br />

Welt, alles ist unruhig und flüchtig“,<br />

sagt <strong>de</strong>r Künstler. Kirchen, Heiligenfiguren<br />

und das Brauchtum sind was<br />

Bleiben<strong>de</strong>s, gera<strong>de</strong> das fasziniert <strong>de</strong>n<br />

Kirchenmaler beson<strong>de</strong>rs. Ganz nach<br />

seinem Motto: „Lasst uns am Alten<br />

so es gut ist halten. Doch auf altem<br />

Grund Neues schaffen zu je<strong>de</strong>r Stund<br />

(Gottfried Keller 1819 – 1890).<br />

<strong>DA</strong>S SCHNEIDER-<br />

ANWESEN<br />

In Bayern wur<strong>de</strong>n früher Hausund<br />

Hofnamen vergeben. Nicht<br />

selten lassen sich aus <strong>de</strong>n heutigen<br />

Nachnamen Ableitungen<br />

treffen. Die Bezeichnung <strong>de</strong>s<br />

Thanneter Anwesens geht auf<br />

einen <strong>de</strong>r Vorbesitzer zurück, <strong>de</strong>nn<br />

hier war im vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

eine Schnei<strong>de</strong>rei untergebracht.<br />

Manchmal lassen sich auch Rückschlüsse<br />

über die Größe <strong>de</strong>s Besitzes<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ortsnamen ziehen.<br />

Erleben Sie Urlaub vom Alltag in <strong>de</strong>r facettenreichen Ba<strong>de</strong>- und Saunalandschaft.<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Therme 1 So – Di 07.30 – 19.00 Uhr<br />

Mi – Sa 07.30 – 21.00 Uhr<br />

Saunahof täglich 10.00 – 22.00 Uhr<br />

INFORMATIONEN<br />

info@therme1.<strong>de</strong><br />

Tel.: +49 (0) 85 31 - 94 46-0<br />

www.therme1.<strong>de</strong><br />

50 W I R K T U N D W I R K T U N D W I R K T<br />

Therme 1 | Kurallee 1 | 94072 Bad Füssing51


GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

MIT GESCHICK<br />

BESTICKT<br />

Feine Paramenten und<br />

Fahnen aus <strong>de</strong>m Kloster<br />

Thyrnau<br />

Für liturgische Anlässe<br />

tragen katholische Priester<br />

oft aufwändig bestickte<br />

Messgewän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

Kaseln mit prächtigen Stolen.<br />

Doch die kirchlichen<br />

Textilien, auch Paramenten<br />

genannt, sind in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren immer<br />

schwieriger zu bekommen.<br />

Im Kloster Thyrnau wer<strong>de</strong>n<br />

sie noch hergestellt,<br />

hier ist eine <strong>de</strong>r letzten<br />

Fahnen- und Paramentenstickereien<br />

in Bayern<br />

untergebracht.<br />

Bereits seit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s<br />

Klosters, im Jahr 1902 fertigen<br />

die Schwestern kirchliche<br />

Gewän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Vereinsfahnen<br />

und besticken sie per Hand. Die<br />

Stickerei ist fest verwurzelt mit<br />

<strong>de</strong>n Zisterzienserinnen. Ihre Paramentenwerkstätte<br />

hat eine lange<br />

Tradition. Schon im Mittelalter<br />

haben die Schwestern im Schweizer<br />

Heimatkloster Rathausen gestickt.<br />

Grün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>s Thyrnauer Klosters,<br />

Juliana Füglister, eine begna<strong>de</strong>te<br />

Stickerin, hat die Fahnen- und<br />

Paramentenstickerei in Thyrnau wie<strong>de</strong>r<br />

aufgenommen. Seither entstehen<br />

wahre Kunstwerke mit Fa<strong>de</strong>nmalereien<br />

und Heiligenbil<strong>de</strong>rn auf edlen<br />

Sei<strong>de</strong>nstoffen. Sie fertigen heute alle<br />

kirchlichen Textilien, die ein Priester<br />

braucht. Darunter Kaseln, Chormäntel,<br />

Segensvelen, Alben, Priesterstolen,<br />

Schultertücher, aber auch<br />

Ministrantengewän<strong>de</strong>r und Wandbehänge.<br />

Während in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren konkurrieren<strong>de</strong> Stickereien<br />

auf Grund <strong>de</strong>r Technisierung dicht<br />

machen mussten, konnte sich die<br />

Abtei durch ihren ausgezeichneten<br />

Ruf in <strong>de</strong>r Branche halten. Beson<strong>de</strong>rs<br />

bekannt sind die Zisterzienserinnen<br />

für ihre Na<strong>de</strong>lmalerei. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />

mit Na<strong>de</strong>l und Fa<strong>de</strong>n Schattierungen<br />

gestickt, die wie gezeichnet aussehen.<br />

Sogar Papst Benedikt <strong>de</strong>r XVI.<br />

trug bei seinem Deutschlandbesuch<br />

2006 Gewän<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Stickerinnen.<br />

<strong>DA</strong> LEGT AUCH<br />

DIE ÄBTISSIN HAND AN<br />

Wie fast alle Klöster, plagen auch die<br />

Thyrnauer Schwestern Nachwuchssorgen.<br />

„Bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges<br />

haben hier nur Schwestern<br />

gestickt. Doch die wur<strong>de</strong>n immer<br />

weniger“, erklärt Äbtissin Schwester<br />

Mechthild. Daraufhin stellte man<br />

junge Frauen aus <strong>de</strong>r Umgebung<br />

ein. Sie erhielten eine Ausbildung in<br />

<strong>de</strong>r Stickerei o<strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>rei. Derzeit<br />

sind vier Stickerinnen mit <strong>de</strong>r<br />

Herstellung von Fahnen- und Paramenten<br />

beschäftigt. Wenn Not am<br />

Mann ist, dann springt die Äbtissin,<br />

eine ausgebil<strong>de</strong>te Stickermeisterin,<br />

ein. Sie fungiert als Chefin und<br />

hat das Handwerk hier in Thyrnau<br />

gelernt. Vorher war sie Son<strong>de</strong>rschullehrerin.<br />

Nach ihrer Promotion ging<br />

Schwester Mechthild ins Zisterzienserinnenkloster<br />

Thyrnau. Zu ihr<br />

kommen Priester, Bischöfe und Diakone<br />

aus ganz Deutschland und <strong>de</strong>m<br />

nahegelegenen Österreich, um neue<br />

Klei<strong>de</strong>r in Auftrag zu geben.<br />

JEDER BEKOMMT,<br />

WAS ER BESTELLT<br />

Meist bekommen die Priester ihr<br />

Gewand von <strong>de</strong>r Diözese gestellt.<br />

Stoffe und Muster können sie frei<br />

wählen. Nur selten wird auf vorrätige<br />

Gewän<strong>de</strong>r zurückgegriffen. Die<br />

Wartezeit auf eine neue Ausstattung<br />

kann bis zu einem Jahr dauern. Vor<br />

allem wenn große Aufträge reinkommen.<br />

So hat die Diözese Regensburg<br />

im letzten Jahr massenweise Messgewän<strong>de</strong>r<br />

gebracht. „Wir haben sie<br />

gereinigt, überholt und repariert,<br />

das dauert dann natürlich eine<br />

Weile“, berichtet Schwester Mechthild.<br />

Manche Pfarrer kaufen sich<br />

ihre Gewän<strong>de</strong>r selber – beson<strong>de</strong>rs<br />

wenn sie Maßanfertigungen brauchen.<br />

Dennoch sind die meisten<br />

Pfarreien mit <strong>de</strong>n gängigsten<br />

Messgewän<strong>de</strong>rn ausgestattet. Dazu<br />

zählen Kaseln und Stolen in <strong>de</strong>n<br />

liturgischen Farben Weiß, Rot, Grün,<br />

Violett und Schwarz. „Schwarz ist<br />

immer mehr im Kommen, . Mit <strong>de</strong>n<br />

Stickereien wirkt es sehr e<strong>de</strong>l“, erzählt<br />

die Leiterin <strong>de</strong>r Stickerei. Dieses Jahr<br />

versorgten die Thyrnauerinnen einige<br />

Primizianten aus Würzburg, München,<br />

Regensburg und Südtirol. Je<strong>de</strong>r<br />

Pfarrer bekommt, was er bestellt.<br />

Früher konnte man <strong>de</strong>n Reichtum<br />

<strong>de</strong>s Fürstbistums o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pfarrei an<br />

<strong>de</strong>n Stickereien <strong>de</strong>r Messgewän<strong>de</strong>r<br />

erkennen. Je prunkvoller sie waren,<br />

<strong>de</strong>sto reicher <strong>de</strong>r Klerus.<br />

<strong>DA</strong>S MESSGEWAND<br />

Kaseln o<strong>de</strong>r Messgewän<strong>de</strong>r sind<br />

die liturgischen Bekleidungsstücke<br />

von katholischen Priestern.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Heiligen<br />

Messe als Obergewand getragen.<br />

Doch Priester und Diakone wählen<br />

ihre Messgewän<strong>de</strong>r nicht<br />

beliebig – schon seit <strong>de</strong>m Mittelalter<br />

hat je<strong>de</strong> Farbe ihre eigene<br />

Be<strong>de</strong>utung und wird je nach<br />

Kirchenfest o<strong>de</strong>r Anlass ausgewählt.<br />

Die weißen Festgewän<strong>de</strong>r<br />

zeugen von Freu<strong>de</strong>. Sie wer<strong>de</strong>n<br />

von Ostern bis Pfingsten, an<br />

Weihnachten und an Marieno<strong>de</strong>r<br />

Christusfesten getragen.<br />

Grün gilt auch im Kirchlichen<br />

als Farbe <strong>de</strong>r Hoffnung, <strong>de</strong>shalb<br />

ziehen sich die Priester an<br />

allen Sonntagen <strong>de</strong>s Jahreskreises<br />

grüne Kaseln über. Rote<br />

Messgewän<strong>de</strong>r hingegen nehmen<br />

die Geistlichen an Apostel-<br />

und Märtyrerfesten o<strong>de</strong>r<br />

zu Pfingsten. In <strong>de</strong>r Adventsund<br />

Fastenzeit wer<strong>de</strong>n violette<br />

Gewän<strong>de</strong>r getragen. Sie gelten<br />

als Zeichen <strong>de</strong>r Buße und<br />

können auch bei Beerdigungen<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Doch hier<br />

greifen die Priester auch gerne<br />

auf schwarz zurück.<br />

52 53


GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

ALLES NACH MASS<br />

UND IN HAN<strong>DA</strong>RBEIT<br />

Im Hinblick auf die Vergangenheit hat<br />

sich an <strong>de</strong>r Stickerei nicht viel verän<strong>de</strong>rt.<br />

„Handarbeit bleibt Handarbeit“,<br />

lächelt die Or<strong>de</strong>nsfrau. Es gibt keine<br />

direkten Vorgaben zum Sticken <strong>de</strong>r<br />

Muster. „Bei Reparaturen schaut man,<br />

was in die Zeit passt, in <strong>de</strong>r das liturgische<br />

Gewand hergestellt wur<strong>de</strong>“, verrät<br />

Schwester Mechthild. Bei Neuanfertigungen<br />

geben die Auftraggeber,<br />

meist Priester o<strong>de</strong>r Vereine, grob vor,<br />

welche Ikonen und Muster ihre neuen<br />

Paramente o<strong>de</strong>r Fahnen zieren<br />

sollen. „Im Gegensatz zu früher wird<br />

nicht mehr so viel vorgegeben. Man<br />

kann sich als Stickerin austoben<br />

und die eigene Kreativität einsetzen“,<br />

wirft Daniela Hinterreiter ein.<br />

Sie ist eine <strong>de</strong>r Mitarbeiterinnen im<br />

Kloster und hat schon in <strong>de</strong>r Schule<br />

gerne gestickt. Deshalb brauchte<br />

sie auch keine Ausbildung. Schwester<br />

Mechthild hat die gebürtige<br />

Rumänin vor mehr als 17 Jahren<br />

angelernt. Ihr Spezialgebiet ist die<br />

Goldstickerei. Momentan fertigt sie<br />

die Verzierungen für eine lilafarbene<br />

Stola mit <strong>de</strong>m Heiligen Nikolaus<br />

von Flue an. Diese hat Pfarrer<br />

Ludwig zum Nachsticken in Auftrag<br />

gegeben. Weil er in <strong>de</strong>r <strong>Land</strong>jugend<br />

seiner Pfarrgemein<strong>de</strong> sehr aktiv ist,<br />

zieren seine Stolen Abbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Heiligen Nikolauses, <strong>de</strong>m Patron <strong>de</strong>r<br />

katholischen <strong>Land</strong>jugendbewegung.<br />

Je<strong>de</strong>r Pfarrer hat seine eigenen Heiligen<br />

o<strong>de</strong>r Schutzpatrone. „Kürzlich<br />

hatten wir einen Auftrag eines<br />

Malteser-Pfarrers. Er wollte natürlich<br />

passen<strong>de</strong> Malteserkreuze auf seiner<br />

Stola“, erzählt Daniela Hinterreiter.<br />

So ist je<strong>de</strong>r Auftrag an<strong>de</strong>rs und die<br />

Stickerinnen lassen ihrer Kreativität<br />

freien Lauf. Die Dauer <strong>de</strong>s Bestickens<br />

einer Stola ist unterschiedlich. Je<br />

nach<strong>de</strong>m, wie reich sie ausgestattet<br />

sein soll. „Mit Figuren kann es bis zu<br />

einer Woche dauern. Davon wer<strong>de</strong>n<br />

zwei bis drei Tage nur gestickt“, verrät<br />

Schwester Mechthild.<br />

„DESHALB RIECHT'S<br />

NACH ALKOHOL ...“<br />

Die Motive sind selber gezeichnet,<br />

mit Hilfe von Pauspulver und Spiritus<br />

wer<strong>de</strong>n die Umrisse auf <strong>de</strong>n Stoff<br />

gebracht und dann nachgestickt.<br />

„Deshalb riecht es hier immer so<br />

nach Alkohol“, lacht Schwester<br />

Mechthild. Gestickt wird nur auf<br />

Samt o<strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>. Darunter ist ein<br />

Baumwoll-Nessel eingespannt, <strong>de</strong>r<br />

für Halt im Stickrahmen sorgt. „Als<br />

Garn verwen<strong>de</strong>n wir Leinengarn und<br />

Japangold. Das sind spezielle Goldfä<strong>de</strong>n.<br />

Der Kern <strong>de</strong>s Garns ist aus<br />

Baumwolle, die Hülle ist mit Goldfolie<br />

überzogen. Es hat <strong>de</strong>n Vorteil,<br />

dass es sich leicht legen lässt und<br />

ist günstiger als Goldfa<strong>de</strong>n“, erklärt<br />

Daniela Hinterreiter. Wenn die Stola<br />

fertig ist, dann kann sie in <strong>de</strong>r<br />

Schnei<strong>de</strong>rei weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Neben Daniela Hinterreiter sitzt<br />

Ines Kramer an einem Stickrahmen.<br />

Sie arbeitet an einem farbigen Heiligenbild.<br />

So hat je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r vier Stickerinnen<br />

ihren Bereich. Ihrer ist die<br />

Leinstickerei. Dabei bringt sie hauptsächlich<br />

Schutzheilige auf Stoff.<br />

Wie viele das bereits waren, kann<br />

sie heute nicht mehr sagen. Genau<br />

wie Daniela gehört sie bereits seit 17<br />

Jahren fest zum Team. Je<strong>de</strong> Stickerin<br />

hat ihren eigenen Stil.<br />

Das älteste Stück, das<br />

die Damen bislang in<br />

ihren Hän<strong>de</strong>n hielten,<br />

ist ein Priestergewand<br />

aus <strong>de</strong>m frühen Barock.<br />

„Es war ein beeindrucken<strong>de</strong>r<br />

Stoff. Er hatte<br />

ein Muster eingewebt,<br />

das ganz abgewetzt<br />

war. Die Fetzen hingen<br />

regelrecht davon. Seine<br />

Reparatur be<strong>de</strong>utete<br />

viel Arbeit. Aber<br />

es war schön für uns, dieses historische<br />

Messgewand für die nächsten<br />

Generationen zu bewahren“, erzählt<br />

die 68-jährige Äbtissin.<br />

WEHRMACHTSABZEICHEN<br />

STATT KIRCHENGEWÄNDER<br />

Auch die Fahnen- und Paramentenstickerei<br />

hat schon viele Höhen<br />

und Tiefen durchlebt. Es lief nicht<br />

immer so gut für die Schwestern.<br />

In <strong>de</strong>n 1940er Jahren hatten sie<br />

„kriegswichtige Stickereien“ zu<br />

übernehmen. Die kirchliche Stickerei<br />

untersagten ihnen die Nazis. So<br />

wur<strong>de</strong>n die Schwestern aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

Wehrmachtsabzeichen zu sticken<br />

und Socken zu stopfen. Erst<br />

nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg ging<br />

es wie<strong>de</strong>r bergauf. Dennoch verringerte<br />

sich die Auftragslage im letzten<br />

Drittel <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Nach und nach fielen Or<strong>de</strong>nsfrauen<br />

weg. Heute haben sich Personal und<br />

Auftrags-volumen eingepen<strong>de</strong>lt. Die<br />

Klosterstickerei kann wie<strong>de</strong>r gut wirtschaften.<br />

Sie bil<strong>de</strong>t noch immer <strong>de</strong>n<br />

Haupterwerb <strong>de</strong>s Klosters. Daneben<br />

setzen die Zisterzienserinnen auf<br />

Übernachtungs- und Tagungsgäste.<br />

Jakobs-pilgern bieten sie günstige<br />

Übernachtungsmöglichkeiten im ehemaligen<br />

Jagdschloss <strong>de</strong>s Fürstbischofs<br />

zu Passau. Und zu Weihnachten stellen<br />

die Schwestern <strong>de</strong>n berühmten Thyrnauer<br />

Lebkuchen her. Eine beson<strong>de</strong>re<br />

Spezialität im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>.<br />

KlosterThyrnau<br />

Das Kloster St. Josef zu Thyrnau wur<strong>de</strong> 1902 durch Äbtissin<br />

M. Juliana Füglister gegrün<strong>de</strong>t. Es entspringt einem Schweizer<br />

Konvent und war lange in Frankreich beheimatet. Nach<strong>de</strong>m die<br />

Or<strong>de</strong>nsleute aus ihrer französischen Heimat Vézelise vertrieben wur<strong>de</strong>n,<br />

kauften die Zisterzienserinnen das Thyrnauer Jagdschloss <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen Fürstbischofs von Passau. Es hatte schon zu Beginn <strong>de</strong>s<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rts eine lange Geschichte hinter sich: „Man vermutet,<br />

dass Thyrnau im 11. Jahrhun<strong>de</strong>rt Zentrum und Ausgangspunkt für<br />

eine große Siedlungsbewegung im Vorwald war, die vom Rottaler<br />

A<strong>de</strong>lsgeschlecht <strong>de</strong>r Watzmannsdorfer ausging“, erklärt Schwester<br />

Mechthild, die heutige Äbtissin. So hieß Thyrnau damals noch<br />

Watzmannsdorf. Im Lauf <strong>de</strong>r Zeit gingen Burg und Hofmark durch<br />

Heirat an verschie<strong>de</strong>ne A<strong>de</strong>lsgeschlechter. 1692 kaufte es Fürstbischof<br />

Johann Phillip Graf von Lamberg. Bis zur Säkularisation<br />

1803 blieb Thyrnau im Besitz <strong>de</strong>s Hochstiftes Passau. Fürstbischof<br />

Raymond Graf von Rabatta ließ die alte Burg abreißen und ein stattliches<br />

Jagdschloss bauen. Seit <strong>de</strong>r Fertigstellung 1718 krönt sein<br />

Wappen <strong>de</strong>n Eingang zum heutigen Kloster. Nach <strong>de</strong>r Säkularisation<br />

ging es in <strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>s Freistaates Bayern über und wur<strong>de</strong> mehrmals<br />

verkauft, bis es die Zisterzienserinnen 1902 erwarben. Neben<br />

einer <strong>Land</strong>wirtschaft mit Tierhaltung betreiben die Schwestern seit<br />

<strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Klosters eine Fahnen- und Paramentenstickerei.<br />

Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten, Klosterla<strong>de</strong>n und<br />

<strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Abtei fin<strong>de</strong>n Sie unter www.klosterseite.org.<br />

Das<br />

Erlebnis<br />

<strong>de</strong>r<br />

Gegensätze<br />

Die PassauCard all-inclusive erschließt die schönsten<br />

Freizeitangebote und Sehenswürdigkeiten im<br />

<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>, in Oberösterreich und Südböhmen.<br />

Eine Karte weist <strong>de</strong>n Weg zum Gesamterlebnis.<br />

Alles zum all-inclusive-Preis!<br />

Entschei<strong>de</strong>n Sie zwischen <strong>de</strong>n Kartenlaufzeiten<br />

24 Stun<strong>de</strong>n, 48 Stun<strong>de</strong>n, 3 Tage, 5 Tage, 7 Tage<br />

und 14 Tage und Sie erhalten beispielsweise<br />

freien Eintritt in die Thermen in Bad Füssing,<br />

Bad Griesbach i. Rottal und Bad Birnbach, in Freizeitparks<br />

wie <strong>de</strong>n Vogelpark Irgenöd o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Wildpark Ortenburg. Außer<strong>de</strong>m benutzen Sie während<br />

<strong>de</strong>r gesamten Kartenlaufzeit die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel im Stadt- und <strong>Land</strong>gebiet Passau<br />

kostenlos!<br />

Das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ist ein Erlebnis <strong>de</strong>r Gegen sätze.<br />

Mit Flüssen, Wäl<strong>de</strong>rn und Thermen, mit kontrastreichen<br />

<strong>Land</strong>schaften und sich abwechseln<strong>de</strong>n<br />

Baustilen. Neues und An<strong>de</strong>res ist oft eine Frage weniger<br />

Kilometer. Die Möglichkeiten, diese Vielfalt zu<br />

ent<strong>de</strong>cken, sind so facettenreich wie die Ein drücke<br />

selbst. Eine Radtour auf <strong>de</strong>m Donau- o<strong>de</strong>r Innradweg,<br />

eine Wan<strong>de</strong>rung auf <strong>de</strong>m Donausteig, eine<br />

Ru<strong>de</strong>rpartie auf <strong>de</strong>r Ilz, ein Besuch <strong>de</strong>r Thermen…<br />

Was es dabei noch alles zu ent<strong>de</strong>cken gibt und<br />

welche weiteren Vorteile Sie mit <strong>de</strong>r PassauCard<br />

all-inclusive genießen, darüber informiert <strong>de</strong>r<br />

begleiten<strong>de</strong> Erlebnisführer o<strong>de</strong>r unsere Homepage<br />

54 www.passaucard.<strong>de</strong>. Telefonische Infos 55 gibt es<br />

unter <strong>de</strong>r Service-Hotline 08531 / 94 49 49.


Vom Konditor bis hin zum Glasbläser.<br />

Die Tradition wird im Glasdorf noch<br />

kunstvoll betrieben.<br />

Das Haus „Vier Jahreszeiten“ mit <strong>de</strong>r Froschgalerie von Monika Weinfurtner verlängert<br />

Ihren Frühling, Ihren Sommer und stimmt Sie auf Advent und Weihnachten ein:<br />

Glas in allen Ausführungen, Textiles, Dekorationen für Heim und Garten,<br />

viel Wissenswertes und Leckereien aus <strong>de</strong>r hauseigenen Konditorei erwarten Sie dort.<br />

Bild rechts: Die Arche im Glasdorf<br />

Der Charme <strong>de</strong>r Jahreszeiten,<br />

die Harmonie von Glas,<br />

Natur und Mensch ist eine Kombination,<br />

die bei uns ganzjährig sowie<br />

je<strong>de</strong>n Tag auf’s Neue gelebt wird.<br />

„Jahreszeiten“ im Glasdorf erleben.<br />

Die Glasstraße schlängelt sich<br />

durch das liebliche Zellertal im<br />

Bayerischen Wald.<br />

Eine Augenwei<strong>de</strong> an dieser<br />

Strecke sind die von <strong>de</strong>r Straße<br />

zwischen Bad Kötzting und<br />

Bo<strong>de</strong>nmais gut einsehbaren,<br />

liebevoll angelegten Parkanlagen<br />

mit Brunnen, Wasserspielen und<br />

kunstvollen Glasskulpturen –<br />

Anlagen, die Weinfurtner<br />

<strong>DA</strong>S GLASDORF prägen.<br />

Den Glasmachern bei <strong>de</strong>r Arbeit<br />

zuzusehen ist ebenso entspannend<br />

und anregend wie durch<br />

die Glasdorf-Häuser mit ihren<br />

wun<strong>de</strong>rbar <strong>de</strong>korierten Arrangements<br />

zu schlen<strong>de</strong>rn, um sich<br />

Inspirationen für die eigene<br />

elegante, stylische und gemütliche<br />

Wohnwelt mit Haus und<br />

Garten zu holen.<br />

Dazu in <strong>de</strong>r gemütlichen<br />

„Hüttenschänke“ mit eigener<br />

regionaler Küche eine gute<br />

Brotzeit o<strong>de</strong>r an 365 Tagen im<br />

Bistro <strong>de</strong>s „Vier Jahreszeiten“<br />

selbstgemachten Kuchen probieren.<br />

Ein weiterer Genuss ist es, durch<br />

die vielfältig angelegten Gärten<br />

zu spazieren. Sich umsehen,<br />

genießen, ruhen — die Wurzeln<br />

<strong>de</strong>s Dorflebens erkennen und<br />

sehen. Kin<strong>de</strong>r können sich auf<br />

<strong>de</strong>n Spielplätzen in <strong>de</strong>n Parkanlagen<br />

so richtig austoben und<br />

im kleinen Streichelzoo Ziegen,<br />

Ponys, Esel, Hühner, Gänse und<br />

Enten besuchen.<br />

Das Anliegen <strong>de</strong>r Inhaber, <strong>de</strong>r<br />

Familie Weinfurtner, ist es,<br />

für alle Besucher eine Wohlfühlatmosphäre<br />

zu schaffen.<br />

Es entstehen immer wie<strong>de</strong>r<br />

neue I<strong>de</strong>en und Pläne.<br />

Beseelt von einem starken<br />

Gedanken hat man die ARCHE<br />

(<strong>de</strong>r ARCHE Noah nachempfun<strong>de</strong>n)<br />

<strong>de</strong>r Donaugartenschau<br />

ersteigert, und sie hat somit im<br />

Glasdorf angelegt.<br />

Nach religiösen Gesichts punkten<br />

ist sie das Symbol für das harmonische<br />

Leben <strong>de</strong>s Menschen,<br />

<strong>de</strong>s Tieres und <strong>de</strong>r Pflanzenwelt.<br />

Daher auch die Platzwahl im<br />

Freigelän<strong>de</strong> inmitten <strong>de</strong>s Tiergeheges<br />

und <strong>de</strong>r Natur.<br />

„Freundschaft leben“ heißt die<br />

Philosophie <strong>de</strong>r Familie<br />

Weinfurtner: „Glückliches Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

zwischen Himmel und<br />

Er<strong>de</strong> mit all <strong>de</strong>n Gästen<br />

und Mitarbeitern, im Einklang<br />

mit <strong>de</strong>r Natur.“<br />

Weinfurtner <strong>DA</strong>S GLASDORF<br />

in Arnbruck – Ein familiär<br />

geführtes Kleinod mit<br />

beson<strong>de</strong>rer Atmosphäre freut<br />

sich auf Ihren Besuch.<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Montag bis Freitag 9 - 18 Uhr,<br />

Samstag 9 - 17 Uhr<br />

Von Mai bis November auch an<br />

Sonn- und Feiertagen 10 - 17 Uhr<br />

Weinfurtner <strong>DA</strong>S GLASDORF<br />

Zellertalstraße 13<br />

93471 Arnbruck<br />

Telefon 09945 / 94110<br />

info@weinfurtner.<strong>de</strong><br />

www.weinfurtner.<strong>de</strong><br />

56 57


RAUE NÄCHTE<br />

R AUE NÄCHTE<br />

& GRUSELIGE<br />

GESTALTEN<br />

Martin Speth gibt ihnen ihr schauriges Gesicht<br />

Die Kramperl – in <strong>de</strong>r Adventszeit<br />

trifft man sie<br />

auf vielen Christkindlmärkten<br />

o<strong>de</strong>r Kramperlläufen. Sie sind wil<strong>de</strong>,<br />

zottelige Begleiter <strong>de</strong>s Heiligen<br />

Nikolauses und fin<strong>de</strong>n ihren Ursprung<br />

im bayerisch-österreichischen Alpenraum.<br />

Dort sind sie noch heute beheimatet.<br />

Seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1990er Jahre<br />

trifft man immer mehr im <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong>. Ihr Aussehen könnte kaum<br />

unterschiedlicher sein. Sie tragen<br />

Anzüge aus Schaf- o<strong>de</strong>r Ziegenfell<br />

und schaurige Holzmasken mit echten<br />

Hörnern. Die stammen von Ziegenböcken,<br />

Wid<strong>de</strong>rn, Afrikanischen<br />

Blessböcken, Antilopen o<strong>de</strong>r Steinböcken.<br />

Oft wer<strong>de</strong>n die Kramperl mit<br />

<strong>de</strong>n Perchten über einen Kamm geschoren.<br />

Doch Kramperl und Perchten<br />

sind nicht dasselbe: Perchten hat<br />

man zum Winteraustreiben eingesetzt.<br />

Kramperl hingegen bestrafen<br />

im Beisein <strong>de</strong>s Heiligen Nikolauses<br />

die unartigen Kin<strong>de</strong>r. „So war das<br />

vom Brauchtum her mal abgegrenzt.<br />

Aber es läuft mittlerweile sehr ineinan<strong>de</strong>r<br />

über“, bestätigt Maskenschnitzer<br />

Martin Speth in seiner<br />

Werkstatt in Ruhstorf. Er schnitzt<br />

schaurige Kramperlmasken, aber keine<br />

Perchten. Doch wo genau liegt<br />

<strong>de</strong>r Unterschied? „Perchten haben<br />

größere Masken, vorne zwei Wid<strong>de</strong>rhörner<br />

und dahinter vier Bockhörner,<br />

einen großen Mund und riesige<br />

Zähne. Kramperlmasken sind menschen-<br />

o<strong>de</strong>r tierähnlich. Bei ihnen<br />

wird das Teuflische herausgearbeitet“,<br />

erklärt Martin Speth.<br />

<strong>DA</strong> KOMMEN<br />

DIE KRAMPERL HER<br />

Der Brauch <strong>de</strong>s Kramperllaufes<br />

stammt aus Österreich. Richtig<br />

nach Deutschland ist er erst in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren gekommen, doch<br />

die Kramperlgruppen wer<strong>de</strong>n immer<br />

mehr. In <strong>de</strong>r ganzen Umgebung gibt<br />

es welche – von Passau über Straubing<br />

und Regensburg bis nach Traunstein<br />

o<strong>de</strong>r sogar Italien, Kroatien und<br />

Slowenien. Tag für Tag stellt <strong>de</strong>r gelernte<br />

Zimmermann Kramperlmasken<br />

in seiner Werkstatt her. Zum Schnitzen<br />

benötigt Martin Speth das Holz<br />

<strong>de</strong>r Weymouth-Kiefer. „Die Baumart<br />

eignet sich beson<strong>de</strong>rs, weil sie nicht<br />

zu hart und nicht zu weich ist – eher<br />

ein Mittelholz“, verrät <strong>de</strong>r Maskenschnitzer<br />

mit <strong>de</strong>m Spitznamen „Spee<strong>de</strong>“.<br />

Vom Gewicht her ist die Maske<br />

dann leichter zu tragen, als eine aus<br />

Lin<strong>de</strong>. Eine beson<strong>de</strong>re Verbindung<br />

zum Rohstoff Holz hatte er schon zu<br />

Beginn seiner Berufslaufbahn. Dass<br />

er als Zimmermann einmal Masken<br />

schnitzen wür<strong>de</strong>, hätte er sich aber<br />

nie erträumen lassen. Wir dürfen ihn<br />

dabei begleiten.<br />

<strong>DA</strong> FLIEGEN DIE SPÄNE<br />

Während er einen Holzblock aufnimmt,<br />

verrät Martin Speth: „Damit<br />

sich das Holz besser verarbeiten<br />

lässt, muss es nass sein“. In seinem<br />

Garten in <strong>de</strong>r Blumenau, in Ruhstorf<br />

an <strong>de</strong>r Rott, wässert er die Blöcke regelmäßig.<br />

Nun wirft <strong>de</strong>r 39-Jährige<br />

seine elektrische Motorsäge an und<br />

teilt <strong>de</strong>n Block in vier Teile. Die Späne<br />

machen sich in <strong>de</strong>r Werkstatt breit.<br />

Es riecht nach frischem Holz. Martin<br />

Speth spannt <strong>de</strong>n Holzblock ein und<br />

befestigt ihn mit zwei Schrauben. Im<br />

Anschluss zeichnet er die Kopfbreite<br />

auf. Dann bestimmt er Höhe und<br />

Breite <strong>de</strong>r Ohren. Im nächsten Schritt<br />

wer<strong>de</strong>n die Augen eingezeichnet.<br />

„Wenn sie nicht passen, dann sieht<br />

<strong>de</strong>r Kramperl nichts. Sie sind das A<br />

und O einer Maske“, erklärt er. Während<strong>de</strong>ssen<br />

macht er vier weitere<br />

Striche und Kreuze. Nun setzt Martin<br />

Speth die Motorsäge erneut an. Er<br />

sägt zwei Dreiecke heraus. Sie sollen<br />

später mal die Ohren <strong>de</strong>r Maske darstellen.<br />

Ein riesiger Krach herrscht in<br />

seiner Werkstatt. Rund 30 Masken<br />

hängen an <strong>de</strong>r Wand – Eine schauriger<br />

und grusliger als die An<strong>de</strong>re.<br />

Sie haben Reißverschlüsse, bei <strong>de</strong>nen<br />

man bis unter die Haut sehen kann,<br />

große Nasen, spitze Zähne, blutige<br />

Gesichter und furchterregen<strong>de</strong> Hörner.<br />

Martin Speth sägt noch ein paar<br />

Kanten ab. Ohren, Nase, Stirn, Mund<br />

und die Einsparungen für die Augen<br />

lassen sich schon erkennen, während<br />

uns Sägespäne um die Ohren fliegen.<br />

Wichtig ist, dass das gesamte Profil<br />

<strong>de</strong>r Maske stimmt. Augen und Nase<br />

müssen zu Ohren und Mund passen<br />

– wie bei einem menschlichen Profil.<br />

Nun bohrt Martin Speth Löcher zum<br />

Ausfräsen und Herausarbeiten <strong>de</strong>r<br />

Zähne. Mit verschie<strong>de</strong>nen Schnitzmessern<br />

arbeitet er filigran weiter:<br />

„Je kleiner Augen, Nase und Mund<br />

sind, <strong>de</strong>sto aggressiver wirkt das Gesicht“.<br />

Das Zähneschnitzen mag er<br />

gerne, weil sie so viel zum Ausdruck<br />

<strong>de</strong>r Maske beitragen. Bis die Maske<br />

fertig geschnitzt ist, vergehen etwa<br />

fünf Stun<strong>de</strong>n. Sie muss schließlich<br />

geschliffen und ausgehöhlt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Der Kern <strong>de</strong>s Blocks muss sofort<br />

nach <strong>de</strong>m Schnitzen raus, sonst reißt<br />

die Maske“, so <strong>de</strong>r 39-Jährige. Mit<br />

Hilfe verschie<strong>de</strong>ner Werkzeuge arbeitet<br />

er das Holz präzise und souverän<br />

heraus. Dann legt Martin Speth<br />

die Maske zum Trocknen an die Sonne.<br />

Bei Hexen- und Frauenmasken<br />

belässt er <strong>de</strong>n Hinterkopf hölzern,<br />

damit die Haare schön sitzen. Männermasken,<br />

die mit Fell umschlossen<br />

sind, benötigen keinen Hinterkopf.<br />

Jetzt wer<strong>de</strong>n Hörner und Augen eingesetzt.<br />

Für die Augenpartie setzt<br />

er am liebsten Glasaugen ein – sie<br />

wer<strong>de</strong>n selten geschnitzt. Aber das<br />

macht je<strong>de</strong>r Maskenschnitzer an<strong>de</strong>rs,<br />

verrät er uns.<br />

HEXENKUNST UND<br />

TEUFELSWERK<br />

Allein von Juli bis Oktober macht Martin<br />

Speth 35 Masken. Das Geschäft<br />

läuft gut. Manche bestellen schon im<br />

Oktober für die nächste Saison, also<br />

ein Jahr vorher. Nun bemalt <strong>de</strong>r Maskenschnitzer<br />

eine schaurige Teufelsmaske.<br />

Sie ist bereits fertig geschnitzt<br />

und grundiert. Je<strong>de</strong> Furche sitzt, je<strong>de</strong><br />

Falte hat seine Position, damit die<br />

Fratze schön schaurig wirkt. Hier und<br />

da tupft er mit Schwämmchen rot,<br />

weiß o<strong>de</strong>r schwarz auf die Furchen<br />

und verwischt die Farben wie<strong>de</strong>r ganz<br />

wild. „Am schönsten ist es, wenn ich<br />

das vorm Kun<strong>de</strong>n mache. Die schauen<br />

dann immer ganz erschrocken, weil<br />

ich so wild herummale“, lacht Martin<br />

Speth. Durch die Wischtechniken setzt<br />

er gekonnt Effekte im Gesicht <strong>de</strong>s Teufels:<br />

„Beim Malen mit <strong>de</strong>m Schwamm<br />

bleibt die Farbe nach <strong>de</strong>m Verwischen<br />

in <strong>de</strong>n Rillen“. Durch das Zusammenspiel<br />

von Farbe und Druck hebt er<br />

die geschnitzten Konturen hervor.<br />

58 59


RAUE NÄCHTE<br />

60<br />

Je mehr er andrückt, <strong>de</strong>sto stärker<br />

wischt er wie<strong>de</strong>r weg. Heraus kommen<br />

faszinieren<strong>de</strong> Schattierungen<br />

und furchterregen<strong>de</strong> Grimassen. Dafür<br />

verwen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Maskenschnitzer<br />

hauptsächlich Acrylfarben.<br />

Die Techniken hat sich <strong>de</strong>r 39-jährige<br />

selber beigebracht. „Übung macht<br />

eben <strong>de</strong>n Meister“, grinst Martin<br />

Speth und verrät: „Man muss nur an<br />

sich glauben, dann schafft man alles“.<br />

Informationen und Anregungen holte<br />

er sich nach einem Besuch beim Perchtenlauf<br />

in Pullman City aus <strong>de</strong>m Internet.<br />

Das war En<strong>de</strong> Dezember 2013.<br />

Seither ist <strong>de</strong>r gelernte Zimmerer infiziert<br />

mit <strong>de</strong>m Kramperlvirus. Anfangs<br />

hat er hobbymäßig für sich selber<br />

geschnitzt. Schon bald gingen erste<br />

Aufträge rein und Martin Speth konnte<br />

sich ein zweites Standbein neben<br />

seiner Anstellung in einer Ruhstorfer<br />

Firma aufbauen. Seit<strong>de</strong>m gingen<br />

ihm rund 150 Masken aus <strong>de</strong>r Hand.<br />

EINE HAARIGE<br />

ANGELEGENHEIT<br />

„Nun geht’s für <strong>de</strong>n Teufel zum<br />

Trocknen“, sagt er und legt ihn beiseite.<br />

Danach wird das Kunstwerk<br />

mit wi<strong>de</strong>rstandsfähigem Lack überzogen.<br />

Damit die Masken am Kopf<br />

<strong>de</strong>r Kramperl halten, verpasst er ihnen<br />

noch ein Gurtband. „Dann setze<br />

ich Fell o<strong>de</strong>r Haare drauf“, sagt<br />

Martin Speth und hält eine ganze<br />

Palette davon in Hän<strong>de</strong>n. Sie sind<br />

grau, schwarz, gesträhnt, braun,<br />

blau o<strong>de</strong>r rot. Ihre Verarbeitung ist<br />

am Aufwändigsten. Gera<strong>de</strong>, wenn<br />

Strähnen das Haupt <strong>de</strong>r Maske zieren<br />

sollen. „Die Haare und We<strong>de</strong>l sind<br />

aus Rosshaar o<strong>de</strong>r Ziegenfell. Zum<br />

richtigen Kramperl gehört ein Echtfell<br />

– Kunststoff wird nicht nachgefragt.<br />

Der strenge Geruch gehört<br />

dazu“, schmunzelt Martin Speth.<br />

WENIGER BLUT, <strong>DA</strong>FÜR<br />

MEHR REISSVERSCHLÜSSE<br />

Rund 12 Stun<strong>de</strong>n arbeitet er an<br />

einer Kramperlmaske. „Für Frauenund<br />

Hexenmasken kommen nochmal<br />

um die fünf Stun<strong>de</strong>n dazu. Sie<br />

sind eine beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

<strong>de</strong>shalb gibt es nicht viele<br />

Schnitzer, die sie herstellen“, so<br />

<strong>de</strong>r Ruhstorfer. Er beherrscht auch<br />

diese Disziplin. Sein nächstes<br />

Projekt soll ein Avatar wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie Martin Speth verrät, geht<br />

<strong>de</strong>r Trend <strong>de</strong>rzeit in eine neue<br />

Richtung: „Je ausgefallener, <strong>de</strong>sto<br />

besser. Masken mit eingeschnitztem<br />

Reißverschluss sind gera<strong>de</strong><br />

In. Dafür ist weniger Blut <strong>de</strong>rzeit<br />

mehr. Gefallen an blutverschmierten<br />

Gesichtern fin<strong>de</strong>n momentan<br />

hauptsächlich die jugendlichen<br />

Kramperl“.<br />

VON RUHSTORF AUS<br />

IN DIE GANZE WELT<br />

Bei <strong>de</strong>r Krampus- und Perchtenaussellung<br />

in Hallein bei Salzburg,<br />

stellt Martin Speth seine Kunstwerke<br />

jährlich aus. „Dabei präsentieren<br />

sich rund 50 Kramperl- und Perchtengruppen<br />

sowie 50 Schnitzer“, so<br />

<strong>de</strong>r Ruhstorfer. Treffen kann man ihn<br />

heuer erstmals mit <strong>de</strong>n Ruhstorfer<br />

Rott<strong>de</strong>ifen. Einer Gruppe die sich neu<br />

zusammengefun<strong>de</strong>n hat. Einen Ausgleich<br />

zur schweißtreiben<strong>de</strong>n Arbeit<br />

fin<strong>de</strong>t er beim Fischen. Ansonsten<br />

werkelt Maskenschnitzer „Spee<strong>de</strong>“<br />

in seiner Werkstätte, die mittlerweile<br />

in Hartkirchen untergebracht<br />

ist. Dorthin kommen die Kun<strong>de</strong>n von<br />

weit her. Auch nach Amerika, Dubai,<br />

Frankreich o<strong>de</strong>r Belgien verschickt er<br />

regelmäßig Werke an seine Kun<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m übernimmt Martin Speth Reparaturen<br />

an Kramperlmasken. Dabei<br />

ist es ihm wichtig, die Handschrift<br />

<strong>de</strong>s Schnitzers nicht zu übermalen,<br />

<strong>de</strong>nn „je<strong>de</strong>r Schnitzer hat seinen<br />

eigenen Stil. Deshalb brauchen die<br />

Masken auch keine Stempel. Man<br />

kann sich nicht gegenseitig kopieren,<br />

je<strong>de</strong>r arbeitet die Züge <strong>de</strong>r Gesichter<br />

an<strong>de</strong>rs heraus“, sagt er.<br />

Daneben hat Martin Speth nicht nur<br />

einzelne Aufträge für individuelle<br />

Masken. Er stattet ganze Gruppen<br />

mit ähnlichen o<strong>de</strong>r gleichen Kramperlfratzen<br />

aus. In <strong>de</strong>n nächsten<br />

Wochen hat er 29 gleiche Hexengesichter<br />

vor sich. Pro Kopf schnitzt<br />

er dafür sieben Stun<strong>de</strong>n. Langweilig<br />

sei es nicht, so viele gleiche Masken<br />

herauszuarbeiten. Denn Hexenmasken<br />

sind seine Lieblingsmasken. Die<br />

stellt er noch lieber her, als die Kramperl.<br />

„Die hinterfotzigen Fratzen mit<br />

<strong>de</strong>n großen Ohren und langen Nasen<br />

taugen mir einfach. Hexen kann ich<br />

auch mit schlechter Laune machen,<br />

sie wer<strong>de</strong>n immer was“, lacht Martin<br />

Speth. Seine Augen leuchten. Er<br />

hat ihn gefun<strong>de</strong>n, seinen Traumjob.<br />

Erst im Mai hat er sein Hobby zum<br />

Beruf gemacht und bemüht sich nun<br />

alle Wünsche seiner Kun<strong>de</strong>n erfüllen<br />

Egal ob Sie nur <strong>de</strong>n nächsten unserer 69 Geldausgabeautomaten suchen, individuellen Service o<strong>de</strong>r eine umfassen<strong>de</strong><br />

Beratung wünschen. Wir sind für Sie da!<br />

Darüber hinaus können Sie viele Geldgeschäfte wie z. B. Überweisungen, Einrichtung o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung von Daueraufträgen<br />

und Freistellungsaufträgen über unser Kun<strong>de</strong>n-Servicecenter bequem von Zuhause aus erledigen.<br />

Nutzen Sie in Ergänzung zu unseren Geschäftsstellen auch das<br />

Kun<strong>de</strong>n-Servicecenter<br />

erreichbar an 72 Stun<strong>de</strong>n pro Woche:<br />

Montag bis Samstag 08:00 - 20:00 Uhr<br />

Telefon: 0851 398-0, Fax: 0851 35491<br />

E-Mail: info@sparkasse-passau.<strong>de</strong><br />

Mobil: Sparkassen-Apps<br />

Internetfiliale: www.sparkasse-passau.<strong>de</strong><br />

mit Beraterchat, Direktruf-Service, elektronischem Postfach<br />

Wir machen es <strong>de</strong>n Menschen einfach, ihr Leben zu gestalten.<br />

zu können. Deshalb fällt es ihm auch<br />

manchmal schwer seine Masken aus<br />

mühevoller Handarbeit einzupacken<br />

und auf die <strong>Reise</strong> zu schicken. Der<br />

Teufel, <strong>de</strong>r noch in <strong>de</strong>r Sonne trocknet,<br />

wird im Advent auf <strong>de</strong>n Christkindlmärkten<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> sein<br />

Unwesen treiben.<br />

Termine dazu fin<strong>de</strong>n Sie auf Seite 65.<br />

Sparkasse<br />

61<br />

Passau


Ganz schön was los!<br />

Veranstaltungen <strong>2017</strong> u = überregionale Veranstaltung « = historische Veranstaltung<br />

Wan<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m <strong>Land</strong>rat<br />

Auch <strong>2017</strong> fin<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r<br />

eine Winter-, eine Frühlingsund<br />

im Herbst eine Pilgerwan<strong>de</strong>rung<br />

statt.<br />

Termine wer<strong>de</strong>n rechtzeitig<br />

bekanntgegeben unter<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

JANUAR<br />

FR 1.1.<strong>2017</strong><br />

Neujahrskonzert in Vilshofen<br />

Neujahrsanblasen Hauzenberg<br />

Faschingsveranstaltungen<br />

unter<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

MÄRZ<br />

SA 11.3. - SO 12.3.<strong>2017</strong><br />

Pockinger Ostereier- u. Kunsthandwerks-Verkaufsausstellung<br />

APRIL<br />

FR 7.4. - SA 8.4.<strong>2017</strong><br />

Bierwoche in Bad Füssing<br />

SO 23.4.<strong>2017</strong><br />

u Rad Total im Donautal mit<br />

Start in Löwmühle (Gemein<strong>de</strong><br />

Thyrnau)<br />

FR 28.4. - SO 30.4.<strong>2017</strong><br />

« Mittelalterspektakel in<br />

Hauzenberg<br />

spectaculum<br />

historica<br />

SO 30.4.<strong>2017</strong><br />

Hilgartsberger Walpurgisnacht<br />

« Georgiritt Ai<strong>de</strong>nbach<br />

MAI<br />

MAI <strong>2017</strong><br />

Vollmondorgelnacht<br />

Vilshofen in <strong>de</strong>r Klosterkirche<br />

Schweiklberg<br />

MO 1.5.<strong>2017</strong><br />

Windorfer Frühling mit<br />

Blumen- und Gartenmarkt<br />

SO 7.5.<strong>2017</strong><br />

Schmankerlwan<strong>de</strong>rung im Ilztal<br />

& Dreiburgenland „Genuss am<br />

Fluss“. Start kurzfristig<br />

im Internet einsehbar unter<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

FR 12.5. - MO 15.5.<strong>2017</strong><br />

Al<strong>de</strong>rsbacher Frühlingsfest mit<br />

Kunst- und Handwerkermarkt<br />

SO 21.5.<strong>2017</strong><br />

u Tag <strong>de</strong>s Tourismus im<br />

ganzen <strong>Land</strong>kreis mit vielen<br />

vergünstigten Angeboten<br />

vieler Freizeiteinrichtungen /<br />

Museen etc.<br />

u Internationaler Museumstag<br />

im Museumsdorf Bayerischer<br />

Wald in Tittling<br />

MI 24.5. - DO 25.5.<strong>2017</strong><br />

Ru<strong>de</strong>rtinger Weinfest<br />

MI 24.5. - SO 28.5.<strong>2017</strong><br />

Dorffest Jägerwirth<br />

FR 26.5. - SO 28.5.<strong>2017</strong><br />

4. Obernzeller Volksmusiktage<br />

mit Töpfer- und<br />

Kunsthandwerkermarkt im<br />

Schlossgarten und im<br />

Schlosshof<br />

JUNI<br />

JUNI <strong>2017</strong><br />

Tag <strong>de</strong>r offenen Gartentür<br />

Informationen unter<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

FR 2.6. - DI 6.6.<strong>2017</strong><br />

Weinhügelfest Fürstenzell<br />

Pfingstfest Pocking<br />

SA 3.6. - MO 5.6.<strong>2017</strong><br />

Pfingstfest Haarbach<br />

SO 4.6.<strong>2017</strong><br />

Dorffest mit Volksradfahren<br />

Thyrnau<br />

SA 5.6.<strong>2017</strong><br />

Pfingstkirta Fürstenstein<br />

u « Deutscher Mühlentag im<br />

Museumsdorf Tittling<br />

« Kirchhamer Mühlenfest<br />

« Mühlenfest Grafmühle<br />

FR 6.6. - MO 12.6.<strong>2017</strong><br />

Büchlberger Volksfest<br />

DO 15.6. - SO 18.6.<strong>2017</strong><br />

Ritterspiele Ortenburg<br />

Garten-Markt-Tage Pocking<br />

Prangerfest Straßkirchen<br />

FR 23.6. - MO 26.6.<strong>2017</strong><br />

Petersfest Aicha vorm Wald<br />

SA 24.6.<strong>2017</strong><br />

u Tag <strong>de</strong>r Blasmusik in Sonnen<br />

JULI<br />

SA 1.7.<strong>2017</strong><br />

Wegschei<strong>de</strong>r Markttag mit<br />

Rock in Tracht<br />

FR 7.7. - SA 8.7.<strong>2017</strong><br />

Promena<strong>de</strong>nfest „Donau in<br />

Flammen“ – Das Original in<br />

Vilshofen a.d. Donau<br />

FR 7.7. - SA 12.7.<strong>2017</strong><br />

Bad Füssinger Musiksommer<br />

SA 8.7. - SA 22.7.<strong>2017</strong><br />

Historisches Freilichtspiel<br />

„Lieber bairisch sterben ...<br />

Ai<strong>de</strong>nbach 1706“<br />

FR 12.7.<strong>2017</strong><br />

Bad Füssinger Thermen<br />

Open Air<br />

SA 8.7. SO 9.7. und<br />

SA 15.7. SO 16.7.<strong>2017</strong><br />

4. Hortensienschau in Pocking<br />

FR 21.7. - SO 23.7.<strong>2017</strong><br />

Bürgerfest Pocking<br />

FR 28.7. - DI 1.8.<strong>2017</strong><br />

Volksfest Eging a.See mit<br />

Volksfestumzug am 30.7.<strong>2017</strong><br />

SO 30.7.<strong>2017</strong><br />

Familienfest <strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises<br />

Passau im Schlossgarten von<br />

Obernzell<br />

AUGUST<br />

Termine für „Vof-tonight - Die<br />

Filmnächte in Vilshofen a. d. Donau“<br />

sind kurzfristig im Internet<br />

einsehbar unter<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

DO 3.8. - SO 6.8.<strong>2017</strong><br />

Lampionfest Bad Griesbach<br />

FR 4.8. - MI 9.8.<strong>2017</strong><br />

Volksfest Ortenburg<br />

SO 6.8.<strong>2017</strong><br />

Museumsfest im<br />

Webereimuseum Breitenberg<br />

Sommerfest Haus am Strom<br />

Untergriesbach<br />

FR 11.8. - MI 16.8.<strong>2017</strong><br />

Hauzenberger Dult<br />

FR 11.8. - DI 15.8.<strong>2017</strong><br />

Volksfest Ai<strong>de</strong>nbach<br />

DO 17.8. - SO 20.8.<strong>2017</strong><br />

Grenzlandfest an <strong>de</strong>r Innlän<strong>de</strong><br />

Neuhaus a. Inn<br />

FR 18.8. - MI 23.8.<strong>2017</strong><br />

Traditionelles Volksfest<br />

Vilshofen a. d. Donau<br />

FR 25.8. - SO 27.8.<strong>2017</strong><br />

Gartenzauber Al<strong>de</strong>rsbach<br />

FR 25.8. - MO 28.8.<strong>2017</strong><br />

Volksfest Tittling<br />

DO 31.8. - DI 5.9.<strong>2017</strong><br />

Karpfhamer Fest<br />

62 63


Ganz schön was los!<br />

Veranstaltungen <strong>2017</strong> u = überregionale Veranstaltung « = historische Veranstaltung<br />

SEPTEMBER<br />

Termin und Veranstaltungsort<br />

<strong>de</strong>s internationalen Volksmusiktags<br />

ist kurzfristig im<br />

Internet einsehbar<br />

unter www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

SO 3.9.<strong>2017</strong><br />

« Drescherfest im<br />

Webereimuseum Breitenberg<br />

FR 8.9. - S0 10.9.<strong>2017</strong><br />

Brückenfest Neuburg a. Inn<br />

FR 8.9.<strong>2017</strong><br />

Kabarett am Steg<br />

Neuburg a. Inn<br />

SA 9.9.<strong>2017</strong><br />

Zweibrückenlauf am<br />

Mariensteg in Neuburg a. Inn<br />

<strong>Land</strong>kreisson<strong>de</strong>rzug nach Graz<br />

Abfahrt: HBF Passau, Uhrzeit<br />

kurzfristig einsehbar unter<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

SO 10.9.<strong>2017</strong><br />

Erntedankfest Kösslarn<br />

u Tag <strong>de</strong>s offenen Denkmals –<br />

nähere Informationen unter<br />

www.tag-<strong>de</strong>s-offenen-<strong>de</strong>nkmals.<strong>de</strong><br />

SO 17.9.<strong>2017</strong><br />

Zwetschgenmarkt Ortenburg<br />

OKTOBER<br />

SO 1.10.<strong>2017</strong><br />

Michaeli Kirta in Untergriesbach<br />

Mostkirta Fürstenzell<br />

Bauern- und Handwerkermarkt<br />

Pocking<br />

SA 7.10. - SO 8.10.<strong>2017</strong><br />

Herbstkirta und Sternwallfahrt<br />

Fürstenstein<br />

S0 8.10.<strong>2017</strong><br />

« Leonhardi Umritt Kellberg<br />

S0 15.10.<strong>2017</strong><br />

« Leonhardi-Ritt<br />

Neukirchen vorm Wald<br />

SO 29.10.<strong>2017</strong><br />

« Leonhardi-Ritt Grongörgen<br />

NOVEMBER<br />

SO 5.11.<strong>2017</strong><br />

« Leonhardi Umritt<br />

Aigen a. Inn<br />

Martins-Kirta Untergriesbach<br />

DEZEMBER<br />

SA 2.12.<strong>2017</strong><br />

Nikolauseinzug Salzweg<br />

DI 5.12.<strong>2017</strong><br />

Nikolauseinzug in Hauzenberg<br />

Untergriesbach, Neukirchen<br />

vorm Wald, Fürstenzell<br />

SA 23.12.<strong>2017</strong><br />

Christkindlansingen Fürstenzell<br />

DI 26.12.<strong>2017</strong><br />

Perchtentreffen Pullman City,<br />

Eging a. See<br />

Bad Füssinger Weihnachtsgala<br />

SA 30.12.<strong>2017</strong><br />

« Ebersberger Turmweihnacht<br />

– altbayerische<br />

Weihnachtsveranstaltung<br />

SO 31.12.<strong>2017</strong><br />

Silvesterbrückenparty am<br />

Mariensteg, Neuburg a. Inn<br />

Silvesterparty Pullman City,<br />

Eging a. See<br />

Mehr Veranstaltungen und Ausstellungen aus Stadt und <strong>Land</strong>kreis Passau fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong>/veranstaltungen<br />

Weitere Veranstaltungen <strong>de</strong>r Freizeiteinrichtungen unter: www.landkreisgalerie.<strong>de</strong> l www.museumsdorf.com<br />

www.pullmancity.<strong>de</strong> l www.hausamstrom.<strong>de</strong> l www.therme1.<strong>de</strong> l www.johannesbad-fachlinik.<strong>de</strong> l www.europatherme.<strong>de</strong><br />

www.wohlfuehltherme.<strong>de</strong> l www.quellness-golf.com<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Führungsangebote fin<strong>de</strong>n Sie in unserem Sales Gui<strong>de</strong> und unter www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

ADVENTS- UND CHRISTKINDLMÄRKTE<br />

Weihnachtsmarkt Grafenschlößl, Tittling Fr 1.12. - So 3.12. W<br />

Wiesenweihnacht Pocking W Sa 2.12. W<br />

Kirchhamer Adventsmarkt W So 3.12. W<br />

Adventsmarkt Aicha vorm Wald W Sa 2.12. W<br />

Christkindlmarkt Pocking W So 3.12. W<br />

Tiefenbacher Adventsmarkt W So 3.12. W<br />

Weihnachtsmarkt Pullman City, Eging a. See<br />

Fr 17.11. - So 19.11. W Fr 24.11. - So 26.11. W Fr 1.12. - So 3.12. W<br />

Fr 8.12. - So 10.12. W Fr 15.12. - So 17.12.<br />

Schwimmen<strong>de</strong>r Christkindlmarkt, Vilshofen a. d. Donau<br />

Fr 24.11. - So 26.11. W Fr 1.12. - So 3.12. W Fr 8.12. - So 10.12. W<br />

Granitweihnacht im Granitzentrum Hauzenberg<br />

Do 30.11. - So 3.12. W Do 7.12. - So 10.12. W<br />

Do 14.12. - So 17.12. W Do 21.12. - So 23.12. W<br />

Weihnachtsmarkt Pocking W Do 7.12. - So 10.12. W<br />

Stoabruchweihnacht Büchlberg W Fr 8.12. - So 10.12. W<br />

Weihnachtsmarkt Bad Griesbach W Fr 8.12. - So 10.12. W<br />

Adventsmarkt Kloster Al<strong>de</strong>rsbach W So 10.12. W<br />

Fürstensteiner Schlossweihnacht W So 10.12. W<br />

Hilgartsberger Burgweihnacht W Fr 15.12. - So 17.12. W<br />

Hauzenberger Weihnacht W So 17.12. W<br />

Granitweihnacht Hauzenberg<br />

VERANSTALTUNGSREIHEN<br />

Kulturwochen Salzweg<br />

MÄRZ – MAI<br />

Konzertreihe <strong>de</strong>r Musikschule im<br />

<strong>Land</strong>kreis Passau „Klingen<strong>de</strong>s Denkmal<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>“<br />

Termine und Veranstaltungsorte<br />

einsehbar unter<br />

www.landkreis-passau.<strong>de</strong>/musikschule<br />

AB MÄRZ BIS ZUM HERBST<br />

Musik- und Kabarett-Tage, Museumsdorf<br />

Bayerischer Wald, Tittling<br />

APRIL - SEPTEMBER<br />

Ortenburger Schlosskultur<br />

MAI - SEPTEMBER<br />

Europäische Festspielwochen,<br />

Passau JUNI - JULI<br />

Hilgartsberger Burgfestspiele<br />

JULI - AUGUST<br />

Kulturwochen Hauzenberg<br />

24.6. - 22.7.<br />

Kurkonzerte Hauzenberg<br />

IMMER MITTWOCHS / JULI - AUGUST<br />

Fürstensteiner Kultursommer JULI<br />

Historisches Freilichtspiel<br />

„ Lieber bairisch sterben ... Ai<strong>de</strong>nbach<br />

1706“<br />

SA 8.7. - SA 22.7.<br />

Bad Füssinger Kulturfestival<br />

FR 15.9. - SA 14.10.<br />

Tiefenbacher Herbststrauß<br />

SEPTEMBER / OKTOBER<br />

64 65


<strong>DA</strong>S GEFÄLLT MIR!<br />

Das <strong>Magazin</strong> ist kostenlos und bei <strong>de</strong>r Zusendung fallen für<br />

Sie keine Portogebühren an. Sie können das Abo für das<br />

<strong>Magazin</strong>, sowie <strong>de</strong>n Newsletter je<strong>de</strong>rzeit schriftlich per Post,<br />

per Email, o<strong>de</strong>r einfach per Telefon wi<strong>de</strong>rrufen.<br />

Ich möchte das <strong>Magazin</strong> „PASSAUER LAND“ kostenlos abonnieren:<br />

Name<br />

Bitte<br />

ausreichend<br />

freimachen<br />

Vorname<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ/Wohnort<br />

Telefon<br />

Lesen Sie dazu unseren Beitrag auf Seite 24 - 27<br />

Und was passiert nächstes Jahr ?<br />

KULINARISCHE GENÜSSE<br />

IM PASSAUER LAND<br />

ab November <strong>2017</strong><br />

EINEN SCHÖNEN UND<br />

ENTSPANNTEN URLAUB<br />

WÜNSCHEN IHNEN<br />

Emailadresse (bitte unbedingt angeben, wenn Sie Informationen<br />

per Newsletter wünschen)<br />

Unterschrift<br />

Bitte informieren Sie mich regelmäßig mit <strong>de</strong>m<br />

Newsletter aus <strong>de</strong>m <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />

An die<br />

Tourist-Information PASSAUER LAND<br />

Domplatz 11<br />

94032 Passau<br />

BESTELLEN SIE AUCH UNTER: Tel.: 0851/397-600 . Fax: 0851/397-488 . E-Mail: tourismus@landkreis-passau.<strong>de</strong><br />

Rohrnu<strong>de</strong>ln, Wild, Geselchtes mit frischem Bauernbrot,<br />

Ausgezogene und Most. Neben Sehenswürdigkeiten, altem<br />

Brauchtum, einer zauberhaften <strong>Land</strong>schaft und köstlichem Bier<br />

hat <strong>de</strong>r <strong>Land</strong>kreis Passau viele kulinarische Genüsse zu bieten.<br />

Geprägt von Donau, Inn und <strong>de</strong>m Dreilän<strong>de</strong>reck. Erfahren Sie<br />

in unserer nächsten Ausgabe Interessantes über Spezialitäten<br />

und traditionelle Speisen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>es.<br />

Die Touristiker<br />

vom <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />

66


Donau<br />

DER BAYERISCHE WALD<br />

Ilz<br />

<strong>DA</strong>S DONAUTAL<br />

Passau<br />

Donau<br />

<strong>DA</strong>S BAYERISCHE<br />

GOLF- & THERMENLAND<br />

Inn<br />

<strong>DA</strong>S<br />

PASSAUER<br />

LAND Urlaubsregionen<br />

mit Flüssen,<br />

Wäl<strong>de</strong>rn und<br />

Thermen<br />

Inn<br />

<strong>Passauer</strong><br />

land<br />

Ihre Gastgeber <strong>2017</strong><br />

KOSTENLOS!<br />

nline buchbar<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

HIER TUT SICH WAS!<br />

Auf Facebook fin<strong>de</strong>n Sie immer die<br />

aktuellsten Informationen zu unseren<br />

Veranstaltungen im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> unter<br />

www.facebook.com/daspassauerland<br />

Typisch bayerisch<br />

und familienfreundlich<br />

urlaub auf <strong>de</strong>m bauernhof<br />

individuell wohnen<br />

hotels, Gasthöfe, pensionen<br />

und ferienwohnungen<br />

wohlfühlen<br />

wellness-hotels<br />

all inclusive<br />

pakete und arrangements<br />

Informativ und übersichtlich.<br />

Das Gastgeberverzeichnis.<br />

Erhältlich über die<br />

Tourist Information<br />

<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>, o<strong>de</strong>r unter<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong>/reiseservice/<br />

prospektbestellung<br />

Tourist-Information <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />

Domplatz 11 . 94032 Passau<br />

Tel.: 0851/397-600<br />

Fax: 0851/397-488<br />

E-Mail: tourismus@landkreis-passau.<strong>de</strong><br />

Net: www.passauer-land.<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r besuchen Sie uns auf Facebook:<br />

www.facebook.com/daspassauerland<br />

Informationen zu beson<strong>de</strong>ren<br />

Führungsangeboten:<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong>/fuehrungsangebote<br />

Informationen zu Veranstaltungen:<br />

www.passauer-land.<strong>de</strong>/veranstaltungen<br />

Informationen zu Gruppenreisen<br />

fin<strong>de</strong>n Sie in unserem Sales Gui<strong>de</strong>.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!