Passauer Land Magazin 2017 - Reise-DA.de
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PASSAUER<br />
LANDFÜR URLAUB<br />
<strong>2017</strong><br />
<strong>DA</strong>S MAGAZIN<br />
IN NIEDERBAYERN<br />
F lüsse Wäl<strong>de</strong>r Thermen<br />
TREND MIT TRADITION<br />
Wo das Brauchtum nicht aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> kommt<br />
RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />
Vom Rottaler Warmblut bis zum<br />
Schwarzen Ritter<br />
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
Vom Pilgern bis zur Paramenten-Stickerei<br />
HART ABER HERZLICH<br />
Steinhauerleben im Bayerischen Wald<br />
RAUE NÄCHTE<br />
Wo schaurig-schöne Grimassen<br />
geschnitten wer<strong>de</strong>n<br />
1
Inhalt<br />
Der beson<strong>de</strong>re Tipp:<br />
Die Passau<br />
Card<br />
Ent<strong>de</strong>cken Sie die Region<br />
und nutzen Sie freie Eintritte<br />
und viele Vergünstigungen!<br />
Servicetelefon 08531 / 944949 und www.passaucard.<strong>de</strong><br />
„Griaß Di“ im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ................................................................... Seite 4<br />
TREND MIT TRADITION<br />
Trend mit Tradition ................................................................................... Seite 6<br />
Vom Le<strong>de</strong>r zur Hos'n .............................................................................. Seite 10<br />
Gol<strong>de</strong>ne Hauben - die Kronen <strong>de</strong>r <strong>Passauer</strong>innen .......................... Seite 14<br />
Wo noch immer von Hand gewebt wird ........................................... Seite 18<br />
HART ABER HERZLICH<br />
Wo <strong>de</strong>r Granit das Leben bestimmte .................................................. Seite 24<br />
Die Steinhauer ......................................................................................... Seite 26<br />
Ganz aus Granit ...................................................................................... Seite 28<br />
RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />
Vom Jodlbauer zum Rottaler ............................................................... Seite 30<br />
Höret, höret! Die Ortenburger Ritterspiele haben ...........................................<br />
allerley zu bieten .................................................................................... Seite 34<br />
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
Pilgern im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ...................................................................... Seite 38<br />
Im Namen <strong>de</strong>s Vaters ... ........................................................................ Seite 44<br />
Johann Baptist Modler ........................................................................... Seite 48<br />
Jürgen Hollweck ...................................................................................... Seite 50<br />
Mit Geschick bestickt ............................................................................ Seite 52<br />
RAUE NÄCHTE<br />
Raue Nächte und gruselige Gestalten ............................................... Seite 58<br />
GANZ SCHÖN WAS LOS!<br />
Veranstaltungen <strong>2017</strong> ........................................................................... Seite 62<br />
Tradition – ganz schön im Trend<br />
Wo Brauchtum immer in Mo<strong>de</strong> ist und<br />
alte Handwerkskunst noch lebt<br />
Was be<strong>de</strong>utet Heimat? Je<strong>de</strong> und je<strong>de</strong>r hat darauf seine ganz eigene<br />
Antwort. Wir im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> setzen auf unsere Tradition – und<br />
wissen, dass wir damit immer auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Zeit sind. Denn das<br />
Bekenntnis zu seinen Wurzeln ist für die Menschen im <strong>Land</strong>kreis<br />
Passau eine Selbstverständlichkeit, die seit jeher gelebt wird. Ob bei<br />
jung o<strong>de</strong>r alt, im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ist das Brauchtum nie aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong><br />
gekommen. Schon gar nicht beim Gewand <strong>de</strong>r Bayern, <strong>de</strong>r Tracht.<br />
Ob Dirndl o<strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhose,<br />
was für die einen mittlerweile schick ist, gehört für die an<strong>de</strong>ren einfach dazu. Anlässe<br />
dafür gibt es bei uns mehr als genug: Volksfeste, Trachtenumzüge und vieles mehr. In<br />
<strong>de</strong>r Tracht ist Mann und Frau, Bursch und Mä<strong>de</strong>l immer fesch!<br />
Tracht und alte Handwerkskunst gehören dabei eng zusammen. Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass<br />
im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> auch so manch selten gewor<strong>de</strong>ne handwerkliche Fertigkeit überlebt<br />
hat und die Arbeit dafür nicht ausgeht. So kann man noch echte Raritäten ent<strong>de</strong>cken<br />
– natürlich nicht nur, wenn´s um Trachten geht. Wir sind <strong>de</strong>m auf die Spur gegangen.<br />
Gehen Sie also mit uns auf Ent<strong>de</strong>ckungsreise, manche Themen <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Seiten<br />
wer<strong>de</strong>n Sie überraschen.<br />
Wir haben ausfindig gemacht, was man in unserer Region unbedingt einmal miterleben<br />
sollte.<br />
Unsere Themenschwerpunkte in <strong>de</strong>r neuen Ausgabe von <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> <strong>2017</strong> schlagen<br />
einen weiten Bogen von entschleunigten Pilgerwegen bis zu rauen Steinhauergeschichten<br />
und von edlen Rössern bis zur schaurig-schönen Schnitzkunst.<br />
Viel Freu<strong>de</strong> am Blättern, Ent<strong>de</strong>cken und Staunen!<br />
IMPRESSUM<br />
Unsere<br />
Herausgeber:<br />
Tourist-Information <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />
Domplatz 11 . 94032 Passau<br />
Telefon: 0851/397-600<br />
Fax: 0851/397-488<br />
Mail: tourismus@landkreis-passau.<strong>de</strong> . Net: www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
Bil<strong>de</strong>r: Titel: Toni Scholz<br />
Inhalt: Robert Geisler, Tobias Müller, Tourist-Information <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>, Toni Scholz, fotolia.com,<br />
Foto Laudi<br />
I<strong>de</strong>e, Redaktion, Gestaltung + Druck: Donaudruck GmbH, Vilshofen . Net: www.donaudruck.<strong>de</strong><br />
Auflage: 25.000, © Donaudruck, Vilshofen 2016<br />
Tipps:<br />
n Naturerlebnis n Wan<strong>de</strong>r-Tipp<br />
n Ra<strong>de</strong>l-Tipp n Familien-Tipp<br />
n Ba<strong>de</strong>/Gesundheits-Tipp n Golf-Tipp<br />
n Kulinarischer Genuss n Kulturerlebnis<br />
n Wintersport-Tipp<br />
<strong>Land</strong>rat<br />
Franz Meyer<br />
PS: Kennen Sie bereits unser <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>?<br />
Was haben Sie hier selbst schon erlebt?<br />
Scheuen Sie sich nicht und schreiben Sie uns. Gerne auch mit Bild. Vielleicht ist Ihre<br />
Geschichte ja einen Beitrag wert, im <strong>Magazin</strong> „<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>“.<br />
Mail: redaktion@passauer-land.<strong>de</strong><br />
Die Zeitschrift, alle in ihr enthaltenen Abbildungen, Beiträge sowie Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung!<br />
2 3
PASSAUER LAND<br />
FLÜSSE,<br />
WÄLDER UND<br />
THERMEN<br />
Vielfalt, Offenheit<br />
und Herzlichkeit genießen<br />
im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />
"Griaß Di !“<br />
Wer gleich so bei uns<br />
begrüßt wird, muss sich nicht wun<strong>de</strong>rn.<br />
Das kann einem überall passieren im<br />
<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>. Völlig normal! Ebenso,<br />
dass nicht lange um <strong>de</strong>n heißen Brei<br />
herum gere<strong>de</strong>t wird. Nur wenige <strong>de</strong>r<br />
liebenswerten Eigenheiten von <strong>Land</strong> und<br />
Leuten, <strong>de</strong>nen man hier begegnen kann. Vielleicht<br />
liegt das ja auch daran, dass wir vielerorts<br />
lange Zeit eigenständig waren. Über Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />
hinweg, bis 1806. Denn erst zu Napoleons<br />
Zeiten kam das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> zu Bayern. So wie<br />
wir es heute kennen.<br />
Natürlich aber hat uns und unsere Kultur die<br />
Natur hier stark geprägt. Wald und Wasser –<br />
das war im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> schon immer wichtig.<br />
An <strong>de</strong>n großen Lebensa<strong>de</strong>rn Donau und Inn.<br />
Mächtige Transportachsen für Salz, Holz und<br />
an<strong>de</strong>res wertvolles Han<strong>de</strong>lsgut, das manchen<br />
Ort hier zum Blühen brachte. Inzwischen eine<br />
<strong>de</strong>r beliebtesten Kreuzfahrt-Destinationen in<br />
Europa.<br />
Es gibt aber noch manches an<strong>de</strong>re, was viele an<br />
unserer Region heute schätzen: Die „Weite und<br />
Tiefe“, so wird uns zum Beispiel häufig gesagt –<br />
unbeschreibliche Panoramen, egal an welchem<br />
Punkt. Eine einzigartige Naturidylle und prächtige<br />
Kulisse für eine Unzahl an Freizeit- und<br />
Erholungsmöglichkeiten – in drei Urlaubsregionen<br />
und insgesamt acht Feriengebieten.<br />
Ein Paradies, mitten in Europa! So groß wie<br />
Gran Canaria. Nur eben vielfältiger.<br />
Und vor allem: Sehr viel näher!<br />
HERRLICH SPEKTAKULÄR UNSPEKTAKULÄR.<br />
DER BAYERISCHE WALD<br />
"Griaß Di !“ Bei uns im Südlichen Bayerischen Wald!<br />
Mit seiner unnachahmlichen Weite und Tiefe, wie man sie nur hier so<br />
genießen kann. Seinen sanften Hügeln, urtümlichen Flusstälern und<br />
herrlichen Ausblicken. An <strong>de</strong>n Ausläufern <strong>de</strong>s mächtigsten Waldgebietes<br />
in Europa. UNENDLICHE FREIHEIT, <strong>DA</strong>S GANZE JAHR!<br />
"Griaß Di !“Bei uns im<br />
Auf <strong>de</strong>n Spuren <strong>de</strong>r<br />
Säumer und Panduren.<br />
Wo alles noch ganz<br />
wild und ungezähmt<br />
ist. Und man noch<br />
Unerwartetes ent<strong>de</strong>cken kann – in <strong>de</strong>r urwüchsigen Flusslandschaft <strong>de</strong>r<br />
Ilz, <strong>de</strong>r „schwarzen Perle“, und ihrer wil<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r. O<strong>de</strong>r alte Kultur erleben,<br />
hautnah – im <strong>Land</strong> <strong>de</strong>r drei Burgen mit seinen idyllischen Ba<strong>de</strong>seen.<br />
Wo es nicht nur eines <strong>de</strong>r größten Freilichtmuseen Europas gibt, sogar<br />
wil<strong>de</strong> Bisons und Indianer. VOGELWILD!<br />
ILZTAL & DREIBURGENLAND !<br />
<strong>DA</strong>S DONAUTAL<br />
"<br />
Griaß Di !“ Bei uns im Bayerischen Donautal!<br />
An einer <strong>de</strong>r mächtigsten Lebensa<strong>de</strong>rn Europas. Die so viele Grenzen<br />
überwin<strong>de</strong>t wie kein Strom sonst auf <strong>de</strong>r Welt. Einem <strong>de</strong>r schönsten<br />
Abschnitte in einer <strong>de</strong>r markantesten Flusslandschaften. Aktivurlaub,<br />
Natur- und Kulturerlebnis auf 55 Flusskilometern Länge.<br />
MITTEN IM PASSAUER LAND!<br />
<strong>DA</strong>S BAYERISCHE GOLF- & THERMENLAND<br />
"<br />
Griaß Di !“ Bei uns im Bayerischen Golf- und Thermenland!<br />
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Europas, im Paradies für Golfer, im Himmel kulinarischer<br />
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Bauernland. WILLKOMMEN IN DER BAYERISCHEN TOSKANA!<br />
Im einstigen Zentrum<br />
<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>zucht. Dem<br />
alten Bauernland. Wo<br />
man noch altes Brauchtum<br />
erleben, aber auch<br />
selbst die Pfer<strong>de</strong> satteln kann. Für Ent<strong>de</strong>ckungstouren durch unsere<br />
traditionsreiche Kulturlandschaft mit ihren vielen Schätzen. Um die Uhr<br />
noch einmal zurück zu drehen in längst vergangene Zeiten o<strong>de</strong>r auch<br />
selten gewor<strong>de</strong>ne Tierarten zu treffen.<br />
HOCH ZU ROSS, AUF DEM DRAHTESEL ODER EINFACH AUCH ZU FUSS!<br />
"Griaß Di !“ Bei uns,<br />
ZWISCHEN ROTT UND INN<br />
"Griaß Di !“ Bei uns im<br />
GRANITLAND<br />
Wo das <strong>Land</strong> und die Leute „hart, aber herzlich“ sind. Der Stein<br />
schon immer unser Leben bestimmt hat. Und <strong>de</strong>r Granit einem<br />
in je<strong>de</strong>r Form begegnet. Ob als beeindrucken<strong>de</strong>r Fels in wil<strong>de</strong>r<br />
Natur, an aufgelassenen Steinbrüchen o<strong>de</strong>r malerischen Ba<strong>de</strong>seen.<br />
Sprichwörtlich auf <strong>de</strong>r Straße – unter <strong>de</strong>n Füßen und an<br />
unseren Häusern. Hier kann man ihn in aller Vielfalt erleben. Immer<br />
wie<strong>de</strong>r und vor allem in unserem Granitzentrum:<br />
AUF DEM „WEG IM FELS“!<br />
"Griaß Di !“ Bei uns im<br />
BAYERISCHEN DONAUTAL &<br />
KLOSTERWINKEL !<br />
Da wo Nie<strong>de</strong>rbayern am ursprünglichsten und die Donau<br />
noch unverbaut ist, das <strong>Land</strong> fruchtbar und das Wasser noch<br />
reich an Fischen. Das Bier süffig ist und die Kirchen prächtig<br />
sind. Wo man sich schon immer aufs Bauen und Brauen verstan<strong>de</strong>n<br />
hat und man auf so manchen bekannten Meister<br />
trifft. Der Fluss regelmäßig in Flammen aufgeht und es<br />
zwei interessante Inseln gibt. Sogar noch manches mehr.<br />
EIN PARADIES ZU LAND UND ZU WASSER!<br />
"Griaß Di !“ Bei uns in<br />
BAD FÜSSING<br />
Dort, wo man einst nach Öl gebohrt hat, um noch Wertvolleres<br />
zu Tage zu för<strong>de</strong>rn: schwefelhaltiges Heilwasser, das heute<br />
in drei mo<strong>de</strong>rnen Thermen spru<strong>de</strong>lt. Auf einer Fläche so groß<br />
wie mehrere Fußballplätze. In Europas beliebtester Wellness-,<br />
Beauty- und Gesundheits-Oase. Wo man wie<strong>de</strong>r Bewegung in<br />
die Sache bringt, in Knochen und Gelenke – in Deutschlands<br />
größtem Therapiezentrum.<br />
GESUNDHEITSURLAUB DER EXTRAKLASSE!<br />
"Griaß Di !“Bei uns im<br />
WEGSCHEIDER LAND !<br />
„Griaß Di!“ Bei uns im Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong>!<br />
Wo alte Handwerkskunst noch einen Bo<strong>de</strong>n hat. Und man<br />
große Sprünge machen kann, ohne ihn unter <strong>de</strong>n Füßen<br />
zu verlieren. Weltbekannt durch seine Skisprung-Schanzen<br />
und internationalen Wettbewerbe. Vor allem aber ein<br />
Natur- und Erholungsparadies, das sich immer zu ent<strong>de</strong>cken<br />
lohnt – ob in Wan<strong>de</strong>rstiefeln o<strong>de</strong>r Schneeschuhen,<br />
auf <strong>de</strong>m Rad o<strong>de</strong>r auch auf Ski.<br />
ZU JEDER JAHRESZEIT!<br />
"Griaß Di !“ Bei uns im <strong>Land</strong> <strong>de</strong>r<br />
DONAU-PERLEN !<br />
Wo <strong>de</strong>r Gul<strong>de</strong>n einst in Strömen floss. Und das Wasser<br />
seine ganze Kraft zeigt. Wo man brandheiße<br />
Geschichte(n) und echte Manöver erleben kann, dunklen<br />
Geheimnissen auf die Spur kommt und sogar auf<br />
Fischen reiten kann. Die Tier- und Pflanzenwelt einmalig,<br />
die Aussicht majestätisch und <strong>de</strong>r Spaß am Ra<strong>de</strong>ln<br />
und Wan<strong>de</strong>rn grenzenlos ist. Ob hoch über <strong>de</strong>r<br />
Donau o<strong>de</strong>r direkt am Fluss – EIN ÜBERWÄLTIGENDER<br />
NATUR- UND KULTURGENUSS!<br />
"Griaß Di !“ Bei uns in<br />
BAD GRIESBACH<br />
Wo man das einmalige „Quellness“ genießen kann:<br />
Kuren, Wellness und Golf in einem – um es sich rundum<br />
gut gehen zu lassen. Im Paradies für Golfer und<br />
Himmel kulinarischer Genüsse. Mit <strong>de</strong>r höchsten Platzdichte<br />
und <strong>de</strong>m Golf-Resort Nummer Eins in Europa. Der<br />
besten Küche Nie<strong>de</strong>rbayerns. Maßgeschnei<strong>de</strong>rten Wohlfühlund<br />
Übernachtungsangeboten. Wo sich auch die Prominenz<br />
zu Hause fühlt: „Alles vom Feinsten“. (W)HOLE IN ONE!<br />
4<br />
5
TREND MIT TRADITION<br />
Tradition liegt wie<strong>de</strong>r im Trend. Im<br />
<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> kein Wi<strong>de</strong>rspruch,<br />
son<strong>de</strong>rn eine Selbstverständlichkeit,<br />
die seit jeher gelebt wird. Ob bei<br />
jung o<strong>de</strong>r alt, im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ist das<br />
Brauchtum nie aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> gekommen.<br />
Schon gar nicht beim Gewand,<br />
<strong>de</strong>r Tracht. Ob Dirndl o<strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhose,<br />
was für die einen mittlerweile schick<br />
ist, gehört für die an<strong>de</strong>ren einfach<br />
dazu. Anlässe dafür gibt es hier je<strong>de</strong>nfalls<br />
reichlich: Volksfeste, Trachtenumzüge<br />
und vieles mehr.<br />
Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass im <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong> auch so manch selten gewor<strong>de</strong>ne<br />
Handwerkskunst überlebt hat und<br />
die Arbeit dafür nicht ausgeht. So<br />
kann man noch echte Raritäten ent<strong>de</strong>cken<br />
– natürlich nicht nur, wenn´s um<br />
Trachten geht. Wir sind <strong>de</strong>m auf die<br />
Spur gegangen und haben ausfindig<br />
gemacht, was man in unserer Region<br />
unbedingt einmal miterleben sollte.<br />
Unser Themenschwerpunkt in <strong>de</strong>r neuen<br />
Ausgabe von <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> <strong>2017</strong>.<br />
Neben <strong>de</strong>m Bier steht nichts so sehr<br />
für Bayern als die Tracht. Sie ist zum<br />
Symbol kultureller I<strong>de</strong>ntität gewor<strong>de</strong>n.<br />
Von Bayern aus ging sie auf Siegeszug<br />
durch die ganze Welt. Ganz im Zeichen<br />
von Tracht und Bier stehen auch<br />
die Volksfeste im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>. Seit<br />
jeher sind das Karpfhamer Fest, die<br />
Dult in Passau und auch die kleinen<br />
Volksfeste Besuchermagnet für<br />
Gäste weit über die Grenzen Bayerns<br />
hinaus. Hier trifft man sich zum Feiern,<br />
für gesellige Run<strong>de</strong>n und auf die<br />
ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Maß Bier – natürlich<br />
in Tracht. Denn die Tracht liegt im<br />
Trend – bei jungen Madln genauso<br />
wie bei älteren Herren. „Sie ist nicht<br />
mehr wegzu<strong>de</strong>nken von <strong>de</strong>n Volksfesten<br />
<strong>de</strong>r Region“, das bestätigt auch<br />
Technischer Leiter und Le<strong>de</strong>reinkäufer<br />
Christian Drescher vom Trachtenhersteller<br />
Spieth und Wensky in<br />
Obernzell. Der Schönberger gehört seit<br />
vielen Jahren zum Unternehmen und<br />
kennt die Branche gut. Mo<strong>de</strong>rne und<br />
ausgefallene Trachten stechen einem<br />
im Bierzelt in die Augen, traditionelle<br />
Gewän<strong>de</strong>r hingegen meist bei <strong>de</strong>n<br />
großen Festumzügen, wie beim Trachten-<br />
und Schützenumzug in Vilshofen<br />
o<strong>de</strong>r zur Maidult.<br />
TRACHT VERBINDET<br />
Die Tradition hat sich bewährt.<br />
Tracht verbin<strong>de</strong>t. „Egal ob man<br />
aus Bayern, Schwe<strong>de</strong>n, Japan o<strong>de</strong>r<br />
Amerika kommt – die Tracht schafft<br />
ein Zusammengehörigkeits- und<br />
SYMBOL KULTURELLER<br />
IDENTITÄT<br />
TREND MIT<br />
TRADITION<br />
Wo das Brauchtum nicht aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> kommt<br />
Wir-Gefühl. Außer<strong>de</strong>m steht sie für<br />
Geselligkeit und heitere Anlässe“, erklärt<br />
Christian Drescher. Dieses Gefühl<br />
wird auf <strong>de</strong>n Volksfesten <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong>es greifbar. Denn sie wird nicht nur<br />
auf Volksfesten, auch auf Familienfeiern,<br />
wie Hochzeiten, Taufen, Geburtstagen<br />
und zum Kirchenbesuch getragen.<br />
„Gera<strong>de</strong> in unruhigen Zeiten wie dieser,<br />
spielt sie eine ganz beson<strong>de</strong>re Rolle.<br />
Man sucht Zusammengehörigkeit und<br />
altes Brauchtum“, versucht Christian<br />
Drescher das Aufleben <strong>de</strong>r Tradition zu<br />
erklären. Doch die Tracht dient nicht<br />
nur als Festkleidung. Auch im Alltag<br />
6<br />
7
TREND MIT TRADITION<br />
konnten sich Janker zur Jeans und<br />
Karohem<strong>de</strong>n durchsetzen. Denn in<br />
Tracht ist man immer gut angezogen,<br />
da sind sich wohl alle Altbayern einig.<br />
VOM G'WAND ZUR TRACHT<br />
Woher stammt die – in allen Teilen<br />
<strong>de</strong>r Welt – beliebte Bayerische<br />
Tracht? Der Name ist wohl ganz allge-<br />
<strong>Land</strong>esverband Bayerischer Heimatund<br />
Volkstrachtenvereine ins Leben<br />
gerufen. Dies zeugt von vielen kleinen<br />
Vereinen, die auf ganz Bayern verteilt<br />
waren und es immer noch sind. Im<br />
<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> gibt es momentan 27<br />
Heimat- und Trachtenvereine, bei <strong>de</strong>nen<br />
die Bewahrung <strong>de</strong>s Brauchtums<br />
hoch im Kurs steht. Ihre Mitglie<strong>de</strong>r<br />
stammen aus allen Altersschichten –<br />
vom Kleinkind bis zum Greis. Gera<strong>de</strong><br />
Bayerischen Wal<strong>de</strong>s ließen sich karierte<br />
Westen zu groben Leinenhosen ausmachen.<br />
Ein einfaches Halstuch, eine<br />
Zipfelmütze und Holzschuhe komplettierten<br />
das alltägliche Gewand dieser<br />
Schicht. Nur wenige Wohlhaben<strong>de</strong><br />
hatten bessere Kleidung für beson<strong>de</strong>re<br />
Anlässe. Die musste aber meist vom<br />
Hochzeitstag bis zur Bahre dienen. Um<br />
1900 entwickelte sich im Rottal die<br />
Stiefelhosentracht <strong>de</strong>r Männer. Dazu<br />
be. Ihre Ursprünge gehen bis ins 18.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt zurück, als Passau und<br />
Linz als große Mo<strong>de</strong>zentren galten.<br />
In diesen Jahren kam auch die altbayerische,<br />
aus Wolle und Leinen gefertigte<br />
Kleidung aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>. Man<br />
griff sonntags zu sei<strong>de</strong>nen Klei<strong>de</strong>rn<br />
o<strong>de</strong>r trug Mie<strong>de</strong>r zu Rock und Spenzer.<br />
Doch diese Tracht hielt nicht lange<br />
an. Schon nach <strong>de</strong>m 1. Weltkrieg<br />
verän<strong>de</strong>rte sich das Kleidungsverhal-<br />
Le<strong>de</strong>rhosen sind schön, gehören<br />
für mich aber nicht zur traditionellen<br />
Tracht. Sie sind Trachtenmo<strong>de</strong><br />
und haben wenig Verbindung zum<br />
Brauchtum“, sagt <strong>de</strong>r 52-Jährige.<br />
Dennoch entlehnt man <strong>de</strong>m Brauchtum<br />
heutzutage vieles und variiert<br />
zwischen Trend und Tradition. „Bei<br />
Stickereien an Le<strong>de</strong>rhosen o<strong>de</strong>r Blusen<br />
orientieren wir uns häufig an<br />
alten, überlieferten Kleidungsstü-<br />
gehen auf ihren Ursprung im Bäuerlichen<br />
zurück. Dennoch kombiniert<br />
man sie zu Turnschuhen und<br />
Jeans. „Durch Musikgruppen wie<br />
LaBrassBanda sind auch T-Shirts<br />
gängig zur Le<strong>de</strong>rhose. Damit wird<br />
ein traditionelles Naturprodukt cool,<br />
weil es neu interpretiert ist“, erklärt<br />
Christian Drescher. Er sieht die Grenze<br />
zwischen Brauchtum und Mo<strong>de</strong> nicht<br />
so eng. Denn die Trachten sollen<br />
mein auf das „Tragen“ von Kleidung<br />
zurückzuführen. Entwickelt hat sich<br />
die Tracht aus Uniformen und <strong>de</strong>r<br />
bäuerlichen Kleidung, die von Region<br />
zu Region unterschiedlich war.<br />
Wie die Kleidung heute, unterlag die<br />
Tracht damals einem stetigen Wan<strong>de</strong>l.<br />
Anfang <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts begeisterte<br />
sie die Regenten <strong>de</strong>r bayerischen<br />
und österreichischen Höfe. Noch<br />
Jahre später stand sie beim österreichischen<br />
Kaiser Franz Josef I. (1830<br />
– 1916) und Prinzregent Luitpold von<br />
Bayern (1821 – 1912) hoch im Kurs.<br />
Sie trugen Janker und Le<strong>de</strong>rhose zur<br />
Jagd in <strong>de</strong>n Alpen. Die Begeisterung<br />
stieg damit wohl auch in <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />
So wur<strong>de</strong> bereits 1909 <strong>de</strong>r<br />
Jugendliche engagieren sich vermehrt<br />
in Blaskapellen o<strong>de</strong>r Heimat- und<br />
Trachtenvereinen. Noch heute lassen<br />
sich manche Bewohner an <strong>de</strong>r Tracht<br />
ihrer Heimatregion zuordnen. Ihre<br />
Festtagskleidung hat unterschiedliche<br />
Farben, Schnitte o<strong>de</strong>r Stickmotive.<br />
TRACHTEN MIT STIL<br />
Eine einheitliche Tracht gab es im<br />
<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> nicht. So trugen die<br />
Rottaler an<strong>de</strong>re Kleidung, als die<br />
Bistümler und die übrigen, vom bayerischen<br />
Herzog regierten, Teile <strong>de</strong>s<br />
heutigen <strong>Land</strong>kreises. Bei <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>ren,<br />
arbeiten<strong>de</strong>n Bevölkerung <strong>de</strong>s<br />
gehörten ein schwarzer Kurzjanker<br />
mit Münzknopfauszieher, eine Weste,<br />
eine lange Le<strong>de</strong>rhose und dunkle<br />
Le<strong>de</strong>rstiefel. Run<strong>de</strong> Filzhüte mit breiter<br />
Krempe durften dabei nicht fehlen.<br />
Auch breite Bauchgurte wur<strong>de</strong>n gerne<br />
zur Stiefelhosentracht getragen. Sie<br />
zog sich mit einigen Abwandlungen<br />
auch über das Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong> und<br />
bis nach Vilshofen.<br />
GOLDHAUBEN – DIE KRONEN<br />
DER PASSAUERINNEN<br />
Die reichen Bürgerinnen und Bäuerinnen<br />
trugen feiertags Goldhauben.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die <strong>Passauer</strong> Goldhau-<br />
ten <strong>de</strong>r Bevölkerung. Die Mo<strong>de</strong> setzte<br />
sich durch. Tracht wur<strong>de</strong> nur noch zu<br />
ganz beson<strong>de</strong>ren Anlässen getragen<br />
und stand immer mehr unter Einfluss<br />
<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>. Historische Trachten,<br />
wie sie die Vorfahren trugen, wur<strong>de</strong>n<br />
allenfalls zu beson<strong>de</strong>ren Umzügen<br />
und Ereignissen hervorgeholt.<br />
TRADITION IST WIEDER<br />
IN MODE<br />
Auch Christian Drescher von Spieth<br />
und Wensky teilt die heutige Tracht<br />
in traditionelle Bayerische Tracht,<br />
die meist von <strong>de</strong>n Vereinen getragen<br />
wird und in Trachtenmo<strong>de</strong> ein. „Pinke<br />
cken“, verrät <strong>de</strong>r Fachmann. Die<br />
wer<strong>de</strong>n dann an die heutige Mo<strong>de</strong><br />
angepasst. Um <strong>de</strong>n Le<strong>de</strong>rhosen einen<br />
historischen Charakter zu verleihen,<br />
greifen viele Trachtenhersteller sogar<br />
zu Schleifpapier und Schuhcreme.<br />
Denn eine richtige Le<strong>de</strong>rhose braucht<br />
Charakter.<br />
„ZWISCHEN LAPTOP<br />
UND LEDERHOSE“<br />
Beson<strong>de</strong>rs im Trend liegen <strong>de</strong>rzeit<br />
Tradition und Hochwertigkeit. Ge<strong>de</strong>ckte<br />
Farben, wie Pastelltöne sowie<br />
traditionelle Optiken und Schnitte<br />
sind wie<strong>de</strong>r gefragt. Die Trachten<br />
sich genau wie ihre Träger weiterentwickeln.<br />
„Wir müssen zusehen,<br />
<strong>de</strong>n Brauch zu bewahren“, warnt <strong>de</strong>r<br />
Le<strong>de</strong>rexperte. Die von Roman Herzog<br />
geprägte und vielzitierte Begrifflichkeit<br />
– „zwischen Laptop und Le<strong>de</strong>rhose“<br />
– beschreibt das Leben <strong>de</strong>r<br />
Bayern in vielerlei Hinsicht. Genau wie<br />
wir, hat sich auch die Tracht weiterentwickelt.<br />
Sie gehört zu <strong>de</strong>n Bayern<br />
– wie das Bier und die Volksfeste.<br />
8 9
TREND MIT TRADITION<br />
rend mit Tradition<br />
VOM LEDER<br />
ZUR HOS'N<br />
Trachtenmanufaktur<br />
in Obernzell<br />
Zweifelsohne – Dirndl und<br />
Le<strong>de</strong>rhose sind in Mo<strong>de</strong>.<br />
Das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> hat<br />
– neben vielen Gelegenheiten,<br />
die Tracht auszuführen –<br />
einige Trachtenhersteller.<br />
Doch nur wenige können<br />
es sich leisten, noch in<br />
<strong>de</strong>r Heimat zu produzieren.<br />
Einer davon ist Spieth<br />
und Wensky.<br />
Das 1913 gegrün<strong>de</strong>te Traditionsunternehmen<br />
ließ sich<br />
1955 in Obernzell mit einer<br />
Handschuhmacherei nie<strong>de</strong>r. „Gleich<br />
nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg waren die<br />
Arbeitskräfte in <strong>de</strong>r Gegend noch<br />
günstig und die Lage an <strong>de</strong>r Donau<br />
optimal“, erklärt <strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rfachmann<br />
Christian Drescher. Schnell wur<strong>de</strong> die<br />
Herstellung von Le<strong>de</strong>rbekleidung ins<br />
Sortiment mitaufgenommen. Knapp<br />
30 Jahre später präsentierte das Familienunternehmen<br />
die erste Trachtenkollektion.<br />
Seither konnten sich<br />
die Dirndl und Le<strong>de</strong>rhosen aus <strong>de</strong>m<br />
Hause Spieth und Wensky in aller<br />
Welt etablieren. Sogar Fußballer <strong>de</strong>s<br />
FC Bayern tragen die Trachtenmo<strong>de</strong><br />
aus <strong>de</strong>m <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>. Grund genug,<br />
die Herstellung einer Le<strong>de</strong>rhose<br />
mit Christian Drescher genauer unter<br />
die Lupe zu nehmen.<br />
Die Nähmaschinen rattern. Naht<br />
um Naht entsteht in gleichmäßigem<br />
Tempo. „Bei uns in Obernzell<br />
wird hauptsächlich die Marke<br />
Beckert produziert“, ruft Christian<br />
Drescher. Die Traditionsmarke aus<br />
Schönberg wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen<br />
1996 angeglie<strong>de</strong>rt und ist für Maßanfertigungen<br />
und Vereinsausstattungen<br />
bekannt. Farbe, Stick, Knöpfe<br />
und Mo<strong>de</strong>ll kann <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> frei<br />
wählen. Auch Wünsche zu Motiv,<br />
Monogramm, Messertasche und<br />
Beinweite geben die Fachhändler an<br />
<strong>de</strong>n Trachtenhersteller weiter. Wir<br />
begeben uns nun zum Zuschnitt.<br />
Schon auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist klar:<br />
Dieser Arbeitsschritt ist aufwändig.<br />
Hun<strong>de</strong>rte Ballen verschie<strong>de</strong>ner<br />
Le<strong>de</strong>r lagern hinter uns. In hellbraun,<br />
dunkelbraun, schwarz, grau<br />
o<strong>de</strong>r beige. Sie stammen von Hirsch,<br />
Ziege o<strong>de</strong>r Rind und unterschei<strong>de</strong>n<br />
sich nochmals in ihrer Struktur und<br />
Qualität. Le<strong>de</strong>r ist ein Naturprodukt.<br />
Kein Flecken ist gleich. Für die drei<br />
Schnittexpertinnen gilt es nun, das<br />
passen<strong>de</strong> Le<strong>de</strong>r für die Hosen auszuwählen.<br />
Denn die Häute müssen<br />
von <strong>de</strong>r Textur und Farbe her genau<br />
harmonieren. „Dafür braucht man<br />
viel Erfahrung und ein gutes Auge“,<br />
wirft Christian Drescher ein, als<br />
Gisela zwei Le<strong>de</strong>rflecken aufeinan<strong>de</strong>r<br />
legt. Je nach Mo<strong>de</strong>ll wer<strong>de</strong>n für eine<br />
Le<strong>de</strong>rhose etwa 15 Einzelteile ausgeschnitten.<br />
Platzsparend zuzuschnei<strong>de</strong>n<br />
ist beson<strong>de</strong>rs wichtig,<br />
<strong>de</strong>nn die Naturprodukte sind teuer.<br />
10 11
TREND MIT TRADITION<br />
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Der Rolls-Royce darunter ist das<br />
Hirschle<strong>de</strong>r. Am häufigsten wird<br />
jedoch <strong>de</strong>r günstigere Wildbock,<br />
also Ziegenle<strong>de</strong>r verarbeitet. Größtenteils<br />
stammt das gegerbte Le<strong>de</strong>r<br />
aus Deutschland, Österreich<br />
und Neuseeland. „Die Tiere wer<strong>de</strong>n<br />
nicht wegen <strong>de</strong>s Le<strong>de</strong>rs geschlachtet,<br />
aber es wird einfach<br />
alles verwertet – eben auch die<br />
Häute“, erklärt <strong>de</strong>r Schönberger.<br />
MASSARBEIT IN OBERNZELL<br />
Mit Bedacht legen die Schnittexpertinnen<br />
die Schablone auf das Le<strong>de</strong>r.<br />
Nach <strong>de</strong>m Anzeichnen kann zugeschnitten<br />
wer<strong>de</strong>n. Messertaschen<br />
wer<strong>de</strong>n mit Hilfe eines Stanzeisens<br />
ausgestanzt. Am nächsten Arbeitstisch<br />
näht Christine die Zuschnitte<br />
zusammen. Ihre Nähmaschine rattert<br />
gleichmäßig vor sich hin. Schon seit<br />
26 Jahren stellt sie aus einzelnen Le<strong>de</strong>rteilen<br />
ganze Hosen her. Da sitzt<br />
je<strong>de</strong>r Stich. Am Rohling lässt sich<br />
schon eine Le<strong>de</strong>rhose erkennen.<br />
STICK VERLEIHT DER<br />
HOSE SCHICK<br />
VIER STUNDEN<br />
VOM ZUSCHNITT BIS ZUR<br />
KLEIDERSTANGE<br />
Weil eine mo<strong>de</strong>rne Le<strong>de</strong>rhose richtig<br />
mitgenommen aussehen darf,<br />
reibt Mitarbeiterin Anita einige<br />
Nähte und Falten mit Schleifpapier<br />
ab. Dadurch wetzt das Le<strong>de</strong>r ab.<br />
Gekonnt streicht sie noch mit farbloser<br />
Schuhcreme drüber. Mit <strong>de</strong>n<br />
Gebrauchsspuren versehen könnte<br />
sie bereits <strong>de</strong>r Großvater auf<br />
<strong>de</strong>n traditionellen Volksfesten getragen<br />
haben. Nur die Knöpfe fehlen<br />
noch. „Echte Hirschhornknöpfe“<br />
versichert Christian Drescher. Sie<br />
wer<strong>de</strong>n im letzten Arbeitsschritt<br />
angebracht. Nach vier Stun<strong>de</strong>n hängt<br />
Christine die fertige Le<strong>de</strong>rhose auf<br />
<strong>de</strong>n Klei<strong>de</strong>rbügel, zu <strong>de</strong>n vielen an<strong>de</strong>ren<br />
in hellbraun, dunkelbraun,<br />
schwarz o<strong>de</strong>r beige. Damit sind die<br />
typisch bayerischen „Nationalprodukte“<br />
bereit für Auftritte in <strong>de</strong>r<br />
ganzen Welt.<br />
Neben Trachtenmo<strong>de</strong> stellt Spieth<br />
und Wensky noch heute Handschuhe<br />
her. Sie sind feuerfest und mit<br />
Komponenten aus aller Welt versehen.<br />
Ihr Einsatzgebiet liegt in erster<br />
Linie beim Militär. Aber auch<br />
Behör<strong>de</strong>n, Berufsbekleidungslä<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r Motorradfahrer zählen zu <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Obernzeller Traditionsunternehmens.<br />
Ein paar Meter weiter hämmert<br />
die Stickmaschine im Stakkato.<br />
Wir stehen vor <strong>de</strong>n zwei Stickmaschinen.<br />
Sie besticken die Latz-Teile.<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>ln wer<strong>de</strong>n die<br />
Fä<strong>de</strong>n ins Le<strong>de</strong>r gestochen. Innerhalb<br />
vier Minuten entstehen filigrane<br />
Hirschmuster. „Neben <strong>de</strong>r Stickmaschine<br />
haben wir auch zwei Le<strong>de</strong>rstickerinnen<br />
beschäftigt, die in<br />
Heimarbeit per Hand Verzierungen<br />
sticken“, erzählt Christian Drescher.<br />
Sie verleihen <strong>de</strong>n Le<strong>de</strong>rhosen ihren<br />
einzigartigen Ausdruck. Eine<br />
anspruchsvolle Arbeit: Fehler darf<br />
man sich keine Leisten, <strong>de</strong>nn im<br />
Le<strong>de</strong>r ist je<strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>lstich sichtbar.<br />
Es muss also präzise und genau<br />
gearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
12 13
TREND MIT TRADITION<br />
Die Kronen <strong>de</strong>r <strong>Passauer</strong>innen<br />
Sie sind nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken<br />
von <strong>de</strong>n traditionellen<br />
Umzügen <strong>de</strong>r Volksfeste, die<br />
Goldhaubenfrauen. Mit prächtig verzierten,<br />
gol<strong>de</strong>nen Hauben und aufwändigen,<br />
eleganten Sei<strong>de</strong>ngewän<strong>de</strong>rn,<br />
ziehen sie bei kirchlichen und<br />
weltlichen Festen mit. Sie bewahren<br />
die <strong>Passauer</strong> Tracht. Denn die Goldhauben<br />
haben im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> bereits<br />
seit mehr als 200 Jahren Tradition.<br />
UNTER DER GOLDHAUBE<br />
Ursula Weinberger<br />
ten die Damen im Mittelalter und <strong>de</strong>r<br />
frühen Neuzeit die Wahl: Eine Haube<br />
tragen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schleier nehmen,<br />
sprich ins Kloster gehen. Der Ausdruck<br />
<strong>de</strong>s Stan<strong>de</strong>s war klar <strong>de</strong>finiert. Doch<br />
das Tragen einer Haube verriet noch<br />
mehr. Denn unverheiratete, junge<br />
Frauen, brauchten ihr Haupt nicht zu<br />
be<strong>de</strong>cken. Daher rührt also <strong>de</strong>r Spruch:<br />
„Unter die Haube kommen“, <strong>de</strong>nn mit<br />
<strong>de</strong>r Heirat ging das Tragen einer Haube<br />
einher. „Die meisten Hauben waren<br />
aus feinem, weißem Leinen o<strong>de</strong>r<br />
Brokat gefertigt und je nach Epoche,<br />
Anlass und Wohlstand <strong>de</strong>r Trägerin,<br />
mit Spitzen, Volants, Flitter o<strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong>rn<br />
verziert“, weiß die 76-Jährige. So<br />
wur<strong>de</strong>n die Hauben zum Symbol von<br />
Wohlstand und Wür<strong>de</strong>. Wie die Kleidung<br />
waren auch die Hauben einem<br />
stetigen, modischen Wan<strong>de</strong>l ausgesetzt.<br />
Im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt war die<br />
Bo<strong>de</strong>nhaube im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> sehr<br />
beliebt. Sie ist eine Vorläuferin <strong>de</strong>r<br />
<strong>Passauer</strong> Haube und war noch keine<br />
Goldhaube. Nach<strong>de</strong>m die Klei<strong>de</strong>rordnung<br />
durch die Französische Revolution<br />
(1789-1799) aufgeweicht war,<br />
stand es nun auch Bürgerinnen zu,<br />
teure Materialien wie Gold und Silber<br />
Ihren Ursprung haben sie in <strong>de</strong>n Sittenregeln<br />
<strong>de</strong>s katholischen Glaubens.<br />
Denn bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein<br />
geboten es Anstand und Sitte, dass<br />
verheiratete Frauen ihr Haar zu verbergen<br />
hatten. Dieses Reglement geht<br />
wie<strong>de</strong>rum bis ins Altertum zurück,<br />
als Frauen ihre Häupter mit Schleiern<br />
be<strong>de</strong>ckten. Im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt vollzog<br />
sich dann ein Wan<strong>de</strong>l. „Aus <strong>de</strong>n<br />
kunstvoll um <strong>de</strong>n Kopf geschwungenen<br />
Schleiern und Tüchern entwickelten<br />
sich im Laufe <strong>de</strong>s Mittelalters unterschiedliche<br />
Haubenformen“, erklärt<br />
Ursula Weinberger aus Wegscheid.<br />
Die pensionierte Berufsschullehrerin<br />
ist bereits seit <strong>de</strong>n 1970er Jahren als<br />
Goldhaubenfrau bekannt und besitzt<br />
die älteste Goldhaube im Umkreis.<br />
Sie stammt von ihrer Urgroßmutter.<br />
„Hauben waren praktischer und<br />
besser geeignet, sich innerhalb <strong>de</strong>r<br />
verschie<strong>de</strong>nen Gesellschaftsschichten<br />
abzugrenzen“, fährt sie fort. So hatfür<br />
ihren Kopfschmuck<br />
zu verwen<strong>de</strong>n. Doch die<br />
Form <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nhaube<br />
verän<strong>de</strong>rte sich zunehmend.<br />
„Im Wan<strong>de</strong>l<br />
<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> zog sich <strong>de</strong>r<br />
Haubenkörper immer<br />
mehr zusammen, sodass<br />
er nur noch handgroß<br />
auf <strong>de</strong>m Scheitel saß.<br />
Der Tüllrand wur<strong>de</strong> immer<br />
breiter. So entstand<br />
die noch heute beliebte<br />
Goldriegelhaube.<br />
SYMBOLE FÜR<br />
HERKUNFT<br />
UND STATUS<br />
„Mit <strong>de</strong>r <strong>Passauer</strong> Haube, die ihren<br />
Ursprung im österreichischen Linz<br />
hat, verhält es sich ähnlich“, berichtet<br />
die Wegschei<strong>de</strong>rin. Ihre Entwicklung<br />
durchlief verschie<strong>de</strong>ne Stadien.<br />
Ein bekanntes Merkmal: Je größer ihr<br />
Knauf ist, <strong>de</strong>sto älter ist die Haube.<br />
Der Bön<strong>de</strong>l, also <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Haube,<br />
verkleinerte sich zu einem Knauf und<br />
rückte auf <strong>de</strong>n Scheitelpunkt <strong>de</strong>s Hinterkopfs.<br />
Die Linzer Haube trat ihren<br />
Siegeszug von <strong>de</strong>r Enns nach Passau<br />
an. Dort wur<strong>de</strong> sie zur <strong>Passauer</strong> Goldhaube<br />
und fand große Beliebtheit<br />
bei <strong>de</strong>n Damen vom Rottal bis nach<br />
Deggendorf, <strong>de</strong>m Bayerischen Wald<br />
und sogar bis in <strong>de</strong>n Böhmerwald<br />
hinein. „Nur die verheirateten und<br />
wohlhaben<strong>de</strong>n Bürgerinnen in <strong>de</strong>n<br />
Städten und Märkten sowie reiche<br />
Bäuerinnen trugen die teuren, reich<br />
bestickten Goldhauben“, erzählt<br />
Goldhaubenfrau Ursula Weinberger.<br />
Sie bestan<strong>de</strong>n aus Goldspitze und<br />
vergol<strong>de</strong>tem Flitter. Putz- und Haubenmacherinnen<br />
bestickten sie mit<br />
Glasperlen und Pailletten. Ihr Preis lag<br />
ungefähr gleich auf mit <strong>de</strong>m eines guten<br />
Arbeitspfer<strong>de</strong>s. Sie zeugten damit<br />
vom Wohlstand und Reichtum ihrer<br />
Trägerinnen. Weniger gut betuchte<br />
14 15
TREND MIT TRADITION<br />
Damen legten sich schwarze, mit Perlen<br />
und Goldfä<strong>de</strong>n bestickte Hauben<br />
zu. Dies wan<strong>de</strong>lte sich jedoch. Heutzutage<br />
trägt man Goldhauben, um das<br />
Brauchtum zu bewahren. Denn nicht<br />
immer stand es so gut um die Goldhaube.<br />
Als das schwarze Flügelkopftuch<br />
aufkam, drohte sie En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts Geschichte zu wer<strong>de</strong>n.<br />
„Wegen <strong>de</strong>s hohen materiellen Wertes<br />
<strong>de</strong>r Haube und <strong>de</strong>r dazugehörigen,<br />
teuren Kleidung, verwahrten sie jedoch<br />
viele Familien weiterhin. Damit<br />
wur<strong>de</strong> die Goldhaube vor <strong>de</strong>r Vergessenheit<br />
bewahrt und gelegentlich, bei<br />
beson<strong>de</strong>ren Anlässen als Festschmuck<br />
getragen“, weiß Ursula Weinberger.<br />
Während <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges kam <strong>de</strong>r<br />
Brauch fast zum Erliegen. Nur bei<br />
wenigen kirchlichen Festen trugen die<br />
Damen noch Goldhauben. Erst nach<br />
<strong>de</strong>m Krieg besann man sich auf die<br />
alte Tradition. In <strong>de</strong>n 1970er Jahren<br />
ließ sich sogar ein<br />
Trend erkennen. Viele<br />
Goldhaubengruppen<br />
grün<strong>de</strong>ten sich<br />
neu. Frauen sticken<br />
sich seit<strong>de</strong>m Eigene,<br />
tragen Erbstücke<br />
aus <strong>de</strong>m Familienbesitz<br />
o<strong>de</strong>r kaufen<br />
sie aus Antiquarien.<br />
HANDGEWEBT<br />
UND<br />
BESTICKT<br />
Die Fertigung einer<br />
Goldhaube be<strong>de</strong>utet<br />
viele Stun<strong>de</strong>n Arbeit. Sie besteht<br />
aus filigranen Mustern, die in rund<br />
400 bis 700 Arbeitsstun<strong>de</strong>n entstehen.<br />
Je nach<strong>de</strong>m, wie aufwändig und<br />
prächtig die Haube sein soll. „Bestickt<br />
wird dabei ein 120 mal 16 Zentimeter<br />
langes Goldband“, verrät Ursula<br />
Weinberger. Sie hat ihre <strong>Passauer</strong><br />
Goldhaube im Winter 1976 gestickt.<br />
In mühevoller Kleinarbeit brachte sie<br />
Perlen, Spiralen, ausgestanzte Blüten,<br />
Flitter, Pailletten und Goldfä<strong>de</strong>n<br />
nach historischen Mustern auf das im<br />
Holzrahmen eingespannte Goldband,<br />
das als Gewand <strong>de</strong>r Goldhaube dient.<br />
Nach <strong>de</strong>m Besticken wird es auf ein<br />
Drahtgestell gezogen. In seiner Mitte<br />
rafft man es. Dort wird <strong>de</strong>r Knauf dann<br />
am Scheitelpunkt aufgesetzt. Den Abschluss<br />
bil<strong>de</strong>t eine schwarze Schleife<br />
aus edler Spitze. Ursula Weinberger<br />
hat damals, gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren<br />
Wegschei<strong>de</strong>rinnen, einen Kurs absolviert.<br />
Nicht wenige tun sich jährlich<br />
zusammen und besuchen Kurse. „Der<br />
Stickkurs war sehr hilfreich – auch das<br />
Tempo war angenehm. Man kommt<br />
sogar als ungeübte Stickerin recht gut<br />
mit“, bestätigt sie. Die Tradition wird<br />
im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> noch hochgehalten.<br />
Sogar Männer treten manchmal<br />
in die Frauendomäne ein. So hat <strong>de</strong>r<br />
ehemalige Kulturreferent <strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises<br />
Passau, Dr. Wilfried Hartleb,<br />
die Haube seiner Ehefrau Anna gefertigt.<br />
Eine Seltenheit. Die Materialkosten<br />
für eine Goldhaube können bis zu<br />
900 Euro betragen. Noch viel höher ist<br />
<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>elle Wert dieses Stücks Heimatgeschichte.<br />
VOM KROPFBAND BIS ZUM<br />
BIEDERMEIERSTRAUSS<br />
Die Accessoires einer Goldhaubenfrau<br />
sind heute noch dieselben wie<br />
vor 200 Jahren. Trugen die Damen<br />
damals ihr Sonntagskleid, das nicht<br />
selten auch das Hochzeitskleid war,<br />
zur Goldhaube, haben die Frau-<br />
en heutzutage die Wahl zwischen<br />
Empire- o<strong>de</strong>r Bie<strong>de</strong>rmeier-Stil. „Zum<br />
sei<strong>de</strong>nen Kleid mit weißem Kragen<br />
gehören ein Spitzentaschentuch zum<br />
Einschlagen <strong>de</strong>s Gebetbuchs, Spitzenhandschuhe<br />
o<strong>de</strong>r halbe Handstutzerl,<br />
also fingerlose Handschuhe“, erklärt<br />
Ursula Weinberger. Dazu gesellen sich<br />
Bie<strong>de</strong>rmeiersträußchen, Schirm und<br />
ein mit Perlen besticktes Täschchen.<br />
Darin fin<strong>de</strong>n Rosenkranz und Gebetbuch<br />
Platz. Komplett wird das Gewand<br />
durch Schmuck. Seit <strong>de</strong>r Bie<strong>de</strong>rmeierzeit<br />
wird <strong>de</strong>r Schmuck je nach finanzieller<br />
Möglichkeit getragen. Nur eine<br />
Verpflichtung gab es: die Kropf-Kette.<br />
Deren Mittelpunkt bil<strong>de</strong>te früher wie<br />
heute eine vergol<strong>de</strong>te und mit bunten<br />
Glassteinen und Perlen besetzte<br />
Verschlussplatte. Sie umfassen eng<br />
um <strong>de</strong>n Hals gelegte Silberkettchen.<br />
Je mehr es an <strong>de</strong>r Zahl waren, <strong>de</strong>sto<br />
reicher und angesehener galt die Trägerin.<br />
So war das gesamte<br />
Outfit <strong>de</strong>r Frau<br />
ein Symbol ihrer Weiblichkeit,<br />
Wür<strong>de</strong> und<br />
<strong>de</strong>s Wohlstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Familie. Galt die Goldhaube<br />
im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
als Abbild sozialer<br />
Schichten, drückt sie<br />
heute ein bestimmtes<br />
Lebensgefühl aus. Es<br />
steht im Einklang mit<br />
<strong>de</strong>r Verwurzelung zur<br />
Heimat. Das <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong> umfasst 33<br />
Goldhaubengruppen.<br />
Ihre Mitglie<strong>de</strong>r sind<br />
verschie<strong>de</strong>nen Alters.<br />
Sogar Mädchen tragen sie. Die Wegschei<strong>de</strong>r<br />
Goldhaubengruppe, in <strong>de</strong>r<br />
Ursula Weinberger sehr aktiv ist, hat<br />
<strong>de</strong>rzeit 24 Mitglie<strong>de</strong>r. In Erscheinung<br />
treten die Damen mit <strong>de</strong>n kostbaren<br />
Hauben und Gewän<strong>de</strong>rn bei religiösen<br />
Anlässen und brauchtümlichen<br />
Veranstaltungen. Dazu zählen Volksfestumzüge,<br />
Fronleichnam, Erntedank,<br />
Primizen o<strong>de</strong>r Fahnenweihen.<br />
Die <strong>Passauer</strong> Goldhaubenfrauen<br />
treffen sich jährlich am ersten Juli-<br />
Wochenen<strong>de</strong> beim großen Goldhaubentreffen<br />
in Kirchham.<br />
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Zu Gast bei Monika Holler, einer <strong>de</strong>r<br />
letzten Handweberinnen Bayerns<br />
Am Kasberg Nummer 78, in<br />
Wegscheid, im südöstlichsten<br />
Zipfel Bayerns, scheint<br />
die Zeit still zu stehen. Hier lebt<br />
und arbeitet noch eine <strong>de</strong>r letzten<br />
Handweberinnen <strong>de</strong>s <strong>Land</strong>es – seit<br />
über fünf Jahrzehnten: Monika<br />
Holler. Wer <strong>de</strong>r inzwischen 70-jährigen<br />
Weberin bei ihrem Handwerk<br />
über die Schulter schaut, fühlt sich<br />
zurückversetzt in gute alte Zeiten.<br />
Der Webstuhl, an <strong>de</strong>m sie sitzt, wirkt<br />
wie aus einem Museum. Tatsächlich<br />
ist er über hun<strong>de</strong>rt Jahre alt.<br />
Drei davon stehen in ihrer Werkstatt.<br />
Eine nostalgische Idylle, wäre<br />
da nicht <strong>de</strong>r Lärm. Als wür<strong>de</strong> ein<br />
ganzes Pfer<strong>de</strong>gespann vorbeijagen.<br />
Monika Holler tritt fest in die Pedale.<br />
Barfuß. Nur so hat sie das nötige<br />
Gefühl, auch wenn es in ihrer Werkstatt<br />
nicht gera<strong>de</strong> warm ist. Mit je<strong>de</strong>m<br />
Schuss <strong>de</strong>s Weberschiffchens<br />
wächst die Tisch<strong>de</strong>cke, die sie gera<strong>de</strong><br />
in Arbeit hat, ein wenig mehr.<br />
Wer<strong>de</strong>n Stück für Stück filigrane<br />
Rauten und Ornamente sichtbar.<br />
Das hat die Wegschei<strong>de</strong>rin schon als<br />
Kind fasziniert.<br />
„Je<strong>de</strong>r Weber entwickelt im Laufe<br />
<strong>de</strong>s Lebens seine eigenen Muster,“<br />
erklärt uns Monika Holler.<br />
„Als erstes entwerfe ich meine<br />
Muster mit Bleistift auf Patronenpapier,<br />
anschließend wird das Ganze<br />
mit Tusche nachgezeichnet.“ Bevor<br />
es ans Weben am Schaftwebstuhl<br />
geht, muss sie aber die Zeichnungen<br />
noch auf Lochkarten übertragen.<br />
Nicht die einzigen Vorbereitungen,<br />
wie wir noch kennenlernen wer<strong>de</strong>n.<br />
Für das Muster „Holler 88“ hat die<br />
Familie <strong>de</strong>r Handweberin <strong>de</strong>n Bayerischen<br />
Staatspreis erhalten. Monika<br />
Holler strahlt: „Das durfte ich 2006<br />
sogar im Deutschen Museum in<br />
München ausstellen“. 210 verschie<strong>de</strong>ne<br />
Lochkarten sind dafür notwendig<br />
– 210 Latz, wie man im Weberhandwerk<br />
sagt. Eine je<strong>de</strong> davon wird<br />
noch mit <strong>de</strong>r Hand ausgeschlagen.<br />
„Wenn dabei nur eine aus <strong>de</strong>r Reihe<br />
fällt, läuft auch das Muster schief“,<br />
macht sie uns klar.<br />
Das Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong> ist bekannt<br />
für seine filigranen Muster, die<br />
über Generationen weitergegeben<br />
wur<strong>de</strong>n. Überhaupt hat hier das<br />
Weberhandwerk eine lange Tradition.<br />
Seine Blüte erlebte es im<br />
17. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Heute ist Monika<br />
Holler die einzig übrig gebliebene<br />
Handweberin im Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong>,<br />
die noch in traditioneller Weise<br />
und nach <strong>de</strong>n Überlieferungen ihrer<br />
Vorfahren am Schaftwebstuhl<br />
webt. Stolz darauf, diese Handwerkskunst<br />
weiterführen zu können<br />
und eine Meisterin ihres Fachs.<br />
Weshalb sie auch immer wie<strong>de</strong>r<br />
zu Ausstellungen <strong>de</strong>r Handwerkskammer<br />
eingela<strong>de</strong>n wird, um ihre<br />
Stücke zu präsentieren: Tisch<strong>de</strong>cken,<br />
Servietten, Bettwäsche, Vorhänge,<br />
Platzsets und manches mehr.<br />
SCHAFT UND<br />
KONTERMARSCH<br />
Das Weben am Schaftwebstuhl,<br />
mit nur einem Pedal, erfor<strong>de</strong>rt viel<br />
Kraft. Die Königsdisziplin ist eine<br />
Männerdomäne. In jungen Jahren<br />
wur<strong>de</strong> Monika Holler dafür<br />
noch belächelt. Doch mit Fleiß und<br />
Geschick hatte die Weberin bald ihr<br />
Können unter Beweis gestellt und<br />
sich durchgesetzt. In <strong>de</strong>r Webereigenossenschaft<br />
in Wegscheid, die<br />
2002 aufgelöst wur<strong>de</strong>, war sie die<br />
einzige Frau. Außer <strong>de</strong>m Schaftweben<br />
beherrscht Monika Holler<br />
auch <strong>de</strong>n so genannten Kontermarsch,<br />
für <strong>de</strong>n sie noch zwei<br />
weitere Webstühle in ihrer Werkstatt<br />
betreibt. Im Unterschied zum<br />
Schaftwebstuhl wer<strong>de</strong>n hier die<br />
Muster nicht über Lochkarten,<br />
son<strong>de</strong>rn über <strong>de</strong>n Rhythmus <strong>de</strong>r<br />
Tritte auf die acht Pedale <strong>de</strong>s<br />
Webstuhls erzeugt. 20 verschie<strong>de</strong>ne<br />
Muster hat Monika Holler<br />
in ihrem Repertoire. Allesamt<br />
einzigartig und daher begehrte<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten. Momentan arbeitet<br />
sie an einem Fenstermuster,<br />
das seit 1890 in ihrer Familie von<br />
18 19
TREND MIT TRADITION<br />
Generation zu Generation weitergegeben<br />
wird.<br />
Inzwischen ist Monika Holler wie<strong>de</strong>r<br />
in ihre Pantoffeln geschlüpft und<br />
führt uns durch die Werkstatt.<br />
Gleich neben ihrem alten Schaftwebstuhl<br />
hängt ein langes Regal,<br />
über und über gefüllt mit mächtigen<br />
Spulen. Kilometerweise Garn in Rot,<br />
Weiß, Grün, Blau, Rosa, aber auch<br />
in Graphit-, Creme- und Brauntönen.<br />
Die Standardfarben. Vor allem Graphit<br />
und Rosa sind bei ihren Kun<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>rzeit sehr gefragt, die we<strong>de</strong>r lange<br />
Anfahrtswege noch Wartezeiten<br />
scheuen. Denn, was das Dessin betrifft,<br />
geht Monika Holler mit <strong>de</strong>r<br />
Zeit – bei aller Tradition. So zieren<br />
ihre Werke längst nicht mehr nur<br />
Bauernstuben, auch Stadtvillen und<br />
avantgardistische Architektenhäuser.<br />
Sogar für <strong>de</strong>n ehemaligen bayerischen<br />
Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Edmund<br />
Stoiber hat Monika Holler schon<br />
gewebt – Vorhänge für die Zirbelstube<br />
in <strong>de</strong>r Staatskanzlei. „Eine aufwändige<br />
Maßarbeit. Für solche Leinenwaren<br />
kann man schon mal mit zwei Jahren<br />
Wartezeit rechnen“, erklärt uns die<br />
Weberin, die trotz ihrer prominenten<br />
Abnehmerschaft und medialen<br />
Aufmerksamkeit stets beschei<strong>de</strong>n<br />
geblieben ist. Einzelstücke in <strong>de</strong>n<br />
gängigen Tisch- und Kissenmaßen<br />
hat sie aber immer auf Lager. Werbung<br />
für sich muss sie ohnehin schon<br />
lange nicht mehr machen. Längst<br />
hat sich die Arbeit <strong>de</strong>r „Waidlerin“, wie<br />
sie sich selbst gerne bezeichnet,<br />
herumgesprochen. Viele ihrer Kun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n auch durch Ausstellungen und<br />
Märkte aufmerksam: Fachausstellungen<br />
<strong>de</strong>r Handwerkskammer zum<br />
Beispiel, <strong>de</strong>m Webermarkt in Haßlach<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Granitweihnacht in Hauzenberg,<br />
wo Monika Holler regelmäßig im<br />
Advent anzutreffen ist.<br />
Als Rohstoff verwen<strong>de</strong>t Monika Holler<br />
fast ausschließlich reine Leinen-<br />
Garne. Einzige Ausnahme ist ihr<br />
„Schwe<strong>de</strong>nstern-Muster“, das Gesellenstück<br />
ihres Ehegatten Gerhard.<br />
Es wird auf <strong>de</strong>r Basis von Halbleinen-<br />
Garn gewebt. Gutes Leinen-Garn zu<br />
bekommen, wird für sie dabei immer<br />
schwieriger.<br />
Früher wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Flachs dafür noch<br />
im Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong> angebaut.<br />
Mittlerweile beziehe sie es aus<br />
Schwe<strong>de</strong>n, Italien und Belgien, beklagt<br />
Monika Holler. Ihre ehemaligen<br />
<strong>de</strong>utschen Spinnereien haben mit<br />
<strong>de</strong>n Jahren reihenweise zugemacht.<br />
VIEL AUFWAND<br />
FÜR WENIG ERTRAG<br />
Bevor Monika Holler mit <strong>de</strong>m<br />
Weben beginnen kann, sind noch<br />
etliche aufwändige Vorarbeiten nötig.<br />
Allem voran geht die so genannte<br />
„Kettberechnung“, wonach ein<br />
Weber bemisst, wie viel Garn er für<br />
das zu fertigen<strong>de</strong> Webstück in <strong>de</strong>n<br />
Webstuhl einzuspannen hat. Etwa<br />
87 Meter Kett-Garn wird Monika<br />
Holler für die Tisch<strong>de</strong>cken an ihrem<br />
Kontermarsch-Webstuhl benötigen.<br />
Dann folgen die anstrengendsten<br />
Vorbereitungsschritte: Zunächst das<br />
so genannte „Schären“. Mithilfe eines<br />
Schärbaums o<strong>de</strong>r Schärrahmens<br />
müssen die Kettfä<strong>de</strong>n, die nachher<br />
in Längsrichtung die Basis für<br />
das Leinen-Webstück ergeben, erst<br />
einmal nach Farben in die richtige<br />
Reihenfolge und Länge gebracht<br />
wer<strong>de</strong>n. Damit wird die „Kette“ hergestellt,<br />
die schließlich noch „gebäumt“,<br />
sprich gleichmäßig auf <strong>de</strong>n<br />
Kettbaum gewickelt wer<strong>de</strong>n muss,<br />
um verwebt wer<strong>de</strong>n zu können. Eine<br />
schwere Arbeit, bei <strong>de</strong>r größte Sorgfalt<br />
gefragt ist: „Die Fä<strong>de</strong>n müssen<br />
stets gleichmäßig verteilt gespannt<br />
sein. Je genauer und exakter man<br />
hierbei vorgeht, <strong>de</strong>sto leichter geht<br />
einem das Weben später von <strong>de</strong>r<br />
Hand“, weiß Monika Holler aus ihrer<br />
FLACHS WAR<br />
LEBENSWICHTIG<br />
Noch bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein war<br />
<strong>de</strong>r Flachsanbau im Bayerischen Wald<br />
sehr verbreitet.<br />
Eine genügsame Pflanze, die in <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rschlagsreichen<br />
und kühlen Gegend gut zurecht<br />
kam.<br />
Vor allem im Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong> lieferte <strong>de</strong>r<br />
Flachs lange Zeit die Grundlage für die Weberei<br />
als lebenswichtigen Zuerwerb. Chemie<br />
gab´s natürlich noch nicht. Damit <strong>de</strong>r Flachs<br />
ge<strong>de</strong>ihen konnte, musste daher das Unkraut<br />
von Hand gezupft wer<strong>de</strong>n. Zur Ernte<br />
riss man die Pflanzen aus, bün<strong>de</strong>lte sie und<br />
legte sie mit Steinen beschwert ins Wasser.<br />
Danach konnte man <strong>de</strong>n Flachs rösten, so<br />
dass sich die Halme für die Weiterverarbeitung<br />
brechen ließen. Um die hochwertigen<br />
Lang- von <strong>de</strong>n unbrauchbaren Kurzfasern<br />
zu trennen, musste man ihn schwingen.<br />
Erst nach <strong>de</strong>m Hecheln, nach<strong>de</strong>m man also<br />
<strong>de</strong>n Flachs in feinste Fasern aufgespalten<br />
und die kürzeren Fasern ausgekämmt hatte,<br />
konnte er versponnen wer<strong>de</strong>n. Dafür<br />
war viel Gesin<strong>de</strong> notwendig – Mäg<strong>de</strong> und<br />
Knechte, die auch im Winter beschäftigt<br />
wer<strong>de</strong>n mussten. So entwickelte sich hier<br />
die Weberei als wichtiger Erwerbszweig.<br />
„Vormittags blühte <strong>de</strong>r Flachs schön blau,<br />
aber schon mittags machte er die Augen<br />
zu“, erinnert sich Monika Holler. Die Weber-Tradition,<br />
mit <strong>de</strong>r sich ihre Familie <strong>de</strong>n<br />
Lebensunterhalt verdiente, geht bis ins 17.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt zurück.<br />
langen Erfahrung. Es sind nicht die letzten Handgriffe, die noch zu<br />
tun sind. Vor allem aber für das Bäumen braucht sie die Unterstützung<br />
ihres Mannes. Die reicht ihr, <strong>de</strong>nn die Zusammenarbeit mit ihm<br />
ist eingespielt. Normalerweise macht man das sogar zu viert. So ist<br />
es kaum verwun<strong>de</strong>rlich, dass, bis alle Vorbereitungen abgeschlossen<br />
sind, gut eine Woche vergehen<br />
kann. Viel Aufwand für<br />
vergleichsweise wenig Ertrag.<br />
Für Monika Holler ist das<br />
zweitrangig. Die Freu<strong>de</strong> an<br />
ihrer Arbeit steht ihr ins Gesicht<br />
geschrieben.<br />
„WIE BEIM TANZEN“ –<br />
DER RHYTHMUS MUSS<br />
STIMMEN<br />
Sind schließlich alle Fä<strong>de</strong>n<br />
gespannt und das farbige<br />
Webgarn auf die Rollen gespult, geht´s für Monika Holler endlich<br />
los mit <strong>de</strong>m Weben. Und ganz natürlich legt sie als Erstes<br />
wie<strong>de</strong>r ihre Pantoffeln ab. Noch ein letzter prüfen<strong>de</strong>r Blick auf<br />
ihre Utensilien: Schiffchen,<br />
Fa<strong>de</strong>nzähler, Breitenspanner.<br />
Alles beisammen, also fertig<br />
zum Starten. Die 70-Jährige<br />
schwingt sich gekonnt auf<br />
die Planke <strong>de</strong>s Webstuhls<br />
und positioniert ihre Füße<br />
auf <strong>de</strong>n acht Holzpedalen.<br />
Nur so funktioniert das<br />
Weben – im Einklang von<br />
Hand- und Fußarbeit. Ihre<br />
Füße treten nacheinan<strong>de</strong>r<br />
alle Pedale, abwechselnd auf<br />
und ab. Jetzt schießt das Weberschiffchen<br />
von links und<br />
nach rechts – in Win<strong>de</strong>seile. Der gesamte Webstuhl ist dabei in<br />
Bewegung und <strong>de</strong>r Lärm enorm. Mit bloßem Auge kann man gar<br />
nicht mitbekommen, was<br />
hier eigentlich passiert. So<br />
schnell geht das <strong>de</strong>r Weberin<br />
selbstverständlich von<br />
<strong>de</strong>r Hand. „Was so einfach<br />
aussieht, kann ganz schön<br />
anstrengend sein“, ruft<br />
Monika Holler laut und wirft<br />
wie<strong>de</strong>r einen prüfen<strong>de</strong>n<br />
Blick auf die Rauten und<br />
Kästchen ihres Webstücks.<br />
Man glaubt ihr aufs Wort.<br />
„Der Rhythmus muss stim-<br />
20 21
TREND MIT TRADITION<br />
men, damit das Gewebe am En<strong>de</strong><br />
gleichmäßig wird. Das ist wie beim<br />
Tanzen“, lacht die Wegschei<strong>de</strong>rin.<br />
Dabei zählt sie genau mit: Bei einem<br />
falschen Tritt ist <strong>de</strong>r Musterverlauf<br />
gestört. Schon nach wenigen Schüssen<br />
ist das Gewebe zu erkennen und<br />
formt sich ein prächtiges Muster. Es<br />
wird eine Tisch<strong>de</strong>cke, das hat uns<br />
die Kunsthandwerkerin zuvor bereits<br />
verraten. Man kann Monika Holler<br />
verstehen: Es ist schon faszinierend,<br />
zuzusehen, wie ein Leinenmuster<br />
Stück für Stück von Hand entsteht.<br />
Nur ein paar Minuten später, dann<br />
macht es „klack“. Die erste Spule<br />
ist leer. Monika Holler stoppt <strong>de</strong>n<br />
Webstuhl und legt eine neue ein.<br />
Dabei verknotet sie Anfang und<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s rosaroten Garns miteinan<strong>de</strong>r.<br />
„Auftrennen kann man das<br />
Gewebte nicht – im Gegensatz zum<br />
Gestrickten. Dazu muss man natürlich<br />
sehr konzentriert arbeiten“, so<br />
ihr knapper Hinweis, während sie<br />
das Weberschiffchen wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />
richtigen Stelle platziert. Schon geht<br />
es weiter und schießt das Schiffchen<br />
mit <strong>de</strong>m Garn abermals durch die<br />
Ketten.<br />
T I P P<br />
[ ]<br />
„WILLST LEBEN,<br />
MUSST WEBEN“ –<br />
Das Webereimuseum<br />
Breitenberg<br />
Willst leben, musst weben“, das war lange Zeit das Lebensmotto im<br />
Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong>.<br />
“<br />
Was dahinter steckt und wie das berühmte Wegschei<strong>de</strong>r Leinen entstan<strong>de</strong>n<br />
ist, kann man im Webereimuseum Breitenberg auf spannen<strong>de</strong><br />
Weise erleben. Auf <strong>de</strong>m alten bäuerlichen Anwesen im Freizeitzentrum<br />
Gegenbach wird immer noch an verschie<strong>de</strong>nen Webstühlen gearbeitet.<br />
Dort bieten sich nicht nur faszinieren<strong>de</strong> Einblicke, wie die Leute im <strong>Land</strong><br />
vor <strong>de</strong>m Dreisessel einst gelebt, gewohnt und gearbeitet haben. Man<br />
kann auch noch miterleben, wie <strong>de</strong>r Flachs und alte heimische Getrei<strong>de</strong>sorten<br />
angebaut wur<strong>de</strong>n.<br />
Je<strong>de</strong>s Jahr fin<strong>de</strong>n hier außer<strong>de</strong>m zwei Museumsfeste statt: „Vom Flachs<br />
zum Leinen“ (je<strong>de</strong>n ersten Sonntag im August) und das traditionelle<br />
Drescherfest (je<strong>de</strong>n ersten Sonntag im September).<br />
ÖFFNUNGSZEITEN: Von Mai bis Oktober: mittwochs, samstags und<br />
sonntags von 13.30 - 16.30 Uhr.<br />
Gruppen nach Anmeldung je<strong>de</strong>rzeit unter Tel. (08584) 96 18-0.<br />
„ Der Winter ist mir die liebste Jahreszeit. Wenn es draußen stürmt und schneit,<br />
und unser Haus wie in Watte gepackt ist, dann genieße ich die Ruhe, um neue<br />
Webmuster zu zeichnen. “<br />
MEISTER-SCHÜSSE<br />
– SEIT GENERATIONEN<br />
Über 50 Jahre webt Monika Holler<br />
nun schon, und das acht Stun<strong>de</strong>n<br />
täglich. Das hält sie fit, sagt<br />
sie – ohne dass man das bezweifeln<br />
wollte. Ihre hölzernen Webstühle<br />
stammen noch aus <strong>de</strong>r Ära ihrer<br />
Großeltern. „Die Maschinen haben<br />
sich nicht verän<strong>de</strong>rt, nur die Zeit“,<br />
bemerkt die 70-Jährige, die erst<br />
2014 für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r Weberei-<br />
Kunst in <strong>de</strong>r Region mit <strong>de</strong>m Kulturpreis<br />
<strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises Passau<br />
ausgezeichnet wur<strong>de</strong>. „Mehr als 100<br />
Jahre haben die bereits auf <strong>de</strong>m<br />
Buckel, was natürlich auch seine<br />
Spuren hinterlassen hat“. Ihr großer<br />
Kontermarsch-Webstuhl in <strong>de</strong>r<br />
Werkstatt zeugt noch von <strong>de</strong>r Zeit,<br />
als es bei <strong>de</strong>n Männern im Bayerischen<br />
Wald üblich war, Pfeife zu<br />
rauchen. Mit vielen schwarzen Stellen<br />
im vergrauten Holz. Brandstellen.<br />
Eine Pfeife, die noch glühte,<br />
war ihrem Großvater heruntergefallen<br />
und hatte das Leinen entflammt.<br />
„Es brannte lichterloh“, erinnert<br />
sich Monika Holler an <strong>de</strong>ssen Erzählungen.<br />
Für sie sind die Brandmale<br />
ein An<strong>de</strong>nken, weshalb eine<br />
Behandlung nie in Frage kam.<br />
T I P P<br />
[ ]<br />
Ihre Großeltern waren es auch, die<br />
ihr die Kunst <strong>de</strong>s Handwebens beigebracht<br />
haben. Der Vater war Bleicher.<br />
Schon als Kind schaute Monika Holler<br />
gerne <strong>de</strong>n Webern in <strong>de</strong>r Werkstatt<br />
zu: „Ich war fasziniert davon,<br />
wie das Schifferl hin und her sauste<br />
und <strong>de</strong>r Stoff damit wächst“. Die<br />
Begeisterung dafür hat sie bis heute<br />
behalten. Auch ihr Mann Gerhard<br />
stammt aus einer Weberfamilie. Mit<br />
ihm gemeinsam führte sie die Tradition<br />
lange fort, bis er gesundheitliche<br />
Probleme bekam und mit <strong>de</strong>m Weben<br />
aufhören musste. „Mein Mann Gerhard<br />
war ein hervorragen<strong>de</strong>r Weber,<br />
<strong>de</strong>r sein Handwerk verstand. Aber es<br />
ist inzwischen zu anstrengend für ihn<br />
gewor<strong>de</strong>n“, bedauert Monika Holler.<br />
Wo er könne, helfe er ihr aber noch.<br />
Immerhin lässt sie das Interesse ihres<br />
Neffen wie<strong>de</strong>r hoffen, dass es mit <strong>de</strong>r<br />
Handweberei doch noch weitergeht.<br />
Monika Holler tritt wie<strong>de</strong>r in die Pedale.<br />
Glatt und gleichmäßig entwickelt<br />
sich <strong>de</strong>r Rand <strong>de</strong>r neuen Tisch<strong>de</strong>cke.<br />
Trotz<strong>de</strong>m macht sie immer<br />
wie<strong>de</strong>r halt, um das Muster zu überprüfen.<br />
Am En<strong>de</strong>, bevor man sie abholen<br />
wird, bekommt ihre Tisch<strong>de</strong>cke<br />
noch schmucke Saumecken, erzählt<br />
die Wegschei<strong>de</strong>r Handweberin. Bis<br />
dahin wird sie noch rund drei Kilometer<br />
Garn dafür verweben.<br />
LEINENRADWEG AN DER WEBERSTRASSE<br />
Von <strong>de</strong>r langen Tradition <strong>de</strong>s Webens<br />
zeugt die Weberstraße in<br />
<strong>de</strong>r Wegschei<strong>de</strong>r Gegend. Hier entlang<br />
läuft <strong>de</strong>r „Leinenradweg“. Die<br />
Rundstrecke führt rund 42 Kilometer<br />
durch Hügel und Täler, entlang<br />
Der Rannasee<br />
einer malerischen <strong>Land</strong>schaft. Doch<br />
bei <strong>de</strong>r Radtour gibt es nicht nur unberührte Natur, Berge, Wiesen, Fel<strong>de</strong>r,<br />
Schluchten und Täler zu ent<strong>de</strong>cken – auch Wissenswertes zum Thema<br />
Leinenweberei. Denn hier liegt von alters her die Heimat <strong>de</strong>r Weber.<br />
Der Rundweg, auf <strong>de</strong>m 530 Höhenmeter zu überwin<strong>de</strong>n sind, bietet Haltestopps<br />
bei Monika Holler in Kasberg, am Webereimuseum Breitenberg,<br />
<strong>de</strong>n Skisprungschanzen Rastbüchl, <strong>de</strong>r Teppichweberei Lichtenauer, <strong>de</strong>m<br />
Sonnener Hochmoor, <strong>de</strong>m Rannasee und <strong>de</strong>r Weberei Moser.<br />
Das Haus am Strom ist die Umweltstation<br />
<strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises Passau. In<br />
<strong>de</strong>r interaktiven Ausstellung dreht<br />
sich alles um das <strong>Passauer</strong> Donautal:<br />
Die Besucher sind eingela<strong>de</strong>n, einen<br />
Ritt auf <strong>de</strong>m Hausen zu wagen, <strong>de</strong>m<br />
mit 5 Metern größten Fisch <strong>de</strong>r Donau,<br />
mit <strong>de</strong>m Tretboot durch Passau<br />
zu schippern und dabei Energie zu<br />
erzeugen o<strong>de</strong>r Smarag<strong>de</strong>i<strong>de</strong>chsen<br />
aus <strong>de</strong>r Nähe zu erleben. Zu<strong>de</strong>m ist<br />
die Ausstellung barrierefrei.<br />
Wer auch die Anfahrt von Passau<br />
schon genießen will, <strong>de</strong>m sei das<br />
Schiff empfohlen. Außer<strong>de</strong>m bietet<br />
das Haus am Strom zahlreiche Veranstaltungen<br />
für Familien und Naturinteressierte.<br />
Gleich neben <strong>de</strong>m<br />
Haus am Strom liegt das größte<br />
Wasserkraftwerk. Im gemütlichen<br />
Biergarten mit Spielplatz fin<strong>de</strong>t<br />
<strong>de</strong>r Besuch einen gelungenen Ausklang.<br />
22<br />
Am Kraftwerk 4 · 94107 Jochenstein<br />
Tel. 00 49 (0) 85 91 / 91 28 90 23<br />
www.hausamstrom.<strong>de</strong>
HART ABER HERZLICH<br />
WO DER GRANIT <strong>DA</strong>S LEBEN BESTIMMTE<br />
Seit fast 1000 Jahren wird im Bayerischen<br />
Wald Granit abgebaut.<br />
Er ist grau bis gelblich, fein- o<strong>de</strong>r<br />
grobkörnig. Alte Bauten, Schlösser,<br />
Kirchen und Burgen im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />
bestehen aus diesem Bayerwald-Granit.<br />
Aber auch Monumente <strong>de</strong>r Bayerischen<br />
Könige und viele Sockel, Plätze<br />
und Straßen in München, Wien o<strong>de</strong>r<br />
Budapest. Seine Blütezeit begann, als<br />
Hauzenberg zum reichen Fürstbistum<br />
Passau gehörte. Schließlich konnte das<br />
Gestein im eigenen Territorium <strong>de</strong>s<br />
Hochstifts abgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />
STEILE HÄNGE UND<br />
SCHLECHTE WEGE<br />
zenberg liegt rund 20 Kilometer<br />
vom Herrschaftssitz <strong>de</strong>r Bischöfe,<br />
<strong>de</strong>r Stadt Passau, und <strong>de</strong>m Hafen<br />
entfernt. Die Infrastruktur fehlte.<br />
Abbaugebiete in unmittelbarer Nähe<br />
waren in Vilshofen und Schärding.<br />
Doch Vilshofen gehörte zum Herzogtum<br />
Bayern und Schärding mal <strong>de</strong>n<br />
Habsburgern, mal <strong>de</strong>n Bayern. So<br />
gab es nur in Hauzenberg kostenlosen<br />
Granit. Der noch dazu von sehr<br />
guter Qualität war. Also mussten die<br />
jahrhun<strong>de</strong>rtealten Hohlwege durch<br />
Wald und Fels genutzt wer<strong>de</strong>n. Pfer<strong>de</strong><br />
konnte man dafür nicht einsetzen.<br />
Sie sind zwar schnell, aber in schwierigem<br />
Gelän<strong>de</strong>, das steinig und steil<br />
ist, nicht einsetzbar. So griff man<br />
auf Ochsen zurück. „Denn Ochsen<br />
sind stark und zäh“, erklärt Ludwig<br />
Bauer, Steinmetzmeister und Leiter<br />
Einziges Problem: Der Bayerische<br />
Wald war kaum erschlossen. Hau<strong>de</strong>s<br />
Granitzentrums in Hauzenberg.<br />
„Darin liegt auch <strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>r<br />
Ochsenzucht im Bayerischen Wald“,<br />
fährt er fort. Um 1790 waren sämtliche<br />
Bergrouten mit voll bela<strong>de</strong>nen<br />
Wägen gesäumt. Nicht selten stürzten<br />
Fuhrwerke ab.<br />
ALS <strong>DA</strong>S HOCHSTIFT<br />
BAYERISCH WURDE<br />
Doch <strong>de</strong>r Granitabbau ging voran<br />
und die Steinhauer verdienten gutes<br />
Geld. Der Bayerische Wald – früher<br />
eine arme Gegend – erblühte langsam.<br />
„Schriftsteller Johann Ernst<br />
Fabri aus Erlangen bereiste das<br />
Fürstbistum 1791 und schrieb, dass<br />
sämtliche Bergrücken von Vieh- und<br />
Stierwei<strong>de</strong>n für die Ochsenzucht<br />
dienten. Täler wür<strong>de</strong>n voller Flachs blau erblühen,<br />
Hopfenstangen seine Wege säumen und die<br />
Steinhauer im Takt klimpern“, berichtet Ludwig<br />
Bauer. Der 65-Jährige hegt einen großen Wissensschatz.<br />
Manchmal scheint es, als hätte er<br />
diese gol<strong>de</strong>nen Zeiten selber miterlebt. Geprägt<br />
war Hauzenberg und <strong>de</strong>r Granitabbau immer<br />
von <strong>de</strong>r Herrschaft. 1803 ging die Region für<br />
zwei Jahre an das Herzogtum Salzburg-Toskana.<br />
„Danach haben wir bayerisch wer<strong>de</strong>n müssen“,<br />
grinst Ludwig Bauer. „Die Leute haben gesagt: Um<br />
Gottes Willen, was haben wir <strong>de</strong>nn verbrochen,<br />
dass wir so gestraft wer<strong>de</strong>n“, fährt er fort. Doch<br />
<strong>de</strong>r Anschluss an das Königreich Bayern erwies<br />
sich als durchaus positiv für die Bevölkerung. Erste<br />
Lieferungen nach München waren Sockel und<br />
Stufen für das Denkmal von König Max I. Joseph.<br />
Er und seine Nachfahren brachten die Gegend<br />
voran und leisteten weitere Wirtschaftshilfe in<br />
Form von Staatsaufträgen. Darunter <strong>de</strong>r Vertrag,<br />
Granitsäulen für die Errichtung <strong>de</strong>r Befreiungshalle<br />
in Kehlheim zu liefern. Mit <strong>de</strong>n Aufträgen<br />
schickte die Regierung gleich Geld an das Rentamt<br />
Passau, um eine Verbindungsstraße zu bauen.<br />
So erhielt Hauzenberg eine direkte Straße nach<br />
Passau, mit <strong>de</strong>r Umgehung einer größeren Steigung,<br />
einer eisernen Brücke über die Erlau und<br />
einer mo<strong>de</strong>rnen Verla<strong>de</strong>station an <strong>de</strong>r Donau.<br />
„Nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s ersten Architekten und <strong>de</strong>r<br />
Abdankung König Ludwigs I. (1848) wur<strong>de</strong> umgeplant.<br />
Die Hauzenberger Granitsäulen holte niemand<br />
ab. Trotz<strong>de</strong>m sind im Vorfeld 42.000 Gul<strong>de</strong>n<br />
geflossen – direkt an die Handwerker. Das hatte<br />
einen Gegenwert von 20 Bauernhöfen“, erzählt<br />
<strong>de</strong>r Steinmetzmeister. Unwahrscheinlich viel Geld<br />
für <strong>de</strong>n Bayerischen Wald. Während dieser Blütezeit<br />
lieferten die Hauzenberger Baumaterial für<br />
die <strong>Passauer</strong> Donaulän<strong>de</strong>, die Maxbrücke (ehem.<br />
Donaubrücke), die Innbrücke, die Triftsperr o<strong>de</strong>r<br />
die 321 Stufen <strong>de</strong>r Wallfahrtskirche Mariahilf.<br />
Viele Städte begannen in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s vorletzten<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts mit Stadtsanierungen. Sie errichteten<br />
Kanalisierungen und befestigten Straßen mit<br />
Granitpflaster. So explodierte <strong>de</strong>r Granitabbau<br />
auch in Donaunähe. In Vilshofen wur<strong>de</strong>n hauptsächlich<br />
kleine Pflastersteine in Würfelform geschlagen<br />
und auf <strong>de</strong>r Donau weitertransportiert.<br />
HILFE IN DER NOT – GRÜNDUNG<br />
EINER SOLI<strong>DA</strong>RGEMEINSCHAFT<br />
Die Geschäfte florierten. Neue Arbeiter mussten<br />
her. Junge Burschen und Knechte wur<strong>de</strong>n plötzlich<br />
zu freischaffen<strong>de</strong>n Steinhauern und verdienten<br />
viel Geld. Sie konnten sich nun Häuser<br />
leisten, Familien grün<strong>de</strong>n und gut leben. Doch<br />
<strong>de</strong>r Wohlstand hielt nur so lange an, wie sie die<br />
harte Arbeit leisten konnten. Krankenkassen o<strong>de</strong>r<br />
Rentenversicherungen gab es keine. So schlossen<br />
sich die Steinhauer, Überlieferungen zufolge,<br />
um 1856 zusammen und grün<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n Zwickverein.<br />
Zweck und Name gehen auf das arbeitsunfähig<br />
wer<strong>de</strong>n durch Quetschungen zurück.<br />
Ein vielfaches Berufslei<strong>de</strong>n. Denn „eingezwickt“,<br />
wie man es im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> sagt, hat man sich<br />
schnell zwischen <strong>de</strong>n Gesteinen. Ganze Gliedmaßen<br />
wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Betroffenen abgetrennt und mit<br />
nur einer Hand war das Arbeiten im Steinbruch<br />
unmöglich. Die Solidargemeinschaft hatte das<br />
Ziel, in Not geratene Familien durch freiwillige<br />
Beiträge <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r zu unterstützen. Auch<br />
politisch wollten sie sich formieren. Gemeinsam<br />
for<strong>de</strong>rten sie höhere Löhne und hielten zusammen.<br />
BERGAUF UND BERGAB<br />
Nach<strong>de</strong>m die Leibeigenschaft abgeschafft wur<strong>de</strong>,<br />
fühlten sich die reichen Bauern <strong>de</strong>s Bayerischen<br />
Wal<strong>de</strong>s als seien sie adlig und errichteten<br />
prunkvolle Granithöfe. Einer davon zeugt noch<br />
heute von dieser Geschichte. Der Gidibauerhof.<br />
Viele sind verschwun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn mit <strong>de</strong>m Beginn<br />
<strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges war es schnell vorbei mit<br />
Reichtum und Aufschwung. Von Heute auf Morgen<br />
zog Kaiser Wilhelm II. alle jungen und später<br />
auch alten Männer ein. „Sie kamen – wenn<br />
überhaupt – krank und verwun<strong>de</strong>t zurück. Die<br />
Wenigen, die konnten, stan<strong>de</strong>n schon am nächsten<br />
Tag wie<strong>de</strong>r im Steinbruch. Denn es herrschte<br />
eine riesen Not“, erinnert Ludwig Bauer. Die<br />
Industrialisierung schritt voran. Wegen Reparationslieferungen<br />
an Frankreich und Holland gab es<br />
<strong>de</strong>nnoch Arbeit. 1925 erhielt ein Steinhauer 0,50<br />
Reichsmark in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>. Das hatte <strong>de</strong>n Wert<br />
einer Maß Bier. Der Zwickverein schaltete sich<br />
wie<strong>de</strong>r ein. Die Steinhauer grün<strong>de</strong>ten eine<br />
Genossenschaft, um Lebensmittel günstiger einkaufen<br />
zu können. Auch im Dritten Reich wur<strong>de</strong><br />
viel Granit verbaut – Stahl brauchte die Rüstungsindustrie.<br />
So entstan<strong>de</strong>n ganze Städte, Straßenzüge,<br />
Stadien, Parteigebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Autobahnen<br />
aus Granit. Der Zweite Weltkrieg bescherte <strong>de</strong>n<br />
Steinbrüchen dann wie<strong>de</strong>r schlechte Zeiten. Während<br />
<strong>de</strong>s Wirtschaftswun<strong>de</strong>rs ging es auch im<br />
Granitabbau wie<strong>de</strong>r bergauf. Die Bautätigkeit war<br />
groß. Ein hoher Bedarf an Naturstein bestand.<br />
24 25
HART ABER HERZLICH<br />
„Die Steinhauer konnten nach vorne<br />
blicken. Die schlechten Zeiten im<br />
Hinterkopf arbeiteten sie unermesslich<br />
viel – aber niemand sagte ihnen,<br />
dass <strong>de</strong>r durch die Pressluft hochwirbeln<strong>de</strong><br />
Feinstaub in die Lunge kommt<br />
und eine Silikose bringt“, bedauert<br />
<strong>de</strong>r 65-Jährige. Absaugungen gab es<br />
noch keine. Eine ganze Nachkriegsgeneration<br />
erkrankt an <strong>de</strong>r tückischen<br />
Staublunge und verstirbt an<br />
<strong>de</strong>r Berufskrankheit.<br />
Hart, aber<br />
Herzlich<br />
HAUZENBERGER GRANIT<br />
HAT ZUKUNFT<br />
Trotz unermüdlicher Arbeit: An die<br />
gol<strong>de</strong>nen Zeiten konnte man nicht<br />
mehr anknüpfen. Durch <strong>de</strong>n günstigen<br />
Transport von Chinagranit, <strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>n Baumärkten teils zu Spotpreisen<br />
verkauft wur<strong>de</strong>, ging <strong>de</strong>r Steinabbau<br />
in Hauzenberg in <strong>de</strong>n letzten<br />
25 Jahren zurück. Die Preise wur<strong>de</strong>n<br />
gedrückt – Steinbrüche mussten<br />
schließen. Von insgesamt 240 Steinbrüchen<br />
sind noch zehn Große in<br />
Betrieb, die rund 300 Angestellte beschäftigen.<br />
Vor <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg<br />
sprach man von 12.000 Beschäftigten.<br />
„Momentan sehen wir Licht am<br />
Horizont. Weil die Europäische Union<br />
die Umweltbelastungen einschränken<br />
möchte, sind die Frachten teurer<br />
gewor<strong>de</strong>n und damit <strong>de</strong>r Granit aus<br />
Billiglän<strong>de</strong>rn. Auch Gesetze o<strong>de</strong>r Verordnungen<br />
für staatliche Bauten schreiben<br />
vor, dass die Belastungen <strong>de</strong>r<br />
Umwelt bei Gewinnung und Transport<br />
<strong>de</strong>r Baustoffe beachtet wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Darin liegt unsere Chance<br />
in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren“, blickt<br />
Ludwig Bauer positiv in die Zukunft.<br />
DIE STEINHAUER<br />
Eine beson<strong>de</strong>re Gil<strong>de</strong><br />
Bei sengen<strong>de</strong>r Hitze o<strong>de</strong>r frostiger<br />
Kälte – die Steinhauer<br />
waren <strong>de</strong>r Natur mit all ihren<br />
Launen ausgesetzt. Sie hatten mit<br />
einfachen Werkzeugen, Hammer und<br />
Meißel große Blöcke aus <strong>de</strong>n Felsen<br />
zu klopfen. Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt war<br />
ihr Beruf noch recht frei. Die Steinhauer<br />
begaben sich auf Wan<strong>de</strong>rschaft<br />
und ließen sich dort nie<strong>de</strong>r, wo<br />
es gera<strong>de</strong> Arbeit gab. Bezahlt wur<strong>de</strong>n<br />
sie im Stücklohn. „Für einen Wassergrand,<br />
wie er am Gidibauer Hof zu<br />
sehen ist, erhielt <strong>de</strong>r Steinhauer so<br />
viel Getrei<strong>de</strong>, wie er einfüllen konnten“,<br />
erzählt Ludwig Bauer. Später<br />
wur<strong>de</strong>n sie dann auch mit Geld entlohnt.<br />
„So konnte sich je<strong>de</strong>r Arbeiter<br />
seine Zeit einteilen. Wenn es narrisch<br />
heiß war, dann konnte er sich auch<br />
mal unter eine Buche setzen. Denn er<br />
wusste: Für diesen Trog erhalte ich<br />
beispielsweise 150 Deutsche Mark.“,<br />
fährt er fort.<br />
GANZ NORMALE LEUTE<br />
Nicht selten wur<strong>de</strong> ihnen nachgesagt,<br />
grobe Burschen zu sein. „Doch Steinhauer<br />
waren ganz normale Leute.<br />
Realisten. Keine größeren Raufbol<strong>de</strong><br />
als Bäcker, Metzger o<strong>de</strong>r Bauern“,<br />
bestätigt Ludwig Bauer. Im Takt<br />
klopften sie Tag ein Tag aus, um Lohn<br />
und Brot zu erwerben. Zur Weiterverarbeitung<br />
kamen die Natursteinblöcke<br />
dann zum Steinmetz, <strong>de</strong>m<br />
ausgebil<strong>de</strong>ten Steinhauer. Er lässt<br />
noch heute Denkmäler, Monumente<br />
und Grabsteine in schwerer Handarbeit<br />
entstehen. „Als Steinmetz darfst<br />
du <strong>de</strong>m Stein <strong>de</strong>inen Willen aufzwängen<br />
– aber nicht mit Gewalt. Du<br />
musst ihn streicheln, fast gern haben<br />
und wissen, was wegzuhauen ist“,<br />
schwärmt Ludwig Bauer von seinem<br />
Beruf. Neben <strong>de</strong>m Gespür für Formen,<br />
körperlicher Kraft und handwerklichem<br />
„So rau wie unser Image manchmal dargestellt<br />
wird, sind wir Steinhauer gar nicht. Es braucht<br />
viel Gefühl die Steine zu bezwingen. Zahlreiche<br />
Steinhauer sind zum Beispiel auch Musiker.“<br />
Geschick etablierten die Steinbrucharbeiter<br />
auch eine Solidaritätsgemeinschaft.<br />
Den Zwickverein.<br />
„EINE GANZ SCHÖNE<br />
SCHINDEREI“<br />
Ihr Arbeitsalltag verän<strong>de</strong>rte sich<br />
im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Die Steinhauer<br />
wur<strong>de</strong>n im Lauf <strong>de</strong>r Jahre zu Angestellten.<br />
Pünktlich um 12 Uhr kamen<br />
ihre Ehefrauen mit <strong>de</strong>m Mittagessen<br />
vorbei. „Noch so mancher Zeitzeuge<br />
erinnert sich an ganze Kolonnen<br />
von Frauen, die täglich, bepackt mit<br />
einem Henkeltopf, im Steinbruch<br />
aufschlugen“, weiß Ludwig Bauer.<br />
Am Nachmittag mussten sie mitarbeiten.<br />
Zu ihren Aufgaben gehörte<br />
das Entfernen <strong>de</strong>s Erdreichs von <strong>de</strong>n<br />
Felsen, das Ausräumen <strong>de</strong>r Hütten,<br />
das Sortieren <strong>de</strong>r Pflastersteine, das<br />
Schleifen von Steinen und das Drehen<br />
von Bohrstangen. „Das war eine<br />
ganz schöne Schin<strong>de</strong>rei“, bekräftigt<br />
<strong>de</strong>r 65-Jährige. Der Granitabbau<br />
war also eine riesen Gemeinschaftsleistung.<br />
Viele Hän<strong>de</strong> waren nötig<br />
und <strong>de</strong>r Arbeitsalltag nicht immer<br />
leicht. Den Höhepunkt eines Jahres<br />
stellte jedoch <strong>de</strong>r Kirchweihmontag<br />
dar. An diesem Festtag spendierten<br />
Bäcker, Metzger und Bräu eine Brotzeit.<br />
Nach <strong>de</strong>r Vormittagspause blieb<br />
man sitzen und feierte ein rauschen<strong>de</strong>s<br />
Fest mit Musik und Tanz. Ein ganz<br />
beson<strong>de</strong>rer Tag für die Steinbrucharbeiter.<br />
Heute gerät dieser Brauch<br />
zunehmend in Vergessenheit. Der<br />
Beruf ist mo<strong>de</strong>rner gewor<strong>de</strong>n. Mit<br />
technischem Gerät bearbeiten sie<br />
die Steine. Ihre Aufgabe, aus einem<br />
Steinblock ein Kunstwerk entstehen<br />
zu lassen, ist jedoch die Gleiche<br />
geblieben. Räumliches Vorstellungsvermögen,<br />
Kreativität, Gefühl und<br />
die Liebe zum Beruf machen <strong>de</strong>n<br />
Steinmetz o<strong>de</strong>r Steinhauer noch<br />
heute aus.<br />
STEINMETZMEISTER<br />
LUDWIG BAUER<br />
Genau wie <strong>de</strong>r Granit ist Ludwig Bauer<br />
ein Hauzenberger Urgestein. Urlauber wie<br />
Einheimische führt er täglich durch das<br />
Granitzentrum in Hauzenberg. Die tiefe<br />
Verbun<strong>de</strong>nheit zum Stein und <strong>de</strong>r Region<br />
spürt man. Der 65-Jährige Wotzdorfer<br />
ist hier zur Schule gegangen. Er war von<br />
klein auf begeistert von <strong>de</strong>n Steinhauern,<br />
die Denkmäler und Kunstwerke geschaffen<br />
haben. So hat es ihn schon mit 13<br />
Jahren in die Steinbrüche <strong>de</strong>s Granitmassivs<br />
rund um Hauzenberg gezogen.<br />
„Den Beruf zu erlernen, war ein großer<br />
Kindheitstraum für mich. Geweint habe<br />
ich vor lauter Freu<strong>de</strong>, als ich erfahren<br />
hab, dass ich Steinhauer wer<strong>de</strong>n durfte“,<br />
strahlt <strong>de</strong>r Vater von vier Kin<strong>de</strong>rn.<br />
An die Ausbildung schloss er gleich noch<br />
eine Weiterbildung zum Steinmetz- und<br />
Steinbildhauermeister an. Mittlerweile<br />
ist er Geschäftsführer <strong>de</strong>s Granitzentrums.<br />
Dazu gehört nicht nur das Museum.<br />
Seine Aufgaben liegen auch in <strong>de</strong>r<br />
Fachberatung rund um Naturstein. Er informiert<br />
Kun<strong>de</strong>n darüber, welcher Stein<br />
sich für welches Bauwerk eignet. „Schon<br />
nach meiner Meisterprüfung musste ich<br />
zusehen, Arbeit hierher zu bringen und<br />
Architekten und Baumeister beraten“, erklärt<br />
<strong>de</strong>r Wotzdorfer. Er kennt das „Gold“<br />
<strong>de</strong>s Bayerwal<strong>de</strong>s wie kaum ein an<strong>de</strong>rer.<br />
Und auch privat befasst er sich mit seiner<br />
Heimat. Ludwig Bauer forscht gerne in<br />
<strong>de</strong>r Geschichte und ist Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Heimat- und Trachtenvereins Wotzdorf.<br />
26 27
HART ABER HERZLICH<br />
GANZ AUS<br />
GRANIT<br />
Der Gidibauerhof in Hauzenberg<br />
er<br />
Innenhof<br />
Tradition – Natur – Genuss<br />
dition – Natur – Genuss<br />
Auf einer Anhöhe <strong>de</strong>s Bayerischen<br />
Wal<strong>de</strong>s thront<br />
er, umgeben von saftigen<br />
Wiesen mit Blumen und<br />
Kräutern. Der Gidibauerhof. Durch<br />
seine historische Bauweise aus<br />
Granitqua<strong>de</strong>rn zählt er zu <strong>de</strong>n<br />
schönsten Bauernhöfen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong>es. Der Name „Gidibauer<br />
Hof“ lässt sich auf <strong>de</strong>n<br />
ersten urkundlich erwähnten<br />
Besitzer, Ägidius Nöpauer, zurückführen.<br />
Er hatte 1729 in <strong>de</strong>n<br />
Granithof eingeheiratet. Mittlerweile<br />
führt ihn Johann Ertl schon<br />
in <strong>de</strong>r siebten Generation. Die<br />
Familie ist fest verwurzelt mit <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>nkmalgeschützten Anwesen.<br />
GRUNDSTEIN FÜR<br />
GENERATIONEN<br />
„Die Gebäu<strong>de</strong> dienen als typisches<br />
Beispiel für das Bauhandwerk<br />
im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt in<br />
unserer Gegend. Damals wur<strong>de</strong><br />
im Bayerischen Wald alles aus<br />
einheimischem Granit gefertigt,<br />
was Tragfähigkeit und Härte verlangte“,<br />
erklärt Besitzer Johann<br />
Ertl. Von 1988 bis 1996 hat <strong>de</strong>r<br />
ehemalige Bankangestellte sein<br />
Anwesen Stück für Stück saniert<br />
und zum Naturhotel mit Restaurant<br />
umgebaut. Seither bietet <strong>de</strong>r<br />
Granit-Vierseithof eine idyllische<br />
Einkehr in historischem Ambiente.<br />
Die viele Arbeit hat sich gelohnt:<br />
Urlauber und Einheimische<br />
erfreuen sich an <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren<br />
Atmosphäre <strong>de</strong>r Natursteingebäu<strong>de</strong>.<br />
Eine schöne Terrasse mit<br />
Biergarten lädt zu frischen Brotzeiten<br />
und kühlen Getränken ein.<br />
Die Küche ist vielversprechend:<br />
Von bo<strong>de</strong>nständigen bayerischen<br />
Gerichten bis zum gehobenen<br />
Gaumenschmaus lassen sich allerhand<br />
Schmankerl fin<strong>de</strong>n. So naturbelassen<br />
wie die Gebäu<strong>de</strong> bleiben<br />
auch die Zutaten <strong>de</strong>r Speisen.<br />
Juniorchef Alois Ertl, ein gelernter<br />
Koch, <strong>de</strong>r in namhaften Sternerestaurants<br />
gearbeitet hat, legt<br />
viel Wert auf einheimische und<br />
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nächste Generation <strong>de</strong>r Ertls steckt<br />
mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Johannes, Vitus und<br />
Josefa schon in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen.<br />
Vielleicht führen sie die Tradition<br />
und <strong>de</strong>n Gastronomiebetrieb fort –<br />
so wie Johann und Alois.<br />
EIN STÜCK GESCHICHTE<br />
Sie haben mit <strong>de</strong>m Gidibauerhof<br />
auch ein Stückchen Geschichte<br />
<strong>de</strong>s Bayerischen Wal<strong>de</strong>s bewahrt:<br />
Den Innenhof <strong>de</strong>s <strong>de</strong>nkmalgeschützten<br />
Anwesens zum Beispiel ziert<br />
Der uhstall<br />
ein Krautbottich mit <strong>de</strong>r Inschrift<br />
„1803“, er dient heute als Wassergrant.<br />
Auch in <strong>de</strong>r behaglichen<br />
Bauernstube <strong>de</strong>s Restaurants<br />
lässt sich ein Zeugnis <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit fin<strong>de</strong>n – hier kann<br />
an einem Tisch aus <strong>de</strong>m Jahr<br />
1839 gespeist wer<strong>de</strong>n. Zusammen<br />
mit <strong>de</strong>n original Holzdielen und<br />
einer großen Eckbank strahlt er eine<br />
natürliche und beson<strong>de</strong>re Behaglichkeit<br />
aus. Hier spürt man sie – die<br />
gute alte Zeit. Nur ein Jahr später<br />
entstand <strong>de</strong>r Ochsenstall mit seinen<br />
imposanten Granitsäulen, dort wird<br />
heute gefrühstückt o<strong>de</strong>r gefeiert.<br />
Der Biergarten<br />
Im gegenüberliegen<strong>de</strong>n Kuhstall<br />
fin<strong>de</strong>n oft Hochzeiten, Seminare<br />
o<strong>de</strong>r Geburtstagsfeiern statt. Er hat<br />
ein prächtiges Backsteingewölbe<br />
und steht auf 40 Zentimeter hohen<br />
Granitträgern. „Der gesamte Granit<br />
stammte aus Hauzenberger Steinbrüchen.<br />
Er wur<strong>de</strong> praktisch genutzt.<br />
Das bestimmte <strong>de</strong>n handwerklichen<br />
Aufwand <strong>de</strong>r Steinmetze – für Prunk<br />
war <strong>de</strong>r Reichtum nicht groß genug<br />
in dieser steinigen Gegend“, erklärt<br />
Johann Ertl. Und doch sind diese<br />
Werke heute etwas ganz Beson<strong>de</strong>res,<br />
sowohl <strong>de</strong>r Hauzenberger Granit<br />
als auch <strong>de</strong>r Gidibauer Hof.<br />
28 29
RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />
RÖSSER,<br />
RITTER,<br />
RITUALE<br />
VOM JODLBAUER<br />
ZUM ROTTALER<br />
Es sind nicht nur die prächtigen Höfe<br />
und Güter, die an die Zeit erinnern,<br />
als das Rottal noch seiner Pfer<strong>de</strong><br />
wegen als „gutes <strong>Land</strong>“ bekannt war.<br />
So ziert das Rottaler Warmblut bis<br />
heute das Emblem einer traditionellen<br />
Weißbiermarke: Das Jodlbauer,<br />
das ursprünglich in Rotthalmünster<br />
gebraut wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m einstigen<br />
Zentrum <strong>de</strong>s legendären Pfer<strong>de</strong>zuchtgebiets<br />
– neben Ostfriesland das<br />
älteste, das in Deutschland bekannt<br />
ist. Karl Degenhart, ein findiger Unternehmer<br />
aus <strong>de</strong>m südlichen<br />
Bayerischen Wald, kaufte nicht nur<br />
die Brauerei, er nahm sich auch <strong>de</strong>m<br />
vom Aussterben bedrohten Wappentier<br />
an. Auf seinem Gut Feuerschwendt<br />
im Ilztal begann er zur<br />
Jahrtausendwen<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Nachzucht<br />
<strong>de</strong>r einst wegen ihrer Vielseitigkeit<br />
so begehrten Pfer<strong>de</strong>rasse. Gut ein<br />
Viertel aller Rottaler Pfer<strong>de</strong> weltweit<br />
sind heute hier zu Hause.<br />
Wo Bayerns älteste<br />
Pfer<strong>de</strong>rasse wie<strong>de</strong>r<br />
Nachwuchs bekommt<br />
• <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> (PL): Herr Degenhart,<br />
ihr Name steht für eine bekannte Getränkemarkt-Kette<br />
im Südosten Bayerns,<br />
mit inzwischen 26 Filialen. Wie<br />
sind Sie auf die I<strong>de</strong>e mit <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>zucht<br />
gekommen?<br />
• Karl Degenhart (KD): Den Hintergedanken<br />
hatte ich schon beim Kauf<br />
<strong>de</strong>r Brauerei Jodlbauer.<br />
Die hat ja das Rottaler Pferd seit über<br />
100 Jahren als Emblem. Damals hatte<br />
ich mir gesagt, wenn ich einmal Zeit<br />
und die Möglichkeit habe, und mein<br />
Sohn Markus <strong>de</strong>n Getränkehan<strong>de</strong>l<br />
übernimmt, dann kaufe ich mir einen<br />
Bauernhof und züchte das Pferd.<br />
• PL: Jodlbauer, die Brauerei in<br />
Rotthalmünster?<br />
KD: Schon, aber nicht mehr in<br />
Rotthalmünster. Die Brauerei dort<br />
wur<strong>de</strong> aufgegeben. Heute wird nur<br />
noch nach Rezept (Anm. d. Red.: in<br />
Lohnbrauerei) gebraut und das Bier in<br />
<strong>de</strong>n Märkten als Jodlbauer verkauft.<br />
Bei unseren Mengen hätten wir zu viel<br />
investieren müssen.<br />
• PL: Wann haben Sie ihren Traum<br />
verwirklicht und <strong>de</strong>n Hof gekauft?<br />
• KD: Etwa vor 16 Jahren. Nur ist <strong>de</strong>r<br />
Hof mittlerweile zum Hotel gewor<strong>de</strong>n.<br />
Meine damalige Lebensgefährtin<br />
war ja aus <strong>de</strong>r Gastronomie. Dass ich<br />
selber mal Gastronom wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>,<br />
daran hätte ich nie gedacht. Aber jetzt<br />
bin ich es und es macht mir großen<br />
Spaß. Bei uns passiert viel und die<br />
Gäste können mit ihren Hun<strong>de</strong>n und<br />
Pfer<strong>de</strong>n herkommen und Urlaub machen.<br />
Dafür haben wir alles hier, sogar<br />
eine Hun<strong>de</strong>schule, <strong>de</strong>n „Hexenhof“.<br />
• PL: Und seither züchten Sie auch<br />
Rottaler Pfer<strong>de</strong>.<br />
• KD: Ja. Anfänglich hatte ich mir vier<br />
gekauft. Die sind gar nicht so einfach<br />
zu bekommen. Zwei Stuten habe ich<br />
von einer Brauerei aus <strong>Land</strong>shut. Eine<br />
hatte ich aus Oberbayern geholt. Und<br />
wo ich die vierte her habe, kann ich<br />
jetzt gar nicht mehr genau sagen.<br />
Inzwischen sind es 22 Pfer<strong>de</strong> – 13<br />
Stuten, acht Wallache und ein Hengst.<br />
Verkauft habe ich auch schon ein<br />
paar. Heuer haben wir wie<strong>de</strong>r zwei<br />
Fohlen bekommen – weltweit gab<br />
es vielleicht fünf o<strong>de</strong>r sechs. Das<br />
hatten wir schon lange nicht mehr.<br />
Dafür ist allerdings „<strong>Land</strong>o“ letztes<br />
Jahr gestorben, unser Zuchthengst.<br />
• PL: Woher bekommen Sie jetzt<br />
Ersatz für Ihren Zuchthengst?<br />
• KD: Das weiß ich noch nicht. Einen<br />
Hengst habe ich ja noch, aber bei <strong>de</strong>m<br />
stellt sich unser Zuchtverband quer.<br />
Vielleicht weil ich über ein Viertel von<br />
weltweit 80 Rottalern besitze.<br />
Es gäbe zwar einen Hengst von<br />
außerhalb, <strong>de</strong>n ich für meine Zucht<br />
hernehmen dürfte. Aber bei zwölf<br />
Stuten, sollte <strong>de</strong>r natürlich auch<br />
gefallen. Je<strong>de</strong> Stute ist an<strong>de</strong>rs, da<br />
muss ich schon ein wenig experimentieren<br />
können. Das ist ja gera<strong>de</strong> das,<br />
worauf es ankommt.<br />
• PL: Wer entschei<strong>de</strong>t über die<br />
Zulassung?<br />
• KD: Unser Regionalverband, <strong>de</strong>r<br />
Pfer<strong>de</strong>zuchtverband Nie<strong>de</strong>rbayern-<br />
Oberpfalz. Es gibt da zwar noch einen<br />
För<strong>de</strong>rverein <strong>de</strong>r Rottaler Pfer<strong>de</strong>züchter.<br />
Der ist <strong>de</strong>m aber unterstellt. Wenn<br />
Du keinen Hengst hernimmst, <strong>de</strong>r von<br />
<strong>de</strong>nen für die Rottaler zugelassen<br />
wur<strong>de</strong>, bekommst Du halt auch keinen<br />
Rottaler Brand.<br />
• PL: Der Rottaler Brand war ja irgendwann plötzlich verschwun<strong>de</strong>n.<br />
Seit wann gibt es ihn wie<strong>de</strong>r?<br />
• KD: Seit Anfang <strong>de</strong>r 90er wird <strong>de</strong>r Rottaler wie<strong>de</strong>r gebrannt.<br />
Auf Basis eines neuen Zuchtbuchs wur<strong>de</strong> die Zucht wie<strong>de</strong>r aufgenommen.<br />
Danach müssen für die Blutlinien <strong>de</strong>r Stuten min<strong>de</strong>stens<br />
23 Prozent <strong>de</strong>s alten Rottalers nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Rottaler stehen aber nach wie vor als extrem gefähr<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>r<br />
roten Liste. Etwa ab 1965 hatten die Rottaler Bauern nur noch<br />
<strong>de</strong>n Bayerischen Brand genommen. Inzwischen aber wer<strong>de</strong>n hier<br />
noch nicht einmal mehr Bayern, son<strong>de</strong>rn überwiegend Holsteiner<br />
gebrannt. Allerdings haben die Rottaler Pfer<strong>de</strong> im Vergleich<br />
dazu eine an<strong>de</strong>re Leistungsprüfung. Dazu gehört unter an<strong>de</strong>rem<br />
das Fahren und Reiten mit Frem<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auch das Freispringen.<br />
Außer<strong>de</strong>m noch eine Gelassenheitsprüfung – das Nachziehen von<br />
Blechdosen, zum Beispiel. Gelassenheit ist momentan in erster<br />
Linie auch das Zuchtziel.<br />
30 31
RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />
• PL: Neben <strong>de</strong>r ostfriesischen gilt die<br />
Rottaler Pfer<strong>de</strong>zucht als die älteste<br />
in Deutschland. Wie weit reicht sie<br />
tatsächlich zurück?<br />
• KD: Die Rottaler stammen eigentlich<br />
von <strong>de</strong>n Rössern <strong>de</strong>r Hunnen<br />
ab. Die hatten auf <strong>de</strong>r Heimkehr von<br />
ihren Raubzügen im Rottal <strong>de</strong>n Inn<br />
überquert. Auf <strong>de</strong>r Pockinger Hei<strong>de</strong>,<br />
östlich von Rotthalmünster, wur<strong>de</strong>n<br />
sie von Herzog Arnulf geschlagen und<br />
ihre Pfer<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Rottaler Bauern<br />
abgenommen. Das war <strong>de</strong>r Ursprung.<br />
Mit <strong>de</strong>n Beutetieren als Basis und<br />
verschie<strong>de</strong>nen Einkreuzungen entwickelte<br />
sich seit <strong>de</strong>m 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
die Zucht. So erklärt sich auch das<br />
Jodlbauer-Emblem.<br />
• PL: Wann hatte <strong>de</strong>r Rottaler seine<br />
Blütezeit?<br />
• KD: Vor 1900, wür<strong>de</strong> ich sagen.<br />
Da waren die Bauern auf die Pfer<strong>de</strong><br />
angewiesen. Wenn Du ein gescheites<br />
wolltest, hast Du es im Rottal gekauft.<br />
Dann kamen die Traktorenfabriken.<br />
Die haben die Rottaler verdrängt. Von<br />
da an war je<strong>de</strong>r nur noch auf Sport<br />
aus und alle hatten das gleiche Pferd.<br />
• PL: Wodurch zeichnet sich die Rasse<br />
aus?<br />
• KD: Für mich war <strong>de</strong>r Rottaler nie<br />
eine Rasse, son<strong>de</strong>rn die Bezeichnung<br />
für das Zuchtgebiet, aus <strong>de</strong>m<br />
er stammt. Eine Rasse ist, wenn einer<br />
ausschaut wie <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re. Selbst <strong>de</strong>r<br />
Haflinger ist heute keine mehr, da haben<br />
sie auch das Vollblut eingekreuzt.<br />
Für ein Kutschenpferd braucht <strong>de</strong>r<br />
Rottaler vielleicht nicht ganz so zierlich<br />
zu sein, dafür aber geschickt. Ist<br />
er mehr für die Reiterei gedacht, sollte<br />
er fein und filigran sein. Darin liegt<br />
eine gewisse züchterische Freiheit.<br />
In Kriegszeiten, wo sie Kanonen<br />
gezogen hatten o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Acker,<br />
da waren es jeweils an<strong>de</strong>re als für<br />
<strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Kutsche ausfuhr.<br />
Der hatte ein eleganteres Pferd<br />
in seinem Stall. Heute müssen wir<br />
uns als Rottaler-Züchter Gedanken<br />
machen, was <strong>de</strong>r Markt braucht. Ich<br />
sage immer: Der Papa fährt ein wenig<br />
Kutsche, die Mama reitet ein bisschen<br />
und die Kin<strong>de</strong>r spielen sich damit. So<br />
brav muss ein Rottaler sein. Wenn er<br />
all diese Gütezeichen hat und dazu<br />
noch gut ausschaut, dann ist es für<br />
mich ein Rottaler.<br />
• PL: Ein Rottaler ist also ausgesprochen<br />
vielseitig und umgänglich im<br />
Gemüt.<br />
• KD: Ja. Ein sagenhaftes Pferd. Vom<br />
Zuchtziel her unterschei<strong>de</strong>t es sich<br />
nicht so stark von <strong>de</strong>n Bayerischen<br />
Warmblütern, die alle auf das Rottaler<br />
Pferd zurückgehen. Die Rottaler<br />
lassen sich ohne große Übung zu<br />
einem Zehnerzug zusammenspannen<br />
und damit fahren. Das kann man mit<br />
einem Sportpferd nicht. Einfach<br />
traumhaft, das fin<strong>de</strong>t selbst unser<br />
neuer Reitlehrer. Wir setzen da auch<br />
die kleinen Kin<strong>de</strong>r drauf und fahren<br />
mit ihnen Kutsche. Bis zu drei Stun<strong>de</strong>n<br />
am Stück, obwohl die Pfer<strong>de</strong> auch<br />
länger gehen wür<strong>de</strong>n. Das klappt<br />
prima. Da kann man sich hun<strong>de</strong>rtprozentig<br />
auf die Tiere verlassen.<br />
• PL: Was muss man für einen Rottaler<br />
ausgeben?<br />
• KD: Einen Wallach, <strong>de</strong>n man schon<br />
vor die Kutsche spannen und reiten<br />
kann, gebe ich nicht unter 15.000<br />
Euro her. Denn die ganze Vorbereitung<br />
kostet schon Geld. Auch kann man nie<br />
ausschließen, dass er sich während<br />
<strong>de</strong>r Ausbildung verletzt.<br />
• PL: Reiten Sie auch selbst?<br />
• KD: Momentan nicht. Das wür<strong>de</strong><br />
ich aber gerne wie<strong>de</strong>r. Mein jüngs-<br />
ter Sohn fängt jetzt gera<strong>de</strong> damit an.<br />
Mit seinem Reitlehrer versteht er sich<br />
je<strong>de</strong>nfalls recht gut. Wenn es einer<br />
mit <strong>de</strong>n Tieren und <strong>de</strong>n Leuten kann,<br />
das ist schon schön. Früher bin ich<br />
viel geritten, sogar auf Fuchsjag<strong>de</strong>n<br />
und habe das Reitabzeichen gemacht.<br />
Nur wenn ich jetzt runter falle, gibt es<br />
einen Flurscha<strong>de</strong>n (lacht).<br />
STARKE ZUGPFERDE<br />
Das Karpfhamer Fest und die<br />
Rottalschau locken jährlich bis zu<br />
einer halben Million Besucher an.<br />
Den Pfer<strong>de</strong>n ist es vermutlich<br />
auch zu verdanken, dass in<br />
Karpfham, <strong>de</strong>r ländlich beschaulichen<br />
Idylle im Rottaler Bä<strong>de</strong>rdreieck,<br />
immer ab En<strong>de</strong> August<br />
eine unerwartete Betriebsamkeit<br />
erwacht. Wenn an sechs<br />
Tagen die Besuchermassen auf<br />
die historische Festwiese strömen,<br />
zum Karpfhamer Fest. Eines<br />
<strong>de</strong>r größten traditionellen Volksfeste<br />
in Nie<strong>de</strong>rbayern, das ursprünglich,<br />
so sagt man, aus einem<br />
Pfer<strong>de</strong>markt entstan<strong>de</strong>n ist.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r atemberaubend<br />
dabei: <strong>de</strong>r berühmte Zehnerzug.<br />
Ein mächtiges Postkutschen-<br />
Gespann mit zehn paarweise<br />
eingespannten Pfer<strong>de</strong>n, das in<br />
rasantem Tempo über <strong>de</strong>n Turnierplatz<br />
jagt. Ein absoluter<br />
Höhepunkt und seit 1928 das<br />
Wahrzeichen <strong>de</strong>s Volksfestes.<br />
32 33
RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />
HÖRET,<br />
HÖRET!<br />
Die Ortenburger<br />
Ritterspiele haben allerley<br />
zu bieten<br />
istorische Märkte, Ritterturniere<br />
und mittelalterliches<br />
Lagerleben, das kann<br />
man inzwischen vielerorts<br />
erleben. Geschätzt über<br />
900 mal in Deutschland,<br />
alleine letztes Jahr. Und doch sind die<br />
Ritterspiele in Ortenburg etwas Beson<strong>de</strong>res.<br />
Mit zuletzt über 11.000 Besuchern und rund<br />
450 Beteiligten nicht nur eines <strong>de</strong>r größten<br />
Mittelalterfeste im süd<strong>de</strong>utschen Raum,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r authentischen Kulisse wegen<br />
auch eines <strong>de</strong>r beeindruckendsten.<br />
Seit mehr als 30 Jahren wird Ortenburg, die kleine Marktgemein<strong>de</strong><br />
im Klosterwinkel und unterbayerischen Hügelland<br />
westlich von Passau, eine <strong>de</strong>r ersten protestantischen<br />
Enklaven Bayerns, regelmäßig von fremdartigem Volk belagert.<br />
Schwängern exotische Düfte und Gerüche die Luft, dringen<br />
kuriose Trommelklänge und Kampfgetöse vom Turnier- und<br />
Lagerplatz unterhalb <strong>de</strong>s Schlosses bis <strong>de</strong>n Ort. Mittlerweile<br />
wer<strong>de</strong>n hier je<strong>de</strong>n Sommer für vier Tage die Uhren um 1000<br />
Jahre und noch einige Jahrhun<strong>de</strong>rte weiter zurückgedreht. Also<br />
weit vor die Zeit noch, als sich das be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Geschlecht <strong>de</strong>r<br />
Grafen von Ortenburg im Wolfachtal nie<strong>de</strong>rließ. Das war etwa<br />
um 1120, im Hochmittelalter, als Graf Rapoto I. von Ortenburg<br />
die erste Höhenburg über <strong>de</strong>m Fluss auf einem Hügel errichtete<br />
und damit das Zentrum <strong>de</strong>r reichsunmittelbaren Grafschaft<br />
Ortenburg schuf. Heute, fast neun Jahrhun<strong>de</strong>rte später, bietet<br />
sich hier immer noch eine beeindrucken<strong>de</strong> Kulisse: Dort, wo bis<br />
zu Beginn <strong>de</strong>r Renaissance die Burganlage stand, ragt nunmehr<br />
seit über 500 Jahren die Westfassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ortenburger Schlosses<br />
hoch über <strong>de</strong>m Turnierplatz auf.<br />
ALLERLEY SPIL, KURTZWEYL<br />
UND TAFELEY<br />
Mitte Juni ist es wie<strong>de</strong>r soweit. Vom 15. bis zum<br />
18.06.<strong>2017</strong> wird es dann abermals schon von fern zu<br />
hören sein: das raue, markerschüttern<strong>de</strong> Röhren <strong>de</strong>r<br />
Carnyces – Schlachtrufe aus hoch aufragen<strong>de</strong>n, mit<br />
Tierköpfen verzierten Trompeten, die bereits vor über<br />
2.000 Jahren <strong>de</strong>n Gegnern unserer keltischen Vorfahren<br />
Furcht einflößen sollten. Die Ankündigung,<br />
dass auf <strong>de</strong>m Turnierplatz wie<strong>de</strong>r allerhand passieren<br />
wird. So wird man dort nicht nur erleben können,<br />
wie Ritterlanzen splittern, auch mit welcher listigen<br />
Kriegstaktik und wie barbarisch schon frühere Kulturen<br />
in die Schlacht zogen. Wenn in furchterregen<strong>de</strong>r<br />
Aufmachung verschie<strong>de</strong>ne Reenactment-Gruppen<br />
aufeinan<strong>de</strong>rtreffen und sich in spektakulären, realistisch<br />
nachgestellten Feldschlachten harte Gefechte<br />
liefern. Auch dafür bietet Ortenburg einen authentischen<br />
Schauplatz. In <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>n<br />
sich noch immer Siedlungsspuren <strong>de</strong>r Kelten und<br />
geben rechteckig angeordnete Wallgraben-Anlagen,<br />
so genannte Viereckschanzen, bis heute Rätsel auf.<br />
Dass Geschicklichkeit einst nicht nur auf <strong>de</strong>m<br />
Schlachtfeld o<strong>de</strong>r im Turnier gefragt war, vor allem<br />
im Alltagsleben, das wird man dann im Ritter- o<strong>de</strong>r<br />
Keltenlager auch mal selbst erproben können. Beim<br />
Bogenschießen o<strong>de</strong>r Axtwurf etwa, beim Feuerspucken<br />
o<strong>de</strong>r beim Feilschen mit <strong>de</strong>n Händlern, die<br />
dort Schmuck-Repliken, Gewandung und an<strong>de</strong>re,<br />
nach historischem Vorbild gefertigte Handwerkswaren<br />
feilbieten. Laut und bunt wird es auf alle Fälle<br />
wie<strong>de</strong>r zugehen. Mit vielen kurzweiligen Gelegenheiten,<br />
um bei reichlich Speis und Trank in eine an<strong>de</strong>re<br />
Welt abzutauchen, die Zeit und Alltag für viele<br />
Stun<strong>de</strong>n vergessen lässt.<br />
34 35
RÖSSER, RITTER, RITUALE<br />
Sie nennen sich zwar Odin´s Hörner. Wer<br />
aber glaubt, dass Wikinger Helme mit<br />
Hörnern trugen, wird auf <strong>de</strong>m Turnierplatz<br />
<strong>de</strong>r Ortenburger Ritterspiele bald eines<br />
Besseren belehrt. Diese nutzten nämlich nur<br />
die Kelten. Zu Kultzwecken, so vermutet man.<br />
Für die Beutezüge <strong>de</strong>r Wikinger wären sie ohnehin<br />
ziemlich unpraktisch gewesen, das machen<br />
die Darsteller <strong>de</strong>r Reenactment-Gruppe<br />
aus <strong>de</strong>m benachbarten Egglham bei ihren<br />
Schaukämpfen schnell klar. Eine von vielen<br />
historischen Gil<strong>de</strong>n, für die Ortenburg auch<br />
überregional und grenzüberschreitend ein<br />
magischer Anziehungspunkt ist. Auch wenn<br />
im frühen Mittelalter die nordischen Seekrieger<br />
über <strong>de</strong>n Rhein und die Mosel sicher nur<br />
bis nach Trier vorgedrungen sind und Nie<strong>de</strong>rbayern<br />
nie erreicht haben, wird man bei <strong>de</strong>n<br />
Ortenburger Ritterspielen <strong>de</strong>nnoch hautnah<br />
miterleben können, warum die Einfälle <strong>de</strong>r<br />
Wikinger so gefürchtet waren. Die Kampfszenen,<br />
die Gruppen wie Odin´s Hörner hierzu<br />
vorführen, wirken nicht nur filmreif, auch<br />
verblüffend realistisch. Tatsächlich<br />
wird sich dabei nichts geschenkt:<br />
Wenn mit<br />
Eisenbuckeln<br />
bewehrte<br />
Schil<strong>de</strong>r aufeinan<strong>de</strong>r krachen,<br />
Schwerter klirren, Axtund<br />
Keulenhiebe abzuwehren<br />
sind. Dabei sind es keine Actionprofis,<br />
die hier aufs Ganze gehen. Son<strong>de</strong>rn meist<br />
Amateure, die regelmäßig in ihrer Freizeit<br />
Anzug o<strong>de</strong>r Blaumann gegen Brustpanzer<br />
und Kettenhemd eintauschen, um für einige<br />
Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Alltag hinter sich zu lassen und<br />
sich in historischen Kampftechniken zu üben.<br />
sind Renovierungen und Sanierungen<br />
sein Geschäft. Sofern <strong>de</strong>r Beruf<br />
Zeit dazu lässt, trainiert <strong>de</strong>r Jungunternehmer<br />
mit seinen Gil<strong>de</strong>-Kollegen<br />
alle drei Wochen, zwei bis drei<br />
Stun<strong>de</strong>n. Immer aber je<strong>de</strong>n ersten<br />
Sonntag im Monat, wenn sich die<br />
gesamte Wikinger-Gil<strong>de</strong> trifft und<br />
alle Mitglie<strong>de</strong>r zusammenkommen.<br />
Ortenburg<br />
Freizeit & Erholung<br />
SchloSS ortenburg heimatmuSeum<br />
Renaissance-Holz<strong>de</strong>cke in <strong>de</strong>r Schlosskapelle<br />
Heiraten im Schloss,<br />
Tel. 08542/8984060, www.schloss-ortenburg.<strong>de</strong><br />
Öffnungszeiten: Di – So von 10 – 17 Uhr<br />
Vogel- und tierpark irgenöd<br />
Wildpark SchloSS ortenburg<br />
Geöffnet von 1. April bis 1. November, Einlass von 9 – 18 Uhr<br />
Infos und Winteröffnungszeiten unter:<br />
www.vogelpark-irgenoed.<strong>de</strong> | www.wildpark-ortenburg.<strong>de</strong><br />
Dann wird <strong>de</strong>r Freikampf geübt.<br />
Dabei kommt es <strong>de</strong>r Gil<strong>de</strong> nicht nur<br />
auf <strong>de</strong>tailgetreue Nachstellung an,<br />
vor allem auch auf die Dramaturgie.<br />
Wann jemand zu Bo<strong>de</strong>n geht, wird<br />
vor <strong>de</strong>m Schaukampf genau abgesprochen.<br />
Drei Treffer sind aktuell die<br />
Regel, „um <strong>de</strong>n Kampf spannen<strong>de</strong>r<br />
zu gestalten“. Die Verletzungsgefahr<br />
dabei ist hoch, weshalb es genau<br />
festgelegte Trefferzonen gibt – vom<br />
Knie bis zum Hals. Kopf, Arme, Finger<br />
und Schienbeine bleiben tabu.<br />
Seine ersten Erfahrungen hat unser<br />
Wikinger gesammelt, als ihn Freun<strong>de</strong><br />
auf ein Lager<br />
mitgenommen<br />
hatten, die bereits<br />
in <strong>de</strong>r Gil<strong>de</strong><br />
organisiert<br />
waren. Seit<strong>de</strong>m<br />
lässt ihn das<br />
Mittelalterleben<br />
nicht mehr<br />
los. Nicht nur<br />
aus geschichtlichem,<br />
vor allem<br />
auch aus sportlichem<br />
Interesse,<br />
wie er zugibt. „Weil die Schaukämpfe<br />
auf <strong>de</strong>n Märkten immer ein<br />
Höhepunkt im Programm sind.“<br />
EINST BLUTIGER ERNST,<br />
HEUTE EIN SPANNENDER SPORT<br />
Ein Leistungssport, wie uns einer <strong>de</strong>r Darsteller<br />
während einer Verschnaufpause am<br />
Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kampfgeschehens bestätigt. Die<br />
Anstrengung ist ihm <strong>de</strong>utlich anzusehen,<br />
als er tief durchschnaufend seinen Helm<br />
abnimmt und ihm in Strömen <strong>de</strong>r Schweiß<br />
über die Stirn rinnt. Kaum zu glauben,<br />
dass unter seinem Schuppenpanzer ein<br />
Bauunternehmer steckt. Im wahren Leben<br />
www.ortenburg.<strong>de</strong><br />
Freizeitzentrum unteriglbach<br />
Geheizte Freibadanlage, ca. 50 m Großwasserrutsche,<br />
Minigolf, Tennis, Tel. 08542/7205<br />
Mai bis September geöffnet<br />
täglich geöffnet von 9 – 19 Uhr<br />
eVangeliSche marktkirche<br />
450 Jahre Reformation in Ortenburg –<br />
Ausstellung im Kantorhaus<br />
Gruppen und Führungen mit Anmeldung im<br />
Evangelischen Pfarramt, Tel. 08542/7526<br />
WallFahrtSkirche Sammarei<br />
Täglich Wallfahrtsgottesdienst um 16 Uhr<br />
Wallfahrtsanmeldung beim Kath. Pfarramt Sammarei,<br />
Tel. 08542/653,<br />
www.wallfahrtsland-sammarei.<strong>de</strong><br />
36<br />
nähere auskünfte erteilt die<br />
37<br />
touristinformation, tel.: 08542/164-21
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
PILGERN IM<br />
PASSAUER LAND<br />
Auf historischen Pfa<strong>de</strong>n unterwegs zu sich selbst<br />
Das Pilgern und Wallfahren hat im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> eine lange und<br />
zugleich lebendige Tradition. Davon zeugen nicht nur viele prächtige<br />
Wallfahrtskirchen und Klöster, die hier schon sehr früh, zum Teil<br />
vor <strong>de</strong>m Jahr 1000, entlang be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Säumerwege und<br />
Han<strong>de</strong>lsrouten entstan<strong>de</strong>n. Auch die feierlichen Prozessionen, mit<br />
<strong>de</strong>nen noch die Volksheiligen verehrt wer<strong>de</strong>n und die bis heute<br />
fester Bestandteil im Festtagskalen<strong>de</strong>r sind. Nicht erst seit Hape<br />
Kerkelings Buch erfreut sich zu<strong>de</strong>m das individuelle Pilgern<br />
wie<strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>r Beliebtheit und machen immer mehr<br />
Menschen für sich <strong>de</strong>n Weg zum Ziel. Drei große Pilgerrouten<br />
ziehen sich durch das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>: Neben <strong>de</strong>m 2007 nach<br />
historischer Spurensuche wie<strong>de</strong>rbelebten südostbayerischen<br />
Jakobsweg, <strong>de</strong>r als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Teilstück <strong>de</strong>s seit <strong>de</strong>m Mittelalter<br />
bestehen<strong>de</strong>n europaweiten Jakobswegenetzes von Böhmen nach Tirol führt,<br />
wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Via Nova und zuletzt mit <strong>de</strong>m Martinusweg zwei weitere<br />
Alternativen neu geschaffen.<br />
Wolfgang Schwenk freut sich:<br />
„Ah, <strong>de</strong>n Martinusweg haben sie<br />
hier auch schon ausgeschil<strong>de</strong>rt.“<br />
Wir treffen <strong>de</strong>n Pilger an einer Weggabelung<br />
in Neuhaus am Inn, wo gleich mehrere<br />
Wan<strong>de</strong>r- und Radwege zusammenkommen.<br />
Die Sankt Martin gewidmete Route ist tatsächlich<br />
die jüngste, die hier markiert ist.<br />
Sie wur<strong>de</strong> erst im September 2015 eröffnet,<br />
anlässlich <strong>de</strong>r Geburt <strong>de</strong>s Heiligen vor 1700<br />
Jahren. Der 2.750 Kilometer lange Kulturund<br />
Pilgerweg vom Geburtsort von Szombathely<br />
in Ungarn bis zur Grabstädte im französischen<br />
Tours, bezeichnet sich auch als „Weg<br />
<strong>de</strong>s Teilens“ und soll an die barmherzige Tat<br />
– das Mantelteilen – <strong>de</strong>s römischen Soldaten<br />
erinnern. Ausgangspunkt für die bayerische,<br />
gut 350 Kilometer umfassen<strong>de</strong> Teilstrecke <strong>de</strong>s<br />
Martinusweges, die über <strong>Land</strong>shut, Augsburg<br />
und Kaufbeuren weiter nach Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
führt, ist Passau. Wie später noch<br />
öfters, folgt sie von dort zunächst 16 Kilometer<br />
<strong>de</strong>m südostbayerischen Jakobsweg – das Inntal<br />
aufwärts über Vornbach nach Neuhaus, an<br />
<strong>de</strong>r Grenze zu Schärding in Oberösterreich. Für<br />
Radler ist das zugleich <strong>de</strong>r letzte Streckenabschnitt<br />
auf <strong>de</strong>m Inntalradweg vom Ursprung<br />
<strong>de</strong>s Inns im schweizerischen Maloja durch<br />
Österreich nach Passau.<br />
38 39
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
Den Abschnitt durch das Inntal, <strong>de</strong>n<br />
hier alle Routen gemeinsam haben,<br />
geht Wolfgang Schwenk, <strong>de</strong>r in<br />
Passau zu Hause ist, immer wie<strong>de</strong>r<br />
gerne. „Für mich mit einer <strong>de</strong>r<br />
schönsten Streckenabschnitte auf<br />
<strong>de</strong>m Jakobsweg durch das <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong>“, verrät er uns. Dass <strong>de</strong>r Jakobsweg<br />
für ihn eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<br />
hat, lässt sich schon an seiner<br />
Ausrüstung unschwer erkennen.<br />
An verschie<strong>de</strong>nen Stellen an seinem<br />
Rucksack ist die Jakobsmuschel aufgenäht<br />
– seit <strong>de</strong>m frühen Mittelalter<br />
das Erkennungszeichen und Schutzsymbol<br />
<strong>de</strong>r Jakobspilger, das auch als<br />
allgegenwärtige Markierung im weit<br />
verzweigten Wegenetz quer durch<br />
Europa die Richtung weist.<br />
VON BÖHMEN NACH TIROL<br />
– AUF HISTORISCHER ROUTE<br />
DURCH <strong>DA</strong>S PASSAUER LAND<br />
Im Mai 2011 war <strong>de</strong>r 55-Jährige,<br />
<strong>de</strong>r als Marketing- und Vertriebsleiter<br />
für einen großen <strong>Passauer</strong> Kinobetrieb<br />
arbeitet, das erste Mal auf<br />
<strong>de</strong>m Jakobsweg nach Santiago <strong>de</strong><br />
Compostella unterwegs, von Pamplona<br />
aus. Seit<strong>de</strong>m hat ihn das Pilgerfieber<br />
erfasst und bricht er fast je<strong>de</strong>s<br />
Jahr zu einer neuen Tour auf. Vier hat<br />
Wolfgang Schwenk insgesamt bisher<br />
gemacht und dabei rund 2.100<br />
Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Als<br />
nächstes soll es erstmals von Krumau<br />
nach Passau gehen.<br />
Den Abschnitt von Untergriesbach<br />
nach Pfarrkirchen durch das Rottal<br />
kennt er schon.<br />
Bei<strong>de</strong>s Etappen auf <strong>de</strong>m Jakobsweg<br />
Böhmen-Bayern-Tirol, mit <strong>de</strong>ssen<br />
Eröffnung im Juli 2007 ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s<br />
Teilstück <strong>de</strong>s seit <strong>de</strong>m Mittelalter<br />
bestehen<strong>de</strong>n europaweiten<br />
Jakobswegenetzes wie<strong>de</strong>rbelebt wur<strong>de</strong>.<br />
Es erstreckt sich über 458 Kilometer<br />
und führt von <strong>de</strong>r UNESCO-<br />
Weltkulturerbe-Stadt Ceský Krumlov<br />
(Krumau) in Südböhmen über das<br />
oberösterreichische Mühlviertel durch<br />
Südost-Bayern bis in das Tiroler<br />
Inntal nach Mariastein im Bezirk<br />
Kufstein, wo sich <strong>de</strong>r Tiroler Jakobsweg<br />
anschließt. Rund 98 Kilometer<br />
davon ziehen sich durch das <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong> – von Gottsdorf an <strong>de</strong>r österreichischen<br />
Grenze, bis nach Asbach in<br />
<strong>de</strong>r Marktgemein<strong>de</strong> Rotthalmünster.<br />
Ein absoluter Höhepunkt auf diesem<br />
Streckenabschnitt <strong>de</strong>s südostbayerischen<br />
Jakobsweges ist für<br />
Wolfgang Schwenk ohne Frage <strong>de</strong>r<br />
<strong>Passauer</strong> Stephansdom: „Neben Burgos,<br />
León und Astorga eine <strong>de</strong>r großen<br />
Kathedralen, die auf <strong>de</strong>m Weg<br />
nach Santiago <strong>de</strong> Compostella lie-<br />
gen.“ Überhaupt sind es die vielen<br />
alten Kirchenbauten und Klosteranlagen<br />
im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>, die für<br />
ihn neben <strong>de</strong>r „abwechslungsreichen<br />
<strong>Land</strong>schaft“ <strong>de</strong>n Reiz an dieser Strecke<br />
ausmachen: „Die Jakobuskirchen<br />
in Gottsdorf und Brombach, dann die<br />
Klöster in Thyrnau, Vornbach und<br />
Asbach“, sind nur einige Tipps, die er<br />
uns hierzu mit auf <strong>de</strong>n Weg geben<br />
möchte. Und noch eine beson<strong>de</strong>re<br />
Empfehlung hat Wolfgang Schwenk<br />
für uns: die Siebenschläferkirche<br />
in Rotthof bei Ruhstorf. „Die einzige<br />
nördlich <strong>de</strong>r Alpen“, so erfahren<br />
wir. Ungewöhnlich ist hier nicht<br />
nur die Schutzherrschaft, <strong>de</strong>r die<br />
Kirche ihren Namen verdankt und die<br />
an die Siebenschläfer von Ephesos<br />
erinnern soll. Sehenswert auch <strong>de</strong>r<br />
mo<strong>de</strong>rne Kreuzweg, <strong>de</strong>r im Freien in<br />
14 Stationen um die Kirche führt und<br />
nicht etwa wie üblich die Lei<strong>de</strong>nsgeschichte<br />
Christi zum Gegenstand hat,<br />
son<strong>de</strong>rn mit Themen und Problemen<br />
unserer Zeit zum Nach<strong>de</strong>nken einla<strong>de</strong>n<br />
möchte.<br />
„WUNDERBARER<br />
WECHSEL ZWISCHEN WALD<br />
UND WEITE“<br />
Isar<br />
<strong>Land</strong>au<br />
Reichersdorf<br />
Vils<br />
Neuötting<br />
A92<br />
Hütt<br />
Eichendorf<br />
Prünn<br />
Reischach<br />
Nie<strong>de</strong>ralteich<br />
Vils<br />
Thanndorf<br />
Im Aubachtal<br />
Aicha<br />
Simbach a.Inn<br />
Inn<br />
Isar<br />
Künzing<br />
Ai<strong>de</strong>nbach<br />
Hirschbach Bad<br />
Birnbach<br />
A3<br />
Alkofen<br />
Al<strong>de</strong>rsbach<br />
Sammarei<br />
Grongörgen<br />
Kösslarn<br />
Ering<br />
Inn<br />
Wolfach<br />
Albersdorf<br />
Tettenweis<br />
St. Peter am Hart<br />
Donau<br />
Ortenburg<br />
Rotthalmünster<br />
Weihmörting<br />
Asbach<br />
Aigen<br />
Fürstenstein<br />
Fürstenzell<br />
Neuburg<br />
a.Inn<br />
Vornbach<br />
Neuhaus<br />
a.Inn<br />
Bad<br />
Höhenstadt<br />
Ruhstorf<br />
Rottau<br />
Kirchham<br />
Pocking<br />
Obernberg<br />
Kirchdorf a.Inn<br />
St. Veit<br />
Neukirchen<br />
Gaißa<br />
Ilz<br />
A8<br />
Perlesreut<br />
Fürsteneck<br />
Inn<br />
Thyrnau<br />
Schärding<br />
Freyung<br />
Schar<strong>de</strong>nberg<br />
Wernstein<br />
St. Marienkirchen<br />
Untergriesbach<br />
Gottsdorf<br />
10 km<br />
Pfarrkirchen<br />
im Mühlkr.<br />
Jakobsweg<br />
Martinusweg<br />
Via Nova<br />
<strong>Land</strong>schaftlich ist es vor allem <strong>de</strong>r<br />
„wun<strong>de</strong>rbare Wechsel“, <strong>de</strong>r Wolfgang<br />
Schwenk immer wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Jakobsweg<br />
durch das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />
aufs Neue fasziniert: „Erst <strong>de</strong>r Wald,<br />
dann die Weite <strong>de</strong>s Rottals – von <strong>de</strong>n<br />
armen Waldbauern zu <strong>de</strong>n prächtigen<br />
Gehöften.“ Neben <strong>de</strong>m Inntal<br />
gehört für ihn dabei das wildromantische<br />
Aubachtal zwischen Schaibing<br />
und Passau zu <strong>de</strong>n schönsten<br />
Teilstücken. Als er im Juli vorletzten<br />
Jahres das letzte Mal dort war,<br />
hatte ein Unwetter zuvor <strong>de</strong>utliche<br />
Spuren hinterlassen. Dass man damit<br />
als Pilger rechnen muss und immer<br />
wie<strong>de</strong>r einmal auf unvorhersehbare<br />
Situationen stößt, weiß Wolfgang<br />
Schwenk nur zu gut aus vielen Erfahrungen.<br />
Auch, wie groß die Hilfsbereitschaft<br />
<strong>de</strong>r Pilger untereinan<strong>de</strong>r<br />
sein kann, wenn man sie braucht.<br />
„Da baut man Berührungsängste<br />
bei Thyrnau bei Neuhaus Zwischen Neuhaus und Ruhstorf Richtung Pfarrkirchen<br />
40 41
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
ab,“ hat er für sich festgestellt. So ist<br />
es nicht nur die Zeit für sich alleine,<br />
die Wolfgang Schwenk genießt, um<br />
über sich und vieles an<strong>de</strong>re nachzu<strong>de</strong>nken.<br />
Auch die Begegnung und <strong>de</strong>r<br />
Austausch mit an<strong>de</strong>ren Pilgern, die<br />
für ihn beson<strong>de</strong>ren Reiz hat.<br />
JAKOBSFREUNDE PASSAU<br />
BIETEN ERFAHRUNGS-<br />
AUSTAUSCH UND UNTER-<br />
STÜTZUNG<br />
Den Erfahrungsaustausch zu pflegen<br />
und an<strong>de</strong>ren Jakobspilgern, die<br />
auf <strong>de</strong>m südostbayerischen Jakobsweg<br />
unterwegs sind, Hilfe und Unterstützung<br />
zu leisten, waren dann<br />
0010_2016_McTREK_Pocking_220x60mm_Image.pdf 1 19.10.2016 11:10:45<br />
Im<br />
auch wesentliche Motive, warum<br />
Wolfgang Schwenk im Frühjahr 2014<br />
gemeinsam mit sechs Mitstreitern<br />
<strong>de</strong>n Verein Jakobsfreun<strong>de</strong> Passau<br />
gegrün<strong>de</strong>t hat. Die I<strong>de</strong>e dazu hatte<br />
sich aus einem jährlichen Pilgertreffen<br />
heraus entwickelt und bald<br />
mehr und mehr Anhänger gefun<strong>de</strong>n.<br />
Seither kümmert sich <strong>de</strong>r Verein<br />
nicht nur um die Kennzeichnung und<br />
Pflege <strong>de</strong>r Pilgerroute durch das <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong>, er stellt auch Pilgerpässe<br />
aus, informiert über Stempelstellen<br />
und ist bei <strong>de</strong>r Suche nach günstigen<br />
Übernachtungsmöglichkeiten<br />
behilflich. Sämtliche Informationen<br />
und Tipps zum Camino Böhmen-<br />
Bayern-Tirol können inzwischen<br />
im Internet abgerufen wer<strong>de</strong>n, auf<br />
www.jakobsfreun<strong>de</strong>-passau.<strong>de</strong><br />
o<strong>de</strong>r auch auf<br />
www.facebook.com/jakobsfreun<strong>de</strong>.<br />
Wallfahrtskirche Grongörgen<br />
DER CAMINO BEGINNT<br />
IM KOPF<br />
Wenige Tage noch, dann ist es wie<strong>de</strong>r<br />
soweit. Macht sich Wolfgang<br />
Schwenk wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Weg.<br />
Der beginnt für ihn im Kopf. Am<br />
liebsten geht er von seiner Haustür<br />
los – zuletzt von Passau nach<br />
Innsbruck. Wie es für das Pilgern<br />
ja auch ursprünglich sei und worin<br />
<strong>de</strong>r eigentliche Reiz liege, erklärt er.<br />
Der Grund dafür, dass sich in Europa<br />
über die Jahrhun<strong>de</strong>rte ein dichtes<br />
Wegenetz herausgebil<strong>de</strong>t habe<br />
und sich an <strong>de</strong>n Knotenpunkten die<br />
Infrastruktur entwickeln konnte.<br />
„Nur diesmal ist es umgekehrt, wer<strong>de</strong><br />
ich durch <strong>de</strong>n Böhmerwald zurück<br />
nach Hause kommen.“<br />
Kirche sammarei<br />
uvm.<br />
ALTBEWÄHRTER WEGBEGLEITER<br />
Zur inneren und äußeren Anwendung<br />
Wer <strong>de</strong>n Camino schon einmal<br />
gegangen ist, weiß, wie sich<br />
je<strong>de</strong>s Gramm, das man schultern<br />
muss, auf Dauer bemerkbar macht.<br />
So wenig wie möglich und so viel wie<br />
nötig, lautet daher die Devise. Ungefähr<br />
neun Kilo wiegt <strong>de</strong>r Rucksack von Wolfgang<br />
Schwenk immerhin, <strong>de</strong>nn auf alles<br />
möchte er dann schließlich doch nicht<br />
verzichten. Schon gar nicht auf seine<br />
<strong>Reise</strong>apotheke. Dafür je<strong>de</strong>nfalls ist immer<br />
Platz: Abgefüllt in einem handlichen<br />
65-ml-Fläschchen, gilt <strong>de</strong>r Schweiklberger<br />
Geist seit vielen Jahrzehnten als<br />
altbewährtes Hausmittel bei mancherlei<br />
Wehwehchen und Beschwer<strong>de</strong>n.<br />
Ein hochprozentiges Heilkräuter-Destillat,<br />
das von Benediktiner-Mönchen<br />
in <strong>de</strong>r Abtei Schweiklberg bei Vilshofen<br />
hergestellt wird – seit 1922, nach geheimer<br />
Rezeptur.<br />
Ob bei Übelkeit o<strong>de</strong>r Erschöpfung,<br />
Herz- und Kreislaufschwäche, Verdauungsstörungen,<br />
Migräne, Erkältung,<br />
Kopf-, Muskel- o<strong>de</strong>r Zahnschmerzen,<br />
bei Insektenstichen o<strong>de</strong>r auch einfach<br />
nur, um kleinere Blessuren zu <strong>de</strong>sinfizieren<br />
– „dafür ist es immer gut, einen<br />
Schweiklberger Geist im Haus o<strong>de</strong>r im<br />
Gepäck zu haben“. Was in Nie<strong>de</strong>rbayern<br />
schon die Urgroßeltern wussten, hat sich<br />
längst weit darüber hinaus herumgesprochen.<br />
35.000 Fläschchen wer<strong>de</strong>n mittlerweile<br />
vom Kloster Schweiklberg jährlich<br />
in die ganze Welt verschickt.<br />
Zur inneren und äußeren Anwendung,<br />
heißt es auf <strong>de</strong>r blauen Schachtel, <strong>de</strong>ren<br />
Aufmachung so typisch ist und sich bis<br />
heute wohl kaum verän<strong>de</strong>rt hat. Trinken<br />
sollte man <strong>de</strong>n Schweiklberger Geist<br />
allerdings nicht. Zumin<strong>de</strong>st nicht pur,<br />
<strong>de</strong>nn er enthält 77 Volumenprozent<br />
Alkohol. Statt<strong>de</strong>ssen träufelt man ihn<br />
entwe<strong>de</strong>r auf ein Stück Zucker o<strong>de</strong>r gibt<br />
ein paar Tropfen davon in heißes Wasser<br />
o<strong>de</strong>r Tee. Unverdünnt lassen sich damit<br />
aber auch die Muskeln einreiben o<strong>de</strong>r<br />
auch die Stirn und Schläfen massieren.<br />
Die Herstellung <strong>de</strong>s Kräutergeistes,<br />
um die sich seit längerem Bru<strong>de</strong>r<br />
Leo Horochlin kümmert,<br />
ist aufwändig: Hierfür wer<strong>de</strong>n<br />
neun verschie<strong>de</strong>ne Kräuter<br />
und Gewürze angesetzt.<br />
Nach zwei Wochen<br />
folgt die Destillation,<br />
die sich noch einmal<br />
über zwei Tage zieht.<br />
Das geheime Rezept<br />
dafür hatte Grün<strong>de</strong>rabt<br />
Coelestin (Johann<br />
Baptist) Maier<br />
in <strong>de</strong>n Anfangsjahren<br />
<strong>de</strong>s Klosters erworben,<br />
das 1904<br />
von Missionsbenediktinern<br />
aus Sankt<br />
Ottilien begrün<strong>de</strong>t<br />
wur<strong>de</strong>. Mitbrü<strong>de</strong>r<br />
für <strong>de</strong>n weltweiten<br />
Missionseinsatz<br />
auszubil<strong>de</strong>n, darin<br />
besteht bis heute<br />
die Hauptaufgabe<br />
<strong>de</strong>r Abtei.<br />
[ ]<br />
T I P P<br />
Die Abtei Schweiklberg – Wahrzeichen<br />
<strong>de</strong>r Stadt Vilshofen –<br />
ist nicht nur ein Knotenpunkt auf<br />
<strong>de</strong>r Via Nova, sie bietet auch einige<br />
Sehenswürdigkeiten. Neben <strong>de</strong>r im<br />
Jugendstil erbauten Abteikirche<br />
lohnt sich ein Besuch im Schwarzafrika-Museum,<br />
das ursprünglich<br />
aus einer Privatsammlung entstan<strong>de</strong>n<br />
ist und heute mit rund 800<br />
Exponaten als größtes Museum für<br />
afrikanische Kunst und Völkerkun<strong>de</strong><br />
im süd<strong>de</strong>utschen Raum gelten kann.<br />
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GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
IM NAMEN<br />
DES VATERS ...<br />
Beruflich restauriert er Altäre,<br />
Figuren, Deckenbil<strong>de</strong>r, Wandbemalungen<br />
– fast alles was<br />
sich in <strong>de</strong>n Kirchen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong>es fin<strong>de</strong>n lässt. Doch seine<br />
Lei<strong>de</strong>nschaft für alte Zeitzeugnisse<br />
und Heilige bewahrt er auch privat.<br />
In seinem Sacherl, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>nkmalgeschützten<br />
„Schnei<strong>de</strong>r-Anwesen“ in<br />
Thannet bei Alkofen, hat er sich eine<br />
kleine Werkstätte eingerichtet. Dort<br />
restauriert Jürgen Hollweck Denkmäler<br />
und Heiligenfiguren, die da-<br />
schleift er in mühevoller Kleinarbeit<br />
ab, repariert und bemalt es neu. Denn<br />
am liebsten arbeitet er im Freien.<br />
„DIESELBEN MATERIALIEN<br />
WIE VOR 200 JAHREN“<br />
Durch <strong>de</strong>n Job als Kirchenmaler ist<br />
Jürgen Hollweck in ganz Bayern unterwegs.<br />
„Man lernt viele Leute kennen,<br />
manchmal sogar das ganze Dorf“,<br />
strahlt er. Auch historische Gebäu<strong>de</strong>,<br />
Hollweck die Figuren. Danach wer<strong>de</strong>n<br />
lose Fassungsschichten, aufstehen<strong>de</strong><br />
Schollen und Vergoldungen mit Hausenblasen-Leim<br />
gefestigt. Der stammt<br />
aus <strong>de</strong>r getrockneten Schwimmblase<br />
<strong>de</strong>s Störs. Nun kittet <strong>de</strong>r Kirchenmaler<br />
Fehlstellen in <strong>de</strong>r Fassung mit Krei<strong>de</strong>grund,<br />
um wie<strong>de</strong>r eine geschlossene,<br />
glatte Oberfläche zu erhalten. Im<br />
Nachgang wird die Figur farblich ausgebessert<br />
o<strong>de</strong>r vergol<strong>de</strong>t. „Nur selten<br />
fassen wir Figuren ganz neu“, berichtet<br />
<strong>de</strong>r Experte.<br />
Das alte Brauchtum im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ist fest<br />
verknüpft mit <strong>de</strong>n Heiligen. Sie waren ständige<br />
Begleiter unserer Vorfahren und dienten als<br />
Fürsprecher o<strong>de</strong>r religiöse Vorbil<strong>de</strong>r. Sogar <strong>de</strong>n<br />
Kalen<strong>de</strong>r bestimmten sie. Gelebt wur<strong>de</strong> nach<br />
ihren Ehrentagen: Den Namenstagen.<br />
Am Michaelistag, <strong>de</strong>m 29. September, waren<br />
Miete, Pacht und Zinsen fällig. An Mariä<br />
Lichtmess stand noch im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt die<br />
Verpflichtung <strong>de</strong>r Mäg<strong>de</strong> und Knechte an.<br />
An diesem 2. Februar fiel auch <strong>de</strong>r Startschuss<br />
für das Wintersemester. Heute geraten die<br />
Heiligen zunehmend in Vergessenheit.<br />
Nur wenige können sie noch bestimmen und<br />
kennen die Geschichten <strong>de</strong>r Schutzpatrone.<br />
Jürgen Hollweck ist einer von ihnen.<br />
Der Kirchenmaler bewahrt Gotteshäuser und<br />
Heiligenfiguren für weitere Generationen.<br />
nach in Haus und Garten einen Platz<br />
fin<strong>de</strong>n. „Das Alte, historische hat<br />
es mir schon immer angetan. Je<strong>de</strong>r<br />
Gegenstand erzählt eine Geschichte<br />
und hat einen gewissen Charakter.<br />
Bei manchen muss man erst ein paar<br />
Schichten abtragen, bis er zum Vorschein<br />
kommt“, erklärt <strong>de</strong>r 39-Jährige.<br />
Seit Jahren geht Jürgen gerne<br />
auf Flohmärkte und erwirbt allerhand<br />
Raritäten, die er zu Hause repariert<br />
und restauriert. Bereits zwei<br />
Wochen lehnt ein altes Feldkreuz aus<br />
Gusseisen an seiner Hausmauer. Das<br />
wie die Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Veste Oberhaus<br />
in Passau, wer<strong>de</strong>n von ihm und seinen<br />
Kollegen für die nächsten Generationen<br />
bewahrt. „Wir benutzen<br />
dafür noch dieselben Materialien<br />
wie vor zweihun<strong>de</strong>rt Jahren“, erklärt<br />
<strong>de</strong>r Künstler. Dazu gehören Pigmentfarben<br />
für Wän<strong>de</strong> und Figuren. Sie<br />
bestehen aus einer Basis von Trockenpigmenten,<br />
wie Er<strong>de</strong>n und gemahlenen<br />
Steinen, die mit geeigneten<br />
Bin<strong>de</strong>mitteln versehen sind. Selten<br />
nimmt er synthetische Farben. Im<br />
ersten Arbeitsschritt reinigt Jürgen<br />
DIE SCHUTZHEILIGEN<br />
SIND IHM HEILIG<br />
Seine Arbeiten sind häufig mit <strong>de</strong>n<br />
Schutzheiligen verbun<strong>de</strong>n. „Es macht<br />
mir eine große Freu<strong>de</strong>, diese Zeitzeugnisse<br />
für die Zukunft sichern zu<br />
können. Damit haben auch folgen<strong>de</strong><br />
Generationen was vom kirchlichen<br />
Erbe“, versichert Jürgen Hollweck.<br />
Denn darin lässt sich ent<strong>de</strong>cken, was<br />
die Menschen in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
44<br />
45
... wir bitten Dich, erhöre uns!<br />
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten prägte. So lassen sich<br />
in <strong>de</strong>n katholischen Kirchen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong>es drei Heilige beson<strong>de</strong>rs<br />
oft fin<strong>de</strong>n. Der Heilige Florian von<br />
Lorch, <strong>de</strong>r Heilige Sebastian und <strong>de</strong>r<br />
Heilige Leonhard von Limoges. Florian,<br />
einst römischer Soldat, soll <strong>de</strong>m<br />
katholischen Glauben nach Mensch<br />
und Gebäu<strong>de</strong> vor Feuer schützen. Er<br />
ist seit jeher Schutzpatron <strong>de</strong>r Feuerwehren.<br />
Vor ihrer Gründung war<br />
die Feuersgefahr eine noch größere<br />
Bedrohung. Denkt man bloß an die<br />
verheeren<strong>de</strong>n Stadtbrän<strong>de</strong> in Vilshofen<br />
an <strong>de</strong>r Donau (1794 und 1813).<br />
Hier brannte nahezu die gesamt Altstadt<br />
inklusive Pfarr- und Stiftskirche<br />
nie<strong>de</strong>r. Ganze Existenzen wur<strong>de</strong>n<br />
ausgelöscht. „Versicherungen gab es<br />
keine. So sahen die Menschen in <strong>de</strong>r<br />
Verehrung <strong>de</strong>s Heiligen Florian eine<br />
gewisse, i<strong>de</strong>elle Versicherung“, berichtet<br />
<strong>de</strong>r Kirchenmaler.<br />
DEN HEILIGEN ZU EHREN<br />
Auch <strong>de</strong>r Heilige Sebastian bewegte<br />
<strong>Land</strong> und Leute. Er sollte Schutz vor<br />
Krankheiten gebieten. Als die Pest<br />
im Mittelalter wütete, wur<strong>de</strong> er zum<br />
Fürsprecher <strong>de</strong>r Gläubigen. An <strong>de</strong>r<br />
Ausstattung <strong>de</strong>r Kirchen mit Figuren<br />
<strong>de</strong>s Heiligen Leonhard lässt sich<br />
die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Viehzucht in <strong>de</strong>r<br />
Geschichte <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>es ablesen.<br />
Brauchte man doch im Bayerischen<br />
Wald starke und gesun<strong>de</strong> Ochsen<br />
zum Transport <strong>de</strong>s Granits o<strong>de</strong>r<br />
im Rottal die Pfer<strong>de</strong> zur Feldarbeit.<br />
Kühe, Schweine und Hühner sorgten<br />
für ausreichend Nahrung. Damit das<br />
Vieh unter Schutz stand, betete man<br />
zum Heiligen Leonhard. Ihm zu Ehren<br />
wird in Aigen am Inn alljährlich<br />
<strong>de</strong>r Leonhardiritt abgehalten. Während<br />
dieser Prozession segnet <strong>de</strong>r<br />
Priester Ross und Reiter. Auch Pfer<strong>de</strong>wallfahrten<br />
zu Ehren <strong>de</strong>s Heiligen<br />
Georgs von Kappadokien fin<strong>de</strong>n alljährlich<br />
im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> statt. Rund<br />
um seinen Ge<strong>de</strong>nktag, <strong>de</strong>m 23. April,<br />
ziehen seit Jahrhun<strong>de</strong>rten festlich<br />
geschmückte Pfer<strong>de</strong> und Wägen zu<br />
Gottesdiensten. Diese Tradition wird<br />
auch im Markt Ai<strong>de</strong>nbach gelebt.<br />
Unter <strong>de</strong>m Motto „Lasst uns wie in<br />
alten Zeiten St. Georg zur Ehr´nach<br />
Ai<strong>de</strong>nbach reiten“, ziehen alljährlich<br />
rund einhun<strong>de</strong>rt Rösser und Reiter<br />
mit Gefolge vom Volksfestplatz aus<br />
über <strong>de</strong>n historischen Marktplatz, um<br />
sich vor <strong>de</strong>r Pfarrkirche <strong>de</strong>n christlichen<br />
Segen abzuholen.<br />
WIR BITTEN DICH,<br />
ERHÖRE UNS<br />
Die Heiligen wur<strong>de</strong>n also oft als<br />
Fürsprecher <strong>de</strong>r Katholiken herangezogen.<br />
Zum Schutz vor jeglichen<br />
Gefahren ließen die Menschen Ikonen<br />
anfertigen, die als Andachtsbild<br />
dienten. Schließlich konnten bis zur<br />
Einführung <strong>de</strong>r Schulpflicht im Jahr<br />
1802 nur wenige lesen o<strong>de</strong>r schreiben.<br />
„Die Vorstellung durch Bil<strong>de</strong>r<br />
und Ikonen war einfacher“, bekräftigt<br />
<strong>de</strong>r 39-Jährige. Ein weiteres<br />
Zeugnis dafür sind Votivtafeln o<strong>de</strong>r<br />
Votivgaben. In <strong>de</strong>r Wallfahrtskirche<br />
St. Maria in Sammarei zeugen 1.300<br />
solcher Votivtafeln von Leid und Not<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung, aber auch <strong>de</strong>m Vertrauen<br />
zur Heiligen Mutter Gottes.<br />
Ähnlich wie die Portiunculakirche<br />
in Assisi, beherbergt die nie<strong>de</strong>rbayerische<br />
Wallfahrtskirche eine kleine<br />
Kapelle aus <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Im<br />
Inneren und Äußeren <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nkapelle<br />
erzählen Votivtafeln Geschichten<br />
aus vergangener Zeit. Sie wur<strong>de</strong>n<br />
Die Bauernschlacht<br />
1706 hautnah erleben<br />
Dieses historische Geschehen nicht<br />
in Vergessenheit geraten lassen,<br />
das ist das Ziel <strong>de</strong>s Kultur- und Festspielvereins<br />
Ai<strong>de</strong>nbach. Hermann<br />
Kaiser, <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>, schlüpft für<br />
interessierte Besuchergruppen in die<br />
Rolle <strong>de</strong>s Freiherrn von Gemmel, eine<br />
Figur aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, zur<br />
Zeit <strong>de</strong>r Volksaufstän<strong>de</strong> in Bayern. Ein<br />
Filmausschnitt aus <strong>de</strong>m Freilichtspiel<br />
„Lieber bairisch sterben…“ stimmt die<br />
Interessierten in die Problematik <strong>de</strong>r<br />
schicksalsreichen Tage ein. Wie eine<br />
Zeitreise kommt es einem vor, wenn<br />
man <strong>de</strong>m Freiherrn bei einer Wan<strong>de</strong>rung<br />
über die sanften Hügel zu<br />
<strong>de</strong>n Denkmälern auf <strong>de</strong>m Handlberg,<br />
Reschndobl o<strong>de</strong>r Kleeberg folgt. Mal<br />
erschreckend, mal nüchtern sachlich<br />
erzählt er aus <strong>de</strong>n Tagen um <strong>de</strong>n 8.<br />
Januar 1706, an <strong>de</strong>m die Bauernschlacht<br />
mit 4.000 To<strong>de</strong>sopfern hier<br />
stattgefun<strong>de</strong>n hat. Kein Buch und<br />
kein Vi<strong>de</strong>o lässt einen so real erschau<strong>de</strong>rn,<br />
wie wenn man am Originalschauplatz<br />
steht und imaginär die<br />
Hermann Kaiser alias Freiherr<br />
von Gemmel am Handlberg über<br />
Ai<strong>de</strong>nbach<br />
Truppen hinter <strong>de</strong>m nächsten Hügel<br />
heran marschieren sieht.<br />
Das i-Tüpfelchen ist das Freilichtspiel,<br />
das im zwei-Jahres-Turnus im Juli in<br />
Ai<strong>de</strong>nbach stattfin<strong>de</strong>t. Hier wer<strong>de</strong>n<br />
hervorragend inszeniert die Hinter-<br />
und Beweggrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bauernschlacht<br />
von 1706 durch Laienschauspieler<br />
dargestellt. Das imposante<br />
Finale ist das grausame Gemetzel,<br />
das <strong>de</strong>m Zuschauer eine Gänsehaut<br />
beschert. Mit Sicherheit verlässt man<br />
nach<strong>de</strong>nklich das Freilichtspielgelän<strong>de</strong>,<br />
<strong>de</strong>nn auch heutzutage gilt, dass<br />
Unterdrückung und Gewalt in die Katastrophe<br />
führen wird und die Wahrung<br />
<strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns unser höchstes Gut<br />
sein muss.<br />
Historisches<br />
Freilichtspiel<br />
Beginn<br />
20:45 Uhr<br />
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19:00 Uhr<br />
Bauernmarkt<br />
Termine<br />
Premiere Sa. 8.7.<strong>2017</strong><br />
Fr. 14.7.<strong>2017</strong> Sa. 15.7.<strong>2017</strong><br />
Fr. 21.7.<strong>2017</strong> Sa. 22.7.<strong>2017</strong><br />
DIE AIDENBACHER<br />
BAUERNSCHLACHT<br />
Auf unserer Freilichtbühne<br />
wird <strong>de</strong>r grausam<br />
nie<strong>de</strong>rgeschlagene<br />
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als symbolisches Opfer dargebracht<br />
und mit Szenen einer Notsituation<br />
bemalt. Nicht selten ließen die Menschen<br />
darauf einen Fuß vergol<strong>de</strong>n,<br />
nach<strong>de</strong>m sie einen Beinbruch gut<br />
überstan<strong>de</strong>n hatten. Auch wenn Tiere<br />
erkrankten suchte man Hilfe in<br />
<strong>de</strong>r Fürbitte. So lassen sich vergol<strong>de</strong>te<br />
Kälber o<strong>de</strong>r Kühe fin<strong>de</strong>n. Denn<br />
sie stellten Nahrung und Existenz<br />
einer Bauernfamilie dar.<br />
SEHR BAROCK<br />
Meist sind es barocke und neugotische<br />
Gotteshäuser, die man im <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong> fin<strong>de</strong>t. „Lei<strong>de</strong>r entfernte<br />
man in <strong>de</strong>n letzten 50 bis 60 Jahren<br />
vieles aus <strong>de</strong>n alten, historischen<br />
Kirchen, o<strong>de</strong>r arbeitete die vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Ausstattungen um. Man<br />
wollte um je<strong>de</strong>n Preis mo<strong>de</strong>rn
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
Kirche Sammarei und Kloster Asbach<br />
In einer Zeit, zwischen<br />
Barock und Rokoko lebte<br />
Johann Baptist Modler, geboren<br />
am 30. April 1697. Der<br />
Bildhauer und Stuckateur verlieh<br />
vielen Häusern, Kirchen<br />
und Klöstern im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />
und <strong>de</strong>m benachbarten, österreichischen<br />
Obernberg ihren<br />
prunkvollen Charakter. Dorthin<br />
verschlug es <strong>de</strong>n gelernten<br />
Tuchmacher Johann Baptist<br />
Modler als Wan<strong>de</strong>rgesellen.<br />
1729 heiratete <strong>de</strong>r gebürtige<br />
Oberpfälzer Maria Theresia<br />
Groll. Sie war die Tochter <strong>de</strong>s<br />
Tuchmachers Josef Groll, in<br />
<strong>de</strong>ssen Diensten <strong>de</strong>r 32-Jährige<br />
stand. Schon bald verdingte<br />
er sich mit Bildhauer- und<br />
Stuckateurarbeiten. Über seine<br />
Ausbildung ist wenig bekannt.<br />
sein“, erklärt Jürgen Hollweck. Heute wird<br />
wie<strong>de</strong>r viel mehr bewahrt. Nicht selten<br />
führen Jürgen und seine Kollegen, vom<br />
Restaurierungsunternehmen Kallinger in<br />
Vilshofen, Kirchen und ihr Inventar auf<br />
Originalzustand zurück.<br />
Mit <strong>de</strong>r Asambasilika in Al<strong>de</strong>rsbach, <strong>de</strong>m<br />
Stephansdom in Passau, <strong>de</strong>r Wallfahrtskirche<br />
in Sammarei, <strong>de</strong>m Dom <strong>de</strong>s Rottals<br />
in Fürstenzell, <strong>de</strong>r Klosterkirche in Asbach<br />
und vielen weiteren Kirchen und Kapellen<br />
hat das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> wun<strong>de</strong>rbare religiöse<br />
Zeitzeugnisse <strong>de</strong>r vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rte,<br />
die zum Gebet einla<strong>de</strong>n. Nicht<br />
wenige sind geprägt durch die Arbeiten<br />
<strong>de</strong>s bekannten Stuckateurs Johann Baptist<br />
Modler (1697-1774) – einer Koryphäe auf<br />
<strong>de</strong>m Gebiet. Sie liegen an Pilgerwegen und<br />
ohannBaptistModler<br />
Ein alter Meister <strong>de</strong>s Stucks<br />
bieten auch heute noch eine Einkehrmöglichkeit zur Andacht o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ent<strong>de</strong>cken unseres Brauchtums, das eine tiefe<br />
Verwurzlung mit <strong>de</strong>m christlichen Glauben mit sich bringt.<br />
Dom <strong>de</strong>s Rottals Fürstenzell<br />
Einige Historiker vermuten, er hätte<br />
sie bei Franz Josef Holzinger aus<br />
Schörfling am Attersee absolviert.<br />
Der Umgang mit Farben, Ornamenten<br />
und verschie<strong>de</strong>nen Materialien<br />
war kein Neuland für ihn. Nun<br />
formte er sie plastisch aus Mörtel<br />
und gestaltete damit Fassa<strong>de</strong>n mit<br />
Gesimsen o<strong>de</strong>r Wän<strong>de</strong> und Decken<br />
von Kirchen, Klöstern und prunkvollen<br />
Bauten.<br />
MEISTERHAFTE PLASTIKEN<br />
Zu <strong>de</strong>n ersten seiner wichtigen<br />
Arbeiten zählen die Fensterstuckierungen<br />
<strong>de</strong>r Klostergebäu<strong>de</strong> und die<br />
kunstvollen Arbeiten im Grafensaal<br />
<strong>de</strong>s Klosters Asbach. Während dieser<br />
Jahre zog es Modler auch privat ans<br />
linke Ufer <strong>de</strong>s Inns. Gemeinsam mit<br />
Ehefrau Maria Theresia kaufte er ein<br />
Haus in Kößlarn. Es wur<strong>de</strong> das Prächtigste<br />
am Marktplatz. Reich verzierte<br />
er es mit Stuckierungen, die das<br />
Paradies mit Flüssen, Bäumen, Tieren<br />
und <strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>nfall meisterhaft<br />
darstellten. Überlieferungen zu<br />
Folge sollen Besucher wie Einheimische<br />
fasziniert innegehalten haben,<br />
um das Kunstwerk genauer zu betrachten.<br />
Doch Johann Baptist Modler<br />
war auch eine Koryphäe auf <strong>de</strong>m<br />
Gebiet <strong>de</strong>r Kunstmarmorarbeiten.<br />
Gemeinsam mit Georg Funk verzierte<br />
er in <strong>de</strong>n Jahren 1741 bis 1746<br />
die Klosterkirche von Fürstenzell,<br />
<strong>de</strong>n „Dom <strong>de</strong>s Rottals“. Zu seinen<br />
Werken zählt auch die Kanzel dieses<br />
Gotteshauses. In die gleiche Zeitspanne<br />
fällt die Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>s<br />
Deckenstucks <strong>de</strong>r Schlosskapelle von<br />
Schloss Kleeberg bei Ruhstorf.<br />
DIE MODLERS –<br />
EINE STARKE DYNASTIE<br />
Drei seiner elf Kin<strong>de</strong>r traten in die<br />
Fußstapfen <strong>de</strong>s Johann Baptist<br />
Modler. Sie unterstützten ihn wohl<br />
bereits von klein auf bei <strong>de</strong>n Stuckierungen.<br />
So arbeiteten die Söhne<br />
Kaspar (1730 bis 1758), Melchior<br />
(1732 bis 1768) und Joseph Narziss<br />
(1739 bis 1810) in <strong>de</strong>r hauseigenen<br />
Werkstatt mit. Gemeinsam mit ihrem<br />
Vater waren sie mit <strong>de</strong>r Ausstattung<br />
<strong>de</strong>r Dominikanerinnenkirche Heilig<br />
Kreuz in Regensburg beschäftigt.<br />
Auch die Fassa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Wörndlehauses,<br />
<strong>de</strong>r Apotheke und <strong>de</strong>s Schiffmeisterhauses<br />
in Obernberg am Inn<br />
prägte Johann Baptist Modler. Der<br />
Markt am linken Innufer gehörte<br />
bis 1779 zum Königreich Bayern.<br />
Gegen Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
stuckierte <strong>de</strong>r Bildhauer an Hochaltar,<br />
Seitenaltären und <strong>de</strong>r Kanzel<br />
<strong>de</strong>r Siebeschläferkirche Rotthof, bei<br />
Ruhstorf. Daneben schufen er und<br />
seine Söhne die prächtigen Verzierungen<br />
<strong>de</strong>r Modlersäle in Al<strong>de</strong>rsbach.<br />
In <strong>de</strong>n ehemaligen Räumen<br />
<strong>de</strong>s Abtes wer<strong>de</strong>n heute Seminare,<br />
Schulungen und private Veranstaltungen<br />
abgehalten. Höhepunkt<br />
seines Schaffens war die Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s Treppenhauses <strong>de</strong>r Neuen<br />
Resi<strong>de</strong>nz Passau (1768). Die prunkvollen<br />
Aufgänge <strong>de</strong>r Bischöflichen<br />
Resi<strong>de</strong>nz wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />
bei Stadtführungen zugänglich gemacht.<br />
1770 übernahm Sohn Joseph<br />
Narziss die Werkstatt seines Vaters<br />
(+ 1774). Zu seinen Meisterwerken<br />
zählt die Ausstattung <strong>de</strong>r alten Kirche<br />
in Sulzbach und <strong>de</strong>r Pfarrkirche<br />
Maria Himmelfahrt Ruhstorf im Stil<br />
<strong>de</strong>s Rokoko. Doch das waren längst<br />
nicht alle Bauwerke <strong>de</strong>r Modlers.<br />
Machen Sie sich ein Bild von <strong>de</strong>n<br />
prunkvollen Werken <strong>de</strong>r außergewöhnlichen<br />
Stuckateursfamilie<br />
und wan<strong>de</strong>rn Sie auf <strong>de</strong>n Spuren<br />
<strong>de</strong>r Modlers. Für <strong>2017</strong> wer<strong>de</strong>n im<br />
<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> Rundreisen zu <strong>de</strong>n<br />
einzelnen Meisterwerken <strong>de</strong>r außergewöhnlichen<br />
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48 49
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
JÜRGEN HOLLWECK<br />
Kirchenmaler aus<br />
Berufung<br />
QUELLE DER KRAFT<br />
THERME 1 MIT SAUNAHOF IN BAD FÜSSING<br />
Jürgen Hollweck ist in Unteriglbach<br />
bei Ortenburg aufgewachsen.<br />
Sehr früh ent<strong>de</strong>ckte<br />
er seine Liebe zu alten, historischen<br />
Zeitzeugnissen. Er sammelte Truhen,<br />
Heiligenfiguren, Kreuze und vieles<br />
mehr. Schon während <strong>de</strong>s Abiturs<br />
an <strong>de</strong>r Fachoberschule Straubing<br />
reastaurierte er am Anwesen seiner<br />
Eltern Schätze aus vergangenen Zeiten.<br />
„Irgendwann waren es so viele,<br />
dass ich sie bei meinem Onkel am<br />
Bauernhof unterstellen musste“,<br />
lacht Jürgen. Nach <strong>de</strong>r Ausbildung<br />
zum Kirchenmaler arbeitete er noch<br />
drei Jahre in Regensburg, ehe er in<br />
seine Heimat im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> zurückkehrte.<br />
Kurze Zeit später kaufte<br />
er das Schnei<strong>de</strong>ranwesen in Thannet<br />
bei Alkofen – ein wahrhaftiges<br />
Kleinod.<br />
ZWISCHEN HORTENSIEN<br />
UND DENKMÄLERN<br />
Hier hat er sich einen idyllischen<br />
Rückzugsort geschaffen. Es scheint,<br />
als wür<strong>de</strong> die Zeit still stehen. Das<br />
weitläufige Grundstück ziert ein<br />
prächtiger Garten mit blühen<strong>de</strong>n<br />
Hortensien, schattenspen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Bäumen, Gräsern, allerhand<br />
Denkmälern und einem großen Gartenteich.<br />
Umringt von Hühnern grasen<br />
Schafe in <strong>de</strong>r saftigen Wiese,<br />
die am Garten anschließt. Enten und<br />
Gänse schwimmen im angrenzen<strong>de</strong>n<br />
Weiher. Hier ist die Welt noch in<br />
Ordnung.<br />
„KLISCHEE UND IDYLLE<br />
BRAUCHT DER MENSCH“<br />
Er lebt seit sechs Jahren in <strong>de</strong>m originalgetreu<br />
restaurierten Bauernhaus<br />
mit grünen Fensterlä<strong>de</strong>n und<br />
großen Balkonen. „Mein Leben hier<br />
ist schon fast klischeehaft – in einer<br />
Welt, die immer mehr aus <strong>de</strong>n<br />
Fugen gerät“, wird Jürgen Hollweck<br />
nach<strong>de</strong>nklich. Aber gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />
fühlt man sich gleich so wohl hier.<br />
„Ich glaube <strong>de</strong>r Mensch braucht<br />
Halt und Rückzug in eine ruhige,<br />
eigene Welt – ich habe meinen Garten<br />
und die Tiere zum Ausgleich. Klischee<br />
und Idylle braucht <strong>de</strong>r Mensch einfach“,<br />
so <strong>de</strong>r 39-Jährige. Jürgen ist<br />
oft in Tracht anzutreffen. Das passt<br />
zu ihm und seinem Leben, durch das<br />
sich Tradition und Brauchtum ziehen.<br />
„So mo<strong>de</strong>rn wie wir alle sein wollen<br />
– so sehr brauchen wir Tradition<br />
und Brauchtum als Zuflucht. Denn<br />
es gibt kaum Bleiben<strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>r<br />
Welt, alles ist unruhig und flüchtig“,<br />
sagt <strong>de</strong>r Künstler. Kirchen, Heiligenfiguren<br />
und das Brauchtum sind was<br />
Bleiben<strong>de</strong>s, gera<strong>de</strong> das fasziniert <strong>de</strong>n<br />
Kirchenmaler beson<strong>de</strong>rs. Ganz nach<br />
seinem Motto: „Lasst uns am Alten<br />
so es gut ist halten. Doch auf altem<br />
Grund Neues schaffen zu je<strong>de</strong>r Stund<br />
(Gottfried Keller 1819 – 1890).<br />
<strong>DA</strong>S SCHNEIDER-<br />
ANWESEN<br />
In Bayern wur<strong>de</strong>n früher Hausund<br />
Hofnamen vergeben. Nicht<br />
selten lassen sich aus <strong>de</strong>n heutigen<br />
Nachnamen Ableitungen<br />
treffen. Die Bezeichnung <strong>de</strong>s<br />
Thanneter Anwesens geht auf<br />
einen <strong>de</strong>r Vorbesitzer zurück, <strong>de</strong>nn<br />
hier war im vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
eine Schnei<strong>de</strong>rei untergebracht.<br />
Manchmal lassen sich auch Rückschlüsse<br />
über die Größe <strong>de</strong>s Besitzes<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ortsnamen ziehen.<br />
Erleben Sie Urlaub vom Alltag in <strong>de</strong>r facettenreichen Ba<strong>de</strong>- und Saunalandschaft.<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Therme 1 So – Di 07.30 – 19.00 Uhr<br />
Mi – Sa 07.30 – 21.00 Uhr<br />
Saunahof täglich 10.00 – 22.00 Uhr<br />
INFORMATIONEN<br />
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Tel.: +49 (0) 85 31 - 94 46-0<br />
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Therme 1 | Kurallee 1 | 94072 Bad Füssing51
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
MIT GESCHICK<br />
BESTICKT<br />
Feine Paramenten und<br />
Fahnen aus <strong>de</strong>m Kloster<br />
Thyrnau<br />
Für liturgische Anlässe<br />
tragen katholische Priester<br />
oft aufwändig bestickte<br />
Messgewän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />
Kaseln mit prächtigen Stolen.<br />
Doch die kirchlichen<br />
Textilien, auch Paramenten<br />
genannt, sind in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren immer<br />
schwieriger zu bekommen.<br />
Im Kloster Thyrnau wer<strong>de</strong>n<br />
sie noch hergestellt,<br />
hier ist eine <strong>de</strong>r letzten<br />
Fahnen- und Paramentenstickereien<br />
in Bayern<br />
untergebracht.<br />
Bereits seit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s<br />
Klosters, im Jahr 1902 fertigen<br />
die Schwestern kirchliche<br />
Gewän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Vereinsfahnen<br />
und besticken sie per Hand. Die<br />
Stickerei ist fest verwurzelt mit<br />
<strong>de</strong>n Zisterzienserinnen. Ihre Paramentenwerkstätte<br />
hat eine lange<br />
Tradition. Schon im Mittelalter<br />
haben die Schwestern im Schweizer<br />
Heimatkloster Rathausen gestickt.<br />
Grün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>s Thyrnauer Klosters,<br />
Juliana Füglister, eine begna<strong>de</strong>te<br />
Stickerin, hat die Fahnen- und<br />
Paramentenstickerei in Thyrnau wie<strong>de</strong>r<br />
aufgenommen. Seither entstehen<br />
wahre Kunstwerke mit Fa<strong>de</strong>nmalereien<br />
und Heiligenbil<strong>de</strong>rn auf edlen<br />
Sei<strong>de</strong>nstoffen. Sie fertigen heute alle<br />
kirchlichen Textilien, die ein Priester<br />
braucht. Darunter Kaseln, Chormäntel,<br />
Segensvelen, Alben, Priesterstolen,<br />
Schultertücher, aber auch<br />
Ministrantengewän<strong>de</strong>r und Wandbehänge.<br />
Während in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren konkurrieren<strong>de</strong> Stickereien<br />
auf Grund <strong>de</strong>r Technisierung dicht<br />
machen mussten, konnte sich die<br />
Abtei durch ihren ausgezeichneten<br />
Ruf in <strong>de</strong>r Branche halten. Beson<strong>de</strong>rs<br />
bekannt sind die Zisterzienserinnen<br />
für ihre Na<strong>de</strong>lmalerei. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />
mit Na<strong>de</strong>l und Fa<strong>de</strong>n Schattierungen<br />
gestickt, die wie gezeichnet aussehen.<br />
Sogar Papst Benedikt <strong>de</strong>r XVI.<br />
trug bei seinem Deutschlandbesuch<br />
2006 Gewän<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Stickerinnen.<br />
<strong>DA</strong> LEGT AUCH<br />
DIE ÄBTISSIN HAND AN<br />
Wie fast alle Klöster, plagen auch die<br />
Thyrnauer Schwestern Nachwuchssorgen.<br />
„Bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges<br />
haben hier nur Schwestern<br />
gestickt. Doch die wur<strong>de</strong>n immer<br />
weniger“, erklärt Äbtissin Schwester<br />
Mechthild. Daraufhin stellte man<br />
junge Frauen aus <strong>de</strong>r Umgebung<br />
ein. Sie erhielten eine Ausbildung in<br />
<strong>de</strong>r Stickerei o<strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>rei. Derzeit<br />
sind vier Stickerinnen mit <strong>de</strong>r<br />
Herstellung von Fahnen- und Paramenten<br />
beschäftigt. Wenn Not am<br />
Mann ist, dann springt die Äbtissin,<br />
eine ausgebil<strong>de</strong>te Stickermeisterin,<br />
ein. Sie fungiert als Chefin und<br />
hat das Handwerk hier in Thyrnau<br />
gelernt. Vorher war sie Son<strong>de</strong>rschullehrerin.<br />
Nach ihrer Promotion ging<br />
Schwester Mechthild ins Zisterzienserinnenkloster<br />
Thyrnau. Zu ihr<br />
kommen Priester, Bischöfe und Diakone<br />
aus ganz Deutschland und <strong>de</strong>m<br />
nahegelegenen Österreich, um neue<br />
Klei<strong>de</strong>r in Auftrag zu geben.<br />
JEDER BEKOMMT,<br />
WAS ER BESTELLT<br />
Meist bekommen die Priester ihr<br />
Gewand von <strong>de</strong>r Diözese gestellt.<br />
Stoffe und Muster können sie frei<br />
wählen. Nur selten wird auf vorrätige<br />
Gewän<strong>de</strong>r zurückgegriffen. Die<br />
Wartezeit auf eine neue Ausstattung<br />
kann bis zu einem Jahr dauern. Vor<br />
allem wenn große Aufträge reinkommen.<br />
So hat die Diözese Regensburg<br />
im letzten Jahr massenweise Messgewän<strong>de</strong>r<br />
gebracht. „Wir haben sie<br />
gereinigt, überholt und repariert,<br />
das dauert dann natürlich eine<br />
Weile“, berichtet Schwester Mechthild.<br />
Manche Pfarrer kaufen sich<br />
ihre Gewän<strong>de</strong>r selber – beson<strong>de</strong>rs<br />
wenn sie Maßanfertigungen brauchen.<br />
Dennoch sind die meisten<br />
Pfarreien mit <strong>de</strong>n gängigsten<br />
Messgewän<strong>de</strong>rn ausgestattet. Dazu<br />
zählen Kaseln und Stolen in <strong>de</strong>n<br />
liturgischen Farben Weiß, Rot, Grün,<br />
Violett und Schwarz. „Schwarz ist<br />
immer mehr im Kommen, . Mit <strong>de</strong>n<br />
Stickereien wirkt es sehr e<strong>de</strong>l“, erzählt<br />
die Leiterin <strong>de</strong>r Stickerei. Dieses Jahr<br />
versorgten die Thyrnauerinnen einige<br />
Primizianten aus Würzburg, München,<br />
Regensburg und Südtirol. Je<strong>de</strong>r<br />
Pfarrer bekommt, was er bestellt.<br />
Früher konnte man <strong>de</strong>n Reichtum<br />
<strong>de</strong>s Fürstbistums o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pfarrei an<br />
<strong>de</strong>n Stickereien <strong>de</strong>r Messgewän<strong>de</strong>r<br />
erkennen. Je prunkvoller sie waren,<br />
<strong>de</strong>sto reicher <strong>de</strong>r Klerus.<br />
<strong>DA</strong>S MESSGEWAND<br />
Kaseln o<strong>de</strong>r Messgewän<strong>de</strong>r sind<br />
die liturgischen Bekleidungsstücke<br />
von katholischen Priestern.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Heiligen<br />
Messe als Obergewand getragen.<br />
Doch Priester und Diakone wählen<br />
ihre Messgewän<strong>de</strong>r nicht<br />
beliebig – schon seit <strong>de</strong>m Mittelalter<br />
hat je<strong>de</strong> Farbe ihre eigene<br />
Be<strong>de</strong>utung und wird je nach<br />
Kirchenfest o<strong>de</strong>r Anlass ausgewählt.<br />
Die weißen Festgewän<strong>de</strong>r<br />
zeugen von Freu<strong>de</strong>. Sie wer<strong>de</strong>n<br />
von Ostern bis Pfingsten, an<br />
Weihnachten und an Marieno<strong>de</strong>r<br />
Christusfesten getragen.<br />
Grün gilt auch im Kirchlichen<br />
als Farbe <strong>de</strong>r Hoffnung, <strong>de</strong>shalb<br />
ziehen sich die Priester an<br />
allen Sonntagen <strong>de</strong>s Jahreskreises<br />
grüne Kaseln über. Rote<br />
Messgewän<strong>de</strong>r hingegen nehmen<br />
die Geistlichen an Apostel-<br />
und Märtyrerfesten o<strong>de</strong>r<br />
zu Pfingsten. In <strong>de</strong>r Adventsund<br />
Fastenzeit wer<strong>de</strong>n violette<br />
Gewän<strong>de</strong>r getragen. Sie gelten<br />
als Zeichen <strong>de</strong>r Buße und<br />
können auch bei Beerdigungen<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Doch hier<br />
greifen die Priester auch gerne<br />
auf schwarz zurück.<br />
52 53
GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />
ALLES NACH MASS<br />
UND IN HAN<strong>DA</strong>RBEIT<br />
Im Hinblick auf die Vergangenheit hat<br />
sich an <strong>de</strong>r Stickerei nicht viel verän<strong>de</strong>rt.<br />
„Handarbeit bleibt Handarbeit“,<br />
lächelt die Or<strong>de</strong>nsfrau. Es gibt keine<br />
direkten Vorgaben zum Sticken <strong>de</strong>r<br />
Muster. „Bei Reparaturen schaut man,<br />
was in die Zeit passt, in <strong>de</strong>r das liturgische<br />
Gewand hergestellt wur<strong>de</strong>“, verrät<br />
Schwester Mechthild. Bei Neuanfertigungen<br />
geben die Auftraggeber,<br />
meist Priester o<strong>de</strong>r Vereine, grob vor,<br />
welche Ikonen und Muster ihre neuen<br />
Paramente o<strong>de</strong>r Fahnen zieren<br />
sollen. „Im Gegensatz zu früher wird<br />
nicht mehr so viel vorgegeben. Man<br />
kann sich als Stickerin austoben<br />
und die eigene Kreativität einsetzen“,<br />
wirft Daniela Hinterreiter ein.<br />
Sie ist eine <strong>de</strong>r Mitarbeiterinnen im<br />
Kloster und hat schon in <strong>de</strong>r Schule<br />
gerne gestickt. Deshalb brauchte<br />
sie auch keine Ausbildung. Schwester<br />
Mechthild hat die gebürtige<br />
Rumänin vor mehr als 17 Jahren<br />
angelernt. Ihr Spezialgebiet ist die<br />
Goldstickerei. Momentan fertigt sie<br />
die Verzierungen für eine lilafarbene<br />
Stola mit <strong>de</strong>m Heiligen Nikolaus<br />
von Flue an. Diese hat Pfarrer<br />
Ludwig zum Nachsticken in Auftrag<br />
gegeben. Weil er in <strong>de</strong>r <strong>Land</strong>jugend<br />
seiner Pfarrgemein<strong>de</strong> sehr aktiv ist,<br />
zieren seine Stolen Abbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Heiligen Nikolauses, <strong>de</strong>m Patron <strong>de</strong>r<br />
katholischen <strong>Land</strong>jugendbewegung.<br />
Je<strong>de</strong>r Pfarrer hat seine eigenen Heiligen<br />
o<strong>de</strong>r Schutzpatrone. „Kürzlich<br />
hatten wir einen Auftrag eines<br />
Malteser-Pfarrers. Er wollte natürlich<br />
passen<strong>de</strong> Malteserkreuze auf seiner<br />
Stola“, erzählt Daniela Hinterreiter.<br />
So ist je<strong>de</strong>r Auftrag an<strong>de</strong>rs und die<br />
Stickerinnen lassen ihrer Kreativität<br />
freien Lauf. Die Dauer <strong>de</strong>s Bestickens<br />
einer Stola ist unterschiedlich. Je<br />
nach<strong>de</strong>m, wie reich sie ausgestattet<br />
sein soll. „Mit Figuren kann es bis zu<br />
einer Woche dauern. Davon wer<strong>de</strong>n<br />
zwei bis drei Tage nur gestickt“, verrät<br />
Schwester Mechthild.<br />
„DESHALB RIECHT'S<br />
NACH ALKOHOL ...“<br />
Die Motive sind selber gezeichnet,<br />
mit Hilfe von Pauspulver und Spiritus<br />
wer<strong>de</strong>n die Umrisse auf <strong>de</strong>n Stoff<br />
gebracht und dann nachgestickt.<br />
„Deshalb riecht es hier immer so<br />
nach Alkohol“, lacht Schwester<br />
Mechthild. Gestickt wird nur auf<br />
Samt o<strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>. Darunter ist ein<br />
Baumwoll-Nessel eingespannt, <strong>de</strong>r<br />
für Halt im Stickrahmen sorgt. „Als<br />
Garn verwen<strong>de</strong>n wir Leinengarn und<br />
Japangold. Das sind spezielle Goldfä<strong>de</strong>n.<br />
Der Kern <strong>de</strong>s Garns ist aus<br />
Baumwolle, die Hülle ist mit Goldfolie<br />
überzogen. Es hat <strong>de</strong>n Vorteil,<br />
dass es sich leicht legen lässt und<br />
ist günstiger als Goldfa<strong>de</strong>n“, erklärt<br />
Daniela Hinterreiter. Wenn die Stola<br />
fertig ist, dann kann sie in <strong>de</strong>r<br />
Schnei<strong>de</strong>rei weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Neben Daniela Hinterreiter sitzt<br />
Ines Kramer an einem Stickrahmen.<br />
Sie arbeitet an einem farbigen Heiligenbild.<br />
So hat je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r vier Stickerinnen<br />
ihren Bereich. Ihrer ist die<br />
Leinstickerei. Dabei bringt sie hauptsächlich<br />
Schutzheilige auf Stoff.<br />
Wie viele das bereits waren, kann<br />
sie heute nicht mehr sagen. Genau<br />
wie Daniela gehört sie bereits seit 17<br />
Jahren fest zum Team. Je<strong>de</strong> Stickerin<br />
hat ihren eigenen Stil.<br />
Das älteste Stück, das<br />
die Damen bislang in<br />
ihren Hän<strong>de</strong>n hielten,<br />
ist ein Priestergewand<br />
aus <strong>de</strong>m frühen Barock.<br />
„Es war ein beeindrucken<strong>de</strong>r<br />
Stoff. Er hatte<br />
ein Muster eingewebt,<br />
das ganz abgewetzt<br />
war. Die Fetzen hingen<br />
regelrecht davon. Seine<br />
Reparatur be<strong>de</strong>utete<br />
viel Arbeit. Aber<br />
es war schön für uns, dieses historische<br />
Messgewand für die nächsten<br />
Generationen zu bewahren“, erzählt<br />
die 68-jährige Äbtissin.<br />
WEHRMACHTSABZEICHEN<br />
STATT KIRCHENGEWÄNDER<br />
Auch die Fahnen- und Paramentenstickerei<br />
hat schon viele Höhen<br />
und Tiefen durchlebt. Es lief nicht<br />
immer so gut für die Schwestern.<br />
In <strong>de</strong>n 1940er Jahren hatten sie<br />
„kriegswichtige Stickereien“ zu<br />
übernehmen. Die kirchliche Stickerei<br />
untersagten ihnen die Nazis. So<br />
wur<strong>de</strong>n die Schwestern aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />
Wehrmachtsabzeichen zu sticken<br />
und Socken zu stopfen. Erst<br />
nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg ging<br />
es wie<strong>de</strong>r bergauf. Dennoch verringerte<br />
sich die Auftragslage im letzten<br />
Drittel <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />
Nach und nach fielen Or<strong>de</strong>nsfrauen<br />
weg. Heute haben sich Personal und<br />
Auftrags-volumen eingepen<strong>de</strong>lt. Die<br />
Klosterstickerei kann wie<strong>de</strong>r gut wirtschaften.<br />
Sie bil<strong>de</strong>t noch immer <strong>de</strong>n<br />
Haupterwerb <strong>de</strong>s Klosters. Daneben<br />
setzen die Zisterzienserinnen auf<br />
Übernachtungs- und Tagungsgäste.<br />
Jakobs-pilgern bieten sie günstige<br />
Übernachtungsmöglichkeiten im ehemaligen<br />
Jagdschloss <strong>de</strong>s Fürstbischofs<br />
zu Passau. Und zu Weihnachten stellen<br />
die Schwestern <strong>de</strong>n berühmten Thyrnauer<br />
Lebkuchen her. Eine beson<strong>de</strong>re<br />
Spezialität im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>.<br />
KlosterThyrnau<br />
Das Kloster St. Josef zu Thyrnau wur<strong>de</strong> 1902 durch Äbtissin<br />
M. Juliana Füglister gegrün<strong>de</strong>t. Es entspringt einem Schweizer<br />
Konvent und war lange in Frankreich beheimatet. Nach<strong>de</strong>m die<br />
Or<strong>de</strong>nsleute aus ihrer französischen Heimat Vézelise vertrieben wur<strong>de</strong>n,<br />
kauften die Zisterzienserinnen das Thyrnauer Jagdschloss <strong>de</strong>s<br />
ehemaligen Fürstbischofs von Passau. Es hatte schon zu Beginn <strong>de</strong>s<br />
20. Jahrhun<strong>de</strong>rts eine lange Geschichte hinter sich: „Man vermutet,<br />
dass Thyrnau im 11. Jahrhun<strong>de</strong>rt Zentrum und Ausgangspunkt für<br />
eine große Siedlungsbewegung im Vorwald war, die vom Rottaler<br />
A<strong>de</strong>lsgeschlecht <strong>de</strong>r Watzmannsdorfer ausging“, erklärt Schwester<br />
Mechthild, die heutige Äbtissin. So hieß Thyrnau damals noch<br />
Watzmannsdorf. Im Lauf <strong>de</strong>r Zeit gingen Burg und Hofmark durch<br />
Heirat an verschie<strong>de</strong>ne A<strong>de</strong>lsgeschlechter. 1692 kaufte es Fürstbischof<br />
Johann Phillip Graf von Lamberg. Bis zur Säkularisation<br />
1803 blieb Thyrnau im Besitz <strong>de</strong>s Hochstiftes Passau. Fürstbischof<br />
Raymond Graf von Rabatta ließ die alte Burg abreißen und ein stattliches<br />
Jagdschloss bauen. Seit <strong>de</strong>r Fertigstellung 1718 krönt sein<br />
Wappen <strong>de</strong>n Eingang zum heutigen Kloster. Nach <strong>de</strong>r Säkularisation<br />
ging es in <strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>s Freistaates Bayern über und wur<strong>de</strong> mehrmals<br />
verkauft, bis es die Zisterzienserinnen 1902 erwarben. Neben<br />
einer <strong>Land</strong>wirtschaft mit Tierhaltung betreiben die Schwestern seit<br />
<strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Klosters eine Fahnen- und Paramentenstickerei.<br />
Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten, Klosterla<strong>de</strong>n und<br />
<strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Abtei fin<strong>de</strong>n Sie unter www.klosterseite.org.<br />
Das<br />
Erlebnis<br />
<strong>de</strong>r<br />
Gegensätze<br />
Die PassauCard all-inclusive erschließt die schönsten<br />
Freizeitangebote und Sehenswürdigkeiten im<br />
<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>, in Oberösterreich und Südböhmen.<br />
Eine Karte weist <strong>de</strong>n Weg zum Gesamterlebnis.<br />
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Entschei<strong>de</strong>n Sie zwischen <strong>de</strong>n Kartenlaufzeiten<br />
24 Stun<strong>de</strong>n, 48 Stun<strong>de</strong>n, 3 Tage, 5 Tage, 7 Tage<br />
und 14 Tage und Sie erhalten beispielsweise<br />
freien Eintritt in die Thermen in Bad Füssing,<br />
Bad Griesbach i. Rottal und Bad Birnbach, in Freizeitparks<br />
wie <strong>de</strong>n Vogelpark Irgenöd o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Wildpark Ortenburg. Außer<strong>de</strong>m benutzen Sie während<br />
<strong>de</strong>r gesamten Kartenlaufzeit die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel im Stadt- und <strong>Land</strong>gebiet Passau<br />
kostenlos!<br />
Das <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> ist ein Erlebnis <strong>de</strong>r Gegen sätze.<br />
Mit Flüssen, Wäl<strong>de</strong>rn und Thermen, mit kontrastreichen<br />
<strong>Land</strong>schaften und sich abwechseln<strong>de</strong>n<br />
Baustilen. Neues und An<strong>de</strong>res ist oft eine Frage weniger<br />
Kilometer. Die Möglichkeiten, diese Vielfalt zu<br />
ent<strong>de</strong>cken, sind so facettenreich wie die Ein drücke<br />
selbst. Eine Radtour auf <strong>de</strong>m Donau- o<strong>de</strong>r Innradweg,<br />
eine Wan<strong>de</strong>rung auf <strong>de</strong>m Donausteig, eine<br />
Ru<strong>de</strong>rpartie auf <strong>de</strong>r Ilz, ein Besuch <strong>de</strong>r Thermen…<br />
Was es dabei noch alles zu ent<strong>de</strong>cken gibt und<br />
welche weiteren Vorteile Sie mit <strong>de</strong>r PassauCard<br />
all-inclusive genießen, darüber informiert <strong>de</strong>r<br />
begleiten<strong>de</strong> Erlebnisführer o<strong>de</strong>r unsere Homepage<br />
54 www.passaucard.<strong>de</strong>. Telefonische Infos 55 gibt es<br />
unter <strong>de</strong>r Service-Hotline 08531 / 94 49 49.
Vom Konditor bis hin zum Glasbläser.<br />
Die Tradition wird im Glasdorf noch<br />
kunstvoll betrieben.<br />
Das Haus „Vier Jahreszeiten“ mit <strong>de</strong>r Froschgalerie von Monika Weinfurtner verlängert<br />
Ihren Frühling, Ihren Sommer und stimmt Sie auf Advent und Weihnachten ein:<br />
Glas in allen Ausführungen, Textiles, Dekorationen für Heim und Garten,<br />
viel Wissenswertes und Leckereien aus <strong>de</strong>r hauseigenen Konditorei erwarten Sie dort.<br />
Bild rechts: Die Arche im Glasdorf<br />
Der Charme <strong>de</strong>r Jahreszeiten,<br />
die Harmonie von Glas,<br />
Natur und Mensch ist eine Kombination,<br />
die bei uns ganzjährig sowie<br />
je<strong>de</strong>n Tag auf’s Neue gelebt wird.<br />
„Jahreszeiten“ im Glasdorf erleben.<br />
Die Glasstraße schlängelt sich<br />
durch das liebliche Zellertal im<br />
Bayerischen Wald.<br />
Eine Augenwei<strong>de</strong> an dieser<br />
Strecke sind die von <strong>de</strong>r Straße<br />
zwischen Bad Kötzting und<br />
Bo<strong>de</strong>nmais gut einsehbaren,<br />
liebevoll angelegten Parkanlagen<br />
mit Brunnen, Wasserspielen und<br />
kunstvollen Glasskulpturen –<br />
Anlagen, die Weinfurtner<br />
<strong>DA</strong>S GLASDORF prägen.<br />
Den Glasmachern bei <strong>de</strong>r Arbeit<br />
zuzusehen ist ebenso entspannend<br />
und anregend wie durch<br />
die Glasdorf-Häuser mit ihren<br />
wun<strong>de</strong>rbar <strong>de</strong>korierten Arrangements<br />
zu schlen<strong>de</strong>rn, um sich<br />
Inspirationen für die eigene<br />
elegante, stylische und gemütliche<br />
Wohnwelt mit Haus und<br />
Garten zu holen.<br />
Dazu in <strong>de</strong>r gemütlichen<br />
„Hüttenschänke“ mit eigener<br />
regionaler Küche eine gute<br />
Brotzeit o<strong>de</strong>r an 365 Tagen im<br />
Bistro <strong>de</strong>s „Vier Jahreszeiten“<br />
selbstgemachten Kuchen probieren.<br />
Ein weiterer Genuss ist es, durch<br />
die vielfältig angelegten Gärten<br />
zu spazieren. Sich umsehen,<br />
genießen, ruhen — die Wurzeln<br />
<strong>de</strong>s Dorflebens erkennen und<br />
sehen. Kin<strong>de</strong>r können sich auf<br />
<strong>de</strong>n Spielplätzen in <strong>de</strong>n Parkanlagen<br />
so richtig austoben und<br />
im kleinen Streichelzoo Ziegen,<br />
Ponys, Esel, Hühner, Gänse und<br />
Enten besuchen.<br />
Das Anliegen <strong>de</strong>r Inhaber, <strong>de</strong>r<br />
Familie Weinfurtner, ist es,<br />
für alle Besucher eine Wohlfühlatmosphäre<br />
zu schaffen.<br />
Es entstehen immer wie<strong>de</strong>r<br />
neue I<strong>de</strong>en und Pläne.<br />
Beseelt von einem starken<br />
Gedanken hat man die ARCHE<br />
(<strong>de</strong>r ARCHE Noah nachempfun<strong>de</strong>n)<br />
<strong>de</strong>r Donaugartenschau<br />
ersteigert, und sie hat somit im<br />
Glasdorf angelegt.<br />
Nach religiösen Gesichts punkten<br />
ist sie das Symbol für das harmonische<br />
Leben <strong>de</strong>s Menschen,<br />
<strong>de</strong>s Tieres und <strong>de</strong>r Pflanzenwelt.<br />
Daher auch die Platzwahl im<br />
Freigelän<strong>de</strong> inmitten <strong>de</strong>s Tiergeheges<br />
und <strong>de</strong>r Natur.<br />
„Freundschaft leben“ heißt die<br />
Philosophie <strong>de</strong>r Familie<br />
Weinfurtner: „Glückliches Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />
zwischen Himmel und<br />
Er<strong>de</strong> mit all <strong>de</strong>n Gästen<br />
und Mitarbeitern, im Einklang<br />
mit <strong>de</strong>r Natur.“<br />
Weinfurtner <strong>DA</strong>S GLASDORF<br />
in Arnbruck – Ein familiär<br />
geführtes Kleinod mit<br />
beson<strong>de</strong>rer Atmosphäre freut<br />
sich auf Ihren Besuch.<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Montag bis Freitag 9 - 18 Uhr,<br />
Samstag 9 - 17 Uhr<br />
Von Mai bis November auch an<br />
Sonn- und Feiertagen 10 - 17 Uhr<br />
Weinfurtner <strong>DA</strong>S GLASDORF<br />
Zellertalstraße 13<br />
93471 Arnbruck<br />
Telefon 09945 / 94110<br />
info@weinfurtner.<strong>de</strong><br />
www.weinfurtner.<strong>de</strong><br />
56 57
RAUE NÄCHTE<br />
R AUE NÄCHTE<br />
& GRUSELIGE<br />
GESTALTEN<br />
Martin Speth gibt ihnen ihr schauriges Gesicht<br />
Die Kramperl – in <strong>de</strong>r Adventszeit<br />
trifft man sie<br />
auf vielen Christkindlmärkten<br />
o<strong>de</strong>r Kramperlläufen. Sie sind wil<strong>de</strong>,<br />
zottelige Begleiter <strong>de</strong>s Heiligen<br />
Nikolauses und fin<strong>de</strong>n ihren Ursprung<br />
im bayerisch-österreichischen Alpenraum.<br />
Dort sind sie noch heute beheimatet.<br />
Seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1990er Jahre<br />
trifft man immer mehr im <strong>Passauer</strong><br />
<strong>Land</strong>. Ihr Aussehen könnte kaum<br />
unterschiedlicher sein. Sie tragen<br />
Anzüge aus Schaf- o<strong>de</strong>r Ziegenfell<br />
und schaurige Holzmasken mit echten<br />
Hörnern. Die stammen von Ziegenböcken,<br />
Wid<strong>de</strong>rn, Afrikanischen<br />
Blessböcken, Antilopen o<strong>de</strong>r Steinböcken.<br />
Oft wer<strong>de</strong>n die Kramperl mit<br />
<strong>de</strong>n Perchten über einen Kamm geschoren.<br />
Doch Kramperl und Perchten<br />
sind nicht dasselbe: Perchten hat<br />
man zum Winteraustreiben eingesetzt.<br />
Kramperl hingegen bestrafen<br />
im Beisein <strong>de</strong>s Heiligen Nikolauses<br />
die unartigen Kin<strong>de</strong>r. „So war das<br />
vom Brauchtum her mal abgegrenzt.<br />
Aber es läuft mittlerweile sehr ineinan<strong>de</strong>r<br />
über“, bestätigt Maskenschnitzer<br />
Martin Speth in seiner<br />
Werkstatt in Ruhstorf. Er schnitzt<br />
schaurige Kramperlmasken, aber keine<br />
Perchten. Doch wo genau liegt<br />
<strong>de</strong>r Unterschied? „Perchten haben<br />
größere Masken, vorne zwei Wid<strong>de</strong>rhörner<br />
und dahinter vier Bockhörner,<br />
einen großen Mund und riesige<br />
Zähne. Kramperlmasken sind menschen-<br />
o<strong>de</strong>r tierähnlich. Bei ihnen<br />
wird das Teuflische herausgearbeitet“,<br />
erklärt Martin Speth.<br />
<strong>DA</strong> KOMMEN<br />
DIE KRAMPERL HER<br />
Der Brauch <strong>de</strong>s Kramperllaufes<br />
stammt aus Österreich. Richtig<br />
nach Deutschland ist er erst in<br />
<strong>de</strong>n letzten Jahren gekommen, doch<br />
die Kramperlgruppen wer<strong>de</strong>n immer<br />
mehr. In <strong>de</strong>r ganzen Umgebung gibt<br />
es welche – von Passau über Straubing<br />
und Regensburg bis nach Traunstein<br />
o<strong>de</strong>r sogar Italien, Kroatien und<br />
Slowenien. Tag für Tag stellt <strong>de</strong>r gelernte<br />
Zimmermann Kramperlmasken<br />
in seiner Werkstatt her. Zum Schnitzen<br />
benötigt Martin Speth das Holz<br />
<strong>de</strong>r Weymouth-Kiefer. „Die Baumart<br />
eignet sich beson<strong>de</strong>rs, weil sie nicht<br />
zu hart und nicht zu weich ist – eher<br />
ein Mittelholz“, verrät <strong>de</strong>r Maskenschnitzer<br />
mit <strong>de</strong>m Spitznamen „Spee<strong>de</strong>“.<br />
Vom Gewicht her ist die Maske<br />
dann leichter zu tragen, als eine aus<br />
Lin<strong>de</strong>. Eine beson<strong>de</strong>re Verbindung<br />
zum Rohstoff Holz hatte er schon zu<br />
Beginn seiner Berufslaufbahn. Dass<br />
er als Zimmermann einmal Masken<br />
schnitzen wür<strong>de</strong>, hätte er sich aber<br />
nie erträumen lassen. Wir dürfen ihn<br />
dabei begleiten.<br />
<strong>DA</strong> FLIEGEN DIE SPÄNE<br />
Während er einen Holzblock aufnimmt,<br />
verrät Martin Speth: „Damit<br />
sich das Holz besser verarbeiten<br />
lässt, muss es nass sein“. In seinem<br />
Garten in <strong>de</strong>r Blumenau, in Ruhstorf<br />
an <strong>de</strong>r Rott, wässert er die Blöcke regelmäßig.<br />
Nun wirft <strong>de</strong>r 39-Jährige<br />
seine elektrische Motorsäge an und<br />
teilt <strong>de</strong>n Block in vier Teile. Die Späne<br />
machen sich in <strong>de</strong>r Werkstatt breit.<br />
Es riecht nach frischem Holz. Martin<br />
Speth spannt <strong>de</strong>n Holzblock ein und<br />
befestigt ihn mit zwei Schrauben. Im<br />
Anschluss zeichnet er die Kopfbreite<br />
auf. Dann bestimmt er Höhe und<br />
Breite <strong>de</strong>r Ohren. Im nächsten Schritt<br />
wer<strong>de</strong>n die Augen eingezeichnet.<br />
„Wenn sie nicht passen, dann sieht<br />
<strong>de</strong>r Kramperl nichts. Sie sind das A<br />
und O einer Maske“, erklärt er. Während<strong>de</strong>ssen<br />
macht er vier weitere<br />
Striche und Kreuze. Nun setzt Martin<br />
Speth die Motorsäge erneut an. Er<br />
sägt zwei Dreiecke heraus. Sie sollen<br />
später mal die Ohren <strong>de</strong>r Maske darstellen.<br />
Ein riesiger Krach herrscht in<br />
seiner Werkstatt. Rund 30 Masken<br />
hängen an <strong>de</strong>r Wand – Eine schauriger<br />
und grusliger als die An<strong>de</strong>re.<br />
Sie haben Reißverschlüsse, bei <strong>de</strong>nen<br />
man bis unter die Haut sehen kann,<br />
große Nasen, spitze Zähne, blutige<br />
Gesichter und furchterregen<strong>de</strong> Hörner.<br />
Martin Speth sägt noch ein paar<br />
Kanten ab. Ohren, Nase, Stirn, Mund<br />
und die Einsparungen für die Augen<br />
lassen sich schon erkennen, während<br />
uns Sägespäne um die Ohren fliegen.<br />
Wichtig ist, dass das gesamte Profil<br />
<strong>de</strong>r Maske stimmt. Augen und Nase<br />
müssen zu Ohren und Mund passen<br />
– wie bei einem menschlichen Profil.<br />
Nun bohrt Martin Speth Löcher zum<br />
Ausfräsen und Herausarbeiten <strong>de</strong>r<br />
Zähne. Mit verschie<strong>de</strong>nen Schnitzmessern<br />
arbeitet er filigran weiter:<br />
„Je kleiner Augen, Nase und Mund<br />
sind, <strong>de</strong>sto aggressiver wirkt das Gesicht“.<br />
Das Zähneschnitzen mag er<br />
gerne, weil sie so viel zum Ausdruck<br />
<strong>de</strong>r Maske beitragen. Bis die Maske<br />
fertig geschnitzt ist, vergehen etwa<br />
fünf Stun<strong>de</strong>n. Sie muss schließlich<br />
geschliffen und ausgehöhlt wer<strong>de</strong>n.<br />
„Der Kern <strong>de</strong>s Blocks muss sofort<br />
nach <strong>de</strong>m Schnitzen raus, sonst reißt<br />
die Maske“, so <strong>de</strong>r 39-Jährige. Mit<br />
Hilfe verschie<strong>de</strong>ner Werkzeuge arbeitet<br />
er das Holz präzise und souverän<br />
heraus. Dann legt Martin Speth<br />
die Maske zum Trocknen an die Sonne.<br />
Bei Hexen- und Frauenmasken<br />
belässt er <strong>de</strong>n Hinterkopf hölzern,<br />
damit die Haare schön sitzen. Männermasken,<br />
die mit Fell umschlossen<br />
sind, benötigen keinen Hinterkopf.<br />
Jetzt wer<strong>de</strong>n Hörner und Augen eingesetzt.<br />
Für die Augenpartie setzt<br />
er am liebsten Glasaugen ein – sie<br />
wer<strong>de</strong>n selten geschnitzt. Aber das<br />
macht je<strong>de</strong>r Maskenschnitzer an<strong>de</strong>rs,<br />
verrät er uns.<br />
HEXENKUNST UND<br />
TEUFELSWERK<br />
Allein von Juli bis Oktober macht Martin<br />
Speth 35 Masken. Das Geschäft<br />
läuft gut. Manche bestellen schon im<br />
Oktober für die nächste Saison, also<br />
ein Jahr vorher. Nun bemalt <strong>de</strong>r Maskenschnitzer<br />
eine schaurige Teufelsmaske.<br />
Sie ist bereits fertig geschnitzt<br />
und grundiert. Je<strong>de</strong> Furche sitzt, je<strong>de</strong><br />
Falte hat seine Position, damit die<br />
Fratze schön schaurig wirkt. Hier und<br />
da tupft er mit Schwämmchen rot,<br />
weiß o<strong>de</strong>r schwarz auf die Furchen<br />
und verwischt die Farben wie<strong>de</strong>r ganz<br />
wild. „Am schönsten ist es, wenn ich<br />
das vorm Kun<strong>de</strong>n mache. Die schauen<br />
dann immer ganz erschrocken, weil<br />
ich so wild herummale“, lacht Martin<br />
Speth. Durch die Wischtechniken setzt<br />
er gekonnt Effekte im Gesicht <strong>de</strong>s Teufels:<br />
„Beim Malen mit <strong>de</strong>m Schwamm<br />
bleibt die Farbe nach <strong>de</strong>m Verwischen<br />
in <strong>de</strong>n Rillen“. Durch das Zusammenspiel<br />
von Farbe und Druck hebt er<br />
die geschnitzten Konturen hervor.<br />
58 59
RAUE NÄCHTE<br />
60<br />
Je mehr er andrückt, <strong>de</strong>sto stärker<br />
wischt er wie<strong>de</strong>r weg. Heraus kommen<br />
faszinieren<strong>de</strong> Schattierungen<br />
und furchterregen<strong>de</strong> Grimassen. Dafür<br />
verwen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Maskenschnitzer<br />
hauptsächlich Acrylfarben.<br />
Die Techniken hat sich <strong>de</strong>r 39-jährige<br />
selber beigebracht. „Übung macht<br />
eben <strong>de</strong>n Meister“, grinst Martin<br />
Speth und verrät: „Man muss nur an<br />
sich glauben, dann schafft man alles“.<br />
Informationen und Anregungen holte<br />
er sich nach einem Besuch beim Perchtenlauf<br />
in Pullman City aus <strong>de</strong>m Internet.<br />
Das war En<strong>de</strong> Dezember 2013.<br />
Seither ist <strong>de</strong>r gelernte Zimmerer infiziert<br />
mit <strong>de</strong>m Kramperlvirus. Anfangs<br />
hat er hobbymäßig für sich selber<br />
geschnitzt. Schon bald gingen erste<br />
Aufträge rein und Martin Speth konnte<br />
sich ein zweites Standbein neben<br />
seiner Anstellung in einer Ruhstorfer<br />
Firma aufbauen. Seit<strong>de</strong>m gingen<br />
ihm rund 150 Masken aus <strong>de</strong>r Hand.<br />
EINE HAARIGE<br />
ANGELEGENHEIT<br />
„Nun geht’s für <strong>de</strong>n Teufel zum<br />
Trocknen“, sagt er und legt ihn beiseite.<br />
Danach wird das Kunstwerk<br />
mit wi<strong>de</strong>rstandsfähigem Lack überzogen.<br />
Damit die Masken am Kopf<br />
<strong>de</strong>r Kramperl halten, verpasst er ihnen<br />
noch ein Gurtband. „Dann setze<br />
ich Fell o<strong>de</strong>r Haare drauf“, sagt<br />
Martin Speth und hält eine ganze<br />
Palette davon in Hän<strong>de</strong>n. Sie sind<br />
grau, schwarz, gesträhnt, braun,<br />
blau o<strong>de</strong>r rot. Ihre Verarbeitung ist<br />
am Aufwändigsten. Gera<strong>de</strong>, wenn<br />
Strähnen das Haupt <strong>de</strong>r Maske zieren<br />
sollen. „Die Haare und We<strong>de</strong>l sind<br />
aus Rosshaar o<strong>de</strong>r Ziegenfell. Zum<br />
richtigen Kramperl gehört ein Echtfell<br />
– Kunststoff wird nicht nachgefragt.<br />
Der strenge Geruch gehört<br />
dazu“, schmunzelt Martin Speth.<br />
WENIGER BLUT, <strong>DA</strong>FÜR<br />
MEHR REISSVERSCHLÜSSE<br />
Rund 12 Stun<strong>de</strong>n arbeitet er an<br />
einer Kramperlmaske. „Für Frauenund<br />
Hexenmasken kommen nochmal<br />
um die fünf Stun<strong>de</strong>n dazu. Sie<br />
sind eine beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />
<strong>de</strong>shalb gibt es nicht viele<br />
Schnitzer, die sie herstellen“, so<br />
<strong>de</strong>r Ruhstorfer. Er beherrscht auch<br />
diese Disziplin. Sein nächstes<br />
Projekt soll ein Avatar wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie Martin Speth verrät, geht<br />
<strong>de</strong>r Trend <strong>de</strong>rzeit in eine neue<br />
Richtung: „Je ausgefallener, <strong>de</strong>sto<br />
besser. Masken mit eingeschnitztem<br />
Reißverschluss sind gera<strong>de</strong><br />
In. Dafür ist weniger Blut <strong>de</strong>rzeit<br />
mehr. Gefallen an blutverschmierten<br />
Gesichtern fin<strong>de</strong>n momentan<br />
hauptsächlich die jugendlichen<br />
Kramperl“.<br />
VON RUHSTORF AUS<br />
IN DIE GANZE WELT<br />
Bei <strong>de</strong>r Krampus- und Perchtenaussellung<br />
in Hallein bei Salzburg,<br />
stellt Martin Speth seine Kunstwerke<br />
jährlich aus. „Dabei präsentieren<br />
sich rund 50 Kramperl- und Perchtengruppen<br />
sowie 50 Schnitzer“, so<br />
<strong>de</strong>r Ruhstorfer. Treffen kann man ihn<br />
heuer erstmals mit <strong>de</strong>n Ruhstorfer<br />
Rott<strong>de</strong>ifen. Einer Gruppe die sich neu<br />
zusammengefun<strong>de</strong>n hat. Einen Ausgleich<br />
zur schweißtreiben<strong>de</strong>n Arbeit<br />
fin<strong>de</strong>t er beim Fischen. Ansonsten<br />
werkelt Maskenschnitzer „Spee<strong>de</strong>“<br />
in seiner Werkstätte, die mittlerweile<br />
in Hartkirchen untergebracht<br />
ist. Dorthin kommen die Kun<strong>de</strong>n von<br />
weit her. Auch nach Amerika, Dubai,<br />
Frankreich o<strong>de</strong>r Belgien verschickt er<br />
regelmäßig Werke an seine Kun<strong>de</strong>n.<br />
Zu<strong>de</strong>m übernimmt Martin Speth Reparaturen<br />
an Kramperlmasken. Dabei<br />
ist es ihm wichtig, die Handschrift<br />
<strong>de</strong>s Schnitzers nicht zu übermalen,<br />
<strong>de</strong>nn „je<strong>de</strong>r Schnitzer hat seinen<br />
eigenen Stil. Deshalb brauchen die<br />
Masken auch keine Stempel. Man<br />
kann sich nicht gegenseitig kopieren,<br />
je<strong>de</strong>r arbeitet die Züge <strong>de</strong>r Gesichter<br />
an<strong>de</strong>rs heraus“, sagt er.<br />
Daneben hat Martin Speth nicht nur<br />
einzelne Aufträge für individuelle<br />
Masken. Er stattet ganze Gruppen<br />
mit ähnlichen o<strong>de</strong>r gleichen Kramperlfratzen<br />
aus. In <strong>de</strong>n nächsten<br />
Wochen hat er 29 gleiche Hexengesichter<br />
vor sich. Pro Kopf schnitzt<br />
er dafür sieben Stun<strong>de</strong>n. Langweilig<br />
sei es nicht, so viele gleiche Masken<br />
herauszuarbeiten. Denn Hexenmasken<br />
sind seine Lieblingsmasken. Die<br />
stellt er noch lieber her, als die Kramperl.<br />
„Die hinterfotzigen Fratzen mit<br />
<strong>de</strong>n großen Ohren und langen Nasen<br />
taugen mir einfach. Hexen kann ich<br />
auch mit schlechter Laune machen,<br />
sie wer<strong>de</strong>n immer was“, lacht Martin<br />
Speth. Seine Augen leuchten. Er<br />
hat ihn gefun<strong>de</strong>n, seinen Traumjob.<br />
Erst im Mai hat er sein Hobby zum<br />
Beruf gemacht und bemüht sich nun<br />
alle Wünsche seiner Kun<strong>de</strong>n erfüllen<br />
Egal ob Sie nur <strong>de</strong>n nächsten unserer 69 Geldausgabeautomaten suchen, individuellen Service o<strong>de</strong>r eine umfassen<strong>de</strong><br />
Beratung wünschen. Wir sind für Sie da!<br />
Darüber hinaus können Sie viele Geldgeschäfte wie z. B. Überweisungen, Einrichtung o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung von Daueraufträgen<br />
und Freistellungsaufträgen über unser Kun<strong>de</strong>n-Servicecenter bequem von Zuhause aus erledigen.<br />
Nutzen Sie in Ergänzung zu unseren Geschäftsstellen auch das<br />
Kun<strong>de</strong>n-Servicecenter<br />
erreichbar an 72 Stun<strong>de</strong>n pro Woche:<br />
Montag bis Samstag 08:00 - 20:00 Uhr<br />
Telefon: 0851 398-0, Fax: 0851 35491<br />
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Mobil: Sparkassen-Apps<br />
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Wir machen es <strong>de</strong>n Menschen einfach, ihr Leben zu gestalten.<br />
zu können. Deshalb fällt es ihm auch<br />
manchmal schwer seine Masken aus<br />
mühevoller Handarbeit einzupacken<br />
und auf die <strong>Reise</strong> zu schicken. Der<br />
Teufel, <strong>de</strong>r noch in <strong>de</strong>r Sonne trocknet,<br />
wird im Advent auf <strong>de</strong>n Christkindlmärkten<br />
im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> sein<br />
Unwesen treiben.<br />
Termine dazu fin<strong>de</strong>n Sie auf Seite 65.<br />
Sparkasse<br />
61<br />
Passau
Ganz schön was los!<br />
Veranstaltungen <strong>2017</strong> u = überregionale Veranstaltung « = historische Veranstaltung<br />
Wan<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m <strong>Land</strong>rat<br />
Auch <strong>2017</strong> fin<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r<br />
eine Winter-, eine Frühlingsund<br />
im Herbst eine Pilgerwan<strong>de</strong>rung<br />
statt.<br />
Termine wer<strong>de</strong>n rechtzeitig<br />
bekanntgegeben unter<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
JANUAR<br />
FR 1.1.<strong>2017</strong><br />
Neujahrskonzert in Vilshofen<br />
Neujahrsanblasen Hauzenberg<br />
Faschingsveranstaltungen<br />
unter<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
MÄRZ<br />
SA 11.3. - SO 12.3.<strong>2017</strong><br />
Pockinger Ostereier- u. Kunsthandwerks-Verkaufsausstellung<br />
APRIL<br />
FR 7.4. - SA 8.4.<strong>2017</strong><br />
Bierwoche in Bad Füssing<br />
SO 23.4.<strong>2017</strong><br />
u Rad Total im Donautal mit<br />
Start in Löwmühle (Gemein<strong>de</strong><br />
Thyrnau)<br />
FR 28.4. - SO 30.4.<strong>2017</strong><br />
« Mittelalterspektakel in<br />
Hauzenberg<br />
spectaculum<br />
historica<br />
SO 30.4.<strong>2017</strong><br />
Hilgartsberger Walpurgisnacht<br />
« Georgiritt Ai<strong>de</strong>nbach<br />
MAI<br />
MAI <strong>2017</strong><br />
Vollmondorgelnacht<br />
Vilshofen in <strong>de</strong>r Klosterkirche<br />
Schweiklberg<br />
MO 1.5.<strong>2017</strong><br />
Windorfer Frühling mit<br />
Blumen- und Gartenmarkt<br />
SO 7.5.<strong>2017</strong><br />
Schmankerlwan<strong>de</strong>rung im Ilztal<br />
& Dreiburgenland „Genuss am<br />
Fluss“. Start kurzfristig<br />
im Internet einsehbar unter<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
FR 12.5. - MO 15.5.<strong>2017</strong><br />
Al<strong>de</strong>rsbacher Frühlingsfest mit<br />
Kunst- und Handwerkermarkt<br />
SO 21.5.<strong>2017</strong><br />
u Tag <strong>de</strong>s Tourismus im<br />
ganzen <strong>Land</strong>kreis mit vielen<br />
vergünstigten Angeboten<br />
vieler Freizeiteinrichtungen /<br />
Museen etc.<br />
u Internationaler Museumstag<br />
im Museumsdorf Bayerischer<br />
Wald in Tittling<br />
MI 24.5. - DO 25.5.<strong>2017</strong><br />
Ru<strong>de</strong>rtinger Weinfest<br />
MI 24.5. - SO 28.5.<strong>2017</strong><br />
Dorffest Jägerwirth<br />
FR 26.5. - SO 28.5.<strong>2017</strong><br />
4. Obernzeller Volksmusiktage<br />
mit Töpfer- und<br />
Kunsthandwerkermarkt im<br />
Schlossgarten und im<br />
Schlosshof<br />
JUNI<br />
JUNI <strong>2017</strong><br />
Tag <strong>de</strong>r offenen Gartentür<br />
Informationen unter<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
FR 2.6. - DI 6.6.<strong>2017</strong><br />
Weinhügelfest Fürstenzell<br />
Pfingstfest Pocking<br />
SA 3.6. - MO 5.6.<strong>2017</strong><br />
Pfingstfest Haarbach<br />
SO 4.6.<strong>2017</strong><br />
Dorffest mit Volksradfahren<br />
Thyrnau<br />
SA 5.6.<strong>2017</strong><br />
Pfingstkirta Fürstenstein<br />
u « Deutscher Mühlentag im<br />
Museumsdorf Tittling<br />
« Kirchhamer Mühlenfest<br />
« Mühlenfest Grafmühle<br />
FR 6.6. - MO 12.6.<strong>2017</strong><br />
Büchlberger Volksfest<br />
DO 15.6. - SO 18.6.<strong>2017</strong><br />
Ritterspiele Ortenburg<br />
Garten-Markt-Tage Pocking<br />
Prangerfest Straßkirchen<br />
FR 23.6. - MO 26.6.<strong>2017</strong><br />
Petersfest Aicha vorm Wald<br />
SA 24.6.<strong>2017</strong><br />
u Tag <strong>de</strong>r Blasmusik in Sonnen<br />
JULI<br />
SA 1.7.<strong>2017</strong><br />
Wegschei<strong>de</strong>r Markttag mit<br />
Rock in Tracht<br />
FR 7.7. - SA 8.7.<strong>2017</strong><br />
Promena<strong>de</strong>nfest „Donau in<br />
Flammen“ – Das Original in<br />
Vilshofen a.d. Donau<br />
FR 7.7. - SA 12.7.<strong>2017</strong><br />
Bad Füssinger Musiksommer<br />
SA 8.7. - SA 22.7.<strong>2017</strong><br />
Historisches Freilichtspiel<br />
„Lieber bairisch sterben ...<br />
Ai<strong>de</strong>nbach 1706“<br />
FR 12.7.<strong>2017</strong><br />
Bad Füssinger Thermen<br />
Open Air<br />
SA 8.7. SO 9.7. und<br />
SA 15.7. SO 16.7.<strong>2017</strong><br />
4. Hortensienschau in Pocking<br />
FR 21.7. - SO 23.7.<strong>2017</strong><br />
Bürgerfest Pocking<br />
FR 28.7. - DI 1.8.<strong>2017</strong><br />
Volksfest Eging a.See mit<br />
Volksfestumzug am 30.7.<strong>2017</strong><br />
SO 30.7.<strong>2017</strong><br />
Familienfest <strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises<br />
Passau im Schlossgarten von<br />
Obernzell<br />
AUGUST<br />
Termine für „Vof-tonight - Die<br />
Filmnächte in Vilshofen a. d. Donau“<br />
sind kurzfristig im Internet<br />
einsehbar unter<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
DO 3.8. - SO 6.8.<strong>2017</strong><br />
Lampionfest Bad Griesbach<br />
FR 4.8. - MI 9.8.<strong>2017</strong><br />
Volksfest Ortenburg<br />
SO 6.8.<strong>2017</strong><br />
Museumsfest im<br />
Webereimuseum Breitenberg<br />
Sommerfest Haus am Strom<br />
Untergriesbach<br />
FR 11.8. - MI 16.8.<strong>2017</strong><br />
Hauzenberger Dult<br />
FR 11.8. - DI 15.8.<strong>2017</strong><br />
Volksfest Ai<strong>de</strong>nbach<br />
DO 17.8. - SO 20.8.<strong>2017</strong><br />
Grenzlandfest an <strong>de</strong>r Innlän<strong>de</strong><br />
Neuhaus a. Inn<br />
FR 18.8. - MI 23.8.<strong>2017</strong><br />
Traditionelles Volksfest<br />
Vilshofen a. d. Donau<br />
FR 25.8. - SO 27.8.<strong>2017</strong><br />
Gartenzauber Al<strong>de</strong>rsbach<br />
FR 25.8. - MO 28.8.<strong>2017</strong><br />
Volksfest Tittling<br />
DO 31.8. - DI 5.9.<strong>2017</strong><br />
Karpfhamer Fest<br />
62 63
Ganz schön was los!<br />
Veranstaltungen <strong>2017</strong> u = überregionale Veranstaltung « = historische Veranstaltung<br />
SEPTEMBER<br />
Termin und Veranstaltungsort<br />
<strong>de</strong>s internationalen Volksmusiktags<br />
ist kurzfristig im<br />
Internet einsehbar<br />
unter www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
SO 3.9.<strong>2017</strong><br />
« Drescherfest im<br />
Webereimuseum Breitenberg<br />
FR 8.9. - S0 10.9.<strong>2017</strong><br />
Brückenfest Neuburg a. Inn<br />
FR 8.9.<strong>2017</strong><br />
Kabarett am Steg<br />
Neuburg a. Inn<br />
SA 9.9.<strong>2017</strong><br />
Zweibrückenlauf am<br />
Mariensteg in Neuburg a. Inn<br />
<strong>Land</strong>kreisson<strong>de</strong>rzug nach Graz<br />
Abfahrt: HBF Passau, Uhrzeit<br />
kurzfristig einsehbar unter<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
SO 10.9.<strong>2017</strong><br />
Erntedankfest Kösslarn<br />
u Tag <strong>de</strong>s offenen Denkmals –<br />
nähere Informationen unter<br />
www.tag-<strong>de</strong>s-offenen-<strong>de</strong>nkmals.<strong>de</strong><br />
SO 17.9.<strong>2017</strong><br />
Zwetschgenmarkt Ortenburg<br />
OKTOBER<br />
SO 1.10.<strong>2017</strong><br />
Michaeli Kirta in Untergriesbach<br />
Mostkirta Fürstenzell<br />
Bauern- und Handwerkermarkt<br />
Pocking<br />
SA 7.10. - SO 8.10.<strong>2017</strong><br />
Herbstkirta und Sternwallfahrt<br />
Fürstenstein<br />
S0 8.10.<strong>2017</strong><br />
« Leonhardi Umritt Kellberg<br />
S0 15.10.<strong>2017</strong><br />
« Leonhardi-Ritt<br />
Neukirchen vorm Wald<br />
SO 29.10.<strong>2017</strong><br />
« Leonhardi-Ritt Grongörgen<br />
NOVEMBER<br />
SO 5.11.<strong>2017</strong><br />
« Leonhardi Umritt<br />
Aigen a. Inn<br />
Martins-Kirta Untergriesbach<br />
DEZEMBER<br />
SA 2.12.<strong>2017</strong><br />
Nikolauseinzug Salzweg<br />
DI 5.12.<strong>2017</strong><br />
Nikolauseinzug in Hauzenberg<br />
Untergriesbach, Neukirchen<br />
vorm Wald, Fürstenzell<br />
SA 23.12.<strong>2017</strong><br />
Christkindlansingen Fürstenzell<br />
DI 26.12.<strong>2017</strong><br />
Perchtentreffen Pullman City,<br />
Eging a. See<br />
Bad Füssinger Weihnachtsgala<br />
SA 30.12.<strong>2017</strong><br />
« Ebersberger Turmweihnacht<br />
– altbayerische<br />
Weihnachtsveranstaltung<br />
SO 31.12.<strong>2017</strong><br />
Silvesterbrückenparty am<br />
Mariensteg, Neuburg a. Inn<br />
Silvesterparty Pullman City,<br />
Eging a. See<br />
Mehr Veranstaltungen und Ausstellungen aus Stadt und <strong>Land</strong>kreis Passau fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong>/veranstaltungen<br />
Weitere Veranstaltungen <strong>de</strong>r Freizeiteinrichtungen unter: www.landkreisgalerie.<strong>de</strong> l www.museumsdorf.com<br />
www.pullmancity.<strong>de</strong> l www.hausamstrom.<strong>de</strong> l www.therme1.<strong>de</strong> l www.johannesbad-fachlinik.<strong>de</strong> l www.europatherme.<strong>de</strong><br />
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Verschie<strong>de</strong>ne Führungsangebote fin<strong>de</strong>n Sie in unserem Sales Gui<strong>de</strong> und unter www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
ADVENTS- UND CHRISTKINDLMÄRKTE<br />
Weihnachtsmarkt Grafenschlößl, Tittling Fr 1.12. - So 3.12. W<br />
Wiesenweihnacht Pocking W Sa 2.12. W<br />
Kirchhamer Adventsmarkt W So 3.12. W<br />
Adventsmarkt Aicha vorm Wald W Sa 2.12. W<br />
Christkindlmarkt Pocking W So 3.12. W<br />
Tiefenbacher Adventsmarkt W So 3.12. W<br />
Weihnachtsmarkt Pullman City, Eging a. See<br />
Fr 17.11. - So 19.11. W Fr 24.11. - So 26.11. W Fr 1.12. - So 3.12. W<br />
Fr 8.12. - So 10.12. W Fr 15.12. - So 17.12.<br />
Schwimmen<strong>de</strong>r Christkindlmarkt, Vilshofen a. d. Donau<br />
Fr 24.11. - So 26.11. W Fr 1.12. - So 3.12. W Fr 8.12. - So 10.12. W<br />
Granitweihnacht im Granitzentrum Hauzenberg<br />
Do 30.11. - So 3.12. W Do 7.12. - So 10.12. W<br />
Do 14.12. - So 17.12. W Do 21.12. - So 23.12. W<br />
Weihnachtsmarkt Pocking W Do 7.12. - So 10.12. W<br />
Stoabruchweihnacht Büchlberg W Fr 8.12. - So 10.12. W<br />
Weihnachtsmarkt Bad Griesbach W Fr 8.12. - So 10.12. W<br />
Adventsmarkt Kloster Al<strong>de</strong>rsbach W So 10.12. W<br />
Fürstensteiner Schlossweihnacht W So 10.12. W<br />
Hilgartsberger Burgweihnacht W Fr 15.12. - So 17.12. W<br />
Hauzenberger Weihnacht W So 17.12. W<br />
Granitweihnacht Hauzenberg<br />
VERANSTALTUNGSREIHEN<br />
Kulturwochen Salzweg<br />
MÄRZ – MAI<br />
Konzertreihe <strong>de</strong>r Musikschule im<br />
<strong>Land</strong>kreis Passau „Klingen<strong>de</strong>s Denkmal<br />
im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>“<br />
Termine und Veranstaltungsorte<br />
einsehbar unter<br />
www.landkreis-passau.<strong>de</strong>/musikschule<br />
AB MÄRZ BIS ZUM HERBST<br />
Musik- und Kabarett-Tage, Museumsdorf<br />
Bayerischer Wald, Tittling<br />
APRIL - SEPTEMBER<br />
Ortenburger Schlosskultur<br />
MAI - SEPTEMBER<br />
Europäische Festspielwochen,<br />
Passau JUNI - JULI<br />
Hilgartsberger Burgfestspiele<br />
JULI - AUGUST<br />
Kulturwochen Hauzenberg<br />
24.6. - 22.7.<br />
Kurkonzerte Hauzenberg<br />
IMMER MITTWOCHS / JULI - AUGUST<br />
Fürstensteiner Kultursommer JULI<br />
Historisches Freilichtspiel<br />
„ Lieber bairisch sterben ... Ai<strong>de</strong>nbach<br />
1706“<br />
SA 8.7. - SA 22.7.<br />
Bad Füssinger Kulturfestival<br />
FR 15.9. - SA 14.10.<br />
Tiefenbacher Herbststrauß<br />
SEPTEMBER / OKTOBER<br />
64 65
<strong>DA</strong>S GEFÄLLT MIR!<br />
Das <strong>Magazin</strong> ist kostenlos und bei <strong>de</strong>r Zusendung fallen für<br />
Sie keine Portogebühren an. Sie können das Abo für das<br />
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Lesen Sie dazu unseren Beitrag auf Seite 24 - 27<br />
Und was passiert nächstes Jahr ?<br />
KULINARISCHE GENÜSSE<br />
IM PASSAUER LAND<br />
ab November <strong>2017</strong><br />
EINEN SCHÖNEN UND<br />
ENTSPANNTEN URLAUB<br />
WÜNSCHEN IHNEN<br />
Emailadresse (bitte unbedingt angeben, wenn Sie Informationen<br />
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Newsletter aus <strong>de</strong>m <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />
An die<br />
Tourist-Information PASSAUER LAND<br />
Domplatz 11<br />
94032 Passau<br />
BESTELLEN SIE AUCH UNTER: Tel.: 0851/397-600 . Fax: 0851/397-488 . E-Mail: tourismus@landkreis-passau.<strong>de</strong><br />
Rohrnu<strong>de</strong>ln, Wild, Geselchtes mit frischem Bauernbrot,<br />
Ausgezogene und Most. Neben Sehenswürdigkeiten, altem<br />
Brauchtum, einer zauberhaften <strong>Land</strong>schaft und köstlichem Bier<br />
hat <strong>de</strong>r <strong>Land</strong>kreis Passau viele kulinarische Genüsse zu bieten.<br />
Geprägt von Donau, Inn und <strong>de</strong>m Dreilän<strong>de</strong>reck. Erfahren Sie<br />
in unserer nächsten Ausgabe Interessantes über Spezialitäten<br />
und traditionelle Speisen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>es.<br />
Die Touristiker<br />
vom <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />
66
Donau<br />
DER BAYERISCHE WALD<br />
Ilz<br />
<strong>DA</strong>S DONAUTAL<br />
Passau<br />
Donau<br />
<strong>DA</strong>S BAYERISCHE<br />
GOLF- & THERMENLAND<br />
Inn<br />
<strong>DA</strong>S<br />
PASSAUER<br />
LAND Urlaubsregionen<br />
mit Flüssen,<br />
Wäl<strong>de</strong>rn und<br />
Thermen<br />
Inn<br />
<strong>Passauer</strong><br />
land<br />
Ihre Gastgeber <strong>2017</strong><br />
KOSTENLOS!<br />
nline buchbar<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
HIER TUT SICH WAS!<br />
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Veranstaltungen im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> unter<br />
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Typisch bayerisch<br />
und familienfreundlich<br />
urlaub auf <strong>de</strong>m bauernhof<br />
individuell wohnen<br />
hotels, Gasthöfe, pensionen<br />
und ferienwohnungen<br />
wohlfühlen<br />
wellness-hotels<br />
all inclusive<br />
pakete und arrangements<br />
Informativ und übersichtlich.<br />
Das Gastgeberverzeichnis.<br />
Erhältlich über die<br />
Tourist Information<br />
<strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>, o<strong>de</strong>r unter<br />
www.passauer-land.<strong>de</strong>/reiseservice/<br />
prospektbestellung<br />
Tourist-Information <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong><br />
Domplatz 11 . 94032 Passau<br />
Tel.: 0851/397-600<br />
Fax: 0851/397-488<br />
E-Mail: tourismus@landkreis-passau.<strong>de</strong><br />
Net: www.passauer-land.<strong>de</strong><br />
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