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Passauer Land Magazin 2017 - Reise-DA.de

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TREND MIT TRADITION<br />

men, damit das Gewebe am En<strong>de</strong><br />

gleichmäßig wird. Das ist wie beim<br />

Tanzen“, lacht die Wegschei<strong>de</strong>rin.<br />

Dabei zählt sie genau mit: Bei einem<br />

falschen Tritt ist <strong>de</strong>r Musterverlauf<br />

gestört. Schon nach wenigen Schüssen<br />

ist das Gewebe zu erkennen und<br />

formt sich ein prächtiges Muster. Es<br />

wird eine Tisch<strong>de</strong>cke, das hat uns<br />

die Kunsthandwerkerin zuvor bereits<br />

verraten. Man kann Monika Holler<br />

verstehen: Es ist schon faszinierend,<br />

zuzusehen, wie ein Leinenmuster<br />

Stück für Stück von Hand entsteht.<br />

Nur ein paar Minuten später, dann<br />

macht es „klack“. Die erste Spule<br />

ist leer. Monika Holler stoppt <strong>de</strong>n<br />

Webstuhl und legt eine neue ein.<br />

Dabei verknotet sie Anfang und<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s rosaroten Garns miteinan<strong>de</strong>r.<br />

„Auftrennen kann man das<br />

Gewebte nicht – im Gegensatz zum<br />

Gestrickten. Dazu muss man natürlich<br />

sehr konzentriert arbeiten“, so<br />

ihr knapper Hinweis, während sie<br />

das Weberschiffchen wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

richtigen Stelle platziert. Schon geht<br />

es weiter und schießt das Schiffchen<br />

mit <strong>de</strong>m Garn abermals durch die<br />

Ketten.<br />

T I P P<br />

[ ]<br />

„WILLST LEBEN,<br />

MUSST WEBEN“ –<br />

Das Webereimuseum<br />

Breitenberg<br />

Willst leben, musst weben“, das war lange Zeit das Lebensmotto im<br />

Wegschei<strong>de</strong>r <strong>Land</strong>.<br />

“<br />

Was dahinter steckt und wie das berühmte Wegschei<strong>de</strong>r Leinen entstan<strong>de</strong>n<br />

ist, kann man im Webereimuseum Breitenberg auf spannen<strong>de</strong><br />

Weise erleben. Auf <strong>de</strong>m alten bäuerlichen Anwesen im Freizeitzentrum<br />

Gegenbach wird immer noch an verschie<strong>de</strong>nen Webstühlen gearbeitet.<br />

Dort bieten sich nicht nur faszinieren<strong>de</strong> Einblicke, wie die Leute im <strong>Land</strong><br />

vor <strong>de</strong>m Dreisessel einst gelebt, gewohnt und gearbeitet haben. Man<br />

kann auch noch miterleben, wie <strong>de</strong>r Flachs und alte heimische Getrei<strong>de</strong>sorten<br />

angebaut wur<strong>de</strong>n.<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr fin<strong>de</strong>n hier außer<strong>de</strong>m zwei Museumsfeste statt: „Vom Flachs<br />

zum Leinen“ (je<strong>de</strong>n ersten Sonntag im August) und das traditionelle<br />

Drescherfest (je<strong>de</strong>n ersten Sonntag im September).<br />

ÖFFNUNGSZEITEN: Von Mai bis Oktober: mittwochs, samstags und<br />

sonntags von 13.30 - 16.30 Uhr.<br />

Gruppen nach Anmeldung je<strong>de</strong>rzeit unter Tel. (08584) 96 18-0.<br />

„ Der Winter ist mir die liebste Jahreszeit. Wenn es draußen stürmt und schneit,<br />

und unser Haus wie in Watte gepackt ist, dann genieße ich die Ruhe, um neue<br />

Webmuster zu zeichnen. “<br />

MEISTER-SCHÜSSE<br />

– SEIT GENERATIONEN<br />

Über 50 Jahre webt Monika Holler<br />

nun schon, und das acht Stun<strong>de</strong>n<br />

täglich. Das hält sie fit, sagt<br />

sie – ohne dass man das bezweifeln<br />

wollte. Ihre hölzernen Webstühle<br />

stammen noch aus <strong>de</strong>r Ära ihrer<br />

Großeltern. „Die Maschinen haben<br />

sich nicht verän<strong>de</strong>rt, nur die Zeit“,<br />

bemerkt die 70-Jährige, die erst<br />

2014 für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r Weberei-<br />

Kunst in <strong>de</strong>r Region mit <strong>de</strong>m Kulturpreis<br />

<strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises Passau<br />

ausgezeichnet wur<strong>de</strong>. „Mehr als 100<br />

Jahre haben die bereits auf <strong>de</strong>m<br />

Buckel, was natürlich auch seine<br />

Spuren hinterlassen hat“. Ihr großer<br />

Kontermarsch-Webstuhl in <strong>de</strong>r<br />

Werkstatt zeugt noch von <strong>de</strong>r Zeit,<br />

als es bei <strong>de</strong>n Männern im Bayerischen<br />

Wald üblich war, Pfeife zu<br />

rauchen. Mit vielen schwarzen Stellen<br />

im vergrauten Holz. Brandstellen.<br />

Eine Pfeife, die noch glühte,<br />

war ihrem Großvater heruntergefallen<br />

und hatte das Leinen entflammt.<br />

„Es brannte lichterloh“, erinnert<br />

sich Monika Holler an <strong>de</strong>ssen Erzählungen.<br />

Für sie sind die Brandmale<br />

ein An<strong>de</strong>nken, weshalb eine<br />

Behandlung nie in Frage kam.<br />

T I P P<br />

[ ]<br />

Ihre Großeltern waren es auch, die<br />

ihr die Kunst <strong>de</strong>s Handwebens beigebracht<br />

haben. Der Vater war Bleicher.<br />

Schon als Kind schaute Monika Holler<br />

gerne <strong>de</strong>n Webern in <strong>de</strong>r Werkstatt<br />

zu: „Ich war fasziniert davon,<br />

wie das Schifferl hin und her sauste<br />

und <strong>de</strong>r Stoff damit wächst“. Die<br />

Begeisterung dafür hat sie bis heute<br />

behalten. Auch ihr Mann Gerhard<br />

stammt aus einer Weberfamilie. Mit<br />

ihm gemeinsam führte sie die Tradition<br />

lange fort, bis er gesundheitliche<br />

Probleme bekam und mit <strong>de</strong>m Weben<br />

aufhören musste. „Mein Mann Gerhard<br />

war ein hervorragen<strong>de</strong>r Weber,<br />

<strong>de</strong>r sein Handwerk verstand. Aber es<br />

ist inzwischen zu anstrengend für ihn<br />

gewor<strong>de</strong>n“, bedauert Monika Holler.<br />

Wo er könne, helfe er ihr aber noch.<br />

Immerhin lässt sie das Interesse ihres<br />

Neffen wie<strong>de</strong>r hoffen, dass es mit <strong>de</strong>r<br />

Handweberei doch noch weitergeht.<br />

Monika Holler tritt wie<strong>de</strong>r in die Pedale.<br />

Glatt und gleichmäßig entwickelt<br />

sich <strong>de</strong>r Rand <strong>de</strong>r neuen Tisch<strong>de</strong>cke.<br />

Trotz<strong>de</strong>m macht sie immer<br />

wie<strong>de</strong>r halt, um das Muster zu überprüfen.<br />

Am En<strong>de</strong>, bevor man sie abholen<br />

wird, bekommt ihre Tisch<strong>de</strong>cke<br />

noch schmucke Saumecken, erzählt<br />

die Wegschei<strong>de</strong>r Handweberin. Bis<br />

dahin wird sie noch rund drei Kilometer<br />

Garn dafür verweben.<br />

LEINENRADWEG AN DER WEBERSTRASSE<br />

Von <strong>de</strong>r langen Tradition <strong>de</strong>s Webens<br />

zeugt die Weberstraße in<br />

<strong>de</strong>r Wegschei<strong>de</strong>r Gegend. Hier entlang<br />

läuft <strong>de</strong>r „Leinenradweg“. Die<br />

Rundstrecke führt rund 42 Kilometer<br />

durch Hügel und Täler, entlang<br />

Der Rannasee<br />

einer malerischen <strong>Land</strong>schaft. Doch<br />

bei <strong>de</strong>r Radtour gibt es nicht nur unberührte Natur, Berge, Wiesen, Fel<strong>de</strong>r,<br />

Schluchten und Täler zu ent<strong>de</strong>cken – auch Wissenswertes zum Thema<br />

Leinenweberei. Denn hier liegt von alters her die Heimat <strong>de</strong>r Weber.<br />

Der Rundweg, auf <strong>de</strong>m 530 Höhenmeter zu überwin<strong>de</strong>n sind, bietet Haltestopps<br />

bei Monika Holler in Kasberg, am Webereimuseum Breitenberg,<br />

<strong>de</strong>n Skisprungschanzen Rastbüchl, <strong>de</strong>r Teppichweberei Lichtenauer, <strong>de</strong>m<br />

Sonnener Hochmoor, <strong>de</strong>m Rannasee und <strong>de</strong>r Weberei Moser.<br />

Das Haus am Strom ist die Umweltstation<br />

<strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises Passau. In<br />

<strong>de</strong>r interaktiven Ausstellung dreht<br />

sich alles um das <strong>Passauer</strong> Donautal:<br />

Die Besucher sind eingela<strong>de</strong>n, einen<br />

Ritt auf <strong>de</strong>m Hausen zu wagen, <strong>de</strong>m<br />

mit 5 Metern größten Fisch <strong>de</strong>r Donau,<br />

mit <strong>de</strong>m Tretboot durch Passau<br />

zu schippern und dabei Energie zu<br />

erzeugen o<strong>de</strong>r Smarag<strong>de</strong>i<strong>de</strong>chsen<br />

aus <strong>de</strong>r Nähe zu erleben. Zu<strong>de</strong>m ist<br />

die Ausstellung barrierefrei.<br />

Wer auch die Anfahrt von Passau<br />

schon genießen will, <strong>de</strong>m sei das<br />

Schiff empfohlen. Außer<strong>de</strong>m bietet<br />

das Haus am Strom zahlreiche Veranstaltungen<br />

für Familien und Naturinteressierte.<br />

Gleich neben <strong>de</strong>m<br />

Haus am Strom liegt das größte<br />

Wasserkraftwerk. Im gemütlichen<br />

Biergarten mit Spielplatz fin<strong>de</strong>t<br />

<strong>de</strong>r Besuch einen gelungenen Ausklang.<br />

22<br />

Am Kraftwerk 4 · 94107 Jochenstein<br />

Tel. 00 49 (0) 85 91 / 91 28 90 23<br />

www.hausamstrom.<strong>de</strong>

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