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Passauer Land Magazin 2017 - Reise-DA.de

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TREND MIT TRADITION<br />

Damen legten sich schwarze, mit Perlen<br />

und Goldfä<strong>de</strong>n bestickte Hauben<br />

zu. Dies wan<strong>de</strong>lte sich jedoch. Heutzutage<br />

trägt man Goldhauben, um das<br />

Brauchtum zu bewahren. Denn nicht<br />

immer stand es so gut um die Goldhaube.<br />

Als das schwarze Flügelkopftuch<br />

aufkam, drohte sie En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts Geschichte zu wer<strong>de</strong>n.<br />

„Wegen <strong>de</strong>s hohen materiellen Wertes<br />

<strong>de</strong>r Haube und <strong>de</strong>r dazugehörigen,<br />

teuren Kleidung, verwahrten sie jedoch<br />

viele Familien weiterhin. Damit<br />

wur<strong>de</strong> die Goldhaube vor <strong>de</strong>r Vergessenheit<br />

bewahrt und gelegentlich, bei<br />

beson<strong>de</strong>ren Anlässen als Festschmuck<br />

getragen“, weiß Ursula Weinberger.<br />

Während <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges kam <strong>de</strong>r<br />

Brauch fast zum Erliegen. Nur bei<br />

wenigen kirchlichen Festen trugen die<br />

Damen noch Goldhauben. Erst nach<br />

<strong>de</strong>m Krieg besann man sich auf die<br />

alte Tradition. In <strong>de</strong>n 1970er Jahren<br />

ließ sich sogar ein<br />

Trend erkennen. Viele<br />

Goldhaubengruppen<br />

grün<strong>de</strong>ten sich<br />

neu. Frauen sticken<br />

sich seit<strong>de</strong>m Eigene,<br />

tragen Erbstücke<br />

aus <strong>de</strong>m Familienbesitz<br />

o<strong>de</strong>r kaufen<br />

sie aus Antiquarien.<br />

HANDGEWEBT<br />

UND<br />

BESTICKT<br />

Die Fertigung einer<br />

Goldhaube be<strong>de</strong>utet<br />

viele Stun<strong>de</strong>n Arbeit. Sie besteht<br />

aus filigranen Mustern, die in rund<br />

400 bis 700 Arbeitsstun<strong>de</strong>n entstehen.<br />

Je nach<strong>de</strong>m, wie aufwändig und<br />

prächtig die Haube sein soll. „Bestickt<br />

wird dabei ein 120 mal 16 Zentimeter<br />

langes Goldband“, verrät Ursula<br />

Weinberger. Sie hat ihre <strong>Passauer</strong><br />

Goldhaube im Winter 1976 gestickt.<br />

In mühevoller Kleinarbeit brachte sie<br />

Perlen, Spiralen, ausgestanzte Blüten,<br />

Flitter, Pailletten und Goldfä<strong>de</strong>n<br />

nach historischen Mustern auf das im<br />

Holzrahmen eingespannte Goldband,<br />

das als Gewand <strong>de</strong>r Goldhaube dient.<br />

Nach <strong>de</strong>m Besticken wird es auf ein<br />

Drahtgestell gezogen. In seiner Mitte<br />

rafft man es. Dort wird <strong>de</strong>r Knauf dann<br />

am Scheitelpunkt aufgesetzt. Den Abschluss<br />

bil<strong>de</strong>t eine schwarze Schleife<br />

aus edler Spitze. Ursula Weinberger<br />

hat damals, gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren<br />

Wegschei<strong>de</strong>rinnen, einen Kurs absolviert.<br />

Nicht wenige tun sich jährlich<br />

zusammen und besuchen Kurse. „Der<br />

Stickkurs war sehr hilfreich – auch das<br />

Tempo war angenehm. Man kommt<br />

sogar als ungeübte Stickerin recht gut<br />

mit“, bestätigt sie. Die Tradition wird<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> noch hochgehalten.<br />

Sogar Männer treten manchmal<br />

in die Frauendomäne ein. So hat <strong>de</strong>r<br />

ehemalige Kulturreferent <strong>de</strong>s <strong>Land</strong>kreises<br />

Passau, Dr. Wilfried Hartleb,<br />

die Haube seiner Ehefrau Anna gefertigt.<br />

Eine Seltenheit. Die Materialkosten<br />

für eine Goldhaube können bis zu<br />

900 Euro betragen. Noch viel höher ist<br />

<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>elle Wert dieses Stücks Heimatgeschichte.<br />

VOM KROPFBAND BIS ZUM<br />

BIEDERMEIERSTRAUSS<br />

Die Accessoires einer Goldhaubenfrau<br />

sind heute noch dieselben wie<br />

vor 200 Jahren. Trugen die Damen<br />

damals ihr Sonntagskleid, das nicht<br />

selten auch das Hochzeitskleid war,<br />

zur Goldhaube, haben die Frau-<br />

en heutzutage die Wahl zwischen<br />

Empire- o<strong>de</strong>r Bie<strong>de</strong>rmeier-Stil. „Zum<br />

sei<strong>de</strong>nen Kleid mit weißem Kragen<br />

gehören ein Spitzentaschentuch zum<br />

Einschlagen <strong>de</strong>s Gebetbuchs, Spitzenhandschuhe<br />

o<strong>de</strong>r halbe Handstutzerl,<br />

also fingerlose Handschuhe“, erklärt<br />

Ursula Weinberger. Dazu gesellen sich<br />

Bie<strong>de</strong>rmeiersträußchen, Schirm und<br />

ein mit Perlen besticktes Täschchen.<br />

Darin fin<strong>de</strong>n Rosenkranz und Gebetbuch<br />

Platz. Komplett wird das Gewand<br />

durch Schmuck. Seit <strong>de</strong>r Bie<strong>de</strong>rmeierzeit<br />

wird <strong>de</strong>r Schmuck je nach finanzieller<br />

Möglichkeit getragen. Nur eine<br />

Verpflichtung gab es: die Kropf-Kette.<br />

Deren Mittelpunkt bil<strong>de</strong>te früher wie<br />

heute eine vergol<strong>de</strong>te und mit bunten<br />

Glassteinen und Perlen besetzte<br />

Verschlussplatte. Sie umfassen eng<br />

um <strong>de</strong>n Hals gelegte Silberkettchen.<br />

Je mehr es an <strong>de</strong>r Zahl waren, <strong>de</strong>sto<br />

reicher und angesehener galt die Trägerin.<br />

So war das gesamte<br />

Outfit <strong>de</strong>r Frau<br />

ein Symbol ihrer Weiblichkeit,<br />

Wür<strong>de</strong> und<br />

<strong>de</strong>s Wohlstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Familie. Galt die Goldhaube<br />

im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

als Abbild sozialer<br />

Schichten, drückt sie<br />

heute ein bestimmtes<br />

Lebensgefühl aus. Es<br />

steht im Einklang mit<br />

<strong>de</strong>r Verwurzelung zur<br />

Heimat. Das <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong> umfasst 33<br />

Goldhaubengruppen.<br />

Ihre Mitglie<strong>de</strong>r sind<br />

verschie<strong>de</strong>nen Alters.<br />

Sogar Mädchen tragen sie. Die Wegschei<strong>de</strong>r<br />

Goldhaubengruppe, in <strong>de</strong>r<br />

Ursula Weinberger sehr aktiv ist, hat<br />

<strong>de</strong>rzeit 24 Mitglie<strong>de</strong>r. In Erscheinung<br />

treten die Damen mit <strong>de</strong>n kostbaren<br />

Hauben und Gewän<strong>de</strong>rn bei religiösen<br />

Anlässen und brauchtümlichen<br />

Veranstaltungen. Dazu zählen Volksfestumzüge,<br />

Fronleichnam, Erntedank,<br />

Primizen o<strong>de</strong>r Fahnenweihen.<br />

Die <strong>Passauer</strong> Goldhaubenfrauen<br />

treffen sich jährlich am ersten Juli-<br />

Wochenen<strong>de</strong> beim großen Goldhaubentreffen<br />

in Kirchham.<br />

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