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Passauer Land Magazin 2017 - Reise-DA.de

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... wir bitten Dich, erhöre uns!<br />

GELEBTE SPIRITUALITÄT<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten prägte. So lassen sich<br />

in <strong>de</strong>n katholischen Kirchen <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong>es drei Heilige beson<strong>de</strong>rs<br />

oft fin<strong>de</strong>n. Der Heilige Florian von<br />

Lorch, <strong>de</strong>r Heilige Sebastian und <strong>de</strong>r<br />

Heilige Leonhard von Limoges. Florian,<br />

einst römischer Soldat, soll <strong>de</strong>m<br />

katholischen Glauben nach Mensch<br />

und Gebäu<strong>de</strong> vor Feuer schützen. Er<br />

ist seit jeher Schutzpatron <strong>de</strong>r Feuerwehren.<br />

Vor ihrer Gründung war<br />

die Feuersgefahr eine noch größere<br />

Bedrohung. Denkt man bloß an die<br />

verheeren<strong>de</strong>n Stadtbrän<strong>de</strong> in Vilshofen<br />

an <strong>de</strong>r Donau (1794 und 1813).<br />

Hier brannte nahezu die gesamt Altstadt<br />

inklusive Pfarr- und Stiftskirche<br />

nie<strong>de</strong>r. Ganze Existenzen wur<strong>de</strong>n<br />

ausgelöscht. „Versicherungen gab es<br />

keine. So sahen die Menschen in <strong>de</strong>r<br />

Verehrung <strong>de</strong>s Heiligen Florian eine<br />

gewisse, i<strong>de</strong>elle Versicherung“, berichtet<br />

<strong>de</strong>r Kirchenmaler.<br />

DEN HEILIGEN ZU EHREN<br />

Auch <strong>de</strong>r Heilige Sebastian bewegte<br />

<strong>Land</strong> und Leute. Er sollte Schutz vor<br />

Krankheiten gebieten. Als die Pest<br />

im Mittelalter wütete, wur<strong>de</strong> er zum<br />

Fürsprecher <strong>de</strong>r Gläubigen. An <strong>de</strong>r<br />

Ausstattung <strong>de</strong>r Kirchen mit Figuren<br />

<strong>de</strong>s Heiligen Leonhard lässt sich<br />

die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Viehzucht in <strong>de</strong>r<br />

Geschichte <strong>de</strong>s <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong>es ablesen.<br />

Brauchte man doch im Bayerischen<br />

Wald starke und gesun<strong>de</strong> Ochsen<br />

zum Transport <strong>de</strong>s Granits o<strong>de</strong>r<br />

im Rottal die Pfer<strong>de</strong> zur Feldarbeit.<br />

Kühe, Schweine und Hühner sorgten<br />

für ausreichend Nahrung. Damit das<br />

Vieh unter Schutz stand, betete man<br />

zum Heiligen Leonhard. Ihm zu Ehren<br />

wird in Aigen am Inn alljährlich<br />

<strong>de</strong>r Leonhardiritt abgehalten. Während<br />

dieser Prozession segnet <strong>de</strong>r<br />

Priester Ross und Reiter. Auch Pfer<strong>de</strong>wallfahrten<br />

zu Ehren <strong>de</strong>s Heiligen<br />

Georgs von Kappadokien fin<strong>de</strong>n alljährlich<br />

im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> statt. Rund<br />

um seinen Ge<strong>de</strong>nktag, <strong>de</strong>m 23. April,<br />

ziehen seit Jahrhun<strong>de</strong>rten festlich<br />

geschmückte Pfer<strong>de</strong> und Wägen zu<br />

Gottesdiensten. Diese Tradition wird<br />

auch im Markt Ai<strong>de</strong>nbach gelebt.<br />

Unter <strong>de</strong>m Motto „Lasst uns wie in<br />

alten Zeiten St. Georg zur Ehr´nach<br />

Ai<strong>de</strong>nbach reiten“, ziehen alljährlich<br />

rund einhun<strong>de</strong>rt Rösser und Reiter<br />

mit Gefolge vom Volksfestplatz aus<br />

über <strong>de</strong>n historischen Marktplatz, um<br />

sich vor <strong>de</strong>r Pfarrkirche <strong>de</strong>n christlichen<br />

Segen abzuholen.<br />

WIR BITTEN DICH,<br />

ERHÖRE UNS<br />

Die Heiligen wur<strong>de</strong>n also oft als<br />

Fürsprecher <strong>de</strong>r Katholiken herangezogen.<br />

Zum Schutz vor jeglichen<br />

Gefahren ließen die Menschen Ikonen<br />

anfertigen, die als Andachtsbild<br />

dienten. Schließlich konnten bis zur<br />

Einführung <strong>de</strong>r Schulpflicht im Jahr<br />

1802 nur wenige lesen o<strong>de</strong>r schreiben.<br />

„Die Vorstellung durch Bil<strong>de</strong>r<br />

und Ikonen war einfacher“, bekräftigt<br />

<strong>de</strong>r 39-Jährige. Ein weiteres<br />

Zeugnis dafür sind Votivtafeln o<strong>de</strong>r<br />

Votivgaben. In <strong>de</strong>r Wallfahrtskirche<br />

St. Maria in Sammarei zeugen 1.300<br />

solcher Votivtafeln von Leid und Not<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung, aber auch <strong>de</strong>m Vertrauen<br />

zur Heiligen Mutter Gottes.<br />

Ähnlich wie die Portiunculakirche<br />

in Assisi, beherbergt die nie<strong>de</strong>rbayerische<br />

Wallfahrtskirche eine kleine<br />

Kapelle aus <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Im<br />

Inneren und Äußeren <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nkapelle<br />

erzählen Votivtafeln Geschichten<br />

aus vergangener Zeit. Sie wur<strong>de</strong>n<br />

Die Bauernschlacht<br />

1706 hautnah erleben<br />

Dieses historische Geschehen nicht<br />

in Vergessenheit geraten lassen,<br />

das ist das Ziel <strong>de</strong>s Kultur- und Festspielvereins<br />

Ai<strong>de</strong>nbach. Hermann<br />

Kaiser, <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>, schlüpft für<br />

interessierte Besuchergruppen in die<br />

Rolle <strong>de</strong>s Freiherrn von Gemmel, eine<br />

Figur aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, zur<br />

Zeit <strong>de</strong>r Volksaufstän<strong>de</strong> in Bayern. Ein<br />

Filmausschnitt aus <strong>de</strong>m Freilichtspiel<br />

„Lieber bairisch sterben…“ stimmt die<br />

Interessierten in die Problematik <strong>de</strong>r<br />

schicksalsreichen Tage ein. Wie eine<br />

Zeitreise kommt es einem vor, wenn<br />

man <strong>de</strong>m Freiherrn bei einer Wan<strong>de</strong>rung<br />

über die sanften Hügel zu<br />

<strong>de</strong>n Denkmälern auf <strong>de</strong>m Handlberg,<br />

Reschndobl o<strong>de</strong>r Kleeberg folgt. Mal<br />

erschreckend, mal nüchtern sachlich<br />

erzählt er aus <strong>de</strong>n Tagen um <strong>de</strong>n 8.<br />

Januar 1706, an <strong>de</strong>m die Bauernschlacht<br />

mit 4.000 To<strong>de</strong>sopfern hier<br />

stattgefun<strong>de</strong>n hat. Kein Buch und<br />

kein Vi<strong>de</strong>o lässt einen so real erschau<strong>de</strong>rn,<br />

wie wenn man am Originalschauplatz<br />

steht und imaginär die<br />

Hermann Kaiser alias Freiherr<br />

von Gemmel am Handlberg über<br />

Ai<strong>de</strong>nbach<br />

Truppen hinter <strong>de</strong>m nächsten Hügel<br />

heran marschieren sieht.<br />

Das i-Tüpfelchen ist das Freilichtspiel,<br />

das im zwei-Jahres-Turnus im Juli in<br />

Ai<strong>de</strong>nbach stattfin<strong>de</strong>t. Hier wer<strong>de</strong>n<br />

hervorragend inszeniert die Hinter-<br />

und Beweggrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bauernschlacht<br />

von 1706 durch Laienschauspieler<br />

dargestellt. Das imposante<br />

Finale ist das grausame Gemetzel,<br />

das <strong>de</strong>m Zuschauer eine Gänsehaut<br />

beschert. Mit Sicherheit verlässt man<br />

nach<strong>de</strong>nklich das Freilichtspielgelän<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>nn auch heutzutage gilt, dass<br />

Unterdrückung und Gewalt in die Katastrophe<br />

führen wird und die Wahrung<br />

<strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns unser höchstes Gut<br />

sein muss.<br />

Historisches<br />

Freilichtspiel<br />

Beginn<br />

20:45 Uhr<br />

zuvor ab<br />

19:00 Uhr<br />

Bauernmarkt<br />

Termine<br />

Premiere Sa. 8.7.<strong>2017</strong><br />

Fr. 14.7.<strong>2017</strong> Sa. 15.7.<strong>2017</strong><br />

Fr. 21.7.<strong>2017</strong> Sa. 22.7.<strong>2017</strong><br />

DIE AIDENBACHER<br />

BAUERNSCHLACHT<br />

Auf unserer Freilichtbühne<br />

wird <strong>de</strong>r grausam<br />

nie<strong>de</strong>rgeschlagene<br />

Volksaufstand wie<strong>de</strong>r<br />

lebendig.<br />

AUSGEZEICHNET MIT DEM KULTUR-<br />

PREIS DES LANDKREISES PASSAU UND<br />

DEM BAYERISCHEN HEIMATPREIS<br />

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Info-( 08543-9603-16<br />

46 47<br />

T I P P<br />

Heiliger Florian leonhardiritt Aigen Votivtafeln Sammarei Gruppenanfragen richten Sie bitte an 08543/9603-16 o<strong>de</strong>r<br />

freilicht@ai<strong>de</strong>nbach.<strong>de</strong><br />

als symbolisches Opfer dargebracht<br />

und mit Szenen einer Notsituation<br />

bemalt. Nicht selten ließen die Menschen<br />

darauf einen Fuß vergol<strong>de</strong>n,<br />

nach<strong>de</strong>m sie einen Beinbruch gut<br />

überstan<strong>de</strong>n hatten. Auch wenn Tiere<br />

erkrankten suchte man Hilfe in<br />

<strong>de</strong>r Fürbitte. So lassen sich vergol<strong>de</strong>te<br />

Kälber o<strong>de</strong>r Kühe fin<strong>de</strong>n. Denn<br />

sie stellten Nahrung und Existenz<br />

einer Bauernfamilie dar.<br />

SEHR BAROCK<br />

Meist sind es barocke und neugotische<br />

Gotteshäuser, die man im <strong>Passauer</strong><br />

<strong>Land</strong> fin<strong>de</strong>t. „Lei<strong>de</strong>r entfernte<br />

man in <strong>de</strong>n letzten 50 bis 60 Jahren<br />

vieles aus <strong>de</strong>n alten, historischen<br />

Kirchen, o<strong>de</strong>r arbeitete die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Ausstattungen um. Man<br />

wollte um je<strong>de</strong>n Preis mo<strong>de</strong>rn

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