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Passauer Land Magazin 2017 - Reise-DA.de

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TREND MIT TRADITION<br />

Die Kronen <strong>de</strong>r <strong>Passauer</strong>innen<br />

Sie sind nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken<br />

von <strong>de</strong>n traditionellen<br />

Umzügen <strong>de</strong>r Volksfeste, die<br />

Goldhaubenfrauen. Mit prächtig verzierten,<br />

gol<strong>de</strong>nen Hauben und aufwändigen,<br />

eleganten Sei<strong>de</strong>ngewän<strong>de</strong>rn,<br />

ziehen sie bei kirchlichen und<br />

weltlichen Festen mit. Sie bewahren<br />

die <strong>Passauer</strong> Tracht. Denn die Goldhauben<br />

haben im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> bereits<br />

seit mehr als 200 Jahren Tradition.<br />

UNTER DER GOLDHAUBE<br />

Ursula Weinberger<br />

ten die Damen im Mittelalter und <strong>de</strong>r<br />

frühen Neuzeit die Wahl: Eine Haube<br />

tragen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schleier nehmen,<br />

sprich ins Kloster gehen. Der Ausdruck<br />

<strong>de</strong>s Stan<strong>de</strong>s war klar <strong>de</strong>finiert. Doch<br />

das Tragen einer Haube verriet noch<br />

mehr. Denn unverheiratete, junge<br />

Frauen, brauchten ihr Haupt nicht zu<br />

be<strong>de</strong>cken. Daher rührt also <strong>de</strong>r Spruch:<br />

„Unter die Haube kommen“, <strong>de</strong>nn mit<br />

<strong>de</strong>r Heirat ging das Tragen einer Haube<br />

einher. „Die meisten Hauben waren<br />

aus feinem, weißem Leinen o<strong>de</strong>r<br />

Brokat gefertigt und je nach Epoche,<br />

Anlass und Wohlstand <strong>de</strong>r Trägerin,<br />

mit Spitzen, Volants, Flitter o<strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong>rn<br />

verziert“, weiß die 76-Jährige. So<br />

wur<strong>de</strong>n die Hauben zum Symbol von<br />

Wohlstand und Wür<strong>de</strong>. Wie die Kleidung<br />

waren auch die Hauben einem<br />

stetigen, modischen Wan<strong>de</strong>l ausgesetzt.<br />

Im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt war die<br />

Bo<strong>de</strong>nhaube im <strong>Passauer</strong> <strong>Land</strong> sehr<br />

beliebt. Sie ist eine Vorläuferin <strong>de</strong>r<br />

<strong>Passauer</strong> Haube und war noch keine<br />

Goldhaube. Nach<strong>de</strong>m die Klei<strong>de</strong>rordnung<br />

durch die Französische Revolution<br />

(1789-1799) aufgeweicht war,<br />

stand es nun auch Bürgerinnen zu,<br />

teure Materialien wie Gold und Silber<br />

Ihren Ursprung haben sie in <strong>de</strong>n Sittenregeln<br />

<strong>de</strong>s katholischen Glaubens.<br />

Denn bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein<br />

geboten es Anstand und Sitte, dass<br />

verheiratete Frauen ihr Haar zu verbergen<br />

hatten. Dieses Reglement geht<br />

wie<strong>de</strong>rum bis ins Altertum zurück,<br />

als Frauen ihre Häupter mit Schleiern<br />

be<strong>de</strong>ckten. Im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt vollzog<br />

sich dann ein Wan<strong>de</strong>l. „Aus <strong>de</strong>n<br />

kunstvoll um <strong>de</strong>n Kopf geschwungenen<br />

Schleiern und Tüchern entwickelten<br />

sich im Laufe <strong>de</strong>s Mittelalters unterschiedliche<br />

Haubenformen“, erklärt<br />

Ursula Weinberger aus Wegscheid.<br />

Die pensionierte Berufsschullehrerin<br />

ist bereits seit <strong>de</strong>n 1970er Jahren als<br />

Goldhaubenfrau bekannt und besitzt<br />

die älteste Goldhaube im Umkreis.<br />

Sie stammt von ihrer Urgroßmutter.<br />

„Hauben waren praktischer und<br />

besser geeignet, sich innerhalb <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Gesellschaftsschichten<br />

abzugrenzen“, fährt sie fort. So hatfür<br />

ihren Kopfschmuck<br />

zu verwen<strong>de</strong>n. Doch die<br />

Form <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nhaube<br />

verän<strong>de</strong>rte sich zunehmend.<br />

„Im Wan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> zog sich <strong>de</strong>r<br />

Haubenkörper immer<br />

mehr zusammen, sodass<br />

er nur noch handgroß<br />

auf <strong>de</strong>m Scheitel saß.<br />

Der Tüllrand wur<strong>de</strong> immer<br />

breiter. So entstand<br />

die noch heute beliebte<br />

Goldriegelhaube.<br />

SYMBOLE FÜR<br />

HERKUNFT<br />

UND STATUS<br />

„Mit <strong>de</strong>r <strong>Passauer</strong> Haube, die ihren<br />

Ursprung im österreichischen Linz<br />

hat, verhält es sich ähnlich“, berichtet<br />

die Wegschei<strong>de</strong>rin. Ihre Entwicklung<br />

durchlief verschie<strong>de</strong>ne Stadien.<br />

Ein bekanntes Merkmal: Je größer ihr<br />

Knauf ist, <strong>de</strong>sto älter ist die Haube.<br />

Der Bön<strong>de</strong>l, also <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Haube,<br />

verkleinerte sich zu einem Knauf und<br />

rückte auf <strong>de</strong>n Scheitelpunkt <strong>de</strong>s Hinterkopfs.<br />

Die Linzer Haube trat ihren<br />

Siegeszug von <strong>de</strong>r Enns nach Passau<br />

an. Dort wur<strong>de</strong> sie zur <strong>Passauer</strong> Goldhaube<br />

und fand große Beliebtheit<br />

bei <strong>de</strong>n Damen vom Rottal bis nach<br />

Deggendorf, <strong>de</strong>m Bayerischen Wald<br />

und sogar bis in <strong>de</strong>n Böhmerwald<br />

hinein. „Nur die verheirateten und<br />

wohlhaben<strong>de</strong>n Bürgerinnen in <strong>de</strong>n<br />

Städten und Märkten sowie reiche<br />

Bäuerinnen trugen die teuren, reich<br />

bestickten Goldhauben“, erzählt<br />

Goldhaubenfrau Ursula Weinberger.<br />

Sie bestan<strong>de</strong>n aus Goldspitze und<br />

vergol<strong>de</strong>tem Flitter. Putz- und Haubenmacherinnen<br />

bestickten sie mit<br />

Glasperlen und Pailletten. Ihr Preis lag<br />

ungefähr gleich auf mit <strong>de</strong>m eines guten<br />

Arbeitspfer<strong>de</strong>s. Sie zeugten damit<br />

vom Wohlstand und Reichtum ihrer<br />

Trägerinnen. Weniger gut betuchte<br />

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