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Pastinakensuppe und<br />
Lümmelibroote<br />
«Kornhaus»-Beizer Fabio Elia hat für «<strong>Basel</strong> <strong>Live</strong>» ein traditionelles Basler Weihnachtsmenü<br />
zusammengestellt<br />
An Weihnachten<br />
pflegen alle Länder<br />
mit christlichem<br />
Hintergrund ihre<br />
eigenen kulinarischen<br />
Traditionen.<br />
In Deutschland<br />
braten sie vorzugsweise eine Weihnachtsgans,<br />
in Skandinavien wird<br />
gerne ein zünftiger Schinken in den<br />
Ofen geschoben, und in den USA<br />
verspeist man im Familienverbund<br />
einen Truthahn. Doch was essen<br />
eigentlich die Basler? Gibt es auch ein<br />
klassisches Basler Weihnachtsgericht?<br />
Einer, der das wissen muss, ist<br />
Fabio Elia. Seit einem Jahr führt der<br />
37-Jährige das Restaurant Kornhaus<br />
bei der Lyss. Dort setzt er ein ganz<br />
besonderes Konzept um: Auf die Speisekarte<br />
schreibt er ausschliesslich<br />
Gerichte, die von Rezepten aus alten<br />
Basler Kochbüchern inspiriert sind.<br />
«Am Anfang dieser Idee stand die<br />
Lokalität, das ‹Kornhaus›», erzählt<br />
Elia. «Dieses Restaurant ist in <strong>Basel</strong><br />
eine Institution, eine echte, urchige<br />
Quartierbeiz, wie es nicht mehr viele<br />
in dieser Art gibt.» Das Wichtigste sei<br />
ihm deshalb gewesen, das Restaurant<br />
in dieser Tradition weiterzuführen und<br />
am Interieur gar nicht viel zu ändern.<br />
Angesichts dieses Erbes entwickelte<br />
sich der Gedanke, auch bei der<br />
Gestaltung des kulinarischen Angebots<br />
auf Bewährtes, teilweise sogar<br />
auf bereits Vergessenes zu setzen.<br />
Und so machte sich Elia auf die Suche<br />
nach alten Basler Kochbüchern. Er<br />
forschte in Bibliotheken, stöberte in<br />
Antiquariaten und fragte die Menschen<br />
in seinem Freundeskreis, ob<br />
nicht vielleicht irgendwo noch eine<br />
Grossmutter ein paar alte Rezepte<br />
versteckt hält. «Die Recherche war<br />
extrem spannend und führte mich<br />
zurück bis ins 17. Jahrhundert», sagt<br />
Elia. Tatsächlich bietet er heute im<br />
«Kornhaus» als Dessert unter anderem<br />
Honigquitten an, deren Zubereitung an<br />
eine Rezeptur von 1682 angelehnt ist.<br />
Elia stammt aus einer Gastronomen-Familie.<br />
Seine Mutter Pia hat vor<br />
13 Jahren die «Spalenburg» übernommen<br />
und daraus das florierende<br />
spanische Restaurant Tapas del Mar<br />
gemacht. Mittlerweile ist auch seine<br />
Schwester Flavia eingestiegen und<br />
hat die Mutter an der Front abgelöst.<br />
Er selber arbeitete zuletzt vier Jahre<br />
in Zürich, wo er das «Tapas del Mar<br />
Zürich» leitete, bevor sich 2015 die<br />
Möglichkeit ergab, das «Kornhaus» zu<br />
übernehmen.<br />
Die «Basler Küche» beschreibt Elia<br />
als ehrlich, hemdsärmelig und «währschaft».<br />
Fleisch ist ein wichtiger<br />
Bestandteil, in allen, zum Teil auch<br />
deftigen Variationen. So finden sich<br />
beispielsweise Pastetli mit Kalbsinnereien<br />
auf der «Kornhaus»-Karte,<br />
genauso wie Blut- und Leberwürste<br />
oder das «Basler Herrenschnitzel»,<br />
zwei dünne Kalbsschnitzel gefüllt mit<br />
Rohschinken und Gänseleber. Er sei<br />
selber immer wieder erstaunt, bei wie<br />
Und so machte sich<br />
Fabio Elia auf die<br />
Suche nach alten<br />
Basler Kochbüchern.<br />
vielen Menschen diese rustikalen<br />
Gerichte ankommen. «Unlängst kamen<br />
zwei zierliche, junge Frauen ins<br />
Restaurant, denen ich wohl kaum von<br />
mir aus eine Blutwurst empfohlen<br />
hätte. Prompt haben beide einen<br />
Metzgete-Teller bestellt.»<br />
Als «<strong>Basel</strong> <strong>Live</strong>» bezüglich eines<br />
typischen Basler Weihnachtsgerichts<br />
anfragte, stellte Elia umgehend das<br />
folgende, viergängige Menü zusammen,<br />
das er im «Kornhaus» etwa bei Anfragen<br />
für ein Firmen-Weihnachtsessen<br />
für rund 50 Franken servieren würde.<br />
22 <strong>Basel</strong> <strong>Live</strong>