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«Ich war schon immer<br />
ein Glückskind»<br />
Hermann Alexander Beyeler erzählt gerne – von der Gutenachtgeschichte bis zur<br />
Krimitrilogie. Der erste Band von «Bozzetto» ist nun im Reinhardt Verlag erschienen<br />
Entspannt sitzt er im<br />
samtbezogenen Sessel<br />
mit den silbernen Ornamenten.<br />
Dunkler Anzug,<br />
tiefrote Krawatte mit<br />
passender Pochette, vor<br />
sich ein dickes Buch.<br />
«Ich habe mein ganzes Leben lang<br />
geschrieben», sagt der Mann, der eher<br />
so aussieht, als sei er gerade auf dem<br />
Sprung ins Spielcasino oder in die<br />
Oper. In der Schule habe er beim<br />
Aufsatz zu den Besten gehört und für<br />
seine Tochter habe er selber Märchen<br />
erfunden, zum Beispiel über das<br />
Karussellpferdchen Bella. Jeden<br />
Abend vor dem Zubettgehen durfte<br />
sich die Kleine auf eine Fortsetzung<br />
freuen.<br />
Hermann Alexander Beyeler mag<br />
das Extravagante. Der Raum mit den<br />
antikisierenden Wandmalereien und<br />
dem gemalten Stück Himmel an der<br />
Decke ist sein Büro, das sich genau<br />
wie seine grosszügige Galerie mitten<br />
im Industriegebiet von Pratteln<br />
befindet. Eine eigene Welt zwischen<br />
im Nebel verschwindenden Hochhäusern<br />
und vorbeidonnernden Lastwagen,<br />
in einem modernen Gebäude, das<br />
dank der Fassadenmalerei irgendwo<br />
zwischen römischem Tempel und<br />
barockem Palast anzusiedeln ist.<br />
Der Kunstsammler, Galerist, Mäzen,<br />
Immobilienbewirtschafter,<br />
Ehemann und Vater einer erwachsenen<br />
Tochter ist auch Buchautor. Denn<br />
genauso wie die schönen Dinge mag<br />
er Geschichten. Und erzählen kann<br />
er, das merkt man sofort. Vor ihm<br />
liegt sein erster, gemeinsam mit Gerd<br />
J. Schneeweis verfasster Roman<br />
«Bozzetto», der im November beim<br />
Reinhardt Verlag als Taschenbuch<br />
erschienen ist. Das Buch gebe es<br />
schon seit zwei Jahren, doch die<br />
Zusammenarbeit mit dem ersten<br />
Verlag sei nicht zufriedenstellend<br />
gewesen, erklärt Beyeler. Plötzlich<br />
hellt sich seine Miene auf: «Jedes<br />
Minus hat sein Plus.» Denn nun habe<br />
er einen Schweizer Verlag mit Krimitradition<br />
gefunden. «Ich war schon<br />
immer ein Glückskind.»<br />
Auf den Spuren Michelangelos<br />
Die Handlung von «Bozzetto» beginnt<br />
1541 in der Sixtinischen Kapelle in<br />
Rom, und zwar in dem Moment, als<br />
Michelangelo sein soeben fertiggestelltes<br />
monumentales Fresko «Das<br />
Jüngste Gericht» einer ausgewählten<br />
Öffentlichkeit präsentiert. Michelangelos<br />
«Bozzetto», also der Entwurf<br />
des «Jüngsten Gerichts» auf einer<br />
Holztafel, steht im Zentrum der<br />
Geschichte und geht auf eine Reise<br />
durch Zeit und Raum. Während des<br />
Zweiten Weltkriegs verschwindet er<br />
in einem Kloster, nachher landet er<br />
in einem Antiquariat in Paris und<br />
durch eine Versteigerung schliesslich<br />
in der Schweiz. Glück hat das Bild<br />
aber niemandem gebracht – offenbar<br />
ist es mit einem Fluch belegt.<br />
Bozzetto –<br />
Der Fluch<br />
von Hermann Alexander Beyeler und<br />
Gerd J. Schneeweis<br />
584 Seiten, kartoniert<br />
ISBN-Nr.: 978-3-7245-2178-5<br />
Erhältlich zu Fr. 16.80 im Buchhandel<br />
ober über www.reinhardt.ch<br />
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