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«Frauen kaufen viel früher ein als Männer»<br />
Roger Rittscher, Geschäftsführer des Globus <strong>Basel</strong>, über die Eigenheiten<br />
des Weihnachtsgeschäfts<br />
Roger Rittscher, wie erleben Sie<br />
<strong>Basel</strong> als Weihnachtsstadt?<br />
Ich bin beruflich viel in der<br />
Schweiz unterwegs und würde behaupten,<br />
dass sich keine andere Stadt in<br />
dieser Jahreszeit so gut vermarktet wie<br />
<strong>Basel</strong>. Die Bemühungen haben ja auch<br />
eine lange Tradition, angefangen bei<br />
Johann Wanner über den Weihnachtsmarkt<br />
und die tolle Beleuchtung in der<br />
Freien Strasse bis hin zu den vielen<br />
Tannenbäumen, die überall in der Stadt<br />
aufgestellt sind.<br />
Täuscht der Eindruck oder fängt das<br />
Weihnachtsgeschäft jedes Jahr ein<br />
bisschen früher an?<br />
Das hören wir häufig. Dabei ist unsere<br />
Praxis immer die gleiche. Wir schauen,<br />
dass wir rund vier Wochen vor dem 1.<br />
Advent bereit sind. Das ist für uns der<br />
richtige Zeitpunkt, weil viele Menschen<br />
bei uns nicht nur Geschenke, sondern<br />
auch ihre ganze Weihnachtswelt einkaufen,<br />
also Kugeln, Kalender oder<br />
Kränze.<br />
Für Ihre Mitarbeitenden ist diese<br />
Jahreszeit bestimmt stressig.<br />
Stressig ja, aber gleichzeitig auch sehr<br />
beliebt. In dieser Zeit können sie<br />
nämlich besonders vielen Kunden<br />
helfen, ihre Anliegen zu lösen, und sie<br />
dadurch glücklich machen. Für die<br />
Stosszeiten rekrutieren wir zudem<br />
zusätzliches Personal, Aushilfen, die<br />
am Päckli-Tisch eingesetzt werden,<br />
oder auch pensioniere Mitarbeitende,<br />
die an Weihnachten besonders gerne<br />
gearbeitet haben.<br />
Wann kaufen die Basler ihre<br />
Geschenke ein?<br />
Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass<br />
die Frauen generell etwas früher dran<br />
sind als die Männer. Die ersten Anfragen,<br />
ob wir einen Einkauf als Weihnachtsgeschenk<br />
verpacken können,<br />
erhalten wir bereits Ende Oktober.<br />
Mitte November verzeichnen wir einen<br />
ersten Höhepunkt, dann kaufen die<br />
Organisierten ein. Im Laufe des Dezembers<br />
steigert sich dann der Anteil<br />
Männer zusehends. Verkaufsstärkster<br />
Tag ist jeweils der 23. Dezember, wobei<br />
dann insbesondere Frischprodukte aus<br />
unserer Food-Abteilung gefragt sind.<br />
Verhalten sich die Kunden in der<br />
Weihnachtszeit anders?<br />
Tendenziell bleiben die Menschen<br />
etwas länger bei uns im Laden. Viele<br />
Kunden haben positive Assoziationen<br />
zu Weinachten und fühlen sich durch<br />
unsere Dekorationen in ihre Kindheit<br />
zurückversetzt. Wir versuchen, diese<br />
Erinnerungen möglichst vielfältig<br />
anzuregen, und wollen die Kunden viele<br />
Kleinigkeiten entdecken lassen. Ausserdem<br />
stelle ich fest, dass sie verständnisvoller<br />
sind, wenn sie an einer Kasse<br />
einige Augenblicke warten müssen.<br />
Welche Bedeutung hat das Weihnachtsgeschäft<br />
für den Detailhandel?<br />
Grundsätzlich ist das die wichtigste<br />
Zeit im Jahr, jedoch variiert das in den<br />
verschiedenen Abteilungen. In der<br />
Kinderabteilung und in der Parfümerie<br />
verdoppelt sich in dieser Zeit in etwa<br />
der Umsatz, während für die Nachfrage<br />
an Damenmode das Weihnachtsgeschäft<br />
weniger relevant ist.<br />
Welchen Einfluss haben die verkaufsoffenen<br />
Sonntage?<br />
Diese Sonntage sind schon speziell, es<br />
ist auch eine etwas andere Kundschaft<br />
unterwegs. Am ersten Sonntag hat es<br />
viele Familien, die einen schönen Tag<br />
verbringen, durch die Stadt bummeln<br />
und die vielen Lichter bestaunen möchten.<br />
Am zweiten Sonntag geht es dann<br />
um die Wurst, dann wird eingekauft.<br />
Grundsätzlich sind wir zufrieden mit<br />
den beiden Sonntagen, mehr braucht es<br />
nicht.<br />
Was schenken Sie persönlich zu<br />
Weihnachten?<br />
Ich gehe meistens ohne Plan einkaufen<br />
und lasse mich inspirieren. Ich schätze<br />
es, wenn ich andere überraschen kann.<br />
Oft verschenke ich Dinge, die ich selber<br />
gerne erhalten würde. Wichtig ist mir<br />
vor allem, dass jedes Geschenk eine<br />
persönliche Note hat. Interview phs<br />
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