Queer-<strong>BW</strong> präsentiert die neue TV-Trash-Kolumne Von einem, <strong>de</strong>r auszog, Trash zu erleben … Heute:„das supertalent“ KRAWALLBUERSTE schreibt ab sofort exklusiv für die Queer-<strong>BW</strong> Mehr von ihm unter: http://twitter.com/Krawallbuerste Boese, Sarkastisch, Unglaublich, Zynisch, Bild geklaut bei Banksy. Und stockschwul. Heute ist wie<strong>de</strong>r einer <strong>de</strong>r verdammten Tage, an <strong>de</strong>nen ich mich frage, ob ich nichts besseres zu tun habe, als mit ‚nem Sixpack Bier, ‚ner Pizza und RTL <strong>de</strong>n Abend zu verbringen. Den heiligen Samstagabend wohlgemerkt. Aber was tut man nicht alles, um auf <strong>de</strong>m neuesten Stand zu bleiben und <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nsatz <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Fernsehunterhaltung zu sehen (und nebenbei gepflegt darüber zu lästern). Also, erstes Bier auf, die heiße Pizza wartet und bei RTL startet die Vorschau auf das „Supertalent“. Aber erst wird von RTL noch schnell <strong>de</strong>r unlustigste Komiker aufs Tapet gebracht, Mario Barth. Stopp, <strong>de</strong>r wird in einer <strong>de</strong>r nächsten Kolumne verwurstet. Vielleicht ist er dann mal genießbar (was ich aber auch kaum glauben kann). Mal kurz zum Grundprinzip <strong>de</strong>r Sendung: Eine Jury bewertet die mehr o<strong>de</strong>r weniger komischen und peinlichen Auftritte von Profilneurotikern, die für ein paar Sekun<strong>de</strong>n Berühmtheit ihre Oma verkaufen wür<strong>de</strong>n. Fortsetzung auf Seite 05 Fortsetzung von Seite 04 Allerdings haben die meisten die schon für ihr I-Phone versetzt. Ohne 3GS. Gut, muss halt die Seele herhalten dafür. Was nach einem lustigen Abend á la „Gong-Show“ klingen mag, entwickelt sich schnell zu einer Schau in die Abgrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s menschlichen Daseins. Drei komische Juroren, irgend so ein Dieter B. aus T., <strong>de</strong>r mal ‚nen Penisbruch mit dieser Nadja Abfall-Fahrrad hatte (was ich mir im geringsten niemals vorstellen möchte!), Sylvie van <strong>de</strong>r Vart, die medienwirksam <strong>de</strong>m Krebs über die Klinge gesprungen ist, macht nun auch noch nebenbei, wie passend, Werbung für Rasierklingen. Für die Bikinizone und für die Beinenthaarung. Gut, dass wir sie immer nur mit <strong>de</strong>m Oberkörper aufwärts dort sehen. Dritter im Bun<strong>de</strong> dieses Triumvirat <strong>de</strong>s Grauens ist <strong>de</strong>r drollige Bruce, <strong>de</strong>r nur spielen will, und bei <strong>de</strong>m mir gera<strong>de</strong> nicht einfällt, warum er Juror ist. Gera<strong>de</strong> auslaufen und un<strong>de</strong>utlich sprechen ist bei<strong>de</strong>s noch nicht olympisch und daher kein Talent, aber trotz<strong>de</strong>m darf er in <strong>de</strong>utsch-englischem Kau<strong>de</strong>rwelsch Leute begutachten und immer „kaaakaaa“ rufen, wenn es ihm nicht gefällt. Possierlich. Aber gut. Mal sehen, was die drei Gestalten mit ihren Buzzern nun bewerten. Erster Auftritt. Aha, Kin<strong>de</strong>rschicksal, traurig, hat mit 18 Wochen hat ihren Hund verloren und hat noch nie auf einem südamerikanischen Muli gesessen. Traurig. Wieviel Kin<strong>de</strong>r wie Jacqueline-Sabine es wohl in Deutschland gibt? Gut, singen will sie. Ich sollte mir entwe<strong>de</strong>r eine größere Fernbedienung kaufen o<strong>de</strong>r sie mir näher hinlegen. Jacquelines „Gesang“ genügte, um bei mir alles Ungeziefer aus <strong>de</strong>m Haus zu vertreiben. Das allein wäre positiv. Ihre Geschichte reichte aber aus, fünf wertvolle Sen<strong>de</strong>minuten vollzustopfen, die man sonst mit wichtigen Themen wie Waldsterben o<strong>de</strong>r Atomkraftwerkabschaltung in Kawumbistan rumbringen hätte können. Vielleicht kann sich ihre Mutter nun die notwendige Brust-OP leisten, die sie braucht, um wie<strong>de</strong>r attraktiv zu sein und Geld zu verdienen. Um dieses Schicksal noch dramatischer zu machen, als es schon ist, wird schnell auf Sepia gefilmt, melodramatische Musik unterlegt und Jacqueline mit Slow-Motion gezeigt, was sie we<strong>de</strong>r attraktiver, noch ihre Fistelstimme besser macht. Von ihrem viel zu engen Batikshirt, das ihr liebevoll an <strong>de</strong>n run<strong>de</strong>n, kleinen Körper angepasst wur<strong>de</strong>, ganz zu schweigen. Billige Celine-Dion-Imitate (wenn es nur wenigstens das Aussehen wäre, das sie imitieren!), intelligenzresistente Drehorgelspieler in Darth-Va<strong>de</strong>r-Kostümierung, irgendwelche extrem knackige Typen, die sich ‚ne Stange rauf und runter turnen (gut, das war jetzt eine <strong>de</strong>r wenigen guten Ausnahmen hüstel) und einbeinige, truckfahren<strong>de</strong> Lesben, die seit ihrer Scheidung vor drei Jahren kein Bein mehr auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n bekommen haben und nun versuchen beim Jahrmarkt <strong>de</strong>r Eitelkeiten vor johlen<strong>de</strong>m Publikum ganz schnell ganz berühmt zu wer<strong>de</strong>n – allerdings, wie man gesehen hat, ohne MHD. Die meisten Superstars, Supertalenten und was weiß ich, wie die heißen, sind schon lange vor <strong>de</strong>m Ablauf <strong>de</strong>s MHD‘s in <strong>de</strong>r Versenkung verschwun<strong>de</strong>n. Was allerdings nicht das schlechteste war. Die Poppstars haben vermutlich auf <strong>de</strong>r Castingcouch ihre Wirkung nicht verfehlt. Aber zurück zum Supertalent. Ich weiß nicht, was man <strong>de</strong>m Publikum eingeflößt hat, bzw. was man ihm versprochen hat. Wahrscheinlich, dass es wie<strong>de</strong>r rausgelassen wird, wenn sie die bauchfreie Mittvierzigerin, die gera<strong>de</strong> „Viva Espana“ anstimmte, minimum dreimal ausgebuht o<strong>de</strong>r viermal ausgepfiffen hat. Gut, sie war nicht <strong>de</strong>n leisesten Ansatz von gut. Aber unterhaltsam. Hab ich gera<strong>de</strong> unterhaltsam geschrieben? Komisch, ich bin erst beim dritten Bier. Scheint wahrscheinlich daran zu liegen, dass ich schon über 0,8Promille bin und damit nicht mehr zurechnungsfähig. Aber ich weiß gar nicht, ob ich das schon vorher gewesen bin, wenn ich bei freiem Willen das „Supertalent“ eingeschaltet habe. Wenigstens war die Pizza gut, aber genauso flach wie das Niveau. Wenn es das Wort „fremdschämen“ nicht schon geben wür<strong>de</strong>, das „Supertalent“ hätte es erfun<strong>de</strong>n. Dieter Bohlen hätte es gleich vermarktet, Bruce gleich das gera<strong>de</strong>aus laufen mit englischem Akzent gezeigt. Und Sylvie? Hätte vermutlich gezeigt, dass man auch mit Nichtstun und gepflegter, zelebrierter Langeweile gut Geld verdienen kann. Der letzte macht <strong>de</strong>n Fernseher aus. 04 . 05 TV Trash Kolumne von Krawallbuerste