11.12.2012 Aufrufe

Konzerte 2011 | 2012 - Deutsches Symphonie Orchester Berlin

Konzerte 2011 | 2012 - Deutsches Symphonie Orchester Berlin

Konzerte 2011 | 2012 - Deutsches Symphonie Orchester Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Grenzwege<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Kunst ist nicht dazu da, Grenzen zu errichten. Sie soll sie<br />

überschreiten, sprengen, niederreißen. Dabei spielt es keine<br />

Rolle, was die Schlagbäume innerer oder äußerer Ordnung<br />

voneinander trennen: das Vertraute vom Fremden, die schöne<br />

Utopie vom fiesen Leben, Tabuisiertes von der ängstlichbraven<br />

Moral, die liebe Gewohnheit vom aufwühlend Neuen,<br />

Natur von der Kultur oder den Tod vom Leben. Die Stärke<br />

der Kunst ist der freie Blick ins Offene und Finstere, der Sinn<br />

fürs Unbekannte und Unerhörte. Mit diesem Pathos trat<br />

vor hundert Jahren die Moderne an. Sie wusste die Großen<br />

der europäischen Geistesgeschichte hinter sich.<br />

Die Grenzwege der Musik verlaufen in verschiedene Richtungen.<br />

Einige nehmen direkten Kurs auf unbekanntes Gebiet,<br />

andere umkreisen es, wieder andere begehen und übertreten<br />

die Grenzlinien im eigenen Metier. Anders als in den vergangenen<br />

Spielzeiten erstreckt sich das Leitthema der Saison<br />

durch alle Epochen, vom Barock über die Klassik, Romantik<br />

und Moderne bis in die Gegenwart. Jean-Philippe Rameau in-<br />

→ S. 42 | Do 23. Februar<br />

szenierte in seinen ›Indes galantes‹ eine musikalische Weltreise;<br />

in den Wechseln ihres Tonfalls mischte sich die Kenntnis<br />

mit der Fantasie über fremde Länder und Menschen. Sein<br />

Zeitgenosse Jean-Féry Rebel nahm Chaos und Ordnung der<br />

Elemente zum Anlass, geradezu wild-moderne Klänge zu<br />

kreieren. Beethoven überschritt Grenzen nicht erst mit seiner<br />

→ S. 47 | Di 12. Juni<br />

›Eroica‹, mit der er das Menschheitsdrama des Prometheus<br />

in ein symphonisches Konzept verwandelte. Schon seine Zweite<br />

spielte mit der Welt des Theaters. Den Geist der Romantik,<br />

für die der Wunsch nach Entgrenzung zum Credo gehörte, traf<br />

→ S. 37 | So 25. September<br />

Schubert mit seinem ›Lazarus‹-Fragment. Es handelt vom<br />

doppelten Weg: in den Tod und zurück. Findet man so das<br />

neue Leben? Oder zeichnet Messiaen mit seiner Entrückungsmusik<br />

die bessere Alternative? Oder Puccinis Gnadenlicht<br />

→ S. 45 | So 22. April<br />

am Ende von ›Suor Angelica‹? Schafft die Ekstase das universelle<br />

Glück, das über alle Zeitgrenzen hinwegträgt? ›Sancta<br />

Susanna‹ sucht sie in religiös-erotischer Verzückung, Skrjabin<br />

baute ihr einen Hochaltar der Klänge. Und wieviel Grauen<br />

→ S. 44 | Sa 7. April<br />

braucht der Mensch, wieviel »Blaubart« steckt in uns? Tröstet<br />

der Blick zurück, den Strauss in seinen ›Metamorphosen‹<br />

auskomponierte? Oder erträgt man das Weltgezerre mit seinem<br />

Blendwerk und seiner Katastrophensucht besser, wenn<br />

man als Grenzspringer zwischen Tragödie und Komödie und<br />

tausend musikalischen Stilen changiert und selbst beim<br />

allmächtigen Tod offen lässt, ob er nicht ein Gaukler ist? Der<br />

→ S. 39 | So 11. Dezember<br />

›Große Makabre‹ als Springinsfeld in ein Leben ohne Grenzen<br />

– eine krasse Vorstellung. Aber irgendwie auch attraktiv.<br />

16 17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!