4 gemeinsam evangelisch gemeinsam evangelisch 5 Carsten Merker-Bojarra: Was heißt hier: Evangelisch? Liebe Leser, setzen wir unsere Reise zu den Grundlagen des christlichen Glaubens und damit auch zu den Wurzeln der Evangelischen Kirche fort. Der Name ist Programm: Evangelisch. Dieses Wort stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie: Frohe Botschaft oder Gute Nachricht und meint die Bibel aus Altem und Neuem Testament. Damit wird auch schon klar, auf was sich evangelische Christen beziehen, wenn es um Fragen nach Gott und dem alltäglichen Leben geht: auf die Bibel. Good news for everyday. Wer sich evangelisch nennt, drückt damit aus, sich am Evangelium zu orientieren – der Frohen Botschaft von Jesus Christus. Diese besagt: In Jesus Christus begegnet Gott den Menschen. In seinen Worten und Taten zeigte er, wie sehr Gott die Welt liebt. „Jesus Christus ist Gottes Sohn, unser Retter“ – so lautet ein frühchristliches Bekenntnis. Dessen griechische Anfangsbuchstaben ergeben das Wort ICHTHYS, das „Fisch“ bedeutet. Der Fisch ist bis auf den heutigen Tag ein christliches Erkennungszeichen, ein Bekenntnis zum Sohn Gottes, der durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung den Tod überwunden hat. Martin Luther nannte seine Lehre ab 1520 evangelisch. Später übernahmen die Anhänger der Reformation diese Bezeichnung. Nur Jesus Christus (solus Christus) kann uns im Leben Orientierung geben, da er für uns gestorben und auferstanden ist. So macht er den Menschen Gottes Liebe sicht- und erfahrbar. Den Reformatoren war wichtig, Christus als Gegenüber und Ansprechpartner im Gebet hervorzuheben. Daher wandten sie sich gegen die Lehre von den Heiligen, zu denen man als Fürsprecher beten sollte. Gegen die damals verbreitete Überzeugung, die in Christus den unnahbaren Richter fürchtete, sah man in Jesus Christus nun den liebevollen Helfer. Die Angst vor Christus sollte durch das Vertrauen in ihn abgelöst werden. Frage: An wem oder an was orientierst du dich gerade? Die Bibel ist die gemeinsame Basis für alle Christen auf der Welt. Für evangelische Christen ist die Bibel die höchste Autorität in Glaubensfragen. Allein die Bibel (sola scriptura), so haben es schon die Reformatoren vor 500 Jahren betont, kann Antwort auf Glaubens- und damit verbundene Lebensfragen nach dem Woher, Wohin und dem Sinn des Lebens geben. Keine Aussagen über Gott, über sein Wesen und sein Handeln, die Menschen nach Fertigstellung der Bibel gemacht haben (z.B.: kirchliche Lehraussagen: Dogmen, Päpste, Konzilien; sie alle können irren), stehen in ihrer Bedeutung über der Heiligen Schrift. Die Konzentration der evangelischen Christen auf die Bibel schützt auch vor Ideologien, die sich für absolut halten: Sozialismus, Kommunismus und Nationalsozialismus, etc. Für evangelische Christen ist die Bibel das Wort Gottes an die Menschen. Inspiriert, eingegeben durch Gottes Geist, haben Menschen diesen Worten vertraut, diese Worte weitergegeben, aufgeschrieben und verbindlich zusammengefasst: die Bibel, das Buch der Bücher, bestehend aus 66 einzelnen Schriften. Da die einzelnen Bücher der Bibel zu einer jeweils anderen Zeit und in einer jeweils anderen Sprache geschrieben worden sind, war es zu jeder Zeit wichtig, sie zu übersetzen und verstehbar zu machen. So eine Zeit war auch vor 500 Jahren, als Martin Luther (Neues Testament 1522; Vollbibel 1534), Huldrych Zwingli (Zürcher Bibel 1531) und andere die Bibel ins Deutsche übersetzten und begannen, die Frohe Botschaft durch Predigten für die Menschen verständlich zu erklären. Deswegen hat bis heute die Predigt im evangelischen Gottesdienst einen hohen Stellenwert. Als Kriterium für die Auslegung der Bibel nannte Luther: „Was Christum treibet“. Für ihn war Christus und seine Botschaft von Gottes Liebe der Schlüssel zum Verstehen der Heiligen Schrift. „Ich glaube, dass die Bibel allein die Antwort auf alle unsere Fragen ist, und dass wir nur anhaltend und demütig zu fragen brauchen, um die Antwort von ihr zu bekommen.“ (Dietrich Bonhoeffer) „Mit den heiligen Schriften in der Hand ist der Mensch, der sich Gott zur Verfügung gestellt hat, ausgerüstet für alle Aufgaben seines Dienstes.“ (2. Timotheusbrief 3, 17) O