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komm und sieh, Heft 46

Zeitschrift für die christliche Familie, Ausgabe Januar-März 2017

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Januar – März 2017, <strong>Heft</strong> <strong>46</strong><br />

Aufrechtstehend<br />

Versorgung aus der Luft<br />

500 Jahre Reformation


ZUM ANFANG<br />

2<br />

Ein neues Jahr, das schon nicht mehr ganz jung ist – wir sind<br />

schon wieder voll im Trott oder im Stress oder wie auch immer<br />

du deinen Alltag bezeichnen würdest.<br />

Es wird wohl wieder ein Jahr mit schnellen Veränderungen.<br />

Unzählige Informationen werden auf dich einprasseln, das<br />

Meiste davon, wie so oft, völlig belanglos.<br />

Eine ganz wichtige Frage ist für uns: Wird es in diesem Jahr<br />

gelingen, in Ruhe auf Gottes Stimme zu hören? Werde ich in<br />

diesem Jahr die Zeit haben, mich von Gott verändern zu lassen?<br />

Für unser Glaubensleben gibt es weder Fast-Food noch<br />

Power-Napping. Wir brauchen dafür Zeit <strong>und</strong> Ruhe.<br />

Denn Veränderung erreichen wir durch das Anschauen der<br />

Herrlichkeit des Herrn Jesus Christus. Das ist ein geistliches<br />

Prinzip aus 2. Korinther 3,18. Wir haben einen alten Artikel von<br />

J. N. Darby ausgegraben <strong>und</strong> wünschen viel geistlichen Gewinn<br />

<strong>und</strong> Freude beim „Verändern-Lassen“ ab Seite 5.<br />

3 BIBEL AKTUELL<br />

Aufrechtstehend<br />

5 BIBEL PRAKTISCH<br />

Die verändernde Kraft durch<br />

die Betrachtung des Herrn in<br />

der Herrlichkeit<br />

7 FRAGE / ANTWORT<br />

Frage zum Seelenschlaf<br />

8 BIBELSTUDIUM<br />

Sehnsucht nach der himmlischen<br />

Heimat<br />

12 BIBELSTUDIUM<br />

Beten <strong>und</strong> Lobsingen<br />

13 ERMUTIGUNG<br />

Lk 12,25.26<br />

14 BIBELSTUDIUM<br />

Das Geheimnis „Christus<br />

<strong>und</strong> die Gemeinde“<br />

17 LUTHERJAHR 2017<br />

500 Jahre Reformation<br />

20 BUCHEMPFEHLUNG<br />

J. Busch, Stille Gespräche<br />

22 BIBEL PRAKTISCH<br />

Die Plage meines Herzens<br />

erkennen?<br />

25 ZUM NACHDENKEN<br />

Das Herz <strong>und</strong> die Arme<br />

des Vaters<br />

26 SCHÖPFUNGSANDACHT<br />

Versorgung aus der Luft<br />

IMPRESSUM<br />

Cover-Foto: lizenzfrei, von U.S. Air Force – U.S. Navy National Museum of Naval Aviation<br />

photo No. 2000.043.012; National Museum of the U.S. Air Force photo 050426-F-<br />

1234P-008, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3552352<br />

HERAUSGEBER UND<br />

REDAKTION:<br />

Daniel-Verlag<br />

Lychener Straße 7<br />

OT Retzow<br />

17279 Lychen<br />

Telefon 039888-52248<br />

Fax 039888-52310<br />

info@daniel-verlag.de<br />

www.daniel-verlag.de<br />

TITELSEITENGESTALTUNG<br />

UND INNENLAYOUT:<br />

ideegrafik, Sonja Ivens<br />

ERSCHEINUNGSZEITRAUM:<br />

vierteljährlich<br />

JAHRESABO 2017:<br />

€ 14,00 (D)<br />

€ 18,00 (Europa)<br />

BESTELLADRESSE:<br />

<strong>sieh</strong>e Herausgeber<br />

Probehefte können<br />

jederzeit angefordert<br />

werden.


Bibel<br />

aktuell<br />

AUFRECHTSTEHEND<br />

BRETTER, DIE DEM MENSCHEN<br />

BEDEUTUNG GEBEN<br />

„Und die Bretter zur der Wohnung sollst du von<br />

Akazienholz machen, aufrechtstehend: 10 Ellen<br />

die Länge eines Brettes, <strong>und</strong> eine <strong>und</strong> eine halbe<br />

Elle die Breite eines Brettes“ (2Mo 26,15).<br />

Was könnte uns Menschen besser beschreiben<br />

als dieses eine Wort: aufrechtstehend. Das unterscheidet<br />

uns wesentlich vom Tier, das macht<br />

unsere Position unserem Schöpfer gegenüber<br />

aus, <strong>und</strong> das markiert unsere Haltung unserem<br />

Nächsten gegenüber. Aber was ist geschehen?<br />

Stehen wir noch 2017, stehen wir wirklich<br />

aufrecht oder sind wir längst gekrümmt unterwegs?<br />

Ist der Mensch nicht im wahrsten Sinn<br />

des Wortes unterwegs auf einer krummen Tour?<br />

Sind wir eigentlich noch richtige Menschen?<br />

Bedeutet der griechische Ausdruck für Mensch<br />

anthropos nicht der Aufrechtgehende, der nach<br />

oben Blickende?<br />

DIE BRETTER DER STIFTSHÜTTE<br />

Zwar kannte ich die Beschreibung der Stiftshütte<br />

<strong>und</strong> hatte selbst in einer Jugendfreizeit an einem<br />

Modell des ersten Gotteshauses mitgearbeitet.<br />

Aber als ich den Text vor einigen Wochen<br />

wieder las, begann dieses Wort mich regelrecht<br />

anzuspringen – aufrechtstehend. Es steht einfach<br />

so da, ein Satzteil, bestehend aus einem<br />

Wort. Von Gott durch die Einfachheit betont<br />

<strong>und</strong> hervorgehoben. Und heute, 2017, mit einer<br />

hochaktuellen Botschaft.<br />

Aus mehreren Stellen des Neuen Testamentes<br />

kann man entnehmen, dass häufig Dinge<br />

oder Geschichten des Alten Testamentes eine<br />

sinnbildliche Bedeutung haben. So ist es auch<br />

mit der Stiftshütte. Weisen mehrere Einrichtungsgegenstände<br />

auf Christus hin (wie z. B.<br />

die B<strong>und</strong>eslade oder der Leuchter), so reden<br />

diese Bretter von einzelnen Gläubigen, die zusammen<br />

das Haus Gottes bilden <strong>und</strong> durch besondere<br />

Mechanismen miteinander verb<strong>und</strong>en<br />

sind. Die Lagebeschreibung dieser Gläubigen<br />

ist eindeutig: aufrechtstehend! Das ist Gott wichtig.<br />

Das hebt Er hervor. Und genau das ist uns<br />

verlorengegangen.<br />

DER MENSCH<br />

Als der Mensch erschaffen wurde, war schnell<br />

deutlich, dass er kein veredeltes oder weiterentwickeltes<br />

Tier ist, sondern eine einmalige<br />

Spezies. Er wurde im Bild Gottes erschaffen.<br />

Gott legte ihm nach dem Buch Prediger die<br />

Ewigkeit ins Herz <strong>und</strong> machte ihn fähig, mit<br />

Gott zu <strong>komm</strong>unizieren (Pred 3,11). Man könnte<br />

auch sagen: Er legte die Sehnsucht nach<br />

Gott in den Menschen. Äußerlich gesehen war<br />

die aufrechte Körperhaltung ein deutliches Erkennungsmerkmal.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte später anerkennt<br />

der weiseste Mensch des Alten Testaments,<br />

Salomo: „Allein, <strong>sieh</strong>e, dieses habe ich<br />

gef<strong>und</strong>en, dass Gott den Menschen aufrichtig<br />

geschaffen hat; sie aber haben viele Ränke gesucht“<br />

(Pred 7,29). Statt aufrichtig haben hier<br />

einige Übersetzungen die Fußnote aufrecht,<br />

gerade. Sein Blick sollte nach oben zu seinem<br />

göttlichen Gegenüber gerichtet sein. Für den<br />

Schreiber des 123. Psalms eine Selbstverständlichkeit:<br />

„Ich hebe meine Augen auf zu dir, der<br />

du thronst in den Himmeln!“<br />

NEBUKADNEZAR<br />

Der Unterschied zwischen Tier <strong>und</strong> Mensch<br />

wird besonders deutlich am Beispiel des gewaltigen<br />

Herrschers von Babel, Nebukadnezar. Seine<br />

Geschichte wird in den ersten Kapiteln des<br />

Buches Daniel beschrieben. Gott hatte ihm für<br />

den Fall fortdauernden Hochmuts eine markante<br />

Bestrafung angekündigt. Er würde ihn von<br />

den Menschen ausstoßen <strong>und</strong> bei den Tieren<br />

des Feldes wohnen lassen (Dan 4). Genau das<br />

geschah dann – aber im weiteren Verlauf demütigte<br />

sich dieser Herrscher vor Gott. In diesem<br />

Prozess der Umkehr berichtet die Bibel einen<br />

bemerkenswerten Ausspruch Nebukadnezars:<br />

„Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar,<br />

meine Augen zum Himmel <strong>und</strong> mein Verstand<br />

kam mir wieder.“ Der Übergang vom Tierzum<br />

Menschsein wird dadurch markiert, dass<br />

dieser Mann seine Augen wieder nach oben<br />

richtete. Er wird gerade. Das macht ihn wahrhaft<br />

zum Menschen. Und das ist wiederum untrennbar<br />

damit verb<strong>und</strong>en, dass ihm sein Verstand<br />

wiederkam. Dazu später mehr.<br />

3<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


4<br />

Bibel<br />

aktuell<br />

ACHTZEHN JAHRE KRUMM<br />

In Lukas 13 wird von der Heilung einer Frau<br />

berichtet, die 18 Jahre lang einen Geist der<br />

Schwachheit hatte. Die äußeren Auswirkungen<br />

waren, dass sie vollständig gekrümmt war. Lukas<br />

berichtet: „Als aber Jesus sie sah, rief er ihr<br />

zu <strong>und</strong> sprach zu ihr: Frau, du bist gelöst von<br />

deiner Schwachheit! Und er legte ihr die Hände<br />

auf, <strong>und</strong> sofort wurde sie gerade <strong>und</strong> verherrlichte<br />

Gott“ (Lk 13,12.13). Wieder verbindet die<br />

Bibel das Aufrichten des Körpers mit der Wiederherstellung<br />

der Gottesbeziehung des Menschen<br />

– „sie verherrlichte Gott“ – die Hauptaufgabe<br />

des Menschen.<br />

Seit dem Sündenfall ist das die große Provokation<br />

des Menschen, dass er Gott die Ehre<br />

<strong>und</strong> den Dank verweigert, ja, er verweigert die<br />

Anbetung. Paulus formuliert in Römer 1 genau<br />

diesen Anklagepunkt: „Weil sie Gott kennend,<br />

ihn weder als Gott verherrlichten, noch ihm<br />

Dank darbrachten“ (Röm 1,21). Das ist bis heute<br />

die große Schuld des Menschen. Darin ist er<br />

gekrümmt, unfähig, Gott zu verherrlichen, wie<br />

diese Frau aus Lukas 13.<br />

Und wir Christen? Sind unsere Gemeinden<br />

noch Orte, wo Gott verherrlicht wird, oder sind<br />

es nicht wir selbst, die unterhalten <strong>und</strong> bespaßt<br />

werden wollen? Gehört Gott wirklich die Ehre?<br />

Ist Er die Mitte, der, um den sich alles dreht?<br />

Sind wir nicht ein egoistischer Rummelplatz geworden,<br />

der unsere eigenen Ideen ins Scheinwerferlicht<br />

stellt <strong>und</strong> den Herrn Jesus aus der<br />

Mitte verdrängt? Sind wir gerade oder bis zur<br />

Unkenntlichkeit verkrümmt?<br />

„Du aber bleibe in dem,<br />

was du gelernt hast<br />

<strong>und</strong> wovon du<br />

völlig überzeugt bist“<br />

(2Tim 3,14).<br />

PAULUS AN TIMOTHEUS<br />

In seinem Vermächtnisbrief schrieb Paulus seinem<br />

geliebten Kind unter anderem Folgendes<br />

auf: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt<br />

hast <strong>und</strong> wovon du völlig überzeugt bist“<br />

(2Tim 3,14). Man könnte auch sagen: „Timotheus,<br />

bleib gerade!“ Haben wir eigentlich noch<br />

Überzeugungen? Bist du überzeugt, dass die Bibel<br />

Wort für Wort inspiriert ist? Dann bleibe dabei.<br />

Die Geraden sind heute nicht in der Mehrzahl.<br />

Gerade zu sein ist ein geistlicher Kraftakt.<br />

Ich wünsche es dir <strong>und</strong> mir, dass wir uns von<br />

Gott dazu die Kraft geben lassen.<br />

ZWEI MELDUNGEN<br />

Zwei Meldungen des vergangenen Jahres zeigen,<br />

wie krumm wir sind. Da ist das Ehepaar, das<br />

den Staat verklagt, weil er ihnen keinen Platz für<br />

ihr Kind in einer Kinderverwahranstalt bereitstellt.<br />

Hat niemand diesen Eltern gesagt, dass<br />

sie ihrem Kind einen Schaden zufügen, wenn<br />

sie es in den ersten drei Jahren von der Mutter<br />

trennen? Wird nicht eines Tages das Kind seine<br />

Eltern verklagen, weil sie das Wohl des Kindes<br />

gefährdet haben? Wie krumm sind wir eigentlich?<br />

Und wir Christen blasen mit in dieses Horn<br />

<strong>und</strong> behandeln Mütter verächtlich, die es wagen,<br />

für ihre Kinder zu Hause zu bleiben? Ich bitte<br />

dich: Bleib gerade! Und vertraue Gott, der die<br />

Finanzierung dieses anstrengenden Jobs längst<br />

übernommen hat: „Nimm dieses Kind <strong>und</strong> säuge<br />

es mir, <strong>und</strong> ich werde dir deinen Lohn geben“<br />

(2Mo 2,9). Er lügt nicht.<br />

Zweite Meldung: Am 17.10.2016 hat nun<br />

auch die sächsische Landeskirche die Segnung<br />

Homosexueller möglich gemacht. Diese Entscheidung<br />

ist nur die Spitze des Eisbergs schriftwidriger<br />

Lehren der evangelischen Kirche. Wie<br />

bestürzend <strong>und</strong> wie „krumm“. Wenige Tage später<br />

stand ich vor einh<strong>und</strong>ert Gläubigen, die diese<br />

Kirche verlassen haben. Sie haben sich aufgerichtet,<br />

<strong>und</strong> ich möchte ihnen heute zurufen: „Bleibt<br />

gerade!“ Es gibt Verachtung <strong>und</strong> Not, aber es<br />

gibt auch große Freude <strong>und</strong> großen Segen, dem<br />

Wort Gottes die erste Stelle einzuräumen.<br />

DIE BRETTER<br />

Aufrechtstehend. Dafür brauche ich auch die<br />

beiden Bretter neben mir. Der Herr bewahre uns<br />

vor Hochmut <strong>und</strong> Selbstgefälligkeit. Da gibt es<br />

zu vieles, was uns krümmt, <strong>und</strong> wir brauchen<br />

ganz nötig den Rat unseres Mit-„Brettes“, das<br />

uns die Augen für den Balken in unserem eigenen<br />

Auge öffnet.<br />

Luther ist in diesen Tagen <strong>und</strong> Wochen in aller<br />

M<strong>und</strong>e. „Hier stehe ich“ – soll er in Worms<br />

gesagt haben. Auf diesem Reichstag war er in<br />

der Tat ein aufrechtstehendes Brett <strong>und</strong> ein Vorbild<br />

für unsere Zeit. So hoffe ich, dass diese Zeilen<br />

eine aufrichtende Wirkung haben <strong>und</strong> dazu<br />

dienen, dass wir aufrechtstehend unseren Gott<br />

verherrlichen.<br />

Klaus Güntzschel<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


DIE VERÄNDERNDE KRAFT DURCH<br />

DIE BETRACHTUNG DES HERRN IN<br />

DER HERRLICHKEIT<br />

Bibel<br />

praktisch<br />

DIE GRUNDLAGE JEDER<br />

CHRISTLICHEN WAHRHEIT<br />

Es gibt einen Mittler zwischen Gott <strong>und</strong> Menschen,<br />

eine dritte Person. Weil der Mensch nicht<br />

zu Gott <strong>komm</strong>en konnte, war ein Mittler bereit,<br />

den Platz schuldiger Menschen einzunehmen<br />

<strong>und</strong> sich ihrer Sache anzunehmen. Er hat für sündige<br />

Menschen die Annahme bei Gott bewirkt.<br />

Das beinhaltet zwei Dinge (2Kor 3):<br />

• „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“<br />

(2Kor 3,17), die Freiheit der Gnade, <strong>und</strong><br />

• wir sind „ein Brief Christi …, geschrieben<br />

… mit dem Geist des lebendigen Gottes“<br />

(2Kor 3,3).<br />

Allerdings sind wir unvoll<strong>komm</strong>en <strong>und</strong> versagen<br />

noch. Doch wir sind nicht Briefe von uns<br />

selbst. Nach der vom Geist Gottes gegebenen<br />

Definition sind wir Abschriften (oder amtliche<br />

Kopien) Christi. Das sind wir, wir sollten es nicht<br />

nur sein.<br />

GLÄUBIGE HABEN MANCHMAL DEN<br />

FALSCHEN BLICK<br />

Manchmal sagen Gläubige: „Ich sehe diese Abschrift<br />

nicht in mir.“ Beschäftige dich nicht damit,<br />

ob Christus in dir zu sehen ist. Du solltest<br />

vielmehr auf Christus Jesus schauen. Nur wenn<br />

du dich mit Ihm beschäftigst, wirst du Ihn widerspiegeln.<br />

Mose sah sein eigenes Angesicht<br />

nicht leuchten, aber er sah das Angesicht Gottes<br />

leuchten. Andere sahen das Angesicht Moses<br />

leuchten (<strong>sieh</strong>e 2Mo 34,29–35; 2Kor 3,13–16).<br />

Die Herrlichkeit des Herrn, die das Volk im<br />

Angesicht Moses sah, erschreckte das Volk.<br />

Sie konnten diese Herrlichkeit nicht ertragen.<br />

Sie waren sich ihrer Schuld vor Gott bewusst.<br />

Sie wussten, dass die Frage ihrer Sünden noch<br />

nicht geregelt war. Deshalb musste das geringste<br />

Anzeichen der Herrlichkeit Gottes sie in<br />

Furcht versetzen, dass Er sie strafen würde. Wir<br />

Christen jedoch sehen die Herrlichkeit Gottes<br />

mit aufgedecktem, unverhülltem Angesicht in<br />

Christus (2Kor 3,18). Wir fürchten uns nicht im<br />

Geringsten. Wenn wir die Herrlichkeit des Herrn<br />

betrachten, finden wir Freiheit, Trost <strong>und</strong> Freude.<br />

Wir betrachten sie mit Staunen <strong>und</strong> Jubel,<br />

ohne uns zu fürchten. Woher <strong>komm</strong>t dieser gewaltige<br />

Unterschied?<br />

CHRISTUS LEBT JETZT IN DER<br />

HERRLICHKEIT<br />

Ich sehe Christus, wie Er jetzt in der Herrlichkeit<br />

ist, nicht wie Er hier auf der Erde gelebt hat (so<br />

eindrucksvoll das auch war). Er ist jetzt zur Rechten<br />

Gottes. Obwohl das eine Herrlichkeit ist, die<br />

sich im Himmel befindet, kann ich sie beständig<br />

anschauen. Christus befindet sich inmitten der<br />

Herrlichkeit <strong>und</strong> der Majestät des Thrones Gottes.<br />

Diese gewaltige Herrlichkeit ängstigt mich<br />

nicht, weil sie im Angesicht des Menschen erstrahlt,<br />

der meine Sünden weggetan hat <strong>und</strong> als<br />

Beweis dafür nun dort ist. „Nachdem er durch<br />

sich selbst die Reinigung von den Sünden bewirkt<br />

hat, hat er sich gesetzt zur Rechten der<br />

Majestät in der Höhe“ (Heb 1,3).<br />

„Nachdem er durch sich<br />

selbst die Reinigung von<br />

den Sünden bewirkt hat,<br />

hat er sich gesetzt zur<br />

Rechten der Majestät in<br />

der Höhe“ (Heb 1,3).<br />

Es gab eine Zeit, als ich mich fürchtete, seine<br />

Stimme zu hören, <strong>und</strong> wie die Kinder Israel<br />

sagte: „Gott möge nicht mit uns [mir] reden“<br />

(2Mo 20,19). Ich versuchte, wie Adam, mich mit<br />

einem schuldbeladenen Gewissen vor Gott zu<br />

verstecken (1Mo 3,8). Jetzt denke ich jedoch<br />

nicht mehr so. Nein, ich möchte seine Stimme<br />

hören. Wenn ich die Herrlichkeit Christi jetzt<br />

sehe, weiß ich, dass ich gerettet bin!<br />

Wie kam Christus zu diesem Platz in der Herrlichkeit?<br />

Er kam auf die Erde, war in seiner Gestalt<br />

wie ein Mensch erf<strong>und</strong>en, kam zu Zöllnern<br />

5<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


66<br />

Bibel<br />

praktisch<br />

<strong>und</strong> Sündern als Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> wählte sie als seine<br />

Weggefährten. Er ist der Mann, der den Zorn<br />

Gottes wegen der Sünde erlitt <strong>und</strong> meine Sünden<br />

in seinem eigenen Leib auf dem Holz getragen<br />

hat (1Pet 2,24). Er ist jetzt in der Herrlichkeit<br />

– hier auf der Erde lebte Er in einer sündigen<br />

Umgebung <strong>und</strong> trug die Last der Sünden. Doch<br />

nun darf ich in seinem Angesicht die Herrlichkeit<br />

Gottes sehen (2Kor 4,6). Ich sehe Ihn jetzt<br />

dort, weil Er meine Sünden weggetan hat <strong>und</strong><br />

meine Erlösung bewirkt hat.<br />

„Wir alle aber, mit aufgedecktem<br />

Angesicht die<br />

Herrlichkeit des Herrn<br />

anschauend, werden verwandelt<br />

nach demselben<br />

Bild von Herrlichkeit zu<br />

Herrlichkeit, als durch<br />

den Herrn, den Geist“<br />

(2Kor 3,18).<br />

DIE SÜNDE IST WEGGETAN<br />

Ich könnte Christus in der Herrlichkeit nicht sehen,<br />

wenn nur ein einziger Sündenflecken noch<br />

nicht entfernt worden wäre. Je mehr ich von dieser<br />

Herrlichkeit sehe, desto mehr erkenne ich,<br />

wie voll<strong>komm</strong>en das Werk ist, das Christus vollbracht<br />

hat, <strong>und</strong> wie voll<strong>komm</strong>en die Gerechtigkeit<br />

ist, aufgr<strong>und</strong> deren ich angenommen bin.<br />

Jeder Strahl dieser Herrlichkeit ist im Angesicht<br />

Christi zu sehen, der meine Sünden als seine eigenen<br />

bekannt hat <strong>und</strong> dafür am Kreuz gestorben<br />

ist. Er hat Gott hier auf der Erde verherrlicht<br />

<strong>und</strong> das Werk vollbracht, das der Vater Ihm aufgetragen<br />

hatte (Joh 17,4). Die Herrlichkeit, die<br />

ich sehe, ist die Herrlichkeit der Erlösung. Nachdem<br />

Er Gott im Blick auf die Sünde verherrlicht<br />

hat, hat der Vater den Sohn dort bei sich selbst<br />

verherrlicht.<br />

Wenn ich Christus in der Herrlichkeit sehe,<br />

sehe ich, dass all meine Sünden weggetan sind.<br />

Der Mittler trug meine Sünden: „Der Herr hat<br />

ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit“<br />

(Jes 53,6). „Der selbst unsere Sünden an seinem<br />

Leib auf dem Holz getragen hat“ (1Pet 2,24). Er<br />

hat alle meine Sünden bekannt – sie wurden im<br />

Vorbild auf den Kopf des Ziegenbocks gelegt<br />

<strong>und</strong> so weggenommen (3Mo 16,21.22).<br />

CHRISTUS HAT GOTT VERHERRLICHT<br />

Gott ist durch das, was Christus wegen meiner<br />

Sünden getan hat, verherrlicht worden. Dadurch<br />

hat Er sich das Recht erworben, zur Rechten Gottes<br />

zu sein. Ich habe keine Furcht mehr, wenn ich<br />

Christus dort sehe, denn meine Sünden sind jetzt<br />

weder auf der Erde noch im Himmel zu finden.<br />

Einmal wurden sie auf den Herrn Jesus gelegt.<br />

Nun sie sind weg, sie sind nie mehr zu finden. Ich<br />

sehe nur Christus in der Herrlichkeit.<br />

Sähe ich einen toten Christus, müsste ich<br />

fürchten, dass meine Sünden noch irgendwo<br />

gef<strong>und</strong>en werden könnten. Da aber Christus<br />

in der Herrlichkeit lebt, ist diese Suche vergeblich.<br />

Er hat sie alle getragen <strong>und</strong> ist danach zum<br />

Thron Gottes aufgenommen worden. Dort kann<br />

es keine Sünde mehr geben.<br />

DAS ERGEBNIS –<br />

DIE VERWANDLUNG IN SEIN BILD<br />

Wenn ich daher Christus in der Herrlichkeit betrachte,<br />

werde ich in sein Bild verwandelt: „Wir<br />

alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit<br />

des Herrn anschauend, werden verwandelt<br />

nach demselben Bild von Herrlichkeit<br />

zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“<br />

(2Kor 3,18). Die Kraft der gegenwärtigen, praktischen<br />

Ebenbildlichkeit mit Christus ist da, weil<br />

der Heilige Geist die Dinge Christi nimmt <strong>und</strong><br />

sie uns Gläubigen offenbart. Ich erfreue mich an<br />

Christus. Ich liebe Ihn. Ich werde Christus durch<br />

den Heiligen Geist gleichgestaltet. Er offenbart<br />

mir Christus.<br />

Dann beginne ich nicht nur die Herrlichkeit<br />

zu lieben, sondern es ist Christus selbst, den<br />

ich liebe. Ich bew<strong>und</strong>ere Ihn <strong>und</strong> interessiere<br />

mich für Ihn. Ich denke über Ihn nach, der<br />

für mich seinen Leib hingegeben <strong>und</strong> sein Blut<br />

vergossen hat. Ist es dann ein W<strong>und</strong>er, dass<br />

ich Christus ähnlich werde? Ein Christ wird<br />

so zu einem Brief Christi: Er spricht für Christus,<br />

schätzt Christus <strong>und</strong> handelt für Christus.<br />

Er will nicht reich werden, denn er hat unerforschliche<br />

Reichtümer in Christus. Der Gläubige<br />

will nicht die Vergnügungen der Welt, sondern<br />

hat seine Freude an dem, der für immer<br />

zur Rechten Gottes ist.<br />

Sagst du immer noch: „Oh, ich sehe jedoch<br />

diese Abschrift Christi nicht in mir selbst“? Ist<br />

es nicht weit besser, dass du Christus <strong>sieh</strong>st? Es<br />

geht nicht darum, dass ich auf mich selbst blicke,<br />

sondern dass ich auf Christus blicke. Gott<br />

hat Ihn dazu bestimmt, dass ich geistlich wachse,<br />

Ihm ähnlich werde, wenn ich Ihn betrachte.<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


Wenn ich die Arbeit eines großen Künstlers<br />

kopieren würde, würde ich doch<br />

nicht eine Imitation zum Vorbild nehmen<br />

<strong>und</strong> dann den schlechten Versuch bedauern?<br />

Nein. Man kann das gewünschte<br />

Ergebnis nur erreichen, wenn man das<br />

Original betrachtet, es genau betrachtet,<br />

die Einzelheiten beachtet <strong>und</strong> das Wesen<br />

einfängt. Darin liegt ein Trost: Der Heilige<br />

Geist offenbart Christus, wie Er in der<br />

Herrlichkeit ist. Dadurch weiß ich, dass<br />

ich angenommen bin, <strong>und</strong> nun kann ich<br />

ohne Furcht beständig auf Ihn schauen<br />

<strong>und</strong> mich an dieser Herrlichkeit <strong>und</strong> dem<br />

Glanz erfreuen!<br />

STEPHANUS –<br />

VOLL HEILIGEN GEISTES<br />

Stephanus war voll Heiligen Geistes <strong>und</strong><br />

blickte zum Himmel empor <strong>und</strong> sah die<br />

Herrlichkeit Gottes <strong>und</strong> Jesus zur Rechten<br />

Gottes stehen (Apg 7). Sein Antlitz<br />

leuchtete wie das Antlitz eines Engels.<br />

Und erinnere dich daran, wie er starb! Er<br />

betete genauso für seine Mörder wie sein<br />

Meister. Stephanus starb mit den Worten:<br />

„Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht<br />

zu!“ (Apg 7,60). Zuvor hatte Christus sterbend<br />

gesagt: „Vater, vergib ihnen, denn<br />

sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34).<br />

Stephanus zeigte die Liebe Christi zu seinen<br />

Feinden. Er wurde durch den Heiligen<br />

Geist verändert, <strong>und</strong> zwar auf sehr<br />

gesegnete Weise – in dasselbe Bild.<br />

Wer die voll<strong>komm</strong>ene Freiheit in Gott<br />

kennt, schaut mit Frieden <strong>und</strong> glücklich<br />

auf die Herrlichkeit Gottes, wie man sie<br />

im Angesicht Jesu Christi sehen kann.<br />

Wer diese Herrlichkeit <strong>sieh</strong>t <strong>und</strong> ihre Entfaltung<br />

kennt, geht seinen Weg in der Gegenwart<br />

Gott in heiligem Vertrauen. Wer<br />

in der Gegenwart Gottes zur Ruhe ge<strong>komm</strong>en<br />

ist, trinkt dort im Geist das, was<br />

die Gegenwart Gottes ausmacht, <strong>und</strong><br />

wird zum „Brief Christi“ für die Welt. Auf<br />

diese Weise zeigt er allen, dass er durch<br />

den Glauben in der Gegenwart Gottes<br />

war, wo er Christus in der Herrlichkeit angeschaut<br />

hat.<br />

Mögen wir uns mehr <strong>und</strong> mehr Seiner<br />

rühmen, dessen Angesicht all diese Herrlichkeit<br />

entfaltet – das Lamm, das für uns<br />

gestorben ist <strong>und</strong> unsere Sünden durch<br />

sein eigenes kostbares Blut abgewaschen<br />

hat.<br />

John Nelson Darby<br />

FRAGE ZUM SEELENSCHLAF<br />

Im Gespräch mit anderen Christen bin ich schon<br />

ein paar Mal darauf gestoßen, dass manche<br />

Christen denken, man wäre nach dem Sterben<br />

noch nicht beim Herrn Jesus, sondern würde Ihn<br />

erst bei seiner Wiederkehr sehen. So lange wäre<br />

ein Christ in einem Schlafzustand.<br />

Was sagt die Bibel dazu?<br />

ANTWORT<br />

Die Vorstellung eines Seelenschlafes ist stärker verbreitet, als man im<br />

Allgemeinen annimmt. Sie wird unter anderen von Adventisten vertreten.<br />

Doch die Schrift lehrt etwas völlig anderes.<br />

Ich nenne fünf Gründe, warum ich die Auffassung eines Seelenschlafes<br />

für unbiblisch halte:<br />

1. In Lukas 16,19–31 können wir einen Blick in die Zeit nach dem<br />

Tod von Menschen werfen. Der reiche Mann dort ist im Hades, der<br />

arme Lazarus ist im Paradies. Nach dem Tod haben beide sofort die<br />

Augen aufgeschlagen. Lazarus war in Glückseligkeit <strong>und</strong> wurde getröstet,<br />

der reiche Mann befand sich in entsetzlichen Qualen. Dort<br />

können die Toten <strong>komm</strong>unizieren, obwohl sie keinen Leib haben; sie<br />

haben dann nur eine Seele <strong>und</strong> einen Geist.<br />

2. Paulus freute sich abzuscheiden, um bei Christus zu sein: „Ich werde<br />

aber von beidem bedrängt, indem ich Lust [eig. ein starkes Verlangen]<br />

habe, abzuscheiden <strong>und</strong> bei Christus zu sein, denn es ist<br />

weit besser“ (Phil 1,23). Diese Stelle macht klar, dass heimgegangene<br />

Gläubige die Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus erleben; sie sind in<br />

seiner unmittelbaren Nähe.<br />

3. In 2. Korinther 12,3–6 lesen wir Folgendes: „Und ich kenne einen<br />

solchen Menschen (ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich<br />

nicht, Gott weiß es), dass er in das Paradies entrückt wurde <strong>und</strong> unaussprechliche<br />

Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf. Über einen<br />

solchen werde ich mich rühmen; über mich selbst aber werde ich mich<br />

nicht rühmen, es sei denn der Schwachheiten. Denn wenn ich mich<br />

rühmen will, werde ich nicht töricht sein, denn ich werde die Wahrheit<br />

sagen. Ich enthalte mich aber dessen, damit nicht jemand höher von<br />

mir denke als das, was er an mir <strong>sieh</strong>t oder was er von mir hört.“<br />

Hier lesen wir, dass Paulus in das Paradies versetzt wurde <strong>und</strong> dort<br />

unaussprechliche Worte der Glückseligkeit hörte. Auch das zeigt,<br />

dass die Gläubigen mit vollem Bewusstsein alles erleben.<br />

4. Der Herr Jesus sagte zu dem Räuber am Kreuz, dass er mit Ihm am<br />

selben Tag im Paradies sein würde. Welchen Sinn hätten die Worte<br />

des Herrn gehabt, wenn der Räuber nichts mitbe<strong>komm</strong>en hätte?<br />

5. Die Seelen der Märtyrer in Offenbarung 6,9–11 sind unter dem<br />

Altar. Sie rufen zu Gott um Rache an ihren Feinden. Sie sind also bei<br />

vollem Bewusstsein.<br />

So könnte man fortfahren. Ich belasse es bei diesen Beispielen. Es ist<br />

eine große Freude für Gläubige, dass sie sofort nach dem Tod in der<br />

Nähe des Herrn Jesus sein dürfen <strong>und</strong> sich an Ihm erfreuen können.<br />

Werner Mücher<br />

77


Bibelstudium<br />

SEHNSUCHT NACH DER<br />

HIMMLISCHEN HEIMAT<br />

8<br />

Denn wir wissen, dass, wenn unser irdisches Haus,<br />

die Hütte, zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben,<br />

ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges,<br />

in den Himmeln. Denn in diesem freilich seufzen<br />

wir <strong>und</strong> sehnen uns, mit unserer Behausung,<br />

die aus dem Himmel ist, überkleidet zu werden; sofern<br />

wir allerdings, wenn wir auch bekleidet sind,<br />

nicht für nackt bef<strong>und</strong>en werden. Denn wir freilich,<br />

die in der Hütte sind, seufzen beschwert, weil<br />

wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden<br />

möchten, damit das Sterbliche verschlungen werde<br />

von dem Leben. Der uns aber eben dafür zubereitet<br />

hat, ist Gott, der uns das Unterpfand des<br />

Geistes gegeben hat.<br />

So sind wir nun allezeit guten Mutes <strong>und</strong> wissen,<br />

dass wir, während wir einheimisch in dem<br />

Leib sind, von dem Herrn ausheimisch sind (denn<br />

wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen);<br />

wir sind aber guten Mutes <strong>und</strong> möchten lieber<br />

ausheimisch von dem Leib <strong>und</strong> einheimisch bei<br />

dem Herrn sein. Deshalb beeifern wir uns auch,<br />

ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig<br />

zu sein. Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl<br />

des Christus offenbar werden, damit jeder<br />

empfange, was er in dem Leib getan hat, nach<br />

dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses<br />

(2. Korinther 5,1–10).<br />

Am Ende der Schöpfungswoche erschuf Gott<br />

den Menschen als Krone der sichtbaren Schöpfung<br />

(1Mo 1 <strong>und</strong> 2). Er erschuf ihn mit einem<br />

Geist, einer Seele <strong>und</strong> einem Körper. Der<br />

Mensch war in jeder Hinsicht sehr gut, auch sein<br />

Körper war voll<strong>komm</strong>en (vgl. Ps 139,13–16). Mit<br />

dem Sündenfall änderte sich das leider. Danach<br />

stand fest, dass Adam <strong>und</strong> Eva einmal sterben<br />

würden. Ohne den Sündenfall wären die beiden<br />

nicht mit dem Tod in Berührung ge<strong>komm</strong>en,<br />

sie hätten ewig auf der Erde im Paradies<br />

leben können.<br />

DER KÖRPER IST EIN ZELT<br />

Seitdem ist unser Körper – unser „irdisches Haus“<br />

– nur eine vorübergehende Wohnung, die eines<br />

Tages zerstört wird. Er ist wie ein Zelt, das man<br />

eine Zeitlang bewohnt. Ein Zelt wird aufgebaut<br />

<strong>und</strong> wieder abgebaut. Das ist vergleichbar mit<br />

der Geburt <strong>und</strong> dem Tod eines Menschen. Errichtet<br />

wird das Zelt bei der Geburt, abgebaut<br />

wird es im Augenblick des Todes.<br />

EIN BAU VON GOTT<br />

Paulus spricht in diesem Abschnitt, mit dem wir<br />

uns jetzt beschäftigen, von „wir“. Damit meint er<br />

die Gläubigen. Daher kann er auch sagen, dass<br />

wir – <strong>und</strong> das trifft nicht für die Ungläubigen zu<br />

– einen Bau, ein Haus „von Gott“ haben, „nicht<br />

mit Händen gemacht“ 1 , ein ewiges in den Himmeln.<br />

Das irdische Zelt ist vergänglich, der Bau<br />

von Gott wird unvergänglich sein. Von diesem<br />

Bau heißt es: Er ist …<br />

1. von Gott (V. 1)<br />

2. ein ewiges Haus (V. 1)<br />

3. in den Himmeln (V. 1)<br />

4. eine Behausung, die aus dem Himmel ist<br />

(V. 2)<br />

Das ewige Haus be<strong>komm</strong>en wir, wenn wir in<br />

den Himmel – in das Vaterhaus – eingehen werden.<br />

Und wann wird das geschehen? Wenn die<br />

in Christus Entschlafenen in ihrem neuen Körper<br />

auferweckt werden <strong>und</strong> der Körper der Gläubigen,<br />

die dann auf der Erde leben, verwandelt<br />

wird. Gemeinsam werden dann beide Gruppen<br />

von Gläubigen vom Herrn entrückt werden, um<br />

im Vaterhaus zu wohnen. Dann haben sie alle dieses<br />

ewige Haus in den Himmeln.<br />

WIR SEUFZEN UND SEHNEN UNS<br />

Am Ende des vorigen Kapitels schrieb der Apostel:<br />

„… wenn auch unser äußerer Mensch verfällt“<br />

(2Kor 4,16). Nicht nur alte Menschen haben<br />

Gebrechen <strong>und</strong> Krankheiten, auch junge<br />

Leute haben sie; manche werden sogar bereits<br />

mit Behinderungen geboren. Und es gibt nicht<br />

nur körperliche Leiden, sondern auch viele psychische<br />

Erkrankungen, die häufig körperliche<br />

Ursachen haben (die psychosomatischen Krankheiten).<br />

Wie groß sind oft die Not <strong>und</strong> das Seufzen,<br />

<strong>und</strong> davon sind wir als Gläubige, solange<br />

wir noch zur gefallenen Schöpfung gehören,<br />

nicht ausgenommen.<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017<br />

1<br />

„Nicht mit Händen gemacht“ legt Betonung darauf, dass Gott etwas<br />

gemacht hat oder macht (vgl. Mk 14,58; Kol 2,11; Heb 9,11.24).


Bibelstudium<br />

Zum Seufzen <strong>komm</strong>t beim Gläubigen die Sehnsucht<br />

hinzu. Paulus setzt das sozusagen als<br />

selbstverständlich voraus. Doch sehnen wir<br />

wirklich den Augenblick herbei, wo wir unser irdisches<br />

Zelt gegen unser ewiges Haus eintauschen?<br />

Singen wir mit Freuden Lieder vom Kommen<br />

des Herrn? Oder streichen wir sie aus unseren<br />

Liederbüchern, weil sie ohnehin nicht mehr gesungen<br />

werden? Es ist tatsächlich eine Frage, ob<br />

man Lieder singen sollte, mit deren Inhalt man<br />

sich nicht identifizieren kann. Doch dann sollten<br />

wir uns auch fragen, wie es um unser geistliches<br />

Leben <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Sehnsucht<br />

nach der himmlischen Heimat bestellt ist.<br />

Wenn du Mitgläubigen sagst, dass du auf die<br />

Entrückung wartest, wirst du erfahren, dass einige<br />

anfangen zu strahlen. Andere werden dir<br />

sagen, dass es genauso gut sein kann, dass der<br />

Herr erst in h<strong>und</strong>ert Jahren <strong>komm</strong>t …<br />

NICHT FÜR NACKT BEFUNDEN<br />

Es gibt eine Einschränkung, was den Empfang<br />

des neuen Körpers betrifft: Nur diejenigen be<strong>komm</strong>en<br />

ihn, die „nicht für nackt bef<strong>und</strong>en“<br />

(V. 3) werden. Wer nackt ist, hat keine Kleider<br />

an. In der symbolischen Sprache der Heiligen<br />

Schrift geht es um Menschen, die sich weigern,<br />

die Kleider des Heils anzunehmen. 2 Sie meinen,<br />

dass ohne den Glauben an Christus <strong>und</strong> sein<br />

vollbrachtes Werk schon alles gut werden würde<br />

oder dass mit dem Tod alles aus sei. Sie sind<br />

es, die einmal „für nackt bef<strong>und</strong>en“ werden. Ich<br />

möchte nicht das Entsetzen dieser Menschen<br />

miterleben, wenn sie das erkennen werden.<br />

WIR SEUFZEN BESCHWERT<br />

Paulus <strong>und</strong> seine Mitarbeiter seufzten „beschwert“.<br />

Davon be<strong>komm</strong>t man einen Eindruck,<br />

wenn man die Abschnitte 2. Korinther 6,4–10<br />

<strong>und</strong> 11,23–28 liest. Seufzen auch wir beschwert?<br />

Oder fühlen wir uns wirklich so wohl hier auf der<br />

Erde? Werden solche, die sich nach dem Himmel<br />

sehnen, gar von anderen beargwöhnt, sie hätten<br />

kein Herz für die Verlorenen <strong>und</strong> stünden<br />

nicht mehr mit beiden Beinen auf der Erde?<br />

NICHT ENTKLEIDET<br />

Ein Gläubiger wird „entkleidet“, wenn er heimgeht.<br />

Dann hat er eine Zeitlang keinen Körper.<br />

Geist <strong>und</strong> Seele werden vom Herrn abgerufen,<br />

der Körper wird ins Grab gelegt. Wir können<br />

uns heute nicht vorstellen, wie Geist <strong>und</strong> Seele<br />

sich ohne Körper im Paradies aufhalten können.<br />

Paulus wusste, wovon er sprach, denn er war<br />

bereits ins Paradies entrückt worden, wie er in<br />

2. Korinther 12,2–4 schreibt:<br />

Ich kenne einen Menschen in Christus, vor vierzehn<br />

Jahren (ob im Leib, weiß ich nicht, oder außerhalb<br />

des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es),<br />

einen Menschen, der entrückt wurde bis in den<br />

dritten Himmel. Und ich kenne einen solchen Menschen<br />

(ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß<br />

ich nicht, Gott weiß es), dass er in das Paradies entrückt<br />

wurde <strong>und</strong> unaussprechliche Worte hörte,<br />

die ein Mensch nicht sagen darf.<br />

Zweifelsohne werden die entschlafenen Gläubigen<br />

nicht nur den Herrn sehen, sondern<br />

sich auch gegenseitig erkennen <strong>und</strong> miteinander<br />

<strong>komm</strong>unizieren. Es ist ihre Glückseligkeit,<br />

beim Herrn Jesus zu sein, der zu dem Schächer<br />

am Kreuz sagte: „Wahrlich, ich sage dir: Heute<br />

wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43).<br />

Einen Eindruck vom Paradies be<strong>komm</strong>en wir<br />

auch, wenn wir die Begebenheit von dem reichen<br />

Mann <strong>und</strong> dem armen Lazarus lesen<br />

(Lk 16,19–31). Und Paulus schrieb an die Philipper<br />

in Kapitel 1,21–23 Folgendes:<br />

Denn das Leben ist für mich Christus, <strong>und</strong> das Sterben<br />

Gewinn. Wenn aber das Leben im Fleisch mein<br />

Los ist – das ist für mich der Mühe wert, <strong>und</strong> was ich<br />

erwählen soll, weiß ich nicht. Ich werde aber von<br />

beidem bedrängt, indem ich Lust habe, abzuscheiden<br />

<strong>und</strong> bei Christus zu sein, denn es ist weit besser.<br />

Hier schreibt Paulus über das Paradies, obwohl<br />

er es nicht ausdrücklich erwähnt. Es bedeutet<br />

vor allem, bei Christus zu sein.<br />

SONDERN ÜBERKLEIDET<br />

Obwohl es nichts Geringes ist, durch den Tod<br />

zum Herrn zu gehen <strong>und</strong> dadurch einmal an<br />

der Auferstehung des Leibes teilzuhaben (vgl.<br />

Phil 3,10.11), wünschen wir uns dennoch, „überkleidet“<br />

zu werden. Wir wünschen uns, zum<br />

Herrn zu gehen, ohne sterben zu müssen. Was<br />

wird es sein, wenn wir von einem Augenblick<br />

zum anderen verwandelt werden! Gerade waren<br />

wir noch mit einer Arbeit beschäftigt, im<br />

Bruchteil einer Sek<strong>und</strong>e haben wir einen neuen<br />

Körper <strong>und</strong> werden dem Herrn entgegengerückt!<br />

Jemand befindet sich gerade in tiefem<br />

Schlaf, hört die Posaune <strong>und</strong> wird dem Herrn<br />

entgegengerückt – unvorstellbar! So geschieht<br />

die Überkleidung. Von einem Augenblick zum<br />

9<br />

2<br />

Gott machte Adam <strong>und</strong> Eva Kleider aus Fell, damit sie nicht mehr<br />

nackt wären (1Mo 3,21). Das ist ein früher symbolischer Hinweis auf<br />

die Erlösung durch den Tod Christi.<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


Bibelstudium<br />

10<br />

anderen werden wir ohne Sünde sein. Von einem<br />

Augenblick zum anderen werden wir die<br />

Erde verlassen haben <strong>und</strong> den sehen, der am<br />

Kreuz sein Leben für uns gegeben hat! Von einem<br />

Augenblick zum anderen ist das Sterbliche<br />

vom Leben verschlungen (2Kor 5,4).<br />

DAS UNTERPFAND DES GEISTES<br />

Gott hat seinen Kindern bereits ein Unterpfand,<br />

eine Anzahlung des zukünftigen Segens gegeben<br />

(vgl. Eph 1,14). Allerdings ist es ein Pfand,<br />

das wir nicht zurückgeben müssen. Als wir uns<br />

bekehrt haben, hat Gott uns nicht nur neues Leben<br />

– das ewige Leben – durch die neue Geburt<br />

gegeben, sondern auch seinen Heiligen Geist.<br />

Durch seinen Geist wohnt Gott bereits jetzt in<br />

uns.<br />

Dieser Geist weckt in uns einen Vorgeschmack<br />

der zukünftigen Segnungen. Er tröstet<br />

uns in den oft schwierigen Umständen. Er führt<br />

uns in die Schriften ein <strong>und</strong> schließt sie uns auf.<br />

Er verwendet sich sogar mit unaussprechlichen<br />

Seufzern für uns bei Gott, wenn wir nicht wissen,<br />

was oder wie wir beten sollen (Röm 8,26).<br />

ALLEZEIT GUTEN MUTES<br />

Die Aussicht, bald mit verherrlichten Körpern<br />

beim Herrn zu sein, ermutigt uns nicht nur<br />

zum Ausharren, sondern wir gewinnen aus dieser<br />

freudigen Erwartung auch guten Mut, <strong>und</strong><br />

das nicht nur für ein paar St<strong>und</strong>en, sondern allezeit.<br />

Solange wir hier auf der Erde sind, sind<br />

wir „einheimisch in dem Leib“ mit all den dazugehörenden<br />

Beschwernissen. Und wenn es uns<br />

selbst ganz erträglich geht, dann lasst uns doch<br />

vermehrt Anteil nehmen am Ergehen derer, die<br />

durch starke Bedrängnisse gehen. So gibt es<br />

solche, die beispielsweise querschnittsgelähmt<br />

sind oder deren Ehepartner an Demenz leiden<br />

usw. Manche können besser auf Menschen zugehen,<br />

andere tun sich schwerer damit – doch<br />

wäre es nicht gut, wenn wir alle danach trachteten,<br />

die Lasten anderer zu tragen? Wir können<br />

andere trösten <strong>und</strong> ermutigen, auf den<br />

Herrn zu vertrauen, <strong>und</strong> in dem Maß werden<br />

wir auch selbst ermutigt. Wie wurde Paulus im<br />

Gefängnis durch Bruder Onesiphorus erquickt<br />

(2Tim 1,16)!<br />

VON DEM HERRN AUSHEIMISCH<br />

Noch sind wir nicht beim Herrn, noch sind wir<br />

„ausheimisch“. Wenn wir den Bau von Gott be<strong>komm</strong>en,<br />

unser ewiges Haus, die Behausung<br />

aus dem Himmel, dann sind wir beim Herrn.<br />

Paulus schreibt in Verbindung mit der Entrückung:<br />

„Und so werden wir allezeit bei dem<br />

Herrn sein“ (1Thes 4,17). John Gifford Bellett,<br />

einer der Brüder der Anfangszeit 3 , hat einmal<br />

sinngemäß gesagt, dass in diesem kurzen<br />

Versteil ein Meer von Glückseligkeit enthalten<br />

sei. Ist es unser beständiges Sehnen, dass der<br />

Herr <strong>komm</strong>e <strong>und</strong> wir für immer bei Ihm seien?<br />

Und wenn wir uns nicht so danach sehnen …?<br />

DURCH GLAUBEN, NICHT DURCH SCHAUEN<br />

Unser Leben als Christen gründet sich auf den<br />

Glauben an Gott <strong>und</strong> an das vollbrachte Werk<br />

Jesu Christi auf dem Kreuz für unsere Sünden.<br />

Im Glauben blicken wir in einen geöffneten<br />

Himmel <strong>und</strong> sehen den Herrn Jesus „mit Herrlichkeit<br />

<strong>und</strong> Ehre gekrönt“ (Heb 2,9). Durch<br />

Glauben verstehen wir, „dass die Welten durch<br />

Gottes Wort bereitet worden sind“ (Heb 11,3).<br />

Der Glaube erschließt uns die unsichtbare<br />

Welt <strong>und</strong> die glorreiche Zukunft. Aus Glauben<br />

sind wir gerechtfertigt <strong>und</strong> haben wir Frieden<br />

mit Gott. Auch haben wir durch den Glauben<br />

Zugang zu der Gnade, in der wir jetzt stehen<br />

(Röm 5,1.2). Für den Glauben sind unsichtbare<br />

Dinge so real, als würde man sie schon sehen.<br />

Die Heimgegangenen schauen bereits jetzt<br />

den Herrn im Paradies. Wir werden Ihn sehen,<br />

wenn Er zur Entrückung <strong>komm</strong>t: Wir werden<br />

„ihm gleich sein …, denn wir werden ihn sehen,<br />

wie er ist“ (1Joh 3,2).<br />

EINHEIMISCH – AUSHEIMISCH<br />

Wir sind also guten Mutes, doch wir möchten<br />

lieber „ausheimisch von dem Leib“ <strong>und</strong> „einheimisch<br />

bei dem Herrn sein“, in unserem Herrlichkeitsleib.<br />

Doch ob einheimisch oder ausheimisch<br />

– entscheidend ist, dass wir jetzt danach<br />

streben, Ihm in all unserem Denken, Reden <strong>und</strong><br />

Tun wohlgefällig zu sein. Das Wohlgefallen des<br />

Herrn <strong>und</strong> unseres Gottes <strong>und</strong> Vaters hat zur<br />

Folge, dass Er uns in geistlicher Hinsicht überreich<br />

segnen wird, indem Er uns einen Frieden<br />

schenkt, der allen Verstand übersteigt. Und in<br />

dem Maß nimmt die Sehnsucht nach der himmlischen<br />

Heimat zu. Gott sehnt sich nach solch einer<br />

Gemeinschaft mit seinen Kindern, mit den<br />

Erlösten. Sehnen wir uns auch danach?<br />

Henoch war ein Gläubiger zur Zeit des Alten<br />

Testamentes, der das Zeugnis hatte, „dass<br />

er Gott wohlgefallen habe“ (Heb 11,5). Im Alten<br />

Testament lautet der entsprechende Ausdruck:<br />

Er wandelte mit Gott (1Mo 5,22.24).<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017<br />

3<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/John_Gifford_Bellett.


Bibelstudium<br />

Eine Sonntagsschullehrerin erklärte einmal die<br />

Entrückung Henochs ihren Schülern so: Henoch<br />

wandelte mit Gott; er machte lange Spaziergänge<br />

mit Gott, weil sie sich immer viel zu erzählen<br />

hatten. Das taten sie immer wieder. Doch eines<br />

Tages hatten sie sich so viel zu erzählen <strong>und</strong> waren<br />

so weit gegangen, dass es zu spät war, dass<br />

Gott Henoch wieder nach Hause brachte. Da<br />

nahm Er ihn einfach mit in den Himmel.<br />

VOR DEM RICHTERSTUHL DES CHRISTUS<br />

Die Begründung oder der Anreiz für ein Gott<br />

wohlgefälliges Leben ist die Tatsache, dass wir<br />

einmal vor dem Richterstuhl des Christus offenbar<br />

werden müssen. Dann empfangen wir das,<br />

was wir in dem Leib getan haben. Wir be<strong>komm</strong>en<br />

Lohn für das Gute. Haben wir hingegen Böses<br />

getan, be<strong>komm</strong>en wir als Gläubige keinen<br />

Lohn. Für ewig gerettet sind wir allerdings allein<br />

aufgr<strong>und</strong> des Versöhnungswerkes Christi. Der<br />

Herr wird uns all das Falsche in unserem Leben<br />

zeigen, doch dann werden wir auch sehen, wie<br />

viele Sünden uns vergeben worden sind, weil<br />

der Herr sie am Kreuz gesühnt hat.<br />

Am Richterstuhl wird der Herr Jesus uns unser<br />

Leben zeigen, wie Er es <strong>sieh</strong>t. Auf diese Weise<br />

gelangen wir zur völligen Gemeinschaft mit<br />

Ihm <strong>und</strong> mit dem Vater. So wird der Himmel für<br />

uns der Ort einer tiefen <strong>und</strong> ungetrübten Gemeinschaft<br />

mit göttlichen Personen sein, mit<br />

dem Vater <strong>und</strong> dem Sohn, <strong>und</strong> auch untereinander<br />

(1Joh 1,3.7).<br />

„Amen; <strong>komm</strong>, Herr Jesus!“<br />

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Bibelstudium<br />

BETEN UND LOBSINGEN<br />

12<br />

ORT UND ZEIT FÜR BETEN UND<br />

LOBSINGEN?<br />

Nachdem Silas, Timotheus <strong>und</strong> Lukas auf die Vision<br />

des Paulus hin nach Mazedonien gegangen<br />

waren, war Philippi die erste Stadt, wo sie<br />

das Evangelium verkündigten (Apg 16,9.10).<br />

Eine große Ermutigung war die Bekehrung der<br />

Lydia, einer Purpurverkäuferin, die aus Thyatira<br />

stammte. Der Herr hatte gerade in Philippi das<br />

Herz der Lydia geöffnet, so dass sie auf das achtgab,<br />

was Paulus sagte. Unmittelbar nach ihrer<br />

Bekehrung wurden sie <strong>und</strong> ihr Haus (= ihre Sklaven<br />

<strong>und</strong> Freigelassenen) getauft, <strong>und</strong> Lydia erwies<br />

Paulus <strong>und</strong> seinen Begleitern Gastfre<strong>und</strong>schaft<br />

(Apg 16,10–15). Auf diese Weise bestätigte<br />

der Herr, dass sie sich auf seinem Weg befanden.<br />

Möglicherweise hatten sie nun Zeit für Gebet<br />

<strong>und</strong> Lob. Vielleicht haben sie in Lydias Haus<br />

auch aus voller Kehle gesungen, denn ihr Haus<br />

bildete ja den Kern des jungen christlichen<br />

Zeugnisses in Europa (vgl. auch Apg 16,40). Es<br />

wird uns allerdings nichts darüber mitgeteilt,<br />

auf welche Weise die Anbetung <strong>und</strong> Verehrung<br />

Gottes stattfand.<br />

EIN ANDERER ORT<br />

Eine öffentliche <strong>und</strong> hörbare Verehrung Gottes<br />

fand jedoch an einem Ort statt, den wir wahrscheinlich<br />

nicht dafür ausgesucht hätten. Paulus<br />

<strong>und</strong> Silas kamen unerwartet ins Gefängnis,<br />

wo man ihre Füße fest in einen Block presste.<br />

Das war an sich kein Gr<strong>und</strong> zum Loben, sondern<br />

vielmehr zum Beten, sollte man denken …! Es<br />

ist jedoch bemerkenswert, dass Paulus <strong>und</strong> Silas<br />

beides taten, <strong>und</strong> das gleichzeitig. Wörtlich<br />

lesen wir in Apostelgeschichte 16,25: „Um Mitternacht<br />

aber beteten Paulus <strong>und</strong> Silas <strong>und</strong><br />

lobsangen Gott.“ Das Erste, was sie taten, war<br />

zu lobsingen. Im Griechischen steht an dieser<br />

Stelle hymnoun, die Imperfekt-Form des Verbs<br />

hymneo, das „lobsingen“ bedeutet (<strong>sieh</strong>e auch<br />

Mt 26,30; Mk 14,26; Heb 2,12). Im Griechischen<br />

bezeichnet das Imperfekt eine Handlung der<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017<br />

Vergangenheit in ihrem Verlauf, also eine nicht<br />

abgeschlossene Handlung: Sie waren am Lobsingen.<br />

Das war es, was sie mitten in der Nacht<br />

taten! Zuvor steht das Wort „beteten“ (proseuchómenoi).<br />

Wörtlich heißt es dort also: „Betend<br />

lobsangen sie Gott“, oder auch: „Während<br />

sie beteten, lobsangen sie Gott.“ Man könnte<br />

sagen, dass Paulus <strong>und</strong> Silas zwar beteten, aber<br />

ihr Gebet hatte den Charakter eines Lobes, eines<br />

Lobgesangs. Es ging ihnen also nicht darum,<br />

Gott auf ihre eigene wenig behagliche Situation<br />

aufmerksam zu machen, sondern um<br />

Gott Lob zu singen! Haben diese beiden Diener<br />

Gottes damit nicht in eindrucksvoller Weise Hebräer<br />

13,15 in die Praxis umgesetzt? Dort heißt<br />

es: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer<br />

des Lobes darbringen, das ist die Frucht der<br />

Lippen, die seinen Namen bekennen.“ Was die<br />

beiden dort sangen, bekamen auch ihre Mitgefangenen<br />

mit: Sie hörten ihnen zu (Apg 16,25).<br />

Diese bemerkenswerte Kombination von Lobgesang<br />

<strong>und</strong> Gebet – oder besser gesagt von<br />

Lobgesang im Gebet – finden wir auch in Psalm<br />

42,9, wo die Söhne Korahs sagten: „Am Tag wird<br />

der Herr seine Güte entbieten, <strong>und</strong> bei Nacht<br />

wir sein Lied bei mir sein, ein Gebet zu dem Gott<br />

meines Lebens.“<br />

LOBSINGEN<br />

Das Verb hymneo ist verwandt mit dem Nomen<br />

hymnos, das „Lob“ oder „Lobgesang“ bedeutet.<br />

Dieses Wort <strong>komm</strong>t in Epheser 5,19 <strong>und</strong> Kolosser<br />

3,16 vor. Interessanterweise taucht es auch<br />

einmal in Homers Odyssee (ca. 800 v. Chr.) auf;<br />

hier scheint es eher „Melodie“ zu bedeuten: Jemand<br />

hört dort auf den hymnos eines Liedes.<br />

Herodot (5. Jh. v. Chr.) verwendet das Wort sowohl<br />

für den Text als auch die Melodie eines<br />

Liedes. In allen späteren heidnischen Texten bilden<br />

Götter, Halbgötter oder bedeutende Eroberer<br />

den Mittelpunkt des Lobgesangs. In diesen<br />

Schriften ist kein Platz für Lobgesänge zur Ehre<br />

Gottes oder Christi. Nur ihnen gebührt auf ewig<br />

unsere Huldigung!<br />

G. H. Kramer


Ermutigung<br />

ERMUTIGUNG<br />

„Wer aber unter euch vermag mit Sorgen seiner<br />

Größe eine Elle zuzufügen? Wenn ihr nun<br />

auch das Geringste nicht vermögt, warum<br />

seid ihr um das Übrige besorgt?“<br />

(Lk 12,25.26).<br />

Unser körperliches Wachstum ist ein natürlicher<br />

Prozess, der so abläuft, wie Gott es für<br />

uns vorgesehen hat. Auf diese Weise ist es der<br />

einfachste Teil unseres Lebens, denn Wachstum<br />

geschieht, ohne dass wir uns anstrengen<br />

müssten. Der Herr erinnert seine Jünger – <strong>und</strong><br />

damit auch uns – daran, dass wir nichts zu unserem<br />

natürlichen Wachstum beitragen können.<br />

Warum sollten wir uns dann Sorgen wegen<br />

anderer Dinge machen, da wir Gott als<br />

unseren Vater haben, der unsere Bedürfnisse<br />

kennt?<br />

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern. Und es ist<br />

umso wichtiger, wenn wir unsere Schwachheit<br />

<strong>und</strong> unser Unvermögen mit Gottes unbegrenzten<br />

Möglichkeiten vergleichen. Er vermag über<br />

alles hinaus zu tun, „über die Maßen mehr, als<br />

was wir erbitten oder erdenken“ (Eph 3,20). Er<br />

vermag uns „völlig zu erretten“ (Heb 7,25) <strong>und</strong><br />

uns zu „bewahren“ (Jud 24). In unserem Dienst<br />

für Ihn vermag Er alle Gnade überströmen zu<br />

lassen (2Kor 9,8). Bei unseren Leiden für Ihn vermag<br />

Er alles zu bewahren, was wir Ihm im Blick<br />

auf den Tag der Belohnung anvertraut haben<br />

(2Tim 1,12). Wenn Versuchungen uns erschrecken,<br />

vermag Er uns zu helfen (Heb 2,18), <strong>und</strong><br />

wenn andere uns verurteilen, vermag Er uns<br />

aufrechtzuhalten (Röm 14,4).<br />

Es ist wirklich so: „Er vermag, auch alle Dinge<br />

sich zu unterwerfen“ (Phil 3,21)! Welche Person<br />

könnte es daher geben, die sich seiner Autorität<br />

nicht unterwerfen müsste? Welche Widrigkeit<br />

könnte es geben, die seiner Kraft widerstehen<br />

könnte? Welche Versuchung oder Entmutigung<br />

könnte uns da verschlingen, wenn unsere<br />

Augen auf Ihn gerichtet sind? Als Mose erkannte,<br />

dass er die Last <strong>und</strong> den Streit innerhalb des<br />

Volkes nicht tragen konnte, hatte der Herr siebzig<br />

andere in Reserve, dieser Not zu begegnen<br />

(4Mo 11,11–17). Wenn wir mit uns selbst zu<br />

Ende <strong>komm</strong>en <strong>und</strong> sagen: „Ich vermag nicht“<br />

– auch nicht in den geringsten Dingen –, dann<br />

finden wir alle Hilfsquellen bei dem Gott, der alles<br />

vermag.<br />

S. J. Campbell<br />

13<br />

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Bibelstudium<br />

DAS GEHEIMNIS<br />

„CHRISTUS UND DIE GEMEINDE“<br />

14<br />

Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus<br />

die Versammlung geliebt <strong>und</strong> sich selbst für sie<br />

hingegeben hat, damit er sie heiligte, sie reinigend<br />

durch die Waschung mit Wasser durch das Wort,<br />

damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht<br />

darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas<br />

dergleichen habe, sondern dass sie heilig <strong>und</strong><br />

untadelig sei. So sind auch die Männer schuldig,<br />

ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer<br />

seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand<br />

hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern<br />

er nährt <strong>und</strong> pflegt es, wie auch der Christus die<br />

Versammlung. Denn wir sind Glieder seines Leibes,<br />

von seinem Fleisch <strong>und</strong> von seinen Gebeinen.<br />

„Deswegen wird ein Mensch den Vater <strong>und</strong> die<br />

Mutter verlassen <strong>und</strong> seiner Frau anhangen, <strong>und</strong><br />

die zwei werden ein Fleisch sein.“ Dieses Geheimnis<br />

ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus<br />

<strong>und</strong> auf die Versammlung (Epheser 5,25–32).<br />

1. DIE GEMEINDE IST SOWOHL DER<br />

LEIB ALS AUCH DIE BRAUT CHRISTI<br />

Christen sind Glieder des Leibes Christi. „Denn<br />

wir sind Glieder seines Leibes, von seinem<br />

Fleisch <strong>und</strong> von seinen Gebeinen“, schreibt Paulus<br />

im Brief an die Epheser (Eph 5,30). Das ist<br />

in mehrfacher Hinsicht eine erstaunliche Feststellung.<br />

Die Gemeinde ist mit dem auferstandenen<br />

Christus verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> hat teil an seiner<br />

Natur. Sie hat bereits jetzt in geistlicher Hinsicht<br />

ihr Leben aus Ihm <strong>und</strong> offenbart Christus<br />

auf der Erde, während Er verworfen ist. Doch<br />

die Gemeinde wird bald auch an der Herrlichkeit<br />

der Auferstehung Christi teilhaben, wenn<br />

unser Leib seinem Leib der Herrlichkeit gleichförmig<br />

gemacht werden wird (vgl. Lk 24,39;<br />

Phil 3,21). Der Leib Christi wird dann in seiner<br />

ganzen Herrlichkeit gesehen werden <strong>und</strong> eine<br />

völlige Einheit mit Ihm bilden (vgl. die Einheit<br />

der Familie Gottes in Johannes 17,23).<br />

Darüber hinaus ist die Gemeinde nicht nur<br />

der Leib Christi, sondern auch seine Braut. Diese<br />

beiden Bilder stehen in engem Zusammenhang,<br />

wie wir das hier deutlich sehen können.<br />

Der Apostel weist in Epheser 5 auf die ersten Kapitel<br />

des ersten Buches Mose hin. Eva ging aus<br />

Adam hervor, nachdem ein tiefer Schlaf über<br />

ihn ge<strong>komm</strong>en war. Als sie zu ihm gebracht<br />

wurde, erkannte Adam, dass sie Gebein von seinen<br />

Gebeinen <strong>und</strong> Fleisch von seinem Fleisch<br />

war (1Mo 2,21–23). Die Gemeinde ist ebenso<br />

von den Gebeinen Christi <strong>und</strong> Fleisch von seinem<br />

Fleisch.<br />

So wie Adam eine Frau bekam, die aus seiner<br />

Seite genommen war, so hat Christus ebenfalls<br />

eine Braut, die im Bild aus seiner durchstochenen<br />

Seite hervorge<strong>komm</strong>en ist. Die Gemeinde<br />

– die Braut des Lammes, das geschlachtet ist –<br />

ist die Frucht „der Mühsal seiner Seele“, seines<br />

Leidens <strong>und</strong> Sterbens (Jes 53,11). Adam sehnte<br />

sich nach jemandem, der seinen Gedanken<br />

<strong>und</strong> Wünschen entsprach, eine Hilfe, die zu ihm<br />

passte. Er fand sie erst, nachdem der Herr Gott<br />

ihn in einen tiefen Schlaf versetzte <strong>und</strong> eine Frau<br />

aus einer seiner Rippen bildete (1Mo 2,18–23).<br />

So hat Christus auch erst eine Braut gef<strong>und</strong>en,<br />

nachdem Er einen tiefen Todesschlaf erduldet<br />

hatte <strong>und</strong> aus dem Tod auferweckt worden war.<br />

Die Brautgemeinde, zu der alle wahren Gläubigen<br />

während der Zeit seiner Verwerfung gehören,<br />

konnte erst für Christus gebildet werden,<br />

nachdem Er als Mensch in den Tod gegangen<br />

<strong>und</strong> wieder auferstanden war.<br />

2. DIE GEMEINDE BESTEHT SEIT DEM KREUZ<br />

Es ist sehr wichtig, gut zu verstehen, dass die<br />

Gemeinde erst nach dem Kreuz gebildet worden<br />

ist. Zweifellos gab es zur Zeit des Alten Testamentes<br />

viele wahre Gläubige, aber sie bildeten<br />

nicht die Braut Christi, der Mensch geworden,<br />

gestorben <strong>und</strong> auferstanden ist. Vor dem Kreuz<br />

konnte keine Rede von der Gemeinde als dem<br />

Leib <strong>und</strong> der Braut Christi sein. Vor dem Kreuz<br />

war keine Einsmachung mit dem Menschen<br />

Christus Jesus möglich. Das geht zum Beispiel<br />

aus den Worten Christi hervor, als Er sich selbst<br />

mit dem Weizenkorn verglich, das in die Erde<br />

fällt <strong>und</strong> stirbt, um Frucht bringen zu können:<br />

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das<br />

Weizenkorn nicht in die Erde fällt <strong>und</strong> stirbt,<br />

bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es<br />

viel Frucht“ (Joh 12,24).<br />

Christus war als Mensch auf der Erde bis zu<br />

seinem Kreuzestod allein. Er war der einzigartige<br />

<strong>und</strong> voll<strong>komm</strong>ene Mensch, an dem Gott<br />

Wohlgefallen fand. Doch Er war allein. Er hatte<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


Bibelstudium<br />

keine Menschen, die als Glieder seines Leibes<br />

mit Ihm vereinigt waren. Er hatte keine Braut,<br />

die zu Ihm passte <strong>und</strong> Ihm entsprach. Das wurde<br />

erst möglich, nachdem Er gestorben war <strong>und</strong><br />

das Erlösungswerk vollbracht hatte.<br />

Die Art <strong>und</strong> Weise der Erschaffung Evas<br />

macht das vorbildlich deutlich. Etwas Ähnliches<br />

sehen wir im Bild in der Geschichte Isaaks, des<br />

geliebten Sohnes des Erzvaters Abrahams. Erst<br />

nachdem in 1. Mose 22 der Sohn gleichsam geopfert<br />

worden war, ist zum ersten Mal die Rede<br />

von Rebekka, die später die Braut Isaaks wurde<br />

(1Mo 22,23). Doch erst nach dem Tod Saras zog<br />

der Knecht Abrahams hin, um Rebekka als Braut<br />

für Isaak zu holen (1Mo 23–24). Und so wie der<br />

Knecht eine Braut für den Sohn seines Herrn<br />

suchte, so sammelt der Heilige Geist jetzt eine<br />

Brautgemeinde für den Sohn, der sich tatsächlich<br />

als Opfer in den Tod gegeben hat <strong>und</strong> auferstanden<br />

ist. Das entsprach völlig dem Plan Gottes,<br />

des Vaters.<br />

Während seines Lebens auf der Erde blieb<br />

Christus also allein in dem Sinn, dass zwischen<br />

Ihm <strong>und</strong> Menschen, die tot waren in Missetaten<br />

<strong>und</strong> Sünden (Eph 2,1), keine Lebensverbindung<br />

möglich war, keine wirkliche Verwandtschaft.<br />

Tote Sünder brauchen einen gestorbenen <strong>und</strong><br />

auferstandenen Heiland, der den Tod überw<strong>und</strong>en<br />

hat <strong>und</strong> ihnen sein Auferstehungsleben<br />

schenkt! Darum sagte der Prophet Jesaja, dass<br />

Christus erst Nach<strong>komm</strong>en sehen würde, nachdem<br />

Er sich selbst als Schuldopfer gegeben haben<br />

würde (Jes 53,10). Durch sein Sterben hat<br />

Christus viel Frucht gebracht. Diese feste Verbindung<br />

zwischen Ihm <strong>und</strong> uns konnte erst<br />

zustande<strong>komm</strong>en, nachdem unsere Sünden<br />

vergeben waren <strong>und</strong> unser sündiges Wesen<br />

als Nach<strong>komm</strong>en eines gefallenen Adams im<br />

Tod Christi gerichtet wurde, so dass unser alter<br />

Mensch mit Christus gekreuzigt ist (Röm 6,6).<br />

Jede Lebensverbindung mit Ihm ist die Folge<br />

seines Todes <strong>und</strong> seiner Auferstehung. Das<br />

gilt sowohl für<br />

1. die Familienbeziehung zwischen Christus als<br />

dem letzten Adam <strong>und</strong> den vielen, die als ein<br />

neues Menschengeschlecht mit Ihm verb<strong>und</strong>en<br />

sind (Röm 5; 1Kor 15) – das gilt auch für<br />

die beiden wichtigen Beziehungen, die wir<br />

im Epheserbrief finden:<br />

2. die Beziehung der Abhängigkeit zwischen<br />

dem Haupt <strong>und</strong> dem Leib (Eph 1 <strong>und</strong> 4);<br />

3. die Liebesbeziehung zwischen dem Bräutigam<br />

<strong>und</strong> der Brautgemeinde (Eph 5).<br />

3. DAS HAUPT UND DER LEIB<br />

Alle diese Beziehungen sind auf den Tod <strong>und</strong><br />

die Auferstehung Christi gegründet. Er ist erst<br />

nach seiner Auferstehung aus den Toten das Familienhaupt<br />

eines neuen Menschengeschlechtes<br />

geworden, das mit Ihm verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> vereinigt<br />

ist. Christus ist ein lebendig machender<br />

Geist, der all den Seinen neues Leben mitteilt<br />

(Joh 20,22; 1Kor 15,45). So ist auch die Beziehung<br />

zwischen dem himmlischen Haupt <strong>und</strong><br />

der Gemeinde als Leib Christi hier auf der Erde<br />

erst nach seiner Auferstehung <strong>und</strong> Verherrlichung<br />

möglich geworden.<br />

Die Beziehung zwischen Ihm als dem Haupt<br />

<strong>und</strong> den Gläubigen als dem Leib ist durch den<br />

Heiligen Geist zustandege<strong>komm</strong>en. Der Heilige<br />

Geist ist aus dem Himmel herabge<strong>komm</strong>en,<br />

um in denen zu wohnen, die Christus angehören.<br />

Diese Einheit ist durch den Heiligen Geist<br />

gebildet worden; wir sind durch einen Geist zu<br />

einem Leib getauft worden – da ist ein Leib <strong>und</strong><br />

ein Geist (1Kor 12,13; Eph 4,4). Der Heilige Geist<br />

ist das lebendige Band zwischen dem Haupt im<br />

Himmel <strong>und</strong> den Gliedern seines Leibes auf der<br />

Erde <strong>und</strong> auch zwischen den Gliedern des Leibes<br />

untereinander.<br />

4. DER BRÄUTIGAM UND DIE BRAUT<br />

Was die Beziehung zwischen Christus als dem<br />

Bräutigam <strong>und</strong> der Gemeinde als der Braut<br />

des Lammes betrifft, so ist es auch hier deutlich,<br />

dass sie nach dem vollbrachten Erlösungswerk<br />

gebildet worden ist. Christus hat zwar<br />

die Gemeinde schon vor der Zeit geliebt <strong>und</strong><br />

sich selbst für sie hingegeben, doch von einer<br />

wirklichen Beziehung der Liebe kann man<br />

erst sprechen, nachdem Er durch sein Werk die<br />

Gr<strong>und</strong>lage dafür gelegt hat. Adam erkannte,<br />

dass Eva von seinem Fleisch <strong>und</strong> von seinen<br />

Gebeinen war, denn sie war aus ihm genommen.<br />

So erkennt Christus die Gemeinde jetzt<br />

als seine Braut, weil sie die Frucht seines Opfers<br />

<strong>und</strong> seines Erlösungswerkes ist. Sie ist von<br />

seinem Fleisch <strong>und</strong> seinen Gebeinen <strong>und</strong> entspricht<br />

ganz <strong>und</strong> gar seinen Wünschen <strong>und</strong> hat<br />

an seinem Leben teil.<br />

Die Gemeinde ist die himmlische Braut des<br />

zweiten Menschen (Er ist auch der letzte Adam),<br />

<strong>und</strong> das wird bald bei der Hochzeit des Lammes<br />

vor der ganzen Schöpfung offenbar werden<br />

(Off 19,6–10). Die heutige Beziehung zwischen<br />

Christus <strong>und</strong> der Gemeinde entspricht<br />

der Beziehung eines Mannes zu seiner verlobten<br />

Braut (Röm 7,4; 2Kor 11,2.3). Israel ist hinge-<br />

15<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


Bibelstudium<br />

16<br />

gen die Frau Jahwes; das ist eine andere Beziehung<br />

der Liebe. Diese Beziehung wird nach der<br />

Entrückung der Gemeinde öffentlich wiederhergestellt<br />

werden.<br />

5. WIR SIND VON SEINEM FLEISCH UND<br />

SEINEN GEBEINEN<br />

Die Wörter „von seinem Fleisch <strong>und</strong> von seinen<br />

Gebeinen“ (Eph 5,30) fehlen in verschiedenen<br />

Handschriften. Das hindert uns jedoch<br />

nicht, eine Parallele zwischen Christus <strong>und</strong> der<br />

Gemeinde einerseits <strong>und</strong> Adam <strong>und</strong> Eva andererseits<br />

zu erkennen. Der Abschnitt in Epheser<br />

5 enthält jedenfalls mehrere Hinweise auf<br />

1. Mose 2. Die Gemeinde ist sowohl der Leib<br />

Christi als auch die Braut Christi – genauso wie<br />

Eva von Adams Fleisch <strong>und</strong> seinen Gebeinen<br />

war <strong>und</strong> zugleich als „seine Braut“ zu ihm gebracht<br />

<strong>und</strong> mit ihm vereinigt wurde.<br />

Das zeigt uns Verpflichtungen von zwei Seiten:<br />

1. Christus sorgt beständig für seine Gemeinde<br />

<strong>und</strong> liebt sie – Er nährt <strong>und</strong> pflegt sie.<br />

2. Die Brautgemeinde ist verpflichtet, sich<br />

Christus als ihrem Haupt unterzuordnen.<br />

Christus ist in jeder Hinsicht voll<strong>komm</strong>en in<br />

seiner Treue <strong>und</strong> Sorge für die Gemeinde. Er<br />

wird nicht eher ruhen, bis Er sie untadelig <strong>und</strong><br />

ohne Flecken oder Runzel in seine Herrlichkeit<br />

gebracht hat. Was uns betrifft, müssen wir uns<br />

schon fragen, ob wir uns seiner Autorität unterordnen.<br />

Tun wir, was damals zur Braut des Königs<br />

gesagt wurde: „Er ist dein Herr: So huldige<br />

ihm!“ (Ps 45,12)?<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich zum<br />

Schluss noch auf eine andere alttestamentliche<br />

Begebenheit hinweisen, wo ein ähnlicher Ausdruck<br />

vor<strong>komm</strong>t. Als das Volk Israel zu der Erkenntnis<br />

kam, dass es teilhatte an König David<br />

<strong>und</strong> mit ihm verwandt war, rief es aus: „Siehe, wir<br />

sind dein Gebein <strong>und</strong> dein Fleisch“ (2Sam 5,1;<br />

1Chr 11,1). Das bedeutete: Das Volk erkannte die<br />

Autorität Davids an <strong>und</strong> salbte ihn zum König!<br />

Hier haben wir ein sehr passendes Bild davon,<br />

wie das Volk Gottes die Tatsache anerkennt,<br />

dass Christus das Haupt seines Leibes ist. Die<br />

Wahrheit von der Gemeinde als der eine Leib<br />

<strong>und</strong> als die Braut Christi konnte im Alten Testament<br />

noch nicht offenbart werden, doch hier sehen<br />

wir, wie die, die Christus angehören, das anerkennen<br />

können. Auf diese Weise erkennen wir<br />

an, dass wir mit Christus einsgemacht sind <strong>und</strong><br />

seine Autorität achten, die Er als unser himmlisches<br />

Haupt besitzt.<br />

Hugo Bouter<br />

500 JAHRE<br />

REFORMATION<br />

Flyerinhalt<br />

= folgender Beitrag<br />

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Jochen Klein<br />

500 Jahre Reformation<br />

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€ 0,00<br />

besiegt, „der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel“ (Hebräer<br />

2,14). Jedem, der sich als Sünder erkennt <strong>und</strong> an Jesus Christus<br />

glaubt, verspricht er: „Kommt her zu mir, alle, die ihr euch abmüht<br />

<strong>und</strong> belastet seid, <strong>und</strong> ich werde euch Ruhe geben.“ „Wer zu mir<br />

<strong>komm</strong>t, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Und: „Wer mein Wort<br />

hört <strong>und</strong> glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben <strong>und</strong><br />

<strong>komm</strong>t nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben<br />

übergegangen“ (Matthäus 11,28; Johannes 6,37; 5,24). Wer dieses<br />

Angebot jedoch ablehnt, wird einmal für seine Sünden zur Rechenschaft<br />

gezogen <strong>und</strong> bestraft werden, nämlich<br />

mit ewigen Qualen (vgl. Offenbarung 21,8).<br />

Das zu verstehen, ist Reformation. Als<br />

Martin Luther dies erkannte <strong>und</strong> dass<br />

nur der Glaube <strong>und</strong> die Gnade ihn retten<br />

konnten, war es für ihn der zentrale<br />

Durchbruch <strong>und</strong> ebenso auch für viele<br />

andere – <strong>und</strong> das bis heute.<br />

WUSSTEN SIE SCHON,<br />

… dass viele schon von der REFORMATION gehört<br />

haben, aber ihre BEDEUTUNG NICHT KENNEN?<br />

… dass viele Menschen schon einiges von der BIBEL gehört haben,<br />

aber nichts von ihrer RETTENDEN BOTSCHAFT wissen?<br />

… dass die BIBEL <strong>und</strong> IHRE BOTSCHAFT bis heute eine zentrale<br />

Bedeutung für die Menschen in GLÜCK UND UNGLÜCK hat?<br />

… DASS DIE BOTSCHAFT DER BIBEL<br />

AUCH FÜR SIE GILT?<br />

Jochen Klein


500 JAHRE<br />

REFORMATION<br />

Lutherjahr<br />

2017<br />

Überall in Deutschland werden<br />

jetzt schon zum 500-jährigen<br />

Reformationsjubiläum Texte<br />

geschrieben <strong>und</strong> Beiträge geliefert.<br />

Als Eckdatum dafür wird der<br />

Thesenanschlag Martin Luthers<br />

am 31. Oktober 1517 genommen.<br />

Nehmen wir das zum Anlass, uns<br />

zu fragen: Was ist das Zentrale an<br />

der Reformation?<br />

17<br />

Wussten Sie schon, …<br />

Bild von Luther in Luthers Sterbehaus in Eisleben<br />

… wie die Reformation begann?<br />

Der Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an der Wittenberger<br />

Schlosskirche gilt als Geburtsst<strong>und</strong>e der<br />

Reformation. Martin Luther hatte die 95 Thesen in lateinischer<br />

Sprache verfasst <strong>und</strong> wollte mit Gelehrten<br />

darüber diskutieren – „aus Liebe zur Wahrheit <strong>und</strong> im<br />

Verlangen, sie zu erhellen“, wie er schrieb. Innerhalb<br />

von vierzehn Tagen verbreiteten sich verdeutschte<br />

Fassungen der Thesen in weiten Teilen des Landes.<br />

… wer Martin Luther war?<br />

Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren.<br />

Sein Vater war ein Bauernsohn, der kurz nach<br />

Martins Geburt nach Mansfeld zog. Durch die Beteiligung<br />

am Kupferbergbau wurde er wohlhabend <strong>und</strong><br />

bald gehörte er zu den Angesehensten der Stadt.<br />

Martin hatte etliche Geschwister. Er besuchte die<br />

Lateinschule in Mansfeld <strong>und</strong> nach einer Zwischenstation<br />

in Magdeburg ab 1498 eine Schule in Eisenach.<br />

Der Wunsch des Vaters war es, den begabten<br />

Sohn Jura studieren zu lassen.<br />

… was während seines Studiums geschah?<br />

1501 begann Luther ein Studium an der Universität<br />

Erfurt. In seiner Jugend war er ein eher fröhlicher Typ<br />

gewesen. Um 1505 begann aber in Erfurt eine Art Lebenskrise,<br />

in der ihn gr<strong>und</strong>legende Fragen beschäftigten.<br />

Am 2. Juli dieses Jahres geriet er in einen Gewittersturm.<br />

Von Angst überwältigt, gelobte er, Mönch zu<br />

werden. Er verließ alles, um ins Kloster zu gehen, dort<br />

Gott zu dienen <strong>und</strong> fromm zu werden.<br />

… was das Zentrale in dieser Krise war?<br />

Der Hintergr<strong>und</strong> seines Wunsches, Mönch zu werden,<br />

war die Sorge um sein Seelenheil. Mit dem Mönchsein<br />

wollte er dem Gericht <strong>und</strong> der Hölle ent<strong>komm</strong>en. Luther<br />

trieb die Angst vor dem richtenden Gott um, der<br />

nach Werken vergilt. Durch eigene fromme Anstrengungen<br />

<strong>und</strong> Leistungen hoffte er sich das ewige Leben<br />

verdienen zu können <strong>und</strong> dem drohenden Unheil<br />

zu ent<strong>komm</strong>en. Er befürchtete auch, von der Gnade<br />

Gottes verlassen oder vielleicht sogar zum ewigen<br />

Verderben vorherbestimmt zu sein.<br />

… wie er diese Krise bewältigte?<br />

Während seiner Bibellektüre stieß er auf folgenden<br />

Bibelvers: „Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart<br />

aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben<br />

steht: ‚Der Gerechte aber wird aus Glauben leben‘“<br />

(Römer 1,17). Diesen Vers empfand er als große „Erleuchtung“<br />

<strong>und</strong> Befreiung. Ihm wurde nun nämlich<br />

klar, dass Gottes Gerechtigkeit nicht in erster Linie<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


18<br />

Lutherjahr<br />

2017<br />

eine fordernde Gerechtigkeit ist, bei<br />

der der Mensch mit eigener Anstrengung<br />

gute Taten vollbringen muss.<br />

Er verstand, dass der Mensch diese Gerechtigkeit<br />

nur durch den Glauben an Jesus<br />

Christus erhalten kann <strong>und</strong> dass keine Eigenleistungen<br />

sie bewirken können. So gewann auch Römer<br />

3,28 für ihn eine große Bedeutung: „… dass ein<br />

Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke.“<br />

… welche Rolle die Bibel für Martin Luther<br />

spielte?<br />

Seit dem Beginn seiner inneren Krise 1505 griff Luther<br />

hin <strong>und</strong> wieder zur Bibel. Vorher hatte er noch<br />

nie eine in der Hand gehalten, wie er selbst sagte.<br />

Im Kloster in Erfurt fand er dann den engen Bezug<br />

zur Bibel, der sein späteres Arbeiten <strong>und</strong> seine Schriften<br />

kennzeichnen sollte. Hier wurde er Priester <strong>und</strong><br />

begann ein Theologiestudium. Am Ende des Studiums<br />

hatte er die Bibel liebgewonnen. 1512 wurde er<br />

Doktor der Theologie <strong>und</strong> erhielt dann an der Wittenberger<br />

Universität eine Bibelprofessur. Und hier wurde<br />

er auch 1514 als Prediger an die Stadtkirche berufen.<br />

… wie es nun zum Thesenanschlag kam?<br />

Die damalige Kirche war in einem sehr schlechten Zustand.<br />

Machtgier, Unmoral <strong>und</strong> Habgier prägten das<br />

Bild. Weil die Kirche Geld benötigte, verkaufte sie sogenannte<br />

„Ablassbriefe“. Sie behauptete, dass den<br />

Menschen gegen einen Geldbetrag „zeitliche Sündenstrafen“<br />

erlassen werden könnten. Bereits ein Jahr<br />

vor dem Thesenanschlag predigte Luther gegen die<br />

Ablasspraxis, da sie den Aussagen der Bibel widersprach.<br />

Nun also wollte er anhand der 95 Thesen mit<br />

Gelehrten darüber diskutieren, auch um selbst Klarheit<br />

zu be<strong>komm</strong>en.<br />

… was dann passierte?<br />

Die Entwicklung, die zur sogenannten Reformation<br />

führte, nahm ihren Verlauf. Sie sollte bald von<br />

Deutschland aus auch auf andere europäische Länder<br />

ausstrahlen. Die römische Kirche erkannte bald<br />

die von Luther ausgehende Gefahr <strong>und</strong> leitete einen<br />

Prozess gegen ihn ein, weil er zunehmend zentrale<br />

Kritik an der Kirche äußerte, diese einer breiten Öffentlichkeit<br />

mitteilte <strong>und</strong> dort auch immer mehr Widerhall<br />

fand.<br />

Auf dem Wormser Reichstag im April 1521 versuchte<br />

Kaiser Karl V. als Vorkämpfer der Kirche vergeblich,<br />

Luther zum Widerruf seiner biblisch begründeten Position<br />

zu bewegen. Luther berief sich aber kompromisslos<br />

auf die Bibel. Zur Änderung seiner Ansichten<br />

wäre er nur bereit gewesen, wenn man ihn durch die<br />

Heilige Schrift eines Irrtums überführt hätte.<br />

Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise ließ Luther<br />

dann auf die Wartburg in Sicherheit bringen, bevor<br />

die „Reichsacht“ gegen ihn ausgesprochen wurde<br />

(d. h., er wurde völliger Recht- <strong>und</strong> Schutzlosigkeit<br />

preisgegeben).<br />

Wartburg in Eisenach<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


Lutherjahr<br />

2017<br />

in der Lutherstube auf der Wartburg<br />

Dort verdeutschte er in elf Wochen die Basis seines<br />

Glaubens, das Neue Testament, aus dem Griechischen.<br />

In den folgenden Jahren übersetzte er, teilweise<br />

von Kollegen unterstützt, auch das Alte Testament<br />

aus dem Gr<strong>und</strong>text, so dass 1534 die erste Gesamtausgabe<br />

seiner deutschen Bibel erschien. So konnte<br />

sie nun auch in der Volkssprache gelesen werden. Dadurch,<br />

dass viele Luthers Schriften lasen, wurde auch<br />

die Vereinheitlichung der neuhochdeutschen Schriftsprache<br />

massiv vorangetrieben.<br />

Dass die Reformation sich schnell ausbreiten konnte,<br />

war nicht zuletzt einer wichtigen Erfindung von Johannes<br />

Gutenberg zu verdanken: dem Druck mit beweglichen<br />

Lettern, der bereits seit etwa 1445 möglich<br />

war. In der Folge entstanden überall in Deutschland<br />

Druckereien. Zur Verbreitung der Reformation trugen<br />

auch noch andere bei, wie z.B. Philipp Melanchthon,<br />

Johannes Calvin, Huldrych Zwingli.<br />

So wurde die Bibel immer weiter verbreitet, <strong>und</strong> jeder<br />

konnte das für sich erforschen, was Luther wieder<br />

neu entdeckt <strong>und</strong> was am Beginn seiner Umkehr gestanden<br />

hatte: „So halten wir es nu / das der mensch<br />

gerecht werde / on des Gesetzes werck / allein durch<br />

den glauben“ (Römer 3,28).<br />

Lutherjahr<br />

2017<br />

… wie Luther starb?<br />

In seinen letzten Lebensjahren hatte<br />

Luther mit einigen körperlichen Leiden<br />

zu kämpfen, <strong>und</strong> er fühlte sich „alt,<br />

abgelebt <strong>und</strong> erschöpft“. Am 7. Januar 15<strong>46</strong><br />

brach er zur letzten Reise seines Lebens in seine Geburtsstadt<br />

Eisleben auf, um dort Streitigkeiten in der<br />

Mansfelder Grafenfamilie zu schlichten. Die Verhandlungen<br />

endeten erfolgreich. Er hatte aber nicht mehr<br />

die Kraft, nach Wittenberg zurückzukehren, <strong>und</strong> starb<br />

am 18. Februar 15<strong>46</strong> in Eisleben.<br />

Auf seinem Sterbebett betete er: „Mein himmlischer<br />

Vater, ewiger, barmherziger Gott, du hast mir<br />

deinen lieben Sohn, unseren Herrn Jesus Christus offenbart,<br />

den habe ich gelehrt, den habe ich bekannt,<br />

den liebe ich <strong>und</strong> den ehre ich als meinen lieben Heiland<br />

<strong>und</strong> Erlöser … nimm mein Seelchen zu dir.“ Und<br />

er sagte auch: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er<br />

seinen einzigen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn<br />

glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige<br />

Leben haben“ (Johannes 3,16).<br />

… was die Reformation heute noch bedeutet?<br />

Als Luther zu Beginn des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts ein tiefes<br />

Verlangen nach Zufriedenheit, Erfüllung <strong>und</strong> der<br />

Gnade Gottes spürte, erkannte er, dass er dies nicht<br />

allein finden konnte, <strong>und</strong> suchte intensiv. Antwort<br />

fand er in der Bibel. Diese sagt, dass das Hauptproblem<br />

darin liegt, dass jeder Mensch gesündigt hat (vgl.<br />

Römer 3,10–12.22.23). Sündigen bedeutet zum Beispiel:<br />

lügen, stehlen, Unrecht tun, habgierig <strong>und</strong> egoistisch<br />

sein, neiden, streiten, verleumden, sich berauschen,<br />

huren <strong>und</strong> okkulte oder abergläubische Praktiken<br />

ausüben (vgl. Römer 1,18–32).<br />

Doch es gibt eine Möglichkeit, von diesen Sünden<br />

befreit zu werden <strong>und</strong> seine Sehnsüchte gestillt<br />

zu be<strong>komm</strong>en: Weil Gott die Menschen liebt, ist sein<br />

Sohn Jesus Christus vom Himmel auf die Erde ge<strong>komm</strong>en,<br />

am Kreuz an unserer Stelle für die Sünden gestorben<br />

<strong>und</strong> dann auferstanden. Durch seinen Tod<br />

hat Er den besiegt, „der die Macht des Todes hat, das<br />

ist den Teufel“ (Hebräer 2,14). Jedem, der sich als Sünder<br />

erkennt <strong>und</strong> an Jesus Christus glaubt, verspricht<br />

Er: „Kommt her zu mir, alle, die ihr euch abmüht <strong>und</strong><br />

belastet seid, <strong>und</strong> ich werde euch Ruhe geben.“ – „Wer<br />

zu mir <strong>komm</strong>t, den werde ich nicht hinausstoßen.“<br />

Und: „Wer mein Wort hört <strong>und</strong> glaubt dem, der mich<br />

gesandt hat, hat ewiges Leben <strong>und</strong> <strong>komm</strong>t nicht ins<br />

Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“<br />

(Matthäus 11,28; Johannes 6,37; 5,24).<br />

Wer dieses Angebot jedoch ablehnt, wird einmal für<br />

seine Sünden zur Rechenschaft gezogen <strong>und</strong> bestraft<br />

werden, nämlich mit ewigen Qualen (vgl. Offenbarung<br />

21,8).<br />

Das zu verstehen, ist Reformation. Als Martin Luther<br />

dies erkannte <strong>und</strong> dass nur der Glaube <strong>und</strong> die<br />

Gnade ihn retten konnten, war es für ihn der zentrale<br />

Durchbruch <strong>und</strong> ebenso auch für viele andere – <strong>und</strong><br />

das bis heute.<br />

Jochen Klein<br />

19


OHNMACHT UND VOLLMACHT IN UNSEREM DIENST<br />

20<br />

Da <strong>komm</strong>t ein sehr sympathischer junger<br />

Mann zu mir. „Ich möchte Jugendführer<br />

werden.“ Ich lasse mir zunächst einmal die<br />

Geschichte seines Lebens erzählen. Und<br />

dann <strong>komm</strong>t heraus, daß er früher einmal<br />

HJ-Führer gewesen sei. Während des<br />

Krieges war er in einem Arbeitsdienst tätig.<br />

Als er dann zurückkam, hat er sich wacker<br />

an manchen anderen Stellen herumgeschlagen.<br />

Und nun drängt es ihn, an irgendeiner<br />

Stelle wieder Jugend zu führen.<br />

Nun frage ich ihn: „Kennen Sie eigentlich<br />

christliche Jugendarbeit?“ Nein, die kennt<br />

er nicht. Er kennt auch Jesus nicht. Seit dem<br />

Religionsunterricht in der Schule hat er<br />

auch keine Bibel mehr in der Hand gehabt.<br />

Aber er will Jugendführer werden. Es war<br />

mir merkwürdig, wie es in dem Gespräch<br />

ISBN 978-3-7615-6116-4<br />

Johannes Busch<br />

STILLE GESPRÄCHE<br />

Seelsorge für Mitarbeiter<br />

kartoniert<br />

184 Seiten<br />

Neukirchener Aussaat<br />

€ 7,99<br />

kaum möglich war, ihm deutlich zu machen,<br />

dass wir nicht einfach Jugendführer<br />

brauchen, sondern etwas ganz, ganz anderes.<br />

Ich habe ihm schließlich folgendes<br />

Bild gesagt: Wenn ich den Weg nach Hannover<br />

nicht weiß, dann suche ich mir einen,<br />

der mich nach Hannover führen kann.<br />

Ich werde aber dann nur einen suchen, der<br />

den Weg nach Hannover bestimmt kennt,<br />

sonst kann ich mich ihm nicht anvertrauen.<br />

Das Ziel unserer Arbeit ist nicht irgendeine<br />

allgemeine Jugendführung <strong>und</strong> Jugenderziehung.<br />

Wir wollen Menschen zu Jesus<br />

führen. Das kann nur der unter uns ausrichten,<br />

der selbst den Weg zu Jesus kennt.<br />

Dadurch unterscheidet sich unsere Arbeit<br />

von allen anderen Jugendarbeiten. Wir<br />

haben kein Programm, wir haben eine Botschaft.<br />

Daher <strong>komm</strong>t es aber, dass unter<br />

jungen Mitarbeitern die Frage immer brennender<br />

wird: Wie kann ich diese Botschaft<br />

so ausrichten, dass junge Menschen sie hören?<br />

Ich möchte es immer eindrücklicher<br />

jedem Einzelnen unserer Mitarbeiter ins<br />

Herz hineinrufen: Damit ist es doch nicht<br />

getan, dass du ein paar nette Geschichten<br />

erzählen kannst oder interessante Spiele<br />

durchführst. Hast du eine Botschaft? Nur<br />

da, wo diese Botschaft wirklich glaubwürdig<br />

ausgerichtet wird, geschieht etwas.<br />

Vielleicht habt ihr es auch schon gespürt,<br />

dass der Fortgang unserer ganzen<br />

Arbeit entscheidend davon abhängt, ob<br />

wir unter uns Mitarbeiter haben, die in der<br />

Vollmacht Gottes ihren Dienst tun.<br />

1. WAS IST DENN VOLLMACHT?<br />

Zu Jesus kam einmal ein ganz verzweifelter<br />

Vater <strong>und</strong> berichtete ihm von seinem kranken<br />

Jungen, der offenbar unheilbar mondsüchtig<br />

war. Mit besonderer Bitterkeit berichtete<br />

dieser Vater: „Ich habe ihn zu deinen<br />

Jüngern gebracht, <strong>und</strong> sie konnten<br />

ihm nicht helfen.“ Von wie viel Mitarbeitern<br />

wird es auch so heißen! Wir alle kennen<br />

solche St<strong>und</strong>en, in denen wir spüren,<br />

dass Menschen Hilfe von uns erwarten;<br />

aber helfen konnten wir nicht. Es fehlte uns<br />

dazu die Vollmacht.<br />

Ja, was fehlt uns denn in diesem Augenblick?<br />

Vollmacht ist zunächst ein Wort, das<br />

auch im natürlichen Sprachgebrauch vor<strong>komm</strong>t.<br />

Es bezeichnet die „Berechtigung”<br />

<strong>und</strong> auch die „Befähigung”, einen Auftrag<br />

auszurichten. So bekam z. B. Saulus vor seiner<br />

Bekehrung von der Obrigkeit in Jerusalem<br />

die „Vollmacht”, die jungen Christengemeinden<br />

zu verfolgen. Das war ihm bestätigt<br />

<strong>und</strong> versiegelt, dass er diesen Auftrag<br />

ausrichten sollte. Nun verstehen wir, was<br />

Vollmacht im Dienste Jesu bedeutet. Es gehört<br />

dazu eine klare Ausstattung mit einer<br />

Vollmacht durch unseren Herrn, in dessen<br />

Namen wir arbeiten. Er muss uns bestätigen,<br />

dass wir Berechtigung <strong>und</strong> Befähigung<br />

zu diesem Dienst haben.<br />

Aber damit wird zugleich der ganze<br />

Ernst in der Frage nach der Vollmacht deutlich.<br />

Es ist ja keiner unter uns, der das Recht<br />

oder die Fähigkeit hätte, Gottes Dinge hier<br />

zu treiben. Ich verstehe schon, dass selbst<br />

der Apostel Paulus den Korinthern schrieb,<br />

dass er nicht wert sei, ein Apostel zu heißen,<br />

weil es eine Zeit in seinem Leben gegeben<br />

habe, in der er gegen diesen Jesus<br />

gestanden habe (1. Kor. 9,15). Ich verstehe<br />

schon, dass Mose in dem Augenblick seiner<br />

Berufung nur eins sah, dass er in keiner Weise<br />

dazu fähig sei, einen Auftrag Gottes auszurichten.<br />

Ihr müsst einmal gerade dieses<br />

Kapitel 2. Mose 3 durchlesen, wie hier Mose<br />

immer neue Einwände vorbringt, gar nicht<br />

deshalb, weil er zu träge war, einen Dienst<br />

zu tun, sondern nur weil er auf der ganzen<br />

Linie <strong>sieh</strong>t, dass er weder Recht noch Macht<br />

hat, Gottes Auftrag auszurichten.<br />

Wir sind ja so schnell bei der Hand, von<br />

Menschen zu sagen, sie hätten Vollmacht.<br />

Wir sollten darauf achten, dass die Bibel<br />

eigentlich nur von Einem redet, der Vollmacht<br />

hatte, von Jesus ganz allein. Aber Er<br />

hatte sie wirklich in ganzer <strong>und</strong> reicher Fülle.<br />

Es würde mich verlocken, euch an dieser<br />

Stelle einmal das Leben Jesu vor Augen<br />

zu führen, allein unter dem Gesichtspunkt,<br />

dass hier einer stand, der Vollmacht hatte.<br />

Selbst das ungläubige <strong>und</strong> blinde Volk ruft<br />

mit Furcht <strong>und</strong> Staunen aus: „Was ist das für<br />

ein Ding? Er gebietet mit Macht <strong>und</strong> Gewalt<br />

den unsauberen Geistern, <strong>und</strong> sie fahren<br />

aus” (Luk. 4, 36). Ja, das war Vollmacht<br />

dass hier einer stand, der mit der Kraft seines<br />

Wortes den bösen Geistern <strong>und</strong> den<br />

Geistern der Krankheit wehren konnte. Es<br />

war seine Vollmacht, die Er dem Meeressturm<br />

entgegensetzte, dass schließlich<br />

die Wellen schweigen müssen. Da spürte<br />

sie etwas von seiner Vollmacht, als Er dem<br />

toten Jüngling den Befehl gab, aufzustehen.<br />

Und Er selbst hat dem Volk erklärt:<br />

„Damit ihr aber wisst, dass des Menschen<br />

Sohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden<br />

zu vergeben (Matth. 9,6). Da war also der<br />

Glanz seiner Vollmacht am herrlichsten,<br />

als Er das tat, was kein Mensch vermag,<br />

als Er Menschen von ihrer belasteten Vergangenheit<br />

befreite <strong>und</strong> selbst einen zum<br />

Tode verurteilten Verbrecher in die Herrlichkeit<br />

des Paradieses erhob. Wo überall<br />

Mitarbeiter stehen, sollen sie wissen, dass<br />

unter ihnen nur ein Einziger Vollmacht hat<br />

bis zum heutigen Tage, das ist ganz allein<br />

der Siegesfürst <strong>und</strong> Ehrenkönig Jesus Christus.<br />

Es gibt keinen Jugendführer <strong>und</strong> keinen<br />

Prediger, keinen Pastor <strong>und</strong> Vereinsleiter,<br />

von dem wir sagen könnten, er hätte<br />

Vollmacht. Dies Wort gebührt allein unserem<br />

Herrn selbst. Er allein ist von Gott<br />

mit Vollmacht ausgerüstet.<br />

2. GIBT ES DENN FÜR UNS KEINE VOLL-<br />

MACHT?<br />

Jetzt kann ich euch nur bitten, mit mir auf<br />

jenen Berg zu <strong>komm</strong>en, auf dem ihr den<br />

Heiland mit seinen Jüngern in der Abschiedsst<strong>und</strong>e<br />

seht. Es sind jene Augenblicke<br />

vor der Thronbesteigung <strong>und</strong> vor<br />

der Himmelfahrt Jesu. Gleich wird der Herr<br />

zum Himmel erhöht werden <strong>und</strong> die arme<br />

Schar seiner Leute muss hinaus, um den<br />

Zeugendienst für ihren Herrn auszurichten.<br />

Jesus hat ihnen oft genug gesagt, dass<br />

der Weg, der vor ihnen liegt, nicht leicht<br />

sein wird. „Ich sende euch wie Schafe mitten<br />

unter die Wölfe.“ Was soll denn diese<br />

arme Schar in einer Welt voll Anfechtung<br />

<strong>und</strong> Widerständen ausrichten, wenn<br />

sie nicht ganz besondere Vollmacht be<strong>komm</strong>t?<br />

Und diese Vollmacht ist ihr verliehen<br />

worden: „Siehe, ich bin bei euch alle<br />

Tage bis an der Welt Ende.“ Jesus hat das<br />

noch näher erklärt: „Ihr werdet die Kraft<br />

des Heiligen Geistes empfangen.“ Die zwei<br />

Worte gehören eng zueinander <strong>und</strong> meinen<br />

beide dasselbe. Das ist die Kraft des<br />

Heiligen Geistes, dass Jesus unter uns gegenwärtig<br />

ist. Jetzt wird das Geheimnis unserer<br />

Vollmacht deutlich. Wir bleiben arme,<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


kümmerliche Leute, die aber eine Kraft haben,<br />

die unüberwindlich ist, weil Jesus neben<br />

uns steht. Nicht die Kraft unserer Überzeugung<br />

hat die Verheißung, sondern allein<br />

das, dass wir nicht ohne den Heiland<br />

zu arbeiten brauchen.<br />

Ich möchte so ausführlich <strong>und</strong> ausdrücklich<br />

davon schreiben, weil ich meine,<br />

wir sollten darüber nun wirklich eine<br />

stille St<strong>und</strong>e haben. Ich habe so oft in bedrückten<br />

CVJM-Vorstandssitzungen gesessen,<br />

bei denen man hin <strong>und</strong> her überlegte,<br />

warum die Arbeit nicht vorwärtsgeht. Und<br />

jedesmal nahm man dann seine Zuflucht<br />

zu irgendeinem äußeren Hilfsmittel. Das<br />

Programm wurde aufgestellt, oder man<br />

suchte irgendeinen Menschen, der helfen<br />

konnte. Kennt ihr nicht diese Wellen der<br />

Aktivität, der gesteigerten Betriebsamkeit,<br />

in die wir uns hineinstürzen aus Angst,<br />

weil die Arbeit im Gr<strong>und</strong>e schon längst zurückgeht?<br />

Eine Weile ist dann ungeheurer<br />

Hochbetrieb, aber nachher <strong>komm</strong>t es heraus,<br />

dass der Jammer eigentlich noch viel<br />

größer geworden ist.<br />

Nein, soll es wirklich bei euch vorwärtsgehen,<br />

dann lasst jetzt einmal alles stillwerden.<br />

Die Entscheidung, ob du Vollmacht in<br />

Bezug auf junge Männer hast, fällt ganz<br />

allein in der Stille deines Gebetskämmerleins.<br />

Je mehr du mit Jesus eins bist, desto<br />

mehr stehst du in deiner Arbeit in Kraft. Je<br />

mehr dein Leben Ihm gehört, desto vollmächtiger<br />

kannst du an anderen arbeiten.<br />

Wir brauchen Menschen „voll Heiligen<br />

Geistes”. Habt ihr das nicht schon gemerkt,<br />

dass man Bibelst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Predigten mitmachen<br />

kann, bei denen gar nichts auszusetzen<br />

ist, die völlig rechtgläubig <strong>und</strong> ordentlich<br />

sind, aber es spürt halt jeder, dass<br />

kein Salz in der Verkündigung war? Es ging<br />

keine Kraft vom Wort Gottes aus. Es denke<br />

nur ja keiner, diese Kraft hinge etwa von einer<br />

Rednergabe ab. Die Kraft <strong>komm</strong>t allein<br />

aus dem persönlichen Umgang mit Jesus.<br />

Darum gibt es auch ein Wachsen in der<br />

Vollmacht. Das hängt aufs Engste mit dem<br />

Wachstum deiner Heiligung zusammen. Je<br />

reifer dein Gebetsleben, je gründlicher dein<br />

Bibellesen, je gehorsamer dein Leben wird,<br />

desto vollmächtiger wird dein Dienst sein.<br />

3. WAS KANN DIE VOLLMACHT<br />

HINDERN?<br />

Ich bin so dankbar, dass uns die Bibel Bilder<br />

über Bilder zeigt, aus denen wir ganz<br />

schlicht lernen können, wie erschütternd<br />

das aus<strong>sieh</strong>t, wenn Vollmacht, die Jesus geben<br />

will, durch uns verhindert <strong>und</strong> ins Gegenteil<br />

verkehrt wird. Lass mich ein paar<br />

solcher Bilder zeichnen: Kennt ihr die Geschichte<br />

des Mose? Der war ja in einem<br />

unterdrückten <strong>und</strong> geschlagenen Volk auf<br />

merkwürdige Weise schon als Knäblein gerettet<br />

worden, ja, die Königstochter selbst<br />

hatte ihn aufgenommen, um ihn zu erziehen.<br />

Es gefällt uns, dass der junge Mose keine<br />

Ruhe hatte, dass er im Königsschloss leben<br />

konnte, während seine Volksgenossen<br />

in der Sklaverei schmachteten. So ging er<br />

denn hinab zu seinen Brüdern, um ihnen<br />

zu helfen. Man <strong>sieh</strong>t geradezu, wie er darin<br />

brennt, etwas Großes zur Befreiung seines<br />

Volkes auszurichten. Erschütternd! Der einzige<br />

Erfolg ist der, dass es dem Volk nachher<br />

noch schlechter geht <strong>und</strong> er selbst als<br />

ein Mörder fliehen muss. Alle edlen Absichten<br />

haben sich in das Gegenteil verkehrt.<br />

Handeln ohne Vollmacht! Er wollte<br />

etwas sehr Gutes, aber es waren eigene Pläne.<br />

Es war nicht eine Tat aus dem Gehorsam<br />

Gottes heraus. Wie viel edle Absichten, wie<br />

viel gute Pläne stiften nur Verwirrung, weil<br />

das Entscheidende nicht am Anfang stand,<br />

das Ringen um den rechten Gehorsam.<br />

Ich denke an Gehasi, den Knecht des<br />

Elisa. Er war ein Mann, der wirklich die entscheidendsten<br />

Dinge in der damaligen Gemeinde<br />

miterlebte <strong>und</strong> der an verantwortlicher<br />

Stelle hatte mitarbeiten können.<br />

Eines Tages <strong>komm</strong>t zu Elisa eine arme, verzweifelte<br />

Frau <strong>und</strong> erzählt, dass ihr Sohn<br />

gestorben sei. Elisa möchte gern helfen<br />

<strong>und</strong> schickt schon einmal den Gehasi voraus,<br />

er soll dort nach dem Rechten sehen.<br />

Gehasi nimmt den Stab des Propheten,<br />

<strong>komm</strong>t dorthin zu dem toten Knaben, <strong>und</strong><br />

feierlich schwingt er den Prophetenstab.<br />

Wie mag sich der Gehasi gewaltig vorge<strong>komm</strong>en<br />

sein; aber – „da war keine Stimme<br />

noch Fühlen” (2. Kön. 4, 31).<br />

Verstehst du, Prophetenstäbe <strong>und</strong> äußerlich<br />

feierliches Getue helfen nicht. Wie<br />

ersetzen wir oft Vollmacht mit einer feierlichen<br />

Scheingeistigkeit, die doch nicht<br />

verbergen kann, dass keine Stimme noch<br />

Fühlen da ist!<br />

Lest einmal die Sendschreiben an die<br />

Gemeinden Laodizea <strong>und</strong> Sardes (Offb.<br />

2 <strong>und</strong> 3)! Da hören wir, warum ganze Gemeinden<br />

vollmachtlos waren. „O, dass du<br />

kalt oder warm wärest! Weil du aber lau<br />

bist, muss ich dich aus meinem M<strong>und</strong>e<br />

ausspeien.” Nichts hindert die Vollmacht<br />

so sehr als die Unklarheit <strong>und</strong> Unentschiedenheit<br />

in unserem eigenen Leben. Wenn<br />

im Herzpunkt deines Lebens verborgene<br />

Unordnung einkehrt, dann spürt man das<br />

bis ins letzte Wort hinein, dass dir die Vollmacht<br />

genommen ist. Dann geht es wie<br />

bei jenem Achan (Jos. 7), dass der Sieg<br />

Gottes verhindert wird, weil heimlicher<br />

Bann alles belastet.<br />

Ach, lasst euch doch in die Stille führen<br />

<strong>und</strong> euch von Gott aufdecken, wo die<br />

verborgenen Schäden liegen, die eure Vollmacht<br />

hindern! Immer <strong>und</strong> immer wieder<br />

möchte ich dies eine sagen, dass die Entscheidung<br />

darüber, ob eure Arbeit von der<br />

Kraft Gottes begleitet ist, ganz allein da<br />

fällt, wo Jesus mit dir persönlich redet <strong>und</strong><br />

wo Er dein Leben erfüllt mit seiner heiligen<br />

Gegenwart. Sorge nur dafür, dass nichts<br />

seine Gegenwart hindern kann!<br />

4. GESEGNETE OHNMACHT<br />

Ich habe einmal ein Lutherspiel gesehen.<br />

Es war geradezu großartig, wie zum<br />

Schluss unter herrlicher Scheinwerferbeleuchtung<br />

Luther auf dem Reichstag zu<br />

Worms erschien mit der Sicherheit eines<br />

Operntenors <strong>und</strong> mit der Würde eines drei<br />

Zentner schweren Ratsherrn. Nein, so <strong>sieh</strong>t<br />

Vollmacht bestimmt nicht aus. Lest einmal<br />

die Geschichte der Männer Gottes, von denen<br />

uns berichtet wird, dass sie wirklich<br />

Vollmacht hatten! Wie hat ein Jeremia über<br />

sich selber gezittert <strong>und</strong> wie hat er verzweifelt<br />

die Hände gerungen, dass er selber<br />

so schwach <strong>und</strong> elend sei! Aber dann<br />

Buchempfehlung<br />

hat er sich daran anklammern<br />

dürfen:<br />

„Der Herr ist bei mir<br />

wie ein starker Held.“<br />

Das war seine Vollmacht.<br />

In 2. Korinther 12 wird<br />

uns ein verborgenes Heiligtum<br />

aus dem Gebetsleben des Apostels<br />

Paulus gezeigt. Da hören wir zu unserem<br />

Erstaunen, dass derselbe Paulus, der die<br />

gewaltigsten Strapazen <strong>und</strong> die ungeheuerlichste<br />

Arbeitslast Tag für Tag durchstehen<br />

musste, ein kranker Mann war, offenbar<br />

aufs Äußerste schwach <strong>und</strong> elend.<br />

Darum versteht man es schon, dass er seinen<br />

Gott bat, ihn doch völlig ges<strong>und</strong> zu<br />

machen, es sei doch für die Arbeit notwendig.<br />

Aber Gott hat Paulus nicht ges<strong>und</strong><br />

gemacht. Er hat ihn in der ganzen<br />

Schwachheit belassen. „Lass dir an meiner<br />

Gnade genügen, denn meine Kraft<br />

ist in den Schwachen mächtig.” Und nun<br />

schreibt derselbe Paulus, der durch die<br />

Erfahrung hindurchgegangen ist, Sätze,<br />

von denen ich nicht anstehe zu sagen: Sie<br />

sind das Lehrbuch rechter <strong>und</strong> wirklicher<br />

Vollmacht. „Darum will ich mich am allerliebsten<br />

rühmen meiner Schwachheit, auf<br />

dass die Kraft Christi bei mir wohne. Darum<br />

bin ich gutes Muts in Schwachheiten, in<br />

Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgung,<br />

in Ängsten um Christi willen; denn wenn<br />

ich schwach bin, dann bin ich stark.” Das<br />

verstehe, wer will, begreifen kann ich das<br />

nicht. Aber im Umgang mit Jesus darf ich<br />

es lernen <strong>und</strong> darf ich es erfahren: Jünger<br />

Jesu sollen nichts anderes sein als ein Gefäß,<br />

das immer mehr ausgeleert wird, dass<br />

die Kraft Christi allein darin wohnen kann.<br />

Darum gibt es falsche Sorgen, die uns<br />

der Teufel je <strong>und</strong> dann einflüstert, die uns<br />

aber in Wirklichkeit nie bekümmern sollen.<br />

Da sagt einer, wir sind ja nur so wenige,<br />

wir können doch nichts ausrichten.<br />

Hast du denn wirklich geglaubt, ihr solltet<br />

mit einer großen Zahl euren Sieg erringen?<br />

Und wenn ihr nur zwei oder drei<br />

Mann seid, so seid ihr bestimmt einer<br />

mehr, als ihr vor Augen seht; bei euch<br />

steht doch Jesus. Und der hat Vollmacht<br />

genug, auch bei euch durch alle Widerstände<br />

zu brechen.<br />

Da sagt ein anderer: „Ich habe gar keine<br />

Begabung für die Arbeit, ich kann auch<br />

überhaupt nicht reden.” Hast du denn wirklich<br />

geglaubt, du könntest mit deinen Gaben<br />

etwas ausrichten? Ich treffe oft Mitarbeiter,<br />

die eine natürliche Gabe zur Jugendarbeit<br />

haben. Denen fliegen die Jungen<br />

nur so zu. Wenn ich aber länger zusehe,<br />

so fällt es mir immer auf, dass gerade<br />

die, denen es so leicht fällt, selten bleibende<br />

Frucht schaffen. Bleibende Frucht<br />

finde ich viel eher bei denen, die sich sehr<br />

mühen müssen; denn gerade in ihrem<br />

ständigen Versagen lernen sie es, der Kraft<br />

Christi Raum zu machen.<br />

Brüder, die Gottlosigkeit wächst um<br />

<strong>und</strong> um. Ich weiß nicht, wie lange wir noch<br />

Zeit haben, die Botschaft unseres Gottes<br />

auszurichten. Wo sind die Männer, die sich<br />

Vollmacht schenken lassen? Wir haben einen<br />

lebendigen Herrn! Darin liegt unsere<br />

Vollmacht.<br />

21<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


Bibel<br />

praktisch<br />

DIE PLAGE MEINES<br />

HERZENS ERKENNEN?<br />

22<br />

DAS GEBET SALOMOS BEI<br />

DER TEMPELEINWEIHUNG<br />

Im ersten Buch der Könige, im 8. Kapitel, lesen<br />

wir ein ergreifendes Gebet des Königs Salomo.<br />

Er betet zu Gott, als der neu erbaute Tempel eingeweiht<br />

wird. Ihm ist bewusst, wie unendlich<br />

groß <strong>und</strong> heilig Gott ist, <strong>und</strong> er staunt darüber,<br />

dass Gott an diesem Ort wohnen will. Die Herrlichkeitswolke<br />

der Gegenwart Gottes ist soeben<br />

in das Haus ge<strong>komm</strong>en, nachdem die Priester<br />

die heiligen Geräte hineingebracht <strong>und</strong> besonders<br />

die B<strong>und</strong>eslade in den innersten Raum, das<br />

sogenannte Allerheiligste, gestellt hatten. Salomo<br />

betet:<br />

Aber sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe,<br />

die Himmel <strong>und</strong> der Himmel Himmel können<br />

dich nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus,<br />

das ich gebaut habe (1Kön 8,27)!<br />

DER KÖNIG-PRIESTER<br />

Und dann beginnt Salomo, vorausblickend für<br />

das Volk Israel um Gottes Vergebung zu bitten.<br />

Er zählt verschiedene Situationen auf, in die das<br />

Volk durch Ungehorsam oder Untreue geraten<br />

könnte, <strong>und</strong> bittet Gott, ihnen zu vergeben,<br />

wenn sie in Reue zu Ihm umkehren <strong>und</strong> zu seinem<br />

Haus, das heißt in seine Gegenwart, <strong>komm</strong>en.<br />

Salomo ist hier ein Vorbild auf den Herrn<br />

Jesus, der als unser Hoherpriester für uns betet.<br />

Er hatte auch für Simon Petrus gebetet – bevor<br />

dieser Ihn dreimal verleugnete –, dass sein<br />

Glaube nicht aufhöre (Lk 22,32). Ich empfehle<br />

dir, einmal das Gebet von Salomo in 1. Könige 8<br />

mit dem Gebet des Herrn Jesus in Johannes 17<br />

zu vergleichen.<br />

VERSCHIEDENE PRÜFUNGEN UND PLAGEN<br />

FÜR DAS VOLK ISRAEL<br />

Salomo zählt in den Versen 35 bis 40 mögliche<br />

äußere Prüfungen <strong>und</strong> Gerichte auf, die das<br />

Volk Israel treffen könnten. Dazu gehören zum<br />

Beispiel Trockenheit, Hungersnot, Pest <strong>und</strong> Verlust<br />

der Ernte durch Krankheitsbefall oder Heuschrecken.<br />

Er rechnet damit, dass Gott solche<br />

Prüfungen schickt, weil das Volk gegen Gott gesündigt<br />

hat; aber er zählt auch Prüfungen auf,<br />

ohne dass er sie als unmittelbare Folgen von<br />

Sünde <strong>sieh</strong>t.<br />

Wir erkennen im Neuen Testament, dass<br />

Gott in seinen Erziehungswegen mit uns beide<br />

Möglichkeiten gebraucht: Es gibt Prüfungen, in<br />

die wir wegen Ungehorsam geraten <strong>und</strong> durch<br />

die uns Gott erzieht; es gibt aber auch Leiden,<br />

die dazu dienen, uns im Glauben zu stärken <strong>und</strong><br />

uns näher zu Gott zu bringen, ohne dass sie ihre<br />

Ursache in unserer Untreue haben. Oft sind es<br />

die treuen Christen, die durch viel Leiden gehen,<br />

während mancher laue Christ sich ein bequemes<br />

Leben macht. Doch wer wird mehr<br />

Lohn haben? So lesen wir unter anderem:<br />

Ihr habt noch nicht, gegen die Sünde ankämpfend,<br />

bis aufs Blut widerstanden <strong>und</strong> habt die Ermahnung<br />

vergessen, die zu euch als zu Söhnen<br />

spricht: „Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn<br />

Züchtigung, noch ermatte, wenn du von ihm gestraft<br />

wirst. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt<br />

er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.“<br />

Was ihr erduldet, ist zur Züchtigung: Gott handelt<br />

mit euch als mit Söhnen; denn wer ist ein Sohn,<br />

den der Vater nicht züchtigt (Heb 12,4–7)?<br />

Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung<br />

unter euch, das euch zur Prüfung geschieht,<br />

nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes;<br />

sondern insoweit ihr der Leiden des Christus<br />

teilhaftig seid, freut euch, damit ihr auch in der Offenbarung<br />

seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch<br />

freut (1Pet 4,12.13).<br />

DIE PLAGE MEINES HERZENS ERKENNEN<br />

Doch mitten hinein in diese Beschreibung von<br />

Plagen <strong>und</strong> Prüfungen, die das Volk Gottes von<br />

außen treffen können, sagt Salomo Folgendes:<br />

Wenn sie jeder die Plage seines Herzens erkennen<br />

werden <strong>und</strong> er seine Hände ausbreitet zu diesem<br />

Haus hin, so höre du im Himmel, der Stätte<br />

deiner Wohnung, <strong>und</strong> vergib, <strong>und</strong> tu <strong>und</strong> gib je-<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


Bibel<br />

praktisch<br />

dem nach allen seinen Wegen, wie du sein Herz<br />

kennst – denn du allein kennst das Herz aller<br />

Menschenkinder –; damit sie dich fürchten alle<br />

Tage, die sie in dem Land leben werden, das du unseren<br />

Vätern gegeben hast (1Kön 8,38–40).<br />

Als ich das las, hat es mich getroffen! Gottes Absicht<br />

in allen Prüfungen <strong>und</strong> Leiden besteht darin,<br />

dass wir selbst unser eigenes Herz erkennen.<br />

Er kennt die wahre Not, weil er allein unser Herz<br />

<strong>und</strong> das Herz jedes Menschen kennt. Das ist Gottes<br />

Absicht im Alten wie im Neuen B<strong>und</strong>: Dass<br />

der Mensch sein sündiges, durch <strong>und</strong> durch verdorbenes<br />

Wesen, seine sündigen Neigungen<br />

<strong>und</strong> Begierden, seine pervertierten Freuden vor<br />

Gott erkennt, bereut <strong>und</strong> zu Gott umkehrt, damit<br />

er von Gott ein neues Herz mit neuen Wünschen,<br />

Zielen <strong>und</strong> Freuden be<strong>komm</strong>t.<br />

Das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von<br />

seiner Jugend an (1Mo 8,21). … Und ich werde<br />

euch ein neues Herz geben <strong>und</strong> einen neuen Geist<br />

in euer Inneres geben; <strong>und</strong> ich werde das steinerne<br />

Herz aus eurem Fleisch wegnehmen <strong>und</strong> euch ein<br />

fleischernes Herz geben (Hes 34,26).<br />

WAS IST IN MEINEM HERZEN?<br />

Wie treffend hat Salomo erkannt, dass es bei<br />

Prüfungen <strong>und</strong> Leiden, die uns von außen treffen,<br />

nicht darum geht, deren Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen<br />

möglichst zu verstehen <strong>und</strong> Strategien<br />

zu entwickeln, wie wir mit ihnen umgehen<br />

oder ihnen entgehen können! Nein, es geht darum,<br />

dass wir Gottes Absichten erkennen, die<br />

auf unser Herz zielen. Schon David betete in<br />

Psalm 139,23: „Erforsche mich, Gott, <strong>und</strong> erkenne<br />

mein Herz; prüfe mich <strong>und</strong> erkenne meine<br />

Gedanken!“<br />

Daher spricht Salomo in den Sprüchen der<br />

Weisheit sehr viel vom Herzen. Einer der wichtigsten<br />

Verse dazu lautet: „Behüte dein Herz<br />

mehr als alles, was zu bewahren ist; denn<br />

von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“<br />

(Spr 4,23).<br />

Der Herr Jesus selbst lehrte die Jünger, dass<br />

sie nicht durch das verunreinigt würden, was<br />

von außen an sie heran<strong>komm</strong>t, sondern dass<br />

die Quelle von sündiger Verunreinigung in ihnen<br />

selbst ist, in ihrer alten sündigen Natur:<br />

Was aus dem Menschen ausgeht, das verunreinigt<br />

den Menschen. Denn von innen aus dem Herzen<br />

der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken:<br />

Hurerei, Dieberei, Mord, Ehebruch, Habsucht,<br />

Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge,<br />

Lästerung, Hochmut, Torheit; alle diese bösen Dinge<br />

gehen von innen aus <strong>und</strong> verunreinigen den<br />

Menschen (Mk 7,20–23).<br />

Als Kinder Gottes haben wir ein neues Herz be<strong>komm</strong>en,<br />

<strong>und</strong> der Geist Gottes wohnt in uns.<br />

Doch wir haben neben der neuen göttlichen<br />

Natur noch die alte menschliche Natur in uns.<br />

Das nennt die Bibel „das Fleisch“. Jeder von uns<br />

steht in dem Streit zwischen den Regungen des<br />

„Fleisches“, das uns zu entsprechenden Werken<br />

veranlassen will, wie sie in Galater 5,19 beschrieben<br />

werden, <strong>und</strong> dem Geist, dem neuen<br />

Leben in uns. Mir macht zum Beispiel der Hochmut<br />

zu schaffen. Wie schnell bilde ich mir etwas<br />

darauf ein, wenn ich meine, geistlicher zu sein<br />

als mein Bruder!<br />

DIE EIGENTLICHE PLAGE<br />

Da frage ich mich: Ist es mir wirklich bewusst,<br />

dass diese alte verdorbene Natur der Sünde die<br />

eigentliche Plage ist? Die Sünde ist unheilbar,<br />

lässt sich nicht einfach vertreiben. Sie ist hartnäckiger<br />

als das schlimmste Unkraut. Sie ist in<br />

der Welt das, was die Menschen im unerbittlichen<br />

Würgegriff des Todes hält. Leider hat sie<br />

immer noch viel zu viel Spielraum in unserem<br />

Leben <strong>und</strong> in unseren Gemeinden.<br />

Aber dabei darf ich nicht auf andere zeigen,<br />

sondern ich muss lernen, über mein eigenes<br />

Herz Buße zu tun <strong>und</strong> mich vor Gott zu demütigen.<br />

John Nelson Darby hat einmal geschrieben:<br />

„Eine einzelne Sünde ist in Gottes Augen<br />

schlimmer als tausend Sünden in unseren Augen,<br />

ja die Sünden der ganzen Welt.“ 4<br />

DAS EINZIGE HEILMITTEL: GOTTESFURCHT<br />

Salomo nennt in seinem Gebet das einzige Heilmittel<br />

gegen diese Plage: Gottesfurcht. Je mehr<br />

ich lerne, Gott in Ehrfurcht zu begegnen <strong>und</strong><br />

vor Ihm zu leben, desto mehr werde ich von<br />

dieser Plage der alten sündigen Natur befreit.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bin ich ja befreit von der Macht<br />

der Sünde durch den Tod des Herrn Jesus, aber<br />

es gilt, nun auch in dieser Freiheit zu leben.<br />

Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht;<br />

steht nun fest <strong>und</strong> lasst euch nicht wieder unter<br />

einem Joch der Knechtschaft halten. … Denn ihr<br />

seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; nur gebraucht<br />

nicht die Freiheit zu einem Anlass für das<br />

Fleisch, sondern durch die Liebe dient einander<br />

(Gal 5,1.13).<br />

4<br />

John Nelson Darby: „A single sin is more horrible to God than a<br />

thousand sins – nay, than all the sins in the world are to us“. Aus „The<br />

true grace of God in which you stand“, Collected Writings.<br />

23


Bibel<br />

praktisch<br />

24<br />

Ich möchte lernen, wie Salomo zu Gott zu beten,<br />

dass Er mir die Plage meines Herzens bewusstmacht<br />

<strong>und</strong> ich seine Heiligkeit <strong>und</strong> Gnade<br />

mehr <strong>und</strong> mehr erkenne.<br />

EINE PERSÖNLICHE UND<br />

INDIVIDUELLE SACHE<br />

Noch etwas fällt mir auf: Während Salomo mehrfach<br />

von dem Volk Gottes in seiner gemeinschaftlichen<br />

Verantwortung gegenüber Gott spricht,<br />

betont er an dieser Stelle, dass der Mensch als Individuum<br />

für sein Herz verantwortlich ist:<br />

Wenn sie jeder die Plage seines Herzens erkennen<br />

werden <strong>und</strong> er seine Hände ausbreitet zu diesem<br />

Haus hin, so höre du im Himmel, der Stätte deiner<br />

Wohnung, <strong>und</strong> vergib, <strong>und</strong> tu <strong>und</strong> gib jedem<br />

nach allen seinen Wegen, wie du sein Herz kennst<br />

– denn du allein kennst das Herz aller Menschenkinder<br />

(1Kön 8,38–40).<br />

Salomo wechselt von der Mehrzahl zur Einzahl.<br />

Menschen können nicht in mein Herz schauen,<br />

aber Gott <strong>sieh</strong>t mein Herz; Ihm ist nichts verborgen.<br />

Und Er weiß, wo meine Schwachstellen<br />

„Denn so spricht<br />

der Hohe <strong>und</strong> Erhabene,<br />

der in Ewigkeit wohnt <strong>und</strong><br />

dessen Name der Heilige ist:<br />

Ich wohne in der Höhe<br />

<strong>und</strong> im Heiligtum <strong>und</strong> bei dem,<br />

der zerschlagenen <strong>und</strong><br />

gebeugten Geistes ist,<br />

um zu beleben den Geist<br />

der Gebeugten <strong>und</strong> zu beleben<br />

das Herz der Zerschlagenen“<br />

(Jes 57,15).<br />

sind, wo sich die Plage der Sünde bei mir auswirkt.<br />

Statt leichtfertig mit meinen Sünden umzugehen,<br />

möchte ich lernen, ehrlich vor Gott<br />

mein Versagen zu bekennen <strong>und</strong> intensiv um<br />

Veränderung zu ringen <strong>und</strong> zu beten.<br />

Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte,<br />

so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung<br />

des Fleisches <strong>und</strong> des Geistes, indem wir die<br />

Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes (2Kor 7,1).<br />

DAS GROSSE ZIEL GOTTES: GEMEINSCHAFT<br />

MIT UNS HABEN<br />

Salomo fragt sich zu Recht, warum Gott auf<br />

der Erde wohnen sollte. Das Thema des Hauses<br />

Gottes auf der Erde beziehungsweise das Wohnen<br />

Gottes bei den Menschen zieht sich wie<br />

ein roter Faden durch die Bibel – von der Gemeinschaft<br />

mit Adam <strong>und</strong> Eva im Garten Eden<br />

(1Mo 2 <strong>und</strong> 3) bis zur Hütte Gottes bei den Menschen<br />

auf der neuen Erde (Off 21,3).<br />

Es sollte uns den Atem rauben, dass Gott<br />

sich nach Gemeinschaft mit uns sehnt! Wie<br />

stark ist meine Sehnsucht, diese Gemeinschaft<br />

täglich zu pflegen? Leider ist sie oft zu<br />

schwach. Und zu leicht schieben sich Verunreinigungen<br />

dazwischen <strong>und</strong> beeinträchtigen<br />

diese Beziehung. Denn Gott ist rein <strong>und</strong> heilig,<br />

<strong>und</strong> die Voraussetzung für den Genuss der Gemeinschaft<br />

ist Reinheit des Herzens: „Glückselig,<br />

die reinen Herzens sind, denn sie werden<br />

Gott sehen“ (Mt 5,8). Das wusste auch schon<br />

David:<br />

Wer wird auf den Berg des Herrn steigen, <strong>und</strong> wer<br />

wird an seiner heiligen Stätte stehen? Der unschuldiger<br />

Hände <strong>und</strong> reinen Herzens ist, der nicht zur<br />

Falschheit seine Seele erhebt <strong>und</strong> nicht schwört<br />

zum Trug (Ps 24,3.4).<br />

Ja, wie kann Gott bei mir wohnen, mit mir Gemeinschaft<br />

haben, wenn ich nicht über die Plage<br />

meines Herzens traurig bin <strong>und</strong> Buße tue?<br />

Jesaja schrieb:<br />

Denn so spricht der Hohe <strong>und</strong> Erhabene, der<br />

in Ewigkeit wohnt <strong>und</strong> dessen Name der Heilige<br />

ist: Ich wohne in der Höhe <strong>und</strong> im Heiligtum<br />

<strong>und</strong> bei dem, der zerschlagenen <strong>und</strong> gebeugten<br />

Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten<br />

<strong>und</strong> zu beleben das Herz der Zerschlagenen<br />

(Jes 57,15).<br />

Dieser Vers bewegt mich zutiefst, <strong>und</strong> ich kann<br />

es nicht fassen, dass der hohe, erhabene <strong>und</strong><br />

ewige Gott, der ein unzugängliches Licht bewohnt,<br />

mir in dem Herrn Jesus so nahe <strong>komm</strong>t<br />

– unter den genannten Voraussetzungen.<br />

Fühlst du dich von Leid <strong>und</strong> Schwierigkeiten<br />

gebeutelt <strong>und</strong> zerschlagen? Gehe zum Herrn<br />

Jesus <strong>und</strong> sage Ihm, dass dich vor allem die<br />

Not <strong>und</strong> das Elend der Sünde <strong>und</strong> ihre Folgen<br />

schmerzen. Beuge dich vor Ihm <strong>und</strong> du wirst<br />

seine belebende <strong>und</strong> tröstende Gemeinschaft<br />

erfahren!<br />

Andreas Kuhs<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


DAS HERZ UND DIE ARME DES VATERS<br />

Vor kurzem beeindruckte mich wieder das Vaterherz<br />

Gottes. Der Gr<strong>und</strong> war ein Lied, das in<br />

der Gemeinde gesungen wurde. Es handelt sich<br />

um ein schon etwas älteres Lied (ungefähr aus<br />

dem Jahr 1750). Ich habe dieses Lied schon oft<br />

gesungen, doch es war mir, als würde ich es<br />

zum ersten Mal singen. Du kennst das vielleicht<br />

auch. Das Lied handelt von dem ewigen Vorsatz<br />

Gottes, Sünder in sein Herz zu schließen. In wenigen<br />

Zeilen gibt die erste Strophe dieses Liedes<br />

den ganzen Ratschluss Gottes wieder:<br />

Es ist das ewige Erbarmen,<br />

das alles Denken übersteigt,<br />

dess’, der mit offnen Liebesarmen<br />

sich nieder zu den Sündern neigt;<br />

der uns von Fluch <strong>und</strong> Tod befreit,<br />

uns führt zu Jesu Herrlichkeit.<br />

(Geistliche Lieder, Lied 143)<br />

Die ersten Zeilen der dritten Strophe zeigen,<br />

warum Gott so mit dem Sünder handeln konnte<br />

<strong>und</strong> handeln kann:<br />

O Gnade, welche alle Sünden<br />

durch Christi Blut jetzt tilgen kann.<br />

Ich hörte einmal einen Vergleich, der gut illustriert,<br />

was Gott mit jemandem getan hat, der<br />

von seinen Sünden durch das Blut seines Sohnes<br />

gereinigt wurde. Es geht dabei um einen<br />

reichen Mann <strong>und</strong> einen armen Straßenjungen.<br />

Ein reicher Mann könnte einem armen Straßenjungen<br />

einen großen Dienst erweisen,<br />

wenn er für ihn eine Bußgeldzahlung begleicht,<br />

die der Junge wegen eines Vergehens schuldig<br />

ist. Das wäre wirklich fre<strong>und</strong>lich von dem<br />

Mann, denn so ent<strong>komm</strong>t der Junge auch den<br />

Folgen, die er tragen müsste, wenn er das Bußgeld<br />

selbst nicht bezahlen kann. Die Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />

des Mannes wäre nun noch größer, wenn er<br />

dem Jungen nun auch ermöglichte, eine Schule<br />

zu besuchen, um ihn so von seiner mangelnden<br />

Bildung zu befreien. Wenn er nun auch noch für<br />

den Lebensunterhalt des Jungen sorgte, wäre<br />

dieser sogar nicht mehr arm. Alle diese Wohltätigkeiten<br />

orientieren sich allein an der großen<br />

Not, in der der Junge steckt.<br />

Wenn der Mann den Straßenjungen jedoch<br />

als Sohn adoptieren würde, ihn somit ganz eng<br />

in seiner Nähe hätte <strong>und</strong> ihm Reichtum <strong>und</strong><br />

Einfluss gäbe, stünde das in keinem Verhältnis<br />

mehr zu der Not des Jungen. Dies zeigt dann<br />

nur noch, wie der reiche Mann selbst ist, wie<br />

seine Gesinnung ist <strong>und</strong> woran er selbst Freude<br />

findet. Ja, so denkt Gott an den Sünder <strong>und</strong><br />

so handelt Er mit ihm, dessen Sünden durch das<br />

Blut Christi abgewaschen sind.<br />

Psalm 23 zeigt uns das Herz Gottes <strong>und</strong> sein<br />

unermüdliches Sorgen für seine Kinder. Die<br />

Kehrseite des ewigen Erbarmens aber ist der<br />

Ernst der ewigen Strafe. Das Bewusstsein der<br />

überwältigenden Güte <strong>und</strong> Gnade führt auch<br />

zum Bewusstsein unseres eigenen Versagens.<br />

Wir sehen das bei Esra. Demut <strong>und</strong> Gebet sind<br />

Auswirkungen des neuen Lebens. Bei Ahab sehen<br />

wir das nicht. Bei Josaphat kann man es<br />

schon erkennen, aber er handelte nicht danach.<br />

Elia handelte entsprechend, brachte dem Volk<br />

den Segen Gottes, den es durch seine Untreue<br />

verspielt hatte.<br />

Verlangen wir danach, den Reichtum des Vaterherzens<br />

Gottes besser zu kennen <strong>und</strong> wertzuschätzen<br />

<strong>und</strong> dass das auch in unserem Leben<br />

sichtbar wird? Das wird zur Freude Gottes<br />

<strong>und</strong> zum Segen für andere sein.<br />

Ger de Koning<br />

25


Schöpfungs-<br />

Andacht<br />

VERSORGUNG AUS DER LUFT<br />

26<br />

24. Juni 1948. Washington D. C. Tiefer Ernst liegt auf<br />

den Gesichtern der Befehlshaber, die zur Krisenstabssitzung<br />

ins Weiße Haus gerufen worden sind.<br />

Der heraufdämmernde Morgen bringt beunruhigende<br />

Neuigkeiten aus Europa: Die Spannungen<br />

zwischen den westlichen Alliierten USA, Großbritannien,<br />

Frankreich <strong>und</strong> ihrem östlichen Bündnispartner,<br />

der Sowjetunion, sind eskaliert. Der gemeinsame<br />

Feind hatte sie in den letzten Kriegsjahren fest<br />

zusammengeschmiedet, doch nun traten die Gegensätze<br />

der politischen Systeme <strong>und</strong> Ziele immer<br />

deutlicher zutage. Es hatte sich keine gemeinsame<br />

Linie für die Zukunft des besiegten Deutschen Reiches<br />

gef<strong>und</strong>en. Deshalb hatten die drei Westmächte<br />

im Alleingang eine Währungsreform in ihren Besatzungszonen<br />

durchgeführt <strong>und</strong> die wertlos gewordene<br />

Reichsmark durch die „Deutsche Mark“ ersetzt.<br />

Daraufhin verhängte die sowjetische Militärverwaltung<br />

eine totale Blockade über die Westsektoren<br />

der aufgeteilten Hauptstadt Berlin. Schon um Mitternacht<br />

wurden die Zuleitungen des Stromnetzes unterbrochen,<br />

am frühen Morgen folgte die Schließung<br />

aller Grenzübergänge sowie die Sperrung der Transitstraßen,<br />

Bahnrouten <strong>und</strong> Binnenschifffahrtslinien.<br />

Die vom Krieg stark zerstörte Großstadt beherbergt<br />

nun in den drei Westzonen neben den 2,2 Millionen<br />

Einwohnern auch über 8000 Soldaten der westlichen<br />

Militärgarnisonen. Inmitten einer Trümmerwüste, in<br />

der es keine nennenswerte landwirtschaftliche Produktion<br />

gibt, sind sie ganz auf die Versorgung von<br />

außen angewiesen.<br />

Der Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone,<br />

General Lucius D. Clay, erfasst die Dramatik<br />

der Situation <strong>und</strong> ersucht um die Erlaubnis, die<br />

Sperren mit einem Panzerzug zu durchbrechen, um<br />

so der Blockade ein schnelles <strong>und</strong> gewaltsames Ende<br />

zu machen. Das würde mit ziemlicher Sicherheit zu<br />

einem neuen Krieg führen, doch der schrecklichste<br />

Krieg der Geschichte steckt ihnen noch in den Gliedern.<br />

Präsident Truman lehnt das Gesuch ab. Doch<br />

was ist dann? Das Leben in der abgeriegelten Stadt<br />

käme in kürzester Zeit zum Erliegen. Es scheint so, als<br />

ob die einzige Option darin bestünde, einen neuen<br />

Waffengang zu wagen oder Berlin aufzugeben.<br />

Doch dann <strong>komm</strong>t der rettende Gedanke: Die<br />

Land- <strong>und</strong> Seeverbindungen sind zwar blockiert,<br />

aber der Himmel ist frei! Für drei 32 Kilometer breite<br />

Streifen nach Berlin existiert ein Vertrag mit den Sowjets,<br />

der den Westalliierten die freie Nutzung dieses<br />

Raumes für den militärischen <strong>und</strong> zivilen Luftverkehr<br />

zusichert. Sollte es gelingen, über diese „Luftkorridore“<br />

ausreichend Nahrungsmittel <strong>und</strong> Waren<br />

einzufliegen, könnte die Stadt aus der Luft versorgt<br />

werden. Bereits am nächsten Tag erlässt General Clay<br />

die entsprechenden Befehle. Die Operation „Vittles“<br />

der U. S. Air Force beginnt. Wenig später schließt sich<br />

die Royal Air Force, die britische Luftwaffe, mit der<br />

Operation „Plainfare“ an. Gemeinsam „bauen“ sie mit<br />

über vierh<strong>und</strong>ert Flugzeugen eine „Luftbrücke“ nach<br />

Berlin, ein „himmlisches Förderband“, das die Belagerten<br />

mit dem Nötigsten beliefert.<br />

Schnell wird klar: Der enorme Bedarf an Gütern<br />

erfordert, dass man bis an die Grenzen des technisch<br />

Möglichen geht. Das Entladen kostet<br />

zu Beginn zu viel Zeit. Wie ein Boxenstopp<br />

in der Formel-1 wird es optimiert, bis man<br />

von den anfangs 75, später nur noch 30 <strong>und</strong><br />

mit speziellen Frachtboxen schließlich oft<br />

nur noch 10 Minuten für den Umschlag einer<br />

9-Tonnen-Flugzeugladung benötigt. Außer den<br />

lebenswichtigen Nahrungsmitteln müssen auch<br />

Baustoffe, Medikamente, Ersatzteile <strong>und</strong> vor<br />

allem riesige Mengen Kohle transportiert werden,<br />

die neben der Stromproduktion in den Wintermonaten<br />

auch zum Heizen gebraucht wird. Das Verhältnis<br />

zwischen Besatzern <strong>und</strong> Westberlinern wandelt<br />

sich mit Beginn der Blockade schlagartig – aus<br />

Feinden werden Verbündete. Trotz der angespannten<br />

Situation bleibt ab <strong>und</strong> zu noch ein wenig Platz,<br />

um Süßigkeiten für die Kinder mitzunehmen. Liebevoll<br />

bezeichnet man die Transportflugzeuge, die Tag<br />

<strong>und</strong> Nacht über die Köpfe dröhnen, schon bald als<br />

„Rosinenbomber“.<br />

Die Flugkorridore erscheinen zunächst riesig,<br />

doch schon nach kurzer Zeit wird es eng am Himmel.<br />

Der Raum kann die vielen Luftfahrzeuge nur sicher<br />

aufnehmen, weil man ihnen unterschiedliche Flughöhen<br />

auf fünf verschiedenen Ebenen zuteilt <strong>und</strong><br />

eine Einbahnstraßenregelung einführt. Der Flugplan<br />

ist so eng geschachtelt, dass am Ende allein auf dem<br />

Flugplatz Tempelhof alle drei Minuten eine Maschine<br />

landet. Jeder Pilot be<strong>komm</strong>t nur einen einzigen Landeversuch.<br />

Misslingt dieser, muss er, mitsamt Ladung,<br />

abdrehen <strong>und</strong> den Rückflug antreten. Trotz aller Verbesserungen<br />

<strong>komm</strong>t es zu 25 Abstürzen <strong>und</strong> Kollisionen,<br />

bei denen insgesamt 83 Menschen sterben.<br />

Foto: lizenzfrei, von USAF – United States Air Force Historical Research Agency via Cees Steijger (1991), „A History of USAFE“, Voyageur, ISBN: 1853100757; USAF<br />

photo 070119-F-0000R-101 [1], Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4559179


lizenzfrei, eigenes<br />

Werk, CC BY-SA 3.0,<br />

https://commons.wikimedia.org/w/index.<br />

php?curid=2714737<br />

Mitten im Stadtgebiet ihres Sektors stampfen die<br />

Franzosen in nur neunzig Tagen den neuen Flughafen<br />

Berlin-Tegel aus dem Boden. Die Briten fliegen in ihrer<br />

Zone den notdürftig wiederhergestellten Flughafen<br />

Gatow an <strong>und</strong> nutzen außerdem die Wasserflächen<br />

von Havel <strong>und</strong> Großem Wannsee, um dort mit Flugbooten<br />

zu landen. Die Stadt erhält das modernste Radarsystem<br />

der Welt, damit man den Flugverkehr bei<br />

jedem Wetter, Tag <strong>und</strong> Nacht aufrechterhalten kann.<br />

Die Auswirkungen dieses monumentalen Kraftaktes<br />

reichen weit über Deutschland hinaus: Amerikanische<br />

Getreidelieferungen, die für Großbritannien<br />

bestimmt waren, werden nach Hamburg umgeleitet<br />

<strong>und</strong> nach Berlin geflogen. Für Direktflüge über den<br />

Atlantik gab es noch keine geeigneten Flugzeuge,<br />

aber über Zwischenlandungen auf ihren Stützpunkten<br />

in Grönland dehnen die Amerikaner die „himmlische<br />

Nachschublinie“ bis in ihre Heimat aus. Etwa<br />

150 000 Menschen helfen mit, die eingeschlossene<br />

Stadt in 280 000 Flügen mit 2,3 Millionen<br />

Tonnen Gütern zu versorgen. Die ganze Welt<br />

schaut zu. Nach 322 Tagen geben die Sowjets<br />

auf, überrascht vom Widerstandswillen des<br />

Westens. Unmittelbar danach wird die Luftbrücke<br />

eingestellt. Das Unternehmen gilt als größte<br />

logistische Meisterleistung der Geschichte, die<br />

Versorgung so vieler Menschen über den Luftweg<br />

als historisches Novum.<br />

Aber war es das tatsächlich? Viele Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

zuvor wanderte das Volk Israel durch die<br />

Wüstenregionen von Sinai <strong>und</strong> Negev in Richtung<br />

Kanaan. Sie rechneten mit einer kurzen Reise – die<br />

schnellste Route, der Weg durchs Land der Philister<br />

(2Mo 13,17), wäre in zwei Wochen zu schaffen<br />

gewesen. Doch einen Monat später, als die Vorräte<br />

aufgebraucht waren, lagerten sie noch immer<br />

tief in der Wüste <strong>und</strong> stellten sich die besorgte Frage:<br />

„Sollte Gott in der Wüste einen Tisch bereiten können?<br />

Siehe, den Felsen hat er geschlagen, <strong>und</strong> Wasser<br />

flossen heraus, <strong>und</strong> Bäche strömten; wird er auch<br />

Brot geben können?“ (Ps 78,19.20).<br />

Elektrizität war noch unbekannt, Stromversorgung<br />

nicht nötig. Gott hatte dem<br />

Volk einen lebenswichtigen Versorgungsstrom<br />

gegeben: Wasser aus dem Felsen! Die<br />

Israeliten betrachteten dieses W<strong>und</strong>er allerdings<br />

nach kurzer Zeit als gewöhnlich – Quellen, die<br />

aus dem Gestein hervorsprudelten, waren schließlich<br />

eine ganz natürliche Sache. Die Frage nach der<br />

Nahrung war da schon von ganz anderem Kaliber.<br />

Woher sollte es in der Wüste Brot geben? Ihr Problem<br />

wurde von oben her gelöst; um sie her war nichts als<br />

lebensfeindliche Wüste – aber der Himmel war frei:<br />

„Da sprach der Herr zu Mose: Siehe, ich werde euch<br />

Brot vom Himmel regnen lassen; <strong>und</strong> das Volk soll hinausgehen<br />

<strong>und</strong> den täglichen Bedarf an jedem Tag<br />

sammeln“ (2Mo 16,4).<br />

Gott führte sein Vorhaben aus <strong>und</strong> versorgte das<br />

Volk Israel nicht nur 322, sondern fast 15 000 Tage,<br />

trotz ihrer Zweifel <strong>und</strong> ihres Murrens:<br />

„Und doch hatte er den Wolken oben geboten <strong>und</strong> die<br />

Türen des Himmels geöffnet <strong>und</strong> Manna auf sie regnen<br />

lassen, damit sie äßen, <strong>und</strong> ihnen Himmelsgetreide gegeben.<br />

Der Mensch aß Brot der Starken, Speise sandte<br />

er ihnen bis zur Sättigung“ (Ps 78,23–25).<br />

Das Himmelsbrot (Ps 105,40) diente einem großen<br />

Volk vierzig Jahre lang als Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel.<br />

Es ist ein symbolischer Hinweis auf den <strong>komm</strong>enden<br />

Erlöser Jesus Christus, das „wahrhaftige Brot<br />

aus dem Himmel / Brot Gottes / Brot des Lebens / lebendige<br />

Brot“ (Joh 6,32.33.35.51). Er ist es, der die<br />

tiefsten Bedürfnisse des Menschen stillt – die Sehnsucht<br />

nach Erlösung, Vergebung, Annahme, Gemeinschaft,<br />

Frieden, Befreiung <strong>und</strong> Hoffnung. Das<br />

Reden mit Ihm im Gebet, das Lesen der Bibel <strong>und</strong><br />

das Nachdenken darüber finden eine schöne Entsprechung<br />

im täglichen Aufsammeln des Mannas<br />

in der Wüste, denn „nicht von Brot allein soll der<br />

Mensch leben, sondern von jedem Wort Gottes“<br />

(Lk 4,4; vgl. 5Mo 8,3).<br />

Schöpfungs-<br />

Andacht<br />

27<br />

Alexander von Stein<br />

SCHÖPFUNGSWUNDER?<br />

Mit dem Begriff Schöpfungsw<strong>und</strong>er verbindet man zuerst die 6-Tage-Schöpfung <strong>und</strong> die außergewöhnlichen Geschöpfe<br />

in dem uns umgebenden Mikro- <strong>und</strong> Makrokosmos. Schaut man jedoch genauer hin, so enthalten fast alle W<strong>und</strong>ertaten<br />

Gottes, über die die Bibel berichtet, den eindeutigen Schöpfungsaspekt des Ins-Dasein-Rufens <strong>und</strong> Neu-Erschaffens.<br />

Viele kluge Köpfe haben versucht, das Manna mit irgendeiner natürlich vor<strong>komm</strong>enden Substanz pflanzlichen oder tierischen<br />

Ursprungs zu identifizieren. Zu diesen Bemühungen ist nur zu sagen: „Nomen est omen.“ Der Name Manna leitet<br />

sich vom hebräischen man hu? – „Was ist das?“ – ab, eine Frage, die offenbleibt.<br />

Es ist nichts bekannt, was die Eigenschaften fein, körnig (o. schuppenartig), wie Reif <strong>und</strong> weiß wie Koriandersamen mit<br />

einem Geschmack wie Honigkuchen (2Mo 16,14.31) in sich vereint <strong>und</strong> dazu noch so außerordentlich nahrhaft ist, dass es<br />

zum Hauptnahrungsmittel taugt. Die wenigen Kandidaten, die dafür überhaupt in Erwägung gezogen wurden, wie zum<br />

Beispiel die Mannaflechte (Lecanora esculenta) oder ein Ausscheidungssekret der Schildlaus (Najococcus serpentinus o. Trabutina<br />

mannipura) scheitern außerdem daran, dass sie nie in größeren Mengen auftreten <strong>und</strong> nicht vom Himmel fallen.<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017


Mitarbeiter-Seminar<br />

23.-25. Februar<br />

für Jugendliche, die in der<br />

Kinderarbeit mithelfen<br />

oder dies beabsichtigen<br />

Familien-Freizeiten<br />

24.-28. Mai<br />

27. August - 1. September<br />

Bibelstudiertage<br />

Thema: Die kleinen Propheten<br />

5.-11. März<br />

für Teilnehmer ab 18 Jahre<br />

Thema: Die 0ffenbarung<br />

NEU<br />

jetzt 1 Woche<br />

Freizeit für Eltern<br />

mit Pflege- oder<br />

Adoptivkindern<br />

16.-20. April<br />

Reiherhals 2017<br />

Kinderfreizeiten<br />

1.-8. Juli (I)<br />

19.-26. August (II)<br />

für Kinder von 8-12 Jahren<br />

Jungen-Freizeit<br />

24. Juni - 1. Juli<br />

für Jungen von 12-14 Jahren<br />

Kanufreizeiten<br />

19.-22. Juli (Jungen)<br />

26.-29. Juli (Mädchen)<br />

für Jugendliche ab 14 Jahren<br />

TFB<br />

Teenager-Ferien-Bibelschule<br />

23.-29. Juli (Jungen ab 14 Jahren)<br />

30. Juli - 5. August (Mädchen ab 14 Jahren)<br />

Musical-Freizeit<br />

für Kids & Teens<br />

8.-14. 0ktober<br />

22.-28. 0ktober<br />

Sommerbibeltage<br />

1.-3. September<br />

Ehe-Vorbereitungs-<br />

Seminar<br />

20.-22. 0ktober<br />

NEU<br />

Freizeitgelände Reiherhals, Lychener Straße 7, 17279 Lychen<br />

Anmeldungen unter: • online: www.reiherhals.de • tel: 039888-52157 • fax: 039888-52310<br />

• mail: ute@reiherhals.de<br />

... niemand als Jesus allein

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