22.02.2017 Aufrufe

komm und sieh, Heft 46

Zeitschrift für die christliche Familie, Ausgabe Januar-März 2017

Zeitschrift für die christliche Familie, Ausgabe Januar-März 2017

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

OHNMACHT UND VOLLMACHT IN UNSEREM DIENST<br />

20<br />

Da <strong>komm</strong>t ein sehr sympathischer junger<br />

Mann zu mir. „Ich möchte Jugendführer<br />

werden.“ Ich lasse mir zunächst einmal die<br />

Geschichte seines Lebens erzählen. Und<br />

dann <strong>komm</strong>t heraus, daß er früher einmal<br />

HJ-Führer gewesen sei. Während des<br />

Krieges war er in einem Arbeitsdienst tätig.<br />

Als er dann zurückkam, hat er sich wacker<br />

an manchen anderen Stellen herumgeschlagen.<br />

Und nun drängt es ihn, an irgendeiner<br />

Stelle wieder Jugend zu führen.<br />

Nun frage ich ihn: „Kennen Sie eigentlich<br />

christliche Jugendarbeit?“ Nein, die kennt<br />

er nicht. Er kennt auch Jesus nicht. Seit dem<br />

Religionsunterricht in der Schule hat er<br />

auch keine Bibel mehr in der Hand gehabt.<br />

Aber er will Jugendführer werden. Es war<br />

mir merkwürdig, wie es in dem Gespräch<br />

ISBN 978-3-7615-6116-4<br />

Johannes Busch<br />

STILLE GESPRÄCHE<br />

Seelsorge für Mitarbeiter<br />

kartoniert<br />

184 Seiten<br />

Neukirchener Aussaat<br />

€ 7,99<br />

kaum möglich war, ihm deutlich zu machen,<br />

dass wir nicht einfach Jugendführer<br />

brauchen, sondern etwas ganz, ganz anderes.<br />

Ich habe ihm schließlich folgendes<br />

Bild gesagt: Wenn ich den Weg nach Hannover<br />

nicht weiß, dann suche ich mir einen,<br />

der mich nach Hannover führen kann.<br />

Ich werde aber dann nur einen suchen, der<br />

den Weg nach Hannover bestimmt kennt,<br />

sonst kann ich mich ihm nicht anvertrauen.<br />

Das Ziel unserer Arbeit ist nicht irgendeine<br />

allgemeine Jugendführung <strong>und</strong> Jugenderziehung.<br />

Wir wollen Menschen zu Jesus<br />

führen. Das kann nur der unter uns ausrichten,<br />

der selbst den Weg zu Jesus kennt.<br />

Dadurch unterscheidet sich unsere Arbeit<br />

von allen anderen Jugendarbeiten. Wir<br />

haben kein Programm, wir haben eine Botschaft.<br />

Daher <strong>komm</strong>t es aber, dass unter<br />

jungen Mitarbeitern die Frage immer brennender<br />

wird: Wie kann ich diese Botschaft<br />

so ausrichten, dass junge Menschen sie hören?<br />

Ich möchte es immer eindrücklicher<br />

jedem Einzelnen unserer Mitarbeiter ins<br />

Herz hineinrufen: Damit ist es doch nicht<br />

getan, dass du ein paar nette Geschichten<br />

erzählen kannst oder interessante Spiele<br />

durchführst. Hast du eine Botschaft? Nur<br />

da, wo diese Botschaft wirklich glaubwürdig<br />

ausgerichtet wird, geschieht etwas.<br />

Vielleicht habt ihr es auch schon gespürt,<br />

dass der Fortgang unserer ganzen<br />

Arbeit entscheidend davon abhängt, ob<br />

wir unter uns Mitarbeiter haben, die in der<br />

Vollmacht Gottes ihren Dienst tun.<br />

1. WAS IST DENN VOLLMACHT?<br />

Zu Jesus kam einmal ein ganz verzweifelter<br />

Vater <strong>und</strong> berichtete ihm von seinem kranken<br />

Jungen, der offenbar unheilbar mondsüchtig<br />

war. Mit besonderer Bitterkeit berichtete<br />

dieser Vater: „Ich habe ihn zu deinen<br />

Jüngern gebracht, <strong>und</strong> sie konnten<br />

ihm nicht helfen.“ Von wie viel Mitarbeitern<br />

wird es auch so heißen! Wir alle kennen<br />

solche St<strong>und</strong>en, in denen wir spüren,<br />

dass Menschen Hilfe von uns erwarten;<br />

aber helfen konnten wir nicht. Es fehlte uns<br />

dazu die Vollmacht.<br />

Ja, was fehlt uns denn in diesem Augenblick?<br />

Vollmacht ist zunächst ein Wort, das<br />

auch im natürlichen Sprachgebrauch vor<strong>komm</strong>t.<br />

Es bezeichnet die „Berechtigung”<br />

<strong>und</strong> auch die „Befähigung”, einen Auftrag<br />

auszurichten. So bekam z. B. Saulus vor seiner<br />

Bekehrung von der Obrigkeit in Jerusalem<br />

die „Vollmacht”, die jungen Christengemeinden<br />

zu verfolgen. Das war ihm bestätigt<br />

<strong>und</strong> versiegelt, dass er diesen Auftrag<br />

ausrichten sollte. Nun verstehen wir, was<br />

Vollmacht im Dienste Jesu bedeutet. Es gehört<br />

dazu eine klare Ausstattung mit einer<br />

Vollmacht durch unseren Herrn, in dessen<br />

Namen wir arbeiten. Er muss uns bestätigen,<br />

dass wir Berechtigung <strong>und</strong> Befähigung<br />

zu diesem Dienst haben.<br />

Aber damit wird zugleich der ganze<br />

Ernst in der Frage nach der Vollmacht deutlich.<br />

Es ist ja keiner unter uns, der das Recht<br />

oder die Fähigkeit hätte, Gottes Dinge hier<br />

zu treiben. Ich verstehe schon, dass selbst<br />

der Apostel Paulus den Korinthern schrieb,<br />

dass er nicht wert sei, ein Apostel zu heißen,<br />

weil es eine Zeit in seinem Leben gegeben<br />

habe, in der er gegen diesen Jesus<br />

gestanden habe (1. Kor. 9,15). Ich verstehe<br />

schon, dass Mose in dem Augenblick seiner<br />

Berufung nur eins sah, dass er in keiner Weise<br />

dazu fähig sei, einen Auftrag Gottes auszurichten.<br />

Ihr müsst einmal gerade dieses<br />

Kapitel 2. Mose 3 durchlesen, wie hier Mose<br />

immer neue Einwände vorbringt, gar nicht<br />

deshalb, weil er zu träge war, einen Dienst<br />

zu tun, sondern nur weil er auf der ganzen<br />

Linie <strong>sieh</strong>t, dass er weder Recht noch Macht<br />

hat, Gottes Auftrag auszurichten.<br />

Wir sind ja so schnell bei der Hand, von<br />

Menschen zu sagen, sie hätten Vollmacht.<br />

Wir sollten darauf achten, dass die Bibel<br />

eigentlich nur von Einem redet, der Vollmacht<br />

hatte, von Jesus ganz allein. Aber Er<br />

hatte sie wirklich in ganzer <strong>und</strong> reicher Fülle.<br />

Es würde mich verlocken, euch an dieser<br />

Stelle einmal das Leben Jesu vor Augen<br />

zu führen, allein unter dem Gesichtspunkt,<br />

dass hier einer stand, der Vollmacht hatte.<br />

Selbst das ungläubige <strong>und</strong> blinde Volk ruft<br />

mit Furcht <strong>und</strong> Staunen aus: „Was ist das für<br />

ein Ding? Er gebietet mit Macht <strong>und</strong> Gewalt<br />

den unsauberen Geistern, <strong>und</strong> sie fahren<br />

aus” (Luk. 4, 36). Ja, das war Vollmacht<br />

dass hier einer stand, der mit der Kraft seines<br />

Wortes den bösen Geistern <strong>und</strong> den<br />

Geistern der Krankheit wehren konnte. Es<br />

war seine Vollmacht, die Er dem Meeressturm<br />

entgegensetzte, dass schließlich<br />

die Wellen schweigen müssen. Da spürte<br />

sie etwas von seiner Vollmacht, als Er dem<br />

toten Jüngling den Befehl gab, aufzustehen.<br />

Und Er selbst hat dem Volk erklärt:<br />

„Damit ihr aber wisst, dass des Menschen<br />

Sohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden<br />

zu vergeben (Matth. 9,6). Da war also der<br />

Glanz seiner Vollmacht am herrlichsten,<br />

als Er das tat, was kein Mensch vermag,<br />

als Er Menschen von ihrer belasteten Vergangenheit<br />

befreite <strong>und</strong> selbst einen zum<br />

Tode verurteilten Verbrecher in die Herrlichkeit<br />

des Paradieses erhob. Wo überall<br />

Mitarbeiter stehen, sollen sie wissen, dass<br />

unter ihnen nur ein Einziger Vollmacht hat<br />

bis zum heutigen Tage, das ist ganz allein<br />

der Siegesfürst <strong>und</strong> Ehrenkönig Jesus Christus.<br />

Es gibt keinen Jugendführer <strong>und</strong> keinen<br />

Prediger, keinen Pastor <strong>und</strong> Vereinsleiter,<br />

von dem wir sagen könnten, er hätte<br />

Vollmacht. Dies Wort gebührt allein unserem<br />

Herrn selbst. Er allein ist von Gott<br />

mit Vollmacht ausgerüstet.<br />

2. GIBT ES DENN FÜR UNS KEINE VOLL-<br />

MACHT?<br />

Jetzt kann ich euch nur bitten, mit mir auf<br />

jenen Berg zu <strong>komm</strong>en, auf dem ihr den<br />

Heiland mit seinen Jüngern in der Abschiedsst<strong>und</strong>e<br />

seht. Es sind jene Augenblicke<br />

vor der Thronbesteigung <strong>und</strong> vor<br />

der Himmelfahrt Jesu. Gleich wird der Herr<br />

zum Himmel erhöht werden <strong>und</strong> die arme<br />

Schar seiner Leute muss hinaus, um den<br />

Zeugendienst für ihren Herrn auszurichten.<br />

Jesus hat ihnen oft genug gesagt, dass<br />

der Weg, der vor ihnen liegt, nicht leicht<br />

sein wird. „Ich sende euch wie Schafe mitten<br />

unter die Wölfe.“ Was soll denn diese<br />

arme Schar in einer Welt voll Anfechtung<br />

<strong>und</strong> Widerständen ausrichten, wenn<br />

sie nicht ganz besondere Vollmacht be<strong>komm</strong>t?<br />

Und diese Vollmacht ist ihr verliehen<br />

worden: „Siehe, ich bin bei euch alle<br />

Tage bis an der Welt Ende.“ Jesus hat das<br />

noch näher erklärt: „Ihr werdet die Kraft<br />

des Heiligen Geistes empfangen.“ Die zwei<br />

Worte gehören eng zueinander <strong>und</strong> meinen<br />

beide dasselbe. Das ist die Kraft des<br />

Heiligen Geistes, dass Jesus unter uns gegenwärtig<br />

ist. Jetzt wird das Geheimnis unserer<br />

Vollmacht deutlich. Wir bleiben arme,<br />

<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!