komm und sieh, Heft 46
Zeitschrift für die christliche Familie, Ausgabe Januar-März 2017
Zeitschrift für die christliche Familie, Ausgabe Januar-März 2017
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OHNMACHT UND VOLLMACHT IN UNSEREM DIENST<br />
20<br />
Da <strong>komm</strong>t ein sehr sympathischer junger<br />
Mann zu mir. „Ich möchte Jugendführer<br />
werden.“ Ich lasse mir zunächst einmal die<br />
Geschichte seines Lebens erzählen. Und<br />
dann <strong>komm</strong>t heraus, daß er früher einmal<br />
HJ-Führer gewesen sei. Während des<br />
Krieges war er in einem Arbeitsdienst tätig.<br />
Als er dann zurückkam, hat er sich wacker<br />
an manchen anderen Stellen herumgeschlagen.<br />
Und nun drängt es ihn, an irgendeiner<br />
Stelle wieder Jugend zu führen.<br />
Nun frage ich ihn: „Kennen Sie eigentlich<br />
christliche Jugendarbeit?“ Nein, die kennt<br />
er nicht. Er kennt auch Jesus nicht. Seit dem<br />
Religionsunterricht in der Schule hat er<br />
auch keine Bibel mehr in der Hand gehabt.<br />
Aber er will Jugendführer werden. Es war<br />
mir merkwürdig, wie es in dem Gespräch<br />
ISBN 978-3-7615-6116-4<br />
Johannes Busch<br />
STILLE GESPRÄCHE<br />
Seelsorge für Mitarbeiter<br />
kartoniert<br />
184 Seiten<br />
Neukirchener Aussaat<br />
€ 7,99<br />
kaum möglich war, ihm deutlich zu machen,<br />
dass wir nicht einfach Jugendführer<br />
brauchen, sondern etwas ganz, ganz anderes.<br />
Ich habe ihm schließlich folgendes<br />
Bild gesagt: Wenn ich den Weg nach Hannover<br />
nicht weiß, dann suche ich mir einen,<br />
der mich nach Hannover führen kann.<br />
Ich werde aber dann nur einen suchen, der<br />
den Weg nach Hannover bestimmt kennt,<br />
sonst kann ich mich ihm nicht anvertrauen.<br />
Das Ziel unserer Arbeit ist nicht irgendeine<br />
allgemeine Jugendführung <strong>und</strong> Jugenderziehung.<br />
Wir wollen Menschen zu Jesus<br />
führen. Das kann nur der unter uns ausrichten,<br />
der selbst den Weg zu Jesus kennt.<br />
Dadurch unterscheidet sich unsere Arbeit<br />
von allen anderen Jugendarbeiten. Wir<br />
haben kein Programm, wir haben eine Botschaft.<br />
Daher <strong>komm</strong>t es aber, dass unter<br />
jungen Mitarbeitern die Frage immer brennender<br />
wird: Wie kann ich diese Botschaft<br />
so ausrichten, dass junge Menschen sie hören?<br />
Ich möchte es immer eindrücklicher<br />
jedem Einzelnen unserer Mitarbeiter ins<br />
Herz hineinrufen: Damit ist es doch nicht<br />
getan, dass du ein paar nette Geschichten<br />
erzählen kannst oder interessante Spiele<br />
durchführst. Hast du eine Botschaft? Nur<br />
da, wo diese Botschaft wirklich glaubwürdig<br />
ausgerichtet wird, geschieht etwas.<br />
Vielleicht habt ihr es auch schon gespürt,<br />
dass der Fortgang unserer ganzen<br />
Arbeit entscheidend davon abhängt, ob<br />
wir unter uns Mitarbeiter haben, die in der<br />
Vollmacht Gottes ihren Dienst tun.<br />
1. WAS IST DENN VOLLMACHT?<br />
Zu Jesus kam einmal ein ganz verzweifelter<br />
Vater <strong>und</strong> berichtete ihm von seinem kranken<br />
Jungen, der offenbar unheilbar mondsüchtig<br />
war. Mit besonderer Bitterkeit berichtete<br />
dieser Vater: „Ich habe ihn zu deinen<br />
Jüngern gebracht, <strong>und</strong> sie konnten<br />
ihm nicht helfen.“ Von wie viel Mitarbeitern<br />
wird es auch so heißen! Wir alle kennen<br />
solche St<strong>und</strong>en, in denen wir spüren,<br />
dass Menschen Hilfe von uns erwarten;<br />
aber helfen konnten wir nicht. Es fehlte uns<br />
dazu die Vollmacht.<br />
Ja, was fehlt uns denn in diesem Augenblick?<br />
Vollmacht ist zunächst ein Wort, das<br />
auch im natürlichen Sprachgebrauch vor<strong>komm</strong>t.<br />
Es bezeichnet die „Berechtigung”<br />
<strong>und</strong> auch die „Befähigung”, einen Auftrag<br />
auszurichten. So bekam z. B. Saulus vor seiner<br />
Bekehrung von der Obrigkeit in Jerusalem<br />
die „Vollmacht”, die jungen Christengemeinden<br />
zu verfolgen. Das war ihm bestätigt<br />
<strong>und</strong> versiegelt, dass er diesen Auftrag<br />
ausrichten sollte. Nun verstehen wir, was<br />
Vollmacht im Dienste Jesu bedeutet. Es gehört<br />
dazu eine klare Ausstattung mit einer<br />
Vollmacht durch unseren Herrn, in dessen<br />
Namen wir arbeiten. Er muss uns bestätigen,<br />
dass wir Berechtigung <strong>und</strong> Befähigung<br />
zu diesem Dienst haben.<br />
Aber damit wird zugleich der ganze<br />
Ernst in der Frage nach der Vollmacht deutlich.<br />
Es ist ja keiner unter uns, der das Recht<br />
oder die Fähigkeit hätte, Gottes Dinge hier<br />
zu treiben. Ich verstehe schon, dass selbst<br />
der Apostel Paulus den Korinthern schrieb,<br />
dass er nicht wert sei, ein Apostel zu heißen,<br />
weil es eine Zeit in seinem Leben gegeben<br />
habe, in der er gegen diesen Jesus<br />
gestanden habe (1. Kor. 9,15). Ich verstehe<br />
schon, dass Mose in dem Augenblick seiner<br />
Berufung nur eins sah, dass er in keiner Weise<br />
dazu fähig sei, einen Auftrag Gottes auszurichten.<br />
Ihr müsst einmal gerade dieses<br />
Kapitel 2. Mose 3 durchlesen, wie hier Mose<br />
immer neue Einwände vorbringt, gar nicht<br />
deshalb, weil er zu träge war, einen Dienst<br />
zu tun, sondern nur weil er auf der ganzen<br />
Linie <strong>sieh</strong>t, dass er weder Recht noch Macht<br />
hat, Gottes Auftrag auszurichten.<br />
Wir sind ja so schnell bei der Hand, von<br />
Menschen zu sagen, sie hätten Vollmacht.<br />
Wir sollten darauf achten, dass die Bibel<br />
eigentlich nur von Einem redet, der Vollmacht<br />
hatte, von Jesus ganz allein. Aber Er<br />
hatte sie wirklich in ganzer <strong>und</strong> reicher Fülle.<br />
Es würde mich verlocken, euch an dieser<br />
Stelle einmal das Leben Jesu vor Augen<br />
zu führen, allein unter dem Gesichtspunkt,<br />
dass hier einer stand, der Vollmacht hatte.<br />
Selbst das ungläubige <strong>und</strong> blinde Volk ruft<br />
mit Furcht <strong>und</strong> Staunen aus: „Was ist das für<br />
ein Ding? Er gebietet mit Macht <strong>und</strong> Gewalt<br />
den unsauberen Geistern, <strong>und</strong> sie fahren<br />
aus” (Luk. 4, 36). Ja, das war Vollmacht<br />
dass hier einer stand, der mit der Kraft seines<br />
Wortes den bösen Geistern <strong>und</strong> den<br />
Geistern der Krankheit wehren konnte. Es<br />
war seine Vollmacht, die Er dem Meeressturm<br />
entgegensetzte, dass schließlich<br />
die Wellen schweigen müssen. Da spürte<br />
sie etwas von seiner Vollmacht, als Er dem<br />
toten Jüngling den Befehl gab, aufzustehen.<br />
Und Er selbst hat dem Volk erklärt:<br />
„Damit ihr aber wisst, dass des Menschen<br />
Sohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden<br />
zu vergeben (Matth. 9,6). Da war also der<br />
Glanz seiner Vollmacht am herrlichsten,<br />
als Er das tat, was kein Mensch vermag,<br />
als Er Menschen von ihrer belasteten Vergangenheit<br />
befreite <strong>und</strong> selbst einen zum<br />
Tode verurteilten Verbrecher in die Herrlichkeit<br />
des Paradieses erhob. Wo überall<br />
Mitarbeiter stehen, sollen sie wissen, dass<br />
unter ihnen nur ein Einziger Vollmacht hat<br />
bis zum heutigen Tage, das ist ganz allein<br />
der Siegesfürst <strong>und</strong> Ehrenkönig Jesus Christus.<br />
Es gibt keinen Jugendführer <strong>und</strong> keinen<br />
Prediger, keinen Pastor <strong>und</strong> Vereinsleiter,<br />
von dem wir sagen könnten, er hätte<br />
Vollmacht. Dies Wort gebührt allein unserem<br />
Herrn selbst. Er allein ist von Gott<br />
mit Vollmacht ausgerüstet.<br />
2. GIBT ES DENN FÜR UNS KEINE VOLL-<br />
MACHT?<br />
Jetzt kann ich euch nur bitten, mit mir auf<br />
jenen Berg zu <strong>komm</strong>en, auf dem ihr den<br />
Heiland mit seinen Jüngern in der Abschiedsst<strong>und</strong>e<br />
seht. Es sind jene Augenblicke<br />
vor der Thronbesteigung <strong>und</strong> vor<br />
der Himmelfahrt Jesu. Gleich wird der Herr<br />
zum Himmel erhöht werden <strong>und</strong> die arme<br />
Schar seiner Leute muss hinaus, um den<br />
Zeugendienst für ihren Herrn auszurichten.<br />
Jesus hat ihnen oft genug gesagt, dass<br />
der Weg, der vor ihnen liegt, nicht leicht<br />
sein wird. „Ich sende euch wie Schafe mitten<br />
unter die Wölfe.“ Was soll denn diese<br />
arme Schar in einer Welt voll Anfechtung<br />
<strong>und</strong> Widerständen ausrichten, wenn<br />
sie nicht ganz besondere Vollmacht be<strong>komm</strong>t?<br />
Und diese Vollmacht ist ihr verliehen<br />
worden: „Siehe, ich bin bei euch alle<br />
Tage bis an der Welt Ende.“ Jesus hat das<br />
noch näher erklärt: „Ihr werdet die Kraft<br />
des Heiligen Geistes empfangen.“ Die zwei<br />
Worte gehören eng zueinander <strong>und</strong> meinen<br />
beide dasselbe. Das ist die Kraft des<br />
Heiligen Geistes, dass Jesus unter uns gegenwärtig<br />
ist. Jetzt wird das Geheimnis unserer<br />
Vollmacht deutlich. Wir bleiben arme,<br />
<strong>komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh</strong>, <strong>Heft</strong> 1/2017