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COMPACT-Magazin 12-2016

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Ausgabe 10/<strong>2016</strong> <strong>12</strong>/<strong>2016</strong> | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Yeah!<br />

Trump die Merkel!<br />

Bye bye<br />

Multikulti<br />

Patrioten aller Länder,<br />

vereinigt Euch!<br />

Kalifat Berlin<br />

Neukölln wird Neu-Aleppo<br />

Weihnachten<br />

Das letzte deutsche Fest<br />

Pearl Harbor<br />

75 Jahre Geschichtslügen<br />

Dossier: Offensiv gegen gegen Zensur Zensur<br />

<strong>COMPACT</strong>-Konferenz zur Verteidigung zur Verteidigung der Meinungsfreiheit<br />

der


Ehrlicher Journalismus in Zeiten der Lüge.<br />

Die schweigende Mehrheit kann die Verhältnisse zum Tanzen bringen,<br />

wenn sie ihre Stimme wiederfindet. <strong>COMPACT</strong> ist ihr Lautsprecher, weil<br />

wir drucken und verbreiten, was andere nicht zu schreiben wagen.<br />

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Angriff auf<br />

deutsche Sparer<br />

Zinsklau, Bankster und<br />

Bargeldverbot<br />

Chemnitz-Bomber<br />

Ein Käfig voller Narren<br />

Pussy-Alarm<br />

Presstituierte gegen Trump<br />

Aleppo<br />

US-Pakt mit dem Teufel<br />

Alpen-Elvis<br />

Gabalier – Der Heimat-Rocker<br />

Invasion<br />

Terrorists<br />

welcome<br />

aus Afrika<br />

20 Millionen auf dem<br />

Weg nach Europa<br />

Kriegsrecht<br />

Merkels Katastrophenplan<br />

Merkel gibt Mördern Asyl<br />

Kein Amok<br />

AfD: Wie weiter?<br />

Das München-Massaker<br />

Höcke und Gauland im Interview<br />

Berlin kaputt<br />

Bautzen ist überall<br />

Der Osten wehrt sich<br />

Moscheen und Migranten<br />

Der Putsch<br />

Luther contra Islam<br />

USA gegen Erdogan<br />

Klartext vom Reformator<br />

Pokemon<br />

Monster fressen Nerds<br />

Ausgabe 11/<strong>2016</strong> | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Dossier: Der Der neue neue Rassenkrieg<br />

Ausgabe 10/<strong>2016</strong> | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Dossier: Dossier: Frauen Frauen in den in den Lügenmedien<br />

Cyborgs, Cyborgs, Mutanten Mutanten und Klone und Klone gegen gegen die Menschheit die Menschheit<br />

Ein ehemaliger Ein ehemaliger «Bild»-Chefredakteur packt packt aus aus<br />

Dossier: Die neue Protestjugend<br />

Dossier: Die neue Opposition<br />

Dossier: Die neue Protestjugend<br />

Querfront – nicht links, nicht rechts<br />

Hip, konservativ, rebellisch – die Identitären kommen!<br />

Hip, konservativ, rebellisch – die Identitären kommen!<br />

Ausgabe 9/<strong>2016</strong> | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de


<strong>COMPACT</strong> Editorial<br />

Patrioten aller Länder, vereinigt Euch!<br />

Wie der Fuchs im Hühnerstall hat Donald Trump<br />

die vollgefressenen Sesselfurzer des Ancien Régime<br />

aufgescheucht. «Geht jetzt wirklich die Welt unter?»,<br />

barmte der Bild-Zeitung, und Frankreichs Botschafter<br />

in Washington bejahte: «Eine Welt geht vor unseren<br />

Augen unter.» Springers B.Z. verkündete auf der Titelseite,<br />

der Übergang vom 8. auf den 9. November<br />

sei «Die Nacht, in der der Westen starb», und in der<br />

Welt wurde konstatiert: «Der Sieg Trumps markiert<br />

einen vielleicht irreversiblen Wendepunkt in der Entwicklung<br />

der westlichen Demokratie.»<br />

Darf man «Es zittern die morschen Knochen?»<br />

zitieren, um die Leute ein bisschen zu provozieren,<br />

die jetzt die Hosen voll haben? Naja, ich bevorzuge<br />

das sozialdemokratische Kampflied «Brüder zur Sonne,<br />

zur Freiheit». Denn tatsächlich erleben wir mit<br />

Trumps Triumph die Morgendämmerung eines neuen<br />

Zeitalters – die Rückkehr des Volkes und vor allem<br />

des Proletariats auf die politische Bühne. Es waren<br />

vor allem die Malocher, die Donald Trump zum<br />

Sieg verholfen haben – im sogenannten Rostgürtel<br />

der USA, wo die besonders umkämpften Swing<br />

States das Zünglein an der Waage waren. Die meisten<br />

haben in den letzten 40 Jahren ihre Arbeit und<br />

ihr Häuschen verloren, hocken heute in Wohnwagen<br />

und können sich gerade noch mit mehreren Hungerleider-Jobs<br />

über Wasser halten. Demokraten<br />

und Linke haben diese Menschen nach 1968 immer<br />

mehr im Stich gelassen und sich stattdessen an einem<br />

Randgruppenkult berauscht, der zuerst die Hippies<br />

und Freaks, dann die Feministinnen und Homosexuellen<br />

und schließlich die Einwanderer glorifizierte.<br />

Das war ganz im Sinne des Großen Geldes, das<br />

an einer babylonischen Zersplitterung des Volkes interessiert<br />

ist, um seine Herrschaft zu verewigen. Die<br />

Party kam zu ihrem Ende, als jene Exoten auf den<br />

Plan traten, die nicht nur die weiße Mehrheit, sondern<br />

auch alle Minderheiten zu versklaven drohen:<br />

die fanatischen Muslime. Auch noch dem Dschihad<br />

die Tore zu öffnen, hat Obama, Clinton und ihrem<br />

politisch korrekten Anhang das Genick gebrochen.<br />

Es ist typisch, dass die Latte-Macchiato-Linke<br />

sich nur noch mit Beschimpfung der Ausgebeuteten<br />

zu helfen weiß, für die sie früher zu kämpfen vorgab.<br />

«Die Armee der Beleidigten gefährdet die Demokratie»,<br />

echauffiert sich ein Spiegel-Redakteur.<br />

«60 Millionen Amerikaner waren also dumm. Sie<br />

haben Xeno phobie, Rassismus und Nationalismus<br />

herbeigewählt (…).» Nicht ganz so blöd ist SPD-<br />

Chef Sigmar Gabriel, der seiner Partei empfiehlt,<br />

sich künftig wieder um die Proleten zu kümmern:<br />

«Wer die Arbeiter im Rust Belt [Rostgürtel] verliert,<br />

den können die Hipster in Kalifornien nicht retten.»<br />

Doch auch mit einer Rückkehr zum Klassenkampf<br />

wird Gabriel, selbst wenn es ihm damit ernst wäre,<br />

an der Wahlurne nicht punkten können. Die vom<br />

System Enttäuschten leiden zwar schon viele Jahre<br />

unter der neoliberalen Wirtschaftspolitik – doch<br />

in Marsch gesetzt haben sie sich erst, seit auch ihre<br />

Lebensweise und ihre Identität bedroht sind. Die<br />

Trump-Wähler sind in erdrückender Mehrheit die<br />

Nachfahren der europäischen Einwanderer, die am<br />

eigenen Leib erfahren, dass ein Rassenkrieg gegen<br />

sie geführt wird. Ihnen als Weiße droht das gleiche<br />

Schicksal wie einst den Indianern.<br />

Dieses Bedrohungsgefühl dominiert auch unter<br />

den europäischen Völkern, und deshalb hat Gabriel<br />

Recht, wenn er Trump als «Vorreiter einer neuen (…)<br />

Internationale» bezeichnet. Mit einigem Glück wird<br />

der amerikanische Funke auf die Alte Welt überspringen:<br />

Im Dezember wird es mit Norbert Hofer einen<br />

FPÖ-Präsidenten in Österreich geben, im Frühjahr<br />

mit Geert Wilders einen freiheitlichen Premier<br />

in den Niederlanden, und im Sommer zieht Marine<br />

Le Pen in den Elyséepalast ein. Ob die Deutschen mit<br />

diesem Rückenwind endlich die Kraft finden, auch<br />

Frau Merkel vom Hof zu jagen?<br />

Chefredakteur Jürgen Elsässer.<br />

Foto: Jörg Gründler<br />

3


<strong>COMPACT</strong> Themen<br />

Titelthema<br />

Yeah! Trump die Merkel!<br />

Politik<br />

Kalifat Berlin: Neukölln wird Neu-Aleppo<br />

Dossier<br />

<strong>COMPACT</strong>-Konferenz: Offensiv gegen Zensur<br />

06 Leserbriefe<br />

07 Zitate des Monats<br />

09 <strong>COMPACT</strong> Intern<br />

Titelthema<br />

10 Trump die Merkel!<br />

Verzweiflung im Kanzlerbunker<br />

13 Die Verschwörung globaler Eliten<br />

von Donald Trump<br />

14 «Für mich ist das Lügenpresse»<br />

Interview mit Nadja Atwal<br />

16 Das Imperium schlägt zurück<br />

Tricks zur Verhinderung von Trump<br />

19 «Das läuft seit 50 Jahren»<br />

Die Wahlfälschungsmaschine<br />

20 Die Stille nach dem Sturm<br />

Was Trump gefährlich werden kann<br />

22 Den Anti-Amerikanismus ad acta legen<br />

Die russische Sicht<br />

Politik<br />

23 Die vertriebenen Engel<br />

Weihnachten wird abgeschafft<br />

26 Neukölln wird Neu-Aleppo<br />

Rundgang durch das Kalifat<br />

29 Die Frau, die sich nicht traut<br />

Einmal Brexit und zurück<br />

32 Auf der Abschussliste<br />

Duterte verabschiedet die USA<br />

34 Ein Schlupfloch für die Ratten<br />

Die Schlacht um Mossul<br />

36 Die Ceska-Kontroverse<br />

Noch ein Rätsel um den NSU<br />

Dossier<br />

40 Die unheilige Allianz<br />

von Karl Albrecht Schachtschneider<br />

41 Antigone und der Funke der Freiheit<br />

von Oskar Freysinger<br />

45 Wir bleiben, bis wir siegen<br />

von Lutz Bachmann<br />

46 Hoffnung aus dem Osten<br />

von Götz Kubitschek<br />

51 Wenn der Krampus an die Türe klopft<br />

Krippenzauber in Österreich<br />

54 Germanische Weihnacht<br />

Wie die Heiden Christen wurden<br />

57 Roosevelt wusste Bescheid<br />

75 Jahre Angriff auf Pearl Harbor<br />

60 Warum die Intellektuellen<br />

bescheuert sind<br />

Polemik gegen Oberschlaue<br />

Kolumnen<br />

63 Kleine-Hartlage _ Erinnerung<br />

64 Sellner _ Zu Gast im Red-Bull-TV<br />

65 Harzheim _ Melania Trump<br />

66 Peter Bartels _ Eisberg voraus<br />

<strong>COMPACT</strong> Impressum<br />

Herausgeber & Verlag<br />

<strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> GmbH<br />

Geschäftsführer Kai Homilius<br />

Am Zernsee 9, 14542 Werder (Havel)<br />

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Vertrieb, Bestellungen, Abo-Betreuung<br />

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Fax 03327-5698617<br />

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Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

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<strong>COMPACT</strong> Redaktion<br />

Gontardstraße 11, 10178 Berlin<br />

Fon 030-408172666<br />

E-Mail redaktion@compact-mail.de<br />

Chefredakteur Jürgen Elsässer (V.i.S.d.P.)<br />

Chef vom Dienst Martin Müller-Mertens<br />

Redakteure Marc Dassen (Politik), Tino Perlick<br />

(Korrespondent), Harald Harzheim (Kultur)<br />

Cover Iris Fischer<br />

Fotoquellen Cover Michele Asselin/Contour<br />

by Getty Images; Orhan Cam/Shutterstock<br />

Layout/Bild Steffen Jordan<br />

Anzeigenakquise<br />

E-Mail anzeigen@compact-mail.de<br />

Gedruckt in Deutschland<br />

Erscheinungsdatum<br />

der nächsten Ausgabe<br />

Freitag, den 23. Dezember <strong>2016</strong><br />

4<br />

Leben<br />

Das Abendland lebt: Germanische Weihnacht<br />

Leben<br />

49 Fack ju, Germany<br />

«Willkommen bei den Hartmanns»


<strong>COMPACT</strong> Foto des Monats<br />

Wahrzeichen des Versagens. Sechs Jahre nach dem ursprünglichen Termin öffnete Hamburgs Elbphilharmonie am 31. Oktober ihre Pforten auf der einstigen Hinrichtungsinsel<br />

Grasbrook. Neben drei Musiksälen beherbergt der 110 Meter hohe Glaspalast unter anderem 44 Luxuswohnungen, ein Vier-Sterne-Hotel und eine Aussichtsplattform.<br />

Statt der einst prognostizierten Gesamtkosten von 186 Millionen schlägt die Konzerthalle nach NDR-Angaben mit 789 Millionen Euro zu Buche. Allein für den<br />

Bau der Luxusherberge sollen 200 Millionen Euro aus Steuergeld verbaut worden sein. Doch mit der Zeit- und Kostenexlosion befindet sich die Elphilharmonie in guter<br />

Gesellschaft etwa des Berliner Flughafens, der hauptstädtischen Staatsoper, des Bahnhofsprojekts Stuttgart-21 oder des Leipziger City-Tunnels. Foto: Iwan Baan<br />

5


<strong>COMPACT</strong>_Spezial_11_rz.indd 1 06.09.16 08:06<br />

<strong>COMPACT</strong> Leserbriefe<br />

6<br />

9,90 Euro (A), 13 sFr (CH)<br />

Heil<br />

Hillary!<br />

Kandidatin des<br />

US-Faschismus<br />

Pro Trump<br />

Sonder-Ausgabe Nr. 11 | 8,80 EUR (D) · spezial.compact-online.de<br />

Kampf ums Weiße Haus: Fakten, Fälscher und Finanziers<br />

Trump ist Trumpf: Mit Patriotismus für Frieden und sichere Grenzen<br />

Schattenregierung: Wall Street, Pentagon und Geheimdienste<br />

Hillary ist Killary: Präsidentin für Weltkrieg und Masseneinwanderung<br />

Die Bundesregierung beginnt demnächst die<br />

Weltmeisterschaft im Rückwärtsrudern.<br />

Rudi Ef, per Facebook-Kommentar<br />

Gut, dass dieser Mann nun der Chef der USA<br />

wird und damit die Luft für Merkel deutlich<br />

dünner wird.<br />

Dominik Pfi, per Facebook-Kommentar<br />

Hoffe, Trump beendet die Besetzung Deutschlands<br />

und nimmt seine beschissenen Atomwaffen<br />

zu sich.<br />

Karin Feser, per Facebook-Kommentar<br />

Ich denke, Amerika hat das kleinere Übel gewählt.<br />

Ich schaue jetzt seit vier Uhr deutsches<br />

Propaganda-Fernsehen, und da schaut<br />

ein geladener Promi dümmer als der andere.<br />

Horst Windisch, per Facebook-Kommentar<br />

Das amerikanische Volk hat sich mutig gegen<br />

das bisherige System entschieden. Das ist<br />

zu akzeptieren, das nennt man Demokratie!<br />

Andrea Ecker, per Facebook-Kommentar<br />

Warum schimpfen alle Etablierten über<br />

Trump? Weil er sich nicht kaufen lässt. Hoffen<br />

wir, dass ihm ein Schicksal wie JFK erspart<br />

bleibt.<br />

Diethard Kührt, per Facebook-Kommentar<br />

Hoffnung auf Frieden! Die Kriegstreiberin<br />

Clinton hat nicht gewonnen… zum Glück!<br />

Die Einzigen, die das stört, sind Globalisierungsbefürworter,<br />

Anhänger von TTIP und<br />

CETA, Großindustrielle und Großkapitalisten,<br />

die Kapitalmärkte, die Waffenindustrie, Imperialisten<br />

und sonstige «Weltbürger», welche<br />

die einfachen Menschen gegeneinander<br />

ausspielen, um persönlich zu profitieren.<br />

Thomas Sax, per Facebook-Kommentar<br />

Gemeiner Donald! Ich habe jetzt 34.000 Euro<br />

Schulden! N24 verlautete gestern, dass,<br />

wenn Trump gewinnt, es jeden Deutschen<br />

34.000 Euro kostete. Ich bin pleite! Und trotzdem<br />

freue ich mich wahnsinnig!<br />

Helle Diefenbach, per Facebook-Kommentar<br />

Die deutsche Regierung soll sich schon mal<br />

warm anziehen.<br />

Sascha Schneider, per Facebook-Kommentar<br />

Gespannt darf man sein, was denn nun die<br />

Leute machen, die uns bei einer Kritik gegenüber<br />

Amerika puren «Antiamerikanismus»<br />

vorwarfen. Werden die, da sie ja ab jetzt gegen<br />

den Präsidenten Trump ziehen, nun selber<br />

zu Antiamerikanern werden und Antiamerikanismus<br />

verbreiten? Und was ist nun mit<br />

den Antideutschen? Werden die nun weiterhin<br />

Ami-Fahnen tragen, oder müssen wir diese<br />

nun den Antideutschen hinterhertragen?<br />

Fragen über Fragen… Es wird sehr spannend.<br />

Adline Schramek, per Facebook-Kommentar<br />

Es kommt die Achse Trump, Le Pen, Strache,<br />

Orban, Putin – und hoffentlich Petry!<br />

Odin Grebsam, per Facebook-Kommentar<br />

Der größte Erfolg von Trump ist der Sieg über<br />

die amerikanische Lügenmafia! Jeder Fernsehsender<br />

und jede Zeitung hat verloren, die<br />

größtmögliche Demütigung, die die Lügenpresse<br />

je erfahren hat. Was für eine Genugtuung,<br />

diese jämmerlichen Betroffenheitsvisagen<br />

erbleichen zu sehen!<br />

Sabine Heinen-Haustein, per Facebook-Kommentar<br />

Glückwunsch an Donald Trump! Kann und<br />

wird jetzt endlich die Zeit der Weltkooperation,<br />

der Harmonie und des Weltfriedens zwischen<br />

den Völkern und der Menschen dieser<br />

Welt beginnen?<br />

Reinhard Fischbach, per Facebook-Kommentar<br />

Toller und erfolgreicher Mann an der Spitze<br />

der US-Regierung – besser kann es nicht<br />

sein! Hoffe auf Versöhnung mit dem angeblich<br />

bösen Putin.<br />

Alexander, per Website-Kommentar<br />

Sensation! Die Politikerkaste ist schockiert,<br />

dass die Bürger einmal selber denken. Jetzt<br />

Merkel nieder Trump-eln!<br />

Denker, per Website-Kommentar<br />

Skeptisch<br />

Solange die Fed als private Notenbank der<br />

USA weiter existiert, ist es egal, welchen<br />

Präsidenten die USA wählen. Die zwei US-<br />

Präsidenten Lincoln und Kennedy, die es<br />

wagten, das Geld wieder zu verstaatlichen,<br />

wurden dafür ermordet von der internationalen<br />

Hochfinanz.<br />

Dominik Pfi, per Facebook-Kommentar<br />

Er ist nicht mein Wunschkandidat, aber tausendmal<br />

besser als die Clinton. Hat Amerika<br />

sich gerettet? Das wird sich noch herausstellen,<br />

denn die ersten 100 Tage sind noch<br />

nicht vorbei und diese Clinton – wie auch<br />

Obama und die Hintermänner – sind mit allen<br />

Schmutzwassern der Welt gewaschen!<br />

Kurt Liebisch, per Facebook-Kommentar<br />

Die Naivität, mit der an die Sache rangegangen<br />

wird, ist erstaunlich. Durch Trump wird<br />

sich nichts ändern, und schon gar nicht für<br />

uns. Wie man sich von einer so billigen Show<br />

blenden lassen kann…<br />

Michael Hohlbeck, per Facebook-Kommentar<br />

Wie naiv sind manche eigentlich? Ob der<br />

werte Herr ein Patriot ist und alles so umsetzen<br />

und das Land dahin bringen kann, wo<br />

er es hinbringen will, weiß auch <strong>COMPACT</strong><br />

noch nicht, und daher sollte man mit solchen<br />

Worten vorsichtig sein, bei all dem Hintergrundwissen,<br />

das heute jedem vorliegt.<br />

Baileya Sparrow, per Facebook-Kommentar<br />

Viele Menschen sind ja der Ansicht, wenn<br />

Wahlen etwas ändern könnten, wären sie<br />

verboten. Wir werden jetzt sehen, ob das<br />

stimmt. Trump hat viel versprochen. Ab Januar<br />

wird sich zeigen, ob er auch bereit ist,<br />

Wort zu halten.<br />

Janis Bulk, per Facebook-Kommentar<br />

Leute, vergesst nicht, dass Trump selber aus<br />

dem sogenannten Establishment kommt,<br />

noch vor zehn Jahren war Hillary Clinton auf<br />

seiner Hochzeit. Außerdem will Trump die<br />

Bankenregulierung lockern, für die jahrelang<br />

gekämpft wurde. Also ich bitte Euch… Jetzt<br />

Trump als Heilsbringer darzustellen, ist großer<br />

Unfug. Tom, per Website-Kommentar<br />

Ihr habt Euch auch alle gefreut, als Obama<br />

gewann! Nichts wird sich so ändern, wie<br />

Ihr es Euch erhofft. Die NWO plant natürlich<br />

auch mit Trump.<br />

Jens Dimple, per Website-Kommentar


<strong>COMPACT</strong> Zitate des Monats<br />

Damit kann Trump ab 20. Januar 2017 beginnen.<br />

Foto: shop.donaldjtrump.com<br />

Die Elite zittert vor Trump<br />

«Das Schicksal der Welt steht am Abgrund.»<br />

(US-Präsident Barack Obama, Zeit Online, 3.11.<strong>2016</strong>)<br />

«Der Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl<br />

erschüttert viele Promis. Sängerin Cher fühlt<br />

sich ans Deutsche Reich erinnert. (…) ”So wie<br />

in Deutschland in den 30ern haben Ärger und<br />

Wut die USA erfasst”.» (N24 Online, 9.11.<strong>2016</strong>)<br />

«Man hat Angst vor ihm. Er ist wie ein Tier,<br />

kurz vor dem Angriff. Noch einen Zentimeter<br />

weiter… (…) Angela Merkel wird beim<br />

G7-Gipfel in Italien Donald Trump die Hand<br />

geben. Sie weiß, wie er über Frauen denkt.<br />

Sie weiß, wie er Frauen in den Schritt fasst.<br />

Sie weiß, wie er Minderheiten beleidigt.»<br />

(F.J. Wagner, Bild Online, 9.11.<strong>2016</strong>)<br />

«Das Bundesfinanzministerium sorgt sich<br />

nach dem Wahlsieg von Donald Trump um<br />

die Zukunft der US-Notenbank Federal Reserve<br />

(…) – weil die neue Regierung die Notenbank<br />

an die Leine legen will.» (Spiegel Online,<br />

11.11.<strong>2016</strong>)<br />

«Schweden gibt ISIS-Kämpfern<br />

gratis Führerscheine» <br />

oe24.at, 20.10.<strong>2016</strong><br />

«Kollege Roboter // Digitalisierung und<br />

Künstliche Intelligenz verändern die Arbeitswelt.<br />

In absehbarer Zeit könnten Roboter ganze<br />

Berufe verschwinden lassen.» (Tagesschau<br />

Online, 25.10.<strong>2016</strong>)<br />

Scharia-Unterricht<br />

«Im Erdkunde-Unterricht eines Gymnasiums<br />

stand der Besuch einer Moschee an. Doch<br />

ein Schüler wollte das Gotteshaus nicht<br />

betreten. Jetzt müssen womöglich die Eltern<br />

dafür büßen. (…) Wegen des Schulschwänzens<br />

sollten seine Eltern Bußgelder<br />

von jeweils 150 Euro bezahlen.» (N24 Online,<br />

26.10.<strong>2016</strong>)<br />

Russendisco<br />

«Niemand macht Party wie die Russen. Die<br />

dicksten Eier, die größten Brüste, ich ziehe<br />

meinen Hut.» (Popstar Robbie Williams, N24<br />

Online, 27.10.<strong>2016</strong>)<br />

NS-Kunst<br />

«Der Deko-Anbieter Butlers nimmt Christbaumkugeln<br />

aus seinen Regalen, deren Bemalung<br />

an ein Hakenkreuz erinnert. Dabei<br />

handelt es sich um Kugeln in Form eines rosa<br />

Knusperhäuschens.» (N24 Online, 2.11.<strong>2016</strong>)<br />

Özoguz muss weg!<br />

«Boss der Polizeigewerkschaft fordert Rauswurf<br />

von Ministerin // (…) Denn die hat sich<br />

am Donnerstag gegen ein generelles Verbot<br />

von Kinderehen in Deutschland ausgesprochen.»<br />

(Rainer Wendt über die Integrationsbeauftragte<br />

der Bundesregierung Aydan Özoguz,<br />

Bild Online, 3.11.<strong>2016</strong>)<br />

Kniefall vor Allah<br />

«Die Unterwerfung // Die beiden höchsten<br />

Vertreter der Kirche in Deutschland legen<br />

bei einem Besuch des Felsendoms ihr Kreuz<br />

ab – aus Respekt vor den Gastgebern (...).»<br />

(Spiegel Online, 7.11.<strong>2016</strong>)<br />

GEZ-Boykott<br />

«Schon lange habe ich mich über ARD und<br />

ZDF geärgert und trotzdem meinen Rundfunkbeitrag<br />

bezahlt. Doch damit ist jetzt Schluss.<br />

Über Folter und Ehrenmorde gibt es nichts<br />

zu diskutieren, Frau Will!» (Henryk M. Broder,<br />

nach dem Auftritt einer IS-Propagandistin bei<br />

Anne Will, Welt Online, 8.11.<strong>2016</strong>)<br />

Hillarys Huren<br />

«Sie nennen sich Hookers for Hillary und wollen<br />

eine Frau im Weißen Haus sehen. Was<br />

als PR-Gag begann, macht Prostituierte in<br />

Nevada zu Wahlkämpferinnen.» (Spiegel Online,<br />

8.11.<strong>2016</strong>)<br />

Halal-Diktatur<br />

«Muslimische Einwanderer haben die Speisekarte<br />

in Neuss total verändert. In den<br />

Neusser Kindergärten und Schulen gibt es<br />

so gut wie kein Schweinefleisch mehr. Die<br />

legendäre Bockwurst mit Senf im Nordbad<br />

wurde jetzt von Wirtin Moni endgültig ”beerdigt”.»<br />

(stadt-kurier.de, 9.11.<strong>2016</strong>)<br />

Schlauer mit Mauer I<br />

«Der Chef der deutschen HeidelbergCement<br />

will an Trumps Mauer zu Mexiko mitverdienen<br />

(…).» (Spiegel Online, 10.11.<strong>2016</strong>)<br />

Schlauer mit Mauer II<br />

«Höher als die Berliner Mauer ist die Wand,<br />

die gerade in Neuperlach-Süd zum Schutz<br />

der Anwohner vor einer neuen Flüchtlingsunterkunft<br />

entsteht.» (Merkur Online, 10.11.<strong>2016</strong>)<br />

Nein zur EUdSSR!<br />

«Menschen, die ihre Freiheit lieben, müssen<br />

Brüssel vor der Sowjetisierung bewahren;<br />

vor Menschen, die uns sagen wollen, wie<br />

wir in unseren Ländern zu leben hätten.» (Der<br />

ungarische Präsident Viktor Orban, Spiegel Online,<br />

23.10.<strong>2016</strong>)<br />

Der große Austausch<br />

7


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Wie aus einem<br />

Rechtsstaat ein<br />

Links-Staat wurde<br />

Beschleichen auch Sie mitunter Zweifel, ob wir tatsächlich<br />

noch in einem Rechtsstaat leben? Vielleicht<br />

liegt das daran, dass aus unserem Rechtsstaat längst<br />

ein »Links-Staat« geworden ist. Ein allzu simples<br />

Wortspiel? Keineswegs, denn:<br />

Die linksextreme Antifa erfährt vielfältige Unterstützung durch den<br />

Staat, sowohl finanziell als auch logistisch, und das alles finanziert<br />

mit Steuergeldern und verdeckten Kapitaltransfers. Nach jahrelangen<br />

und aufwendigen Recherchen präsentieren Christian Jung und<br />

Torsten Groß eindrucksvolle Hintergrundinformationen. Sie nennen<br />

Zahlen, Daten und Fakten – und sie nennen Namen, die Namen derer,<br />

die die linksextremen Strukturen fördern.<br />

Wie der Linksextremismus vom Staat<br />

systematisch gefördert wird<br />

Was bei den Rechercheergebnissen und der Auswertung von Insider-<br />

Informationen besonders erschreckt: Die »demokratischen« Parteien<br />

SPD, Grüne und Linke unterstützen linksextremistische und gewaltbereite<br />

Gruppen. Mittlerweile haben sich selbst Teile von FDP, CDU<br />

und CSU »Antifa-Bündnissen« verschrieben.<br />

»Stadt-Stasi« überwacht unliebsame Bürger<br />

Wussten Sie,<br />

• dass es in München eine Art »Stadt-Stasi« gibt, die direkt<br />

dem Oberbürgermeister unterstellt ist und die ohne jegliche<br />

Rechtsgrundlage Daten und Fotos von politisch unkorrekten<br />

Personen sammelt und speichert?<br />

• dass diese »Stadt-Stasis« auch in anderen deutschen<br />

Städten entstehen?<br />

• dass Linksextremisten zur paramilitärischen Ausbildung<br />

ins Ausland reisen, um sich auf den bewaffneten Kampf in<br />

Deutschland vorzubereiten?<br />

• dass eine Kämpferin der Antifa Verfassungsrichterin wurde?<br />

• dass linke Aktivisten offen den »Volkstod« der Deutschen<br />

propagieren?<br />

• dass die Polizei Veranstaltungen schützen muss, bei denen<br />

der Straßenkampf gelehrt wird?<br />

Christian Jung & Torsten Groß: Der Links-Staat<br />

gebunden • 316 Seiten • zahlreiche Abbildungen • Best.-Nr. 954 800 • 22.95 €<br />

• dass ein mit öffentlichen Geldern gefördertes »Café«, ein<br />

Szenetreff linksextremistischer und gewaltbereiter Kreise,<br />

Anleitungen für Brandanschläge verbreitet?<br />

• dass linke Aktivisten massenhaft illegale Ausländer nach<br />

Deutschland einschleusen und sich dafür gegenseitig mit<br />

staatlich finanzierten Preisen überhäufen?<br />

• u. v. m.<br />

Die Helfershelfer in Politik und Medien<br />

Erfahren Sie, wie die staatliche Unterstützung linksradikaler<br />

Organisationen in der Praxis funktioniert. Informieren Sie sich über<br />

die kaum bekannten Querverbindungen, die zwischen dem Linksextremismus<br />

und Führungskräften aus Politik und Verwaltung,<br />

steuerfinanzierten Stiftungen und den (öffentlich-rechtlichen)<br />

Medien bestehen.<br />

Die Autoren stellen Vordenker, Protagonisten und Unterstützer<br />

der linksextremen Szene in Deutschland vor. Außerdem werden<br />

theoretische Grundlagen, die Strategie und das taktische Vorgehen<br />

der Antifa und ihrer Helfershelfer beleuchtet.<br />

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<strong>COMPACT</strong> Intern<br />

Das perfekte Geschenk. Foto: <strong>COMPACT</strong> Die gelungene Konferenz. Foto: Jörg Gründler Die neueste Diffamierung. Foto: Screenshot Bild<br />

Freude schenken<br />

Stärke zeigen<br />

Hass bekämpfen<br />

Weihnachten steht vor der Tür – und damit<br />

auch der Jahreswechsel. Gerade 2017,<br />

wenn der Bundestag neu gewählt wird, ist<br />

das <strong>Magazin</strong> für Souveränität eine unverzichtbare<br />

Informationsquelle gegen die Lügen<br />

von Establishment und Monopolpresse.<br />

Doch noch immer erreicht unser «Mut zur<br />

Wahrheit» nicht alle Menschen – deshalb<br />

müssen wir weiter wachsen. Mit Ihrer Hilfe<br />

wollen wir die Zahl der Abonnenten bis Sylvester<br />

auf 20.000 steigern. Denn nur Abonnements<br />

sichern langfristig die berechenbare<br />

wirtschaftliche Grundlage für den weiteren<br />

Ausbau unserer Arbeit.<br />

Natürlich haben Dauerbezieher auch einige<br />

handfeste Vorteile – und pünktlich zum<br />

Fest legen wir sogar noch etwas drauf. Wer<br />

<strong>COMPACT</strong> bis Ende Dezember <strong>2016</strong> abonniert,<br />

erhält zusätzlich zu unseren bekannten<br />

Prämien – ein Buch oder eine Ausgabe<br />

von <strong>COMPACT</strong>-Spezial – auch noch unser<br />

schickes T-Shirt «Freiheit für Deutschland».<br />

Dieses begehrte Kleidungsstück wird von<br />

immer mehr Menschen getragen. Sie protestieren<br />

auf diese Weise gegen Islamisierung,<br />

Fremdherrschaft und Bevölkerungsaustausch,<br />

gegen NATO- und EU-Zwangsmitgliedschaft.<br />

Abonnenten erhalten <strong>COMPACT</strong> zudem<br />

etwa eine Woche vor dem Kioskstart in einer<br />

Versandtasche bequem nach Hause, bekommen<br />

einen kräftigen Rabatt für unsere<br />

Konferenzen und haben freien Eintritt zu<br />

<strong>COMPACT</strong>-Live. Natürlich können Sie das<br />

<strong>COMPACT</strong>-Abo auch verschenken und damit<br />

einen Ihrer Liebsten sehr glücklich machen.<br />

Sie beide unterm Christbaum mit dem<br />

neuen T-Shirt – schicken Sie uns ein Foto!<br />

Die Feinde der Meinungsfreiheit hatten<br />

sich zu früh gefreut: Ende September hatte<br />

die Merkel-Jugend («Antifa») noch gejubelt,<br />

als sie die diesjährige <strong>COMPACT</strong>-Konferenz<br />

«Gegen Islamisierung und Fremdherrschaft»<br />

am 29. Oktober verhindert glaubte. Mit unglaublichem<br />

Druck hatten die Extremisten<br />

den Vermieter unserer Räumlichkeiten in Köln<br />

gezwungen, den Vertrag mit uns zu kündigen.<br />

Mit ähnlichen Methoden werden überall<br />

im Land Veranstaltungen der AfD und asylkritische<br />

Demonstrationen torpediert. Es vergeht<br />

keine Woche, ohne dass Andersdenkende<br />

verprügelt, AfD-Büros angegriffen, Autos<br />

angezündet und selbst Privatwohnungen verwüstet<br />

werden. Oppositionelle Politiker und<br />

Journalisten – nicht nur die von <strong>COMPACT</strong> –<br />

können nur noch unter starkem Polizeischutz<br />

in der Öffentlichkeit auftreten.<br />

Doch <strong>COMPACT</strong> lässt sich nicht einschüchtern!<br />

Kurzerhand setzten wir die<br />

Großveranstaltung für den 5. November in<br />

Berlin neu an, angesichts der Vorgeschichte<br />

als «Konferenz für Meinungsfreiheit».<br />

Obwohl nur drei Wochen zur Mobilisierung<br />

blieben, waren wir schon bald ausverkauft<br />

– knapp 300 Leute wollten unsere Referenten<br />

sehen. Zur Belohnung der Treue unserer<br />

Leserschaft beschlossen wir, die hochkarätigen<br />

Referate live auf YouTube zu übertragen<br />

– kostenlos! Die Aufzeichnung finden sie auf<br />

unserem YouTube-Kanal compacttv.<br />

Im Dezember können Sie Jürgen Elsässer<br />

wieder bei Kundgebungen live erleben:<br />

Am 17. Dezember in Görlitz und am 19. Dezember<br />

in Dresden – zum Weihnachtssingen<br />

mit Pegida.<br />

Wir sind ja so einiges gewohnt von der<br />

Lügenpresse. Die Journaille manipuliert<br />

nach Belieben – in der Regel durch selektiven<br />

Schnitt und durch freihändiges Vergeben<br />

von Schmuddel-Etiketten wie «rechtspopulistisch»<br />

und «rassistisch». Nun aber hat<br />

das Boulevardblatt Bild eine strafrechtlich<br />

relevante Grenze überschritten: In ihrem Video<br />

über unsere «Konferenz für Meinungsfreiheit»<br />

am 5. November in Berlin haben die<br />

Springer-Journalisten falsche und verleumderische<br />

Tatsachenbehauptungen aufgestellt.<br />

Das ist gesetzlich verboten. Strafrechtlich<br />

relevant sind die Passagen, wo COM-<br />

PACT beziehungsweise Geschäftsführer Kai<br />

Homilius und Chefredakteur Jürgen Elsässer<br />

in Beziehung zu der Webseite migrantenschreck.ru<br />

gebracht werden, die Waffen<br />

zur Jagd auf Ausländer vertreibt.<br />

Unsere Zeitschrift, die sich der Verteidigung<br />

von Recht und Ordnung verschrieben<br />

hat, in die Nähe dieser gesetzwidrigen und<br />

abstoßenden Praktiken zu rücken, ist rufund<br />

geschäftsschädigend. So verkauften<br />

die Bild-Videoten als Tatsache: «Der Mann<br />

[Migrantenschreck-Betreiber] finanziert das<br />

hier [die Konferenz] mit übrigens.» Damit soll<br />

<strong>COMPACT</strong> kriminalisiert werden! Tatsache<br />

ist das Gegenteil: <strong>COMPACT</strong>-Online hat bereits<br />

am 11.Oktober <strong>2016</strong> öffentlich vor Migrantenschreck<br />

gewarnt.<br />

Wir bitten unsere Leser, die Klage von<br />

<strong>COMPACT</strong> gegen Bild – «David gegen Goliath»<br />

– nach Kräften zu unterstützen! Bitte<br />

spenden Sie an <strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> GmbH,<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse, IBAN:<br />

DE74 1605 0000 1000 9090 49, Verwendungszweck:<br />

Prozesskostenhilfe.<br />

9


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Trump die Merkel!<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Mit dem neuen amerikanischen Präsidenten droht der Rautenfrau<br />

das gleiche Schicksal wie Honecker nach dem Machtantritt von<br />

Gorbatschow: Ohne den Rückhalt der Supermacht, der sie ihr Amt<br />

verdankt, bröckelt der ideologische Kitt, der ihre Multikulti-Basis<br />

gegen das Volk zusammenhält.<br />

10<br />

Denkt Merkel, der<br />

Schwanz wackelt<br />

mit dem Hund?<br />

Wie niedlich: Am <strong>12</strong>. November<br />

entrüsteten sich nach Polizeiangaben<br />

rund 700 Hillary-Fans in Berlin.<br />

Foto: picture alliance / abaca<br />

Am 9. November trat Angela Merkel freudlos vor<br />

die Presse, gratulierte tränensackbeladen dem künftigen<br />

US-Präsidenten zum Wahlsieg und ermahnte<br />

ihn indirekt zur Einhaltung angeblich gemeinsamer<br />

Grundwerte. Penibel zählte sie den Kanon der politischen<br />

Korrektheit auf: Trump müsse «Respekt vor<br />

dem Recht und der Würde des Menschen unabhängig<br />

von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht,<br />

sexueller Orientierung oder politischer Einstellung»<br />

beweisen, auf der «Basis dieser Werte» biete sie<br />

eine Zusammenarbeit an. Hat die Kanzlerin den<br />

Schuss nicht gehört? Was denkt sie, wer sie ist,<br />

dass sie dem künftig mächtigsten Mann der westlichen<br />

Welt Bedingungen stellen kann? Seit wann<br />

wackelt der Schwanz mit dem Hund? Und, ganz nebenbei:<br />

Hat sie Erdogan solche Bedingungen gestellt,<br />

bevor sie ihm sieben Milliarden Euro für den<br />

sogenannten Flüchtlingspakt geschenkt hat?<br />

Weniger Chuzpe hätte ihr gerade an diesem<br />

Datum gut angestanden. Der 9. November ist der<br />

Schicksalstag der Deutschen, der immer wieder die<br />

Göttderdämmerung für die herrschenden Eliten bedeutete:<br />

1918 wurde an diesem Tag die Republik<br />

ausgerufen, 1938 kündigte die Reichskristallnacht<br />

den Übergang zum mörderischen Antisemitismus an,<br />

1989 stürzte die Mauer ein und begrub die SED-Herrschaft<br />

unter sich. Vae victis lauten die Zeichen an<br />

der Wand, die weder Wilhelm II., noch Hitler, noch<br />

Honecker sehen wollten – und auch die Rautenfrau<br />

läuft blind in ihr Verderben.<br />

Die amerikanische Kanzlerin<br />

Dass Hillary ihr Fan ist, dürfte der Kanzlerin heute<br />

jedenfalls nichts mehr nützen. «Während meiner<br />

Zeit als Außenministerin wuchs meine Bewunderung<br />

für diese entschlossene, kluge und ehrliche<br />

Frau, die mir gegenüber nie verhehlte, was sie dachte»,<br />

schrieb die aktuelle Wahlverliererin in ihrer Biographie<br />

Entscheidungen. Sogar einen «wunderbaren<br />

Sinn für Humor» bescheinigte sie der Kanzlerin –<br />

eine Eigenschaft, die die Deutschen an der behäbigen<br />

Wahl-Mecklenburgerin noch nicht bemerken<br />

durften. Wie sich die Busenfreundschaft mit «Angela»<br />

– beide nennen sich beim Vornamen – entwickelt<br />

hat, erzählt Hillary ebenfalls in ihrem Buch.<br />

Demnach wurde Merkel der First Lady schon 1994<br />

bei einem Staatsbesuch von Präsident Bill Clinton<br />

in Berlin vorgestellt. «Eine junge Frau, die es noch<br />

weit bringen wird», habe man ihr gesagt. Ob «Kohls<br />

Mädchen» schon damals von den Amerikanern unter<br />

ihre Fittiche genommen wurde? So würde sich<br />

jedenfalls erklären, warum gerade sie, die über keinerlei<br />

innerparteiliche Lobby verfügte, 1998 mit Hilfe<br />

der ebenfalls Amerika-orientierten Bild-Zeitung<br />

Helmut Kohl als CDU-Vorsitzenden stürzen und sein<br />

Amt übernehmen konnte.


Für Washington hat sich der Wechsel an der Spitze<br />

von Partei und Regierung jedenfalls ausgezahlt.<br />

Anders als bei allen ihren Amtsvorgängern war von<br />

Merkel keine Kritik an der Supermacht zu hören.<br />

Konrad Adenauer baute immerhin Sonderbeziehungen<br />

mit Frankreich auf und kanzelte John F. Kennedy<br />

als «Schaumschläger» ab; Willy Brandt setzte gegen<br />

das Weiße Haus seine neue Ostpolitik durch und untersagte<br />

den Amerikanern die Nutzung deutscher<br />

Häfen im Jom-Kippur-Krieg 1973; Helmut Schmidt<br />

verweigerte die Stützung des schwächelnden Dollars;<br />

Helmut Kohl machte sich durch seine Nichtteilnahme<br />

am Irakkrieg 1991 unbeliebt; Gerhard Schröder<br />

fiel schließlich wegen seiner lautstarken Kritik<br />

am zweiten Feldzug gegen den Irak 2003 in Ungnade,<br />

die er – was die Sache in den Augen von Bush<br />

Junior umso schlimmer machte – auch noch in demonstrativem<br />

Schulterschluss mit Paris und Moskau<br />

vortrug. Damals empfahl sich Merkel den Neokonservativen<br />

durch provokative Unterstützung der völkerrechtswidrigen<br />

Aggression als Alternative zum<br />

Sozialdemokraten und gelangte, empfohlen von den<br />

grauen Eminenzen der Bilderberger-Konferenz, 2005<br />

tatsächlich mit knappem Vorsprung ins Kanzleramt.<br />

Seither war sie eine gefügige Marionette des<br />

Großen Bruders. Sie protestierte nicht bei den<br />

Kriegsvorbereitungen gegen den Iran, nicht bei der<br />

durch die Wallstreet provozierten Weltwirtschaftskrise,<br />

nicht bei den von Barack Obama unterstützten<br />

Attacken auf Opel und VW – nicht einmal beim<br />

NSA-Skandal, der sogar das Abhören ihres eigenen<br />

Handys einschloss. Auch das aggressive Vorgehen<br />

gegen Wladimir Putin und Baschar al-Assad trug<br />

sie immer mit, und zum Knebelungsabkommen TTIP<br />

steht sie trotz massiver Kritik selbst des befreundeten<br />

Frankreich. Einzig die Abstinenz beim Libyenkrieg<br />

fällt aus dieser Reihe heraus, dürfte aber eher<br />

auf den damaligen Koalitionspartner FDP und Außenminister<br />

Guido Westerwelle zurückgehen.<br />

Honecker und Merkel<br />

Kurz und gut: Merkel ist ebenso ein Geschöpf der<br />

amerikanischen Supermacht, wie Honecker eins der<br />

sowjetischen gewesen ist. Auch dieser war, wie sie<br />

gegen Schröder, gegen einen Amtsvorgänger an die<br />

Schalthebel der Macht gekommen, der mehr deutsche<br />

Eigenständigkeit anstrebte: Walter Ulbricht.<br />

Der Spitzbart wurde 1971 von dem Dachdecker im<br />

Zentralkommittee weggeputscht, mit Hilfe der Moskauer<br />

Genossen. Honeckers Stärke war geliehen –<br />

und erodierte ab 1985, als Michael Gorbatschow in<br />

den Kreml einzog. Eine Zeit lang versuchte die SED<br />

noch, sich dem Reformdruck aus Moskau zu entziehen.<br />

Unvergessen bleibt der Ausspruch des Chefideologen<br />

Kurt Hager: Wenn der Nachbar sein Haus neu<br />

tapeziere, müsse man ja nicht mitmachen. Die Abschottung<br />

der Ostberliner Gerontokratie ging sogar<br />

so weit, dass 1987 erstmals sowjetische Filme und<br />

der KPdSU-Digest Sputnik in der DDR verboten wurden,<br />

weil man den Einfluss der neuen Ideen fürchtete.<br />

Kein Mann des Establishments:<br />

Donald Trump wird der erste US-<br />

Präsident, der zuvor nie ein öffentliches<br />

Amt bekleidet hat. Foto: picture<br />

alliance / AP Photo<br />

Merkel ist ebenso<br />

ein Geschöpf der<br />

amerikanischen<br />

Supermacht, wie<br />

Honecker eins der<br />

sowjetischen war.<br />

11


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

<strong>12</strong><br />

Selbsterkenntnis<br />

«Im Umgang mit dem Rechtspopulismus<br />

haben sich weite<br />

Teile der Scheinheiligen in eine<br />

manichäische Weltanschauung<br />

geflüchtet, eine moralische<br />

Zweiklassengesellschaft, in der<br />

es die progressiven Anständigen<br />

gibt und die zurückgebliebenen<br />

Bösewichte. Trump, der Lügner<br />

und Asoziale, hat in dieser Weltanschauung<br />

seinen Platz gefunden.<br />

Aus dieser Frontstellung<br />

gibt es kein Entweichen. Mit<br />

dem ”more of the same” werden<br />

die Gräben tiefer. (…) Die<br />

deutsche Politik wie die Publizistik<br />

stehen vor den Scherben<br />

ihrer Weltanschauung, ihnen<br />

ist der Bezug zur Realität verloren<br />

gegangen. Der Schlag ist<br />

härter als noch beim Brexit. Er<br />

erscheint vielen noch verrückter.»<br />

(Ulf Poschardt, Die deutschen<br />

Eliten brauchten diesen<br />

Trump-Schock, Welt Online,<br />

10.11.<strong>2016</strong>)<br />

Angie und Hill: Eine von beiden ist<br />

schon in Rente (oder bald «in Jail»).<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

Vorwärts immer, rückwärts nimmer:<br />

Auch Erich Honecker wähnte seine<br />

Politik als alternativlos. Foto: picture<br />

alliance / ZB<br />

Doch die Wende war nicht aufzuhalten, weil<br />

den deutschen Kommunisten bei der Repression<br />

der langsam stärker werdenden Bürgerbewegung<br />

die Rückendeckung durch die Sowjets fehlte. Warum<br />

sollte man in Ostberlin und Leipzig nicht sagen<br />

dürfen, was in Moskau und Leningrad längst Mainstream<br />

war? Mehr noch: Der KGB begann, aktiv gegen<br />

Honecker zu arbeiten. Mit der Operation Lutsch<br />

(Lichtstrahl) infiltrierten Moskauer V-Leute die DDR-<br />

Opposition – mit dem Ziel, den halbwegs populären<br />

Spionagechef Mischa Wolf oder den bürgernahen<br />

Hans Modrow als «deutschen Gorbatschow»<br />

zu inthronisieren. Dies schlug zwar fehl, weil das<br />

Politbüro sich allen Neuerungen verschloss – aber<br />

gerade diese Betonmentalität führte schließlich<br />

dazu, dass die Veränderung noch radikaler ausfiel.<br />

Statt einer Reform des Systems fand eine Revolution<br />

statt – und diese blieb friedlich, weil Gorbatschow<br />

jeden Beistand bei ihrer Niederschlagung<br />

verweigerte.<br />

Alles ist möglich<br />

Die historische Parallele zeigt, dass es nicht darauf<br />

ankommt, ob ein Hoffnungsträger sich durchsetzt<br />

oder nicht. Gorbatschow ist mit seinem ehrgeizigen<br />

Vorhaben eines Umbaus von Staat und<br />

Gesellschaft (Perestroika) auf ganzer Linie gescheitert<br />

– an bösartigen Feinden ebenso wie an selbstsüchtigen<br />

Freunden und vor allem an seiner eigenen<br />

Naivität. Dasselbe kann heute auch Trump passieren.<br />

Aber für uns Deutsche (und andere Völker)<br />

war damals und ist heute nicht entscheidend, ob der<br />

neue Mann in seinem eigenen Land Erfolg hat – sondern<br />

dass die Unterstützung der Supermacht für ihre<br />

Vasallenregime wegfällt. Wenn Trump seine Operation<br />

Lutsch in Gang setzt, wenn er sein eigenes<br />

Presseimperium aufbaut und den Irrsinn der offenen<br />

Grenzen und der Islamisierung attackieren lässt,<br />

hätten die Patrioten in Europa und anderswo einen<br />

Rückenwind wie nie zuvor unter der Pax americana.<br />

Demoskopen für Hillary<br />

Umfragen vor der Präsidentschaftswahl<br />

(Stand 8.11.<strong>2016</strong> in Prozent)<br />

RealClear Politics<br />

45,5 42,2<br />

FiveThirtyEight<br />

48,5 44,9<br />

LA Times<br />

43,6 46,8<br />

Hillary Clinton<br />

Quelle: Welt Online<br />

Donald Trump<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Erleichtert wird unsere Offensive durch die Verkalkung<br />

der politischen Klasse, die immer mehr der<br />

SED-Nomenklatura gleicht. Auch nach dem Trump-<br />

Erdbeben fällt den Altparteien nichts anderes ein als<br />

ein entschlossenes «Weiter so». Die Kettenhunde<br />

des Systems wie Jakob Augstein wollen, wie weiland<br />

Kurt Hager, die Unterdrückung der Opposition<br />

sogar verschärfen. «Wir erleben die Wiedergeburt<br />

des Faschismus», verkündete er nach Trumps Sieg.<br />

Seine Empfehlung: «Der Begriff Rechtspopulismus<br />

taugt nichts. Lasst uns auf dieses Wort verzichten.<br />

Er verharmlost die Wirklichkeit.» Das ist entweder<br />

Antifa-Kläfferei, die den Absturz der Lügenpresse<br />

noch beschleunigen wird – oder ein Aufruf zum Verbot<br />

der «faschistischen» AfD.<br />

Mit Trump haben die Patrioten in<br />

Europa Rückenwind wie nie zuvor.<br />

Wenigstens in der Springer-Presse regt sich<br />

eine gewisse Nachdenklichkeit. «Ein bisschen mehr<br />

Selbstkritik und ein bisschen weniger abrufbare Empörungsbereitschaft»<br />

empfiehlt Reinhard Mohr als<br />

Konsequenz des Trump-Schocks in der B.Z. Was das<br />

heißen soll, weiß der gute Mann freilich auch nicht.<br />

Springer-Chef Mathias Döpfner bringt das Dilemma<br />

auf den Punkt. «Wo sind die Populisten der Mitte?»,<br />

fragt er verzweifelt. Doch solche Populisten müssten<br />

ja dem Volk aufs Maul schauen, wie Trump das<br />

tut. Die letzten aus den Altparteien, die das versucht<br />

haben, sind aber kaltgestellt worden: Thilo Sarrazin,<br />

Wolfgang Bosbach, Oskar Lafontaine. Döpfner skizziert<br />

zwei Szenarien: «Alles ist möglich. Eine dramatische<br />

Erneuerung der politischen Führung der Mitte.<br />

Oder, zum Beispiel in Deutschland, in fünf Jahren<br />

eine absolute Mehrheit der AfD.» Da ersteres<br />

schwer vorstellbar ist, könnte letzteres schneller<br />

eintreten. 2017 wird ein spannendes Jahr.


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Die Verschwörung globaler Eliten<br />

_ von Donald Trump<br />

Das Netz, das Hillary Clinton an die Macht bringen wollte, reicht weit über die<br />

Demokratische Partei und über die politische Sphäre hinaus: Es geht um das internationale<br />

Finanzkapital und seine zerstörerische Weltordnung. Am 13. Oktober redete<br />

Donald Trump in einer Wahlkampfrede Klartext.<br />

Dies ist nicht einfach irgendeine Präsidentschaftswahl.<br />

Wir stehen am Scheideweg in der Geschichte<br />

unserer Zivilisation, wo entschieden wird,<br />

ob wir, das Volk, die Kontrolle über unsere Regierung<br />

zurückgewinnen.<br />

Das politische Establishment, das jetzt alles versucht,<br />

um uns aufzuhalten, besteht aus denselben<br />

Leuten, die verantwortlich sind für unsere katastrophalen<br />

Handelsabkommen, die erhebliche illegale<br />

Einwanderung sowie die Wirtschafts- und Außenpolitik,<br />

die dieses Land ausgeblutet haben. Das politische<br />

Establishment hat die Zerstörung unserer Fabriken<br />

und unserer Arbeitsplätze verursacht, indem<br />

sie nach Mexiko, China und in andere Länder auf<br />

der ganzen Welt ausgewichen sind. Die aktuell veröffentlichten<br />

Zahlen unserer Arbeitsplätze sind anämisch<br />

und unser Wirtschaftswachstum liegt [nur]<br />

knapp über einem Prozentpunkt. Die Arbeiter in den<br />

Vereinigten Staaten verdienen weniger als vor fast<br />

20 Jahren – und das, obwohl sie härter arbeiten.<br />

und Antworten bereits im Vorfeld ihrer Debatten erhält.<br />

Clinton hat auch die Entscheidungsgewalt zur<br />

Autorisierung aller Zitate, die von ihr in der New<br />

York Times abgedruckt werden. Und die E-Mails zeigen,<br />

dass die Reporter direkt mit der Clinton-Kampagne<br />

zusammenarbeiten und konspirieren, um ihr<br />

zu helfen, die Wahl zu gewinnen.<br />

Bild links: Hillary Clintons politische<br />

Karriere dürfte beendet sein. Von<br />

2001 bis 2009 war sie Senatorin von<br />

New York, anschließend bis 2013<br />

Außenministerin. Foto: Reuters<br />

Bild rechts: <strong>COMPACT</strong> Spezial Nr. 6<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Eine globale Machtstruktur ist für die wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen verantwortlich, die unsere<br />

Arbeiterklasse ausgeraubt haben, unserem Land<br />

seinen Reichtum genommen und dieses Geld in die<br />

Taschen einer Handvoll großer Konzerne und politischer<br />

Einrichtungen gesteckt haben.<br />

Sehen Sie sich nur an, was diese korrupte Klasse<br />

in unseren Großstädten wie Detroit und Flint im<br />

Staat Michigan angerichtet hat – sowie in den ländlichen<br />

Städten in Pennsylvania, Ohio, North Carolina<br />

und im ganzen Land. Sie haben diese Städte ausgeraubt,<br />

ihren Reichtum geplündert und ihnen die<br />

Arbeitsplätze genommen.<br />

Die Clinton-Maschinerie steht im Zentrum dieser<br />

Machtstrukturen. Wir haben das aus erster Hand in<br />

den WikiLeaks-Dokumente gesehen, in denen Hillary<br />

Clinton im Geheimen mit internationalen Banken<br />

zusammenkommt, um die Zerstörung der US-<br />

Souveränität zu planen, mit dem Ziel, diese globalen<br />

Finanzmächte zu bereichern.<br />

Die E-Mails zeigen außerdem, dass die Clinton-<br />

Maschinerie so eng und unwiderruflich mit Medienorganisationen<br />

verbunden ist, dass sie die Fragen<br />

Dass sie die Kontrolle über unsere Regierung und<br />

Billionen von Dollar aufs Spiel setzt, zeigt, dass die<br />

Clinton-Maschinerie entschlossen ist, unsere Kampagne,<br />

die jetzt eine Bewegung ist, wie sie unser<br />

Land noch nie zuvor gesehen hat, zu zerstören –<br />

doch das lassen wir nicht zu.<br />

Die stärkste Waffe, die von den Clintons eingesetzt<br />

wird, sind die Mainstreammedien. Wir sollten<br />

uns darüber im Klaren sein: Die Medienkonzerne<br />

in unserem Land haben nichts mehr mit Journalismus<br />

zu tun. Sie sind politische Interessenvertretungen und<br />

haben, wie jeder andere Lobbyist oder eine Finanzorganisation,<br />

eine Agenda. Und die ist, dass die Clintons<br />

um jeden Preis gewählt werden müssen, egal<br />

wie viele Leben sie damit zerstören. Für sie ist das<br />

Ganze ein Krieg – und sie kennen keinerlei Grenzen.<br />

Dies ist ein Kampf um das Überleben unserer Nation.<br />

Diese Wahl entscheidet, ob wir eine freie Nation<br />

sind oder ob wir nur in einer Illusion von Demokratie<br />

leben und tatsächlich von einer kleinen Handvoll<br />

globaler Interessengruppen kontrolliert werden,<br />

die das System manipulieren. Dies ist keine Verschwörung,<br />

sondern Realität – und Sie und ich wissen<br />

das genau.<br />

Die Arbeiter in den<br />

USA verdienen weniger<br />

als vor fast<br />

20 Jahren.<br />

Wahlkampfbudget<br />

in Millionen US-Dollar, Stand:<br />

19.10.<strong>2016</strong>, Einzelspenden, PAC<br />

(Lobbygruppen), Privatvermögen<br />

247,5<br />

Donald Trump<br />

497,8<br />

Hillary Clinton<br />

Quelle: dpa, Munzinger, FEC<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

13


«Für mich ist das Lügenpresse»<br />

_ Jürgen Elsässer im Gespräch mit Nadja Atwal<br />

14<br />

Nadja Atwal war die einzige Trump-Unterstützerin, die im deutschen<br />

Fernsehen zu Wort kommen durfte. Da sie seit Langem in den<br />

USA lebt, kennt sie die politischen Verhältnisse aus erster Hand –<br />

und ist entsetzt über die Faktenresistenz und die linke Verbohrtheit<br />

der hiesigen Journaille.<br />

Die Maischberger-Runde nach<br />

der US-Wahl. «Trump-Anhängerin<br />

bringt alle auf die Palme» titelte<br />

später der Focus über Frau Atwal<br />

(rechts). Foto: WDR/Max Kohr<br />

Die Propaganda<br />

in Deutschland ist<br />

noch stärker als in<br />

den USA.<br />

Sie haben sich am Tag nach der US-Wahl bei<br />

Maischberger wacker gegen eine Übermacht<br />

geschlagen. Wie war Ihr Eindruck von der Diskussion?<br />

Naja, der Ablauf war zu erwarten. Positiv überrascht<br />

war ich aber von Oskar Lafontaine, mit dem ich mich<br />

vor und nach der Sendung sehr gut unterhalten habe.<br />

Auch mit Alice Schwarzer hatte ich hinterher ein gutes<br />

Gespräch. Ich kann es nachvollziehen, warum die<br />

meisten so sehr gegen Trump sind, die kennen eben<br />

nur die deutsche Medienberichterstattung über ihn.<br />

Das war ja der Punkt, wo mir im Februar oder März<br />

der Kragen geplatzt ist, als der Spiegel Trump zum<br />

«gefährlichsten Mann der Welt» hochstilisierte – da<br />

musste ich dazwischengehen. In Deutschland gibt<br />

es in den Medien eine Art von Propaganda, die ich<br />

als gelernte Journalistin einfach nicht akzeptieren<br />

kann. Egal ob bei Maischberger oder Markus Lanz:<br />

Immer stand das Verhältnis eins zu vier oder sogar<br />

eins zu fünf, ich allein gegen die große Mehrheit<br />

der Trump-Gegner. So unausgewogen sind die Medien<br />

in den USA nicht.<br />

Würden Sie sagen, dass es in Deutschland<br />

mehr Gleichschaltung in der Berichterstattung<br />

gibt als in Amerika?<br />

Ja! Vor allem weiß ich nicht, was die Medien in<br />

Deutschland davon hatten, dass sie so einseitig pro-<br />

Clinton waren. Sind die deutschen Journalisten einfach<br />

zu faul, um selbständig zu recherchieren, und<br />

haben deswegen alles bei der New York Times, der<br />

Washington Post oder CNN – bei uns sagt man: Clinton<br />

News Network – abgeschrieben? Jedenfalls bin<br />

ich erschüttert über die mangelnde journalistische<br />

Qualität in Deutschland. Für mich ist das Propagandapresse<br />

oder Lügenpresse, aber wenn man das<br />

sagt, wird man gleich in die rechte Ecke gedrückt.<br />

Sie haben früher Barack Obama unterstützt.<br />

Wann hat sich das geändert?<br />

Wenn man aus Deutschland kommt, ist man automatisch<br />

links. In der Schule in Kiel war der Unterricht<br />

immer links und antiamerikanisch eingefärbt,<br />

statt vom American Dream wurde da oft vom American<br />

Nightmare [Alptraum] geredet. Als ich in die<br />

USA kam, merkte ich aber irgendwann, dass nicht<br />

die Amerikaner ein gestörtes Verhältnis zu sich selber<br />

haben, sondern die Deutschen – die haben einen<br />

richtigen Schuldkomplex. In der Folge bin ich in<br />

die Mitte gerückt. Das hängt natürlich auch damit<br />

zusammen, dass Obama nichts gebracht hat – au-


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

ßer weniger Jobs, einer schrumpfenden Mittelklasse,<br />

und immer noch sind die Grenzen ungesichert,<br />

und das Verhältnis zwischen Weißen und Schwarzen<br />

hat sich weiter verschlechtert… Und was hat<br />

er denn für die Schwarzen gemacht? Nichts! Deswegen<br />

haben jetzt auch weniger von ihnen als früher<br />

die demokratische Kandidatin gewählt. Außerdem<br />

ist die Korruption bei den Demokraten atemberaubend,<br />

das ist wirklich eine versiffte Partei. Selbst<br />

Susan Sarandon, bestimmt keine Trump-Unterstützerin,<br />

hat kürzlich geschrieben, die Demokratische<br />

Partei sei tot.<br />

Aber die anderen Stars und Sternchen waren<br />

doch fast alle für Clinton, oder?<br />

Naja, Sie müssen sehen, diese Schauspieler sind<br />

alle nicht gerade die smartesten. Es gibt Ausnahmen<br />

wie James Woods, und der ist bekanntlich für<br />

Trump… Und wenn eine wie Miley Cyrus jetzt moralische<br />

Standards setzen will, bin ich ganz froh, dass<br />

ich für Trump war. Jedenfalls hat Hollywood keinen<br />

Einfluss auf die einfachen Amerikaner mehr. Clinton<br />

hat echt aufs falsche Pferd gesetzt, als sie die Stars<br />

für sich Wahlkampf machen ließ.<br />

CDU und SPD betreiben die reinste<br />

Volksverhetzung.<br />

bei den öffentlich-rechtlichen Medien als auch bei<br />

den großen privaten kein Journalismus, sondern reine<br />

Meinungsmache. Und die Propaganda ist deswegen<br />

noch stärker als in den USA, weil sie verdeckt<br />

erfolgt. In Amerika haben sich Medien wie die New<br />

York Times oder Washington Post ganz offen dazu<br />

bekannt, dass sie für Hillary sind. Aber in Deutschland<br />

geben sich Zeitungen, Funk und Fernsehen immer<br />

noch als überparteilich aus, obwohl sie ganz klar<br />

und sehr manipulativ Partei ergriffen haben.<br />

Wenn Sie für Trump sind – sind Sie dann auch<br />

für die AfD?<br />

Dazu weiß ich über die AfD zu wenig. Was ich aber<br />

weiß: Dass es in Deutschland, wie in vielen anderen<br />

Ländern, eine massive Unzufriedenheit über die<br />

Verlogenheit des politischen Systems und über die<br />

Bevorzugung von Ausländern gegenüber der eigenen<br />

Bevölkerung gibt. Ob die AfD das in angemessener<br />

Weise thematisiert, kann ich nicht beurteilen.<br />

Aber eines kann ich ganz klar sagen: Wenn ich mir<br />

anschaue, wie sich CDU und SPD gegenüber Trump<br />

positioniert haben, dann muss ich sagen, diese Parteien<br />

sind für mich absolut unwählbar. Das war die<br />

reinste Volksverhetzung.<br />

Trump in Gefahr<br />

«Werden Sie versuchen, Trump<br />

umzubringen – noch vor der<br />

Amtseinführung? Ich wusste,<br />

dass Trump gewinnen würde.<br />

Ich wusste aber auch, dass sie<br />

versuchen würden, ihm den<br />

Sieg zu stehlen. Dass Umfragen<br />

gefälscht wurden, ist bekannt.<br />

Dieselben Leute, die damals<br />

Kennedy getötet haben – nämlich<br />

die Eltern und Großeltern<br />

jener heutigen Eliten, welche<br />

glauben, Amerika zu besitzen<br />

–, werden sie versuchen, Trump<br />

loszuwerden? Es sind noch mehr<br />

als zwei Monate bis zu seiner<br />

Amtseinführung. Werden sie<br />

einen verrückten Einzeltäter losschicken?<br />

Werden sie sein Flugzeug<br />

sprengen? Werden sie den<br />

Aktienmarkt crashen? Werden<br />

Sie einen Krieg zur Ablenkung<br />

beginnen?» (Alex Jones, Infowars.com,<br />

10.11.<strong>2016</strong>)<br />

Sie sagten vorher, Sie hätten sich gut mit Alice<br />

Schwarzer verstanden. Konnten Sie sie überzeugen,<br />

dass Trump kein Sexist ist?<br />

Ich habe ihr gesagt, dass sie ihr großes gutes Herz<br />

an die Falsche verschwendet, wenn sie für Hillary<br />

eintritt. Aber sie ließ sich leider nur über die deutschen<br />

Medien informieren und hat keine Ahnung,<br />

was sich in den letzten 15, 16 Monaten wirklich in<br />

den USA abgespielt hat. Es kommt doch nicht darauf<br />

an, ob eine Frau einen Posten bekommt oder ein<br />

Mann. Man braucht doch die richtige Person für den<br />

Job, das ist entscheidend. Alles andere ist auch Sexismus,<br />

nur andersrum.<br />

Da Sie viele Menschen in beiden Staaten kennen:<br />

Ist die politische Korrektheit in Deutschland<br />

oder in Amerika stärker?<br />

Die Linken sind ja nur für die Meinungsfreiheit, solange<br />

es um ihre Meinung geht. Deswegen ist der<br />

Einfluss der politischen Korrektheit in Deutschland<br />

viel stärker, denn Positionen, die in den USA als<br />

linksradikal gelten, sind in der Bundesrepublik schon<br />

längst Mainstream. Es herrscht in weiten Teilen der<br />

Gesellschaft eine völlig verschrobene Sichtweise,<br />

und dafür sind die Medien verantwortlich. Das habe<br />

ich gerade bei der Berichterstattung über die amerikanischen<br />

Präsidentschaftswahlen gesehen, und<br />

schon dafür bin ich Trump dankbar. Das war sowohl<br />

Amerikas oberster «Verschwörungstheoretiker»<br />

Alex Jones.<br />

Foto: infowars.com<br />

«Ich finde ihn gut, weil er das amerikanische<br />

Establishment bekämpft.<br />

Das ist der Feind», erklärte Atwal<br />

bereits im März über Trump.<br />

Foto: Antoine Verglas<br />

_ Nadja Atwal, geboren in Preetz<br />

bei Kiel, leitet eine PR-Agentur<br />

in New York und arbeitet als<br />

politische Kommentatorin. Das<br />

US-Mode- und Schönheitsmagazin<br />

«Viva Glam» kürte sie 2013 zur<br />

«schönsten Powerfrau Amerikas».<br />

Dem deutschen Fernsehpublikum<br />

wurde sie im laufenden Jahr durch<br />

Auftritte in mehreren Talkshows<br />

bekannt.<br />

15


Das Imperium schlägt zurück<br />

_ von Tino Perlick<br />

Die US-Oligarchie sinnt nach Trumps Erfolg auf Revanche. Zwei<br />

Taktiken sollen den neuen Präsidenten stoppen: Megaspekulant<br />

George Soros befeuert brutale Straßenproteste, um die Amtseinführung<br />

zu verhindern. Und neokonservative Kriegstreiber drängen<br />

in das künftige Kabinett, um einen Politikwechsel zu sabotieren.<br />

mern des Kapitols auf seiner Seite. Was könnte ihn<br />

aufhalten, seine Versprechen einzulösen und einen<br />

Schraubenschlüssel ins Getriebe der Globalisierungslobby<br />

und Kriegsmaschinerie zu werfen?<br />

Soros’ Straßenmob<br />

16<br />

7.000 Trump-Gegner<br />

verwandelten<br />

Oakland in ein<br />

Kriegsgebiet.<br />

Der Abend des 8. Novembers <strong>2016</strong> hätte für Hillary<br />

Clinton und ihre Anhängerschaft in einer wilden<br />

Party enden sollen. Lady Gaga, Beyoncé und weitere<br />

postmoderne Stars waren im Javits Center im<br />

Herzen Manhattans erwartet worden. Das Gebäude<br />

hatte Clintons Wahlkampfteam eigens wegen<br />

seiner gläsernen Decke ausgesucht – diese symbolisch<br />

zu durchbrechen hatte die 69-jährige Wallstreet-Favoritin<br />

in jener Nacht geplant. Damit wollte<br />

sie beweisen, dass auch eine Frau alles erreichen<br />

könne. Es kam anders. Um zwei Uhr morgens Ortszeit<br />

blies Clintons Wahlkampfleiter John Podesta<br />

die Sause ab, weil sich die Verliererin ihren Fans<br />

nicht stellen wollte. So feige war bisher kein Kandidat<br />

gewesen…<br />

Trump ist am Ziel angekommen. Im Gegensatz<br />

zu Barack Obama, der sechs seiner acht Amtsjahre<br />

immer wieder von einem mehrheitlich feindlichen<br />

Kongress gestoppt wurde, hat er sogar beide Kam-<br />

Nach außen hin schien das Rennen gelaufen.<br />

Clinton bedankte sich am nächsten Morgen schließlich<br />

doch noch artig bei ihren Unterstützern und verkündete,<br />

Trump eine Zusammenarbeit angeboten zu<br />

haben. Doch wenige Stunden später explodierten in<br />

über zwanzig US-Großstädten Anti-Trump-Proteste,<br />

bei denen es teilweise zu Ausschreitungen kam. Wo<br />

sie auftauchten, führten die jungen Revoluzzer Schilder<br />

mit der Aufschrift «Kill Trump» oder «Fuck Trump»<br />

bei sich. In Minneapolis blockierten sie stundenlang<br />

eine Autobahn. In Oakland verwandelten 7.000 von<br />

ihnen ganze Straßenzüge in ein Kriegsgebiet und<br />

schmissen Molotow-Cocktails, Steine, Flaschen und<br />

Feuerwerkskörper auf Polizisten.<br />

Die Sache stinkt natürlich zum Himmel. Wenn<br />

Proteste in so vielen Großstädten gleichzeitig ausbrechen,<br />

müssen sie, mitsamt den Schildern und<br />

dem anderen Zeugs, vorbereitet gewesen sein. Die<br />

Nichtregierungsorganisation Moveon.org hatte be-


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

rupte Establishment» auffordert. Die Botschaft war<br />

unterlegt mit Bildern der Wallstreet, der Präsidentin<br />

der Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, Hillary<br />

Clinton – und Soros.<br />

Putsch gegen Trump<br />

Bunte Revolution in Amerika? Soros-Sturmtruppen randalierten<br />

nach der Wahl in diversen US-Städten. Foto: picture alliance<br />

/ ZUMAPRESS.com<br />

Das demokratische Spitzenpersonal schwieg zu<br />

den Ausschreitungen. Die Presstituierten legitimierten<br />

sie: «Donald Trumps Sieg ist für viele Amerikaner<br />

im ganzen Land ein Ergebnis, das sie ganz einfach<br />

nicht akzeptieren können», berichtete CNN verständnisvoll.<br />

Ähnlich wurden schon die Proteste auf<br />

dem Kiewer Maidan missbraucht, um eine demokratisch<br />

legitimierte Regierung vor den Augen der Welt<br />

zu diskreditieren und einen Putsch vorzubereiten.<br />

Ein solcher könnte am 19. Dezember auch in den<br />

USA stattfinden. Dann erst geben die 538 Wahlmänner<br />

ihre Stimmen in den jeweiligen Hauptstädten ihrer<br />

Bundesstaaten ab. Präsident wird, wer mehr als<br />

die Hälfte, also mindestens 270 Wahlmännerstimmen,<br />

bekommt. Trump hat 290 Stimmen in der Tasche.<br />

Es wäre ein historischer Skandal sondergleichen,<br />

wenn Wahlmänner den Auftrag ihrer Wähler<br />

missachten und ihm die Gefolgschaft verweigern<br />

sollten – tatsächlich ist das in der Geschichte der<br />

USA bisher nur ganz vereinzelt vorgekommen. Dennoch<br />

mobilisiert die weltweit größte und kommerzielle<br />

Kampagnenplattform change.org Millionen<br />

Stimmen, um genau das zu bewirken.<br />

Zu früh gefreut: Das Wochenmagazin<br />

Newsweek hatte das Clinton-<br />

Sieg-Heft bereits <strong>12</strong>5.000 Mal<br />

ausgeliefert, bevor das richtige<br />

Wahlergebnis feststand.<br />

Foto: Newsweek<br />

Wer hat wie gewählt<br />

Befragung von 24.500 Wählern<br />

nach Abgabe ihrer Stimme<br />

in Prozent<br />

INSGESAMT<br />

47,7 47,5<br />

Männer<br />

41 53<br />

Frauen<br />

54 42<br />

Weiße<br />

37 58<br />

Nicht-Weiße<br />

74 21<br />

18–29 Jahre<br />

55 37<br />

30–44 Jahre<br />

50 42<br />

45–64 Jahre<br />

44 53<br />

65 Jahre und älter<br />

45 53<br />

Hochschulabschluss<br />

58 37<br />

College-Abschluss<br />

49 45<br />

College-Bildung<br />

43 52<br />

Highscool oder geringer<br />

45 51<br />

reits wenige Stunden nach Bekanntwerden des<br />

Wahlergebnisses eine Erklärung veröffentlicht, in<br />

der es heißt: «Hunderte Amerikaner, dutzende Organisationen<br />

werden friedlich vor dem Weißen Haus<br />

und über das ganze Land verbreitet in Städten und<br />

Gemeinden zusammenkommen, um weiter eine klare<br />

Haltung gegenüber Frauenhass, Rassismus, Islamophobie<br />

und Fremdenfeindlichkeit einzunehmen.»<br />

Zu den Unterstützern von Moveon.org gehört kein<br />

Geringerer als Clintons Top-Spender, der Mega-Spekulant<br />

George Soros. Dessen Open Society Foundation<br />

sowie das von Soros mitbegründete Netzwerk<br />

Democracy Alliance investiert Millionen Dollar, um<br />

dessen Version einer liberalen Demokratie weltweit<br />

durchzusetzen, offene Grenzen, Billiglöhne und entwaffnete<br />

Bürger inklusive. Wie die Washington Times<br />

recherchierte, finanzierte Soros radikale Gruppierungen<br />

schon in Missouri mit 33 Millionen Dollar.<br />

Im August 2014 hatten gewalttätige Proteste<br />

im dortigen Ferguson einen tagelangen Ausnahmezustand<br />

provoziert.<br />

Erst wenige Tage vor der Wahl hatte Trump Soros<br />

auch persönlich herausgefordert. Er ließ sein Team<br />

einen Fernsehspot senden, in dem er Amerika ein<br />

letztes Mal zum Kampf gegen das «gescheiterte kor-<br />

«Trump hat keine Kontrolle über<br />

Angriffe unter falscher Flagge.»<br />

<br />

Ron Paul<br />

Die Straßenkrawalle sollen Trump klarmachen,<br />

wer die wirkliche Macht hat. Das republikanische<br />

Urgestein Ron Paul warnte am 11. November im<br />

Gespräch mit RT-USA vor zu viel Enthusiasmus angesichts<br />

des Sieges von Trump. «Es gibt Leute, die<br />

eigentlich noch mächtiger sind als die Regierung,<br />

als der Präsident, und die haben eine Menge Einfluss»,<br />

sagte der langjährige Kongressabgeordnete<br />

aus Texas. Zwar sei Trump eigenständiger als jeder<br />

Präsident vor ihm. Doch Paul weiß, dass es «vieles<br />

gibt, was im Geheimen, ohne Kontrolle unserer<br />

sichtbaren Regierung und außerhalb des Sichtfelds<br />

von vielen Bürgern getan werden kann». Auch<br />

ein aufrichtiger Präsident habe keine Kontrolle über<br />

«Angriffe unter falscher Flagge und den unbeabsichtigten<br />

Konsequenzen».<br />

Die gleichen Sorgen hat auch Paul Craig Roberts,<br />

einst stellvertretender Finanzminister von Ronald<br />

Clinton<br />

Trump<br />

fehlend zu 100%: sonstige,<br />

keine Angabe<br />

Quelle: CNN Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

17


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Schlüsselfigur<br />

Michael Flynn<br />

Der pensionierte General gilt als<br />

Trumps engster Berater in militärischen<br />

Fragen. Im August<br />

schrieb er mit General Keith Kellogg<br />

in einer öffentlichen Stellungnahme<br />

zu Hillary Clintons<br />

Außenpolitik: «Bei dieser Wahl<br />

geht es um einen echten Wandel<br />

mit einem echten Neuanfang<br />

mit einem Präsidenten, der nicht<br />

an die Politik der jüngeren Vergangenheit<br />

gebunden ist: Eine<br />

Vergangenheit, die uns über<br />

ein Jahrzehnt endloser Kriege<br />

gebracht hat, eine Vergangenheit,<br />

die einer fundamentalen,<br />

radikalen, islamistischen Terrorgruppe<br />

erlaubte, sich international<br />

wie ein Krebsgeschwür auszubreiten,<br />

eine Vergangenheit,<br />

die gescheiterte Staaten hervorbrachte,<br />

eine Vergangenheit, die<br />

unser Militär verkümmern ließ,<br />

eine Vergangenheit, die unsere<br />

Verbündeten unsere Entschlossenheit<br />

anzweifeln lässt. Eine<br />

Vergangenheit, deren Mangel an<br />

schlüssiger Politik zu drei Millionen<br />

Flüchtlingen und 400.000<br />

Toten allein in Syrien führte.»<br />

Michael T. Flynn. Foto: Public<br />

domain, Wikimedia Commons<br />

Reagan: «Wallstreet und die Federal Reserve können<br />

eine Wirtschaftskrise verursachen. Diese Krise<br />

können sie ausnutzen, damit Trump einen der ihren<br />

als Finanzminister einsetzt. Einzelgänger in der<br />

CIA und im Pentagon könnten einen Angriff vortäuschen,<br />

der freundliche Beziehungen mit Russland<br />

sabotiert.»<br />

Zurück zum Goldstandard?<br />

Für die heimlichen Besitzer des Landes steht viel<br />

auf dem Spiel. Als Präsident wird Trump die Befugnis<br />

haben, schon 2017 zwei freie Plätze im Direktorium<br />

der Notenbank Fed zu besetzen, die im Besitz<br />

der großen privaten Geldhäuser ist. Im Februar 2018<br />

wird dann auch der Chefsessel neu zu vergeben sein.<br />

Im Wahlkampf hatte Trump wiederholt gegen Fed-<br />

Präsidentin Yellen gewettert. Die von ihr künstlich<br />

niedrig gehaltenen Zinsen erzeugten eine «sehr falsche<br />

Wirtschaft» und griffen das Ersparte der Bürger<br />

an, sagte er.<br />

Trumps Beraterin in Wirtschaftsfragen Judy Shelton<br />

forderte im Fortune <strong>Magazin</strong>e im August gar<br />

eine «Neubewertung der globalen Geldordnung».<br />

Shelton befürwortet eine Rückkehr zum Goldstandard.<br />

Die Deckung des Dollars durch das Edelmetall<br />

wurde 1971 von Richard Nixon aufgehoben, seither<br />

ist er nicht mehr an die Realwirtschaft gebunden,<br />

die Papiergeldmenge explodiert. Trump selbst zeigte<br />

sich von der Idee angetan: «Wir hatten mal ein<br />

sehr solides Land, weil es auf dem Goldstandard basierte”,<br />

sagte er einem Lokalsender in New Hampshire<br />

im März 2015.<br />

Das offizielle Parteiprogramm der Republikaner<br />

sieht in jedem Fall eine jährliche Überprüfung der<br />

Fed vor. Schwarz auf weiß fordert die Partei dank<br />

Trump sogar die Wiedereinführung des Glass-Steagall-Gesetzes<br />

von 1933, das Investitions- von Einlagebanken<br />

trennte und damit die Sparguthaben vor<br />

dem Zugriff von Spekulanten schützte. Wallstreet-<br />

Präsident Bill Clinton hatte die Bestimmung aufgehoben<br />

und unter anderem damit die Finanzkrise<br />

von 2008 ausgelöst.<br />

Neocons wollen mitregieren<br />

Neben den Wallstreet-Plutokraten zählen alteingesessene<br />

Persönlichkeiten aus dem Nationalen Sicherheitsapparat<br />

zu Trumps gefährlichsten Gegnern.<br />

Im August hatten 50 ehemalige republikanische Sicherheitsfunktionäre,<br />

darunter Ex-NSA-Chef Michael<br />

Hayden, in einem offenen Brief erklärt, Trump sei<br />

ein «gefährlicher Präsident und riskiere die Nationale<br />

Sicherheit und das Wohlergehen des Landes”.<br />

Trump bezeichnete die Unterzeichner als «nicht mehr<br />

als die gescheiterte Washington-Elite, die an ihrer<br />

Macht festhalten will. Es wird Zeit, dass sie für ihre<br />

Handlungen Rechenschaft ablegen».<br />

«Wir hatten mal ein sehr solides<br />

Land, weil es auf dem Goldstandard<br />

basierte.» <br />

Trump<br />

Nach seinem Wahlsieg stehen ehemalige Feinde<br />

plötzlich Schlange, um einen Job in seiner Administration<br />

abzubekommen. Es gebe «Kartons voll<br />

mit Bewerbungen», zitierte CNN am <strong>12</strong>. November<br />

eine anonyme Quelle aus dem Übergangsteam. Dort<br />

habe ein erbitterter Disput darüber stattgefunden,<br />

ob den Wendehälsen eine Chance gegeben werden<br />

solle oder nicht. Das Problem: Zwar könnten<br />

Top-Positionen mit loyalen Republikanern wie Newt<br />

Gingrich, Chris Christie oder Rudy Giuliani gesichert<br />

werden. Doch hunderte Stellen in den Zweit- und<br />

Drittebenen müssen auch besetzt werden… Bei den<br />

Republikanern gibt es immer noch zu viele Bush-<br />

Männer – Parteigänger der Wallstreet und Befürworter<br />

von Angriffskriegen.<br />

«Leider kommen etliche Neokonservative Trump<br />

immer näher», kommentierte Ron Paul die Entwicklung<br />

kurz nach der Wahl. Nisten sich die Kalten Krieger<br />

in der neuen Administration ein, werden sie die<br />

angedeutete Entspannungspolitik mit Russland zu<br />

untergraben versuchen. Alle Augen sollten sich daher<br />

auf General Michael Flynn richten. Der ehemalige<br />

Direktor des Militärgeheimdienstes DIA ist ein ausgesprochener<br />

Gegner des neokonservativen Flügels<br />

seiner Partei und wird als möglicher Nationaler Sicherheitsberater<br />

im künftigen Kabinett gehandelt.<br />

18<br />

Der 35. US-Präsident John F. Kennedy legte sich ebenfalls mit<br />

der Fed an. 1963 wurde er ermordet. Foto: Cecil W. Stoughon,<br />

Public Domain, Wikimedia Commons


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

«Das läuft seit 50 Jahren»<br />

_ Tino Perlick im Gespräch mit Russ Verney<br />

Mit versteckter Kamera haben sich die Agenten der Antikorruptions-Plattform Project<br />

Veritas in Clintons Kampagne eingeschleust und sind Betrug in großem Stil auf die<br />

Schliche gekommen.<br />

Was ist Project Veritas?<br />

Wir sind ein Unternehmen, das verdeckte Video-<br />

Ermittlungen betreibt [Videos unter projectveritasaction.com].<br />

Wir versuchen, die korrupten Aktivitäten<br />

der Regierung und der Politiker zu beleuchten –<br />

dabei geht es um geheime Geldgeber und geheime<br />

Organisationen, die Kandidaten der Demokraten unterstützen.<br />

Einer der Hauptakteure – die Person, die<br />

durchs ganze Land reist und die Taktiken der «Dark-<br />

Money»-Gruppen anwendet – hat uns sehr offen darüber<br />

berichtet, Wahlbetrug begangen zu haben und<br />

dass dies seit 50 Jahren so läuft. Der Name dieses<br />

Herrn ist Scott Foval. Er war sogar so unverschämt,<br />

uns zu sagen, dass sie Leute mit Bussen von Wahllokal<br />

zu Wahllokal karren und sie jetzt, wo sich die<br />

Masche langsam herumspricht, auf Mietwagen umsteigen,<br />

damit Beobachter nicht nach den Bussen<br />

Ausschau halten können.<br />

Also Leute geben ihre Stimme mehrfach ab…<br />

Wie sind Sie an diesen Kerl herangekommen?<br />

Eigentlich recherchierten wir gerade eine ganz andere<br />

Geschichte, als wir auf Scott Foval trafen. Einer<br />

unserer Ermittler kam mit ihm ins Gespräch und<br />

Foval erwähnte, dass er der leitende Funktionär einiger<br />

dieser Organisationen ist, die demokratische<br />

Kandidaten unterstützen. Wir haben die Beziehung<br />

zu ihm über Monate gepflegt. Das öffnete uns die<br />

Tür zu Robert Creamer. Er ist der Kopf der «Dark-Money»-Operation.<br />

Provokateure wurden rekrutiert,<br />

trainiert und bezahlt.<br />

Was tut dieser Creamer?<br />

Creamer ist ein Berater der Demokraten. Über 340<br />

Mal war er im Weißen Haus zu Gast und traf Präsident<br />

Obama mehr als 40 Mal persönlich. Er war<br />

also sehr gut vernetzt. Er war auch derjenige, der<br />

wöchentliche Treffen sowie tägliche Telefongespräche<br />

mit allen Verbänden und Organisationen der Demokraten<br />

pflegte. Hillarys eigene Kampagne und das<br />

Demokratic National Committee (DNC) waren bei<br />

diesen Telefonaten zugeschaltet. Diese Super-Pacs,<br />

jene Organisationen, die zur Förderung eines Kandidaten<br />

aufgebaut werden, können unbegrenzte Summen<br />

investieren, es ist ihnen jedoch verboten, ihre<br />

Aktivitäten mit dem offiziellen Wahlkampfteam des<br />

jeweiligen Kandidaten abzustimmen – und hier sind<br />

sie plötzlich alle zusammen in einer Telefonkonferenz<br />

und tun genau das: Sie koordinieren ihr Vorgehen.<br />

Die Demokraten befürworten die Einbürgerung<br />

illegaler Einwanderer. Warum?<br />

Ich denke, dass die Demokratische Partei illegale<br />

Einwanderer als potentielle Unterstützer ihrer Partei<br />

ansieht. Das bedeutet, dass sie über die nächsten<br />

15 bis 20 Jahre dabei behilflich sein können,<br />

das Land in eine Bastion des Liberalismus zu verwandeln.<br />

Selbst Präsident Obama ermutigte illegale<br />

Einwanderer zur Stimmabgabe.<br />

Befehle von ganz oben<br />

Was haben Sie sonst noch auf Band?<br />

Eine andere Sache, die Foval ansprach, war, dass<br />

Leute auf Wahlkampfveranstaltungen von Trump<br />

geschickt würden, um Streit zu erzeugen, damit es<br />

so erscheint, als seien Trump-Unterstützer irrationale<br />

Heißsporne. Es gab da einen Vorfall im Juli,<br />

als eine 69 Jahre alte Frau bei einer Veranstaltung<br />

von Trump in North Carolina von einem angeblichen<br />

Trump-Anhänger geschlagen wurde, weil sie ihre<br />

Sympathien für Clinton geäußert hatte. Nun hat sich<br />

herausgestellt, dass diese Personen beide von Foval<br />

und Creamer rekrutiert, trainiert und bezahlt worden<br />

sind. Foval hat für den Zwischenfall, bei dem<br />

die Frau einen Faustschlag für das eigene Team einsteckte,<br />

volle Verantwortung übernommen.<br />

Hat Hillary Clinton davon gewusst?<br />

Ja, sie war involviert. Creamer sprach auch davon,<br />

wie er darüber unterrichtet wurde, dass Hillary diese<br />

Dinge ausdrücklich erledigt haben wollte – nicht<br />

nur ihre Kampagnenleiter.<br />

Wurden bisher irgendwelche Konsequenzen<br />

gezogen?<br />

Foval wurde von seinem Unternehmen gefeuert, als<br />

unser Material veröffentlicht wurde. In der Folge<br />

kündigte Creamer seinen Vertrag mit dem DNC und<br />

trat von der Kampagne zurück. Wahrscheinlich hat<br />

er hinter den Kulissen einfach weitergemacht, aber<br />

ein offizieller Bestandteil der Maschinerie konnte er<br />

fortan nicht mehr sein.<br />

«Wenn Ihr Hillary Clinton wählt,<br />

gebe ich euch einen Blowjob – und<br />

ich bin gut!», bot Popstar Madonna<br />

öffentlich an. Foto: David Shankbone,<br />

CC-BY-SA-3.0, Wikimedia<br />

Commons<br />

Bananenrepublik<br />

Dem Forschungsinstitut PEW<br />

zufolge, gibt es in den USA rund<br />

24 Millionen «ungültig oder<br />

maßgeblich inakkurat» verzeichnete<br />

Wähler. 1,8 Millionen Verstorbene<br />

befänden sich auf<br />

den Wahllisten. Fast 2,8 Millionen<br />

Menschen seien in mehr<br />

als einem Staat registriert. Laut<br />

dem Journal of Electoral Studies<br />

tauchen in den Wahllisten<br />

14 Prozent Nicht-Staatsbürger<br />

ohne Wahlrecht auf. Verrückt:<br />

Nur 15 Bundesstaaten verlangen<br />

die Vorlage eines Bildausweises.<br />

United States of Bananas.<br />

Foto: Archiv<br />

Russ Verney ist Sprecher der<br />

Whistleblower-Gruppe Project<br />

Veritas. Er war Gründungsmitglied<br />

der amerikanischen Reformpartei<br />

und 1996 Wahlkampfleiter des<br />

Präsidentschaftskandidaten Ross<br />

Perot.<br />

19


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Die Stille nach dem Sturm<br />

_von John McMurtry<br />

Macht Trump seine Versprechen wahr, oder läuft es bei ihm, wie bei<br />

den meisten seiner Amtsvorgänger – große Klappe, nichts dahinter?<br />

Sollte der 45. Präsident der USA zu seinem Wort stehen, könnte dies<br />

eine neue Ära der internationalen Politik einläuten.<br />

Dann verkündete er plötzlich «Israel ist Amerika».<br />

Trump kann also, ohne mit der Wimper zu zucken,<br />

gegensätzliche Positionen vertreten.<br />

Trump wettert auch gegen Milliardengeschenke<br />

der USA an den Iran und möchte, genau wie Israel,<br />

deren Atomanlagen bombardieren. Er erklärt<br />

seinem Publikum aber nicht, dass dieses Geld dem<br />

Iran gehört, dass es früher beschlagnahmt wurde<br />

und nun lediglich, im Rahmen der nuklearen Abrüstung<br />

Irans, zurückgezahlt wird. Er erwähnt auch<br />

nicht, dass Israels Atomwaffenarsenal ausreicht,<br />

um den gesamten Nahen Osten in die Luft zu jagen.<br />

Dennoch sagt er, der Einsatz von Atomwaffen bedeute<br />

«Game Over» und signalisiert damit eine Zurückhaltung,<br />

die Clinton und die Geld- und Kriegspartei<br />

nicht haben.<br />

Der Ketzer<br />

Das Problem ist, dass Trump zurückweicht, sobald<br />

er glaubt, etwas nicht gut verkaufen zu können. Das<br />

ist die Kunst der politischen Lüge, die Trump so meisterlich<br />

beherrscht wie Ronald Reagan. Der entscheidende<br />

Unterschied zwischen Trump und Reagan und<br />

den neokonservativ-liberalen Machthabern der letzten<br />

30 Jahre: Trumps Kampf gegen NAFTA und seine<br />

Bereitschaft, Frieden mit anderen Nationen zu schließen,<br />

die sich Uncle Sam nicht beugen.<br />

Trump bringt den Eckpfeiler der<br />

US-Feindbildideologie ins Wanken.<br />

20<br />

Herzliche Feindschaft: Obama und<br />

Trump bei ihrem ersten Treffen<br />

nach der Wahl. Foto: picture alliance<br />

/ AP Photo<br />

_ John McMurtry war Professor<br />

für Philosophie an der Universität<br />

Guelph in Kanada. Sein aktuelles<br />

Buch «The Cancer Stage of<br />

Capitalism: from Crisis to Cure»<br />

erschien 2013 in zweiter Auflage<br />

beim britischen Pluto-Verlag. Der<br />

Artikel wurde unter dem Titel<br />

«Lügner oder Volkstribun?» zuerst<br />

auf der Webseite «counterpunch.<br />

org» veröffentlicht und von uns<br />

übersetzt, stark gekürzt und<br />

redigiert.<br />

An seinen Feinden sollst Du einen Menschen erkennen.<br />

Trump hat unzählige davon. Die meisten von<br />

ihnen trommelten für die endlosen Aggressionskriege<br />

und scheren sich keinen Deut um den Verlust<br />

von Millionen guter Arbeitsplätze in Amerika. Die<br />

Schlimmsten sind Diener der Weltfinanz- und Konzernmaschine,<br />

die die Erde ausplündern. Am meisten<br />

verachten sie Trumps Friedensangebote an Russland<br />

und sein Versprechen, NAFTA (die Nordamerikanische<br />

Freihandelszone) aufzulösen – beides<br />

grenzte vor Trumps Rebellion in der US-Öffentlichkeit<br />

an Ketzerei.<br />

Allerdings harmoniert Trump mit der US-Geldund<br />

Kriegspartei in Sachen Israel und Iran. Dabei<br />

hatte er beim Palästinakonflikt früher eine neutralere<br />

Haltung eingenommen. Als die Kampfhunde<br />

mit einem 50-Millionen-Dollar-Geschenk eines<br />

wohlhabenden Zionisten aufwarteten, lehnte er ab.<br />

Vor Trump war es ein Tabu, sich öffentlich der<br />

Arbeitsplatzvernichtung transnationaler Konzerne,<br />

Freihandel genannt, zu widersetzen. Doch Trump<br />

bleibt bei seiner ketzerischen Position. Noch am<br />

Wahltag erneuerte er sein Versprechen, Waren<br />

von US-Firmen, die im Ausland mit billigen Arbeitskräften<br />

produziert werden, mit 35 Prozent Strafzoll<br />

zu belegen. Niemand im politischen Establishment<br />

hat eine solche Kampfansage je riskiert.<br />

Oberflächlich betrachtet ist Trump ein idealer Anführer<br />

für das US-Imperium. Er scheint, wie Ronald<br />

Reagan, vollgepumpt mit Steroiden. Sein eingeübtes<br />

Kamera-Gesicht, seine Betonung amerikanischer<br />

Überlegenheit, seine lockere Rhetorik und sein Realityshow-Selbstbewusstsein<br />

überbieten sich gegenseitig.<br />

Er verkörpert ein Amerika, das sich nach<br />

Jahrzehnten wieder selbst in die Augen schauen


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

will – nachdem es auf das Niveau der Dritten Welt<br />

abgerutscht ist und seinen Stolz verlor. Doch anders<br />

als Reagan und Bush, die vor allem Reiche ansprachen,<br />

spricht Trump zu den Verlierern der weißen<br />

Mittelschicht und zu denen, die das vom Geld<br />

korrumpierte Washington zu hassen gelernt haben.<br />

Der sanfte Militarist<br />

Eine bislang nicht genutzte, historische Wut kocht<br />

von unten hoch. Trump hat all die Probleme, die lange<br />

im Schrank versteckt und politisch korrekt verkleistert<br />

wurden, in die Öffentlichkeit gezerrt.<br />

Andererseits gab Trump etwa seinen früheren<br />

Plan, die Ausgaben des Pentagon zu halbieren, auf,<br />

sobald er die gewaltigen Kräfte des privaten Kapitals<br />

erkannt hatte, die dem entgegenstehen. Nun<br />

verspricht er hunderte Milliarden Dollar mehr für<br />

das Militär – aber ausländische Kriege lehnt er noch<br />

immer ab. Das könnte sogar funktionieren.<br />

Trump ist ganz gewiss kein Held<br />

der Arbeiterklasse.<br />

Es bleibt das Problem, dass Trump nicht verspricht,<br />

den von Reagan eingeleiteten, größten Vermögenstransfer<br />

der Geschichte zugunsten der Superreichen<br />

zu beenden. Das würde auch sein eigenes<br />

Vermögen betreffen… Wir erinnern uns, dass<br />

sein Vorbild Reagan die große Umverteilung von unten<br />

nach oben in den 1980er Jahren ebenfalls mit<br />

dem Ziel, «Amerika wieder groß zu machen», begründete.<br />

Zu Beginn hatte Trump auch die Kuscheldeals zwischen<br />

der Regierung und Big Pharma, die Schwindelei<br />

mit den Krankenversicherern, die Steuerflucht<br />

ins Ausland und einen Welthandel, der Millionen Arbeitern<br />

ihre Jobs kostet, thematisiert. Den parasitären<br />

Reichen in Washington, die öffentliche Gelder<br />

noch schneller aufsaugen, als sie ihnen durch Bestechung<br />

und Umverteilung zufließen, sagte er den<br />

Kampf an – nur dem Immobiliengewerbe nicht, seinem<br />

eigenen «Sonderinteresse»…<br />

Obamas Gesundheitsversicherung und auf jene, die<br />

Waffenbesitzer verunglimpfen. Vollzieht sich hier<br />

wieder mal das altbekannte Gesetz, nach dem Anführer<br />

in Politik und Wirtschaft ihre Versprechen verraten,<br />

sobald sie im Amt sind?<br />

Der Vermittler<br />

Am Wichtigsten ist jedoch, dass Trump den Eckpfeiler<br />

der US-Feindbildideologie ins Wanken bringt,<br />

indem er sagt: «Wäre es nicht schön, zur Abwechslung<br />

mal mit Russland und China klarzukommen?»<br />

Trump will, dass unproduktive transnationale<br />

Konzerne aufhören, sich an der öffentlichen Geldbörse<br />

zu laben. Anfang 2009 wagte er sogar zu erklären,<br />

dass die Wallstreet verstaatlicht werden sollte,<br />

so wie einst während der Amerikanischen Revolution<br />

durch Abraham Lincoln und wie die Federal Reserve<br />

Bank unter Franklin D. Roosevelt. Das wäre<br />

eine ebenso große Kehrtwende im Interesse des<br />

Volkes wie die Beendigung ruinöser Kriege. Beide<br />

Aspekte sind eng miteinander verknüpft.<br />

Trump ist kein Held der Arbeiterklasse. Er war<br />

lange Zeit ein Raubtierkapitalist inklusive all der<br />

Gier, all dem Egoismus und all der Eigenwerbung,<br />

die das herrschende System hervorbringt. Dennoch<br />

hat er sein Geld weder mit Angriffskriegen noch<br />

mit Verlagerung von Arbeitsplätzen in fremde Länder<br />

mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen<br />

gemacht. Trump hat nun den ersten großen Schritt<br />

geschafft, den seine Gegner für undenkbar hielten.<br />

Jetzt kann er umsetzen, was er versprochen hat – an<br />

dem Ort, wo die Schuldzuweisungen aufhören und<br />

die Verantwortung beginnt.<br />

Das sagen die<br />

US-Identitären<br />

«Wir haben es geschafft. Wir<br />

haben Hillary überlebt. Wir sind<br />

die nächsten vier Jahre auf<br />

Regierungsebene und viele weitere<br />

Jahre auf der juristischen<br />

Ebene geschützt. Ein Präsident<br />

Trump wird, obwohl er nicht<br />

mit uns übereinstimmt, unsere<br />

Redefreiheit respektieren. Seine<br />

Richter im Obersten Gericht werden<br />

das noch länger tun. Unsere<br />

Verteidigung steht.<br />

Aber viel Zeit haben wir nicht. Im<br />

Jahr 2020 werden die USA viel<br />

weniger weiß sein. Die geburtenstarken<br />

weißen Jahrgänge,<br />

die überproportional Republikaner<br />

wählen, werden durch Sterbefälle<br />

ausdünnen, und immer<br />

mehr Nicht-Weiße werden<br />

durch das ”große schöne Tor” in<br />

Trumps Mauer hereinströmen.<br />

Wir können Trump unsere Hommage<br />

erweisen, indem wir uns<br />

durch seinen Sieg ermutigen lassen<br />

und wir noch tatkräftiger<br />

unsere weißen Mitbürger überzeugen,<br />

dass eine weiße Identität<br />

unser moralisches Recht ist<br />

und unser Überleben auf lange<br />

Sicht davon abhängt, dass es<br />

Regionen gibt, wo es uns als<br />

Weißen gut geht.»<br />

(counter-currents.com)<br />

Trump-Fans in Russland. Moskau<br />

hofft nun bereits auf die französische<br />

Präsidentenwahl. Foto: picture<br />

alliance / AP Photo<br />

Auf seine polternde Art fragte Trump ursprünglich<br />

sogar, wie die riesigen Privatinteressen weiterhin<br />

damit durchkommen könnten, dass der Staat ihnen<br />

auf Kosten der arbeitenden Mehrheit und auf<br />

Kosten ihres gemeinsamen Interesses als Amerikaner<br />

immer mehr öffentliches Vermögen und Kontrolle<br />

überträgt. Doch bis zum Wahltag war all das aus<br />

seinen Reden verschwunden. Übrig blieb nur noch<br />

sein Hass auf sich selbst bereichernde Trickser in<br />

Washington wie Hillary, auf illegale Mexikaner, auf<br />

21


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Den Anti-Amerikanismus ad acta legen<br />

_ von Alexander Dugin<br />

Die russische Sicht: Der Triumph von Donald Trump bringt die<br />

US-Hegemonie ins Wanken. Das andere Amerika hat gesprochen,<br />

die Eliten in Washington sind gescheitert!<br />

Putin zu Trump<br />

«Was mir aufgefallen ist und<br />

was ich natürlich begrüße, ist,<br />

dass Herr Trump gesagt hat, dass<br />

er die Beziehungen zu Russland<br />

erneuern will. Was soll daran<br />

schlecht sein? Wir alle freuen<br />

uns darauf. Sie etwa nicht? Russland<br />

wird sich aber nicht in die<br />

internationalen politischen Prozesse<br />

anderer Länder einmischen<br />

– vor allem nicht in die der USA.<br />

Wir werden mit jedem Individuum<br />

zusammenarbeiten, das<br />

vom amerikanischen Volk ausgewählt<br />

wird.» (Wladimir Putin<br />

zu CNN-Reporter Farid Zakaria,<br />

19.6.<strong>2016</strong>)<br />

_ Alexander Dugin, geboren 1962<br />

in Moskau, war 1994 Mitbegründer<br />

der Nationalbolschewistischen<br />

Partei Russlands und 2002 der<br />

Eurasischen Partei. Er gilt im<br />

Westen als Putin-Berater. – Der<br />

Text ist die Übersetzung einer<br />

Videoansprache von Dugin vom<br />

10.11.<strong>2016</strong>.<br />

In diesen Tagen ist es kaum möglich, über irgendetwas<br />

anderes zu diskutieren, als über den unerwarteten<br />

Sieg von Donald Trump und die krachende Niederlage<br />

der Frontfrau des Globalismus Hillary Clinton<br />

bei den US-Wahlen. Trumps Triumph bedeutet<br />

vor allem eins: Das Ende der unipolaren Welt. Der<br />

nun gewählte Präsident lehnt die US-Hegemonie sowohl<br />

in ihrer milden Form, wie sie vom CFR [Council<br />

on Foreign Relations] befürwortet wird, als auch<br />

in ihrer radikalen Form, wie sie die Neokonservativen<br />

vertreten, ab. In diesem Wahlkampf sind die<br />

beiden größten Denkfabriken der Globalisten kollabiert.<br />

Das heißt: Die unipolare Welt wurde nicht nur<br />

durch den Druck des Auslandes vernichtet, sondern<br />

aus dem Innern der USA selbst.<br />

«Trumps Sieg ist der Beginn einer<br />

amerikanischen Revolution.»<br />

<br />

Alex Jones<br />

Die Völker und Staaten der Welt können endlich<br />

wieder aufatmen. Die Expansion des Globalismus<br />

wurde in der eigenen Schaltzentrale gestoppt.<br />

Die neue, multipolare Welt meint nichts anderes,<br />

als dass die USA nun einer von mehreren Polen der<br />

Weltordnung sein wird – ein mächtiger und wichtiger<br />

Pol zwar, aber nicht der einzige. Und wichtiger<br />

noch: Die USA haben fortan keinen Anspruch mehr<br />

auf eine Sonderstellung. Es gibt keine Alternative<br />

zur multipolaren Ordnung, und jetzt haben wir die<br />

Gelegenheit, diese neue Weltordnung zu errichten –<br />

nicht mittels Krieg, sondern auf friedlichem Wege.<br />

Trump hat das möglich gemacht.<br />

Der Sieg des guten Amerika<br />

Trumps Sieg zeigt, dass es heute zwei Amerika<br />

oder besser: zwei Versionen der Vereinigten Staaten<br />

gibt – Clintons Amerika und Trumps Amerika. Letzteres<br />

ist traditionell, konservativ, gesund und verdient<br />

unseren Respekt. Dieses Amerika sprach ein lautes<br />

Nein zum Globalismus und zur Expansion der liberalen<br />

Ideologie. Es ist das wahre Amerika, ein Amerika<br />

des Realismus, das seinen Präsidenten gewählt<br />

hat und sich der verlogenen Propaganda der globalistisch-liberalen<br />

Medien nicht beugte.<br />

Mehr als die Hälfte der US-Bevölkerung glaubt<br />

nur an sich und nicht an die verlogene, liberale, globalistische<br />

Propaganda der transnationalen Eliten.<br />

Das sind glänzende Neuigkeiten. Mit diesem Amerika<br />

kann man reden. Ein zweites Amerika tritt aus<br />

dem Schatten, dessen Informationsquellen jetzt<br />

die Los Angeles Times und der Internet-Kanal von<br />

Alex Jones sind. Und Alex Jones erklärt frei heraus:<br />

«Trumps Sieg ist der Beginn einer amerikanischen<br />

Revolution.» Das Volk stürzt die transnationalen Eliten.<br />

Es ist das Morgengrauen eines Kampfes um die<br />

nationale Befreiung.<br />

Heute fühlen wir uns alle solidarisch mit dem<br />

amerikanischen Volk. Nach diesen Wahlen sollten<br />

wir jenen simplen Anti-Amerikanismus ad acta legen,<br />

der völlig legitim war, als die USA noch von den<br />

Globalisten beherrscht wurden, jetzt allerdings eher<br />

fehl am Platz ist. Sollte sich Amerika, wie Trump es<br />

versprochen hat, nun auf die eigenen Probleme konzentrieren<br />

und die Menschheit in Ruhe lassen, gibt<br />

es überhaupt keinen Grund mehr, die USA zu hassen.<br />

Es ist schließlich nicht Amerika, sondern die dortige<br />

Elite, die der Welt auf aggressive Weise unnatürliche,<br />

widerliche und zerstörerische Werte aufgezwungen,<br />

Staaten unterworfen, Terror und Chaos<br />

unter dem Deckmantel der Demokratie gezüchtet<br />

und dabei Ozeane von Blut vergossen hat. Trump gehört<br />

nicht zu diesen Eliten. Seine Haltung zum Rest<br />

der Welt wird eine andere sein.<br />

22<br />

Ist es der Beginn einer wunderbaren Männerfreundschaft?<br />

Öffentlich lobten sich Putin und Trump jedenfalls bereits. Foto:<br />

picture alliance / AP Photo


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Die vertriebenen Engel<br />

_ von Martin Müller-Mertens<br />

Der Krieg gegen Weihnachten tobt vor allem in Kindergärten und Schulen. Unter dem<br />

Dogma von Vielfalt und Toleranz soll eine Generation ohne Wissen um die christlichen<br />

Wurzeln des wichtigsten deutschen Festes aufwachsen.<br />

Berlin am 24. Dezember 2030. Leise rieselt der<br />

Schnee auf die dunklen Straßen. Eilig hasten Menschen<br />

nach Hause. Die Zeit der Weihnachtsbescherung<br />

ist längst angebrochen. Doch seit die Bundesregierung<br />

den Heiligen Abend im Austausch für das<br />

islamische Zuckerfest zum vollen Arbeitstag erklärte,<br />

bleibt kaum mehr Muße für die einst besinnlichen<br />

Stunden. Nur die allgegenwärtigen Wintermärkte<br />

lassen erahnen, was der Tag früher bedeutete.<br />

Doch an diesem Abend kommen kaum Besucher<br />

zu den Buden mit türkischem Tee und Halal-Speisen.<br />

Der Schein des Mondes wirft den Schatten eines<br />

Minaretts auf einsam wachende Märchenfiguren<br />

aus Tausendundeiner Nacht.<br />

Deutschland ohne Weihnachten? Was sich heute<br />

noch wie eine Dystopie pessimistischer Untergangspropheten<br />

liest, könnte in einigen Jahren<br />

ernsthaft diskutiert werden. Zwar erhellen geschmückte<br />

Tannen und Festbeleuchtung auch <strong>2016</strong><br />

die Straßen. Offene Forderungen nach einem Verbot<br />

ertönen – noch – nicht. Doch im Verborgenen<br />

läuft der politisch korrekte Feldzug gegen das Christuskind<br />

bereits. Per Salamitaktik soll Weihnachten<br />

nicht nur aus den Kinderherzen vertrieben werden,<br />

sondern sich schleichend zum inhaltsleeren Winterfest<br />

der bunten Republik wandeln.<br />

Rausschmiss wegen Jesusgeschichte<br />

Nur selten prasseln die Schläge so ungeniert nieder<br />

wie in Wien. 2015 erhielt eine Pädagogin der dortigen<br />

städtischen Kindergärten ihre Kündigung. Dem<br />

Rausschmiss war ein regelrechtes Verhör durch die<br />

Dienstaufsicht vorausgegangen, deren Protokoll an<br />

die Öffentlichkeit durchsickerte. Demnach hatte die<br />

50-Jährige «die Kinder mehrmals in der Gesamtgruppe<br />

über die Bedeutung des christlichen Weihnachtsfestes<br />

aufgeklärt», heißt es in einem Tonfall, als würde<br />

ein Verbrechen geschildert. Für Manfred Juraczka,<br />

Chef der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) in Wien,<br />

ein Alarmsignal. «Wir haben hier erstmals schrift-<br />

Für Kinder ist der Weihnachtsmann<br />

die Verkörperung des Fests.<br />

Die Figur geht übrigens nicht auf<br />

Coca Cola, sondern alte europäische<br />

Volkslegenden zurück. Der US-<br />

Getränkeriese nutzt den bärtigen<br />

Geschenkeboten erst seit 1931 für<br />

seine Werbung. Foto: picture alliance<br />

/ ZB<br />

Kultursensibilität ist<br />

das große Zauberwort<br />

von Multikulti.<br />

23


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

sam gegenüber dem Islam. «Kultursensibilität ist<br />

das große Zauberwort», zitierte der Focus im Oktober<br />

den Pressesprecher der Evangelischen Kirche in<br />

Hessen und Nassau, Volker Rahn.<br />

Offiziell handelt es sich im Sara-Nussbaum-Haus<br />

um eine Entscheidung der Kindergartenleitung. Die<br />

Erklärung von Stadtsprecher Ingo Happel-Emrich<br />

lässt jedoch befürchten, dass die Appeasement-<br />

Pädagogen durchaus das Wohlwollen des Rathauses<br />

genießen: «Wir orientieren uns bei den städtischen<br />

Kindertagesstätten am hessischen Bildungsund<br />

Erziehungsplan. Dieser sieht vor, dass wir keine<br />

religiöse Unterweisung betreiben.» Vielsagend war<br />

auch die Reaktion der Stadtverordnetenversammlung.<br />

Dort forderte der CDU-Politiker Dominique<br />

Kalb, «dass nicht aus falsch verstandener Toleranz<br />

auf die Pflege zum Beispiel weihnachtlicher Traditionen<br />

in städtischen Kindertagesstätten verzichtet<br />

wird». Vergeblich: Mit Ausnahme von Union und AfD<br />

lehnten die etablierten Stadtoberen den Vorstoß ab.<br />

Was in Kindergärten begann, setzt sich in Schulen<br />

fort. Einige Beispiele: 2014 untersagte das badische<br />

Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald seinen<br />

14 Schulen, geschmückte Tannenbäume aufzustellen<br />

– offiziell aus Gründen des Brandschutzes.<br />

2015 feierte die Münsteraner Mosaik-Schule «am<br />

letzten Schultag vor den Winterferien im Forum das<br />

Winterfest» – gemeint war der 21. Dezember.<br />

Sternsinger unerwünscht<br />

24<br />

Weihnachtsbaum vor dem Brandenburger<br />

Tor in Berlin. Foto: pictureimpressions,<br />

istock/thinkstock<br />

Da waren sogar die Mainstreammedien<br />

sauer: 2013 untersagte der<br />

Multikultibezirk öffentliche Weihnachtsfeiern<br />

mit religiösem Bezug.<br />

Foto: BZ<br />

lich, wie unsere Kultur, unser Weltbild schon im Kindergarten<br />

zurückgedrängt werden soll. Diese Abkehr<br />

von guten, wichtigen Werten hat in Wien längst System.»<br />

Tatsächlich ist Österreichs Hauptstadt traurige<br />

Vorreiterin im Kampf gegen die christlichen Bräuche.<br />

So gibt es in Kindergärten seit Jahren ein Besuchsverbot<br />

für den Nikolaus. Offizieller Grund: Kinder<br />

könnten Angst vor Fremden bekommen. «Totaler<br />

Blödsinn, ich hab’ in meinem Leben noch kein Kind<br />

getroffen, das sich vor dem Nikolaus fürchtet», kontert<br />

die ÖVP-Politikerin Johanna Mikl-Leitner.<br />

Der St. Martinstag wird zum Sonne-Mond-und-Sterne-Fest.<br />

Dienstliche Konsequenzen sind in Deutschland<br />

zumindest noch nicht bekannt geworden. Doch auch<br />

bei uns wird das Halali gegen Nikolaus und Christkind<br />

speziell im Bildungsbereich geblasen. So lässt<br />

der städtische Kindergarten Sara-Nussbaum-Haus<br />

in Kassel seit mehreren Jahren zwar Plätzchen backen,<br />

christliche Lieder erklingen hingegen nicht.<br />

Der Grund ist offensichtlich vorauseilender Gehor-<br />

Im Visier der Deutschlandabschaffer stehen auch<br />

andere Feste christlichen Ursprungs. Im November<br />

2013 verlangte der damaligen Landesvorsitzende<br />

der NRW-Linken, Rüdiger Sagel, die Umbenennung<br />

des St. Martinstages in Sonne-Mond-und-Sterne-<br />

Fest. Andernfalls würden moslemische Kinder diskriminiert.<br />

Nach massiven Protesten auch aus den<br />

eigenen Reihen sah sich Sagel kurze Zeit später<br />

«offensichtlich oder absichtlich missinterpretiert».<br />

Doch tatsächlich wird seine Forderung schleichend<br />

umgesetzt. In Düsseldorf strichen mittlerweile diverse<br />

Kindergärten den christlichen Namensgeber «im<br />

Sinne von Integration und Einheit», so die Leiterin<br />

eines Kindergartens des Roten Kreuzes. Ebenso in<br />

Rheinland-Pfalz: Beim traditionellen Sternlauf aller<br />

Bad Kreuznacher Kindergärten fehlte 2015 der Heilige<br />

Martin gänzlich. Statt dessen luden die Einrichtungen<br />

zum «traditionsreichen Laternenfest» oder<br />

«Fest der Lichter». Ebenfalls 2015 sorgten Meldungen<br />

über ein Besuchsverbot für Sternsinger im Brandenburger<br />

Bildungsministerium für eine Welle der<br />

Empörung. «Es ist ein Affront gegenüber allen Christen<br />

im Land», empörte sich die Generalsekretärin<br />

der Landes-CDU, Anja Heinrich. Nach einem Shitstorm<br />

bestritt Ministeriumssprecher Florian Engels<br />

plötzlich, dass es ein solches Verbot gegeben habe.


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Begründet wird der Feldzug gegen christliche<br />

Bräuche zumeist mit angeblich notwendiger Rücksicht<br />

auf die wachsende Zahl moslemischer Kinder.<br />

Eine Position, die keineswegs alle Migranten teilen.<br />

«Wir leben in einem christlichen Land, also müssen<br />

christliche Feste in Schulen, Horten und Kindergärten<br />

auch angemessen begangen werden», sagte<br />

die Vorsitzende des Gesamtelternbeirates für städtische<br />

Kitas in Stuttgart, Sevim Calayir, bereits 2010.<br />

Selbst der Föderation der Türkischen Elternvereine<br />

in Deutschland (Föted) scheint es angesichts des<br />

Eifers politisch korrekter Kollaborateure mulmig zu<br />

werden. «Das ”Ausfallenlassen” von Festen aus angeblicher<br />

Achtung vor anderen Religionen führt genau<br />

zum Gegenteil dessen, was beabsichtigt wird»,<br />

meinte Vorstandsmitglied Ali Sak im Oktober mit<br />

Blick auf das Advents-Aus in Kassel.<br />

Doch der Trend geht in eine andere Richtung:<br />

«Für türkische Schüler besteht die Gefahr, ein Außenseiter<br />

zu werden, da ihm die Weihnachtstraditionen<br />

unbekannt sind», drückt – mit der Grammatik<br />

auf Kriegsfuß – die Erziehungswissenschaftlerin<br />

Birgül Günesli in ihrem Pädagogikratgeber Elternarbeit<br />

bei Kindern mit Migrationshintergrund in der<br />

Grundschule auf die Tränendrüse. Tatsächlich wird<br />

diese Zwickmühle jedoch ganz bewusst provoziert.<br />

Sinan Güler vom türkischen Bildungsverein im hessischen<br />

Raunheim erklärte 2015, dass in seiner Grundschulzeit<br />

– vor etwa 15 Jahren – auch muslimische<br />

Kinder von ihren Eltern Geschenke erhielten. «Sie<br />

haben die christliche Tradition übernommen.» Doch<br />

heute kenne er keinen einzigen derartigen Fall.<br />

Linksgrüne Hassprediger<br />

Entscheidend für die Entwicklung ist jedoch der<br />

Opportunismus deutscher Pädagogen und Lokalpolitiker.<br />

Im Kampf gegen christliche Feiertage haben<br />

Islamisierer und linksgrüne Kirchenhasser eine unheilige<br />

Allianz geschmiedet. «Die PDS hatte ein höheres<br />

Maß an Toleranz im Umgang mit Christen als<br />

die Linkspartei», sagte etwa der heutige Thüringer<br />

Ministerpräsident Bodo Ramelow 2013. «Das hat<br />

mit der Antiklerikalität der 68er in der Bundesrepublik<br />

zu tun, die vor allem in der Westberliner SPD einen<br />

Kristallisationspunkt gefunden hatte.» Viele der<br />

sozialdemokratischen Protagonisten stießen 2005<br />

über die Abspaltung WASG zur Linkspartei.<br />

Das gilt nicht nur für die Linke. «Ich stelle mir die<br />

Frage, ob es (…) noch sinnvoll ist, dass christliche<br />

Feiertage einen Großteil der Feiertage in Deutschland<br />

ausmachen», äußerte der Bundessprecher der<br />

Grünen Jugend, Moritz Heuberger, im September<br />

ausgerechnet auf einer Veranstaltung der Evangelischen<br />

Kirche. In deutlich aggressiverem Tonfall<br />

heißt es außerdem auf der Webseite der Parteigliederung:<br />

«An Weihnachten vereinigen sich Kapitalismus<br />

und christliche Ideologie, und was dabei herauskommt,<br />

ist noch schlimmer als die Grundzutaten.»<br />

Der politische Nachwuchs von Claudia Roth<br />

und Co. träumt deswegen von der «endgültigen<br />

Überwindung des Weihnachtsfests».<br />

«An Weihnachten vereinigen<br />

sich Kapitalismus und christliche<br />

Ideologie.» <br />

Grüne Jugend<br />

Kindergärten und Schulen sind dabei nur das erste<br />

Angriffsziel. Auch aus dem öffentlichen Raum<br />

soll die Feier von Christi Geburt verdrängt werden –<br />

selbst dort, wo sie weitgehend zum säkularen Freizeitspaß<br />

geworden ist. Den Vorreiter gab der Berliner<br />

Multikulti-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Auf<br />

öffentlichem Raum untersagte eine Mehrheit aus<br />

Grünen, Linken und Piraten 2013 Feste mit christlichem<br />

Bezug. Konsequent umgesetzt wird der Beschluss<br />

offenbar nicht, doch der traditionsreiche<br />

Weihnachtsmarkt auf dem Mehringplatz firmiert<br />

heute als Kiez-Wintermarkt. Auch die vielerorts in<br />

den Stadtzentren leuchtenden Tannenbäume sind<br />

ins Visier der Tugendwächter geraten. Dieses Jahr<br />

traf es unter anderem Düsseldorf. In den vergangenen<br />

35 Jahren spendierte die norwegische Stadt<br />

Lillehammer der NRW-Landeshauptstadt den Baum,<br />

stellte diese Tradition nun jedoch aus Kostengründen<br />

ein. «Die Chance, sich von diesem unzeitgemäßen<br />

Ritual zu trennen, ist jetzt besonders günstig»,<br />

freute sich Düsseldorfs Grünen-Fraktionschef Norbert<br />

Czerwinski.<br />

Jahresendflügelfigur<br />

Im Gegensatz zur linksgrünen<br />

Bundesrepublik hatte die DDR<br />

weitgehend ihren Frieden mit<br />

den christlichen Kerntraditionen<br />

gemacht. Auch im ostdeutschen<br />

Staat begleiteten Tannenbäume,<br />

Weihnachtsmärkte und pathetische<br />

Kinderchöre jedenfalls das<br />

wichtigste Familienfest. Fernsehsendungen<br />

wie Zwischen<br />

Frühstück und Gänsebraten und<br />

Die Weihnachtsgans Auguste<br />

gehören bis heute zu den kollektiven<br />

Erinnerungen östlich der<br />

Elbe. Allerdings gab es im amtlichen<br />

Sprachgebrauch durchaus<br />

einige Versuche der Umdeutung<br />

– etwa die «Ferien zum Jahreswechsel»<br />

an den Schulen oder<br />

«Jahresendfeiern» in Betrieben.<br />

Die sich bis heute haltende<br />

Legende, Engel seien als «Jahresendflügelfiguren»<br />

verkauft<br />

worden, ist dagegen ein modernes<br />

Märchen. Das Wortungetüm<br />

findet sich in keinem einzigen<br />

amtlichen Dokument oder Produktkatalog<br />

– wohl jedoch 1986<br />

in einem Buch der DDR-Satirezeitschrift<br />

Eulenspiegel.<br />

Immer mehr Kindergärten verzichten<br />

im Advent auf christliche Lieder<br />

und Bräuche. Foto: picture alliance<br />

/ dpa<br />

25


Neukölln wird Neu-Aleppo<br />

_ von Johann Jungen<br />

26<br />

Shishabars statt Bierkneipen, Moscheen statt Kirchen, Banden-<br />

Ghettos statt guter Nachbarschaft – in den Elendszonen der Multikulti-Politik<br />

verschwindet jeden Tag ein Stück Deutschland: Ein<br />

Besuch in der arabisch besetzten Zone von Berlin.<br />

Nach Angaben von Neukölln Online<br />

haben sich im Bezirk 20 Moscheen<br />

angesiedelt. Foto: picture alliance /<br />

Jochen Eckel<br />

«Araber-Clans sind<br />

mittlerweile sogar<br />

in das Asylgeschäft<br />

eingestiegen.»<br />

Bürgermeistern Giffey<br />

«Vor Jahren besuchte ich Neukölln und erkannte<br />

den Stadtteil nicht mehr. Ich dachte, ich befinde<br />

mich in Kabul», schreibt der libanesische Autor und<br />

Ex-Moslem Imad Karim Mitte Oktober letzten Jahres.<br />

Sein alter Kiez ist ihm fremd geworden. Viele<br />

seiner früheren Bekannten haben «noch einmal geheiratet,<br />

nachdem sie sich von ihren deutschen Frauen<br />

zuvor scheiden ließen», sagt er. Die neuen Gemahlinnen<br />

sind «junge Araberinnen, Cousinen von<br />

ihnen», die aus dem Nahen Osten eingeflogen wurden.<br />

Und alle sind «fromme und gläubige Moslems<br />

geworden, die felsenfest überzeugt sind, Deutschland<br />

wird in naher Zukunft islamisch» sein.<br />

Ein Streifzug durch das heutige Neukölln vermittelt<br />

den Eindruck, dass diese Zukunft bereits unsere<br />

Gegenwart ist. An Deutschland erinnert auf der Sonnenallee<br />

– von den Neusiedlern gern «Arab Street»<br />

genannt – höchstens noch das Straßenschild. Der<br />

Kiez hat sich in eine orientalische Halbwelt verwandelt.<br />

Islamische Gewänder und Kopfbedeckungen<br />

sind allgegenwärtig. 90 Prozent aller Geschäfte befinden<br />

sich laut SPD-Bezirksbürgermeisterin Franziska<br />

Giffey in arabischer Hand. Ein Drittel der Menschen<br />

hier ist arm, der Ausländeranteil beträgt 42<br />

Prozent. Bei den unter 18-Jährigen sind es sogar 69<br />

Prozent. Die Demografiebombe platzt. Bei nur noch<br />

39 Prozent Menschen, die einen vollen Job haben,<br />

und einer hohen Schulabbrecherquote sind Kriminalität<br />

und Drogensucht nicht weit. Im letzten Jahr waren<br />

rund 30 tote Fixer zu beklagen, ein Anstieg um<br />

100 Prozent im Vergleich zu 2014.<br />

Abendland ist abgebrannt<br />

Mein Spaziergang durch Neu-Aleppo führt mich<br />

in eine islamische Parallelwelt mitten in Deutschland.<br />

Dönerläden, Gemüsemärkte, Shishabars, Spielotheken<br />

und Wettbüros prägen das Straßenbild. An<br />

den Imbissbuden ist der Andrang an diesem Wochenende<br />

groß. Aldimashqi – syrische Küche, steht<br />

auf dem Schild über einem Eingang. Großfamilien<br />

haben Tische zusammengeschoben und diskutieren<br />

angeregt bei Tee, Falafel und Schawarma. In orientalischen<br />

Bars gleich nebenan sehe ich Gruppen jugendlicher<br />

Migranten, die – mit dicken Oberarmen<br />

und schwerem Schmuck behangen – den weißen<br />

Qualm der Wasserpfeifen auspusten.


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Schmutz und Protz reichen sich am Bordstein die<br />

Hand. Auch vor den unscheinbarsten Ramschläden<br />

parken polierte Oberklasse-Limousinen mit kostspieliger<br />

Sonderausstattung, die von jungen Männern<br />

in zweiter Reihe geparkt werden. Zur Begrüßung<br />

finden unter den Brüdern des Morgenlandes<br />

besondere Handschlag- und Kussrituale statt, während<br />

die Damen hinter den verdunkelten Fenstern<br />

der schwarzen Mercedes versteckt bleiben.<br />

Auf die heute 328.000 Einwohner aus über 150<br />

Nationen ist man in der Bezirksverwaltung stolz. Ich<br />

möchte gerne herausfinden, ob sich durch die Zuwanderung<br />

in den letzten Jahren spürbar etwas verändert<br />

hat. Parallelgesellschaften hatten zwar laut<br />

Ex-Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) in Berlin<br />

bereits Anfang 2015 «einen derartigen Ausbaugrad<br />

und eine Verbindlichkeit erreicht», dass er sie «für<br />

irreversibel» hielt. Die laufende Asylkrise verschärft<br />

die Lage dennoch zusätzlich. «Tatsächlich ist die<br />

Sonnenallee (…) seit den Flüchtlingsströmen sehr<br />

viel voller geworden. Gefühlt laufen hier vier Mal<br />

mehr Menschen entlang als noch vor drei Jahren»,<br />

analysiert die B.Z. die Sachlage Anfang September.<br />

Fragt man die Alteingesessenen, meint man eine<br />

Mischung aus Resignation und Galgenhumor wahrzunehmen.<br />

«Das ist hier so lange schon nicht mehr<br />

Deutschland, das merkt man kaum noch», brummt<br />

Edgar P., den ich am Tresen eines gutbürgerlichen<br />

Wirtshauses beim Feierabendbier antreffe. Gewöhnt<br />

habe er sich daran nicht, aber ändern könne<br />

er ja auch nichts. Durch Medienberichte erlangte<br />

Simones Eckkneipe in der Sonnenallee – eine<br />

der letzten deutschen Bier-Bastionen – bereits größere<br />

Bekanntheit. Tresenfrau Carola nennt die Dinge<br />

beim Namen. «Wenn ich aus der Kneipe gucke,<br />

laufen da 30 Ausländer und zwei Deutsche vorbei»,<br />

wird sie in den Medien zitiert. Schon einige Male<br />

seien Araber bei ihr hereingeschneit und wollten<br />

«den Laden kaufen», doch sie hat das bisher immer<br />

dankend abgelehnt.<br />

Die multikriminelle Gesellschaft<br />

Arabische und libanesische Clans haben die<br />

Hauptstadt bereits weitgehend unter sich aufgeteilt.<br />

Rund zwölf Großfamilien treiben in Berlin ihr kriminelles<br />

Unwesen. Diese Familien haben laut Polizei<br />

im Mittel 200 bis 300 Mitglieder, deren Vorstrafenregister<br />

oft länger ist als ihr Stammbaum. Messerstechereien,<br />

Überfälle, Revierkämpfe, Gewalt- und<br />

Drogendelikte – alles längst Normalität.<br />

Polizei-Razzien und SEK-Einsätze gegen die Hintermänner<br />

der Syndikate gibt es hin und wieder – zuletzt<br />

im April, als Haftbefehle gegen acht Männer<br />

aus dem Kreis der «al-Z.»-Familie vollstreckt wurden.<br />

Der spektakuläre Überfall auf einen Juwelier<br />

im Nobelkaufhaus KaDeWe kurz vor Weihnachten<br />

2014 soll unter anderem von den verhafteten Clan-<br />

Mitgliedern Khalil und Jehad al-Z. begangen worden<br />

sein. Die Beute, Schmuck und Uhren im Wert<br />

von über 800.000 Euro, ist verschollen.<br />

Der ebenfalls arabische Abu-Chaker-Clan gehört<br />

zu den berüchtigtsten Familien des Milieus. Ihr öffentliches<br />

Aushängeschild – der Rüpel-Rapper Bushido<br />

– erhielt übrigens 2011 den Bambi für Integration.<br />

Bezirksbürgermeisterin Giffey erklärte kürzlich,<br />

dass die dominierenden Araber-Clans mittlerweile<br />

sogar in das Asylgeschäft eingestiegen sind. Dass<br />

sei je nachdem, «wie viele Matratzen sie da vermieten<br />

pro Zimmer», nämlich «sehr lukrativ». Und das<br />

Allerbeste: «Es ist legal, also eine gute Möglichkeit<br />

für einen kriminellen Clan, um vom Dunkelfeld ins<br />

Heinz Buschkowsky war 1991/92<br />

und 2001–2015 Neuköllns Bürgermeister.<br />

Foto: Christliches Medienmagazin<br />

pro,CC BY-SA 2.0, flickr.<br />

com<br />

_ Johann Jungen ist Gastautor<br />

für <strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong>, lebt als<br />

IT-Spezialist in Paderborn und<br />

besuchte für diese Reportage<br />

seine alte Heimat Berlin.<br />

Fußballspiele beginnen<br />

mit dem<br />

Ausrollen eines Gebetsteppichs<br />

auf<br />

dem Rasen.<br />

Bild links: Sehitlik-Moschee.<br />

Foto: Autor<br />

Bild rechts: Alltag in der Karl-Marx-<br />

Straße. Foto: picture alliance / dpa<br />

27


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Zwei Wochen<br />

Hellfeld zu kommen.» Die Neuköllner Orient-Mafia<br />

fasziniert, weshalb sie auch die Hauptrolle in der<br />

kürzlich abgefilmten TV-Serie 4Blocks (Erstausstrahlung<br />

2017) spielt, die die Abgründe «aus der Perspektive<br />

eines arabischen Clans» zeigen – also vermutlich<br />

romantisieren – sollen. Die Rollen wurden «zum<br />

Teil mit echten Mitgliedern arabischer Großfamilien»<br />

besetzt, wie Bild fast ehrfürchtig berichtete.<br />

Epizentrum der Gewalt<br />

Intensivtäter in Neu-Aleppo<br />

SPANDAU<br />

REINICKENDORF<br />

CHARLOTTENBURG-<br />

WILMERSDORF<br />

MITTE<br />

PANKOW<br />

FRIEDRICHSHAIN-<br />

KREUZBERG<br />

LICHTENBERG<br />

NEUKÖLLN<br />

MARZAHN-<br />

HELLERSDORF<br />

28<br />

8.11.<strong>2016</strong><br />

Maskierter überfällt Hotel<br />

7.11.<strong>2016</strong><br />

Hotel in Neuköllner Silbersteinstraße<br />

überfallen<br />

7.11.<strong>2016</strong><br />

Seniorinnen in Wohnung<br />

beraubt<br />

4.11.<strong>2016</strong><br />

Versuchter Ehrenmord in Neukölln<br />

31.10.<strong>2016</strong><br />

Mädchen (16, 19) stechen Jungs<br />

mit Messer nieder<br />

27.10.<strong>2016</strong><br />

Drei Männer überfallen Café in<br />

Neukölln<br />

27.10.<strong>2016</strong><br />

Mann überfällt Sonnenstudio<br />

27.10.<strong>2016</strong><br />

Attacke auf Jobcenter in Neukölln<br />

25.10.<strong>2016</strong><br />

Bewaffnete überfallen Hotels in<br />

Neukölln und Charlottenburg<br />

2015 wurden in Neukölln 21.690<br />

Straftaten angezeigt.<br />

Foto: Autor<br />

Parallelgesellschaft Flughafenstraße<br />

Foto: Autor<br />

Allah steht Pate<br />

Armut, Bildungsferne, Machokult, Gangsterromantik<br />

und fehlender Respekt vor dem Gesetz vermischen<br />

sich im Multikulti-Biotop zu allem Überfluss noch mit<br />

zweifelhafter Frömmigkeit. Die al-Nur-Moschee in<br />

der Haberstraße ist dafür ein Beispiel. Seit mehr als<br />

zehn Jahren steht das Neuköllner Gotteshaus «als<br />

Zentrum fundamentalistischer Hassprediger und Salafisten»<br />

im Fokus «offenbar machtloser Behörden»,<br />

wie die Bild-Zeitung Mitte September berichtete. Der<br />

bekannte IS-Terrorist Denis Cuspert («Deso Dogg»)<br />

wurde hier radikalisiert, Salafisten-Frontmann Pierre<br />

Vogel predigte mehrfach von der Kanzel, und sogar<br />

dem Hardcore-Islamisten Abdel Moez al-Eila aus<br />

Ägypten erlaubte man, seine mittelalterlichen Thesen<br />

zu verbreiten – natürlich auf Arabisch. Kostprobe:<br />

«Wenn ein Mann seine Frau ins Bett ruft und sie sich<br />

verweigert und einschläft – dann verfluchen sie die<br />

Engel.» Ein Verbotsverfahren gegen die Moschee und<br />

ihre Hasspredigten versandete gänzlich ergebnislos.<br />

Warum? Heinz Buschkowsky meint: «Dazu fehlt zu<br />

vielen Leuten ein Körperteil in der Hose.»<br />

Die größte Moschee in Neukölln ist die Dar-As-<br />

Salam-Moschee (übersetzt: Haus des Friedens) an<br />

der Flughafenstraße. Im Mai machte die Grünen-Politikerin<br />

Claudia Roth der Gemeinde ihre Aufwartung,<br />

informierte die Glaubensbrüder über den «Rechtsruck<br />

in Deutschland» und «antimuslimischen Rassismus».<br />

Zum Freitagsgebet kommen regelmäßig<br />

über 1.000 Männer und Frauen hierher, strikt nach<br />

STEGLITZ-ZEHLENDORF<br />

TEMPELHOF-<br />

SCHÖNEBERG<br />

Anteil Kinder mit Migrationshintergrung<br />

70 %<br />

Eingetragene Intensivtäter in Neukölln<br />

Stand 2010<br />

(Intensivtäter Berlin 548)<br />

TREPTOW-<br />

KÖPENICK<br />

<strong>12</strong>8<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Geschlechtern getrennt. Der Berliner Verfassungsschutz<br />

sieht Imam Mohamed Taha Sabri als Verbindungsmann<br />

zu den Muslimbrüdern. Das allerdings<br />

hinderte den regierenden Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) nicht, den Prediger mit dem Landesverdienstorden<br />

auszuzeichnen und ihm zu attestieren:<br />

«Er ist davon überzeugt, dass sich der Islam<br />

gut mit der deutschen Kultur vereinbaren lässt. Seiner<br />

Meinung nach lässt sich das Bekenntnis zu demokratischen<br />

Werten aus dem Koran ableiten.» Da<br />

lacht der Dschihadist – und der Michel wundert sich.<br />

«Dazu fehlt zu vielen Leuten ein<br />

Körperteil in der Hose.» <br />

<br />

Heinz Buschkowsky<br />

«The Big Buschkowsky» – so sein neuer Spitzname<br />

im Kiez – warnte bereits Ende 2014 vor «einer<br />

allmählichen Landnahme des Fundamentalismus mit<br />

dem Ziel, eine andere Gesellschaftsordnung zu schaffen<br />

als die, die wir westliche Demokratie nennen».<br />

Er war zum Beispiel entsetzt über Fußballturniere,<br />

die nicht mehr «mit dem Anpfiff des Schiedsrichters»,<br />

sondern mit dem «Ausrollen eines Gebetsteppichs<br />

auf dem Rasen» beginnen. Das sozialdemokratische<br />

Urgestein verwies auf die Dynamik der Entwicklung:<br />

«Noch vor fünf Jahren sah es in Neukölln deutlich anders<br />

aus. Nicht selten kommen Besucher zu mir ins<br />

Rathaus und sagen: Sagen Sie mal, ich traue meine<br />

Augen nicht – was ist denn mit Neukölln passiert,<br />

seit ich vor ein paar Jahren das letzte Mal hier war?<br />

Und ich sage dann: Auch wenn es so aussehen mag:<br />

Wir sind kein Gottesstaat. Und ich werde tun, was<br />

ich kann, damit es auch nicht dazu kommt.» Das ist<br />

mittlerweile zwei Jahre her. Getan hat sich nichts –<br />

jedenfalls nicht im Sinne der Deutschen.


Die Frau, die sich nicht traut<br />

_ von John Laughland<br />

Premierministerin Theresa May hat versprochen, den Willen des britischen Volkes zu<br />

erfüllen und den Brexit durchzusetzen. Doch jetzt hat ein Gerichtsurteil verfügt, dass<br />

das Parlament mitentscheiden muss – was den Austritt auf unbestimmte Zeit verzögern<br />

könnte. Nimmt die konservative Regierungschefin den Fehdehandschuh auf?<br />

Für Frauen, die Staatsoberhaupt werden, gibt<br />

es eigentlich nur zwei mögliche Vorbilder – Heldin<br />

oder Mutter der Nation. Also: Queen Elizabeth die<br />

Erste oder Queen Elizabeth die Zweite; Margaret<br />

Thatcher – «die oberste Führerin», wie man damals<br />

scherzte – oder Mutti Merkel. Aber: Theresa May<br />

ist keine Margaret Thatcher, sie ist eher ihr Gegenteil.<br />

Wo die Eiserne Lady sogar ihre Anhänger ständig<br />

mit ihrer Kühnheit mitriss, wirkt die neue britische<br />

Premierministerin eher beruhigend. Wo der<br />

ideologische Wind von Maggie durch den Augiasstall<br />

des britischen Establishments fegte, präsentiert<br />

sich Mrs. May schon immer nüchtern: als der<br />

erste, aber vor allen Dingen als der zuverlässigste<br />

Diener des Staates.<br />

Kein Enthusiasmus<br />

Der Fall Merkel zeigt, dass das Profil einer pummeligen<br />

Mutter mit zynischer Machtausübung keineswegs<br />

unvereinbar ist. Wie wird es bei Frau May<br />

sein? Die Tochter eines anglikanischen Pfarrers und<br />

Enkeltochter eines Offiziers ist die Verkörperung jenes<br />

Mittelengland, das das Rückgrat der konservativen<br />

Partei bildet. Sie wirkt viel aufrichtiger und<br />

herzlicher als ihr Amtsvorgänger und ehemaliger Vorgesetzter<br />

David Cameron – ein Mann, dessen leichtsinniges<br />

Süßholzraspeln niemanden überzeugte. Er<br />

war eigentlich eine Person, die einen Autor suchte:<br />

Ein Mann ohne Eigenschaften, ohne innere Überzeugungen<br />

– immer bereit, sich für jedwedes Anliegen<br />

einzusetzen, das seinem leeren Leben einen<br />

Sinn versprach. So war es auch, als er die Kampagne<br />

für den Verbleib Großbritanniens in der EU startete.<br />

Frau May verkörpert das Gegenteil dieses leeren<br />

Dezisionismus. Im 18. Jahrhundert sprach man<br />

in Bezug auf die anglikanische Kirche von «Frömmigkeit<br />

ohne Enthusiasmus» – das traf zunächst<br />

auch auf die pro-europäischen Überzeugungen zu,<br />

die die heutige Premierministerin in ihrem vorherigen<br />

Amt als Innenministerin hatte. Eine scharfe Feder<br />

in der Daily Mail beschrieb sie als Hilfslehrerin,<br />

die zur Schuldirektorin ernannt wurde. Das ist aber<br />

nur insofern richtig, als dass «Mutter Theresa», auf<br />

eigentlich sympathische Weise, die Leute eher anlockt<br />

als zurückstößt – mit genau jenem pragmatischen<br />

Understatement, der so typisch englisch ist.<br />

Hat Brüssel die Briten schon im<br />

Schwitzkasten? EU-Kommissionschef<br />

Jean-Claude Juncker mit Theresa<br />

May. Foto: picture alliance /<br />

Photoshot<br />

Mit einem politischen<br />

Blitzkrieg<br />

hätte May ihre<br />

Feinde zerstreuen<br />

können.<br />

29


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

EU als Handelspartner<br />

Anteile am britischen Export 2014<br />

Exporte<br />

639 Milliarden Euro<br />

in die EU<br />

nach Deutschland<br />

Importe<br />

682 Milliarden Euro<br />

aus der EU<br />

aus Deutschland<br />

100 %<br />

44 %<br />

8 %<br />

100 %<br />

53 %<br />

13 %<br />

Quelle: FAZ<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

30<br />

Nach dem Ja zum Brexit schauten<br />

die EU-Befürworter in London<br />

dumm aus der Wäsche. Foto: Ed<br />

Everett, CC BY 2.0, flickr.com<br />

Panic? Erstmal abwarten und Tee<br />

trinken. Foto: frankieleon, CC BY<br />

2.0, flickr.com<br />

_ John Laughland, britischer<br />

Völkerrechtsexperte und Publizist,<br />

leitet das Institut de la Démocratie<br />

et de la Coopération in Paris.<br />

Die verpasste Chance<br />

Eine politische Niederlage für sie braut sich allerdings<br />

schon zusammen, und zwar vermutlich genau<br />

deswegen, weil es ihr an politischer Verwegenheit<br />

fehlt. Das Brexit-Votum hat ein politisches Erdbeben<br />

in Großbritannien ausgelöst, das im krassen Gegensatz<br />

zur der breschnewschen Stabilität auf dem Kontinent<br />

steht: Der Premierminister trat zurück, und Oppositionsführer<br />

Jeremy Corbyn musste seine Position<br />

in einem innerparteilichen Machtkampf verteidigen.<br />

In dieser Situation hätte die frisch ernannte Premierministerin<br />

die – vielleicht nur vorübergehende, aber<br />

ganz ernsthafte – Schwäche von Labour rücksichtslos<br />

ausnützen und – im Namen der Demokratie – Neuwahlen<br />

ausrufen sollen, die ihr wahrscheinlich eine<br />

überwältigende Mehrheit im Unterhaus beschert<br />

hätten. Jetzt steht sie mit einer schmalen Mehrheit<br />

von lediglich 15 Abgeordneten da, die sie von Cameron<br />

geerbt hat. Die Gefahr besteht, dass sie dasselbe<br />

Schicksal wie Gordon Brown erleiden wird: Der<br />

Labour-Politiker war, wie sie, ohne vorherige Wahl<br />

zum Premierminister geworden. Seine Regierungszeit<br />

(von 2007 bis 2010) war eine Katastrophe.<br />

Mittlerweile weiß keiner mehr,<br />

was Brexit eigentlich bedeutet.<br />

Brennende Häuser soll man plündern, empfiehlt<br />

ein französisches Sprichwort. In der Politik wie im<br />

Krieg gilt: Wer wagt, gewinnt. Das lange Zögern von<br />

Frau May – sie hat vor, den EU-Austrittsprozess erst<br />

im nächsten März formell einzuleiten – gibt ihren<br />

Feinden Zeit, sich zu organisieren. Ein politischer<br />

Blitzkrieg hätte die Frondeure zerstreut. Jetzt haben<br />

sie einen Dreh gefunden, das Resultat des Referendums<br />

in Zweifel zu ziehen, ohne dass man sie als<br />

undemokratisch angreifen kann. Dieser Trick heißt<br />

«weicher Brexit».<br />

Der Rücktritt vom Austritt<br />

Die schottischen Nationalisten, die Pro-Europäer,<br />

die Liberalen, das Establishment, die City –<br />

alle sprechen jetzt vom Verbleib Großbritanniens im<br />

EU-Binnenmarkt, auch nach dem EU-Austritt. Eine<br />

Option, die im Juni gar nicht auf dem Wahlzettel<br />

stand und die sogar von mehreren EU-Verantwortlichen<br />

klipp und klar zurückgewiesen wurde, wird<br />

jetzt als Universalheilmittel verkauft. Die Propaganda<br />

ist durchsichtig: Behauptet wird, ohne «Zugang<br />

zum Binnenmarkt» könne Großbritannien nicht überleben.<br />

Es ist diesen Leuten gleichgültig, dass Staaten,<br />

die weder Mitglied der Brüsseler Union noch<br />

des Binnemarktes sind, ihre Güter sehr gut in EU-<br />

Länder absetzen. Es ist ihnen noch gleichgültiger,<br />

dass Großbritannien viel mehr Waren von der EU<br />

importiert als dorthin exportiert und dass deshalb<br />

der «gemeinsame Markt» für europäische Hersteller<br />

viel wichtiger ist als für britische. Vor allen Dingen<br />

versuchen die Anhänger des sogenannten weichen<br />

Brexits die Zugehörigkeit zum EU-Binnenmarkt als<br />

eine rein kommerzielle Sache zu verniedlichen und<br />

die politischen Folgen zu verschweigen. Ihr Argument<br />

ist eigentlich genau das Gleiche wie das aller<br />

britischen pro-EU-Trommler seit den 1960er Jahren:<br />

Es geht nur um wirtschaftliche Vorteile, nicht aber<br />

um den Verlust staatlicher Souveränität.<br />

Diese Leute sind Lügner. Von «Mitgliedschaft im<br />

Binnenmarkt» oder vom «Zugang zum Binnenmarkt»<br />

zu sprechen, ist eine Verdrehung der Wahrheit. Der<br />

«Binnenmarkt» ist nämlich gar kein Markt: Er ist ein


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Geltungsbereich, ein juristisches Konstrukt, dessen<br />

Mitglieder gewissen Gesetzen und Entscheidungsmechanismen<br />

unterworfen sind; eine Regelungszone,<br />

in der gewisse Gesetze verbindlich sind und<br />

Rechtskraft haben. Wenn die EU eine Richtlinie über<br />

die Länge oder die Krümmung von Gurken erlässt,<br />

dann muss diese Vorgabe in das nationale Recht<br />

aller EU-Staaten übernommen werden, egal ob die<br />

Gurken für den nationalen Markt oder für den Export<br />

angepflanzt werden. In allen Bereichen, in denen<br />

die EU zuständig ist, verlieren die Mitgliedstaaten<br />

jede Souveränität.<br />

«Brexit heißt Brexit»<br />

Theresa May<br />

Diese Methode, politische Zentralisierung als<br />

rein technische Notwendigkeit zu verkaufen, wird<br />

in der EU angewendet, seitdem sie einer ihrer Gründer,<br />

der amerikanische Agent Jean Monnet, erfolgreich<br />

praktiziert hat. Der Euro ist das beste Beispiel<br />

für diesen Kunstgriff: Den Bürgern als neutrales<br />

Zahlungsmittel angepriesen, ist der Euro<br />

eigentlich ein brutales Instrument der politischen<br />

Gleichmacherei, der Sockel der intendierten Vereinigten<br />

Staaten von Europa. Gegen alle volkswirtschaftliche<br />

Logik müssen alle Euro-Mitgliedstaaten<br />

in der Währungsunion gehalten werden, weil<br />

ansonsten das ganze EU-Projekt bedroht wird. Der<br />

Binnenmarkt ist aber nur der Vorgänger des Euro –<br />

sowie seine notwendige Voraussetzung. Deshalb<br />

muss jeder Staat, der souverän sein will, aus ihm<br />

ausscheiden.<br />

Zurück zur Premierministerin: Es soll nicht bestritten<br />

werden, dass sich Frau May großen Widerständen<br />

gegenübersah und weiter sieht: Tatsächlich hatte<br />

der britische Staatsdienst keinen Plan B für den<br />

EU-Austritt; tatsächlich gibt es innerhalb der konservativen<br />

Partei und des Unterhauses sehr verschiedene<br />

Meinungen über die EU und keine Mehrheit<br />

für den Brexit; tatsächlich drohen die Schotten erneut<br />

mit einem Unabhängigkeitsreferendum. Aber<br />

sie hat durch ihr Zaudern diese Probleme verschärft<br />

und Verwirrung nicht in die Reihen des feindlichen<br />

Lagers getragen – sondern in die eigene Regierung.<br />

Seine Schwäche dem Gegner zu zeigen, und noch<br />

schlimmer, sich von dieser Schwäche steuern zu lassen,<br />

wie Frau May es tut, ist keine gute Politik.<br />

Indem sie ihre Kandidatur im Juni mit der Aussage<br />

«Brexit heißt Brexit» ankündigte, wollte Frau<br />

May den Eindruck erwecken, dass sie sich mit ganzem<br />

Herzen dafür einsetzen würde. Aber seitdem die<br />

Brexit-Feinde, die jetzt auch Mays Feinde sind, den<br />

Begriff des «weichen Brexit» erfunden haben, weiß<br />

leider keiner mehr, was Brexit eigentlich bedeutet.<br />

Wo es keinen Zweifel mehr gab, herrscht jetzt<br />

wieder Zweideutigkeit… Das ist nicht der Geist<br />

des Thatcherismus: Auf der Schwelle von Downing<br />

Street No. 10, an jenem Maimorgen des Jahres<br />

1979, zitierte die frisch gewählte Thatcher das Gebet<br />

des heiligen Franziskus: «…dass ich den Glauben<br />

bringe, wo Zweifel quält; dass ich Wahrheit bringe,<br />

wo Irrtum herrscht.» Sich bei Amtsantritt auf die Allmacht<br />

Gottes zu berufen – dazu muss man ein wahrer<br />

Held sein.<br />

Multikulti-Freunde<br />

gegen May<br />

«May gilt zwar als fortschrittlich<br />

und liberal, positioniert sich aber<br />

in Menschenrechts- und Immigrationsfragen<br />

konservativer<br />

als manch ausgewiesener Konservativer.<br />

Die Priestertochter<br />

schaffte beispielsweise zweijährige<br />

Visa für ausländische Uniabsolventen<br />

ab, führte eine Art<br />

Gesundheitsgebühr für ausländische<br />

Arbeitnehmer ein und<br />

will nur Flüchtlingen im Nahen<br />

Osten, nicht aber in Europa helfen.<br />

Auch jüngst löste May parteiübergreifend<br />

Empörung aus,<br />

weil sie sich gegen die Europäische<br />

Menschenrechtskonvention<br />

aussprach und kein Bleiberecht<br />

für EU-Bürger garantieren<br />

wollte.» (Zeit Online, 13.7.<strong>2016</strong>)<br />

Demozirkus. Foto: David B Young,<br />

CC BY-SA 2.0, flickr.com<br />

Das britische Unterhaus. Foto: picture<br />

alliance / empics<br />

31


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Auf der Abschussliste<br />

_ von Bernhard Tomaschitz<br />

Der philippinische Präsident Duterte wendet sich von den USA<br />

ab – und China zu. Damit gefährdet er die gesamte Asienstrategie<br />

der Obama-Administration. Entsprechend scharf fällt die Kritik aus<br />

Washington aus.<br />

Peking um die Spratley-Inseln sowie einige Riffe und<br />

Felsen im Südchinesischen Meer den Vorwand bilden.<br />

In dieser maritimen Zone, wo Peking auch mit<br />

Vietnam, Malaysia, Taiwan und Brunei Territorialkonflikte<br />

austrägt, werden gewaltige Rohstoffvorkommen<br />

vermutet. Die US-Energiebehörde schätzt<br />

die Erdölreserven auf elf Milliarden Fass (je 159 Liter)<br />

und die Erdgasreserven auf 5,4 Billionen Kubikmeter.<br />

Im Jahr 2014 unterzeichneten Obama und<br />

Dutertes Vorgänger Benigno Aquino III., ein treuer<br />

Vasall Washingtons, ein Abkommen, das unter anderem<br />

einen erneuten Ausbau der US-Stützpunkte auf<br />

den Philippinen sowie verstärkte Manöver vorsieht.<br />

Rodrigo Duterte, langjähriger Bürgermeister<br />

der Millionenstadt<br />

Davao, ist seit dem 30. Juni Präsident<br />

der Philippinen. Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

«Hurensohn».<br />

Duterte über Obama<br />

Was Rodrigo Duterte am 20. Oktober bei seinem<br />

Besuch in China verkündete, gefällt den USA ganz<br />

und gar nicht. Mit den Worten, es sei an der Zeit,<br />

«Lebewohl zu sagen», gab der philippinische Präsident<br />

seine «Trennung von den USA» bekannt. Statt<br />

mit Washington wollen die Philippinen künftig enger<br />

mit Peking und Moskau zusammenarbeiten. Auch<br />

wenn Duterte wenig später meinte, er wolle keinen<br />

Bruch herbeiführen, sondern lediglich seine Außenpolitik<br />

weniger eng an den USA ausrichten, steht er<br />

nun auf der Abschussliste. Denn Duterte droht der<br />

2011 von US-Präsident Barack Obama verkündeten<br />

Strategie zur Eindämmung Chinas («pivot to Asia»),<br />

bei der die Philippinen eine Schlüsselrolle haben,<br />

einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen.<br />

Frontstaat im Rohstoffkrieg<br />

Max Boot von der einflussreichen Denkfabrik<br />

Council on Foreign Relations, die als Gehirn der<br />

US-amerikanischen Außenpolitik gilt, bezeichnet<br />

Dutertes angekündigte Hinwendung zu China als<br />

«potenzielles Desaster»: «Sollten die Philippinen zu<br />

einem chinesischen Satrapen werden, wird es für<br />

Washington schwieriger, die ”erste Inselkette” im<br />

Westpazifik zu halten, die den japanischen Archipel,<br />

die Ryukyu-Inseln, Taiwan und den philippinischen<br />

Archipel umfasst. Die Verteidigung der Barriere, die<br />

diese Linie von Inseln bildet, ist seit dem Kalten<br />

Krieg ein Herzstück der US-Strategie. Das könnte<br />

nun wegen der Launen eines einzigen Führers zunichte<br />

gemacht werden.»<br />

Der von Boot angesprochenen «ersten Inselkette»<br />

kommt heute eine entscheidende Rolle bei der<br />

Eindämmung des Roten Drachen in Fernost zu. Und<br />

Peking arbeitet mit Hochdruck daran, diese von den<br />

USA auferlegten Fesseln zu sprengen. So soll die<br />

chinesische Marine nach einer 2007 entwickelten<br />

Strategie in die Lage versetzt werden, ebendiese<br />

«erste Inselkette» zu kontrollieren. In einer zweiten<br />

Stufe soll die chinesische Einflusssphäre über die<br />

westpazifische Insel Guam, wo die USA einen strategisch<br />

wichtigen Militärstützpunkt unterhalten, bis<br />

nach Indonesien und Australien ausgeweitet werden.<br />

Bis Mitte dieses Jahrhunderts soll die Marine<br />

in der Lage sein, chinesische Interessen auf allen<br />

Weltmeeren zu schützen.<br />

32<br />

_ Bernhard Tomaschitz ist ein<br />

österreichischer Journalist und<br />

Buchautor, der regelmäßig für die<br />

Wochenzeitung «Zur Zeit» schreibt.<br />

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist Manila der<br />

wahrscheinlich wichtigste US-Verbündete in Südostasien.<br />

1951 unterzeichneten die beiden Staaten<br />

einen Militärpakt, und Washington errichtete auf<br />

den Inseln zwei seiner größten Militärstützpunkte<br />

in Übersee. Diese wurden jedoch 1991 nach Protesten<br />

der philippinischen Bevölkerung geschlossen. In<br />

der Folge erhöhten die USA wieder ihre dortige Militärpräsenz,<br />

wobei der Streit zwischen Manila und<br />

Offen ist, was Duterte, der seit 30. Juni im Amt<br />

ist, zu seiner Abkehr von den USA bewogen hat. Jonathan<br />

Marshall, Autor mehrerer Bücher zu außenpolitischen<br />

Fragen, schreibt auf Consortium News,<br />

ein Motiv liege in Dutertes «nationalistischer Klage»<br />

gegen die Verbrechen der USA im Philippinisch-<br />

Amerikanischen Krieg (1899–1902). Berüchtigt ist<br />

ein Ausspruch des damaligen US-Generals Jacob<br />

Smith, der eine Strafaktion gegen aufständische Fi-


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

lipinos folgendermaßen anordnete: «Ich wünsche<br />

keine Gefangenen. Ich wünsche, dass Ihr tötet und<br />

niederbrennt; je mehr getötet und niedergebrannt<br />

werden, umso mehr wird es mich freuen.» Eine Untersuchung<br />

des Senats zu den US-Kriegsverbrechen<br />

kam zu dem Schluss, dass bis zu 1,5 Millionen Filipinos<br />

– ein Fünftel der damaligen Bevölkerung – im<br />

Zuge des Krieges ums Leben kamen.<br />

Auch der Gebietsstreit mit China spielt – neben<br />

der Hoffnung auf dringend benötigte Investitionen<br />

aus dem Reich der Mitte – eine wichtige Rolle. Zwar<br />

entschied am <strong>12</strong>. Juli der Internationale Gerichtshof,<br />

dass unter anderem das Mischief-Riff zur ausschließlichen<br />

Wirtschaftszone der Philippinen gehört,<br />

jedoch kündigte Peking sofort an, diese Entscheidung<br />

nicht zu respektieren. Duterte dürfte nun<br />

einen Kompromiss suchen – anders als die außenpolitischen<br />

Falken in Washington zeigt er Vernunft.<br />

Dem Nachrichtensender Al Jazeera sagte er: «Was<br />

glauben Sie, was mit meinem Land geschehen wird,<br />

wenn ich mich für den Krieg entscheide? Wir können<br />

nur miteinander reden.»<br />

Putschgefahr in Manila<br />

Paul Craig Roberts wiederum meint, Duterte dürfte<br />

es im wesentlichen nur darum gehen, durch seinem<br />

Flirt mit Peking von Washington höhere Finanzhilfen<br />

zu bekommen. Gleichzeitig meint der ehemalige<br />

Vizefinanzminister der USA aber auch, Duterte<br />

«wäre besser vorsichtiger gewesen». Denn: «Washington<br />

wird nicht zulassen, dass Duterte die Philippinen<br />

ins chinesische Lager führt.» Roberts sieht<br />

die Gefahr eines Regimewechsels in Manila, bei<br />

dem die CIA die Fäden zieht. Dass Duterte demokratisch<br />

gewählt ist, würde dabei keine Rolle spielen.<br />

Jedenfalls bringen sich in Washington die Neokonservativen<br />

bereits gegen Duterte in Stellung.<br />

Boot etwa weist darauf hin, dass der philippinische<br />

Präsident «den Vereinigten Staaten schon seit Langem<br />

ideologisch feindselig gegenübersteht». Das<br />

kann man wohl sagen: Der asiatische Macho hat<br />

Obama einen «Hurensohn» und dessen Botschafter<br />

sogar einen «schwulen Hurensohn» genannt… Außerdem<br />

attestiert ihm Boot eine «ideologische Verbundenheit<br />

mit den autoritären Herrschern Chinas»;<br />

er führe sich, obwohl demokratisch gewählt, wie ein<br />

«Machthaber» auf.<br />

Durch die Aggression der USA<br />

starben 1,5 Millionen Filipinos.<br />

Der letzte Hinweis ist von besonderer Bedeutung:<br />

Immer, wenn die USA in irgendeinem Land auf einen<br />

Regierungswechsel hinarbeiten, wird demjenigen,<br />

der gestürzt werden soll, neben den üblichen<br />

Korruptionsvorwürfen unterstellt, er regiere mit diktatorischen<br />

Mitteln oder missbrauche schlichtweg<br />

die Macht, die ihm das Volk mit der Wahl verliehen<br />

habe. So ging dem Sturz der demokratisch gewählten<br />

Präsidenten Ägyptens und der Ukraine, Mohammed<br />

Mursi und Viktor Janukowitsch, eine entsprechende<br />

Propaganda-Offensive der USA voraus.<br />

Quasi als Beweis, dass Duterte alles andere<br />

als ein Demokrat sei, führt Boot auch an, dass der<br />

71-jährige Politiker in einer Rede zur Tötung von Drogenhändlern<br />

aufrief: «Er hat bereits den Rechtsstaat<br />

verletzt, als er Todesschwadronen losließ, die, wie<br />

es heißt, im Namen der Drogenbekämpfung mindestens<br />

1.900 Menschen getötet haben.» Auf «außergerichtliche<br />

Tötungen» von Drogenhändlern – rund<br />

3.000 kamen um – setzte auch der thailändische<br />

Premier Thaksin Shinawatra, der 2001 und 2005<br />

mit überwältigender Mehrheit gewählt worden war.<br />

2006 wurde er vom Militär gewaltsam gestürzt. Ein<br />

Menetekel für den Umgang mit Duterte?<br />

Volkstribun Duterte<br />

«Das Phänomen Rodrigo Duterte<br />

ist aber noch aus einem anderen<br />

Grund beunruhigend, und<br />

zwar wegen der echten Popularität<br />

des Präsidenten. Die Bürger<br />

der Philippinen haben ihn im klaren<br />

Bewusstsein seiner Radikalität<br />

gewählt. Auch Dutertes Kritiker<br />

geben zu, dass sein rücksichtsloser<br />

Antidrogenfeldzug<br />

breite Sympathie in der Bevölkerung<br />

genießt. In den Augen Vieler<br />

ist er nicht nur der Verfolger<br />

und Vertilger des Verbrechens,<br />

sondern der komplette Gegenentwurf<br />

zu einem verkommenen<br />

staatlichen und gesellschaftlichen<br />

System, in dem unten, auf<br />

der Straße und in den Slums,<br />

das Chaos herrscht und oben,<br />

in den Ministerien und Firmenzentralen,<br />

die Korruption.» (Zeit<br />

Online, 22.9.<strong>2016</strong>)<br />

Time nennt ihn den «Peiniger».<br />

Foto: TIME<br />

Bild links: Die US-Pazifikflotte<br />

umfasst 140.000 Soldaten. Foto:<br />

picture alliance / ZUMAPRESS.com<br />

Bild rechts: Chinas Volksbefreiungsarmee.<br />

Foto: picture alliance / AP<br />

Photo<br />

33


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Ein Schlupfloch für die Ratten<br />

_ von Pepe Escobar<br />

34<br />

Die Befreiung der Millionenstadt Mossul vom Islamischen Staat<br />

hat begonnen. Doch die Anti-IS-Koalition ist in sich zu zerrissen,<br />

um einen schnellen Sieg erreichen zu können. Und man wird den<br />

Verdacht nicht los, dass die US-Strategen einen ganz anderen Plan<br />

verfolgen.<br />

2010 war Mossul mit 2,9 Millionen<br />

Einwohnern die zweitgrößte<br />

Stadt des Irak. Foto: Azad Lashkari<br />

/ Reuters<br />

_ Pepe Escobar lebt in Sao Paolo/<br />

Brasilien und wird von dem<br />

früheren CIA-Analysten Ray McGovern<br />

als «der Beste» unter den<br />

Investigativjournalisten bezeichnet.<br />

Er schreibt für die in Hongkong<br />

erscheinende Tageszeitung «Asia<br />

Times». Der obige Text erschien<br />

auf Englisch auf der Webseite<br />

«informationclearinghouse.info»<br />

und wurde für den Abdruck in<br />

<strong>COMPACT</strong> leicht gekürzt.<br />

Der Vormarsch auf die zweitgrößte Stadt des Irak<br />

ist im Gang, aber das Befreiungsbündnis vereinigt<br />

ganz unterschiedliche Akteure mit unterschiedlichen<br />

Zielen: die 9. Division der irakischen Armee;<br />

die kurdische Peschmerga unter Führung des gerissenen<br />

und korrupten Opportunisten Masud Barzani;<br />

sunnitische Stammesfürsten; Zehntausende<br />

schiitische Milizen aus dem Süden Iraks; dazu US-<br />

Spezialkräfte und die Air Force. Im Hintergrund mischen<br />

auch türkische Sonderkommandos und Erdogans<br />

Luftwaffe mit. Damit sind Reibereien, Probleme<br />

und Ärger programmiert.<br />

Glanz und Elend<br />

Ebenso wie Aleppo ist auch Mossul buchstäblich<br />

eine Legende. Die Geschichtsbücher verzeichnen folgende<br />

Wegmarken: Gegründet wurde die Stadt als<br />

Niniveh vor 8.000 Jahren; im 7. Jahrhundert vor Christus<br />

war sie die Hauptstadt des assyrischen Reiches<br />

unter Sennacherib; im 6. Jahrhundert vor Christus<br />

wurde sie von Babylon (dem heutigen Bagdad) erobert;<br />

tausend Jahre später wurde sie vom neuen<br />

islamischen Imperium annektiert und von den Dynastien<br />

der Ummajaden und der Abbasiden regiert;<br />

vom 11. bis <strong>12</strong>. Jahrhundert war sie das Zentrum des<br />

mittelalterlichen Staates der Atabegs; unter osmanischer<br />

Herrschaft war sie im 16. Jahrhundert das<br />

wichtigste Zentrum eines Reiches, das vom Indischen<br />

Ozean über den Persischen Golf und das Tal des Tigris<br />

bis nach Aleppo und Tripoli am Mittelmeer reichte.<br />

Nach dem Sturz von Saddam<br />

brach in Mossul die Hölle los.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg wollte jeder Mossul<br />

kontrollieren. Aber es waren letztlich die Briten,<br />

die es schafften, die Türkei zu verdrängen und<br />

Frankreich zu überlisten, indem sie Mossul in ihre<br />

brandneue Kolonie, den Irak, eingliederten. Ab 1958<br />

war die arabisch-nationalistische Baath-Partei an<br />

der Regierung – bis zum Sturz Saddam Husseins<br />

2003. Danach brach die Hölle los: die US-Invasion<br />

und Besatzung; die stürmische Herrschaft der schiitischen<br />

Mehrheit unter der Regierung von Nuri al-<br />

Maliki in Bagdad; schließlich der Einmarsch des IS<br />

im Sommer 2014.


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Im historischen Rückblick zeigt sich eine erschreckende<br />

Parallele: Der Staat der Atabegs im 11. und<br />

<strong>12</strong>. Jahrhundert hatte ungefähr dieselben Grenzverläufe<br />

wie das künstliche und falsche IS-Kalifat von<br />

heute – zu dem sowohl Mossul wie auch das 600<br />

Kilometer entfernte Aleppo gehören.<br />

Schlacht um Aleppo<br />

Auch dort tobt jetzt eine gigantische Schlacht. Im<br />

Westen erzählt man uns, dass die «Achse des Bösen»<br />

(so die Etikettierung von Hillary Clinton), die<br />

aus Russland, dem Iran und dem «syrischen Regime»<br />

besteht, unerbittlich unschuldige Zivilisten und «gemäßigte<br />

Rebellen» bombardiert und so eine unvorstellbare<br />

humanitäre Krise geschaffen hat.<br />

Tatsächlich gehört jedoch die große Mehrheit der –<br />

mehrere tausend Mann umfassenden – «gemäßigten<br />

Rebellen» zur al-Sham-Front, die früher al-Nusra-Front<br />

hieß und sich als al-Qaida-Ableger in Syrien<br />

verstand. Deren Aufrüstung betreibt das Pentagon,<br />

und trotzdem haben die Truppen der Assad-Regierung<br />

mit russischer Luftunterstützung mittlerweile<br />

die von den Dschihadisten kontrollierten Stadtteile<br />

im Osten eingekesselt. Ein Regimewechsel in Syrien<br />

ist damit unmöglich geworden – und das macht die<br />

US-Strategen so narrisch. In ihrer Verzweiflung haben<br />

sie einen Plan B ersonnen: die Schlacht um Mossul.<br />

Der Plan des Pentagon ist auf trügerische Weise<br />

einfach: Es geht um das Auslöschen allen Einflusses<br />

der Assad-Regierung östlich von der im Frühjahr<br />

zurückeroberten Wüstenstadt Palmyra. Selbst<br />

wenn es innerhalb der nächsten Monate neben der<br />

Befreiung von Mossul auch noch eine Offensive gegen<br />

die IS-Hauptstadt Raqqa gäbe, bliebe in diesem<br />

Gebiet, das von Ostsyrien bis in den Westirak reicht,<br />

immer noch ein «salafistisches Fürstentum» übrig –<br />

genau in den Abmessungen wie auf einer Karte des<br />

US-Militärgeheimdienstes DIA aus dem Jahr 20<strong>12</strong>.<br />

Der Falludscha-Trick<br />

Der in London lebende syrische Historiker Nizar<br />

Nayouf bestätigte ebenso wie andere diplomatische<br />

Quellen, dass Washington und Riad vereinbart<br />

haben, Tausende falscher Kalifat-Dschihadisten<br />

aus Mossul gen Westen entkommen zu lassen,<br />

damit sie direkt nach Syrien fliehen und die dortigen<br />

Gotteskrieger verstärken. Ein Blick auf die Karte<br />

der Schlacht zeigt, dass Mossul tatsächlich von<br />

allen Seiten eingekesselt ist – außer von Westen.<br />

öffneten, noch bevor die irakischen Kampfflugzeuge<br />

auf den Konvoi der Terroristen zielen konnten.»<br />

Deswegen müssten «die irakische Armee und die<br />

Volksmilizen» den IS noch in Mossul schlagen, um<br />

sie nicht durch die gesamte Wüste bis nach Aleppo<br />

jagen zu müssen.<br />

Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow<br />

hat das Schlupfloch in Mossul erkannt: «Soweit<br />

ich weiß, ist die Stadt nicht vollständig umzingelt.<br />

Ich hoffe, es liegt daran, weil sie es nicht<br />

schaffen konnten, und nicht, weil sie es nicht wollten.<br />

Aber dieser Korridor birgt das Risiko, dass IS-<br />

Kämpfer (…) nach Syrien fliehen könnten.»<br />

Die Kämpfer des IS sollen von<br />

Mossul nach Aleppo getrieben<br />

werden.<br />

In jedem Fall stellt Mossul – sogar mehr als Aleppo<br />

– ein ernsthaftes humanitäres Problem dar. Das<br />

Internationale Komitee des Roten Kreuzes schätzt,<br />

dass bis zu einer Million Menschen in der Falle sitzen.<br />

Lawrow kommt direkt auf den Punkt, wenn er<br />

darauf aufmerksam macht, dass «weder der Irak<br />

noch seine Nachbarn derzeit die Kapazitäten haben,<br />

um eine derart große Zahl von Flüchtlingen unterbringen<br />

zu können. Dies hätte aber ein Faktor in der<br />

Planung der Mossul-Operation sein müssen».<br />

Aber darum ging es vermutlich nie. Für die USA<br />

hat oberste Priorität, dass das falsche IS-Kalifat irgendwo<br />

im östlichen Syrien überlebt – nur dann<br />

kann das Pentagon seine Intervention in Syrien und<br />

dem Irak unter dem Vorwand des «Kampfes gegen<br />

den Terrorismus» fortführen. Mehr als 15 Jahre nach<br />

9/11 ist es immer noch die gleiche Leier, mit der der<br />

Krieg gerechtfertigt wird.<br />

Erdogans Pläne<br />

Unterdessen bereitet die Türkei<br />

ihren spektakulären Eintritt<br />

in die Schlacht um Mossul vor,<br />

mit einem wahllos rumballernden<br />

Erdogan in vollem Ornat.<br />

Für ihn ist die Regierung in Bagdad<br />

nicht mehr als «der Verwalter<br />

einer Armee von Schiiten».<br />

Im Anschluss würde er gerne die<br />

syrischen Kurden aus der Stadt<br />

Manbidsch, die diese im Sommer<br />

dem IS abgenommen haben,<br />

wieder entfernen. Weiterhin<br />

bereiten Ankara und Washington<br />

eine Offensive gegen die<br />

IS-Hauptstadt Raqqa vor. Beides<br />

soll Erdogan helfen, seinen<br />

Traum von einer 5.000 km<br />

umfassenden «Sicherheitszone»<br />

in Nordsyrien zu realisieren.<br />

(Pepe Escobar)<br />

Recep Tayyip Erdogan<br />

Foto: Kremlin.ru<br />

Kurdische Petschmerga – hier<br />

im Oktober in Tel Kaif – sind Teil<br />

der Koalitionstruppen von Mossul.<br />

Foto: picture alliance / ZUMA-<br />

PRESS.com<br />

Was den Plan B der Amerikaner angeht, so hat<br />

der Hisbollah-Scheich Nasrallah das Ganze klar<br />

durchschaut: «Die Amerikaner beabsichtigen, das<br />

Komplott von Falludscha zu wiederholen, wo sie einen<br />

Fluchtweg für die IS-Milizen Richtung Ostsyrien<br />

35


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Die Ceska-Kontroverse<br />

_ von Radek Pokorny<br />

Was beweist eigentlich die Täterschaft des sogenannten NSU-Trios<br />

an den zehn Morden, die ihm zur Last gelegt werden? Im Zentrum<br />

steht die bei den Bluttaten verwendete Waffe, eine Ceska-83. Doch<br />

kaum beachtet von der Öffentlichkeit hat sich an der Aussagekraft<br />

dieses Beweisstückes ein heftiger Streit der Polizeiexperten<br />

entzündet.<br />

So wird das<br />

Phantasma von<br />

mächtigen rechtsradikalen<br />

Seilschaften<br />

genährt.<br />

Der Münchner Prozess gegen Beate Zschäpe<br />

neigt sich dem Ende zu, und noch immer haben die<br />

Ermittler keine DNA an den Tatorten der zehn Morde<br />

gefunden, die ihr oder ihren geselbstmordeten Freunden<br />

Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zugeschrieben<br />

werden können. Die Berliner Zeitung berichtete<br />

am 8. September aus dem Untersuchungsausschuss<br />

des Deutschen Bundestages: «Der Ausschussvorsitzende<br />

Clemens Binninger (CDU) weist den BKA-Experten<br />

darauf hin, dass an keinem der 27 Tatorte von<br />

NSU-Verbrechen DNA-Spuren des NSU-Trios gefunden<br />

worden seien. Gleichzeitig habe man aber noch<br />

43 DNA-Muster gefunden, die bislang niemandem<br />

zugeordnet werden konnten.»<br />

Auch das Ablenkungsmanöver, den genetischen<br />

Fingerabdruck von Böhnhardt mit der Kinderleiche<br />

von Peggy Knobloch in Verbindung zu bringen, hat<br />

nur ein paar Wochen funktioniert: Ende Oktober<br />

musste die Polizei zugeben, dass die groß herausposaunte<br />

Spur auf eine labortechnische Verunreinigung<br />

von Fundstücken zurückgeht.<br />

heute, etwa in der Anklageschrift gegen Frau Zschäpe,<br />

als wissenschaftliche Erkenntnis der Ermittler<br />

präsentiert wird, ist das Ergebnis eines langen und<br />

heftigen Machtkampfes zwischen konkurrierenden<br />

deutschen Sicherheitsbehörden: Man kann sagen,<br />

dass der Mythos von der Tatwaffe Ceska-83 gegen<br />

einen ganzen Haufen stinksaurer bayerischer Kriminalpolizisten<br />

durchgesetzt worden ist.<br />

Rund dreieinhalb Jahre wohnte<br />

das angebliche NSU-Trio in dieser<br />

Zwickauer Wohnung. Foto: picture<br />

alliance / ZB<br />

Somit bleibt als kriminaltechnisch einwandfreies<br />

Beweismittel nur noch die Ceska-83, die im Brandschutt<br />

der Zwickauer Wohnung des Trios aufgefunden<br />

wurde. Mit ihr sollen neun der zehn Morde verübt<br />

worden sein. Doch stimmt das überhaupt? Was<br />

Geburt eines Mythos<br />

Nach dem Mord an Süleyman Tasköprü im Juni<br />

2001 in Hamburg war die Polizei aufgrund waffentechnischer<br />

Standard-Untersuchungen zu dem<br />

Schluss gelangt, dass man es nunmehr mit der dritten<br />

Tötung in Folge zu tun hatte, bei der immer dieselbe<br />

Pistole verwendet worden sei: Statt von Ceska-Morden<br />

sprach man aber von Döner-Morden, das<br />

verkaufte sich auf dem Boulevard besser. Damals<br />

war von einem Schalldämpfer oder gar einer Herkunft<br />

der Waffe aus der Schweiz, wie heute von der<br />

Bundesanwaltschaft vertreten, noch keine Rede. An<br />

diesen Fragen entzündete sich ein Machtkampf zwischen<br />

BKA und LKA Bayern.<br />

36<br />

Der Leser wird sich jetzt vielleicht fragen, wie<br />

es möglich ist, dass sich deutsche Ermittler in einer<br />

so wichtigen Mordsache uneins werden und zoffen.<br />

Die Hintergründe dieser Differenzen haben mit<br />

dem Föderalismus in Deutschland zu tun: Das Bundeskriminalamt<br />

ist eine kriminalpolizeiliche Bundesbehörde.<br />

Seine Aufgabe ist es, die Polizeibehörden<br />

der Länder in ihrer Ermittlungstätigkeit zu unterstüt-


zen und länderübergreifende Ermittlungen zusammenzuführen.<br />

In besonderen Fällen, die bundesweite<br />

oder internationale Bedeutung haben, kann das<br />

BKA auch direkt mit den Ermittlungen beauftragt<br />

werden. Dies war aber im Kontext der Ceska-Morde<br />

bis 2011 nicht der Fall.<br />

Zuständig für die Serie war vor 2011 das Landeskriminalamt<br />

Bayern, zu Anfang mit der Soko Halbmond<br />

und ab 2005 mit der BAO (Besondere Aufbauorganisation)<br />

Bosporus mit Sitz in Nürnberg.<br />

Parallel wurde trotzdem beim BKA eine eigene Ermittlungsgruppe<br />

(EG Ceska) mit Sitz in Meckenheim<br />

bei Bonn eingerichtet. Diese begann ab 2004 den<br />

Bayern Theorien aufzudrängen, die man in Nürnberg<br />

mit Kopfschütteln quittierte. Während die personalstarke<br />

BAO Bosporus um 2005 vielversprechenden<br />

Spuren in die Szene der internationalen Waffenhändler<br />

und geheimdienstlich angebundener Mafiosi<br />

nachging, tüftelte das BKA eigene Thesen zu<br />

Beschaffenheit und Herkunft der Tatwaffe aus.<br />

men sei. In bayrischen Sachstandsberichten wurden<br />

die Theorien der Experten aus Meckenheim demonstrativ<br />

ignoriert oder «unter ferner liefen» einsortiert.<br />

Anfang 2008 strich man den misstrauischen<br />

Bayern die BOA Bosporus personell zusammen, der<br />

Machtkampf drohte zu eskalieren. Als das BKA dann<br />

ankündigte, eine Öffentlichkeitsfahndung nach der<br />

angeblichen Schweizer Waffe durchzuführen, platzte<br />

den Bayern der Kragen. In einem hitzigen Schriftverkehr<br />

drohte man die Einschaltung von Ministerpräsident<br />

Günther Beckstein, ja sogar staatsanwaltschaftliche<br />

Maßnahmen gegen das BKA an.<br />

Das LKA Bayern wollte dem BKA<br />

den Staatsanwalt auf den Hals<br />

hetzen.<br />

Zwickauer Fundstück: Die Ceska-83<br />

war die Exportvariante der Ordonnanzpistole<br />

in der Tschechoslowakischen<br />

Volksarmee. Foto: picture<br />

alliance / Winfried Rothermel<br />

Die Schweizer Spur<br />

Das BKA redete den Bayern gehörig drein und<br />

brachte deren gestandene Ermittler zur Weißglut:<br />

Zunächst, 2004, hatte man Kraft Autorität der Bundesbehörde<br />

festgestellt, dass es sich um eine Waffe<br />

mit Schalldämpfer handeln musste. 2006 wurde<br />

angeblich Aluminiumabrieb an den Tatprojektilen<br />

festgestellt (was die Schalldämpfer-These erhärten<br />

sollte). Und 2008 legte man sich schließlich darauf<br />

fest, dass die Pistole aus der Schweiz gekom-<br />

Die 2010 ausgestrahlte Sendung von Aktenzeichen<br />

XY, in der schließlich die Herkunft der Tatwaffe<br />

aus der Schweiz öffentlich verkündet wurde, war<br />

für das BKA ein Sieg: Die Experten aus Meckenheim<br />

und Wiesbaden schrieben ihre Version der Ereignisse<br />

fest. Aber sind die Beweise des BKA auch belastbar?<br />

Aus heutiger Sicht muss man sagen: Nein.<br />

Die Aussagen von BKA-Beamten vor den diversen<br />

NSU-Untersuchungsausschüssen und im Fernsehen<br />

gaben nämlich nicht viel her: Nach Angaben<br />

der EG Ceska zeichnen sich die «Schweizer Ceskas»<br />

Das erste <strong>COMPACT</strong> Spezial wurde<br />

sogar im Münchner NSU-Prozess<br />

verwendet. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

_ Radek Pokorny schrieb in<br />

<strong>COMPACT</strong> 10/<strong>2016</strong> über den<br />

Ermittlungsstand zum Oktoberfestattentat<br />

1980.<br />

37


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

38<br />

Böse Panne<br />

Wie soll die Ceska aus der<br />

Schweiz nach Thüringen zum<br />

NSU gekommen sein? Der Neonazi<br />

Carsten Schultze wurde<br />

bei seiner Festnahme durch die<br />

GSG-9 am 1. Februar 20<strong>12</strong> erstmals<br />

dazu gehört. In der Pressemitteilung<br />

3/20<strong>12</strong> der Bundesanwaltschaft<br />

hieß es dazu:<br />

«Der Beschuldigte ist dringend<br />

verdächtig, (…) dem NSU 2001<br />

oder 2002 eine Schusswaffe<br />

nebst Munition verschafft zu<br />

haben.» Böse Sache: Der erste<br />

Mord mit der Ceska-83, an Blumenhändler<br />

Enver Simsek, war<br />

schon im Jahr 2000 begangen<br />

worden. Wie passt das damit<br />

zusammen, dass Schultze erst<br />

im Jahr darauf die Waffe übergeben<br />

haben soll? Die Bundesanwaltschaft<br />

ruderte zurück:<br />

Man habe sich vertan, was<br />

das «Zeitintervall» von Schultzes<br />

Übergabe betraf. Er habe<br />

die Waffe nämlich schon früher<br />

geliefert, wahrscheinlich im Jahr<br />

2000, korrigierte der Sprecher<br />

der Bundesanwaltschaft, Marcus<br />

Köhler, im Jahr 20<strong>12</strong>.<br />

Wie viele Waffen waren im<br />

Umlauf? Foto: Screenshot SRF via<br />

YouTube<br />

durch besondere Eindruckspuren am Hülsenboden<br />

aus. Laut Aussage des BKA-Experten Uwe Deetz<br />

sei ein «besonderes Produktionsverfahren» für diese<br />

angeblichen typischen Merkmale verantwortlich.<br />

Obwohl ein solches «besonderes Produktionsverfahren»<br />

nicht existiert, sondern alle Ceskas – auch die<br />

nicht an die Eidgenossen gelieferten – aus derselben<br />

Fertigung stammen, wurde die Falschbehauptung<br />

auch vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss<br />

im Jahre 2013 wiederholt.<br />

Wie war es möglich, dass das BKA eine These<br />

verbreiten konnte, die die Experten der BAO Bosporus<br />

bis zuletzt nicht übernehmen wollten? Schaut<br />

man sich die besagte Sendung Aktenzeichen XY<br />

heute zum Beispiel auf YouTube noch einmal an,<br />

fällt auf, dass Deetz bei seinem Auftritt wie ein<br />

stotternder Schüler wirkt, der seine Hefte vergessen<br />

hat. Überzeugung sieht anders aus. Im Zschäpe-<br />

Prozess wurden die Erkenntnisse des BKA mündlich<br />

vorgetragen, und weder von Seiten der Verteidiger<br />

noch von Seiten der Anklage oder des Gerichts war<br />

auch nur der leiseste Zweifel zu hören.<br />

Die Stasi-Connection<br />

Die Schweizer Spur ist für die Vertreter der<br />

staatsoffiziellen NSU-Theorie so wichtig, weil sich<br />

damit eine Beschaffung der Ceska über rein private<br />

Händler und Kuriere aus der Neonazi-Szene suggerieren<br />

lässt. Obwohl wichtige Details der Waffenübergabe<br />

weiterhin ungeklärt oder widersprüchlich<br />

sind (siehe Infobox), wird so das Phantasma<br />

von mächtigen rechtsradikalen Seilschaften genährt,<br />

die angeblich hinter der Mordserie stecken.<br />

Was die BKA-Ermittler unter den Tisch fallen lassen:<br />

Der tschechische Hersteller hat insgesamt 55<br />

Ceska-83 aus der Sonderedition mit Schalldämpfer<br />

verkauft, davon gingen 24 in die Schweiz, aber 31 an<br />

die DDR-Staatssicherheit. Für deren Verbleib gibt es<br />

nur zwei Möglichkeiten: Entweder gingen die Waffen<br />

des DDR-Geheimdienstes nach der Wiedervereinigung<br />

ganz regulär in den Bestand eines bundesdeutschen<br />

Dienstes über; dann müsste sich der Verbleib<br />

(oder die Vernichtung) der Pistolen zweifelsfrei<br />

dokumentieren lassen. Oder es kam im Zuge der Auflösung<br />

der DDR zu Irregularitäten. Dann könnten<br />

Stasi-Reste (oder eine mit diesen in Beziehung stehende<br />

andere Geheimdiensttruppe) im Besitz der 31<br />

Ceskas sein – Dunkelmänner, die kein Interesse daran<br />

haben, dass irgendjemand eine Verbindung zwischen<br />

ihnen und den NSU-Morden zieht und dumme<br />

Fragen stellt.<br />

Der Fundort der Tatwaffe im<br />

Brandschutt der Wohnung des<br />

NSU-Trios ist rätselhaft.<br />

Bleibt die Tatsache, dass die Mordwaffe Anfang<br />

November 2011 im Brandschutt der Zwickauer Wohnung<br />

des Trios gefunden wurde. Doch auch hier gibt<br />

es Merkwürdigkeiten: In den Ermittlungsakten wird<br />

fast allen sichergestellten Gegenständen ein genauer<br />

Fundort (zum Beispiel Wohnzimmer) und ein konkreter<br />

Finder (also ein Beamter mit Vorname, Nachname<br />

und Dienstbezeichnung) zugeordnet. Ausgerechnet<br />

bei der Ceska aber sind die Unterlagen<br />

unpräzise: Als Fundort wird «Brandschutt» angegeben,<br />

als Finder lediglich «Bereitschaftspolizei». Der<br />

Verdacht: Könnte die Waffe in der Nacht von 4. auf<br />

5. November 2011, als die Brandruine viele Stunden<br />

unbewacht war, dort deponiert worden sein?<br />

Dazu passt, was die Experten des Schweizer<br />

Waffenmagazins (SWM) in ihrer Ausgabe vom<br />

Juni 2013 an Fragen zu der Ceska-83 aufführen:<br />

«Zum Beispiel, wie man es dort schaffte, gravierte<br />

(nicht eingeschlagene!) und dann von der Täterschaft<br />

weggeschliffene Waffennummern wieder<br />

sichtbar zu machen. Etwa Zauberei? Oder bloßes<br />

Wunschdenken? Zweite Frage: Wo sind an der in<br />

den Medien präsentierten angeblichen Tatwaffe<br />

die Beschusszeichen an der rechten Griffstück seite<br />

geblieben? Etwa auch weggeschliffen? Welcher Kriminelle<br />

hat das je getan?» Der implizite Verdacht<br />

der Schweizer: Die als Mordwaffe präsentierte Ceska<br />

hatte nicht eine der Seriennummern, die den 24<br />

Waffen der Schweizer Charge zugerechnet werden<br />

kann, sondern eine andere; das hieße, sie stammt<br />

aus dem Stasi-Kontingent, das 1990 in den Besitz<br />

der BRD-Behörden überging…<br />

Die «Schweizer» Ceskas (unten) weichen in der Art des Nummerneinschlages<br />

von der angeblichen NSU-Waffe (oben) ab.<br />

Foto: Screenshot NSU Leaks


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Dossier _ Seite 40–47<br />

Offensiv gegen Zensur<br />

Die Demokratie in Deutschland ist bedroht, die Opposition wird<br />

mundtot gemacht: Reden bei der Konferenz für Meinungsfreiheit von<br />

<strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> und beim zweiten Geburtstag von Pegida.<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

39


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Die unheilige Allianz<br />

_ von Karl Albrecht Schachtschneider<br />

Deutschland wird beherrscht von Moralismus und Befindlichkeiten.<br />

Politik und Gerichte öffnen der Diffamierung von Bürgern durch die<br />

Lügenpresse Tür und Tor. So wird die Demokratie abgeschafft.<br />

Kampf der Gegenwart, und es geschieht alles, bis<br />

hin zu Gewalttätigkeiten durch die Antifa, um bereits<br />

jede Äußerung zugunsten des nationalen Prinzips<br />

zu unterbinden.<br />

Privilegien für die Mainstream-Presse<br />

40<br />

Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider<br />

sondiert die Rechtslage.<br />

Foto: Jörg Gründler<br />

Journalisten sind<br />

lediglich Werkzeuge<br />

der Verleger.<br />

_ Professor Dr. Karl Albrecht<br />

Schachtschneider ist einer<br />

der wichtigsten Staatsrechtler<br />

Deutschlands. Er führte Verfassungsklage<br />

unter anderem<br />

gegen die Einführung des Euro<br />

(1998), gegen den Lissabon-Vertrag<br />

(2009), gegen die sogenannte<br />

Griechenland-Hilfe (Mai 2010) und<br />

zuletzt gegen den Abschluss des<br />

CETA-Vertrages (Oktober <strong>2016</strong>). –<br />

Der obige Text ist ein Auszug aus<br />

der Rede, die Schachtschneider<br />

am 5. November auf der <strong>COMPACT</strong>-<br />

«Konferenz für Meinungsfreiheit»<br />

gehalten hat. Vollständig ist sie<br />

auf unserem YouTube-Kanal<br />

<strong>COMPACT</strong>TV zu sehen.<br />

Es gibt kaum ein Grundrecht, das so konstituierend<br />

ist für die Demokratie wie die Meinungsäußerungsfreiheit,<br />

also die Redefreiheit. Sie muss geschützt<br />

werden, und diese Schutzpflicht ist eigentlich<br />

auch anerkannt. Doch die Realität sieht leider<br />

anders aus. Genau diese Schutzpflicht wird eben gerade<br />

nicht wahrgenommen, das gilt insbesondere<br />

bei Demonstrationen. Dabei ist die Demonstrationsfreiheit<br />

doch nichts anderes als die Zusammenfassung<br />

von Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit.<br />

Und wer Demonstrationen zu verhindern sucht,<br />

macht sich daher strafbar. Aber wo sind die entsprechenden<br />

Strafverfahren, wenn das geschieht?<br />

Es gibt keine. Kein Wunder, denn an den Gegendemonstrationen<br />

nehmen ja die Pfarrer, die Oberbürgermeister,<br />

die Parlamentarier teil.<br />

Und wer meint, dass Deutschland eine Demokratie<br />

ist, hat irgendetwas staatsrechtlich nicht verstanden.<br />

Dagegen steht eine unheilige Allianz zwischen<br />

dem Kapitalismus und der Finanzindustrie<br />

auf der einen, sowie dem Internationalismus und<br />

Egalitarismus auf der anderen Seite – genau dieses<br />

Bündnis ist das Kennzeichen unserer Zeit. Beide<br />

Partner bekämpfen die Nationalität, die Souveränität,<br />

die Eigenständigkeit der Völker. Sie bekämpfen<br />

letztlich sogar die Charta der Vereinten Nationen,<br />

in der die Souveränität der Völker festgeschrieben<br />

steht. Denn nur die Völker in ihrer Unterschiedlichkeit<br />

und Eigenständigkeit bieten überhaupt eine<br />

Chance für das politische System der Freiheit und<br />

der Demokratie – und damit auch für den Rechtsstaat<br />

und den Sozialstaat. Das ist der ganz große<br />

Die größte Bedrohung ist dabei die Überlagerung<br />

unserer gesamten Rechtsordnung und sogar<br />

unserer gesamten Lebenswelt durch einen Moralismus.<br />

Gemeint ist natürlich jener materielle Moralismus<br />

– anders genannt: Political Correctness –,<br />

der sich durch bestimmte Maximen auszeichnet und<br />

diese überall in jeder Weise durchzusetzen versucht.<br />

Das geht bis zu einer regelrechten Gehirnwäsche,<br />

mit der gerade die großen Lügen ständig verbreitet<br />

und wiederholt werden – solange, bis die Menschen<br />

sie irgendwann einfach akzeptieren. Und wehe dem,<br />

der hier aus der Reihe tanzt. Man kann keine Meinung<br />

jenseits der Vorgaben dieses Moralismus mehr<br />

vertreten, ohne sofort ausgegrenzt zu werden.<br />

Die Mainstream-Presse wird seit langer Zeit<br />

durch die Rechtsprechung massiv privilegiert, indem<br />

eine ganz entscheidende Strafbestimmung<br />

nicht mehr zur Anwendung kommt: das Gesetz gegen<br />

die üble Nachrede. Sicher, Beleidigungen sind<br />

auch für die Presse strafbar. Für Verleumdungen gilt<br />

dasselbe. Aber wenn man jemanden in seiner persönlichen<br />

Ehre herabsetzt, dann ist das üble Nachrede.<br />

In solchen Fällen kann sich die Presse jedoch<br />

darauf berufen, dass sie nur die berechtigten Interessen<br />

wahrnimmt, die Öffentlichkeit zu informieren.<br />

Das ist eine enorme Schwächung gerade auch der<br />

politisch handelnden Bürger gegenüber der Presse,<br />

die dieses Recht meist zum Schaden des öffentlichen<br />

Diskurses und zum Schaden der Demokratie nutzt.<br />

Ein weiteres Problem kommt hinzu: Wir haben<br />

keine Organisation des Pressefreiheit, denn wirklich<br />

frei sind ja nur die Verleger und nicht die Journalisten.<br />

Diese machen als abhängig Beschäftigte<br />

genau das, was sie machen sollen. Andernfalls verlieren<br />

sie ihre Arbeit. Besser kann man Menschen<br />

nicht gängeln. Die wirkliche Freiheit haben nur die<br />

Verleger. Doch das sind nur ganz Wenige, und genau<br />

die haben das Sagen. Die Journalisten und Redakteure<br />

sind lediglich ihre kläglichen Werkzeuge.<br />

So, wie unsere Presse und auch das Fernsehen organisiert<br />

sind, hocholigarchisch mit der Tendenz zum<br />

Monopol, sind sie naturgemäß in der Hand derer,<br />

die das auch bezahlen können. Das ist ein ganz entscheidendes<br />

Element einer Plutokratie. Und eins ist<br />

klar: Plutokratie hat nichts mit Demokratie zu tun.


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Antigone und der Funke der Freiheit<br />

_ von Oskar Freysinger<br />

Wir leben in einem Gefängnis, wo das Recht des Stärkeren gilt. Der westliche<br />

Materialismus ist der größte Feind menschlicher Selbstbestimmung, deren Aufbruch<br />

in der Antike begann und sich im christlichen Europa fortsetzte. Heute werden die<br />

traditionellen Werte fast überall zurückgedrängt – in das Vakuum strömt der fanatische<br />

Islam.<br />

Ich wage, meine geistige Freiheit radikal auszuleben.<br />

Und die beginnt und endet nun mal mit der<br />

Meinungs- und Äußerungsfreiheit.<br />

Als die Vorsitzende der AfD, Frauke Petry, von der<br />

Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz<br />

eingeladen, vor ein paar Monaten in Bern referieren<br />

sollte, kündigte das Hotel National kurzfristig den<br />

Mietvertrag. Als Grund wurde angegeben, dass die Sicherheit<br />

nicht gewährleistet werden könne. Die COM-<br />

PACT-Konferenz in Köln wurde aus demselben Grund<br />

obdachlos und musste nach Berlin verlegt werden.<br />

Als ich letzten Herbst auf Einladung der AfD an<br />

einer Veranstaltung in Essen teilnahm, musste diese<br />

bei Nacht und Nebel in einem entlegenen Landgasthof<br />

unter dem Schutz der balkanischen Mafia<br />

stattfinden. Die Autos wurden 500 Meter vom Veranstaltungsort<br />

geparkt, um nicht als Schrotthaufen<br />

zu enden. Die Einladung war wohlgemerkt rein vertraulich<br />

nur an Mitglieder versandt worden…<br />

Und warum diese vorsorglichen Maßnahmen?<br />

Weil neuerdings die von der Staatsgewalt subventionierten<br />

Antifa-Schlägertruppen in der deutschen<br />

Öffentlichkeit dafür sorgen, dass sich niemand versammelt,<br />

der nicht mit erhobener linker Faust die<br />

Internationale röhrt. Bei Ankündigung einer Konferenz<br />

werden vorab alle Teilnehmenden zur Abschreckung<br />

reichlich mit verbaler Gülle übergossen.<br />

Genügt das nicht, wird mit gewaltsamen Gegendemonstrationen<br />

gedroht, was dazu führt, dass<br />

Sokrates war das<br />

Sprachrohr der Befreiung,<br />

der Logos<br />

ihr Name.<br />

In einigen Schweizer Landgemeinden,<br />

wie hier in Glarus, finden<br />

Volksabstimmungen bis heute<br />

öffentlich statt. Foto: Adrian Sulc,<br />

CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons<br />

41


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Auch in der Schweiz. Aber dort kann einer zu guter<br />

Letzt wenigstens zum Minister werden, wenn er<br />

widerstandsfähig genug ist. Das ist aber auch nur<br />

möglich, weil die Mitglieder der Kantonsregierungen<br />

durch das Volk gewählt werden! Nicht obwohl,<br />

sondern weil sie die Wahrheit zu sagen wagen; weil<br />

sie offen aussprechen, was der einfache Bürger nur<br />

mehr nachts unter der Bettdecke zu denken wagt,<br />

als hörte er wie zu Hitlers Zeiten Westradio.<br />

Die Wahlkampftheater in den USA und Frankreich<br />

sind nichts anderes als der Anschein von Demokratie,<br />

sie ersetzen die Zirkusspiele des alten<br />

Rom und nehmen, nach Friedrich Dürrenmatt, das<br />

schlimmstmögliche Ende, indem sie zur Groteske<br />

verkommen. Am Ende wird gar der Hofnarr zum König.<br />

Oder die Hure Babylon zur Königin, was noch<br />

zerstörerischer ist. Der Gott Mammon wird zur absoluten<br />

Pflicht erklärt.<br />

Selbsternannte Linke haben ihr<br />

eigenes Verständnis von Meinungsfreiheit.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

die Polizei die friedliche Konferenz verbietet, weil<br />

sie die Sicherheit der Teilnehmenden nicht gewährleisten<br />

könne.<br />

Wehe dem, der das Karussell des leichten Geldes<br />

verpasst. Er versinkt im Nichts. Die willigen Lakaien<br />

aber werden belohnt. Als Beweis dafür rufe<br />

man sich in Erinnerung, dass immer mehr politische<br />

Senkrechtstarter früher mal bei Goldman Sachs gearbeitet<br />

haben.<br />

42<br />

Der menschlichen<br />

Hybris wurden in<br />

der Schweiz Grenzen<br />

gesetzt.<br />

Im September ging das Auto von<br />

AfD-Chefin Frauke Petry in Flammen<br />

auf. Nach Angaben der Leipziger<br />

Polizei handelte es sich<br />

«höchstwahrscheinlich um Brandstiftung».<br />

Foto: Twitter, Marcus<br />

Pretzell<br />

Auf diese Weise erhält George Orwells Neusprech<br />

endlich Realitätswert: Krieg ist Frieden, heißt<br />

es in seinem Roman 1984, oder Freiheit ist Sklaverei.<br />

Im heutigen Europa heißt es: Linksfaschismus ist<br />

Antifaschismus.<br />

Die Wahrheit in Ketten<br />

Es ist aber noch eine andere Fehlentwicklung<br />

festzustellen: In Frankreich wurde der Essayist und<br />

Buchautor Eric Zemmour strafrechtlich verurteilt,<br />

weil er die Ghettobildung in den Banlieues bemängelte,<br />

den Inländervorrang befürwortete und behauptete,<br />

die meisten Drogendealer in Frankreich<br />

seien Afrikaner oder Araber – was er aufgrund offizieller<br />

Statistiken belegen konnte.<br />

Fazit: Die Wahrheit wird straffällig. Sie macht<br />

sich schuldig, die Wahrheit zu sein. Ich kann jedenfalls<br />

anhand der Statistiken meines Heimatkantons,<br />

wo ich unter anderem als Sicherheitsminister fungiere,<br />

nur bestätigen, dass in meinen Gefängnissen<br />

über 70 Prozent importierte Kriminelle ohne Schweizer<br />

Pass hocken!<br />

Ich bin bereit, den Preis für die Wahrheit zu zahlen,<br />

obwohl die Wahrheit keinen Preis hat, jedenfalls<br />

keinen anderen als den Brandanschlag gegen<br />

mein Haus, als übelste Beschimpfungen und Ehrabschneidung,<br />

als Ins-Gesicht-Spucken und Mobbing,<br />

was ich jahrelang über mich musste ergehen<br />

lassen.<br />

Kreon und die Hybris<br />

Einige Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung erschien<br />

ein befreiender Funke am griechischen Himmel.<br />

Sokrates war sein Sprachrohr und der Logos<br />

sein Name. Dieser Funke ermöglichte ein erstes Experiment<br />

angewandter Demokratie und öffnete einer<br />

radikalen Befreiung des menschlichen Bewusstseins<br />

die Tür. Später kam das Fleisch gewordene<br />

Wort hinzu.<br />

Beide zusammen begründeten ein außerordentliches<br />

zivilisatorisches Abenteuer, dessen Erben wir<br />

sind. Ich gebe zu, in der langen europäischen Geschichte<br />

wurden schwerwiegende Fehler begangen,<br />

es gab immer wieder Kriege, Genozide und finanzielle<br />

Zusammenbrüche.<br />

Trotzdem ging der Funke nie unter. Nicht an der<br />

Somme, in Verdun nicht, nicht in Stalingrad oder<br />

in Auschwitz, auch nicht im Dresdener Inferno, in<br />

Katyn oder im Bauch der Wilhelm Gustloff. Brände<br />

und Flutwellen kamen und gingen, doch der Funke<br />

tanzte trotz der schrecklichen Verirrungen weiter<br />

über den Wassern und über unserer abendländischen<br />

Erde.<br />

Er begründete zugleich unseren prometheischen<br />

Willen, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen<br />

und als «schmerzliche durchseuchte Götter», wie es<br />

bei Gottfried Benn heißt, ein völlig neues Verständnis<br />

des Zusammenlebens zu begründen.


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Dieser Funke entsprang im alten Griechenland<br />

nicht nur dem Geist des Sokrates, sondern auch bei<br />

Sophokles’ furiosem Streitgespräch zwischen Antigone<br />

und Kreon; er sprang auf uns über aus dem Zusammenprall<br />

zwischen der Hybris des Gottmenschen<br />

Kreon und den ungeschriebenen Gesetzen der Antigone,<br />

denen wir unsere Menschlichkeit verdanken.<br />

Tausend Wüsten, stumm und kalt<br />

Das alte Europa nährt seine angeblichen äußeren<br />

Feinde am eigenen Busen. Der Islamismus ist nur<br />

darum stark, weil wir schwach geworden sind. Weil<br />

wir der plumpen Gewalt auf der einen und der langsamen<br />

aber stetigen Islamisierung auf der anderen<br />

Seite nichts mehr anderes entgegenzusetzen haben<br />

als geistige Leere. Diese geistige Leere lädt die Barbarei<br />

geradezu ein, das Vakuum zu besetzen, das wir<br />

geschaffen haben, denn die Natur hasst die Leere<br />

und füllt sie mit dem auf, was am dichtesten drängt!<br />

Aus Unachtsamkeit und Trägheit haben wir unsere<br />

Grenzen und Identitäten, haben wir unser Miteinander<br />

zerstört und durch ein ständig wachsendes<br />

Gegeneinander und Chaos ersetzt. «Tausend Wüsten<br />

stumm und kalt» (Friedrich Nietzsche) sind aber<br />

kein Freiheitsraum, sondern ein riesiges Gefängnis,<br />

in dem nur die Stärksten überleben. Und daran sind<br />

wir selber schuld, niemand anders. Während wir<br />

ziellos unseren Lippenbekenntnissen hinterherrennen,<br />

setzt der Islamismus rücksichtslos seine Agenda<br />

durch, weil er ein Ziel hat und diesem Ziel alles<br />

unterordnet. Auch uns. Auch unsere Werte. Und unsere<br />

Rechte.<br />

Der Islamismus ist darum stark,<br />

weil wir schwach geworden sind.<br />

weil sich die Schweizer Bürger von Anfang an vor<br />

Machtballungen und vor der Perversion der Macht<br />

in Acht zu nehmen wussten.<br />

Sie schufen ein den Zyklen und organischen Mechanismen<br />

der Natur abgeschautes System, das<br />

sich selbst regeneriert und Ungleichgewichte immer<br />

wieder harmonisch ausbalanciert. Der menschlichen<br />

Hybris wurden durch dieses System Grenzen<br />

gesetzt, die der einzelne Mensch, insbesondere der<br />

Machtmensch, sich selber nicht zu setzen vermag.<br />

In der Schweiz wurde der Dharma des Buddha auf<br />

seltsame Weise zur Wirklichkeit. Die ungeschriebenen<br />

Gesetze der Antigone wurden zur Wirklichkeit.<br />

Statt wie in üblichen demokratischen Systemen<br />

auf eine Abfolge von Konfrontationen zu bauen,<br />

setzte man in der Schweiz auf den Einbezug aller<br />

signifikanten Kräfte in die Staatsgeschäfte, auf<br />

Zusammenarbeit und Kollegialität. Begleitend wurde,<br />

über den Föderalismus, der üblichen horizontalen<br />

Gewaltentrennung eine starke vertikale Gewaltentrennung<br />

hinzugefügt. Die Rolle des obersten<br />

Schiedsrichters und Souveräns, der das letzte Wort<br />

spricht, behielt sich das Volk durch die direkte Demokratie<br />

selber vor.<br />

Dadurch konnte in der Schweiz der soziale Friede<br />

gewährleistet werden. Die in die Entscheidungen<br />

einbezogenen Bürger identifizieren sich völlig<br />

mit dem Staatsapparat, dessen Grundpfeiler sie<br />

sind. Als Milizparlamentarier bleiben sie eng mit<br />

ihren Mitbürgern verbunden und als Milizsoldaten<br />

setzen sie sich persönlich für die Sicherheit ihres<br />

Landes ein. Kommen, dienen und wieder gehen, so<br />

kann die Laufbahn eines Schweizer Politikers beschrieben<br />

werden.<br />

Oskar Freysinger.<br />

Foto: Jürg Gründler<br />

_ Oskar Freysinger vertrat zehn<br />

Jahre lang die Schweizerische<br />

Volkspartei (SVP) im Berner<br />

Bundesparlament, bevor er in<br />

seinem Heimatkanton Wallis<br />

Verantwortung als Minister übernahm.<br />

Im Jahr 2008 war er einer<br />

der Initiatoren des – schließlich<br />

erfolgreichen – Volksentscheids<br />

zum Baustopp von Minaretten.<br />

Neben seiner politischen Tätigkeit<br />

schreibt Freysinger Romane, ist<br />

Mitglied des serbischen Schriftstellerverbandes<br />

und Träger eines<br />

Lyrikerpreises. – Der obige Text ist<br />

ein Auszug aus der Rede, die er<br />

am 5. November auf der <strong>COMPACT</strong>-<br />

»Konferenz für Meinungsfreiheit»<br />

gehalten hat. Vollständig ist sie<br />

auf unserem YouTube-Kanal<br />

<strong>COMPACT</strong>TV zu sehen.<br />

Tortenangriff auf AfD-Co-Chef Jörg<br />

Meuthen im August. Foto: Screenshot<br />

YouTube<br />

Der zivilisatorische Anfangsfunke war noch nie<br />

so bedroht wie heute. Wir können hier Kassandra<br />

spielen, so viel wir wollen, und vor dem trojanischen<br />

Pferd warnen: Europa wird fallen, wenn<br />

wir uns nicht selber beim Schopf packen und dort<br />

zu handeln anfangen, wo niemand mit seinem Besen<br />

für uns die Arbeit verrichten kann: vor unserer<br />

eigenen Türe!<br />

Der helvetische Ausgleich<br />

Dabei bräuchte es nur ein Aufleuchten des kleinen,<br />

unter der Asche verborgenen Funkens, um uns<br />

wiederzubeleben und widerstandsfähig zu machen.<br />

Dieser Funke besteht zur Zeit noch in meinem Herkunftsland,<br />

in der Schweiz. Zwar ist er auch dort von<br />

der grassierenden Feigheit und Unterwürfigkeit gewisser<br />

Eliten bedroht, aber er hat bisher überlebt,<br />

43


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

44<br />

Für ein Europa<br />

der Freiheit<br />

Die sieben Forderungen, die<br />

Oskar Freysinger am Ende seiner<br />

Rede auf der <strong>COMPACT</strong>-Konferenz<br />

am 5. November vorgetragen<br />

hat:<br />

1. Die Zukunft Europas liegt in<br />

Europa selbst und nicht darin,<br />

der Stiefelknecht des amerikanischen<br />

Imperiums zu sein.<br />

2. Der Reichtum Europas liegt<br />

in seiner Vielfalt. Denn Vielfalt<br />

bedeutet Auswahl und Auswahl<br />

bedeutet Freiheit.<br />

3. Darum ist ein föderalistisches<br />

Europa der Vaterländer nach<br />

Schweizer Art der einzig mögliche<br />

Weg aus der heutigen Sackgasse.<br />

Zentralismus, Nivellierung<br />

und Selbstverleugnung<br />

haben ihre Grenzen gezeigt und<br />

müssen durch das wiedergefundene<br />

Selbstbewusstsein kooperierender,<br />

überschaubarer, historisch<br />

gewachsener Gebilde,<br />

sprich Nationen, ersetzt werden.<br />

4. Die Zukunft Europas liegt<br />

in der Kooperation mit Russland,<br />

nicht in der Konfrontation<br />

mit der orthodoxen Welt, deren<br />

Werte mit den unseren übereinstimmen,<br />

weil sie demselben<br />

Born entsprungen sind.<br />

5. Das elitäre Gebaren der heutigen<br />

Machtfunktionäre muss<br />

durch direktdemokratische<br />

Mechanismen ersetzt werden,<br />

die es den Völkern erlauben, ihr<br />

Schicksal konkret mitbestimmen<br />

zu können, bevor es zu spät ist.<br />

6. Die unbeschränkte Versammlungs-<br />

und Ausdrucksfreiheit ist<br />

wiederherzustellen.<br />

7. Die Kultur, die Geschichte und<br />

die Werte der abendländischen<br />

Welt müssen wieder vermittelt<br />

und hochgehalten werden, damit<br />

Europa seine Seele wiederfindet<br />

und nicht zum Parkhaus des globalen<br />

Supermarktes verkommt.<br />

Logo der verbotenen <strong>COMPACT</strong>-<br />

Konferenz in Köln. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Die Schweiz ist das Paradebeispiel der Ars Vivendi,<br />

der Lebenskunst. Der Islam ist im Gegensatz dazu<br />

eine Ars Moriendi. Dort wird ständig getötet und gewaltsam<br />

gestorben, sind Ehrenmorde und Blutrache<br />

konstitutive Elemente des Weltverständnisses. Darum<br />

kommt die islamische Welt nie zur Ruhe, darum<br />

wird es immer wieder Selbstmordattentate geben,<br />

deren Opfer in überwältigender Mehrheit die Moslems<br />

selber sind.<br />

Was unsere eigene, moderne, das heißt atheistisch-materialistische<br />

Welt angeht, steht es nicht<br />

besser. Nur ist dort die Unterscheidung zwischen<br />

Tod und Leben hinfällig geworden, weil die lebendig<br />

Toten allmählich überhand nehmen.<br />

Die Versuchung Christi<br />

Dabei gäbe es einen dritten Weg zwischen dem<br />

Nihilismus des Wertrelativismus und dem engstirnigen<br />

Dogmatismus der Islamisten. Diesen Weg<br />

scheint uns paradoxerweise das heutige Russland<br />

zu weisen, das nicht dadurch einen Gegenpol zu den<br />

USA darstellt, weil es eine konkurrierende Großmacht<br />

ist, sondern weil seine Politik dem Dharma<br />

verpflichtet ist und der Hybris der Angelsachsen<br />

die Demut der orthodoxen Welt entgegenstellt.<br />

Russland wehrt sich zur Zeit eher erfolgreich gegen<br />

die zerstörerische Expansionspolitik der amerikanischen<br />

Hybris. Sollte es unterliegen, ist unsere<br />

Zivilisation endgültig am Ende.<br />

Eine Zivilisation, die uns gelehrt hat, unsere animalischen<br />

Triebe zu transzendieren und über uns<br />

selbst hinaus zu wachsen. Eine Zivilisation, die in<br />

allen wissenschaftlichen und künstlerischen Bereichen<br />

Großartiges geleistet hat. Denken wir an die<br />

drei Versuchungen Christi in der Wüste, als ihn der<br />

Teufel auf einen Berg entführt: die wirtschaftliche<br />

Versuchung (Steine in Brot verwandeln), die technologische<br />

Versuchung (ins Leere springen und von<br />

Engeln aufgefangen werden), die politische Versuchung<br />

(sich vor dem Teufel verbeugen).<br />

Christi lehnt alle drei ab, denn seine Macht ist<br />

eine andere. Vor ihr verblassen die herrlichsten Teufeleien.<br />

Doch genau diese drei Versuchungen sind<br />

die Götzen, denen die moderne europäische Gesellschaft<br />

zum Opfer gefallen ist:<br />

Der Glaube an die Allmacht der Wirtschaft und<br />

der Technologie führt uns im Verbund mit unserer<br />

Unterwerfung unter eine sich selbst genügende<br />

Machtballung zur Sklaverei und zur Entmenschlichung.<br />

Was uns blüht, ist eine seelenlose Existenz<br />

als Instrumente selbsternannter Gottmenschen, die,<br />

je mehr sie die Natur zu unterwerfen glauben, umso<br />

stärker von ihr unterworfen werden, wie das C.S. Lewis<br />

in seinem Essay The abolition of man (Die Abschaffung<br />

des Menschen) treffend aufgezeigt hat.<br />

Was uns blüht, ist eine seelenlose<br />

Existenz als Instrumente selbsternannter<br />

Gottmenschen.<br />

Christi Freiheit ist eine völlig andere. Sie kennt<br />

keine Grenzen und Bedingungen. Sie schafft Harmonie<br />

und lehnt sich respektvoll an die Natur an. Sie<br />

blüht im liebenden Herzen des Menschen. Auch die<br />

vor lauter Missbrauch abgewetzten Begriffe Freiheit,<br />

Brüderlichkeit und Gleichheit sind kein Ersatz<br />

für die vorbehaltlos liebende Seele. Denn Freiheit<br />

ohne Nächstenliebe zerstört die Brüderlichkeit<br />

durch Isolierung und Materialismus und zersetzt die<br />

Gleichheit durch Neid und Eifersucht.<br />

Thukydides – schon wieder ein alter Grieche –<br />

schrieb einst, dass die Stärke einer Stadt weder<br />

in ihren Mauern noch in ihren Kriegsschiffen liege,<br />

sondern im Charakter ihrer Bürger. Charakter haben<br />

bedeutet aber weder, allen gefallen zu wollen,<br />

noch sich vor den Mächtigen zu verbeugen, noch<br />

jedes abnorme Verhalten aus Feigheit und Trägheit<br />

als Norm zu akzeptieren. Charakter bedeutet Widerstand<br />

gegen das Oberflächliche, das zu Einfache und<br />

Gemeine. Dabei geht es nicht darum, selber zu Göttern<br />

zu werden, nur weil wir den Gott unserer Väter<br />

von seinem Sockel gestürzt haben.<br />

Es geht darum, Menschen zu sein. Und was verhilft<br />

uns zu unserer Menschlichkeit? Die ungeschriebenen<br />

Gesetze in uns, Zeus in uns! Der Funke Ewigkeit,<br />

der tief in uns drin liegt und uns doch unendlich<br />

übersteigt. Genau dieser uns übersteigende göttliche<br />

Funke macht uns wirklich frei, weil er sich jeder<br />

Kontrolle entzieht, weil er weder der Zeit noch<br />

dem Raum unterworfen ist.<br />

Die Antifa kleidet sich bevorzugt in SS-Schwarz. Foto: picture<br />

alliance / NurPhoto


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Wir bleiben, bis wir siegen<br />

_ von Lutz Bachmann<br />

Pegida ist nur der Anfang. Der Gründer der Dresdner Montagsbewegung sagt: Wenn<br />

die Opposition einig ist, kann Deutschland das Merkel-Regime überwinden. Dazu<br />

muss auch die AfD über ihren Schatten springen.<br />

Pegida hat vor zwei Jahren in Dresden begonnen,<br />

und wir haben die Deutungshoheit in Dresden<br />

massiv verschoben. Die Menschen in Sachsen haben<br />

ein super Bauchgefühl und wissen, wenn etwas<br />

schief läuft. Deshalb ging auch von Sachsen<br />

die Wende aus.<br />

Ich bin viel im Westen unterwegs gewesen. In<br />

den letzten vier Monaten habe ich mich von dort etwas<br />

zurückgezogen. Wenn man sieht, dass im Kalifat<br />

Nordrhein-Westfalen schon 35 Prozent der eingeschulten<br />

Kinder Muslime sind… Wenn dort nicht<br />

bald etwas geschieht in Richtung Remigration oder<br />

echter Integration, sehe ich für Westdeutschland<br />

schwarz. Wir hatten viele Pegida-Ableger im Westen.<br />

Aber es waren meistens Einzelkämpfer, und<br />

ohne Vernetzung kann man sowas, wie wir es in<br />

Dresden geschaffen haben, nicht aufbauen. Die<br />

wichtigste Botschaft ist der Zusammenhalt.<br />

Warum ist Pegida so erfolgreich? Weil sich Medien<br />

und Politik derart über uns echauffiert haben,<br />

dass wir uns auf der Straße zusammentun. Es ist<br />

unser größter Verdienst, dass sie sich damit selbst<br />

enttarnt und die Maske vom Gesicht gerissen haben.<br />

Wir müssen die Deutungshoheit noch weiter verschieben.<br />

Dazu bedarf es der Solidarität. Wenn ich<br />

die Worte höre, die wir heute wieder sprechen, fühle<br />

ich mich erinnert an die Zeit von 1988 und 1989.<br />

Auch damals war Solidarität offiziell sehr beliebt.<br />

Doch als es dann wirklich zu dieser Solidarität kam,<br />

da waren diese Menschen plötzlich übelste Pöbler,<br />

Hetzer, subversive Elemente.<br />

Wir brauchen drei Elemente des Widerstandes.<br />

Das eine ist der parlamentarische Arm, in Deutschland<br />

die AfD. Der zweite Arm ist Pegida. Wir müssen<br />

auf der Straße den Druck erhöhen und dürfen<br />

uns nicht zersplittern. Es sollte versucht werden, es<br />

wie 1989 in zwei oder drei Städten hochkochen zu<br />

lassen. Dann gibt es einen dritten Arm: Das ist die<br />

Identitäre Bewegung – die Aktivisten, die wirklich<br />

etwas tun. Wenn diese drei Arme Hand in Hand gehen,<br />

dann werden wir etwas bewegen in diesem<br />

Land. Lasst uns gemeinsam an einem Strang ziehen,<br />

dann holen wir uns unser Land zurück.<br />

Wir haben vor anderthalb Jahren bei Pegida ein<br />

19-Punkte-Programm herausgebracht, und ich fand<br />

es ganz interessant, was Sahra Wagenknecht im<br />

Bundestag dazu gesagt hatte: Von den 19 Punkten<br />

sind 17 in Arbeit oder zum Teil schon erfüllt. Aber<br />

es sind nur Lippenbekenntnisse. Wir brauchen kein<br />

neues Einwanderungsgesetz, wir brauchen keine<br />

neuen Abschiebegesetze. Das einzige, was wir<br />

brauchen, ist, dass die bestehenden Gesetze konsequent<br />

umgesetzt werden.<br />

Merkel ist Honecker<br />

Wenn ich unser Warmluftgebläse Horst Seehofer<br />

in Bayern sehe – das ist für mich nichts anderes als<br />

geschickter Wahlkampf. Am Ende des Tages kriecht<br />

er wieder vor Mutti zu Kreuze, und dann werden die<br />

Posten verhandelt. Wenn ich mir Angela Merkel anschaue:<br />

Sie lebt in einer vollkommen eigenen Welt.<br />

Manchmal denke ich, es ist wie damals bei Honecker.<br />

Sie weiß gar nicht mehr, was an der Basis passiert,<br />

weil das von ihr abgeschirmt wird, damit die<br />

ganzen kleinen Könige ihre Pöstchen hin- und herschieben,<br />

ihr Geld verdienen, sich ihre Taschen füllen<br />

können.<br />

Es schreien immer alle: Merkel muss weg. Reicht<br />

das? Es reicht nicht. Alle diese Mittäter müssen<br />

weg. Damit bin ich wieder beim Wahlspruch von<br />

Pegida. Wir sind gekommen, um zu bleiben – und<br />

wir bleiben, bis wir siegen.<br />

Angebot an<br />

Frauke Petry<br />

Pegida wird seit jeher von<br />

Frauke Petry abgelehnt – im<br />

Unterschied zu anderen AfD-<br />

Größen wie André Poggenburg,<br />

Björn Höcke oder Alexander<br />

Gauland. Die Fronten waren zeitweise<br />

so verhärtet, dass Pegida<br />

mit einem eigenen Wahlantritt<br />

drohte. Doch seit einiger Zeit<br />

versucht Bachmann, das Verhältnis<br />

zur AfD-Chefin zu entspannen:<br />

Von einer Konkurrenz<br />

an der Wahlurne ist nicht mehr<br />

die Rede, und Frau Petry wurde<br />

Anfang Oktober herzlich zu einer<br />

Rede beim Pegida-Geburtstag<br />

eingeladen. Auf der <strong>COMPACT</strong>-<br />

Konferenz setzte Bachmann die<br />

Charme-Offensive fort: Er werde<br />

gerne auf einen Kundgebungsauftritt<br />

verzichten, wenn die<br />

Umworbene ihren Auftritt bei<br />

der Bürgerbewegung davon<br />

abhängig mache.<br />

Bild links: Lutz Bachmann Foto:<br />

Jürg Gründler<br />

Am Ende des Tages<br />

kriecht Seehofer<br />

immer wieder vor<br />

Mutti zu Kreuze.<br />

_ Lutz Bachmann, 43 Jahre alt, ist<br />

das Gesicht von Pegida. Gestartet<br />

im Oktober 2014, erlebte diese<br />

mit über 40.000 Teilnehmern im<br />

Januar 2015 ihren Höhepunkt. Zum<br />

2. Geburtstag von Pegida konnte<br />

Bachmann am 16. Oktober <strong>2016</strong><br />

wieder 15.000 Menschen vor der<br />

Semperoper begrüßen. – Der obige<br />

Text ist ein Auszug aus der Rede,<br />

die er am 5. November auf der<br />

<strong>COMPACT</strong>-«Konferenz für Meinungsfreiheit»<br />

gehalten hat. Vollständig<br />

ist sie auf unserem YouTube-Kanal<br />

<strong>COMPACT</strong>TV zu sehen.<br />

45


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Hoffnung aus dem Osten<br />

_ von Götz Kubitschek<br />

Warum demonstrieren in Dresden regelmäßig Tausende gegen<br />

den Asylwahnsinn – und in Düsseldorf nicht? Warum zieht die AfD<br />

in den neuen Bundesländern nicht nur die Wähler, sondern selbst<br />

Politiker der Altparteien inhaltlich immer mehr an sich heran? Überlegungen<br />

zum zweiten Jahrestag von Pegida.<br />

gäbe es keinen Widerstand gegen das, was er uns<br />

zumutet? Ist Deutschland das «Land der unbegrenzten<br />

Zumutbarkeiten»? Ist das, was wir tun, am Ende<br />

nicht doch ein zu ungleicher Kampf?<br />

Ja und nein: Ja, weil dieser sein eigenes Volk<br />

missachtende Apparat über geradezu grotesk große<br />

finanzielle, personelle, administrative und mediale<br />

Mittel verfügt – und sie gegen uns einsetzt,<br />

auf allen Ebenen. Nein, weil er sich dabei selbst<br />

entlarvt. Was muss der Apparat doch für Kanonen<br />

auffahren, um diese von ihm als lächerliche Minderheit<br />

bezeichneten Widerständler in die Deckung<br />

zu zwingen!<br />

Dieses harte, aber unfaire Duell der vier Guten<br />

gegen den einen Poggenburg verfestigte auf der einen<br />

Seite natürlich die Macht des Apparats, aber auf<br />

der anderen Seite entlarvte es das dreckige Spiel.<br />

Ich will drei dieser Gegner kurz beschreiben. Es ging<br />

ja um die Frage, was da los sei in Dresden, wo man<br />

(also wir) auf die Einheit pfeife, obwohl man doch<br />

dankbar sein müsste für die schönen neuen Autobahnen,<br />

die tollen Einkaufsmöglichkeiten und renovierten<br />

Häuser.<br />

Die Visage der BRD<br />

46<br />

André Poggenburg mit Matthias<br />

Platzeck bei hart aber fair.<br />

Foto: Screenshot ARD via YouTube<br />

_ Götz Kubitscheks hier<br />

dokumentierte Rede, die er am 16.<br />

Oktober auf der Kundgebung zum<br />

zweiten Geburtstag von Pegida<br />

hielt, wurde für den Abdruck leicht<br />

gekürzt.<br />

Am vergangenen Montag schaute ich mir wieder<br />

einmal eines dieser beliebten, aus Zwangsgebühren<br />

finanzierten Spielchen «Vier gegen Einen» im<br />

Fernsehen an. Der AfD-Landesvorsitzende aus Sachsen-Anhalt,<br />

André Poggenburg (übrigens ein Pegida-<br />

Spaziergänger der ersten Stunde) gegen vier andere<br />

Gäste: hart aber fair heißt die Sendung; hart war‘s,<br />

fair nicht, aber was können wir erwarten von solchen<br />

Versuchsanordnungen? Poggenburg jedenfalls<br />

schlug sich wacker für uns alle, verteidigte unseren<br />

gerechten Zorn und unsere Teilhabe an jenem denkwürdigen<br />

3. Oktober in Dresden, an dem es nicht<br />

ganz so glatt lief für die Oberhäupter unserer Nation.<br />

Aber seien wir ehrlich: Sind wir jetzt schon zufrieden<br />

damit, dass sich Frau Merkel und Herr Gauck<br />

ein paar harte Worte anhören mussten? Können und<br />

dürfen wir die Lage in unserem Land heute hoffnungsvoller<br />

beschreiben als noch vor zwei Jahren?<br />

Oder müssen wir unsere Widerstandsbemühungen<br />

als das beschreiben, was sie sind: als ein noch immer<br />

nicht wirklich wirkungsvolles Anrennen gegen<br />

einen Staatsapparat, der einfach weitermacht, als<br />

Es saß da in der Runde sehr selbstzufrieden Michael<br />

Jürgs. Er war von 1986 bis 1990 Chefredakteur<br />

des <strong>Magazin</strong>s Stern, und er war einer der ganz<br />

hartnäckigen Gegner, ja: Kaputtschreiber der deutschen<br />

Wiedervereinigung. Jürgs ist für mich, Entschuldigung!,<br />

die «Visage der linksliberalen BRD»:<br />

ein Typ, der sein Politologie- und Germanistik-Studium<br />

abbrach und trotzdem von einem Stuhl auf den<br />

nächsten nach oben gehoben wurde, kurz: Karriere<br />

machte – aus einem einzigen Grund: Es bekam damals<br />

im Zuge der 68er-Bewegung jeder eine Stelle,<br />

der einen Bleistift richtig herum halten konnte,<br />

und es machte jeder Karriere, der sich zum moralischen<br />

Richter der Kriegsgeneration aufschwang.<br />

Jürgs und sein Drecksblatt hätten die Deutsche Einheit<br />

am liebsten verhindert, und weil ihm das nicht<br />

gelang, muss er seither über die Ossis im Allgemeinen<br />

und die Sachsen im Besonderen herziehen, und<br />

ich will nun mal alle Zurückhaltung aufgeben und<br />

Folgendes feststellen:<br />

Neben Jürgs saß Armin Laschet, CDU-Chef in<br />

Nordrhein-Westfalen, und der bot, was man von<br />

ihm erwartete. Ich las einmal, dass der Unterschied<br />

zwischen den Wessis und den Ossis grob gesagt<br />

in einem unterschiedlichen Blick auf das bestehe,


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

was Deutschland sei: Für die Westdeutschen sei<br />

Deutschland die Bundesrepublik, für die Ostdeutschen<br />

sei Deutschland Deutschland, also etwas, das<br />

oberhalb eines politischen Systems liege. Was bedeutet<br />

das?<br />

Kurz gesagt: Wer in der DDR zu leben hatte, erlebte<br />

den Untergang eines Systems, lebte aber zuvor<br />

und danach in Deutschland und begriff, dass es<br />

da etwas gibt, das beständiger ist als eine politische<br />

Ordnung. Diese Erfahrung geht den Westdeutschen<br />

ab, sie verwechseln ständig das politisch erfolgreiche<br />

System mit Deutschland selbst, und das<br />

macht sie blind für die Gefahr, in der unser Vaterland<br />

schwebt.<br />

Wenn diese Blindheit ein Gesicht hat, dann<br />

ist es das der Aachener Frohnatur Laschet. Und<br />

wenn Reichspräsident Friedrich Ebert einst sagte:<br />

«Wenn der Tag kommt, an dem die Frage auftaucht:<br />

Deutschland oder die Verfassung, dann werden wir<br />

Deutschland nicht wegen der Verfassung zugrunde<br />

gehen lassen» – dann würde Laschet genau dies<br />

tun: Deutschland zugrunde gehen lassen. Er ist die<br />

fleischgewordene Wohlfühlzone, er verbreitet die<br />

Atmosphäre eines 24-Stunden-Buffets, und es wäre<br />

für uns alle schon viel gewonnen, wenn er einfach<br />

nur sein Leben genösse und kräftig in sich hineinschaufelte,<br />

was ihm das Geld anderer Leute so alles<br />

ermöglicht. Aber nein: Laschet muss unbedingt<br />

Politik machen – es wird Zeit, dass die AfD ihn austauscht.<br />

Das Volk, der Bengel<br />

Dann war da noch der ehemalige Ministerpräsident<br />

von Brandenburg, Matthias Platzeck, der sich<br />

allein physiognomisch komplett von seinen abendlichen<br />

Verbündeten Jürgs und Laschet unterschied:<br />

ernster, hagerer, näher dran an dem, was er noch<br />

Volk nennen kann. Platzeck war mit zunehmender<br />

Dauer der Sendung nicht mehr sehr froh über die<br />

beiden Besserwessis und verteidigte seine ostdeutschen<br />

Landsleute recht wacker. Als Laschet bemerkte,<br />

dass Platzeck emotional in die Nähe Poggenburgs<br />

rutschte, hielt er ihm rasch eine kleine Privatvorlesung<br />

in Sachen politischer Verantwortung: Poggenburg<br />

habe darauf zu achten, dass aus der Wut<br />

der Bürger, die er entfache, friedliche Politik werde.<br />

Platzeck, der Vater, Poggenburg, der Bengel – wir<br />

alle hier überhaupt: die Bengel, die Lümmel, die Unzumutbaren:<br />

Wir wissen, dass das Volk (also wir) im<br />

Zweifelsfall der große Lümmel ist!<br />

Was an Platzeck auffiel, sollte uns Hoffnung machen:<br />

Er rutsche also, ob er wollte oder nicht, in Richtung<br />

Poggenburg, und er wehrte sich dagegen. Was<br />

sollte er auch sonst tun? Zu hoch war sein Amt, zu<br />

gut kennt er seine Rolle. Aber in den Ebenen unter<br />

ihm bricht und bröckelt es, und es rutschen die<br />

SPDler ebenso in Richtung AfD wie die CDUler, und<br />

die Linken sowieso.<br />

Der Westen versteht den Osten<br />

nicht, der Osten kennt den Westen<br />

nur zu gut.<br />

Wenn also in dieser Gesprächsrunde überhaupt<br />

irgendetwas deutlich wurde, dann dies: Der Westen<br />

versteht den Osten nicht und will ihn maßregeln. Der<br />

Osten kennt den Westen nur zu gut und hat es satt,<br />

dafür gescholten zu werden, dass er Deutschland<br />

nicht mit der Bundesrepublik verwechselt. Poggenburgs<br />

geduldiges, aber auch schelmisches Lächeln<br />

hatte wohl diese Erkenntnis zum Grund. Sie lässt<br />

sich in zwei Sätzen zusammenfassen: Der Westen<br />

ist das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten, der<br />

Osten nicht. Der Osten hält stand.<br />

Wir beleidigen nicht<br />

Bei den Staatsfeierlichkeiten<br />

zum 3. Oktober in Dresden<br />

demonstrierten Tausende gegen<br />

die versammelte Elite. Aus der<br />

unorganisierten Menge waren<br />

bedauerlicherweise auch vereinzelt<br />

Beleidigungen zu hören.<br />

Michael Stürzenberger, Sprecher<br />

der Partei Die Freiheit, machte<br />

auf der Pegida-Geburtstagskundgebung<br />

am 16. Oktober deutlich,<br />

dass dies nicht der Stil der Bürgerbewegung<br />

ist.<br />

«Freunde, wir beleidigen nicht.<br />

Wir bleiben gelassen, gut<br />

gelaunt, gewaltfrei, fröhlich,<br />

denn wir haben alle Argumente<br />

auf unserer Seite. Wir brauchen<br />

niemanden zu beleidigen. (…)<br />

Es muss [am 3. Oktober] auch<br />

Affenlaute von Einzelnen gegeben<br />

haben, als ein Schwarzer<br />

in die Frauenkirche zum Gottesdienst<br />

wollte. Machen wir auch<br />

nicht, Freunde, denn wir sind<br />

weder menschenverachtend<br />

noch rassistisch. Und wir haben<br />

selber gute Freunde aus Afrika.<br />

Denkt an Ferdinand aus Kamerun,<br />

der hat schon oft bei Pegida<br />

geredet. Er ist legal hier, er ist<br />

fleißig, er ist patriotisch, er liebt<br />

Deutschland. Solche können wir<br />

bei uns in Deutschland gebrauchen,<br />

die sind bei uns herzlich<br />

willkommen. Aber nicht die Illegalen,<br />

die unsere Sozialsysteme<br />

plündern, die gewalttätig werden<br />

und sich hier aufführen wie<br />

Rotz am Stiel. Die sollen wieder<br />

dahin zurück, wo sie hergekommen<br />

sind!»<br />

Michael Stürzenberger und Ferdinand<br />

Lekaboth. Foto: M. Stürzenberger<br />

Rund 10.000 Demonstranten füllten<br />

am 2. Pegida-Geburtstag den<br />

Dresdner Theaterplatz. Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

47


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64<br />

Preußische Allgemeine Zeitung.<br />

Die Wochenzeitung für Deutschland.


Fack ju, Germany<br />

_ von Alexander Markovics<br />

Antifa-Pädagogik, dick geschminkt: Im Film «Willkommen bei den Hartmanns» malt<br />

sich die Refugee-Welcome-Lobby die Welt, wie sie ihr gefällt. Die Überflutung unserer<br />

Gesellschaft mit Fremden wird als Bereicherung dargestellt – und als Riesenspaß<br />

für die ganze Familie.<br />

Angelika Hartmann (Senta Berger) befindet sich<br />

in einer tiefen Krise: Im Ruhestand fehlt ihr der Sinn<br />

im Leben. Ihre beiden Kinder – Sofie (Palina Rojinski),<br />

eine Bummelstudentin mit Hang zu neurotischen<br />

Männern, und Philipp (Florian David Fitz), ein frischgeschiedener<br />

Workaholic ohne Zeit für seinen Sohn<br />

– sind bereits dem Nest entflogen. Ihr Mann, Dr. Richard<br />

Hartmann (Heiner Lauterbach), befindet sich<br />

ebenfalls in einer Krise. Die Bestätigung, die seine<br />

Frau ihm nicht gibt, versucht er sich durch Face-Liftings<br />

und junge Frauen zu holen. Beim gemeinsamen<br />

Abendessen lässt Mama die Bombe platzen: Sie will<br />

den Flüchtling Diallo im Haus aufnehmen. Während<br />

die Tochter dafür ist, protestieren Vater und Sohn. In<br />

der Folge versucht der Film zum Gesellschaftsporträt<br />

zu werden: Die naive Bahnhofsklatscherei des<br />

Sommers 2015 wird beleuchtet – aber nur in den<br />

wärmsten Farbtönen.<br />

Eine objektive Auseinandersetzung mit den<br />

Schattenseiten des «Wir schaffen das!» findet nicht<br />

statt. Stattdessen kommt es in der Diskussion stets<br />

zu einem Ebenenwechsel: Alle Einwanderungskritiker<br />

werden salopp als «Axxxlöcher» tituliert. Auch<br />

die Themen wie Vergewaltigungen durch Flüchtlinge,<br />

Stichwort Köln, werden zwar gestreift, aber nie<br />

in ihrer ganzen Tragweite behandelt. So erzählt Sofie<br />

Hartmann, wie sie ihren neurotischen Verehrer Jürgen<br />

kennengelernt hat. Als sie im nächtlichen München<br />

von einer Gruppe Ausländer angegangen wird,<br />

taucht er mit seinem Taxi als Retter in der Not auf,<br />

um sie vor dem Mob in Sicherheit zu bringen. Doch<br />

kurz darauf wird er in einer Sequenz als neurotischer<br />

Pegida-Anhänger geoutet, der sich auf Facebook in<br />

peinlicher Pose mit der Deutschlandfahne darstellt.<br />

Je fremder, desto besser<br />

Auf der anderen Seite werden die Flüchtlinge<br />

und Ausländer als edle Menschen gezeigt, von denen<br />

wir Deutsche nur lernen können: So ist etwa<br />

Diallo (gespielt von Eric Kabongo) das Musterbild<br />

eines integrationswilligen Asylanten. Im Gegensatz<br />

zu den Deutschen, die durchgehend als alt und<br />

deppert gezeichnet werden, ist er jung, dynamisch,<br />

arbeitsam und hält seinen Gastgebern stets ihren<br />

fehlenden Familiensinn und, im Falle Sofies, ihre<br />

Kinderlosigkeit vor. Seine Aufnahme bei den Hart-<br />

Senta Berger (rechts) spielt ihre<br />

Rolle wohl aus voller Überzeugung.<br />

2007 war sie Gast in jener<br />

Kerner-Talkshow, aus der die Autorin<br />

Eva Herman wegen angeblicher<br />

NS-Vergleiche hinausgewortfen<br />

wurde. Foto: Warner Bros. Ent.,<br />

Jürgen Olczyk<br />

Alle Einwanderungskritiker<br />

werden<br />

salopp als<br />

Axxxlöcher tituliert.<br />

_ Alexander Markovics leitet die<br />

Identitäre Bewegung in Wien. In<br />

<strong>COMPACT</strong> 10/2015 schrieb er über<br />

Pokemon-Go.<br />

49


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Witzfigur<br />

Hauptdarsteller Heiner Lauterbach<br />

sagte in einem Interview<br />

zum Film Willkommen bei den<br />

Hartmanns, einen Flüchtling<br />

würde er nicht bei sich aufnehmen,<br />

er sei ja zu selten zu Hause.<br />

«Und die Frau mit den Kindern<br />

allein würde das auch nicht wollen.»<br />

Aber anderen Familien das<br />

zumuten, was man selber nicht<br />

will, das geht natürlich…<br />

Der Filmfonds Bayern unterstützte<br />

die Produktion mit 900.000 Euro.<br />

Foto: Warner Bros. Ent.<br />

Schöne neue Multikultiwelt. Foto:<br />

Warner Bros. Ent., Jürgen Olczyk<br />

manns wird als lustiges Kennenlernen mit zahlreichen<br />

Fettnäpfchen dargestellt, was für zahlreiche<br />

Schmunzler sorgt: So wird ihm etwa erklärt, dass<br />

man in Deutschland auch schwul sein könne – was<br />

er aber wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht<br />

versteht… Probleme bekommt der schnuckelige<br />

Fremde schließlich nur wegen seiner bescheuerten<br />

Gastgeber. So wird von Angelika Hartmanns Alt-<br />

68er Freundin Heike Broscher (Ulrike Kriener) eine<br />

wilde Willkommensfeier veranstaltet, welche wegen<br />

Drogenkonsums aufgelöst wird. Und als er Philipps<br />

Sohn Basti (Marinus Hohmann) beim Dreh eines<br />

Rap-Videos mit fünf Nutten assistiert, kommt<br />

abermals die Polizei – sein Asylverfahren wird daraufhin<br />

abgelehnt. Merke: Dealen und Prostitution<br />

ist ein Problem der Inländer, nicht der Ausländer…<br />

Jede Minute des Films trieft vor Hass auf die eigene<br />

Kultur, die Gegenüberstellung von edlen Fremden<br />

und abstoßenden Deutschen ist penetrant.<br />

Eine Schlüsselfigur der Komödie ist Dr. Tarek Berger<br />

(gespielt vom Fack-ju-Göhte-Star Elyas M’Barek),<br />

der nicht nur bei seiner Ausbildung zum Facharzt mit<br />

Papa Hartmann im Dauerclinch liegt, sondern sich<br />

auch in Sofie verliebt. Er spielt die Rolle des assimilierten<br />

Ausländers. Vor der obligatorischen romantischen<br />

Kussszene stellt er fest, dass die Deutschen,<br />

welche so verkrampft mit ihrer Identität umgehen,<br />

sich doch nur auf ihre weltoffene und tolerante Haltung<br />

besinnen müssten. Und jetzt kommt der unvermeidliche<br />

Propagandasatz: All jenen, egal ob Rechte<br />

oder Islamisten, welche diese Gesellschaft bedrohen,<br />

müsse man natürlich entschlossen entgegentreten.<br />

Antifa und Grüne werden so dargestellt, als<br />

würden sie es einfach nur zu gut meinen. Auch die<br />

Dschihad-Gefahr kommt vor, aber nur als Witz: Die<br />

Verfassungsschützer werden als Haufen liebenswerter<br />

Trottel dargestellt, die den salafistischen<br />

Aufrührer im Asylantenheim nicht bemerken. Stattdessen<br />

observieren sie Diallo wegen seiner sprengstoffverdächtigen<br />

Düngersäcke, die er aber nur für<br />

den Garten der Hartmanns braucht…<br />

Happy End for Refugees<br />

Basti hält ein Referat über Boko Haram, in dem<br />

Diallo seine Geschichte erzählt und für Tränen der<br />

Rührung sorgt. Der Nigerianer ist nicht, wie die<br />

Masse der Asylbewerber 2015, ein Wirtschaftsmigrant,<br />

sondern ein wirklich Verfolgter. Warum er<br />

dann nicht in einem sicheren Drittstaat, sondern am<br />

anderen Ende der Welt Zuflucht sucht, wird ausgeblendet.<br />

Im Finale kommt es schließlich zu einem<br />

letzten Showdown zwischen Flüchtlingsschmusern<br />

und Dunkeldeutschen: Der verschmähte Jürgen organisiert<br />

eine Demo, die in einer gewalttätigen Belagerung<br />

der hartmannschen Villa endet. Doch dann<br />

kommt das Happy-End: Als Sofies Vater eine Herzattacke<br />

erleidet, rettet ihm Tarek das Leben. Der<br />

Zugriff durch das SEK wird abgebrochen, als sich<br />

herausstellt, dass Diallo keine Geiselnahme plante.<br />

Alle versöhnen sich, der brave Flüchtling erhält<br />

Asyl. Und wenn sie nicht gestorben sind…<br />

Dealen und Prostitution sind angeblich<br />

Probleme der Inländer<br />

und nicht der Ausländer.<br />

50<br />

Denkt man an die wahren Ausmaße der Flüchtlingskrise<br />

des Jahres 2015, die Attentate, die Vergewaltigungen,<br />

dann bleibt einem bei dieser weichgespülten<br />

Darstellung das Lachen im Hals stecken.<br />

Willkommen bei den Hartmanns will eine Komödie<br />

sein und zugleich moralischer Wegweiser. Doch Regisseur<br />

Simon Verhoeven scheitert an beidem und<br />

der Streifen bleibt ein Stück plumper Multikulti-Propaganda,<br />

dessen Absichten jeder mündige Mensch<br />

leicht durchschaut. Es bleibt nur zu hoffen, dass<br />

dieses Machwerk künftigen Generationen als Beispiel<br />

für die Verzweiflung des kulturellen Establishments<br />

am Ende des Merkel-Regimes erhalten bleiben<br />

wird.


Wenn der Krampus an die Türe klopft<br />

_ von Klaus Faißner<br />

Österreich, ein Weihnachtsmärchen: Wer in der Adventszeit und an den Feiertagen<br />

noch richtig deutsche Bräuche erleben will, hat es in unserem Nachbarland leichter<br />

als bei uns. In allen ländlichen Regionen, vor allem in den Alpentälern Salzburgs, der<br />

Steiermark, Kärntens und Tirols wird die christliche Tradition bis heute gelebt – zur<br />

Freude von Jung und Alt.<br />

Der Schnee knirscht unter den Schuhen. Es ist<br />

Heiligabend, mondhell und bitterkalt. Die Menschen<br />

strömen fröhlich zur Christmette um Mitternacht…<br />

Sind dies Erzählungen des Waldbauernbubs Peter<br />

Rosegger aus dem 19. Jahrhundert? Ja, auch. Aber<br />

auch heute noch sind diese Weihnachtsmessen in<br />

Österreich beliebt, zumindest auf dem Land. Und<br />

wer auf den Spuren des Arztes und großen Heimatdichters<br />

wandeln will, der kann in der Steiermark<br />

an der Christmettenwanderung zu seiner Ehr’ teilnehmen:<br />

Zuerst geht es zu seinem Geburtshaus am<br />

Alpl, dann mit Laternen, Fackeln und Stirnlampen<br />

acht Kilometer über Wiesen und Wälder zu Roseggers<br />

Lieblingskirche in St. Kathrein am Hauenstein.<br />

Was auch heute zur Einstimmung auf Weihnachten<br />

in keinem Haushalt fehlen darf, ist der Adventskranz.<br />

Kinder lieben es, am Abend mit ihren Eltern<br />

gemeinsam am Tisch zu sitzen und die Lichter anzuzünden.<br />

Traditionell hat der Kranz drei violette<br />

und – für den dritten Advent – eine rosarote Kerze.<br />

Dies ist der Freudensonntag («Gaudete»), an dem<br />

der Pfarrer auch ein rosa Messgewand tragen darf.<br />

Was heute angesichts der Massen an Weihnachtsbäckereien<br />

kaum jemand für möglich hält: Der Advent<br />

ist kirchlich gesehen die zweite Fastenzeit im<br />

Jahr. Kekse wurden zwar immer ausgestochen und<br />

Lebkuchen geformt, aber zu essen bekam die Familie<br />

die süßen Köstlichkeiten erst nach der Bescherung,<br />

im großen Stil erst ab dem 25. Dezember. War<br />

der Advent früher die stillste Zeit im Jahr – ohne<br />

Tanz und Musik –, so ist dies heute nirgends mehr<br />

der Fall. Der Weihnachtstrubel hat das kleinste Dorf<br />

erfasst. Aber es gibt sie nach wie vor, die Adventandachten,<br />

an denen sich Menschen in der Kirche<br />

auf das Kommen des Herrn und Erlösers vorbereiten.<br />

Großen Zuspruch erhält vielerorts das Adventsingen.<br />

Die bekannteste derartige Veranstaltung findet<br />

im Salzburger Festspielhaus statt. Wer die Weihnachtsgeschichte<br />

gesanglich im kleineren Rahmen<br />

erleben will, kann in ganz Österreich fündig wer-<br />

Die aus US-Filmen<br />

bekannten Weihnachtsmänner<br />

sind<br />

immer noch bei<br />

vielen verpönt.<br />

Bild oben: Der Krampus treibt vor<br />

allem im Alpenraum, in Tschechien,<br />

der Slowakei und Kroatien sein<br />

Unwesen. In Norddeutschland ist er<br />

hingegen weitgehend unbekannt.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

51


52<br />

Der Name Nikolaus bedeutet übrigens<br />

Sieg(reich)er des Volkes. In<br />

allen christlichen Konfessionen<br />

wird er als Heiliger verehrt.<br />

Foto: böhringer friedrich, CC BY-SA<br />

2.5, Wikimedia Commons<br />

Beim Adventsingen<br />

mit Andachtsjodlern<br />

bekommt man<br />

Gänsehaut.<br />

_ Klaus Faißner ist Publizist und<br />

Buchautor und lebt in Wien. Für<br />

<strong>COMPACT</strong> 8/<strong>2016</strong> interviewte er<br />

den österreichischen Präsidentschaftskandidaten<br />

Norbert Hofer<br />

(FPÖ).<br />

den. Unzählige Volksliedchöre laden ein und bieten<br />

meist erstaunliche gesangliche Leistungen mit viel<br />

Inbrunst: «Is’ finster drauß’t, is’ kalt und stad, immer<br />

amoi der Schneewind waht, (…) Da wird Maria<br />

d’Botschaft g’sagt, Du bist die unterm Herzen<br />

tragt des Heil der ganzen Welt.» Die dunkle, kalte<br />

Zeit im Jahr wird erhellt durch die bevorstehende<br />

Geburt des Heilands, neben Ostern das größte Fest<br />

im Jahr für Christen. «Tjo, tjo-i-ri»: Wenn sich beim<br />

Adventsingen oder spätestens bei der Christmette<br />

alle von den Plätzen erheben und den Andachtsjodler<br />

singen, dann ist mit Gänsehaut erlebbar, warum<br />

von einer heiligen Zeit die Rede ist.<br />

Christkind und Nikolo<br />

Die aus US-Filmen bekannten Weihnachtsmänner<br />

tauchen zwar auch in der Alpenrepublik vermehrt<br />

auf. Aber verpönt sind sie bei vielen nach<br />

wie vor – schließlich brachte bei uns immer das<br />

Christkind die Geschenke, und so soll es auch bleiben.<br />

Weiterhin beliebt ist auch der heilige Nikolaus,<br />

der am 6. Dezember die Kinder mit Erdnüssen, Mandarinen<br />

und Süßigkeiten beglückt. Auf den Dörfern<br />

hat es der weise, gutherzige Mann meist eiliger<br />

und kommt schon am 5. Dezember – jedoch mit gar<br />

nicht freundlicher Begleitung. Brüllend und kettenrasselnd<br />

ist der Krampus unterwegs, vor dem sich<br />

wohl jeder als Kind schon zu Tode gefürchtet hat.<br />

Irgendwann entdeckt man, dass nur ältere Buben<br />

im furchterregenden Kostüm stecken, die ein wenig<br />

Geld von den Leuten bekommen, die sie ins Haus<br />

bitten. Probleme hat der Nikolaus nur in Städten mit<br />

hohem Ausländeranteil und sozialistischen Bürgermeistern.<br />

(siehe Seite 23ff.)<br />

Nicht zu verwechseln mit dem Krampus sind<br />

die Perchten. Sie sind traditionell in den Alpentälern<br />

Salzburgs oder Tirols daheim und sollen die bösen<br />

Geister des Winters austreiben. Perchtenläufe<br />

der meist «schiachen» (= hässlichen) Gestalten<br />

sind auch bei Touristen sehr beliebt und finden erst<br />

nach dem 24. Dezember statt – in den Rauhnächten<br />

von Heiligabend bis zum Dreikönigstag.<br />

Rund ums neue Jahr ziehen in manchen Gegenden<br />

auch die Neujahrsgeiger von Haus zu Haus –<br />

vor allem zu den befreundeten Familien: «A guates<br />

neuchs Joahr, des wünschen wir Euch, viel Glück<br />

und Gottes Segen, des bringen wir Euch», singen<br />

die Musiker und spielen dazu zünftig mit Steirischer<br />

Harmonika, Geige, Klarinette oder Basstuba auf. Die<br />

Tracht – Lederhose und Dirndl – darf bei solchen Anlässen<br />

natürlich nicht fehlen. «Wer dem Volke sein<br />

Lied wiedergibt – das entschwindende –, der gibt<br />

ihm seine eigene Seele zurück», schrieb Peter Rosegger<br />

schon vor über 100 Jahren.<br />

Die Stille Nacht<br />

Der Höhepunkt ist natürlich überall der Heilige<br />

Abend. Der Christbaum wird mit Bedacht gekauft:<br />

Je kleiner die Kinder, desto größer ist er. In manchen<br />

Haushalten blinkt er wie eine Leuchtreklame,<br />

in anderen ist er jedoch traditionell schlicht, zum<br />

Beispiel mit Äpfeln und echten Kerzen, geschmückt.<br />

Unter dem Christbaum muss immer die Krippe mit<br />

Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel sowie<br />

den Heiligen Drei Königen stehen. Je nach Tradition<br />

betet die Familie und singt ein Weihnachtslied<br />

oder mehrere. Das berühmteste Lied, «Stille Nacht,


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

heilige Nacht», stammt bekanntlich aus Oberndorf<br />

in Salzburg. Der Text stammt vom Hilfspfarrer Joseph<br />

Mohr und wurde vertont vom Arnsdorfer Lehrer<br />

und Organisten Franz Xaver Gruber. Angeblich war<br />

im Jahr 1818 die kleine Orgel der Kirche St. Nikola<br />

kaputt. Deshalb musste ein Lied mit Gitarrenbegleitung<br />

her, um die feierliche Messe zu retten. Das Ergebnis<br />

war genau jene Melodie, die in der Folge um<br />

die ganze Welt ging. Die St. Nikola-Kirche wurde<br />

vor über 100 Jahren nach wiederholten Hochwasserschäden<br />

abgerissen. Statt ihrer wurde die Stille-<br />

Nacht-Kapelle errichtet, die heute ein Anziehungspunkt<br />

für Touristen ist. Die Entstehungsgeschichte<br />

des Liedes anhand von Originaldokumenten kann<br />

man im Salzburg Museum begutachten.<br />

Brüllend und kettenrasselnd ist<br />

der Krampus unterwegs.<br />

Das Weihnachtsevangelium – entweder von der<br />

Großmutter, den Eltern oder von einem der Kinder<br />

verlesen – erinnert an die Bedeutung der geweihten<br />

Nacht. Das Essen am Heiligen Abend ist in vielen<br />

Familien nicht allzu üppig, weil traditionell die<br />

Fastenzeit erst mit der Christmette am Abend des<br />

24. Dezember endet. Je nach Region kommt eine<br />

kalte Platte, Karpfen, Bratwürstel mit Erdäpfelsalat<br />

und Sauerkraut, Tafelspitz mit Apfelkren, Nudelsuppe<br />

mit Würstel oder Fondue auf den Tisch. Das richtige<br />

Festmahl findet erst an den folgenden zwei Tagen<br />

statt, beispielsweise mit einer Gans. Nach dem<br />

Christtag bietet der Stefanitag am 26. Dezember traditionell<br />

die Gelegenheit, Verwandte zu besuchen.<br />

Namensgeber ist der heilige Stephanus, einer der<br />

ersten christlichen Märtyrer – ihm ist auch der berühmte<br />

Wiener Stephansdom geweiht.<br />

Krippenreise im Salzkammergut<br />

Eine ganz besondere und immer noch vom Volk<br />

gelebte Kunst ist das Fertigen von Weihnachtskrippen<br />

mit handgeschnitzten Figuren. Die wohl imposantesten<br />

sind im Salzkammergut bei der so genannten<br />

Kripperlroas (= Krippenreise) zu besichtigen.<br />

Zwischen dem 25. Dezember und 2. Februar öffnen<br />

Privathäuser in Ebensee, Bad Ischl und anderen Orten<br />

ihre Türen, um Interessierten ihre meterlangen,<br />

kunstvollen, detailverliebten und oft schon sehr alten<br />

Wunderwerke zu zeigen. Dargestellt werden unter<br />

anderem die Herbergssuche, die Flucht aus Ägypten<br />

und die Hochzeit zu Kanaa – nur ist alles ins Salzkammergut<br />

verlegt, meist mit dem Traunstein als Hintergund.<br />

Das Heimatmuseum Ebensee, das rund 150<br />

Schnitzereien der heimischen Bevölkerung zeigt, ist<br />

auch ein Teil der Kripperlroas. Auf keinen Fall sollte<br />

man von Haus zu Haus hasten, um möglichst viel<br />

im Schnellverfahren anzusehen. Lieber ausgedehnt<br />

zwei oder drei Krippen anschauen, zur Ruhe kommen<br />

und miteinander reden… Außerdem ist es üblich,<br />

den Gastgebern eine Spende als Dank zu geben.<br />

Wer Besinnliches, Traditionelles und Einkehr rund<br />

um die Weihnachtszeit sucht, wird dies im ländlichen<br />

Österreich also auch heute noch finden. Ob allerdings<br />

der Schnee wirklich auf dem Weg zur Christmette<br />

knirscht, ist heutzutage nicht mehr sicher:<br />

Weiße Weihnachten sind zur Rarität geworden.<br />

Tipps zur Weihnacht<br />

Salzburger Adventsingen<br />

Festspielhaus, Residenzplatz 9,<br />

A-5010 Salzburg<br />

Tel.: 0043/662-843182<br />

sbg.adventsingen@heimatwerk.at<br />

Weihnachtsmärkte in Österreich<br />

(Auswahl):<br />

www.christkindlmaerkte.at<br />

Christmetten-Wanderung<br />

in der Heimat Peter Roseggers:<br />

Gemeindeamt St. Kathrein am<br />

Hauenstein<br />

Tel: 0043/3173-4030<br />

office@st-kathrein-hauenstein.<br />

steiermark.at<br />

Stille-Nacht-Kapelle und Heimatmuseum<br />

in Oberndorf<br />

Stille-Nacht-Platz 7, A-5110<br />

Oberndorf bei Salzburg<br />

Tel./Fax: 0043/6272-44 22<br />

E-Mail: office@stillenachtoberndorf.at<br />

Kripperlroas<br />

Museum Ebensee<br />

Kirchengasse 6, A-4802 Ebensee<br />

museum@ebensee.ooe.gv.at<br />

www.museumebensee.at<br />

Bild links: Krampusdarstellung um<br />

1900. Foto: Public Domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

Bild rechts: Hier stand das skandinavische<br />

Luciafest Pate. Foto: N_<br />

Creatures (L1140311), CC BY 2.0,<br />

Wikimedia Commons<br />

53


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Germanische Weihnacht<br />

_ von Pia Lobmeyer<br />

Das Fest zu Christi Geburt hat sich bei unseren Urahnen durchgesetzt,<br />

weil es sich mit heidnischen Bräuchen verbinden ließ. Eine<br />

solche Mischung findet sich nirgendwo sonst und ist damit typisch<br />

deutsch, hat aber – trotzdem oder deswegen? – die ganze Welt<br />

verzaubert.<br />

Die Kirche hat die<br />

Weihnachtsbräuche<br />

bisweilen als<br />

heidnisch verdammt.<br />

Die Wilde Jagd, das Hauptwerk<br />

von Johann Wilhelm Cordes, entstand<br />

1856/57. Foto: Johann Wilhelm<br />

Cordes (1824–1869), Public<br />

domain, Wikimedia Commons<br />

Die deutsche Weihnacht ist ein ganz besonderes<br />

Fest – und ein Exportschlager dazu: In alle Länder<br />

der Erde haben deutsche Einwanderer den geschmückten<br />

Tannenbaum mitgebracht, weil sie seinen<br />

Zauber fernab der Heimat nicht missen wollten.<br />

Ein fester Bestandteil des Festes ist die Adventszeit:<br />

Wochen der Besinnung und inneren Einkehr, des Beisammenseins<br />

in der dunklen Jahreszeit, in der man<br />

die Gemüter mit Kerzen, gewürztem Wein, Tannenduft<br />

und Plätzchen erhellt. In den katholischen Kirchen<br />

werden Krippen aufgestellt, aus den Kathedralen<br />

vieler deutscher Städte erschallen Oratorien,<br />

und auf den vielen schönen Weihnachtsmärkten im<br />

Land herrscht reges Treiben vor stimmungsvoll beleuchteter<br />

historischer Kulisse… Obwohl wir die<br />

Feiertage heute mit der Geburt Christi assoziieren,<br />

haben sie einen heidnischen Ursprung: Das wird<br />

zwar immer wieder bestritten, aber eigentlich ist<br />

es offensichtlich, denn im Gegensatz zu den Germanen<br />

kannten die frühen Christen dieses Fest noch gar<br />

nicht. Dazu kommt, dass die Kirche selbst die Weihnachtsbräuche<br />

bisweilen als heidnisch verdammte<br />

und versuchte, sie zu verbieten. Trotzdem haben sich<br />

germanisches Heidentum und Christentum im deutschen<br />

Brauchtum untrennbar vermischt und gehören<br />

zu unserem kulturellen Erbe.<br />

Jesus und Wintersonnenwende<br />

Schon der Kirchenvater Origenes weist darauf<br />

hin, dass das Feiern von Geburtstagen ursprünglich<br />

eine unchristliche Angelegenheit war: «In der<br />

Heiligen Schrift ist niemand erwähnt, der ein Fest<br />

oder großes Bankett zu seinem Geburtstag gehalten<br />

hat. Nur Sünder (wie Pharao und Herodes) halten<br />

ein großes Freudenfest über den Tag, an dem<br />

sie in diese Welt geboren wurden.» Das Christentum<br />

hat dem Tod lange Zeit mehr Aufmerksamkeit<br />

geschenkt als der Geburt und dem Werden: Neben<br />

dem Tod Christi am Kreuz stehen auch die Gedenktage<br />

der Märtyrer im Zeichen des Todes. Ohne die<br />

Geburt des Christkindes im exotischen Orient mit<br />

Engeln, Kometen und Magiern als vitalen Gegenpol<br />

zur christlichen Jenseits- und Leidfixierung hätten<br />

die lebensbejahenden Germanen das Christentum<br />

vielleicht gar nicht angenommen. Es ist sehr wahr-<br />

54


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

scheinlich, dass die christliche Heilsbotschaft die<br />

Vorstellung von der ewigen Wiederkehr der Sonne<br />

in nordischen Gefilden überlagerte und die Geburt<br />

Christi deshalb als Lichtereignis umgedeutet wurde.<br />

Zeitlich fällt das Datum nämlich mit der Wintersonnenwende<br />

zusammen. In einem alten Bericht heißt<br />

es: «Die Nordländer senden in ihrer langen Winternacht<br />

am 35. Tage derselben Boten auf die Gipfel<br />

ihrer höchsten Berge, um die wiederkehrende Sonne<br />

zu erspähen, und wenn sie dieselbe erblicken,<br />

so verkündet man laut, dass nach fünf Tagen das<br />

neue Licht in die Täler dringen werde. Dann erhebt<br />

sich unermesslicher Jubel, und man feiert ein großes<br />

Fest, das Fest der frohen Botschaft des Lichtes.»<br />

Rauhnächte und die Wilde Jagd<br />

Auf den Weihnachtsmärkten im Erzgebirge werden<br />

von alters her handgeschnitzte Räuchermännchen<br />

feilgeboten, und das kommt nicht von ungefähr.<br />

In der Volksmythologie werden die «geweihten<br />

Nächte» auch als Rauhnächte bezeichnet, in denen<br />

Geister umgehen und das Tor zur Anderswelt offen<br />

steht. Schon der Plural von Weihnachten deutet daraufhin,<br />

dass es sich nicht um einen einzigen Tag<br />

handelt, sondern um ganze zwölf Tage (24.<strong>12</strong>. bis<br />

5. Januar). «Rauh» könnte hier auch «Rauch» bedeuten,<br />

da in dieser Zeit gerne geräuchert wurde,<br />

wie eine Quelle aus dem 16. Jahrhundert belegt:<br />

«Die zwolff naecht zwischen Weihenacht und Heyligen<br />

drey Künig tag ist kein hauß das nit all tag<br />

weiroch rauch in yr herberg mache / für alle teüfel<br />

gespenst vnd zauberey» (Sebastian Franck). Man<br />

soll in dieser Zeit keine weißen Laken auf der Leine<br />

hängen lassen, weil sich sonst Wotans Wilde<br />

Jagd darin verheddert, und der Stoff im nächsten<br />

Jahr als Leichentuch für den Hausbesitzer verwendet<br />

würde! Gemeinsam mit Frau Holle, wie sie in<br />

Mitteldeutschland heißt, oder Perchta in Österreich<br />

und Süddeutschland, braust der Allvater mit seinem<br />

Geisterheer durch die Lüfte. In Skandinavien heißt<br />

die Wilde Jagd explizit Odensjakt (Odins Jagd), die<br />

ebenfalls um die Zeit der Wintersonnenwende, zum<br />

Julfest, stattfindet.<br />

Diese Periode soll besonders geeignet sein für<br />

die Orakelei – zur inneren Sammlung und zur Beobachtung<br />

von Zeichen und Geschehnissen, die<br />

uns Hinweise auf unser Schicksal im nächsten Jahr<br />

geben. Ein echt germanischer Brauch? Wie der römische<br />

Geschichtsschreiber Tacitus berichtet, gaben<br />

unsere Urahnen viel aufs Orakeln und Zeichendeuten<br />

– mehr als alle anderen ihm bekannten Völker.<br />

Wenn das stimmen sollte, dann wäre nicht einmal<br />

das Bleigießen zu Silvester eine moderne Erfindung,<br />

sondern würde auf uraltes Brauchtum zurückgehen.<br />

Noch archaischer muten die furchteinflößenden<br />

Perchten in Tirol und Österreich an: Es ist einer der<br />

rätselhaftesten Bräuche in der Alpenregion. Die unheimlichen<br />

Figuren mit den scheppernden Glocken<br />

gehen ebenfalls in den Rauhnächten um, der Brauch<br />

der «Perchtenläufe» wird bis heute gepflegt: Die Zeit<br />

«zwischen den Jahren» ist eben auch eine Zeit «zwischen<br />

den Welten». Das hängt mit dem alten Kalender<br />

zusammen: als die Germanen noch nach «Monden»<br />

rechneten, blieb eine Anzahl von Tagen im Jahr<br />

übrig, die eine Zwischenzeit darstellten, in der der<br />

Alltag aufgehoben war: In den Rauhnächten soll keine<br />

Arbeit verrichtet werden, und die Spinnerinnen<br />

müssen ihre Werke fertig haben…<br />

Der geheimnisvolle Baum<br />

Wie lange der Tannenbaum schon ein Bestandteil<br />

des Festes ist, ist umstritten. In Bethlehem gab<br />

es ihn jedenfalls nicht, er wurde erst in unseren<br />

waldreichen Breiten als Element der Christfeierlichkeiten<br />

entdeckt. Schriftlich belegt ist er zum ersten<br />

Mal vor 600 Jahren: In den Annalen des Jahres<br />

1419 wird erstmals ein Weihnachtsbaum erwähnt.<br />

Er stand, mit Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen behangen,<br />

im Freiburger Heilig-Geist-Spital und durfte an<br />

Neujahr geplündert werden. Ähnlich wie die Maibäume<br />

wurden im Mittelalter die meisten Tannen<br />

auch zum Christfest im Freien aufgestellt; sie hießen<br />

auch «Weihnachtsmaien». Erst später wurden<br />

sie in die Wohnzimmer geholt, vornehmlich von Protestanten<br />

und Familien, die sich dies leisten konnten.<br />

Schon in der heidnischen Zeit war es üblich<br />

gewesen, die Häuser in den Rauhnächten mit im-<br />

Diese Schallplatte würde heute<br />

sicher einen politisch-korrekten<br />

Shitstorm auslösen. Foto: Unbekannt,<br />

Repro <strong>COMPACT</strong><br />

Die unheimlichen<br />

Perchten stammen<br />

aus der vorchristlichen<br />

Zeit.<br />

55


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Der deutsche Wald<br />

Der Tannenbaum darf bei uns<br />

zu Weihnacht nicht fehlen. Vielleicht<br />

deswegen: «In keinem<br />

modernen Land der Welt ist das<br />

Waldgefühl so lebendig geblieben<br />

wie in Deutschland. Das<br />

Rigide und Parallele der aufrecht<br />

stehenden Bäume, ihre Dichte<br />

und ihre Zahl erfüllt das Herz<br />

des Deutschen mit tiefer und<br />

geheimnisvoller Freude. Er sucht<br />

den Wald, in dem seine Vorfahren<br />

gelebt haben, noch heute<br />

gern auf und fühlt sich eins mit<br />

Bäumen.» (Elias Canetti, Masse<br />

und Macht, 1960)<br />

Traum von der weißen Weihnacht…<br />

Foto: standret, istock<br />

_ Die Kunsthistorikerin Pia<br />

Lobmeyer schreibt regelmäßig<br />

in der <strong>COMPACT</strong>-Serie «Unsere<br />

Helden».<br />

Wahrsagen in den Rauhnächten,<br />

russische Illustration, 1885. Foto:<br />

Public domain, Wikimedia Commons<br />

mergrünen Zweigen von Tannen oder Misteln zu dekorieren.<br />

Der Baumschmuck wandelte sich im Laufe<br />

der Zeit: früher war er vor allem mit Essbarem<br />

wie Oblaten, Datteln, Nüssen und anderen Süßigkeiten<br />

behangen, was ihm auch den Namen «Zuckerbaum»<br />

eintrug und bei Kindern besonders beliebt<br />

machte. Später kam Kunsthandwerk hinzu, zum<br />

Beispiel Glaskugeln aus dem thüringischen Lauscha<br />

oder Schnitzereien aus dem Erzgebirge. In vielen<br />

Famielien ist es seit jeher üblich, den Weihnachtsbaumschmuck<br />

selbst zu basteln, beispielsweise<br />

Holz- oder Strohsterne.<br />

Den Weihnachtsbaum gibt es erst<br />

seit 600 Jahren.<br />

In vielen Liedern wird die Geburt des Christkindes<br />

im Heiligen Land besungen, aber eines der beliebtesten<br />

Lieder – «O Tannenbaum» – kommt ganz<br />

ohne Bezüge zur Bibel aus: Es lobpreist die «treuen<br />

Blätter» des Nadelbaumes und verkündet die<br />

Lehre, dass «Hoffnung und Beständigkeit (…) Trost<br />

und Kraft zu jeder Zeit» spenden. Jacob Grimm vermutete,<br />

dass sich die Baumsymbolik aus der Weltenesche<br />

Yggdrasil entwickelt hat und auf urgermanische<br />

Vorstellungen zurückgeht, zumal die Germanen<br />

ja ohnehin viel für Bäume übrig hatten. Gerade<br />

in der Kriegszeit diente das Weihnachtsfest dazu,<br />

den Zusammenhalt im Volk zu beschwören und die<br />

Hoffnung auf lichte Zeiten aufrechtzuerhalten. Die<br />

Feldpost war anfangs noch sehr gut organisiert,<br />

doch als später Päckchen und Grußkarten nur noch<br />

mit starker Verspätung ankamen, wuchs bei den<br />

Truppen der Unmut.<br />

Die angelsächsische Taliban<br />

Bei den calvinistischen Puritanern in England und<br />

Amerika finden sich mitunter erstaunliche Parallelen<br />

zu den Taliban und den Kommunisten. Ihr ideologischer<br />

Fanatismus richtete sich vor allem gegen die<br />

Volkskultur: Als sie 1647 in England die Herrschaft<br />

übernahmen, wurde das Weihnachtsfest tatsächlich<br />

verboten! Es erschien ihnen zu heidnisch, und<br />

sowieso stand davon nichts in der Bibel. Jede Sinnenfreude,<br />

die das Leben lebenswert macht – traditionelle<br />

Feste, Musik, Tanz, Theater, Kunst, Dichtung<br />

– betrachteten sie mit großer Skepsis. Das Volk<br />

war über diese neue Regelung nicht gerade begeistert,<br />

es kam sogar zu Schlägereien auf den Straßen.<br />

Trotzdem wurde es zunächst durchgesetzt – bis es<br />

1660 mit der Restauration der Monarchie wieder<br />

aufgehoben wurde.<br />

Den Weihnachtsbaum bescherte den Engländern<br />

erst ein deutscher Prinz, der sich als tatsächlicher<br />

«Kulturbereicherer» erwies: Nach seiner Vermählung<br />

mit der englischen Königin Victoria führte<br />

Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha den<br />

Baum in England ein, der sich dort bis heute großer<br />

Beliebtheit erfreut. Keiner fasste seinen Zauber besser<br />

zusammen als der große Goethe:<br />

Bäume leuchtend, Bäume blendend / Überall das<br />

Süße spendend / In dem Glanze sich bewegend / Alt<br />

und junges Herz erregend / Solch ein Fest ist uns bescheret<br />

/ Mancher Gaben Schmuck verehret / Staunend<br />

schaun wir auf und nieder / Hin und her und<br />

immer wieder.<br />

Das Räuchermännchen entstand vor 1830 im Erzgebirge. Foto:<br />

Isaji, istock<br />

56


Roosevelt wusste Bescheid<br />

_ von Jan von Flocken<br />

Die Schlachtschiffe West Virginia,<br />

Tennessee und Arizona nach<br />

dem Angriff. Foto: U.S. National<br />

Archives<br />

75 Jahre Geschichtslügen: Der Überfall der Japaner auf die US-Basis in Pearl Harbor<br />

lieferte dem US-Präsidenten den Vorwand, sein wichtigstes Wahlkampfversprechen<br />

zu brechen und sein Land in den Zweiten Weltkrieg hineinzuziehen.<br />

Dewey J. Short, Kongressabgeordneter des US-<br />

Bundestaates Missouri, sprach am 28. November<br />

1944 fordernde Worte: «Das amerikanische Volk<br />

kennt die Wahrheit über Pearl Harbor nicht. Es will<br />

sie wissen. Im Namen der Lebenden und der Toten<br />

hat es einen Anspruch darauf. Dieser Tag wird kommen.»<br />

Doch seit 75 Jahren hält sich hartnäckig die<br />

Legende, die USA-Regierung sei vom «Überfall» der<br />

Japaner auf Pearl Harbor völlig überrascht worden.<br />

Warum diese Geschichtslüge?<br />

Im Herbst 1941 entbrannte zwischen den USA<br />

und Deutschland ein unerklärter Krieg. Amerikanische<br />

Streitkräfte hatten durch die Besetzung von<br />

Island im Juli 1941 erstmals aktiv in den bis dato<br />

europäischen Konflikt eingegriffen. US-Präsident<br />

Franklin D. Roosevelt tat bereits seit 1939 alles nur<br />

Mögliche, um Deutschlands Widersacher Großbritannien<br />

wirtschaftlich und politisch zu unterstützen.<br />

Nach seiner Wiederwahl 1940, die er mit dem Versprechen<br />

erschwindelte, Amerika aus dem Krieg herauszuhalten,<br />

griff er verfassungswidrig auch zu militärischen<br />

Maßnahmen gegen das Deutsche Reich.<br />

Bereits seit August 1941 schützten US-Kriegsschiffe<br />

viele britische Geleitzüge über den Nordatlantik,<br />

den Roosevelt zum «amerikanischen Interessensgebiet»<br />

deklarierte. Dabei kam es zwangsläufig<br />

immer wieder zu Konfrontationen.<br />

Vorbereitung der Mausefalle<br />

Obwohl bereits ein de-facto-Krieg tobte, erreichten<br />

Roosevelt und sein keinem Parlament verantwortlicher<br />

Beraterstab («braintrust») ihr Ziel nicht.<br />

Weder ließ sich die deutsche Führung zu einer<br />

Kriegserklärung provozieren, noch waren die US-<br />

Bürger konfliktbereit. Repräsentative Umfragen ergaben,<br />

dass fast 85 Prozent der Amerikaner einen<br />

Kriegseintritt ihres Landes strikt ablehnten. Nun<br />

spielte Roosevelt die japanische Karte. Er verhängte<br />

gegen den Inselstaat mehrere Wirtschaftsembargos,<br />

vor allem Erdöl stand auf dieser Liste.<br />

Mit wachsender Besorgnis musste die Führung<br />

in Tokio feststellen, dass ihre Kriegsmarine spätestens<br />

nach zwei Jahren kein Benzin mehr besitzen<br />

Die Mitsubishi A6M ist das<br />

bekannteste japanische Flugzeug<br />

des Zweiten Weltkrieges. Foto:<br />

Japanese military personnel, Public<br />

domain, Wikimedia Commons<br />

85 Prozent der<br />

Amerikaner lehnten<br />

einen Kriegseintritt<br />

ab.<br />

57


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

58<br />

Bild links: Vor dem Kongress bezichtigte<br />

Präsident Franklin D. Roosevelt<br />

Japan eines unprovozierten Überraschungsangriffs.<br />

Foto: picture alliance<br />

/ AP<br />

Bild rechts: Dieses Plakat des<br />

Künstlers Bernard Perlin verbreitete<br />

das US-Kriegsministerium 1942.<br />

Foto: U.S. National Archives<br />

Das Pentagon hatte<br />

den Code des japanischen<br />

Funkverkehrs<br />

geknackt.<br />

Der italienische Illustrator Gino<br />

Boccasile feierte den Angriff als<br />

Schlag der Achsenmächte. Foto:<br />

Gino Boccasile, Public Domain,<br />

Wikimedia Commons<br />

und Japan dadurch wehrlos würde. Also verfolgten<br />

die japanischen Militärs das Ziel, sich aus der<br />

US-amerikanischen Umklammerung zu befreien und<br />

gleichzeitig die Erdölquellen in Fernost zu besetzen.<br />

Das konnte aber nur durch einen militärischen Erstschlag<br />

erfolgen, der Amerikas Angriffspotential so<br />

wirksam wie möglich beschädigte.<br />

Mindestens seit dem 27. Januar 1941 hätte die<br />

Regierung in Washington gewarnt sein müssen, als<br />

der US-Botschafter in Tokio, Joseph Grew, berichtete,<br />

dass Japan «einen Überraschungsangriff auf<br />

Pearl Harbor mit aller Kraft und allen zu Gebote stehenden<br />

Mitteln durchzuführen beabsichtigt». Die<br />

Festung Pearl Harbor auf Hawaii war seit 1919 zentraler<br />

Pazifik-Stützpunkt der US-Navy. Im Zeitalter<br />

des Luftkrieges und der Flugzeugträger verlor eine<br />

solche Militärbasis aber an Wert, wenn man sie<br />

nicht ausreichend schützte. Schon Ende 1940 wies<br />

der kommandierende Admiral im Pazifik, John Richardson,<br />

den Präsidenten persönlich auf diese Gefahr<br />

hin. «Unsere Schiffe in Pearl Harbor kann ein<br />

Feind aus der Luft wie brütende Enten herauspicken»,<br />

warnte er und nannte Pearl Harbor sogar «eine gottverdammte<br />

Mausefalle für unsere Marine». Einen<br />

Monat später verlor Richardson seinen Posten.<br />

Weitere verantwortungsbewusste Militärs meldeten<br />

sich zu Wort, so die beiden Luftwaffenkommandeure<br />

aus Fernost, Frederik Martin und Patrick<br />

Bellinger. Sie werteten Manöver aus, wonach<br />

Pearl Harbor einem japanischen Flugzeugträgerangriff<br />

weitgehend schutzlos ausgeliefert wäre. Am<br />

20. August bestätigte Oberst William Farthing, Chef<br />

der Fliegertruppe auf Hawaii, welch verheerende<br />

Folgen eine feindliche Attacke gegen Pearl Harbor<br />

hätte, wenn Washington nicht endlich für genügend<br />

Schutz durch Langstreckenbomber sorgen<br />

würde: «Ich befürworte ein System von festen Verteidigungsstellungen<br />

unmittelbar an der Küste sowie<br />

einen regelmäßigen Luftaufklärungsdienst und<br />

ausgedehnte Kontrollfahrten von Zerstörergruppen<br />

im nördlichen Pazifik.» Doch all diese warnenden<br />

Denkschriften verschwanden rasch in der Versenkung.<br />

Stattdessen zog die Marineführung auf Befehl<br />

Roosevelts vier von sieben Flugzeugträgern aus<br />

Pearl Harbor in den Atlantik ab.<br />

Zahlreiche Warnungen<br />

Inzwischen war etwas Entscheidendes geschehen:<br />

Die Geheimdienste von US-Army und -Navy<br />

konnten die wichtigsten militärischen und zivilen<br />

Codes der Japaner entschlüsseln. Der komplizierteste<br />

von ihnen, Deckname «Purple» (purpur), konnte<br />

seit dem 15. September 1940 mit geringer zeitlicher<br />

Verzögerung gelesen werden. Außerdem fing<br />

man die Meldungen eines japanischen Spions ab,<br />

der seit März 1941 direkt von Hawaii aus detailliert<br />

über die Lage der dort stationierten Luft- und Marineeinheiten<br />

berichtete.<br />

Nachdem sich die Hinweise auf eine japanische<br />

Aktion gegen Pearl Harbor im Herbst 1941 immer<br />

mehr verdichteten, erließ das US-Marineministerium<br />

am 27. November eine «Allgemeine Kriegswarnung»<br />

für das Pazifikgebiet von Borneo, Guam, Samoa<br />

und die Philippinen. Nur Hawaii kam darin nicht<br />

vor – also beließ es der Kommandierende Admiral in<br />

Pearl Harbor, Husband Kimmel, bei der niedrigsten<br />

Alarmstufe. Mitterweile besaß er von den drei verbliebenen<br />

Flugzeugträgern nur noch zwei, weil die<br />

Saratoga sich zur Werftüberholung an der nordamerikanischen<br />

Westküste befand. Am 28. November<br />

musste Kimmel auch noch die Enterprise zum Wake-<br />

Atoll und die Lexington nach Midway abgeben – so


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

gab es zum Schluss nicht mehr einen einzigen Flugzeugträger<br />

in Pearl Habor! Dass der Admiral gegen<br />

diese eklatante Entblößung seiner Streitmacht nicht<br />

protestierte, lag vorrangig an den systematischen<br />

Desinformationen, die er aus Washington erhielt.<br />

Die japanische Invasionsflotte war seit dem 1.<br />

Dezember von den Kurilen-Inseln Richtung Hawaii<br />

unterwegs. Der Angriff sollte am Morgen des 7. Dezember<br />

erfolgen. Auf seinem 8.500 Kilometer langen<br />

Anmarschweg in den Weiten des Pazifiks wurde<br />

der Verband am 4. Dezember eher zufällig von<br />

einem holländischen Zerstörer geortet. Von ihm erfuhr<br />

der australische Geheimdienst, dass eine große<br />

Flotte mit Höchstgeschwindigkeit nach Süden<br />

im Anmarsch sei. 24 Stunden später war klar: Der<br />

Stoß zielte auf Pearl Harbor. Also suchte Australiens<br />

Botschafter in Washington, Robert Casey, am<br />

6. Dezember gegen 16 Uhr Roosevelt auf und warnte<br />

ihn vor der drohenden Gefahr. Doch der Präsident<br />

unternahm nichts.<br />

Wenige Stunden später entschlüsselte der Marinegeheimdienst<br />

ein alarmierendes Dokument,<br />

wonach am Morgen des 7. Dezember ein japanischer<br />

Angriff bevorstand. Roosevelts stellvertretender<br />

Marineadjutant Lester Schulz lieferte dieses<br />

Schreiben kurz nach 21 Uhr im Weißen Haus<br />

persönlich ab. Zu jener Zeit wäre noch Gelegenheit<br />

gewesen, in Pearl Harbor alle geeigneten Maßnahmen,<br />

insbesondere zur Luftverteidigung, zu ergreifen.<br />

Roosevelts Reaktion auf das Dokument bestand<br />

aus dem Satz: «Das bedeutet Krieg!» Er saß im Oval<br />

Office mit seinem engsten Berater Harry Hopkins,<br />

der bedauerte, «dass wir nicht als erste zuschlagen<br />

und damit jede Überraschung verhindern können».<br />

Zu Lester Schulz’ grenzenloser Verblüffung herrschte<br />

danach völlige Tatenlosigkeit. «Während ich meine<br />

Tasche verschloss, klappte Roosevelt wieder sein<br />

Briefmarkenalbum auf und betrachtete den Inhalt<br />

höchst interessiert mit einer großen Lupe. Hopkins<br />

schien vor sich hinzuträumen.»<br />

Schlachtung der Sündenböcke<br />

Als Admiral Kimmel in Hawaii diese Botschaft<br />

empfing, brannte es auf den Inseln bereits seit zwei<br />

Stunden lichterloh, lagen Dutzende Kreuzer und<br />

Schlachtschiffe explodiert, verbrannt, versenkt im<br />

Hafenbecken, waren 2.400 Menschen tot und 1.200<br />

verwundet. Zu diesem hohen Preis bekam Roosevelt<br />

endlich seinen heiß ersehnten Krieg, denn das mit<br />

Japan verbündete Deutschland trat nun auch offiziell<br />

in den Konflikt ein. Amerikas Bevölkerung glaubte<br />

an die Fiktion eines völlig überraschenden Überfalls<br />

und stand voll grimmiger Kriegsbegeisterung hinter<br />

ihrem Präsidenten.<br />

Alle US-Basen wurden rechtzeitig<br />

gewarnt – nur Pearl Harbor nicht.<br />

Als zynischer Abschluss der Pearl-Harbor-Affäre<br />

wurden Admiral Kimmel und der Heereschef auf<br />

Hawaii, General Walter Short, die man absichtlich<br />

völlig im Unklaren gelassen hatte, wegen «schwerer<br />

Pflichtversäumnisse» vor ein Kriegsgericht gestellt<br />

und aus dem Militär entlassen. Ein bemerkenswertes<br />

Nachspiel erfolgte fast sechs Jahrzehnte später.<br />

Am 25. Mai 1999 verabschiedete der US-Senat<br />

mit 52 zu 47 Stimmen eine Resolution. Demnach<br />

wurden Admiral Kimmel und General Short von allen<br />

Vorwürfen bezüglich des Pearl-Harbor-Desasters<br />

freigesprochen. Der Senat gestand öffentlich<br />

ein, dass beiden Kommandeuren entscheidende Informationen,<br />

die der Regierung in Washington vorlagen,<br />

vorenthalten wurden.<br />

Die US-Journalistin Clare Boothe Luce, im Jahre<br />

1953 erster weiblicher Botschafter ihres Landes,<br />

kam zu dem Schluss: «Es besteht überhaupt kein<br />

Zweifel daran, dass Präsident Roosevelt uns in den<br />

Krieg hineingelogen hat.»<br />

Das gebrochene<br />

Versprechen<br />

«Ich habe es schon einmal<br />

gesagt, und ich werde es wieder<br />

sagen: Eure Jungs werden nicht<br />

in irgendwelche fremden Kriege<br />

geschickt werden.» (US-Präsident<br />

Franklin D. Roosevelt im<br />

Wahlkampf, Oktober 1940)<br />

«Ich warte darauf, in die Kriegslage<br />

hineingezwungen zu werden.»<br />

(US-Präsident Franklin D.<br />

Roosevelt zu Henry Morgenthau,<br />

seinem Freund und Finanzminister,<br />

Juni 1941)<br />

«Unsere Kugeln werden Pearl Harbour<br />

rächen.» Foto: U.S. National<br />

Archives and Records Administration<br />

Die in nur neun Minuten gesunkene<br />

USS Arizona wurde zum Symbol<br />

für den Angriff. Das Wrack des<br />

1916 in Dienst gestellten Schlachtschiffes<br />

ist heute eine Gedenkstätte.<br />

Foto: Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

Erst am Morgen des 7. Dezember, wenige Stunden<br />

vor dem Angriff, erfuhr in Washington Flottenchef<br />

Stark von dem Geheimdienstdossier, das Roosevelt<br />

bereits kannte. Auch er sagte: «Das bedeutet<br />

Krieg», unternahm aber ebensowenig wie George<br />

Marshall, Kommandeur der US-Landstreitkräfte. Dieser<br />

zog es vor, zunächst einen Reitausflug zu absolvieren<br />

und danach ausgiebig zu duschen. Als er um<br />

10:20 Uhr in seinem Büro auftauchte, machten die<br />

Japaner bereits ihre Flugzeuge auf den Trägerschiffen<br />

startklar. Stark und Marshall beschlossen endlich,<br />

Pearl Harbor zu warnen – aber nicht über die abhörsichere<br />

transpazifische Telefonleitung, sondern per<br />

Telegramm mit der niedrigsten Dringlichkeitsstufe!<br />

59


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Warum die Intellektuellen<br />

bescheuert sind<br />

_ von Stefan Leiner<br />

Sind Rechte dümmer als Linke? Auf den ersten Blick könnte man<br />

das vermuten, denn ihr Denken ist in der Regel weniger komplex.<br />

Genau das aber macht sie auch weniger anfällig für wirklichkeitsferne<br />

Abstraktionen und Manipulationen.<br />

Das gesamte intellektuelle<br />

Klima des<br />

Westens ist von<br />

Grund auf verrottet.<br />

Es wird immer behauptet, die Wähler von FPÖ<br />

und AfD seien dumme Menschen. Genauer gesagt,<br />

ihnen werden unterentwickelte intellektuelle Fähigkeiten<br />

sowie mangelnde grammatikalisch und lexikalische<br />

Bildung unterstellt. Tatsächlich: Wenn wir<br />

einen Schnitt durch die Gesellschaftsschichten machen,<br />

werden wir relativ schnell feststellen, dass der<br />

Anteil der Rechten an Berufen, die einen erhöhten Intelligenzquotienten<br />

erfordern, unterproportional ausfällt.<br />

Warum ist das so? Anders gefragt: Warum sind<br />

die meisten Menschen mit höherer Bildung links?<br />

Die Antwort, die sie Dir natürlich geben, ist, dass die<br />

Wirklichkeit selbst links, gleichzeitig aber auch komplex,<br />

dass sie also nicht für jeden zu erschließen sei.<br />

Der Beobachter hebt die Augenbrauen und fragt:<br />

Wieso? Duchamp: Weil ich es sage! Das Motiv des<br />

Kunstwerks wird in den Kopf des Beobachters gedrängt,<br />

der es bejahen kann – oder auch nicht. Natürlich<br />

wurde Duchamp heftig kritisiert, aber im Endeffekt<br />

haben er und seine Geistesgenossen sich<br />

durchgesetzt und das geistige Paradigma der europäischen<br />

Moderne festgelegt: Den gewaltigen<br />

Bruch zwischen instinktiver Reaktion und intellektueller<br />

Entgegnung, zwischen Körper und Geist, zwischen<br />

Seele und Verstand, zwischen Reptiliengehirn<br />

und präfrontalem Cortex . Die Universitäten und hohen<br />

Künste waren nur der Anfang, von dort ist dieser<br />

Bruch in alle Kanäle, in Medien, Schulen, Politik,<br />

Populärkultur und so weiter gesickert. Das einzige,<br />

wo es komischerweise nicht funktioniert hat,<br />

war die Musik: Arnold Schönberg und seine Zwölftonkompositionen<br />

kann heute kein Mensch mehr hören.<br />

Musikalisches Harmoniebedürfnis ist anscheinend<br />

zu tief verankert.<br />

Welcher philosophische Ansatz<br />

spricht wohl aus diesem Urinal?<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

Die Kunst des Pissoirs<br />

Nicht zu erschließen ist zum Beispiel ein Künstler<br />

wie Marcel Duchamp. Der stellte sich 1917 hin,<br />

kaufte sich ein Pissoir, unterschrieb es mit einem<br />

Pseudonym und verkündete, es sei ein Kunstwerk.<br />

Das führt mich zurück zu den Wählern von FPÖ<br />

und AfD. Sie sind intellektuell möglicherweise unterbelichtet,<br />

aber genau das schützt sie vor den Begriffsverwirrungen<br />

von Duchamp und Co.: Sie sind<br />

nicht in der Lage, die mehr oder minder subtilen Botschaften<br />

zu empfangen, mit denen sie beschossen<br />

60


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

werden. Ihre Gehirne funktionieren einfacher, naturverbundener<br />

als die der linken Intellektuellen: Das<br />

macht sie paradoxerweise zwar «dümmer», aber dafür<br />

weniger bescheuert. Sie sind nicht fähig, sich<br />

mittels mentaler Verrenkungen eine neue, andere<br />

Welt vorzustellen, in der Pissoirs Kunstwerke sind,<br />

der Mensch keine Heimatverbundenheit mehr hat<br />

und in der jeder Unterschied zwischen Männern und<br />

Frauen angeblich auf reaktionärer Konditionierung<br />

aus prähistorischer Zeit beruht und durch bloße Gender-Willenskraft<br />

überwindbar ist…<br />

Ich will damit sagen, dass das gesamte intellektuelle<br />

Klima der westlichen Welt von Grund auf<br />

verrottet und verkommen ist und ich nichts als die<br />

allerheftigste Verachtung für seine geistige Speerspitze<br />

empfinde, und dass ich sie dafür hasse, was<br />

sie uns antun, sogar noch mehr als die Journalisten,<br />

die halt einfach eine Blattlinie erfüllen.<br />

Was heißt rechts?<br />

Das alles soll nun nicht heißen, dass es keine intellektuelle<br />

Rechtfertigung für das Rechtssein gibt.<br />

Es gibt eine durchaus ehrenwerte Tradition, die diesen<br />

Bruch von Körper und Geist lange erkannt hat,<br />

sie wird nur bewusst ausgeblendet. Da zieht sich<br />

ein Faden von Burke zu Tocqueville zu Nietzsche<br />

zu Spengler zu Jünger – aber die meisten rechten<br />

Wähler haben wie gesagt nicht die Kapazitäten, sich<br />

durch die Sprache solcher Texte zu quälen. Das führt<br />

dazu, dass 95 Prozent überhaupt keine Ahnung haben,<br />

wie konservative Positionen theoretisch hergeleitet<br />

werden können – ihr Rechtssein kommt aus<br />

dem Bauch, nicht aus dem Kopf.<br />

Rechts und links, das ist Reptiliengehirn<br />

versus präfrontaler Cortex.<br />

Was heißt das überhaupt, rechts sein? Die beste<br />

Definition, die ich jemals gelesen habe, war von<br />

Botho Strauß in seinem Anschwellenden Bocksgesang:<br />

«Es handelt sich um einen (…) Akt der Auflehnung:<br />

gegen die Totalherrschaft der Gegenwart,<br />

die dem Individuum jede Anwesenheit von unaufgeklärter<br />

Vergangenheit, von geschichtlichem Gewordensein,<br />

von mythischer Zeit rauben und ausmerzen<br />

will. Anders als die linke, Heilsgeschichte<br />

parodierende Phantasie malt sich die rechte kein<br />

künftiges Weltreich aus, bedarf keiner Utopie, sondern<br />

sucht den Wiederanschluss an die lange Zeit,<br />

die unbewegte, ist ihrem Wesen nach Tiefenerinnerung<br />

und insofern eine religiöse oder protopolitische<br />

Initiation. Sie ist immer und existentiell eine<br />

Phantasie des Verlustes und nicht der (irdischen)<br />

Verheißung. Eine Phantasie also des Dichters, von<br />

Homer bis Hölderlin. (…) Nach Dezennien der kulturellen<br />

Gesamtveranstaltung Jugendlichkeit findet<br />

man nun vor eine ziemlich aufgezehrte Substanz von<br />

Jugend, (…) deren Überlieferungs- und Stimmungsgeschichte<br />

eine der Negationen und des Vaterhasses<br />

ist, hässliche Frucht aus der Vereinigung eines<br />

verordneten mit einem libertären bis psychopathischen<br />

Antifaschismus.»<br />

Die Auslöschung jeder Vergangenheit<br />

Der Unterschied zwischen links und rechts ist im<br />

Wesentlichen ein Unterschied zwischen den Bildern,<br />

die man sich von der menschlichen Natur macht. Ich<br />

glaube nicht an den neuen Menschen, ich habe ihn<br />

nie getroffen. Ich kenne nur Menschen wie mich<br />

selbst, die von Irrationalitäten beherrscht werden<br />

und immer in der Schwebe hängen zwischen zwei<br />

möglichen Dispositionen, zwischen Schroffheit und<br />

Entgegenkommen, Fröhlichkeit und Schmollen, Hilfsbereitschaft<br />

und Egoismus. Ich glaube nicht an eine<br />

Seele, die sich mit der Zeit wandeln könnte – dass<br />

es also möglich wäre, ihre Defizite restlos auszumerzen.<br />

Jede Kultur ist eine Antwort darauf, wie man<br />

mit diesen Defekten umgehen kann, höchst spezifisch<br />

und nicht austauschbar, weil über Ewigkeiten<br />

hinweg gewachsen. Es ist eine Illusion zu glauben,<br />

dass jede Gruppe mit jeder anderen in Frieden leben<br />

könnte, der Imam mit drei Frauen neben dem<br />

Schwulenpärchen mit adoptiertem Kind und regelmäßigem<br />

Prostituiertenverkehr (glaubt mir, ich hab‘s<br />

erlebt). Das wäre nur in einer Gesellschaft möglich,<br />

in der jeder alles vergessen hat, was ihn ausmacht.<br />

Und genau das scheint mir das Ziel zu sein, genau<br />

das sehe ich, jedes Mal, wenn ich eine PR-Kam-<br />

Jakob Augstein mausterte sich<br />

zum Aushängeschild des selbstgefälligen<br />

Salonlinkentums. Foto:<br />

re:publica from Germany (Leaking<br />

Transparency), CC BY 2.0 ,Wikimedia<br />

Commons<br />

Friedrich Nietzsche. Foto: Public<br />

Domain, Wikimedia Commons<br />

61


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Der Moment<br />

des Abschieds<br />

62<br />

Mein Augenblick, als es Klick<br />

gemacht hat, war in einem<br />

Seminar zur politischen Theorie,<br />

das sich mit Auslassungen<br />

in den Kategorien Klasse, Rasse<br />

und Geschlecht in den Werken<br />

der Klassiker beschäftigte. Eine<br />

Studentin behandelte Kant und<br />

wollte nachweisen, dass dieser<br />

ein Sexist gewesen sei, weil er<br />

etwa «schön» als weiblich und<br />

«erhaben» als männlich assoziiert<br />

hatte. Die Professorin nickte<br />

zufrieden, aber irgendwie war<br />

es ihr dann doch ein bisschen<br />

zu blöd, in einem Grundlagen-<br />

Seminar zur politischen Theorie<br />

Kant nur als Sexisten und Rassisten<br />

dargestellt zu bekommen.<br />

Also sagte sie zu der Studentin:<br />

Das haben Sie alles sehr gut<br />

gemacht, aber ergänzen wir vielleicht<br />

noch etwas von der allgemeinen<br />

Theorie Kants. Wofür<br />

steht er, was ist sein zentraler<br />

Gedanke? Die Studentin sah<br />

etwas unglücklich aus, sagte<br />

schließlich: «Also, ähm, das<br />

habe ich nicht recherchiert.» Ab<br />

dem Zeitpunkt war ich für dieses<br />

ganze Projekt der geistigen<br />

Moderne für immer verloren…<br />

(Stefan Leiner)<br />

Immanuel Kant<br />

Foto: Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

Bild oben rechts: Der Philospoh<br />

Martin Heidegger (1889–1976)<br />

war Dossierthema in <strong>COMPACT</strong><br />

9/2014.. Foto: Renaud Camus, CC<br />

BY 2.0, flickr.com<br />

_ Stefan Leiner arbeitet als Lektor<br />

und Übersetzer unter anderem für<br />

den Verlag Antaios.<br />

pagne eines Großkonzerns mit den üblichen Hautfarben-Collagen<br />

betrachte – oder einen FIFA-Werbespot,<br />

der gegen Rassismus ist und natürlich nur<br />

eines meint: den vorgeblichen weißen Rassismus,<br />

der der glücklichen Menschheitsfamilie die Suppe<br />

versalzt. Sie wollen die Totalherrschaft der Gegenwart,<br />

weil jedes Erinnerungs-Spezifikum – und sei<br />

es nur die Art des Handschlags, der zur Begrüßung<br />

angewandt wird – dazu führen könnte, dass sich Gesellschaften<br />

ihrer Andersartigkeit bewusst werden.<br />

Es ist eine Illusion zu glauben,<br />

dass jede Gruppe mit jeder anderen<br />

in Frieden leben könnte.<br />

Als ich in Brünn lebte, habe ich viele Leute aus<br />

verschiedenen Minderheiten kennengelernt: Leute<br />

aus der ungarischen Minderheit in der Slowakei,<br />

der russischen Minderheit in Litauen, der persischen<br />

Minderheit in England, der russischen Minderheit<br />

in der Ostukraine, der slowakischen Minderheit in<br />

Tschechien, der polnischen Minderheit in Tschechien.<br />

Alle haben sie mir samt und sonders erzählt,<br />

dass sie sich zu einem gewissen Grad immer verloren<br />

gefühlt haben in der Wirtsgesellschaft; dass<br />

sie es hassen, wenn sie in der Südslowakei am Gemeindeamt<br />

nicht Ungarisch reden können, dass<br />

ihnen das Herz aufgeht, wenn sie von Riga rüber<br />

nach St.Petersburg fahren und endlich wieder überall<br />

Russisch hören, wie verwundbar sie als polnische<br />

Kassiererinnen in Cesky Tesin sind, wie wunderbar<br />

sie es finden, wenn sie als Ukrainer in Wien eine<br />

orthodoxe Kirche finden, in der sie sich zu Hause<br />

fühlen. In all diesen Beispielen beziehe ich keine<br />

moralische Position, ich weiß nicht, wer in welcher<br />

Situation recht hat und welche Verpflichtungen für<br />

welche Seite erwachsen, aber ich weiß, dass es verdammt<br />

noch mal brandgefährlich ist, solche Situationen<br />

bewusst in großem Stil herbeizuführen. Was<br />

wir für die nächsten 500 Jahre importieren, ist Hass,<br />

Misstrauen, Verwundbarkeit – nicht nur zwischen<br />

den Kulturen, sondern auch innerhalb der derselben.<br />

Es geht ein gewaltiger Riss durch die Gesellschaft,<br />

und selbst wenn ich mich für keine der Seiten entscheide,<br />

so weiß ich zumindest, dass die Verpestung<br />

der Atmosphäre überhaupt erst durch den Import<br />

der Dritten Welt ermöglicht wurde.<br />

Das System fordert das Mitmachen seiner öffentlichen<br />

Träger bei diesem Wahnsinn, und das<br />

mittlerweile ziemlich offensiv. Es ist ein bisschen<br />

so wie in den 1930er Jahren: Es gab nicht gerade<br />

eine Vorschrift, dass man «Guten Tag» durch «Heil<br />

Hitler!» ersetzen musste, es war nicht illegal, aber<br />

es war deiner Karriere im öffentlichen Raum sicher<br />

nicht dienlich.<br />

Ich fühle mich wie in einem Albtraum. Ich sehe<br />

um mich Menschen, die wie Lemminge auf einen Abgrund<br />

zulaufen, Leute, die ich wirklich gerne mag, denen<br />

ich aber nicht einmal zurufen kann: «Bitte mach‘s<br />

nicht!», weil ich Angst habe, mit sozialer Ausgrenzung<br />

bestraft zu werden. Es ist mir bereits mit ein<br />

paar Personen passiert und hat verdammt weh getan,<br />

aber mehr und mehr regen sich der Trotz und Widerwille<br />

in mir, noch so zu tun, als würde ich mitgehen.


<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />

Kleine-Hartlage _ Erinnerung<br />

Wenn Angehörige der politischen Klasse im Zusammenhang<br />

mit der deutschen Geschichte das<br />

Wort «Erinnerung» verwenden, wenn sie insbesondere<br />

hinzufügen, man müsse diese Erinnerung<br />

«wach» oder «lebendig halten», kann man getrost<br />

hohe Summen darauf wetten, dass von der «Erinnerung»<br />

an den Nationalsozialismus die Rede ist.<br />

Positiv konnotierte Ereignisse der deutschen Geschichte,<br />

die Anlass zu nationalem Selbstbewusstsein<br />

bieten könnten, sind aus ihrer Sicht offenbar<br />

weniger oder überhaupt nicht erinnerungswürdig.<br />

Warum eigentlich nicht?<br />

Vielleicht, weil man eine selbstbewusste Nation<br />

nicht ohne Weiteres dazu bringen könnte, sich<br />

«überall auf der Welt für Toleranz, für friedliches<br />

Miteinanderleben, für Demokratie einzusetzen»,<br />

was aus der ideologietriefenden Sprache der Kanzlerin<br />

in klare deutsche Prosa übertragen bedeutet,<br />

dass diese Nation es womöglich ablehnen könnte,<br />

aus der «Gesamtverantwortung Deutschlands<br />

für seine Geschichte» den Schluss zu ziehen, man<br />

müsse das westliche Gesellschaftsmodell «überall<br />

auf der Welt» herbeibomben helfen.<br />

Selbstredend fällt solchen Politikern auch nicht<br />

auf, wie absurd es ist, eine Erinnerung «wach» oder<br />

«lebendig» halten zu wollen, die man als Nachgeborener<br />

selbst gar nicht hat und niemals hatte – und die<br />

insofern niemals lebendig war. Es handelt sich vielmehr<br />

um ein Artefakt aus zweiter Hand, hergestellt<br />

von Historikern, Lehrern, Medien, kurz: von der ideologieproduzierenden<br />

Industrie – das wir aber für unsere<br />

eigene Erinnerung halten beziehungsweise mit<br />

dieser verwechseln sollen, weil die Regierung, die<br />

sich offenbar für befugt hält, selbst in die Köpfe ihrer<br />

Bürger noch hineinzuregieren, dies so wünscht.<br />

In solchen Zusammenhängen ist das Wort «Erinnerung»<br />

eine semantische Lüge.<br />

Was unter «Erinnerung» im Sinne des BRD-<br />

Sprechs zu verstehen ist, hat der damalige Bundespräsident<br />

Richard von Weizsäcker in seiner Rede<br />

am 8. Mai 1985 in Ausübung seines Amtes als Chefideologe<br />

der politischen Klasse so umschrieben: «Erinnern<br />

heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein<br />

zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern<br />

wird.»<br />

Hier wird «Erinnerung» mit «Verinnerlichung»<br />

gleichgesetzt und als solche auch denjenigen Teilen<br />

des Volkes zugemutet, die, anders als Weizsäcker<br />

selbst, keine eigenen Erinnerungen an die Ära Hitler<br />

haben.«Verinnerlichung» bedeutet aber den Verzicht<br />

auf kritische Reflexion und auf Auseinandersetzung<br />

mit konkurrierenden Lesarten zugunsten einer<br />

gleichsam festverdrahteten Selbstverständlichkeit.<br />

«Erinnerung» ist also das Gegenteil von Geschichtsschreibung,<br />

sofern man diese als Wissenschaft<br />

versteht. Die «Erinnerung» bleibt gleichsam<br />

eingefroren im Aggregatzustand immer gleicher stereotyper<br />

Phrasen. Wer debattieren wollte, müsste<br />

denken und würde dann zwangsläufig von der vorgestanzten<br />

Phraseologie abweichen. Der letzte deutsche<br />

Politiker, der das versuchte, war 1988 der Bundestagspräsident<br />

Philipp Jenninger (CDU), der diesen<br />

Versuch mit dem Verlust seines Amtes bezahlte.<br />

Es ist absurd, eine Erinnerung «lebendig»<br />

halten zu wollen, die man<br />

als Nachgeborener gar nicht hat.<br />

Das Wort «Erinnerung» ist einem solchen Kontext<br />

nicht nur bereits in sich eine semantische Lüge; sie<br />

ist auch nach dem Maßstab des Wahrheitsbegriffs<br />

der Wissenschaft das Gegenteil von Wahrheit, und<br />

sie impliziert in jeder Hinsicht das Gegenteil von<br />

«Wahrhaftigkeit» im Sinne einer aufrichtigen Suche<br />

nach Wahrheit. Dass Weizsäcker freilich – und zwar<br />

mit dem Gestus moralischer Autorität! –, der Forderung<br />

nach solch durch und durch unwahrer und unwahrhaftiger<br />

«Erinnerung» das Postulat hinterherschickte:<br />

«Das stellt große Anforderungen an unsere<br />

Wahrhaftigkeit», setzte das Tüpfelchen aufs i.<br />

_ Manfred Kleine-Hartlage ist<br />

Publizist und Diplom-Sozialwissenschaftler.<br />

Seit einiger Zeit schreibt<br />

er regelmäßig für <strong>COMPACT</strong> über<br />

die Sprache der BRD.<br />

Bußrituale: Joachim Gauck am<br />

9. November in Cottbus. Foto: picture<br />

alliance / Patrick Pleul/dpa-<br />

Zentralbild/dpa<br />

63


<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />

Sellner _ Zu Gast im Red-Bull-TV<br />

einer hielt dem Druck stand: Ausgerechnet der Ex-<br />

Grüne Efgani Dönmez blieb cool und twitterte: «Sellner<br />

ist 27J alt. Gestandene Leute aus Politik/Medien<br />

trauen sich nicht, diesem jungen Mann die Stirn<br />

durch Argumente zu bieten? Weicheier.»<br />

Auch Servus-TV ließ sich nicht beirren. Rasch<br />

waren Ersatzgäste gefunden, und die Talkshow lief<br />

wie geplant ab. Die Sendung brach Quotenrekorde,<br />

und sogar Kritiker mussten zähneknirschend zugeben:<br />

Eine derart angeregte Debatte hatte man im<br />

Staatsfunk ORF noch nie gesehen. Die Diskussionsflüchtlinge<br />

standen als die Feiglinge da, die sie sind.<br />

Im August sorgte die Identitäre<br />

Bewegung mit der Besetzung des<br />

Brandenburger Tores in Berlin für<br />

Schlagzeilen. Foto: picture alliance<br />

/ dpa<br />

Unser größter Feind ist die Lügenpresse. Sie<br />

hat ein Informationsmonopol aufgebaut und aus<br />

Deutschland einen Meinungsknast gemacht. Wer<br />

aus der engen Zelle des Sagbaren ausbrechen will,<br />

wird abgestraft – wie der «AfD-Lehrer» (Bild), der<br />

Anfang November von einem Berliner Gymnasium<br />

gefeuert wurde. Sein Verbrechen? Er war auf einer<br />

Anti-Merkel-Demo gewesen und hatte die Seite der<br />

Identitären geliked…<br />

Kurz danach meldete sich auch der Extremsportler<br />

und Nationalheld Felix Baumgartner zu Wort. Er<br />

solidarisierte sich vor seinen 1,5 Millionen Facebook-Fans<br />

mit dem Sender und mit mir. Ich hätte<br />

ihn «in dieser Sendung mehr überzeugt, als die meisten<br />

Politiker zusammen in den vergangenen Jahren».<br />

Keiner der Gäste sagte ab, als<br />

Anne Will eine Burka-Frau für den<br />

Dschihad werben ließ.<br />

64<br />

_ Martin Sellner ist einer der<br />

Köpfe der Identitären Bewegung<br />

Österreich. Regelmäßig veröffentlicht<br />

er aktuelle Videos auf seinem<br />

YouTube-Kanal.<br />

Sehen wir der Wahrheit ins Auge: Solange es<br />

keine angstfreie und offene Debatte über Einwanderung<br />

gibt, kann es auch keine Gesetze gegen Einwanderung<br />

geben. Die «Festung Political Correctness»<br />

muss fallen, bevor eine «Festung Europa»<br />

errichtet werden kann. Jede Demonstration, jede<br />

Aktion, jede Konferenz, jeder Flyer und jede COM-<br />

PACT-Ausgabe schlagen eine Bresche in die Mauer.<br />

Letzten Monat wurde in Österreich wieder ein<br />

wichtiger Stein aus der Mauer herausgebrochen.<br />

Servus-TV, der Privatsender des Red-Bull-Chefs<br />

Dieter Mateschitz, hatte mich zum «Talk im Hangar<br />

7» eingeladen. Das Thema: eine neue Studie<br />

über jugendliche Migranten in Wien, die in der Kaiserstadt<br />

bereits über 50 Prozent ihrer Altersgruppe<br />

ausmachen. Bei den muslimischen Teenagern gelten<br />

58 Prozent als «gefährdet» durch den Fundamentalismus.<br />

Sie lehnen die Demokratie ab, hassen Juden<br />

und Schwule und sind offen gewaltbereit. Doch<br />

das alles scherte die Multikultis nicht. Der eigentliche<br />

Skandal war für sie, dass man es wagte, «einen<br />

wie Sellner» ins Fernsehen einzuladen. Servus-TV<br />

wurde mit Hass-Nachrichten bombardiert: Ich müsse<br />

ausgeladen werden, oder der Sender wäre «am<br />

Ende». Drei der fünf Gäste sagten ab. Man wollte<br />

mir «keine Bühne bieten» und räumte das Feld. Nur<br />

Die linke Journaille heulte auf und ORF-Chef<br />

Alexander Wrabetz (laut aktueller Umfrage der unbeliebteste<br />

Manager der Alpenrepublik) beteuerte<br />

rasch, dass er «nie einen Identitären einladen würde».<br />

Mit dem Hofieren von Islamisten haben die<br />

etablierten Meinungsmacher hingegen keine Probleme.<br />

Keiner der Gäste sagte ab, als Anne Will<br />

am 6. November eine Burka-Frau auftreten ließ, die<br />

vor laufender Kamera für den heiligen Krieg warb.<br />

Auch Efgani Dönmez wunderte sich, dass die Regime-Journalisten<br />

«mit IS-Rückkehrern den Dialog<br />

suchen», aber die Debatte mit uns fürchten wie der<br />

Teufel das Weihwasser.<br />

Baumgartner konstatierte zurecht, dass die<br />

Mainstream-Medien «ein Ablaufdatum» haben. Ob<br />

sie wollen oder nicht: Eines Tages werden sie uns<br />

Identitäre auch in Deutschland in ihre Shows einladen<br />

müssen. Es ist unsere Zukunft, unser Land,<br />

und wir haben ein Recht darauf mitzureden. Denn<br />

wir sind die Stimme einer geknebelten Generation.<br />

Entweder die Etablierten kommen mit uns ins Gespräch,<br />

oder das Gespräch kommt zu ihnen. Entweder<br />

Identitäre kommen in Talkshows, oder sie klettern,<br />

wie Ende August, aufs Brandenburger Tor. Bis<br />

die Festung der Lügenpresse fällt.


<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />

Harzheim _ Melania Trump<br />

Angeblich sind Trumps Wähler weiß, männlich,<br />

ungebildet und Angehörige der Unterschicht. Mit<br />

der Inthronisierung des Republikaners habe der<br />

«White Trash» gegen Ignoranz und Verachtung der<br />

Eliten revoltiert, heißt es. Wenn das zutrifft, war<br />

diese Wahl nicht nur ein politischer, sondern auch<br />

ein kulturell-ästhetischer Aufstand. Das zeigt schon<br />

Trumps Physiognomie. Wurde die Nation der Übergewichtigen<br />

bislang von sportlich Schlanken regiert,<br />

übernimmt mit Trump erstmals ein Fastfood-Körper<br />

die Repräsentation. Kein fanatischer Selbstauspeitscher,<br />

sondern ein fröhlicher Fresssack, der Sportund<br />

Wellnessterror mit verdienter Verachtung straft.<br />

Und seine Frau erst! Melania Trump ist zusammen<br />

mit Jackie Kennedy und Michelle Obama die einzige<br />

First Lady, bei der man keine Spinnweben zwischen<br />

den Beinen vermutet. Brachten Jackie und Michelle<br />

Eleganz und Glamour ins Weiße Haus, so ist Melania<br />

das erste Pin-up-Girl in Washington.<br />

Als Melanija Knavs wurde sie 1970 im damaligen<br />

Jugoslawien geboren, aufgewachsen ist sie im vierten<br />

Stock einer Mietskaserne. Ihr Vater handelte mit<br />

Autos, die Mutter schuftete in einer Klamottenfabrik.<br />

Ein Architekturstudium in Slowenien brach Melania<br />

zugunsten ihrer Model-Karriere ab. Als Migrantin in<br />

den USA stand sie bald für <strong>Magazin</strong>e wie Max, GQ<br />

oder Vogue vor der Kamera. Aber dem «vulgären Geschmack»<br />

der Unterschicht blieb sie treu: Schon früh<br />

ließ sich Melania Knauss die Gesichtshaut straffen<br />

und die Lippen aufspritzen. Neben Solo-Nacktfotos<br />

gibt es auch Aufnahmen von ihr beim lesbischen<br />

Sex – und das im prüden Amiland, wo ein<br />

harmloser Office-Blow-Job den Ehemann von Hillary<br />

Clinton beinahe das Präsidentenamt gekostet<br />

hätte. Auch Melanias Designerklamotten gelten keineswegs<br />

als «geschmackssicher». Schon einen Tag<br />

nach der Wahl gaben ihr selbsternannte Mode-Experten<br />

Ratschläge, wie sie sich als First Lady künftig<br />

zu kleiden habe: Nicht so viel Haut! Kein tiefes Dekolleté!<br />

Das Establishment verlangt dezente Langeweile.<br />

Ein Sender wie N-TV amüsierte sich über den<br />

Emporkömmlings-Geschmack des Ehepaars Trump<br />

mit der Frage: «Wird aus dem ”White House” jetzt<br />

eigentlich ein ”Golden House”? Und aus dem Oval<br />

Office irgendwas Herzförmiges?» Befürchtet da jemand<br />

eine «Bad Taste»-Revolution?<br />

Publikums, das Schönheitsideal der Unterschicht,<br />

der feuchte Traum von weißen Teenagern das Weiße<br />

Haus erobert. Schön schrill. Und das Allerbeste:<br />

Die Upper-Class wird vor ihr katzbuckeln müssen.<br />

Auch der Feminismus kann beim Betrachten der<br />

neuen First Lady kräftig Hass tanken. Nein, dem Klischee<br />

der positiven Powerfrau entspricht sie nicht.<br />

Meist schweigt sie in der Öffentlichkeit, lächelnd,<br />

manchmal auch mit einem Hauch von Melancholie<br />

umgeben. Nur einmal, im Juli, hielt sie eine längere<br />

Ansprache. Skandal, schrie die Presse, als herauskam,<br />

dass ganze Passagen geklaut waren, und zwar<br />

ausgerechnet aus einer Rede ihrer Vorgängerin Michelle<br />

Obama. Ein Plagiat also – aber was soll daran<br />

schlimm sein? Selbst Bertolt Brecht hat ganze Verse<br />

gekapert. Und jene Monopolpresse, die Melania<br />

Trump für ihren Klau verspottet, schreibt doch selber<br />

– egal bei welchem Thema – stets die offizielle<br />

Regierungserklärung ab, so dass man die einzelnen<br />

Blätter kaum mehr auseinander halten kann. Okay,<br />

Ihr übernehmt nicht exakt die gleichen Worte. Aber<br />

macht das einen großen Unterschied?<br />

_ Harald Harzheim ist der Filmund<br />

Kulturexperte von <strong>COMPACT</strong>.<br />

Beim nächsten Präsidentendinner<br />

ist Melania die Aufmerksamkeit der<br />

Gäste gewiss. Foto: picture-alliance<br />

/ dpa/dpaweb<br />

Der französische Soziologe Pierre Bourdieu erkannte,<br />

dass das Überlegenheitsgefühl des Establishments<br />

in sublimer Kultivierung wurzelt. Die<br />

beinhaltet beispielsweise das masochistische Erdulden<br />

zäher Kultur-Events, allenfalls mit einem<br />

Schluck Bionade versüßt. Dem macht Melania<br />

Trump ein Ende. Mit ihr hat die Sehnsucht des RTL-<br />

65


<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />

Peter Bartels _ Eisberg voraus<br />

_ Peter Bartels ist seit 50<br />

Jahren Journalist und war 17<br />

Jahre bei «Bild». 1974 wurde<br />

er Unterhaltungschef in der<br />

Hamburger Zentralredaktion. Von<br />

1989 bis 1991 war er zusammen<br />

mit Hans-Hermann Tiedje Chefredakteur<br />

von «Bild» – als das<br />

Blatt noch fünf Millionen Auflage<br />

hatte. Im Frühjahr ist sein Buch<br />

«Bild – Ex-Chefredakteur enthüllt<br />

die Wahrheit über den Niedergang<br />

einer einst großen Zeitung»<br />

erschienen.<br />

Wer geht wohl als letzter von Bord?<br />

Foto: picture-alliance / akg-images<br />

Wieder sinkt die Titanic, wieder ist das Packeis<br />

schuld. «Stürzt Trump die Welt in eine Katastrophe?»<br />

So schrapnellte Spiegel-Online noch eine Woche<br />

«vor Buffalo» durchs Netz. Die Welt barmte: Welche<br />

Umfrage stimmt denn nun? Bild greinte: Trump<br />

46, Clinton 45 Prozent – kann man den Demoskopen<br />

noch trauen?<br />

Alle Mainstream-Blätter schrieben, drohten,<br />

flehten auf der Zielgerade, als könnte, müsste wieder<br />

mal Deutschland die USA, ach was, den Planeten<br />

vor dem rotblonden Godzilla retten. Die Presse-<br />

Mogule schien es einen Dreck zu interessieren, warum<br />

ihnen die Leser auch im dritten Quartal <strong>2016</strong><br />

(zum dritten Mal in Folge!), einem Exodus gleich,<br />

davongelaufen waren:<br />

Spiegel: minus fünf Prozent gleich 41.287 Käufer!<br />

Bleiben noch 789.062 – von einst einer Million!<br />

Bild minus <strong>12</strong>,2 Prozent gleich 248.540 Käufer. Bleiben<br />

noch 1,79 Millionen. Zieht man die 90.000 ab,<br />

die Bild-Totengräber «Kaischi» Diekmann sich seit<br />

Jahren von der ebenso brutal-blinden und Welcomeverlogenen<br />

B.Z. für die IVW-Verkaufsstatistik klaut,<br />

dann liegt das größte Boulevardblatt inzwischen nur<br />

noch bei 1,70 Millionen – früher waren es einmal<br />

über fünf Millionen. Immerhin: Angeblich soll inzwischen<br />

auch Friede Springer herself «Kaischis» Hütchenspielertrick<br />

durchschauen. Har!Har!<br />

Bei der Bild am Sonntag (Herausgeber ebenfalls<br />

«Kaischi»!) sieht’s null besser aus: minus 8,2 Prozent<br />

gleich 88.4<strong>12</strong> Käufer. Übrig sind noch 994.098. Auch<br />

die zum Abkanzel-Blattl für eine frühere Promille-<br />

Pastorin geschrumpelte Wochenendzeitung verkaufte<br />

mal weit über zwei Millionen.<br />

Oder die FAZ! Ja, die mit dem einst klugen (konservativen)<br />

Kopf! Früher um die 350.000 Käufer –<br />

und heute? Schlappe 219.666 erbarmen sich noch.<br />

Minus 5,1 Prozent im letzten Quartal – 11.694 weg.<br />

Bei der inzwischen noch linkeren Sonntagszeitung<br />

FAS flüchteten sogar 10,3 Prozent oder 24.400! Übrig<br />

bleiben 211.747.<br />

Nicht besser ergeht es der Welt, Axel C. Springers<br />

Polit-Flaggschiff. Unter Ex-Spiegel-Chef Stefan<br />

Aust schien sich das Blatt ein paar Monate lang<br />

wieder behutsam in die Mitte zu drehen. Inzwischen<br />

steht ein Smartie namens Ulf Poschardt am Ruder:<br />

minus 10,8 Prozent. Die restlichen 93.289 Käufer<br />

kann er demnächst per Handschlag begrüßen und<br />

mit frischen Brötchen persönlich beliefern…<br />

Merkels Marionetten werden<br />

auch das Trump-Menetekel nicht<br />

verstehen.<br />

Wohin man blickt im Blätterwald – Kahlschlag<br />

von der Alpen-Prawda SZ bis zur Antifa-Bibel Taz.<br />

Wer hoffte, Muttchen Merkels Schranzen würden<br />

nach der Dritten Quartals-Klatsche in Folge endlich<br />

begreifen, dass es nicht das Internet ist, das ihnen<br />

die Leser abspenstig macht, sondern ausschließlich<br />

ihre ignorante Sprach- und Denktyrannei, hoffte<br />

vergeblich. Der Mainstream, ob Politik oder Presse,<br />

allesamt sind sie die neuen Geiger auf der Titanic.<br />

Und wieder ist nicht der Käpt‘n schuld, sondern<br />

das Packeis.<br />

66<br />

Merkels Marionetten werden auch das Trump-<br />

Menetekel nicht verstehen. Noch am späten Nachmittag<br />

des 9. November – unser aller Independence<br />

Day – geiferte eine Mainzel-Matrone namens Susanne<br />

Freitag verkniffen aus der Paris Bar (in Berlin)<br />

ihre Wut ins von uns bezahlte ZDF-Mikro. Hinter<br />

der Keifzange lümmelten sich jugendliche Amis,<br />

offenbar immer noch besoffen vor Enttäuschung,<br />

auf dem Fußboden. Eine rappelte sich bleich vors<br />

Mikro: «Ich erkenne mein Land nicht wieder…»<br />

Mensch, Mädel: Es war das Land, das sich Politiker,<br />

Presse, Fernsehen und Meinungsforscher zur<br />

Beute gemacht hatten. Das Volk hat es sich zurückgeholt.


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