COMPACT-Magazin 12-2016
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Ausgabe 10/<strong>2016</strong> <strong>12</strong>/<strong>2016</strong> | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
Yeah!<br />
Trump die Merkel!<br />
Bye bye<br />
Multikulti<br />
Patrioten aller Länder,<br />
vereinigt Euch!<br />
Kalifat Berlin<br />
Neukölln wird Neu-Aleppo<br />
Weihnachten<br />
Das letzte deutsche Fest<br />
Pearl Harbor<br />
75 Jahre Geschichtslügen<br />
Dossier: Offensiv gegen gegen Zensur Zensur<br />
<strong>COMPACT</strong>-Konferenz zur Verteidigung zur Verteidigung der Meinungsfreiheit<br />
der
Ehrlicher Journalismus in Zeiten der Lüge.<br />
Die schweigende Mehrheit kann die Verhältnisse zum Tanzen bringen,<br />
wenn sie ihre Stimme wiederfindet. <strong>COMPACT</strong> ist ihr Lautsprecher, weil<br />
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Angriff auf<br />
deutsche Sparer<br />
Zinsklau, Bankster und<br />
Bargeldverbot<br />
Chemnitz-Bomber<br />
Ein Käfig voller Narren<br />
Pussy-Alarm<br />
Presstituierte gegen Trump<br />
Aleppo<br />
US-Pakt mit dem Teufel<br />
Alpen-Elvis<br />
Gabalier – Der Heimat-Rocker<br />
Invasion<br />
Terrorists<br />
welcome<br />
aus Afrika<br />
20 Millionen auf dem<br />
Weg nach Europa<br />
Kriegsrecht<br />
Merkels Katastrophenplan<br />
Merkel gibt Mördern Asyl<br />
Kein Amok<br />
AfD: Wie weiter?<br />
Das München-Massaker<br />
Höcke und Gauland im Interview<br />
Berlin kaputt<br />
Bautzen ist überall<br />
Der Osten wehrt sich<br />
Moscheen und Migranten<br />
Der Putsch<br />
Luther contra Islam<br />
USA gegen Erdogan<br />
Klartext vom Reformator<br />
Pokemon<br />
Monster fressen Nerds<br />
Ausgabe 11/<strong>2016</strong> | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
Dossier: Der Der neue neue Rassenkrieg<br />
Ausgabe 10/<strong>2016</strong> | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de<br />
Dossier: Dossier: Frauen Frauen in den in den Lügenmedien<br />
Cyborgs, Cyborgs, Mutanten Mutanten und Klone und Klone gegen gegen die Menschheit die Menschheit<br />
Ein ehemaliger Ein ehemaliger «Bild»-Chefredakteur packt packt aus aus<br />
Dossier: Die neue Protestjugend<br />
Dossier: Die neue Opposition<br />
Dossier: Die neue Protestjugend<br />
Querfront – nicht links, nicht rechts<br />
Hip, konservativ, rebellisch – die Identitären kommen!<br />
Hip, konservativ, rebellisch – die Identitären kommen!<br />
Ausgabe 9/<strong>2016</strong> | 4,95 EUR<br />
www.compact-online.de
<strong>COMPACT</strong> Editorial<br />
Patrioten aller Länder, vereinigt Euch!<br />
Wie der Fuchs im Hühnerstall hat Donald Trump<br />
die vollgefressenen Sesselfurzer des Ancien Régime<br />
aufgescheucht. «Geht jetzt wirklich die Welt unter?»,<br />
barmte der Bild-Zeitung, und Frankreichs Botschafter<br />
in Washington bejahte: «Eine Welt geht vor unseren<br />
Augen unter.» Springers B.Z. verkündete auf der Titelseite,<br />
der Übergang vom 8. auf den 9. November<br />
sei «Die Nacht, in der der Westen starb», und in der<br />
Welt wurde konstatiert: «Der Sieg Trumps markiert<br />
einen vielleicht irreversiblen Wendepunkt in der Entwicklung<br />
der westlichen Demokratie.»<br />
Darf man «Es zittern die morschen Knochen?»<br />
zitieren, um die Leute ein bisschen zu provozieren,<br />
die jetzt die Hosen voll haben? Naja, ich bevorzuge<br />
das sozialdemokratische Kampflied «Brüder zur Sonne,<br />
zur Freiheit». Denn tatsächlich erleben wir mit<br />
Trumps Triumph die Morgendämmerung eines neuen<br />
Zeitalters – die Rückkehr des Volkes und vor allem<br />
des Proletariats auf die politische Bühne. Es waren<br />
vor allem die Malocher, die Donald Trump zum<br />
Sieg verholfen haben – im sogenannten Rostgürtel<br />
der USA, wo die besonders umkämpften Swing<br />
States das Zünglein an der Waage waren. Die meisten<br />
haben in den letzten 40 Jahren ihre Arbeit und<br />
ihr Häuschen verloren, hocken heute in Wohnwagen<br />
und können sich gerade noch mit mehreren Hungerleider-Jobs<br />
über Wasser halten. Demokraten<br />
und Linke haben diese Menschen nach 1968 immer<br />
mehr im Stich gelassen und sich stattdessen an einem<br />
Randgruppenkult berauscht, der zuerst die Hippies<br />
und Freaks, dann die Feministinnen und Homosexuellen<br />
und schließlich die Einwanderer glorifizierte.<br />
Das war ganz im Sinne des Großen Geldes, das<br />
an einer babylonischen Zersplitterung des Volkes interessiert<br />
ist, um seine Herrschaft zu verewigen. Die<br />
Party kam zu ihrem Ende, als jene Exoten auf den<br />
Plan traten, die nicht nur die weiße Mehrheit, sondern<br />
auch alle Minderheiten zu versklaven drohen:<br />
die fanatischen Muslime. Auch noch dem Dschihad<br />
die Tore zu öffnen, hat Obama, Clinton und ihrem<br />
politisch korrekten Anhang das Genick gebrochen.<br />
Es ist typisch, dass die Latte-Macchiato-Linke<br />
sich nur noch mit Beschimpfung der Ausgebeuteten<br />
zu helfen weiß, für die sie früher zu kämpfen vorgab.<br />
«Die Armee der Beleidigten gefährdet die Demokratie»,<br />
echauffiert sich ein Spiegel-Redakteur.<br />
«60 Millionen Amerikaner waren also dumm. Sie<br />
haben Xeno phobie, Rassismus und Nationalismus<br />
herbeigewählt (…).» Nicht ganz so blöd ist SPD-<br />
Chef Sigmar Gabriel, der seiner Partei empfiehlt,<br />
sich künftig wieder um die Proleten zu kümmern:<br />
«Wer die Arbeiter im Rust Belt [Rostgürtel] verliert,<br />
den können die Hipster in Kalifornien nicht retten.»<br />
Doch auch mit einer Rückkehr zum Klassenkampf<br />
wird Gabriel, selbst wenn es ihm damit ernst wäre,<br />
an der Wahlurne nicht punkten können. Die vom<br />
System Enttäuschten leiden zwar schon viele Jahre<br />
unter der neoliberalen Wirtschaftspolitik – doch<br />
in Marsch gesetzt haben sie sich erst, seit auch ihre<br />
Lebensweise und ihre Identität bedroht sind. Die<br />
Trump-Wähler sind in erdrückender Mehrheit die<br />
Nachfahren der europäischen Einwanderer, die am<br />
eigenen Leib erfahren, dass ein Rassenkrieg gegen<br />
sie geführt wird. Ihnen als Weiße droht das gleiche<br />
Schicksal wie einst den Indianern.<br />
Dieses Bedrohungsgefühl dominiert auch unter<br />
den europäischen Völkern, und deshalb hat Gabriel<br />
Recht, wenn er Trump als «Vorreiter einer neuen (…)<br />
Internationale» bezeichnet. Mit einigem Glück wird<br />
der amerikanische Funke auf die Alte Welt überspringen:<br />
Im Dezember wird es mit Norbert Hofer einen<br />
FPÖ-Präsidenten in Österreich geben, im Frühjahr<br />
mit Geert Wilders einen freiheitlichen Premier<br />
in den Niederlanden, und im Sommer zieht Marine<br />
Le Pen in den Elyséepalast ein. Ob die Deutschen mit<br />
diesem Rückenwind endlich die Kraft finden, auch<br />
Frau Merkel vom Hof zu jagen?<br />
Chefredakteur Jürgen Elsässer.<br />
Foto: Jörg Gründler<br />
3
<strong>COMPACT</strong> Themen<br />
Titelthema<br />
Yeah! Trump die Merkel!<br />
Politik<br />
Kalifat Berlin: Neukölln wird Neu-Aleppo<br />
Dossier<br />
<strong>COMPACT</strong>-Konferenz: Offensiv gegen Zensur<br />
06 Leserbriefe<br />
07 Zitate des Monats<br />
09 <strong>COMPACT</strong> Intern<br />
Titelthema<br />
10 Trump die Merkel!<br />
Verzweiflung im Kanzlerbunker<br />
13 Die Verschwörung globaler Eliten<br />
von Donald Trump<br />
14 «Für mich ist das Lügenpresse»<br />
Interview mit Nadja Atwal<br />
16 Das Imperium schlägt zurück<br />
Tricks zur Verhinderung von Trump<br />
19 «Das läuft seit 50 Jahren»<br />
Die Wahlfälschungsmaschine<br />
20 Die Stille nach dem Sturm<br />
Was Trump gefährlich werden kann<br />
22 Den Anti-Amerikanismus ad acta legen<br />
Die russische Sicht<br />
Politik<br />
23 Die vertriebenen Engel<br />
Weihnachten wird abgeschafft<br />
26 Neukölln wird Neu-Aleppo<br />
Rundgang durch das Kalifat<br />
29 Die Frau, die sich nicht traut<br />
Einmal Brexit und zurück<br />
32 Auf der Abschussliste<br />
Duterte verabschiedet die USA<br />
34 Ein Schlupfloch für die Ratten<br />
Die Schlacht um Mossul<br />
36 Die Ceska-Kontroverse<br />
Noch ein Rätsel um den NSU<br />
Dossier<br />
40 Die unheilige Allianz<br />
von Karl Albrecht Schachtschneider<br />
41 Antigone und der Funke der Freiheit<br />
von Oskar Freysinger<br />
45 Wir bleiben, bis wir siegen<br />
von Lutz Bachmann<br />
46 Hoffnung aus dem Osten<br />
von Götz Kubitschek<br />
51 Wenn der Krampus an die Türe klopft<br />
Krippenzauber in Österreich<br />
54 Germanische Weihnacht<br />
Wie die Heiden Christen wurden<br />
57 Roosevelt wusste Bescheid<br />
75 Jahre Angriff auf Pearl Harbor<br />
60 Warum die Intellektuellen<br />
bescheuert sind<br />
Polemik gegen Oberschlaue<br />
Kolumnen<br />
63 Kleine-Hartlage _ Erinnerung<br />
64 Sellner _ Zu Gast im Red-Bull-TV<br />
65 Harzheim _ Melania Trump<br />
66 Peter Bartels _ Eisberg voraus<br />
<strong>COMPACT</strong> Impressum<br />
Herausgeber & Verlag<br />
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Chefredakteur Jürgen Elsässer (V.i.S.d.P.)<br />
Chef vom Dienst Martin Müller-Mertens<br />
Redakteure Marc Dassen (Politik), Tino Perlick<br />
(Korrespondent), Harald Harzheim (Kultur)<br />
Cover Iris Fischer<br />
Fotoquellen Cover Michele Asselin/Contour<br />
by Getty Images; Orhan Cam/Shutterstock<br />
Layout/Bild Steffen Jordan<br />
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E-Mail anzeigen@compact-mail.de<br />
Gedruckt in Deutschland<br />
Erscheinungsdatum<br />
der nächsten Ausgabe<br />
Freitag, den 23. Dezember <strong>2016</strong><br />
4<br />
Leben<br />
Das Abendland lebt: Germanische Weihnacht<br />
Leben<br />
49 Fack ju, Germany<br />
«Willkommen bei den Hartmanns»
<strong>COMPACT</strong> Foto des Monats<br />
Wahrzeichen des Versagens. Sechs Jahre nach dem ursprünglichen Termin öffnete Hamburgs Elbphilharmonie am 31. Oktober ihre Pforten auf der einstigen Hinrichtungsinsel<br />
Grasbrook. Neben drei Musiksälen beherbergt der 110 Meter hohe Glaspalast unter anderem 44 Luxuswohnungen, ein Vier-Sterne-Hotel und eine Aussichtsplattform.<br />
Statt der einst prognostizierten Gesamtkosten von 186 Millionen schlägt die Konzerthalle nach NDR-Angaben mit 789 Millionen Euro zu Buche. Allein für den<br />
Bau der Luxusherberge sollen 200 Millionen Euro aus Steuergeld verbaut worden sein. Doch mit der Zeit- und Kostenexlosion befindet sich die Elphilharmonie in guter<br />
Gesellschaft etwa des Berliner Flughafens, der hauptstädtischen Staatsoper, des Bahnhofsprojekts Stuttgart-21 oder des Leipziger City-Tunnels. Foto: Iwan Baan<br />
5
<strong>COMPACT</strong>_Spezial_11_rz.indd 1 06.09.16 08:06<br />
<strong>COMPACT</strong> Leserbriefe<br />
6<br />
9,90 Euro (A), 13 sFr (CH)<br />
Heil<br />
Hillary!<br />
Kandidatin des<br />
US-Faschismus<br />
Pro Trump<br />
Sonder-Ausgabe Nr. 11 | 8,80 EUR (D) · spezial.compact-online.de<br />
Kampf ums Weiße Haus: Fakten, Fälscher und Finanziers<br />
Trump ist Trumpf: Mit Patriotismus für Frieden und sichere Grenzen<br />
Schattenregierung: Wall Street, Pentagon und Geheimdienste<br />
Hillary ist Killary: Präsidentin für Weltkrieg und Masseneinwanderung<br />
Die Bundesregierung beginnt demnächst die<br />
Weltmeisterschaft im Rückwärtsrudern.<br />
Rudi Ef, per Facebook-Kommentar<br />
Gut, dass dieser Mann nun der Chef der USA<br />
wird und damit die Luft für Merkel deutlich<br />
dünner wird.<br />
Dominik Pfi, per Facebook-Kommentar<br />
Hoffe, Trump beendet die Besetzung Deutschlands<br />
und nimmt seine beschissenen Atomwaffen<br />
zu sich.<br />
Karin Feser, per Facebook-Kommentar<br />
Ich denke, Amerika hat das kleinere Übel gewählt.<br />
Ich schaue jetzt seit vier Uhr deutsches<br />
Propaganda-Fernsehen, und da schaut<br />
ein geladener Promi dümmer als der andere.<br />
Horst Windisch, per Facebook-Kommentar<br />
Das amerikanische Volk hat sich mutig gegen<br />
das bisherige System entschieden. Das ist<br />
zu akzeptieren, das nennt man Demokratie!<br />
Andrea Ecker, per Facebook-Kommentar<br />
Warum schimpfen alle Etablierten über<br />
Trump? Weil er sich nicht kaufen lässt. Hoffen<br />
wir, dass ihm ein Schicksal wie JFK erspart<br />
bleibt.<br />
Diethard Kührt, per Facebook-Kommentar<br />
Hoffnung auf Frieden! Die Kriegstreiberin<br />
Clinton hat nicht gewonnen… zum Glück!<br />
Die Einzigen, die das stört, sind Globalisierungsbefürworter,<br />
Anhänger von TTIP und<br />
CETA, Großindustrielle und Großkapitalisten,<br />
die Kapitalmärkte, die Waffenindustrie, Imperialisten<br />
und sonstige «Weltbürger», welche<br />
die einfachen Menschen gegeneinander<br />
ausspielen, um persönlich zu profitieren.<br />
Thomas Sax, per Facebook-Kommentar<br />
Gemeiner Donald! Ich habe jetzt 34.000 Euro<br />
Schulden! N24 verlautete gestern, dass,<br />
wenn Trump gewinnt, es jeden Deutschen<br />
34.000 Euro kostete. Ich bin pleite! Und trotzdem<br />
freue ich mich wahnsinnig!<br />
Helle Diefenbach, per Facebook-Kommentar<br />
Die deutsche Regierung soll sich schon mal<br />
warm anziehen.<br />
Sascha Schneider, per Facebook-Kommentar<br />
Gespannt darf man sein, was denn nun die<br />
Leute machen, die uns bei einer Kritik gegenüber<br />
Amerika puren «Antiamerikanismus»<br />
vorwarfen. Werden die, da sie ja ab jetzt gegen<br />
den Präsidenten Trump ziehen, nun selber<br />
zu Antiamerikanern werden und Antiamerikanismus<br />
verbreiten? Und was ist nun mit<br />
den Antideutschen? Werden die nun weiterhin<br />
Ami-Fahnen tragen, oder müssen wir diese<br />
nun den Antideutschen hinterhertragen?<br />
Fragen über Fragen… Es wird sehr spannend.<br />
Adline Schramek, per Facebook-Kommentar<br />
Es kommt die Achse Trump, Le Pen, Strache,<br />
Orban, Putin – und hoffentlich Petry!<br />
Odin Grebsam, per Facebook-Kommentar<br />
Der größte Erfolg von Trump ist der Sieg über<br />
die amerikanische Lügenmafia! Jeder Fernsehsender<br />
und jede Zeitung hat verloren, die<br />
größtmögliche Demütigung, die die Lügenpresse<br />
je erfahren hat. Was für eine Genugtuung,<br />
diese jämmerlichen Betroffenheitsvisagen<br />
erbleichen zu sehen!<br />
Sabine Heinen-Haustein, per Facebook-Kommentar<br />
Glückwunsch an Donald Trump! Kann und<br />
wird jetzt endlich die Zeit der Weltkooperation,<br />
der Harmonie und des Weltfriedens zwischen<br />
den Völkern und der Menschen dieser<br />
Welt beginnen?<br />
Reinhard Fischbach, per Facebook-Kommentar<br />
Toller und erfolgreicher Mann an der Spitze<br />
der US-Regierung – besser kann es nicht<br />
sein! Hoffe auf Versöhnung mit dem angeblich<br />
bösen Putin.<br />
Alexander, per Website-Kommentar<br />
Sensation! Die Politikerkaste ist schockiert,<br />
dass die Bürger einmal selber denken. Jetzt<br />
Merkel nieder Trump-eln!<br />
Denker, per Website-Kommentar<br />
Skeptisch<br />
Solange die Fed als private Notenbank der<br />
USA weiter existiert, ist es egal, welchen<br />
Präsidenten die USA wählen. Die zwei US-<br />
Präsidenten Lincoln und Kennedy, die es<br />
wagten, das Geld wieder zu verstaatlichen,<br />
wurden dafür ermordet von der internationalen<br />
Hochfinanz.<br />
Dominik Pfi, per Facebook-Kommentar<br />
Er ist nicht mein Wunschkandidat, aber tausendmal<br />
besser als die Clinton. Hat Amerika<br />
sich gerettet? Das wird sich noch herausstellen,<br />
denn die ersten 100 Tage sind noch<br />
nicht vorbei und diese Clinton – wie auch<br />
Obama und die Hintermänner – sind mit allen<br />
Schmutzwassern der Welt gewaschen!<br />
Kurt Liebisch, per Facebook-Kommentar<br />
Die Naivität, mit der an die Sache rangegangen<br />
wird, ist erstaunlich. Durch Trump wird<br />
sich nichts ändern, und schon gar nicht für<br />
uns. Wie man sich von einer so billigen Show<br />
blenden lassen kann…<br />
Michael Hohlbeck, per Facebook-Kommentar<br />
Wie naiv sind manche eigentlich? Ob der<br />
werte Herr ein Patriot ist und alles so umsetzen<br />
und das Land dahin bringen kann, wo<br />
er es hinbringen will, weiß auch <strong>COMPACT</strong><br />
noch nicht, und daher sollte man mit solchen<br />
Worten vorsichtig sein, bei all dem Hintergrundwissen,<br />
das heute jedem vorliegt.<br />
Baileya Sparrow, per Facebook-Kommentar<br />
Viele Menschen sind ja der Ansicht, wenn<br />
Wahlen etwas ändern könnten, wären sie<br />
verboten. Wir werden jetzt sehen, ob das<br />
stimmt. Trump hat viel versprochen. Ab Januar<br />
wird sich zeigen, ob er auch bereit ist,<br />
Wort zu halten.<br />
Janis Bulk, per Facebook-Kommentar<br />
Leute, vergesst nicht, dass Trump selber aus<br />
dem sogenannten Establishment kommt,<br />
noch vor zehn Jahren war Hillary Clinton auf<br />
seiner Hochzeit. Außerdem will Trump die<br />
Bankenregulierung lockern, für die jahrelang<br />
gekämpft wurde. Also ich bitte Euch… Jetzt<br />
Trump als Heilsbringer darzustellen, ist großer<br />
Unfug. Tom, per Website-Kommentar<br />
Ihr habt Euch auch alle gefreut, als Obama<br />
gewann! Nichts wird sich so ändern, wie<br />
Ihr es Euch erhofft. Die NWO plant natürlich<br />
auch mit Trump.<br />
Jens Dimple, per Website-Kommentar
<strong>COMPACT</strong> Zitate des Monats<br />
Damit kann Trump ab 20. Januar 2017 beginnen.<br />
Foto: shop.donaldjtrump.com<br />
Die Elite zittert vor Trump<br />
«Das Schicksal der Welt steht am Abgrund.»<br />
(US-Präsident Barack Obama, Zeit Online, 3.11.<strong>2016</strong>)<br />
«Der Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl<br />
erschüttert viele Promis. Sängerin Cher fühlt<br />
sich ans Deutsche Reich erinnert. (…) ”So wie<br />
in Deutschland in den 30ern haben Ärger und<br />
Wut die USA erfasst”.» (N24 Online, 9.11.<strong>2016</strong>)<br />
«Man hat Angst vor ihm. Er ist wie ein Tier,<br />
kurz vor dem Angriff. Noch einen Zentimeter<br />
weiter… (…) Angela Merkel wird beim<br />
G7-Gipfel in Italien Donald Trump die Hand<br />
geben. Sie weiß, wie er über Frauen denkt.<br />
Sie weiß, wie er Frauen in den Schritt fasst.<br />
Sie weiß, wie er Minderheiten beleidigt.»<br />
(F.J. Wagner, Bild Online, 9.11.<strong>2016</strong>)<br />
«Das Bundesfinanzministerium sorgt sich<br />
nach dem Wahlsieg von Donald Trump um<br />
die Zukunft der US-Notenbank Federal Reserve<br />
(…) – weil die neue Regierung die Notenbank<br />
an die Leine legen will.» (Spiegel Online,<br />
11.11.<strong>2016</strong>)<br />
«Schweden gibt ISIS-Kämpfern<br />
gratis Führerscheine» <br />
oe24.at, 20.10.<strong>2016</strong><br />
«Kollege Roboter // Digitalisierung und<br />
Künstliche Intelligenz verändern die Arbeitswelt.<br />
In absehbarer Zeit könnten Roboter ganze<br />
Berufe verschwinden lassen.» (Tagesschau<br />
Online, 25.10.<strong>2016</strong>)<br />
Scharia-Unterricht<br />
«Im Erdkunde-Unterricht eines Gymnasiums<br />
stand der Besuch einer Moschee an. Doch<br />
ein Schüler wollte das Gotteshaus nicht<br />
betreten. Jetzt müssen womöglich die Eltern<br />
dafür büßen. (…) Wegen des Schulschwänzens<br />
sollten seine Eltern Bußgelder<br />
von jeweils 150 Euro bezahlen.» (N24 Online,<br />
26.10.<strong>2016</strong>)<br />
Russendisco<br />
«Niemand macht Party wie die Russen. Die<br />
dicksten Eier, die größten Brüste, ich ziehe<br />
meinen Hut.» (Popstar Robbie Williams, N24<br />
Online, 27.10.<strong>2016</strong>)<br />
NS-Kunst<br />
«Der Deko-Anbieter Butlers nimmt Christbaumkugeln<br />
aus seinen Regalen, deren Bemalung<br />
an ein Hakenkreuz erinnert. Dabei<br />
handelt es sich um Kugeln in Form eines rosa<br />
Knusperhäuschens.» (N24 Online, 2.11.<strong>2016</strong>)<br />
Özoguz muss weg!<br />
«Boss der Polizeigewerkschaft fordert Rauswurf<br />
von Ministerin // (…) Denn die hat sich<br />
am Donnerstag gegen ein generelles Verbot<br />
von Kinderehen in Deutschland ausgesprochen.»<br />
(Rainer Wendt über die Integrationsbeauftragte<br />
der Bundesregierung Aydan Özoguz,<br />
Bild Online, 3.11.<strong>2016</strong>)<br />
Kniefall vor Allah<br />
«Die Unterwerfung // Die beiden höchsten<br />
Vertreter der Kirche in Deutschland legen<br />
bei einem Besuch des Felsendoms ihr Kreuz<br />
ab – aus Respekt vor den Gastgebern (...).»<br />
(Spiegel Online, 7.11.<strong>2016</strong>)<br />
GEZ-Boykott<br />
«Schon lange habe ich mich über ARD und<br />
ZDF geärgert und trotzdem meinen Rundfunkbeitrag<br />
bezahlt. Doch damit ist jetzt Schluss.<br />
Über Folter und Ehrenmorde gibt es nichts<br />
zu diskutieren, Frau Will!» (Henryk M. Broder,<br />
nach dem Auftritt einer IS-Propagandistin bei<br />
Anne Will, Welt Online, 8.11.<strong>2016</strong>)<br />
Hillarys Huren<br />
«Sie nennen sich Hookers for Hillary und wollen<br />
eine Frau im Weißen Haus sehen. Was<br />
als PR-Gag begann, macht Prostituierte in<br />
Nevada zu Wahlkämpferinnen.» (Spiegel Online,<br />
8.11.<strong>2016</strong>)<br />
Halal-Diktatur<br />
«Muslimische Einwanderer haben die Speisekarte<br />
in Neuss total verändert. In den<br />
Neusser Kindergärten und Schulen gibt es<br />
so gut wie kein Schweinefleisch mehr. Die<br />
legendäre Bockwurst mit Senf im Nordbad<br />
wurde jetzt von Wirtin Moni endgültig ”beerdigt”.»<br />
(stadt-kurier.de, 9.11.<strong>2016</strong>)<br />
Schlauer mit Mauer I<br />
«Der Chef der deutschen HeidelbergCement<br />
will an Trumps Mauer zu Mexiko mitverdienen<br />
(…).» (Spiegel Online, 10.11.<strong>2016</strong>)<br />
Schlauer mit Mauer II<br />
«Höher als die Berliner Mauer ist die Wand,<br />
die gerade in Neuperlach-Süd zum Schutz<br />
der Anwohner vor einer neuen Flüchtlingsunterkunft<br />
entsteht.» (Merkur Online, 10.11.<strong>2016</strong>)<br />
Nein zur EUdSSR!<br />
«Menschen, die ihre Freiheit lieben, müssen<br />
Brüssel vor der Sowjetisierung bewahren;<br />
vor Menschen, die uns sagen wollen, wie<br />
wir in unseren Ländern zu leben hätten.» (Der<br />
ungarische Präsident Viktor Orban, Spiegel Online,<br />
23.10.<strong>2016</strong>)<br />
Der große Austausch<br />
7
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Wie aus einem<br />
Rechtsstaat ein<br />
Links-Staat wurde<br />
Beschleichen auch Sie mitunter Zweifel, ob wir tatsächlich<br />
noch in einem Rechtsstaat leben? Vielleicht<br />
liegt das daran, dass aus unserem Rechtsstaat längst<br />
ein »Links-Staat« geworden ist. Ein allzu simples<br />
Wortspiel? Keineswegs, denn:<br />
Die linksextreme Antifa erfährt vielfältige Unterstützung durch den<br />
Staat, sowohl finanziell als auch logistisch, und das alles finanziert<br />
mit Steuergeldern und verdeckten Kapitaltransfers. Nach jahrelangen<br />
und aufwendigen Recherchen präsentieren Christian Jung und<br />
Torsten Groß eindrucksvolle Hintergrundinformationen. Sie nennen<br />
Zahlen, Daten und Fakten – und sie nennen Namen, die Namen derer,<br />
die die linksextremen Strukturen fördern.<br />
Wie der Linksextremismus vom Staat<br />
systematisch gefördert wird<br />
Was bei den Rechercheergebnissen und der Auswertung von Insider-<br />
Informationen besonders erschreckt: Die »demokratischen« Parteien<br />
SPD, Grüne und Linke unterstützen linksextremistische und gewaltbereite<br />
Gruppen. Mittlerweile haben sich selbst Teile von FDP, CDU<br />
und CSU »Antifa-Bündnissen« verschrieben.<br />
»Stadt-Stasi« überwacht unliebsame Bürger<br />
Wussten Sie,<br />
• dass es in München eine Art »Stadt-Stasi« gibt, die direkt<br />
dem Oberbürgermeister unterstellt ist und die ohne jegliche<br />
Rechtsgrundlage Daten und Fotos von politisch unkorrekten<br />
Personen sammelt und speichert?<br />
• dass diese »Stadt-Stasis« auch in anderen deutschen<br />
Städten entstehen?<br />
• dass Linksextremisten zur paramilitärischen Ausbildung<br />
ins Ausland reisen, um sich auf den bewaffneten Kampf in<br />
Deutschland vorzubereiten?<br />
• dass eine Kämpferin der Antifa Verfassungsrichterin wurde?<br />
• dass linke Aktivisten offen den »Volkstod« der Deutschen<br />
propagieren?<br />
• dass die Polizei Veranstaltungen schützen muss, bei denen<br />
der Straßenkampf gelehrt wird?<br />
Christian Jung & Torsten Groß: Der Links-Staat<br />
gebunden • 316 Seiten • zahlreiche Abbildungen • Best.-Nr. 954 800 • 22.95 €<br />
• dass ein mit öffentlichen Geldern gefördertes »Café«, ein<br />
Szenetreff linksextremistischer und gewaltbereiter Kreise,<br />
Anleitungen für Brandanschläge verbreitet?<br />
• dass linke Aktivisten massenhaft illegale Ausländer nach<br />
Deutschland einschleusen und sich dafür gegenseitig mit<br />
staatlich finanzierten Preisen überhäufen?<br />
• u. v. m.<br />
Die Helfershelfer in Politik und Medien<br />
Erfahren Sie, wie die staatliche Unterstützung linksradikaler<br />
Organisationen in der Praxis funktioniert. Informieren Sie sich über<br />
die kaum bekannten Querverbindungen, die zwischen dem Linksextremismus<br />
und Führungskräften aus Politik und Verwaltung,<br />
steuerfinanzierten Stiftungen und den (öffentlich-rechtlichen)<br />
Medien bestehen.<br />
Die Autoren stellen Vordenker, Protagonisten und Unterstützer<br />
der linksextremen Szene in Deutschland vor. Außerdem werden<br />
theoretische Grundlagen, die Strategie und das taktische Vorgehen<br />
der Antifa und ihrer Helfershelfer beleuchtet.<br />
Telefon (0 74 72) 98 06 10 • Telefax (0 74 72) 98 06 11 • info@kopp-verlag.de • www.kopp-verlag.de
<strong>COMPACT</strong> Intern<br />
Das perfekte Geschenk. Foto: <strong>COMPACT</strong> Die gelungene Konferenz. Foto: Jörg Gründler Die neueste Diffamierung. Foto: Screenshot Bild<br />
Freude schenken<br />
Stärke zeigen<br />
Hass bekämpfen<br />
Weihnachten steht vor der Tür – und damit<br />
auch der Jahreswechsel. Gerade 2017,<br />
wenn der Bundestag neu gewählt wird, ist<br />
das <strong>Magazin</strong> für Souveränität eine unverzichtbare<br />
Informationsquelle gegen die Lügen<br />
von Establishment und Monopolpresse.<br />
Doch noch immer erreicht unser «Mut zur<br />
Wahrheit» nicht alle Menschen – deshalb<br />
müssen wir weiter wachsen. Mit Ihrer Hilfe<br />
wollen wir die Zahl der Abonnenten bis Sylvester<br />
auf 20.000 steigern. Denn nur Abonnements<br />
sichern langfristig die berechenbare<br />
wirtschaftliche Grundlage für den weiteren<br />
Ausbau unserer Arbeit.<br />
Natürlich haben Dauerbezieher auch einige<br />
handfeste Vorteile – und pünktlich zum<br />
Fest legen wir sogar noch etwas drauf. Wer<br />
<strong>COMPACT</strong> bis Ende Dezember <strong>2016</strong> abonniert,<br />
erhält zusätzlich zu unseren bekannten<br />
Prämien – ein Buch oder eine Ausgabe<br />
von <strong>COMPACT</strong>-Spezial – auch noch unser<br />
schickes T-Shirt «Freiheit für Deutschland».<br />
Dieses begehrte Kleidungsstück wird von<br />
immer mehr Menschen getragen. Sie protestieren<br />
auf diese Weise gegen Islamisierung,<br />
Fremdherrschaft und Bevölkerungsaustausch,<br />
gegen NATO- und EU-Zwangsmitgliedschaft.<br />
Abonnenten erhalten <strong>COMPACT</strong> zudem<br />
etwa eine Woche vor dem Kioskstart in einer<br />
Versandtasche bequem nach Hause, bekommen<br />
einen kräftigen Rabatt für unsere<br />
Konferenzen und haben freien Eintritt zu<br />
<strong>COMPACT</strong>-Live. Natürlich können Sie das<br />
<strong>COMPACT</strong>-Abo auch verschenken und damit<br />
einen Ihrer Liebsten sehr glücklich machen.<br />
Sie beide unterm Christbaum mit dem<br />
neuen T-Shirt – schicken Sie uns ein Foto!<br />
Die Feinde der Meinungsfreiheit hatten<br />
sich zu früh gefreut: Ende September hatte<br />
die Merkel-Jugend («Antifa») noch gejubelt,<br />
als sie die diesjährige <strong>COMPACT</strong>-Konferenz<br />
«Gegen Islamisierung und Fremdherrschaft»<br />
am 29. Oktober verhindert glaubte. Mit unglaublichem<br />
Druck hatten die Extremisten<br />
den Vermieter unserer Räumlichkeiten in Köln<br />
gezwungen, den Vertrag mit uns zu kündigen.<br />
Mit ähnlichen Methoden werden überall<br />
im Land Veranstaltungen der AfD und asylkritische<br />
Demonstrationen torpediert. Es vergeht<br />
keine Woche, ohne dass Andersdenkende<br />
verprügelt, AfD-Büros angegriffen, Autos<br />
angezündet und selbst Privatwohnungen verwüstet<br />
werden. Oppositionelle Politiker und<br />
Journalisten – nicht nur die von <strong>COMPACT</strong> –<br />
können nur noch unter starkem Polizeischutz<br />
in der Öffentlichkeit auftreten.<br />
Doch <strong>COMPACT</strong> lässt sich nicht einschüchtern!<br />
Kurzerhand setzten wir die<br />
Großveranstaltung für den 5. November in<br />
Berlin neu an, angesichts der Vorgeschichte<br />
als «Konferenz für Meinungsfreiheit».<br />
Obwohl nur drei Wochen zur Mobilisierung<br />
blieben, waren wir schon bald ausverkauft<br />
– knapp 300 Leute wollten unsere Referenten<br />
sehen. Zur Belohnung der Treue unserer<br />
Leserschaft beschlossen wir, die hochkarätigen<br />
Referate live auf YouTube zu übertragen<br />
– kostenlos! Die Aufzeichnung finden sie auf<br />
unserem YouTube-Kanal compacttv.<br />
Im Dezember können Sie Jürgen Elsässer<br />
wieder bei Kundgebungen live erleben:<br />
Am 17. Dezember in Görlitz und am 19. Dezember<br />
in Dresden – zum Weihnachtssingen<br />
mit Pegida.<br />
Wir sind ja so einiges gewohnt von der<br />
Lügenpresse. Die Journaille manipuliert<br />
nach Belieben – in der Regel durch selektiven<br />
Schnitt und durch freihändiges Vergeben<br />
von Schmuddel-Etiketten wie «rechtspopulistisch»<br />
und «rassistisch». Nun aber hat<br />
das Boulevardblatt Bild eine strafrechtlich<br />
relevante Grenze überschritten: In ihrem Video<br />
über unsere «Konferenz für Meinungsfreiheit»<br />
am 5. November in Berlin haben die<br />
Springer-Journalisten falsche und verleumderische<br />
Tatsachenbehauptungen aufgestellt.<br />
Das ist gesetzlich verboten. Strafrechtlich<br />
relevant sind die Passagen, wo COM-<br />
PACT beziehungsweise Geschäftsführer Kai<br />
Homilius und Chefredakteur Jürgen Elsässer<br />
in Beziehung zu der Webseite migrantenschreck.ru<br />
gebracht werden, die Waffen<br />
zur Jagd auf Ausländer vertreibt.<br />
Unsere Zeitschrift, die sich der Verteidigung<br />
von Recht und Ordnung verschrieben<br />
hat, in die Nähe dieser gesetzwidrigen und<br />
abstoßenden Praktiken zu rücken, ist rufund<br />
geschäftsschädigend. So verkauften<br />
die Bild-Videoten als Tatsache: «Der Mann<br />
[Migrantenschreck-Betreiber] finanziert das<br />
hier [die Konferenz] mit übrigens.» Damit soll<br />
<strong>COMPACT</strong> kriminalisiert werden! Tatsache<br />
ist das Gegenteil: <strong>COMPACT</strong>-Online hat bereits<br />
am 11.Oktober <strong>2016</strong> öffentlich vor Migrantenschreck<br />
gewarnt.<br />
Wir bitten unsere Leser, die Klage von<br />
<strong>COMPACT</strong> gegen Bild – «David gegen Goliath»<br />
– nach Kräften zu unterstützen! Bitte<br />
spenden Sie an <strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> GmbH,<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse, IBAN:<br />
DE74 1605 0000 1000 9090 49, Verwendungszweck:<br />
Prozesskostenhilfe.<br />
9
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
Trump die Merkel!<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Mit dem neuen amerikanischen Präsidenten droht der Rautenfrau<br />
das gleiche Schicksal wie Honecker nach dem Machtantritt von<br />
Gorbatschow: Ohne den Rückhalt der Supermacht, der sie ihr Amt<br />
verdankt, bröckelt der ideologische Kitt, der ihre Multikulti-Basis<br />
gegen das Volk zusammenhält.<br />
10<br />
Denkt Merkel, der<br />
Schwanz wackelt<br />
mit dem Hund?<br />
Wie niedlich: Am <strong>12</strong>. November<br />
entrüsteten sich nach Polizeiangaben<br />
rund 700 Hillary-Fans in Berlin.<br />
Foto: picture alliance / abaca<br />
Am 9. November trat Angela Merkel freudlos vor<br />
die Presse, gratulierte tränensackbeladen dem künftigen<br />
US-Präsidenten zum Wahlsieg und ermahnte<br />
ihn indirekt zur Einhaltung angeblich gemeinsamer<br />
Grundwerte. Penibel zählte sie den Kanon der politischen<br />
Korrektheit auf: Trump müsse «Respekt vor<br />
dem Recht und der Würde des Menschen unabhängig<br />
von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht,<br />
sexueller Orientierung oder politischer Einstellung»<br />
beweisen, auf der «Basis dieser Werte» biete sie<br />
eine Zusammenarbeit an. Hat die Kanzlerin den<br />
Schuss nicht gehört? Was denkt sie, wer sie ist,<br />
dass sie dem künftig mächtigsten Mann der westlichen<br />
Welt Bedingungen stellen kann? Seit wann<br />
wackelt der Schwanz mit dem Hund? Und, ganz nebenbei:<br />
Hat sie Erdogan solche Bedingungen gestellt,<br />
bevor sie ihm sieben Milliarden Euro für den<br />
sogenannten Flüchtlingspakt geschenkt hat?<br />
Weniger Chuzpe hätte ihr gerade an diesem<br />
Datum gut angestanden. Der 9. November ist der<br />
Schicksalstag der Deutschen, der immer wieder die<br />
Göttderdämmerung für die herrschenden Eliten bedeutete:<br />
1918 wurde an diesem Tag die Republik<br />
ausgerufen, 1938 kündigte die Reichskristallnacht<br />
den Übergang zum mörderischen Antisemitismus an,<br />
1989 stürzte die Mauer ein und begrub die SED-Herrschaft<br />
unter sich. Vae victis lauten die Zeichen an<br />
der Wand, die weder Wilhelm II., noch Hitler, noch<br />
Honecker sehen wollten – und auch die Rautenfrau<br />
läuft blind in ihr Verderben.<br />
Die amerikanische Kanzlerin<br />
Dass Hillary ihr Fan ist, dürfte der Kanzlerin heute<br />
jedenfalls nichts mehr nützen. «Während meiner<br />
Zeit als Außenministerin wuchs meine Bewunderung<br />
für diese entschlossene, kluge und ehrliche<br />
Frau, die mir gegenüber nie verhehlte, was sie dachte»,<br />
schrieb die aktuelle Wahlverliererin in ihrer Biographie<br />
Entscheidungen. Sogar einen «wunderbaren<br />
Sinn für Humor» bescheinigte sie der Kanzlerin –<br />
eine Eigenschaft, die die Deutschen an der behäbigen<br />
Wahl-Mecklenburgerin noch nicht bemerken<br />
durften. Wie sich die Busenfreundschaft mit «Angela»<br />
– beide nennen sich beim Vornamen – entwickelt<br />
hat, erzählt Hillary ebenfalls in ihrem Buch.<br />
Demnach wurde Merkel der First Lady schon 1994<br />
bei einem Staatsbesuch von Präsident Bill Clinton<br />
in Berlin vorgestellt. «Eine junge Frau, die es noch<br />
weit bringen wird», habe man ihr gesagt. Ob «Kohls<br />
Mädchen» schon damals von den Amerikanern unter<br />
ihre Fittiche genommen wurde? So würde sich<br />
jedenfalls erklären, warum gerade sie, die über keinerlei<br />
innerparteiliche Lobby verfügte, 1998 mit Hilfe<br />
der ebenfalls Amerika-orientierten Bild-Zeitung<br />
Helmut Kohl als CDU-Vorsitzenden stürzen und sein<br />
Amt übernehmen konnte.
Für Washington hat sich der Wechsel an der Spitze<br />
von Partei und Regierung jedenfalls ausgezahlt.<br />
Anders als bei allen ihren Amtsvorgängern war von<br />
Merkel keine Kritik an der Supermacht zu hören.<br />
Konrad Adenauer baute immerhin Sonderbeziehungen<br />
mit Frankreich auf und kanzelte John F. Kennedy<br />
als «Schaumschläger» ab; Willy Brandt setzte gegen<br />
das Weiße Haus seine neue Ostpolitik durch und untersagte<br />
den Amerikanern die Nutzung deutscher<br />
Häfen im Jom-Kippur-Krieg 1973; Helmut Schmidt<br />
verweigerte die Stützung des schwächelnden Dollars;<br />
Helmut Kohl machte sich durch seine Nichtteilnahme<br />
am Irakkrieg 1991 unbeliebt; Gerhard Schröder<br />
fiel schließlich wegen seiner lautstarken Kritik<br />
am zweiten Feldzug gegen den Irak 2003 in Ungnade,<br />
die er – was die Sache in den Augen von Bush<br />
Junior umso schlimmer machte – auch noch in demonstrativem<br />
Schulterschluss mit Paris und Moskau<br />
vortrug. Damals empfahl sich Merkel den Neokonservativen<br />
durch provokative Unterstützung der völkerrechtswidrigen<br />
Aggression als Alternative zum<br />
Sozialdemokraten und gelangte, empfohlen von den<br />
grauen Eminenzen der Bilderberger-Konferenz, 2005<br />
tatsächlich mit knappem Vorsprung ins Kanzleramt.<br />
Seither war sie eine gefügige Marionette des<br />
Großen Bruders. Sie protestierte nicht bei den<br />
Kriegsvorbereitungen gegen den Iran, nicht bei der<br />
durch die Wallstreet provozierten Weltwirtschaftskrise,<br />
nicht bei den von Barack Obama unterstützten<br />
Attacken auf Opel und VW – nicht einmal beim<br />
NSA-Skandal, der sogar das Abhören ihres eigenen<br />
Handys einschloss. Auch das aggressive Vorgehen<br />
gegen Wladimir Putin und Baschar al-Assad trug<br />
sie immer mit, und zum Knebelungsabkommen TTIP<br />
steht sie trotz massiver Kritik selbst des befreundeten<br />
Frankreich. Einzig die Abstinenz beim Libyenkrieg<br />
fällt aus dieser Reihe heraus, dürfte aber eher<br />
auf den damaligen Koalitionspartner FDP und Außenminister<br />
Guido Westerwelle zurückgehen.<br />
Honecker und Merkel<br />
Kurz und gut: Merkel ist ebenso ein Geschöpf der<br />
amerikanischen Supermacht, wie Honecker eins der<br />
sowjetischen gewesen ist. Auch dieser war, wie sie<br />
gegen Schröder, gegen einen Amtsvorgänger an die<br />
Schalthebel der Macht gekommen, der mehr deutsche<br />
Eigenständigkeit anstrebte: Walter Ulbricht.<br />
Der Spitzbart wurde 1971 von dem Dachdecker im<br />
Zentralkommittee weggeputscht, mit Hilfe der Moskauer<br />
Genossen. Honeckers Stärke war geliehen –<br />
und erodierte ab 1985, als Michael Gorbatschow in<br />
den Kreml einzog. Eine Zeit lang versuchte die SED<br />
noch, sich dem Reformdruck aus Moskau zu entziehen.<br />
Unvergessen bleibt der Ausspruch des Chefideologen<br />
Kurt Hager: Wenn der Nachbar sein Haus neu<br />
tapeziere, müsse man ja nicht mitmachen. Die Abschottung<br />
der Ostberliner Gerontokratie ging sogar<br />
so weit, dass 1987 erstmals sowjetische Filme und<br />
der KPdSU-Digest Sputnik in der DDR verboten wurden,<br />
weil man den Einfluss der neuen Ideen fürchtete.<br />
Kein Mann des Establishments:<br />
Donald Trump wird der erste US-<br />
Präsident, der zuvor nie ein öffentliches<br />
Amt bekleidet hat. Foto: picture<br />
alliance / AP Photo<br />
Merkel ist ebenso<br />
ein Geschöpf der<br />
amerikanischen<br />
Supermacht, wie<br />
Honecker eins der<br />
sowjetischen war.<br />
11
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
<strong>12</strong><br />
Selbsterkenntnis<br />
«Im Umgang mit dem Rechtspopulismus<br />
haben sich weite<br />
Teile der Scheinheiligen in eine<br />
manichäische Weltanschauung<br />
geflüchtet, eine moralische<br />
Zweiklassengesellschaft, in der<br />
es die progressiven Anständigen<br />
gibt und die zurückgebliebenen<br />
Bösewichte. Trump, der Lügner<br />
und Asoziale, hat in dieser Weltanschauung<br />
seinen Platz gefunden.<br />
Aus dieser Frontstellung<br />
gibt es kein Entweichen. Mit<br />
dem ”more of the same” werden<br />
die Gräben tiefer. (…) Die<br />
deutsche Politik wie die Publizistik<br />
stehen vor den Scherben<br />
ihrer Weltanschauung, ihnen<br />
ist der Bezug zur Realität verloren<br />
gegangen. Der Schlag ist<br />
härter als noch beim Brexit. Er<br />
erscheint vielen noch verrückter.»<br />
(Ulf Poschardt, Die deutschen<br />
Eliten brauchten diesen<br />
Trump-Schock, Welt Online,<br />
10.11.<strong>2016</strong>)<br />
Angie und Hill: Eine von beiden ist<br />
schon in Rente (oder bald «in Jail»).<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
Vorwärts immer, rückwärts nimmer:<br />
Auch Erich Honecker wähnte seine<br />
Politik als alternativlos. Foto: picture<br />
alliance / ZB<br />
Doch die Wende war nicht aufzuhalten, weil<br />
den deutschen Kommunisten bei der Repression<br />
der langsam stärker werdenden Bürgerbewegung<br />
die Rückendeckung durch die Sowjets fehlte. Warum<br />
sollte man in Ostberlin und Leipzig nicht sagen<br />
dürfen, was in Moskau und Leningrad längst Mainstream<br />
war? Mehr noch: Der KGB begann, aktiv gegen<br />
Honecker zu arbeiten. Mit der Operation Lutsch<br />
(Lichtstrahl) infiltrierten Moskauer V-Leute die DDR-<br />
Opposition – mit dem Ziel, den halbwegs populären<br />
Spionagechef Mischa Wolf oder den bürgernahen<br />
Hans Modrow als «deutschen Gorbatschow»<br />
zu inthronisieren. Dies schlug zwar fehl, weil das<br />
Politbüro sich allen Neuerungen verschloss – aber<br />
gerade diese Betonmentalität führte schließlich<br />
dazu, dass die Veränderung noch radikaler ausfiel.<br />
Statt einer Reform des Systems fand eine Revolution<br />
statt – und diese blieb friedlich, weil Gorbatschow<br />
jeden Beistand bei ihrer Niederschlagung<br />
verweigerte.<br />
Alles ist möglich<br />
Die historische Parallele zeigt, dass es nicht darauf<br />
ankommt, ob ein Hoffnungsträger sich durchsetzt<br />
oder nicht. Gorbatschow ist mit seinem ehrgeizigen<br />
Vorhaben eines Umbaus von Staat und<br />
Gesellschaft (Perestroika) auf ganzer Linie gescheitert<br />
– an bösartigen Feinden ebenso wie an selbstsüchtigen<br />
Freunden und vor allem an seiner eigenen<br />
Naivität. Dasselbe kann heute auch Trump passieren.<br />
Aber für uns Deutsche (und andere Völker)<br />
war damals und ist heute nicht entscheidend, ob der<br />
neue Mann in seinem eigenen Land Erfolg hat – sondern<br />
dass die Unterstützung der Supermacht für ihre<br />
Vasallenregime wegfällt. Wenn Trump seine Operation<br />
Lutsch in Gang setzt, wenn er sein eigenes<br />
Presseimperium aufbaut und den Irrsinn der offenen<br />
Grenzen und der Islamisierung attackieren lässt,<br />
hätten die Patrioten in Europa und anderswo einen<br />
Rückenwind wie nie zuvor unter der Pax americana.<br />
Demoskopen für Hillary<br />
Umfragen vor der Präsidentschaftswahl<br />
(Stand 8.11.<strong>2016</strong> in Prozent)<br />
RealClear Politics<br />
45,5 42,2<br />
FiveThirtyEight<br />
48,5 44,9<br />
LA Times<br />
43,6 46,8<br />
Hillary Clinton<br />
Quelle: Welt Online<br />
Donald Trump<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
Erleichtert wird unsere Offensive durch die Verkalkung<br />
der politischen Klasse, die immer mehr der<br />
SED-Nomenklatura gleicht. Auch nach dem Trump-<br />
Erdbeben fällt den Altparteien nichts anderes ein als<br />
ein entschlossenes «Weiter so». Die Kettenhunde<br />
des Systems wie Jakob Augstein wollen, wie weiland<br />
Kurt Hager, die Unterdrückung der Opposition<br />
sogar verschärfen. «Wir erleben die Wiedergeburt<br />
des Faschismus», verkündete er nach Trumps Sieg.<br />
Seine Empfehlung: «Der Begriff Rechtspopulismus<br />
taugt nichts. Lasst uns auf dieses Wort verzichten.<br />
Er verharmlost die Wirklichkeit.» Das ist entweder<br />
Antifa-Kläfferei, die den Absturz der Lügenpresse<br />
noch beschleunigen wird – oder ein Aufruf zum Verbot<br />
der «faschistischen» AfD.<br />
Mit Trump haben die Patrioten in<br />
Europa Rückenwind wie nie zuvor.<br />
Wenigstens in der Springer-Presse regt sich<br />
eine gewisse Nachdenklichkeit. «Ein bisschen mehr<br />
Selbstkritik und ein bisschen weniger abrufbare Empörungsbereitschaft»<br />
empfiehlt Reinhard Mohr als<br />
Konsequenz des Trump-Schocks in der B.Z. Was das<br />
heißen soll, weiß der gute Mann freilich auch nicht.<br />
Springer-Chef Mathias Döpfner bringt das Dilemma<br />
auf den Punkt. «Wo sind die Populisten der Mitte?»,<br />
fragt er verzweifelt. Doch solche Populisten müssten<br />
ja dem Volk aufs Maul schauen, wie Trump das<br />
tut. Die letzten aus den Altparteien, die das versucht<br />
haben, sind aber kaltgestellt worden: Thilo Sarrazin,<br />
Wolfgang Bosbach, Oskar Lafontaine. Döpfner skizziert<br />
zwei Szenarien: «Alles ist möglich. Eine dramatische<br />
Erneuerung der politischen Führung der Mitte.<br />
Oder, zum Beispiel in Deutschland, in fünf Jahren<br />
eine absolute Mehrheit der AfD.» Da ersteres<br />
schwer vorstellbar ist, könnte letzteres schneller<br />
eintreten. 2017 wird ein spannendes Jahr.
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
Die Verschwörung globaler Eliten<br />
_ von Donald Trump<br />
Das Netz, das Hillary Clinton an die Macht bringen wollte, reicht weit über die<br />
Demokratische Partei und über die politische Sphäre hinaus: Es geht um das internationale<br />
Finanzkapital und seine zerstörerische Weltordnung. Am 13. Oktober redete<br />
Donald Trump in einer Wahlkampfrede Klartext.<br />
Dies ist nicht einfach irgendeine Präsidentschaftswahl.<br />
Wir stehen am Scheideweg in der Geschichte<br />
unserer Zivilisation, wo entschieden wird,<br />
ob wir, das Volk, die Kontrolle über unsere Regierung<br />
zurückgewinnen.<br />
Das politische Establishment, das jetzt alles versucht,<br />
um uns aufzuhalten, besteht aus denselben<br />
Leuten, die verantwortlich sind für unsere katastrophalen<br />
Handelsabkommen, die erhebliche illegale<br />
Einwanderung sowie die Wirtschafts- und Außenpolitik,<br />
die dieses Land ausgeblutet haben. Das politische<br />
Establishment hat die Zerstörung unserer Fabriken<br />
und unserer Arbeitsplätze verursacht, indem<br />
sie nach Mexiko, China und in andere Länder auf<br />
der ganzen Welt ausgewichen sind. Die aktuell veröffentlichten<br />
Zahlen unserer Arbeitsplätze sind anämisch<br />
und unser Wirtschaftswachstum liegt [nur]<br />
knapp über einem Prozentpunkt. Die Arbeiter in den<br />
Vereinigten Staaten verdienen weniger als vor fast<br />
20 Jahren – und das, obwohl sie härter arbeiten.<br />
und Antworten bereits im Vorfeld ihrer Debatten erhält.<br />
Clinton hat auch die Entscheidungsgewalt zur<br />
Autorisierung aller Zitate, die von ihr in der New<br />
York Times abgedruckt werden. Und die E-Mails zeigen,<br />
dass die Reporter direkt mit der Clinton-Kampagne<br />
zusammenarbeiten und konspirieren, um ihr<br />
zu helfen, die Wahl zu gewinnen.<br />
Bild links: Hillary Clintons politische<br />
Karriere dürfte beendet sein. Von<br />
2001 bis 2009 war sie Senatorin von<br />
New York, anschließend bis 2013<br />
Außenministerin. Foto: Reuters<br />
Bild rechts: <strong>COMPACT</strong> Spezial Nr. 6<br />
Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Eine globale Machtstruktur ist für die wirtschaftlichen<br />
Entscheidungen verantwortlich, die unsere<br />
Arbeiterklasse ausgeraubt haben, unserem Land<br />
seinen Reichtum genommen und dieses Geld in die<br />
Taschen einer Handvoll großer Konzerne und politischer<br />
Einrichtungen gesteckt haben.<br />
Sehen Sie sich nur an, was diese korrupte Klasse<br />
in unseren Großstädten wie Detroit und Flint im<br />
Staat Michigan angerichtet hat – sowie in den ländlichen<br />
Städten in Pennsylvania, Ohio, North Carolina<br />
und im ganzen Land. Sie haben diese Städte ausgeraubt,<br />
ihren Reichtum geplündert und ihnen die<br />
Arbeitsplätze genommen.<br />
Die Clinton-Maschinerie steht im Zentrum dieser<br />
Machtstrukturen. Wir haben das aus erster Hand in<br />
den WikiLeaks-Dokumente gesehen, in denen Hillary<br />
Clinton im Geheimen mit internationalen Banken<br />
zusammenkommt, um die Zerstörung der US-<br />
Souveränität zu planen, mit dem Ziel, diese globalen<br />
Finanzmächte zu bereichern.<br />
Die E-Mails zeigen außerdem, dass die Clinton-<br />
Maschinerie so eng und unwiderruflich mit Medienorganisationen<br />
verbunden ist, dass sie die Fragen<br />
Dass sie die Kontrolle über unsere Regierung und<br />
Billionen von Dollar aufs Spiel setzt, zeigt, dass die<br />
Clinton-Maschinerie entschlossen ist, unsere Kampagne,<br />
die jetzt eine Bewegung ist, wie sie unser<br />
Land noch nie zuvor gesehen hat, zu zerstören –<br />
doch das lassen wir nicht zu.<br />
Die stärkste Waffe, die von den Clintons eingesetzt<br />
wird, sind die Mainstreammedien. Wir sollten<br />
uns darüber im Klaren sein: Die Medienkonzerne<br />
in unserem Land haben nichts mehr mit Journalismus<br />
zu tun. Sie sind politische Interessenvertretungen und<br />
haben, wie jeder andere Lobbyist oder eine Finanzorganisation,<br />
eine Agenda. Und die ist, dass die Clintons<br />
um jeden Preis gewählt werden müssen, egal<br />
wie viele Leben sie damit zerstören. Für sie ist das<br />
Ganze ein Krieg – und sie kennen keinerlei Grenzen.<br />
Dies ist ein Kampf um das Überleben unserer Nation.<br />
Diese Wahl entscheidet, ob wir eine freie Nation<br />
sind oder ob wir nur in einer Illusion von Demokratie<br />
leben und tatsächlich von einer kleinen Handvoll<br />
globaler Interessengruppen kontrolliert werden,<br />
die das System manipulieren. Dies ist keine Verschwörung,<br />
sondern Realität – und Sie und ich wissen<br />
das genau.<br />
Die Arbeiter in den<br />
USA verdienen weniger<br />
als vor fast<br />
20 Jahren.<br />
Wahlkampfbudget<br />
in Millionen US-Dollar, Stand:<br />
19.10.<strong>2016</strong>, Einzelspenden, PAC<br />
(Lobbygruppen), Privatvermögen<br />
247,5<br />
Donald Trump<br />
497,8<br />
Hillary Clinton<br />
Quelle: dpa, Munzinger, FEC<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
13
«Für mich ist das Lügenpresse»<br />
_ Jürgen Elsässer im Gespräch mit Nadja Atwal<br />
14<br />
Nadja Atwal war die einzige Trump-Unterstützerin, die im deutschen<br />
Fernsehen zu Wort kommen durfte. Da sie seit Langem in den<br />
USA lebt, kennt sie die politischen Verhältnisse aus erster Hand –<br />
und ist entsetzt über die Faktenresistenz und die linke Verbohrtheit<br />
der hiesigen Journaille.<br />
Die Maischberger-Runde nach<br />
der US-Wahl. «Trump-Anhängerin<br />
bringt alle auf die Palme» titelte<br />
später der Focus über Frau Atwal<br />
(rechts). Foto: WDR/Max Kohr<br />
Die Propaganda<br />
in Deutschland ist<br />
noch stärker als in<br />
den USA.<br />
Sie haben sich am Tag nach der US-Wahl bei<br />
Maischberger wacker gegen eine Übermacht<br />
geschlagen. Wie war Ihr Eindruck von der Diskussion?<br />
Naja, der Ablauf war zu erwarten. Positiv überrascht<br />
war ich aber von Oskar Lafontaine, mit dem ich mich<br />
vor und nach der Sendung sehr gut unterhalten habe.<br />
Auch mit Alice Schwarzer hatte ich hinterher ein gutes<br />
Gespräch. Ich kann es nachvollziehen, warum die<br />
meisten so sehr gegen Trump sind, die kennen eben<br />
nur die deutsche Medienberichterstattung über ihn.<br />
Das war ja der Punkt, wo mir im Februar oder März<br />
der Kragen geplatzt ist, als der Spiegel Trump zum<br />
«gefährlichsten Mann der Welt» hochstilisierte – da<br />
musste ich dazwischengehen. In Deutschland gibt<br />
es in den Medien eine Art von Propaganda, die ich<br />
als gelernte Journalistin einfach nicht akzeptieren<br />
kann. Egal ob bei Maischberger oder Markus Lanz:<br />
Immer stand das Verhältnis eins zu vier oder sogar<br />
eins zu fünf, ich allein gegen die große Mehrheit<br />
der Trump-Gegner. So unausgewogen sind die Medien<br />
in den USA nicht.<br />
Würden Sie sagen, dass es in Deutschland<br />
mehr Gleichschaltung in der Berichterstattung<br />
gibt als in Amerika?<br />
Ja! Vor allem weiß ich nicht, was die Medien in<br />
Deutschland davon hatten, dass sie so einseitig pro-<br />
Clinton waren. Sind die deutschen Journalisten einfach<br />
zu faul, um selbständig zu recherchieren, und<br />
haben deswegen alles bei der New York Times, der<br />
Washington Post oder CNN – bei uns sagt man: Clinton<br />
News Network – abgeschrieben? Jedenfalls bin<br />
ich erschüttert über die mangelnde journalistische<br />
Qualität in Deutschland. Für mich ist das Propagandapresse<br />
oder Lügenpresse, aber wenn man das<br />
sagt, wird man gleich in die rechte Ecke gedrückt.<br />
Sie haben früher Barack Obama unterstützt.<br />
Wann hat sich das geändert?<br />
Wenn man aus Deutschland kommt, ist man automatisch<br />
links. In der Schule in Kiel war der Unterricht<br />
immer links und antiamerikanisch eingefärbt,<br />
statt vom American Dream wurde da oft vom American<br />
Nightmare [Alptraum] geredet. Als ich in die<br />
USA kam, merkte ich aber irgendwann, dass nicht<br />
die Amerikaner ein gestörtes Verhältnis zu sich selber<br />
haben, sondern die Deutschen – die haben einen<br />
richtigen Schuldkomplex. In der Folge bin ich in<br />
die Mitte gerückt. Das hängt natürlich auch damit<br />
zusammen, dass Obama nichts gebracht hat – au-
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
ßer weniger Jobs, einer schrumpfenden Mittelklasse,<br />
und immer noch sind die Grenzen ungesichert,<br />
und das Verhältnis zwischen Weißen und Schwarzen<br />
hat sich weiter verschlechtert… Und was hat<br />
er denn für die Schwarzen gemacht? Nichts! Deswegen<br />
haben jetzt auch weniger von ihnen als früher<br />
die demokratische Kandidatin gewählt. Außerdem<br />
ist die Korruption bei den Demokraten atemberaubend,<br />
das ist wirklich eine versiffte Partei. Selbst<br />
Susan Sarandon, bestimmt keine Trump-Unterstützerin,<br />
hat kürzlich geschrieben, die Demokratische<br />
Partei sei tot.<br />
Aber die anderen Stars und Sternchen waren<br />
doch fast alle für Clinton, oder?<br />
Naja, Sie müssen sehen, diese Schauspieler sind<br />
alle nicht gerade die smartesten. Es gibt Ausnahmen<br />
wie James Woods, und der ist bekanntlich für<br />
Trump… Und wenn eine wie Miley Cyrus jetzt moralische<br />
Standards setzen will, bin ich ganz froh, dass<br />
ich für Trump war. Jedenfalls hat Hollywood keinen<br />
Einfluss auf die einfachen Amerikaner mehr. Clinton<br />
hat echt aufs falsche Pferd gesetzt, als sie die Stars<br />
für sich Wahlkampf machen ließ.<br />
CDU und SPD betreiben die reinste<br />
Volksverhetzung.<br />
bei den öffentlich-rechtlichen Medien als auch bei<br />
den großen privaten kein Journalismus, sondern reine<br />
Meinungsmache. Und die Propaganda ist deswegen<br />
noch stärker als in den USA, weil sie verdeckt<br />
erfolgt. In Amerika haben sich Medien wie die New<br />
York Times oder Washington Post ganz offen dazu<br />
bekannt, dass sie für Hillary sind. Aber in Deutschland<br />
geben sich Zeitungen, Funk und Fernsehen immer<br />
noch als überparteilich aus, obwohl sie ganz klar<br />
und sehr manipulativ Partei ergriffen haben.<br />
Wenn Sie für Trump sind – sind Sie dann auch<br />
für die AfD?<br />
Dazu weiß ich über die AfD zu wenig. Was ich aber<br />
weiß: Dass es in Deutschland, wie in vielen anderen<br />
Ländern, eine massive Unzufriedenheit über die<br />
Verlogenheit des politischen Systems und über die<br />
Bevorzugung von Ausländern gegenüber der eigenen<br />
Bevölkerung gibt. Ob die AfD das in angemessener<br />
Weise thematisiert, kann ich nicht beurteilen.<br />
Aber eines kann ich ganz klar sagen: Wenn ich mir<br />
anschaue, wie sich CDU und SPD gegenüber Trump<br />
positioniert haben, dann muss ich sagen, diese Parteien<br />
sind für mich absolut unwählbar. Das war die<br />
reinste Volksverhetzung.<br />
Trump in Gefahr<br />
«Werden Sie versuchen, Trump<br />
umzubringen – noch vor der<br />
Amtseinführung? Ich wusste,<br />
dass Trump gewinnen würde.<br />
Ich wusste aber auch, dass sie<br />
versuchen würden, ihm den<br />
Sieg zu stehlen. Dass Umfragen<br />
gefälscht wurden, ist bekannt.<br />
Dieselben Leute, die damals<br />
Kennedy getötet haben – nämlich<br />
die Eltern und Großeltern<br />
jener heutigen Eliten, welche<br />
glauben, Amerika zu besitzen<br />
–, werden sie versuchen, Trump<br />
loszuwerden? Es sind noch mehr<br />
als zwei Monate bis zu seiner<br />
Amtseinführung. Werden sie<br />
einen verrückten Einzeltäter losschicken?<br />
Werden sie sein Flugzeug<br />
sprengen? Werden sie den<br />
Aktienmarkt crashen? Werden<br />
Sie einen Krieg zur Ablenkung<br />
beginnen?» (Alex Jones, Infowars.com,<br />
10.11.<strong>2016</strong>)<br />
Sie sagten vorher, Sie hätten sich gut mit Alice<br />
Schwarzer verstanden. Konnten Sie sie überzeugen,<br />
dass Trump kein Sexist ist?<br />
Ich habe ihr gesagt, dass sie ihr großes gutes Herz<br />
an die Falsche verschwendet, wenn sie für Hillary<br />
eintritt. Aber sie ließ sich leider nur über die deutschen<br />
Medien informieren und hat keine Ahnung,<br />
was sich in den letzten 15, 16 Monaten wirklich in<br />
den USA abgespielt hat. Es kommt doch nicht darauf<br />
an, ob eine Frau einen Posten bekommt oder ein<br />
Mann. Man braucht doch die richtige Person für den<br />
Job, das ist entscheidend. Alles andere ist auch Sexismus,<br />
nur andersrum.<br />
Da Sie viele Menschen in beiden Staaten kennen:<br />
Ist die politische Korrektheit in Deutschland<br />
oder in Amerika stärker?<br />
Die Linken sind ja nur für die Meinungsfreiheit, solange<br />
es um ihre Meinung geht. Deswegen ist der<br />
Einfluss der politischen Korrektheit in Deutschland<br />
viel stärker, denn Positionen, die in den USA als<br />
linksradikal gelten, sind in der Bundesrepublik schon<br />
längst Mainstream. Es herrscht in weiten Teilen der<br />
Gesellschaft eine völlig verschrobene Sichtweise,<br />
und dafür sind die Medien verantwortlich. Das habe<br />
ich gerade bei der Berichterstattung über die amerikanischen<br />
Präsidentschaftswahlen gesehen, und<br />
schon dafür bin ich Trump dankbar. Das war sowohl<br />
Amerikas oberster «Verschwörungstheoretiker»<br />
Alex Jones.<br />
Foto: infowars.com<br />
«Ich finde ihn gut, weil er das amerikanische<br />
Establishment bekämpft.<br />
Das ist der Feind», erklärte Atwal<br />
bereits im März über Trump.<br />
Foto: Antoine Verglas<br />
_ Nadja Atwal, geboren in Preetz<br />
bei Kiel, leitet eine PR-Agentur<br />
in New York und arbeitet als<br />
politische Kommentatorin. Das<br />
US-Mode- und Schönheitsmagazin<br />
«Viva Glam» kürte sie 2013 zur<br />
«schönsten Powerfrau Amerikas».<br />
Dem deutschen Fernsehpublikum<br />
wurde sie im laufenden Jahr durch<br />
Auftritte in mehreren Talkshows<br />
bekannt.<br />
15
Das Imperium schlägt zurück<br />
_ von Tino Perlick<br />
Die US-Oligarchie sinnt nach Trumps Erfolg auf Revanche. Zwei<br />
Taktiken sollen den neuen Präsidenten stoppen: Megaspekulant<br />
George Soros befeuert brutale Straßenproteste, um die Amtseinführung<br />
zu verhindern. Und neokonservative Kriegstreiber drängen<br />
in das künftige Kabinett, um einen Politikwechsel zu sabotieren.<br />
mern des Kapitols auf seiner Seite. Was könnte ihn<br />
aufhalten, seine Versprechen einzulösen und einen<br />
Schraubenschlüssel ins Getriebe der Globalisierungslobby<br />
und Kriegsmaschinerie zu werfen?<br />
Soros’ Straßenmob<br />
16<br />
7.000 Trump-Gegner<br />
verwandelten<br />
Oakland in ein<br />
Kriegsgebiet.<br />
Der Abend des 8. Novembers <strong>2016</strong> hätte für Hillary<br />
Clinton und ihre Anhängerschaft in einer wilden<br />
Party enden sollen. Lady Gaga, Beyoncé und weitere<br />
postmoderne Stars waren im Javits Center im<br />
Herzen Manhattans erwartet worden. Das Gebäude<br />
hatte Clintons Wahlkampfteam eigens wegen<br />
seiner gläsernen Decke ausgesucht – diese symbolisch<br />
zu durchbrechen hatte die 69-jährige Wallstreet-Favoritin<br />
in jener Nacht geplant. Damit wollte<br />
sie beweisen, dass auch eine Frau alles erreichen<br />
könne. Es kam anders. Um zwei Uhr morgens Ortszeit<br />
blies Clintons Wahlkampfleiter John Podesta<br />
die Sause ab, weil sich die Verliererin ihren Fans<br />
nicht stellen wollte. So feige war bisher kein Kandidat<br />
gewesen…<br />
Trump ist am Ziel angekommen. Im Gegensatz<br />
zu Barack Obama, der sechs seiner acht Amtsjahre<br />
immer wieder von einem mehrheitlich feindlichen<br />
Kongress gestoppt wurde, hat er sogar beide Kam-<br />
Nach außen hin schien das Rennen gelaufen.<br />
Clinton bedankte sich am nächsten Morgen schließlich<br />
doch noch artig bei ihren Unterstützern und verkündete,<br />
Trump eine Zusammenarbeit angeboten zu<br />
haben. Doch wenige Stunden später explodierten in<br />
über zwanzig US-Großstädten Anti-Trump-Proteste,<br />
bei denen es teilweise zu Ausschreitungen kam. Wo<br />
sie auftauchten, führten die jungen Revoluzzer Schilder<br />
mit der Aufschrift «Kill Trump» oder «Fuck Trump»<br />
bei sich. In Minneapolis blockierten sie stundenlang<br />
eine Autobahn. In Oakland verwandelten 7.000 von<br />
ihnen ganze Straßenzüge in ein Kriegsgebiet und<br />
schmissen Molotow-Cocktails, Steine, Flaschen und<br />
Feuerwerkskörper auf Polizisten.<br />
Die Sache stinkt natürlich zum Himmel. Wenn<br />
Proteste in so vielen Großstädten gleichzeitig ausbrechen,<br />
müssen sie, mitsamt den Schildern und<br />
dem anderen Zeugs, vorbereitet gewesen sein. Die<br />
Nichtregierungsorganisation Moveon.org hatte be-
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
rupte Establishment» auffordert. Die Botschaft war<br />
unterlegt mit Bildern der Wallstreet, der Präsidentin<br />
der Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, Hillary<br />
Clinton – und Soros.<br />
Putsch gegen Trump<br />
Bunte Revolution in Amerika? Soros-Sturmtruppen randalierten<br />
nach der Wahl in diversen US-Städten. Foto: picture alliance<br />
/ ZUMAPRESS.com<br />
Das demokratische Spitzenpersonal schwieg zu<br />
den Ausschreitungen. Die Presstituierten legitimierten<br />
sie: «Donald Trumps Sieg ist für viele Amerikaner<br />
im ganzen Land ein Ergebnis, das sie ganz einfach<br />
nicht akzeptieren können», berichtete CNN verständnisvoll.<br />
Ähnlich wurden schon die Proteste auf<br />
dem Kiewer Maidan missbraucht, um eine demokratisch<br />
legitimierte Regierung vor den Augen der Welt<br />
zu diskreditieren und einen Putsch vorzubereiten.<br />
Ein solcher könnte am 19. Dezember auch in den<br />
USA stattfinden. Dann erst geben die 538 Wahlmänner<br />
ihre Stimmen in den jeweiligen Hauptstädten ihrer<br />
Bundesstaaten ab. Präsident wird, wer mehr als<br />
die Hälfte, also mindestens 270 Wahlmännerstimmen,<br />
bekommt. Trump hat 290 Stimmen in der Tasche.<br />
Es wäre ein historischer Skandal sondergleichen,<br />
wenn Wahlmänner den Auftrag ihrer Wähler<br />
missachten und ihm die Gefolgschaft verweigern<br />
sollten – tatsächlich ist das in der Geschichte der<br />
USA bisher nur ganz vereinzelt vorgekommen. Dennoch<br />
mobilisiert die weltweit größte und kommerzielle<br />
Kampagnenplattform change.org Millionen<br />
Stimmen, um genau das zu bewirken.<br />
Zu früh gefreut: Das Wochenmagazin<br />
Newsweek hatte das Clinton-<br />
Sieg-Heft bereits <strong>12</strong>5.000 Mal<br />
ausgeliefert, bevor das richtige<br />
Wahlergebnis feststand.<br />
Foto: Newsweek<br />
Wer hat wie gewählt<br />
Befragung von 24.500 Wählern<br />
nach Abgabe ihrer Stimme<br />
in Prozent<br />
INSGESAMT<br />
47,7 47,5<br />
Männer<br />
41 53<br />
Frauen<br />
54 42<br />
Weiße<br />
37 58<br />
Nicht-Weiße<br />
74 21<br />
18–29 Jahre<br />
55 37<br />
30–44 Jahre<br />
50 42<br />
45–64 Jahre<br />
44 53<br />
65 Jahre und älter<br />
45 53<br />
Hochschulabschluss<br />
58 37<br />
College-Abschluss<br />
49 45<br />
College-Bildung<br />
43 52<br />
Highscool oder geringer<br />
45 51<br />
reits wenige Stunden nach Bekanntwerden des<br />
Wahlergebnisses eine Erklärung veröffentlicht, in<br />
der es heißt: «Hunderte Amerikaner, dutzende Organisationen<br />
werden friedlich vor dem Weißen Haus<br />
und über das ganze Land verbreitet in Städten und<br />
Gemeinden zusammenkommen, um weiter eine klare<br />
Haltung gegenüber Frauenhass, Rassismus, Islamophobie<br />
und Fremdenfeindlichkeit einzunehmen.»<br />
Zu den Unterstützern von Moveon.org gehört kein<br />
Geringerer als Clintons Top-Spender, der Mega-Spekulant<br />
George Soros. Dessen Open Society Foundation<br />
sowie das von Soros mitbegründete Netzwerk<br />
Democracy Alliance investiert Millionen Dollar, um<br />
dessen Version einer liberalen Demokratie weltweit<br />
durchzusetzen, offene Grenzen, Billiglöhne und entwaffnete<br />
Bürger inklusive. Wie die Washington Times<br />
recherchierte, finanzierte Soros radikale Gruppierungen<br />
schon in Missouri mit 33 Millionen Dollar.<br />
Im August 2014 hatten gewalttätige Proteste<br />
im dortigen Ferguson einen tagelangen Ausnahmezustand<br />
provoziert.<br />
Erst wenige Tage vor der Wahl hatte Trump Soros<br />
auch persönlich herausgefordert. Er ließ sein Team<br />
einen Fernsehspot senden, in dem er Amerika ein<br />
letztes Mal zum Kampf gegen das «gescheiterte kor-<br />
«Trump hat keine Kontrolle über<br />
Angriffe unter falscher Flagge.»<br />
<br />
Ron Paul<br />
Die Straßenkrawalle sollen Trump klarmachen,<br />
wer die wirkliche Macht hat. Das republikanische<br />
Urgestein Ron Paul warnte am 11. November im<br />
Gespräch mit RT-USA vor zu viel Enthusiasmus angesichts<br />
des Sieges von Trump. «Es gibt Leute, die<br />
eigentlich noch mächtiger sind als die Regierung,<br />
als der Präsident, und die haben eine Menge Einfluss»,<br />
sagte der langjährige Kongressabgeordnete<br />
aus Texas. Zwar sei Trump eigenständiger als jeder<br />
Präsident vor ihm. Doch Paul weiß, dass es «vieles<br />
gibt, was im Geheimen, ohne Kontrolle unserer<br />
sichtbaren Regierung und außerhalb des Sichtfelds<br />
von vielen Bürgern getan werden kann». Auch<br />
ein aufrichtiger Präsident habe keine Kontrolle über<br />
«Angriffe unter falscher Flagge und den unbeabsichtigten<br />
Konsequenzen».<br />
Die gleichen Sorgen hat auch Paul Craig Roberts,<br />
einst stellvertretender Finanzminister von Ronald<br />
Clinton<br />
Trump<br />
fehlend zu 100%: sonstige,<br />
keine Angabe<br />
Quelle: CNN Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
17
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
Schlüsselfigur<br />
Michael Flynn<br />
Der pensionierte General gilt als<br />
Trumps engster Berater in militärischen<br />
Fragen. Im August<br />
schrieb er mit General Keith Kellogg<br />
in einer öffentlichen Stellungnahme<br />
zu Hillary Clintons<br />
Außenpolitik: «Bei dieser Wahl<br />
geht es um einen echten Wandel<br />
mit einem echten Neuanfang<br />
mit einem Präsidenten, der nicht<br />
an die Politik der jüngeren Vergangenheit<br />
gebunden ist: Eine<br />
Vergangenheit, die uns über<br />
ein Jahrzehnt endloser Kriege<br />
gebracht hat, eine Vergangenheit,<br />
die einer fundamentalen,<br />
radikalen, islamistischen Terrorgruppe<br />
erlaubte, sich international<br />
wie ein Krebsgeschwür auszubreiten,<br />
eine Vergangenheit,<br />
die gescheiterte Staaten hervorbrachte,<br />
eine Vergangenheit, die<br />
unser Militär verkümmern ließ,<br />
eine Vergangenheit, die unsere<br />
Verbündeten unsere Entschlossenheit<br />
anzweifeln lässt. Eine<br />
Vergangenheit, deren Mangel an<br />
schlüssiger Politik zu drei Millionen<br />
Flüchtlingen und 400.000<br />
Toten allein in Syrien führte.»<br />
Michael T. Flynn. Foto: Public<br />
domain, Wikimedia Commons<br />
Reagan: «Wallstreet und die Federal Reserve können<br />
eine Wirtschaftskrise verursachen. Diese Krise<br />
können sie ausnutzen, damit Trump einen der ihren<br />
als Finanzminister einsetzt. Einzelgänger in der<br />
CIA und im Pentagon könnten einen Angriff vortäuschen,<br />
der freundliche Beziehungen mit Russland<br />
sabotiert.»<br />
Zurück zum Goldstandard?<br />
Für die heimlichen Besitzer des Landes steht viel<br />
auf dem Spiel. Als Präsident wird Trump die Befugnis<br />
haben, schon 2017 zwei freie Plätze im Direktorium<br />
der Notenbank Fed zu besetzen, die im Besitz<br />
der großen privaten Geldhäuser ist. Im Februar 2018<br />
wird dann auch der Chefsessel neu zu vergeben sein.<br />
Im Wahlkampf hatte Trump wiederholt gegen Fed-<br />
Präsidentin Yellen gewettert. Die von ihr künstlich<br />
niedrig gehaltenen Zinsen erzeugten eine «sehr falsche<br />
Wirtschaft» und griffen das Ersparte der Bürger<br />
an, sagte er.<br />
Trumps Beraterin in Wirtschaftsfragen Judy Shelton<br />
forderte im Fortune <strong>Magazin</strong>e im August gar<br />
eine «Neubewertung der globalen Geldordnung».<br />
Shelton befürwortet eine Rückkehr zum Goldstandard.<br />
Die Deckung des Dollars durch das Edelmetall<br />
wurde 1971 von Richard Nixon aufgehoben, seither<br />
ist er nicht mehr an die Realwirtschaft gebunden,<br />
die Papiergeldmenge explodiert. Trump selbst zeigte<br />
sich von der Idee angetan: «Wir hatten mal ein<br />
sehr solides Land, weil es auf dem Goldstandard basierte”,<br />
sagte er einem Lokalsender in New Hampshire<br />
im März 2015.<br />
Das offizielle Parteiprogramm der Republikaner<br />
sieht in jedem Fall eine jährliche Überprüfung der<br />
Fed vor. Schwarz auf weiß fordert die Partei dank<br />
Trump sogar die Wiedereinführung des Glass-Steagall-Gesetzes<br />
von 1933, das Investitions- von Einlagebanken<br />
trennte und damit die Sparguthaben vor<br />
dem Zugriff von Spekulanten schützte. Wallstreet-<br />
Präsident Bill Clinton hatte die Bestimmung aufgehoben<br />
und unter anderem damit die Finanzkrise<br />
von 2008 ausgelöst.<br />
Neocons wollen mitregieren<br />
Neben den Wallstreet-Plutokraten zählen alteingesessene<br />
Persönlichkeiten aus dem Nationalen Sicherheitsapparat<br />
zu Trumps gefährlichsten Gegnern.<br />
Im August hatten 50 ehemalige republikanische Sicherheitsfunktionäre,<br />
darunter Ex-NSA-Chef Michael<br />
Hayden, in einem offenen Brief erklärt, Trump sei<br />
ein «gefährlicher Präsident und riskiere die Nationale<br />
Sicherheit und das Wohlergehen des Landes”.<br />
Trump bezeichnete die Unterzeichner als «nicht mehr<br />
als die gescheiterte Washington-Elite, die an ihrer<br />
Macht festhalten will. Es wird Zeit, dass sie für ihre<br />
Handlungen Rechenschaft ablegen».<br />
«Wir hatten mal ein sehr solides<br />
Land, weil es auf dem Goldstandard<br />
basierte.» <br />
Trump<br />
Nach seinem Wahlsieg stehen ehemalige Feinde<br />
plötzlich Schlange, um einen Job in seiner Administration<br />
abzubekommen. Es gebe «Kartons voll<br />
mit Bewerbungen», zitierte CNN am <strong>12</strong>. November<br />
eine anonyme Quelle aus dem Übergangsteam. Dort<br />
habe ein erbitterter Disput darüber stattgefunden,<br />
ob den Wendehälsen eine Chance gegeben werden<br />
solle oder nicht. Das Problem: Zwar könnten<br />
Top-Positionen mit loyalen Republikanern wie Newt<br />
Gingrich, Chris Christie oder Rudy Giuliani gesichert<br />
werden. Doch hunderte Stellen in den Zweit- und<br />
Drittebenen müssen auch besetzt werden… Bei den<br />
Republikanern gibt es immer noch zu viele Bush-<br />
Männer – Parteigänger der Wallstreet und Befürworter<br />
von Angriffskriegen.<br />
«Leider kommen etliche Neokonservative Trump<br />
immer näher», kommentierte Ron Paul die Entwicklung<br />
kurz nach der Wahl. Nisten sich die Kalten Krieger<br />
in der neuen Administration ein, werden sie die<br />
angedeutete Entspannungspolitik mit Russland zu<br />
untergraben versuchen. Alle Augen sollten sich daher<br />
auf General Michael Flynn richten. Der ehemalige<br />
Direktor des Militärgeheimdienstes DIA ist ein ausgesprochener<br />
Gegner des neokonservativen Flügels<br />
seiner Partei und wird als möglicher Nationaler Sicherheitsberater<br />
im künftigen Kabinett gehandelt.<br />
18<br />
Der 35. US-Präsident John F. Kennedy legte sich ebenfalls mit<br />
der Fed an. 1963 wurde er ermordet. Foto: Cecil W. Stoughon,<br />
Public Domain, Wikimedia Commons
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
«Das läuft seit 50 Jahren»<br />
_ Tino Perlick im Gespräch mit Russ Verney<br />
Mit versteckter Kamera haben sich die Agenten der Antikorruptions-Plattform Project<br />
Veritas in Clintons Kampagne eingeschleust und sind Betrug in großem Stil auf die<br />
Schliche gekommen.<br />
Was ist Project Veritas?<br />
Wir sind ein Unternehmen, das verdeckte Video-<br />
Ermittlungen betreibt [Videos unter projectveritasaction.com].<br />
Wir versuchen, die korrupten Aktivitäten<br />
der Regierung und der Politiker zu beleuchten –<br />
dabei geht es um geheime Geldgeber und geheime<br />
Organisationen, die Kandidaten der Demokraten unterstützen.<br />
Einer der Hauptakteure – die Person, die<br />
durchs ganze Land reist und die Taktiken der «Dark-<br />
Money»-Gruppen anwendet – hat uns sehr offen darüber<br />
berichtet, Wahlbetrug begangen zu haben und<br />
dass dies seit 50 Jahren so läuft. Der Name dieses<br />
Herrn ist Scott Foval. Er war sogar so unverschämt,<br />
uns zu sagen, dass sie Leute mit Bussen von Wahllokal<br />
zu Wahllokal karren und sie jetzt, wo sich die<br />
Masche langsam herumspricht, auf Mietwagen umsteigen,<br />
damit Beobachter nicht nach den Bussen<br />
Ausschau halten können.<br />
Also Leute geben ihre Stimme mehrfach ab…<br />
Wie sind Sie an diesen Kerl herangekommen?<br />
Eigentlich recherchierten wir gerade eine ganz andere<br />
Geschichte, als wir auf Scott Foval trafen. Einer<br />
unserer Ermittler kam mit ihm ins Gespräch und<br />
Foval erwähnte, dass er der leitende Funktionär einiger<br />
dieser Organisationen ist, die demokratische<br />
Kandidaten unterstützen. Wir haben die Beziehung<br />
zu ihm über Monate gepflegt. Das öffnete uns die<br />
Tür zu Robert Creamer. Er ist der Kopf der «Dark-Money»-Operation.<br />
Provokateure wurden rekrutiert,<br />
trainiert und bezahlt.<br />
Was tut dieser Creamer?<br />
Creamer ist ein Berater der Demokraten. Über 340<br />
Mal war er im Weißen Haus zu Gast und traf Präsident<br />
Obama mehr als 40 Mal persönlich. Er war<br />
also sehr gut vernetzt. Er war auch derjenige, der<br />
wöchentliche Treffen sowie tägliche Telefongespräche<br />
mit allen Verbänden und Organisationen der Demokraten<br />
pflegte. Hillarys eigene Kampagne und das<br />
Demokratic National Committee (DNC) waren bei<br />
diesen Telefonaten zugeschaltet. Diese Super-Pacs,<br />
jene Organisationen, die zur Förderung eines Kandidaten<br />
aufgebaut werden, können unbegrenzte Summen<br />
investieren, es ist ihnen jedoch verboten, ihre<br />
Aktivitäten mit dem offiziellen Wahlkampfteam des<br />
jeweiligen Kandidaten abzustimmen – und hier sind<br />
sie plötzlich alle zusammen in einer Telefonkonferenz<br />
und tun genau das: Sie koordinieren ihr Vorgehen.<br />
Die Demokraten befürworten die Einbürgerung<br />
illegaler Einwanderer. Warum?<br />
Ich denke, dass die Demokratische Partei illegale<br />
Einwanderer als potentielle Unterstützer ihrer Partei<br />
ansieht. Das bedeutet, dass sie über die nächsten<br />
15 bis 20 Jahre dabei behilflich sein können,<br />
das Land in eine Bastion des Liberalismus zu verwandeln.<br />
Selbst Präsident Obama ermutigte illegale<br />
Einwanderer zur Stimmabgabe.<br />
Befehle von ganz oben<br />
Was haben Sie sonst noch auf Band?<br />
Eine andere Sache, die Foval ansprach, war, dass<br />
Leute auf Wahlkampfveranstaltungen von Trump<br />
geschickt würden, um Streit zu erzeugen, damit es<br />
so erscheint, als seien Trump-Unterstützer irrationale<br />
Heißsporne. Es gab da einen Vorfall im Juli,<br />
als eine 69 Jahre alte Frau bei einer Veranstaltung<br />
von Trump in North Carolina von einem angeblichen<br />
Trump-Anhänger geschlagen wurde, weil sie ihre<br />
Sympathien für Clinton geäußert hatte. Nun hat sich<br />
herausgestellt, dass diese Personen beide von Foval<br />
und Creamer rekrutiert, trainiert und bezahlt worden<br />
sind. Foval hat für den Zwischenfall, bei dem<br />
die Frau einen Faustschlag für das eigene Team einsteckte,<br />
volle Verantwortung übernommen.<br />
Hat Hillary Clinton davon gewusst?<br />
Ja, sie war involviert. Creamer sprach auch davon,<br />
wie er darüber unterrichtet wurde, dass Hillary diese<br />
Dinge ausdrücklich erledigt haben wollte – nicht<br />
nur ihre Kampagnenleiter.<br />
Wurden bisher irgendwelche Konsequenzen<br />
gezogen?<br />
Foval wurde von seinem Unternehmen gefeuert, als<br />
unser Material veröffentlicht wurde. In der Folge<br />
kündigte Creamer seinen Vertrag mit dem DNC und<br />
trat von der Kampagne zurück. Wahrscheinlich hat<br />
er hinter den Kulissen einfach weitergemacht, aber<br />
ein offizieller Bestandteil der Maschinerie konnte er<br />
fortan nicht mehr sein.<br />
«Wenn Ihr Hillary Clinton wählt,<br />
gebe ich euch einen Blowjob – und<br />
ich bin gut!», bot Popstar Madonna<br />
öffentlich an. Foto: David Shankbone,<br />
CC-BY-SA-3.0, Wikimedia<br />
Commons<br />
Bananenrepublik<br />
Dem Forschungsinstitut PEW<br />
zufolge, gibt es in den USA rund<br />
24 Millionen «ungültig oder<br />
maßgeblich inakkurat» verzeichnete<br />
Wähler. 1,8 Millionen Verstorbene<br />
befänden sich auf<br />
den Wahllisten. Fast 2,8 Millionen<br />
Menschen seien in mehr<br />
als einem Staat registriert. Laut<br />
dem Journal of Electoral Studies<br />
tauchen in den Wahllisten<br />
14 Prozent Nicht-Staatsbürger<br />
ohne Wahlrecht auf. Verrückt:<br />
Nur 15 Bundesstaaten verlangen<br />
die Vorlage eines Bildausweises.<br />
United States of Bananas.<br />
Foto: Archiv<br />
Russ Verney ist Sprecher der<br />
Whistleblower-Gruppe Project<br />
Veritas. Er war Gründungsmitglied<br />
der amerikanischen Reformpartei<br />
und 1996 Wahlkampfleiter des<br />
Präsidentschaftskandidaten Ross<br />
Perot.<br />
19
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
Die Stille nach dem Sturm<br />
_von John McMurtry<br />
Macht Trump seine Versprechen wahr, oder läuft es bei ihm, wie bei<br />
den meisten seiner Amtsvorgänger – große Klappe, nichts dahinter?<br />
Sollte der 45. Präsident der USA zu seinem Wort stehen, könnte dies<br />
eine neue Ära der internationalen Politik einläuten.<br />
Dann verkündete er plötzlich «Israel ist Amerika».<br />
Trump kann also, ohne mit der Wimper zu zucken,<br />
gegensätzliche Positionen vertreten.<br />
Trump wettert auch gegen Milliardengeschenke<br />
der USA an den Iran und möchte, genau wie Israel,<br />
deren Atomanlagen bombardieren. Er erklärt<br />
seinem Publikum aber nicht, dass dieses Geld dem<br />
Iran gehört, dass es früher beschlagnahmt wurde<br />
und nun lediglich, im Rahmen der nuklearen Abrüstung<br />
Irans, zurückgezahlt wird. Er erwähnt auch<br />
nicht, dass Israels Atomwaffenarsenal ausreicht,<br />
um den gesamten Nahen Osten in die Luft zu jagen.<br />
Dennoch sagt er, der Einsatz von Atomwaffen bedeute<br />
«Game Over» und signalisiert damit eine Zurückhaltung,<br />
die Clinton und die Geld- und Kriegspartei<br />
nicht haben.<br />
Der Ketzer<br />
Das Problem ist, dass Trump zurückweicht, sobald<br />
er glaubt, etwas nicht gut verkaufen zu können. Das<br />
ist die Kunst der politischen Lüge, die Trump so meisterlich<br />
beherrscht wie Ronald Reagan. Der entscheidende<br />
Unterschied zwischen Trump und Reagan und<br />
den neokonservativ-liberalen Machthabern der letzten<br />
30 Jahre: Trumps Kampf gegen NAFTA und seine<br />
Bereitschaft, Frieden mit anderen Nationen zu schließen,<br />
die sich Uncle Sam nicht beugen.<br />
Trump bringt den Eckpfeiler der<br />
US-Feindbildideologie ins Wanken.<br />
20<br />
Herzliche Feindschaft: Obama und<br />
Trump bei ihrem ersten Treffen<br />
nach der Wahl. Foto: picture alliance<br />
/ AP Photo<br />
_ John McMurtry war Professor<br />
für Philosophie an der Universität<br />
Guelph in Kanada. Sein aktuelles<br />
Buch «The Cancer Stage of<br />
Capitalism: from Crisis to Cure»<br />
erschien 2013 in zweiter Auflage<br />
beim britischen Pluto-Verlag. Der<br />
Artikel wurde unter dem Titel<br />
«Lügner oder Volkstribun?» zuerst<br />
auf der Webseite «counterpunch.<br />
org» veröffentlicht und von uns<br />
übersetzt, stark gekürzt und<br />
redigiert.<br />
An seinen Feinden sollst Du einen Menschen erkennen.<br />
Trump hat unzählige davon. Die meisten von<br />
ihnen trommelten für die endlosen Aggressionskriege<br />
und scheren sich keinen Deut um den Verlust<br />
von Millionen guter Arbeitsplätze in Amerika. Die<br />
Schlimmsten sind Diener der Weltfinanz- und Konzernmaschine,<br />
die die Erde ausplündern. Am meisten<br />
verachten sie Trumps Friedensangebote an Russland<br />
und sein Versprechen, NAFTA (die Nordamerikanische<br />
Freihandelszone) aufzulösen – beides<br />
grenzte vor Trumps Rebellion in der US-Öffentlichkeit<br />
an Ketzerei.<br />
Allerdings harmoniert Trump mit der US-Geldund<br />
Kriegspartei in Sachen Israel und Iran. Dabei<br />
hatte er beim Palästinakonflikt früher eine neutralere<br />
Haltung eingenommen. Als die Kampfhunde<br />
mit einem 50-Millionen-Dollar-Geschenk eines<br />
wohlhabenden Zionisten aufwarteten, lehnte er ab.<br />
Vor Trump war es ein Tabu, sich öffentlich der<br />
Arbeitsplatzvernichtung transnationaler Konzerne,<br />
Freihandel genannt, zu widersetzen. Doch Trump<br />
bleibt bei seiner ketzerischen Position. Noch am<br />
Wahltag erneuerte er sein Versprechen, Waren<br />
von US-Firmen, die im Ausland mit billigen Arbeitskräften<br />
produziert werden, mit 35 Prozent Strafzoll<br />
zu belegen. Niemand im politischen Establishment<br />
hat eine solche Kampfansage je riskiert.<br />
Oberflächlich betrachtet ist Trump ein idealer Anführer<br />
für das US-Imperium. Er scheint, wie Ronald<br />
Reagan, vollgepumpt mit Steroiden. Sein eingeübtes<br />
Kamera-Gesicht, seine Betonung amerikanischer<br />
Überlegenheit, seine lockere Rhetorik und sein Realityshow-Selbstbewusstsein<br />
überbieten sich gegenseitig.<br />
Er verkörpert ein Amerika, das sich nach<br />
Jahrzehnten wieder selbst in die Augen schauen
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
will – nachdem es auf das Niveau der Dritten Welt<br />
abgerutscht ist und seinen Stolz verlor. Doch anders<br />
als Reagan und Bush, die vor allem Reiche ansprachen,<br />
spricht Trump zu den Verlierern der weißen<br />
Mittelschicht und zu denen, die das vom Geld<br />
korrumpierte Washington zu hassen gelernt haben.<br />
Der sanfte Militarist<br />
Eine bislang nicht genutzte, historische Wut kocht<br />
von unten hoch. Trump hat all die Probleme, die lange<br />
im Schrank versteckt und politisch korrekt verkleistert<br />
wurden, in die Öffentlichkeit gezerrt.<br />
Andererseits gab Trump etwa seinen früheren<br />
Plan, die Ausgaben des Pentagon zu halbieren, auf,<br />
sobald er die gewaltigen Kräfte des privaten Kapitals<br />
erkannt hatte, die dem entgegenstehen. Nun<br />
verspricht er hunderte Milliarden Dollar mehr für<br />
das Militär – aber ausländische Kriege lehnt er noch<br />
immer ab. Das könnte sogar funktionieren.<br />
Trump ist ganz gewiss kein Held<br />
der Arbeiterklasse.<br />
Es bleibt das Problem, dass Trump nicht verspricht,<br />
den von Reagan eingeleiteten, größten Vermögenstransfer<br />
der Geschichte zugunsten der Superreichen<br />
zu beenden. Das würde auch sein eigenes<br />
Vermögen betreffen… Wir erinnern uns, dass<br />
sein Vorbild Reagan die große Umverteilung von unten<br />
nach oben in den 1980er Jahren ebenfalls mit<br />
dem Ziel, «Amerika wieder groß zu machen», begründete.<br />
Zu Beginn hatte Trump auch die Kuscheldeals zwischen<br />
der Regierung und Big Pharma, die Schwindelei<br />
mit den Krankenversicherern, die Steuerflucht<br />
ins Ausland und einen Welthandel, der Millionen Arbeitern<br />
ihre Jobs kostet, thematisiert. Den parasitären<br />
Reichen in Washington, die öffentliche Gelder<br />
noch schneller aufsaugen, als sie ihnen durch Bestechung<br />
und Umverteilung zufließen, sagte er den<br />
Kampf an – nur dem Immobiliengewerbe nicht, seinem<br />
eigenen «Sonderinteresse»…<br />
Obamas Gesundheitsversicherung und auf jene, die<br />
Waffenbesitzer verunglimpfen. Vollzieht sich hier<br />
wieder mal das altbekannte Gesetz, nach dem Anführer<br />
in Politik und Wirtschaft ihre Versprechen verraten,<br />
sobald sie im Amt sind?<br />
Der Vermittler<br />
Am Wichtigsten ist jedoch, dass Trump den Eckpfeiler<br />
der US-Feindbildideologie ins Wanken bringt,<br />
indem er sagt: «Wäre es nicht schön, zur Abwechslung<br />
mal mit Russland und China klarzukommen?»<br />
Trump will, dass unproduktive transnationale<br />
Konzerne aufhören, sich an der öffentlichen Geldbörse<br />
zu laben. Anfang 2009 wagte er sogar zu erklären,<br />
dass die Wallstreet verstaatlicht werden sollte,<br />
so wie einst während der Amerikanischen Revolution<br />
durch Abraham Lincoln und wie die Federal Reserve<br />
Bank unter Franklin D. Roosevelt. Das wäre<br />
eine ebenso große Kehrtwende im Interesse des<br />
Volkes wie die Beendigung ruinöser Kriege. Beide<br />
Aspekte sind eng miteinander verknüpft.<br />
Trump ist kein Held der Arbeiterklasse. Er war<br />
lange Zeit ein Raubtierkapitalist inklusive all der<br />
Gier, all dem Egoismus und all der Eigenwerbung,<br />
die das herrschende System hervorbringt. Dennoch<br />
hat er sein Geld weder mit Angriffskriegen noch<br />
mit Verlagerung von Arbeitsplätzen in fremde Länder<br />
mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen<br />
gemacht. Trump hat nun den ersten großen Schritt<br />
geschafft, den seine Gegner für undenkbar hielten.<br />
Jetzt kann er umsetzen, was er versprochen hat – an<br />
dem Ort, wo die Schuldzuweisungen aufhören und<br />
die Verantwortung beginnt.<br />
Das sagen die<br />
US-Identitären<br />
«Wir haben es geschafft. Wir<br />
haben Hillary überlebt. Wir sind<br />
die nächsten vier Jahre auf<br />
Regierungsebene und viele weitere<br />
Jahre auf der juristischen<br />
Ebene geschützt. Ein Präsident<br />
Trump wird, obwohl er nicht<br />
mit uns übereinstimmt, unsere<br />
Redefreiheit respektieren. Seine<br />
Richter im Obersten Gericht werden<br />
das noch länger tun. Unsere<br />
Verteidigung steht.<br />
Aber viel Zeit haben wir nicht. Im<br />
Jahr 2020 werden die USA viel<br />
weniger weiß sein. Die geburtenstarken<br />
weißen Jahrgänge,<br />
die überproportional Republikaner<br />
wählen, werden durch Sterbefälle<br />
ausdünnen, und immer<br />
mehr Nicht-Weiße werden<br />
durch das ”große schöne Tor” in<br />
Trumps Mauer hereinströmen.<br />
Wir können Trump unsere Hommage<br />
erweisen, indem wir uns<br />
durch seinen Sieg ermutigen lassen<br />
und wir noch tatkräftiger<br />
unsere weißen Mitbürger überzeugen,<br />
dass eine weiße Identität<br />
unser moralisches Recht ist<br />
und unser Überleben auf lange<br />
Sicht davon abhängt, dass es<br />
Regionen gibt, wo es uns als<br />
Weißen gut geht.»<br />
(counter-currents.com)<br />
Trump-Fans in Russland. Moskau<br />
hofft nun bereits auf die französische<br />
Präsidentenwahl. Foto: picture<br />
alliance / AP Photo<br />
Auf seine polternde Art fragte Trump ursprünglich<br />
sogar, wie die riesigen Privatinteressen weiterhin<br />
damit durchkommen könnten, dass der Staat ihnen<br />
auf Kosten der arbeitenden Mehrheit und auf<br />
Kosten ihres gemeinsamen Interesses als Amerikaner<br />
immer mehr öffentliches Vermögen und Kontrolle<br />
überträgt. Doch bis zum Wahltag war all das aus<br />
seinen Reden verschwunden. Übrig blieb nur noch<br />
sein Hass auf sich selbst bereichernde Trickser in<br />
Washington wie Hillary, auf illegale Mexikaner, auf<br />
21
<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
Den Anti-Amerikanismus ad acta legen<br />
_ von Alexander Dugin<br />
Die russische Sicht: Der Triumph von Donald Trump bringt die<br />
US-Hegemonie ins Wanken. Das andere Amerika hat gesprochen,<br />
die Eliten in Washington sind gescheitert!<br />
Putin zu Trump<br />
«Was mir aufgefallen ist und<br />
was ich natürlich begrüße, ist,<br />
dass Herr Trump gesagt hat, dass<br />
er die Beziehungen zu Russland<br />
erneuern will. Was soll daran<br />
schlecht sein? Wir alle freuen<br />
uns darauf. Sie etwa nicht? Russland<br />
wird sich aber nicht in die<br />
internationalen politischen Prozesse<br />
anderer Länder einmischen<br />
– vor allem nicht in die der USA.<br />
Wir werden mit jedem Individuum<br />
zusammenarbeiten, das<br />
vom amerikanischen Volk ausgewählt<br />
wird.» (Wladimir Putin<br />
zu CNN-Reporter Farid Zakaria,<br />
19.6.<strong>2016</strong>)<br />
_ Alexander Dugin, geboren 1962<br />
in Moskau, war 1994 Mitbegründer<br />
der Nationalbolschewistischen<br />
Partei Russlands und 2002 der<br />
Eurasischen Partei. Er gilt im<br />
Westen als Putin-Berater. – Der<br />
Text ist die Übersetzung einer<br />
Videoansprache von Dugin vom<br />
10.11.<strong>2016</strong>.<br />
In diesen Tagen ist es kaum möglich, über irgendetwas<br />
anderes zu diskutieren, als über den unerwarteten<br />
Sieg von Donald Trump und die krachende Niederlage<br />
der Frontfrau des Globalismus Hillary Clinton<br />
bei den US-Wahlen. Trumps Triumph bedeutet<br />
vor allem eins: Das Ende der unipolaren Welt. Der<br />
nun gewählte Präsident lehnt die US-Hegemonie sowohl<br />
in ihrer milden Form, wie sie vom CFR [Council<br />
on Foreign Relations] befürwortet wird, als auch<br />
in ihrer radikalen Form, wie sie die Neokonservativen<br />
vertreten, ab. In diesem Wahlkampf sind die<br />
beiden größten Denkfabriken der Globalisten kollabiert.<br />
Das heißt: Die unipolare Welt wurde nicht nur<br />
durch den Druck des Auslandes vernichtet, sondern<br />
aus dem Innern der USA selbst.<br />
«Trumps Sieg ist der Beginn einer<br />
amerikanischen Revolution.»<br />
<br />
Alex Jones<br />
Die Völker und Staaten der Welt können endlich<br />
wieder aufatmen. Die Expansion des Globalismus<br />
wurde in der eigenen Schaltzentrale gestoppt.<br />
Die neue, multipolare Welt meint nichts anderes,<br />
als dass die USA nun einer von mehreren Polen der<br />
Weltordnung sein wird – ein mächtiger und wichtiger<br />
Pol zwar, aber nicht der einzige. Und wichtiger<br />
noch: Die USA haben fortan keinen Anspruch mehr<br />
auf eine Sonderstellung. Es gibt keine Alternative<br />
zur multipolaren Ordnung, und jetzt haben wir die<br />
Gelegenheit, diese neue Weltordnung zu errichten –<br />
nicht mittels Krieg, sondern auf friedlichem Wege.<br />
Trump hat das möglich gemacht.<br />
Der Sieg des guten Amerika<br />
Trumps Sieg zeigt, dass es heute zwei Amerika<br />
oder besser: zwei Versionen der Vereinigten Staaten<br />
gibt – Clintons Amerika und Trumps Amerika. Letzteres<br />
ist traditionell, konservativ, gesund und verdient<br />
unseren Respekt. Dieses Amerika sprach ein lautes<br />
Nein zum Globalismus und zur Expansion der liberalen<br />
Ideologie. Es ist das wahre Amerika, ein Amerika<br />
des Realismus, das seinen Präsidenten gewählt<br />
hat und sich der verlogenen Propaganda der globalistisch-liberalen<br />
Medien nicht beugte.<br />
Mehr als die Hälfte der US-Bevölkerung glaubt<br />
nur an sich und nicht an die verlogene, liberale, globalistische<br />
Propaganda der transnationalen Eliten.<br />
Das sind glänzende Neuigkeiten. Mit diesem Amerika<br />
kann man reden. Ein zweites Amerika tritt aus<br />
dem Schatten, dessen Informationsquellen jetzt<br />
die Los Angeles Times und der Internet-Kanal von<br />
Alex Jones sind. Und Alex Jones erklärt frei heraus:<br />
«Trumps Sieg ist der Beginn einer amerikanischen<br />
Revolution.» Das Volk stürzt die transnationalen Eliten.<br />
Es ist das Morgengrauen eines Kampfes um die<br />
nationale Befreiung.<br />
Heute fühlen wir uns alle solidarisch mit dem<br />
amerikanischen Volk. Nach diesen Wahlen sollten<br />
wir jenen simplen Anti-Amerikanismus ad acta legen,<br />
der völlig legitim war, als die USA noch von den<br />
Globalisten beherrscht wurden, jetzt allerdings eher<br />
fehl am Platz ist. Sollte sich Amerika, wie Trump es<br />
versprochen hat, nun auf die eigenen Probleme konzentrieren<br />
und die Menschheit in Ruhe lassen, gibt<br />
es überhaupt keinen Grund mehr, die USA zu hassen.<br />
Es ist schließlich nicht Amerika, sondern die dortige<br />
Elite, die der Welt auf aggressive Weise unnatürliche,<br />
widerliche und zerstörerische Werte aufgezwungen,<br />
Staaten unterworfen, Terror und Chaos<br />
unter dem Deckmantel der Demokratie gezüchtet<br />
und dabei Ozeane von Blut vergossen hat. Trump gehört<br />
nicht zu diesen Eliten. Seine Haltung zum Rest<br />
der Welt wird eine andere sein.<br />
22<br />
Ist es der Beginn einer wunderbaren Männerfreundschaft?<br />
Öffentlich lobten sich Putin und Trump jedenfalls bereits. Foto:<br />
picture alliance / AP Photo
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Die vertriebenen Engel<br />
_ von Martin Müller-Mertens<br />
Der Krieg gegen Weihnachten tobt vor allem in Kindergärten und Schulen. Unter dem<br />
Dogma von Vielfalt und Toleranz soll eine Generation ohne Wissen um die christlichen<br />
Wurzeln des wichtigsten deutschen Festes aufwachsen.<br />
Berlin am 24. Dezember 2030. Leise rieselt der<br />
Schnee auf die dunklen Straßen. Eilig hasten Menschen<br />
nach Hause. Die Zeit der Weihnachtsbescherung<br />
ist längst angebrochen. Doch seit die Bundesregierung<br />
den Heiligen Abend im Austausch für das<br />
islamische Zuckerfest zum vollen Arbeitstag erklärte,<br />
bleibt kaum mehr Muße für die einst besinnlichen<br />
Stunden. Nur die allgegenwärtigen Wintermärkte<br />
lassen erahnen, was der Tag früher bedeutete.<br />
Doch an diesem Abend kommen kaum Besucher<br />
zu den Buden mit türkischem Tee und Halal-Speisen.<br />
Der Schein des Mondes wirft den Schatten eines<br />
Minaretts auf einsam wachende Märchenfiguren<br />
aus Tausendundeiner Nacht.<br />
Deutschland ohne Weihnachten? Was sich heute<br />
noch wie eine Dystopie pessimistischer Untergangspropheten<br />
liest, könnte in einigen Jahren<br />
ernsthaft diskutiert werden. Zwar erhellen geschmückte<br />
Tannen und Festbeleuchtung auch <strong>2016</strong><br />
die Straßen. Offene Forderungen nach einem Verbot<br />
ertönen – noch – nicht. Doch im Verborgenen<br />
läuft der politisch korrekte Feldzug gegen das Christuskind<br />
bereits. Per Salamitaktik soll Weihnachten<br />
nicht nur aus den Kinderherzen vertrieben werden,<br />
sondern sich schleichend zum inhaltsleeren Winterfest<br />
der bunten Republik wandeln.<br />
Rausschmiss wegen Jesusgeschichte<br />
Nur selten prasseln die Schläge so ungeniert nieder<br />
wie in Wien. 2015 erhielt eine Pädagogin der dortigen<br />
städtischen Kindergärten ihre Kündigung. Dem<br />
Rausschmiss war ein regelrechtes Verhör durch die<br />
Dienstaufsicht vorausgegangen, deren Protokoll an<br />
die Öffentlichkeit durchsickerte. Demnach hatte die<br />
50-Jährige «die Kinder mehrmals in der Gesamtgruppe<br />
über die Bedeutung des christlichen Weihnachtsfestes<br />
aufgeklärt», heißt es in einem Tonfall, als würde<br />
ein Verbrechen geschildert. Für Manfred Juraczka,<br />
Chef der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) in Wien,<br />
ein Alarmsignal. «Wir haben hier erstmals schrift-<br />
Für Kinder ist der Weihnachtsmann<br />
die Verkörperung des Fests.<br />
Die Figur geht übrigens nicht auf<br />
Coca Cola, sondern alte europäische<br />
Volkslegenden zurück. Der US-<br />
Getränkeriese nutzt den bärtigen<br />
Geschenkeboten erst seit 1931 für<br />
seine Werbung. Foto: picture alliance<br />
/ ZB<br />
Kultursensibilität ist<br />
das große Zauberwort<br />
von Multikulti.<br />
23
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
sam gegenüber dem Islam. «Kultursensibilität ist<br />
das große Zauberwort», zitierte der Focus im Oktober<br />
den Pressesprecher der Evangelischen Kirche in<br />
Hessen und Nassau, Volker Rahn.<br />
Offiziell handelt es sich im Sara-Nussbaum-Haus<br />
um eine Entscheidung der Kindergartenleitung. Die<br />
Erklärung von Stadtsprecher Ingo Happel-Emrich<br />
lässt jedoch befürchten, dass die Appeasement-<br />
Pädagogen durchaus das Wohlwollen des Rathauses<br />
genießen: «Wir orientieren uns bei den städtischen<br />
Kindertagesstätten am hessischen Bildungsund<br />
Erziehungsplan. Dieser sieht vor, dass wir keine<br />
religiöse Unterweisung betreiben.» Vielsagend war<br />
auch die Reaktion der Stadtverordnetenversammlung.<br />
Dort forderte der CDU-Politiker Dominique<br />
Kalb, «dass nicht aus falsch verstandener Toleranz<br />
auf die Pflege zum Beispiel weihnachtlicher Traditionen<br />
in städtischen Kindertagesstätten verzichtet<br />
wird». Vergeblich: Mit Ausnahme von Union und AfD<br />
lehnten die etablierten Stadtoberen den Vorstoß ab.<br />
Was in Kindergärten begann, setzt sich in Schulen<br />
fort. Einige Beispiele: 2014 untersagte das badische<br />
Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald seinen<br />
14 Schulen, geschmückte Tannenbäume aufzustellen<br />
– offiziell aus Gründen des Brandschutzes.<br />
2015 feierte die Münsteraner Mosaik-Schule «am<br />
letzten Schultag vor den Winterferien im Forum das<br />
Winterfest» – gemeint war der 21. Dezember.<br />
Sternsinger unerwünscht<br />
24<br />
Weihnachtsbaum vor dem Brandenburger<br />
Tor in Berlin. Foto: pictureimpressions,<br />
istock/thinkstock<br />
Da waren sogar die Mainstreammedien<br />
sauer: 2013 untersagte der<br />
Multikultibezirk öffentliche Weihnachtsfeiern<br />
mit religiösem Bezug.<br />
Foto: BZ<br />
lich, wie unsere Kultur, unser Weltbild schon im Kindergarten<br />
zurückgedrängt werden soll. Diese Abkehr<br />
von guten, wichtigen Werten hat in Wien längst System.»<br />
Tatsächlich ist Österreichs Hauptstadt traurige<br />
Vorreiterin im Kampf gegen die christlichen Bräuche.<br />
So gibt es in Kindergärten seit Jahren ein Besuchsverbot<br />
für den Nikolaus. Offizieller Grund: Kinder<br />
könnten Angst vor Fremden bekommen. «Totaler<br />
Blödsinn, ich hab’ in meinem Leben noch kein Kind<br />
getroffen, das sich vor dem Nikolaus fürchtet», kontert<br />
die ÖVP-Politikerin Johanna Mikl-Leitner.<br />
Der St. Martinstag wird zum Sonne-Mond-und-Sterne-Fest.<br />
Dienstliche Konsequenzen sind in Deutschland<br />
zumindest noch nicht bekannt geworden. Doch auch<br />
bei uns wird das Halali gegen Nikolaus und Christkind<br />
speziell im Bildungsbereich geblasen. So lässt<br />
der städtische Kindergarten Sara-Nussbaum-Haus<br />
in Kassel seit mehreren Jahren zwar Plätzchen backen,<br />
christliche Lieder erklingen hingegen nicht.<br />
Der Grund ist offensichtlich vorauseilender Gehor-<br />
Im Visier der Deutschlandabschaffer stehen auch<br />
andere Feste christlichen Ursprungs. Im November<br />
2013 verlangte der damaligen Landesvorsitzende<br />
der NRW-Linken, Rüdiger Sagel, die Umbenennung<br />
des St. Martinstages in Sonne-Mond-und-Sterne-<br />
Fest. Andernfalls würden moslemische Kinder diskriminiert.<br />
Nach massiven Protesten auch aus den<br />
eigenen Reihen sah sich Sagel kurze Zeit später<br />
«offensichtlich oder absichtlich missinterpretiert».<br />
Doch tatsächlich wird seine Forderung schleichend<br />
umgesetzt. In Düsseldorf strichen mittlerweile diverse<br />
Kindergärten den christlichen Namensgeber «im<br />
Sinne von Integration und Einheit», so die Leiterin<br />
eines Kindergartens des Roten Kreuzes. Ebenso in<br />
Rheinland-Pfalz: Beim traditionellen Sternlauf aller<br />
Bad Kreuznacher Kindergärten fehlte 2015 der Heilige<br />
Martin gänzlich. Statt dessen luden die Einrichtungen<br />
zum «traditionsreichen Laternenfest» oder<br />
«Fest der Lichter». Ebenfalls 2015 sorgten Meldungen<br />
über ein Besuchsverbot für Sternsinger im Brandenburger<br />
Bildungsministerium für eine Welle der<br />
Empörung. «Es ist ein Affront gegenüber allen Christen<br />
im Land», empörte sich die Generalsekretärin<br />
der Landes-CDU, Anja Heinrich. Nach einem Shitstorm<br />
bestritt Ministeriumssprecher Florian Engels<br />
plötzlich, dass es ein solches Verbot gegeben habe.
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Begründet wird der Feldzug gegen christliche<br />
Bräuche zumeist mit angeblich notwendiger Rücksicht<br />
auf die wachsende Zahl moslemischer Kinder.<br />
Eine Position, die keineswegs alle Migranten teilen.<br />
«Wir leben in einem christlichen Land, also müssen<br />
christliche Feste in Schulen, Horten und Kindergärten<br />
auch angemessen begangen werden», sagte<br />
die Vorsitzende des Gesamtelternbeirates für städtische<br />
Kitas in Stuttgart, Sevim Calayir, bereits 2010.<br />
Selbst der Föderation der Türkischen Elternvereine<br />
in Deutschland (Föted) scheint es angesichts des<br />
Eifers politisch korrekter Kollaborateure mulmig zu<br />
werden. «Das ”Ausfallenlassen” von Festen aus angeblicher<br />
Achtung vor anderen Religionen führt genau<br />
zum Gegenteil dessen, was beabsichtigt wird»,<br />
meinte Vorstandsmitglied Ali Sak im Oktober mit<br />
Blick auf das Advents-Aus in Kassel.<br />
Doch der Trend geht in eine andere Richtung:<br />
«Für türkische Schüler besteht die Gefahr, ein Außenseiter<br />
zu werden, da ihm die Weihnachtstraditionen<br />
unbekannt sind», drückt – mit der Grammatik<br />
auf Kriegsfuß – die Erziehungswissenschaftlerin<br />
Birgül Günesli in ihrem Pädagogikratgeber Elternarbeit<br />
bei Kindern mit Migrationshintergrund in der<br />
Grundschule auf die Tränendrüse. Tatsächlich wird<br />
diese Zwickmühle jedoch ganz bewusst provoziert.<br />
Sinan Güler vom türkischen Bildungsverein im hessischen<br />
Raunheim erklärte 2015, dass in seiner Grundschulzeit<br />
– vor etwa 15 Jahren – auch muslimische<br />
Kinder von ihren Eltern Geschenke erhielten. «Sie<br />
haben die christliche Tradition übernommen.» Doch<br />
heute kenne er keinen einzigen derartigen Fall.<br />
Linksgrüne Hassprediger<br />
Entscheidend für die Entwicklung ist jedoch der<br />
Opportunismus deutscher Pädagogen und Lokalpolitiker.<br />
Im Kampf gegen christliche Feiertage haben<br />
Islamisierer und linksgrüne Kirchenhasser eine unheilige<br />
Allianz geschmiedet. «Die PDS hatte ein höheres<br />
Maß an Toleranz im Umgang mit Christen als<br />
die Linkspartei», sagte etwa der heutige Thüringer<br />
Ministerpräsident Bodo Ramelow 2013. «Das hat<br />
mit der Antiklerikalität der 68er in der Bundesrepublik<br />
zu tun, die vor allem in der Westberliner SPD einen<br />
Kristallisationspunkt gefunden hatte.» Viele der<br />
sozialdemokratischen Protagonisten stießen 2005<br />
über die Abspaltung WASG zur Linkspartei.<br />
Das gilt nicht nur für die Linke. «Ich stelle mir die<br />
Frage, ob es (…) noch sinnvoll ist, dass christliche<br />
Feiertage einen Großteil der Feiertage in Deutschland<br />
ausmachen», äußerte der Bundessprecher der<br />
Grünen Jugend, Moritz Heuberger, im September<br />
ausgerechnet auf einer Veranstaltung der Evangelischen<br />
Kirche. In deutlich aggressiverem Tonfall<br />
heißt es außerdem auf der Webseite der Parteigliederung:<br />
«An Weihnachten vereinigen sich Kapitalismus<br />
und christliche Ideologie, und was dabei herauskommt,<br />
ist noch schlimmer als die Grundzutaten.»<br />
Der politische Nachwuchs von Claudia Roth<br />
und Co. träumt deswegen von der «endgültigen<br />
Überwindung des Weihnachtsfests».<br />
«An Weihnachten vereinigen<br />
sich Kapitalismus und christliche<br />
Ideologie.» <br />
Grüne Jugend<br />
Kindergärten und Schulen sind dabei nur das erste<br />
Angriffsziel. Auch aus dem öffentlichen Raum<br />
soll die Feier von Christi Geburt verdrängt werden –<br />
selbst dort, wo sie weitgehend zum säkularen Freizeitspaß<br />
geworden ist. Den Vorreiter gab der Berliner<br />
Multikulti-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Auf<br />
öffentlichem Raum untersagte eine Mehrheit aus<br />
Grünen, Linken und Piraten 2013 Feste mit christlichem<br />
Bezug. Konsequent umgesetzt wird der Beschluss<br />
offenbar nicht, doch der traditionsreiche<br />
Weihnachtsmarkt auf dem Mehringplatz firmiert<br />
heute als Kiez-Wintermarkt. Auch die vielerorts in<br />
den Stadtzentren leuchtenden Tannenbäume sind<br />
ins Visier der Tugendwächter geraten. Dieses Jahr<br />
traf es unter anderem Düsseldorf. In den vergangenen<br />
35 Jahren spendierte die norwegische Stadt<br />
Lillehammer der NRW-Landeshauptstadt den Baum,<br />
stellte diese Tradition nun jedoch aus Kostengründen<br />
ein. «Die Chance, sich von diesem unzeitgemäßen<br />
Ritual zu trennen, ist jetzt besonders günstig»,<br />
freute sich Düsseldorfs Grünen-Fraktionschef Norbert<br />
Czerwinski.<br />
Jahresendflügelfigur<br />
Im Gegensatz zur linksgrünen<br />
Bundesrepublik hatte die DDR<br />
weitgehend ihren Frieden mit<br />
den christlichen Kerntraditionen<br />
gemacht. Auch im ostdeutschen<br />
Staat begleiteten Tannenbäume,<br />
Weihnachtsmärkte und pathetische<br />
Kinderchöre jedenfalls das<br />
wichtigste Familienfest. Fernsehsendungen<br />
wie Zwischen<br />
Frühstück und Gänsebraten und<br />
Die Weihnachtsgans Auguste<br />
gehören bis heute zu den kollektiven<br />
Erinnerungen östlich der<br />
Elbe. Allerdings gab es im amtlichen<br />
Sprachgebrauch durchaus<br />
einige Versuche der Umdeutung<br />
– etwa die «Ferien zum Jahreswechsel»<br />
an den Schulen oder<br />
«Jahresendfeiern» in Betrieben.<br />
Die sich bis heute haltende<br />
Legende, Engel seien als «Jahresendflügelfiguren»<br />
verkauft<br />
worden, ist dagegen ein modernes<br />
Märchen. Das Wortungetüm<br />
findet sich in keinem einzigen<br />
amtlichen Dokument oder Produktkatalog<br />
– wohl jedoch 1986<br />
in einem Buch der DDR-Satirezeitschrift<br />
Eulenspiegel.<br />
Immer mehr Kindergärten verzichten<br />
im Advent auf christliche Lieder<br />
und Bräuche. Foto: picture alliance<br />
/ dpa<br />
25
Neukölln wird Neu-Aleppo<br />
_ von Johann Jungen<br />
26<br />
Shishabars statt Bierkneipen, Moscheen statt Kirchen, Banden-<br />
Ghettos statt guter Nachbarschaft – in den Elendszonen der Multikulti-Politik<br />
verschwindet jeden Tag ein Stück Deutschland: Ein<br />
Besuch in der arabisch besetzten Zone von Berlin.<br />
Nach Angaben von Neukölln Online<br />
haben sich im Bezirk 20 Moscheen<br />
angesiedelt. Foto: picture alliance /<br />
Jochen Eckel<br />
«Araber-Clans sind<br />
mittlerweile sogar<br />
in das Asylgeschäft<br />
eingestiegen.»<br />
Bürgermeistern Giffey<br />
«Vor Jahren besuchte ich Neukölln und erkannte<br />
den Stadtteil nicht mehr. Ich dachte, ich befinde<br />
mich in Kabul», schreibt der libanesische Autor und<br />
Ex-Moslem Imad Karim Mitte Oktober letzten Jahres.<br />
Sein alter Kiez ist ihm fremd geworden. Viele<br />
seiner früheren Bekannten haben «noch einmal geheiratet,<br />
nachdem sie sich von ihren deutschen Frauen<br />
zuvor scheiden ließen», sagt er. Die neuen Gemahlinnen<br />
sind «junge Araberinnen, Cousinen von<br />
ihnen», die aus dem Nahen Osten eingeflogen wurden.<br />
Und alle sind «fromme und gläubige Moslems<br />
geworden, die felsenfest überzeugt sind, Deutschland<br />
wird in naher Zukunft islamisch» sein.<br />
Ein Streifzug durch das heutige Neukölln vermittelt<br />
den Eindruck, dass diese Zukunft bereits unsere<br />
Gegenwart ist. An Deutschland erinnert auf der Sonnenallee<br />
– von den Neusiedlern gern «Arab Street»<br />
genannt – höchstens noch das Straßenschild. Der<br />
Kiez hat sich in eine orientalische Halbwelt verwandelt.<br />
Islamische Gewänder und Kopfbedeckungen<br />
sind allgegenwärtig. 90 Prozent aller Geschäfte befinden<br />
sich laut SPD-Bezirksbürgermeisterin Franziska<br />
Giffey in arabischer Hand. Ein Drittel der Menschen<br />
hier ist arm, der Ausländeranteil beträgt 42<br />
Prozent. Bei den unter 18-Jährigen sind es sogar 69<br />
Prozent. Die Demografiebombe platzt. Bei nur noch<br />
39 Prozent Menschen, die einen vollen Job haben,<br />
und einer hohen Schulabbrecherquote sind Kriminalität<br />
und Drogensucht nicht weit. Im letzten Jahr waren<br />
rund 30 tote Fixer zu beklagen, ein Anstieg um<br />
100 Prozent im Vergleich zu 2014.<br />
Abendland ist abgebrannt<br />
Mein Spaziergang durch Neu-Aleppo führt mich<br />
in eine islamische Parallelwelt mitten in Deutschland.<br />
Dönerläden, Gemüsemärkte, Shishabars, Spielotheken<br />
und Wettbüros prägen das Straßenbild. An<br />
den Imbissbuden ist der Andrang an diesem Wochenende<br />
groß. Aldimashqi – syrische Küche, steht<br />
auf dem Schild über einem Eingang. Großfamilien<br />
haben Tische zusammengeschoben und diskutieren<br />
angeregt bei Tee, Falafel und Schawarma. In orientalischen<br />
Bars gleich nebenan sehe ich Gruppen jugendlicher<br />
Migranten, die – mit dicken Oberarmen<br />
und schwerem Schmuck behangen – den weißen<br />
Qualm der Wasserpfeifen auspusten.
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Schmutz und Protz reichen sich am Bordstein die<br />
Hand. Auch vor den unscheinbarsten Ramschläden<br />
parken polierte Oberklasse-Limousinen mit kostspieliger<br />
Sonderausstattung, die von jungen Männern<br />
in zweiter Reihe geparkt werden. Zur Begrüßung<br />
finden unter den Brüdern des Morgenlandes<br />
besondere Handschlag- und Kussrituale statt, während<br />
die Damen hinter den verdunkelten Fenstern<br />
der schwarzen Mercedes versteckt bleiben.<br />
Auf die heute 328.000 Einwohner aus über 150<br />
Nationen ist man in der Bezirksverwaltung stolz. Ich<br />
möchte gerne herausfinden, ob sich durch die Zuwanderung<br />
in den letzten Jahren spürbar etwas verändert<br />
hat. Parallelgesellschaften hatten zwar laut<br />
Ex-Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) in Berlin<br />
bereits Anfang 2015 «einen derartigen Ausbaugrad<br />
und eine Verbindlichkeit erreicht», dass er sie «für<br />
irreversibel» hielt. Die laufende Asylkrise verschärft<br />
die Lage dennoch zusätzlich. «Tatsächlich ist die<br />
Sonnenallee (…) seit den Flüchtlingsströmen sehr<br />
viel voller geworden. Gefühlt laufen hier vier Mal<br />
mehr Menschen entlang als noch vor drei Jahren»,<br />
analysiert die B.Z. die Sachlage Anfang September.<br />
Fragt man die Alteingesessenen, meint man eine<br />
Mischung aus Resignation und Galgenhumor wahrzunehmen.<br />
«Das ist hier so lange schon nicht mehr<br />
Deutschland, das merkt man kaum noch», brummt<br />
Edgar P., den ich am Tresen eines gutbürgerlichen<br />
Wirtshauses beim Feierabendbier antreffe. Gewöhnt<br />
habe er sich daran nicht, aber ändern könne<br />
er ja auch nichts. Durch Medienberichte erlangte<br />
Simones Eckkneipe in der Sonnenallee – eine<br />
der letzten deutschen Bier-Bastionen – bereits größere<br />
Bekanntheit. Tresenfrau Carola nennt die Dinge<br />
beim Namen. «Wenn ich aus der Kneipe gucke,<br />
laufen da 30 Ausländer und zwei Deutsche vorbei»,<br />
wird sie in den Medien zitiert. Schon einige Male<br />
seien Araber bei ihr hereingeschneit und wollten<br />
«den Laden kaufen», doch sie hat das bisher immer<br />
dankend abgelehnt.<br />
Die multikriminelle Gesellschaft<br />
Arabische und libanesische Clans haben die<br />
Hauptstadt bereits weitgehend unter sich aufgeteilt.<br />
Rund zwölf Großfamilien treiben in Berlin ihr kriminelles<br />
Unwesen. Diese Familien haben laut Polizei<br />
im Mittel 200 bis 300 Mitglieder, deren Vorstrafenregister<br />
oft länger ist als ihr Stammbaum. Messerstechereien,<br />
Überfälle, Revierkämpfe, Gewalt- und<br />
Drogendelikte – alles längst Normalität.<br />
Polizei-Razzien und SEK-Einsätze gegen die Hintermänner<br />
der Syndikate gibt es hin und wieder – zuletzt<br />
im April, als Haftbefehle gegen acht Männer<br />
aus dem Kreis der «al-Z.»-Familie vollstreckt wurden.<br />
Der spektakuläre Überfall auf einen Juwelier<br />
im Nobelkaufhaus KaDeWe kurz vor Weihnachten<br />
2014 soll unter anderem von den verhafteten Clan-<br />
Mitgliedern Khalil und Jehad al-Z. begangen worden<br />
sein. Die Beute, Schmuck und Uhren im Wert<br />
von über 800.000 Euro, ist verschollen.<br />
Der ebenfalls arabische Abu-Chaker-Clan gehört<br />
zu den berüchtigtsten Familien des Milieus. Ihr öffentliches<br />
Aushängeschild – der Rüpel-Rapper Bushido<br />
– erhielt übrigens 2011 den Bambi für Integration.<br />
Bezirksbürgermeisterin Giffey erklärte kürzlich,<br />
dass die dominierenden Araber-Clans mittlerweile<br />
sogar in das Asylgeschäft eingestiegen sind. Dass<br />
sei je nachdem, «wie viele Matratzen sie da vermieten<br />
pro Zimmer», nämlich «sehr lukrativ». Und das<br />
Allerbeste: «Es ist legal, also eine gute Möglichkeit<br />
für einen kriminellen Clan, um vom Dunkelfeld ins<br />
Heinz Buschkowsky war 1991/92<br />
und 2001–2015 Neuköllns Bürgermeister.<br />
Foto: Christliches Medienmagazin<br />
pro,CC BY-SA 2.0, flickr.<br />
com<br />
_ Johann Jungen ist Gastautor<br />
für <strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong>, lebt als<br />
IT-Spezialist in Paderborn und<br />
besuchte für diese Reportage<br />
seine alte Heimat Berlin.<br />
Fußballspiele beginnen<br />
mit dem<br />
Ausrollen eines Gebetsteppichs<br />
auf<br />
dem Rasen.<br />
Bild links: Sehitlik-Moschee.<br />
Foto: Autor<br />
Bild rechts: Alltag in der Karl-Marx-<br />
Straße. Foto: picture alliance / dpa<br />
27
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Zwei Wochen<br />
Hellfeld zu kommen.» Die Neuköllner Orient-Mafia<br />
fasziniert, weshalb sie auch die Hauptrolle in der<br />
kürzlich abgefilmten TV-Serie 4Blocks (Erstausstrahlung<br />
2017) spielt, die die Abgründe «aus der Perspektive<br />
eines arabischen Clans» zeigen – also vermutlich<br />
romantisieren – sollen. Die Rollen wurden «zum<br />
Teil mit echten Mitgliedern arabischer Großfamilien»<br />
besetzt, wie Bild fast ehrfürchtig berichtete.<br />
Epizentrum der Gewalt<br />
Intensivtäter in Neu-Aleppo<br />
SPANDAU<br />
REINICKENDORF<br />
CHARLOTTENBURG-<br />
WILMERSDORF<br />
MITTE<br />
PANKOW<br />
FRIEDRICHSHAIN-<br />
KREUZBERG<br />
LICHTENBERG<br />
NEUKÖLLN<br />
MARZAHN-<br />
HELLERSDORF<br />
28<br />
8.11.<strong>2016</strong><br />
Maskierter überfällt Hotel<br />
7.11.<strong>2016</strong><br />
Hotel in Neuköllner Silbersteinstraße<br />
überfallen<br />
7.11.<strong>2016</strong><br />
Seniorinnen in Wohnung<br />
beraubt<br />
4.11.<strong>2016</strong><br />
Versuchter Ehrenmord in Neukölln<br />
31.10.<strong>2016</strong><br />
Mädchen (16, 19) stechen Jungs<br />
mit Messer nieder<br />
27.10.<strong>2016</strong><br />
Drei Männer überfallen Café in<br />
Neukölln<br />
27.10.<strong>2016</strong><br />
Mann überfällt Sonnenstudio<br />
27.10.<strong>2016</strong><br />
Attacke auf Jobcenter in Neukölln<br />
25.10.<strong>2016</strong><br />
Bewaffnete überfallen Hotels in<br />
Neukölln und Charlottenburg<br />
2015 wurden in Neukölln 21.690<br />
Straftaten angezeigt.<br />
Foto: Autor<br />
Parallelgesellschaft Flughafenstraße<br />
Foto: Autor<br />
Allah steht Pate<br />
Armut, Bildungsferne, Machokult, Gangsterromantik<br />
und fehlender Respekt vor dem Gesetz vermischen<br />
sich im Multikulti-Biotop zu allem Überfluss noch mit<br />
zweifelhafter Frömmigkeit. Die al-Nur-Moschee in<br />
der Haberstraße ist dafür ein Beispiel. Seit mehr als<br />
zehn Jahren steht das Neuköllner Gotteshaus «als<br />
Zentrum fundamentalistischer Hassprediger und Salafisten»<br />
im Fokus «offenbar machtloser Behörden»,<br />
wie die Bild-Zeitung Mitte September berichtete. Der<br />
bekannte IS-Terrorist Denis Cuspert («Deso Dogg»)<br />
wurde hier radikalisiert, Salafisten-Frontmann Pierre<br />
Vogel predigte mehrfach von der Kanzel, und sogar<br />
dem Hardcore-Islamisten Abdel Moez al-Eila aus<br />
Ägypten erlaubte man, seine mittelalterlichen Thesen<br />
zu verbreiten – natürlich auf Arabisch. Kostprobe:<br />
«Wenn ein Mann seine Frau ins Bett ruft und sie sich<br />
verweigert und einschläft – dann verfluchen sie die<br />
Engel.» Ein Verbotsverfahren gegen die Moschee und<br />
ihre Hasspredigten versandete gänzlich ergebnislos.<br />
Warum? Heinz Buschkowsky meint: «Dazu fehlt zu<br />
vielen Leuten ein Körperteil in der Hose.»<br />
Die größte Moschee in Neukölln ist die Dar-As-<br />
Salam-Moschee (übersetzt: Haus des Friedens) an<br />
der Flughafenstraße. Im Mai machte die Grünen-Politikerin<br />
Claudia Roth der Gemeinde ihre Aufwartung,<br />
informierte die Glaubensbrüder über den «Rechtsruck<br />
in Deutschland» und «antimuslimischen Rassismus».<br />
Zum Freitagsgebet kommen regelmäßig<br />
über 1.000 Männer und Frauen hierher, strikt nach<br />
STEGLITZ-ZEHLENDORF<br />
TEMPELHOF-<br />
SCHÖNEBERG<br />
Anteil Kinder mit Migrationshintergrung<br />
70 %<br />
Eingetragene Intensivtäter in Neukölln<br />
Stand 2010<br />
(Intensivtäter Berlin 548)<br />
TREPTOW-<br />
KÖPENICK<br />
<strong>12</strong>8<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
Geschlechtern getrennt. Der Berliner Verfassungsschutz<br />
sieht Imam Mohamed Taha Sabri als Verbindungsmann<br />
zu den Muslimbrüdern. Das allerdings<br />
hinderte den regierenden Bürgermeister Michael<br />
Müller (SPD) nicht, den Prediger mit dem Landesverdienstorden<br />
auszuzeichnen und ihm zu attestieren:<br />
«Er ist davon überzeugt, dass sich der Islam<br />
gut mit der deutschen Kultur vereinbaren lässt. Seiner<br />
Meinung nach lässt sich das Bekenntnis zu demokratischen<br />
Werten aus dem Koran ableiten.» Da<br />
lacht der Dschihadist – und der Michel wundert sich.<br />
«Dazu fehlt zu vielen Leuten ein<br />
Körperteil in der Hose.» <br />
<br />
Heinz Buschkowsky<br />
«The Big Buschkowsky» – so sein neuer Spitzname<br />
im Kiez – warnte bereits Ende 2014 vor «einer<br />
allmählichen Landnahme des Fundamentalismus mit<br />
dem Ziel, eine andere Gesellschaftsordnung zu schaffen<br />
als die, die wir westliche Demokratie nennen».<br />
Er war zum Beispiel entsetzt über Fußballturniere,<br />
die nicht mehr «mit dem Anpfiff des Schiedsrichters»,<br />
sondern mit dem «Ausrollen eines Gebetsteppichs<br />
auf dem Rasen» beginnen. Das sozialdemokratische<br />
Urgestein verwies auf die Dynamik der Entwicklung:<br />
«Noch vor fünf Jahren sah es in Neukölln deutlich anders<br />
aus. Nicht selten kommen Besucher zu mir ins<br />
Rathaus und sagen: Sagen Sie mal, ich traue meine<br />
Augen nicht – was ist denn mit Neukölln passiert,<br />
seit ich vor ein paar Jahren das letzte Mal hier war?<br />
Und ich sage dann: Auch wenn es so aussehen mag:<br />
Wir sind kein Gottesstaat. Und ich werde tun, was<br />
ich kann, damit es auch nicht dazu kommt.» Das ist<br />
mittlerweile zwei Jahre her. Getan hat sich nichts –<br />
jedenfalls nicht im Sinne der Deutschen.
Die Frau, die sich nicht traut<br />
_ von John Laughland<br />
Premierministerin Theresa May hat versprochen, den Willen des britischen Volkes zu<br />
erfüllen und den Brexit durchzusetzen. Doch jetzt hat ein Gerichtsurteil verfügt, dass<br />
das Parlament mitentscheiden muss – was den Austritt auf unbestimmte Zeit verzögern<br />
könnte. Nimmt die konservative Regierungschefin den Fehdehandschuh auf?<br />
Für Frauen, die Staatsoberhaupt werden, gibt<br />
es eigentlich nur zwei mögliche Vorbilder – Heldin<br />
oder Mutter der Nation. Also: Queen Elizabeth die<br />
Erste oder Queen Elizabeth die Zweite; Margaret<br />
Thatcher – «die oberste Führerin», wie man damals<br />
scherzte – oder Mutti Merkel. Aber: Theresa May<br />
ist keine Margaret Thatcher, sie ist eher ihr Gegenteil.<br />
Wo die Eiserne Lady sogar ihre Anhänger ständig<br />
mit ihrer Kühnheit mitriss, wirkt die neue britische<br />
Premierministerin eher beruhigend. Wo der<br />
ideologische Wind von Maggie durch den Augiasstall<br />
des britischen Establishments fegte, präsentiert<br />
sich Mrs. May schon immer nüchtern: als der<br />
erste, aber vor allen Dingen als der zuverlässigste<br />
Diener des Staates.<br />
Kein Enthusiasmus<br />
Der Fall Merkel zeigt, dass das Profil einer pummeligen<br />
Mutter mit zynischer Machtausübung keineswegs<br />
unvereinbar ist. Wie wird es bei Frau May<br />
sein? Die Tochter eines anglikanischen Pfarrers und<br />
Enkeltochter eines Offiziers ist die Verkörperung jenes<br />
Mittelengland, das das Rückgrat der konservativen<br />
Partei bildet. Sie wirkt viel aufrichtiger und<br />
herzlicher als ihr Amtsvorgänger und ehemaliger Vorgesetzter<br />
David Cameron – ein Mann, dessen leichtsinniges<br />
Süßholzraspeln niemanden überzeugte. Er<br />
war eigentlich eine Person, die einen Autor suchte:<br />
Ein Mann ohne Eigenschaften, ohne innere Überzeugungen<br />
– immer bereit, sich für jedwedes Anliegen<br />
einzusetzen, das seinem leeren Leben einen<br />
Sinn versprach. So war es auch, als er die Kampagne<br />
für den Verbleib Großbritanniens in der EU startete.<br />
Frau May verkörpert das Gegenteil dieses leeren<br />
Dezisionismus. Im 18. Jahrhundert sprach man<br />
in Bezug auf die anglikanische Kirche von «Frömmigkeit<br />
ohne Enthusiasmus» – das traf zunächst<br />
auch auf die pro-europäischen Überzeugungen zu,<br />
die die heutige Premierministerin in ihrem vorherigen<br />
Amt als Innenministerin hatte. Eine scharfe Feder<br />
in der Daily Mail beschrieb sie als Hilfslehrerin,<br />
die zur Schuldirektorin ernannt wurde. Das ist aber<br />
nur insofern richtig, als dass «Mutter Theresa», auf<br />
eigentlich sympathische Weise, die Leute eher anlockt<br />
als zurückstößt – mit genau jenem pragmatischen<br />
Understatement, der so typisch englisch ist.<br />
Hat Brüssel die Briten schon im<br />
Schwitzkasten? EU-Kommissionschef<br />
Jean-Claude Juncker mit Theresa<br />
May. Foto: picture alliance /<br />
Photoshot<br />
Mit einem politischen<br />
Blitzkrieg<br />
hätte May ihre<br />
Feinde zerstreuen<br />
können.<br />
29
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
EU als Handelspartner<br />
Anteile am britischen Export 2014<br />
Exporte<br />
639 Milliarden Euro<br />
in die EU<br />
nach Deutschland<br />
Importe<br />
682 Milliarden Euro<br />
aus der EU<br />
aus Deutschland<br />
100 %<br />
44 %<br />
8 %<br />
100 %<br />
53 %<br />
13 %<br />
Quelle: FAZ<br />
Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />
30<br />
Nach dem Ja zum Brexit schauten<br />
die EU-Befürworter in London<br />
dumm aus der Wäsche. Foto: Ed<br />
Everett, CC BY 2.0, flickr.com<br />
Panic? Erstmal abwarten und Tee<br />
trinken. Foto: frankieleon, CC BY<br />
2.0, flickr.com<br />
_ John Laughland, britischer<br />
Völkerrechtsexperte und Publizist,<br />
leitet das Institut de la Démocratie<br />
et de la Coopération in Paris.<br />
Die verpasste Chance<br />
Eine politische Niederlage für sie braut sich allerdings<br />
schon zusammen, und zwar vermutlich genau<br />
deswegen, weil es ihr an politischer Verwegenheit<br />
fehlt. Das Brexit-Votum hat ein politisches Erdbeben<br />
in Großbritannien ausgelöst, das im krassen Gegensatz<br />
zur der breschnewschen Stabilität auf dem Kontinent<br />
steht: Der Premierminister trat zurück, und Oppositionsführer<br />
Jeremy Corbyn musste seine Position<br />
in einem innerparteilichen Machtkampf verteidigen.<br />
In dieser Situation hätte die frisch ernannte Premierministerin<br />
die – vielleicht nur vorübergehende, aber<br />
ganz ernsthafte – Schwäche von Labour rücksichtslos<br />
ausnützen und – im Namen der Demokratie – Neuwahlen<br />
ausrufen sollen, die ihr wahrscheinlich eine<br />
überwältigende Mehrheit im Unterhaus beschert<br />
hätten. Jetzt steht sie mit einer schmalen Mehrheit<br />
von lediglich 15 Abgeordneten da, die sie von Cameron<br />
geerbt hat. Die Gefahr besteht, dass sie dasselbe<br />
Schicksal wie Gordon Brown erleiden wird: Der<br />
Labour-Politiker war, wie sie, ohne vorherige Wahl<br />
zum Premierminister geworden. Seine Regierungszeit<br />
(von 2007 bis 2010) war eine Katastrophe.<br />
Mittlerweile weiß keiner mehr,<br />
was Brexit eigentlich bedeutet.<br />
Brennende Häuser soll man plündern, empfiehlt<br />
ein französisches Sprichwort. In der Politik wie im<br />
Krieg gilt: Wer wagt, gewinnt. Das lange Zögern von<br />
Frau May – sie hat vor, den EU-Austrittsprozess erst<br />
im nächsten März formell einzuleiten – gibt ihren<br />
Feinden Zeit, sich zu organisieren. Ein politischer<br />
Blitzkrieg hätte die Frondeure zerstreut. Jetzt haben<br />
sie einen Dreh gefunden, das Resultat des Referendums<br />
in Zweifel zu ziehen, ohne dass man sie als<br />
undemokratisch angreifen kann. Dieser Trick heißt<br />
«weicher Brexit».<br />
Der Rücktritt vom Austritt<br />
Die schottischen Nationalisten, die Pro-Europäer,<br />
die Liberalen, das Establishment, die City –<br />
alle sprechen jetzt vom Verbleib Großbritanniens im<br />
EU-Binnenmarkt, auch nach dem EU-Austritt. Eine<br />
Option, die im Juni gar nicht auf dem Wahlzettel<br />
stand und die sogar von mehreren EU-Verantwortlichen<br />
klipp und klar zurückgewiesen wurde, wird<br />
jetzt als Universalheilmittel verkauft. Die Propaganda<br />
ist durchsichtig: Behauptet wird, ohne «Zugang<br />
zum Binnenmarkt» könne Großbritannien nicht überleben.<br />
Es ist diesen Leuten gleichgültig, dass Staaten,<br />
die weder Mitglied der Brüsseler Union noch<br />
des Binnemarktes sind, ihre Güter sehr gut in EU-<br />
Länder absetzen. Es ist ihnen noch gleichgültiger,<br />
dass Großbritannien viel mehr Waren von der EU<br />
importiert als dorthin exportiert und dass deshalb<br />
der «gemeinsame Markt» für europäische Hersteller<br />
viel wichtiger ist als für britische. Vor allen Dingen<br />
versuchen die Anhänger des sogenannten weichen<br />
Brexits die Zugehörigkeit zum EU-Binnenmarkt als<br />
eine rein kommerzielle Sache zu verniedlichen und<br />
die politischen Folgen zu verschweigen. Ihr Argument<br />
ist eigentlich genau das Gleiche wie das aller<br />
britischen pro-EU-Trommler seit den 1960er Jahren:<br />
Es geht nur um wirtschaftliche Vorteile, nicht aber<br />
um den Verlust staatlicher Souveränität.<br />
Diese Leute sind Lügner. Von «Mitgliedschaft im<br />
Binnenmarkt» oder vom «Zugang zum Binnenmarkt»<br />
zu sprechen, ist eine Verdrehung der Wahrheit. Der<br />
«Binnenmarkt» ist nämlich gar kein Markt: Er ist ein
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Geltungsbereich, ein juristisches Konstrukt, dessen<br />
Mitglieder gewissen Gesetzen und Entscheidungsmechanismen<br />
unterworfen sind; eine Regelungszone,<br />
in der gewisse Gesetze verbindlich sind und<br />
Rechtskraft haben. Wenn die EU eine Richtlinie über<br />
die Länge oder die Krümmung von Gurken erlässt,<br />
dann muss diese Vorgabe in das nationale Recht<br />
aller EU-Staaten übernommen werden, egal ob die<br />
Gurken für den nationalen Markt oder für den Export<br />
angepflanzt werden. In allen Bereichen, in denen<br />
die EU zuständig ist, verlieren die Mitgliedstaaten<br />
jede Souveränität.<br />
«Brexit heißt Brexit»<br />
Theresa May<br />
Diese Methode, politische Zentralisierung als<br />
rein technische Notwendigkeit zu verkaufen, wird<br />
in der EU angewendet, seitdem sie einer ihrer Gründer,<br />
der amerikanische Agent Jean Monnet, erfolgreich<br />
praktiziert hat. Der Euro ist das beste Beispiel<br />
für diesen Kunstgriff: Den Bürgern als neutrales<br />
Zahlungsmittel angepriesen, ist der Euro<br />
eigentlich ein brutales Instrument der politischen<br />
Gleichmacherei, der Sockel der intendierten Vereinigten<br />
Staaten von Europa. Gegen alle volkswirtschaftliche<br />
Logik müssen alle Euro-Mitgliedstaaten<br />
in der Währungsunion gehalten werden, weil<br />
ansonsten das ganze EU-Projekt bedroht wird. Der<br />
Binnenmarkt ist aber nur der Vorgänger des Euro –<br />
sowie seine notwendige Voraussetzung. Deshalb<br />
muss jeder Staat, der souverän sein will, aus ihm<br />
ausscheiden.<br />
Zurück zur Premierministerin: Es soll nicht bestritten<br />
werden, dass sich Frau May großen Widerständen<br />
gegenübersah und weiter sieht: Tatsächlich hatte<br />
der britische Staatsdienst keinen Plan B für den<br />
EU-Austritt; tatsächlich gibt es innerhalb der konservativen<br />
Partei und des Unterhauses sehr verschiedene<br />
Meinungen über die EU und keine Mehrheit<br />
für den Brexit; tatsächlich drohen die Schotten erneut<br />
mit einem Unabhängigkeitsreferendum. Aber<br />
sie hat durch ihr Zaudern diese Probleme verschärft<br />
und Verwirrung nicht in die Reihen des feindlichen<br />
Lagers getragen – sondern in die eigene Regierung.<br />
Seine Schwäche dem Gegner zu zeigen, und noch<br />
schlimmer, sich von dieser Schwäche steuern zu lassen,<br />
wie Frau May es tut, ist keine gute Politik.<br />
Indem sie ihre Kandidatur im Juni mit der Aussage<br />
«Brexit heißt Brexit» ankündigte, wollte Frau<br />
May den Eindruck erwecken, dass sie sich mit ganzem<br />
Herzen dafür einsetzen würde. Aber seitdem die<br />
Brexit-Feinde, die jetzt auch Mays Feinde sind, den<br />
Begriff des «weichen Brexit» erfunden haben, weiß<br />
leider keiner mehr, was Brexit eigentlich bedeutet.<br />
Wo es keinen Zweifel mehr gab, herrscht jetzt<br />
wieder Zweideutigkeit… Das ist nicht der Geist<br />
des Thatcherismus: Auf der Schwelle von Downing<br />
Street No. 10, an jenem Maimorgen des Jahres<br />
1979, zitierte die frisch gewählte Thatcher das Gebet<br />
des heiligen Franziskus: «…dass ich den Glauben<br />
bringe, wo Zweifel quält; dass ich Wahrheit bringe,<br />
wo Irrtum herrscht.» Sich bei Amtsantritt auf die Allmacht<br />
Gottes zu berufen – dazu muss man ein wahrer<br />
Held sein.<br />
Multikulti-Freunde<br />
gegen May<br />
«May gilt zwar als fortschrittlich<br />
und liberal, positioniert sich aber<br />
in Menschenrechts- und Immigrationsfragen<br />
konservativer<br />
als manch ausgewiesener Konservativer.<br />
Die Priestertochter<br />
schaffte beispielsweise zweijährige<br />
Visa für ausländische Uniabsolventen<br />
ab, führte eine Art<br />
Gesundheitsgebühr für ausländische<br />
Arbeitnehmer ein und<br />
will nur Flüchtlingen im Nahen<br />
Osten, nicht aber in Europa helfen.<br />
Auch jüngst löste May parteiübergreifend<br />
Empörung aus,<br />
weil sie sich gegen die Europäische<br />
Menschenrechtskonvention<br />
aussprach und kein Bleiberecht<br />
für EU-Bürger garantieren<br />
wollte.» (Zeit Online, 13.7.<strong>2016</strong>)<br />
Demozirkus. Foto: David B Young,<br />
CC BY-SA 2.0, flickr.com<br />
Das britische Unterhaus. Foto: picture<br />
alliance / empics<br />
31
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Auf der Abschussliste<br />
_ von Bernhard Tomaschitz<br />
Der philippinische Präsident Duterte wendet sich von den USA<br />
ab – und China zu. Damit gefährdet er die gesamte Asienstrategie<br />
der Obama-Administration. Entsprechend scharf fällt die Kritik aus<br />
Washington aus.<br />
Peking um die Spratley-Inseln sowie einige Riffe und<br />
Felsen im Südchinesischen Meer den Vorwand bilden.<br />
In dieser maritimen Zone, wo Peking auch mit<br />
Vietnam, Malaysia, Taiwan und Brunei Territorialkonflikte<br />
austrägt, werden gewaltige Rohstoffvorkommen<br />
vermutet. Die US-Energiebehörde schätzt<br />
die Erdölreserven auf elf Milliarden Fass (je 159 Liter)<br />
und die Erdgasreserven auf 5,4 Billionen Kubikmeter.<br />
Im Jahr 2014 unterzeichneten Obama und<br />
Dutertes Vorgänger Benigno Aquino III., ein treuer<br />
Vasall Washingtons, ein Abkommen, das unter anderem<br />
einen erneuten Ausbau der US-Stützpunkte auf<br />
den Philippinen sowie verstärkte Manöver vorsieht.<br />
Rodrigo Duterte, langjähriger Bürgermeister<br />
der Millionenstadt<br />
Davao, ist seit dem 30. Juni Präsident<br />
der Philippinen. Foto: picture<br />
alliance / dpa<br />
«Hurensohn».<br />
Duterte über Obama<br />
Was Rodrigo Duterte am 20. Oktober bei seinem<br />
Besuch in China verkündete, gefällt den USA ganz<br />
und gar nicht. Mit den Worten, es sei an der Zeit,<br />
«Lebewohl zu sagen», gab der philippinische Präsident<br />
seine «Trennung von den USA» bekannt. Statt<br />
mit Washington wollen die Philippinen künftig enger<br />
mit Peking und Moskau zusammenarbeiten. Auch<br />
wenn Duterte wenig später meinte, er wolle keinen<br />
Bruch herbeiführen, sondern lediglich seine Außenpolitik<br />
weniger eng an den USA ausrichten, steht er<br />
nun auf der Abschussliste. Denn Duterte droht der<br />
2011 von US-Präsident Barack Obama verkündeten<br />
Strategie zur Eindämmung Chinas («pivot to Asia»),<br />
bei der die Philippinen eine Schlüsselrolle haben,<br />
einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen.<br />
Frontstaat im Rohstoffkrieg<br />
Max Boot von der einflussreichen Denkfabrik<br />
Council on Foreign Relations, die als Gehirn der<br />
US-amerikanischen Außenpolitik gilt, bezeichnet<br />
Dutertes angekündigte Hinwendung zu China als<br />
«potenzielles Desaster»: «Sollten die Philippinen zu<br />
einem chinesischen Satrapen werden, wird es für<br />
Washington schwieriger, die ”erste Inselkette” im<br />
Westpazifik zu halten, die den japanischen Archipel,<br />
die Ryukyu-Inseln, Taiwan und den philippinischen<br />
Archipel umfasst. Die Verteidigung der Barriere, die<br />
diese Linie von Inseln bildet, ist seit dem Kalten<br />
Krieg ein Herzstück der US-Strategie. Das könnte<br />
nun wegen der Launen eines einzigen Führers zunichte<br />
gemacht werden.»<br />
Der von Boot angesprochenen «ersten Inselkette»<br />
kommt heute eine entscheidende Rolle bei der<br />
Eindämmung des Roten Drachen in Fernost zu. Und<br />
Peking arbeitet mit Hochdruck daran, diese von den<br />
USA auferlegten Fesseln zu sprengen. So soll die<br />
chinesische Marine nach einer 2007 entwickelten<br />
Strategie in die Lage versetzt werden, ebendiese<br />
«erste Inselkette» zu kontrollieren. In einer zweiten<br />
Stufe soll die chinesische Einflusssphäre über die<br />
westpazifische Insel Guam, wo die USA einen strategisch<br />
wichtigen Militärstützpunkt unterhalten, bis<br />
nach Indonesien und Australien ausgeweitet werden.<br />
Bis Mitte dieses Jahrhunderts soll die Marine<br />
in der Lage sein, chinesische Interessen auf allen<br />
Weltmeeren zu schützen.<br />
32<br />
_ Bernhard Tomaschitz ist ein<br />
österreichischer Journalist und<br />
Buchautor, der regelmäßig für die<br />
Wochenzeitung «Zur Zeit» schreibt.<br />
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist Manila der<br />
wahrscheinlich wichtigste US-Verbündete in Südostasien.<br />
1951 unterzeichneten die beiden Staaten<br />
einen Militärpakt, und Washington errichtete auf<br />
den Inseln zwei seiner größten Militärstützpunkte<br />
in Übersee. Diese wurden jedoch 1991 nach Protesten<br />
der philippinischen Bevölkerung geschlossen. In<br />
der Folge erhöhten die USA wieder ihre dortige Militärpräsenz,<br />
wobei der Streit zwischen Manila und<br />
Offen ist, was Duterte, der seit 30. Juni im Amt<br />
ist, zu seiner Abkehr von den USA bewogen hat. Jonathan<br />
Marshall, Autor mehrerer Bücher zu außenpolitischen<br />
Fragen, schreibt auf Consortium News,<br />
ein Motiv liege in Dutertes «nationalistischer Klage»<br />
gegen die Verbrechen der USA im Philippinisch-<br />
Amerikanischen Krieg (1899–1902). Berüchtigt ist<br />
ein Ausspruch des damaligen US-Generals Jacob<br />
Smith, der eine Strafaktion gegen aufständische Fi-
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
lipinos folgendermaßen anordnete: «Ich wünsche<br />
keine Gefangenen. Ich wünsche, dass Ihr tötet und<br />
niederbrennt; je mehr getötet und niedergebrannt<br />
werden, umso mehr wird es mich freuen.» Eine Untersuchung<br />
des Senats zu den US-Kriegsverbrechen<br />
kam zu dem Schluss, dass bis zu 1,5 Millionen Filipinos<br />
– ein Fünftel der damaligen Bevölkerung – im<br />
Zuge des Krieges ums Leben kamen.<br />
Auch der Gebietsstreit mit China spielt – neben<br />
der Hoffnung auf dringend benötigte Investitionen<br />
aus dem Reich der Mitte – eine wichtige Rolle. Zwar<br />
entschied am <strong>12</strong>. Juli der Internationale Gerichtshof,<br />
dass unter anderem das Mischief-Riff zur ausschließlichen<br />
Wirtschaftszone der Philippinen gehört,<br />
jedoch kündigte Peking sofort an, diese Entscheidung<br />
nicht zu respektieren. Duterte dürfte nun<br />
einen Kompromiss suchen – anders als die außenpolitischen<br />
Falken in Washington zeigt er Vernunft.<br />
Dem Nachrichtensender Al Jazeera sagte er: «Was<br />
glauben Sie, was mit meinem Land geschehen wird,<br />
wenn ich mich für den Krieg entscheide? Wir können<br />
nur miteinander reden.»<br />
Putschgefahr in Manila<br />
Paul Craig Roberts wiederum meint, Duterte dürfte<br />
es im wesentlichen nur darum gehen, durch seinem<br />
Flirt mit Peking von Washington höhere Finanzhilfen<br />
zu bekommen. Gleichzeitig meint der ehemalige<br />
Vizefinanzminister der USA aber auch, Duterte<br />
«wäre besser vorsichtiger gewesen». Denn: «Washington<br />
wird nicht zulassen, dass Duterte die Philippinen<br />
ins chinesische Lager führt.» Roberts sieht<br />
die Gefahr eines Regimewechsels in Manila, bei<br />
dem die CIA die Fäden zieht. Dass Duterte demokratisch<br />
gewählt ist, würde dabei keine Rolle spielen.<br />
Jedenfalls bringen sich in Washington die Neokonservativen<br />
bereits gegen Duterte in Stellung.<br />
Boot etwa weist darauf hin, dass der philippinische<br />
Präsident «den Vereinigten Staaten schon seit Langem<br />
ideologisch feindselig gegenübersteht». Das<br />
kann man wohl sagen: Der asiatische Macho hat<br />
Obama einen «Hurensohn» und dessen Botschafter<br />
sogar einen «schwulen Hurensohn» genannt… Außerdem<br />
attestiert ihm Boot eine «ideologische Verbundenheit<br />
mit den autoritären Herrschern Chinas»;<br />
er führe sich, obwohl demokratisch gewählt, wie ein<br />
«Machthaber» auf.<br />
Durch die Aggression der USA<br />
starben 1,5 Millionen Filipinos.<br />
Der letzte Hinweis ist von besonderer Bedeutung:<br />
Immer, wenn die USA in irgendeinem Land auf einen<br />
Regierungswechsel hinarbeiten, wird demjenigen,<br />
der gestürzt werden soll, neben den üblichen<br />
Korruptionsvorwürfen unterstellt, er regiere mit diktatorischen<br />
Mitteln oder missbrauche schlichtweg<br />
die Macht, die ihm das Volk mit der Wahl verliehen<br />
habe. So ging dem Sturz der demokratisch gewählten<br />
Präsidenten Ägyptens und der Ukraine, Mohammed<br />
Mursi und Viktor Janukowitsch, eine entsprechende<br />
Propaganda-Offensive der USA voraus.<br />
Quasi als Beweis, dass Duterte alles andere<br />
als ein Demokrat sei, führt Boot auch an, dass der<br />
71-jährige Politiker in einer Rede zur Tötung von Drogenhändlern<br />
aufrief: «Er hat bereits den Rechtsstaat<br />
verletzt, als er Todesschwadronen losließ, die, wie<br />
es heißt, im Namen der Drogenbekämpfung mindestens<br />
1.900 Menschen getötet haben.» Auf «außergerichtliche<br />
Tötungen» von Drogenhändlern – rund<br />
3.000 kamen um – setzte auch der thailändische<br />
Premier Thaksin Shinawatra, der 2001 und 2005<br />
mit überwältigender Mehrheit gewählt worden war.<br />
2006 wurde er vom Militär gewaltsam gestürzt. Ein<br />
Menetekel für den Umgang mit Duterte?<br />
Volkstribun Duterte<br />
«Das Phänomen Rodrigo Duterte<br />
ist aber noch aus einem anderen<br />
Grund beunruhigend, und<br />
zwar wegen der echten Popularität<br />
des Präsidenten. Die Bürger<br />
der Philippinen haben ihn im klaren<br />
Bewusstsein seiner Radikalität<br />
gewählt. Auch Dutertes Kritiker<br />
geben zu, dass sein rücksichtsloser<br />
Antidrogenfeldzug<br />
breite Sympathie in der Bevölkerung<br />
genießt. In den Augen Vieler<br />
ist er nicht nur der Verfolger<br />
und Vertilger des Verbrechens,<br />
sondern der komplette Gegenentwurf<br />
zu einem verkommenen<br />
staatlichen und gesellschaftlichen<br />
System, in dem unten, auf<br />
der Straße und in den Slums,<br />
das Chaos herrscht und oben,<br />
in den Ministerien und Firmenzentralen,<br />
die Korruption.» (Zeit<br />
Online, 22.9.<strong>2016</strong>)<br />
Time nennt ihn den «Peiniger».<br />
Foto: TIME<br />
Bild links: Die US-Pazifikflotte<br />
umfasst 140.000 Soldaten. Foto:<br />
picture alliance / ZUMAPRESS.com<br />
Bild rechts: Chinas Volksbefreiungsarmee.<br />
Foto: picture alliance / AP<br />
Photo<br />
33
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Ein Schlupfloch für die Ratten<br />
_ von Pepe Escobar<br />
34<br />
Die Befreiung der Millionenstadt Mossul vom Islamischen Staat<br />
hat begonnen. Doch die Anti-IS-Koalition ist in sich zu zerrissen,<br />
um einen schnellen Sieg erreichen zu können. Und man wird den<br />
Verdacht nicht los, dass die US-Strategen einen ganz anderen Plan<br />
verfolgen.<br />
2010 war Mossul mit 2,9 Millionen<br />
Einwohnern die zweitgrößte<br />
Stadt des Irak. Foto: Azad Lashkari<br />
/ Reuters<br />
_ Pepe Escobar lebt in Sao Paolo/<br />
Brasilien und wird von dem<br />
früheren CIA-Analysten Ray McGovern<br />
als «der Beste» unter den<br />
Investigativjournalisten bezeichnet.<br />
Er schreibt für die in Hongkong<br />
erscheinende Tageszeitung «Asia<br />
Times». Der obige Text erschien<br />
auf Englisch auf der Webseite<br />
«informationclearinghouse.info»<br />
und wurde für den Abdruck in<br />
<strong>COMPACT</strong> leicht gekürzt.<br />
Der Vormarsch auf die zweitgrößte Stadt des Irak<br />
ist im Gang, aber das Befreiungsbündnis vereinigt<br />
ganz unterschiedliche Akteure mit unterschiedlichen<br />
Zielen: die 9. Division der irakischen Armee;<br />
die kurdische Peschmerga unter Führung des gerissenen<br />
und korrupten Opportunisten Masud Barzani;<br />
sunnitische Stammesfürsten; Zehntausende<br />
schiitische Milizen aus dem Süden Iraks; dazu US-<br />
Spezialkräfte und die Air Force. Im Hintergrund mischen<br />
auch türkische Sonderkommandos und Erdogans<br />
Luftwaffe mit. Damit sind Reibereien, Probleme<br />
und Ärger programmiert.<br />
Glanz und Elend<br />
Ebenso wie Aleppo ist auch Mossul buchstäblich<br />
eine Legende. Die Geschichtsbücher verzeichnen folgende<br />
Wegmarken: Gegründet wurde die Stadt als<br />
Niniveh vor 8.000 Jahren; im 7. Jahrhundert vor Christus<br />
war sie die Hauptstadt des assyrischen Reiches<br />
unter Sennacherib; im 6. Jahrhundert vor Christus<br />
wurde sie von Babylon (dem heutigen Bagdad) erobert;<br />
tausend Jahre später wurde sie vom neuen<br />
islamischen Imperium annektiert und von den Dynastien<br />
der Ummajaden und der Abbasiden regiert;<br />
vom 11. bis <strong>12</strong>. Jahrhundert war sie das Zentrum des<br />
mittelalterlichen Staates der Atabegs; unter osmanischer<br />
Herrschaft war sie im 16. Jahrhundert das<br />
wichtigste Zentrum eines Reiches, das vom Indischen<br />
Ozean über den Persischen Golf und das Tal des Tigris<br />
bis nach Aleppo und Tripoli am Mittelmeer reichte.<br />
Nach dem Sturz von Saddam<br />
brach in Mossul die Hölle los.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg wollte jeder Mossul<br />
kontrollieren. Aber es waren letztlich die Briten,<br />
die es schafften, die Türkei zu verdrängen und<br />
Frankreich zu überlisten, indem sie Mossul in ihre<br />
brandneue Kolonie, den Irak, eingliederten. Ab 1958<br />
war die arabisch-nationalistische Baath-Partei an<br />
der Regierung – bis zum Sturz Saddam Husseins<br />
2003. Danach brach die Hölle los: die US-Invasion<br />
und Besatzung; die stürmische Herrschaft der schiitischen<br />
Mehrheit unter der Regierung von Nuri al-<br />
Maliki in Bagdad; schließlich der Einmarsch des IS<br />
im Sommer 2014.
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Im historischen Rückblick zeigt sich eine erschreckende<br />
Parallele: Der Staat der Atabegs im 11. und<br />
<strong>12</strong>. Jahrhundert hatte ungefähr dieselben Grenzverläufe<br />
wie das künstliche und falsche IS-Kalifat von<br />
heute – zu dem sowohl Mossul wie auch das 600<br />
Kilometer entfernte Aleppo gehören.<br />
Schlacht um Aleppo<br />
Auch dort tobt jetzt eine gigantische Schlacht. Im<br />
Westen erzählt man uns, dass die «Achse des Bösen»<br />
(so die Etikettierung von Hillary Clinton), die<br />
aus Russland, dem Iran und dem «syrischen Regime»<br />
besteht, unerbittlich unschuldige Zivilisten und «gemäßigte<br />
Rebellen» bombardiert und so eine unvorstellbare<br />
humanitäre Krise geschaffen hat.<br />
Tatsächlich gehört jedoch die große Mehrheit der –<br />
mehrere tausend Mann umfassenden – «gemäßigten<br />
Rebellen» zur al-Sham-Front, die früher al-Nusra-Front<br />
hieß und sich als al-Qaida-Ableger in Syrien<br />
verstand. Deren Aufrüstung betreibt das Pentagon,<br />
und trotzdem haben die Truppen der Assad-Regierung<br />
mit russischer Luftunterstützung mittlerweile<br />
die von den Dschihadisten kontrollierten Stadtteile<br />
im Osten eingekesselt. Ein Regimewechsel in Syrien<br />
ist damit unmöglich geworden – und das macht die<br />
US-Strategen so narrisch. In ihrer Verzweiflung haben<br />
sie einen Plan B ersonnen: die Schlacht um Mossul.<br />
Der Plan des Pentagon ist auf trügerische Weise<br />
einfach: Es geht um das Auslöschen allen Einflusses<br />
der Assad-Regierung östlich von der im Frühjahr<br />
zurückeroberten Wüstenstadt Palmyra. Selbst<br />
wenn es innerhalb der nächsten Monate neben der<br />
Befreiung von Mossul auch noch eine Offensive gegen<br />
die IS-Hauptstadt Raqqa gäbe, bliebe in diesem<br />
Gebiet, das von Ostsyrien bis in den Westirak reicht,<br />
immer noch ein «salafistisches Fürstentum» übrig –<br />
genau in den Abmessungen wie auf einer Karte des<br />
US-Militärgeheimdienstes DIA aus dem Jahr 20<strong>12</strong>.<br />
Der Falludscha-Trick<br />
Der in London lebende syrische Historiker Nizar<br />
Nayouf bestätigte ebenso wie andere diplomatische<br />
Quellen, dass Washington und Riad vereinbart<br />
haben, Tausende falscher Kalifat-Dschihadisten<br />
aus Mossul gen Westen entkommen zu lassen,<br />
damit sie direkt nach Syrien fliehen und die dortigen<br />
Gotteskrieger verstärken. Ein Blick auf die Karte<br />
der Schlacht zeigt, dass Mossul tatsächlich von<br />
allen Seiten eingekesselt ist – außer von Westen.<br />
öffneten, noch bevor die irakischen Kampfflugzeuge<br />
auf den Konvoi der Terroristen zielen konnten.»<br />
Deswegen müssten «die irakische Armee und die<br />
Volksmilizen» den IS noch in Mossul schlagen, um<br />
sie nicht durch die gesamte Wüste bis nach Aleppo<br />
jagen zu müssen.<br />
Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow<br />
hat das Schlupfloch in Mossul erkannt: «Soweit<br />
ich weiß, ist die Stadt nicht vollständig umzingelt.<br />
Ich hoffe, es liegt daran, weil sie es nicht<br />
schaffen konnten, und nicht, weil sie es nicht wollten.<br />
Aber dieser Korridor birgt das Risiko, dass IS-<br />
Kämpfer (…) nach Syrien fliehen könnten.»<br />
Die Kämpfer des IS sollen von<br />
Mossul nach Aleppo getrieben<br />
werden.<br />
In jedem Fall stellt Mossul – sogar mehr als Aleppo<br />
– ein ernsthaftes humanitäres Problem dar. Das<br />
Internationale Komitee des Roten Kreuzes schätzt,<br />
dass bis zu einer Million Menschen in der Falle sitzen.<br />
Lawrow kommt direkt auf den Punkt, wenn er<br />
darauf aufmerksam macht, dass «weder der Irak<br />
noch seine Nachbarn derzeit die Kapazitäten haben,<br />
um eine derart große Zahl von Flüchtlingen unterbringen<br />
zu können. Dies hätte aber ein Faktor in der<br />
Planung der Mossul-Operation sein müssen».<br />
Aber darum ging es vermutlich nie. Für die USA<br />
hat oberste Priorität, dass das falsche IS-Kalifat irgendwo<br />
im östlichen Syrien überlebt – nur dann<br />
kann das Pentagon seine Intervention in Syrien und<br />
dem Irak unter dem Vorwand des «Kampfes gegen<br />
den Terrorismus» fortführen. Mehr als 15 Jahre nach<br />
9/11 ist es immer noch die gleiche Leier, mit der der<br />
Krieg gerechtfertigt wird.<br />
Erdogans Pläne<br />
Unterdessen bereitet die Türkei<br />
ihren spektakulären Eintritt<br />
in die Schlacht um Mossul vor,<br />
mit einem wahllos rumballernden<br />
Erdogan in vollem Ornat.<br />
Für ihn ist die Regierung in Bagdad<br />
nicht mehr als «der Verwalter<br />
einer Armee von Schiiten».<br />
Im Anschluss würde er gerne die<br />
syrischen Kurden aus der Stadt<br />
Manbidsch, die diese im Sommer<br />
dem IS abgenommen haben,<br />
wieder entfernen. Weiterhin<br />
bereiten Ankara und Washington<br />
eine Offensive gegen die<br />
IS-Hauptstadt Raqqa vor. Beides<br />
soll Erdogan helfen, seinen<br />
Traum von einer 5.000 km<br />
umfassenden «Sicherheitszone»<br />
in Nordsyrien zu realisieren.<br />
(Pepe Escobar)<br />
Recep Tayyip Erdogan<br />
Foto: Kremlin.ru<br />
Kurdische Petschmerga – hier<br />
im Oktober in Tel Kaif – sind Teil<br />
der Koalitionstruppen von Mossul.<br />
Foto: picture alliance / ZUMA-<br />
PRESS.com<br />
Was den Plan B der Amerikaner angeht, so hat<br />
der Hisbollah-Scheich Nasrallah das Ganze klar<br />
durchschaut: «Die Amerikaner beabsichtigen, das<br />
Komplott von Falludscha zu wiederholen, wo sie einen<br />
Fluchtweg für die IS-Milizen Richtung Ostsyrien<br />
35
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Die Ceska-Kontroverse<br />
_ von Radek Pokorny<br />
Was beweist eigentlich die Täterschaft des sogenannten NSU-Trios<br />
an den zehn Morden, die ihm zur Last gelegt werden? Im Zentrum<br />
steht die bei den Bluttaten verwendete Waffe, eine Ceska-83. Doch<br />
kaum beachtet von der Öffentlichkeit hat sich an der Aussagekraft<br />
dieses Beweisstückes ein heftiger Streit der Polizeiexperten<br />
entzündet.<br />
So wird das<br />
Phantasma von<br />
mächtigen rechtsradikalen<br />
Seilschaften<br />
genährt.<br />
Der Münchner Prozess gegen Beate Zschäpe<br />
neigt sich dem Ende zu, und noch immer haben die<br />
Ermittler keine DNA an den Tatorten der zehn Morde<br />
gefunden, die ihr oder ihren geselbstmordeten Freunden<br />
Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zugeschrieben<br />
werden können. Die Berliner Zeitung berichtete<br />
am 8. September aus dem Untersuchungsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages: «Der Ausschussvorsitzende<br />
Clemens Binninger (CDU) weist den BKA-Experten<br />
darauf hin, dass an keinem der 27 Tatorte von<br />
NSU-Verbrechen DNA-Spuren des NSU-Trios gefunden<br />
worden seien. Gleichzeitig habe man aber noch<br />
43 DNA-Muster gefunden, die bislang niemandem<br />
zugeordnet werden konnten.»<br />
Auch das Ablenkungsmanöver, den genetischen<br />
Fingerabdruck von Böhnhardt mit der Kinderleiche<br />
von Peggy Knobloch in Verbindung zu bringen, hat<br />
nur ein paar Wochen funktioniert: Ende Oktober<br />
musste die Polizei zugeben, dass die groß herausposaunte<br />
Spur auf eine labortechnische Verunreinigung<br />
von Fundstücken zurückgeht.<br />
heute, etwa in der Anklageschrift gegen Frau Zschäpe,<br />
als wissenschaftliche Erkenntnis der Ermittler<br />
präsentiert wird, ist das Ergebnis eines langen und<br />
heftigen Machtkampfes zwischen konkurrierenden<br />
deutschen Sicherheitsbehörden: Man kann sagen,<br />
dass der Mythos von der Tatwaffe Ceska-83 gegen<br />
einen ganzen Haufen stinksaurer bayerischer Kriminalpolizisten<br />
durchgesetzt worden ist.<br />
Rund dreieinhalb Jahre wohnte<br />
das angebliche NSU-Trio in dieser<br />
Zwickauer Wohnung. Foto: picture<br />
alliance / ZB<br />
Somit bleibt als kriminaltechnisch einwandfreies<br />
Beweismittel nur noch die Ceska-83, die im Brandschutt<br />
der Zwickauer Wohnung des Trios aufgefunden<br />
wurde. Mit ihr sollen neun der zehn Morde verübt<br />
worden sein. Doch stimmt das überhaupt? Was<br />
Geburt eines Mythos<br />
Nach dem Mord an Süleyman Tasköprü im Juni<br />
2001 in Hamburg war die Polizei aufgrund waffentechnischer<br />
Standard-Untersuchungen zu dem<br />
Schluss gelangt, dass man es nunmehr mit der dritten<br />
Tötung in Folge zu tun hatte, bei der immer dieselbe<br />
Pistole verwendet worden sei: Statt von Ceska-Morden<br />
sprach man aber von Döner-Morden, das<br />
verkaufte sich auf dem Boulevard besser. Damals<br />
war von einem Schalldämpfer oder gar einer Herkunft<br />
der Waffe aus der Schweiz, wie heute von der<br />
Bundesanwaltschaft vertreten, noch keine Rede. An<br />
diesen Fragen entzündete sich ein Machtkampf zwischen<br />
BKA und LKA Bayern.<br />
36<br />
Der Leser wird sich jetzt vielleicht fragen, wie<br />
es möglich ist, dass sich deutsche Ermittler in einer<br />
so wichtigen Mordsache uneins werden und zoffen.<br />
Die Hintergründe dieser Differenzen haben mit<br />
dem Föderalismus in Deutschland zu tun: Das Bundeskriminalamt<br />
ist eine kriminalpolizeiliche Bundesbehörde.<br />
Seine Aufgabe ist es, die Polizeibehörden<br />
der Länder in ihrer Ermittlungstätigkeit zu unterstüt-
zen und länderübergreifende Ermittlungen zusammenzuführen.<br />
In besonderen Fällen, die bundesweite<br />
oder internationale Bedeutung haben, kann das<br />
BKA auch direkt mit den Ermittlungen beauftragt<br />
werden. Dies war aber im Kontext der Ceska-Morde<br />
bis 2011 nicht der Fall.<br />
Zuständig für die Serie war vor 2011 das Landeskriminalamt<br />
Bayern, zu Anfang mit der Soko Halbmond<br />
und ab 2005 mit der BAO (Besondere Aufbauorganisation)<br />
Bosporus mit Sitz in Nürnberg.<br />
Parallel wurde trotzdem beim BKA eine eigene Ermittlungsgruppe<br />
(EG Ceska) mit Sitz in Meckenheim<br />
bei Bonn eingerichtet. Diese begann ab 2004 den<br />
Bayern Theorien aufzudrängen, die man in Nürnberg<br />
mit Kopfschütteln quittierte. Während die personalstarke<br />
BAO Bosporus um 2005 vielversprechenden<br />
Spuren in die Szene der internationalen Waffenhändler<br />
und geheimdienstlich angebundener Mafiosi<br />
nachging, tüftelte das BKA eigene Thesen zu<br />
Beschaffenheit und Herkunft der Tatwaffe aus.<br />
men sei. In bayrischen Sachstandsberichten wurden<br />
die Theorien der Experten aus Meckenheim demonstrativ<br />
ignoriert oder «unter ferner liefen» einsortiert.<br />
Anfang 2008 strich man den misstrauischen<br />
Bayern die BOA Bosporus personell zusammen, der<br />
Machtkampf drohte zu eskalieren. Als das BKA dann<br />
ankündigte, eine Öffentlichkeitsfahndung nach der<br />
angeblichen Schweizer Waffe durchzuführen, platzte<br />
den Bayern der Kragen. In einem hitzigen Schriftverkehr<br />
drohte man die Einschaltung von Ministerpräsident<br />
Günther Beckstein, ja sogar staatsanwaltschaftliche<br />
Maßnahmen gegen das BKA an.<br />
Das LKA Bayern wollte dem BKA<br />
den Staatsanwalt auf den Hals<br />
hetzen.<br />
Zwickauer Fundstück: Die Ceska-83<br />
war die Exportvariante der Ordonnanzpistole<br />
in der Tschechoslowakischen<br />
Volksarmee. Foto: picture<br />
alliance / Winfried Rothermel<br />
Die Schweizer Spur<br />
Das BKA redete den Bayern gehörig drein und<br />
brachte deren gestandene Ermittler zur Weißglut:<br />
Zunächst, 2004, hatte man Kraft Autorität der Bundesbehörde<br />
festgestellt, dass es sich um eine Waffe<br />
mit Schalldämpfer handeln musste. 2006 wurde<br />
angeblich Aluminiumabrieb an den Tatprojektilen<br />
festgestellt (was die Schalldämpfer-These erhärten<br />
sollte). Und 2008 legte man sich schließlich darauf<br />
fest, dass die Pistole aus der Schweiz gekom-<br />
Die 2010 ausgestrahlte Sendung von Aktenzeichen<br />
XY, in der schließlich die Herkunft der Tatwaffe<br />
aus der Schweiz öffentlich verkündet wurde, war<br />
für das BKA ein Sieg: Die Experten aus Meckenheim<br />
und Wiesbaden schrieben ihre Version der Ereignisse<br />
fest. Aber sind die Beweise des BKA auch belastbar?<br />
Aus heutiger Sicht muss man sagen: Nein.<br />
Die Aussagen von BKA-Beamten vor den diversen<br />
NSU-Untersuchungsausschüssen und im Fernsehen<br />
gaben nämlich nicht viel her: Nach Angaben<br />
der EG Ceska zeichnen sich die «Schweizer Ceskas»<br />
Das erste <strong>COMPACT</strong> Spezial wurde<br />
sogar im Münchner NSU-Prozess<br />
verwendet. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
_ Radek Pokorny schrieb in<br />
<strong>COMPACT</strong> 10/<strong>2016</strong> über den<br />
Ermittlungsstand zum Oktoberfestattentat<br />
1980.<br />
37
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
38<br />
Böse Panne<br />
Wie soll die Ceska aus der<br />
Schweiz nach Thüringen zum<br />
NSU gekommen sein? Der Neonazi<br />
Carsten Schultze wurde<br />
bei seiner Festnahme durch die<br />
GSG-9 am 1. Februar 20<strong>12</strong> erstmals<br />
dazu gehört. In der Pressemitteilung<br />
3/20<strong>12</strong> der Bundesanwaltschaft<br />
hieß es dazu:<br />
«Der Beschuldigte ist dringend<br />
verdächtig, (…) dem NSU 2001<br />
oder 2002 eine Schusswaffe<br />
nebst Munition verschafft zu<br />
haben.» Böse Sache: Der erste<br />
Mord mit der Ceska-83, an Blumenhändler<br />
Enver Simsek, war<br />
schon im Jahr 2000 begangen<br />
worden. Wie passt das damit<br />
zusammen, dass Schultze erst<br />
im Jahr darauf die Waffe übergeben<br />
haben soll? Die Bundesanwaltschaft<br />
ruderte zurück:<br />
Man habe sich vertan, was<br />
das «Zeitintervall» von Schultzes<br />
Übergabe betraf. Er habe<br />
die Waffe nämlich schon früher<br />
geliefert, wahrscheinlich im Jahr<br />
2000, korrigierte der Sprecher<br />
der Bundesanwaltschaft, Marcus<br />
Köhler, im Jahr 20<strong>12</strong>.<br />
Wie viele Waffen waren im<br />
Umlauf? Foto: Screenshot SRF via<br />
YouTube<br />
durch besondere Eindruckspuren am Hülsenboden<br />
aus. Laut Aussage des BKA-Experten Uwe Deetz<br />
sei ein «besonderes Produktionsverfahren» für diese<br />
angeblichen typischen Merkmale verantwortlich.<br />
Obwohl ein solches «besonderes Produktionsverfahren»<br />
nicht existiert, sondern alle Ceskas – auch die<br />
nicht an die Eidgenossen gelieferten – aus derselben<br />
Fertigung stammen, wurde die Falschbehauptung<br />
auch vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss<br />
im Jahre 2013 wiederholt.<br />
Wie war es möglich, dass das BKA eine These<br />
verbreiten konnte, die die Experten der BAO Bosporus<br />
bis zuletzt nicht übernehmen wollten? Schaut<br />
man sich die besagte Sendung Aktenzeichen XY<br />
heute zum Beispiel auf YouTube noch einmal an,<br />
fällt auf, dass Deetz bei seinem Auftritt wie ein<br />
stotternder Schüler wirkt, der seine Hefte vergessen<br />
hat. Überzeugung sieht anders aus. Im Zschäpe-<br />
Prozess wurden die Erkenntnisse des BKA mündlich<br />
vorgetragen, und weder von Seiten der Verteidiger<br />
noch von Seiten der Anklage oder des Gerichts war<br />
auch nur der leiseste Zweifel zu hören.<br />
Die Stasi-Connection<br />
Die Schweizer Spur ist für die Vertreter der<br />
staatsoffiziellen NSU-Theorie so wichtig, weil sich<br />
damit eine Beschaffung der Ceska über rein private<br />
Händler und Kuriere aus der Neonazi-Szene suggerieren<br />
lässt. Obwohl wichtige Details der Waffenübergabe<br />
weiterhin ungeklärt oder widersprüchlich<br />
sind (siehe Infobox), wird so das Phantasma<br />
von mächtigen rechtsradikalen Seilschaften genährt,<br />
die angeblich hinter der Mordserie stecken.<br />
Was die BKA-Ermittler unter den Tisch fallen lassen:<br />
Der tschechische Hersteller hat insgesamt 55<br />
Ceska-83 aus der Sonderedition mit Schalldämpfer<br />
verkauft, davon gingen 24 in die Schweiz, aber 31 an<br />
die DDR-Staatssicherheit. Für deren Verbleib gibt es<br />
nur zwei Möglichkeiten: Entweder gingen die Waffen<br />
des DDR-Geheimdienstes nach der Wiedervereinigung<br />
ganz regulär in den Bestand eines bundesdeutschen<br />
Dienstes über; dann müsste sich der Verbleib<br />
(oder die Vernichtung) der Pistolen zweifelsfrei<br />
dokumentieren lassen. Oder es kam im Zuge der Auflösung<br />
der DDR zu Irregularitäten. Dann könnten<br />
Stasi-Reste (oder eine mit diesen in Beziehung stehende<br />
andere Geheimdiensttruppe) im Besitz der 31<br />
Ceskas sein – Dunkelmänner, die kein Interesse daran<br />
haben, dass irgendjemand eine Verbindung zwischen<br />
ihnen und den NSU-Morden zieht und dumme<br />
Fragen stellt.<br />
Der Fundort der Tatwaffe im<br />
Brandschutt der Wohnung des<br />
NSU-Trios ist rätselhaft.<br />
Bleibt die Tatsache, dass die Mordwaffe Anfang<br />
November 2011 im Brandschutt der Zwickauer Wohnung<br />
des Trios gefunden wurde. Doch auch hier gibt<br />
es Merkwürdigkeiten: In den Ermittlungsakten wird<br />
fast allen sichergestellten Gegenständen ein genauer<br />
Fundort (zum Beispiel Wohnzimmer) und ein konkreter<br />
Finder (also ein Beamter mit Vorname, Nachname<br />
und Dienstbezeichnung) zugeordnet. Ausgerechnet<br />
bei der Ceska aber sind die Unterlagen<br />
unpräzise: Als Fundort wird «Brandschutt» angegeben,<br />
als Finder lediglich «Bereitschaftspolizei». Der<br />
Verdacht: Könnte die Waffe in der Nacht von 4. auf<br />
5. November 2011, als die Brandruine viele Stunden<br />
unbewacht war, dort deponiert worden sein?<br />
Dazu passt, was die Experten des Schweizer<br />
Waffenmagazins (SWM) in ihrer Ausgabe vom<br />
Juni 2013 an Fragen zu der Ceska-83 aufführen:<br />
«Zum Beispiel, wie man es dort schaffte, gravierte<br />
(nicht eingeschlagene!) und dann von der Täterschaft<br />
weggeschliffene Waffennummern wieder<br />
sichtbar zu machen. Etwa Zauberei? Oder bloßes<br />
Wunschdenken? Zweite Frage: Wo sind an der in<br />
den Medien präsentierten angeblichen Tatwaffe<br />
die Beschusszeichen an der rechten Griffstück seite<br />
geblieben? Etwa auch weggeschliffen? Welcher Kriminelle<br />
hat das je getan?» Der implizite Verdacht<br />
der Schweizer: Die als Mordwaffe präsentierte Ceska<br />
hatte nicht eine der Seriennummern, die den 24<br />
Waffen der Schweizer Charge zugerechnet werden<br />
kann, sondern eine andere; das hieße, sie stammt<br />
aus dem Stasi-Kontingent, das 1990 in den Besitz<br />
der BRD-Behörden überging…<br />
Die «Schweizer» Ceskas (unten) weichen in der Art des Nummerneinschlages<br />
von der angeblichen NSU-Waffe (oben) ab.<br />
Foto: Screenshot NSU Leaks
<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />
Dossier _ Seite 40–47<br />
Offensiv gegen Zensur<br />
Die Demokratie in Deutschland ist bedroht, die Opposition wird<br />
mundtot gemacht: Reden bei der Konferenz für Meinungsfreiheit von<br />
<strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> und beim zweiten Geburtstag von Pegida.<br />
Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
39
<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />
Die unheilige Allianz<br />
_ von Karl Albrecht Schachtschneider<br />
Deutschland wird beherrscht von Moralismus und Befindlichkeiten.<br />
Politik und Gerichte öffnen der Diffamierung von Bürgern durch die<br />
Lügenpresse Tür und Tor. So wird die Demokratie abgeschafft.<br />
Kampf der Gegenwart, und es geschieht alles, bis<br />
hin zu Gewalttätigkeiten durch die Antifa, um bereits<br />
jede Äußerung zugunsten des nationalen Prinzips<br />
zu unterbinden.<br />
Privilegien für die Mainstream-Presse<br />
40<br />
Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider<br />
sondiert die Rechtslage.<br />
Foto: Jörg Gründler<br />
Journalisten sind<br />
lediglich Werkzeuge<br />
der Verleger.<br />
_ Professor Dr. Karl Albrecht<br />
Schachtschneider ist einer<br />
der wichtigsten Staatsrechtler<br />
Deutschlands. Er führte Verfassungsklage<br />
unter anderem<br />
gegen die Einführung des Euro<br />
(1998), gegen den Lissabon-Vertrag<br />
(2009), gegen die sogenannte<br />
Griechenland-Hilfe (Mai 2010) und<br />
zuletzt gegen den Abschluss des<br />
CETA-Vertrages (Oktober <strong>2016</strong>). –<br />
Der obige Text ist ein Auszug aus<br />
der Rede, die Schachtschneider<br />
am 5. November auf der <strong>COMPACT</strong>-<br />
«Konferenz für Meinungsfreiheit»<br />
gehalten hat. Vollständig ist sie<br />
auf unserem YouTube-Kanal<br />
<strong>COMPACT</strong>TV zu sehen.<br />
Es gibt kaum ein Grundrecht, das so konstituierend<br />
ist für die Demokratie wie die Meinungsäußerungsfreiheit,<br />
also die Redefreiheit. Sie muss geschützt<br />
werden, und diese Schutzpflicht ist eigentlich<br />
auch anerkannt. Doch die Realität sieht leider<br />
anders aus. Genau diese Schutzpflicht wird eben gerade<br />
nicht wahrgenommen, das gilt insbesondere<br />
bei Demonstrationen. Dabei ist die Demonstrationsfreiheit<br />
doch nichts anderes als die Zusammenfassung<br />
von Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit.<br />
Und wer Demonstrationen zu verhindern sucht,<br />
macht sich daher strafbar. Aber wo sind die entsprechenden<br />
Strafverfahren, wenn das geschieht?<br />
Es gibt keine. Kein Wunder, denn an den Gegendemonstrationen<br />
nehmen ja die Pfarrer, die Oberbürgermeister,<br />
die Parlamentarier teil.<br />
Und wer meint, dass Deutschland eine Demokratie<br />
ist, hat irgendetwas staatsrechtlich nicht verstanden.<br />
Dagegen steht eine unheilige Allianz zwischen<br />
dem Kapitalismus und der Finanzindustrie<br />
auf der einen, sowie dem Internationalismus und<br />
Egalitarismus auf der anderen Seite – genau dieses<br />
Bündnis ist das Kennzeichen unserer Zeit. Beide<br />
Partner bekämpfen die Nationalität, die Souveränität,<br />
die Eigenständigkeit der Völker. Sie bekämpfen<br />
letztlich sogar die Charta der Vereinten Nationen,<br />
in der die Souveränität der Völker festgeschrieben<br />
steht. Denn nur die Völker in ihrer Unterschiedlichkeit<br />
und Eigenständigkeit bieten überhaupt eine<br />
Chance für das politische System der Freiheit und<br />
der Demokratie – und damit auch für den Rechtsstaat<br />
und den Sozialstaat. Das ist der ganz große<br />
Die größte Bedrohung ist dabei die Überlagerung<br />
unserer gesamten Rechtsordnung und sogar<br />
unserer gesamten Lebenswelt durch einen Moralismus.<br />
Gemeint ist natürlich jener materielle Moralismus<br />
– anders genannt: Political Correctness –,<br />
der sich durch bestimmte Maximen auszeichnet und<br />
diese überall in jeder Weise durchzusetzen versucht.<br />
Das geht bis zu einer regelrechten Gehirnwäsche,<br />
mit der gerade die großen Lügen ständig verbreitet<br />
und wiederholt werden – solange, bis die Menschen<br />
sie irgendwann einfach akzeptieren. Und wehe dem,<br />
der hier aus der Reihe tanzt. Man kann keine Meinung<br />
jenseits der Vorgaben dieses Moralismus mehr<br />
vertreten, ohne sofort ausgegrenzt zu werden.<br />
Die Mainstream-Presse wird seit langer Zeit<br />
durch die Rechtsprechung massiv privilegiert, indem<br />
eine ganz entscheidende Strafbestimmung<br />
nicht mehr zur Anwendung kommt: das Gesetz gegen<br />
die üble Nachrede. Sicher, Beleidigungen sind<br />
auch für die Presse strafbar. Für Verleumdungen gilt<br />
dasselbe. Aber wenn man jemanden in seiner persönlichen<br />
Ehre herabsetzt, dann ist das üble Nachrede.<br />
In solchen Fällen kann sich die Presse jedoch<br />
darauf berufen, dass sie nur die berechtigten Interessen<br />
wahrnimmt, die Öffentlichkeit zu informieren.<br />
Das ist eine enorme Schwächung gerade auch der<br />
politisch handelnden Bürger gegenüber der Presse,<br />
die dieses Recht meist zum Schaden des öffentlichen<br />
Diskurses und zum Schaden der Demokratie nutzt.<br />
Ein weiteres Problem kommt hinzu: Wir haben<br />
keine Organisation des Pressefreiheit, denn wirklich<br />
frei sind ja nur die Verleger und nicht die Journalisten.<br />
Diese machen als abhängig Beschäftigte<br />
genau das, was sie machen sollen. Andernfalls verlieren<br />
sie ihre Arbeit. Besser kann man Menschen<br />
nicht gängeln. Die wirkliche Freiheit haben nur die<br />
Verleger. Doch das sind nur ganz Wenige, und genau<br />
die haben das Sagen. Die Journalisten und Redakteure<br />
sind lediglich ihre kläglichen Werkzeuge.<br />
So, wie unsere Presse und auch das Fernsehen organisiert<br />
sind, hocholigarchisch mit der Tendenz zum<br />
Monopol, sind sie naturgemäß in der Hand derer,<br />
die das auch bezahlen können. Das ist ein ganz entscheidendes<br />
Element einer Plutokratie. Und eins ist<br />
klar: Plutokratie hat nichts mit Demokratie zu tun.
<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />
Antigone und der Funke der Freiheit<br />
_ von Oskar Freysinger<br />
Wir leben in einem Gefängnis, wo das Recht des Stärkeren gilt. Der westliche<br />
Materialismus ist der größte Feind menschlicher Selbstbestimmung, deren Aufbruch<br />
in der Antike begann und sich im christlichen Europa fortsetzte. Heute werden die<br />
traditionellen Werte fast überall zurückgedrängt – in das Vakuum strömt der fanatische<br />
Islam.<br />
Ich wage, meine geistige Freiheit radikal auszuleben.<br />
Und die beginnt und endet nun mal mit der<br />
Meinungs- und Äußerungsfreiheit.<br />
Als die Vorsitzende der AfD, Frauke Petry, von der<br />
Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz<br />
eingeladen, vor ein paar Monaten in Bern referieren<br />
sollte, kündigte das Hotel National kurzfristig den<br />
Mietvertrag. Als Grund wurde angegeben, dass die Sicherheit<br />
nicht gewährleistet werden könne. Die COM-<br />
PACT-Konferenz in Köln wurde aus demselben Grund<br />
obdachlos und musste nach Berlin verlegt werden.<br />
Als ich letzten Herbst auf Einladung der AfD an<br />
einer Veranstaltung in Essen teilnahm, musste diese<br />
bei Nacht und Nebel in einem entlegenen Landgasthof<br />
unter dem Schutz der balkanischen Mafia<br />
stattfinden. Die Autos wurden 500 Meter vom Veranstaltungsort<br />
geparkt, um nicht als Schrotthaufen<br />
zu enden. Die Einladung war wohlgemerkt rein vertraulich<br />
nur an Mitglieder versandt worden…<br />
Und warum diese vorsorglichen Maßnahmen?<br />
Weil neuerdings die von der Staatsgewalt subventionierten<br />
Antifa-Schlägertruppen in der deutschen<br />
Öffentlichkeit dafür sorgen, dass sich niemand versammelt,<br />
der nicht mit erhobener linker Faust die<br />
Internationale röhrt. Bei Ankündigung einer Konferenz<br />
werden vorab alle Teilnehmenden zur Abschreckung<br />
reichlich mit verbaler Gülle übergossen.<br />
Genügt das nicht, wird mit gewaltsamen Gegendemonstrationen<br />
gedroht, was dazu führt, dass<br />
Sokrates war das<br />
Sprachrohr der Befreiung,<br />
der Logos<br />
ihr Name.<br />
In einigen Schweizer Landgemeinden,<br />
wie hier in Glarus, finden<br />
Volksabstimmungen bis heute<br />
öffentlich statt. Foto: Adrian Sulc,<br />
CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons<br />
41
<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />
Auch in der Schweiz. Aber dort kann einer zu guter<br />
Letzt wenigstens zum Minister werden, wenn er<br />
widerstandsfähig genug ist. Das ist aber auch nur<br />
möglich, weil die Mitglieder der Kantonsregierungen<br />
durch das Volk gewählt werden! Nicht obwohl,<br />
sondern weil sie die Wahrheit zu sagen wagen; weil<br />
sie offen aussprechen, was der einfache Bürger nur<br />
mehr nachts unter der Bettdecke zu denken wagt,<br />
als hörte er wie zu Hitlers Zeiten Westradio.<br />
Die Wahlkampftheater in den USA und Frankreich<br />
sind nichts anderes als der Anschein von Demokratie,<br />
sie ersetzen die Zirkusspiele des alten<br />
Rom und nehmen, nach Friedrich Dürrenmatt, das<br />
schlimmstmögliche Ende, indem sie zur Groteske<br />
verkommen. Am Ende wird gar der Hofnarr zum König.<br />
Oder die Hure Babylon zur Königin, was noch<br />
zerstörerischer ist. Der Gott Mammon wird zur absoluten<br />
Pflicht erklärt.<br />
Selbsternannte Linke haben ihr<br />
eigenes Verständnis von Meinungsfreiheit.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
die Polizei die friedliche Konferenz verbietet, weil<br />
sie die Sicherheit der Teilnehmenden nicht gewährleisten<br />
könne.<br />
Wehe dem, der das Karussell des leichten Geldes<br />
verpasst. Er versinkt im Nichts. Die willigen Lakaien<br />
aber werden belohnt. Als Beweis dafür rufe<br />
man sich in Erinnerung, dass immer mehr politische<br />
Senkrechtstarter früher mal bei Goldman Sachs gearbeitet<br />
haben.<br />
42<br />
Der menschlichen<br />
Hybris wurden in<br />
der Schweiz Grenzen<br />
gesetzt.<br />
Im September ging das Auto von<br />
AfD-Chefin Frauke Petry in Flammen<br />
auf. Nach Angaben der Leipziger<br />
Polizei handelte es sich<br />
«höchstwahrscheinlich um Brandstiftung».<br />
Foto: Twitter, Marcus<br />
Pretzell<br />
Auf diese Weise erhält George Orwells Neusprech<br />
endlich Realitätswert: Krieg ist Frieden, heißt<br />
es in seinem Roman 1984, oder Freiheit ist Sklaverei.<br />
Im heutigen Europa heißt es: Linksfaschismus ist<br />
Antifaschismus.<br />
Die Wahrheit in Ketten<br />
Es ist aber noch eine andere Fehlentwicklung<br />
festzustellen: In Frankreich wurde der Essayist und<br />
Buchautor Eric Zemmour strafrechtlich verurteilt,<br />
weil er die Ghettobildung in den Banlieues bemängelte,<br />
den Inländervorrang befürwortete und behauptete,<br />
die meisten Drogendealer in Frankreich<br />
seien Afrikaner oder Araber – was er aufgrund offizieller<br />
Statistiken belegen konnte.<br />
Fazit: Die Wahrheit wird straffällig. Sie macht<br />
sich schuldig, die Wahrheit zu sein. Ich kann jedenfalls<br />
anhand der Statistiken meines Heimatkantons,<br />
wo ich unter anderem als Sicherheitsminister fungiere,<br />
nur bestätigen, dass in meinen Gefängnissen<br />
über 70 Prozent importierte Kriminelle ohne Schweizer<br />
Pass hocken!<br />
Ich bin bereit, den Preis für die Wahrheit zu zahlen,<br />
obwohl die Wahrheit keinen Preis hat, jedenfalls<br />
keinen anderen als den Brandanschlag gegen<br />
mein Haus, als übelste Beschimpfungen und Ehrabschneidung,<br />
als Ins-Gesicht-Spucken und Mobbing,<br />
was ich jahrelang über mich musste ergehen<br />
lassen.<br />
Kreon und die Hybris<br />
Einige Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung erschien<br />
ein befreiender Funke am griechischen Himmel.<br />
Sokrates war sein Sprachrohr und der Logos<br />
sein Name. Dieser Funke ermöglichte ein erstes Experiment<br />
angewandter Demokratie und öffnete einer<br />
radikalen Befreiung des menschlichen Bewusstseins<br />
die Tür. Später kam das Fleisch gewordene<br />
Wort hinzu.<br />
Beide zusammen begründeten ein außerordentliches<br />
zivilisatorisches Abenteuer, dessen Erben wir<br />
sind. Ich gebe zu, in der langen europäischen Geschichte<br />
wurden schwerwiegende Fehler begangen,<br />
es gab immer wieder Kriege, Genozide und finanzielle<br />
Zusammenbrüche.<br />
Trotzdem ging der Funke nie unter. Nicht an der<br />
Somme, in Verdun nicht, nicht in Stalingrad oder<br />
in Auschwitz, auch nicht im Dresdener Inferno, in<br />
Katyn oder im Bauch der Wilhelm Gustloff. Brände<br />
und Flutwellen kamen und gingen, doch der Funke<br />
tanzte trotz der schrecklichen Verirrungen weiter<br />
über den Wassern und über unserer abendländischen<br />
Erde.<br />
Er begründete zugleich unseren prometheischen<br />
Willen, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen<br />
und als «schmerzliche durchseuchte Götter», wie es<br />
bei Gottfried Benn heißt, ein völlig neues Verständnis<br />
des Zusammenlebens zu begründen.
<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />
Dieser Funke entsprang im alten Griechenland<br />
nicht nur dem Geist des Sokrates, sondern auch bei<br />
Sophokles’ furiosem Streitgespräch zwischen Antigone<br />
und Kreon; er sprang auf uns über aus dem Zusammenprall<br />
zwischen der Hybris des Gottmenschen<br />
Kreon und den ungeschriebenen Gesetzen der Antigone,<br />
denen wir unsere Menschlichkeit verdanken.<br />
Tausend Wüsten, stumm und kalt<br />
Das alte Europa nährt seine angeblichen äußeren<br />
Feinde am eigenen Busen. Der Islamismus ist nur<br />
darum stark, weil wir schwach geworden sind. Weil<br />
wir der plumpen Gewalt auf der einen und der langsamen<br />
aber stetigen Islamisierung auf der anderen<br />
Seite nichts mehr anderes entgegenzusetzen haben<br />
als geistige Leere. Diese geistige Leere lädt die Barbarei<br />
geradezu ein, das Vakuum zu besetzen, das wir<br />
geschaffen haben, denn die Natur hasst die Leere<br />
und füllt sie mit dem auf, was am dichtesten drängt!<br />
Aus Unachtsamkeit und Trägheit haben wir unsere<br />
Grenzen und Identitäten, haben wir unser Miteinander<br />
zerstört und durch ein ständig wachsendes<br />
Gegeneinander und Chaos ersetzt. «Tausend Wüsten<br />
stumm und kalt» (Friedrich Nietzsche) sind aber<br />
kein Freiheitsraum, sondern ein riesiges Gefängnis,<br />
in dem nur die Stärksten überleben. Und daran sind<br />
wir selber schuld, niemand anders. Während wir<br />
ziellos unseren Lippenbekenntnissen hinterherrennen,<br />
setzt der Islamismus rücksichtslos seine Agenda<br />
durch, weil er ein Ziel hat und diesem Ziel alles<br />
unterordnet. Auch uns. Auch unsere Werte. Und unsere<br />
Rechte.<br />
Der Islamismus ist darum stark,<br />
weil wir schwach geworden sind.<br />
weil sich die Schweizer Bürger von Anfang an vor<br />
Machtballungen und vor der Perversion der Macht<br />
in Acht zu nehmen wussten.<br />
Sie schufen ein den Zyklen und organischen Mechanismen<br />
der Natur abgeschautes System, das<br />
sich selbst regeneriert und Ungleichgewichte immer<br />
wieder harmonisch ausbalanciert. Der menschlichen<br />
Hybris wurden durch dieses System Grenzen<br />
gesetzt, die der einzelne Mensch, insbesondere der<br />
Machtmensch, sich selber nicht zu setzen vermag.<br />
In der Schweiz wurde der Dharma des Buddha auf<br />
seltsame Weise zur Wirklichkeit. Die ungeschriebenen<br />
Gesetze der Antigone wurden zur Wirklichkeit.<br />
Statt wie in üblichen demokratischen Systemen<br />
auf eine Abfolge von Konfrontationen zu bauen,<br />
setzte man in der Schweiz auf den Einbezug aller<br />
signifikanten Kräfte in die Staatsgeschäfte, auf<br />
Zusammenarbeit und Kollegialität. Begleitend wurde,<br />
über den Föderalismus, der üblichen horizontalen<br />
Gewaltentrennung eine starke vertikale Gewaltentrennung<br />
hinzugefügt. Die Rolle des obersten<br />
Schiedsrichters und Souveräns, der das letzte Wort<br />
spricht, behielt sich das Volk durch die direkte Demokratie<br />
selber vor.<br />
Dadurch konnte in der Schweiz der soziale Friede<br />
gewährleistet werden. Die in die Entscheidungen<br />
einbezogenen Bürger identifizieren sich völlig<br />
mit dem Staatsapparat, dessen Grundpfeiler sie<br />
sind. Als Milizparlamentarier bleiben sie eng mit<br />
ihren Mitbürgern verbunden und als Milizsoldaten<br />
setzen sie sich persönlich für die Sicherheit ihres<br />
Landes ein. Kommen, dienen und wieder gehen, so<br />
kann die Laufbahn eines Schweizer Politikers beschrieben<br />
werden.<br />
Oskar Freysinger.<br />
Foto: Jürg Gründler<br />
_ Oskar Freysinger vertrat zehn<br />
Jahre lang die Schweizerische<br />
Volkspartei (SVP) im Berner<br />
Bundesparlament, bevor er in<br />
seinem Heimatkanton Wallis<br />
Verantwortung als Minister übernahm.<br />
Im Jahr 2008 war er einer<br />
der Initiatoren des – schließlich<br />
erfolgreichen – Volksentscheids<br />
zum Baustopp von Minaretten.<br />
Neben seiner politischen Tätigkeit<br />
schreibt Freysinger Romane, ist<br />
Mitglied des serbischen Schriftstellerverbandes<br />
und Träger eines<br />
Lyrikerpreises. – Der obige Text ist<br />
ein Auszug aus der Rede, die er<br />
am 5. November auf der <strong>COMPACT</strong>-<br />
»Konferenz für Meinungsfreiheit»<br />
gehalten hat. Vollständig ist sie<br />
auf unserem YouTube-Kanal<br />
<strong>COMPACT</strong>TV zu sehen.<br />
Tortenangriff auf AfD-Co-Chef Jörg<br />
Meuthen im August. Foto: Screenshot<br />
YouTube<br />
Der zivilisatorische Anfangsfunke war noch nie<br />
so bedroht wie heute. Wir können hier Kassandra<br />
spielen, so viel wir wollen, und vor dem trojanischen<br />
Pferd warnen: Europa wird fallen, wenn<br />
wir uns nicht selber beim Schopf packen und dort<br />
zu handeln anfangen, wo niemand mit seinem Besen<br />
für uns die Arbeit verrichten kann: vor unserer<br />
eigenen Türe!<br />
Der helvetische Ausgleich<br />
Dabei bräuchte es nur ein Aufleuchten des kleinen,<br />
unter der Asche verborgenen Funkens, um uns<br />
wiederzubeleben und widerstandsfähig zu machen.<br />
Dieser Funke besteht zur Zeit noch in meinem Herkunftsland,<br />
in der Schweiz. Zwar ist er auch dort von<br />
der grassierenden Feigheit und Unterwürfigkeit gewisser<br />
Eliten bedroht, aber er hat bisher überlebt,<br />
43
<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />
44<br />
Für ein Europa<br />
der Freiheit<br />
Die sieben Forderungen, die<br />
Oskar Freysinger am Ende seiner<br />
Rede auf der <strong>COMPACT</strong>-Konferenz<br />
am 5. November vorgetragen<br />
hat:<br />
1. Die Zukunft Europas liegt in<br />
Europa selbst und nicht darin,<br />
der Stiefelknecht des amerikanischen<br />
Imperiums zu sein.<br />
2. Der Reichtum Europas liegt<br />
in seiner Vielfalt. Denn Vielfalt<br />
bedeutet Auswahl und Auswahl<br />
bedeutet Freiheit.<br />
3. Darum ist ein föderalistisches<br />
Europa der Vaterländer nach<br />
Schweizer Art der einzig mögliche<br />
Weg aus der heutigen Sackgasse.<br />
Zentralismus, Nivellierung<br />
und Selbstverleugnung<br />
haben ihre Grenzen gezeigt und<br />
müssen durch das wiedergefundene<br />
Selbstbewusstsein kooperierender,<br />
überschaubarer, historisch<br />
gewachsener Gebilde,<br />
sprich Nationen, ersetzt werden.<br />
4. Die Zukunft Europas liegt<br />
in der Kooperation mit Russland,<br />
nicht in der Konfrontation<br />
mit der orthodoxen Welt, deren<br />
Werte mit den unseren übereinstimmen,<br />
weil sie demselben<br />
Born entsprungen sind.<br />
5. Das elitäre Gebaren der heutigen<br />
Machtfunktionäre muss<br />
durch direktdemokratische<br />
Mechanismen ersetzt werden,<br />
die es den Völkern erlauben, ihr<br />
Schicksal konkret mitbestimmen<br />
zu können, bevor es zu spät ist.<br />
6. Die unbeschränkte Versammlungs-<br />
und Ausdrucksfreiheit ist<br />
wiederherzustellen.<br />
7. Die Kultur, die Geschichte und<br />
die Werte der abendländischen<br />
Welt müssen wieder vermittelt<br />
und hochgehalten werden, damit<br />
Europa seine Seele wiederfindet<br />
und nicht zum Parkhaus des globalen<br />
Supermarktes verkommt.<br />
Logo der verbotenen <strong>COMPACT</strong>-<br />
Konferenz in Köln. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />
Die Schweiz ist das Paradebeispiel der Ars Vivendi,<br />
der Lebenskunst. Der Islam ist im Gegensatz dazu<br />
eine Ars Moriendi. Dort wird ständig getötet und gewaltsam<br />
gestorben, sind Ehrenmorde und Blutrache<br />
konstitutive Elemente des Weltverständnisses. Darum<br />
kommt die islamische Welt nie zur Ruhe, darum<br />
wird es immer wieder Selbstmordattentate geben,<br />
deren Opfer in überwältigender Mehrheit die Moslems<br />
selber sind.<br />
Was unsere eigene, moderne, das heißt atheistisch-materialistische<br />
Welt angeht, steht es nicht<br />
besser. Nur ist dort die Unterscheidung zwischen<br />
Tod und Leben hinfällig geworden, weil die lebendig<br />
Toten allmählich überhand nehmen.<br />
Die Versuchung Christi<br />
Dabei gäbe es einen dritten Weg zwischen dem<br />
Nihilismus des Wertrelativismus und dem engstirnigen<br />
Dogmatismus der Islamisten. Diesen Weg<br />
scheint uns paradoxerweise das heutige Russland<br />
zu weisen, das nicht dadurch einen Gegenpol zu den<br />
USA darstellt, weil es eine konkurrierende Großmacht<br />
ist, sondern weil seine Politik dem Dharma<br />
verpflichtet ist und der Hybris der Angelsachsen<br />
die Demut der orthodoxen Welt entgegenstellt.<br />
Russland wehrt sich zur Zeit eher erfolgreich gegen<br />
die zerstörerische Expansionspolitik der amerikanischen<br />
Hybris. Sollte es unterliegen, ist unsere<br />
Zivilisation endgültig am Ende.<br />
Eine Zivilisation, die uns gelehrt hat, unsere animalischen<br />
Triebe zu transzendieren und über uns<br />
selbst hinaus zu wachsen. Eine Zivilisation, die in<br />
allen wissenschaftlichen und künstlerischen Bereichen<br />
Großartiges geleistet hat. Denken wir an die<br />
drei Versuchungen Christi in der Wüste, als ihn der<br />
Teufel auf einen Berg entführt: die wirtschaftliche<br />
Versuchung (Steine in Brot verwandeln), die technologische<br />
Versuchung (ins Leere springen und von<br />
Engeln aufgefangen werden), die politische Versuchung<br />
(sich vor dem Teufel verbeugen).<br />
Christi lehnt alle drei ab, denn seine Macht ist<br />
eine andere. Vor ihr verblassen die herrlichsten Teufeleien.<br />
Doch genau diese drei Versuchungen sind<br />
die Götzen, denen die moderne europäische Gesellschaft<br />
zum Opfer gefallen ist:<br />
Der Glaube an die Allmacht der Wirtschaft und<br />
der Technologie führt uns im Verbund mit unserer<br />
Unterwerfung unter eine sich selbst genügende<br />
Machtballung zur Sklaverei und zur Entmenschlichung.<br />
Was uns blüht, ist eine seelenlose Existenz<br />
als Instrumente selbsternannter Gottmenschen, die,<br />
je mehr sie die Natur zu unterwerfen glauben, umso<br />
stärker von ihr unterworfen werden, wie das C.S. Lewis<br />
in seinem Essay The abolition of man (Die Abschaffung<br />
des Menschen) treffend aufgezeigt hat.<br />
Was uns blüht, ist eine seelenlose<br />
Existenz als Instrumente selbsternannter<br />
Gottmenschen.<br />
Christi Freiheit ist eine völlig andere. Sie kennt<br />
keine Grenzen und Bedingungen. Sie schafft Harmonie<br />
und lehnt sich respektvoll an die Natur an. Sie<br />
blüht im liebenden Herzen des Menschen. Auch die<br />
vor lauter Missbrauch abgewetzten Begriffe Freiheit,<br />
Brüderlichkeit und Gleichheit sind kein Ersatz<br />
für die vorbehaltlos liebende Seele. Denn Freiheit<br />
ohne Nächstenliebe zerstört die Brüderlichkeit<br />
durch Isolierung und Materialismus und zersetzt die<br />
Gleichheit durch Neid und Eifersucht.<br />
Thukydides – schon wieder ein alter Grieche –<br />
schrieb einst, dass die Stärke einer Stadt weder<br />
in ihren Mauern noch in ihren Kriegsschiffen liege,<br />
sondern im Charakter ihrer Bürger. Charakter haben<br />
bedeutet aber weder, allen gefallen zu wollen,<br />
noch sich vor den Mächtigen zu verbeugen, noch<br />
jedes abnorme Verhalten aus Feigheit und Trägheit<br />
als Norm zu akzeptieren. Charakter bedeutet Widerstand<br />
gegen das Oberflächliche, das zu Einfache und<br />
Gemeine. Dabei geht es nicht darum, selber zu Göttern<br />
zu werden, nur weil wir den Gott unserer Väter<br />
von seinem Sockel gestürzt haben.<br />
Es geht darum, Menschen zu sein. Und was verhilft<br />
uns zu unserer Menschlichkeit? Die ungeschriebenen<br />
Gesetze in uns, Zeus in uns! Der Funke Ewigkeit,<br />
der tief in uns drin liegt und uns doch unendlich<br />
übersteigt. Genau dieser uns übersteigende göttliche<br />
Funke macht uns wirklich frei, weil er sich jeder<br />
Kontrolle entzieht, weil er weder der Zeit noch<br />
dem Raum unterworfen ist.<br />
Die Antifa kleidet sich bevorzugt in SS-Schwarz. Foto: picture<br />
alliance / NurPhoto
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
Wir bleiben, bis wir siegen<br />
_ von Lutz Bachmann<br />
Pegida ist nur der Anfang. Der Gründer der Dresdner Montagsbewegung sagt: Wenn<br />
die Opposition einig ist, kann Deutschland das Merkel-Regime überwinden. Dazu<br />
muss auch die AfD über ihren Schatten springen.<br />
Pegida hat vor zwei Jahren in Dresden begonnen,<br />
und wir haben die Deutungshoheit in Dresden<br />
massiv verschoben. Die Menschen in Sachsen haben<br />
ein super Bauchgefühl und wissen, wenn etwas<br />
schief läuft. Deshalb ging auch von Sachsen<br />
die Wende aus.<br />
Ich bin viel im Westen unterwegs gewesen. In<br />
den letzten vier Monaten habe ich mich von dort etwas<br />
zurückgezogen. Wenn man sieht, dass im Kalifat<br />
Nordrhein-Westfalen schon 35 Prozent der eingeschulten<br />
Kinder Muslime sind… Wenn dort nicht<br />
bald etwas geschieht in Richtung Remigration oder<br />
echter Integration, sehe ich für Westdeutschland<br />
schwarz. Wir hatten viele Pegida-Ableger im Westen.<br />
Aber es waren meistens Einzelkämpfer, und<br />
ohne Vernetzung kann man sowas, wie wir es in<br />
Dresden geschaffen haben, nicht aufbauen. Die<br />
wichtigste Botschaft ist der Zusammenhalt.<br />
Warum ist Pegida so erfolgreich? Weil sich Medien<br />
und Politik derart über uns echauffiert haben,<br />
dass wir uns auf der Straße zusammentun. Es ist<br />
unser größter Verdienst, dass sie sich damit selbst<br />
enttarnt und die Maske vom Gesicht gerissen haben.<br />
Wir müssen die Deutungshoheit noch weiter verschieben.<br />
Dazu bedarf es der Solidarität. Wenn ich<br />
die Worte höre, die wir heute wieder sprechen, fühle<br />
ich mich erinnert an die Zeit von 1988 und 1989.<br />
Auch damals war Solidarität offiziell sehr beliebt.<br />
Doch als es dann wirklich zu dieser Solidarität kam,<br />
da waren diese Menschen plötzlich übelste Pöbler,<br />
Hetzer, subversive Elemente.<br />
Wir brauchen drei Elemente des Widerstandes.<br />
Das eine ist der parlamentarische Arm, in Deutschland<br />
die AfD. Der zweite Arm ist Pegida. Wir müssen<br />
auf der Straße den Druck erhöhen und dürfen<br />
uns nicht zersplittern. Es sollte versucht werden, es<br />
wie 1989 in zwei oder drei Städten hochkochen zu<br />
lassen. Dann gibt es einen dritten Arm: Das ist die<br />
Identitäre Bewegung – die Aktivisten, die wirklich<br />
etwas tun. Wenn diese drei Arme Hand in Hand gehen,<br />
dann werden wir etwas bewegen in diesem<br />
Land. Lasst uns gemeinsam an einem Strang ziehen,<br />
dann holen wir uns unser Land zurück.<br />
Wir haben vor anderthalb Jahren bei Pegida ein<br />
19-Punkte-Programm herausgebracht, und ich fand<br />
es ganz interessant, was Sahra Wagenknecht im<br />
Bundestag dazu gesagt hatte: Von den 19 Punkten<br />
sind 17 in Arbeit oder zum Teil schon erfüllt. Aber<br />
es sind nur Lippenbekenntnisse. Wir brauchen kein<br />
neues Einwanderungsgesetz, wir brauchen keine<br />
neuen Abschiebegesetze. Das einzige, was wir<br />
brauchen, ist, dass die bestehenden Gesetze konsequent<br />
umgesetzt werden.<br />
Merkel ist Honecker<br />
Wenn ich unser Warmluftgebläse Horst Seehofer<br />
in Bayern sehe – das ist für mich nichts anderes als<br />
geschickter Wahlkampf. Am Ende des Tages kriecht<br />
er wieder vor Mutti zu Kreuze, und dann werden die<br />
Posten verhandelt. Wenn ich mir Angela Merkel anschaue:<br />
Sie lebt in einer vollkommen eigenen Welt.<br />
Manchmal denke ich, es ist wie damals bei Honecker.<br />
Sie weiß gar nicht mehr, was an der Basis passiert,<br />
weil das von ihr abgeschirmt wird, damit die<br />
ganzen kleinen Könige ihre Pöstchen hin- und herschieben,<br />
ihr Geld verdienen, sich ihre Taschen füllen<br />
können.<br />
Es schreien immer alle: Merkel muss weg. Reicht<br />
das? Es reicht nicht. Alle diese Mittäter müssen<br />
weg. Damit bin ich wieder beim Wahlspruch von<br />
Pegida. Wir sind gekommen, um zu bleiben – und<br />
wir bleiben, bis wir siegen.<br />
Angebot an<br />
Frauke Petry<br />
Pegida wird seit jeher von<br />
Frauke Petry abgelehnt – im<br />
Unterschied zu anderen AfD-<br />
Größen wie André Poggenburg,<br />
Björn Höcke oder Alexander<br />
Gauland. Die Fronten waren zeitweise<br />
so verhärtet, dass Pegida<br />
mit einem eigenen Wahlantritt<br />
drohte. Doch seit einiger Zeit<br />
versucht Bachmann, das Verhältnis<br />
zur AfD-Chefin zu entspannen:<br />
Von einer Konkurrenz<br />
an der Wahlurne ist nicht mehr<br />
die Rede, und Frau Petry wurde<br />
Anfang Oktober herzlich zu einer<br />
Rede beim Pegida-Geburtstag<br />
eingeladen. Auf der <strong>COMPACT</strong>-<br />
Konferenz setzte Bachmann die<br />
Charme-Offensive fort: Er werde<br />
gerne auf einen Kundgebungsauftritt<br />
verzichten, wenn die<br />
Umworbene ihren Auftritt bei<br />
der Bürgerbewegung davon<br />
abhängig mache.<br />
Bild links: Lutz Bachmann Foto:<br />
Jürg Gründler<br />
Am Ende des Tages<br />
kriecht Seehofer<br />
immer wieder vor<br />
Mutti zu Kreuze.<br />
_ Lutz Bachmann, 43 Jahre alt, ist<br />
das Gesicht von Pegida. Gestartet<br />
im Oktober 2014, erlebte diese<br />
mit über 40.000 Teilnehmern im<br />
Januar 2015 ihren Höhepunkt. Zum<br />
2. Geburtstag von Pegida konnte<br />
Bachmann am 16. Oktober <strong>2016</strong><br />
wieder 15.000 Menschen vor der<br />
Semperoper begrüßen. – Der obige<br />
Text ist ein Auszug aus der Rede,<br />
die er am 5. November auf der<br />
<strong>COMPACT</strong>-«Konferenz für Meinungsfreiheit»<br />
gehalten hat. Vollständig<br />
ist sie auf unserem YouTube-Kanal<br />
<strong>COMPACT</strong>TV zu sehen.<br />
45
<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />
Hoffnung aus dem Osten<br />
_ von Götz Kubitschek<br />
Warum demonstrieren in Dresden regelmäßig Tausende gegen<br />
den Asylwahnsinn – und in Düsseldorf nicht? Warum zieht die AfD<br />
in den neuen Bundesländern nicht nur die Wähler, sondern selbst<br />
Politiker der Altparteien inhaltlich immer mehr an sich heran? Überlegungen<br />
zum zweiten Jahrestag von Pegida.<br />
gäbe es keinen Widerstand gegen das, was er uns<br />
zumutet? Ist Deutschland das «Land der unbegrenzten<br />
Zumutbarkeiten»? Ist das, was wir tun, am Ende<br />
nicht doch ein zu ungleicher Kampf?<br />
Ja und nein: Ja, weil dieser sein eigenes Volk<br />
missachtende Apparat über geradezu grotesk große<br />
finanzielle, personelle, administrative und mediale<br />
Mittel verfügt – und sie gegen uns einsetzt,<br />
auf allen Ebenen. Nein, weil er sich dabei selbst<br />
entlarvt. Was muss der Apparat doch für Kanonen<br />
auffahren, um diese von ihm als lächerliche Minderheit<br />
bezeichneten Widerständler in die Deckung<br />
zu zwingen!<br />
Dieses harte, aber unfaire Duell der vier Guten<br />
gegen den einen Poggenburg verfestigte auf der einen<br />
Seite natürlich die Macht des Apparats, aber auf<br />
der anderen Seite entlarvte es das dreckige Spiel.<br />
Ich will drei dieser Gegner kurz beschreiben. Es ging<br />
ja um die Frage, was da los sei in Dresden, wo man<br />
(also wir) auf die Einheit pfeife, obwohl man doch<br />
dankbar sein müsste für die schönen neuen Autobahnen,<br />
die tollen Einkaufsmöglichkeiten und renovierten<br />
Häuser.<br />
Die Visage der BRD<br />
46<br />
André Poggenburg mit Matthias<br />
Platzeck bei hart aber fair.<br />
Foto: Screenshot ARD via YouTube<br />
_ Götz Kubitscheks hier<br />
dokumentierte Rede, die er am 16.<br />
Oktober auf der Kundgebung zum<br />
zweiten Geburtstag von Pegida<br />
hielt, wurde für den Abdruck leicht<br />
gekürzt.<br />
Am vergangenen Montag schaute ich mir wieder<br />
einmal eines dieser beliebten, aus Zwangsgebühren<br />
finanzierten Spielchen «Vier gegen Einen» im<br />
Fernsehen an. Der AfD-Landesvorsitzende aus Sachsen-Anhalt,<br />
André Poggenburg (übrigens ein Pegida-<br />
Spaziergänger der ersten Stunde) gegen vier andere<br />
Gäste: hart aber fair heißt die Sendung; hart war‘s,<br />
fair nicht, aber was können wir erwarten von solchen<br />
Versuchsanordnungen? Poggenburg jedenfalls<br />
schlug sich wacker für uns alle, verteidigte unseren<br />
gerechten Zorn und unsere Teilhabe an jenem denkwürdigen<br />
3. Oktober in Dresden, an dem es nicht<br />
ganz so glatt lief für die Oberhäupter unserer Nation.<br />
Aber seien wir ehrlich: Sind wir jetzt schon zufrieden<br />
damit, dass sich Frau Merkel und Herr Gauck<br />
ein paar harte Worte anhören mussten? Können und<br />
dürfen wir die Lage in unserem Land heute hoffnungsvoller<br />
beschreiben als noch vor zwei Jahren?<br />
Oder müssen wir unsere Widerstandsbemühungen<br />
als das beschreiben, was sie sind: als ein noch immer<br />
nicht wirklich wirkungsvolles Anrennen gegen<br />
einen Staatsapparat, der einfach weitermacht, als<br />
Es saß da in der Runde sehr selbstzufrieden Michael<br />
Jürgs. Er war von 1986 bis 1990 Chefredakteur<br />
des <strong>Magazin</strong>s Stern, und er war einer der ganz<br />
hartnäckigen Gegner, ja: Kaputtschreiber der deutschen<br />
Wiedervereinigung. Jürgs ist für mich, Entschuldigung!,<br />
die «Visage der linksliberalen BRD»:<br />
ein Typ, der sein Politologie- und Germanistik-Studium<br />
abbrach und trotzdem von einem Stuhl auf den<br />
nächsten nach oben gehoben wurde, kurz: Karriere<br />
machte – aus einem einzigen Grund: Es bekam damals<br />
im Zuge der 68er-Bewegung jeder eine Stelle,<br />
der einen Bleistift richtig herum halten konnte,<br />
und es machte jeder Karriere, der sich zum moralischen<br />
Richter der Kriegsgeneration aufschwang.<br />
Jürgs und sein Drecksblatt hätten die Deutsche Einheit<br />
am liebsten verhindert, und weil ihm das nicht<br />
gelang, muss er seither über die Ossis im Allgemeinen<br />
und die Sachsen im Besonderen herziehen, und<br />
ich will nun mal alle Zurückhaltung aufgeben und<br />
Folgendes feststellen:<br />
Neben Jürgs saß Armin Laschet, CDU-Chef in<br />
Nordrhein-Westfalen, und der bot, was man von<br />
ihm erwartete. Ich las einmal, dass der Unterschied<br />
zwischen den Wessis und den Ossis grob gesagt<br />
in einem unterschiedlichen Blick auf das bestehe,
<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />
was Deutschland sei: Für die Westdeutschen sei<br />
Deutschland die Bundesrepublik, für die Ostdeutschen<br />
sei Deutschland Deutschland, also etwas, das<br />
oberhalb eines politischen Systems liege. Was bedeutet<br />
das?<br />
Kurz gesagt: Wer in der DDR zu leben hatte, erlebte<br />
den Untergang eines Systems, lebte aber zuvor<br />
und danach in Deutschland und begriff, dass es<br />
da etwas gibt, das beständiger ist als eine politische<br />
Ordnung. Diese Erfahrung geht den Westdeutschen<br />
ab, sie verwechseln ständig das politisch erfolgreiche<br />
System mit Deutschland selbst, und das<br />
macht sie blind für die Gefahr, in der unser Vaterland<br />
schwebt.<br />
Wenn diese Blindheit ein Gesicht hat, dann<br />
ist es das der Aachener Frohnatur Laschet. Und<br />
wenn Reichspräsident Friedrich Ebert einst sagte:<br />
«Wenn der Tag kommt, an dem die Frage auftaucht:<br />
Deutschland oder die Verfassung, dann werden wir<br />
Deutschland nicht wegen der Verfassung zugrunde<br />
gehen lassen» – dann würde Laschet genau dies<br />
tun: Deutschland zugrunde gehen lassen. Er ist die<br />
fleischgewordene Wohlfühlzone, er verbreitet die<br />
Atmosphäre eines 24-Stunden-Buffets, und es wäre<br />
für uns alle schon viel gewonnen, wenn er einfach<br />
nur sein Leben genösse und kräftig in sich hineinschaufelte,<br />
was ihm das Geld anderer Leute so alles<br />
ermöglicht. Aber nein: Laschet muss unbedingt<br />
Politik machen – es wird Zeit, dass die AfD ihn austauscht.<br />
Das Volk, der Bengel<br />
Dann war da noch der ehemalige Ministerpräsident<br />
von Brandenburg, Matthias Platzeck, der sich<br />
allein physiognomisch komplett von seinen abendlichen<br />
Verbündeten Jürgs und Laschet unterschied:<br />
ernster, hagerer, näher dran an dem, was er noch<br />
Volk nennen kann. Platzeck war mit zunehmender<br />
Dauer der Sendung nicht mehr sehr froh über die<br />
beiden Besserwessis und verteidigte seine ostdeutschen<br />
Landsleute recht wacker. Als Laschet bemerkte,<br />
dass Platzeck emotional in die Nähe Poggenburgs<br />
rutschte, hielt er ihm rasch eine kleine Privatvorlesung<br />
in Sachen politischer Verantwortung: Poggenburg<br />
habe darauf zu achten, dass aus der Wut<br />
der Bürger, die er entfache, friedliche Politik werde.<br />
Platzeck, der Vater, Poggenburg, der Bengel – wir<br />
alle hier überhaupt: die Bengel, die Lümmel, die Unzumutbaren:<br />
Wir wissen, dass das Volk (also wir) im<br />
Zweifelsfall der große Lümmel ist!<br />
Was an Platzeck auffiel, sollte uns Hoffnung machen:<br />
Er rutsche also, ob er wollte oder nicht, in Richtung<br />
Poggenburg, und er wehrte sich dagegen. Was<br />
sollte er auch sonst tun? Zu hoch war sein Amt, zu<br />
gut kennt er seine Rolle. Aber in den Ebenen unter<br />
ihm bricht und bröckelt es, und es rutschen die<br />
SPDler ebenso in Richtung AfD wie die CDUler, und<br />
die Linken sowieso.<br />
Der Westen versteht den Osten<br />
nicht, der Osten kennt den Westen<br />
nur zu gut.<br />
Wenn also in dieser Gesprächsrunde überhaupt<br />
irgendetwas deutlich wurde, dann dies: Der Westen<br />
versteht den Osten nicht und will ihn maßregeln. Der<br />
Osten kennt den Westen nur zu gut und hat es satt,<br />
dafür gescholten zu werden, dass er Deutschland<br />
nicht mit der Bundesrepublik verwechselt. Poggenburgs<br />
geduldiges, aber auch schelmisches Lächeln<br />
hatte wohl diese Erkenntnis zum Grund. Sie lässt<br />
sich in zwei Sätzen zusammenfassen: Der Westen<br />
ist das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten, der<br />
Osten nicht. Der Osten hält stand.<br />
Wir beleidigen nicht<br />
Bei den Staatsfeierlichkeiten<br />
zum 3. Oktober in Dresden<br />
demonstrierten Tausende gegen<br />
die versammelte Elite. Aus der<br />
unorganisierten Menge waren<br />
bedauerlicherweise auch vereinzelt<br />
Beleidigungen zu hören.<br />
Michael Stürzenberger, Sprecher<br />
der Partei Die Freiheit, machte<br />
auf der Pegida-Geburtstagskundgebung<br />
am 16. Oktober deutlich,<br />
dass dies nicht der Stil der Bürgerbewegung<br />
ist.<br />
«Freunde, wir beleidigen nicht.<br />
Wir bleiben gelassen, gut<br />
gelaunt, gewaltfrei, fröhlich,<br />
denn wir haben alle Argumente<br />
auf unserer Seite. Wir brauchen<br />
niemanden zu beleidigen. (…)<br />
Es muss [am 3. Oktober] auch<br />
Affenlaute von Einzelnen gegeben<br />
haben, als ein Schwarzer<br />
in die Frauenkirche zum Gottesdienst<br />
wollte. Machen wir auch<br />
nicht, Freunde, denn wir sind<br />
weder menschenverachtend<br />
noch rassistisch. Und wir haben<br />
selber gute Freunde aus Afrika.<br />
Denkt an Ferdinand aus Kamerun,<br />
der hat schon oft bei Pegida<br />
geredet. Er ist legal hier, er ist<br />
fleißig, er ist patriotisch, er liebt<br />
Deutschland. Solche können wir<br />
bei uns in Deutschland gebrauchen,<br />
die sind bei uns herzlich<br />
willkommen. Aber nicht die Illegalen,<br />
die unsere Sozialsysteme<br />
plündern, die gewalttätig werden<br />
und sich hier aufführen wie<br />
Rotz am Stiel. Die sollen wieder<br />
dahin zurück, wo sie hergekommen<br />
sind!»<br />
Michael Stürzenberger und Ferdinand<br />
Lekaboth. Foto: M. Stürzenberger<br />
Rund 10.000 Demonstranten füllten<br />
am 2. Pegida-Geburtstag den<br />
Dresdner Theaterplatz. Foto: picture<br />
alliance / dpa<br />
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64<br />
Preußische Allgemeine Zeitung.<br />
Die Wochenzeitung für Deutschland.
Fack ju, Germany<br />
_ von Alexander Markovics<br />
Antifa-Pädagogik, dick geschminkt: Im Film «Willkommen bei den Hartmanns» malt<br />
sich die Refugee-Welcome-Lobby die Welt, wie sie ihr gefällt. Die Überflutung unserer<br />
Gesellschaft mit Fremden wird als Bereicherung dargestellt – und als Riesenspaß<br />
für die ganze Familie.<br />
Angelika Hartmann (Senta Berger) befindet sich<br />
in einer tiefen Krise: Im Ruhestand fehlt ihr der Sinn<br />
im Leben. Ihre beiden Kinder – Sofie (Palina Rojinski),<br />
eine Bummelstudentin mit Hang zu neurotischen<br />
Männern, und Philipp (Florian David Fitz), ein frischgeschiedener<br />
Workaholic ohne Zeit für seinen Sohn<br />
– sind bereits dem Nest entflogen. Ihr Mann, Dr. Richard<br />
Hartmann (Heiner Lauterbach), befindet sich<br />
ebenfalls in einer Krise. Die Bestätigung, die seine<br />
Frau ihm nicht gibt, versucht er sich durch Face-Liftings<br />
und junge Frauen zu holen. Beim gemeinsamen<br />
Abendessen lässt Mama die Bombe platzen: Sie will<br />
den Flüchtling Diallo im Haus aufnehmen. Während<br />
die Tochter dafür ist, protestieren Vater und Sohn. In<br />
der Folge versucht der Film zum Gesellschaftsporträt<br />
zu werden: Die naive Bahnhofsklatscherei des<br />
Sommers 2015 wird beleuchtet – aber nur in den<br />
wärmsten Farbtönen.<br />
Eine objektive Auseinandersetzung mit den<br />
Schattenseiten des «Wir schaffen das!» findet nicht<br />
statt. Stattdessen kommt es in der Diskussion stets<br />
zu einem Ebenenwechsel: Alle Einwanderungskritiker<br />
werden salopp als «Axxxlöcher» tituliert. Auch<br />
die Themen wie Vergewaltigungen durch Flüchtlinge,<br />
Stichwort Köln, werden zwar gestreift, aber nie<br />
in ihrer ganzen Tragweite behandelt. So erzählt Sofie<br />
Hartmann, wie sie ihren neurotischen Verehrer Jürgen<br />
kennengelernt hat. Als sie im nächtlichen München<br />
von einer Gruppe Ausländer angegangen wird,<br />
taucht er mit seinem Taxi als Retter in der Not auf,<br />
um sie vor dem Mob in Sicherheit zu bringen. Doch<br />
kurz darauf wird er in einer Sequenz als neurotischer<br />
Pegida-Anhänger geoutet, der sich auf Facebook in<br />
peinlicher Pose mit der Deutschlandfahne darstellt.<br />
Je fremder, desto besser<br />
Auf der anderen Seite werden die Flüchtlinge<br />
und Ausländer als edle Menschen gezeigt, von denen<br />
wir Deutsche nur lernen können: So ist etwa<br />
Diallo (gespielt von Eric Kabongo) das Musterbild<br />
eines integrationswilligen Asylanten. Im Gegensatz<br />
zu den Deutschen, die durchgehend als alt und<br />
deppert gezeichnet werden, ist er jung, dynamisch,<br />
arbeitsam und hält seinen Gastgebern stets ihren<br />
fehlenden Familiensinn und, im Falle Sofies, ihre<br />
Kinderlosigkeit vor. Seine Aufnahme bei den Hart-<br />
Senta Berger (rechts) spielt ihre<br />
Rolle wohl aus voller Überzeugung.<br />
2007 war sie Gast in jener<br />
Kerner-Talkshow, aus der die Autorin<br />
Eva Herman wegen angeblicher<br />
NS-Vergleiche hinausgewortfen<br />
wurde. Foto: Warner Bros. Ent.,<br />
Jürgen Olczyk<br />
Alle Einwanderungskritiker<br />
werden<br />
salopp als<br />
Axxxlöcher tituliert.<br />
_ Alexander Markovics leitet die<br />
Identitäre Bewegung in Wien. In<br />
<strong>COMPACT</strong> 10/2015 schrieb er über<br />
Pokemon-Go.<br />
49
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
Witzfigur<br />
Hauptdarsteller Heiner Lauterbach<br />
sagte in einem Interview<br />
zum Film Willkommen bei den<br />
Hartmanns, einen Flüchtling<br />
würde er nicht bei sich aufnehmen,<br />
er sei ja zu selten zu Hause.<br />
«Und die Frau mit den Kindern<br />
allein würde das auch nicht wollen.»<br />
Aber anderen Familien das<br />
zumuten, was man selber nicht<br />
will, das geht natürlich…<br />
Der Filmfonds Bayern unterstützte<br />
die Produktion mit 900.000 Euro.<br />
Foto: Warner Bros. Ent.<br />
Schöne neue Multikultiwelt. Foto:<br />
Warner Bros. Ent., Jürgen Olczyk<br />
manns wird als lustiges Kennenlernen mit zahlreichen<br />
Fettnäpfchen dargestellt, was für zahlreiche<br />
Schmunzler sorgt: So wird ihm etwa erklärt, dass<br />
man in Deutschland auch schwul sein könne – was<br />
er aber wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht<br />
versteht… Probleme bekommt der schnuckelige<br />
Fremde schließlich nur wegen seiner bescheuerten<br />
Gastgeber. So wird von Angelika Hartmanns Alt-<br />
68er Freundin Heike Broscher (Ulrike Kriener) eine<br />
wilde Willkommensfeier veranstaltet, welche wegen<br />
Drogenkonsums aufgelöst wird. Und als er Philipps<br />
Sohn Basti (Marinus Hohmann) beim Dreh eines<br />
Rap-Videos mit fünf Nutten assistiert, kommt<br />
abermals die Polizei – sein Asylverfahren wird daraufhin<br />
abgelehnt. Merke: Dealen und Prostitution<br />
ist ein Problem der Inländer, nicht der Ausländer…<br />
Jede Minute des Films trieft vor Hass auf die eigene<br />
Kultur, die Gegenüberstellung von edlen Fremden<br />
und abstoßenden Deutschen ist penetrant.<br />
Eine Schlüsselfigur der Komödie ist Dr. Tarek Berger<br />
(gespielt vom Fack-ju-Göhte-Star Elyas M’Barek),<br />
der nicht nur bei seiner Ausbildung zum Facharzt mit<br />
Papa Hartmann im Dauerclinch liegt, sondern sich<br />
auch in Sofie verliebt. Er spielt die Rolle des assimilierten<br />
Ausländers. Vor der obligatorischen romantischen<br />
Kussszene stellt er fest, dass die Deutschen,<br />
welche so verkrampft mit ihrer Identität umgehen,<br />
sich doch nur auf ihre weltoffene und tolerante Haltung<br />
besinnen müssten. Und jetzt kommt der unvermeidliche<br />
Propagandasatz: All jenen, egal ob Rechte<br />
oder Islamisten, welche diese Gesellschaft bedrohen,<br />
müsse man natürlich entschlossen entgegentreten.<br />
Antifa und Grüne werden so dargestellt, als<br />
würden sie es einfach nur zu gut meinen. Auch die<br />
Dschihad-Gefahr kommt vor, aber nur als Witz: Die<br />
Verfassungsschützer werden als Haufen liebenswerter<br />
Trottel dargestellt, die den salafistischen<br />
Aufrührer im Asylantenheim nicht bemerken. Stattdessen<br />
observieren sie Diallo wegen seiner sprengstoffverdächtigen<br />
Düngersäcke, die er aber nur für<br />
den Garten der Hartmanns braucht…<br />
Happy End for Refugees<br />
Basti hält ein Referat über Boko Haram, in dem<br />
Diallo seine Geschichte erzählt und für Tränen der<br />
Rührung sorgt. Der Nigerianer ist nicht, wie die<br />
Masse der Asylbewerber 2015, ein Wirtschaftsmigrant,<br />
sondern ein wirklich Verfolgter. Warum er<br />
dann nicht in einem sicheren Drittstaat, sondern am<br />
anderen Ende der Welt Zuflucht sucht, wird ausgeblendet.<br />
Im Finale kommt es schließlich zu einem<br />
letzten Showdown zwischen Flüchtlingsschmusern<br />
und Dunkeldeutschen: Der verschmähte Jürgen organisiert<br />
eine Demo, die in einer gewalttätigen Belagerung<br />
der hartmannschen Villa endet. Doch dann<br />
kommt das Happy-End: Als Sofies Vater eine Herzattacke<br />
erleidet, rettet ihm Tarek das Leben. Der<br />
Zugriff durch das SEK wird abgebrochen, als sich<br />
herausstellt, dass Diallo keine Geiselnahme plante.<br />
Alle versöhnen sich, der brave Flüchtling erhält<br />
Asyl. Und wenn sie nicht gestorben sind…<br />
Dealen und Prostitution sind angeblich<br />
Probleme der Inländer<br />
und nicht der Ausländer.<br />
50<br />
Denkt man an die wahren Ausmaße der Flüchtlingskrise<br />
des Jahres 2015, die Attentate, die Vergewaltigungen,<br />
dann bleibt einem bei dieser weichgespülten<br />
Darstellung das Lachen im Hals stecken.<br />
Willkommen bei den Hartmanns will eine Komödie<br />
sein und zugleich moralischer Wegweiser. Doch Regisseur<br />
Simon Verhoeven scheitert an beidem und<br />
der Streifen bleibt ein Stück plumper Multikulti-Propaganda,<br />
dessen Absichten jeder mündige Mensch<br />
leicht durchschaut. Es bleibt nur zu hoffen, dass<br />
dieses Machwerk künftigen Generationen als Beispiel<br />
für die Verzweiflung des kulturellen Establishments<br />
am Ende des Merkel-Regimes erhalten bleiben<br />
wird.
Wenn der Krampus an die Türe klopft<br />
_ von Klaus Faißner<br />
Österreich, ein Weihnachtsmärchen: Wer in der Adventszeit und an den Feiertagen<br />
noch richtig deutsche Bräuche erleben will, hat es in unserem Nachbarland leichter<br />
als bei uns. In allen ländlichen Regionen, vor allem in den Alpentälern Salzburgs, der<br />
Steiermark, Kärntens und Tirols wird die christliche Tradition bis heute gelebt – zur<br />
Freude von Jung und Alt.<br />
Der Schnee knirscht unter den Schuhen. Es ist<br />
Heiligabend, mondhell und bitterkalt. Die Menschen<br />
strömen fröhlich zur Christmette um Mitternacht…<br />
Sind dies Erzählungen des Waldbauernbubs Peter<br />
Rosegger aus dem 19. Jahrhundert? Ja, auch. Aber<br />
auch heute noch sind diese Weihnachtsmessen in<br />
Österreich beliebt, zumindest auf dem Land. Und<br />
wer auf den Spuren des Arztes und großen Heimatdichters<br />
wandeln will, der kann in der Steiermark<br />
an der Christmettenwanderung zu seiner Ehr’ teilnehmen:<br />
Zuerst geht es zu seinem Geburtshaus am<br />
Alpl, dann mit Laternen, Fackeln und Stirnlampen<br />
acht Kilometer über Wiesen und Wälder zu Roseggers<br />
Lieblingskirche in St. Kathrein am Hauenstein.<br />
Was auch heute zur Einstimmung auf Weihnachten<br />
in keinem Haushalt fehlen darf, ist der Adventskranz.<br />
Kinder lieben es, am Abend mit ihren Eltern<br />
gemeinsam am Tisch zu sitzen und die Lichter anzuzünden.<br />
Traditionell hat der Kranz drei violette<br />
und – für den dritten Advent – eine rosarote Kerze.<br />
Dies ist der Freudensonntag («Gaudete»), an dem<br />
der Pfarrer auch ein rosa Messgewand tragen darf.<br />
Was heute angesichts der Massen an Weihnachtsbäckereien<br />
kaum jemand für möglich hält: Der Advent<br />
ist kirchlich gesehen die zweite Fastenzeit im<br />
Jahr. Kekse wurden zwar immer ausgestochen und<br />
Lebkuchen geformt, aber zu essen bekam die Familie<br />
die süßen Köstlichkeiten erst nach der Bescherung,<br />
im großen Stil erst ab dem 25. Dezember. War<br />
der Advent früher die stillste Zeit im Jahr – ohne<br />
Tanz und Musik –, so ist dies heute nirgends mehr<br />
der Fall. Der Weihnachtstrubel hat das kleinste Dorf<br />
erfasst. Aber es gibt sie nach wie vor, die Adventandachten,<br />
an denen sich Menschen in der Kirche<br />
auf das Kommen des Herrn und Erlösers vorbereiten.<br />
Großen Zuspruch erhält vielerorts das Adventsingen.<br />
Die bekannteste derartige Veranstaltung findet<br />
im Salzburger Festspielhaus statt. Wer die Weihnachtsgeschichte<br />
gesanglich im kleineren Rahmen<br />
erleben will, kann in ganz Österreich fündig wer-<br />
Die aus US-Filmen<br />
bekannten Weihnachtsmänner<br />
sind<br />
immer noch bei<br />
vielen verpönt.<br />
Bild oben: Der Krampus treibt vor<br />
allem im Alpenraum, in Tschechien,<br />
der Slowakei und Kroatien sein<br />
Unwesen. In Norddeutschland ist er<br />
hingegen weitgehend unbekannt.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
51
52<br />
Der Name Nikolaus bedeutet übrigens<br />
Sieg(reich)er des Volkes. In<br />
allen christlichen Konfessionen<br />
wird er als Heiliger verehrt.<br />
Foto: böhringer friedrich, CC BY-SA<br />
2.5, Wikimedia Commons<br />
Beim Adventsingen<br />
mit Andachtsjodlern<br />
bekommt man<br />
Gänsehaut.<br />
_ Klaus Faißner ist Publizist und<br />
Buchautor und lebt in Wien. Für<br />
<strong>COMPACT</strong> 8/<strong>2016</strong> interviewte er<br />
den österreichischen Präsidentschaftskandidaten<br />
Norbert Hofer<br />
(FPÖ).<br />
den. Unzählige Volksliedchöre laden ein und bieten<br />
meist erstaunliche gesangliche Leistungen mit viel<br />
Inbrunst: «Is’ finster drauß’t, is’ kalt und stad, immer<br />
amoi der Schneewind waht, (…) Da wird Maria<br />
d’Botschaft g’sagt, Du bist die unterm Herzen<br />
tragt des Heil der ganzen Welt.» Die dunkle, kalte<br />
Zeit im Jahr wird erhellt durch die bevorstehende<br />
Geburt des Heilands, neben Ostern das größte Fest<br />
im Jahr für Christen. «Tjo, tjo-i-ri»: Wenn sich beim<br />
Adventsingen oder spätestens bei der Christmette<br />
alle von den Plätzen erheben und den Andachtsjodler<br />
singen, dann ist mit Gänsehaut erlebbar, warum<br />
von einer heiligen Zeit die Rede ist.<br />
Christkind und Nikolo<br />
Die aus US-Filmen bekannten Weihnachtsmänner<br />
tauchen zwar auch in der Alpenrepublik vermehrt<br />
auf. Aber verpönt sind sie bei vielen nach<br />
wie vor – schließlich brachte bei uns immer das<br />
Christkind die Geschenke, und so soll es auch bleiben.<br />
Weiterhin beliebt ist auch der heilige Nikolaus,<br />
der am 6. Dezember die Kinder mit Erdnüssen, Mandarinen<br />
und Süßigkeiten beglückt. Auf den Dörfern<br />
hat es der weise, gutherzige Mann meist eiliger<br />
und kommt schon am 5. Dezember – jedoch mit gar<br />
nicht freundlicher Begleitung. Brüllend und kettenrasselnd<br />
ist der Krampus unterwegs, vor dem sich<br />
wohl jeder als Kind schon zu Tode gefürchtet hat.<br />
Irgendwann entdeckt man, dass nur ältere Buben<br />
im furchterregenden Kostüm stecken, die ein wenig<br />
Geld von den Leuten bekommen, die sie ins Haus<br />
bitten. Probleme hat der Nikolaus nur in Städten mit<br />
hohem Ausländeranteil und sozialistischen Bürgermeistern.<br />
(siehe Seite 23ff.)<br />
Nicht zu verwechseln mit dem Krampus sind<br />
die Perchten. Sie sind traditionell in den Alpentälern<br />
Salzburgs oder Tirols daheim und sollen die bösen<br />
Geister des Winters austreiben. Perchtenläufe<br />
der meist «schiachen» (= hässlichen) Gestalten<br />
sind auch bei Touristen sehr beliebt und finden erst<br />
nach dem 24. Dezember statt – in den Rauhnächten<br />
von Heiligabend bis zum Dreikönigstag.<br />
Rund ums neue Jahr ziehen in manchen Gegenden<br />
auch die Neujahrsgeiger von Haus zu Haus –<br />
vor allem zu den befreundeten Familien: «A guates<br />
neuchs Joahr, des wünschen wir Euch, viel Glück<br />
und Gottes Segen, des bringen wir Euch», singen<br />
die Musiker und spielen dazu zünftig mit Steirischer<br />
Harmonika, Geige, Klarinette oder Basstuba auf. Die<br />
Tracht – Lederhose und Dirndl – darf bei solchen Anlässen<br />
natürlich nicht fehlen. «Wer dem Volke sein<br />
Lied wiedergibt – das entschwindende –, der gibt<br />
ihm seine eigene Seele zurück», schrieb Peter Rosegger<br />
schon vor über 100 Jahren.<br />
Die Stille Nacht<br />
Der Höhepunkt ist natürlich überall der Heilige<br />
Abend. Der Christbaum wird mit Bedacht gekauft:<br />
Je kleiner die Kinder, desto größer ist er. In manchen<br />
Haushalten blinkt er wie eine Leuchtreklame,<br />
in anderen ist er jedoch traditionell schlicht, zum<br />
Beispiel mit Äpfeln und echten Kerzen, geschmückt.<br />
Unter dem Christbaum muss immer die Krippe mit<br />
Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel sowie<br />
den Heiligen Drei Königen stehen. Je nach Tradition<br />
betet die Familie und singt ein Weihnachtslied<br />
oder mehrere. Das berühmteste Lied, «Stille Nacht,
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
heilige Nacht», stammt bekanntlich aus Oberndorf<br />
in Salzburg. Der Text stammt vom Hilfspfarrer Joseph<br />
Mohr und wurde vertont vom Arnsdorfer Lehrer<br />
und Organisten Franz Xaver Gruber. Angeblich war<br />
im Jahr 1818 die kleine Orgel der Kirche St. Nikola<br />
kaputt. Deshalb musste ein Lied mit Gitarrenbegleitung<br />
her, um die feierliche Messe zu retten. Das Ergebnis<br />
war genau jene Melodie, die in der Folge um<br />
die ganze Welt ging. Die St. Nikola-Kirche wurde<br />
vor über 100 Jahren nach wiederholten Hochwasserschäden<br />
abgerissen. Statt ihrer wurde die Stille-<br />
Nacht-Kapelle errichtet, die heute ein Anziehungspunkt<br />
für Touristen ist. Die Entstehungsgeschichte<br />
des Liedes anhand von Originaldokumenten kann<br />
man im Salzburg Museum begutachten.<br />
Brüllend und kettenrasselnd ist<br />
der Krampus unterwegs.<br />
Das Weihnachtsevangelium – entweder von der<br />
Großmutter, den Eltern oder von einem der Kinder<br />
verlesen – erinnert an die Bedeutung der geweihten<br />
Nacht. Das Essen am Heiligen Abend ist in vielen<br />
Familien nicht allzu üppig, weil traditionell die<br />
Fastenzeit erst mit der Christmette am Abend des<br />
24. Dezember endet. Je nach Region kommt eine<br />
kalte Platte, Karpfen, Bratwürstel mit Erdäpfelsalat<br />
und Sauerkraut, Tafelspitz mit Apfelkren, Nudelsuppe<br />
mit Würstel oder Fondue auf den Tisch. Das richtige<br />
Festmahl findet erst an den folgenden zwei Tagen<br />
statt, beispielsweise mit einer Gans. Nach dem<br />
Christtag bietet der Stefanitag am 26. Dezember traditionell<br />
die Gelegenheit, Verwandte zu besuchen.<br />
Namensgeber ist der heilige Stephanus, einer der<br />
ersten christlichen Märtyrer – ihm ist auch der berühmte<br />
Wiener Stephansdom geweiht.<br />
Krippenreise im Salzkammergut<br />
Eine ganz besondere und immer noch vom Volk<br />
gelebte Kunst ist das Fertigen von Weihnachtskrippen<br />
mit handgeschnitzten Figuren. Die wohl imposantesten<br />
sind im Salzkammergut bei der so genannten<br />
Kripperlroas (= Krippenreise) zu besichtigen.<br />
Zwischen dem 25. Dezember und 2. Februar öffnen<br />
Privathäuser in Ebensee, Bad Ischl und anderen Orten<br />
ihre Türen, um Interessierten ihre meterlangen,<br />
kunstvollen, detailverliebten und oft schon sehr alten<br />
Wunderwerke zu zeigen. Dargestellt werden unter<br />
anderem die Herbergssuche, die Flucht aus Ägypten<br />
und die Hochzeit zu Kanaa – nur ist alles ins Salzkammergut<br />
verlegt, meist mit dem Traunstein als Hintergund.<br />
Das Heimatmuseum Ebensee, das rund 150<br />
Schnitzereien der heimischen Bevölkerung zeigt, ist<br />
auch ein Teil der Kripperlroas. Auf keinen Fall sollte<br />
man von Haus zu Haus hasten, um möglichst viel<br />
im Schnellverfahren anzusehen. Lieber ausgedehnt<br />
zwei oder drei Krippen anschauen, zur Ruhe kommen<br />
und miteinander reden… Außerdem ist es üblich,<br />
den Gastgebern eine Spende als Dank zu geben.<br />
Wer Besinnliches, Traditionelles und Einkehr rund<br />
um die Weihnachtszeit sucht, wird dies im ländlichen<br />
Österreich also auch heute noch finden. Ob allerdings<br />
der Schnee wirklich auf dem Weg zur Christmette<br />
knirscht, ist heutzutage nicht mehr sicher:<br />
Weiße Weihnachten sind zur Rarität geworden.<br />
Tipps zur Weihnacht<br />
Salzburger Adventsingen<br />
Festspielhaus, Residenzplatz 9,<br />
A-5010 Salzburg<br />
Tel.: 0043/662-843182<br />
sbg.adventsingen@heimatwerk.at<br />
Weihnachtsmärkte in Österreich<br />
(Auswahl):<br />
www.christkindlmaerkte.at<br />
Christmetten-Wanderung<br />
in der Heimat Peter Roseggers:<br />
Gemeindeamt St. Kathrein am<br />
Hauenstein<br />
Tel: 0043/3173-4030<br />
office@st-kathrein-hauenstein.<br />
steiermark.at<br />
Stille-Nacht-Kapelle und Heimatmuseum<br />
in Oberndorf<br />
Stille-Nacht-Platz 7, A-5110<br />
Oberndorf bei Salzburg<br />
Tel./Fax: 0043/6272-44 22<br />
E-Mail: office@stillenachtoberndorf.at<br />
Kripperlroas<br />
Museum Ebensee<br />
Kirchengasse 6, A-4802 Ebensee<br />
museum@ebensee.ooe.gv.at<br />
www.museumebensee.at<br />
Bild links: Krampusdarstellung um<br />
1900. Foto: Public Domain, Wikimedia<br />
Commons<br />
Bild rechts: Hier stand das skandinavische<br />
Luciafest Pate. Foto: N_<br />
Creatures (L1140311), CC BY 2.0,<br />
Wikimedia Commons<br />
53
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
Germanische Weihnacht<br />
_ von Pia Lobmeyer<br />
Das Fest zu Christi Geburt hat sich bei unseren Urahnen durchgesetzt,<br />
weil es sich mit heidnischen Bräuchen verbinden ließ. Eine<br />
solche Mischung findet sich nirgendwo sonst und ist damit typisch<br />
deutsch, hat aber – trotzdem oder deswegen? – die ganze Welt<br />
verzaubert.<br />
Die Kirche hat die<br />
Weihnachtsbräuche<br />
bisweilen als<br />
heidnisch verdammt.<br />
Die Wilde Jagd, das Hauptwerk<br />
von Johann Wilhelm Cordes, entstand<br />
1856/57. Foto: Johann Wilhelm<br />
Cordes (1824–1869), Public<br />
domain, Wikimedia Commons<br />
Die deutsche Weihnacht ist ein ganz besonderes<br />
Fest – und ein Exportschlager dazu: In alle Länder<br />
der Erde haben deutsche Einwanderer den geschmückten<br />
Tannenbaum mitgebracht, weil sie seinen<br />
Zauber fernab der Heimat nicht missen wollten.<br />
Ein fester Bestandteil des Festes ist die Adventszeit:<br />
Wochen der Besinnung und inneren Einkehr, des Beisammenseins<br />
in der dunklen Jahreszeit, in der man<br />
die Gemüter mit Kerzen, gewürztem Wein, Tannenduft<br />
und Plätzchen erhellt. In den katholischen Kirchen<br />
werden Krippen aufgestellt, aus den Kathedralen<br />
vieler deutscher Städte erschallen Oratorien,<br />
und auf den vielen schönen Weihnachtsmärkten im<br />
Land herrscht reges Treiben vor stimmungsvoll beleuchteter<br />
historischer Kulisse… Obwohl wir die<br />
Feiertage heute mit der Geburt Christi assoziieren,<br />
haben sie einen heidnischen Ursprung: Das wird<br />
zwar immer wieder bestritten, aber eigentlich ist<br />
es offensichtlich, denn im Gegensatz zu den Germanen<br />
kannten die frühen Christen dieses Fest noch gar<br />
nicht. Dazu kommt, dass die Kirche selbst die Weihnachtsbräuche<br />
bisweilen als heidnisch verdammte<br />
und versuchte, sie zu verbieten. Trotzdem haben sich<br />
germanisches Heidentum und Christentum im deutschen<br />
Brauchtum untrennbar vermischt und gehören<br />
zu unserem kulturellen Erbe.<br />
Jesus und Wintersonnenwende<br />
Schon der Kirchenvater Origenes weist darauf<br />
hin, dass das Feiern von Geburtstagen ursprünglich<br />
eine unchristliche Angelegenheit war: «In der<br />
Heiligen Schrift ist niemand erwähnt, der ein Fest<br />
oder großes Bankett zu seinem Geburtstag gehalten<br />
hat. Nur Sünder (wie Pharao und Herodes) halten<br />
ein großes Freudenfest über den Tag, an dem<br />
sie in diese Welt geboren wurden.» Das Christentum<br />
hat dem Tod lange Zeit mehr Aufmerksamkeit<br />
geschenkt als der Geburt und dem Werden: Neben<br />
dem Tod Christi am Kreuz stehen auch die Gedenktage<br />
der Märtyrer im Zeichen des Todes. Ohne die<br />
Geburt des Christkindes im exotischen Orient mit<br />
Engeln, Kometen und Magiern als vitalen Gegenpol<br />
zur christlichen Jenseits- und Leidfixierung hätten<br />
die lebensbejahenden Germanen das Christentum<br />
vielleicht gar nicht angenommen. Es ist sehr wahr-<br />
54
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
scheinlich, dass die christliche Heilsbotschaft die<br />
Vorstellung von der ewigen Wiederkehr der Sonne<br />
in nordischen Gefilden überlagerte und die Geburt<br />
Christi deshalb als Lichtereignis umgedeutet wurde.<br />
Zeitlich fällt das Datum nämlich mit der Wintersonnenwende<br />
zusammen. In einem alten Bericht heißt<br />
es: «Die Nordländer senden in ihrer langen Winternacht<br />
am 35. Tage derselben Boten auf die Gipfel<br />
ihrer höchsten Berge, um die wiederkehrende Sonne<br />
zu erspähen, und wenn sie dieselbe erblicken,<br />
so verkündet man laut, dass nach fünf Tagen das<br />
neue Licht in die Täler dringen werde. Dann erhebt<br />
sich unermesslicher Jubel, und man feiert ein großes<br />
Fest, das Fest der frohen Botschaft des Lichtes.»<br />
Rauhnächte und die Wilde Jagd<br />
Auf den Weihnachtsmärkten im Erzgebirge werden<br />
von alters her handgeschnitzte Räuchermännchen<br />
feilgeboten, und das kommt nicht von ungefähr.<br />
In der Volksmythologie werden die «geweihten<br />
Nächte» auch als Rauhnächte bezeichnet, in denen<br />
Geister umgehen und das Tor zur Anderswelt offen<br />
steht. Schon der Plural von Weihnachten deutet daraufhin,<br />
dass es sich nicht um einen einzigen Tag<br />
handelt, sondern um ganze zwölf Tage (24.<strong>12</strong>. bis<br />
5. Januar). «Rauh» könnte hier auch «Rauch» bedeuten,<br />
da in dieser Zeit gerne geräuchert wurde,<br />
wie eine Quelle aus dem 16. Jahrhundert belegt:<br />
«Die zwolff naecht zwischen Weihenacht und Heyligen<br />
drey Künig tag ist kein hauß das nit all tag<br />
weiroch rauch in yr herberg mache / für alle teüfel<br />
gespenst vnd zauberey» (Sebastian Franck). Man<br />
soll in dieser Zeit keine weißen Laken auf der Leine<br />
hängen lassen, weil sich sonst Wotans Wilde<br />
Jagd darin verheddert, und der Stoff im nächsten<br />
Jahr als Leichentuch für den Hausbesitzer verwendet<br />
würde! Gemeinsam mit Frau Holle, wie sie in<br />
Mitteldeutschland heißt, oder Perchta in Österreich<br />
und Süddeutschland, braust der Allvater mit seinem<br />
Geisterheer durch die Lüfte. In Skandinavien heißt<br />
die Wilde Jagd explizit Odensjakt (Odins Jagd), die<br />
ebenfalls um die Zeit der Wintersonnenwende, zum<br />
Julfest, stattfindet.<br />
Diese Periode soll besonders geeignet sein für<br />
die Orakelei – zur inneren Sammlung und zur Beobachtung<br />
von Zeichen und Geschehnissen, die<br />
uns Hinweise auf unser Schicksal im nächsten Jahr<br />
geben. Ein echt germanischer Brauch? Wie der römische<br />
Geschichtsschreiber Tacitus berichtet, gaben<br />
unsere Urahnen viel aufs Orakeln und Zeichendeuten<br />
– mehr als alle anderen ihm bekannten Völker.<br />
Wenn das stimmen sollte, dann wäre nicht einmal<br />
das Bleigießen zu Silvester eine moderne Erfindung,<br />
sondern würde auf uraltes Brauchtum zurückgehen.<br />
Noch archaischer muten die furchteinflößenden<br />
Perchten in Tirol und Österreich an: Es ist einer der<br />
rätselhaftesten Bräuche in der Alpenregion. Die unheimlichen<br />
Figuren mit den scheppernden Glocken<br />
gehen ebenfalls in den Rauhnächten um, der Brauch<br />
der «Perchtenläufe» wird bis heute gepflegt: Die Zeit<br />
«zwischen den Jahren» ist eben auch eine Zeit «zwischen<br />
den Welten». Das hängt mit dem alten Kalender<br />
zusammen: als die Germanen noch nach «Monden»<br />
rechneten, blieb eine Anzahl von Tagen im Jahr<br />
übrig, die eine Zwischenzeit darstellten, in der der<br />
Alltag aufgehoben war: In den Rauhnächten soll keine<br />
Arbeit verrichtet werden, und die Spinnerinnen<br />
müssen ihre Werke fertig haben…<br />
Der geheimnisvolle Baum<br />
Wie lange der Tannenbaum schon ein Bestandteil<br />
des Festes ist, ist umstritten. In Bethlehem gab<br />
es ihn jedenfalls nicht, er wurde erst in unseren<br />
waldreichen Breiten als Element der Christfeierlichkeiten<br />
entdeckt. Schriftlich belegt ist er zum ersten<br />
Mal vor 600 Jahren: In den Annalen des Jahres<br />
1419 wird erstmals ein Weihnachtsbaum erwähnt.<br />
Er stand, mit Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen behangen,<br />
im Freiburger Heilig-Geist-Spital und durfte an<br />
Neujahr geplündert werden. Ähnlich wie die Maibäume<br />
wurden im Mittelalter die meisten Tannen<br />
auch zum Christfest im Freien aufgestellt; sie hießen<br />
auch «Weihnachtsmaien». Erst später wurden<br />
sie in die Wohnzimmer geholt, vornehmlich von Protestanten<br />
und Familien, die sich dies leisten konnten.<br />
Schon in der heidnischen Zeit war es üblich<br />
gewesen, die Häuser in den Rauhnächten mit im-<br />
Diese Schallplatte würde heute<br />
sicher einen politisch-korrekten<br />
Shitstorm auslösen. Foto: Unbekannt,<br />
Repro <strong>COMPACT</strong><br />
Die unheimlichen<br />
Perchten stammen<br />
aus der vorchristlichen<br />
Zeit.<br />
55
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
Der deutsche Wald<br />
Der Tannenbaum darf bei uns<br />
zu Weihnacht nicht fehlen. Vielleicht<br />
deswegen: «In keinem<br />
modernen Land der Welt ist das<br />
Waldgefühl so lebendig geblieben<br />
wie in Deutschland. Das<br />
Rigide und Parallele der aufrecht<br />
stehenden Bäume, ihre Dichte<br />
und ihre Zahl erfüllt das Herz<br />
des Deutschen mit tiefer und<br />
geheimnisvoller Freude. Er sucht<br />
den Wald, in dem seine Vorfahren<br />
gelebt haben, noch heute<br />
gern auf und fühlt sich eins mit<br />
Bäumen.» (Elias Canetti, Masse<br />
und Macht, 1960)<br />
Traum von der weißen Weihnacht…<br />
Foto: standret, istock<br />
_ Die Kunsthistorikerin Pia<br />
Lobmeyer schreibt regelmäßig<br />
in der <strong>COMPACT</strong>-Serie «Unsere<br />
Helden».<br />
Wahrsagen in den Rauhnächten,<br />
russische Illustration, 1885. Foto:<br />
Public domain, Wikimedia Commons<br />
mergrünen Zweigen von Tannen oder Misteln zu dekorieren.<br />
Der Baumschmuck wandelte sich im Laufe<br />
der Zeit: früher war er vor allem mit Essbarem<br />
wie Oblaten, Datteln, Nüssen und anderen Süßigkeiten<br />
behangen, was ihm auch den Namen «Zuckerbaum»<br />
eintrug und bei Kindern besonders beliebt<br />
machte. Später kam Kunsthandwerk hinzu, zum<br />
Beispiel Glaskugeln aus dem thüringischen Lauscha<br />
oder Schnitzereien aus dem Erzgebirge. In vielen<br />
Famielien ist es seit jeher üblich, den Weihnachtsbaumschmuck<br />
selbst zu basteln, beispielsweise<br />
Holz- oder Strohsterne.<br />
Den Weihnachtsbaum gibt es erst<br />
seit 600 Jahren.<br />
In vielen Liedern wird die Geburt des Christkindes<br />
im Heiligen Land besungen, aber eines der beliebtesten<br />
Lieder – «O Tannenbaum» – kommt ganz<br />
ohne Bezüge zur Bibel aus: Es lobpreist die «treuen<br />
Blätter» des Nadelbaumes und verkündet die<br />
Lehre, dass «Hoffnung und Beständigkeit (…) Trost<br />
und Kraft zu jeder Zeit» spenden. Jacob Grimm vermutete,<br />
dass sich die Baumsymbolik aus der Weltenesche<br />
Yggdrasil entwickelt hat und auf urgermanische<br />
Vorstellungen zurückgeht, zumal die Germanen<br />
ja ohnehin viel für Bäume übrig hatten. Gerade<br />
in der Kriegszeit diente das Weihnachtsfest dazu,<br />
den Zusammenhalt im Volk zu beschwören und die<br />
Hoffnung auf lichte Zeiten aufrechtzuerhalten. Die<br />
Feldpost war anfangs noch sehr gut organisiert,<br />
doch als später Päckchen und Grußkarten nur noch<br />
mit starker Verspätung ankamen, wuchs bei den<br />
Truppen der Unmut.<br />
Die angelsächsische Taliban<br />
Bei den calvinistischen Puritanern in England und<br />
Amerika finden sich mitunter erstaunliche Parallelen<br />
zu den Taliban und den Kommunisten. Ihr ideologischer<br />
Fanatismus richtete sich vor allem gegen die<br />
Volkskultur: Als sie 1647 in England die Herrschaft<br />
übernahmen, wurde das Weihnachtsfest tatsächlich<br />
verboten! Es erschien ihnen zu heidnisch, und<br />
sowieso stand davon nichts in der Bibel. Jede Sinnenfreude,<br />
die das Leben lebenswert macht – traditionelle<br />
Feste, Musik, Tanz, Theater, Kunst, Dichtung<br />
– betrachteten sie mit großer Skepsis. Das Volk<br />
war über diese neue Regelung nicht gerade begeistert,<br />
es kam sogar zu Schlägereien auf den Straßen.<br />
Trotzdem wurde es zunächst durchgesetzt – bis es<br />
1660 mit der Restauration der Monarchie wieder<br />
aufgehoben wurde.<br />
Den Weihnachtsbaum bescherte den Engländern<br />
erst ein deutscher Prinz, der sich als tatsächlicher<br />
«Kulturbereicherer» erwies: Nach seiner Vermählung<br />
mit der englischen Königin Victoria führte<br />
Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha den<br />
Baum in England ein, der sich dort bis heute großer<br />
Beliebtheit erfreut. Keiner fasste seinen Zauber besser<br />
zusammen als der große Goethe:<br />
Bäume leuchtend, Bäume blendend / Überall das<br />
Süße spendend / In dem Glanze sich bewegend / Alt<br />
und junges Herz erregend / Solch ein Fest ist uns bescheret<br />
/ Mancher Gaben Schmuck verehret / Staunend<br />
schaun wir auf und nieder / Hin und her und<br />
immer wieder.<br />
Das Räuchermännchen entstand vor 1830 im Erzgebirge. Foto:<br />
Isaji, istock<br />
56
Roosevelt wusste Bescheid<br />
_ von Jan von Flocken<br />
Die Schlachtschiffe West Virginia,<br />
Tennessee und Arizona nach<br />
dem Angriff. Foto: U.S. National<br />
Archives<br />
75 Jahre Geschichtslügen: Der Überfall der Japaner auf die US-Basis in Pearl Harbor<br />
lieferte dem US-Präsidenten den Vorwand, sein wichtigstes Wahlkampfversprechen<br />
zu brechen und sein Land in den Zweiten Weltkrieg hineinzuziehen.<br />
Dewey J. Short, Kongressabgeordneter des US-<br />
Bundestaates Missouri, sprach am 28. November<br />
1944 fordernde Worte: «Das amerikanische Volk<br />
kennt die Wahrheit über Pearl Harbor nicht. Es will<br />
sie wissen. Im Namen der Lebenden und der Toten<br />
hat es einen Anspruch darauf. Dieser Tag wird kommen.»<br />
Doch seit 75 Jahren hält sich hartnäckig die<br />
Legende, die USA-Regierung sei vom «Überfall» der<br />
Japaner auf Pearl Harbor völlig überrascht worden.<br />
Warum diese Geschichtslüge?<br />
Im Herbst 1941 entbrannte zwischen den USA<br />
und Deutschland ein unerklärter Krieg. Amerikanische<br />
Streitkräfte hatten durch die Besetzung von<br />
Island im Juli 1941 erstmals aktiv in den bis dato<br />
europäischen Konflikt eingegriffen. US-Präsident<br />
Franklin D. Roosevelt tat bereits seit 1939 alles nur<br />
Mögliche, um Deutschlands Widersacher Großbritannien<br />
wirtschaftlich und politisch zu unterstützen.<br />
Nach seiner Wiederwahl 1940, die er mit dem Versprechen<br />
erschwindelte, Amerika aus dem Krieg herauszuhalten,<br />
griff er verfassungswidrig auch zu militärischen<br />
Maßnahmen gegen das Deutsche Reich.<br />
Bereits seit August 1941 schützten US-Kriegsschiffe<br />
viele britische Geleitzüge über den Nordatlantik,<br />
den Roosevelt zum «amerikanischen Interessensgebiet»<br />
deklarierte. Dabei kam es zwangsläufig<br />
immer wieder zu Konfrontationen.<br />
Vorbereitung der Mausefalle<br />
Obwohl bereits ein de-facto-Krieg tobte, erreichten<br />
Roosevelt und sein keinem Parlament verantwortlicher<br />
Beraterstab («braintrust») ihr Ziel nicht.<br />
Weder ließ sich die deutsche Führung zu einer<br />
Kriegserklärung provozieren, noch waren die US-<br />
Bürger konfliktbereit. Repräsentative Umfragen ergaben,<br />
dass fast 85 Prozent der Amerikaner einen<br />
Kriegseintritt ihres Landes strikt ablehnten. Nun<br />
spielte Roosevelt die japanische Karte. Er verhängte<br />
gegen den Inselstaat mehrere Wirtschaftsembargos,<br />
vor allem Erdöl stand auf dieser Liste.<br />
Mit wachsender Besorgnis musste die Führung<br />
in Tokio feststellen, dass ihre Kriegsmarine spätestens<br />
nach zwei Jahren kein Benzin mehr besitzen<br />
Die Mitsubishi A6M ist das<br />
bekannteste japanische Flugzeug<br />
des Zweiten Weltkrieges. Foto:<br />
Japanese military personnel, Public<br />
domain, Wikimedia Commons<br />
85 Prozent der<br />
Amerikaner lehnten<br />
einen Kriegseintritt<br />
ab.<br />
57
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
58<br />
Bild links: Vor dem Kongress bezichtigte<br />
Präsident Franklin D. Roosevelt<br />
Japan eines unprovozierten Überraschungsangriffs.<br />
Foto: picture alliance<br />
/ AP<br />
Bild rechts: Dieses Plakat des<br />
Künstlers Bernard Perlin verbreitete<br />
das US-Kriegsministerium 1942.<br />
Foto: U.S. National Archives<br />
Das Pentagon hatte<br />
den Code des japanischen<br />
Funkverkehrs<br />
geknackt.<br />
Der italienische Illustrator Gino<br />
Boccasile feierte den Angriff als<br />
Schlag der Achsenmächte. Foto:<br />
Gino Boccasile, Public Domain,<br />
Wikimedia Commons<br />
und Japan dadurch wehrlos würde. Also verfolgten<br />
die japanischen Militärs das Ziel, sich aus der<br />
US-amerikanischen Umklammerung zu befreien und<br />
gleichzeitig die Erdölquellen in Fernost zu besetzen.<br />
Das konnte aber nur durch einen militärischen Erstschlag<br />
erfolgen, der Amerikas Angriffspotential so<br />
wirksam wie möglich beschädigte.<br />
Mindestens seit dem 27. Januar 1941 hätte die<br />
Regierung in Washington gewarnt sein müssen, als<br />
der US-Botschafter in Tokio, Joseph Grew, berichtete,<br />
dass Japan «einen Überraschungsangriff auf<br />
Pearl Harbor mit aller Kraft und allen zu Gebote stehenden<br />
Mitteln durchzuführen beabsichtigt». Die<br />
Festung Pearl Harbor auf Hawaii war seit 1919 zentraler<br />
Pazifik-Stützpunkt der US-Navy. Im Zeitalter<br />
des Luftkrieges und der Flugzeugträger verlor eine<br />
solche Militärbasis aber an Wert, wenn man sie<br />
nicht ausreichend schützte. Schon Ende 1940 wies<br />
der kommandierende Admiral im Pazifik, John Richardson,<br />
den Präsidenten persönlich auf diese Gefahr<br />
hin. «Unsere Schiffe in Pearl Harbor kann ein<br />
Feind aus der Luft wie brütende Enten herauspicken»,<br />
warnte er und nannte Pearl Harbor sogar «eine gottverdammte<br />
Mausefalle für unsere Marine». Einen<br />
Monat später verlor Richardson seinen Posten.<br />
Weitere verantwortungsbewusste Militärs meldeten<br />
sich zu Wort, so die beiden Luftwaffenkommandeure<br />
aus Fernost, Frederik Martin und Patrick<br />
Bellinger. Sie werteten Manöver aus, wonach<br />
Pearl Harbor einem japanischen Flugzeugträgerangriff<br />
weitgehend schutzlos ausgeliefert wäre. Am<br />
20. August bestätigte Oberst William Farthing, Chef<br />
der Fliegertruppe auf Hawaii, welch verheerende<br />
Folgen eine feindliche Attacke gegen Pearl Harbor<br />
hätte, wenn Washington nicht endlich für genügend<br />
Schutz durch Langstreckenbomber sorgen<br />
würde: «Ich befürworte ein System von festen Verteidigungsstellungen<br />
unmittelbar an der Küste sowie<br />
einen regelmäßigen Luftaufklärungsdienst und<br />
ausgedehnte Kontrollfahrten von Zerstörergruppen<br />
im nördlichen Pazifik.» Doch all diese warnenden<br />
Denkschriften verschwanden rasch in der Versenkung.<br />
Stattdessen zog die Marineführung auf Befehl<br />
Roosevelts vier von sieben Flugzeugträgern aus<br />
Pearl Harbor in den Atlantik ab.<br />
Zahlreiche Warnungen<br />
Inzwischen war etwas Entscheidendes geschehen:<br />
Die Geheimdienste von US-Army und -Navy<br />
konnten die wichtigsten militärischen und zivilen<br />
Codes der Japaner entschlüsseln. Der komplizierteste<br />
von ihnen, Deckname «Purple» (purpur), konnte<br />
seit dem 15. September 1940 mit geringer zeitlicher<br />
Verzögerung gelesen werden. Außerdem fing<br />
man die Meldungen eines japanischen Spions ab,<br />
der seit März 1941 direkt von Hawaii aus detailliert<br />
über die Lage der dort stationierten Luft- und Marineeinheiten<br />
berichtete.<br />
Nachdem sich die Hinweise auf eine japanische<br />
Aktion gegen Pearl Harbor im Herbst 1941 immer<br />
mehr verdichteten, erließ das US-Marineministerium<br />
am 27. November eine «Allgemeine Kriegswarnung»<br />
für das Pazifikgebiet von Borneo, Guam, Samoa<br />
und die Philippinen. Nur Hawaii kam darin nicht<br />
vor – also beließ es der Kommandierende Admiral in<br />
Pearl Harbor, Husband Kimmel, bei der niedrigsten<br />
Alarmstufe. Mitterweile besaß er von den drei verbliebenen<br />
Flugzeugträgern nur noch zwei, weil die<br />
Saratoga sich zur Werftüberholung an der nordamerikanischen<br />
Westküste befand. Am 28. November<br />
musste Kimmel auch noch die Enterprise zum Wake-<br />
Atoll und die Lexington nach Midway abgeben – so
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
gab es zum Schluss nicht mehr einen einzigen Flugzeugträger<br />
in Pearl Habor! Dass der Admiral gegen<br />
diese eklatante Entblößung seiner Streitmacht nicht<br />
protestierte, lag vorrangig an den systematischen<br />
Desinformationen, die er aus Washington erhielt.<br />
Die japanische Invasionsflotte war seit dem 1.<br />
Dezember von den Kurilen-Inseln Richtung Hawaii<br />
unterwegs. Der Angriff sollte am Morgen des 7. Dezember<br />
erfolgen. Auf seinem 8.500 Kilometer langen<br />
Anmarschweg in den Weiten des Pazifiks wurde<br />
der Verband am 4. Dezember eher zufällig von<br />
einem holländischen Zerstörer geortet. Von ihm erfuhr<br />
der australische Geheimdienst, dass eine große<br />
Flotte mit Höchstgeschwindigkeit nach Süden<br />
im Anmarsch sei. 24 Stunden später war klar: Der<br />
Stoß zielte auf Pearl Harbor. Also suchte Australiens<br />
Botschafter in Washington, Robert Casey, am<br />
6. Dezember gegen 16 Uhr Roosevelt auf und warnte<br />
ihn vor der drohenden Gefahr. Doch der Präsident<br />
unternahm nichts.<br />
Wenige Stunden später entschlüsselte der Marinegeheimdienst<br />
ein alarmierendes Dokument,<br />
wonach am Morgen des 7. Dezember ein japanischer<br />
Angriff bevorstand. Roosevelts stellvertretender<br />
Marineadjutant Lester Schulz lieferte dieses<br />
Schreiben kurz nach 21 Uhr im Weißen Haus<br />
persönlich ab. Zu jener Zeit wäre noch Gelegenheit<br />
gewesen, in Pearl Harbor alle geeigneten Maßnahmen,<br />
insbesondere zur Luftverteidigung, zu ergreifen.<br />
Roosevelts Reaktion auf das Dokument bestand<br />
aus dem Satz: «Das bedeutet Krieg!» Er saß im Oval<br />
Office mit seinem engsten Berater Harry Hopkins,<br />
der bedauerte, «dass wir nicht als erste zuschlagen<br />
und damit jede Überraschung verhindern können».<br />
Zu Lester Schulz’ grenzenloser Verblüffung herrschte<br />
danach völlige Tatenlosigkeit. «Während ich meine<br />
Tasche verschloss, klappte Roosevelt wieder sein<br />
Briefmarkenalbum auf und betrachtete den Inhalt<br />
höchst interessiert mit einer großen Lupe. Hopkins<br />
schien vor sich hinzuträumen.»<br />
Schlachtung der Sündenböcke<br />
Als Admiral Kimmel in Hawaii diese Botschaft<br />
empfing, brannte es auf den Inseln bereits seit zwei<br />
Stunden lichterloh, lagen Dutzende Kreuzer und<br />
Schlachtschiffe explodiert, verbrannt, versenkt im<br />
Hafenbecken, waren 2.400 Menschen tot und 1.200<br />
verwundet. Zu diesem hohen Preis bekam Roosevelt<br />
endlich seinen heiß ersehnten Krieg, denn das mit<br />
Japan verbündete Deutschland trat nun auch offiziell<br />
in den Konflikt ein. Amerikas Bevölkerung glaubte<br />
an die Fiktion eines völlig überraschenden Überfalls<br />
und stand voll grimmiger Kriegsbegeisterung hinter<br />
ihrem Präsidenten.<br />
Alle US-Basen wurden rechtzeitig<br />
gewarnt – nur Pearl Harbor nicht.<br />
Als zynischer Abschluss der Pearl-Harbor-Affäre<br />
wurden Admiral Kimmel und der Heereschef auf<br />
Hawaii, General Walter Short, die man absichtlich<br />
völlig im Unklaren gelassen hatte, wegen «schwerer<br />
Pflichtversäumnisse» vor ein Kriegsgericht gestellt<br />
und aus dem Militär entlassen. Ein bemerkenswertes<br />
Nachspiel erfolgte fast sechs Jahrzehnte später.<br />
Am 25. Mai 1999 verabschiedete der US-Senat<br />
mit 52 zu 47 Stimmen eine Resolution. Demnach<br />
wurden Admiral Kimmel und General Short von allen<br />
Vorwürfen bezüglich des Pearl-Harbor-Desasters<br />
freigesprochen. Der Senat gestand öffentlich<br />
ein, dass beiden Kommandeuren entscheidende Informationen,<br />
die der Regierung in Washington vorlagen,<br />
vorenthalten wurden.<br />
Die US-Journalistin Clare Boothe Luce, im Jahre<br />
1953 erster weiblicher Botschafter ihres Landes,<br />
kam zu dem Schluss: «Es besteht überhaupt kein<br />
Zweifel daran, dass Präsident Roosevelt uns in den<br />
Krieg hineingelogen hat.»<br />
Das gebrochene<br />
Versprechen<br />
«Ich habe es schon einmal<br />
gesagt, und ich werde es wieder<br />
sagen: Eure Jungs werden nicht<br />
in irgendwelche fremden Kriege<br />
geschickt werden.» (US-Präsident<br />
Franklin D. Roosevelt im<br />
Wahlkampf, Oktober 1940)<br />
«Ich warte darauf, in die Kriegslage<br />
hineingezwungen zu werden.»<br />
(US-Präsident Franklin D.<br />
Roosevelt zu Henry Morgenthau,<br />
seinem Freund und Finanzminister,<br />
Juni 1941)<br />
«Unsere Kugeln werden Pearl Harbour<br />
rächen.» Foto: U.S. National<br />
Archives and Records Administration<br />
Die in nur neun Minuten gesunkene<br />
USS Arizona wurde zum Symbol<br />
für den Angriff. Das Wrack des<br />
1916 in Dienst gestellten Schlachtschiffes<br />
ist heute eine Gedenkstätte.<br />
Foto: Public domain, Wikimedia<br />
Commons<br />
Erst am Morgen des 7. Dezember, wenige Stunden<br />
vor dem Angriff, erfuhr in Washington Flottenchef<br />
Stark von dem Geheimdienstdossier, das Roosevelt<br />
bereits kannte. Auch er sagte: «Das bedeutet<br />
Krieg», unternahm aber ebensowenig wie George<br />
Marshall, Kommandeur der US-Landstreitkräfte. Dieser<br />
zog es vor, zunächst einen Reitausflug zu absolvieren<br />
und danach ausgiebig zu duschen. Als er um<br />
10:20 Uhr in seinem Büro auftauchte, machten die<br />
Japaner bereits ihre Flugzeuge auf den Trägerschiffen<br />
startklar. Stark und Marshall beschlossen endlich,<br />
Pearl Harbor zu warnen – aber nicht über die abhörsichere<br />
transpazifische Telefonleitung, sondern per<br />
Telegramm mit der niedrigsten Dringlichkeitsstufe!<br />
59
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
Warum die Intellektuellen<br />
bescheuert sind<br />
_ von Stefan Leiner<br />
Sind Rechte dümmer als Linke? Auf den ersten Blick könnte man<br />
das vermuten, denn ihr Denken ist in der Regel weniger komplex.<br />
Genau das aber macht sie auch weniger anfällig für wirklichkeitsferne<br />
Abstraktionen und Manipulationen.<br />
Das gesamte intellektuelle<br />
Klima des<br />
Westens ist von<br />
Grund auf verrottet.<br />
Es wird immer behauptet, die Wähler von FPÖ<br />
und AfD seien dumme Menschen. Genauer gesagt,<br />
ihnen werden unterentwickelte intellektuelle Fähigkeiten<br />
sowie mangelnde grammatikalisch und lexikalische<br />
Bildung unterstellt. Tatsächlich: Wenn wir<br />
einen Schnitt durch die Gesellschaftsschichten machen,<br />
werden wir relativ schnell feststellen, dass der<br />
Anteil der Rechten an Berufen, die einen erhöhten Intelligenzquotienten<br />
erfordern, unterproportional ausfällt.<br />
Warum ist das so? Anders gefragt: Warum sind<br />
die meisten Menschen mit höherer Bildung links?<br />
Die Antwort, die sie Dir natürlich geben, ist, dass die<br />
Wirklichkeit selbst links, gleichzeitig aber auch komplex,<br />
dass sie also nicht für jeden zu erschließen sei.<br />
Der Beobachter hebt die Augenbrauen und fragt:<br />
Wieso? Duchamp: Weil ich es sage! Das Motiv des<br />
Kunstwerks wird in den Kopf des Beobachters gedrängt,<br />
der es bejahen kann – oder auch nicht. Natürlich<br />
wurde Duchamp heftig kritisiert, aber im Endeffekt<br />
haben er und seine Geistesgenossen sich<br />
durchgesetzt und das geistige Paradigma der europäischen<br />
Moderne festgelegt: Den gewaltigen<br />
Bruch zwischen instinktiver Reaktion und intellektueller<br />
Entgegnung, zwischen Körper und Geist, zwischen<br />
Seele und Verstand, zwischen Reptiliengehirn<br />
und präfrontalem Cortex . Die Universitäten und hohen<br />
Künste waren nur der Anfang, von dort ist dieser<br />
Bruch in alle Kanäle, in Medien, Schulen, Politik,<br />
Populärkultur und so weiter gesickert. Das einzige,<br />
wo es komischerweise nicht funktioniert hat,<br />
war die Musik: Arnold Schönberg und seine Zwölftonkompositionen<br />
kann heute kein Mensch mehr hören.<br />
Musikalisches Harmoniebedürfnis ist anscheinend<br />
zu tief verankert.<br />
Welcher philosophische Ansatz<br />
spricht wohl aus diesem Urinal?<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
Die Kunst des Pissoirs<br />
Nicht zu erschließen ist zum Beispiel ein Künstler<br />
wie Marcel Duchamp. Der stellte sich 1917 hin,<br />
kaufte sich ein Pissoir, unterschrieb es mit einem<br />
Pseudonym und verkündete, es sei ein Kunstwerk.<br />
Das führt mich zurück zu den Wählern von FPÖ<br />
und AfD. Sie sind intellektuell möglicherweise unterbelichtet,<br />
aber genau das schützt sie vor den Begriffsverwirrungen<br />
von Duchamp und Co.: Sie sind<br />
nicht in der Lage, die mehr oder minder subtilen Botschaften<br />
zu empfangen, mit denen sie beschossen<br />
60
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
werden. Ihre Gehirne funktionieren einfacher, naturverbundener<br />
als die der linken Intellektuellen: Das<br />
macht sie paradoxerweise zwar «dümmer», aber dafür<br />
weniger bescheuert. Sie sind nicht fähig, sich<br />
mittels mentaler Verrenkungen eine neue, andere<br />
Welt vorzustellen, in der Pissoirs Kunstwerke sind,<br />
der Mensch keine Heimatverbundenheit mehr hat<br />
und in der jeder Unterschied zwischen Männern und<br />
Frauen angeblich auf reaktionärer Konditionierung<br />
aus prähistorischer Zeit beruht und durch bloße Gender-Willenskraft<br />
überwindbar ist…<br />
Ich will damit sagen, dass das gesamte intellektuelle<br />
Klima der westlichen Welt von Grund auf<br />
verrottet und verkommen ist und ich nichts als die<br />
allerheftigste Verachtung für seine geistige Speerspitze<br />
empfinde, und dass ich sie dafür hasse, was<br />
sie uns antun, sogar noch mehr als die Journalisten,<br />
die halt einfach eine Blattlinie erfüllen.<br />
Was heißt rechts?<br />
Das alles soll nun nicht heißen, dass es keine intellektuelle<br />
Rechtfertigung für das Rechtssein gibt.<br />
Es gibt eine durchaus ehrenwerte Tradition, die diesen<br />
Bruch von Körper und Geist lange erkannt hat,<br />
sie wird nur bewusst ausgeblendet. Da zieht sich<br />
ein Faden von Burke zu Tocqueville zu Nietzsche<br />
zu Spengler zu Jünger – aber die meisten rechten<br />
Wähler haben wie gesagt nicht die Kapazitäten, sich<br />
durch die Sprache solcher Texte zu quälen. Das führt<br />
dazu, dass 95 Prozent überhaupt keine Ahnung haben,<br />
wie konservative Positionen theoretisch hergeleitet<br />
werden können – ihr Rechtssein kommt aus<br />
dem Bauch, nicht aus dem Kopf.<br />
Rechts und links, das ist Reptiliengehirn<br />
versus präfrontaler Cortex.<br />
Was heißt das überhaupt, rechts sein? Die beste<br />
Definition, die ich jemals gelesen habe, war von<br />
Botho Strauß in seinem Anschwellenden Bocksgesang:<br />
«Es handelt sich um einen (…) Akt der Auflehnung:<br />
gegen die Totalherrschaft der Gegenwart,<br />
die dem Individuum jede Anwesenheit von unaufgeklärter<br />
Vergangenheit, von geschichtlichem Gewordensein,<br />
von mythischer Zeit rauben und ausmerzen<br />
will. Anders als die linke, Heilsgeschichte<br />
parodierende Phantasie malt sich die rechte kein<br />
künftiges Weltreich aus, bedarf keiner Utopie, sondern<br />
sucht den Wiederanschluss an die lange Zeit,<br />
die unbewegte, ist ihrem Wesen nach Tiefenerinnerung<br />
und insofern eine religiöse oder protopolitische<br />
Initiation. Sie ist immer und existentiell eine<br />
Phantasie des Verlustes und nicht der (irdischen)<br />
Verheißung. Eine Phantasie also des Dichters, von<br />
Homer bis Hölderlin. (…) Nach Dezennien der kulturellen<br />
Gesamtveranstaltung Jugendlichkeit findet<br />
man nun vor eine ziemlich aufgezehrte Substanz von<br />
Jugend, (…) deren Überlieferungs- und Stimmungsgeschichte<br />
eine der Negationen und des Vaterhasses<br />
ist, hässliche Frucht aus der Vereinigung eines<br />
verordneten mit einem libertären bis psychopathischen<br />
Antifaschismus.»<br />
Die Auslöschung jeder Vergangenheit<br />
Der Unterschied zwischen links und rechts ist im<br />
Wesentlichen ein Unterschied zwischen den Bildern,<br />
die man sich von der menschlichen Natur macht. Ich<br />
glaube nicht an den neuen Menschen, ich habe ihn<br />
nie getroffen. Ich kenne nur Menschen wie mich<br />
selbst, die von Irrationalitäten beherrscht werden<br />
und immer in der Schwebe hängen zwischen zwei<br />
möglichen Dispositionen, zwischen Schroffheit und<br />
Entgegenkommen, Fröhlichkeit und Schmollen, Hilfsbereitschaft<br />
und Egoismus. Ich glaube nicht an eine<br />
Seele, die sich mit der Zeit wandeln könnte – dass<br />
es also möglich wäre, ihre Defizite restlos auszumerzen.<br />
Jede Kultur ist eine Antwort darauf, wie man<br />
mit diesen Defekten umgehen kann, höchst spezifisch<br />
und nicht austauschbar, weil über Ewigkeiten<br />
hinweg gewachsen. Es ist eine Illusion zu glauben,<br />
dass jede Gruppe mit jeder anderen in Frieden leben<br />
könnte, der Imam mit drei Frauen neben dem<br />
Schwulenpärchen mit adoptiertem Kind und regelmäßigem<br />
Prostituiertenverkehr (glaubt mir, ich hab‘s<br />
erlebt). Das wäre nur in einer Gesellschaft möglich,<br />
in der jeder alles vergessen hat, was ihn ausmacht.<br />
Und genau das scheint mir das Ziel zu sein, genau<br />
das sehe ich, jedes Mal, wenn ich eine PR-Kam-<br />
Jakob Augstein mausterte sich<br />
zum Aushängeschild des selbstgefälligen<br />
Salonlinkentums. Foto:<br />
re:publica from Germany (Leaking<br />
Transparency), CC BY 2.0 ,Wikimedia<br />
Commons<br />
Friedrich Nietzsche. Foto: Public<br />
Domain, Wikimedia Commons<br />
61
<strong>COMPACT</strong> Leben<br />
Der Moment<br />
des Abschieds<br />
62<br />
Mein Augenblick, als es Klick<br />
gemacht hat, war in einem<br />
Seminar zur politischen Theorie,<br />
das sich mit Auslassungen<br />
in den Kategorien Klasse, Rasse<br />
und Geschlecht in den Werken<br />
der Klassiker beschäftigte. Eine<br />
Studentin behandelte Kant und<br />
wollte nachweisen, dass dieser<br />
ein Sexist gewesen sei, weil er<br />
etwa «schön» als weiblich und<br />
«erhaben» als männlich assoziiert<br />
hatte. Die Professorin nickte<br />
zufrieden, aber irgendwie war<br />
es ihr dann doch ein bisschen<br />
zu blöd, in einem Grundlagen-<br />
Seminar zur politischen Theorie<br />
Kant nur als Sexisten und Rassisten<br />
dargestellt zu bekommen.<br />
Also sagte sie zu der Studentin:<br />
Das haben Sie alles sehr gut<br />
gemacht, aber ergänzen wir vielleicht<br />
noch etwas von der allgemeinen<br />
Theorie Kants. Wofür<br />
steht er, was ist sein zentraler<br />
Gedanke? Die Studentin sah<br />
etwas unglücklich aus, sagte<br />
schließlich: «Also, ähm, das<br />
habe ich nicht recherchiert.» Ab<br />
dem Zeitpunkt war ich für dieses<br />
ganze Projekt der geistigen<br />
Moderne für immer verloren…<br />
(Stefan Leiner)<br />
Immanuel Kant<br />
Foto: Public domain, Wikimedia<br />
Commons<br />
Bild oben rechts: Der Philospoh<br />
Martin Heidegger (1889–1976)<br />
war Dossierthema in <strong>COMPACT</strong><br />
9/2014.. Foto: Renaud Camus, CC<br />
BY 2.0, flickr.com<br />
_ Stefan Leiner arbeitet als Lektor<br />
und Übersetzer unter anderem für<br />
den Verlag Antaios.<br />
pagne eines Großkonzerns mit den üblichen Hautfarben-Collagen<br />
betrachte – oder einen FIFA-Werbespot,<br />
der gegen Rassismus ist und natürlich nur<br />
eines meint: den vorgeblichen weißen Rassismus,<br />
der der glücklichen Menschheitsfamilie die Suppe<br />
versalzt. Sie wollen die Totalherrschaft der Gegenwart,<br />
weil jedes Erinnerungs-Spezifikum – und sei<br />
es nur die Art des Handschlags, der zur Begrüßung<br />
angewandt wird – dazu führen könnte, dass sich Gesellschaften<br />
ihrer Andersartigkeit bewusst werden.<br />
Es ist eine Illusion zu glauben,<br />
dass jede Gruppe mit jeder anderen<br />
in Frieden leben könnte.<br />
Als ich in Brünn lebte, habe ich viele Leute aus<br />
verschiedenen Minderheiten kennengelernt: Leute<br />
aus der ungarischen Minderheit in der Slowakei,<br />
der russischen Minderheit in Litauen, der persischen<br />
Minderheit in England, der russischen Minderheit<br />
in der Ostukraine, der slowakischen Minderheit in<br />
Tschechien, der polnischen Minderheit in Tschechien.<br />
Alle haben sie mir samt und sonders erzählt,<br />
dass sie sich zu einem gewissen Grad immer verloren<br />
gefühlt haben in der Wirtsgesellschaft; dass<br />
sie es hassen, wenn sie in der Südslowakei am Gemeindeamt<br />
nicht Ungarisch reden können, dass<br />
ihnen das Herz aufgeht, wenn sie von Riga rüber<br />
nach St.Petersburg fahren und endlich wieder überall<br />
Russisch hören, wie verwundbar sie als polnische<br />
Kassiererinnen in Cesky Tesin sind, wie wunderbar<br />
sie es finden, wenn sie als Ukrainer in Wien eine<br />
orthodoxe Kirche finden, in der sie sich zu Hause<br />
fühlen. In all diesen Beispielen beziehe ich keine<br />
moralische Position, ich weiß nicht, wer in welcher<br />
Situation recht hat und welche Verpflichtungen für<br />
welche Seite erwachsen, aber ich weiß, dass es verdammt<br />
noch mal brandgefährlich ist, solche Situationen<br />
bewusst in großem Stil herbeizuführen. Was<br />
wir für die nächsten 500 Jahre importieren, ist Hass,<br />
Misstrauen, Verwundbarkeit – nicht nur zwischen<br />
den Kulturen, sondern auch innerhalb der derselben.<br />
Es geht ein gewaltiger Riss durch die Gesellschaft,<br />
und selbst wenn ich mich für keine der Seiten entscheide,<br />
so weiß ich zumindest, dass die Verpestung<br />
der Atmosphäre überhaupt erst durch den Import<br />
der Dritten Welt ermöglicht wurde.<br />
Das System fordert das Mitmachen seiner öffentlichen<br />
Träger bei diesem Wahnsinn, und das<br />
mittlerweile ziemlich offensiv. Es ist ein bisschen<br />
so wie in den 1930er Jahren: Es gab nicht gerade<br />
eine Vorschrift, dass man «Guten Tag» durch «Heil<br />
Hitler!» ersetzen musste, es war nicht illegal, aber<br />
es war deiner Karriere im öffentlichen Raum sicher<br />
nicht dienlich.<br />
Ich fühle mich wie in einem Albtraum. Ich sehe<br />
um mich Menschen, die wie Lemminge auf einen Abgrund<br />
zulaufen, Leute, die ich wirklich gerne mag, denen<br />
ich aber nicht einmal zurufen kann: «Bitte mach‘s<br />
nicht!», weil ich Angst habe, mit sozialer Ausgrenzung<br />
bestraft zu werden. Es ist mir bereits mit ein<br />
paar Personen passiert und hat verdammt weh getan,<br />
aber mehr und mehr regen sich der Trotz und Widerwille<br />
in mir, noch so zu tun, als würde ich mitgehen.
<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />
Kleine-Hartlage _ Erinnerung<br />
Wenn Angehörige der politischen Klasse im Zusammenhang<br />
mit der deutschen Geschichte das<br />
Wort «Erinnerung» verwenden, wenn sie insbesondere<br />
hinzufügen, man müsse diese Erinnerung<br />
«wach» oder «lebendig halten», kann man getrost<br />
hohe Summen darauf wetten, dass von der «Erinnerung»<br />
an den Nationalsozialismus die Rede ist.<br />
Positiv konnotierte Ereignisse der deutschen Geschichte,<br />
die Anlass zu nationalem Selbstbewusstsein<br />
bieten könnten, sind aus ihrer Sicht offenbar<br />
weniger oder überhaupt nicht erinnerungswürdig.<br />
Warum eigentlich nicht?<br />
Vielleicht, weil man eine selbstbewusste Nation<br />
nicht ohne Weiteres dazu bringen könnte, sich<br />
«überall auf der Welt für Toleranz, für friedliches<br />
Miteinanderleben, für Demokratie einzusetzen»,<br />
was aus der ideologietriefenden Sprache der Kanzlerin<br />
in klare deutsche Prosa übertragen bedeutet,<br />
dass diese Nation es womöglich ablehnen könnte,<br />
aus der «Gesamtverantwortung Deutschlands<br />
für seine Geschichte» den Schluss zu ziehen, man<br />
müsse das westliche Gesellschaftsmodell «überall<br />
auf der Welt» herbeibomben helfen.<br />
Selbstredend fällt solchen Politikern auch nicht<br />
auf, wie absurd es ist, eine Erinnerung «wach» oder<br />
«lebendig» halten zu wollen, die man als Nachgeborener<br />
selbst gar nicht hat und niemals hatte – und die<br />
insofern niemals lebendig war. Es handelt sich vielmehr<br />
um ein Artefakt aus zweiter Hand, hergestellt<br />
von Historikern, Lehrern, Medien, kurz: von der ideologieproduzierenden<br />
Industrie – das wir aber für unsere<br />
eigene Erinnerung halten beziehungsweise mit<br />
dieser verwechseln sollen, weil die Regierung, die<br />
sich offenbar für befugt hält, selbst in die Köpfe ihrer<br />
Bürger noch hineinzuregieren, dies so wünscht.<br />
In solchen Zusammenhängen ist das Wort «Erinnerung»<br />
eine semantische Lüge.<br />
Was unter «Erinnerung» im Sinne des BRD-<br />
Sprechs zu verstehen ist, hat der damalige Bundespräsident<br />
Richard von Weizsäcker in seiner Rede<br />
am 8. Mai 1985 in Ausübung seines Amtes als Chefideologe<br />
der politischen Klasse so umschrieben: «Erinnern<br />
heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein<br />
zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern<br />
wird.»<br />
Hier wird «Erinnerung» mit «Verinnerlichung»<br />
gleichgesetzt und als solche auch denjenigen Teilen<br />
des Volkes zugemutet, die, anders als Weizsäcker<br />
selbst, keine eigenen Erinnerungen an die Ära Hitler<br />
haben.«Verinnerlichung» bedeutet aber den Verzicht<br />
auf kritische Reflexion und auf Auseinandersetzung<br />
mit konkurrierenden Lesarten zugunsten einer<br />
gleichsam festverdrahteten Selbstverständlichkeit.<br />
«Erinnerung» ist also das Gegenteil von Geschichtsschreibung,<br />
sofern man diese als Wissenschaft<br />
versteht. Die «Erinnerung» bleibt gleichsam<br />
eingefroren im Aggregatzustand immer gleicher stereotyper<br />
Phrasen. Wer debattieren wollte, müsste<br />
denken und würde dann zwangsläufig von der vorgestanzten<br />
Phraseologie abweichen. Der letzte deutsche<br />
Politiker, der das versuchte, war 1988 der Bundestagspräsident<br />
Philipp Jenninger (CDU), der diesen<br />
Versuch mit dem Verlust seines Amtes bezahlte.<br />
Es ist absurd, eine Erinnerung «lebendig»<br />
halten zu wollen, die man<br />
als Nachgeborener gar nicht hat.<br />
Das Wort «Erinnerung» ist einem solchen Kontext<br />
nicht nur bereits in sich eine semantische Lüge; sie<br />
ist auch nach dem Maßstab des Wahrheitsbegriffs<br />
der Wissenschaft das Gegenteil von Wahrheit, und<br />
sie impliziert in jeder Hinsicht das Gegenteil von<br />
«Wahrhaftigkeit» im Sinne einer aufrichtigen Suche<br />
nach Wahrheit. Dass Weizsäcker freilich – und zwar<br />
mit dem Gestus moralischer Autorität! –, der Forderung<br />
nach solch durch und durch unwahrer und unwahrhaftiger<br />
«Erinnerung» das Postulat hinterherschickte:<br />
«Das stellt große Anforderungen an unsere<br />
Wahrhaftigkeit», setzte das Tüpfelchen aufs i.<br />
_ Manfred Kleine-Hartlage ist<br />
Publizist und Diplom-Sozialwissenschaftler.<br />
Seit einiger Zeit schreibt<br />
er regelmäßig für <strong>COMPACT</strong> über<br />
die Sprache der BRD.<br />
Bußrituale: Joachim Gauck am<br />
9. November in Cottbus. Foto: picture<br />
alliance / Patrick Pleul/dpa-<br />
Zentralbild/dpa<br />
63
<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />
Sellner _ Zu Gast im Red-Bull-TV<br />
einer hielt dem Druck stand: Ausgerechnet der Ex-<br />
Grüne Efgani Dönmez blieb cool und twitterte: «Sellner<br />
ist 27J alt. Gestandene Leute aus Politik/Medien<br />
trauen sich nicht, diesem jungen Mann die Stirn<br />
durch Argumente zu bieten? Weicheier.»<br />
Auch Servus-TV ließ sich nicht beirren. Rasch<br />
waren Ersatzgäste gefunden, und die Talkshow lief<br />
wie geplant ab. Die Sendung brach Quotenrekorde,<br />
und sogar Kritiker mussten zähneknirschend zugeben:<br />
Eine derart angeregte Debatte hatte man im<br />
Staatsfunk ORF noch nie gesehen. Die Diskussionsflüchtlinge<br />
standen als die Feiglinge da, die sie sind.<br />
Im August sorgte die Identitäre<br />
Bewegung mit der Besetzung des<br />
Brandenburger Tores in Berlin für<br />
Schlagzeilen. Foto: picture alliance<br />
/ dpa<br />
Unser größter Feind ist die Lügenpresse. Sie<br />
hat ein Informationsmonopol aufgebaut und aus<br />
Deutschland einen Meinungsknast gemacht. Wer<br />
aus der engen Zelle des Sagbaren ausbrechen will,<br />
wird abgestraft – wie der «AfD-Lehrer» (Bild), der<br />
Anfang November von einem Berliner Gymnasium<br />
gefeuert wurde. Sein Verbrechen? Er war auf einer<br />
Anti-Merkel-Demo gewesen und hatte die Seite der<br />
Identitären geliked…<br />
Kurz danach meldete sich auch der Extremsportler<br />
und Nationalheld Felix Baumgartner zu Wort. Er<br />
solidarisierte sich vor seinen 1,5 Millionen Facebook-Fans<br />
mit dem Sender und mit mir. Ich hätte<br />
ihn «in dieser Sendung mehr überzeugt, als die meisten<br />
Politiker zusammen in den vergangenen Jahren».<br />
Keiner der Gäste sagte ab, als<br />
Anne Will eine Burka-Frau für den<br />
Dschihad werben ließ.<br />
64<br />
_ Martin Sellner ist einer der<br />
Köpfe der Identitären Bewegung<br />
Österreich. Regelmäßig veröffentlicht<br />
er aktuelle Videos auf seinem<br />
YouTube-Kanal.<br />
Sehen wir der Wahrheit ins Auge: Solange es<br />
keine angstfreie und offene Debatte über Einwanderung<br />
gibt, kann es auch keine Gesetze gegen Einwanderung<br />
geben. Die «Festung Political Correctness»<br />
muss fallen, bevor eine «Festung Europa»<br />
errichtet werden kann. Jede Demonstration, jede<br />
Aktion, jede Konferenz, jeder Flyer und jede COM-<br />
PACT-Ausgabe schlagen eine Bresche in die Mauer.<br />
Letzten Monat wurde in Österreich wieder ein<br />
wichtiger Stein aus der Mauer herausgebrochen.<br />
Servus-TV, der Privatsender des Red-Bull-Chefs<br />
Dieter Mateschitz, hatte mich zum «Talk im Hangar<br />
7» eingeladen. Das Thema: eine neue Studie<br />
über jugendliche Migranten in Wien, die in der Kaiserstadt<br />
bereits über 50 Prozent ihrer Altersgruppe<br />
ausmachen. Bei den muslimischen Teenagern gelten<br />
58 Prozent als «gefährdet» durch den Fundamentalismus.<br />
Sie lehnen die Demokratie ab, hassen Juden<br />
und Schwule und sind offen gewaltbereit. Doch<br />
das alles scherte die Multikultis nicht. Der eigentliche<br />
Skandal war für sie, dass man es wagte, «einen<br />
wie Sellner» ins Fernsehen einzuladen. Servus-TV<br />
wurde mit Hass-Nachrichten bombardiert: Ich müsse<br />
ausgeladen werden, oder der Sender wäre «am<br />
Ende». Drei der fünf Gäste sagten ab. Man wollte<br />
mir «keine Bühne bieten» und räumte das Feld. Nur<br />
Die linke Journaille heulte auf und ORF-Chef<br />
Alexander Wrabetz (laut aktueller Umfrage der unbeliebteste<br />
Manager der Alpenrepublik) beteuerte<br />
rasch, dass er «nie einen Identitären einladen würde».<br />
Mit dem Hofieren von Islamisten haben die<br />
etablierten Meinungsmacher hingegen keine Probleme.<br />
Keiner der Gäste sagte ab, als Anne Will<br />
am 6. November eine Burka-Frau auftreten ließ, die<br />
vor laufender Kamera für den heiligen Krieg warb.<br />
Auch Efgani Dönmez wunderte sich, dass die Regime-Journalisten<br />
«mit IS-Rückkehrern den Dialog<br />
suchen», aber die Debatte mit uns fürchten wie der<br />
Teufel das Weihwasser.<br />
Baumgartner konstatierte zurecht, dass die<br />
Mainstream-Medien «ein Ablaufdatum» haben. Ob<br />
sie wollen oder nicht: Eines Tages werden sie uns<br />
Identitäre auch in Deutschland in ihre Shows einladen<br />
müssen. Es ist unsere Zukunft, unser Land,<br />
und wir haben ein Recht darauf mitzureden. Denn<br />
wir sind die Stimme einer geknebelten Generation.<br />
Entweder die Etablierten kommen mit uns ins Gespräch,<br />
oder das Gespräch kommt zu ihnen. Entweder<br />
Identitäre kommen in Talkshows, oder sie klettern,<br />
wie Ende August, aufs Brandenburger Tor. Bis<br />
die Festung der Lügenpresse fällt.
<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />
Harzheim _ Melania Trump<br />
Angeblich sind Trumps Wähler weiß, männlich,<br />
ungebildet und Angehörige der Unterschicht. Mit<br />
der Inthronisierung des Republikaners habe der<br />
«White Trash» gegen Ignoranz und Verachtung der<br />
Eliten revoltiert, heißt es. Wenn das zutrifft, war<br />
diese Wahl nicht nur ein politischer, sondern auch<br />
ein kulturell-ästhetischer Aufstand. Das zeigt schon<br />
Trumps Physiognomie. Wurde die Nation der Übergewichtigen<br />
bislang von sportlich Schlanken regiert,<br />
übernimmt mit Trump erstmals ein Fastfood-Körper<br />
die Repräsentation. Kein fanatischer Selbstauspeitscher,<br />
sondern ein fröhlicher Fresssack, der Sportund<br />
Wellnessterror mit verdienter Verachtung straft.<br />
Und seine Frau erst! Melania Trump ist zusammen<br />
mit Jackie Kennedy und Michelle Obama die einzige<br />
First Lady, bei der man keine Spinnweben zwischen<br />
den Beinen vermutet. Brachten Jackie und Michelle<br />
Eleganz und Glamour ins Weiße Haus, so ist Melania<br />
das erste Pin-up-Girl in Washington.<br />
Als Melanija Knavs wurde sie 1970 im damaligen<br />
Jugoslawien geboren, aufgewachsen ist sie im vierten<br />
Stock einer Mietskaserne. Ihr Vater handelte mit<br />
Autos, die Mutter schuftete in einer Klamottenfabrik.<br />
Ein Architekturstudium in Slowenien brach Melania<br />
zugunsten ihrer Model-Karriere ab. Als Migrantin in<br />
den USA stand sie bald für <strong>Magazin</strong>e wie Max, GQ<br />
oder Vogue vor der Kamera. Aber dem «vulgären Geschmack»<br />
der Unterschicht blieb sie treu: Schon früh<br />
ließ sich Melania Knauss die Gesichtshaut straffen<br />
und die Lippen aufspritzen. Neben Solo-Nacktfotos<br />
gibt es auch Aufnahmen von ihr beim lesbischen<br />
Sex – und das im prüden Amiland, wo ein<br />
harmloser Office-Blow-Job den Ehemann von Hillary<br />
Clinton beinahe das Präsidentenamt gekostet<br />
hätte. Auch Melanias Designerklamotten gelten keineswegs<br />
als «geschmackssicher». Schon einen Tag<br />
nach der Wahl gaben ihr selbsternannte Mode-Experten<br />
Ratschläge, wie sie sich als First Lady künftig<br />
zu kleiden habe: Nicht so viel Haut! Kein tiefes Dekolleté!<br />
Das Establishment verlangt dezente Langeweile.<br />
Ein Sender wie N-TV amüsierte sich über den<br />
Emporkömmlings-Geschmack des Ehepaars Trump<br />
mit der Frage: «Wird aus dem ”White House” jetzt<br />
eigentlich ein ”Golden House”? Und aus dem Oval<br />
Office irgendwas Herzförmiges?» Befürchtet da jemand<br />
eine «Bad Taste»-Revolution?<br />
Publikums, das Schönheitsideal der Unterschicht,<br />
der feuchte Traum von weißen Teenagern das Weiße<br />
Haus erobert. Schön schrill. Und das Allerbeste:<br />
Die Upper-Class wird vor ihr katzbuckeln müssen.<br />
Auch der Feminismus kann beim Betrachten der<br />
neuen First Lady kräftig Hass tanken. Nein, dem Klischee<br />
der positiven Powerfrau entspricht sie nicht.<br />
Meist schweigt sie in der Öffentlichkeit, lächelnd,<br />
manchmal auch mit einem Hauch von Melancholie<br />
umgeben. Nur einmal, im Juli, hielt sie eine längere<br />
Ansprache. Skandal, schrie die Presse, als herauskam,<br />
dass ganze Passagen geklaut waren, und zwar<br />
ausgerechnet aus einer Rede ihrer Vorgängerin Michelle<br />
Obama. Ein Plagiat also – aber was soll daran<br />
schlimm sein? Selbst Bertolt Brecht hat ganze Verse<br />
gekapert. Und jene Monopolpresse, die Melania<br />
Trump für ihren Klau verspottet, schreibt doch selber<br />
– egal bei welchem Thema – stets die offizielle<br />
Regierungserklärung ab, so dass man die einzelnen<br />
Blätter kaum mehr auseinander halten kann. Okay,<br />
Ihr übernehmt nicht exakt die gleichen Worte. Aber<br />
macht das einen großen Unterschied?<br />
_ Harald Harzheim ist der Filmund<br />
Kulturexperte von <strong>COMPACT</strong>.<br />
Beim nächsten Präsidentendinner<br />
ist Melania die Aufmerksamkeit der<br />
Gäste gewiss. Foto: picture-alliance<br />
/ dpa/dpaweb<br />
Der französische Soziologe Pierre Bourdieu erkannte,<br />
dass das Überlegenheitsgefühl des Establishments<br />
in sublimer Kultivierung wurzelt. Die<br />
beinhaltet beispielsweise das masochistische Erdulden<br />
zäher Kultur-Events, allenfalls mit einem<br />
Schluck Bionade versüßt. Dem macht Melania<br />
Trump ein Ende. Mit ihr hat die Sehnsucht des RTL-<br />
65
<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />
Peter Bartels _ Eisberg voraus<br />
_ Peter Bartels ist seit 50<br />
Jahren Journalist und war 17<br />
Jahre bei «Bild». 1974 wurde<br />
er Unterhaltungschef in der<br />
Hamburger Zentralredaktion. Von<br />
1989 bis 1991 war er zusammen<br />
mit Hans-Hermann Tiedje Chefredakteur<br />
von «Bild» – als das<br />
Blatt noch fünf Millionen Auflage<br />
hatte. Im Frühjahr ist sein Buch<br />
«Bild – Ex-Chefredakteur enthüllt<br />
die Wahrheit über den Niedergang<br />
einer einst großen Zeitung»<br />
erschienen.<br />
Wer geht wohl als letzter von Bord?<br />
Foto: picture-alliance / akg-images<br />
Wieder sinkt die Titanic, wieder ist das Packeis<br />
schuld. «Stürzt Trump die Welt in eine Katastrophe?»<br />
So schrapnellte Spiegel-Online noch eine Woche<br />
«vor Buffalo» durchs Netz. Die Welt barmte: Welche<br />
Umfrage stimmt denn nun? Bild greinte: Trump<br />
46, Clinton 45 Prozent – kann man den Demoskopen<br />
noch trauen?<br />
Alle Mainstream-Blätter schrieben, drohten,<br />
flehten auf der Zielgerade, als könnte, müsste wieder<br />
mal Deutschland die USA, ach was, den Planeten<br />
vor dem rotblonden Godzilla retten. Die Presse-<br />
Mogule schien es einen Dreck zu interessieren, warum<br />
ihnen die Leser auch im dritten Quartal <strong>2016</strong><br />
(zum dritten Mal in Folge!), einem Exodus gleich,<br />
davongelaufen waren:<br />
Spiegel: minus fünf Prozent gleich 41.287 Käufer!<br />
Bleiben noch 789.062 – von einst einer Million!<br />
Bild minus <strong>12</strong>,2 Prozent gleich 248.540 Käufer. Bleiben<br />
noch 1,79 Millionen. Zieht man die 90.000 ab,<br />
die Bild-Totengräber «Kaischi» Diekmann sich seit<br />
Jahren von der ebenso brutal-blinden und Welcomeverlogenen<br />
B.Z. für die IVW-Verkaufsstatistik klaut,<br />
dann liegt das größte Boulevardblatt inzwischen nur<br />
noch bei 1,70 Millionen – früher waren es einmal<br />
über fünf Millionen. Immerhin: Angeblich soll inzwischen<br />
auch Friede Springer herself «Kaischis» Hütchenspielertrick<br />
durchschauen. Har!Har!<br />
Bei der Bild am Sonntag (Herausgeber ebenfalls<br />
«Kaischi»!) sieht’s null besser aus: minus 8,2 Prozent<br />
gleich 88.4<strong>12</strong> Käufer. Übrig sind noch 994.098. Auch<br />
die zum Abkanzel-Blattl für eine frühere Promille-<br />
Pastorin geschrumpelte Wochenendzeitung verkaufte<br />
mal weit über zwei Millionen.<br />
Oder die FAZ! Ja, die mit dem einst klugen (konservativen)<br />
Kopf! Früher um die 350.000 Käufer –<br />
und heute? Schlappe 219.666 erbarmen sich noch.<br />
Minus 5,1 Prozent im letzten Quartal – 11.694 weg.<br />
Bei der inzwischen noch linkeren Sonntagszeitung<br />
FAS flüchteten sogar 10,3 Prozent oder 24.400! Übrig<br />
bleiben 211.747.<br />
Nicht besser ergeht es der Welt, Axel C. Springers<br />
Polit-Flaggschiff. Unter Ex-Spiegel-Chef Stefan<br />
Aust schien sich das Blatt ein paar Monate lang<br />
wieder behutsam in die Mitte zu drehen. Inzwischen<br />
steht ein Smartie namens Ulf Poschardt am Ruder:<br />
minus 10,8 Prozent. Die restlichen 93.289 Käufer<br />
kann er demnächst per Handschlag begrüßen und<br />
mit frischen Brötchen persönlich beliefern…<br />
Merkels Marionetten werden<br />
auch das Trump-Menetekel nicht<br />
verstehen.<br />
Wohin man blickt im Blätterwald – Kahlschlag<br />
von der Alpen-Prawda SZ bis zur Antifa-Bibel Taz.<br />
Wer hoffte, Muttchen Merkels Schranzen würden<br />
nach der Dritten Quartals-Klatsche in Folge endlich<br />
begreifen, dass es nicht das Internet ist, das ihnen<br />
die Leser abspenstig macht, sondern ausschließlich<br />
ihre ignorante Sprach- und Denktyrannei, hoffte<br />
vergeblich. Der Mainstream, ob Politik oder Presse,<br />
allesamt sind sie die neuen Geiger auf der Titanic.<br />
Und wieder ist nicht der Käpt‘n schuld, sondern<br />
das Packeis.<br />
66<br />
Merkels Marionetten werden auch das Trump-<br />
Menetekel nicht verstehen. Noch am späten Nachmittag<br />
des 9. November – unser aller Independence<br />
Day – geiferte eine Mainzel-Matrone namens Susanne<br />
Freitag verkniffen aus der Paris Bar (in Berlin)<br />
ihre Wut ins von uns bezahlte ZDF-Mikro. Hinter<br />
der Keifzange lümmelten sich jugendliche Amis,<br />
offenbar immer noch besoffen vor Enttäuschung,<br />
auf dem Fußboden. Eine rappelte sich bleich vors<br />
Mikro: «Ich erkenne mein Land nicht wieder…»<br />
Mensch, Mädel: Es war das Land, das sich Politiker,<br />
Presse, Fernsehen und Meinungsforscher zur<br />
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