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COMPACT-Spezial 12

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<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Rothfront marschiert<br />

Facebook-Zensur<br />

gefordert<br />

Als Göring-Eckardt Ossis mit Migranten<br />

verglich, erntete sie einen<br />

Shitstorm im Netz. «Ich bin<br />

einer dieser ”Ossis”. Ich bin kein<br />

Migrant, Zuwanderer, Flüchtling<br />

oder sonst ein Neusprechwort<br />

für Ausländer. Ich bin ein<br />

Deutscher. Das war ich schon<br />

immer und werde es immer bleiben»,<br />

erklärte ein Kommentar.<br />

Ein anderer schrieb: «Dieser<br />

Satz ist jetzt drei Tage alt. Diese<br />

Frau hat immer noch ein politisches<br />

Amt inne? Sie darf immer<br />

noch vor eine Fernsehkamera<br />

treten? Sind wir Deutschen<br />

total verrückt geworden?» Darüber<br />

hinaus gab es auch blanke<br />

Wut und Beleidigungen in Kommentaren.<br />

KGE reagiert kurze Zeit später<br />

mit einem Video auf ihrer Facebook-Seite.<br />

Mit dramaturgisch<br />

ausgefeilter weinerlicher Miene<br />

liest sie verletzende und gewaltandrohende<br />

Zitate von Nutzern<br />

vor und plädiert für weniger<br />

Hetze im Netz, setzt aber gegen<br />

Ende entschieden hinzu: «Ihr bekommt<br />

mich nicht klein, Euer<br />

Dreck spornt mich an!» Sie fordert<br />

die Verantwortlichen des<br />

sozialen Netzwerkes dazu auf,<br />

solche «Hate speeches» zu löschen.<br />

Ob sich die Grünen-Politikerin<br />

da nicht vielleicht ein wenig<br />

zu wichtig nimmt, wenn sie<br />

glaubt, sie könne einem Unternehmen<br />

wie Facebook mit dem<br />

weltweit größten Börsenwert<br />

(derzeit bei über 300 Milliarden<br />

Dollar) vorschreiben, wie es vorzugehen<br />

hat? Das ist dann wohl<br />

die deutsche Sprach- und Meinungspolizei,<br />

versetzt mit Größenwahn<br />

im grünen Gewand.<br />

Wahlkampf 2013. Foto: gruene.de<br />

Statt mit Opposition ist sie auch im wiedervereinigten<br />

Deutschland eher durch Anpassung an das<br />

System aufgefallen: So galt Göring-Eckardt unter<br />

der Regierung Schröder als Befürworterin der Agenda<br />

2010 und der Hartz-Reformen, gab dem Militäreinsatz<br />

im Kosovo ihre Stimme und fordert deutsche<br />

Bodentruppen für Syrien. Des Weiteren steht<br />

sie bis heute für die Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />

auf 67 Jahre ein. Dabei liest sie eigenen Angaben<br />

zufolge immerhin jeden Tag einen Bibelvers.<br />

Sie unterstützte die Hartz-Reformen<br />

und den Kosovokrieg.<br />

«Euer Dreck spornt mich an!»<br />

Doch das dürfte Göring-Eckardt aktuell auch<br />

nicht helfen. In jüngster Vergangenheit ist sie immer<br />

wieder Opfer sogenannter «Hate speeches»<br />

geworden, zu Deutsch «Hassreden», also Anfeindungen<br />

im Internet. Ausgelöst wurde diese Welle,<br />

nachdem sie im Oktober 2015 im Bundestag für<br />

eine bessere Integration von Flüchtlingen warb und<br />

dabei einen kuriosen Vergleich zog: «30 Prozent der<br />

Kinder und Jugendlichen heute haben bereits einen<br />

Migrationshintergrund, und dabei hab‘ ich die Ossis<br />

jetzt noch nicht mitgerechnet.» Doch keine Welle<br />

der Empörung ging durch den Saal, noch nicht einmal<br />

ein Stirnrunzeln ließ sich auf den Gesichtern der<br />

Parlamentarier erkennen. Soziale Netzwerke und Internetforen<br />

füllten sich dagegen rasch mit Kommentaren<br />

zu Göring-Eckardts Rede: Deutsche aus Ost<br />

und West waren empört, online zeigten sie, wie so<br />

oft, dass sie sich unverstanden und von der Politik<br />

ausgeschlossen fühlen.<br />

Im Herbst 2015 ging ein weiteres Zitat Göring-<br />

Eckardts durchs Netz und erlangte Berühmtheit.<br />

So erklärte die Fraktionsvorsitzende der Grünen<br />

im Bundestag in einem Interview im ARD Morgenmagazin:<br />

«Und Dresden, das ist vor allem die Frauenkirche,<br />

die ist wieder aufgebaut worden, nachdem<br />

die Nazis sie zerstört haben.»<br />

Stimmenabfall 2013<br />

Gern schwärmt Katrin Göring-Eckardt von ihrer<br />

Verbundenheit mit der Thüringer Heimat. Immer<br />

wieder beruft sie sich bei politischen Entscheidungen<br />

auf ihre christlichen Glaubensgrundsätze und<br />

eine daraus resultierende Moral. Zu der Linken geht<br />

sie auf Abstand, außerdem werden ihr stets Annäherung<br />

an die CDU und eine Vorreiterrolle beim<br />

Schmieden schwarz-grüner Bündnisse nachgesagt.<br />

Gremien von Bündnis 90/Die Grünen _ So ist die Sonnenblumenpartei aufgebaut<br />

Umfeldorganisationen<br />

Grüne<br />

Hochschulgruppen<br />

Unternehmensgrün<br />

Grüne Alte<br />

Kommunale<br />

politische<br />

Vereinigungen<br />

Heinrich Böll-<br />

Stiftung<br />

Europäische Grüne<br />

Partei<br />

Bundesvorstand<br />

Landesverband<br />

Kreisverband<br />

Ortsverband<br />

Grüne Jugend<br />

(Teilorganisation)<br />

wählt<br />

Delegierte<br />

Bundesversammlung<br />

oberstes beschlussfassendes Organ<br />

Länderrat<br />

Oberstes beschlussfassendes Organ<br />

zwischen den Parteitagen<br />

Bundesfrauenrat<br />

Fachbereiche (5)<br />

25 Bundesarbeitsgemeinschaften<br />

wählt<br />

Bundesvorstand<br />

6 Mitglieder<br />

Parteirat<br />

16 Mitglieder<br />

Europawahlliste<br />

beschließt<br />

berät<br />

Satzung<br />

Programm<br />

16<br />

Bild rechts: 2011 beim Deutschlandbesuch<br />

von Papst Benedikt XVI.<br />

Foto: picture-alliance / dpa<br />

Quelle: Bündnis 90/Die Grünen<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong>

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